H. M. Gluͤckwuͤnſchungs - Gedichte.
[2]3Das frohlockende Breßlau Wegen der Geburt des Kaͤiſerl. Printzens Erz Herzogs Joſephi. WElt gepriſens Oeſterreich
Das nur Goͤtter hat gebohren / Das zu Sceptern iſt erkohren /
Dem nichts auff der Erden gleich /
Das von Oſten biß zu Weſten /
Prangt mit ſeinen Lorbern Aeſten.
Schaue was der Himmel ſchafft
Deine Zweige ſollen leben /
Unſerer Nachwelt Schatten geben /
Und der Wurtzel Krafft und Safft /
Meldet durch den Printz und Erben
Oeſterreich kan nicht abſterben.
Schleſien das treue Land
Und ſein ander Aug und Hertze
Breßlau brennt gleich einer Kertze
Jetzt bey dieſem Freuden Stand.
Daß der Laͤnder Wuͤnſch und hoffen /
So geſegnet eingetroffen.
Seht wie ſich Budargis ſchmuͤckt
Jhrem Kaͤiſer zu gefallen /
Wie ſie unter ſchall und knallen
Seuffzer zu dem Himmel ſchickt
Und vor ihres Printzens Leben
Sich ſelbſt wil zum Opffer geben.
A 2Solte4Solte gleich Harmonie
Und Amphrion mit den Seiten
Jetzt umb Ruhm und Ehre ſtreiten /
Finde ſich von Rhodope
Orpheus ein mit ſeinen Geiſtern
Wird Er Sie nicht uͤbermeiſtern.
Denn Bedorgis iſt die Stadt /
Die nie Pflicht und Treu gebrochen /
Von der laͤngſt der Neid geſprochen /
Daß ſie feſt gehalten hat:
Dieſer Ruhm wird auch bekleiben
Und ihr Eigenthum verbleiben.
Daß ſie an Geſetzen bluͤht
Und ein Spiegel guter Sitten /
Daß ſie nie kein Feind beſtritten
Ob er noch ſo ſehr geſpruͤht /
Dancket ſie den groſſen Keiſern
Und den gruͤnen Siges-Reiſern.
Nun ô Phœnix Leopold,
Der du nimmermehr wirſt ſterben /
Der du herſchſt in deinen Erben /
Dem der Himmel alſo hold /
Daß er gleich den Ewigkeiten
Seine Zweige auß wil breiten.
Schaue doch genaͤdigſt an /
Was wir dir fußfaͤllig bringen /
Zwar wir wiſſen unſer Singen /
Daß es gar nicht leben kan /
Wo du ihm nicht Geiſt und Sinnen
Laͤſt von deiner Hold zurinnen.
Pfand des Himmels / Troſt der Welt /
Nachſaß auff den Purpurthronen
Erbe von viel Kaͤiſer-Kronen /
Feinde-Zwinger / Friedens-Held /
Neugeborner Printz erwache /
Wie zur Freuden ſo zur Rache.
Oder ſchmidet Mulciber
Dir ſchon Waffen zu dem Sigen /
Legt Broontes zu der Wigen
Harniſch / Spieß und Kugeln her /
Und5Und geuſt Steropes Canonen
Kuͤnfftig deinen Lorberkronen!
Adler breitte dich ſo aus /
Daß der Han zu deinen Fuͤſſen
Kuͤnfftig wird bekennen muͤſſen /
Wie dein unvergaͤnglich Hauß
Nie kein Feind umbſonſt beſtritten
Sondern Schaden hab gelitten.
Nun er legt fuͤr deinen Thron /
Leopold / der Voͤlcker Wonne /
Der gekroͤnten Haͤupter Sonne /
Breßlau / ſeinen Helicon /
Und deſſelben Klang und Lieder
Jn getreuer Demuht nieder.
Muſen koͤnnen ſonſt nichts mehr /
Als daß Sie den Wunſch ausſchreyen
Und zugleich ihr Hertze weyhen.
Leben / Seegen / Ruhm und Ehr
Wachſen / Bluͤhen / Herſchen / Siegen /
Muͤſſe bey dem Printzen ligen.
Auf der Durchl. Fuͤrſtin und Fr. Frauen Eleonoren Charlotten / gebohrner und vermaͤhlter Hertzogin zu Wuͤrtemberg / Teck und Chaſtillon auch in Schleſien zur Oelß / ꝛc. erſchienenen Geburts-Tag 1680. im Namen Jhrer Hoch - Fuͤrſtl: Durchl. Durchlauchtigſten Gemahl. SEh ich fuͤr Flock’ und Schnee auf heute nur Jeßminen /
Und wil die Morgenroͤht im Winter Roſen ſtreu’n /
Die Sonn’ als Koͤnigin der Strahlen Schmuck verneu’n
Bekroͤnet ſie ihr Haupt mit Kraͤntzen von Rubinen?
Jſt die geklaͤrte Lufft wie Hyacinthen ſchoͤn /
Und wil ſelbſt die Natur dem Tag zu Dienſte ſtehn?
So ſag’ ich diß geſchicht / Durchlaucht’ Eleonore /
Du Wunder dieſer Welt / du Pallas unſrer Zeit /
Du Perle meiner Luſt / Bild der Vollkommenheit /
A 3Du6Du vierdte Gratie und mehr als andre Flore
Nur eintzig dir zum Ruhm / weil deine Goͤttlichkeit
So wol der Erden Rund / als Sternen-Kreiß erfreut.
Dein erſter Urſprung iſt ja von dem Himmel kommen /
Dein Himmel-hoher Geiſt hengt gleicher Regung nach.
Erlauchte Seelen ziehn in kein gemeines Dach /
Es wird der beſte Zeug zu ihrem Hauß genommen.
Die Sterne ſtimmten bald durch ihren Einfluß bey /
Daß die Charlotte gantz dem Himmel aͤhnlich ſey.
Charlotte liebſte Seel’ mein einig Hertz und Leben
Dein hoher Fuͤrſten Stamm / den Auff - und Untergang
Jn tieffer Demuth ehrt / und den der Nach-Welt Klang
Bey Suͤden und bey Nord nach Wuͤrden wird erheben
Huͤllt’ in der Wiege zwar dich ſchon in Purpur ein;
Doch muſte Tugend da die treueſt’ Amme ſeyn.
Du Himmel-werthes Pfand zu Nutz der Welt gelihen /
Minerva legte dich behaͤglich an die Bruſt /
Die keuſche Muſen-Schaar ſah’ ihre Hertzens Luſt
Als ein neu Helikon umb dich fing an zubluͤhen;
Der Sinnen Trefligkeit / der himmliſche Verſtand
Bezeugte daß dein Geiſt nur Goͤttern ſey verwand.
Apollo wich vom Thron in Gold-beflammten Haaren
Und hieng ſein Lauten Spiel an einen Lorber-Baum’ /
Er rief / ihr Clarien / macht dieſer Fuͤrſtin Raum
Sie wird als Schuͤtzende ſtets euren Ruhm bewahren /
Sie iſt es / die euch ſchenckt aufs neue Seel’ und Geiſt
Und unter ihrem Schirm vergnuͤget wohnen heiſt /
Der Außgang kroͤnt die That. Charlotte macht ihr eigen /
Den Kreiß der Wiſſenſchafft / den Circkel dieſer Welt /
Nichts iſt ſo tief verſteckt / nichts iſt ſo hoch geſtellt /
Nichts wird manch kluger Kopff in der Erfindung zeigen /
Das ihre Faͤhigkeit nicht zu entſcheiden weiß /
Und Wercke voller Witz belohnt mit Danck und Preiß.
Was aber zuͤnd ich doch Durchlaucht’ Eleonore
Bey einem hellen Tag der Sonnen Fackeln an?
Ach Leit-Stern meiner Ruh / mit dem iſts nicht gethan
Was gleich Apollo ſingt mit ſeinem gantzen Chore.
Nein; viel ein ſtaͤrcker Zug und Wuͤrckung aus der Hoͤh
Erfordert daß ich heut dein Freuden-Feſt begeh?
Es wil die Liebe ſelbſt mir Hand und Feder leiten /
Und7Und die Eintraͤchtigkeit hat ein Altar gebaut /
Wo man mein Hertze gleich der Kertzen brennen ſchaut /
Und ich Charlotten ſol ein Opffer zu bereiten.
Mein Alles auff der Welt / mein irrdiſch Himmel-Reich /
Was bring ich weiter noch das deiner Hoheit gleich?
Jch weiß Charlotte kennt die treu-vermaͤhlten Flammen /
So hat die Livia nie den Auguſt geliebt /
Und ob Alceſtens Treu die Welt ein Zeugnuͤß gibt;
Ob Artemiſia die Aſche rafft zuſammen.
So weicht Charlottens Treu doch den Heldinnen nicht /
Wie ſchoͤn der Nach-Ruhm auch die Ehren Palmen flicht.
Es uͤberſchwemmet mich ein gantzes Meer der Freuden /
Jch lend’ itzt an den Port der guten Hoffnung an;
Wer iſt der Regungen in Ketten halt[e][n]kan?
So lange Fleiſch und Blut wird unſern Leib bekleiden /
So ſind doch Freud und Leid ein Spornen-Streich im Blut /
Das nach Begeben heit wol oder uͤbel thut.
Ach ziehmt’ es dieſen Tag Hochwerthſt’ Eleonore
Die Unruh in der Welt vernuͤnfftig anzuſchaun /
Wie nichts auff Eyd und Pflicht iſt ferner mehr zutraun /
Da auch der Unterthan ſpinnt Faden zu dem Flore /
Bedenckt nicht was er thut / des Landes Treu vergiſt
Und nach der Zeiten Lauff nur ſeinen Zuſtand mißt.
Wiewol den Helden Muht / die hocherlauchten Sinnen
Charlotte ſchrecket nicht ein harter Donnerſchlag.
Die unumbſchrieb’ne Macht ſo alles noch vermag
Wird auch die Ober-Hand in dieſem Sturm gewinnen.
Wenn itzt deß Himmels Burg von ſchwartzen Wettern kracht /
So hat in kurtzer Zeit die Sonne drauff gelacht.
Das gantze Teutſche Reich ruͤhmt die Beſtaͤndigkeiten /
GOtt und dem Kaͤiſer treu verdint den groͤſten Ruhm /
Der Wuͤrtenberger Stamm bleibt doch der Helden Bluhm
Und kan ſich mit dem Lauff der Sonnen gleich außbreiten.
Es bluͤhe dieſes Hauß / das viel Achilles zeigt
Viel Neſtor derer Lob die Nach-Welt nicht verſchweigt.
Mein Engel / meine Seel’ und Außzug voller Freuden /
Charlotte ſchwaͤrtz ich denn mit Kummer dieſes Licht?
Erlauchte Fuͤrſten-Sonn’ erhelle dein Geſicht
An deſſen Blicken ich mich eintzig nur kan weiden.
A 4Wilſt8Wilſt du Aurora ſeyn / ſo bin ich Memnons Bild
Das deiner Strahlen Glantz mit Lauten-Klang erfuͤllt.
Du ſolſt Aſpaſia in meinem Hertzen bleiben /
Es muͤſſe doch dein Fuß auff nichts als Roſen gehn /
Deß Gluͤckes milde Gunſt zu deinen Dienſten ſtehn /
Die Sternen ihre Hold / dir Sternen-Kind / verſchreiben /
So daß Charlotte noch allhier vergoͤttert ſey /
Und unſer Wolfahrts-Baum das gantze Land erfreu.
Es hat das Alterthum Pracht-Tempel angebauet /
Und ſeiner Obrigkeit Geburts-Tag hochgeſchaͤtzt.
Das Denckmahl / das dir hier / mein Schatz / dein Fuͤrſt auffſetzt /
Jſt / daß man ſtets dein Bild in ſeinem Hertzen ſchauet /
Bey dem der Unterthan wil opffern Leib und Geiſt /
Und dich mit hoͤchſtem Recht deß Landes Goͤttin heiſt.
Gluͤckwuͤnſchung an Jhr. Hochfuͤrſtl. Durchl. Hertzoa Chriſtian Albrechten zu Schleßwig / Hollſtein / ꝛc. uͤber Auffrichtung der Univerſitaͤt Kiel 1665. den 5. Octobr. DAß dir / Hochwuͤrdigſter / jetzt die gelehrte Welt /
Gedaͤchtnuͤß-Tempel baut / und Ehren-Saͤulen ſetzet;
Dein Lob in Taffeln graͤbt / die keine Zeit verletzet;
Fuͤr deinem hohen Thron in Demuht nider faͤllt /
War vor auch ihre Pflicht: jetzt wird ſie zur Begierde /
Die reitzt / Held Chriſtian / dein Thun voll Ruhm und Zierde.
Deß Stammes Goͤttlichkeit / der Tugend Sonnen-Glantz
Hat dich zwar laͤngſt bekroͤnt / mit tauſend Lorbeer-Reiſern:
Nun kan Apollo nebſt den Muſen ſich nicht aͤuſſern /
Dir / hochgebohrner Fuͤrſt / zu winden einen Krantz /
Von Blumen die ihm ſelbſt / dein Helicon gegeben /
Nun du ihm Sitz erbauſt / und heißt ihn bey dir leben.
Wie frolockt Hollſtein jetzt ob ſeiner Seeligkeit;
Wie manch beruͤhmter Kiel wird Kiel unſterblich preiſen /
Der Cimbern edles Blut entzuͤcket dahin reiſen /
Zu ſehn die hohe Schul und die Vollkommenheit /
Erwehlter Wiſſenſchafft und andrer ſeltnen Gaben /
Die in dem Sammel-Platz ſich da befunden haben.
Durchlaͤuchter / weil der Kreyß der Erden bleibet ſtehn /
Wird dein hochfuͤrſtlich Hauß ein ewig Ruhm vergoͤttern /
Dein9Dein Lorbeer der iſt frey von allen Plitz und Wettern /
Und dieſes Muſen-Haus wird ein Gericht erhoͤhn /
Das zu den Sternen ſteigt / und reich an Herꝛlichkeiten /
Sich bey dem Monden und der Sonnen auß-kan breiten.
Esruͤhmt ſolch loͤblich Werck der Auff - und Niedergang /
Esſchaͤumt der nahe Bellt auß Freuden ſeine Wellen /
Daß ſich umb Mitternacht der Kuͤnſte Sonn erhellen
Und praͤchtig heitern ſol. Man hoͤrt den ſuͤſſen Klang
Auch uͤbers weite Meer / den deine Nachtigallen /
Zu Ehren / Dir / O Fuͤrſt / hertzraͤubriſch laſſen ſchallen.
Was vor dein Helden-Stamm / und Koͤnigliches Blut
Mit tapffrer Fauſt veruͤbt und Land und Volck beſchuͤtzet;
Wie deiner Hoheit Stral auch in die Fern geblitzet.
Den unerſchrocknen Geiſt / den rechten Leuen-Muht
Zeigt jetzt dein Muſen-Volck durch ſein er fahrnes Schreiben /
Und wirds der Ewigkeit-Regiſter einverleiben.
Porphyr und Marmel bricht / das Ertz zerſchleifft die Zeit.
Sapphir und Gold ſind nicht befreyet vom Verderben:
Alleine / groſſer Fuͤrſt / diß Lob kan nicht erſterben /
So deine hohe Schul auß Schuld und Danckbarkeit /
Jn klugen Schrifften weißt. Man wird dich preiſen hoͤren /
Biß daß die letzte Glut diß Gantze wird zerſtoͤren.
Egypten trotzte ſehr auff ſeine Wunderwerck /
Jetzt ſind ſie bey der Welt berufſne Saͤrge worden.
Diß iſt was Goͤttlichers / das / hoher Printz von Norden /
Dein Auffſicht hat erbaut. Es iſt der Muſen-Berg /
Und nicht nur Staub und Grauß / wie dort / von theuren Steinen.
Hier ſiht man weſentlich der Weißheit Pharus ſcheinen.
Unendliches Geluͤck beſchwinge deinen Thron /
Duchlaͤuchter! was zuvor in Griechen-Land gebluͤhet /
Was man von Kuͤnſten ſonſt hochſchaͤtzbares erſihet /
Entdecke dein Parnaß / und nehme gleichen Lohn
Deß Ruhmes zu ſich hin / drauff Holl-Stein ſich kan gruͤnden /
Wie noch bey ihm Athen und die Sorbon zu finden!
Gluͤckwuͤnſchung auff das Nahmens-Licht Tit. Fr. Barbara von Horn / gebohrner Trachin von Birckau / ꝛc. in einem andern Nahmen. A 5Nach10NAch ſchwartzgewoͤlckter Nacht und rauhem Donner -
Knall /
Nach vieler Wetter-Sturm und ungeheurem Regen
Muß Aeol ſeinen Grimm / und wildes Raſen legen;
Nach Wermuth-herbem Weh’ und Gifft-vermiſchter Gall
Erfolgt ein Freuden-Kelch: Nach Schmertzen-reichen Stunden
Hat ſich ein heller Blick deß Himmels eingefunden.
Das iſt das theure Licht Frau Schweſter / das ihr ſcheint /
Das Phoͤbus wiederumb auff ſeinem goͤldnen Wagen
Durch die Saphyrne Burg deß Himmels bringt getragen.
Es hat ihr Auge nun ſich ſatſam außgeweint /
Auff heute ſey das Leid in Thetis Schoß verſencket /
Was nutzt es daß ſie ſich mit altem Kummer kraͤncket?
Mir iſt ihr edler Geiſt und hoher Sinn bekand /
Jhr Himmliſches Gemuͤt hegt ungemeine Flammen
Und pflegt die Niedrigkeit deß Poͤfels zuverdammen /
Geht nur den Sternen nach / mit denen es verwand /
Und laͤſſet unter ſich die feigen Seelen liegen /
Jndem es iſt gewohnt ob Zeit und Neid zuſiegen.
Wem iſt nicht dieſe Bahn der Sterbligkeit bewuſt?
Wir koͤnnen nicht allzeit auff Lilg und Roſen gehen /
Offt muß ein Helden-Muth bey Dorn und Diſteln ſtehen:
Ein Weichling zeiget nie den Feinden ſeine Bruſt:
Der Ehren Tempel ſteht auff hoher Felſen Spitzen /
Und was hochſchaͤtzbar iſt / erlangt Muͤh / Fleiß und Schwitzen.
Die Proben die ſie hat / Amazonin / gethan /
Sind wuͤrdig / daß man ſie den Cedern einverleibe /
Daß ihr Gedaͤchtnuͤß man in Ertz und Marmel ſchreibe /
Und kuͤndige ihr Lob der ſpaͤten Nachwelt an;
Nachdem durch Gottes-Schluß den Ehſtand ſie erwehlet /
Hilff Gott! was hat ſie nicht fuͤr Unheil da gezehlet;
Treu und Beſtaͤndigkeit blieb ihrer Sinnen Ziel /
Und hohe Tugend hieß der Grund-Stein ihrer Liebe.
Es kam kein Tag ſo ſchwartz / ſo neblich und ſo truͤbe
Daß nicht ihr Wahl-Spruch hieß: Jch will was mein Gott will.
Daher ihr Eh-Schatz auch in Zunder-reichen Flammen
Verknuͤpffte Seel und Hertz in gleicher Treu zuſammen.
Wie ſaur die Wirtſchafft war / wie ſchwer der Sorgen-Laſt /
So trat ſie alles an dem Liebſten zugefallen /
So11So daß der arge Neid auch ſeine Gifft und Gallen
Daruͤber außgeſpeyt. Doch was wol abgefaſt /
Und reifflich iſt bedacht / muß endlich doch gedeyen /
Man ſahe Gluͤck und Heil auff ihre Sorgen ſchneyen.
Als nun der bleiche Tod das Demant-feſte Band
Der keuſchen Eh’ zerriß / und unter tauſend Thraͤnen /
Und in’rem Seelen-Schmertz / und Marter-vollem Sehnen
Sie ihren Schatz begrub / hat noch der Sohn erkand
Die allerwehrtſte Treu / durch Antrieb im Gewiſſen
Die außgeuͤbte Schuld und Fehl abbitten muͤſſen.
Es deckt die Tugend nicht Verſchwiegenheit / noch Nacht /
Es hieß der Lauff der Zeit ſie auch ihr Leid vergeſſen /
Die Myrten miſchten ſich mit tunckelen Cypreſſen /
Und weil die Ehen laͤngſt im Himmel ſchon gemacht:
Hat ſie zum andernmal der Liebe-Band verbunden /
Daß ſie ein gleiches Hertz und gleiche Seele funden.
Alleine was iſt doch beſtaͤndig in der Welt?
Es ſpielt mit uns den Ball das fluͤchtige Geluͤcke:
Jtzt laͤchelt es uns an / itzt gibt es Donner-Blicke.
Wie offt die ſchoͤnſte Roſ’ auch Wuͤrmer in ſich haͤlt
So iſt der beſte Stand / in dem wir uns vermeinen /
Mit Dornen außgeſetzt / bedeckt mit Kieſel-Steinen.
Man lobe wie man wil der Berenicen Treu /
Daß ſie ihr Haar verlobt umb den Gemahl zuſchauen /
Hypſicratea ſey ein Spiegel edler Frauen /
Daß weder Fried noch Krieg ſie macht im Vorſatz ſchen /
Daß ſie als Mann verkappt friſch auffdas Pferd geſchritten /
Und bey der Waffen klang geliebet und gelitten.
Frau Schweſter ohne falſch und ohne Heucheley
Muß ich weit groͤſſern Ruhm noch ihrer Treu zumeſſen;
Sie hat ein Weib zu ſeyn auß Helden-Muth vergeſſen /
Doch ſtand bey ſolcher That ihr Gottes Allmacht bey /
Daß zweymal ſie dem Sturm begluͤcket iſt entgangen
Noch ſie der Feinde Liſt und Capers konten ſangen.
So hat Penelope Ulyſſen nie geliebt /
Nicht die Semiramis den Ninus ſo geſchaͤtzet /
Nein. Ob der Himmel ſchon ſie / Wertheſte / betruͤbt
Hat ihrer Tugend doch und Sternen-gleichen Sinnen
Kein rauher Ungluͤcks-Fall was moͤgen abgewinnen.
So12So hohe Sachen wuͤrckt der angebohrne Muht /
Der von den Ahnen her den Adern eingegoſſen /
Auß keiner Gold-Bach koͤmmt kein truͤber Quell gefloſſen.
Auß edlen Geiſtern quillt auch ein Hoch-Edles Blut.
Jhr alter Cedern-Stamm laͤſt auch auß ſeinen Zweigen
Durch Sie / o Tugend-Bild / die friſchen Kraͤffte ſteigen.
Es ſey die Livia an Witz und an Verſtand
Den Sternen zugezehlt / ihr Ruhm mag ſie vergoͤttern:
So weiß ich / daß ihr Haupt mit gleichen Lorber-Blaͤttern
Die Tugend laͤngſt bekroͤnt. Ja unſer gantzes Land /
Wie ſelig man es mag an edlen Weibern preiſen /
Wird leichtlich nicht ſo bald ein gleich Exempel weiſen.
Jſt es nun wunderns werht / daß ſich der blaue Neid
An hohe Seelenreibt. Deß Himmels anders Hertze /
Der Naͤchte Troſt und Zier / deß Mondes Silber-Kertze
Verliert nichts an dem Glantz und ſeiner Heiterkeit;
Wie grimmig auff ſie loß die tollen Hunde bellen /
So kan ein edles Hertz ſich auch zu frieden ſtellen.
Frau Schweſter / unſer GOtt iſt unſer Ehren-Schild
Dem ſey es heimgeſtellt / der Außgang ſol es lehren /
Wie Neider ſelbſten ſich durch ihren Wahn bethoͤren /
Wie offt der jene Mund / der laͤſtert / ſchilt und trillt /
Sein außgeſpeites Gifft zuruͤcke wieder ſchlinget /
Und uͤber ſeinen Kopff die Donner-Keile bringet.
Jndeſſen ſey das Licht viel tauſendmal begluͤckt /
Daß ihren Namen uns ſo Freuden-reich gewehret /
Was ein Menſch wuͤnſchen kan / und was er nur begehret /
Das ſey von GOttes Hand ihr haͤuffig zugeſchickt.
Jch aber / biß mich wird der blaſſe Tod auffreiben /
Verpflichte mich ihr Knecht und Diener ſtets zu bleiben.
Auf den 71. erlebten Namens-Tag Jhrer Hoch - Adel. Geſtr. Herꝛn Hauß von Goͤtz und Schwanenfließ / ꝛc. Breßl. Nahts-Præſidis. KAn noch das Capitol / das Wunder-Schloß der Welt
Auff ſeine Tempel bau’n / mit Siges-Bogen prangen /
Die Pfeiler melden an / wo Cronen vor gehangen /
Die ein großmuͤhtig Geiſt / wenn er den Feind gefaͤllt /
Dem13Dem Jupiter geweyht / kan aus den Lorber-Zweigen
Ein unverwelckter Ruhm noch bey der Nach-Welt ſteigen:
Bekroͤnt den Fabins ein ewiges Gericht /
Und muß noch African aus dem Metalle blitzen /
Wenn Brutus wil ſein Blut vors Vater-Land verſpritzen /
Wenn Cato ſtandhafft bleibt der Weißheit Bild und Licht:
Lebt der Marcellus noch / und bluͤht in den Gemuͤhtern /
Steht des Auguſtus Bild frey von den Ungewittern /
Und ſtirbt die Tugend nicht / wie ſie nicht ſterben kan;
Veraltert nie ihr Glantz / vergehn nie ihre Straalen /
Darff unſre Vor-Welt nicht nur tapfre Helden mahlen /
Jſt auch zu unſer Zeit was groſſes je gethan /
So heiſt es Schuld und Pflicht / daß man erlauchten Seelen
Zum Denckmal Stein und Ertz und Marmel aus-ſol hoͤlen.
Denn das iſt je gewiß / daß eine groͤßre Macht
Gemeinem Heil zu Nutz auch groſſe Geiſter ſchicket /
Dieſelben mit Verſtand und ſeltner Weißheit ſchmuͤcket /
Daß vor das Vater-Land ihr munter Auge wacht /
Und der Gedancken Ziel nur eintzig dahin gehet /
Damit das Regimentin ſchoͤnſter Bluͤte ſtehet.
Was aber miſch ich viel von frembden Thaten ein?
Zeugt unſer Breßlau nicht / der Brunnquell der Geſetze
Und Spiegel guter Zucht / hierinnen ſeine Schaͤtze /
(Wo Staats-erfahrne Leut auch ſo zu nennen ſeyn:)
Kan unſer Haupt der Stadt wie Solon ſich nicht weiſen?
Und ſol man es nicht mehr als den Lycurgus preiſen?
Rom hat offt ſeinem Raht viel Saͤulen auffgericht /
Und ſo der Danckbarkeit Kennzeichen hinterlaſſen.
Hoͤchſtwertheſter Patron / dergleichen Schluß zu faſſen
Jſt zwar der Wille da / doch das Vollbringen nicht.
Jch kan nicht Mentors Hand / nicht Zeuxis Pinſel fuͤhren /
Die wuſten jedes Ding mit Leben außzuzieren.
Ein ſchlechtes Lorber-Blat / das mir Apollo giebt /
Mecænas unſrer Zeit / leg ich zu ſeinen Fuͤſſen;
Weil aus des Himmels Gunſt Er dieſen Tag kan gruͤſſen /
Der ſeinen Namen fuͤhrt / und den ein jeder liebt
Als ſelbſt ſein eigen Licht; darob die Stadt ſich freuet /
Weil durch ihr Haupt zugleich ihr Leben wird verneuet.
Zwar wuͤnſcht’ ich mir ein Lied / das nach dem Himmel ſchmeckt /
Und14Und Feur und Geiſter hat die Tugend zubeſingen
Samt der Verdinſte Preiß den laͤngſt auff guͤldnen Schwingen
Der Nachklang hebt empor / und durch die Welt außſtreckt /
Denn Breßlau nicht allein ein gut Theil deutſcher Erden
Muß deß von Goͤtzens Ehr und Ruhm theilhafftig werden.
Das edle Francken-Land hat uns diß Pfand vertraut;
Auß ſeinen Zweigen iſt der Baum deß Heils entſproſſen /
Daß wer da Rath geſucht / mehr Huͤlffe hat genoſſen
Als der auff Dodons Spruch und Raͤtzel je gebaut.
Der ungeſparte Fleiß / das eifrige bemuͤhen
Stellt noch das Wachsthum fuͤr / in dem die Stadt kan bluͤhen.
Man weiß der Sorgen Laſt / die vor der Cammer Nutz
Er lange Zeit gefuͤhrt / und heilſam außgeuͤbet /
Die Wetter abgelehnt / ſo offt die Stadt betruͤbet /
Bedraͤngten Rath geſchafft / dem Armen ſeinen Schutz
Unweigerlich ertheilt / und ihm ein Lob geſtifftet /
Das auch der bleiche Neid / wie arg er / nicht vergifftet.
Es ſchweigt der Prieſter nicht / noch Kirche noch Altar /
Und die Dreyfaltigkeit wird es auch dort belohnen /
Daß Gottes Diener hat bequem da koͤnnen wohnen /
Daß ſeiner Ehre Hauß von neuem Glantze klar.
Und was die milde Hand freygebig außgeſpendet /
Wenn ſie noch die Muſic der Andacht zugewendet.
Fuͤr dieſem Eyfer ſinckt deß Numa Heiligthum /
Metellus Goͤtterfurcht iſt hir nicht zu vergleichen /
Die Heiden muͤſſen nur den wahren Chriſten weichen /
Wie hoch an Trefflichkeit geſtigen iſt ihr Ruhm.
Doch bleibt der Haupt-Schluß feſt / daß / wer wil wol regiren /
Vor aller Menſchen Witz / muß SOtt in Augen fuͤhren.
Der Segen folgt darauff / denn wie ſein Ehren-Ampt /
Aſtraͤens Troſt und Zier / iſt immer hoͤher kommen
Biß er der Aelſten Stell im Raht hat eingenommen;
Nicht anders als wenn erſt Aurorens Purpur flammt /
Und ſcheinbar groͤſſer wird / biß daß die goͤldne Strahlen
Das blaue Himmels-Zelt auffs praͤchtigſte bemahlen.
So wuchs auch Cicero / der Redner Kern zu Rom
Biß ihn Jtalien auff ſeinen Schultern truge /
Zum Buͤrgermeiſter-Ampt der gantzen Stadt fuͤrſchluge /
Die er hernach befencht mit ſeiner Reden-Strom /
Als wie ein fruchtbar Tau / den Catilin gedaͤmpfet /
Und15Und was noch ſchwuͤrig war mit treuem Rath bekaͤmpfet.
Bild der Gerechtigkeit / Regirer unſrer Stadt /
Damit deß Gluͤckes Gunſt ſich recht vollkommen zeigte /
Und allen Uberfluß der Gnaden auff ihn neigte /
Die es den ſterblichen ſonſt mit zutheilen hat /
Empfahl es Breßlau gar in ſeine treue Haͤnde
Und heiſt ihn Sonne ſein / und nennt ſich Sonnen Wende.
Die Schwanen-reine Treu weiſt der gekroͤnte Schwan
So auch das Wapen zirt / und auff dem Helm die Crone /
Sagt wie der Erden Gott der Kaͤiſer die belohne /
So in verpflichter Treu ihm leben unterthan.
Der Adler in dem Feld lehrt wie Regenten muͤſſen
Recht und Gerechtigkeit als zwey Geſchwiſter kuͤſſen /
Der Augen Schaͤrffe heiſt auff Laſter ſtrenge ſeyn /
Der Fluͤgel ſchneller Flug die Fertigkeit zu ſtraffen
Der Klauen Staͤrcke weiſt / das recht zu ſchuͤtzen / Waffen.
Und wie der Adler mehr nah an der Sonnenſchein
Nicht immer leben kan / er ſinckt bißweilen nieder /
So kommet auch die Ruh nach Ampts-Geſchaͤfften wider.
Weil heute dieſer Tag nun zu der Ruh beſtimmt /
Der Scheitel heil’ gen Schnee die Ehren-Lilgen kroͤnen /
Deß Stammes Ewigkeit auch gruͤnt in beyden Soͤhnen /
Und ob dem werthen Feſt das Haus voll Freuden glimmt /
So wuͤntſch ich / Haupt der Stadt / daß durch und durch be - gluͤcket
Er ſolches Nahmens-Feſt zum offtern noch anblicket.
Auff den 72. Ejusdem. ES ſchloß das deutſche Volck im Alterthum der Zeiten /
Daß etwas Heiliges in tieffen Waͤldern ſey:
Sie pflegten manchem Baum faſt Opffer zubereiten /
Und der geweyhte Stamm war von Verwuͤſtung frey
Sie fielen auff die Knie / die Goͤtter da zu ehren /
Wo ſelbſt die gruͤne Nacht ein groͤſſer Schrecken gab:
Kein unbeſonnen Beil dorfft einen Aſt verſehren /
Kein ſterblich Menſchen Arm die Reiſer brechen ab.
Jn andrer Ehren-Furcht und heiligerm Beginnen
Wil ich durch einen Wald der hohen Wuͤrden gehn /
Wo ſich der Ceder-Baum biß an der Wolcken Zinnen
Sieg -16Siegpraͤchtig hebt empor / und kan bey Sternen ſtehn.
Hochwertheſter Patron / indem ſein Tag erſchienen /
Und ſich ob deſſen Heil die gantze Stadt ergetzt /
Hat meine Poeſie ſich ſollen diß erkuͤhnen /
Daß zum Gedaͤchtnuͤß ſie JHM eine Ceder ſetzt.
Auch gar deß Hoͤchſten Mund wil die Regenten gleichen
Mit dieſem edlen Baum / und ſeiner Wuͤrdigkeit;
So kan das hohe Ampt den wahren Ruhm erreichen /
Den der Verdienſte Krafft ſchon laͤngſt hat zubereit.
Und die in ſeinem Weg’ und Wandel einher gehen /
Die ſollen fort fuͤr fort im ſchoͤnſten Wachsthum bluͤhn /
Und wie in Libanon die hohen Cedern ſtehen /
Die aller Menſchen Aug und Hertzen an ſich ziehn.
Gewiß der Segen hat hier reichlich eingetroffen /
Und Jhn / Geehrtes Haupt / zum Beyſpiel fuͤrgeſtellt;
Auff ſeinen Schultern ruht der Buͤrger Heil und Hoffen /
Und iſt / was Titus war / die Liebe dieſer Welt.
Ja wie der Cedern Baum / an Schoͤnheit hoch erhaben /
Die Aeſt’ in ſchoͤner Reyh und holder Bluͤthe zeigt /
So glaͤntzt auch ſein Gemuͤth von ſolchen groſſen Gaben /
Daß ſelbſt der Erden Gott / der Kaͤiſer / ihm geneigt.
Und wie die Zweige ſich in rechter Gleichheit breiten /
Als haͤtte ſie die Kunſt ſcharffſinnig außgedacht;
So muſte Ruhm auff Ruhm die Aempter ſtets begleiten
Biß ihn der groſſe GOtt hat auff den Gipffel bracht.
Wie ſich der Cedern Frucht nicht nach der Erden ſencket /
Und immer auffgericht anmutig ſproſt empor:
So hat ſein edler Geiſt ſich Himmelwerts gelencket /
Und deß Erloͤſers Lob vermehrt in Kirch und Chor.
Denn / ſoll der Ceder-Baum auch uͤberkoͤſtlich riechen:
Sein Tugend-Balſam ſticht der Cedern Oele weg:
Es darff kein garſtig Wurm den reinen Stamm bekriechen:
Deß Lebens Reinligkeit iſt hier ohn allen Fleck.
Es taurt das Cedern-Holtz und wird nicht leicht zerſpringen /
Es berſtet nicht der Stamm in Ritz und Spalten auff:
Kein Ungluͤck noch Gefahr kan ſeinen Muth bezwingen /
Er ſtehet unbewegt bey boͤſer Zeiten Lauff.
Und ſo ſoll ein Regent / wie Cato / ſtandhafft bleiben /
Der / wenn ſchon alles bricht / nie von der Tugend faͤllt /
Denn wirds gemeine Heil ihm Lob und Danck zuſchreiben /
Und ſein Gedaͤchtnuͤß bluͤht auch bey der juͤngern Welt.
Der17Der Adler freuet ſich in Cedern ſtets zu niſten /
Und ſeine Hoheit iſt mit dieſem Baum vermaͤhlt:
Hier unſre Ceder kan ſich unterm Adler bruͤſten /
Als deſſen Schutz und Schirm ſie einig zugezehlt.
Der liebliche Geruch vom ruͤhmlichen Verhalten /
Der angewandte Fleiß durch ſo viel lange Jahr /
Der Aempter treue Pflicht / und loͤbliches Verwalten /
Umbſchleuſt nicht nur die Stadt / es kom̃t fuͤrn Kaͤiſer gar.
Der groſſe Leopold / die Ceder zu erhoͤhen /
Hat ſie in ſeinen Raht / ein wuͤrdig Glied / geſetzt /
Und ſoll ein Baum deß Heils auch unſerm Breßlau ſtehen /
Der ſie mit Raht und That vielfaͤltig hat ergetzt.
Die Voͤgel und das Wild fliehn zu der Ceder Schatten /
Ein jedes ſuchet da die angenehme Ruh:
Wie vielen kommet nicht der graue Witz zu ſtatten /
Und wie viel decket nicht ſein Gnaden-Fluͤgel zu.
Er / Hoͤchſtgeehrtes Haupt / laͤſt niemand traurig gehen
Von ſeinem Angeſicht / wie jener Keyſer that /
Gibt den Bedraͤngten Troſt / laͤſt die nicht Huͤlffloß ſtehen /
So ein betruͤbter Fall in Roht geſetzet hat.
Der Cedern Oele bringt der Augen Klarheit wieder:
Sein himmliſcher Verſtand verworrnen Sachen Licht.
Es druͤcket Faͤulniß nie der Cedern Aeſt und Glieder:
Vergeſſenheit verleſcht die groſſen Dienſte nicht.
Deß Numens heilig Buch mit Cedern Safft geſchmieret
Blieb biß fuͤnffhundert Jahr von der Verweſung frey:
Die Buͤcher / die er hat der Stadt zu Nutz gefuͤhret /
Friſt nicht der Zeiten Roſt / noch vieler Jahre Rey.
Wenn der Poeten Volck ſolt’ etwas Hohes ſingen /
So wuͤnſchten ſie ihr Blat mit Cedern-Oel benetzt:
Ach koͤnte mir mein Wunſch hier gleichesfalls gelingen
Daß meine ſchwache Hand was Unverweßlichs ſetzt:
So wuͤrd ich mich bemuͤhn der Nachwelt anzuſagen
Der Tugend Treffligkeit / ſo ihn faſt goͤttlich macht.
Jch wolte ſeinen Ruhm biß an die Sternen tragen /
Und munter melden an der Ceder Ehren-Pracht.
Jtzt folg ich denen nach / die eh’ der Weyrauch kommen /
Citron - und Cedern-Holtz den Goͤttern angeſteckt:
Das Opffer reiner Treu iſt dennoch unverglommen /
(weckt.
So / Hochgeneigter Herr / die Pflicht-Schuld hat er -
BWie18Wie aber ſonderlich die Cedern hoch zu ſchaͤtzen
Theils wegen der Geſtalt / theils angeborner Krafft;
Jhr Balſam pfleget ſich dem Tod zu wiederſetzen /
Die Leichen wurden lang erhalten durch den Safft:
So auch / Geehrteſter / kan nimmermehr verweſen
Sein herrlich Ehren-Mahl und hochverdienter Ruhm:
Man wird ihn jederzeit auff allen Blaͤttern leſen /
Jhn heiſt die Ewigkeit ihr ſchoͤnſtes Eigenthum.
Wenn groſſer Herren Gluͤck und ſeliges Gedeyen
Der alten weiſer Mund annehmlich ſtalte fuͤr /
So wuͤnſchten ſie: Er muͤß’ in Cedern ſich erfreuen /
Weil alle Liebligkeit beſchleuſt derſelben Zier.
Jch wuͤnſch anjetzt der Stadt: Jhr Ceder-Baum der bluͤhe!
Der Adler ſey ihm hold! der Himmel ſtets geneigt!
Und daß ihn dieſes Licht mit ſolchem Glantz umbziehe /
Der auch Aurorens Gold und Purpur uͤberſteigt!
Er ſelbſt / geehrtes Haupt / muͤß als die Cedern leben
Von hohen Jahren alt / von Kraͤfften unverletzt!
Es muͤſſe Gluͤck und Heil umb ſeine Scheitel ſchweben /
Biß GOtt ins Paradiß die Edle Ceder ſetzt!
Auff den 74. Ejusdem. HOch Edler Herr von Goͤtz / des Groſſen Kaͤiſers Raht /
Umb deſſen Silber-Haupt ſich Lorber-Zweige ſchlieſſen /
Dem auch die Nach-Welt wil ſich hoch-verbunden wiſſen /
Jhm Vater der Gemein / und Phoͤnix unſrer Stadt /
Nun vier und ſiebtzig mahl ſein Namens-Tag erſchienen /
Mit was fuͤr Schuldigkeit ſol ich diß Feſt bedienen?
Was thut nicht Schleſien in der Johannis Nacht /
Da wo der Berge Hoͤh’ die Wolcken uͤberſteiget /
Und ſich die Schneekopp’ als der Sonnen Nachbar zeiget?
Es wird aus Laub und Holtz ein Freuden-Feur gemacht /
So / daß wenn ſchon der Tau die duͤrren Felder kuͤhlet /
Durch aller Schatten Flor die liechte Flamme ſpielet.
Jch wil auff dem Parnaſſ’ / der Muſen Heiligthum /
Und des Apollo Thron / wo alles iſt zu finden /
Was nur an Wiſſenſchafft und Weißheit zu ergruͤnden /
Mein Opffer legen ab / und zwar nicht eine Blum’
Und ſchwaches Epheu-Laub Jhm / Breßlaus Sonne / weyhen:
Es ſol der Lorberbaum ſein edles Hauß erfreuen.
Rom /19Rom / das der Ewigkeit Kampff anzubieten ſchien /
Und ſich der Erden Zaum / des Meeres Riegel nante /
So bald es aus der Schlacht den Sieger nur erkante /
Und ſah’ in Jovis Schoß das ſchoͤne Lorbergruͤn
Hoͤchſt-praͤchtig legen ab / rief: der Erretter lebe!
Daß ſtetes Gluͤck und Heil umb ſeine Scheitel ſchwebe!
Und ſolte Breßlau nicht den theuren Lorber-Krantz /
Der ſeine Schlaͤfe ziert / mit tauſend Wuͤnſchen kroͤnen /
Hochmoͤgender Patron / ja ſolten die Camenen /
Jn ihrer Schoß erzeigt / ſich ob der Tugend Glantz /
Der Thaten Treffligkeit nicht freudig laſſen hoͤren /
Und der Verdienſte Preiß in tieffſter Demuht ehren?
Es wird die Goͤttligkeit dem Lorber beygelegt /
Als deſſen heilig Blat / was kuͤnfftig iſt / entdecket.
Wie offt / wenn unſre Stadt in Sorg und Noht geſtecket /
Hat ſein hochweiſer Sinn dergleichen Raht gehegt /
Das / was verderblich war / in Wachsthum ſich verkehret /
Und reichen Uberfluß gemeinem Nutz gewehret.
Mehr / ward der Lorberbaum von Koͤnigen geehrt /
Die ihre Wohn-Pallaͤſt und Thore mit gezieret:
Der Kaͤiſer Julius hat ſolchen ſtets gefuͤhret
Zum Bild der Majeſtaͤt. Und wie das Zeitbuch lehrt /
Hat / wer zu Delphis ſich im kaͤmpffen durchgeſchlagen /
Den beſten Preiß davon / den Lorher Krantz / getragen.
Jſt es nun Wunderns werth / o Solon unſrer Stadt /
Wenn der Erlauchten Gnad auch ſeine Lorber-Zweige /
Mit groͤſſrem Ruhm belaubt / verſtumme Neid und ſchweige.
Der hoͤchſte Leopold / fuͤr dem nichts hoͤhers hat
Der weite Kreiß der Welt / ſchickt ſeine Sonnen-Blicke
Hier dieſem Lorberbaum auffs mildeſte zuruͤcke.
Es hat der Fuͤrſten-Brieff ein Lorber-Zweig bedeckt /
So offt ſie Gluͤck und Heil von Feinden uͤberſchrieben:
Der edle Lorberbaum iſt unverſehret blieben /
Da als das Schloß zu Rom war in den Brand geſteckt.
Der Richter Ampt und Beil bekroͤnen Lorber-Aeſte /
Und voller Lorbern bluͤhn Egyptens heilge Feſte.
Die Ceres hat den Baum vor andern hochgeliebt /
Denn ſeine Krafft die laͤſt die Fruͤchte nicht verderben:
Apollo braucht ihn ſelbſt fuͤr Faͤulniß / Gifft und Sterben /
Weil ſeiner Blaͤtter-Safft vielfaͤltig’ Artzney giebt.
B 2Ja20Ja Socrates / der wil beym Lorberbaume ſchweren /
Es wuͤnſcht Empedocles in den ſich zu verkehren.
Von ſolcher Trefligkeit gruͤnt dieſer ſchoͤne Baum /
Als deſſen ſtarck Geruch auch Todten kan erquicken.
Er wird zu Freud und Leid uns ſeine Zweige ſchicken /
Jſt bey den Freunden werth und hat bey Feinden Raum:
Deckt Alexanders Helm mit Welt-geprießnen Siegen /
Und laͤſt ſich auch hernach umb Pallas Schlaͤfe biegen.
Die Sonne kuͤſt den Baum / als die die Koͤnigin
Der Sternen heiſt und bleibt / ſie wird mit ihren Stralen
Den lieblichen Schmaragd der Blaͤtter ſchoͤner mahlen /
Daß wie ſie beym Geſtirn den Vortheil nimmt dahin /
Auch unter Baͤumen kan der Lorber Koͤnig bleiben /
Und ſich der Sonnen Luſt / der Waͤlder Krone ſchreiben.
Unſchaͤtzbahrer Patron / ſeh ich die Herrligkeit
Der Ehren-Lorber an / die voller Fruͤchte bluͤhet /
Die vor das Vaterland ſo heilſam ſich bemuͤhet /
Die GOtt ihr Wachsthum hat zur Danckbarkeit geweyht;
Die durch die Wohlthat ſich den Goͤttern gleich gemachet /
Als Schutz-Gott dieſer Stadt fuͤr aller Heil gewachet;
So ſag ich ſolchen Ruhm beſchleuſt kein enges Blat:
Und ob die Tugend zwar von eigner Wuͤrde glaͤntzet /
Jſt ſelbſt ihr Schmuck und Lohn: die ihre Folger kraͤntzet
Und ewig machen kan / ſo pflegt doch / wie dem Rad
Der Sonnen Schatten folgt / auch Lob ſie zu begleiten /
Und ihre Treffligkeit bluͤht unermeßne Zeiten.
Die hohe Eiche fuͤrcht des Donners harten Schlag /
Die ſchwancke Tanne heult / die Lorber bleibet ſtehen /
Und laͤſt auff ſich getroſt die lichten Blitze gehen /
Weiß / daß dem gruͤnen Haar kein Wetter ſchaden mag:
So hat / HochEdler Herr / auch bey verkehrten Sachen
Jhn die Beſtaͤndigkeit zum Eckſtein wollen machen.
Mahlt nicht der Lorber hier ein rein Gewiſſen ab /
Das eifrig GOtt geehrt / dem Kaͤiſer treu geweſen /
Das die Gerechttgkeit zum Hertzblat ihm erleſen /
Und Sanfft muht hat geliebt biß in das ſchwartze Grab:
Denn wie den Lorber kan kein Donner-Keil erſchrecken:
So kan hier keine Schuld die Reinligkeit beflecken.
Wo einſt das Griechenland Permeſſus Fluß durchnetzt /
Und ſeinen Silberthau der Wellen außgegoſſen /
Hat21Hat deſſen Ufer rings ein Lorber-Wald umbſchloſſen /
Da ſich das reine Volck der Schwanen hingeſetzt /
Dem Lorberbaum gedanckt fuͤr angenehmen Schatten /
Und ſich bemuͤht den Preiß durch Lieder zu erſtatten.
Wo Prieſter Schwanen / ſind die durch ein heilig Lied
Und Flammen-vollen Mund die Gottesfurcht entzuͤnden;
Bey dieſem Lorber-Baum wird man ſie embſig finden /
Als der zu ihrem Schirm und Wolfahrt hat gebluͤht.
Es traͤgt der weiſe Schwan den Lorber in dem Munde
Sein Rnhm der geht nicht eh’ als mit der Welt zu Grunde.
Es aͤndert auch der Baum nie ſein Schmaragden Kleid
Ein ewig Fruͤhling wohnt in den belobten Zweigen.
Kan uns der Lorber nicht als wie im Spiegel zeigen /
Daß er ein wahres Bild der Unverweßligkeit:
Denn wie er immer gruͤnt / ſo muß der Ruhm auch bluͤhen /
Der von der Tugend kommt und wurtzelt aus Bemuͤhen.
Diß Kleynod naget nicht der Zeiten ſcharffer Zahn /
Aſtræens hoͤchſte Zier / die Lorber ſeiner Ehren /
Wird gar die ſpaͤte Welt hoͤchſt-preißbar nennen hoͤren /
Und was bey dieſer Stadt ſein Obſicht hat gethan /
Schreibt Clio nicht allein in todte Marmelſteine /
Nein / deß von Goͤtzen Ruhm lebt unter der Gemeine.
Es ſah die Livia in ihrer zarten Schoß
Samt einem Lorber-Zweig ein weiſſes Huhn ſich fluͤchten /
Darauß entſtund ein Wald von tauſend Lorber-Fruͤchten:
Die Deutung lehrte klar / wie daß die Kaͤiſer groß /
Und maͤchtig wuͤrden ſeyn / und welcher uͤberwunden /
Hat einen Lorber-Krantz aus dieſem Wald gefunden.
Jch wuͤnſche / Licht der Stadt / daß ſich ſein Lorber-Stam̃ /
Und adliches Geſchlecht außbreit in tauſend Zweige /
Daß dero hohes Lob die Sternen uͤberſteige!
Ja wie der Lorberbaum gerieben eine Flamm /
Und gutes Zeichen giebt / ſo ſey mein Wunſch ein Zeichen:
Daß dieſes Namens-Feſt moͤg’ alles Heil erreichen.
Auff den 75. Ejusdem. NAchdem / Hoch Edler Herr / und Neſtor unſrer Stadt /
Sich laͤngſt die Ewigkeit mit ſeinem Ruhm vermaͤhlet /
Deß Alters Ehren-Schnee / ſo ſiebentzig gezehlet /
Nun auch das fuͤnffte Jahr darzu geleget hat /
B 3Bluͤht22Bluͤht ſein Hoch-Adlich Hauß nicht nur allein in Freuden /
Der Himmel wil die Stadt mit gleicher Luſt bekleiden.
Der Buͤrger treuer Wunſch / der Unterthanen Pflicht /
So vor den Weyrauch-Kloß die Hertzen ſelbſt gewehret /
Hat nie nichts eyfriger von GOttes Hand begehret
Als dieſen Namens-Tag / das hoch-erwuͤnſchte Licht;
Dem gar Aurora ſich zu Dienſten ſchoͤner ſchmuͤcket /
Und in ihr goͤldnes Haar die friſchen Roſen druͤcket.
Der Lorber-Wald erklingt von einem ſuͤſſen Thon /
Die Goͤtter ſind bemuͤht ihr Opffer abzulegen.
Es heiligt Jupiter des hohen Alters wegen
Den Eichbaum / wie er pflegt / und Phoͤbus reicht die Kron
Von ſeinen Lorbern dar / Cybele Fichten-Aeſte /
Und Hercules ertheilt die Pappeln ſolchem Feſte.
Was ſol ich aber thun / Stern der Gerechtigkeit /
Hochwertheſter Patron? Mein Einfalt heiſt mich ſchweigen /
Die tieff-verbundne Schuld ſich danckbar zu erzeigen.
Minerva rufft mir zu: Wie mir vor jener Zeit
Athen / des Friedens Bild / den Oelbaum pflag zu weyhen /
So wil denſelben ich zum Opffer dir verleyhen.
Wolan! Nun ietzt die Welt mit Krieg zu Rahte geht /
Und Mars ſein Blut-Fahn ſchwingt / Bellona durch ihr raſen
Die liechte Krieges-Glut in Deutſchland auffgeblaſen;
Hingegen noch bey uns der Friedens-Oelbaum ſteht
Jn unverwelckter Pracht / ſo heiſt mich Herr’n von Goͤtzen /
Die Pallas ihren Baum zu einem Denckmahl ſetzen.
Daß guͤldner Fried und Ruh in unſern Mauren wohnt /
Recht und Gerechtigkeit einander ſich noch kuͤſſen /
Und heilſame Geſetz / als wie aus Quellen flieſſen /
Daß man die Laſter ſtrafft und Tugenden belohnt /
Und ſich gemeines Heil in gutem Wolſtand findet /
Wird durch ſein Regiment, Hoch Edler Herr / gegruͤndet.
Es geht an Nutzbarkeit der Oelbaum allen fuͤr.
Es hieß des Hoͤchſten Mund ſein Volck auch Oele ſteuren /
Das Heilige damit im Tempel anzufeuren.
Mehr hat der Prieſter Hand gekroͤnter Haͤupter Zier
Hoch-feyrlich eingeſalbt / und deutlich wollen lehren /
Daß in Regenten wir des Schoͤpffers Bildnuͤß ehren.
Es mag der Heyden Wahn die Steine ſalben ein /
Wir ehren billich die / ſo von dem lichten Morgen
Biß23Biß in die tieffe Nacht fuͤr aller Wolfahrt ſorgen /
Und ein beflammtes Licht gemeinem Weſen ſeyn /
Das mit der Weißheit Oel erſprießlich angefeuchtet /
Durch dicke Finſternuͤß der Kummer-Naͤchte leuchtet.
Sein hocherfahrner Witz / Geehrteſter Patron /
Hat wie des Pharus-Glantz zu Heil und Troſt geſchienen /
Und mit getreuem Raht in Noͤhten koͤnnen dienen /
So daß ihm ietzt mit Recht / als hoher Tugend Lohn /
Der Nach-Ruhm Kronen flicht / und von den Oele-Zweigen
Den immer gruͤnen Krantz wil umb die Schlaͤffe beugen.
Was heilet nicht das Oel? es iſt kein edler Safft /
Der mehr Ergetzung gibt den abgeſchwaͤchten Gliedern /
Der die verlohrne Kraͤfft und Geiſter kan erwiedern.
Was Wuͤrckung hat es nicht in der Artzney geſchafft?
So daß die Reiſenden fuͤr rahtſam es befunden /
Nie ſonder Oel zu ſeyn / dem Balſam ihrer Wunden.
Kein Oel iſt ſo gelind als ſeine Freundligkeit /
Budorgis Salomon. Die Sanfftmuht im regieren
Mit ſchlauem Witz vermiſcht / muß nur den Scepter fuͤhren
Sol bluͤhn die Policey. Und wenn bey ſchwerer Zeit
Sich irgend hie und da Gebrechen wollen finden /
Wird ſie die Guͤte mehr als ſtrenger Ernſt verbinden.
Es ließ das Morgenland voll Uppigkeit und Pracht
Auff ihre Haͤupter Oel mit vollen Stroͤmen flieſſen /
Der Jugend Roſen-Lentz anmuhtig zu genieſſen.
Weg mit der Eitelkeit. Des Hoͤchſten Wunder-Macht
Hat nun / Hoch Edler Herr / er dieſen Tag erblicket /
Mit friſchem Seegen-Oel ſein graues Haar erquicket.
Er gruͤnt dem Oelbaum gleich. Wie deſſen friſches Blat
Ein ſteter Fruͤhling ſchmuͤckt / und ſpielet in den Zweigen /
So ob die Jahre ſchon auff hohe Staffeln ſteigen /
Bluͤht doch des Geiſtes Krafft / der keinen Abgang hat
Von ſeiner Treffligkeit / und unablaͤſſig dencket /
Wie er das Regiment auff Heil und Wolfahrt lencket.
Der Oelbaum / wie man ſagt / ſteht in zweyhundert Jahr.
Den erſten Krantz davon hat Hercules erreichet
Jn der Olymper-Spiel. Ob ſchon diß Ziel nicht gleichet
Mit unſerm Lebens-Lauff / ſo iſt doch einmal wahr /
Daß GOtt die ſaͤttiget mit einem langen Leben /
So ſeinen Willen thun und ihm Gehoͤre geben.
B 4Frolockt24Frolockt nicht unſre Stadt / wenn ſein beſchneites Haupt
Sich in der Adler Krafft und Ehren-Lilgen weiſet?
Der muß von Marmel ſeyn / der nicht die Vorſicht preiſet /
Der nicht die Centner-Laſt der ſchweren Sorgen glaubt /
So Er dem Atlas gleich hoͤchſt-preißbar unterſtuͤtzet /
Und wie ein Scipio dem Vaterland genuͤtzet.
Deß Oelbaums Bluͤte zeigt deß Jahres Fruchtbarkeit /
Auch / Herr / ſein Wolergehn iſt unſer Heil und Leben.
Wir wollen ingeſamt zu GOtt die Haͤnd erheben /
Daß unſers Oelbaums Bluͤt uns bluͤhe lange Zeit /
Daß ſein Hoch-Adlich Stamm in Segen-vollen Zweigen
Moͤg als die Cedern hoch / ſchoͤn als die Palmen ſteigen.
Daß unter ihm die Stadt ſey Nohæ Kaſten gleich /
Zu dem die Taube fleugt mit Oel und Friedens-Blaͤttern.
Daß ihre Graͤntzen ſeyn befreyt von Krieges Wettern /
Daß ſie kein Feind erſchreck’ / kein Unfall mache bleich /
Der Kirchen Oelberg auch in Bluͤht und Wachsthum bleibe /
Und ſeine Pflantzen ſo dem Himmel einverleibe.
Aſtraͤens ewig Ruhm / des Kaͤiſers treuer Raht /
Hoch-Edler Herr von Goͤtz / es muͤſſen Roſen ſpriſſen
Wo hin ſein Fuß nur tritt und Oel aus Felſen flieſſen
Zu Preiß dem Namens-Licht. Er / Sonne dieſer Stadt /
Beblick’ uns noch viel Jahr / und ſeh’ auch allenthalben /
Wie GOtt ſein Alter wil mit Freuden-Oele ſalben.
Auff den 76. Ejusdem. I. KUhmwuͤrdigſter Regent / uñ Neſtor unſrer Stadt /
Den GOtt im Alter wil auff Adlers-Fluͤgeln tragen /
Daß auch die Nach-Welt kan von ſeinen Wundern ſagen /
Es heiſt mich Schuld und Pflicht ein ewig Lorber-Blat
Zu opffern dieſem Feſt / weil Breßlau niemals hat
Dergleichen graues Haupt bey ſo verlebten Tagen
Und ſolcher Jahre Zahl auff ſeinem Ehren-Wagen
Jn Freuden angeblickt als Phoͤnix in dem Raht:
Alleine Geiſt und Muth laͤhmt mein beharrlich krancken /
Deß Ruhmes Treffligkeit faßt nicht mein ſchwacher Kiel /
Und der Verdienſte Preiß / ſo ich erzehlen wil /
Schleuſt auch die Ewigkeit in ihre graue Schrancken.
Selbſt die Verwunderung legt mir Stillſchweigen bey /
Und ſagt: Daß dieſes auch der Ehrfurcht Abriß ſey.
II. Wenn25II. WEnn jetzt der Sonnen Liecht die gantze Welt durch - fahren /
Der Erden Schoß erwaͤrmt / der Berge Haupt erhitzt /
Durch allgemeines Liecht der Menſchen Thun genuͤtzt /
So ſieht man / wie ſie ſich mit ihren Purpur-Haaren
Stuͤrtzt in die blaue See: deß Morgenlandes Wahren
Sind nichts fuͤr ihrem Glantz; wie hell der Demant blitzt /
Wie feurig der Rubin auch ſeine Funcken ſpritzt /
So koͤnnen ſie doch nicht mit ihrer Pracht ſich paaren /
Sie ſcheint am herꝛlichſten wenn ſie zu Golde geht /
Und gruͤſt die truͤbe Welt noch durch der Stralen Blicke.
O Sonne dieſer Stadt / ſo iſt Er auch erhoͤht /
Deß Lebens Abend glaͤntzt von Tugend / Ehr und Gluͤcke /
Seiu Ehren-Purpur wird in reinſter Hoheit ſtralen
So lange Phoͤbus wird das Rund der Welt bemahlen.
III. DEr Phoͤnix / den man ſonſt der Sonnen Vogel heiſt /
Wenn er von Alter ſchwach / von Kraͤfften abgezehret /
Und nichts mehr als ſein Grab / den Port der Ruh / be - gehret /
Sucht / wo das Morgenland von Wuͤrtz und Balſam fleuſt /
Jhm Raͤuchwerck zu der Grufft; der Voͤgel Volck das preiſt
Den Hochbegluͤckten Tod / bald wird ſein Wunſch gewehret /
Jn dem der Sonnen Glut ſein gantzes Neſt verheeret /
Und auß der Aſchen ſich ein junger Phoͤnix weiſt.
Gewiß / Hoch-Edler Herꝛ / wenn unter Lorbeer-Zweigen
Und Kronen / ſo die Treu der Buͤrgerſchafft ihm flicht /
Er Ehr - und Lebensvoll ſich wird zum Grabe neigen /
Sol doch nicht untergehn das angebohrne Licht /
Sein Grab und Aſche wird noch dermaleins bekroͤnen
Das Edle Zwey-Geſtirn von hinterlaßnen Soͤhnen.
Auff Tit. Frauen Anna |Magdalena von Luͤttichen / Frauen auff Kmelen / Nahmens-Tag. JCh wolte wohl was hohes ſchreiben /
Zu ehren dieſem edlen Tag /
Und meine Sinnen ſchaͤrffer treiben /
Als wie ich ſonſt zu tichten pflag.
B 5Doch26Doch wil mir faſt die Krafft gebrechen /
Und Phoͤbus Huld und Gunſt abſprechen.
Hoch-Edle Frau / von Trefflichkeiten
Der hoͤchſten Tugend außgeziert /
Wie mag ich Opffer zubereiten /
Das meiner Schuldigkeit gebuͤhrt?
Jch weiß wohl / daß man Heroinen
Nichts ſchlechtes gab / ſie zu bedienen.
Zu dem ſo muͤſſen kluge Geiſter
Die koͤſtlichſten Lobſprecher ſeyn.
Apollo ſelbſt der Kuͤnſte Meiſter
Schleuſt die Vernunfft in Schrancken ein /
Und ſaget / daß dergleichen Gaben
Auch nicht die Maͤnner-Sinnen haben.
Gewiß / es wird der Neid geſtehen /
Daß ihr Verſtand dem Himmel gleicht /
Daß ihre Tugend in den Hoͤhen
Viel heller als die Sternen leucht.
Der Rede Liebligkeit und Zierde
Macht Stock und Steinen auch Begierde.
Glantz aller ſchoͤnen Hoͤfligkeiten /
So je die Gratien erdacht /
Wie ſtlmm ich doch nur meine Seiten /
Daß ſie die außerleßne Pracht /
Nach ihrer Wuͤrde recht beſingeu /
Und angenehme Lieder bringen?
Begluͤckte Frau / nicht nur vom Stande /
Der die beruͤhmſten Ahnen weiß’t.
Zier in dem gantzen Meißner-Lande /
So weit die Elbe diß durchfleuſt;
Hoch und Wohledel von Gebluͤte /
Doch noch viel edler von Gemuͤhte.
Was ſonſt den Weibern karg gegeben /
Daß Schoͤnheit mit Verſtand ſich paart /
Das ſiht man hier vollkommen / eben
Auch in der ſchoͤnſten Toͤchter Art;
Bey denen Witz und Freundligkeiten
Stets um die beſte Tugend ſtreiten.
Es ſatzte Rom viel Sieges-Zeichen /
Den hochverdienten Fuͤrſten auff.
Koͤnt’27Koͤnt’ ich die Krafft und Kunſt erreichen /
So wolt ich fuͤr der Zeiten Lauff /
Ein ſolches Angedencken ſtifften /
Jns kuͤnfftige durch meine Schrifften.
Denn Marmorſaͤulen auffzufuͤhren /
Jſt uͤber meiner Haͤnde Staͤrck /
Mit Diamanten ſie zu zieren /
Das iſt deß bloſſen Gluͤckes Werck.
So kan ich auch nicht ſolche Gaben /
Jn rothes Gold und Silber graben.
Jch will vielmehr durch Stilleſchweigen /
Als wie man ſonſt den Goͤttern pflegt /
Die Ehren-Furchten zu bezeugen /
Auff einen Wuntſch ſeyn angeregt.
Der Himmel ſchencke das Geluͤcke /
Den Seufftzern die ich zu ihm ſchicke.
Es muͤß Jhr / Außbund aller Frauen /
Der beſte Wohlſtand ſeyn bewuſt /
Der nur auff Erden iſt zu ſchauen /
Jn ungekraͤnckter Hertzens-Luſt.
Jhr Hauß ſey frey von Sturm und Wettern;
Und Tugend muß es noch vergoͤttern.
Der Tag der komme gluͤcklich wieder /
Der heut ihr Namens-Feſt uns bringt;
So opffert man ihm Klang und Lieder /
Die ein ergebnes Hertze ſingt.
Wohin ihr Fuß nur kommt zu gehen /
Da ſollen nichts als Roſen ſtehen.
Gluͤckwunſch an zwey vom Adel auff ihre Reiſe. Hoch-Edler / Es hat das reine Blatt dein reines Hertz entdeckt /
Wie unſer Freundſchafft-Licht im finſtrem nicht ver - gangen /
Wie dein beflammter Sinn der Liebe Feur erweckt.
Der einig-liebe Brief war voller Liebligkeiten /
Man ſah die Gratien auff jeder Seiten ſtehn /
Der28Der Roͤmer darff nicht mehr mit unſren Deutſchen ſtreiten /
Dein Red-Art zeugte ſchon daß du ihm vor-ſolſt gehen.
Nur eines lob’ ich nicht; daß du mich loben wollen;
Dein Ruhm beſchaͤmet mich; ich weiß wie ſchlecht ich bin;
Jch haͤtte freylich mehr auß Pflicht-Schuld leiſten ſollen /
Die Kraͤffte mangeln mir / doch aber nicht der Sinn.
Du ſihſt auß dieſem Brieff / wie ich ſo alber fchreibe /
Wie alle Zierlichkeit von meinen Reimen fleucht /
Weil ich die Poeſie nicht mehr ſo bruͤnſtig treibe /
So ſpuͤhrt man Sonnenklar / daß Phoͤbus von mir weicht.
Jch wolte ſonſt ein Lied zum Angedencken ſetzen /
Und beyder Bruͤder Ruhm den Sternen machen kund;
So / weil die Muſen nicht mich wollen mehr ergetzen.
So nimm das Hertze hin / nicht den beredten Mund.
Reiß’ immer wohlbegluͤckt du Zwey Geſtirn im Adel /
Und ziere deinen Stamm / dem nichts an Wuͤrden gleich /
Der Ahnen ewig Lob und Leben ſonder tadel
Schlaͤgt alle Mißgunſt weg / und macht den Neider bleich.
Der Zunder wird dich auch du werthes Paar anzuͤnden /
Der angebohrne Muth zu Thaten muntern auff /
Du wirſt Gelegenheit zu groſſen Dingen finden /
Je ſchoͤner iſt der Lohn / je weiter iſt der Lauff /
Wir koͤnnen nichts von dir als gute Fruͤchte hoffen /
Weil ſich die Bluͤthe ſchon in ſolcher Anmuth wieß /
Weil Adel / Witz und Kunſt bey dir zuſammen troffen /
Und die Vollkommenheit ſich ſcheinbar ſehen ließ.
Die Morgenroͤthe wil den Tag / der folget / zeigen /
Die Wiegen ſagen offt den Baur und Fuͤrſten an /
Wird nur die Jugend nicht nach Ruhm und Ehren ſteigen /
So iſts im Alter wol umb Wuͤrd und Pracht gethan.
Zu dem ſo darffſtu nicht erſt Ehren-Bilder ſuchen
Schau Vat - und Vettern an / und ihren hohen Stand /
Sie haben ſchon die Bahn / die du itzt gehſt / gebrochen /
Der Degen und der Kiel macht ſie der Welt bekand.
Wo dieſe beyde ſind da thut man Wunder-Sachen /
Die Feder und der Helm ſind Pallas Eigenthum;
Es muß fuͤr unſer Heil zu erſt der Lands-Knecht wachen /
Da gibt ein kluger Kopff auch ſeinem Fechter Ruhm.
Wohl an du edles Paar / du wirſt im frembden Sande
Erlernen / wie der Siaat mit Witz zu fuͤhren ſey /
Diß29Diß was uns Tacitus geſagt im Vatterlande /
Das koͤmmt dort lebendig durch viel Exempel bey.
Wo dich Argyrope zu erſten wird umfaſſen /
So fleuſt auß Boͤclers Mund / was deinen Geiſt erquickt /
Wo du das Rhein-Athen dann wieder ſolſt verlaſſen /
So fuͤhre dich der Fluß ins Niederland begluͤckt.
Der alte Vater Reihn / wird auß dem Schilffe ſchauen
Sein rechtes teutſches Blut und Trauben tragen fuͤr /
Ja lauter Freud und Luſt auff deine Scheiteln tauen /
Und dreymal huͤpffen auff von deiner Nahmen Zier.
Die blaue Schelde wil ingleichen dich begruͤſſen
Die ſchweſterliche Maß’ in Hafen laſſen ein /
Doch Ungluͤck! Seuch und Peſt / ſoll itzt die Ort umſchluͤſſen /
Wo wirſt du edles Paar hinfuͤro denn nun ſeyn?
Du ſeyſt auch wo du wolſt; niemahls auß meinem Hertzen /
Gelehrte Liebe trennt auch nicht die weite See.
Und wann die Lippen nicht / ſo muͤſſen Briefe ſchertzen /
Damit die helle Flamm der Freundſchafft nicht vergeh /
Du wirſt doch noch einmahl zuruͤck nach Breßlau dencken /
Wie manche Stunde wir mit Reden zugebracht /
Du wirſt noch einen Gruß dem alten Loͤchal ſchencken /
Den itzt im Fall dir Jehn gar zum Juriſten macht.
Jch klage diß allein / daß ich nicht kan vollbringen
Was ich beſchloſſen hatt’ ein himmliſches Gedicht /
Jn dem ich muſt mit Staub und tauſend Acten ringen /
So ſihſtu liebſtes Paar / wie mir mein Wunſch gebricht.
Was wuͤntſch ich endlich dann / nichts als nur langes leben /
Den Eltern und auch dir / ſo ſteht ſchon alles wohl /
Du wirſt noch Schleſien mit neuem Glantz umbgeben /
Das werthe Schleſien / das ſchier verfallen ſoll.
Hoch-Edles Zweygeſtirn erſchein’ uns auch denn wieder /
Weil unſerm Vaterland die Lichter noͤthig ſeyn;
Dann ſprechen in geſambt des Landes treue Glieder /
Hier gehet Caſtor auff / dort Pollux guͤldner Schein.
Hiemit hochwerther Freund / beſchließ ich meine Zeilen /
Doch baut die Liebe dir im Hertzen ein Mauſol /
Zeit und Gelegenheit die hieß mich alſo eilen /
Sey tauſendmahl gegruͤſt / mein Schweinitz lebe wohl.
Ein30Ein anderer an einen andern. JESUS. DEr Eltern liebſtes Pfand / der Muſen Luſt und Wonne /
Gelehrter Tugend Kern / mein Modrach / zieht von hier /
Der Himmel ſchein’ ihn an / mit ſeiner Gnaden-Sonne /
Und ſtell’ ihm einen May der Liebligkeiten fuͤr /
Er aber / werther Freund / woll’ ihn geneigt empfangen /
Er wird dem Pleiß-Athen zu Ruhm und Ehren bluͤhn /
Es brennt ſein Hertze ſchon fuͤr eyfrigen Verlangen /
Jn deß Herꝛn Buhlen Hauß ein: als ein Gaſt zu ziehn.
Mit tauſend Traͤhnen hat er unſre Stadt verlaſſen /
Die ihm der Freunde Treu auß Pflicht geliefert hat /
Daß ſo viel Engel itzt ihn auf der Reiß umfaſſen /
Biß er ſiht wohl begluͤckt die gruͤne Linden-Stadt.
Es ſetzt das Vater-Land auf ihn ein groſſes hoffen /
Daß er ins kuͤnfftige ſol Rath und Schuͤtzer ſeyn /
Mich duͤnckt ich ſehe ſchon der Themis Tempel offen /
Die Goͤttin nimmt ihn auch zu ihrem Kleinod ein.
Er hat manch kluges Buch mit Nutzen auffgeſchlagen /
Der Tugend Morgenroͤth im Pindus zugebracht /
Wie ſolt’ er mit der Zeit nicht reiffe Fruͤchte tragen /
Da ihn von Wiegen an der Phoͤbus angelacht.
Es wird ſich Phylure deß werthen Gaſts erfreuen /
Der Clarien ihr Hertz Alberti ſeyn bemuͤht /
Wie dieſe Pflantze mog in Helikon gedeyen /
Als derer Treffligkeit er ſchon auffſproſſen ſiht.
Mein Buhle wird gewiß ſein Hertz auch laſſen blicken /
Dieweil er veſt und tief in unſern Hertzen ſteht /
Und ſein Gedaͤchtnuͤß kan oft unſern Geiſt erquicken /
Jch ſeh’ auch diß im Geiſt / wie er zu rathe geht /
Und alle Freundſchaffts-Pflicht iſt embſig zuerfullen /
Wer kennt die Redlichkeit deß werthen Buhlen nicht?
Der Hoͤchſte ſchicke diß nach ſeinem weiſen Willen /
Daß auch in Ewigkeit nichts dieſes Buͤndnuͤß bricht.
Jch wuͤnſche nochmahls Heyl und tauſendfaches Gluͤcke /
Der dreymahl groſſe GOtt halt uͤber ihn die Hand;
Mein Siegel iſt das Hertz / daß ich dem Brief aufdruͤcke /
Er oͤffne itzt ſein Hauß und kuͤſſe dieſes Pfand.
Ehren -31Ehren-Gedichte Als Hr. F. G. Magiſter in Leiptzig wurde. JHr Tichter Schleſiens / ſo theils verblichen ſind /
(nen /
Theils noch mit Fleiſch und Blut die Sterbligkeit bewoh -
Vergoͤttertes Geſchlecht / nicht nur an Ehren-Kronen /
Und Sieges-Palmen reich: wo noch mein Wunſch ge - winnt /
Und zu dem Ziele trifft / ſo ſegne meine Reimen /
Gib zu daß Saft und Krafft aus deiner Gottheit kaͤumen.
Wirff hochbegluͤcktes Volck nur einen Gnaden-Strahl
Auff meine Poeſie / ich mag nicht Lorbern tragen;
Bleibt mir nur deine Gunſt und Hold unabgeſchlagen /
So bin ich ſchon vergnuͤgt. Der Sterne Schluß und Wahl /
Heiſt mich auff dieſen Tag den Pindus laſſen ſtehen /
Und in mein Vaterland und ſein Gebuͤrge gehen.
Hier ſol mein Helikon und mein Parnaſſus ſeyn.
Jhr Waͤlder / derer Haar kein Winters Froſt zerſchleiffet /
Jhr Fichten / die ihr auch bey ſtrenger Kaͤlte reiffet /
Vergoͤnnt mir eure Zier / ich ſammle Blumen ein
Vom groſſen Rieſen-Berg / und wil mich ſelbſt bekroͤnen:
Duͤrft’ auch ein neidiſch Maul / den ſchlechten Krantz verhoͤnen?
Die Dafne iſt ja ſonſt der Dichter ſchoͤnſte Braut /
Und Caſtalis ihr Wein / in dem ſie ſich bezechen /
Was ſolt ich meinen Kopff mit frembden Quellen ſchwaͤchen?
Ein Trunck vom Bober-Strohm machts eben wol das Kraut:
Der gibt mir einen Tranck / der Geißler / dich beſinget /
Und unſrer Freundſchaffts-Pflicht ein ſchuldig Opffer bringet.
“Die Wirckung in der Hoͤh vermaͤhlt die Hertzen auch
& q; Jn dieſer Unter-Welt / und bindet ſie zuſammen:
Uns trieb ein gleiches Feur in gleich entbranten Flammen /
“Der Tugend nach zugehn; Wie an dem gruͤnen Strauch /
& q; Zwey Roſen-Schweſtern ſeyn und aneinander haͤngen:
So pflag ſich beyder Sinn in Kuͤnſten zu vermengen.
Zumahl wenn Major kam / der hochgelehrte Greiß /
Und deſſen von Arpin, Glantz und Red-ſeeligkeiten
Von Grund-auß richtig wieß: Wenn Fechner ſeine Seiten /
Der Schwan Eliſiens und aller Weißheit Preiß /
Hertz-dringend gngeſtimmt / bald die Natur durchgangen /
Bald Himmel / Erd’ und See zumeſſen angefangen.
Wie32Wie aber faͤllt mir denn der ſeel’ge Koͤhler aus /
Ein Mann von theurem Witz und ſeltnen Wiſſenſchafften /
An dem ſich groſſe Leut’ und Fuͤrſten offt vergafften /
Dein Lehrer / meiner auch / ein wandlend Buͤcher-Hauß
Und lebend Helikon / den keine Grufft verdecket /
Weil ſeiner Schrifften Werth / was todt war / aufferwecket.
Den ſchmertzlichen Verluſt ob ſeinem fruͤhen Tod /
Er ſetzet Gebhard nun / Minervens Aug und Hertze /
Ein Varro unſrer Zeit / der deß Verſtandes Kertze
Zum Pharus auffgeſteckt. Welch Schiffer hat nun noth /
Daß er in Abgrund ſtuͤrtzt / ſein Leit-Stern wird ihm weiſen /
Wie man bey Seyllen ſol den Weg behutſam reiſen.
Sey tauſend-mahl gegruͤſt / mein Thales, Goͤnner / Freund /
Jtzt ehrt dich dieſes Blat / und fuͤgt es das Geluͤcke /
Daß ich dich / Gratie / in meine Armen druͤcke /
So ſoltu ſcheinbar ſehn / wie es die Seele meint:
“Denn Briefe ſind doch ſtumm und haben keine Zungen /
Wiewol mir groſſer Nutz von deiner Fauſt entſprungen.
Die Geiſter haben nun / mein Geißler / deinen Geiſt
Zu Breßlau angefeurt / mit lehren aufferzogen /
Daß du nach Adlers-Art biſt munter außgeflogen /
Die Sonne anzuſehn / die Leiptzig praͤchtig weiſt /
Dein unverwandtes Aug’ erlitt’ ihr blitzend Strahlen /
Gennß der Weißheit Kern / ließ andern leere Schalen.
Apollo nahm dich auff als rechtgebornes Kind /
“Und wahr-erzeugten Sohn; Denn dieſes ſind nur Affen /
& q; Und ſrembde Waͤchſel-Baͤlg’ / aus ihm niemahls erſchaffen /
& q; Die Laſtern zugethan / der Kuͤnſte Feinde ſind /
& q; Die mehr den Feder-Buſch als Feder-Kiel gebrauchen /
& q; Und laſſen ihre Zeit in Muͤſſiggang verrauchen.
& q; Den fuͤr ein gutes Buch ein ſchoͤnes Tuch beliebt /
& q; Jhr Grieffel iſt ein Stab ans Spanien gebohren /
& q; Man goͤnnt Sirenen mehr als den Camenen Ohren /
& q; Bevor wenn Chloris Blick und Laͤchlen von ſich giebt:
& q; Bret-Wuͤrffel-Karten-Spiel und weiter Glaͤſer Menge /
& q; Sind ſtatt der Lieberey / das Blaͤcken die Geſaͤnge.
Mein Geißler / ſo verkehrt und raſend haſtu nie
Jm Pleiß-Athen gelebt / ein Buch war deine Freude /
Dein gantzer Auffenthalt: dein Troſt und Augen-Weide
Beſtund auff klugem Fleiß und unverdroßner Muͤh
Jn33Jn Schrifften zu erſehn / wo Griechen-Land geblieben /
Was Rom von ſeinem Stuhl und Hoheit weggetrieben /
Das zehlſtu ingeſammt uns auff den Fingern her /
Durch-kreuchſt das Alterthum / ſchlaͤgſt Jahr - und Zeiten-Buͤcher
Zu beßrer Nachricht auff / machſt deine Meynung ſicher
Mit Gruͤnden der Vernunfft / bejahſt nichts ohngefaͤhr /
Und endlich wunderſtu die Stuͤrtzung groſſer Reiche /
Wie diß und jenes faͤllt / ſein Moͤrder / ſeine Leiche.
Nach dem Athen verging / verflog der Kuͤnſte Ruhm
Jns alte Latlen mit Roͤmiſchem Geluͤcke /
(Und diß war ſchon beſtimt vom ewigen Geſchicke)
Wie da der Clarien geheiligt Eigenthumb /
Und Schauplatz ſolte ſeyn / das drey-mahl drey Geſchwiſter
Fand Tempel und Altar / Weih-Lichter / Opffer / Prieſter.
Der Redner Zunge brach wie Donner-Schlaͤge loß /
Bewegte Land und Volck / die ſuͤſſen Nachtigallen
Hoͤrt jederman beſtuͤrtzt ein holdes Lied erſchallen:
Der himmliſche Virgil ſaß in Auguſtus Schoß;
Und andrer Seelen mehr anjetzo zu geſchweigen /
Die noch ihr Eben-Bild der Nach-Welt koͤnnen zeigen.
“Gleich wie ihr Honig-Thumb und waͤchſern Koͤnigreich
& q; Die keuſche Jungfer-Bien im gruͤnen Lentz erbauet /
& q; Seugt friſche Blaͤtter aus / die Perlen-weiß betauet
& q; Vom kuͤhlen Morgen ſeyn / beiſt bald der Nelcken bleich
& q; Und rothes Kleid entzwey / benagt Lilg’ und Violen /
& q; Biß ſie die ſuͤſſe Buͤrd’ auch kan nach Hauſe holen:
So haſtu hier und da / mein Geißler / eingerafft /
Der Woͤrter Reinligkeit / der Reden Kunſt-Gepraͤnge /
Der Spruͤche weiſe Lehr / der Lehrer Blumen-Menge /
Die Anmuht von dem Laut / der Aus-ſprach Eigenſchafft /
Biß daß dein Roͤmiſch dich Quirinus Buͤrger nannte
Und Svada Lipp’ und Mund vor andern Soͤhnen kante.
Der edle Seneca, der Weiſen halber Chriſt /
Und Klugen halber GOtt / hieß dich den Tod verachten /
Und rieff groß muͤtig zu / den jenen die da ſchmachten
Jn ſtrenger Marter-Qual / er ſchriebe Zorn und Zwiſt
Gewiſſe Schrancken fuͤr / wieß’ dir ein ſelig Leben
Samt der Gemuͤhtes Ruh / die ſelten uns gegeben.
Welt-weiſer Pallas-Sohn / und nicht nur uͤberhin /
“Wie mancher iſt / gelehrt: ein paar Geſetze wiſſen /
C& q; Und34& q; Und eine Predigt thun / der Meditrin gefliſſen
& q; Und zugeſellet fein / kan auch ein niedrig Sinn /
& q; Der an der Erden kreucht / den Staub des Poͤfels lecket /
& q; Und wie Diogenes im Faß der Thorheit ſtecket.
Wer aber ſo wie du / der Kuͤnſte Grund durchſucht /
Und ihre Treffligkeit in ſein Gehirne ſchraubet /
Marck / Adern / Blut und Safft aus jedern Schrifften klaubet /
Und ſich zu eigen macht / der ſchoͤpffet wahre Frucht /
Ja ſelbſt die Ewigkeit von bluͤhendem Geruͤchte /
Daß keiner Wetter Brunſt / noch ſtuͤrmen macht zu nichte.
“Der Nachklang iſt allein ein rechtes Himmel-Brodt
& q; Und Ambroſiner-Wein fuͤr hoch geſtirnte Helden.
& q; Es muß Mnemoſyne von ihrem Weſen melden /
& q; Wenn ſchon der Leib verfault / der Ruhm iſt doch ein Boht
& q; Und fliegender Mercur / biß an der Sternen-Bette /
& q; Er preiſt die Schaͤtzbarkeit der Gaben in die Wette.
Als nun der Hunnen Wuht Rom in den Brand gelegt /
Die Thronen umbgeſtuͤrtzt / der Purpur-Rock zerriſſen /
Die Scepter in den Koht und Tyber-Strohm geſchmiſſen /
So hat der Helikon ſich wiederumb bewegt /
Jſt in Germanien zu unſern Teutſchen kommen /
Die ihn voll Freud und Luſt großmuͤtig auffgenommen.
O unerforſchter Raht den GOttes Rechnung macht!
Die Fauſt ſo vor von Raub und Menſchen-Blut getroffen /
Ergreifft das Dinten-Faß / ſucht wider alles hoffen
Des Phœbus Gunſt und Hold / ſagt Kriegen gute Nacht /
Und zeucht die Sanfftmuht an / baut Muſen Wohn-Pallaͤſte /
Ehrt / liebet / kuͤſſt und hertzt die angenehmen Gaͤſte.
Sie ſind hinwiederumb verſchwenderiſch geneigt
Tuiſcens tapffren Stamm: was von Gelehrſamkeiten
Und Schaͤtzen uͤbrig war / was von Vollkommenheiten
Noch unter ihrer Bruſt / das haben ſie gezeigt
Und an das Liecht gebracht: der Himmel ſelbſtenlachte /
Als unſer Teutſches Blut ſo ſcharffnach Kuͤnſten dachte.
Der theure Lipſius (ein unvergleichlich Mann!)
Wie ſtieg er nicht empor? der Held von Burdus Stamme /
Der groſſe Scaliger, trieb ſeiner Geiſter Flamme
Auff unſer Teutſchland zu. Caſaubonus der kan
Mehr als ein Krieges-Heer bey Koͤnigen verrichten /
Wenn er den Glaubens-Streit in Engelland hilfft ſchlichten.
Dieſ’35Dieſ’ und noch andre mehr / die mir die Zeit verbeuht
Zuſchliſſen in den Reim / ſind / Geißler / deine Reitzer
Zu deiner Wiſſenſchafft / du ſelbſt ein eifrig Geitzer /
Haſt ihnen nachgefolgt und ihrer Goͤttligkeit
Gedancken ausgeforſcht / ſo daß ich gaͤntzlich ſchlieſſe /
Wie kuͤnfftig gleiche Frucht von dir entſprieſſen muͤſſe.
Jch bilde mir von dir was ungemeines ein /
Du Perle Schleſiens / dein Fleiß wird noch erwerben /
Was nicht vergaͤnglich iſt / du kanſt nicht gar verderben /
Dein beſtes Theil das lebt / ob ſchon ein ſchwartzer Schrein
“Dein Leib zu Grabe traͤgt. So koͤnnen wir durch Schrifften
& q; Ein Leben / das nicht ſtirbt / uns bey der Nach-Welt ſtifften.
& q; Jch weiß daß dein Gemuͤht fuͤr Durſt der Ewigkeit
& q; Wie Oel in Ampeln brennt / das Blut in Adern ſpringet /
Und weder Schlaff noch Ruh’ der Sinnen Aug’ umringet.
& q; Diß macht die Himmels-Brunſt ſo uns den Muht verleiht
& q; Was ewiges zu thun. Mein Geißler / dein Geruͤchte
& q; Glaͤntzt wie die Morgen-Roͤth’ in ihrem Purpur-Lichte.
Der Tag der folgen wird / verſpricht uns reines Gold
Und einen Sonnen-Blick / der Schleſten dich mahlen
Und uͤberleuchten wird! wirfdeine Gegen-Strahlen
Auff dieſen neuen Stern / und bleib ihm immer hold /
Er mehrt gewißdie Zahl in dem beruͤhmten Orden /
Worinnen Sterbliche den Engeln gleiche worden.
Mein liebes Vaterland / Europens Paradiß /
Und irrdiſch Himmel-Reich / vom Wachs / humb aller Gaben /
Gewuͤnſchter Fruchtbarkeit / biß an den Mond’ erhaben /
Frolocke deinem Sohn / der Kuͤnſte guͤldnes Fließ
Traͤgt dieſer Jaſon weg / dein Geißler ſteigt begeiſtert
Den Ehren-Gipfel auff / und iſt nu recht gemeiſtert.
Jch ſeh’ ein ſeelges Volck in ungezaͤhlter Reih
Aus dem Gebirge gehn / es haͤget Freuden-Taͤntze
Umb unſern Bober-Fluß / ihr Scheitel traͤget Kraͤntze /
Vom friſchen Wintergruͤn / kein Lorber iſt darbey /
Weil ſich hier die Natur ſo muͤtterlich erzeiget /
Daß man nicht allererſt nach Daffnes-Zweigen ſteiget.
Der Hoheit lichter Blitz verblendet mein Geſicht /
Doch ſchau’ ich / Acidal iſt ſchier der rechte Fuͤhrer
Jn dieſem Helden-Chor / ein maͤchtig Seiten-ruͤhrer
Und kuͤnſtlicher Poet / auch Conrad laͤſt es nicht
C 2Apol -36Apollens rechter Arm / weil Kraͤuter Klang und Lieder
Jhn und ſein gantz Geſchlecht der Erden bringen wieder.
Tilenus ſinget mit / ſein Roͤmiſches Latein
Kennt noch die guͤldne Zeit; Bucretz kan nicht verſchweigen
Den angebohrnen Muht: Monavius ſagt eigen
Was herrliche Gedicht und ſchlimme Reimen ſeyn /
Biß endlich Opitz kommt und loͤſt die Mutter-Zunge /
Bringt teutſcher Sprache Glantz zu ihrem rechten Sprunge.
Dreyfaͤchtiger Homer, gedoppelter Virgil,
Jch werde gantz erhitzt nur auff dein Angedencken /
Schatz uͤber alles Gut / den uns das Schickſal ſchencken
Und eignen hat gewolt: Mein ſtumpffer Feder-Kiel
Steht ſtill und iſt entzuͤckt. Du biſt genug geprieſen:
So hab ich anderswo dir auch ſchon Ehr erwieſen.
Die Folger deiner Leyr ſind eben wol bekand /
Jhr Ruhm durchfaͤhrt die Welt mit weiſſen Sieges-Pferden /
Zwey Koͤpfe laſſen mich noch nicht ſtillſchweigend werden.
Wolan es ſey gewagt / mein heiſſer Andachts-Brand
Vermiſcht mit Ehren-Furcht brech aus in ſeine Flammen /
Es wird das Edle Zwey die Pflicht-Schuld nicht verdammen.
“Doch Goͤtter hat man ja mit ſchweigen mehr geehrt /
& q; Als durch ein laut Gewaͤſch’. Jch ſchlieſſe Mund und Lippen /
Sonſt ſtoͤſt mein ſchwaches Schiff an toller Freyheit Klippen /
Und ſcheitert auff den Grund. Wer was genaue hoͤrt /
Merckt meiner Clio Wunſch / wie ſie ſo furchtſam ſtehet
Und ſchamroth / daß ihr nicht der groſſe Nam entgehet.
“Der name / den das Haupt der Erden ſelber liebt /
& q; Und den die Majeſtaͤt mit hoͤchſten Wuͤrden zieret /
& q; Der Geiſt / der Fuͤrſten offt das Hertze hat geruͤhret /
& q; Der Breßlan deinem Rath nicht ſchlechten Zierath gibt.
Genug und mehr als viel: man ſiht den Demant brennen /
Und kan die helle Glut bey dunckler Nacht erkennen.
Was dieſer Phœnix itzt mit ſeinem Adler thut /
Den grundgelahrten Gryph / (ein Hertz und eine Seele /
Ein Außzug beyder Seel’ in zweyer Leiber Hoͤle)
Das koͤmmt noch Schleſien hinfuͤro dir zu gut;
O Sonnen teutſcher Pracht / holdſeliges Geſtirne /
Du traͤgſt Athen und Rom und Franckreich im Gehirne.
Nur jedes Wunder-Art und ſchoͤne ſonderheit
Verzaubert meinen Geiſt: Wenn jenes Reden flieſſen
Wie37Wie lauter Honigſeim mit tauſend Anmuths-Kuͤſſen
Cytherens eingemacht: Wenn reine Zierligkeit
Die Roſen-Worte ſchmuͤckt / gezuckert von der Liebe /
Und die die Liebe heiſt Seelfaͤnger / Hertzens-Diebe.
Diß aber was den Gryph ſo unnachamlich macht
Erſchreckt die gantze Welt: wenn Cron und Throne fallen /
Wenn Himmel / Erde / Lufft vom ſchwartzen Donner-Knallen /
Wenn uͤber unſerm Kopff ein gluͤend Blitz erkracht /
Gifft / Dolchen / Straͤnge / Pfahl / Todt / Wunden / Marter / Braͤn -
Vollziehn der Zeiten Lauf / und ihr erbaͤrmlich Ende.
(de
Komm Neid und berſte nu vor gruͤner Gall entzwey /
Nim unſern Schleſien das Vorzugs-Recht im Dichten /
Jm Schreiben auch dazu; du magſt ſo ſpoͤttiſch richten
Der Woͤrter groben Klang / der Mund-Art Barberey;
Gewiß ein Tichter fehlt / und ſolt uns der entſcheiden /
So wuͤrde deine Zier das ſchlimſte Urtheil leiden.
Nu Meiſter freyer Kunſt / mein Geißler / munter dran /
Tritt auf den Lehrer-Stul / entde〈…〉〈…〉 k uns ſcharffe Fragen /
Errege Wider-Streit / laß denn dagegen ſagen /
Ob dein Vernunfts-Schluß ſo und ſo beſtehen kan /
Verewige dich ſelbſt: du biſt dazu geweihet.
“Von oben koͤmt die Krafft / ſo uns den Muht verleihet.
Seit daß mir Barth / ach fruͤh! ach! allzufruͤh’ verfiel /
So ſtarb mein Vorſatz mit / der dir nicht unverborgen
“Als meinem treuſten iſt: doch macht ein leuchtend Morgen /
& q; Den Wolcken-Himmel klar / ſo ſetzt der Feder-Kiel
Was angelobt ins Werck; wo nicht ſo mag es bleiben:
Du / Geißler / wirſt uns noch was recht erbaulichs ſchreiben.
Gedencke meiner auch / mein Landsman und mein Freund /
Vergiß die Reden nicht / ſo von dem Nach-Ruhm waren:
Wie guter Leimund ſey ein Schmuck beruͤmter Bahren:
Wie Fama nach dem Tod am herrlichſten erſcheint:
Die Nimfe lacht dich an / umbhalſe ſie hinwieder /
Perenna dencket ſchon auff eure Hochzeit-Lieder.
Jhr Faunen / Dryaden / Napeen und Silvan
Singt mit ein Schleſtſch Lied / recht bey den Tannen-Baͤumen /
Gluͤck zu! Gluͤck zu! Gluͤck zu! weil ich vom langen Reimen
Faſt muͤde worden bin / ſo nim doch dieſes an /
Mein Geißler / wie es iſt; Zwar ohne Kunſt und Zierde.
Doch gleichwol ſihſtu hier die liebſte Dienſt-Begierde.
C 3Als38Als Tit. Herr Georg Schoͤbel in die Hochloͤbl. Frucht - bringende Geſellſchafft unter dem Titel des Himm - liſch-geſinnten Anno 1669. auffgenom - men wurde. DAß eine Blumen-Uhr der Kircher hat erfunden /
Jſt der gelehrten Welt aus ſeinen Schrifften kund;
Der Sonnen-Wende Blat entdecket Zeit und Stunden /
So bald der Sonnen-Glantz beſtralt der Erden Rund.
Mein Schoͤbel / daß dein Geiſt der Sonnen-Wende gleichet
Und nach dem Himmel ſtets der Sinnen Blaͤtter lenckt /
Und daß gleich einer Uhr den Mittag du erreichet /
Den Mittag hoͤchſter Zier mit Ruhm uñ Pracht umſchrenckt /
Jſt wurdig / daß es auch die Nachwelt moͤge wiſſen /
Und daß es in dem Buch der Ewigkeiten ſteh’.
Wenn hohe Seelen als ein wahres Mitglied kuͤſſen /
Der hat ſich ſchon vermaͤhlt den Sternen in der Hoͤh’.
Jch zweiffle nicht daran / daß ſich die Edle Palmen
Mit Lorbern untermengt bemuͤhn umb einen Krantz /
Den nicht die Tyranney der Zeiten kan zermalmen /
Und der bey Froſt und Glut nie aͤndert ſeinen Glantz.
Mich duͤnckt / ich hoͤre ſchon der Schwanen ſuͤſſe Lieder /
Wie jede Nachtigal der Muſen zierlich ſingt /
Und wie der Nachruhm ſie auff guͤldenem Gefuͤder
Dir / werther Muſen-Freund / als ein Geſchencke bringt.
Soll ich allein durchſteint und kalter Marmel bleiben?
Erhitzet keine Glut der Dichter meine Bruſt?
Jch muß es zwar geſtehn / daß offt und viele Schreiben
Macht zu den Reimen mir mehr Eckel als wol Luſt:
Und was mich reitzen kan / ſind himmliſche Gedancken /
Jn welche ſich dein Geiſt ſo feſt verwickelt hat /
Mein Freund / daß du verlaͤſt der Erden enge Schrancken /
Und in Betrachtung dich deß Himmels macheſt ſatt.
Laß uns das groſſe Nichts die gantze Welt durchreiſen /
Laß uns ins Alterthum verfloßner Jahre gehn /
Was uns der Grieche da / dort wird der Roͤmer weiſen
An Arbeit / Kunſt und Witz / wie lange kont es ſtehn?
Vermag39Vermag ein ſterblich Menſch was ewiges zu bauen?
Wo ſind die groſſen Staͤdt / ach groſſe Leichen! hin?
Vergebens ſchweifft man Ertzt / und laͤſſet Steine hauen /
Die ſchoͤnſten Wercke ſind deß Untergangs Gewinn.
Daß Laͤnder nicht mehr ſeyn / daß Koͤnigreiche ſterben /
Daß der bey Norden wohnt / ſo vor aus Weſten kam /
Daß Voͤlcker frembder Art von frembden Voͤlckern erben /
Und Magellan den Weg nach mehrern Welten nahm;
Ja / daß die Erde ſelbſt offt ihren Sitz verkehret /
Und da itzt Flutten ſpeyt / wo vor Getreyde ſtand /
Bald durch ein raſend Feu’r der Berge Marckverzehret /
Bald durch einewig Eyß verſchleuſt der Fluͤſſe Strand /
Sind nur deß Unbeſtands gemeine Trauer-Zeichen:
An unſern Coͤrpern gehn mehr Jammer-Blicke fuͤr.
Wornach der Hochmuth uns die Seegel heiſſet ſtreichen /
Was iſt es? Wind und Dunſt von thoͤrichter Begier.
Es ſey / daß wir die Welt und jede Kraͤuter kennen /
Die Sternen in der Hoͤh auff Fingern rechnen aus /
Der Sonnen Leib befleckt / den Monden bergicht nennen /
Corallen wachſen ſehn aus Thetis blauem Haus /
Ja offt ein heilſam Oel aus Stein und Ertzt erpreſſen /
Und wiſſen / was der Geiſt in dem Magneten wuͤrckt /
Daß wir des Himmels-Lauff / der Erden Ziel gemeſſen /
Und alle Wiſſenſchafft in unſerm Kopff umzirckt:
Wird hier die Eitelkeit nicht unſer Meiſter werden?
Der groſſe Triſmegiſt verfiel mit ſeiner Kunſt.
Und wem ſind unbekant die zornigen Geberden
Der Griechen / wenn ſie ſah’n / daß ihre Lehren Dunſt.
Es muͤht ſich Plato noch das hoͤchſte Gut zu finden /
Es ruffet noch Stagyr das erſte Weſen an /
Und die Unſterblichkeit kan Socrates nicht gruͤnden /
Er opffert nur umbſonſt dem Æ ſculap den Hahn.
Wie ſchoͤn Chriſyppus uns die Tugend vor kan mahlen /
Laͤſt doch ſein eitler Wahn den ſchnoͤden ſelbſt-Mord zu.
Des theuren Senecens erlauchte Weißheit-Strahlen
Verſagen ihm zuletzt der Sinnen wahre Ruh.
Das iſt das Tocken-Werck von menſchlichem Verſtande /
So weit kan die Vernunfft nach ihrem Duͤnckel gehn:
Die Maͤnner nannte man Orakel in dem Lande /
Noch konten ſie vor Fall und Faͤulnuͤß nicht beſtehn /
C 4Da40Da ſie das beſte Theil der Wiſſenſchafft erwehlet /
Und faſt der Ewigkeit am nechſten ſich gemacht.
Was ſonſt der ſtoltze Menſch von Wunderthaten zehlet /
Deckt die Vergeſſenheit mit ihrer langen Nacht.
Daß Voͤlcker gantz verhetzt einander auffgerieben /
Daß Monarchien nun beruͤhmte Baaren ſeyn;
Daß der entmannte Pers hat Uppigkeit getrieben /
Daß Griechen-Land der Tuͤrck jetzt ſchleuſt in Feſſel ein /
Und daß der Gothen Schwarm Rom und den Thron verſtoͤret /
Ja / daß die Majeſtaͤt auf teutſchen Schultern ſchwebt /
Und unſer Landes-Volck nicht mehr die Hainen ehret /
Und nach der Tugend ſo als vor nach Laſtern ſtrebt /
Das macht der Wechſel-Gang der abgemaͤſſnen Zeiten /
Von einer hoͤhern Macht vorlaͤngſten ausgeſetzt;
Alleine Schatten ſinds der grauen Ewigkeiten /
Weil auch der Untergang allhier die Zaͤhne wetzt.
Luſt nun die Kuͤnſtler ſehn und ihrer Haͤnde Wercke;
Apelles Farben ſind verblichen als wie er:
Und des Lyſippens Ertzt behaͤlt nicht ſeine Staͤrcke;
Was Myron ausgehoͤlt iſt aller Anmuht leer:
Was Phidias geſchnitzt / in tauſend Stuͤck gebrochen.
Trajanus Sieges-Pracht / und Bogen ſind entzwey
Die Schau-Plaͤtz umbgekehrt / die Waſſer-Kuͤnſt’ durchſtochen /
Der Baͤder Luſt verwuͤſt durch frembde Raſerey.
Auch unſrer Zeiten Kuͤnſt’ ob ſie auffs hoͤchſte kommen /
Und derer Treffligkeit die Vorwelt ſchamrot macht /
Sind dem gemeinen Schluß des Hinfalls nicht entnommen /
Der Tag / der ſie gebahr / der hat auch ſeine Nacht.
An was ſoll denn der Menſch nun ſein Ergetzung haben?
Soller ein Goͤtzen-Knecht des rothen Klumpen ſeyn?
Soll er in ſchnoͤder Luſt der Jahre Lentz vergraben /
Und tollen Regungen ſich gaͤntzlich geben ein?
So iſt die Seele tod / der Leib ein Aaß zu heiſſen /
So von dem faulen Koht verdammter Laſter ſtinckt;
So iſt er aus dem Buch der Lebenden zu reiſſen /
Und wuͤrdig / daß er Pech aus Lethens-Pfuͤtzen trinckt.
Zwar / wer der Erden Luſt / und hoch-geſchaͤtzte Sachen
Mit irrdiſcher Vernunfft und Urtheil uͤberlegt /
Kan keinen andern Spruch / als wol zu leben / machen /
Bevor / wenn das Geluͤck das ſeine darzu traͤgt.
Es41Es ſehnt ſich Fleiſch und Blut in Roſen auch zu ſchlaffen /
Und die Ergetzlichkeit iſt der Begierden Freund /
Geld / Guͤtter / Stand und Pracht ſind ihre Wehr und Waſſen /
Wormit die Tugend ſie offt gar zu faͤllen meynt.
Vlel muͤſſen ſich wie Wachs in eigner Brunſt verzehren /
Nachdem der Menſch geſinnt ſo hat er ſeinen GOtt:
Doch / wenn die letzte Glut wird Erd und Welt verkehren /
Erhellet auß der Wahl das Leben und der Tod.
Mein Schoͤbel / Himmel-Freund / und himmliſch auch geſinnet /
Der Charitinnen Hertz / der Muſen Luſt und Zier /
Daß in der Eitelkeit dein Hertze nicht zerrinnet /
Daß ein weit hoͤher Ziel du dir geſetzet fuͤr /
Erkennt der blaſſe Neid / und muß es ſelber loben.
Wer an der Erden hengt / der kommt nicht in die Hoh’,
Die unbekante Krafft / die wuͤrcket| nur von oben /
Daß ein gantz himmliſch Sinn bey ſeinem Himmel ſich.
Es iſt ein groſſer Kampff und ungemeines Streiten /
Verachten / was die Welt mit Wuntſch und Seufftzen ehrt /
Und groͤſſer iſt es noch / nicht auff dem Eyſe gleiten /
Da gar die Heiligen hat Aberwitz bethoͤrt.
Wie biſt du nun geſinnt? Verzeihe / daß ichs ſage /
Mein Schoͤbel / wie es iſt / die Wahrheit liebt kein Kleid /
Und daß ich Heucheley nicht in dem Hertzen trage /
Hat dir / als altem Freund / entdecket laͤngſt die Zeit.
Du widmeſt deine Jahr entfernt von allen Luͤſten /
GOtt / und der Muſen-Volck. Was haſt du nicht gethan /
Von Kindes-Beinen auff? Von deiner Mutter Bruͤſten /
Hat dich Euſebie zum Sohn genommen an.
Der Hohen-Schulen Witz / der fernen Reiſen Laͤnge /
Und dann ſo manches Land / wo Kunſt und Weißheit bluͤht /
Dir weiter beygelegt beliebter Gaben Menge /
Die man in voller Frucht und hoͤchſtem Wachsthum ſiht.
Seit daß das Vater-Land dich wieder hat empfangen /
Und unſer Mutter-Stadt genommen in die Schoß /
Mit was vor Embſigkeit und brennendem Verlangen /
Haſt du derſelben Ruhm und Lob gemachet groß.
Jch ſchweige / was du ſonſt den Muſen zugeſchrieben /
Was der Unſterbligkeit dein Geiſt geopffert hat:
Nun aber du auch biſt im Palmen-Feld beklieben /
Daß ein Erlauchtes Haupt dir gibt der Sonnen Blat /
C 5So42So heiß ich dtch mit Recht der Kuͤnſte Sonnen-Wende /
Du ſihſt den Himmel an / dich der Gelehrten Schaar /
Und ein Geſtrenger Rath wolt eben zu dem Ende /
Dich lebend Buͤcher-Hauß / den Buͤchern ſtellen dar.
Du haſt der Ewigkeit ihr Reichthumb zu verſorgen /
Schatz-Kammern / derer Schatz gewiß den Preiß behaͤlt.
Denn Guͤter deß Geluͤcks / die Menſchen taͤglich borgen /
Verfallen / Weißheit iſt der Tugend Loͤſe-Geld.
Wie wirſt du weiter nicht den Palmen-Orden zieren /
Und unſrer Mutter-Sprach ein theures Kleinod ſeyn.
Wir koͤnnen nimmermehr den wahren Ruhm verlieren /
Denn unſre Sprache trotzt Welſch / Spaniſch und Latein.
Wer ſiht im Teutſchen-Land / jetzt oͤde Wuͤſteneyen?
Wer klagt den Himmei an / daß er zu eiſern ſey /
Die Erde ſonder Frucht / die Luͤffte voller Dreuen /
Die Waſſer voller Schlamm / das Volck voll Barbarey?
Gewiß Arminius koͤnt als Achilles ſtralen /
Haͤtt unſer Teutſches Blut auf Kunſt ſo viel gewagt /
Als daß es ſich befliß den Schild mit Blut zu mahlen /
Und in die Angen gieng den Feinden unverzagt.
Nachdem die Enderung der Zeiten ſich begeben /
Daß gar der Kaͤyſer-Stamm auß unſer Wurtzel ſteigt /
Bekroͤnet Teutſch-Lands Bruſt ein unvergleichlich Leben /
Es war den Waffen hold / den Kuͤnſten auch geneigt.
Jſt nicht der Groſſe Carl ein Wunder anzumelden /
Der / was die Fauſt veruͤbt / in Teutſchen Reimen ſang /
Und hegte ſolche Leut / auß welcher Mund der Helden
Unſterblich Ehren-Ruhm / durch Sud und Norden / drang.
Die Fuͤrſten folgten nach / und ſungen in die Wette /
Es war kein ſchlechtes Lob hierinn ein Meiſter ſeyn.
Ach! daß der Zeiten Sturm uns nichts geraubet haͤtte /
Wir ſammleten darvon der Woͤrter Perlen ein.
Was uͤberblieben iſt / gibt uns den Grund zu kennen /
Und was der Sylben Laut und Eigenſchafft betrifft;
So iſt der Reime Band Kunſt-maͤſſig ja zu nennen /
Bevor / wer recht erwiegt der alten Ruhnen Schrifft.
Die Gothen haben auch Fuß-Stapffen hinterlaſſen /
Daß Anlaß unſrer Zeit wol nach zuforſchen gibt.
Die klugen Zeilen / ſo die Leichen-Steine faſſen /
Beweiſen / wie ſie ſtets die Sprache hochgeliebt.
Solt’43Solt’ ich der Poeſt der Daͤnen noch erwaͤhnen /
Die ein gantz volles Meer ſinnreicher Sachen iſt /
So muͤſt ich mich zugleich auß Kunſt-Begierde ſehnen /
Und klagen / daß man nicht bey uns dergleichen liſt.
Wirfft nun der Neid mehr fuͤr / daß wir nicht Buͤcher haben?
Pocht denn der Roͤmer nur mit ſeiner Schrifften Zahl?
Viel hat / die Moͤrderin der Kunſt / die Zeit begraben /
Und viel dargegen gibt uns ein Gedaͤchtnuͤß-Mahl.
Doch / wo vergeh ich mich? Seh ich die Herꝛligkeiten /
Der Sprache Majeſtaͤt und Wunder-reinen Glantz /
Ja / wie ſie durch den Kreiß der Welt ſich kan außbreiten /
Und unter andern traͤgt den ſchoͤnſten Ehren-Krantz;
So muß ich ja gebuͤckt die groſſen Geiſter preiſen /
Die durch beruͤhmten Fleiß diß Weſen außgedacht.
Und wer nur| Teutſch geſinnt / wird ihnen Danck erweiſen /
Daß unſer Sprache bluͤht in unverwelckter Pracht /
Auch taͤglich ſich vermehrt durch uͤberſetzte Buͤcher /
Der Teutſchen Zunge legt faſt jeden Lands-Mann auß /
Und ſingt ein ſolches Lied / das vor dem Sterben ſicher /
Das von der Grufft befreyt / wenn gleich der Leib iſt grauß.
Mein Mund iſt viel zu ſchwach die Helden zu beſingen /
Und ihr erlauchtes Lob acht dunckeln Zuſatz nicht:
Der jene muß ſich in die Sternen-Fackeln ſchwingen /
Der Goͤttern uͤberreicht ein ziemendes Gedicht.
Mein niedrig Epheu-Laub welckt fuͤr den groſſen Palmen;
Die Weiden ſiht man nicht bey hohen Cedern ſtehn;
Ein ſtarcker Wind zerbricht dem Korn-Baum ſeine Halmen /
Die Eichen laſſen Blitz und Donner auff ſich gehn.
Jch bin vergnuͤgt / mein Freund / daß dich in dieſen Orden
Deß Wolgerathenen Durchlauchſter Schluß geſetzt;
Daß du ein wuͤrdig Glied ſo hoher Seelen worden /
Und deine Gaben man auch auſſer Landes ſchaͤtzt.
Dein himmliſches Gemuͤth entbrant von Himmels-Flammen /
Wird kuͤnfftig ſeiner Glut noch groͤſſer Funcken ſtreun.
Denn Lob und Ehre ſind der Tugend wahre Ammen /
Was kan den Menſchen mehr / als ſolch Geruͤcht / erfreun?
Jch ſehe ſchon im Geiſt die Kinder deiner Sinnen /
Die Buͤcher / welche du wirſt bringen an das Licht:
Denn Art laͤſt nicht von Art / dein himmliſches Beginnen /
Thut / wie der Himmel thut / und ruhet niemals nicht.
Du44Du wirſt den Helicon / den Sion mehr beſteigen /
Und mitten in der Welt dir bau’n ein Paradieß /
Frey / keines Menſchen Knecht / gluͤckſelig / und dein eigen /
Wie unſer’ Eltern ſelbſt die Unſchuld leben hieß.
Du kanſt die Eitelkeit mit frohem Muth verlachen /
Wenn der nach Gnaden laufft / und der umb Liebe dient /
Wenn zwey ſich eine Grub / umb vorzufallen / machen /
Ein ander ſich viel fuͤrcht / ein ander viel erkuͤhnt.
Diß iſt dir unbewuſt bey deinem Schreibe-Tiſche /
Da dich ein gutes Buch mit ſeltner Weißheit ſpeiſt /
Und wenn du muͤde biſt / was deinen Geiſt erfriſche /
Sind haͤuffig Mittel da / die dir Apollo weiſt.
So fuͤhrſt du auff der Welt ein Himmel-gleiches Leben /
Uad ſihſt dem Gauckel-Spiel verlarvter Menſchen zu;
Kanſt GOTT von deinem Thun genaue Rechnung geben /
Haſt bey Gelehrten Ruhm / und im Gewiſſen Ruh.
Du nutzeſt Menſchen mehr / als die zu nutzen meynen /
Hilffſt den muͤhſeeligen Camenen kraͤfftig auff /
Und laͤſt’s mehr in dem Werck als in den Worten ſcheinen /
Das gar ein ſeltſam Ding bey dieſer Zeiten lauff.
Jſt auch wol deine Hand dem Armen je verſchloſſen?
Haſt du den Duͤrfftigen verlaſſen in der Noth?
Der ſo dir treu gedient / hat deiner ſtets genoſſen /
Und durch die Wolthat iſt ein Menſch deß andern Gott.
So lebt wer / als wie du / nur himmliſch iſt geſinnet /
Der in der Ewigkeit Sicht-Spiegel ſich beſchaut /
Und / weil / was irꝛdiſch iſt / wie Well und Wind zerrinnet /
Jn der geſtirnten Hoͤh’ ſich eine Wohnung baut.
Er hinterlaͤſt der Welt ſein ruͤhmlich Angedencken /
Theils Schrifften einverleibt / theils Hertzen eingepraͤgt.
Ob man den Leib die Erd’ in Erde muß verſencken /
So bluͤhet doch der Ruhm / der Lorber-Kronen traͤgt.
Hochwerther Freund / diß iſt der Balſam / der nicht modert /
Der mit dem Tugend-Ruch die Nachwelt hauchet an.
Ein ewig Licht im Grab das nimmermehr verlodert /
Ein Wecker / der den Geiſt vom Schlaf ermuntern kan.
Jn dieſem Anmuths-Zug muß ich die Reime ſchluͤſſen /
Nimm doch von mir geneigt der Sinnen-Opffer an /
Und wie die Sonne pflegt die Sonnen-Blum zu kuͤſſen /
So wirff auch einen Stral / auff diß was ich gethan.
Jch45Jch wuͤnſche deinem Ruhm die rechten Adlers-Fluͤgel /
Daß er ſich heben kan biß an der Sonnen-Zelt.
Apollo ſtaͤrckt die Schrifft mit der neun Muſen Siegel:
Es ſey der Himmels-Freund unſterblich auff der Welt.
Auf die Reiſe Hn. M. G. F. SO faͤllt ein himmliſch Feu’r / mein Freund / auf ſeine Zunge /
Gleich da der lichte Blitz um die Apoſtel ſchwebt /
Als ein zertheilter Strahl in ihre Seele drunge /
Und Krafft von oben ab ſie hat auffs neu belebt.
So wil der Troͤſter Jhn in ſeinen Weinberg ſenden /
Auff eben dieſen Tag / da er geſendet iſt;
Der Lehrer / der gelehrt an jeden Ort und Enden /
Den hoͤrt man wie er auch durch ſeine Lippen liſt.
Ruff in der Cantzeley deß Himmels unterſchrieben!
Und Schluß den eintzig nur macht die Dreyfaltigkeit!
Verwaltung / die bloß heiſt der Seelen Wohlfart lieben!
Und Arbeit welche zu deß Lebens Heil bereit!
Verwunderns voller Tag! dreymahl-begluͤckte Stunden!
Licht / daß den Anfang macht zu einem groſſen Werck!
Und Außgang / den gewiß kein Menſchen-Witz erfunden;
Nein / der alleine koͤmt von Zions heilgem Berg.
Ein Menſch iſt ohne GOtt mit ſeinem Dencken nichtig /
Und einer Harffen gleich / die falſch und ungeſtimmt:
Die Weißheit dieſer Welt als wie