WAs in dieſer Schrifft enthalten, iſt alles aus dem Ti - tul-Blat deutlich zuerſehen, und verſpricht ſolches nichts, was in dem Tractat nicht abgehandelt wird. Jedennoch iſt dabey zu erinnern, daß hier nichts er - zehlet wird von allen und ieden Fatis, Feuers-Brun - ſten, Kriegs-Troublen, Mißwachſen, Sterbens-Laͤufften, Todtes - Faͤllen, Succesſionen der hohen und niedern Obrigkeiten, oder an - dern dergleichen taͤglich vorfallenden Begebenheiten, welche faſt ein iedes Ort mit dem andern gemein hat: Dann weil ich mich eugent - lich befliſſen, ſonderlich nur Naturalia, und Phyſica in dieſer Fichtel - Bergiſchen Beſchreibung zu tractiren, ſo habe ich mich politiſcher Dinge nach aller moͤglichkeit mit fleiß enthalten wollen, indem ſolche gantz auſſer meinem Zweck ſind, ſonderlich was den erſten Theil be - trifft. Gleichwohl aber habe ich mich hierinnen auch ſo viel be - ſchieden, daß wo ja ſich an beſagten Orten gar was ſonderbahres in politiſchen und dergleichen Faͤllen vor andern zugetragen, oder es ſonſten die Connexion erforderte, ſolches anzufuͤhren, ich dißfalls nichts verabſaͤumet habe. Solchem nach habe ich nicht mit Still - Schweigen uͤbergehen wollen, daß da nach proportion ein gar groſſes Feindliches, wuͤttentes Krieges-Heer das gantze Land und die halt - barſten Oerter erobert, auch mit Feuer und Schwerd verderbt, das einige und gegen die beſagte Plaͤtze zu rechnen, damahls kleine unbe - feſtigte Wunſiedel, mit einer Hand voll armer Buͤrger und Bau - ern von 4. bis hoͤchſtens 500. Koͤpffen, eine Armee von 18000 wohl verſuchten und duꝛch ſo viele Siege encouragirten Combattanten vom Sturm ab, und aus dem Felde geſchlagen, mithin das gantze Land von dem Grimm deß ſo blutduͤrſtigen Feindes wiederum befreyet: Dann weil dieſer Caſus ſich ſelten genug zutraͤget, ſo habe ich ihn und ſeines gleichen eben vor ſondeꝛbar und wuͤrdig gehalten, ſeiner allhier zugedencken. Jm uͤbrigen aber werde ich nach einigen abgehandel - ten generalioribus dieſe Ordnung halten, daß ich von dem weitbe - ruffenem Fichtel-See anfange, hernach werde ich mich daraus nachbehoͤri -behoͤriger Reyhe auf die 4. Fluͤſſe begeben, alsdanndie andere Waſ - ſer betrachten, endlich aͤuf das Gebuͤrge ſteigen und ſo wohl unter als uͤber mich ſchauen, was ich ſonderbares antreffen moͤge. Man wundre ſich nicht daß ich von dem See anfange, dann dieſer iſt eben faſt das Haubtſtuͤck und die eigentliche Urſache, warum der Fichtel - Berg in der Welt ſo beruffen iſt, und alſo gebuͤhret ihm ohne Wider - rede die Oberſtelle. Noch weniger aber laſſe man ſich es fremde vorkom̃en, wann ich unmittelbahr nach dem See unter denen Fluͤſ - en am erſten zu dem Mayn ſchreite, dann auſſer dem, daß er von Morgen gegen Abend flieſſet, ſo Handleitet mich die Natur und Be - ſchaffenheit der Sachen ſelbſt alſo: Jndem er ſowol der conſidera - belſte, groͤſte und beruͤhmteſte Fichtel-Bergiſche Fluß iſt, als auch, daß er immediaté aus dem See entſpꝛinget. Daß ich mich abeꝛ hernach lincker und nicht rechteꝛ Hand heꝛum wende, geſchiehet aus deꝛ Raiſon, weil die Naabe ebenfals unmittelbar aus beſagtem See entſprin - get, (nicht aber die Eger und die Saal:) von dannen ſie gegen Mit - tag ablaͤuffet. Alsdann wird mich der natuͤrliche Weg von Suͤden gegen Oſten zur Morgenwaͤrts flieſſenden Eger, und von dieſer gar herum nach Norden, zur dahin rinnenden Saal fuͤhren. Wann ich hier weit genung geſchiffet, werde ich mich wieder zu - ruͤcke begeben, und mich in denen andern Fichtel-Bergiſchen Waſ - ſern erluſiigen, nachgehends aber betrachten, was in allen dieſen Fluͤſ - fen und Waſſern von denen vornehmſten Vegetabilien, Animalien, und Mineralien anzutreffen. Ferner werde ich mich auf das Land begeben, und nach aller Moͤglichkeit von Gebuͤrg zu Gebuͤrg wie es aneinander hanget, ſteigen, und deſſen Seltenheiten betrach - ten, welche ich nach allen dreyen Reichen referiren werde, wobey ver - ſchiedene Denckwuͤrdigkeiten von Wunſiedel, Weiſſenſtadt, Artz - berg, Thiersheim, Gold-Cranach, und einigen Doͤrffern anzutref - fen. Letzlich werde ich mit der Obſervation der Lufft, derſelben Me - teoren, der Elevation deß Poli, auch andern Merckwuͤrdigkeiten, und Oeconomiſchen Gewohnheiten dieſen erſten Theil beſchließen, und weil der 2te und 3te Theil ihre beſondere Nachrichten geben, hiemit dieſen Vortrab endigen.
Beſchreib -DEr Fichtelberg im Norgau gelegen / iſt wo nichtFichtelbers iſt eines der hoͤchſten Gebuͤrge Teutſchlan - des. das hoͤchſte / jedoch unter ſolchen auch nicht das geringſte Gebuͤrge in gantz Teutſchland / welches wegen ſeiner groſſen ungeheuren Hoͤhe / unge - meinen Wildnuͤßen / entſetzlichen Stein-Klip - pen und hochauffgethuͤrmten Felßen / auch haͤuf - figen Suͤmpffen / und Moraͤſten / ſehr beſchwer - lich zu erſteigen iſt.
Den Nahmen Fichtelberg fuͤhret dieſes Gebuͤrge ohne Zwei -Nahmen woher? fel von der unzehlichen Menge der Fichten / ſo darauff wachſen.
Caſpar Bruſchius ſchreibet / der Fichtelberg liege in der al -Fichtelberg liegt in der alten Nari - ſcen Land. ten Nariſcen Lande / welche Nariſci (oder Norgauere) erſtlich Heyden geweſen / hernacher aber zum Chriſtlichen Glauben ge -Abracht2Beſchreibung des Fichtelbergs. Wer dieſe geweſen?bracht worden. Denen habe Theodorus I. Hertzog in Baͤyern dieſe Gegend zu bewohnen und zu bauen eingegeben / welche man noch anheute das Norgau nenne.
Vom Uhrſprung der Norgauere / und woher ſie dieſen Nah - men haben / ſeynd die Meynungen unterſchiedlich / wovon das 2. Cap. Part. 1. Originum Bonſidelienſium D. Joh. Georgii Pertſchii, nunmehro Hochgraͤffl. Reußiſchen General-Superintendens / zu le - ſen. Wir wollen uns hier der Kuͤrtze befleiſſen / und nur das Wahrſcheinlichſte hievon anfuͤhren:
Solchemnach ſchreibet der Hochfuͤrſtliche Brandenburg - Bayreuth-Onolzbachiſche reſpective Geheimbdeund Gemeinſchafftl. aͤlteſte Rath / Herr W. Gabriel Pachelbel von Gehag in der An - leitung des Summari ſchen Berichts von Onolzbach / §. 2. 3. und 4.Woher die Teutſche uͤ - berhaupt kommen? daß die Teutſche von Japhet des Nohaͤ Sohn herkommen / und aus Armenien ſich in Europam gewendet / zu Lande bey dem ſchwartzen Meer vorbey gezogen / und ſich biß an die Onolzbachiſche Redniz und noch weiter gegen Abend niedergelaſſen / ꝛc. wuͤrcklicheAlteteutſche auch uͤber Norgau herrſchende Koͤnige und Fuͤrſten. Koͤnige und Lands-Fuͤrſten auch uͤber die Onolzbachiſche Redniz hinaus waͤren Hermio, des Tuiſconis Enckel / (welcher Noaͤ Uhr - Enckel war /) vom 2124ten Welt-Jahr an / und ſeine Nachfolgere geweſen. Wann nun / wie hochbelobter Herr Autor in ſeinem Summari ſchen Bericht von Norgau §. 5. ſchreibet / im Jahr der Welt 2188. des Hermions Nachfolger Marſus war / und §. 6. im Jahr der Welt 2392. und 2458. Alemannus (oder Hercules) Nori -Norgau hat den Namen von ſeinem Lands-Fuͤr - ſten Norico. cus und Bojus Vorfahrere derer Lands-Fuͤrſten im Norgau ge - weſen; ſo iſt / wie ich dafuͤr halte / allerdings wahrſcheinlich / daß Norgau den Nahmen von ſeinem Lands-Herren Norico bekom - men / und alſo Norici Aue oder Noricgau oder Land genannt worden.
Des Hermions Koͤnig - und Lands-Fuͤrſtliche / auch uͤber die Onolzbachiſche Redniz hinaus herſchende Nachfolgere haben ihre erſte Reſidenz-Stadt und dabey noͤthigen Begraͤbnuͤß-Ort im Norgau auf der Koͤnigs Heide gehabt / alwo zu Bruſchens Zeiten ein weites Feld geweſen / nunmehro aber ſehr verwachſen iſt / auff welchem offt Menſchen-Todten-Beine heraus gegraben worden.
Es3Beſchreibung des Fichtelbergs.Es lieget aber dieſe Koͤnigs-Heide eine und zum Theil 2.Wo dieſe Koͤnigs - Heide lie - get? biß 3. Stunden vom Uhrſprung derer 4. nach ihrem Wachsthum Schiffbahren Waſſer / des Mayns / der Eger / der Nab und der Saale / (wovon der erſte gegen Abend / die 2te gegen Morgen / die4. Fluͤſſe des Fichtel - bergs. 3te gegen Mittag / und die 4te gegen Mitternacht flieſſet /) 3. Stun - den von Bayreuth / nicht weit von Gold Cronach.
Von der Beſchaffenheit des Baues ſothaner Reſidenz - Stadt iſt aus Flori L. 3. C. 10. abzunehmen / daß ſie um und um mit guten Bollwercken wohl verwahret geweſen / wiewohl man keine Maueren dabey auffgefuͤhret / weswegen die Roͤmer ſolche Oerter nur vor Doͤrffer gehalten / vid. Tac. de Mor. Germ. c. 16. von be - ſagter Koͤnigs-Heide ſchreibt Bruſch / daß ſie zwiſchen des Fich - telbergs Haubt und Weitenberg gegen dem Marckgraͤffiſchen Fle - cken Gold Cronach liege / und ein faſt groſſes und weites Feld ſey / allwo ehedeſſen ein Koͤnig eine Schlacht ſoll gethan haben / wel - ches auch bezeugen die Gebeine / Hirnſchalen / alte roſtige Degen / Schild / Helm / und dergleichen Ruͤſtung / ſo noch jetzo von den Bauern ausgegraben werden. Vermuthlich iſt es der Attila geweſen / welcher nach obigem ſummariſchen Bericht §. 6. Ur - ſach an der Zerſtoͤhrung derſelben Stadt geweſen.
Es erſtreckete ſich aber Norgau ſehr weit vor Alters / wie es dannWie weit ſich Norgan erſtreckt? auch heute zu Tage noch einen ziemlichen Umfang hat / und ohne Strittigkeit die Burg-Graffthuͤmer Bayreuth und Onolzbach / ſambt der Stadt Nuͤrmberg / wie auch die gantze obere Pfalz / wenig - ſtens biß Eger dem Schluͤſſel zum Koͤnigreich Boͤhmen in ſich be - greifft. Von welchem allen Hochbelobter Herr Autor in der Anleitung des Summari ſchen Berichts von Onolzbach §. 5. 7. 8. 16. 17. zu le - ſen iſt. Caſpar Bruſch ſchreibt: Norgau liege zwiſchen der Do - nau / Elb / und dem Mayn / graͤntze an Bamberg / Nuͤrmberg / Coburg; werde jetzo getheilt ins Voigt-Land / Ober-Pfalz / Eger - laͤndlein / das Gebuͤrg / und der Peckler-Art / (i. e. Wunſidel.) Wann nun unſer Fichtelberg ſchon im grauen Alterthum / unge -Fichtelberg im grauen Alterthum ſchon be - wohnet. achtet aller Wildnuͤßen (die auch wohl in denen folgenden Zeiten ſich von neuem wieder moͤgen ausgebreitet haben / wie ſolches die auf denen uͤberbliebenen Mauern der alten zerſtoͤrten Raub Schloͤſ -A 2ſer4Beſchreibung des Fichtelbergs. ſer befindliche oͤffters ſehr groſſe und dicke Baͤume ſatſam zu er - kennen geben) bewohnet / und ſo gar nach obigem Bericht eine Koͤ - nigliche Reſidenz-Stadt auff der Koͤnigs-Heide darinnen anzu -Alte Fichtel - berger habē eine Religi - on gehabt / nemlich die natuͤrliche. treffen geweſen: Als iſt auch allerdings nicht nur zu muthmaſſen / ſondern wohl gewiß / daß unſre alte Fichtelberger eine Religion muͤſ - ſen gehabt haben / und zwar die natuͤrliche / oder vernuͤnfftige / dann (1.) hat ſich GOTT keinem Menſchen unbezeigt gelaſſen / ja wann die Heyden / ſo das Geſetze nicht haben / doch von Natur des Geſetzes Wercke thun / und alſo dieſelben ihnen ſelbſt ein Geſetz ſeynd / als welche erzeigen das Werck des Geſetzes / ſo in ihre Hertzen ge - ſchrieben iſt / und ihr Gewiſſen mit zeuget / ꝛc. ſo werden auch unſre Vorfahrere hoffentlich hievon nicht ausgeſchloſſen geweſen ſeyn. Wann nun ſo gar die Feinde / als wie der Roͤmer Cornelius Tacitus,Alte Teut - ſche waren Tugendhaf - te Leute / inſondeꝛheit auch die Fichtelber - ger. denen Teutſchen das Lob geben / daß es ein Volck ſey / ſo ſich der Redlichkeit / Aufrichtigkeit / Vergnuͤgſamkeit / Keuſchheit / Treue und dergleichen befleißige / (die einige Maͤßigkeit ausgenommen / indem ſie ſich des Tꝛuncks ſehr belieben laſſen) die Fichtelbeꝛger aber in - ſonderheit das Lob haben / daß ſie ein fromm / getreu / freundlich / ob wohl dabey grobes bauriſches / hartes und ſtarckes Volck ſeynd / das Hitz und Froſt in aller Muͤhe und Arbeit wohl leiden und vertragen mag / wie Caſpar Bruſch ihnen das Zeugnuͤß giebt; ſo haben wir abermahls die Bekraͤfftigung des obbeſagten / daß ſie nehmlich ſich die Vernunfft haben regieren und leiten laſſen / weil ſie nicht erfuͤllet wa - ren mit Ungerechtigkeit / Hurerey / Schalckheit / Geitz / Boßheit / voll Neids / Mords / Haders / Liſt / Gifftigkeit / denn ſie waren keine Ohren - Blaͤſer / Verlaͤumbder / (welche die Natur lehrte) Frevler / Hoffaͤr - tige / Ruhmraͤthige / Erfinder boͤſer Tuͤcken / noch denen Eltern unge - horſam / nicht unvernuͤnfftige treuloſe / ſtoͤrrige / unverſoͤhnliche / unbarmhertzige ꝛc. Sie hielten die Warheit nicht in Ungerech - tigkeit auf / Rom. 1, v. 18. 29. 30. 31. ſondern bewahrten das Geſetz / welches in ihre Hertzen geſchrieben worden / in dem / daß ſie von Natur thaten des Geſetzes Werck / Rom. 2, v. 14. 15. 26. ſie liebten fich / nach der Feinde Zeugnuͤß / unter einander / und keiner that dem andern unrecht / und alſo wuſten ſie zu unterſcheiden zwiſchen wahren und falſchen / guten und boͤſen / ſoweit als die Natur ihnen ſolches lehꝛte. (2.) Weil5Beſchreibung des Fichtelbergs. (2.) Weil die Teutſche / mithin auch die Norgauere / und alſo ins beſon -Alte Teut - ſche / Nor - gauere und Fichtelber - ger ſeynd auch muͤnd - lich in der Religion unterrichtet worden / und zwar auch durch Gleichnuͤße / Raͤtzel / Bil - der und Ce - remonien. dere unſere Fichtelberger von Noah / und zwar von ſeinem andern ge - ſegneten Sohn Iaphet abſtammeten / ſo iſt kein Zweiffel / daß ſie auch auſſerdem Licht der Natur / noch dazu durch muͤndliche Lehr und Un - terricht in der Religion unterwieſen worden. Aus dieſer muͤndlichen Unterweiſung iſt es dann auch geſchehen / daß ſie nach der Mor - genlaͤndiſchen Voͤlcker allgemeinem Gebrauch die Geheimnuͤßen der Religion und der natuͤrlichen Weißheit dem gemeinen Mann nur durch Gleichnuͤße / Raͤtzel / Bilder / gewiſſe Kleider / Geber - then / und Ceremonien vorgebildet / das Volck in Bezaͤhmung der Begierden und zur Tugend abgerichtet; die Erkaͤnntnuͤß des We - ſens GOttes und der Geſchoͤpffe aber iſt allein bey denen Hauß - Vaͤtern der Familien (woraus hernach Koͤnige / ſo zugleich Prie - ſter waren / entſtanden /) geblieben / die ſolches nur denen erſtge - bohrnen Soͤhnen eroͤffnet; oder ſie haben gepruͤfet / welche von Natur angetrieben wurden denen Geheimnuͤßen nachzuſpuͤhren / welche ſie nun hierinnen tuͤchtig und faͤhig befanden / die erwaͤhl - ten ſie zu ihren Schuͤlern. Dahero es dann auch kommen /Nicht zur Abgoͤtterey / ſondern zur Reitzung zuꝛ Weißheit. daß unſere Norgauere den Allmaͤchtigen / Allweiſen und Allguͤti - gen GOTT unter gewiſſen Bildern dem gemeinen Volck vor - ſtellten / wie etwan dorten Moyſes, welcher (auff Goͤttlichen Befehl) eine eherne Schlange aufrichtete / umb CHriſtum den gecreuzigten vorzubilden / Joh. 3, v. 14. nicht der Meynung / das Volck zur Abgoͤtterey zu verfuͤhren / ſondern ihnen Anlaß zu geben / Nach - frage zu halten / was doch dieſe aufgerichtete Figur bedeuten und anzeigen ſolte; Damit man doch ſehe / wer unter ihnen begierig / und folglich faͤhig waͤre / in die Geſellſchafft der Weiſen aufge - nommen zu werden. Solchemnach haben ſie uͤberhaupt mit allen andern Teutſchen GOtt unter dem Nahmen Thaut verehret /Was ſie durch den Gott Thaut verſtanden? wodurch ſie abſonderlich Mercurium, das iſt / die Goͤttliche Weiß - heit und Vorſichtigkeit verſtanden. Jns beſondere aber haben die Norgauere den Belenum zu einem GOtt gehabt / wodurch ſie / wieWas ſie durch Bele - num ver - ſtanden? oben gedachter Herr D. Pertſch in ſeinen Originibus Bonſidelienſi - bus pag. 227. aus unterſchiedener alter Autorum Zeugnuͤßen klaͤr - lich erweiſet / nichts anders als die Sonne oder Apollinem ver -A 3ſtanden.6Beſchreibung des Fichtelbergs. ſtanden. Und warhafftig durch die Sonne hat ſich GOTT im Reich der Natur ſelbſten am helleſten abgeſchildert / da man durch ihre fruchtbarmachende Waͤrme / durch ihr helles und praͤchti - ges Licht / und durch die ſchnelle Bewegung ihrer effluviorum die Sonne der Gerechtigkeit / oder die Gottheit nach ihrer Allmacht / Weißheit und Guͤtigkeit einiger maſſen abbildenParlis vereh - ren GOTT unter dem natuͤrlichen Bild der Soñen und des Feuers. mag. Weil nun dieſes von denen alten Parſis oder Sonnen-Prie - ſtern in Perſien gewiß / daß ſie durch ihre Verehrung der ſicht - baren Sonne und Feuers / auf die verſtaͤndliche ewige Sonne und Feuer abgeziehlet / warum ſolten wir nun nicht auch ein glei - ches von unſern uhralten Norgauern hoffen? Gleichwohl aber blei - bet es auch gewiß / daß nachdem der Leute allenthalben je laͤnger /Teutſche und Nor - gauere ſeynd end - lich nach und nach in Jrrthum verfallen. je mehr worden / mithin auch ſich groͤſſere Gelegenheit gefunden / in ein laſterhafftes Leben zu gerathen / und der Tugend zu vergeſ - ſen / aller Orten der wahren Weißheit und natuͤrlichen Religion we - nig mehr nachgeſpuͤret / das Zeichen (welches vor ſich ſelbſt wider Goͤttlichen Befehl war) vor das Bezeichnete gehalten / und al - ſo der ſuͤndlichen Abgoͤtterey und dem Goͤtzen-Dienſt mehr und mehrUnd dieſes etwan aus Gelegenheit der Roͤmer. ſich ergeben / welches gleichwie es ſich bey denen Juden mit der eher - nen Schlangen zugetragen / 2. Koͤn. 18, v. 4. alſo auch unſern Norgau - ern mit der Zeit begegnet iſt / wozu dann die an Teutſchland grentzende Abgoͤttiſche Roͤmer nicht wenig Gelegenheit moͤgen gegeben haben /Taciti gutes Zeugnuͤß von der Teutſchen Religion. zumahlen da ſelbſten der Roͤmer C. Tacitus denen Teutſchen zu ſeiner Zeit uͤberhaupt das Zeugnuͤß giebt / daß ſie nicht auf Art der Roͤmi - ſchen Religion ihren Gottes-Dienſt pflegten / indem weder ein Bild / noch ſonſten einige Spur eines frembden Aberglaubens beyHaben ſich keiner kuͤnſt - lichen / ſon - dern der le - bendigen Natur Bil - der am Fir - mament be - dienet. ihnen anzutreffen / Tac. de Mor. Germ. c. 43. Fuͤrwahr ein herrli - liches Zeugnuͤß von einem feindlichen Geſchicht-Schreiber. Daß alſo mehr als zu gewiß / daß unſere gar alte Norgauere die Gott - heit unter keinem andern / als unter dem natuͤrlichen und lebendi - gen Bild der Sonnen am Firmament verehret / und durch dieſes ſchoͤne Geſchoͤpff den Schoͤpffer gepreiſet / und erkennet. Conf. Sap. 13. v. 5. Welches noch mehr bekraͤfftiget der Roͤmiſche Kaͤyſer undJulii Cæſaris Zeugnuͤß hievon. Held Julius Cæſar lib. 6. de Bell. gall. allwo er ſagt / daß die Teut - ſche dieſe allein vor Goͤtter halten / durch deren Wuͤrckung undGaben7Beſchreibung des Fichtelbergs. Gaben ihnen offenbahr geholffen wird / nehmlich die Sonne / das Feuer und den Mond; die uͤbrigen haben ſie nicht einmahl nen - nen hoͤren: wobey aber gleichwohl wieder zu erinnern / daß ſie durch dieſe ſchoͤne Geſchoͤpffe nicht ihre Coͤrper / ſondern die unſicht - bare Krafft und Gottheit in ihnen und alſo den Schoͤpffer ſelbſten nach der alten Parſer Art werden verehret und geprieſen haben. JaTaciti wei - teres Zeug - nuͤß. daß die Teutſche auch noch zu Taciti Zeiten eine alte Religion muͤſſen gehabt haben / geben ſeine Worte de Mor. Germ. c. 10. zu erkennen / da er ſpricht: Germani nec cohibere parietibus Deos, neque in ullam hu - mani oris ſpeciem aſſimilare magnitudine Cœleſtium arbitrantur: Welche Worte mit denen / ſo in der Apoſtel Geſch. C. 17, v. 24, 25. Rom. 1. v. 23. zu finden / in etwas uͤberein kommen / weil nehmlich unſere alte Teutſche GOTT in Tempeln mit Menſchen Haͤn - den gemachet / eingeſperret / dabey aber ſich an GOtt verſuͤndiget / weil ſie die Goͤttliche Eigenſchafften unter menſchlichen Figuren vorgeſtellet. Was aber einige Seulen und Statuen belanget / als da iſtJrmenſeul und derglei - chen Statuē. die beruͤhmte Jrmenſeul in Sachſen / ꝛc. ſo iſt die Sache noch in groſ - ſem Zweiffel / ob ſolche nicht vielmehr zu einem Ehren-Gedaͤcht - nuͤß ihrer beruͤhmten Leute / z. e. deß Teutſchen Heermanns / der die Roͤmer geſchlagen / als zu Goͤttlicher Verehrung / aufge -Waren viel - leicht nur Ehren-Ge - daͤchtnuͤße ihꝛeꝛ Helden. richtet worden. Und vielleicht iſt dieſes auch dahin zu referiren / wann der Tacitus fortfaͤhret: Lucos ergo illis (Diis ſcil. ) ac nemo - ra conſecrant, Deorumque nominibus appellant: daß ſie nehmlich ih - ren beruͤhmten Helden gewiſſe Waͤlder / und Haͤyne zugeeignet / und ſie mit ihren Nahmen beleget; gleichwie die Chineſer und die Roͤmiſche Kirche ihren wohlverdienten Leuten Grabmaͤhler aufrich - ten / und die Kirchen zu ihrem Gedaͤchtnuͤß mit ihren Nahmen belegen laſſen / wie ja aller Orten bekant iſt. Weil nun alſo unſere alte Teutſche / und beſonders die Norgauere keine Goͤtter mit Menſchen-Haͤnden gemachet / noch auch dazu gehoͤrige Tem - pel hatten / ſondern in ihren Wildnuͤßen allenthalben GOtt nachHatten kei - ne Prieſter / waren ihnē auch keine noͤthig. Iulii Cæſa - ſeinen Eigenſchafften verehrten / wie wir oben dargethan / alſo hatten ſie auch folglich keiner beſondern Prieſter vonnoͤthen / wel - che denen Tempeln vorſtunden / wie hievon auch Jul. Cæſ. Libr. 6. de Bell. gall. Erwehnung thut / da er ſpricht: die Teutſchen habeneine8Beſchreibung des Fichtelbergs. ris Zeugnuͤß hievon.eine weit andere Gewohnheit / als die Gallier / dann ſie haben we - der Druiden / welche denen Gottes-Dienſtlichen Sachen oder Verrichtungen vorſtehen / noch daß ſie ſich einiger Opffer befleiſ -Bey wem die Natuͤrli - che Religion unter denen Teutſchen beſtanden? ſigen. Woraus dann leicht zu ſchlieſſen / daß bey denen Teut - ſchen damahls nach dem alten orientaliſchen Gebrauch / ſowohl die Natuͤrliche Religion / als die Erkaͤntnuͤß der Natur ob - beſagter maaſſen annoch bey denen Koͤnigen / Obriſten des Volcks / und denen Oberhaͤubtern der Familien beſtanden / wel -Worinnen ſolche be - ſtanden? che alſo das Prieſterthum in der Erkaͤntnuͤß GOttes und der Natur verwalteten / das Volck aber in der Tugend unterrichte - ten. Nachdem aber die Roͤmiſche Kriege die Teutſchen auf ihrenWie nach und nach / und warum ſolche bey ihnen in Vergeſſen - heit kom̃en? Schutz und Beſchirmung immer bedachtſamer machten / ſo daß ſie endlich alle ihre Gedancken darauf richten muͤſſen / zumahlen da etliche Provincien denen Roͤmern theils zinßbar / theils Alliirte wur - den / auf welche die uͤbrige Teutſchen wegen ihrer Sicherheit ſelb - ſten ein wachſames Aug zu haben noͤthig hatten / anbey die Roͤ - miſche Laſter der Wolluſt / Eitelkeit / und Abgoͤtterey ſich nach und nach einſchliechen / ſo verlohre ſich daneben die Lehre der Tu - gend / die Handhabung der Gerechtigkeit / die Erkaͤntnuͤß Got - tes und der Natur; Nam nulla ſalus bello, & inter arma ſilent leges. Weswegen dann unſere Vorfahren wiederum einer Emen - dation und Verbeſſerung in denen folgenden Zeiten noͤthig gehabt /Werden wieder e - mendiret. welche / wie Hr. D. Pertſch in originibus Bonſidelienſibus Part. 2. c. 8. ausfuͤhrlich beſchreibet / ſchon zur Apoſtel Zeit etlicher maßen und in denen darauf folgenden Jahr hunderten je mehr und mehr durch Chriſtl. Lehrer in Teutſchland vorgenommen und befoͤrdert worden / wie ſich dann dießfalls abſonderlich Bonifacius Biſchoff /VVinifridus. ein gebohrner Engellaͤnder / ſonſten Winifridus genannt / welchen Al - bertus Stadenſis einen wahren Philoſophum Chriſti nennet / dem we - gen ſeiner beſondern Tugend der Nahme Bonifacius beygeleget worden / im Jahr Chriſti 740. ſolle beruͤhmt gemacht haben / indem er die Thuͤringer / Voigtlaͤnder / und mithin auch die Norgauer in der Lehre vom Reich GOttes unterrichtet. Wovon beſagter Al - bertus Stadenſis, Enoch Widmann in Annal. curienſibus, und Hochbe - lobter Hr. D. Pertſch d. l. c. 9. zu leſen / biß ſie endlich bey denenReli -9Beſchreibung des Fichtelbergs. Religions-Zwiſtigkeiten ſich wiederum getrennet / da ein Theil der Roͤmiſchen / der andere aber der Proteſtantiſchen Lehre anhaͤngig worden. GOtt der ein GOtt der Wahrheit und des Friedens iſt / ſteure kuͤnfftig hin allen Jrrthuͤmern / und gebe aller Orten wah - re Lehrer / ruͤſte ſowohl ſelbige als Zuhoͤrer mit ſeinem Heiligen Geiſt aus / damit ſie uͤber die ſeeligmachende Wahrheit beſtaͤndig halten / ſich unter einander in Liebe begegnen / einer des andern Laſt trage / und einer den andern in Sanfftmuth dulte / GOtt laſſe auch die alte Teutſche / ins beſondere ober die beruͤhmt-geweſene Fichtelber - giſche Treue / Redlich - und Auffrichtigkeit in kurtzen wiederum auffkommen und in ihrem ehemaligem Glantz ohne Heucheley von neuem ſcheinen.
Nun wollen wir uns wiederum zu unſerm Fichtelberg ver - fuͤgen / und von der Beſchaffenheit / Natur / und Eigenſchafft deſ - ſelben gewiſſe und wahrhaffte Nachricht mehrentheils aus eigener Erfahrung / und dann auch aus anderer bewehrten augenſcheinli - cher Zeugen Beſchreibung darſtellen; Jedennoch zuvor kuͤrtzlich noch melden / daß das Norgau jetzo beherrſchet werde 1) von Jh -Die jetzi - ge Landes - Herrſchafftē von Noꝛgau. ro Churfuͤrſtl. Durchl. zu Pfaltz-Bayern / 2) von Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl. Brandenburg-Culmbach und Onolzbach / als beeden Herren Burggraffen zu Nuͤrmberg / 3) Ein kleines Theil von dem Magiſtrat der Stadt Eger / und dann von dem Magiſtrat zu Nuͤrm - berg die Stadt Nuͤrmberg / ꝛc. Der Fichtelberg nun ſtoͤßet ge -Fichtelbeꝛgs Grentzen. gen Auffgang der Sonnen an Boͤhmen / gegen Niedergang gren - tzet er an Francken / gegen Mittag an die Obere Pfaltz / ſo Baye - riſch / gegen Mitternacht aber an Voigtland und Thuͤringen / und wie Bruſch ſaget / ſo ſtrecket er etliche Stuͤcke als Hoͤrner oder Aeſte aus biß an den Boͤhmer Wald hinan / daher er auch von etli - chen nicht unrecht ein Marck-Stein oder Grentze Teutſchlands ge -Jſt ein Marckſtein zwiſchen Teutſchland und Boͤh - men / und heiſſet mit Recht ein Berg des HErrn. gen Boͤhmen genennet worden. Herr M. Johann Matthias Groß nennet in ſeinen vier herrlichen Troſt-Stroͤhmen mit allem Recht dieſen Berg einen Berg des HErrn / dieweil der HErr an dieſem entſetzlichen hohen Gebuͤrg ſowohl ſeine Allmacht / Weiß - heit / als Guͤtigkeit durch die wunderbahre Hoͤhe / oͤffters faſt uner - ſteigliche Felßen / die mit ſo wunderbahrer Art an etlichen OrtenBHaͤuſer10Beſchreibung des Fichtelbergs. Haͤuſer-hoch vielfaͤltig auffeinander liegen / nutzbaren Geſchoͤpffen der Mineralien / Metallen / Holtzungen / Kraͤuter / allerley groß und kleinem Wild / Gevoͤgel und Fiſchen / geſunder Lufft / Waſſerrei - chen Bruͤnnen und Fluͤßenꝛc. deutlich ausgedrucket und zu er -Alte haben nichts von dieſem Ge - buͤrge be - ſchrieben / und war - um? kennen gegeben. Die Alten haben zwar von dieſem weitberuͤhm - ten Gebuͤrg / ſo bey nahe alle andere in Teutſchland / wo nicht in Eu - ropa uͤbertrifft / wenig oder nichts geſchrieben / deſſen keine andere Urſach Herr Bruſch zu ſeyn meynet / als weil die Roͤmer dieſen Theil Teutſchlandes (worinnen Voigtland / die Obere Pfaltz / das Egerlaͤndlein zur Zeit Kayſers Friedrich des Rothbarts ein gantz Herzogthum / nun aber ein Laͤndlein / ingleichen das Laͤndlein / ſo man nennet der Peckler Art / worinnen Wunſiedel lieget / und die Ge - gend / ſo man das Gebuͤrg nennet /) weder geſehen / erkannt / noch we -Roͤmer ſeynd nicht uͤber die Do - nau kom̃en. niger innen gehabt. Wie dann von denen Roͤmern / ob ſie gleich gantz Bayern in die 500. Jahre innen gehabt / doch nirgend geleſen oder gefunden wird / daß ſie uͤber die Donau gezogen / ſondern ſtets jenſeits der Donau geblieben: Dazu ſo ſey dieß Land vor 800. Jah - ren noch nicht beruͤhmt geweſen.
Wann aber offtbelobter Bruſchius meldet / daß der meiſte Theil daran vor 200. Jahren (nehmlich von ſeiner Zeit anzurechnen / da er bereits 1557. den 20. Nov. und alſo ſchon bey 156. Jahren zwi - ſchen Rothenburg und Windsheim / nicht weit von Burgbern - heim durch eine Buͤchſen-Kugel umbkommen / wie ſolches Hoch - belobter Herr D. Pertſch an offt angefuͤhrtem Ort aus der ge - ſchriebenen Chronic des Burggrafthums Nuͤrmberg erzehlet) und alſo von jetzt an vor 356. Jahren noch eine ungeheure greuliche Wildnuͤß geweſen / ſo muß man ſolches nicht dahin deuten / als obVor 356. Jahren der Fichtelberg annoch eine erſchreckli - che Wild - nuͤß / wie ſol - ches zu ver - ſtehen? dieſe Fichtelbergiſche Wildnuͤß von Menſchen nicht bewohnet wor - den; Dann es wohneten ja zu Julii Cæſaris und Taciti Zeiten gar viele teutſche Nationen in ungeheuren Wildnuͤßen / wie heute zu Ta - ge viele 1000. Horden Tartarn annoch zwiſchen Rußland und China in der groſſen Tartariſchen Wildnuͤß und Wuͤſteney woh - nen: ſondern es hat nur ſo viel zu ſagen / daß keine andere Nationen in ſolche wilde Oerter kommen / noch auch daß die Jnwohner ſich groß um Geſchicht-Buͤcher bekuͤmmert / wie man auch noch heu -te11Beſchreibung des Fichtelbergs. te zu Tage von denen Nord-Armericaniſchen vielen Nationen in dem erſt erfundenen groſſen Land Loviſiana oder Sonnenlandſchafft / die ſich bey die 800. Meilen vom Eiß-Meer laͤngſt dem Fluß Meſchaſippi biß zum Mexicaniſchen Golfo erſtrecket / lieſet / daß ſie ſich wenig umb die Hiſtorien ihres Geſchlechtes bekuͤmmern / und alle Dinge geringe oder gleichguͤltig achten. Die neue Scribenten / ſo vomNeue Scri - benten vom Fichtelberg. Fichtelberg geſchrieben / waren Conradus Celtes ein Franck / Wili - bald Pirckheimer / ein Geſchlechter von Nuͤrmberg / Conrad Peutinger / Geſchlechter von Augſpurg / der Rechten Doctor, mit wenigen Andreas Althamer ein Schwabe / und Betulius ein Egraner / welche alle dieſe Gegend beſonders preiſen / keiner aber unter allen hat ausfuͤhrlicher vom Fichtelberg geſchrieben / als der ſeelige Herr Caſpar Bruſch; nach ihm offtbelobter Herr D. Johann Georg Pertſch in Originibus Bonſidelienſibus, und letzlich aus eigener Erfahrung Herr M. Ioh. Matthias Groß / damahls Hochfuͤrſtli - cher Brandenburgiſcher Bayreuthiſcher Pfarrer zu Biſchoffgruͤn am Fichtelberg / nunmehro aber zu Uhlefeld im Unterlaͤndiſchen Baͤyreuthiſchen Bezierck. Dieſer drey lezten Bericht nun wer - de ich meiſtens hier folgen / anbey aber dasjenige / was ich als ein Augenſcheinlicher Zeuge ſelbſten erfahren / auch von andern glaub -Der Au - tor dieſes Buchs iſt ein Augen - ſcheinl. Zeu - ge des Fich - telbergs. wuͤrdigen Leuten gehoͤret / mit beyfuͤgen. Jch werde aber die Ordnung meiner Beſchreibung anfangen von dem weltberuffe - nen Fichtelberger See / damit ich mich von deſſen aus ihm ent - ſpringenden Waſſern und Fluͤſſen laͤngſt denen ſelben von Ort zu Ort biß zu ihrer endlichen Ergieſſung in andere Fluͤſſe herab ver - fuͤgen koͤnne. Alsdenn werde ich beſchreiben das Gebuͤrge / undWas er in dieſer Be - ſchreibung vor eine Ordnung haͤlt. was darinnen enthalten / endlich die Lufft / und andre Seltenhei - ten. So lieget demnach der Fichtel-See ungefehr drey gute Stunden von Wunſiedel gegen Weſten uͤber einem Dorff Vor - dorff genannt / in einer hohen Wildnuͤß / welche insgemein die See-Lohe benahmet wird. Er liegt alſo in Jhro Hochfuͤrſtl. Fichtel-See liegt auf der See-Lohe 3. gute Stun - den von Wunſiedel.Durchl. zu Brandenburg Culmbach Landen / wiewohl hart an Pfalz grentzend / Anno 1699. im Auguſto habe ich ſolchen beſehen. Der ſeel. Herr Bruſch ſchreibet: Oben auf dem Fichtelberg ſey ein Fiſchreicher und unglaͤublich tieffer See / zu dem man auch /Was Herr Bruſch vonB 2ſonder -12Beſchreibung des Fichtelbergs. dieſem See geſchrieben?ſonderlich aber im Sommer / von Sumpffs wegen nicht kommen koͤnne: ich aber ſage / daß entweder unſer redlicher Herr Bruſch perſoͤhnlich dahin nicht gekommen / und alſo geſchrieben / was er von andern gehoͤret / oder aber der See (welches am glaublich - ſten) iſt ſeit deme einigen Veraͤnderungen unterwuͤrffig worden. Daß er ſehr und ungemein tieff ſey / laſſe ich zwar gar gerne zu / in - dem ich ſelbſten ſolchen mit einer Stangen von ungefehr 4. ſtar - cken Clafftern gar bey weiten nicht ergruͤnden konte: daß er aber jemahls Fiſchreich geweſen / zweiffele ich ſehr / und daß man zu demſelben / ſonderlich in Sommers-Zeiten / nicht wegen des Sumpffs gelangen koͤnne, habe auch erfahren / daß es nicht all - gemein ſey; indem ich in der am Fichtelberg waͤrmſten Sommer -Wie der Au - tor 1699. dieſen See beſchaffen befunden? Zeit / nehmlich obbemeldter maſſen im Auguſto 1699. wiewohl freylich durch viele / jedoch aber einem begierigen Erforſcher natuͤr - licher Seltenheiten noch wohl uͤberwindliche Suͤmpffe / Moraͤſte / unwegſame Klippen / Hecken / Staudten / Storren und Baͤume zu bemeldten See nicht allein gekommen / ſondern auch faſt trockenes Fußes und zwar mit Kleidern und Hungariſchen Stieffeln (ob wohl nicht ohne Furcht deß Sinckens / weil der ſumpffichte Mooß ziemlich nachgegeben / gleichwohl bey einem jeden verſetzten Tritt wieder empor ſchwolle /) zwey mahl daruͤber gegangen; daß alſo dieſer See / heute zu Tage nicht mehr offen / ſondern uͤber und uͤber mit Mooß und Binſen-Stoͤcken oder Raſen uͤberwachſen iſt: Durch dieſen ſumpffichten Mooß nun / habe ich obbemeldter Maßen eine ungefehr vier-clafftrige Stange (deren ſehr viel auff dem See la - gen / auch etliche bereits darinnen ſteckten / daß man ſie kaum ſehen konnte /) geſtecket / und mit meinem Stab / ſo weit ich gekonnt / ſolche tieffer hinab gedrucket / aber gleich wohl keinen Grund ſpuͤren koͤn - nen / ſo daß er freylich tieff genug iſt. A. 1713. den 5. Sept. habe ich ihn wieder beſehen / weil aber die Stangen alle uͤberwachſen waren / konte ich nicht weiter als biß in die Mitten hinein kommen: An dieſem See gegen Oſten nach Wunſiedel zu ſtehet ein ziemlicher Baum mit drey großen bald von unten an gleich drey Staͤmmen ſich anfangenden Aeſten / zwiſchen welche man als in einem Seßel ſich hineinſetzen kan / an dieſe Aeſte pflegen die hieher Reiſende ihreNah -13Beſchreibung des Fichtelbergs. Nahmen zu ſchneiden / zu einem Wahrzeichen / daß ſie bey dem See geweſen. Ehrenermeldter Herr M. Groß / welcher perſoͤnlichWie ihn Hr. M. Groß be - ſchreibe? auch unſern See beſichtiget / ſchreibet von ihme alſo: Es ſey gar wohl zu vermuthen / daß dieſer weit-beruffene wundertieffe Fichtel - See zu der Zeit / da Herr Bruſch ſeine Beſchreibung gemachet / nehmlich 1542. weit anders als jetzo ſey beſchaffen geweſen; Daher er (Hr. Groß) denſelben / wie er den 28. Jul. 1702. von ihm und eini - gen bey ihm geweſenen Jnwohnern zu Biſchoffgruͤn / befunden worden / auffrichtig beſchreiben wolle. Es ſind anderthalb Stun - den gar wohl zuzubringen / biß man von Biſchoffgruͤn an denje - nigen Platz / der insgemein die See-Lohe genennet wird / gelangen kan. Es liegt derſelbe ziemlich hoch / wegen der Hoͤhe der Biſchoff - gruͤnen Gegend in einem von dem Fichtelbergiſchen Kleeblat der drey Berge (nehmlich des Ochſenkopffes / Schneebergs / und Mit - tel-Felßens) gemachtem Thal auff hohem Lande / und kan nirgends - wo in der Ferne / als auf einem Felßen des Schneeberges / der Ha - berſtein genannt / fuͤglichen geſehen werden: iſt ehedeſſen gleich ei - nem andern See und Weyher offen geweſen / deßen ſich noch etliche erlebte Leute ſowohl in Biſchoffgruͤn / als auch in der Naͤhe hier - umb wohl zu entſinnen wiſſen; wurde derowegen vielmahl ſowohl mit zuſammen gebundenen Stangen / als auch mit eingeworffenen Bley-Schnuͤren gemeßen / und konte oͤffters / wo man recht hat beykommen koͤnnen / (damit relata deſto behutſamer wieder vermel -300. Claff - ter / ſo aber kaum glaublich / iſt Herr M. Groſſen ge - ſagt wordē. det werden /) auf 30. biß 40. Claffter nicht ergruͤndet werden / wobey aber wohl vermercket worden / daß ſich die ungemeine Tieffein krum - me Stein-Kluͤffte hinunter gezogen / alſo daß deßwegen die An - wohner ihn gar gewoͤhnlich den unergruͤndlichen See genennet ha - ben. Daß dieſer See aber von Hrn. Bruſchen als Fiſchreich be - ſchrieben wird / moͤchte vielleicht mehr von denen aus ihm ablauf - fenden Fluͤßen / als vom See ſelbſten zu verſtehen ſeyn / indem jene zwar Fiſchreich / in dieſem aber wenig Fiſche gefangen / aber von de - nen alten Forſt-Leuten wilde Endten und anders wildes Feder - Viehe darauf ſolle geſchoßen worden ſeyn. Und nunmehro iſt er durchgehends zugewachſen / und mit einem von Mooß / und Binſen - Stoͤcken zuſammen-gefuͤllten Waſen uͤberzogen / ſo gar / daß jemandB 3unter14Beſchreibung des Fichtelbergs. unter denen / ſo ihn / Hrn. M. Großen begleitet / nach abgelegten Kleidern mit einer Stange uͤber den gantzen See zu gehen / ſich hat wagen duͤrffen. Mitten auf dem See konte die Stange / ſo un - gefehr 3. oder 4. Claffter lang geweſen / ohne ſonderbahre Muͤhe durch den Moßigten Waſen hinein geſtoſſen werden / daß alſo an deſſen groſſer Tieffe durchaus nicht zu zweiffeln war. Jn der Cir - cumferenz oder Umbſchweiff / ſo weit er bloß und mit Baͤumen nicht bewachſen ſtehet / iſt er auf 154. Schritte abgemeßen / und der War - heit gantz gemaͤß befunden worden / daß man in Sommers-Zeit / ab - ſonderlich bey lang anhaltendem Regen-Wetter / ohne groſſe Be - ſchwerligkeit von Sumpffs wegen / dahin nicht leichtlich kommen kan. Doch laſſen deſſen ſtarcke Qvellen 2. Fluͤße gleich von ihm ausge - hen / den weißen Mayn nach Biſchoffgruͤn / die Naabe nach dem neuen Bau in die Pfaltz: Davon dieſer letzte vor ungefehr 50. Jahren / die an dieſem Fichtelberg in dem Pfaͤltzſiſchen erbauete ho - he Oefen mit ſattſamen Waſſer zu verſehen / durch einen tieffen Graben gleich einem andern See gefuͤhrten Stollen iſt verſtaͤrcket worden. Hier iſt zwar Wunderns wuͤrdig 1) die ziemlich hohe Situation dieſes tieffen Sees: jedennoch aber iſt er vor andern dar - innen wunderlich / daß man an ſolchem kein Waſſer ſiehet / und doch die Schuhe voll Waſſer ſchoͤpffet / ſo bald man nur einen Tritt hin - ein thut; 2) daß man keinen Abfluß erblicket / und doch das Waſſer mit einem lieblichen Geraͤuſch abfließen hoͤret / daß es alſo ein See iſt / und doch vor keinen See will angeſehen werden. So ſehr will die Natur ihre Wunder an dieſem wunderſamen See / gleichſam un - ter einer Decke verborgen halten. Biß hieher belobter Hr. M. Groß. See iſt eine Gꝛentze zwi - ſche Pfalz und Bran - denburgl. Culmbach. Wann die Grentz - Steine ge - legt wordẽ / und durchDieſer See iſt eine Graͤntze zwiſchen Jhro Chur Fuͤrſtl. Durchl. zu Pfalz-Baͤyern und Jhro Hoch Fuͤrſtl. Durchl. zu Vrandenburg Culmbach Landen / zwiſchen welchen Hohen Potentaten es ehedeßen der Grentze wegen immer einige Zwiſtigkeiten gegeben / welche doch endlich 1535. ſeynd beygeleget worden / indem dazumahl von dieſem See an biß gen Waltershoff / ein Marck Jhr Gnaden dem Herrn Prælaten von Waldſachßen Ciſtertienſer-Ordens zuſtaͤn - dig / bey 40. Graͤntz-Steine ſeynd geſetzt worden / deren eine Sei - te mit dem Pfalz Graͤviſchen / die andere aber mit dem Marggraͤvi -ſchen15Beſchreibung des Fichtelbergs. ſchen Wappen bezeichnet wurde. Welches durch Anlaß undwelche Ver - mittelung? Vermittelung Jhro Fuͤrſtl. Gnaden Herrn Chriſtophs von Sta - dian / Biſchoffs zu Augſpurg / eines gelehrten und frommen Fuͤrſten / und dann Herrn Hauſens von Egloffetein / Abtens im Cloſter Speinsart in der obern Pfalz eines Fried - und Einigkeit-lieben - der Cavalliers / der viel Hader und Streit zwiſchen manchem Fuͤrſten beygelegt / und nicht nur einem Krieg in Teutſchland unter - kommen / geſchehen iſt / wie ſolches alles ausfuͤhrlich Herr Bruſch in ſeiner Beſchreibung des Fichtelbergs im 8. und 9. Blat beſchrei - bet. Bey dieſem Vertrag waren Pfaͤlziſcher Seiten zugegen /Wer alles dabey ge - weſen? Herr Sebaſtian von Guh / Hauptmann auf Waldeck / Herr Wolf - gang Buͤllenreuter / Pfalzgraͤfiſcher Rath / Herr Sebaſtian von der Cappell / Pfalzgraͤfiſcher Forſimeiſter: Von Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Herrn Georgen / und Herrn Albrechts wegen / (weil dazumahl dieſer Fuͤrſten Land noch nicht getheilet war) Herr Wilibald von Wipſchberg / ein in Rechten hoch ſtu - dirter Edelmann / Hauptmann auf dem rauhen Culm / Herr Heinrich von Delau Plechſchmiedt genannt / Marggraͤfiſcher Rath / Herr Friederich Lehener / und Martin Heerdegen / Marg - graͤfiſcher Forſtmeiſter umb den Fichtelberg; beſiehe Bruſchen im angezogenen Ort.
Gleichwie nun dorten im Paradieß ein Strohm ausgienge /Die 4. Fluͤſ - ſe des Para - dießes wo ſie erklaͤret zu finden. ſo ſich in vier goldreiche Haupt-Waſſer austheilete / nehmlich Pi - ſchon, Gichon, Chidekel, und Perath, (von deren wunder-vollen Erklaͤrung die Cabbali ſten das Buch Sohar, Herr Franciſcus Mer - curius von Helmont uͤber die vier erſten Cap. Geneſ. Julii Sperbers Iſagoge; Jeſu Immanuels Goͤttliche Liebes-Geſchichte und derglei -Vergleichen ſich wegen deꝛ Zahl und deß Goldes mit denen vier Fluͤſſen des Fichtel - bergs. chen Geheimnuͤß-volle Schrifften zu leſen /) alſo entſpringen auch in unſerm Fichtelberg 4. goldreiche Waſſer / nehmlich der Mayn / die Eger / die Nabe / und die Saale. Daß man aber ſagen will / alle vier beſagte entſpringen aus dem obgedachten wundertieffen See / ſolches iſt nicht; indeme allein der Mayn und die Nabe ihren Uhrſprung daraus nehmen; von dieſen vier Fluͤßen Herr Be - tulius und Herr Groß alſo dichten:Welche Fluͤſ - ſe aus dem See ent - ſpringen?
Arx16Beſchreibung des Fichtelbergs.Und wiederum:
Dann das Wort MENS begreifft die Anfangs-Buchſtaben der Nahmen eines jeden der vier Fluͤße in ſich. Von dieſen vier Fluͤſ - ſen ſinget Herr Bruſchius nach der Relation des Herrn D. Pertſchii alſo:
Wir wollen uns aber wieder zu denjenigen Fluͤſſen wenden / wel - che unmittelbahr aus unſerm See ſelbſten entſpringen; deren wir eigentlich gedachter maſſen zwey antreffen / den Mayn nehmlich gegen Abend / und die Nab gegen Mittag flieſſend / weil nun je - ner der ſtaͤrckſte und laͤngſte Fluß unter allen iſt / und durch der tapffern Francken Land gehend / ſich mit dem Haupt - und ſehr Schiffreichen Waßer in Teutſchland dem Rhein vereiniget / ſoBeſchrei - bung des Mayns / und zwar deß weißen. ſchiffen wir billich zuerſt auf ihn von ſeinem Urſprung biß zu ſeiner Einſtuͤrtzung in den Rhein fort.
Der Mayn / und zwar der weiße / entſpringet alſo aus dem hochgelegenen und tieffen Fichtel-See / da er ſich aus dem Mo -raſt17Beſchreibung des Fichtelbergs. raſt unter dem Mooß hervor begiebt / und nach einer ſtarcken vier - tel Stund in die groſſe; Floͤß-Weyher lauffet / welche bey dem Holtzfloͤßen im Fruͤhling gebraucht / und von dem darein flieſſenden weiſſen Baͤchlein / die Weiß-Mayns-Weyher genennet werden. Daſelbſten treibet er die vor etlichen Jahren in dem Wald dahin erbauete Schneid-Muͤhle / und nachdem ihm etliche Fluͤßlein / als das Weißen-Baͤchlein / das mit Gold-Schlich vermengte Schi - merel-Baͤchlein / das von Schneeberg herabſtuͤrtzende Fiſcher-Baͤch - lein ſind zugefloßen / kommet er zwiſchen dem Ochſenkopff und Schneeberg herfuͤr / nimmt den Froͤbers-Bach in ſich / treibet zu Biſchoffsgruͤn den Froͤbers-Hammer / die drey Biſchoffgruͤner Schneide - und Mahl-Muͤhlen; und nachdem er ſich bey der untern Muͤhle mit dem Luͤzel-Mayn vermiſchet / lauffet er gegen Weſten / und kommet uͤber Biſchoffgruͤn zu dem unlaͤngſt erbaueten Kempf - feriſchen doppelten hohen Ofen und Hammerwerck zu Roͤhrenhoff / von hier gehet er auff die Goldmuͤhle an den Flecken Berneck / allwo er ſich mit der Oelßniz vereinigt / und auf Lanzendorff zuflieſ - ſet / allwo er zwiſchen Kießelhoff und Germiz die auf der andern Seiten deß Fichtelbergs zuſammenflieſſende Cronach in ſich nimmt / ſodann an dem Cloſter Himmel-Cron ſeinen Lauff fortſetzet / her - nach vereiniget er ſich mit der Drebgaſt bey einem Dorff / ſo wegen deß Flußes auch dieſen Nahmen fuͤhret: Die Drebgaſt aber nimmet ihren Lauff aus dem Ochſenberg bey Bayreuth; Ferner nimmt er zu Kauerndorff die zu Foͤrſtenreuth entſpringende und mit dem Kupffer-Baͤchlein und der Steinach verſiaͤrckte Sforgaſt in ſich / womit er endlich nacher Culmbach als die Haupt-Stadt des Burggraffthums Nuͤrmberg oberhalb Gebuͤrgs / ſo die treffliche Veſtung Blaßenburg auf einem Berg ob und neben ſich liegend hat / zuwandert; da er ferner zwiſchen den Weinbergen nach Mel - ckendorff forteilet / und ſich endlich bey dem Schloß Steinhauſen in den Rothen Mayn ſtuͤrtzet. Der biß hieher beſchriebene weiſſe Mayn nun fuͤhret / wie Hr. M. Groß gar wohl muthmaßet / ſeinen Bey-Nahmen von ſeinem erſten Zufluß dem obgedachten weiſſen Baͤchlein her; Auf dieſem Fluß wird das Holtz nacher Culmbach und denen hiezwiſchen liegenden Orten gefloͤßet. Von dem WeiſſenCMayn18Beſchreibung des Fichtelbergs. Mayn nun iſt ein gemeines Sprichwort; Daß der Mayn ſich hoch entſproßen / lang genoſſen / viel verfloßen.
Von dem Rothen Mayn aber / welcher durch die erſte Haupt - und Hochfuͤrſtl. Brandenburgiſche Reſidenz-Stadt Bayreuth flieſſet / ſchreibet Hr. M. Groß alſo: Daß er von dem rothen Let - ten oder Leimen ſeinen Zunahmen fuͤhren mag: er ſey aber nicht nach etlicher Meynung derjenige Fluß / welcher durch das Dorff Warmen Steinach flieſſet / und das viele Floͤß-Holtz uͤber Weiden - berg nach Bayreuth fuͤhret / wie alſo auch der Heidelbergiſche Pro - ſeſſor Jacobus Schopperus in ſeiner neuen Coſmographia und Hiſtorie Teutſcher Nation davor gehalten / und deſſen Uhrſprung bey Gold - Cronach beſchrieben hat / maßen dieſer Fluß nirgends anders als die Steinach genennet wird / und iſt eigentlich zweyerley / einmahl die Warme Steinach / welche aus dem hohen Fichtelberg entſpringt / und durch einen ſehr ſteinichten Graben zu einem Pfaͤlziſchen Doͤrff - lein die Obere Steinach genannt / herab gehet / und allererſt in dem Dorff Warmen Steinach ſich mit der in dem Geyersberg aus dem Graße Mann hervorflieſſenden Kalten Steinach vermenget; Dieſe gehet von daraus nach Weidenberg / und faͤllet allererſt zu St. Jo - hannis in den Rothen Mayn. Aber der Rothe Mayn nimmet ſei - nen Urſprung in der Simnel Buch / einem verwildeten Hoff uͤber Hoͤrnleinsreuth / unweit von Lindenhart / und nachdem er die Stadt Creufen mit Fiſchen verſehen / nimmet er zu St. Johannis die Stei - nach an / und hilfft ihre ſchwere Laſt des alljaͤhrlichen Floͤß-Holtzes in einer ſchoͤnen Auen gar nach Bayreuth in die Haupt - und Reſi - denz-Stadt dieſes Landes fuͤhren. Darnach gehet er in Beglei - tung des Miſtel - und Sendelbachs durch Heinersreuth / Ploß / und Droßenfeld / und lencket ſich neben Langen-Stadt / Goͤßers - undWeiß u. Ro - ther Mayn mit einan - der verei - nigt / heiffen nun uͤber - haupt der Mayn. Katſchenreuth hin zum Weiſſen Mayn / mit welchem er ſich bey ob - gemeldtem Steinenhauſen conjungirt. Biß dahin hat ein jeder gleiche Weite von ſeinem Urſprung ungefehr 5. Meilen / ſie haben faſt gleiche Dienſte geleiſtet / und kommen alſo in gleichen Ehren zu - ſammen / derowegen beede auch ihre Zunahmen Weiß und Roth bey - ſeits legen / und recht bruͤderlich mit einander verfahrend / ein Mayn geheiſſen werden. Von dannen dieſer vereinigte Mayn / in2. Meilen19Beſchreibung des Fichtelbergs. 2. Meilen nach Burgk und Stadt / und eben ſo bald nach Lichtenfelß / nachdem er zwiſchen dieſen beeden Orten zuvor die beruͤhmte Rodach in ſich geſoffen / flieſſet: Hierauf gelanget er in 1½ Meil auf Staf - felſtein / und wann er bey Guͤßbach die Coburgiſche Jtſche und Fraͤnckiſche Baunach angenommen / iſt er von dort an 4. Meilen zu Hallſtadt / da ihm auch der Leuͤtenbach und Ellern zuflieſſen. Bald darauf vermaͤhlet er ſich erſt kaum eine Stunde von Bamberg mit der edlen Nordgauerin der vortrefflichen Redniz / welche ſchon zuvor durch herrliche Zufluͤße / ſonderlich durch die Pegniz / Wiſent / und Ayſch-Fluß bereits zu Forchheim Fiſchreich worden iſt: und kommet hernach in 4½ Meilen nach Haßfurth / von dannen errei - chet er in 3. Meilen die Reichs-Stadt Schweinfurth / und gehet in 3. Meilen auf Volckach / und in 3. Meilen auf Kizingen. 2. Mei - len hat er von daraus auf Ochſenfurth / 3. Meilen auf die Biſchoff - liche Reſidenz-Stadt Wuͤrzburg / und 5. Meilen auf Gemuͤnd / all - wo er 2. Fluͤße die Saal und Sinna genannt / annimmet / und in 2. Meilen nach Lohr kommet / daſelbſt er auch ein Waſſer gleiches Nahmens mit wegfuͤhret: 5. Meilen wandert er auf Wertheim / und laͤſſet allda die Tauber in ſich fallen / welche bey der freyen Reichs-Stadt Rotenburg ihren Urſprung nimmet / von da an flieſ - ſet er in 3. Meilen auf Miltenberg / und in 3. Meilen auf die Chur - Maynziſche Winter-Reſidenz-Stadt Aſchaffenburg. Hierauf be - willkommet ihn nach 5. Meilen die in der gantzen Welt beruͤhmte freye Reichs - und Kayſerl. Wahl-Stadt Franckfurt am Mayn / zuletzt aber empfaͤhet ihn nach 4. Meilen die Churfuͤrſtl. Ertz-Bi - ſchoffliche Reſidenz-Stadt Mayntz / welche zu ſeinem ewigen Eh - ren-Gedaͤchtnuͤß von ihm ihren Nahmen zu fuͤhren ſcheinet / (wie ſolches auch von Hrn. M. Großen ſchon Gerhard Mercator und Jodo - cus Hondius in ihrem Atlante p. m. 284. obſerviret /) woſelbſt er vomMayn er - gießt ſich in den Rhein / nachdem er 60. Meilen Schlangen - weiß gefloſ - ſen. Rhein / als dem vortrefflichſten Strohm unſers Teutſchlandes an - und aufgenommen wird / nachdem er alſo von ſeinem Urſprung an nicht in gerader Linie / ſondern in ſeinem Circumflexo auf die ange - fuͤhrten Oerter 60. Meilen gereiſet iſt. Biß hieher belobter Hr. M. Groß / womit auch die Erfahrung allerdings uͤbereinſtimmetC 2Solchem -20Beſchreibung des Fichtelbergs. Solchemnach nimmt der Mayn ſeinen Strich durch Franckenland / biß er ſich in den Rhein ſtuͤrtzet / weßwegen auch Philippus Melanchthon in dieſes Flußes Griechiſchem Nahmen einig Geheimnuͤß geſuchet / weil durch deſſen eintzele Buchſtaben / ſo die Griechen auch zugleich vor Zahlen gebrauchen / die Zahl der 365. Tage des Jahrs heraus kommen / wie folget: 〈…〉 weswegen er die Francken zum Stern-ſehen alſo ermahnet:
Nunmehro wenden wir uns von dem nach Weſten lauffenden Mayn lincker Hand herum gegen Mittag / allwo wir dann die Suͤdwaͤrts-lauffende Naab / ſo aus unſerm Fichtel-See entſprin - get / antreffen; Weil wir aber keine beſſere / und richtigere Be - ſchreibung machen koͤnnen / als uns hierinnen Herr M. Groß ſchon vorgegangen / ſo behalten wir ſolche billig / und folgen ſeinenDer Naa - be Beſchrei - bung. Worten auf dem Fuß folgender maſſen nach: Es finden ſich un - terſchiedliche Fluͤße / die zwar endlich zuſammen flieſſen / doch an - faͤnglich alle dieſen Nahmen Nab vielleicht von hinabfallen fuͤhren / und dahero zum Unterſcheid jeglicher mit einem beſondern Beynah - men bemercket wird: Dann ein anderer Fluß iſt die Heyd-Nabe / ein anderer die Wald-Nabe / und nachmahls iſt ein anderer FlußFichtelber - giſche Wald Nabe. die Boͤhmiſche Wald-Nabe / ein anderer die Fichtelbergiſche Wald - Nabe. Unter dieſen halten wir billich die letztere darum vor die fuͤhrnehmſte / weil ſie gleich dem Mayn ihren Urſprung auch ausdem21Beſchreibung des Fichtelbergs. dem tieffen Fichtel-See herfuͤhret / und auf der andern Seiten durch einen tieffen Graben Mittagwerts oder gegen Suden ab - flieſſet. Sie wird unweit von ihrem Urſprung alſobald von zwey großen See-Weyhern aufgefangen / bekommet hernach ein Zufluͤß - lein / ſo von dem Ochſen-Kopff herunter gehet / und gelanget in einer Stunde zu dem Pfaͤlziſchen Dorff Neuenbau / allwo ſie ihre Kraͤffte zum erſtenmahl verſuchet / und daſelbſt ſchon eine Mahl - und Schneide-Muͤhle zu treiben vermag. Hierauf kommet ſie in einer viertel Stunde zur GOttes Gab / einem an dem Fichtelberg / unlaͤngſt erbaueten Pfaͤlziſchen Flecken / der insgemein nur der Ho - he Ofen genennt wird / verſiehet allda einen vortrefflichen hohen Ofen / Eiſen-Hammer / Rohr-Schmiedt / Brauhauß und Muͤhle / bekommet zu Unterlind die Kraza / welche Gold-Koͤrner fuͤhren ſoll / und unter der Drathmuͤhle das Fuͤrtesbaͤchlein / auch unter Gruͤnberg das Kohlbaͤchlein / und gelanget alſo in anderthalb Meilen von ihrem Urſprung auf den alten Hoch-Adelich-Hirſch - bergiſchen Flecken Ebnath. Oberhalb des Fleckens vor dem Blech-Rohr - und Schleiff-Hammer / geſellet ſich die Kredniz zu ihr / und unter dem Flecken verſchlinget ſie das Gold - und Schwar - tzen Baͤchlein / wie auch zu Riegtsreuth den Gruͤmersbach / dar - auf gehet die Wald-Nab in die ſo genannte Junge Pfalz / be - kommet nahe an dem ſchoͤnen Edelſiz Gretſchareuth nebſt andern geringen Fluͤßlein die Sala / und gelanget in zwey Meilen zu dem gemeinſchafftlichen Neuburgiſchen und Sultzbachiſchen Berg - Staͤdlein Erben-Dorff. Hierunter ergreifft ſie das Galgenbaͤch - lein / vereiniget ſich bey dem Ritter-Sitz Trautenberg mit dem Steinbach / empfaͤhet zwiſchen Wundiſchen Eſchenbach und Neu - haus / 2. Pfaͤltziſchen Maͤrcken / wieder in 1½ Meilen die Boͤhmi -Boͤhmiſche Wald Nabe. ſche Wald-Nabe / welche aus dem Boͤhmiſchen Wald bey dem Doͤrfflein Nab herauskommet / und durch unterſchiedliche Fluͤßlein / die der Boͤhmer Wald ausſchwizet / auch andere Zugaͤnge / ſich der - geſtalt ſtaͤrcket / daß ſie bey Neuhauß der Fichtelbergiſchen Wald-Na - be nicht viel zuvor laͤßet; Hernach trincket ſie den Eſchenbach / erreichet die Gefuͤrſtete Graffſchafft Stern-Stein / und ruͤcket in 1. Mei - le zur Hoch-Fuͤrſtl. Reſidenz-Stadt Neuſtadt. Nachdem ſie nun aufC 3beeden22Beſchreibung des Fichtelbergs. beeden Seiten wieder ein paar Zufluͤßlein angenommen / kommet ſie in 1. Meile auf Weiden / genuͤßet ober - und unter der Stadt wieder ein paar Baͤchlein / und vereinbaret ſich in 1. Meil an WildenauFichtelber - giſche Heyd - Nabe. mit der Heyd-Nabe. Dieſe entſpringet auch an dem Fichtelberg zur rechten Seiten des Sees aus der ſo genannten Naßen Heyde / zwi - ſchen Warmen Steinach und Muͤhlmeußel / ſtaͤrcket ſich bald durch den Zwerbach / und unterſchiedene andere Zufluͤſſe / gehet immer zur rechten Seiten auf das alſo von ihr benannte ſchoͤne Dorff Heyd - nabe / ſo auch allezeit das alte Stamm-Hauß der Edlen von Heyd - nabe geweſen / und nach dem ſie ſich mit der Tauriz vereinigt / ge - langt ſie auf Wirbens / bekommet zu Reiſig den ſchoͤnen Flerniz - Fluß / und lencket ſich hernach umb den rauen Culen / vermenget ſich hierauf mit der Floͤz / und gleich darunter mit dem Letten - Bach / kommet auf das Ritterguth Wolfframshoff / von dannen auf den Chur-Pfaͤlziſchen Marck Preſſat / erwaͤchſet erſt / vermit - telſt der zu Gemuͤnd ankommenden Creuͤßen zu einem rechtſchaffe - nen Fluß: Gelanget hernach auf unterſchiedliche Edel-Size / und nachdem ſie zuvor noch den Rotenbach / nebſt andern Fluͤſſen verſchlucket / verſchweſtert ſie ſich alsdann zu Wildenau mit derFichtelber - giſche Wald - und Heyd - Nabe ſambt der Boͤhmi - ſchen Wald - Nabe verei - nigt heiſſen uͤberhaupt die Nabe. erſt beſchriebenen Wald-Nabe. Dieſe nun vereinigte und faſt Schiffreich erwachſene Nab erreichet in ihrem Fortgang den Marck Luhe / allwo ſie auch einen Zufluß gleiches Nahmens entpfaͤhet / und ſtroͤhmet alsdann recht anſehnlich durch die Grafſchafft Leuch - tenberg / kommet in 1. Meile von Wildenau zum Flecken Wern - berg / und empfaͤhet davor den Schnettenbach. Ferner gelan - get ſie in 3. viertel Meilen zur Leuchtenbergiſchen Haupt-Stadt Pfreuͤnd / empfaͤhet daſelbſt den vornehmen Fluß Pfreuͤnd / von welchem die Stadt den Nahmen bekommen / und kommet in 3. vier - tel Meilen auf die Chur-Pfaͤltziſche Zirck-Stadt Nabburg. Nachdem ſie nun allda ihres Nahmens Gedaͤchtnuͤß geſtiefftet / ver - einiget ſie ſich bey dem Marckt Schwarzfeld mit der Schwarzach / einem aus dem Boͤhmer-Wald herkommenden vornehmen Fluß / verſchlinget in 1½ Meilen unter dem Neuburgiſchen Staͤdtlein Schwanendorff den Krumbach / gelanget wieder in 1½ Meilen zu der ſchoͤnen und veſten Neuburgiſchen Stadt Burg-Langen -felſt /23Beſchreibung des Fichtelbergs. felſt / und empfaͤhet nebſt vielen andern geringen Baͤchlein in 1½ Meilen bey dem Neuburgiſchen Marck Calmuͤnz die herrliche Vills; gehet von dannen in 1½ Meilen auf Pullenhoffen / in eine Meil auf Alsberg zwey Neuburgiſche Flecken / in ¾ Meilen auf Reichlingen / allwo ſie endlich eine gute halbe Meile oberhalb Re -Nabe eꝛgieſ - ſet ſich in die Donau. genſpurg ſich in die vortreffliche Donau ergieſſet / nachdem ſie al - ſo 18. und ¼ Meile von ihrem Urſprung im Umſchweiff herumb - gewandert iſt. Nun wollen wir uns gegen der nacher Oſten flieſ - ſenden Eger wenden / nachdem wir die unmittelbahr aus dem ſehr tieffen und hochgelegenen Fichtel-See entſpringende Fluͤße genug - ſam betrachtet haben.
Anno 1699. im Auguſto habe ich ſolchen Fluß bey ſeinemBeſchrei - bung der E - ger. Urſprung beſehen / und wahrgenommen / daß Herr Bruſch und nach ihm Herr Groß in der Beſchreibung deſſelben / gar richtig verfahren. Dann / wie beede ſchreiben / ſo entſpringet er zwiſchen Ge - freeß und Biſchoffgruͤn bey Heydles / einem nach dieſem letzten Ort gepfarrten Dorff / aus einem Berg / die Heyde genannt / welche ein Stuͤck des Fichtelbergs iſt; Dieſer Bronnen liegt 3. viertel Stun - den von Biſchoffgruͤn gegen Weiſſenſtadt zu / wann man die Heyde / ſo ein gar hoher Berg iſt / uͤberſtiegen hat. Dieſer Fluß hat einen gar kleinen und geringen Urqvell / ſo gleich umb die mitten deß Bergs entſpringet / welche Gegend der Kreßenbach oder Kreb - ſenbach genannt wird / welchen Nahmen er eine 4tel Stunde lang biß zur Straſſen behaͤlt / hernach nennen ihn die Bauern zu Voitſumrach / wann ſie ihre Wieſen damit waͤſſern / die Eger / von dannen er ſich einer ſtarcken 4tel Stunden lang zum Dorff Weißenheyde erſtrecket. Es flieſſet aber auch auf der rechten Seiten aus einer Lohe des Schneebergs / das Butter-Faß genannt / ein ander Fluͤßlein hervor / welches aus unterſchiedenen Bronnen zuſammen rinnet / lauffet gegen Schoͤnlind / ſtaͤrcket ſich daſelbſten mit einem andern Baͤchlein / und treibet alſo gleich eine Muͤhle und hohen Offen / vergeſellſchafftet ſich aber zu Weiſſenhaͤyd mit dem aus dem Krebſenbach entſprungenen Fluß. Etliche von denen Anwohnern halten dafuͤr / dieſer letzte Fluß ſey vor den rechten Urſprung der Eger zu halten / welche auch eine da -bey24Beſchreibung des Fichtelbergs. bey gelegene Gegend die Eger-Leiten davon zu nennen pflegen: An - dere aber halten es mit unſerm alten ſel. Bruſchen / wobey Herr M. Groß gar wohl ſchluͤßet / daß / weil beede ſehr nahe / und kaum eine Stunde von einander entſpringen / auch gleich darauf in ein - ander flieſſen / und einen einigen Fluß machen / ſo werde nicht viel daran gelegen ſeyn / ob man nur eines von beeden Fluͤßlein vor die rechte Eger-Qvelle / oder beede zugleich dafuͤr halte. Ob aber die Eger auch aus dem tieffen Fichtel-See entſpringe / kan man ſo ſchlecht weg nicht ſagen / indem dem Augenſchein nach vielmehr das Wiederſpiel erſcheinet / weil beede Gegenden wohl eine Stunde weit / und zwar auf gantz beſondern Bergen von einander liegen. Wann aber dannoch der Fichtel-See noch hoͤher als der Urſprung dieſer Qvellen lieget / und dabey erwogen wird / daß ſo tieff die Waſ - ſer fallen / ſelbe auch wieder ſo hoch zu ſteigen pflegen / wann ſie ein - gefangen ſind / und nicht austreten koͤnnen / ungeachtet ſie offt ſehr weit geleitet werden / als meinet Herr M. Groß / man koͤnte doch wohl auf die Gedancken gerathen / es moͤchte vielleicht von dem tief - fen See eine Ader durch die Erde hinuͤber ſtreichen / und an bemeld - ten Orten wieder heraus qvellen / welches ich aber als eine ungewiſſe Muthmaſſung mit ihm dahin geſtellet ſeyn laſſe; genug iſt es / daß die Eger nebſt denen andern dreyen Haupt-Fluͤßen aus / in / und an dem Fichtelberg / und zwar alle in Jhro Hochfuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Culmbach Gebiethe entſpringen. Nachdem nun alſo die Eger von 2. Qvellen und einigen kleinen Baͤchlein ſchon ziemlich angewachſen / nimmet ſie ihren Lauff gegen Oſten nach Boͤheim zu / und kommet beſagter maßen von Voigt-Sumrach und der Weißen Heyde / 2. Marggraͤfiſchen Doͤrffern / nechſt unter der Land-Straßen durch die erſte nur von einem Bogen geſchloſſene ſteinerne Bruͤcken / die wegen des ſehr hoch erhobenen Landes vorDie hoͤch - ſte Bruͤcke in Teutſchland die hoͤchſte in gantz Teutſchland insgemein ausgeſchriehen iſt / und ziehet alsdann mitten durch den groſſen Weiſſenſtaͤdter Herrſchafft - lichen See eine Meile von ihrem Urſprung an Weiſenſtadt / ei - nem Staͤdtlein Hochfuͤrſtl. Brandenburgl. Culmbachiſcher Herr - ſchafft: Dieſer Weyher wird mehrentheils von der Eger angefuͤllet / und iſt nebſt dem groſſen Brandenburger Weyher zu Bayreuth /einer25Beſchreibung des Fichtelbergs. einer von denen beruͤhmteſten dieſes Burggrafthums oberhalb Gebuͤrgs / reichet biß uͤber die Stadt hin / und haͤlt in die 300. Tag - werck Landes in ſich / wird mit mehr dann 100. Schock Fiſchen be - ſetzet / und wegen der wohlgeſchmacken Fiſche ſehr geruͤhmet: Jn deſſen Damm wegen des ſandigen Bodens mehr Holtz / als in die Stadt ſelbſt ſolle verbauet ſeyn.
Merckwuͤrdig iſt es / daß in dieſem Weyher miteinander keinJn Weißen - ſtaͤdter See giebt es kei - ne Froͤſche. Froſch bleiben kan / weswegen dann auch das gantze Jahr keiner darinnen gehoͤret / noch geſpuͤret wird / wovon die Weißenſtaͤdter insgemein dieſe Urſach zu geben pflegen / daß einsmahls (vielleicht noch vor der Reformation Lutheri) der Pfarrer allda / durch das heßliche Geſchrey dieſer Waſſer-Thiere / bey nahe in der Predigt waͤre irre gemachet / und dahero zum Eiffer bewogen worden / dieſe Thiere zu verfluchen / welches dann ſolchen Effect gethan / daß ſie al - le gleich ſtille worden und geſtorben. Etliche geben vor / ſie waͤren durch einen Landſtreicher verbannet worden / mit welchem die Jn - wohner und der Pfarrer umb eine gewiſſe Summa Geldes tractiret. Theils geben vor / dieſe Verbannung ſey durch Worte / andere / ſie ſey durch ein Bild / und wieder andere / ſie waͤre durch natuͤrliche Mittel geſchehen. Das weiß ich wohl / daß ſo man Hollwurtz oderFroͤſche zu vertreiben. Ariſtolochiam rotundam in ein Waſſer wirfft / kein Froſch darinnen bleiben ſolle / ſondern entweder fliehen oder ſterben muͤſſe / weil aber die geſtoſſene Hollwurtz mit lebendigem Kalch vermengt / und in das Waſſer geworffen / auch die Fiſche toͤdtet / ſo zweiffele ich / ob die Holl - wurtz hiezu gebraucht worden. Sonſten ſoll auch dieſes gewiß ſeyn / daß / wann man den Magen unausgeputzt / alſo mit allem Un - flat von einem verſchnittenen Hammel nicht ſo gar tieff unter die Er - de vergraͤbt / ſich alle daherum befindliche Froͤſche dazu verſammlen / daß man ſie entweder nach Gefallen auf einem Hauffen todt ſchla - gen koͤnne / oder ſie ſonſten verderben muͤſſen: Gleiche Wuͤrckung ſollen auch Ziegen-Gallen in einem kuͤpffernen Gefaͤß nicht ſo gar tieff unter die Erden vergraben / thun / daß ſich die Froͤſche dazu ver - ſammlen muͤſſen / wie Henricus Cornelius Agrippa in Occult. Philoſ. L. 1. C. 20. lehret. Etliche geben denen gar zu ſtarck ſchlagenden Wel - len dieſes groſſen Sees die Schuld / deren Gewalt die Froͤſche nichtDver -26Beſchreibung des Fichtelbergs. vertragen koͤnten. Jhm ſey nun endlich / wie ihm wolle / ſo iſt es doch gewiß / daß ſobald man nur einen Froſch in dieſen See wirfft / der - ſelbe alſo bald heraus eilet / und ſo man dieſes oͤffters thut / muß er endlich entkraͤfftet werden und ſterben. Ja es iſt auch gewiß / daß wann man vom Schlamm oder Erden aus dieſem See einen Cent - ner ſchwer in ein anders Froſchreiches Waſſer wirfft / in kurtzem ſich alle Froͤſche verlieren / oder crepiren muͤſſen.
Aus dieſem See ſtuͤrtzet ſich nun die Eger vor dem neuem Thor durch eine ſteinerne Bruͤcke wieder heraus / treibet die Schnei - de - und Mahl-Muͤhlen / nimmet bey Francken den Birckenbach / ſo am Schneeberg entſpringet / und durch den Maͤjenhoff-Weyher am Roͤhrholtz hinlauffet / an ſich / von dannen gehet ſie eine kleine Meile nach Roͤßlau / einem Dorff / welches ſie durch ihren Fluß in 2. Theile entſcheidet / als in Unter-Roͤßlau / ſo Jhro Hoch-Fuͤrſtl. Durchl. zu Bayreuth / und Ober-Roͤßlau / ſo dermahlen dem Hoch - Adel. Hauſe von Waldenfelß unterthaͤnig iſt. Von dannen gehet ſie auf Neudorff / allwo die Loͤſten / ein ſchoͤner Bach / ſo von Reichers - gruͤn herab kommet / in ſie lauffet / endlich gelanget ſie in 1. Meilen mit einem ziemlich reichen Strohm durch luſtige Gruͤnde nacher dem Brandenburg-Culmbachiſchen Flecken Marckleiten / unter die Hauptmannſchafft Wunſidel gehoͤrig: allwo eine ſteinerne Bruͤ - cken mit 3. Schwibboͤgen daruͤber geſchloſſen iſt. Dann treibet ſie 3. ſchoͤne Hammerwercke / bey deren jeden ſie mit beſondern Fluͤßen verſtaͤrcket wird / nehmlich oberhalb dem Kayſershammer / mit der Stein-Selbe / zwiſchen dieſem und dem Schwartzhammer mit dem Tangelsbach / welcher bey dem Dorff Braunersgruͤn aus ei - nem ziemlich groſſen Weyher entſpringet / da er durch den Obern und Untern Taͤnger Weyher lauffet / und fuͤr das veſt geweſene Marggraͤfiſche Schloß Thierſtein vorbey flieſſet / biß er ſich endlich beſagter maßen in die Eger ergieſſet / und dann bey dem Hendel - hammer mit der Selb / welche durch Selb / einem beruͤhmten Marggraͤfiſchen Flecken am Selber Wald gelegen / herab flieſſet / vereiniget / dazu ſetzet Herr Bruſch noch den im Selber Wald ent - ſpringenden Lottersbach / und den Rottersbach / welcher die Marg - graͤfiſche und Adel. Jedwiziſche Waͤlder und Herrſchafften ſcheidet;Hernach27Beſchreibung des Fichtelbergs. Hernach gelanget die Eger in 2½ Meilen zu dem veſten Graͤntz-Hau - ſe Hohenberg / welches das Burggrafthum Nuͤrmberg oberhalb Gebuͤrgs vom Eger-Laͤndlein und Boͤhmen ſcheidet.
Bruſchius nennet es Hohen Wirckheim / und beſchreibet es / als ein herrlich und faſt weitlaͤufftiges Schloß derer Herren Marg - grafen von Brandenburg / ſo in der alten Nariſcen Land liege / ꝛc. bey welchem Berg-Schloß der Graßbach / ſo oben vom Lobenſtein einem maͤchtigen Schloß derer von Zedwiz herein faͤllet / ſich mit der Eger vereiniget / worauf ſie zwiſchen Fiſchern und Marckhau - ſen den von ſehr vielen Zufluͤßen ziemlich groſſen Roͤßlau-Fluß / ſo oberhalb Vordorff / oder Farendorff aus der Hohen Fahrenleuten oder vielmehr nach der Anwohner Auſſage aus dem daran ſtoſſen - den Rußler entſpringet / in ſich faſſet; Nachdem ſie nun durch die ſchoͤne helle Roͤßlau bereits Schiffreich worden / ergieſſet ſich auch bey denen herrlichen Doͤrffern Marckenhauſen und Milbach im E - geriſchen Gebieth in ſie der Buchbach / ſo aus dem Buch-Bron - nen entſpringt und die Marggraͤfiſchen und Egeriſchen Herrſchaff - ten zwiſchen dem Buch - und Kohl-Wald ſcheidet / hernach laͤſſet ſie auf der rechten Seiten das Guth Libeneck liegen / gehet Zeltendorff und Stein aufder andern Seiten vorbey / treibet die Egeriſche Pa - pier-Muͤhl / und erreichet endlich in 1½ Meilen von Hohenberg die vortreffliche Stadt Eger / ſo an der rechten Seiten des Strohms / und nunmehro der Schluͤßel des Koͤnigreich Boͤhmens gegen Nor - gau iſt. Recht gegen dem Schloß uͤber / ſchreibet Herr Bruſch / empfahe die Eger den ſchoͤnen Bach Prignitz / der aus einem groſſen und dicken Wald / Culm und Dechler genannt / Egeriſcher Herr - ſchafft / herab fleußt. Jn gemeldtem Holtz liegt die St. Annen - Kirche. Unter der Stadt liegen am Eger-Strohm St. Jobſt eine ſchoͤne und alte Kirche / an der rechten Seiten des Flußes in einem ſchoͤnen und luſtigen Feld / einen Buͤchſen-Schuß weit von der Stadt: Jngleichen Reichendorff / ein Dorff und Schloͤßlein / denen Herren in Eger zuſtaͤndig. Bald hernach verſchlingt ſie zu Thirs - niz / oder wie Hr. Bruſch ſchreibet zu Huͤnersdorff / einem Egeri - ſchen Doͤrfflein / die Schletta oder Schleittach / einen ſchoͤnen Bach / ſo von Seeburg / einem herrlichen Schloß Egeriſchen Gebieths /D 2herab -28Beſchreibung des Fichtelbergs. herabrinnet / zwiſchen Cornau und Culſam / oder wie unſer Bruſch ſaget / unter Woga einem Dorff und Schloß der Edelleute von Neuburg / ergieſſet ſich das ſchoͤne und mit etlichen Fluͤßen vermehr - te Baͤchlein Wondera in die Eger / worauff ſich dieſe hernach recht voͤllig in das Koͤnigreich Boͤhmen begiebt. Bey Woga iſt ein Sauer-Bronnen / den die Bauern daſelbſt zu ihrem ordentlichen Tiſch-Trunck haben / wie ich An. 1699. Menſ. Julii erfahren / wie dann viel dergleichen Bronnen / worunter ſonderlich der beruͤhmte Sauerbronnen bey Eger / nicht weniger hart an der Qvelle des Carls-Bades einer / den ich zugleich in jetzt-beſagtem Jahr und Mo - nath gekoſtet / ſo alle von Schwefflichtem und Victrioliſchem Erdreich herkommen / in Boͤhmen uͤberfluͤßig anzutreffen / wovon die aller - meiſten gegen der Pfaͤlziſchen Seiten ſeynd. Der beruͤhmte Geo - graphus Petrus du Val zeiget vom Koͤnigreich Boͤhmen / daß es ſeines Lagers halber billich unter die hoͤchſten Laͤnder Europens zu zehlen ſey / weil es ſein eigenes Waſſer trincket / und auſſer dem aus dem Fichtelberg entſpringenden Eger-Strohm kein einiger Fluß in das Land einfließe / viele aber darinnen entſpringen und davon abflieſſen: Hiemit wird wahrhafftig die hoͤhere und oͤffters biß uͤber die Wolcken ſteigende Hoͤhe unſers Fichtelbergs (wovon ich nebſt andern curieuſen und gelehrten Leuten nicht nur einmahl ein au - genſcheinlicher Zeuge worden) und deſſen herumliegenden Gegend ohne alle Ausnahme bewieſen / zumahlen da der Augenſchein giebt / daß die Eger immer Berg ab biß in die Elbe flieſſet. Von Eger lauffet ſie 2. Meilen Koͤnigsberg einem Staͤdtlein und Schloß auf einem Berg gelegen / rechter Hand vorbey. Jn dieſer Gegend jenſeit der Eger eine halbe Meil liegt auf einem faſt hohen Berg eine ſchoͤne Wallfahrt mit 2. hohen Thuͤrmen / Maria Culm ge - nannt / 2. kleine Meilen von Eger. Von dieſem Berg fallen auch viel ſchoͤner Bronnen und Baͤchlein herab / ſo den Eger-Strohm vermehren / wie dann dieſes Laͤndlein von der Stadt Eger an biß unter Schlackenwerth ein ſehr ſchoͤner und luſtiger Ort Landes von hohem Gebuͤrg / holdſelig / ſchoͤnen Thaͤlern und Waͤldern / unzaͤhligen / nicht allein ſuͤßen / ſondern auch Sauerbronnen und Baͤchlein iſt. Von Koͤnigsberg laufft die Eger an das GuthPochlo -29Beſchreibung des Fichtelbergs. Pochlowiz hin / nimmet die Lieben und Leibitſch an ſich / wovon jene von Arlesgruͤn / dieſe aber vom Marck Schoͤnbach her - ab faͤllet / kommet endlich uͤber Faͤlckenau / einem ſchoͤnen Staͤdtlein und Schloß / (ſo Graff Niclaus von Schlick A. 1480. zu bauen angefangen und jezt Jhro Hoch-Graͤffliche Excellenz von Noſtiz beſizen) an der rechten Seiten deß Flußes / auf einem gar fruchtbaren Grund und Getraidreichen Boden gelegen / wo abermahls eine ſteinerne Bruͤcke mit 3. Pfeilern uͤber die Eger geſchlagen / und der Strohm Zwota aus der Kuttenheit / und der aus dem Boͤhmiſchen / und der Stadt Falckenau nahe gele - genen Gebuͤrge entſpringender Fluß Lobſa ſie verſtaͤrcket / dem Dorff Koͤnigswerth vorbey in 1. Meilen nacher Ellenbogen / welches eine kleine Stadt / aber ſehr veſtes Berg-Schloß nur von einem Thor iſt / ſo nach Eger dem Koͤnigreich Boͤhmen / zumahlen da - ſelbſt ein enger Paß nach dem Carlsbade zugehet / vor einen Haupt - Schluͤßel dienet; von deſſen Erbauung / Auf - und Abnahm / ver - ſchiedenen Abwechſelungen der Herrſchafften / und andern Bege - benheiten Bruſchius weitlaͤufftig zu leſen / dann weilen dieſer Ort ſchon etwas zu weit von unſerm Fichtelberg entlegen / achten wir es außer dem Circul zu ſeyn / von ihm weitlaͤufftig allhier zu han - deln / weswegen wir es auf den andern Theil ſparen / hier aber uns der Kuͤrtze befleißigen / und mit unſerm Eger-Strohm wei - ter ſegeln wollen. Nachdem die Eger das veſte Staͤdtlein und Berg-Schloß Ellenbogen / ſo auf einem hohen und jehen Felſen liegt / mit einem tieffen Graben ringsweiſe umfloſſen / und außer - halb der Stadt / den Schlacken Waldenbach / (ſo von Schoͤnfeld und Schlacken Wald / zwey beruͤhmten Berg-Staͤdten mit groſ - ſer Gewalt herabfaͤllet / und aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrg nicht weit von dem Schloß und Marck Koͤnigswerth entſpringet /) in ſich genommen / ſtreichet ſie an Teſchwiz / lauffet fuͤr das Schloͤß - lein Eich / welches die Buͤrger von Ellenbogen einmahl gewon - nen haben; Jn dieſer gantzen Gegend ſeynd hin und wieder viel hoher groſſer Berge / und hebt auch das Boͤhmiſche Gebuͤrge recht an dieſem Ort an. Dann kommet ſie ferner in einer Meil von Ellen - bogen nach dem beruͤhmten warmen Carlsbad / hernach begiebt ſieD 3ſich30Beſchreibung des Fichtelbergs. ſich nach der etwas weit unter dem Dorff Eich empfangenen / und durch das warme Bad lauffenden Doͤpel / wie auch der von Neuͤ - deck herab - und bey Fiſchern in ſich fluͤſſenden Rolau / neben Zed - liz / allwo ſie eine Meile hernach auch den großen von Lichtenſtadt auf Schlackenwerd fließenden Bach Wiſteriz in ſich faſſet / uͤber Egerwerth / Radisfurth / (bey welchem Dorff eine hoͤlzerne be - deckte und faſt herrliche Bruͤcke uͤber die Eger geſchloſſen / ſo / wie Bruſch ſchreibet / uͤber 800. Guͤlden zu bauen gekoſtet) worunter an der Eger unſehliche hohe Berge und Stein-Klippen liegen / auf deren einem das Schloß und Kloſter Neuſchoͤnberg ſich be - findet / und der Boͤhmiſchen Stadt und Schloß Cada in 7. Meilen nach Saz / weiter uͤber Waſtelberg in 2. Meilen nacher Laums oder Laum / und endlich neben Pateck / Liboſchowiz und Doxon in 3. Meilen an die von Boͤhmiſchen guten Wein-Wachs beruͤhm - te Stadt / Leutmeriz 6. Meilen von Prag / allwo ſie nach einem genommenen Umbſchweiff von ein oder 22. Meilen ſich in die Welt-beruffene Elbe ſtuͤrzet / welche in dem Gebuͤrge / ſo Schle - ſien und Boͤhmen ſcheidet / bey Wyſakoy oder den Teuffels-Grund aus 11. Bronnen / daher ſie den Nahmen haben ſoll / entſprin - get / durch Boͤhmen / Meißen / und Sachſen / nachmahls unter Hamburg in die See oder Meer gegen Mitternacht gelegen / gantz Schiff-reich laͤuffet. Solchemnach iſt unſere Eger gelauf - fen von ihrem Uhrſprung biß Weißenſtadt eine Meil / von hier nach Eger 4. Meilen / von da nach Koͤnigsberg 2. Meilen / von dor - ten nach Falckenau ¼ Meil / alsdann biß Ellenbogen 1. Meil / weiter biß Rodisfort 2. Meilen / dann nach Cada 4. Meilen / fer - ner nach Saz 2. Meilen / gen Laun 2. Meilen / nach Leutmeriz in die Elbe 3. Meilen. Summa 21. Meilen.
Ehe wir zur Saale uns verfuͤgen / muͤſſen wir mit noch we - nigem auch die Roͤßlau / wovon die Eger guten theils verſtaͤr - cket wird / beſchreiben. Die Roͤßlau iſt ein ſchoͤnes / helles / und Fiſchreiches Waſſer / entſpringet aus einem hohen Gebuͤrg des Fichtelbergs / die hohe Farmleuten genannt / wovon ein ſtarckes Baͤchlein herab faͤllet / welches ein Theil der Roͤßlau ausmachet / (weil aber ſolcher Fluß aus verſchiedenen Baͤchlein / ſo aus ei -nem31Beſchreibung des Fichtelbergs. nem Gehaͤng oder abhangenden Ort gleich an dem Schneeberg han - gend / und die Rußel oder der Rußler genannt wird / zuſammen flieſſen / halten die Vordoͤrffer Bauern dafuͤr / die Roͤßlau fuͤhre vielmehr den Nahmen von dieſem aus beſagter Rußel oder Ruß - ler flieſſenden Baͤchlein / als von jenem aus der hohen Fahrenleu - ten herabſchießenden Fluͤßlein /) uͤber Vordorff oder Farrendorff Marggraͤviſchen Gebiethes 2½ ungefehr von Wunſiedel lauffet an Vordorff und Leipoldsdorff hin / dienet denen Jnnwohnern zu Wunſidel zu ihrer Holz-Floͤße / trincket in ſich den Zweiffer - bach / ſo von dem Plattenberg hereinfaͤllet / ingleichen den Schnel - lenbach / ſo zwiſchen dem Schiffer-Stein und Plattenberg ent - ſpringet / lauffet von dannen auf das Dorff Droͤßda / laͤßet her - nach rechter Hand Groͤtſchereuth / und nachdem ſie am Furtham - mer vorbey flieſſet / lincker Hand das nach Wunſidel gehoͤrige Filial Schoͤnbronnen auf einem Berg liegen. Bey Troͤſta und dem Furthammer war vor kurzen Jahren ein Zinn-Seiffen - Werck / ſo ein feines Zinn / das dem Engliſchen nicht wieche / und gediegene Gold-Koͤrnlein gegeben / ich weiß aber nicht / durch was vor eine Fatalitaͤt beede Wercker liegen geblieben / ohne daß ſich das Metall ſolte abgeſchnitten haben. Endlich lauffet dieſer Fluß rechter Hand an der 4ten Brandenburgiſchen Haupt-Stadt des Burggraffthums Nuͤrmberg oberhalb Gebuͤrgs / Wunſidel vor - bey / allwo er ober und unter der Stadt unterſchiedliche Muͤh - len treibet. Wobey merckwuͤrdig iſt / daß die Roͤßla zwiſchen dem obern und untern Thor zu Wunſidel vermittelſt eines aus ihr geleiteten Muͤhl-Grabens creutzet mit dem an dem Schoͤn - bronnerberg herabflieſſenden Kriegels - oder Krugelsbach / und doch ſich mit demſelben / wo ſie beede mit einander creutzen / nicht ver - miſchet; welches etliche als ein Wahrzeichen von denen / die da vor - geben / in Wunſidel geweſen zu ſeyn / fordern. Es flieſſet nehmlich der Krugelsbach in den Wunſidler Stadt-Weyher / und von dar aus laͤngſt der Stadt-Mauer abwarts / woruͤber Mannshoch der Muͤller eine Waſſerleitung von Holtz zu ſeinem Muͤhl-Graben ge - machet / und die Roͤßla darein geleitet / ſo daß beſagter Bach unter der Roͤßla qveer durchlauffet / ohne einander zu beruͤhren / biß ſie end -lich32Beſchreibung des Fichtelbergs. lich doch unter denen Hirten-Haͤuſern ſich miteinander paaren. Uber dem untern Thor gegen den Catharinenberg / gleich an deſſen Wur - tzel / hat die Roͤßlau ſonſt ihren ordentlichen Lauff unter einer ſteiner - nen Bruͤcken von 3. Schwibboͤgen / dergleichen wieder eine von eben ſo viel Schwibboͤgen ein wenig oberhalb gleich der Stadt Huͤrten - Haͤuſer / von neuem gebauet worden / weiln aber die Loͤffel - und Muͤntz-Muͤhlen das Waſſer durch ihre Graͤben ableiten / ſo lauffet ſie nur / wann das Waſſer hoch angelauffen / durch.
Unter Wunſidel flieſſet ſie an Delau und Lorenzenreuth vor - bey / welche Doͤrffer zum theil nach Eger zinßen / aber unter Marg - graͤfiſchen Schutz ſtehen / und daher Schutzverwandte genennet wer - den. Bey Lorenzreuth hat man ſich zu erinnern / daß die alte Teut - ſche gemeiniglich die Oerter haben Reuth genennet / da viel Holtz und Wald geſtanden / ſo ſie ausgereutet / und dagegen Doͤrffer / Fle - cken / und Staͤdte daſelbſt angelegt haben / welches an unſerm Fich - telberg augenſcheinlich zu ſehen / indem hierum viel Doͤrffer und Oerter ſeynd / die wegen der daſelbſt ausgereuteten Waͤlder alſo ge - nennet werden / z. E. Bayreuth die Hochfuͤrſtl. Reſidenz-Stadt am Mayn gelegen / ungefehr 3. Meilen vom Fichtelberg / hat den Nah - men von zwey Waͤldern / die vor Erbauung der Stadt daſelbſt ab - gehauen / abgebrennet / und ausgereuthet worden; wie Bruſchius ſchreibet.
Dahero haben auch den Nahmen Riegelsreuth / Frauenreuth / Polenreuth / Poppenreuth / Weimersreuth / Hamerreuth / Pergners - reuth / Siegersreuth / Goͤringsreuth / Groͤtſchereuth / Hauerreuth / Pfaffenreuth / und viele dergleichen mehr. Die meiſten Doͤrffer umb und an dem Fichtelberg endigen ſich auf ein reuth / bronn / bach und gruͤn: nehmlich wegen der vielen Reuthen / Bronnen / Baͤche und gruͤnen Gruͤnden / wo ſie angeleget worden. Unter Lorenz - reuth faͤllet in die Roͤßlau der Goldbach / welcher durch den Geiß - berg und derſelben getriebenen Stollen faſt Waſſerreich faͤllet: Weiter lauffet die Roͤßlau von Seußen einem Dorff / unter welchem ſie abermahlen zwey ſchoͤne Baͤchlein in ſich nimmet / deren einer heiſ - ſet die Coͤßein / ſo aus einem Gebuͤrg gleiches Nahmens entſprin - get / wovon unten weiter; die andere iſt der Trebniz / lauffen beedefuͤr33Beſchreibung des Fichtelbergs. fuͤr Redwiz / einem ſchoͤnen mit einer Ring-Mauer umbſchloſſenen Marck derer Herren von Eger / welcher wegen ſeiner Jahrmaͤrcke oder ſogenannten Kirchweyhen gar beruͤhmt iſt / ſo / daß Pfaͤlzer / E - geraner / Boͤhmer / Marggraͤfiſche / Voigtlaͤnder und Thuͤringer / ſolche haͤuffig beſuchen; Er liegt bey 5. Stunden von Eger. Von Seuͤßen laufft die Roͤßlau weiter auf Arzberg / einen Marggraͤfi - ſchen Flecken / darinnen eine veſte und mit einer hohen ſtarcken Mauer bewahrte Kirche iſt. Alldorten wird die Roͤßlau von der von dem Marggraͤfiſchen Flecken Thiersheim herabflieſſenden Feuſtriz / und dem Littersbach / zwey ſchoͤnen Waſſern / verſtaͤrcket. Unter Arz - berg lauffet die Roͤßlau vor Moſchwiz einem Egeriſchen Dorff / und dem Marggraͤfiſchen ſchoͤnen Paß Schirnding vorbey / allwo eine ſteinerne Bruͤcke uͤber dieſelbe geſchloſſen / da ſie bald darunter in die Eger faͤllet. Alſo daß die Roͤßlau von ihrem Urſprung biß Wunſidel 1. gute Meile / von dannen biß Schirnding 2. Meilen / und von hier biß in die Eger faſt eine Meile zu lauffen hat.
Die Wondera / ſo ſich bey Culſam in die Eger ergieſſet / iſt einWondera - Fluͤßlein. ſchoͤnes Fluͤßlein / entſpringet im Boͤhmer Wald / lauffet erſtlich vor viele kleine Doͤrfflein / kommet an dem Cloſter Waldſaßen / ſo ein garWaldſaßen. herrliches und reiches / auch wegen ſeines Gebaͤudes und ſehr ſchoͤ - nen Kirchen / ſehenswuͤrdiges Convent Ciſtercienſer-Ordens iſt / vorbey / und nach etlichen angenommenen Fluͤßlein / ſtreichet ſie eine gute Meile unter dem Cloſter in die Eger / laͤſſet das Dorff Cul - ſam auf der rechten Seiten liegen. Jhr gantzer Lauff iſt vom Ur - ſprung gen Waldſaßen eine Meil / von hier biß Culſam faſt zwey Meilen / von da in die Eger faſt eine halbe Meile.
Die in die Eger lauffende Zwota entſpringet aus denen Waͤl - dern / ſo Meiſſen und Boͤhmenſcheiden / in einem Berg auf der Kut -Zwota Fluß. tenheit genannt / theilet Meißen und Boͤhmen / faͤllt zwiſchen dem Gebuͤrg herfuͤr / laufft etliche Doͤrfflein vorbey auf Graͤſel zu / ſo ein Marck und Schloß iſt / von dannen kommet ſie auff das Dorff und Schloß Heynersgruͤn / von hier auf das veſte Schloß Gertenberg / ſo ſie faſt gantz umbgiebt und zu Falckenau bey der Bruͤcken lauffet ſie in die Eger.
EDer34Beſchreibung des Fichtelbergs.Weil der Schlackenwalder Bach die Eger auch trefflich ver - mehret / ſo meritiret er gleichfalls hier conſiderirt zu werden; ſolcher entſpringet nun aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrg / nicht weit von Koͤ - nigswerth einem ſchoͤnen Marck und Schloß in dem Ellenboger Gebieth / und wird mit mercklichen Koſten der Gewercken deß rei - chen Zinn-Bergwercks auf der Hueb umb viel hohe Berge gefuͤh - ret. Dieſen Graben hat erſtlich ein Hirt abgegangen / und iſt 1530. durch einen / der Roßmeiſel genannt / abgewogen und zum hoͤchſten Nutz und Frommen / beedes wegen des Waſſers zum naſſen Buch - werck / das zu Schlackenwald Hanß Portner An. 1525. auffgerich - tet / und dann auch wegen des Holtzfloͤßens / welches man in dieſem Graben von Koͤnigswerth dahin foͤrdert / verfertigt worden. Es flieſſet dieſer Graben durch Schoͤnfeld und Schlackenwald / zwey vornehme und faſt die aͤlteſten von Zinn / Berg-Staͤdte in Teutſch - land / mit Zinn Bergwerck weit und breit beruffen / eine halbe Mei - le von einander gelegen / worunter Schoͤnfeld die aͤlteſte iſt / ſo / daß auch alle Berg-Staͤdte in Teutſchland / ſo Zinn machen / ihr Recht daher hohlen muͤſſen. Unter Schlackenwald lauffet nun gemeld - ter Bach gen Ellenbogen / ſo jetzt ein Haupt-Paß zum Koͤnigreich Boͤhmen und ein feines Staͤdtlein und Schloß auf einem Berg iſt / ſo die Eger faſt gantz umfleußt / allda nun faͤllet der Bach mit ſol - cher Macht und Gewalt in die Eger / daß er auch von Schlacken - wald bißgen Ellenbogen / dahin eine gute Meil iſt / viel Sand / ♃ - Stein / und Grauppen von den Muͤhlen mit ſich dahin fuͤhret. Von welchen allen Bruſchius zu leſen.
Die Doͤpel giebt unſerer Eger auch einen trefflichen Zuwachs an Waſſer / dieſelbe entſpringet eine Meilwegs uͤber dem Cloſter Doͤpel / aus einem Boͤhmiſchen Gebuͤrg / Badhorn genannt / bey welchem auch ein gewaltiger See iſt / den man den Badhorner See nennet / durch dieſen See lauffet die Doͤpel / ſtreichet hinter dem Clo - ſter Doͤpel / Præmonſtratenſer-Ordens / hin / von hier kommet ſie fuͤr ein feines Staͤdtlein / ſo auch Doͤpel genannt wird / und dem Praͤla - ten zu Doͤpel gehoͤret / lauffet von dannen durch viele Waͤlder und zwiſchen hohen Bergen auf Petſchau einem Staͤdtlein und herrli -chen35Beſchreibung des Fichtelbergs. chen Schloß / da ſie einen ziemlichen Bach / ſo aus dem Koͤnigswer - ther Teiche fleußt / unterhalb Einſidel zu ſich nimmet. Von Pet - ſchau lauffet die Doͤpel 2. Meilen zwiſchen faſt hohen Bergen aufs Warme Bad zu / welches man ſonſt Carlsbad nennet / weil es von Kayſer Carln dem Vierdten / zuvor Koͤnig in Boͤhmen / iſt erbauet worden. Daſelbſt flieſſet ſie lincker Hand den heiſſen Haupt - Qvell / von denen Einwohnern der Bruͤdler genannt / unter der Bruͤ - cken vorbey / biß ſie endlich unter dem Warmen-Bad etliche Ge - wend Feldes in die Eger faͤllet / nachdem ſie alſo von ihrem Ur - ſprung biß ans Cloſter eine Meil / von hier biß in das Staͤdtlein Doͤpel eine Viertel Meil / von dar biß gen Petſchau eine groſſe Meil / von dorten biß in das Warme Bad zwey Meilen / alſo in allem 4¼ Meilen gelauffen. NB. Wer dahin reiten will / muß 31. mahl durch die Doͤpel reiten: ſo einen wunderlichen krummen Lauff hat ſie / von der vielfaͤltigen Berge wegen / wie Bruſchius erzehlet.
Nun wenden wir uns von Morgen gar herum gegen Mit -Die Saale. ternacht / allwo wir den 4ten und lezten Haupt-Fluß / ſo aus unſerm Fichtelberg entſpringet / gar beſchauen wollen / ſolcher nun iſt und heiſſet die Fichtelbergiſche / Voigtlaͤndiſche oder Thuͤrin - giſche Saal / zum Unterſcheid der Fraͤnckiſchen und Salzburgi - ſchen Saal alſo benamſet. Etliche halten dafuͤr / ſie habe den Nahmen von dem ſaalen oder truͤben Waſſer / ſo ſie zu Zeiten zu fuͤhren pfleget / andere aber wollen ihn lieber von Salpeter und Salz herleiten / welches ſie (wie Hr. M. Groß ſaget) gar reich - lich bey ſich fuͤhret / und die anliegende Laͤnder gleichſam wuͤrzet / und ihnen einige Krafft / Salz zu zeugen mittheilet / denen nicht nur das edle Salz-Werck zu Halle an der Saale beyſtimmig iſt; ſondern es iſt auch bereits zu Hoff durch etliche Proben wahr - genommen / daß das Saal-Waſſer umb des vielen Salpeters willen zum Bierbrauen nicht gar zu dienlich ſey / und dahero an ſtatt des durch die Waſſer-Kunſt vorhin in die Brauhaͤuſer ge - ſchoͤpfften Saal-Waßers vorjetzo ein Bronnen zu ſolchem Ge - brauch von einem Dorff hineingeleitet worden. Die Saale ent - ſpringet nun zwar an dem Fichtelberg im Zeller-Wald / nicht weitE 2von36Beſchreibung des Fichtelbergs. von dem Flecken Zelle / aus dem Bronnen / ſo mit dem Fluß glei - chen Nahmen fuͤhret / und der Saal-Bronnen genennet wird / allein vom See iſt ihre Urqvelle wohl bey 3. Stunden weit ent - fernet / und alſo unter allen andern Fluͤßen des Fichtelbergs der entlegenſte / auch ſeiner Lagerſtaͤdte nach der niedrigſte. Dieſer Fluß gehet Anfangs gar klein daher in ſchwachen Gerinſel / wo - rein doch bald etliche kleine Baͤchlein aus dem Wald ſolchen ver - ſtaͤrcken / wozu das vom Waldſtein nacher Zelle herab ſich ergieſ - ſende Fluͤßlein ſo viel contribuirt / daß unſere Saale in einer hal - ben Stunde unter dem Flecken Zell 2. Mahl-Muͤhlen und eine Schneide-Muͤhle treibet. Von Zell erſtrecket ſie ſich gegen Nor - den zwiſchen Stockenroth einem Marggraͤfl. Culmbachiſchen ſchoͤ - nen Schloß / nebſt dabey liegenden Doͤrfflein / ſehr anmuthiger Ge - legenheit / und Heunersreuth zur Rohr - und Neuen Muͤhl / unter welcher die Loͤſtniz ſich mit ihr vereinigt / ferner geſellet ſich auch das von Sparneck herab rinnende Fluͤßlein zu ihr / worauf ſie ihren Lauff nach dem Ritter-Guth Weißdorff nim̃et / unter Bruch faͤllet die Pulſchniz in ſie / wie auch unter Uppenroth der Ulrichsbach / zu Seilbiz der Welbersbach / uͤber Foͤrba die Forniz / worauf ſie alsdann ſchon ziemlich ſtarck durch Schwaͤrzenbach an der Saa - le / einem freyherrlichen Steiniſchen ſchoͤnen Flecken ihre Reiſe fortſetzet / biß ſie ſich nach bey Fattiga mit der Laniz / ſo von Kir - chenlamiz einem Marggraͤfl. Culmbachifchen unter die Hauptman - ſchafft Wunſidel gehoͤrigen Ambt und Flecken / herabfließet / ver - einiget. Zwiſchen Fattiga und Autengruͤn nimmet ſie die Poͤrßniz in ſich / worauf ſie durch das herrliche Guth Oberkozau / ſo der Hohen Familie des Herrn von Kozau zuſtaͤndig / flieſſet / und all - dort die Schweßniz und bald darauf das Doͤlabaͤchlein verſchlin - get. Ferner ergieſſet ſich uͤber Moſchendorff die Untreu oder Oelſchenbach in ſie / von dannen ſie ſich zur Hoͤffiſchen Papier - Muͤhle begiebet / allwo ſie das aus dem daran liegenden Alzen - berg herein rinnende Baͤchlein verſchlinget. Ferner kommet die obere Regniz in ſie / und bald darauf das Otterbaͤchlein / und be - ſchleuniget alſo ihre Reiſe nach 4. Meilen von ihrem erſten Uhr - ſprung zu der dritten Marggraͤflich-Culmbachiſchen Haupt - undHandels -37Beſchreibung des Fichtelbergs. Handels-Stadt Hoff. Daſelbſt wird ſie wieder durch einige Fluͤßlein verſtaͤrckt / und vor der erſten ſteinern Bruͤcken durch ei - ne Wehr in 2. Arme getheilet / welche ſich vor dem hohen Steg wieder mit einander paaren / und nachdem ſie denen Mahl-Schleiff - und Walckmuͤhlen / ingleichen dem Schlacht-Hauſe der Stadt ihre Dienſte geleiſtet / gehet ſie wieder durch eine ſteinerne Bruͤcke / treibet vorher die Hoͤffiſche Capellen-Muͤhle / ſatzet alsdann ih - ren Weg auf die zwey Ritter-Guͤther Hoffeck / und unter Ko - zau fort / darunter zur rechten die untere Regniz / zur lincken die Goͤſtera / alsdann das Jodiz - und ferner das Doppenbaͤchlein in ſie flieſſen. Nun nimmet ſie ihren Weg aus dem Marggraͤfiſchen auf die Graͤfflich-Reußiſche Reſidenz Hirſchberg zu / ſo ein ſchoͤ - ner Marck iſt; darunter nimmt ſie das Tieffen Gruͤnerbaͤchlein in ſich. Zu Sparnberg / einem Saͤchſiſchen Flecken / bekommet ſie ein anders Fluͤßlein / ſo von Gefell einem Saͤchſiſchen Marck herab rinſelt / zu Planckenſtein geſellet ſich die Selbiz zu ihr / da ſie ſofort ihren Strich auf Harra einen Flecken / und weiter auf Lemniz nimmet / allwo ſich bey dem Hammer-Werck ein Fluß gleiches Nahmens in ſie ergieſſet / da ſie denn in ihrer kruͤm - me ſo fort ziehet unter dem Stuff-Felß / biß ſie / 5. Meilen von Hoff / Saalburg / eine Graͤfflich-Reußiſche Stadt / erreichet. Nun beginnet ſie immer mehr und mehr anzuwachſen / und Schiffreich zu werden / indem ſie von Saalburg auf Graͤf - fenwarth zur Burg zueilet / und dorten von der Wetterau / hier aber von der Wieſenthau verſtaͤrcket wird; hierauf ſtreichet ſie in 2. Meilen auf Ziegenruͤck / nimmet bey Moy die Loguiz zu ſich / verfuͤhret ihren Lauff uͤber Kauls - und Fiſchdorff in 3½ Meilen auf Saalfeld / zu Schwarza paaret ſich das Waſſer Schwar - za mit ihr / die Rembda aber in 1½ Meilen zu Rudel - oder Ru - dolphs-Stadt / dann flieſſet ſie vor Uhlſtadt unter Orlamuͤnda vor - bey / vereinigt mit ſich die Orla / und ſtroͤhmet uͤber Naſchhauſen in 2½ Meilen auf das Staͤdtlein Kahla zu / dann kruͤmmet ſie ſich auff Rodenſtein und Lobeda / woſelbſt auch die Rotha dazukom - met / und erreichet endlich nach 2. Meilen die beruͤhmte UniverſitaͤtE 3Jena.38Beſchreibung des Fichtelbergs. Jena. Von hier gehet ſie auf Dornburg / allwo ſie die Naura und Fleißa / und zu Comburg die Jlm in ſich nimmt. Darauf kommet ſie in 4. Meilen zur Schule Pforta / an Naumburg; lencket ſich hernach in 2½ Meilen an die Saͤchſiſche Herzogliche Reſſdenz-Stadt Weiſſenfelß / und wieder in 3. Meilen auf Mer - ſeburg / allwo die Geißel ſich zu ihr geſellet. Ferner eilet ſie in 3. Meilen auf die Weltberuͤhmte Konigl. Preußiſch - und Chur-Bran - denburgiſche Vniverſitaͤt Halle zu / welche Stadt ohnehin wegen der trefflichen Salz-Siederey ſehr beruffen iſt / alldorten bekommet ſie die groſſe Elſter / und unter der Stadt die Salza / wodurch ſie vermittelſt der von Jhro Koͤnigl. Majeſt. zu Preußen / und Chur - Fuͤrſtl. Durchl. zu Brandenburg Friedrich dem III. Glorwuͤrdig - digſten Andenckens / (der auch zugleich den 3. Jul. 1694. die Vniver - ſitaͤt allda fundiret /) erbaueten herrlichen Schleußen Schiffreich gemachet wird / ſo / daß ſie eine zahlreiche Flotte von feinen Schif - fen mit Salz beladen uͤber Gibichenſtein einem feſten Schloß na - cher Wettin traͤget / (von dannen hingegen beſagte Schiffe mit Steinkohlen angefuͤllet wieder nacher Halle zuruͤcke gehen /) und endlich in 5. Meilen auf Alßleben zuflieſſet / bey Berenburg die Wipper und Zitta / und bey Nienburg die Buda zu ſich nimmet / und darauf vor Calba vorbeygehend unter Gottesgnade zwiſchen Roſenburg und Barby nach vier Meilen ſich in die Elbe ergieſſet. Worinnen ſie ihre Fichtelbergiſche Schweſter die Eger / ſo ſich ſchon zu Leutmeriz in die Elbe geſtuͤrtzet / wieder antrifft / nach dem ſie alſo auf die 24. Meilen in unterſchiedenen Land - und Graffſchafften / Fuͤr - ſten - und Churfuͤrſtenthuͤmern herum geſchweifft. Nunmehro haben wir die 4. Haupt-Fluͤße unſers Fichtelbergs nach allen 4. Thei - len der Welt durchſchiffet / als den Mayn gegen Abend / die Nabe gegen Mittag / die Eger gegen Morgen / und die Saale gegen Mit - ternacht.
Uber dieſe nebſt deren zuflieſſenden Baͤchlein iſt der Fichtelberg voll allerhand wunderbahren Stroͤhmen / ſehr geſunden Bronnen / und vielerley Qvellen / deren etliche mit Gold gleich denen gedach - ten Haupt-Stroͤhmen / einige mit Zinn-Steinlein / Eiſen-Erz / und maͤßigem Salpeter angefuͤllet ſeynd / insgemein ſeynd ſie ſehr geſundzu39Beſchreibung des Fichtelbergs. zu trincken / wie dann die meiſten Leute umb / an / und auf dem Fich - telberg wohnend / ſehr alt werden / und nicht viel kranck ſind / da - hero dieſe Gegend vor die geſundeſte in gantz Teutſchland geachtet wird / wovon weiter unten folgen ſoll. Vor mehr dann 50. Jah - ren iſt zwiſchen Mengersreuth und der Warmen Steinach aus dem Fichtelberg ein Heyl - und Geſund-Bronnen entſprungen / wo - durch Blinde / Lahme / Duͤrre / und mit anderen Kranckheiten bela - dene wieder gluͤcklich curiret worden / welches aus denen an dem daruͤber erbaueten Haͤußlein uͤber der Thuͤr geſchriebenen Lateini - ſchen Verſen zu erſehen / welche alſo lauten:
Wovon des damahligen Chur - und Hochfuͤrſtl. Hof - und Stadt - Medici Hr. D. Adam Schaffers wahrhaffter Bericht vom Ur - ſprung / Krafft und Wuͤrckung dieſes Bronnens zu leſen iſt. Es iſt zwar gar gewiß / daß viele Waſſer beſondere Eigenſchafften haben / und alſo auch eine beſondere Wuͤrckung herfuͤr bringen / wo - von in ſpecie Hn. Joh. Heinrich Seyfrieds Medulla mir abilium Na - turæ zu leſen; was aber die ſo genannten Geſund-Bronnen / Sauer -Was von denen Ge - ſund-Heyt - und Sauer - Bronnen / it. von war - men Baͤ - dern zu hal - ten? Bronnen / Warmen Baͤder und dergleichen betrifft / beruhen ih - re gute Wuͤrckungen mehrentheils in der hefftigen Einbildung / ſtarcken Glauben / und anfaͤnglichem groſſen Ruff der Patienten: wie mir dann einige Exempel bekant / das Blinde ihr Ge - ſicht und Lahme ihre geſunde Glieder durch gemeine Waſſer wieder erlanget / welche ſie in feſtem Glauben und irriger Perſvaſion, als waͤren ſolche aus dieſen und jenen Geſundbronnen geſchoͤpffet worden / gebrauchet hatten: Weßwegen es dann auch geſchiehet / daß gemeiniglich nach etlichen Jahren ſolche Heylbronnen wieder in Verachtung und Vergeßenheit kommen / wie auch dem obigen wiederfahren. Daß aber in ſpecie einige warme Baͤder und Sauerbronnen in Ruff bleiben / und fleißig beſuchet werden / das ruͤh -ret40Beſchreibung des Fichtelbergs. ret nicht ſo wohl von ihrer Geſundheits-Krafft / als von politiſchen Urſachen her / wie dann freylich manche unfruchtbare Frau mit geſegnetem Leibe von dar nacher Hauſe kommet / welches aber nicht der Krafft des Waſſers / ſondern der fruchtbar-machenden Compa - gnie zuzuſchreiben iſt / indeſſen will ich weder der Ehre GOttes / noch der Tugend des Waſſers etwas hiemit zu nahe geredet ha -Sauerbron - nen. ben. Die naͤchſten Sauerbronnen an und umb den Fichtelberg ſeynd in dem Marggraͤfiſchen der zu Schoͤnwald / zu Kotichen Biebersbach / Groſchlazgruͤn / im Schutz verwandeten Dorff Fi - ſchern / wovon nicht gar weit mehr der beruffene Egriſche Sauer - bronnen: Nordwaͤrts des Fichtelbergs aber iſt der Sauerbronnen zu Steeben bey Lichtenbergꝛc. Sonſten iſt die gantze Gegend des Fichtelbergs an / umb und zwiſchen dem Haupt-Gebuͤrg voll von Qvellen / Bronnen / Fluͤſſen / Teichen / Weyhern und Seen in Waͤl - dern und Wieſen / daß es nicht zu beſchreiben. Wie dann merckwuͤr - dig / daß in dem unter dem Schneeberg gelegenen und an Biſchoff - gruͤn ſtoſſenden Dorff Birnſtengel / ingleichen Heydlerey und Ran - gen ein jedes Haushalten feine friſche Bronnen und herrliche Quel - len gleich an ihren Hausthuͤren haben. Ja das Dorff Biſchhof - gruͤn hat allein faſt mehr dann 30. Weyher und Fiſch-Teiche;Fichtelberg ein feuchter Berg Alſo daß der Fichtelberg ſeinen Nahmen nicht allein von den vie - len Fichten / ſo darauf wachſen / ſondern auch wegen der vielen nuͤz - lichen Waſſer und Feuchtigkeiten den Nahmen des Feuchtenbergs fuͤhren kan.
Obgedachter Herr Johann Heinrich Seyfried in ſeiner Medulla mir abilium Naturæ ſchreibet aus Johann Heinrich â Pflau - mern Mercurio Italico, daß am Fichtelberg ein Bach ſey / welcher andere Dinge in Stein verwandele / wie dann in deſſen Waſſer ein - ſten eine Schlange / ſo in Stein verkehrt / gefunden worden. So ſehr ich mich aber bemuͤhet / dieſen Bach auszukundſchafften / ſo konte ich doch nirgends etwas von ihm erfahren.
Biß hieher haben wir die Fluͤße / Bronnen / Qvellen / Tei - che umb und an dem Fichtelberg beſehen / nun wollen wir auch dieſer Waſſer ihre Fruchtbarkeit und was ſie in ſich enthalten / betrachten.
An denen flieſſenden Waſſern nun wachſen Erlen / Klee /Waſſer -41Beſchreibung des Fichtelbergs. Waßer-Pfeffer / Kalmusꝛc. it. in ihnen abſonderlich viel Bron -1) An Baͤu - men und Kraͤutern. nengreß / welcher denen Leuten vor ein gutes Salateſſen dienet / auch giebt es in denen Teichen und Weyhern viel Pfeilkraut / gelbe und weiße Seeblumen oder Waſſer-Lilien / und dergleichen mehr.
Von Thieren giebt es auſſer denen ſchaͤdlichen Waßermaͤu -2) An Thie - ren. ſen / und unangenehmen Froͤſchen (die doch obgedachter maſſen im Weißenſtaͤdter See nicht anzutreffen /) auch hin und her in de - nen Fichtelbergiſchen Waßern ziemliche Fiſch-Otter /