PRIMS Full-text transcription (HTML)
[I]
Auserleſene Gedichte
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Berlin,1764.Bey George Ludewig Winter.
[II][III]

Zueignungs-Geſang an den Baron von Kottwitz, Erbherrn auf Boyadel in Niederſchleſien meinen erſten Wohlthaͤter.

Der mich aus unanſtaͤndigen Geſchaͤften,
Aus einem poͤbelhaften Leben ohne Ruh
Herausgeriſſen, mit des Menſchenfreundes Kraͤften,
Mein Theurer Kottwitz! der biſt Du.
a 2[IV]
D mich, zu meines Vaterlandes Ehre,
Der zungenvolle Ruf in fremden Laͤndern nennt,
Und daß mein Saytenſpiel nun thoͤnt, bis zum Gehoͤre
Des Weiſen, der die Geiſter kennt;
D Friedrich juͤngſt des Muſengottes Floͤte
Von Seinen liederreichen Lippen nahm und mir
Entgegen laͤchelte, wie Fruͤhlingsmorgenroͤthe;
O Freund! dis alles dank ich Dir.
Denn ohne Dich waͤr, an dem Oderſtrande
Muͤhſelig unterdruͤckt mein gluͤckliches Genie;
Ein Blumen-Saame ſtirbt in unbetautem Sande,
Keimt auf des Steines Ruͤcken nie.
[V]
Die Pflanze ſtirbt, von Wolken unbegoſſen,
Vom Gaͤrtner unbeſpruͤtzt,[wenn Erndte] - Sonne gluͤht;
Der edle Fruchtkern treibt zum wilden Apfelſproſſen,
Wenn nicht die Kunſt den Baum erzieht.
So waͤr auch ich verwildert; aber Deine,
Von einem Gott gelenkte, rechte Freundes Hand,
Zog mich zum groſſen Sitz des Koͤniges, der ſeine
Gecroͤnte Schlaͤfe gruͤn umwand.
Du dachteſt nicht die Thaten fremder Krieger,
Nicht Heerden, die der Feind trieb von zertretner Trift,
Du nannteſt den Verluſt ein Opfer fuͤr den Sieger,
Der alle Sieger uͤbertrift.
a 3[VI]
Du machteſt mir in ſorgenloſen Tagen
Zum Eliſaͤer Sitz, das praͤchtige Berlin.
So ward einſt uͤbers Meer ein Dichter fortgetragen,
Von einem freundlichen Delphin;
Und ward von viel hinzugeſtuͤrmtem Volke
Bewundert und gelobt; ich aber ſtreife ſchon
Mit ſtolzem Nacken an die lufterfuͤllte Wolke,
Getheilt von meiner Leyer Thon.
Auf uͤberlebtes Elend blick ich nieder,
Und nenne Deinen Nahmen laut, vor einer Welt,
Der dieſes, Dir geweyhte, Opfer meiner Lieder
Wie Deine ſchoͤne That gefaͤllt.
VII

Vorrede.

Es iſt eine alte und bekannte An - merkung, daß die Dichter nicht durch Unterricht und Regeln gebildet wer - den, ſondern ihren Beruf und ihre Faͤhig - keiten blos von der Natur erhalten. Wer dieſen Beruf empfangen hat, der redet ohne Vorſatz und ohne Kunſt die Sprache der Muſen: aber der Mangel deſſelben wird durch keinen Unterricht, und durch keine Regeln erſetzt. Plato ſetzet den wahren Character eines Dichters darin, daß er ſeine Geſange durch Begeiſterung hervor -a 4VIIIVorrede. bringe, ſich ſelbſt unbewußt, was er ſinge. Die Harmonie und der Gang des Verſes ſetzen nach ſeiner Meinung, den Dichter in den Enthuſiasmus, der ihm die Gedan - ken und Bilder darbietet, welche er bey ge - ſetztem Geiſte vergeblich wuͤrde geſucht ha - ben. (*)Sehet das Geſpraͤch des Plato Io genannt.Man darf ſich deshalb nicht wun - dern, daß die fuͤrtreflichſten Dichter aͤlter ſind, als die Regeln, und daß die feineſte Critik keine vollkommenere Geſaͤnge hervor - gebracht hat, als die ſind, welche vor der Kunſt geweſen.

Das Beyſpiel der Dichterin, von welcher wir hier einige auserleſene Lieder der Welt vorlegen, beſtaͤtiget die Wahrheit dieſer An -IXVorrede. merkungen auf die unzweifelhafteſte Weiſe. Ohne Vorſatz, ohne Kunſt und Unterricht ſehen wir ſie unter den beſten Dichtern ihren Platz behaupten. Mit Bewunderung er - fahren wir an ihr, wie die Natur durch die Begeiſterung wuͤrket, und wie ohne dieſe kein Vorſatz und keine Beſtrebung vermoͤ - gend iſt, dasjenige zu erſetzen, was ohne ſie fehlt. Die Lieder, welche ihr am beſten gelungen, ſind alle in der Hitze der Einbil - dungskraft geſchrieben, da hingegen die, welche ſie aus Vorſatz und mit ruhiger Ueberlegung verfertiget, allemal das Kenn - zeichen des Zwanges und den Mangel der Muſe nicht undeutlich bemerken laſſen. Wenn die Dichterin in Geſellſchaft, oder ina 5XVorrede. einſamen Stunden von irgend einem Ge - genſtand lebhaft geruͤhrt wird, ſo wird ihr Geiſt ploͤtzlich erhitzt; ſie beſitzt ſich nicht mehr, jede Triebfeder der Seele wird rege, ſie fuͤhlt einen unwiderſtehlichen Trieb zum Dichten, und ſchreibet das Lied, welches ihr die Muſe eingiebt, mit bewundrungs - wuͤrdiger Geſchwindigkeit. Gleich einer Uhr, die ohne fernere Huͤlfe ihren richtigen Gang fortſchreitet, ſo bald die Feder ge - ſpannt iſt, ſingt ſie, ſich ſelbſt unbewußt, wie die Gedanken und Bilder in ihr ent - ſtehen, ſo bald die Seele durch die erſte Vorſtellung in Wuͤrkſamkeit gebracht wor - den. Auch die feinere Beobachtung des Plato, daß die Harmonie und der GangXIVorrede. des Verſes die Begeiſterung unterhalten, fin - den wir durch das Beyſpiel unſrer Dichterin beſtaͤtiget. So bald ſie den Ton, wie ſie es ſelbſt nennt, und das Sylbenmaaß getroffen, ſo fließt das ganze Lied ohne Muͤh und ohne Beſtrebung die Gedanken und Bilder zu finden. Die feineſte Wendung der Materie und des Ausdrucks entſtehen unter der Feder, als wenn ſie ihr eingegeben wuͤrden.

Wie unzweifelhaft es ſey, daß unſre Dichterin ihren Beruf allein von der Natur bekommen habe, erhellet am deutlichſten aus allen Umſtaͤnden ihres Lebens. Denn darin finden wir nichts, das vermoͤgend geweſen waͤre, an ſtatt des natuͤrlichen Hangs einen kuͤnſtlichen Trieb zur Dichtkunſt in ihr zuXIIVorrede. erregen, keinen einzigen Umſtand, woraus wir begreifen koͤnnten, daß gelernte Regeln bey ihr die Stelle des Genies vertreten. Sie iſt in einem Stande gebohren, der zu - naͤchſt an den niedrigſten graͤnzet, ihre Erzie - hung, die Beſchaͤftigungen ihrer Kindheit und erſten Jugend, waren der Niedrigkeit ihrer Geburt angemeſſen; in ihren reiferen Jahren aber waren ihre Umſtaͤnde ſo, daß ihr Geiſt nothwendig in den tiefſten Staub waͤre niedergedruckt worden, wenn die Na - tur nicht weit ſtaͤrker waͤre, als alle Hinder - niſſe, die ihr entgegen wuͤrken.

Sie iſt im Jahr 1722. an der Graͤnze von Niederſchleſien, zwiſchen Zuͤllichau, Schwiebus und Croſſen an einem kleinenXIIIVorrede. Orte gebohren. Dieſer Ort iſt eine Meyerey von wenig Haͤuſern und wird der Hammer genennet. Unter ſieben armſeeligen Einwoh - nern dieſes Orts, war ihr Vater der an - ſehnlichſte, weil er der Brauer und Gaſtwirth des Orts war. Er hieß Duͤrbach, und ſtarb ihr zu fruͤh. In ihrem ſiebenden Jahr kurz vor ihres Vaters Tode, nahm ihrer Großmutter Bruder, ein verſtaͤndiger Greis, ſie zu ſich nach Pohlen, und lehrte ſie leſen und ſchreiben. Dies iſt der Oheim, dem ſie das ſchoͤne Lied geſungen, welches ſich in die - ſer Sammlung findet. (*)S. 92.In ihrem zehn - ten Jahre gingen die Muͤhſeeligkeiten des Lebens an, die ſie hernach, bis nahe an ihrXIVVorrede. vierzigſtes Jahr, in ſo groſſen Uebermaaß em - pfunden hat. Sie wurde ihrer Mutter wieder zuruͤck gegeben. Zuerſt mußte ſie Kin - dermagd ihres Halbbruders werden, und bald darauf wurde ihr die Beſorgung und Verpflegung von drey Rindern, der ganzen Heerde ihrer Aeltern, aufgetragen. Kurz vorher zeigten ſich die erſten Spuhren ihres natuͤrlichen Hanges zur Dichtkunſt dadurch, daß ſie eine ungewoͤhnliche Luſt zum Singen fuͤhlte, und hundert geiſtliche Kirchenlieder auswendig wußte, die ſie bey ihrer Arbeit und bey der Huͤtung ihrer kleinen Heerde ſang. Dadurch entſtund bey ihr die Be - gierde ſelbſt ein Morgenlied zu verfertigen, von dem ſie ſich aber nichts mehr erinnert.

XVVorrede.

In ihrem Hirtenleben fiel noch ein anderer Umſtand vor, der ihrem natuͤrlichen Genie ſehr zu Huͤlfe kam. Sie wurde mit einem Hirtenknaben bekannt, der ihr, ob ſie gleich durch einen kleinen Fluß mit ihren Heerden getrennet waren, einige Buͤcher zutrug. Der Robinſon, die aſiatiſche Baniſe, und die tauſend und eine Nacht waren ihre Bibliothek, welche unſre junge Hirtin mit groſſer Begierde geleſen. Dieſes machte ihr ihren Hirtenſtand angenehm.

Allein dieſe Gluͤckſeligkeit war von ſehr kurzer Dauer; ſie mußte bald darauf ihre kleine Heerde verlaſſen und zum zweyten - mal Kinderwaͤrterin werden. Unter dieſen und andern muͤhſamen haͤuslichen GeſchaͤftenXVIVorrede. einer Dienſtmagd erreichte ſie ihr ſieben - zehentes Jahr, in welchem ſie die Laufbahn weit groͤſſerer Muͤhſeeligkeiten antrat. Ihre Mutter verheyrathete ſie an einen Mann, dem ſie alle Wolle, die er verarbeitete, zu - rechte machen mußte. Und da uͤberdem alle andre haͤusliche Geſchaͤfte einer Frauen allein auf ihr lagen, ſo hatte ſie keine andere Muſſe ihrem Hang zu leſen und Lieder zu ſchreiben nachzugeben, als einige Stunden der Sonn - tage. Da ſchrieb ſie die Lieder nieder, wel - che ſie unter ihrer Arbeit ausgedacht hatte.

Nach einer neunjaͤhrigen Ehe ward ſie dieſes Bandes los, um ein viel haͤrteres zu tragen; denn ihre Mutter fuͤhrte ſie nicht lange hernach einem zweyten Mann zu, undXVIIVorrede. zugleich in den allerkuͤmmerlichſten und arm - ſeligſten Theil ihres Lebens. Was die un - gluͤcklichſte Ehe und die bitterſte Duͤrftigkeit ſchweres und niederſchlagendes haben, mußte ſie bey dieſem zweyten Mann ertragen. Aber eben in dieſen Umſtaͤnden zeigte die Natur ihre Kraͤfte an dem Genie unſrer Dichterin. Ihr kamen einige Verſe des bekannten Prediger Schoͤnemanns zu Geſichte. Man weiß in Berlin, daß dieſen Mann, nach einem heftigen hitzigen Fieber, von Zeit zu Zeit eine Art von Raſerey an - getreten, in welcher er immer in Verſen geſprochen und geprediget. Ungeachtet die meiſten Verſe dieſes ſeltſamen Mannes mehr das Kennzeichen einer uͤbel erhitzten Phan -bXVIIIVorrede. taſie, als das Gepraͤge des himmliſchen Feu - ers der Muſen trugen, ſo fand doch unſere Dichterin in denen, die ſie zu ſehen bekom - men, etwas, das ihr Genie auſſerordentlich reitzte. Sie fuͤhlte eine groͤſſere Begierde, als jemals, ihrem Trieb zu folgen, aber es fehlte ihr an Zeit und Gelegenheit dazu.

Nach einigen Proben, die ſie gemacht hatte, wurde ſie von verſchiedenen Bekannten, die ſie zu Frauſtadt in Pohlen, dem damali - gen Ort ihres Aufenthalts hatte, ermuntert, fortzufahren. In einem ſehr kurzen Aufſatz von ihren Lebensumſtaͤnden, gedenket ſie des Rector Rickerts, und ſeines Collegen Pruͤvers, des Burgermeiſter Greiffen - hagen, des Doctor Neugebauers inXIXVorrede. Frauſtadt, der Prediger an der Kirche zu Liſſa in Großpohlen, des Reichsgrafen von Roͤders, und des Hofprediger Doͤbels in Großglogau, als der erſten Befoͤrderer und Goͤnner ihrer poetiſchen Arbeiten; und ſie verlangte aus Dankbarkeit gegen dieſe Maͤnner, daß ihrer hier Meldung geſchaͤhe. Aus eben dieſem Grunde muͤſſen wir erwaͤh - nen, daß der Poſtmeiſter Koͤrber in Großliſſa der erſte geweſen, der etwas von der Feder unſrer Dichterin der Preſſe uͤber - geben, und daß der berůhmte Profeſſor Meyer in Halle, den ſie durch das Geruͤcht kannte, und dem ſie aus Pohlen ein Lied zuge - ſchickt hatte, das meiſte beygetragen hat, ſie zur Fortſetzung ſolcher Arbeiten aufzumuntern.

b 2XXVorrede.

Indeſſen waren dieſe Aeuſſerungen ihres Genies nur noch kleine Funken, des halb unterdruckten Feuers, welches die Muſen in ihr angezuͤndet hatten. Die Siege Friederichs gaben ihm eine Kraft, die alle Hinderniſſe ſeines vollen Ausbruchs verzehrte, und die es in vollen Flammen dar - ſtellte. Sie war im Jahr 1755 mit ihrem Mann und vier Kindern nach Groß-Glogau gezogen. Daſelbſt bekam ſie den Zutritt zu einem Buchladen, wo ſie verſchiedene poeti - ſche und andere Schriften mit groͤßter Begierde, wiewohl ohne Ordnung und be - ſtimmte Abſicht durchlas. Wie gluͤcklich ſie ſich eine ſehr ſchnelle Durchleſung der Buͤcher zu Nutze mache, und wie leichteXXIVorrede. ſie die beſten Zuͤge behalte, zeiget ſich uͤberall in ihren Gedichten. Man wuͤrde von ihr eine ziemlich ſtarke Beleſenheit vermuthen, wenn man nicht wuͤßte, daß ſie nur wenige Buͤcher und ſehr fluͤchtig durchgeleſen.

Der im vorigen Jahr geendigte merk - wuͤrdige Krieg, und die groſſen Thaten des Helden, der die Augen der ganzen Welt allein auf ſich gezogen hat, vollendeten die Ausbildung des dichteriſchen Geiſtes dieſer auſſerordentlichen Frauen. Sie hatte nach der Schlacht bey Lowoſchuͤtz ihr erſtes Sieges-Lied geſungen, und nicht lange hernach kamen ihr die Kriegeslieder des preußiſchen Grenadiers, einige Oden vonb 3XXIIVorrede. Ramler, nebſt den Geſaͤngen der Frau Unzerin zu Geſichte, die einen maͤch - tigen Reiz auf ſie hatten. Die Lieder, in denen ſie hernach Friedrichs Siege be - ſungen, ſind Zeugen eines ſchon zur Reife gekommenen Dichter-Geiſtes.

Indeſſen lebte die Dichterin immer unter dem Druck des groͤßten Elendes. Aber es gefiel dem Schickſal, ſie endlich aus den beklagenswuͤrdigen Umſtaͤnden, unter denen gemeine Seelen zu verſinken pflegen, heraus zu reiſſen. Der Baron von Cottwitz, ein Schleſiſcher Edelmann, der ſich ſeit vielen Jahren durch liebenswuͤr - dige Eigenſchaften bekannt gemacht hatte, kam im Jahr 1760, als er eben durchXXIIIVorrede. Glogau nach Berlin reiſen wollte, in ihre Bekanntſchaft. Sein wohlthaͤtiges Gemuͤth empfand Mitleiden uͤber ihr Elend, er riß ſie heraus, und fuͤhrte ſie mit ſich nach Ber - lin. So bald ſie in dieſer Hauptſtadt an - gekommen, und die Bekanntſchaft mit ver - ſchiedenen Kennern und Liebhabern der Dichtkunſt gemacht hatte, zeigte ſich ihr Genie in ſeiner vollen Staͤrke. Sie wurd in der Stadt und am Hofe bewundert. Die meiſten Lieder dieſer Sammlung ſind Arbeiten, die ſie ſeit dieſem, fuͤr ſie ſo gluͤck - lichen Zeitpuncte, gefungen hat. Sie legen ihren Charakter und ihre letztere Begeben - heiten ſo wohl an den Tag, daß wir fuͤr un - noͤthig halten, uns laͤnger bey dem auf -b 4XXIVVorrede. zuhalten, was ihre Perſon betrift. Es bleibet uns demnach nur noch uͤbrig, daß wir den Goͤnnern unſrer Dichterin, etwas von der Beſchaffenheit der gegenwaͤrtigen Sammlung auserleſener Gedichte fagen.

Es iſt bekannt, in was fuͤr einer Ab - ſicht, einige Freunde der Dichterin unter - nommen haben, dieſe Sammlung heraus - zugeben. Man hat Urſache, ſich zu freuen, daß man dieſen Weg eingeſchlagen, eine Perſon von ſolchen Talenten, wenigſtens aus der aͤuſſerſten Duͤrftigkeit heraus zu reiſſen. Es haben ſich, wie das nachſte - hende Verzeichniß zeiget, eine Menge wohl - thaͤtiger Perſonen gefunden, die ſich ein Vergnuͤgen daraus gemacht haben, die vor -XXVVorrede. geſchlagene Mittel zu unterſtuͤtzen. Die gute Abſicht, die ſowol die Urheber, als die Befoͤrderer dieſes Werks, gehabt haben, wird uns uͤberheben, die geringe Anzahl der Bogen dieſer Sammlung zu entſchuldigen. Es weiß jedermann, daß man ſich nicht anheiſchig gemacht hat, die Vorſchuͤſſe, durch das Gewicht des Papiers, oder die Menge der Blaͤtter zu bezahlen. Hingegen geſtehen wir gerne, daß wir wegen des langen Ver - zuges der Ausgabe Nachſicht noͤthig haben. Verſchiedene unvermeidliche Umſtaͤnde ſind an dieſer Verzoͤgerung Schuld.

Die Wahl der Stuͤcke, die in dieſe Sammlung gekommen, hat zwar ein be - kannter Dichter, deſſen richtiger Geſchmackb 5XXVIVorrede. aus ſeinen eigenen Werken hinlaͤnglich be - kannt iſt, getroffen. Indeſſen fuͤrchtet er ſich doch, daß man ihm vorwerfen koͤnnte, es ſeyen Stuͤcke weggelaſſen worden, die vollkommener ſind, als einige an - dere, denen man hier Platz gegeben. Er bittet alſo dieſes zu ſeiner Entſchuldigung anzunehmen, daß er genoͤthiget geweſen, einigen Gedichten einen Platz zu geben, den vielmehr zufaͤllige Umſtaͤnde, als ihr inner - licher Werth gefodert haben.

[XXVII]
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Verzeichniß der Subſcribenten.

A.

  • Exempl.
  • Frau von Arnim 1
  • Herr von Arnim auf Suckow 1
  • Alh. Heinrich von Arnim 1
  • Cammerherr Freyherr von Albedyl 1
  • von Avemann in Zelle 3
  • Hof-Rath Arnd in Berlin 2
  • Secretair Apfel zu Gandersheim 1
  • Iwan Andreow von Kiow 1
XXVIIIVerzeichniß

B.

  • Exempl.
  • Frau von Bähr 2
  • Geheime Räthin von Berg 1
  • von Beer zu Stolzenhagen 1
  • Steuer-Einnehmerin Bielefeldt in Hamm 1
  • Jungfer Bergmann in Hamm 1
  • Brandt 1
  • Frau Obriſten von Bork 1
  • von Bähr in Berenburg 1
  • Fräulein von Beyern zn Wolmirſtädt 1
  • Frau Baars in Berlin 1
  • Jungfer Maria Eliſabeth Boyſen 1
  • Margaretha de Bary in Frankfurt 1
  • Helena Barensfeldt daſelbſt 1
  • Birkmann in Nürnberg 1
  • Herr Regierungs-Rath Baſtineller 2
  • Cammer-Director Burghoff 5
  • Obriſte von Billerbeck 1
  • Obriſte von Bequignol 1
  • Lieutenant Buhler 1
  • Simon Bonte 1
  • Iſaac Bonte 1
  • Jacob Bernus in Frankfurt 2
  • Baumhauer daſelbſt 1
  • Ober-Amtmann Brandes zu Schlanfeld 4
  • Backmeiſter 1
  • von Bismark 1
  • Prediger Braunemann in Klein-Riſcho 1
  • Braſche in Wernigerode 1
  • Büchting daſelbſt 1
  • Hofrath Buchholz in Berlin 2
  • Breymann in Brandenburg 1
  • Prediger Bartſch in Hohen-Nauen 1
XXIXder Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr Prediger Binger in Spaatz 1
  • Rittmeiſter von Backhoff 1
  • Juſtus Baars in Rathenow 1
  • Wilhelm Baars daſelbſt 1
  • Prediger Baumgarten in Brandenburg 1
  • Hof-Prediger Breymann in Gandersheim 1
  • Baron von Bielefeld 4
  • Buſſe in Frankfurt 3
  • Bröllmann in Lion 1
  • Bertrand in Magdeburg 2
  • Hofrath Bergius in Berlin 3
  • Cammer-Secretair Bugäus in Glogau 1
  • Cammerherr Boſe von Schleinitz 1
  • Geh. Cammer-Rath von Berlepſch 1
  • R. Br. in Lippſtadt 2
  • Secretair von Beinom 1
  • Acciſe Inſpeceor Butte 1
  • Cammer-Secretair von Baumann in Cleve 1
  • Cammer-Secretair Bernuth, Senior daſelbſt 1
  • Cammer-Secretair Bernuth, junior daſelbſt 1
  • Prediger Bartels daſelbſt 1

C.

  • Frau Geheimte Räthin Cautius 1
  • Jungfer Charreton in Stevenow 1
  • Herrn General-Lieutenant von Canitz Excellenz 1
  • Land-Cammer-Rath von Crux 1
  • Major von Cordier 1
  • Obriſt von Carlsburg 1
  • Hof-Diaconus Calviſius 1
  • Conrad 1
  • Etats-Rath und Reſident von Ciauſenheim 1
  • Cuny in Amſterdam 6
XXXVerzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Cuny in Berlin 1
  • Profeſſor Curts in Franckfurt an der Oder 24
  • Doctor und Advocat Calvi in Hamm 1
  • Rathmann Cruſemann 1
  • W. D. C. 1

D.

  • Frau Profeſſorin Dommerichen in Helmſtädt 1
  • Jungfer Davidis 1
  • Herr Director Dolſcius in Rathenow 1
  • Duncker 2
  • Kriegs-Rath Deutſch 2
  • Poſt-Secretair Denſo 1
  • Profeſſor Deggeler in Schafhauſen 1
  • Juſtitz-Rath Detharding in Altona 1
  • Amtmann Delius in Dardesheim 1
  • Prediger Daneil in Quedlinburg 1

E.

  • Herr Profeſſor Eiſenhardt in Helmſtädt 1
  • Paſtor Evers in Desdorf 1
  • Doctor Eichen in Gandersheim 1
  • Ermeler in Berlin 1
  • Herr Ehrlich in Iſerlohn 2
  • Engelcke in Glogau 1
  • Joh. Joach. Eſchenburg in Hamburg 1
  • Profeſſor Eberhard in Halle 2
  • Profeſſor und Prediger Eylert in Hamm 1
  • Erdmann in Soeſt 1

F.

  • Fraͤulein Eleonore Chriſt. von Ferentheil auf Groß - Breeſen 1
  • Frau Geh. Kriegs-Räthin von Fletſcher 1
IXXX[XXXI]der Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Jungfer Cath. Theodore Fleſch 1
  • Herr Hauptmann von Franckenberg 1
  • Aſſeſſor Friderici in Blanckenburg 1
  • Advocat Friedag 1
  • Prediger Francke in Strodehuen 1
  • Peter Feronce 3
  • Freude in Danzig 1
  • Frantz in Hirſchberg 8
  • Hof-Fiſcal Freyſchmidt in Prentzlow 1
  • Joh. Andr. Feyereiſen in Glogau 1
  • Aſſeſſor von Forell 1
  • Favreau 6
  • Frommann in Züllichau 1

G.

  • Frau Obriſtin von Geiſt 1
  • Fräulein von Götz 1
  • Herr Cammer-Herr Baron von Geuder in Berlin 1
  • Burgermeiſter Götze in Quedlinburg 1
  • Galliſch in Leipzig 4
  • Obriſt von Gemmingen 1
  • Obriſt von Gersdorf 1
  • Major von Greiffenberg 1
  • Regiments-Feldſcheer Gönner 1
  • Gröning in Bremen 1
  • Prediger Glave in Stettin 1
  • Canonicus Gleim in Halberſtadt 15
  • Hof-Fiſcal Geuſt in Brandenburg 1
  • Doctor Grünitz in Berlin 1
  • Gontzebach 2
  • Gutbier 2
  • Accis-Rath Garbe in Leipzig 2
  • Hof-Rath Gauſe 1
XXXIIVerzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Cammer-Secretair Gräve 1
  • Cammer-Junker von Gersdorf 2

H.

  • Fraͤulein Graͤfin von Hennicke 1
  • Frau Obriſt-Lieuten. von Heyne, geb. von Lüderitz 1
  • Geh. Räthin von Hecht in Hamburg 2
  • Henningen in Berlin 1
  • Jungfer Hofſtadt in Franckfurth 1
  • Herr Obriſte von Haßlocher 1
  • Präſident Heiligenſtadt in Halberſtadt 1
  • Reg. Secretair Hille daſelbſt 2
  • Factor Haberlin zu Steuermarck 1
  • Paſtor Hynitſch in Anderbeck 1
  • Heinecke in Bremen 1
  • Prediger Hanſemann in Mengeden 1
  • Profeſſor Hofmann in Dortmund 1
  • von Hagen auf Hohennauen 4
  • Hof-Poſtmeiſter Heppel in Lühnen 3
  • Hager in Berlin 1
  • Criminal-Rath Hymnen in Cleve 3
  • Höffner in Züllichau 1
  • Hoffmann daſelbſt 2
  • Poſt-Secretair Hoppe 1
  • Ober-Zieſemeiſter Hoppe in Salzwedel 1
  • Oberamts-Regierungs-Rath Harsleben in Glogau 1
  • Legations-Rath von Hagedorn in Dresden 1
  • Kriegs-Rath Hofmeiſter in Cleve 1
  • Doctor Hüſſelmann in Hamm 1
  • Stadt-Secretair Hochdahl daſelbſt 1
  • Hachtmann in Magdeburg 2
  • Heinſius in Leipzig 2
XXXIIIder Subſcribenten.

J.

  • Exempl.
  • Frau General-Lieutenant von Jeeze, geb. von Lattorff 1
  • Herr Münz-Buchhalter Jaroſch in Braunſchweig 1
  • Paul Jordan in Berlin 2
  • Jacobi in Züllichau 2
  • Jaeobi in Karga 2

K.

  • Frau General-Lieut. von Kleiſt geb. von Schierſtädt 1
  • Hauptmannin von König geb. von Lüderitz 1
  • Majorin von Kamcke 2
  • Majorin von Kleiſt und Havelberg 1
  • Obriſt-Lieuten. von Karſtedt zu Trezdorf 1
  • Fräulein von Kleiſt zu Stavenew 1
  • Frau Commercien-Räthin Krantzen in Quedlinburg 1
  • Jungfer Kochin in Wilsleben 1
  • Herr Reg. Advocat Köpcke in Magdeburg 1
  • Münz-Wardein Kohl in Braunſchweig 1
  • Paſtor Kitzow in Baſſe 1
  • Candidat Krull in Halberſtadt 1
  • Land-Sindicus Klöcker in Halberſtadt 1
  • Doctor Krazenſtein in Helmſtädt 5
  • Krohn aus Lemgow 1
  • Münz-Buchhalter Knuſſe 1
  • Hof-Rath Kock in Stettin 1
  • Geheime Rath von Kleiſt in Berlin 1
  • Hauptmann von Kleiſt 1
  • von Katt zu Vieritz 1
  • Cämmerer Kettler zu Rathenow 1
  • Keßler in Berlin 1
  • Kruckmann daſelbſt 2
  • Krauſe in Züllichau 2
  • von Klöver 1
[c]XXXIVVerzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Geh. Secretair Kreuſchner 2
  • Canzeliſt Kämmerling in Cleve 1
  • Kulitſch von Döbeln 1

L.

  • Frau General-Fiſcalin Lindholz in Glogau 1
  • Cammer-Räthin Lindemann 2
  • Jungfer Liebau in Berenburg 1
  • Herr Hofrath Leſſer in Berliu 3
  • Lohmann in Magdeburg 1
  • Ladeberg daſelbſt 2
  • Leipziger daſelbſt 1
  • Geh. Rath von Lobenthal in Quedlinburg 1
  • Conſiſtorial-Rath Lindſtedt daſelbſt 1
  • Rector Luckenbach in Halberſtadt 1
  • Liegnitz in Stettin 1
  • Ober-Jägermeiſter von Langen in Fürſtenberg 1
  • Doctor Ludolff in Berlin 1
  • Leidig auf der Mühlenburg 1
  • Burgemeiſter Lüdemann in Rathenow 1
  • Lürmann in Iſerlohe 1
  • Löbecke daſelbſt 2
  • Lambert in Berlin 1
  • Carl Lautier daſelbſt 1
  • Paul Lautier daſelbſt 2
  • Lehmann in Franckfurt 2
  • Poſt-Secretair Lorenz 1
  • Zieſemeiſter Liezmann in Rupin 1
  • General-Fiſcal Lindholz in Glogau 1
  • Canzeley-Director Leßmann daſelbſt 1
  • Stadt-Präſident Lentz in Soeſt 1
XXXVder Subſcribenten.

M.

  • Exempl.
  • Frau von Marklowsky geb. von Blutowsky in Plefſe 1
  • Fräulein von Marklowsky daſelbſt 1
  • Frau Kriegs-Räthin Michälis in Cleve 1
  • Müllern in Baſel 6
  • Jungfer Eliſ. J. Metting in Franckfurth 1
  • Herr Regierungs-Präſident von Marklowsky in Pleſſe 1
  • Criminal-Rath Müller in Stettin 1
  • Cammer-Secretair Meyer in Hannover 2
  • Peter Meermann in Franckfurth 1
  • Prediger Müller in Pritzen 1
  • Moſes in Berlin 7
  • Doctor Michaelis 6
  • Hof-Fiſcal Meyer 1
  • Maſten in Iſerlohn 3
  • Maſten in Franckfurth 2
  • Malvieux in Leipzig 2
  • Müller in Züllichau 2
  • Secretair Magius 1
  • Land-Baumeiſter Meinecke in Cleve 1
  • Hauptmann von Möllendorf aus Wuticke 1

N.

  • Frau de Neufville in Franckfurth 1
  • Herr Hof-Marſchall von Naumeiſter in Berlin 1
  • Gabriel Nicolas daſelbſt 2
  • J. L. N. 1
  • Joh. Nicol. Niclas, Collaborator beym Pedagogio in Ilfeldt 1

O.

  • Herr von Ombud 1
  • Profeſſor Oelrichs in Stettin 1
C 2XXXVIVerzeichniß

P.

  • Exempl.
  • Herr Prediger Pauli in Magdeburg 1
  • Kriegs-Rath Pape daſelbſt 3
  • Hof-Diaconus Paller 1
  • Graf von Pickler 1
  • von Platen in Halberſtadt 1
  • Ober-Amtmann Prylipp in Brandenburg 1
  • Obriſte von Plothow zu Rathenau 1
  • Wennemar Platzmann in Berlin 2
  • Johann Platzmann daſelbſt 2
  • Palmier daſelbſt 2
  • Wald-Förſter Pieper in Hamm 1
  • Baron von Plettenberg 3
  • Land-Richter Pütter 1
  • Die erſte Clafſe der Prentzlowiſchen groſſen Schule 1

Q.

  • Herr General-Major von Queiſt 1

R.

  • Fraͤulein Philippine von Romberg 1
  • Alexandrine von Romberg 1
  • Wilhelmine von Romberg 1
  • Sophie von Romberg 1
  • Chriſtine von Romberg 1
  • von Retzow zu Metlow 1
  • von der Reck zu Harem 1
  • Frau Rauthen in Berlin 1
  • Herr Dohmherr von Rochow zu Recan 1
  • Ober-Prediger Reiſewitz in Quedlinburg 1
  • von Ransfeldt 1
  • Obriſter von Rieger in Stuttgard 2
  • Rath Rieß in Franckfurth am Mayn 1
XXXVIIder Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr Cämmerer Richter 2
  • J. C. R. 1
  • Hauptmann von Retzow in Zabekuck 1
  • von Retzow in Metlow 1
  • Roſentreter in Aſchersleben 2
  • Reinholdt in Iſerlohn 3
  • de Ron in Berlin 2
  • Reclam daſelbſt 1
  • Poſt-Secretair Reſag daſelbſt 1
  • Rietz in Hannover 3
  • Oberamts-Regierungs-Advocat Ritter in Glogau 1
  • Ober-Steuer-Secretair Nabener in Dresden 1
  • Jagd-Secretair Richter 1
  • Rentey-Adminiſtrator von Roskampf in Soeſt 1
  • Interims-Land-Rentey-Rendant Nappard in Cleve 1
  • Kriegs-Rath Reſen in Hamm 1
  • Muſic-Director Rolle in Magdeburg 16
  • Des Ritter-Collegii Bibliothek in Brandenburg 1

S.

  • Die verwittwete Frau Gräfin zu Stolberg-Stolberg 1
  • Frau Gräſin Chr. Alb. zu Stolberg-Roßla 1
  • von Schlaberndorf in Brandenburg 1
  • Majorin von Schwerin 1
  • von Schlotheim in Halberſtadt 1
  • Frey-Fräulein Franceline von Syberg 1
  • Helena von Syberg 1
  • Frau Adelg. Conc. Salomon der deutſchen Geſellſchaft in Jena Mitglied 1
  • Herr Graf Heinrich Ernſt zu Stolberg-Wernigerode 12
  • Ober-Conſiſtorial-Rath Sack in Berlin 1
  • Ober-Amtmann Schmidt in Altenhauſen 1
  • Schönermarck 1
  • Joh. Gottfr. Schinck 1
c 3XXXVIIIVerzeichniß
  • Exempl.
  • Herr Regiments-Quartiermeiſter Schutze 1
  • Hof-Rath Schacht 1
  • Advocat Spiegel 1
  • Kriegs-Secretair Schwachten 7
  • Matthias Schönling in Franckfurth 1
  • Scheul in Magdeburg 1
  • Conſiſtorial-Rath Seiler in Bareuth 1
  • Lieutenant Sabinsky 1
  • General-Major von Sydow 1
  • Stadt-Schultheiß Schmidt in Goßlar 1
  • Rector Struenſee in Halberſtadt 1
  • Paſtor Schmidt in Parckſtedt 1
  • Schöne in Brimen 1
  • Ober-Commiſſarius Siegmann in Braunſchweig 1
  • Commercien-Rath Schröder in Stettin 1
  • Doctor Spangenberg in Wolckenried 1
  • Secretair Schröder in Wernigerode 1
  • Director Schütze daſelbſt 1
  • Probſt Spalding in Barth 2
  • von Schlaberndorf in Brandenburg 1
  • Burgemeiſter Schaum in Rathenow 1
  • Kriegs-Rath Schmelzeiſen in Stendal 1
  • Schatz in Berlin 1
  • Saſſe daſelbſt 2
  • Chriſt. Schütze daſelbſt 2
  • Stumpf daſelbſt 2
  • Schulge in Leipzig 1
  • Obergerichts-Advocat Stiſſer in Prentzlow 1
  • Hof-Rath Sack in Glogau 1
  • Senator Schwechten daſelbſt 1
  • Geh. Rath von Schönberg auf Bieberſtein 1
  • Cammerherr von Schönberg auf Gelenau 2
  • Chriſtian Saxeſen in Hamburg 1
  • Hennibal Saxeſen daſelbſt 1
XXXIXder Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr Chriſtian Sack in Lübeck 3
  • Criminal-Rath Sack in Cleve 1
  • Lands-Gerichts-Aſſeſſor Siegfried in Weſel 1
  • Heinrich Stute 1
  • Die Frau Gräſin Joh. Eleonora Joſepha von Solms, gebohrne Gräfin von Henckel von Donnermarck 1
  • Frau Albertine Charlotte Wittwe Gräſin zu Solms gebohrne Gräfin von Gyland 1
  • Henriette Wilhelmine Gräfin von Schönburg-Lichten - ſtein 1

T.

  • Frau Treiſchke in Berlin 1
  • Thilo in Stettin 1
  • Herr von Tavancour 1
  • Thomſon, vom Meyerſchen Dragoner-Regiment 2
  • Münz-Meiſter Tiller in Braunſchweig 1
  • Tielebein in Stettin 1
  • Teuſcher 1
  • Die Typographiſche Geſellſchaft in Bern 12

U. V.

  • Fraͤulein M. von Vaerit, Chanoineſſe zu Clarenberg 1
  • Herr Cammerherr und Geh. Kriegs-Rath von Unrub 10
  • Major von Voß in Rathenow 1
  • Juſtiz-Secretair Utz in Anſpach 5
  • Prediger Underich in Bladenhorſt 1
  • Ungenannte 8

W.

  • Frau Rittmeiſterin von Strahlenhielm geb. von Wacknitz 1
  • Fräulein Eleon. Eliſabeth von Wacknitz 1
XLVerzeichniß der Subſcribenten.
  • Exempl.
  • Herr von Witzleben 1
  • Cammer-Director Wolf in Quedlinburg 1
  • Cammerherr von Wilke 1
  • Advocat Wolf in Halberſtadt 1
  • von Wittorf 1
  • Ober-Dom-Prediger Weisbeck in Halberſtadt 2
  • Freyherr von Werther in Sondershauſen 1
  • Paſtor Wuſtenberg in Stettin 1
  • Willet in Stettin 1
  • Prediger Wetzel in Rhinow 1
  • Wacker in Leipzig 2
  • Oberſt-Lieutenant von Wacknitz 1
  • Cammerjunker von Wacknitz 1
  • Cammeragent Würker in Glogau 1
  • Geh. Rath von Wurmb 1
  • Profeſſor Witthof in Hamm 1
  • Commißions-Rath Wedecking 1

Y.

  • Herr Graf Ludwig Caſimir zu Yſenburg-Budingen 5

Z.

  • Jungfer Johanna Zietelmann 1
  • Frau Zibe 1
  • Herr von Ziethen auf Dechtow 1
  • Calculator Zabel in Cleve 1
  • Cammer-Secretair Zeunert in Hamm 1
  • Joh. Gottfried Zaminen in Magdoburg 1
[1]

Oden. Erſtes Buch.

A[2][3]
[figure]

An Gott als ſie bey hellem Mondſchein erwachte.

Wenn ich erwache, denk ich dein! Du Gott! der Tag und Nacht entſcheidet, Und in der Nacht mit Sonnenſchein Den finſtern Mond bekleidet.
A 24Oden.
Er leuchtet koͤniglich daher, Aus hoher ungemeßner Ferne, Und ungezaͤhlt, wie Sand am Meer, Stehn um ihn her die Sterne.
Welch eine Pracht verbreitet ſich! Die Dunkelheit geſchmuͤckt mit Lichte Sieht auf uns nieder, nennet dich Mit Glanz im Angeſichte.
Du Sonnenſchoͤpfer! wie ſo groß Biſt du im kleinſten Stern dort oben! Wie unausſprechlich nahmenlos! Die Morgenſterne loben
Dich mit einander in ein Chor Geſchloſſen, wie zu jener Stunde, Da aus dem Chaos tief hervor Ein Wort aus deinem Munde
5Erſtes Buch.
Allmaͤchtig dieſe Welten rief, Am Firmament herum geſetzet. Du ſprachſt, das Rad der Dinge lief, Und laͤuft noch unverletzet.
Noch voller Jugend glaͤnzen ſie Da ſchon Jahrtauſende vergangen! Der Zeiten Wechſel raubet nie Das Licht von ihren Wangen.
Hier aber unter ihrem Blick Vergeht, verfliegt, veraltet alles. Dem Thronenpomp, dem Cronengluͤck Droht eine Zeit des Falles!
Der Menſch verbluͤht wie praͤchtig Gras, Sein Anſehn wird der Zeit zum Raube. Der Weiſe, der in Sternen las, Liegt ſchon geſtreckt im Staube!
A 36Oden.
Ich leſe, groſſer Schoͤpfer! dich Des Nachts in Buͤchern, aufgeſchlagen Von deiner Hand. O lehre mich Nach deinem Lichte fragen!
Sey meiner Seele Klarheit, du Regierer der entſtandnen Sterne! Und blicke meinem Herzen zu, Daß es dich kennen lerne!
7Erſtes Buch.

An den Schoͤpfer an ihrem Geburtstage den 1ten des Weinmonats 1761.

Wo war ich, als dich Morgenſterne lobten? Da, wie aus Windeln du gewickelt haſt das Meer! Und als vor dir die Wellen tobten, Zu ihnen ſpracheſt: kommet, bis hieher!
Wo lag ich, als dein Arm der Erde Graͤnzen Umher gezogen hat, und ihren Grund gelegt? Als du die Morgenroͤthe glaͤnzen Mit Purpur hieſſeſt, den ſie um ſich traͤgt?
In ungeformtem Klumpen noch gelegen Bin ich, als auf dein Wort der Tag hervor geeilt Der Thau gezeugt ward, und der Regen Und Finſterniß von Lichte ward getheilt!
A 48Oden.
Noch gleich dem kleinſten Staube, den die Sonne Heißſcheinend an ſich zieht von duͤrrer Erde Schooß, War ich doch ſchon der Engel Wonne, Von dir erſchaffen, war ich ihnen groß.
Mit Sternenkleidern herrlich angezogen Haſt du, Gott Schoͤpfer! ſie dem Winde gleich gemacht; Schoͤnfarbigt wie der Regenbogen Wie Sonnenglut, iſt ihrer Leiber Pracht.
Zum Dienſt erſchaffen fuͤr die Menſchenkinder Sind ſie; ſie eilen, Gott! wenn du Befehle blickſt, Durch deinen Himmel viel geſchwinder Als deine Blitze, die du flammigt ſchickſt!
Aus Aether ſind zuſammen ſie gefloſſen: Ich ward, wie Staub, der auf der Flur zuſammen laͤuft, Wann deine Wolken ihn begoſſen Und Kloß an Kloß ſich nun zuſammen haͤuft.
9Erſtes Buch.
Ich ward; dein Sprechen: Laßt uns Menſchen machen! Das riß auch mich hervor, als du des Lebens-Thuͤr Entriegelteſt, und noch der Rachen Des Grabes nicht eroͤfnet war vor dir!
Jahrtauſende vergiengen, kurze Tage Vor deinem Angeſicht! dann kam mein Tag, und du Gabſt mir die Huͤlle, die ich trage Um dieſen Geiſt von dir geathmet, zu!
Von deinem Munde, der mit einem Hauche Gebuͤrge blaͤſet tief herunter in das Meer, Nahm ich dis Leben zum Gebrauche, Zu deinem Ruhm; Herr! mein Geſang ſey er!
A 510Oden.

Das Ungewitter in der Nacht vom 31ten Auguſt 1761.

Er kommt, der Sturmwind heult ihn anzuſagen, Verhuͤllt in dicker Mitternacht, Und auf dreytauſend Feuerwagen Zu uns herabgebracht!
Izt iſt er da; der Herr des Weltgebaͤudes! Hoͤrt ihn! ſein Donner rollet ſchwer; Der Umfang ſeines Wolkenkleides Blizt Schrecken auf uns her.
Welch ein Gepraſſel! kommen ſeine Krieger Mit ihm dahergefahren, ſo, Wie zu der Schlacht, da vor dem Sieger Das Hoͤllenheer entfloh?
11Erſtes Buch.
Izt ſtuͤrzen ganze Stroͤme Kugeln nieder; Gott ſchlaͤgt den Weinſtock, ſchlaͤgt die Frucht Des Baums, der wankend ſeine Glieder, Zerrißne Aeſte, ſucht.
Der Hagel rauſcht und weckt die Trunkenbolde, Sie fahren auf, und ſtammeln: Gott! Der Wuchrer zittert auf dem Golde; Dem Freygeiſt wird ſein Spott
Von fuͤrchterlichen Rednern wiederſprochen; Gott ſagt im Donner, wer er ſey! Und faͤhrt an Suͤndern, ungerochen, Im Brauſen ſtark vorbey!
Gieb acht, Berlin! ſein Zorn ſezt, dir zu drohen, Ein Dorf mit Blitzen in den Brand! Glut warf er nieder; nackend flohen, Ihr Leben in der Hand
12Oden.
Behaltend, aus den Huͤtten die Bewohner; Ihr Kleid, ihr Brod wird aufgezehrt: Und dich, dich findet der Verſchoner Noch ſeiner Nachſicht werth.
O! unter den von Stroh geflochtnen Daͤchern, Wohnt minder Bosheit, als in dir! Sagts, ihr Pallaͤſte! den Verbrechern: Gott war im Wetter hier!
Da bebten unſre Waͤnde; unſre Riegel, Von Erz gegoſſen, ſprangen loß; Sag es, erſchrockne Spree, und ihr, ihr Huͤgel! Auf die er Feuer goß.
Sagts, ihr vom Sturm zerrißne hohe Fichten! Ihr Eichen! ſagts der Koͤnigs Stadt; Daß, ſeinen Willen auszurichten, Der Blitz Befehle hat.
13Erſtes Buch.
Gott zieht die Hand voll Keile ſchnell zuruͤcke; Ihm muß der Sturm gehorchend ſtehn; Er heißt den Krieg mit einem Blicke Fort, wie das Wetter gehn!
14Oden.

An Gott.

Der du nach ſchrecklichen Gewittern, Das Laͤcheln deines Angeſichts Uns zeigeſt, Gott! ſoll ich vor deiner Wage zittern Am Tage des Gerichts?
Ward ich herauf geweckt zum Leben, Nicht deiner Groͤſſe mich zu freun? Nein! zu Rebellen, die vor deinem Nahmen beben, Herab geſtuͤrzt zu ſeyn?
Soll Flammen-Wirbel mich empfangen? Und ſchleudert deines Zornes Blick Dein ſuchendes Geſchoͤpf voll Liebe, voll Verlangen, Von deinem Licht zuruͤck?
15Erſtes Buch.
Dann laß vor deinem Angeſichte Mich werden was Gewuͤrme ſind! Dein Blick zerſchmelze mich! Mein Vater! Ach! zernichte, Vertilge ganz dein Kind!
16Oden.

Die Allmacht und Guͤte Gottes

O Gott! der du allmaͤchtig biſt! An deiner unerſchoͤpften Guͤte, Die meines Daſeyns Urſach iſt, Ergoͤtzen ſich mein Herz und mein Gemuͤte; Ich denke ſie, Denn Herr! noch nie, Wenn ich in Noth geſeſſen, Ward ich von ihr vergeſſen.
Sie reicht ſo weit die Himmel gehn, Iſt breiter als zehntauſend Erden. Sie hieß Erzengel vor ſich ſtehn Sie ſprach; und Thier und Menſchen muſten werden! 17Erſtes Buch. Das Sternen Heer, Das tiefe Meer, Sind Werke ſeiner Haͤnde; Sie aber iſt ohn Ende.
Mein Gott! von dieſer Guͤte ſagt Mir deiner Creaturen Menge; Der Vogel nennt ſie, wenn es tagt, Sie ſorgt fuͤr ihn, er ſingt ihr Lobgeſaͤnge. Der Donner ſchillt, Der Loͤwe bruͤllt, Als deiner Staͤrke Zeugen; Und beyde muͤſſen ſchweigen!
Der Loͤwe muß, wenn du es willſt, Mit bloͤden Laͤmmern freundlich ſpielen, Und wenn du dich in Wolken huͤllſt So muß dein Blitz die heiſſe Luft nur kuͤhlen! B18Oden. Des Donners Wuth, Des Meeres Fluth, Den Sturmwind und die Stille Schickt deiner Allmacht Wille!
Du ſchickſt den Hunger in ein Land, Und ſtrafſt die ſuͤndigen Geſchoͤpfe Mit Ueberſchwemmung und mit Brand: Dein Krieg zermalmt die Menſchen wie die Toͤpfe. Sie ſchreyn zu dir: Herr! ſiehe, wir Sind elend, und zerſchlagen; Dann wendeſt du die Plagen:
Und deine Guͤte blickt herab Auf oͤde Felder voller Leichen; Sie ſchließt das unerfuͤllte Grab Und giebt die Ruh verheerten Koͤnigreichen. 19Erſtes Buch. Das trunkne Schwert Noch blutig, faͤhrt Zuruͤck in ſeine Scheide, Und Klagen werden Freude!
Du, unſer Gott! noch wie zuvor, Zur Zeit der Kinder Jacobs, guͤtig: Zu dir ſchreyt unſer Herz empor! Noch bruͤllt der Krieg, und mehr als Loͤwenmuͤthig Von Waffen ſchwer, Ziehn ſie daher Die Feinde, die uns draͤuen; Und du kannſt ſie zerſtreuen!
In deine Vorſicht eingehuͤllt Herr! werden wir dennoch erhalten. Wenn uͤber uns der Donner bruͤllt, Wann unter uns die Erde will zerſpalten;B 220Oden. Wann dieſe Welt, Dein Bau, zerfaͤllt, Bleibſt du im lezten Wetter Mein Fels und mein Erretter!
Laß deine Allmacht nur ein Wort Herunter reden; ſprich: es hebe Der Krieg ſich hin an ſeinen Ort; So thut ers, wie im Ocean die Ebbe. Auf dein Gebot Fliehn Zank und Tod: Der ewige Rebelle Empfaͤngt ſie in der Hoͤlle.
21Erſtes Buch.

Morgen-Gedanken

Der Morgen dreht ſein heitres Angeſichte Uns laͤchelnd zu, und weckt mit ſanftem Lichte Die Creaturen an den Tag hervor! Der Sperling ſchwazt, die muntern Haͤhne kraͤhen Den Lobgeſang, und aller Augen ſehen, Zu Gott, der ſie ernaͤhrt, empor.
Auch ich bin wach, und meinem erſten Blicke Befehl ich, daß er Dank zum Himmel ſchicke Fuͤr dieſe Ruh, fuͤr dieſe ſanfte Nacht! Es iſt ein Gott, der dieſe Welt regieret, Der aus dem Staub mich wunderbar gefuͤhret, Und der mir Freud und Freunde macht!
B 322Oden.
Es iſt ein Gott! er ſah oft meine Zaͤhren, Und hoͤrte Kinder Brod von mir begehren, Wann lange ſchon die Mittags-Sonne ſchien. Sie ſind dahin, die Tage meiner Plagen, Und daß nach Brod nicht meine Sorgen fragen; Dies will mein Gott, dies iſt durch ihn.
Mein ruhig Herz und dieſer ſtille Friede, Der um mich herrſcht, der keinen Tag mich muͤde Von Arbeit, oder von Verdruſſe, ſieht; Das ſanfte Feur, das durch die Adern dringet, Und dis Gefuͤhl, das in mir denkt, und ſinget, Das dank ich dem, der mich durch Guͤte zieht.
Ich heiſche nicht aus ſeinen vollen Haͤnden Ein groͤſſer Gluͤck. Nicht Reichthum ſoll er ſenden, Nicht eiteln Ruhm und was ins Auge faͤllt. Mein Mittelſtand, der Rock, der reinlich kleidet, Ein gnugſam Brod, genoſſen unbeneidet, Dies ſey mein Theil und bleib es in der Welt.
23Erſtes Buch.

An Gott.

Erheb auf mich dein Angeſicht, Und laß mich deine Guͤte ſchmecken Gott, der mich ſchuf! Es mag auch Dunkel oder Licht, Vor meinem Auge dich verdecken;
O Herr! es mag ein Feuer-Meer In tauſend Stroͤmen dich umgeben; Verkleide dich im Sturm, und laſſe rings umher Die Welt vor deinem Wetter beben;
Laß deinen Blick, voll Gottes Macht, Den Berg, die Felſen niederblitzen; Verhuͤlle deine Stirn mit Zorn und laſſe Nacht, Wo ſonſt der Tag regierte, ſitzen;
B 424Oden.
Doch betet meine Liebe dich Gott Schoͤpfer! an, tief unter Waffen, Die dich umrauſchen Herr! zum Leben haſt du mich Und nicht zum Untergang erſchaffen!
25Erſtes Buch.

Morgen-Geſang an ihre Seele.

Der junge Tag, zuruͤckgekommen Mit neugeſchaffnem Angeſicht, Hat halb die Freundlichkeit des Gottes angenommen, Der ihn bekleidet mit Licht!
Du, Seele! biſt nicht fortgeriſſen Aus mir, durch irgend eine Macht; O dem, auf deſſen Wort die Himmel horchen muͤſſen, Sey neues Opfer gebracht!
Er durfte ſprechen, durfte winken, So ſchlug der Todes-Engel mich, So mußt ich ploͤzlich hin in ewgen Schlaf verſinken Und Luft bekleidete dich!
B 526Oden.
Er hieß mich leben, hieß dich bleiben, Dich, die vom Himmel niederfuhr; Sey Funken oder Hauch, ich kann dich nicht beſchreiben, Empfinden kann ich dich nur!
Du denkſt in mir, du kannſt dich ſchwingen Dem unſichtbaren Winde gleich, In einem Augenblick dahin, wo Engel ſingen, Und ſingſt mit ihnen zugleich!
Du uͤberſteigeſt Mond und Sterne Fliehſt ſchnell zuruͤck, du ſchweifſt umher Wie Gottes Blitz, und ſchwebſt in ungemeßner Ferne Hoch uͤber Huͤgel und Meer!
Du drengeſt dich durch dicke Mauren, Du achteſt feſte Schloͤſſer nichts; Ich fuͤhl es, daß du ſtrebſt der Gottheit gleich zu dauren, Zu trinken Stroͤme des Lichts.
27Erſtes Buch.
Dein nahmenloſer Geiz begehret Mehr, als die Welt zu geben weiß; Von Wolluſt oder Gold und Ehre nicht genaͤhret, Bleibt ſtets dein Hunger noch heiß,
Bis du zum Seraph wirſt erhoben. O fuͤhle deine Wuͤrde ganz, Unſterbliche! dir gab der, den die Sterne loben Ein Theil vom himmliſchen Glanz.
28Oden.

An Gott.

Gott! du biſt Schoͤpfer! groß ſind deine Werke! Du haſt des Berges Grund gelegt, Der hoch herauf mit Rieſen Staͤrke Sein Haupt erhub, und Wolken traͤgt.
Du ſchufſt die Erde, voll von deinen Guͤtern, Dein Arm umuferte das Meer. Da ſcherzt bey nahen Ungewittern Der Wallfiſch auf der Fluth daher.
Hoch uͤber meinem Haupte leuchten praͤchtig Die Sonnen, hingeſtellt durch dich; Und dein Geſchoͤpf, der Loͤwe maͤchtig Tritt er, und fodert Raub fuͤr ſich.
29Erſtes Buch.
Er herrſchet uͤber alle Thier-Geſchlechte, Und wenn er bruͤllet, zittern ſie; Er macht Gebrauch von ſeinem Rechte, Wuͤrgt um ſich her, und kennt dich nie.
Der Elephant traͤgt einen Thurm in Schlachten, Iſt Weiſer in der Thiere Reich, Hoͤrt Unterricht, kann tief betrachten Und traurig ſeyn, dem Menſchen gleich.
Der Bieber baut, von hingetragnem Holze, Sein kuͤnſtlich Haus im Waſſer ſich; Doch nicht das ſtarke, nicht das ſtolze Und kluͤgſte Thier erkennet dich!
Auf ſteilen Felſen, wie im niedern Thale Weiß, Herr! von dir der Adler nichts; Er fliegt zur Sonne, trozt dem Strahle, Und ſieht dich nicht, du Quell des Lichts!
30Oden.
Der Leviathan, welchen du geſchaffen Daß er, wie Krieger fuͤrchterlich Gepanzert, trozt auf ſeine Waffen, Bewegt das Meer, und traͤnket ſich
Mit einer Fluth in ſeinen Schlund gezogen. Er herrſcht im Waſſer, ein Tyrann! Du zogſt ihn, gegen Pfeil und Bogen, Mit mehr als erznen Schuppen an.
Er kennt dich nicht; auch ſehen jene Sonnen Nicht ihrer Strahlen Urſprung ein. Ich Menſch, den du haſt liebgewonnen, Ich fuͤhl und kenne dich allein!
Den Engeln nach, weit uͤber Thier und Sterne Erhoben haſt du mich gemacht, Und, daß ich dich erkennen lerne, Geiſt und Vernunft in mich gebracht!
31Erſtes Buch.
Mit Schwingen, die du meinem Geiſt gegeben, Kann mein Gedanke, auſſer mir Sich uͤber alle Welten heben, Allmaͤchtiger! hinauf zu dir.
Dir, Schoͤpfer! dank ich meiner Seele Kraͤfte: Gott! dich erkenn ich auf der Flur Im tauſendfaͤltigen Geſchaͤfte Der nimmermuͤßigen Natur!
Du ſagſt dem Fruͤhling, wann er wieder kommen, Der Erndte, wann ſie garbenvoll, Dem Ungerechten wie dem Frommen, Die leere Tenne fuͤllen ſoll.
Nach deinem Willen bluͤhen Baum und Rebe, Dem Weinſtock ſezeſt du die Zeit; Daß er uns ſuͤſſe Trauben gebe, Zum Moſt, der unſer Herz erfreut!
32Oden.
In ihre Angeln hiengeſt du die Erde! Sie dreht ſich wenn wir auf ihr gehn. Du treibſt die Wolken, gleich der Heerde, Die ihren Hirten muß verſtehn.
Dein Ruf gebeut, ſo kommen Froſt und Hitze, Und aus der Wolke flockigt Eiß! Sturm, Hagel, Regen, rothe Blitze; Und Donner hoͤren dein Geheiß.
Dich fuͤhl ich, wenn im Fruͤhling laue Weſte Sanft athmen, deiner Guͤte gleich; Und wann im Herbſt des Baumes Aeſte Sich niederbeugen, ſeegensreich.
Dich denk ich, wenn mich vor des Winters Grimme Das Feuer freundſchaftlich beſchuͤzt, Und wenn, mit woͤrterloſer Stimme Der Vogel dir lobſingen ſizt.
33Erſtes Buch.

Der Fruͤhling an die Frau von Wrech.

Freundin deſſen, der die Welt regieret, Der an diamantnen Ketten fuͤhret Jene Sonnen uͤber unſerm Haupt! Sieh! an ſeiner Ordnung goldnen Seilen Muß der Fruͤhling neu herunter eilen Mit dem Schmuck, den ihm der Herbſt geraubt.
Siehe! wie befluͤgelt er gekommen Und die Trauer der Natur benommen. Wie er ſie ſchon jugendlich geſchmuͤckt, Maͤdchen, die den Lenz im Antlitz haben, Maͤnner, Juͤnglinge und kleine Knaben Und der Greiß, der ſich am Stabe buͤckt;
C34Oden.
Alles geht, gereizt von den Geruͤchen Junger Veilchen, die ſo niedrig kriechen Und doch edler, als die Tulpen ſind! Und der Hyacinthen ofne Glocken Duften Balſam, den um ſeine Locken Dir entgegen traͤgt der Fruͤhlingswind.
Blat und Frucht, die in der Knoſpe lagen, Dringen ſich des Schoͤpfers Lob zu ſagen, Aus der Huͤlle nun mit Macht hervor. Wenn die ſtummen Redner praͤchtig bluͤhen, Steigt, in regelloſen Symphonien, Aus den Zweigen ein Geſang empor!
Ohne Muſe, ohne Kunſt und Schriften Singt die Lerche, ſchwebend in den Luͤften, Unaufhoͤrlich ihr pindariſch Lied! Unter ihr, in fruͤher Tagesſtunde, Singt mit baͤuriſch vollgenommnem Munde Auch die Einfalt, welche Furchen zieht!
35Erſtes Buch.
Laͤmmer, die noch an den Muͤttern ſaugen, Bloͤken dem zum Lobe, deſſen Augen Das Inſekt im Staube kriechen ſehn. Ihn muß ſo der Wurm im Graſe preiſen, Als das Herz mit ihm bekannter Weiſen, Als die Raͤder, die den Weltbau drehn.
O du Tochter ſeiner Lieb und Guͤte, Der in jedem Lenz die junge Bluͤthe, Und die gruͤne Saat ſein Lob beſchreibt. Hoͤher, als der Dichtgeiſt in dem Fluge Preiſeſt du mit jedem Athemzuge Einen Gott, der deine Freude bleibt!
Alles ſingt ihm. Seine Nachtigallen Oft behorchend, will ich Lieder lallen Voll vom Lobe deſſen, der mich ſchuf; Bienen, die auf Lindenwipfeln ſummen, Und des Fleiſſes Lehrer, jene Stummen Im Erdhaufen, werden mir ein Ruf!
36Oden.

An Herrn von Humbracht nach einem Ungewitter

O Freund drey Ungewitter hiengen Herunter drohend uͤber mir; Doch konnt ich unerſchuͤttert ſingen: Gott, du biſt groß! dich loben wir!
Er fuhr auf Wolken. Schrecklich rollten Die Raͤder ſeines Wagens fort Und Donner, die uns toͤdten ſollten, Erwarteten ſein leztes Wort.
Gluth flog von ſeinem Angeſichte Rund um ihn her, als ſaͤße ſchon, Zum feyerlichen Weltgerichte, Der Richter, auf dem Wolken-Thron.
37Erſtes Buch.
Die Frommen beteten entgegen; Furcht nahm das Herz des Suͤnders ein. So zittern Sclaven vor den Schlaͤgen Des Herren, den ſie ſonſt nicht ſcheun.
So ſtuͤrzet, bey empoͤrter Welle Der rohe Schiffmann auf das Knie; Und ſo faͤllt, an des Grabes Schwelle Der Frey-Geiſt in Melancholie.
Der juͤngſten Gattin, weiches Herze, So ſanft wie Blumen auf der Flur, Erſtaunte vor der Wolken Schwaͤrze Und fuͤhlte Schrecken der Natur.
In ihres Freundes Arm geſchloſſen, Verſeufzte ſie die Furcht, und lag An ſeiner Bruſt, als Strahlen ſchoſſen, Und Nacht verwandelten in Tag;
C 338Oden.
Als wieder uns mit Kriegs-Geruͤſte Die Ober-Welt bewafnet ſchien, Und Bahylons, und Tyrus Luͤſte, Aus Magdeburg, gen Himmel ſchrien.
Doch ſtaͤrker, als des Frevlers Suͤnde, War des Gerechten Bittgeſchrey. Gott ſprach! da fuͤhrten Wirbelwinde Den Donnerwagen ſchnell vorbey.
Er fuhr herauf, und ihm entgegen Lobjubelte der weite Raum; Und auf uns traͤufelte nur Seegen Herab von ſeines Kleides Saum.
39Erſtes Buch.

An den May

Freuden-Schoͤpfer! Monat, der dem Jahre Zierath gab, und dieſe jungen Haare Auf der Baͤume kahlgeſtandnes Haupt; Eile langſam mit geſenkten Schwingen! Bleib noch! laß mich deine Reitze ſingen, Eh ein kriechend Gift den Baum entlaubt.
Deiner Ankunft freuten ſich die Hirten Und becraͤnzt mit friſchgebrochnen Myrten Stampften ſie das jugendliche Graß; Da indeſſen Damon ohne Zeugen Unter krumgewachsnen dichten Zweigen, Schlau verborgen, bey der Phillis ſaß!
C 440Oden.
Du erſcheinſt mit ganzen Myriaden Bunter Blumen um und um beladen, Die du auf der Erde Schooß geſtreut; Deine weiſſe Silbergloͤckchen duͤften Ihren Balſam aus, und in den Luͤften Singen Lerchen deine Lieblichkeit.
Von der Liebe treulich unterrichtet Singt ein Vogel, der wie Sapho dichtet, Ganze Naͤchte in der Ode Thon. Nachtigallen ſingen ihre Klagen, Und der Sperling in den alten Tagen, Huͤpft und buhlt noch, wie Anacreon.
Du erweckſt mit deinem ſanften Hauche Alle Creaturen zum Gebrauche Ihres Lebens, das ſo bald verflieht; Bienen ſummen, und die kalten Froͤſche Sagen, durch ihr quackendes Gewaͤſche, Daß die Freude ſie ans Ufer zieht.
41Erſtes Buch.
Gruͤner machſt du Blaͤtter an den Zweigen Die ſich um den Schlaf des Juͤnglings beugen, Der im Marsfeld wie ein Loͤwe ſtritt; Alle Jahre kommeſt du mit neuen Blumen, auf des Helden Grab zu ſtreuen, Deſſen Faden fruͤh die Parce ſchnitt.
Holder May, bey jenem Siz der Muſen, Wo die Oder ihren ofnen Buſen Mit erſchlagner Ruſſen Blut geſchwaͤrzt, Liegt ein Dichter, der dich einſt geſungen; Hundert Seelen hat ſein Tod durchdrungen, O, er ſtarb voll Wunden, und beherzt!
Von dem groͤßten Kuͤnſtler der aus Steinen Bilder machet, die, wie Menſchen weinen, Werdeſt du gehauen auf ſein Grab. In Geſtalt des Maͤdchens, die ihn dachte,
(*)
(*) Mit dem Schooß voll Blumen, die ſie brachte, Zeichne dich des Kuͤnſtlers Meiſſel ab!
C 542Oden.
Wenn alsdann in ſpaͤtgekommnen Tagen, Wandrer nach des Grabes Nahmen fragen, Nenn ein Marmor-Schild den ſanften Kleiſt, Der nur Zorn empfunden gegen Feinde; Eine Tafel nenne ſeine Freunde, Und berichte, wie das Maͤdchen heißt,
Die, gereizet von des Helden Ruhme, Seinem Staube, dieſem Heiligthume, Tauſend Fruͤhlings-Kinder opferte! Schoͤner Monat, komme oftmahls wieder! Streu aus deinem Schoſſe Blumen nieder Vor dem Maͤdchen, daß es ſanfter geh!
(*)Die Dichterin meinet die Jungfer Gauſe, deren Ge - burtstag am 27ten May gefeyert wurde, von welcher man er - zaͤhlte, daß ſie zu Franckfurth geweſen, und daſelbſt das Grab des Herrn von Kleiſt mit Blumen beſtreuet habe.
(*)
[figure]
43Erſtes Buch.

An einen Freund der melancholiſch den Tod einer Freundin beweinte.

Der du mit finſtern Blicken ganz veraͤchtlich Gluͤck, Ruhm und Freuden uͤberſiehſt, Nicht mehr Lorenzo biſt, und einſam mitternaͤchtlich Ein andrer Young, den Schlummer fliehſt,
Und jammernd ſitzeſt, hier, wo die Gebeine Der Freundin ruhn, mit Sand beſtreut; Die Freundſchaft fuͤhrt mich nach, auf daß ich mit dir weine, Geruͤhrt durch deine Traurigkeit!
Auf meine Leyer will ich ernſte Saiten Mit fromm gewordnen Haͤnden ziehn, Will ſingen, wie der Geiſt ſich feyerlich bereiten Soll, in die obre Welt zu ziehn!
44Oden.
Den Tod und ſeinen vollgefuͤllten Koͤcher, Aus dem er Pfeil an Pfeile nimt; Den Regenbogen-Thron, beſeſſen von dem Raͤcher Der Frevler fuͤr die Glut beſtimmt;
Die Donner des Gerichtes, wie ſie rollen Von Pol zu Pol, und, wie alsdann Gebuͤrge vor dem Zorn den Suͤnder decken ſollen, Der nicht den Blick ertragen kan,
Mit dem der Richter von des Himmels Hoͤhe Ihn zuͤrnet in den Pfuhl hinab! Er ſtuͤrzt; o, wenn doch nur den Hoͤllenſturz nicht ſaͤhe, Der Engel, den der Herr ihm gab!
Freund, alſo will ich ſingen, daß dich Schauer Ergreifen ſollen, wenn du hoͤrſt, Bis daß du deine hochgeliebte ſuͤſſe Trauer Die Wolluſt deines Herzens mehrſt.
45Erſtes Buch.
Das Rauſchen meines Liedes ſoll dich faſſen Und mit dir uͤber Wolkengang Zu deiner Freundin fliehn, und ploͤzlich dich verlaſſen, Bey ihrem himmliſchen Geſang!
46Oden.

Von dem Vertrauen auf Gott an den Herrn Profeſſor Sulzer

Gott iſt noch Gott, in Schauervoller Stille Nenn ich o Freund, ihn wunderbahr, Krieg druͤckt das Land, er giebt uns Brod die Fuͤlle Und ſeine Guͤte croͤnt das Jahr.
Der Feind verſchlang mit nie erfuͤlltem Schlunde Drey Erndten, floh vor Friedrichs Zorn, Trug unſern lezten Biſſen noch im Munde, Doch haben wir noch Oel und Korn!
Er riß des Landmanns lezte Leinwandshuͤlle Ihm grimmig von der Schulter ab; Doch war ein Gott, der aus des Seegens-Fuͤlle, Den Armen Brod und Kleider gab.
47Erſtes Buch.
Viel tauſende ſind durch des Schwerdtes Schaͤrfe Gemaͤhet, ſo wie Graß im Thal! Oft that der Herr, als ob er uns verwerfe, Und dem Verderber Herz befahl!
Doch leben wir, doch ziehen unſre Heere Mit Kraft bewafnet aus zum Streit! Ein Knabe lacht des Rieſen Schild und Speere Und ſchlaͤgt ihn, wenn es Gott gebeut!
Gott hilft uns die wir ſeiner Huͤlfe warten, Und ſeine Huͤlfe iſt uns nah; Wir ſehn nach ihr hinauf, Freund! wie dein Garten Empor nach Regenwolken ſah.
Als ihm in dreymahl ſieben langen Tagen Die Sonne jeden Saft benahm, Da bracht ein Sturm den vollen Schlauch getragen, Der Feld und Garten traͤnken kam.
48Oden.
Die Blitze creuzten ohne Donnerſchlaͤge, Gott ſprach, und das Gewitter wich. Er ſpricht ſo zu des Meeres Toben: lege Hier, ſtolze Welle, lege dich!
So ſpricht er zu des Krieges Wetterwolke Und ſie gehorcht ihm, wie das Meer! Dann ſing ich ihm. So ſang vor ihrem Volke Einſt Mirjam Gottes Thaten her!
49Erſtes Buch.

An Thyrſis. Als man die erſte Nachricht erhielt, daß der rußiſche Kaͤyſer Peter der dritte des Koͤnigs Freund ſey, und daruͤber ein Feſt ange - ſtellet war.

Den Oberſchaͤfer Friederich Mein Thyrſis, hoffen wir! Zu ſeinen Fuͤſſen kruͤmmet ſich Nun bald das boͤſe Thier,
Das oft in unſre Heerden faͤllt, Die beſten Laͤmmer wuͤrgt, Sich auf die hoͤchſten Berge ſtellt, Und ſeinen Raub verbirgt.
D50Oden.
In tiefer Hoͤhle ſchlau verſteckt, Lauſcht es, und duͤrſtet Blut, Und ſpringt, wann es ein Schaf entdeckt, Hervor mit Tyger-Wuth.
Die groſſen Hunde werden ſcheu, Das Thier haſcht ſie mit Liſt; Bald aber ſteurt die Raͤuberey Pan, der mit Friedrich iſt!
Schon ſeinem Herzen zugelenkt Ward ihm ein fremder Hirt, Der zornig an das Thier gedenkt, Und treu ihm helfen wird.
Wir hoͤrten dies, und angefuͤllt Von Freuden, wie entzuͤckt, Ward hergetanzt, um Friedrichs Bild, Mit Lorber rund umſchmuͤckt.
51Erſtes Buch.
Hoch aufgehuͤpft mit Herzenstanz Iſt vor uns her Welin! Er flochte ſelbſt den groſſen Cranz Von Zweigen friſch und gruͤn!
Und hergetragen bracht er froh Das theure Bild, und ſprach: Zuruͤcke kommt der Schaͤfer ſo Mit Lorber, den er brach!
Wir fuͤhlten in der Seele tief, Wir jauchzten laut, wie er! Und Faunen, die der Jubel rief, Die huͤpften um uns her!
Auf tauſend Saiten ſpielte ſich Mein Herz; ich huͤpfte mit, Warf Freudenvolle Blick auf dich, Und dachte nicht den Trit.
D 252Oden.
Und wenn des Oberhirten Hand Das Ungeheur erlegt, Wenn er wie Hercul zum Gewand Die Haut des Thieres traͤgt;
Dann komme Thyrſis hin mit mir Zu danken hoch dem Pan! Nachſingen will ich Lieder dir, Auf gruͤner Siegesbahn!
Im breiten Schatten an der Spree Verſammlen Hirten ſich, Behorchet werden aus der Hoͤh Von Goͤttern du und ich!
53Erſtes Buch.

An W. *** Als er den Tod Peter des dritten beklagte.

Gleich einem Fruͤhlings Morgenroth, O Freund, gieng er uns auf! Abſcheulicher, grauſamer Tod! O welch ein Lebenslauf!
Er zog aus wilden Wuͤſteneyn Ungluͤckliche; ſo zieht Aus kalter Erde Sonnenſchein, Die Blume, welche bluͤht.
Aus ſeiner groſſen Seele flog Ein holder Freundſchaftsblick, In unſre Laͤnder, ploͤzlich zog Schwarz Sturmgewoͤlk zuruͤck!
D 354Oden.
In unſern Seelen ward es Licht, Wir ſahen froh empor! Und ſtellten Gottes Angeſicht, Uns wieder gnaͤdig vor!
Bewundrung und Empfindung ganz Fuͤr Friedrich unſern Held, Trug Peter einen Sieges-Cranz Schon, ohne Zug ins Feld!
Ach tauſend Donner auf einmahl Erſchrecken uns. O Weh! So trift ein Ungewitter Strahl, Den Leuchte-Thurm der See!
An Gottes, und an Friedrichs Freund Hat ſich der Tod gewagt? Die Muſe ſinget nicht, ſie weint Sie jammert und wehklagt!
55Erſtes Buch.

Auf eine Glocke die in Magdeburg umgegoſſen ward.

Ich unbegeiſtertes Metall Rief, ganze ſechs und neunzig Jahre, Mit in der Luft vertheiltem Schall, Zum Gottesdienſt, und zu der Bahre.
Gebrauch verminderte den Klang. Ich hohles Erz ward umgegoſſen, Zur Zeit, da ſchon fuͤnf Jahre lang Der Krieg das ganze Land umſchloſſen.
Drey Monarchien ſandten aus Mit jedem Fruͤling groſſe Heere, Den Koͤnig, und ſein hohes Haus Zu ſtuͤrzen, wenn kein Gott nicht waͤre.
D 456Oden.
Es iſt ein Gott! Er deckt das Haupt Des Koͤnigs, wenn ihn ganz umringen Die Feinde, welchen nicht erlaubt Ward, uͤber dieſen Wall zu ſpringen.
Koͤnnt ich mit Engels Zungen doch Dir, Magdeburg! die Worte ſagen: Gott lebt! Er thut die Wunder noch, Die er gethan in Davids Tagen!
Ihr, die ihr in der goldnen Zeit Zu mir herauf ſteigt, dies zu leſen, Erkennt den Herrn der Herrlichkeit, Der Friedrichs groſſer Schuz geweſen.
Und ihr, die ihr mich rufen hoͤrt Zum Gott des Himmels und der Erde, Bringt ihm das Herz, daß es gelehrt, Und heilig umgeſchmolzen werde.
57Erſtes Buch.

Klagen einer Witwe.

Mir zur Laſt fuͤhl ich mein Leben, Einſam finden meine Tage mich, Die mit Wolken ſind umgeben; Keiner huͤllt aus ſeinem Nebel ſich. Alles mein Vergnuͤgen Muß im Staube liegen! Ach wie ganz hat mich der Tod beraubt! Wie der kalte Herbſt den Garten, Den er ganz entlaubt.
D 558Oden.
Todtenblaͤſſe uͤberziehet Mein von Thraͤnen naſſes Angeſicht, Wenn mein Herz, das mir entfliehet, Mit Bewohnern kalter Graͤber ſpricht. Auf dem Leichenſteine, Sitz ich dann und weine Meinen Jammer in den duͤrren Sand, Der das beſte Herz bedecket, Das fuͤr mich empfand!
Dunkler ſind mir meine Naͤchte Als Egyptens dicke Mitternacht. Wenn der Tag den Coͤrper ſchwaͤchte, Wird die Nacht mit truͤbem Gram durchwacht! Vor mir hin verbreiten Sich verfloßne Zeiten! Als mein Freund mir an der Seite lag, Ach da fand im Arm der Freude Mich der junge Tag!
59Erſtes Buch.
Unter dem Tumult der Sorgen Werd ich jezt die Sonne nicht gewahr! Mir erſcheint kein heitrer Morgen Und fuͤr mich becraͤnzt ſich nicht das Jahr! Blumen, Lenz und Lieder Sind mir nur zuwieder, Und das gruͤne Thal ergoͤzt mich nie, Selbſt die Nachtigallen ſingen Mir Melancholie!
Rauſcht ihr ſilberklaren Baͤche! Rauſche ſtaͤrker, du zu ſtille Spree! Wiederhohle was ich ſpreche, Wenn ich um dein Ufer wankend geh. Ihr verſchwiegnen Linden, Mein betruͤbt Empfinden Grab ich tief in eure Staͤmme ein, Und ihr ſollt von meinem Jammer, Das Geſchichtbuch ſeyn.
60Oden.
Du, o Mond mit voller Wange, Sey ein Zeuge, wie betruͤbt ich bin! Und wenn ich noch Troſt verlange Blickt auf mich, ihr Sterne! Mitleid hin. Seht die Thraͤnen rollen Die euch ſagen ſollen, Daß mein Schickſal hart mit mir verfuhr. Ach, ich bin noch Freuden-loſer, Als die oͤde Flur!
O, ihr Buͤrger jener Welten Die ihr uͤber meinem Haupte wohnt! Hoͤrt, wie ich den Tod muß ſchelten Daß er unbarmherzig mich verſchont. Aber nein, vernehmet! Wie mein Herz ſich ſchaͤmet, Daß es ungeduldig ſich empoͤrt, Und den Willen eures Schoͤpfers Murrend hat entehrt!
61Erſtes Buch.
Nie will ich dem Leben fluchen Selbſt mein Kummer ſoll mir heilig ſeyn. Oft will ich den Staub beſuchen, Und ihm eine ſtille Thraͤne weyhn. Der entflogne Schatten Meines theuren Gatten, Laͤchelt dann mit euch auf mich herab, Und behorcht die frommen Seufzer Hingeſtoͤhnt aufs Grab!
62Oden.

An die goldene Feder von Palemon geſchenkt.

Du, mir aus Haͤnden der Freundſchaft In dieſe ſchreibende Hand Zu langer Dauer gegeben, Schreib kein unheiliges Lied!
Dich ſchuf aus glaͤnzendem Erze Der Schmuck arbeitende Schmid! Zevs gab nicht unter dem Himmel Aus einem Vogel dich mir!
Der Strauß, die balzenden Hahnen Am hohen Brocken im Lenz, Der Pfau mit praͤchtigem Rade, Die alle trugen dich nicht.
63Erſtes Buch.
In reichgeſeegneter Ader Trug dich, vor deiner Geburt, Ein Berg, den Hakken durchwuͤhlen Gedingt von menſchlichem Geiz!
Dich bracht auf ſtuͤrmiſcher Welle Vielleicht ein ſchwimmendes Haus Von der barbariſchen Kuͤſte, Wo Cannibalen ein Lied,
Dem Tod im Feuer zu trotzen, An einem hoͤlzernen Spieß Noch ſingen: daß ſie gebraten Des Feindes Bruͤder auch einſt!
O du mir koͤſtliche Feder! Dich las ein Maͤdchen vielleicht Aus einem Bache voll Goldſand, Und ſagte ſeufzend dabey:
Wo bleibt der liebende Juͤngling? O, mir veraͤchtlicher Staub! Sein Herz im laͤchelnden Aug Glaͤnzt mehr, iſt theurer als du!
64Oden.
So ſprach das Maͤdchen vielleicht Zu dir noch rohem Metall! Izt aber biſt du gebildet Fuͤr mich zu hohem Gebrauch!
O nur den Goͤttern und Helden Zu ſchreiben diene du mir, Und goͤttlich denkenden Freunden An Tagen ihrer Geburt!
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[65]

Oden. Zweytes Buch.

E[66][67]
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Geſang am Geburthstage der Koͤnigin

Von uns herab gewuͤnſchet, kommt mit Glanze Bekleidet, feſtlich dieſer Tag daher: Im ſpaͤten Herbſt mit friſchem Blumen-Cranze Noch ausgeſchmuͤckt iſt er.
E 268Oden.
Ihm jubelt alles Volk im frohen Geiſte Vereiniget aus einem Munde zu: Sie lebt, wir waͤren ohne Sie Verwayste. Wir ſehn noch ohne Ruh
Den Koͤnig in dem Kriegesfelde liegen, Ihn bald zuruͤcke rufen Sie und wir; Er aber bleibt nach Schlachten und nach Siegen Noch immer fern von Ihr.
Noch ferne von dem Bruder, von der Schweſter, Und weit von Preuſſens drittem Friederich. So hebt aus dem Erhabenſten der Neſter Ein Adler zornig ſich,
Und kaͤmpfet maͤchtig in der Luft mit dreyen, Die neidiſch wieder ihn verſchworen ſind, Und kommt nicht wieder, wenn die Jungen ſchreyen, Bis er den Streit gewinnt.
69Zweytes Buch.
Dem Held glich Hercul nicht, nicht Alexander. Bald mit den Koͤpfen unter ſich gekehrt, Stuͤrzt Er verbundne Adler aus einander, Zerhauen durch ſein Schwerdt.
Sties nicht ſein Arm einſt mitten in dem Lande An des zwokoͤpfigt ſtarken Adlers Klau? Er hieb ſie ab. Der Adler flog mit Schande Und blutig zu der Frau,
Die, mit drey Cronen praͤchtig ausgezieret, Herſcht, ihres groſſen Geiſtes voll, Und von des Krieges Jammer noch geruͤhret Im Herzen werden ſoll.
Dir aber donnern in die Seele Schlachten; Zum Weinen ward dein Auge noch bewegt, Wenn groſſe Siege deinem Helden brachten Den Lorbeer, den Er traͤgt.
E 370Oden.
Ihn bringet, unter viel erſtritnen Craͤnzen, Der goldne Siegeswagen bald zuruͤck; Und mehr als Sonnenblicke wird dir glaͤnzen Sein lang entbehrter Blick.
71Zweytes Buch.

An die Koͤnigin. Ueber eine Luſtfahrt auf der Elbe mit den Prinzeßinnen von Braunſchweig.

Wenn es den Erdengoͤttern einſt gefaͤllt Von ihrem Thronenſiz herabzuſteigen, Und ohne Purpur ſich des Volkes Blik zu zeigen, Dann werden ſie die Luſt der Welt!
So ſpielt in goldnen Zeiten Friederich Zu Sanſoucis von allem Volk gehoͤret, Sein goͤttlich Floͤtenſpiel, das ihn Apoll gelehret: Und alle Welt ergoͤtzet ſich!
So ſaſſeſt du erhabne Koͤnigin Auf ausgehoͤltem Holtze ganze Stunden, Und fuhreſt ohne Stolz, den nie dein Herz empfunden Vor deines Volkes Blick dahin!
E 472Oden.
Die leichten Wimpel wehten uͤber dir, Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet Vom Felde, wo ſein Arm den Feind bezwang; ſo zwinget Der ſtarke Loͤw, ein Panterthier!
Der Dichtkunſt Schweſter, die Muſic, erſcholl In ſanftgedaͤmpftem feinem ſuͤſſem Thone; Und du vergaſſeſt ganz den Glanz der Koͤnigs Crone Und wareſt ſanfter Freuden voll!
Der Sonnen Antlitz, unverſchleyert ſchoͤn, Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten Und ſtrahlenreichen Blicken, ſtreute Diamanten Und ließ die Fahrt durch Silber gehn.
Die Elbe fuͤhlte Vorzug, nennte klein Des deutſchen Reiches ſtolzere Gewaͤſſer; Beſchift, Holdſeeligſte, von Dir, duͤnkt ſie ſich beſſer Und edler, als der breite Rhein.
73Zweytes Buch.
Unſichtbar hieng ein ganzes Nimphen Chor Rund um das Schiff, und wollte ſich erfriſchen An Luft, die dich gekuͤhlt: und ſelbſt den kalten Fiſchen Hub Ehrfurcht ihren Kopf empor!
An deiner linken Seite ſaſſen zwo Gleich holde Weſen; Aehnlichkeit der Zuͤge Verrieth ſie mir; Ihr Herz war uͤber neue Siege Des Helden, deines Bruders froh.
Er ſchleudert Schrecken, Niederſturz und Flucht, In Franckreichs Heere; laͤſſet Blitze ſchieſſen, Bis Ludewig, dem er die Lilien zerriſſen, Demuͤthig wird, und Frieden ſucht.
Er kommt der Friede von des Himmels Hoͤh. Dich, Fuͤrſtin, wird an ſtillen Sommertagen Vor Friedrichs Angeſicht ein goldnes Fahrzeug tragen Auf wieder ſtolz gewordner Spree.
74Oden.

Auf den Tod des Prinzen Heinrich von Braunſchweig zu Berlin den 12ten des Herbſtmonats 1761.

Wo iſt Er, daß ich Ihn mit Thraͤnen ſalbe, Mein Sohn? Wo iſt Er? bringt Ihn mir! So klagt die Fuͤrſtin! alſo aͤchzt das halbe Zerrißne Herz in Ihr!
Ach! in der Schlacht, voll von des Helden Ruhme Dacht Er Gefahr und Jugend nicht; Er ſank! So ſinkt am Abend eine Blume, Die ſonſt ihr Angeſicht
Vom Stengel nach der Sonnen Antlitz wandte, Und nun gebogen niederhaͤngt; Er, deſſen Bruſt zu groſſen Thaten brandte, Dem Bruder nachgedraͤngt,
75Zweytes Buch.
Stritt wie ein Held, der unterm Waffenrocke Schon dreyßigmahl das Feld bezog; Staub trug er auf der jugendlichen Locke, Die um den Nacken flog.
Die Feinde flohn. Er, jung und ſchon ein Sieger, Empfand den Sieg und eilte froh Sie auszuſpaͤhn. Den wundgewordnen Tieger Verfolgt ein Loͤwe ſo!
Mit einer Kugel auf der Flucht verſchoſſen, Traf hinterliſtig ihn der Tod. Du, Stelle! wo ſein Heldenblut gefloſſen, Bleib ewig purpurroth!
Klagt ihn, ihr Huͤgel! und ihr gruͤnen Auen, Ihr Waͤlder, klaget ihn bey Ham! Er fiel; So faͤllt, vom Kuͤnſtler umgehauen, Der jungen Ceder Stamm;
76Oden.
Nach ihrem Umfall ein geſchnizter Goͤtze, Wird Weyrauch vor ihr aufgeſtreut. So ſtirbt ein Held, daß Ihn der Nachruhm ſetze Hin zur Unſterblichkeit
Mit dieſem groſſen Muth, der im Gefechte Ganz ſeinem Geiſte beygewohnt, Sah Er den Tod, der keinerley Geſchlechte Und keine Tugend ſchont!
Den Helden-Lorbeer um ſein Haupt gewunden, Starb er den Tod fuͤrs Vaterland! Welch Dichter Moſchus Leyer hat gefunden, Der nehme ſie zur Hand,
Und ſinge dieſes Helden Tod, und klage Laut in der Landes Toͤchter Thon: Hier fiel im Fruͤling Gott gelebter Tage, Ein kriegriſcher Adon!
77Zweytes Buch.

Ueber den Entſatz von Braunſchweig.

Gebt mir friſche Lorbeern um die Leyer, Denn ich gluͤhe von der Helden Feuer, Braunſchweigs juͤngſter Sieger ſey mein Lied! Friedrich, ſeines Bruders tapfrer Raͤcher, Kam geflogen, ſchlug die Mauerbrecher; Zorn des Loͤwen hat in ihm gegluͤht!
Alſo gluͤhte Cyrus, da er fragte, Was die fremde Raͤuber-Rotte wagte, Die der Meder Heerden rauben kam. Wuͤtend grif er mit der zarten Rechte Seinen Saͤbel, hieb dem Kriegesknechte Klauen ab, womit er Rinder nahm.
78Oden.
Friedrich, der zum erſtenmahl geruͤſtet Geht in Waffen, ſah im Geiſt verwuͤſtet Seines vaͤterlichen Hauſes Stadt. Gleich den Drachen, welche Feuer ſpeien, Lagen Feindes Donner, ſie bedraͤuen Rings um veſte Warten, die ſie hat.
Das Geſchrey der Kinder und der Muͤtter Drang zum Gotte, der das Ungewitter In der hohen Luft ſich theilen heißt. Maͤchtig ſah er aus dem Wolkenbogen; Und mit ſtaͤrkerm Muthe angezogen Ward des jungen Helden kuͤhner Geiſt!
Wie ein Adler, die verſuchten Schwingen, Mit dem groͤſſern Feinde ſtark zu ringen, Schnell und kluͤglich zu gebrauchen ſucht: Alſo muthig foderte die Kraͤfte Friedrich, zu dem tapferſten Geſchaͤfte. Ploͤzlich bracht er in die Feinde Flucht.
79Zweytes Buch.
Bey dem Grabe Heinrichs laut erſchollen Sind die Jubel von den freudenvollen Buͤrgern, auf dem frey gewordnen Wall. Tauſend Stimmen riefen: Friedrich lebe! Und ein zweytes; Friedrich, Friedrich lebe! Sprach des Harzgebuͤrges Wiederhall!
Auf dem Brocken hoͤrten es die Rehe; Hirſche warfen ploͤzlich in die Hoͤhe Ihrer Haͤupter zackigtes Geweyh; Aus den Betten waͤlzten ſich die Thiere, Und im Thale lieſſen zweene Stiere Ihren Kampf, und horchten dem Geſchrey.
Alſo wird der ganze Wald erfuͤllet, Wenn der Loͤwe Siegeslieder bruͤllet, Der den Tyger tapfer uͤberwand. Dieſes Thier, voll Blutdurſt in der Seele, Trat verwegen vor des Loͤwen Hoͤle; Der zerriß ihn, den er ſchlafen fand.
80Oden.

Der Feldzug in Sachſen eroͤfnet vom Prinzen Heinrich des Koͤnigs Bruder.

Schnell, wie ein Sturmwind ſich erhebt, Wie aus den Wolken gehn des Donnerſchlages Bothen, So flog er hin, und ſchlug. Das Erzgebuͤrge bebt, Der Feind ſtuͤrzt uͤber ſeine Todten,
Flieht, wendet nicht die Stirn zuruͤck, Hat auf der Flucht nicht mehr im Herzen Luſt zu ſiegen: Scham hat er auf der Stirn, und Furchtſamkeit im Blick, Als waͤr ein Gott herabgeſtiegen,
81Zweytes Buch.
Und haͤtt aus ſeiner Hand den Strahl Des Zornes unter die gewaltig hingeſchoſſen Die oft ſich zaͤhleten, und, ſtolz auf ihre Zahl, Des kleinen Haufen Tod beſchloſſen.
Spott murmelt nach der Moldau Strom Dem fortgeſchlagnen Feind; Uns komts die Elbe ſagen. Wir ſingen Heinrichs That. So ſang das Volk zu Rom Des ſtolzen Feindes Niederlagen,
Wenn es zuvor die Goͤtter bat, Das Opfer zu verſchmaͤhn von ungerechten Haͤnden Und Jubellieder ſang, wenn fluͤchtig Mithridat Vergaß den Nakken umzuwenden.
F82Oden.

An den Prinzen von Preuſſen am Tage ſeines Religionsbekentniſſes.

Vom Glanze der Religion Umgebner Prinz! dir ſingen Engel Lieder; Du wirfſt dich vor dem hoͤchſten Thron Des Koͤniges der Koͤnige danieder!
Mit Freudigkeit biſt du ein Chriſt Und tiefgebuͤcket huldigſt du dem groſſen Regierer, der allmaͤchtig iſt, Die Koͤnige von ihrem Stuhl zu ſtoſſen!
Der deſſen Reich von dieſer Welt Nicht war, kam aus dem Himmel auf die Erde; Zu Menſchen hat er ſich geſellt Damit der Menſch mit Gott verſoͤhnet werde!
83Zweytes Buch.
Er ſtieg nach ſeiner groſſen That Zu ſeinen Engeln in den Himmel wieder; Er war ein Siegesheld; er trat Zehntauſend Hoͤllen-Ungeheuer nieder!
Er ließ uns ein Gedaͤchtnißmahl, Zum Zeugniß ſeiner Liebe, bis zum Ende Des Zeitenwechſels, und befahl Geheimniſſe in ſeiner Diener Haͤnde.
Prinz! Seiner ſchaͤmeſt du dich nicht. Kein Weiſer gab der Erde beſſer Lehren: Gott lieben iſt die erſte Pflicht, Und bald nach Gott die Koͤnige verehren.
Den Naͤchſten lieben ſo wie ſich Und alle Tugenden der Engel uͤben; Nicht ſeyn, was gegen Friederich Die Feinde ſind, die nicht den Frieden lieben;
F 284Oden.
Dis lehret die Religion Die Jeſum Chriſtum ihren Stifter nennet. Heyl ſey dem Herrſcher auf dem Thron Der ſich mit Herz und Mund dazu bekennet.
Du gehſt o Prinz! dem Volke vor; Ermuntert hebt es ſeine matten Blicke Aus Krieges Angſt, zu dir empor Und wuͤnſcht dir Heyl, ſich ſelber wuͤnſcht es Gluͤcke.
Du wirſt mit rechtem Chriſtenmuth Aus Friedrichs Hand empfangen Kriegeswaffen; Nicht zu vergieſſen Menſchenblut: Nein, deinem Vaterlande Recht zu ſchaffen.
Schon ruͤſteſt du dich zu dem Gang Ins Kriegesfeld, du Schmuck von Fuͤrſtenſoͤhnen! Des Volkes Wunſch und mein Geſang Soll, wenn du gehſt, dir ins Gehoͤr erthoͤnen.
85Zweytes Buch.

Die Fahrt der Koͤniglichen Braut nach Engelland.

Die Sonn am blauen himmliſchen Gewoͤlbe Stand majeſtaͤtiſch, ſah herab Als Englands Koͤnigin auf der beſchiften Elbe Aus ſanftem Auge Gruͤſſe gab.
Mit ihres Fahrzeugs Purpurdecke ſpielten Die Luͤfte; ihrer freuten ſich Durchdrungne Seelen, die den Reiz des Blikkes fuͤhlten, Der einer Goͤttin Blikke glich.
Cleopatra, die auf dem Schiff von Golde Den Marc-Anton erobern fuhr, Saß nicht ſo praͤchtig als die jugendliche holde, Ganz Menſchenliebe, ganz Natur!
F 386Oden.
Das Meer empfing ſie, Ehrfurcht in den Blikken Wieß rund um ſie ein Nimphen Heer! Agaͤnors Tochter fuhr auf Jovis Rinder Ruͤcken Nicht ſo bewundert durch das Meer.
Vor ihrer Flotte ſcherzten die Delphine, Und voll Erſtaunen rief Neptun: Sie hat der Juno Aug und der Minerva Miene Bey welchem Gotte wird ſie ruhn?
Auf Muſcheln blieſen feſtlich die Tritonen, Die Wellen wurden ſelbſt ein Lied; Gluͤckwuͤnſchend an das Volk, bey welchem ſie zu wohnen Kuͤhn uͤber wilde Wellen zieht!
Und Zevs verſchloß den Sturmwind und den Regen; Still, wie ihr Herz, war Luft und See. Nur Wuͤnſche flatterten von London ihr entgegen, Daß ihre Fahrt mit Fluͤgeln geh.
87Zweytes Buch.

An die Frau von Reichmann

O du, der mich mein Herz empfohlen, Soll ich dir ſagen wer ich bin? Ein Weib, die niemahls ſich erſtohlen Durch Schmeicheley, Gunſt und Gewinn.
Wuͤſt ich mir goldner Muͤnzen Haufen, Ein Fuͤrſtenthum und ſeine Pracht Durch eine Luͤge zu erkaufen; Und gaͤbe keiner auf mich acht
Als nur mein Herz mit Richterblicken: So truͤg ich fuͤr dem Herzen ſcheu: Ich lieſſe mich den Mangel druͤcken, Und bliebe ganz der Wahrheit treu.
F 488Oden.
Die Wahrheit ſpricht im Sonnenlichte; Es iſt ein Gott der alles ſieht; Der vor ſein allgemein Gerichte Auch unbekannte Luͤgner zieht.
Und wenn der Gott in ſeinem Grimme Auch nicht der Falſchheit Raͤcher waͤr; So fiele mir doch ſchon die Stimme Der Tugend, in der Seele ſchwer.
Der Wahrheit Stimme will ich brauchen, Und ſolt ich meinen Biſſen Brodt, Mit Salz beſtreut in Eßig tauchen, So bliebe ſie mein groͤßt Geboth.
Sie hieß mir Friedrichs Siege ſingen; Und wollten ſeine Feinde mich Zu andern Thoͤnen grauſam zwingen, Doch ſaͤng ich ſterbend Friederich.
89Zweytes Buch.

An den Reichs-Grafen zu Stolberg-Wernigerode.

O Graf nur klein iſt unſers Lebens Werth So bald in einem unſrer Glieder Der Schmerz, wie ein Tyrann verfaͤhrt, Faͤllt in des Menſchen Bau der ganze Staat danieder;
Die Kranckheit ſaß in meiner Stirne tief Und ganz betaͤubt von ihrem Grimme, Als ob ich Todesſchlummer ſchlief, Hoͤrt ich noch kaum das Herz in eines Freundes Stimme.
O welch ein Tand! wie wenig ſchmeichleriſch Iſt dieſe Welt des Kranken Blicke! Des Kranken, der des Fuͤrſten Tiſch Nicht wuͤnſcht, nicht einen Sitz als Guͤnſtling bey dem Gluͤcke!
90Oden.
Wenn vor dem Herſcher einer halben Welt Leib-Aerzte ſtummen Zweifel ſagen; Dann reitzet, neben ihn geſtellt, Ihn nicht der Glanz vor dem die Voͤlker kniend lagen.
Nicht Geld, nicht Ruhm, verwachter Naͤchte Preiß! Erkaufen uns noch Luſt zu leben: Der Juͤngling zittert wie der Greiß Und kein Erfinder kann ſich Kraft zur Freude geben.
Des Kranken Ohr hoͤrt nicht auf Saͤyten-Klang; Er mag im Lenz auf Roſen liegen: Doch ſingt der Nachtigal Geſang Ihm keinen Schlaf ins Aug, ins Herze kein Vergnuͤgen.
Von ſeinem oͤden Lager heißt er ſich, Der Luͤſte lockend Heer entfernen; Und Troz, der keinem Menſchen wich, Muß ſich vor kleinem Schmerz gehorſam beugen lernen.
91Zweytes Buch.
Ich nicht unbiegſam, nie zum Stolz gewoͤhnt, Empfinde mehr der Krankheit Laſten, Als jene Noth da ungeſtoͤhnt, Mein Koͤrper Tage lang muͤhſelig muſte faſten.
Graf, als ich fern von eines Reichen Saal Holz trug zu kleingebautem Heerde; Da war mein ſelbſt bereitet Mahl Mir koͤſtlicher, als jetzt wenn ich geladen werde.
Bey ſchwarzem Brod und Waſſer aus dem Quell Saß friſches Roth auf meiner Wange; Der Morgen fand mein Auge hell, Und munter meinen Geiſt zu froͤlichem Geſange.
Nicht groͤßres Gluͤck, nicht fern gehohlter Wein Macht ſeeliger die Erden-Gaͤſte Bleibt maͤßige Geſundheit mein: So feyret mein Geſang der Freundſchaft Freudenfeſte.
92Oden.

An ihren verſtorbenen Oheim den Unterweiſer ihrer Kindheit

Kommt heraufgeſtiegen aus dem Sande Ihr Gebeine, die ihr in dem Lande Meiner Jugend, eure Ruhe habt! Theurer Greiß, belebe deine Glieder Und ihr Lippen redet einmahl wieder, Die ihr mir der Lehren Honig gabt!
Oder du, auf des Olympus Hoͤhe Weiſſer Schatten, ſiehe! wo ich gehe; Hinter Rindern auf der Weide nicht. Blick auf dieſe feinern Menſchen
(*)Sie meint die Geſellſchaft in der ſie war, als ſie dis Gedicht ſchrieb.
(*) nieder, Alle reden deiner Nichte Lieder; Hoͤr auf ihr Geſpraͤch, dein Lobgedicht!
93Zweytes Buch.
Ewig gruͤnen muß die breite Linde Wo ich, gleich des beſten Vaters Kinde Zaͤrtlich dir an deinem Halſe hieng, Wenn dich, muͤde von des Tages Laͤnge, Wie den Schnitter von der Arbeit Menge, Wenn dich matt die Raſenbank empfing.
Unter jenem Dache gruͤner Blaͤtter Wiederholt ich von dem Gott der Goͤtter Zwanzig unverſtandne Stellen dir! Aus der Chriſten hochgehaltnem Buche Sagt ich dir von manchem dunkeln Spruche Frommer Mann! und du erklaͤrteſt mir.
Gleich den Maͤnnern, die in ſchwarzen Roͤcken Auf der hohen Canzel uns entdecken Welcher Weg zum Leben richtig iſt, Wenn du von dem Fall und Gnadenbunde Sagteſt, o dann wurden deinem Munde Alle Worte zaͤrtlich aufgekuͤßt!
94Oden.
Du Bewohner einer Himmels-Sphaͤre! Siehe, meiner Freuden ſtille Zaͤhre Flieſſet uͤber meine Wangen oft. Kanſt du reden theurer Schatten? ſage Ob dein Herz fuͤr meine Lebenstage Gluͤck und Ehre dazumahl gehofft,
Wenn mein Auge, liegend auf dem Blatte, Taͤglich weiſre Schriften vor ſich hatte, Wenn ich auf der Wieſe Bluͤmchen laß, Sie in meinen kleinen Haͤnden brachte, Sie zur Zierde deiner Haare machte Und auf Roſen laͤchelnd bey dir ſaß?
Sey mir dreymahl mehr mit Licht bekleidet; Mit der Gottheit Blicken mehr geweidet Als die andern Seelen um dich her! Fuͤr die Tropfen alle die mir werden Aus dem Freuden-Becher hier auf Erden, Traͤnke dich der Seligkeiten Meer!
95Zweytes Buch.

Lied an gefangene Lerchen dem Dohmdechant Freyherrn Spiegel zum Dieſenberg zugeeignet.

Seyd mir beklagt, ihr, in das Garn verlockte! Euch hat aus hoher Luft gehoͤrt Der fromme Fuͤhlende; euch hoͤrte der Verſtockte Der keinen Gott erkennt und ehrt.
Ihr ſangt dem Landmann kleine Fruͤlings Bothen! Ihr ſangt der Baͤurin Hoffnung zu; Er grif den Pflug, und ſie, verſprach bald von der todten Eiskalten Erde Graß der Kuh!
Wenn in der Stadt zu ſatt gewordne Schlaͤfer, Sechs Stunden nach der Sonnenblick, Noch ſchliefen; dann vernahm euch lange ſchon der Schaͤfer Und ſang wie ihr von Freud und Gluͤck.
96Oden.
Im hohen Graſe weideten die Rinder Der Hirte blieb am Eichbaum ſtehn, Euch horchend, und das Thal ſah eine Welt voll Kinder Nach eurem Liede tanzend gehn.
Mirtill den jungen Schaͤfer nahm Galtere, Die ſchoͤnſte, bey der Hand und ſprach: Die Lerchen ſingen ſuͤß, Geliebter komm und hoͤre Ihr Lied, und ſinge lieblich nach!
Er, dem des erſten Menſchen zweyten Sohnes Des Abels fromme Muſe ward, Nahm ſeine Leyer, ſang! die Hoͤhe ſeines Thones Glich eurer Lobgeſaͤnge Art.
Dann rollten von Galterens ſchoͤnen Wange Sechs Thraͤnen, blinkend, wie der Thau Am Fruͤhlings Morgen fiel! indem ihr mit Geſange Gegruͤßt die Blumen auf der Au!
97Zweytes Buch.
Euch hoͤrten lachend, Hand an Hand geſchloſſen Die Schnitter eilend in das Feld! Und, im Getuͤmmel, ganz mit Krieger Schweiß befloſſen Vernahm euch Saͤnger noch der Held!
Oft ſenktet ihr die grauen Fluͤgel nieder, Kamt in die Furchen; alſo trieb Mich Nahrungs-Kummer oft, daß ich, zu kleine Lieder Matt ſang und an Unedle ſchrieb.
Ihr ſangt nicht mehr, ſo bald der fette Weitzen Geerndtet war; ihr Saͤnger ſchwiegt Und muͤßig lieſſet ihr euch zu dem Netze reizen Darin ihr nun gefangen liegt.
Seyd mir ein Beyſpiel! vor dem Muͤßiggange Soll ſich in mir die Seele ſcheun, Kein Tag ſoll untergehn, daß ich nicht mit Geſange Mich meines Schoͤpfers will erfreun!
G98Oden.
Mir giebt er von des Landes Mark zu eſſen; Mir wird das Leben honigſuͤß: Sollt aber ich zu ſatt, den treuen Gott vergeſſen, Der nie vergaß und nie verließ?
Ihm will ich ſingen hohe Lobgeſaͤnge! Selbſt meine Thraͤnen ſind ſein Lied; O! mein Entzuͤcken weint oft heimlich eine Menge Wenn ihn mein Herz in Freunden ſieht.
99Zweytes Buch.

Die Felſen-Bruͤder, an den Reichs-Grafen zu Stolberg -

Du Herr der Felſen, die einander gleichen, Wie Söhne die Ein Weib gebahr;
(*)Zweene gegen einander ſtehende ſehr hohe Felſen, in der Grafſchaft Wernigerode, nicht weit von Ilſenburg, von welchen man glaubt, die Sündfluth habe ſie von einander geſpaltet.
(*) Stolz wuchſen ſie empor, den Himmel zu erreichen; Auf ihren Gipfel floh ein Paar
Verliebte, als fuͤr ihre ſchwarze Suͤnde Die erſte Welt in Waſſer ſchwomm! Da forſchte Gott, ob er ſie ſchonens-werth befinde Und ihrer beyder Liebe fromm.
G 2100Oden.
Ein Blick in ſie aus ſeines Dunkels Huͤlle Fand ihre Seelen ganz verderbt; Und, daß ihr Leben nicht die Erde neu erfuͤlle Mit Bosheit, ſprach der Raͤcher: ſterbt!
Die Fluth vernahm es, die Orcane hoͤrten Und ſtuͤrzten auf die Felſen los, Wie Kriegesheere die Jeruſalem zerſtoͤrten: Da bebten von der Wellen Stoß
Der muͤtterlichen Erde Zwillings Soͤhne Dreymahl; und die Gewalt zertrieb Sie alſo reiſſend daß auf einem Fels die Schoͤne, Der Juͤngling auf dem andern blieb.
Die Wolken-Welt, die uͤber ihren Koͤpfen Mit ganzen Meeren Waſſer hing Ward finſtrer, ſchien ſich ſelber zu erſchoͤpfen Indem das Maͤdchen untergieng.
101Zweytes Buch.
Die dicke Luft erſcholl von dem Geheule Des Juͤnglings der zum Waſſer ſprach: Komm ſchnell herauf geſtiegen Waſſer! eile! Es kam, er ſchwomm dem Maͤdchen nach.
Sie kaͤmpfte noch mit ihren Unterſinken, Als ihr Geliebter ſie umfing Und geizig war, den Geiſt in ſich zu trinken, Der an den kalten Lippen hing.
Die Muſe ſagt, ſie laͤgen an dem Fuſſe Des einen Felſen, waͤren Stein Unkennbar durch die Zeit, wie ein vom Regenguſſe Verwaſchnes Bildniß pflegt zu ſeyn.
Die Felſen aber mit erhabnem Haupte Verkuͤndigen des Hoͤchſten Hand, Der uͤber eine Welt, die keine Gottheit glaubte, Den Tod in Wolken abgeſandt.
G 3102Oden.
Sie ſehen ſich, troz allen Ungewittern Unumgeſtuͤrzt einander an: So ſteht, wenn Schlag auf Schlag die Erde wird erſchuͤttern Der Chriſt, und der rechtſchafne Mann!
103Zweytes Buch.

An die Freyfrau von Troſchke und Roſenwehrt.

Von deinem beſten Freund begleitet, Durchwandelſt du das Feld voll Saat, Und findeſt Seegen da verbreitet, Wohin das Pferd des Kriegers trat!
Dir giebt die Heerde Milch und Wolle; Der Obſtbaum zinſet dir genug Schmackhafte Fruͤchte, die der volle Herabgezogne Wipfel trug!
Um dich verſammlen ſich die Tauben! Der Sperling ſcheuet deinen Blick, Vergißt dein Weitzenkorn zu rauben Und flattert wie beſchaͤmt, zuruͤck!
G 4104Oden.
Dein Jaͤger bringt viel aufgehangne Zu blind geweſne Voͤgel dir. Sie wurden ihrer Luſt Gefangne; Wie, nur zu oft der Suͤnde, wir!
Die Voͤgel, in geſchloßnen Heeren Verlaſſen ihr bewohntes Land Von der Natur gefuͤhrt, und kehren Zuruͤck, an ihrer vollen Hand!
Der Herbſt und die gelinden Weſte Entfliehn von uns, und auf der Flur Stehn hier und dort noch Ueberreſte Vom gruͤnen Kleide der Natur!
In Schneegewoͤlke tief verhuͤllet Kommt der betruͤbte Wintertag; Der Nordwind wirbelt ſich und bruͤllet, Durch Mauren, wie ein Donnerſchlag!
105Zweytes Buch.
Dich aber waͤrmt die trockne Fichte Herauf geflammet im Camin; Du hoͤreſt haͤusliche Berichte, Und giebſt Geſchaͤfte zu vollziehn!
Der Nachbarinnen Wagen rollen! Ein ganzer Creyß kommt zum Beſuch! Izt fraͤgſt du, ob ſie hoͤren wollen Und waͤhlſt aus meinem Liederbuch
Geſaͤnge, dem gedacht zur Ehre, Der aus dem Staube mich erhob; Und alles wird um dich Gehoͤre, Und Thraͤnen reden Gottes Lob!
G 5106Oden.

Zuruf an Glogau.

Der Koͤnig lebt! und dein Geſang O Glogau! ſoll er ſeyn: Dich ſchloß er, nah am Untergang Im Arm des Schutzes ein.
Schon zeichnete um dich der Krieg Mit Flammen ſeine Spur, Und wenn der Rauch gen Himmel ſtieg, Erſtaunte die Natur.
Mitleidig ſah dein Blick umher. Der Fluͤchtling ſchreckte dich; Und brauſend wie das wilde Meer, So wieß der Ruſſe ſich.
107Zweytes Buch.
Dein Schutz-Geiſt kam, und Friedrich trat Den Feinden vor den Schritt; Zuruͤcke taumelte ihr Rath, Und ihre Wuth gieng mit.
Ein Schrecken redte durch das Heer; Ihr Auge ſah empor, Und von dem Himmel rollte ſchwer Der Donner in ihr Ohr!
Du aber froh und unberuͤhrt Von eines Feindes Hand, Sahſt die Gefahr zuruͤckgefuͤhrt, Und ſicher ward das Land.
Sey ruhig, ſey voll Zuverſicht! Dein Koͤnig lebt, und ſchließt Den rauhen Feldzug eher nicht, Bis er noch Sieger iſt!
108Oden.
Der Nordwind und der Mangel bringt Den Feind nicht aus dem Feld; Doch wenn ihn nicht der Winter zwingt: So zwingt ihn unſer Held.
Er lebt! und in ihm lebt der Geiſt Der groß iſt in der Schlacht, Und, wenn das Gluͤck ſich ihm entreißt, Den Feind noch zittern macht!
Er lebt! Sein Leben und ſein Sieg Sey heute dein Geſang! Ihm ſinge wer ſein Lob verſchwieg Durch ſchwerer Zeiten Zwang.
Ihm ſinge wer ein redlich Herz Im Buſen klopfen hoͤrt, Und wer mit fromm empfundnem Schmerz Die Sorgen Friedrichs ehrt.
109Zweytes Buch.
Er ſchuͤtzt ſein Volk, und opfert ganz Uns ſeine Ruhe auf. Groß iſt Er; ewig ſey ſein Glanz Und lang ſein Lebenslauf!
110Oden.

An den Dohmherrn von Rochow, als er geſagt hatte, die Liebe muͤſſe ſie gelehret haben, ſo ſchoͤne Verſe zu machen.

Kenner von dem ſaphiſchen Geſange! Unter deinem weiſſen Ueberhange Klopft ein Herze, voller Gluth in dir! Von der Liebe ward es unterrichtet Dieſes Herze, aber ganz erdichtet Nennſt du ſie die Lehrerin von mir!
111Zweytes Buch.
Meine Jugend ward gedruͤckt von Sorgen, Seufzend ſang an manchem Sommermorgen Meine Einfalt ihr geſtammelt Lied; Nicht dem Juͤngling thoͤneten Geſaͤnge, Nein, dem Gott, der auf der Menſchen Menge, Wie auf Ameishaufen niederſieht!
Ohne Regung, die ich oft beſchreibe, Ohne Zaͤrtlichkeit ward ich zum Weibe, Ward zur Mutter! wie im wilden Krieg, Unverliebt ein Maͤdchen werden muͤßte, Die ein Krieger halb gezwungen kuͤßte, Der die Mauer einer Stadt erſtieg.
Sing ich Lieder fuͤr der Liebe Kenner: Dann denk ich den zaͤrtlichſten der Maͤnner, Den ich immer wuͤnſchte, nie erhielt; Keine Gattin kuͤßte je getreuer, Als ich in der Sapho ſanftem Feuer Lippen kuͤßte, die ich nie gefuͤhlt!
112Oden.
Was wir heftig lange wuͤnſchen muͤſſen, Und was wir nicht zu erhalten wiſſen, Druͤckt ſich tiefer unſerm Herzen ein; Rebenſaft verſchwendet der Geſunde, Und erquickend ſchmeckt des Kranken Munde Auch im Traum der ungetrunkne Wein.
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[113]

Oden. Drittes Buch.

H[114][115]
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An ihren Geiſt, wegen der Unmoͤglichkeit den Koͤnig zu ſingen.

O du mein Geiſt! ſtolz und verwegen ſingen, Den Unnachahmlichen, ſoll ich? Kann auch ein Strauß mit ſchwergeſchaffnem Fluͤgel ſchwingen, Zur hohen Sonne ſich?
H 2116Oden.
Kennſt du des Pfeiles Bahne durch die Luͤfte, Des Windes Flug, des Blitzes Gang, Und jenen Wellen Pfad, wo Englands Flotte ſchiffte? Dann wage den Geſang,
Und ſinge Thaten dieſes Erden Gottes, Der von Gebuͤrgen juͤngſt herab Geſchleudert ſeinen Feind, und ihn dem Blick des Spottes Europens uͤbergab,
Und ihn mit ſeiner Rechten druͤckte nieder, Mit ſeiner linken Herculs-Hand Die Feſtung zu ſich zog, und ſeine Buͤrger wieder Geweckt ins Leben, fand.
Und wegen ſeines langen Unermuͤdens, Geprieſen wird von Pol zu Pol, Wenn ihn die Goͤttinnen des Sieges und des Friedens, Geſchmuͤckt ins Capitol
117Drittes Buch.
Zum groſſen Opfer ſeines Volkes fuͤhren, Dann ſinget auf Trophaͤen-Thron Er ſelber ſeinen Krieg, der Nachwelt Herz zu ruͤhren, Im Iliaden Thon.
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