PRIMS Full-text transcription (HTML)
Deliciæ Physico-Mathematicæ Oder Mathemat: vnd Philo - ſophiſche Erquickſtunden, darinnen Sechshundeꝛt Drey vnd Sechzig, Schöne, Liebliche vnd An - nehmliche Kunſtſtücklein Auffgaben vnd Fragen, auß deꝛ Rechenkunſt Landt - meſſen, Perſpectiv Natuꝛkündigung vnd andeꝛn Wiſſenſchafften genom̃en, begriffen ſeindt, Wie ſolche vf deꝛ andeꝛn ſeiten dieſes blats Ordentlich nacheinandeꝛ veꝛzeich - net worden:
bey deꝛ Löblichen Uni - verſitet Altdorff Profeſsorẽ PublicNüꝛnbergin Veꝛlegung. Jeremiæ Dümleis. Ao. m d c xxxvi.

Ordentliche Verzeichnuß der Kuͤnſte / in 16 Theilen dieſes Buchs begriffen.

Der I Theil / Haͤlt in ſich XC Auffgaben vnd Fragen / auß der Arithmetica oder Rechen Kunſt genommen. Der II Theil / LVI Auffgaben vnd Fragen / der Geometria oder dem Feldmeſ - ſen zugethan. Der III Theil / LX Auffgaben vnd Fragen / zur Stereometria oder Meſſung Coͤrperlicher Ding gehoͤrig. Der IV Theil / xXvi Auffgaben vnd Fragen / auß der Muſica oder Sing - Kunſt. Der V Theil / xxxII Auffgaben vnd Fragen / auß der Optica, Perſpectiv o - der Seh Kunſt. Der VI Theil / xXxviii Auffgaben vnd Fragen / auß der Catoptrica oder Spiegel Kunſt. Der VII Theil / XXXI Auffgaben vnd Fragen / auß der Aſtronomia vnd A - ſtrologia oder Sternſehert vnd Sterndeuters Kunſt. Der VIII Theil / XXVII Auffgaben vnd Fragen / auß der Gnomonica vnd Thaumatopoëtica, oder Zubereitung der Sonnen - vnd Schlag - Vhren entſprungen. Der IX Theil / xxXv Auffgaben vnd Fragen / auß der Statica oder Wag vñ Gewicht Kunſt. Der X Theil / begreifft lx Auffgaben vnd Fragen / ſo durch den Motum oder kuͤnſtliche Bewegung auffgeloͤſt werden. Der XI Theil / LIX Auffgaben vnd Fragen / auß der Pyrobolia, vnd ſonſten durchs Fewer zu verrichten. Der XII Theil / Xxv Auffgaben vnd Fragen / auß der Pnevmatica vnd durch den Lufft zu wege zu bringen. Der XIII Theil / LIX Auffgaben vnd Fragen / auß der Hydraulica oder ſon - ſten durch das Waſſer zu wege zu richten. Der XIV Theil / XIII Auffgaben / die Schreib Kunſt betreffend. Der xv Theil / XXxIII Auffgaben vnd Fragen / die Architecturam vnd Me - chanicam, oder Bawkunſt vnd Handwercker betreffend. Der XVI Theil / XXXII Auffgaben vnd Fragen / auß der Chymia vnd an - dern Kuͤnſten genommen.

Dem Durchleuchtigen / Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herꝛn / Herꝛn AUGUSTO dem Juͤngern / Hertzogen zu Braun - ſchweig vnd Luͤnenburg / ꝛc. vnſerm Gnaͤdigen Fuͤrſten vnd Herꝛn.

DVrchleuchtiger / Hochgeborner Fuͤrſt / Gnaͤdiger Herꝛ: Es haben vor Zeiten die Grie - chiſchen vnd andere Poeten / in Beſchreibung vralter Geſchichten / die waarhafften Hiſtorien mit jhren gefaͤrbten Reden vnd ſtoltzen Fabuln dermaſſen be - flecket vnd verdunckelt / dz es hernach der Poſteꝛitaͤt ſehr ſchwer gefallen / wann ſie der Sachen eygentliche beſchaffenheit von dem anerdichten Weſen widerumb abſondern / vnd jhrem vori - gen nitori gleichſam poſtliminiò reſtituiren wollen.

Argus ſoll ein ůberauß kluger vnd verſtaͤndiger Mañ ge - weſen ſeyn: Deme haben ſie deßwegen hundert Augen zuge - ſchrieben.

Busiris muſte ſeine Gaͤſte ermordet haben: Weiln er nit geſtatten wolte / daß Frembdlinge in Egypten jhre Nahrung mit der Handlung ſucheten.

Charonta, den Oberſten deß Schiffes / dahin die Egy -) (ptierDedication Schrifft. ptier der Verſtorbenen Leiber / jhrem Gebrauch nach / haben bringen / vnd / ob ſie der Begraͤbnuß wuͤrdig weren / oder nicht? erforſchen laſſen / nenneten ſie den Hoͤllen Schiffmann.

Vom Deucalione wird fingirt / daß er lebendige Men - ſchen auß Steinen gebildet: auß vrſach / weiln er / neben ſeiner Gemahlin Pyrrhâ, als einsmaln das Land Theſſalia mit Waſſer uͤberſchwemmet worden / deſſelbigen Jnnwohnere mit ſich auff den hohen Berg Parnaſſum gefuͤhrt / vnd daſelbſt erhalten.

Epimetheo, einem den Wolluͤſten ergebenem Mañ / wird zugeſchrieben / daß er die Pandoram in die Welt eingelaſſen / vnd dardurch allerley uͤbels auff Erden vervrſachet habe.

Vnd weil es dem Menſchen verborgen / wie es jhme noch ins kuͤnfftig ergehen werde: Haben ſie das Fatum Noctis Filium, der Nacht Sohn geheiſſen.

Geryon, ein reicher Koͤnig in Iberiâ, ſonſt Chryſaor genannt / wurde fuͤr Drey Leibig gehalten: daß er Drey ſo maͤchtige Soͤhne erzeuget / die der gantzen Welt eine Furcht vnd Schrecken eingejaget.

Vnd / ô Her cules, tuam fidem! Sage vns: Daß du 1. 2. Loͤwen vnnd Schlangen getoͤdtet: 3. 4. wilde Schwein vnnd ſchoͤne Huͤndin gefangen: 5. Grauſame Voͤgel verſtoͤ - bert. 6. Augiæ Stall geſaͤubert. 7. Paſiphaes Stier uͤber - getragen. 8. Diomedis Pferdte hinweggefuͤhrt. 9. Ama - zonis Guͤrtel erlanget. 10. Geryonem uͤberwunden. 11. Ja den Teuffel ſelbſten auß der Hoͤllen getrieben. 12. Vnnd endli - chen der Heſperidum Guͤldene oͤpffel uͤberkommen: SagevnsDedication Schrifft. vns doch / bey trawen vnd glauben / Ob vnd was dieſes alles anderſt ſey vnd heiſſe / als / daß du ein fuͤrtrefflicher Heldt vnd maͤchtiger Sieges Fuͤrſt geweſen?

So ſoll auch durch Jasonis guldenes Fell / wie die Alchy - miſten darfuͤr halten / ein Permentes Buch / darein die Kunſt deß Goldmachens gezeichnet / zu verſtehen ſeyn.

Der vertrunckenen Koͤnigin Lamiæ Kinder ſeynd alle ge - ſtorben / darumb dichten die Poeten: Sie habe / auß Neidt / an - dern Weibern die jhrigen auch vmbbringen laſſen.

Von den neun Jungfrawen / welche Oſiris dem Apollini auß der Muſicanten Schaar / daran er eine ſonderliche Frew - de gehabt / in der Sing - vnd andern Kuͤnſten zu vnterrichten uͤbergeben / haben mehr erwoͤhnte Poeten jhre Novem Mu - sas genommen.

Orpheus pflegte / mit vnd neben dem Amphione, wil - den Leuten freundlich zu zuſprechen: Dannenhero wird von beyden fabuliert / daß ſie Baͤume vnd vnvernuͤnfftige Thier zu ſich gezogen.

Phaeton, der Aſtronomus, ſoll die groſſe Brunſt im Moren: vnd Welſchland / dardurch im 2429. Jahr nach Er - ſchaffung der Welt / viel oͤrter eingeaͤſchert worden / zuvorher prognoſticirt haben: wird derhalben bezuͤchtiget / daß er den Himmel angezuͤndet.

Rhadamantus in Lyciâ, hat die Tugend begabet / vnd die Laſter abgeſtraffet: Deßwegen wird er ein Hoͤlliſcher Richter genennet.

Als die Poeten von der aͤhrnen Schlangen in der Wuͤſten) (iijmeldungDedication Schrifft. meldung thun ſolten / gedachten ſie dafuͤr Serapidis: Wie ſich nemlich vmb deſſelben Trident oder Eiſern Scepter / ſo dem Buchſtaben T zu vergleichen ſeyn ſoll / eine Schlange ge - wickelt haͤtte.

Daß Ulysses Scyllam uͤberſchiffet / bedeutete: Er were ſelbiges Orts den See: vnd Meer Raubern entrunnen.

Vnd ſeynd letzlichen Triptolomi Schlange: Medeæ Drachen: Ganymedis Adler: Phryxi Wieder: Bellero - phontis Pferdt: Junonis Pfawen: Cybeles Loͤwen: Vnd Dædali Fluͤgel / von welchen allen beym Virgilio, Ovidio vnd andern alten Poëtis: item in Syntagmat. Hiſtoriar. Mund. Joh. Micrælii, in de Conſenf. & Diſſenſ. Gale - nic. & Chymicor. Dan. Sennerti, Fac. Poëtic. Eilh. Lu - bini, Seth. Calviſ. Chronologiâ: inſonderheit aber in My - tholog. Natalis Comitis hin vnd wider ein mehrers zu fin - den / fuͤr nichts anders / als fuͤr Schiffe zu halten.

Haben alſo die vor alters geweſene Poeten jhre Hiſtorien mit allerley wunderlichen Fabuln vnd newen Woͤrtern ſo gar uͤbel zugerichtet vnd verderbet / daß es jhnen die Nachkoͤmlinge muͤſſen ſawer laſſen werden / biß ſie endlich die Gedichte von den Geſchichten ſequeſtrirt, vnd die Waarheit widerumb an das helle Tages Liecht gebracht haben.

Sollen demnach alle vnd jede Scribenten vnd Lehrer ſich vornemblich dahin bearbeiten / wie / Jene zwar den rechten Verlauff vnd Vmbſtaͤnde der Hiſtorien / ſo von jhnen zu be - ſchreiben / hell vnd klar / den Nachkoͤmlingen zum beſten / moͤch - ten vorgeben: Dieſe aber jhren anbefohlenen vnd vntergebe -nenDedication Schrifft. nen Diſcipulis die Sprachen / Freyen Kuͤnſte vnnd Wiſſen - ſchafften alſo deut: vnd verſtaͤndlich proponiren vnd inſtil - liren, damit ſie dieſelben bald vnd recht erlernen / vnd alſo der - maln eins dem Regiment / ſonderlich aber Kirchen vnd Schu - len / nuͤtzliche Dienſte vnd erſprießliche Huͤlffe leiſten koͤnnen.

Solches / Durchleuchtiger / Hochgeborner Fuͤꝛſt / Gnaͤdig - ſter Herꝛ / hat nebenſt andern ſeinen Collegen, auch vnſer lie - ber Vatter / M. Daniel Schwenter Seel. ſondern Ruhm zu melden / in fleiſſige Obacht genommen / in deme er nicht allein die gantze Zeit uͤber / weiln er bey dieſer loͤblichen Nuͤrnbergi - ſchen Univerſitaͤt Altdorff Profeſſor geweſen / ſeine Audi - tores in Linguis Orientalibus vnd Mathematicis Stu - diis, muͤglichſtem Fleiſſe nach / trewlichſt informiret: Son - dern auch / nach verrichter ſeiner Profeſſions Arbeit die mei - ſten Parerga vnd Horas ſucciſivas dahin gemittelt / daß er auch andern / ſo jhn gegenwaͤrtig zu hoͤren verhindert wurden / abweſend moͤchte behuͤlfflich ſeyn. Wie dañ deſſen ein / wiewol geringer / jedoch waarhaffter Zeuge ſeyn kan / ſein Geometri - ſches Wercklein / vnd anders / ſo er vor dieſem in offenen Druck abgehen laſſen. Vnd iſt gewißlich ſeine Begierd / widerumb dergleichen zu thun vnd verborgene Sachen maͤnniglich zum beſten an Tage zu geben / auch auß dieſem gegenwaͤrtigen ge - ringfuͤgigen Opuſculo zuverſpuͤren. Welches er zu ſeiner gu - ten muß / vnd an ſtatt einer Ergoͤtzung deß Gemuͤths / ſo ande - re bißweilen im Trincken oder Spatzierngehen zu ſuchen pfle - gen / nach ſeinen verrichten Profeſſionibus, nicht ohne ſon - derbahre Muͤhe vnd Arbeit / zuſammen getragen. Vnd weilner ge -Dedication Schrifft. er gefuͤrchtet / es moͤchte etwan der Zoilus ſeine ſcharffe Zaͤhne hieran reiben / vnd jhme vorwerffen wollen / daß dieſe Arbeit vnnuͤtzlich / ſeinem Beruff zu wider / ein Zeitverderber vnnd Kinderwerck ſey / darauff dann er / in ſeiner an den guͤnſti - gen vnd Kunſtliebenden Leſer gethanenen Vorrede / gnugſa - me Antwort gegeben: So iſt er / dieſer Vrſach halben / nie - mals geſonnen geweſen / dieſen ſeinen genannten Erquick - ſtunden den rechten Namen vorzuſetzen / ſondern wir / ſeine hinderlaſſene Soͤhne vnd Tochter / haben vns / auff inſtaͤndi - ges begehrn vnd anhalten deß Verlegers / damit nemlich dieſes Buch deſto eher / wegen deß benamten Authoris, abgehen / vnd er keinen Schaden daran leyden doͤrffte / endlichen darzu bereden laſſen.

Demnach wir aber zum oͤfftern von vnſerm lieben Vatter ſeligen / ſatſamen Bericht eingenom - men / wie daß[Ewer Fuͤrſtl. ]Durchl. ſein inſonder - heit Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herꝛ geweſen / vnd jhn mehrmaln mit vnterſchiedlichen Fuͤrſtlichen Praͤ - ſenten begnadet / Dannenhero er gewillet war / ſein danckbares Gemůth / gegen Ewer Fuͤrſtl. Durchl. mit Dedicirung eines Büchleins / oͤffentlich zu er - zeigen / welches aber ſein vnverhoffter Todt verhin - dert: Als haben wir / ſeine hinderlaſſene Soͤhne vnd Tochter / nicht vnterlaſſen ſollen noch wollen /dieſenDedication Schrifft. dieſen vnſers lieben Vatters Seeligen letzten Wil - len anjetzo zuvollziehen / vnd Ewer Fuͤrſtlichen Durchleucht dieſe Delicias Phyſico-Mathematicas, im mangel vnd an ſtatt eines beſſern / hiermit vn - terthaͤnig zu offeriren.

Darzu vns auch noch ferners angemahnet vnd bewogen / die Fuͤrſtliche Lieb vnd Gnaͤdige Affe - ction / ſo Ewer Fuͤrſtliche Durchleucht jederzeit zu den Literis vnd Literatis getragen / davon dann die Poſteritaͤt / weiln die Welt ſtehet / wird zu ſa - gen / vnd neben dieſem auch Ewrer Fůrſtlichen Durchl. hohe Gaben / tieffen Verſtand vnd vieler Kuͤnſten Wiſſenſchafften zu deprædiciren wiſſen. Wollen alſo E. Fuͤrſtl. Durchl. vns vnterthaͤnig recommendirt vnd Gelbige demuͤtig gebeten ha - ben / Sie geruhen dieſes ſchlechte Wercklein Gnaͤ - dig auff: vnd anzunehmen. Vnd gleich wie Per - ſeus die Andromeden / als ſie dem vngehewren Thier vorgeſtellet woꝛden / entlediget / vnd mit ſeinẽ Diamantiſchen Schwerdt Harpe genant (wie an - fangs gemeldte Poeten fingiren) die Gorgonas - berwunden / auch mit der Meduſæ Haupt ſeinẽ An -) () (herꝛenDedication Schrifft. herꝛen Acriſium in einen ſtein trans formirt hat: Ebener maſſen vnd alſo wollen E. Fuͤrſtl. Durchl. dieſes offternannte Wercklein mit Jhrer hellglaͤn - tzenden Fuͤrſtlichen Auctoritaͤt wider die vnbilli - chen Momos gnaͤdig defendiren / vnd jhnen gleich - ſam darmit jhre Laͤſterzungen jnnen halten vnd verſtummend machen.

Wollen alſo E. Fuͤrſtl. Durchl. Goͤttlicher Pro - tection / vns aber Derſelben zu beharꝛlichen Fůrſt - lichen Gnaden vnterthaͤnig anbefohlen haben. Datum bey der loͤblichen Vniverſitaͤt Altdorff / den 10 Aprilis / im Jahr Chriſti 1636.

E. Fuͤrſtl. Durchl. Vnterthaͤnige M. Danielis Schwenteri, Linguar. Oriental. & Mathematum in Univerſi - tate Altorfinâ Ptofeſſoris publici p. m. Hinderlaſſene Soͤhne vnd Tochter.

In

In Clarißimi Schvventeri DELICIAS PHYSICO-MA - THEMATICAS.

Epigramma,

TV, quicunꝙ́ voles animum recreare labantem, Schwenteri Phyſicas perlege Delicias. Diſpeream, ſi te tempus triviſſe legendo Pœniteat: ſiqvidem nil niſi mella dabunt. De proper ab. Noribergæ Joh. Georg. Fabricius D. Reip. Norib. Medic. ord. & officin. Pharm. ibid. p. t. Viſitator ſenior.
) () (2Aliud

ALIUD. Authoris ad Zoilum.

NE pereat tua fama, canam quis, Zoile, tu fis:
Huc ades, atꝙ́ animo fac mea dicta notes!
Zoilus Harpyia est, contactu ſcripta bonorum
Immundo fœdans, Beſtia ſæva nimis.
Zoilus Eruca est, infeſtans omnia morſu,
Nec reptans parcit floribus egregiis.
Zoilus est Vermis, rodens monumenta Virorum,
Quos paſcunt Clariæ Bellerophontis aquæ.
Zoilus est Aſinus, pecorum turpiſsima moles;
Qui, ſua non taxans, tantùm aliena moves.
Nil opus est verbis, ſummatim dicere præſtat:
Zoilus eſt animal, quod ratione caret.
Zoile nunc igitur pergas ad devia luſtra,
Omniqui vacuum fers ratione caput.
Vorrede. 1

Vorrede an den Guͤnſtigen vnd Kunſtliebenden Leſer.

ES hat / Guͤnſtiger vnd Kunſtliebender Leſer / ein Gelehrter vnd Scharffſinniger Mathematicus zu Pariß (deſſen Namen mir zwar vnbekannt) ein Buͤchlein / welchs er Recreationes mathematicas, das iſt / Mathe - matiſche Ergoͤtzungen nennet vnd intituliret / vor we - nig Jahren in offenen Druck an den Tag gegeben: Dar - innen er was in Mathematicis vnd Phyſicis wunderlich / zu ergoͤtzung deß Gemuͤths annemlich / vnd dann dem Menſchen zu practiciern nůtzlich / in ſeiner Mutterſprach tractiert / vnd abhandelt. Solchs iſt mir von einer Hochgelehrten Per[ſ]on / als meinem ſehr wer - then lieben Herrn vnd Freund / nicht vnlangſt von Pariß geſchicket vñ neben einem andern Hebr[]iſchen Tracta, zu einem Newen Jahrs Præ - ſent verehret worden Vnd ob ich zwar der Frantzoͤſiſchen Sprach nit ſo maͤchtig / daß ich ſelben Tractat vollkommenlich vor mich ſelbſten / verſtehen koͤnnen / hat mich doch nicht allein der Titel vnd Figuren deß Buchs / ſondern auch der groſſe Eyffer vnd Begiert zu ſo annemlichen Kůnſten dahin getrieben / daß ich mit huͤlff eines Frantzoͤſiſchen Lexici, das meinſte verſtehen lernen / vnd diß deſto leichter / weil ein zimlicher ja der meinſte theil ſelbiger Kuͤnſte mir zuvor nicht vnbekannt: Wie aber dieſem allem / weiln ich an vielen Orten den rechten voͤlligen Ver - ſtand vor mich ſelbſt nicht finden vnd erreichen koͤnnen / hab ich end - lich einen Gelehrten vnd der Frantzoͤſiſchen Sprach ſehr wol erfahr - nen Mann von freyen ſtucken dazu angenommen / (deſſen Namẽ / wañ ich wuͤſte jhme dadurch ein Belieben geſchehe / ich hie gern exprimiern vnd meldten wolte. die Vnkoſten vnd Muͤhe daran gewendet vnd mit ſeiner huͤlff gedachtes Werck in die Teutſche Sprach verſetzet. Darauß ich dann bey meinen vielfaͤltigen laboribus, nicht geringe Ergoͤtzligkeit erſchoͤpffet vnd bekommen / alſo daß ich mir eingebildet / in Mathemati - cis vnd Phyſicis mir kein Opus jemahls lieblicher vorkommen. Jn mei -Bner2An den Guͤnſtigen Leſer. ner Jugend hatte ich ſolche vnd dergleichen Kůnſte / nur luſts halben zuſam̃ zu tragen / eine ſonderbahre Frewde / die demonſtration aber vnd Gruͤnde ſolcher Kuͤnſte / als dz vornembſte ließ ich auß vnverſtand er - ſitzen. Mein intent war gute diſcurſus dadurch zu continuirn / vnd da man ſonſten die zeit mit uͤberflůſſigen eſſen vnd trincken / oder vnnuͤtzen Geſchwaͤtzen ſolte zubringen dergleichen ſchoͤne natůrliche Kůnſtlein vor die Hand zunemẽ / damit die Zuſeher zu delectiren, viel boͤſes zuver - hindern / vnd je laͤnger je mehr zu lernen: wie dann auch vielfaͤltig ge - ſchehen. Salomon in ſeinen Sprichwoͤrtern am 27 Capitel ſpricht: Ein Meſſer wetzet das anď / vñ ein Mañ den andern / welchs ſich auch bey mir befandt / dann in dem bißweilen einer dieſe / ein anderer eine an - dere vnd ich meine Kunſt voꝛbrachte / wurden die mir vnbekante ſtuͤck / von mir allzeit auffgezeichnet / vnd ſo lang zuſam̃ getragen / biß derer Anzahl in viel hundert erwachſen vnd zugenommen. Als ich aber et - was aͤlter worden / zu beſſerm Verſtand gelanget / vnd was Nutz die de - monſtrationes ſolcher Kůnſte / einem Studioſo Mathematicæ vnd Phyſicæ braͤchten / geſpuͤret / habe ich mich auff den Grund vnd Beweiß der Kuͤnſte mehr als auff die Kuͤnſte ſelbſtẽ geleget / vnd darauß nicht ge - ringen Nutzen erlanget vnd zuweg gebracht. Jch hab aber offt ſolche meine obſervationes den Kunſtbegierigen zu gut / in offenen Druck zu bringen / mir vorgenommen / allein dem Kluͤgling vnd Laͤſterer nit ins Gericht zu kommen / iſt es bißhero vnterlaſſen worden: Dann ich wol gewuſt / daß davon vngleiche judicia fallen wuͤrden. Weiln aber ein ſo vornemer gelehrter Profeſſor zu Pariß der Sach einen anfang gemacht / mir gleichſam das Eiß gebrochen vnd den Weg gebahnet / habe ich ſolchs ſein Werck mit meinen Zuſatzungen zu publiciren / mich endlich reſolviret. Damit aber ein jeder deme diß Buch vnter die Hand kom̃et / wiſſe / welcher geſtalt es von mir angefangen / angeoꝛdnet vnd geendet / ſo will ich mich deſſen in folgenden Puncten erklaͤren / vnd den Leſer deßwegen Bericht ertheilen.

Der Frantzoͤſiſche Author nennet ſein Buͤchlein Recreations mathe - matiques, das iſt wie geſagt: Mathematiſche Ergoͤtzungen. Weiln a - ber viel Phyſicaliſche Stuͤck darinnen / vnd dieſer mein Tractat deß Na - mens halben von jenem vnterſchieden werde / hab ich jhn Delicias Phyſi - co-mathematicas, zu Teutſch aber / Mathematiſche vnd Phyſicaliſchs Erquickſtunden benahmſamet.

Zum andern theilet er ſein Buͤchlein / weil es ſehr klein / nur in zweyTheil /3An den Guͤnſtigen Leſer. Theil / ich aber das meine / weil es vmb ein mercklichs groͤſſer / beſſerer Ordnung halben / wie folgen wird in ſechzehen Theil.

Zum dritten / tractiret er ſeine Kůnſte per problemata: weiln ich mich aber / in den ich den Teutſchen zu gut ſchreibe / wo muͤglich / Teutſch zu reden bemuͤhe / vnd diß auff Erinnerung Aventini in ſeiner Vorrede / welchem es ſehr mißfaͤllt / daß man die Teutſche Sprach mit frembder Sprachen woͤrtern / ohne noth / vielfaͤltig beflaͤcket / alſo habe ich die problemata, wie vor mir auch der vorneme Mann Rivius vnd andere gethan / Auffgaben: vnd weil viel Fragens weiß vorgegeben / ſelbiges Fragen genennet.

Zum vierdten / werden in deß Frantzoͤſiſchen Profeſſoris Tractat nur bey anderthalbhundert Auffgaben vnd Fragen gefunden / ich aber habs biß auff 663. getrieben vnd gebracht.

Zum fůnfften / weiln deß Authoris Tractat klein vnd kurtz / hat er ſei - ne Probiemata ohne Ordnung vorgebracht / in dem er bißweiln ein ſtuck auß der Arithmetic oder Rechen Kunſt / bald ein anders darauff auß dem Feldmeſſen Perſpectiv vnd dergleichen / genommen / dannenhero er eines Regiſters beduͤrfftig geweſt welchs er auch dazu geſetzet / mich aber hat vor gut angeſehen / eine richtige Ordnung hierinn zu halten / vnd die Kuͤnſte nach den theiln der Mathematic / wie ſie ordentlich auff einander folgen / zu tractiren: Deßwegen dann der erſte Theil Stuͤck begreiffet der Rechen Kunſt anhaͤngig / der ander haͤlt in ſich Kuͤnſte ſo auß dem Feld - vnd Landmeſſen genom̃en / vnd ſo fortan / wie ſolche Ordnung nach dem Titel dieſes Buchs zu finden / vnd alſo ein Regiſter erſparet worden.

Zum ſechſten / wo der Frantzoß bißweilen ſo obſcur vnd dunckel ge - redet / daß er ſchwer zu verſtehen / habe ich jhn mit meinem Zuſatz wo es ſeyn koͤnnen / erlaͤutert vnd alles / ſo viel mir muͤglich / deutlich vnd klar beſchrieben.

Zum ſiebenden / weil mich deß Authoris diſcurs bißweiln zu lang ge - deucht / bin ich nicht eben bey ſeinen Worten verblieben / ſondern hab was nit eben zur Sach dienet / außgelaſſen / vnd vom diſcurs abgebꝛochẽ.

Zum achten / ſeynd bey jhme in die 70 Figuren zu finden in welchen bißweiln Buchſtaben / ſo im Text angezogen werden manglen: welche ich an vielen Orten dazu geſetzt. Die Figurn aber habe ich / wo ſie vn - noͤtig / vnd die Kunſt ohne Figurn wol zu verſtehen / außgelaſſen: Hin - gegen ſeynd in dieſem Wercklein in die 180 Figurn zu finden. Wo michB ijferner4An den Guͤnſtigen Leſer. ferner die Figuren deß Authoris recht perſpectiviſch gedeucht / bin ich denſelben nachkommen im widrigen habe ich die Figuren von newem geſtellet vnd perſpectiviſch entworffen.

Zum neundten gleich wie der Frantzos in ſeiner Mutterſprach zu beſchreibung ſolcher Kuͤnſte nit hohe wort gebraucht / vnd ſolche auch nit von noͤtẽ: dann je ſchlechter der ſtylus bey erklaͤrung ſolcher Kuͤnſtẽ / je beſſer ſie zuverſtehẽ vnd zufaſſen / Alſo habe ich auff begehrn deß H. Verlegers alle ſolche Kuͤnſte aufs einfaͤltigſt / jedoch mit recht teutſchẽ / vnd wo es die notdurfft erfoꝛdert / Lateiniſchen wortẽ vñ terminis, an tag geben / vnd dem Leſeꝛ gantz deutlich vñ klar vor die Augen geſtellet.

Zum zehenden / weiln der Frantzos ſelten der Authorum gedencket / welche die Kuͤnſte deren er erwehnet / auch beſchrieben / einem jeden In - ventori vnd Erfinder aber ſeine Ehr gebuͤrt: Als hab ich an den mein - ſten Orten die Authores geſetzet / were auch noch an vielen mehr geſche - hen / wañ ich mein Bibliothec zur Hand gehabt / vnd nicht den meinſten theil / Kriegsgefahr halben an ſichere Ort transferiren muͤſſen: Man wird aber voꝛ diſer Vorꝛede ein zimliche anzahl ſolcher Authorũ antref - fen. Was ich ferner nit in andern Scribentẽ gefundẽ / vnd einig vnd al - lein in dẽ Frantzoſen angetroffen / hab ich auch vnvermeldt nit gelaſſẽ.

Zum eylfften weiln offtgedachter Autor, die demonſtration. Grund vnd den Beweiß ſelten zu ſeinen Auffgaben geſetzet / inſonderheit in der Rechẽkunſt / ja offt manches gemeines vñ bekantes ding bloß ohne demonſtration vorbringet: ſo habe ich mich bemuͤhet / wo es mich von noͤten gedeucht / die demonſtrationes hinzu zufuͤgen: Dañ viel Auffgaben ſich ſelbſten demonſtriren, alſo / daß keines fernern beweiſes dabey von noͤthen iſt. Jch habe aber die demonſtration bißweilen gern mit ſtill - ſchweigen vmbgangen / damit dem gůnſtigen Leſer auch etwas zu ſpe - culiren vnd zu ergruͤnden gelaſſen wuͤrde.

Zum zwoͤlfften / lehret er etliche feine Stuͤck mit Karten vnd Wuͤrf - feln verrichten / welche auß der Rechenkunſt meinſtes theils jhren Vr - ſprung nemen / vnd deßwegen nicht zu verwerffen / jedoch weil meine meynung nit iſt / die Jugend mit karten vnd wuͤrffeln vmbgehen zuler - nen / vñ doch die demonſtration artlich vnd nuͤtzlich / habe ich die meiſtẽ vnd voꝛnembſtẽ Stuͤck / auff andere Sachẽ gerichtet vnd demonſtriret.

Zum dreyzehenden / habe ich auch / meine meynung dem G. Leſer recht zu verſtehen zugeben / vnd die Mathematiſchen Kuͤnſte gebuͤren - der maſſen zu loben / vor jeden theil eine Vorrede geordnet.

Noch5An den Guͤnſtigen Leſer.

Noch hinterſtellig iſt / vngleichen Vrtheln / derer allbereit etliche von ſolcher meiner Arbeit gefaͤllet / zu begegnen vnnd mich vor dem Kluͤg - ling vnd andern mißguͤnſtigen vnd vnverſtaͤndigẽ Leutẽ zu verwarẽ.

Es moͤchten ſich erſtlich etliche vernemen laſſen / ich haͤtte wol eine nuͤtzlichere Arbeit vor die Hand nemen koͤñen / als eben dieſe / haͤtte auch meines Beruffs Arbeit darneben hindan geſetzet / vnd viel dabey ver - ſeumet: Dieſen antworte ich kuͤrtzlich: Daß ſolche Arbeit meiner Pro - feſſion vñ Beruff nicht zuwider / wird mir auch niemand mit grund der Waarheit nachſagẽ / daß ich deßwegen in meinem Beruff das gering - ſte verſeumbt: Dann ich nur die muͤſſige Zeit welche andere mit ſpatzi - ren vnd andern Ergoͤtzlichkeiten zugebracht / nach meinen verrichten Profeſſionibus, an ſolche Arbeit gewandet / ſie auch fuͤr eine Eꝛgoͤtzligkeit vnd Erquickung deß Gemuͤths gehalten / vnangeſehen / es mir groſſe Muͤhe vnd Arbeit gemacht / daß es aber eine vnnůtze Arbeit ſeyn ſolte / wird folgend das Widerſpiel gezeiget.

Andere moͤchten ſich verlauten laſſen / ſie manches Stůck beſſer zu practiciren wuͤſten / als ichs vorgeben vnd beſchrieben. Diß glaube ich gar wol / vnd vielleicht weiß ichs auch beſſer / welchs ein ieder durch den diſcurs von mir erfahren kan. Es muß aber ein ſchlechter Fechter ſeyn / der jhm nicht einen vnd den andern Streich bevor behaͤlt. Dazu will ich dieſem vnzeitigen Vrtheil entgegen ſetzen / das jenige / deſſen an - dere ſich verlauten laſſen / daß man nemlich ſolche Kůnſt geheim hal - ten vnd nicht einem jeden an die Naſen binden ſolte. Jch hab aber / was zu publiciren geweſt trewlich an Tag gegeben / das andere aber / ſo dem gemeinen man zu wiſſen vn vonnoͤthen / verſchwiegen vnd mir vor - behalten / deßwegen mich niemand verdencken wird.

Letzlich wird es auch an dieſem Vrtheil nit mangeln / daß nemlich viel ſchlechtes / bekantes vnd kindiſches dings in dieſem Tractat, neme auch die Leut nit wenig wunder / daß ich mit dergleichen Kinderwerck vmbgangen. Waar iſts / es ſeynd viel Saalbader vnd Kindiſche Spiel in dieſem Werck / welche einig vnd allein wegen jhrer artlichen demon - ſtration geſetzt. Viel dings practicirn die Kinder vnd gemeine Leut / de - rer demonſtration ſo ſubtil vnd kuͤnſtlich / daß auch die gelehrteſten Phi - loſophi ſelbige zu finden / ſich auffs euſſerſte bemuͤhen muͤſſen. Nihil parvum nihil contemnendum, Es ſey ein ding dem anſehẽ nach ſo gering als es jmmer woͤlle / ſoll mans doch nicht verachten / wie vns die alten Weiſen gelehret. Zum Exempel / Einem Knaben iſt nicht ſchwer /B iijKugel -6An den Guͤnſtigen Leſer. Kugelrunde Waſſerbullen / mit einem Strohalm auß Saiffenwaſſer auffzublaſen / allein die Vrſach / warumb ſie rund vnd nit einer andern Figur / auch was ſolche ein geraume Zeit erhalte vnd widerumb zer - breche kan kein gemeiner Man anzeigen. Ein Phyſicus oder Naturkůn - diger wird dazu erfodert. Ein Bawrnknecht ſo an einem Haſpel von zweyen vnterſchiedlichen Farben Schwingen gemacht / Garn abwin - det / ſihet / wann der Haſpel geſchwind vmblauffet / nur die ſchwinge welche eine hoͤhere Farb hat vor der andern. Die Vrſach verſtehet er nicht / ein Opticus aber / oder der Seh Kunſt Erfahrner / kan ſolche an tag geben. Ein Kind wirfft einen Stein in ein Waſſer / erfrewet ſich / daß er darinn viel Circkel machet / diß iſt zwar ein kindiſche frewd: die Vrſach aber deſſen anzuzeigen iſt kein Kinderwerck / ein Philoſophus wird ſol - che zu finden / dazu erfordert. Wie jhme aber Vitruvius in ſeinem V Buch cap. III vnd Seneca lib. I. cap. II. quæſtion natural. wie auch Gulielmus Phi - lander ſolches Kindeꝛwerck zu nutz machen / kan jeder an gedachten Or - ten ſelbſten leſen. Ariſtoteles der Scharffſinnige vnd weiſe Mann / ſetzet in ſeinen Schrifften viel kindiſches dings der demonſtration halben / vnd dadurch zu hoͤherer Sachen Verſtand zu gelangen. Was Bernardinus Baldus in Mathematicis außgerichtet / iſt den Gelehrten nicht vnbekañt / ſolcher ſchaͤmet ſich auch nicht kindiſche Werck zu demonſtriren. Vnter andern da er in Mechan. Ariſtotelis von bewegung der Schiff redet / nim - met er auch ein Exempel von den verticillis, das iſt ein Cꝛeutz / daꝛan vier Kartenblaͤtter ſtecken / welchs / ſo es die Kinder in die Hand nemen vnd ſchnell lauffen / an einem Stab vmblauffet / vnd dadurch macht er ſeine demonſtration von bewegung der Schiff vielleichter. Vnd ſolcher Ge - ſtalt haben ſich mit dergleichen Wiſſenſchafften Hohe Potentaten / Keyſer / Koͤnig / Fuͤrſten vnd Herren delectiret vnd ergoͤtzet / wie an ſei - nem Ort folgen wird.

So wird nun der guͤnſtige vnd auffrichtige Leſer mich nit ſchelten noch verden - cken / daß ich bißweilen Kinderpoſſen hieriñ / einig vnd allein der Ergoͤtzligkeit vnd de - monſtration oder beweiß halben vorgebracht / vnd jhm mein wolmeynẽ gefallen laſ - ſen / auch mit dieſem wenigen vor dißmal vor lieb nemen. Der vngezweiffelten Zuver - ſicht / daß / ſo ich verſpuͤren werde / jhme ſolche meine Arbeit añemlich / ich ins kuͤnfftig / allen Kunſtbegierigen / mehr zu communiciren reſolviret. Die Welt anlangend / zweiffelt mir nit / ſie werde jhrem alten gebrauch vnd angewehnter Tugend nach / mir auchwiſſen dafuͤr zu dancken. Hiemit vns ſaͤmptlichen dem Allmaͤchtigen zu be - harrlichen Obhalt getrewlich entfohlen.

Regi -7

Regiſter vnd Verzeichnuß der Authorum, welche wir zu dieſem Werck gebrauchet / wie auch andere Perſonen deren wir ſonſten darinn gedacht haben: Ohne Verkleinerung eines jeden reputation nach dem Alphabeth geordnet.

A.

  • Aaron.
  • Abel.
  • Abraham.
  • Adrianus der Keyſer.
  • Æſopus.
  • Agatharchus
  • Cornelius Agrippa.
  • Alhazenus.
  • Dantes Aligerius.
  • Alexander Magnus.
  • Alkindus.
  • Alphonſus Koͤnig in Spannien.
  • Alphraganus.
  • Ammonius.
  • Amphion Thebanus.
  • Anaxagoras.
  • Anaxemenes.
  • Anaximander Mileſius.
  • Antiſtenes.
  • Anthemius.
  • Antiphoro.
  • Apelles.
  • Petrus Apianus.
  • Apollodorus Arithmeticus.
  • Apollonius Pergeus.
  • Apollonius Thyaneus.
  • Apulejus.
  • Thomas Aquinas.
  • Archimedes.
  • Architas.
  • Argelius.
  • Ariſtarchus Samius.
  • Ariſtoteles.
  • Ariſtophanes.
  • Arrianus.
  • Athenæus.
  • Atlas.
  • Avenellus.
  • Aventinus.
  • D. Auguſtinus.
  • Auguſtus der Keyſer.
  • Der Frantzoͤſiſche Author.

B.

  • Gaſpard Bachet.
  • Bachon.
  • Bernardinus Baldus.
  • Balneolus.
  • Franciſcus Barocius.
  • Bartolus.
  • D. Baſilius.
  • Jacobus Bauer.
  • Beda Anglo Saxo.
  • Johan. Baptiſta Benedictus.
  • Anton: Bernardus Mirandulanus.
  • Beroſus.
  • Biblia.
  • Biton.
  • Johannes Blanchinus Ferrarienſis.
  • Boëtius.
Johan -8Regiſter der Authorum.
  • Johannes de Sacro Boſco.
  • Carolus Bovillus.
  • Tycho Brahe.
  • Paulus Braun.
  • Chriſtoph: Fabian. Brechtel.
  • Georgius Brentel.
  • M. Lucas Brunn.
  • Bucholzerus.
  • Henricus Buͤnting.
  • Johannes Buteo.

C.

  • Cajus Caligula.
  • D Philippus Camerarius.
  • Symphorianus Campeſius.
  • Hieronymus Cardanus.
  • Carpion.
  • Curtius Caſatus.
  • Cornelius Celſus.
  • Ludolphus von Ceulen.
  • Chinocrates.
  • Chiromocrates.
  • Cicero.
  • Chriſtophorus Clavius.
  • Cleonides.
  • Columella.
  • Columbus.
  • Federicus Commandinus.
  • Concilium Nicæum.
  • Conſtantinus der Keyſer.
  • Nicolaus Copernicus.
  • Crœſus der Koͤnig.
  • Creſibius.
  • Creſiphon.

D.

  • Chriſtoph Dambach.
  • Damianus.
  • Dantes.
  • Darmenio.
  • David.
  • Democrates.
  • Democratus.
  • Democritus.
  • Didymus.
  • Dio Xiphilinus.
  • Laërtius Diogenes.
  • Diophantes.
  • Dinochares.
  • Dinocrates.
  • Cornelius Drebel.
  • Albrecht Duͤrer.

E.

  • Egeſippus.
  • Emiſtratus.
  • Empedocles.
  • Epaminondas.
  • Epicurus.
  • Epiphanius.
  • Eratoſthenes Cyreneus.
  • Julius de Eſcale.
  • R. Abraham Abben Eſra.
  • Eva.
  • Euclides.
  • Eudoxus.
  • Euſebius.
  • Eutocius.

F.

  • Fallopius.
  • Johannes Faulhaber.
  • Favorinus Philoſophus.
  • Fernelius.
  • Orontius Finæus.
  • Thomas de Fluctibus.
  • Dominicus Fontana Milis.
  • Gemma Friſius,
Fufficius. 9Regiſter der authorum.
  • Fufficius.
  • Joſeph. Furtenbach.

G.

  • Galenus.
  • Galilæus Galilæi.
  • Henricus Gallus.
  • A. Gellius.
  • Gelo der Koͤnig.
  • Conradus Geſnerus.
  • Goliath.
  • Golonitſch.
  • Cajus Gracchus.
  • Henricus Grammateus.

H.

  • Chriſtian. Haiden.
  • Georgius Hartman.
  • Hanns Hauer.
  • Erhart Helm.
  • Andreas Helmreich.
  • D. Georgius Heniſchius.
  • Henricus der ander.
  • Hercules.
  • Hermes.
  • Hermogenes.
  • Herodotus.
  • Heron Alexandrinus.
  • Heſiodus.
  • Hiero der Koͤnig.
  • S. Hieronymus.
  • Wolfgang Hildebrand.
  • Hipparchus.
  • Hippocrates.
  • Homerus.
  • Johannes Homilius.
  • Horatius.
  • Hypſicles Alexandrinus.

I.

  • Jacobus der Schotten Koͤnig.
  • Wentzel Jamitzer.
  • Icarus.
  • Ictinus.
  • Johannes Evangeliſta.
  • Joſephus.
  • S. Irenæus.
  • Iſmenias Thebanus.
  • Iſiodorus.
  • Jubal.
  • Julius Cæſar.

K.

  • M. Johannes Kepplerus.
  • Der Tuͤrckiſche Keyſer.
  • Jacob Koͤbel.
  • Frantz Koͤßler.
  • Johannes Kuͤngsperger.

L.

  • Lamech.
  • M. Thomas Lanſius.
  • Hanns Lencker.
  • Leo Decimus.
  • Leucippus.
  • Elias Levita.
  • Linus.
  • Zacharias Lochner.
  • Lucretius.
  • D. Martinus Lutherus.
  • Lycurgus.
  • Lyncæus.

M.

  • Macrobius.
  • Magellanus.
  • Johannes Antonius Maginus.
  • Graf von Manßfeld.
  • Marcio.
CSimon10Regiſter der authorum.
  • Simon Marius.
  • Marcellus.
  • Marlois.
  • Franciſcus Maurolicus Meſſanenſis.
  • Maximilianus der Keyſer.
  • Coſmus de Medicis.
  • Michaël Medina.
  • Hieronymus Megiſſerus.
  • Petrus Merænes.
  • Mercurius.
  • Metagenes.
  • Midas der Koͤnig.
  • Timotheus Mileſius.
  • Antonius Mizaldus
  • Henricus Monontholius.
  • Moſes.
  • Rabbi Moſes.
  • Sebaſtianus Münſterus.
  • Muſæus.

N.

  • D. Gregorius Nazianzenus.
  • Nero.
  • Antonius Newdoͤrffer.
  • Johannes Newdoͤrffer.
  • Nimroth.
  • Noë.
  • Petrus Nonius.

O.

  • Hieronymus Oertel.
  • Og der Koͤnig.
  • Olympius.
  • S. Origenes.
  • Orion.
  • Orontius.
  • Orpheus.
  • Wolffgang Orehner.
  • Otus.
  • Joannes Owenus.

P.

  • F. Lucas Paciolus de Burgis.
  • Pappus.
  • Theophraſtus Paracelſus.
  • Paulus Quintus Papa.
  • Paulus Tertius Papa.
  • Jacobus Peletarius.
  • Johannes Pena.
  • Pericles.
  • Nicolaus Petri.
  • Georgius Peurbachius.
  • Pheron der Koͤnig.
  • Gulielmus Philander.
  • Philo.
  • Philolaus Tarentinus.
  • Phydias.
  • M. Michaël Picartus.
  • Franciſcus Picus.
  • Joan: Picus Mirandulanus.
  • Johannes Piſanus.
  • Plato.
  • Plinius.
  • Plutarchus.
  • Polycles.
  • Pompejus Magnus.
  • Porphyrius.
  • Johannes Baptiſta Porta.
  • Gulielmus Philander.
  • Philippus der Koͤnig.
  • Praxiteles.
  • M. Johannes Prætorius,
  • Proclus Lycius.
  • Protheus.
  • Protogenes.
  • Prolomæus.
Pytha -11Regiſter der authorum.
  • Pythagoras.

Q.

  • Koͤnig deß Lands Quinea.
  • M. Fabius Quintilianus.

R.

  • Petrus Ramus.
  • Rationale Divinorum.
  • Camillus Reverta.
  • Johannes Raw.
  • Johannes de Regiomonte.
  • Johan: Ludovic: Remmelin.
  • Ambroſius Rhodius.
  • Adam Rieß.
  • Fridericus Riſnerus.
  • D. Gualtherus H. Rivius.
  • Eraſmus Roterodamus.
  • Rogerius.
  • Gabriel Rollhagen.
  • Georgius Rollhagen.
  • Peter Rot.
  • Chriſtophorus Rudolff.

S.

  • Salomon der Koͤnig.
  • Rabbi Samtok.
  • Santes Sanctorius.
  • Satyrus.
  • Sauer.
  • Saul der Koͤnig.
  • Scaliger.
  • Johannes Scheidel.
  • Thom: Lambert. Schenckel.
  • Chriſtoph. Scherer.
  • Bartholomæus Schoͤnbornus.
  • Andreas Schönerus.
  • M. Daniel Schwenter.
  • Thomas Schweicker.
  • Antonius Schultz.
  • Scopas Syracuſius.
  • Scopinas.
  • Bartholomæus Scultetus.
  • Guſtavus Selenus D. B. & L.
  • Seneca.
  • Sepher Harcabha.
  • Publius Septimus.
  • Serlius.
  • Severus.
  • Sphinx.
  • Diodorus Siculus.
  • Johannes Silberhorn.
  • Laurentius Sirigatti.
  • Sixtus Quintus Papa.
  • Socrates.
  • Solinus.
  • Snellius.
  • Soſigenes.
  • Franciſcus Spinola.
  • Johannes Stabius.
  • Johannes Stadius.
  • Staſicrates.
  • Andreas Stibonius.
  • Michael Stifelius.
  • Laurentius Stoͤr.
  • Johannes Stopflerinus.
  • Strabo.
  • Julius Syreneus.

T.

  • Nicolaus Tartalius.
  • D. Nicolaus Taurellus.
  • Thales Mileſius.
  • Thales Cretenſis.
  • Thamyris.
  • Themiſtocles.
  • Theodoſius.
  • Philip. Theophraſtus Paracelſus.
C 2Theſſa -12Regiſter der authorum.
  • Theſſalus.
  • Thucydides.
  • Timæus Locrus.
  • Timantes.
  • Franciſcus Tridenteus.
  • Trithemius.
  • Hanns Troſchel.

V.

  • Georgius Valla.
  • Varro.
  • Guidus Ubaldus.
  • Johannes Vernerus.
  • Victor Papa.
  • P. Vilalpande.
  • Virgilius.
  • Vitalianus.
  • Vitello.
  • M. Vitruvius.
  • Caſpar Vtenhofer.

W.

  • Johannes Weber.
  • Simon Weber.
  • D. Johan. Jacob. Wecker.
  • M. Johannes Widman.
  • Widekindus.

X.

  • Xenocrates.
  • Dio Xiphilinus.

Z.

  • Bartholomæus Zambertus.
  • Zenodorus.
  • Zonara.
  • Leonhard Zubler.

EPIGRAMMATA,

Guter Freund.
WAnn dir ſchwer wird der Arbeit Laſt /
Vnd ſich zu dir will dringen
Saturnus der trawrige Gaſt /
Sein humor dir bey z’bringen /
Meld vor allem den Muͤſſiggang /
Das er dir nicht beykomme:
Der Veneri ja nicht nachhang /
Bacchus laͤſt dich nicht fꝛomme.
Von Jener haſt du wenig Ehr /
Dieſer bringt dich vmbs Leben.
Boͤß Gſellſchafft flieh je laͤngr je mehr /
Dem Spiel ſey nicht ergeben /
Boͤſe Geſellſchafft dich verfuͤhrt
Vnd machet dich gar eytel.
Das Spielen dich offt außſpolirt /
Vnd leeret dir den Beutel.
Wilt du die Zeit wol bringen hin /
So nimb diß Buch zur Hande:
Ergoͤtze damit Mut vnd Sinn /
Loͤß auff trawrige Bande.
Hierinn findeſt Ergoͤtzligkeit
So ohn Nutz nicht abgehet /
Damit du vertreibeſt die Zeit /
Wol dem ſo es verſtehet.
(Faciebat in honorem Dn. Authoris D. J. S. D. )
Ein13Epigrammata.
Ein anders.
WAnn Zoilus gafft hierein /
Momus herreckt die Naſe ſein /
Werden ſie beed jhr Muͤthlein kuͤhln /
Wie grobe Schwein darinnen wuͤhln /
Vor allen aber reformiern,
Daß der Author hie ein thu fuͤhrn /
Viel kindiſch ding / vñ ſchlechten Dant /
Den Knaben in der Schul bekannt.
Allein mit dieſem jhrem richten
Werden ſie hie gar wenig ſchlichten.
Ein kluger Mann weiß vnter deſſen
Wer Ariſtoteles geweſen;
Der viel Kindiſch bringt auff die Bon
Wegen der demonſtration.
Darinnen groß Subtilitaͤt
Gar offt vnd viel verborgen ſteht.
Ein Kind weiß daß ein ſchwerer Stein
So geworffen mit Vortheil fein
Auffs Waſſer etliche ſpruͤng verricht.
Aber die Vrſach weiß es nicht /
Ein Glehrter Mann ſich vnterwindt /
Laͤſt nicht nach biß er Vrſach findt.
Er ſucht aber was er begehrt
Jn der Philoſophia werth.
Drumb wird ein Weiſer ſehen bhendt
Was ſey deß Authoris intent:
Daß er Kindiſche Sach einfuͤhr
Damit ers kuͤnſtlich demonſtrier,
Vnd alſo die Jugend angewehn;
Hoͤhere Sachen zu verſtehn.
Drumb Zoile wend ab dein Gſicht /
Mome deins tadlens duͤrffn wir nicht.
Dem Authori der Ruhm gebuͤhrt /
Weil er den Leſer delectiert.
(C. ex tempore. M. G. S. S. )
Das dritte.
WO der Wein gut iſt vnd gerecht /
Lobt er ſich ſelbſt am Reyen /
Wo er aber iſt gring vnd ſchlecht /
Muß man jhn erſt außſchreyen.
Alſo ich vor vnnoͤtig acht /
Diß Buch zu commendirn,
Welches ſich ſelbſt Lobwuͤrdig macht /
Wie der Leſer wird ſpuͤhren.
Jch bekenne mit Hertz vnd Mund /
Daß es mich thaͤt erfrewen /
Als ich nur darinn laß ein Stund /
Die Zeit thaͤt mich nicht rewen.
Jch bitt nun mehr O Freunde werth
Fahrt fort / halt nichtzu ruͤcke /
Dis Werck ewrem Nechſten verehrt /
GOtt geb euch Hail vnd Gluͤcke.
(F. S. P L. L. )
C iijDer
14Vorrede.

Der erſte Theil der Erquickſtunden / darinnen XC. Auffgaben vnnd Fragen / auß der Arithmetica oder Rechen Kunſt / genommen / begriffen.

WAs das Rechnen vor eine treffliche Kunſt / vnd was Nutzen ſie allen Staͤnden auff der gantzen Welt bringt / haben vor vielen vnd wenig Jahren / eine groſſe anzahl gelehrter Maͤñer in jhren Schrifften vmb - ſtaͤndlich außgefuͤhret / vnd Soñenklaͤrlich dar gethan; alſo daß ſolche allhie weitlaͤufftig zu ruͤhmen / vnd mit hohen Worten herauß zu ſtrei - chen / gantz vnnoͤtig; Wir laſſen vns aber einig vnd allein an deß tieff - ſinnigen vnd weltweiſen Manns Ariſtotelis Vrtheil von gedachter Kunſt begnuͤgen / welcher ſie allen Mathematiſchen Wiſſenſchafften weit vorziehet / vnd fuͤr die Edelſte darunter haͤlt; nicht allein wegen jhres groſſen Nutzes / ſondern auch weil ſie vor ſich ſelbſt vollkom̃en / vnd keiner andern Mathematiſchen Wiſſenſchafft zu jhrer Verrich - tung beduͤrfftig / da hingegen die andeꝛn faſt alle / mit huͤlff vñ zuthun der Rechenkunſt erſt jhre vollkommenheit erreichen. Anderer aller zugeſchweigen / wann wir nur die Singkunſt vor die hand nemen vnd wol erwegen / davon der gemeine Mañ fragen moͤchte / was ſie mit der Rechenkunſt gemein oder zuſchaffen haͤtte; ſo findet ſichs / daß es mit ſolcher ſo weit kommen / daß man die lieblichen Zuſam̃enſtimmungen auß den Zahlen vnd rechnen zuweg bringet / kuͤnſtlich zuſam̃ ordtnet vñ verſetzet / welches die Gelehrten dem Samiſchen weltweiſen Pythagora zuſchreiben: Dieſer als er vngefaͤr vor einer Schmitten fuͤruͤber gieng / eine ſchoͤne Zuſamſtimmung in den Haͤm̃er - ſchlaͤgen hoͤrete / in acht name vnd der ſach ferner nachdachte / befande / daß ein ſolche liebliche Zuſamſtimmung in beſchaffenheit der Haͤmer / nach dem ſie groß oder klein / ſchwer oder leicht / beſteht / vnd in der Rechenkunſt gegruͤndet ſey; Darauff dann die Harmoniſche progreſſion vnd Rechnung erfunden: Alſo daß die Singkunſt faſt in nichts anderſts als in einer Harmoniſchen Rechnung beſtehet: Geſchweige anderer Mathematiſchen Wiſſenſchafftẽ vnd Kuͤnſten von welchẽ eben deꝛgleichen in waar - heit kan geſagt werden. Nun iſts aber einem gelehrtẽ Mañ nit genug / was im Hauß - halten / vnd zur nahrung von noͤten / rechnen koͤnnen / welchs jhme auch ein gemeiner vnd vngelehrter leichtlich nachthun kan: Sondern daß er weiter in der Rechenkunſt fortfahre / die vrſach vnd grund gemeiner Rechnung / vnd andre wiſſenſchafftẽ ſo nit alle in die Kuchen tragen / oder den Beutel fuͤllen / erforſche vnd außkeible; Dannen - hero der weiſe Held Plato recht vnd wol geſagt: Die Rechenkunſt zu vielen dingen nutz vnd ſehr lieblich ſey / wañ mans der wiſſenſchafft halben / vñ nicht groß Gut damit zu erwuchern / lerne. Welchs wol in acht genom̃en der Wundermañ Archimedes, er ſich mit theils hohen vnd nuͤtzlichen / theils mit luſtigen / wunderlichen vñ in der Rechen -kunſt15deß erſten Theils. kunſt gegruͤndeten Auffgaben ergoͤtzet / auch andere damit zu erfrewen vnd vnterrich - ten an tag geben: Dañ iſt vnter andern das nit wunderlich vnd lieblich / wañ er eine Zahl ſetzet / welche gewiß / eigentlich vñ vnwiderſprechlich groͤſſer / als die Sum̃a aller Sandkoͤrnlein / ſo in der Hoͤle deß groͤſſern Him̃els ligen koͤndtẽ? da er doch ein Koͤrn - lein Sands nit groͤſſer nim̃et / als den zehentauſendſten theil eines Maenkorns; von welchem wir an ſeinem Ort auß fuͤhrlicher handlen werden. Vnd ob diß alles richtig vnd gewiß / ſo wirds doch von dem Poͤfel verlachet vñ vor vnmuͤglich gehaltẽ / welchs Archimedes vorher geſehen / vnd daß viel daruͤber lachen wuͤrden / zuvor geſagt. Wer den Beweiß Archimedis verſtehet / darffs nit glaubẽ / ſondern weiß es vngezweiffelt vñ gewiß. Vnd ob ferner diß nichts zur Nahꝛung deß Leibs hilfft / dienet es doch zur Nah - rung deß Gemuͤths vnd mehrung der Wiſſenſchafft! Was iſt aber einem Weltwei - ſen verſtaͤndigen Mañ lieber vnd beſſers / als taͤglich zu lernen / auch einig vnd allein / daß er viel wiſſe vnd erfahre / ſich zu bemuͤhen. Damit ich aber zu meinem Vorha - ben gereichen moͤge / iſt nicht vnbekannt / wie die vorneme vnd ſubtile Maͤnner Hiere - nymus Cardanus, Johannes Buteo, Nicolaus Tartalius vnd andere der Rechenkunſt Er - fahrne / in dergleichen luſtigen Rechnungen den Beweiß vnd Grund zu finden / ſich bemuͤhet: Nur ein Exempel zu erzehlen / ſo weiſen ſie die Vrſach / warumb 12 Per - ſonen an einem Tiſch ſitzend / jhre Stelle 47900 / 600 mahl / daß ſie nicht einmahl wie das ander geordnet / verendern moͤgen; Welchs der Rechenkunſt Vnerfahrne mit jhrer Vernunfft nimmermehr ergreiffen koͤnnen. Andere Rechenmeiſter als M. Johannes Widman / Henricus Grammateus, Adam Rieß / Gemma Friſius, Chriſto - phocus Rudolphus von Ciulen / D Georgius Heniſchius, Michaël Stifel. Simon Iacob von Coburg / die Nuͤrnbergiſche Newdoͤrffer / Iohannes Weber / Nicolaus Petri, Au - dreas Helmreich / Anthonius Schultz / ꝛc. haben nuͤtzlich: vnd gute Rechenbuͤcher / da - rinn nicht allein was zur Kauffmannſchafft vnd Haußhalten nothwendig / ſondern auch viel / ſo nur in der Wiſſenſchafft berichtet vnd beſtehet / etliches aber zu Erwe - ckung Kurtzweil dienſtlich / geſchrieben.

Zum Exempel / ſo einer ein Zahl in Sinn genommen haͤt - te / ſelbe zu errahten. Jtem / wann etliche Perſonen an einem Tiſch ſaͤſſen / darunter eine ein Ring angeſteckt haͤtte / durch Rechnung zu erfahren / welche Perſon den Ring habe / an welcher Hand / an welchem Finger / vnnd an welchem Glied. Jtem / ſo drey Sachen vnterſchiedlich von dreyen Perſonen verborgen wuͤrden / außzurechnen / welche jede Perſon genom -men /16Vorrede deß erſten Theils. men / vnnd was dergleichen artlicher Auffgaben vnd Fragen mehr ſeyn.

Weil ich dann in meiner Jugend mich mit ſolchen Auffga - ben auch vielfaͤltig delectiret vnd ergoͤtzet / hernach aber in zunemung meines Alters erfahren / daß ſolcher Auffgaben Grund vnd Beweiß zu erforſchen / nicht ſchlechten Nutz / hoͤ - herer Auffgaben Beweiß zu ergruͤnden / bringe / hab ich ſol - cher 90. auß deß Frantzoͤſiſchen Authoris vnd meinen colle - ctaneis zuſamm geſchrieben / vnd in folgendem erſten Theil dieſer Erquickſtunden / theils mit den demonſtrationibus vnd Beweiß / theils aber / damit dem leſer auch etwas außzu - dencken an die Hand gegeben wuͤrde / ohne Beweiß / an Tag geben. Der guͤnſtige Leſer woll damit vor lieb nemen / vnd ſolches zu ſeiner Ergoͤtzung / oder Nutzen nach belieben ge - brauchen.

Die17Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Durch Rechnung / die Zahl ſo ein anderer in Sinn genom - men / zu erfahren.

CHriſtoff Rudolff in ſeiner Schimpffrechnung / wie auch Simon Ja - cob von Coburg in der Beſchlußrechnung / ſeines Rechenbuͤchleins leh - rens alſo verrichten: Laß die Zahl ſo einer in Sinn genommen / Tri - plirn / das Triplat halbirn / das halb wideꝛ triplirn / vnd dir ſolchs Triplat ſagen: Theil es bey dir in 9 / was kommet / multiplicier mit 2 ſo haſt du ſeine Zahl. So es aber mit 9 nicht gerad kan abgetheilt werden / ſo addier zum Duplat noch eins.

Zum Exempel / einer hab 6 in ſinn genommen / die heiß jhn triplirn / thun 18 / halbirn 9 / wider triplirn 27. So er dir nun ſolche ſagt / vnd du mit 9 ab - theilſt / kommen 3 / mit 2 multiplicirt / gibt 6 die Zahl ſo in Sinn genommen worden

Solche deine diviſion aber zuverbergen / daß ſie vnvermerckt bleibe / ſo nimb etliche Zahlen ſo ſich mit 9 dividirn laſſen / daß nichts uͤberbleibe / als 90000 / 9000 / 900 / 90 / 81 / 72 / 63 / 54 / 45 / 36 / 27 / 18 / 9. Heiß jhn von dẽ letzten triplat / eine außdenſelben abziehen / welche du dann wilt / nach dieſem eine andere / biß er nim̃er 9 abziehen kan / mercke alsdann / wie offt in ſolcher Subtraction 9 von ſeinem Triplat genommen werde: frag auch letzlich / ob er noch eins davon nemen moͤge / damit du erfahreſt / ob noch etwas vorhan - den / welchs geſchicht / wann ſein Zahl vngerad geweſt / dupplier wie offt er 9 genommen / hat er letzlich das eins auch abgezogen / ſo ad dir dem duplat eins / wo nicht / ſo zeigt alsbald das Duplat ſeine Zahl / wie droben gemeldet.

Zum Exempel einer hab genommen 2452. Heiß jhns triplirn / kom̃en 7356 ſolchs halbier / wird 3678. ſolchs wider triplirn / gibt 11034. Heiß jhn von ſolcher Zahl ſubtrahirn 90000 / das kan er nicht / nenne jhme deß - wegen 9000 / das kan er abziehen / reſt 2034. Heiß jhn noch einmal ſubtra - hirn 9000 / das kan er nicht thun / heiß 900 abziehen / das wird er 2 mal thun / bleibt erſtlich 1134. Zum andern 234. davon 90 zweymahl / reſt erſtlich 144. Zum andern 54 ferner 81 / 72 vnd 63. kan er nicht abziehen / neñe 54. Dbleibt18Erſter Theil der Erquickſtunden. bleibt 0. davon kan er keine der vorgeſchriebenen Zahlen mehr nemen / frag deßwegen ob er noch eins davon nemen koͤnne / ſo ſoll ers thun / weil er nun ſagt nein / ſo kanſt du die Zahl errahten / als: 〈…〉

Ein ander Exempel / ſo er aber genommen 131. Heiß jhns triplirn / wird 393 / halbirn wird 196½ / ſolches wider triplirt / thut 589½. Heiß jhn ſub - trahirn 90000 / 9000 / 900 / das kan er nicht / aber 90 kan er ſubtrahirn 6 mahl / ſteht I. alſo 499½. II. 409½. III. 319½. IV. 229½. V. 139½. VI. 49½. Ferner ſubtrahirt er 45 / reſt . mehr eins / reſt . welches wir nicht weiter in acht nemen. 〈…〉

Oder zu vermeidung der Bruͤch / frag erſtlich / ob die Zahl gerad / oder vngerad / iſts gerad / ſo kompt kein Bruch / iſts vngerad / ſo heiß jhn eins dazu oddirn / ſolches wird zu letzt wider abgezogen.

Den19Erſter Theil der Erquickſtunden.

Den Grund vnd Beweiß ſolcher Handlung zu finden iſt nicht ſchwer / Dann / man multiplicirt zweymahl mit 3 / vnd halbirt zwiſchen ſolchen mul - tiplicirn einmal / welchs eben ſo viel / wann das multiplicirn auff einander kaͤ - me / vnd zu letzt das halbirn folgete. Weil aber mit 2 mal 3 multiplicirn / eben ſo viel bringt / als ſo man einmal mit 9 multiplicirt (wiewol jenes den Vnwiſ - ſenden verborgener) vnd das Product halbirt haͤtte. So ſolcher halbe Theil gegeben wird / kan man jhn wider duplirn / ſo iſt die Zahl 9 mahl / ſolche mit 9 dividirt / kompt fuͤr einmal / oder man theilt den halben Theil mit 9 / vnd du - plir zu letzt / bringt eins ſo viel als das ander: Weil nun die Vrſach ſolcher Regel bewuſt / kan jhme ein jeder mehr dergleichẽ Regel nach beliebẽ machẽ.

Zum Exempel / es habe einer in Siñ genommen 19. Heiß jhns duplirn / wird 38 / ſolchs mit 3 dividirn / wird 12⅔ / diß wider mit 2 multiplicirn / gibt 25⅓ / wann er dir nun ſolchs duplat anzeigt / dividirs mit 4 / kommen 6. ſolche triplir / gibt 18 / dazu eins wegen deßuͤberbleibens bey der diviſion 25⅓ mit 6 / ſo kommet die begehrte Zahl 19.

Ein Exempel mit einem Bruch: Einer hat genommen 15⅓ / heiß jhn ſolchs nach der erſten Regel triplirn / gibt 46. ſolchs halbirn gibt 23 / diß wi - der triplirn thut 69. Solche Zahl mit 9 dividirt bringt 7⅔. diß duplir / gibt 15 . Nach der andern Regel heiß jhn 15⅓ duplirn / gibt 30⅔ / ſolchs mit 3 dividirn bringt 10 $$\frac{2}{9}$$ / diß wider duplirn / bringt 20 $$\frac{4}{9}$$ . So er dir nun ſolche Zahl entdecket / dividir mit 4 / kommen 5⅑ / ſolche triplir / bringen 15⅓.

Die II. Auffgab. Durch Rechnung zu erfahren / wie viel ſtuͤck Gelt (derer doch uͤber 105. nicht ſeyn ſollen) einer bey ſich im Seckel trage.

Vorgedachte zween vortreffliche Rechenmeiſter lehren diß / an auch vorgedachten Orden alſo: Laß einen ſein Gelt erſtlich uͤberſchieſen / allzeit 3 auff einen wurff / frag wieviel uͤberblieben / Jſts ein ſtuͤck / ſchreib dafuͤr 70 / ſeynts 2 ſtuͤck / ſo ſchreib 2 mal 70 / iſt 140. Zum andern / heiß jhns mit 5 uͤber - ſchieſen / vnd wie offt eins uͤber bleibt / ſo manchmal ſchreibe 21. Endlich ſo laß jhns auch uͤberſchieſen mit 7. vnd ſo offt eins uͤberbleibt / ſo offt ſetz 15. Bring alle auffgeſchriebene Zahl in eine Summa / nimb davon 105 / ſo offt du kanſt / der reſt iſt die Zahl deß Gelts.

D ijJm20Erſter Theil der Erquickſtunden.

Jm fall aber ein oder das andermahl nichts uͤberbliebe / ſchreibe man dafuͤr auch nichts.

Begebe es ſich endlich / daß bey allen Abtheilungen nichts uͤberbliebe / were es eine anzeigung / daß deß Gelts 105 ſtuͤck geweſen.

Zum Exempel / einer haͤtte 32 ſtuͤck allerley oder einerley Muͤntz. Sol - che in 3 theil getheilet / bleiben 2 uͤber / dafuͤr ſetze 2 mal 70 / iſt 140. Ferner 32 mit 5 uͤberſchoſſen / laſſen wider 2 uͤber / dafuͤr ſchreibe 2 mahl 21 iſt 42. Letz - lich 32 mit ſiben uͤberſchlagen / laͤſt uͤberig 4. Dafůr geſchrieben 4 mahl 15 thut 60. Nun ſolche 3 Zahlen addirt geben 〈…〉 242 davon 105 zweymal abgezogen reſt 32 die begerte Zahl der Muͤntz.

Das ander Exempel: Einer hat genommen 30 / mit 3 vnd 5 vberſchoſ - ſen / gehet gerad auff / mit 7 aber bleibt 2 / dafuͤr nimb 2 mal 15 iſt 30.

Solche Regel iſt viel heimlich: vnd luſtiger als obgeſchriebene / doch muß hievon die Zahl / wie gedacht / nicht uͤber 105 ſeyn.

Der grund ſolcher Regel beſtehet darinn: wann man multiplicirt 3 mit 5 kommen 15 / vnd 15 mit 7 ſo erwaͤchſt die Zahl 105. von ſolcher abgezo - gen 5 mal 7 als 35 bleiben 70. Ferner 105 mit 5 dividiert gibt 21. vnnd dann letzlich gedachte Zahl mit 7 dividirt / bringt die dritte Zahl 15.

Die III Auffgab. Eine groͤſſere Zahl als 105. nach vorhergehender Regel zu errahten.

Wann man nun den Grund vorhergehender Regel hat / kan man viel ja vnendliche andre Regeln auff mehr Zahlen richten. Zum Exempel / manlaſſe21Erſter Theil der Erquickſtunden. laſſe die Theiler oder Zehler ſeyn 3 / 5 / 7 / 8 / vnd was durch uͤberſchieſſung 3 vnd 3 bleibt / multiplicter mit 280 / bey 5 mit 336. bey 7 mit 120 / letzlich mul - tiplicir auch den reſt bey 8 mit 105 / ſummier die Product vnd theil mit 840 / (dann dieſe Regel erſtreckt ſich biß auff 840 / weiln 3 mal 5 thun 15 / vnd 15 mahl 7 thun 105 / vnnd 8 mahl 105 thun 840.) ſo zeiget der Reſt die ver - borgene Zahl an.

Zum Exempel / einer habe genommen 100 mit 3 dividirt / bleibt eins / dafuͤr ſetz 280 / mit 5 / bleibt nichts / ſo ſetz auch nichts / mit 7 reſtirn 2 / dafuͤr ſetz 240. mit 8 bleiben 4 / dafuͤr ſetz 420. Addier vnd dividier mit 840. ſo kommet die begerte Zahl 100. 〈…〉

Dann ſo man dividirt 840 mit 3 kommen 280. mit 7 kommen 120 / mit 8 kommen 105. Letzlich weil 4 Zahl ſeynd / ſagt man 3 mal 3 iſt 9. vnd 7 mal 9 iſt 63 / vnd 8 mal 63 iſt 504 / ſolche ſubtrahire von 840 / bleiben 336 / vnd ſo viel ſetzt man fuͤr eins wann das Gelt mit 5 uͤber ſchoſſen wird. So man aber noch groͤſſere Zahlen erfahren wolte / koͤnte man nach gegebnen Regeln 5 / 6 / oder mehr Zahlen vor die Theiler erwehlen.

Die IV. Auffgab. Auff ein andre Manier eine Zahl zu finden ſo einer in Sinn genommen auß dem Frantzoͤſiſchen Authore.

Sag er ſoll ſeine Zahl dupliern / zum Product 4 addiern / die Summa mit 5 multipliciern / vnnd 12 zum Product addirn / ferner die Summa mit 10 multipliciern / vom Product 320 ſubtrahiern / heiß dir ſagen was uͤberbleibt / ſchneide von hinden 2 Nulla ab / ſo bleibt die begehrte Zahl.

Zum Exempel / Einer habe genommen 20.

D iij2022Erſter Theil der Erquickſtunden.

〈…〉 Hie iſt in acht zu nemen / daß der Frantzoͤſiſche Author ſagt / man ſoll hinten die Nulla wegwerffen / da er doch haͤtte / wie wir / ſagen ſollen: nur 2 Nulla. Dann nach deß Authoris meynung / ſo man in dem gegebnen Exempel die Nulla alle weg wuͤrffe / blieb nur 2 / da es doch ſolte 20 ſeyn.

Zum andern / darff man nicht eben mit 10 multiplicirn / wann man nur zu ende 32 abziehet / vnd hernach ein Nulla weg thut / als 〈…〉

Jedoch iſt deß Authoris Weg etwas verdeckter / vnd kan ſo bald nicht von dem Zuſeher gefunden werden.

Die23Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die demonſtration oder grund ſolcher wuͤrckung zu finden / iſt bekannt warumb nach dem erſten weg das eine Nulla zur rechten Hand weggeworf - fen wird: Dannn weil ich zu letzt mit 10 multiplicirt / ſo wider ein Nulla abge - ſchnitten wird / iſts wider mit 10 dividirt / wollen derwegen nur den andern weg demonſtrirn, vnd weiſen wo die 32 herkommen ſo man abzeucht / vnd warumb das reſiduum oder der Reſt eben die genom̃ene Zahl wider bringet: Weiln ich erſtlich mit 2 / hernach mit 5 multiplicier / iſts ebẽ ſo viel als wann ich mit 10 multiplicirt haͤtte / kaͤme alſo im geſetztẽ Exempel 200 / ferner weil ich 4 dazu thue / vñ die Sum̃a mit 5 multiplicire kom̃t mir vmb 4 mal 5 / das iſt 20 zuviel / vnd ſo ich endlich die droben geſetzte 12 dazu addire / kom̃et vmb 12 zu viel. 12 vnd 20 aber / thun 32 / die muͤſſen wider abgezogen werden.

Die V Auffgab. Eine Zahl auff eine andre Manier zu finden auß dem Frantzoͤſiſchen Buͤchlein.

Heiß die Zahl duplirn / vnd nach belieben eine gerade Zahl als 2. 4. 6. 8. 12. dazu addirn / laß halbirn vnd mit 4 multiplicirn / vnd 2 mal ſo viel als ad - dirt worden / ſubtrahirn / heiß dir endlich die Zahl ſagen / dividier ſie mit 4. So bekommeſt du die in Sinn genommene Zahl. 〈…〉

Die demonſtration vnd Grund findet ſich alſo: geſetzt man addir vnd ſubtrahir nichts / ſo kompt ſo viel wann man die Zahl duplirt vnd wider hal -birt /24Erſter Theil der Erquickſtunden. birt / als was im anfang geſtanden / ſo man nun ſolche Zahl mit 4 multiplicirt vnd wider mit 4 dividirt iſts richtig / daß wider ſo viel kommet als anfangs genommen worden: Damit aber die Sach etwas verdunckeiter vorgegeben werde / heiſſet man etwas dazu addirn / iſt nun letzlich die Frag / warumb man ſolche duplirn vnd ſubtrahirn ſoll? Antwort: weil ich nach dem duplirn eine gerade Zahl dazu gethan / ſo kommet / wann mans wider halbirt / die erſte ge - nommene Zahl halb / wie auch die dazu addirte. Wann man nun mit 4 mul - tiplicirt / kommet die erſte Zahl 4 mahl / vnd die dazu addirte Zahl zweymahl / deßwegen muß man ſie dopelt abziehen / vnd wider mit 4 dividirn / ſo bleibt die erſtgenommene Zahl allein uͤber.

Die VI. Auffgab. Auff ein andere Manier eine Zahl zu errahten Henrici Grammatei.

Laß die genommene Zahl halbirn / vnd beedes addirn / ſo ein halbs her - auß kaͤme / laß eins dafuͤr dazu thun / du aber behalte eins im Sinn: Laß die Summa wider halbirn / vnd beede Zahlen addirn / kommet im halbirn wider ein halbes / laß wie zuvor eins addirn / du aber behalte dafuͤr 2 im Sinn / heiß die letzte Summa mit 9 dividirn / oder brauch Zahlen ſo man mit 9 divi - dirn kan wie droben in der erſten Auffgab / ſo offt du 9 findeſt / ſo offt ſetz vier / vnd addir die behaltenen eins vnd zwey ſo derer vorhanden dazu / ſo findet ſich eine Summa der genommenen Zahl.

Weiln aber viererley Caſus oder Faͤll ſich hierinnen begeben vnd findẽ / wollen wir auff jeden Fall / zur beſſern Nachricht ein Exempel ſetzen.

Der erſte caſus oder fall iſt / wann ſich kein Bruch ereignet / die vorge - nom̃ene Zahl ſey 24. 〈…〉

Der25Erſter Theil der Erquickſtunden.

Der ander Fall iſt / wann nur im erſten halbiern ein Bruch kommet / die Zahl ſoll zum Exempel ſeyn 117. 〈…〉

Der dritte Fall / wann nur bey dem letzten halbirn ein Bruch kommet / die Zahl ſey 10. 〈…〉

Der vierdte vnd letzte Fall / wann bey beeden halbirn Bruͤch kommen / die Zahl ſey 7. 〈…〉

EDen26Erſter Theil der Erquickſtunden.

Den Grund vnd demonſtration ſolcher Regel zu finden / were mir ſchwer gefallen / wo nicht die edle Algebra das beſte gethan / auſſer ſolcher aber durch gemeines rechnen den Grund zu finden iſt das vornembſte / daß man wiſſe warumb man mit 9 muͤſſe dividirn / mit 4 aber multiplicirn. Wir nemen fuͤr vns an ſtatt der Zahl eins / dazu thun wir ½ wird / diß wider halb gibt ¾ zu thut 〈…〉

Nun ſetzen wir in die guldene Regel / nach art der Geſellſchafft Rechnung alſo: 〈…〉 gibt mir 54 / was gibt mir 1

So nun der Bruch einrichtet vnd verfuͤhret wird / ſtehet das Exempel alſo 〈…〉

Letzlich das Mitler mit dem foͤrdern dividirt / den quotienten mit 4 mul - tiplicirt / gibt die Zahl 24.

Hierbey iſt eine nothwendige Erinnerung in acht zu nemen: Dann ob gleich die Rechenmeiſter in jhren Buͤchern beſſerer Ordnung halben / jhre Schuͤler lehren / ſie ſollen in der guͤldenen Regel das Hinter vnd Mitler multiplicirn / was kompt durchs foͤrder dividirn / ſo iſts doch eben ſo viel / wañ man erſtlich das mitler durchs foͤrdere dividirt / hernach erſt mit dem hin - tern multiplicirt.

Warumb man aber bey Bruͤchen eins vnd zwey muͤſſe addirn / kan ein jeder ſelbſten leichtlich abnemen.

Die VII Auffgab. Eine in Sinn genommene Zahl nach Antonij Schultzen manier zu errathen / findet ſich in ſeinem Rechenbuch am 169 Blat.

Laß27Erſter Theil der Erquickſtunden.

Laß ſie mit 3 multiplicirn das Product halbirn / das halb mit 6 multi - plicirn / heiß dir das Product ſagen / dividirs mit 9 / ſo findet ſich ein quoti[enſ]der begerten Zahl gleich. Zum Exempel die zahl ſey 104. 〈…〉

Der ander caſus oder Exempel darinn ein Bruch vorkommet / 103. 〈…〉

Folget der grund ſolcher Regel. Wir wollen die gegebene zahl / welchs eben ſo viel halbirn / wird 52 / ſo ich ſolche nun triplir / hab ich 3 mal ſo viel / iſt 156 / ſolche Zahl mit 6 multiplicirt / kom̃en 936 / das iſt 18 mal ſo viel als 52. So ich nun 936 mit 18 dividirte / kaͤmen 52 / weil aber die erſt gegebne Zahl 2 mal ſo viel iſt als 52 / ſo dividier ich mit halb 18 das iſt 9. So muß noth - wendig die erſte Zahl herauß kommen.

Die IIX. Auffgab. Ein andere luſtige Art / eine Zahl zu nemen welche einer auff den Tiſch geſchrieben / ohne einige Frage wird gefun - den in Simon Webers Rechenbuch.

Laß einen ein Zahl ſo jhm beliebet ſchreiben / vnd duplirn / dazu nen - ne du jhme eine gerade Zahl zum Duplat zu addirn / nach deinem gefallen. Die Summa laß halbirn / vnd davon nemen die erſte Zahl / ſo bleibt uͤber derE ijhalbe28Erſter Theil der Erquickſtunden. halbe Theil deiner geraden genommenen Zahl / die kanſt du jhme alsbalden ſagen / daß nemlich dieſe die letzte geweſt welche er geſchrieben.

Zum Exempel / einer habe die Zahl 11 geſchrieben. 〈…〉

Hier bleibt 6 / welchs iſt der halbe theil auß deiner gerad genommenen Zahl.

Hierbey aber mercke / daß es mit einer vngeraden addirten Zahl glei - ches falls ſich thun laſſe. Als die Zahl ſey 7. 〈…〉

Solches ſtuͤck aber noch beſſer zu verbergen / kan man zur letzten Zahl noch eine dabey ein Bruch / addirn heiſſen: Zum Exempel im erſten Exem - pel zu 6. addire / kommet .

Die demonſtration findet ſich leichtlich / weil einer ſeine Zahl dupli - ret / vnd du eine Zahl dazu addirt haſt / als im erſten Exempel 12 ſo bilde dir ein du habeſt nur halb ſo viel das iſt hie 6 addirn vnd duplirn laſſen / ſo iſt dein vnd ſein Zahl duplirt / ſo man nun beede Duplat addirt vnd wider hal - birt / kommet wider ſo wol dein als ſein Zahl / in dem quotienten deßwegen / wann ſeine davon abgezogen wird / ſo bleibt deine Zahl.

Die29Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die IX Auffgab. Auff eine andere weiß / ohne Frage eine Zahl zu errahten / ſo ein andrer auffgeſchrieben / auß dem Frantzoͤſiſchen Buͤchl.

Heiß einen eine Zahl auff den Tiſch ſchreiben welche jhn beliebet / doch dir vnwiſſend: Du aber ſchreibe auch eine deines gefallens jhme vnbekannt in dein Schreibtafel / vnd was du jhme ſageſt er mit ſeiner Zahl thun ſoll / das verrichte auch mit deiner: Als / ſag er ſoll ſeine Zahl mit einer andern welche du wilt / multiplicirn / das Product mit einer von dir erdachten Zahl dividirn: den quotienten heiß wider mit einer Zahl deines gefallens mult[i]pli - cirn / vnd das Product mehrmahl mit ſeiner erſten Zahl dividirn / diß thu du auch alles: ſo bekommeſt du eben den quotienten / welchen der ander hat / kanſt deßwegen ſagen / was fuͤr ein Zahl der ander auffgeſchrieben / vnd iſt wunderlich zu vernemen.

〈…〉 〈…〉

Heiß jhn 4 mit 3 multiplicirn / vnd multiplicir auch du 6 mit 3 / kommen jhme 12 / dir 18. Zum andern dividirt beede Zahlen mit 2 / kommen jhme 6 / dir 9. Solche drittens mit 5 multiplicirt / kommen jhme 30 / dir 45. Dieſe beede zum vierdten wider mit 2 multiplicirt / kommen jhme 60 / dir 90. So nun ein jeder ſolche ſeine letzte Zahl mit ſeiner erſten dividirt / kommet jedem 15. Kanſt deßwegen jhme vngefragt ſagen / ſein letzter quotient ſey 15.

So du ferner ſeine erſtgenommene Zahl wiſſen wolteſt / kans durch ein einige Frag geſchehen / du aber muſt dich nicht ſtellen / als ob du ſein letzt ge - ſchriebenen quotienten wiſſeſt / heiß jhn zu ſolchem ſeine erſtlich genommeneE iijZahl30Erſter Theil der Erquickſtunden. Zahl addirn / vnd die Summa anzeigen / wann du nun dein letzten quotien - ten davon ſubtrahirſt / bleibet ſein erſtgenommene Zahl.

Auff die demonſtration vnnd Grund zu kommen / ſo iſt auß der 15 Auffgab deß 5 Buchs Euclidis bekant / weil die zwo Zahlen 4 vnd 6 jede mit 3 multiplicirt werden / daß ſich 4 zu 6 verhalten / wie in den productis 12 zu 18. Alſo auch weiln beede 12 vnd 18 jede mit 2 dividirt werden / auch 6 vnd 9 herauß kommen / verhaͤlt ſich 12 zu 18 wie 6 zu 9. deßwegen durch die 9 Auffgab deß 5 Buchs Euclidis, ſo verhaͤlt ſich auch 4 zu 6 / wie 6 zu 9. Vnd weil 6 vnd 9 wider mit einer Zahl als 5 multiplicirt werden / vnnd herfuͤr bringen 30 vnd 45 / verhaͤlt ſich wie droben 6 zu 9 / wie 30 zu 45. Deßwegen ſich auch 4 zu 6 verhaͤlt wie 30 zu 45. vnd weiln ſolche 30 vnd 45 mehrmal mit einerley Zahl als 2 multiplicirt werden / vnnd 60 vnnd 90 herfuͤr bringen / wird ſich obangezeigter vrſach halben 30 zu 35 verhalten wie 60 zu 90. Alſo auch die erſte zwo Zahl 4 zu 6 / wie 60 zu 90. Stehen deßwegen gedachte 4 Zahlen in der proportion alſo: 4 6 60 90

Deßwegen nach der 16 Auffgab deß 5 Buchs Euclidis, wann ſie fol - gender geſtalt verſetzt werden / ſeynt ſie auch proportionirt 4 60 6 90

Das iſt 4 haͤlt ſich zu 60 / wie 6 zu 90. Deßwegen wann 60 mit 4 di - vidirt wird / 90 aber mit 6 / muß vnwiderſprechlich jede diviſion einerley quotienten bringen.

Die X. Auffgab. Auff eine andere art vngefragt einem eine Zahl ſo er geſchrieben / zu ſagen.

Laß jhn eine Zahl erwehlen / du aber nimb auch eine wie in vorhergehen - der Auffgab. Multipliciret beede ein jeder ſeine Zahl / mit einer von dir ge - nannten Zahl / nenne ferner eine andere Zahl vnd addirts beede jeder zu ſei - nem Product / die Summa dividirt mit der Zahl damit man multiplicirt / von ſeim quotienten ziehe ein jeder ſein erſtlich genommene Zahl / vnd neme deine zu letzt uͤbergebliebene Zahl / die wird ſeiner gleich ſeyn: Setze er hab 7 / du 8. Seine31Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉 〈…〉

Ein ander Exempel mit Bruͤchen. 〈…〉 〈…〉

So du aber die genommene Zahl wiſſen vnd außſprechen wolteſt / ſo verfahre allermaſſen wie in nechſt vorhergehender Auffgab / als ſo er ad - dire zu kommet 10¼ / davon deine reſtirende Zahl 1⅓ reſt .

Die demonſtration iſt leicht / denn ſo man zwo Zahlen mit einer mul - tiplicirt / vnd das product wider mit dergleichen Zahl dividirt / kommen die erſt geſetzte Zahlen wider / weil man aber zu beeden gleiche Zahl addirt / wann ſolche mit einer Zahl dividirt werden / bringen ſie auch einerley quotienten / zu den erſten addirt / folgt wann man die erſten von den Summen ſubtra - hirt / daß gleiche Zahlen uͤberbleiben.

Hiebey iſt in acht zu nemen / daß man letzlich nicht mit einer jeden vnge - fehren Zahl dividirn ſoll / wie der Frantzoͤſiſch Author meynet / ſonſten moͤchten die quotienten kleiner fallen / als die erſt genommenen Zahlen / wel - che man deßwegen nicht ſubtrahiren koͤndte / wie auß folgendem Exempel zu ſehen:832Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉 〈…〉

Jſt deßwegen von noͤthen / daß man eben wider mit der jenigen Zahl di - vidire / mit welcher man multipliciret hat.

Die XI. Auffgab. Eine art eine Zahl zu errahten Gemmæ Friſii vnd einer hohen Perſon ſo ſich Guſtavum Selenum nennet in dero Cryptographia.

Heiß einen ſeine Zahl triplirn / das Product halbirn. So es nicht gerad auffgehet / heiß jhn eins dazu addirn / damit ers juſt ohne Bruͤch halbirn koͤn - ne / du aber mercke dafůr eins: das halbierte heiß jhn wider triplirn / vnd das Product halbirn / wanns nicht ohne Bruͤch ſeyn kan / laß eins wie zuvor da - zunemen / du aber behalt im Sinn 2. Frag jhn ferner wie offt er 9 in der letz - ten Zahl habe / ſo offt nimb 4 / vnd addir 1 vnd 2 dazu / wann du der gleichen im Sinn behalten / ſo du aber nichts behalten / darff auch zuletzt nichts dazu addirt werden / weil die Zahl alsbald kommet / wann man mit 4 multiplicirt. Zum Exempel die genommene Zahl ſey 7. 〈…〉

Damit33Erſter Theil der Erquickſtunden.

Damit er dir aber gar nichts ſagen doͤrffe / ſo brauche die neuner Zahl wie droben in der erſten Auffgab.

Weiln dieſe Auffgab faſt mit der ſechſten uͤberein kommet / wollen wir allhie wider finden / warumb man mit 9 dividirn vnd mit 4 multiplicirn ſoll / durch die Geſellſchafft Rechnung oder 12 Auffgab deß 5 Buchs Euclidis. 〈…〉

Die XII. Auffgab. Ein ſchoͤne Erfindung einem ein Zahl ſo er in Sinn genommen / ohne Erkantnuß einiger Zahl zu ſagen auß dem Frantzoͤſiſchen Buͤchlein.

Weil diß ein ſonder geheimes Stuͤck / hat es das anſehen / als habs der Frantzoͤſiſche Author mit fleiß dunckel vnd kurtz vorgebracht / vnd haͤtte ich nit auff die demonſtration geſehen / wuͤrde ich ſchwerlich darhinder kom - men ſeyn: Weiln aber in gedachter Auffgab ſich vielerley caſus oder Faͤll befinden / will ich ſolche ordentlich vnd deutlich erklaͤren.

Folgen hierauff etliche caſus darinn keine Bruͤch vorkommen.

Der I. Fall / wann man die letzer Zahl mit 2 nicht dividirn kan / vnd keine Bruͤche vorhanden.

Sag einer ſoll die in Sinn genommene Zahl halb nemen / das gan - tze vnd halbe addirn / die Summa wider halb nemen vnd zu dem gantzen ad - dirn. Ferner von ſolcher letzten Summa ſubtrahirt er das Duplat ſeiner Zahl das uͤbergebliebene letzlich das gantze kommen dividirt er mit 2 / ſo er nun ſagt er koͤnne es nicht thun / iſts eine anzeigung daß es eins ſey / ſo ſag du nun einmal 4 iſt 4 / vnd diß iſt ſein genommene Zahl. F434Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Der II. Fall wann man zu letzt mit 2 dividirn kan doch daß es keinen Bruch gebe.

Man verfaͤhret in dieſem Fall wie im erſten / wann aber die Subtracti - on verricht / heiß jhn das uͤberbliebene mit 2 dividirn / was kommt noch ein - mahl mit 2 vnd diß ſo lang biß es auffgehet.

Mercke ferner wann man nur einmahl mit 2 dividirt / ſo ſetze dafuͤr 2. Fuͤr 2 mahl 4. Fuͤr 3 mahl 8. Fuͤr 4 mahl 16. Fuͤr 5 mahl 32 ꝛc. Vnd alſo fort in gleicher Geometriſchen progreſſion, ſo weit es die notdurfft erheiſchet. Was du nun geſetzt multiplicier mit 4 / ſo kommet ſeine Zahl / die du jhme dañ kanſt anzeigen. Die Zahlen ſeynd zum Exempel: 8. 16. 32. 〈…〉 〈…〉 〈…〉

Der35Erſter Theil der Erquickſtunden.

Der III. Fall wann erſtlich bey den addirn Bruͤch vorfallen.

So die Zahlen ſich nit gerad halb nemen laſſen / das iſt wann ſie vnge - rad ſeyn / laſſe vor das halbe welchs kommet / ein gantzes ſetzen.

Jſt die erſte Zahl vngerad / ſo ſubtrahir gar zu letzt 3 von deiner ſumma.

Jſt aber die ander vngerad nur 2 / deßwegen ſo beede vngerad ſubtra - hirt man 5. 〈…〉 〈…〉 Wann aber beede ort vngerad / faͤllet der caſus zugleich in nachfolgende Re - gel / wann nemlich mit 2 dividirt wird vnd zu letzt eins uͤberbleibt.

Der IV. Fall wann die diviſion mit 2 angieng / vnd man wie droben mit 4 multiplicirn folte auch einer ſagte es blieb ein halbes ůber.

Jn dieſem Fall ſag jhm er ſoll das halbe nur fahren laſſen / du aber mercke bey der erſten diviſion eins. Bey der andern / ſo auch ein halbes kaͤme 2. Bey der dritten 4. Bey der vierdten 8. vnd ſo fort in ſolcher Geome - triſchen doppelten progreſsion. Wo aber an einem vnd dem andern Ort kein halbes uͤberbliebe merckte man auch nichts. Nun die genommene Zahl ohne einiger Zahl wiſſenſchafft anzuzeigen / ſo weiſtu wie offt man mit 2 dividirt / vnd daß man vors erſte mahl nimmet 2 / vors andermahl 4 / vors dritte 8 ꝛc.

F ijZum36Erſter Theil der Erquickſtunden.

Zum andern / ſo ſolche Zahlen auffgeſchrieben / addir die jenigen Zahlen (wo derer vorhanden) ſo wegen der letzern diviſionen gemercket.

Drittens multiplicir ſolche Summa mit 4 wie droben / vnd ziehe ab was wegen der erſten Halbierungen im Sinn behalten worden / ſo bleibet die begehrte Zahl / wie auß den folgenden Exempeln zu ſehen. 〈…〉

Vnd damit dieſe luſtige vnd verborgene Regel noch beſſer verſtanden werde / wolln wir noch ein Exempel / darinn eine groſſe Zahl / nemlich 1011 vorgegeben oder in Sinn genommen worden / hieher ſetzen. 101137Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Damit ich aber den Kunſtliebenden noch beſſer an die Hand gehe / will ich eine progreſsion Tafel zu ſchleuniger operation nothwendig / hieher ſetzen. 〈…〉

F iijWir38Erſter Theil der Erquickſtunden.

Wir wollen geliebter Kuͤrtze halben allhie nur den erſten Fall demon - ſtrirn / die andern aber ſo bald auß dieſem Grund zu finden / dem guͤnſtigen Leſer / zu erfinden / uͤberlaſſen.

So wir eins erwehlen / ſo koͤnnen wir finden / der wievielſte Theil darauß zu letzt uͤberbleibe / vnd warumb man mit 4 multipliciren muͤſſe. 〈…〉

So ich ein halbs zu eins thue / kommet / ſolchs wider halb iſt ¾ thut ſampt in einer ſumma davon 1 zweymal genommen / reſt ¼ / das iſt der vierdte theil auß dem erſten ſo eins war / ſolchen aber 4 mahl genommen gibt ein gantzes.

Die XIII. Auffgab. Ein ſehr kuͤnſtlich: vnd ſchoͤne Manier / durch Pronic Zahlen / eine groſſe Zahl / ſo jhme einer in Siñ genommen / zu errahten.

Was Pronic Zahlen ſeynd / lehret Michaël Stifelius auß dem Boëtio, ſuch in Chriſtoff Rudolffs Coß bald im anfang / da wirſt du findẽ / daß er alſo ſchreibt: vnd hie muß ich ein luſtiges Stuͤcklein anzeigen / auß Natur vnd Art der Pronic Zahlen.

Wann ich nimb ein Pronic Zahl / ſie ſey ſo groß als ſie woͤlle / kan ich durch ſie errahten / eine jede Zahl / ſo kleiner / vnd mir von einem andern ver - borgen wird.

Alſo thue ich: die genommene Pronic Zahl / dividir ich durch jhr Pronic wurtzel / ſo hab ich auß einer Zahl 3 Zahlen: Die Zahl ſo ich dividiert habe / den Theiler vnd den quotienten Zu ſolchen 3 Zahlen / nem ich auch die Qua - drat Zahl der Pronicwurtzel / diß ſeynd jetzt vier Zahlen. Zum Exempel / ſo ich dieſe Pronic Zahl 1260 haͤtte genommen / ſo kaͤmen mir:

1260. 35. 36. 1225.

So39Erſter Theil der Erquickſtunden.

So nun einer jhme heimlich dieſe Zahlverzeichnet haͤtte 666. vnd wol - te / ich ſolts errahten / ſo ſpraͤche ich: Dividier mir deine Zahl durch 35 / vnd ſag mir was uͤbrig bleibt: ſo muͤſte er ſagen daß allhie nur eins uͤbrig bleibe / diß multiplicir ich mit 36 (als durch meinen quotienten) ſo kaͤmen hie 36 / die behielte ich.

Zum andern hieß ich jhn ſeine Zahl dividirn durch 36 (als durch meinen quotienten) ſo wird er mir ſagen muͤſſen / es weren 18 uͤber blieben. Darumb wuͤrde ich 1225 mit 18 multiplicirn / ſo kaͤmen 22050. Dazu muͤſte ich ad - dirn das vorbehaltene / nemlich 36 / facit 22086. das muͤſte ich dañ dividirn durch 1260 / ſo wuͤrden 666 in der diviſion uͤber bleiben. Diß iſt die verbor - gene Zahl ſo ich ſoll errahten.

Das ander Exempel.

Einer verbirgt mir eine Zahl ſpricht ſie ſey groͤſſer als 1000 / vnd kleiner als 10000 / will von mir wiſſen / was es fuͤr eine Zahl ſey. Demſelbigẽ nach / neme ich dieſe Pronic Zahl 10100 / darumb daß ſie groͤſſer iſt als 10000.

Dieweil ich dann genommen hab dieſe Pronic Zahl 10100 / vnd jhr Pronicwurtzel iſt 100. vnd der quotient iſt 101. vnd das quadrat der Pro - niewurtzel iſt 10000 / ſo thue ich alſo:

Jch heiß dividirn die verborgene Zahl durch 100 / ſo ſpricht er mir blei - ben 75 uͤbrig / ſo kommen 7575 / die behalte ich.

Zum andern heiß ich die verborgne Zahl durch 101 dividirn / ſo ſpricht er: Es bleibt uͤbrig 37 die multiplicir ich mit 10000 / ſo kom̃ẽ 370000 / dazu ad - dir ich die behaltne 7575 / ſo kom̃en 377575 / die dividir ich durch 10100 / ſo bleiben uͤbrig 3875. als die Zahl ſo ich er rahten ſol / vnd kan kein andre ſeyn.

Hierbey iſt der Leſer zu erinnern / daß man etwas naͤher koͤnne procedi - ren / vnd daß man auch practicirn moͤge / ob gleich die verborgene Zahl kleiner als der diviſor oder Theiler.

So du eine Pronic Zahl genommen als 10100. ſprich nur ſchlecht zu ei - nem / er ſoll dir vnwiſſend eine Zahl auff den Tiſch ſchreiben ſo vnter 10100 / ſey ſonſten wie ſie woll: Dann ich ſetze einer haͤtte genommen 2 / ſo ſpraͤch ich er ſolte ſeine Zahl durch 100 dividirn / vnd ſagen was uͤberbleibt / oder ſo ers nit dividirn koͤndte / ſolte er dirs nit ſagen / ſonder ſein genom̃ene Zahl fůr die uͤbergebliebenen rechnẽ / ſo ſagt er es bleibt uͤber 2. Solche multiplicier ichmit40Erſter Theil der Erquickſtunden. mit 101 kommen 202. Zum andern heiß ich die verborgene Zahl wider di - vidirn durch 101 / ſo ſpricht er wider es bleibt uͤber 2 / die multiplicier ich mit 10000 / ſo kom̃en 20000 / dazu addier ich die behaltene 202 / werdẽ 20202 / die dividier ich durch 10100 / ſo bleibt uͤbrig 2 / als die begerte Zahl.

Jtem durchfolgende 4 Zahlen kanſt du finden / alle Zahlen ſo in 1000 10000 begriffen 1000 10000. 10000. 10001. 100000000.

Damit aber ein jeder dergleichen 4 Zahlen von ſich ſelbſt finden koͤnne / mercke man nachfolgende Regel in kleinern Zahlen proponirt:

Nimb ein Zahl vngefaͤhr als 12 / ſolche multiplicier in ſich ſelbſt wird 144 / dazu addier wider 12 / wird 156 / vnd diß iſt die erſte Zahl / 12 die ander. So man ferner 156 durch 12 dividirt / kommet 13 die dritte Zahl. 144 aber als das quadrat der zu erſt genommenen Zahl die vierdte.

Die XIV. Auffgab. So einer in eine Hand etliche Rechenpfennig / Nuß / Ducaten oder andre Materien genommen / ohne Rechnung nur durch zehlen / vngefragt zu ſagen wie viel deren ſeyn.

Laß einen etliche Rechenpfennig / ſtuck Gelts oder anders in die Hand nemen / du aber nimb auch etliche / doch mehr als er / welchs dem Augenſchein nach leichtlich geſchehen kan / in dem du ſiheſt ob er wenig oder viel ergreiffet / zehl deine / zum Exempel / du habeſt 18 / ſo ſprich er ſoll ſeine Rechenpfennig laut vnd oͤffentlich auff den Tiſch zehlen / ſo wolleſt du ſo viel darauff le - gen daß in allem 18 Rechenpfennig werden: Hernach aber noch ſo viel in Haͤnden behalten / als er gehabt habe / welchs dann zutreffen wird / er habe ſo viel vnter 18 als er wolle / zum Exempel er habe 10 / deßwegen 8 darauff ge - zehlt von deinigen / bleiben dir auch 10. Wenn ſeiner aber 12 geweſt / kaͤmen von den deinen 6 drauff vnd blieben dir auch 12. Welchs den Vnwiſſen - den auß der maſſen wunderlich vorkommet. Die demonſtration aber vnd Beweiß iſt leicht: Dann was du mehr haſt als er / beſtehet in deiner Zahl ſo du genommen / geſetzt in 18 / ſo du nun ſo viel weg thuſt als er zuwenig auff 18 / folget ja / daß dir muͤſſen ſo viel uͤberbleiben als er gehabt / daß du aber ebẽſo41Erſter Theil der Erquickſtunden. ſo viel weg thuſt als er zuwenig hat auff 18 / iſt gut zu errahten: Dann geſetzt er habe 7 zu wenig gehabt daß nicht 18 macht / deßwegen haſt du dieſelben zu viel / thuſt du nun ſo viel weg / ſo behaͤlteſt du ſo viel er vor gehabt.

Die XV. Auffgab. Einer nimbt ein Zahl in Sinn / welche ſo man ſie mit 2. 3. 4. 5. 6. di - vidirt / allzeit eins uͤberleſt / vnd mit 7 gantz auffgehet / iſt die Frag was diß fuͤr eine Zahl ſey?

Dieſe Auffgab pfleget man ſonſten damit ſie auch zu einem nutze ange - wendet / alſo auffzugeben: Einer traͤgt im Korb Eyr / die werden alle zerſtoſ - ſen / nun wolt man jhms gern bezahlen / wann er nur wuͤſte wieviel der gewe - ſen weren? doch ſagt er das iſt mir bewuſt / wann ich ſie zu paaren / Jtem zu dreyen / mehr zu vieren / ferner zu fuͤnff vnd ſechs ůberſchoſſen / allzeit eins - bergeblieben ſey / zu ſiben vnd ſiben aber keines / iſt die fꝛag wieviel der Eyr ge - weſen? Der Frantzoͤſiſche Author ſagt: Gaſpard Bachet eroͤrtert ſolche Frag gar ſubtil wie alle ſachen / allein weil er nichts allzuſchweres vnd ſubti - les hie gedencke einzufuͤhren / ſo woll er jhme begnuͤgen laſſen die Zahl alsbald zu neñen / welche mit 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / dividirt allzeit eins uͤberlaſſe / mit 7 aber ge - rad auffgehe / vnd iſt ſolche 301. Damit aber die Auffgab deſto vollkomme - ner ſey / hat mich vor gut angeſehen / ſolche Zahl zu finden / zweyerley art vor - zulegen. Erſtlich zwar etwas weitleufftig vnnd ohne ſonderbare Kunſt / zum andern aber durch eine gewiſſe vnd kurtze Regel.

Erſtlich weil die Zahl mit 7 gerad auffgehet iſts eine anzeigung / daß ſie entſpringe auß zweyen Zahlen derer die eine gewiß 7 Fahe deßwegen an 7 zu multiplicirn / mit 2 / 3 / 4 / 5 / ſo wirſt du erfahren daß keine dergleichẽ quali - taͤten vnd beſchaffenheiten haben / als die jenige ſo auß multiplicirung 43 mit 7 erwaͤchſt vnd 301 iſt. Nun muß aber wol in acht genommen werden daß mehr Zahlen ſolcher qualitaͤten als eine gefunden werden: Dann wann du von 43 fort multiplicireſt biß auff 103 / entſpringt 721 / als eine Zahl gleich - maͤſſiger Eygenſchafften: Es iſt aber beeder gefundenen Zahlen vnterſcheid 420. So nun mehr dergleichen Zahlen ſolten gefunden werden / ſtellte man ein Arithmetiſche progreſſion an von Zahlen / ſo einander allzeit vmb 420 uͤbertretten: ſo kan man derer viel nach belieben erfinden / wie folget 301. G721.42Erſter Theil der Erquickſtunden. 721. 1141. 1561. 1981 ꝛc. darauß erſcheinet / daß dieſe Frage / vielerley / ja vnendliche Facit haben koͤnne? vnd wo hierinn das Augenmaß nicht das beſte thaͤte / wuͤrde man ſelten eintreffen / oder man mag auch durch das Ge - wicht ſchlieſſen vnd vrtheilen: Dann nicht zu muthmaſſen / daß ein Perſon werde 721 Eyer oder mehr auff einmahl zu Marck tragen.

Zum andern finde eine Zahl ſo damit 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / auffgehe / das geſchicht wann du multiplicireſt 5 mit 6 wird 30 / dieſe Zahl kan man ſchon dividirn mit 2 / 3 / 5 / 6 / aber nicht mit 4 / ſprich deßwegen 4 mahl 30 iſt 120 / ſo haſt du die begertete Zahl / dazu addir eins wird 121. Wann nun ſolche mit 7 gerad auffgienge / haͤtten wir / allbereit die begehrte Zahl: Nun es aber nit geſchicht / dann es bleiben 2 / ſo ſubtrahier 2 von 7 / reſt 5. Ferner ſuch ein Zahl die in 120 getheilet / nicht mit 7 aber 5 uͤberlaſſe / vnd die iſt 600 / die addir zu eh - gefundenen 121 / kommet 721 / vnd iſt auch die begerte Zahl.

Hier auß iſt abzunemen der ſach juſt vnd Mathematiſch nachzukom̃en? man die Auffgab wie ſie erſtlich geſetzt (nemlich eine Zahl zufinden / welche die vorgegebene Eygenſchafften habe) gebrauche / die ander aber ſchwinden vnd fahren laſſe.

Die XVI Auffgab.

  • Es ſeynd 2 Geſellſchaffter / der eine hat in der Caſſa eine anzahl Reichsthaler / welche er doch nicht gezehlet. Der ander legt auch ein Summa Reichsthaler vngezehlt dazu / weiß aber ſo viel / wann ers zu 2 vnd 2 uͤberſchoſſen einer uͤbergeblieben ſey / zu 3 vnnd 3 aber 2. zu 4 vnd 4 aber 3. zu 5 vnd 5 / 4. zu 6 vnd 6 / 5. Letzlich zu 7 vnd 7 weren ſie auffgangen / weil er dann ſeine ſum - ma gern wider haͤtte / iſt die Frag wie groß ſolche geweſt ſey? Auß dem Frantzoſen.

Dieſe Frag hat eine gemeinſchafft wegen deß Fundaments mit vorher - gehender / deßwegen auch die Auffloͤſung faſt einerley / wie ſichs dann im practicirn befinden wird: Dann nach der erſten art / wann du die Zahl biß auff 17 mit 7 multiplicirt / wird kommen 119. die erſte begerte Zahl der Tha - ler. Die andre auch zu finden addier wie zuvor 420. ſo bekommeſt du folgen -de43Erſter Theil der Erquickſtunden. de Zahlen 119. 539. 959. 1379. ꝛc. Nun weil der facit ſo viel / ja vnendlich / wird man doch vngefehr wiſſen / ob der Thaler bey 100 / 500 / oder 900 ꝛc. geweſen / oder man kan durch das Maß deß Gefaͤß darinn ſie getragen wor - den / ein Gewißheit erlernen.

Nach der andern Manier mach es alſo: Such eine Zahl ſo in 2 / 3 / 4 / 5 vnd 6 auffgehet / iſt wie droben 120. ſubtrahir die gemeine differentz 1. Der erſten 5 theiler gegen jhrem reſt / bleiben 119 theil ſolche mit 7 / vnd weil nach der abtheilung nichts uͤberbleibt / iſt 119 die begehrte Zahl.

Die XVII. Auffgab. So einer eine Zahl uͤber 3 in Sinn genommen / ſolche zu erfahren / auß Simon Jacobs von Coburg Rechenbuch.

Jtem / nimb eine Zahl in Sinn ſo uͤber 3. ſey 19. Solche will ich auff folgende manier erfahren: Nimb ein Zahl ſo kleiner als 19 / vnd mit 3 auff - gehe / als 12. 9. 6 ꝛc. Geſetzt es ſey 12 / ſubtrahier 12 von 19 reſt 7 fuͤr eins: Theil 12 in 3 / kommen 4 fuͤrs ander: Nun addir 7 vnd 4 / werden 11 / die gib mir bekannt. Subtrahier auch 4 von 7 reſt 3 / die gib mir auch vnbekannt / Auß 11 vnd 3 nun ſoll ich 19 finden / geſchicht alſo: Dieweil jetzt der quotient 4 kleiner als der Reſt 7 / ſo duplier das Collect 11 werden 22. Zeuch allmahl ab den Reſt / als jetzt 3 bleibt 19 die gefundene Zahl. Da aber der quotient groͤſſer were / addirſtu allemahl den Reſt der jetzt 3 war / ob dir auch ein zweif - fel hierinn fuͤrfallen wolte / wirſt du doch deſſelben bald / da du ein wenig in zahlen geuͤbt / entledigt werden.

Damit du aber die ſach baß begreiffen moͤgeſt / will ich dir auch ein Ex - empel geben / darinn man den Reſt addirt: Die Zahl ſey wider 19. die Zahl ſo mit 3 auffgehet 18 / ſolche von 19 ſubtrahirt laͤſt uͤbrig eins / vnd 18 mit 3 dividirt / bringt den quotienten 6. Addir 6 vnd 1 werden 7 / vnd ſubtrahiere reſten 5. Sprich 2 mal 7 iſt 14 vnd 5 dazu iſt 19.

Ein ander Exempel darinn der Reſt dem quotienten gleich / in welchem fall man zu letzt weder addirn oder ſubtrahirn darff. Die genommene Zahl ſey 24. Die ander 18. Nun 18 von 24 reſt 6. vnd 3 in 18 auch 6 mahl. 6 vñ 6 macht 12 / vnd 6 von 6 gehet auff / deßwegen ſage ich nun 2 mal 12 iſt 24.

Jſt der Reſt dem quotienten gleich / ſo iſt die demonſtration am Tag /G ijiſt44Erſter Theil der Erquickſtunden. iſt der quotient aber groß / ſo iſt die differentz deſto kleiner / vnd hingegẽ iſt der quotient klein / ſo iſt die differentz deſto groͤſſer / daß alſo jmmer einerley Zah - len kommen muͤſſen.

Die XIIX. Auffgab. Vielerley Zahlen (deren doch keine uͤber 9.) ſo etliche Perſonen in Sinn genommen zu errathen / auß dem Frantzoͤſi - ſchen Tractatlein.

Setz es ſeynd erſtlich nur 2 Zahlen genommen worden / ſag A ſoll ſeine Zahl multiplicirn mit 2 / zum Product 5 addirn / die Summa mit 5 multipli - cirn / vnd 10 dazu addirn. Zu ſolcher Summa ſoll auch B ſeine Zahl addirn. Heiß dir dieſe Summa ſagen / ſubtrahier davon 35 ſo bleiben die 2 genom - mene Zahlen uͤber. Zum Exempel / einer als A habe genommen 3 / der an - der als B, 7. 〈…〉

So aber 3 Zahlen genommen worden / als A haͤtte 3. B 7. C 6. So operirte man wie zuvor / biß man kaͤme auff die ſubtraction. So hieſſe man noch ein Nulla hinter die Zahl ſetzen / vnd dazu deß C Zahl nemen. So nun ſolche Summa bekannt als hie 726 / ſo nimb davon 350 / ſo werden die 3 Zahlen uͤberbleiben / Alſo:345Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

So vier Zahlen genommen ſeynd / als: 3 / 7 / 6 / 9 / ſo operier wie zuvor / nur daß du jetzt 2 nulla fuͤr eins von dem ſubtrahirn addirſt / die 2 letzten Zahlen aber als deß C vnd D (als fuͤr eine) addirſt / hernach 3500 abzieheſt. So 5 Zahlen genommen wer - den addirt man 3 nulla / vnd nimbt davon 35000 / vnd alſo fort / ſo noch mehr Zahlẽ genommen werden / beſihe folgendes Exempel: 〈…〉

G iijWeiln46Erſter Theil der Erquickſtunden.

Weiln aber dieſe deß Frantzoſen art in den letzten Zahlen etwas zu kaͤnt - lich vnd gering / kan man die Kunſt beſſer verbergen: Wann man zu der letzten Zahl ehe man ſubtrahirt / noch eine gewiſſe Zahl thut / oder kurtz da - von / auch ſolche wieder ſubtrahirt wie ſolchs auff zweyerley manier folget: 〈…〉 〈…〉

Den grund ſolcher operation zufinden / erſtlich weil am tag / warumb zu letzt ein Zahl addirt vnd wider ſubtrahirt wird / alskurtz vorher im erſten Exempel 11 / im andern 12 / welchs dem Beweiß nichts gibt oder nimbt / ſon - dern nur die Kunſt verdecket / laſſen wir dieſe letzte operation auß. Zum an - dern weil man Nulla dazu thut / an derſelben ſtell Zahlen nimmet ſo vnter 9 / bleiben ſelbe Zahlen auch vnverwandelt / vnd ſeynd eben die Zahlen ſo man ſuchet / nun ligts jetzt an dem / zu wiſſen warumb man 35 ſubtrahirn muß / vñ die erſtgenommene Zahl 10 mahl / 100 mahl oder tauſendmahl komme / wie in vorher gehenden Exempeln. Erſtlich wann ich 5 addier ſo kompt hernach in multiplicirn mir 5 fuͤr ſelbe 25 / ferner weil ich 10 dazu addirt / muß auch hie addirt werden / thut 35. Wann aber ſolche addition außgelaſſen wuͤrde / multiplicirte man mit 2 vnd 5 Thut 2 mal 5 zehen / vnd dreymal 10 iſt 30 kommet alſo die erſte Zahl 10 mahl / vnd kommet an deß Nulla ſtatt deß B ge - nommene Zahl. Vnd dieſe demonſtration ſtehet alſo in der Algebra. 〈…〉

Die47Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die XIX. Auffgab. Etliche Zahlen / ſo von vnterſchiedlichen Perſonen vnterſchiedlich in Sinn genom̃en / zugleich zu errahtẽ / auß dem Frantzoſen.

Die Perſonen ſeynd entweder gerad oder vngerad / vnd damit wir die ſach deſto baß vernemen / wollẽ wir Regel vnd Exempel mit einander vorne - men / vnd erſtlich die Regel vngerader Perſonen: A hat in Sinn genom̃en 3. B 6. C 7. D 2. E 10. Heiß die erſt vnd ander addirn wird 9. die ander vñ dritte wird 13. die dritte vnd vierdt wird 9. die vierdt vnd fuͤnfft wird 12. die fuͤnfft vnd erſt wird 13 mercke dieſe Summen alle / ſchreib dazu I. II. III. IV. V. Ferner addir erſtlich die Summa vngerader Zahlen / als hie der er - ſten / dritten vnd 5. kommen 31. Hernach auch der geraden als nemlich der 2 vnd vierdten kommen 25. ſubtrahir 25 von 31 bleibt 6 als das Duplat der erſten Zahl / welche deßwegen ſeyn wird 3. vnd weil die erſt Zahl mit der an - dern 9 machet / ſubtrahir 3 von 9 bleibt 6 / fuͤr die ander Zahl / vnd weil die an - der vnd dritte machen 13 / ſo ſubtrahir 6 von 13 reſt 7 / fuͤr die dritte Zahl. Al - ſo weil die dritte vnd vierdte Zahl 9 machen / ſubtrahir 7 von 9 / reſtirn 2 fuͤr die vierdte Zahl: Letzlich weil die 4 vnd 5 Zahl thut 12 / ſubtrahir 2 von 12 / reſt 10 / die Zahl deß E.

So aber die Zahlen der Perſonen weren gleich geweſt / als 6 / vnnd A haͤtte genommen 2. B 3. C 4. D 5. E 6. F 7. So heiß wie zuvor je zwo vnnd zwo Zahlen ordentlich addirn / nur daß du die letzte nit zur erſten / ſondern zur andern als B addireſt. Nun laſſe die erſte Zahl auſſen / addier die dritte vnd fuͤnffte Summa: wie auch die ander / vierdt vnd 6 / ſubtrahier beede Sum - men von einander / ſo bleibt deß B duplat / ſteht alſo: 〈…〉

Nun48Erſter Theil der Erquickſtunden.

Nun 3 von 5 bleibt 2 die Zahl deß A. 3 von 10 / 7 F. 7 von 13 / 6 E. vnd 6 von 11 bleibt 5 deß D Zahl. Letzlich 5 von 9 bleibt 4 / die Zahl C. Alſo kan man auch mit wenigern oder mehrern Perſonen / groͤſſern oder kleinern Zahlen verfahren vnd operirn.

Zum Grunde dieſer Auffgab zugelangen / wollen wir ein Exempel mit 3 Zahlen vornemen. 1. 2. 3. weil ich nun allzeit 2 Zahlen in ein Summa bring / vnd jede Zahl 2 mahl nehme / folget / daß die 3 Zahlen als Summen 2 mahl ſo viel machen als die erſten Zahlen / als hie 3. 5. 4. thun 12 / iſt 2 mahl mehr als 1. 2. 3. deßwegen muß die erſte Zahl auff geſchehene ſubtraction doppelt uͤberbleiben / damit ſie aber alsbalden kommen / wie ſie an jhr ſelbſten iſt / nimbt man die 3 Zahlen 3. 5. 4. jede halb / kommen . 2. nun addirt vnd 2 / kommen davon reſt erſte begerte Zahl eins.

Laß dich aber hie nicht jrren / daß ich ſage die Zahl eins / da doch eins kei - ne Zahl ſondern nur ein anfang der Zahl iſt: Weil Euclidis andre defini - tion deß drittẽ Buchs lautet / eine Zahl ſey ein Meng von vnitaͤten zuſam̃en geſetzt. Gewiß iſts Euclides iſt recht dran / daß eins keine Zahl ſey / das ſagt er aber nicht: daß eins nicht an ſtatt einer Zahl ſtehen / oder keine Zahl ver - tretten koͤnne: dann man hin vnd wider in dem Euclide findet / daß er eins an ſtatt einer Zahl genommen / Alſo wers nicht vnrecht / wann mir einer ſa - get ich ſolte jhme vier Zahl in dupla proportione geben / wanns folgende weren: 1. 2. 4. 8.

Die XX. Auffgab. So einer ein Hebraͤiſch / Griechiſch / Lateiniſch oder Teutſches Wort haͤtte in Sinn genommen / durch rechnen zu erlernen was Wort es ſey?

Diß hab ich auff vorhergehende Auffgab gegruͤndet / vorher aber muß manwiſſen / daß der Hebreer Buchſtaben / Zahlen gelten / wie folget.

908070605040302010987654321
צפעסנמלכיטחזוהדגבא
400300200100
תשרק
Die49Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die Griechen laſſen jhre Buchſtaben auch Zahlen gelten / folgender geſtalt:

123456789102030405060708090100200
Αβγδεϝζηθικλμνξοϖ[ϟ]ϱσ
300400500600700800
τυφχψ[ ω]

Drittens weiln der Lateiner vnd Teutſchen Buchſtaben nicht alle Zahlen gelten / wollen wir fuͤr beede ein Alphabeth ſetzen / vnd mit Zahlen in gewiſſer Ordnung (ein andrer moͤchts anders verzeichnen) beſchreiben.

12345678910111213141516171819
Abcdefghiklmnopqrſt
2021222324
uwxyz

Wann nun die Alphabet alſo verzeichnet / koͤnnen wir zur praxi ſchreiten / wollen erſtlich ein Hebraͤiſches Wort nemen: Soll ſeyn הָדָר hadhar. Weil ſolch Wort 3 Buchſtaben / heiß dir ſagen die Zahl der zweyen letzten Buchſtaben Daleth vnnd Reſch. Thun nach obgeſatztem Alphabeth 204. dieſe Zahl merck. Heiß dir auch die Zahl deß erſten vnd letzten Buchſtaben als deß He vnd Reſch anzeichen iſt 205. Endlich auch der zweyen erſten als deß He vnd Daleth thun 9. die mercke auch / ſo ſeynd nun diß die drey Zahlen oder Summen:

204 205 9

Addier die 2 erſten Zahl / kommen 409 / davon die dritte reſtirn 400. Alſo die erſt vnd dritt / davon ſubtrahir die mitler bleiben 8. Endlich addir die an - der vnd dritte / ſubtrahir davon die erſte ſeyn noch uͤbrig 10. Steht alſo: 〈…〉

HSo50Erſter Theil der Erquickſtunden.

So du nun ſolche Zahlen halbirſt / vnd ſuchſt ſie oben im Hebraͤiſchen Alphabeth, ſo findeſt du das Wort הָדָר Hadhar.

Ein Exempel im Griechiſchen / wir wollen das Woͤrtlein μία nemen / ſo auch 3 Buchſtaben.

Der ander vnd letzte Buchſtab Jota vnd Alpha thun 11. Der erſt vnd letzt Mi vnd Alpha 41. der erſt vnd ander 50. So nun operirt wird wie zuvor / ſtehts alſo: 〈…〉

Einig vnd allein iſt hie in acht zu nemen / wie auch im Lateiniſch vnnd Teutſchen / daß die wort vmbkehrt kommen / wolte mans aber vor ſich leſen / muͤſte man folgende Regel in acht nemen: Addir erſtlich die ander vnd dritte Summa davon / ſubtrahier die erſte. Zum andern addier die erſte vnd dritte / davon ſubtrahier die ander. Letzlich addir die erſt vnd ander / nimb davon die dritte. Wollen zum Exempel das Wort Gvt nemen. Steht alſo: 〈…〉

So aber das Wort vier / fuͤnff oder mehr Buchſtaben haͤtte / handelte man mit den dreyen erſten allermaſſen wie zuvor / nur muͤſte man begehren / die Summa in ein vierbuchſtabichem wort deß dritten vnd vierdten / alſo in eim 5 buchſtabichen wort auch deß vierdten vnd fuͤnfften / vnd was fuͤr Zah - len auſſer vorhergehender praxi dazu kommen / mercket man abſonderlich:Wann51Erſter Theil der Erquickſtunden. Wann wir dann die Zahlen der drey erſten Buchſtaben gefundẽ / vnd wiſſẽ die Summa deß dritten vnd vierdten / ſo ſubtrahirn wir die dritt von ſolcher Summa / reſt die Zahl deß vierdten Buchſtaben / alſo verfaͤhret man auch mit den 5. 6. ſiebenden vnd andern. Zum Exempel ich wolte das Wort Gvtes finden. Die 3 erſten Buchſtaben finde ich wie zuvor / vnd haben wir vor gehabt die Zahl 7. 20. 19 dazu fuͤr die zween Buchſtaben es 5 vnd 18. ſeynd die addirte Zahlen 〈…〉

So wir nun die erſten 3 Buchſtaben / Gvt / gefunden / vnd der letzte t 19 mit dem 4 Buchſtaben 34 macht / ſubtrahirn wir 19 von 24 reſt 5 / als die Zahl deß vierdten Buchſtabens e. Alſo weil der vierdte vnd 5 thun 23 / ſubtrahirn wir 5 von 23 bleibt 18 / fuͤr das S.

Die XXI. Auffgab. So 3. 4. oder mehr Perſonen jeder eine Zahl ſo du auff den Tiſch geſchrieben in Sinn genommen / einem jeden die ſeine ohne Rechnung zu ſagen.

Geſetzt es ſeynd der Perſonen 4 / vnd die Zahlen alſo diſponirt vnd geordnet /

A14.15.11.6.B 12. 1. 7. 9. o 8. 13. 4. 2. D3.5.10.13.C
H ijNun52Erſter Theil der Erquickſtunden.

Nun ſprich zum A, er ſoll bey der Reye Ao. eine Zahl in Sinn nemen / ſetz er neme 15. B ſoll eine nemen zwiſchen Bo. ſetz 12. C zwiſchen Co. ſey 3. D zwiſchen Do. ſey 2. Wann ſolches verricht / muſtu die Zahlen anders ſchreiben vnd verſetzen / alſo daß die Reyen zwiſchen Ao. zu naͤchſt vmb das o komme / alſo biſtu gewiß daß deß A Zahl am naͤchſten bey dem Nulla iſt / welche vnter dieſen vieren aber genommen wird / folget / die 4 zwiſchen Bo. muͤſſen nach dieſen vieren in ebenmaͤſſiger Ordnung gelegt werden / ſo weiſt du auch daß deß andern blat gewiß das ander vom Nulla ſey / alſo verfahr auch mit der Zahl zwiſchen Co. vnd Do. ſo kom̃t die diſpoſition wie folget

A2.13.9.6.B 8. 3. 12. 14. o 11. 7. 10. 4. D15.1.5.13.C

Nun frage den A auff welcher Reyen ſein blat lige / ſo wird er ſagen zwi - ſchen Co. Nun weiſtu ſchon vnfehlbar daß es der naͤchſten eine beym o ſeyn muß / vnd jetzt in der Reyen Co ohne zweiffel 15 / ſeyn muͤſſe. Frag B ſo wird er ſagen zwiſchen Bo. So weiſtu zuvor daß eine iſt auß den vieren 12. 1. 7. 9. welchs die andern Zahlen in der ordnung vom o / vnd jetzt die Reyen Bo. da - zu / ſo iſts vnfehlbar 12. Deß C Zahl iſt zwiſchen Bo. vnd iſt 3. Das D zwi - ſchen Ao / 2. vnd iſt dem vnwiſſenden gantz verwunderlich zu ſehen / vnd diß koͤndte auch mit 5. 6. oder mehr Reyen verrichtet werden.

Die XXII. Auffgab. Ein uͤber auß artlich ſtuck ſo einer fuͤnffzehnerley Zahlen 3 vnd 3 in einem glied / vnd 5 in jeder Reyen diſponirt / durch verwechß - lung ſolcher diſpoſition vnd ordnung die jenige Zahl zuerrah - then welche ein anderer in Sinn genommen.

Die53Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die Zahlen ſeynd diſponirt wie bey N° I. darauß laß einen welche jhm beliebet / in Sinn nemen / ſetze es ſey 72. Nun frage jhn auff welcher Reyen es lige / antwort auff der erſten. So mercke daß dir die folgende Reyen als die ander die erſt ſey / die aber darauff die Zahl genommen die ander / die uͤbrige die dritte werde / vnd nach ſolcher ordnung diſponire die Zahl daß allezeit die Glieder ordentlich nacheinander erſetzt werden / vnd kompt wie bey II.

Heiß dir auch bey ſolcher diſpoſition ſagen auff welcher Reyen / ſeine er - wehlte Zahl ſey / antwort in der dritten / ſo laß dir wider die folgende als die erſte die erſte gelten / die vorgedachte die mitler / die ander die vnterſte / diſpo - nier wie zuvor / wie bey III. zu ſehen.

I. II. III. IV.
84.93.14.88.50.12.64.14.16.41.18.32.
32.41.15.41.93.72.93.50.10.50.14.88.
16.12.18.24.16.32.15.32.72.84.72.10.
24.50.64.84.14.15.12.18.84.16.24.12.
72.88.10.18.64.10.24.41.88.15.93.64.

Frag zum dritten in welcher Reyen die Zahl ſtehe / antwort auff der dritten / ſo diſponirs allermaſſen wider wie zuvor / ſo bekommeſtu die ordnung IV. Wann er nun zum vierdten ſagt / in welcher Reyen ſeine genomme - ne Zahl ſey / vnd antwortet in der andern / ſo iſts gewiß allzeit die mitler Zahl als hie 72. Wann man aber noch einmal dergleichen diſponirt haͤtte / doͤrffte es nicht ferners fragens / dann ſolchs richtig vnd gewiß in die mitte der mit - lern Reyen kaͤme: Weiln mir aber dergleichen operation anfangs etwas wunderlichs vorkommen / habe ich auff fleiſſiges nachſinnen die Vrſach ſolcher Verrichtung gefunden wie folget:

Erſtlich muß man zugeben / wann eine Zahl einmahl genommen wird / welche in der mitlern Reyẽ die mitler iſt / daß ſie nach obgedachter diſpoſition richtig wider in die mitte an jhre vorige ſtelle gelange / dann weil ich die vor - hergehende Reyen nimb vnd davon die erſten 2 Glieder beſtelle / weniger ei - ner Lucken / neme aber von der mitlern Reyen noch 3 / ſo kommet ja die mitler Zahl wider in die mitte / blieb alſo wann mans tauſend vnd mehrmal veren - derte allzeit in der mitte: dazu ſo gehen allzeit 7 Zahl vorher vnd folgen 7 / ſo kommet ja das achte in die mitte / faͤhlte alſo die Kunſt in dieſem fall nicht.

H iijJn54Erſter Theil der Erquickſtunden.

Jn dem andern fall aber / kommet die erwehlte Zahl nach verrichter an - dern diſpoſition, erſt recht in das centrum oder die mitte / vnd geſchihet / wann die mitler in der erſten oder andern Reyen erwehlet wird: Dann weil ich wider vorhergehende Reyen nimb von oben her damit die Glieder an - ordne / wird die genommene Zahl wider die achte / vnd mitlere / iſt ſie nun ein - mahl in die mitt kommen / laͤſt ſie ſich / wie ſchon erwieſen / nim̃er darauß trei - ben / man verſchreibe die Zahl ſo offt man will / doch nicht wider vnſer Regel.

Zum dritten kommet die in Sinn genommene Zahl erſt nach dritter ver - richter diſpoſition ins centrum; wann man das ander von oben oder vn - ten her in den Reyen genommen: Vrſach / ſo man die Zahl nach gegebener Regel verſetzet zum andernmahl / ſo kaͤme ſie in die mitte der dritten Reyen / dann es were die 9 Zahl ſo muͤſte ſie an den 9 ort kommen / ſo folgt wañ man noch einmahl diſponirt / daß die Zahl ins centrum kommen / were ſie die an - der von vnten auff / ſo kaͤme ſie in die mitte der erſten Reyen / als das 7 blat.

Zum vierdten kommet das geſehene blat nach vierdter verrichter diſpo - ſition in das centrum, wann die oͤberſten oder vnterſten in der Reyen ge - nommen werden: dann ſo man die oberſte Zahl in der erſten Reyen genom - men / vnd man einmahl diſponirt haͤtte / wuͤrde die erſte Zahl die zehende wer - den / vnd deßwegen die 4 in der erſten Reyen. Nun iſt kurtz vorher demon - ſtrirt worden / daß ſo die vnter ohn eine genommen werde / nach der dritten di - ſpoſition / erſt ſolche Zahl richtig ins centrum komme / Es iſt aber hiemit eine vnd die andre damit die Zahl an gedachtes ort gebracht / allbereit verrichtet / deßwegen wann mans noch zweymahl diſponirt / muß die in Sinn genom - mene Zahl in die mitte kommen.

So man aber in einer Reyen 6 Zahlen geſchrieben haͤtte / kaͤme nach 3 mahl verrichter verwechßlung / die begehrte Zahl allzeit von oben her an die 10 ſtelle / mit 7 Zahlen gehts wie mit 5 / dieſem mag der guͤnſtige Leſer ſo es jhme beliebet mit fleiß ferner nach dencken.

Die XXIII Auffgab. Ein ander ſchoͤnes ſtuͤck / vnter ſechtzehen auffgeſchriebenen Zah - len / die jenige ohne rechnen zu erforſchen / welche ein anderer in Sinn genommen.

Ordne55Erſter Theil der Erquickſtunden.

Ordne ſechtzehen Zahlen 2 vnd 2 in ein Glied / vnd 8 in eine Reyen / wie bey N° I. folget. Heiß einen eine darauß in Sinn nemen / ſetze es ſey 9. Frag auff welcher Reyen? Antwort auff der erſten / ſo fahe vnten an die Zahlen nach einander zu endern vnd verſetzen / wie bey II. zu ſehen / frag wider auff welcher Reyen die Zahl ſey? Antwort: auff der andern / ſo fahe auff der andern Reyen von vnten wider an / vnnd diſponir die Zahlen / zum dritten mahl / daß ſie kommen wie bey III. zu ſehen? frag zum dritten auff welcher Reyen die Zahl jetzt ſtehe? Antwort: auff der erſten Reyen. So diſponier zum vierdten mahl vnd frag zum letzten / wo die Zahl ſtehe / antwort auff der erſten Reyen: So iſts gewiß die vnterſt Zahl als hie 9.

Die Vrſach ſolcher operation zu finden: iſt vor allen dingen zu wiſſen: daß / ſo eine Zahl genommen welche die vnterſte auff der Reyen / ſelbe vnſerer diſpoſition nach / nimmermehr von derſelben ſtelle kom̃e: Dann wir ſchrei - ben die Zahlen allzeit von vnten auff / vnnd bleibt die vntere der erwehlten Reyen allzeit die vnterſte: Deßwegen folget wann im anfang die vnterſte Zahl genommen / vnd man die Zahlen gleich 4mahl diſponirte / daß doch vn - ſer operation ſtatt habe / vnd richtig ſey.

IIIIIIIV
I3221427712
II8439141024
III117413311105
IV61281891201413
V914710412116
VI18131112013538
VII12010125861201
IIX. 1561181918

So man das fuͤnffte von vnten auff nimmet / kompts alßbald / nach dem man zweymahl diſponirt gantz vnten: Vrſach wann ich die Zahl vnſerer Regel nach verender / ſo wird gedachte Zahl die 9 / welche dann zu vnterſt kommet. Jſt ſie nun einmahl vnten / ſo bleibt ſie allda / man endre die Zahl nach vnſerer Regel ſo offt man will.

So man die dritte oder 7 Zahl erwehlet / kommen ſie erſt bey der drittenVer -56Erſter Theil der Erquickſtunden. Verwechßlung gantz vnten / folgt deßwegen daß ſie auch bey der vierdten gantz vnten bleibe.

Die andre Zahlen / wie ein jeder ſelbs probirn kan (als die vierdte vnd ſechſte) kommen erſt bey der vierdten Verenderung gantz vnten / vnd deß - halben iſt die allgemein Regel auff viermahl zu diſponirn gemacht worden.

Die XXIV. Auffgab. So eine Perſon ein Ring an ein Finger geſteckt / zu rechnen an welchem er ſtecke.

Es ſeynt von vnterſchiedlichen Authoribus, dreyerley Fragen wegen deß Ring verbergens auffgeben worden.

Erſtlich wann man nur ein Hand nimmet / vnd findet an welchem Fin - ger derſelben / der Ring ſtecke.

Zum andern wann etliche Perſonen ſitzen / darunter eine ein Ring an - ſtecket / vnd man rechnet / welche Perſon den Ring hat / an welchem Finger vnd Glied.

Drittens wann man rechnet welche Perſon vnter vielen den Ring ha - be / an welcher Hand / Finger vnd Glied / welchs das kuͤnſtlichſte iſt.

Die erſte Frag bringt eine hohe Perſon / ſo ſich Guſtavum Selenum nennet in jhrer Cryptographia am 487 blat alſo fuͤr: Der Daum ſoll gel - ten eins. Der Zeiger 2. Der Mittelfinger 3. Der Goldfinger 4. Der Kleine finger 5.

Heiß einen ein Ring an die rechte Hand ſtecken / die Zahl deß Fingers duplirn / dazu die Zahl der andern Finger addirn / vom aggregat aber 15 ſub - trahirn / wz uͤberbleibt / weiſet dir den Finger / wie auß folgendeꝛ Tabellzuſehẽ.

Daum.Zeiger.Mittelf.Goltf.Kleinf.
12345
22222
246810
1413121110
1617181920
1515151515
12345
Zum57Erſter Theil der Erquickſtunden.

Zum Exempel einer haͤtte den Ring an dem Goltfinger / ſo multiplicirt er ſeine Zahl mit 2 werden 8. Dazu ſoll er ſetzen die andre Zahl der Finger 1. 2. 3. vnd 5. thun 11. vnd 8 dazu iſt 19. Davon 15 reſt 4 die Zahl den Goltfinger bedeutend.

Die demonſtration betreffend beruhet ſie in dem / daß man vor allem wiſſe / warumb man 15 ſubtrahirt: Die 5 Zahlen thun zuſam̃ 15 / deßweg[]wann ich eine zweymahl nimb / das iſt / wann ichs mit 2 multiplicier / kommet ſo viel uͤber 15 zu 15 als die multiplicirte Zahl / deßwegen wann man 15 ſub - trahirt / ſo muß oben die Zahl bleiben / welche man mit 2 multiplicirt hat.

Die XXV. Auffgab. So etliche Perſonen an eim Tiſch ſitzen / vnd eine darunter ein Ring an - geſteckt / zu erfahren / welche Perſon ſolche ſey / an welchem Finger ſie den Ring habe vnd an welchem Glied / auß dem Adam Rieſen vnd Chriſtoff Rudolff.

Schreib fuͤr die Perſonen ordentlich die Zahlen / 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. ꝛc. Damit man alſo wiſſe / die wievielſte Perſon ein jede ſey. Jtem der Daum der lincken Hand wird fuͤr den erſten Finger gerechnet / der kleine Finger der rechten Hand fuͤr den ſechſten. Jtem das obere Glied an einem jeden Fin - ger fuͤr das erſte.

Wann nun diß alles zuvor wol in acht genommẽ / ſo fahe an / laß die Per - ſon ſo den Ring angeſteckt jhre vor ſich geſchribene Zahl duplirn / vnd 5 zum duplat addirn / das aggregat mit 5 multiplicirn: Dann / die Zahl deß Fin - gers dazu addirn / die Summa mit 10 multiplicirn / zum Product das Glied addirn: Heiß dir dieſe Summa anzeigen / ſubtrahir davon 250 / ſo bleiben uͤber 3 Figurn / deren die erſte zur Lincken / bedeut die Perſon / die folgende vnd mitlere den Finger / die letzte vnd dritte das Glied.

So in der mitte ein Nulla gefunden wird / ſo ſteckt der Ring am 10 Fin - ger / vnd muß deßwegen von der erſten Zahl eins ſubtrahirt werden / ehe man die Perſon nennet. Zum Exempel / die ſiebende Perſon hat den Ring am andern Glied deß vierdten Fingers.

Heiß ſie 7 duplirn / werden 14 / dazu 5 iſt 19 / mit 5 multiplicirn / kommẽ 95 / dazu 4 als deß Fingers Zahl thut 99. Solche mit 10 multiplicirn / werden 990. Letzlich 2 als die Zahl deß Glieds dazu thut 992. Diß heiß dir ſagen /Jſubtra -58Erſter Theil der Erquickſtunden. ſubtrahier davon 250. bleiben 742. So ſprich nun die 7 Perſon hab den Ring am 4 Finger vnd andern Glied.

Wann aber auff den Abzug geblieben were 1201. So haͤtte die 11 Perſon den Ring am erſten Glied deß 10 Fingers / das iſt am Daumen der rechten Hand.

Die demonſtration betreffend / beſihe die XIIX. Auffgab / darinnen wirſt du ſie finden.

Die XXVI. Auffgab. So 12. weniger oder mehr Perſonen ſaͤſſen / vnd eine ein Ring an den Finger ſteckte / durch Rechnung die Perſon / Hand / Finger vnd Glied zu erkundigen.

Der Frantzoͤſiſche Author ſetzt nur von 9 oder 10 Perſonen / vnd wei - ſet auch die Hand zu finden / wir wollen hie M Daniel Schwenters manier ſetzen / welche von den Zuſehern am wenigſten kan gemercket werden.

Es moͤgen an einer Tafel ſitzen 1000 mehr oder weniger Perſonen / denſchreibet man wie in vorher gehender Auffgab vor die Zahlen 1. 2. 3. 4. 5 ꝛc. vom erſten biß zum letzten. Darnach laͤſſet man die lincke Hand die er - ſte ſeyn / die Rechte aber die ander. Drittens ſo ſoll das oberſte Glied jedes Fingers fuͤr das erſte gerechnet werden / das folgende fuͤr das ander / vnd dañ das dritte an den Fingern ſo 3 Glieder haben / fuͤr das dritte. Der kleine Finger der lincken Hand iſt der erſte: hingegen ſo iſt der Daum der rechten Hand der ſechſte.

Nun heiß die Perſon ſo den Ring angeſteckt jhre vor ſich geſchribene Zahl duplirn / zum Duplat 5 addirn: Das aggregat mit 5 multiplicirn / zum Pro - duct 11 addirn wie auch die Zahl deß Fingers die Sum̃a wider mit 10 mul - tiplicirn / dazu 11 vnd die Zahl deß Glieds addirn / laß dir ſolche Summa letzlich ſagen / ſubtrahir davon 2621 / das uͤber gebliebene weiſet dir alles or - dentlich wie folget: Die erſte Zahl gegen der rechten Hand weiſt das Glied. Die ander darnach den Finger. Die dritte folgende die Hand / vnd dañ was noch uͤberig alles die Perſon / es ſeyn ſo viel Zahlen als jmmer ſeyn moͤgen.

Zum59Erſter Theil der Erquickſtunden.

Zum Exempel die 21 Perſon hab den Ring an der lincken / das iſt an der erſten Hand / am vierdten Finger oder dem Zeiger / am dritten Glied als am vnterſten. Steht alſo: 〈…〉 die demonſtration nimb wie zuvor auß der XIIX Auffgab.

Die XXVII. Auffgab. So einer in ein Hand eine guldene / in die ander aber eine ſilberne Muͤntz verbirget / durch Rechnung zu er - fahren / in welcher Hand die guldene Muͤntz verborgen.

Solches zu practiciren findet man in der Cryptographia Guſtavi Seleni fol. 887. Alſo:

Geſetzt das Goldſtuck halte 28 Patzen: das ſilberne Stuck aber 25. J ijNun60Erſter Theil der Erquickſtunden. Nun muß das Stuck in der rechten Hand allzeit triplirt / vnnd das in der Lincken duplirt werden: Heiß beede Zahlen addirn / frag ob das aggregat gerad oder vngerad. Jſts gerad / ſo iſt das Goldſtuck richtig in der rechten Hand / iſt vngerad / ſo iſts in der Lincken. Man iſt aber hie nicht eben daran gebunden / daß man triplirn vnd duplirn muͤſſe / man mag mit jeder gerad: oder vngeraden Zahl multiplicirn.

Man moͤchte auch dieſe Auffgab vorgeben wie der Frantzoͤſiſche Au. thor: Wann du dem A vnd B vorgelegt zweyerley Muͤntz / derer eine gel - te 15 / die andre 10 Kreutzer / ſo laß jeden dir vnwiſſend eine in die Haͤnde verbergen: Nun nimb vor dich 2 Zahlen ein gerade / vnnd eine vngerade / als 2 vnd 3. Heiß den A die Zahl ſeiner Kreutzer mit 2 multiplicirn / den B aber ſeiner Kreutzer Zahl mit 3 / heiß ſie auch beede ptoducta addirn laß dir endlich die Summa ſagen / oder ſihe wie du ſie ſunſt bekommeſt: als heiß dir die helfft ſagen / iſt kein Bruch dabey / ſo iſt die Zahl gerad geweſt / im wi - drigen aber vngerad: verfahre alsdann damit wie zuvor.

Zum Exempel es habe einer das Goldſtuck in der Rechten / das Silber - ne aber in der Lincken. 〈…〉 〈…〉

Weil ſolche letzere Zahl mit 2 auffgeht / folget / daß das Goldſtuck in der rechten Hand ſey.

Der Grund dieſer operation iſt nicht weit her zuholen / dann wann ich eine gerade Zahl mit 3 multiplicier / muß das product wider eine gerade Zahl bringen. Zum andern kommet auch ein gleiche Zahl / wann ich die andre Zahl mit zwey oder einer andern gleichen Zahl multiplicier / deßwe - gen wann ich ſie beyde addier / muß wider eine gerade Zahl folgen. Hinge - gen wann ich eine vngerade Zahl mit 3 multiplicier / muß wider eine vngeꝛadeZahl61Erſter Theil der Erquickſtunden. Zahl erwachſen / dazu wider eine Zahl / iſt die Summa vngerad / vnd muß die vngerade Muͤntz in der Rechten gehalten werden.

Dahero am tag / wann man zweyerley Muͤntz nemen will / daß der ei - ne werth den Patzen oder Creutzern nach gerad / der andere aber allzeit vn - gerad ſeyn muͤſſe.

Die XXVIII. Auffgab. So drey Perſonen / jede von dreyerley vnterſchiedlichen Stucken eins in Sinn genommen oder verborgen / zu erkuͤndigen welches Stuck jedweder genommen?

Von dieſer Auffgab haben ſehr viel geſchrieben / als Gemma Friſius. Chriſtoff Rudolff. Antonius Schultz. Simon Jacob von Coburg / vnnd vnſer Frantzoͤſiſcher Author. Friſius nimbt fuͤr die 3 Stuck A. C. B. Rudolff eine Pfeiffen / ein dutzend Noͤſtel / vnnd ein Taͤſchlein. Schultz ein Gulden / Thaler / Ring. H. Guſtavus Selenus eine Guldene / Silberne vnd Bleyrne Muͤntz: oder anderſt die drey Planeten . Vnſer Au - thor einen Ring / Cronen vnd Handſchuch / ein jeder mag die nechſten drey Stuck nemen ſo jhme in einem Gemach vnter die Hand ſtoſſen. Fuͤr die 3 Perſonen nimb er Petrum, Claudium, Martinum; Gibt Petro einen Rechenpfennig in die Hand / Claudio zween / vnd Martino drey: Oder ſchreibt Petro eins fuͤr / Claudio zwey / Martino drey. Nun legt er an - der 18 Rechenpfennig auff den Tiſch vnd ſagt: Wer vnter euch dreyen den Ring als das erſte Stuck verborgen / der nemb von den 18 Rechenpfen - nigen in die Hand einmahl ſo viel als er zuvor drinn hat. Wer die Cro - nen nimmet zweymahl ſo viel als er in Haͤnden / vnnd wer den Hand - ſchuch verbirget / viermahl ſo viel: Wann du nun abgetretten / vnnd die Perſonen angedeuter maſſen alles verricht / ſo komme wider / ſihe wie viel von den 18 Rechenpfennigen noch auff dem Tiſch ligen: vnnd beſihe fol - gende Tafel:

J iijRechen -62Erſter Theil der Erquickſtunden.
Rechenpfennig ſo noch uͤbrig.Perſonen.Stuͤck.
1Petrus. Claudius. Martinus. Ring. Cronen. Handſchuch.
2Petrus. Claudius. Martinus. Cronen. Ring. Handſchuch.
3Petrus. Claudius. Martinus. Ring. Handſchuch. Cronen.
5Petrus. Claudius. Martinus. Cronen. Handſchuch. Ring.
6Petrus. Claudius. Martinus. Handſchuch. Ring. Cronen.
7Petrus. Claudius. Martinus. Handſchuch. Cronen. Ring.

Das iſt bleiben drey Rechenpfennig uͤber / ſo ſuch drey in der Tafel zur lincken Hand / vnd ſprich auß was nach ſolcher Zahl gegen der Rechten fol - get / als nemlich: Petrus habe den Ring. Claudius den Handſchuch. Martinus die Cronen. Viere aber ſtehet nicht in der Tabell / weil niemah - len vier Rechenpfennig uͤberbleiben koͤnnen.

Well man aber obgeſetzte Tafel nicht allzeit zur Hand / lehrt der Fran - tzos folgende Frantzoͤſiſche Wort in acht nemen:

123567
Parfer,Ceſar,Jadisdeuint,fi grand.Prince.
Oder63Erſter Theil der Erquickſtunden.

Oder folgende Lateiniſche.

123567
Salve,mea,animæ,ſemita,vita,quies

Oder man mag folgende Teutſche in acht nemen.

123567
Ade /EvaParis /eilt /Jſac /ſitzet.

Jn welchen allen das a gibt den Ring: das e die Cronen: vnd das i den Handſchuch: So zum Exempel fuͤnff Rechenpfennig uͤberig beblieben we - ren / ſo nimb das fuͤnffte Wort im Frantzoͤſiſchen / Lateiniſch: vnd Teutſchẽ / die ſeynd deuint, ſemita eilt: So ſage ich wegen deß e Petrus, habe die Cronen / wegen i aber habe Claudius die Handſchuch / ſo folget daß Marti - nus den Ring habe / vnd alſo macht mans in allen faͤllen.

Die XXIX. Auffgab. So drey Perſonen auß dreyerley Flaſchen getruncken / zu erforſchen / auß welcher jeder getruncken?

Solchs lehrt Chriſtoff Rudolff in ſeiner Schimpff Rechnung: Jch ma - che es alſo: Ein Flaſchen voll Bier ſey gezeichnet mit eins. Jtem eine Flaſch - voll Meth mit 2 / vnd dann eine Flaſche voll Wein mit 3. Dergleichen Zah - len ſchreib ich auch vor die Perſonen / vnnd bekompt Petrus eins / Claudius 2 / Martinus 3 vor ſich. Nun ſprich ich zum erſten als Petro, wann er auß einer Flaſchen trincke / ſoll er derſelben Zahl duplirn. Claudius aber als der ander / ſoll die Zahl ſeiner Flaſchen mit 9 multiplicirn / vnd Martinus ſeine mit 10. Hernach heiß ich ſolche 3 Zahlen addirn vnd von 60 ſubtrahirn: Heiß mir auch ſagen was uͤberbleibe / das dividir ich mit 8 So zeigt der quo - tient an deß erſten Flaſchen / der reſt ſo oben nach der diviſion uͤbergeblieben deß andern: Dadurch dann auch deß Dritten Flaſchen bekannt iſt.

Zum Exempel Petrus trinckt auß der Methflaſchen / deßwegen duplirt er zwey wird 4.

Claudius trinckt auß der Weinflaſchen / deßwegen multiplicirt er 3 mit 9 wird 27.

Martinus auß der Bierflaſchen / deßwegen multiplicirt er eins mit 10 / wird 10.

Summa64Erſter Theil der Erquickſtunden.

Summa der dreyen multiplicirten Zahlen 41. Solche von 60 ſubtra - hirt bleiben 19. Dieſen Reſt mit 8 dividirt / kommen 2 bleiben 3: Demnach folgt daß Petrus von dem Meth getruncken / Claudius auß der Weinfla - ſchen / vnd Martinus mit dem Bier vor lieb genommen habe. Dergleichen wirſtu auch finden in H. Guſtavi Seleni Cryptographia fol. 486.

Simon Jacob von Coburg / in ſeinem Buch in quart / gibt eine ſolche Regel: Heiß den Erſten die Zahl deß dings mit 3 multiplicirn / deß Andern mit 10 / vnd deß Dritten mit 12. Thun in Summa ꝛc. ſolche von 72 abge - zogen vnd den Reſt mit 9 dividirn / ſo zeigt der quotient das Stuck an ſo der erſt genommen / was uͤberbleibt / deß Andern / ſo findet vnd ereugnet ſich das dritte ſelbſten.

Jn ſeinem octav Buͤchlein hat er eine ſolche Regel: Es ſeyen die 3 Ge - ſellen A. B. C. die drey Ding ſeynt 1. 2. 3. Der Erſte neme vnter den 3 dingen welchs er will / ſoll jhm als einem Vnwiſſenden / freyheit vom Rech - nen erlaubet ſeyn / Aber deß andern dings Zahl laß multiplicirn mit 3 / vnd das Stuͤck ſo der Dritte genommen mit viere / vnd zu deß Andern Product addirn / vnd dir das collect anzeigen / das ziehe bey dir heimlich von 24 / was bleibt theile allemahl mit 4: der quotient zeigt deß Erſten / der Reſt deß An - dern Stuͤck / deß Dritten iſt dann ſelbſt offenbar. Nun will ich in folgender Auffgab noch mehr auß dem Simon Jacob hieher ſetzen.

Die XXX. Auffgab. So vier Perſonen vier vnterſchiedliche Stuck in Sinn genom - men oder verſtecket / durch Rechnung zu ergruͤnden welchs ein jede genommen?

Simon Jacob in ſeim quart Buch lehrts alſo: Heiß das Stuck ſo der Erſte genommen mit 2 multiplicirn: welchs B mit 21. deß C mit 25. Letz - lich deß D mit 26 / die Summen aller Product laß dir ſagen / zeuchs ab von 260 / was reſt / theil ab in 24 / der quotient zeiget deß Erſten Stuck / das jenige ſo jetzt uͤberblieben / theil weiter in 5. was kompt zeigt an welchs der Ander / vnd jetziger letzter Reſt / zeigt welchs Stuͤck der Dritte genommen hab / iſt al - ſo deß Vierdten von ſich ſelbſt offenbar. Nimb deß ein Exempel / Jch ſetze A habs vierdte / B das ander / C das dritte / vnd D das erſte Stuͤck / multiplicirwie65Erſter Theil der Erquickſtunden. wie gemeldt / addir die producta werdẽ 151 / ſubtrahirs von 260 / reſten 109 / die theil in 24 / kom̃en 4 / vnd zeigen an / dz A das vierdte ſtuck hab / reſtẽ 13 / die theil in 5 / zeigt der quotiẽt 2 an / das B dz ander ſtuck hab / reſtẽ jetzt abermahls 3 / die zeigẽ an dz C das 3 ſtuck hab / letzlich iſt nit vnbekant / das D dz erſte ſtuck genommen. Aber ich fahre ferner fort auß dem Simon Jacob zuſchreiben.

Die XXXI Auffgab. So ſehr viel Perſonen / ſo viel ſtuck in ſiñ genommen / wie zu erfah - ren / welche einjedweders genommen.

Simon Jacob in ſeinem octav Buͤchlein ſchreibt alſo: Man kan mit kurtzer Lehr auß gewiſem grund / der Perſonen ſeyen ſo viel man woͤll / gewiſ - ſe Regeln ſtellen / dadurch man auß einer einigen Zahl erfahren kan / welcher vnter jhnen / auß ſo viel dingen / als jhrer geweſen / jedes genommen / vnd zum exempel / wann in einer Stadt tauſend Buͤrger / in tauſend Haͤuſern / jeder in einẽ allein wohnete / vnd ſolche Haͤuſer mit 1 / 2 / 3 / 4 / 5 ꝛc. biß auff tauſend / als den Zahlen natuͤrlicher ordnung verzeichnet / vnd mir die Nahmen der Buͤrger gegeben wuͤrden. So kan ich darauff eine Regel ſtellen / darauß ſie mir nur eine Zahl geben ſollen / auß welcher Zahl allein ich jhnen entgegen tauſenderley anzeigen vnd ſagen will: nemlich in welchem Hauß jeder Bur - ger mit Nahmen wohne / das ſo viel deſto wunderbarlicher / dieweil 1000 Perſonen in 1000 Haͤuſern ſo offt vnd manchmal verwandelt werden koͤn - nen / wie viel die Zahl natuͤrlicher ordnung von eins biß auff 1000 / in einan - der multiplicirt bringẽ / welche Zahl ſo groß / daß ſie ſchier in eines Menſchen leben / vnd darumb auch die mancherley verwandlung allein zu zehlen / vn - muͤglich iſt / vnd doch die einig Regel alle dieſelben verwandlungen begreifft vnd gibt / man kan auch nicht allein auff 1000 / die ich nur Exempels weiß er - wehlt habe / ſondern wie obgemeldt / auch ſo viel man will / ein gewiſſe Regel / mit wunderlicher kuͤrtze ſtellen / vnd damit ich nicht den Leſer mit viel worten vergeblich auffhalte / will ich kuͤrtz halb allein / wañ 10 Perſonẽ 10 ding / jeder deren eins verborgen haͤtte / zu eroͤffnen lehren / Alſo nach ordnung vnter dẽ dingen mit der Zahl natuͤrlicher ordnung / als 1 / 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9 / 10. die zehen Perſonen ſeynt A. B. C. D. E. F. G. H. J. K. nemb jeder der ding eins / es ſey welches es woͤlle / laſſe die anzahl deß dings / ſo jeder nimbt / folgender geſtalt multipliciren.

KEs66Erſter Theil der Erquickſtunden.
Es ſoll multipli - cirnA. B. C. D. E. F. G. H. J. K.mitnichts. 182703168 199466496 201004560 201145680 201158628 201159816 201159925 201159935 201159936

Die producta alle laſſe zu hauff ſum̃irn / vnd dir das aggregat ſagẽ / das zeuch ab / von 11063796480 / dz uͤbrig theil / wie folgende figur außweiſt /

Das uͤbrige theil mit201159936 18456768 1693440 155376 14256 1308 120 11 1 0ſo zeiget der quotient wz derA B C D E F G H J Khat.

Alſo zu verſtehen / daß du das bleibende mit dem erſten theiler / vnd das in dieſer theilung bleibet / mit dem andern / was bleibet mit dem dritten / ꝛc. thei - leſt / vnd ſeynt diß die kleinſten Zahlen / ſo hiezu moͤgen gefunden werden.

Die XXXII. Auffgab. Zu rechnen wie offt 12 Perſonen ſo uͤber einem Tiſch ſitzen / jhre Stelle verendern koͤnnen / daß ſie nit einmal ſitzen wie das andermal.

Weiln Simon Jacob in vorhergehender Auffgab / gedenckt / wie ſehr offt 1000 Perſonen jhre ſtelle verendern moͤchten / will ich hie nur ein Exem - pel von 12 Perſonen nemen / damit das wunder deſto groͤſſer werde: vnd mit ſolcher Auffgab haben ſich bemuͤhet / Hieronymus, Cardanus, Joan Bu - teo, Nicolaus Tartalius vnd andere vorneme gelehrte Mathematici vndRechen -67Erſter Theil der Erquickſtunden. Rechenmeiſter Herr Thomas Lanſius ſetzt in der Vorrede ſeiner conſul - tationum folgendes diſtichon:

Lex, Rex, Grex, Res, Spes, Jus, Thus, Sal, Sol, (bona) Lux, Laus.

Mars, Mors, Sors, Fraus, Fex, Styx, Nox, Crux, Pus, (mala) Vis, Lis.

Meldet dabey / die eilff wort in jedem Verß koͤndten verendert werden 39916800 mahl / daß ſie nit einmahl ſtuͤnden wie das ander mahl.

D. Georgius Heniſchius in Arithmetica perfecta am 399 blat ſpricht alſo: Zwoͤlff Koͤſter ſitzen an einem Tiſch / iſt die Frag / wie offt ſie jhre Stelle verendern koͤnnen? Nimb 12 Zahlen von eins biß auff 12 / als: 1 / 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9 / 10 / 11 / 12. multiplicier ſie in einander wie folget: 〈…〉

K ijAlſo68Erſter Theil der Erquickſtunden.

Alſo daß ſie ſich verendern koͤndten 479001600 mahl: Nun ſo einer alle tag zehen tauſend verenderung anſtellte / wuͤrde er damit zu thun haben 130 Jahr. Welchs zumahl wunderlich vnd dem Vnerfahrnen zu glauben vn - muͤglich. Damit man aber dieſer Regel eine Gewißheit habe / wollen wirs nur mir 4 Perſonen als a. b. c. d. probirn / welche der Regel nach 24 mahl verendert werden. 〈…〉

Die XXXIII. Auffgab. Wie viel tauſend vnterſchiedliche Wort / man koͤnne ſie leſen oder nicht) auß 23 Buch ſtaben deß Alphabeths koͤnnen formirt werden?

Weiln wir angefangen von den Verenderungen der Stellen gewiſſerSachen69Erſter Theil der Erquickſtunden. Sachen zu reden / balt ich der diſcurs von Verenderung der 23 Lateiniſchẽ Buchſtaben / welchen Chriſtophorus Clavius in Sphæra Joannis de Sa - cro Boſco am 34 vnd 35 blat fuͤhret / ſich hieher nicht uͤbel ſchicken werde / welcher in vnſer Mutter Sprach verſetzt / alſo lautet:

Es iſt zu vielen dingen nutz / rechnen koͤnnen / wie offt ſich vnterſchiedli - che vorgegebene ding / vnterſchiedlich mit einander paaren koͤnnen / als vier ding koͤnnen ſich nit oͤffter als 6 mahl combiniren oder paaren / damit man aber gewiſſe Regeln habe / zu finden / wie offt jede vorgegebene dinge koͤnnen combinirt werden / ſo mercke: Die Zahl vorgegebner ſubjectorum oder ding / multiplicirt man mit der Zahl ſo vmb eins weniger als die vorgegebene Zahl: Dann deß Products halber Theil / weiſt wie offt die paarung koͤn - nen angeſtellet werden Zum Exempel / es ſeynt 4 Perſonen / iſt die Frag / wie offt ſie ſich zu paarn vnd paarn verendern moͤgen? ſo man multiplicirt 4 mit 3 kommen 12 / ſolche halb iſt 6 / beſihe folgende Figur: 〈…〉

So 5 ding ſich paaren ſollen / multiplicirt man 5 mit 4 / kommen / 20 / ſolche halb bringen 10 combinationes oder paarungen.

Oder kuͤrtzer / ſo die Zahl der ding gerad iſt / ſo wird die Zahl weniger eins in jhre helfft multiplicirt: Als ſo man wiſſen wolte / wie offt 10 ding ſich paaren koͤndten / multiplicirte man 9 mit 5 / kaͤmen 45 verenderung. So aber die Zahl der vorgegebnen ding vngerad / multiplicirt man ſie / mit der Zahl (ſo vmb eins weniger) helffte / zum Exempel / ſo 15 ding gegeben wuͤrden / multiplicirt man 15 mit 7 / kaͤmen 105. vnd ſo manchmahl koͤnnen ſich 15 ding vnterſchiedlich paaren.

So man aber zu wiſſen begerte / wann viel ding vorgegeben wuͤrden / wie vielerley combinationes vnd zuſam̃fuͤgung damit koͤndten angeſtellet wer - den nicht allein wann nur 2 vnd 2 zuſam̃ genommen werden / wie in vorher - gehender Regel / ſondern auch wann 3 / 4 / 5 oder mehr auff einmahl zuſam̃ geſetzt werden / ſo verrichtet mans durch folgende Regel:

K iijMan70Erſter Theil der Erquickſtunden.

Man neme ſo viel Zahlen von eins an in doppelter proportz / ſo viel der Sachen ſeynt / welche vorgegeben / vnd von aller Summa ziehe man ab die Zahl der vorgegebnen ding / was uͤberbleibt / wird weiſen wie offt die veren - derung im zuſam̃ ordnen koͤnne genommen werden. Die Summa aber aller Zahlẽ doppelter proportion von eins an wird leichtlich gefundẽ / wañ man die letzte Zahl duplirt / vnd vom Product eins abziehet: zum Exempel / ſo man wiſſen wolte die Sum̃a folgender Zahl doppelter proportion 1. 2. 4. 8. 16. 32. 64. ſagt man 2 mal 64 iſt 128 / davon eins / reſtirn 127 / als die Sum̃a gedachter Zahlen.

Jtem ſo man wiſſen wolte wie offt ſich die vier Qualitaͤten / Hitz / Kaͤlt / Druͤcken / Feuchtigkeit / vnterſchiedlich mit einander paarten / weil ſolcher vier / ſeynt die vier Zahlen 1. 2. 4. 8. vnd 2 mahl 8 iſt 16 weniger eins / iſt 15 / vnd ſo offt koͤnnen ſie ſich vnterſchiedlich paaren.

Alſo moͤgen die Aſtrologi wiſſen / wie vielerley vnterſchiedliche com - binationes die 7 Planeten machen / nemlich 120.

Ebner maſſen kan man wiſſen / wie viel vnnuͤtz vnd nuͤtze woͤrter / auß 23 Buchſtaben deß Alphabeths koͤnnen gemacht werden: das iſt / wie offt die 23 Buchſtaben zuſam̃ koͤnnen gefuͤgt werden / daß allzeit vnterſchiedliche Zuſam̃fuͤgungen herauß kommen / man koͤnne ſie außſprechen oder nicht. So mans rechnet / kommen 8388584 woͤrter: Dann die 23 Zahl in dopel - ter proportion iſt 4194304 / diß 2 mahl genommen / vnd eins ſubtrahirt / kommet 8388607 die Summa aller Zahlen. So man nun abziehet 23 blei - ben 83 88584 ꝛc. Allein es moͤgen vielmehr woͤrter gemacht werden / nach al - lerley zuſam̃ ſetzungen / wann man der gefundenen wort Buchſtaben auch verſetzet: zum Exempel das wort DJE kan 6 mahl verendert werden / wel - che verenderung wir doch nur vor eine paſſiern laſſen: Als DJE. DEJ. EJD. EDJ. JDE. JED.

Endlich faͤhrt Clavius fort vnd bringet fuͤr die Regel der 32 Auffgab / welche wir hie nicht widerholen wollen / ſchleuſſt darauß / daß nach ſolcher Regel die 23 Buchſtabẽ jhre ſtelle verendern moͤchten 25852016738884 - 976640000 mahl. Welche verenderung keinem Menſchen anzuſtellen muͤglich: Dann wann einer ſo alt wuͤrde als Methuſala das iſt 969 Jahr / oder gar 1000 / vñ alle tage 2000000000000000 Verenderung auffſetzte(welchs71Erſter Theil der Erquickſtunden. (welchs jhme doch in 1000 Jahren zu thun vnmuͤglich) wuͤrde er doch da - mit nicht koͤnnen fertig werden.

Die XXXIV. Auffgab. So drey Perſonen etliche Rechenpfennig in die Hand genommen / zu errahten wieviel jede habe / auß dem Frantzoͤſiſchen Profeſſore.

Sag zum C als der dritten Perſon / er ſoll eine Zahl Rechenpfennig in die Hand nemen / welche man mit viern dividirn koͤnne / daß nichts uͤberblei - be: vnd wie offt C vier genommen / ſo offt ſoll B 7 nemen / vnd A ſo offt 13. Alsdann befihl dem A / daß er dem B vnd C von ſeinen Rechenpfennigen gebe / ſo viel ein jeder genommen. Darnach dem B daß er dem A vnd C ge - be einem jeden / ſo viel er in Haͤnden hat. Vnd diß ſoll letzlich auch C thun. Alsdañ nimb einem die Rechenpfennig auß der Hand / welchem du wilt / dañ einer ſo viel hat als der ander. Die helffte ſolcher Rechenpfennig wird ſeyn die Zahl der Rechenpfennig ſo C anfaͤnglich genom̃en / nun wird leicht ſeyn der andern Zahl zu errathen: weil man fuͤr deß B Zahl ſo offt 7 nim̃et / vnd fuͤr deß A Zahl ſo offt 13 / wie offt man viere hat gefunden in der Zahl deß C.

Zum Exempel / der C habe genommen 12. welchs iſt 3 mahl 4: darumb nimbt der ander als B 3 mahl 7 iſt 21. vnd A 3 mahl 13 iſt 39. Nun gibt A von ſeinen 39 dem B 21 dem C aber 12 / vnd bleiben jhme 6. B bekom̃t 42. C 24. Ferner gibt der ander als B dem A 6 / vnd dem C 24 / bleibẽ jhme 12 / vnd bekom̃et der erſte 12 / der dritte 48. Letzlich gibt C dem A 12 / dem B 52. ſo hat jeder 24. Halb 24 iſt 12 die Anzahl der Rechenpfennig ſo C anfaͤng - lich genommen / darinn hab ich 4 dreymahl / deßwegen 3 mahl 7 iſt 21 / vnd 3 mahl 13 iſt 39 ꝛc. der Beweiß iſt auß dem Exempel klar vnd am tag / noch vernemlicher aber auß folgendem Exempel: 〈…〉

Die72Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die XXXV. Auffgab. So eine Perſon etliche Rechenpfennig in jede Hand gleich viel ge - nommen / vnd etliche davon wider weg leget / zu errahten wie viel er / noch in der einen Hand habe?

Laß einen in eine Hand ſo viel Rechenpfennig nemen als in die ander / nach ſeinem belieben. Nenne jhm etliche auß der Rechten in die Lincke zu thun / hernach auß der Lincken ſo viel gantz wegthun / als er noch in der Rech - ten hat. Letzlich laß jhn alle Rechenpfennig auß der rechten Hand weglegen / ſo bleiben in der Lincken zweymahl ſo viel als du jhn erſtlich auß der Rechten darein legen laſſen.

Zum Exempel / einer hab in jeder Hand 9 Pfennig / welchs du doch nicht weiſt / ſag er ſoll auß der Rechten 5 in die Lincke legen / ſo bekommet er in die Lincke 14 / ferner ſag / er ſoll ſo viel Rechenpfennig auß der lincken Hand gar weglegen / als er noch in der Rechten habe / das iſt 4 / vnd heiß die in der rech - ten Hand alle weglegen / ſo bleiben in der Lincken 2 mahl 5 das iſt 10.

Eben diß kan verrichtet werden / wañ man dir vnwiſſent 2 Reyen ſtrich - lein mit der Kreiden auff den Tiſch ſchreibet. Die demonſtration iſt leicht: Dann geſetzt / man haͤtte erſtlich auß jeder Hand 4 weggethan / ſo we - ren gleiche Zahlen geblieben / nach dem dritten Sententz deß erſten Buchs Euclidis, nun iſt dir die eine bekannt / weil du ſie nach deinem belieben erkie - ſet / deßwegen iſt dir die ander auch nit verborgen / ſo du ſie nun beede addirſt / kommet dopelt ſo viel / ꝛc.

Die XXXVI. Auffgab. Eine Frag von einem Eſel vnd Mauleſel.

Wir wollen hie etliche Fragen auß dem Frantzoͤſiſchen Authore eroͤr - tern / von welchen er ſagt: Er wolle hier nit ſchwere vnd ſubtile Sachen auß der Algebra oder Coß fuͤrbringen / weiſet den Leſer / ſo luſt zu dergleichen zu deß Clavii Algebram, vñ zu dem Caſpar Bachet uͤber den Diophantem. Man beſehe auch Johannem Faulhabern / vnd Johannem Ludovicum Remmelin / welche es mit der Algebra ſehr weit gebracht / daß mans mit ver - wunderung betrachten muß: Die erſte Frag aber deß Authoris iſt alſo beſchaffen:

Es73Erſter Theil der Erquickſtunden.

Es hat ſich begeben / daß ein Mauleſel vnd Eſel mit Wein beladen rai - ſten / vnd der faule Eſel ſeiner Laſt hart empfand / vnd in meynung ſtunde / jhme allzuviel were auffgeladen worden / deßwegen jhme der Mauleſel fol - gender geſtallt zuſprache: Du groſſer fauler vnd traͤger Eſel / was beſchwaͤ - reſtu dich? Wann ich nur ein einige Maß haͤtte von denen ſo du traͤgeſt / wer ich 2 mahl ſchwerer beladen als du: wann aber ich dir ein Maß von den mei - nen gebe / ſo truͤge ich doch ſo viel als du / Nun iſt die Frag / wie viel ein jeder Maß Wein getragen? Antwort / der Mauleſel trug 7 Maß / der Eſel nur 5: Dann ſo der Mauleſel dem Eſel ein Maß gebe / truͤg jeder gleiche Buͤrde als 6. So aber der Eſel dem Mauleſel eine gegeben / truͤge der Mauleſel acht Maß / der Eſel aber nur 4. Dergleichen Fragen findet man auch / in Gem - ma Friſio, Michaêle Stifelio, Chriſtoff Rudolff / Simon Jacob / Nico - lao Petri, Chriſtoff Fabian Brechtel / Peter Roten vnd andern.

Damit aber der Jenige / ſo dieſer Rechnung vnerfahren doch wiſſe wie ſolche angeſtellt werde / will ich ſie hie ſolvirn durch die Regulam falſi alſo: Setze der Eſel habe gehabt 4 Maß der Mauleſel aber 5 / dann wann man eins von 4 zu 5 thut bleibt 3 vnd komt 6. Hingegen ſo eins von 5 zu 4 geſetzt ſollen gleiche Zahlen kommen / ſeynt aber 5 vnd 4 deßwegen ſag ich / wann ich dem Eſel ſetze 4 maß / kombt zu viel vmb eins ſteht alſo 4 + 1.

Wollen deßhalben ſetzen er hab 6 maß gehabt / ſo muß der Mauleſel ha - ben 9 Dann eins von 6 zu 0 / bleibt 5 / vnd kombt 10. Hingegen ſo ich eins von 9 zu 6 ſetz kom̃t 7 vnd 8 / ſolte 8 vnd 8 ſeyn / deßwegen iſts zu wenig vmb eins. Steht alſo 6 1. 〈…〉

So man nun der Regel falſi nach operiret / kommen wie zu ſehen von dem Eſel 5 vnd deßwegen von dem Mauleſel 7.

LDie74Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die XXXVII. Auffgab. Die ander Frag deß Frantzoſen / von der Zahl der Griechiſchen Soldaten / ſo vor Troja geſtritten.

Der vortreffliche Pott Homerus, wurde von Heſiodo den auch in der Welt beruͤhmten Poeten gefragt / wieviel Griechiſche Soldaten wider Trojam geſtritten? Er antwortete: die Griechen haben 7 Fewer oder Ku - chen / vor jedem Fewer waren 50 Bradſpieß / an jedem Bradſpieß fuͤr 900 Soldaten Fleiſch / nun vrtheil ein jeder hierauß / wieviel der Menſchen ge - weſt? Antwort 31500. Beſihe folgende operation: 〈…〉

Sonſten pflegt man auch eben nach vorhergehenden manier eine ſolche frag zuformierẽ: Es ſeynt 7 Doͤrflein / jedes hat 7 Haͤuſer / ein Hauß 7 Gemaͤ - cher / ein Gemach 7 Eck / in jedem Eck ſtehen 7 Mann / derer jeder 7 Beutel von 7 Faͤchern / in jedem Fach lagẽ 7 ſilberne ſtuͤck / jedes ſtuͤck galt 7 groſchẽ / iſt die frag wieviel all jhre ſilberne ſtuͤck gemacht? facit 40353607 . 〈…〉

Die75Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die XXXVIII. Auffgab. Von der Zahl der Goldgulden ſo zwo Perſonen haben / iſt die dritte Frag im Frantzoͤſiſchen Tractaͤtlein.

Diß iſt ſpricht der Author eine ſehr luſtige Auffgab: Petrus ſagt zu dem Johanni. Wañ jhr mir gebt 10 Goldgulden / ſo haͤtte ich 3 mahl ſo viel als jhr. Johannes ſagte / vnd ich haͤtte 5 mahl ſo viel als jhr / wann jhr mir ge - bet 10. Frag wieviel ein jeder Goldgulden gehabt? Antwort: Petrus hatte 15 $$$$ 5 / 7 Goldgulden Iohannes 18 $${4}{5}$$ Wann nun Iohannes dem Petro gibt 10 / bekompt er 25 $${5}{7}$$ das iſt dreymahl mehr als 8 $${4}{7}$$ ſo dem Iohanni bleiben. So aber Petrus dem Iohanni gibt 10 bekommet er 28 $${4}{7}$$ / welches 5 mahl ſo viel als 5 $${4}{7}$$ welche dem Petro uͤberbleiben.

Ein ander Exempel: Claudius ſagt zu Martino: Gib mir 2 / ſo wer - de ich 2 mahl ſo viel haben als du. Martinus antworttet / gib mir 2 von den deinen / ſo werde ich 4 mahl ſo viel haben als du. Frag wieviel jeder gehabt? Claudius hat gehabt 3 $${5}{7}$$ . Martinus 4 $${6}{7}$$ .

Dieſe Fragen werden entweder auß der Regula Algebræ oder Falſi ſolvirt, wie bey der 36 Auffgab / wir wollens nach der Regula Falſi ſolvirn. Setz erſtlich Iohannes habe gehabt 18 / ſo muß Petrus 14 gehabt haben / kommen aber letzlich 8 zuviel / ſteht alſo: 18 8. Setze deßhalben Iohannes habe gehabt 19, ſo muß Petrus 17 gehabt haben / kommen aber zu letzt 6 zu wenig / ſteht alſo 〈…〉

So man nun der Regulæ Falſi nach operirt / kom̃en dem Iohanni 18 $${4}{7}$$ Goldgulden / deßwegen muß Petrus 15 $${5}{7}$$ haben.

Das ander Exempel.

Setz Martinus habe 5 / ſo muß Claudius 4 haben / kompt aber zu we - nig / vnd ſteht alſo 5 1. Setz deßwegen Martinus hab gehabt 7 / ſo muͤſte Claudius haben 8 / kompt abermahl zu wenig / vnd ſteht alſo 7 15L ij5 176Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Kommen dem Martino 4 $${6}{7}$$ / dem Claudio aber 3 $${5}{7}$$ .

Die XXXIX. Auffgab. Einer fraget einen Rechenmeiſter wieviel Vhr es ſey?

Diß iſt deß Frantzoͤſiſchen Profeſſoris vierte Frag. Der Rechenmei - ſter antwortet: Der reſt dieſes Tages ſeynt $${4}{3}$$ von denen welche ſchon vergan - gen / vrtheilt daher wie viel es geſchlagen: So man einen jeden Tag fuͤr 12 ſtund rechnet / als vom Auffgang der Sonnen biß zum Nidergang / nach dem gebrauch der Juden vnd Romaner / ſo machte es 5⅐ ſtund vnd wuͤrden ůberbleiben 6 $${6}{7}$$ . So man aber wuͤrde zehlen 24 ſtunden von einer Mitter - nacht zur andern / ſo wuͤrde er haben dieſer Rechnung nach 10 $${2}{7}$$ ſtunden / wel - ches ſich findet / wann man 12 oder 24 mit $${7}{13}$$ dividirt.

Die XL. Auffgab. Wieviel Pythagoras der Samiſche Philoſophus Schuler gehabt / die fuͤnffte Frag deß Pariſiſchen Profeſſoris?

Als Pythagoras wegen der Zahl ſeiner Schuler gefragt wurde / ant - wortet er: Der halbe theil meiner Schuler ſtudirn die Matheſin der vierdt theil die Phyſicam, der ſibende theil lernet ſtillſchweigen / vnnd vber diß hab ich noch 3 gar kleiner Knaben / iſt die Frag wie viel der Perſonen geweſt Fa - cit 28: Dann halb 28 iſt 14 / dazu 7 als den vierdten theil iſt 21 / dazu 4 als den 7 theil thut 25 / vnd die 3 gar kleinen Knaben auch dazu thun in allem 82 Perſonen.

Die XLI. Auffgab. Die ſechſte Frag des Frantzoſen von der Zahl der Oepffel / darein ſich die 3 Gratiæ vnd 9 Muſæ theileten?

Die 3 Gratiæ trugen oͤpffel / eine ſo viel als die ander / zu dieſen nahetenſich77Erſter Theil der Erquickſtunden. ſich die 9 Muſæ, baten ſie vmb oͤpffel: Darauff gab jede der Gratiarum, jeder der Muſarum, einer ſo viel als der andern. Zu ende hatten ſo wol die Gratiæ als die Muſæ jede gleiche Zahl der oͤpffel: Jetzt fragt ſichs / wieviel jede von den Gratiis gehabt / vnd wieviel jede von den Muſis bekommen? Addir die Zahl der Gratiarum vnnd Muſarum als 3 vnd 9 kommen 12 / von der Zahl deroͤpffel welche eine jede der Gratiarum gehabt. Nun ſo jede der Muſarum einen Apffel empfangen / von einer jeden der Gratiarum, haͤt - te jedweder 3 oͤpffel. So man aber 12 duplirt / vnd jede der Gratiarum 24 oͤpffel gehabt / muͤſte jede 2 abgeben. So 36 geweſt weren 3 vnd ſo forthin.

Die XLII. Auffgab. Die ſiebenden Frag von eines Vatters Teſtament.

Ein Vatter verließ 2 Soͤhne / darunter ein vnartiger / 1000 Cronen: der geſtalt / daß das fuͤnffte theil deß jenigen welchs haben ſolte der gehorſa - me Sohn vmb 10 vbertreffen das vierdte theil deß vnartigen / wie viel wird - jeder bekommen? Antwort: der vnartige wird haben 42 $${2}{9}$$ Cronen / der Ge - horſame 577 $${7}{9}$$ . Dann das fuͤnffte theil von 577 $${7}{9}$$ / welchs iſt 115 $${5}{9}$$ uͤbertrifft vmb 10 das vierdte theil der 422 $${2}{9}$$ ſo da iſt 105 $${5}{9}$$ . Wir wollen hernach diß vnd dergleichen Exempel auffzuloͤſen eine general Regel lehren.

Die XLIII. Auffgab. Die achte Frag von den Bechern deß Koͤnigs Crœſi.

Der Koͤnig Crœſus hatte in den Tempel der Goͤtter geopffert 6 gulde - ne Trinckgeſchirr. So zuſam̃ gewogen 600 quintlein: Ein jedes Geſchirr aber war vmb ein quintlein ſchwerer als das ander / iſt die Frag / wieviel jedes gewogen? Antwort: Der erſte Becher hat gewogen 102 ½ der ander 101½ / der dritte 100½ / der vierdte fuͤnffte 99½ / der fuͤnffte 98½ / der ſechſte 97½.

Die XLIV. Auffgab. Die neundte Frag von den oͤpffeln Cupidinis.

Cupido beklagte ſich bey der Venere ſeiner Mutter daß jhme die Muſæ ſeine oͤpffel außgefuͤhrt. Clio, ſagt er / hat mir genommen Euterpe $${1}{12}$$ . Ta - lia Melpomene $${1}{20}$$ Erato Terpomene ¼. Polihymnia 30. Urania 120. vnd Calliope die boßhafftigſte vnter jhnen 300 / es ſeynt mir aber alſoL iijnur78Erſter Theil der Erquickſtunden. nur 50 oͤpffel uͤbergeblieben. Jſt die Frag / wie viel er anfangs gehabt? Ant - wort 3360. Es ſeynt dergleichen Fragen / vnzehlich viel bey obgedachten Authoribus zu finden. Damit man aber eine General vnd Haupt Regel habe: dergleichen Exempel alle zu machen / ſetzt der Authot noch ein Exem - pel vnd ſpricht: Man fragt wie alt einer ſey? Antwort er: Jch hab ¼ meines Lebens zugebracht in der Kindheit. in der Jugend. in dem Maͤnnlichen Alter / vnd vber diß iſts ſchon 13 Jahr / daß ich ein alter Mann geſchaͤtzt vnd genannt worden bin. Facit 60 Jahr. Zu ſolchem vnd dergleichen Exempel / ſuchet man ein Zahl / von welcher ¼ vnd mit den 13 machen 60. Solche zu finden mercke folgende general Regel.

Nimb die allerkleineſte Zahl / darinnen die theil ſo vns vorgegeben koͤn - ne ohne Bruͤch genom̃en werden / iſt hie 60 / weil 4 mahl 5 iſt 20 / vnd 3 mahl 20 iſt 60. davon abgezogen die Zahl 13 / ſo machen alle theil 47: Dann ¼ auß 60 iſt 15. aber darauß 12. letzlich 20. Solche 3 theil addirt / bringen das aggregat 47. So folgt nun / daß er in ſeiner Kindheit zugebracht 15 Jahr. Jn der Jugend 10 / vnd im Maͤnnlichen Alter 20 Jahr.

Ebener maſſen / das erſte Exempel mit deß Cupidinis oͤpffeln zu ſolvirn / iſt die kleinſte Zahl die man dividirn kan mit $${1}{12}$$ $${1}{20}$$ ¼ / 3360. Thut 672. $${1}{12}$$ 280. 420. $${1}{20}$$ 168. 480. ¼ 840. Dieſe theil alle thun 2860. Dazu 30. 120. vnd 300. kommet 3360 / die begehrte Zahl.

Die XLV. Auffgab. So jhr zween mit einander biß auff 30zehlen ſollen / der geſtalt wer am erſten koͤnne 30 nennen / gewonnen habe / es ſoll aber keiner auff einmahl uͤber 6 zehlen.

Diß lehret H. Guſtavus Selenus in ſeiner Cryptographia am 488 blat alſo: Wer gewinnen will / neme in acht / daß er folgende Zahlen nenne: 9. 16. 23. So kan es jhme nicht fehlen / welchs dann geſchehen mag / es fahe vnter beeden an welcher will / vñ iſt am beſten auß einẽ Exempel zu erlernen:

So A gewinnen vnd anfahen ſolte / nimmet er 2. darauff zehle B was er will / ſo kan er 9 nit erlangen / weil er uͤber 6 auff einmahl nicht zehlen darff. Er zehle aber was er will / ſo kan A die Zahl 9 erreichen / zum Exempel / ſo B 3 nennte / thun ſie ſampt 2 fuͤnffe / drauff zehlt A viere iſt 9. Eben alſo kanſt du fuͤrter erlangen 16. 23. vnd 30.

So79Erſter Theil der Erquickſtunden.

So aber B anfieng vnd nur eins zehlte / zehlt A darauff auch eins / ſo giengs ferner wie zuvor.

So er 3. 4. 5. oder 6 zehlte / koͤndte A drauff zehlen 6. 5. 4. vnd 3.

So aber B 2 ſchluͤge / were zu muthmaſſen er das ſpiel verſtuͤnde / das kan bald erfahren werden / wann A darauff 1 zehlet vnd B hernach 6. So er nun auch die Zahlen 16 vnd 23 in acht nimbt / kan A nicht gewinnen.

Darauß folget / wann 2 diß Zehlens erfahren zuſam̃ kommen / daß all - zeit der Jenige gewinne / ſo zum erſten zehlt. Hingegen hab ich erfahren / wann Zween ſcharffe Dammenſpieler zuſam̃ kommen / vnnd keiner nichts ůberſihet / der Jenige verſpielen muͤſſe ſo den erſten Zug gethan.

Die XLVI. Auff gab Wie 30 Perſonen (darunter 15 ſterben ſollen) geordnet werden moͤchten / daß die 15 vnſchuldigen erhalten wůrden.

Dieſe Frag iſt von mancherley Authorn eroͤrtert worden / vnd zu fin - den bey Chriſtoff Rudolff / Schultzen / vnſerm Authore vnd andern mehr / ich will die aͤlteſte eroͤrterung / welche mir M. Daniel Schwenter Profeſſor zu Altdorff zukommen laſſen / vor die Hand nemen.

Ein vornemer Jüdiſcher Rabbi im Teutſchland genant Elias Levita der Teutſche / referirt zu end ſeines Buͤchleins welchs er Sepher harcabha nennet / folgende Hiſtori oder Fabel.

Eine ſubtile Erfindung deß Weiſen Rabbi Abraham Abben Eſra, ſo vor 500 Jahrn gelebt.

Man findet in dem Buch der Thaten deß Weiſen Abraham Abben Eſra: Daß er auff eine Zeit mit 15 ſeiner Schuler / vnnd 15 leichtfertigen Geſellen uͤber Meer gefahren / alſo daß in allem derer 30 waren: Es geſcha - he aber eines Tags / daß ſich ein groſſer Sturmwind vnd Fortun erhube / alſo daß man beſorgte das Schiff moͤchte ſcheittern vnnd zu Grund gehen. Deßwegen der Patron deß Schiffs / den halben Theil von 30 ins Meer zu werffen befahl / damit das Schiff vmb etwas leichters wuͤrde: Da ſahe der Weiſe Abben Eſta / daß es anders nicht ſeyn moͤchte: Antwortet deßwegen / jhr befehlt weißlich vnnd wol: Dann viel beſſer / es ſterbe der halbe theil / als der gantze Hauffen: Wir wollen aber alſo darumb loſen / die 30 Mannſollen80Erſter Theil der Erquickſtunden. ſollen in einem Circkel nach einander geſtellet werden / vnd allzeit den neund - ten ſoll man hin auß ins Meer werffen / ſo offt biß noch 15 uͤbrig ſeyn. Die 30 Maͤnner giengen / ſolches ein / uͤbergaben / die Ordnung zu machen / dem Abben Eſra. Da ſtellte er die Ordnung ſo künſtlich an / daß ſeine Schuͤler alle erhalten / die leichtfertigen Voͤgel aber alle in das Meer geworffen wur - den. Die Ordnung macht er alſo:

Erſtlich ſtellet er vier Schuͤler / nach ſolchen 5 Leichtfertige / drit - tens 2 Schuler vnd 1 Leichtfertigen. Vierdtens 3 Schuler vnd 1 Leicht - fertigen. Zum fuͤnfften 1 Schuler vnd 2 Leichtfertige. Zum ſechſten 2 Schuͤler vnd drey Leichtfertige. Zum ſibenden 1 Schuler 2 Leichtfertige. Letzlich 2 Schuͤler vnd 1 Leichtfertigen. Alſo ſtellte ſie der Rabbi / vnd er - hielt ſeine Schuͤler bey Leben.

Schuler / Schuler Schuler / Schuler Leichtf. Leicht. Leichtf. Leichtf. Leichtf. Schuler / Schuler. Leichtf. Schuler / Schuler / Schuler. Leicht - fertiger. Schuler. Leichtf. Leichtf. Leichtf. Schuler. Leichtf. Leichtf. Schuler / Schuler. Leichtfertiger.

Solche Ordnung zu mercken haben die Juden folgende Verß gemacht:

גלריים אלה אטומות / באשר אטומות / דרוש החכמות
: בר בבר אחרונים / זיתג אבנים / בערכי בנינים

Alſo die Latiner brauchen ſolche Ordnung zu wiſſen / folgenden Verß:

Populeam virgam mater Regina tenebat.

Da dann die 5 vocales a e i o u gelten 1. 2. 3. 4. 5. nach welchen man die Ordnung anſtellet.

Ein Teutſcher moͤchte folgend Verßlein behalten:
So du etwan biſt gfalln hart
Steh widr / Gnade erwart.

So bedeut nun das o im So / daß man vier Schuler ſetzen ſoll / das u im du aber 5 Leichtfertige vnd ſo forthin.

So aber allzeit der 7 haͤtte ſollen hinaußgeworffen werden / brauchte man folgenden Lateiniſchen Verß.

Rex anglicum Gente bona dat ſigna ſerena.
Oder81Erſter Theil der Erquickſtunden.

Oder folgenden Teutſchen Reymen:

Es war in vns Elend ohn maß /
Abr Chriſt: hat gendet das.

Andre Authores geben dergleichen fuͤr mit 15 Chriſten vnd 15 Tuͤr - cken / oder 15 Juden. Die Regel dazu zufinden iſt nicht ſchwer / vnd diß in al - lerhand zehlen / zum Exempel / der Perſon weren 12 / vnd allzeit der Eylfft - ſolte ſterben / ſo mache 12 ſtrichlein im Circkel / vnd fahe an zu zehlen wo du wilt / durchſtreich allzeit das Eylffte / biß 6 außgeloͤſcht ſeyn / ſo wirſtu folgen - de Ordnung uͤberkommen:

1 Schuldiger.2 Unschuldiger.
1 Schuldiger.3 Unschuldiger.
4 Schuldiger.1 Unschuldiger.

Diß koͤndte man im Kriegsweſen gebrauchen / wann es zum Loß kaͤme / damit die Vnſchuldigſten erhaltẽ wuͤrden / Es gehet mir aber nicht uͤbel ein / daß der tapffere Kriegs Heldt Joſephus, wie der Frantzoß meldet / im Juͤdi - ſchen Krieg ſich durch diß Mittel bey dem Leben erhalten / zur zeit / als er mit 40 Juden / auß forcht fuͤr dem Feind / ſich in eine Hoͤle verkrochen / wie Egeſippus vnd Ioſephus glaub wuͤrdig berichten / Jener im 18 Capitel ſei - nes 3 Buchs von der Zerſtoͤrung Jeruſalem / dieſer aber weitlaͤufftiger im 6 Buch deß Juͤdiſchen Kriegs am 71 vnd 72 Capitel.

Es verhielt ſich aber alſo: Als Ioſephus auß forcht vor dem Tito Ve - ſpaſiano mit 40 halßſtarrigen Juden in eine Hoͤlen ſich zu verbergen ſtie - ge / vnd darinn biß ſie Hungers halben / nimmer kundten / ſich auffhielten: Da nun ſterbensnoth vorhanden war / gab jhnen Ioſephus den Rath / ſie ſolten neben jhme Mannlich vnter den Feind ſetzen / vnd lieber vor dem Feind Rit - terlich / als in der Hoͤlen ſchaͤndlich Hungers ſterben: Wie aber das Juͤdiſche Volck allzeit halßſtarrig geweſt / kondte ſie Ioſephus auch hie / mit aller ſei - ner Kunſt / Weißheit vnd Geſchickligkeit nicht bewegen / vnd war jhre Mey - nung: Es ſolten durchs Loß allzeit Zwen auß jhrem Mittel erwehlt werden / welche einander nider machen vnd erſtechen ſolten / weiln dañ Ioſephi wol - meynen vnd guter Rath durchauß bey jhnen kein ſtatt haben kundte / muſte er (wolte er anderſt nicht am erſten von jhnen nider gemacht werden) in jhr Gottloß beginnen einwilligen. Ordnete aber die Sach ſo geſchicklichMan /82Erſter Theil der Erquickſtunden. an / daß er neben einem gar ſchwachen Juden zu letzt uͤberbliebe / deſſen er ſich ſehr leichtlich haͤtte bemaͤchtigen koͤnnen. Nun ſagt vnſer Author er hab eine ſolche Ordnung gemacht / daß der dritte allzeit ſolte vmbkommen: weiln er aber den 16 oder 30 Ort eingenommen / hab er ſein Leben ſalviret vnd er - rettet: Allein ſo mans probiert / wird ſichs bald finden / daß ſolche 2 Zahlen nicht angehẽ / ſondern der 30 ſterben muͤſſen / ſolte dafuͤr geſetzt haben den 31. Ort. So aber allzeit der neundte haͤtte fort gemuͤſt / haͤtte er den 22 oder 30 Ort nemen koͤnnen / ſo der ſibende letzlich dran gemuͤſt / weren der 27 vnd 31 oͤrter die beſten geweſt. Was aber Joſephus mit dem letzten Juden ange - fangen / vnd wie er in der Roͤmer Hand kommen / findet man ferners in Ege - ſippo vnd Joſepho, iſt hie vnnoͤtig zu erzehlen.

Die XLVII. Auffgab. So jhr Zehen oder mehr in einer Zech weren / vnd man einen nach dem andern weg zehlete / wie es anzugreiffen / daß der Jenige bliebe / welchen man haben wolte?

Simon Jacob von Coburg in ſeim groſſen Rechenbuch am 250 vnd 251 blat lehrts alſo: Jtem / jhrer 12 haben ein Gelag gehabt / verwilligen einmuͤtiglich / daß man von einem zu zehlen anfahen ſoll / vnd auff welchen die Zahl 10 gefaͤllt / der ſoll Zechfrey außgehen / vnd am folgenden wider an - zufahen biß aber 10. vnd alſo fortan / gehet je der Zehende Zechfrey auß biß auff den Letzten / der ſoll das Gelag bezahlen. Wird nun gefragt / ſo man ei - nen fuͤrſchluͤg der bleiben ſolte / wie weit von demſelben / vnnd auff welche Hand man zu zehlen anfahen ſolte / damit eben der Fuͤrgenommene das Ge - lag bezahle / Facit.

Dieſe Frag / ſagt er ferner / hab ich nur den Vnverſtaͤndigen der Rech - nung hieher ſetzen woͤllen / welche es fuͤr eine groͤſſere Kunſt achten / dieſe vnd dergleichen Fragen auffzuloͤſen / dañ man kaum dergleichen finden ſolt. Thu jhm darumb alſo / ſchreib fuͤr dich ſo viel ſtrichlein beſonders wieviel der Ge - ſellen ſeynt / oder ſo viel Buchſtaben als jetzt: a. b. c. d. e. f. g. h. i. k. l. m.

Nun fahe an bey welchem Buchſtaben du wilt / dann es gilt gleich / als fahe jetzt an beym f. zehle das f fuͤr eins / g fuͤr 2 / vnd alſo fortan 3. 4. 5. ꝛc. gegen83Erſter Theil der Erquickſtunden. gegen der rechten Hand biß auff 10 / gefaͤllt ſolchs jetzt auffs e / das leſcht auß mit eim ſtrichlein / damit du es nicht wider mit zehleſt / fahe wider an zu zehlen bey d biß auff 10 / gefaͤllt ſolchs auffs a / das thue auß / zehle weiter fort biß auf 10 / vnd thue wider auß / ſolchs treib an biß allein einer uͤberbleibt / iſt allhie k. vnd muͤſte jetzt k das Gelag bezahlen. Nun fiengeſt du aber an am f / zehle vom k zu ruck biß auffs f 1. 2. 3. 4. 5. gefaͤllt auffs f 5 / dieſes iſt die Regel / dadurch du finden magſt / wo anzufahen ſey / laß dir nun zeigen welchs der Mann ſey ſo zahlen ſoll / ſey jetzt h / zehl allemahl gegen der lincken Hand 5 / vnd auff welchen 5 gefaͤllt / bey dem muſt du anfahen / were jetzt d. vnd alſo mach dergleichen / es ſeyn jhr mehr oder weniger / man zehle 9 oder 10 ꝛc. fin - deſt du es allemahl durch die Regel.

Die XLVIII. Auffgab. So 14 Circkel in eim Vmbkreiß herumb ſtehen / allzeit in den ſiben - den ein Centrum oder Punct zu machen / vnd ſonſt in keinen.

Mach 4 Circkel oder Ringlein im Vmbkreiß herumb / fahe von einen ſibene herumb zu zehlen / vnd in den ſibendẽ mach ein Punct / merck mit fleiß wo du angefangen / fahe an den gepuͤnctelten Circkel wider an / zehl 7 fort / in den ſibenden Circkel mach wider ein Punct / fahe auff ſolchen wider an zu zehlen / vnd diß ſo lang biß du an den Circkel gelangeſt von welchem du an - gefangen zu zehlen / dieſen punctier auch / fahe aber bey demſelben nit wider an zu zehlen / ſonder bey dem nach folgenden / ſo kommeſt du richtig auff den 7 hinauß / welchs ſonſten in Ewigkeit nicht geſchehen wuͤrde.

Die XLIX. Auffgab. So in einem Circkel etliche Rechenpfennig oder Cronen ligen / zu er - rahten welchen einer in Sinn genommen / auß Chriſtoff Rudolff.

Wann auff dem Vmbkreiß eines Circkels / etliche Pfennig gelegt ſeyn / vnd du errahten wilt / welchen einer angeruͤhrt oder in Sinn genommen: ſo merck anfaͤnglich wieviel der Pfennig ſeynt / darunter mach eine natuͤrliche Ordnung / daß man wiſſe welchs der erſte ſey. So nun einer ein Pfennig an - geruͤhrt oder in Sinn genommen / ſo heiß jhn heimlich vom erſten gegen der rechten Hand zehlen / vnd in Sinn behalten / der wievielſte Pfennig ange -M ijruͤhret84Erſter Theil der Erquickſtunden. ruͤhret. Du aber nimb ferner waar / wie viel der Pfennig im Vmbkreißligen / laß fahren die natuͤrlich folgende Zahl / zehle auch gegen der Rechten / gib dem erſten Pfennig die nechſte Zahl darnach: Als wann der Pfennig ſeyn 13 / laß 14 auß / gib dem folgenden Pfennig 15 / vnd zehle ſo weit fort als dir beliebet / merck wie hoch ſich die Zahl erſtreckt / vnd wo ſie ſich endet / daſelbſt laß den andern anfahen / vnd auff ſein vorige in Sinn behaltene Zahl / gegen der andern Hand auch ſo weit zehlen / ſo endet ſich dein genommene Zahl auff dem angeruͤhrten Pfennig / welchs dem andern ſeltzam wird vorkom - men. Die Praxin beſſer zu verſtehen / will ich ein Exempel nemen:

Es ligen in eim Vmbkreiß 17 ſtuck / welche allhie beſſers Verſtands halben mit Buchſtaben alſo verzeichnet:

A. b. c. d. e. f. g. h. i. k. l. m. n. o. p. q. r.

Nun ſoll die Ordnung angefangen werden vom f das iſt / der Buchſtab f ſoll den erſten Pfennig bedeuten / g den andern / h den dritten / vnd ſo fortan biß wider auff das f. Geſetzt es haͤtte einer angeruͤhrt das m / heiß jhn vom f gegen der rechten Hand drauff zehlen / ſo iſts der 7 Buchſtab / ſolchs ſoll er mercken / du aber zehle auch vom f gegen der Rechten auff ein Buchſtaben welchen du wilt / geſetzt biß auffs h 19. 20. 21. Letzlich heiß jhn vom h auff der vorige 7 gegen der lincken Hand zehlen 8 / 9 / 10 / 11 / 12 ꝛc. biß auff 21. So faͤllet 21 juſt auff das m Alſo magſtu auch handlen mit andern Exem - peln. Noch leichter wird es verrichtet / wann du nach der natuͤrlichen Ordnung vom f an zehleſt bißauff h gegen der Rechten / ſo kompt 20. vnd der ander bey dem m zehlt 7 / bey dem n 8 / vnd ſo fortan.

Die L. Auffgab. Vorhergehende Auffgab auß dem Authore auff eine andere manier zu verrichten.

Geſetzt 10 ding ligen in einer Ordnung mit a / b / c / d / e / f / g / h / i / k / vnnd Zifern verzeichnet wie folget:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10. a. b. c. d. e. f. g. h. i. k.

Nun heiß einen ein ding in Sinn nemen / geſetzt er habe genommen das ding e. Darnach ſag er ſoll dir ein ding benennen dahin man zehlen ſoll / von einem genommenen ding an / geſetzt er neme das e / ſo zehle nach k bey a eilfe /beym85Erſter Theil der Erquickſtunden. beym b 12 vnd alſo fort / ſo kommen auff k 20 / vnd wird a 21. b 22. c. 23. ſa - ge deßwegen von ſeinem in Sinn genommenen ding ſeynt biß auffs c 23. ſo er nun zehl von e an 5 / 6 / 7 ꝛc. vnd ſo fort / ſo wird 23 auff das c kommen.

Die LI. Auffgab. Faſt eben vorhergehende Auffgab auff eine andere manier zu vollenden.

Setze etliche Ziffern natuͤrlicher Ordnung als 1. 2. 3. 4. 5. ꝛc. darunten mach nach belieben etliche Strichlein: Alſo:

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | | 25

Sag einer ſoll auß der Ziffern eine anruͤhren oder in Sinn nemen / ge - ſetzt er neme 8. Du aber zehle etliche Strichlein in natuͤrlicher ordnung / alſo daß das erſte 13 gelte / biß auff das jenige darunter 25 ſtehe / ſag du wollſt von ſeiner genom̃enen Zahl an zehlen biß auff ſolches ſtrich lein / ſo ſoll dahin ſeyn 25. Wañ er dir nun ſeine Zahl 8 benennet / ſo fahe bey derſelben an zu zehlen 8. 9. 10. 11 ꝛc. ſo wird 25 das gewiſene ſtrich lein treffen / dieweil aber diß mit Ziffern leichtlich kan gemerckt werden / iſts vnkaͤntlicher wann man an ſtatt der Ziffern Buchſtaben oder etwas anders nimmet.

Die LII. Auffgab.

Zu errahten das wie vielſte ſtuͤck Muͤntz einer in Siñ genommen.

Leg allerley Muͤntz / ſo faſt einerley groͤß auff einander in die Hand / als ein Ducaten / ein Cronen / ein Goldgulden / ein Kopffſtuck / ein 6 Kreutzerer / ein Patzen / ein achtel eines Thalers / ein meſſenen Rechepfennig / ein Kupf - fern Rechenpfennig / ein uͤberzinten Rechenpfennig / vnd waſerley Muͤntz vngefehr einer groͤſſe du haben kanſt. Thue ein ſtuͤck 4. 5. 6. ꝛc. von einander / ſag zu einem er ſoll jhme eins in Siñ nemen / vnd wol mercken das wie vielſte es ſey von oben her / nimb ou das ober ſtuck lege das folgende darauff auff diß das dritte / vierdte / fuͤnffte / ſechſte / ſibende ꝛc. wie viel du wilt / geſetzt du ſeyſt auff 7 kom̃en / ſo ſprich ſein geſehenes ſtuͤck muͤſſe jetzt das ſibende ſeyn: Heiß dir ſagen das wievielſte er genommen / zehl darauff / ſo wird die genommeneM iijMuͤntz86Erſter Theil der Erquickſtunden. Muͤntz richtig auff 7 kommen / welchs gantz wunderlich anzuſehen. Vnd iſt diß Stuͤck wol werth / daß mans mit einem Exempel erklaͤre.

Geſetzt die Ordnung ſey wie droben / vnd einer hab in Sinn genommen den 6 Kreutzerer / ſo am 5 ort ligt: Nun leg du den Ducaten erſtlich zehl eins darauff die Cronen zehl 2. Darauff den Goldgulden zehl 3. darauff das Kupfferſtuck zehl 4. darauff den 6 Kreutzerer zehl 5. darauff den Patzen zehl 6. darauff das Achtel zehl 7. darauff den meſſenen Rechenpfennig vnd zehl 8. Lege alſo vnverendert die 8 ſtuͤck auff die 2 andern / daß der Ducat auff den Kupffern Rechenpfennig komme / ſage ſein genommene Muͤntz muͤſſe die 8 in der ordnung ſeyn / ſo er dir nun ſagt / zuvor ſey es das fuͤnffte geweſt / ſo zehl von oben herunter den meſſenen Rechenpfennig ſag 5 / ſo iſt der achtels Tha - ler das ſechſte / der Patz das ſibende / vnd der 6 Kreutzerer juſt das achte. Die - ſe vier letzte Auffgaben ſeynt fundirt vnnd gegruͤndet auff die 14 Auffgab / allda ſuche den Beweiß.

Die LIII. Auffgab. Zu erweiſen daß es wol muͤglich / ja auch ſeyn můſſe / daß vnter zweyen Menſchen einer ſo viel Haar an ſeinem Leib habe / als der ander.

Es iſt / ſpricht der Frantzoͤſiſche Profeſſor, eine richtige Sach / daß mehr Menſchen auff der Welt / als der allerhaarigſte Menſch an ſeinem Leib haͤr - lein hat: Weiln vns aber die Haar eines Menſchen zu zehlen vnmuͤglich / wolln wir nun durch geringe Zahlen / beſſers verſtands halben / vnſere Auff - gab erlaͤutern vñ demonſtrirn. Wir ſetzen es ſeynt 100 Menſchen / darunter der allerhaarichſte nit mehr als 99 Haar habe: man moͤchte wol auch viel million Menſchen nennen / daß nit muͤglich ein Menſch ſo viel Haar haben ſolte / wir bleiben obgeſetzter Vrſach halben bey den 100. Dieweil nun mehr Menſchen ſeynt als Haar an einem / laſſet vns betrachten 99 Menſchẽ vnd ſagen / entweder ſeynt deren Haar gantz vngleich an der Zahl / oder es ſeynt darunter welcht gleiche Haar haben: Jſt diß ſo duͤrffen wir ferners keines Beweiſes / vnd haben wir vnſer meynung erhalten: Sagt man aber keiner habe ſo viel als der ander vnter 99. So muß der erſte nur ein Haar haben / der ander 2. der dritte 3. der vierdte 4. vnd ſo fortan / biß auff den neun vndneun -87Erſter Theil der Erquickſtunden. neuntzigſten der muͤſte haben 99 Haar. Nun weil noch uͤberig der hunderſte Menſch / der auch uͤber 99 Haar nit hat / wie wir geſetzt / ſo muß er vnwider - ſprechlich / in der Haarzahl mit einem vnter den 99 uͤberein kommen. Ebner maſſen kan man ſagen: daß es muͤglich 2 Voͤgel oder mehr einer ſo viel Fe - dern habe als der ander. Zween Baͤume einer ſo viel Blaͤtter als der ander. Zween Viſch einer ſo viel Schuppen als der ander. Jtem zween Menſchen daß einer ſo viel Gelt habe als der ander. Alſo koͤndte man letzlich ſagen / daß zwey groſſe Buͤcher eins ſo viel Buchſtaben koͤndte halten als das ander.

Die LIV. Auffgab. Ob mehr Haar als Augen auff der Welt?

Mit einem vornemen Doctore in Nuͤrnberg hatte ich die Zeit zu ver - treiben dergleichen diſcurs; Meine Meynung war / es weren mehr Haar als Augen / dañ man ſolte die Menſchen / Pferd / Kammcel / Ochſen / Eſel / Gaiß / Hund / Katzen vnd andere Thier betrachten / welche viel 1000 Haar aber jedes nur zwey Augen haͤtten. Er aber nannte mir hingegen ſo viel Au - gen / daß ich davor erſchracke: Dann / ſagt er / wie viel 1000 Viſch / Krebs / Froͤſch / Kroͤtn / Schlangen / Edexen / Scorpion / Muckẽ / Floͤh / Leuß / Wan - tzen / Schaben / Schwaben / Voͤgel vnd dergleichen ſeynt / welche alle nur Augen / keins aber kein Haar hat. Daß alſo noch vngewiß / ob mehr Haar als Augen auff der Welt: welchs ich luſts halben hieher ſetzen wollen.

Die LV. Auffgab. Drey Baͤwrin tragen Eyer gen Marck / Anna 10. Barbara 30. Chriſtina 50. verkaufft zu jeder Zeit eine ein Ey ſo thewer als die ander / loͤſen einerley Summa Gelts / Frag wie ſolchs hergangen?

Zur erſten Zeit gelten der Eyr 7 ein Kreutzer / Anna verkaufft 7 Eyr / loͤſt ein Kreutzer / bleiben jhr 3 uͤber. Barbara verkaufft 28 / loͤſt 4 Kreutzer / bleiben jhr uͤber 2 Chriſtina gibt hin 49 / loͤſt 7 Kreutzer / bleibt jhr eins uͤber.

Bald ſchlagen die Eyr auff / daß eins 3 . gilt. Loͤſt die Anna auß den dreyen jhr uͤbergebliebenen Eyern 9 . hat vor einen geloͤſt / iſt 10 . Barbara loͤſt auß jhren uͤbrigen 2 Eyrn 6 . hat zuvor geloͤſt 4 . iſt auch 10 . Chriſtina auß einem Ey 3 . hatte zuvor 7. iſt auch 10 . Alſo daß jede 10 . geloͤſet. Steht alſo:1088Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Dieſe Auffgab iſt genommen auß einem alten Rechenbuͤchlein M. Jo - hannis Widmans am 109 blat / vnſer Author gibts alſo fuͤr: Drey Weiber tragen oͤpffel zu marck / die erſt verkaufft 20 / die ander 30 / die dritte 40. ver - kaufft eine ſo theur als die ander / vnd loͤſt eine ſo viel als die ander. Jetzt fragt ſichs wie ſolchs ſeyn koͤnnen? Antwort: Die oͤpffel muͤſſen auff 2 mahl ver - kaufft werden / vmb vnterſchiedlichen Preß: dann erſtlich gilt 1 Apffel ein pfennig / verkaufft die erſte 2 / loͤſt 2 pfennig. Die ander 17 / loͤſt 17 pfennig. Die dritte 32 / loͤſt 32 pfennig. Bald ſchlagen die oͤpffel auff / daß einer 3 pfennig gilt / ſo loͤſt die erſte auß 18 oͤpffeln 54 pfennig / bekom̃t ſampt den vo - rigen 2 pfennigen 56 pfennig; Die ander loͤſt auß 13 oͤpffeln 39 pfennig / da - zu die vorigen 17 / thun auch 56. Die dritte auß 8 oͤpffeln / 24 / dazu die vori - gen 32 / thun auch 56 pfennig.

Die LVI. Auffgab.

Ein Groß vatter / zween Vaͤtter / vnd zween Soͤhne fiengen 5 Haſen / ſol - ten ſie gleich vntereinander außtheilen / welchs aber nit geſchehen kundte weil kein Haß dorffte zergaͤntzt werden / iſt die Frag / warumb diß nit ſeyn koͤnnen?

Es hat das anſehen / als ob der Perſonen weren 5 geweſt / vñ deßwegen die Haſen leichtlich vnter ſie haͤtten getheilt werden koͤnnen / weil ſelber auch 5. Allein der Perſon waren nur drey: nemlich Petrus, Claudius, vñ Martinꝰ. Petrus war deß Claudii Vatter vñ deß Martini Großvatter. Alſo vertrat Petrus 2 Perſonen / nemlich deß Großvatters vnd Vatters. Claudius war zugleich ein Sohn vnd Vatter / ſo war Martinus deß Claudii Sohn. Alſo waren 1 Großvatter / 2 Vaͤtter vnd 2 Soͤhn in dreyen Perſonen begriffen.

Die LVII. Auffgab.

Fuͤnff89Erſter Theil der Erquickſtunden.

Fuͤnff Geſellen verzechten vor der Zeit da noch pfund / vnd pfennig giengen / einen pfennig zu Nuͤrnberg / die zahlten ſie einer ſo viel als der ander / vnangeſehen keine kleinere Muͤntz als Heller war / frag wie ſolche Bezahlung geleiſt worden?

Vor der Zeit galten zu Nuͤrnberg 5 Kreutzer 21 pfennig: Deßwegen gab der Geſellen jeder dem Wirth einen gantzen Kreutzer / vnd weiln dern 5 / bekam der Wirth 21 pfennig / gab deßwegen einem jeden Geſellen 4 pfennig wider rauß / war 20 pfennig / vñ blieb jhme einer der da ſolte bezahlt werden.

Die LVIII Auffgab. Vier Loͤffel vnter drey Perſonen außzutheilen / daß keine mehr hab als die ander.

Diß iſt dem Vnwiſſenden ein groſſes wunder / dem Wiſſenden aber ein Schulboß: vnd ligt eine æquivocation, in den worten / keiner ſoll mehr ha - ben als der ander: Solchs recht zu verſtehen / ſo ſollen 3 Perſonen ſitzen Pe - trus, Claudius vnd Martinus, ſag du wollſt 4 Loͤffel vnter ſie 3 außtheilen / daß keiner mehr bekomme als der ander: Laß Petrum den erſten ſeyn / Clau - dium den andern / vnd Martinum den dritten. Gib Petro vnd Martino jedem einen Loͤffel / dem Claudio aber 2 / ſo hat keiner mehr als der ander: Dann dieſer hat 2 / der erſte vnd dritte aber jeder nur einen: wird alſo dieſe Auffgab mit einer Kurtzweil vnd Gelaͤchter geendet.

Die LIX. Auffgab. So ein Saͤnfftkoͤrnlein ſich 17 Jahr nach einander mehrte / braͤchte es ſo viel Koͤrner / daß ſie nit in die Hoͤle deß Firmaments giengen.

Nun faͤhet der Frantzoͤſiſche Author an / von allerley wunderlichen vnd luſtigen progreſſionibus zu diſcurirn, vnd zuzeigen wie gar wunder - ſam ſich die Fruͤchten / Gold / Silber / Menſchen / Thier vnd andere ſachen in kurtzer Zeit koͤnnen mehren / die wollen wir auch ordentlich nach einander hieher bringen.

Das Saͤnfftkoͤrnlein erſtlich betreffend / ſagt er: Ein einiges Saͤnfft - koͤrnlein koͤñe leichtlich in einem mittelmaͤſſigen Kopff mehr als 1000 koͤrn - lein tragen er wolle aber nur beſſers Glaubens halben bey 1000 bleiben / vnd biß auff 17 Jahr damit kom̃en / wañ nun die 1000 koͤrner außgeſeet werdẽ /Nbrin -90Erſter Theil der Erquickſtunden. bringen ſie das erſte Jahr 1000 mahl 1000 / das ſeynt 1000000 / das an - der 1000 000 000 vnd ſo fort an biß auff das 17 Jahr / ſo kaͤme vor das 17 Jahr 1000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 / welche Zahl dann weit groͤſſer iſt als die Zahl der Sandkoͤrnlein Archimedis, ſo im Firmament nicht raum hatten / wie davon in Stereometricis ſoll diſcurirt werden / weil nun ein Senfftkoͤrn - lein vmb ein mercklichs groͤſſer als ein Sandkoͤrnlein Archimedis, deſto weniger werden ſie zwiſchen dem Firmamentraum haben / noch weniger / wann man die Koͤrner der erſten 16 Jahr dazu thut. Geſchicht dieſes aber in 17 Jahren / was ſolte geſchehen in 20 Jahren / da eine Zahl erwuͤchs von 64 Charactern? die Sach iſt ſo lauter vnd Sonnenklaar / daß alsdann die Saͤufftkoͤrner viel tauſendmahl groͤſſer wuͤrden / als die Sandkoͤrner / ſo in der Hoͤle deß Firmaments ligen koͤndten.

Die LX. Auffgab. So ſich die Schwein einer Schweinsmutter 14 Jahr in gewiſſer pro - portion mehrten / ſtuͤndenit in deß Tuͤrckiſchen Keyſers gantzem Vermoͤgen / ſie ein einiges Jahr ſpeiſen zu laſſen / ja auch nur die jenigen ſo das letzte Jahr geworffen wuͤrden.

Laſt vns ſetzen / ſpricht der Author, ein Schweinsmutter trag auff ein - mahl nit mehr als 6 Ferckelein / darunter 2 Beern vnd 4 Zuchtel / vñ eine jede Zuchtel trage alle nachfolgende Jahr biß auff 14 incluſivè, ſo viel als die er - ſie / ſo werden wir das 14 Jahr finden 1073741824 der Zuͤchtelein vnd Schweinsmuͤtter die Beern nicht gerechnet / wie folget: 〈…〉

Vnd91Erſter Theil der Erquickſtunden.

Vnd dieweil ein Reichsthaler ein Jahr nicht zu viel ein Schwein zu er - halten / in deme auff ein tag nur vngefehr ein Pfennig kommet / wuͤrden ſol - che ein Jahr zu vnterhalten koſten 1073741824 Reichsthaler / die thun 1610 million / 6 Tonnen 12736 / welche Summa deß Tuͤrckiſchen Key - ſers Einkommen weit uͤbertrifft. Der Author rechnets nur auff 12 Jahr / meynt es kommen nur uͤber 33 Million / welchs ſich doch / wie auß vorherge - hendem Exempel zu ſehen viel anderſt befindet / weil uͤber 66 million kom̃en.

Die LXI. Auffgab. Es iſt vnmůglich wann ein Kornkoͤrnlein bringt 50 / vnd jedes wider 50. zwoͤlff Jahr nacheinander / daß ſolche Koͤrner koͤndten gefuͤhrt werden auff ſo viel Schiffen / die das gantze Meer bedeckten.

Es ſolte ſich einer billich verwundern / ſagt vnſer Autor, daß ein Korn - koͤrnlein / mit allen Koͤrnlein ſo in 12 Jahrn nacheinander darauß wuͤch - ſen herfuͤr braͤchten 244 140 625 000 000 000 000. welchs ein uͤber - auß groſſe Summa / wann einem Koͤrnlein nur 50 zugerechnet werden / da doch manches ſechtzigfaͤltig / etlichs hundertfaͤltige Frucht bringt / wie Matth. 13. Luc. 8. bezeuget wird. 〈…〉

Dieſe abſchewliche grewliche Summa / macht einen Hauffen in form ei -N ijnes92Erſter Theil der Erquickſtunden. nes cubi oder Wuͤrffels von 244 140 Frantzoͤſiſchen meilen / wann man einem jeden ſchuch in der laͤng gibt 100 koͤrner / vnd ſo viel in der braiten vnd tieffen: Derhalben wann man nimmet 24414000 Staͤdt wie Pariß / vnd einer jeden gibt ein meilwegs in der gantzen vierung / vnd 100 Schuch in die Hoͤhe / ſo werden dieſelbigen von dem Korn von vnten biß zu oͤberſt nit erfuͤl - let / ob gleich nichts anders als Korn drinnen were. Nun ferner geſetzt ein Schoͤffel were gleich ein Cubic ſchuch / darein eine gantze Million der Korn - koͤrner giengen / ſo wuͤrden die Koͤrner machen 244 140 625 000 000 Schoͤffel / eine ſolche anzahl / daß ſo man damit wolte Schiff beladen / auff ein jedes 1000 Schoͤffel / man mehr Schiff haben muͤſte / als das groſſe Meer der flaͤch nach begreiffen koͤndte: Dann dazu werden gebraucht 244 - 140625 000 Schiff / wann letzlich fuͤr jeden Schoͤffel nur ſolte eine Cronẽ bezahlt werdẽ / muͤſte man 244 140 625 000 000 Cronen anwendẽ / glaub nit daß ſo viel in der gantzen Welt ſeyn / oder auß aller Potentaten Schaͤtzen koͤndte zuſamm gebracht werden. Jſt diß nit ein reicher Wucher von einem einigen Kornkoͤrnlein.

Die LXII. Auffgab. Wie einer mit 100 Schafen in 16 Jahrn viel Million Cronen gewinnen moͤchte?

Die jenigen ſo groſſe Schaͤfereyen haben / moͤchten in kurtzer Zeit ſehr reich werden / wann ſie behielten alle Schaf von 100 nur 16 Jahr / vnd jedes Schaf Jaͤhrlich wider nur eins braͤchte / ſo wuͤrden der Schaf werden 65 5 - 3600 / der Author ſetzt 61 669 600 / weiß nicht warumb / ſo nun jedes ſtuͤck nur ein gulden goͤlte / bekaͤme man von den Schafen 6 Million / 5 tonnen / 536000 gulden. Diß laͤſt ſich bald rechnen / aber ſchwer practicirn.

Die LXIII. Auffgab. So eine Linſe ſich mehrte 12 Jahr / vnd jede Jaͤhrlich 30 truͤge / wuͤrde eine ſolche meng Linſen wachſen / daß ſie den gantzen Erd - boden / dick uͤber einander bedeckten.

So ſich eine Linſe gedachter geſtalt 12 Jahr mehrte / braͤchte man zu - ſammen 531441 000 000 000 000 Linſen / ſo den Erdboden ſampt dem Meer dick bedecken koͤndten / wie folget:

3093Erſter Theil der Erquickſtunden.
30I
900II
27000III
810000IV
24300000V
729000000VI
21870000000VII
656100000000VIII
19683000000000IX
590490000000000X
17714700000000000XI
531441000000000000XII

Diß gantze Exempel hab ich deßhalben hieher geſetzt / weil der Frantzoͤ - ſiſche Author eine andere Zahl hat / nemlich:

53044000000000000

Vnd ſich alſo der Leſer deſto beſſer drein finden moͤchte. Nun wann man ein Cubieſchuch nim̃et deſſen ſeite 100 Linſen / wird er begreiffen 1000000 Linſen. So man nun dergleichen maß nur vmb ¼ gebe / koͤndte man auß den Linſen loͤſen 132860 Million / 2 Tonnen / 50000 .

Die LXIV. Auffgab. Wann nicht Jaͤhrlich eine groſſe meng Fiſch gefangen wůrden / moͤchten ſie ſich in kurtzer Zeit dermaſſen mehren / daß ſie alle Waſſer der Erden nit begreiffen koͤndten.

Vnter die aller fruchtbarſten Thier auff der Welt rechnet man die Fiſch: Weil ein Fiſch ſich Jaͤhrlich dermaſſen mehret / daß wañ man derſelben nit Jaͤhrlich viel 1000 fieng vñ abthaͤt / von einem einigen Karpffen in 10 oder 12 Jahren ſo viel Fiſch kaͤmen / daß ſie das Meer vnd alle Waſſer der Erden nit begreiffen koͤndten: Dann man rechne nur einem Karpffen 100 kleine Fiſchlein zu / auff 10 oder 12 Jahr / ſo wird man die Waarheit mit der That erfahren: So nun diß ein Fiſch thut / was werden viel tauſend thun koͤnnen? Dañen hero ſich niemand wundern darff / daß man Jaͤhrlich ſo viel tauſend Fiſch abfaͤhet / vnd ſolchs von anfang der Welt her / vnd doch noch groſſer Vorraht in den Waſſern / ſo nit außzufiſchen. So weißlich hat der reiche GOtt alles geordnet.

N iijDie94Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die LXV. Auffgab. Hieher iſt auch zu referirn die vermehrung der Menſchen nach der Suͤndfluth.

Es ſeynt viel Leut / ſagt der Author, ſo nit glauben oder jhnen einbilden koͤnnen / wie es muͤglich geweſt / daß die 8 Perſonen ſo in die Arch Noe gan - gen / 4 Mañs - vnd 4 Weibsperſonen in ſo kurtzer Zeit als in 200 Jahren ein Armee von 200000 Mañ / ſo der Nimrod gefuͤhrt / zeugẽ koͤnnen. Aber diß iſt nit ſo ein groſſes Wunder / wann wir auch nit mehr als eins von den Kin - dern Noe nemen: Dann wann wir ſetzen daß alle Geſchlechter ſich alle 30 Jahr ernewen / vnd wann ein jedweders Geſchlecht ſich nur ſiebenfaͤltig mehrete / ſo koͤndten leichtlich erzeugt werdẽ 800000 Seelẽ / zumahl da die Menſchen fruchtbarer weren vnd laͤnger lebten. So iſts auch nicht ſo hoch zu verwundern / wann wir ſagen von den Kindern Jſrael / welche nach 210 Jahren / derer nur 70 ankamen / eine ſo groſſe meng gezeuget / daß man ſechs hundert tauſend ſtreitbare Maͤnner / Weib / Kinder vnnd die Alten vnver - moͤglichen vnd zum Krieg vntuͤchtigen außgenommen / vnter jhnen gefun - den: wer es aber recht bedenckt vnd außrechnet / wird finden / daß das einige Geſchlecht Joſephs dazu gnug were geweſt. Noch glaublicher iſts deßhalbẽ wann man alle Geſchlechter der Kinder Jſrael rechnen wolte.

M. Johannes Prætorius ein beruͤhmbter Altdorffiſcher Profeſſor fuͤh - ret in ſeiner Oration von der Arithmetica folgenden diſcurs: Wir leſen in der H. Schrifft daß Cain / nach dem er ſeinen Bruder erſchlagen / in forch - ten geſtanden / er moͤchte von eim andern wider nider gemacht werden / deß - wegen gegen Orient gezogen vnd die Stadt Hanoch / welche wie Joſephus meldet / ſehr groß geweſt / erbawet: darauß haben ſich mancherley wider waͤr - tege meynung angeſpunnen / vnd viel gefraget / wo Cain Leut genommen die Stadt nicht allein zu erbawen / ſondern auch zu beſetzen: Dieſen kan auß der Arithmetica leichtlich begegnet werden: Wir wollen ſetzen / ein Mann ha - be mit ſeinem Weib alle Jahe eins vmbs ander ein Knaͤblein vnd Maͤgdlein gezeuget / vnd dieſe haben gleicher maſſen erſt nach 50 Jahr (damit der Be - weiß deſto kraͤfftiger) Kinder gezeuget / alſo auch folgend / dieſe Kinder wider andere / vnd ſo fortan biß auff dz 300 Jahr / iſt die Frag wieviel Kinder in allẽ wuͤrden gezeugt worden ſeyn? Antwort 10724872. Ob zwar diß Exempelnicht95Erſter Theil der Erquickſtunden. nicht ſo eben auff den Adam kan gedeutet werden / kan man doch dergleichen etwas von jhme ſagen / vnd dienen zu vnſerer Sach daß Adam 930 Jahr gelebt / ꝛc. Dergleichen Auffgab findet man auch im Simon Jacob von Coburg am 231 / vnd 232 blat.

Die LXVI. Auffgab. So man ein Pferd kauffte nach den 32 Naͤgeln / vnd gebe fuͤr den erſten 1 pfennig / fůr den andern 2 / vnd ſo fortan in duplo proportione, biß auff 32 incluſivè, iſt die Frag wie thewer das Pferd muͤſſe bezahlt werden?

Chriſtoff Rudolff in ſeiner Schimpffrechnung ſagt von einem Pferd ſo in Etſchland verkaufft worden / der geſtalt / daß man dem Verkauffer fuͤr den erſten Nagel bezahlen ſoll ein Pagadeinlen derer 20 einẽ Kreutzer thun / fuͤr den andern Nagel 2 Pagadeinlein / fuͤr den dritten vier / fuͤr den vierdten 8 / vñ ſo biß auff 32 in doppelter progreſſion, ſo man nun alle Pagadeinlein zuſam̃ rechnet / vnd zu Oeſterreichiſchen guldẽ machte / kaͤmen fuͤr das Pferd zu bezahlen 3579139 gulden / 3 ſchilling / 9 pfennig. So wir aber vor den erſten Nagel rechnen ein pfennig / ſo thuts Nuͤrnberger waͤrung 17 million 8 Tonnen / 95697 gulden / 3 kreutzer vnd 3 pfennig. Wer alſo das Pferd meines erachtens thewer gnug bezahlt. Wann man in tripla proportione alſo verfuͤhre / kaͤme ein uͤberauß groſſe vnglaubliche Summa herauß.

Die LXVII. Auffgab. So ein Koͤnig 40 Staͤdt verkauffte / die erſte vmb einen pfennig / die ander vmb 2 / die dritte vmb 4 / vnd ſo fort biß auff 40 incluſivè, iſt die frag ob ſie auch bezahlt worden?

Gemma Friſius vnd Michaël Stifelius ſetzen ein ſolch Exempel: Ein Koͤnig verſetzt 30 Staͤdt / alſo daß er vor die erſte Stadt fordert ein Preuſi - ſchen pfennig. Fuͤr die ander 2. Fuͤr die dritte 4. Fuͤr die vierdte 8 / vnd ſo fortan. Bringt herauß 1988410 guͤlden / 2 Marck / 3 Groſchen / 1 Schil - ling / drey Pfennig.

Wir wollen mit dem Authore 40 Staͤdte nemen / vnnd deßwegen die progreſſion biß auff 40 continuirn vnd erſtreckẽ. So kommen 109951 - 1627775 pfennig: Dann deß Authoris gefundene Zahl nicht recht. Wirfinden96Erſter Theil der Erquickſtunden. finden aber ſolche kuͤrtzlich alſo / wann man wie in der progreßione geo - metrica gebraͤuchlich die erſt Zahl mit Nulla / die ander mit eins / die dritt mit 2 / vnd ſo forthin bezeichnet / kommet auff die Zahl 10 ſo viel als 1024 / diß in ſich ſelbſt multiplicirt / bringt 1048576. 〈…〉

Vnd diß iſt die Zahl ſo zu 20 geſchrieben werden muß / ſolche nun wider in ſich ſelbſt multipliciret bringt 1099511627776 / vnd iſt die Zahl zu 40. 〈…〉

Jſt aber ſo man von der erſten Zahl anfaͤhet zu zehlen die 41. Deßwe - gen / wie auß den Regeln der progreßionen bekannt / wann man eins ſub - trahirt / kommen 1099 511 627 776 die begerte Summa aller 40 Sa - tzungen. Solche nun mit 240 zu gulden gemacht / kommen 4581 Million / 2 Tonnen / 98449 gulden / 3 . 3 pfennig. So nun ſolch Gelt außgeliehẽ wuͤrde / vnd man 5 gulden vom 100 / davon intereſſe gebẽ ſolte / wuͤrde man / ſo die uͤberigen kreutzer vnd pfennig nit gerechnet wuͤrden / Jaͤhrlich bezahlẽ muͤſſen 229 Million / 0 Tonnen / 64922¼. Thut einen Tag mehr als 6 Tonnen / 27575 gulden / machte eine ſtund mehr als 27815 gulden. Nun hat der Koͤnig in Quinea, wann den Hiſtorienſchreibern zu glauben / nicht den ſibenden Theil Einkommens deß intereſſe, ſo Jaͤhrlich von obgedach - ter Summa gefaͤllt.

Die79[97]Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die LXIIX. Auffgab. Wann man in vorhergehender Progreſſion biß auff 64 gelangte vnd auffſtiege / was darauß folgte / zu erfahren?

Es iſt dannoch gut / ſagt der Author, daß einer einen Mathematicum gebe / damit man jhn in kauffen vnd verkauffen / Contraͤcten vnd andern Handlungen / nicht uͤberſetzen / verfortheilen oder betruͤgen koͤnne. Geſetzt ſo einer zu einem Einfaͤltigen ſagte / er wolte jhm 1000 Ducaten zahlen er ſol - te jhme 64 Plaͤtze dafuͤr einraͤumen / der geſtalt / daß er auff den erſten nur ein Koͤrnlein ſaͤen moͤchte / auff den 2 zwey / auff den 3 vier / auff den vierdten 8 / vnd ſo fortan in dupla proportione, biß auff 64. Der Einfaͤltige ſolte ſich dieſes Contracts wol hoͤchlich erfrewen / vnd jhn gern eingehen. Allein im außkehren wuͤrde ſichs finden / daß der gantze Erdboden zu wenig vnnd klein dergleichen Plaͤtz zu liefern / ja viel zu klein als daß eine ſolche menge der Koͤr - ner drauff ligen koͤndten / dann die Summa ſolcher Koͤrner were 18 446 744 073 709 551 615.

Solche Summam aber kurtz herauß zu bringen / ſo multiplicirt man 10995 11627776 ſo zu 40 gehoͤrt / mit der Zahl 167772 16 ſo zu 24 gehoͤrt / thun beede 64. 〈…〉

Welchs dann ein ſolche Summa Koͤrner / daß ſie 1779 199 852 Schiff nicht koͤndten uͤber Meer fuͤhren: Wann jedes Schiff nur troͤge bey 2500 Schoͤffel. Diß iſt leicht zu rechnen / wan mann die Koͤrner zu MajenOredu -98Erſter Theil der Erquickſtunden. reducirt / wie in etlich vorhergehenden Exempeln geſchehen? So man nun ſolchs auffs geringſte zu Gelt anſchluͤge / wuͤrde nur der zehende theil allen Reichthumb Crœſi, deß Groß tůrcken / der Quineſer / Spannier vnnd al - ler Koͤnige der Erden uͤbertreffen. Diß iſt zwar eine groſſe Summa / jedoch nichts gegen der jenigen zuſchaͤtzen / wann man alſo in tripla proportione auffſtiege von eins biß auff 64. Dann darauß eine anzahl Koͤrner kaͤmen / ſo eine Kugel / 100 million groͤſſer als die Erdkugel / machten.

Die LXIX. Auffgab. Von einem Haußknecht ſo ſich auff gewiſe Condition bedingen laſſen.

Ein Knecht ſagt zu ſeinem Herꝛn / er wolle jhm ſein lebtag dienen / hin - gegen ſoll er jhme nur ſo viel Platz einraͤumen / darein zu ſaͤen ein Traͤidkoͤrn - lein / ſampt den jenigen ſo in 9 Jahrn darauß wachſen moͤchten: Der Ein faͤl - tige ſolte meynen / dieſes begeren were noch wol einzugehen: Da doch / ſagt der Author, diß ein Diebsmarcke koͤndte genennet werden: Weil nach ende der 9 Jahren die Zahl 6721641025640 herauß kaͤme / wann jedes Koͤrn - lein Jaͤhrlich nur 40 braͤchte. So man nun den vierdten theil eines gevjerd - ten Zolls / fuͤr ein Koͤrnlein zu ſaͤen / naͤme / wuͤrde der Knecht bekommen 16 - 80410256410 gevierdte Zoll Landes / die thaͤten / ſo man 144 Zoll fuͤr einẽ gevierdten Schuch rechnete / vnd 256 gevierdte Schuch fuͤr eine gevierdte Ruten / vnd 200 Rutẽ fuͤr ein Tagwerck / mehr als 200000 Tagwerck. Be - ſihe deß Authoris Zahl vnd Rechnung / ſo wirſtu ſie nit juſt befinden.

Die LXX. Auffgab. So Zween mit einander lauffen ſolten / einer ein halb meil wegs / der ander aber 100 Eyr / ſo in der laͤng nach einander gelegt ſeyn / je eins 2 ſchuch weit von dem andern / in ein Korb ſo auch 2 ſchuch weit von dem erſten Ey / eins nach dem andern vnzerbro - chen einſamblen ſolte / iſt die Frage / welchers vnter beeden am erſten enden koͤndte?

Herꝛ D. Georgius Heniſchius in ſeiner Arithmetica perfecta am 398 blat ſpricht: Am andern Oſtertag iſt es zu Augſpurg allezeit gebraͤuch - lich / daß ſich zween Knaben vor dem Rotenthor im lauffen folgender ge -ſtalt99Erſter Theil der Erquickſtunden. ſtalt uͤben: Dem einen legt man 100 Eyr nach der laͤng / jedes 2 ſchuch von dem andern / die ſoll er vnzerbrochen in ein Korb ſo auch 2 ſchuch vom erſten Ey ſteht / einholen / jedoch ſo offt er von dem Korb außlaufft / ſo offt nur ein Ey bringe; Der ander aber ſoll vnter deſſen nach Goͤckingen (iſt ein Dorff nach gemeiner meynung ein halbe meil von der Stadt gelegen) lauffen vnd wider kommen; Vnd wer ſein Lauff am erſten verrichtet / der gewinnet was auffgeworffen worden. Jetzt iſt die frag / wieviel der Eyerſamler ſchuch lauf - fen muͤſſe / vnd wer vermuthlich gewinne? Diß wird alſo gerechnet: Von dem Korb zum erſten Ey vnd wider zuruck ſind 4 ſchuch / von dem Korb zum andern Ey vnd wider hinderſich 8 ſchuch / zum dritten 12 / zum vierdten 16 / vnd ſo fortan in Arithmetiſcher progreßion, daß eine Zahl die ander allzeit vmb 4 uͤbertreffe. So wird die hunderſte Zahl ſeyn 400 / die Summa aber al - ler Zahlen 20200 ſchuch / das ſeynt 32 $${10}{25}$$ ſtadia. Die erfahrung aber gibts / daß meiſtes der Eyrſambier ehe fertig wird / als der ander widerkommet / dar - auß erſcheinet das Goͤckingen von Augſpurg nicht eine halbe / ſondern eine gantze meil mehr eines ſtadii oder Roßlauffs lige. Bißweilngeſchichts daß der Eyrſambler bey 105 / oder 107 Eyr ſamblet / alles nach gelegenheit deß wetters vnd beſchaffenheit deß Erdbodens / ob er trucken oder feucht. Dar - auß zu ſehen / daß man die weite zweyer oͤrter auß einſamblung der Eyerkoͤn - ne erkennen / welches ein Vnerfahrner fuͤr vnmuͤglich haͤlt. So weit Heni - ſchius, Darauff ſag ich / daß es ſo gar eben vnd net nit koͤnne gemeſſen wer - den: Dann gewiß iſts / daß der Eyrſambler nicht ſo weit lauffen kan / als der ander in einerley Zeit / weiln Jenner ſich 200 mahl vmbwenden muß / dieſer aber vnverhindert aneinander fortlaufft / vnd ſich nur einmal vmbwenden darff / muß alſo vmb ein mercklichs weiter nach Goͤckingen von Augſpurg ſeyn als 32 $${10}{25}$$ Roßlauff. Bey dieſem vmbkehren faͤllet mir ein / daß vor der Zeit einer mit dem andern gewettet / er wolle zu fuß lauffen vnd jhn reiten laſſen ſo ſtarck er koͤnne / ein gantz ſtadium, wolle auch ehe zu fuß fortkom̃en / als er wann er ſich mit dem Pferd 9 mahl vnter wegs gantz vmbwende / vnd durch ſolche verhinderung iſt der Lauffende dem Reitenden vorkommen.

Simon Jacob von Coburg in ſeim Rechenbuch am 245 blat gibts alſo vor: Jtem einer hat auff einer ebne nacheinander gelegt 100 Eyer / je eins ei - nes ſchrits weit vom andern / alſo / daß das erſt Ey von Letzten 99 ſchrit ligt /O ijdar -100Erſter Theil der Erquickſtunden. darnach ſetzt er ein ſchrit vom erſten Ey einen Korb / vnd wettet mit einem / ehe er die 100 Eyer / vom letzten anzufahen / auffleſe / vnd vnzerbrochen in Korb lege / doch alſo / daß er jedesmal nur eins hole / nach dem ein anders / ꝛc. So wolle er einen benannten weg lauffen / wird nun gefragt / wieviel der / ſo die Eyr auffliſt / ſchrit hab lauffen muſſen?

Thue jhm alſo / multiplicier die Zahl der Eyr in ſich ſelbſt / kem̃en 10000 / ſo viel ſchrit lieff er / wann er beym letzten Ey im anfang geweſen were / addir darumb hinzu 100 ſchrit / die er vom Korb dazu gehabt / werden 10 100 vnd ſo viel muß Bſchrit lauffen / ſo er die 100 Eyer nach ernennter ordnung auf - leſen will / welches zwo guter Teutſcher meilen ſeynt.

Die LXXI. Auffgab. Zahlen gewiſſer Progreſſion in eine viereckichte Tabell der geſtalt zu verſetzen / daß ſolche Zahlen nach der laͤng / breite vnd Creutzweiß das iſt / nach der Diagonaln uͤber Eck addirt oder multipli - cirt einerley aggregata bringen.

Von beſchreibung ſolcher Tafeln haben weitlaͤufftig geſchribẽ Michaël Stiefelius, Franciſcus Spinola, Georgius Heniſchius, Petrus Rot / Jo - hannes Faulhaber / Johannes Ludovicus Remmelin / inſonderheit aber iſt in verſetzung ſolcher Zahlen ſehr beruͤhmbt geweſt Zacharias Lochner wei - land ein Burger zu Nuͤrnberg / welcher gantze Regalboͤgen mit der gleichen Zahlen beſchrieben. Theophraſtus Paracelſus eignet ſolchen Tabelln ei - nen Aberglaubiſchen effect vnd magiſche Krafft zu / vnd ſetzet fuͤr einen je - den Planeten eine ſolche Tabell.

Folget ein Exempel mit 9 Zahlen auff zweyerley manier / da allzeit wann man addirt / nach der laͤng / quer / vnd Creutzweiß 15 kommen. 〈…〉 〈…〉

Ein anders da allzeit 18 kommen: 〈…〉 〈…〉

Das101Erſter Theil der Erquickſtunden.

Das dritte da allzeit 21 kommen. 〈…〉 〈…〉

Das vierdte Exempel mit 16 Zahlen / da allzeit 34 kommen: 〈…〉 〈…〉

Das fuͤnffte Exempel mit gantzen vnd gebrochnen auff fuͤnff Reyen / da allzeit durch die addition 46¼ kom̃en / iſt der vnterſchied der progreßiõ allezeit ¾. 〈…〉

Das ſechſte Exempel mit 9 Zahlen / da allzeit 378 kommen: 〈…〉

Das ſibende Exempel mit zehen Zahlen:O iij100102Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Folgen zwey Exempel Geometriſcher progreßion, in welchen man die Zahlen in einander multiplicirt / daß einer ley producta kommen.

Das erſte Exempel mit geraden Zahlen: 〈…〉

Das ander Exempel mit vngeraden Zahlen: 6561. 847531609443. 94170178827. 2187. 9. 31390059609. 531441. 129140163. 59049. 81. 243. 177147. 1594323. 14348902. 1046335 3203. 729. 43046721. 19683. 4782963 3487784401. 282510536481. 3. 27. 1162261467. 387420089.

Wer nun begeret ſolche Tabeln nach zumachen / leſe Michael Stiefel / vnd Johan: Ludovic: Remmelin von Vlm.

Die LXXII. Auffgab. Von dem Blinden Abt mit den 24. Moͤnchen.

Ein fleiſſiger vnd doch blinder Abt / zehlt allezeit zu Nachts ehe er ſchlaf - fen gieng ſeine Moͤnchen / zu erfahren / ob ſie alle vorhanden / ſieſtellten103Erſter Theil der Erquickſtunden. ſtellten ſich aber in folgender Ordnung / daß er auff jeder vnd allen ſeiten 9 ſtehend fande vnd ergreiffe: 〈…〉

Den erſten Tag blieben ſie alle im Kloſter / deß andern Tags aber gien - gen 2 Moͤnchen auß dem Kloſter / die andern aber ſtellten ſich doch / daß der Abt auff allen Reyen wider neun Moͤnchen fand / alſo: 〈…〉

Den dritten Tag giengen noch 2 weg / alſo daß nunmehr 4 außwaren / ſtellten ſich aber doch / daß noch auff allen Gliedern 9 waren / als: 〈…〉

Den vierdten tag blieben die 4 wider auß / machten die 20 folgende ordnung: 〈…〉

Den fuͤnfften tag brachten die 4 außgeloffene mit ſich 8 Nunnen / daß der Perſon 32 wurden / die ſtellten ſich doch / daß der Abt auff jeder Reyen nur 9 Perſonen fand / alſo:0104Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Die LXXIII. Auffgab. Zwaintzig Mann in einer Vierung alſo zu ſtellen / daß allzeit fuͤnff in ein Glied oder Reyen kommen.

Solche Ordnung wird angeſtellt / wie auß folgender Punct diſpoſition zuſehen: 〈…〉

Die LXXIV. Auffgab. Etliche Nuͤß oder Rechenpfennig Creutzweiß zu legen / davon man etliche nimmet vnd wider dazu thut / da doch einer - ley Zahln verbleiben.

〈…〉

Allhie105Erſter Theil der Erquickſtunden.

Allhie wann mann von N°I. gerad hinauff zu II. zehlt / finden ſich 13 nuͤß / als von I in V auff IV oder III auch ſo viel; nun wollen wir 2 Nuͤß bey IV vnd III wegnemen / vnd ſollen doch noch wie vor 3 mahl 13 ligen. Nimb die obre Nuß bey II weg / ſetze ſie zu vnterſt bey I. vnd thue bey IV ein Nuß weg / alſo auch bey III. ſteht alſo: 〈…〉

Dann weil die oͤberſte Nuß vnten her gelegt / vnd die Zeyl I. V. vmb eins gemehrt / kan deßwegen auff beeden ſeiten wol eine Nuß abgehen. So man aber noch 2 Nuͤß wegnemen wolte / machte mans wider wie zuver / vnd kaͤmp die Figur alſo: 〈…〉 Wie es mit dem wegne men hergehet / alſo kan man auch Rechenpfennig dazu legen.

PDie106Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die LXXV. Auffgab. Tauſend zu ſchreiben daß man dazu kein Nullabraucht. D. Georgius Heniſchius lehrts alſo 999 $${9}{9}$$ welchs eben ſo viel als 1000.

Jch ſchriebe es nur mit eim Lateiniſchen M. welchs auch tauſend iſt. Aber hiebey faͤllet mir ein anders ein / ſo du einen probirn wilt / ob er in beſchꝛeibung der Zahlen geuͤbt / ſo heiß jhn ſchreiben eilff tauſend / eilffhundert vnd eilff Der Vngeuͤbte wird ſchreiben 111111 / der Geuͤbte aber 12111 / welchs recht / dann vor 11hundert rechnet der Geuͤbte alsbald tauſend vnd einhund’t.

Die XXVI. Auffgab. Nun folgen noch etliche ſeltzame Eigenſchafftẽ allerhand Zahlen / vnd erſtlich was fuͤr ein Zahl ſey / ſo man ſie in ſich ſelbſt multiplicirt / vñ zu jhr ſelbſt addirt / daß einerley Zahlen kommen?

Adam Rieß der treffliche Arithmeticus pflegte uͤber ſein Symbolum in die Stammbuͤcher folgende Figur zuſetzen: 〈…〉 Damit anzuzeigen / einig vnd allein die Zahl 2 die Eigenſchafft haͤtt / daß ſie einerley product braͤchte / wann man ſie in ſich ſelbſt multiplicirte / auch wañ man ſie einmal zu jhr addirte: Dann auß beeden operationibus 4 kom̃en / welchs mit andern Zahlen vnmuͤglich: man neme zum Exempel 3 / ſolchs quadratè multiplicirt thut 9. Zu ſich einmahl addirt 6. Nichts deſto weniger kan man vnzehlich viel Bruͤch finden / welche addirt vnd multiplicirt einer - ley Bruͤche oder Zahlen bringen. Vnd ſolchs lehrt M. Johan. Widman von Eger in ſeiner Arithmetica vor 107 Jahren gedruckt / fol. 57. alſo: Nimb vngefehr 2 Zahlen / als 2 vnd 9 / addirs werden 11. Setz die 2 zahlen an ſtatt der Nenner / vnd das aggregat an ſtatt der Zehler $${11}{3}$$ $${11}{9}$$ dieſe beede Bruͤche addirt vnd multiplicirt / bringen $${121}{18}$$ . 〈…〉

Dieſer107Erſter Theil der Erquickſtunden.

Dieſer Regel Beweiß vnd Grund ſetzt Clavius in Schol. 36. propoſ. 9. libri Euclidis.

Die LXXVII. Auffgab. Zween Bruͤch zu finden / wann mans von einander ſubtrahirt / vnd mit einander multiplicirt / einerley facit kommen.

Vorgedachter Johan: Widman lehrets an obgedachtem Ort alſo: Nimb 2 Zahlen / als 3 vnd 6. Sag 3 mahl 6 iſt 18. ſetz wie droben die Bruͤch $${3}{18}$$ $${6}{18}$$ / ſubtrahier 3 von 6 / bleiben 3. Damit multiplicier 3 vnd 6 kommen 9 vnd 18 / ſetz alſo $${9}{18}$$ $${18}{18}$$ / oder inn den kleinſten Zahlen ½ vnd 1. Nun ſubtra - hier ½ von 1 / bleibt ½ / multiplicir auch ½ mit 1 / kompt fuͤr das product auch ½. Oder auff ein kuͤrtzern weg / ſag 3 von 6 bleibt 3. Nun ſetz die genommene Zahlen als Nenner / vnd die uͤberbliebene 3 als Zehler $${3}{6}$$ $${3}{3}$$ oder 1 vnd ½ wie zuvor.

Die LXXVIII. Auffgab. Zween Bruͤch oder Zahl vnd Bruͤch zu finden / die addirt vnd dividirt einerley Facit haben / auß vorgedachtem Authore.

Addir 2 Zahl als 2 vnd 3 wird 5 / vnd diß behalt zu dem Theiler / darnach dividir die groͤſſere Zahl als 3 mit der kleinern als mit 2 / kommen $${3}{2}$$ / die divi - dier mit dem vorbehaltenen Theiler / kommen $${3}{18}$$ . 〈…〉

Diß multiplicir mit der erſten Zahl der zweyer genommenen als 2 kom - men $${6}{10}$$ 〈…〉

Darnach multiplicir auch $${3}{10}$$ mit der andern genommenen Zahl als 3 / kompt $${9}{10}$$ / der ander Bruch. 〈…〉 Beede Bruͤche nun als $${6}{10}$$ vnd $${9}{10}$$ addirt vnd dividirt / bringen einerley facit. 〈…〉

Dergleichen ſchoͤne Regel vnd inventiones ſeynt in gedachtem Au - thore noch viel zu finden / welcher gantz vertrewlich gehandelt / vnd vielen Reehenmeiſtern das Eiß gebrochen / vnd den Weg gebahnet.

P ijDie108Erſter Theil der Erquickſtunden.

Die LXXIX. Auffgab. Alle Zahlen ſo in gleicher differentz von einer Mittelzahl ſtehen / bringen einerley aggregat wann mans addiret.

Zum Exempel ſagt der Author es ſey 7 eine Mittelzahl / zwiſchen den zweyen 6 vnd 8. Jtem zwiſchen 5 vnd 9. Alſo zwiſchen 4 vnd 10. Zwiſchen 3 vnd 11. Zwiſchen 2 vnd 12. Zwiſchen 1 vnd 13. Nun ſolchen Zahlen / je zwo vnd zwo addirt / bringen alle 14.

Alſo neme man 8 fuͤr ein Mittelzahl zwiſchen 7 vnd 9. 6 vnd 10. 5 vnd 11. 4 vnd 12. 3 vnd 13. 2 vnd 14. 1 vnd 15. Addir zwo vnd zwo / ſo bekom̃ſt du allzeit 16.

Vnd dieſe ſchoͤne Qualitaͤt findet ſich in allen dergleichen Zahlen / ob ſie auch von viel tauſend weren.

Die XXC. Auffgab. Zu weiſen welche Zahlen wann man ſie vnendlich in einander multi - pliciret / allzeit zu letzt einerley Zahlen herfuͤrbringen.

Diß ſeynt einig vnd allein die 3 Zahlen 5. 6. vnd 10 deren producta aller enden ſich / der erſten in 5 / der andern in 6 / der dritten in 0. Als 5 mahl 5 iſt 25 / vnd 5 mahl 25 iſt 125 / vnd ſo fortan. Alſo 6 mal 6 iſt 36 / vnd 6 mal 36 iſt 216 / ꝛc. Alſo 10 mahl 10 iſt 100 / vnd 10 mahl 100 iſt 1000 / ꝛc. der Author ſetzt nur 2 Zahlen 5 vnd 6 / der 10 gedenckt er mit keinem Wort. Solche 3 Zahlen aber werden genennt circulares: weil ſie gleich wie im Circkel widerumb herumb lauffen zu jhrem anfang.

Die XXCI. Auffgab. Von den vollkommenen Zahlen wieviel ſolcher ſeynt biß auff 40000000.

Numerus perfectus, eine recht vollkommene Zahl iſt die jenige / welche gleich allen jhren Theilern / mit welchen ſie vollkommen koͤnnen dividirt werden / laut der 23 definition deß VII. Buchs Euclidia. Als 6 iſt eine vollkommene Zahl / weil ſie perfect vnd vollkommen kan getheilet werden / durch 1 / 2 vnd 3 vnd dieſe 3 theil addirt bringen 6. Nun iſt es mit verwun - derung anzuhoͤren / daß ſolcher vollkom̃enen Zahlẽ ſo ſehr wenig: daß in demvon109Erſter Theil der Erquickſtunden. von einem an biß auff 40000000 nicht mehr als folgende anzutreffen 6. 28. 486. 8128. 1308 16. 1996 128. 335 50336.

Vnd haben ſolche Zahlen ferner die wunderbare Eigenſchafft / daß al - lezeit eine vmb die ander ſich enden in 6. vnd 8.

Die XXCII. Auffgab. Von wunderbarlicher Eigenſchafft der Zahl 9.

Der Frantzoß ſpricht: Die Zahl 9 habe excellente privilegia vnd Freyheiten / vor andern Zahlen allen: Dann nemet eine Zahl welche jhr wollet / betrachtet derſelben Ziffern uͤber haupt vnd ſtuͤckweiß / ſo werdet jhr ſehen / daß 27 juſt machen 3 mahl 9 alſo auch 2 vnd 7 addiret machen juſt 9. Jtem ſo 29 uͤbertreffen 3 mahl 9 in zwey / gleicher geſtalt 2 vnd 9 uͤbertreffen 9 mit zwey Jtem ſo 24 weniger iſt als 3 mahl 9 vmb 3; gleicher geſtalt 2 vnd 4 ſeynt weniger als 9 vmb 3 vnitaͤten / vnd ſo fort an. Dieſe aber deß Au - thoris Auffgab iſt nit univerſal, das iſt / es laͤſt ſich nit mit allen Zahlen der - gleichen practicirn: Dann ſo 99 juſt machen 11 mahl 9 / machen die zwo Ziffern der Zahl 99 nit 9 / ſondern 18 / derhalben wollen wir ſolche Eigen - ſchafften etwas vollkommener erklaͤren.

Alle Zahlen ſo ſich mit 9 juſt dividirn laſſen / daß nichts uͤberbleibt / brin - gen Ziffer zahlen / welche ſo man ſie addirt / auch 9 bringen: Als folgende Zahlen 18. 27 108. 1016 ꝛc. Dann 1 vnd 8 iſt 9. Alſo 2 vnd 7 / ꝛc. außge - nommen zwiſchen 1 vnd 100 eine Zahl / nemlich 99. Zwiſchen 100 vñ 200 / 2 Zahlen als 189. 198. Zwiſchen 200 vnd 300 die 3 Zahlen 279. 288. 297. Zwiſchen 300 vnd 400 vier 369. 378. 387. 396. Alſo zwiſchen 500 vnd 600. fuͤnff Zahl vnd ſo fortan in dieſer progreßion, biß auff 2000 / wie es ein jeder ſelbſten probirn kan. Ebner maſſen hat es auch eine Beſchaf - fenheit mit dem Exceß vnd Defect uͤber vnd vnter die Zahlen ſo mit 9 koͤnnen dividirt werden.

Die XXCIII. Auffgab. Von der Eigenſchafft der Zahl Eylff.

So man 11 multipliciret mit 2 / 3 / 4 / 5 / 6 / 7 / 8 / 9. kommen im product allzeit 2 gleiche Zahlen / als 2 mahl 11 iſt 22 / vnd 9 mahl 11 iſt 99. DieſeP iiijzwar110Erſter Theil der Erquickſtunden. zwar ſchlechte Qualitaͤt / weil ſie der Author ſetzet / hab ichs auch nicht auß - laſſen wollen.

Die XXCIV. Auffgab. Von einer wunderbarlichen Eigenſchafft ſo beede Zahlen 220 vnd 284 gegen einander haben.

Obwol dieſe 2 Zahlen vnterſchiedlich vnd vmb 64 von einander / nichts deſto weniger wenn die Theil alle addirt / welche die Zahl 220 juſt dividirn / bringẽ ſie die ander Zahl 284. Vnd wañ man mit dieſer Zahl alſo verfaͤhrt / kommet die erſte. Zum Exempel: 220 kan man dividirn daß nichts uͤber - bleibt mit 1. 2. 4. 5. 10. 11. 20. 22. 44. 55. 110. das aggregat ſolcher Zahlẽ thut juſt 284. Die theil aber der Zahl 284 ſeynt dieſe 1. 2. 4. 71. 142. derer Summa 220. Diß in andern Zahlen zu thun faͤllet zimlich ſchwer / eher findet man 2 Zahl / derer partes aliquotæ gleiche aggregat haben / als 27 vnd 35: dañ jhre Zahl damit man ſie dividirn kan / thu zu beeden theilen 13.

Die XXCV. Auffgab. Es iſt muͤglich eins vnendlich zu mehren daß die Summa jmmer naͤher zu 2 komme aber 2 nimmermehr erraiche.

So man erſtlich 1 ſetzt vnd thut dazu ½ / ſo iſt ſchon naͤher bey 2 als eins / aber thun nit gar zwey. So man ferꝛner zu addirt ¼ kommen / wel - che aber nahe bey 2. Nun addirt man wider ¼ halb iſt kommen 1⅞ mangelt alſo nur vmb daß nit gar 2 iſt / zu dieſem wider $${1}{16}$$ kommen 1 $${15}{16}$$ / mangelt alſo nur vmb $${1}{16}$$ daß nit 2 kommen / vnd ſo fortan / wann man allzeit den letz - ten Bruch / ſo man addirt / wider halbirt: Vnd alſo iſts nit muͤglich daß es einmahl 2 werde / dann man thut nie ſo viel dazu daß es zwey koͤndte werden / welchs dann eine ſonderbare liebliche Betrachtung.

Die XXCVI. Auffgab. Simon Jacobs von Coburg Arithmetiſcher Labyrinth von einem Bruch den man 54 mahl dividirnkan / ehe man jhn zu den klein - ſten Zahlen bringet / auß ſeinem kleinen Rechenbuͤch - lein am 48 blat.

Wie findet man ein Zahl vnd die groͤſte dieſen bruch $${770020512197390}{124591930070091}$$ zum111Erſter Theil der Erquickſtunden. zum kleinſten macht: Die allgemeine Regel iſt / wie bekannt / theil deß bruchs Nenner / durch ſeinen Zehler / nimb nach dem den Zehler / vnd theil durch die Zahl ſo uͤber geblieben / ferner theil wider den Theiler dieſer andern diviſion, durch den reſt ſo blieben iſt / vnd ſolche Theilung wider hole ſo offt / biß endlich einmahl nichts uͤberbleibt / welche Zahl dann in ſolcher Arbeit der letzte Thei - ler iſt / die macht den Bruch kleiner an ſeinen Zahlen / vnd iſt in dem fuͤrge - brachten Bruch 191 hat ſolche Regel jhr beweiſung auß der 2 propoſition deß 7 Buchs Euclidis, darauß dann auch vernommen wird / wann der letzte Theiler eins / daß der Bruch kleiner zu machen vnmuͤglich were / vnd durch ſolche Regel findet man allemahl eine ſolche Zahl / welche die Zahlen deß Bruchs ſo erkleinert / daß ſie kleiner zu machen vnmuͤglich ſeyn. Vnd hat obgeſatzter Bruch ein wunderliche Art in jhm / nemlich daß er ſich 54 mahl dividirn laͤſt / ehe man das gemein maß oder die groͤſte Zahl damit er auffge - habẽ wird / findet / mag derhalb wol ein Arithmetiſch Labyrinth genant wer - den / wird gemacht auß einer ſolchen Ordnung:

1. 2. 3. 5. 8. 13. 21. 34. 55. 89. 144. 233. 377. 610 ꝛc. da allzeit zwo vorher gehende ſo viel thun als die dritte folgende / ſo bringet je die erſt vñ dritte in einander multiplicirt eins weniger dann das quadrat der mittlern / darumb je weiter man ſolche Ordnung erſtrecket / je naͤher man zu der Pro - portzkompt / davon beym Euclide die 11. propoſ. deß andern / vnd die 30 deß 6 Buchs handeln / vnd wiewol man jmmer je naͤher kompt / mag doch nim - mermehr dieſelb erreicht / auch nicht uͤbertretten werden.

Die XXCVII. Auffgab. Einen groſſen Bruch ſo nit auffgehebt werden mag arithmeticè, doch mechanicè mit kleinern Zahlen auff allerley art außzuſprechen.

M. Daniel Schwenter in ſeinem andern Tractatu geometrico zu en - de deß erſten Buchs proponirt eine Art / ein groſſen Bruch mit allerley kleinen Zahlen mechaniſch außzuſprechen: Weil ers aber etwas obſcur vnd dunckel vorgibt / will ichs allhie dem Leſer zu gutem heller vnd deutlicher erklaͤren. Es ſey vorgeben der Bruch $${177}{133}$$ dieſen Bruch / ob er zwar nit kan kleiner außgeſprochen werden den Arithmetiſchen Regeln nach / ſoll mandoch112Erſter Theil der Erquickſtunden. doch gar genaw in kleinen Zahlen mechaniſch außſprechen: Solchs nun zu verrichten / machet man allezeit ein ſolche diſpoſition.

1
23310
1770

Darnach dividirt 233 durch 177 kompt eins das ſchreibt man neben 177 / was uͤber bleibt als hie 56 / vnter 177. Ferner dividirt man wider 177 mit 56 / das hat man 3 mahl / ſetzt alſo 3 neben 56 / was uͤberbleibt als 9 ſetzt man vnter 56. Alſo dividirt man ſort 56 mit 9 / ꝛc. biß nichts uͤberbleibt / vnd ſteht die Figur alſo:

1
23310
17710
563
96
24
12
00

Ferner ſpricht man / einmahl nulla iſt nulla / eins dazu iſt eins / diß ſchreibs man vnter eins nulla / gegen der rechten Hand. Darnach ſagt man einmal eins iſt eins nulla dazu iſt eins / diß ſchreibt man vnter das vorige eins. Jtem 3 mahl eins iſt 3 eins ſo druͤber ſteht dazu iſt 4 / diß ſchreibt man vnter die zwey eins hernach 6 mahl 4 iſt 24 vnd eins ſo daruͤber ſteht dazu iſt 25 / die vnter - ſchreibt man auch: Alſo 4 mahl 25 iſt 100 vnd 4 dazu iſt 104. vnd 2 mahl 304 iſt 208. dazu 25 ſeynt 233.

Letz -113Erſter Theil der Erquickſtunden.

Letzlich macht man auch die mittlere Ordnung als: Einmahl nulla iſt nichts / eins dazu iſt eins / 3 mahl eins iſt eins nulla dazu iſt eins / vnd 6 mahl 3 iſt 18 / eins dazu iſt 19 / vnd 4 mahl 19 iſt 76 / vnd 3 dazu iſt 79 / vnd 2 mahl 79 iſt 158 / vnd 19 dazu iſt 177 / ſteht alſo:

1
23310
177101
56311
9634
241925
1279104
00177233

Nun ſihet man hierauß daß erſtlich zu vnterſt der Bruch gantz vollkom - men herauß kompt / nun moͤchte ein Mechanicus den andern daruͤber brau - chen als $${79}{164}$$ were aber dieſer noch zu groß / koͤndte er den dritten nemen / als $${19}{25}$$ / oder den vierdten ¾ / doch iſt hier bey zu wiſſen / je weiter man von dem vn - terſten hinauff ſteiget / je mehr es fehlt. Zum Exempel $${79}{104}$$ / ſeynt naͤher bey $${177}{233}$$ als $${19}{25}$$ / vnd $${19}{25}$$ naͤher als ¾ / vnd ſo fortan / welchs ein ſehr nuͤtzliche Regel im Landmeſſen.

Die XXCIIX. Auffgab. Ein Exempel auff der Regula detri, wie ſie vom gemeinen Mann ge - nannt wird auffs kuͤrtzte vnd mit wenigſten Zahlen zu machen.

Jch rede hie nicht von der Welſchen Practic / da man kurtz durch kom - men mag / ſondern von einem Exempel / welchs auff der Welſchen Practic ſchwer vnd ohne vortheil zu machen / wie ſolchs mit den wenigſten Zahlen auffs kuͤrtzte koͤnne gemacht werden / vnd zwar alſo / daß man dazu das groſſe Einmahl eins nit brauche / vnd man ſolchen Wege / einem jeden Rechenſchu - ler weiſen koͤnne; dazu aber hat mir anleitung geben M. Daniel Schwen - ter / in ſeinem andern Tractat erſter edition am 187 blat / da er ein Exem - pel machet / auff eine Manier / dergleichen meines wiſſen vor jhme keiner ge -Qmacht /114Erſter Theil der Erquickſtunden. macht / es ligt aber die gantze operation an vortheilhafftigen multipliciren vnd dividirn. Das multipliciren macht Schwenter alſo: 〈…〉

Erſtlich multipliciret er mit 4 wie ins gemein / hernach aber / wann er mit 9 multiplicirt / ſagt er / 5 mahl 9 iſt 45 / vnd nulla darzu iſt 45 / ſetzt 5 / behaͤlt 4 im Sinn / hernach 7 mahl 9 iſt 63 dazu 4 vnd 1 iſt 68 / ſetzt 8 behaͤlt 6. Fer - ner 2 mahl 9 iſt 18 dazu 6 vnd 3 iſt 27. vnd alſo macht ers gar hinauß / ſo kommet das product, daß man zu letzt nit addirn doͤrffe.

Das dividirn braucht er / wie es ins gemein in der Welſchen Practic gebraͤuchlich / als vorhergehend Exempel durch die diviſion zu probirn / ſetzt vnd macht er alſo: 〈…〉

Weil nun kein kuͤrtzer multiplicirn vnd dividirn ſeyn kan / allzeit das groſ - ſe Einmahl eins / vnnd die Buͤchlein darinn die Zahlen ſchon multipliciert vnd dividirt außgenommen / folget wann man dergleichen brauchet / am wenigſten Zahlen zu den Exempeln erfordert werden.

Zum Exempel 907 Soldaten bekommen 1813 . wieviel bekommen 275 Soldaten? Facit 549 / 13 . 10 $${118}{907}$$ . wir wollens erſtlich dem ge - meinen Wege nach machen. 〈…〉 6115Erſter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Solchs auff M. Schwenters Manier zu machen / ſteht das Exempel nach verrichter Multiplication alſo: 〈…〉

Da dann nicht von noͤthen daß man die 2 Zahlen ſo mit einander ſollen multiplicirt werden / vntereinander ſetzet. Folget die diviſion: 〈…〉

Hierauß ſehen wir daß dem gemeinen Weg nach 116 Zahlen von noͤ - then ſeyn / da Schwenter nur 64 bedarff.

Nach ſolcher invention aber kan man auch mit Bruͤchen verfahren / wil dem guͤnſtigen Leſer zu ehrn folgendes Exempel hieher ſetzen / vnd jhn wie es gemacht / daruͤber ſpeculiren laſſen.

Q ijJtem116Erſter Theil der Erquickſtunden.

Jtem 239 $${3}{7}$$ vmb 25½ / wie 432 $${2}{8}$$ ? Facit 46 / 1 ß / $${39}{19}$$ . den zu 20 den zu 12 hellern gerechnet. 〈…〉

Beſihe mit was Kunſt diß gemacht / vnd ob dergleichen vor mir gebrau - chet worden.

Die XXCIX. Auffgab. Wie die Philoſophi vnd Weltweiſen / der Zahlen ordentlich nach einander gewiſſe ding zuſchreiben.

Ehe wir zum Ende der Arithmetiſchen Auffgaben ſchreiten / wolln wir zuvor meldung thun / wie gewiſſen Zahlen gewiſſe Sachen zugeſchrieben werden: Dazu vns anlaß geben Cornelius Agrippa, in ſeiner occulta Philoſophia cap. 4. & ſequentibus lib. 2.

Vnd117Erſter Theil der Erquickſtunden.

Vnd erſtlich von Eins ſagen ſie: Es ſey ein Gott / ein HErr / ein Vatter / ein Sohn / ein H. Geiſt / Ein GOtt vnd Vatter aller / Ein Mittler / Ein Glaub / Eine Tauff / eine Welt / ein Firmament / ein Bibel / eine waare Kirch / ein Pabſt / ein Menſch hat vns in den Suͤnden Fall geſtuͤrtzet / Chriſtus der einige Sohn Gottes hat vns wider von vnſern Suͤnden gereiniget. Ein Arch Noe. Ein Suͤndfluß. Alle einfache teutſche Wort haben nur ein Sylben.

Von zweyen ſagen ſie: Es ſeynt 2 Teſtament in H. Schrifft / das Alte vnd Newe. 2 Naturen in Chriſto. 2 Tempel im Alten Teſtament. Zwo Tafel Moſis. Zwey groſſe Liechter Sonn vnd Mond. Von den vnreinen Thieren hieß Gott nur allzeit 2 vnd 2 in die Arch Noe gehen. Zween Che - rubim Zween Oelbaͤum ſo oͤl getrifft bey dem Zacharia. Es ſeynt zweyer - ley Engel gute vnd boͤſe. Zween Keyſer der Roͤmiſche vnd Tuͤrckiſche. Zwo Perſonen Mann vnd Weib ein Fleiſch / Zweyerley Geſchlecht Maͤnnlein vnd Fraͤwlein. Der Menſch hat zwey Augen / 2 Ohren / 2 Backen / 2 Leff - tzen / 2 Reyen Zaͤn / Zwo Bruͤſte / 2 Bein / ꝛc. Der Menſch beſtehet auß 2 ſtuͤcken / die ſeynt Leib vnd Seel. Es ſeynt zwo Welt Macrocoſmus die groſſe Welt / vnnd Microcoſmus die kleine Welt / das iſt der Menſch Hercules kundte nicht Zweyen auff einmahl widerſtand thun. Die Dau - ben legen 2 Eyr / brueden auß dem einen ein Maͤnnlein / auß dem andern ein Fraͤwlein. Dem Menſchen ſeynt zweyerley vorgelegt zu erwehlen / Gutes vnd Boͤſes. Es ſeynt 2 Solſtitia in einem iſt die Sonn am naͤchſten bey vns / im andern am weiteſten. 2 mahl im Jahr wird der Tag der Nacht gleich. Am Himmel ſeynt 2 Poli. Das Jahr wird in 2 Theil getheilt in Sommer vnd Winter. Es ſeynt zweyerley Calender / der Alte vnnd Newe. Selbander iſt gut ſchlaffen.

Von dreyen ſagen ſie: Aller guten ding muͤſſen 3 ſeyn. Vnd 3 ma - chen ein Collegium. Es ſeynt 3 Perſonen vnd nur ein GOtt. Es ſeynt 3 Geiſtlicher Tugenden / Glaub / Lieb / Hoffnung. Es ſeynt 3 Patriarchen. GOtt hat die Welt vnd alles darinnen diſponirt / nach der Zahl / Maß vnd Gewicht. 3 Tag iſt Jonas im Bauch deß Walfiſches gelegen / Chriſtus 3 Tag im Bauch der Erden. Es ſeynt 3 groſſe Feſt im Jahr / Pfingſten / Oſtern vnd Weyhnachten. Es ſeynt dreyerley Zeit / die Zeit der Natur / deßQ iijGeſetzes118Erſter Theil der Erquickſtunden. Geſetzes vnd der Gnaden. Die Zeit hat dreyerley Termin / den vergange - nen / den gegenwaͤrtigen vnd den zukuͤnfftigen. Alle Original woͤrter der Hebraͤiſchen heiligen Sprach haben 3 Buchſtaben / dieſer folgen in den meinſten woͤrtern die Chaldaiſche / Syriſche vnd Arabiſche. Die 3 vornemb - ſten Namen Gottes in Hebraͤiſcher Sprach / haben nicht allein / jedes drey Sylben / ſondern auch 3 Puncta. Die Geometræ meſſen 3 Ding / die Laͤn - ge / Braite vnnd die Tieffe. Jn zweyer oder dreyer Zeugen Mund beſte - het alles. Es ſeynt vnter den Heidniſchen Goͤttin 3 Gratiæ. Jn der Hoͤll 3 Parcæ. 3 Richter vnd 3 Furiæ. Der Cerberus oder Hoͤll Hund hat 3 Koͤpffe. Es ſeynt dreyerley Staͤnde / der Weltlich: Geiſtlich: vnd Hauß - Stand.

Von der vierdten Zahl ſagen ſie: Daß die 3 vornembſte Hebraͤiſche Namen Gottes als〈…〉〈…〉 Jehovah, Adonai, Elohim, vier Buchſtaben haben. Dieſen folgen auch nach die Teutſchen / wann ſie ſchreiben GOtt / HErr: Alſo die Latiner im Deus. Die Griechen in θεὸς. Ebener waſſen thuns die Araber / Egyptier / Perſier / Tuͤrcken vnnd andere Voͤlcker. Die Juden zehlen im alten Teſtament vier heilige Maͤgde. 4 Fluͤß auß dem Paradeiß Ezechiel der Prophet / hat bey dem Fluß Chobor geſehen 4 Thier / vnd an den Raͤdern 4 Cherubim. Bey dem Propheten Daniel ſeynt 4 groſſe Thier auß dem Meer geſtigen / vnnd 4 Winde haben geſtritten. Jm newen Teſtament ſeynt 4 Evangeliſten / vnd ſo viel Evange - lia. Jn der Offenbarung Johannis ſtunden vier Thier voll Augen vmb den Thron Gottes / vnd 4 Engel auff den vier Winckeln der Erden / vnnd hielten die 4 Winde. GOtt wird von S. Paulo gemeſſen nach der Braite / Laͤnge / Tieffe vnd Hoͤhe. Es ſeynt vielerley complexiones, die Sangui - niſche / Phlegmatiſche Choleriſche vñ Melancholiſche. Es ſeynt 4 Element. 4 Theil der Welt. Vier Theil deß Jahrs. Die Laiter der Natur hat vier Staffel: Seyn / Leben / Empfinden / Verſtehen. Es ſeynt 4 qualitates pri - , Kaͤlt / Hitz Truͤckne / Feuchte. 4 Hauptwind. Vnter 4 Stuͤcken wird in der Geometria alles begriffen / die ſeynt: Punct / Lini / Flaͤch / Corpus.

Daß wir auch von 5 reden: So ſeynt 5 Buͤcher Moſis / 5 Wunden Chriſti. Abraham bringet Gott biß auff 5 Perſonen ſo zu Sodoma gerecht moͤchten ſeyn. Der Altar muſte im Alten Teſtament 5 Ein lang ſeyn. Fuͤnffſollen119Erſter Theil der Erquickſtunden. ſollen 100 jagen / im dritten Buch Moſis. Joſua ließ 5 Koͤnig an 5 Baͤume hangen. Chriſtus ſpeiſet 5000 Mañ mit 5 Gerſtenbroten. So ſeynt 5 Siñ. Jede Haͤnde hat 5 Finger / jeder Fuß 5 Zeen. Fuͤnfferley lebendige Creatu - ren ſeynt auff Erden / der Menſch / die vierfůſſigen Thier / die kriechenden Thier / die Schwimmenden vnd Fliegenden. Ein Schwalbe bruͤdet auff einmahl nur fuͤnff Eyr auß.

Von der Zahl 6 finden wir: Daß GOtt Himmel vnd Erden in 6 Ta - gen erſchaffen. Den ſechſten Tag iſt der Menſch erſchaffen. Sechs Tage ſoll man arbeiten. Sechs Jahr hat Jacob gedienet / vmb die Herde Laban. Sechs Jahr doͤrfften die Kinder Jſrael jhr Feld beſaͤmen. Es waren auch 6 Freyſtaͤdte. 6 Steinerne Waſſerkruͤge. Jm 6 Monat war der Engel Gabriel geſand zu Maria. 6 Tage ſamblete man das Manna. 6 Jahr dienten die Hebraͤiſchen Knecht. 6 Fluͤgel hatten die Cherubim. Es ſeynt 6 Hauptſtuͤck der Chriſtlichen Lehr. Es ſeynt 6 groſſe Circkel am Himmel Aſtronomiſch zu betrachten.

Die ſibende Zahl wird genannt die Heilige: Dann den ſibenden Tag hat GOtt geheiliget / vnd daran geruhet von allen ſeinen Wercken. Deß - wegen ſollen wir auch den 7 Tag heiligen vnd feyren. GOt hat eine Wo - chen 7 Tag lang gemacht. Cain ſolte 7 mahl gerochen werden. 7 vnd 7 der reinen Thier ſeynt in die Arch Noe gangen. 7 Laͤmmer hat Abraham dem Abimelech geben. 7 Jahr hat Jacob vmb Lea gedient / vnd ſo lang vmb Rachel. 7 Kuͤe vnd 7 Eeren bedeuten 7 fruchtbare vnd 7 vnfruchtbare Jahr. Ein Außſetziger muſte ſich nach dem Geſetz 7 mahl beſprengen mit Sperckẽ - blut. Der Außſetzige hat ſich 7 mahl im Jordan waſchen muͤſſen. 7 Altaͤr richtete Baalam auff. 7 Prieſter trugen die Laden deß Bundes. 7 Loͤwen waren in der Loͤwengruben. Es ſeynt 7 Bußpſalmen. David lobet GOtt deß Tags 7 mahl / vnd betet: Gib vnſern Feinden ſibenfaͤltig in jhren Buſen. Bey dem Zacharia ſeynt 7 Augen Gottes. 7 Engel ſtehen vor dem Ange - ſicht Gottes. 7 Maͤnner wurden Raguel vertrawet. Die Weißheit hawet jhr ſiben Seulen auß. 7 Ding ſeynt dem HErrn ein Grewel. 7 Weiber werden einen Mann vmbgeben. Es ſeynt 7 Gaben deß H. Geiſtes. 7 Bitt in dem Vatter vnſer. Es iſt nicht gnug daß einer ſeinem Bruder vergebe 7 mahl / ſondern / ꝛc. Betrachte die 7 Wort Chriſtiam Creutz. Es ſeynt 7 Ger -ſtenbrot120Erſter Theil der Erquickſtunden. ſtenbrot. 7 Koͤrb voll Brocken Jn der Offenbarung Johannis 7 Guldene Leuchter. 7 Stern. 7 Geiſter 7 Engel / denen wurden geben 7 Poſaunen / vnd noch viel oͤffter findet man die Zahl 7 in der Offenbarung. 7 Teufel wurden außgetrieben. Der boͤſe Geiſt nimbt 7 aͤrgere zu ſich. Der groͤſte Menſch iſt 7 Schuch lang. Der Menſch hat an ſich 7 Hauptſtuͤck; das Haupt / die Bruſt / die Haͤnde / Fuͤſſe / vnd die Scham. Der 7 Tag bey einem Krancken wird genant dies criticus. Es ſeynt 7 Churfuͤrſten. 7 Schlaͤffer. 7 Loͤcher hat der Menſch im Haupt. Es ſeynt 7 freye Kuͤnſte. 7 Planeten / ꝛc.

Von der 8 Zahl zu reden: So ſeynt die Kinder Jſrael / wie auch Chri - ſtus am achten Tag beſchnidten worden. Der 8 Tag ſoll heilig heiſ - ſen. Am achten Tag iſt der Sabbath. Ein Eſels Kopff galt 8 Silberling. Davids Harpffen hatte 8 Saiten. GOtt bewahret Noe ſelb acht. Achter - ley Kleider vnd Zier hatten die Prieſter Altes Teſtaments. Zacharias wur - de am achten Tag wider redent. 8 ſichtbare Himmel ſetzen die Alten A - ſtronomi.

Die neundte Zahl betreffend: Deß Koͤnigs Og Betth war 9 Ein lang. 9 Stück lobt Syrach. Vmb 9 Vhr verſchied Chriſtus. 9 Gereinigte wa - ren dem HErrn Chriſto vndanckbar. Es ſeynt 9 Ordnungen der Engel welche Ezechiel durch 9 Stein andeutet. 9 Monat traͤgt ein Weib jhre Ge - burt. Es ſeynt 9 Muſæ. 9 Himliſche orbes zehlen die alten Aſtronomi: Die Jahr ſo man mit 9 dividirn kan / nennet man criticus, weil ſie dem Menſchen allerley verenderung bringen / wie die Aſtrologi vermeynen.

Nun kommen wir auff die Zehner Zahl. Erſtlich ſeynt 10 Gebot. 10 Teppich. 10 Seulen auff zehen Fuͤſſen. 10 Ein waren die Cherubin hoch. 10 Soͤhne Hammons wurden erwuͤrgt. 10 Saiten hatte der Pſalter. 10 Muſicaliſcher Jnſtrument werden im Pſalter gedacht. Zehenerley Au - thores haben den Pſalter gemacht. Das Thier beym Daniel hatte zehen Hoͤrner. Zehen auß ſetzige Maͤnner reiniget Chriſtus. Jn der Offenbarung Jahannis hatte der Drach 10 Hoͤrner / vnnd 10 Hoͤrner ſeynt 10 Koͤnig. 10 Tag nach der Aufffahrt Chriſti iſt der H. Geiſt herab kommen. S. Hie - ronymus gibt auß H. Schrifft GOtt Zehen Namen. Der Menſch hat zehen Finger / 10 Zeen / vnd 10 Naͤgel.

Von der Eilfften Zahl iſt zu wiſſen: Daß ſich 11 Stern neygten vorJoſeph /121Erſter Theil der Erquickſtunden. Joſeph / vnnd diß bedeutet ſeine 11 Bruͤder. Die Wohnung war mit 11 Teppichen bedecket. Die Hall war eilff Eln weit. Viel wird von den eilff Juͤngern geredet im Newen Teſtament. Die Arbeiter ſo vmb 11 Vhr in den Weinberg giengen / empfiengen ein jeder ſeinen Groſchen. Es ſeynt ge - weſt eilff tauſend Maͤrterer.

Wir kommen auff die zwoͤlffte Zahl vnnd ſagen: Daß 12 Staͤmme Jſrael geweſt. Vnd 12 Stein in den Jordan gelegt worden. Daß auch 12 Edelgeſtein in den Bruſtſchildlein Aaronis geweſt. Das Meer Salo - monis hielten 12 Loͤwen. 12 Brunnen waren in Helim. 12 Kundſchaff - ter wurden in das Gelobte Land geſchickt. Es ſeynt 12 Apoſtel. Die Him - mels Koͤnigin iſt mit 12 Sternen gezieret. Es ſeynt 12 Himliſche Zeichen im Zodiaco. Das Jahr iſt in 12 Monat außgetheilt. Der Mond durch - laufft in einem Tag 12 Grad. Der Haaß vnd das Koͤniglein werffen das Jahr 12 mahl. Ein Cameel traͤgt 12 Monat. Ein Pfaw legt 12 Eyr.

Damit wir aber den Leſer nicht allzulang auffhalten / wollen wir noch durch etliche Zahlen kurtz gehen. An ſeinem Hauß bawete Salomon 13 Jahr. Den Kindern Aaron wurden 13 Staͤdt. Den Kindern Gerſon wurden 13 Staͤdt. Die Laͤng deß Thors im Ezechiele was 13 Ein. 13 taͤg nach Chriſti Geburt iſt den Weiſen auß Morgenland der Stern erſchie - nen. 14 Jahr diente Jacob vmb Lea vnd Rachel. Den 14 tag deß erſten Monats iſt Chriſtus der HErꝛ fuͤr vns geſtorben. An welchem Tag auch die Kinder Jſrael muſten Oſtem halten. Abia nam 14. Weiber. Der Ariel war 14 Ein brait. Biß auff David ſeynt 14 Glied / biß auff die Gefaͤngnuß ſeynt 14 Glied. Biß auff Chriſtum ſeynt 14 Glied. 15 Pſalmen ſeynt de - rer Titul: Jm hoͤhern Chor. Dem Ezechia wurden 15 Jahr zu ſeines Le - bens zeit geſetzt. 15 Ein hoch gieng das Gewaͤſſer uͤber die Berge / in der Suͤndfluth. Bethania war von Jeruſalem 15 Feldwegs. Silpa gebaar Jacob 16 Seelen. Die Bretter der Huͤtten deß Stiffis hatten 16 Silberne Fuͤß. Es ſeynt 16 Prophetẽ / derer Schrifft man im alten Teſtament findet. Joſeph ward 17 Jahr alt da er ein Hirte deß Viehs ward. Jacob lebte 17 Jahr in Egypten Land. Die Zahl 18 nennen die Geiſtlichen eine vngluͤck - ſeelige Zahl / dann 18 Jahr hat Jſrael Eglon dem Koͤnige der Moabitter gedienet. Vnd das Weib Lucæ 13. hatte ein Geiſt der Kranckheit 18 Jahr. RRehabeam122Erſter Theil der Erquickſtunden. Rehabeam hatte 18 Weiber. Da die Knechte David ſchlugen vnter Ben - jamin vnd den Maͤnnern Abner 360 / ſeynt vnter jhnen nur 19 vmbkom̃en. Jm 19 Jahr deß Nebucad Nezar / kam Nebuſar Adan / vnd verbrandt deß HErꝛn Hauß. 20 nennen die Geiſtlichen auch ein vngluͤckſeelige Zahl / dann ſo lang hat Jacob gedienet / vnd iſt Joſephus verkaufft worden. 20 Jahr ein Juͤngling. Vnter den vielfuͤſſigen Thieren / hat keins uͤber 20 fuͤß. 21 Jahr alt war Zedeckia / da er Koͤnig ward. 21 tage iſt der Fuͤrſt deß Koͤ - nigreichs in Perſenland dem Engel widerſtanden. Abia zeuget 22 Soͤhne. Antiochus Eupator zog wider Judeam mit 22 Elephanten. Die Hebreer / Chaldeer vñ Syrier haben in jhrem Alphabeth 22 Buchſtaben. Jeremias hat 23 Jahr geprediget / aber man hat jhn nicht hoͤren wollen. Da die Prie - ſter in 23 Jahren das Hauß Gottes nicht beſſerten / legts jhnen der Koͤnig auff zu beſſern. Nach gemeiner meynung hat das Lateiniſch Alphabeth 23 Buchſtaben. 24 Elteſtẽ werden genant in der Offenbarung Johannis. Jm Griechiſchen vnd Teutſchen Alphabeth ſeyn 24 Buchſtaben. Das Alte Teſtament hat in der Grundſprach 24 Buͤcher. 25 Maͤnner beteten bey dem Ezechiele. Jm fuͤnff vnd zwantzigſten Jahr deß Gefaͤngnuß kam die Hand deß Herꝛn uͤber Ezechiel. Auch findet ſich im Ezechiel viel meſſens auff 25 Eln. Alle 25 Jahr wird zu Rom das Jubel Jahr gehalten. Der Kinder Benjamin wurden gezehlt 26 tauſend ſo das Schwerdt außzogen. Nach etlicher meynung hat dz Teutſche Alphabeth 26 Buchſtabẽ. 27 Gul - dene Gefaͤß / vnd 27 Guldene Becher bey dem Eſra. 27 Buchſtaben hat das Hebraͤiſch Alphabeth / wann man die 5 final Buchſtaben dazu ſetzet. Die Laͤng eines Teppichs in der Huͤtten deß Stiffts muſte ſeyn 28 Eln. Re - habeam zeuget 28 Soͤhn. 28 Buchſtaben haben die Araber. 29 Centner Gold wurden verarbeitet am Werck deß Heiligthumbs. 29 Staͤdt hatten die Kinder Juda. Jm 30 Jahr hat Ezechiel angefangen zu predigen. Jm 30 Jahr iſt Joſeph auß dem Gefaͤngnuß erledigt worden. Jm 30 Jahr iſt der Herꝛ Chriſtus getaufft worden. Jm 30 Jahr prediget Johannes in der Wuͤſten.

Die XC. Auffgab. Der Tag zu rechnen / an welchem dieſer erſte Arithmetiſche Theil verfertiget worden / auß dem Simon Jacob

So123Erſter Theil der Erquickſtunden.

So man rechnen wolte den Tag daran dieſer Theil verfertiget / muͤſte man erſtlich das Alphabeth verzeichnen mit Zahlen der Natuͤrlichen Ord - nung nach alſo:

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 A b c d e f g h i k l m n o p q r ſ t u 21 22 23 24 w x y z.

So du nun zu der Zahl deß erſten Buchſtabens deſſelben Worts 12 addirſt / ſo zeigt das Collect deß 2 vnd 6 Buchſtabens Zahl / addir 6 / ſo haſtu deß dritten Buchſtabens Zahl / die addir zu deß andern Buchſtabens Zahl / der vierdte Theil deß Collects gibt den vierdten / dazu addir / vnd davon ſub - trahir deß erſten Zahl / das Collect zeigt die Zahl deß 7 vnd 8 / das Reſt den halben theil deß 5 Buchſtabens Zahl / die ſampt 5 addir zu deß 4 Zahl / das Collect theil in deß letzten Zahl / ſo kommen 3.

Durch die Algebram iſt ſolchs bald gefunden / durch die Regulam falſi findet mans alſo: Setz deß Namens erſter Buchſtabe wird verzeichnet mit 5 / damit ſuche ferner auß der Fuͤrgabe der andern Buchſtaben Zahl / proce - dier 40. leugt zu viel 20. Setz ferner der erſte Buchſtabe wird verzeichnet mit 3 / leugt zu viel 10. ordiniers ferner zur Regel alſo: 〈…〉

Procedier ꝛc. ſo kompt dir mit welcher Zahl der erſt Buchſtab verzeich - net ſey / damit ſuch der andern Buchſtaben Zahl / Setz nachmahls die Buch - ſtaben / die die Zahlen verzeichnen in Ordnung zuſammen / ſo ſiheſt du den Namen deſſelben Tages.

Ende deß erſten Theils der Erquickſtunden.

R ijDer124Vorꝛede.

Der ander Theil der Erquickſtunden / darinnen LIV Auffgaben vnd Fragen auß der Geometria oder dem Landmeſſen genommen / begrieffen.

AVff die Arithmeticam oder Rechenkunſt nun / folget jetzt or - dentlich die Edle Geometria oder das Feldmeſſen / vnd ſeynt beede Kuͤnſte ſo nahend miteinander verwand / daß offtmal eine fůr die ander genommen / oder wo einer gedacht / die andre darneben verſtanden werde? von der Rechenkunſt iſt in der Vorrede deß erſten Theils geſagt worden: Von der Geometria auch etwas allhie zu melden / ſo iſt zuwiſſen / daß ſie ein alte ſehr nuͤtzli - che / luſtige vnd uͤber die maß wunderliche Kunſt ſey / ſolchs von ſtůck zu ſtuͤck kuͤrtzlich zubeweiſen / iſt den Gelehrten erſtlich nicht vnbekant / daß ſie vom Abraham dem Patriarchen auff die Egyptier gelanget / was auch Proclus, Lycius vnd Heron Alexandrinus darwider auffbrin - gen / welche ſie hernach auff die Griechen gebracht / von dieſen ſchreibt der vortreffliche Redner Gicero 1. Tuſcul. Daß ſie die Geometriam ſehr hochgehalten / vnd die Mathematicos von andern weit herfuͤr gezogen. Den Nutz ſolcher Kunſt betreffend iſt ſelber ſo groß / vilfaͤltig vñ weit - laͤufftig / daß jhn auch Pericles nit gnugſam außreden oder beſchreiben kundte. Wir haben von der Arithmetica geſagt / daß ſie allen Staͤndten nuͤtzlich vnd dienſtlich / eben diß kan mit grund der Warheit auch von der Geometria geruͤhmet werden. Der H. Hieronymus tom. 1. Epiſt. 5. be - zeuget / daß ſie einem Geiſtlichen zu wiſſen vnd verſtehen hoch von noͤ - then ſeye. Gregorius Nazianzenus commendirts vnd lobts ſehr hoch / an ſeinem Præceptore dem H. Baſilio, daß er einen guten Arithmeticum, Geo - metram vnd Aſtronomum gegeben.

Einem Rechtsgelehrten iſt die Geometria ein ſonderlich ornament vnd Zier wie ſolchs Bartolus in Tyberiade bezeuget der in ſeinem Alter erſt die Geometriam ſtudieret / daß ich ſolchs auch mit einem Exempel erklaͤ - re wañ Titius einen ablangen Acker deſſen eine ſeite 240 ſchuch lang die ander aber 120 ſchuch / alſo daß ſein gantzer Vmbkreiß were 720 ſchuch / dem Sempronio vertauſcht / vmb ein gevierdten Acker deſſen jede ſeite180 / vnd125Vorrede. 180 / vnd alſo der Vnibkreiß auch were 720 ſchuch / Sempronius aber ſich beklagte er were deß Jnnhalts halben vmb 3600 gevierdter ſchuch im Tauſch ůberſetzt vñ betrogen woꝛden / kundte ein Rechtsgelehrter kein Vrtheil ohne der Geometriæ erfahrenheit faͤllen: Daher auch M. Fabius Quintilianus oratoriar: inſtitut: lib. 1. cap. 18. meldet / die Hiſtorici oder Ge - ſchichtſchreiber ſeyen von den Geometris geſtrafft worden / in dem daß ſie die Groͤſſe der Jn eln durch vmbſchiffung vnd auffzeichnung deß Vmbkreiſſes beſchrieben vermeynt haͤtten / welchs doch falſch vnd vn - recht. Georgius Valla da er dieſer deß Quintiliani wort in ſeinem opere de expetendis & fugiendis rebus lib. 40. cap. 37. gedencket / ſetzt er hinzu / Es ſeynt zwo dreyeckichter Landſchafft (als Sicilia vnd andre mehr / glei - ches Jnhalts aber vngleiches vmbkreiß / ſchleuſt darauß daß es einem Hiſtoriſchreiber ſchimpflich einige Hiſtori ohne grund der Geometriæ, von ſolchen vnd andern Landſchafften / vnd ſonſten dergleichen Faͤl - len zu ſchreiben / vnd nach dem ſich jhre Vmbkreiß erſtrecken / gegen ein - ander zu proportionirn. Fragſt du in was die Geometria einẽ Medico o - der Artzt behuͤlfflich? Antworte ich / daß Hippocrates, Theſſato wie auch ſeinem Sohn geboten / die Arithmericam vnd Geometriam fleiſſig zu ſtu - dirn / nit allein deßwegen daß ſie in groß anſehen dadurch kaͤmen / ſon - dern auch der Medicinæ zu gutem: Die Arithmeticam, der Kranckhei - ten periodos & criſes zu erfahren die Geometriam aber / wegen der Glie - derſtell vnd groͤſſe. Einem Philoſopho iſt ſie zu wiſſen hochnoͤtig: Dañ Plato recht vnd waar ſagt: Man muͤſſe die Geometriam ſtudirn / dann ſie diene dazu / daß man andre Kůnſt vnd Wiſſenſchafften dadurch beſſer verſtehen lerne. So dienet ſie inſonderheit neben der Arithmetica allen ſtůcken vnd theilen der Matheſi zugethan Dem gemeinen Mann kan ſie auch nit ſchaden koͤndte deſſen viel Exempel anziehen / geliebter kuͤrtz halben wollen wir nur von zweyen reden / wir haben droben ge - dacht wie der Betrug ſo groß in den Figurn ſo gleiche Vmbkreiß ha - ben / vor ſolchen kan ſich ein erfahrner der Geometriæ huͤten / uͤber das ſo einer einen Mantel Rock oder ander Kleid machen laͤſſet / kan ers durch die Geometriam dahin bringen / daß er von dem Handwercks mañ nit ůberfortheilt werde / So einer Holtz kauffet iſt die frag wañs ſoll gemeſſen werden / ob das Meß im rechten winckel mehr faſſe / als wann es ſchreg ſtehe vnd was dergleichen mehr / wie in dieſem andern Theil folgen wird. Daß es eine luſtige Kunſt ſey / darff nit vil beweiſens / dann iſt das nicht ein luſt wann man die Linien vnd Flaͤchen miſſet / ſolchsprobirt126Vorrede. probirt vnd juſt zugetroffen befindet / dadurch dann einem jeden das ſeinige zugeeignet viel Zancks / Haß / widerwillens / vnd Feindſchafft auffgehaben vnd geſtillet wird. Was fuͤr ein Luſt ſie ferner bringe / werden die Jenigen bezeugen / ſo nur ein wenig mit vmbgangen / man ſchreibt von dem tieffſinnigen Geometra Archimede Er ſich in die Geo - metriam ſo tieff verliebet / daß er eſſen vnd trincken dabey vergeſſen / ja da er im Bad geſeſſen / vnd wie es gebraͤuchlich war ſich ſalben laſſen / habe er vnter deſſen mit dem Finger geometriſche Figuren geriſſen vnd ſpintiſirt / dieſer hat durch die Geometriam wunder gethan / eins vnd das ander zu erzehlen: Das groſſe Schiff welchs Hieron dem Ptolomæo ſchicken wolte / vnd alle Dyracuſer mit jhrem gewalt nicht bewegen kundten / hat einig vnd allein der Koͤnig ohne groſſe Arbeit von der Statt gebracht: Drauff er uͤber laut geſchryen: Was Archimedes ins kuͤnfftig ſage / ſolte man vor gewiß glauben / Jtem / er verbrandte durch kuͤnſtliche Spiegel dem Feind die Saͤgel auff dem Meer Ja er ſchewte ſich nicht zu ſagen: Wann er eine andre Erde haͤtte da er ſei - nen Fuß hinſetzen koͤndte / wolte er dieſe gantze Erde bewegen vnnd von jhrem Ort rucken / vnd was dergleichen Wunder mehr / ſo bey den Hiſtorienſchreibern zu leſen. Daß viel ding in der Geometria gantz wun - derlich / vnd einem Mechanico gantz vnglaublich / iſt auch am tage: Dañ welcher Mechanicus koͤndte jhm nur einbilden / daß ein Circkel eine gerade Lini / alſo ein Kugel eine ebne flaͤche nur in einem Punct anruͤr - ten / welches doch Euclides vnd Theodoſius demonſtrirt, wie gar wunder - ſam iſts wann Cardanus ſpricht: Es ſeynt zwo Quantitaͤten / eine wer - de jmmer fort vnd fort groͤſſer / die ander aber kleiner / vnd die jenige ſo jmmer zuneme / werde nimmer mehr groͤſſer als die ſo jmmer abneme. Wie gar wunderlich lauts wann Jacobus Peletarius, Franciſcus Barotius vnd andere vns die Linien vorſchreiben / welche ſo man ſie erſtreckt jm - mer naͤher zuſam̃ kommen / doch nimmermehr einander anruͤhren: der - gleichen vnd anderer luſtiger vnd kurtzweiliger Auffgaben vnd Fragẽ LIV hab ich zuſamm geſamblet / vnd an Tag geben / damit dem Lieb - haber dieſer Kunſt eine Froͤlichkeit vnnd Ergoͤtzung zu zuziehen ver - ſihe mich auch zu dem guͤnſtigen Leſer / er werde es ſolcher vnnd keiner andern geſtalt von mir an - vnd auffnemen.

Die127Ander Theil der Erquickſtunden.

Die I. Auffgab. Ob ſchwerer ſey einen Circkel von freyer Hand zu machen / oder ſo der Circkel geriſſen / das Centrum von freyer Hand darein zu verzeichnen?

Wir machen billich vom Punct vnnd Circkel den anfang / weil der Punct eines Geometræ erſtes principium, der Circkel aber vnter allen flachen Figuren die vollkommeneſte: Von dieſer Frag aber fuͤhret der Fran - tzoͤſiſche Author folgenden diſcurs: Ob nun nicht ein ſchwer ding ſey / ein vollkommenen juſten Circkelriß von freyer Hand zu machen / vnd noch ſchwerer das centrum darein zu ſtellen / gibt eine ſchoͤne diſputation Man ſagt Apelles der allerkuͤnſtlichſte Mahler / habe es ſo weit gebracht / daß er einen Circkel von freyer Hand geriſſen: Dann er keinen Tag voruͤber ge - laſſen / an welchem er nicht ſich exerciret, biß ers endlich in eine uͤbung ge - bracht / daher das Sprichwort erwachſen: Nulla dies ſine linea, oder

Nulla dies abit, quin linea ducta ſuperſit.
Kein Tag Apelles hingehn ließ.
Daran er nicht ein Lini riß.

Nun geſetzt Protogenes der auch uͤber auß beruͤhmte Griechiſche Mah - ler / haͤtte zu deß Apellis Circkel das centrum gefunden / ſo were nun wol di - ſputirlich / welcher vnter beedẽ das groͤſte Werck gethan? Es ſcheinet Apel - les hab mehr geleiſtet als Protogenes: Dañ ein Circkel Lini zu beſchreibẽ / hat Apelles vil ja vnendlich vil Punct / ſo alle in gleicher weite vom centro, betrachten vnd in acht nemen muͤſſen; Protogenes hingegen / hat nur einen Punct geſetzt; Zum andern / Apelles hat eine gantze Figur geriſſen / vñ zwar die allervollkommeneſte / hingegen Protogenes nur einen Punct geſetzt. Es moͤchte aber einer hingegen Protogenem mit ſeinem Punct dem Apelli vorziehen / vnd jhme den Preiß geben: Dann mit was vielfaͤltiger Betrach - tung / ſubtiligen nach ſinnen / tieffen Verſtand vnnd ſchaͤrffe deß Geſichts / ja mit was gewißheit der Hand / hat Protogenes eben den rechten Punct / vnter ſo viel tauſenden / ja vnzehlichẽ / geſunden / welcher auch von vnzehlichviel128Ander Theil der Erquickſtunden. viel Puncten deß Circkelriſſes Apellis in gleicher weite / vnnd diß in einem Augenblick; vnd welchs noch mehr / er muſte auff einmahl auff alle Punct deß Circkelriffts vnd ſeiner Flaͤche achtung geben: Daß aber diß ſehr ſchwer zu thun ſey / bezeugen Ariſtoteles vnd Thomas Aquinas in moralib. Se - tzen auch dazu eben ſo ſchwer ſey auch das Mittel als die Tugend zwiſchen zweyen Laſtern zu finden: Weil 1000 vnd aber 1000 Mittel vnd Wege / vom rechten Centro vnd Mittel tugendlicher uͤbung abzuweichen / Der Sach aber recht zu thun / muß nur das Centrum juſt getroffen werden / man muß finden eine gerade Lini / welche jhr abſehen hat zum Zweck dahin man will gelangen / es iſt aber nur eine / viel haben ſich bemůhet ſolchs zuverrich - ten / als Apelles vnd Protogenes, da jmmer einer eine ſubtilere Lini als der andre zoͤge / biß endlich / wann den Hiſtoricis zu gleuben / Apelles eine Lini durch deß Protogenis ſubtilſte Lini gezogen / daß die Lini zu beeden ſeitten / uͤber die Lini Apellis vorgeſtochen. Die jenigen Schuͤtzen aber haben die rechte Lini beede getroffen / da der erſte auff einen Schuß das Centrum der Scheuben mit ſeinem Pfeil getroffen / der ander aber deß erſten Pfeil ſo net geruͤhret / daß er jhn in der mitte zerſpalten. Aber damit wir wider zu vnſerm Vorhaben ſchreiten / ſo ein Vrtheil ſolte gefaͤllet werden / welcher noch vnter beeden das beſte gewonnen: So ſage ich Apelles. Dann die Rundung zu machen viel ſchwerer / als das Mittel derſelben allein zufinden; Dazu hat Apelles nicht allein den Circkel gezogen / ſondern jhme auch das Centrum darneben einbilden muͤſſen / daß er nicht davon abwiche / vnnd diß zwar vn - endlich offt / in ſo kurtzer Zeit. So aber das Centrum erſtlich geſetzt wuͤrde / oder vielmehr ein Punct / were es doch ſchwer / vnd noch ſchwerer als zuvor / einen vollkommenen Circkel darumb zu fuͤhren vnd beſchreiben.

Die II. Auffgab. Einig vnd allein mit der Hand vnd einer Schreibfedern / eins Rundung zu verzeichnen / als ob ſie mit einem Circkel geriſſen worden.

Weil der Author vom Centro deß Circkels anregung gethan / vnnd dem Leſer gute Hoffnung gemacht / er wuͤrde zu end etwas lehren / wie man ohne das Jnſtrumene / welchs man Circkel nennet / einen Circkelriß verzeich - nen moͤchte / ſolchs aber nicht erfolget / will ich allhie auß M. Schwenters ge -mehrter129Ander Theil der Erquickſtunden. mehrter Geometria, Tract. 1. fol. 98. einen Weg weiſen / wie ein Circkel mit einer Feder / ſoll auff ein Papier geriſſen werden.

Diß iſt eine artliche vnd ſonderliche invention, dadurch einer dem A - pelli gar nahe kommet: Doch hat Apelles ſeine Circkel von freyer Hand gemacht / wir muͤſſen einen Finger aufflegen / vnd geſchiehet alſo:

Nimb ein zimblich rund geſchnidten Papier / in der groͤſſe einer flachen Hand / faß eine Feder als ob du ſonſt ſchreiben wolteſt / lege den Arm auff den Tiſch / daß er darauff ruhe / den Goldfinger aber ſetz vngefehr mitten auff das Papier / daß die eingedunckte Feder auch auff dem Papier aufflige / er - greiff mit der andern Hand das Papier / vnd trehe es fein gleichfoͤrmig her - umb / daß der Finger vnverruckt bleibe / ſo wird die Feder einen juſten Circkel beſchreiben / welchs mit verwunderung zu ſehen.

Die III. Auffgab. Mit einer Schreibfeder vnd Steckhaͤfftlein / in mangel eines Circkels ein Circkelriß zu beſchreiben.

Man ſteckt das Haͤfftlein vngefehr ein Zoll hoch von vntenher / alſo in die Feder / daß es ſchlims durch gehe abwarts / daß das vntere theil der Feder mit der Klufen oder Steckhaͤfftlein / die Form habe eines offnen Circkels: Darnach ſetzt man deß Haͤfftleins Spitz ins Centrum, vnd mit der einge - dunckten Feder reiſet man den Circkelriß.

Die IV. Auffgab. Eine andere Manier in der noth ſo man kein Circkel / Feder oder Steckhaͤfftlein hat / einen Circkel zu verzeichnen.

M. Schwenter in ſeim erſten Geometriſchen Tractat fol. 98. lehrts alſo verrichten: Nimb ein Papierlein eines Fingers lang / laͤnger oder kuͤr - tzer / legs fein geheb mit eim bruch zuſam̃ ſo gibt der bruch eine gerade Lini / an ſolchem verzeichen mit den Naͤgeln oder etwas anders / den halben Diame - ter eines Circkels nach deinem belieben / den einen Punct lege in das Cen - trum, nach dem andern Punct aber verzeichne in der noth den Circkel mit Puͤnctlein.

Die V. Auffgab. Mit der Kreiden an eine Wandeinen Circkel von freyer hand zureiſſen.

SNimb130Ander Theil der Erquickſtunden.

Nimb eine Kreiden in die Hand / ſtell dich damit nahend vor eine ebne Wand / ſtrecke den Arm auß / ſtehe mit dem Leib gantz ſtill / daß die rechte Achſel jmmer an einem Ort bleibe / dann ſolche fuͤr das Centrum oder wel - ches eigentlicher geredet / polum gehalten wird / der Arm aber fuͤr den halben Diametrum, fahr alſo fein gleichfoͤrmig mit der Kreiden an der Wand her - umb / ſo wirſt du einen Circkel beſchreiben / der dem Augenmaß nach richtig gnug eintrifft.

Die VI. Auffgab. Von freyer Hand mit einer Kreiden einen Circkel zureiſſen / darein auch das Centrum zu verzeichnen / in welchs / wann man ein Circkel ſetzt / der ander Fuß auff dem verzeichneten Circkel herumb trette.

Wette mit einem du woͤlleſt mit der Kreiden von freyer Hand einen Cir - ckel auff einen Tiſch reiſen / darein auch das centrum verzeichnen / in welches ſo man den Circkel mit dem einen Fuß ſetzet / den andern aber auff die Circkel Lini / daß ſolcher im herumb fuͤhrẽ nit daruͤber oder darunter ſchreite / ſo nun einer gewettet / kanſt du jhn folgender geſtalt vexirn: Mach mit einer dicken Kreiden / einen ſehr dicken Circkelriß / in der groͤſſe eines Pfennigs auff dem Tiſch / wie auch ein fein deutlichs centrum darein / ſetz den Circkel alſo ins centrum, vnd thue jhn auff daß du in der circumferentz bleibeſt / welches dann / weil der Circkel dick vnd klein / leichtlich geſchehenkan.

Die VII. Auffgab. So man mit einer Kreiden ein Circkelein oder Ringlein in der groͤſſe eines Pfennigs gemacht / wie ein anders nachzuzeichnen / daß maͤnniglich augenſcheinlich ſehen kan / daß es eben in der form vnd groͤß wie das erſte.

Laß einen ein Ringlein mit der Kreiden in der groͤſſe eines Pfenniges vngefehr / auff den Tiſch mahlen / ſag du woͤlleſt jhme ein anders eben in ſol - cher form vnd groͤſſe repræſentirn, will ers nit glauben / ſo drucke den Balln der Hand / oder eines Fingers darauff / ſo wird ſich in der Hand ein Ringlein gleicher groͤſſe vnnd form wie das auff den Tiſch geſchriebene / abdrucken vnd finden.

Die131Ander Theil der Erquickſtunden.

Die VIII. Auffgab. Eines Circkels ſo auff Papier Perment / Leder oder dergleichen Materi beſchrieben centrum ohne Jnſtrument zufinden.

Diß lehrt Schwenter in der dritten Auffgab deß andern Buchs im er - ſten Tractat alſo: Brich das Papier / Perment / Leder / ꝛc. daß der halbe Cir - ckel auff dem halben zu ligen komme / welchs dann leichtlich geſchehen kan / wañ man den geriſſenen Circkel net außſchneidet oder ſonſten auff einander leget. Darnach mach wider einen Bruch Creutzweiß wie zuvor / ſo gibt ſich das centrum in dem Punct darinn beede Bruͤche ſich zerſchneiden: Der - gleichen Auffgab findet man viel in gedachtem Authore.

Die IX. Auffgab. Mit einem vnverruckten Circkel groſſe / kleine vnd mittel - maͤſſige Circkel zu reiſſen.

Diß kan auff zweyerley manier geſchehen: Erſtlich nimb vnterſchiedli - cher groͤſſe vnd dicken Kegel / ſetz den einen Fuß oben in eines jeden verticem oder die Spitze / mit dem andern reiß auff das corpus einen Circkel / ſo wer - den die Circkel in vnterſchiedlicher groͤſſe fallen. Die ander manier / auff ei - nes Schreiners Wercktiſch / gibts huͤltzene Naͤgel / ſo man uͤberſich vnd vn - terſich ſchlagẽ kan / in ſolcher einem / erwehle dir ein Punct fuͤr ein centrum, reiß alſo mit einem Circkel auff den Tiſch einen Circkel / ſchlag alsdann den Nagel ein wenig ůberſich / ſo kanſt du einen kleinern Circkel in den andern reiſen / vnd diß ſo offt / wie offt du den Nagel hoͤher ſchlaͤgeſt / vnd mit dem andern Fuß deß Circkels den Wercktiſch erreichen kanſt. Hierbey mercke / daß die jenigen nicht recht dran / welche fuͤr geben / ſie wollen auß einem cen - tro mit vnverrucktem Circkel allerley Circkelriß groß vnd klein verzeichnen. Dann das centrum allzeit verendert wird / ja es bleibt nur einmahl ein cen - trum, wann nemlich ſelbs mit dem Tiſch in einer ebnen Flaͤch / wann aber der Nagel hoͤher oder nidriger geſchlagen wird / iſts eigentlich kein centrum mehr / ſondern ein polus.

Die X. Auffgab. Vmb 3 Punct ſo nicht in einer geraden Lini / einen Circkel ohn Jnſtrument zu beſchreiben.

S ijDer132Ander Theil der Erquickſtunden.

Der Frantzoͤſiſche Author, lehrt ſolchs mit dem Circkel verrichten / weil ſolchs aber ſehr gemein / wolln wir an deſſen ſtatt M. Schwenterswege / ſol - ches ohne Jnſtrument zu verrichten / ſetzen: Der eine Punet ſey der rechte / der ander der mittlere / der dritte der lincke / Nun lege den rechtẽ auff den mit - lern / mach alſo einen Bruch / ebner maſſen lege auch den lincken auff den mittlern / mach wider einen Bruch / der wird den erſten durchſchneiden im centro deß Circkels ſo beſchrieben ſoll werden. Der Circkel wird ferner ver - zeichnet nach der IV. Auffgab dieſes andern Theils.

Die XI. Auffgab. Auß einem Circkel geſchwind ein Quadrat zu machen / Auß dem Authore.

Mach einen Circkel auff Papier oder Perment / deſſen centrum A. Reiß darein zween Diametros ſich zu rechten Winckeln zerſchneidend im A, vnd ſeyen B D. C E.

[figure]

Nun zerſchneide ſolchen Circkel in die vier Quadranten ABC. ACD. A D E. A E B. Alsdann lege ſolche vier ſtuck wie in der vierung A A A A zuſehen / ſo haſt du mit huͤlff eines Circkels ein Quadrat gemacht.

Die XII Auffgab. Ob die rechte Lini welche ein Circkel mit ſeiner voͤlligen vmb waltzung auff einer ebne gemacht / der Circkel Lini gleich ſey?

Antonius Schultz ſetzet in ſeiner Luſtrechnung ein ſolch Exempel: Von Lignitzgen Preßlaw ſeynt 8 meilen / ſo nun jede meil 5760 ſchrit haͤtte / vnd ein Wagen mit gleichen Raden deren jedes ein diameter von ſchriten / nach Preßlaw gehet / iſt die frag / wie offt die Rade biß gen Preßlaw vmb ge - hen muͤſſen? Facit 9774 $${6}{11}$$ mahl.

Erſt -133Ander Theil der Erquickſtunden.

Erſtlich findet man den Vmbkreiß deß Rads wie folget: 〈…〉 4 $${5}{7}$$ ſchrit vmbkreiß der Rade.

Ferner ſchlieſt man alſo: 〈…〉

Solche Rechnung nun der Theoriæ, nach iſt gantz richtig / obs aber in der Praxi auch beſtand habe iſt diſputirlich / Carolus Bouillus ſagt ja dar - zu: Dann in libro de circuli quadratura haͤlt er dafuͤr / wann ein gantz vollkommener Circkel nach der Bleywag / in einer rechten Lini vmbgewaltzt werde / ſo finde ſich eine rechte Lini der Circkel Lini gleich. Welchen Ari - ſtoteles in Mechanicis auß grundfolgender maſſen widerſpricht: Es ſeynt zween Circkel B C D. E F G, derer centrum A. Nun ſo der Circkel B C D. auff der Lini C H fort gewaͤltzet vnnd zugleich der Circkel E F G. auff der

[figure]

Lini G I. iſt gewiß / wann der Punct B in den Punct H kompt / daß eben zur ſelben zeit der Punct F in den Punct I kompt / vnd eine Lini G I be - ſchreibe der Lini C H gleich. So nu deß Bouilli meynung recht were / muͤſten wegen gleichheit der Linien GI, C H, auch die Boͤgen F G, C B einander gleich ſeyn / wie auch der groſſe dem kleinen Circkel. Suche hievon Henricum MonontholiũS 3in134Ander Theil der Erquickſtunden. in Mechan: Ariſt. fol. 174. vnd Cardanum propoſ. 196. lib. 5. de pro - port. Die Vrſach aber warumb ein kleiner Circkelbogen eben ſo eine groſſe Lini im rumbwaltzen macht / als ein groſſer / iſt meines erachtens gele - gen an der bewegung zeit / ob ſie geſchwind oder langſam / weil aber der Cir - ckel CBD groͤſſer als der Circkel EFG, wird der Punct C auch geſchwin - der bewegt / als der Punct H, vnd deßwegen beſchreibt der kleine Circkel eine groſſe / vnd der groſſe eine kleine Lini reſpectivè, deßwegen kom̃t viel ein an - der facit wann man geſchwind / als wann man langſam faͤhret. Diß moͤgen die Jenigen wol in acht nemen / ſo mit dem Rade das Landmeſſen / vnd ſehr viel darauff halten. Dann ſolchs nur in einer Stuben oder ſonſt gantz eb - nem Platz / wann man einmahl wie das andermahl das Rad fuͤhret / ange - hen mag.

Die XIII. Auffgab. Ob das Quadrat deſſen eine Seite gleich dem vierdten theil eines Circkels / ſolchem Circkel gleich ſey?

Dieſe Auffgab referirt ſich auff die Figur Iſoperimetes, das iſt zu den Figuren / ſo gleiche vmbkreiß haben / aber nicht eben allzeit einander gleich ſeynt / dem Jnnhalt oder der flaͤche nach. Wir wollen aber darthun / daß das Quadrat ſo gedachter geſtalt gemachet / vmb ein mercklichs kleiner als der Circkel; Es ſey ein Circkel deſſen diameter halte 28 Ruten / ſo wird / nach deß Archimedis Proportz die circumferentia 88 Ruten halten. Nun den vierdten theil deß diametri als 7 multiplicirt in den vmbkreiß 88. kom̃t fuͤr deß Circkels Jnhalt 616 Rutẽ. Oder nach deß Bouilli art den diametrum 28 in den vierdten theil deß vmbkreiſſes / als 22 multiplicirt / bringen auch 616. So man aber auß deß Circkels vierdten theil als 22 ein Quadrat macht / haͤlt ſolchs nur 484 Ruten / iſt alſo vmb 132 Ruten zu klein. Das recht Quadrat aber zu machen / ziehe die Quadratwurtzel auß 616 / iſt na - hend 24. Ruten / 8 Schuch / 1 Zoll / vnd ſo lang nimmet man eine ſeiten deß Quadrats ſo dem Circkel nahend gleich ſoll werden.

Die XIV. Auffgab. Ob die flachen Figuren / derer Vmbkreiß ein ander gleich / auch dem Jnhalt nach einander gleich ſeynt?

Weil wir in der vorhergehenden Auffgab etwas von dergleichen Figu -ren135Ander Theil der Erquickſtunden. ren geredet / wolln wir hie fortfahren / vnd wider davon diſcuriren. Der vor - neme Juriſt Bartolus in Tyberiade bezeuget / daß er ſchon ein alter Doctor geweſen / vnd ſich doch in der Geometria, vor einen Schuler dargeben / in dem er wol gewuſt / daß ſie einem Juriſten in außtheilung der Felder / Jnſel / Wieſen / Hoͤltzer / ꝛc. ſehr von noͤthen zu wiſſen: Dann dadurch koͤnnen ſie viel Geſetz recht verſtehen / außlegen / vnd alſo der Gerechtigkeit nach judici - ren; dergleichen Nutz nun beſtehet auch in folgendem diſcurs.

Cajus hatte einen recht gevierdten Acker / deſſen 4 Linien 24 Ruten im Vmbkreiß jede von 6 Ruten. Sempronius hingegen / hatte einen ablang gevierdten rechtwincklichen Acker / deſſen laͤngſte ſeiten thaͤt 9 Ruten / die kůrtzte aber 3. alſo daß der vmbkreiß auch 24 Ruten thaͤt / dieſen Acker wol - te Sempronius dem Cajo vmb ſein gevierdten Acker geben / vnd alſo mit jhme ohne einige Auffgabe tauſchen; Cajus als der im Feldmeſſen nicht viel vergeſſen / gieng diſen tauſch ein / der meynung / weil beede aͤcker gleiche vmb - kreiß haͤtten / muͤſten ſie auch in einerley groͤſſe ſeyn. Allein / weil Caji Acker hielt 6 mahl 6 / das iſt 36 Ruten / deß Sempronii aber nur 3 mahl 9 / das iſt 27 Rutẽ; iſt Cajus vom Sempronio im tauſch an 36 Rutẽ vmb 9 gantzer Rutẽ uͤberſetzt vnd betrogen wordẽ. Welchs in einem ſo kleinen ſtuck ¼ macht / vnd betrugs gnug iſt. Bleibt alſo dabey / dz ſich diẽ Landmeſſer groͤblich verſteigẽ / wann ſie alle ſtuͤck Lands nach dem Vmbkreiß meſſen: Vnd iſt auch gewiß / daß man vnendliche Figurn erdencken kan / ſo gleiches Vmbkreiß / doch alle von vngleichem Jnhalt / den vnterſcheid vnd vngleichheit aber machen biß - weilen / vngleiche Winckel / biß weilen vngleiche Seiten / bißweilen endlich / beedes mit einander / je naͤher aber eine eckichte Figur dem Circkel kommet / je groͤſſer iſt jhr Jnhalt. Dannenhero gewiß vnd vnfehlbar / daß eine Vie - rung groͤſſer iſt als der Triangel / ſo gleichen Vmbkreiß mit jhr hat / ein fuͤnff - eck ſolcher geſtalt groͤſſer als ein Viereck / vnd ſo fortan. Schließlichen weil ein wolformirter Triangel naͤher zum Circkel kommet als ein ablange vn - formliche Vierung / kans geſchehen / wann ſie gleiches Vmbkreiſſes / daß doch der Triangel mehr in ſich halte als die Vierung. Zum Exempel es ſey ein Triangel deſſen 3 ſeiten 5. 5. 6. Ruten / das iſt 16 Ruten / ſein Jnhalt aber 12 Ruten. Nun ſey auch eine ablange Vierung / derer laͤngſten ſeiten eine 7 Ruten / der kurtzen jede 1 Ruten / thut der ambitus auch 16 Ruten haͤlt aber nur 7 quadrat Ruten.

Die136Ander Theil der Erquickſtunden.

Die XV. Auffgab. Eineꝛ hat ein trianglichs ſtuck Sammet vnd ein ablang gevierdtes Tuch / das mit dem Triangel gleiches vmbkreiſſes / vnd vn - ter das Sammete ſtuck ſoll gefuͤtert werden / iſt die Frag / ob ſolchs zu groß oder klein?

Man kan ein Exempel geben / in welchen deß Futertuchs zu viel / vnd ein anders da deſſen zu wenig. Erſtlich ſey ein gleichſeitiger Triangel von Sammet / deſſen jede ſeiten habe 4 Eln. Alſo ſey ein ablang Futertuch / deſſen eine ſeiten 4 / die ander 2 Eln. Jſt alſo der Vmbkreiß beeder 12 / allein der Jnhalt deß Triangels iſt nicht gar 7 Eln / deß Vierecks aber 8 Eln. So aber der Triangel blieb wie vor / der Vierung ſeiten aber weren 5 vnd 1. So kaͤ - men vor die Vierung nur 5 Eln / die vrſach vnd beweiß ſuch in vorhergehen - der Auffgab.

Die XVI. Auffgab. Cajus macht dem Sempronio einen Mantel / brauchte dazu 3 Eln Tuch / ſo 2 Eln breit / nim̃t dazu 5 Eln Boj zum Fuͤttern / ſo Eln breit / iſt die frag ob deß Futtertuchs zu wenig oder zu viel?

Weil wir angefangen zu reden von dem Betrug ſo deß Jnhalts halben in figuris Iſopenimetris ſich begeben mag / verhoff ich dieſe Frag werde ſich hieher auch nicht uͤbel ſchicken / ob gleich beede ſtuͤck nicht gleiches Vmb - kreiſſes ſeyn / Es wird aber hierinn alſo verfahren; Man multiplicirt die Breite in die laͤng zu beeden theilen / als 2 mahl 3 iſt 6. vnd mahl 5 iſt / alſo daß deß Futtertuchs vmb ¼ einer gevierdten Eln zu viel.

Die XVII. Auffgab. Cajus ließ jhm gern einen Mantel Glockenweit von einem Zeug Eln breit bey Sempronio machen / ſolt 2 Eln lang ſeyn / vnd fodert Sempronius deß Zeugs Eln / iſt die Frag / obs zu wenig oder zu viel?

Wann der Mantel Glockenweit ſeyn ſoll / macht er / ſo er außgebrei - tet iſt / einen Circkel / deſſen Jnhalt wir alſo finden: 〈…〉

Jetzt137Ander Theil der Erquickſtunden.

Jetzt wollen wir ſehen / ob deß Sempronii begehren mit ſolchem Jnhalt uͤberein komme. So wir multiplicirn mit kommen 12¾ / welchs deñ vmb $${5}{38}$$ Eln zu viel / welche Sempronius zum beſten hat / neben dem ſtuck ſo oben bey dem centro außgeſchnidten wird / er wolte dann ſolchs zu dem Mantels kragen gebrauchen.

Die XVIII. Auffgab. Es ſeynt zwo Quantitaͤten / derer die eine / ob ſie gleich vnendlich groͤſ - ſer / die ander vnendlich kleiner wird / nimmermehr vbertrifft.

Damit wir ferner vom Circkel fortfahren / bringen wir hieher deß Car - dani ſubtile Auffgab / wann er ſpricht: Es iſt eine groͤſſe / ſo vnendlich mag gemehret werden / vnd eine andere die vnendlich kleiner wird / jedoch bleibt je - ne ſo gemehret iſt / jmmer kleiner als die jenige ſo jmmer kleiner wird.

[figure]

Dann es ſey vorgeben der Angulus contactus, das iſt der Winckel deß anruͤhrens B A E, vnd ein ſpitziger Winckel HGI. So nun kleinere Circkel beſchrieben werden in den vorigen / ſo gleichfalls die Lini E F im Punct A anruͤhren / als AC. AD. wird der Winckel deß anruͤhrens je laͤnger je kleiner / bleibt doch wie Euclides in der 16 Auffgab ſeines dritten Buchs allzeit klei - ner / als der kleinſte vnter den ſpitzigen Winckel. Nun ſo man zwiſchen die Li - nien G H, G I andere Linien ziehet / als G H, G L, wird allweil der ſpitzige Winckel kleiner / weil aber doch allzeit ein ſpitziger Winckel bleibt / folgt daß jener dieſen / der groͤſſe nach / nimmer mehr uͤbertrifft.

TDie138Ander Theil der Erquickſtunden.

Die XIX. Auffgab. Eine ablange Rundung / mit einem Circkel auff einen Riß zu machen.

Schwenter in ſeiner Geometria vnd nach jhme der Frantzoͤſiſcht Au - thor lehrets alſo: Leg auff ein Cylinder oder rund Corpus ein Papier / ſetz einen Circkel auff das Papier / reiß einen Circkel herumb / ſo du nun das Pa - pier von dem runden corpore nimmeſt / ſiheſt du eine ſchoͤne zierliche ablan - ge Vierung.

Hiebey iſt luſts halben auch diß in acht zu nemen / ſo ein zeh Leder wol außgethaͤnet vnd auß geſpannet wird (geſetzt ein Schaͤfens) vnd darauff ei - nen Circkel geriſſen / ſo man hernach das Leder wider laͤſſet zuſam̃ lauffen / wird auß dem vollkommenen Circkel / ein Ablanger / alſo daß einer wol wet - ten kan / er wolle mit einem gemeinen Circkel / auff eine ebne Flech / auff einen Riß ein ablange Rundung machen.

Die XX. Auffgab. Eine halbe Ellipticam oder ablange Rundung durch einen ſonderba - ren Circkel mit einem Zug auff einer ebnen Flaͤche zu verzeichnen.

Der Author nennet ſolche Figur ein oval oder Eyrundung die ſie doch eigentlich nicht iſt / dann ein Eyrundung hat die Form eines halben Eyes / welche nicht an allen orten gleich / ſondern bey einem ende deß laͤngſten dia - metri weiter / als bey dem andern / eine Elliptica aber / iſt an beeden enden gantz gleichfoͤrmig / ſo wol bey dem laͤngſtẽ als kuͤrtzten diametro. Nun der - gleichen Lini mit eim ſonderlichen dazu bereiteten Jnſtrument / auff einen Zug halb zu ziehen / geſchicht alſo: Die Laͤng oder der groͤſt diameter ſolcher Figur ſoll ſeyn K H, deſſen mittel I die hoͤhe der Ellipticæ oder Bogen Lini halb I B, diß iſt der halbe theil deß kleinſten diametri, nimb mit eim Circkel die diſtants I K, trage ſie auß B in F vnd G auff die Lini H K, ſtecke 2 Nadel in F vnd G binde ein Faden zu beeden theilen daran in der laͤng / wann ich ein ſtefft ſtarein ſetze / wie bey bey A vnd den Faden außgethaͤnt damit herumb faͤhrt der ſtefft ins K reiche / ſo ich nun den ſtefft im Faden laſſe / vnd jhn vom K durch B ins H fuͤhre / gibt ſich die halbe Elliptica oder Gewoͤlb Lini / fahre ich nun auff der andern ſeiten mit hinumb / ſo gibt ſich auch der ander halbe theil. Wie aber ſolches mit eim ſonderbaren Jnſtrument oder Circkel ver - richt werde / folget ferner.

Der139Ander Theil der Erquickſtunden.

Der Circkel muß im Gewerb ſehr Gaͤng ſeyn / vnd ſich gantz leichtlich bewegen laſſen / vnd nahend bey der mitte deß einen Fuſſes eine ſtaͤhlene Fe -

[figure]

dern haben / ſo den Circkel / wann man jhn zuſam̃ drucken will / wider auff - ſtoͤſſet / wie auß der Figur zu ſehen. Setz den einen Fuß ins centrum I, den andern in den Faden bey C, fahre alſo vom B durch D ins K, ſo wird ſich die halbe Elliptica H D K richtig beſchreiben / dann die Schrauben ſtoͤſſet den Circkel auff / vnd nicht weiter als jhn der Faden laͤſſet / ſo iſts vnmuͤglich daß er auſſer der gebuͤrlichen Lini fallen ſolte.

Wilt du nun den andern theil auch machen / ſo heb den Faden uͤber die Nadel / vnd procedier wie zuvor / vnd iſt diß eine ſchoͤne luſtige invention, vnd dem ders nicht weiß / vnglaublich. Sonſten zum boſſen eine halbe ab - laͤnge Rundung geſchwind zu repræſentiren, ſo nimb eine Ofengabel ſo noch oben am Eiſen vnſauber vnnd erſt gebraucht worden / leg oben auff das Eiſen ein Wiſchtuͤchlein oder weiß Papier / reibs mit eim Nagel / ſo ver - zeichnet ſich eine halbe Elliptica.

Die XXI. Auffgab. Eine Schnecken Lini in eim Garten / Gemach oder auff einen Tiſch zu verzeichnen / welche gantz keine gemeinſchafft mit dem Circkel hat.

M. Schwenter lehrt ſolchs in ſeiner 10 Auffgab deß 3 Buchs vnd er - ſten Tractats / auff folgende weiß verrichten:

So ein Gaͤrtner eine kuͤnſtliche Schnecken Lini (welche gantz keine ge -T ijmeinſchafft140Ander Theil der Erquickſtunden. meinſchafft mit einem Circkelſtuck hab) in einẽ Garten ziehen vnd pflantzen wolte. So ſchlage er in die mitte deß Platzes ein runden Pfal / duͤnn / wann ſich die Lini offt ineinander wicklen / dick / wann ſie weitlaͤufftig ſeyn ſoll / dar - nach binde er ein Schnur daran / lang / ſo er die Lini groß will haben / kurtz / wann ſie klein ſeyn ſoll / zu ende der Schnur heffte er ein ſtefft daran / den fuͤhre er mit außgeſtreckter Schnur vmb den Pfal herumb / vnd zeichne alle - weil mit dem ſtefft die Erden / ſo wird ſich die Schnur auffwinden / vnd jm̃er kuͤrtzer werden / daß ſich alſo / wann man ſo weit gangen daß ſich die Schnur faſt gantz auffgewunden / eine ſchoͤne Schnecken Lini / dem begeren nach fin - den wird.

Die XXII. Auffgab. Eine ablange Schnecken Lini auß zweyen Puncten zu reiſſen / welche gantz keine gemeinſchafft mit dem Circkel.

M. Schwenter lehret in der eilfften Auffgab deß 3 Buchs ſeines erſten Tractats / eine ablange Rundung auß 4 Puncten machen / welche doch ge - meinſchafft an jhren ſtuͤcken mit dem Circkel / als auch in der 9 Auffgab ge - dachtes Buchs / weiſt er auß zweyen Puncten / mit halben Circkeln / eine ge - meine Schnecken Lini reiſſen / wir wollen hie lehren / eine ablange Schne - cken Lini / welche keine gemeinſchafft mit einigem Circkelſtuck / auß zweyen Puncten zu reiſſen. Leg ein Papier auff eine runde Seulen oder Cylinder / ziehe nach der laͤng eine gerade Lini darauff / vnd verfahre alſo / auff ſolcher Seulen aller maſſen wie Schwenter in gedachter 9 Auffgab auff der ebnen flaͤche procediret / ſo bekom̃eſtu eine rechtſchaffene ablange Schnecken Lini.

Die XXIII. Auffgab. Eine Schrauben Lini außerhalb einer Schrauben zu repreſentirn.

Nimb eine huͤltzerne Schrauben ſo lang vnd dick du wilt / vnd nach dem Schraubenzug / winde fein geheb einen eiſern / meſſen / oder kuͤpffern Drot / heffte jhn oben vnd vnten ſtarck an / daß er an allen Orten fein geheb auffli - ge. Legt die Schrauben mit ſampt dem Drot in ein Fewer / laß das Holtz wegbrennen / ſo bleibt der Drot wie er iſt gewunden worden / vnd repreſentirt eine Schrauben Lini. Eben auff dieſe weiß machet man deß Cardani Ring /derer141Ander Theil der Erquickſtunden. derer drey / vier oder mehr ineinander / vnd keiner den andern anruͤhret: Sapienti ſat dictum.

Die XXIV. Auffgab. Einen gemeinen Circkel / auff zweymal in gleicher weite vngejehen auffzuthun.

Diß / ob es zwar ein Kindiſch Werck / hat doch mancher der Sach vn - wiſſend ein ſeltzam nachdencken gemacht: Nimb einen gemeinen Circkel / thue jhn vnter dem Tiſch oder ſonſten verborgen hinter ſich / ſo weit auff als er gehet / verdecke jhn oben in der Hand / daß der Zuſeher nicht mercke vnnd ſpuͤhre der Circkel gantz vmbkehret ſey / ſtich in ſelber diſtants zwey Punckt auff ein Papier oder Tiſch / nimb den Circkel wider vnter den Tiſch / kehre jhn wider rumb / thue jhn gantz zu / leg jhn alſo auff den Tiſch / vnd ſprich du wolleſt jhn vngeſehen / wider eben ſo weit auffmachen / daß er die zwey vorge - machte Punct erreiche / halt jhn abermahl vnter den Tiſch / kehre jhn wider vmb wie zu erſt / ſo bleibt er dem degeren nach offen / dann er behaͤlt in ſolcher vmbkehrung eine diſtants vnd weite.

Die XXV. Auffgab. Wie ein Menſch an ſeinem Leib / einen Maßſtab ver - zeichnen koͤnne?

Hiebey muß ich ein ſonderlichs Stuͤcklein / den Jenigen zu guten ſo ſich deß Werckſchuchs gebrauchen / andeuten. Es geſchiehet offt daß ein Me - chanicus oder Werckman / ſeines Maßſtabs bedarff / den er doch nicht all - zeit bey ſich hat oder haben kan / iſt die frag / wie er dergleichen an ſeinem Leib verzeichnen koͤnne? Solchs nun zu præſtirn vnd vollbringen / nimb mit eim Circkel die Laͤng eines Zolls / thue die lincke Hand ſo ſtarck vnd weit auff als du kanſt / ſetze den Zirckel mit einem Fuß in ein Punct / darinn ſich zwo Linien Creutzweiß zerſchneiden / mit dem andern fahre ſo lang herumb biß du wider dergleichen Punct antriffeſt / bilde dir ſolche wol ein / daß du ſie nicht vergeſ - ſeſt / ſo offt du nun die Laͤng eines Zolls deines Maßſtabs begehreſt / thue die lincke Hand / wie gedacht / auff / nimb ſolcher Puncten diſtants mit eim Cir - ckel / ſo haſt du die laͤng eines Zolls / nach welcher du ein gantzen Schuch ver - zeichnen kanſt / beſſer iſts wañ man zwey gemerck auff 2 oder 3 Zoll habẽ kan.

T iijDie142Ander Theil der Erquickſtunden.

Die XXVI. Auffgab.

Ob mehr Punct in einem groſſen Circkel als in eim kleinen.

Der Einfaͤltige ſolte wol meynen / in einem groſſen Circkel weren mehr Punct als in einem kleinen / ich will aber das widerſpiel gruͤndlich beweiſen: Es ſeynt zween Circkel C B G ein kleiner / F E D ein groͤſſerer / derer cen -

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trum A. Nun ſage ich / daß auff der circumferents F E D nit mehr pun - cta ſeynt / als auff dem Vmbkreiß C G B: Vrſach wo ich auff dem Circkel F E D einen Punct nimb / vnd auß dem centro A eine Lini darauff ziehe / zerſchneidet ſie auch den kleinern Circkel in einẽ Punct / darauß folget dañ / daß man nit ſagen koͤnne / es ſeyn mehr Punct in einem groſſen Circkel als in einem kleinen. Es moͤchte aber einer den Einwurff thun vnd ſprechen: Es moͤchte wol geſchehen daß der Punct auff den kleinen Circkel durch die Lini ſo vom centro gezogen / als dem ſemidiametro, zwey oder mehrmahl ge - troffen wuͤrde; daß ſolchs vnmuͤglich / beweiß ichs alſo. Es ſeynt zwey Punct auff dem groſſen Circkel E D, ziehe auß ſolchen Linien in A; geſetzt wann es muͤglich den kleinen Circkel zerſchneidend in einem Punct B. Jſt dem alſo / ſo haben die zwo Linien A E vnd A D ein gemeines ſegmentum oder ſtuck A B, welchs vnmuͤglich / vnd wider das X axioma deß erſten Buchs Eucli - dis clavii. Beibt demnach dabey / daß man eben ſo viel Punct auff dem klei - nen Circkel befinde / als auff dem Groſſen.

Die XXVII. Auffgab. Euclides143Ander Theil der Erquickſtunden. Euclides beweiſt in der 32 Auffgab deß erſten Buchs: Eines jeden Triangels 3 Winckel ſeyen zweyen rechten gleich / es iſt aber muͤglich einen Triangel zu machen deſſen 3 Winckel dreyen rechten gleich:

Reiß auff einer Kugel auß dem centro A nach belieben ein Circkelbo - gen B C, darnach ſetz den Circkel ins B reiß in gleicher diſtants den Bogen

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C A, alſo auß C den Bogen A B, So iſt nun A B C ein ſphæriſcher recht - wincklicher Triangel / der nemlich drey rechter Winckel hat / welchs zuver - richten war:

Damit aber der Einfaͤltige nicht meyne Euclides habe ſich verſtoſſen vnd gefehlet / ſo ſoll er wiſſen / daß Euclides in ſeim erſten Buch einig vnd al - lein von den Triangulis planis vnd nati lineis handle / der von vns geſetzte Triangel aber iſt ein ſphæriſcher Triangel / welcher mit den planis in dieſem fall gantz keine gemeinſchafft.

Die XXVIII. Auffgab. Einen Triangel zu machen / deſſen 3 Winckel kleiner als a recti.

Ebner maſſen kan man auch einen flachen Triangel ſetzen / deſſen drey Winckel kleiner als 2 rechter Winckel / alſo: Reiß mit vnverrucktem Circkel drey Circkel / ſich von auſſen her einander beruͤhrend / nach der 22 Auffgab deß andern Buchs vnd erſten Tractats Schwenters / ſolche machen einen Triangel A B C, welches drey Winckel kleiner als zween rechter: Dann die quantitaͤt ſolcher Winckel ſo gering / daß Peletarius gar dafuͤr haͤlt / ſiehaben144Ander Theil der Erquickſtunden.

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haben keine quantitaͤt / welchen doch Clavius in ſeinen Scholiis uͤber das dritte Buch Euclidis, gruͤndlich widerſpricht. Vnd diß iſt auch nicht wi - der deß Euclidis, in vorhergehender Auffgab / angezogene Propoſition: Dann er von recht Liniſchen Trianglen redet / diß aber ein Circkel Liniſcher Triangel.

Die XXIX. Auffgab. So man Holtz miſſet ob mehr in das Maͤß geſchlicht werden koͤnne / wann es dem rechten Winckel / oder der ſchraͤg nach geſtellt wird?

Dieſe Auffgab oder Frag kan vnterſchieden werden auß der 36 Auffgab deß erſten Buchs Euclidis: Darauß wir ſchlieſſen / je ſchraͤger das Maͤß ſte - he / je weniger darein gehet. Zum Exempel / das auffrechte oder winckelrech -

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te Maͤß145Ander Theil der Erquickſtunden. te Maͤß ſey A B C D, das ſchraͤge aber E F G H, Weil nun laitt gedachter deß Euclidis Auffgab / das Maͤß A B C D gleich dem Maͤß E H K I, ſo folget / daß in das ſchraͤge Maͤß E F G H weniger gehe als in das Winckel - recht A B C D, vmb das parallelogrammum F G K I. Alſo folget auch / das je ſchraͤger das Maͤß ligt / je weniger darein gehe.

Die XXX. Auffgab. Eine Flaͤche zu finden / welche man auff 2. mahl in 6. ſtuͤck ſchneiden kan.

Nimb an ſtatt einer Flaͤch einen Apffelſchnitzen / formiere jhn wie die fol - gende Flaͤche; thue dadurch den erſten ſchnidt B C, ſo bekommeſt du 3 ſtuͤck

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A D E Zum andern lege die 3 ſtuͤck aneinander / wie du in der andern Figur ſiheſt / vnd thue den ſchnidt F G, ſo haſtu 6 ſtuͤck A O E N P D. Vnd diß iſt die gemeine manier; Jch aber will hie lehren wie mans in 7 ſtuͤck zerſchneidẽ ſoll. So der erſte ſchnidt geſchehen wie zuvor / legt mans hernach wie fol -

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gende Figur außweiſet / vnd thut wider den ſchnidt F G, ſo bekompt man die 7 ſtuͤck A, D, E, O, N, M, R, welche begeret worden. Man koͤndte auch wol eine flaͤche finden / die in zweyen ſchnidten in 1000 oder mehr theil koͤndte ge - ſchnidten werden.

Die XXXI. Auffgab. Zwo Linien zu ziehen / welche / ſo ſie an einem Ort erſtreckt werden / jmmer naͤher zuſammen lauffen / vnd doch nimmermehr gar zuſamm kommen.

Euclides beſchreibt die Parallel Linien in ſeiner Elementorum anfang:VGera -146Ander Theil der Erquickſtunden. Gerade Parallel Linien ſeynt / wann ſie in einer geraden Flaͤch ſtehen / vnd zu beeden theilen erſtreckt werden / nimmermehr zuſam̃ lauffen. Nun vnſere zwo Linien ſtehen auch auff einer Flaͤche / lauffen auch / wann man ſie zu bee - den theilen erſtreckt / nimmermehr zuſam̃ / vnd ſeynt doch nicht parallel. Es iſt aber zu mercken / wann man von parallel Linien redet / daß man Homo - geneas lineas, das ſind Linien gleiches Geſchlechts nim̃t / als der Euclides nim̃t zwo gerade parallel Linien / ſonſten koͤnnen auch zwo Circkel Linien pa - rallel ſeyn / 2 Schlangen Linien vnd andereꝛ art; Allein in vnſerer Auffgab / wie folgen wird / ſeynt Heterogenæ lineæ, das iſt / vngleiches Geſchlechtes / dann die eine iſt gerad / die ander aber krum.

Alſo iſt Euclides widerumb entſchuldigt / vnd laufft diß nicht wider die definition der Parallel Linien / wie der Author meynt. Jacobus Peleta - rius vnd Franciſcus Barotius in ſeinem admir: geometr. Tractiren von dergleichẽ Linien / vnd werden alſo gezogen: Es ſey eine gerade Lini AB, auff welcher Winckelrecht ſtehet CB, die Lini AB, theilet man in etliche gleiche Theil / als hie in 5 mit D, E, F, G, vnd ziehet die Linien Cd, CE, CF, CG,

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Letzlich machet man auff b c, bey b vngefehr den Punct h, vnnd der Lint b h machet man gleich d i, e k, fl, gm, an. Ferner ziehet man durch die Punct h i k l m n die Lini h n ſo Conchoide genennet wird / vnnd jm - mer naͤher zu der Lini b a kommet / man erſtrecke beede / nach vorgeſchrie - bener condition vnd bedingung ſo lang man woͤlle: Vnd diß darumb / weil Barocius vnd andere demonſtrirt, daß 1 der Lini ab naͤher ſey als h, vnnd k naͤher als i, l naͤher als k, vnnd ſo fortan / vnd kaͤmen doch beede Linien nimmermehr zuſammen: Dann wañ ſolchs geſchehe / folgte endlich daß dieLinien147Ander Theil der Erquickſtunden. Linien C A vnd B A ein gemein ſegmentum oder ſtuck haͤtten / welchs laut deß X Axiomatis, deß erſten Buchs Euclidis, nach dem Clavio vnmuͤg - lich. Von dergleichen Linien haben auch geſchriben Apollonius Pergæus, Pappus, Eutocius, Orontius Finæus, Johannes Vernerus, Rabbi Mo - ſes, Rabbi Samtok vnd andere.

Die XXXII. Auffgab. Es iſt muͤglich / daß eine Lim jmmer naͤher zu einem Punct komme / denſelben aber nimmermehr erreiche.

Es ſey gegeben der Punct A an der Vierung A B C D. Erſtreckt die Lini C D vngefehr in E, nimb auch nach belieben etliche Punct zwiſchen D E als I, H, G, F, Ferner ziehe die Lini B D, ſo nun ſolche erhebt wird in I, iſt

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ſie dem Punct A ſchon naͤher als zuvor / wie ſie durch D gezogen; ſo ſie ferner in I. H. G. F &c. erhebt wird / kommet ſie dem Punct A je laͤnger je naͤher / wie auß der Figur zu ſehen / vnd eben diß geſchehe ſo man die Lini c e vnendlich erſtreckte / vñ die Lini b d vnendlich erhebt / vñ kaͤme ſolche doch nimmermehr ins A. Dann weil die erhabene Lini allzeit an die Lini c e gezogen wird / koͤndte ſie nicht darauff fal - len / wann ſie endlich in A fiel: Weil ſie alſo der Linii c e parallel lieffe / vnnd ſie nimmermehr be - ruͤhrte. Vnnd dieſe Auffgab hat jhren Nutz in der Viſierkunſt. Beſihe Erhart Helm / Nicolaum Petri, Henricum Grammateum, Andream Helmreich vnd andere.

Die XXXIII. Auffgab. Eine laiter 20 ſchuch lang / leinet an einem Thurn 16 ſchuch hoch / ſteht vnten von dem Thurn 12 ſchuch / nun ſo die Laiter ein ſchuch weiter von dem Thurn angeleinet wird / iſt die Frag wieviel ſchuch hoch von der Er[d]en ſie den Thurn beruͤhren wuͤrde?

Die Laͤnge der Laitern als 20 multiplicier in ſich ſelbs / kom̃en 400. Alſo auch die weite der Laiter von dem Thurn 12 vnd 1 ſchuch / thut 13 ſchuch /V ijVnd148Ander Theil der Erquickſtunden. vnd kommen 169. Solch quadrat von dem quadrat 400 ſubtrahirt / bleibt 231. So folget auß der 47 Auffgab deß erſten Buchs Euclidis, daß die Laiter den Thurn von vnten auff anruͤhrte / in radice auß 231 ſchuch. Die thun / wann man ein ſchuch fuͤr 10 Zoll rechnet (bey eines Zolls) 15 ſchuch / 1 $${9}{10}$$ Zoll.

Die XXXIV. Auffgab. Es ſtehn zween Baͤume auff ebnem Felde / der eine iſt hoch 30 ſchuch / der ander 40. Stehen von einander 50. ſolche fallen mit den gipffeln zuſam̃ / iſt die frag / wie weit von beeden gipffeln auff die Erdẽ? Auß M, Johannis Widmans Arith. fol. 90.

Dieſe Frage wird auffgeloͤſt auß der 13 Auffgab deß andern Buchs Euclidis, daher man die Hoͤhe der Baͤume vnd dero diſtants quadriret / ſo

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kommen 900. 1600. 2500. Nun addirt man 900. 2500. thut die Sum - ma 3400 / davon ſubtrahirt 1600 reſt 1800. diß halbirt / gibt 900. vnd mit 50 dividirt kommen 18. Solchs in ſich ſelbſt multipliciret / gibt 324. von 900 abgezogen / reſt 576 / darauß die quadrat wurtzel thut 24. Jſt die Hoͤhe der beeden zuſammgefallenen Gipffel. M. Johannes Widmann hat nur 18 / iſt uͤberſehen worden.

Die XXXV. Auffgab. Einer ſo nicht mehr als eine gevierdte Ruten Lands beſitzet / kan ſich ruͤhmen / erhabe ſo viel Landes / daß er darauff nach einer Lini gehen koͤnne weiter als 1700 Frantzoͤſiſcher meil.

Die Sach / ſagt der Frantzoͤſiſche Author, iſt richtig / dieweil er nicht allein die gevierdte Ruten nach der flaͤche beſitzet / ſondern auch Herꝛ iſt deßPyrami -149Ander Theil der Erquickſtunden. Pyramidis quadrilateræ oder viereckichten Kegels / deſſen baſis, ſeine ge - vierdte Ruten Landes / vertex aber oder ſpitze in dem centro der Erdkugel. Deſſen ſeiten lang jede 1700 Frantzoͤſiſche meilen. Vnd mit der weiß werẽ alle ligende Guͤter Pyramides oder Kegel / derer vertex oder oͤberſtes Punct im centro der Erdkugel / vnnd alſo die laͤnge ſolcher uͤberein kaͤmen mit dem halben diametro der Erden. Nun koͤndte man ſetzen / Es gieng ein Weg im Schnecken vmb ſolchen Kegel / darauff man vom grund zu dem centro ge - hen moͤchte / wuͤrde ſich ſolcher weit uͤber 1700 Frantzoͤſiſche meil erſtrecken / welchs dann eine zimliche Reiß. Wann aber diß alſo gaͤlt / wie reich wuͤrde der Jenige ſeyn / ſo einen Silber - oder Goldreichen Kegel antreffe / wir wol - lens die Juriſten verfechten laſſen / ob das Silber oder Gold dem Beſitzer / oder der Herꝛſchafft deß Landes zuſtaͤndig.

Die XXXVI. Auffgab. Sieben ſtuͤck Gelt auff einer Geometriſchen Figur alſo zu verſchieben vnd nider zulegẽ daß der Schub allzeit nach einer geradẽ Lini gehe / vnd an eim ende allzeit anfahe / da noch kein Gelt ligt / vnd auff derſelben Lini ende allzeit nidergelegt werde.

Die Figur ſey A b c d e f g h. Nun ſchieb ich den erſten Pfennig von A in f, vnd lege jhn im f nider / vnd weil ich vom A angefangen / ſchieb ich den andern Pfennig auff das A zu / vnd leg jhn nider / diß aber kan nur geſchehen

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auß dem d. Nun weil ich zum andern in d angefangen / ſchith ich den drie -V iijten150Ander Theil der Erquickſtunden. ten Pfennig auff d zu auß g. Alſo den vierdten auß b in g. Den fuͤnfften auß e in b. von h. in e. von c in h. ſo gehts an / Ein anderer aber ſo dieſe Regel nit weiß / wirds 1000 mahl probiren vnd ſelten zutreffen.

Die XXXVII. Auffgab. Auff einer andern Figur mit einer andern manier 6 ſtuͤck Gelts alſo nider zu legen / daß bey jeder Leg 3 gezehlt werde / vnd man von keinem ligen den ſtuͤck Gelts anfahe.

Es gehen auß einem Punct ſiben ſtrichlein gezeichnet mit a b c d e f g. auff dieſer ende / ſoll ich allzeit mit zehlung 3 / einen Pfennig niderlegen / nie - mahls aber wo ein Pfennig ligt / deß zehlens anfang machen. So nimb ich

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einen Pfennig / zehle bey a eins / bey b zwey vnd bey c drey / lege auch den Pfennig im c nider. Zum andern weil ich vom a angefangen / ſo zehle ich vom d wider auff das a drey / vnd leg den andern Pfennig im a nider. Drit - tens vom g in d. vierdtens vom b in g. Zum fuͤnfften vom e ins b. vnd dann letzlich von f in e. Diß wird ein anderer auſſer dieſem Vortheil nicht leicht - lich nachthun.

Die XXXVIII. Auffgab. Einen Stab in einem fleiſſig gebawten eckichtem Gemach ohne Bleywag / Wagrecht auffzuſtellen.

Stecke jhn alſo ein / daß er mit zweyen Linten (in welchen zwo Wende allzeit zuſam̃ ſtoſſen vnd parallel ſeyn) Parallel ſtehe / welchs geſchehen kan / wann du hinder dem Stab ſteheſt / vnd zwar zimlich weit davon / vnnd jhn alſo richteſt / daß du vor jhm / die 2 Ecklinien nicht ſehen kanſt / alsdann wird er dem Horizont nach Wagrecht eingeſtecket ſeyn.

Die151Ander Theil der Erquickſtunden.

Die XXXIX. Auffgab. Weiln ich offt geſehen / daß ſich mancher (ſo nicht gewuſt wo man zu ſchreiten anfangen ſoll) im abſchreiten vmb ein ſchuch allzeit ver - ſtigen frage ich / wo man dann den Fuß am erſten anſetzen ſoll / wann man eine laͤnge will abſchreiten.

Einen ſchrit rechnet man nach gelegenheit fuͤr 3 oder ſchuch / bißwei - len nur vor zween. Vor 3 ſchuch rechnet man jhn / weil ein Menſch / ſo er in gemeinen ſchrit fortgehet / ſeiner ſchuch 3 machet / dann zwiſchen zweyen ſei - ner ſchuch laͤſſet er im ſchreiten noch einen ſchuch weit raum. Fuͤr ſchuch rechnet man jhn / wann man einen dopelten ſchrit laͤſſet 5 ſchuch gelten. Fuͤr 2 ſchuch rechnet man jhn / wann man einfache ſchrit aneinander zehlen will; Darauß nun / wo man an einer Lini zu ſchreiten den anfang machen ſoll / leichtlich abzunemen; mancher ſetzt ſein erſten ſchuch gantz in die Lini hinein vnd ſchreit fort / vnd zu ende ſeins andern ſchuchs / finden ſich 3 ſchuch / ſo er nun den andern ſchrit thut / iſt er nur 2 ſchuch weit / alſo / daß er ſich verſtoſſen: Wann man aber den erſten ſchuch vor die Lini herauß ſetzet / daß man mit dem foͤrdern theil deß ſchuchs forn an der Lini ſtehet / ſo bekommet der erſte ſchrit 2 ſchuch / vnnd alſo auch die andern alle / welchs in abſchreiten wol in acht zu nemen.

Weil wir hie deß ſchreitens vnd ſchrit gedencken faͤllet mir ein / was ſich mit einer Dama begeben / vor dieſer ſtund ein alter Mann vnd junger Ge - ſell / jeder vngefehr 10 oder 12 ſchrit weit von der Dama / freyeten auch bee - de vmb ſie. Die Dama (welche zu keinem luſt) ſagt: Welcher vnter euch am erſten zu mir kompt / den will ich haben: Doch der geſtalt / ſo offt einer ein ſchrit vor ſich thut / ſo offt ſoll er zween wider zu ruck thun; Der dritte ſo dabey ſtunde / meynte nicht / daß einer oder der ander durch ſolches ſchreiten der Damanaͤhen koͤndte / der Alte thut allzeit einen ſchrit vor ſich vnd zween zu ruck / befand daß er jmmer je weiter von der Jungfraw kam vnnd betrogen ward. Der Juͤngling als ein ſchlaucher Fuchß / probirt ſich auch / thaͤt ei - nen ſchrit fuͤr ſich gegen die Dama / alsdann wandt er ſich vmb / thaͤt alſo 2 ſchrit zu ruck wider gegen der Dama / kam alſo bald zu jhr / fuͤhrte ſie davon / vnd wurde die Dama vnd der Alte betrogen.

Die152Ander Theil der Erquickſtunden.

Die XL. Auffgab. Ein diſtants zweyer Ort ſo nicht gar weit von einander gelegen / vnd man von einem zum andern nicht gehen kan / mit einem Hut vngefehr zu maͤſſen.

Geſetzt du ſolteſt maͤſſen die Braite eines Waſſers / vnnd haͤtteſt kein Geometriſches Jnſtrument bey dir / wolteſt aber mit deim Hut / die Braite deß Waſſers maͤſſen: So ſtelle dich an das Vfer / ziehe den Stulp deß Huts an den Kopff / daß er vnter ſich hange / vnd bewege dein Kopff uͤber ſich oder vnterſich / ſo lang / biß du an dem Stulp hin das ende deß Waſſers erſeheſt: Darnach halte den Kopff fein ſtill / treh dich vmb / ſihe wider an den Stulp hinauff die Erde / vnnd wo ſich dein radius darauff endet / laß ein Zeichen ſtecken / miß die diſtants von dir zum zeichen / ſo wirſt du die Braite deß Waſ - ſers zimlich genaw haben. Damit du aber den Kopff einmahl ſo hoch halteſt als das andermahl / ſo nimb bey dem erſten abſehen ein huͤltzen ſtaͤblein oder ſtecklein / ſetz es auff einen Wammesknopff / daß es im abſehen gerad an dein Kin reiche / im andern abſehen / laß es auff gedachtem Knopff bleiben / ſetz das Kin wider an das ſtaͤblein / vnd ſihe alſo ab / ſo wirſt du noch naͤher zutreffen / doch muß das Land gar eben / vñ die diſtants / wie gemeldt / nit gar groß ſeyn.

Die XLI. Auffgab. Die Hoͤhe eines dings zu maͤſſen mit zweyen Strohalmen.

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So du kein Geometriſches Jn - ſtrument bey dir haſt / vnnd doch die Hoͤhe eines jeden dings dazu man ge - hen kan / in der nothmeſſen wilt? So nimb 2 Strohaͤlm oder zwey Hoͤltz - lein einerley laͤng / jedes vngefehr einer foͤrdern ſpañ lang. Fuͤge ſie an jhrem ende zuſamm / vnnd halte ſie mit dem Daumen vnd Zeiger / daß ſie dem Au - genmaß nach einen rechten Winckel machen / thue ſie alſo zum Aug mit ei - nem ende / daß der eine Halm dem Au - genmaß nach Horizonti parallelſey /153Ander Theil der Erquickſtuͤnden. ſey / gehe ſo lang hin vnd her / biß der Strahl deß abſehens auß a durch c in e reiche. Miß alsdann f g, dazu thue die Augs hoͤhe a f. oder d g. ſo iſt die Summa gleich der hoͤhe g e. die begeret. Kanſt du aber einen Winckelha - cken an einem Stab haben / ſo trieffeſt du damit beſſer zu.

Die XLII. Auffgab. Einig vnd allein mit der Haud / eine Hoͤhe / zuͤ welcher Grund man gehen kan / abzumaͤſſen.

So du kein Geometriſches Jnſtrument / wie auch kein Strohalm oder Hoͤltzlein haͤtteſt / koͤndteſt du das maͤſſen mit der rechten Hand verrichten. Beug den Zeigerfinger im andern Glied ſo lang / biß / wann der Daum mit ſolchem einen rechten Winckel macht / beede in einer laͤnge erſcheinen: Nun halt den Nagel deß Daumens gegen das Aug / gehe ſo lang vnd viel hinter - ſich vnd vorſich / biß du auß deß Daumens fordern theil / an dem gebognen Zeiger hin / die ſpitze der hoͤhe erſiheſt / ſo kommets eben wie in kurtz vorherge - hender Auffgab.

Die XLIII. Auffgab. Eine ander art mit zweyen kleinen Staͤblein oder Strohalmen / eine Hoͤhe ohne andere Jnſtrument zu maͤſſen.

Der Frantzoß bringet diß problema etwas vnvollkommen vor / laͤſt ſich auch nicht an allen Orten practicirn; Er ſpricht aber alſo: Man muß haben

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zwey Staͤblein proportionirt, daß e b gleich ſey dem e d, vnd diß dem d a. XHie154Ander Theil der Erquickſtunden. Hie laͤſt der Author auß daß e c eben ſo lang muͤſſe ſeyn als e b. Darnach wann man den Punct a nahend zum rechten Aug haͤlt / vnd das Lincke zu - drucket / ſo muß man ſo lang vnd viel hinderſich vnd vorſich gehen / ich ſetze dazu auff - vnd niderſteigen / auch biß daß das Hoͤltzlein a e allzeit dem Ho - rizontparallel gehalten werde / biß man an dem b hin das ober theil der hoͤhe g erſehe / vnd durchs c das vnter theil f. Letzlich miſſet man die diſtants von dem ſtand zu dem f, ſo wird ſolche gleich gefunden der vorgegebnen hoͤ - he: Dann wie ſich verhaͤlt e a, zu e b alſo verhaͤlt ſich h a zu h g. Nun iſt e a zweymahl groͤſſer als e b. deßwegen iſt a h auch zweymahl groͤſſer als h g, vnd dieweil f h dem h g gleich / wird a h gleich den beeden f h, h g, das iſt der gantzen Lini f g. Nun iſt auch i f gleich dem f g. weil a h f i einpa - rallelogrammum.

Allein hie wird der Author gefragt / weil das Aug in dergleichen ope - ration, muͤſſe ſo hoch ſtehen / wie hoch die haͤlffte deß Thurns oder eines an - dern Gebaͤwes oder Baums iſt / ſo man maͤſſen ſoll / wo vnnd wie der Land - maͤſſer den ſtand nemen muͤſſe daß ſein Aug ſo hoch komme. Jſt alſo beſſer wann man das ſtaͤblein bc auff vnd nider ſchiben kan / vnd practicirt / wie es mit dem Jacobeſtab gebraͤuchlich.

Die XLIV. Auffgab. Mit einem einigen Stab eine Hoͤhe zu maͤſſen / zu welcher Grund man gehen kan.

M. Schwenter lehrt ſolchs verrichten in der 8 Auffgab deß 2 Buchs ſeines 2 Tractats / alſo ſagend: Es iſt ein feiner alter wege eine Hoͤhe zu maͤſ - ſen / zu derer Grund man gehen kan / vnd geſchihet mit einem Stab / den ich erſtlich wie jhn die Alten zu gebrauchen gelehret / Zum andern wie ich ſolchen gebrauchen moͤchte / hieher kuͤrtzlich ſetzen will. Erſtlich nach der Alten Lehr / ſoll ich die Hoͤhe de maͤſſen / zu welcher ich auß a gehen kan / ſo nim̃ ich einen ſtab / ſo vmb ein zimlichs laͤnger als ich / damit ich jhn in die Erden ſte - cken koͤnne / daß er in meiner laͤng uͤber die Erde herauß ſtehe: Wann ich jhn aber nach meiner laͤng probirn will / leg ich mich nach der laͤng geſtreckt auff die Erde nider / daß ich mit der Solen an einer Wand anſtoſſe / weil ein Menſch ſo er ligt / laͤnger / als wañ er ſtehet / laß alſo einen Stab neben mich legen / vnd meine laͤnge daran abſtechen. Nun lege ich mich auff den Rucknider /155Ander Theil der Erquickſtunden. nider / dem Augenmaß nach ſo weit vom e als die Hoͤhe e d, vnnd laſſe den Stab b c zu ende meiner Fuͤſſe nach meiner laͤng / dem Horizont winckel -

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recht einſtecken. So nun mein Aug mit b vnd d in einer Lini / ſo iſt die weite a e gleich der Hoͤhe d e, ſo aber der radius gedachter maſſen nicht fiele / ruck - te ich ſo lang hinterſich oder vorſich / biß ich gegebner condition nach / die Punct befaͤnde. Man muß aber in alleweg die Augs hoͤhe zu der gefundenen Hoͤhe addirn / wie mans nach Schwenters meynung finden ſoll / beſihe ſei - nen Tractat an gedachtem Ort / ſo wirſt du auch finden / wie man eine Hoͤ - he gleicher maſſen maͤſſen ſoll / zu welcher man nicht gehen kan.

Die XLV. Auffgab. Ein ſeltzame Art durch ein vngewoͤnlichs abſehen die Hoͤhe eines Baums Hauß ꝛc. abzumaͤſſen.

Ein Forſter vermaſſe ſich / ſo man auff einer Ebne einen Baum faͤllete / wolte er ſich ſtellen / wann der Baum fiele / daß der Gipffel an ſeinem Rucke hinſtriche. Solchs aber zu leiſten / muſte er wiſſen die Hoͤhe deß Baums / vnd wie hoch von der Erden er abgehawet wuͤrde. Die Hoͤhe fande er alſo: Er als ein Bawersman hatte Hoſen an ſo jhme glatt anlagen / wie die Schwaͤ - biſchẽ Bawrn tragen / gieng vor dem Baum ſo lang hinterſich vnd vorſich / biß er buckend durch die Zwiſel ſeiner Fuͤſſe den Gipffel deß Baums erſahe / da ſtunde er / oder wolte vielmehr ſtill ſtan / weil er wuͤſte dz er durch diß mittelX ijſo156Ander Theil der Erquickſtunden. ſo weit vom Baum were / als lang ſelber vom Haw an biß an den Gipffel / probiers wer will / ich begers nicht zu thun.

Die XLVI. Auffgab. Die Hoͤhe eines Thurns oder andern Gebaͤws / durch den Schatten der Sonnen oder deß Monds abzumaͤſſen.

Diß lehret Euclides in der 18 propoſ. ſeiner Perſpectiv. Wir machens alſo: Halten eine Eln / Stab oder maß nach dem deß Thurns Hoͤhe ſoll gemaͤſſen werden / winckelrecht auff die Erden; Alsdann nemen wir mit ei - nem andern Stab die laͤng deß Schattens welchen die Eln von ſich wirfft. Mit ſolchem Stab maͤſſen wir hernach den gantzen Schattẽ / deß Gebaͤws / Baums / ꝛc. ſo viel wir ſolcher befinden / ſo viel iſt auch der Thurn rechter Eln hoch; wie man aber verfahren ſoll wann der Schatten / nicht auff den Horizont, ſondern an jrgend eim Gebaͤw faͤllet / findet man in Schwenters Tractat. 2. lib. 2. prop. 5.

Die XLVII. Auffgab. Auß einem Stand ohne erkaͤnntnuß einiger Grund Lini / eine ebne flaͤche in Grund zu legen.

Dazu kan man gebrauchen M. Prætorii S. Geometriſches Tiſchlein oder ſonſten ein Tiſch mit drey oder vier Fuͤſſen / ſo man auff dem Feld auff - ſtellet; an ſtatt der Regel / braucht man ein Jnſtrument / von Holtz in form eines Trianglichten priſmatis, wie bey p. q. oder i h zuſehen. Solch Tiſch - lein ſtellet man vngefaͤhr mitten in ein Feld / Wieſen / ꝛc. nagelt ein Papier darauff / ſteckt vngefaͤhr ins centrum deß Tiſchleins eine Nadel / legt das trieckicht priſma oder Seulen an den Nagel / ſihet auff alle Eck zu / vnd ziehet durchs centrum an dieſem priſmate Linien / ſo lang ſie das Tiſchlein leiden mag: Wañ ſolche gezogen / ſo ſtecket man die Nadel in der Linien eine als hie in o b bey l. Leget die huͤltzerne Regel daran / bewegt ſie ſo lang / biß man die ober ſchaͤrffe deß Jnſtruments / vnnd die Lini ſo man aufftragen will als hie erſtlich a b in einem plano oder flaͤche befindet: Alsdann ziehet man an der Regel von der Nadel auß die Lini l m, an die beede Linien o a, o b, ſo iſt eine Lini auffgetragen / Nun laͤſſet man die Regel an der Nadel in l ligen / vnd verfaͤhret mit der Lini bc gleicher maſſen wie mit ab, vnd alſo fortan / biß die Figur ergaͤntzet. Von dergleichen Jnſtrument hat erſtlich geſchrieben Ca -millus157Ander Theil der Erquickſtunden.

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millus Raverta, als es von Curtio Caſato erfunden: Welchs doch her - nach M. Schwenter weitlaͤufftiger außgefuͤhret / welchen man leſen kan.

Die XLVIII. Auffgab. Ob Jacob Koͤbel ſein Trapezia recht außrechne?

Man findet ein Buͤchlein ſo vnter dem Namen Jacob Koͤbels außgan - gen / vom Landmeſſen / welchs ſehr falſch / alſo daß ich zweiffel / ob es Jacob Koͤbel / ſo einen guten Geometram geben / außgehen laſſen / weil aber damit ein anfahender Schuler in der Geometria leichtlich kan verfuͤhret werden / wollen wir vor dem Schluß dieſes andern Theils / etliche jrꝛthum̃ dem Leſer auß ſelben Buͤchlein vor die Augen ſtellen. Die dritte Regel Jacob Koͤ - bels oder deſſen ſo es in ſeim Namen ſpargirt laut alſo:

Miß zwo gegen einander uͤberſtehende ſeiten / addir ſie / die ſum̃a halbier: Alſo machs auch mit den andern zweyen Linien / multiplicier beede halbe Theil mit einander / ſo kompt der Jnhalt. Zum Exempel in folgender Fi - gur haͤlt c b 6. vnd c d 9. thun 15. diß halb iſt . Ferner haͤlt a c 4 / vnd b d 3 / thun 7 / diß halbe iſt / ſolchs mit multipliciert kompt nach Koͤbels Rechnung 26¼. Solchs nun durch die 13 Auffgab deß 2 Buchs Euclidis in welcher das rechte Fundament ſtecket / außgerechnet / gibt nit gar 23½ Ru - ten / wie hernach folget:X iij4158Ander Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Kom -159Ander Theil der Erquickſtunden.

Kommet alſo vor die Figur a b c d nahend nur 23 Ruten 48 ſchuch / vnd iſt diß eine kleine Figur / daran Koͤbel vmb ſo viel fehlet / wie wuͤrde es dann in einer groſſen hergehen? So kommet auch diß hinzu / daß die vier Linien a c. cb. bd. da. allzeit in einer laͤnge bleiben / die Lini ab. aber ſich vnendlich ver - endern koͤndte / das iſt / laͤnger oder kuͤrtzer werden / da allzeit ein anderer Jn - halt kom̃t / auß rechtẽ grund gerechnet dem Koͤbel aber allzeit ein facit blieb / welches Augenſcheinlich vnrecht. Doch fragt ſichs ferner / ob nit viereckichte Figurn moͤchtẽ gefunden werden / in welchẽ Koͤbels Regel angieng? Drauff antwort ich kurtz: Jn einer recht wincklichten Vierung hat ſie ſtatt / in Tra - peziis aber davon Koͤbel redet / kans geſchehẽ / daß ſie vngefaͤhr geraͤth / wel - ches vnter 100 Exempeln offt nit einmahl geſchehen kan. Zum Exempel / die vorhergehende Figur koͤndte man wol auff Koͤbels Regel bringen / wañ man nur die Lini ab groͤſſer naͤme. Dieſem kan ein jeder ferner ſelbſtnachdencken.

Die XLIX. Auffgab. Ob Jacob Koͤbels vierde Regel / gleichſeitige Triangel auß zurechnen richtig vnd gut?

Koͤbel ſagt am 10 blat ſeiner Geometria, es iſt ein gleichſeitiger Trian - gel / deſſen jede ſeite 60 Ruten haͤlt / nimb 60 halb / iſt 30 / multiplicirs mit 60 / kom̃t der Jnhalt 1800 Ruten. Es iſt aber bekant / daß man nicht eine ſeiten deß Triangels / ſondern die perpendicular Lini in die baſin multiplicire / vnd dadurch den rechten Jnhalt erlanget / wir wollẽ die perpendicularem finden vnd den Triangel auß vnfehlbarem grund außrechnen / ſo wird man deß Jnhalts halben eine groſſe differentz vnd vnterſcheid finden. 〈…〉

Die160Ander Theil der Erquickſtunden.

Die L. Auffgab. Ob Jacob Koͤbels Außrechnung der Triangel ſo nur 2 gleiche Seiten haben richtig?

Am 10 Blat ſetzet er die fuͤnffte Regel alſo: Jn Trianglen / ſo zwo glei - che ſeiten haben vnd eine vngleiche / welche laͤnger als die zwo gleiche ſeiten (ſolte hie geſetzt haben / als eine dergleichen ſeiten) ſo multiplicier dergleichen oder kurtzen ſeiten eine gantz in das halbe theil der andern / ſo entſpringt der Jnhalt. Gibt ein Exempel mit dem Triangel / deſſen gleiche ſeiten jede haͤlt 12 ſchuch / vnd die dritte laͤnger als derer eine. Sagt 6 mahl 12 iſt 72. diß iſt in recht wincklichen Trianglen ſo zwo gleiche ſeiten haben gantz richtig / wo aber kein rechter Winckel im Triangel / iſt auch die Regel nicht recht / dann nach dem die baſis kurtz oder lang / nach dem kommen vnterſchiedliche ja vn - endliche Jnhaͤlte / der Koͤbel aber findet nur einerley: Zum Exempel im Triangel a b c, halten a b, a c, jede 4 (o. b c aber 6 (o. Nach Koͤbels Regel hielte der Triangel juſt S (o. wir wollen jhn fundamentaliter ſuchen. 〈…〉

Die LI. Auffgab. Ob Jacob Koͤbels ſechſte Regel auß rechtem Geome - triſchen Grund vorgegeben?

Zum Exempel / er rechnet den Triangel a b c alſo auß: Addire die 2 laͤngſten ſeiten 7 vnd 9 / thun 16. ſolche halbirter iſt 8. Darnach nimbt erdie161Ander Theil der Erquickſtunden.

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die kleinſte ſeiten 4 halb iſt 2 / multiplicirt 8 mit 2 / kommen 16 / vnd diß ſoll der Jnhalt gedachtes Triangels ſeyn. Allein ſo mans nach der 13 prop. 1 Euclidis rechnet / wird ſich die ſach anderſt befinden. 〈…〉

Die LII. Auffgab. Ob Jacob Koͤbels ſibende Regel juſt?

YEr162Ander Theil der Erquickſtunden.

Er ſagt: Etliche Aecker haben 3 vngleicht ſeiten / oder aber zwo gleicher ſeiten mit einer ſcharpffen ſpitzen: Solche miſſet man alſo: Die zwo laͤngſten Linien 13 vnd 10 addir / werden 23 / ſolchs halbter / gibt 11½ / diß multiplicir

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durch die kleinſte ſeiten 4 / kommen 46 Ruten fuͤr den Jnhalt. So wirs auß rechtem grund ſuchen / werden wirs viel anders befinden. 〈…〉

Die LIII. Auffgab. Ob die neundte Regel Jacob Koͤbels richtig?

Wir163Ander Theil der Erquickſtunden.

Wir wollen ſolche mit eim Regular ſechs Eck probirn / deſſen jede ſeite haͤlt 6 / ſo kommet / wann mans bey eim ſchuch rechnen will / 1557 (2. Weil nun ſolcher Triangel 6 / haͤlt das 6 eck 9342 (2. Koͤbel rechnets alſo: Er multiplicirt eine ſeite in ſich ſelbs / als hie kommen 36. diß multiplicirt er in 6 eck mit 4 / kom̃en 144. Davon ziehet er ab zwo ſeiten / als 12 reſt 132 ſolchs halb als 66 ſoll der Jnhalt ſeyn / welchs ein mercklicher fehler. Alſo iſt auch das Exempel der 10 Regel falſch / da er den Diameter eines Circkels gibt 10 dem Vmbkreiß aber 30 / da er doch nach Archimedisproportion ſoll bey nahe halten 3143 (2. Alles nach Zehner Ruten gerechnet. Ebner maſſen iſt auch die 12 vnd 14 Regel falſch: Darumb ſich ein Tyro im Feldmeſſen vor ſelbigem Buͤchlein huͤten kan.

Die LIV. Auffgab. Eine bequeme Kugel darinn ein Jngenieur / Landmeſſer oder Schantzmeiſter eine Maͤßſchnur tragen kan.

Laß eine hole Kugel trehen / wie der Kauffleuth Kugel beſchaffen / darinn ſie jhren Bindfaden haben / der geſtalt daß ſie halb von einander gehe / wie man einen Deckel von einer huͤltzenen Schreibbuͤchſen abſchraubt / vnd in der mitte eine Wellen habe a b, mit einer Handheben c, dabey man die Wel - le koͤnne vmbtrehen / in welcher Wellen bey d ein Loͤchlein dadurch man die Schnur zeucht vnd anbindet / doch daß ſie zuvor durch das Loch p gezogen /

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durch die Kugel ge - hend / ſonun die Ku - gel zugeſchloſſen / trehet mã die buͤch - ſen zu / vnd windet den fadẽ oder Meß - ſchnur auff / ſo viel hinein geht / machet auch zu letzt ein Schlingen an die ſchnur bey e. So mans nun gebrau - chen will / haͤngetY ijman164Ander Theil der Erquickſtunden. man die Schlinge an ein Pfahl / vnd gehet mit der Kugel fort / ſo windet ſich die Schnur ab / wie weit man ſie bedarff / die dann mit ſchlechter Muͤhe wi - der kan auffgewunden / vnd alſo in Sack geſchoben werden.

Weiln aber in vorhergehender Kugel ſich die Maͤßſchnur bißweilen in

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einander verſchlinget vnd die Wellen zimlich duͤnn / kan man ein ander Jn - ſtrument machen / in der Form eines Muͤhlſteins / ſo hol / vnd eine zimlich groſſe Wellen / wie auß beygeſetzter Figur zu erſehen.

Ende deß andern Theils der Erquickſtunden.

Der165Vorrede.

Der dritte Theil der Erquickſtunden / begreifft ſechtzig Auffgaben vnd Fragen auß der Stereometria, oder Meſſung Coͤrperlicher ding genommen.

BJßher haben wir von allerhand Arithmetiſchen vnd Geo - metriſchen Auffgaben vnd Fragen gehandelt / folget nun darauff die Stereometria, welche eine Kunſt vnd wiſſen - ſchaft coͤrperliche ding zu betrachten vnd zumaͤſſen. Ob zwar die Mathematici ſolche Stereometriam vnter der Geo - metria begreiffen / auch das ander Stuͤck oder Theil der Geometriæ nit vnrecht nennen: Werdẽ doch auch wir allhie nicht zu verdencken ſeyn / daß wir guter Ordnung halben zwiſchen beeden eine vnterſchied ma - chen / vnd jeden Theil abſonderlich handeln / wie dann ein anders iſt die Geometria, ein anders Stereometria: Jene miſſet vnd betrachtet die Li - nien vnd Flaͤchen / dieſe aber was Coͤrperlich iſt? zum Exempel wann beede die Erdkugel betrachten vnd maͤſſen / ſo miſſet ein Geometra qua Geometra, derſelben Vmbkreiß vnd Flaͤche / ein Stereometra aber / derſel - ben Coͤrperlichen Begrieff vnd Jnhalt? Weil wir aber der Corporum gedacht / iſt zu wiſſen / was corpora ein Stereometra betrachte vñ maͤſſe / nemlichen regulirte vnd vnregulirte? Ein regulirt corpus iſt / welches von gleichſeitigen vnd gleichwincklichen Flaͤchen beſchloſſen / gleiche Coͤrperliche Winckel machet / vnd iſt von den Mathematicis, daß nicht mehr als fuͤnff corpora regularia in der Natur ergruͤndet / wie ſolches Bartholomæus Zambertus vnd Chriſtophorus Clavius bey der 18 Auffgab deß 13 Buchs Euclidis demonſtrirt. Das erſte Tetraëdron wird beſchloſ - ſen von vier gleichſeitigen (welche von ſich auch gleichwincklich) Tri - anglen. Das ander iſt Hexaëdron: von 6 vollkommenen Vierungen begriffen. Das dritte Octaëdron, von acht gleichſeitigen Trianglen. Das vierdte Dodecaëdron, von zwoͤlff regulirten fuͤnffeckichten Flaͤ - chen. Das fuͤnffte Icoſaëdron, von 20 gleichſeitigen Trianglen. Sol - cher corporum vim & habitudin em haben beſchrieben Plato in Timæo, Euclidis in Elementis, Hypſicles Alexandrinus, Frater Lucas Paciolus de Bur - gis in divina propoſitione. Die andre corpora aber alle wie ſie auch Na - men haben moͤgen / ſeynt jrreguliret? dann ob zwar ein Globus oder Kugel / das vollkommenſte vnter allen Coͤrperlichen dingen / bleibtesY iijdoch166Vorrede. doch ein vnreguliret corpus, weil die beſchreibung der regulirten Coͤr - per / ſolchem nicht kan zugeeignet werden. Die vnregulirten Coͤrper aber theilet man widerumb in zweyerley ſorten / in formliche vnnd vn - formliche / die jrregulirt for mlichen ſeynt Globus, Lenticula, Conus, Cy - linder, Pyramis, Priſma, Plinthus, &c. vnd alle die Jenige ſo auß allerley ſectionen vnd abſchneidung der regulirten erwachſen / wie auch all die Jenigen / welche auß abſchneidung ſolcher vnregulirten corporum aufs newe entſpringen: Dann ob ſolche gleich vnreguliret vnnd vngleiche baſin haben / ſeynt ſie doch formlich vnd lieblich anzuſchawen. Vnter die vnfoͤrmlich: vnregulirten werden gerechnet / alle vnfoͤrmliche Gloͤ - tze / Leinen / Bretter / Stein / ꝛc welche ſo uͤbel geſtaltet / daß man jhnen kein ſpecial vnd eigentlichen Namen geben kan. Welchen Diſcurs ich deßwegen hieher geſetzt / weil wir deſſen folgend Theil beduͤrfftig. Die Stereometriam aber oder Kunſt deß maͤſſen coͤrperlicher ding / betref - fend / weil ſie vnter der Geometria begrieffen / muß ſie auch mit ſolcher gleiches Alter haben? Solche wiſſenſchafft iſt dem Patriarchen Noe nicht vnbekannt geweſen / welchs bezeuget der von jhme durch Goͤtt - lichen Befehl vnd eingebung erbawte kuͤnſtliche Kaſten / von welchem einig vnd allein ein Stereometra zu reden vnd wider die Einwuͤrffe der Vnglaubigen / diſputirn kan: Es iſt auß dem H. Auguſtino nicht vn - bekannt / daß vor der Zeit ſich Heiden gefunden welche den Glaubigen vorgeworffen / Moſes habe viel falſches dings geſchriben / vnd damit (Gott verzeyhe mirs daß ichs meldte) die Leut vmb das Liecht ge - fuͤhret / damit ſie aber ſolches mit einem Exempel bemaͤn delten / haben ſie auß vnwiſſenheit als der Stereometriæ vnverſtaͤndigen vorgeben / die Arch Noe were viel zu klein von Moſe beſchriebẽ / als daß ſo viel Men - ſchen / Viehe vnd dero Nahrung darein haͤtten koͤnnen gebracht wer - den; Was jhnen Auguſtinus / vnd was jhnen erfahrne Stereometræ ge - antwortet / vnd welcher maſſen ſolche Laͤſterung abgeleinet werden moͤge folget in der 41 Auffgab dieſes dritten Theils. Solche Kunſt vnd Wiſſenſchafft haben hernach embſig getrieben vnd dilatiert / die alten Griechen / darunter die droben angezogene die vornembſten ge - weſen / vnter welche ſonderlich auch zu rechnen Archimedes (der wuͤr - dig / daß man ſeiner nur offt gedencke) Eutocius, Theodoſius, &c. Die - ſen haben viel andere weißlich nachgefolget / die Juͤngſten ſeynt / obge - dachter Paciolus, Dürerus, Hartmannus, Kepplerus vnd andere. J[h]ren uͤbergroſſen Nutz betreffen iſt auß dem Exempel von der Arch Noezu ſehen /167Vorrede. zu ſehen / daß ſie einem Theologo zu verſtehen hoch nothwendig: Daß dero ein Juriſt / Medicus vnd Philoſophus nicht entberen noch entrahtẽ koͤnne / were mir nicht ſchwer / mit vielen Exempeln (wann dieſe Vor - rede nicht allzulang wuͤrde) zu beſcheinen vnd darzuthun. Der gemei - ne Mann muß davon etwas wiſſen / damit er in viſirung der Vaͤſſer / Laͤgel vnd anderer Geſchirꝛ nicht vervortheilt werde: Ein Buͤchſen - oder Glockengieſſer muß die proportion haben / ſo viel Materi vnnd Zeuges einzuſetzen daß er damit ſein gemachte Form net außfuͤllen koͤn - ne. Der Ruhmwuͤrdige Archimedes hat durch die Steieometriam den Betrug eines Goldſchnuds / welchen er bey einer gulden Cron ge - braucht (davon in der 39 Auffgab dieſes Theils weitleufftig folgen wird) entdecket / vnd der Cron ohne ſchaden vnd einſchmeltzung ge - funden. Daß es eine ſehr liebliche Kunſt ſey zu probirn / doͤrffen wir nit weit gehen wir wollen bey vnſerm Archimede bleiben / welcher ſich in die Stereometriam dermaſſen verliebet daß er ſeine Freunde gebe - ten / wann er todts verfuͤhre / ſolte man zu jhme einen Cylindrum ei - nen Globum begreiffend ins Grab werffen / welche auch ſeinem todten Leichnam angenem wuͤrden ſeyn. Vnd wie lieblich iſt die Form / Be - ſchaffenheit vnnd Groͤſſe der Erdkugel / wie auch der Himmliſchen Coͤrper / zu ſtudiren vnd zu erlernen. Dergleichen Auffgaben nun / wie auch anderer Corporum theils nuͤtzliche / theils luſtige vnd wunderbar - liche Qualitaͤten vnd Eigenſchafften folgen in dieſem dritten Theil der Erquickſtunden / dann etliche der Frantzoͤſiſche Author colligirt vñ geſamblet / etliche aber von mir dazu gethan / vnd in eine Ordnung ge - bracht worden. Der Guͤnſtige Leſer wolle jhms belieben laſſen / vnd inſonderheit die fuͤnff letzten Auffgaben wol in acht nemen.

Die168Ander Theil der Erquickſtunden.

Die I. Auffgab. Warumb die Erdkugel ein Centrum genennt werde?

Weil wir droben in der Geometria von dem Circkel / als der vollkom - menſten Flachen Figur / vnd deſſen centro einen Anfang vnſerer Auffgaben gemacht / wills auch hie (weil ein Globus, Sphæra oder Kugel das vollkom - menſte Corpus) von dem Globo vnd deſſen centro einen Anfang zu ma - chen / die Notdurfft erfordern. Wollen deßwegen erſtlich den Globum Terreſtrem oder die Erdkugel vor die Hand nemen / von welchem gefragt wird / warumb ſie von den Aſtronomis vnd Sternſehern ein centrum ge - neñet wird? da doch ein centrum nur ein Punct / ein Punct aber ohn groͤſſe / die Erdkugel hingegen ein ſehr groß Corpus! Kurtz darauff zu antwortẽ / ſo ſeynt zweyerley Punct / ein Mathematicum vnd ein Phyſicum, das Ma - thematiſche kan nur mit dem Gemuͤth vnd Sinn begriffen / das ander aber mit euſſerlichen Augen geſehen werden / was aber geſehen wird / wird (wie die optici demonſtrirn) nach einer flaͤche geſehen / hat alſo das punctum phy - ſicum eine groͤſſe / wie wol mans fuͤr keine rechnet vnd haͤlt / wann man nun Mathematicè fraget / wo das centrum mundi? Antwortet man recht / das centrum der Erdkugel ſey auch das centrum mundi. So man aber fraget mechanicè welchs das centrum mundi ſey? wird geantwortet / die Erdku - gel ſelbs / weil ſolche gegen der groͤſſe der Himmelskngel ſo gering / daß ſie auch nur fuͤr ein punctum phyſicum dargegen gehalten wird. Fernere Subtilitaͤten deßwegen hie einzufuͤhren / iſt wider vnſern ſcopum vnnd meynung.

Die II. Auffgab. Weil die Welt einer Kugel vergliechen / iſt die Frag wie ſie kuglicht ſeyn koͤnne / da doch darauff ſo viel Berge vnd Thal?

Theodoſius als er eine Kugel beſchreibt / ſetzt / daß alle Linien auß dem Centro an die flaͤche der Kugel gezogen einander gleich ſeynt; Nun wann man die Erdkugel hiernach betrachten will / kan ſie mathematicè vnd ey - gentlich keine Kugel geneñet werden / weil / wegen Berg vnd Thal / die Linienauß169Dritter Theil der Erquickſtunden. auß dem centro der Erdkugel an die Flaͤche der Erd[en]gezogen / ein ander vngleich: So iſt nun gewiß / daß die Erdkugel keinen Globum geometri - cum mache. Recht eigentlich aber von der Sach zu reden / ſo iſt die Erde / darunter auch das Waſſer begrieffen / biß an das Waſſer hinan eine gruͤb - lichte vnd vnvollkommene Kugel; Dann ob zwar das Waſſer recht ſphæ - riſch rund / jedoch machet Laͤnge vnd Thal eine gruͤblichte Kugel / weil aber ſolche faſt nichts gegẽ dem diameter der Erdkugel wie auß beygeſetzter Figur

[figure]

zu ſehen / zu rechnen / nennt man ſie ins ge - mein eine Kugel. Damit man aber nicht Vrſach habe in vnſer Vorgeben einen zweiffel zu ſetzen vnnd daß Berg vnd Thal faſt nichts wegen der groͤſſe der Erdkugel außtragen mercklich zu erkennen / wollen wirs alſo darthun. Wir wollen ſetzen ein Berg oder Thal ſey 5 meil hoch oder tieff (wo findet man aber ſolche?) nun beſchreibt Ptolomæus den Diameter der Erdkugel auff 7159 $${1}{11}$$ meil / was nun 5 meil gegen 71 59 $${1}{11}$$ zu rechnen außtrage / ſihet ein jeder Verſtaͤndiger: Dann die Pro - portz iſt 1 zu 1432 vngefehr. Setze nun eine huͤltzerne Kugel habe einen dia - metrum von 1432 Maenkoͤrnlein / vnnd auff ſelber ſeynt Huͤgelein vnnd Gruͤblein eines Maenkoͤrnleins groß / ſolte man nun wegen ſolcher geringẽ vngleichheit / der gleichen corpus nicht eine Mechaniſche Kugel nennen? Bleibt alſo dabey / daß man nicht vnrecht ſagen moͤge / die Erde ſey mecha - nicè davon zu reden Kugelrund.

Die III. Auffgab. Den Vmbkreiß oder groͤſten Circkel der Erdkugel / in Teutſchen meilen zufinden.

Wir wollen hie von ermaͤſſung der Erdkugel erſtlich handeln / weil an - dere folgende Auffgaben beſſer darauß zu verſtehen. Es iſt aber zu wiſſen / daß wir mit Snellio eine Teutſche meil fuͤr einen weg rechnen / welchen man in fuͤnff viertel ſtunden gehen kan / begreifft vngefehr in ſich 23000 Nuͤrn - bergiſche ſchuch / oder ſo man fuͤr einen ſchrit rechnet 5 ſchuch / begreifft ſol -Zcher170Dritter Theil der Erquickſtunden. cher wege 4600 geometriſche ſchrit. Dañ ein gemeiner ſchrit haͤlt ſchuch Nuͤrnberger / derer 9200 fuͤr eine rechtſchaffene teutſche meil gerechnet wer - den. Zum andern ſoll nit vnbekannt ſeyn / daß der Vmbkreiß deß Erdbodens ſey 360 Grad / derer jeden / etliche fuͤr 15 / etliche fuͤr 15½ wir aber fuͤr 15½ meil rechnẽ / wann nun diß vor bekannt angenommen / findet man durch die guldene Regel den groͤſten Circkel oder Vmbkreiß der Erdkugel wie folget: 〈…〉

Finden ſich alſo vor den Vmbkreiß der Erdkugel 5472 teutſcher meil. Wann nun ein Menſch ſolchen vmbreifen ſolte / vnd alle tag 7 meil verrich - ten / muͤſte er 781 $${5}{7}$$ tag / oder 2 Jahr 51 $${5}{7}$$ tag damit zubringen.

Die IV. Auffgab. Den Diametrum der Erdkugel zu finden:

Weiln der Vmbkreiß in vorher gehender Auffgab gefunden / ſuchet man auch darauß den diameter der Erdkugel: Nach den proportionen Archi - medis: Welcher demonſtrirt, der Vmbkreiß halte ſich zu ſeinem diame - tro wie 22 zu 7 ein geringes weniger / oder wie 223 zu 71 ein geringes mehꝛ / Andere ſuchens naͤher / aber in muͤhſamen groſſen Zahlen / als: 31416 zu 10000. Ludolff von Ceulen ſuchts noch naͤher / wir wollẽ den diameter / ge - liebter kuͤrtz halben / nach den dreyen gegebenen rationibus oder wie etliche reden proportionibus einig vnd allein finden: 〈…〉

Die171Dritter Theil der Erquickſtunden.

Die ander Ratio. 〈…〉

Die dritte Ratio. 〈…〉

Kommen alſo dreyerley Produet / fuͤr welche wir / ohne ſonder lichen ab - gang (kurtzer rechnung halben vnd bruͤch zu vermeiden) 1742 meil nemen wollen / weil ſolche Zahl zwiſchen beeden Terminis Archimedis beſtehet.

Die V. Auffgab. Den flachen Jnhalt deß groͤſten Circkels der Erdkugel zu finden.

Weiln der gantze dia meter deſſelben iſt 1742 / ſo thut der halbe diame - ter 871 meil / ſolche / in die haͤlffte der circumferents 5472 / als 2736 mul - tiplicirt gibt nach Archimedis demonſtration den ſuperficial Jnhalt deß groͤſten Circkels der Erdkugel. Z ij2736172Dritter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Die VI. Auffgab. Den ſuperficial Jnhalt der gantzen Erdkugel außzurechnen.

Man multiplicirt den Vmbkreiß der Erdkugel in den diametrum der ſelben / ſo kommet nach Archimedis erfindung der flache Jnhalt / der gan - tzen Erdkugel. 〈…〉

Die VII. Auffgab. Den Coͤrperlichen Jnhalt der gantzen Erdkugel zu finden.

Weil Archimedes in der 22 Auffgab de Sphæra & Cylindro demon - ſtrirt: Daß eine Kugel viermahl ſo groß ſey / als der Kegel deſſen baſis dem groͤſten Circkel der Kugel gleich / vnd deſſen axis oder Hoͤhe der halbe dia - meter der Kugel / deßwegen bekommen wir den Jnhalt ſolches Kegels / wañ wir abermahl nach Archimedis Lehr / den dritten theil deß halben diame - tri / in den Jnhalt deß groͤſten Circkels / vnd das product mit 4 / als folget / multiplicirn: 〈…〉 238 -173Dritter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Die VIII. Auffgab. Den Jnhalt der Erdkugel nach kleinen meiln mit Ptolomæo zu rechnen.

Weiln der Frantzoͤſiſche Author der coͤrperlichen Jnhalt der Erdenkugel / in ſo groſſen meilen ſuchet / wolln wir mit dem Ptolomæo fuͤr den diametrum der Erden nemen 7159 $${1}{11}$$ Welſche meilen / derer jede 1000 geometriſche ſchrit haͤlt / den ſchrit zu 5 ſchuch / welche etwas kleiner als die Nuͤrnberger / gerechnet / vnd alles außrech - nen wie folget: 〈…〉 Z iij7159174Dritter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Einer andern meynung / wegen der laͤnge deß diametri der Erdkugel ſeynt / Ariſtoteles, Hipparchus, Eratoſthenes, Alphraganus, Femelius, davon beſihe den Clavium in Sphær. Sacrob. fol. 239. 240.

Die IX. Auffgab. Wie vielmahl die Erde groͤſſer ſey als das Waſſer?

Vnſer Author nimmet von dem Coͤrperlichen Jnhalt der gantzen Erd - kugel 21415471433. Nun ſetzet er auß was grund weiß ich nicht / die Erde von ſich ohne das Waſſer halte 21323063917. Solche Zahl von dem gantzen obgeſetzten Jnhalt abgezogen / bleibt 92407516 fuͤr das Waſſer. So man nun dividirt den Coͤrperlichen Jnhalt allein / mit dem Coͤrperli -chen175Dritter Theil der Erquickſtunden. chen Jnhalt deß Waſſers allein / kommet daß die Erde 230 mahl groͤſſer als das Waſſer ſey.

Die X. Auffgab. Wie groß die Kugel ſo vom Centro der Erden biß an die Hoͤle deß Fiemaments reiche?

Dieſe Frage dienet zu beſſerm Verſtand folgender Auffgab: Es haben die Aſtronomi gefunden vnd durch ihre Jnſtrumenta obſervirt, daß der inwendige Vinbkreiß deß Firmaments halte 508781250 meilen / vnd weil die Sternſeher jeden Circkel in 360 Grad theilen / haͤlt ein Gradam Firma - merit 1413281¼ meil / der diameter ſolcher Kugel aber wird ſtyn 161884 - 943 $${2}{11}$$ meiln / der Jnhalt deß Firmamẽts hoͤlen flaͤche 8236402374822 - 4431 $${9}{11}$$ gevierdte meilen. Der Jnhalt deß groͤſten Circkels ſolcher Kugel iſt 3332274028343049001 942 924 gevierdte me[il]en Doch hat man hie in acht zu nemen / daß die Bruͤche ſo genaw nicht gerechnet / ſtells dem Leſer heim / ſo luſt ſolchs genawer außzurechnen. So folget nun / daß der gantze Coͤrperliche Jnhalt ſolcher Kugel ſey nahe 35 9629 996 313 979 - 266979190761957504 Cubicmenen.

Die XI. Auffgab. Ob es muͤglich eine Zahl zu finden ſo groͤſſer / als die Zahl der Sandkoͤrnlein deß gantzen Erdbodens?

Hie moͤchte man vns vorwerffen / wir wolten den Staub auff der Er - den zehlen (dann die Sandkoͤrner wie wir ſie nemen / ſo klein daß ſie ehe einẽ Staub als einem Sand[kör]nlein zu vergleichen) welchs doch vnmuͤglich / vnd wider die H. ſchrifft laufft / dann im Buch der Schoͤpffung am 13 Capitel ſagt der Allmaͤchtige zu Abram: Vnd will deinen Samen machen wie den Staub auff Erden / Kan ein Menſch der Staub auff Erden zehlen / der wird auch deinen Samen zeh[l]en / daß iſt der Grundſprach nach ſo viel geredet / als wannwir teutſch ſagen: Wie vnmuͤglichee iſt den Staub auff Erden zu zehlen / ſo vnmuͤglich iſts deinen Samen zu zehlen / Nun moͤchte einer ferner einwerffen / wir zehlten nicht allein den Staub auff Erden / ſon - dern der gantzen Er[d]kugel / wann auch das Waſſer Staub were / ja den St[a]ub ſo in der ſtirniaments Kugel ligen moͤckt / Ein Einfaͤltiger / ſagt vn - ſer Author, moͤchte bald ſprechen / Es were vn[]glich zu geben eine Zahl /ſo176Dritter der Theil Erquickſtunden. ſo groͤſſer als die Zahl der Sandkoͤrnlein / nur der Jnſel Lybiæ, oder nur de - rer ſo am Vfer deß Meers / vnd iſt diß auch vor der Zeit von den Poeten vnd andern fuͤr vnmuͤglich geſchaͤtzt vnd gehalten worden. Ja Archimedes hat ſich gegen dem Koͤnig Geloni beklagt / daß viel Mathematiſcher Kuͤnſte Vnerfahrene / diß vnzimblich vnd vnmuͤglich achten wuͤrden.

Dem Erſten antworten wir / daß es vnmuͤglich vnd vnmenſchlich ſey / den Staub auff Erden zu zehlen / ſey auch vnſer vorhaben nicht / ſolches ins Werck zu ſetzen / aber eine Zahl zu ſinden ſo groͤſſer als aller Sand oder Staub / ſo in der gantzen Hoͤle deß Firmaments ligen koͤndte / halten wir fuͤr muͤglich / vnd zwar eine Zahl die nicht einer meil / Roßlauff / ja keiner Ein o - der ſchuch lang iſt / ſondern viel kleiner / welchs auch der andre Theil laugnet / denen antworten wir kartz mit Archimede, daß kein Zahl ſo groß / man koͤnne eine groͤſſere nemen / vnd wird ſolchs auch ein Einfaͤltiger nicht wider - ſprechen. Vnd ob wir zwar die Zahl der Sandkoͤrner nit wiſſen / wollen wir doch Augenſcheinlich demonſtrirn, vnd eine Zahl ſo wiſſentlich groͤſſer als die Sandkoͤrnlein deß Erdbodens geben. Der Siñreiche vnd offt geruͤhmte Archimedes hat ein Buͤchlein geſchrieben / von der Zahl ſo groͤſſer als die Zahl der Sandkoͤrner der gantzen Erdkugel / das Meer hohe Berge / vnd Thaͤler nicht außgeſchloſſen / darein Federicus Commandinus ein Com - mentarium geſchrieben / in welchẽ viel wunderlichs dings anzutreffen. Ja auch wie ein Zahl zuſindẽ / welche groͤſſer als die Sandkoͤrnlein ſo in der Hoͤ - le deß Firmaments ligen koͤndten: Wer luſt hat / kan in ſelben Tractat fer - ner nachſuchen / wir wollen hier zum Exempel Simon Jacobs von Coburg Diſcurs ſetzen / der ſchreibt in ſeinem groͤſſern Rechenbuch fol. 347. vñ 348. alſo: Jch nimb fuͤr mich einen ſolchen hauffen Sandes der ſo groß were / als der gantze begrieff deß Erdbodens / mit Meer vnd Waſſer ſampt alle dem / ſo darinnen iſt / ſo will ich nun eine Zahl geben / die vngezweiffelt nicht allein mehr ſey dañ alle deß Sands ſo am Meer / uͤberall / vnd allen Orten iſt / ſon - dern auch mehr dann ein ſolcher Hauff der dem gantzen Erdboden gleich were. Aber hierzu will ich etliche Suppoſitiones, ſo zugelaſſen vnd glaͤub - lich ſeynd / auffne men / vnd erſtlich / daß ein ſolchs Haͤufflein Sands / das in ſeiner groͤß ſo viel begrieffs jnnhaͤtt / als ein Maenkoͤrnlein nicht wol uͤber 10000 Sandkoͤrnlein haben kan / ſondern viel ehe weniger / Zum anderndaß177Dritter Theil der Erquickſtunden. daß 40 Maenkoͤrnlein auffs naͤchſt auff einer graden Linien aneinander gelegt / ſo lang reichen / als eines Fingers laͤnge iſt. Zum dritten / daß 10 Fin - gers laͤng / ohn zweiffel eines Schuchs laͤng / vnd nicht weniger / ſondern viel che mehr thun. Zum vierdten / das ſolcher Schuch fuͤnff ein ſchrit machen. Zum fuͤnfften / daß 10000 ſolcher ſchrit ohne zweiffel ein meil / vnd viel ehe mehr dann weniger thun. Zum ſechſten / daß die dicke deß Erdbodens 10000 meil / vnd viel ehe weniger dann mehr. Aber hierinn ſoll ſich niemand aͤr - gern / daß ich dem diametro terræ, Jtem der Meil viel ein groͤſſer Maß gib / dann bißhero von den Mathematicis beſchehen. Dann ſolches geſchicht allein darumb / damit mein Fuͤrnemen deſto vnzweiffelhaffter ſtatt habe. So reducir nun durch gegebene Reſolvirung / den diametrum der Erden erſtlich in ſchrit / kommen 100000000. die thun 500000000 Schuch / die thun 5000000000 fingerslaͤng / die thun 200000000000 Maenkoͤrnlein. Die multiplicir in ſich cubicè, kommen 8000000000000000000000 - 000000000000000000000000. Sage ich nun / daß alle deß Sands / wann ſein gleich ſo viel were / als der gantze Erdboden mit Meer / vnd allem ſo darinn iſt / begreifft / auch ob er ſo klein were / daß 10000 Koͤrnlein erſt einẽ Maenkoͤrnlein gleich weren / in keinem weg mehr / ſondern viel ehe weniger dann 80000000000000000000000000000000000000 ſeyn mag. So werden nun die Jenigen / ſo verſtaͤndig / wegen einer ſolchen demonſtration, vns muͤſſen beyfall geben / vnd zu frieden ſeyn.

Die XII. Auffgab. Eine Zahl zu finden / welche groͤſſer als alle Sandkoͤrnlein / ſo in der Hoͤle deß Firmaments ligen koͤndten.

Ob es zwar an Leuten nicht gemangelt / welche vermeynt die Zahl der Sandkoͤrner in der Erdkugel vnendlich / will ich doch hoffen / in vorherge - hender Auffgab werde ſich das Widerſpiel finden / vnd in dieſer noch viel mehr: Dann wann wir auß dem Clavio in Sphæra fol. 251. vnd den fol - genden / eine Zahl bringen / welche groͤſſer als die Zahl der Sandkoͤrner / ſo in der gantzen Hoͤle deß Firmaments ligen koͤnten / wird alſo die WarheitnochA aheller178Dritter Theil der Erquickſtunden. heller vnd klaͤrer an Tag kommen. Er ſpricht aber alſo: Wir wollen in die Fußſtapffen Archimedis tretten / vnd eine Zahl finden / die weit groͤſſer / als die Zahl deß Sandes / deſſen Koͤrner ſehr klein gerechnet / welche die gantze Hoͤle deß Firmaments erfuͤllen moͤchte. Welchs an dieſem Ort zu thun viel von mir gebeten. Thue es auch deſtolieber / weil ich wol weiß daß ſie vielen lieblich vnd angenehm vorkommen werde / ꝛc. Damit aber vnſer Vorhaben deſto klaͤrer vnd wunderlicher / woͤllen wir die Hoͤle deß Firmaments viel groͤſſer nemen als ſie die Aſtronomi gefunden: Die Koͤrnlein aber ſo klein daß man ſie ſo klein nirgend finde: Dann wann wir demonſtrirt, daß die Zahl ſo wir gefunden / groͤſſer ſey als die Zahl der kleinſten Sandkoͤrnlein / welche ſo klein nirgend gefunden werden / vnd ein Hoͤle deß Firmaments er - fuͤllen welche groͤſſer als die waarhafftige wird folgen / daß ſolche Zahl auch groͤſſer ſey / als die Zahl der kleineſten Sandkoͤrnlein / welche die Hoͤle deß Firmaments / wie ſie von den Aſtronomis obſervirt, erfuͤllen koͤndten. Wir wollen aber alſo hierinn verfahren:

  • I. Wir ſetzen erſtlich (weil Ptolomæus vnnd der meinſte Theil der Aſtronomorum den Diametrum der Erdkugel fuͤr 7159 $${1}{11}$$ rechnen) er halte 10000 meilen / vnd diß darumb / damit die Calculation deſto leichter / vnd die Hoͤle deß Firmaments deſto groͤſſer werde / als ſie an jhr ſelbſten iſt.
  • II. Wir ſetzen auch / daß der Diameter der Hoͤle deß Firmaments viel kleiner ſey als 100000 diametri der Erden (welchs gewiß weil Al - phraganus nur 45225 diametros ſetzet.) So wird die Gewißheit deſto heller / vnd vnſer Rechnung deſto leichter. Nun weil nach vnſerer Suppo - ſition der Diameter deß Erdbodens iſt 10000 wird der Diameter der Hoͤle deß Firmaments viel kleiner ſeyn als 1000000000 meil / wollen jhn aber vorgeſetzter Vrſachen halben alſo paſſirn laſſen.
  • III. Ein Kuͤgelein in der groͤſſe eines Maenkoͤrnleins / ſoll gleich ſeyn 10000 Sandkoͤrnlein / wie wir dieſelbe alhie rechnen / vnd viel ehe eim ſtaub als eim Sandkoͤrnlein koͤnnen verglichen werden.
  • IV. Daß der Diameter eines Maenkoͤrnleins nicht kleiner ſey vmb den 40 theil eines Fingers / wie jhn die Geometræ nennen: Daß dem alſo ſey /bezeuget179Dritter Theil der Erquickſtunden. bezeugt Archimedes, wann er ſpricht: Er habe 35 Maenkoͤrnlein nach ei - ner rechtẽ Lini an einander gelegt / vnd befunden / daß ſie ein laͤnger ſpacium vnnd raum eingenommen / als ein geometriſcher Finger / deßwegen vnſer Sach deſto gewiſer.
  • V. Daß ein Meil weit kleiner ſey als 100000 Finger: Dann in dem vier Finger eine flache Hand machen / vnd vier flache Haͤnde ein Schuch / vnd 5 Schuch ein geometriſchen Schrit / vñ 1000 geometriſche ſchrit eine meil / thun 80000 Finger eine meil / wir laſſens aber bey 100000 verbleibẽ.
  • Nun weil wir ein Finger 40 Maenkoͤrner lang genommen / ſo wird ein Kugel deſſen diameter ein Fingerlang / zu eim Maenkoͤrnlein ſich verhal - ten wie 64000 zu 1. Weiln nach der 18 prop. 12 Euclidis, die Kugeln ſich gegen jhre diametros in triplicata ratione verhaltẽ. Steht in continuâ proportione die 4 Zahl alſo: 〈…〉

So wird nun ein Kugel / derer Diameter eines Fingerslang / in ſich halten 64000 Maenkoͤrnlein / vnd weil 10000 Koͤrnlein ſand ein Ma - enkoͤrnlein machen / wird die Kugel derer Diameter eines Fingers lang 640000000 Sandkoͤrnlein begreiffen / dafuͤr wolln wir abermal offt an - geregter Vrſach halben nemen 1000000000 welchs viel mehr.

Darnach weil wir geſetzt 100000 Finger ein meil thun / wird die Ku - gel / derer Diameter ein meil lang / zu der Kugel derer Diameter ein Finger lang / ſich verhalten wie 1000000000000000 zu 1. wegen obgeſetzter Vrſach / wie auß folgenden 4 Zahlen erſcheinet: 〈…〉

Weil wir aber geſetzt / ein Kugel / derer Diameter eines Fingers lang halte 1000000000 Sandkoͤrnlein / ſo wird ein Kugel / derer Diameter ein Meil weg lang / halten 1000000000000000000000000.

Aa ijLetzlich180Dritter Theil der Erquickſtunden.

Letzlich weil wir geſetzt haben: der Diameter der Hoͤle der Kugel deß Firmaments begreiffe 1000000000 meil / da er doch viel kleiner: So wird die Kugel derer diameter gleich dem Diametro der Hoͤlen deß Firma - ments / zu derer Kugel welcher diameter ein meil haͤlt / ſich verhalten / wie 1000000000000000000000000000. zu 1. als folget: 〈…〉

Deßwegen weil die Kugel derer diameter ein meil lang / in ſich be - greifft 1000000000000000000000000000 Sandkoͤrnlein / ſo wird die Zahl der Sandkoͤrnlein / welche in der Kugel oder Hoͤle des Firmaments koͤndtenligen / ſeyn 000000000000000000000000000000000000 000000000000000. Ja es werdẽ viel tauſendmahl tauſend mehr ſeyn / weil wir in vnſern Suppoſitionibus alles ſo vielfaͤltig vberſetzet.

Die XIII. Auffgab. Eine Zahl zu finden ſo weit vbertrifft die Zahl der Tropffen Waſſers in der Suͤndfluth.

Allhie hat mir gefallen auch eine Zahl zu ſetzen / welche (ſo zu reden) greiff - lich groͤſſer ſey als die tropffen Waſſers in der Suͤndfluth. Erſtlich wollen wir fuͤr den diametrum terræ nit nemen 7195 $${1}{11}$$ wie Ptolomæus, ſon - dern groͤſſer / nemlich 10000 meil / vnd weil im Buch der Schoͤpffung am 7 Capitel zu leſen / das Waſſer ſey 15 Eln hoch vber das Gebirg gangen / woͤl - len wir ſetzen das Gebirg ſey hoch geweſt 25 meil (dergleichen man doch kei - nes findet) alſo wolln wir fuͤr die 15 Eln nemen auch 25 meil / thut beedes 50 meil / ſolche duplirt / geben 100 / zu dem vorigen diametro addirt / thut das aggregat 10100 meiln.

Zum andern wolln wir einen tropffen Waſſer gelten laſſen den hunder - ſten Theil eines troͤpffleins / eins Maenkoͤrnleins groß / welchs je klein genug.

Zum dritten / daß die Sach noch glaublicher / wollen wir ſetzen / das Waſſer ſey vom centro der Erden an geſtanden / alſo daß die Erde vnd das Meer auch in vnſer Rechnung begrieffen / vnd wir eine Kugel außrechnen /welcher181Dritter Theil der Erquickſtunden. welcher diameter haͤlt 10100 Teutſche meilen / welches auch ein merckli - cher Zuſatz.

Nun die Rechnung anzuſtellen / finden wir erſtlich auß dem diametro den Vmbkreiß der Kugel: 〈…〉

Solchen Vmbkreiß / wollen wir groͤſſerer gewißheit / vnd kurtzes rech - nens halben nemen auff 100000 meilen.

Zum andern / finden wir auch deß groͤſten Circkels vnſerer Kugel / ſu - perficial Jnhalt: 〈…〉

Zum dritten / den ſuperficial Jnhalt ſolcher Kugel zu finden / operirn wir alſo 〈…〉

Den Coͤrperlichen Jnhalt der Kugel zum vierdten zu finden / ſetzen wir alſo: 〈…〉 Aa iij252 -182Dritter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

fuͤr wir leichterer Rechnung halben nemen wollen 10000000000000.

Nun haben wir droben geſagt / ein Meil halte nach der laͤng 23000 / ſo wird eine gevierdte Meil halten 529000000 gevierdte ſchuch / ein Cubie - meil aber 12167000000000 Cubicſchuch 〈…〉

Nun den Coͤrperlichen Jnhalt multiplicirt / mit der gleichen Cubic ſchu - hen kommen 12167000000000000000000000 Cubicſchuch.

Ferner geſetzt / in einen Cubicſchuch gehen 100 maß / welchs doch nit im gebrauch / ſo kaͤmen 1216700000000000000000000000 maß / fuͤr den Jnhalt. So man nun fuͤr eine Maß rechnet 100000 tropffen jeden ei - nes Maenkoͤrnleins groß / kommen 121670000000000000000000 000000000. vnſern troͤpfflein nach aber / weil jedes der gedachten troͤpff - lein 100 troͤpfflein thut / kommet der Jnhalt vnſerer Kugel auff

12167000000000000000000000000000000 tropffen / welche Zahl ja augenſcheinlich groͤſſer / als die Zahl der kleinſten troͤpfflein Waſſers der Suͤndfluth.

Die183Dritter Theil der Erquickſtunden.

Die XIV. Auffgab. Wie ſolche vbergroſſe Zahlen mit vortheil ſollen außge ſprochen werden / vnd wie man einen einigen Chara - cterem ſetzen moͤge / der mehr als eine ſolche Zahl gelte

Archimedes, hat in ſeinem Buch de annæ numero, &c. eine artliche progreßion geſetzt der Zahlen / nach einer jmmerwaͤren den proportione geometrica, alſo die folgende Zahl in ſich begreifft die vorher gehende hun - dert tauſenmahl tauſend / alſo: 〈…〉

Dannenhero er ſeine Zahl / welche groͤſſer als die Zahl der Sandkoͤrner deß gantzen Erdbodens kurtz alſo außſpricht: Die Zahl aller Sandkoͤrnlein ſo die gantze Erdkugel begreiffen moͤge / ſeynt kleiner als zehen tauſend mahl tauſend vnitaͤt der fuͤnfften Zahl ſeiner progreßion, welche vnter vorher - gehender die letzte iſt / vnd iſt diß zubetrachten ſehr lieblich.

Andere ſprechen deß Clavii groͤſte Zahl der 12 Auffgab auß: Eins vnd ein vnd funfftzig Nullen / welchs zwar kurtz / aber der menge der Zahl nach gantz vnverſtaͤndig vnd mit der Vernunfft nicht zu ergreiffen.

Es ſolte aber wol nicht ein jeder glauben / daß man eine ſolche groſſe Zahl mit einer einigen vnitaͤt vberſetzen vnd hernach außſprechen koͤndte / allein wer folgenden Bericht liſet / wirds leichtlich glauben.

Wer nun in die Aſtronomiam ein wenig gegucket / weiß daß ſie alle jhre Aſtronomiſche Zahlen mit gantzen / mit Sexagenis, vnd mit Scrupulis auß - ſprechen / wer ſolchs verſtehet / wird auch mich hierleichtlich vernemen: So ſprich ich nun eine einige Sexagena quinquageſima prima, ſey viel viel groͤſſer als erſt geſetzte Zahl Clavii, ſo mit eins vnd ein vnd ſunfftzig Ziffern oder Nullen geſchrieben. Welchs dann auch nit vnluſtig zu verſtehen.

Die XV. Auffgab. Ob ſolche Rechnung der Sandkoͤrner vnd Tropffen einen Nutz bringen?

Wir184Dritter Theil der Erquickſtunden.

Wir haben droben in einer Præfation angedeutet / daß in den Wiſſen - ſchafften / nicht allezeit ein Nutz ſolle geſucht werden / vnd es einem Gelehr - ten Mann genug ſey / ein ding zu wiſſen vnd andere zu lehren / wañ ers gleich nicht allzeit zu einem ſonderbaren Nutz anwenden kan. Jedoch iſt viel in der Wiſſenſchafft / da viel meynen / es habe in dem gemeinen Brauch kein Nutze / darauß dann mancher etwas findet / welchs zu wiſſen vnd brauchen hoch von noͤthen: Diß zu appliciren auff vnſere vorher gehende Auffgaben / da auch gefraget werden moͤchte / ob ſie auch einen Nutz braͤchten: Moͤchte mancher antworten / die Verwunderung were groͤſſer als der Nutze. Allein H. Johann Faulhaber der weitberuͤhmbte Ingenicus machet jhme ſolche in ſeinem 23 Tractaͤtlein wol zu nutz / in dem er mit ſolchen Auffgaben / die Ewigkeit den Leuten etwas zuverſtehen gibt / vnnd weil ſolche ſeine Gedan - cken Chriſtlich vnd ſehr gut / will ich ſeine meynung auch kurtz hieher ſetzen: Er ſpricht aber alſo: Demnach von den lieben alten Vaͤttern / die ewige Pein der Verdampten ſolcher geſtalt vorgebildet worden: Daß / wann ein Sand - berg der ſo groß als Himmel vnd Erden were / vnd in tauſendmahl tauſend Jahren allwegen nur einmahl ein Voͤgelein kaͤme / welchs in ſeinem Schnaͤ - belein nur ein Sandkoͤrnlein hinweg truͤge / vnd ſolcher Berg gar hinweg getragen / die Verdampten dannoch nit hoffnung haben wuͤrden / daß ſie her - nach erloͤſt werden koͤndten / vnd aber ich Anno 1600 / ſchon vor 30 Jahren / dergleichen quæſtion mit ſeiner Maaß ſolvirt / vnd in der Stadt Vlm mit bewilligung der Obrigkeit / oͤffentlich affigiert / Als hab ich den Jenigen zur information, welche ſich hieruͤber verwundern / vnd gleichſam nit glauben woͤllen / daß ſolches muͤglich ſey außzurechnen / ſolche Gleichnuß der Alten von der Ewigkeit / mit gewiſſer Maaß allhie außgerechnet / zu Papier bringen / vnd fuͤr Augen ſtellen / aber dabey auch eine andere Andeutung der Ewigkeit geben / vnd anhaͤncken woͤllen. Er gibt aber / wie H. Johan Raw / dem diametro der Hoͤle deß Firmaments 17637727 teutſcher meilen / vnd bringet fuͤr den Jnhalt kurtz zu meldten 4740690371240365481879 - 7120000000000000000000000. Solche Zahl multiplicirt er mit 1000000 Jahren / ſo kommen 474069037124036548187971200 - 00000000000000000000000000 Jahr / in welchen nach der alten Vaͤtter meynung das Voͤgelein erſt den Berg hinweg truͤge. Nach HerrnIohan -185Dritter Theil der Erquickſtunden. Iohannes Keppleri meynung aber / welcher den Diametrum nimmet von 60000000 teutſcher meilẽ / bringt er herauß 11870331494400000000 00000000000000000000000000000000000000000000 Jahr. Vnd wiewol / ſagt Faulhaber ferner / dieſe Zahl nach der Arithmetiſchen Kunſt mit der Zungen leichtlich außzuſprechen / jedoch kan ſie kein ſterblicher Menſch mit Gedancken gnugſamb begreiffen (ob ſie wol nach jhrer Be - ſchreibung auff dem Papier noch keines Schuchs lang iſt) viel weniger kan ein Menſch die Ewigkeit außdencken / was ſie ſey: Dann Ewig hat kein Zahl oder Maaß / derowegen vnmuͤglich / ſolchs mit einer Gleichnuͤß gnug - ſam zu erklaͤren: Dann bedenck man nun wann zu dieſer Zahl nur noch ein Nulla ſolte geſetzt werden / ſo were die Zahl ſchon zehenfach zwey Nulla hundertfach / drey Nulla tauſendfach / weren alſo 1000 ſolcher Sandberg / ja viel tauſendmahl tauſend / noch kein Gleichnuß gegen der Ewigkeit / ja ich will noch mehr ſagen / man imaginier eine geſchriebene Zahl / einer Ruten lang / ja tauſend Ruten lang / ich will gar ſagen tauſend meil lang / was iſt aber ſolche vnaußſprechliche Zahl gegen der ewigen Ewigkeit?

Weiln aber auch die ander Andeutung der Ewigkeit / welche in gedach - tem Tractaͤtlein zu finden / ſehr nachdencklich / iſt ſie auch wuͤrdig hieher zu bringen: Geſetzt / ſagt Faulhaber / es koͤndte das Corpus deß gantzen Erd - bodens mit einem Faden vmbzogen / ja wider vnd aber vmbwickelt / auch ſo weit continuirt werden / daß der Erdboden mit dem vmbwickelten Faden / zu letzt ein ſolch groſſes (Kneul) Corpus gebẽ moͤchte / als der gantze Globus daß Himmels / ja ſo groß / als die Sphæra deß Himmels mit den Waſſern die uͤber den Himmel ſeynt / vnd wann gleich ein Papier oder Pergament / ſo lang were / als der vmbwickelte Faden / auch mit lauter Ziffern der Jahr / hart aneinander uͤberſchrieben werden moͤchte / ꝛc. So koͤndten dannoch ſo viel vnaußdenckliche Jahr / die Ewigkeit noch nicht erreichen / Vrſach / dieſe Zahl haͤtte dannoch ein Ende oder Maaß / aber die Ewigkeit hat kein Ende / Ziehl vnd Maaß / ꝛc. Spricht man aber / was nutzet dieſe Rechnung? Oder will man gar die Ewigkeit außgruͤblen? Antwort: Man kan vnd will die Ewigkeit nit außgruͤblen / ſondern dieſe Mathematiſche Rechnung / iſt allein vorgenommen worden / daß man den obangedeuten Sandberg / mit geſetzter maaß vnd weiß außzurechnen / fuͤr muͤglich erkenne / vnd beneben die andereB bAndeu -186Dritter Theil der Erquickſtunden. Andeutung von der Ewigkeit wol behertzige: Dann ſolche auch jhren groſ - ſen Nutzen haben kan. Was er ferner fuͤr gute Gedancken davon hat / iſt in ſeinem Tractat weitlaͤufftiger zufinden.

Die XVI. Auffgab. Wie es ſeyn koͤnne / wann ein Menſch gerad auffrecht ſteht / daß er ſo wol den Kopff als die Fuͤſſe in der Hoͤhe habe?

Von der Erdkugel auch auff das Centrum der Erden zugelangen / kommen wir auff dieſe Frag ſo vnſer Author vorgibt / vnd ſpricht: Es muͤſte einer ſtehen / daß der mitler theil ſeines Leibs im Centro oder Mittelpunct der Erden / kaͤme: Dann alſo ſtuͤnden ſo wol die Fuͤſſe als der Kopff uͤber ſich / in maſſen alles was von dem Centro nach einer geraden Lini gerichtet / uͤber ſich ſteht. Eben dergleichen ſetzt Maurolicus in ſeiner Coſmographia Dialogo primo, in dem er introducirt Dantem Aligerium, welcher ſich geſtellet / als were er durch eine Goͤttin in die Hoͤlle gefuͤhret / darinnen er den Lucifer, im Centro der Erden ſitzen ſehen / auff einem ſehr maͤchtigen Thron / deßgleichen ſonſt nir gend ſeyn koͤnne: Jn dem ſo wol die Fuͤſſe als der Kopff ſich im ſitzen in die Hoͤhe erhebeten.

Die XVII. Auffgab. Eine Laiter alſo anzuleinen / daß / wann zween Menſchen vom mittlern Spruͤſſel von einander ſteigen / ſie beede in die Hoͤhe vnd keiner in die Nidern gelange?

Der Author ſagt / ſie muͤſte mit dem mittlern Spruͤſſel an dem Cen - tro der Erden ſtehen: Dañ alſo wuͤrden beede Ende uͤber ſich vñ in die hoͤhe reichen / vnd koͤnten zwo Perſonen darauff jede dem Himmel zu in die Hoͤhe ſteigen. Einer gegen vns / der ander gegen die Jenigen ſo vnter vnſern Fuͤſ - ſen wohnen / vnd Antipodes genannt werden.

Die XVIII. Auffgab. So ein Loch durch das Centrum der Erden nach einer geraden Lini gieng / vnd ein Stein darein geworffen wuͤrde / fragt ſichs wo ſolcher Stein ſein ruhe naͤme?

Es iſt nicht eine vnliebliche Frage vnd Speculation / von einem Stein / der in ein Loch / ſo durch die gantze Erde vnd das Centrum gienge / geworf -fen /187Dritter Theil der Erquickſtunden. fen / wo nemlich ſelber hinfallen vnd endlich ſeine Ruhſtatt nemen moͤchte? So ſprich ich im Centro der Erden / doch dergeſtalt / daß er nicht / wann er dahin gelangte / alsbald im Centro vnbeweglich ligen blieb / wie das Grab Machomets (nach etlicher Gedicht) zwiſchen zweyen Magneten: Dann wegen deß groſſen impetus deß Wurffs vnd natuͤrlicher Zueylung zum Centro (davon beſihe Rivii Buͤchſen meiſterey fol. 4.) wuͤrde er etwas uͤber das Centrum hinuͤber fallen / aber wann der impetus ein ende / wider zu ruck uͤber das Centrum, vnd ferner ſo lang vnd viel hin vnd wider / biß er endlich im Centro vnbewegt laͤge. Vnd diß kan durch ein Gleichnuß er - klaͤret werden: So ich ein Bleykugel oder Gewicht mitten in einem Ge - mach an einen Faden an die Duͤllen haͤncke / iſts gewiß daß das Bley ſeine ruhe neme juſt auff das Centrum der Erde zu / allein wann ich das Bley ein wenig zu ruck ziehe vnd fallen laſſe / ſtehts nicht alsbald ob dem Centro ſtill / ſondern ſchwinget ſich daruͤber hin vnd her / kommet jmmer naͤher uͤber das Centrum biß es endlich darob ſtill ſtehet vnd ruhet. Koͤnnens deßwegen mit den Jenigen nicht halten / welche meynen der Stein bleib alsbald im Cen - tro ohne hin vnd wider wegen / vnbeweglich vnd ruhend. Vnd wann die Antipodes (ſagt Rivius) von jhnen gegen vns auch ein ſolchen Stein wuͤrf - fen / wuͤrde ein Stein dem andern begegnen bey dieſem Centro der Welt / vnd daſelbſt wuͤrden ſie beede beruhen vnd ligen bleiben.

Die XIX. Auffgab. Was Beſchaffenheit es habe mit einer Kugel / ſo von einer Hoͤhe auff die Erde faͤllet / ob dero bewegung einerley ſey?

Gualtherus H. Rivius in ſeiner newen Buͤchſenmeiſterey / beweiſt fol. 4. auß geometriſchẽ grund: So man eine Kugel oder ander corpus, welchs zum fallen vnd nit zum ſchweben / duͤchtig / von einẽ Thurn oder andern Hoͤ - he fiele / daß es naͤher bey der Erden geſchwinder fiele / vnd je hoͤher das cor - pus falle / je groͤſſern effect vnnd Gewalt es haͤtte vnd verrichtete: Dann alles was ſchwer iſt / eylet nach aller Philoſophorum meynung / vnverhin - dert / zu ſeinem natuͤrlichen Ort / das iſt / zum centro der Erden: Ebner maſſen / als ein Menſch / ſo lang von ſeinem Vatterland / oder ſonſt einem lieben Ort oder guten Freunden in der ferne verharret / vnd endlich wider auff dem Ruckweg iſt / je naͤher er den ſeinigen zukommet / je begieriger iſt er /B b ijeylet188Dritter Theil der Erquickſtunden. eylet auch außnatuͤrlichem trieb je laͤnger je mehr / biß er an das lang ge - wuͤnſchte Ort gelanget.

Jch ſetze auch Ariſtotelis meynung davon / daß auch noch ein andere natuͤrliche Vrſach dazu komme / Dañ der Lufft welcher die Kugel mit jhrem fall zertheilet / eylet ob der Kugel geſchwind wider zuſammen / vnd treibet ſie jmmer je ſtaͤrcker / was aber einmahl bewegt / vnnd ſchon im fallen oder Lauff iſt / ſagt gedachter Ariſtoteles ferner in Mechanicis, laͤſt ſich leichtlich wei - ter vnd geſchwinder bewegen.

Weiln ferner die Kugel je laͤnger je geſchwinder faͤllet / folget auch / daß jhr effect jmmer ſtaͤrcker vnd groͤſſer werde: Nimb ein Exempel an einer ſtei - nern Kugel / Es kan ſeyn / wann du ſie ein Eln weit von der Erden erhebeſt vnd fallen laͤſſeſt / ſie gantz bleibe / ſo du ſie aber 10. 20. oder mehr Eln hoch erhuͤbeſt vnd fallen lieſſeſt / ſie zerſchmetterte: Hingegen wann ein corpus mit gewalt getrieben wird / je weiter ſolches gelanget / je laͤngſamer es ſich be - wegt / biß es endlich gantz matt wird. Folget alſo auch diß: Je naͤher ein ding bey dem anfang einer fallenden Kugel / je weniger Gewalt es empfaͤhet: Hin - gegen je naͤher es einer Kugel / ſo mit gewalt getrieben oder geworffen iſt / je mehr Gewalt muß es leiden.

Die XX. Auffgab. Wann ein Kugel nicht durch ein Loch gehet / ob die Kugel zu groß oder das Loch zu klein?

Der Frantzoͤſiſche Author fuͤhret wegen gedachter Frag einen kurtzwei - ligen Diſcurs, iſt auch ſein Jntent nicht anders / als ein Gelaͤchter vnd Er - goͤtzligkeit zu erwecken. Vnd ſolche will ich hie auch nit auſſen laſſen: Dieſe Frag / ſpricht er / kan zu allerley gebraucht werden. Zum Exempel / wann ein Menſch eine Boͤckelhauben nicht an den Kopff bringen koͤndte / oder ſein Fuß in einen Schuch oder Stiffel / moͤchte man fragen / ob der Kopff zu groß oder die Boͤckelhauben zu klein? Alſo ob der Fuß zu groß / oder der Schuch vnd Stieffel zu klein? Jtem ſo eine Materi nicht gar in ein Geſchirr gehet / ob das Geſchirr zu klein / oder der Materi zu viel? Alſo wann eine Eln nicht juſt erraͤichte die Laͤng eines Tuchs / ob die Eln zu kurtz oder das Tuch zu lang? Letzlich ſo ein Centner ein ſtuck Bley nicht gar außwege / ob der Cent -ner189Dritter Theil der Erquickſtunden. ner zu leicht oder das Bley zu ſchwer? Dieſe vnd dergleichen Fragen ob ſie gleich laͤcherlich ſcheinen / kan man doch davon allerley diſcurirn, diſputi - ren, vnnd damit die Leut vexirn: Dann wann einer ſagte / die Kugel were zu gros / koͤndte ich antworten / Nein / das Loch were vielmehr zu klein: Vr - ſach / wann das Loch groß gnug were / ſolte die Kugel leichtlich dadurch ge - ſtoſſen werden / iſt alſo der mangel am Loch.

Sententionirte aber einer das Loch were zu klein / So bewieſe ich das Widerſpiel / ſprechend: Der mangel ſich an der Kugel befaͤnde: Dann were die Kugel klein gnug / warumb ſolt ſie nicht durch das Loch gehen?

Statuirte einer drittens der Mangel ſo wol am Loch als an der Kugel / vnd muͤſte jenes groͤſſer / diß aber kleiner werden / Sagte ich wider nein: Dañ wann nur einem geholffen wuͤrde / koͤndte die Kugel ſchon durchs Loch gehen.

Woran fehlet es dann? So es nicht an einem oder dem andern allein liget / auch nicht an beeden zugleich / ſoligt es an einem vnnd dem andern vn - terſchiedlich: vnd doch ſo man nur der Kugel allein / oder dem Loche allein / oder beeden mit einander hilfft proportionaliter, ſo wird allezeit die diffi - cultaͤt deß durchſchiebens caſſiert vnd auffgehoben / Man koͤndte noch wei - ter hierinn fortfahren-Darauß man ſihet / wie man auch manchmahl von einer gar ſchlechten Sach / weitlaͤufftig diſcurirn vnd diſputirn koͤnne.

Die XXI. Auffgab. Ein vnregulirt hartes Corpus, durch 2 Loͤcher vngleicher form / alſo zu ſchieben / daß im Durchſchub beede Loͤcher von dem Corpore auß gefuͤllet werden / vnd es durch beede gedrang gehe.

Weil wir in vorher gehender Auffgab / von einer groſſen Kugel / ſo durch ein kleines Loch ſoll geſchoben werden / diſcurirt, wollen wir per di - greßionem, von andern Coͤrpern / ſo durch vnterſchiedliche Loͤcher koͤn - nen geſtoſſen werden / etwas kurtzweiliges auff die Bahn bringen / hernach in den Kugeln weiter fortfaͤhren. Der Author ſagt: Diß ſey ein Stuck auß der Gauckeltaſchen / vnnd doch der ſubtilſten ſpeculation, ſo wol als das nachfolgende ſo noch wunderlicher: Laß dir trehen einen rundenBb iijKegel /190Dritter Theil der Erquickſtunden.

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Kegel / mach ein rund Loch in ein Bret / welchs eben in der weite als Baſis oder der boden deß Kegels / darnach ein dreyeckicht Loch / deſſen 2 ſeiten jede ſo lang / als die ſeite deß Kegels / vnd die dritte gleich deß Kegels baſis diametro: So gehet der Kegel gedrang durch die Loͤcher / vnd er - fuͤllet ſie im durchſchieben / das runde wañ die Spitzt am erſten durch geſchoben wird / erfuͤllet die Baſis das trianglichte aber / wann man den Kegel uͤber zwerch dadurch ſchiebet.

Zum andern / ſo man zween Kegel mit jhren baſibus aneinander ſtoͤſſet /

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vnd ein corpus darauß machet / kan man ſolchs durch ein rundes vnnd viereckichtes Loch ſtecken / wie auß folgender Figur zu ſehen / in welcher das runde Loch in der groͤſſe deß gemeinen baſis beeder Kegel / die Vierung aber / iſt in jhrer Hoͤhe dem diametro der Kegel gleich / die vier ſeiten aber jede gleich deß dopelten Kegels ſeiten.

Die XXII. Auffgab. Ein gewiſſes Corpus durch dreyerley vnterſchiedlicher Form Loͤcher zu bringen / welche doch alle von dem corpore erfuͤllt werden.

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Erſtlich mach einen Cylinder oder - runde Seule / ſo zu rechtẽ Winckeln ſteht / vngefehrer groͤſſe: Solche ſo man ſie ge - rad auffꝛecht haͤlt / gehet ſie duꝛch ein gantz Circkelrund Loch / fuͤllet auch daſſelbige auß / ſo es recht nach der queer durch das ablang gevierdte Loch geſteckt wird / fůllet ſie auch daſſelbige auß / vnd hat ſol -ches191Dritter Theil der Erquickſtunden. ches die Laͤng von der Hoͤhe der Seulen / die Braiten aber von dem diame - tro der Seulen an der baſi: Das ablang runde Loch / wird genommen / daß ſein kleinſter diameter iſt diameter baſis, der groͤſte in der laͤnge der Lint / ſo nach der queer durch das centrum deß cylindri gezogen / an die Ende der beeden baſium ſtreichen: Solchs ablange Loch aber beſtehet / von zwey rechten vnd zweyen krummen Linien / welchs wol in acht zu nemen.

Noch kuͤnſtlicher: Mach ein Circkelrundes Loch in ein Brett / darnach

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ein Quadrat / deſſen eine ſeiten gleich dem diametro deß gemachten Lochs / drittens eine Seulen derer baſes jede dem runden Loch gleich / vnnd die Hoͤhe / der groͤſſe deß diametri ſolches Lochs / darnach machet man eine ablange Figur / von zweyen rech - ten Linien vnnd zweyen krummen / deſſen braite der diameter deß Lochs / die Laͤnge aber gleich der Lini / ſo uͤber zwerch in der runden Seulen oder Cylinder gezo - gen / ſo wird nun gedachte Seulen durch die 3 Loͤcher gehen vnd ſie alle im durchſchieben erfuͤllen.

Die XXIII. Auffgab. Einen Conum oder Kegel zu machen ſo durch drey Loͤcher gehet vnd ſie außfuͤllet.

Auff fleiſſiges nachdencken / hab ich gefunden daß moͤglich / ein Kegel

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koͤnne gegeben werden / ſo durch drey vnterſchiedlicher Form Loͤ - cher koͤnne geſtoſſen werden / vnd ſie alle drey erfuͤllen: Der Kegel aber hat nicht eine Circkelrunde baſin, ſondern eine ablange Run - dung / als da iſt die Elliptica Nun macht man erſtlich eine ablange Rundung allermaſſen der baſideß192Dritter Theil der Erquickſtunden. deß Kegels gleich / dadurch kommet der Kegel / vnnd fuͤllet das Loch auß ſo er mit der Spitzen gerad durchgeſchoben wird. Zum andern / macht man ein tryeckicht Loch / deſſen zwo gleiche ſeiten / jede der ſeiten deß Kegels gleich / ſo von dem vertice auff das Ende deß laͤngſten diametri deß baſis raichet / baſis aber dem groͤſten diameter deß Kegels / dadurch gehet der Kegel uͤber zwerch dem braiten wege nach. Letzlich macht man wider ein tryeckicht Loch / deſſen zwo gleiche ſeiten ſo lang als die kuͤrtzte ſeiten deß Coni, baſis aber dem kleinſten diametro deß Kegels / vnd durch diß gehet der Kegel dem ſchmalen weg nach uͤber zwerch.

Ebner maſſen kan man / wañ zween ſolch Kegel aneinander geſetzt durch drey vnterſchiedliche Form ſtoſſen / vñ ſie erfuͤllen / als durch ein ablang run - des vnd zwey viereckichte / wie ſolchem ein jeder ſelbs nachdencken mag / vnd nicht ſchwer zu finden iſt.

Die XXIV. Auffgab. Ein Corpus durch fuͤnff vnterſchiedlicher Form Loͤcher zu ſtoſſen / vnd ſie auß zufuͤllen.

Schwer iſts / wie man pflegt zu ſagen / ein ding zu finden / Aber auß dem er fundnen noch mehr zu erfinden / etwas leichter / Alſo iſts hierinn auch ge -

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ſchehen / der Author hat die Sach ſo weit gebracht / daß er ein corpus durch dreyerley Loͤ - cher ſchieben koͤnnen / darauff dann ich ein corpus gefunden / welchs durch fuͤnfferley Loͤcher mag geſtoſſen werden. Es iſt aber eine Seule derer baſes ab - lang rund / darzu machet man fuͤnff Loͤcher / das erſte nach der ablangen rundung der Seulen dadurch dann die Seulen der Laͤng nach gehet.

Zum andern / wird ein viereckicht Loch in ein Bret gemacht / winckelrecht / deſſen Laͤng der Seulen Laͤng / vnd deſſen Braite der groͤſte diameter derSeulen /193Dritter Theil der Erquickſtunden. Seulen / vnd durch ſolches gehts nach der queer den braiten weg / ſo es win - ckelrecht dadurch geſtoſſen wird. Zum dritten / wider dergleichen Loch / deſſen Laͤng wie deß vorigen / die Braite aber der kleinſte diameter der Sen - len / vnd hierdurch geht die Seulen uͤber zwerch den ſchmalen weg / ſo ſie auch winckelrecht hindurch geſchoben wird. Zum vierdten vnd fuͤnfften / macht man zwo Vierungen / jede von zweyen rechten zweyen krummen Linien / eine ſchmal / nemlich nach dem kleinſten diametro, die ander breiter / als nach dem groͤſten diametro, deß ſchmalen laͤnge iſt / die Lini der Seulen / ſo von einem Ende deß kleinſten diametri zu dem andern durchs centrum gezogen wird / deſſen Braite aber die Lini ſo von einem Ende deß groͤſten diametri zu dem andern durchs centrum gefuͤhret iſt. Vnd durch ſolche Loͤcher gehet der jrregulirte Cylinder / dem ſchmalen vnd breiten weg nach uͤber zwerch / ſchregen winckeln nach / welchs mit verwunderung anzuſehen. Nun weiß ich ein corpus ſo durch ſiben Loͤcher / dergleichen mag geſchoben werden / was diß vor eine ſey / laß ich den Kunſtliebenden Leſer nachdencken.

Die XXV. Auffgab. Wann ein Kugel auff einer Ebne bewegt wird / beſchreibt ſie mit jhrem anruͤhren nit mehr als eine Lini.

Wir kommen von vnſer digreßion wider auff die Kugel. Theodoſius in Sphæricis demonſtrirt, wie auch droben gemeldet / daß eine Kugel eine ebne flaͤche nur in einem Punct anruͤhre / welchs dann einem Mechanico vnmuͤglich vorkommet: Weiln aber die Bewegung oder ſlieſſung eines Puncts von einem Ort zum andern eine Lini machet / folgt / wann eine Kugel durch eine ebne flaͤche lauffe / ſie mit jhrem anruͤhren auff ſelber nur eine Lini beſchreibe: Vnd ob zwar diß einig vnd allein in der ſpeculation beruhet / vnd ſich nicht practicirn laͤſſet / jedoch kan mans in der praxi etwas wenigs in achtnemen. Nimb ein recht rund ſchwer Kuͤgelein / laß uͤber einen ſtaubigen Tiſch lauffen / ſo wirſt du ſehen / wie eine ſubtile Lini die Kugel mit jhrem we - ge verzeichne.

Die XXVI. Auffgab. Ob eine groͤſſers oder kleinere Kugel leichter koͤnne bewegt werden?

C cWas194Dritter Theil der Erquickſtunden.

Was Bernardinus Baldus uͤber die Mechanica Ariſtotelis am 59 vnd 60 blat / von eim groſſen vnd kleinen Circkel diſputirt, das tractirt Mo - nantholius an gedachtem Ort am 1100 blat. Jener ſagt es ſey der Na - tur vnd dem æquilibrio nach kein vnterſcheid deßwegen vnter Circkeln / ja es ſeyen auch die groſſen Circkel / nicht beweglicher als die kleinen; Wiewol es das anſehen habe / die kleinen beweglicher ſeynt als die groſſen / weil ſie der Materi nach leichter als die groſſen / darnach weil der Angulus contactus in dem kleinern groͤſſer als im groͤſſern: Deme aber ſey wie jhm wolle / ſo ſeynt die groͤſſern beweglicher als die kleinern / nicht zwar der Natur nach / ſondern andter Vrſach halben. Monantholius ſchleuſt alſo: Die groͤſ - ſern Circkel vnd Kugel / durch lauffen zu einer zeit mehr raums / werden leich - ter bewegt / vnd bewegen auch die angehaͤngte Laͤſt leichter als die kleinern: Weil in den groͤſſern Circkeln vnd Kugeln / die halben diametri laͤnger / als in kleinern: Darauß er ſchleuſt / je groͤſſer die Rad an einem Wagen / je be - quemer vnd leichter ſie bewegt werden. Jch wolte hie die Frag alſo formirn: So zwo Kugel weren / eine groſſe vnd eine kleine / beede einerley ſchweren / von vnter ſchiedlichen Materien / welche am leichteſten zu bewegen? Darauf antworte ich auch die groſſe / erſtlich / weil ſie weiter vom centro angriffen vnd bewegt wird / als die kleine / je weiter aber etwas vom centro bewegt wird / ſagt Ariſtoteles, je leichter wird es bewegt: Zum andern / traͤgt auch der Lufft etwas auß / welcher das corpus leichter macht / dann er vmb ein groſſes corpus groͤſſer / vmb ein kleines kleiner.

Es faͤllet mir aber hie auch ein / die Frag / damit man die Einfaͤltige pflegt auffzuſetzẽ / Ob nemlich ein Centner Hew ſchwerer ſey als ein Centner Bley? Darauß moͤchte gefragt werden / weil eins ſo ſchwer als das ander / welchs am leichteſten zu tragen? welchs dann keine Vexation! Meiner meynung nach were ein Centner Hew leichter zu tragen / als ein Centner Bley / auß obangeregter Vrſach / weil der Lufft am Hew mehr tragen hilfft als am Bley.

Die XXVII. Auffgab. Eine betruͤgliche Kugel zum Kegelſchieſſen.

Der Frantzoͤſiſche Author lehrt: Man ſoll eine Bos Kugel auff einerſeiten195Dritter Theil der Erquickſtunden. ſeiten außhoͤlen / Bley darein gieſſen / vnd das Loch fein ſubtil wider beſchlieſ - ſen / vnd vermachen / daß mans nicht mercke / alsdann werde man luſt ſehen: Dann ob einer gleich wol ſpielet vnd recht kugelt / wuͤꝛde ſie doch kaum lauf - fen / weil ſie an einem ort ſchwerer als am andern. Durch geſchickligkeit aber vnd wann mans nach vortheil faſſet / kan man etwas gewiſſer ſchieſſen / vnd geſchicht / wann man im wurff das ſchwerer theil deꝛ Kugel uͤberſich oder vn - terſich haͤlt.

Die XXVIII. Auffgab. Einen Apffel verborgener weiß alſo zuzurichten / wann jhn einer ſchaͤlet / er zu viel ſtuͤcken zerfalle.

Von den Globis vnd gantz Kugelrunden corporibus, kommen wir auff andre vnvollkommen runde corpora; vnd lehren erſtlich einen Apffel verborgener weiß alſo zuzurichten / daß er / wann er von einem andern ge - ſchaͤlet wird / in viel ſtuͤck zerfalle. Nimb eine ſubtile Nadel vnd Faden / ſtich an einem Apffel nahe vnter der ſchaͤlen hin ſo lang du kanſt / vnd ziehe alſo den Faden durch / daß er noch mit eim theil zu hinderſt herfuͤr ſteche / vnd ws du die Nadel herauß gezogen / ſtich wider wie vor vnter der Schoͤlfen weiter fort / zieher wider rauß / vnd alſo fortan / biß du wider ins erſte Loch geſtochen / vnd auß gezogen / Alsdann nimb beede Druͤmmer deß Fadens zuſam̃ / ziehe ſie an / ſo ſchneidet ſich der Apffel in 2 theil / an den ſchoͤlfen vngeſehen. Nach dieſem mag man Creutzweiß wider durchſtechen / den Faden außziehen / vnd wie vor den Apffel durchſchneiden / ſo gibt er vier theil / alſo moͤchte man jhn in acht oder mehr theil ſchneiden / hernach einem zuſchaͤlen geben / wann er aber geſchaͤlt / faͤllet er leichtlich von einander / vnd je naͤher man vnter den ſchoͤlffen mit den ſtichen bleibt / je beſſer geht es an.

Die XXIX. Auffgab. Wie Sempronius den Cajum mit eim Sack Korn betrogen.

Sempronius entlehnte vom Cajo einen Sack voll Korns / deſſen laͤng ſechs ſchuch / die braite vier. Als es nun zum wider geben kam / hat er genom - men vier Saͤck / deren jeder ſechs ſchuch lang / vnd einen brait. Wer wolte nun / ſagt der Author, vnter den Einfaͤltigen zweiffeln / Sempronius haͤtteC c ijdem196Dritter Theil der Erquickſtunden. dem Cajo ſein gebuͤhrliche Maß wider geben? Weil deß Caj Sack auch nur 6 ſchuchlang vnd 4 brait geweſen? Es ſcheinet wol im erſten anſehen die Sach richtig / allein ein Stereometra befindet / daß Cajus nur den vierdten theil ſeines außgeliehenen Korns wider bekommen / welchs wider alle Recht vnd Billigkeit: Dann ein Cylinder (zu deſſen form die Saͤcke genaw kom - men) eines ſchuchs brait vnd 6 lang / wird begriffen 16 mahl in einem Sack oder Cylinder / ſo 4 ſchuch brait vnd 6 lang iſt. Solchs beweiſt Euclides in der 11 Auffgab ſeines 12 Buchs.

Die XXX. Auffgab. Wie man machen ſoll daß ein gemeiner Sack mehr Getraid halte als ſonſten.

Fuͤlle einen gemeinen laͤnglichten Sack mit Getraid / daß er oben uͤber - gehe / ſchuͤtte auch ſo lang Getraid darauff / vnnd hauff es auff / biß nichts mehr bleiben will oder kan: Solchs Getraid ſchuͤtte an ein abſonderlich ort / als dañ nehe den Sack oben zu wie vnten / hingegen trenne jhn nach der laͤng oder ſeiten gantz auff / lege jhn nider / ſo wirſt du erfahren / daß / weil das Loch oben groͤſſer worden / daß auch deꝛ raum groͤſſer ſey Getraid darauff zuſchuͤt - ten / als zuvor. Wird alſo nicht allein das vorige Getraid alles hinein ge - hen / vnd vom Sack gehalten / ſondern noch gar ein merckliches theil Korns darauff geſchuͤtt vnd gehalten werden / ehe es herab faͤllt vnd nicht mehr blei - ben will. Hie muß ich auch erinnern / daß es falſch ſey / wie etliche vor gebẽ: Wañ man auß einem recht gevierdten Zwillch einen gemeinen Sack mach - te / gehe nur halb ſo viel hinein / als in den Sack welcher alſo gemachet / daß die vier Zipffel oder Eck in einen Punct zuſam̃ kommen: Dann in einen ſo viel gehet als in den andern.

Die XXXI. Auffgab Ein wunderbarliche Experients / vnd Eigenſchafft eines Kartsnblats wegen ſeines Jnhalts.

Nimb ein Blat auß einer Nuͤrnber giſchen groſſen Karten / beugs nach der laͤng zuſam̃ / daß es werde wie ein Cylinderiſch Geſchirꝛ / oder runde hole Seule / ſtells mit einem Ende auff den Tiſch / fuͤlle es an mit Sand / oder an - derer Materi / ſchuͤtte jhn auß vnd thue noch halb ſo viel dazu. Nun ſage ich / vnangeſehen deß Kartenblats gantze jnnwendige flaͤche ſampt einem theildeß197Dritter Theil der Erquickſtunden. deß Tiſch mit dem Sand eingenommen worden / in dem der Tiſch an ſtatt deß baſis geweſt / daß es doch muͤglich ein Geſchirꝛ auß dem Blat zu machẽ / welchs keines frembden baſis von noͤthen / vnd nur einig vnd allein mit ſeiner jnnwendigen flaͤche / den gemehrten Sand begreiffen koͤnne / vnd noch etwas mehr daruͤber / das Geſchirꝛ aber bekommet die form eines Koͤchers / darinn man zu Nuͤrnberg pflegt Erdbeern feil zu haben / wie folgende Figur auß - weiſet:

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Erſtlich iſt a das Kartenblat ſo noch offen / bey b aber iſts zu eim Cylin - driſchen Geſchirꝛ gemacht / deſſen Boden ein ſtuͤck deß Tiſches d. So iſt c das Geſchirꝛ darein noch halb ſo viel geht als ins Geſchirꝛ b. Nun das blat zum Geſchirꝛ c zu formirn / beuge ſeine vier Eck etwas einwarts / daß die kur - tzten Ende eine rundung oder nur ein ſtuck einer rundung viel mehr geben / alsdann beuge die laͤngſten Ende auff den halben theil / vnnd lege das Blat / daß die 2 kleinen Ende deß Blats / dem Augenmaß nach einen Circkel ma - chen / ſo iſt das Geſchirꝛ beraitet / vnd wirſt du in dem fuͤllen diß Wunder mit luſt ſehen: Wo nicht die 11 Auffgab deß 12 Buchs Euclidis hierinn das beſte thut / vnd es etwas zur demonſtration hilfft / muͤſten wir vnſer Ver - nunfft gefangen nemen.

Die XXXII. Auffgab. Auß einem Kartenblat ein Geſchirꝛ zu machen darein viel Suͤmmer Korns koͤnnen geſchuͤttet werden.

Als auff eine Zeit ein Ruhmraͤdiger Mathematicus, ſich gegen H. M. Johannem Prætorium Mathematicum acutißimum ſich vermaß / wañC c iijEuclides198Dritter Theil der Erquickſtunden. Euclides vnd Archimedes, nit ſo viel in Mathematicis an Tag gebracht haͤtten / er ſelbſten dergleichen wol wolte erfunden haben: Antwortet er jhm gantz beſchaiden / Er vor ſich were zu wenig darzu / koͤndte ſich auch deſſen nit ruͤhmen / wolte jhme doch eine ſolche Geſchickligkeit nicht mißgoͤnnen / ver - ſpaͤrte doch darneben gedachtes Mathematici Kunſt nicht hoch hebte. Auff eine kurtze Zeit hernach kamen ſie an einem andern Ort zuſam̃ / geriethen wider in einen diſcurſum Mathematicum, Herꝛ Prætorius erſahe zu ſei - nem Vortheil einem Sack voll Hanff auff der Banck ſtehen / nam ein Kar - tenblat / fragte den Mathematicum, ob er jhme getrawte darauß ein Ge - ſchirꝛ zu machen / darein man den Hanff ſo in dem Sack were / allen ſchuͤtten koͤndte / Er beſann ſich vnd antwortet / Es were vnmuͤglich; H. Prætorius ſprach: So getrawe ich mir eins darauß zu machen / daß nicht allein dieſer Hanff / ſondern etliche Suͤmmer darein gehen / diß hielte der ander vor vn - muͤglich / darauff ſagt H. Prætorius, haben wir zu lernen / daß wir das jeni - ge ſo Euclides allbereit erfunden / noch nicht verſtehen / will geſchweigen / daß wirs erfinden ſolten. Nam das Kartenblat / hielt ſolchs nach der laͤnge zuſamm / wie in vorhergehender Auffgab / daß es die form eines Cylindri hatte / wie bey A zu ſehen / ſetzte es auff den Tiſch fuͤllete es mit Hanff / haͤuffte es hoch auff / vnd ſchuͤttets wider auß. Darnach ſchneit er das Kartenblat bey BC in der mitte von einander / leimet die 2 ſtuͤck aneinander / machte ein

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Cylinder darauß D, der war halb ſo hoch als der vorige / vnd gieng 2 mahl mehr nein als in den vorigen. Dieſen ſchnied er bey E F als in der mitte wi - der von einander / macht auß den zweyen ſtuͤcken wider ein Cylinder G. dar -ein199Dritter Theil der Erquickſtunden. ein gieng ſchon viermahl mehr / dar auß dann der ander ſahe / daß eine ſolche progreßion geſchwind ſtiege / vnd gab jhme gewonnen: Dann haͤtte er den Cylinder D wider abgeſchnidten / were 8 mahl mehr hinein gangen als in den erſten / vnd alſo fort 16. 32. 64. 128. 256 / ꝛc. welchs Euclides in der 11 Auffgab ſeines 12 Buchs demonſtrirt. Vnnd ob es zwar der Theoriæ nach mit eim Kartenblat angehet / ſo iſts doch in der praxi beſſer zu thun / wann man erſtlich einen gantzen gepapten Regalbogen nimmet. Vnter allen Auffgaben aber in der Stercometria, iſt mir dieſe vnd vorhergehende am wunderlichſten vorkommen. Doch laufft allhie eine Fallacia mit vn - ter / welchs in acht zu nemen; Dann auß dem Kartenblat kein eygentlicher vnd perfecter Cylinder gemacht wird / weil keine baſes daran / vñ der Tiſch oder eine andere flaͤche dieſelben vertretten muß. Alſo kan ein Buͤttner oder Baͤnder auß einer Kuffen eine andere machen / darein 2 mahl mehr ge - het als zuvor / wann er nur die Tauben in der mitt von einander ſchneidt / ne - ben einander ſetzet / auffs newe abbindet / vnnd einen groͤſſern Boden darein machet.

Die XXXIII. Auffgab. So ein Vaß Wein haͤlt ſechs Eymer iſt die frag / wie viel es zu Nuͤrnberg / Maß / Seitlein vnd Tropffen halte?

Weil wir nun etlich mahl von Cylindriſchen Coͤrpern geredet haben / vnd die Weinvaͤſſer auffs naͤchſte zu deß Cylinders form kommen / meyne ich nicht wider die Ordnung zu ſeyn H. D. Heniſchii S. Viſierens welchs er in ſeiner Arithmetica perfecta am 397 blat ſetzet / hier auch zu gedenckẽ / nemlich zu erfahren / wie viel tropffen Wein ein Vaß halte? Jch habe diß aber wie folget / auff die Nuͤrnber giſche Eych gerichtet. Die erfahrung gibt daß ein Maß Wein / durch ein ſubtil Roͤhrlein 7680 Troͤpfflein gebe / nun[w]ann man weiß daß ein Nuͤrnber giſcher Eymer halte 68 Maß / vnnd ein Maß zwey Seidlein / koͤnnen wir leichtlich die Tropffen von ſechs Eymern außrechnen:68 Maß.200Dritter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Die XXXIV. Auffgab. Drey Perſonen haben vnterſich zu theilen 21 Vaß / darunter ſeynt ſieben voll Weins / > leere / vnd > halb gefuͤllte. Jſt die Frag / wie die theilung ſoll angeſtellet werden / daß alle 3 einer ſo viel Wein - vnd Vaß habe als der ander / auß dem Frantzoͤſiſchen Authore,

Solches kan auff zweyerley weiß geſchehen / entweder durch die Zahlen 2. 2. 3 oder durch 3. 3. 1. welche dienen zur direction, vnd bedeuten: Daß die erſte Perſon ſoll haben 4 volle Vaß vnd 3 leere (dann ein jeder ſoll ſo viel Vaß haben als Wein) vnd folgend ſolche Perſon ſoll noch haben ein halb volles / die Zahl 7 zu erfuͤllen. Die ander Perſon ſoll auch dergleichen theil haben. Aber die dritte ſoll ein gantzes volles Vaß haben / ein leeres vnd 5 halbe volle / ſolcher geſtalt wird ein jeder 7 Vaß haben vnnd drey ein halbes voll Wein: Das iſt ein jeder ſo viel Vaß vnd Wein als der ander. Diß aber vnd dergleichen Auffgaben zu ſolvirn / dividirt man die Zahl der Vaͤſ - ſer / durch die Zahl der Perſonen / ſo etwas nach dem dividirn uͤberbleibt / iſts vnmuͤglich zuverrichten / was begert worden.

Wann ſich aber die Zahl juſt ohne Bruch theilen laͤſſet / ſo machet man auß dem quoto ſo viel theil / als der Perſonen ſeynt / doch daß alle theil kleiner ſeynt als die helffte deß quoticnten. Zum Exempel / wann ich 21dividier201Dritter Theil der Erquickſtunden. dividier durch 3 / kommen 7. welche ich zertheilen kan in 3 theil / derer keiner ſo viel als / zum Exempel 2. 2. 3. oder 3. 3. 1. Hie will ich auch die praxin der Zahl 2. 2. 3. ſetzen / als durch welche der erſt vnd ander / jeder nim̃et zwey volle Vaß / zwey leere vnd drey halb gefuͤllte / dritte aber drey volle / drey leere vnd ein halb gefuͤlltes.

Die XXXV. Auffgab. Zwoͤlff maß Wein in Zween gleiche theil zu theilen / mit drey Geſchirren / deren das eine haͤlt zwoͤlff / das ander > / das dritte 5 Maß.

Simon Jacob von Coburg ſagt in ſeinem groſſen Rechenbuch am 245 blat: Jtem einer hat eine Flaſchen mit 12 Maß Weins / zu dem kommet ein anderer mit 2 Flaſchen / haͤlt eine 7 / die ander 5 Maß / ſprechende: Lieber theil deine 12 Maß Weins gleich mit mir / dann ich dergleichen nit mehr bekom - men kan / das bewilliget der / wird nun gefragt / die weil ſie kein ander Geſchirꝛ haben / wie ſie mit den dreyen Flaſchen thun ſollen / damit der Wein halb ge - theilet werde.

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Jch will Lehr halben die Flaſchẽ mit 12 Maſen nemen a. die mit 7 b. die mit 5 maſen c. ſo geuß auß a die Flaſchen b voll / hat demnach a 5. b 7. vnd c o. Fuͤllen ferner auß b die Flaſchen c, werden in a 5. in b 2. in c 5. Maß ſeyn. Fuͤlle ferner a wider mit c, werden in a 10. in b 2. in c o Maß ſeyn / Geuß die 2 auß b in c werden in a 10. in b o. in c 2 Maß ſeyn / Fuͤlle b mit a, werden in a ſeyn 3. in b 7. in c 2. Fuͤlle ferner c mit b, werden in a ſeyn 3. in b 4. in c 5 Maß / Geuß auß c in a die 5 Maß / werden in a 8 Maß / in b 4. in c o. Fuͤlle ferner c mit b, vnd b mit a, werden in a 1. in b 7. in c 4 Maß ſeyn. Fuͤlle weiter c mit b, vnd a mit c, werden in a 6. vnd auch in b 6 Maß ſeyn / wie begeret worden.

M. Johannes Widman in ſeinem alten Rechenbuͤchlein ſetzt 3 Flaſchen a 14. b 5. c 3. Maß haltend / begert auch den Wein in 2 theil / ohne andereD dGeſchirꝛ202Dritter Theil der Erquickſtunden. Geſchirꝛ zu theilen. Setzt das facit alſo: Jn der Flaſchen mit 5 Kandeln 5. vnd in der mit 3 Kandeln 2 Kandel / vnd in der mit 14 Kandeln 7 Kandel / ſetzt aber nicht wie hierinn zu practicirn. Solchs aber zu practicirn / Geuß auß a in die Flaſchen b 5. vnd auß b in die Flaſche c 3. So behaͤlt a 9. b 2. c 3 Maß. Leere c wider auß in a, ſo kommen in a 12. in b 2. in c o. Geuß auß b 2 Maß in c, So haͤlt a 12. b o. c 2. Letzlich geuß auß a 5 in b. So bleiben im a 7 Maß / im b vnd c auch 7. vnd iſt das Exempel recht gemacht.

Vnſer Author gibt dem Geſchirꝛ a 8 Maß / dem b 5. dem c 3. Erſtlich ſchuͤttet er auß a das b voll / vnd auß b das c. Zum andern / ſchuͤttet er das c in a. So iſt diß ſo noch im b uͤbrig 2 Maß. Solche ſchuͤttet er zum dritten ins c. Zum vierdten fuͤllet er noch einmahl das b auß dem a. Zum fuͤnfften auß b darinn nun mehr 5 Maß fuͤllet er das c. vnd weil nur noch ein Maß hinein gehet / bleiben im b 4. als der halbe theil von 8 Maſen: Dann letzlich die 3 Maß auß c ins a gegoſſen / geben auch 4 Maß / als den andern halben theil.

Die XXXVI. Auffgab. Zu rechnen wie viel ein Traͤnckrad Waſſers in 24 Stunden geſchoͤpfft?

Auff ein Zeit ſaß ich bey einer vornemen Perſon in einer Muͤhl / dabey ein groſſes Traͤnckrad war / ſo die Wieſen mit 12 Stuͤtzen / da je in eine neun Maß gieng / waͤſſerte. Selbe Perſon ſagte: Solte einer gern wiſſen wieviel Eymer diß Rad in einem Tag ſchoͤpffte / vnd wieviel in einem viertel Jahr? Jch ſagte: Diß koͤnnen wir beylaͤufftig uͤberſchlagen / ließ deßwegen den Muͤller ein Meſſer in deß Rads Wellen ſtecken / kehrte eine Sand Vhr vmb / Zehlte wie offt das Meſſer empor kam / das iſt / wie offt ſich das Rad vmbtrehete in einer Viertelſtund / befande 64 mahl / ſtellte hernach meine Rechnung alſo an:Stund203Dritter Theil der Erquickſtunden. 〈…〉

Nun zu ſehen / wieviel im ¼ Jahr von dem Rad Waſſer geſchoͤpfft wuͤr - de / ſagte ich: 〈…〉

Solche 60549120 zu Nuͤrnbergiſchen Eymern gemacht / kommen 890428 Eymer / 16 Maß / fuͤr ¼ Jahr.

D d ijDie204Dritter Theil der Erquickſtunden.

Die XXXVII. Auffgab. Wann zwey Rad gleicher groͤß / aber vngleicher ſchweer / vmb gleiche aͤx lauffen / wird das leichter zwar leichter bewegt als das ſchweerer diß aber hingegen laufft laͤnger als jenes / frag was die Vrſach ſey?

Bernardinus Baldus in Mechan Ariſtot. fol. 82. Antwortet darauff: Daß ob ſchon das ſchwere ſchwerlicher zubewegen / weil es mehr wider ſtrebt als das leichtere / ſo neme es doch / wann es uͤberwaͤltiget vnd uͤberwunden wird / deß bewegers Krafft haͤrter an / vnd behalts laͤnger als das leichte.

Die XXXVIII. Auffgab. Zu finden den Jnhalt vnd ſchwere eines rawen / vngepolierten vnd gantz vnformlichen corporis, durch das Waſſer / von Archimede erfunden.

Man findet Leut / ſagt der Author, ſo ein gegebenes corpus in ein Ge - ſchirꝛ voll Waſſers werffen / vnd fangen in einem andern Geſchirꝛ auff was das corpus oben herauß trenget vnd treibet / ſolch außgelauffen Waſſer ſoll alsdann gleich ſeyn / dem Jnhalt deß gegebnen corporis. Aber dieſe manier iſt nicht juſt: Dieweil das Waſſer ſo uͤber das Geſchirꝛ außlaufft / ſich leicht - lich verſchuͤttet / neben anhaͤngt an das Geſchirꝛ / vnd nit alles net wideꝛ auff - geſchoͤpffet werden koͤnne: Weiſet alſo einen beſſern Weg: Schuͤtt ein gut theil Waſſer in ein Geſchirꝛ biß zu einem gewiſſen Zeichen jnnwendig deß Geſchirꝛs gemacht / leer alsdann das Waſſer in ein anders Geſchirꝛ / das gegeben corpus aber in das leer Geſchirꝛ / daruͤber geuſt er auß dem andern wider Waſſer / biß an das Zeichen / ſo iſt das Waſſer ſo im andern Geſchirꝛ vberbleibt / deß corporis Jnhalt gantz juſt. Diß iſt ein ſehr feiner Weg / al - lein wann das Geſchirꝛ darein das corpus ſoll geworffen werden / weit / kan man auch bald etwas zu wenig oder viel gieſſen / Jch will hie auch meine meynung ſetzen / vnd hernach den Leſer judicirn laſſen.

Es ſey vorgegeben der vnformliche Stein A deſſen Jnhalt ſoll ich juſt finden / ſo nimb ich das huͤltzerne Geſchirꝛ B, mach oben ein huͤltzern Roͤhrlein drein / ſo fein gedrang im Schaff ſteckt / damit kein Tropff rauß koͤnne als durch das Roͤhrlein. Fuͤlle ſolch Schaff mit Waſſer / biß es zum Roͤhrleinherauß205Dritter Theil der Erquickſtunden.

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herauß lauffe / laß alſo das Waſſer zum Roͤhrlein herauß flieſſen / biß es gantz nimmer tropffet. Darnach nimb das vnformliche corpus a, ſo auch ſchon in einem Waſſer gelegen damit es nicht erſt im Geſchirꝛ B das Waſſer an ſich ziehe / wirffs in das Schaff / laß das Waſſer auß dem Roͤhrlein in ein Geſchirꝛ lauffen / biß das Roͤhrlein nimmer tropffet / ſo finde ich den Jn - halt juſt vnd net im Geſchirꝛ C.

Die XXXIX. Auffgab. So vnterſchiedliche Metalln durcheinander in einem Glotzen vermiſchet zu finden / wie viel eines jeden Metalls dabey.

Dieſe / ſagt der Author, iſt eine der ſchoͤnſten invention deß Archi - medis, erzehlt durch M. Vitruvium in ſeiner Architectura. Da er bezeu - get: Daß Hieronis deß Koͤnigs Goldſchmids Diebſtal / nach dem er ein theil Golds / darauß er ein Kron machẽ ſolte / abgetragen / vnd an deſſen ſtatt Silber vnter den Reſt vermengt / von Archimede ſey entdecket / vnd ſubtil gefunden worden: Dañ da der Koͤnig merckte / daß die Kron etwas zu leicht / zu ſo viel Goldes / wolte doch die Kron wegen kuͤnſtlicher Arbeit nicht zer - ſchmaͤltzen vnd durch diß Mittel den Betrug finden laſſen: Vbergab aber die Sach dem Archimedi zu dijudiciren / ob er mit ſeiner Spitzfuͤndigkeit / vnd ſcharffſinniger Speculation, ohne verletzung der Kron / hinter den Be - trug kommen moͤchte. Archimedes bemuͤhete ſich ſehr der Sach nachzu - dencken / aber ſo lang vmbſonſt / biß er ins Bad gieng / ſich in eine Wanne ſoD d iijgantz206Dritter Theil der Erquickſtunden. gantz voll Waſſer ſetzte / vnd allda merckte / ſo viel Waſſer muͤſte uͤber die Wannen hinauß gelauffen ſeyn / als der naſſe theil ſeines Leibs raum einge - nommen: Darauß er fande / dergleichen in acht moͤchte genommen werden wañ er eine gantz guldene Kugel / wie auch eine gantz ſilberne / vñ endlich eine vermiſchte / alle drey von einerley ſchweren / in ein Waſſer ſenckte / vnd durch die Regulam proportionum deß Koͤnigs begeren erfuͤllen moͤchte. Welche invention jhn dermaſſen erfrewet / daß er darob faſt raſend / nackend auß dem bad nach Hauß gelauffen / vñ vnterwegs mit heller ſtim̃ geruffet: ἓφρικα ἓφρικα, dz iſt: Jch habs erfunden / ich habs erfundẽ / Etliche gebẽ fuͤr / Erha - be 2 Klumpen einen von Gold / den andern von Silber genommen jeden nach der Kron ſchweren; Welche er der groͤſe nach vngleich befunden: Da er nun erfuhr / die Maß oder Gewicht deß Waſſers / ſo mit der Krone groͤß uͤber ein ſtimmete / wie auch mit den zweyen Klumpen / hat er ſubtil geſchloſ - ſen / weil die Kron mehr Waſſers gehalten als der guldene Klump / ſo koͤnne ſie nicht pur lauter Gold halten / ſondern es muͤſſe Silber darunter gemengt ſeyn. Nun geſetzt alle 3 ſtuͤck haͤtten ein pfund Waſſers occupirt vnnd eingenommen / vnd der ſilberne Klump gewogen 18 pfund / trieb deß Waſ - ſers auß ½ pfund mehr als der guͤldene Klump / ſo auch 18 pfund woge / vnd die Kron in gleichem Gewicht trieb auß ¼ mehr als das Gold / ſo er nun ge - ſagt / ½ pfund uͤberſchuß reſpondirt 38 pfunden / wieviel pfunden wird re - ſpondirn ¼ / ſo wuͤrden ſich finden 9 pfund Silbers / welche vnter das Gold betruͤglicher weiß gemenget. Baptiſta Benedictus in ſeiner Arithmeti - ca, findet ſolche mixtur auff eine andere manier: Dann an ſtatt zweyer Klumpen eines Gewichts / vnd vnterſchledlicher groͤſſe mit der Kron / nim̃et er zween in einer groͤſſe / vnd deß wegen vnterſchiedlicher ſchwere: Vnd weil diß alſo gegeben iſt / kan die Kron nit weniger wegen / als der Klump Golds / ſo ſchleuſt er auß der vngleichheit deß Gewichts / wieviel Silber vnter das Gold gemenget ſey / auff folgende weiß: So der guldene Klump gleich in der groͤſſe der Krone / waͤg 20 pfund / vnd jene von Silber 12 pfund / ſo wuͤr - de die Kron oder der gemiſchte Klump / mehr waͤgen als das Silber / nach der Proports deß Goldes / welche ſelbige hat; vnd weniger als das Gold / nach der Proports deß Silbers. Laſt vns ſetzen ſie waͤge 16 pfund / das iſt vier pfund weniger als das Gold / da das Silber 8 pfund weniger wigt: Sowollen207Dritter Theil der Erquickſtunden. wollen wir derhalben ſagen / durch die guldene Regel: So der abgang von 8 pfunden kommet von 12 pfund Silber / wieviel abgangs wird kommen von 4 pfunden / ſo werden herauß kommen 6 pfund.

Alſo kan man dieſe Archimediſche Erfindung außrechnen / bald durch die Edle Algebram bald durch die Regulam falſi, bald durch die bloſſe Re - gulam proportionum. Allein allzeit muß man vor bekannt annemen / die Kron nit hol geweſen ſey / ſonſten haͤtten wir fuͤr den Goldſchmid eine Ent - ſchuldigung vnnd defenſion einzuwenden / Archimedes haͤtte jhm vnrecht gethan / weit gefehlet vnd die Kron nicht recht uͤberſchlagen.

Deßwegen nun halten etliche folgende invention fuͤr gewiſſer vnd leich - ter. Es moͤchte ein Kron ſeyn von Gold vnd Kupffer gemacht / die man dañ zuvor in der Lufft / vnd dann den Waſſer nach waͤgen moͤchte / in dem Lufft zum Exempel / haͤtte ſie 18 pfund / vnd deßwegen iſt gewiß / daß ſie in dem Waſſer / ſo ſie von dichtem Gold were / mehr waͤgen koͤndte als 17 pfund / ſo ſie aber von Kupffer allein / wuͤrde ſie nicht mehr als 16 pfund waͤgen. Aber dieweil ſie mit Gold vnd Kupffer vermenget / ſo wird ſie weniger waͤgen als 17 pfund / vnd mehr als 16 pfund / nach der proports deß gemengten Kupf - fers. Wir wollen ſetzen / ſie waͤg 16¾ pfund / ſo ſetzeich in die Regel: So ein pfund verluſt vnter 16 vnd 17 / reſpondirt 18 pfunden deß Kupffers / wie - vieln wird reſpondirn die differentz eines Viertheils / welche iſt vnter 17 vnd 16¾. Soll herauß kommen pfund / vor das Kupffer / ſo vnter das Gold vermiſcht worden. Wie ſubtil davon Simon Jacob diſcuriret / ſuch in ſeinem groſſen Rechenbuch am 138 blat.

Die XL. Auffgab. Den Betrug Sempronii, mit einer Waſſer Roͤhren begangen / zu finden.

Sempronius hatte eine Roͤhrn eines Daumens dick Waſſer / von einem oͤffentlichen Brunnen / weil jhme aber ſolche zu ſeinem Haußhalten zu wenig Waſſer gab / langet er bey der Obrigkeit an / jhme noch ſo viel zu geben / wel - ches jhme verwilliget / drauff nam er ein Roͤhren derer diameter 2 Dau - men groß / bethoͤrte alſo die Obrigkeit / vorgebend / nun haͤtte er zweymahl ſo viel Waſſers als zuvor. Die Obrigkeit hoͤrte erfahrne Geometras vndStereo -208Dritter Theil der Erquickſtunden. Stereometras daruͤber / die ſprachen auß / daß er jetzt 4 mahl mehr Waſſer haͤtte als zuvor / vnd gruͤndeten ſolche jhre meynung auß der 2 Auffgab deß 12 Buchs Euclidis: Dann weil ſich Circkel gegen einander verhalten / wie jhrer diametrorum quadrata, vnd in vnſerm caſu das Quadrat deß groͤſſern Circkels haͤlt 4 / deß kleinern aber nur eins / wird auch der groͤſſer Circkel 4 mahl groͤſſer ſeyn als der kleiner. Vnzehlich viel dergleichen Faͤll welche einen einfaͤltigen Richter jrꝛ machen koͤndten / weren noch hieher zu ſetzen / wann wir vns nicht der Kuͤrtze befluͤſſen / vnd den Leſer bey ſeinem Luſt zu erhalten gedaͤchten.

Die XLI. Auffgab Ob es waar / daß nach etlicher Heiden Laͤſterung / die Arch Noe wie ſie von Moſe beſchriben wird / viel zu klein geweſt als daß ſo viel Menſchen vnd Thier ſampt jhrer Speiß / Futter vnd Tranck ſich darinnen haͤtten koͤn - nen auffhalten?

GOtt der Allmaͤchtige befthlt dem Patriarchen Noe / Er ſoll einen Kaſten bawen 300 Ein lang / 50 Eln brait / vnd 30 Eln hoch / vnd darein ge - hen laſſen allerley Art lebendiger Thier / vnd Menſchen / auch fuͤr alle die gebuͤhrliche Speiß vnd Tranck / daruͤber hat Lucifer Heidniſche Laͤſter - maͤuler erwecket / welche vermeynt / ſolcher Kaſten fuͤr ſo viel Creaturen / viel zu klein / deßwegen Moſes damahls nicht getrieben von dem H. Geiſt gere - det. Solchen vnwarhafftigen Leuten zu begegnen / wollen wir Johannis Buteonis deß vornemen Juriſten vnd beruͤhmbten Mathematici, Rech - nung von der Arch Noe hieher ſetzen: Dieſer hat Augen ſcheinlich vnd vnwi - derſprechlich / auß allerley Thier Buͤchern / erwieſen: Der Kaſten wie jhn Moſes beſchrieben / groß genng geweſt:

Erſtlich rechnet er eine Eln nicht groͤſſer als ſchuch. Zum andern / theilt er die Arch in 4 Gaͤden / den vntern nimmet er vier Eln hoch / vnd rech - net jhn wie den vntern theil in einem Schiff / das Waſſer darauß zu pumpen. Den andern ſetzt er 8 Eln hoch. Den Mittern 10 Eln. Vnd den Oberſten 8 Eln.

Drittens hat er allerley Geſchlechter vier fuͤſſiger Thier / verglichen den Ochſen / Schafen vnd Woͤlffen.

Hernach209Dritter Theil der Erquickſtunden.

Hernach da er allerley Thier ſo den Menſchen bekant groͤſe hatte. Rech - net er zum Exempel fuͤr einen Elephanten 4 Ochſenſtell. Vnd viererley art der Cameel rechnet er allzeit 2 Ochſen fuͤr ein Cameel / vnd ſo forthin / daß er jedem Thier ein uͤber auß groß Quartier machte / ſo wol den Reinen als den Vnreinen / ꝛc. Vnd nach langem uͤberſchlagen fande er / daß alle groſſe vier - fuͤſſige Thier nicht ſo viel Raums einnamen als 46 paar Ochſen; Damit man aber nicht ſagen moͤchte / er haͤtte erliche Thier nicht gezehlt / ja es weren noch viel Thier ſo jhme vnbekannt / vnd er in Thier buͤchern nicht gefunden haͤtte / nimmet er an ſtatt der 46 paar Ochſen / 60 paar / ꝛc.

Von dieſen kommet er auff die Wider / Boͤck / Gaiß / Schaf vnnd jhre Geſchlechter / ſo nicht Fleiſch freſſen / alſo / daß er auch der allerkleinſten nicht vergiſſet / vnd bißweilen einem dergleichen Thier / ſo viel eingibt als zweyen Schafen / biß er zuſamm bringt 40 paar Schaf.

Alſo vnd ebner maſſen findet er fuͤr die Fleiſch freſſenden Thier 30 paar Woͤlff damit er aber nicht zu wenig rechnet / ſetzet er 40 paar.

Zum vierdten / ſetzt er den Fleiſch freſſenden Thieren / einem in das ander allzeit auff einen Tag ein Schaf zufreſſen. Findet alſo durch die Rechen - Kunſt / daß vor ſolche Thier gnug ſeynt 3650 Schaf. Endlich ſchleuſſt er; Alle vierſuͤſſige Thier nemen den Raum ein / welchen 120 Ochſen / 80 Woͤlff / 3730 Schaf.

Zum fuͤnfften / machet er auch dergleichen Augenſcheinliche Rechnung mit dem Gewuͤrm vnd Vnzifer / ſolchs nun alles loſiert er in den Gaden ſo 8 Eln hoch: Weil deſſen paviment oder Boden in ſich hielt 15000 gevierd - te Eln / oder aber 22000 gevierdte ſchuch / darauff er jedem Thier ſein gewiſ - ſen Raum groß gnug eingeben / vnd doch uͤber all Gaͤng gelaſſen / vnd Ge - maͤcher fuͤr das Futter.

Zum ſechſten / ſo hat er gerechnet / daß in dem mittlern Gaden raum gnug fuͤr alle vierfuͤſſige Thier / ja wañ ſelber noch ſo viel geweſt werden: dañ weil er ſolchen ſetzt 10 Ein hoch / findet er deß gantzer Gemachs Coͤrperlichẽ Jnhalt 150000 Cubic Elen / welchs ein uͤberauß groſſes Gemach muß geweſẽ ſeyn!

Letzlich / den obern Gaden / raumet er ein den Menſchen / dem Gefluͤgel / vnd allerley Victualien. Alſo daß die Sach ſo richtig daß man im Buteo - ne nichts verwerffen kan / als daß er alle Quartter zu groß genommen.

E eWann210Dritter Theil der Erquickſtunden.

Wann nun Origenes, dergleichen Rechnung zur Hand gehabt haͤtte / wuͤrde er dem Apelli, Marcionis Juͤnger / ſo Moſi widerſprochen / viel beſ - ſer begegnen / vnd jhm ſein Laͤſtermaul gruͤndlicher ſtopffen koͤnnen / als er in der andern Homil: in Geneſin gethan.

Der H. Auguſtinus vermeynet er habe dem Origeni geholffen / vnd jhn außgeeiſet; Wann er vorgeben / Moſes habe eine Egyptiſche Ein welche 6 mahl groͤſſer als eine gemeine Eln / verſtanden / vnd diß war bey dem ge - meinen Mann / welcher der Stereometriæ vnerfahren / eine richtige vnd rechtſchaffene Antwort: Jn dem ſie vermeynt / die Arch wuͤrde alſo nur 6 mahl groͤſſer ſeyn als zuvor: Da ſie doch 216 mahl groͤſſer worden als ſie zuvor geweſen: weil gleichfoͤrmige corpora in triplicata ratione beſtehen. Alſo daß der Kaſten eine abſchewliche Groͤſſe wuͤrde gehabt haben / in dem er laͤnger als einer groſſen Teutſchen meil. Ja fuͤr einen Ochſen wuͤrde ein Quartier kommen / ſo groß als ein Arch wie wirs gerechnet nach Moſe / wel - ches vnglaublich vnd vnmuͤglich.

Darauß nun in acht zu nemen / was Nutzen die Arithmetica, Geome - tria vnd Stereometria einem Geiſtlichen bringe.

Die XLII. Auffgab. Ein Tetraëtron oder Corpus ſo von vier gleichſeitigen Trianglen beſchloſſen / alſo zu werffen / daß die Spitz vnterſich / die Flaͤch aber uͤberſich ſtehe.

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Diß iſt anfangs dem Vnwiſſenden ein vnmuͤglich vnnd vnglaublich ding / wann ers aber ſihet / wird er mit lachen die Kunſt lernen: Schneide von waichem Holtz ein Tetraëdron oder corpus wie du mit a b c d, verzeichnet ſiheſt / Solchs nun ſoll geworffen werden daß das d vn - terſich / die flaͤche abc aber uͤber ſich ſtehe. Geſchicht / wann mans in ein Geſchirꝛ / darinn Waſſer iſt / wirffet / dann alſo alle -zeit211Dritter Theil der Erquickſtunden. zeit eine Flaͤche uͤberſich ſtehet; Darauß man ſihet / daß die Erde diß corpus anders annimet als das Waſſer.

Die XLIII. Auffgab. Wie man rechnen ſoll die Zahl der Picquen / welche in einem ſtrick gewiſſer laͤng moͤgen gebunden werden / auß M. Widman.

Ein ſtrick iſt lang 11 ſchuch / darein koͤnnen gebunden weꝛden 36 Picquen Nun iſt die Frag / wieviel Picquen in einem ſtrick 22 ſchuch lang moͤgen ge - bunden werden? Hie muß man nicht ſagen / weil der ſtrick 2 mahl laͤnger / ſo gehen auch 2 mahl mehr Picquen darein / weil die flaͤchen gegen den Linien in duplicata ratione ſtehen: Deßwegen muß man beeder ſtrick laͤng qua - dratè multiplicirn / kommen 121 vnd 484. Darnach ſprechen: 〈…〉

Die XLIV. Auffgab. Ein Rechnung von einem Schleiffſtein Andrææ Helmreichs von Eißfeld.

Drey kauffen einen Schleiff ſtein / deſſen halber diameter 8 ſpann vmb 3 / gibt B ſo viel als C / vnd A⅝ ſo viel als einer. Frag / wie viel jeder be - zahlt / vnd wieviel ſpannen er von dem Stein fuͤr ſein Gelt abſchleiffen doͤrf - fe / der geſtalt / daß die letzte ſpann bey dem centro keinem zugerechnet werde: 〈…〉

Nun212Dritter Theil der Erquickſtunden.

Nun rechne wieviel jeder fuͤr ſein Gelt abſchleiffen ſoll / weil der gantze Diameter deß Steins haͤlt 16 ſpann / ſo quadrier 16 werden 256 gevierd -

[figure]

ter Felder oder Spann. Davon genommen die letzten Spann als 4 Fel - der / die niemand ſollen zugeſchrieben werden. Reſtirn 252 Felder / die ſie alle drey zu verſchleiffen haben / vnd 3 geſtehen ſetzt alſo: 〈…〉

Rechne eines nach dem andern / als erſtlich dem Dritten kommen 96 Fel - der / das ſeynt eben 4 ſpannen / als 4. 5. 6. vnd 7. (dann die zwo achten ſpan -nen213Dritter Theil der Erquickſtunden. nen werden gerechnet fuͤr nas Holtz) So viel Felder als 96 gebuͤhren auch dem Andern / diß ſeynt auch 2 ſpannen / als die ander vnd dritte. So kom̃en dem Erſten 60 Felder / thut die erſte ſpann. Vnd iſt der Schleiffſtein dro - ben verzeichnet / vnd in 256 Felder getheilet / die Auffgab aber gegruͤndet in der 2 prop. lib. 12. Euclid.

Dieweil nun / wie angezeigt / die 8 vnnd letzte ſpannen als 4 Felder / fuͤr das Holtz die Wellen gerechnet / vnd niemand zugeſchrieben werden / alſo zehien wir die Felder einer jeden ſpannen beſonder / wie folget: 〈…〉

Die XLV. Auffgab. Eine Bretzen auff einen ſchnidt in drey ſtuͤck zu zerſchneiden.

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Man pflegt an etlichen Orten / Brodt zu bachen / ſo man Bretzen oder Bretzel nennet / folgender form: Damit kan man einen vexirn ob ers auff einen ſchnidt zu dreyen Stuͤcken ſchneiden koͤnne.

Man thut einen ſchnidt wie an a b zu ſehen / ſo gibt es 3 theil / welchs fonſten auff keine andre Manier geſchehen mag.

Die XLVI. Auffgab. Durch ein reguliert gevierdte Seulen ein viereckicht Loch zu machen dadurch die halbe gegebne Seule moͤchte geſtoſſen werden.

Es ſey vor gegeben die recht gevierdte Seule / dadurch ſoll ich ein vier - eckicht Loch machen / ſo groß / daß wann man die Seule halb von einander ſchneidet / das halbe Theil dadurch moͤge geſchoben / oder dadurch ein andre Seulen gleicher groͤſſe mit der durchlochten / moͤge geſtecket werden. WeilE e iijdie214Dritter Theil der Erquickſtunden.

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die Seule uͤber Eck breiter / als die rech - te dicke der Seule / ſo iſts muͤglich / wañ ich uͤber Eck ein gevierdtes Loch hinein ſchneide / in der groͤſſe deß baſis der Seulen / daß eben dergleichen Seule koͤnne dadurch geſchoben werden: Da - mit wir aber vnſer vorgeben Augen - ſcheinlich beweiſẽ / ſo ſchneite die Seu - le in C als vngefehr in der mitte von einander / vnd ſtecke das gantze Theil in das durchlochte / wie bey d e f g zuſehen. So wird die moͤglichkeit erſcheinen.

Die XLVII. Auffgab. Wie viel eines Menſchen Arm vnter der Hand dicker als ſein kleiner Finger?

Vnſer Author diſcurirt in ſeinem Tractat auch von der proportion deß Menſchlichen Coͤrpers / ehe wir darauff kommen / wollen wir zuvor fuͤr vns etliche Auffgaben davon ſetzen / vnd erſtlich / vmb wieviel eines Menſchẽ Arm vnter der Hand dicker ſey / als ſein kleiner Finger? Wann man deßwe - gen etliche ſo dergleichen nie gehoͤrt / fragte / wuͤrden vngleiche Antwort fal - len; Vnd endlich ein Gelaͤchter drauß werden: Wann ich aber ſage / eines wol proportio nirten Menſchens Arm vnter der Hand wer nur 3 mahl di - cker als ſein kleiner Finger am vnterſten Glied / moͤchte ich auch verſpottet werden: Aber nimb einen Faden / vmbwickel damit das vnter Glied deines Fingers / biſt du kein monſtrum oder Mißgeburt / ſo wirſt du befinden / daß ſolcher faden juſt / vmb deinẽ Arm vnter der Hand gehe / vnd mit beeden endẽ zuſammtreffe / diß iſt aber nur nach dem vmbkreiß / vnd nicht nach dem Jn - halt der Flaͤche zu verſtehen: Dann ſonſten were deß Arms ſtumpff 9 mahl dicker / als der ſtumpff deß kleinen Fingers / weil wir offt geſagt / die flache Fi - guren in dupla ratione beſtehen mit den Linien.

Die XLVIII. Auffgab. Vmb wieviel deß Menſchen Leib ůber dem Nabel groͤſſer / als der Arm vnter der Hand?

Eben215Dritter Theil der Erquickſtunden.

Eben nach vorhergehender Auffgab zu antworten: So ſprich ich 6 mal / Dann vmbwickel deinen Arm vnter der Hand mit eim Faden 6 mahl / ſo wird ſolches die dicke deines Leibes uͤber dem Nabel her ſeyn.

Die XLIX. Auffgab. Wie es mit der Rundung vnd Laͤnge deß Kopffes beſchaffen?

Nimb einen Faden / wickel jhn mitten durch die Stirn vmb den Kopff / vnd mercke ſolche dicken an dem Faden: Wañ du nun hinten an der Ancken ſolchen Faden mit einem ende anſchlaͤgeſt / uͤber den Kopff zieheſt / wird das ander ende / biß vnter das Kin zum anfang deß Halß raichen: Wer eine ſol - che maß nicht findet / der hat ſich nicht zu ruͤhmen / daß er ſymetricè com - poniret / vnd ein recht proportionirten Kopff habe.

Die L. Auffgab. Von rechter Laͤnge eines Menſchen.

Ein Menſch ſo gar zu lang vnd groß / iſt ſo wenig ſymetricè compo - niert / als der Jenige ſo gar zu klein. Varro vnnd Gellius ſtatuirn der Menſch koͤnne nicht laͤnger ſeyn als 7 ſchuch / wir finden / wann ſie gemeine ſchuch meynen / das widerſpiel. Ariſtoteles haͤlt ein rechtſchaffene Laͤng an einem Menſchen / inſonderheit an einem Weibsbild / fuͤr eine ſonderbare zier vnd ſchoͤnheit / alſo daß er ſagt: Kein kleins Weibsbild ſey ſchoͤn zu ſchaͤtzen / weil ſie den vornembſten theil der ſchoͤnheit / welcher da iſt eine zimliche Sta - tur, nicht hab: Die rechte Laͤng aber eines wol proportionirten Menſchen ſoll ſeyn wie Henricus Monantholi auß den Philoſophis lehrt / 6 ſchuch / wer nun 7 oder mehr ſchuch lang iſt / iſt zu groß / vnnd wer 5 oder weniger ſchuch kurtz / iſt zu klein. Mir faͤllet hier ein was von der Laͤnge vnſers lie - ben Meſſlæ geſagt wird / daß nemlich zu Rom an einer Kirchen / ſein Laͤnge von der Erden mit einem vorgeſchoſſenem ſtein richtig zu finden: Darunter viel 1000 Menſchen geſtanden / keiner aber dieſelbe Laͤng richtig gehabt / in dem ſie entweder zu groß oder zu klein geweſt. Hie kan ich auch vngemeldet nicht laſſen / weil wir von rechter proportion der Menſchlichen Glieder handeln / daß Gott dem Juͤdiſchen Volck getrohet jhnen zur ſtraff eine an - dere Geſtalt zu geben / vnd ſie alſo von andern Menſchen zn vnterſcheiden /welchs216Dritter Theil der Erquickſtunden. welchs jhnen auch richtig in die Hand gangẽ vnd waar worden: Vnd mag ich mit Waarheit ſagen / daß ich vnter viel hundert Juden vnd Juͤdin nicht einen oder eine angetroffen / ſo nicht ein ſonderlich monſtro ſiſch Zeichen an jhnen gehabt: Dann entweder ſeynt ſie gar blaich / oder zu gelb / oder aber zu ſchwartz / haben meinſtes theils groſſe Ochſenkoͤpff / weite Waffel vnd Go - ſchen / ſchroͤckliche Schmaͤcker / Boltzente Augen / Augbraun wie Saͤwboͤr - ſter / lange vnd groͤſſe Eſels Ohren / krum̃e Fuͤß vnd Haͤnd ſo jhnen uͤber die Knie nab hangen / groſſe vnformliche Wartzen / manchem ſtehet ein Aug o - der Ohr hoͤher als das ander / oder ſeynt ſonſten an jhren Gliedmaſſen nicht ſymmetricè proportioniert: Als ich auff eine Zeit der gleichen bey einer Gaſtung proponirt / hielt mir ein guter Freund das obſtat, fuͤrgebend / er mir eine Juͤdin weiſen wolte / der ſchoͤnheit nach ohne tadel vnd mangel / ja ich wuͤrde ſie ehe einer Goͤttin als einem Menſchen vergleichen / were auch nur ein meil wegs von dem Ort da wir beyſammen ſaſſen: Jch antwor - tete / diß Wunder muͤſte ich ſehen / vnd vnter 1000 in acht nemen / ſpatzier - ten deß andern tags an das Oct / da lag die Juͤdin am Fieber / ſahe über die maſſen jaͤmmerlich auß / wie dann das Fieber ſchoͤne Leut am haͤßlichſten zurichtet. Wir ſahen ſie im Bett in der Stuben lang an / endlich fragte ich meinen Geferten / ob er noch nichts an jhr zu tadeln merckte / ja ſagt er / ſie hat zwey vngleiche Naſenloͤcher / dann das eine kaum ſo groß anzuſehen war als ein Erbes / das ander aber / daß ſie es wol mit dem Daumen raͤumen koͤnnen: Bleibt alſo dabey / daß die Goͤttliche trohung erfuͤllet. Geſetzt aber / man fin - de dem euſſerlichen anſehen nach / an manchen Juden gantz keinen mangel / ſo werden ſich doch ſehr viel fehler der Natur an jhnen / wañ man jhre Glied - maſſen der rechten proportion nach betrachtet / finden.

Die LI. Auffgab. Von der Proportion deß Menſchlichen Leibs / auß dem Authore.

Der Samtſche Philoſophus pythagoras, hat auß wichtigen Vrſa - chen geſagt: Der Menſch ſey eine rechte maß aller andern dingen. Erſtlich weil er zum Ebenbild Gottes als die vollkommenſt / vnter allen Creaturen erſchaffen. Daher zum andern / der Philoſophorum Regel gilt: Dasjenige217Dritter Theil der Erquickſtunden. ſenige welchs das vollkommenſte iſt aller ding / vnnd das erſte in ſeiner Ord - nung / iſt ein Maß alles Reſts. Drittens / weil man allerley Maß / damit man die Laͤnge / Braite vnd Tieffe miſſet / nach den Gliedern vnd actioni - bus der Menſchen nennet / als da ſeynt ein Daum / ein Fuß / ein Spann / ein Eln / ein Klaffter / Schritt vnd dergleichen.

Zum vierdten / weil viel dings / ſo nach Menſchlicher proportion, Sym - metria vnd convenientia zubereitet / ein anſehen hat / vnd ſeine rechtſchaf - fene Vollkommenheit erraichet / inſonderheit in der Architectur, als in Seulen / Tempeln / Haͤuſern / Schiffen / wie hernach folget.

Vns iſt auß Gottes Wort vnverborgen / daß auff eingeben deß heiligen Geiſtes die Arch Noe gebawet 300 Eln lang. 50 Eln brait / vnd 30 Eln hoch. Das iſt die proportion ſo in den kleinſten Zahlen beſtehet 30. 5. 3. Nun laſſe ein Menſchen ſich niderlegen vnd ſtrecken / ſtecke ſeine Laͤnge ab / theil ſie in 30 theil / nimb ſolcher theil 5 / ſo haſt du deß Menſchen Braite / 3 theil aber davon / geden deß Menſchen Dicke / welchs niemand ohne groſſes verwundern betrachten kan.

P. Vilalpande meldet von dem Tempel Salomonis eine ſonderliche Bawkunſt vnd Meiſterſtuͤck / gibt auch fuͤr / ſolcher ein rechtſchaffen Model / der gantzen vnd vollkommenen Bawkunſt geweſt: Jn dem er in allen ſtuckẽ deß Gebaͤwes eine ſonderliche proportion geſucht / in acht genommen / vnd gefunden. Jn deme man auß einer einigen Seulen oder nur jhrem Capi - tal oder einem andern ſtuck allein / die Maß vnd Groͤſſe deß gantzen Gebaͤw - es erkennen moͤgen.

Andere Kuͤnſtliche Bawmeiſter erinnern vns daß der Grund der Haͤuſer vnd die Baſes der Seulen / jhre Capitaͤl / Daͤcher / Geſims / Kronen ſich vergleichen zu den Fuͤſſen / Kopff / Leib / ꝛc. deß Menſchen: Alſo daß der Name mit dem Werck im effect uͤbereinkommet.

Andere ſorgfaͤltige Werckleut erinnern: Daß / wie ſich die einzehliche Theil deß Menſchlichen Leibs gegen einander verhalten: Als die Naſen / der Mund / der Nabel / ꝛc. ſtehen in der mitte / die dopelten aber ſeynt auff zweyen ſeiten nach einer vollkommenen Gleichheit: Alſo verhalten ſich auch zuſam̃ die Theil eines recht Kuͤnſtlichen Gebaͤwes / ꝛc.

Etliche repræſentirn an einer Seulen deß Menſchen Haupt / Augen /F fStirn /218Dritter Theil der Erquickſtunden. Stirn / Naſen / Mund / Gekraͤuſelte Haar / die Holkerlen vergleichen ſie den zierlichen Falten eines Weiber Rocks / vnd der gleichen. Als daß wie die Kunſt die Natur imitiret vnnd ſelber nachfolget / alſo auch die Gebaͤwe vnd andere Kuͤnſtliche Wercker / ſollen jhre nachfolg nemen / von dem Mei - ſterſtuck der Natur / welchs iſt der Menſch / deſſen Leib iſt in vergleichung Kuͤnſtlicher Werck / wie das Bild Polycletis, nach welchem alle Bilder muſten reguliert vnd gemacht werden.

Dieſer Vrſach halben haben Vitruvius, Albertus Dürerus (als der Teutſchen Apelles) vnd andere vorneme Kuͤnſtler / viel von deß Menſchli - chen Leibes proportion geſchrieben / Duͤrer zwar ein gantzes Buch / der den Menſchen von Fuß auff an biß auff die Schaitel miſſet / welchen ein je - der leſen mag zu ſeinem belieben / vnd alſo ein vollkommene Wiſſenſchafft darauß erlangen. Wir wollen was am luſtigſten vnd am leichſten einig vnd allein hieher ſetzen.

Erſtlich die Laͤnge eines wol proportionierten Menſchen findet er / an der Weite der Ende beeder Mittelfinger / wann er die zween Arm vnnd Haͤnd / ſo weit er kan / außſtrecket / daß ſie mit dem Leib einen rechten Win - ckel machen: Cornelius Agrippa lib. 2. cap. 27. occultæ Philoſophiæ ſagt: Der Menſch mache durch einen ſolchen Stand ein quadrat, deſſen centrum in der Zwiſel der Bein deß Menſchen / wie auß folgender Figur zu ſehen.

[figure]
Eben219Dritter Theil der Erquickſtunden.

Eben deß Menſchen Laͤng findet ſich auch / auß der diſtants der zweyen Fuͤſſe die der Menſch ſo weit er kan / von einander ſpreiſt.

Zum andern / wann man die Haͤnd / Fuͤß vnd Kopff von einander ſpañt in form eines Andreas Creutz (wie es die Kuͤnſtler nennen) vnd ſetzet ein Cir - ckel in deß Menſchen Nabel / ſo kan man einen Circkel oder vierung / welche das euſſerſte beeder Haͤnd vnd Fuͤß anruͤhret / beſchreibẽ. Hingegen ſchreibt Agrippa an obgedachtem Ort: Wann der Menſch lige / daß ſein Kopff / 2 Haͤnde vnd 2 Fuͤſſe ein regulirt 5 eck machen / koͤnne man auch einen Circkel vmb jhn beſchreiben / deſſen centrum in imo pectinis, dz iſt bey dem anfang der Zwiſel beeder Fuͤſſe. Eben diß centrum wird der Menſch auch haben / wann er die Haͤnde ſincken laͤſſet / vnnd auffgericht ſtehet / wann er aber die Haͤnde uͤber den Kopff erhebet / vnd ſo weit er kan gerad uͤberſich außſtreckte / wird der Nabel das centrum.

Zum dritten / die Braite deß Menſchen / das iſt von einem Rieb zum an - dern / Jtem den Elnbogen / die Bruͤſt / der Kopff mit dem Halß / machet jedes ein ſechſtel der Menſchlichen Laͤnge.

Zum vierdten / die Laͤng deß Geſichts iſt gleich der Laͤng der Hand / ge - nommen von dem Knoͤchel deß Arms biß zu dem ende deß mittlern Fingers / vnd der tieffe deß Coͤrpers / wann man ſolche nimbt vom Bauch an biß auff den Rucken / vnd die weite zweyer Waͤrtzel an den Bruͤſten / vnd der theil 10 machen die Laͤng eines groͤſſern Menſchen / 9 aber / wie Agrippa meldet / ei - nes kleinern. Er theilet aber nach 10 theilen den Menſchen / welcher wol pro - portioniret / alſo auß: Das erſte Zehetl / iſt von der Schaitel biß vnter die Na - ſen: Das ander / von der Naſen biß auffs oͤberſte der Bruͤſte: Das dritte / biß auff den obern theil deß Magens: Das vierdte, von dañen zum Nabel: Das fuͤnffte / biß auff den anfang der Zwiſel (da das centrum deß Menſchen iſt wie droben gemeldet / wann er auffrichts ſteht vnd die Haͤnde ſincken laͤſſet) von dannen an / ſeynt noch fuͤnff Theil biß an die Solen der Fuͤſſe / thun in allem zehen Theil.

Zum fuͤnfften / die Hoͤhe der Stirn / die Laͤnge der Naſen / der Ohren / deß Daumens / vnd der Raum vnter der Naſen biß zum Kin / ſeynt juſt ein ander gleich.

Vnd wer koͤndte die wunderbare proportion der andern Stuͤck vndF ijGlieder220Dritter Theil der Erquickſtunden. Glieder Menſchliches Leibes alle referirn: Jetzt will ich nur auß oberzehl - ten / meine principia vnd Gruͤnd nemen / auß welchem einem Mahler vnd Bildhawer nicht ſchwer / ein wol proportionirtes Bild zu mahlen vnd for - miren / durch ſolche Gruͤnde wird auch glaͤublich gemacht / was von etlichen Griechiſchen Bildhawern erzehlet wird: Daß ſie ſich auff eine Zeit vnter - fangen / jeder an einem abſonderlichem Ort ein Stuck eines Angeſich[t]s / nur durch ein einiges erkanntes ſtuck deſſelbigen / zu machen / welchs auch geſche - hen / vnd ſie jhre ſtuͤck zuſam̃ gebracht / ein uͤberauß ſchoͤn vnd wol propor - tionirtes Angeſicht davon zuſam̃ geſetzt. Ebner maſſen faͤllet mir ein / wel - ches ich nicht verhalten ſoll / daß Albertus Dürerus, vnnd ein vornehmer Mahler auch mit einander auffgenommen / jeder ein Crucifix zu machen / Albertus Dürerus von Holtz / der Mahler aber ſolte eines mahlen / haben auch nur ein Glied bekannt genommen / vnd ſo kuͤnſtlich gearbeitet / daß / wie ſie jhre Stuͤck auff etlich meil wegs zuſatñ gebracht / vnd Duͤrer ſein Bild auff das Gemahlte gelegt / alles mit verwunderung ſo net auff einander ge - troffen daß niemand das geringſte daran tadlen koͤnnen / vnd ſollen beede Crucifix zu Nuͤrnberg noch zu ſehen ſeyn.

So iſt nun lauter vnnd klar / daß man durch huͤlff vnd mittel der pro - portion, deß Herculis groͤſſe auß ſeinen ſchritten / den Loͤwen von einer Klawen / ein Rieſen auß einem Daumen / oder jeden Menſchen / auß einem gegebnen ſtuck ſeines Leibs maͤſſen vnd ſchaͤtzen kan. Alſo hat Pythagoras auß Herculis ſchritt vnd tritt / ſo er auff der Erde geſpuͤret / ſeine gantze Laͤn - ge colligiret vnd außgerechnet. Alſo Phydias, da er allein ein Klawen vom Loͤwen ſahe / formirt vnd macht er einen Loͤwen ſo groß / als der jenige war / deſſen Klawen man jhme gegeben / daher das Sprichwort ruͤhret: Ex ungue Leonem. Wie davon in den Adagiis Eraſmi zu leſen. Deßglei - chen Timantes der Mahler / nach dem er die Zwerglein mahlte / kundte er darauß finden die Groͤſſe der Rieſen.

Kurtz zu melden / wir koͤnnen durch eben dergleichen methodum vnd manier / zur wiſſenſchafft vieler / ſchoͤner / ſeltzamer vnd lieblichen antiqui - taͤten gelangen / Als da ſeynt die uͤbergroſſen Bilder / vngehewre Rieſen / vnd dergleichen / da man in den Hiſtorien / etwan nur eines einigen Glieds Groͤſſe beſchriben findet / wie dergleichen etliche Exempel folgen werden.

Die221Dritter Theil der Erquickſtunden.

Die LII. Auffgab. Wie groß der Berg Atho muͤſſe geweſt ſeyn?

Der Leſer / ſagt vnſer Author, wird ſeinen Luſt leſen / an den vnterſchied - lichen Exempeln / welche ich hieher ſetzen will. Erſtlich auß dem Vitruvio, der meldet in der Vorrede / ſeins andern Buchs von Dinocrate dem Baw - meiſter / Plutarchus in vita Alexandri, nennet jhn Staſicratem, Arrianus aber Chinocratem, Strabo Chiromocratem, Plinius Dinocharem. Andere Democratem. Daß er ſich auff die Reiß gemacht / Alexandrum Magnum zu ſehen / vnd jhme ein rechtſchaffen Meiſterſtuck zu præſentirn vnd vorzulegen. Nemlich einen Abriß von dem groſſen Berg Atho, darauß[er]ein Mannlichs Bild wolte formirn vnd figurirn / welchs in ſeiner lincken Hand eine ſehr groſſe Stadt haltend fuͤr 10000 Mann / in der Rechten ein Schuͤſſel oder Schaalen / alle Fluͤſſe deſſelbigen Bergs empfieng / vnd ins Meer außgoͤſſe. Alexander Magnus ließ jhm ein ſolche invention gefallen / wunderte ſich daruͤber / fragte auch den Kuͤnſtler / ob vmb denſel - ben Berg / ſo viel Getraid / gedachte Stadt zu erhalten / moͤchte gebawet wer - den? Weil aber ſolchs vnmuͤglich / ſagte er ferner gantz weißlich: So ſchoͤn die invention were / ſo vngelegen were auch der Ort / behauptet auch ſolchs mit einem ſchoͤnen Gleichnuß / wie in dem Vitruvio ferner zu leſen. Wir wollen viel mehr jetzund die Groͤſſe deß Bildes / der Stadt / vnnd Schalen betrachten. Der Author ſagt / ſolchs auß der proportion leichtlich zu finden ſey / nimmet die Stadt der groͤſſe / daß einer Perſon 12 Werckſchuch eingegeben werdẽ / wie es der Author meynet kan ich auß der Dolmetſchung nicht verſtehen / weil ſie etwas obſcur vnd dunckel: Jch wills deßhalben meiner meynung nach rechnen: So einer Perſon 12 gevierdte ſchuch gerech - net werden / muß die Stadt 120000 gevierdte ſchuch gehalten haben / vnd weil die Laͤnge der Hand ſich zu jhrer Braite verhaͤlt / wie 2 zu 1 muͤſſen 2 Zahlen gefunden werden, die ſich zuſam̃ verhalten wie 2 zu eins / welche mit einander multiplicirt 120000 machen. Wir wollen Bruͤche zu meiden ne - men 490 vnd 245 / die bringẽ / wañ man ſie in einander multiplicirt 1200 50 / welche Zahl nur vmb 50 ſchuch groͤſſer als die rechtſchuldige. So iſt nun die Laͤnge der Hand 490 ſchuch / vnd weil diß der 10 theil deß Bildes / ſo muß ſeine Laͤnge ſeyn 4900 ſchuch / vnd diß iſt auch die Hoͤhe deß Berges /F f iijdie222Dritter Theil der Erquickſtunden. die Naſen muſte lang ſeyn 163⅓ ſchuch: Nun iſt leichtlich die Rechnung zu machen / wie groß die andern Theil deß Bildes haͤtten ſeyn muͤſſen / welches ein jeder zu ſeinem belieben nach vnſerer gegebenen Proportion leichtlich außrechnen kan.

Die LIII. Auffgab. Von der Groͤſſe vnd Schwere deß Bildes oder Goͤtzen ſo bey Rhodo der Jnſel auffgerichtet.

Plinius lib. 34. cap. 7. Hiſtoriar. natur. ſchreibt von ſo groſſem Co - loſſo oder Goͤtzen / durch deſſen Fuͤß die groſſen Schiff mit vollen Saͤglen lauffen koͤnnen / gibt jhme die hoͤhe von 70 Eln. Andere Hiſtorien Schreiber melden / nach dem die Tuͤrcken ſelbiges Bild zerſchlagen / ſie 900 Cameel mit dem Ertz davon beladen! Nun iſt die Frag von ſeiner Groͤſſe vnd ſchwe - re? Erſtlich nach Columellæ meynung / weil ein Cameel 1200 pfund tra - gen kan / iſts am tag / daß ſolcher Oelgoͤtz auffs wenigſte gewogen 1080000 pfund / oder 10800 Centner. Zum andern / weil das Geſicht der 10 theil der gantzen Hoͤhe / ſo folgt dieſer Goͤtz einen Kopff gehabt 7 Eln lang / oder 10½ ſchuch / vnd weil die Naſe / Stirn vnd Daumen / ſeynt der dritte Theil deß Geſichts / wann die Naß lang geweſt ſchuch / wie auch die Stirn vnd der Daume / ferner weil die Dicke deß Daumens iſt von ſeiner Laͤng / hat er in der Dicke Schuch / iſt alſo wol zu glauben / daß wenig Perſonen ſol - chen Daumen vmbfahen koͤnnen / wie die Hiſtorien Schreiber melden.

Die LIV. Auffgab. Wie groß das Bild Neronis deß Keyſers geweſt?

Eben droben gedachter Plinius ſchreibt von Nerone: daß er Zeno - dorum einen beruͤhmbten vnd Kuͤnſtlichen Bildhawer auß Franckreich zu ſich bringen laſſen / deme er anbefohlen ein Bild nach ſeinem Conterfet / in zimlicher Groͤſſe / auffzurichten. Macht deßwegen einen Coloſſum von 120 ſchuch hoch / welcher hernach eben in ſolcher groͤſſe / wie Plin. lib. 7. cap. 35. berichtet / auff ein Tuch abgemahlet worden. Nun dieſes Bildes braite war 20 ſchuch / ſein Angeſicht 12 ſchuch. Sein Daum vnd Naſe jedes vierſchuch223Dritter Theil der Erquickſtunden. ſchuch / Es were hie Ort vnd Gelegenheit / mehr von dergleichen Bildern zu diſcuriren / damit wir aber den Leſer nicht vnluſtig machen / wollen wiꝛ von groſſen vngehewren Rieſen reden.

Die LV. Auffgab. Von etlichen groſſen vnd vngehewren Rieſen?

Der Leſer wird / was wir hie vorbringen / nicht alles glauben / kan jhn auch nicht verdencken / dann ich ſelbſten an vielen zweiffele. Das erſte iſt / man ſagt von der Stadt Maintz / in einer alten Kirchen / finde man eines Rieſen Rieb fuͤnff ſchuch lang / iſt dem nun alſo / ſo iſt er zweymal ſo dick geweſt / nemlich 10 ſchuch / ſolche 6 mahl genommen / iſt ſeine Laͤnge geweſt 60 ſchuch / welchs dann ein groſſes Monſtrum muͤſte geweſt ſeyn.

Wit koͤnnen zwar nicht in abred ſeyn / daß vor der Zeit Menſchen vn - natuͤrlicher groͤſſe gelebet: Dann die H. Schrifft bezeugt / Deut. am 3. der Koͤnig Og ſo zu Rabat gewohnet / ein ſo groſſer Menſch geweſt / daß ſein eiſern Betth 9 Eln lang / vnd 4 Eln brait geweſen. Dieſes Ogs Angeſicht nun iſt geweſt faſt Eln lang weniger . Seine Naſen einer Eln weniger vnd ſo fortan.

Jm erſten Buch der Koͤnige am 17 Cap. wird Goliath von 6 Eln vnd einer queeren Hand lang beſchrieben / das iſt mehr als 9 ſchuch / Er ward gewapnet von Fuß auff biß an die Schaitel / ſein Kuͤres ſampt dem Eiſen an ſeiner Lantzen woge 5600 Seckel / welchs mehr als 233 pfund / wann man ein Seckel fuͤr 4 quintlein rechnet / vnd 12 Vntzen fuͤr ein pfund: Nun iſt es wol glaublich / der Reſt ſeiner Waffen / als der Schildt / Bein - ſchin / Armſchin / vnd Sturmhauben mehr gewogen als das erſte / vnd er al - ſo zum wenigſten 500 pfund ſchwer getragen / welchs fuͤr einen Menſchen ein uͤber auß ſchwerer Laſt / angeſehen / daß ein gar ſtarcker Menſch ſonſten an 200 pfund Ruͤſtung gnug zu tragen.

Solin. lib. Hiſtor. cap. 5. gedencket / daß bey waͤrentem Krieg in der Jnſel Creta, durch eine groſſe Ergieſſung deß Waſſers / eines todten Coͤr - pers Gebein außgeſchwem̃et wordẽ 33 Eln lang. Solche thun 49½ ſchuch / hat alſo ein Angeſicht gehabt bey nahe 5 ſchuch lang / welchs dañ groß gnug.

Plinius224Dritter Theil der Erquickſtunden.

Plinius lib. 7. cap. 16. ſagt / daß eben in gedachter Jnſel Creta oder Candia ſich ein Berg auffgethan / darinn man ein Corpus gefunden / gantz auffrecht ſtehend deſſen Hoͤhe 46 Eln oder 69 ſchuch lang. Etliche fabuliren es ſeynt die Gebein Orionis oder Oten geweſt: Jch halte viel mehr daß es ein Geſpaͤnſt geweſt / ſonſten muͤſte man jhn geben eine Hand faſt 7 ſchuch lang / ſein Naß oder Daum 2 ſchuch / die dicke des Daumens $${7}{9}$$ eines ſchuchs / derer 11 thun 8 $${5}{9}$$ ſchuch / Sapienti ſat dictum.

Plutarchus in Vita Sortorii bringt viel ein wunderlichers Exempel / in dem er vor gibt / in der Stadt Tingi in Mauritania gelegen / da der groſſe Rieß Anteo begraben / wolte Sortorius nit glauben / daß dergleichen Rieß gelebt haͤtte / die gewißheit aber zu erfahren / habe er ſein Grab oͤffnen laſſen / vnd das Corpus 60 Eln lang befunden / deßwegen ſeine Braite 10 Eln oder 15 ſchuch / ſeine Dicke wie auch ſein Geſicht / 9 ſchuch bey nahe / Jſt diß waar / ſo muß diß ein ſteiffer Thurn von Fleiſch erbawet / geweſt ſeyn.

Weil das fabulirn nun mehr angefangen / wollen wir fortfahren / vnd mit Symphoriano Campeſio beſſer auffſchneiden / der ſtatuirt in ſeinem Horto gallico, im Reiche Sicilia an einem Berge / gar nahe bey Trepa - na, als man den Grund zu einem Hauß graben wollen / ſey eine Hoͤle ange - troffen worden / darinn ein Rieß gelegen / welcher an ſtatt eines Steckens ei - nen groſſen Maſtbaum bey ſich gehabt / wo man jhn angrieffen / ſey alles zu Aſchen worden / auß ſeinen Fuͤſſen aber / ſo noch gantz blieben / habe man vr - theilen koͤnnen / ſeine groͤſſe geweſt ſey 200 Eln / oder 300 ſchuch / wañ er ge - ſagt haͤtte 300 Eln / ſo were die Arch Noe jhme eben recht zu einem Sarg ge - weſt / vnd wer koͤndte glauben / daß jemahls ein Menſch ein Geſicht 20 Eln / oder 30 ſchuch lang gehabt / eine Naſe auff 10 ſchuch? Von dieſem uͤber - groſſen Geſpaͤnſt / wollen wir wider zu ruck das Meſſer einſtecken / vnd vns zur Waarheit etwas naͤhers wenden.

Der alte Geſchichtſchreiber Joſephus lib. 1. cap. 19. Juͤdiſcher Hi - ſtorien meldet: Daß in Peru Rieſenbein gefunden worden / 3 mahl groͤſſer als die vnſerigen / deßwegen muͤſſen ſie 18 ſchuch hoch geweſt ſeyn: Dañ wie droben gemeldt / ſo iſt die natuͤrliche Laͤng eines Menſchen 6 ſchuch. So ſeynt auch die Hiſtorten voll / von 9. 10. 11 vnd 12 ſchuͤchigen Rieſen / vnd ſeynt derer auch zu vnſern Zeiten geſehen worden. Magellanus hat vorgeben / erhabe225Dritter Theil der Erquickſtunden. habe dergleichen zu Peru angetroffen / vnd geſehen / daß ſie Pfeil einer Eln lang / ohne ſchaden gantz verſchlucket / vnd wider von ſich geben.

Die LVI. Auffgab. Was corpora durch vermehrung auß den 5 corporibus regularibus entſpringen?

Wir haben in der Vorrede dieſes Theils / von den Corporibus weit - laͤufftig geredet / daß nemlich nur 5 corpora regularia in der Natur zu fin - den. Nun hab ich bey etlichen Authoribus geleſen / daß auß abſchneidung / der regulirten Coͤrper / andere vnd vnzehliche irregularia erwachſen / keinen aber habe ich jemaln angetroffen / der geſchriben von vermehrung der 5 cor - porum regularium: Weiln dann darinnen ein ſehr groſſer Luſt von den Jenigen zu hoffen / ſo ſich mit corporibus variis delectirn, ſolche von Pa - pier / Holtz oder Stein zu formirn / vnd 2 trefflich ſchoͤne corpora irregula - ria, als die gleichfoͤrmige baſes oder Flaͤchen haben / auß vermehrung der corporum regularium erwachſen / will ich (als meines erachtens der erſte) lehren / wie ſolcher corporum baſes vnd retia zu finden.

Die LVII. Auffgab. Eine Tetraëdri oder pyramidis regularis ſo da vermehrt worden / baſin vnd rete zu finden.

Die corpora regularia werden gemehrt / mit rautn vierungen / ſo uͤber der corporum ſeiten gezogen / mit den ſpitzen / mitten ob den baſibus zuſam̃ ſtreichend; Nun iſts nicht ohne wunder zu betrachten: Daß / wann man das Hexaëdron, Octaëdron, Dodecaëdron, vnd Icoſaëdron, auff der helffte jhrer Linien abſchneidet / corpora irregularia erwachſen / einig vnd allein das Tetraëdron, bringt durch der gleichẽ ſchnidt / ein regulirt corpus, nem - lich das Octaëdron. Noch wunderlicher iſts / daß auch auß mehrung deß Tetraëdri ein corpus regulare als nemlich dz Hexaëdron oder der cubus entſpringet / vnd deßwegen nicht von rauten vierungen beſchloſſen wird / da doch die andere 4 corpora, durch jhr mehrung irregularia corpora geben. Vnd darff ich deßwegen ſagen / daß das Tetraëdron ein vhrſprung iſt aller corporum regularium wie auch der irregularium ſo dar auß entſpringen: Dann weil durch mehrung deſſelben ein cubus erwaͤchſt / vnd man auß dem cubo wider die 5 corpora regularia vnd hernach jhre irregularia ſchnei -G gden226Dritter Theil der Erquickſtunden. den kan / werde ich nit vnrecht geredet haben. Weiln nun auß mehrung deß Tetraëdri ein cubus entſpringet / vnd ſolchen ein jeder Tyro diſer Kunſt zu machẽ weiß / laſſen wirs dabey bewendẽ / vnd ſchreiten zu mehrung deß Cubi.

Die LVIII. Auffgab. Eines Hexaëdri oder Cubi, ſo da vermehrt worden / baſin vnd rete zu finden.

Eines gemehrten Hexaëdri, in pyramidibus, durch rauten vierung / baſin zu finden: die weil das Hexaëdron 12 Linien hat / bekommet ſein raute

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vierungs corpus, ſo daruͤber gezogen 12 baſes, alle einander gleich vnd gleich foͤrmig / derer einen zu fin - den: Mach eine Vierung a b c d, beſchreib dar - ein wider eine Vierung e f g h. vnd ziehe die blin - den Linien eg. fh. mache ſ i vnd i o gleich jede derhalben Lini deß mitlern Quadrats. So iſt c o g s eine Rauten vierung / derer 12 ein corpus machen / deſſen rete folget:

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Die227Dritter Theil der Erquickſtunden.

Die LIX. Auffgab. Deß Hexaëdri oder Diamants Bundes / ſo da vermehret worden baſin vnd rete zu finden.

Hie iſts wider wunderlich / dann wann man beede corpora als Hexaë - dron vnd Octaëdron auff die helffte abſchneidet / kommet einerley corpus irregulare, nemblich das jenige ſo von ſechs Vierungen vnnd acht Trian - geln beſtehet / gemacht wird / alſo auch / weil das Octaedron ſo wol als das Hexaedron zwoͤlff ſeiten / kommet auch in vermehrung beeder corporum einerley corpus von Rauten vierungen beſchloſſen / wollen deßwegen jetzt auff das Dodecaedron kommen.

Die LX. Auffgab. Deß Dodecaëdri, ſo da mit pyramidibus vermeh - ret wird / baſin vnd rete zu finden.

Die Beſchaffenheit ſo es mit dem Hexaedro vnnd Octaedro hat / die findet ſich auch im Dodecaedro vnd Icoſaedro: Dann wann man beede corpora auff der haͤlffte jhrer Linien ſecirt, bringen ſie einerley corpus irregular herfuͤr / ſo von zwoͤlff regulirten Fuͤnffecken / vnd 20 regulirten Trianglen beſiehet / alſo auch ſo ſie beede mit pyramidibus gemehrt wer - den / kommet auch einerley Rauten corpus, wollen deßwegen das Fun - dament die Rautenvierung zuverzeichnen / nur auß dem Dodecaedro hie - her ſetzen / weil es eben auch mit Icoſaedri Rautenvierungen uͤberein kom - met. Es ſey ein regulirt Fuͤnffeck a e b. Nun reiß zwo Linien Creutzweiß zu

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rechten Winckeln c d. f g. ſich zuſchneidendt im mittel punct h. Es iſtG ij gaber228Dritter Theil der Erquickſtunden. aber c d gleich der Lini a b, vnd f g der Lini a e. vnd iſt c g d f die begerte Rauten vierung / derer 30 aneinander ordentlich gehangen / geben ein augi - rets Dodecaedron oder Icoſaedron, deſſen halbes rete wir hieher ſetzen wollen.

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Wer nun das gantze Corpus haben will / kan vorher gehen - des rete zweymahl nemen.

Ende deß dritten Theils der Erquickſtunden.

Der229Vorrede.

Der Erquickſtunden vierdter Theil / darinnen XXIX Auffgaben vnd Fragen die Muſicam vnd das Gehoͤr betreffend.

DJe Mathematiſche Kuͤnſte / werden in zweyerley genera oder Geſchlechter getheilet als nemlich in pura & mixta, in reine vnd vermiſchte / vnter die Reinen werden einig vnd allein gerech - net die Arithmetica vnd Geometria, darunter auch / wie droben gemeldet / die Stereometria begriffen / weil ſie beede fuͤr ſich allein ſeynt / vnd ohne zuthun vnd hůlff anderer Mathematiſchẽ Kuͤnſte koͤnnen gelernet / verſtanden vnd practicirt werden / da hingegen ander Ma - thematiſche Kuͤnſten entweder der Arithmetic beduͤrffen / als da iſt die liebliche Muſica, oder der Geometriæ, als da ſeynt die Optica vnnd Geodæſia, oder aber beede mit einander / als da ſeynt die Coſmographia vnd die Mechanica. Jn betrachtung deſſen / kommen wir jetzt ordent - lich auff die mixta genera, vnd tractirn erſtlichen von der Muſica in die - ſem vierdten Theil / weil ſie auß der Arithmetica als der erſten vnd vornembſten Wiſſenſchafft jhre principia nimmet / welchs eine ſo alte / lieblich: vnd nuͤtzliche Kunſt / daß Lutherus recht bekennet / der beſte Redner ſie nicht gnug koͤnne außſprechen vnd růhmen. Daß ſie der vhralten Kůnſte eine ſey / folget / dann ſie jhren Vrſprung mit den En - geln genommen / welche das τριάγων GOtt zu Ehren ſingen / wie auß dem Jeſaia am 6 Capitel zu ſchlieſſen / ja Pythagoras vnd Plato zeugen die Himmliſchen Coͤrper mit jhren wunderſammen Bewegungen ein lieb - liche Harmoniam vnnd Muſicam zuweg braͤchten / welche Apollonius Thyaneus gehoͤret habe. Die Natur hat auch den Voͤgelein jhr Geſang eingepflantzet von welchẽ vielleicht die Menſchen die Muſicam geler - net: Es iſt aber auß H. Schrifft nicht vnbekannt / daß vom Jubal Lamechs Sohn die Geiger vnd Pfeiffer herkommen. Die Poeten dichten / Mercurius habe die Muſicam erfunden / beſihe Homerum in Hymno Mercurii, welcher ſie hernach auff den Orpheum gebracht / der ſo lieblich auffgeſpielet / daß jhme die wilden Thier / Baͤum vnnd Berge nachgefolget / dieſer hat ferner vnterrichtet Thamyrin, Thamyris den Linum, vnd Hercules hat die Singkunſt vom Lino empfangen / Am - phion Thebanus aber vom Hercule, welcher hernach wegen ſeiner ſi -G g iijben -230Vorrede. benſaitigen Leyrn / Thebas mit > Thorn verwahren laſſen / wie Horatius meldet. Solche Kunſt haben auch getrieben vnd hochgebracht Eu - clides, Muſæus, Pythagoras, Empedocles, Cleonides, der weiſe Socrates ſchaͤmte ſich nit in ſeinem hohen Alter auß Liebe der Muſic ein Saiten - ſpiel zu lernen / der Schotten Koͤnig Jacobus kondt auff faſt allen Jn - ſtrumenten ſo viel / daß es jhme eine Frewde war / ſich neben den beſten Meiſtern hoͤren zu laſſen: Lycurgus der weiſe Geſetz Geber hat drey Muſicaliſcher Choͤr angeſtellet: Vom Epaminonda ſchreibt Cicero / daß er ſich auff Saiten ſpielen vielfaͤltig geuͤbet / diß nun wird jhnen von Gelehrten Leuten zu ſonderbarem Lob vnd ewigem Ruhm auß - gedeutet / da Syrach ſeine Vaͤtter hoch loben will / ruͤhmbt er vnter an - dern daß ſie Muſicam gelernet / vnd Geiſtliche Lieder gedichtet: Die Veraͤchter der Muſic ſeynt hingegen geſtrafft / vnd geſchaͤndet wor - den: Der Koͤnig Midas muſte wegen verachtung der Muſica Eſels Ohren tragen. Wie uͤbel wards Philippo außgedeutet / da er ſeinen Sohn ſtraffte / daß er einen lieblichen Geſang von ſich hoͤren ließ / The - miſtocles iſt wegen verachtung der Leyrn / vmb ſeine Authoritaͤt kom - men. Wie vnbeſunnen vnd gantz vnverſtaͤndig hat Antiſthenes Iſme - niam, weil er ſo wol pfeiffen kundte / einen leichtfertigen Mañ geſchol - ten / vnd wie Grundloß war die Vrſach / die er dazu ſetzte: Dann / ſagt er / were er etwas nutz / ſo gebe er nicht ſo einen guten Pfeiffer / was ſage ich aber von den Alten / wie viel ſeynt noch heutigs Tags / welche Mu - ſicam ſchaͤnden / vnd alſo GOtt vnd der Natur zuwider ſeyn: Dann wie vielfaͤltig haben die Propheten vnd heilige Maͤnner im alten Te - ſtament / von dem heiligen Geiſt getrieben / Gott mit Pſalmen / Lobge - ſangen / Pſalteꝛ / Harpffen / vñ allerley Jnſtrumentẽ gelobet / gepreiſet vnd gedancket / Darumb nennet ſie Ammonius in interp. Porphyrii eine Goͤttliche Kunſt: Daß ſie auch noch zur Zeit in der Kirchen groſſen Nutz ſchaffe / bezeuget S. Auguſtinus, wann er ſpricht: Sie ſey nicht allein eine liebliche Artzney deß krancken Gemuͤths / ſondern ſie vermoͤ - ge ſo viel / daß der Thaw Goͤttlicher Gnade allgemach uͤber vns daher trieffe / ja die liebligkeit der Muſic habe jhm offt die Zeehren zu den Au - gen herauß getrieben. Boetius nennet die Muſic eine Kunſt / damit die Gemuͤther zu bewegen vnd zu verendern: Von Timotheo Mileſio leſen wir / daß er durch ſeine Kunſt im ſingen / welchs hoch zu verwundern / den Alexandrum bald zu Kriegen / bald die Waffen abzulegen gezwun - gen: Cajus Gracchus hat durch die Muſic die Roͤmer offt auff ſeinemeynung231Vorrede. meynung gebracht. Pythagoras kundte ſeine Schuler durch die Muſio zu Frewd vnd Leyd bewegen laſſen. Von Olympio ſchreibt man / daß durch ſein Muſicirn die Leut gar entzuckt worden. Iſmenias Theba - nus hat dadurch in Boëtia viel Leut curiert von der Huͤfftſucht. Thales Cretenſis gar von der Peſt. Xenocrates hat durch ſein Geſang die Vn - ſinnigen wider zu recht gebracht / vnd hat nicht David mit ſeiner Harf - fen / den boͤſen Geiſt von Saul verjagt? H. Philippus Camerarius ſchreibt / So einer von einem Tarantula faſt toͤdtlich gebiſſen werde / koͤn - ne er nur durch die Muſicam geneſen / vnd ſein Leben erhalten. Die Muſic ferner erfrewet deß Menſchen Hertz / alſo daß Syrach recht ſpricht: Wie ein Rubin in feinem Gold leuchtet / alſo zieret ein Ge - ſang das Mahl / wie ein Smaragd im ſchoͤnen Gold ſtehet / alſo zieren die Lieder beym guten Wein / vnd an eim andern Ort / Wein vnd Sai - tenſpiel erfrewen das Hertz / ꝛc. Die Muſic iſt den Arbeitern eine Er - goͤtzung / dadurch ſie machen / daß ſie jhre Arbeiten ſanffter ankom̃en / ja derſelben wol gar vergeſſen. Durch jhre Liebligkeit werden auch die Thier bewegt / wie wir viel Exempel / wanns die Zeit leyden wolte / koͤndten herbey bringen. Jch halte aber darvor / daß nicht allein die Muſic / wann man ſie hoͤret / das Hertz erfrewet / ſondern auch / wann nur etwas davon geleſen weꝛde / wie mir dann nicht zweiffelt / folgende Auffgaben von der Muſic vnd andern Stucken ſo das gehoͤre afficirn / werden den Muſicanten oder Liebhabern der Muſic nicht gar vnan - genem ſeyn / ſondern werden ſie mit Luſt leſen / vnnd der Sach ferner nachdencken.

Der232Vierdter Theil der Erquickſtunden.

Die I. Auffgab. Wie ein Blinder durch das Gehoͤr eine Lini moͤge ohne ein Circkel / in gewiſſe Theil außtheilen.

Dieſe Auffgab / ſagt der Author, laͤſſet ſich allein auff einem Mono - chordo practicirn, Jſt ein Jnſtrument nur mit einer Saiten / davon ge - ſchrieben M. Henricus Grammateus vnd andere / wird gemacht / ſo man eine Saiten auff ein laͤnglicht Braͤtlein ziehet / vnd an beeden Enden anheff - tet / auff drey hoͤltzern Staͤgen. Solche Saiten nun wird dem Blinden an ſtatt einer Lini gegeben / von einem Staͤg zum andern / die ſoll er in 2 Theil theilen / ſo ſchiebt er den mittlern Staͤg ſo lang hin vnd her / biß die Saite / die er mit einem Federkiehl beruͤhret / auff beeden ſeiten einerley Thon bekomme / ſo theilet der mittler Stefft die Lini / das iſt die Saite / in zwey gleiche theil / ſo er den Steg aber ſo lang verrucket biß er eine Muſicaliſche terts findet / iſt das kleiner theil der Saite der gantzen / Solte er ſie aber in 4 theil theilen / oder in 5 / muͤſte er eine quart oder quint finden.

Die II. Auffgab. Eine Saiten auff einer Geigen oder Lauten ohne anruͤhren beweglich zu machen / auß dem Authore.

Diß iſt ein Wunder in der Muſica, doch leichtlich zu erfahren. Nimb eine Spanniſche Geigen / oder Lauten / erwehle darauff 2 Saiten uͤber ein geſtimmet / da zwiſchen ein andre vnangeruͤhret ſey auffgezogen: Darnach ſtreich mit dem Fidelbogen etwas ſtarck auff die groͤbſte Saiten / ſo wirſt du Wunder ſehen: Dann eben zu der Zeit wann ſelbe zittert / wird auch die an - der ſo gleich geſtimmet / er zittern / ob ſie gleich nicht angeruͤhret iſt. Ja welchs noch mehr / die Mittler bleibt vnbeweglich / Diß kan auch geſchehen / wann man nur mit aufflegung oder einen griff deß Fingers / die zwo Saiten in ei - nerley Thon bringet. Nun frage ich auß was Vrſach die vnberuͤhrte Saite ſich bewege? Geſchicht es auß einer ſonderbaren Sympathia? Oder ge - ſchichts vielmehr darumb / weil die Saiten in einem tono geſtimmet / die im -preßion233Vierdter Theil der Erquickſtunden. impreßion deß Luffts leichtlich fangen / welcher erwecket iſt durch anruͤh - rung der erſten Saiten / darauß folgte / daß ſie auch bewegt wuͤrde nach der Menſur vnd Maß / wie die andere ſo durch den Fidelbogen bewegt. Jch vor mein Perſon laſſe beede vorhergehende rationes vnd Vrſachen paſſi - ren / biß eine beſſere herfuͤr gebracht wird.

Die III. Auffgab. Eine wunderliche Experients / ſo vorhergehender nicht ſehr vngleich mit zweyen Lauten.

So man zwo Lauten richtig zuſam̃ ſtimmet / vnd die eine ruͤckling auff den Tiſch / auff eine ſeiten aber ein kleines ſubtiles ſtuͤcklein von eim Federkiel leget / daß es ſonſt kein Saite beruͤhret / wird man folgendes Wunder ſehen: Nimb die ander Lauten / vnd beruͤhre die jenigen Saiten ſtarck / welche mit der / darauff das Federſtuͤcklein ruhet / uͤberein geſtim̃et / ſo wird daſſelbe von der Saiten herunter fallen.

Die IV. Auffgab. Ein andere Experients von Wolffe vnd Schafs Saiten.

Gleich wie vnter dem Wolff vnd Schaf in dero Leben / eine natuͤrliche Feindſchafft vnd Wiederwillen iſt / alſo auch ſagen etliche erfahrne Muſici, ſey eine ſonderliche antipathia zwiſchen den Wolffs-vnnd Schafsſaiten / die ſich entweder gar nicht laſſen rain zuſam̃ ſtimmen / oder aber wann ſie ja zuſam̃ geſtimmet ſeyn / nicht lang tawren / ja die eine zerſpringet wol gar / iſt dem alſo / ſo kan man einem Lauteniſten / Harpffeniſten oder Geiger ein Poſ - ſen machen / ſo man jhnen vnbewuſt auff jhre Jnſtrument ein Wolffsſaiten oder zwo auffziehet / dann man wird ſehen / daß das ſtimmen ohn vnterlaß waͤren ſoll.

Die V. Auffgab. Einer Jndianiſchen Orgel Abriß.

Ob zwar die Jndianer als ein wild vnd Barbariſches Volck geachtet / ſind ſie doch der Muſic treffliche Liebhaber / vnd weiß ich mich zu erinnern / was mir ein guter Freund ſo die erſte Orgel in Jndiam gebracht / vor vielen Jahren referirt / daß ſie jhn nemlich hochgechret / mit Silber / Gold vnndH hPaͤrlein234Vierdter Theil der Erquickſtunden. Paͤrlein reichlich begabet / dafuͤr habe er jhnen bißweilen bey jhren Verſam̃ - lungen auff gemacht / vnd zweiffelt mir nicht / Sie haben hernach auß ſelber Orgel folgende Manier erfunden / Sie haben Pfeiffen von Glockenſpeiß /

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ſo vnten gantz vñ oben offen / in rechter Muſicaliſcher Harmonia nach den 6 Noten gegoſſen / die groͤſte vngefehr zween ſchuch lang / vnd 2 Zoll im dia - metro, die kleinſte nit gar ein ſchuch lang / vñ 1 Zoll dick / ſolche haben ſie auff einen ſchregen ſtock ordentlich verſetzet / wie auß beygeſetzter Figur zu ſehen. Zu ende der Pfeiffen ſeynt zwo auch von Glockenſpeiß gegoſſene / vnd oben außgekerbte Seulen / darinnen ruhet ein viereckigter Stab / von eben derſel - ben Materi gegoſſen. Letzlich brauchen ſie noch zwey Schlaͤgelein von ge - dachter Materi / wie man zu einem hoͤltzern Gelaͤchter oder Truͤm̃elein bran - chet / damit ſchlagen ſie auff den ſtab A B, faſt wie vnſere Spiel Leut auff dem hoͤltzern Gelaͤchter oder Strofidel / So hat es wegen der vnterſchiedlichen Pfeiffen auch vnterſchiedlich reſonantzen / vnd eine ſchoͤne vnnd liebliche Harmoniam, die ich mit verwunderung angehoͤret. Sonſten aber brau - chen ſie zu jhrem Tantz ein Trummel / vngefehr 3 Zoll hoch / mit eim einigen Boden / deſſen diameter vngefehr eines ſchuchs lang / vnten am Rand han - gen Schellen / Zimbeln vnd meſſine Raͤdlein / welche / wann ſie mit dem Fin - ger auff dem Perment ſpielen / ein wunderlichen klaͤng cauſſirn, den ſie eben ſo gern hoͤren / als vnſere Bawrn jhr Sackpfeiffen.

Die VI. Auffgab. Folget eine Tuͤrckiſche Orgel.

Ebener maſſen wie die Jndianer etliche groſſe Pfeiffen nach gewiſſenſtimmen235Vierdter Theil der Erquickſtunden.

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ſtimmen einer Orgel gebrauchen / wie geſagt / or - dentlich auff ein Holtz verſetzen. Alſo verſetzen auch die Tuͤrcken etliche hoͤltzerne Roͤhrlein / oder Federkiel vngleicher groͤſſe in ein Leder / wie auß folgender Figur zu ſehen / ſolchs nemen ſie in die Hand / ſetzens an die Lefftzen / vnd blaſen darein mit ſolcher Lieblichkeit / daß ſich ein Zuhoͤrer zu verwundern / ſolche Oergelein ſeynt nunmehr auch im Teutſchland gemein / ſonderlich vnter den Soldaten.

Die VII. Auffgab. Ein Jnſtrument in einer Comœdi oder einem Auffzug von eim Bawrn / Schaͤfer oder Schiffman zu gebrauchen.

Nimb einen Stab vngefehr eines Manns lang / vnd vnten vngefehr eines Zolls dick / der ſich biegen laͤſſet wie ein Bogen an einer groſſen Eyben / ſpanne an beede Ende eine grobe Saiten von einer Paßgeigen / daß ſich der Stab wie ein Bogen zuſam̃ biege / vnten ſpann fein veſt eine auffgeblaſene

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Ochſenblaſen / oder leeres Kynruß Buͤttlein / daß es vnbe - weglich bleib / ſo iſt das Jnſtrument bereitet / darzu mach auch von Roßhaarn einen groſſen Fidelbogen / ſo mans nun vnten bey dem Kinruß Buͤttlein an die lincke Bruſt ſe - tzet / mit der lincken Hand haͤlt / mit der Rechtẽ aber darauff ſtreicht / wird es uͤber die maſſen brummen / weil es aber nur allzeit einẽ Thon gibt / muß auch ein Bauren Liedlein drein geſungen werden. So nun jhrer 5 in einem Auffzug eine ſchnackiſche Muſic machen wolten / moͤchte der erſte ge - dachtes Jnſtrument brauchen / der ander mit 4 Loͤfflen zwi - ſchen den Fingern gehalten / darein klappern. Der dritte mit einem Meſſer auff einem Riebeiſen krapen. Der vierdte auff einem Pfannenſtil mit eim eiſern Kochloͤffel klopffen / der fuͤnffte auff einem Roſt mit eim kleinen Brat - ſpießlein ſpielẽ / diß wird ein ſo liebliche Harmoniam geben / dz die Schwein dabey tantzen moͤchten.

H h ijDie236Vierdter Theil der Erquickſtunden.

Die VIII. Auffgab. Warumb eine Trummel ein ſchlechtern laut von ſich gebe / wann ſie mit kurtzen Schlaͤgeln geſchlagen werden?

Es gibts die Erfahrung / ſo man mit einer halben ſpann lang Schlaͤglen auff einer Trummel ſchlaͤget / daß es einen uͤberauß ſchlechten Reſonantz ge - be / vnd faſt nicht laute als ob man eine Trummel ruͤhrte / nun fragt ſichs was die Vrſach ſey? Jch ſage erſtlich / daß die Schlaͤgel in gedachter groͤſſe allzuleicht / vnd deßhalben die Trummel nit ſo ſtarck beruͤhren als ein ſchwe - rer corpus: Ein groſſer Stein ſo von einer hoͤhe faͤllet / kracht viel ſtaͤrcker / als ein kleiner. Zum andern / ſo hat man mit kleinen den ſchwung nicht ſo wol als mit den groͤſſern / welche weiter von dem centro (als im Trummelſchlag der Elnbogen iſt) bewegt werden / als die kuͤrtzten. Zum dritten / ſo iſts mit kleinen Schlaͤgeln mehr ein drucken / als ein ſchlagen / daß aber ein klingend corpus ein groͤſſern Reſonantz gebe / ſo man darauff ſchlaͤget / als ſo man es drucket / iſt am Tag. Zum vierdten / ſo verhindern auch die Haͤnd den Reſo - nantz an den Schlaͤgeln: Denn ſo einer einen Schlaͤgel voͤllig in die Hand nimmet / vnd mit einem Meſſer darauff ſchlaͤget / wird der Hall viel dumpa - rer ſeyn / als wann er jhn mit nur zweyen Fingern anruͤhret / darzu ſo lautet ein laͤngers Holtz in dergleichen fall viel heller / als ein kuͤrtzers / eben diß kan auch im Metall ſtatt finden.

Die IX. Auffgab. Welcher geſtalt auß einem Hexaëdro, cubo oder Wuͤrffel / eine liebliche Progreſſio harmonica koͤnne gebracht werden?

Es iſt nicht ein kleines Wunder / daß in einem wuͤrfflichten corpore ei - ne ſo liebliche vnd Muſicaliſche progreßion zu finden vnd bringen / Es iſt aber folgende progreßio: 6. 8. 12. 24.

Dann ein Hexaedron oder Wuͤrffel wird begriffen von 6 reguliret: viereckichten Flaͤchen / welche 8 Coͤrperliche Winckel machen / 12 ſeiten vnd 24 flache Winckel.

Nun die Proportz 6 zu 8 gibt eine conſonants Griechiſch genannt Dia - reſſaron, iſt eine quart. Ferner 12 zu 8 gibt Diapenten eine quint. Drit -tens237Vierdter Theil der Erquickſtunden. tens 12 zu 6 / oder 24 zu 12 Diapaſen, das iſt ein Octav. Vierdtens 24 zu 8 Diapaſon vnd Diapenten das iſt ein Duodecimam. Letzlich 24 zu 6 / gibt Diſdiapaſon das iſt decimam quintam. Vnd diß hat Clavius in den Scholiis uͤber das 5 Buch Euclidis. Jch ſetze dazu daß eben dergleichen auß einem Octaedro koͤnne gebracht werden: Dann ſolches hat 6 Coͤrperliche Eck. 8 triaͤnglich: regulirte Flaͤchen / 12 ſeiten / vnd 24 flache Winckel / Eben dergleichen kan man auch auß einem Parallelepipedo bringen.

Die X. Auffgab. Wie einer mit ſeiner Stim̃ / oder mit einem einigen Muſicali - ſchen Jnſtrument koͤnne ein Muſic von 2 / 3 / oder mehr Stimmen zuſam bringen.

Der Muſicant / ſagt vnſer Author, muß ſich an ein Ort begeben / da er ein Echo antrifft / welchs jhme auff ſeine Stim̃ oder Jnſtrument / ein / 2 / 3 / oder mehrmahl nachein ander antwort. Trifft er ein Echo an ſo nur ein - mahl auff ein thon antwortet / ſo kan er ein Stuck mit zweyen ſtim̃en davon ſingen. So das Echo 2 mahl antwortet / ein Trium, Viermahl ein qua - tuor, &c. das Stuck aber muß ſonderlich von einem Muſico dazu com - ponirt ſeyn. Zum Exempel / wann er ſinget ut, ſo antwort Echo ut. Vnter deſſen ſinge er ſol, vnd durch diß mittel hoͤret man zu einer Zeit die 2 vnter - ſchiedlichen ſtimmen ut, ſol, als eine liebliche conſonantia, welche die Mu - ſici eine quint nennen: So aber das Echo fortfaͤhret / das ſol nach zu reſo - nirn / ſo wird er koͤnnen ein anders ſol ſo hoͤher oder nidriger iſt / intonirn, ei - ne octav zu machen / als die allervollkommenſte conſonantia in der Muſic vnd ſo fortan. Wann einer ein Fugen von zweyen Stimmen will continui - ren / iſt die ſach leicht / vnd vielfaͤltig probiert worden.

Die XI. Auffgab. Warumb in mancher Kirchen ein Muſic laute / ob viel mehr Perſonen / als in waarheit ſeynt ſaͤngen?

Es geſchiehet offt in Kirchen von Gewoͤlbern alſo erbawet / daß es dariñ ein Echo gibt / vnd wann deßwegen nur 10 oder 12 Perſonen Muſicirn / das Echo die ſtimmen alſo vermehret / daß der Jenige ſo die Muſicanten nicht ſehen kan / vermeynet der Chor were noch ſo groß als er an jhme ſelbſten iſt /H h iijwelchs238Vierdter Theil der Erquickſtunden. welchs ich / weil wir in vorhergehender Auffgab vom Echo geredet / nicht verhalten ſollen.

Die XII. Auffgab. Joannis Oweni Hof Muſica

Der Gelehrte Engelaͤnder Joannes Owenus Epigram: lib. 2. ſetzet ein ſolch artlich Diſtichon:

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Die XIII. Auffgab. Ein anderer Verß mit huͤlffe der Noten artlich exprimiert.

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Dadurch verſtehet er dieſen Verß: Fama latere nequit, micat ut Sol inclyta virtus. Das iſt:

Ein239Vierdier Theil der Erquickſtunden.
Ein guter Nam wird offenbar.
Die Tugend glaͤntzet Sonnenklar.
Alſo moͤcht man auch ein Teutſchen Reymen
machen.
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Das iſt:

Redlich ſoltu fahren mit mir /
Recht guts ſoll wider fahren dir.

Die XIV. Auffgab. Durch ein geſchriebens Geſang ein Secret oder Ge - heimnuß zu verbergen.

Jn meiner Steganographia fol. 303. habe ich folgendes Alphabeth geſetzet:

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Mit240Vierdter Theil der Erquickſtunden.

Mit der gleichen Waffen ſalben / hat ein vornemer Secretarius ſich 3 tag erhalten / als er ſich in ein Daumen auff einer Raiß hefftig geſchnidten / che er zu dem Balbierer kommen / welchen er begeret / ich zwar habe die wun - de geſehen / vnd hernach mit einer andern Materi gar gehailet.

Die XV. Auffgab. Einen ſo man nicht ſehen kan / durch Geſang ſeine meynung / andern vnvermerckt / zu entdecken.

Jn vorhergedachter Steganographia am 115 blat / wirds alſo zuverrich - ten gelehrt: Wann Mars dem Meercurio etwas / andern vnvermerckt / ſolte zu verſtehen geben / den er nicht ſehen / aber doch hoͤren koͤndte. So verglei - chen ſich beede / Mars ſoll ein Lied ſingen / Mercurius aber ſoll obſervirn vñ in acht nemen / ſo offt er eine lebendige Creatur / oder ein Pronomen, ſo eine ſolche Creatur bedeutet / als mein / dein / ſein / ich der / ꝛc. im Geſang gedaͤchte / ſolte er das Wort ſo alsbald darauff folgte / in acht nemen. Zum Exempel / wann er jhme folgende Wort / wolte zu verſtehen geben: O du getrewer Freund hilff mir auß dieſem Gefaͤncknuß / bitte fuͤr mich / ich ſtirbe ſonſt in groſſem Jammer: So muͤſte er ein Lied erdichten / vngefehr wie folget:

Ach Anna / ach Hertzlibſte mein /
Du bringſt in Vngluͤck mich:
Getrewer haͤſt wol koͤnnen ſeyn /
Deim Freund / bedencke dich /
Huͤlff wider huͤlff dieweil du mir
Kanſt helffen nur allein /
Errette mich auß Pein.
Wie huͤlff ich dieſem Vbel ab /
Dein Gfaͤncknuß bſchweret mich /
Bitt ſchaff daß diß Hertz Friede hab /
Venus fuͤr ſolchs ſtellt ſich
Mich zu erloͤſen es iſt gwiß /
Veneri ich vertraw /
Jn Lieb auff ſelbe baw.
Jch ſtirb in ſolcher Liebes Pein /
Dann mich ſonſt nichts troͤſt mehr /
Als241Vierdter Theil der Erquickſtunden.
Als wanns mich in die aͤrmelein
Schluͤß / doch in Zucht vnd Ehr /
Zu ſolcher haͤt ich groſſen Luſt /
Solchs gſcheh zur Huͤlffe mein /
Jammer Wer hin vnd Pein.

Wann nun Mars diß Lied geſungen / vnd Mercurius darauff fleiſſig ach - tung geben / wird er Martis meynung darauß verſtehen. Noch beſſer were es / wañ das Wort Gefaͤncknuß gar nicht drinn ſtuͤnde / wie auch das erloͤſen / da muß Mars kuͤnſtlen / vnd das begeren wiſſen meiſterlich zu verdunckeln.

Die XVI. Auffgab. Auff eine andere meynung einem durchs Gehoͤr etwas zu verſtehen zu geben.

Es kan auch Mars ſeinem getrewen Mercurio etwas zu verſtehen geben durch den Glockenthon / Schell / Cymbeln / Hammerſchlag / Triangel / Schwegeln / Reuſperen / Huſten / Schnaltzen / Schreyen / vnd was derglei - chen iſt / wann ſie zuvor folgendes Taͤfelein in acht genommen.

12345678
aeioubcd.
910111213141516
ghklmnrs.

Welchs alſo zu verſtehen: Fuͤr einen jeden Buchſtaben thut man ſo viel Hammerſchlaͤg / Schwegler / Schnaltzer / ꝛc. als daruͤber ſteht / vnd ſo offt man einen Buchſtaben angedeutet / haͤlt man ein wenig ſtill / damit Mercu - rius wiſſe / wann ein Buchſtab angedeutet ſey.

Weiln aber ſehr verdruͤßlich / fuͤr einen Buch ſtaben 13. 14. 15. oder 16 ſchlaͤg zuthun / kan man kuͤrtze halben folgendes Taͤfelein gebrauchen:

1234
I,abcd. Schweglen.
1234
II. engh. Huſten.
1234
III. iklm. Schlagen.
J iIV. 242Vierdter Theil der Erquickſtunden.
1234
IV. ours. Schnaltzen.

Wann nun Mars dem Mercurio auff der obern Zeil ein Buchſtaben will zu verſtehen geben / thut ers mit ſchwegeln / Auff der andern mit huſten / auff der dritten mit ſchlagen / Auff der vierdten mit ſchnaltzen / will man daß die ſach noch ſchleuniger von ſtatten gehe / braucht man dazu folgendes Taͤ - fetein.

12
I. ab. Schwegeln.
12
II. cd. Huſten.
12
III. er. Schlagen.
12
IV. gh. Schreyen.
12
V. ik. Schnaltzen mit der Zungen.
12
VI. lm. Schnaltzen mit Fingern.
12
VII. on. Haͤnd patſchen.
12
IIX. rs. Schmatzen.
Aber diß alles bedarff eines fleiſſigen Auffmerckens.

Die XVII. Auffgab. Zu machen / daß einer in der ferne hoͤre / was einer ſo in der naͤhe ſtehet / nicht hoͤret.

Stelle dich vnten bey dem dicken Ort hinter einen gefaͤllten Baum / deſſen Gipffel abgehawen / je duͤrꝛer ſolcher / je beſſer iſts / ſonſten hat es nichts auff ſich / er ſey ſo lang als er jmmer wolle / laß einen in der mitte bey dem Baume ſtehen / den andern aber oben an das duͤnnere Ort das Ohr halten / klopff du mit einem Finger / vnten an den Baum / ſo wird der Jenige ſo bey dem Gipffel ſteht / das klopffen viel deutlicher hoͤren als du / der Mittler abergar243Vierdter Theil der Erquickſtunden. gar nichts / vnd wañ gleich der oͤberſte das Ohr nit gar genaw zu deß Gipf - fels ende haͤlt / wird ers doch deutlich hoͤren.

Die XVIII. Auffgab. Einem in die ferne eine Menſchliche Stim̃ zu verſtehen geben / welche der in der naͤhe ſteht / nicht hoͤren koͤnne.

Es kan einer einem guten Freund auch in die ferne etwas durch ein lang bleyerne Roͤhren zuruffen / welches die dabeyſtehenden nicht verſtehẽ koͤñen. Geſchicht / wañ einer ſtarck in die Roͤhrn ſchreyt / mit vollem Mund / vnd der ander zu ende deß Rohrs das Ohr haͤlt / vnd obſerviert / Johannes Baptiſta Porta lib. 16. Mag. Natural. bekraͤfftiget er habs auff 200 ſchritt probi - ret / dabey laß ichs bewenden.

Die XIX. Auffgab. Eine Menſchliche Stim̃ vnd Wort in einem Rohr zu verbergen / vnd zu ſeiner Zeit wider herauß zu laſſen.

Vorher gedachter Author meldet ferner / daß man in einem langen wolverwahrten Rohr oder Roͤhren / eine ſtim̃ verbergen koͤnne: Die / wann man begeret / moͤge gehoͤret werdẽ / welchs folgender geſtaltt geſchehen koͤnd - te: So die Roͤhren an einem Ende wol verſtopfft vnd ſonſten wol verwah - ret / daß kein Lufft herauß kan / vnd man auff der offnen ſeiten ein wort ſtarck hinein ſchreyet / vnd im Augenblick gar verſtopffet / ſagen ſie die ſtim̃ ſey alſo eingeſchloſſen / wañ man das Ende der Roͤhrn oͤffnet / man ſolche vernemen koͤnne / Jch will meine Vernunfft gefangen nemen / vnd den Leſer an Gu - ſtavi Seleni Cryptograph. fol. 16. 17. vnd Johannis Walchii Decad. 9. Fab. pag. 223. gewieſen haben / da ſie mehr davon leſen koͤnnen / vnd was ſie davon halten / vernemen.

Die XX. Auffgab. Daß einer meyne er hoͤre eine groſſe Glocken leuten.

Nimb ein Faden 4 oder 5 Eln lang / mitten darein bind ein Schafſcheer / Sengſen / oder Bratſpieß / deß Fadens beede Ende wickel etlich mal vmb die zween Zeiger oder Mittelfinger / ſteig auff eine Banck / ſtecke beede Finger / daran der Faden gewickelt / in beede Ohren / bucke dich fuͤrſich / vnd ſchwingJ ijdas244Vierdter Theil der Erquickſtunden. das daran gehenckte Jnſtrument hin vnd her / ſo wirſt du ein Gedoͤß hoͤren als ob man die groſſe Glock von Erfurth hoͤrte.

Die XXI. Auffgab. Ein wunderliche Experients von Kaͤfern / wie ſtarck ſie das Gehoͤr afficiren?

Wilt du ein ſeltz am Experients ſelbſten erfahren / ſo lege einem der ſich will ſchlaffen legen / vnd die Kunſt nicht weiß / vnter ſein Kopffkuͤß / einen ſcharmuͤtzel oder Gucken voll Bruchos oder Mayenkaͤfer / wann ſich nun der Jenige dem es vermeynet / darauff leget / wird er / weil die Kaͤfer gedruckt werden / ein uͤberauß groß Gedoͤß hoͤren / ſo bald er aber den Kopff von dem Kuͤß erhebt / nichts mehr ſpuͤren / vnd diß ſo offt er den Kopffwider niderlegt / vnd wider empor hebt / biß er endlich der ſach ſo uͤberdruͤſſig vnd muͤth / daß er gar auffſtehen vnd das Betth verlaſſen muß.

Die XXII. Auffgab. Wie einem Loſer an der Wand koͤnne gedienet werden / daß er lang nichts auff einer ſeiten hoͤren koͤnne / doch ohne fernern ſchaden.

Ein Loſer an der Wand / iſt nicht redlich / handelt auch betruͤglich vnd verraͤhteriſch / kan deßwegen nicht ſchaden / wañ man jhme gleich etwas we - niges ohne ſonderbaren ſchaden weiſet / daß er daran gedencket: So nun ein ſolcher Loſer vor einer Thuͤr ſtehet / haͤlt er das eine Ohr richtig nahe zur Thuͤr / vnd braucht die groͤſte ſchaͤrff ſeines Gehoͤrs / wañ ſolchs nun in dem Gemach vernom̃en wird / vnd einer einen Hafen ſtarck an die Thuͤr wirfft / wird dem Loſer ſein Gehoͤr eine gute Zeit auff einer ſeiten verligen. Solchs aber kan leichtlich Curirt werden / ſo man Geißmilch ſeut / in ein Haͤfelein thut / ein Druͤchterlein daruͤber ſtuͤrtzet / vnd der Loſer ſein verletzt Ohr daruͤ - ber haͤlt / vnd den Dunſt dadurch empfaͤhet.

Die XXIII. Auffgab. Ein Jnſtrument zu machen / dadurch man weit hoͤren kan / wie durch deß Galilæi Jnſtrument weit ſehen.

Jhr ſolt nicht dafuͤr halten / ſagt der Author, daß die Mathematiſche Kuͤnſte nur allein das Geſicht mit Jnſtrumenten verſehen / vnd geſchaͤrffet /dann245Vierdter Theil der Erquickſtunden. dañ dem Gehoͤr koͤnnen ſie gleichsfalls helffen: Weil durch ein langes Rohꝛ / wie das jenige / ſo man Sarbatana nennet / das Gehoͤr kan geſchaͤrffet wer - den. Die Erfahrung bezeugt / daß an gewiſſen oͤrtern / da die Schwinboͤgen eines Gewoͤlbs hol gebawet / wañ ein Menſch darinnen an einem Eck gantz leiß redet / daß es ein anderer auff einem andern Eck / gar laut vnd deutlich hoͤ - ren vnd verſtehen koͤnne / welchs doch die Jenigen ſo darzwiſchen ſtehen / nit vernemen: Ja es bleibt der allgemeine Grund veſt / daß die Roͤhren ſolche vnd dergleichen Kuͤnſte zu bekraͤfftigen / dienſtlich / wir ſehen daß das Fewer / ſo es in ein Rohr eingefangen / 5 oder 6 ſchuch auffbreñete / welchs man / wañ ein Schlot brinnt / erfaͤhret / ſo nicht geſchehen koͤndte / wann das Fewer frey vnd nicht eingeſchloſſen were. Jn der Waſſerkunſt / wann man auff der Er - den ein Waſſer / ſo von einer Hoͤhe gelaitet / außſpringen ließ / wuͤrde es bey weitem nicht ſo hoch ſpringen / als wanns in ein enges Rohr gefaſt wuͤrde. Hierzu ſetze ich / wann man eine Kugel uͤber ein Centner Pulffer / ſo frey auff die Erde geſchuͤttet wuͤrde legte / ſolte ſie das angezuͤndte Puͤlffer / bey weitem nicht ſo hoch treiben / als ein quintlein auß einem Rohr oder Buͤchſen. Die Perſpectiv Rohr Galilæi machen ein groͤſſer Liecht vnnd alles ſcheinbarer vnd wol proportionierter / als ohne Jnſtrument zuthun vnmuͤglich. Man ſagt von einẽ Jtaliaͤniſchen Fuͤrſten / daß er einen Saal gehabt / darinnen er den diſcurs vnd Geſpraͤch der Jenigen / ſo in naͤchſt dabey gelegenen Garten ſpatziert / leichtlich / deutlich vnd außfuͤhrlich hoͤren koͤnnen: Die Vrſach iſt / daß er gewiſſe Inſtrumenta vnd Roͤhren gebraucht / welche von dem Gartẽ durch den Saal geraichet / der vortreffliche Bawmeiſter Vitruvius erwaͤh - net dergleichen Inſtrumenta vnd Roͤhren damit man die ſtim̃ der Comœ - dianten wider koͤnne zu ruck ziehen. Diß nun ſey genug von dem Beweiß diſcurirt, warumb groſſe Herren das newe Jnſtrument Sarbatana, zu ver - ſterckung deß Gehoͤrs gebrauchen. Sie werden gemacht / von Silber / Kupf - fer / Glock enſpeiß oder in der noth von Leimen / ꝛc. in der form eines Druͤch - ters / mit eim zimlichen langen Rohr. So mans gebrauchen will / wendet man die Schuͤſſel oder Keſſel deß Jnſtruments gegen die Prediger / Comœ - dianten / ꝛc. damit darinn der Thon vnd Laut der Stimm gleichſam zuſam gefaſt / vnd durch das Rohr zu[m]Ohr gebracht werde. Wers probiert / wird einen mercklichen effect befinden. Allein ich ſetze diß dazu / wie mit den Fern -J i iijGlaͤſern246Vierdter Theil der Erqnickſtunden. Glaͤſern das Geſicht allzuhart betrogen / vnd deßwegen je mehr vnd mehr debilitiret vnd geſchwaͤcht wird / alſo widerfahre es dem Gehoͤr mit ge - dachtem Druͤchter / wann man jhn zu viel brauchet / vnd moͤchte einem ge - hen / wie dem Jenigen ſo ſich an Brillen gewehnet / daß er hernach nichts mehr in der ferne hoͤren koͤndte / als durch gedachtes Jnſtrument.

Die XXIV. Auffgab. So ein Reuter im Holtz von ſeinen Geferten kommen were vnd ſich verritten haͤtte / wie er durchs Gehoͤr zu wider jhnen gelangen moͤge?

Sv einer bey Naͤchtlicher weil oder bey Tags / da ſonſt in der Naͤhe keine frembde Reuter / ſich verritten / vnd von ſeiner Geſellſchafft kommen were / vnd wider gern bey ſelbigen ſeyn wolte. So mache er alobald mit ei - nem Meſſer ein rund Loch in die Erden / daß er vngefehr mit dem Arm hin - ein koͤnne / ein oder zwo ſpannen tieff / lege das rechte Ohr daruͤber / das Lin - cke zuhaltend / ſo wird er / wann die Reuter nicht gar eine meil von jhm reiten / vernemen / vnd mit dem Gehoͤr ſpuͤren. So nun einer vngefehr vermerckte / wo ſie reiten / kan er demſelben nach / ſpornſtreichs reiten / vnd wann er einen zimlichen Weg geritten / eben dergleichen wider practiciren / biß er endlich gar zu jhnen kommet / Haͤete ſich einer aber allein gar verritten / vnd nie - mand bey ſich gehabt / koͤndte er ſo lang vnd viel practiciren / biß er einen an - dern fahren oder reiten hoͤret / vnd ſich zu jhme begeben.

Die XXV. Auffgab. Wie man in den Veſtungen durchs Gehoͤr ſubtil erfahren kan / ob ein Feind miniere oder die Veſtung vntergrabe.

Jn den jenigen Veſtungen / ſo von Steinen erbawet / mit Gewoͤlbern / Roß darein gerings vmbher zu ſtellen / hat man in der Noth Meſſene oder Kuͤpfferne Becken / wie auch Trummel auffgehencket / welche von deß Fein - des hawen vnd ſchlagen im vntergraben einen Thon von ſich geben / dar -auß247Vierdter Theil der Erquickſtunden. auß die Belaͤgerten Nachrichtung gehabt / vnd ſich vorſehen koͤnnen. Son - ſten mag man auch Roͤhren von einem Bollwerck ins ander / oder von ei - nem Thurn in den andern gehen laſſen / dadurch in der Noth vnd Eyle ei - ner mit dem andern von einem Bollwerck zum andern verborgen reden koͤnne. Davon beſihe Philip. Camerarium in Cent. 1. cap. 28. pag. 142. 143. Bedam Anglon Saxonem, vnd Dionem Xiphilinum in der Hiſtoria Severi.

Die XXVI. Auffgab. Daß ein Glaß mit Waſſer / darinn ein Pfennig ligt / anfahe laut zu kirren / der Pfennig ſich be - wege / vnd das Waſſer außſehe als obs ſieden wolte.

Schuͤtt in ein Venediſches Glaß Waſſer / doch daß es nicht gar voll werde / wirff ein Pfennig darein / duncke den Mittelfinger ins Waſſer / fahre damit oben am Rand fein ſtarck herumb / ſo wirſt du Wunder hoͤren vnd ſe - hen: Dann das Glaß wird uͤberlaut anfahen zu kirren / der Pfennig ſich be - wegen / vnd das Waſſer im Glaß außſehen / als ob es ſieden wolte.

Die XXVII. Auffgab. Ein Gebraſſel mit einer Ochſenblaſen anzufahen / als ob man in der ferne Muſqueten hoͤrte loͤſen.

Nimb ein Raͤfſchnuͤrleln / in der laͤng daß es vngefehr zweymal vmb eine auffgeblaſene Ochſenblaſen moͤge gewunden werden / binde es an beedẽ Enden zuſamm / mach etliche Schlingen daran / doch jmmer eine groͤſſer als die ander / daß das ſchnuͤr lein in der Rundung etwan halb ſo groß bleibe als die Blaſen iſt / die Blaſen aber muß mit einem Federkiehlroͤhrlein zugericht ſeyn daß mans koͤnne bald auffblaſen / vnd den Lufft bald wider außlaſſen / Wann diß alſo geſchehen / laͤſſet man die Blaſen etwas eingehen / damit das Raͤfſchnuͤrlein moͤge darumb gehen in der mitte / fahe alsdann an die Bla - ſen ſtarck auffzublaſen / ſo wirſt du hoͤren / wie die Schlingen / ſo ſich durchdas248Vierdter Theil der Erquickſtunden. das auffblaſen allgemach auffloͤſen / ein praſſeln machen / als ob man in der fern mit Mußqueten ſchuͤſſe / welchs die hole Blaſen vervrſacht.

Die XXIIX. Auffgab. Ein halben Bogen Papier krachend zumachen.

Nimb einen halben Bogen / lege jhn erſtlich in quart zuſammen / her - nach in octav / ſo gibts oben wo es offen vier octav Blaͤtter / faſſe die mittlern zwey wol vnten mit der rechten Hand / ſchwing das Papier ſtarck von oben her biß auff deine rechte ſeiten / ſo wird ſich wegen deß ſtarcken ſchwungs / der halbe Bogen auffthun / vnd ein ſtarcken Laut cauſiren vnd von ſich geben.

Die XXIX. Auffgab. Den Flachs eine Stimm abzunoͤthen vnd groltzend zumachen.

Nimb ein buͤſchelein Flachs / zuͤnde es an / wirffs alſo brennend geſchwind in ein Trinckglaß / ſtuͤrtze das Glaß in ein Becken darinn Waſſer / ſo wird nicht allein der Flachs anfahen zu groltzen / ſondern auch das Waſſer in die Hoͤhe ins Glaß ziehen: Dann weil durch das Fewer der Lufft im Glaß bi - cker wird / vnd genaw zuſamm gehet / muß den leeꝛen Oꝛt das Waſſer folgen / damit kein vacuum vervrſacht werde.

Ende deß vierdten Theils der Erquickſtunden.

Der249Vorrede.

Der Erquickſtunden fuͤnffter Theil / darinnen XXXI Auffgaben vnd Fragen die Opticam oder Seh Kunſt betreffend.

WAnn wir mit fleiß betrachteten / wer der Menſch voꝛ dem Fall geweſt / vnd was er hernach woꝛdẽ: Was er gehabt vnd wider verlohren / ſolten wir billich ſeufftzen / vnd mit jenem gelehrten Mann klagen / daß vns allerley Gebre - chen / Jrꝛthumben / Fehler vnd Maͤngel angeborn / auch wir deßwegen nichts leichter thun koͤnnen / als mannig - faltig jrren vnd fehlen / vnd wie bald kan der Menſch betrogen wer - den / daß er jrren muß / wann er dem Jrꝛthumb nicht durch Weißheit vnd Geſchickligkeit begegnen vnd widerſtehen kan. Wir wollen all - hie alles anders beyſeits ſetzen / nur einig vnd allein von den Jrꝛthumẽ / welche der Menſch mit ſeinen fuͤnff euſſerlichen Sinnen begehen kan / etwas wenigs reden. Jch finde aber derſelbigen ein ſolche Anzahl / daß ich deren wol ein Anfang / aber kein Ende machen kan: Jſt auch alle zu erzehlen meine meynung nicht / ſondern nur etliche wenige anzudeutẽ. Wañ wir das Gehoͤr betrachten / behuͤt Gott / wie offt wird ſolchs be - trogen / vnd der Menſch dadurch zu jrren bewegt: Wie offt deuchtet vns / wir hoͤren ein Glocken gethoͤn / Windbrauſen / Waſſerr auſchen / die Bien ſchwaͤrmen / da wir doch nichts dergleichen hoͤrẽ / vnd alſo jr - ren muͤſſen / wann wir vns einbilden / wir hoͤrens / ruͤhrt theils her auß ſchwachheit vñ bloͤdigkeit deß Hirns / theils auß uͤberfluͤſſiger Feuch - tigkeit / theils endlich auß ſtarcker im preſſion vnd Einbildung. Kom̃en wir auff den Geſchmack / ſo befinden wir / daß mancher luſt zu einer Speiß / welche ein anderer voꝛ Grawen nicht anſehen mag / Manchen kommet ein Tranck oder Speiß ſuͤß fuͤr / einem andern bitter vnd vnge - ſchmack / wir erfahren / daß ſchwangere Weiber Stein / Sand / Kalck / Kreiden / Leim / Aſchen / vnd andere vnnatuͤrliche Speiſen mit groſſem appetit vnd begiert eſſen / welchs offt auch die Einbildung vnd diſpoſi - rion oder Beſchaffenheit deß Menſchen cauſſiret: Dann iſt nicht ei - nem Geſunden das Hoͤnig ſuͤß / dem Fibriſchen aber bitter. Wir wer - den auch offt an dem Tactu oder der Empfindligkeit betrogen / wasK kvns250Vorrede. vns erſt newlich warm gedeucht / kommet vns bald / vnangeſehen es nicht verendert wird / kalt voꝛ / welchs wir erfahrn / wañ wir auß einer warmen Stuben in ein heiſſe Badſtuben gehen / vnd wider dar auß in die voꝛige Stuben / ſo warm ſie vns zuvoꝛ gedeucht / ſo kalt wird ſie vns nach dem Bad voꝛkommen / welchs dann mehrmal die vnterſchiedli - che diſpoſition deß Menſchlichen Leibes verurſacht / welchem es ant thut / daß er auß der Hitz in die Waͤrme gehen ſoll: Wie wird vnſer Sinn betrogen / wann wir den Zeigerfinger vnter den Mittelfinger Creutzweiß ſchlagen / vnd mit beeden Fingern vornen ein Kuͤgelein et - lichmal hin vnd her weltzen: Dann wann wir nicht wol wuͤſten wir nur ein einigs Kuͤgelein zwiſchen den Fingern haͤtten / ſolten wir dar - auff ſchweren / wir daſteten zwo an / ſo gar groß iſt ſolcher Betrug. Nemen wir ferner den Olfactum oder Geruch vor vns / befinden wir / daß er gleichsfalls vielen Jrꝛthum̃en vnterworffen / deſſen ein Exem - pel zu geben: Eine Blume kommet vns / ſagt Plutarchus, etwas ferne von der Naſen / lieblicher vor / als wañ wir ſie gar dran ſtecken / vrſach iſt / daß ſie in der ferne reiner vnd ſubtiler dem Geruch fallen / als in der naͤhe / da man auch das vnreine welchs noch an den Blumen reuchet. Vnter den ouſſerlichen Sinnen aber / iſt der Edelſte das Geſicht / weil es wie Galenus ſagt / ein Goͤttlichs Jnſtrument / verſtehe das Aug / ge - brauchet: Wird auch vor allen andern am leichteſten vnd oͤffteſten be - trogen. Wie offt kommet vns ein groſſes ding ins Geſicht / welches vns doch ſehr klein ſcheinet / als die Sonn / Hingegen ein kleines ſehr groß durch Brillen / Waſſer vnd andere Dſaphona: Das Krumme ſcheinet vns gerad / vnd das gerade krumm / welchs man an eim Stab ſo ins Waſſer geſteckt wird / erfahren kan: Alſo ſcheinet vns offt eine Rundung ablang / vnd eine ablange Rundung Circkelrund / das Vier - eckichte ſehen wir manchmal rund / vnd hingegen das Runde vier - eckicht: Wir meynen vnſerm Geſicht nach / die Sonn ſtehe ſtill / da ſie doch in einẽ minuten 4542 meil wegs durchlauffet / dargegen ſtehen die Baͤum im Walde gantz vnbeweglich / welche dann / wann wir ge - ſchwind gegen dieſelben lauffen / reiten oder fahren / das anſehen habẽ / als wann ſie vns entgegen lieffen / wie Euclides in ſeiner Optica demon - ſtrirt Wann man ein Stab vornen anzuͤndet / geſchwind beweget vnd im Circkel herumb faͤhret / meynen wir einen fewrigen Circkel zu ſehen / welchs doch nur ein punctum phyſicum: Dann wann es ein Circkel were / muͤſte deß Stabs fewrige ſpitz auff einmal an viel tauſend / ja vn -endlichen251Vorrede. endlichen Orten ſeyn / welchs vnmuͤglich. Der Himmel ſo viel tau - ſend meil von vns ſtehet / ſcheinet vns gantz nahe ſeyn / viel dings ſehen wir das nicht iſt / viel ſehen wir nicht das doch iſt. Wir ſehen an einer einfaͤrbigen Seulen / wegen deß Liechts vnd Schattens viel vnnd mancherley vnterſchiedliche Farben. Wie ſeynd doch die Moabiter als der optiſchen Kuͤnſte vnerfahren durchs Geſicht betrogen wor - den / im andern Buch der Koͤnige am 3. Da ſie das Waſſer / darauff die Soñe ſchiene / vnd es mit jhren Stralen entfaͤrbte / fuͤr blutig anſahen / in meynung die Kinder Jſrael weren geſchlagen / darauff angeſetzt / vñ heßlich eingebuͤſet? Deme ſey aber wie jm wolle / ſo iſt dem Menſchen zu gutem die Optica oder Sehekunſt erfunden worden / dadurch er ſol - chen Betrug vnd Fehler lernet erkennen / vnd ſich da voꝛ weiß zuhuͤten / Solche haben excoliert vnd ſehr weit gebracht Euclides, Ariſtoteles, De - mocritus, Leucippus, Epicurus, Avenellus, Damianus, Alkindus, Alhazenus, Vitello, Hipparchus, Ptolomæus, Bacho, Lucas Paciolus, Balneolus, Frater Jo - han: Piſanus, Commantinus, Kepplerus, Galilæus Galilæi, Frid: Riſnerus, Ambroſ: Rhodius, vnd andere / darauß dann die Kuͤnſtliche Mahlerey nach der Perſpectiv entſproſſen / vnd ſeynd dariñen Meiſter geweſen / Albrecht Duͤrer / Guidus Ubaldus, Johan: Baptiſta, Benedictus, Petrus Ra - mus commendirt vnter andern Wentzel Jamitzern vnd Hannſen Len - cker. Denen ſeynd auch zuzurechnen Chriſtian Heyden / M. Lucas Brun / Auguſtin Hirſch vogel / Heinrich Lautenſack / Laurentius Sirigatti, Mar - lois vnd andere: Was Cornelius Drebel durch die Perſpectiv zuweg bringen kan / folget in der 13 Auffgab dieſer Theils / ja ich ſag / daß in der Optic ſolche Geheimnuß ſtecken / dergleichen in andern Mathe - matiſchen Kuͤnſten wenig anzutreffen: Dergleichen der Leſer etliche in folgen den 31 Auffgaben finden wird / welche jhme nicht allein lieb - lich / ſondern auch wunderlich vnd nuͤtzlich werden vorkommen / Jch weiß Exempel / daß mancher mit einer einigen ſolchen Kunſt Weib vnd Kind ernehret. Jedoch ob wir gleich viel wunderliche Stuͤck vorbringen / iſts doch nur ein Stuͤckwerck / vnd gegen dem Jenigen / ſo noch in der Optic verborgen ſtecket / faſt fuͤr nichts zu achten.

K k ijDie252Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Jn einer Kammer / an einer weiſen Wand die Perſonen welche vor ſelber fuͤruͤber gehen / bey dem Sonnenſchein zu repræſentirn.

Diß iſt der ſchoͤnſten Perſpectiviſchen Kuͤnſten eine / welche nicht allein lieblich vnd wunderlich / ſondern auch ſehr nuͤtzlich / davon findet man in der Magianatur. Johan. Baptiſtæ Portæ, in Ambroſii Rhodii optica lib. 1. prop. 18. Wie auch in Friderico Reiſnero lib. 1. prop. 19. Wir wol - len in dieſer erſten Auffgab einig vnd allein deß Rhodii meynung hieher ſe - tzen: Das Liecht ſo in die Kammer faͤllt / ſagt er / muß wol verſtopfft vnd ver - wahrt ſeyn / daß es nicht hinein ſcheine / auch durch kein kleines Kluͤnſelein / die Wende ſollen alle ſchwartz ſeyn / auſſer einer weiſen / dañ gegen ruͤber ein Loͤchlein / ſo hinauß warts ſehr groß vnd weit wird / damit deſto mehr Bild - nuſſen dadurch moͤgen reflectirt werden / Letzlich muß der Jenige ſo practi - ciren will / bey einer halben ſtund ſeiner Augen ſchonen / daß er nicht an deß Tages Liecht ſehe / biß ſich die imprimirte Bildnuſſen verlieren / ſo kan er deſto richtiger an der Weiſen Wand obſerviern alles was drauſſen geſchicht / wanns nur langſam zugehet: Es werden aber die Bilder alle vmbgekehret ſcheinen / als ob ſie auff den Koͤpffen giengen. Jch ſetzt darzu / daß das Ge - mach muͤſſe an einem ſchattechtigen Ort erwehlet / vnd die Perſonen ſo man an der Wand ſehen ſoll / von der Sonnen beſchienen werden: Darzu ſo kan man an ſtatt der weiſen Wand ein Leilach oder weiß Papier brauchen / wel - ches man ſo lang vnd viel hin vnd wider vom Loͤchlein rucket / biß man den Ort trifft / da die Figuren am deutlichſten erſcheinen.

Die II. Auffgab. Was die Vrſach ſey daß die Bildnuſſen vmbgekehrt kommen?

Diß geſchicht wegen deß durchſchnidts der Radiorum oder Strahlen / (zum Exempel A a vnd B b) bey dem Loͤchlein c, welchem die veraͤnderung deß Standes nothwendig folgen muß. Als in folgender Figur / fallen zweenradii253Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

[figure]

radii von A vnd B durch das Loͤchlein c, an ein Wand a b, welches weiß ſeyn muß / ſo kan der Fuß B nirgends anderſt als in b reflectirt werden / das oͤber theil aber deß Kopffs A nur ein einig vnd al - lein in a. So iſt gewiß daß alle Punct deß Bildnuß muͤſſen nach einer rechten Lini durch das Loͤchlein c reflectirt werden. Jſt alſo nicht muͤglich / daß die Lini B b durch c anderſt wohin fallen koͤnne als zu ende ſolcher Lini in b, &c. Da dann ein jeder Tyro in der Optic ſehen kan / warumb die Bildnuſſen vmbgekehrt erſcheinen.

Die III. Auffgab. Die Perſonen mit jhren rechten Farben durch vorhergehende invention zu repræſentirn.

Diß geſchicht ſo man in das Loͤchlein ein darzu præparirtes rundes Glaß ſtecket / ſo bucklicht auff einer ſeiten / auff der andern hol / in der groͤſſe vngefehr eines Reichothalers / welche wol zubereiten weiß der Kunſtreiche Mahler vnd Kunſthaͤndler Hanns Hauer in Nuͤrnberg: Dann ers damit zimlich weit gebracht. Damit er aber die Glaͤſer der Gebuͤhr nach abfuͤh - ret / brauchet er dazu ſtaͤhlene oder eiſerne Schuͤſſel / welche einer holen juſten Kugel ſegmenta ſeynd / vnd in diametro vngefehr einen oder mehr ſchuch halten / in ſolchen ſchleiffet er die Glaͤſer der gebuͤhr nach / hol vnd bucklicht / poliert vnd brauchet ſie mit maͤnniglichs verwundern / werden in der mitt dick / am Rann etwas duͤnner. Dadurch bekom̃en die Figurn an der weiſen Wand jhre natuͤrliche Farben / vnd werden ſo kaͤntlich daß man ſie darnach net Conterfeyen kan: Ja die Sonne weil ſie ohne reflexion das Gemach nicht beſcheinet / wird die Figur deſto mehr im finſtern Gemach erleuchten. So iſt uͤber diß ein ſchoͤner Luſt hier an zu ſehen / an bewegung der Voͤgel / ſo fuͤruͤber fliegen / an den Schloͤden oder Schornſteinen welche rauchen / an dem Waſſer ſo voruͤber fleuſt / an dem zittern deß Laubs vnd an dergleichen mehꝛ / vñ ob zwar alles vmbgekehrt ſcheinet / kom̃et doch ſonſtẽ alles ſo natuͤr - lich / daß es ein Mahler nit ſchoͤner abreiſen vnd mahlen kuͤndte. So kom̃et die Figur auch ſehr klein / wann das Bildnuß ferner von dem Glaß als dieK k iijWand254Finffter Theil der Erquickſtunden. wand daran es reflectirt wird / je weiter aber die Wand vom Glaß / wie Reuſner demonſtriret in der 18 Auffgab deß erſten Buchs ſeiner Optic / je groͤſſer fallen die refleccierten Bilder / doch muͤſſen ſolche auch nit allzuweit vom Glaß ſeyn. Man findet aber an dergleichen Glaͤſern einen goſſen vn - terſcheid / dann etliche die Bildnuſſen in der naͤhe / etliche weiter / nach dem ſie in einem groſſen oder kleinen ſegmento abgerichtet / am beſten repræ - ſentirn.

Die IV. Auffgab. Die beſte Art dergleichen Glaͤſer zu formiren.

Jch ſage / wann ſolche nicht nach einem ſegmento einer holen Kugel / ſondern nach dem paraboliſchen Kegelſchnidt außgearbeitet / vnd in einer paraboliſchen Schuͤſſel / wie ſie der gemine Mañ nennen moͤchte / abge - richt wuͤrde / daß man noch groͤſſer wunder ſehen wuͤrde: Allein es findet ſich in der praxi allhie ein difficultaͤt: Dann wañ das Glaß in einer recht kug - lichten Schluͤſſel abgefuͤhrt wird / es kom̃e an welches theil der Schluͤſſel es wolle / ſo behaͤlt es doch jmmer einerley Form / welchs in einer paraboliſchẽ Schuͤſſel nicht ſeyn koͤnde / vnd alſo das Glaß wann es dariñ / wie in einer kuglichten Schuͤſſel geſchliffen vnd vmbgefuͤhrt wuͤrde / falſch koͤme / vnd die Form einer paraboliſchen Schuͤſſel nimmermehr bekommen wuͤrde. Hier - inn nun ein Mittel zu finden / ſo laſſe man ein paraboliſches Schuͤſſelein / nach einer geriſſenen parabole, oder welch es beſſer / nach einem ſchnidt von eim getrehten Kegel zurichten / vnd das Glaß mit einem Kuͤtt an einẽ run - den Glotzen veſt anmachen / das Schuͤſſelein aber an einer Trehbanck auch veſt anhaͤfften / daß es durch die Drechßlersſeiten herumb lauffe / wie ſonſten ein Holtz ſo ſoll getrehet werden / das Glaß aber wird alſo accommodirt, daßes vnbeweglich gegen der Schuͤſſel ſteht / doch mit ſeinem centro an das centrum der Schuͤſſel moͤge gehalten / gedruckt vnd alſo geſchliffen o[-]der abgefuͤhret werden: So bekommet dann das Glaß einen rechten para - boliſchen Buckel / vnd ſage noch einmal / wer ein ſolch Glaß zuweg bringet / wird groſſe Wunder ſehen.

Die V. Auffgab. Ein ſonderliches Jnſtrument zu dergleichen Glaͤſer zuzurichten.

Weiln255Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Weiln aber nicht alle vnd jede Figurn ſich an die Wand alsbald refle -[c]tirn, vnd man deßwegen das Glaß ſo lang vnd viel im Loͤchlein hin vñ wi - der wenden muß / biß man den angulum reflectionis findet / hat man darzu ein ſonderlich Jnſtrument erfunden / welchs ich am erſten bey einem Herꝛn von Bappenheim geſehen / welcher wol ein gantzes Laͤger dadurch abgeriſ - ſen vnd verzeichnet. Erſtlich wird eine Kugel getrehet / einer zimlichen Fauſt groß A B, dadurch wird in der mitte ein gantz rundes Loch getrehet / in der

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weite / daß das zugerichte Glaß / bey B moͤch - te dar ein gefuͤget vnd veſt gemacht werden / koͤndte auch nicht ſchaden / wann das Loch bey A etwas groͤſſer vnd weitlaͤufftiger als bey B, damit die reflexion nicht verhindert werde / uͤber ſolche Kugelnun ſoll eine andere hole an zweyen Orten außgeſchnidtene / vnd in der mitt zuſam̃ geleimte Kugel gemacht werden c d, darinn man die erſte Kugel hin vnd wider bewegen vnd trehen kan. Solche Kugel ſtecket vnnd macht man veſt an das Loch ſo an einen Laden etwan gemacht worden bey E F. Hernach wendet man die jnwendige Kugel mit dem Glaß ſo lang vnd viel hin vnd wider / biß ſich die begerten Bildnuſſen recht an die weiſe Wand projicirn. Durch dergleichen Jnſtrument hat obgedachter Hanns Hauer ſeinen Jungen ei - nen groſſen Theil der Stadt Nuͤrnberg ſo ſich auff eine weiſe Tafel refle - ctirt, Perſpectiviſch nachreiſſen vnd verzeichnen laſſen / welchs dann / ſo net vnd gut kommen / als einige Perſpectiv ſeyn mag. Von ſolcher Kunſt hat geſchrieben Chriſtophorus Scherer ein Jeſuit.

Die VI. Auffgab. Ob es mit vorhergehender Kunſt muͤglich / daß die Bilder vnd Figuren uͤberſich kommen?

Jch ſage ja / vnd finde mancherley manier / die ich hie getrewlich will anzeigen / die erſte vnd ſchlechteſte iſt: Wann man die Figur ſo reflectiret ſoll werden / vmbkehrt ſetzet / ſo kom̃ets in der reflection gerad / geſetzt / es ſey ein gemahlt oder geſchnitztes Bild / alſo wann man einen Jungen laͤſſet mitden256Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. den Haͤnden auff der Erden ligen / vnd bey den Fuͤſſen in die hoͤhe gehalten wird / kommet er in dem Gemach auffrecht.

Zum andern / wañ man gegen das Glaß haͤlt einen holrundẽ Spiegel / kommen die Figuren auch auffrecht: Dann es iſt auß der Spiegelkunſt be - kannt / daß in holen Spiegeln die Figuren vmbgekehrt erſcheinen / welche doch ſonſt recht ſtehen / deß wegen die vmb gekehrten darein reflectirten Fi - guren gerad vnd uͤberſich kommen: Lauffet alſo hierinn eine doppelte refle - xion vor / vnd deßwegen kommen die Figurn im Spiegel nicht ſo deutlich vnd kaͤnntlich / als an einer ebnen Wand.

Zum dritten / ſetzet man zwiſchen das Jnſtrument vnd Wand ein ander holgeſchnidten Glaß / welchs dann durch eine newe reflexion die Figuren gerad an die Wand projiciert, doch abermal wegen doppelter reflexion etwas vndeutlich / vnd iſt diß faſt ein todt Werck / gegen dem Jenigen ſo an eine gerade Wand reflectiert iſt.

Zum vierdten / braucht gedachter Hauer einen ſolchen Vortheil die Figuren gerad zu ſehen. Er haͤncket ein weiſe ablange Tafel hoͤher als das Jnſtrument ſtecket / etwas krum̃ / alſo / daß der vntere Theil wider vom Jn - ſtrument ſich wendet als das obere. So ſich nun einer gerad darunter ſetzet / vnd uͤberſich ſchawet / kommen jhme die Figuren auch recht vnd auffgericht voꝛ / jedoch weil ſie auß ſehr hohen radiis angeſchawet werden / folgt nach der Opticorum principio, ob ſie zwar alſo ſehr gut fallen / daß ſie doch ſo ſcharff vnd gut nicht koͤnnen geſehen werden / als wann man davor ſtehet / vnd per radios rectos ſihet.

Zum fuͤnfften / iſt noch eine manier / bey welcher / ob die Bildnuß zwar vmbkehrt kom̃en / ſie doch vns recht erſcheinen / wie ein Bild an einer Tafel die wir vnten her anſchawen: Man machet gantz vnten bey dem Boden deß Gemachs ein Loch durch die Wand / vnd ſteckt das Jnſtrument mit dem Glaß darein / die Tafel aber machet man dar gegen ſo nider / daß einer dar - hinder ſtehen vnd uͤber die Tafel hinein ſehen kan: Dann alſo werden die Bilder mit den Fuͤſſen vnd nicht mit dem Kopff gegen jhm kommen.

Die VII. Auffgab. Ein Perſpectiviſches abgeriſſenes Gebaͤw / ſo kuͤnſtlich anzu - ſchawen / daß es in der groͤſſe erſcheine / als obs einer groß gebawet vor ſich ſehe.

Man257Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Man findet ſchoͤne Perſyectiviſch: abgeriſſene Kirchen / vnd Pallaͤſt / wie ſie von jnnen anzuſchawen / in der groͤſſe eines Bogen Papiers / groͤſſer oder kleiner / wie dergleichen kuͤnſtliche Gemaͤhl H. Johann. Juvenell ein beruͤhmbter Mahler zu Nuͤrnberg viel gemacht; Nun ſolche Tafeln alſo anzuſehen / daß ſie erſcheinen / als wañ man in einem uͤberauß groſſen Pal - laſt oder Kirchen wiſſiglich hinein ſehe / geſchiehet auff dreyerley weiß.

Erſtlich wann man eine Hand zudrucket / ſo weit daß man noch dadurch mit einem Aug ſehen kan / vnd ſetzet ſie an das eine Aug / druckt das ander zu / ſchawet eine gute weil in die Tafel / bald nahe dabey / bald ferne davon / biß er das rechte Ort antrifft / ſo wird er die Tafel in einer mercklichen groͤſſe ſehen: Weil alſo die radii viſivi in der Hand colligirt, viel kraͤfftig: vnd ſtaͤrcker ſeynd als ſonſten. Virtus unita valet.

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Die ander Art machet die Perſpectiv noch deutlicher vnd groͤſſer: Laß dir von Holtz ein Roͤhrlein / in der Form ei - nes Coni oder Kegels außgehoͤlet / vnten mit einem Loͤchlein trehen / halte das Loͤchlein zu dem einen Aug / ſo wirſt du er - fahren / wie ſchoͤn ſich die radii außbreiten / vnd der Perſpe - etiv ein anſehen vnd groͤſſe machen.

Die dritte Manter iſt die beſte vnd wunder ſamſte / iſt auch was es ver - richt / dem Jenigen nicht zu glauben / der es nicht ſelbſten practiciret. Man laͤſſet ein rund Glaß zurichtẽ / deſſen diameter einer ſpañ lang / laͤnger oder kuͤrtzer / auff beeden ſeitẽ in der mittelucklicht / nach der ſectione parabolica außgearbeitet / dann nach ſolcher Lini das Wunder deſto groͤſſer wird / weil

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es nun in der mitte an beeden orten hoch / folget / daß es bey dem Rand am duͤnſten / ſolchs muß in ein holtz ſo eine Handheben / eingefaſſet werden / wie auß bey - geſetzter Figur zuſehen / ſolchs nun nimmet man in die Hand / vnd haͤltet es fuͤr ein Aug / ſtehet bald na - he / bald ferne von der Perſpectiviſchen Tafel / biß man den rechten Ort findet / der ſich dann endert nach beſchaffenheit deß Geſichts eines jeden Men - ſchens / dañ mancher wirds in der naͤhe beſſer ſehen / ein anderer ferne davon. Probiers vnd judicier. DieL lVrſach258Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. Vrſach aber eines ſolchen trefflichen vergroͤſſens iſt / weil der Schewinckel durch diß Jnſtrument ſo uͤbergroß wird / was aber auß einem groͤſſern Win - ckel geſehen wird / erſcheinet groͤſſer / laut deß 4 Axiom. Perſpect. Euclidis.

Die Viii. Auffgab. Wie durch der Sonnenſchein ein Regenbogen koͤnne auff mancherley weiß fingirt werden.

Jſt ein ding in der Hoͤhe / welchs deß Menſchen Geſicht annemlich / vnd trefflich afficirt / ſo iſts ein Regenbogen: Als eine gantz wunderſame Guͤrtel der Erden / welche mit uͤberauß ſchoͤnen Farben gezieret / vnter den Wolcken erſcheinet / vnd vns der Gnade vnd Verheiſſung Gottes erinnert. Jnſon - derheit aber wird darinnen repræſentirt, das Glaͤntzen der Sterne / das ſchimmern der Edelgeſtein / die Zierte der allerſchoͤnſten Blumen / welche die Erde als eine ſchoͤne Tapetzerey ſchmuͤcken vnd zieren: Man ſihet darinn Carbunckel / Roſen vnd Leibfarb / Blaw / Saphier / Jachzincken vnd Meer - farb / in ſeiner Gruͤnheit befindet ſich die Farb eines Schmarallen / ja diß iſt ein uͤberauß ſchoͤnes Kunſtſtuͤck der Natur / vnd ein Meiſterſtuͤck der Soñen / als deß kuͤnſtlichen Apellis, welche jhre ſtralen an ſtatt deß Penſels gebran - chet vnd herſchieſſet uͤber den Dampff der Erden als einer Malerstafel / vnd eine ſchoͤne Rundung verfertiget; Vnd wie waar redet die H. Schꝛifft / wañ ſie den Regenbogen gar ein Meiſterſtuck Gottes nennet. Nichts deſto weni - ger iſt den Phyſicis vnd Mathematicis auff fleiſſiges nachſinnen vnd ſpe - culiren / den Regenbogen vom Himmel auff die Erde gleichſam herab zu ho - len verguͤnſtigt woꝛden / vnd zwar eben mit dergleichen Farben / mit welchen er an den Wolcken erſcheinet.

Ehe ich aber deß Authoris meynungen nacheinander erzehle / iſt erſt - lich zuwiſſen / daß ſich offt von freyen ſtuͤcken / ohne vnſer muͤh vnd zuthun / bey dem Soñenſchein / in einer Stuben / an einer Wand oder auff dem Erd - boden ein Regenbogen ſehen laſſe / das cauſirn die Glaßſcheuben / vnd vnter - ſchiedliche Farben ſo voꝛ eim Gemach ſeynd / auch alſo reflectiret werden.

Nun ſagt der Author, Es lehret der groſſe Naturkuͤndiger Ariſtote - les, wann man die Ruder in ein Waſſer ſchlagt / ſich das Waſſer in viel tropffen zertheile vnd in die hoͤhe ſpringe / derer vns ein jedes bey dem Son - nenſchein / die Farb eines Regenbogens vor die Augenſtelle / allein diß ſeynd vergaͤngliche vnd Augenblickliche Regenboͤgen.

Zum259Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Zum andern / die Jenigen ſo in Welſchland vnd Franckreich geraiſet / haben in den Luſthaͤuſern vnd Gaͤuten / die Kunſtreichen Brunnen geſehen / welche durch das ſpruͤtzen vnd außwerffen jhrer Tropffen Thaw verurſa - chen / daß die jenige Perſon ſo zwiſchen der Sonnen vnd dem Bruñen ſteht / allda einen jmmerwaͤrenden Regenbogen ſihet.

Zu dieſem deß Authoris beeden Erzehlungen thue ich die dritte / nem - lich / wann die Sonne im Regenwetter oder bald darnach ein Spinnewebe ſo in einem Winckel / beſcheinet / finden ſich alle deß Regenbogens Farben darinnen.

Der Author faͤhrt fort vnd ſpricht: Wir wollen nicht weit gehen / ich will dir einen Regenbogen nahe voꝛ deiner Thuͤr zeigẽ: Nimb Waſſer in den Mund ſtelle dich daß du der Sonnen den Rucken / das Angeſicht aber einem ſchattechtigem Ort zukehreſt / blaſe alſo oder ſpruͤtze das Waſſer in die hoͤhe / daß es ſich in kleine troͤpflein weit außtheile / ſo wirſtu in den Sonnenſtrah - len den allerſchoͤnſten Regenbogen erblicken / er ſagt recht erblicken: Dann diß das aͤrgſte daran / daß ein ſolcher Bogen nur ein einig Augenblick waͤret.

Wer aber einen langbeſtaͤndigen Regenbogen ſehen wolte / der ſetze zum fuͤnfften ein Glaß voll Waſſers an die Sonne / mache daß die dadurch drin - genden Strahlen von einem ſchattechtigen Ort auffgefangen werden / ſo findet ſich ein Regenbogen / welcher mit luſt anzuſchawen.

Zum ſechſten / ſo man machen laͤſſet ein Glaß in form eines priſmatis triangularis, oder einer dreyeckichten Seulen / mit zweyen knoͤpflein / dabey

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mans zu den Augen halten koͤnne / vnd durch ſolchs ſihet / oder dadurch die Sonn oder das Fewr ſeheinen laͤſſet / wird man eben dergleichen ſpaß habẽ. Jch will nichts ſagen von den ſchoͤnen Regenbogensfarben / welche in den blaſen erſcheinen / ſo die Kinder auß Saiffenwaſſer durch ein Strohalm auffblaſen / vnd alſo hangen oder fliegen laſſen.

Ebener maſſen erſcheinen zum ſiebenden / ſonderlich im Winter Re - genboͤgen vmb die brennende Liechter.

Letzlich / ob zwar etliche ſagen / die reflexion deß Liechts cauſiren uͤberL l ijdem260Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. dem Dampff der Erden / der Regenboͤgen / allein es bleibt doch dabey / was Plato der weiſe Naturkuͤndiger davon ſchreibet: Der Regebogen ſey ein Wunderzeichen vnd uͤbernatuͤrliches Werck / vnd was ein anderer tieffſin - niger Mañ bezeuget: Er ſey ein Spiegel / dariñ der Menſchliche Verſtand ſeine Vnwiſſenheit bey hellem Tag erſehe: Ja die Phyſici haben durch jhr vielfaͤltiges nachſinnen nichts anders davon gefunden / als daß ſie noch das wenigſt ſo in der Natur verborgen / außſpeculiert / vnd nur einen ſchein der Waarheit ergruͤndet.

Die ix. Auffgab. Welche Brillen oder Augenglaͤſer dem Geſicht am dienſtlichſten.

Man findet Glaͤſer / von allerhand Farben / ſonderlich aber blaw / gelb / roth vnd gruͤn / welche das Geſicht zu recreiren vnd erfriſchen ſehr gut vnd nuͤtzlich / auch durch einẽ lieblichen betrug alles was man dadurch anſieht in gleicher Farb repræſentirn vnd weiſen. Vnter allen aber ſeyn die gruͤnẽ am beſten: Dañ die bloͤden Augen durch dreyerley ſehẽ / wie die Naturkuͤndiger erfahren / erquicket vnd erfriſchet werden / vnd dieſe ſeynd: Wañ der Menſch von fern in einen ſaubern Spiegel / hellen Brunnen / vnd alles das ſo gruͤn gefaͤrbt iſt / ſihet. Noch mehr aber wird uͤber diß das Geſicht geſtaͤrcket / wañ man durch gruͤne Brillen das jenige ſo nicht gruͤn iſt / doch gruͤn erſcheinet / anſihet / in dem die Augen ſich gleichſam uͤber den angenemen Betrug er - frewen / vnd alſo erquicket werden. Gemeiniglich aber haben die gruͤnen Glaͤſer das anſehen / als ſchluͤgen ſie mit jhrer Materi auß der art / in dem ſie nicht ein recht lieblich vnd vollkommens gruͤn / ſondern ein gantz blaiche vnd faſt todte Farb zeigẽ: Die vrſach iſt / daß ſie vnfleiſſig gefaͤrbt / oder aber nit gnug Liecht bekommen / noch viel vnreiner Materi bey ſich haben / daß ſie das jenige / ſo man dadurch ſihet / nicht ſcharff gruͤn machen; Wann diß die Vrſach nicht ſeyn / moͤchte ich wol die dritte hoͤren.

Die x. Auffgab. Augenglaͤſer zuzurichten / dadurch ein ding zu einer Zeit vielfaͤltig vnd an vnterſchiedlichen Orten erſcheinet / auß dem Authore.

So261Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

So man Brillen machet von gruͤner oder einer andern Farb Glaß oder Cryſtalln / ſo eckicht geſchnidten / wie folgende Figurn außweiſen / wird man

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ein ding allein an vnterſchiedlichen Orten offtmal ſehen: So man / zum Exempl / dadurch ein Hauß anſihet / wird man meynẽ / es erſchein ein Stadt / ein Stadt aber wie eine gantze Landſchafft: Ein einiger Soldat wird ſchei - nen als wie eine gantze Compagnia. Kurtz zumelden / die vrſach deß multi - plicirens / iſt die vielfaͤltige reflexion ſo ſich in ſolchẽ vielflaͤchichen Jnſtru - menten ereignen: Dann wieviel vnterſchiedliche Flaͤchen die Brillen ha - ben / ſo viel vnterſchiedliche reflexiones geben ſie / vnd ſo offt vnd viel wird ein ding auff einmal geſehen. Seynd das nit excellente Augenglaͤſer fuͤr einen Geitzhalß / deſſen groͤſte Frewde / viel Gold vnd Silber zuſehen? Dañ ein einiger Ducat oder Thaler / jhme wie ein gantzer Schatz hierduꝛch erſchei - net / das groͤſte vngluͤck aber iſts / wann er ſolchen zu hauff raffen vnd zuſam̃ ſcharren will / daß er nur einen ergreiffet / die andern aber alle verſchwinden / laſſen ſich alſo nur ſehen / vnd nicht ergreiffen / erfuͤllen nur die Augen / aber nicht den Beutel. So kan man auch einen Einfaͤltigen vnd deß Betrugs Vnwiſſenden einen Thaler auff einen Tiſch legen / vnd jhme ſagen / er ſoll durch dieſe Brillen ſehen / vnd darnach dappen / ſo wird er offt neben dem Thaler hingreiffen / ehe er jhn erwiſchet. Ein Opticus aber oder der Perſpe - etiv Erfahrner / kan jhn auff einmal erhaſchen; in dem er weiß / wo vnd wie offt er ſeinen Finger ſihet / alſo vnd ſo offt ſehe er auch den Thaler / vnd daß der Strahl deß Augs uͤber den rechten Finger ſtreichend / auch den rechten Thaler gewiß treffen werde.

L l iijDie262Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Die xi. Auffgab. Wie die Augenglaͤſer oder Brillen zuzurichten / welche verjuͤngen auß dem Frantzoͤſiſchen Authore.

So man verjuͤngte Figurn begert zuſehen / in einer ſchoͤnen proportion vnd lieblichen Perſpectiv / inſonderheit aber an Luſtgaͤrten / ſchoͤnen Gaͤngẽ / Haͤuſern oder andern Gebaͤwen: So iſts gewiß / daß ein Mahler mit aller ſeiner Kunſt viel zu vngeſchickt / was die Augenglaͤſer repræſentirn, gantz net nachzuverzeichnen / vnd vor das Geſicht zu ſtellen. Summa es hat ein Verſtaͤndiger hieran ſeinen Luſt zuſehen / vnd auch der kuͤnſtlichſte Mahler darauß zu lernen. Es gibt ſich aber ein ſolche verjuͤngung der vrſach an / weil die Glaͤſer hol gearbeitet / vnd in der mitte viel duͤnner ſeynd als am Rand: dann alſo machen ſie den Schwinckel kleiner. Nun ſage ich auß Euclidis Perſpectw / daß was auß kleinern Winckeln geſehen werde / kleiner erſchei - ne / als es an ihm ſelber iſt. Vnd zum uͤberfluß mercket ein ſchoͤn Secret, daß man durch diß Mittel / eine Perſon auff der Gaſſen bey einem Fenſter kan ſehen fuͤruͤber gehen / welche den Seher nit wider ſehen koͤnne / dann ſo mans auff ein Fenſter ſtecket / erſcheinen die Figuren in einem viel hoͤhern Stand / als ſie eygentlich ſeynd.

Die xii. Auffgab. Von Beſchaffenheit der Fernglaͤſer Galilæi, auß dem Frantzoſen.

Die occaſion vnd Gelegenheit gibts allhie / auch etwas von den Perſpe - ctiviſchen Augenglaͤſern Galilæi zumelden / welche man ſonſten die Hollaͤn - diſch: oder Ambſter damiſche Fernglaͤſer nennet Andere gemeine Augenglaͤ - ſer / machen altẽ Leuten die Augen zwar jung / aber dieſe ſtaffieren ſie gar mit Lux augen auß: Dann damit koͤnnen ſie gar durch die Himmel ſehen / wie auch die dunckeln Coͤrper am Himmel ins Geſieht bringen / welche ſich vmb die Sonne finden. Zum andern / die newen Planeten / welche ſich vmb den Jovem vnd Saturnum h[a]lten. Zum dritten / das wachſen vnd viertel Ve - neris / eben ſo wol als deß Monds / nach der Proportz vnd Maß / der weite von der Sonnen Zum vierdten / eine vnzehliche uͤber groſſemenge der Ster - nen / welche der natuͤrlichen ſchwachheit vnſer Augen / biß anhero verboꝛgẽ / vnd ſolche ſo wol in via lactea, als in andern aſteriſmis deß Firmaments:Die263Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. Die Bereitung dieſes Jnſtruments iſt ſchlecht vnd leicht: Dann es hat ein Glaß ſo hol vnd bucklicht / in der mitte dicker / die Strahlen deß Augs zuver - gleichen vnd zu verſamblen / auch alſo die Figurn zuvergroͤſſern / weil der ſeh - winckel groͤſſer wird. Das Cylindriſch Rohr wird deßhalben genom̃en / die Figurn fuͤglicher zuverſamblen / vnd den Glantz zu verhindern / weil durch menge deß Liechts ſonſten die Augen betrogen / geſchwaͤchet vnd verhindert werden: Ein ding wol zu ſehen / erfordere daß es wol erleuchtet vnd hell ge - macht werde / die Augen aber an eim dunckeln Ort ſtehen. Wir erfahrn taͤg - lich / wañ wir gegen die Soñen ſtehend etwas ſehen ſollen / daß wir die Hand uͤber die Augen halten / den kraͤfftigen ſchein der Sonnen abzuwenden. Letz - lich hat es auch ein Verjuͤngglaß / die Strahlen deß vorigen Glaſes zuver - juͤngen / zu vnterſcheiden vnd zu moderiren: welche wañ ſie alle in weren / viel verwirꝛter fielen. Was die Proportion ſolcher Glaͤſer vnd deß Rohrs an - langet ob dazu zwar gewiſſe Regel von noͤthen / ſo findet man doch offt vn - gefehr ein gut Jnſtrument / welchs die jenigen ſo nach den Regeln gemacht / weit uͤbertrifft. Vber diß iſt auch nicht eine jede Proportion jedem Geſicht dienlich / vnd deßhalben werden ſie gemacht / daß man ſie auß einander zie - hen / vnd ein jeder nach ſeinem Geſicht richten koͤnne.

Die xiii. Auffgab. An eim Ort da nichts als ein Wand zu ſehen / aller - ley Figuren zu zeigen.

Mir hat voꝛ der Zeit eine hohe Perſon / Cornelii Drebels eines Nider - laͤnders / voꝛgeben zugeſchickt / meine meynung / davon zu entdecken: Der kan ſich in einem Gemach ſitzend / durch die Perſpectiv / in einem Augenbilck in allerley Form verendern / inſonderheit daß die Zuſeher jhn bald in allerley Farben Sammet / bald in allerley Farben Atlas / bald wie einen Koͤnig / bald wie einen Bettler anſchawen. Er kan ſich auch verendern in einen Baum / deſſen Blaͤtter ſich bewegen / bald in ein Loͤwen / Beern / Pferd / oder in eine andere Creatur. Ja er macht auch ſcheinen / als ob ſich die Erde oͤffnete / vnd Geiſter auffſtigen / bald in geſtalt einer Wolckẽ / bald eines Rieſen / Alexan - dri Magni, oder anderer vornemer Printzen vnd Perſonen.

Auff ſolches antwortete ich: Jch glaubte diß vnd noch ein mehrers / weil die Optic eine vner gruͤndliche Kunſt / vnd dadurch vnglaubliche Sachenins264Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. ins Werck zu ſetzen / Weil mir aber vnbewuſt / ob Drebelius bey Tag oder Nacht / bey dem Soñenliecht / oder Lampen practicirt / ob der Zuſeher allzeit an einem gewiſſen Ort ſtehen bleibe oder nit / ob jhrer viel miteinander zu ei - ner Zeit dergleichen ſehen koͤndten / Jtem ob das Geſicht frey / oder ob man muͤſſe durch ein Glaß / Cryſtalln / Brillen oder ein ander diaphonum ſehen / ob er ſein Kunſt in allen Gemaͤchern gebrauchen koͤnne / obs letzlich durch o - der ohne reflexion geſchehe: Dann wann ich nur dergleichen Vmbſtaͤnde wuͤſte / koͤndte es ſeyn dahinter zukommen / ich laß mir traͤumen es muͤſſe zwi - ſchen deß Zuſehers vñ deß Autoris Perſon ein diaphonum oder durch ſich - tiges corpus geſtellet werden / oder die V Auffgab dieſes Theils muͤſſe etwas bey der Sach thun. Geſetzt / man ſtelle etwas dazwiſchen / drauff komme ich in ein andere ſpeculation, an eine gantz bloſſe Wand / oder vielmehr ſtuͤck der Wand / allerley Figuren oder Farben zu repræſentiren. Vnd ob ich zwar dieſe meine meynung vnd Erfindung viel geringer achte als Drebels / kommet ſie doch dem Vnwiſſenden ſehr wunderlich vor.

Mein Fundament vnd Grund aber habe ich durch eine gemeine vnnd runtzlichte Glaßſcheuben gefunden / dadurch ich geſehen daß die Laͤden / zum Exempel / an den Haͤuſern an ein ander oꝛt als ſie geſtandẽ / durch die ſcheubẽ reflectiret werden / bald zur Rechten / bald zur Linckẽ / bald hoch / bald nidrig / nach dem ich das Aug von der Scheuben gehalten. Nun habe ich in ein Cy - lindriſch Rohr dergleichen Scheuben ſtuck / welchs die reflexion etwan 2 Eln weit von dem natuͤrlichen Ort geworffen / beveſtiget / das Rohr durch das Loch eines Ladens geſteckt / dadurch wann man das Glaß abgehoben / nur ein bloſſe Wand geſehen / ſo bald aber das Glaß daruͤber komme / ein La -

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den oder Fenſter loch eben an ſolches Ort reflectiret werde. Wie auß bey - geſetzter Figur zuſehen / nun muß einer ſo bey gedachtẽ Laden oder Fenſter ſte - het / mit allerley gemahlten Tafeln ge - faſſet ſeyn / damit er eine nach der an - dern wañs zeit iſt / koͤñe vnter das Fen - ſter ſtecken: So du nun practiciꝛẽ wilt / ſo laß einẽ mit allerley gemahlten Ta -feln265Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. feln zu Fenſter A gehen / ſtecke das Jnſtrument alſo in einen Laden / daß man ſo das Glaß abgehebt in B ſehe / aber nichts anders als eine Wand / ſo man aber das Glaß wider druͤber macht / daß ſich das Fenſter A ins B Reflectire, vnd bey B geſehen werde. Nun laß den Seher durch das bloſſe Rohr hin an die Wand ſehen / wann er nun ſagt er ſehe kein Figur daran / ſo laß jhn ſelbſt den Deckel mit dem Glaß dafuͤr thun / ſo wird er die Figur ſehen / welche ein andrer in dz Fenſter A geſteckt / vnd alſo kan man ſolchem ein Zeichen geben / wann er ein andre Tafel auffſtecken ſoll / Sapienti ſat dictum, der Anfang iſt gemacht / & quia inventis facile eſt addere, wird ein fleiſſiger vnd kunſt - begieriger Opticus, bald die Kunſt hoͤher treiben vnd bringen koͤnnen.

Die xiv. Auffgab. Ein Corpus, ſo wegen eines andern Corporis welchs zwiſchen ſelbiges vnd das Aug kommet / vnſichtbar / ohne ver - wendung einiges Corporis, derer gedacht wor - den / ſichtbar zumachen.

Wann Clavius in Aſtronom. Johan. de Sacro Boſco demonſtri. ren will / warumb die Sonn / Mond vnd andere Sterne ehe geſehen werden als ſie auffgehen / bringt er eine ſolche Optiſche Experintz vor: Lege mitten in ein Schaff / Zuber / Kuffen oder anders Geſchirꝛ / einen Reichsthaler / ge - he von dem Geſchirꝛ zuruck / ſo lang vnd viel / biß du vor deß Geſchirꝛs Tau - ben den Thaler nimmer ſehen kanſt / laß alsdann einen andern helles Waſ - ſer in das Geſchirꝛ gieſſen / ſo wird dir der Thaler erſcheinen.

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Zum Exempel / ſo dein Aug iſt in A, ſo kan es wegen deß Holtzes oder Tau - ben B den Thaler C ſo mitten im ſchaff D ligt / nit erſehen / ſo bald aber ein an - derer Waſſer darein geuſt / wird jhme der Thaler / ſo doch an ſeinem Ort C ligen bleibt / erſcheinen im E, die Vr - ſach iſt / was wir in dem Waſſer an - ſchawen / das ſehen wir per radios re - fractos, wie Vitello vnd Alhazenus, vnd andere Optici lehren. Beſihe die letzte Suppoſit, catoptr. Euclidis.

M mDie266Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Die xv. Auffgab. Einen Menſchen alſo zu diſponiren / daß er falſch ſehe / vnd deßwegen das euſſerſte eines Steckens mit dem Finger nit allzeit beruͤhren koͤnne.

Diß iſt zwar ein Kinderſpiel / deren noch etliche folgen / allein es hat ſei - nen Grund in der Optica. Einer hat in ſeiner Hand ein Staͤblein / das re - cket er in die hoͤhe / wettet mit einem / er koͤnne mit ſeinem Finger die ſpitze deß Staͤbleins nicht anruͤhren / wann er das eine Aug zumache / den Finger uͤber zwerch bringe / vnd nach der zwerch auff das Staͤblein geſchwind zugehe. Was iſt von dieſem Gewett zuhalten / fragt der Frantzoß? Die Erfahrung bezeuget / daß der Jenige ſo deuten ſoll / offt fehlen / bald dort vnd bald dahin mit dem Finger fahren wird. Wann ers aber antrifft / hat ers dem plumpen Gluͤck zuzuſchreiben. Vrſach iſt / weil ein Aug nicht vermag zu vrtheilen vnd zu erkennen / wie weit die Spitze deß Steckens / oder eines andern corporis ſey von dem Aug nach einer rechten Lini abgelegen / wie die Perſpectiv bewei - ſet. Eben dieſer Vrſach halben bezeuget auch die taͤgliche Erfahrung / daß es ſchwer ſey / eine Spinneweben ſo in der Lufft haͤnget / anzuruͤhren / oder einen Faden einzufaͤdeln / oder in einem Ballnhauß den Ballen zunemen / wann man auff die ſeiten laufft / vnd den Ballen nur mit einem Aug anſihet.

Die xvi. Auffgab. Einen Menſchen alſo zu diſponiren / daß er einen Ducaten / den er doch ſihet / nit leichtlich von einem Meſſer kan herab ſchlagen.

So man ein Meſſer in eine Wand ſtecket / dazu einer vnverhindert gehen kan / in der hoͤhe vngefehr der Perſon ſo ſchlagen ſoll / vnd leget zu ende deß Haͤffts einen Ducaten oder Groſchen darauff / ſagt zu einem / er ſoll ſein linck Ohrlaͤpplein mit der rechten Hand halten / darnach die lincke Hand durch den rechten Arm ſtecken / das lincke Aug zumachen / vnd alſo uͤber zwerch auff das Meſſer zugehen / vnd mit dem lincken Zaigerſinger nach dem Ducaten oder Groſchen ſchlagen / ſo wird er offt fehlen / biß er den Vortheil erſihet / ſo gar vngewiß kan man mit einem Aug ſehen / zumahl uͤberzwerch / weil das Aug von ſeinem natuͤrlichen centro verruckt / kein Sehconus kan beſchloſ -ſen267Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. ſen werdẽ / vnd die lincke Hand vor ſich bey dem meinſten theil der Menſchen vngewiſſer vnd vnthaͤtiger als die Rechte.

Die xvii. Auffgab. Einen Menſchen zu diſponiren / daß er mit zweyen offnen Augen nicht recht ſehe.

Laß einen nur etwan drey ſchritt von einer offnen Stubenthuͤr / daß er ſolcher den Rucken kehre / ſtehen / gib jhme ein Deller in die rechte Hand / wett mit jhme (wann er die Kunſt nicht weiß) vmb wieviel du wilt / er koͤnne das Deller / wann er ſich nicht vmbkehre / hinderſich zur Thuͤr hinauß werffen / doch ſolte jhme vergoͤnnet ſeyn / daß er den Kopff vmbwenden / vnd die Thuͤr uͤber die lincke Achſel ſehen koͤnne / ſo gewinneſt du richtig vnd gewiß / dañ der Deller ſehr weit von der Thuͤr hinweg / etwan in ein Fenſter / an Glaͤſer auff dem Geſims / oder zu einer andern Thuͤr nauß fliegen wird: Vnd ruͤhret der Betrug daher / ob er gleich beede Augen offen hat / kan er doch die Thuͤr ruͤck - ling nur mit dem einen Aug uͤberzwerch anſehen. Ein Opticus aber / oder ein andrer deme mans gewieſen / kans hinauß werffen / wañ er ſihet / vmb wieviel ſchritt ein anderer auff die lincke ſeiten zu weit von der Thuͤr geworffen / vnd ſo viel ſchritt zur rechtẽ Hand zielet / als wolte er mit dem Deller nit zur Thuͤr hinauß / ſondern vier ſchritt / ꝛc. oder wieviel er gefunden / davon werffen / ſo trifft er das Loch richtig. Ebner maſſen wird einer ſeinen Luſt im Kegel - ſpiel ſehen / wann er ein ſolch Ziel gibt / daß man gedachter maſſen hinter ſich vnter die 9 Kegel ſchieſſen muß / Dann einer gantz nicht auff die Kegel / ſon - dern ſehr weit davon mit der Kugel kommen wird. Vnd diß iſt einig vnd al - lein die Vrſach / daß das Aug von ſeinem natuͤrlichen centro verrucket / falſch ſihet.

Die xviii. Auffgab. Schrifften vngleicher groͤſſe an eine Maurn zu ſchreiben / daß ſie dem Geſicht in gleicher groͤſſe vorkommen.

Von dergleichen Perſpectiviſchen Schrifft hat erſtlich geſchrieben Albrecht Duͤrer / vnd nach jhme Schwenter im dritten Buch ſeines erſten Tractats. Es ſey gegeben die Mauren A B M I. Daran ſoll man an dreyen vnterſchiedlichen Orten ein Schrifft ſchreiben / welche dem GeſichtM m ijin268Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

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in einerley groͤſſe vorkomme / eine nemlich oben / die ander in der mitte / vñ die dritte beſſer vnten. Geſetzt der Seher ſoll ſtehen im Q. daß er das Aug habe im N. Ziehe eine Lini N I dem Horizont Q R parallel, vnd dem centro N, beſchreib den Qua - dranten I O P, vnd zwiſchen I K L M ſchreib was dir beliebt / theil ein ſtuck deß Thurns in 3 theil / mit den Linien A B, E F, K L. Ziehe auß N die Linien N A. N E. Als dann nimb auff den Quadranten die weite I K, mit einem Circkel / mache ſolcher gleich T X vnd V Z. Ziehe die Linien N C, N G, durch X vnd Z, ſo haſtu 3 ablange vierung A B C D, E F G H, vnd K L M I, darein ſchreibe ferner nachjhrer hoͤhe was dir beliebet. So nun der Seher ſein Aug in N hat / vnd den Thurn anſihet / wird jhme die obere Schrifft eben in der groͤſſe erſcheinẽ / wie die mittler oder vnterſte. Solten aber mehr als 3 Zeil geſchrieben wer - den / muͤſten auch auff den Quadranten mehr Theil genommen werden. Weiln nun Euclidis ſechſte Suppoſition vermag / daß was auß gleichen Winckeln geſehen werde / in einerley groͤſſe erſcheine / vnd die 3 Schrifften A B C D, E F G H. vnd K L M I auß den dreyẽ gleichen Winckeln A N L, E N G, vnd KNI angeſehen werdẽ / folget dz ſie in einer groͤſſe erſcheinẽ / wie begeret worden. Weil man aber dergleichen Quadranten vor dem Thurn in der Lufft nicht beſchreiben kan / muß erſtlich der Thurn abgemeſſen / vnd alles nach verjuͤngtem Maßſtab auff dem Papier verzeichnet werden / wie auch die diſtantz von dem Thurn zum Stande deß Sehers: Nach ſolcher Verzeichnuß nun kan man alsdann nach dem groſſen Maß an dem Thurn die Schrifften ſchreiben.

Die269Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Die xix. Auffgab. Ein Gebaͤw mit Bildern gerings vmb alſo zu zieren / daß ſie alle ſo wol die hoßen als nidrigen in einer groͤſſe erſcheinen.

Diß geſchicht durch den Grund vorhergehender Auffgab. So nun ein Bildhawer an ein Gebaͤw will Bilder hawen / ſo in einer ley groͤſſe ſcheinen / ſo miſſet er erſtlich die Hoͤhe deß Gebaͤwes / vnd theilt den Quadranten in ſo viel Theil / als viel der Bilder ſeyn ſollen / ziehet auß deß Quadranten cen - tro durch alle Theil deß Quadranten Linien / an eine waagrechte Lini wie zuvor / vnd nach ſolchen Theilen nimmet er die Hoͤhe der Bilder.

Die xx. Auffgab. Eine Figur oder Conterfeyt alſo zu verſtellen / daß kein Glied ſeine rechte Proportion habe / die Ohren laͤnger ſcheinen als deß Midœ, die Naſe als ein Storchſchnabel / die Augen wie ein Badwanne / die Finger wie Muͤhlſteine / der Mund wie ein Stadelthor / vnter deſſen aber / wann mans von dem rechten Ort oder Punct anſihet / alles in rechter Pro - portion falle.

Jch will mich / ſagt der Author, nit verweilen / dergleichen Figurn geo - metricè zu reiſſen / oder zu reiſſen lehren / weil ſolchs viel zu muͤhſelig / Aber ich will mich vnterſtehen dem Leſer durch einen diſcurs ſolches an die Hand zu geben / vnd wie es mechanicè moͤge verrichtet werden zu lehren. Es kan aber geſchehen durch ein brennent Liecht oder den Sonnenſchein. Erſtlich mahlet man eine Figur / es ſey ein Angeſicht / oder ein gantzer Menſchlicher Leib / Vogel oder anders Thier / in rechter Proportz wie es ſeyn ſoll vnd ein rechtſchaffener Mahler mahlen kan. Solche Figur ſetzet man ſchlims zwi - ſchen ein Liecht vnd ein Papier oder Tafel / daran die Figur Perſpectiviſch ſoll entwoꝛffen werdẽ / der geſtalt / daß das Liecht die Figur abſchewlich laͤng - licht an die Tafel durch ein Lochentwerffe / dann gehet man den Linien nach / wie ſie das Liecht entwirffet / vnd verzeichnete ſie / mit Bleyweiß / Colen / Roͤ - del / Kreiden vnd dergleichen / ſo iſt die Figur begerter maſſen bereitet / alsdañ findet man den Punct auß welchem man die Figur nach der ſeiten anſihet / daß ſie in rechter Proportion erſcheine. Vnd wird ſolcher Punct ſo weitM m iijvon270Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. von der Figur genommen / als das Liecht davon geſtanden / vnd alſo auch eben auff derſelben ſeiten.

Die xxi. Auffgab. Dergleichen Figuren auß Geometriſchem Grund zu verzeichnen.

Weil diß eine rechte liebliche vnd wunderliche Perſpectiviſche verzeich - nuß / wollen wir hie lehren / wie ſie ohne Liecht oder Sonnenſchein auß Geo - metriſchem Grund ſoll verzeichnet werden. Man reiſſet / geſetzt / wie droben / ein vollkommen vnd wol proportioniret Geſicht / darumb beſchreibt man ein Quadrat mit zweyen diagonal Linien / wie man ſonſten im Perſpectiviſchẽ mahlen zu thun pfleget / wie in Hanſen Lenckers Perſpectiv zu ſehen. Neben ſolches Quadrat beſchreibet man eine ablange Perſpectiviſche Vierung / auch mit zweyen diagonalen, vnd traͤget auß dem Quadrat die vornembſtẽ Punct deß geriſſenen Angeſichts / in die ablange Vierung / nach den beeden diagonal Linien / wann diß geſchehen / kan man nach den heruͤber getragnen Puncten / die Figur gar außmahlen / vnd den ſehe Punct dahin ſetzen / wo der Perſpectiviſch: ablangen Vierung zwo laͤngſte Linien / wann ſie erſtrecket werden / einander durchſchneiden.

Die xxii. Auffgab. Durch Perſpectiviſche Jnſtrument dergleichen ins Werck zu richten.

Auff Chriſtian Heydens Perſpectivtiſchlein / kan ſolchs mit ſonderba - rem vortheil vnd behaͤndigkeit verrichtet vnd zuweg gebracht werden / wann man eine wol proportionirte Figur darauff leget / die Tafel aber daran die Perſpectiviſche Figur ſoll geſtochen werden / wendet daß ſie ſchlims komme / vnd alsdann darauff ferner optrirt wie man zuthun ſonſten pfleget. M. Lu - cas Brunn hat in ſeiner publicirten Perſpectiv einen ſo ablangen Todten - kopff: Weil aber ſolcher in eine recht wincklichte vnd nicht Perſpectiviſche ablange vierung gebracht worden / folget daß er nicht der Kunſt nach juſt ge - riſſen: Dann ſolche Figuren / wie in vorher gehender Auffgab gelehret / in Perſpectiviſch: ablange Vierungen muͤſſen gebracht werden / jhr Form wie bekannt / iſt ein trapezium ſo zwoſeiten parallel.

Die271Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Die xxiii. Auffgab. Eine liebliche Perſpectiv zu machen / daß an einer Tafel zweyerley oder auch dreyerley vnterſchiedliche Figuren erſcheinen.

Die Erfindung ſolcher Kunſt iſt artlich vnd ſubtil / der Gebrauch aber ſehr gemein / vnd alſo beſchaffen / daß nun mehr faſt ein jeder Mahler damit vmbgehenkan / man findet Tafeln / welche auff der rechten Hand ange - ſehen / einen Mann / auff der Lincken aber ein Weib vor das Geſicht ſtellen. Manche haben auff einer ſeiten ein Soldaten / auff der andern den Todt. Andere bringen andere Figuren. Dieſe Tafeln haben Falten wie ein Nuͤrn - bergiſches Faͤlckelbrett / moͤgen Lateiniſch genennt werden Tabulæ ſtriatæ, auff die Flaͤchen ſolcher Tafel gegen der lincken Hand ſtehend / mahlet man eine ſonderliche Figur / ein andere aber auff die Flaͤchen gegen der rechten Hand. Nun iſt gut zuerachten / wann man der Tafel zur lincken Hand ſte - het / daß man die Flaͤchen zur rechten Hand ſich wendend / nit ſehen kan / vnd alſo bey der rechten Hand ſihet man die lincken Flaͤchen nicht / viel weniger was darauff gemahlet! So man aber die Tafel recht in der mitte anſihet / muß nothwendig eine verwirꝛte vnd vermiſchte Figur erſcheinen / weil man die Falten nahe bey der mittvoͤllig anſehen / vnd ſo wol die rechte als die lincke Flaͤchen in die Augen bringen kan.

Die xxiv. Auffgab. Wie die Tafeln zu zurichten / auff welchen man drey vnter - ſchiedliche Bilder / doch auff einmal allzeit nur eins ſehen kan.

So dreyerley Figuren zu vnterſchiedlichen Zeiten ſollen geſehen wer - den / muß die Tafel eine andere Foꝛm bekommen / als die voꝛhergehende. Erſt - lich werden ſie geſchnidten vngefehr in der groͤſſe eines Bogen Papiers / dar - nach zu beeden theilen glatt abgehobelt / auff der einen vnd ſaͤuberſten ſeiten leimet man duͤnne vnd ſchmale Leiſtlein nach der laͤnge der Tafel herunter / ſo alle parallel, vnd vngefehr eine von der andern ¼ Zoll oder Daumen ſte - he. Sonun dieſe Tafel gedachter maſſen verfertiget / vnd ich gern darauff zu vnterſchiedlichen Zeiten ſehen wolte / Einen Elephanten erſtlich / zum andern ein Loͤwen / zum dritten ein Beeren. So mahlte ich den Loͤwen auff die mitt -lern272Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. lern Flaͤche der Tafel / den Elephanten auff die Leiſtlein zur Lincken / den Beeren aber auff die Leiſtlein zur rechten Hand. So nun einer dreyen Per - ſonen ſo der Kunſt vner fahren / einen Poſſen machen wolte / muͤſte er die ge - mahlte Tafel hoch in einem Gemach auffrichten / einen zur Lincken / den an - dern in die mitte / den dritten aber zur Rechten ſtellen laſſen / vnd ſie fragen / was fuͤr ein Thier ſie auff der Tafel gemahlet ſehen? Wuͤrd der zur Lincken ſagen: Er ſehe einen Elephanten / der Mittler wuͤrde ſagen: Nein es were ein Loͤw / der dritte aber / ſie geſehen beede nicht recht: Dann es ſey ein Beer / vnd diß iſt die gantze Kunſt / vnd ſtehet einem jeden frey / nach ſeinem belieben / die Figuren anzugeben oder zu mahlen.

Die xxv. Auffgab. Es iſt gewiß vnd in der andern Auffgab der optic Euclidis demon - ſtriret. wan gleiche Linien dem Geſicht vorgeſtellet werden / die jenige ſo am weiteſten von dem Aug ſtehen / kleiner er - ſchein / als die jenige ſo naͤher dabey. Jſt dem nun alſo / ſo fragt ſichs / weil ein Lini in der fern gelegen / kleiner erſcheine als ſie an jhr ſelber iſt / ob ein Geometra oder Feldmeſſer ſie recht meſſen / vnd jhre Laͤng juſt finden koͤnne?

Diß iſt eine nuͤtzliche / wichtige vnd luſtige Frag / welche mich vor der Zeit / ehe ich den Grund erfahren / nicht wenig geaͤngſtiget / vnd ſorgfaͤltig gemacht / vnd wann ich nicht auff die Experientz gangen / vnd mich darauff fundiert haͤtte / ſolte ich das Feldmeſſen deßwegen wol gar bey ſeits gelegt ha - ben. Wir wollen allhie der Sach weiter nachdencken / vnd ſehen / was auff ei - ne ſolche Frage zu antworten. Mir ſey zum Exempel vorgegeben ein recht viereckicht Feld a b c d. ſo iſts gewiß / wann ich bey g ſtehe / mir die Lini a b

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dem Geſicht nach viel kleiner falle als c d. nach der 35 prop. lib. 2. optic. Reiſneri, Nun iſt die Frag / wañ ein Feldmeſſer auß zweyen Staͤnden c vnd d. die Lini a b mit einem Jnſtrument meſſe / ob ſie jhme in der Laͤng komme wie ers anſihet / oder aber in jhrer rechten Laͤng? Antwort: Die Lini a b kommet durch der - gleichen meſſen in jhrer rechten natuͤrlichen groͤſſe. Dann man in dem abſe -hen273Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. hen nicht auff die Lini ſihet / vnangeſehen ſie doch ſoll gemaͤſſen werden / ſon - dern nur auff beede euſſerſte Punct der Lini / welche allezeit an jhrem rechtem Ort geſehen werden: Dann Euclides in Suppoſit. Catoptricis vnd Al - kindus recht lehren / daß das jenige ſo frey vnd vnverhindert durch den Lufft angeſehen werde / nach einer rechten Lini geſehen werde Weil dann nun beede Punct an jhrem rechten natuͤrlichen ort ohne betrug der Augen nach einer rechten Lini angeſehen werden als extrema, ſo folget / daß der Geo - metriſche vnd nicht der Perſpectiviſche Winckel verzeichnet werde / vnd alſo auch die Geometriſche vnd nicht Perſpectiviſche Lini gemaͤſſen ſey.

Die xxVi. Auffgab. Wie ein kuͤnſtlicher Seidenſticker von der weiſſen Farb biß auff die Schwartze kommen / vnd ſie in etwas mit einander verglichen.

Es iſt nicht vnbekannt / daß alle Farben in ſieben Hauptfarben abge - theilet werden / vnd ſeyn: Weiß / Geib / Roth / Putpurfarb / Gruͤn / Blaw vnd Schwartz / die andern aber ſeynd alle auß ſolchen vermiſchet: Der weiſe Mann Ariſtoteles, theilet alle Farben in die Euſſerſten vnd Mittlern / die Euſſerſten nennet er Weiß vnd Schwartz / die andern aber alle die Mitlern / als welche vnendlich zwiſchen den Euſſerſten eingeſchloſſen / Ob nun zwar weiß vnd ſchwartz weit von einander ſtehen / vnd ſaſt keine vereinigung mit einander haben / ſo hat ſich doch ein kuͤnſtlicher Seidenſticker vor der Zeit ge - funden / welcher weiß vnd ſchwartz artlich aneinander gehenckt vnd mit ein - ander in etwas verglichen. Selbiger hat ſechtzigerley farben Atlas ſo kuͤnſt - lich vnd ſorgfaͤltig aneinander gelegt / daß er von dem ſchneeweiſen einen anfang gemacht / diß er endlich auff den kolſchwartzen kommen / ſolcher ge - ſtalt / daß man allzeit zwo nebeneinander ligende Farben kaum von einander vnterſcheiden koͤnnen / ſo aber allzeit eine weggenommen / iſt zwiſchen beeden ſo darneben gelegen / erſt ein rechter vnterſcheid geſpuͤret worden. Summa die Farben ſeynd gradatim je naͤher vnd naͤher von weiß zum ſchwartzen kommen / vnd ſeynd alſo in dieſem ſtuck die zwo Farben weiß vnd ſchwartz et - licher maſſen verglichen worden / welchen lieblichen optiſchen Betrug ich auch gern haͤtte ſehen moͤgen.

N nDie274Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden.

Die xx VII. Auffgab. Wie ein Punct fuͤr eine Circkel Lini / vnd eine Lini fuͤr ein Circkel angeſehen werde.

Wir haben in der Vorrede dieſes Theils gedacht / daß man ein pun - ctum phyſicum nach Gelegenheit wie einen Circkel ſehe / dazu ſetzen wir hie / daß der Circkel eben die Farb habe vnd behalte / welche der gegebene Punct angenommen: Dann man neme einen Trochum, das iſt eine Werffkugel / welche die Kinder mit einer Schnur werffen / daß ſie lang im Circkel herumb lauffen / mach oben an Rand ein gefaͤrbtes Puͤnctlein dran / geſetzt es ſey roth / ſo nun die Kugel geworffen wird / vnd in ſchnellen Lauff gebracht iſt / macht ſolcher ſchnelle Lauff vnd der Augen Bloͤdigkeit / daß ei - ner nicht einen rothen Punct / ſondern eine gantze Circkel Lini ſihet / ſo lang ſich die Kugel vmbtrehet So man aber eine rothe Lini oben auff die blatten reiſſet / machet abermal die geſchwinde bewegung vnd der Augen bloͤdigkeit daß man eine gantze vollkommene runde Flaͤche ſihet.

Die xxviii. Auffgab. Wie man machen ſoll / daß eine Vierung rund erſcheine.

Dergleichen demonſtriret Euclides in der 9 Auffgab ſeiner Perſpe - ctiv / vnd nach jhme Vitello lib. 4. pag. 95. vnd Rhodius lib. 1. propoſ 69. & lib. 2. prop. 58. de viſione ſimp. Nim̃ ein dick Papier / oder ander Ma - tert / mach ein recht gevierdt Loch darein / laß die Sonn oder ein brennend Liecht dadurch ſcheinen / daß der ſchein an eine Wand falle / gehe ſo lang von der Wand mit dem Liecht vnd Papier zuruck / ſo wirſt du endlich den ſchein nicht viereckicht / ſondern rund erſehen: Dann ein jeglich ding ſo da mag ge - ſehen werden / hat ein gewiſſe diſtantz in welcher man es gar nimmer ſehen kan / nach der 3 Auffgab der Perſpectiv Euclidis, vnd nach Vitellone lib. 4. pag. 1. So ſeynd nun die Ecken der Vierung kleiner als die Vierung ſelbſten / ſo verlieren ſie ſich auch ehe in der fern als die gantze Vierung / deren Theil noch bleibet / weil aber die Winckel in einer gewiſſen diſtantzgleich -275Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. gleiſchſam verſchwinden / muß ſich der ſchein nothwendig rund anſchawen laſſen: Darauß folget auch / wann das Loch drey / fuͤnff / ſechs / ꝛc. eckicht we - re / daß eben dergleichen runder ſchein herauß kaͤme / vnd diß deſto ehe / wann das Loch vieleckicht iſt.

Die xxix. Auffgab. Warumb manche Figur zweymal geſehen werde?

Es iſt gewiß / vnd bezeugts die vielfaͤltige Erfahrung / daß / ſo man ein Aug zuthut / man mit dem einen eine Figur zwar anſehen koͤnne / aber nicht ſo ſcharff als mit Zweyen / daher kommets / wann man beede Augen offen hat / vnd das Ander ein wenig mit dem Finger gegen der Naſen rucket / daß das Aug von ſeinem natuͤrlichen Sehcentro bewegt / vnd man mit je - dem Aug eine Figur abſonderlich an zwyen Qrten ſehe / alſo / daß ſie doppelt erſcheinen / davon Lucretius der Poet gantz artlich geſchrieben. Vnd ſol - ches geſchicht auch / wie Virgilius von Protheo meldet / vollen / zornigen vnd vnſinnigen Leuten / welche mit Boltzechtigen Augen ein ding vor zwey anſehen / beſihe Rhodium prop. 84. lib. 1. & 74. 75. 76. &c. lib. 11. de viſione ſimplici.

Die xxx. Auffgab. Zu machen / daß einem Menſchen vnbewegliche Figuren vorkommen / als ob ſie im Circkel herumb lieffen.

Wann ſich ein Menſch an einer Stell ſo lang / viel vnd geſchwind vmbtrehet / biß jhme der Schwindel in den Kopff komme / oder wie wir pfle - gen zu reden / biß jhme der Kopff duͤrmig wird / ſo kommet es ſeinem Geſicht nicht anderſt vor / als ob das Gemach darinnen er ſtehet / eine gute weil vmb jhn herumb lieffe: Dann alſo / wie Lucretius ſchreibet / die ſubtilen Geiſter vnd aͤderlein der Angen hefftig bewegt vnd deßwegen geſchwaͤchet werden auch alſo die gefaſte ſtarcke Einbildung im bewegen nicht bald in der ruheN n ijwider276Fuͤnffter Theil der Erquickſtunden. wider ablegen. Diß pfleget auch wol Perſonen zu geſchehen / welche von Natur den Schwindel haben / oder ſonſten mit Bloͤdigkeit deß Haupes be - laden ſeynd.

Die xxxi. Auffgab. Daß einer einen andern duͤrmigkoͤnne machen / jhme ſelbſten ohne ſchaden.

Jch hab offtmal bey guter Geſellſchafft mit den Jungen eine Kurtz - weil angefangen / in dem ich einen auff den Rucken genommen / die Augen ſtarck zugedruckt / vnd alſo mich mit jhme ſchnell an einem Ort im Circkel herumb getrehet / wann es mich nun Zeit ſeyn gedauchte daß er doll genug were / habe ich jhn auff die Erden niderſincken laſſen / da dann der Jung nit ſtehen koͤnnen / ſondern von einer ſeiten zu der andern gedaumelt / ja manch - mal gat nidergefallen. Jch aber bin gantz vnverhindert ſtehen blieben / Vrfach / weil meine Augen zugeſchloſſen / haben ſie die ſtarcke impreßion deß bewegenß deß Gemach nicht gefaſſet / wie in vorhergehender Auffgab geſchehen. So hat mir deßwegen der Schwindel nichts zu leyd gethan. Hingegen ader hat der Jung duͤrmig werden muͤſſen / weil er die Augen off behalten.

Ende deß fuͤnfften Theils der Erquickſtunden.

Der277Vorrede.

Der Erquickſtunden ſechſter Theil / darinnen xl Auffgaben vnd Fragen die Catropticam oder Spiegel Kunſt betreffend.

ES ſeynd viel vnd mancherley Wunderwerck Gottes in der Natur / welche der Menſch / weil er ſie taͤglich vor Augen ſihet / doch wenig achtet: Zum Exempel / iſt es nicht ein vnaußſprechliches Wunder / daß die zwey groſſen Liechter deß Him̃els / Soñ vnd Mond / jenes bey Tag / dieſes aber bey der Nacht die finſter Erden erleuchten / vnd ſich ſo gleichfoͤrmig vmb die - ſelbe bewegen: Wann der Menſch dergleichen nicht von Jugend auff geſehen / deß Wunders alſo nit allgemach gewohnet / vnd ſolchs vn - gefehr anſchawen ſolte / wuͤrde er nit darob erſchrecken / ſich entſetzen / vnd wol den gantzen Tag vnd Nacht ſtehen / vnd das Wunder anſehẽ? Wañ ich von himliſchen Wundern auff jrꝛdiſche gelange / vnd vnter allen Wundern / welche der Menſch taͤglich in acht zunemen haͤtte / nur den Spiegel betrachte / iſts nit ein rechtes Wunder vnd Meiſterſtuck der Natur / daß der Menſch darinnen ſeine Geſtalt vnd Conterfet ſo natuͤrlich ſehen vnd anſchawen kan / daß dergleichen von einem Mah - ler zu exprimiren vnmuͤglich / welches doch der Menſch / weil er von Kindheit auff in die Spiegel geſehen / vnd ſelbe noch taͤglich vor Augen hat / wenig bedencket. Es iſt / ſag ich noch einmal / ein gar groſſes Wun - der / daß die Natur dem Lufft / Waſſer / Metallen / Steinen / Holtz vnd Eiß / ſo treffliche Tugenden vnd Wirckungen eingepflantzet: Daß aber der Lufft als ein Spiegel die Bildnuſſen reflectire, haben wir ein Exempel im Ariſtotele 3 Meteor. c. 4. dieſer meldet von Antipheronte, Er ſeine Bildnuß im Lufft / in einer neblichten Nacht als in einem Spiegel geſehen / der Philoſophus gibt der reflexion im dicken Lufft die ſchuld. Vitello lib. 10. p. 61. erzehlt von ſeiner Bekannten einen / daß nach dem er etliche Naͤchte mit wachen zugebracht / vnd ſein Geſicht da - durch ſehr debilitiret vnd geſchwaͤcht / ſey er darauff an einẽ Bach ge - ritten / vnd neben ſich / ſeiner Einbildung nach / einen Reuter geſehen /N n iijder278Vorrede. der ſich bewegt / wann er ſich bewegt / vnd ſtill gehalten / wann er ſich nicht bewegt / als er aber von dem Bach in einẽ reinen Lufft gelanget / habe ſich der Reuͤter verlohrn: Wie offt hat man zwo / drey oder mehr Sonnen zuſehen vermeynt / da doch die rechte vnd natuͤrliche Soñ / im Regen vnd ſonſt vnreinen Lufft ſich ſo offt als in einen Spiegel reflecti - ret: Daß einer ſein Bildnuß im Waſſer ſehe / iſt am tag / vnd auch den Kindern bekannt / ja das Meer iſt von deß Virgilii Hirten als ein Spie - gel gebraucht woꝛden / wann ein Hirt ſagt: Nec ſum adeò deformis, nu - per me in littore vidi, das iſt: Jch bin ja ſo gar haͤßlich vñ vngeſtalt nit / dann ich hab mich newlich im Meer geſehen. Was die Stein anlanget / ſchreibt Plinius von einem uͤber auß ſtattlichẽ Schmaragd / darinnen der Nero die Fechter kaͤmpffen ſehen / Von den Orientaliſchen Koͤni - gen melden die Hiſtorien Schreiber / daß ſie Spiegel gebrauchen von Diamant vier Eln lang vnd 3 Eln breit / ſo findet man auch daß der glatte Maͤrbel die gegẽ jhm gehaltene Bildnuſſen reflectire / das Eben: vnd andere Holtz gibt auch von Natur dergleichen Figuren. Auß ſol - cher deß Luffts / Waſſers / Stein vñd Holtz natur vñ Eigenſchafft hat man hernach auch durch Kuͤnſt die rechten Spiegel erfunden von Me - tall / Glaß vnd Cryſtall gepolieret / Etliche halten die jenigen Spiegel ſo von Zin vnd andern Metallen gemacht / fuͤr die beſten / etliche die Staͤhlene / etliche die Silberne vnd Guͤldene: Jch halte es mit den Jeni - gen Catoptricis, welche die Bildnuſſen zu repreſentiren wiſſen / die Glaͤ - ferne vnd Cryſtalline fuͤr die beſten halten: Als nun die Kuͤnſtler die Materi zu den Spiegeln erfunden / haben ſie nicht geruhet / ſondern ſeynd weiter gangen / vnd auff allerley Form der Spiegel jhre Gedan - cken geleget / ſolche aber gemacht / flach / kuglicht / hol / bucklicht / Cylin - driſch / Coniſch vno vieleckicht / vnd dadurch faſt vnglaubliche Sachẽ verrichtet / vnd viel Wunder gethan. Die Poeten tichten vnd ruͤhmen von Prothæo daß er das Fewer vom Himmel herab geholet / derglei - cben hat Archimedes waarhafftigins Werck geſetzt / welcher / wie Gale - nus meldet / mit einem holen Spiegel der Sonen Fewer herab geholet / vnd den Feinden in der ferne jhre Schiff verbrannt. Eben dergleichen hat auch Proclus gethan / ſo deß Vitaliani Schiffe vor Conſtantino - pel in die Aſchen gelegt / wie jhme dañ deſſen Zeugnuß gibt Zonara tom. 3. hiſtoriar. Vitello der beruͤhmbte Catoptricus prop. 65. lib. 5. &c. ruͤh - met Anthemii Spiegel / welcher von vielen flachen Spiegeln ſo Kuͤnſt - lich zuſam̃ gefuͤget ward / daß er bey dem Sonnenſchein / allerley bren -nende279Vorrede. nende Materien angezuͤndet. Praxiteles hat zur Zeit Pompei Magni, wie Plinius cap. 9. lib. 33. meldet / mit ſilbern vnd guldenen Spiegeln Wun - der gethan Ptolomæus wie Cardanus meldet / hatte einen Spiegel damit er deß Tags vnd Nachtſtunden erforſchte / als an einer Kuͤnſtlichen Vhr. Vom Pompejo Magno ſchreibet man / daß er im Mithridatiſchen Triumph einen Spiegel gebraucht / darinnen viel gewapnete Armeen erſchienen. Cardanus lib. 4 Subtil. gedencket eines andern / der einen Spiegel gehabt / damit er auff 5000 ſchritt in deß Feindes Laͤger ſehẽ koͤnnen. Was man heutiges Tages durch Spiegel præſtiren vnd zu weg bringen kan / wird gefunden bey Magino, Johann. Baptiſta Porta, Cunrado Geſnero, Philippo Theophraſto Paracelſo lib. 5. Magicæ Archidox. Tom. 10. vñ andern / was wunder H. Paulus Braun Burger in Nuͤrnb. durch Spiegel gethan / hab ich mit meinẽ Augen geſehen / vnter andern hat er zuwege gebracht / daß theils Figuren nicht in dem Spiegel / ſon - dern weit vor dem Spietzel herauß erſchienen. Nun ſolche vnd der - gleichen Wunder mehr ruͤhren her auß der Catoptrica oder Specularia, das iſt / die Spiegelkunſt / als der ander Theil der Optic / vor Alters ſeynd in ſolcher geuͤbt vnd ſehr beruͤhmbt geweſt / Euclides, Archimedes, Apollonius, Alhazo, Proclus, Vitello, Tycho Brahe, Petrus Ramus, Fridericus Riſnerus-Ambroſius Rhodius, Johannes Pena, vnd andere vortreffliche Maͤnner / welche in der Theoria viel gethan / den Mechanicis den Weg zu allerley wunderſamen Inventionibus gebahnet. Jn ſolcher Spiegel - Kunſt habe ich mich auch nicht wenig delectiret / viel darinnen gefun - den vnd ins Werck gerichtet / welches ich vor der Erfahrenheit mir nit einbildet oder geglaubet haͤtte / trawe mir auch mit Spiegeln der wei - ſeſten Leut Augen alſo zu verblenden / daß ſie ein ding ſehen muͤſſen / welchs doch nicht in rerum natura, ſo man erſt die Opticam dazu ziehet / vnd auch ſelbe zu huͤlff nimmet / kan man noch mehr præſtiren vnd ins Werck ſetzen. Damit aber der Leſer erfahre / daß es nicht anderſt ſey / will ich jhme zu gutem XL. Auffgaben von der Spiegel Kunſt in fol - gen den Theil vor die Augen ſtellen / das Jenige ſo nicht zu offenbaren / mir vnd den meinigen vorbehaltend / weiß daß der guͤnſtige Leſer mit dieſem wol werde fuͤr dißmal zu frieden ſeyn / biß zu ſeiner Zeit mehr folget.

Die280Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Durch flache Spiegel Pulfer anzuzuͤnden.

Wir haben in der Vorrede von Protheo gemeldet / daß er / wie die Poeten dichten / Fewer vom Himmel geholet / welchs hernach Archimedes waarhafftig ins Werck geſetzt / dem auch Proclus gefolget / von dieſen aber iſt die Kunſt auff vns gelanget / daß wir nemlich auch Fewer von der Son - nen holen vnd anzuͤnden koͤnnen: Wie wir ſolchs dann ins Werck zurichten dem Leſer an die Hand geben wellen: Damit wir aber ordentlich hierinn verfahren / wollen wir erſtlichen von der flachen Spiegel Qualitaͤten vnd Wirckungen reden / hernach auch ordentlich auff andere Formen gelangen. Nun vnſer vorgegebene propoſition zu vollziehen / So muß man 5 oder 6 flache Fewerſpitgel (nach dem die Soñ ſtarck oder ſchwach in jhrem ſchein) auff ein einig ſchatticht Punct da Pulfer ligt / alſo dirigirn, daß der Soñen - ſchein ſo durch alle Spiegel reflectirt wird / zuſam̃ falle / ſo wird ſich davon das Pulfer entzuͤnden. So man aber wolte / daß morgen zur Zeit wann man will / ſich das Pulfer erſt entzuͤnden ſolte / vnd man an das Ort ſelben Tags nimmer gehen doͤrffte / ſo laͤſſet man die Spiegel heut an ſelbiges Ort zuſam̃ reflectirn, vnd alſo biß morgen ſtehen / da dann wider vmb ſolche Zeit ſich das Pulfer anfewrn wird / ſo anderſt die Sonn ſtarck ſcheinet.

Die II. Auffgab. So eine Perſon in einem Gemach von ferne neben einem Spiegel ſtuͤnde / eine Lini zufinden / auff welcher man ſelbe vnge - ſucht alsbalden im Spiegel ſehen koͤnne.

Euclides in ſeiner Catoptrica, Theoremate primo, beweiſt / daß ſo wol in flachen als runden auß vnd eingebognen Spiegeln der angulus in -

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cidentiæ gleich ſey dem angulo reflectionis, darauß koͤnnen wir ein ſolch problema machen: Geſetzt / ein Spiegel ſtehe im a an der Wand b c, vnd eine Perſon ſtehe im d. Nun ſoll ich von demSpiegel281Sechſtier Theil der Erquickſtunden. Spiegel eine Lini verzeichnen / auff welcher man von ferne der Perſon Bildnuß vngeſucht alsbalden erſehen kan.

So ziehe ich von der Perſon d eine Lini auff der Erden gerad vnter das mittel deß Spiegels d a, vnd mach den Winckel c a e gleich dem Winckel b a d, So nun ein ander ſich in e oder auff die Lini a e wo er will / ſtellet / wird er der Perſon d Bildnuß im Spiegel a gewiß erſehen.

Die III. Auffgab. Durch einen flachen Spiegel die Hoͤhe eines Thurns oder andern Gebaͤwes abzumaͤſſen.

Ambroſius Rhodius der beruͤhmbte Opticus in der 24 Auffgab ſeines andern Buchs demonſtrirt folgendes Theorema: Wañ der oberſte Punct eines Berges in einem flachen Spiegel (ſetz dazu ſo dem horizont parallel ligt) reflectirt wird zum Aug / ſo wird ſich die reflexion zu jhrer wagrechten

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Lini verhalten / wie die linea incidentiæ zu deß Berges Hoͤhe. Darauß practiciren wir alſo: Die ſpitze a deß Thurns a d falle in dem Spiegel b. vnd werde reflectiret zu dem Auge c. Nun ſtecket man zu gleichen Winckeln auff / den ſtab c e, ſo werden zween gleich foͤrmige Triangel a d b, c e b, erzeiget / welche laut der erſten definition deß 6 Buchs Euclidis bey gleichen Winckeln propor - tionirte ſeiten oder Linien haben. Weil ich nun maͤſſen kan die drey Linien c e, e b. b d. ſprich ich alſo: 〈…〉

Kommet fuͤr die Hoͤhe deß Thurns ad 38 $${1}{13}$$ . So aber a b d ein Berg were / vnd ich die Lini a b nicht maͤſſen koͤndte / muͤſte ich davon nemen die Li - ni b d, vnd alsdann ſagen: c b gibt mir c e, was gibt mir a b facit a d.

O oDie282Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Die IV. Auffgab. Ein Diſcurs deß Frantzoͤſiſchen Authoris von den flachen Spiegeln.

Erſtlich weiln der Winckel der reflexion gleich dem Winckel deß ein - fallens folget / daß ein Menſch ſich in einem Spiegel nimmer mehr erſehen wird / er ſtehe dann gerad gegen dem Spiegel uͤber / nach der rechten Lini ſo auß deß Spiegels centro wagrecht gezogen wird.

Zum andern ſihet er ein ander ding nicht / er ſtehe dann daß der angu - lus incidentiæ gleich ſey dem angulo reflexionis: Vnd deßwegen ſo ein Spiegel auffrecht ſtehet / vnd man ſehen ſoll / was in der hoͤhe / muß man ſich bucken vnd der Erden nahe ſeyn / ſo man ſehen will was zur Rechten iſt / muß man ſtehen zu Lincken / hingegen ſihet man die Erde von oben / vnd das Lin - cke zur Rechten. Ferner ſo man vor einen Spiegel haͤlt die lincke Hand / ſo ſcheinet ſie recht / vnd die rechte linck.

Drittens / ſihet man in einem Spiegel nimmermehr / was hinter oder neben dem Spiegel ſteht / ſondern was vor der Flaͤche deß Spiegels ſtehet: Zum Exempel / ſo ein Sptegel gerad an einer Wand hangt / ſo ſihet man die - ſelbe Wand oder was darhin der iſt / nimmer mehr / es werde dann von einem andern Spiegel darein reflectiret. Leget man alſo einen Spiegel auff die ebne Erden / ſo ſihet man nicht was auff der Erden ligt / es ſey dann gar hoch.

Zum vierdten / das jenige ſo in flachẽ Spiegeln geſehen wird / erſcheinet eben ſo weit hinter dem Spiegel / als weit es von dem Spiegel vor ſich ſtehet / vnd ſo ſichs begebe / daß man den Spiegel bewegete / ſo wuͤrde es ſcheinẽ / als ob ſich das Bild / ſo geſehen wird / auch bewegte / vnangeſehen es doch vnbe - weglich ſtill ſtehet / wird alſo allezeit ein newes Bild im Spiegel generiret.

Zum fuͤnfften / in einem gelegten Spiegel / See / Fluß / Brunnen / vnd dergleichen kommen die Gebaͤw / Menſchen / Thier / Baͤum / vnd alles was eine Hoͤhe hat / vmbgekehret / die Thuͤrn ſtehen auff der Spitzen / die Men - ſchen auff den Koͤpffen / die Thier auff dem Rucken.

Zum ſechſten / ſo man nimmet einen Wuͤrffel oder ander corpus, haͤlt jhn auff allerley verkehrung vor den Spiegel / ſo wird man mit groſſem Luſt ſehen / wie ſolche abzureiſſen vnd in der Perſpectiv erſcheinen. Auch wie ſie zu verjuͤngen vnd zu vergroͤſſen / welchs geſchicht / wañ man das corpus na - hend oder ferne vom Spiegel haͤlt.

Die283Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Die V. Auffgab. Jn einer Kammer zuſehen / was auff der Gaſſen geſchicht / daß der Seher doch nicht wider geſehen werde.

Man muß den Spiegel nahend bey einem Fenſter in die hoͤhe machen / daß die polierte Flaͤche den horizont parallel anſehe: Alsdann ſetze dich darunter vnd dahinter / einwarts deß Gemachs / biß du das begerte Ort der Gaſſen / daran du etwas zu ſehen begereſt / in das Geſicht bringeſt / welchs geſchehen wird / wann der angulus incidentiæ dem angulo reflexionis gleich wird.

Die VI. Auffgab. Warumb ein Liecht 2. 3. 4. oder mehrmal in einem Spiegel erſcheine.

So auff der ſeiten eines Spiegels ein brennent Liecht geſtellt wird / ſo erſch einen dariñ bißweiln 2. 3. 4. oder mehr Liechter / welchs nach meynung deß Authoris geſchicht / von wegen der vnterſchiedlichen reflexionum, welche geſchehen auff der flaͤche deß mittels vnd deß bodens eines Spiegels. Allein hie fragt ſichs / warumb vnterſchidliche reflexiones ſich ereignen / ich ſage / in einem rechten flachen Spiegel werde nur ein Liecht reflectiret, in den Spiegeln aber ſo vneben / vnd nicht juſt flach ſeynd / ereignen ſich we - gen der vngleichheit mehr reflexiones, vnd deßwegen mehr Liechter.

Die VII. Auffgab. Ein Diſcurs von zweyen flachen Spiegeln / was nemlich damit zu verrichten / auß dem Authore.

So ein Spiegel an einer Wand hanget / ſo ſtehe davor / vnd halte ei - nen andern Spiegel dagegen vnter dein Geſicht / daß er oben vmb etwas ge - gen dir hange / ſo wirſt du deine Geſtalt darinn zweymal auffrecht ſehen / ein - mal wegen deß auffgehenckten Spiegels / das andermal wegen deß dagegen gehaltenen Spiegels.

Zum andern / ſo man zween Spiegel gegen einander haͤlt / in der Lincken ein kleinen / in der Rechten ein groſſen / daß ſie gegen dem Geſicht etwas wei - ter von einander ſeyn als vorne / vnd dazwiſchen hinein ſihet / ſo wird man ſehen / wie offt die Spiegel / wegen vielfaͤltiger reflexion einer in dem andern geſehen werde / vnd dein Geſtalt viermal erſcheinen.

O o ijDrittens /284Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Drittens / ſo man an einen hangenden Spiegel einen andern zu rechten Winckeln ſtoͤſſet / alſo daß die polierten flaͤch einander anſehen / vnd einer davor ſtehet / wird in dem gehenckten Spiegel / der daran gehaltene erſchei - nen / wie auch im ſelben dein Kopff vmbgekehrt / in dem hangendẽ aber auff - recht vnd vmbkehrt: Jn einem / wann beede Spiegel bewegt werden / wirſtu zunahend / im andern weichend erſcheinen. Man kan auch darinn ſehen die Perſpectiv zweyer Gaſſen zugleich / ſo man ſich auff den vierdten theil ſtel - let / vnd viel andere Sachen mehr / welche einer durch vielfaͤltiges probiern ſelbſten erfinden kan.

Die viii. Auffgab. Daß ein Circkel in einem Spiegel wie eine Vierung Ein Mann wie ein Weib / ꝛc. erſcheine.

Der Author redet hiervon alſo: Man wird ſich wol verwundern / daß man in einem Spiegel bißweiln ein Bild ſihet / vnd nit weiß wo es her kom - met / oder wie es auff den Spiegel gemahlet: Diß aber kan geſchehen auff viererley Manier. Vnd erſtlich ſetz einen Spiegel hoͤher als deß Sehers Aug / vnd gegen uͤber ein Bild oder andre Figur vnter oder ober den Spie - gel / der geſtalt / daß es das anſehen habe / als wuͤrffe es die radios auff den Spiegel / welchs doch in der That nicht geſchicht / oder ſo es ja die Strahlen einwuͤrffe / ſich in die hoͤhe entwuͤrffe / daß es der Seher im Spiegel nicht er - blicke. Darnach ſetzet man etwan ein ander Bild / deſſen radii fallen auff den Spiegel / vnd ſich reflectirn zu dem Auge deß Sehers / vnd doch hinter etwas verboꝛgen ſey / das der Seher nicht anſchawen koͤnne So bꝛinget nun der Spiegel ein ander Bild / als man ſihet vmb denſelben her gegen uͤber. Als wann ich gegen dem Spiegel ſehe einen Circkel / vnd mir dariñ ein qua - drat erſchiene / were das nicht eine ſchoͤne quadratura circuli? So man ſi - het ein Mannsbild / kan ein Weib / Eſel oder etwas anders erſcheinen. So man meynet Petrum zu ſehen / ſo erſcheinet Paulus oder Bartholomæus. So man ein Vhr davor geſetzet / eine gewiſſe Stund zeigend / ſo wuͤrde in dem Spiegel eine andre Stund gewieſen werden.

Die ix. Auffgab. Ein andre Manier / daß in einem Spiegel nicht deß Sehers / ſondern ein andre Geſtalt erſcheine.

Man285Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Man gibt vor / die Jeſuiten zu Muͤnchen haben einen Spiegel gehabt / dariñ einem Seher allzeit deß Alten Hertzogen in Bayrn Conterfet erſchie - nen. Dergleichen kan auff mancherley weiß zugerichtet werden. Erſtlich ſo man einen Spiegel alſo ſtellet / daß er gegen dem hinein Schawenden ſich neige / ſo wird ſein Geſtalt darinn jhme nicht erſcheinen / weil ſie nicht gerad hinein reflectirt wird / an einem verborgenen Ort aber an welchs der hinein Schawend nicht ſehen kan / ſtehet deß Alten Hertzogs in Bayrn Conterfet / welchs ſich in den Spiegel reflectirt, zu deß hinein Schawenden Augen.

Ober das Bildnuß ſtehet in einem andern Gemach / wird in ein Spie - gel reflectiret, welcher das Bild zum andernmal reflectirt vnd in dem er - ſten Spiegel ſichtbar machet.

Vnſer Author redet hiervon alſo: Da einer ein Bildnuß hinter dem Cryſtall oder Glaß deß Spiegels anff dem Zin wuͤrde auffgraben / ſo wird in dem Spiegel dieſelbige Figur / vnd nicht deß Hineinſchawenden erſchei - nen. Jch halte dafuͤr / daß ſolcher geſtalt außgegraben worden ſey der Spie - gel Coſmi de Medicis, ſo Henrico dem Andern geſchickt worden / welcher keine andere Figur in ſich ſehen ließ als deß Groß Hertzogen.

Oder ſetzt einen Spiegel nahe zu der Duͤllen oder Boden / mach ein Loch durch ſolche / doch daß die Jenigen ſo darunter ſtehen / ſolchs nicht ſehr mercken / vnd ordne ein gar helles Bild uͤber denſelben Boden / gegen dem Loch vnd Spiegel der geſtalt / daß ſelbiges Bild in dem Spiegel dem jenigen erſcheine / ſo vnten ſtehet / der ſich uͤber deß Bildes erſcheinung nicht wenig wundern wird.

Eben dergleichen koͤndte gemacht werden / wann man in einer Kammer ſo an einer Stuben / oder andern Gemach iſt / ein Spiegel auffhenckte / vnd in die Stuben ein Bild ſetzte / daß ſolchs auff der ſeiten erſchiene.

Die x. Auffgab. Daß in einem Spiegel ein Bildnuß anderſt erſcheine / als mans ſihet.

Wir haben im fuͤnfften Theil vnſerer Erquickſtunden bey der 24 vnd 25 Auffgab gelehret / wie Tafeln zuzurichten / welche 2 oder dreyerley Bil - der haben / vnd doch von einer Perſon allzeit nur eins auff einmal geſehen werde. So nun eine ſolche Tafel auff ein Sims geſtellet wird / vnd man inO o iijgewiſſer286Sechſter Theil der Erquickſtunden. gewiſſrr diſtantz von dem Spiegel iſt / alſo daß die Tafel darinn erſcheinet / ſo ſihet man im Spiegel ein andre Figur auff der reflectirten Tafel als die jenige welche an der Tafel ſo vor dem Spiegel ſtehet / geſehen wird. Wel - ches dann mit Luſt anzuſchawen.

Die xi. Auffgab. Ein Schrifft zu ſchreiben / welche in einem Spiegel leichter als ohne Spiegel geleſen wird.

Es faͤhrt der Author in ſeinem angefangenen diſcurs fort / vnd ſpricht: Letzlich iſt auch diß ein ſchoͤn Geheimnuß: Eine Schrifft in einem Spiegel alſo zu entwerffen / daß ſie darinnen ohn einiges nachdencken leichtlich koͤn - ne geleſen werden / welchs auſſer dem Spiegel zu thun etwas ſchwerer fallen wuͤrde. Solchs nun zu præſtirn / muß die Schrifft hinterſich geſchrieben ſeyn / dann alſo kommet ſie vmbgewendt vnd gerad herauß.

Die xii. Auffgab. Daß in einem Spiegel eine andere Sprach erſcheins / als man davor gehalten.

Es kan einer mit einem andern wetten / er wolle ein Lateiniſch geſchribens wort vor einen Spiegel halten / das ſoll der Spiegel in einer andern Sprach reflectirn. Zum Exempel / ſo du ſchreibeſt das Lateiniſche Sal, ſo kaͤme dir im Spiegel das Wort vmbgekehrt rauß / vnd braͤchte das teutſche Las. Fuͤr das Hebraͤiſche Regel kaͤme das teutſche Leger. Fuͤr das Griechiſche οτι kaͤ - me das Lateiniſche ito. Fuͤr ave erſchiene Eva. Fuͤr das teutſch Ris das Hebraͤiſche Sir. Alſo wann man ein v vmbkehrt fuͤr ein Spiegel haͤlt kom̃et ein a dafuͤr / ein b wird zum d, oder q, ein u zum n, vnd was dergleichen. Dar - umb muß in obgedachten Sprachen das ſtrichlein am a verborgen werden wo es von noͤthen / man graͤbt ſolche Buchſtaben in Holtz / Wachs / Stein / Leimen vnd dergleichen Materi / vnd machet daß ſolchs ſtrichlein koͤnne ſei - ne radios nit auff den Spiegelwerffen / vnd nit geſehen werde von dem Se - her / wer dieſe Sach etwas nachdencket / wird den Reſt leichtlich finden.

Die xiii. Auffgab. Jn einem Spiegel zu ſehen / was der Feind auff eine halbe oder gantze meil mache.

Diß287Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Diß iſt ein ſchoͤn vnd doch leiches ſtuck: Nimb einen flachen gemeinen guten Spiegel / je groͤſſer je beſſer / laß oben vnten vnd zur rechten / Leiſten vngefehr Zoll oder Daumen hoch leimen / daß alſo der Spiegel eingefaſ - ſet ſey biß auff die linckt ſeiten / da er offen bleiben muß / ſolchen Spiegel halte gegen das Ort / da der Feind ſich auffhaͤlt / ſo wirſt du darinnen / ſein mar - chirn, Schantzen / thun vnd laſſen erſehen.

Die xiv. Auffgab. Wie an ein Ort ſo recht gegen der Sonnen ligt / vnd doch ſchatticht iſt / die Sonnenſtrahlen oder ſchein koͤn - ne reflectiert werden.

Es iſt bekannt / daß mit Fewrſpiegeln der Sonnenſtrahlen an ein ſchat - tich Ort ſo nicht gerad gegen der Sonnen ligt / reflectiret werden: Nun iſt die frag / wie man von einem ſchattichten Ort dahin die Sonn nit ſcheinen kan / doch mit eim Fewerſpiegel reflectire der Sonnenſtrahlen / an ein ſchat - ticht ort / welchs recht gegen der Sonnen ſtehet? Geſetzt du ſteheſt an einem Fenſter / dahin die Sonne ſcheinet / mit eim Fewerſpiegel / vnd were vnter demſelben Fenſter ein Keller / als recht gegen der Sonnen / darein doch die Sonne / wegen eines davor ſtehenden Gebaͤwes oder einer andern Verhin - derung / nicht ſcheinen koͤndte / vnd du wolteſt jhre Strahlen darein reflecti - ren. Laſſe gegen dir uͤber einen andern mit einem groſſen Fewerſpiegel an eim ſchattechtigen Ort ſtehen / daß er der Sonnenſtrahlen durch deinen klei - nern Spiegel / mit ſeinem empfahe / ſo kan er ſeinen Spiegel dirigirn / daß die repercußio in den Keller raiche / vnd ſelben erleuchte.

Die xv. Auffgab. Ein Schrifft durch einen Spiegel bey der Sonnen an eine ſchattichte Wand zu projiciren vnd entwerffen.

Mich berichtet ein guter Freund / daß dergleichen Paulo Quinto, als er zum Papſt erwehlt / widerfahren ſey: Dann da er muſte durch ein Thor reitsn / ſo oben von der Sonnen nicht beſchienen wurde / erzeigt ſich ſein Na - me Augenblicklich ob dem Thor an einer Wand / verluhr ſich bald / kam auch bald wider / welchs der Papſt mit verwunderung angeſehen / eine gute weil ſtill gehalten / vnd der Abenthewer abgewartet.

Dieſem288Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Dieſem habe ich nachgedacht / vnd erfunden / wie ſolchs ein jeder nach - thun koͤndte / weiß aber nicht ob mein Invention mit deß Jtaliaͤners in al. lem uͤberein komme / vnd verhaͤlt ſich alſo / ſo ich gegen der Sonnen ſtuͤnde / vnd eine Schrifft gegen mir uͤber an einſchattechtig Ort projiciren ſolte / zum Exempel / den Namen P A U L U S V. So hefftete ich 7 flache Spie - gel aneinander auff ein Brett / ſchnidte auch von dick gepaptem Papier die Buchſtaben hinter ſich auß / vnd klebte ſie ordentlich nach einander auff die Spiegel / wie auß folgender Figur zu ſehen:

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So ich nun haben wolte / daß ſich ſolche Buchſtaben an einer ſchattech - tigen Wand repræſentirten, richtete ich das Brett mit den Spiegeln ge - gen heruͤber an die Sonne / daß der ſchein an die begerte Wand reflectiert wuͤrde / weiln dann die Buchſtaben einen theil der Spiegel bedecken / wird ſelber theil nicht an der Wand erleuchtet / ſonderndie Buchſtaben mitten in dem ſchein ſchattecht vnd erkaͤnntlich ſcheinen.

Ebener maſſen / ſo ein gut Freund einem andern etwas wolte ohne reden zuentbieten / vnd Brieff ſchicken / oder zuverſtehen geben / muͤſte er das gantze Alphabeth alſo von gepaptem Papier außgeſchnidten haben / doch alle vmbgekehrt / vnd ferner einen Buchſtaben nach dem andern auff ein Spie - gel halten / vnd an eine ſchattechtige Wand / welche der ander ſehen vnd die Buchſtaben obſerviern koͤndte / projiciren.

Die xvi. Auffgab. Vorhergehendes Stuck bey naͤchtlicher weil mit einem brennenden Liecht zuverrichten.

So man einen groſſen Spiegel haͤtte / vnd groſſe Buchſtaben von Holtz geſchnidten / darein hielte / vnd davor ein brennend Liecht / koͤndte man an ei - ner finſtern Wand ſolche auch erkennen / vnd nach begern practiciren. Der Kunſtliebende dencke dieſem Stuck ferner nach / er wird noch mehr finden / vnd jhms zu Nutz machen. Ja es kan auch muͤglich ſeyn durch dergleichen Invention auff den Mond zu ſchreiben.

Die289Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Die xvii. Auffgab. Von Spiegeln / welche dem Menſchen allerley Farben geben.

Man findet Spiegel / ſagt der Author, ſo die Hineinſehenden blaich / roth / oder mit einer andern Farb reflectirn, von wegen der Farbe deß Gla - ſes / man findet auch Spiegel / welche alte Leut junggeſchaffen / vnd hingegen die Jungen altg ſchaffen machen. Etliche reflectiren ſie krum̃ / lahm / oder ſonſten abſchewlich / etwan mit Eſelskoͤpffen / etlich mit Naſen in der laͤng wie die Sonnenzeiger / oder mit Kraͤnigsſchnebeln / Saͤwruͤſeln / vnd derglei - chen / welchs alles an dem ligt / wann die Spiegel nicht recht flach / ſondern vitios gemacht ſeynd / vnd deßhalben vnrecht vnd abſchewlich reflectiren: Man moͤchte auch einen Spiegel von ſo viel Flaͤchen vnd Ecken machen / daß ein Koͤrnlein wie ein Berg erſchiene / ein Mann wie ein Heer / ein Blat wie ein Baum / ja daß ein Floch wie ein Elephant erſcheinete. Jetziger Zeit machet die ſorgfaͤltige Welt kleine Cylindriſche Buͤchslein mit hol vnd bucklicht geſchliffenen Glaͤßlein / welche eine Figur dermaſſen vergroͤſſen / daß ein Floch in der groͤſſe einer Mucken erſch eine / vnd wer wolte alles / was noch von dergleichen koͤñte geſagt werden / hieher referiren vnd beſchreiben.

Die xviii. Auffgab. Das Mittel zu finden / einem eyferſuͤchtigen zu zeigen / was ſein Weib in einer Kammer thue / ob gleich ein Maur dazwiſchen.

Man muß drey Spiegel alſo in zweyen Kammern ordnen / der eine muß angehefft ſeyn am Boden / nach der hoͤhe deß Lochs / ſo durch die Man - ren gemacht / damit das Bild von einem Spiegel in den andern reflectiret werde / die andern zween werden geordnet an die zwo Mauren ſo gegen ein - ander uͤber ſtehen in rechten Winckeln / wie auß beygefuͤgter Figur zuP pſehen /290Sechſter Theil der Erquickſtunden.

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ſehen / in den punctẽ B vñ C, alsdañ wirde ſich das ſichtbarliche E durch die ſichtbar - liche Lini deß einfalls E F in den Spiegel A B reflectiren, vnd dieſer hernach in den Spiegel B C im Punct G / der geſtalt / daß ſo ein Aug were im G, ſo koͤndte es ſehen die Heimligkeit deß einfallens / welche / ſagt der Author, ich nicht außlege / weil ich mir nicht vorgeſetzt alles zu demon - ſtriren. Es wird aber das Bild ſichtbar - lich / in dem ſich das E auch durchs G in dem dritten Spiegel C D im Punct Hreflectiren wird / vnd das Aug ſo ſeyn moͤchte im H, koͤndte alſo auch das Bild E ſehen / alſo auch wird letzlich das Aug L ſehen / was im E gehandelt wird. Vnangeſehen aber durch ſo mannigfaltige reflectiones die Bilder etwas ferner vnd kleiner fallen als ſie ſeynd / iſt doch hiemit dem begehren ein benuͤgen geſchehen.

Die xix. Auffgab. Zu ſehen was der Feind in ſeinen Approchen oder Lauffgraͤben mache / auß dem Authore.

Die Belaͤgerten koͤnnen von einem Wall herab / vnverhindert der Bruſtwehr / ſo wol deß Walls / als deß Feindes Approchen, was der Feind in ſeinen Lauffgraͤben arbeite / durch mittel der Spiegel ſehen. Jn dem ſie einen Spiegel an einer Picquen oder langen Stangen in die hoͤhe erheben / der geſtalt / daß die Lini deß einfallens / welche von den Approchen außge - het / einen gleichen Winckel mache mit der linea reflexionis, welche / wann ſie außlauffet von dem Punct deß einfallens / in das Auge deß Jenigen / ſo auff der terra plien, oder Wallgang ſtehet / wird er deß Feindes Verrich - tungen begehrter maſſen ſehen / Dannenhero folget auch in einer regular Veſtung / daß / ſo man ſetzet ſo viel Spiegel als Ecken ſeynd weniger zween / daß man an einem Ort ſehen kan / was an einẽ andern / ſo ſonſten am ſelben Ort vnſichtbar / geſchiehet / vnd kan eine Perſon der andern alſo durch deu - ten vnd geſticuliren, ohn einige ſtim̃ oder geſchrey etwas zuverſtehen gebẽ. So folget auch auß vorher gehender vnd dieſer Auffgab / daß man vnver -hindert291Sechſter Theil der Erquickſtunden. hindert vieler Maurn vnd Kammern ſo zwiſchen dem Auge deß Sechers vnd dem Bild ſtehen / doch ſehen koͤnne / was in dem euſſerſten Winckel ge - ſchehe / wann nur ſo viel Spiegel geſetzt werden als Thuͤr oder Fenſter ſeynd / vnd laͤſſet einen von einem andern das reflectirte Bild holen / nach gleichen Winckeln / wie wir dann droben in der andern Auffgab / ſolchs geometricè zu verrichten / einen Wege gewieſen haben. Doch iſt wider - umb der Mangel wie droben / daß durch vielerley reflexiones die Bilder ſehr klein erſcheinen. Vnd bleibet hie bey der Regel: Je mehr reflexiones, je kleiner Bild.

Die xx. Auffgab. Durch zween Spiegel zu weg zu bringen / daß man meyne ein Menſch ſchwebe vnd hab den Kopff vnterſich.

Diß lehret H. Ambroſius Rhodius, in ſeinem andern Buch der Optic. bey der 20 Auffgab / alſo: Man mache ein rechtwincklichen Triangel von zweyen gleichen ſeiten B A G, auff die zwo ſeiten A G, A B, werden zween flache Spiegel gelegt Z H, D E, deß Sehers Geſicht ſey auff der Lini A C, der Spiegel D E werde etwas nidergedruckt / vnd der Seher erhebe ſich von Erden der gedachten Lini nach / ſo lang vnd viel / biß er in dem niderge -

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druckten Spiegel D E ſehe die Form der Verſen. So wird alsdann ſein gantzer Leib auß dem Spiegel D E reflectiret werden in dem Spiegel Z H ſo auffgerichtet / in welchem (wann er Haͤnde vnd Fuͤſſe reget vnd be - weget) wird er / weil die Fuͤſſe hoͤher ſcheinen als das Haupt / ſich ſehen / als ob er floͤge: Den Beweiß ſolcher operation findet der Leſer in gedachtem Authore.

Vnſer Author weiſts alſo: Die zween flache Spiegel ſollenP p ijſeyn292Sechſter Theil der Erquickſtunden. ſeyn A B, B C, machen mit einander einen rechten Winckel im B der eine Spiegel ſoll dem Horizont parallel ligen / ſey C B, das Aug ſey im H, ſo wird die natur von jhr ſelbſt machen / daß der Punct D ſich reflectiert in N.

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durch F, vnd von dannen in H, ebner maſſen der Punct E in M durch G, das Bild D E wird geſehen durch eine dop - pelte reflexion in Q R, der hohe Punct D in R, der nidri - ge aber E in Q, vnd deßwe - gen gantz vmbgekehrt. So man nun das D nimmet fuͤr deß Bildes Haupt / vnd das E fuͤr die Fuͤſſe / ſo wird ein gantz vmbgekehrter Menſch erſcheinen / welcher / ſo er ſich mit Haͤnd: vnnd Fuͤſſen be - weget / erſcheinet / als ob er wie Icarus in der Lufft daher floͤge / vnd ſo man jhm auff ſeinen Rucken Fluͤgel hefftete / vnd der Spiegel groß gnug were viel reflexiones zu faſſen / wuͤrde der Betrug groͤſſer / vnd deß Wunderns deſto mehr. Beſihe hievon auch Reiſnerum in fallacia ſpeculi prop: XLII. vnd Vitellonem 59. theor. 5. lib.

Die xxi. Auffgab. Daß man einen Soldaten / in Spiegel / vor eine gantze Compagnia anſehe.

Dergleichen gedenckt Vitello theor. 39. lib. 5. vnd Reiſnerus lib. 3. prop. 39. vnd kan auff viel vnd mancherley Art ins Werck geſetzet wer - den. Erſtlich wann ein Spiegel in viel ſtuͤck zerbrochen wird / vnd die ſtuͤck neben einander gelegt werden / ſihet man darinn ein Bildnuß ſo offt refle - ctiert, ſo viel ſtuͤck ſeynd. Jtem zum andern / wann man viel Spiegelein an - einander leget. Zum dritten / wann / wie man ins gemein pfleget / ein groſſer Spiegel eingefaſt wird / mit vielen vmb ſolchen herumb ſtehenden kleinenSpiege -293Sechſter Theil der Erquickſtunden. Spiegelein. Zum vierdten / ſo man ein glaͤntzend Corpus von Zin / Silber / Eiſen / oder anderm Metall alſo zurichtet / daß es viel Flaͤchen vnd Ecken bekomme / weil auff ſolche viel vnterſchiedliche winckelrechte Linien fallen / wird eines Menſchen Bildnuß vielfaͤltig erſcheinen / davon leſe man Rho - dium prop. 16. & 17. lib. 2. opticæ. Vnſer Author brauchet zween groſſe flache Spiegel / darinn die Bildnuſſen / natuͤrlicher erſcheinen / wel - che von Bley oder anderm Metall gegoſſen / oder aber nur von Holtz ge - ſchnitzet ſeynd / auch kleinere / darin kleine Figuren vorzuſtellen. Die zween

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flache groſſe Spiegel ſeynd A B, C D, die an - dern kleine. Nun ſtelle man auff einen Tiſch eine kleine Schlacht - oꝛdnung / in was foꝛm es ſey / als hie in der vierung F G H I, von geſchnitzten oder ge - goſſenen Bildnuſſen / vnd ein jeder Spie - gel ſey Wagrecht ge - ſetzt vnd uͤberſich auff dem Tiſch / ſo dem Horizont parallel ſtehe / ſo wird dieſe Schlachtordnung viel groͤſſer erſcheinen / als ſie an jhr ſelbſten iſt / oder ſeyn kan.

Die xxii. Auffgab. Ein viereckicht Kaͤſtlein von Spiegeln zu machen / deſſen ſchein von jnnen ſo groß / daß jhn ein Adler mit ſeinem ſcharffen Geſicht nicht uͤberſe - hen moͤge.

Durch vorhergehende Erfindung / kan man ein viereckicht Kaͤſtlein machen drey oder vier Schuch lang / vnd dritthalbẽ brait / kleiner oder groͤſ - ſer / ſo jnnwendig gerings vmb / wie auch oben vnd vnten / mit viereckichten Venediſchen Spiegeln flaͤchen verkleidet. So man nun ein ſolchs Kaͤſtlein jnnwendig mit Bildern / Edelgeſtein / Gold / Silber / ꝛc. zieret / mitten in eineP p iijStuben294Sechſter Theil der Erquickſtunden. Stuben ſetzet / mit Vorhaͤngen oder Tapezerey verhaͤnget / daß man daran nichts als ein viereckicht Loch ſehen kan / vnd in dem Kaͤſtlein ein Wachs - liechtlein anzuͤndet / ſo wird man darinn Wunder / wegen der manch faͤlti - gen reflexionen ſehen ja ſo weit / daß man auch deren kein ende mit dem Geſicht finden kan.

Diß Wunder noch groͤſſer zu machen / will ich dir ein ſonberbar Secret an die Hand geben: Laß dir 8 dreyeckichte vnd 13 vierecktichte flache Spie - gel machen / derer ſeiten alle einander gleich / bringe ſie in ein Corpus, daß die Spiegel jnnwendig mit jhren polierten Flaͤchen kommen. Diß Corpo - ris rete findeſt du in Albrecht Duͤrers 4 Buch / in ſeiner Geometria, im La - teiniſchen Exemplar am 154 blat / Jſt ein Corpusirregulare, abgeſchnid - ten auß dem Cubo, Laß an einem Ort ein vierung eines viereckichten Spie - gels groß / offen / handle im uͤbrigen / mit ſolchem geſpiegelten Corpore, wie zuvor geſagt / ſo wirſt du ein groſſes Wunder ſehen.

Die xxiii. Auffgab. Durch mittel eines flachen Spiegels / ein Muſqueten auff die Achſel zu nemen / vnd hinderſich ſo juſt zu ſchieſſen / als obs einer an den Backen geſchlagen haͤtte / auß dem Frantzoͤſiſchen Authore.

Der Spiegel ſey A B, die Muſqueten E F, der Zweck nach welchem ſoll geſchoſſen werden C, vnd das Aug deß ſchieſſenden I. Nun ſoll er juſt

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zu ruck ſchieſſen in das ſchwartz C, wann er gleich die Scheuben zu ruck hat vnd nit anſehen kan. Der Zweck E wird erſcheinẽ im D in der linea reflexiõis I L D, vñ im dun - ckeln deß einfallẽs C A D. Nu muß der Mañ mit der Muſqueten E F ſich alſo bewegẽ daß ſein Bildnuß G H recht uͤber ein kom̃e mit der li - nea reflexionis I L H G D, wie es dann leichtlich zu thun / das iſt: Daß das Bild der Muſqueten / an dem oꝛt oben bey dem ende deß Rohrs / nicht ge -gen295Sechſter Theil der Erquickſtunden. gen dem Bild uͤber deß ſichtbarlichen Zwecks ſey. So ſage ich / daß das Bild G H uͤberein komme mit der linea deß Einfalls L C, vnd folgend / ſo man die Muſqueten alſo ſteiff haͤlt vnd loͤſet / daß der Schuß richtig in das C gehen muͤſſe.

Die xxiv. Auffgab. An ein Ort zu ſchieſſen / dahin man weder hinterſich noch fuͤrſich ſehen kan.

Auß vorher gehender Auffgab folget / datz man koͤnne einen Zweck tref - fen / den man gar nit ſehe / Es ſey vorgegeben der Spiegel A B N, der Zweck

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nach welchen man ſchieſ - ſen wiß C, das Aug M, die Maur dazwiſchen Q R, vnd nichts deſto weniger begert man das C zu tref - fen / mit dem Rohr G H, der geſtalt / daß es gelegt ſey auff die Gabel O P, dz Bild G H wird ſeyn I L. welchs uͤber ein ſtim̃et mit der linea reflexionis M B D, ſo wird man als dañ nothwendig zu weg brin - gen / daß das Rohr G H uͤberein ſtimme mit der Lini deß einfallens C B, vnd folgend wird G H recht ſtreichen auff das C, ſo nun das Rohr geloͤſt vnd nicht verruckt wird / wird der Schuß ſeinen effect, wie begehrt worden / erlangen.

Die xxv. Auffgab. Von den kuglichten / oder außwaͤrts runden Spieglen vnd jhren Tugenden.

Wir haben bißhero mit flachen Spieglen / verhoffentlich dem Leſer luſts genug gemachet / nun kommen wir auff die kuglichten oder außwendig runde Spiegel. Wann ſolche / ſagt der Author, in der Form einer Kugel / bauchichter Flaſchen / oder fluͤckes einer groſſen glaͤſern Kugel / ſo iſt darinnenein296Sechſter Theil der Erquickſtunden. ein Luſt zu ſehen: Erſtlich darumb / daß ſie das vorgeſtelte Bild wunderlich repræſentirn / vnd ſolchs deſto mehr verjungen / je weiter mans von dem Spiegel beweget. Zum andern / weil darinnen die Bilder bucklicht vnd krum̃ erſcheinen. Drittens / wann man den Spiegel niderleget vnter einer Duͤllen oder Deck eines kuͤnſtlichen vnd Fuͤrſtlichen Gemachs / ſo wird ſol - ches repræſentiert wie ein bauchicht Wein faß / ja noch viel bauchichter / die geraden Balcken vnd Geſims / ꝛc. erſcheinen wie ein Circkel ſtuck / hingegen iſts muͤglich / daß ein gantz krumme Lini oder Balcken im Spiegel gerad er - ſcheine. Zum vierdten / weit darinnen ſich ſo eine ſchoͤne verjuͤngte Perſpe - ctiv ereignet welche auch der kuͤnſtlichſten Mahler Verſtand verrucket vnd ſie ſchamrot machet / ſolchs zu probiern / lege dergleichen Spiegel in eine Kirch / Pallaſt / oder andern groſſen Gebaͤw mit kuͤnſtlichen Seulen gezieret auff den Boden oder in ein Winckel nider / oder aber in einer langen Gaſſen / ſo wird in dem Spiegel alles ſchoͤn Perſpectiviſch mit ſeinen lebhafften Far - ben dermaſſen fuͤr die Augen geſtellet daß es ein trefflicher Luſt zu ſehen.

Die xxVi. Auffgab. Von Spiegeln ſo auß Sphæriſchen Segmentis ge - macht werden.

Vitello theor. 63. lib. 6. vnd Reiſnerus lib. 3. opticæ pro. 51. Se - tzen / daß ein Spiegel / ſo auß vielen Segmentis Sphæricis gemacht deß hin - ein Sehers Bildnuß gantz vngeſchaffen vnd abſchewlich reflectieren / vnd ſchreibt Plinius lib. 33. cap. 9. daß dergleichen Sp[i]egel im Tempel zu Smyrna viel geweſt. Jns gemein iſt auch diß von Spætiſchen Spiegeln zu mercken vnd in acht zu neinen / daß ſie nit brennen / weil darauff die Son - nenſtrahlen ſich nicht ſamblen koͤnnen / ſondern ſich weit außbreiten / vnd zerſtrewen.

Die xxVII. Auffgab. Von holen Spiegeln welche brennen.

Ein Holeunder Sphæriſcher Spiegel brennet etwas / noch mehr aber die Jenigen / ſo nach den dreyen Sectionibus conicis gemacht werden / am ſtaͤrckſten aber brennen die Spiegel ſo nach der linea parabolica außgtar - beit ſeyn / davon vielfaͤltig geſchrieben Vitello lib. 6. theor. 41. vnd lib 9. theo. 297Sechſter Theil der Erquickſtunden. theo. 38. Mit dergleichen Spiegel hat Archimedes, wie in der Vorrede gemeldet / deß Marcelli Schiffe auff dem Meer angezuͤndet vnd verbreñet / wie Galenus vnd Anthemius bezeugen. Viel Authores verheiſſen Breñ - Spiegel / welche auff ein faſt vnendliche weite anzuͤnden ſollẽ / allein jhr hal - ten / vnd ins Werck richten / will ſich noch nicht finden: Wir laſſen vns be - nuͤgen mit ſtaͤhlern holen Spiegeln / nach der parabole außgearbeitet / dann ob zwar / wie gedacht / die perfectrunden holen Spiegel / zwiſchen dem 4 vnd 5 theil deß diametri hefftig brennen / ſo behaͤlt doch erſtgedachter das Lob vor allen / damit man Tuch / Holtz / vnd andere bruͤnſtige Materien anzuͤn - den kan: Aber hie fragt ſichs / wie dañ die Form zu ſolchẽ Spiegel zuzurich - ten / das iſt / wie man eine parabole net vnd juſt zuweg bringen koͤnne? Weil nun an dieſem das meinſte gelegen / will ichs dem Leſer nicht verhalten. Man laſſe einen conum oder Kegel von Holtz trehẽ / deſſen baſis diameter 2 oder 3 ſchuch haͤlt / je groͤſſer / je beſſer / daß er ſey rectus vnd rectangulus, das iſt / daß die ſpitze deß Kegels rechtwincklich uͤber dem centro deß baſis ſtehe / vnd oben auch einen rechten Winckel halte / wann ſolcher getrehet / ſchneidet man nach der ſectione parabolica ein ſtuck herunter / vnd braucht ſolchs vor ei - ne Form / nach welcher die Spiegel hernach außgearbeitet werden / weil es nicht muͤglich / eine parabole ſo net mit der Feder zu reiſſen / Paulus Braun ein Burger zu Nuͤrnberg / hat es trefflich weit mit dergleichen Spiegeln ge - bracht / zweiffelt mir auch nicht / wann er dieſer meiner information folget / er werde es noch weiter vnd hoͤher bringen.

Sonſten hat man auch Cryſtallene Kugel / oder ſonſten Fernglaͤſer / wel - che auch anzuͤnden vnd bey der Sonnen / Fewer verurſachen.

Eben diß vermag auch zu thun ein Glaß voll Waſſers / ſo oben ein enges Loch oder Mund / wann mans an die heiſſe Soñe ſetzet / ſonderlich im Som - mer vmb 9 vhr morgens / vnd vmb 3 Nachmittag.

Die Vrſach ſolches brennens iſt leicht / kan auch bey Vitellone, Car - dano, Reiſnero, Rhodio vnd Ramo gefunden werden / vnd hat der All - maͤchtige die Sonne alſo geſchaffen / daß jhre radii von ſich ſelbſten nichts anzuͤnden / weil ſie zerſtrewet ſeynd / wann aber viel Strahlen / durch ſolche Spiegel / Kugel vnd Glaͤſer / in einem Punct verſamblet vnd reflectiret werden / ſeynd ſie ſo maͤchtig vnd kraͤfftig / daß ſie brennen.

Q qDie298Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Die xxiix. Auffgab. Durch zween Spiegel eine Mine anzuzuͤnden.

Maginus in ſeinem Buch von runden Spiegeln am 5 Capitel lehrt / wil man einen holen Spiegel nach der parabole außpolieret / brauchen / vnd an einem ſchattechtigen Ort etwas damit anzuͤnden ſoll: Wann man nemlich mit einem ebnen Fewerſpiegel / der Sonnenſtrahlen laitet vnd dirigiret in einen holen Spiegel welcher hernach an einem gegebnen Ort im Schatten anzuͤnden kan. Setzet darzu / daß diß dienen koͤnne / eine Mine in der noth mit anzuzuͤndẽ. Daran (ſpricht vnſer Author) ſagt er ſehr recht / allein weil alles an dem ſtellen vnd rechter Anordnung der Spiegel gelegen / vnd Magi - nusdavon ſtillſchweiget / auch nicht außfuͤhrlich gnug lehret / wollen wir hie berichten / wie ein Fewerſpiegel zu diſponiren vnd zuſtellen / daß / in welcher Stund deß Tags man will / er ſeinen effect vnd krafft erzeige / auch eine vor - gegebne Materi anzuͤnde.

Es iſt gewiß / wie droben gemeldet / wann viel Sonnenſtrahlen ſich inn einem Punct reflectiren vnd zuſam̃ verſamblen / daß ſie brennen / alles nach der maß vnd gelegenheit der Soñen / welche den ſchattẽ der gebaͤw / baͤum / ꝛc. veraͤndert / wie der Schatten an einer Sonnen Vhr zuverſtehen gibt. De - rowegen / wann man der Sonnen Lauff in acht nimmet / vnd dero Hoͤhe be - trachtet / auch nach einem Zaiger an einer Sonnen Vhr ein Cryſtallene Kugel oder holen Spiegel an dem Ende deſſelbigen appliciret, nach der Mittags Lini / wann nun die Sonn in der begehrten Zeit die Kugel oder Spiegel beſcheinet / werden ſie die Materi anzuͤnden.

Die xxix. Auffgab. Wie man hitzigen Sonnenſchein zuwegen bringe / dardurch mancherley Blumen Waſſer zu reſolviern / welchs Waſſer ſolcher Blumen Geruch vnd quali - taͤt behaͤlt.

Wolffgang Hildebrantus in ſeinem Kunſt - vnnd Wunder Buch lib. 4. cap. 14. lehrets alſo: Richte einen holen Fewerſpiegel gegen der Sonnen / ſetze das Glaß / darinn die materia iſt / ſo du digeriern oder ſubtiliern wilt / zwiſchen den Sonnenſchein vnd den Spiegel / alſo daß die radii Solares auß dem Spiegel gerade auff das Glaß ſtehen.

Die299Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Die xxx. Auffgab. Von andern Qualitaͤten welche die holen Spiegel an ſich haben.

Wir haben / ſagt der Author, allbereit gedacht / wie ſie brennen / ſon - derlich wann ſie von Metall gemacht ſeyn. Nun wollen wir auch von etlichen luſtigen Erſcheinungen / welche vns darinnen vorgeſtellet werden / handlen. Jhre Tugend aber iſt deſto groͤſſer / wann ſie recht groß gemacht werden. Maginus in einem kleinen Buͤchlein von dergleichen Spieglen / zeuget von ſich ſelbſt / daß er dergleichen vor viel groſſe Herꝛen in Welſch - vnd Teutſchland zurichten laſſen / in der Form einer holen Kugel / derer dia - meter von 2 zu 3 in 4 Schuch / ich moͤchte mir auch dergleichen einen wuͤnd - ſchen / nur zuerfahren / was wunder ding damit zu verrichten / auß Mangel aber ſolcher muͤſſen wir vns mit den kleinen behelffen / welche doch muͤſſen juſt vnd net außpoliert ſeyn / ſonſten wuͤrden die Bilder lahm / krum̃ / dunckel vnd finſter erſcheinen. Man kan in mangel eines Spiegels / gebrauchen die Hoͤle eines ſilbern Loͤffels / Schuͤſſels oder Bechers ſo glaͤntzend polieret. Jn ſolchen vnd dergleichen holen Spiegeln ſihet man bißweiln die Bilder auff der flaͤche der Spiegel / biß weiln jñer oder auſſerhalb derſelben / vnd alſo daß man ſie zwiſchen dem Spiegel vnnd der Perſon erſcheinen ſihet / welchs ſich begibt wegen deß vnterſchiedlichen zuſammen lauffens vnd Verſamblung der Strahlen / ſo ſich reflectiren, wie auch wegen der perpẽdicular oder li - nea incidentiæ varia. So iſt mit Luſt zuſehen / daß durch dergleichen Mit - tel / das Bild bißweilen juſt vnd nahe zu dem Aug kommet / auſſerhalb deß Spiegels. Die ſolch Geheimnuß nicht wiſſen / greiffen bald zur Wehr / weil ſie meynen / ſie ſeyen verrathen / in dem einer hinter jhnen einen Dolchen haͤlt / welchen der Spiegel gegen dem darvor ſtehenden / eylig vnnd mit groſ - ſem ſchrecken herauß wirffet. Obgedachter Paulus Braun hat Spiegel ge - macht / durch welche man den Dolchen abgeſondert vor dem Spiegel her - auß / gleichſam in der Lufft ſchwehend geſehen. Man hat auch erfahren / daß mancher gemeynet / er muͤſſe nach ſeiner Hand oder Geſicht auſſer dẽ Spie - geldaſten / vnd diß ſo viel weiter / je groͤſſer der Spiegel / vñ je weiter man von deſſen centro geſtanbẽ. Eben dieſer vrſach halben ſo man dergleichen Spi - gel auff den Boden eines Saals oder andern Gemachs leget / daß ſeine hoͤleQ q ijWag -300Sechſter Theil der Erquickſtunden. Wagrecht gegen dem Horizont lige / ſo ſihet einer vnten einen Menſchen / ſo da ſcheinet als were er bey den Fuͤſſen auffgehengt. So man aber vnter ein Gewoͤlb eines Hauſes ſo fein hell vnd durchſichtig iſt / viel ſolche groſſe Spiegel haͤnckte / koͤndte man ohne groſſen Schrecken nicht in das Gemach gehen / denn man ſehe viel Menſchen in der Lufft / als ob ſie bey den Fuͤſſen auffgehaͤncket weren.

Zum andern / in flachen Spiegeln / ſihet man das Bild allzeit gleich bey ſeinem objecto, vnd faſt in der Perſon groͤſſe. Jn bucklichten Spiegeln ſi - het man daſſelbige allzeit kleiner / in holen vnterſchiedlich / bald klein / bald groß / bald gleich / ꝛc. von wegen der vnterſchiedlichen reflexionen, welche die ſeheſtrahlen zwiſchen dem centro vnd flaͤche deß Spiegels bald außſtrewẽ / bald zuſam̃ ziehen / wann das Aug iſt zwiſchen dem centro vnd der flaͤche deß Spiegels / ſo erſcheinet das Bild ſehr groß vnd vngeſtalt / der Kopff wie ein zimlicher Vaßboden / die Hand wie eines Rieſen Fauſt / wer die ſpitze deß Fingers in gedachter weite dazu haͤlt / ſihet einen groſſen fleiſchenẽ pyrami - dem oder Kegel / vmbgekehrt gegen ſeinem Finger. Die jenigen ſo noch kein Bart oder Woll vmb den Mund haben / empfangen guten troſt / wañ ſie hin - ein ſehen / in dem jhnen ein zimlicher Bart erſcheinet. So habe ich ſelbſten in einem ſolchen Spiegel viel Loͤchlein an meinem Angeſicht geſehen / welche auſſer dem Spiegel vnſichtbarlich.

Zum dritten / iſts auch dermaſſen wunderlich / daß / ſo das Aug auff das centrum deß holen Spiegels kom̃et / einer ein groſſe confuſion vnd verwir - rung ſeines Geſichts ſihet / ja Euclides in der 24 Auffgab ſeiner Speculariæ demonſtriret: Wañ in holen Spieglen das Aug ſey im centro, ſo ſehe man nur daſſelbe Aug / vnd in der 27 Auffgab / wañ die Augen auff den diame - ter deß Spiegels in gleicher weite von dem centro geſetzet werden / ſo erſchei - ne in dem Spiegel kein Aug. Wañ aber das Aug vom centro auſſer dieſem caſu zu ruck weichet / ſo ſihet man das Bild vmbkehrt / weiln die ſtrahln ſich zerſchneiden im centro vnd reflectiren. Kommen alſo die Fuͤſſe oben / der Kopff aber vnten / welches nicht gut fuͤr Weiber / ſo kuͤrtze Roͤcke anhaben / vnd davor ſtehen / ſaumen ſich gemeiniglich nicht lang / ſondern geben bald Verſen Gelt.

Die301Sechſter Theil der Erquickſtunden.

Die xxxi. Auffgab. Eine Schrifft durch hole Spiegel in der ferne zu leſen.

Jch koͤndte allhie noch viel von wunderbarlichen Erſcheinungen in den holen Spiegeln ſagen / welche ſich durch bewegung der Perſonen oder Bil - der ereignen / zur Rechten oder Lincken / uͤberſich oder vnterſich / man haͤnge den Spiegel auff / lege jhn nider / oder heffte jhn an die Duͤllen. Jtem / wann man vielerley Spiegel zuſam̃ bꝛinget / gegen einander haͤlt / vnd mit einander verwechſelt / bald einen holen mit einem erhebten / bald einen erhebten mit ei - nem Flachen / vnd dergleichen. Jetzt will ich noch eine treffliche Erfindung entdecken / wie man nemlich durch einẽ holen Spiegel vnd Liecht eine ſchrifft in der ferne leſen ſoll: Erſtlich muß man in dem Spiegel finden punctum u - ſtionis, das iſt / den Breñpunct / vnd ſtehet ſolcher zwiſchen dem 4 vnd fuͤnff - ten theil deß diametri, vnd dazu halten ein angezuͤndtes Liecht: So ſpringet das Liecht weit durch die parallel Linien zu ruck / vnd macht ſo einen uͤberauß groſſen vnd hellen ſchein / daß man dabey / was in der ferne geſchiehet / ſehen kan / weit / ſo der Spiegel groß / nahe / wañ er klein. Ja man kan auch dadurch ſehen / was der Feind in ſeinem Laͤger handelt. Die Jenigen ſo in der ferne ſeynd / halten diß fuͤr ein groſſes Fewer. Ferner will ich noch ein ſchoͤn Secret entdecken / laß dir einen holen Spiegel / nach der parabole oder breñ. Lini außarbeiten vnd poliren / vnd in eine blechene Roͤhren einwarts mit der hoͤlen verſetzen / fuͤr das punctum uſtionis ſetz ein Liecht / welchs man in eine dazu beraite Roͤhrn ſtecken kan / wie auß beygeſetzter Figur zu ſehen. Jn wel -

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cher der blechene Cylinder iſt D E F G, vnd A der hole ſilberne Spiegel / C D eine Roͤhren darinn das Liecht ſtecket / vnd dabey man die Latern tragen vnd halten kan / K iſt der Thurn darinn die Lufftloͤcher, E iſt ein glaͤſern Thuͤrlein damit die Latern verſchloſſen wird. So du nun dergleichen Latern gebrauchẽ wilt / ſo zuͤn - de das Liecht an / vñ trage das vorder theil E gegen die Jenigen / ſo auff dich zugehen / ſo kanſtu ſie damit ver - blenden / daß ſie dich nicht allein nicht kennen / ſondern auch die Augen von dir abwendẽ muͤſſen / du aber kanſt vor dir her alles deut - lich vnd klar ſehen / auch alle Perſonen von fernen erkennen / ſo nun die roͤhrnQ q iijC D302Sechſter Theil der Erquickſtunden. C D alſo eingemacht / daß das Liecht im puncto uſtionis, kan man durch das groſſe Liecht / welchs der Spiegel von ſich in die ferne wirfft / einen brieff leſen / der mit Fractur oder ſonſten groſſen Buchſtaben geſchrieben. Alſo kan man auch ſeine Schrifft an einem Gebaͤw / ſo an einem dunckeln Ort ge - legen / in die ferne leſen / welchs alles in Kriegsgefahr dienen / geſchweige daß man durch ein ſolches Liecht / das Feld erleuchten / vnd deß Feindes Naͤchtli - che Ankunfft erſehen kan. Endlich / ſo zween vertrawte Freund bey naͤchtli - cher weile / mit ſolcher Latern / andern vnvermercket / practicirn wolten / koͤn - ten ſie durch dieſe Kunſt die Latern in einen Winckel ſetzen / doch wol inn die Hoͤhe / damit das Liecht auff einen Tiſch gegen uͤber falle / darauff man leſen mag was begehret wird.

Die xxxii. Auffgab. Eine andere Perſpectiviſche Latern zu machen.

Herꝛ Joſeph Fortenbach von Vlm ein rechtſchaffener Kuͤnſtler im Fewerwerck / braucht zu dem Fewerwerck eine feine Latern / welche er folgen - der geſtalt beſchreibet: vornen iſt das viereckicht thuͤrlein a b c d, deſſen jede ſeiten vngefehr eines ſchuchs lang / welchs von einem gar klaren ſtuck Stein -

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horn oder Frawẽ Eiß bedeckt. e iſt eine roͤhrn / in welcher das Liecht f ſtecket / vnd ein Hand - habe dabey man die latern hal - ten kan. g iſt ein Dach daruͤber an allẽ mit rauchloͤchern durch welche der Dampff ohne ver - hinderung deß Winds vnd re - gens ſelnẽ außgang habẽ kan. Welcher geſtalt aber die Per - ſpectiviſche Latern von hinden eine kleinere Vierung als vor - nen / iſt auß der Figur zuſehen / vnd geſchicht darumb / daß hinden das Liecht gleichſam gefangen / ſich forne deſto weiter koͤñe außbreiten / jnwendig wird die Latern mit dem geſchlagenen Meſſing / welchen man ins gemein Lon o - der Flindergold nennet / uͤberzogen vnd bekleidet / welchs dem Liecht ein groſ -ſer303Sechſter Theil der Erquickſtunden. ſer behelff / vnd den Schein trefflich mehret vnter den Boden kan man auch ein Faͤchlein machen / darinn Feweꝛzug vnd Liecht moͤgen verborgen wer - den / Dienutzbarkeit gehet dahin / weil das ſteinhorn ſehr zeh vñ ſtarck / mags nicht ſo bald zerſtoſſen werden wie das Glaß / ſo mags auch von dem Liecht ſogenaw dabey ſtehet / nicht verzehret werden / uͤber diß iſts auch mit ſeiner Klarheit hoch zu halten / ſo kan man mit ſolcher Latern gantz ſicher an ein ort gehen / da Pulfer vnd andere bruͤnſtige Materien ligen. Sie erleuchtet aber auff einmal fuͤnff Wende / Jtem eine gantze Gaſſen / das Feld / vnnd blendet die Jenigen ſo dagegen gehen / ja wircket noch mehr / wie die Erfahrung be - zeugẽ wird: Jnſonderheit daß man eine Schrifft von ferne dabey leſen kan.

Die xxxiii. Auffgab. Durch ein Glaß mit Waſſer vnd ein Liecht / eine Schrifft in der ferne zu leſen.

Weil wir kurtz vorhergehende Auffgab beſchloſſen / mit der Kunſt eine Schrifft in der ferne zuleſen / faͤllet mir ein anders ein / welchs nit außzulaſ - ſen. So man nimmet ein Cryſtallinen Glaß / inn der Form einer Kugel fuͤl - lets mit Waſſer / vnd hencket es vor ein brennent Liecht / ſo wird nicht allein das Gemach wol erleuchtet / ſondern es faͤllet auch ein uͤber auß ſtarcker ſchein einer zimlichen groͤſſe an die gegen uͤberſtehende Wand / daß man dabey eine kleine Schrifftleſen kan. Dergleichen Schein wiſſen jhnen wol zu Nutz zu machen / die Kupfferſtecher / Gradirer / Mahler / Goldſchmied vnd andere Kuͤnſtler / ſo bey der Nacht arbeiten muͤſſen / vnnd eines hellen Liechts vnnd Scheins bedoͤrffen. Beſihe die Secret. Wecker / fol. 556. vnd Cardanum.

Die xxxiv. Auffgab. Von Cylindriſchen vnd Kegliſchen Spiegeln / was ſie wircken vnd verrichten koͤnnen?

Die Cylindriſche vnd Kegliſche Spiegel / ſo vom Horizont auffrecht ſtehen / vnd im rechten Winckel ſeynt / geben die Bildnuſſen / ſo gerad gegen jhnen uͤber / wie die flachen Spiegel / wanns aber Scaleni ſeynt / das iſt / krum̃ verrichten ſie eben was die holrunden Spiegel vermoͤgen / was aber darun - ter ſtehet / erſcheinet ablang / deßwegẽ ſo man ein abſcheulich lang vnd ſchma - le Bildnuß mahlet / ſolche auff einen Tiſch leget / ein Cylindriſchen oder Co -niſchen304Sechſter Theil der Erquickſtunden. niſchen Spiegel daran ſetzet / ſo ſihet man darinn ein gantz foͤrmlichs vnd wol proportionirtes Bild.

Die xxxv. Auffgab. Durch Spiegel ſcheinent machen / als ob Geiſter vnd Ge - ſpaͤnſt herfuͤr gebracht wuͤrden.

Man ſchreibet viel von Zauberern vnd Hexen / welche vorgeben / ſie koͤn - nen Geiſter vnd Geſpenſte erſcheinend machen / welches doch meinſtes theils natuͤrlich zugehet / vnd auß der Catoptrica oder Spiegelkunſt herruͤhret: Dañ der meinſte theil ſolcher Kuͤnſtler vnd Kuͤnſtlerin / zu jhrem Betrug ei - nen reinen Spiegel / in der form eines Cylinders oden rundẽ Stulen gebrau - chen / hencken jhn in der mitte eines dunckeln Gemachs auff / laſſen drauſſen vor eim Loch am Laden allerley Larven vnd abſchewliche Bildnuſſen von einer andern Perſon hin vnd her bewegen / welche an einem gewiſſen Ort durch den Spiegel reflectiert werden / vnter deſſen / weil der Kuͤnſtler wilde / rauhe vnd vnbekannte Wort her ſagt / ſich auch ſtellt als ob er die Geiſter be - ſchwuͤhre / darauff auch das Bild allerley fraget / vnd einen andern / ſo hin - ter einem Leilach verborgen / durch einen Hafen antworten laͤſſet. Erſchrickt der Jenige ſo jhres Raths pfleget / lauffet wolgar davon / iſt auch fro / daß er dem vermeynten Geſpenſt entrunnen / auff dieſe manier nun kan einer ſo der ſachen nachdencket / manche gute Kurtzweil erfahren. Hierzu aber dienen noch beſſer die Glaͤſer / ſo man in die Laͤden ſtaͤcket / von welchen wir droben weitlaͤufftig geſchrieben.

Die xxxvi. Auffgab. Spiegel zu machen darinn eine Perſon 4 Augen / 2 Maͤuler / vnd 2 Naſen erſihet.

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Vnſer Frantzoͤſiſcher Author ſagt / die Spie - gel / ſo 2 flaͤchen haben / das iſt / ſo in der mitte einẽ Winckel haben / wie auß folgender Figur zu ſe - hen / bringen / ſo man hinein ſihet / vier Augen / zwey Maͤuler / zwo Naſen.

Die xxxVII. Auffgab. Wie man die Spiegel zurichten ſoll.

Ehe wir dieſen ſechſten Theil beſchlieſſen / wollen wir nocheins305Sechſter Theil der Erquickſtunden. eins vnd das ander Suck von Spiegeln auß dem Cardano vnd andern er - zehlen / inſonderheit aber die ſtaͤhlen Spiegel machen lehren. Die Spiegel welche man ins gemein ſtaͤhlene nennet / werden gemacht von dreyerley Ertz oder Metall. Deß Zins vnd Silbers nimmet man einen Theil / den 18 Theil antimonii oder aber Spießglaß / etliche laſſen deß Vnkoſtens halben das Silber auß. Andere gebrauchen deß Zins Pfund / oder vier Vntzen / das zerſchmaͤltzen ſie / vnd ſetzen hernach darzu ein Vntz Weinſtein / vnd ein halbe Vntz weiß Operment / biß ein Rauch davon gehet / ſo gieſet man den Spiegel in den Form wie man haben will / in eine Form ſo auch warm ge - macht / auff deſſen Boden Lerchenbaumen Safft / laͤſſets ertrucknen / vnnd machet ſie glat mit Weinreben Aſchen / Schmergel / Pinſenſtein vnd Kalck von Zin. Die Silderne Spiegel beduͤrffen nicht ſo viel Muͤhe vnd Gefahr / brechen ſo bald nit wie die andern / præſtirn doch was die andern koͤnnen.

Die xxxVIII. Auffgab. Spiegel welche die Leut Junggeſchaffen machen.

Cardanus ſagt ferner / die Spiegel ſo die Leut Junggeſchaffen machen / ſeynt die Jenigen / in welchen man keine Runtzel ſehen kan / vnd roͤthlicht ſcheinen / Ferner ſobergen auch die jenige Spiegel die Runtzel / welche zwar glat / aber nicht gar hell poliert ſeynt / vnd finden ſich ſolche ehe vngefehr / als durch Kunſt.

Die xxxix. Auffgab. Spiegel zu dirigirn / daß ſie verborgene Ding offenbaren.

Cardanus faͤhrt weiter fort vnd ſagt / man neme zwen Cryſtalline Spie - gel / wie ſie zu Venedig zugericht werden (welche nicht ſo leichtlich wie die ſtaͤhlene verderbt koͤnnen werden) daß ſie juſt einander an allen orten gleich / lege einẽ auff ein Tiſch / den andern ſtelle man geheb daran / daß man jhn wie ein Fenſter oder Laden auff vnd zuthun koͤnne / damit ſie bißweilen ein einige Flaͤche / bißweilen einen Coͤrperlichen Winckel machen / jetzt einen rechten / bald einen andern. Vber den Spiegel ſo auff dem Tiſch ligt / haͤngt man ei - nen andern / deſſen polierte Flaͤche Wagrecht gegen ſelben Spiegel ſtehe / vnd der Ort dahin man ſehen will / gegen dem beweglichen Spiegel uͤberR rſeye:306Siebender Theil der Erquickſtunden. ſeye: So kan man alles / was im ſelben Gemach (wanns nur liecht iſt) geſchi - het / ſehen. Jn dem man den beweglichen Spiegel an dene vnbeweglichen / ſo lang vnd viel auff oder nider hebt / biß der Winckel deß Einfalls / dem Winckel der reflexion gleich gemachet werde. Jſt der Ort / da man etwas ſehen will / hoch / ſo muß auch der dritte Spiegel hoͤher gehaͤncket werden.

Die xL. Auffgab. So einer in einen Cylindriſchen Spiegel ſihet / wie er eines andern Dings Bildnuß im Lufft ſchwebsnd anſehen ſoll.

Es hat / ſagt Cardanus, ein Cylindriſcher Spiegel / oder nur / welchs e - ben ſo viel / ſein halber Theil dergleichen Qualitaͤt in einem Loſament / daß es ein fuͤrgegebenes Bild reflectiere, als obs in der Lufft hienge / vnd diß nit ohne groſſes Wunder. Wiltu nun dergleichen Luſt ſehen vnd zuweg brin - gen / ſo ſetze einen Cylindriſchen Spiegel in einem Gemach auff einen Tiſch oder Stuel dem Horizont Winckelrecht: Darnach halte das Aug zu einẽ Loͤchlein ſo etwas vom Spiegel abgeſondert / gantz vnbewegt: Darnach ſte - cke durch den Laden gegen dem Spiegel uͤber einen holen Conum deſſen ba - ſis einwerts / die Spitze aber außwerts gehe / darvor ſetze man ein Bild oder gemahlte Tafel von auſſen / ſo man nun durch das Loͤchlein ſihet / wird ſich durch den Cylindriſchen Spiegel das gedachte Bild alſo reflectieren, daß du nicht anderſt ſehen kanſt / als es ſchwebe in der Lufft / vnd diß nicht ohne Wunder: Eben diß thut auch ein holer Pyramiſcher Spiegel / wann er auff - geſtellet wird. Dergleichen Auffgaben mehr wolten wir noch hieher ſetzen / wann wir vns nicht der Kuͤrtze befliſſen / wollen aber den Leſer zu dem Cardano, Magino, Weckero, Portæ, Theophraſto vnd an - deren gewieſen haben / bey welchen er mehr von allerhand Spiegeln finden wird.

Ende deß ſechſten Theils der Erquickſtunden.

Der307Vorrede.

Der Erquickſtunden ſiebender Theil / darinnen xXXII Auffgaben vnd Fragen die Aſtrono - miam vnd Aſtrologiam oder Stern-Sehers Kunſt betreffend.

WER zur rechtſchaffenen Wiſſenſchafft der edlen Aſtrono - miæ vnd Aſtrologiæ gelangen / vnd ſich empor mit ſei - nen Gedancken in Himmel ſchwingen will / muß dazu gebrauchen folgende Fluͤgel vnnd Schwingfedern: Der erſte. Fluͤgel iſt Arithmetica, der ander Geometria, die zwo Schwingfedern ſeynd Optica vnd Catoptrica, ohne welche keiner ſich empor heben / vnd den Namen eines rechtſchaffnen Aſtronomi fuͤhren kan. Weil wir dann bißhero ſolche Fluͤgel vnd Schwingfedern zu - bereitet / koͤnnen wir vns jetzt ferner damit empor heben / auch mit nutz vnd Luſt etliche Aſtronomiſche vñ Aſtrologiſche Auffgaben vnd Fra - gen tractiren. Die Aſtronomiam betreffend / daß wir etwas weniges davon andeuten ehe wir zu vnſerm vorhaben gelangen / ſo iſt zuwiſſen / daß ſie die gantze Welt / das iſt Himmel vnd Erden betrachten / vñ ſol - che in zwo regiones abtheilend / nemlich in die Himliſche vnnd Elemen - tariſche oder Jrrdiſche: Hernach betrachtet ſie die Zahl / groͤſſe / vnnd wunderliche Bewegungen der Himliſchen Coͤrper / aller Stern ſo ſicht - bar Auff: vnd Nidergang / Figurn / vnd dergleichen. Die Aſtrologia aber / bringet das jenige was ein Aſtronomus ſimpliciter betrachtet dem Menſchen zu Nutz: Dann ſie nimbt in acht die Art / Natur / Eigen - ſchafft / Complexion vnd Qualiteren der Himliſchen Zeichen vnnd Ge - ſtirns / ſo wol der Planeten als der Fixſtern / weiſend / welche Zeichen hitzig / kalt / feucht / trucken oder temperirt ſeynd / Jtem welche Maͤnn - lich oder Weiblich vñ was dergleichen / weiſſaget auch was ins kuͤnff - tig geſchehen ſoll: Allein weil viel vnnuͤtzes vnnd Aberglaubiſches dings von den Chaldeern / Egyptiern vnd Arabern dazu geflicket vnd geſticket / wird ſie nit vnbillig von vielen hohen vnd gelehrten Perſo - nen verworffen / ja der H. Auguſtinus ſondert ſie von der Chriſtlichen Kirchen gantz ab / wer aber was davon zuhalten weitlaͤufftig leſenR r ijwill /308Vorrede. will / der beſehe Joannem Piccum Mirandulanum, Franciſcum Piccum, Anto - nium Bernardum Mirandulanum, Michaëlem Medinam vñ Julium Syrenum, Die Aſtronomia aber iſt auch der aͤlteſten Kuͤnſte eine / weil ſolche Adam Noë, Abraham vnd andere vnſere Vaͤtter verſtanden / wie Joſephus be - zeuget Lib. 1. cap. 4. antiq. Es ſeynd auch viel der Meynung Gott habe ſie ſo lang leben laſſen / damit ſie den Lauff der Himliſchen Coͤrper recht obſerviren vnd auff jhre Nachkommen bringen moͤchten Am 16 Cap. aber gedachtes Buchs erzehlet er / daß Abraham die Egyptier inn der Geometria vnd Aſtronomia abgerichtet / von welchen es auff die Chal - deer / von dieſen auff die Araber / von dannen auff die Mohren vnnd Gꝛiechen gelanget. Diodorus Siculus ſchreibt lib. 4. Atlas habe den Beruff daß er am erſten von den Sphæricis diſcuriret, vnnd deßwegen von den Poeten gedicht worden er trage den Himmel wie Auguſtinus lib. 18. von der Stadt Sottes bezeuget / dem Atlanti hat nachgeſolget Hercules, Anaximander Mileſius, Thales Mileſius, Pythagoras vnnd vnzehliche viel Griechiſche Philoſophi mehr / was Ptolomeus in der Aſtronomia præſtirt, kan niemand gnug ruͤhmen / vnter den newen Authoribus ſo die Aſtro - nomiam tractirt, ſeynd nicht die geringſten Georgius Peurbachius, Joanes de Regiomonte, Johannes Vernerus Noribergenſis, Johannes Blanchinus, Johannes Stoflerinus, Nicolaus Copernicus, Franciſcus Maurolicus, Petrus Nonius, Johannes Antonius Maginus, Ticho Brahe, Johannes Kepplerus vnd andere. Mit dieſer trefflichen Kunſt haben ſich delectirt, Julius - ſar welcher Soſigenem den Mathematicum mit ſich auß Egypten ge - bracht / vnd die Aſtronomiam von jhme gelernet. Adrianus der Kaͤyſer hat jhme auff alle Jahr ſein Nativiter ſelbſten geſtellet / geſchweige all - hie Alphonſi deß Koͤnigs / Caroli V. Fetdinandi I. Maximiliani deß Kaͤy - ſers / Philippi deß Koͤnigs in Hiſpania, Philiberti deß Hertzogen von Sa - voia, Rudolphi ſecundi vnd andere hohen Potentaten mehr / welche alle miteinander ſich in der Aſtronomia geuͤbet / vnnd diß alles wegen der Liebligkeit vnd deß groſſen Nutzes / deñ ſolche Kunſt mit ſich bringet: Etwas weniges aber von dero Nutz zu reden / ſo iſts eim Theologo zu wiſſen hoch von noͤthen; Dann auß den wunderlichen bewegungen der Himliſchen Coͤrper nimmet er ab die vnerſchoͤpffliche Weißheit deß Schoͤpffers / der es alles ſo weißlich geordnet: Ja Ptolomeus darff ſa - gen / dieſe Kunſt ſey ein Weg zu der Erkandnuß Gottes / was es ſon - ſten einem Geiſtlichen nutze findet man bey dem H. Auguſtino. Daß ſie einem Methaphyſico diene bezeuget Ariſtoteles lib. 12. Metaph. vnd ei -nem309Vorrede. nem Philoſopho ins gemein inn lib. de Cælo. Galenus erinnert vnnd ver - mahnet die Patienten ſie ſollen ſich keinem Artzt / welcher der Aſtrolo - gia vnerfahren vertrawen; Dann in manchem Zeichen ſey ein Artzney kraͤfftig vnd ſtarck / in einem andern gantz vntuͤchtig. Durch Erfahrẽ - heit der Aſtronomiæ ſeynd die vornembſten Poeten beruͤhmt worden. Ein Hiſtoriſchreiber wird ohne Wiſſenſchafft der Aſtronomiæ ſich inn vielen verſteigen vnd jrren. Was wolten die Schiffleut auff dem Meer ohne verſtand der Sternkunſt außrichten? Die Coſmographia vnd Geo - graphia nemen jhren anfang vnd grund auß der Aſtronomia, ja ſie dienet allen Menſchen ins gemein. Dionyſius. Areopagita als er zur Zeit deß Leidens Chriſti ſeufftzend ſagte: Gott oder die Natur leydet / hat er auß der Aſtronomia wol gewuſt / daß es eine vnnatuͤrliche Finſternuß im Vollmond waͤre. Ein anderer ſo den Jndianern die Zeit einer Fin - ſternuß entdecket / hat dadurch wie in den Hiſtoricis zu leſen ſein Leben erhalten. Von der Aſtronomia vnd Aſtrologia aber haben wir droben gemeldet / viel vortrefflicher Maͤnner geſchrieben / nicht allein wichti - ge vnd nuͤtzliche Fragen auß beeden eroͤrtert / ſondern bißweilen auch Auffgaben / ſo mehr zur Ergoͤtzung vnd Liebligkeit als zum Nutzen dienen auff die Bahn gebracht / derer ich XXXII. zuſammen geſamblet / ſolche meinem intent nach / in folgendem ſiebenden Theil der Erquick - ſtunden / an Tag gegeben / doch alſo in den terminis geblieben / daß wir dardurch weder Gott oder die Erbare Welt offendiren, welchs ich dem guͤnſtigen Leſer vnverhalten laſſen ſoll.

R r iijDie310Siebender Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Ob die Sonne am H. Oſtertag wann ſie auffgehet drey Spring thue?

Wir wollen allhie den Anfang nemen von der Sonnen / als dem groͤſtẽ Liecht vnd ſchoͤnſten Zierd am Himmel / vnd erſtlich von der vorgegebenen Frag hoͤren Georgium Rollhagen in parad. hernach auch vnſer Mey - nung davon anzeigen. Er ſpricht aber alſo: Jch finde in etlichen Poſtillen / der Menſch ſolle ſich billch deß Oſterfeſts frewen; Dann auch die herꝛliche ſchoͤne Sonne am Himmel / thue auff den erſten Oſtertag fruͤhe / wann ſie erſt auffgehet / vnd darnach zu Abend ehe denn ſie vntergehe / drey Frewden - ſpruͤng. Nach den Worten deß 19 Pſalms: Er hat der Sonnen ein Huͤt - ten in denſelben gemacht / vnd dieſelbige gehet herauß wie ein Braͤutigam auß ſeiner Kammer / vnnd frewet ſich wie ein Held zulauffen den Weg. Darauff lauffen beyde Alten vnd Jungen / deß Morgens fruͤhe fuͤr der Sonnen Auffgang / vnd deß Abends ſpaͤt fuͤr der Sonnen Vntergang / mit groſſen Hauffen in das Feld hinauß / vnnd ſehen zu / wie die Sonne tantzet. Wann ſie nun dieſelbe ſo lang angeſehen haben / daß jhnen Blaw vnnd Braun / Liecht vnnd Finſternuß fuͤr die Augen kommet / ſo ruffet einer hie / der ander dort: Jetzund thate ſie den erſten; Da bald den andern; Vnd dann den dritten Sprung. Wer nun ſagen wolte tr haͤtte es nicht geſehen / den wuͤrde man fuͤr blind / oder fuͤr einen Gottslaͤſterer halten. Es ſchreibt aber Euſebius lib. 5. cap. 23. daß im Jahr Chriſti 198 eine groſſe vneinigkeit vnter den Chriſten entſtanden ſey / von dem Tage / darauff man das Oſterfeſt halten ſolte: Dann die Chriſten in Aſia hieleen die Oſtern auff den 14 Tag deß Juͤdiſchen erſten Monats. Berufften ſich auff Gottes Ordnung im al - ten Teſtament / vnnd daß Johannes der Evangeliſt ſelbſten alſo gehalten haͤtte. Jm gegentheil wolte der Babſt zu Rom damals Victor genant / die in Egypten vnd gelobten Land / vnd andere die es mit jhme hielten / man ſolte zwar mit der Oſter feyr den 14 Tag / deß erſten Monden erwarten / aber die Oſtern nicht eben auff den Tage halten / ſondern auff den Sonntag / derzwiſchen311Siebender Theil der Erquickſtunden. zwiſchen den 14 vnnd 22 Tag deſſelben Monden einfallen wuͤrde / davon ſeynd dieſe Verß:

Poſt Martis nonas, ubi ſit nova luna requiras
Bis ſeptem numerato dies, ut Paſcha ſequatur.
Nach dem ſiebenden Tag im Mertz
Such den newen Mon vnterwerts.
Von dem zehl ferner vierzehen Tage /
Biß man den vollen Monſchein ſahe.
Denn den nechſt folgenden Sonntag /
Jſt der gebuͤhrliche Oſtertag.

Was von dieſen deß von Rollhagen geſetzten teutſchen Verſen / ſo we - der an der Materi oder Form gut zuhalten / iſt dem Leſer heimgeſtellt / aber er faͤhretfort:

Darumb daß die Apoſtel den Juͤdiſchen Sabbath abgethan / vnnd den Sonntag / daran der HErꝛ Chriſtus aufferſtanden waͤre / fuͤr den Sabbath erwehlt haͤtten.

Hieruͤber ſeynd viel Concilia der Gelehrten gehalten worden. Es hat auch ein Theil das ander als Vnchriſten verbannet / daß doch der H. Irenæ - us nit hat gelobet / ſondern geſagt: Diverſitas jejunii, non tollit unitatem fidei. Vngeleichheit in dem Faſten / macht kein Vngleichheit im Glauben. Biß endlich im Concilio zu Nicæo, im Jahr Chriſti 328 gewilliget iſt / ſie woltens alle mit der Roͤmiſchen Kirchen eintraͤchtig halten. Solcher Zanck aber iſt widerumb vernewrt zu vnſerer Zeit / als der Babſt zu Rom im Jahr 1582. auß dem Monat October zehen Tag verworffen / vnnd fuͤr den 4 O - ctobris den 14 gezehlet hat. Vnd derenthalben mit der alten Kaͤyſer vnnd jhrer Vorfahren / der Roͤmiſchen Baͤbſte alter Calender ſelten die Oſtern gleich hat. Wann nun die Sonne gewiß ſichtbarer weiß am rechten Oſtertag tantzte / ſo haͤtten die Alten vnnd wir deß Zancks nicht beduͤrfft: Denn Gott haͤtte ein ſichtbar Zeichen am Himmel geſetzet / dabey man den rechten Oſtertag erkennen koͤnte

Es hat aber kein gelehrter Chriſt das jemals geruͤhmet / oder ſich darauff beruffen / viel weniger haben es die Sternſeher bey den gelehrten Heyden gethan: Dann dieſelben beweiſen augenſcheinlich auß jhrer Kunſt / daßwe -der312Siebender Theil der Erquickſtunden. der Sonn noch Mond / noch einiger Stern / ein Haar breit auß ſeinem ſtand abtrette / ſpringe oder tantze. Sondern die Planeten gehen alle fuͤr ſich in jhren Circkeln / ob es gleichſcheinet / als ob ſie zuruck giengen / nimmer - mehr aber gehen ſie uͤber oder vnterſich. Vnd wann die Soñ ſich einen Fin - ger breit erhuͤbe vnnd wider nider ſetzte nach vnſerm Geſicht / ſo wuͤrde die gantze Welt ſich zu gleich mit erheben vnd krachen muͤſſen: Dannoch wird dieſer Glaub geprediget / behalten / vnd alle Oſtern beſucht; Dann weil vns die Waarheit nimmer gefaͤllet / muͤſſen wir den Luͤgen glauben. So weit Rollhagen. Jch halte auch darfuͤr daß die Sonne gedachter maſſen nicht ſpringe / vnd deßwegen folgender vnwiderſprechlicher Vrſach: Die Soñne / wie in der Aſtronomia gantz gewiß / gehet alleweil vnnd vnauffhoͤrlich auff vnd vnter / zum Exempel wann ſie vns auffgehet / gehet ſie andern vnter / ꝛc. Vnd diß wehret fort vnnd fort: Weil nun die Sonne wann ſie auffgehet ſpringen ſolte / muͤſte ſie den gantzen Tag / ja 24 Stund aneinander tantzen / vnd ſpringen / welchs doch vngereimt vnd wider alle Erfahrung. Zum an - dern kan es ſich ſchicken daß jhrer zwen ſtehen inn einer ſchlechten diſtants / der eine hat einen Berg vor ſich oder ein ander objectum der ander nichts / ſo folget daß dieſem die Sonne eher auffgehe vnd erſcheins als jenem / muͤſte alſo die Sonne einem jeden zu vnterſchiedlicher Zeit 3 Spruͤnge zugefallen thun: Jedoch wollen wir die jenigen ſo fuͤr geben ſie haben die Sonn ſprin - gen ſehen nicht gar hinwerffen / ſonder ſie ein wenig außeiſen vnnd verant - worten / vnd halte ich gaͤntzlich dafuͤr es ſey ein Optiſcher Betrug. Dann erſtlich wie Rollhagen droben geſagt / durch das ſcharffe anſehen das Ge - ſicht geſchwaͤcht vnd gefaͤlſchet werde / wañ nun die ſtarcke Einbildung dazu kommet / hilffet ſie den Betrug der Augen ſteiff befoͤrdern. Zum andern wann die Sonne hinter den Bergen herfuͤr ſticht es ſeye am welchem Tag es wolle / ſo hats bey dem erſten / mitlern vnd letzten Anblick biß ſie gantz auff - gangen / das anſehen als ob ſie allezeit einen Sprung thaͤte. Drittens ſo kan es wol ſeyn / daß der Menſch einen groſſen Sprung der Sonnen zu ſe - hen vermeynet: Dann wann die Aſtronomi gefragt werden warumb die Sonn ſich bißweiln ehe ſehen laſſe / als jhr Zeit auffzugehen vnnd vns ins Geſicht zukommen antworten ſie das geſchehe wegen deß groſſen Dampffs der Erden / vnd wegen deß Nebels / dadurch vns die Sonne reflectirt wer -de /313Siebender Theil der Erquickſtunden. de / wie der Thaler im Geſchirꝛ mit Waſſer / davon wir droben in der 14 Perſpectiviſchen Auffgab gehandelt. Nun kans wol ſeyn / daß dem jenigen ſo die Sonne gedachter maſſen anſihet / ein Dampff oder Nebel zwiſchen die Sonne vnd ſeinem Geſicht treygne / welchs dem Geſicht nach die Son - ne etwas erhebet / ſo er aber gehling uͤber ſich oder auff die Seiten ſteiget / kommet die Sonn wider an jhren rechten Ort zuſehen / vnnd hat alſo dem Geſicht nach einen groſſen Sprung gethan.

Die II. Auffgab. Ob das Firmament vnd ander Himmel ſich zuſammen gezo - gen vnd naͤher zu vns geſuncken.

Jch habe in eines Hochgelehrten Manns Poſtill geleſen / daß er die Leut zuerſchrecken / vnd jhnen eine Forcht einzujagen vorgeben: Daß der Him̃el Alters wegen ſich herunter ſetzte zur Erden / alſo daß die Sonne mehr dann ſechs vnd zwantzig Tauſend / ſechs hundert vnd ſechtzig teutſcher Meil wegs dem Erdboden naͤher were als zur Zeit deß Ptolomæi, ja er wuͤrde jmmer naͤher herzu rucken / biß er endlich auff der Erden auſſlige / vnnd als ein alter Wagen an beyden Achſen werde zerbrochen ſeyn. Nun hat man wol andre vnd waarhafftige Ding / damit dem Volck eine Forcht einzujagen / vnnd es zur Buß zuruffen / vnnd duͤrfften dergleichen Gedicht nicht auff die Cantzel vnd in die Poſtillen gebracht werden: Dann daß es ein Merlein / erſcheinet erſtlich / weil es nicht in Gottes Wort gegruͤndet / dann ob zwar Matthæi 24. Marci am 13. vnd Lucæ am 21 ſtehet: Dann auch der Himmel Kraͤfft ſich bewaͤgen werden. Folget doch darauß nit daß ſich der Himmel ſo lang vor dem Jaͤngſten Tag / ſolte von ſeinem natuͤrlichen Ort erheben vmb ſo ein maͤchtiges naͤher zuder Erden ſencken.

Zum andern ſo iſt es wider aller Aſtronomorum Erfahrnheit / welche auß jhren obſervationibus durch gewiſſe inſtrumenta erfahren / daß die Himliſchen Coͤrper noch an jhrem alten Ort anzutreffen /

So iſt es drittens der Vernunfft zu wider: Dañ ſo man ſetzte der Him - mel ſey naͤher zu vns gerucket / folget entweder daß er in ſeiner groͤſſe geblie - ben / vnnd alſo vns naͤher / vnſern Antipod. aber weiter kommen ſey / oder aber daß er kleiner worden vnd zuſammen gangen / auch vns ſo wol als vn -S ſſern314Siebender Theil der Erquickſtunden. ſern Antipod. naͤher kommen. Jenes iſt der Erfahrenheit gantz zuwider / vnd folgten viel vngereimte ding darauß. Dann erſtlich wuͤrden wir jetzt viel ein andere elevationem poli haben / als zu deß Ptolomæi Zeiten / zum an - dern / muͤſte eine Veraͤnderung der Taͤg vnd Naͤcht darauß entſtehen / drit - tens die Stund vnd Zeit wuͤrd verwandelt ſeyn / vnd letzlich auch muͤſte es anderſt wittern als es zu deß Ptolomæi Zeiten gethan / welchs alles der Er - fahrenheit zuwider. Setzen wir aber / der Himmel ſeye eingangen / koͤnnen wir gleichfalls nicht auffkommen / dann erſtlich muͤſte ein penetratio cor - porum vorgangẽ ſeyn / zum andern / muͤſten die Aſteriſmi am Firmament / das vmb ſo ein ſchroͤckliches ſolte kleiner worden ſeyn / naͤher bey einander ſtehen als zuvor. Drittens / ſo wuͤrde die Sonne die Erde anzuͤnden / ver - brennen vnd verzehren. Jſt alſo Gott vnd der Natur zuwider. Es hat aber obgedachter gelehrter Mann wolhoͤren leuten / aber nicht zuſammen ſchlagen. Ptolomæus vnd andere Sternſeher haben der Sonnen Kugel oder Circkel ein beſonder centrum uͤber der Erden geſetzt / das jmmer nach gelegenheit der Zeit naͤher komme / alſo daß erſt nach 500 Jahren / die Er - den recht mitten in der Sonnen Circkel werde zuſtehen kommen. Nun weiß man aber / daß der Aſtronomorum principia vnd Gruͤnde / keine notwen - digkeit in der Natur vnd waarheit haben / ſondern ſeynd nur Schulgedicht / welche ein jeder endern vnd vor ſich erdencken kan / ſchadet auch niemand / ob gleich ſolche Gruͤnde nicht waar / iſt genug / daß noch etwas waares vnd gewiſſes darauß erfolget. Vnd wañ nun gleich nach Ptolomæi meynung / die Erde gerad im mittel deß Sonnen Circkels oder Kugel zu ſtehen kommet / nach 500 Jahren. So iſt doch darauß gantz keine Gefahr zuerweiſen. Es wird doch die Tag: vnd Nachtlaͤng / die Elevatio poli, Sommer vnnd Winter / ſchoͤn Wetter / Regen / Hagel vnd Donner einen weg als den an - dern bleiben / ja die Erde auß gewiſſen vrſachen wol fruchtbarer werden als ſie zuvor jemals geweſen.

Die III. Auffgab. Von der Sonnen Groͤſſe.

Jn H. Schrifft ſtehet / Gott habe zwey groſſe Liechter an den Himmel erſchaffen / die Sonn vnd den Mond / nun iſt die Frag / weil viel Stern groͤſ -ſer315Siebender Theil der Erquickſtunden. ſer als der Mond / warumb in H. Schrifft nur zweyer groſſer Liechter ge - dacht? Antwort / die Schrifft redet ſolches / nach vnſerm Geſicht / weiln vns Sonn vnd Mond am groͤſten ſcheinen. Sonſten aber iſt die Sonn vnter dem Geſtirn das groͤſte / vnd Mercurius das kleinſte; Dann die Sonne iſt 166⅛ mal groͤſſer als die Erde. Vnd die Erde 21952 mal groͤſſer als der Stern Mercurius genannt / hingegen iſt ein Stern ſextæ magnitudi - nis groͤſſer als die Welt 18⅒ mal. Die dicke aber deß orbis der Sonnen iſt 339102¼ meil.

Die iv. Auffgab. Von der Sonnen Lauff vnd Hoͤhe.

Wann die Sonn einmal jhren Lauff vollendet / hat der Mond 12 mal ſo lang zu lauffen / verſtehe nach dem motu primi mobilis: dann der Son - nen Lauff / ſich gegen deß Monds Lauff verhaͤlt / faſt wie 12 zu 1. Vnd weil die Hoͤle deß orbis der Sonnen nach jhrem groͤſten Circkel haͤlt 25230375 Meiln / muͤſte nach ſolchem ſie in einer ſtund lauffen 1051265 $${15}{24}$$ meiln / vnd in jeder minuten derer 60 ein ſtund machen vngefehr 17521 meil / wel - ches ſo ein geſchwinder Lauff / daß ein Schuß auß einer Kugel oder Bogen fuͤr nichts dagegen zurechnen / vnd ehe einer ein Vatter vnſer betet / iſts muͤglich daß die Sonne ſo weit laufft als 10 mal der gantzen Erden Vmb - kraiß außtraͤgt.

Diß iſt zwar eine uͤberauß groſſe Geſchwindigkeit / jedoch noch gering gegen der geſchwindigkeit eines Fixſtern / in dem æquinoctial Circkel / das iſt recht in der mitte zwiſchen zweyen polis mundi, dann weil der ambitus der Hoͤle deß Firmaments haͤlt 508781250 meile / ſo muß ein ſolcher Stern in einer jeden ſtund lauffen vngefaͤhr 21199219 meil / in jeder minuten aber 335320 meil / die thun 15 Vmbkreiß der Erden / machte in einer ſtund 360 Vmbkraiß der Erden. Jch halte dafuͤr ſagt der Frantzoͤſiſche Author, wann ein ſolcher Stern nahe vmb die Erde in der Lufft ſich ſo geſchwind be - wegte / er ſie anzuͤnden vnd biß auffs centrum verbrennen wuͤrde. Wir brauchen aber hierinn die Rechnung Maurolici.

Nun letzlich betreffend die hoͤhe der Sonnen vom centro der Erden / ſo haͤlt ſie 4013923 $${7}{22}$$ meilen / davon ſubtrahirt den halben diameter der Erden 3579 $${12}{22}$$ / reſt von der Erden biß zur Soñen 4010343 $${17}{22}$$ meilen. SoS ſ ijnun316Siebender Theil der Erquickſtunden. nun ſagt der Author, ein Muͤhlſtein alle ſtund von der Sonne zur Erden ſiel 1000 meil / haͤtte er bey 4010 ſtund / oder 167 Tag zu fallen / biß er die Erden erreichte / fiele er aber in einer ſtund 10000 meil / ſo beduͤrffte er 401 ſtund / oder nahe 17 Tag.

Vnd ſo ein Menſch von der Erde zur Sonnen ſteigen ſolte / auch alle Tag 10 meil vollendet / muͤſte er uͤber 1098 Jahr dazu wandern.

Die V. Auffgab. Wie eine Soñenfinſternuß / ohne verletzung deß Geſichts koͤnne geſehen werden.

Diß kan auffmancherley weiß geſchehen / Erſtlich durch einen Spiegel ſo man in ein Waſſer leget Zum andern / wann man die Sonn in eim See / Weyer oder anderm Waſſer reflectiert erſihet. Zum dritten / ſticht man in ein dick Papier mit einer Nadel viel Loͤchlein / vnd ſihet dadurch. Zum vierd - ten / machet man in ein Dach gegen der Sonnen ein rund Loͤchlein / ſo ſihet man die Finſternuß / am ſchein / welcher an eine Wand ſo dagegen uͤber ſte - het / geworffen wird.

Die VI. Auffgab. Wie der Eintritt der Sonnen in ein jedes Zeichen durch etliche Wort zu erfahren.

Chriſtoff Clavius in ſeiner Aſtronomia fol. 317. ſetzet folgende zween Lateiniſche Vets:

Inclyta Laus Juſtis Impenditur, Hæreſis Horret
Garrula, Grex Gratus Fauſtos Gradatur Honores.

Jn Teutſcher Sprach moͤchte man folgende zween Verß gebrauchen:

Jm Lieben Jſt Jmmer Harts Hertzenleid /
Groß Gfahr / Groß Forcht / Groß Halßſtarrigkeit.

Jn ſolchen Verßlein wird dem Jenner als dem erſten Monat das erſte Wort zugeeignet / dem Hornung das ander / dem Mertzen das dritte / vnd alſo fortan ordenlich eim jeden Monat ein ſonderlichs Wort. Nun daß du wiſſen koͤnneſt / welchen Tag jedweders Monats / die Soñe in deſſelbigẽ Monats Zeichen trette. Muß man auch die ordnung der himliſchen Zeichen wißen / wie ſie in folgenden Lateiniſchen vnd Teutſchen Verſen begriffen;

Sunt317Siebender Theil der Erquickſtunden.
Sunt Aries, Taurus, Gemini, Cancer, Leo, Virgo,
Libraq́; Scorpius, Arcitenens, Caper, Amphora, Piſces.

Die Teutſchen lauten alſo:

Den Wider vnd Stier muͤſſen Zwilling treiben /
Der Krebs vor dem Loͤwn vnd Jungfraw bleiben /
Die traͤgt ein Wag / Scorpion den Schuͤtzen ſticht
Vnd den Steinbock / Waſſerman Viſch anricht.

Nun in das erſte Zeichen / als den Wider / tritt die Sonn im Mer - tzen / in das ander / als in Stier im April / vnd ſo forthin / alſo daß in dem 12 Monat / welchs iſt der Hornung / die Sonn in das Zeichen der Fiſch tritt / welches auch iſt das 12 Zeichen. So man jetzt zu wiſſen begehrt / den Tag / in welchen die Sonn in ein jedes Zeichen tritt / ſo neme man das Wort ſo je - dem Monat zugetignet / in acht / vnd ſehe der wievielſte Buchſtab deß Alpha - beths der erſte daran ſey / ſolche Zahl deß Buchſtaben / ziehet man ab von 30 / ſo bleibt der begehrte Tag uͤber. Zum Exempel: Die Soñ tritt in die Wag / als das ſibende Zeichen / in dem ſibenden Monat vom Martio an gerechnet / das iſt in dem Herbſtmon / weil nun das neundte wort Groß / ſolchem zuge - eygnet iſt / als dem neundten Monat vom Jenner an gezehlet / auch der erſte Buchſtab der ſibende iſt im Alphabeth, ziehe ich 7 ab von 30 / bleiben 23. Tritt alſo die Sonn den 23 tag deß Herbſtmonats in die Wag. Jtem / die Soñ tritt in dem Hornung in die Fiſch / welchem das ander wort / Liebe / iſt zu geeygnet. Nun iſt das L der eylffte Buchſtab deß Alphabeths / eylff aber abgezogen von 30 / bleiben 19 / tritt alſo die Sonn den 19 tag deß Hornungs in die Fiſch. Verſtehe nach dem newen Calender / will mans auch nach dem Alten erfahren / ſo ſubtrahirt man 10 / als in dieſem letzten Exempel 10 von 19 bleiben 9. Die Zahl deß begehrten Tags / vnd wird ſolche Regel ſelten vmb einen Tag fehlen / daran nicht allzeit groß gelegen.

Die Vii. Auffgab. Auß vorhergehender Auffgab zuerfahren / in den wievielſten Grad die Sonn alle Tag ſey.

Damit du aber auch erfahreſt / in welchem Grad der Eclipticæ, einen jeden Tag deß Jahrs die Sonne ſey / Setze zu dem Tag deß Monats ſo du begehreſt / die Zahl deß erſten Buchſtabens deß Worts ſo dem vorgegebnenS ſ iijMonat318Siebender Theil der Erquickſtunden. Monat zugeeygnet / vnd ſo die Summa beeder Zahlen kleiner als 30 ſeyn wird / ſo wird ſie weiſen den Grad deß vorhergehenden Zeichens. Jſt ſie aber groͤſſer als 30 / ſo ziehe davon ab 30. die uͤber gebliebene Zahl gibt den Grad deß Zeichens deß vorgegebenen Monats.

Zum Exempel / ich moͤchte gern wiſſen / in welchem Grad der Eclipticæ die Sonne were den 13 Junii / welchen Monat / als den ſechſten vom Jen - ner / zugeeygnet iſt / das ſechſte wort / Hertzleid / deſſen erſten Buchſtaben H. der achteſte iſt im Alphabeth. Nun 8 vnd 13 thun 21. Weil aber ſolche Summa kleiner als 30. So wird die Sonn ſeyn den 13 tag deß Brach - mons im 21 grad der Zwilling / in welchen die Sonn im Maͤyen tritt / ver - ſtehe alles nach dem Newen Calender.

Jtem / es ſey vorgegeben der 27 Tag deß Brachmons. So man 8 da - zu thut / kommen 35 / vnd weil ſolche Zahl groͤſſer als 30 / ziehe ich 30 davon / bleiben 5. Deßwegen iſt die Sonn zur ſelben im 5 Grad deß Krebs / in wel - ches Zeichen ſie im Brachmon tritt.

Letzlich wird vorgegeben der 22 tag deß Brachmons / 8 dazu kom - men 30. Deßwegen iſt die Sonn zur ſelben Zeit im Ende der Zwilling / vnd im anfang deß Krebs.

Jm Schalt Jahr / ſoll man dem erfundenen Ort der Sonnen / nach dem Feſt S. Matthæi ein Grad addirn / damit man naͤher zum Vorhaben gelange.

Zum Exempel / den 27 tag deß Herbſtmons / welchem gebuͤrt das wort Groß / deſſen erſter Buchſtab G der ſibende iſt im Alphabeth. Nun ſetze ich 7 zu 27 / werden 34 / davon 30 / reſt 4. Were alſo in einem gemeinen Jahr die Sonne zur ſelben Zeit im 4 Grad der Wag / im Schalt Jahr aber in dem fuͤnfften.

Die viii. Auffgab. Warumb die Sonn im Auff - vnd Nidergang groͤſſer ſchein als mitten am Himmel?

Jm Winter vnd Regenwetter gibt es offt dicke Duͤnſt vnd Daͤmpffe / welche zwiſchen der Sonnen vnd vnſerm Geſicht von der Erden auffſtei - gen / als ein corpus diaphanum, welchs die Seheſtrahlen außbreitet / daß dieſelbe die Soñ groͤſſer ſehen im Auff - vnd Nidergang / als mitten an demHimmel /319Siebender Theil der Erquickſtunden. Himmel / da dergleichen dicke vapores vnſerm Geſiche nicht verhinderlich: Dieſe vrſach ſetzet Johannes de Sacro Boſco in ſeiner Sphæra, damit den Jenigen zu begegnen / welche auß ſolcher vnterſchiedlichen Erſcheinung der Sonnen / Mond vnd andern Stern / ſchlieſſen wollen / der Himmel ſey ent - weder nicht vollkommen rund / oder die Erde ſey nicht im centro mundi. Er beweiſt aber ſolchs mit der 14 Auffgab vnſers fuͤnfften Theils / in welcher der Thaler wegen deß Waſſers auch groͤſſer ſcheint / als er an ſich ſelbſten iſt.

Die ix. Auffgab. Was die Vrſach / daß man die Sonn bißweilen ehe ins Geſicht bekommet / als ſie auffgangen?

Wir haben in der Optica vnd Catoptrica offt vnd viel geſagt / daß wir bißweilen per radios rectos, bißweilen aber durch reflexos ſehen / durch die rectos ſehen wir ein jedes ding an ſeinem rechten ort / durch die reflexos aber an eim vnrechten Ort. Weil dann wir in vorhergehender Auffgab gedacht / bißweiln dicke vapores vnd Daͤmpffe von der Erden auffgehen / dadurch wir ſehen muͤſſen / geſchichts / daß wir die Sonn per radios reflexos ehe ſe - hen / als ſie auffgehet / wie den Thaler im Waſſer / daher haben die alten wei - ſen Leut ein Sprichwort gehabt / wann man die Sonne ehe ſehe als ſie auff - gangen / ſey es ein anzeigung eines kuͤnfftigen Regens: Dann auß ſo dicken vaporibus vnd Daͤmpffen der Regen gezeuget wird.

Die x. Auffgab. Ob der Hundſtern in einem Spiegel neben der Sonne geſehen werde?

Was reflexio vnd refractio ſey / erlernet man auß der Optica vnd Ca - toptrica, ſolche werden bißweilen vermenget / daß dem Geſicht ein einiges corpus zwyfach erſcheinet. Einmal durch die reflexion, das andermal et - was kleiner / ſchwaͤcher vnd dunckler durch die refraction. Alſo / wann man einen Spiegel in ein Waſſer leget / vnd gegen die Sonne ſetzet / ſihet man erſtlich die Soñ durch die reflexion etwas groß / dañ auch durch die refra - ction ſehr klein. Mit einer ſolchen Erſcheinung / wird der gemeine Mann betrogen / welcher meynet / Er ſehe durch diß Mittel neben der Sonnen den Hundſtern / oder den Mercurium, nemen aber nicht in acht / daß beede derSon -320Siebender Theil der Erquickſtunden. Sonnen Bildnuß allzeit in einer weite von einander in dem Spiegel erſchei - nen / welchs nicht geſchehen koͤndte / wann es ſonderliche Stern weren.

Die xi. Auffgab. Wie die Sonn mit zweyen Monden ſoll gemahlet werden.

Wilt du einen probiern / ob er etwas in der Aſtronomia gelernet vnnd erfahren / ſo heiß jhn die Sonn zwiſchen zweyen Monden mahlen / ſo wirſtu bald ſehen / ob er die ſach verſtehet: Dann mahlet er ſie wie bey AB, ſo fehlet er, mahlt ers aber wie bey CD, verſtehet er die Sach.

[figure]

Dieweil nicht der verdunckelte Theil deß Mons gegen der Sonnen ſtehen ſoll / ſondern der jenige Theil welcher von der Sonnen erleuchtet wird. So wird man auch ſehen / der Mond ſey vor oder nach der Sonnen daß er allzeit die beede Hoͤrner von der Sonnen abwendet.

Die xii. Auffgab. An dem Mond zu ſehen ob er im ab - oder zunemen.

Wir / ſo zwiſchen dem tropico Cancri vnnd circulo arctico wohnen / haben folgende Nachrichtung / wegen vorgegebner Frag. So man ſich ſtel - let gegen dem Mond / vnnd in acht nimmet / mit welcher Hand man inn den Mond greiffen koͤndte. Geſchche es mit der Rechten / ſo iſt er im abnemen / geſchehe es aber mit der Lincken / ſo iſt er im zunemen. Oder / ſo die Hoͤrner deß Monds gegen dem Auffgang ſtehen / iſt er im zunemen / ſo ſie aber gegen dem Nidergang ſtehen / iſt er im abnemen. Das widerſpiel wegen der Hand haben die Jenigen / ſo zwiſchen dem tropico Capricorni vnd dem circulo antarctico wohnen.

Die xIII. Auffgab. Was fuͤr ein Beſchaffenheit es haͤtte / wañ ein Stern vom Himmel auff die Erden fiel.

Es wuͤrde / ſagt vnſer Author, ein einfaͤltiger hie antworten / weil man - cher Stern deß Firmaments viel groͤſſer ſey als die Erde / wann ein ſolcher herunter fiel / wurde er ein ſehr groſſes Theil der Erden bedecken / vnd wegen der ſchwer / die Erde von dẽ centro weit weg bewegen / vnd was dergleichen. Allein321Siebender Theil der Erquickſtunden. Allein wann es auſſer der groſſen Hitz der Stern vnd anderer ſchaͤdlichen Zufaͤll were / kuͤndte ein Mathematicus ſich allhie wol hertzhafft ſtellen / vnd friſch halten: Dann weil die Erde vnd Sternen rund / vnd zwo Kugel ſich nur in einem Punct beruͤhren / wuͤrde ein Stern die Welt auch nur in einem Punct beruͤhren / vnd auſſer dieſem wuͤrde kein groſſe Gefahr ſeyn / vor die jenige ſo ein zimlichen theil von dem Punct deß anruͤhrens ſich auffhielten. Geſetzt aber der groͤſſer Gewalt ſo in dem Stern were / triebe mit ſeinem impetu vnd Gewalt die Erde auß dem centro, ſo muͤſte ſie doch wider vmb etwas zuruck / aber nicht eben an das Ort / da ſie zuvor geſtanden / wegen der ſchwere deß Sterns. Man ſagt offt im Sprichwort / wider die jenigẽ / ſo gar zu curios vnd ſorgfaͤltig ſeyn wollen / wann der Himmel einfiel / ſo weren die Voͤgel alle gefangen / alſo iſt der Author auch ſorgfaͤltig / wie es moͤchte zu - gehen / wann ein Stern vom Himmel ſiel / ja ſagt auch nicht vnrecht; wann viel Stern miteinander zugleich fielen / wuͤrden ſie in der Lufft zuſammen kommen / vnd einer den andern ein Zeitlang verhindern: Deme allem aber ſey wie jhm woͤlle / obs gleich nicht geſchicht / iſt doch die Betrachtung vnd Wiſſenſchafft allhie nicht vnannemblich vnd zuverachten.

Die xIV. Auffgab. Ob ſich die Sterne butzen?

Gabriel Rollhagen in ſeinen Paradoxis ſpricht alſo: Es haben die Phi - loſophi, Epicurer genant / gelehret / daß die Soñ / Mond / vnd alle Sternen ſonderliche Fewer am Him̃el weren / auß den feiſten Duͤnſten vnd Rauch / den der Himmel auß Erd vnd Waſſer an ſich zoͤge / vnd wie die brennende Fa - ckeln bißweilen knirſten / vnd mit einem ſchall fuͤncklein vnd andere Sachen von ſich wuͤrffen / alſo ſpeytẽ vnd wuͤrffen ſie auch weg / was jhnen vndienſt - lich were / vnd diß weren die fallende Sterne. Vnd ſolchen Glauben haben auch gemeine Leut: dann wann ſie ſehen in der Lufft ein brennende Flamm abfahren / ſo ſprechen ſie / die Sternen ſaͤubern (oder butzen) ſich. Etliche andere gehen noch weiter / meynen wann der Menſch geboren wird / ſo ſetze jhm Gott einen beſondern newen Stern im Himmel / der jhn regiere / vnd wann der Stern herab falle / ſo ſterbe er auch. Wann ſie nun viel Sternen ſchieſſen ſehen / ſprechen ſie / es bedeute einen groſſen Sterben: dann die Leut werden alle ſterben / deren Stern abgeworffen werden. Daher kommet es /T tdaß322Siebender Theil der Erquickſtunden. daß viel ohne ſchew ſagen / die Sterne allbereit vom Himmel gefallen ſeynd / deß HErꝛn Chriſti Wort zu beſtaͤttigen.

Darauff iſt zu wiſſen / daß auß keiner glaubwuͤrdigen Hiſtoria zube - weiſen / daß jemals ein rechter Stern were vom Himmel gefallen. Son - dern die Sterne ſo vom H. Job / Propheten / Heyden vnd andern beſchrie - ben ſeynd / ſtehen noch am Himmel / vnd bleibt dabey wie der 147 Pſalm ſaget: Der HErꝛ zehlet die Sternen / vnd nennet ſie alle mit Namen / vnd Job 9. Er ſpricht zur Sonnen / ſo gehet ſie nicht auff / vnd verſiegelt die Sternen.

Es iſt auch gewiß / daß die fallenden vnd ſchieſſenden Fewer keine Ster - nen / ſondern feiſte Duͤnſte ſeyn / in der Lufft entzuͤndet vnd verbrant. Dann wann ein rechter Stern fallen ſolte / wuͤrde es hergehen / wie in kurtz vorher - gehender Auffgab gemeldet.

Wie aber Gott zu ſeiner zeit am Him̃el newe Sternen macht / als auch zu vnſerer Zeit geſchehen iſt: Daß im Jahr 72. von dem 8 Novemb. ein newer herꝛlicher Stern / dem Jupiter gleich / ſich lange Zeit vnter den an - dern Sternen in regione ætheria vnd der Caſſiopeia Stul / ſehen ließ / das alle Gelehrten zuvor vnmuͤglich geacht haben. (Jch halte darfuͤr / er ſey am Firmament geſtanden.) Alſo iſt Gottes Allmacht nichts benommen / Sternen vergehen oder fallen zu laſſen Wie auch die Himmel ſelbſten zer - gehen werden mit groſſem krachen / vnd die Element fuͤr Hitze ſchmeltzen / wie Petrus ſagt 2 Cap. 3. vnd darff darzu vnſer Luͤgenſternen durchauß nicht. Daß wir der Waarheit zu ſtewer vnd den Vnwiſſenden zur Lehr vnd Nachrichtung allhie auch haben berichten wollen.

Die xv. Auffgab. Ob mehr Sternen am Himmel als Kinder Jſrael geweſen.

Es iſt ſchon vor langſt von den Gelehrten diſputirt worden / Ob mehr Sternen am Himmel / als Kinder Jſrael geweſen? Zu dieſer Frag hat vr - ſach geben GOtt der HErꝛ / wann er zu dem Abraham Geneſ. 15. geſagt: Er ſolle gen Himmel ſehen / vnd wann es jhm muͤglich die Sternen zehlen: Alſo werde auch ſein Saame ſeyn / vñ am 22 Cap. Daß ich deinen Saamẽ ſegnen vnd mehren will / wie die Sternen am Himmel / vnd wie den Sandam323Siebender Theil der Erquickſtunden. am Vfer deß Meers / vnd am 26. Vnd will deinen Saamen mehren / wie die Stern am Himmel: Nun iſt die Frag / wie ſolcher Segen zu verſtehen. Wir wollen hieruͤber Clavium hoͤren in Aſtron. fol. 174. Diß muß ver - ſtanden werden nach der Meynung deß gemeinen Manns / ſagt er / welche iſt: Der Sternen Zahl ſey vnzehlich. Weil Er in der hellen Nacht ſolche verwirret / vnd ohne Ordnung anſihet / nicht daß die Menge der Stern waarhafftig ſo groß als die Anzahl der Kinder Jſrael geweſen / ſo von Abra - ham entſproſſen: Dann in deme nur 48 Aſteriſmi oder Bilder / in welchen allen nur 1022 Stern zu finden / außgenommen der wenigen ſo neben ſol - chen Aſteriſmis zufinden / welcher halben niemand ſagen wird / in einem je - den Bild ſeyen 10000 Stern / da doch in der groͤſten Conſtellation nicht 100 geſehen werden. Vnd es were waahafftig ein Wunder / daß die Stern - ſeher in obſervierung der Sternen / in allen Aſteriſmis ſolten gefehlet ha - ben vmb ſo viel 1000. Dann ſo dem alſo were / wuͤrde man ja etwa in einem einigen Aſteriſmo einen ſo groben fehler mercken. Geſetzt aber / jeder beſtehe von 10000 Sternen / ſo koͤnne man doch die Schrifft nicht nach den Buch - ſtaben verſtehen. Dann alſo wuͤrden nur 480000 Sternen am Himmel ſtehen / wer wolte aber ſagen / der Kinder Jſrael weren nicht mehr geweſen? Deßwegen ſoll man auß ſolchen Worten nicht ſchlieſſen / daß die Zahl der Sterne vnendlich ſey.

Darauff antworte ich: Wir geſtehen gar gern / daß die Zahl der Sterne nicht vnendlich / dann diß wird kein Verſtaͤndiger jemals von ſich hoͤren laſſen: Dann weil das Firmament nicht vnendlich / vnd die Sterne daran in zimlicher diſtants von einander ſtehen / wird jhr Zahl auch nit vnendlich / ſonder nur vnzehlich ſeyn. Die wort aber der Schrifft ſeynd Sonnenklaar / vnd ſollen wir / wie der Vaͤtter Meynung / von dem Buchſtaben nicht ab - weichen / wo vns die noth nicht darzu treibet / oder andere hellere Spruͤche. Der HErꝛ ſetzet zuſammen die Sternen vnd den Sand am Vfer deß Meers: Wie nun durch den Sand nit eine gewiſſe / ſondern eine vnzehliche Zahl verſtanden wird / alſo hals auch einen Verſtand mit den Sternen. So iſt auch GOtt mit ſeiner Verheiſſung ſtandhafft / vnd weil Er erſtlich Geneſ. 15. nur die Sternen nennet / hernach aber den Sand / muß eben das jenige / was von dem Sand geſagt iſt / notwendig auch von den SternenT t ijverſtan -324Siebender Theil der Erquickſtunden. verſtanden werden. Vber diß ſagt GOtt / Abraham ſolle die Stern zehlen wann er koͤnne / welchs jhm doch vnmuͤglich: Dann ſo er gewuſt haͤtte die Stern zu zehlen / haͤtte er auch die Zahl der Kinder Jſrael gewuſt / vnd auch den Sand zehlen koͤnnen / welchs beedes von Abraham niemand beweiſen kan. Vnd ſolte Abraham / wann die Sterne zu zehlen geweſen / ſelbe nicht ſo wol als die Aſtronomi nach jhme gethan / zehlen koͤnnen / als ein von dem H. Geiſt vnterrichter vnd wolgeuͤbter Aſtronomus, wie in der Vorrede gemeldet. Hierzu dienet mir auch was Clavius ſelbſten an gedachtem Ort hinzu ſetzet: Man koͤnne auch ſagen: Die Schrifft redet von allen Ster - nen / ſo am Himmel ſtehen / auch von den Jenigen / ſo kleiner / als die / welche die Aſtronomi in ſechs vnter ſchiedlichen Groͤſſen gezehlet haben / welche vielleicht vnzehlich / vnd Gott habe zur ſelben Zeit dem Abraham ſeine Au - gen ſo weit geoͤffnet / daß er ſolche alle ſehen koͤnnen / vnd ſolcher Meynung ſeynd auch die alten Rabinen / wann wir nun ſolche Meynung annemen / duͤrffen wir die Schrifft nicht zwingen / vnd bey den Haaren herzu ziehen. Daß aber ſolcher kleinen Stern / welche wir ohne Kunſt nicht ſehen koͤnnen / vnzehlich viel / weiſt das Jnſtrument Galilæi, welcher nur die jenigen allein ſo in via lactea erſcheinen / fuͤr vnzehlich ſchetzet / geſchweige der andern. Jſt alſo die Sach meines erachtens wichtig genug außgefuͤhret.

Die xvi. Auffgab. Wie die Sierne am Himmel bey hellem Sonnen - ſchein zu ſehen.

Auß der Optic oder Sehekunſt weiß man / daß das groͤſte Liecht / dem kleinern ſeinen ſchein neme / vnd jhn verdunckle: Ebner maſſen werden auch die Sternen wegen der Sonnen Klarheit vnd hellem ſchein bey Tag nicht ohne Kunſt geſehen / welche doch zur zeit einer gar groſſen Finſternuß (in wel - cher der groſſe Schein der Sonnen vmb etwas verdunckelt wird) geſehen werden Wie Thucydides, Clavius vnd andere bezeugen. So ſihet man auch die Sterne bey tags / durch deß Galilæi Jnſtrument / oder in einem ſchmalen aber ſehr tieffen Brunnen ſo recht vnter dem Himmel ſtehet / vnd doch von der Sonnenſtrahlen nicht beraͤhret wird.

Die325Siebender Theil der Erquickſtunden.

Die xvii. Auffgab. Zu machen daß bey Naͤchtlicher weil ein Sterne erſcheine.

Weil wir allhie von Sternen reden / faͤllet mir ein / wie man bey Naͤcht - licher weil einen hellglaͤntzenden Stern in der Lufft repræſentiren / vnd da - durch den Leuten einen ſchrecken einjagen koͤnne. Es iſt nicht vnbekannt / das jenige faule Holtz / ſo im finſtern wie ein Sternſcheinet / auß ſolchem ma - che man ein corpus in form eines Sterns / vnd lege jhn auff zwo Schnuͤr ſo parallel lauffen / von einem Thurn oder andern Gebaͤw zum andern / daß jhn zwo Perſonen bey gantz dunckler Nacht / oder nur an einem Ort da der Mond nicht hin ſcheinet / eine hin die ander her ziehen koͤnne / weiln dann die Leut die Schnur nicht ſehen / vnd nicht wiſſen wo dergleichen herkommet / wird es den Vnwiſſen den wunderlich vorkommen.

So mag man auch dergleichen Stern in eine finſtere Kammer ſtecken / ſo wird er darinnen die gantze Nacht leuchten.

Andere geben fuͤr / man ſoll ein Sternlein von Papier ſchneiden / vnd mit Wuͤrmlein ſo bey der Nacht ſcheinen / vnd wir Johannes Fewrlein nen - nen / uͤberſtreichen / ſo werde es bey Naͤchtlicher weil auch ſcheinen / ich habs nicht probiert / drumb kan ich nichts gewiſſes davon ſagen.

Die xviii. Auffgab. Ob uͤber alle Himmel noch etwas ſeye?

Darauff antwortet Herꝛ D. Nicolaus Taurellus S. vor der Zeit ein vornemer Philoſophus vnd Medicus, alſoe Wann ich zu Ende aller Him - mel ſtuͤnde / iſts gewiß / daß ich meine Hand entweder außſtrecken koͤndte oder nicht. Koͤndte ichs außſtrecken / ſo were ja vnwiderſprechlich gewiß / daß ein Raum auſſer dem Himmel were / der meine Hand eineme; koͤndte ich ſie aber nicht außſtrecken / ſo muͤſte ja ein corpus auſſer dem Himmel ſeyn / wel - ches meine Hand verhinderte vnd auffhielte. Alſo / es ſey wie jhm wolle / ſo iſt gewiß etwas uͤber allen Himmeln.

Die xix Auffgab. Ob die Jahr vor der Suͤndfluth eben ſo lang geweſen als die jetzigen?

T t iijSimon326Siebender Theil der Erquickſtunden.

Simon Jacob von Coburg diſcurirt von dieſer Frag alſo: Etlicht glauben auß vnverſtand / daß die Jahr vor der Suͤndfluth den jetzigen bey weitem nicht zuvergleichen / oder daß derſelben Jahr eins der jetzigen kaum ½ oder ꝛc. gemacht habe / dazu ſag ich nein / vnd ob man deß in H. Schrifft gleich kein Kundſchafft haͤtte / mag ſolches mit glaubwuͤrdigen Hiſtorien er - wieſen werden: Dann Joſephus, der fuͤr ein glaubwuͤrdigen Hiſtoriogra - phum geacht wird / vermeldet klaͤrlich im 1 vnd 4 Buch Antiquitatum, daß die Menſchen vor der Suͤndflut zu Noah zeitẽ 12 Monat fuͤr ein Jahr gerechnet haben (welche nach Meynung Joſephi in 1 Antiq. Macrobii, in 1 ſtatu realiorum, vnd Herodoti lib. 2. Hiſtoriarum) den Egyptiern ſol - che Jahr Ordnung mitgetheilet / wie man dann weiß / vnd auch auß dem Ptolomæo in ſeinem Almageſto erſcheinet / daß ſie 12 Monat fuͤr ein Jahꝛ / vnd jeden Monat fuͤr 30 Tag gerechnet haben / vnd zu denen haben ſie jedes Jahr 5 Tag zugeben / welche man lateiniſch intercalores genent hat. Vnd was darff es viel Wort? Man ſehe an das Buch der Waarheit Geneſ. 7. cap. da ſtehet / daß Noah 600 Jahr / 1 Monat / vnd 17 Tag alt geweſen ſey / da er in die Arch gangen. Vnd bald hernach im 8 Cap. ſtehet / daß am erſten Tag deß 10 Monats der Berg Spitzen herfuͤr ſahen / hierauß ver - nom̃en wird / daß das Jahr ſo das 601 deß Alters Noah mehr denn 9 Mo - nat lang geweſen ſey / rechne fuͤrter die 40 Tag vnd die etlich mal 7 Tag hin - zu / wie du dann daſelbſt findeſt / ſo wirſt du ſehen / daß ſich bey 12 Monaten / den Monat pro 30 Tag gerechnet finden / ohne etliche Tage / die vielleicht vnvonnoͤthen in der Schifft zu melden geweſen / Es iſt auch kein zweiffel / ſie haben diß ein Monat geheiſſen / was wir einen heiſſen / nemlich von einer conjunction zur andern / das erſcheinet auch / weil vielmal 17 vnd 20 auch mehr Tag genennet werden / die in einem Monat ſich verloffen haben / dar - auß du klaͤrlich erkennen magſt / daß es nicht halbe Monat geweſen ſeyn.

Die xx. Auffgab. Wie man finden ſoll welches ein Schalt Jahr ſey?

Dividier die Zahl deß begehrten Jahrs mit 4. So es gerad auffge - het / iſt ſelbiges Jahr ein Annus biſextilis oder ein Schalt Jahr / ſo eines uͤberbleibt / iſts das erſte Jahr nach dem Schalt Jahr / ſo 2 reſtiren / dasander /327Siebender Theil der Erquickſtunden. ander / vnd ſo 3 bleiben / das dritte. So weiſet auch der Quotient / wie viel Schalt Jahr von Chriſti Geburt her verlauffen ſeyn.

Zum Exempel / wann ich dividier das Jahr 1632. mit 4. kom̃en 408. bleibt nichts uͤber / diß iſt ein anzeigung daß es ein Schalt Jahr ſey der Quo - tient aber weiſet / daß 408 Schalt Jahr ſeit Chriſti Geburt geweſen ſeyn. Ferner / ſo ich dividier diß lauffende Jahr 1634. mit 4. kommen wie droben 408 Schalt Jahr / reſtiren 2. vnd iſt diß deßwegen das ander Jahr nach dem Schalt Jahr.

Die xxi. Auffgab. Den Sontags Buchſtaben zu finden auß dem Authore, jedoch nach dem alten Calender gericht / vnd etwas deutlicher erklaͤret.

Man addiret 9 zu dem begehrten Jahr / die Sum̃ dividiret man mit 28. als dem Cyclo Solis, oder der Revolution der Sontags Buchſtaben / was zu letzt uͤberbleibt / iſt die Zahl der 14 Glieder an deß Menſchen lincken Hand / welche man jnnen vnd auſſen zehlet / werden auch 28. Solche zehlet man nach der gefundenen Zahl durch die Wort:

Gratus Frater Erit Dans Cœnam Blandulus Aegris.

Oder Teutſch:

Gute Freund Erkenn Durchs Creutz Betruͤbnuß Armut.

Oder durch die Buchſtaben:

G. F. E. D. C. B. A.

So wirſt du entweder einen oder zween Sontags Buchſtaben finden / weil im Schalt Jahr 2 Buchſtaben ſeynt / der Erſte gilt vngefaͤhr 8 Wochẽ / biß nemlich auff Matthiæ, der ander durchs folgende Theil deß Jahrs / beſi - he beede beygeſetzte Figuren:

Zum328Siebender Theil der Erquickſtunden.
[figure]

Zum Exempel / Jch wolte den oder die Sontags Buchſtaben finden deß Jahrs 1632. So addier ich 9 / werden 1641. Solche abtheilt mit 28 / bleiben uͤber 17. So fahe nun bey deß Daumens erſten vnd jnwendigen Glied an zu ſagen / die 2 Wort Gute Freund (dann wo zween Buchſtaben ſtehet / nennet man 2 woͤrter) im andern Glied ſag Erkenne / im erſten Glied deß Zeigers ſag / Durchs / im andern / Creutz. Jm drittẽ / Betruͤbnuß Armut. Alſo fang wider an am oberſten Glied deß Mittelfingers / vnd zehle durch die jnwendige Hand gar hinauß / darnach fahe wider an dem obern Glied deß Daumens von auſſen an / dahin das wort Creutz kommet. Jm oberſten Glied aber deß Zaigers hoͤre ich auff zu zehlen / weil allda 17 / vnd finde da - bey daß die 2 Sontags Buchſtaben A. G. in den Worten Armut Gute / die voͤrderſte ſeyn.

Ein anders Exempel / zu finden den Sontags Buchſtaben deß Jahrs 1627 dazu 9 / kompt 1636. Solche abtheilt mit 28 / kommen 58 / bleiben - ber 12 / die weiſen mir das 12 Glied / welchs iſt in jnwendiger Hand das - berſte am kleinen Finger. So ich nun die 7 wort wie droben nacheinander durchzehle biß auff gedachtes Glied / ſo kompt darinn das wort Gut / ſo mir den Sontags Buchſtaben G[andeutet].

Aber nach dem newen Calender den Sontags Buchſtaben zu finden / brauch folgende Wort vnd Ordnung:

Creutz / Bewart / Alle / Gute / Freund / Erkenne / Diß.

Die329Siebender Theil der Erquickſtunden.

Die Ordnung welche in die Glieder der Hand einzuſchreiben:

1234567891011121314
CAGFECBAGEDCBG
BDFA
1516171819202122232425262728
FEDBAGFDCBAFED
CEG

Die xxii. Auffgab. Durch ein ſonderbares Jnſtrument den oder die Sontags Buchſtaben / wie auch der Sonnen Circkel oder Son - nen Zahl zu finden.

Bartholomæus Schönbornius vnd Johanes Kuͤngſperger / jener in ſeinem Computo Eccleſiaſtico fol. 94. dieſer in ſeinem teutſchen Calen - der kurtz vor dem Buchſtaben F, weiſen den Einfaͤltigen / durch folgendes Jnſtrument den Sontags Buchſtaben / wie auch den Sonnen Circkel oder Sonnen Zahl zu finden.

[figure]
V vJahr -330Siebender Theil der Erquickſtunden.
Jahr ZahlJahr ZahlJahr ZahlJahr ZahlJahr ZahlJahr Zahl.
150115851669175318371921
152916131697178118651949
155716411725180918931977

Dieſe Tafel iſt gemacht von dem Jahr Chriſti 1501 an / biß auff das Jahr 1977. es uͤbertrifft aber allezeit ein Jahr in ſelber das vorhergehende vmb 28. mag aber zuruck vnd fuͤr ſich erſtreckt werden.

Nun der Sonnen Circkel vnd Sontags Buchſtaben erſtlich zufinden eins Jahrs welchs in vorhergehender Tafel ſtehet / iſt es allzeit der Buchſtab C, ſo neben den beeden Creutzen zur Rechten ſtehet / vnd der Sonnen Circkel 26. welche Zahl gerad daruͤber ſtehet.

Zum andern / dergleichen in eim Jahr zufinden / ſo zwiſchen die Jahr geſetzter Tafel faͤllet / zum Exempel / auff das Jahr 1633. ſo ſuch ich in der Tafel die naͤchſte kleinere als 1613. vnd fahe bey dem C zu naͤchſt neben dem Creutz an / herumb zu zehlen biß auff 33. ſo triff ich an den Sontags Buchſtaben F, vnd druͤber den Sonnen Circkel 18.

Jtem dergleichen zufinden auffs Jahr 1608. iſt die Zahl in der Tafel zu naͤchſt darunter 1585. So zehle ich wider vom C an 85. biß auff 108. vnd finde / weil diß ein Schalt Jahr / die 2 Buchſtaben C B.

Die xxiii. Auffgab. Jn jedem Monat den New - vnd Vollmond durch Rechnung zu finden / auß dem Frantzoͤſiſchen Authore.

Erſtlich iſt zu wiſſen / daß Epactæ genennet werden die 11 Tage ſo den Monds Jahren zugelegt werden / zu erfuͤllung deß gantzen Lauffs der Son - nen / es werden auch ſolche Epactæ alle Jahr vmb 11 gemehret / zum Exem - pel / wann vor eim Jahr die Epactæ geweſt weren 8. ſo kaͤmen ſie diß Jahr auff 19. uͤber ein Jahr auff 30. Hernach wider auff 11. 22. 33. fuͤr welches letzte man ſetzet nur 3. dann wann ſie uͤber 30 kommen / ſubtrahirt man 30. Der Reſt gibt die Epacten, oder wie ſie die Teutſchen nennen Pacten. Nun zu finden den Tag deß Newmonds / eines jeden Monats / ſoll man zu der Zahl deß Monats (welche man von dem Mertzen an rechnet) ſetzen die Pacten ſelbiges Jahr / die Summa aber von 30 abziehen / der Reſt wei -ſet331Siebender Theil der Erquickſtunden. ſet den Tag deß Newmonds. Dazu 14 Tag gezehlt / ſo hat man den Voll - mond. Zum Exempel / ich will wiſſen auff welchen Tag deß Monats Ja - nuarii Anno 1607. der Newmond gefallẽ? So ſuch ich erſtlich die Zahl der Pacten / finde 2. Dazu addier ich 11. dann der Jenner das eylffte Monat vom Martio iſt / werden 13 / von 30 ſubtrahiert, reſtirn 17. Deßwegen dann der Newmond an den 17 Jenner gefaͤllt / dazu 14 / kompt der Voll - mond auff den 1 Februarii.

So aber die ſum̃ der erſten addition uͤber 30 iſt / ſubtrahirt man 30 / vnd den Reſt wider von 30 / ſo bekompt man den rechten Tag.

Zum Exempel / ich wolte wiſſen den Newmond Anno 1609. im Jen - ner / die Epactæ ſeynd 24 / dazu 11 / ſeynd 35 / davon 30 / reſtirn 5 / ſolche wi - der von 30 ſubtrahirt / reſtirn 25 / vnd diß iſt der Tag deß Newmonds im Jenner / dazu 14 / kompt der Vollmond auff den 8 Februarium.

Die xxiv. Auffgab. Eins vorgegebnen Orts Latitudinem zu finden / auß dem Authore.

Die Jenigen ſo jenſeit deß tropici Cancri wohnen / muͤſſen vom 20 Mertzen an biß auff den 25 Herbſtmon (welche Zeit begreifft den Fruͤling vnd Sommer) addirn die abweichung der Sonnen / ſo entweder in Tabulis nachzuſchlagen / oder auff dem Globo zu ſuchen / zu der diſtants deß Zenith von der Sonnen / ſo durch das Aſtrolabium oder ein ander Jnſtrument geſucht wird / ſo kommet die begehrte Latitudo. Die Jenigen aber ſo diſſeits deß tropici Cancri wohnen / muͤſſen vom 23 Herbſtmon biß auff den 20 deß Mertzen / ſubtrahirn die abweichung der Soñen von der weite deß Ze - nith gegen der Sonnen / das uͤberbleibend / wird ſeyn die Latitudo ſo be - gehret worden.

Die xxv. Auffgab. Das Clima eines jedwedern Landes zufinden / auß dem Authore.

Man muß nemen die diſtants zwiſchen 12 ſtunden / vnd dem laͤngſten Tag / vnd ſolche duplirn / ſo kommet die Zahl deß Climatis.

Zum Exempel / die Jenigen ſo den laͤngſten Tag 18 ſtund haben / iſt 6 die differents zwiſchen 12 vnd 18 / ſelbe duplirt / ſo kommet 12 / als die Zahl deß Climatis.

V v ijDie332Siebender Theil der Erquickſtunden.

Die xxvi. Auffgab. An den Fingern außzurechnen / welche Monat 31 / 30 oder 29 Tag haben / auß Guſtavi Seleni Criptographia fol. 487.

Wann du begehreſt zu wiſſen / welche Monat 31 / 30 oder 29 Tag ha - be / ſo leg den Zaͤiger vnd Goldfinger der lincken Fauſt in die Hand / die an - dere 3 Finger laß gerad ſtehen / ſolche geben 31 Tag / die andern aber als die zween gebogene vnd gleichſam abgekuͤrtzte geben nur 30 oder 29 Tag. Nun fahe an zu zehlen an dem Daumen / der gibt den Martium als den erſten Monat (von welchem die Juden jhr Jahr anfangen) der Zeiger den April / der Mittelfinger den Majum / der Goldfinger den Junium / nach dieſen komme wider auff den Daumen / welcher den Augſtmon betrifft / vnd alſo fort: So kommen dem Daumen der Mertz / Augſtmon vnd Jenner / dem Zaiger aber der April / Herbſtmon vnd Hornung. Dem Mittelfinger der May vnd Weinmon. Dem Goldfinger der Brachmon vnd Wintermon. Dem kleinen Finger der Hewmon vnd Chriſtmon: So haben nun die ge - bogene Finger 30 oder 29 Tag / die andern aber all 31.

Die xxvii. Auffgab. Wie kan es ſeyn / daß Zwilling in einer Zeit bald nacheinander ge - born / vnd mit einander geſtorben / doch einer vmb ein merck - lichs mehr tages ſtunden geſehen als der ander / auch auß dem Authore.

Diß iſt leicht zu verſtehen: Geſetzt / einer vnter jhnen ſey gegen dem Ni - dergang geraiſet / der Ander gegen dem Auffgang: Dann der Jenige ſo ge - gen dem Nidergand gehet / vnd dem Lauff der Sonnen folget / wird viel laͤn - ger Tag haben / als der Jenige / ſo gegen dem Auffgang raiſet wider die Son - ne / vnd diß kan ein Exempel ſeyn / wann man von Liſabona vnd Sevilia nach den Orientaliſchen Jndien ſchiffet. Dazu ſetze ich / daß diß auch ſeyn koͤndte / wann einer an ein Ort zoͤge / da der Tag lang / der ander an ein an - ders / da der Tag kurtz / wann aber dieſem die Taͤge wuͤchſen / zoͤge Jener hie - her / vnd dieſer dorthin / ſo wuͤrde ja Jener mehr Tagsſtunde die Zeit ſeines Lebens ſehen vnd anſchawen / als dieſer.

Die333Siebender Theil der Erquickſtunden.

Die xxviii. Auffgab. So vorneme Herren in eines gantz runden Gemachs mitte / an einem Tiſch ſitzen ſolten / fragt ſichs / wohin man die vornembſte Perſon ſetzen ſolte / vnd auch in welcher Ordnung die andern zu collociern.

Dieſe Frage hat mir eine vorneme Perſon / mit welcher ich zu Mittag / in einem gantz runden Sommerhauß / ſo vier Thuͤren gehabt / geſſen: Dañ ſie fragte / weil man jetzt nicht wuͤſte / welchs der vornembſte Ort / wo der Vor - nembſte / vnd hernach die andern / jeder ſeiner dignitaͤt vnd Wuͤrden nach ſi - tzen ſolte? Solche Frag recht zu beantworten / koͤndte man einen langen di - ſcurs anſtellen / Jch will aber meine meynung auffs kuͤrtzte andeuten / ſprich demnach / man ſoll ſich nach den vier Orten der Welt / als da ſeynd / Auff - gang / Mittag / Nidergang vnd Mitternacht / vmbſehen / den Vornembſten gegen Auffgang ſetzen / vnd die andern ordentlich jhme zur Lincken / das iſt / vom Auffgang gegen dem Mittag / vnd ſo forthin. Daß aber gegen dem Auffgang der ehrlichſte Ort ſey / behaupte ich mit einer Theologiſchen Vr - ſach: Man ſihet in den meiſten Kirchen / ſo ſie anderſt mit Vernunfft vnnd auß der Kunſt gebawet / das der vornembſten Stuͤck eines an eim Kirchen - Gebaͤw / ein Altar gegen dem Auffgang ſtehe / vnd wo mans anderſt findet / wirds ſo wol von den Bawmeiſtern als Geiſtlichen fuͤr einen fehler gehaltẽ.

Zum andern / mit einer Aſtronomiſchen Vrſach: Wann man die vier plagas mundi nennet / faͤhet man von dem Orient / als dem Vornembſten Theil an / welchem der Mittag folget / iſt alſo nicht vnrecht / daß man jmmer die wuͤrdigſten Perſonen vom Auffgang gegen Mittag / vnd von dañen ge - gen Nidergang vnd Mitternacht ſetze. Alſo dienet zu vnſerm Vorhaben daß die Bewegung der Himmel ratione primi mobilis geſchiehet vom Auffgang durch den Mittag in den Nidergang / ꝛc. Daß aber der Auffgang dem Nidergang vorgezogen wird / iſt die Vrſach / daß Jener den lieblichen vnd froͤlichen Tag / Dieſer aber die finſter vnd trawrige Nacht bringet. Wer luſt hat / mag dieſer Frage ferner nach dencken / mir zweiffelt nicht / der Auff - gang werde das Feld behalten. Sonſten aber / wo in einem runden Gemach nur ein Thuͤr were / ſoll man die Vornembſten gegen die Thuͤr ſetzen / daß ſieV v iijſehen334Siebender Theil der Erquickſtunden. ſehen koͤnnen / wer auß vnd eingehe / auch vor Verraͤhterey ſich deſto beſſer zuverwahren.

Die xxix. Auffgab. Ob deß Jahrs Wetter ſich nach den zwoͤlff Chriſttaͤgen regiere / vnd anders was darinn geſchehen ſoll?

Rollhagen ſchreibet davon alſo: Es ſeynd uͤber auß viel vnd mancher - ley Reden bey dem gemeinen Volck von der heiligen Chriſtnacht / was dar - an geſchehen ſoll in natuͤrlichen dingen / dann von Geſpenſten vnd Aber - glauben wollen wir allhie nicht ſchreiben. Erſtlich ſeynd viel Leute in dem Wahn / daß die zwoͤlff Naͤchte / von der Chriſtnacht anzufahen / der folgen - den zwoͤlff Monat / durch das gantze Jahr Wetter bedeuten ſolten. Vnd alſo deß gantzen Jahrs Fruchtbarkeit / oder Vnfruchtbarkeit. Daß dieſe Meynung falſch ſey / gibt die Erfahrung denen / ſo alle Wetter das gantze Jahr durch mit fleiß auffzeichnen. Es hat aber das anſehen / es ſeye dieſe Meynung von den vngelehrten Moͤnchen / auß einem Scribenten Dydi - mus genant / dem Chriſtag zugelegt. Dann der ſchreibt: Democritus, A - puleius vnd Conſtantinus, im Buch vom Ackerbaw / ſagen / man ſolle ſich das folgende Jahr ſolchs Wetters vermuthen / als auff dem Feſtage iſt / den die Roͤmer Bruma nennen / das iſt auff den 24 Novemb. Andere aber ſagen: Daß der December werde ſeyn / wie der 24 November. Der Jenner wie der 25 November. Der Hornung wie der 26 November / vnd ſo fortan. Dieweil nun dieſe Rechnung von der Roͤmer Bruma, jhren anfang haben ſoll / vnd es gewiß iſt / daß der kuͤrtzte Tag im Jahr Bruma, vnd brumale ſolſtitium war / der zu der Zeit der Geburt Chriſti mit dem 25 December eintraff. So folget drauß / daß er daher genommen / vnd auff den Chriſt - tag gelegt iſt. Vnd daß man jetzt den anfang ſolcher anmerckung auch vom kuͤrtzten Tag / als vom 12 December anfangen ſolte / wann die Erfahrung mit einſtimmet.

Zum andern iſt auch der Wohn / daß die Chriſtwurtz / iſt eine Art der ſchwartzen Nießwurtz / in der Chriſtnacht jhre erſte Blume trage. Jtem daß der Hopfen fingerlang außwachſe ꝛc. Es gibt aber auch die Erfah - rung / daß diß alles von dem Tage / ſo der kuͤrtzte iſt im Jahr / jetzt der 12. Decemb.335Siebender Theil der Erquickſtunden. Decemb. anfaͤhet vnd macht in der Chriſtnacht keinen newen Zuſatz. So ſchreibet Plinius lib. 18. cap. 25. Wer weiß nicht / vnd wen hats Wunder / daß eben auff den Tag / der Bruma heiſſet / die Poley / die ſie in den Fleiſch - ſchernen fuͤrſetzen / anfaͤhet zu bluͤhen. Hierzu ſetze ich / daß ich eine Roſen von Jericho am Chriſtabend in ein Waſſer geſteckt / die hat ſich in der Nacht ei - ner flachen Hand weit von einander gethan. Allein ſolche habe ich auch zu anderer Zeit in ein Waſſer geſteckt / iſt gleichfalls auffgegangen / doch ſo weit nicht alsin der Chriſtnacht. Zum dritten / haltens die Bawren darfuͤr / daß eben in derſelben Mitternacht / alles Viehe in den Viehſtellen auffge - richt ſtehe / die Saͤw außgenommen / damit ſie jhre Leute vermahnen / daß ſie auch dem HErꝛn Chriſto zu ehren auffſtehen / vnnd in der Mitternacht / als an etlichen Orten gebraͤuchlich iſt / zur Kirchen gehen ſollen. Jch halte es dafuͤr / ſagt Rollhagen ferner / weil man gegen Mitternacht zu letzt das Vieh abfuͤttert / daß es ohne das ſtehe. Entweder daß es auff jhr Futter warte / wann ſich das Geſind hoͤren laͤſſet. Oder daß es darvon eſſe Geſchicht aber diß in andern Naͤchten nicht / ſo iſts billich fuͤr ein beſonder Wunder zuhaltẽ. Wie man ſagt / daß in der Nacht etliche Baͤume bluͤhen / oͤpffel tragen / vnd wider abwerffen ſollen / welches Cornelius Agrippa einem ſonderlichen kuͤnſtlichen Jmpfen / vnd nicht der Chriſtnacht zuleget.

Die xxx Auffgab. Ob vnſer Meſſias am 25 Tag Martii ſey gecreutziget worden?

Hiervon ſpricht Rollhagen alſo: Es iſt bey vielen Gelehrten eine alte Meynung / vnſer HErꝛ JEſus Chriſtus ſey auff den 25 Martii am Creutz fuͤr vnſer Suͤnde geſtorben / daran das Feſt der Verkuͤndigung Mariæ ge - feyret wird / darumb hat man auch viel andere Sachen darzu gereymet / als daß Adam vnd Eva an dem Tage geſchaffen / gefallen vnd auß dem Para - diß verſtoſſen ſeyn. Abel von ſeinem Bruder erſchlagen. Abraham von Melchiſedech geſegnet. Jſaac geopffert. Gabriel zu Maria geſandt. Jo - hannes der Tauffer enthaͤuptet. Petrus auß dem Gefaͤngnuß er loͤſet / vnd Jacob von Herode enthaͤuptet ſey: Als im Rationale divinorum fol 236. zu finden. Wie Epiphanius zu ſeinem Geburtstag Epiphaniorum, der -gleichen336Siebender Theil der Erquickſtunden. gleichen Haͤndel eingedinget / vnd duͤrffen etliche ſich gewißlich vermuthen / es ſolte auch derhalben der Juͤngſtetag kommen. Vnd ob wol hieran nichts ſonderlichs gelegen / dannoch iſts nicht verantwortlich / daß man in ſolchen hohen Sachen / nach der Waarheit nicht forſchen / ſondern vorſetzlich / nicht allein vor ſeine Perſon / im alten Jrꝛthumb bleiben / ſondern auch andern denſelben loben vnd lehren will. Es iſt aber auß der H. Schrifft erſtlich das gewiß / daß die Juden das Oſterlamb auff Gottes Befehl haben eſſen ſollen / am 14 Tag deß erſten Monats im Jahr / wann der Mond voll war / denn mit dem newen Mond / der dem Æquinoctio verno, dem Tage / dariñ Tag vnd Nacht im Fruͤling gleich ſeyn / zu naͤchſt war / ſiengen ſie das Jahr an.

Dieweil aber der HErꝛ zu Abend / deß 14 Tags / damit der Oſtertag anfieng / das Oſterlamb mit ſeinen Juͤngern geſſen / vnd folgenden Tag / als das rechte Oſterlamb ſelbſt geſchlachtet worden. Es iſt gewiß das der Tag / darauff der HErꝛ Chriſtus geſtorben iſt. Es wiſſen aber die Gelehrten / daß der newe Mond damals / vnd der erſte Tag deß Juͤdiſchen Jahrs auff den 11 Martii gefallen / vnd auff den 27 das erſte Vierlel. Der Vollmond auff den 3 Aprilis. Darumb kan der 25 Martii in keinem wege der Tag deß Leydens deß HErꝛn Chriſti ſeyn.

Zum andern iſt gewiß / daß die Juden auß eygner Andacht / dem Wort Gottes zu wider / geordnet hatten / daß man das Oſterlamb nit auff den 14 Tag deß Monds / ſondern auff den nechſten Sonnabend / oder Sabbattag hernach eſſen ſolte. Damit der Sabbattag nicht nach dem rechten Oſtertag ins Oſterfeſt zugleich einfiele / ſondern allzeit auff den Oſtertag mit gehal - ten wuͤrde. Dieweil aber derſelbe Sabbath angieng / mit der Sonnen Vn - tergang / ſo muſten ſie mit deß HErꝛn Begraͤbnuß eylen.

Darauß iſt waar / daß der HErꝛ am Freytag geſtorben iſt / wer nun kein andere Rechnung weiß / dann die jenige / ſo in den geſchribnen Pſaltern / vnd Herꝛn M. Lutheri alten Betbuch / oder auch in der Gelehrten Comput. Eccleſiaſticis ſtehet / wie man den Sontags Buchſtaben rechnen ſoll / wird finden / daß in dem Jahr D. der Sontags Buchſtab geweſen iſt / vnd daß der 25 Martii auff den Mitwochen / vnnd nicht auff den Freytag faͤllet. Folget derwegen vnwider ſprechlich / daß den 25 Martii der Tag deß Ley - dens Chriſti nicht iſt. Als viel gelehrter Leut in jhren computis vnd Oſter -tags337Siebender Theil der Erquickſtunden. tags Rechnungen; Jnſonderheit Johannes Stadius, in ſeinen Tabulis Ber - genſibus, vnd der wolverdiente fleiſſige Theologus Henricus Bünting in ſeiner hochloͤblichẽ Chronologia mit groſſem fleiß vnd arbeit gnugſam er - wieſen haben / vnd bleibt dabey auß vorgeſetztem Fundament / daß der rechte gewiſſe Tag deß Leidens vnd Sterbens vnſers Heylands / iſt nach der Roͤ - mer Calender / der dritte tag Aprilis. Wie auch die Wele vnd die Menſchen / nit im Martio, ſondern im April / ſind von Gott geſchaffen worden. Vnd iſt derwegen alle Weißheit / die vnwiſſende Leute / den 25 Tag Martii zu - geben / davon wir / wegen geliebter kuͤrtze / nichts ferners ſchreiben wollen / ei - ne grundloſe Alberkeit. Gleich wie der HErꝛ Chriſtus / auff der H. drey Koͤ - nig tag ſoll getaufft ſeyn / vñ darnach 40 Tag vnd Nacht / in der Wuͤſten ge - weſen: Endlich zu Johanni dem Tauffer wider kommen / vnd den Phari - ſeern vnd ſeinen Juͤngern gezeiget ſeyn.

Darnach nimmet Er etliche Juͤnger an / kommet zu Cana in Galilæa / redet mit Nathanael / vnd am dritten Tag hernach / thut Er ſein erſtes Zei - chen / vnd macht Waſſer zu Wein. Demnach ſoll diß eben auff den Tag ge - ſchehen ſeyn / da der HErꝛ getaufft worden.

Die xxxi. Auffgab. Welche Stadt vor das Mittel der Welt zu achten?

Wir haben wegen einer oder der andern Frag die Coſmographiam vnd Topographiam betreffend / keine ſonderbare Titul machen / ſondern ſelbe zu Beſchluß der Aſtronomiſchen Auffgab ſetzen wollen. Jch rede hie (ſpricht vnſer Author) nit als ein Mathematicus, ſondern als ein gemeiner Mañ / der fragen moͤchte / welches Ort das Mittel der Erden were? Dann eygent - lich vnd Mathematicè davon zu reden / iſt kein Mittel auff der Superficie oder Flaͤche der Erdkugel / ſo man aber in ſolcher Betrachtung ein Mittel nemen wolte / were es in allen Puncten gedachter Superficiei der Erden: vnd hat Eulſpiegel recht geantwortet / als er gefragt wurde / wo das Mittel deß Erdbodens ſey / wann er geſagt / eben an dem Ort da er jetzt ſtehe. Die heilig Schrifft erwthnet eines Mittels der Erden / welchs die Geiſtlichen von der Stadt Jeruſalem verſtehen / ſo mitten in Paleſtina gelegen / welchs heutigs Tags bewohnet wird. Wer die Vrſach wiſſen will / neme eine Mappam,X xdarauff338Siebender Theil der Erquickſtunden. darauff die gantze Welt / ſetze einen Circkel mit einem Fuß in die Stadt Je - ruſalem / den andern aber thut auff in alle Laͤnder / Europæ, Aſiæ vnd Afri - , welche bewohnet werden / ſo wird er finden / daß Jeruſalem gleich ſey ei - nem centro deß Circkels / welcher alle gedachte Laͤnder vmbgeben / beſihe hievon das Itinerarium Bucholzeri.

Ebner maſſen wie Jeruſalem kan das Mittel der Welt genennet wer - den / alſo auch die loͤbliche Stadt Nuͤrnberg / kan das Mittel deß Teutſch - Lands heiſſen.

Die xxxii. Auffgab. Eine ſonderliche Manier eine ſchoͤne Topographiſche Mappen in eines groſſen Herꝛn Gebiet zu machen.

Es iſt groſſen Herren gleichſam angeborn / ſich mit groſſen Globis vnd Mappen zu delectiren vnd erluſtigen / vnd dieſe iſt auch nit die geringſte o - der ſchwerſte / achte doch (ſagt der Author) daß ſie nicht vnwuͤrdig ſey / einẽ Fuͤrſten oder andern Potentaten / dadurch ein nachdencken zu machen / jhme auch nit allein eine Ergoͤtzligkeit / ſondern auch einen Nutzen zubringen: Es kans aber ein erfahrner Landmeſſer am beſten ins werck ſetzen: Vnd ich ſage / daß in eines Fuͤrſten Gebiet auff einem dazu eingereumbten Platz ſein gan -[tz]es Gebiet koͤnne in verjuͤngter maß in Grund gelegt / vnd vor die Augen ge - ſtellet werden / in welcher man lebhafft koͤndte repræſentiren, alle Staͤdte / Maͤrckt / Flecken / Doͤrffer / Veſtungen / Schloͤſſer / Weiler / ꝛc. mit kleinen auffgefuͤhrten Haͤußlein von Holtz oder Stein / die Berge vnd Huͤgel mit Leim vnd Erden / proportioniert, nach der Hoͤhe der Berg vnd Huͤgel. Die Waͤlder / Hoͤltzer vnd Foͤrſt mit Kraͤutem oder kleinen Baͤumlein / die groſſen Fluͤß / See / Weyer vnd Pfuͤtzen / durch Waſſer auß ſpringenden Brunnen gelaitet / durch gewiſſe Roͤhren / doch daß man acht gebe / auff den Ein - vnd Außlauff. Vnd diß alles nach eines jeden belieben vnd gutdunckẽ. Mich belangend / halte ich dafuͤr / daß diß ſehr luſtig ſey zu ſehen / vnd ei - nem hohen Herꝛn dienlich / daß er gleichſam auff einmal ſein Gebiet uͤberſehen koͤnne.

Ende deß ſiebenden Theils der Erquickſtunden.

Der339Vorrede.

Der Erquickſtunden achter Theil / darinnen xXVII Auffgaben vnd Fragen / von allerhand Horologiis oder Vhren / wie auch von dem Magnet.

DJe Kunſt allerhand Vhren zu machen / iſt nicht der gar aͤlteſten eine / belanget die Schlag Vhren / ſo von Hoͤltzern oder Eiſern Raͤdern gemacht / vnnd durch das Gewicht getrieben werden / wiſſen wir nicht eygentlich wer vnd wo ſie erfunden: Dann da - von nichts ſo wol in Goͤttlicher als Profan Schrif - ten verfaſſet vnd anzutreffen: Wann es aber ſo gar eine vralte invention were / haͤtten die Alten / davon etwas zu gedencken vnd zu ſchreiben / gewiß nicht vnterlaſſen. Etliche halten Cteſibium eines Barbierers Sohn / fuͤr den erſten Erfinder ſol - cher Vhren / ob wir jhnen Glauben zuſtellen ſollen / zweiffel ich ſehr / ſo viel iſt vns von jhme auß den Hiſtoriis bekannt / daß er Kuͤnſtliche Me - chaniſche Machinas durch den trieb der Gewicht / Luffts vnd Waſſers zu wegen gebracht. Jtem daß er zu Alexandria ein wunderbarlich Werck auß Waſſer gemacht / welches einen Tropffen nach dem an - dern fallen ließ / in ein vntergeſetztes darzu beraitetes guldens Geſchirꝛ / in welchem ein vmbgekehrt Schuͤſſelein ſchwam / mit Zween vnd eim Zeiger Kuͤnſtlich zugericht / darauß nach meng oder wenigkeit deß ein - getropfften Waſſers leichtlich bey Tag vnd Nacht die Stund mocht erkannt werden / daher auch die Clepſydræ oder Waſſer Vhren / vnd her - nach die Sand Vhren entſprungen. Allein daß er die Schlag Vhren / ſo weder Sonn Mond / oder andere Sternen / wie auch kein Waſſer o - der Sand beduͤrffen / ſolte erfunden haben / iſt noch nit erwieſen. Wun - der iſts vnter deſſen / daß es mit ſolchẽ Vhren ſo weit kom̃en / vnd hoch geſtiegen / dann man durch dieſe die Stunden nit allein durchs Geſicht ſondern auch durchs Gehoͤr haben mag. Man ſihet auch daran deß Monds Lauff / die Tagslaͤng / ja man kan auchwiſſen / was fuͤr ein Tag alle Tage gefalle / wie ſich die Bilder regen / gehen / ſich vmbwenden / vñX x ijandere340Vorrede. andere Sachen mehr / wie auff den Vhren zu Straßburg / Franckfurt vnd Nuͤrnberg / ꝛc. zu ſehen. Die Soñen Vhren betreffend / ſeynd ſie viel aͤlter als die Schlag Vhren / dann ſolcher allbereit im alten Teſtament bey der Hiſtoria Ezechiæ deß Koͤnigs / 4 Reg. 2 c. Eſai. 38. Eccleſ. 48. ge - dacht / da das groſſe Wunderwerck der Sonnen wie ſie am Himmel iſt zu ruck gangen am Sonnen Zeiger Achas zu obſerviern / von GOTT durch Eſaiam iſt verkuͤndiget worden. Jedoch iſt zu muthmaſſen / die Menſchen bald nach der Suͤndflut / nit auff Stunde gangen / ſondern den Tag nur in drey theil getheilet habẽ / nemlich in den Morgen / Mit - tag vnd Abend / vnangeſehen aber / daß die Sonnen Vhren zur Zeit A - chas allbereit im gebrauch geweſen / ſo iſt doch kein Hebraͤiſches wort zufinden / welchs eine Stunde hieß / welche aber der Prophet Daniel lang hernach auff Chaldeiſch Schaga nennet: Vnd ſcheinet alſo / ſie ſeynt nur auff Grad gangen / wie auch zuſehen in dem Buch Magaloth Achas, das iſt / Gradus Achas. Wie die Roͤmer vor der Zeit Tag vnd Nacht / ehe ſie die Stunden gebraucht / abgetheilet / ſchreibt Macrobius. Nach Mit - ternacht haben ſie ein Zeit beſtimmet / genannt das Hanen Kraͤen / dieſer hat gefolget die Morgentoͤthe / dar auff der Morgen / vnd dañ der Mit - tag / der Sonnen vntergang / vnd Veſperzeit / wann nemlich die Nacht einfaͤllet / vnd der Abend Stern ſich ſehen laͤſſet / nach der Veſper haben ſie genommen die Fackel Zeit / wann man nemlich die Liechter ange - zůndet / vnd zuletzt die Ruh - vnd Schlaffzeit. Wer aber nach der Schrifft vnter den Heyden dieſe Kunſt ferner getrieben / koͤnnen wir auß Plinio lib. 2. cap. 76 erlernen / welcher deß Anaxemenis Emiſtrati Sohns vnd Anaximandri Diſcipels gedencket / welcher faſt 500 Jahr vor Chri - ſti Geburt zu Lacedæmon ſoll die erſte Sonnen Vhr gemacht haben Vi - truvius lib. 9. ſchreibet Beroſus habe die holen Sonnen Vhren erfunden. Ariſtarchus Samius die Sonnen Vhren in halben Kugeln. Eudoxus hat den Zodiacum inn die Sonnen Vhren gebracht. Scopas Syracuſius die Sonnen Vhren mit geraden ſtefften. Darmenio hat den Calender dazu gethan. Theodoſius alle Clymata. Patrocles hat auch nicht wenig bey der Sach verrichtet. Solche Kunſt hat Georgius Purbachius vor 172 Jah - ren auch auff vns gebracht / vnd ſo wol von beweglichẽ als vnbeweg - lichen Vhren geſchrieben. Welchem gefolget Johannes Regiomonta - nus ſo fuͤnff Jahr nach vorgedachtem ſeinem Præceptor zu Rom todes verfahren. Johannes Stabius hat nach ſolchem ein ſchoͤn Inſtrumentum horometrum erfunden / wie auch eine Mond Vhr. Andreas Stiboriushat341Vorrede. hat fuͤnff Buͤcher vom Schatten vnd allerley Vhren auff allerley Cor - pora gemacht. Naͤher zu vnſern Zeiten haben gelebt Orontius Fincus, Delphinates; Sebaſtianus Münſterus hat von Sonnen Vhren ein Buch in folio an Tag gegeben / wie auch Petrus Apianus. Gemma Friſius hat vom Annulo aſtronomico geſchrieben. Solche Kunſt haben ferner weit getrieben Georgius Hartmannus, Andræas Schonerus, vnter andern aber hat Bartholomæus Scultetus viel bey der Sachengethan / vnd einen außfuͤhrlichen Tractat davon geſchriben / ſo wol theoreticè als practicè, dieſer Kunſt Befuͤrderer ſeynd auch geweſen Johannes Homilius, Wite - kindus, Henricus Gallus, Nicolaus Petri, Johannes Silberhorn / Andreas Helmreich / Leonhardus Zubler / Erhard Helm / Sauer / Caſpar Vtten - hofer / Georgius Brentel / vnd andere vorneme Kuͤnſtler mehr / welche das Werck ſehr weit gebracht / ja ſo hoch getrieben / daß es kaum muͤg - lich / mehr dazu zu thun. Sie haben gelehrt / die Horologia plana vnd verticalia, nach den vier Orten / an gerade ſchroͤge vnd geleinte Waͤnde vnd Mauren zu entwerffen. Sie haben hole kuglichte / Coniſche / pyra - midaliſche Cylindriſche / Cubiſche / ꝛc. Sonnen Vhren vnd Compaſten gemacht. Sie haben den Annulum horometrum vnd viel andere ſchoͤne Jnſtrument zu Horologien erfunden. Jch hab vor der Zeit einen Hel - fenbeinen Compaſten / in der groͤſſe eines Octavbuͤchleins kaufft / wel - chen Hans Troſchel zu Nuͤrnberg gemacht / darauff war zu ſehen die Boͤhemiſche vñ Teutſche Vhren / Horizontalia vnd verticalia, cancava vñ convexa, die 12 himliſchen Zeichen / die Planetenſtund / ab - vnd zuneh mnug deß Monds / die Taglaͤng / allerley Elevationes poli, ein Mond - Vhr / ein See Compaſt / ein Wegweiſer / wie auch zum Feldmeſſen ſehr wol zu brauchen / davon ich dann ein ſonderlichen Tractat geſchriben / welcher ſampt dem Compaſten dem Koͤnig in Poln zukommen / ſo weit habens gemeine Handwercks Leut in dieſer Kunſt gebracht. Weiln nun bißhero von gedachten Authoribus viel von Verzeichnung der kuͤnſtlichen Sonnen Vhren geſchriben / vnd der Leſer ſolche zu ſeinem Nutz vnd Belieben durchſehen kan / hab ich etliche kurtzweilige vnd doch nuͤtzliche Sonnen Vhren zu machen / in dieſem achten Theil ge - lehret / zu vor aber von deß Magneten Krafft vnd Wirckung etwas angedeutet / vnd zu letzt auch von Vhren ſo durchs Gewicht regieret werden / etwas gehandelt / den guͤnſtigen Leſer bittend / ſolche Publici - rung von mir mit gutem vnd geneigtem Willen an vnd auffzunemen.

X x iijDie342Achter Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Was Wirckung vnd Tugenden der Magnet vnd Magnet - Nadel hab / auß dem Authore.

Wer koͤnte auſſer der Erfahrung glauben / daß eine ſtaͤhlene Nadel ſo einmal mit dem Magnet beſtrichen / oder nur damit beruͤhret / ja daß noch mehr / ſo ein dicker Filtz auff dem Magnet lege / vnd nur die Nadel auff dem Filtz her gefuͤhret wuͤrde / ſich hernach nicht nur einmal / oder ein Jahr / ſon - dern viel 100 Jahr / wann ſie frey haͤncket / allzeit mit einem ende auff den Mittag / mit dem andern aber auff Mitternacht zulieffe / vnd alſo allzeit ſtill ſtaͤnde / ja wann man ſie von ſolchem ſtand weg noͤtigte / vnd nur wider frey lauffen ließ / alsbald ſich wider an vorige ſtell wendete. Wer haͤtte jemaln die Vrſach finden vnd außdencken koͤnnen / warumb ein rawer ſchwartzer Stein dem Eiſen ſo groſſe Krafft zueygnen koͤndte / Jtem daß er die Krafft habe das Eiſen bald zu ſich zuziehen vnd bald von ſich zuſtoſſen. Der Ma - gnet hat die Tugend ſich nach dem Polo mundi zukehren / nach welchem ſich die Schiffer / Wanders: vnd Bergleut / auff dem Waſſer / Land vnd vnter der Erden richten.

Die II. Auffgab. Wie eine Kette ohne ſchluß vnd lot / durch deß Magnets Krafft zu machen?

Der alte Kirchenlehrer Auguſtinus ſchreibet / daß er geſehen wie der Magnet ein eiſernen Ring nach ſich gezogen / vnd weil ſolcher Ring vnten wider mit Magnet beſtriehen geweſt / er wider ein andern eiſern Ring nach ſich gezogen / ebner maſſen der ander den dritten / vnd ſo foꝛtan / alſo / daß dar - auß eine gantze Kette ohne ſchluß vnd lot worden / das iſt / daß kein Ring in dem andern / ſondern nur von auſſen an den andern hienge / als durch eine heimliche / ſonderbare vnd vnergruͤndliche krafft deß Magnets. Eben alſo wann eine Neenadel einmal mit Magnet geriben / ſo ziehet ſie ein andere an ſich / gleicher weiß ein Meſſerſpitz einen Nagel / ein Dolchen oder Degen - ſpitz eine zimliche groſſe ſchwer / oder ſtuck Eiſen. Es iſt auch wunderlich zuſehen /343Achter Theil der Erquickſtunden. ſehen / wann man 100 oder mehr Nadel in ein Glaß mit Waſſer wirfft / den Magnet von auſſen daran haͤlt / vnd uͤber ſich fuͤhret / daß die Nadel alle dem Stein nachfolgen.

Die III. Auffgab. Daß der Magnet durch ein Papier oder dickes Bret operire.

Es iſt ſehr luſtig zu ſehen / wann man auff ein Tiſch Papier oder zinern oder auch hoͤltzern Deller / etliche Nadel / Naͤgel / oder Eiſenfeilig leget / vnd den Magnet darunter beweget / wie ſich alles auff dem Deller / gleichſam von ſich ſelbs hin vnd wider bewege. Wer ſolte nicht erſtarren / vnd es vor ein Zauberey halten / wann er eine eiſerne Hand eines Bildes ſchreiben ſi - het / welche einer mit eim Magnet hinter einem Bret oder Wand verborgen regieren kan.

Die iv. Auffgab. Zu machen daß man meyne ein Schifflein gehe auff dem Waſſer / vnd zwar von ſich ſelbs / wo man es nun heiſſet hingehen.

Jſts nicht eine artliche Sach / wann man ein klein huͤltzerns Schifflein macht / vnd hinten ein alt bucklicht geſchnitztes Weiblein mit einer Ruder darauff ſetzet / daß ſie in der mitt ein Glenck vnd ſich bewegen koͤnne. Vor - nen aber an das Schifflein einen eiſern Nagel ſchlaͤget / vnd wider verleymet / damit man jhn nicht ſehe. So man nun ſolches Schifflein in ein braites Geſchirꝛ voll Waſſers ſetzet / in einen Stab vornen ein Magnet verleymet / vnd mit ſolchem Stab dem Bildlein gleichſam zeiget wo es ſoll hinfahren / ſo eylet das Eiſen auff den Magnet zu / vnd weil das Ruder in das Waſſer hanget / wird das alte Weib ſich dadurch bewegẽ daß der Vnwiſſende mey - nen wird / ſie regiere vnd treibe das Schifflein alſo fort.

Die v. Auffgab. Ein Eiſen in der Lufft ſchwebend zu machen.

Was furcht vnd ſchrecken kan einem Einfaͤltigen eingejagt werden / wann man jhm weiſet / wie eine groſſe Laſt Eiſen in der Lufft ſchwebe / wie nach vieler Hiſtoricorum voꝛgehen zu Mecca in der Stadt / in eine Capelndas344Achter Theil der Erquickſtunden. das eiſerne Grab deß falſchen Propheten Machomets in der mitte zwiſchen zweyen Magneten ſchwebe / welchs den Tuͤrckiſchen Hauffen forchtſam vnd ein groſſes vertrawen zu jhrem vermeynten Propheten machet / wie - wol viel vnd ich ſelbſt diß fuͤr eine Fabel halten. Die Kunſt an ſich ſelbſt wer wol richtig / iſt auch nicht new: Dann Plinius lib. 34. cap. 14 ſchreibet: Der vorneme Bawmeiſter Dinocrates ſich vnterfangen den Tempel Ar - ſinos in Alexandria, mit Magnetſteinen zu bawen / damit das Grab ge - dachter Heydniſchen Goͤttin / durch gleichen Betrug in der Lufft ſchwebte. Aber ich wuͤrde mich allzulang auffhalten / vnd vil zu weit von meinem vor - haben abweichen / wann ich alle wunderbarliche ſtuͤcke / ſo mit Huͤlff dieſes Steins gemacht werden / wolte herbey bringen / were mir auch zuthun vn - muͤglich / in dem mir nicht zweiffelt die beſten deß Magnets Tugenden dem Menſchen noch verborgen. So weiß auch die gantze Welt keine andere Vr - ſach ſolcher Krafft vnd Eygenſchafft herbey zubringen / als daß ſie durch eine ſonderbare ſympathiam herruͤhre / vnd wie wolten wir die rechte natuͤrliche Vrſach ſagen / warumb ein Magnet das Eiſen an einẽ Ort an ſich zeucht / am andern aber von ſich ſtoͤſſet / vnd wer will vns eine vrſach ſagen / warumb der Aydſtein das Haar / wie der Magnet das Eiſen an ſich ziehe. Es iſt letz - lich hierbey in acht zunemen / daß nur die jenige welche polos haben kraͤfftig ſeyn / wie man aber ſolche ſuchen vnd finden ſoll / werden wir in folgender Auffgab Bericht einnemen.

Die VI. Auffgab. Die Polos auff dem Magnet zu finden / auß dem Authore.

Poli deß Magnets / ſeynd die kraͤfftigſten Punct daran. Solche findet man / wann man den Stein an einen langen Faden frey auffhaͤnget / an eim Ort da kein Wind hin kommen kan; Oder aber wann man jhn auff ein ſubtiles Bretlein oder Pantoffelholtz leget vnd in ein Waſſer ſetzet / daß er ſchwimmen koͤnne. So er nun ruhet / werden die theil / ſo gegen Mitternacht vnd Mittag ſtehen die polos in ſich haben / vnd zeigen auff welcher Seiten man die N[a]del oder andre eiſerne Jnſtrument ſtreichen ſoll. Es iſt aber an dieſem deß Authoris Bericht noch nit genug / ſondern es muß auch bekant ſeyn / wie man den Punct deß rechten Poli finden ſoll / auch wie ſolcher Steinkraͤfftig345Achter Theil der Erquickſtunden. kraͤfftig zu erhalten. Den Punct nun deß kraͤfftigſten Poli zufinden / ſo ſtecke eine Nadel bey dem oͤhr auff ein Tiſch / lege darauff ein Magnet Zuͤnglein / halte den Stein darzu / ſo wird es hin vnd her lauffen / biß es den rechten Punct antrifft / da wird es ſtill ſtehen. So nun der Punct gefunden / laͤſſet man auff ſelber ſeiten den Stein glatt ſchleiffen vnd polirn / auch bey gefun - denem Punct ein Loͤchlein drein ſchneiden in der groͤſſe daß eine halbe Erbes darinn ligen koͤndte. Letzlich laͤſſet man den Stein alſo in Eiſen einfaſſen / daß er gann darinn ſtehe / vnd nur die Flaͤch / darauff der gefundene Punct frey ſey / ſolche wird mit Scharlach bedecket / durch welches Mittel er nicht allein erhalten / ſondern je laͤnger je beſſer vnd kraͤfftiger wird. Was wun - derliche Haͤndel man mit dergleichen Stein koͤnne verrichten / were hie viel zu lang zu erzehlen.

Die Vii. Auffgab. Die Abweichung deß Magnets / von dem waaren Mittag.

Es iſt ſich zuverwundern / daß die Magnet Zuͤnglein / nur einig vnd al - lein in den Jnſuln / welche man Fortunatas nennet / richtig mit dem circulo meridiano ſelbiges Orts uͤberein kommet; Dannenhero die Niderlaͤnder weißlich gethan / wann ſie den erſten Meridianum oder Mittags Circkel in ſelbe Jnſel / in jhren Geographiſchen Mappen ſetzen. So man aber von denſelben Jnſeln / entweder gegen Auff - oder Nidergang raiſet / befindet man / daß das Magnet Zuͤnglein je mehr vnd mehr / von dem waaren Meri - diano abweiche / bald vmb 1. 2. 3. 10. oder mehr Grad.

Die viii. Auffgab. Die abweichung deß Magnet Zuͤngleins / von eines jeden Orts Mittags Circkel Mechaniſch zu erlernen.

Dieſe Auffgab iſt genommen auß Proclo in Hypotheſ: vnd Vitru - vio lib. 1. cap. 6. Man ſetze 2. 3. 4. oder mehr Stunden Vormittag / einen recht abgehobelten Tiſch oder ander Brett / nach der Bleywag an die Sonne / vngefaͤhr mitten darein Wagrecht einen Stefft / auch vngefaͤhr ei - ner ſpann lang / wo nun der ſchatten deß Steffts / welchen die Sonne cauſi - ret, ſich endet / ſticht man ein Punct / vnd reiſt in der Diſtants ſolches puncts von dem Stefft ein Circkel vmb den Stefft. Dieſen Circkel wird der Stefft nicht mehr beruͤhren / biß Nachmittag / ſo viel Stunden / wieviel Stund vorY yMit -346Achter Theil der Erquickſtunden. Mittag der Punct geſtochen iſt. So nun der Schatten gedachten Circkel wider beruͤhret / ſo ſtich an ſelbes Ort wider ein Punct / vnd ziehe eine Lini von einem Punct zum andern / theile ſie in zwey Theil / vnd auß dem Mittel ziehe ein Lini an den Stefft / ſolche wird / ſo lang der Tiſch vnbewegt bleibt / die waare Mittags Lini ſeyn. Ferner ziehet man den Stefft auß / vnd ſtecket an deſſen ſtatt eine Nadel ein / darauff ein Magnet Zuͤnglein gelegt wird / welches von gedachter Lini etwas abweichet. So man nun den halben Cir - ckel / zu welchem das Zuͤnglein weichet / in 2 theil theilet / vnd den theil naͤchſt bey dem Zuͤnglein / das iſt / ein Quadranten in 90 theil theilet / wird das Magnet zuͤnglein weiſen vnd zeigen / vmb wieviel Grad es von der waaren Mittag Lini abweichet. So aber diß practiciret wuͤrde / in den Inſulis For - tunatis, wuͤrde das Magnetzuͤnglein juſt auff die gezogene Lini zuſagen.

Die ix. Auffgab. Wie mit huͤlff deß Magnets der Polus arcticus zu finden / vnd womit der Magnet geſchwaͤchet werde / auß dem Authore.

Man moͤchte wol billich fragen / woher es kaͤme / wañ man ein Magnet - Zuͤnglein / ſo dem Horizont nach auffgeſtellet / in rechter Wag zwiſchen zween Steffte gelegt / ſchweben laͤſt / es ſich auff die Hoͤhe gegen den Polum wende vnd ſelben zeige / in dem ſich das Zuͤnglein eben vmb ſo viel Grad von dem Horizont erheben wird / als die Hoͤhe deß Poli iſt. Ferner droben ha - ben wir geſagt / wie der Magnet zu erhalten / vnd je mehr vnd mehr zu ſtaͤr - cken; Jetzt wollen wir ſagen / wie er vmb ſeine Krafft vnd Wirckung zu brin - gen. Solchs aber / wie die Erfahrung bezeuget / geſchicht durchs Fewer vnd Knoblauch. Die Vrſach / ſagt der Author, mag geben wer will / ich erkenne hierinn meine Schwachheit. Hie kan ich nicht vnterlaſſen auß Cardano zu meldten / daß / wie der Magnet das Eiſen an ſich ziehe / alſo der Agat oder Aidſtein / wie auch droben gemeldet / das Haar. Die Vrſach ſoll noch ge - funden werden.

Die x. Auffgab. Wie mit dem Magnetzuͤnglein zwo Perſonen einander in die ferne etwas zuverſtehen geben moͤgen / auß dem Authore.

Wann347Achter Theil der Erquickſtunden.

Wann Claudius zu Pariß / vnd Johannes zu Rom were / auch einer dem andern etwas zuverſtehen geben wolte / muͤſte jeder einen Magnet Zei - ger oder Zuͤnglein haben / mit dem Magnet ſo kraͤfftig beſtreichen / daß es ein anders von Pariß zu Rom beweglich machen koͤndte. Nun moͤchte es ſeyn / daß Claudius vnd Johannes jeder ein Compaſtẽ haͤtte / nach der Zahl der Buchſtaben im Alphabeth getheilet / vnd wolten einander etwas zuver - ſtehen geben / allzeit vmb 6 vhr deß Abends. Wann ſich nun das Zuͤnglein mal vmbgewendet von dem Zeichen / welches Claudius dem Johanni gegeben: Alsdann ſo Claudius dem Johanni ſagen wolte: Komm zu mir / ſo moͤchte er ſein Zuͤnglein ſtill ſtehen / oder bewegen machen biß ins k / dar - nach auff dem o / drittens auff demm / vnd ſo fort / wann nun eben in ſolcher zeit ſich deß Johannis Magnetzuͤnglein auff gedachte Buchſtaben ziehet / koͤndte er leichtlich deß Claudit begehren verzeichnen vnd jhn verſtehen. Die invention iſt ſchoͤn / aber ich achte nicht davor / daß ein Magnet ſolcher Tu - gend auff der Welt gefunden werde. Jch vor mein Perſon halte es mit dem Authore, glaub auch nicht / daß ein Magnet / nur auff 2 oder 3 meil ſolte ſolche Krafft haben / es kaͤmen dann die jenigen Stein dazu / derer ich in mei - ner Steganographia gedacht / welches Secretum Thomas de Fluctibus mir in ſeinem ſonſt lobwuͤrdigen opere nachgeſchrieben / aber nicht gedacht wo ers gefunden / vnd wer es erfunden.

Die XI. Auffgab. Mitten in einem Holtz oder Wuͤſteney / ohne Compaſten / Sonn / Mond vnd Stern die Mittags Linibey Tag vnd Nacht zufinden.

So ſich einer im Holtz oder Wuͤſteney verjrret / weder Sonn / Mond oder Sterne ſcheinen ſehe / vnd keinen Compaſten haͤtte / doch gern den Mit - tag finden wolte / iſt die Frag / wie die Sach anzugreiffen?

Mancher wuͤrde den Wind in acht nemen / ob er nemlich warm / ſo moͤchte er ſchlieſſen / er kaͤme von Mittag / vnd haͤtte alſo Nachrichtung / wo - hin er ſich fuͤrter zugehen wenden ſolte; wuͤrde auch nach ſolchem die andere 3 Ort oder plagas der Weit finden koͤnnen: Allein / weil dieſe Muthmaſ - ſung allzuſubtil / vnd vngewiß / muͤſſen wir auff eine beſſere bedacht ſeyn. Ein anderer / ſagt der Author, moͤchte einen Baum faͤllen / vnd die CirckelY y ijvmb348Achter Theil der Erquickſtunden. vmb den Kern herumb in acht nemen / welche auff einer ſeiten naͤher beyſam - men / als auff der andern / vnd darauß ſchlieſſen / Mitternacht ſey auff der je - nigen ſeiten / wo ſie am engſten bey einander ſeyn: Weil die Kaͤlte / als von ſolchem Quartier herruͤhrend / ſolche nicht auß einander laͤſſet / die Hitz aber von Mittag dieſelben außbreitet / vnd weiter von einander zu wachſen / den Circkeln Vrſach gibt. Dieſe Manier / ob ſie zwar etwas beſſer als vorherge - hende / iſt ſie doch noch nicht richtig vnd perfect, will deßwegen drey uͤber auß wunderliche Mitte vnd Wege / ſolches richtig zu erfahren / hieher ſetzen.

Man nimmet ein gemeine Nadel / je ſubtiler / je beſſer / ob ſie gleich mit dem Magnet nicht beſtrichen / legt dieſelbe fein ſitſam nach der quer in ein ſauber Waſſer / ſo da ſtill ſtehet / laͤſſet ſie alſo frey ſchwim̃en / welchs ſie thun wird / wann ſie gar ſubtil iſt / ſo wird man mit ſonderbarem luſt anſchawen / daß ſie ſich richtig mit einem Ende nach Mitternacht / mit dem andern aber nach Mittag ziehet / vnd ſtill ſtehen wird / ja / ſo mans mit einem Meſſer oder Hoͤltzlein / ꝛc. gleich anderswohin lencket / kehrt ſie doch wider an jhr ort nach der Mittag Lini. Probier ſolchs in einer Stuben / ſetz einen Compaſten dar - neben / ſo wirſt du ſehen / daß ſich die Nadel wendet wie das Magnet Zuͤng - lein. So aber die Nadel etwas zu groß were / vnd nicht ſchwimmen wolte / ſo ſtichs durch ein Stuͤcklein Pantofel - oder ein anders Holtz / legs mit ſampt dem Holtz fein ſacht wie vor auff das Waſſer. Jſt alſo gut / wann einer rai - ſeit / daß er allzeit ein Nadel mit ſich trage.

Das ander iſt / wie es H. Wilhelmus Schikartus machet / kan aber in einem Wald oder in einer Wuͤſteney nicht practiciret werden / Er nimmet einen eiſernen Trod / macht jhn gluͤend / ſticht jhn durch ein Pantoffelholtz / wirfft jhn ins Waſſer / ſo ruhet er auch der Mittag Lini nach.

Das dritte hat mir zukommen laſſen H. Jacob Bawer / verhaͤlt ſich al - ſo: Man haͤnget einen Spieß an einem langen Faden im æquilibrio auff / daß er frey vmblauffe / vnd vnverhindert einiger Wand ſich bewegen kan / ſo wird ſolcher ein gute weil ſich hin vnd wider bewegen vnd waͤgen / bißer endlich nach der Mittag Lini ſtill ſtehet / welches auch mit verwunderung anzuſehen.

Die XII. Auffgab. So349Achter Theil der Erquickſtunden. So einer 2. 3. 4. oder mehr ſtunden ſolte auff dem Feld ſich ohne Vhr / jedoch bey Sonnenſchein / auffhalten / wie er die rechte Zeit treffen moͤchte?

So du auff freyem Felde ſolteſt 1. 2. 3. oder mehr ſtunden verbleiben / vnd gantz kein Zeichen oder Nachrichtung haͤtteſt / wann gedachte Zeit ver - floſſen / ſo halte in waͤrendem Sonnen -

[figure]

ſchein dejne flache Hand auff die Erden / daß der Daum gerad uͤberſich gen Him - mel ſtehe / wie auß folgẽder Figur zuſehen.

Nach der Hoͤhe deß euſſerſten deines Daumens / ſtecke ein Hoͤltzlein oder an - dern Stefft in die Erden / mache zu ende deß Schattens welchen die Sonn vom Hoͤltzlein wirfft / vmb den Stefft ein Circkel / mit eim Faden oder wie du zukommen kanſt. Miß von dem Schatten allzeit zween zweer Finger auff dem Zirckel herumb / vnd mach zu ende der Finger ein Gemerck / ſo werden allzeit zween Finger brait eine ſtund machen / damit du aber deiner ſach deſto gewiſſer ſeyeſt / ſo probiers vor zu Hauß nach einer Vhr / ſo kans dir hernach im Felde nicht fehlen. Doch muſt du vngefehr bey einerley elevatione Poli verbleiben.

Die XIII. Auffgab. Auff freyem Felde eine Stund vnd halbe Stund Vhr ohne Compaß in die Erde zuverzeichnen.

Finde erſtlich durch eine Wagrecht eingeſteckte Stangen / die Mittag - Lini / laut der 8 Auffgab dieſes Theils. Wann nun der Stangen ſchatten ſolche beruͤhret / ſo iſts 12 vhr oder Mittag / die andere ſtunden vnd halbe ſtunden verzeichne darein / wie ſonſten in eim horologio horizontali ge - ſchiehet / weil aber / wie man ſolche auffreiſſen ſoll hin vnd wider in den Buͤ - chern zu finden / vnd leicht iſt / will ichs hier / weitlaͤufftigkeit zu vermeiden / nit widerholen.

Die XIV. Auffgab. Sonnen Vhren mit Kraͤutern zu pflantzen.

Jn groſſer Herren Luſtgaͤrtlein / iſt es ein ſchoͤne Zierde / wann man die Linien / Zahlen vnd Punct einer Sonnen Vhr / mit Buchs / Jſopen / Laven -V y iijdel /350Achter Theil der Erquickſtunden. del / vnd andern dazu bequemblichen Kraͤutlein / pflantzet. Der Zeiger kan ſeyn ein Stab / oder ſubtiles Baͤumlein / oden mit einem beweglichen Faͤhn - lein / als einen Zeiger / ſo da weiſet / von welchem Ort der Wind herkommet.

Die XV. Auffgab. Von einer beruͤhmbten Vhr / ſo zu Rom vmb eine groſſe Seuln oder obeliſcum gemacht war / auß dem Authore.

War diß nicht ein ſchoͤner Zeiger / in einer Sonnen Vhr / nemlich ein obeliſcus, oder ſpitzige Seule / 116 ſchuch hoch. Nichts deſto weniger ſchrei - bet Plinius lib. 36. cap. 8. Der Keyſer Auguſtus habe auff dem Campo Martio eine dergleichen Seule auffrichten / vnd ein Paviment von Stein herumb legen laſſen / auff welchs ein vornemer Mathematicus eine Son - nen Vhr verzeichnet die Zahlen / Linien vnd Puncten / mit Kupffer darein geſencket / dadurch zu erkennen den Lauff der Sonnen / Ab - und Zunemung deß Tags / vnd die Stunden. Auff dem obeliſco ward ein guldener Apffel / deſſen Schatten gedachte ſtuck anzeigte. Ebener maſſen machen etliche jhnen ſelbſten Sonnen Vhren nach jhrem eigenen Schauen deß Kopffes / Hand / Fingers oder eines andern Glieds.

Die XVI. Auffgab. Zu machen wann ein Perſon eins ſtarcken Geſichts / vnd eine andere eines ſchwachen / bey einer Sonnen Vhr ſtehen / daß dieſer den Schatten ſehe ſich bewegen / Jener aber nicht.

Ob zwar die Sonn / wie droben gemeldet / einen uͤberauß geſchwinden Lauff hat / wird doch keiner / er ſehe ſo ſcharff als er wolle / an einer gemeinen Soñen Vhr / den Schatten ſich bewegen ſehen / eben diß geſchicht auch mit einer Schlag Vhr. Nun aber zu machen / daß einer den Schatten ſich bewe - gen ſehe / der ander nicht / geben wir einen ſolchen caſum: Geſetzt / auff vor - hergehenden obeliſco ſtehe ein Apffel / welches Schatten zu Morgens vnd Abends / wann die Sonne auff - vnd vntergehet / auff ein meilwegs geworf - fen / vnd von dem Bloͤdſichtigen ſo dabey ſtehet / koͤnne geſehen werden / ſo ſa - ge ich nun / daß er ſehen werde / wie ſich der Schatten deß Apffels bewege / vr - ſach / weil der halbe Diameter deß Circkels / welchen der Apffel mit ſeinem Schatten beſchreibt / eine meil lang iſt / vnd der gantze zwo meil / ſo wird derVmb -351Achter Theil der Erquickſtunden. Vmbkreiß ſeyn 6 $${2}{7}$$ meil / weil nun 24ſtrich gerechnet werdẽ / welche die ſtun - den bedeuten / muß ſich der Apffel in einer ſtund bewegen auff 10 ſtadia vn - gefehr / thut in einer halben viertel ſtund 156 doppelter ſchritt / welches dann ein geſchwinde bewegung / vnd deßhalben wol moͤglich / daß ſie koͤnne im an - ſchawen augenſcheinlich geſpuͤret werden. Hingegen wann der Scharff - ſichtige zu naͤchſt bey dem Zeiger ſtehet / wird er deß ſchattens Bewegung nicht ſehen koͤnnen / weil ſie allzulangſam geſchiehet.

Die XVII. Auffgab. Ein Sonnen Vhr zu machen / derer Zeiger die Naſen.

Der Author redet davon vngefehr alſo: Wollet jhr eine laͤcherliche Sonnen Vhr haben / ſo fuͤget euch zu dem Poeten / welcher ſich mit den Vers machen ergoͤtzet / vnd ſchreibet: Daß der Menſch allezeit eine Son - nen Vhr / derer Zeiger die Naſen / die Stunden aber die Zaͤen / bey ſich trage / vnd doͤrffe man nichts anders als den Mund auffthun / vnd die Naſen mit jhrem ſchatten zeigen laſſen. Welcher maſſen aber die Stunden von einan - der erkennet werden / laͤſſt der Author auſſen / ſo meldet er auch nicht / daß man dazu einen Spiegel gebrauchen muͤſſe.

Die XVIII. Auffgab. Mit einem Strohalm an der Hand die Stunden durch den Sonnenſchein zu erkennen

Es iſt ein nuͤtzlich ding / wann man auff dem Feld / Weilern / Doͤrffern vnd Schloͤſſern iſt / da weder Schlag - oder Sonnen Vhrn vorhanden / auß der Hand mit einem Strohalm / die Zeit vnd Stund beylaͤufftig zu erkun - digen. Halt ein Strohalm oder etwas anders dergleichen / in der laͤnge deß Zeigerfingers / gerad zu ende der Zwyſel zwiſchen den Daumen vnd Zei - ger der lincken Hand / ſtrecke alsdann ſolche Hand vmbgekehrt auß / ſtelle dich mit dem Rucken gegen die Sonne / wende dich ſo lang vnd viel / biß die Sonne / deß Ballens vnter dem Daumen ſchatten / in die Lini deß Lebens werffe: So wird deß Strohalms ſchatten die Stunde nahe weiſen. Wann man 6 Vhr gelten laͤſſet die Spitze deß Mittelfingers. 7 Vhr deß Mor - gens / vnd 5 Vhr deß Abends die Spitze deß Goldfingers. 8 Vhr zu Morgens / vnd 4 Vhr zu Abends das Ende deß kleinen Fingers. 9 vnd 3Vhr352Achter Theil der Erquickſtunden. Vhr in dem erſten Gelenck von oben her dieſes Fingers. 10 vnd 2 in dem andern. 11 vnd 1 in dem dritten. 12 Vhr in der folgenden Lini / welche faͤl - let auff die Spitze deß Zeigers. Etliche practiciren diß anders / wenden das Geſicht gegen der Sonnen / legen die Hand flach / welchs mich ſehr vnge - wiß duͤncket. Petrus Apianus hat nicht allein von ſolchen ſtunden / ſondern auch von den Nachtſtunden in der Hand zu erfahren / weitlaͤufftig geſchrie - ben / dahin ich den Leſer will gewieſen haben.

Die XIX. Auffgab. Bey einem brennenden Liecht die Stund zu erfahren.

Es kan einer ebner maſſen / wann er gleiche vnd in einem Model gegoſ - ſene wichſene oder von Vnſchlicht Kertzen oder Liecht hat / die ſtund in acht nemen: Waͤnn er erſtlich eines nach der Stund probiret / wie weit es abbren - ne zum andern / wie weits in der andern ſtund abbrenne / vnd ſo fort / hernach wann ein gantzes hin iſt / ein anders nehme / vnd ſo fortan. Oder er kan den Leuchter an ein gewiſſes Ort ſetzen / vnd an dem ſchatten die ſtund erkennen / vnd ſo ein Liecht verbrennet / ein anders an die ſtatt haͤngen / wo das vorige auffgehoͤret zu brennen. Die Kunſt aber noch mehꝛ zu verhaͤlen vnd wunder - licher zumachen / ſo laß dir machen ein Compaſten / in der mitt mit einem ge - rad auffgerichten ſtefftlein. Setz ein Wachsliecht in gewiſſer diſtants vom Compaſt / wann das Zuͤnglein innſtehet / laß es brennen / mercke die gantze vnd halbe ſtund auff dem Compaſt mit Puͤnctlein / dazu notier die Zahlen / darneben auch wie hoch das Liecht allzeit geweſt. So nun das Liecht deß an - dern Tags wider vmb die Zeit wie heut geſchehen / angezuͤndet wird / vnd et - lich ſtund gebrennet / kan man in der vorigen diſtants den Compaſten auff - richten / daß das Magnetzuͤnglein wider jnne ſtehe / vnd dann ſehen / welchen Punct der ſtefft treffe / auch dannenhero ſagen / wieviel ſtund das Liecht ge - brannt: Aber genug von dieſem / ein jeder kan der ſach ſelbſten beſſer nachden - cken vnd weiter kommen.

Die XX. Auffgab. Mit einer Lunden die Stund zu erfahren.

So ein Soldat Schildwacht ſtehen ſolte / vnd kein Vhr am ſelben ort vorhanden were / oder da einer die gantze Nacht durch / die ſtunden mit einerLunden353Achter Theil der Erquickſtunden. Lunden meſſen ſolte. So zuͤnde er eine Lunde an / laſſe ſie ein ſtund brennen / mercke wieviel das Fewer von der Lunden verzehret / eben ſo lang / binde er ein Faden vmb dieſelbe Lunde ſo noch uͤberbleibet / vnd wider in ſolcher di - ſtants ein andern Faden / vnd ſo forthin. So nun ſolche Lunde angezuͤndet wird / brennets alle ſtunden von einem Faden zum andern / Diß iſt auch ein trefflich ſtuck / in den Minen zu gebrauchen / wann einer machen ſoll / daß in gewiſſer Zeit die Mine ſoll angehehen.

Die XXI. Auffgab. Durch einen Spiegel in einer Stuben / Kammer oder anderm Gemach zuſehen wieviel es geſchlagen?

Mache in einem Gemach ſo gegen einer Sonnen Vhr gelegen / wann die Sonn ſcheinet / ein Fenſter auff / haͤnge einen Spiegel dagegen auff / dar - inn man die Vhr kan erſehen / ſo wirſt du auch in ſolchem ſehen / welche ſtund der Schatten betreffe.

Die XXII. Auffgab. Ein andere ſehr luſtige Manier ohne andere Sonnen Vhren / die ſtunden bey ſcheinen der Sonnen in einem Spiegel zu ſehen.

Cardanus meldet von Ptolomæo, daß er geſchrieben / wie vor der Zeit Spiegel geweſt / welche an ſtatt der Sonnen Vhren gebraucht worden: der geſtalt / daß / ſo man vmb die erſte ſtund in den Spiegel ſahe / nur ein Bild erſchiene / vmb die andern zwey / vmb die dritte drey / vnd ſo forthin biß auff 12 oder 16. Es kan wol ſeyn / ſagt der Author, daß diß geſchehe / durch huͤlf - fe deß Waſſers / welches / ſo es allgemach auß einem Geſchirꝛ tropffet / ent - decke bald einen / bald 2 / bald 3 Spiegel / ſo viel Geſichter zu repræſentirn, ſo viel ſtunden / dem Waſſer nach verloffen waren.

Hie faͤllt mir ein das Horologium Achas, welchs der kunſtreich Mañ Georgius Hartmann vor vielen Jahren zu Nuͤrnberg gemacht / in welchẽ der Sonnen Zeiger vmb etliche Graden zu ruck gieng / wie zur Zeit deß Koͤ - nigs Hiskiæ, im an dern Buch der Koͤnige am 20 Capitel: Es war aber ein hole Sonnen Vhr / mit Waſſer zum theil angefuͤllet / darinn wann die Soñ das Waſſer beſchiene der ſchatten dermaſſen reflectiret wurde / daß er wi - der zu ruck zeigte / vnd diß ſo lang / biß die Sonn wider gantz vom Waſſer mitZ zjhrem354Achter Theil der Erquickſtunden. jhrem ſchein gienge / vnd dergleichen kan einer leichtlichen in einem holen Geſchirꝛ probiren.

Die XXIII. Auffgab. Die Stunden durch Waſſer Vhren zu erlernen.

Wir brauchen heutiges Tages Sand Vhrn / welche theils 1. 2. 3. 4. theils 12 oder 24 ſtund lauffen / vor der Zeit hat man / wie in der Vorred ge - dacht / Clepſydras Tropff - oder Waſſer Vhren gebraucht / wo man die Sonnen-Schlag - vnd Sand Vhren nicht haben koͤnnen.

Die Leut namen ein Kufen voll waſſere / machten vnten drein ein kleines Loͤchlein / liefſen das waſſer einen gantzen tag außlauffen / merckten hernach die tieffe der Kufen biß an den reſt deß Waſſers / von dar an theilten ſie die Hoͤhe deß Waſſers / wie ſie anfangs geweſen / in ſo viel Theil als der Tag ſtunden haͤtte. Fuͤlleten hernach ſo offt ſie wolten / die Kufen / vnd fanden alſo deß Tages ſtunden / welche in der Kufen verzeichnet ſtunden. Oder aber ſie legten ein Bretlein auff das Waſſer / darinn ein ſtefft ſtacke / welcher die ge - dachten Theil der ſtunden an einer Mauren verzeichnet / alles nach der maß deß außfluſſes deß Waſſers. Vitruvius gibts etwas ſchwerer fuͤr.

Johan: Baptiſta Porta in ſeinem Geheim Buch / gibt eine ſolche Erfin - dun an den Tag: Er nimbt ein Geſchirꝛ voll Waſſers / als einen Keſſel / Schaff / oder anders / darneben eine glaͤſerne Glocken / wie man ſie in zierli - chen Gaͤrten / wegen deß allzurauhen Luffts / pflegt uͤber etliche Kraͤutlein zu decken / vnd ſie alſo zu erhalten / welche vnten eben ſo brait als das ander Geſchirꝛ / hat oben in der mitte ein kleines Loͤchlein / wann nun ſolche auff das Waſſer geſetzt wird / nimmet es ab nach der maß deß Luffts ſo herauß gehet; vnd durch diß Mittel wird man an dem Glaß koͤnnen mercken die ſtunde. Man moͤcht auch das Waſſer durch das kleine Loͤchlein laſſen in das Glaß lauffen / vnd alsdann die ſtunden noch beſſer in acht nemen koͤnnen.

Hieher ſetzet der Author noch einen feinen weg / er laͤſt auß einem Gieß - faß / oder andern Geſchirꝛ / ſo langſam es ſeyn kan / waſſer in ein Cylindriſches Glaͤßlein tropffen / verzeichnet / mit weiſen ſtrichlein von auſſen daran die gantze / halbe / vnd viertel ſtunden: Halte aber diß deßwegen fuͤr richtiger als die Sand Vhren / weil das waſſer alsbald ſich dem Horizont nach parallel ziehet / vnd eine ebene Flaͤche machet / der Sand aber allezeit / mit ſeinẽ Auß - lauff oben ein Gruͤblein cauſiret.

Die355Achter Theil der Erquickſtunden.

Die XXIV. Auffgab. Sonnen Vhren mit einem Spiegel an ſtatt eines Zeigers zu verfertigen / auß dem Authore.

Es iſt hoch zu ruͤmhen / daß ſubtile Mathematici vnd Mechanici, ſo viel artige vnd nuͤtzliche Kuͤnſte den Menſchen zu gut erfunden / vnd noch taͤglich erfinden vnd außdencken. Sie haben jetzt das Mittel / Sonnen - Vhren zumachen / auff die eingelegte Arbeit in ein Gemach / vñ zwar an eim ſolchem Ort / da der Sonnen Strahlen nimmermehr gerad hin kommen. Jn dem ſie einen kleinen Spiegel ſetzen an ſtatt deß Zeigers / welcher das Liecht reflectiret vnd widerbeuget / ebner maſſen wie der Zeiger thun moͤch - te / auff die Stunden; Diß kan man mit einer gemeinen Sonnen Vhr gar leichtlich probiren / wann man einig vnd allein die Stunden zu beeden Thei - len vmbwechſelt / das iſt / wo eins ſtehet / eylffe ſetzet / vnd ſo fortan / vnd zu en - de ein ſtuͤcklein von einem ebnen Spiegel anhefftet. Alſo darff man durch diß Mittel die Naſen nimmer zum Fenſter hinauß ſtecken / zu ſehen wieviel Vhr es ſey: Dann ſie koͤnnen durch die reflexion vnd durch ein kleines Loͤchlein die Strahlen der Sonnen zeichnen / vnd alſo ein Vhr repræ - fentiren.

Die XXV. Auffgab. Auff ein vielfaͤltig corpus, es ſey reguliret oder irreguliret, allerley Sonnen Vhren Mechaniſch zu verzeichnen.

H. M. Johannes Prætorius S. machte ein corpus cubicum, ver - zeichnet darauff die fuͤnfferley Haupt Sonnen Vhren / vnd ander ſo drauß folgen / neben den gemeinen vnd Planeten Stunden / auch den zwoͤlff himli - ſchen Zeichen. Doch ſolcher geſtalt / daß nicht die Lini deß Steffts / ſondern der oͤberſte Punct zaigte. Darnach machte er jhme von Holtz ein vnge - ſchlacht corpus, mit vielen Flaͤchen / grad vnd vngrad / hol vnd bucklicht / ſteckte auch in jede Flaͤche daran ein ſtefftlein / die Flaͤche außgenommen / darauff das corpus ſtunde. Diß corpus nun band er an vorgedachten cubum, vnd wann die Sonn ſchiene / trehet er den cubum daß der ſtefft nach ſeinem oͤberſten Theil einen gewieſen Punct beruͤhrte / vnd ſo viel ſtefft von der Sonnen beſchienen wurden / ſo viel zeichnet er auff jedes Steffts Flaͤche Puncten / biß er durch diß Mittel alle Puncten / ſo zu einer Sonnen -Z z ijVhr356Achter Theil der Erquickſtunden. Vhr von noͤthen / auff alle Flaͤche gebuͤrender maſſen getragen hatte. Alſo machte er mit ſchlechter Muͤhe viel vnterſchiedliche vnregulirte Sonnen - Vhren.

Die XXVI. Auffgab. Ein Zeig - vnd Schlag Vhr / ohne Rad nur mit einer einigen Wellen zuzurichten.

Herꝛ D. Daniel Moͤglin ein beruͤhmbter Mathematicus, mein ge - ehrter Freund / lehrte mich vor viel Jahren eine ſolche Vhr zu machen:

An der Wand A iſt ein viereckicht Vhrgehaͤuß B gemacht / in der mitt mit einer einigen Wellen C D, ſo in zweyen Loͤchern der vordern vnd hin -

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tern Wand deß Gehaͤuſes / gantz teb vnd leichtlich kan vmbgetrehet werden / daran vornen der Zeiger D veſt angemacht / vmb ſolche Wellen windet man eine Schnur / ſo in der mitte an einem ende ſtarck angebunden E F, vnten an das ander ende der Schnur / hencket man ein blechen Schuͤſſel ein / ſo in der mitte von jnnen ein Ringlein / darbey mans anbinden kan F. Vnnd muß ſo leicht ſeyn / daß es auff dem Waſſer ſchwimmen vnd nicht vntergehen moͤge. Darnach nimbt man eine blechene Buͤchſen G H, ſo in der mitte einen Boden von vnten auff mit einem gar kleinen Loͤchlein / daß vngefehr das Waſſer dadurch naͤhrlich tropffen koͤnne; iſt hie mit G H verzeichnet / dazu hat man ein ander rund Ge - ſchirꝛ / welches man vnterſetzen / vnd das Waſſer drein tropffen koͤnne.

1. Nun wird das blechen Geſchirꝛ G H alſo geſetzt / daß es gerad vnter das Schuͤſſelein F kom - me / vnd vnter diß das Geſchirꝛ I. ſo nun G H mit Waſſer gefuͤllet / muß das Schuͤſſelein oben bey G auff dem Waſſer ſchwimmen / wann nun das Waſſer durch das Loͤchlein H außtropffet in das Geſchirꝛ I. wird deß Waſſers jmmer weniger /vnd357Achter Theil der Erquickſtunden. vnd folget das Schuͤſſelein demſelben nach / vnd alſo trehet ſich der Zeiger immer allgemach mit herumb auff eins zu / von dannen auff 2 / 3 / ꝛc. vnd wo der Zeiger von ſtund zu ſtund hinweiſet / ſchreibet man die Zahlen ordenlich ein / nach einer juſten Schlag - oder Sand Vhr / wann nun das Waſſer außgetropffet / fuͤllet man ein anders ein / ſo weit man will / nur daß der Zei - ger auff die begehrte Stund komme. Jſt das Loͤchlein / dadurch das Waſ - ſer lauffen ſoll / zu groß oder klein / kan man jhm helffen / biß die Vhr ein rech - te proportion erraiche / vnd der Zeiger in 12. oder 24 Stunden einmal gantz herumb lauffe. Dieſem aber wird ein jeder ſelber beſſer wiſſen nach - zudencken.

Jch hab an ſtatt deß Waſſers Sand gebrauchet / welcher beſſer zuge - troffen / zu ſolcher Erfindung wird ein Vhrmacher bald das ſchlagen rich - ten koͤnnen.

Die XXVII. Auffgab. Auff ein andere Manier ein Vhr mit einem einigen Rad zu machen / auß dem Authore.

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Mache ein Vhrgehaͤuß in der groͤſſe wie ſonſt gebraͤuchlich / vnd merck die ſtunden / mit ei - nem in 12 theil außgetheiltem Circkel / mache ein groſſes Rad in der hoͤhe vmb die aͤx / vmb welche ſoll ein Faden gewunden werden / oder ein ſchnur zu den zweyen Gewichten / die dann der Zeit nach gehen werden / alſo wann ſie einmal herumb / daß 12 ſtund vergangen / welchs man nach einer Vhr ſo dabey / zu weg bringen kan / dazu kommet oben eine Feder mit einem Gewichelein / welche den Lauff deß Rads vmb etwas auffhaͤlt / oder jhme ein rechte Bewegung gibt / ſo wird man ſehen / ſo einen juſten effect, als in keiner Vhr mit vielen Raͤdern.

Ende deß achten Theils der Erquickſtunden.

Z z iijDer358Vorrede.

Der Erquickſtunden neundter Theil / darinnen XXXIII Auffgaben vnd Fragen / Waag vnd Ge - wicht betreffend.

WJr leſen in den Hiſtorien von dem offtgeruͤhmbten Archimedo, daß er zu dem Koͤnig Heroni, auff eine Zeit geſagt: Er ſolte jhme auſſer dem Erdboden einen Ort oder Raum geben / da er ſeinen Fuß hinſe - tzen / oder da er ſtehen koͤndte / ſo wolte er die gantze Erdkugel bewegen / vnd von jhrer ſtelle verrucken / welchs fuͤrwar ein hohes vñ groſſes woꝛt / ſo vielen vnglaublich fallen doͤrffte / in dem mancher die Ge - dancken machen koͤndte / Nur einig vnd allein GOtt ein ſolche Laſt zu bewegen muͤglich ſey. Allein weil gedachter vornemer Mathematicus vnd Mechanicus, mit Waag vnd Gewicht offt vmbgangen / auch viel ſubtiles dings in Staticis erfunden / iſt jhme nicht vnbekannt geblieben / daß kein Laſt ſo groß / man koͤndte ſie durch Kunſt vnd Geſchickligkeit mit Machinis bewegen / wie dann Hiero, als wir droben gemeldet / mit ſeiner Hand / durch dergleichen Jnſtrument / ein groſſes gewaltiges Schiff von ſtatt gebracht / welches allen Syracuſanern / mit all jhrer Macht ins Werck zu ſetzen vnmuͤglich war. Alſo / daß die Kunſt / ſo mit Waag vnd Gewicht vmbgehet / nicht der geringſten / ſondern der voꝛnembſten Mathematiſchen Wiſſenſchafften vnd ďubtiliteten eine. Jn dem Buch der Weißheit / wird Gott geruͤhmet am 11 Cap. daß Er alies mit Maß / Zahl vnd Gewicht geordnet / daher der alte Kirchen - Lehrer Auguſtinus ſchreibet: Jn dieſen dreyen Stuͤcken / Maß / Zahl vnd Gewicht / welche das erſte Fundament der Mathematiſchẽ Kuͤn - ſte / die Macht vnd Herꝛligkeit GOttes inſonderheit erkannt werden. Ja es iſt Gott ein rechter Eyfer geweſt / uͤber Waag vnd Gewicht veſt zu halten / in dem Er in heiliger Schrifft rechte Waag vnd Gewicht / ernſtlich gebottẽ / die falſche Waag vnd Gewicht abereyferig verbot - ten: Vnd daß wirs kurtz machen / ſo hat Er an einem voͤlligen rechten Gewicht ein Wolgefallen / an den falchen aber einen Grewel / wie in Sprichwoͤrtern am 11 vnd 16. Capitel / auch ſonſten hin vnd wider inden359Vorrede. den Propheten zu leſen: Durch Waag vnd Gewicht wird die Gerech - tigkeit erhalten vnd fortgepflantzet. Durch die Waagkan man kuͤnſt - lich vnd gruͤndlich / auß warhafftigen vnd vnwiderſprechlichẽ Vrſa - chen erlernen die ďtaͤrck vnd Krafft Menſchliches vermoͤgens / durch die vielfaͤltigen Jnſtrument kuͤnſtlicher Machination von den Alten er - funden / vnd durch groſſe ďcharffſiñigkeit auß dem grund diſer Kunſt erſchoͤpffet / es ſey zu bewegen / heben / tragen / ziehen / ſchleiffen / rollen / fuͤhren / werffen / ſchieſſen / vnd auff allerley Manier ein Laſt zu uͤber - waͤltigen / vnd diß nach gewieſer Proportion / mit kleinen oder groſſen Machinis, durch ſolche Inſtrumenta nun kan man nit allein eines Men - ſchen Staͤrck vor dem andern pruͤfen / ſondern auch deß Menſchen Staͤrck vnendlich mehren / ja vnglaubliche Thaten damit verrichten / man hat Exempel / daß durch Gewicht vnd Hebzeug / ein kleines Kind eine groſſe Slocke in die Hoͤhe gezogen / nicht vnmuͤglich iſts / daß ein Kind ein Laſt von 1000 Centnern mit dem kleinen Finger bewegen koͤnne. Darauß dann augenſcheinlich zu ſehen / was Nutz die rechte Wiſſenſchafft von Wag vñ Gewicht / der Architectur oder Bawkunſt bringet / ja Waag vnd Gewicht iſt das Hauptwerck vieler kuͤnſtlichen inventionen in welchen die Bewegung / Lufft / Waſſer / Fewer / vnd die ďchwere dz beſte vñ meinſte thut. Wañ ein Medicus Wag vñ Gewicht nicht haͤtte / wuͤrde der Krancken uͤbel mit Artzneyen gewartet werdẽ / durch das Gewicht kan man waͤgen / welches vnter zweyen Waſſern / das geſuͤndeſte / wie davon in Vitruvio vnd Gualthero H. Rivio geſchrie - ben. Vnd were Waag vnd Gewicht nicht / muͤſten viel Gewerb vnd Handthierungen zu grund gehen. So kan man durch Waag vnd Ge - wicht die ſtundẽ erfahren / Nimroth vnd Hipparchus haben durch Wag vnd Gewicht die Himliſchen Bewegungen erſtlich geſuchet. Wann man zwo Glocken gegen einander wiget / vernimmet man auß dem Gewicht in was proportion der Harmoni ſie von einander ſeyn. Vnd wem iſt vnbewuſt / daß vnter boͤſen Leutẽ in Waag vnd Gewicht viel Falſchheit vnterlauffet vñ gebrauchet wird / Einer uͤber auß betruͤgli - chen Waag / die zu ſeiner Zeit die Kraͤmer gebraucht / gedenckt Ariſtote - les welche wir auch in folgendẽ Theil taxirn. ďo gibts die taͤgliche Er - fahrung / was Betrug mit den Gewichten / ſo in tripla proportione von einander / daman / wann etwas gewogen wird / in beede Schalen Ge - wichtſtein legen muß / ſolchem vnd anderm Betrug mehr voꝛzukom̃en / iſt von noͤthen / daß man wegen Maß vnd Gewicht guten Bericht ha -be /360Vorrede. be / vnd die Staticam fleiſſig lerne. Vnd wer koͤndte hie von dem Nutz ſolcher Kunſt genug ſchreiben vnd berichten? Wer aber ſolche am erſten erfunden / iſt vnbewuſt / vnd zweiffelt mir nicht / ſie ſey auch den aͤlteſten Vaͤtern im alten Teſtament bekannt geweſt: Dann im drit - ten Buch Moſis wird ſchon den Kindern Jſrael gebotten / daß ſie rechte Gewicht vnd Waag haben ſollen. Ja / der H. Geiſt gedencket ſchon im Buch der Erſchoͤpffung am 43 Cap. eines voͤlligẽ Gewich - tes. Solche Kunſt haben hernach getrieben / vnd viel ſubtiles dings darinn gefunden. Nimroth, Hipparchus, Archimedes / Ariſtoteles, Athe - næus, Biton, Heron, Pappus, Philon, Appollodonis, Vitruvius, Monantho - lius, Baldus vnd andere vortreffliche Maͤnner mehr. Gualtherus H. Rivius ein ſcharffſinniger Mathematicus vnd Medicus. hat vor 60 Jah - ren ein ſchoͤn Geſpraͤch von Waag vnd Gewicht an Tag geben / dariñ die vornembſten Fundamenta ſolcher Kunſt zu finden: Dann er nicht allein vom rechten Verſtand Waag vnd Gewichtgeſchrieben / ſon - dern auch wie man die Schnellwag zurichten / allerley Gewicht darzu in gewiſſer proportion finden / ſchwaͤre Laͤſte bewegen / ja wie alle E - lementaliſche ding gegen einander / durch Waag vnd Gewicht auffs allereygentlichſt zu vergleichen / werden gelehrt. Dahin ich den guͤn - ſtigen Leſer will gewieſen haben. Jn dieſem folgenden Theil aber beliebet mir einig vnd allein XXXIII. Auffgaben vnd Fragen vorzu - bringen / welche neben jhrem Nutz / zu Ergoͤtzung vnd Erfriſchung deß Gemuͤths dienen / wie auch von etlichen betruͤglichen Stuͤcken / ſo mit Waag vnd Gewicht koͤnnen begangen werden / zu ſchreiben / vnd den Guͤnſtigen Leſer vor Betrug zu warnen. Auch jhm an die Hand zu gehen / vnd berichten / wie er ſolchen Betrug finden / vnd ſich davor huͤten koͤnne.

Die361Neundter Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab.

  • Das Centrum gravitatis, das iſt / den Mittelpunct derſchweren / an einen vnformlichen braͤttſtein oder andern corpore zufinden.

Es iſt ein vnterſchied zwiſchen dem centro der ſchweren vnd dem cen - tro der groͤſſe eines jeden corporis wie Pappus lehret: dann das centrum der groͤſſe iſt das jenige Punct / ſo in der mitte deß corporis, in gleicher weite von allen deß corporis extremis ſtehet. Das centrum gravitatis aber iſt das jenige Punct in dem corpore, bey welchem / ſo das corpus auffge - haͤngen wuͤrde / es alsbald ruhete / vnd auff keine ſeite ſich gegen dem Hori - zont inclinierte oder regte. Jn einer Sphæra aber iſt eben das jenige centrum gravitatis, welches das centrum quantitatis, vnd diß geſchiehet auch in allen corporibus regularibus, in irregularibus aber / kan an ei - nem andern Ort das centrum der ſchweren ſeyn / vnd wider an einem an - dern das centrum der groͤſſe. Von dem centro gravitatis hat Fridericus Commandinus einen ſchoͤnen Tractat geſchrieben. Wir wollen allhie (alle Subtilitaͤten auff die ſeite geſetzt) weiſen / wie man an einem vnformli - chen Braͤtt oder Stein das centrum der Schweren finden ſoll / das iſt ein

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ſolch Punct / wann man ein Nadel daran haͤlt / vnnd vmbtrehet / daß das Braͤtt gleich auff der Nadel ruhe vnd jnnſtehe. Diß lehret Franciſcus Maurolicus alſo verrichten: Haͤng das Braͤtt a b c d an ein Faden in o vnd c. dem Faden o c nach ziehe auff dem Braͤtt eine Lini e d, ſo wird in ſolcher das centrum der ſchweren ſeyn / nun ſolches auff gedachter Lini ferner zu finden / ſo haͤng das Braͤtt bey einem andern Punct als bey a auff / ziehe wie zuvor die Lini a b, ſolche wird die Lini c d zerſchnet - den im centro gravitatis e. Es koͤndte auch ein corpus ſo gar vnformlich ſeyn / daß ſein centrum gravitatis auſſer ſelben fiele welches geſchicht / wañ die zwo Linien ſich auff dem Braͤtt oder corpore nit einander durchſchnei -A a aden.362Neundter Theil der Erquickſtunden. den. Wer mehr vom centro gravitatis will wiſſen / leſe gedachten Com - mandinum, Baldum, Monantholium, zu foͤrderſt Archimedem, &c.

Die II. Auffgab. Ein Muͤhlſtein auff eine Nadel ſchwebend zu legen.

Diß lehret vnſer Author im XI Problemate, ehe wir aber ſeinen pro - ceß ſetzen / iſt in acht zu nemen / dz man nach vorher gehender Auffgab zuvor an dem Stein das centrum der ſchweren finde: Nach dieſem muß die Na - del gantz Winckelrecht in den Horizont geſteckt / vnd der Stein mit dem centro gravitatis darauff gelegt werden / ſo wird er / ob man jhn gleich hin vnd her beweget / doch nicht herunter fallen / oder die Nadel ſich biegen / ſie were dann vor krumb: dann ſonſten muͤſte ein ſtuck der Nadel durch das an - der dringen / welchs in der Natur vnmuͤglich. Diß ſtuͤck beruhet nur in der Wiſſenſchafft / dann wo wolte man eine ſo juſte Nadel finden / oder auff dem Stein das juſte punct / daß man dergleichen practiciren koͤndte? Weiln aber die ſpeculation hierbey ſehr luſtig vnd annemlich / will ich die demonſtra - tio auß dem Bernardino Baldo eben die Mechan: Ariſtotelis hieher ſe - tzen: Die Werckleut wiſſen wol / warumb zu rechten winckeln auffgerichte Seulen / den Laſt ſo darauff gelegt wird / ſo ſteiff tragen / allein die Vrſach wiſſen ſie nicht / warumb nemlich ſolches geſchehe. Wir wollen ſie hieher ſe - tzen: Es ſey an ſtatt eines veſten flachen vnd vndurchdringlichen Horizonts

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die Lini A B, darauff ſteht gantz Waag - recht der Balcken C D, vnd der Laſt ſo darauff ligt / ſey F G, deſſen centrum der ſchweren iſt H, deß Balcken aber C. Es ſey aber H vnd E in einer wagrechten Lini H E C, welche auff das centrum der Erden gezogen verſtanden wird. Deßwegen nun weil das centrum der ſchweren / ſo woln deß Laſts als deß Bal - ckẽs in einer perpendicularlini, ſo ruhet der gantze Laſt beeder im C, welchs nicht im I weichen kan: Dann A B wird als ein vndurchtringlicher Boden vor -gegeben.363Neundter Theil der Erquickſtunden. gegeben. Daß aber der Laſt H ſolte in C tringen / muͤſte vnter zweyen Mit - teln das eine von noͤthen ſeyn. Entweder daß der Balcken zerdruckt vnd zu - ſammen gepreſſet wuͤrde / oder eines ſeiner Theil wuͤrde durch das ander dringen / vnd wuͤrden vielerley corpora an einem einigen Ort ſeyn / als C K, da doch diß der Natur widerſtrebet / denn es faſt vnmuͤglich iſt! Dann ſo man den Balcken in drey Theil theilet mit den Linien K L, ſo wuͤrde die vnterſte Lini KC die mittele K L tragen / dieſe aber die oͤberſte L D, vnd die - ſe den Laſt ſo auff ſolcher im H liget. So halten nun die Theil einander / diß gantze aber beſtehet auß den Theilen / deßwegen der gantze Laſt von dem Balcken / das iſt / von ſich ſelbſt erhaltẽ wird! Wañ man nun hie an ſtatt deß Balcken die Nadel verſtehet / kan eben diß davon geſagt vnd demonſtriret werden / darauß dann der Leſer ſehen vnd abnemen kan / daß der Author wol etwaß / aber nicht alle Vrſachen voͤllig erzehlet / warumb der Stein muͤſſe auff der Nadel ligen bleiben.

Die III. Auffgab. Warumb ein Teller ſo getrehet worden / lang auff einer Weſſer - ſpitzen herumb lauffe?

Wir ſehen / daß mancher ein Meſſer in der Hand haͤlt / die ſpitz uͤberſich kehrt / ein Teller drauff legt / ſolchs ſtarck in der rundung beweget / daß es ſich eine geraume zeit auff dem Meſſer vmbtrehe / ehe es herab faͤllet / oder wanns außgelauffen / auff dem Meſſer ruhe / vnd dem Horizont parallel ſtehe. Die Vrſach iſt / daß das Teller nahe bey ſeinem centro gravitatis, oder gar darinnen auff der Meſſerſpitzen auffligt / ligt es gar weit davon / ſo laufft das Teller nicht vmb / es wuͤrde dann auß dermaſſen ſtarck getrehet / fiel doch bald vnd lieff nicht lang / ſo es nahend bey dem centro gravitatis auffligt / haͤlt es laͤnger / vnd macht der ſchwung / daß es eine gute weil gleichſam in der Waag erhalten wird / aber doch wanns ſchier außgelauffen / fallen muß. So es aber gar mit dem centro auffligt / laufft es am laͤngſten / vnd weil die ſchweren an einem ort deß Tellers wie am andern / muß es nach ſeinem lauff auff der Meſſerſpitzligen bleiben.

Die IV. Auffgab. A a a ijZu364Neundter Theil der Erquickſtunden. Zu machen daß ſich drey Meſſer auff einer Nadelſpitzen her - umb trehen / auß dem Authore.

Diß iſt auch bey den Kindern gemein / dann ſie ſtecken drey Meſſer an einander in der Form einer Waag / wie auß der Figur A zu ſehen / darauß

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dañ folgt / daß es Meſſer ſeyn muͤſ - ſen / mit zertheilten Schalen / ſonſt koͤndte man ſie nicht ineinander ſte - cken. So ſie nun in einander ge - ſteckt / nemen ſie eine Nadel in die Hand / vnd ſetzen die Meſſer dar - auff / wie abermal auß der Figur A zu ſehen / ſo koͤnnen die Meſſer auff der Nadelſpitzen vmbgetrehet werden. Vnd iſt die vrſach / daß nach gewiſſer betrachtung die Nadel das oͤder Meſ - ſer in centro gravitatis, vnd deßwegen auch in æquilibrio beruhet / ſo koͤnnen ſie nicht leichtlich abfallen / man gieng dann gar zu grob mit vmb / daß ſie zum fallen genoͤtiget wuͤrden.

Die V. Auffgab. Zu machen daß ein Hoͤltzlein darinn 2 Meſſer uͤber zwerch ſtecken / auff dem Finger mit ſeinẽ vntern theil ruhe / daß es nit abfalle.

Nimb ein Hoͤltzlein eines Fingers lang / vngefehr eines halben Fingers dick / ſtecke zu oͤberſt auff beyden ſeiten mit den zweyen ſpitzen die Meſſer alſo darein / daß ſie beede mit dem Hoͤltzlein ſcharffe Winckel machen / wie in vor - gehender Figur bey B zu ſehen. Strecke einen Finger auß lege das Hoͤltz - lein vnten darauff / ſo werden die beyde Meſſer vnd Hoͤltzlein alſo auff dem Finger ſchweben / vnd nicht abfallen / ſo ſie aber nicht im Gewicht bleiben wolten / weren entweder die Meſſer vnten zu weit von einander / die man dann kuͤndte rucken / oder das Hoͤltzlein were zu lang oder kurtz / welchs leicht - lich mag geendert werden. Die vrſach / warumb die 3 ſtuͤck alſo ſchwebend ligend bleiben / iſt: wir haben in der erſten Auffgab dieſes Theils geſagt / es gebe bißweilen ſo vnformlicht corpora, daß jhr centrum der ſchweren / offt auſſer derſelbigen falle / diß geſchicht hie auch: Dann geſetzt / die zwey Meſſer weren vornen bey der ſpitzen zuſam̃ geniedet oder geloͤtet / in einem ſpitzigen Winckel / vnd fuͤr ein einiges corpus gehalten / ſo wird deſſen centrum gra -vitatis365Neundter Theil der Erquickſtunden. vitatis zwiſchen die beyde Meſſer hinein fallen: Wann nun das Hoͤltzlein gedachter maſſen dazwiſchen kommet / iſt auff demſelben das centrum gra - vitatis anzutreffen. So nu das Hoͤltzlein eben ſo lang / daß zu deſſen Ende das centrum faͤllet / ſo ſchweben die Meſſer vnd Hoͤltzlein / dem Horizont parallel, iſt aber das Hoͤltzlein etwas wenigs kuͤrtzer / ſo gehen die ſpitzen deß Meſſers vornen uͤberſich / vnd die Haͤffte vnter ſich / wañ das Hoͤltzlein aber laͤnger / ſo koͤndten ſich die Meſſer nicht erhalten / weil das centrum gravi - tatis weiter gegen den ſpitzen / muͤſten deßwegen mit ſampt dem Hoͤltzlein vom Finger fallen. Eben diß gehet auch an / mit einẽ groſſen Holtz vnd groſ - ſen Gewichten. Der Author bringet ein andere demonſtration, die wir in jhrem werth verbleiben laſſen. So man ferner ein Glaß mit Tranck fuͤllet / vnd oben den Rand an ſtatt deß Fingers brauchet / das iſt / das Hoͤltzlein vor - ne auff das Glaß ſetzet / werden die Meſſer auch hangen bleiben / vnd einer das Tranck alſo außtrincken koͤnnen / welchs mit verwunderung anzuſehen. Jtem man kan das Hoͤltzlein alſo auff eine Meſſerſpitzen / oder vornen an die ſpitze eines Tiſches legen / vnd die Meſſer alſo ſchweben laſſen.

Die VI. Auffgab. Einen Loͤffel vorne bey der ďchauffel an einem Tiſch zu haͤngen / daß er nicht abfalle.

Stecke ein Meſſer ſchlims von jnnen in ein Loͤffelſtiel / daß es mit der ſchauffel einen ſtarcken Winckel macht / haͤnge den Loͤffel vornen an einen Tiſch / daß das Meſſer faſt halb vnter den Tiſch hange / ſo wird ſich das Meſſer in die ruhe begeben / vnd deß Loͤffels ende an der ſchauffel das Mit - telpunct vnd æquilibrium deß Meſſers ſeyn / daß es alſo weder uͤberſich o - der vnterſich begehret / ſondern in ſeiner erſten angenommenen ruhe verblei - ben muß / beſihe die Figur A in der folgenden Auffgab.

Die VII. Auffgab. Eine groſſe Kandel oder Stuͤtzen voll Getraͤnck mit eim Meſſer an den Tiſch zu haͤngen / daß ſie nicht abfalle.

A a a iijZiehe366Neundter Theil der Erquickſtunden.
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Ziehe durch die Handhaben ein Band / binde es oben zuſamm / daß es einem Ring gleich vmb die Handhaben gehe / durch ſol - ches Band ſteck ein Meſſer wie bey D E zu ſehen / daß es vorne auff der Kandel griff aufflige / lege das Meſſerhefft auff das en - de eines Tiſches / wie in D, ſo wird die Kan - del / wie zuvor der Loͤffel / hangen bleiben / vnd iſt hie nicht noͤthig eine newe demon - ſtration vnd Beweiß zu ſetzen / dann hierzu eben vorhergehender Auffgab demonſtration auch zugebrauchen.

Die VIII. Auffgab. Ein Eymer voll Waſſer an ein Tiſch mit einem Stab zu haͤngen / daß alles ſich ſelbs erhalte.

Der Frantzoͤſiſche Author bringet dieſe Kunſt alſo vor: Nimb ein ge - raden Stecken F G, wie in vorhergehender Figur zu ſehen / lege ſolchen oben auff deß Eymers Rand / daß er dem Horizont parallel ſey / darnach ſpreiß einen andern Stecken / mitten im Boden deß Eymers an / daß er ober der Handhaben deß Eymers den Stab F G ſtarck halte / vnd er mit ſolchem zu rechten Winckeln ſtehe. Alsdann lege das Ende F vornen an einen Tiſch / ſo wird ſich der Eymer alſo halten / vnd nicht fallen koͤnnen / dann daß er nit nach der Bleywag fallen kan / wird verhindert von dem ſtecken F G, welcher dem Horizont parallel, vnd auff den Tiſch geſetzt iſt. Es iſt zumal wun - derlich / daß / wann der Stecken F G gantz allein laͤge mit dem Ende E nur den Tiſch beruͤhren / ſo wuͤrde er herab fallen / nichts deſto weniger / weil der Eymer daran haͤnget / ſo kan weder er oder der ſtecken fallen / weil es genoͤtigt wird parallel zu bleiben.

Aber wer dieſes ſtuͤck nach deß Autoris Meynung vnd Lehr probiret / wirds nicht finden / es were dann / welchs ich nicht hoffen will / mir ſein pro - poſition uͤbel vertolmetſchet worden / dazu iſt die demonſtration auch nit tuͤchtig; dann ob der Eymer gleich der Bleyſchnur nach / das iſt / gerad vom Tiſch auff die Erden nicht faͤllet / folget doch nicht / daß er nit nach der ſchreg herab fallen ſolte / vnd iſt eben der rechte Winckel vrſach / daß der Eymer fal -len367Neundter Theil der Erquickſtunden. len muß / dann das æquilibrium alſo nicht kan genommen werden / in dem der Punct / darauff alles ruhen ſoll / zu weit vom Eymer / vnd haben wir in vorhergehenden Auffgaben geſehen / daß man nicht außrechten / ſondern auß ſpitzigen Winckeln practiciret / vnd alſo das Punct / welchs alles halten ſollen / naͤher zu dem corpori kommet. Wollen deswegen eine andere Ma - nier andeuten: Nimb ein gemein Schaff mit zweyen Handhaben / ſtoß den ſtab C B dadurch / vnd ſpreiß ſolchen mit dem Stab C K an / daß er veſt blei - be / ſo gibt B C K einen ſpitzigen Winckel / vnnd deßwegen wann in das Schaff Waſſer gegoſſen / vnd der Stab mit B auff den Tiſch gelegt wird / kan es weder nach einem rechten oder andern Winckel fallen / muß deßwe - gen hangen bleiben / nur daß der ſtab C B nicht gar zu lang oder kurtz ſey / da - mit man nicht auß dem centro gravitatis komme.

Die IX. Auffgab. Von huͤltzern Sailfahrern / warumb dieſelben von einer Hoͤhe fahren / vnd nicht herunder fallen koͤnnen.

Es iſt eine ſonderliche Kinder frend / wañ ſie ein ſchnur in der Hoͤhe an - binden / vnd herab auff die Erden ſpannen / darauff einen huͤltzern Mañ mit zweyen Bleykugeln ſtellen / vnd jhn hinab fahren laſſen. Es iſt aber die Frag / warumb er alſo vnverhindert fortfahre / vnd nicht herab falle? Antwort: Der Mann iſt von Holtz alſo geſchnitzet / daß er den rechten Fuß hinderſich

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in die Hoͤhe hebet / vnd an dem lincken Schuch vnten ein Holkehlen habe. Her - nach wird ein drot durch den Leib geſteckt vnd vnterſich gekruͤm̃et / daran 2 bleyern Kugel hangen / wie bey D E zuſehen. Nun wird eine ſchnur dem Horizont paral - lel auffgezogen / darauff ſtellet man das Bild / vnd beuget die Kugel ſo lang vnd viel hin vnd wider / daß es auff der ſchnur gerad ſtill ſtehe / ſo wird / wañ ein Lini von C in F gezogen wird / in ſolcher das centrum gravitatis ſeyn / vnd deßwegen auff keine ſeiten fallen koͤnnen. So nun eine ſchnur in der Hoͤhe an einemort /368Neundter Theil der Erquickſtunden. ort / vnd in der nidern am andern ort angebunden vnd außgedehnet wird / wie A B, auch das Maͤnlein drauff geſtellt / muß es wegen der Hohlkchlen auff der ſchnur bleiben wegen der zweyer Gewicht / auffrecht ſtehen / vnd alſo gerad fortfahren. Hiervon ſuche man Ariſtotelem vnd Baldum in Me - chanicis

Die X. Auffgab. Ob zwo ďchnuͤr zu ende eines Waagbalckens / mit gleichem Ge - wicht beſchwert / parallel von einander hangen?

Jch antworte mathematicè nein / vnd ſage / ſie hangen vnten naͤher beyſammen als oben / wiewol man wegen der kuͤrtze deß Waagbalckens vnd der Schnur / mechanicè gantz keinen vnterſcheid ſpuͤret. Daß ſie aber ma - thematicè vnd phyſicè nit parallel hangen / beweiß ich alſo: Der Waag - balcken ſey B C, daran zwo Schnuͤr mit gleichen Gewichten hangen / vnd die Waag juſt jnn ſtehe. Nun kan niemand laͤugnen / daß alles was frey vnd ohne einige verhinderung hanget / juſt auff das centrum der Erden zuhan -

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ge / ſo nun die beyde Schnuͤr B D, D E, mit jhren Gewichten gedachter maſſen auff das centrum zu der Erden hangen / daß ſo man Linien davon erſtreck - te / ſie ſich im centro A der Erden durchſchneiden wuͤrden / wann aber zwo Linien erſtreckt werden / vnd ſich auff einer ſeiten durchſchneiden / koͤnnen ſie / wie auß der X V. definition Euclidis zu ſchlieſſen / nicht parallel ſeyn: So folget nun / daß mathema - ticè von der ſach zu reden / B weiter vom C ſtehe / als D vom E, Ob dieſe Frag zwar eines ſchlechten an - ſehens iſt / ſtecket doch viel dahinder / inſonderheit bey der Architectur, wie wir hernach in der Baw Kunſt hoͤren werden. Jetzt wollen wir etwas naͤhers zu Waag vnd Gewicht ſchreiten.

Die XI. Auffgab. Mit fuͤnff vnterſchiedlichen Gewichtſteinen allerley Laſt zu waͤgen von einem pfund an biß auff 121.

Simon Jacob von Coburg in ſeiner groſſen Arithmetica fol. 244. ſchreibt369Neundter Theil der Erquickſtunden. ſchreibt alſo: Jtem einer will vier Gewichtſtein haben / damit er alle Pfund von einem an biß auff viertzig waͤgen koͤnne / das erſte muß waͤgen ein pfund / das ander 3 pfund / das dritte 9 pfund / das vierdte 27 pfund. Dann ſo er ein pfund waͤgen will / ſo hat ers. Will er 2 pfund wegen / ſo legt er in eine ſchale 3. in die ander 1 pfund. So er 4 pfund waͤgen will nimbt er 3 vnd 1. fuͤr 5 pfund legt er in eine ſchalen 9 pfund / in die ander 3 vnd eins / vnd alſo foꝛthin biß auff 40 pfund / vnd diß thun die progreſſional zahlen in tripla pro - portione. Auch wo einer mit wenig Gewicht alle Loth / von einem biß auff 32 waͤgen wolte / muͤſte er auch 4 Gewicht haben. Das erſte von einem Loth / das ander von 3. das dritte von 9. vnd weil 9. 3. vnd 1. thun 13. ſolche von 32 ſubtrahirt, laͤſt uͤber 19. das Gewicht deß vierdten ſteins. Mit 5 Gewichten mag man alle pfund von eins biß auff 100 waͤgen. Das erſte haͤlt 1 pfund / das ander 3. das dritte 9. das vierdte 27. ſolche thun 40 pfund / von 100 ſubtrahirt, reſtirn 60. die ſchweren deß fuͤnfften Gewichtſteins / ſo man aber in der progreſſion alſo fortfuͤhre / vnd nach 60 naͤme 81. koͤnd - te man vnſerer Auffgab nach alle pfund von eins biß auff 121 pfund inclu - ſivè waͤgen. Fuͤhre ich wider fort / ſo bekaͤme das 6 Gewicht 243 / vnd koͤnd - te ich von eim pf. auff 364 gelangen.

Weiln aber der gemeine Mann (vnangeſehen diß kein Schnellwaag iſt) durch dergleichen Gewicht / geſchnellt vnd leichtlich kan betrogen wer - den / ſeynd ſie in vornemen Handels Staͤdten vnd andern Orten zu fuͤhren verbotten. Hingegen aber werden an allen Orten zugelaſſen / die Ge - wichtſtein / ſo in dupla proportione einander uͤbertreffen: Dann wann man dergleichen brauchet / bleibet alles Gewicht nur in einer Schalen / vnd hat man ſich keines ſo mercklichen Betrugs zu verſehen / vnangeſehen / mehr Stein darzu von noͤthen; Dann da ich vor mit fuͤnff Steinen in tripla proportione 121 pfund waͤgen koͤnnen / muß ich in dupla, ſo viel außzuwaͤgen ſieben Stein haben / als nemlich 1. 2. 4. 8. 16. 32. 64. Nun damit zu waͤgen / zum Exempel 37 pfund / ſo lege ich ein 32. 4. 1. vnd ſo fortan.

Die XII. Auffgab. B b bVon370Neundter Theil der Erquickſtunden. Von einer Waag welche wann ſie leer iſt das anſehen hat / weil ſie juſt inn ſtehet / ſie ſey auch richtig vnd ohne falſch. Nichts deſto we - niger / wann man in ein ſchalen mehr Pfund legt als in die andre / kans ſeyn / daß ein weg als den andern die Wag noch jñeſtehe / auß Ariſtotele, Monantholio, vnd dem Frantzoͤſiſchen Authore.

Ariſtoteles der ſubtile Philoſophus thut in ſeinen Mechaniſchen Fragen einer betruͤglichen Waag anregung / welche ſich zu ſeiner Zeit die Purpurkraͤmer gebrauchet / damit die Leut vervortheilet vnd uͤber ſetzet. Der Betrug aber lage an dem / daß ein Arm der Wag laͤnger war als der ander / in der Proportz / wie eine Schale oder Gewicht ſchwerer als das ander. Zum Exempel / der eine Arm war 12 Zoll lang / der ander nur 11. Doch mit dem beding / daß der kuͤrtzer Arm eben ſo ſchwer als der lange / welche Verglei - chung dann mit Bley kan ins Werck geſetzet werden. Kurtz zu melden / die vngleiche Arm der laͤng nach / muͤſſen doch eine Gleichheit am Gewicht ha - ben / vnd gleich jnnſtehen / welchs das erſte ſtuͤck dieſer Auffgab. Darnach legt man 12 pfund in die Schalen deß kleinſten Arms / vnd 11 Pfund in die ander. Nun will ichs behaupten daß die Wag noch einen Weg als den an - dern jnnſtehen / vnd maͤñiglich / dem der Betrug nit bewuſt / ſoiche fuͤr juſt vñ recht erkennen wuͤrde. Die Vrſach nimb ich auß Archimede vnnd der Er - fahrenheit / welche lehren / daß zwey vngleicher Gewichte einander gleich auffziehen / wann ſie ſich zuſamm verhalten / wie beyde Arm der Wag / wann man das groſſe Gewicht haͤnget an den kleinern Arm / vnd das kleiner hin - gegen an den groſſen / welchs man klaͤrlich vnd in der Erfahrenheit hat an vnſerer Wage / darumb daß durch diß Mittel die vngleichheit der Gewich - ter / verglichen wird gegen der vngleichheit der Arm. Vnd ob wol die zwey Gewichter / welche man an die Arm haͤnget / in jhrer eygnẽ ſchwere vngleich / nichts deſto weniger werden ſie gleich gemacht / von wegen der vngleichen diſtants welche ſie haben von der Wagt centro. So iſt gewiß in einer ju - ſten Wag je weiter ein Gewicht von dem ende der Wage Zungen haͤnget / je leichter es beweget werde / nun haͤnget das Gewicht 11 pfund ſchwer wei - ter von der Zungen als deß Gewicht von 12 Pfunden / in der Proports 11 zu 12. ſo kan wol eine Gleichheit getroffen werden. Mir zweiffelt aber nicht /daß371Neundter Theil der Erquickſtunden. daß bey etlichen Landlaͤuffern dergleichen Betrug noch heutigs Tags zu finden. Solchem aber vor zukom̃en / iſt leicht: Dann wann man nur die Ge - wicht abwechslet in den Schalen / oder wann man mit einem Circkel die laͤn - ge der Arm miſſet / findet ſich der Mangel vnd Betrug alsbald. Jn ſolcher betruͤglichen Wag aber / wann ein Purpurkraͤmer / in die Schalen deß kuͤr - tzern Arms Purpur geleget / hat er den Kauffer vmb ein gantzes Pfund betro - gen: Was diß an einer Goltwag außtragen moͤchte / gib ich dem verſtaͤndt - gen Leſer zu erkennen. Auß bißhero gefuͤhrten diſcurs befindet man / was die gelehrten Mathematici im Sprichwort fuͤhren / waar ſeyn / nemblich / Ex inæquali æqualitas, Auß Vngleichheit eine Gleichheit! Cardanus in lib. ſubtil. lehret eine Waag von Ertz machen: Welche auch 11 Vntzen fuͤr 12 wiget / vnd doch das anſehen hat / als ob ſie gar juſt. Diß alles iſt dar - umb geſagt / daß man ſich vor Betrug huͤten koͤnne / nicht daß mans nach - mache / vnd ſo wol in Gottes als der Obrigkeit Straff falle.

Die XIII. Auffgab. Weiln nun bekannt / daß die vngleichheit der Arm an einer Waag viel außtrage / iſt ferꝛner die Frag / ob auch die vngleiche diſtants der Schalen von den enden der Arm eine differents vnd vngleichheit an der Waag cauſire vnd vervrſache?

Jch habe bißweilen in Meſſingkraͤmen geſehen / daß die Verkauffer / den Meſſen - oder kuͤpffern drot / welchen ſie / weil er zu groß vnd weitlaͤufftig ge - wunden / nit in die Wagſchalen legen koͤnnen / an den Hacken eines Arms ge - haͤnget / vnd alſo abgewogen. Nun machte es mir anfaͤnglich die Gedancken / weil der drot naͤher bey der Wagzungen als centro zurechnen / hienge / als

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das Gewicht / muͤſte der drot auch ſchweeer ſeyn als ſein Gegẽgewicht: Allein auff fleiſ - ſiges nachdencken / habe ich befunden / daß durch ſolch auff haͤngen doch eine gleichheit getroffen worden: Welches auß folgendem Exempel zu erlernẽ: Es ſey ein Wag an wel - cher die Schalen A laͤnger hange / als die Schale B, doch ſeine Schalen vnd ſchnurB b b ijzu372Neundter Theil der Erquickſtunden. zu beyden theilen in einer ſchweren. Jſt nun die Frag / ob die Waag jnnſte - he / oder aber bey A vorſchlage? Es hat das anſehen / als ſolte es vorſchla - gen / weil die Schale A weiter vom E, (als centro) dann die Schale E. Weil man ſchlieſſen moͤchte / was weiter vom centro bewegt werde / werde auch leichter beweget / als das jenige / ſo naͤher dabey / nach dem Satz Ariſto - telis. Nun ſey A weiter vom centro E als B, drumb muͤſſe A leichter be - wegt werden als B, vnd alſo vorſchlagen. Darauff zu antworten: So wiſ - ſe man / daß allhie nicht der ort A vnd B, ſondern die Punct C vnd D, reſpe - ctu deß centri zu rechnen / an welchen die Gewicht hangen / weil ſie aber in gleicher weite vom E ſtehen / vnd gleiche Gewichtetragen / muß nothwendig die Waag juſt jnnſtehen. Vnd was huͤlffe es / wann gleich die Scha - le A 50 Ein vom C hieng / vnd alle weil eine ſchweren haͤtte / es wuͤrde doch den Arm C E nicht nider ziehen. Beſihe hievon Monantholium vnd Car - danum de ſubtilitatibus.

Die XIV. Auffgab. Eine Schnellwaag / das iſt eine Waage zu machen / dazu man nur eines einigen Gewichts bedůrfftig.

Es ſeynd zweyerley Wage / Bilanx vnd Statera wie ſie Vitruvius nen - net / oder Trutina campana, nach Iſiodoro Bilanx iſt eine Wag mit zweyẽ Schuͤſſeln oder Schalen / zu teutſch eine Schuͤſſelwaag. Statera aber eine Schnellwaag / daran nur eine oder keine Schalen. Jene brauchet man zu Gold / Silber / Gewuͤrtz / Beerlein / Edelgeſtein / vnd ſubtilen theuren ſachen. Dieſe aber in groſſen Laͤſten / als da ſeynd Hew / Grommet / groſſe Kauff - mans Pallen / Faͤſſer / vnd was dergleichen / da ein zimblicher abgang wenig außtraͤget / vnd keinen mercklichen ſchaden / weder Kauffern oder Verkauf - fern bringet. Bey der Schuͤſſelwag / wie bekannt / muß man vielerley Ge - wicht groß vnd klein haben; in der Schnellwag aber / iſt ein kleines genug. Wo Pfund ſollen gewogen werden / iſt ein Pfundſtein genug / ſo man aber Centner abwegen wolte / muͤſte man einen Centner / oder halben Centner - ſtein haben. Von einer ſolchen Schnellwag / wollen wir allhie handeln.

Ein Schnellwaag hat viererley ſtuͤck / A B iſt der ſcopus, Arm / oder Waagbalcken-C D Anſa, die Handhabe oder Lade der Wag / dabey mans auffhaͤnget. A E Harpago, der Hacken daran man die Laſt haͤngt / welcheſoll373Neundter Theil der Erquickſtunden. ſoll gewegen werden / oder an deſſen ſtatt Lanx die Schale / darein man die Wahr leget. FG Æquipondium der Gewichtſtein / welcher an dem Wag -

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balcken A B in gewiſſe theil abgetheilet / kan hin vnd her geſchoben werden. Vnd iſt gewiß / daß nach dem Grund vorhergehender propoſition, je wei - ter der Stein iſt von dem C, je ſchwerer die gewogene Laſt ſey. Der gantze Wagbalcken aber A B haͤlt ſich zu dem Laſt / wie das theil a c zweymahl zu dem uͤbrigen theil deß Wagbalckens / zum Exempel / der gantze Wagbalck a b ſey außgetheilt in 22 theil oder Center / vnd a c habe ſolcher 4. ſolche 2 mahl genom̃en iſt 8. vnd der uͤbergeblibene theil an 22 iſt 14. ſo ſprich nun: 〈…〉

Es iſt aber hie zumercken / daß es eben ſoviel ſey / wann der Laſt h in e o - der in a haͤnge / nach dem Beweiß vorhergehender propoſition.

Die XV. Auffgab. Wie ein Kind vnd ein ſtarcker Mann an einer Stangen eine groſſe Laſt tragen moͤgen / jede Perſon nach der Proports jhrer Staͤrcke.

Es iſt gewiß daß auß der Schnellwag viel ſchoͤner Beweiß / in Mecha - niſchen Kuͤnſten vnd ſachen entſpringen. Wie dann auch auß deß Ariſto - telis Fundament / daß daß jenige ſo weit vom centro iſt an einem RiegelB b b iijleichter374Neundter Theil der Erquickſtunden. leichter koͤnne bewegt vnd getragen werden / als das jenige ſo nahend dabey. Nun geſetzt / es ſey ein Mann h, vnd ein Kind o, vnnd wann h ein Centner traͤgt / kan o nur 20 pfund tragen. Nun ſollen ſie an einer ſtangen eine Laſt

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tragen / iſt die Frag / wohin man ſolchen haͤngen ſoll / daß jeder nach ſeinem vermoͤgen trage? Es iſt aber bekannt auß Monantholii Mechan. fol. 91. daß ſich h zu o verhalte / wie b c zu c a. Auß welcher Proports das o an der ſtangen kan gefunden werden / fuͤr den Laſt. Theile die Stangen auß in et - lich gleiche theil / geſetzt / in 25. Nun theil auch die Zahl 25 in 2 Zahl ſo ſich zuſamm verhalten wie 20 zu 100. oder wie 1 zu 5. So kommen 5 vnd 20. darauß dann folget / daß das Gewicht in den 5 theil von dem h ſoll ins c ge - hencket werden. Auß dieſem iſt auch abzunehmen / wann zween vngleiche Ochſen an einem Joch ziehen / daß der Staͤrcker den Schwaͤchern drucke / daher die Bawren den ſtaͤrckern Ochſen kuͤrtzer anbinden als den Schwaͤ - chern.

Die XVI. Auffgab. Warumb die Bawren auff den Schnellbalcken jhrer Schoͤpffbrunnen zu hinderſt groſſe Stein oder glotzen Holtzes haͤngen.

Ariſtoteles in ſeiner 29 Mechaniſchen Frag ſagt: Weil die Arbeit im ſchoͤpffen zweyerley / die eine / daß man den Aimer in den Brunnen laſſe / die ander / daß man jhn wider herauß ſchoͤpffe. Nun ſey leichter den leeren Ai - mer hinein in den Brunnen zu ſaͤncken / als den vollen wider herauß zu he - ben. Jſt alſo / ob es gleich im hinein ziehen etwas langſamer von ſtatt gehet / ein groſſer vortheil an dem herauß ſchoͤpffen. Diß aber thut der Stein A,ſo375Neundter Theil der Erquickſtunden.

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ſo hinden auff dem Schnellbalcken b ligt: Dann durch dieſes Mittel wird dem Schoͤpffer zwar das hinein laſſen ſawer / das herauß ziehen oder heben aber leichter / vnd hilfft das Gewicht faſt mehr als der Schoͤpffer.

Die XVII. Auffgab. So ein Langer vnd ein Kurtzer an einer Stangen Waſſer tra - gen / ob einer ſchwerer trage als der ander.

Es iſt gewiß / wann zwo gleiche Perſonen an einer Stangen eine Laſt tragen / welche recht in der mitte haͤnget / einer ſo ſchwer trage als der ander / Allein wann vngleiche Perſonen / als ein Kurtzer vnd Langer / dergleichen truͤgen / fragt ſichs / ob ein jeder gleiche Buͤrde truͤge? Bernardinus Baldus in Mechan. fol. 164. beweiſt / wann die Laſt recht in der mitte herab haͤnge der Bleywag nach / vnd nicht an die Stange angebunden ſey oder vnbeweg - lich gehefftet ſey / hab kein Traͤger vor dem andern einen vortheil. Wann aber der Laſt an der Stangen ſtarck angehefftet / daß er nicht frey haͤnge / ſo trage der Laͤnger ſchwerer als der Kuͤrtzer: Dann im auffheben komme das centrumgravitatis naͤher zu dem Laͤngern als zu dem Kuͤrtzern / welchs ein ſchoͤner vnd richtiger Beweiß.

Die376Neundter Theil der Erquickſtunden.

Die XVIII. Auffgab. Zu finden wie ſchwer ein Hammerſtreich ſo mit der Fauſt ge - ſchehen / gegen dem aufflegen deß Hammers vnd der Fauſt auff die Waage.

Der Author bringet folgender maſſen einen diſcurs auff die Bahn: Julius de l Eſcale in ſeinem Exercit: contra Cardanum fol. 331. erzehlt deß Keyſers Maximiliani Mathematicus, hab auff eine Zeit ſolche Frage vorgegeben / auch ſolche auffzuloͤſen verheiſſen. So hat auch Scaliger ſolche nicht auffgeloͤſt / doch bilde ich mirs ein wie es damit eine Beſchaffen - heit. Nimb eine ſtarcke Wag wieg darauff deine Fauſt ſampt dem ham̃er / mit welchem du ſchlagen wilt / laß in der einen Wagſchalen das Gewicht li - gen / zu ſolchem lege allgemach mehr Gewicht / vnd ſchlage auff die andere Schalen / ſo lang biß der ſchlag die Gewicht / fein ſchwerlich erhebe / ſo kanſtu erfahren wie ſchwer dein ſtreich vnd eines andern Menſchen / vnnd alſo ſchließlich finden / vmb wieviel ein Menſch ſtaͤrcker als der ander / oder wie viel eines ſchlaͤge kraͤfftiger als deß andern: Dañ wie Ariſtoteles lehret / die bewegung ſo ein ſchlag macht / gibt ein groſſes Gewicht vnd zwar deſto groͤſ - ſer / je hoͤher vnd geſchwinder der ſchlag gefuͤhret wird. Ein augenſcheinlich Exempel aber zu ſehen / ſo ſetze man einen Keil auff ein Holtz / vnd drucke mit eim ſchweren Hammer hart darauff / ſo wird man jhn doch mit groſſer muͤ - he vnd arbeit nicht ſo weit hinein bꝛingen / als mit einem im ſchwung gefuͤhr - ten geringen ſchlag. Deßgleichen ſo man einen Hacken auff ein Papier ſe - tzet / wird ſie ſolches mit jhrem aufflegen nicht durchſchneiden / man ſchlage dann darauff. Ligt alſo alles an vortheilhafftiger Bewegung / ob ſie ge - ſchwind oder langſam / die geſchwinde Bewegung / wie Ariſtoteles bezeu - get / thut groͤſſern effect, zerſchlaͤgt vnd zerſchmettert ohne widerſtand / wie auß den Pfeilen vnd Buͤchſenkugeln / wie auch donnerkeulen zu ſehen / Ri - vius ſagt / gleicher geſtalt / magſt du auch in ein Wagſchalen ſo viel Gewicht ſetzen / als der Menſch mit allen Kraͤfften auff der andern ſeiten / auffziehen mag / dann zeuch ab das Gewicht deß Menſchen ſo er ſelber wigt / auß dem uͤbrigen findeſt du die proportion ſeiner ſtaͤrcke.

Die XXI. Auffgab. Einen377Neundter Theil der Erquickſtunden. Einen Nagel eins Zolls lang / laͤnger oder kuͤrtzer auff einen ſtreich in ein ſehr hartes Holtz zuſchlagen.

Weil wir in vorhergehender Auffgab / von dem Gewalt der geſchwin - den Bewegung auß dem Ariſtotele geredet / faͤllet mir ein huͤbſches ſecret ein / wie man nemlich auff einen ſtreich einen Nagel vngefaͤhr eines Zolls lang / in ein hart Holtz ſchlagen ſoll. Nimb ein ſolchen Nagel der oben eine runde Blatten hat / ſchmier jhn mit Fett / vnd auff die Blatten ſtreich wachs / kleb jhn mitten an den Hammerſchlag / heb den Hammer hoch auff / vnd thue einen geſchwinden ſtreich auff ein Brett / ſo wirſt du deinem begehren mit verwunderung gnug thun.

Die XX. Auffgab. Den Rauch zuwaͤgen / ſo von einem angezuͤndten corpore exhalirt vnd außgehet.

Wie ich dieſe Propoſition in dem Authore geleſen / habe ich etwas ſonderbares dabey zu lernen verhoffet / allein es hat ſich hernach wenig ge - funden; Was aber der Author damit vermeynet / verſtehe ich nicht. Jedoch damit nichts von deß Authoris Tractat außgelaſſen werde / will ich ſeine Meynung ſetzen / wie ſie mir vertolmetſchet worden. Laſſet vns / ſagt er / den fall ſetzen / daß ein groſſer Wagen Hew von 500 Pfunden ſey angezuͤndet / nun iſt vermuthlich / daß das Hew alles in Rauch vnnd Aſchen verwandelt werde. So waͤge man deßhalben erſtlich den Aſchen / ſo von der Kole uͤber - bleibt / die Erfahrung bezeugt / daß er auff 50. Pfund kommen werde; So iſt auch gewiß daß der Reſte der Materi nicht gantz zu nichte werde / ſondern im Rauch exhalire, So man nun von 500 weg thut 50. ſo bleiben 450 auffs wenigſt fuͤr eine ſchwere deß Reſts ſo exhaliret; vnd ob es zwar ſcheinet / der Rauch nichts waͤge / weil er außgebreitet vnd in der Lufft frey iſt / wuͤrde doch ſelber / wann er zuſamm gefaſſet / eine merckliche ſchweren haben. Hie hat der guͤnſtige Leſer das gantze Secret, er glaube darauß was jhm beliebet / wie man aber den Rauch gegen dem Lufft durch die Wag ſoll vergleichen / be - ſihe Rivium.

Die XXI. Auffgab. C c cWann378Neundter Theil der Erquickſtunden. Wann zwo Kugel gleicher ſchwere / aber vngleicher Materi / als die eine von Gold / die ander von Kupffer in zweyen glei - chen hůltzeren Buͤchſen gantz verſchloſſen legen / durchs Gewicht zu erfahren / in welcher Bůchſen das Gold lige?

Der Author formiret dieſe Auffgab etwas anders / vnd meines erach - tens zimblich dunckel / ich hab ſie nach meinem gutduͤncken auffgeſetzt vnnd auffgeloͤſt / vnd verhaͤlt ſich alſo: Es ſind 2 Cylindriſcher Buͤchſen a b c d. h i g l, in einer groſſe / tieffe vnd ſchweren / ja durchauß in allem eine wie die

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ander. Jn der Buͤchſen a c aber ſey vns vnwiſſend die Kuͤpfferne Kugel p verbor - gen / in der andern die guͤlden Kugel s, wel - che ob ſie gleich in einer ſchweren / ſeynd ſie doch vngleicher groͤſſe / weil das Gold ein ſchwerern corpus inn ſeiner Proports als das Kupffer: Nun werden die beede Buͤch - ſen vorgelegt / vnnd wir ſollen durchs Ge - wicht erfahren / in welcher Buͤchſen das Gold / vnangeſthen beyde Bůchſen / mit ſampt den Kugeln in zwo Wagſchalen gelegt / gleiches Gewichts ſeyn. So ſuchen wir an beyden Buͤchſen oben das mittel e, vnnd m, ſchlagen darein ſubtile Nadeln / ziehen Faͤden dadurch / haͤngen beyde Buͤchſen dabey auff / wann ſie nun alſo hangen / werden ſie bey c vnd i vorſchlagen. Wann diß geſchaͤhẽ / haͤngen wiꝛ an d vnd g Gewichtſtein / daß beyde Buͤchſen gleich in - nen vnd dem Horizont parallel ſtehen. Wo nun das ſchwerſte Gewicht hanget / in derſelben Buͤchſen iſt gewiß vnd vnfehlbar das Gold. Oder wel - ches geſchwinder von ſtatt gehet: Wir haͤngen nur im d ein Gewicht an / daß die Buͤchſe gedachter maſſen jnnenſtehe / eben ſolchs Gewicht haͤngen wir an g. Schlaͤgt nun das theil i vnterſich / ſo iſt in ſolcher Buͤchſen gewiß das Gold / ſchlaͤgts aber uͤberſich / ſo iſt das Kupffer darinnen. Allhie weil wir die Buͤchſe mit dem Kupffer am erſten gewogen / ſo ſchlaͤgt das i gewiß vnter - ſich: dann weil die kuͤpffern Kugel p groͤſſer als die guͤldene s. Jſt das cen - trum der ſchweren in der groͤſſern Kugel naͤher bey e, als das centrum gra -vitatis379Neundter Theil der Erquickſtunden. vitatis der Kugel s, bey m. folget deßwegen / daß der theil h i ſchwerer wer - de / als der theil b c, welchs ein ſehr artiges ſtuͤck / vnd wol in acht zu nemen.

Die XXII. Auffgab. Ohne groſſe Můhe vnd Subtilitaͤt zu erwehlen vnter zweyen Kaͤſtlein / daß jenige darinn Gold / vnd das ander dariñ Bley vnangeſehen ſie beyde von auſſen einan - der gantz aͤhnlich / vnd eine ſo ſchwer als die ander auß dem Authore.

Man liſt in Hiſtorien / daß ein Diener von ſeinem Herꝛn vnd Kaͤyſer gebeten / jhn wegen geleiſter Trew zu begnaden / als den Jenigen ſo ſonſten ſein lebtag wenig Gluͤck gehabt: Darauff jhn der Kaͤyſer in ſein Zimmer kommen laſſen / vnd jhme zwo Buͤchſen einer groͤſſe vnd ſchwere vorgeſetzt / eine mit Gold angefuͤllet / die ander mit Bley / vnnd die Wahl geben / eine zu erwehlen / vnd vor das ſeinige zu behalten: Allein der gute vnd vngluͤckſelige Knecht war nicht Mercurius, daß er jhme ſelbſten rathen / oder Lincæus, daß er durch die Buͤchſen hinein ſehen konnte. Viel ſeynd in der blinden mey - nung / man muͤſſe in ſolchem fall nur auff das blinde Gluͤck ſehen. Allein ich ſage / ein guter Mathematicus koͤnne ohne eroͤffnung der Truhen oder Buͤchſen die rechte erwehlen / ſo man jhme nur zugibet / daß er entweder ſol - che in der Lufft waͤgen / oder in Waſſer ſaͤncken doͤrffe: Dann es iſt richtig nach Archimedis demonſtration von proportion der Metallen / daß das Gold mit ſeiner ſchwere zum Bley ſich verhalte / wie 18 gegen 11. Derhal - ben man finden kan / wo das Gold vnd wo das Bley ſey: Weil aber die ſach durch ſolche proportion zufinden / wegen aller dabey vorfallenden Vnge - legenheit vnd Verhinderung / ſehr muͤhſeelig vnd nachdencklich / ſonderlich aber weil die Metall nit frey / ſondern in Kaͤſtlein eingeſchloſſen ſeynd. So wollen wir allhie eine ſonderliche vnd viel gewiſſere Erfindung / ohne zuthun deß Waſſers entdecken. Es gibt aber die Erfahrung vnd Kunſt / wann von Gold von Bley / zwey gleichfoͤrmige corpora in einer ſchweren gemacht werden: Daß das von Gold als dem ſchwerſten Metall / kleyner ſey / vnnd weniger Raum oder Platz einnehme / als das corpus von Bley / ſo groͤſſer. Nun neme man zwo Kugel / oder zwo Truhen von Holtz / oder einer andern Materi / gantz gleichfoͤrmig vnd gleicher groͤſſe vnd ſchwere. Jn der mitteC c c ijeines380Neundter Theil der Erquickſtunden. eines ieden ſolchen Truͤhleins oder Kaͤſtleins ligt eine Kugel von 12 Pfun - den / in dem Kaͤſtlein c die Bleyerne / im b aber die Guͤldene / vnd ſolchs mit dieſem beding / daß die Kaͤſtlein / mit den Metallen Kugeln auff allen ſeiten gleichſchwer ſeynd. Nun durch die Wage zufinden / in welchem Kaͤſtlein die guldene Kugeln. Nimb ein Jnſtrument / in der Form eines krummen einge -

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bognen Circkels / welchen die Drechsler vnd andere Mechanici Taſter nennen / vnnd ſtich mit jeder deſſen ſpitzen in einen theil deß einen Kaͤſtleins / wie man ſihet bey dem Buchſtaben d, darnach ſtich inn daſſelbe Kaͤſtlein mitten zwiſchen die 2. Puncten deß Circkels eine Nadel oder einen andern langen ſtefft / gewiſſer groͤſ - ſe / wie bey e k zuſehen / ans ende ſolches ſteffts haͤnge ein Gewicht g, der geſtalt / wan man das Kaͤſtlein mit dem Ta - ſter hebt / daß es in æquilibrio hangt / oder jnnſtehe / ebner maſſen verfaͤhret man auch mit dem andern Kaͤſtlein.

Vnter deſſen ſo lang der Taſter nichts begreifft von den eingeſchloſſe - nen Metallen / ſo wird ſich im Gewicht kein vnterſcheid finden / wann beyde Jnſtrument am ſelben hangen. So man aber den Taſter weiter hinein ſe - tzet / als bey f zuſehen / ſo kans ſeyn daß die beyde Spitzen deß Taſters auff den eingeſchloſſenen Kugeln ſeyn / oder aber recht zu ende der guldenẽ Kugel als in d. Wir wollen ſetzen / daß das Gewicht g ſey im æquilibrio, oder gantz außwege den voͤlligen Reſt / ſo iſts gewiß / daß im andern Kaͤſtlein / in welchem das Bley verſchloſſen: Wann man den Taſter eben ſo weit hinein ſetzet / als vor bey f, daß er die bleyerne Kugel gewiß auch begreiffe (verſtehe hie wie auch droben / wann von einem ende deß Taſters zum andern eine Lini gezogen wuͤrde / ſie durch die metallene Kugel gienge) weil ſolche groͤſſer als die Guldene / vnd das theil deß Bleyes zwiſchen f vnd n wird zu huͤlff kom - men dem Gewicht h, vnd wird leichter auff der einen ſeiten c, welches vervr - ſacht / daß das h in æquilibrium zubringen mit dem c, die weite n i nicht ſo groß ſeyn wird als e k, weil in dieſen zweyerley waͤgungen / das Gewicht b, ſo gantz Gold iſt / viel ſchwerer auff der ſeiten deß centri, vnd die Punct ſo dieWag381Neundter Theil der Erquickſtunden. Wag tragen als das Gewicht c, welchs nur ein ſtuͤck deß Bleys iſt. Der - halben muß das Gegengewicht g weiter zuruck gezogen ſeyn in h, vnd durch ſolche operation ſchlieſſen wir vnfehlbar / daß / wo die groͤſſere Diſtants der Gegengewicht von dem Kaͤſtlein / die bleyerne Kugel lige / in dem andern aber die Guldene.

Die XXIII. Auffgab. Welcher ſtreich deß Schwerts vnter dreyen / als nemlich / vornen bey der Spitzen in der mitte der Klingen / vnd hinden bey dem Haͤfft / der ſtaͤrckeſte ſey / vnd den groͤſten Schaden thue?

Es ſey ein Schwert oder Degen a b, deſſen Haͤfft a, die Spitz b, vnd das centrum der ſchwere c, vnd das theil ſo am naͤchſten bey dem Haͤfft d, ſo man nun das Schwerdt ſchwinget / finden ſich drey Circkel truͤmmer b e,[figure] c f, d g, nun iſt die Frag / bey welchem vnter dieſen der groͤſte vnnd ſtaͤrckeſte ſtreich. Es hat das anſehen / ſagt Baldus in Mechan. fol. 131. Der ſtreich in e ſey der ſtaͤrckeſte: Dann weil b a der laͤn - geſt halbe Diameter, ſo wird auch das Circkeltrum d e groͤſſer ſeyn als der an - dern keins / vnd deßwegen der ſtreich wei - ter / geſchwinter vnd ſtaͤrcker / als der an - dern keiner.

Hingegen ſcheinets / als ob der ſtreich im f der ſtaͤrckſte ſey / weil c das centrum der ſchwere deß gantzen Schwerdts / vnd alſo der ſtreich mit voller ſchwere gefuͤhret wird vnd antrifft.

Das mancher ſagen moͤchte in g geſchehe der ſtaͤrckſte ſtreich / ob gleich der ſchwung vom d ins g gering vnd langſam weꝛe / haͤtte er doch vrſach / weil er das ſchwert gleich achtet einem Hebriegel ſo in a auffligt / vnd mit gewalt drucket im b. An ſtatt aber deß Gewichts iſt die widerſtrebung deß ſo ge - ſchlagen wird in d. Die Proports aber b a zu a d, iſt groͤſſer als b a zu a c, vnd deßwegen wird der ſtreich viel maͤchtiger ſeyn im d als im c.

Dieſe dreyerley Meynung nun / welche alle mit zimblich kraͤfftigen de -C c c iijmonſtra -382Neundter Theil der Erquickſtunden. monſtrationibus behauptet zu entſcheiden / vnd die rechte darauß zu erweh - len / ſo achte ich / dz der groͤſte gewalt geſchehe auß c in f: dañ ob ſchon in dem b groͤſſere geſchwindigkeit / mangelt doch dabey das Gewicht vnd der Nach - druck. Vnd ſo man das ſchwert fuͤr einen Hebriegel laͤſſet paſſiren / werden a, b, zwo ſtuͤtzen ſeyn / welche das Gewicht in c, da das centrum der ſchwe - ren iſt erhalten. So nun das ſtuͤck b c gleich dem c a, wird in e die haͤlfft ſeyn deß Gewichts c, ſo wird der ſchlag b vmb ſo viel er geſchwinder geſchiehet / vmb ſo viel oder deſto geringer ſeyn. Das d hingegen hat mehr am Gewicht / aber am wenigſten an der geſchwindigkeit. Jm c aber iſt eine mittelmaͤſſige geſchwindigkeit / vnd kommet das gantze Gewicht deß ſchwerts darinn als im centro der ſchweren zuſammen. Auß der Erfahrenheit auch ein Exem - pel zu nemen / ſo ſihet man an den Crabaten / wann ſie die Koͤpff runder ma - chen wollen / daß ſie nicht vornen oder hinden / ſondern bey dem c vortreffen / ſonſten wuͤrden ſie jhren willen nicht ins Werck ſetzen. Man ſagt von dem thewren Vngariſchen Kriegs Helden Golonitſch / daß er in ſeines Saibels klingen Queckſilber gefuͤhret / damit wann er einen ſtreich gefuͤhrt / das Queckſilber nahend bey der ſpitz zuſamm gelauffen / vnd alſo die geſchwin - digkeit vnd ſtaͤrcke gemehret / daß er groſſen ſchaden vnter den Tuͤrcken thun muͤſſen. Diß alles aber iſt von dem ſtreich zu verſtehen / ein anders ding iſts / wann man fraget / wie die Klinge am ſchwaͤchſten oder am ſtaͤrckſten ſeyn / davon die Fechter guten Bericht geben koͤnnen auß der Erfahrung / wiewol es den Mathematicis an der demonſtration auch nicht mangelt / vnnd iſt gewiß / je weiter vom Gefaͤß / je ſchwaͤcher die Klingen / vnd je leichter ſie im ſtoß außzunemen / dann je weiter ein Laſt vom centro bewegt wird / je leichter iſt ſie zu bewegen.

Die XXIV. Auffgab. Die Schwere deß Waſſers zu finden durch ſeine Groͤſſe / vnd die Groͤſſe durch ſeine Schwere.

Dieweil / ſagt der Author, ein Cubic Zoll voll Waſſers wigt bey nahe〈…〉〈…〉 Vntz / ſo iſt offenbar / durch die multiplication, daß ein Cubic ſchuch waͤ - gen wird 170 / vnd alſo von dem Reſt. Vnd dieweil eine halbe Vntz einen Cubic Zoll machet / iſt am tag / daß ein Pfund wird machen 24 Cubic Zoll.

Diß zwar iſt der Theoriæ nach nicht vnrecht / wie es der Author pro -ponirt383Neundter Theil der Erquickſtunden. ponirt, allein in Mechanicis von kleinen quantitaͤten auff groſſe zu argu - mentirn / iſt nicht rathſam / vnd wie offt haben kuͤnſtliche Mathematici ſchoͤ - ne Viſirungen in kleiner Form juſt befunden / welche hernach in einer recht - ſchaffenen groͤſſe nimmermehr angangen / vnd jhren effect erꝛeicht.

Die XXV. Auffgab. Die ſchwere deß Laſts zufinden / welchen allerley Schiff huͤltzerne oder andere Kugel / Faͤſſer / auffgeblaſene Ballen vnd der - gleichen tragen koͤnnen.

Mit einem Wort / ſagt der Author auß Archimede, So ſchwer das Waſſer ſo jhnen in der gꝛoͤſſe gleich wiget / ſo ſchwer koͤnnen ſie tꝛagen / wann man die ſchweredeß Geſchirꝛs abzeuͤcht. Wir ſehen daß ein Faß voll Wein oder Waſſer nicht zu boden faͤllet / wann ein Schiff nicht ſo viel Naͤgel haͤtte / oder andere Laſt tragen muͤſte / welche es ſchwer machen / ſo koͤnnte es gantz voll Waſſers auff dem Waſſer getragen werden / oder mit ſo ſchwer Bley als das Waſſer wiget. Vnd nach ſolcher manier nemen die Schiffleut die Schiff von 50. oder 1000. oder 2000. Laſten / Faͤſſern / Toñen / Aimern / ꝛc. Dieweil ſie ſo viel tragen koͤnnen / oder nur ſonſten eine Laſt in gedachter ſchweren.

Die XXVI. Auffgab. Zufinden wieviel die Metall Stein / Ebenholtz / vnd andere corpora im Waſſer weniger waͤgen als in der Lufft?

Nimb ein Wag vnd waͤge zum Exempel 9 pfund Gold / Silber / Bley / Stein / Holtz oder ein ander corpus in der Lufft: Darnach begibe dich zum Waſſer / laß eben dieſelbe quantitaͤt deß Golds oder andern Metalls / oder andern corporis, an eine Wage ende hangen / mit eim Faden oder Pferds - haar / auff daß es frey im Waſſer ſey / ſo wirſt du ſehen / daß es auff der andeꝛn ſeiten / ſo viel Gewicht nicht brauchet als im Lufft: Dann weil das gantze corpus im Waſſer etwas getragen wird / kan es darinen nicht ſo ſchwer waͤ - gen als in der Lufft: Daher machet man nach Lehr Archimedis ein allge - meine propoſition:: daß ein jedes corpus im Waſſer weniger waͤge als in der Lufft / vmb die ſchweren deß Waſſers / ſo den ort / in welchem das corpus ſich auffhaͤlt / einnemen moͤchte. Als ſo das weggetriebene Waſſer ein pfund waͤge / ſo waͤge das corpus ein Pfund weniger als es in der Lufft gewogen:Wann384Neundter Theil der Erquickſtunden. Wann wir nun alſo die proportion deß Waſſers erkennen gegen den Me - tallen / ſo koͤnnen wir ſchlieſſen / daß das Gold im Waſſer allzeit bey nahe das 19 theil ſeines Gewichts verliere / das Kupffer aber das 9 theil / das Queck - ſilber den 15 theil / das Bley den 12 / das Silber den 10 / das Eiſen den 8 / das Zin den 7 / vnd etwas wenigs mehr: Die weil in der Materi der ſchweren das Gold gegen dem Waſſer deſſen platz es einnimbt / wie 18¾ zu eins / das iſt faſt 9 mal ſchwerer / das Queckſilber wie 15 / das Bley wie 11⅗. Das Silber wie 10⅖ / das Kupffer wie 9 $${1}{20}$$ / das Eiſen wie / das Zin wie / ꝛc.

Die XXVII. Auffgab. Wie es ſeyn koͤnne / daß eine Wag in der Lufft / wegen der daran gehenckten gleich ſchweren corporum gantz jnnſtehe / hernach aber im Waſſer ein corpus das ander uͤberwaͤge / vnd die Wag vngleich mache?

Wann man vorhergehende Auffgab wol in acht nimmet / iſt dieſe auch bald auffgeloͤſt: So man auff eine ſeiten an die Wag 18 pfund Gold / vnd auff die ander ſeite 18 pfund Kupffer hienge / ſo ſtuͤnde in dem Lufft die Wag inn / ſo man aber beyde corpora ins Waſſer lieſſe / wuͤrde das Kupffer vom Gold hingewogen / weil es nur das 18 theil / das iſt vngefehr ein pfund ſeines Gewichts im Waſſer verlewert / das Kupffer hingegen den 9 theil / das iſt 2 Pfund: Dannenhero wuͤrde das Gold bey nahe 17 Pfund / das Kupffer aber nur 16 waͤgen.

Die XXVIII. Auffgab. Vmb wie viel eine fluͤſſige Materiſchwerer als die ander.

Die Medici halten nicht vnrecht dafuͤr / daß je leichter das Waſſer / je geſuͤnder es ſey. Die Schiffleut ſollen auch achtung darauff geben / wegen der Schiffe / damit ſie nit allzuviel uͤberladen werden: Es iſt aber gewiß / daß ein ſchweres dickes Waſſer / mehr Laſt trage / als ein reines vñ leichters. Nun lehret der Author, ſolchs folgender geſtalt erkennen: Nimb ein Geſchirꝛ voll Waſſers / vnd ordne eine Kugel von Wachs mit Bley oder dergleichen Materi / der geſtalt darein / daß es oben ſchwimmen koͤnne: Dann durch diß Mittel iſts ſo ſchwer gemacht als das Waſſer / ſo ſie weg treibt. Hernach wann du wilt die ſchwere eines andern Waſſers examiniren / ſo iſt weiternichts385Neundter Theil der Erquickſtunden. nichts von noͤthen / als daß man in ſelbiges gedachte Kugel lege / ſo nun ſelbi - ge zu boden faͤllet / iſt das Waſſer leichter als das erſte / ſo ſie ſich weniger in das Waſſer ſaͤncke als vor / iſts ein Zeichen daß ſelbiges Waſſer ſchwerer ſey als dz erſte. Ebner maſſen welcher ein wenig Holtzes in beyde Waſſer wirfft / vnd nimbt in acht in welchem es ſich tieffer in das Waſſer ſaͤncke / kan vnbe - truͤglich ſchlieſſen / daß das jenige Waſſer das leichteſte vnter beyden ſey / in welchem das Holtz ſich tieffer vnd weiter in das Waſſer ſaͤncke.

Die XXIX. Auffgab. Zumachen daß ein Pfund Waſſer waͤge ſo viel als 10 / 20 / 30 / ja 100 / 1000 / oder mehr Pfund Bley / ob ſchon die Wag gantz juſt / gleiche Arm haͤtte vnd dero Schalen in einer ſchweren weren.

Es kommet einem frembd vor / ſagt der Author, daß das Waſſer ſo in ein Geſchirꝛ eingeſchloſſen / vnd genoͤtiget ſich außzutheilen / in welcher ma - nier man wolle / eben ſoviel waͤge / als haͤtte es in ſeiner hoͤlen ſoviel derglei - chen Waſſers aneinander. Jch koͤnnte hier bey dieſer Auffgab zu lieb vieler - ley Erfahrungen bringen / aber die Waarheit zuſagen / ich will verhoffent - lich der Sach gnug thun / wann ich nur zwo trefflicher an tag bring / ſo ich nimmermehr geglaubet haͤtte / wo ichs nicht ſelbſten practiret vnd erfahren.

Die erſte iſt: Nimb einen Stein / der ſo viel platz tinneme / als 10 / 100 / 1000 / oder mehr pfund Waſſers / vnd ſetz den fall als hieng ſolcher an einem Strick / Ketten oder Eiſern ſtangen ſtarck angehaͤfft in der Lufft. Nimb auch ein Geſchirꝛ / welches dieſen Stein vmb geben koͤnne / doch daß es jhn nicht anruͤhre / ſondern gerings vmb ſich her einen Raum laſſe / ſo weit daß darinn ein pfund Waſſers platz habe. Es iſt ein Wunderwerck / daß ſo der Stein ſoviel raums begreifft als 100 pfund Waſſers / daß ein einiges Pfund ſo in dieſes Geſchirꝛ gegoſſen / mehr waͤgen wird als 100 pfund / alſo daß man das Geſchirꝛ vnter dem Stein kaum erhalten kan.

Die ander Erfahrung iſt noch wunderſamer. Nimb ein gemeine Wag / doch daß in die eine Schalen (wiewol ſie ſoviel wieget als die ander) gehen moͤgen zehen pfund Waſſers. Darnach lege in dieſe Schalen ein corpus, ſo da koͤnne den Platz von 9 pfunden in ſich halten / haͤffte das corpus zu ende eines ſteckens oder eiſern ſpieſes an / der ſtarck in eine Mawꝛn geſteckt ſey / daßD d der386Neundter Theil der Erquickſtunden. er ſich weder auffheben oder ſonſten bewegen kan: Es iſt aber nichts daran gelegen / ob das corpus hol oder gantz ſey / nur daß es die Wagſchale nicht anruͤhre / vnd denraum der 9 pfund Waſſer jnnhalte / vnd laſſe vmbher fuͤr ein Pfund Waſſer platz / ſo man nun ein Pfund Waſſers in ſolche Schalen gegoſſen / vnd 10 Pfund Bley in die ander geleget / ſo wirſt du ſehen / daß diß pfund Waſſer gleich waͤgen wird den 10 pfunden Bleyes / welchs ohne ver - wunderung nit anzuſehen. Hingegen ſagen etliche / wann man ein Schaff voll Waſſers waͤge / vnd Viſch darein thue / ſo werde es davon nicht ſchwe - rer / diß kan ein jeder probieren.

Die XXX. Auffgab. Ein Jnſtrument zu machen / damit zu erfahren / wieviel jedes geſaltzenes Waſſer Saltz halte?

Nach dem ich vor der Zeit mit einem vornehmen K. Befelchshaber in ein diſcurs von Wag vnd Gewicht kommen / zeiget er mir eine Manier zu erfahren / wieviel ein jedes geſaltzenes Waſſer Lot Saltz hielte / welchs ich mit ſeinem conſens vnnd gutem willen hieher auch ſetzen wollen. Man macht von Holtz ein rund ablanges Gloͤtzlein / in der hoͤhe eines ſchuchs vn - gefaͤhr / wie außfolgender Figur zuſehen / geuſt vnten bey b ein wenig Bley

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darein / auff daß wann es ins Waſſer geworffen wird / das theil c in die hoͤhe ſteige vnd ſtill ſtehe. Ferner nimmet man ein Geſchirꝛ voll Waſſers / thut ein Lot Saltzes darein / eine gute weil hernach / wann nemblich das Saltz zer - floſſen vnd das Waſſer wol vmbgeruͤhret / wirfft man das Jnſtrument hin - ein / vnnd merckt mit eim ſtrichlein / wie weit das Waſſer vmb das Kloͤtzlein herumb reiche / dazu ſchreibt man eins. Eben in gedachtes Waſſer ſchuͤtt man wider ein Lot Saltz / machts wie zuvor / ſo wird das Kloͤtzlein / weil das Waſſer ſchwerer / nicht ſo tieff hinein fallen wie zuvor / deßwegen macht es ein newes ſtrichlein / dazu ſchreibt man 2. Alſo macht mans mit 3. 4. 5. 6 / ꝛc. wie auß der Figur erſcheinet. Vnd iſt durch diß Mittel das Jnſtrument zumGebrauch387Neundter Theil der Erquickſtunden. Gebrauch verfertiget. So dir nun Saltzwaſſer vorkommet / vnd du erfah - ren wolteſt / wieviel es Saltz hielte / ſo wirff das Jnſtrument darein / ſihe wie weit es ſich ins Waſſer ſaͤncke / ſo wirſt du die Zahl deß Jnhalts darauff fin - den / welchs wol in acht zu nemen.

Die XXXI. Auffgab. Ob ein Centner Bley ſchwerer zu tragen / als ein Centner Federn?

Weiln das Bley ein ſehr ſchwer / die Federn hingegen ein ſehr leichtes corpus haben / pflegt man biß weiln einfaͤltige Leut ſchertz weiß zu fragen / ob ein Centner Bley ſchwerer als ein Cent. Federn? Ob diß zwar ein ſchimpff - liche Frag / hat ſie doch in receſſu noch nachdenckens genug / dem waͤgen zwar nach (wie einem Kind bekant) iſt eines ſo ſchwer als das ander / allein den corporibus nach findet ſich ein groſſer Vnterſchied / vnd iſt mehr Er - den vnd weniger Lufft in dem Bley / als in einem corpore ſo ſubtile poros vnd nit gar lucker / in den Federn aber weniger Erden vnd mehr Lufft / dann weil die Federn hol / iſt darinnen viel Luffts / ſo ligen auch die Federn ſonet nicht aneinander / daß nicht viel Luffts dazwiſchen kommenſolte. Jtem das Bley hat von dem Lufft als ein kleines corpus, im waͤgen weniger behuͤlff / als die Federn / welche ein groͤſſers theil Lufft tragen hilfft. Wir ſehen an den Voͤgeln / wann ſie die Fluͤgel weit außbreiten / ſtiller im Lufft ſchweben / als wann ſie dieſelben nahend zuſamm halten / weil ſie mehr Lufft zum be - huͤlff als ſonſten / gleichesfals was eng zuſamm gedrungen / gehet im Waſ - ſer leichter zu grund / als was weit außgebreitet iſt. Der Schwan / daß ich ein augenſcheinlich Exempel gib / ſitzt gantz vnbeweglich vnnd ohne rudern mit den Fuͤſſen / weil er ein weit außgebreitet corpus hat / daran viel Federn / welche innwendig hol / vnd jhn alſo auff dem Waſſerleicht machen / da hin - gegen ein Hirſch mit allen Fuͤſſen ſtarck arbeiten muß / wenn er ſich auff dem Waſſer will erhalten. Auß welchen Gruͤnden allen gewiß / wann ein Cent - ner Federn zuſam̃ geyreſſt wuͤrde / daß die Kihl daran alle zerquetſchet / vnd dazwiſchen der Lufft außgetrieben wuͤrde / ſie weniger als einen Centner hernach waͤgen wuͤrden. Alſo daß nicht ſo viel irꝛdiſcher Materi an eim Centner gantzen Federn / als an eim Centner Bley. Vnd wann man ſagt /D d d ijdieſe388Neundter Theil der Erquickſtunden. dieſe Federn ſeynd ſo ſchwer als dieſes Bley / muß doch dabey in acht genom - men werden / daß mehr Lufft bey jenem als bey dieſem / vnd wann im waͤgen der Lufft die Federn nicht tragen huͤlffe / daß ſie leichter weren als das Bley. Nun aber auch auff vnſere Frage zukommen / ob ein Centner Federn leich - ter zutragen als ein Centner Bley / ſo ſeynd viel der meynung / ein Cent - ner Federn ſey leichter zutragen als ein Centner Bley / Vrſach / mehr Luffts vmbgebe die Federn als das Bley / deßwegen die Federn im tragen leichter wuͤrden als das Bley / bey welchem der Lufft weniger tragen helf - fe Dieſe Vrſach hat anfangs ein feines anſehen / allein wann man ſolcher tieffer nachſinnet / haͤlt ſie den ſtich nicht. Dann eben der Lufft der vnter dem waͤgen die Federn tragen helffen / der hilfft auch / wann man die Federn von dannen traͤget / alſo daß ſie deßwegen / vmb kein Lot geringer zu tragen / als das Bley. Ja ich ſage / das Bley ſey leichter zu tragen: Dann erſtlich / ſagt Ariſtoteles in Mechanicis, was beſſer kan gefaſſet werden / wird auch leichter getragen / das Bley kan beſſer gefaſſet werden als die Federn / drumb wirds leichter getragen. Zum andern / was naͤher beyſamm / kan leichter vnd beſſer getragen werden / als was weit außgebreitet / das Bley iſt nahend beyſamm / die Federn aber weitlaͤufftig / vnnd das hin vnd wider be - wegen den Traͤger mehr belaͤſtigt / drumb kan es leichter getragen werden. Vrſach iſt / wann wir auff den Rucken das centrum nemen / breiten ſich die Federn davon weiter auß / als das Bley / vnd wird die Bewegung der Fe - dern ſtaͤrcker als deß Bleyes. Jſt alſo meine endliche meynung / ein Centner Bley leichter ſey zu tragen als ein Centner Federn. Beſihe Baldum in Mechan. fol. 158.

Die XXXII. Auffgab: Warumb ein duͤrrer Menſch ſchwerer ſey als ein Faiſter.

Rivius gibt hiervon folgenden Bericht / wann er ſagt: Es moͤchte ſich einer verwundern / auß was Vrſach ein magerer Menſch von Leib ſchwe - rer were / dann ein Faiſter / doch daß ſie gleicher groͤſſe ſeyn / ſo doch das die Vrſach iſt / daß die Bein ſatter vnd dichter ſind / dann das Fleiſch / inn glei -cher389Neundter Theil der Erquickſtunden. cher geſtalt iſt auch ein nuͤchterer Menſch ſchwerer / als ſo er viel geſſen vnd getruncken hat / das dem Vnverſtaͤndigen vnglaublich iſt / aber natuͤrlicher weiß probirt wird / vnnd die Erfahrniß anzeigen mag / dann die lehlichen Geiſter / vnd Spiritus im Leib / vermehren ſich / dadurch der gantze Coͤrper erleichtiget wird. Gleicher Vrſach iſt auch ein Froͤlicher / Leichtfertiger dann ein Trawriger / vnd ein todter Coͤrper viel ſchwerer / dann ein Lebendi - ger / So mag ſich auch ein Menſch zu einer Zeit ſchwerer oder leichter ma - chen: Dann ſo er den Athem inn ſich faſſet vnnd anhaͤltet / iſt er leichter / dann ſo er jhn von ſich blaͤſet / Solcher geſtalt ſchwimmet auch ein Blattern oder Blaſen im Waſſer / wann ſie voll Winds iſt vnd auffblaſen / ſo aber ein Loch darein geſtochen / vnd den Wind herauß gelaſſen / faͤllet ſie zu boden. So wir nun / dieſen natuͤrlichen dingen mit fleiß nachtrachten / die vrſachen alle erkuͤndigen wolten / finden wir gemeiniglichen gewiſſe Vrſachen / die vns nit wenig anweiſung geben / der Natur in mancherley kuͤnſtlichen dingẽ / auffs hoͤchſt vnd fleiſſigſt nach zuſinnen / welchs wir dann bißher in acht ge - nommen / vnd auch ins kuͤnfftig thun wollen.

Die XXXIII. Auffgab. Warumb alte Leut von noͤthen haben / ſich auff einen Stecken oder Krucken zu legen.

Allhie will ich eine mechaniſche vrſach anzeigen. Es ſeynd jhnen die Glie - der ſehr ſchwach / daß ſich jhre Knie etwas vorſich biegen / vnd weil das cen - trum der ſchwere im thorace iſt / ligt der meiſte Laſt auff den Knien / welche von Natur ſolche zu tragen vntuͤchtig: Dann ſolchs die Fuͤſſe verrichten ſol - len: Derwegen nun wañ ſie ſich halten wollen / muͤſſen ſie ein fulcrum oder flecken brauchen / welcher dem Knie zuhuͤlff kommet / vnd das corpus tragen hilfft. Alſo hat der Menſch vor andern Creaturn ſeine ſonderliche beſchwer - nuſſen: Denn von Anfang iſt er vierfuͤſſig / in dem er auff Haͤnden vnd Knien kreucht / ſo er erſtarckt / wird er zweyfuͤſſig / in dem er auffrecht daher gehet. Jm Alter ſo er den ſtecken zuhuͤlff nimmet / wird er drey fuͤſſig / vnd wann er endlich zwo Kruͤckẽ braucht / wider vierfuͤſſig. Vnd diß war Sphingis Raͤtzel.

Ende deß Neundten Theils der Erquickſtunden.

D d d iijDer390Vorrede.

Der Erquickſtunden zehender Theil / darinnen XLVIII Auffgaben vnd Fragen / den motum oder Kuͤnſtliche Bewegung betreffend.

VOn dem motu oder Bewegung aller ding nach Noth - durfft zu handlen gibt ſich eine ſolche meng allerhand ſubtiler Betrachtungen davon an die Hand / daß ich kaum was zu erſt oder zu letzt / oder was endlich ſoll geſchrieben werden / finden kan / etwas weniges allein an dieſem Ort herfuͤr zu bringen / kan man nicht genug wundern / daß der Allmaͤchtige die Him̃el / Soñ Mond vnd Sterne in gewiſſer Bewegung erſchaffen / ſo fort vnd fort waͤret vnd weil Him̃el vnd Erden ſteht nit auffhoͤret / es wolle dann Gott ein ſonderbar Wunderwerck erzeigen / wie Joſ. am 10. 12. da Joſua die Sonn vnd den Mondhieß ſtill ſtehen im Thal Ajalon biß ſich das Volck an ſeinem Feind rechnete. Durch die Bewegung wird der Menſch gezeuget geborn / durch die Bewegung waͤchſt er / iſſt / trinckt / ſihet / hoͤret / riechet / ſchmaͤcket / taſtet vñ redeter. Ja alles ſein thun vnd laſſen geſchiehet durch die Bewegung / ſo bald aber ſolche ein ende hat / muß ſich auch das Menſchliche Leben zugleich mit enden / durch die Bewegung nemen die Gewaͤchs vnnd andere Sachen alle ab vnd zu. Was ſubtiles Ariſtoteles der Wunderman von der Bewegung geſchri - ben iſt den Gelehrten bewuſt / ſo iſt auch / daß die Betrachtung der Be - wegung / viel ſubtile ding zuverſtehen / ſehr nůtzlich nicht vnbekañt. Es ſeynd vor der Zeit / natuͤrlicher Geheimnuß vnerfahrne Leut geweſt / welche theils vermeynet / es ſey wider alle Menſchliche Vernunfft vnd vnmuͤglich daß es Antipodes gebe / das iſt / daß Menſchen vnter vns auf Erden wohnen koͤnnten: Vrſach ſie auff der Erdkugel nit fuſſen / ſon - dern in den Himm̃el fallen muͤſten / theils aber ſo gewiß gewuſt daß An - ripodes ſeyn / vnd doch wie ſie auff der Erdkugel hafften koͤnnten nit vr - ſach geben moͤgen / damit ſie aber etwas auffs wenigſt auff die Bahn braͤchten / haben ſie vorgeben / der Menſch vnd andere lebendige Crea - turen / auff der Erdkugel / nicht anders als die Omeiſen / welche ſich mit jhren ſubtilen Haͤcklein an den Fuͤſſen anhalten herumb kriechen. Aberwie391Vorrede. wie leicht kan der jenige ſo wegen der Bewegung Natůrlicher ding gu - ten Grund hat / ein ſo vngeſchwungenen Jrꝛthumb widerlegen vnd zu nicht machen: Dann es iſt nit vnverborgen / daß der Allmaͤchtige alle ding nach der ſchwere oder leichte erſchaffen / vñ die Natur gebe daß in natuͤrlichen Bewegungen das ſchwere vnterſich gerad zum centro das leichte aber vom centro uͤberſich von ſich ſelbſtẽbegere. Hingegen aber durch eine gezwungene Bewegung das ſchwere in die hoͤhe / das leich - te aber nider getrieben werde: Dann ein Vogel kan ſich durch die kraͤffte ſeiner Fluͤgel / mit ſeinẽ ſchweren Coͤrper in die Lufft ſchwingen / motu nimirum animali wie jhn die Gelehrten nennen / Alſo eine Feder ſo ſonſten wegen jrer leichtigkeit uͤber ſich begeꝛet / muß vom Lufft herun - ter fallen / ſo ſie an einen ſtein gebunden vnd alſo genoͤtiget wird Damit wir aber zu vnſerer antwort gelangen / ſo iſt auch gewiß / daß je ſchwe - rer ein corpus iſt / je ſchneller vnd geſchwinder es vnterſich begeret / dar - auß nun zu ſchlieſſen / daß die Menſchen vnd Thier / als die ſchwere Coͤr - per haben / alle zu vnd nit vom centro begeren / oder davon gegen dem Himmel fallen koͤnnen / vnd diß durch die natůrliche Bewegung / hin - gegen ſo eine Mine geſprenget wird / kans ſeyn daß ein Menſch zimblich hoch von dem gewalt deß Pulvers geworffen wird / aber doch weñ der gewalt deß ſtoſſes deß Pulvers ſich endet / muß doch der Menſthliche Coͤrper vnd was ſonſten von ſchwerer Materi in die hoͤhe getrieben / wider zu ruck auff die Erde fallen. Ferner durch die Wiſſenſchafft vnd Verſtand der dreyerley Bewegung als der Natuͤrlichen Gezwungen vnd auß beyden Vermiſchten / kan ein Buͤchſenmeiſter wann er Gra - naten oder andre Kugel in eine Veſtung werffen ſoll / gewiß werffen vnd groſſen ſchaden thun: Dann wie in dem XI. Theil folgen wird / in eim ſolchem Wurff / die gedachten dreyerley Bewegungen ſich ereyg - nen / wann nun ein Coneſtabel dieſe verſtehet / kan er leichtlich die Ku - gel in die naͤhen ferꝛn oder dazwiſchen werffen. Drittens wir wiſſen daß man mit einer Schleuder oder Schlingen / einen Stein viel weiter wirffet vnd treibet / als ſchlecht mit der Hand / ein Bawer weiß ſolchs auß Erfahrenheit / aber Vrſach der fernen Bewegung zugeben / iſt jhm vnmuͤglich. Ein Einfaͤltiger dem die Erfahrenheit vnbekannt moͤchte vielmehr ſtatuirn, mit der bloſſen Hand ein Stein weiter zuwerffen we - re / als mit einer Schleuder: Dann wann man den Stein mit der Hand werffe / habe man nur einen Laſt nemlich den Stein zu bewegen / ſo aber die Schleuder dazu komme muͤſſe man zween Laͤſt bewegen. Nun ſeyaber392Vorrede. aber ein Laſt leichter zu bewegen als zwo. Jtem was beſſer vnd ſteiffer koͤnne gefaſt werden / koͤnne auch weiter geworffen werden / nun koͤnne man den Stein mit der Hand ſtaͤrcker ergreiffen vnd faſſen als mit der Schleuder / vnd deßwegen jhn mit der Hand allein weiter werffen / als mit der ďchleuder. Solchen Einwuͤrffen nun zu begegnen muß man andere vnd beſſere Gruͤnde hingegen ſetzen: Wollen derer nur zween geliebter Kuͤrtz halben allhie gedencken der eine iſt: Daß man nemlich das einmal bewegte corpus, leichter bewegen kan als das Vnbewegli - che / als zum Exempel / wann ein Wagen im lauff were / koͤnnte jhme ein Kind mit der Hande ein ſtoß geben / daß er noch weiter lieffe als wann der ſtoß nicht geſchehen / da doch einem Kind vnmůglich were / anfaͤnglich den Wagen von ſich ſelbſt zu bewegen. Nun wird der Stein in der ďchleuder ſo lang in dem Circkel herumb getrieben vnnd bewegt biß man die Schleuder mit dem einen theil fahren laͤſſet / vnnd der Stein mit vortheil geworffen wird. Der ander iſt / was weit vom centro bewegt wird / wird leichter bewegt vnd weiter geworffen / als das jenige ſo nahend dabey wie Ariſtoteles in Mechanicis lehret. Nun ſo der Stein auß der Hand geworffen iſt / vnd man die Wurtzel deß Arms fuͤr das centrum rechnet / wird der Stein nicht ſo weit vom ſelben centro bewegt / als wann er mit der Schleuder were geworffen worden. Da - zu muß man ein Jnſtrument wie dergleichen auch ein Schleuder iſt / nit fuͤr eine Laſt haltẽ ſondern fuͤr ein Werckzeug / damit ein Laſt geworf - fen wird / ꝛc. Was ſonſten fůr wunderliche vnd vnglaubliche Sa - chen / durch die geſchwinde vnd vortheilhafftige Bewegung koͤnnen zuweg gebracht werden / will ich biß in jetzt folgenden Theil verſchie - ben / darinn allerley vortheilhafftige vnd wunderliche Bewegungen zu finden vnnd anzutreffen wir laſſen es hie dabey bewenden / daß die Erkaͤnntnuß der Bewegungen / zu vielen dingen nuͤtzlich vnnd dienſt - lich ſeye.

Die393Zehender Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Warumb ein Piqua oder ſonſt lange Stange / bey dem Ort ergrief - fen ſchwerlich koͤnne auffgehaben werden?

Der Spieß oder Stange ſey a b, iſt die Frag / wann man ſie mit der Hand bey dem ende a ergreiffe / warumb der theil c b ſchwer zu erheben? Wann bey d ein Fulcimentum oder Stuͤtze ſtuͤnde / vnd der Spieß a b alſo

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darauff laͤge / were er in æquilibrio, das iſt / in gleicher Wage / hingegena - ber wann die Stuͤtze ſtuͤnde im c, wert eine geringe Proports zwiſchen a c, vnd c B. Muͤſte alſo der gewalt in a das Gewicht b zu bewegen / ſehr groß ſeyn. Alſo wann der Spieß mit der Hand bey a c trgriffen wird / vnd auſſer dem ſchwung das theil c b, ſoll bewegt werden / braucht es groſſe ſtaͤrck: Dann der Zeigerfinger kommet ins c, vnd iſt an ſtatt der ſtuͤtzen darauff der Spieß ſoll bewegt werden. Die Macht aber das theil zu heben / iſt im a, das iſt in der jnwendigen Hand bey dem aͤuſſerſten theil. Deßwegen iſt a b der Riegel / deſſen ſtuͤtzen c. das Gewicht b, der Gewalt oder Trieb a weiln aber b a zu a c ein ſehr groſſe Proportion a hat / ſo muß auch die Macht oder Ge - walt / das Gewicht c b zu erheben ſehr groß vnd ſtarck ſeyn. Darauß auch erfolget je weiter man uͤbers c biß ins d hinauff greiffe / je leichter der Spieß koͤnne auffgehaben werden.

Die II. Auffgab. Wann ſich ein Menſch bucken will / etwas von der Erden auffzuheben ſetzt er den einen Fuß vorſich / iſt die Frag / was die vrſach ſey?

Es ſey ein Mann a b c d, deſſen Schenckel b c, e d, das centrum aber der ſchwere e. Dieſer ſoll die Kugel f von der Erden f c h d auffheben / Es ſey ein Wagrechte Lini gegen dem Horizont g h, ſo durch das centrumE e egravi -394Zehender Theil der Erquickſtunden.

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gravitatis e ſtreiche / Vnnd diß verſtehe wann der Menſch auff - recht ſtehet / ſo er ſich nun gegen f beugt / die Kugel zulangen / bewegt er ſein obers theil auß dem centro gravitatis, nemlich von der Wag - rechten Lini g h. Muͤſte alſo vor ſich fallen wo er den Schenckel c nicht vor ſetzte / vnnd alſo ein new centrum der ſchweren ſuchte / be - ſihe Baldum in Mechan. fol. 174.

Die III. Auffgab. Einen zimblichen dicken Stab auff zweyen Glaͤſern ſo voll Waſſers / mit einem andern Stecken zu zerſchmeiſſen den Glaͤ - ſern ohne ſchaden / vnnd daß das Waſſer nicht verſchuͤttet werde.

Setz 2 Stuͤel einer hoͤhe neben einander / 4 oder 5 Schuch weit / inn der mitte ſetz auff jeden ein Glaß voll Waſſer / es muͤſſen aber auch beyde

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Glaͤſer inn einer hoͤhe ſeyn / leg einen duͤrren Stab 2 oder 3 Finger dick auff die Glaͤſer / daß ſie nur auff einer ſeiten an Rand auffligen / wie auß der Figur zu ſehen. Nimb einen andern ſtarcken Stab / ſtehe mitten vor den Stab / doch nicht allzugenaw dazu / damit du einen ſtarcken ſtreich fuͤhren koͤnneſt. Heb den Stab hoch auff / vnd thue ei - nen ſtarcken ſtreich mitten auff den ge - legten Stab / ſo wird er (ſo er von duͤrrem vnd nicht zaͤhen Holtz) in der mit zerbrechen / vnd keinem Glaß ſchaden zufuͤgen.

Die Vrſach iſt / weil man auff das Ort / welchs am ſtab das ſchwaͤchſte iſt / ſchlaͤget: Dann die theil der Glaͤſer / darauff der ſtab ruhet / wie centra ſeynd / vnd in der mitte das Ort iſt / da man am weiteſten den Stab kan vonbeyden395Zehender Theil der Erquickſtunden. beyden centris ruͤhren: So kan nun der ſtreich wegen deß groſſen gewalts nicht tawren / ſondern durchdringen / hingegen weil die Glaͤſer weit vom ſtreich / empfinden ſie keinen gewalt: So man aber nicht mitten auff den ſtab ſchluͤge / breche das Glaß welchs dem ſchlag am naͤchſten / vnd wann der geſchlagene ſtab nicht mit breche / wuͤrde auch das weitere Glaß brechen. Ebner maſſen / ſo man einen Stab auff dem Knie mit beyden Haͤnden zer - bricht / iſt der groͤſte gewalt bey den Haͤnden / vnd das Knie empfindet wenig / weil die Bewegung weit davon / vnd von auſſen her geſchiehet.

Die IV. Auffgab. Einen Stab oder groſſes Marckbein auffzweyen Stro - halmen zu zerſchlagen.

Laß jhr zween jeden einen Strohalm doppelt zuſamm gefaſſet in Haͤn - den halten / lege einen Stab / daß er bald zu ende auff beyden Strohalmen ruhe / ſchlag wie zuvor mit einem ſtarcken ſtab geſchwind vnnd ſtarck mitten darauff / ſo bricht er / den Strohalmen ohne ſchaden / die Vrſach wird kurtz auß vorhergehender Auffgab genommen. Alſo kan man auch ein groſ - ſes Marckbein auff zweyen Strohalmen mit einem ſtarcken Meſſer zer - ſchlagen / welchs auch auff einem Tiſchtuch oder der Hand geſchehen kan / ſo das Bein mit vortheil vnd geſchwindigkeit in der mitte getroffen wird. Die Hand aber empfindet wenig / weil der ſchlag in das Bein gehet / vnnd ſeine ſtaͤrcke darinn verlieret.

Die V. Auffgab. An einem gemeinen Hafen / ein zimblich groſſen Bruͤgel zu zerſchlagen.

Nimb einen gemeinen jrꝛdenen Hafen / darein vngefaͤhr ein viertel geht / vnten bey dem Rand ergreiff jhn ſtarck mit der lincken Hand / den Bruͤgel faß in die Rechte / vnd thue bey der mitte deß Bruͤgels einen ſtarcken ſtreich auff deß Bodens Rand ſo in die hoͤhe gegen dir ſtehet / daß du jhn nur an ei - ner ſchaͤrffe antreffeſt: So wird er / wo nicht in einem / doch in etlichen ſchlaͤ - gen zerſpringen. Hie wird der Hafen das Fulcimentum oder die Stuͤtze / der Bruͤgel aber der Riegel / weil ſolcher nur mitten auff die Stuͤtze geſchla - gen / vnd die Macht der Fauſt gleich iſt dem Gewicht / empfindet der HafenE e e ijwenig396Zehender Theil der Erquickſtunden. wenig vom ſtreich / der Stab aber muß inn der mitte als dem ſchwaͤchſten Ort brechen.

Die VI. Auffgab. Vom Palln vnd Kugelſpiel mit den Schlaͤgelein vom Giogette mit den Loͤffeln Paille. maille vnd andern Spielen.

Es moͤchte mancher Sorgfaͤltiger allhie fragen / ob auch die Matheſis etwas mit den Spielen vmbgienge / oder etwas dabey verrichten koͤnnte? Denen iſt zu antworten / daß erſtlich diß Spiel ſeynd / damit ſich Koͤnige Fuͤrſten vnd Herren delectiren; Zum andern / daß ſie wegen der Bewe - gung dem Menſchlichen Leib geſund / Drittens / daß die meinſten Vortheil darinnen jhren Grund / Vrſach vnd Beweiß auß der Matheſi haben. Ge - ſetzt nun es ſolte einer mit der Kugel a die Kugel b ſo kuͤnſtlich antreffen / daß ſie nit gerad der Lini a d nach in d lieffe / (welchs leichlich ein jeder thun kan) ſondern von b in c, vnd die Kugel c weg ſteche. Hierauß ſihet man / dz derglei - chen Bewegungen / entweder nach einer geraden Lini / oder aber nach der re - flexion geſchehen / wie jenes am a d, dieſes aber am a b c zuſehen: Denn wie in flachen vnd holen Spiegeln / die Figuren ſo man ſihet / ſich entweder nach einer geraden Lini / oder aber durch die reflexion entwerffen / alſo kan man auch durch die proportion gnugſam beweiſen die Bewegung einer Ku -

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gel / mit Geometriſchen Linien vnnd Winckeln / wiewol wir nicht in Abred ſeyn / daß in dergleichen Spielen / die Vbung / Erfahrenheit vnnd fleiſſiges Nachdencken / mehr bey der Sach thu als alle præcepta, jedoch werden die axiomata, welche wir ſetzen wollen / wann ſie zu der Vbung ſtoſſen / groſ - ſen Vorſchub vnd vortheil geben.

Das erſte Axioma.

Wann ein Kugel die ander ſtoͤſſet / oder ſo ein Schlegel eine Kugel trei - bet / ſo erfolget die Bewegung / nach der rechten Lini / ſo gezogen wird durch die centra beeder Kugel vnd das Punct deß anruͤhrens. Deßwegen weildie397Zehender Theil der Erquickſtunden. die Kugel a angetroffen / die Kugel b im o, gehet die Lini durchs centrum beeder Kugel vnd das punctum deß anruͤhrens o ins d, vnd muß die Kugel ſo nach der Lini a d geſtoſſen ins d lauffen. So aber die Kugel a die Kugel b im b angetroffen haͤtte / gieng die Lini durch beyde centra der Kugel b, c, vnd a das Punct deß anruͤhrens nach c, vnnd muͤſte die Kugel b die Kugel c fortſtoſſen.

Das ander Axioma.

Jn allerley Bewegungen / wann ein Palln oder Kugel an einer Mau - ren / Bret / Pflaſter / Raget / ꝛc. widerſpringet / iſt der angulus incidentiæ, das iſt der Winckel deß anpꝛaͤllens gleich dem angulo reflectionis, oder dem winckel deß widerpraͤllens / wie auß der Figur zuſehen. Hierauß iſt nun leicht - lich zuſchlieſſen / in welchen Punct man die Mawrn oder Brett / ꝛc. muͤſſe mit dem Palln oder Kugel antreffen / daß ſie an das begerte Ort ſpringen.

Zum andern / wie man eine Kugel moͤge an die ander werffen / daß ſol - che die dritte treffe / welchs doch nicht allzeit ſeyn kan: Dann die dritte Kugel mag geſtellt werden / daß ſie mit der mittlern nimmermehr zu treffen. Zum Exempel / mit der Kugel f, die Kugel a alſo zu treffen / daß ſolche die Kugel o ruͤhre / iſt faſt vnmuͤglich / dann ſonſt muͤſte die Kugel a getroffen werden daß ſie zu rucklieffe / welchs nicht ſeyn kan / es wert dann daß einer ſo gewiß were / die Kugel f in die hoͤhe wuͤrffe / daß ſie im herab fallen / die Kugel a bey a an - treffe / ſo muͤſte ſie zu ruͤck lauffen / vnd diß deſto weiter / je naͤher die Kugel bey dem hoͤchſten polo angetroffen wird / ꝛc.

Drittens / kan man eine Kugel oder Palln hintreiben wo man will / auff die ſeite / nach der laͤng / hinterſich vnd fuͤrſich: Allein weil die reflexion, in dem motu locali nicht ſo gewiß angehet / vnd getroffen werden kan / wie in den ſtrahlen deß Liechts / ꝛc. muß man der Vngewißheit mit der Vbung vnd geſchickligkeit helffen / auch den mangel mit dem fleiß corrigirn vnd erſetzen.

Die VII. Auffgab. Warumb ein Palln ſo von oben her auff eine ebne Flaͤch faͤllet / welche dem Horiz ont parallel, im rechtem Winckel wider in die hoͤhe ſpringe / wann er aber auff eine ſchraͤge flaͤ - che faͤllet / in vngleichen Winckeln ein ſolch Taͤichlein ruͤhre?

E e e iijJn398Zehender Theil der Erquickſtunden.

Jn vorhergehender Auffgab hat der Author von dem Palln diſcurirt, ſo an eine Wand geſchlagen wird / wir wollen auß Baldo in Mechan. fol. 183. hinzuſetzen / was beſchaffenheit es mit einem Palln habe / der Winckel halben / wann er von der hoͤhe nach einer geraden Lini auff die Erde faͤllet. Es iſt aber gewiß / wann er ſolcher geſtalt auff das Paviment im Pallnhauß faͤllet / daß er nach einer Wagrechten Lini widerſpringe. Es ſey / ſagt Baldus, dergleichen Flaͤche a b auff welche auß c der Palln d i l Wagrecht falle in e. Sein centrum der ſchwere aber ſey im f. So nun durch c e zu rechten

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Winckeln ein Flaͤche gezo - gen wuͤrde / zerſchnitten ſie den Palln in zwey theil glei - cher ſchweren / deßwegen kan er auff keine ſeite: Son - dern muß wider gerad uͤber ſich ſpringen.

So aber die Flaͤche dem Horizont nicht parallel wie im Pallnhauß die Daͤch - lein / allhie mit der Lini g h verzeichnet / ſo ſpringet der Palln nicht Wagrecht vom Daͤchlein in die hoͤ - he / vnangeſehen er den angulum reflexionis dem angulo Incidentiæ mit ſolchem fall gleich machet. So nun der Palln auff g h faͤllet / wird er nicht wie zuvor mit dem Punct e anfallen / ſonſten muͤſte g h ſeyn wo a b ſtehet / ſondern mit dem Punct i. Nun wird auß i ein Lini ins centrum gezogen i f, welche laut der 18 Auffgab deß 3 Buchs Euclidis mit i h ein rechten Winckel machet. Ferner wird die Lini i k der Lini c e parallel gezogen. So ſpringet nun der Palln nicht gleichfoͤrmig wider: Weil die ſtuͤck k d l e i vnd i k ſehr vngleich / vnd i k den Palln nicht in zwey gleiche theil theilet wie zuvor c e. Ferner ziehet man die Lini i l gleich der Lini i k. So wird l e i gleich dem i k, vnnd das theil i k d l dem theil k d l i. Weil dann der fall nach der Lini k i geſchiehet / gehet die reflexion durchs i. Es ſeynd aber die Winckel k i h, l i g einander gleich / aber jeder kleiner als ein rechter Win - ckel. Man ziehe letzlich zuſamm f l, f k: Weil nun i k das ſtuck gleich iſt demSegmen -399Zehender Theil der Erquickſtunden. Segmento i e l, vnd die Lini l i gleich der Lini i k, vnd l f der Lini f k, vnd f i den beyden Triangeln i f l, i f k gemein / ſo ſeynd auch ſolche einander gleich: Deßwegen dann der Winckel f i l gleich dem Winckel f i k, weiln letzlich, g i f, h i f zween rechte Winckel ſeynd / werden die zween l i g, h i k ſo einander gleich kleiner ſeyn / als zween rechte Winckel / ꝛc.

Die VIII. Auffgab. Diſcurs vom Damm vnd Schachtſpiel auß dem Authore.

Weil wir von allerley Spielen angefangen zu reden / vnd der Author auch vom Damm vnd Schachtſpiel ſagt / wollen wir ſolchen diſcurs hie nit außlaſſen. Weil beyder Fundament auch auß der Matheſi herruͤhren: So wol wegen der Ordnung vnd diſpoſition, als kuͤnſtlicher Bewegung der Stein: Dann es wird dazu gebrauchet eine vollkommene Vierung / derer jede ſeite in 8 gleiche theil außgetheilet / ſo man ſolche nun in ſich ſelbſt multi - pliciret / kommen 64 gevierdter Felder in die groſſe Vierung. Durch die Arithmeticam aber kan man außſinnen / wie alle Stein mit vortheil kuͤnſt - lich ſollen bewegt / verſchoben vnnd verſetzt werden: Ja ich ſetze diß hinzu / daß ich durch die Rechenkunſt erfahren / warumb / wann zween wolgeuͤbter Spieler mit einander ziehen / vnd keiner nichts uͤberſihet / der Jenige allzeit verſpielen muß / ſo den erſten Zug im Dammen gethan. Allein ſchwer iſts auß den Præceptis vnd Regeln / auſſer der uͤbung den Handgriff zu weiſen: Dergleichen Regeln aber vom Schacht oder Koͤnigsſpiel / wie auch deß Pythagoræ Rechenſpiel / hat offt vnd hoͤchſtgedachter Guſtavus Selenus ein gantz Buch in folio, in Druck außgehen laſſen. So iſt in newlichkeit auch ein Buch vom Dammſpiel außgangen / darinn der Weg / die Stein zuſetzen daß man gewinne / angezeigt wird. Schwer iſts / ſag ich noch / der - gleichen auß den Buͤchern zulernen / vnnd turbiren ſolche Regel den Ver - ſtand mehr / als daß ſie jhn mehren vnnd acuiren ſolten: Thut deßwegen der Jenige / ſo zur Ergoͤtzung deß Gemuͤts / ein ſolch Spiel lernen will / daß trs durch die uͤbung anfahe zu lernen / durch die Regel aber hernach vollkom - mener werde. Sonſten kan man auch auff dem Dammſpiel Taͤfelein wei - ſen den Grund deß Multiplicirens vnd Dividirens / ſo wol mit gantzen alsgebroch -400Zehender Theil der Erquickſtunden. brochenen Zahlen. So weiſet auch Neperus in ſeiner Rabdologia auff ei - nem ſolchen Taͤfelein / ein ſonderbares Kunſtſtuͤcke.

Die IX. Auffgab. Wie ein Menſch ein Quaterſtuck / von 3. 4. oder mehr Centnern / jhme ohne ſchaden auff ſeinem Leib mit groſſen Haͤm - mernkoͤnne zerſchlagen werden?

Es iſt vor der Zeit ein Kuͤnſtler in der Welt vmbgereiſt / welcher an vn - terſchiedlichen Oertern dergleichen mit verwunderung an ſeinem Leib verů - bet / ja er hat ſo groſſe Stein uͤber ſeinem Hertzen zerſchlagen laſſen / daß er bey vielen in boͤſem verdacht gerathen / als ob er mit der Zauberkunſt behaff - tet. Allein / ein jeder ſo Gott verſuchen vnd nicht auff ſeinem Weg wand - len will / kan ſolchs præſtirn vnd laiſten / ob zwar eine leichtfertigkeit mit vn - terlaufft / iſt es doch eine recht natuͤrliche Kunſt. So ſich einer auff die Erde an den Rucken legt / die Arm in der mitte zuſamm in die hoͤhe bieget / vnd den Stein ſo 5 oder 6 ſchuch lang / uͤber quer darauff legen / vnd zwo Perſonen mit groſſen Haͤmmern mitten darauff ſchlagen laͤſt / den Odem vnter deſſen ſtarck an ſich haͤlt / vnd das Geſicht mit eim reinen Tuch verdecken laͤſt / da - mit jhm kein Stein oder Sand inn die Augen ſpringe / ſo werden ſie den Stein bald zerſchlagen / zumahl wanns ein Sandſtein iſt: Der groſſen ſtreich halben aber / hat ſich der Kuͤnſtler nichts zu befahren: Dann der Haͤmmer ſtaͤrcke nur in den Stein gehet / vnnd der Stein ſolche allein em - pfindet vnd auffhaͤlt. So bald aber der Stein zerſchlagen / fallen die ſtuͤck zu beyden ſeiten auff die Erden mit einem ende / mit dem andern ligen ſie auff den Armen / welchs einen zimblichen ſchmertzen cauſſiret, darumb muß man nicht lang warten / vnnd Leut beſtellt ſeyn / welche die ſtuck alsbald anfallen / vnd auß dem weg raͤumen. So der Stein aber klein vnd die Haͤmmer groß / koͤnnts geſchehen / daß der Kuͤnſtler auff einen ſchlag zerquetſchet wuͤrde / vnd ſterben muͤſte. Diß ſchreib ich nicht daß du es nachmacheſt / ſondern / nur was in der Natur ſtecket / je mehr vnnd mehr erfahreſt / Alſo koͤnnte auch einer ein ſchwer Holtz auff ſich zerhawen laſſen.

Die X. Auffgab. Den401Zehender Theil der Erquickſtunden. Den motum perpetuum oder die jmmerwaͤrende Bewegung zu ſimuliren.

Den motum perpetuum zu ſuchen / vnd zu nutz zu bringen / haben ſich ſehr viel vornemer Leut auffs euſſerſte bemůhet / aber wenig außgerichtet / wir wollen hie lehren / wie eine Bewegung anzuſtellen / daß der Vnwiſſend nicht anderſt judiciren koͤnne / als ob es eine Bewegung von ſich ſelbſt getrie - ben were / wir finden an den oͤfen vornemer Leute Hoͤltzerne vnnd Papirene Raͤdlein / welche die Hitz vmbtreibet / daß es faſt ein Anſehen hat / als ob ſie ſich / von ſich ſelbſten bewegten. Alſo machet man auch Braͤter / welche von der Hitz getrieben / eine groſſe Laſt Fleiſches vmbwenden koͤnnen. Was nun die Hitz zu thun vermag / kan der Wind noch ſtaͤrcker verrichten / welchs bey den Windmuͤhlen augenſcheinlich zuſehen. Vnd daß wir nach den Wind - muͤhlen nit weit gehen doͤrffen / ſihet man eben dergleichen an den verticilis, das iſt ein Creutz an eim Stab / an den Enden mit vier Kartẽblaͤtern beſtecket / mit welchen die Kinder / ſolche zubewegen / wider den Wind lauffen / davon Baldus in Mechan. fol. 48. 49. ſchreibet: Allein wann kein Wind iſt ſo ſtehet die Muͤhl gantz ſtill / vnd wann der Knab mit dem verticillo nicht lauffet / bleibet es auch vnbewegt / eine jmmerwaͤrende Bewegung aber mit huͤlff deß Winds / machet man alſo:

Auß einem groſſen windigen Keller / laͤſſet man in geheim / eine bleyer - ne Roͤhren durch eine Wand in eine Stuben gehen / ſo oben eng / vnten in breite vnd form eines Drichters / damit ſie den Wind deſto ſtaͤrcker fangen koͤnne. Wer nun die Hand in der Stuben vor die Roͤhrn haͤlt / wird einen ſtarcken Wind empfinden; Alſo / wann fuͤr der Roͤhrn mund ein Raͤdlein mit Papierlein gehaͤnckt / vñ das Loch verdecket wird etwan mit einem ſubti - len Gewirck oder duͤñgewircktem Tuͤchlein / daß niemand den Boſſen mer - cke / ſo wird das Raͤdlein von dem Winde getrieben / fort vnd fort lauffen / wie droben das von der Hitz / vnd wird mancher den Kopff darob zerſtoſſen / biß er erfaͤhret / wo die Bewegung hergebracht werde.

Die XI. Auffgab. Zu machen daß ein Viſch / Bild / oder ander corpus auff einem Tiſch hin vnd her ſich ohne einiges Vhrwerck bewege / nicht uͤber den Tiſch hinab falle / ſondern ſich ſelbſt zu rechter Zeit wende.

F f fDie402Zehender Theil der Erquickſtunden.

Die operation dieſer Auffgab / ſpricht der Author, iſt ſo ſubtil nicht wie ſie anfaͤnglich ſcheinet: Dann man nimmet nur einen Roßkaͤfer / ſetzt jhn verborgner weiß / vnter ein leicht corpus, ſo vnten hol / rund / vnd gantz auffſtehet / vnd laͤſt jhn alſo marchirn; Nun weil der arme gefangene wolt gernledig ſeyn / ſucht er an allen Orten ſein heyl / kreucht auff dem Tiſch hin vnd her / vnd fuͤhret das corpus mit ſich / darunter er ſtehet / ſo darff man ſich auch nicht beſorgen / wann er zu einem ende deß Tiſches gelanget / daß er hin - ab falle / ſondern wird ſich wenden / vnd ſeinen Marſch wider auff den Tiſch hinein nemen / welchs dem Vnwiſſenden ein groß Geheimnuß. Ebner maſ - ſen kan man ein leicht corpus von ſubtilem Papier machen / vnnd nur eine Mucken darunter ſtellen / oder vnten mit den Fluͤgeln an das corpus kleben / doch daß ſie kriegen koͤnne. Alſo kan man auch von Papier Schildkroͤten formiren vnd faͤrben / Mucken darunter kleben / vnnd an den Wenden krie - gen laſſen.

Die XII. Auffgab. Daß man meynen ſoll / ein Ey bewege ſich von ſich ſelbſten auff einen Tiſch hin vnd her.

Blaſe ein Ey gantz auß daß keine Materi darinn bleibe / laß ein Blut - egel in das Ey lauffen / vermach die Loͤchlein mit weiſem Wachs: Weil nun der Egel kein friſcher Lufft zukommen kan / wird ſie ſich biß ſie ſtirbet ei - ne geraume Zeit in dem Ey hin vnd her bewegen / vnd alſo mit der Zuſeher verwunderung / das Ey auff dem Tiſch hin vnd wider treiben.

Die XIII. Auffgab. Daß ein Ey werde von der Sonnen in die hoͤhe gezogen.

Jm Maͤyen leere ein Ey gantz auß wie in vorhergehender Auffgab / hernach zoͤſch ein Leilach in dem Maͤyenthaw ſo lang hin vnnd her / biß es gantz naß vnnd man es außwinden koͤnne / fuͤlle die Eyrſchalen mit ſolcher Feuchtigkeit / vermach die Loͤcher mit weiſem Wachs / legs an die Sonne / ſo wird die Sonne ſolch Ey in die hoͤhe ziehen: Dann die Naturkuͤndiger wiſ - ſen / daß die Sonn den Maͤyenthaw in die hoͤhe ziehet.

Die XIV. Auffgab. Zumachen / daß man meyne ein klein Fiſchlein trinck ein groſſe Schůſſel voll Waſſer auß.

Man403Zehender Theil der Erquickſtunden.

Man fange wie in vorhergehender Auffgab gedacht / den Maͤyenthaw auff / biß man ein zimbliche Schuͤſſel damit gefuͤllet / lege ein klein Fiſchlein darein / ſetze es an die Sonne / ſo wird ſie den Thaw verzehren / vnd die Vmb - ſtehenden meynen / das Fiſchlein ſolch Waſſer außgetruncken.

Die XV. Auffgab. Ein Ey auff einer Wieſen zu werffen / daß es nicht zerbreche.

Dieſe Kunſt brauchen in vnſerm Land die Kinder vmb Oſtern / wann ſie mit den gefaͤrbten Eyern auff der Wieſen ſpielen: Sie machen die rechte Hand etwas hol / legen das Ey der laͤng der Hand nach in die hoͤle / daß die ſpitz gegen die Finger komme / biegen vnnd legen den Mittelfinger darauff / werffen alſo von vnten her das Ey trehend in die hoͤhe: Weil nun das Ey wegen ſolchs vmbtrehens auff eine ſpitz faͤllet / da es ſehr ſtarck / wie folgen wird / zerbrichtes nicht / es falle dann auff ein Holtz / Stein oder ander hart ding / darauff es zerbrechen muß.

Die XVI. Auffgab. Von der Staͤrck eines Eyes.

Weil wir von Eyern allhie zu reden angefangen / wolln wir auch von ei - nes Eyes ſtaͤrcke anregung thun / vnd gibts die Erfahꝛenheit wann der ſtaͤrck - ſte Mann ein Ey mit der ſpitzen in die beede gauffenſetzet / vnd auff ſtaͤrckeſt drucket / jhme doch vnmuͤglich / weil er viel zuſchwach darzu / ſolchs zu zerbre - chen oder zerdrucken / ſo es aber den braiten weg nach gelegt wuͤrde / duͤrffte es zum brechen nicht groſſe ſtaͤrcke. Ja ich hab von vielen Leuten gehoͤrt: Wann ein Ey alſo in ein Wagenlaiß geſetzt wuͤrde / daß die Spitz etwas we - nigs uͤber die Erde herauß ſehe / ſo moͤchte es vnzerbrochen einen geladenen Wagen außhalten / wann man mit den Raͤdern daruͤber fuͤhre / welchs von einem ſo ſubtilen corpore ein groſſes Wunder. Die Vrſach iſt die gleich - foͤrmigkeit deß Eys an allen enden / alſo daß kein Vrſach / warumb es auff einmal zerbrechen ſolte / auch keine / warumbs auff einem end oder theil ehe brechen ſolt als auff dem andern.

F f f ijDie404Zehender Theil der Erquickſtunden.

Die XVII. Auffgab. Daß einer ein Ey nicht koͤnne zum Fenſter hinauß werffen.

Wenn du wilt bey guter Geſellſchafft Kurtzweil anfangen / ſo laß in ei - ner Stuben ein Fenſterthuͤrlein auffthun / Heiß jemand etlich ſchritt davon ſtehen / ſag er ſoll ein Ey zum Fenſter / ſo offen / hinauß werffen / ſo er nun der Kunſt vnd deß Wurffs gewiß zu ſeyn vermeynet / wird er richtig die Fenſter außwerffen / oder die Wand creffen: Dann wegen vngleichheit deß cor - poris, vnd bewegung deß Dotterens / der Wurff / wann er ſtarck gefuͤhret wird / nicht gerad zugehen kan / ſonderlich aber / weil der Lufft in der Stuben gleichſam eingeſperret vnd gefangen. So aber du das Ey zum Fenſter hin - auß werffen ſolteſt / laß die Stuben Thuͤr auffmachen / ſo wirſt du den beger - ten effect erlangen.

Die XVIII. Auffgab. Ein Ey von eim Deller in ein Glaß mit vortheil zu ſchnellen.

Laß einen Deller auff einen Tiſch / doch daß er ein wenig mehr als halb darauff lige / das ander theil aber / uͤber den Tiſch hinauß gehe / wie auß fol - gender Figur zu ſehen / mitten darauff ſetz ein Glaß / vnd auff ſolchs lege ein

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anders Deller / vnd mitten auff ſolches ein Ey. Ferner nimb ein Stahlbeſen (iſt ein Beſen oben mit ein Stab gemacht) ſetze jhn auff das Reiſig gerad fuͤr die Deller ni - der / tritt mit dem Fuß ſein ſtarck darauff / ziehe den Stil gegen dir / laß jhn gehling ſchnellen / ſo ſtoͤſſt er die beede Deller hin - weg / daß das Glaß auff den Tiſch zu ſtehen bekom̃et / das Ey aber darein faͤllet / vnd diß darumb / weil der anſtoß deß Beſenſtiels / wegen groſſer geſchwindigkeit / we - der das Glaß oder das Ey erlanget / werden auch beede nit von ſich geſtoſſen / weil aber durch ſolch mittel ſo wol dem Ey als dem Glaß / jedẽ ſein baſis oder Ruhſtatt genommen / muͤſſen ſie auch beede / durch den natuͤrlichen trieb / ge - rad vnter ſich auff den Tiſch zuſincken / vnd alſo das Ey in das Glaß fallen.

Die405Zehender Theil der Erquickſtunden.

Die XIX. Auffgab. Einen Pfenning mit ſonderbarer behendigkeit vnd geſchick - ligkeit / in ein Glaß zu ſchlagen.

Auff ein Banck ohne Leihnen / ſetz mitten ein Glaß / darauff lege ein Del - ler / ſetz wider ein Glaß darauff / mit einem Deller / vnd diß zum drittenmal / daß drey Deller vnd vier Glaͤſer auff einander ſtehen; Alsdann nimb eine kleine Handzwele / oder ſerviet, wickels zuſamm in ein runden Klotzen einer zimlichen ſpañ lang / oben etwas ſpitzig / vnten braiter / doch dz es in das ober Glaß koͤnne geſteckt werden / beſihe a b. Solche rolle / ſteck in das ober Glaß

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fein gerad / vnd oben auff die ſpitzleg ei - nen Pfennig / alsdann nimb ein zimlich ſtarcken Stab / thu einen geſchwinden Zwerchſtreich von oben her gezogen / mitten an die Rollen / ſo muß ſie auß dem Glaß ſpringen / vnd der Pfennig dargegen hinein ſincken. Die demon - ſtration iſt auß vorhergehender Auff - gab zu nemen / daß aber der Pfennig als ein leicht corpus nicht mit der Rol - len wird weggeſchmiſſen: Jſt die Vrſach / weil der Streich von der hoͤhe her geſchwind gezogen wird / ſo gehet der Gewalt mitten an die Rollen vn - ter ſich / vnd empfind der Pfennig nichts. Daß aber das obere Glaß nicht faͤllet / iſt die Vrſach / wtil abermal der Schlag von oben her kommet / vnd in die nidern gezogen wird / ſo druckt die Rolle das Glaß alſo nider / daß es nicht abfallen kan.

Die XX. Auffgab. Einen Pfennig von einem Wiſchtuͤchlein in ein Meſſinen Leuchter zuſchlagen.

Man hat meſſine Leuchter oben nur mit einer Huͤlſen / ſo nicht auff vnd nider geſchoben wird / dergleichen wird hierzu gebraucht. Man trehet ein gar kleines Wiſchtuͤchlein zuſamm / wie in vorher gehender Figur die Hand - zwele / ſtecket es in den Leuchter / legt einen Pfeñig darauff / vnd an ſtatt eines ſtabs / ſchlaͤgt man mit dem Mittelfinger der rechten Hand / durch ein quer -F f f iijſtreich406Zehender Theil der Erquickſtunden. ſtreich / von oben her gefuͤhret / die zuſamm gewickelte Roll auß dem Leuchter / ſo muß / vorhergehender Vrſachen halben / der Pfennig in die Huͤlſe deß Leuchters fallen.

Die XXI. Auffgab. Gelt von einem Badhut in eine Kandel zuſchlagen.

Thue den Deckel der Kandel auff / oder nimb ein Krug ſo kein Deckel hat / lege ein Badhut a darauff / auff ſolchen 8 oder 10 Groſchen in b, ſag

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du wolleſt den Hut alſo weg ſchlagen / daß das Gelt muͤſſe in die Kandel fallen / wann du nun den ſchlag mit dem Mit - telfinger vollbringen wilt / muſt du geſchwind ſeyn / daß nie - mand mercke wo du anſchlaͤgeſt. Du muſt aber nicht auff der ſeiten a, ſondern gegen uͤber an dem Hut innwendig von vnten auff uͤber zwerg ſchlagen / ſo faͤllet der Hut weit weg / das Gelt aber alles in die Kandel. So nun diß ein anderer dir will nachthun / wird er bey a von auſſen anſchlagen / vnnd das Geld in der Stuben herumb fliegend machen. Dann weil der Badhut / mit dem lincken theil vnten an die Kandel ſtoͤſſet / geht der Hut im ſchlag zuſamm / vnd er hebt das Geld / daß es ſich an vnterſchiedliche Ort zer - theilen muͤſſe / hingegen wann man an obgedachtem rechten Ort von jnnen anſchlaͤget / hebt ſich der Hut ohne einigen anſtoß auß der Kandel / vnd wird das Geld den ſchlag nicht empfinden.

Die XXII. Auffgab. Ein Ducaten darauff ein krummer Pfennig ligt / von dem Finger alſo weg zuſchnellen / daß der Pfennig ligen bleibe.

Leg von jnnen auff den Zeiger Finger der lincken Hand / auff den ober - ſten Ballen einen Ducaten / vnd auff den Ducaten einen Schuͤſſeleinspfen - ning / ſchnell mit dem mittlern Finger der rechten Hand / fein gleichfoͤrmig den Ducaten gegen dir vom Finger hinweg / ſo bleibt der Pfennig / wegen der geſchwinden Bewegung auff dem Finger ligen.

Die XXIII. Auffgab. Zween Ducaten von der Zeen in eine offene Kandel / ſo man auff der rechten Achſel haͤlt / zu werffen.

Mach407Zehender Theil der Erquickſtunden.

Mach zween Ducaten / den Zuſehern vnwiſſend / mit Speigel naß / ſo bleiben ſie / wañs auff einander gelegt werden / beyſammen / vnd begeben ſich im wurff nicht leichtlich von einander / der vnterſte Ducat aber muß vnten drucken ſeyn / lege das drucken auff den ſchuch uͤber die groſſen Zeen deß rech - ten Fuſſes / nimb eine offene Kandel / ſetz ſie auff die rechte Achſel halts bey der Handhaben / mit der rechten hebe den Fuß auff / erhebe damit die Ducaten in die hoͤhe / vnnd neige die Kandel / daß ſie darein fallen koͤnnen / dazu dann eine Vbung erfordert wird. So diß ein anderer nachmachen will / der nicht zuvor die Ducaten naß gemacht / wird er ſie im ſtoß leichtlich von einander ſchleudern.

Die XXIV. Auffgab. Einen zimblich groſſen Stein mit eim Leder vnd Faden wunderlich auffzuheben.

Schneid ein rundes Leder in der groͤſſe eines Dalers / in der mitte ziehe ein Schuchdrot dadurch / mach zu vnterſt einen Knoten dran / daß er nit durch das Leder ſchlupffen koͤnne / mach das Leder naß / wirffs nach der flaͤch auff einen ſtein / ziehe den Drot in die hoͤhe / ſo wirſt du nicht allein das Leder / ſon - dern auch denſtein mit auffheben. Die Vrſach iſt / weil das Leder naß / ſo ligt es fein gleich vnnd ſatt auff dem ſtein / wann nun der Schuchdrot fein langſam in die hoͤhe gezgen wird / ziehet ſich das Leder etwas zuſamm / vnd wird in der mit hoch / daß ein genoͤtigter Lufft zwiſchen das Leder vnnd den Stein kommet; Solcher haͤlt den Stein an ſich / vnd laͤſſet jhn nicht fallen.

Die XXV. Auffgab. Daß der beſte Springer / nicht uͤber einen Strohalm ſpringen koͤnne / ob er gleich zu naͤchſt davor ſtehet.

Etliche legen einem ein Strohalm fuͤr / ſagen er ſoll ſeine zwo groſſe Zeen in den Haͤnden haltend / daruͤber ſpringen / welchs zwar auch zuthun vnmuͤglich / weil man zum ſprung einen ſchwung haben muß / welcher bey ſolcher poſtur dem Menſchen gantz benommen: Allein wunderlicher iſts / wann man den beſten Springer gerad auffrecht laͤſt fuͤr den Strohalm ſte - hen / vnd er doch nicht nuͤber ſpringen kan: Dann man ſagt jhme er muͤſſe al - ſo gerad hinuͤber ſpringen / vnd weder Knie / Leib / oder Kopff biegen / ſo ernun408Zehender Theil der Erquickſtunden. nun diß alles haͤlt / wirds jhme hinuͤber zuſpringen vnmuͤglich ſeyn / dann der Menſch von Natur geſchaffen / daß er auffrecht ſtehe / vnd mit dem Hori - zont auff allen ſeiten ein rechten Winckel mache / welchs dann / wie Ariſto - teles redet / der Angulus quietis, das iſt der Ruhewinckel / ſo der Bewegung gantz zuwider / weil nun der Menſch im Ruhewinckel ſtehet / kan er ohne bie - gung deß Leibs / Kopffs / oder Knies ſich nicht ſchwingen / iſt jhme alſo uͤber den Strohalm zu ſpringen / vnmuͤglich / ſo er aber Licents oder Erlaubnuß hat / ſich nur ein wenig zubiegen / ſo kan er ſich ſchwingen / vnd alſo gar leicht - lich uͤber den Strohalm hupffen.

Die XXVI. Auffgab. Einen Menſchen alſo niderzuſetzen / daß jhn niemand / als er ſich ſelbſt auffhalten muß / vnd nicht auffſtehen koͤnne.

Ariſtoteles in Mechan. ſagt / Es ſey vnmuͤglich / wann ein Menſch im rechten Winckel ſitze / daß er in ſolchem koͤnne auffſtehen. Solches nun zu vnſerm Vorhaben zu richten / ſo laß einen Menſchen alſo auff ein Banck / Stul / ꝛc. niderſitzen / daß die Schenckel mit der Huͤffte / vnd Huͤffte die mit dẽ obern theil deß Leibs einen rechten Winckel machen. Nun ſey es jhm erlaubt auffzuſtehen / aber mit dieſen conditionen, die Fuͤß ſoll er an jhrem Ort ver - bleiben laſſen / ſich mit dem Ruck nicht anleinen / oder mit dem Leib vor ſich begeben. Wann er nun ſolche conditiones eingehet / vnd keine bricht / muß er wol ewig als in eim Gefaͤngnuß ſitzen bleiben. Darumb ſagt Ariſtoteles recht / beweiſts auch / daß der Menſch auß ſpitzigen Winckeln auffſtehen muͤſſe; das geſchicht / wann er die Fůſſe hinterſich ziehet / daß er die Knie bie - gen kan / oder aber / wann er den Leib vor ſich haͤngt / daß das centrum der ſchweren nahe ůber die Kniekomme. Probier ſolches / ſo wirſt du den effect, mit verwunderung anſchawen.

Die XXVII. Auffgab. Zween Ring ſo vnterſchiedlich an einem Stecken verſchloſſen haͤngen / ſo wunderlich zuſamm zubringen / daß der Zuſeher meyne ſie werden durch ein Loͤchlein geſchoben / welches viel kleiner iſt als der Ring.

Jch mag mit Waarheit ſagen / daß vnter allen Stuͤcken / ſo zur Bewe -gung409Zehender Theil der Erquickſtunden. gung moͤgen referirt werden / mir keins wunderſamer vorkommen / als diß / obs zwar bey den Wiſſenden ein ſchlecht anſehen hat / wolte wůndſchen / daß ich die demonſtration alſo dazu ſetzen koͤndte / daß ſie von maͤnniglich moͤch - te verſtanden werden / weil ſie aber allzulang vnd muͤhſam / will ich den guͤn - ſtigen Leſer damit nit moleſtiren oder beſchweren / ſondern einig vnd allein / wie man hierinn practicire, jhme an die Hand geben. Jch halte dafuͤr / daß niemand von ſich ſelbſt / beede Ring dem begeren nach / zuſamm bringen wer - de: Das Holtz aber dazu wird alſo gemacht: Nimb ein Holtz vngefehr eines Meſſerrucks dick / vnd einer Spannen lang / ſpitze es zu wie bey der Figur in

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a b zu ſehen in der mitte mach ein ablang viereckicht Loch c d darein / in der groͤſſe / daß nicht muͤglich / der Ring einen ſo man brauchet / dadurch zu brin - gen / ſondern nur die Schnur a k g l b doppelt moͤge dadurch gezogen wer - den. Nim̃ eine ſchnur zwyfach / ſteck das gantze ort durch c d hinein / ziehe es vnten herfuͤr / wie mit g bezeichnet / ſtecke bey g durch die zwey Druͤm̃er der ſchnur a b, haͤnge an jedes theil ein Ring h i, vnd binde beede druͤm̃er in a vñ b ſtarck an; Nun ſollen beede Ring zuſamm gebracht werden / daß ſie neben einander hangen / die Schnur vnauffgeloͤſt. Nimb das Holtz bey a in die lin - cke Hand / mit der Rechten ziehe im g die Schnur etwas gegen dir an / vnd ſtecke den Ring von vnten auff durchs g. Zum andern ergreiff mit der Rech - ten die doppelte Schnur in e vnd c, ziehe ſie gegen dir ſo lang / biß das theil g von hinden her gantz durch das Loch c d gegen dich komme / ſo wirſt du zwo ſchlingen befinden / durch beede ſteck ferner den Ring i, daß er nuͤber auff die ſeite e komme / nimb beede theil der Schnur vnten bey g zuſammen / ziehe die zwo erſtgedachten ſchlingen wider hinter ſich durch das Loch c d, ſo iſt durchG g gdiß410Zehender Theil der Erquickſtunden. diß mittel der Ring i von dem theil f in das theil e kommen. So du nun die ſchlingen g wider etwas an dich zieheſt / vnd den Ring i dadurch fallen laͤſ - ſeſt / kommet er mit verwunderung zu dem Ring h, probiers / ſo wirſt du luſt darob haben.

Die XXVIII. Auffgab. So einer ein Ring an einer Schnur mit zweyen Daumen haͤlt / zu machen daß er herab falle.

Laß einen ein Ring an einer zuſammgebundenen Schnur mit zweyen Daumen veſt halten / wie auß der Figur zuſehen: Nim̃ die ſchnur mit zweyen

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Fingern bey d, habe ſie an den Daumen a, hingegen das theil bey a heb vom Daumen gantz herunter / heiß jhn die Hand von ein - ander thun / ſo faͤllet der Ring herunter. Weil ſolches fallens vrſach ein jeder / ſo es practiciret / bald augenſcheinlich ſehen wird / iſt die demonſtration hieher zuſetzen vnnoͤtig.

Die XXIX. Auffgab. Zwey Braͤttlein mit einer Neſtel ſo oben vnd vnten zerſpalten / alſo zuſammen zu faſſen / daß ſie nicht von eim jeden vn - zerriſſen moͤgen auffgeloͤſt werden.

Schneid zwey Braͤttlein / vngefaͤhr eines Meſſerruͤcks dick / vnd zwey Zoll lang / jedes mit eim viereckichten loͤchlein / in der form wie auß der Figur zu ſehen: Nimb ein Neſtel ohne ſtefft / ſchneid an beeden enden ſchrammen

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darein / eines Fingers lang / doch daß ſie oben vnd vnten nicht gantz durchgehen / ſtecke das eine ende voꝛnẽ durch das e, vñ ziehe es durch vnd ſtreiff uͤber das b daß das eine ende kom̃e wie i das ander ende der Neſtel ſteck durchs g von vornen. Das ander Braͤtlein anzufaſſen ſteck die Neſtel von hinden durchs h, vñ von vor - nen bey dem f wider herauß / ſchlag die ſchramme uͤber c, vnd ſtecke ſie durchs h hinauß / fahr mit dem Braͤttlein a b dadurch / ziehe alsdann das ende widerzu411Zehender Theil der Erquickſtunden. zu ruck auß dem h, ſo iſt auch das ander Brettlein recht angefaſſt. So mans nun wider ſoll herab loͤſen / muß die operation von hinten her angefangen werden / alſo: Nimb das ende k, ſtecke es durch h, ſchieb das eine Brettlein durch diß end es ſchrammen / ziehe das i wider zum loch g herauß / ſo loͤſt ſich das Hoͤltzlein ab / ſo nun diß abgeloͤſt / ſo iſts mit dem andern auch richtig.

Die XXX. Auffgab. Auß einem gepapten Papier drey ſtuͤck zu ſchneiden / vnd alſo in einander zu verſchlieſſen / daß es nicht ein jeder vn - zerriſſen auß einander bringen kan.

Schneide auß einem zwyfachen gepapten Papier drey ſtuͤck wie a b, c d. e f. Jn a b thue gantz durch zween ſchnidt in g h. i k. das l iſt ein vier -

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eckicht loͤchlein im c d, Nun heb den ei - nen g k bey m auff / ſteck jhn alſo zwy - fach durch das Loͤchlein l, vnnd durch dieſen durchgezogenen Riemen ſtoß das e, ziehe letzlich das theil n mit ſampt dem m wider zu ruck / durchs Loch l. ſag es ſoll einer dieſe drey ſtuͤcke wider gantz von einander bringen. Wer dengriff nicht anfangs weiß / wird jhn langſam her nach finden. Wer aber ſolche ſtuͤck von einander haben will / der muß das ſtuck f auff das ſtuck e legen / vnd alſo dz n vnd m durchs Loͤchlein l herauß zie - hen / ſo kan e f durchgezogen / vnnd ab - geloͤſt werden.

Die XXXI. Auffgab. Einer Perſon Namen faſt im Augenblick an eine Duͤllen zu werffen.

Wett mit deinem Geſellen / du wollſt faſt im Augenblick ſein Namen an die Duͤllen in einem Gemach werffen. Schreib den Namen mit Kreiden oben auff einen Hut / ſo dick vnd ſtarck als jmmer ſeyn kan / nimb den Hut /G g g ijhalt412Zehender Theil der Erquickſtunden. halt jhn daß die Schrifft uͤberſich komme / wirff jhn alſo gerad uͤberſich / daß der Hut mit der Schrifft die Duͤllen treffe: Weil nun die Schrifft ſtarck mit Kreidẽ beſchriben / wird ſich deßwegen die Schrifft an der Duͤllen abdruckẽ.

Die XXXII. Auffgab. Einem ein Degen vnd Schaiden alſo in beede Haͤnde zu geben / daß er nicht einſtecken koͤnne.

Gib jhme den Degen bey dem Haͤfft in die rechte Hand / die Schalden aber bey dem Ohrband in die Lincke / ſo wird er an ſeinem Arm / den Degen einzuſtecken / die Laͤnge nicht haben.

Die XXXIII. Auffgab. Daß einer ſo nur einer Eln weit vom andern ſteht ſolchen mit eim bloſen Degen nicht beſchaͤdigen koͤnne.

Wann du vnter guten Freunden biſt / ſag zu einem / du wollſt ein Hoſen - band vngefaͤhr einer gemeinen Eln lang auff die Erden legen / vnd mit dem einen Fuß auff das eine ende tretten / er aber ſoll auff das ander ende auch mit eim Fuß ſtehen / einen bloſen Degen in die Hand nemen / nach dir hawen vnd ſtechen / du aber wolleſt ohne ſchaden auffrecht ſtill halten / vnd er werde dich doch nicht beſchaͤdigen koͤnnen. Diß wird erſtlich ein groſſes anſehen haben / vnd die Leute meynen / du ſeyſt gefroren / oder koͤnneſt fuͤr hawen vnd ſtechen / hernach aber / wirds auff ein Gelaͤchter außgehen. Lege das Hoſenband uͤber ein Thuͤrgeſchwell in einer Stuben / daß das eine ende in die Stuben / das an - der vor die Stuben hinauß raiche / ſtehe du vor der Stuben drauſſen / auf dem Hoſenband / laß den andern von jnnen drauff tretten / mach die Thuͤr zu / vnd laß jhn hernach jmmer auff dich hawen vnd ſtechen.

Die XXXIV. Auffgab. Eine Perſon mit gewiſer condition an eine ſtell zu ſtellen / davon er nicht kommen koͤnne.

Sag zu deinem Geſellen du wolleſt jhn an ein Ortſtellen / daran er ſei - ne Hoſen mit einer Hand halte / vnnd ſo lang er ſie halte / nicht von der ſtell kommen koͤnne. Fuͤhre jhn zu einem ſtollen an einer Banck oder Ofen / laß jhn ſein Arm vmb den ſtollen ſchlingen / vnd ſich bey den Hoſen ergreif - fen / ſag nun er ſoll hingehen wo er wolle / allein / die Hand ſoll er nicht vonden413Zehender Theil der Erquickſtunden. den Hoſen bringen / ſo wird er wol ſtehen bleiben. Als mir diß auff ein Zeit von einem Freund auch zuthun auffgegeben wurde / vnd deßwegen mit ein - ander wetteten: Hielt ich mit der rechten Hand die Hoſen / mit der Lincken loͤſt ich die Hoſen auff / zog ſie ab / vnd gieng alſo von dem Ort / haͤtte doch die Hoſen in der rechten Hand / vnd gewann: Deßwegen muß man jhme nicht die Hoſen in die Hand zu nemen befehlen / ſondern ſeine bloſe Haut. Oder aber man gebe einem eine Bretzen in beede Haͤnd / vmb dergleichen ſtollen / ſo kan er auch nicht weg kommen / wann er die Bretzen gantz laͤſt / vnd beede Haͤnd nicht davon bringet.

Die XXXV. Auffgab. Drey Papierlein vngleicher laͤng / vnd gleicher braite / in der form einer ablangen vierung / in einander zu wickeln / daß ſie im auffwickeln jhre ſtellen veraͤndern.

D. Johannes Jacobus Weckerus in ſeinen Secretis bringet der glei - chen ſtuck vor: Er ſchneidt drey Papierlein alle in der form einer ablangen Vierung / vngleicher laͤng / aber gleicher braiten / wie bey a, b, c, zu ſehen. Leget das b auff das a, vnd das c auff das b, daß ſie oben alle gleich ligen / vn -

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ten aber vngleich: Nun wickelt er von oben her die drey Papierlein zuſamm daß ſie die Form eines Cylinders be - kommen / vnd das kuͤrtzte c jnnwendig lig. Wann ers aber wider auffwickelt / ſo nimmet er das blaͤtlein a erſtlich / wi - ckelts auff biß er an das blaͤtlein b kom - met / diß nimmet er das erſte mahl im auffwickeln nicht mit / ſondern das an - der mal / ſo ligt alſo zu letzt das Blaͤtlein c zwiſchen dem a vnd b. So man aber die erſten zwey blaͤtlein a vnd b mit einander gedachter geſtaltabwickelt / vnnd das dritte einmal uͤberhupffet / kommet das c vnter das a vnd b.

Die XXXVI. Auffgab. Ein Meſſer in ein Wiſchtuͤchlein zu wickeln / wann mans wider auffwickelt / daß es auſſerhalb deß Tuͤchleins lige.

G g g iijLeg414Zehender Theil der Erquickſtunden.

Leg ein Wiſchtuͤchlein zwyfach zuſamm / vnd ein Meſſer in den Bug / wickel alſo das Tuͤchlein vmb das Meſſer: Nun kanſt du machen daß im auffwickeln entweder das Meſſer wider im Tuͤchlein ruhen bleibe / oder aber herauß falle. Wanns ligen ſoll bleiben / nimmet man beede ende deß Wiſch - tuͤchleins auff einmal zuſamm / vnd wickelts alſo auff / ſo es aber auſſerhalb deß Tuͤchleins kommen vnd fallen ſoll / nimmet man erſtlich nur ein ende / vnd zwar das vnterſte oder aͤuſſerſte deß Tuͤchleins / wickels einmal auff / das ander mal nimmet man erſt das ander ende darzu / ſo muß das Meſſer von auſſen herkommen. Die demonſtration iſt leicht / vnd deßwegen vn - noͤtig zu ſetzen / ſo wol in dieſer als vorhergehender Auffgab.

Die XXXVII. Auffgab. Ein Meſſer mit der Spitzen auff eine Kandel zu ſtellen / vnd durch eroͤffnung deß Deckels in die Kandel zu ſchnellen.

Nimb eine Kandel derer Deckel zugethan / mitten auff den Deckel ſtell ein Meſſer mit der ſpitzen auffrecht / darnach halts oben mit dem Zeiger der lincken Hand / mit den vier Fingern aber der Rechten ergreiff die Handha - be der Kandel den Daumen aber lege auff deß Deckels griff / druckt mit dem Daumen den Deckel nicht all zu geſehwind uͤber ſich / ſo faͤllet das Meſſer vmbkehrt / mit dem Hefft in die Kandel / welchs ein anderer ſo die Kandel ent - weder gar zu geſchwind oder gar zu langſam eroͤffnet / nicht nach thun wird.

Die XXXVIII. Auffgab. Daß einer ſo nahend bey einer offnen Thuͤr ſtehet / einen Deller / Schuch oder Pantoffel auff einen wurff nicht moͤge zur Thuͤr hinauß werffen.

Laß einen drey ober vier ſchritt Ruͤcklings gegen einer offnen Stuben - thuͤr ſtehen / lincks vmb / den Kopff auf die Thuͤr zu wenden / vnd mit der rech - ten Hand den Deller alſo ſtill ſtehend nach der Thuͤr loch werffen / ſo wirſtu deinen luſt ſehen: Dann er weit davon werffen vnd einen mercklichen fehler begehen wird: Vrſach iſt / weil er die Thuͤr / nicht nach wincklichen ſtrah - len / ſondern mit Augen ſo vom rechten ſehe centro abgewendet / anſihet / er -ſcheinet415Zehender Theil der Erquickſtunden. ſcheinet ſie jhme an eim andern Ort als ſie natuͤrlich ſtehet / wirffet alſo an daſſelbige ſalſche vnd nicht an das rechte ort. So er aber das loch recht tref - fen will / muß er nicht auff die Thuͤr zuſehen / ſondern gedencken / er wolle ein ſchritt 2 oder 3 neben der Thuͤr ſeiner Rechten hinwerffen / deß wegen auch dahin ſehen.

Die XXXIX. Auffgab. Einen Ducaten vnangeruͤhret mit dem Finger zu ſich zubringen:

Braite ein Tiſch tuch auff einen Tiſch / lege ein Ducaten / Groſchen oder andere dergleichen Muͤntz darauff / ſtelle dich dem Faden / das iſt / dem Zettel nach / wie es die Weber nennen / lege uͤber zwerg ein Meſſer vngefehr zwo Spannen vor dich / daß uͤber das Meſſer hinauß der Ducat lige. Nun fahr mit dem Nagel deß Mittelfingers vngefaͤhr auff der Faͤden einen wel - che der Ducat beruͤhret an gegen dich zu kratzen / ſo kommet der Ducat allge - mach zu dir / ja wann das Meſſer der beſchaffenheit / daß es in der Mitte bey der Schneiden hol ligt / ſo marchiret er auch vnter dem Meſſer hin / vnd kom - met zu dir.

Die XL. Auffgab. Wie ein Jnſtrument zu machen / dadurch ein Artzt / den Schlag oder bewegung deß Puls / an einem Krancken bey ei - nem grad obſervirn vnd erkennen kan.

Santes Sanctorius ein ſehr berůhmbter Medicus zu Paris / hat ein In - ſtrumentum von jhme Sphigmaticum genennet / erfunden: Dadurch er bey einem Krancken erfahren koͤnnen / ob der Pulß natuͤrlich oder vnnatuͤr - lich ſchlage / vnd vmb wieviel grad: Solchs aber wie ich von einem Docto - re Medicinæ berichtet worden / von einem Jahr biß auff 60. vnd das Jn - ſtrument ſey gemacht von einem meſſinen Maßſtab / vnd einer Schnur / daran ein Bleygewichtſtein haͤnget. Ob ich zwar dergleichen niemalen geſehen / will ich doch meine Gedancken davon offenbaren / vnd die erfahr - nen Medicos der Sach ferner vnd beſſer nachdencken laſſen.

Es416Zehender Theil der Erquickſtunden.

Es ſey ein viereckicht Linial a b c d vngefehr einer ſpann lang / a b c d, vornen mit eim vorgeſchoſſenem vnd durchlochtem halben Circkelein e, da -

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durch der Faden f e g gezogen / ſo bey f ein Knoͤtelein / bey g aber ein Ge - wichtſteinlein hat. Das Linial iſt in 60 theil oder grad getheilet / dazu die Zahl von 5 zu 5 geſchrieben. So nun das Gewichtlein haͤnget / daß deß Fa - dens Knoͤtelein iſt im f, iſt das ſtuͤck f e ſehr kurtz / deßwegen ſo das Jnſtru - ment bewegt iſt / wird ſich das Gewichtlein gar geſchwind bewegen / haͤlt man das Knoͤtelein weiter hinein auff das Jnſtrument / ſo wird der Faden e g laͤnger / vnd deßwegen die bewegung deß Gewichtleins deſto langſamer / vnd diß von grad zu graden. Wann nun ein Artzt dem Kranckenden Pulß greifft vnd ſein Alter weiß / haͤlt er den Faden auff daſſelbige grad / ſo kan er durch die bewegung deß gewichtleins erfahrẽ / vmb wieviel grad der Pulß zu geſchwind oder langſam ſchlage. Oder aber ſo er heut den Pulß griffen / vnd mit dem ſchlag das Gewichtlein verglichen / mercket er die Zahl der graden welche das Knoͤtelein beruͤhret / ſo kan er deß andern Tags ſehen / vmb wie - viel er langſam: oder geſchwinder ſchlage. Nur iſt in acht zu nemen / daß man in beraitung deß Jnſtruments / den Faden nit zu lang oder kartz neme. Man kan jhn aber nemen / nach eines geſunden Menſchen Pulßſchlag deſ - ſen Alter vns bekannt: Zum Exempel / der geſunde Menſch were 30 Jahr alt / ſo halt ich das Knoͤtelein auff 30 grad / vnd haͤnge das Gewichtlein bald hoch / bald nidriger / biß es mit deß Menſchen Pulß einerley bewegung hat. Sapienti ſat dictum.

Die XLI. Auffgab. Warumb ein gebraͤltes Corpus weit geworffen werde?

Die Knaben pflegen bißweilen Froͤſch vnd Kroͤten in die Lufft zu praͤl - len / mit einem Braͤttlein ſo ſie auff eine Banck oder Stuel legen / hinten denFroſch417Zehender Theil der Erquickſtunden. Froſch drauff ſetzen / vnd vornen mit einem Stecken darauffſchlagen. Es iſt aber hierbey in acht zunemen / daß / nach dem man das Braͤttlein a b legt /

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nach dem auch der Froſch / oder ander cor - pus hoch geworffen werde. Dann ſo man jhn laͤſſet zu weit an der Banck vorgehen / vnd drauff ſchlaͤget / iſt kein widerſtande oder widerſtrebung da / vnd geſchiehet die Bewegung gar zu nahe bey dem centro, diß kan man probiren an dreyen Steinen / deren der eine gar zu leiche / der ander allzuſchwer / der dritte mit - telmaͤſſig / den gar zu leichten kan man nicht weit werffen / weil er nicht wi - derſtreben / vnd zwiſchen der ſtaͤrck der Hand vnd leichte deß Steins ein groſſer vnterſcheid. Den groͤſten kan man nicht weit werffen / weil er all zu ſehr widerſtrebet / vnd zwiſchen der ſtaͤrcke der Hand vnd ſchwere deß ſteins abermal ein groſſer vnterſcheid. Der mittler ſtein aber kan weit geworffen werden / weil er eine zimbliche proportion gegen der Hand ſtaͤrck nicht all - zuhart widerſtrebet / auch nicht allzuleicht iſt. Daher auch ſo c a gar zu kurtz / widerſtrebet das Gewicht allzuhart / vnd kan der Stein nit weit geworffen werden / ſo aber a c mittelmaͤſſiger laͤng / ſo widerſtrebt das Gewicht b, doch nicht zu hart / vnd weil das b zimblich weit vom centro bewegt wird / wird es beeder vrſach halben weit geworffen werden.

Die XLII. Auffgab. Warumb die Kinder / ſo ſie eine Nuß auffwerffen wollen an einer Wand / nicht gar zur ſelben hin / ſondern etwas weit da - von tretten?

Wir ſehen daß die Kinder / wann ſie Nuͤß an einer Wand auffwerffen wollen / nicht gar zur Wand hin ſtehen / ſondern zween oder drey ſchritt da - von gehen: Jſt die Frag / warumb ſolchs geſchehe? Antwort wann ſie gar zu weit von der Wand ſtuͤnden / wuͤrde der wurff zu ſchwach / weil ein Nuß ein leicht corpus reſpectivè, vnd im wurff der Hand nicht gnug widerſtre - ben kan Stuͤnden ſie aber allzimahe dabey / koͤndten ſie zum wurff keinen rechten ſchwung haben / wuͤrde alſo der wurff ſo gering / daß die Nuß davon nicht zerbrechen würde. Jm mittelmaͤſſigen Stand aber / kan wegen deß ſchwungs / vnd ſtaͤrck deß wurffs die Nuß zerbrochen werden.

H h hDie418Zehender Theil der Erquickſtunden.

Die XLIII Auffgab. Ein Ganß mit einem Hieb in vier ſtuͤck zu hawen.

Gib einer Ganß in 2 tagen nichts zu eſſen / den dritten Tag aber / ſchuͤt - te jhr Habern fuͤr auff die Erden / ſo wird ſie zum freſſen gantz begierig ſeyn / vnd alſo den Kopff nicht leichtlich von der Erden empor heben. Wann ſie nun alſo im freſſen iſt / ſo nimb einen ſcharffen Degen / haw von hinden her gantz durch / ſo kanſt du auff einen ſtreich / die zweene Fuͤßvnd Kopff von der Ganß hawen: da einer ſonſten zu ſchicken / einig vnd allein den Kopff abzu - hawen.

Die XLIV. Auffgab. So eine ſehr groſſe eiſerne Kugel auff ein glaͤſern Flachbrett / hoch herab fiel / were nit muͤglich daß ſie das glaͤſern Brett zerbreche / auß dem Authore.

So die Kugel perfect rund / wie ein Mathematiſche Kugel ſeyn ſoll / vnd das Brett perfect eben / ſo wird die Kugel das glaͤſerne Brett nur in einem einigen Punct anruͤhren (wie auß dem Theodoſio zu erlernen) vnd ſolches Punct iſt das Mittel vnendlicher theil / welche ſolchs Punct vmbgeben vnd iſt hie keine vrſach / warumb der Bruch an einem theil ſolte ehe gemacht wer - den als am andern. Dazu ſo kan es auch nicht auff allen ſeiten zugleich bre - chen: So muß man nun ſchlieſſen / daß natuͤrlich davon zu reden / ein ſolche Kugel / ſo ſie auff dergleichen Glaß faͤllet / ſolches nicht koͤnne zerbrechen. Solche vnd dergleichen Betrachtung ſeynd einig vnd allein auß der Meta - phyſiea genommen: So iſts vnmuͤglich daß ein Werckmeiſter eine perfecte Kugel / oder ein perfecte Flaͤche machen ſolte.

Die XLV. Auffgab. Viel Liechter oder Kertzen von Vnſchlit alſo anzuordnen / daß man ſie auff einen Hieb mit eim Meſſer von einander hawen koͤnne.

Schneide vnten an den Kertzen die Spitzlein weg / laß ein angezuͤndtes Liecht / nach einer geraden Lini abtropffen / ſtell die Liecht alſo aneinander auff das abgetropffte Vnſchlit / daß ſie als wie Orgelpfeiffen aneinander gerad uͤberſich ſtehen. Man neme der Liecht 5. 6. oder mehr / nach dem das Meſſer ſo dazu gebraucht ſoll werden / groß oder klein / ſtumpff oder ſcharff /mit419Zehender Theil der Erquickſtunden. mit ſolchem Meſſer / thue ſchlims einen ſtarcken ſtreich mitten dadurch / ſo kanſtu ſie alle in der mitt auff ſolchen ſtreich von einander hawen.

Die XLVI. Auffgab. Einem ein Deller ſo er mit beeden flachen Haͤnden in der mitte haͤlt / mit zweyen Fingern auß der Hand zuſchlagen.

Laß einen mit beeden außgeſtreckten Haͤnden / ein Deller recht in der mitte halten / ſo ſtarck er jmmer kan / du aber ſtelle dich gleich gegen jhm uͤber / faſſe deine zween Zeiger Finger den Lincken oben an das Deller zuſchlagen / den Rechten vnten / ſchlage geſchwind mit beeden Fingern gegen einander / oben vnd vnten an das Deller / ſo muß er das Deller fallen laſſen / vnd ſolte er Riſen ſtaͤrcke haben.

Die XLVII. Auffgab. Ein Deller mit einem andern Deller von dem Tiſch hinab zuſchlagen da doch jenes von dieſem nicht ange - ruͤhret wird.

Leg drey Deller auff einen Tiſch aneinander wie bey a b c. Nun laß

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einen die Hand auff das mittler Deller b legen / vnd ſolchs ſo hart halten als muͤglich. So es nun alſo gehalten wird / ſo ſtoß du das Deller a geſchwind vnnd ſtarck an das b, ſo wird das Deller b von dem Tiſch hinunter fallen: Darauß man ſihet / daß ge - ſchwindigkeit fuͤr ſtaͤrcke gehet.

Die XLVIII. Auffgab. Wann ein Menſch auff der Erden gerad fortgehet / iſt die Frag / ob alle ſtuck ſeines Leibs ſich gleich bewegen.

Wann einer auff der Erden oder gefrornen Meer gienge / iſt der Theo - riæ nach gewiß daß ſein Haupt ſich geſchwinder bewege / als die Fůſſe / weil ſo wol das Haupt als die Fuͤſſe zu einer Zeit mit jhrer Bewegung zween Cir - ckel machen / deſſen centrum die Erde / vnd der Circkel vom Haupt beſchrie - ben groͤſſer / als der von den Fuͤſſen / ſo muß das Haupt ſich ſchneller bewegen als die Fuͤß / dann ſelbes weiter vom centro als die Fuͤß.

Ende deß Zehenden Theils der Erquickſtunden.

H h h ijDer420Vorrede.

Der Erquickſtunden eylffter Theil / darinnen LIX. Auffgaben vnd Fragen / das Fewer vnd Hitz betreffend.

ES hat offtgedachter Frantzoͤſiſche Author, einen ab - ſonderlichen Tractar vom kurtzweiligen Jewerwerck geſchrieben / vnd zu ſeinen recreationibus mathematicis drucken laſſen / welches ich dieſem Buch auch gerne einverleibet haͤtte / wo ich nicht / wann mir Gott Ge - ſundheit / Fried / vnd das Leben verleyhet ein ſonderli - ches Wercklein von allerhand Fewerwercken an Tag zu geben / mir vorgeſetzt. Zwar nicht nach deß Frantzoſen Manier / welche allzuviel Vnkoſtens erfordert / vnd vieler - ley Zeug beduͤrfftig / ſondern wie mit wenigen Vnkoſten vnd Zeugen / Fewerwerck zu machen / anzurichten vnd zu werffen. Jch will aber in dieſem eylfften Theil der Erquickſtunden / nur etwas ins gemein von dem Schieſſen / welchs nicht allein ſeinen Nutz vnd Ergoͤtzung in der Theoria, ſondern auch in der Praxi hat ſetzen / vnd darneben andere ſchoͤne Stuͤcke / ſo durchs Fewer vnd Hitz verrichtet werden / dazu thun. Damit wir aber zu vor etwas weniges vom Fewer melden vnd geden - cken / ſo iſt zu wiſſen / daß es vnter den vier Elementen das vornembſte / erſte vnd leichteſte iſt / deßwegen auch ſeinen natuͤrlichen Sitz vnd Ort in der Hoͤhe nimmet: Dann wie die Naturkuͤndiger melden / findet man das Fewer nirgend reiner vnd natuͤrlicher als vnter dem orbe Lu - , allda der reine Lufft wegen geſchwinder Bewegung der Himmli - ſchen Coͤrper erzůndet / zu einem reinen Fewer gemacht / alſo fo viret vnd erhalten wird / die regionem aëream zu temperiren / wie auch die gantze Erde vor vnertraͤglicher Kaͤlt neben der Soñen zu beſchůtzẽ vñ bewahren. Dieſes Fewer aber / ob es gleich einen ſehr dicken orbem vnter dem orbe deß Monds machet / wird es doch wegen ſeiner ſubtilen Reinigkeit / in dem nichts Jrꝛdiſches darunter von vns nit geſehen / hat auch die dicke Farbe nicht wie das Fewer auff Erden / ſondern iſt ſchoͤn weiß hell vnnd liecht. Sonſten iſt auch in der Erden viel Fewer / ſo wol ſichtbarlich als vnſichtbarlich anzutreffen / das aber die Erde einſichtba -321[421]Vorrede. ſichtbares Fewer halte bezeuget nicht allein der Heckelsberg ſo in der Jnſel Thule, heutiges Tages Eißland geheiſſen / liget nahe bey dem Po - lo Septentrionali, darinn man das Fewer ſpratzein vnd hefftig brennen hoͤret welchs groſſe außgebrandts Pinſenftein weit von ſich außwirf - fet ja da man ein ſolch heulen winſeln vnd weheklagen auff eine gantze meil wegs hoͤret / daß die Alten in der meynung geſtanden / die Vorhoͤll daſelbſt jhren anfang habe. Sondern auch andere oͤrter / vnter welchen der vornembſte Ætna, ein Berg in Sicilia, welcher ſo haͤfftig brennet vnd haͤuffig Fewr außwirfft / daß die Schiffleut auff dem Siciliſchẽ Meer / bey Naͤchtlicher weil dem Fewer / bey Tage aber dem Rauch dieſes Bergs nachfahrẽ wio die Hiſtorienſchreiber melten / ja die Naturkuͤn - diger ſchreiben / daß vnter der Erdẽ gantze Micatus vñ loͤcher voll Fewr ſeyn muͤſſen. Verborgener weiß iſt das Fewer in vielen jrꝛdiſchen Crea - turen anzutreffen / welchs durch ſtarcke bewegungen ſichtbar kan ge - macht werden: Zum Exempel / Stein an Stein / Eiſen an Eiſen / oder aber Eiſen an[Stein] mit vortheil geſchlagen / machet daß fewrige haiß - brennende vnd angezuͤndete Funcken ſichtbarlich herauß ſpringen: Al - ſo wann man an einem Eichenen Holtz / mit einer Lunden oder eim Strick geſchwind ſtarck hin vnd wider faͤhrt / wird die Lunden glim - mend / vnd das Fewer ſo zuvor im Holtz verborgẽ offenbahret: So hat man auch nicht wenig zu wundern / daß ein ſichtbarliches Fewer auß einẽ lebendigen Menſchen zu bringen / welches ich in meiner Jugend nit allein offt an mir ſelbſten probiret / ſondern auch andere vielfaͤltig pra - cticiren ſehen. Wer aber dergleichen widerbegehret zu ſehen / der laſſe einen Knaben im Bad die Haar abſchneiden / vnd ein newgewaſchen reines Hembd anlegen. Wann er aber zu Nachts hernach ins Betth gehen will / laß man alle Liecht außloͤſchen / vnd die Laͤden zumachen / daß es recht finſter in der Kammer / vnd heiß jhn im Betth niderknien / die beyden Arm auß dem Hembd loͤſen vñ ſolches ſtarck vnd geſchwind uͤber den Kopffſtreiffen / ſo wird man gewiß fewrige Funcken ſehen auß dem Kopffſpringen. Es iſt auch bekannt / wann man bey finſterer Nacht eine Katze / ſonderlich wann ſie ſchwartz / mit der Hand ſtarck vnd geſchwind auff den Rucken hin vnd her ſtreicht / daß ſich in der mengfewrige / doch vnbrennende Funcken ereygnen / vnd ſehen laſſen. Wie auß andern jrꝛdiſchen Creaturen Fewer zu bringen / mag man in Gelehrten Phyſicis ferner nachſuchen. So iſt es auch nit ein geringes Wunder / daß der Menſch durch natuͤrliche Mittel den Gewalt hat /H h h iijdas422Vorrede. das Fewer vom Himmel herab zu holen / vnd der Sonnen abzunoͤtigen / nemlich / durch Chriſtalline Kugel vnd Brennglaͤſer / wie wir droben in der ďpiegelkunſt meldung gethan. Von dem Nutz aber deß Few - ers allhie auch etwas zu reden doch kurtz vnd einfaͤltig: So iſt zu wiſſen daß durch das Fewer vnd Hitz / die Erde erwaͤrmet wird / daß alles was zu Erhaltung deß Menſchlichen Lebens von noͤthen / fuͤglich darauff wachſen koͤnne: Ohne die Natůrliche Hitz kan kein lebende Creatur be - ſtehen vnd leben. Ohne das Fewer muͤſte der Menſch in kalten vnd von dem Æquinoctial weit abgelegenen Orten erfrieren vnd verderben. Durch das Fewer werden die meinſten Speiſen / zur Leibs Nahrung dienſtlich gekochet vnd eſſig gemacht. Die vornembſten Medicamen - ta werden durchs Fewer præparirt vnnd diſtillirt. Ja ich darff ſagen / were das Fewer nicht / ſo muͤſte alles in der Welt uͤber vnnd uͤber ge - hen: Dann durchs Fewer werden allerley Metallen thaͤtig gemacht / daß man Gold vnd Kupffer / Silber vnd Kupffer miſchen / brechen vnd vermuͤntzen kan; Wie aber dem allem / ſo hat doch das Fewer ei - nen maͤchtigen Feind am Waſſer / welcher es daͤmpffen / erloͤſchen vnd zu nicht machen kan. Bey dieſer Erzehlung faͤllet mir ein / was ich vor der Zeit in dem Juͤdiſchen Talmudh geleſen / mit welchem ich dieſe Vor - rede beſchlieſſen will: Es laut aber alſo: Zehen ding ſeynd ſtarck / deren doch jmmer eins das ander mit ſtaͤrcke uͤbertrifft / das Eylffte aber iſt allen mit ſtaͤrck uͤberlegen. Der[Stein] iſt hart vnd ſtarck / das Eiſen noch ſtaͤrcker / dann es kan den Stein zerſchmeiffen. Das Eiſen iſt ſtarck / das Fewer noch ſtaͤrcker / dann es machet das Eiſen weich vnd thaͤtig. Das Fewer iſt ſtarck / aber das Waſſer iſt noch ſtaͤrcker / dann es loͤſchet das Fewer auß. Das Waſſer iſt ſtarck / die Wolcken aber noch ſtaͤrcker / dañ ſie tragen das Waſſer. Die Wolcken ſeyntſtarck / aber der Wind iſt noch ſtaͤrcker / dañ er zertheilet die Wolcken. Der Wind iſt ſtarck / der Menſch iſt noch ſtaͤrcker / dañ er gehet durch vnd wider den Wind. Der Menſch iſt ſtarck / aber der Wein iſt noch ſtaͤrcker / dann er wirfft den Menſchen zu boden. Der Wein iſt ſtarck / der Schlaff aber noch ſtaͤrcker / dann er hilfft den Wein verdaͤwen. Der Schlaff iſt ſtarck / aber der Tooͤt noch ſtaͤrcker / dann er uͤberwaͤltiget den Schlaff. Nun das Eylffte als die Gerechtigkeit iſt ſtaͤrcker als der Todt / dann Salomon ſagt: Die Ge - rechtigkeit (verſtehe Chriſti) errettet vom Todt.

Die423Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Es iſt muͤglich wann drey Scheuben in einer Lini vnd hoͤhe hinter einander ſtehen / daß mit einem Bůchſenſchuß die erſte vnd letzte / die mittler aber nicht ge - troffen werde.

Weil die vielfaͤltige Erfahrung bezeuget / daß die ſchuͤß auß einem ſtuck oder andern Rohr in den Bogen gehen: iſts wol muͤglich / daß / ſo 3 Scheu - ben in gleicher Lini vnd hoͤhe hinter einander ſtehen / nur die Erſte vnd Letzte getroffen werde. Zum Exempel / es ſeynd gedachter maſſen die drey Scheu -

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ben a b c hinter einander geſtellet: Nun weil der Schuß durch die Lini d e f angedeutet / in Bogen gehet / kans ſeyn / daß nur die Scheuben a c ge - troffen werden / welchs ferner keiner demonſtration bedarff.

Die II. Auffgab. So zwey ďtuck einer groͤſſe vorgegeben weren / dazu einerley Ladung / zu machen daß man mit einer weiter langen koͤnne als mit der andern.

Man machet in eines das Zuͤndloch wie ſonſten / das iſt nahend zum en - de deß Lauffs / in das ander aber vmb zween zwer Finger weiter hinauff / ſo wird man im ſchieſſen einen mercklichen vnterſcheid finden: Dann dieſes (zwar mit eim haͤrtern ſtoß) viel weiter treiben wird als jenes. Vrſach in je - nem wird das Pulfer gantz vnten angezuͤndet / vnd kan deß halben ſeinen ef - fect ſo bald nicht thun / in dem alles Pulfer ſo geſchwind nicht entzuͤndet kan werden / wie dieſes da das Pulfer in der mitte angefewret / ſo wol vnterſich als uͤberſich brennet / deſto geſchwinder entzuͤndet wird / groͤſſern gewalt vnd trieb verrichten vnd veruͤben muß.

Die424Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Die III. Auffgab. Mit einem kleinen Rohr ein Schuß auff 800 ſchritt zu thun.

Zu ſolchem groſſen effect kan man gelangen / ſo man das Zuͤndloch et - was weiter hinauff ſetzet / als man ſonſt zu thun pfleget. So nun ein ſolch Rohr der gebuͤhr nach mit Pulfer geladen / ſo ſetze ein fein rund vnd ablaͤng - licht ſtuck Pantofelholtz ſtarck darauff / auff ſolchs eine gefuͤderte Kugel / vnd gib Fewer / ſo wirſt du Wunder erfahren.

Die IV. Auffgab. Einen Menſchen zu boden zu ſchieſſen / daß es jhme doch nicht ſchade.

Lad eine Lunden oder gemeinen Strick in ein Rohr / ſchieſſe einen Men - ſchen damit auff die Bruſt / ſo muß er fallen / vnd doch bald wider / ohne ſon - derlichen Schaden auffſtehen.

Die V. Auffgab. Mit einer Kugel auß eim Rohr ein Spatzen von eim Dach herunter zu ſchieffen.

Wett mit eim andern / du wolleſt eine Spatzen / mit einer Kugel auß eim Rohr vom Dach hervnter ſchieſſen. Gieß dir eine hole Kugel / in der form wie ein Granat / fuͤlle ſie mit kleiner ſtrew / vnd treib das loch oben zu / daß man die Kunſt nicht mercke / lad vnd ſchieß / ſo wird die Kugel zerſpringen / vnd die Schroͤde ſich zertheilen / alſo daß es wol muͤglich / damit einen Sper - cken oder Spatzen zu treffen.

Die VI. Auffgab. Daß man die Voͤgel mit den Haͤnden fahen koͤnne.

Lad ein Rohr mit Pulfer der gebuͤhr nach / darauff ſetz ein trucken Pa - pier / auff ſolchs ein anders mit Vnſchlich oder einer andern fetten Materi beſtrichẽ / auff ſolchs wider ein truckens / fuͤlle das Rohr gar mit Waſſer / ver - ſtopffs mit einem Papier fein ſtarck / ſchieß in ein Geſtreuß / oder Hecken / darinn viel Voͤgel ſinten / ſo werden ſie gantz taub / vnd fallen nider / daß man ſie mit den Haͤnden fahen kan.

Die VII. Auffgab. Die425Eylffter Theil der Erquickſtunden. Daß das Pulfer nicht krache.

Vnter ein Pfund gut Schießpulfer / menge klein zerdruckten Boras ein pfund / miſch beedes wol vntereinander; wann ſolchs geſchehen / ſo thue erſt darunter 3 vierding Hewblumenſaamen / ſo wol pulveriſiert / dieſe beede Materien werden dem Pulfer ſeine Krafft dermaſſen benemen / daß es im ſchieſſen nicht krachen wird.

Die VIII. Auffgab. Wie Muſquetirer auff den Feind Fewer geben ſollen / daß keiner leichtlich fehle / er wolte dann mutwillig zu hoch oder nider ſchieſſen.

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Wegen dieſer Frag / ſeynd bißhero viel vnd man - cherley diſcurs gefallen / welche hie nicht alle zu er - zehlen. Jch will mich aber bemuͤhen / die beſte Ma - nier vorzubringen: Geſetzt a b c d ſey eine vier eckig - te Schlachtordnung / vnd gegen ſolcher uͤber eine an - dere e f g h. Nun iſt die Frag / wie das Glied e f Fewer geben ſoll / daß nicht leichtlich ein Schuß ohne Nutz abgehe oder fehle? Wann ſie alle auff den mit - lern Mann deß Glieds d c Fewer geben / ſo theilen ſich die Schuͤß alle ſo Kuͤnſtlich auß / daß keiner leichtlich fehlen kan / wie auß der Figur zu ſehen. Hingegen aber ſeynd die jenigen Soldaten ſo vmb d c nahend ſtehen / am ſicherſten.

Die IX Auffgab. Einen Ambeiß mit einem Piſtol / oder Carbiner - ſchuß zu faͤlſchen.

Diß kan bey einer Wettung geſchehen / ſagt der Author, dann ſo gewet - tet worden iſt / kan manden Ambeiß ins Fewer legen / vnd gantz gluͤend ma - chen / ſo ſtarck als muͤglich / alſo daß das gantze corpus entzuͤndet vnd gluͤend werde; Alsdann ſoll er den Carbiner laden mit einer gantz ſilbern Kugel / vnd in den Ambeiß ſchieſſen / ſo wird er gewiß gewinnen.

J ijZu426Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Zu dieſer deß Authoris Kunſt ſetze ich ein andere vnd weit beſſere / vnd ſage daß es muͤglich in einen gantz kalten Ambeiß zuſchieſſen. Wann man Kupffer zu groſſen runden Blatten geuſt / hangen daran kupfferne runde Kuͤgelein / in der groͤſſe einer Linſen oder Erbes / ſolche ſchlage herunter / legs in ein Kugelmodel / gieß Bley daruͤber / daß es eine Kugel wiꝛd / lade ſolche ein / daß das kuͤpfferne Korn uͤber ſich ſtehe / ſchieß ſie in ein Ambeiß / ſo wirſt du wunder ſchen.

Die X. Auffgab. Einen ſtarcken ďchuß mit einer Kugel auß einem Rohr auff ein außgeſpantes Wiſchtůchlein zu thun / daß die Kugel nicht durchgehe.

Wilt du bey den Vmbſtehenden ein vermeyntes Wunder thun / ſo lad ein klein wenig Pulfer in ein Rohr / darauff ein Kugel / auff ſolche aber einen gantzen ſchuß Pulfer / mit eim vorſchlag / haͤffte an eine Wand an vier Zipf - feln ein Tuͤchlein ſtarck an / ſtehe etliche ſchritt davon / ſchieß auff das Tuͤch - lein / ſo wird man ſehen / daß das Tuͤchlein mit der Kuchel getroffen / aber nit durchgangen. Die Vrſach iſt am Tag / dann das geringe Pulfer hinter der Kugel allzuſchwach / alſo daß die Kugel davon ſolte getrieben werden / ein loch davon in das Tuͤchlein zu machen.

Die XI. Auffgab. Auß was Vrſachen ein Rohr / das zum oͤffternmal geloͤſet wird / eine ſolche anziehende Krafft bekomme / daß der ďchuß dadurch verhindert werde.

Chriſtoff Dambach in ſeiner Buͤchſenmeiſterey fol. 54. antwort alſo hierauff: Es hat ſich in kurtz verſchienen Jahren auff einem gemeinen ſchieſ - ſen / ein ſeltzamer frembder Fall begeben / daß ſich jederman nicht wenig ver - wundert / aber auß was Vrſachen ſich ſolchs zugetragen hat / iſt von weni - gen recht erkannt worden. Als auff ſolchem Freyſchieſſen auß einem Stuck viel Schuͤß nach einander beſchehen / vnd man ſolches Stuck hernach hinten hoch auffgerichtet hatte zu vnterlegen / den vordern Theil faſt nidergedruckt gegen der Erden / iſt ein Hund hinzu gelauffen / die Naß fuͤr das Mundloch gehalten / welches durch einen gewaltigen Dunſt / dem Hund den Kopff alſo hefftig an ſich gezogen / daß er davon gar nahend erſticket / vnd von denVmb -427Eylffter Theil der Erquickſtunden. Vmbſtehenden / gar ſchwerlich hat von dañen geriſſen werden moͤgen / gantz in Ohnmacht geſchwaͤcht / vnd alſo toll hinweg getragen / daß ſich jederman wie obgeſagt iſt / auffs hoͤchſt verwunderte / die natuͤrlich vrſach aber deſſn nit errathen koͤnnen. So doch kein andere Vrſach gefunden werden mag / ſol - ches kraͤfftigen an ſich ziehens / als allein durch die groſſe Hitz / ſo offt auß ei - nem Rohr geſchoſſen wird / verleurt das Stuͤck ſeine Krafft / probier es alſo: Wir haben ein Augenſcheinlich Exempel bey den Ventoſen / das iſt Laß - oder Schrepffkoͤpffen / welche wegen der Hitz die Haut an ſich ziehen vnnd daran hangen bleiben. Ja ſo einer mit bloſem Bauch fuͤr ein ſolche Buͤch - ſen ſtehet / zeucht ſolche den Leib an ſich / vnd diß deſto hefftiger / wann das Zuͤndloch zu iſt

Die XII. Auffgab. Was beſchaffenheit ein Schuß wegen bewegung der Kugel habe.

Die Naturkuͤndiger lehren / daß dreyerley Bewegung in dergleichen Faͤllen ſeyn: Als nemlich die Natuͤrliche / die Genoͤtigte / vnd die Jenige ſo auß beeden vermiſchet. Geſetzt nun / es geſchehe ein Schuß / vnd die Kugel

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gehe der Lini a b c d nach. Weil nun der gewalt deß Pulfers groß / treibt er erſtlich die Kugel vom a in b, welchs ein genoͤtigte vnd mit gewalt getriebene Bewegung. Nach dem aber ſolche gewaltthaͤtige Bewegung im b ſchier will ein ende nemen / faͤhet die vermiſchte Bewegung an vnd waͤret biß ins c, durch einen Bogen. So ſie aber auß c in den fall kommet / faͤllet ſie nach einer rechten Linigar auff die Erden durch die natuͤrliche Bewegung.

Die XIII. Auffgab. Ob eine Kugel gerad uͤberſich geſchoſſen / anfangs ſtaͤrcker fahre / als die jenige ſo gerad vnterſich geſchoſſen wird.

Wann die Kugel gerad vnter ſich geſchoſſen wird / muß ſie geſchwinder fahren / als wañ ſie gerad uͤberſich geworffen wird: Dañ im vnterſich ſchieſ -J i i ijſen /428Eylffter Theil der Erquickſtunden. ſen beede Bewegungen / als nemlich die genoͤtigte oder gewaltſame / vñ auch die natuͤrliche zuſamm kommen vnd einander helffen. Jm uͤberſich ſchieſ - ſen aber / iſt die natuͤꝛliche Bewegung der Gewaltſamen zuwider / alſo daß ſie ſo ſtarck vnd geſchwind nicht ſeyn kan / als im vnter ſich ſchieſſen.

Die XIV. Auffgab. Welche ďchuß am weiteſten reichen.

Wann man auß Stuͤcken nach den Graden ſcheuſt / ſo gibts die Erfah - rung vnd der Beweiß / daß auß 45 Graden die Kugel am weiteſten faͤllet / wer luſt hat / probier es an einem ſtaͤhlen Armbruſt / ſo wird er die Waarheit mit der That erfahren / vnd ſo offt er auß 45 Grad nach einer gewiſen Lini ſcheuſt findet er die Boͤltz naͤher bey einander. Wer auſſer der Erfahrenheit

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den Beweiß begehret / beſehe folgende Figur: Die drey Linien a b e f, a c g h, a d i k bedeuten dreyerley be - wegungen oder ſtraſſen der Kugel auß einerley Stuck geſchoſſen. Der erſte Schuß gehet vngefaͤhr auß 68 Gra - den / der ander auß 45. der dritte auß 22. vnter welchen der Mittler am weiteſten vom Stuck auff die Eꝛde faͤl - let: Dann die gewaltſame bewegung a b, a c, a d ſeynd einander gleich / oder ja ſchlechter vnd geringere Vnter - ſcheide / ſo nun die gemiſchte Bewegung davon / wie droben gemeldet / ange - het in b, c, vnnd d, hat ſie auß 45 Graden die weitſchafft auff die Erde zu fallen / welche den Jenigen ſo auß 22 Graden geſchoſſen / benommen wird / weil ſie kein ſo groſſen Bogen machen kan / wie der Bogen c g h iſt. Hinge - gen ſo hat der Schuß auß 68 Graden zwar einen weiten Bogen / allein weil die Kugel ſo hoch / vnnd die vermiſchte Bewegung bald deßwegen ein ende nemen muß / faͤllet ſie endlich nach der natuͤrlichen Bewegung / nahend bey a nider / ja naͤher als die beeden andern.

Die XV. Auffgab. Wie lang ſich eine auß eim Stuck geſchoſſene Kugel verweile / ehe ſie auff die Erde gelanget.

Diß429Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Diß zu ergruͤnden iſt ſehr ſchwer vnd mißlich: Es ligt aber die ſach an der ſtaͤrcke deß Stuckes vnd ſeiner Ladung. Der Author gibt fuͤr / er habe gehoͤrt / daß Tycho Brahe vnd ein Landgraf befunden / daß ein Teutſches Stuck / eine Kugel jnnerhalb 2 Minuten / eine Teutſche Meil Wegs getrie - ben. Wann nun eine ſolche Kugel in dergleichen trieb eine Stund fortfuͤh - re / durchwandert ſie den Lufft auff 30 Teutſche Meilen / die thun 120 Jta - liaͤniſche / vnd 60 Frantzoͤſiſche. Wie ſie aber ſolches probirt / verſchweigt der Author. Es kan aber ſeyn / wann ein groſſes ſichtbares corpus auff ein Meil wegs alſo leiß auffgericht wird / daß es / wanns getroffen wird / falle vnd die Jenigen ſo bey dem Stuck ſtehen / ein Schlaguͤhrlein haben / wel - ches die Minuten ſchlaͤgt / vnd im ſchlag einer Minuten das Stuck anfew - ren / hernach auff die ſchlaͤge ſo lang achtung geben / biß das auffgerichte Ziel oder corpus faͤllet.

Die XVI. Auffgab. Ob ein ďchuß ſo nach der quer in einen Wall gehet / mehr ſchaden thue / als die jenigen ſo Winckelrecht ankommen?

Jch ſage der Zwergſchuß thue groͤſſern ſchaden / als der Winckelrechte / beweiß ſolches alſo: Weiln der Winckelrechte ſchuß in den Wall a b gehet /

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machet er daran zween rechte Win - ckel a b c, b e c, welche Ariſtoteles (wie dꝛoben auch gemelt) die Ruhwin - ckel nennet / als Winckel deren einer ſo ſtarck als der ander / vñ deßwegen den Wall nicht weiter verderbet / als daß er ein Loch darein machet. Der Zwergſchuß aber c h machet zween vnglei - che Winckel / einen ſtarcken a g h, vnd einen ſchwachen b g h, deßwegen der ſchwaͤchere dem ſtarcken nachgeben / vnd die Erde bey g auff der Lini g d fal - len muß. Daher erfahrene Coneſtabiles die Stuck Creutzweiß zu ſpitzigen Winckeln ſpielen laſſen: Dann alſo ſie bald eine Breche ſchieſſen koͤnnen. Die Schuͤß aber an eine Maurn ſeynd widerwaͤrtiger condition vnd Na - tur: Dann die ſchregen Schuͤß abgoͤllen / die geraden aber mehr Scha - den thun.

J i i iijDie430Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Die XVII. Auffgab. Ein ďtuͤck thuͤt groͤſſern gewalt / wann es in die hoͤhe gerichtet iſt / als ſo es dem Horizont parallel geſchoſſen wird.

Vnſer Author ſagt / ein Stuck in die hoͤhe Wagrecht gerichtet / habe drey oder viermahl mehr gewalt als ein Kernſchuß: Weil das Fewer von Natur uͤberſich begehre / ſey es in dergleichen ſchuß in ſeiner natuͤrlichen Be - wegung / treibe deßwegen deſto ſtaͤrcker: Die Lufft bewegt ſich noch leichter inn die hoͤhe / als vnterſich auch der Natur nach: Darumb daß die Cir - ckel deß Luffts / welche ſie durch jhre Bewegung machen / ſich gegen der Erde ehe zerbrechen. Vber diß / wann das Stuͤck in die hoͤhe gerichtet / preſ - ſet vnd drucket die Kugel das Pulfer deſto mehr / vnnd ligt ſtaͤrcker auff / wi - derſtrebet auch mehr / vnd durch ſolch widerſtreben cauſiret ſie daß ſich das Pulfer gleichſam erzuͤrnet ehe es außtreibt: Ja es ereibet viel ſtaͤrcker / dann eine ſchwere harte Kugel oder Ballen ſo widerſtrebet / wird viel weiter ge - trieben / als eine von Holtz oder Wollen / welche nit widerſtreben kan: Wañ das Stuͤck aber anderſt gericht wird / ſo befindet ſich das Widerſpiel: Dann wanns dem Horizont parallel ſteht / ſo hat das Fewer ſeinen natuͤrlichen trieb nimmer / verlaͤſſet die Kugel ſo bald ſie ſelbe außgeſtoſſen / vnd nach dem ſich die Kugel in dem Stuck rollen kan / wider ſtehet ſie weniger / vnd deßwe - gen entzuͤnd ſich das Pulfer nicht gantz: Daher geſchicht es / daß ſo einer ein Parallel ſchuß thut wider ein Papier / Tuch oder Holtz / wir eine groſſe zahl der kleinen Loͤchlein ſehen / welche das vnerzuͤndete Pulfer ſo auß dem lauff faͤhrt / ſchlaͤget vnd machet: Vnd wieviel Soldaten / haben jhnen muͤſſen gantze Pulfer koͤrner / ſo jhnen durch vnvorſichtigkeit in dergleichen Faͤllen auß den Mußqueten in das Geſicht geſpruͤtzet / außgraben laſſen.

Die XVIII. Auffgab. So ein Kugel auß eim Poͤller oder Moͤrſner dem Zenith nach / das iſt gantz uͤberſich geworffen wird / iſt die Frag / ob ſie wider grad herunter in den Poͤller falle.

Herꝛ Joſeph Furtenbach von Vlm / ſagt in ſeiner Halinitro-pyro - bolia gantz recht / wann er einen Poͤller ſo dem Horizont nach Winckel -recht431Eylffter Theil der Erquickſtunden. recht gerichtet / angefewert / vnd die Vmbſtehenden davon weit weggelauf - fen / ſey er auff dem Poͤller ſitzend ſicher geweſen / in dem er wolgewuſt / vnd auß vielfaͤltiger Vbung erfahren / daß die Kugel ſo gerad uͤberſich geworf - fen worden / nicht wider in den Poͤller oder gar genaw darzu fallen werde. Was die Vrſach / iſt nicht wol zu errahten / dann davon vielerley meynung. Etliche ſo mit Copernico, der H. Schrifft zuwider / ſtatuiren, die Sonne ſtehe ſtill / die Erde hingegen bewege ſich / doͤrffen wol ſagen / die Erde bewege den Poͤller von ſeiner ſtell / muͤſſe alſo die Kugel weit neben dem Poͤller hin - fallen. Were dem aber alſo / ſo muͤſte ſie allzeit nur auff eine ſeite fallen / die Erfahrung aber bezeugt / daß ſie bald gegen Auffgang / bald gegen Nider - gang / bald Nachmittag oder Mitternacht falle. Ja ich will auß einem ſol - chen Schuß das Widerſpiel beweiſen / daß nemlich die Erde ſich nicht bewe - ge: Dann weil nach dem Ptolomæo vnnd andern vornemen Geogra - phis der Vmbkreiß der Erde haͤlt 22500 meil / muͤſte ein Poͤller ſo zum werffen auffgeſtellet / in 24 ſtunden eben ſo weit herumb lauffen. Nun weil der Author droben der Erfahrung Tychonis Brahe nachgeſagt / eine Ku - gel werde in 2 minuten eine Teutſche meil getrieben / nach einem Kernſchuß / ſo iſt gewiß / daß eine Centner Kugel auß einem Poͤller geworffen / laͤnger ja viel laͤnger in der hoͤhe oder Lufft bleibe als 2 minutẽ / wollens aber gewiſſers Beweiß wegen / nur bey zweyen minuten verbleiben laſſen. So nun die Ku - gel anfieng auß dem Paͤller zu ſteigen / vnd 2 minuten im Lufft bliebe / muͤſte (wann ſich die Erde bewegte) der Poͤller vnter deſſen 31 Teutſche meil ge - lauffen ſeyn / welchs vnmuͤglich / ſonſt wuͤrde man keine Kugel mehr fin - den koͤnnen / welches doch der vielfaͤltigen Erfahrung zuwider. Es befindet ſich aber hie wider ein ſtarcker Einwurff / in dem etliche dafuͤr halten / der Lufft bewege ſich mit ſampt der Erden / eben in der ſtaͤrck vnd mit dem Ge - walt / wie die Erde / vnd muͤſſe die geworffene Kugel alſo von dem Lufft ge - trieben / nicht weit von dem Poͤller fallen / daß aber die Lufft ſo ſtarck / vnd er die groſſe ſchwere Centner Kugel / in ſo kurtzer Zeit auff 31 meil treiben ſol - te / iſt nicht glaublich / ja nicht muͤglich / Zum Gegenſatz aber wollen wir das Widerſpiel beweiſen / wann ſich die Erde ſampt dem Lufft beweget / geſchie - het ſolche Bewegung gegen dem Auffgang / geſetzt nun / es thue einer einen Kernſchuß gegen dem Nidergang / in 2 minuten auff ein Teutſche meil /welchs432Eylffter Theil der Erquickſtunden. welchs nicht geſchehen wuͤrde / wann der Lufft ſo ſtarck / daß er nichts auf den gewaltſamen trieb deß Pulfers geben muͤſte / wuͤrde alſo die Kugel bald vor dem Mundloch fallen / oder mit dem Lufft gegen dem Auffgang gefuͤh - ret werden: Jſt nun diß falſch vnd probiret daß ein Schuß in die hoͤhe ge - waltſamer getrieben werde / als dem Horizont nach parallel, ſo faͤllet die - ſer Einwurff / vnd halt den ſtich nicht. Muͤſſen alſo auff andere Vrſachen bedacht ſeyn / warumb die Kugel nicht wider in den Poͤller / ſondern etwas davon falle / ob ſie gleich der Bleywag nachgeworffen. Man moͤchte die ſchuld legen auff die Vngleichheit der Kugel / als welche nicht perfect rund / oder auff die vngleichheit deß Pulfers / in dem ſolchs im Poͤller ſo gleich nicht kan außgetheilet werden / wann dieſe Vrſachenſtatt haͤtten / muͤſte eben der - gleichen mit Stuͤcken geſchehen / in welchen eben diß bey den Kugeln zu be - trachten / vnd man das Pulfer noch weniger gleich außtheilen kan / vnd deß - wegen moͤchte man keinen gleichen Schuß vollbringen / da man doch das Widerſpiel befindet.

Jch laß es bey H. Joſeph Fortenbachs Außſchlag verbleiben / der mel - det in obgedachtem ſeinem Buch fol. 54. Nach dem er den Poͤller ſo viel Menſchlich vnd muͤglich / Wag - oder Senckelrecht / geladen vnd angefew - ret / vnd der Poͤller nach vollbrachtem Wurff gantz ſtill ſtunde / fand er die Kugel doch 35 ſchritt vom Poͤller zur Rechten. Gibt die vrſach dem Lufft / dann er ſagt: Darauß zuſchlieſſen / daß / wie fleiſſig auch jm̃er der Poͤller ge - ſtellet / die Kugel dannoch / vnd nach dem ſie etwan der geringſte Lufft (wel - che in der hoͤhe ſtaͤrcker als nahe bey der Erden) in verlierung jhrer gewaltſa - men Krafft erhaſchet / auff dieſe oder jene ſeiten wider gewaltſamen / getrie - ben wird. Darzu iſts nicht muͤglich / daß der Poͤller oben ſo gar juſt gemacht / wann man das Jnſtrument anſchlaͤget / daß er dem Horizont nett zu rech - ten Winckeln ſtehe: Dann was am Poͤller nur vmb ein Haar fehlet / feh - lets in der Hoͤhe vmb viel ſchritt.

Die XIX. Auffgab. So zween / drey oder mehr Schuͤß auß einem Stuck geſchehen / iſt die Frag / welchs der ſtaͤrckſte ſey?

Wolgeuͤbte Meiſter im Fewerwerck / ſagt der Author, haben erfahren / daß der ander Schuß groͤſſern gewalt vnd effect gethan / als der erſte / vndder433Eylffter Theil der Erquickſtunden. der dritte groͤſſern als der ander: Setzen dazu die Vrſach: Je mehr ſich das Stuͤck erhitze / je groͤſſer Krafft vnd Gewalt habe der Schuß / hingegen wie in der XI Auffgab dieſes Theils zuſehen / bericht Dambach / daß durch die Hitz dem Stuck die Krafft genommen werde / wie nun beederley Meiſter zu defendirn / moͤgen ſich erfahrne Meiſter bemuͤhen. Jch halte dafuͤr / ſie haben zu beeden theilen ꝛecht / dann die Hitz von zweyen oder dreyen Schuͤſſen / ge - hen noch hin / vñ kan der letzte Schuß ſtaͤrcker ſeyn als der erſte / ſo aber mehr Schuͤß darauß geſchehen ſolten / vnd das Stuck allzuſehr erhitzt wuͤrde / bin ich nicht darwider / daß es ſeine Krafft vmb ein mercklichs verliere.

Die XX. Auffgab. Ob die Laͤng an einem ďtuck helffe / daß die Kugel weiter getrieben werde?

Der Author diſcurirt hiervon alſo: Mich duncket auff einer ſeite es ſey waar Davon aber insgemein zureden / alles das jenige ſo ſich beweget / durch den Lauff eines Stucks / iſt ſo viel hefftiger / ſo viel laͤnger das Rohr iſt / wie ſolchs andere demonſtriren: Dann in den laͤngern Stuͤcken / das Fewr laͤnger auffgehalten / vnd deßwegen die Kugel weiter getrieben wird. Die Erfahrung gibts / daß / wañ man Stuͤck gleicher dicken im lauff / aber vnglei - cher laͤng probiret / von 8 biß zu 12 ſchuch / treibe das Stuck 9 ſchuch lang / weiter als das von 8 ſchuhen. Das von 10 weiter als das von 9. vnd ſo fort biß auff das zwoͤlffte. Aber wie wollen wir vns auß der difficultaͤt / ſo vns das widerſpiel weiſet / wickiẽ vnd außeiſen? Die Erfahrung iſt im Teutſchland bewieſen / da man viel Stuck gleicher dicken vnnd vngleicher laͤnge gehabt / von 8 biß auff 17 ſchuch / daß zwar diß von 9 Schuch ſtaͤrcker getrieben / als das von 8. vnd ſo fort biß auff 12. vnd doch nicht in gleicher Proports nach der laͤnge deß Stucks. Jedoch von 12 biß zu 17 ſchuch / hat die ſtaͤrcke wider abgenommen / der geſtalt / daß der trieb eines Stucks von 13 ſchuch ſchwaͤ - cher als der von 12. der trieb eines Stucks von 14 ſchuch / ſchwaͤcher als der von 13 / vnd ſo fort biß auff 17. Welchs vnter allen den geringſten effect ge - than. Jch laſſe es bey ſolcher experients vnd Erfahrenheit verbleiben / daß aber in gar zu langen Stuͤcken der trieb ſchwaͤcher / iſt die Vrſach: Weil ſich die Kugel allzulang im Lauff auffhalten vnd abmatten muß / daß ſie weniger gewalt thun kan. Jch ſetze aber dazu / daß man nicht eben auff allerley Ge -K k kſchuͤtz434Eylffter Theil der Erquickſtunden. ſchuͤtz auff 12 ſchuch muͤſſe gehen / dann eine Cartauna laͤnger ſeyn kan als ein Feldſchlangen / ꝛc. Ein Feldſchlangen laͤnger als ein Falckenetl / vnnd ſo fort.

Vnter dieſen diſcurs bringet der Author auch folgende Experients vor: Ein Stuck in Franckreich in die Lufft geſchoſſen / kan von ſeinem ſtand zur Scheuben treiben 600 gemeiner ſchritt / den ſchritt zu drey Koͤnigiſchen ſchuhen gerechnet / ſo man aber ſolchs loͤſet auff 200 ſchritt / ſo gehet es durch die beſte Erden von 10 in 12 ſchuch / durch mittelmaͤſſige von 15 in 17 / durch die ſchlimſte vnd ſandechtige von 22 zu 24 ſchuch / vnd ſo es in einer Schlachtordnung koͤnne durchdringen einen Kuͤriſer vnnd koͤnne treiben / biß auff die Bruſt deß Jenigen ſo hernach folget / Wie aber ſolcher di - ſcurs zur vorhergehenden Auffgab ſich reyme / laß ich den Authorem dar - umb ſorgen.

Die XXI. Auffgab. Ein Stuck von Holtz zumachen.

Man kan in der Noth nicht allzeit Metallene Stuͤck haben / ſo ſeynt ſie auch beſchwerlich fortzubringen. Deßwegen man Liderne vnd Hoͤltzerne Stuͤck gebrauchen kan / was die liderne Stuͤck anlanget / wiſſen wir / daß ſie bißhero offt gebrauchet worden / ſchicket ſich auch hieher nicht viel davon zu melden / wir wollen von den hoͤltzern Stuͤcken etwas wenigs reden / vnd den Verſtaͤndigen der Sach weiter nachzudencken / Gelegenheit an die Haͤnde geben. Zu ſolchen Stuͤcken aber dienet kein hart Holtz / dann da kaͤmen zwey harte ding zuſammen / welche nicht einander dulten koͤndten / ſondeꝛn es muß ein weich Holtz ſeyn / zum Exempel / ſo man ein Glaß auff ein Stein oder Holtz fallen laͤſſet / zerbꝛicht es / ſo mans aber auff ein Kuͤß fallen laͤſſet / bleibts gantz / dann dort kommen zwey harte corpora zuſammen / da aber ein lindes vnd ein hartes / vnd weil das Linde nachgibt / bleibt das harte gantz. Das be - ſte Holtz aber ſo zu brauchen / iſt Linden Holtz / nimb ein ſolch dickes Holtz / laß einen Drechsler einen Lauff darein trehen / leim ſolchen mit einem Leim von Aſchen / vnd Eſter wie es die Schmid auff die Gaſſen werffen / vnd vmbleim das gantze Holtz mit Geaͤder / Flachs vnd ſtricken / ſo wirſt du ein ſolch Stuͤck lange Zeit gebrauchen koͤnnen. Sapienti ſat dictum.

Die435Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Die XXII. Auffgab. Zumachen / daß ein groſſes Stuck / nach dem es geloͤſet / ſich ſelbſten von deß Feindes Batterien bedecke / auß dem Authore.

Es ſey gegeben die Scharten i, das Stuͤck auff ſeinem Lager n o, neben ſelben wird ein ſtarcker Pfeiler a e eingegraben / ſo mit den Steckpfaͤhlen d, c, e, f, g, vnterſtuͤtzet. Nun weil das Stuck nur auff einem Rad ruhet /

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muß es bey b, mit einem ſtrick oder ſtarckem Riemen / oder Holtz b k bey ei - ner ſchlingen angemacht ſeyn / darauff es auff der andern ſeiten ruhe / ſol - cher geſtalt nun / wann das Stuck geloͤſet iſt / muß es in h lauffen / weil es we - gen deß Bandes nicht gerad hinterſich kan / vnd ein Circkelſtuck beſchreiben muß / vnd weil es ſich alſo hinter eine Mawren / Bruſtwehr oder Schantz - korb verbirget / ſo wird es von der contra batteria verſichert ſeyn / vnnd durch diß Mittel wird man viel Vngelegenheit vermeyden koͤnnen / welche ſonſten einem Coneſtabel begegnen moͤchten: Dann alſo iſt er ſicher / kan ſicher laden / vnd das Stuck durch einen Ring ſo an einem Pfeiler / oder inK k k ijeine436Eylffter Theil der Erquickſtunden. eine Wand gemauret / wider in die Scharten bringen. Dieſen deß Autho - ris luſtigen diſcurs, laß ich paſſiren / allein ob ſich das Stuck im wenden nicht ſolcher geſtalt verziehe / daß die Kugel falſch treffe / gib ich einem jeden erfahrnen vnd verſtaͤndigen Buͤchſenmeiſter zuerkennen.

Die XXIII. Auffgab. Wie eine Kugel ſo zu hinderſt im Stuck ſteckt / ſoll auß dem Lauff getrieben werden.

Es geſchicht bißweilen / daß ein Coneſtabel eine Kugel probirt / in das Stuck lauffen laͤſſet / vnd nimmer herauß bringen kan. So nun diß ge - ſchehen / vnnd die Kugel entweder hinden anſtoͤſſet / oder nicht weit vom Zuͤndloch ligt / ſo raum zum Zuͤndloch Pulfer ein ſo viel du kanſt: Dann ob ſchon die Kugel hinden anſtoͤſſet / gehet doch wegen der Rundung der Ku - gel noch Pulver darhinter / ſo nun die bloͤſen hinter der Kugel gefuͤllet / ſo gib Fewer / welchs die Kugel entweder gar hinauß / oder doch vmb etwas wenigs fort treibet / gehet ſie auff einmahl durch / ſo wol vnd gut / wo nicht / ſo raum wider Pulfer ein / vnd weil jetzt mehr hinein gehet als zuvor / iſts vermuth - lich / das Pulfer werde die Kugel gar fort treiben. Diß thue ſo offt biß ſie herauß komme: Doch alles mit gutem Bedacht vnnd fleiſſigerm Nach - dencken.

Die XXIV. Auffgab. Ein Jnſtrument zumachen / dadurch das Pulfer zu probiren.

Herꝛ Joſephus Furtenbach von Vlm / gibt in ſeinem Fewerwerck ein recht Kuͤnſtlichs vnd ſchoͤnes Jnſtrument an Tag am 9 Blat. Welchsich437Eylffter Theil der Erquickſtunden.

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ich nach verjuͤngtem Maßſtab hieher geſetzt: a iſt der Fuß deß Jnſtruments / b beede obere Schrau - ben / c der Boden auff welchem das Poͤllerlein e ſtehet. f ein rundes Kloͤtzlein / g g die zwo Seiten welche durch die Schrauben b hart koͤnnen ange - zogen werden / der geſtalt / wann das Poͤllerlein e voll Pulfer gefuͤllet / das Kloͤtzlein f darauff ruhet / vnnd dem Poͤller Fewer gegeben wird / ſo ſchlaͤgt der Dunſt deß Pulfers das Kloͤtzlein zwiſchen den zweyen Seiten gerad uͤberſich / vnd durch die He - berlein derer 19 in 20. weniger oder mehr / mit jhren Zahlen verzeichnet / jedes ein Zoll weit vom dem andern ſtehend / welche das Kloͤtzlein wann es genug geſtigen auffhalten / vnd nicht wider herun - ter laſſen. Welches Pulfer nun am meinſten He - berlein hinweg ſtoͤſſet / iſt vnwiderſprechlich das be - ſte. Zum Exempel / das Carthaunen Pulfer / werf - fe das Kloͤtzlein nur uͤber vier Heberlein / das mit - telmaͤſſige Pulffer uͤber 5. vnnd das Puͤrſchpulfer uͤber 9. das beſte aber welchs Herꝛ Furtenbach ſelb - ſten bereiten liß / uͤber 12. Hierauß nun iſt abzu - nemen / daß man allerley Pulfer ſtaͤrck / nach den graden außſprechen / vnd definiren kan.

Die XXV. Auffgab. Zwey Bilder alſo anzuordnen / daß eines ein Liecht außloͤſche / das ander wider anzuͤnde.

Wir haben bißhero etliche Fragen das ſchie - ſen betreffend / eroͤrtert / nun folgen darauff etliche theils kurtzweilige / theils nutzliche Auffgaben / ſo durchs Fewer vnd Hitz verrichtet werden / vnnd erſtlich / wie zwey Geſichter zu mahlen vnnd zuzu -K k k iijrichten /438Eylffter Theil der Erquickſtunden. richten / daß derer eins ein Liecht abloͤſche / das ander aber wider anzuͤnde. Mahle zwey Geſichter hart neben einander / ſtrew in eines Schießpulfer / le - ge darauff einen geſchwefelten Faden / welcher hinuͤber in das ander Geſicht raiche / vnd mit einer Nadel darein gehefftet ſey. Nimb ein angezuͤndet Liecht / halte es auff das Pulfer / ſo es nun angehet / wird es das Liecht auß - loͤſchen / hingegen aber den Schwefel anzuͤnden / laß jhn brennen / biß in das ander Geſicht / ſo kanſt im andern Geſicht das Liecht wider anzuͤnden.

Der Author machts auff folgende Manier: Es ſeynd zwey Bilder welche repræſentiren zween Menſchen / oder zwey Thier / in derer Maͤu - ler ſetze zwey Roͤhrlein / ſo artig daß man ſie nicht ſihet / eines derſelben fuͤlle mit ſaubern gepuͤlferten Salpeter (ich meyne es beſſer ſey mit Pulfer vnd am Ende daran / laß einen kleinen Dochten oder Papierlein herfuͤr ſtechen. Jn das andere Roͤhrlein ſetz einen geſtoſſenen Schwefel: Alsdann nimb ein brennend Liecht in die Hand / ſag zu dem erſten Geſicht: Jch gebiete dir / daß du mir das Liecht außloͤſchet / halts zum Papierlein zuͤnds an / ſo es nun an das Pulfer brennet ſo gehet es an vnd blaͤſt das Liecht ab / ſo weit daß es noch gluͤmmet. Hernach ſprich geſchwind zu dem andern: Jch gebiete dir daß du mir das Liecht wider anzuͤndeſt: So nun das gluͤmmende Liecht zum Docht kommet / ſo mit Schwefel uͤberzogen / wird ſich daſſelbige wider an - zuͤnden / vnd bey den Zuſehern ein groſſes Wunder vervrſachen / doch muß alles mit Vorſichtigkeit angeordnet werden. Man moͤchte das erſte Bild laſſen einen Tuͤrcken ſeyn / das ander einen Chriſten / vnnd alſo ein Spiegel - fechten anrichten.

Die XXVI. Auffgab. Es iſt muͤglich vnd vnmuͤglich / einen Faden ſo vmb eine Zinerne Kandel gebunden / abzubrennen.

Nimb eine Zinerne Kandel voll Waſſer / bindt vnter der Handhaben einen Zwirnsfaden darumb / wette mit eim andern er koͤnne den Faden mit keinem angezuͤndten Liecht abbrennen: So ers nun probirt / vnd das Liecht einen gantzen Tag an den Fadenbrennen laͤſt / wird er jhn doch nicht ab - brennen / alſo daß es ein vnmuͤglich ding / den Faden mit einem Liecht abzu - brennen / dann weil die Flamm ſo haͤuffig daran ſchlaͤgt / widerſtrebet dasWaſſer439Eylffter Theil der Erquickſtunden. Waſſer / vnd die Kandel / ſo von Zihn als einem kalten Metall / auch deſto hefftiger / vnd erhaͤlt alſo den Faden / daß er nicht kan entzuͤndet werden. So man aber den Faden ſolte abbꝛennen / muͤſte es mit einer gluͤenden Kohlen ge - ſchehen / welche die Kandel ſo ſtarck nicht beruͤhret / wie die Flamm / thut auch deßwegen einen geringern Widerſtand: Dazu ſo brennet die Kohle als ein gluͤmmet Fewer hefftiger als die Flammen. Man ſihet / daß man ein Pul - fer ehe mit einer Kohlen als mit einem Liecht anzuͤnden kan.

Die XXVII. Auffgab. Daß ein Zwirnsfaden im Fewer nicht verbrenne.

Binde einen Zwirnsfaden ſtarck vmb ein friſches Ey / legs ins flam - mende Fewer / ſo wird davon der Faden nicht abbrennen / ſolang das Ey waͤ - ret. Jn Kohln aber moͤchte er abbrennen / die Vrſach ruͤhret theils her auß vorhergehender Auffgab.

Die XXVIII. Auffgab. Ein Ey auff dem Kopff zu ſieden.

Nimb ein newgebachen Brodt / ſo bald es auß dem Ofen komet / ſchneid oben ein Loch darein / daß das Ey darinn ligen koͤnne / thue das Ey darein / decks oben mit dem ſtuck Brod / ſo von dem Laib abgeſchnittẽ / wider zu / halte das Brodt in einem Tiſchtuch uͤber den Kopff / ſo wird das Ey bald ſieden.

Die XXIX. Auffgab: Ein Kapaunen im Sack zu braten.

Nach dem der Kapaun zum Braten aller ding fertig gemacht / muß er mit Butter außgefuͤllet / vnd in eine blechene oder hoͤltzerne Buͤchſen gelegt werden: Alsdann ehe du außraiſeſt / muſt du zuvor ein ſtuͤck Stahl ſo lang als der Kapaun iſt / vnd jhn wol außfuͤllen / im Fewer warm machen / doch daß er nicht gluͤe: Alsdann ſchließ die Buͤchſen zu / vnnd wickel einen Sack darumb / ſo wird / ſagt der Author, ehe man 2 oder 3 meil raiſet / der Kapaun fertig / vnd zum eſſen tuͤchtig ſeyn. Der Graf von Mansfeld hat keine andere gebratene Speiß eſſen koͤnnen / als welche auff ſolche Manier zugerichtet: Dieweil ſie jhre Krafft / durch diß kochen nicht verlieren / vnd nicht allzugeſchwind kochen.

Die440Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Die XXX. Auffgab. So man zwey Liecht gleicher groͤſſe vnd materi mit einander anzuͤndet / dem einen etwas zu nemen / daß es laͤnger brenne als das ander.

So man zwey in allem gleicher Liechter nimmet / vnd von dem einen die Spitze vnten weg ſchneidet / vnd alſo vmbgekehrt anzuͤndet / das ander aber oben / vnd beede alſo mit einander brennen laͤſſet / ſo brennet das vmbgekehrte vmb ein mercklichs laͤnger als das andere / wiewol etwas dunckler / vnd diß geſchicht an dem vmbgekehrten / weil es wider den ſtrich brennet: Dann ehe man die Liecht zeucht oder gieſt pflegt man zuvor die Dochten mit Wachs oder Vnſchlit zuſtreichen / oder nur bloß mit der Hand. Dieſes Stuck iſt zu gebrauchen wo man bey Naͤchtlicher weil einẽ Patienten oder ſonſten Liecht brennen muß / dabey man nicht viel geſehen darff.

Die XXXI. Auffgab. Einem Liecht genart nachzugehen / daß es laͤnger brenne als ſonſten.

Diß geſchiehet wann man das Liecht nicht allzugenaw abbutzet / vnd je weniger vnd ſeltner man das Liecht butzet / je laͤnger brennet es: Dann weil das Fewer oder Flamme muß Materi zu zehren haben / wird ſolche Materi gemindert / wann das Liecht genaw abgebutzt wird / muß alſo die Materi de - ſto genawer am Vnſchlit geſucht / vnd deſto ehe verzehret werden.

Die XXXII. Auffgab. Daß ein Liecht dreymal laͤnger brenne als ſonſten / vnd vnver - ruckt alleweil in einer hoͤhe bleibe.

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Fuͤlle einen Hafen voll Waſſers / nimb ein Liecht / ſteck vnten einen halben Batzen / Creutzer oder Dreyer / ꝛc. daran / Zuͤnde es aber an / laß es fein ſacht inn das Waſſer alſo brennend hinein / wie weits von ſich ſelbs hinein will. So wird es endlich ſtill ſte - hen / vnnd brennend in dem Waſſer ſchweben / weil ein Drumb daran iſt / vnd alſo in einer hoͤhe verbleiben: So nun ein Kupffer - ſtecher / Goldſchmidt oder anderer Kuͤnſtler / dergleichen Liecht ge - brauchen wolte / daß er ein Glaß voll Waſſers dafuͤr henckte / kaͤmejhm441Eylffter Theil der Erquickſtunden. jhm der ſchein vom Liecht allzeit an ein Ort. Doch muͤſte er jhme dazu ein fein ablaͤnglicht Cylindriſch holes Geſchirꝛ / ſo zimblich ſchmahl / machen laſſen / wie bey vorhergeſetzter Figur zuſehen: Damit das Liecht nicht weit von dem Rand deß Geſchirꝛs brenne / vnd der ſchein dem Kuͤnſtler zu nutz kommen moͤge. Daß aber das Liecht ſo lang brennet / iſt die Vrſach / weil das Waſſer das Vnſchlit kuͤhlet / vnd nicht ſo geſchwind vom Fewer ver - zehren laͤſſet.

Die XXXIII. Auffgab. Daß ein Liecht fein genaw abbrenne.

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Wer einen genawen Haußhalter geben / vnd den Liechtern ge - naw nach gehen will / der neme ein rund Hoͤltzlein in der dicke der Liechter ſo er brennet / etwan 2 Zoll lang / oben mit einer eiſernen Spitzen oder Stefft / wann nun das Liecht biß auff ein Stuͤmpff - lein eines Fingers lang abgebrannt / ſo ſtecke er es an den Stefft / vnd hernach das Hoͤltzlein in einen Leuchter / ſo brennet ſolches ſtuͤmpfflein gantz genaw ab.

Die XXXIV. Auffgab. So man keine Putſcheer haͤtte wie zumachen / daß doch das Liecht ein weg als den andern hell brenne.

Jm mangel einer Putſcheer / nimb nur ein Meſſer oder Hoͤltzlein / dru - cke damit den Butzen im Liecht (wann er lang) auff die ſeiten nider / ſo offt es von noͤthen / ſo kan der Flamm vom Butzen vnverhindert ſich außbraiten / vnd einen hellen ſchein geben / wiewol durch ſolchs drucken ein uͤbler geſtanck vervrſacht wird.

Die XXXV. Auffgab. So ein Liecht durchs butzen oder einen andern caſum außge - loͤſcht wird / wie ſolchs mit der Leut verwunderung ſoll angezuͤndet werden?

Trag einen brennenden Zuͤndſchwammen in einem Schluͤſſel bey dir im Sack / ſo nun das Liecht vngefaͤhr abgeloͤſcht wuͤrde / oder du ſonſten dei - ne Kunſt Practiciren wilt / vnnd das Liecht von freyen ſtuͤcken abloͤſcheſt / ſo nimbs / gehe damit hinter den Ofen / ſag du wollſts wider auffblaſen / ZieheL l lden442Eylffter Theil der Erquickſtunden. den Schwammen auß dem Schluͤſſel / halt ein Schwefelfaden daran / blaß vnd zuͤnde das Liecht alſo an.

Die XXXVI Auffgab. So ein Liecht abgeblaſen / daß es noch glimmet / zumachen / daß das Fewer wider ſein Natur vnterſich falle / vnd das Liecht wider anzuͤnde.

Blaſe ein Liecht ab / daß es noch glimme / vnd der Rauch davon gehe / halt ſolchs vnter ein ander brennend Liecht / daß der Rauch dareingehe / ſo wird das Fewer angenſcheinlich vom brennenden Liecht / wider ſein Natur vnterſich fallen / vnd das abgeblaſene Liecht wider anzuͤnden / Probiers / ſo wirſt du deinen Luſt ſehen.

Die XXXVII. Auffgab. Ein Papier uͤber ein brennend Liecht zu halten / daß es nicht angezuͤndet werde.

Halt ein Papier uͤber ein brennend Liecht / blaß oben gerad uͤber dem Liecht ſtarck darauff / ſo kuͤhlet ſich das Papier / vnd laͤſſet dem Fewer nicht zu / daß es das Papier entzuͤnde oder verbrenne.

Die XXXVIII. Auffgab. Ein brennend Liecht in vmbgewandter Hand zu halten / daß die Hand vom Fewer nicht koͤnne verletzt vnd verſehret werden.

Nimb ein brennend Liecht zwiſchen den Gold: vnd Mittelfinger / daß das jnnwendige der Hand uͤberſich ſtehe / kehre die Hand vmb / daß ſie recht uͤber das brennende Liecht komme / ſo du nun die Haͤnde ſtill hielteſt / wuͤrde ſie das Liecht hefftig verbrennen / damit aber ſolchs nicht geſchehe / ſo halte die Haͤnde nimmer ſtill / ſondern bewege ſie jmmer hin vnd her / ſo verwehreſt du daß das Fewer ſeine Flamme nicht in die hoͤhe bꝛingen / vnd die Hand ver - letzen koͤnne.

Die XXXIX. Auffgab. Einen Schneeballen alſo anzuzuͤnden / daß er brenne wie ein Liecht.

Nimb einen Kampffer / ſchneide ein laͤnglicht ſtuͤcklein darauß / ſtecks in einen Schneeballen / zuͤnd es an / ſo werden die Leut nicht wiſſen woran ſieſeyn /443Eylffter Theil der Erquickſtunden. ſeyn / wann ſie den Schneeballn ſehen bꝛennen. Vnd diß geſchiehet / weil der Kampffer ein uͤberauß bruͤnſtige Materi / welche nicht leichtlich zu loͤſchen.

Die XL. Auffgab. Einen Eißzapffen brennend zu machen.

Nimb ein Wachs oder Vnſchlit Liecht / uͤberſtreichs mit einem Pulve - riſirten Schwefel vnd Kohln / binds oben bey dem Dochten mit einem Pa - pier ſtarck zu / haͤngs vnter ein Driepffe / laß das Eiß daruͤber gefrieren / oder aber ziehe es durch ein Waſſer / vnd laß gefrieren / vnd diß ſo offt / biß man nichts als Eiß ſihet / trags in ein Stuben / ſag du wolleſt dieſen Eißzapffen anzuͤnden. Brich oben bey dem Papier den Zapffen ab / vnd zuͤnde das Liecht an / ſo wirſt du mit allen Vmbſtehenden ein Luſt ſehen.

Die XLI. Auffgab. Daß ein Eiſen brenne gleich einer Fackel.

Nimb ein ſtuck Eiſen eines kleinen Fingers dick / uͤberwickel es mit werck oder Flachs / ziehe es alſo durch zerlaſſenen Schwefel / wickel wider Werck daruͤber / ziehe es noch einmal durch Schwefel zuͤnds alſo an / vnd huͤte dich daß dir kein tropff auff die Hand falle.

Die XLII. Auffgab. Ein Wiſchtuch ohne Schaden anzuzuͤnden.

Duncke ein Schnuptuch in Brandenwein / zuͤnde es an / ſo wird es hoher Glut brennen / vnd diß ſo lang biß daß der Brandwein durchs Fewer ver - zehret / ſo wird der Einfaͤltige meynen / das Tuͤchlein ſey gantz verbrennet / da es doch im geringſten nicht verſehret: Vnd dieſe Eygenſchafft hat der Brandwein / daß er nur ſich vnnd keine andere Materi / welche von Natur nicht bruͤnſtig / theils verzehre / wann er angezuͤndet iſt.

Die XLIII Auffgab. Die Leut bey Naͤchtlicher weil zu vexiren daß ſie meynen ſie ſehen Geſpaͤnſter.

Wo du weiſt / wo viel Leut bey Naͤchtlicher weil ſollen gehen / ſo kanſt du von ferne etliche lebendige Krebs kriegen laſſen / ſo brennende Wachsliecht - lein auff dem Ruckentragen / welchs dem Seher wunderlich wird voꝛkom̃en / beſihe Weckerum. Jtem nimb eine groſſe Ruben / ſchoͤle ſie / hoͤle ſie auß /L l l ijſchneide444Eylffter Theil der Erquickſtunden. ſchneide zwey Augen / ein Naſen vnd ein Maul darein / ſteck ein Liecht in die Erde etwan bey einem Kirchhof / ſtell die Ruben daruͤber / ſo wird es nicht an - derſt ſcheinen als ein Todtenkopff / vnd niemand nahe hinzu kommen.

Die XLIV. Auffgab. Fewer außzuſpeyen.

Nimb einen Flachs / ziehe ein langts Drumb darauß / als wann du ſpin - nen wolteſt doch vngetrehet / wickels fein hart auff ein Kneulen / einer Muß - queten Kugel groß / ſtecks an ein Gaͤbelein / halte es uͤber ein brennend Liecht / wende es offt vmb vnnd laß wol außbrennen / biß du meyneſt daß es gantz durch vnd durch entzuͤndet ſey / legs alſo in einen außgebreiteten Flachs / wi - ckels gantz darein / daß der Flachs aber nit groͤſſer als du jhn ins Maul ſchie - ben koͤnneſt / ſchieb jhn alſo in Sack / biß du Fewer wilt außſpeyen / alsdann ſteck jhn in den Mund / blaſe ſtarck darein / ſo wird das gluͤmmende Kuͤgelein den Flacks erzuͤnden / vnd du Funcken von dir außblaſen koͤnnen / welche ſo ſtarck / daß ſich Schießpulfer davon entzuͤndet. Ja wann du vnvorſichtig mit vmbgeheſt koͤnnen ſie dir auch ein ſtuck vom Bart wegbrennen.

Die XLV. Auffgab. Das Kupffer vom Silber faſt in einer Minuten zuſcheyden?

Nimb ein alten Creutzer / Dreyer oder halben Batzen / ſtrewe geſtoſſe - nen Schwefel darauff / zuͤnde jhn an / wann er gebrunnen / wuͤrff die Muͤntz in kalt Waſſer / ſo du es wider herauß nimmeſt / wirſt du ein pur lauter Sil - ber finden.

Die XLVI. Auffgab. Stahl in bloſen Haͤnden ohne ſchaden ſchmaͤltzend zu machen.

Laß ein ſtuck Stahl in einem Fewer ſtarck gluͤend werden / leg geſtoſſe - nen Schwefel in die Hand / vnd den gluͤenden Stahl darauff / ſo wird der Stahl alsbald zerſchmeltzen.

Die XLVII. Auffgab. Ein jedes Metall geſchwind flieſſend zu machen / es ſey beyſam - men oder ſtuͤckweiß / vnd diß nur in einem Ey oder Nuß - ſchalen die doch nit ins Fewer geſetzt werden.

Man445Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Man neme gepulferten Schwefel / Salpeter / ſchelfen von Buchsbaum / eines ſo viel als das ander / lege ſolchs in ein Eyſchalen / darauff das Metall / vnd wider darauff ſolch Pulfer / vnd zuͤnde es mit einer Kohlen an / ſo wird man erfahren / daß das Metall alsbalden uͤber einen klumpen zuſammen flieſſen wird. Jſt ein excellentes ſtuck / ſagt der Author, probieret durch Petrum Mercenem. Jch brauche darzu Salpeter / Schwefel vnd Wein - ſtein / in der proportion der Element / der groſſen Liechter deß Himmels / vnd deß Papſts. So man dergleichen Pulfer / in ein Scharnitzel oder Gu - cken thut / anzuͤndet / vnnd einem Kuͤriſer auff den Harniſch wirfft / will ich dich verſichern / daß es das Eiſen in den Leib flieſſend macht.

Die XLVIII. Auffgab: Dem Stahl vnd Eiſen eine vnglaubliche Haͤrten zu geben / auß dem Authore.

So man die ſchneidende Jnſtrument / als Meſſer / Segen / Senſen / Sichel / vnd dergleichen / in eines Schweinbeerens Blut / oder in Gaͤnßfett duncket / ſiebenmahl nacheinander / vnd allezeit bey dem Fewer trucknen laͤſ - ſet / ehe mans wider eindunckt. So wird es dem Jnſtrument eine uͤberauß ſtarcke Haͤrten geben / diß Secretum iſt probirt / vnd wol in acht zunemen.

Die XLIX. Auffgab. Einen Kolben / Brenn: oder ander Glaß in begehrter weite abzuſchneiden.

Nimb ein Schwefelfaden / bind jhn vmb ein Glaß / ſo weit es ſoll abge - ſchnidten werden / zuͤnde jhn an / ſo wird das Glaß / ſo weit der Schwefel ge - brennet / abbrechen.

Die L. Auffgab. Ein Glaß alſo zerſchneiden / daß mans auß einander ziehen kan / vnd es doch nicht breche.

Halt eines Glaſes Rand uͤber ein brennend Liecht / laß wol haiß wer - den / dupff geſchwind mit eim naſſen Finger darauff / ſo wird das Glaß ein ſchnapp thun / vnd ein kleines Rißlein bekommen / daran halt eine brennende Lunden / blaß daran vnd fuͤhre ſie alſo am Glaß forth wo hin du wilt / doch nit zu geſchwind / ſo wird ſich das Glaß alſo zerſchneiden vnd zertheilen laſ - ſen: Eben alſo koͤndteſt du einen Kolben oder Brennglaß abſchneiden.

L l l iijDie446Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Die LI. Auffgab. Zu machen daß eine gemahlte Kroe ſchrey wann man will.

Mach ein rundes Loch in die Wand / ſchieb einen Froſch hinterſich hin - ein / hencke ein Kroe daruͤber / ſo auff ein oͤlgedrencktes Papier gemahlet / oder aber einen Raben / daß deſſen Schnabel recht uͤber das Loch komme / darinn der Froſch ſitzet / wilt du nun bey den Vmbſtehenden ein Wunder thun / ſo halt ein brennend Liecht zu deß Raben Schnabel / wann ſolchs der Froſch er - ſihet / wird er anfahen zu quecken / die Vmbſtehenden aber nicht anderſt ver - meynen / als komme ſolche ſtimme von dem Raben oder Kroen her.

Die LII. Auffgab. Zumachen daß das Glaß von einem geglaͤſten Ofen herab ſpringe.

Nimb tauben von einer Saltzſcheuben / wirffs ins Fewer deſſelbigen Ofens / laß es brennen / ſo ſpringt das Glaß von den Kacheln hinweg / wel - ches wegen einer ſonderbaren Sympathia geſchiehet.

Die LIII. Auffgab. Eine rote Roſen alsbald weiß zumachen.

Zuͤnde Schwefel an / halt eine rote Roſen daruͤber / ſo wird ſie gantz weiß / dann der Schwefel die Tugend hat / eine Farb in die ander zuverwand - len / alſo kan man einen grawen Bart mit Schwefel Balſam gelb machen.

Die LIV. Auffgab. Ein ſchoͤn Secret, fuͤr einen Chymicum, die Hitz jmmer in einerley grad zu erhalten.

Jch will den Chymicis hiemit ein ſchoͤn Geheimnuß entdecken / welche zu jhren laboriren einer ſteten gleichen Hitz benoͤtiget. Man nimmet zwey Glaͤſer / eins in der Form g h i k, das ander wie l m g h, in das vnterſte ſetzt man ein eiſern Kuͤgelein c, vnten mit einem Geſtell o, oben aber mit einem Loͤchlein / dariñ ein Erbes ligen moͤchte / d e iſt ein Guldenes Roͤhrlein / ſo außdem447Eylffter Theil der Erquickſtunden.

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dem Glaß f e in die zwey Glaͤſer gerad uͤber die Ku - gel c raichet / damit wann das Glaß f e mit aqua fort das iſt Schaidwaſſer gefuͤllet / ſolches tropffen weiß durch das Roͤhrlein d e, auff die Kugel c fal - len / vnd ſolche erhitzen koͤnne / a b iſt ein Glaͤßlein / darein ein Chymicus eine Materi nach ſeinem be - lieben ſetzet / oder was der Hitz beduͤrfftig: So letz - lich alles wol verlutieret / daß kein Lufft in die Glaͤ - ſer komme / wird das Glaͤßlein a b die gebuͤhrende Hitz empfinden. Sapienti ſat dictum.

Die LV. Auffgab. Eine Lampen zu machen / bey welcher alle Vmbſtehen - de gantz todfarb außſehen.

Reiſnerus in ſeiner Optica fol. 153. Lehret eine ſolche Lampen zu - richten / ich machs alſo: Jch nimb ein jrdin Schuͤſſelein / gieß darein Brand - wein / darauff lege ich ein Flachs / beſtrewe ſolchen mit Saltz vnd Schwefel / ruͤhre alles wol duꝛch einander / zuͤnde den Flachs an / gehe damit in eine Stu - ben darin kein ander Liecht / ſo werden die Vmbſtehenden jaͤmmerlich außſe - hen. Je ſchoͤner vnd roͤter aber ſonſten ein Menſch / je graͤwlicher ſihet er bey ſolchem Liecht auß / ſo aber ein anders Liecht dazu kommet / bekommet auch ein jeder ſeine natuͤrliche Farbe wider. Noch groͤſſer Wunder kan man erwe - cken / wañ einer Zaͤhn ſchneidet von weiſen Ruben / vnd ſie halb in den Mund nimmet / vnd halb herauß gucken laͤſſet / nimmet auch ein Leilach uͤber den Kopff / ſo wird er noch graͤwlicher außſehen.

Die LVI. Auffgab. Eine ſehr luſtige Lampen zumachen / welche ob man ſie gleich im Hoſenſack traͤgt / oder auff der Erden kugelt / doch nicht außliſchet.

Der Frantzoͤſiſche Author gibt diß ſchoͤne ſtuck etwas dunckel fuͤr / ich wills deutlicher vnnd etwas verſtaͤndlicher beſchreiben: Laß ein Geſchirꝛ von Meſſing oder Kupffer machen / wie bey a, neben mit zweyen Stefften / welche in dem Raiff h i k l beweglich ſeyn koͤnnen / doch daß das Geſchirꝛ -lein448Eylffter Theil der Erquickſtunden.

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lein nicht herauß falle / an dieſem Raiffe ſeynd oben vnd vnten wider zween Stefft d e, ſo in dem Ring m n o p ſich bewegen koͤnnen / dieſer Ring hat bey f g wider zween Stefft ſo inn der Kugel q r s t koͤnnen bewegt werden. Alſo daß 6 Stefft ſeynd fuͤr 6 vnterſchiedliche ſtaͤnde deß Geſchirꝛs a, wel - ches allzeit in dem centro verbleibet / vnd uͤberſich ſtehet / ob man ſie gleich hinwirfft oder auff alle ſei - ten beweget / welchs ſehr luſtig zuſehen. Doch hal - te ich dafuͤr / die zween Stefft f, g, ſtuͤnden viel beſſer in n, p, wer dergleichen machen will / kans probiren.

Es iſt vor etlich Jahren dem hochloͤblichen Kaͤyſer Rudolpho Secun - do ein Kuͤnſtlicher Wagen verehret worden / darinn einer gantz gerad vnd ſtill / auch bey dem aͤrgſten Weg / ſitzen koͤnnen / ja wann der Wagen gantz vmbgeſtuͤrtzet worden iſt die Perſon doch gerad vnd ohne ſchaden ſtill geſeſ - ſen. Welcher faſt auß dergleichen Fundament gemacht / vnd der Sitz in ge - wiſſe Raiff gehencket worden.

Die LVII. Auffgab. Wie eine Lampe ſoll zubereitet werden / daß ſie das Oel nach notdurfft von ſich gebe.

Jch will hie / ſagt der Author, nicht von gemeinen vnnd bekannten Lampen / welche Cardanus in ſeinem lib. Subtil. beſchrieben / handeln: Es iſt ein kleines Gefaͤß / vnd rund wie eine Seulen / welchs mit Oel ange - fuͤllet wird / vnd weil daran nichts andeꝛs / als vntẽ ein klein Loͤchlein / nahend genug bey dem Roͤhrlein / darein der Docht kommet / ſo fleuſt das Oel nicht herauß / damit oben kein vacuum erfolge / wider die Natur / Es ſey dann daß der Docht angezuͤndet / vnd er die Lampe erwaͤrme / das Oel ſubtiler vnnd duͤnner mache / daß es koͤnne flieſſen / vnnd den Lufft hingegen / an das ober theil ſo leer ſolte werden / das vacuum zu verhindern / dergleichen iſt ver - zeichnet mit e. Jch will aber viel eine Kuͤnſtlichere Lampen ma - chen lehren. Das Principal ſtuck daran iſt ein Geſchirꝛ c d, ſo nahe bey dem Boden c, ein Loch / vnd darinn ein Roͤhrlein ſo vnterſich ſtehet / dar -nach449Eylffter Theil der Erquickſtunden. nach eine andere groſſe Roͤhren d, welche durch das Geſchir; jnnwendig ge - het / vnd eine oͤffnung hat bey dem d zu naͤchſt oben am Gipffel / vnd eine an -

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dere eben vnter dieſem Geſchirꝛ / vnd zu naͤchſt bey dem boden der Schalen a b, Aber doch daß ſie den Boden nicht an - ruͤhre: So nun diß Geſchirꝛ bereitet / ſo fuͤlle es mit oͤl / vnd wann du das loch c aufthuſt / ſo ſtopf das loch e zu / alsdañ wird das oͤl bey c nicht koͤnnen außlauf - fen / ſonſt muͤſte ein vacuum werden. Aber wann das Oel allgemach conti - nuirt im a b, ſo wird es ſich verzehren / durch den angezuͤndeten Docht / das loch e, welchs durch diß mittel verſtopf - fet iſt / vnd in dem der Lufft durch die Roͤhren e d einkom̃en kan / wird das oͤl eben ſo bald herauß lauffen durchs c in die Schalen a b, vnd wann es kom - met ſich zu fuͤllen / ſo wirds alsbald das Loch e veꝛſtopffen / vnd deßhalben hoͤ - ret das oͤl auff zu flieſſen / vnd waͤret ſo lang biß das oͤl wider abnim̃et / vñ das e wider Lufft empfangen kan / da dann das oͤl wider flieſſend wird. Diß kan man mit ſchlechten Vnkoſten erfahren vnd probiern / mit Waſſer vnd einem jrdenen Geſchirꝛ Es iſt vermuthlich daß dergleichen wunderliche Lampe die Athenienſer gebrauchet / ſo ein gantzes Jahr vnangeruͤhrt vor dem Bildnuß Minervæ gebrunnen: Dann ſie kundten eine groſſe meng oͤl darein ſchuͤtten als ins c d, vnd eine Dochte der da brennet / daß er ſich nit verzehret / wie dañ die Naturkuͤndiger dergleichen lehren zuzurichten: Wañ nun die ſach alſo angeordnet / wird die Lampe von ſich ſo viel oͤl flieſſen laſſen als jhr von noͤtẽ.

Die LXVII. Auffgab. Ein Fewer zu machen ſo lang waͤrend als man will / wie das jmmerwaͤrende Fewer der Veſtalium,

Nach dem man den Spiritum ardentem ſalis von dem Jove durch die gradus deß Fewers gezogen / wie ſolchs die Chymiſche Kunſt erfordert / wañ das Fewer von ſich ſelbs außliſchet / wird es muͤſſen die Cornue caſſirn, vnd das Eiſen ſo ſich auff dem boden findet / wird ſich anzuͤndẽ / vnd einer gluͤen -M m mden450Eylffter Theil der Erquickſtunden. den Kohlen gleich werden. So bald es aber den Lufft empfindet / faͤhet es wi - der an abzuleſchen / deßhalben muß mans faſt im Augenblick in ein Viol - glaß einſchlieſſen / vnd mit einem guten Kuͤtt fleiſſig vermachen / oder mit dem Sigill Hermedis verſiglen / daß kein Lufft in das Glaß kommen koͤnne. Es wird ſich / ſagt der Author, bey 1000 Jahr vnerloͤſcht erhalten: Vnd wañ mans zu ende der Zeit auffmachet / ſo wird man allda Fewer finden / ein Schwefelhoͤltzlein damit anzuzuͤnden. Diß Secret were wol wuͤrdig / daß mans Practicirte / Es iſt nicht gemein / aber voll Wunders. Jn Be - trachtung / daß andere Fewer nicht laͤnger waͤren als jhr Materia waͤret / vnd daß fuͤr eine ſo lange Zeit nicht Materia gnug zu finden.

Die LXVIII. Auffgab. Ein groſſes Stuck ohne Pulfer abzuſchieſſen.

Die Kinder nemen biß weilen einen Schluͤſſel / fuͤllen jhn mit Waſſer / verſtopffen auch ſolchen ſtarck mit Papier. Wann ſie nun ſolchen uͤber ein brennend Liecht halten / vnd das Waſſer ſich erhitzet / ſtoͤſſet es mit einem zimblichen Knall das Papier herauß. Die Buͤchſenmeiſter folgen dieſem nach / in dem ſie ſolches auch mit den Stuͤcken probieren / nach vnſers Au - thoris Lehre folgender geſtalt: Diß kan ſich thun laſſen mit dem Lufft vnd Waſſer / wann man das Zuͤndloch am Stuck ſtarck vernagelt / Waſſer dar - ein geuſt / vnd ſetzt es mit einem geheben Klotzen mit Oel beſtrichen / hart auff einander / ſo viel muͤglich / verwahret auch den Klotzen / daß weder Lufft oder Waſſer herauß komme / ſetzet darauff die Kugel. Wann diß alles fleiſſig verrichtet / machet man ein Fewer darunter nahend bey dem Zuͤnd - loch / das Waſſer zu erhitzen / weil nun das Waſſer vnd Lufft einen groͤſſern Platz zuſuchen anfahen / ſolchen aber nirgend finden koͤnnen / ſtoſſen ſie das Holtz vnd Kugel mit groſſer macht fort / als ob es mit Pulfer geladen were / Jch aber zweiffel gar ſehr / ob das Waſſer ſo groſſen gewalt thue / als das Schießpulfer.

Die LXIX. Auffgab. Ein geringes / aber doch feines Jnſtrument zu machen / ſich in einer Kirchen oder an einem andern Ort da man ſich lang in der Kaͤlt auffhalten muß / vor der Kaͤlt zubewahren.

Laß451Eylffter Theil der Erquickſtunden.

Laß dir ein huͤltzerne Buͤchſen trehen / eines Schuchs lang / vnd vnge - faͤhr eines halben Schuchs brait / oben mit einem Deckel a b, vnten bey d

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gehet ein gantz eiſern Staͤnglein durch den Boden / biß an den Deckel a b, iſt verzeichnet mit c d, hat einen Abſatz f. Alsdann macht man eine eiſer - ne Kugel e, ſo in der mitt ein Loch durch vnd durch / gluͤend vnd ſteckt ſie an das eiſern Staͤnglein biß an den Abſatz f, machet den Deckel oben zu. So wird die eiſerne Kugel die Buͤchſen alſo erwaͤrmen / daß ſich der Menſch dar - an auch erwaͤrmen kan / man mags auch mit ſich auff einen Wagen nemen. Damit aber auch die Fuͤſſe warm bleiben / laͤſſet man ein Zinerne runde Fla - ſchen machen g h, oben mit einer Schrauben / etwas wenigs braiter als ein ſchuch / in der hoͤhe eines halben ſchuchs / die fuͤllet man mit ſiedheiſſen Waſ - ſer / ſchraubts zu / wickelts in eine Kotzen / vnd ſetzts alſo in einem Wagen die Fuͤß darauff / wann aber das Waſſer kalt worden / kan man inn den Doͤrf - fern wider warmes bekom̃en: Sonſten machet man meſſene hole Kugeln / einer Fauſt groß / ſo man in der mittauch von einander ſchrauben kan / haben jnnwendig auch eiſerne Stefft / vnnd gluͤende eiſerne Kuͤgelein darinn / die traͤgt man fuͤr die Kaͤlt in den Haͤnden.

Ende deß eylfften Theils der Erquickſtunden.

M m m ijDer452Vorrede.
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Der Erquickſtunden zwoͤlffter Theil / darinnen XXV. Auffgaben / den Lufft vnd Wind betreffend.

VOn dem Fewer als dem erſten vnnd leichteſten Ele - ment / gelangen wir nun ordentlich auff das ander Element / welchs da iſt der Lufft / ſo in der leichte das Waſſer vnd Erde uͤbertriffet / vnd handlen in dieſem zwoͤlfften Theil nicht allein von allerhand Kuͤnſtlich: vnd luſtigen Auffgaben / den Lufft betreffend ſondern auch was durch die Winde / welche in der Lufft ſtrei - chen / koͤnne verrichtet werden. Ehe ich aber zu mei - nẽ Vorhaben ſchreite / vnd der ſach einen anfang mache / wil ich zuvor / meiner gewonheit nach / etwz wenigs von dẽ Lufft philoſophiren. Vnd zwar erſtlich / wo der Lufft ſeine Natuͤrliche Stell vnd Ort habe / be - trachten: Jn der Vorrede deß 11 Theils dieſes Buchs iſt vom Fewer gemeldet / daß es ſeine natuͤrliche Stell vnd Ort vnter der holen Kugel deß Monds habe / vnd allda am aller reinſten vnd ſubtilſten anzutref - fen / auch ſelben Sitz nimmermehr verlaſſen koͤnne / Dann vnterſich be - gehre es nicht / were auch wider ſein Natur / uͤberſich koͤnne es nicht / wegen der holen Kugel deß Monds / damit keine penetratio corporum vervrſacht wůrde. Das Waſſer betreffend / weil die heilig Schrifft ſo wol Altes als Newes Teſtaments klaͤrlich bezeuget vnd lehret / daß ein Waſſer uͤber dem Himmel ſey / koͤnnen wir nicht vmb / derſelbigen zu glauben / vnd nichts dawider zu ſchlieſſen / GOtt gebe Johannes Pi - ſcator von Herborn vnd andere ſchreiben darwider was er woll. Die Wort ſeynd deutlich hell vnnd klar: Dann alſo ſtehet im Buch der Schoͤpffung am erſten Capitel / GOtt ſcheidet das Waſſer vnter der Veſten (verſtehe das Firmament) von dem Waſſer uͤber der Veſten / der H. vnnd Koͤnigliche Prophet David bekraͤfftiget ſolches auch im 148 Pſalm / wann er ſagt: Lobet jhn jhr Himmel allenthalben / vnd die Waſſer ſo oben am Himmel ſeyn. Oder wie es in der Grundſprach von Wort zu Wort lautet: Vnd die Waſſer ſo uͤber dem Himmel: Ei - nen Beweiß auß dem Newen Teſtament zu holen / ſo ſagt Petrus inſeiner453Vorrede. ſeiner andern Epiſtel am 3 Capitel daß der Himmel vnd die Erde auß Waſſer vnd im Waſſer beſtehe. Auß ſolchen Grůnden nun halten wir dafůr / daß uͤber dem Himmel das Element deß Waſſers anzutreffen / vnter die hole Kugel aber deß Fewers / vnnd zwiſchen die Wolcken ſe - tzen wir die hole Kugel deß reinen Luffts / die reinſte Erde aber nahend zu dem centro der Erden / ſonſten iſt vns nicht vnbekannt vnd verbor - gen / daß die Element / ſo wir auff Erden haben vñ gebrauchen / vnrein vnd mit einander vermiſchet vnd vermenget ſeyn: Dann die Erde iſt mit viel Waſſer vnd Fewer vermenget / das Waſſer mit viel Erden / der Lufft mit Waſſer / das Fewer mit Lufft vnd Erde ꝛc. So iſt auch vn - laugbar / daß die Erdkugel von Erd vnd Waſſer beſtehe / vmb ſolche aber der Lufft ſey vnd vmb den Lufft das Fewer. Nun faͤllet ein Frag vor / ob nemlich die vier Element nicht vmbgekehrt beſtehen koͤndten? Als das Fewer bey dem centro der Erden / wie die Jenigen lehren / ſo die Hoͤlle daſelbſt ſey / vermeynen: vnnd das Fewer von der Lufft be - ſchloſſen wuͤrde / die Lufft aber vom Waſſer / vnnd dann endlich das Waſſer von der Erden. Darauff iſt zu antworten / daß es nicht wider die Natur vnd die gedachten Element in dergleichen Ordnung jhren Beſtand wol haben koͤndten: Wann ſie alle inn der Form einer holen Kugel (außgenommen das Fewer / welchs inn der Form einer gantzen Kugel beſtehen muͤſte) welche an allen Orten gleichfoͤrmig / gleicher dicke vnd ſchweren. Dann ſolcher geſtallt wuͤrde die Erde gleich ſeyn einer Bruͤcken / ůber das Waſſer gebawet / an allen Orten in gleicher weite vom centro der Erden / welche ohne penetration auff ein - mal vnd mit einander nicht fallen koͤndte / ſo iſt auch keine Vrſach vor - handen / warumb ein Theil ehe fallen ſolte als der ander / dann jmmer ein Theil den andern haͤlt. Ebner maſſen koͤndte das Waſſer ange - regter Vrſach halben nicht fallen / wann es vmb den Lufft alſo diſpo - nirt wuͤrde / daß es kein Wind beruͤhren koͤndte / oder durch Hitz vnnd Kaͤlte reſolviret oder condenſiret wuͤrde / welches ſonſten eine Vn - gleichheit vnd folgend den ruin cauſſierte / vnd diß iſt eben das Jenige / was etliche Philoſophi ſagen: Daß / wann der Himmel von einer fluͤſ - ſigen Materi geſchaffen were / vnnd ſo duͤnn als der reine Lufft / ob gleich eine groſſe meng Waſſer ůber dem Himmel ſey nach Vnterricht der H. Schrifft / doch nicht von noͤthen were / daß es ein andern Auff - enthalt haͤtte als von ſich ſelbſt / weil es ſich alſo wol erhalten koͤnnte. Den Lufft betreffend / wuͤrde ſich ſolcher auch zwiſchen dem WaſſerM m m iijvnd454Vorrede. vnd Fewer / als eine gleichfoͤrmige vnd an allen Orten gleich ſchwere hole Kugel erhalten koͤnnen / vnter ſich begehret er nicht / ſondeꝛn als ein leichtes corpus uͤberſich / welchs doch von dem Waſſer gewehrt wůr - de. Der Lufft ferner / ob er gleich leicht / iſt er doch ſchwerer als das Fewer / wůrde deßwogen auch das Fewer an ſeiner ſtelle verbleiben muͤſſen / von dem centro koͤndte es nicht weichen / ſonſten můſte ſich vmb das centrum ein vacuum finden / welchs wider die Natur. Daß aber kein vacuum iſt / iſt die Vrſach weil ein jeder Raum oder Ort / wel - chen kein ander corpus erfůllet / der Lufft einnimmet. Alſo daß der Lufft alles genaw außſuchet / vnd nichts leer laͤſſet / man bringe auch darwider auff was man wolle / Es hat zwar ein anſehen / wann eine Kugel mit gewalt in die hoͤhe getrieben wird / oder durch die natuͤrli - che Bewegung gerad von der Hoͤhe zur Erden faͤllet / daß ſie wegen jh - rer gantz geſchwinden Bewegung den Lufft zertheilet / vnd hinter jhr ein vacuum verlaſſe / weil nicht můglich daß ſich der Lufft ſo geſchwind hinter der Kugel ſchlieſſen koͤnne. Allein die Antwort iſt leicht vnnd richtig dann die Kugel allezeit / ſie ſey wo ſie wolle / werde langſam oder geſchwind bewegt / Lufft vmb ſich hat. Etliche vermeynen / in den blaſen / welche die Kinder mit eim Strohalm auß Saiffenwaſſer auff - blaſen / finde ſich ein vacuum, da doch der Lufft durch das blaſen der Kinder in ſolche Bullen kommet vnd ſie erhaͤlt: Dann wann nicht der Lufft in der Blaſen were / was wolte ſie in jhrer Form erhalten: Aber damit wir vns nicht allzuſehr in Phyſicis vertieffen / wollen wir den ge - dachten Auffgaben nun mehr einen Anfang machen.

Die455Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Zumachen daß ein jeder Stein von ſich ſelbſt in der Lufft ſchwebe.

Wir haben droben von dem Grab Machometis geſagt / daß es wie etli - che dafuͤr halten / in der Lufft ſchwebet / jedoch durch die Krafft vnd Tugend zweyer Magneten alſo ſchwebend erhalten werden. Allein vnſere Kunſt darff keines Magnets oder anderer Huͤlffe / ſondern der Stein wird von ſich ſelbſt frey in der Lufft ſchweben / wann es nur muͤglich jhn an das rechte Ort zu legen. Wir haben droben auch geſagt / ſo ein Loch durch das centrum der Erde gieng / vnd ein Stein darein geworffen wuͤrde / daß er nach langen hin vnd her fallen endlich im centro ruhend verbleiben werde. Darauß folget nun vnwider ſprechlich / daß ſo man ein Stein zum centro terræ hiel - te / er alsbald ruhend vnd in der Lufft ſchwebend verbleibe.

Die II. Auffgab. Ein Jnſtrument zumachen / damit die Graden der Hitz vnd Kaͤlte zu maͤſſen.

Diß iſt ein Chriſtallen oder glaͤſern Jnſtrument / oben mit einer Flaſchen oder Blaſen / vnten mit einem langen Halß / oder aber es iſt ein gar duͤnnes Rohr / welches vnten in ein Geſchirꝛ voll Waſſers raichet / oder iſt herumb gebogen / oben mit einer Flaſchen / darein Waſſer oder ein andere fluͤſſige Materi zu ſchuͤtten / die beygeſetzte Figur wird ſolche Jnſtrument beſ - ſer vor die Augen ſtellen / als man mit vielen Worten lehren koͤnnte. Schuͤt - te das vnter Geſchirꝛ voll Waſſers / Eſſigs / weiſen oder roten Weins / oder aber / welchs am beſten / ein gut aqua fort oder Schaidwaſſer / wie es ſonſten zum Kupffer etzen tuͤchtig / oder ein roten Brandwein / ſo wird das ein - geſchuͤttete / nach der maſe deß Luffts ſo inn die Roͤhren vnnd Flaſchen ge - ſchloſſen (nach dem er denſior oder rarior dicker oder duͤnner) augenſchein - lich auff oder durch die Roͤhren abſteigen. Welchs leichtlich zu erfahren / wañ man das Jnſtrument von einem gar warmen ort her bringet / an ein ſehr kal -tes.456zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.

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tes. So man nun die Hand geſchwind vnd leiß auff die Flaſchen leget / wird man den Lufft mit aller ſeiner impreſſion empfindẽ / das Waſſer aber wird bald hinauff ſteigen / vnd wann man die Hand wider weg thut / ſo wird das Waſſer allgemach wider herab ſteigen an ſein ort. Hie halte mirs der Au - thor zu gut: Dann das Widerſpiel findet ſich / wann die warme Haͤnd drauff kompt / ſteigt das Waſſer oder Wein nider / vnd in der Kaͤlte wider in die hoͤhe. Wann man aber die Flaſche er - waͤrmet mit dem Odem / iſts noch empfindlicher / die vrſach dieſes bewegens iſt / daß der Lufft ſo in der Roͤhren erwaͤrmet / rarior oder duͤnner wird / vnd deßwegen mehr raum einnimmet / welchs das Waſſer abſteigend macht / im gegentheil wann die Lufft ſich erkaͤlt vnd denſior oder dicker wird / nimmet er weniger raum ein / vnd damit kein vacuum vervrſacht werde / ſo ſteigt das Waſſer alsbald wider auff nach dem ſich der Lufft enger vnnd genawer zu - ſamm ziehet. Jch ſag zum andern (ſpricht vnſer Author) daß durch diß Mit - tel / die grad der Kaͤlt vnd Hitz zu jeder vnd aller ſtund moͤgen gefunden wer - den: Dann nach deme der Lufft kalt oder warm / nach dem wird der Lufft ſo in die Flaſchen eingeſchloſſen / dicker oder duͤnner / vnd nach dem ſteiget oder faͤllet das Waſſer. Alſo ſehen wir daß deß Morgens das Waſſer ſo wol hoch geſtiegen / darnach allgemach biß gegen dem Mittag wider herab ſteiget / zu Abend aber wider auffſteiget. Als im Winter ſteigt es hoch auff / daß es faſt die gantze Roͤhren erfuͤllet: Jm Sommer aber / ſteigt es ſo tieff herab / daß in der groͤſten Hitz / ſelbiges in der Roͤhren ſchwerlich erſcheinen kan. So man nun dieſe verenderung durch zahl vnd grad abtheilet / zum Exempel in 8 theil mit den Philoſophis, oder in 4. mit den Medicis, ſolcher theil jeden wider in 8 theil / bekom̃et man 64 grad / vnd durch diß Mittel koͤnnen ſie nit allein vn - terſcheiden / in welchẽ grad das Waſſer Morgens / Abends vnd zu Mittag / ja zu jeder ſtund / auff oder abſteige / ſondern auch vmb wieviel grad ein Tag kaͤlter oder waͤrmer als der ander: Man kan vergleichen die groͤſte Hitz vnd Kaͤlte eines Jahrs mit dem andern. Man kan wiſſen vmb wieviel Grad eine Kam̃er oder ander Gemach waͤrmer als das ander. Dadurch kan man einGemach457Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. Gemach / in einerley Kaͤlte oder Waͤrme erhalten / vnd geſchiehet / wann das Waſſer alleweil in einem grad bleibet. Man kan letzlich vrtheilen von vn - terſchiedlicher Hitz der Fieber vnd andern Kranckheiten.

Die III. Auffgab. Auß dreyen Elementen wie wir ſie haben koͤnnen / allzeit das vierdte zu bringen /

Es iſt muͤglich / auß dreyen vnreinen Elementen / das vierdte zu bringen / weil das vierdte allbereit verborgener weiß darinnen ſtecket / daß es nit Au - genſcheinlich geſehen / oder wiſſentlich empfunden wird: Erſtlich durchs Fewer / Lufft vnd Erden / kan man ſo viel Waſſer zu weg bringen / daß man in der noth einen durſtigen damit traͤncken koͤndte. Nimb etlich: Zinerne Flaſchen / mache ſie mit einer ſprůtzen voll Luffts / verſchraube ſie ſtarck / daß kein Lufft herauß koͤnne / ſetze ſie nahend zum Fewer / ſo werden ſie Waſſer ſchwitzen / welchs man in eim ſonderbaren Geſchirr ſamblen kan. Zum an - dern / auß Fewer / Waſſer vnd Lufft / ſo viel harte Erde zubringen / daß mans jemand in die Augen werffen / vnd dz Geſicht damit verderben koͤndte. Nim̃ etliche gantz newe vnd inwendig geglaͤſte Haͤfen / geuß Waſſer darein / laß es bey einem Fewer ſtarck ſieden / ſo wird ſich vnten im Haafen eine Materi wie Saltz anlegen / ſamble ſolche / legs in die Lufft / ſo wird ſie hart. Auß Er - den drittens / Waſſer vnd Lufft / ſo viel Fewer zu bringen / daß es Pulfer an - zuͤnden koͤnne / geſchicht auff Schleiffmühlen / wann man Klingen oder an - dere Materien ſchleiffe / dann alſo werden durch Waſſer / Erd vnd Lufft fewrige vnd ſichtbare Funcken generirt, welche Pulfer anzuͤnden / vnd kan zwar ſolchs auch ohne zuthun deß Waſſers geſchehen: Dann ſo man mit eim Kiſel oder ſonſt hartem ſtein an ein ſtahl ſchlaͤget / empfaͤhet der Lufft auch brennende Funcken / wie den Haußmaͤgden nicht vnbekant. Zum vierdten / auß Erd / Fewer vnd Waſſer ſo viel Lufft zu weg zubringen / daß man damit ein Fewer auffblaſen vnd erhalten koͤnne / lehret dich folgende Auffgab.

Die IV. Auffgab. Wie die Æolipilæ oder Lufftkugeln welche das Fewer auff - blaſen / zu zurichten.

N n nVon458Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.

Von dergleichen Kugeln ſchreibt Wolfg: Hildebrandus, in 1 tom. Magiæ natur. fol. 176. Es ſeynt aber Kugel von Kupffer / Meſſing / Zihn / oder andern Metall gemacht / ſo ſturck daß ſie den Wind halten koͤnnen / vnd nicht zerſpringen ſolche ſeynt jnwendig gantz hol / haben ein Loͤchlein in der groͤſſe vngefaͤhr daß eine Linſen dadurch fallen mag / durch dieſes fuͤllet man das Waſſer ein / darnach legt mans fuͤr das Fewr / biß es ſich erwaͤrmet vnd das Waſſer duͤñer wird / ſo blaͤſet der Lufft mit einem groſſen geraͤuſch durch das Loch herauß / vnd erhaͤlt das Fewer / daß man dabey keines andern Blaß - balgs beduͤrfftig vnd Vitruvius in ſeiner Bawkunſt lib. 1. cap. 8. probiert durch ſeine Inſtrumenta, daß der Wind nichts anders ſey / als ein quanti - taͤt der Daͤmpffe vnnd Duͤnſte getrieben mit dem Lufft darauß folget daß ein wenig Waſſers eine groſſe meng der Daͤmpffe vnd Duͤnſte / folgend

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auch deß Winds verurſachet: Dann ein Glaß voll Waſſers in dieſe Lufft - kugel eingeſchencket / wird faſt einer Stund lang bl[a]ſen / in dem es die Daͤmpff hefftig außtreibet / ja viel mehr vnnd groͤſſer als ſein quantitaͤt iſt Die Form ſolcher Æolipiliarum oder Windkugeln ſeynt mancherley. Etliche machen ſie wie eine Kugel / andere in der geſtalt eines Kopffs / mit einẽ ſtiel / dabey mans faſſen kan / etliche wie die Bienenbrutẽ oder Koͤrb. Etliche machen in ſolche Blaßbaͤlg ein vnd wider außgebogene Roͤhrlein auff daß der Wind deſto ſtaͤrcker rauſche / vnnd gleichſam donnere. Andere laſſen ſich benůgen mit einem ſchlechten Rohr / ſo von Bley am bequemſten / vnten etwas weit / daß man eine Kugel darein legen koͤnne / ſo darauff hupffe / biß die Daͤmpff darauß getrieben ſeynt. Endlich ſetzet man auch neben das Loch Meerwunder / oder andere Bildlein / welche der Lufft beweget vnnd vmbtrehet. Nun fragt ſichs / wie das Waſſer durch ein ſo kleines Loͤchlein in ſolche Kugeln zu bringen? Diß muß ein Phyſicus zu weg richten: Der waͤr - met die leere Kugel daß der Lufft darinn dicker wird / deßwegen ſo man ſie ins Waſſer wirfft / damit kein vacuum werde / ſo ziehet die Kugel das Waſ -ſer459Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. ſer geſchwind in ſich: Nach dieſem leget man die Kugel von ferne zum Fewr / vnd laͤſſet ſie alſo blaſen. Daher ſagt Hildebrandt / hat man weiter kuͤnſtli - che Gefaͤß erfunden / von Silber / Gold oder andern Metallen / groſſen Her - ren den Lufft damit zu temperirn / in die Gemaͤcher geordnet mit ſtattlichen Waſſern ſo einen lieblichen Geruch fuͤr Geſunde vnd Krancke Leute verur - ſachen. Solche Gefaͤß ſeynt auch von etlichen / mit ſolcher Geſchickligkeit bereitet / daß ſie neben jhrem Dampff der koͤſtlichen wolriechenden Waſſer / durch etliche Roͤhrlein dadurch der Lufft dringen muß / ſo von der Hitz ge - trieben / ein lieblichen Thon vnd ſitſames Pfeiffen von ſich geben / daß man ſich darob nicht wenig zu verwundern / inſonderheit wann man dieſer wun - derlichen vnd natůrlichen Wirckung keinen Bericht hat. Jch ſoll auch all - hie nit verſchweigen daß mir ein vornemer Goldſchmidt bekannt / welcher vor der Zeit dergleichen Lufftkugel zu auffblaſung ſeines Fewers gebrauchet / allein weil er ſie gar zu genaw zum Fewer gelegt hat daſſelbige den Lufft in der Kugel dermaſſen groß gemacht vnd gleichſam erzuͤrnet / daß die Kugel zerſprungen / vnd jhn an ſeinem Leib beſchaͤdiget.

Die V. Auffgab. Ein wunderliche Einſperrung deß Luffts.

Hieronymus Megiſlerus dertreffliche Hiſtoricus vnnd Linguiſt, meldet in ſeiner Beſchreibung der Stadt Venedig / cap. 24. daß Franciſcus Tridenteus ein Edelmann von Vincents / einen Hof oder Luſtgarten hab / zwiſchen Padua vnd Vincents / nahe bey einer Hoͤlen / ſo 4000 ſchuch lang / vnd 3000 breit: darinn ein ſonderlich: Kuͤnſtlichs Werck zu ſehen / dann man allda in einem ſchoͤnen Gemach die Winde nach eines jeden belieben koͤnne außlaſſen oder einſperren / alſo daß ſich einer in der groͤſten Hitze ge - nugſam darinn kuͤhlen koͤnne. Solche Winde aber ſeynt auß gemeldter Hoͤ - len durch bleyerne Roͤhren geleitet welche jhren Außgang nach den 4. Or - ten der Welt nemen / alſo daß er auff begehren / den Sud / Nord / Oſt oder W[e]ſtwind kan gehen laſſen / ꝛc. uͤber dem Thor ſolches Gartens ſoll dieſer Virgilianiſche Verßſtehen: Æolus & clauſo ventorum carcere regnat.

Beſihe hievon auch Wolfgangum Hildebrandum.

N n n ijDie460Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.

Die VI. Auffgab. Zu finden wo der Wind her kompt.

So man vff dem Felde an einem Ort iſt / da kein Fahnen auff einem Gebaͤw zu ſehen / dabey man nachrichtung haben moͤchte wo der Wind her - kaͤme / ſo nimb nur dein Schnuptuch bey einem ende in die Hand / laß es alſo hangen / ſo wirſt du ſehen wohin es der Wind treibet / vnd wo er her komme.

Die VII. Auffgab. Wie zu jederzeit / die gewißheit aller außgaͤnge der 32 Winde / ſollen gefunden werden?

Zu oberſt auff einem Thurn / ſo eine juſte ebne Flaͤche dem Horizont parallel ſtehend hat / ſuchet man mit einem Compaſt die Mittag Lini / vnd

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reiſſet darumb etliche Circkel / wie auß beygefilgter Figur zu ſehen / theilet ſol - chen in 32 gleiche Theil / darauff auß dem centro Linien gezogen / vnd dazu die 32 Namen der Wind geſchrieben werden. Darnach machet man ein fein leichtes Faͤhnlein / mit einer ſtangen a c b, welche mit dem Theil cb, al -ſo461Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. ſo in das centrum geſtecket wird / daß es ſich leichtlich koͤnne vmbtrehen / bey c aber gehet herauß ein ſtefft oder Zeiger cd, welcher den begehrten Wind zeiget. So nun das Faͤhnlein ſtehet / daß es von einem jeden Wind kan be - wegt werden / ſo iſts wol geordnet. Nur iſt diß zu mercken / wo das Magnet - Zuͤnglein von der waaren Mittag Lini abweichet / daß die Abweichung in acht genommen werde.

Die VIII. Auffgab. Warumb die hohen Segel vom Wind ſtaͤrcker getrieben werden als die Nidrigen?

Vitruvius in ſeiner Bawkunſt cap. 8. lib. 10. ſagt: Wann der Segel mitten am Maſtbaum hange / lauffe das Schiff ſo geſchwind nicht / als wañ er zu oͤberſt haͤnge. Es iſt vnter andern eine natuͤrliche Vrſach: Dann der Wind je hoͤher er blaͤſet / je ſtaͤrcker er treibet / wie auff hohen Thuͤrnen zu ſe - hen / ſo muß deßwegen das Schiff geſchwinder lauffen / wann der Segel zu oberſt am Maſtbaum / als wann er in der mitte oder vnten. Ariſtoteles in ſeinen Mechanicis machet auß dem Maſtbaum einen Heb Rigel / vnnd ſchleuſt je laͤnger die Bewegung ſey am Rigel von dem hypomochlio, je leichter ſey die Bewegung. Vitruvius haͤlt das vnterſte Theil deß Maſt - baums vor ein centrum, vnd weil / was weit vom centro leichtlicher bewegt wird / als das Jenige ſo nahe dabey / muͤſſe nothwendig der Segel oben am Maſtbaum leichter getrieben werden als in der mitte.

Die IX. Auffgab. Warumb der Maſtbaum nicht mitten in das Schiff geſetzt werde?

Baldus in mechan. fol. 53. ſagt: Alsdann werde das hinder Theil deß Schiffs leichter erhebt / das vorder Theil aber nider gedruckt / wann die pro - ports am groͤſten ſey / die deß Maſtbaums hoͤhe hat zu dem jenigen Theil deß Schiffs ſo vom grund deß Maſtbaums zu dem euſſerſten Ort deß hin - tern Theils deß Schiffs gehet. Damit aber dieſem Vnheyl abgeholffen wuͤrde / haben verſtaͤndige Baw Leut den Maſtbaum nicht in die Mitte / ſon - dern auff den dritten Theil vngefaͤhr von dem voͤrdern Theil deß Schiffs gegen dem hintern geſetzet. Such die demonſtration in gedachtẽ Authore.

N n n iijDie462Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.

Die X. Auffgab. Ein Papierlein von ſich weg zu blaſen / daß es doch gegen die blaſende Perſon falle.

Leg ein ſtuͤcklein Papier vngefaͤhr eins Thalers groß auff ein abhaͤnge Schreibpult / ſo hinten zimlich hoch / ſtehe du bey dem nidern Ort / blaſe dar - an / ſo wird es gegen dich lauffen Oder aber legs auff einen Tiſch / laß den Tiſch an einem Ort auffheben / ſtehe du zum nidern Ort / blaß wie zuvor / ſo kommet das Papierlein auch zu dir.

Die XI. Auffgab. Daß der Lufft das Waſſer uͤber ſich ziehe.

Schneid einen Bletzen von einem Apffel oder einem Brodt / ſteck in der mitte ein ſtuͤmpfflein Wachsliecht daruͤber / zuͤnde es an / ſetzs alſo in ei - ne Schuͤſſel auff ein Waſſer / laß ſchwimmen / ſtuͤrtz ein Glaß daruͤber / ſo wird ſich das Liecht abloͤſchen / vnd ſich das Waſſer in das Glaß nach der hoͤhe ziehen: Dann weil der Lufft dicker vom Fewer wird / vnd weniger raum einnimmet als vor damit kein vacuum ſey / ziehet er das Waſſer an ſich in das Glaß / welchs mit ſonderbarem luſt zu betrachten.

Die XII. Auffgab. Einen Ring in eine Schuͤſſel voll Waſſer zu legen / vnd das Waſſer kuͤnſtlich davon zu bringen / daß man den Ring mit drucke - nen Fingern moͤge herauß nemen.

Diß kommet auß kurtz vorhergehendem Grunde / nimb eine flache Schuͤſſel a b, lege den Ring a in die Schuͤſſel / nicht zwar gar auff den bo -

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den e, ſondern daß er nur mit dem vntern Theil den boden beruͤhre. Geuß Waſſer daruͤber / daß damit der Ring gantz bedeckt werde / ſag du wol - leſt den Ring herauß nemen mit drucknen Fingern / daß doch das Waſſer in der Schůſſel bleibe. Solches nun ins Werck zu ſetzen / ſo nimb ein ſtuͤck Papier / zuͤnds an legs in ein Glaß / ſtuͤrtz ſolchs geſchwind in die Schuͤſſel / ſo wird das Pa - pier erloͤſchen / vnd ſich das Waſſer in das Glaß ziehen / daß du den Ring mitdrucknen463Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. drucknen Finger herauß nemen koͤnneſt / auß kurtz vorhergehender Auffgab. So dir aber einer die ſach noch wolte diſputierlich machen / als haͤtteſtu doch die Finger naß gemacht / weil der Ring noch ſelbſten naß ob gleich das Waſ - ſer davon gezogen. So kanſt du das Glaß ſo lang ſtehen laſſen / biß der Ring gantz trucken werde: Dann der Lufft ſo oben im Glaß / das Waſſer nit fah - ren laͤſſet / biß man das Glaß verrucket.

Die XIII Auffgab. Ein Glaß oder huͤltzen Geſchirr ſo oben gantz offen / in ein Waſſer zu ſtellen / daß kein Waſſer darein lauffe.

So man ein Glaß oder anders Geſchirr / in ein Waſſer vmbſtuͤrtzet / dem Waſſer zu rechten Winckeln / ſo laufft oder gehet kein Waſſer darein: Dann weil kein vacuum in dem Geſchirr / ſondern es mit Lufft er fuͤllet iſt / laͤſſet ſolcher nichts in das Glaß / ſo bald aber oben ein Loͤchlein darein kom - met / ſo tringet das Waſſer als ein ſchwerer corpus den Lufft dadurch hin - auß vnd kommet es an ſeine ſtelle / vnd diß biß das Schaff oder Glaß gantz voll wird / ſo man aber das Glaß krumb in das Waſſer tauchte / ſo lieff Waſ - ſer darein / dann es kan durch ſolches mittel den Lufft auff der einen ſeiten außtreiben.

Die XIV Auffgab. Wie die Alten Lufft - vnd Waſſer Harniſch gemacht / darunter ſich lang in tieffen Waſſern auffzuhalten.

Vorhergehende Auffgab vnd demonſtration hab ich eben wegen deß Lufft vnd Waſſer Harniſchs vorher gehen laſſen (welchen Frantz Koͤßler weitlaͤufftig beſchrieben) damit die Muͤglichkeit ſolches Vorgebens deſto glaublicher. Ehe wir aber deß Koͤßlers Harniſch erklaͤren / wollen wir zuvor von den Alten reden / was manier ſie gebraucht vnter dem Waſſer zu gehen. Man findet in den alten Roͤmiſchen Machinis, daß die Jenigen ſo eine ge - raume zeit vnter dem waſſer bleiben wollen / ſich in einen ledernen Sack ein - neen laſſen / ſo bey dem Geſicht ein glaͤſern wolveꝛwahrts Thuͤrlein / daduꝛch man hell ſehen koͤnnen / gehabt / uͤber dem Kopff aber hatte ſolcher ſack ein lan - ge lederne Roͤhren / ſo oben auff einem lidernen Schiff oder Polſter auff dem Waſſer getragen worden / damit der Menſch im Sack Lufft ſchnappen koͤn - nen. Andere haben ein ſubtil meſſin oder eiſern Roͤhrlein in den Mund ge -nommen /464Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. nommen / wie auch oͤl / ſo offt ſie nun ein troͤpfflein als auß dem Mund gelaſ - ſen / vnd durch das Roͤhrlein geblaſen / ſo offt iſt das oͤl in die hoͤhe geſtigen / biß auff die Flaͤche deß Waſſers / daher der Menſch im Sack auch Lufft be - kommen. Durch dieſen letzten Weg zwar kan man im Waſſer gehen / ſo vngleicher trieffe / aber nicht lang / mit jenem aber nur in Waſſeꝛn ſo faſt glei - cher tieffe.

Die XV. Auffgab. Deß Frantz Koͤßlers Lufft - vnd Waſſer Harniſch zu zurichten.

Nimb zwo groſſe wolgearbeitete Rinds Haͤute / leg ſie zuſammen / daß man darauß einen Quadranten a b c ſchneiden koͤnne / obs gleich an allen Orten nicht zutrifft / kans doch ein Sacker oder Schuſter mit ſtuͤcken fleiſſig vnd net ergaͤntzen vnd erſtuͤckeln. Beſihe die Figur a b c. Ferner ſo

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hoch man den waſ - ſer Harniſch haben will / ſo weit muß man jhn dem Circkl nach abnemen / wie bey dem ſtuck a d g e zu ſehen. Alsdann ſchneidet man die beede Haͤut nach dẽ Linien d b, ec, g f, dge, bfc, auß / vnd wo etwas mangelt / erſetzt mans mit ei - ner fleiſſigen Naͤt. Ehe aber ſolche Haͤute zuſam̃ genehet werden / muß das Leder zuvor wol ge - ſchmiert ſeyn / daß nicht allein kein Waſſer / ſondern auch kein Lufft dadurch dringen koͤnne / mit folgender Schmier: Nimb 3 pfund Wachs / 1 pfund Venediſchen Terpetin / ein vierdung guten Schreiner firneuß / ſetze alles in einem Hafen auff ein ſanfftes Kolfewer / daß es wol zerlaſſen durcheinander kom̃e / damit ſchmir auff gut Schuſteriſch die Haͤut in einer warmẽ. Stubenoder465Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. oder in der Sonnen / ſo lang vnd viel biß das Leder nichts mehr in ſich ziehet. Ferners zerlaß abſonderlich ein Bech / Terpentin / vnd ein wenig Wachs / darein duncke Hanff oder Flachshaar / ſolche zwiſchen die Naͤth fleiſſig zu ſchlichten / vñ wie die Waſſerſtifel mit doppelſtichẽ auffs fleiſſigſte vernaͤhen. So nun die ſeite d b an a genaͤhet / macht man oben von Leder einen boden darein / ſo ſihet ſolcher Harniſch auß wie ein Zuber oder Kuffen / welche oben

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weit vnd vnten enger / Ferner vier oder fuͤnff Zoll vnter dem Boden / ſchneide Sternloͤch - lein / darein kommen Glaͤſer / in getrehte huͤltzerne Ring ge - ſetzt / dadurch man ſcharff ſe - hen kan / in der groͤſſe von an - derhalb Zoll dem diameter nach. Solche huͤltzerne Ring nun / muͤſſen zuvor in haiß Wachs / Terpentin / Bech vñ Leinoͤl ſo zuſam̃en vermiſcht / ſieden / alsdann die Brillen - glaͤſer / in ein jedes inſonder - heit / vnd dazu wol ein halben Zoll neben einander inn ge - dachte Ring oder huͤltzerne Roͤhren / mit obgedachter beſonders zugerichten B[e]chſuppen / oder weichen Kuͤtt / ſampt drein eingedunckten Hanff - oder Flachshaar / fein Kuͤnſtlich in die Ring / welche hernach in die Sternloͤcher geſetzet werden / ſolcher geſtalt / daß ſie zuvor mit obgedachten Ciement oder Bechſuppe vnd Flachshaar vmbwickelt / darnach rings vmb die Sternloͤ - cher mit Naͤgeln ſtarck angenagelt vnd verniedet / letzlich mit der Bechſup - pe vnd Flachshaar wol verwahret.

Nach dieſem nimmet man zween ſtarcker Raiff / einen von Eiſen / vnten in der weite deß Rands am Waſſer Harniſch / den andern von eichenẽ Holtz / ſo ſich vngefaͤhr mittẽ in den Waſſerharniſch ſchicket oder 4 ſchuch hoch von dem vnterſten Reiff an / doch alles nach gelegenheit der ſach. Nun bin -O o odet466Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. det oder ſchꝛaubt man von jnnen 4 ſtarcke Staͤb in die Raiff / ſelbe veſt zu hal - ten / wie auß folgender Figur zu ſehen. Darein kom̃en noch Creutz weiß zween lange ſtarcke lederne Riemen am obern Raiff hangend / welche man nach

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notdurfft eng vnd welt guͤrten kan / ſolches Jnſtrument nun wird in den Waſſer Har - niſch veſt eingehefft.

Ferner muß der Jenige ſo den Waſſer - Harniſch brauchen will / ſich zuvor abwe - gen / geſetzt er waͤge anderhalb Centner oder 150 pfund / ſo muß er ſo ſchwer Bley / ſtein oder ander Laſt vmb den vnterſten Raiff herumb haͤngen / wann nun der Harniſch auff das Waſſer geſetzt vnnd von dem Ge - wicht biß auff eine halbe Eln hinunter gieng / were die ſach faſt richtig / wo nicht / ſo muß man davon oder dazu thun / ſo lang biß der Harniſch faſt gar im Waſ - ſer. Solchs uͤbrigs Gewicht wigt man beſonders vnd merckts / zum Exem - pel / das uͤberige were 40 pfund / ſelbige 40 pfund ordnet man / daß ſie vnten an dem Raiff herumb hangen. So nun der Jenige ſo 150 pfund gewogen / in den Harniſch kꝛiegen will / muß er ſolchen vnter vnd vmb die Bein nach be - ſtem anguͤrten / vnd eine Kugel oder Klumpen von 10 / 14 / oder 20 pfunden an einer ſchnur bey ſich tragen / vnd ſich mit dem Harniſch in das Waſſer ſencken / denſelben vnter dem Waſſer hintragen wo er will / darunter kan er leſen / ſchreiben / Brieff durch das Waſſer tragen / vnd dergleichen. Damit aber der eingeſchloſſene Lufft jhme nit ſchade / ſo muß er ſtoppen von Wachs vnd Baumwollen machen / damit die Ohren zu verſtopffen. So aber ſturm - winde / vnd andere vngelegenheiten jhme zuſtieſſen / muͤſte er auch folgende Schwimmguͤrtel oder Luffthoſen bey ſich haben / damit ſich zu ſalviren.

Die XVI. Auffgab. Wie ein Lufft - oder Schwimmgůrtel zu zurichten / auß Frantz Koͤßlern.

Man nimmet dazu Leder / wie zu dem Waſſerharniſch / ſchneidt ſolche einer halben Ein brait / vnd ſo lang / daß es einem vmb den Leib biß auff zweenzweer467Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. zweer Finger dick geht / diß muß mit zweyen Gurtriemen fleiſſig verſehen ſeyn: Nun theilt man das Leder in zwey theil / auff jedes neet man eine faſt auff obbeſchriebene manier mit Wachs vnnd Terpentin wol abgearbeite Hundshaut / dergeſtalt / daß die Hundshaͤute / demnach ſie wol mit Flachs - haaren / ſo in mehr gedachte Schmir geweichet / in dem neen verſehen / daß ſie gleichſam als zween Saͤcke gegen einander uͤber / jedoch mit fleiß in einer laͤnge / braite vnd weite angeneet werden. Demnach ſoll man an jegliche ſey - ten oder Sackfeel deß Schwimmguͤrtels noch ein huͤltzernes Roͤhrlein (von der laͤng / wañ man die Guͤrtel vmb gebunden / daß dieſelbigen moͤgen in den Mund genom̃en werden) auff das aller fleiſſigſt / durch auch zuvor darein geſchnidtene Sternloͤcher einſtecken / vnd die beyde Roͤhrlein / dermaſſen mit Flachshaar / naͤeſt den Saͤcken vmbwinden vnd ſtarck anbinden / auff daß man ſich darauff wol verlaſſen moͤge. Letzlich ſoll man ein jedes Roͤhrlein mit einem Zaͤpfflein verſehen / vnd vorne daran haͤngen / daß ſie keeb hinein gehen / vnd verſtopfft werden moͤgen. Damit aber dieſe Guͤrtel ſich ehe auff - blaſen laſſe / vnd den Lufft halte / kan man vnter die Roͤhrlein Ventoſen oder

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Windlederlein neen laſſen / wie in einem Ballon oder Welſchen Balln. Wie aber ſolche Guͤrtel mit Ringen vnd Riemen ſoll verſehen werden / iſt auß beygeſetzter Figur zu lernen. Solche ſeynd gut auff Schiffen mit ſich zu nemen: Dann man ſie bald auffblaſen / fuͤr Kuͤß gebrauchen / vnd damit ſich ſalviren kan / in dem ſie den Menſchen nicht ſincken laſſen.

Die XVII. Auffgab. Wie die Windhoſen zu machen / damit man uͤber die See oder andere ſtillſtehende Waſſer gehen koͤnne.

Man machet von rindern Leder / davon oben geredet / ein par Waſſer - ſtifel / ſo faſt zu dem Nabel raichen / vnd ſich wie Schwaͤbiſche Bawrn Hoſen am Leib ſchlieſſen moͤgen. Wer aber das Waſſer erdulden kan / bedarff ſol -O o o ijcher468Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. cher nicht. Vnd vmb die Beine macht man von Hundshaͤuten / nach ob - gegebener Lehr / zween Saͤck / vnnd in ſolche Roͤhrlein zum auffblaſen / mit

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Ventoſen oder Lufftlederlein vnd Zapffen verſehen / wie bey der Schwim̃ - guͤrtel. Ferner muß man bleyerne Solen machen laſſen / nach eines jeden ſchwere (damit der Kopff in der hoͤhe bleibe) vnd ſolche mit ledern Riemen ſteiff anbinden. Vber ſolche bindet man an die Fuͤſſe zwo Floßfedern (alſo zu nennen) wie auß beygefuͤgter Figur zu ſehen / welche gemacht / daß man ſie an beeden Fuͤſſen / uͤber die Knorn binde / damit rudere / vnnd wo man will hinkommen / deßwegen muͤſſen ſie an dem Fuß ein Gewerb haben / daß ſie be -weg -469Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. weglich ſeyn / mit dergleichen Windhoſen / ſoll Koͤnigliche Majeſtaͤt zu Den - nemarck mit einem Hofdiener eine gantze Meil uͤber die offenbare See ge - gangen ſeyn.

Die XVIII. Auffgab. Wann eine Kandel mit zugethanem Deckel vnter das Waſſer geworffen wird / faͤhet ſie an zu bruͤteln iſt die Frag was die Vrſach.

Die Kellner wiſſen / wann ſie eine Kandel mit zugethanem Deckel / in ein Schwanckwaſſer legen / daß ſie anfahe gleichſam zu bruͤdeln / vnd diß eine geraume Zeit continuiret. Wir haben offt geſagt mit Ariſtotele vnd an - dern Phyſicis, daß kein vacuum in der Natur ſey / deſſen wir hie auch ein au - genſcheinlich Exempel haben: Dann weil die Kandel voll Lufft / vnd oben her bey dem Deckel außgehet / vnd als ein leicht corpus uͤber ſich begehret / ſo tringet er durch die Kandel herauß / laͤſſet hingegen das Waſſer darein / alſo daß das Waſſer vnd Lufft gleichſam mit einander ſtreiten vnnd ein ge - raͤuſch deßwegen von ſich geben / vnd diß geſchiehet ſo lang / biß aller oder der meinſte Lufft auß der Kandel / vnd ſie hingegen mit Waſſer erfuͤllet iſt.

Die XIX. Auffgab. So man ein Vaß anſticht / warumb nichts oder wenig rauß lauffe / wanns oben nicht Lufft hat.

Diß laͤſſet die Natur nicht zu / dann wann der Wein / Bier / Meeth / oder ander Getraͤnck / ſolcher geſtalt lieffe / wuͤrde oben ein vacuum ſich ereygnen / welchs / wie offt gemeidet / wider die Natur. So bald aber das Vaß oben Lufft bekommet / vnd ſich der Lufft ins Vaß begeben kan / laufft der Wein auß / der Lufft aber tringet hingegen in das Vaß / welcher das leere theil vom Wein erfuͤllet. Es geſchiehet auch / wañ der Wein ſchon theils außgelauffen / daß etwas aber nicht viel herauß lauffe / obs gleich am Vaß oben kein Lufft hat / die Vrſach iſt / ſo viel Wein herauß laufft / ſo viel Luffts ziehets hingegen hinein / weil nun das Ort da der Wein weg gelauffen / voll Lufft / kan es nim - mer lauffen / damit es kein vacuum gebe.

Die XX. Auffgab. Ein zimblich groſſen Moͤrſner mit einem Glaß in die hoͤhe zuheben.

O o o iijSeynd470Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.

Seynd etliche Ding dem Vnwiſſenden zu glauben vnmuͤglich / ſo iſt dieſes eines darunter / dann wers nicht ſihet / wird es auch nit leichtlich glau - ben. Nimb einen meſſenen Moͤrſner von 6. 8. oder 10 pfunden vngefaͤhr / ſo einen feinen ſaubeꝛn Boden von auſſen habe / das iſt / daß er glat abgetꝛehet

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vnd nicht grubicht ſey. Nimb ein Glaß / ſo an allen Orten mit dem Rand gleich auff dem Moͤrſner an - ſtehe / vnd in der weite deß Rands am Glaß / mach o - der ſtreich in einem Circkel herumb einen mit Waſ - ſer angemachten Taig / zuͤnde ein Papier an / wirffs in gedachtes Glaß / ſtuͤrtz es geſchwind in den Taig / vnd wo du ſiheſt / daß Lufft auß dem Glaß gehen will / da ſtreich den Taig hoch vnd dick mit eim Meſſer o - der Hoͤltzlein an das Glaß / biß gantz kein Lufft mehr heꝛauß gehe / ſo wird ſich das Papier außloͤſchen / vnd mehr Lufft ſuchen / weil es aber keinen finden kan / wegen deß Taigs ſo darumb geſtrichen / wird ſich der Lufft ſo ſehr ſtaͤrcken im Glaß daß man / wann das Glaß oben fein ſitt - ſam vnd gerad uͤber ſich gehebt / der Moͤrſner ſich mit auffheben laͤſſet. Pro - biers / ſo wirſt du wunder ſehen.

Die XXI. Auffgab. Das Mittel die Leichte deß Luffts oder Fewers in einer Wag zu waͤgen.

Zum erſten ſagt der Author, ſetz eine vmbgekehrte Wag ins Waſſer / derer Schalen von Holtz ſeynd / damit ſie ſchwimmen. Zum andern / muß man in einer Blaſen oder dergleichen Geſchirꝛ Lufft haben / vnd die Einbil - dung ſchoͤpffen / als wann dergleichen quantitaͤt deß Luffts nur eines pfun - des leicht ſey (dann man kan die Leichte gleich falls vnterſcheiden mit pfun - den / Vntzen vñ Quintlein / als die ſchweren.) Zum dritten / lege den Lufft in einer Blaſen auff eine derſelbigen Schalen / vnd auff die ander ſo viel pfund der Leichte als von noͤthen dieſelbige auffzuziehen / vnd zu verhindern das ei - ne von den Schalen ſich nicht auß dem Waſſer hebe: Daher wirſt du ſehen / wie groß die begehrte Lufft ſey. Jch will dich aber ein newes Mittel lehren / ohne Wag die Schwere vnd Leichte zu erkennen / an einem jedwedern vor -gegebe -471Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. gegebenen Coͤrper. Nimb ein Geſchirꝛ in der Form eines Wuͤrffels oder runden Seulen / ſo jnwendig hol vnd auff dem Waſſer ſchwimmet / vnd nach der Maß als es ſincken wird / nach dem Gewicht 1. 2. 3. 4. 5. mehr oder we - niger pfund / ſo man darauff legt / merckt man an der naͤſſe vom Waſſer vmb wieviel es ſich ſencket: Dann wañ du hernach das Gewicht eines jeden cor - poris examiniren wilt / ſo darffſt du anders nichts thun / als daſſelbig in das Geſchirꝛ legen / vnd ſehen wie weit es ſich ſencke oder uͤber das Waſſer erhe - be. Durch diß Mittel nun wirſtu erkennen / wie viel pfund es waͤge / wie der Author diß zu dem vorigen reymen will / kan ich nicht ſehen.

Die XXII. Auffgab. Zumachen daß der Lufft jnnerhalb 24 Stunden ein Ge - ſchirꝛ voll Waſſers halb außziehe.

Thue ein Geſchirꝛ voll Waſſers / ſo oben verdeckt / in ein hauffen Wai - tzen / ſo ziehet ſich das Waſſer jnnerhalb 24 ſtunden auß / vnd verlewrt ſich faſt halb / daß niemand weiß wo es hinkommen.

Die XXIII. Auffgab. Eine luſtige Experients / von einem gepapten Papier / welchs der Lufft vnverſehens von ſeiner ſtell blaͤſet.

Nim̃ ein gepapts Papier einer flachen Hand groß / oder nur ein Karten blat / wett mit einem du wollſt etliche ſchritt vom Kartenblat ſtehen / einen an - dern aber ſo nahend dabey bleiben laſſen / daß er die Hand darob halten koͤñe / doch das Blat nicht anruͤhre / vnnd du wolleſt ein Zeichen geben / nach wel - chem ein jeder nach dem Kartenblat greiffen koͤnne / vnd du wolleſt das Blat ehe ergreiffen als er / wolleſt doch das Zeichen geben / ehe du von deiner erſten ſtell weg kommeſt. So nun die wettung angeſtellet / ſo mache alle Thuͤr vnd Fenſter zu in dem Gemach / da du es probiren wilt / nur ein Fenſter laß offen ſtehen. Lege das Kartenblat auff deß offnen Fenſters Ram / daß es halb nauß vnd halb nein in das Gemach haͤnge / laſſe jhn zu dem Kartenblat ſte - hen / doch neben der ſeiten / vnd die Hand einer ſpannen hoch daruͤber halten / du aber ſtehe zur Stuben Thuͤr / vnd ſag du wolleſt bey der Thuͤr ſtill ſtehend ein Zeichen geben / wann er nemblich ſchrey Dapp / ſo ſoll jeder vnter beeden Perſonen macht haben nach dem Blat zu greiffen / wers nun am erſten be -komme /472Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. komme / hab gewonnen So nimb nun deiner ſchantz recht in acht / ergꝛeiff die Thuͤr bey der Handhaben / leg den Daumen auff die Schnallen / reiß die Stuben gehling auff vnd ſchrey Dapp / ſo wird der Lufft ſo mit der Stuben - Thuͤr gemacht / das Blat zum Fenſter hinauß wehen / weil du aber bey der Thuͤr / kanſt du ehe zum Blat lauffen / als der Jenige ſo bey dem Fenſter ſte - het / vnd alſo das Feld erhalten.

Die XXIV. Auffgab. Einen einfachen fliegenden Drachen von Papier zu machen.

Papp etliche Boͤgen Papier hinter vnd neben einander / viel / ſo der Drach groß / wenig / wann er klein ſeyn ſoll. Schneide es hernach folgender

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Form / Leim Creutzweiß zween Spaͤn darein / welche das Papier von einan - der halten / mitten daran bind eine Schnur / je laͤnger ſie iſt / je beſſer / winde ſie auff einen Haſpel / den man bey einem ſtihl in der Hand halten / vnd alſo die Schnur ablaſſen oder auffwinden kan. Laß jhn vnten gruͤn / gelb vnd fewerfarb mahlen / gehe damit auff einen Thurn oder andere Hoͤhe / laß jhn ſchweben / halte den Haſpel / vnd laß dem flug deß Dꝛachens nach / die ſchnur ablauffen / ſo wirſt du bey dem Einfaͤltigen ein Wunder machen.

Die XXV. Auffgab. Einen recht Coͤrperlichen Drachen zu machen vnd fliegen zu laſſen.

Johan473Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden.

Johan: Jacob Wecker in ſeinen Secretis fol. 178. lehret einen recht Coͤrperlichen Drachen / vngefaͤhr auff folgende art zu zurichten: Es iſt noch ein Kunſtſtuͤck hinterſtellig / welches etliche den fliegenden Drachen / etliche aber den Cometſtern nennen / dieſen machet man alſo: Auß leichten Rohrn wie ſie in Weyern wachſen / machet man ein Paralle lepipedum, das iſt ein corpus in der form eines ablangen Wuͤrffels / oder viereckigten Seulẽ / derer Laͤng halb ſo groß / als das corpus brait iſt / vmb ſolche haͤffte leichte ſchien - lein / daß du ein rundes corpus formiereſt / vornen mit einem Kopff / hinten mit einem langen Schwantz / auch uͤberrunde leichte huͤltzerne Schienlein: Damit aber das Parallelepipedum ſtarck halte / muß man zwey Rohr diagonaliter vnd Creutzweiß uͤbereinander darein binden / Alſo in dem baſi ſo vnten am Bauch deß Drachens kommen ſoll / auch zwey Rohr / an derer mitte / wo ſie ſich nemblich einander durchſchneiden / bindet man eine lange ſchnur an / als im centro deß Parallelepipedi, bey welcher man wie in vor - gehender Auffgab / den Drachen kan fliegen laſſen vnnd regieren. Nun dieſes gantze huͤltzerne Gemaͤcht / wird mit ſubtiler Leinwad / oder Poſtpa - pier uͤberzogen / neben mit zweyen leichten Fluͤgeln / diß corpus nun laß ei - nen Mahler Drachenfarb anſtreichen. So es nun fertig / muſt du dich auff einen Berg / Thurn oder andere Hoͤhe begeben / wann der Wind ge - het / doch nicht zu ſtarck: Dann wann der Wind zu ſtarck were / wuͤrde er dir entweder zu maͤchtig ſeyn / daß du den Drachen nicht regieren koͤndteſt / oder denſelben zu ſtuͤcken reiſſen / wann es aber ſo ſtill / daß gar kein Wind gienge / wuͤrde der Drach zur Erden fallen / vnd auch zerbrechen. Wann aber der Lufft mittelmaͤſſig ſtreichet / wird er das corpus erheben / vnnd ſchwebend erhalten / vnd kanſt du jhn nach belieben mit der Schnur regie - ren. Jch weiß daß ein Schiffknecht zu Franckfort am Mayn derglei - chen Drachen vor wenig Jahren fliegen laſſen / weil jhme aber die Schnur zu kurtz worden / der Drach allzuhoch wegen deß ſtarcken Winds geſtie - gen / vnd der Schiffknecht den Drachen nicht gern angelaſſen / ſondern ſich an die Schnur mit gantzem gewalt gehencket / hat jhn der Drach inn den Mayn gezogen / vnd er zuſchicken gehabt / das er mit dem Leben davon kom - men Etliche laſſen jhn bey der Nacht ſteigen / ſtecken ein brennend Wachs - liechtlein darein / ſo meynen die Bawrn es ſey ein Comet. Etliche aber ma -P p pchen474Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. chen Raget darein / ſo dunckel brennen / biß ſie in die hoͤhe kommen / vnd vorn bey dem Rachen oder hinten bey dem ſchwantz Fewer außwerffen / oder ſie machen / daß man ſolche Ragetlein mit einer andern Schnur anzuͤnden kan / welchs dann leichtlich geſchehen mag. Etliche machen Pfeiflein daran / in welche der Lufft blaͤſet vnd eine ſtimm hoͤrend machet.

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Weiln aber Wecker gar kurtz vnnd nicht vmbſtaͤndig davon geſchrieben / will ich allhie das hoͤltzerne Corpus verzeichnet ſetzen / nach welchem man ſich richten kan: a b c d e f g h i iſt das Parallelepipedum, die blinden Linien a d, e b, ſeynd diragonal Rohr ſo Creutzweiß uͤbereinander zuſamm kommen im o. Alſo ſeynd die zwo blinden Linien g d, e c, auch zwey Rohr ſich durchſchneidend in x, ſo wird nun die Schnur o x z gebunden in o vnnd x. Ferner b p, i p, e p, d p, ſeynd auch halbe rohr / alſo auch a q, e r, &c. Letzlich n l, m n, &c. ſeynd leichte huͤltzerne Raifflein oder Schien - lein. Vnd alle dieſe Stuͤck / werden mit einem ſtarcken Bindfaden / aneinander gebunden / vnd hernach mit Leinwad oder Papier / wie geſagt / uͤberzogen. Ferꝛner ſagt Wecker: Dieſem kan ein Liebhaber der Kunſt nachden - cken / vnnd darauß den Grund erlernen / wie ſich ein Menſch in Lufft erhalten vnd fliegen koͤndte: Wann er nemblich groſſe vnd ſeiner Schwere proportionirte Fluͤgel / an die Arm / Bruſt vnnd Fuͤſſe baͤnde / vnd von Ju - gend auff ſich dazu gewoͤhnte: Weme diß wunderbarlich zu hoͤren vorkommet / der neme in acht was vom Archyta Pythagorico ge - ſchrieben wird: Dann viel Edler Griechen / vnd Favorinus Philoſophus, melden: Erhabe475Zwoͤlffter Theil der Erquickſtunden. habe von Holtz ein Taube gemacht / durch Mechaniſche Grifflein / daß ſie in der Lufft geflogen ſey. Mir faͤllet hie ein daß vor vielen Jahren ſich ei - ner zu Nuͤrnberg vnterſtanden / von einem Gang zu oberſt von eim Hauß zu fliegen / welchs jhme allbereit einmahl angangen / allein er hat ein Flug gethan / den er mit der Haut bezahlen muͤſſen: Dann es kan ſeyn / da es jhme angangen / daß ein ſtarcker Wind gangen ſey / da es jhme aber gefehlet / kan es ſeyn / daß der Wind zu ſchwach gangen. Summa / der Lufft gehoͤrt den Voͤgeln / die Erde aber den Menſchen; Dabey ſolls ein jeder bewenden laſ - ſen / vnd auff ſeinen Wegen bleiben: So doͤrffte er nicht foͤrchten daß er ſich mit Icaro zu todt fiele.

Ende deß zwoͤlfften Theils der Erquickſtunden.

P p p ijDer476Vorrede.

Der Erquickſtunden dreyzehender Theil / darin - nen LVII. Auffgaben vnd Fragen ſo durchs Waſſer verrichtet werden.

JN vorhergehender Vorrede / iſt von den vier Elemen - ten ins gemein vnnd in ſpecie von dem Lufft gehan - delt worden. Weil wir aber inn dieſem folgenden dreyzehenden Theil der Erquickſtunden von der Hy - draulica vnnd Waſſer Kunſt etwas zu handlen geden - cken / wollen wir von dem dritten Element / nemblich dem Waſſer / inſonderheit aber von deſſen Form in dieſer Vorrede etwas diſcuriren. Wir beruffen vns aber auff vnſern Meiſter vnd Vorgeher Archimedem, welcher inn ſeinem erſten Buch / von dem jenigen / ſo im Waſſer ſchwimmet vnfehlbar demonſtriret vnd beweiſt: Daß nicht allein das groſſe Meer / ſondern ſtuͤckweiß ein jegliches Waſſer / vnd alle Materi ſo flůſſig / wann ſie ſtill vnd vnbe - weglich ſtehen / mit jhrer aͤuſſerlichen Flaͤchen / ſich nach der Kugel o - der Sphæra ziehen / derer centrum das centrum der Welt. Weiln ich aber dieſe deß Archimedis demonſtration etwas ſubtil befinde / vnd mei - ne Meynung nicht iſt / in dieſem Tractat / den guͤnſtigen Leſer mit all zu ſubtilen demonſtrationibus lang auffzuhalten vnd zu beſchweren / wol - len wir ſolchen deß Archimedis Satz / etwas leichter vnd dem gemeinen Mann verſtaͤndiger demonſtriren: Daß aber fuͤrs erſte das Meer vnd andere groſſe Waſſer mit der Erden eine Sphæram oder Kugel machen / beweiſen wir erſtlich auß der Mondfinſternuß: Welche / wie bewuſt / geſchiehet / wann der Mond gerad gegen der Sonnen uͤber ſtehet / vnd die Erde dazwiſchen kommet / dann ſolche cauſiert die Finſternuß / weil die Sonn den Mond / der gebůhr nach nicht erleuchten kan / ſolche ver - finſterung aber geſchiehet / nach einer Rundung / welchs nicht ſeyn koͤnnte / wann die Erde mit ſampt dem Waſſer nicht eine Kugel mach - ten Zum andern / ſo man an dem Vfer deß Meers ſtehet / vnd auff das weite Meer hinein ſihet / wann Schiff darauff / ſihet man offt nur ein Stuck vom Maſtbaum / da doch das Geſicht das Schiff noch nicht er -reichen477Vorrede. reichen kan? So bezeugen auch die Schiffleut / wann ſie auff den Maſtbaum ſteigen / daß ſie offt einen Port / Jnſel oder Stadt am Meer gelegen erblicken / davon die Jenigen ſo im Schiff ſeynd / gantz nichts ſehen koͤnnen / es ſey der Tag haider / oder der Lufft Daͤmpffig vnd Neblicht / da dann keine andere Vrſach kan gegeben werden / als daß das Waſſer eine Rundung habe / dann ſo es eben were / koͤnnte man im Schiff ſo wol ſehen was am Vfer ſtuͤnde / als auff dem Maſtbaum. Bey dieſer vnſerer Meynung faͤllet mir ein / was ein ſehr vornehmer Philoſophus darwider auff die Bahn bringet: Daß nemblich das Waſſer mitten im Meer ſchwerer trage / als nahend bey dem Vfer / deßwegen ſehe man / daß die Schiff nahend bey dem Land tieffer im Waſſer ſtehen / als weit in dem Meer / Jtem daß die Schiff ſchneller ein als auß lauffen / die Vrſach ſetzet er / daß das Waſſer weit im Meer hoͤher ſey / als am Vfer / ſo ſehe man auch zu mehrerm Beweiß / daß manches So lang auff dem weiten Meer von dem Waſſer getragen / erſt im Port oder nahe bey dem Geſtadt mit vorigem Laſt erſt zu gꝛund gehe: Ob dieſer Einwurff guͤldig vnd den Stich halten moͤge / kan ich nicht ſehen: Dann die Erfahrung bezeuget / daß die Laſt Schiff oͤffter im weiten Meer zu Grund gehen / als nahend bey dem Land / vnd wann es ja were / daß ein Schiff weit im Meer getragen wuͤrde / aber erſt im Port zu Grund gieng / muͤſte es viel eine andere Vrſach haben / daß nemblich das Waſſer am Vfer nicht ſo geſaltzen / wie auff dem hohen Meer / vnd deßwegen nicht ſo dick vnd ſtarck als daſelbſt / wie wir her - nach in einer ſonderbahren Auffgab weitlaͤufftiger anzeigen woͤllen / alſo benimmet dieſer Einwurff dem Meer ſeine Hoͤhe nicht / daß aber die Schiff ehe ein als außlauffen ſollen / vnd deßwegen das Meer bey dem Vfer nidriger als weit davon / folget auch nicht: Dann man fah - re auff dem Meer wo man woͤlle / ſo hat man wegen der Nidern oder Hoͤhe keinen Vortheil an einem Ort vor dem andern / vnd iſt alles an dem Wind gelegen: Dann nach dem der Wind / nach dem laufft das Schiff geſchwind oder langſam / vnd kan deßwegen ein Schiffbißwei - len geſchwind auß vnnd langſam einlauffen. Aber damit wir wider zu vnſerm Vorhaben ſchreiten / ſo bringet Ariſtoteles noch eine Vrſach in 2. de cœlo, wann er ſagt: Das Waſſer lauffet ſeiner Natur nach gen Thal / wie wir taͤglich ſehen vnd erfahren: Darumb muß es rund ſeyn / dann ſonſten wůrde es gerad zulauffen vnd nicht gen Thal flieſ - ſen / wie er ſolches ferner beweiſet / were zu lang hieher zu ſetzen. ZumP p p iijvierdten478Vorrede. vierdten / weil das Waſſer ein gleichfoͤrmig corpus, wird es mit dem Gantzen eben die Beſchaffenheit haben / wie mit deſſen Theilen: Die ſtuͤck aber oder theil deß Waſſers / wie man auß dem Regen / vnd troͤpf - lein welche der Thaw auff das Kraut wirfft / gnugſam abzunehmen / doch mehr auß jenem als auß dieſem: Wie nun die Theil beſchaffen / alſo auch das Gantze. Daß aber Archimedes fortfahret / vnnd ſaget / daß alle Waſſer eine Rundung mit jhrer obern Flaͤche machen / derer centrum eben das centrum der Erden: Jſt nicht zu verſtehen wie es Cardanus außleget / wann er ſaget: Jn einem Geſchirꝛ voll Waſſers ſe - he man / daß das Waſſer in der mitte eine hoͤhe / welche ſich nach dem Vmbkreiß der Erde zlehe / vnd außthaͤne / vnd ſagt Johan: Baptiſta Por - ta Neapolitanus davon / daß es ein laͤppiſches vorgeben ſey: Dann daß die Runde der Erden welche ſich in 32000 meil erſtrecket / in einem ſo kleinen Geſchirꝛ ſolte geſpuͤret werden / koͤndte kein Verſtaͤndiger ſagen / weil man in einem ſehr groſſen Weyher oder Teich keine hoͤhe deß Waſ - ſers ſpuͤhren kan. Jch ſetze aber die Vrſach dazu / warumb das Waſ - ſer in einem vollen Geſchirꝛ in der mitte hoͤher als am Rand / daß nem - lich die Truͤckne an dem Rand deß Geſchirꝛs dem Waſſer widerſtre - bet / vnd deßwegen nicht wie es ſein Natur erfordert / ſtehen vnd ſich außbraiten koͤnne. Weil wir aber davon ferner in dieſem Theil reden werden / laſſen wirs bey dieſem Außſchlage verbleiben / vnd kommen auff vnſern Frantzoͤſiſchen Authorem, welcher in ſeinen Recreationibus Mathematicis etliche Stůck die Hydraulicam oder das Waſſerwerck be - treffend / ſehr obſcur vorbringet / auch bißweiln Buchſtaben citirt wel - che bey den dazu geſetzten Figurn ſtehen ſollen vnd doch nicht dabey zu finden / alſo muß ich bekennen / daß ich jhn an einem vnd dem andern Ort nicht verſtehen koͤnnen / in etlichen Stůcken aber / habe ich der Sach geholffen / vnd wo ich koͤnnen fortkommen / nicht allein die manglenden Buchſtaben dazu geſetzt / ſondern auch deutlicher erklaͤret vñ veꝛſtaͤnd - licher vorgeben. Jm uͤbrigen weiſe ich den Guͤnſtigen Leſer zu dem Frantzoͤſiſchen Profeſſori, ſein Heyl zu verſuchẽ / ob er der Sach genaͤwer als ich koͤnne beykommen.

Die479Dreyzehender Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Durch ein Siphonem oder Roͤhren ein Waſſer in die Hoͤhe ſtei - gend zumachen / vnd einen gantzen Weyher ohne muͤ - he vnd Arbeit damit außzuſchoͤpffen / wann das Waſſer nur einmahl in Lauff gebracht wird.

Dieſe Auffgab iſt Hieronis, vnd nach jhme Johan: Baptiſtæ Portæ. Es ſey vorgegeben der Teich o, ſo etwas hoͤher gelegen als das Land d e, Nimb eine gebogene Bleyerne / an allen Orten gantz gleicher dicken Roͤh - ren a b c d, derer Theil a b kuͤrtzer als b c, applicir ſie alſo / daß das kurtze

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theil a b ins Waſſer raiche / der lange theil aber rauß auffs Land gehe / wann man nun bey d den Lufft ſtarck an ſich zeucht / wird er das Waſſer auß dem Teich erheben / ſo durch b vnd d lauffen wird / ſo lang das Theil a Waſſer erlanget: Dann weil das Waſſer getrang aneinander / vnd b d laͤnger iſt / als b a, vnd vmb das ſtuck c d mehr in die Roͤhren b d gehet / als in a b, vnd alſo das Waſſer b d ſchwerer / als das Waſſer a b, ſo noͤtigt der ſchwerer theil das leichter daß es in die hoͤhe ſteigen muß. Wañ aber das ſtuck c d hin - weg were / vnd die Roͤhren a b c voll Waſſer were / welchs an[einem] Ort juſt ſo ſchwer als am andern / muͤſt es an beeden Orten gantz ſtill ſtehen.

Die480Dreyzehender Theil der Erquickſtunden.

Die II. Auffgab. Ein Waſſer von der Nidern gen Berg auffzufuͤhren.

Johan: Baptiſta Porta ſagt: Es trage ſich offt zu / daß man das Waſ - ſer muͤſſe uͤber die Berge / den Menſchen vnd Viehe zu gutem laiten / oder aber groſſe Teiche außzuſchoͤpffen / vnd was dergleichen. Es ſey ein hoher Berg a b c, deſſen Spitze c, an deſſen Grund bey b ſey ein ſtillſtehend Waſ -

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ſer / das ſoll uͤber den Berg ins a, welches nidriger ligt als b, gefůhret wer - den. Wie man dann ſolches durch eine Waſſerwag abwaͤgen kan. Wann man nun weiß daß a vmb ein merckliches niderer iſt als b, machet man eine lange Roͤhrn vom b durch c biß ins a reichend. Jetzt iſt die Frag wie ſol - che Roͤhren mit Waſſer zu erfuͤllen / dann der Menſch ſo ſtarck nicht / daß er bey a das Waſſer mit ſeinem Odem auß dem b erheben / vñ biß ins a durchs c ziehen koͤnnte / wie etwan mit einem Heber geſchiehet. Heron weiſet einen Weg welcher gantz falſch / man ſoll es aber alſo machen / oben bey c machet man ein loch in die Roͤhren / darein man einen Trichter ſtecket / vnd dadurchbeede481Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. beede theil der Roͤhren ſo vnten ſtarck verſtopfft / mit Waſſer fuͤllen koͤnne. Wann ſie nun beede gantz voll / verſtopffet man das Loch / daß ja kein Lufft durchtringe. Wann auch diß geſchehen / oͤffnet man in einem Augenblick beede theil der Roͤhren / ſo wird das Waſſer fort vnd fort vom b durchs c in a außlauffen / vnd diß auß der vrſach / derer wir in vorhergehender Auffgab gedacht. Jch hielte dafuͤr / wann die Roͤhren / wie vnſer Heber oben einen Winckel etwas kleiner als ein rechten machten / diß ſolte beſſer ins Werck ge - richtet werden.

Die III. Auffgab. Ohne eroͤffnung deß Spundes zu erfahren / wie viel Getraͤncks auß einem Vaß gezaͤpffet.

Die Wirth pflegen mit den Fingern an die Vaͤſſer zuklopffen / vnge - faͤhr zu erfahren / wie weit das Vaß leer / wir koͤnnens aber ſo genaw finden / daß auch ohne eroͤffnung deß Spundes / wir mit der Kreiden ein ſtrichlein an deß Vaſſes Boden machen koͤnnen / welchs eben ſo hoch ſtehe / als das Ge - traͤnck mit ſeiner ebnen Flaͤche: Nimb eine lange glaͤſerne Roͤhren / wie bey

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a b zu ſehen / binde ſie mit einem Tuch an die Roͤhren deß Vaß / daß wann man den Hannen auffreibt / nichts herauß lauffe. Reibe die Roͤhrn auff ſo wird das Getraͤnck in die Roͤhrn juſt ſo hoch ſteigen / wie hoch es im Vaß iſt. Zum Exempel / das Vaß ſey noch mit Tranck erfuͤllet biß ans d, ſo wird das Tranck der Bleywag nach in der Roͤhren ſteigen biß ins c, die Vrſach iſt daß ein jeder theil deß Waſſers oder andern fluͤſſigen Materi / nicht weiter drucket als an die Bleywag / Daß wir deſſen ein Augenſcheinlich Exempel geben: So ſey ein holes Geſchirꝛ in der Form eines Horns / ſo bey a b weit /

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bey d aber eng / vnd alſo geſtellt / daß beede Loͤcher nach der Bley - wag gerichtet / ſo man nun waſ - ſer darein geuſt / wird das waſſer bey e das waſſeꝛ bey d nicht hin - auß treiben / ob es gleich ſchwe -Q q qrer482Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. rer vnd groͤſſer / ſondern das Waſſer wird ſo wol im d, als a b dem perpen - diculo nach ruhen. Beſihe Portam In pnevmaticis fol. 16.

Vnſer Author hat auch etwas von dem Faß / ſagt auch dazu / daß man das Faß durch die glaͤſerne Roͤhren weiter vollfuͤllen koͤnne / ſetzt aber das Mittel nicht / wie man die ſach angreiffen ſoll. Man ſtecket aber oben ein Trichter in die glaͤſerne Roͤhren / ſchencket deß Getraͤncks darein biß das Faß voll werde / diß wird deß Authoris meynung ſeyn vnd kein andere / ich wolte aber daß er ſolche ſeine Meynung behauptete / vnd demonſtrirte, dañ mir nicht eingehen will / wann das Faß oben kein Lufft hat / daß es gantz ſolte erfuͤllet werden. Etwas wenigs muß doch leer ohne Getraͤnck bleiben / will man anderſt nicht ſagen / im Faß ein vacuum geweſt ſey: Dann der Lufft ſo endlich ob dem Wein bleibt / vnd ſehr gepreſſet / iſt in dem bucklichten theil deß Faſſes / wird den Wein nicht an ſeine ſtell laſſen / er ſey dann zuvor außgetrieben. Welchs mit eim kleinen Lufftloͤchl ein oben am Faß geſche - hen koͤndte.

Die IV. Auffgab. Ein leicht Mittel / einen Brunnen von eines Berges Gipffel zu einem andern gleicher hoͤhe zu laiten.

Es begibt ſich / ſagt der Author, daß man auff manchem Berg ein le - bendige Quelle findet / vnd dargegen auff einem andern Berg darneben / da die Einwohner am Waſſer mangel leiden / ſelbe fuͤhren ſoll. Nun eine Bruck mit vielen Jochen zu machen / vnd darauff das Waſſer von einem Berg zum andern zu laiten / wuͤrde muͤheſam ſeyn / viel zuerbawen / vnd nochmehr zu vnterhalten koſten. Man kans aber auffs genaͤweſte vnd beſte alſo an - fangen: Man lege nur von der Quelle an / Roͤhren den Berg hinunter vnd wider hinauff / ſo hoch der Brunnen faͤllet / ſo hoch ſteigt er gewiß wider / wie in vorhergehenden Auffgaben bewieſen. So man aber wolte / daß das ge - fuͤhrte Waſſer ſpringen ſolte / muͤſte mans etwas nidriger laiten / einen ho - len Stock mit einer odermehr Roͤhren / zu ende der Roͤhren gerad auffſtellen / vnd verwahren / daß kein Waſſer anderſt als durch gedachte Roͤhren am Stock außlieffe.

Die V. Auffgab. Von483Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Von der Schrauben Archimedis welche das Waſſer uͤber ſich treibt.

Es iſt nichts anders an ſolcher Schrauben / als ein Cylinder / vmb wel - chen man ſihet eine Roͤhrn gewunden wie ein Schrauben / vnd wann man dieſelbige herumb trehet / ſo fuͤllet das Waſſer allzeit die Roͤhren reſpectu deß Cylinders: Dann daſſelbige gehet auff einer ſeiten hoͤher / auff der an - dern nidriger / vnd nichts deſto minder zu ende ſolcher Schrauben oder Ma - chinæ, findet ſich das Waſſer viel hoͤher erhaben / als die Quelle. Obge -

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dachter groſſe Ingenieur Archimedes, hat dieſe ſchoͤne Waſſerkunſt erfunden / da - mit er diegroſſen Schiff ſaͤubern vnd auß - ſchoͤpffen / oder damit der Egyptier Aecker waͤſſern vnd begieſſen koͤnnen / wie Diodo - rus Siculus bezeuget vnd Cardanus mel - det / daß ein Burger zu Milan / als er der - gleichen Schrauben verfertiget / vnd erſter Inventor zu ſeyn vermeynet / darob ſo groſſe Frewde empfangen / daß er gantz von Sinnen kommen / Ein jeder Kunſtliebender / ſagt vnſer Author / wird jhm ſolche Schrauben leichtlich einbilden koͤnnen / wann er nur ein auffgeblaſen Gedaͤrm vmb einen runden Stecken windet inn Form einer Schrauben.

Die VI. Auffgab. Von einem ſehr luſtigen Brunnen / welcher das Waſſer hoch außwirfft / wann der Hann auffgerieben wird.

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Es muß ein verſchloſſenes Geſchirꝛ ſeyn / wie a b c, welchs da habe in der mitte eine Roͤhrn c d, mit eim loch bey d, allernaͤchſt am Boden / vnd oben wol verſchloſ - ſen mit dem Hannen c. Man fuͤllet das Geſchirꝛ mit Waſſer vnd Lufft durch das Loch c, mit einer Spruͤtzen ſo ſtarck als muͤglich / vnd ſo viel Waſſer als jmmer ſeyn kan / darnach ſchleuſt oder trehet man den Hannen zu ſo geſchwind als můglich / wann nun viel Lufft vnnd Waſſers in einem Geſchirꝛ iſt / ſo haͤlt ſich das Waſſer auff dem Boden deßQ q q ijGe -484Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Geſchirꝛs / darauff der Lufft hefftig gepreſſet / dann in dem er ſich will auß - braiten / preſſet er das Waſſer mit macht / dermaſſen / wann man den Hañen auffreibet / er das Waſſer herauß treibt / daß es hoch ſpruͤtze / vornemblich ſo das Geſchirꝛ uͤber diß noch gewaͤrmet wird. Etliche brauchen diß Geſchirꝛ an ſtatt einer Gießkandel / dabey frembde Leut oder Gaͤſte die Haͤnde wa - ſchen / vnd zu dieſem ende machen ſie ein beweglichs Rohr uͤber das c, wie die Figur außweiſet. So wird ſolche das Waſſer mit luſt herumb trehen. Diß deß Authoris fuͤrgeben iſt etwas dunckel / in dem er deß mittlern Bodens im Geſchirꝛ mit keinem wort gedencket / darumb will ich in folgender Auff - gab eine andere vnd richtigere Manier / dergleichen zu verrichten lehren.

Die VII. Auffgab. Eine ſchoͤne kuͤpfferne Sprůtz Kugel zumachen / dabey man die Haͤnde waſchen kan.

Es iſt eine gantz runde / kuͤpfferne / Meſſine / Zinerne / Silberne oder Guͤl - dene Kugel c f e g von zweyen halben Kugeln zuſamm geloͤdet / in der mit - te mit einem Boden / darein zwey Roͤhrlein geloͤdet a b, vnd f l, das a b iſt bey b gantz / alſo daß kein Loch davon hinab in die vnter halbe Kugel gehe /

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doch hats nahe uͤber dem Boden ein Loͤchlein n, Das ander Roͤhrlein f l, iſt durch vnd durch hole ohne Boden / alſo wann man bey h dem Loch der Kugel hinein blaͤſet / der Lufft durch l f ſtreiche / vnd bey a außgehe. DieRoͤhren485Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Roͤhren a b hat oben einen Hannen o, das Loch bey h iſt gemacht wie ein Muͤtterlein / darein man ein Spruͤtzen ſchrauben kan / die ſey h k, das q iſt ein Schraͤublein vnten mit einem Fuͤßlein / darauff wann es bey i einge - ſchraubt worden / das gantze corpus ſtehen koͤnne.

Solches Jnſtrument oder Geſchirꝛ nun zu gebrauchen / ſo fuͤllt man durch den Hannen o Waſſer in die obern halbe Kugel ſo viel man will / wanns nur nit uͤber das f außgehet. So diß geſchehen / reibet man den Han - nen ſtarck zu / ſchraubt hingegen die Spruͤtze i k bey i h ein / vnd fuͤllet die vn - ter halbe Kugel ſtarck voll Lufft / wann man nun an der Spruͤtzen fuͤhlet / daß Lufft gnug darinn / ſchraubt man die Spruͤtzen geſchwind auß / vnd den Fuß e hingegen ein / damit kein Lufft herauß koͤnne. So man nun will / daß das Waſſer ſpruͤtzen ſoll / ſo ſetzet man die Kugel in einem groſſen Beck auff den Tiſch / ſo wird der Lufft bey l durch das Roͤhrlein l f in die ober halbe Kugel tringen / das Waſſer dermaſſen zwingen / daß es durch das Loͤchlein n trin - ge / vnd bey a hoch außſpringe / welchs mit Luſt anzuſchawen.

Die VIII. Auffgab. Ein ander ſchoͤnes Spruͤtzwerck zu zu richten.

Jch will / ſagt der Author, hie der Erfindung deß Heronis Creſibi vnd anderer nicht gedencken / ſondern mich einig vnd allein folgender Erfindung welche lieblich vnd luſtig genung / contentirn laſſen / Eine Machina hat zwey außgekaͤrbter Raͤdlein a b, welche man in eine ablange rundung c d

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einſperret / ſolcher geſtalt / daß die Zaͤne deß einen Rades ſich in die Zaͤne deß andern im vmbtraͤ - hen gantz geheb einſchluͤſſen / vnnd beede an den ablangen Geſchirꝛ auch gantz geheb anligen / daß nirgend kein Lufft oder Waſſer dazwiſchen kom - men koͤnne / weder in der mitte oder auff der ſeite. An einem jedwedern Raͤdlein hat es eine Hand - haben / welche man auſſerhalb deß Kaͤſtleins kan herumb trehen / die Handhaben aber deß Raͤdleins b, machet wan das Raͤd - lein b getrehet wird / daß ſich das Raͤdlein a mit vmbtrehe / doch widerſinns / vnd durch eine ſolche contrari bewegung / wird der Lufft vnd das Waſſer durch die hoͤle der Raͤdlein / von einer ſeiten zur andern getragen. Wañ nunQ q q iijdie486Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. die Raͤdlein fort vnd fort vmbgetrieben werden / wird das Waſſer gezwun - gen uͤberſich zu ſteigen / vnd durch die Roͤhrn f außzuſpruͤtzen / wohin man will. So machet man auch zwey andere bewegliche Roͤhrlein uͤber die Roͤhꝛn f, derer eins in das ander gefuͤhret wird / wie dunckel der Author diß alles vorgeben / laß ich den guͤnſtigen Leſer judiciren.

Die IX. Auffgab. Ein Pumpen zu machen / mit welcher eine Perſon eine groſſe meng Waſſer erheben kan.

Hie machts der Author wunderlich / dann er in dem Text Griechiſche Buchſtaben nennet / welche doch bey der Figur nicht zufinden / ich will dieſe Auffgab ſetzen wie ſie mir verteutſchet worden: Dañ weil der Author hier - inn allzu obſcur vnd vndeutlich / kan ich jhn nicht verrathen. Er ſagt: Es moͤchte ſeyn α β γ δ, die hoͤhe deß Rohrs bey nahe zween oder drey Schuch

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lang / vnd nach belieben breiter als der erſt deß Rohrs o, die ſoupape, welche juſt applicirt iſt in dem rohꝛ α β γ δ vnd wann ſie ſich herunter laͤſt / den Deckel ϖ darauß das waſſer fleuſt auff - hebt / vnd in dem es auffgehet / ſchleuſt es ſich wider zu. r s die Handhabe der ſoupape ange - bunden an die Stange t x, welche ſpielet in den Pfoſten vz, die ſoupape ſoll ſeyn entweder von Holtz oder Kupffer nach be - lieben / allein ſehr juſt vnd 4 Fin - ger vnnd ein halben ſchuch dick / damites ſich koͤnne auffheben vñ nider laſſen / inn der hoͤhe deß Rohrs α β γ δ, welches ſoll ein Loch haben e, durch welches das Waſſer fleuſt. a b c d iſt ein ſtuck von Meſſing g, das ſtuck ſo ſich in das Loch f juſt einſchlieſſe / daß darein keinLufft487Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Lufft gehe h i l k, das ſtuck ſo angehefftet zu ende der Roͤhren / in welchem ſpielet die Ax deß g, gleich wie in dem andern ſtuck m n, welches angebunden am ende deß kuͤpffern Rohrs. Es iſt aber zu mercken / daß das vnter theil deß Rohrs / ſoll geſetzt ſeyn / auff ein Roſt oder Haͤußlein von Eiſen / welches in den Brunnen ſoll angefaſt ſeyn: Wann man nun durch diß Mittel die Stange auff vnd nider ziehet / wird einer mehr Waſſer heben als ſonſten zehen Perſonen.

Die X. Auffgab. Durch eine Ciſtern zu machen / daß das Waſſer ſtaͤtigs auß einem Brunnen lauffe ohne einiges Pumpen.

Gleich wie der Author faſt in allen Auffgaben / die Hydraulicam oder Waſſer Kunſt betreffend / obſcur vnd ſehr dunckel / alſo iſt er auch in dieſer Auffgab / Jnſonderheit / weil er wie in vorhergehender etlicher Buchſtaben gedencket / ſo in der Figur nicht zu finden / nicht wol zu verſtehen. Jch hab aber allhie der Sach geholffen / ſo viel mir muͤglich / vnd ſo weit ich mit mei - nem Interprete kommen koͤnnen. Der gegeben Brunne iſt i l, darauß man will Waſſer lauffend machen / ſo einem Ort vom Brunnen etwas abgele - gen dienen ſoll. Man macht einen recipirten oder Kaſten im a, mit Bley / Zihn oder einer andern materi wol verwahret / damit er keinen Lufft ſchoͤpf - fen koͤnne: Daran loͤdet man die Roͤhrn e von Bley ſo vnten bey f in den

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Brunnen reichet / vnnd dem recipirten Lufft gibt. Ferner wird eine Ciſtern oder Trog b gemacht / welcher an den recipir - ten a gehaͤngt wird mit der Roͤhrẽ g, von vnten aber ſoll noch eine Roͤhꝛen auß dem Trog b gehen / mit d verzeichnet / vnd ins h reichen / ſo da iſt zu ende der Bleywag / deß Waſſers im Brunnen von der di - ſtants c h, zu ende dieſer wird geloͤdet ein Hann / durch welchen das Waſſer lauffet / iſt verzeichnet mit k. Nun vnſerm begehren ein genuͤgen zu thun / muß das b wol verſtopffet werden / daß kein Lufft darein kan: Wann nun die Kunſt ſoll angehen / ſo wird der Han auff - gerieben / alsdan wird das Waſſer vom b durchs k außlauffen / vnd damit inſeinem488Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. ſeinem Geſchirꝛ kein vacuum bleib / wird die Natur (welche wie offt gedacht / kein vacuum zulaͤſſet) an deſſelbigen ſtell Waſſer auß dem Brunnen heben / vnd alſo wird man hernach das Waſſer ſtaͤtig flieſſen ſehen / vnd daß ſolches Werck den Brunnen nicht bald außſchoͤpffe / auch deßwegen ſtecken bleibe / muß man die Roͤhrn dem Waſſer nach proportionirn, vnd nicht zu groß machen / daß noͤtigſte aber hat der Author außgelaſſen / daß man nemblich ſo wol a als b muͤſſe mit Waſſer fuͤllen / ꝛc.

Die XI. Auffgab. Ein Waſſer einig vnd allein durch truͤcken in die hoͤhe zu treiben.

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Jch will hiemit dem Le - ſer meine gantze newe inven - tion entdecken: a f b iſt ein Quellbruñe / deſſen Waſſer reichet vom b biß ins f, neben ſolchen ſtehet ein viereckigter Kaſten ſo bey c d e g eng / o - ben aber bey h i k l weit wie ein Waſſertroͤglein ſeyn ſoll. Zu vnterſt in den Kaſten ge - het auß dem Brunnen eine Roͤhrn mit einem Hannen vom b biß ins a reichend / alſo daß man die Roͤhrn oben bey dem Brunnen auff - vnd zu - reiben koͤnne. So man nun den langen Hannen auffrei - bet / laufft das Waſſer auß dem Brunen in den Kaſten / biß in r, als dañ reibt man die Roͤhren ſtarck wider zu. o p ſeynd zwo Werbel vmb wel -che das489Dritter Theil der Erquickſtunden. che das Sail n o p q an n haͤnget ein viereckichter Glotz m, ſo in der mitt durch vnd durch ein rund loch in der groͤſſe eines halben Thalers / welches das viereckicht loch s deß vntern Kaſtens erfuͤllet / doch nicht gar / dann es nit trangs darff hinein gehen / q iſt ein Haſpel damit den Glotzen m, uͤberſich vnd vnterſich zu winden. So du nun wilt daß das Waſſer vom r hinauff ſteige in den Kaſten hikl, ſo laß den Glotzen m in den vnterſten Kaſten hinein / er muß aber mit Bley ſo ſchwer gemacht ſeyn / daß wann er auff das Waſſer komme / er allgemach nider ſincke / vnd das Waſſer durch deß Glo - tzen loch uͤber ſich ſteige / daß alſo der Glotz vnten iſt / vnnd das Waſſer oben. Wann man nun eine Roͤhrn t macht in den oͤbern Kaſten / mit einem Han - nen / kan man das Waſſer / in einem Bad oder Kuchen außlauffen laſſen / wann nun kein Waſſer bey t mehr außlauffet / ziehet man den Glotzen wi - der auß dem Kaſten / laͤſſet auß dem Brunnen wider Waſſer in den Kaſten lauffen wie zuvor / ꝛc.

Die XII Auffgab. Einen ſiedenden Brunnen zu machen / welcher das Waſſer hoch außwirfft.

Dieſe Auffgab / ſagt der Author, iſt mir ſchwer gefallen / rechtſchaffen zubeſchreiben / vnd abzureiſſen. Jch glaub auch daß ich einen Einfaͤltigen ſo in demonſtrationibus mathematicis nicht erfahren / wenig Dienſt thun

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wuͤrde / die ſach ſchwer vorzubringen. Der ſie - dende Brunne ſey bd, in einer runden form / als der vollkommenſten vnter allen. Fuͤeget in ſol - chen mit eim guten Loth das Rohr ea, von Bley oder andern Materi / mit einem Hannen c, vnd eine andere Roͤhren hg, welche faſt auff den bo - den raiche / vnd weil ſie in puncto g eine Sou - pape gleich wie ein ſtecken / vnd ein Hannen in dem i, wann der Hann c zu iſt / ſo eroͤffnet man den Hannen i, vnd treibt durch das loch h mit ſtarckem ſpruͤtzen eben ſo viel Waſſer in gedach - tes rundes Geſchirr / ſo viel es faſſen kan. Nach dem man aber den Hannen a zuthut / vnd dieR r rSpruͤtzen490Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Spruͤtzen ſich zeucht / auch den Hannen c auffreibet / wird der Lufft ſo zuvor drinn geweſt vnd gepreſt worden / durch die ſtaͤrcke deß Waſſers mit groſſem gewalt treiben / daß es hoͤher ſteigen wird / als zwo Picquen lang / nach dem das Werck groß. So aber dieſe Roͤhrn zu viel oͤffnung haben / wird dieſer ge - walt nicht lang weren: dann nach der maß in welcher der Lufft zunimmet / laͤſt er wider nach von ſeiner ſtaͤrcke.

Die XIII. Auffgab. Daß man einen Waſſerfaden von ſich ſelbs hochſpringend machen koͤnne / vnd ein Maß Waſſer eine gantze Stundſpringe.

Man muß zween Kaͤſten machen gleicher groͤß vnd form / von Meſſing / Kupffer / Bley / Zihn oder anderer Materi / wie ab, vnd c d, vnd ſolche an - einander fuͤgen durch die zwey Bande oder eiſerne Stangen e f, m n, daß beede Kaͤſten einer uͤber dem andern alſo ſteiff ſtehen. Darnach muß man die Roͤhrn g h loͤden / daß ſie durch den Deckel deß Geſchirrs ab ſteche / vnd oben uͤber dem Geſchirr bey g ein kleinen Buckel mache / aber nicht vnter h raiche.

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Eine andere Roͤhrn gleicher dicke mit der erſten tl muß man loͤden vom l auß nahe zu dem Boden deß Kaſtens c d, ſo oben bey t auch einen Buckel habe / wie die ander Roͤhren im g, vnnd doch nicht auff den Boden ſtoſſe / in maſſen bey l zu ſehen / vnd wann ſie durch den Boden ab gehet / wird ſie ſich erſtrecken ins t, das iſt / wird Lufft machen auff dem Deckel deß Geſchirrs ab, vnd muß ein klein Mund - ſtuͤck haben wie eine Trommeten / dadurch ſie das Waſſer anneme: man muß auch dazu thun ein klei - nes ſehr duͤnnes Roͤhrlein / welches außgehet von dem Boden deß Geſchirrs a b, vnd ſolchs ſey o p vnnd habe auch wie die andere ſeinen Buckel im p, daß es nit auff den Boden ruͤhret / So muß auch oben ein Rand in form einer Schalen ſo das Waſ - ſer aufffaͤhet / auff das Geſchirr gemacht werden. Wann ſolches alles geſchehen / ſo muß man durcht l das491Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. tl das Geſchirr cd mit Waſſer fuͤllen / ſo es voll / wird die gantze m achina, vmbgekehrt / alſo daß durch die Roͤhrn hg das Waſſer deß Geſchirrs c d laufft in das Geſchirr ab, vnd wider gefuͤllet / alsdann ſetzet man die m achi - nam wider an jhre erſte ſtelle / vnnd in dem ein Glaß mit Waſſers durch die Roͤhrn tl, laufft / wird es die Lufft Preſſen in cd, vnd voll ſeyn. Durch diß mittel wird es das Waſſer deß Geſchirrs a b treiben / durch das Rohr po, außzuflieſſen. Dieſe Erfindung / ſagt der Author, iſt ſehr luſtig / bey einer Gaſterey / dann man ſolches mit Wein fuͤllen / vnd außlauffen laſſen kan / welcher in der groͤſſe eines Fadens / mit luſt anzuſchawen ſeyn wird.

Die XIV. Auffgab. Daß ein Waſſer ohne einigen Trieb von ſich ſelbſt in die hoͤhe ſteige.

Wann ein ſorgfaͤltiger Gaͤrtner dem Kuͤrbisgewaͤchs eine ſtaͤtige vnd doch ſubtile Waͤſſerung / machen will / ſetzt er hinzu einen Scherben oder Beck mit Waſſer / legt darein ein wůllen Band / ſo zuvor im Waſſer gelegẽ / laͤſts oben uͤber das Geſchirr hinauß auff die Erdẽ / welche er befeuchten will / haͤngen / ſo zeucht ſich das Waſſer allgemach in dem wuͤllenen Tuch in die hoͤhe uͤber das Geſchirr hinauß auff das Feld. Alſo gibt ein anderer Kuͤnſt - ler fuͤr / moͤchte man etliche Geſchirr ſetzen / jmmer eines hoͤher als das an -

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der / vñ in das vnterſte a auch Waſſer gieſ - ſen / darein ein wuͤllen Band legen / welchs in das ander Geſchirr b lange / vñ darauff auff uͤberzwerg gelegten Staͤben / wie bey g zuſehen / ruhe / uͤber den letzten Stab et - was wenigs hinunter hange / vnd in allem vmb ein mercklichs laͤnger ſey als das ſtuck ſo im a ligt / ſo wird es das Waſ - ſer auß a ins b heben / auß dem b nun legt man wider ein wuͤllen Band in das Geſchirr c, auß c wider in ein anders / vnd ſo fortan / ſo lang mans von noͤ - then hat / vnd das Waſſer hoch gnug gefůhret iſt. Jch befinde auß der de - monſtration daß dieſe Kunſt nicht angehe: Dann weil es mit dergleichen / wie mit einem Heber beſchaffen / wird das Waſſer auß a nicht in d lauffen / wann das wuͤllen Band nicht niderer ligt als das Waſſer in a, &c.

R r r ijDie492Dreyzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XV. Auffgab. Waſſer vom Wein zuſcheiden.

Gieß in ein leer Glaß Waſſer vnd Wein vntereinander / dunck ein wuͤl - len Band ins Waſſer / daß es durch vnd durch wol naß werde / laß es mit dem einen ende in das Getranck im Glaß hangen / das ander lege in ein Ge - ſchirr ſo neben dem Glaß ſtehet / vnd nidriger als das Glaß / ſo wird das band das Waſſer alles auß dem Glaß in das nebenſtehende Geſchirr ziehen / vnd alſo der Wein gereiniget werden. Welches wol in acht zu nemen auff den Raiſen / da man offt Wirth antrifft /[welche dem] Exempel Chriſti nach auß Waſſer Wein machen wollen.

Die XVI. Auffgab. Durch zwey Raͤder zu machen / daß ein Kind allein bey nahe einen Aimer Waſſer ſchoͤpffen koͤnne / auch der Aimer ſich ſelbſten in einen Trog außſchuͤtte /

Der gegebene Brunne ſey r, darauß Waſſer zu ziehen. c der Trog darein ſich das Waſſer außſchuͤttet. p der Hacke ſo den Aimer ergreifft / bey

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q auff vnd nider gehet vñ den Aimer ins c auß - gieſt. a b ſoll ſeyn die Ax der Raͤder t, s, welche ſol - lẽ bereitet ſeyn mit eiſern Gabeln / wie bey g eine zu ſehẽ / in gleicher ordnung obẽ in die Raͤder geſchla - gen. l iſt ein Strick / wel - chen man bey k ziehet / dz Rad s damit herumb zu treiben / welchs die Pro - portz habe zu dem Rad t, wie 4 zu eins. n iſt eine eiſerne Kette / daran die Aimer hangen / nemlich der Aimer o in der hoͤhe /der493Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. der ander im Brunnen e f iſt ein ſtuck Holtz bey 2 vnd 1 mit Loͤchern / da - durch das Sail oder Strick gehe / muß mit zweyen Hoͤltzern an die Wand veſt gemacht werden in hz, deßgleichen das loͤcherichte Holtz m n, iſt auch an eine Wand geſchlagen mit eim Holtz im m, dadurch gehet deß kleinen Rads t Kette n. So man nun in k ziehet den ſtrick l, ſo wird ſich ſo wol das Rad s, als das Raͤdlein t vmbtrehen / vnd den Aimer o heben. Wann nun ſolcher außgeleeret iſt / muß man den ſtrick bey y ziehen / ſo wird der leere Ai - mer abfahren / der voll hingegen auffſteigen. Dieſe Erfindung erſpahret / ſagt der Author, viel muͤhe / allein der Brunn muß zimlich brait ſeyn / da - mit die zween groſſen Aimer / ſo wol muͤſſen beſchlagen ſeyn / vnangeſtoſſen auff vnd abſteiget, koͤnnen: Die Moͤnchen oder Capucini de Dyon befin - den ſich bey dergleichen Schoͤpffbrunnen ſehr wol. B[e]y dieſer deß Autho - ris Beſchreibung / ſihe ich nicht wie das Rad s mit dem ſtrick l koͤnne bewegt werden / weil das Rad nichts hat das widerſtrebet / ſo mans aber auch mit Gablen machte / vnd an ſtatt deß ſtricks eine Ketten brauchte / wuͤrde es viel - leicht beſſer angehen.

Die XVII. Auffgab. Ob mehr in ein Geſchirr gehe / wann mans auff dem Straßburger Thurn zu oͤberſt fůllete / oder zu vnterſt in dem tieffſten Bergwerck.

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Maurolius der treffliche Mathe - maticus gibt der gleichen Frag fuͤr / vnd befindet auß der natur deß Waſ - ſers vnd der Matheſi, daß der Theo - riæ nach mehr ins Geſchirr gehe / wanns in der tieffe vnd nahend beym centro der Erden ſtehe / als wanns weit davon iſt: Er beweiſets aber al - ſo: Es iſt gewiß / daß das Waſſer mit der Erde eine Kugel mache / vnd ſich mit ſeiner obern flaͤche in die run - dung ziehe. Wie es nun mit dem gan - tzen beſchaffen / alſo verhaͤlt es ſichR r r iijauch494Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. auch mit den theilen oder ſtůcken: Dann das Waſſer vnd andere fluͤſſige Materien / ſich allzeit jhrer Natur nach (wañ ſie nit von der truͤckne verhin - dert werden) reſpectu deß centri in eine rundung begeben. Je naͤher deß - wegen ein Geſchirr bey dem centro der Erden ſtehet / je kleinere Kugel ſeg - mentum es machet / vnnd deßwegen einen hoͤhern Bogen / wie bey beeden runden Geſchirren vorhergehender Figur zu ſehen / vnter welchen das Ge - ſchirr b viel einen hoͤhern Bogen als nemlich c e d machet / als das Geſchirr f, welches nur den Bogen h e g hat / vnd deßwegen gehet natuͤrlicher weiß / vnd der Theoriæ nach davon zu reden (practiciren laͤſt es ſich nicht) mehr in das vnter als in das ober Geſchirr.

Auß ſolcher demonſtration haben wir ferner zweyerley noch in acht zu nemen. Erſtlich daß ein Geſchirr koͤndte gemacht werden / welches nahe bey dem centro ob dem Rand mehr Waſſer halten koͤndte / als jnnerhalb ſeines Begriffes Zum andern / wann ein Geſchirr nahe bey dem centro ſo voll gefuͤllet wuͤrde / daß nichts mehr hinein koͤndte / ſolchs wann es hoͤher ge - ſetzt wuͤrde / muͤſte uͤberlauffen.

Die XVIII. Auffgab. Eine luſtige Spruͤtzen / damit man die Garten Gewaͤchs fuͤglich begieſſen kan.

Es iſt ein Geſchirr gleich einer Flaſchen / oben eng / mit einem Loͤchlein / vnten mit eim braiten Boden ſo voller kleiner Loͤchlein: Diß Geſchirr ſetzt man in ein Waſſer / vnd wann das Loͤchlein oben offen / fuͤllet ſich das Ge -

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ſchirr gantz voll Waſſers / ſo es nun gefuͤllet / nimmet mans bey der Handhaben / haͤlt den Daumen oben uͤber das Loͤchlein / hebts auß dem Waſſer / ſo laufft nichts herauß / ſo man aber zu dem Ge - waͤchs kommet / welchs ſoll begoſſen werden / oͤffnet man das Loch / ſo laufft das Waſſer zu dem vntern Loͤchlein herauß: Dann alſo kan der Lufft dem außlauffenden Waſſer in das Geſchirr folgen / daß kein vacuum werde. So offt man aber will / daß das Waſſer im Geſchirr ver - bleiben ſoll / ſo offt haͤlt mans oben widerzu.

Die XIX. Auffgab. Ein bequemer Heber / damit das Getraͤnck auß den Vaͤſſern zu heben.

Dieſe495Dreyzehender Theil der Erquickſtunden.

Dieſe Heber ſeynd gemein vnd faſt von maͤnniglich bekannt / von duͤn - nem Blech oder Kupffer gemacht / oder man findet ſie auch von Glaß / in fol - gender form / gantz hol / mit einer Hand haben / oben vñ vnten offen. So man

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nun ſolchen bey der Handheben ergreiffet / das Loch oben mit dem Daumen zuhaͤlt / vnnd jhn alſo zum Spund hinein in das Vaß haͤngt / kan nichts hinein lauffen / weil der Dau - me noch uͤber dem Loch / vnd der Heber voll Lufft iſt / ſo man aber den Dau - men weg thut / treibt das Getranck den Lufft auß / vnnd erfuͤllet den Heber: Wann nun der Daume oben wider daruͤber gehalten wird / hebt man jhn auß dem Vaß / ſo kan nichts rauß lauffen / biß man ein Geſchirr vnter haͤlt / vnd den Daumen oben vom Loch thut: Dann alſo kan das Getraͤnck her - auß flieſſen / vnd der Lufft wie droben ſelbigen ſuccediren.

Die XX. Auffgab. Jn ein Geſchirr das ſo voll Waſſers iſt / daß auch kein tropff mehr hinein koͤndte gebracht werden / noch eine Materi ei - nes halben Pfundes ſchwer hinein zu brin - gen / daß doch das Geſchirr nicht uͤberlauffe.

Gualtherus H. Rivius in ſeinem Tractaͤtlein / vom rechten Verſtand der Bewegung aller Coͤrperlichen ding / ſagt fol. VI. So man eine Feuch - tigkeit / was das ſey / in ein faſt wol außgetruckneten Becher geuſſet / oder oben herumb den Ranfft mit fetter Materi beſtreichet / ſo mag man in denſelbigen Becher mehr gieſſen als er haͤlt / wañ er geſtrichẽ voll iſt: Dañ die Feuchtig - keit rondet ſich in der mitte auff / vnd erhoͤhet ſich viel ehe / als dz ſie dẽ ertruck - neten Bort / oder feiſtẽ Rand uͤbergehẽ ſolt. Jch aber ſetze noch diß dazu / wañ ein Glaß ſolcher geſtalt mit Waſſer gefuͤllet / daß nicht ein einiger tropffen mehr dazu kommen moͤchte / man doch noch eine Materi eines halben pfun - des ſchwer in das Geſchirr werffen koͤndte / daß es nit uͤberlieffe.

Wann das Glaß ſolcher geſtalt gefuͤllet / ſo laß jmmer einen Ducaten nach dem andern fein ſacht hinein fallen / ſo wirſtu derſelben 50 / 100 / ja eine gantze guldene Ketten / nach dem das Geſchirr groß iſt / koͤnnen mit verwun - derung hinein bringen / ehe das Geſchirr uͤberlaufft. Vrſach / wie droben ge - meldet iſt / weil die Truͤckne der Feuchtigkeit widerſtrebet / vnd das Waſſervon496Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. von Natur zur rundung geneigt iſt / ſo es nun nur eine geringe Auffenthal - tung hat / ziehet es ſich in die Rundung / Einen groſſen Vnterſchied wird man finden / wann man deß Geſchirrs Rand naß machet / ehe mans mit Waſſer fuͤllet / dann da wird die Widerſtrebung gar ſchlecht ſeyn / vnd doch etwas wenigs thun.

Die XXI Auffgab. Wann man einen tropffen Waſſer auff einen Tiſch fallen laͤſſet / bleibt er entweder laͤngkuͤglicht oder wird etwas ebener.

Wann man einen tropffen Waſſer fein leiß auff einem Tiſch oder an - dere glatte Flaͤche fallen laͤſſet / bleibt er wegen der truͤckne deß Tiſches ſo jhme widerſtrebet / kuglicht / ſo man jhn aber hoch auff den Tiſch fallen laͤſſet macht ſolche gewaltthaͤtige Bewegung / daß der tropffen zerfallen muß / vnd ſo kuglicht nicht bleiben kan wie zuvor / Jtem ſo man den Tiſch zuvor naß machet / vnd ein tropffen ſo leiß es jm̃er ſeyn mag / darauff fallen laͤſſet / wird er nicht wie vor kuglicht bleiben / ſondern ſich weit außbreiten. Wañ er aber kuglicht iſt / erhaͤlt er ſich viel laͤnger / als wann er flach faͤllet / dañ alſo wird er bald eintrucknen.

Die XXII Auffgab. Was die Vrſach daß manches Schiff ſo von dem hohen Meer gluͤcklich in den Port oder auff einen Fluß kommet / erſt zu Grund ſincket?

Ein Schiff hat ſeine gewiſſe Laſt zu tragen / vnd traͤgt jmmer eins mehr als das ander / ſo traͤget auch ein Waſſer mehr vnd ſchwerer als das ander / weil eines groͤber vnd dicker als das ander: Vitruvius, zum Exempel / ſagt: Die Schiff tragen auff den flieſſenden Waſſern deßhalben weniger Laſt / als auff dem Meer / weil das Meerwaſſer groͤbeꝛ / vnd mehr Jrrdiſches / we - gen deß Saltzes / begreifft / aber das ſůſſe Waſſer ſubtiler vnd duͤnner ſey.

Etliche ſeynt der meynung / ſagt vnſer Author, die tieffe deß Waſſers ſey die Vrſach / daß die Schiff auff dem hohen Meer ehgetragen werden / als an ſeichten Orten. Allein ſie ſeynt vnrecht dran: Dann angeſehen / daß die Laſt deß Schiffs nicht ſo ſchweer ſey als das Waſſer / deſſen Platz es einnimmet / ſo wird es ebner maſſen getragen auff dem Waſſer / welchs nicht mehr als 20 Klaffter in der tieffe / als auff dem jenigen / ſo weit im Meer100 Klaff -497Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. 100 Klaffter tieff. Ja ich bilde mir ein / daß das jenige Waſſer welchs nicht viel tieffer als ein Kartenblat dick / iſt doch ſchwerer als ein vntz / ein Geſchirꝛ tragen koͤñe von 1000 Pfunden / dann ſo man ein bequemes Geſchirꝛ von 1000 pfund Waſſers / oder ein wenig mehr hat / vnd in ſolchs ein ſtuck Holtzs legt 1000 pfund ſchwer / oder etwas leichter als das Waſſer iſt / wann man nur Waſſer darein geuſt ſo wenig es ſeyn kan / wans gerings vmbherlaufft / daß das Holtz den Rand beruͤhret / ſo wird man ſehen / daß ein ſo wenig Waſ - ſers das Holtz wird ſchwimmend machen. Bleibt alſo dabey / daß die dicke deß Waſſers vnd die Duͤnne vervrſachen / daß ein Schiff getragen wird oder vntergehet. Mir faͤllet hie ein was die Geographi von dem Waſſer Torda in Siebenbuͤrgen ſchreiben: Solchs nemlich ſo dick ſey / daß es keinem Men - ſchen vnterſincken laͤſſet / darauß abzunehmen / wie ſchwer es ſeyn muͤſſe.

Die XXIII. Auffgab. Bley oder andere Metalle auff dem Waſſer ſchwimmend zumachen.

Man muß das Bley oder ein ander Metall zu einem gantz duͤnnen Blech ſchlagen / vnd wie ein Schiff oder hole Kugel formirn / damit die groͤſ - ſe diſes Geſchirꝛs / mit dem Lufft ſo es begreifft / gleich ſey der groͤſſe deß Waſ - ſers / welchs eben ſo viel wigt: Dañ alle die jenigen corpora, wie Archime - des beweiſt / koͤnnen ſchwimmen / wann ſie einnemen den Platz eines Waſ - ſers / ſo eben ſo viel wigt als die corpora. Zum Exempel / ſo ein corpus ein pfund waͤge / muͤſte es begreiffen den Platz deß Waſſers eines pfunds ſchwer / ſonſten iſt kein hoffnung das es ſchwimme. Wir ſehen daß das Kupffer ſchwimme / wann es wie ein Koͤſſel außgehoͤlet / vnd wanns in einem Klum - pen iſt / zu boden ſincke. Nun moͤchte einer ſagen: Jſts dann von noͤthen / wañ die Jnſeln auff dem Waſſer ſchweben / wie man denn derer auff dem hohen Meer findet / daß ſie ſo viel waͤgen / als das Waſſer darauff ſie ſchweben vnd auff die ſeiten treiben? Dem iſt alſo / vnd deßwegen muß man ſagen: Daß ſie entweder außgehoͤlet wie Schiffe / oder jhre Erden leicht vnd loͤcherich ſey wie ein Schwamme / oder daß es allda viel Keller oder Hoͤlen vnter der Er - den habe / oder aber daß viel Wurtzel vnd anders Holtz von vnten her ſey / dz die Jnſel darauff wie auff einem Floß ſchwimme. Oder endlich / welchs ich fuͤr die beſte Vrſach halte / daß vnten ſo viel groſſe vnd ſtarcke Rohr muͤſſenS s sge -498Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. gewachſen ſeyn / welche einen ſo groſſen Laſt eꝛhalten koͤnnen. Jetzt aber recht vnd eygentlich zuſagen / wieviel denn ein jeglich Metall / ſo ſchwimmen ſoll / muͤſſe waͤgẽ / vnd wie groß es ſeyn ſoll? So hangets ander proports / ſo da iſt zwiſchen der ſchwere deß Waſſers vnd eines jeden Metalls / auß guter Au - thorn Schrifften iſt vns bekannt / daß ſo wir Waſſer vnd Metall einer groͤſ - ſe nemen / als ſo das Waſſer wigt 10. vnd das Zin 75 pfund / das Eiſen faſt 81. das Kupffer 91. das Silber 104. das Bley 116½ pfund / das Queckſil - ber 150. das Gold 187½ waͤge / ſo ſchlieſſet man / daß wann man Kupffer von 10 pfunden woͤlle ſchwimmend machen / daß man bey 9mal ſchwerer Waſſer vngefaͤhr dazu nemen muͤſſe / das iſt bey 91 pfund / dieweil das Waſ - ſer vnd Kupffer ſeynd inn der ſchwere gegen einander proportioniret wie 10 zu 91. Ebner maſſen procediret man auch mit den andern Metallen.

Die XXIV. Auffgab. Wie weit ein vorgegebenes Corpus ſo zum ſchwimmen důchtig / ſich ins Waſſerſencke.

Erſtlich muß man das gegebene corpus waͤgen / vnd die quantitaͤt deß Waſſers / welchs ſo viel wigt als das corpus: So wird es ſich gewiß ſo weit in das Waſſer ſencken / als der Ort oder Raum reichet / welcher da einnim - met den Platz derſelben quantitaͤt deß Waſſers.

Die XXV. Auffgab. Ein artlichs Glaß oder Becher zu machen / ſo Wein haͤlt / wanns aber zu voll geſchenckt / der Wein aller darauß lauffe.

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Es ſey ein Geſchirꝛ abcd durch die mitte deſ - ſelbigen ſtehet gerad uͤber ſich ein Roͤhrlein g f, deſ - ſen vnters Theil offen vnd vnter den Boden hin - auß reicht in f, das ander Ende aber ſtehet etwas niderer als das Geſchirꝛ iſt / vnd hat auch eine oͤff - nung / vmb ſolches Roͤhrlein ſteckt ein anders Roͤhrlein e h, ſo ein wenig uͤber das g hinuͤber rei - chet in e, vnd im e gar fleiſſig zugeſtopfft wird / daß kein Lufft hinein gehe / aber allernechſt bey dem Boden im h ſoll es ein Loch haben / daß das Waſ -ſer499Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. ſer dadurch in das Roͤhrlein h g ſteigen koͤnne. Schenck Wein / Waſſer / Bier / ꝛc. darein / ſo lang daß es nicht ſteige biß an die hoͤhe e, ſo bleibt das Ge - tranck im Geſchirꝛ: So mans aber uͤber das e ſchenckt / ſo laufft das Waſſer alles durch das Roͤhrlein g f bey f auß / wegen deß / daß das Roͤhrlein nidri - ger iſt / als der Boden deß Geſchirꝛs.

Die XXVI. Auffgab. Ein ander Manier dergleichen Glaß zumachen.

Eben dergleichen kan geſchehen / wann man eine krumme Roͤhren / ſo an einem ort laͤnger als am andern / in ein Geſchirꝛ ſtecket / das der laͤngere theil

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durch den Boden außgehe / wie die Figur o p außwei - ſet / dieſe Roͤhrn nun muß zu beyden theilen offen ſeyn / als in s vnd p, ſo man nun das Geſchirꝛ fůllet / daß es nicht uͤber die Roͤhrn hinauff ſteige / kan ſich das Ge - tranck darinnen halten / ſo es aber daruͤber ſteigt / laufft es alles auß / welchs mit luſt anzuſehen. So man aber an ſtatt einer Roͤhren ein Schlange / Ale / Vogel / oder ander Bildnuß / gebrauchet / wird die Kunſt deſto ver - deckter vnd wunderſamer: Die vrſach iſt den Roͤhrn - meiſtern nicht vnbekannt / vnd haben wir die demon - ſtration dieſer Auffgab droben in der erſten Auffgab allbereit geſetzet / iſt alſo vnnoͤtig allhie zu widerholen.

Die XXVII. Auffgab.

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Ein ander luſtiges Glaß zu zurichten.

Man machet vnterweilen Glaͤſer / ſo zwyfach ſeynd / eben als wann eines in dem andern ſteckte / wie bey a b d, in a b c, doch daß ein Raum darzwiſchen / wie ferꝛner auß der Figur zu ſehen. Neben am Rand hats ein kleines loͤchlein e, dadurch man mit eim klei - nen Trichterlein Wein zwiſchen die 2 Glaͤſer ſchen - cken kan. So kan man einẽ / ſagt der Author, zween rechtſchaffene Poſſen machen / dañ ob wol kein tropff Waſſer im Glaß a b d, ſo ſcheinet es doch als were Wein darinnen / wegen deß Weins ſo zwiſchen denS s s ijzweyen500Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. zweyen Glaͤſern ſich auffhaͤlt / ſonderlich wann man das Glaß haͤlt / daß der Tag darauff falle / ſo kan man nicht anders ſehen als wañ Wein darinnen / vnd zwar in abd, vnd ſonderlich wann ſich der Wein anfaͤhet zu bewegen: Dann es gar eygentlich ſcheinet als ſey das gantze Glaß voll Weins. Aber welchs noch mehr luſt gibet / ſo ein Einfaͤltiger das Glaß an den Mund ſe - tzet / der meynung Wein darauß zu trincken / muß er ſich mit dem Lufft benuͤ - gen. Die jenigen aber ſo ſcharff vnd der Kunſt gruͤndlich nachdencken / die ſtellen ſich wider den Tag / vnd bedencken / daß die ſtrahlen deß Liechts ſich nicht reflectiren zu dem Aug / als wann Wein im inwendigen Glaß were. Sie nemen daher eine gewiſſe Prob zuſchlieſſen / daß die hoͤle deß jnnwendi - gen Glaſes gantz leer ſey.

Die XXVIII. Auffgab. So ein Waſſer zween Gaͤden hoch fiele / wie darauff hin vnd her zu ſchiffen.

Es ſey gegeben ein Waſſer a b c d e ſo Schiffreich vom b hinab ins c falle vngefaͤhr 2 Gaͤden hoch / iſt die Frag / wie an ſolchem Waſſer ein Baw

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zufuͤhren / daß man ohne gefahr mit Schiffen darauff hin vnd her fahrenkoͤnne.501Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. koͤnne. Man muß das Waſſer mit einer ſtarcken Ringmawr vmbfahen vnd einſchlieſſen / wie auß der Figur bey l m i g k o zu ſehen / daß das Waſſer dar - ein fallen / vnd bey d wider außlauffen koͤnne: m n o l iſt ein hoͤltzern ſtarck Thor / mit Eiſen ſtarck beſchlagen / ſo an einem Rigel in m l kan auffgehebt vnnd nidergelaſſen werden / gleich einer Schlagbrucken: Alſo wann es zugeſchloſſen / vnd mit Rigeln ſtarck verwahret iſt / das Waſſer in der Ringmawrn ſich ſtaͤmmen koͤnne. So nun ein Schiff im a einlauffen will / laͤſſet man das Schlußthor m n o l fallen / vnd verwahret es ſtarck mit Ri - geln / ſo ſtaͤmmet ſich das Waſſer vnd ſtehet dem a b gleich / daß man ſicher in die Ringmawrn einlauffen kan. So das Schiff nun zwiſchen der Ringmawr / oͤffnet man das Thoꝛ wider / laͤſſet das geſtaͤmmte Waſſer wider ablauffen / daß alſo das Schiff gerad hinauß lauffen kan. So aber wider das Waſſer in d kaͤme / laͤſt mans einlauffen / vnd macht das Thor darhinter zu / biß ſich das Waſſer wider ſtaͤmmet dem a b gleich / ſo muß ja das Schiff all - zeit mit ſteigen / daß es durch a b kan gefuͤhrt werden. Jſt das Schiff durch / ſo oͤffnet man das Thor wider. Dergleichen Gebaͤw werden in Italia ge - funden.

Die XXIX. Auffgab: Jn ein Geſchirꝛ voll Waſſer etwas zu werffen / daß es nur halb voll werde.

Nimb ein ſeicht Schuͤſſelein oder Becklein / gieß es gantz voll Waſſers / feuchte einen Schwammen an / druck jhn wider auß / vnd leg jhn mitten in das Schuͤſſelein / ſo wird er / wann das Geſchirꝛ nicht zu groß iſt / das Waſſer halb oder mehr in ſich ziehen / daß man noch ſo viel hinein gieſſen kan als der Schwamm an ſich gezogen: Dann weil der Schwamm nur halb im Waſ - ſer ligt / wird das theil davon ſo uͤber das Waſſer herauß reichet / viel Waſ - ſers in ſich ziehen / vnd alſo das Geſchirꝛ vmb etwas leerer machen.

Die XXX. Auffgab. Drey vier oder mehr Geſchirꝛ mit einer Materi zu fuͤllen wel - che hernach alſo zugerichtet wird / daß ſie kaum ein einiges dergleichen Geſchirꝛ erfuͤlle.

Fuͤlle 3 / 4 oder mehr Maßkandel gantz voll Schnee / alſo daß der ſchnee zuſam̃ gepreſſet ſey / wann nun der Schnee bey der Hitz zerſchmeltzet / wirdS s s iijer ſo502Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. er ſo genaw zuſammen gehen / daß man nicht eine einige der ſelben Kandel mit Schneewaſſer außfuͤllen kan / ſo eine luckere Materi iſts vmb den ſchnee / vnd wann auch diß nicht were / wie wolten wir / wann gꝛoſſe Schnee ſchmaͤl - tzend werden / vor Waſſer außkommen.

Die XXXI. Auffgab. Ein Glaß mit Waſſer vmbzukehren / daß kein tropff herauß lauffe.

Gieß in ein Trinckglaß Waſſer / Wein oder ander Getraͤnck / leg ein einfachs ſtuck Papier darauff / welchs das Glaß gantz bedecke / nimb das Glaß in die lincke Hand / ſchlag mit der rechten flachen Hand gehling auff das Papier / der geſtalt / daß es mit der gantzen Hand bedecket werde / wende auch nach verrichtem ſchlag das Glaß gantz vmb / ſo geſchwind als muͤglich / ſo wird kein tropffen auß dem Glaß lauffen / welchs mit verwunderung an - zuſchawen. Die vrſach iſt / weil mit dem ſchlag auff das Papier der Lufft zwiſchen dem Papier vnd Wein gepreſſet vnd dicker gemacht wird / welcher das vacuum zu vermeyden / ſo wol den Wein als das Papier an allen Orten ſtarck an ſich haͤlt. So man aber damit langſam verfuͤhre / wuͤrde der Lufft vnd die Feuchtigkeit allgemach ſeinen außgang ſuchen / vnd die Kunſt nicht angehen.

Die XXXII. Auffgab. Jn ein Glaß alſo Waſſer zu gieſſen / wann mans vmbkehrt / nichts herauß lauffe / ob gleich vorne nichts vorgeſchlagen.

Drucke einen warmen Aſchen von Wacholtern ſtarck in ein Trinckglaß / biß es halb voll werde / ſo du nun geſchwind Waſſer daruͤber geuſt / daß es faſt voll werde / wird der warme Aſchen allgemach das Waſſer an ſich zie - hen / daß keines mehr geſehen wird / alſo daß man das Geſchirꝛ vmb wenden kan / vnd nichts herauß lauffet.

Die XXXIII. Auffgab. Ein Glaß gantz voll Waſſer zufuͤllen / nichts vorzuſchlagen / auch nichts in das Glaß zu thun / vnd doch wañ mans gantz vmbkehret daß nichts herauß lauffe.

Diß liget alles an der Form deß Glaſes: Dann wann es gantz Kugel -rund503Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. rund oder auch anderſt iſt / nur mit einem kleinem loͤchlein einer Linſen groß / dadurch mans voll Waſſer fuͤllen kan / vnd gefuͤllet auch vmbgekehrt wird / daß das Loͤchlein vnten / ſo kan das vacuum zu vermeiden / nichts herauß lauffen.

Die XXXIV. Auffgab. Zumachen daß der rothe Wein ab / der Weiſſe aber auffſteige

Vor vielen andern Stuͤcken / iſt diß ein ſehr luſtig Ding: Dann ſchen - cke in ein gemeines Trinckglaß weiſſen Wein / vnd in ein Glaͤßlein oben mit einem engen Mundſtuͤck rothen Wein / halt ſolchen Mund oben mit dem Daumen zu / kehrs Glaͤßlein vmb / vnnd halts mit ſampt dem Daumen / in den weiſſen eingeſchenckten Wein / wann ſolcher uͤber deß gehaltenen Glaͤß - leins Rand ſchlaͤget / ſo thue den Daumen hinweg / das Glaͤßlein aber halte alſo fort vñ fort in weiſſen Wein. So wirſtu mit Wunder ſehen / den weiſſen Wein uͤberſich / vnd den Roten vnterſich ſteigen. Alſo kan mans auch mit Waſſer vnd Wein machen / dann das Waſſer ab / vnd der Wein auffſteigen wird. Von dieſem ſuche im Rivio folgende Wort fol. VI. im Tractaͤtlein vom rechten Verſtand der Bewegung aller Coͤrperlichen Ding: Daß aber das Waſſer vnd Wein ſo gar nahe in gleicher Schwere ſeynd / ſich nicht gaͤntzlich mit einander vermiſchen / alſo daß man gemeiniglichen / wo Waſ - ſer vnter den Wein gemiſcht worden / daſſelbig zu vnterſt am Boden zu fin - den / iſt die Vrſach / daß der Wein eine Fettigkeit hat / welche dem Waſſer gleich wie das Oel / vnnd anderer Feuchtigkeit zu wider iſt / welchs du dabey Augenſcheinlich ſehen vnd ſpuͤren magſt: Dann je kraͤfftiger / edler vnd beſ - ſer der Wein iſt / je ſchwerlicher das Waſſer darunter vermiſchet wird / vnd ſo man jhn anzuͤndet / je baß er brinnet / daß aber in der Natur / vnnd natuͤrli - lichen Eygenſchafften gar mancherley verborgene Heimligkeiten ſeynd / be - zeuget es das Juͤdiſche Meer / Lacus Aſphaltites genannt / in welchem kein lebendiger Coͤrper vntergehen mag / aber auß was Vrſach es geſchihet / iſt nicht leichtlich zu erforſchen. Es were dann die uͤber groſſe dicke deß Waſ - ſers daran ſchuldig.

Die XXXV. Auffgab. Den504Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Den Wein ſo gantz vngeſund vnd grob / alſo zu zurichten / daß er einen nicht leichtlich truncken mache / auch einem Krancken nicht ſchade.

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Diß Stuck kommet auß beeden vorhergehenden her / nur daß der Authorſonderliche / vnd zur ſach beſſer dien - liche Geſchirꝛ gebraucht. Man neme zwo Violen / de - rer eine einen engern Halß habe als die andere / wie auß folgender Figur zuſehen / die ober Viol fuͤllet man mit Waſſer / die vnter mit Wein / vnnd ſetzet die Ober fein ſubtil auff die vnter / laͤſſet ſie alſo in einander ſtecken / ſo ſteigt das Waſſer hinab vnnd der Wein hingegen hin - auff / vnd wird durch ſolche durchtringung / der Wein ſeine grobe Feuchtigkeit vnd Daͤmpffe verlieren / daß er alſo lieblich vnd geſund zutrincken.

Die XXXVI. Auffgab. Vnter ein Meſſer ſo an einer Duͤllen ſteckt einen Pfenning auff einen Tiſch zu legen / wann das Meſſer herab faͤllet / daß es den Pfenning juſt treffe.

Steck ein Meſſer uͤber einen Tiſch in die Duͤllen / ſo leiß es jmmer muͤg - lich / damit mans leichtlich koͤnne fallend machen / mache es alſo ſteckend ſo lang vnd viel naß / biß ein Troͤpfflein daran auff den Tiſch falle / wo der Tropffen hinfaͤllet / lege einen Pfenning darauff / ſchlag mit eim Hammer an die Duͤllen neben das Meſſer / ſo wird es juſt auff den Pfenning fallen. Dann es kan der Tropff Waſſer nicht anderſt fallen ſeiner Natur nach / als auff das centrum der Erden zu / eben deßgleichen das Meſſer / weil nun beede auff einen Punct von einem andern Punct fallen / muͤſſe das Meſſer den Pfenning treffen.

Die XXXVII. Auffgab. Ein505Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Ein Glaß voll Waſſer an einer Schrauben hangend / alſo zu zerſchlagen / daß weder Waſſer oder Truͤmmer herun - ter fallen / ſondern an der Schrauben hangen bleiben.

Dieſe Frag hat mir ein guter Freund alſo ernſtlich vorgeben / vnd mich mit vielen nachdencken lang am Creutz hangen laſſen / wie ich jhme nun lang in Ohren lag / vnd vermeynet ein groß Geheimnuß zu erfahren / hieß es end - lich: Parturiunt montes naſcetur ridiculus mus.

Jch dachte ich wolte fiſchen / ſo hab ich kaum gekrebſet. Dann alſo wurde ich der Kunſt vnterrichtet: Er ſagte ich ſolte das Glaß mit Waſſer in eine Schweins - oder Kaͤlberblaſen an einen Nagel haͤngen / vnnd ſo fein ſubtil drauff ſchlagen / daß die Blaſen nicht zerriſſe / ſo wuͤrde gewiß nichts davon runder fallen. Weil ich aber mir nit gern etwas vmbſonſt thun laſſe / ſondern gar danckbar bin / hab ich jhn wider mit dergleichen Muͤntz bezahlt: Jch ſag - te / ich wuͤſte etwas / darauß alle ding kaͤmen / ob ers auch wuͤſte? Er antwor - tete / daß were das Alter / ich ſagte nein / das Alter kaͤme auch auß demſelben ding. Er rieth ferner / es were Gott. Jch aber ſprach nein / Gott kaͤme auch darauß / Er nennete ferꝛner die Materiam primam vnd ein hauffen ſchoͤns dings mehr / allein mein antwort wurde allzeit widerholet / jhme war wol ſo bang ſolches ding zu erfahren / als mir zuvor das ſeinige / allein er muſte mir auch acht tag warten / biß ich jhm das Geheimnuß mit Gelaͤchter entdeckte vnd offenbarte: Dann ich ſagte das ding were das Alphabeth, dann er ſol - te mir nennen was er wolte / ſo muͤſte es alles auß dem a, b, c, kommen vnd genennet werden.

Die XXXVIII. Auffgab. Ein hoͤltzern Maͤnnlein auff dem Waſſer gehend zu machen.

Nimb ein hoͤltzern Gloͤtzlein / nach der proportion deß Bildes ſo dar - auff ſtehen ſoll / welchs laͤnglicht vnd rund / man kan aber die proportion leichtlich finden / wañ man das Bildlein drauff ſtellet vnd ins Waſſer ſetzet / dann wann das Bildlein alſo ſtehet vnd nicht vnterfaͤllet / iſt die ſach ſchon richtig / wie in folgen der Figur zu ſehen / da das Bildlein a ſtehet auff dem Gloͤtzlein b c, im Waſſer d e, es faͤllet aber nicht leichtlich auff die ſeiten /T t twann506Dreyzehender Theil der Erquickſtunden.

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wann das Gloͤtzlein vnten zerſpalten / vnd ein breiter ſtein darein geſtecket wird / wie bey f zuſehen. So man nun das Maͤñlein auf das ſtoͤcklein mit eiſeꝛn Naͤgelein naglet / vnd in ein fliſſend Waſſer ſetzet / wird es alſo mit dem ſtoͤcklein davon fahꝛen / ſo du es aber in einer Stuben oder anderm Gemach / in ein Kuffen mit Waſſer wirffſt / vnd vornen in einen Stab ein Magnet verbirgeſt / kanſtu wegen der eiſern Naͤ - gel diß Bildlein mit einem ſolchen ſtab im Waſſer hin laiten vnd wenden wo du wilt. Gehet ſolchs nun mit einem kleinen Bildlein an / ſo iſts wol muͤglich daß ſolcher geſtalt auch ein Menſch auff dem Waſſer fortfahren koͤnnte / nur daß das Waſſer tieff / vnd der Glotz groß / nemlich deß Menſchen propor - tion nach / vnd der Menſch gantz auffrecht ſtill ſtehe / wer luſt hat ſolches zu practiciren / kan der ſach ferner nach dencken.

Die XXXIX. Auffgab. Einen weiſſen Wein alsbalden in rothen zuverwandeln.

Nimb ein wenig Tornæ Solis, duncks in den Wein / vnd drucke es wider auß in den Wein / ſo wird er ſchoͤn roth werden vnd geſund zu trincken ſeyn.

O der nimb pulverſiert Priſill Holtz / wirff ein wenig davon in ein Glaͤß - lein / ſo wird der Wein davon ſchoͤn roth werden.

Die XL. Auffgab. Einen Wein ſo mit Priſill roth gemacht / wider weiß zumachen.

Druck etliche tropffen Citroniſafft in den Wein / ſolche werden dem Wein die roͤthe wider benemen.

Die XLI. Auffgab. Daß507Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Daß man vermeyne lebendige Maͤnnlein ſchwimmen in einem Glaß vmb.

Nimb lebendige Froͤſch / laß ſie auff den Bauch mit Fuͤrnisfarben mah - len als ob ſie einen Kragen / Hoſen vnd Wammes an haͤtten / thue ſie in ein groſſes rundes Glaß voll Waſſer / ſo fein hell / hencks in einer Stuben etwas hoͤch auff / ſo werden ſich die Froͤſch in die hoͤhe bewegen / vnd nicht anderſt als kleine Maͤnnlein außſehen vnd erſcheinen.

Die XLII. Auffgab. Einen alten abgenutzten Beſen grunend zumachen.

Nimb einen alten abgenuͤtzten Beſen / der doch nie in kein warm Waſ - ſer kommen / ſchneide jhn oben vnnd vnten ab / ſteck jhn an S. Barbara Abend / oder ſonſten vmb dieſelbe Zeit in ein friſch Waſſer / halt jhn fein inn der waͤrme / ſo wird der Beſen / in wenig tagen außſchlagen vnnd Blaͤtlein gewinnen: Dann diß iſt der Bircken art / daß ſie voll Feuchtigkeit / auch ſelbe lang behalten / welche hernach den Beſen grunend machen.

Die XLIII. Auffgab. Eine gute weil vnter dem Waſſer zu gehen.

Verſtopffe beede Ohren mit Baumwollen / vnd nimb einen ſchweren Stein / welcher dich vnter dem Waſſer erhalten kan / gehe damit vnter dem Waſſer / mit auffgeblaſenen Backen vnd zugedruckten Augen / ſo wird ſolch auffblaſen / vnd die ſchwere deß Steins vervrſachen / daß die Natur die loͤch - lein dadurch das Waſſer ſonſten in den Menſchen tringen moͤchte / verſtopf - fet / vnd man alſo eine geraume Zeit vnter dem Waſſer bleiben koͤnne.

Die XLIV. Auffgab. Ein Schiff ſo vntergangen / wider in die hoͤhe zu bringen.

So ein Schiff auff der See oder hohen Meer verſenckt were / vnd ſo[t]ieff lege / daß mans mit Sailern erreichen koͤnnte / were es wol muͤglich ſol - ches wider in die hoͤhe zubringen. Man muß an das Ort mit 6 oder 8 leeren Schiffen fahren / mit mehrern / ſo das verſenckte Schiff groß / mit wenigern[ſ]o es klein. So man hinkommet / fuͤllet man den halben theil der Schiff mit Waſſer ſo lang ſie es leyden koͤnnen. Auß ſolchen beladenen Schiffen laͤſſet[m]an Sailer inn die See vnten mit ſtarcken eiſernen dreyfachen Hacken /T t t ijwelche508Dreyzehnder Theil der Erquickſtunden. welche die Urinatores ſtarck vnter dem Waſſer in das verſenckte Schiff ſchlagen / ſenckẽ / ſo nun zum Exempel vier mit Waſſer gefuͤllte Schiff ſeynd / theilt man ſie auß / daß allzeit ein volles vñ ein leeres Schiff neben einander kommen / vnd die Hacken zween vnd zween gegen einander uͤber in das ſchiff geſchlagen werden / wann diß geſchehen / ziehet man die Sailer in den ſchif - fen ſtarck an / vnd hemmet ſie / daß ſie nimmer koͤnnen nachlaſſen. Als dann ſchoͤpffet man daß Waſſer auß den gefuͤllten Schiffen in die leeren / ſo wird das Waſſer die außgeleerten Schiff ſo ſtarck erheben / daß ſie das verſenckte Schiff ſo weit mit ſich in diehoͤhe bringen / als tieff ſie zuvor im Waſſer ge - ſtanden. So man nun mit den gefuͤllten Schiffen widerumb handelt / wie mit den vorigen / das iſt / wann man wider darauß vier Sailer in das Waſ - ſer ſencket / vnd wider an vier Ort deß Schiffs haͤfften laͤſſet / das Waſſer wider in die zu erſt gefuͤllten Schiff ſchencket / ſo kom̃et das verſenckte Schiff wider vmb etwas hoͤher empor / vnnd diß muß man ſo offt widerholen / als von noͤthen / vnd man fuͤglich die Wahr auß dem verſenckten Schiff außla - den koͤnne.

Die XLV. Auffgab. Wie der groſſe Obeliſcus zu Rom auffgerichtet worden.

Es iſt von der Egyptier Koͤnig Pherone zu Heliopolis vor dem Tro - janiſchen Krieg / ein Obeliſcus oder viereckigter Pyramis gemacht worden / vnd wann dem Serlio zu glauben / vnten 9 ſchuh / 24 minuten brait / oben a - ber nur 6 ſchuh / 8 minuten / von ſeiner baſi auß aber verlewrt er ſich allge - mach / in die hoͤhe 85 ſchuh lang / ſeine Materi iſt Stein / der Art eines ſchwe - ren Marmelſteins. Dieſe uͤberauß groſſe Laſt / iſt mit groſſem Wunder von dem Cajo Caligula nach Rom gefuͤhret / hernach aber von alten Gebaͤwen faſt bedecket / doch nicht verſthret worden / viel Paͤbſt von Leone Decimo an biß auff Paulum Tertium, haͤtten dieſen obeliſcum gern auffrichten laſſen / aber wegen groſſes Vnkoſtens vnd Kunſt / ſo zu dergleichen Laſt zu heben erfordert / an dem Werck gantz verzaget / biß Sixtus Quintus ſich be - muͤhet / den Stein nicht allein fortfuͤhren / ſondern auch bey dem Templo Vaticano fꝛey auffrichten vnd ſtellen laſſen. Er verhieß dem ſo es ins Werck ſetzen wolte / etlich tauſend Cronen / allein mit der Condition, wo er den Stein zerbrechen wuͤrde / er jhme nichts wolte thun / als nur hencken laſſen. Dieſen509Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Dieſen Knuͤttel hat mancher geſchewet / der ſich ſonſten brauchen laſſen. Endlich fande ſich einer / ſo dem Pabſt ſagte vom Dominico Fontana Mili auß dem Comenſiſchen Gebiet buͤrtig / der den obeliſcum wuͤrbe koͤn - nen auffrichten. Mit ſolchem wurde auch deßwegen tractiret: Er brauchte aber neben vielen Sailen vnd ſtricken dazu 46 Hebzeug / 140 Pferdt / vnd 600 Menſchen / der Pabſt ſtunde von ferne / vnd ſahe dem Werck zu / ſo bal - den aber der Stein vornen mit den Sailen erhebt wurde / ſtunde Fontana gantz darunter / in dieſen Gedancken / wañ der Stein ſchadhafft wuͤrde / vnd zerbreche / were es jhme ehrlicher / wann jhn der Stein erſchluͤge / als wann jhn der Pabſt hencken ließ. Nun haͤtte er durch fleiſſiges rechnen vnd abmeſ - ſen / die Sailer zwar alle in jhrer rechten laͤng genommen / daß er den Stein vermeynte gerad damit auffzuſetzen / allein die groſſe Hitz der Sonnen / wie auch die ſchwere Laſt deß obeliſci, haben die Sailer außgedehnet / daß ſie zu lang worden / der Stein alſo krumb gehangen / vnd man mit den Hebzeugen weiter nicht fortkommen koͤnnen: Wie damahls dem guten Dominico zu muth geweſen / iſt leichtlich zu erachten / es war auch bey jhm vnd andern kein Mittel den Stein gar auffzurichten / biß endlich ein altes Weib (andere ſagen es ſey ein Nuͤrnberger geweſt) ins Mittel kam / ſagend / man ſolte die Sailer ſtarck mit Waſſer begieſſen / das geſchahe / daher giengen die Sailer wider ein / vnd erhuben alſo den obeliſcum, daß er gerad ſtunde / ſo bald er aber ſtund / wurden die Sailer geſchwind abgehawen / vnd das Werck mit groſſer Frewd deß Pabſts vnd aller Anweſenden gluͤcklich geendet. Wer dieſe Stuln geſehen / der wird erſt / was ſie fuͤr muͤhe gemacht / judiciren koͤn - nen. Ein Landmeſſer hat hierbey in acht zu nemen / daß mit Stricken das Feld zu meſſen ſehr mißlich: Dann in der Hitz werden ſie laͤnger / in der Feuchte aber kuͤrtzer / wie wir angedachtem Hebzeug ein Augenſcheinlich Exempel haben.

Die XLVI. Auffgab. So ein Schiffmann ſolte einen Wolff / Schaf vnd Krautshaupt uͤber ein Waſſer fuͤhren / allzeit nur eins / doch dergeſtalt / daß der Wolff nie allein bey dem Schaf / vnd das Schaf nie allein bey dem Krautshaupt ge - laſſen wuͤrde.

T t t iijOb510Dreyzehender Theil der Erquickſtunden.

Ob diß zwar eine ſchlechte Auffgab / iſt ſie doch luſtig vnd nachdenckens werth. Solchs aber zu verrichten / fuͤhret der Schiffman erſtlich das Schaf hinuͤber / zum andern den Wolff / damit aber ſolcher nit allein bey dem Schaf gelaſſen werde / faͤhret er mit dem Schaf wider heruͤber / ſetzet es auß / vnnd nimbt hingegen das Krautshaupt ein / fuͤhrets nuͤber zum Wolff. Drittens / faͤhret er wider leer heruͤber / vnd holet auch das Schaf.

Die XLVII. Auffgab. Von drey paar Ehevolck / ſo ůber ein Waſſer ſollen gefůhret wer - den allzeit nur ein paar / der geſtalt / daß niemals kein Mañ bey der andern zweyer Weibern allein / wie auch kein Eheweib anderſt als bey jhrem Ehemann verbleibe.

Dieſe iſt faſt der Vorhergehendẽ Auffgab ehnlich / nur daß es mehr nach - denckens bedarff. Die drey Maͤnner aber ſeynd Sempronius, Titius vnd Sixtus. Deß Sempronii Weib iſt Anna, deß Titii Roſina, deß Sixti aber Urſula.

Erſtlich nimmet der Schiffmann zwey Weiber Anna vnd Roſina.

Zum andern / fuͤhret er die Roſina wider mit ſich heruͤber / holet auch die dritte Fraw Urſula.

Zum dritten / faͤhret Urſula wider heruͤber / bleibt bey jhrem Mañ Sixto, hingegen fuͤhret er uͤber die zween Maͤnner Sempronium vnd Titium zu jhren Weibern Anna vnd Roſina,

Zum vierdten / faͤhret Sempronius mit ſeinem Weib wider heruͤber / ſetzt ſie auß / nimmet an jhre ſtatt mit ſich Sixtum den dritten Ehemann.

Zum fuͤnfften vnd letzten / faͤhret Roſina heruͤber / vnd holt auff zwey - mal die Anna vnd Urſula.

Vnd ſolcher geſtalt ſeynd ſie uͤber gefuͤhret / daß niemals kein Mañ bey zweyen andern Weibern allein gelaſſen worden / vnd daß kein Eheweib an - derſt als bey jhrem eygnen Mann geblieben.

Die XLVIII. Auffgab: Daß ein Bier den Geſt nicht halte.

Man findet Leut / welche vom Bier nicht trincken koͤñen wann es geſtig / wer nun den Geſt vertreiben will / der mach oben ſo weit man das Bier ein -ſchencket /511Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. ſchencket / in die Kandel mit der Kreiden einen Circkel / oder aber mit Keeß / ſo verzehret vnd verleurt ſich der Geſt bald / haͤlt auch das Bier hernach kein Geſt mehr / biß die Kandel wider gefegt wird.

Die XLIX. Auffgab. Vielerley Getraͤnck in ein Glaß zu gieſſen / daß eines uͤber dem andern augenſcheinlich ſtehe.

Gieß in ein Cylindriſches Glaß zween Finger hoch / Milch vnd ein we - nig oͤl oder zerlaſſen Butter darauff / alſo daß die Milch damit gantz bedeckt werde. Steck ein rundes bißlein Brods an ein Meſſer / in der groͤſſe daß es koͤnne in das Glaß geſteckt werden / vnd neben ſich einen ſchlechten Raum laſſe / vnd nicht gar am Glaß anſtoſſe. Halts alſo mit dem Meſſer nahend zu der Milch / doch daß das Brod nur auff dem oͤl auffſtehe / ſchuͤtte fein ſacht Bier auff das Brodt / daß es allgemach ſich auff das oͤl oder fett ſetze / auffs Bier gieß wie zuvor oͤl oder zerlaſſene Butter / vnd auff diß roten Wein / vnd alſo ſ. ſ. ſ. weiſſen Wein / Waſſer / ꝛc. ſo wird es wunderlich anzuſehen ſeyn.

Die L. Auffgab. Daß ein todter Krebs Wein oder Waſſer auß einem Glaß ziehe.

Nimb einen geſottenen Krebs / deſſen ſchwantz wol krumb / dunck jhn in ein volles Glaß mit / Wein / Waſſer / ꝛc. Vnd hencke jhn mit dem ſchwantz o - ben an den Rand / ſo wird er ein guten theil Weins auß dem Glaß ziehen / wie ein Heber / vnd nicht nachlaſſen zu tropffen / weil er noch Feuchtigkeit erlanget.

Die LI. Auffgab. Daß man lebendige Krebs roth faͤrben koͤnne / als ob ſie geſotten weren.

Leg ſie in Brandtwein / ſo nemen ſie die Farb an / als ob ſie geſotten we - ren: Wann man nun ſolche vnter geſottene Krebs in ein Schuͤſſel leget / wirds ein ſeltzam anſehen haben / wann etliche auß der Schuͤſſel[kr]iegen.

Die LII. Auffgab. Einen Wein Sommerszeit in der groͤſten Hitz uͤber Land zu fůhren / daß er ſo kuͤhl bleibe / als ob er in ei - nem Keller ſtuͤnde.

Man512Dreyzehender Theil der Erquickſtunden.

Man ſchencke den Wein in eine Glaͤſerne Flaſchen / welche hernach in ein Liedern oder ander Geſchirꝛ geſchloſſen wird / vnd dazwiſchen an allen orten zerſtoſſenen Salpeter gefuͤllet werden kan / ſo bleibt der Wein gantz friſch. Welchs auch den Jenigen dienſtlich / ſo hohe Haͤuſer an der Sonnen gelegen / da ſie nicht allzeit friſch Kuͤhlwaſſer haben koͤnnen.

An etlicher hohen Perſonen Haͤuſer pfleget man das Eiß in Hoͤlen auffzuheben / vnd im Sommer den Wein darinn zukuͤhlen / welchs doch ſehr vngeſund. Andere haben Schlangen in den Kellern / ſetzen Flaſchen voll Wein zu jhnen / die ſich dann auß begier ſo ſie zu dem Wein tragen / vmb die Flaſchen winden / vnd mit jhren kalten Leibern dermaſſen kuͤhlen / daß der Wein gantz annemlich / vnd deſſen ſich zu verwundern / geſund zu trincken / wie ſolches in Herꝛn M. Michaelis Picarti S. Hiſtorien zu leſen.

Hierbey muß ich Kurtzweil halben auch erinnern / daß man in der groͤ - ſten Hitz einen Wein weit mit ſich fuͤhren koͤnne / daß er allzeit kaͤlter werde / die ſach iſt leicht anzuſtellen: Dann wann man den Wein ſiedheiß laͤſſet werden / vnd alſo in einer Flaſchen mit ſich fuͤhret / kan man jhn weit bringen daß er jmmer je laͤnger je kuͤhler werde.

Die LIII. Auffgab. Daß ſich ein Pfenning auff einem Strohalm vmbtrehe.

Diß iſt ein uͤberauß groſſes Wunder / deſſen Vrſach nicht leichtlich zu finden. Nimb von Habern ein ſolches Koͤrnlein ſo oben das lange Kaͤmlein noch hat / ziehe es auß / vnd kleb mit einem Wachs einen Pfennig daran / ſtich mit eim Meſſer ein ſchraͤmlein in den Tiſch / darein ſteck das Kaͤmlein mit dem Pfennig / gieß Waſſer daran / ſo wirſt du wie ſich der Pfennig etlichmal vmbtrehet / mit verwunderung anſehen. Man kan auch an ſtatt eines Pfen - nigs ein Creutzlein von ſtroh brauchen / welchs der Kunſt auch ein anſehen macht / liß davon M. Schwenters Steganographiam. So man einen Sternſtein auff ein Zinen Deller legt / vnd Eſſig daruͤber geuſt / bewegt er ſich hin vnd her.

Die LIV. Auffgab. Daß man ſandigte Ecker / welche man mit Korn beſaͤen will / nicht duͤngen doͤrffe.

Schuͤtt das Korn in einen Bachdrog / gieß daruͤber Miſthůlenwaſſer /laß513Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. laß 12 ſtund daruͤber / gieß alsdann das Waſſer davon / das Korn aber ſchuͤt - te auff die truckne Erde / laß vier Wochen ligen / ruͤhrs vnter deſſen offt / nach vier Wochen gieß wider ſolch Waſſer daruͤber / laß 6 ſtund ſte[he]n / laß wider wie vor ertrucknen / vnd nach 14 tagen ſaͤe es auß.

Die LV. Auffgab. Zumachen daß ein Waſſer im Sommer gefriere.

Thue ein gantz ſiedheiſſes Waſſer in eine glaͤſerne Flaſchen / ſtecke es geſchwind in ein kalt quellend Waſſer / ſo wird die Hitz vnd Kaͤlt mit einan - der ſtreiten / biß die Hitz von der Kaͤlte uͤberwunden / anfaͤhet das Waſſer in der Flaſchen gefrieren zumachen.

Die LVI. Auffgab. Wie man in Poln vnd Lifland den gefrornen Wein ohne ſchaden vnd Hitz auffleinen laͤſſet.

Es iſt nicht vnbekannt / wann ein Wein in einem Geſchirꝛ gefroren / vnd hernach durch Hitz oder von ſich ſelbs wider auffleinet / daß er ſein beſte Krafft verliere / vnd gar waͤſſerich werde. Hingegen nemen die Poln das Geſchirꝛ darinn der gefrorne Wein / hencken oder ſetzen es in kalt Waſſer / ſo leinet darinnen der Wein auff / vnd behaͤlt ſeine Krafft.

Die LVII. Auffgab. Wie ein ſehr tieffes Waſſer oder See ſoll abge - meſſen werden.

Diß beſchreibet Chriſtoff Puchler in ſeiner Geometria alſo: Wenn aber ein Waſſer in einem Weyher / Graben / See / oder ſonſt ein ander ſtill - ſtehend Waſſer alſo tieff iſt / daß du deſſelben Tieffe auch mit dem Bleyſen - ckel nicht ergruͤnden kanſt / als mir Wolffgangus Orthner / der freyen Kůnſten / vnd inſonderheit der Aſtronomiæ ein gelehrter Mann / ſo eine Zeit lang in Oeſterreich ob der Enß gelegen / gewohnet / vnnd ſolchem See anzeigt hat / wie jhm alt Erbar Leut zu Gmuͤnden geſagt haben: Daß hoch - loͤblicher Gedaͤchtnuß Kaͤyſer Maximilian / auff ein Zeit den Traunſtein vnd den Gmuͤnder See hab laſſen abmeſſen / vnd die hoͤhe deß Bergs 358 Klaffter hoch / den See aber ein wenig von dem Felſen Herdan / 368 klaffter tieff gefunden. Da man aber noch weiter von dem Felſen Herdan gefahren / hat man den See nicht ergruͤnden koͤnnen. Vnd wenn dem alſo iſt / als mirV v vder514Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. der Orthner / vnd jhme die Jnnwohner zu Gmuͤnden / wie geſagt / angezeigt haben / vnd du wolteſt den Boden oder Grund deß Stes / das iſt / die Tieffe ſuchen vnd finden / kanſtu das durch ein ſolchs Jnſtrument / vñ alſo bekom̃en.

Erſtlich ſolt du ein runde hole Kugel von Metall / als von Zihn oder Kupffer / auff das allerdůnneſt geſchlagen / vnd dermaſſen gantz machen / daß kein troͤpfflein Waſſer darein gehe / wañ die Kugel als du hoͤren wirſt / in das Waſſer geſencket wird / vnd ſoll ein oͤhrlein von einem runden meſſinen drot darauff geloͤtet ſeyn. Darnach nimb ein vierecket eben geſchlagen Plech /

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auch von Metall gemacht / welchs laͤn - ger / dann es breit iſt / ſoll ſeyn / vnnd an einem ort der laͤnge braiter dañ an dem andern / vnd ſoll auff der einen laͤngern ſeiten bey dem braiternort deß Plechs einẽ runden Angel fuͤr ſich geſchoſſen / vnd zuruͤck gebogen haben / an dem an - dern ort dieſer ſeiten / ſoll es einen vor - gehenden Fuß haben / der ſich auch von dem Plech zu ruͤck dermaſſen heran laſſe / damit das Plech wenn es mit der holen Kugel geſenckt wird / vnd der Fuß den Boden oder den Grund inn dem Waſſer erreichet / fůr ſich ſinck / vnnd ſich mit dem Angel auß dem oͤhrlein der Kugel ziehe / vnd die Kugel alſo koͤn - ne von dem Plech muͤſſig vnnd ledig werden. Geſtalt vnd furm deß Plechs vnnd der Kugel haſt du in beygeſetzter Figur. Das Plech aber ſoll an dem Fuß ſo ſchwer ſeyn / wann der Fuß an dem Plech nicht were / daß es allein die Kugel ringlich gen Boden koͤnne zie - hen. Darnach ſolt du dir ein Erden Gefaͤß laſſen machen / das nicht hoch / ſondern brait / wie ein Erden Hand -Beck /515Dreyzehender Theil der Erquickſtunden. Beck / wol gebrennt vnd glaſuͤrt ſey / vnnd mitten an den Boden ein kleines Loͤchlein habe: Dieſes Jnſtrument ſollſt du zuvor alſo zubereiten vnnd pro - bieren / an einem ort deß Sees oder Waſſers / da du das Jnſtrument wider - umb weiſt auß den Waſſer zugewinnen / vnd die Tieffe deß Waſſers mit ei - ner Maß / als einem Bleyſenckel etlicher Klaffter lang kanſt abmaͤſſen / thu das Plech mit ſeinem Angel in das oͤhrlein der Kugel / vnd halt die Kugel in der Hand / daß das Ploch an der Kugel hange / vnd laß das Plech inn das Waſſer ſincken / vnd wann du das Erden Gefaͤß auff das Waſſer ſetzeſt / vnd es das Waſſer beruͤhrt / laſſe die Kugel auß der Hand / darnach ſiehe wenn die Kugel uͤber das Waſſer wieder aufffaͤhret in demſelben Augenblick ver - halt das Loͤchlein / ſo an dem Boden deß Erden Gefaͤß iſt / Alsdenn wig das Waſſer / ſo in dem Erdengefaͤß gefunden / auff das aller fleiſſigſt / merck das Gewicht wie ſchwer es gewogen hat / der gleichen miſſe auch die Tieffe deß Waſſers / an dem ort / da du das Jnſtrument geſencket haſt / vnd was fuͤr ein proportion die Zahl der ſchwern deß Gewichts deß Waſſers zu der Zahl der Klaffter der tieffe deß Waſſers hat / ſolche proportion wird auch haben die Zahl der ſchwere deß Waſſers / in dem Erdengefaͤß gefunden / wenn du die tieffe deß waſſers wilt ſuchen wie jetzt geſagt / zu der Zahl der Klaffter / die Tieffe deß Waſſers wird haben.

Rivius ſetzt folgende Manier durch Sandvhren mag man die Tieffe deß Meers vnd jedes Waſſers erfinden / dann ſo man ein Jnſtrument vom Bley machet in der Geſtalt deß Monds / der auff acht Tag lang nach dem newen Mond ſcheinet / dieſer geſtalt / vnd auff das eine Horn oder ſpitzen ein Apffel ſtecket / vnd alſo zu grund ſencken laͤſſet / ſo bald es dem Boden be - ruͤhret / ſo ledigt ſich der Apffel herab / vnd ſchnell faͤhret er uͤberſich / ſo viel dann Sands herauß gelauffen / ſoll man abwegen / Alsdann daß Jnſtru - ment mit dem Apffel in einander waſſer gleicher geſtalt gethan / welches Tieffe vns bekannt ſeyn ſoll / dann das Gewicht eygendlich gemerckt deß außgelauffenen Sandes / vnd gegen einander proportionirt vnnd ver - glichen / zeiget an die proportion der Tieffe.

Ende deß dreyzehenden Theils der Erquickſtunden.

V v v ijDer516Vorrede.

Der Erquickſtunden vierzehender Theil / darin - nen XIII. Auffgaben die Schreibkunſt betreffend.

VNter andern Wundern / ſo der Allmaͤchtige an den Menſchen Kindern gethan / iſt nit das geringſte / daß er ſelbigen ſo viel Kůnſt vnd Geſchickligkeit verliehen / jhres Hertzen Willen / Sinn vnd Gedancken nicht al - lein mit dem Mund verſtaͤndiglich den Anweſenden an Tag zu geben / ſondern auch ſtillſchweigend / ſo wol in der naͤhe als in der ferꝛne einem andern Abweſenden durch Schreiben zu verſtaͤndigen / vnd diß alles durch ſehr wenig Characteres oder Figuren / welche wir zu Teutſch Buchſta - ben nennen / vnd ſolcher vier vnd zwaintzig zehlen. Diß aber ſeynd die 24 ſubtile vnd geſchwinde Geiſter deß beruͤhmbten vnnd in der Welt bekannten Apts Trithemii, welche man auff dem gantzen Erdboden / ja auch auff dem Meer hin vnd her ſendet / alle Geheimnuß vnd Zei - tung zu erfahren / wie auch allerhand wichtige Geſchaͤfften außzurich - ten. Noch mehr hat man ſich zuverwundern / daß es mit der loͤblichen Kunſt der Buchdruckerey nun mehr ſo weit kommen / daß ein einige Verſon in einem Tag drucken moͤge / daran ein Schreiber viel Wochen zu ſchreiben wann er gleich Tag vnnd Nacht darob ſaͤſſe / dadurch dann viel gute vnd nuͤtzliche / zu vnſerer Seelen Seeligkeit / wie auch zu Erhaltung vnſers Leibs vnd gute Kuͤnſte zu ſtudiren Buͤcher an deß Tages Liecht gebracht werden. Es moͤchte aber ein Einfaͤltiger allhie fragen / was die Schreiberey mit der Matheſi zu thun / vnd war - umb ich in dieſem Tractat / auch etwas von Auffgaben ſo zur Schreib - Kunſt dienſtlich / zu handlen gedaͤchte? Dieſem antworte ich: Daß die Schreiberey in allen Sprachen jhre Gruͤnde vnd principia auß der Matheſi neme / vnd deßwegen ein rechtſchaffener Schreiber etwas von der Matheſi verſtehen můſſe. Solchs zu erweiſen / wann ich erſtlich die Heilige als aller Sprachen Mutter betrachte / ſo wiſſen alle ſolcher Sprach Kuͤndige / daß nicht allein alle ſtuͤck der Buchſtaben Hebrei - ſcher Schrifft / auß den Geometriſchen Figuren genommen / ſondern auch die gantzen Buchſtaben am zierlichſten geſtellt ſeyn / ſo ſie mit ge -wiſen517Vorrede. wiſen Geometriſchen Figuren moͤgen beſchloſſen werden. Dann der Grundbuchſtaben Jodh als ein anfang aller Buchſtaben / kan foͤrmli - cher nicht geſchrieben werden / als wann ſein dicker Querſtrich eine Geometriſche vierung machet / ſa aber das Jodh erſtreckt wird darauß einen andern Buchſtaben zu machen / muß ſolcher ſtrich einer ablan - gen Vierung aͤhnlich werden: So ſtehen auch die Buchſtaben am ſchoͤnſten / wann man eine Vierung darumb beſchreiben kan / vier auß - genommen / welche in einer ablangen Vierung jhre vollkommenheit vnd Ziert erreichen. Der Lateiniſchen Schrifft auch zugedencken / ſo hat der gelehrte Moͤnch vnd Mathematicus Frater Lucas Paciolus de Bur - gis, einen ſchoͤnen Tractat laſſen außgehen / welchen er Divinam propor - tionem intituliret, darinn er die Lateiniſchen Verſal Buchſtaben / auß Geometriſchen Gruͤnden / wol proportioniret, delinieren lehret. Der Teutſche Apelles Albrecht Duͤrer / hat in ſeinem Geometriſchen Werck / ſo wol die Lateiniſchen als Teutſchen Buchſtaben auß Geometriſchen principiis proportioniret. Ferner wann wir ſchreiben / iſt die Schrifft am beſten / ſo nach einer geraden Lini gefuͤhret iſt. So muß ein zierli - cher Brieff oder eine in der Druckerey geſetzte Column, in Form einer Vierung geſetzt ſeyn / vnd alle Zeil parallel, vnnd was dergleichen / alſo daß die Schreiberey von der Matheſi nit fůglich kan abgeſondert wer - den / vnd thue ich meins erachtens nit vnrecht / wann ich auch von der Schreiberey etwas weniges hieher ſetze. Was aber ferner die Schrei - berey belanget iſt ſie ſchon im alten Teſtament hoch vnd werth gehal - ten worden. Vnd hat der Jehovah mit ſeinem H. Finger die Zehen Gebot in die Steinern Tafel geſchrieben / wie auch hernach im Newen Teſtament Chriſtus mit ſeinen Fingern Characteres inn die Erden ge - zeichnet Der Eſra wird in der Schrifft fuͤr einen trefflichen Schrei - ber geruͤhmet / vnnd der Author deß 45 Pſalms ſagt: Seine Zunge ſey ein Griffel eines guten Schreibers. Es ſeynd aber auch bey den Heyden Kuͤnſtliche Schreiber aͤſtimirt / vnd geruͤhmet worden / vnter vielen Exempeln ein einiges zu erzehlen / wie hoch iſt von jhnen der Je - nige gehalten worden / ſo die Iliad: Homeri, als ein zimblich Griechiſch Buch auff Perment ſo klein geſchrieben / daß mans in einer Nuß ver - bergen koͤnnen. So ruͤhmet Cicero die jenigen Schreiber / welche ge - ſchwinder ſchreiben als ein anderer dictiren koͤnnen. Was die Schrei - berey noch heutiges Tags anlanget / iſt ſie ſo wol als von Alters bey ho - hen vnd nidern Stands Perſonen in jhren gebuͤrlichen werth vnd wird noch allzeit hoch gehalten. So haben wir auch zu vnſern Zeiten / ſehrV v v iijKuͤnſt -518Vorrede. Kůnſtliche Schreiber gehabt / derer Kunſt mit wunder zu erzehlen we - re / wo es die Kuͤrtze der wir vns befleiſſen leiden moͤchte / nur eins vnd das ander zu erzehlen ſey genug. Jch hab zu Sultzbach einen Teutſchen Schreiber / mit meinen Augen ſchreiben ſehen alſo: Er hatte in beeden Haͤnden Kreiden ſchreib den Text / Vnſer keiner lebt jhm ſelber / oder wz man begehrte / mit beeden Haͤnden zugleich / mit der rechten Hand vor ſich / vnd mit der lincken hinderſich vnd wurden beede Schrifften ein - ander gantz aͤhnlich / auch mit ſchoͤnen Zuͤgen gezieret. Zu Nuͤrnberg war ein vornehmer vnd kůnſtlicher Mann Hieronymus Oertel S. wel - cher die Hungariſche Chronica außgehen laſſen / dem war es eine kurtz - weil das gantze Vatter vnſer auff eine flaͤche zuſchreiben / die man mit einem gemeinen Pfennig oder halben Erbes verdecken koͤnnen / vnd diß war zur ſelben Zeit ein groſſes Wunder / allein nach jhme kam H. Leo Brunner ein vertriebner vom Adel / vnd ſo kuͤnſtlicher Schreiber vnd Bildſchnitzer / daß vielleicht ſeins gleichens zu vnſern Zeiten in der Welt nit zu finden. Dann erſtlich war es jhme nit ſchwer / das Vatter vnſer mit Fractur zu ſchreiben / daß mans mit einer halben Erbes bedecken kunte. Die ſechs Hauptſtuͤck Chriſtlicher Lehr / ſchrieb er daß mans mit eim Pfennig kunte uͤbeꝛlegen. Jch ſelbſten hab ein ſtuck von jhm bekom - men / darauff waren geſchrieben zwoͤlff Vatter vnſer / vnd der Glaub / in der mitte ſtund das Crucifix mit Maria vnd Johanne vnd diß alles / daß mans mit einem gemeinen Pfennig verdecken / vnd durch Gꝛoͤbbril - len deutlich leſen vnd ſehen kunte. Roß vnd Reuter ſchnitzt er von Helf - fenbein vnd Holtz / dz man beede mit einander duꝛch ein Nadeloͤhr ſchie - ben kunte. Ja er thaͤt noch andere vnd vnglaubliche Wunder / derer ich hie kuͤrtzhalben geſchweigen muß. Mir fallen noch zween kuͤnſtliche Schreiber ein / der eine Herꝛ Thomas Schweicker von Hall / welcher oh - ne Haͤnde vnd Arm geborn / mit dem rechtẽ Fuß ſo gut ſchreiben kunte / daß jhms viel Schreiber mit den Haͤnden nit nachthun moͤchten. Vor etlich Jahren ward ein Juͤngling im Teutſchland herumb gefuͤhꝛet / der auch weder Haͤnde oder Arm / kunte aber nit allein mit den Fuͤſſen zimb - lich ſchreiben / ſondern auch auff dem Hackbreth ſpielen / vnd andere Exercitia treiben. Diß ſey alſo genug von der Schreiberey vnd kuͤnſtli - chen Schreibern geredet / auff vnſer Vorhaben zukom̃en / habe ich et - lich wenig / als nemlich XIII. Auffgaben / die Schreiberey betreffend / zu - ſam̃ getragen / vnd in dieſem Theil publiciret, wer mehr dergleichen le - ſen will / beſehe meine Steganographiam, allda wird er ſolcher Auffgaben ein zimbliche anzahl finden.

Die519Vierzehender Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Die Kyhl hart vnd gut zu machen.

Ziehe das Gefider davon gantz ab / lege ſie in einen warmen Aſchen / laß ſie eine weil darinn ligen / als dann ziehe einen nach dem andern herauß / lege jhn auffs Knie / ſetze ein ſcharffes Meſſer darauff / vnd ziehe den Kihl vn - ten bey dem holen dadurch: So wird er hart vnnd gut / wird auch von ſol - chem durchzug einen hellen ſtrich bekommen.

Die II. Auffgab. Ein Federn zuſchneiden / daß ſie nicht klecke.

Wann die Feder abgeſchnidten vnd auffgeſpalten / vnd das vorder theil zum ſchreiben tuͤchtig / ſo ſchneide das vntere Spaͤltlein nicht herauß / wie man ſonſten pflegt / damit ſchreibe / ſo wird ſie keinen Dalcken werffen / dann auff dieſe Manier kan ſie nicht mehr Dinten faſſen / als ſich gebuͤhret / ſo aber das vntere Spaͤltlein abgeſchnidten / vnd man zu hart einduncket / faſ - ſet der raum vnter dem ort / davon das Spaͤltlein geſchnidten / zu viel Din - ten / welche hernach / wann man nicht vorſichtig handelt / fallen / vnd das Papier beklecken muß.

Die III. Auffgab. Ein ſchoͤn Secret / eine Feder zu zurichten / welche Dinten haͤlt / vnd ſo viel laͤſſet als man bedůrfftig.

Erſtlich nimb drey Kyhl / ſchneide auß jedem das ſtuͤck 2 / 3. dieſe drey ſtuͤck ſtecke fein geheb in einander. Darnach ſchneide von dem vierdten Kyhlein520Vierzehender Theil der Erquickſtunden.

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einſtuͤck / wie 2 / 5. ſchneide bey 4 ein loͤchlein darein / daß vn - gefaͤhr ein Hirſchkoͤrnlein dadurch fallen koͤnne / die ſtuck ſte - cke zu oberſt auff die drey ſtuͤck / daß das loͤchlein oben her kom - me / ſolches verſteck mit einem ſtuck Kyhls / wie bey 9 / 5 zuſe - hen / vnd vom fuͤnfften Kyhl geſchnidten iſt / vnnd dann von dem ſechſten Kyhl præpatire eine gute Schreibfeder / ſchnei - de das hole ab / vnd ſpalts in der mitte von einander / ſo wirds wie 6 / 7. Letzlich ſchneide vom ſiebenden Kihl ein ſtuck / wie 3 / 5. mit ein loͤchlein 4. legs in das halbe Roͤhrlein 6 / 7. daß das loͤchlein 4 vnterſich komme / ſolchs ſtuͤck 6 / 7. ſampt dem ſtuͤcklein 8 ſo darinn ligt / muß vnten in das vntere theil der Federn geſtoſſen werden / daß das ſtuck x. 7. vor ſtehe / ſo iſt die Feder bereitet.

Solche nun zu gebrauchen / thut oben das Huͤtlein ab / ſteck ſie vnten bey 7 in eine Dinten / ſo fein ſauber / rein vnnd duͤnn / nimb die Feder oben in den Mund / ziehe den Odem an dich / ſo wird ſich die Feder voll Dinten ziehen / ſetze das Huͤt - lein oben wider fein geheb daruͤber / ſo wird nichts außlauffen / damit das vacuum verhuͤtet werde / So man aber die Feder vnten bey dem s drucket / bekommet die Dinten an zweyen orten Lufft / vnd kommet ein tropffen herfuͤr / den kanſt du ver - ſchreiben / vnd hernach ſo offt drucken / ſo offt du mehr Dinten von noͤthen. Jſt einem Studioſo oder Landmeſſer eine ſehr nuͤtzliche Feder.

Die IV. Auffgab. Mit der Kreiden zu ſchreiben / daß es ſich nicht leichtlich abwiſche.

Es geſchiehet bißweilen daß man mit Rechenpfennigen etwas rechnen ſoll / vnd nicht allzeit ein Tuch / ſo dazu dienlich / dabey hat / ſo muß man die Linien mit Kreiden auff dem Tiſch verzeichnen / daß nun ſolche ſich nicht leichtlich außleſchen / wann man gleich mit den Haͤnden vnd Rechenpfen -nigen521Vierzehender Theil der Erquickſtunden. nigen daruͤber faͤhret / ſo duncke die Kreiden in Rotbier / ſchreib damit was du wilt / ſo wirds nicht leichtlich abgehen / dann das Bier in ſolchem gebrauch ſo ſtarck haͤlt als ein Leimwaſſer.

Die V. Auffgab. Auff einem Stab eine Schrifft zu verbergen / die hernach wann man will / wider erſcheine.

H. Guſtavus Selenus meldet in ſeiner Criptographia fol. 402. 403. auß dem Porta, man ſoll Linden oder ander weich Holtz nemen / in form ei - nes Spieſes ſchafft / vnd mit eiſernen Puntzen oder Buchſtaben / wie ſie die Buchdrucker haben / ſeine meynung in den Stab ordenlich herumb ſchla - gen / einen Buchſtaben ſo tieff als den andern / vngefaͤhr eines halben quern Fingers dick. Wann diß geſchehen / muß man den Stab abhoblen / biß alle Loͤcher weg kommen / vnd der Stab gantz glatt vnd gleich werde / alſo daß gantz keine Characteres oder Zeichen der Buchſtaben erſcheinen. So die - ſer Stab nun einem guten Freund / der mit dir in guter Correſpondents ſte - het / geſchicket wird / vnd er was auff dem Stab geſchrieben / zu leſen begehrt / legt er ſolchen in ein ſauber Waſſer / ſo werden die hinein geſchlagnen Buch - ſtaben wider herauß vnd uͤberſich quellen / vnd die Schrifft leſerlich werden / der Bott aber muß den Stab fleiſſig in acht nemen / daß er vnter wegs nicht beregnet werde.

Die VI. Auffgab. Jn der noth einen Brieff ohne Petſchafft alſo zu zuſchlieſſen / daß er nicht von einem jeden vnverletzt koͤnne eroͤff - net werden.

Leg erſtlich einen Brieff / als man in gemein pfleget / zuſammen / wie der - gleichen allhie mit a b c d verzeichnet / ſolcher ſoll bey r geſchloſſen werden. So ſchneide ein lang ſchmales Papierlein / vngefaͤhr zweymahl ſo lang als e o, in der breite g h, lege es doppelt zuſammen. Ferner in der mitte bey i, ſtich mit eim Brieffſtecher ein ſchraͤmlein nach der laͤng herunter / daß manX x xdas522Vierzehender Theil der Erquickſtunden.

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das zuſamm gelegte Papier e g h dadurch ziehen koͤnne. Legs Papier oe zuſam̃ nach der laͤng / ſtecke es mit dem theil e durch das erſtgemach - te ſchraͤmlein / daß der theil f gegen dir her ſehe / vnd ziehe es alſo durch das ſchraͤmm - lein / biß an das vnterſte theil in der laͤng i u, ſolchs theil ſo herauß bleibt / ſchlage zu beeden theilen vmb / daß es die form i k l n m bekomme / ebner maſſen lege dz ſtuck auff der andern ſeiten auch vmb / daß es gerad auff - lige vnd bey r herab hencke. Nach dieſem ſtich wider ein wenig vnter i bey t dergleichen ſchraͤm̃lein / biege das laͤnglicht Papier vmb r, fahre mit e durch das new gemachte ſchraͤm̃lein / vnd handel wie zuvor / vnd diß kanſt du 3 / 4 / oder mehrmal nach belieben widerholen. Jm ende iſt der Brieff der form auff einer ſeiten wie auff der andern / das ende aber deß laͤnglichten Papiers zu verbergen / mach noch ein ſchraͤm̃lein / daß es ſchlims hindurch gehe / vnd doch das Papier e o ſo noch ůbrig / nicht mit durchſtochen werde. Stecke das e durch das new geſtochene ſchraͤm̃lein / ziehe es vnten durch gantz geheb an / wende den Brieff vmb / ſchneid das ůbrige ſtuͤck deß laͤnglichten Papiers nahend bey dem ſchraͤm̃lein ab / uͤberſtreichs an beydẽ orten mit einem Bein / ſo kan man weder anfang oder ende daran ſehen.

Die VII. Auffgab. Ein artlichs Buch zu machen / daß im vmbblaͤttern allerley Figurn bringet / doch auff ein vmbſchlagen allzeit nur einerley.

Erſtlich muß man die diſpoſition machen / wegen der Figuren / wie vielerley nemlich in dem Buch ſeyn ſollen. Zum Exempel / wir wollen fuͤnf - ferley Figuren repræſentirn, vnd zum ſechſten machen / daß gantz keine Fi - gur erſcheine. Vnd im erſten vmbblaͤttern / ſollen allerley Weintrauben er -ſcheinen.523Vierzehender Theil der Erquickſtunden. ſcheinen. Jm andern / allerley Trinckgeſchirꝛ. Jm dritten / allerley Edelge - ſtein. Jm vierdten / allerley Obs / als Oepffel / Birn / Pfirſing / ꝛc. (Wein -

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trauben außgenom̃en.) Jm fuͤnff - ten / allerley Schrifften / vnd dann zum ſechſten / gantz nichts als rein Papier. Nun ſey ein Buch einge - bunden / nur in lind Perment / dann es muß ſich an allen orten biegen laſſen / ſo muß auch das Permẽt am Papier / wie an andern Buͤchern / nit vorſtehen / vnd ſey a b c d. So muß es alſo beſchnidten werden / daß es vorne keine Rundung habe / ſon - dern gantz eben ſey / theile ſolchen ſchnidt in 6 gleiche theil / nur dz bey a vnd d die theil nit gar an die Linien a b, d c reichen / vnd ſolche ſeynd gezeichnet mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. Nun muͤſ - ſen ſolche theil mit einem ſcharffen Maͤiſſelein bucklicht außgeſtochen ſeyn / wie auß der Figur zu ſehen. Wann auch diß geſchehen / ſo nemen wir fuͤr den Buckel mit eins verzeichnet / wenden das erſte Blat deß Buchs vmb / laſſen das ſtuͤcklein 1 daran. Darnach von den erſten 5 Blaͤttern ſo naͤchſt folgen / ſchneiden wir ſolche halbrunde ſtuͤcklein weg / am folgenden blat laſſen wirs ſtehen / vnd von den fuͤnff folgendẽ ſchneiden wirs wider weg / vnd alſo durch das gantze Buch hindurch. So dieſe Reyen verfertiget / komme ich uͤber den buckel mit 2 veꝛzeichnet / ſchneide vom erſten blat den buckel 2 weg / am andeꝛn laß ich jhn ſtehen / vñ von den 5 blaͤttern ſo drauff folget / ſchneide ich ſie ab / am folgenden laß ichs wider ſtehen / vnd ſo gantz durch / alſo verfahꝛe ich auch mit den andern bucklen / doch muß man den anfang in acht nemen / dann bey numero drey / wendet man zwey Blat vmb / vnd ſchneidet die buckel von ſol - chen / bey numero 4 ſchneidet man erſtlich 3 weg / bey numero 5 vier / vnd bey numero 6 fuͤnff / vnd alſo iſt das Buch biß an die Figurn zugericht.

Nun auch die Figurn darein zu bringen / ſo laß auff das erſte Blat mah - len ein Weintrauben / auff das ander ein Trinckgeſchirꝛ / auff das dritte einX x x ijEdel -524Vierzehender Theil der Erquickſtunden. Edelgeſtein / auff das vierdte einen Apffel oder ander Obs / (Weintrauben außgenommen) auff das fuͤnffte laß allerley Schꝛifften ſchꝛeiben / das ſechſte laß weiß. Alsdann fange wider an / laß auff das ſiebende mahlen ein Wein - trauben / auff das achte ein Trinckgeſchirꝛ / ꝛc. vnd diß thue ſo lang das Buch waͤret / ſo iſts alsdann zum Luſt gantz bereitet. Wilt du nun damit practicirn, ſo halts vnten mit der lincken Hand am Rucken / daß die Buckel gegen dir kommen / ſetz den Daumen an den oberſten Buckel der Blaͤtter / ſo werden dir / wann du alſo die Blaͤtter vom Daumen fahren vnd ſchnellen laͤſſeſt / ey - tel Trinckgeſchirꝛ erſcheinen / ſetzeſt du den Daumen an den andern Buckel / vnd blaͤtterſt / ſo erſcheinen dir eytel Edelgeſtein / vnd ſo fortan. Jch hab der - gleichen Buch gehabt / darinn ſechſerley Sprach erſchienen.

Die VIII. Auffgab. Einem auff ein Ey etwas zu zuſchreiben.

H. Guſtavus Selenus in Criptogr. fol. 411. ſagt auß Porta, man ſoll Alaun vnd Galloͤpffel ſtoſſen / vnd mit ſcharffen Eſſig vermiſchen / daß es wie eine Dinte werde / mit welcher man auff die Schalen deß Eys ſchreibet was man will / vnd laͤſts trucken werden / hernach legt mans in Saltzwaſſer / oder in einen ſcharffen Eſſig / laͤſts vier tag ligen / alsdann trucknen / Solchs ſchicket man einem Freund / man wird aber darauff keine Characteres mehr ſehen. So nun der Freund was geſchrieben / leſen will / legt ers zum Fewer / wanns nun gebraten iſt / vnd man die Schalen abſchoͤlet / erſcheinet die Schrifft auff dem Ey.

Die IX. Auffgab. Auff eine andere Manier / einem etwas auff einem Ey verſtehen zu geben.

Joh: Baptiſt: Porta pag. 64. Lehrets alſo verrichten: Vberſtreich das gantze Ey mit Wachs / vnnd mit eim eiſern Griffel / ſchreib in das Wachs auff die Eyrſchalen was du wilt / erfuͤlle die Buchſtaben mit Eſſig / darinn Galloͤpffel gelegen / vnd laß das gantze Ey ein Tag im Eſſig ligen / thu das Wachs weg / vnd ſchicke das Ey deinem Freund. So er nun die Schrifft leſen will / muß das Ey hart geſotten vnd geſchoͤlet werden / So wird auff dem Weiſſen ſich die Schrifft ereygnen. Dergleichen Kuͤnſte mehr / findet man in gedachtes Authoris Magia naturali.

Die525Vierzehender Theil der Erquickſtunden.

Die X. Auffgab. Daß eine Schreibtafel lang gut bleibe.

Eine Schreibtafel von Eſelshaͤuten gemacht / wird lang gut erhalten vnd dicker / wann mans bißweilen mit Bimſenſt einpulfer ſauber außwiſchet.

Die XI. Auffgab. Einem auff einer Karten etwas Geheimes zu ver - ſtehen zu geben.

H. Guſtavus Selenus in ſeiner Criptographia lehrets alſo: Nimb ein Karten / lege die Blaͤtter in einer gewiſen ordnung nach einander / die du allzeit wider treffen kanſt / (vnd diß kan ſeyn / wann du eine ſolche Ordnung auffſchreibeſt / vnd dem jenigen / mit dem du einen heimlichen verſtand haſt / auch ein Abſchrifft davon mittheileſt.) Wann nun die Bletter alſo ordent - lich auff einander ligen / ſo ſtoſſe die Karten ſo lang auff den Tiſch / biß ſie an allen orten gleich liget / ſchreib nun geringſt herumb mit einer Dinten deine meynung / vermiſch die Karten vnd ſchicks deinem Freund / ſo wirds kein Menſch leſen koͤnnen / was auff der Karten ſtehet / dein Freund aber wird nach deinem jhme zugeſtellten Bericht / die Kartenblaͤttern / wider ordenlich legen / wie ſie geweſt / als die Schrifft geſchrieben worden / ſo kan er leſen / was auff der Karten geſchrieben.

Die XII. Auffgab. Wie es muͤglich / daß einer ſo geſchwind / vnd noch geſchwin - der ſchreiben koͤnne / als der ander dictiret.

Wir haben in der Vorrede gedacht / daß Cicero die jenigen Schreiber geruͤhmet / welche zu ſeiner Zeit geſchwinder ſchreiben koͤnnen / als ein ande - rer geredet / Diß kan noch heutiges Tags geſchehen / ſo jhme ein jeder zu ſei - ner Facultaͤt oder aber Hand[thi]erung / ſonderliche Characteres erfindet / mit welchen er bißweilen gantze Reden / bißweilen nur ein Wort andeuten kan. Zum Exempel / Ein Geiſtlicher hat offt zu reden vnd zu ſchreiben fol - gende Wort: Wir leſen in der Schrifft. Jtem / Diß bezeuget / oder So ſchlieſſen wir nun / vnd was dergleichen. So kan er nun fuͤr jede gantze RedeX x x iijnur526Vierzehender Theil der Erquickſtunden. nur einen Characterem erdencken / vnd ſelbigen fleiſſig mercken. Als kom - met jhnen offt fuͤr das Wort GOtt / dafuͤr ſehreibt er nur ein G. fuͤr Pro - pheten ein P. fuͤr Apoſtel ein A. fuͤr Engel ein E. vnd alſo fort. Drit - tens kan er andere Abbreviaturas gebrauchen / als d fuͤr der / fuͤr den / ꝛc. Wann er ſich nun eine kleine Zeit in dergleichen ſchreiben exerciret, wird er ſo laͤuffig werden / daß er einem / ſo prediget / eine gantze Predigt von Wort zu Wort leichtlich nach ſchreiben kan. Vnd alſo kan jhms ein jeder in ſeiner Profeßion, Ampt oder Dienſt machen. Jn der Matheſi hab ich vor mich auch dergleichen practicirt, vnd meinen Præceptoribus ohne ſon - dere muͤhe mit luſt nachgeſchrieben / will deſſen ein Exempel hieher ſetzen / die erſte Auffgab deß erſten Buchs Euclidis hab ich alſo geſchrieben. 〈…〉

Diß wird alſo geleſen: Propoſitio prima, Problema primum.

Super data recta linea terminata triangulum æquilaterum deſcribere.

Sit data recta linea terminata, ſuper quam oportet conftituere triangulum æquilaterũ. Centro à intervallo ab deſcribatur circu - lus c b d. Rurſus, centro b intervallo eodem deſcribatur alius cir - cus c a d. priorem ſecans in c & d. Ducantur duæ lineæ rectæ c a, c b, ad puncta a & b. Eritque ſuper rectam lineam a b conſtitutum triangulum a b c. Dico hoc triangulum eſſe triangulum æquila - terum, &c.

Die527Vierzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XIII. Auffgab. Obs auch můglich / daß einer von ſich ſelbſt manche Sprach koͤnne leſen lernen / wann er gleich kein ordenlich Alphabeth davon hat

Jch bekam auff eine Zeit ein Croatiſch Newes Teſtament / mit Cyra - liſchen Buchſtaden gedruckt / mich kam ein Eyfer an ſolche Schrifft leſen zu - lernen / hette doch das Alphabeth nicht abſonderlich / das mir einen Be - huͤlff haͤtte geben koͤnnen. So nam ich fuͤr das Geſchlecht Regiſter Chriſti im Matthæo vnd Luca, in Teutſcher Sprach / vnd ſahe wie die Nomina propria, der Teutſchen Sprach uͤberein kamen / mit den Croatiſchen. Dar - auß fande ich ſelbſt das Alphabeth, daß ich die Wort zuſamm bringen vnd leſen kondte. Ob aber der Accent bey allen Worten recht geſetzt ward / kondte ich nicht vnterſcheiden. Dienet alſo diß Mittel nur die Sprach zu leſen vnd verſtehen / aber nicht zu reden. Diß aber gehet nur an in Spra - chen / derer Vocales ſo wol als die Conſonantes mit Buchſtaben expri - mirt werden. Ein andere Beſchaffenheit hats mit den vornembſten Orien - taliſchen Sprachen / in welchen nur die Conſonantes durch Buchſtaben / die Vocales aber durch gewiſſe Puncten vorgeſtellt werden.

Ende deß vierzehenden Theils der Erquickſtunden.

Der528Vorrede.

Der Erquickſtunden fuͤnffzehender Theil / dar - innen XXXII. Auffgaben vnd Fragen / die Baw - vnd Mechaniſche Kuͤnſte betreffende.

ES iſt auß den vornembſten Hiſtorien nicht vnbe - kannt / daß die Menſchenkinder vom anfang der Er - ſchoͤpffung / nicht groſſe vnd Kuͤnſtliche Gebaͤw auff - gefuͤhret / ſondern ſich vor Hitz / Kaͤlt vnnd den wilden Thieren zu bewahren / theils in Hoͤlen oder Loͤchern der Erden ſich auffgehalten / theils aber / weil jhnen vn - ter der Erde zu wohnen / allzu beſchwerlich vnd vnge - ſund / von Holtz vnd Leimen Huͤttlein auffgeſchlagen / biß hernach gan - tze Staͤdte / wie von Nimrod vnd andern geſchehen / ordenlich erbawet / da dann die Baw Kunſt je mehr vnd mehr geſtigen / wie auß dem Tem - pel Salamonis vnd anderer ſtattlichen Gebaͤwen / derer die H. Schrifft anregung thut / zu erſehen / hernach aber iſt ſolche Kunſt auch von den Griechen excoliret vnd weit gebꝛacht worden / darauß die voꝛnembſten welcher theils Guilielmus Philander, theil Vitruvius vnd andere geden - cken: Agatarchus, Democritus, Hermogenes, Argelius, Satyrus, Ariſtarchus Samius, Philolaus Tarentinus, Apollonius Pergeus, Erathoſtenes Cyreneus, Architas Tarentinus, Archimedes vnd Scopinas. Welchen hernach auch gefolget die Latiner als Fufficius, Varro, P. Septimus, Cornelius, Celſus vnd andere / inſonderheit aber hat in der Baw Kunſt excelliret M. Vitruvius Pollio deſſen Schrifften wir noch haben / ſo wol Lateiniſch / als von Gualthero & Rivio artlich ins Teutſch uͤberſetzet / die andern aber mein - ſtes theils ſeynt vnteꝛgangen vnd leider verloren. Von etlichen luſtigen Stuͤcken aber / die Bawkunſt betreffend / zu reden / habe ich faſt auff die letzt geſparet / vnd diß nicht vngefaͤhr / ſondeꝛn auß eꝛheblichen vrſachẽ: dann wann wir einen Bawmeiſter recht betrachten / wer er nemblich ſeyn / vnd was er alles koͤnnen vnd verſtehen ſoll / ehe er den Namen ei - nes rechtſchaffnen Architecti vñ Bawmeiſters erlange / nach verdienſt / ſo werden wir / daß er aller Kuͤnſte vnd Stůck / der Matheſi zugethan / Er - fahrenheit haben muͤſſe / vernemen / welchs zuerweiſen / vnd dem Leſer vor die Augen zu ſtellen / nit ſchwer fallen wird? Damit wir aber nichtohne529Vorrede. ohne ordnung verfahren / machen wir billich von der Rechenkunſt den anfang / derer ſich ein Bawmeiſter vielfaͤltig gebrauchen muß: Dann ſoll er die Vnkoſten ſo zu einem jeden Gebaͤw von noͤthen / uͤber ſchlagen / dienet jhme die Rechenkunſt / ſoll er wiſſen / wieviel Pflaſterſtein zu eim Paviment / Ziegel zu einẽ Dach / Quaterſtůck zu einer Wand / oder was dergleichen von noͤthen / ſo muß er die Edle Arithmetic zuhůlff nemen. Die Geometria thut ſo viel bey der Architectur, daß es nicht außzuſpre - chen / vnd was were von einem Bawmeiſter zu halten / der nicht mit dem Circkel / Richtſcheid / Winckelhacken / vnd andern Geometriſchen Jnſtrumenten wuͤſte vmbzugehen? Seiner meinſten Arbeit eine iſt die Gebaͤw Geometriſch zu verzeichnen / den Grund derſelben den Werck - leuten vorzureiſſen / Geometriſche Figuren zu entwerffen / die Plaͤtz in grund zu legen / vnd vom Papier wider abzutragen / vnd auff den Hori - zont zu verzeichnen. So iſt die Bawkunſt eine jm̃erwaͤrende ůbung der Stereometria: Dañ will man nur ein Stein ins quater hawen / geſchichts durch Kunſt der Stereometriæ, ein Zimmerman muß wiſſen auß einem Holtz ein Parallelepipedon zu hawen / will man kuͤnſtliche Seulen vnd Portal machen / geſchichts auß der Stereometria, ja ein gantzer Baw muß dar auß auffgefuͤhrt werden. Wozu die Muſica einem Architecto dienlich / hat Vitruvius in der Vorrede ſeiner Bawkunſt weitlaͤufftig de - monſtrirt, dahin ich den guͤnſtigen Leſer will gewieſen haben. Was die Optica oder Perſpectiv einem Bawmeiſter fuͤr ein ornament ſey iſt nit vn - bekant / dañ was iſt erſtlich lieblicher als ein Gebaͤw / nit allein Ignogra - phicè vnd orthographicè, ſondern auch Scenographicè oder Sciographicè, auff dem Papier einem Bawherꝛn vor die Augen zuſtellen / zum andern was iſt einem Werckman angenehmer / als eine ſolche verzeichnuß vor ſich zu ſehen / vnd ſich im Baw darnach zurichten. Daß ein Architectus auch etwas von der Catoptrica oder Spiegelkunſt wiſſen ſoll / probier ich mit einem einigen Exempel / man weiß Hiſtorien / daß bißweilen zu Fen - ſterſchenben / welche wegen ſtarcken Sonnenſcheins ſo ſich daran ge - legt / Kleider vnd andere Materien / angezuͤndet / ſeynt gebrauchet wor - den / ſolchem Vnheil nun vorzukommen / muß ein Bawmeiſter hierinn auch wiſſen auß Catoptriſchen Fundamenten / was jhme zu thun von noͤten. Auß der Aſtronomia vñ Aſtrologia findet er die vier Ort der Welt / als den Auff - vnd Nidergang / Mittag vnd Mitternacht / die Beſchaf - fenheit deß Himmels wegen der Elevation deß Poli, ab - vnd zunemung deß Tags / vnd was dergleichen / darauß er kůnſtliche Horologien oder Sonnen vhrn an die Gebaͤw verzeichnen kan. Auff Wag vnd GewichtY y ymuß530Vorrede. muß er auch einen zimlichen verſtand haben / dann ſolche wiſſenſchafft jhme neben andern nutzen auch dienen kan zu bewegungẽ groſſer Laͤſt / vñ wie groſſe Stein / Seulen vñ Hoͤltzer mit vortheil in die hoͤhe zu ziehẽ: dañ in dem / einen Laſt auf der Erde zu bewegẽ / vier ſtůck erfordert wer - den / der Rigel das Hypomochlium oder ſtuͤtze / die Laſt / vñ der Beweger / muß allezeit die Wag in acht genom̃en / vñ der Rigel gegen dem Bewe - ger ſehr lang ergriffen werden / damit den Laſt zu uͤbeꝛwegeñ vnd uͤber - waͤltigen / Auff die Arbeiten ſo im Fewr verrichtet werden / muß er auch abgerichtet werden / dann alſo kaner allerley Jnſtrument vnd Werck - zeug / gegoſſene Seulen / geſchmitte Gitter vnd andere kuͤnſtliche Sachen bereitet / recht angeben. So mußer wiſſen das Hauß oder Gebaͤw an ſolche ort vnd ende zuſetzen / da es guten geſunden Lufft / ja auch das Hauß alſo angeben / daß es nicht dufftig / Jtem wie er die Schloͤte oder Scheꝛnſtein wol verwahre / damit der Wind den verdrießlichen Rauch nit wider zu ruck in das Hauß treibe / vnd den Augen ſchaͤdlich ſeye. Die Waſſerkunſt betreffend / iſt der vornembſten ſtuͤck im Bawwerck eins / daß man die Staͤdte vnd Wohnung / mit Schoͤpff - vnd wo es ſeyn kan / mit ſpringenden Brunnen verſehe. Daß ferner einem Bawmeiſter die Schreibkunſt dienſtlich / darff nit diſputirns / dann dadurch kan er einen gantzen Baw beſchreiben / vnd ſeine meynung / wer es begehrt / ſchrifft - lich vorlegen. So ſoll er nicht allein den Mechanicis allerley Wercke koͤnnen angeben / ſonder er muß ſich ſelbſten / in mechaniſchen Kuͤnſten geuͤbt vnd gebraucht haben. Vber ſolche Kuͤnſte / will auch Vitruvius haben / daß er einen Philoſophum gebe / vnd auß der Philoſophia gelernet habe. Eines ehrlichen auffrichtigen Gemůts zuſeyn / nicht ruhmraͤthig vnd geitzig / der mit eim billichen Lohn ſich benuͤgen laſſe / vnd nit Ge - ſchenck neme / ſolle ſich nicht ſelbſten einbitten vnd bettlen / ſondern ſich vielmehr anreden vnd erfordern laſſen. Jtem einen Juriſten / damit er den Benachbartẽ nit zuſchaden bawe / oder vil Zanck vnd Hader errege / ja auch einen Medicum vnd Hiſtoricũ, &c. wie im Vitruvio ferner zu leſen. Alſo verhoffe ich nicht vnrecht oder wider die Ordnung gethan zuhaben / daß ich von der Baw - kunſt etwas zu reden / biß hieher verſchoben habe. Es iſt aber nicht mein intent, viel kuͤnſtliche Gebaͤw hierinne zu beſchreiben vnd außzufuͤhren zu lernen / ſondeꝛn etliche luſtige Architectoni - ſche vñ Mechaniſche Fragen zu tractiren, daß ich aber beede Kuͤnſte vnter einander vermenget / iſt erſtlich die vrſach / daß ſie gar genaw mit einander verwahnt / vnd keine der andern fuͤglich entperen kan / Zum andern / weil der Auffgaben ſehr wenig / vnd ich deßwegen nicht zween Theil darauß machen wollen. Der guͤnſtige Leſer wolle ſolche entweder zu ſeinem Nutz oder zu ſeiner Ergoͤtzung gebrauchen.

Die531Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Von dem Baw deß Thurns zu Babel / vnd wie er haͤtte angeordnet werden muͤſſen?

Simon Jacob von Coburg ſagt in ſeinem groſſen Rechenbuch fol. 230. alſo: Wann Gott dem thoͤrichten fuͤrnemen der Menſchen davon Geneſ. am eylfften gemeldet wird / nicht widerſtanden / vnd ſolchs durch verwirꝛung der Sprachen vorkommen haͤtte / wird gefragt / mit was geſchickligkeit vnd ordnung ſolcher jhr vorgenommener Baw / den ſie biß an den Himmel fuͤh - ren wolten / haͤtte moͤgen gefoͤrdert werden? Dann einmal nach gemeiner Vernunfft / ſolches alles vnmuͤglich ſcheinet / dann wo der Thurn biß in die dreyſſigſte vnd viertzigſte meil erbawet / koͤnnte ein jeder fuͤr ſich kaum ein ſol - chen Weg Proſtand tragen / geſchweige / daß ſie denen die oben drauff weren / Kalck / Stein / Holtz / ꝛc. vnd Speiß bringen koͤnnten: Dann ſo viel mehr der geweſen / die Speiß / Stein vnd anders auffgetragen haͤtten / deſto mehr weren auch geweſen der Eſſer.

Dieſe Frag iſt deß Cardani, welche ich nicht darumb / als ob ſie hoher Kunſt der Arithmetic nothduͤrfftig / ſondern damit kekannt werde / wie ein kleiner brauch in Zahlen gemeinen Nutz ſo foͤrderlich zur zeit der Noth er - ſpreuſſet / erzehlen will / ſetze derhalben / daß ein jeder Menſch ein Tag 8 Meil mit auff oder abſteigen gehen / vnd zu dem fuͤr fuͤnff Menſchen Speiß neben 12 pfunden Stein / Kalck / ꝛc. tragen koͤnnte / vnd ich ſetze / der Thurn oder Baw ſey jetzt 20 Meil hoch gebawet / mit was ordnung (die moͤglich vnd zu vollbringen iſt) erhoͤhet vnd weiter auffgefuͤhret werden moͤge / wil ich meldẽ / vnd gib die erſte Regel: Theil die 20 Meil in den halben theil der meil / die ei - ner einen tag gehet / nemlich in 4 kommen 5. die zeigen an / vnd vermelden dz 5 Soͤler oder Stockwercker in dieſen 20 meilen ſeyn muͤſſen / der jeder 4 meil ob dem andern / vnd darumb vier Meil / damit einer / ſo von einem Soler zum nechſten ob jhm ſteiget / deſſelben tags wideꝛumb herab ſteigen vnd kom - men moͤge auff den ſeinen / dieweil dann nun der Soͤler 5 ſeyn / ſo ſtell 5 vnd die kleinſten Zahlen nach der quintupla proportione, darumb / dieweil je -Y y y ijder532Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. der ein tag fuͤr fuͤnff Menſchen Speiß tragen kan / vnd fahen der halben die - ſelben von einem an / wie du folgend fiheſt / vnd iſt der groͤſte terminus 625. vnd ſo viel Menſchen muß man ſtellen vnten im Grund deß Bawes / davon zeuch ab den fuͤnfften Theil / reſten 500. vnd ſo viel ſoll man ſtellen auff den erſten Soler / zeuch aber den fuͤnfften Theil ab von 500. reſten 400. die ſoll

1102420
525616
2532012
1254008
6255004 meil.
625Grund.
3125Menſchen.

man ſtellen in den andern Soler. Alſo zeuch forthin allemal ab den fuͤnff - ten theil / ſo findeſtu / daß auff dem vierdten Soler ſtehen muͤſſen 256 Men - ſchẽ / die multiplicier mit 5 minder als 4. (darumb dieweil jetzt jeder fuͤr fuͤnff Menſchen Brodt auff den oberſten Soler tragen kan / ſo ſie aber vnter wegs denſelben tag eines Menſchen Speiß davon verzehren / vnd der halben hin - auff nur fuͤr 4 Menſchen bringen) kom̃en 1024. vnd ſo viel ſoll man Men - ſchen zu oberſt ſtellen / welche zur Arbeit beſcheiden / vnd dieſer ordnung nach wirds geſchehen / daß nichts weder an Speiß oder andern mangeln werde: Dann die 256 Menſchen im vierdten Soler (dieweil jeder 12 pfund ſtein zu tragen vermag) bringen taͤglich den Arbeitern 3072 pfund / welchs ſich faſt mit 31 Centner Stein / Kalck / Sand / ꝛc. vergleicht / das magſtu probirnt Dann die 625 Perſonen tragen einen tag auff den erſten Soler / dazu ſie dann haben 4 meil fuͤr 3125 Menſchen Speiß / von dem ſie / was jhr Speiß iſt / abnemen / bringen alſo denen 500. auff den erſten Soler fuͤr 2500 Men - ſchen Speiß / nemen dieſelben davon den fuͤnfften theil / reſt fuͤr 2000 Men - ſchen / die bringen ſie den 400 auff den andern Soler / nemen ſolche jhꝛe pro - portion davon / bringen alſo den auff dem dritten Soler fuͤr 1600 Men - ſchen Speiß / die ſelben bringen nach abziehung jhres Theils denen auff dem vierdten Soler fuͤr 1280 Menſchen Speiß / ſo dann davon fuͤr 256 Men - ſchen Speiß abzogen wird / reſten fuͤr 1024 Menſchen / welche die auff demvierdten533Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. vierdten Soler denen 1024 Arbeitern auff den fuͤnfften Soler bringen. Hierauß du klaͤrlich ſiheſt / wie man mit 3125 Menſchen die 20 meil eine feine Ordnung machen kan / damit keinem an taͤglicher Notdurfft etwas ge - bricht / vnd auch jeder / dieweil er ein tag 8 meil vermag zugehen / deß Abends wider auff den Soler / davon er auß gangen / kompt. Deßgleichen moͤchteſtu auch eine Ordnung machen / da ein Heer durch ein Wildnuß oder Wuͤſten / da kein Proviand zu bekommen wer / Krieg zu fuͤhren vervrſacht wird / dann allda wuͤrden vnterwegen etliche Stellen oder oͤrter verordnet / daran etliche Menſchen geſtellet wuͤrden / wie zuvor mit den Soͤlern beſchehen / die alſo taͤglich / mit Speiß hin vnd her ziehen / oder raͤiſen moͤchten / biß endlich die in der Wuͤſten jhr taͤglich Proviand bekaͤmen. Diß ſetzt Simon Jacob kuͤnſtliches Rechnens halben / ein erfahrner Bawmeiſter aber wuͤrde die ſachlieber anſtellen / daß alles durch Zugwerck in die hoͤhe koͤndte gebracht werden / welchs ſchleuniger als vom tragen wuͤrde von ſtatt gehen.

Die II. Auffgab. Ob es muͤglich / wann eine Brucken vmb die gantze Welt in einer juſten Kundung von Quaterſtuͤcken oder Bachſteinen / in der Lufft ohne Pfeiler gebawt wuͤrde / daß ſie beſtehen koͤndte.

Wir gedencken allhie nit in die Lufft zu bawen / ſondern einig vnd allein eine luſtige Speculation vorzugeben / der Vnverſtaͤndige halte mit ſeinem judicio zu ruck / vnd laß verſtaͤndige Leut davon vrtheilen. Vnſer Author aber redet vngefaͤhr alſo davon: Laſt vns den fall ſetzen / daß einer vmb den Erdenkraͤiß auff hoͤltzerne Boͤcke oder Boͤgen eine Brucken bawe / der ge - ſtalt / daß ſie an allen orten in gleicher dicken / wie auch in gleicher weiten von dem centro der Erden ſey. Darnach das Bockgeſtell alles zugleich wegthue. Nun iſt die Frag / ob ſolche Brucke wuͤrde in der Lufft beſtehen / vnd kein eini - ges ſtuck davon fallen? Jch ſage ja / vnd nicht allein diß / ſondern auch wann noch eine andere Brucke uͤber dieſe gebawet wuͤrde / oder eine gantze ſteinerne hole Kugel vmb die gantze Welt gefuͤhret / daß ſolche beſtehen koͤndten. Dañ gleich wie wir ſehen / daß die Gewoͤlb vnd Schwieboͤgen veſt bleiben / weil jhre ſtuͤck einander tragen vnd erhaltẽ / von ſich ſelber / alſo auch die ſtuͤck die - ſer Brucken / wann ſie gleicher dicken vnd ſchweren ſeynd / vnnd in gleicherY y y iijweite534Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. weite vom centro der Erden / ſo wuͤrden ſie auch einander tragen / daß alſo ein ſtuck dem andern zum auffenthalt diente / vñ eines das andere ſchlieſſe / ſo iſt nun beedes wider die Natur / daß entweder die Bruck zu gleich / oder ein Theil nach dem andern zerbrechen vnd fallen ſolte / were alſo wol muͤglich / daß eine ſolche Bruͤcke in der Lufft veſt ſtuͤnde.

Die III. Auffgab. Ob die Haͤuſer oder Thuͤrn / ſo nach dem Perpendiculo oder Bley - ſchnur gebawet / parallel von einander ſtehen.

Weil alles was ſchwer / von Natur auff das centrum, ſo es nicht von einem andern corpore verhindert wird / faͤllet vnd zueylet / oder hanget / ſo iſt gewiß / daß auch die Bleyſchnur auff das centrum der Erden zu juſt hencke / man ſchlage ſie an wo man wolle / ſo haben wir auch droben in dem Theil von Wag vñ Gewicht demonſtriret, daß zwo Bleyſchnuͤr an vnterſchied - lichen orten frey auffgehencket / nicht parallel hencken / eben dergleichen de - monſtration iſt hie auch zu widerholen / ich will aber hieher ſetzen was Cla - vius davon ſagt in Aſtron. fol. 154. weil die diſtants deß centri der Er - den ſo von dero Flaͤche ſehr groß / geſchichts / daß in ſolcher geringen hoͤhe /

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kein vnterſcheid an den Gebaͤwen zu vernehmen / daß ſie nicht ſolten parallel auffgefuͤhrt ſeyn: Dann wañ man zwo Bley - ſchnuͤr 10 oder 100 ſchuch lang auffhencket / wird eine ſolche Laͤnge / gegen der groͤſſe deß halben Diametri der Erden in mechanicis faſt fuͤr nichts gehalten / vnd weil die Gebaͤw Li - nien im centro zuſamm lauffen / vnd einen uͤberaußſpitzigen vnd kleinen Winckel machen / werden ſie nicht anderſt angeſe - hen / vnd koͤnnen auch nicht anderſt gemaͤſſen werden / als pa - rallel. So iſt nun gewiß / daß die Gebaͤw ſo der Bleyſchnur nach gebawet / vnten naͤher bey einander ſtehen / als oben / der Theoriæ nach / allein nach der praxi ſtehen ſie parallel.

Die IV. Auffgab. Ob die Haͤuſer / Thuͤrn oder andere Gebaͤw von Quaterſtuͤcken nach der Mawrer Bley Jnſtrument auffgefůhrt / von dem centro der Erden gerad uͤberſich gebawet.

Diß535Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

Diß beſtehet auch in der Theoria, in der praxi aber traͤgt es wegen in vorhergehender Auffgab angeregter Vrſach / nichts auß / das Jnſtrument aber deſſen wir in der Auffgab gedacht / iſt ein ablang gevierdtes Bretlein /

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in der mitte mit einer Bieyſchnur / welches in gemein per - pendical genennet wird. Wann nun nach ſolchem Jnſtru - ment ein Gebaͤw auffgefuͤhret wird / vnd eine Lini darvon vnter die Erde erſtrecket / wird ſolche nicht juſt auff das cen - trum, ſondern darneben hinſtreichen. Diß beweiß ich alſo / Es ſey eine Lini ab durch das centrum der Erden gezogen / daran obgedachtes Jnſtrument zweymal geſchlagen in cd, ſo wird nun das Bley richtig der Lini ab nach zu dem cen - tro hencken / vnd das Hauß ſolcheꝛ Lini parallel lauffen wie ef. Weil aber parallel Linten nirgend zuſam̃ kommen / vnd ab durchs centrum lauffet / ſo iſts nicht muͤglich / daß ef durch welche der Baw angezeigt wird / auch durchs centrum ſtreiche. So man aber nach einer Bleyſchnur bawet / welche ſo lang als das Gebaͤw hoch ſo kaͤme ſolches juſt auff das centrum zu.

Die V. Auffgab. So einer einen Brunnen graben ſolte an beeden ſeiten / oder viel mehr auff allen / nach der Bleywag / wůrde der Brun - nen vnten ſpitzig / vnd die form eines Coni, nit eines Cylindri bekommen.

So man einen runden Brunnen anfieng nach dem perpendiculo zu graben / biß an das centrum der welt / wuͤrde er je laͤnger je enger werdẽ / doch daß mans auff eine uͤbergroſſe Laͤnge nicht ſpuͤret / biß er endlich im centro der Erden gantz zuſam̃lieffe / vnd einen Pyramidem oder Conum formir - te / deſſen vertex oder ſpitz im centro terræ, der baſis aber am obern theil deß Bruñens. Dann weil wir in vorhergehender Auffgab geſagt / daß das Bley der Bleywag allzeit auff das centrum der Erden zu hencke / ſo muͤſſen zwo Linien von der erſtreckten Bleyſchnur / von vnterſchiedlichen orten / im cen - tro der Erden zuſam̃ lauffen.

Die VI. Auffgab. So536Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. So einem Bawmeiſter vorgegeben wuͤrde auff das centrum zu zu graben / vnd ſelbiges zu finden / mit einem Stein ohne Bleywag.

So muͤſte er erſtlich ein Loch vngefaͤhr in die Erde gerad hinein graben laſſen auff 100 Klaffter / alsdann muͤſte einer recht mitten uͤber das Loch ein ſchweren Stein halten / vnd alſo fallen laſſen / fiel ſolcher vnten in der mitte deß Lochs auff / ſo fuͤhre man mit dem Loch vnterſich nur gerad fort / fielt er aber weit von der mitte / ſo were es ein anzeigung / daß ſolch Loch nicht grad auff das centrum zu gienge / muͤſte deßwegen nicht demſelben Loch nach / ſondern etwas krum̃ nach dem ort / da der Stein hingefallen / gegraben / vnd dann auff 100 Klaffter wider ein Stein geworffen werden / vnd diß ſo lang / biß man uͤber das centrum kaͤme / welchs man dañ bald mercken wuͤrde / dañ ſo der Stein ruhen blieb in der mitte / haͤtte der Bawmeiſter gewiſſe nach - richtung daß er das centrum gefunden / vnd es eben an dem ort were / da der Stein ruhete / daß aber der geworffene Stein allzeit auff das centrum falle / iſt ſchon offtermal von vns gemeldet worden / alſo daß fernerer demonſtra - tion allhie nicht von noͤthen.

Die VII. Auffgab. Drey Balcken / Staͤb / Loͤffel / Meſſer / ꝛc. als mit dem einen Ende auff einer ebnen Flaͤche auffzulegen / vnd mit dem an - dern in einander zuſchlieſſen / daß ſie ſich ſelbſt ſtarck einander halten.

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Nimb den erſten Balcken ab, lege jhn bey dem a auff den Tiſch / das theil b hebe uͤber ſich / auff dieſen lege den Bal - cken dc, daß das d auff dem Tiſch auch aufflige / vnd c oben auff dem Balcken ab Drittens accommodier den Stab fe. daß das f auff dem Tiſch aufflige / vnnd mit a, d, einen Triangel mache / auch geſchoben werde vnter ab uͤber dc, vnd diß ſo lang vnd viel biß die drey ſtuck einander halten. Dieſe Balcken nun / wann ſie einmal in das ruhen kommen / fallen nit / wann man ſie gleichſtarck537Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. ſtarck drucket / vnnd diß kan auch mit Loͤffeln / Meſſer vnd Gabeln bey einer Gaſtung geſchehen / zur Zier.

Die VIII Auffgab. Wie ein Baw zu machen / daß man eines Ofens dabey in einer Stuben entpern koͤnne.

Wo groſſe Haußhalten ſeind / da man kochens halben den gantzen tag Fewer auff den Heerd halten muß / kan man in einer Stuben wol eines O - fens entperen. Wo Stuben vnd Kuchen aneinander / bawt man den Heerd an die Stuben waͤnde / daß er hart daran ſtoſſe / vnnd ober dem Heerd laͤſſet man ein gewoͤlbtes Loch außbrechen / vngefaͤhr 3 oder 4 ſchuch hoch / vnd 2 ſchuch brait / oben rund / vnten eben. Fuͤr ſolches Loch machet man von auſſen ein eiſern Blech / wann man nun kochen ſoll / ſchuͤret man das Fewr an das eiſerne Blech / ſo wird es erhitzt / ja gar gluͤent / vnd gibt der Stuben ein rechtſchaffene Waͤrme. Was ein Haußvatter ein Jahr an Ort vnnd Enden da das Holtz im hohen werth / erſparen kan / iſt leichtlich zu erachten. Jm Sommer aber ſchuͤret man das Fewer weit vom ſelben Blech / oder laͤſts innwendig mit braͤnden Steinen außmaurn / vnd gegen dem Winter wider abbrechen / beſſer iſts aber / wann das Blech bleibet / damit wann ein kalter tag auch Sommers zeit anfaͤllet / man das Fewer genau darzu ſchuͤ - ren / vnnd die Stuben gebuͤhrender maſſen erwaͤrmen koͤnne.

Die IX. Auffgab. Vor einem Haußbaw / welchen vier Meiſter auffzufuͤh - ren angenommen.

M. Iohannes Widmann in ſeiner Arithmetica fol. 120. 121. Giebet der gleichen Exempel auff: Es ſeynd 4 Meiſter / die wollen ein hauß bawen / der erſte wils allein bawen / vnd in eim Jahr vollenten. Der ander in zweyen Jahren. Der dritte in 3 Jahren. Der vierde in 4 Jahren. Jſt die Frag / weil der Baw eylig ſoll auffgefuͤhret werden / wann alle vier Meiſter Hand anlegen / in was Zeit ſie den Baw vollenden moͤchten? Sprich alſo: Der erſte will ſein Werck in eim Jahr verrichten / ſo geſchichts in zwoͤlff Jahren zwoͤlffmal. Der ander will das hauß verfertigen in 2 Jahren / ſo verfer - tigt ers in 12 Jahren 6 mahl. Der dritte verſprichts in dreyen Jahren zu -Z z zende538Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. ende zu bringen / ſo kan ers in 12 Jahren viermal vollenden. Vnd weil der vierdte vier Jahr bedarff / verricht ers in 12 Jahren dreymal. Nun addier 12. 6. 4. vnd 3. kommen 25. Sprich ferꝛner 25 geben 12. was gibt 1. Facit 24 $${24}{25}$$ Wochen. 〈…〉

Die X. Auffgab. Wie ein Werckmann ohne Winckelhacken zween Balcken / oder ſonſten zwey Hoͤltzer / in einen rechten Winckel zuſam̃ fuͤgen ſoll.

Dem ſubtilen Philoſopho Pythagoræ haben wir zu dancken / der drey Zahlen gefunden 3. 4. 5. welche einen rechten Winckel machen / ſo man ſie rechten Linien appliciret / vnd deßwegen ſoll er / wie Vitruvius meldet im 9. Buch 2. cap. den Goͤttern ein Opffer gebracht haben / Laertius, Diogo - nes vnd Athenæus ſchreiben von 100 Ochſen / weil ſie jhn mit dergleichen nuͤtzlichen vnd herꝛlichen Erfindung begabet. Wiewol Proclus vñ Cicero melden / er habe nur einen Ochſen geopffert. Eine ſo wichtige Propoſition aber zu demonſtriren, hat Euclides ſein gantz erſtes Buch geſchrieben: Wann nun auß ſolchem Grund ein Werckmann einen Maßſtab hat fuͤnff ſchuch lang / vnd zeichnet von vnten da die Hoͤltzer ſollen in rechten Winckel zuſam̃ gefuͤgt werden / auff das eine in die hoͤhe 3 Schuch / auff das andere 4. Wann er nun die Hoͤltzer alſo zuſamm fuͤget / daß ſein fuͤnffſchuhiger Maß - ſtab mit ſeinem Ende die beede Ende der verzeichneten ſchuch auff den Hoͤl - tzern juſt erraͤiche / werden ſie beede im rechten Winckel ſtehen.

Die XI. Auffgab. Warumb die krummen Thuͤrn zu Piſis vnd Bononien nicht einfallen / auff der ſeiten da ſie ſich hin ſencken vnd naͤigen.

Zu539Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

Zu Piſis iſt neben der groͤſten Kirchen von Marmelſtein ein uͤberauß kuͤnſtlicher Thurn gebawet / wie auch zu Bononia am Marckt nahe bey dem Thurn / welchen ſie Aſellorum turrim nennen / ein anderer ſtehet / ſo von dem Edlen Geſchlecht der Cariſendorum, Cariſenda genennet wird / Seynd beede nicht dem perpendiculo oder Bleyſchnur nachgebawet / ſon - dern naͤiget ſich auff einer ſeiten gegen der Erden. Deß letzten gedenckt Dantes der Poet in ſeiner Comœdi. Nun iſt die Frage / warumb ſolche nicht fallen.

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Baldus in Mechan. Ariſt. fol. 176. 177. gibt ein feine demonſtration: Es ſey d’Thurn abcd, deſſen baſis bc, ſtehe auff dem Horizont bf, bey - de ſeiten ab, dc, das centrum der ſchwere deß gantzen Laſtes ſey e. Er uͤberhange aber mit der ſeiten dc, in dem Winckel dcf, dergeſtalt / daß ſo man auß a eine Wagrechte Lini durch das cen - trum der ſchwere e, auff den Horizont fallend / einbildet ac, ſolche nicht uͤber bc nauß gegen f falle / geſetzt ſie falle ins c, derohalben nun weil die gantze Laſt deß Thurns abcd, durch das cen - trum der ſchweeren in zween gleichwaͤgende theil getheilet wird / als in abc, vnnd acd, das centrum der ſchweren aber auß ſeinem fulcimento oder Sitze nicht faͤllet / ſondern auff der baſi bc ruhet / deßwegen wird das ſtuck adc nicht allein das ſtuck abc nicht zu ſich reiſſen / ſondern auch das cen - trum der ſchwere wird auſſer ſeim fulcimento an kein ort / ſo dem centro der Erden naͤher zuweichen begehren. So werden nun außgedachten Vr - ſachen beede Thuͤrn / wann ſonſten jhr Fundament gut / wol ſtehen bleiben. Daß aber andere Gebaͤw welche ſich naͤigen / einfallen / iſt die vrſach / daß ſie anfangs nicht alſo gebawet / daß ſie krumm ſtehen ſollen / dazu ſo ſencken ſich die Gebaͤw von ſich ſelbſt ſelten / dem centro der ſchweren nach / muͤſſen alſo / wenn ſie oben zu weit uͤberhangen / endlich fallen.

Die XII. Auffgab. Jn einem Trinckglaß / allerley Gebaͤw / als Thůrn / Haͤuſer / Zelt / ꝛc. zu repræſentirn.

Z z z ijGieß540Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

Gieß in ein Trinck glaß ein rein Waſſer / ſchlag darein ein friſches Ey auß / laß alſo vnverruckt eine kleine weil ſtehen / ſo wird das Ey in dem Glaß ſpielen / vnd allerley wunderliche Gebaͤw repræſentiren: Eben dergleichen geſchiehet / wann man Zihn zerlaͤſſt / vnd in waſſer gieſſet / dann ſich auch allerley wunderliche Figuren finden werden.

Die XIII. Auffgab. Wie ein Werckmann / einen Boden machen ſoll von Hoͤltzern / welche alle kůrtzer als ſie ſeyn ſolten / weil keiner von einem Ende zum andern raͤichets.

Gualtherus Rivius in ſeiner Architectur fol. 17. Gibt ein ſolch Exem - pel: Es ſoll ein Zimmermann an einen juſtgevierdten Boden legen / deſſen eine ſeiten 15 ſchuch lang: Das Bawholtz aber / ſo er dazu brauchen ſoll / we - re vmb zween ſchuch oder eine Ein alles zu kurtz. Diß kan auß einem kuͤnſt - lichen ſchluß vnd zuſammfuͤgung der Hoͤltzer geſchehen / wie ſolcher Schluß beſſer auß folgender Figur zuſehen / als mit worten kan gelehret werden.

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Auff ſolche Manier wird das gebaͤw einen weg als den andern ſtarckvnd541Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. vnd veſt halten: Dann das eine Ende deß Holtzes ligt mit einem Ende ſtarck auff / mit dem andern / an einem Ort / da es nicht ſtarck tragen darff / ſo iſt in der mitte der ſchluß ſo ſtarck / daß er an keinem Ort nachgeben kan:

Die XIV. Auffgab. Mit einem laͤnglichten ſchmahlen Brett / fuͤr ein braͤites Fenſter einen Laden zu machen.

An obangeregten Ort gibt Rivius auch ein ſolches Kunſtuck vor: Es ſey gegeben ein Bretzehen ſchuch lang vnd 3 brait. Nun ſoll ein Schreiner

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darauß einen viereckichten Laden machen / ſieben ſchuch hoch / vnd vier brait / So er nun das Brett in der mitte nach der quer von einander ſchnide / vñ aneinander leim - te wuͤrde das Brett zu kurtz / daß er den Laden darauß nit machen koͤndte. Dann es gebe Jhme in der hoͤhe nur 6 ſchuch / da er doch 7 haben muͤſte / vnd ob er ſolchs Brett wider abſchnidte / wuͤrde ers doch nicht brauchen koͤn - nen. Damit er aber ſolchs nicht vnnuͤtzlich zerſchneidte / ſoll er erſtlich die vier Ecken deß Bretts zeichnen mit abcd. Dann reiſſe er die diagonal Lini cb, vnd nach ſolcher einen ſchnied durch das Brett / thu darnach das Stuck acb herunter in hoi rucken / ſo wird das Fenſter hfde erfuͤllet / ſo man nun die ſtuͤck ebi vnd ofc weg - ſchneidet / vnd das Brett zuſamm fuͤget / wird der Laden in rechter groͤſſe ſeyn.

Die XV. Auffgab. So ein Pflaſterer einen Weg nach der Bleywag pflaſtert / wird der Weg nicht gerad

Es iſt gewiß / wann ein Pflaſterer einen weg oder Straſſen nach der Bleywag pflaſtert daß er nicht eben vnd gerad wird / ſondern rund / vnd ſte - het an allen orten in gleicher diſtants von dem centro der Erden / ja er wird zu einem Circkelſtuͤck deſſen centrum die Erde: Dann wann das Bley all - zeit dem centro nachhaͤnget / muß das Pflaſter nothwendig rund werden. Welche rundung doch in kleiner diſtants nicht geſpuͤret wird / ebener maſ - ſen wie an der Erde vnd Waſſer geſchihet. So aber ein Pflaſter auff 3000Z z z iijoder542Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. odeꝛ 4000 ſchrittgelegt wuͤrde / koͤnnte man ſpuͤhren daß es in der mitte eine hoͤhe vnd ſich nach der rundung zuͤge / daher ein Gemach nach einer außge - ſpannten ſchnur gepflaſtert / nicht der Bleywag nach gepflaſtert heiſt / dann was nach der Bleywag gepflaſtert wird / behelt allzeit eine gleiche diſtants vom centro welches nicht geſchihet / wann man nach der ſchnur pflaſtert. Deßwegen iſt auch gewiß ſo eine ſchnur auff eine meil wegs alſo außgeſpan - net wuͤrde / daß ſie in der mitte richtig der Bleywag nach lege / vnd man ein halbe meil von der mitte die Bleywag anſchluͤge / daß ſie nimmermehr ein - ſchlagen wuͤrde.

Die XVI. Auffgab. Ein Thuͤr zu machen / ſo auff zweyen ſeiten auffgeht.

Die gantze Kunſt / ſagt der Author, ligt an dem / daß man vier eiſerne Baͤnder / zwey oben vnd zwey vnden / alſo diſponire vnd ordne / daß ein je - des Bandt auff einer ſeiten ſich vmb den Angel bewegen koͤnne / vnd auff der andern ſtarck an die Thuͤr genagelt ſey / auch die Thuͤr alſo ſich auff vnd zu - ſchlieſſe / auff der einen ſeiten mit zweyen Bandten vnd auff der andern auch mit zweyen: Weil aber ſolche deß Authoris Beſchreibung etwas dunckel / wollen wirs vmb etwas deutlicher erklaͤren. An jede ſeiten deß Thuͤrlochs werden 2 aͤngel eingemacht / vmb welche ein runder raum im holtz oder ſtein bleibet / mit Blech gefuͤdert / dermaſſen / wann ein gewaͤrb deß Bandts dar - ein kommet / daß es gantz nett vnd juſt hinein gehe / vnd ſich vmb den Angel ſchlieſſe. Zum andern / muͤſſen an den vier Baͤndtern die gewerb herfuͤr ſte - chen / ſo ein wenig mehr als halb rund / das iſt / nicht gantz zu wie die an den gemeinen Baͤndtern / ſondern vnten ſo weit offen bleiben / daß wann man die Thuͤr auffthut / ſie zwiſchen den Angel vnd ſeinem Fuder einbeiſſen / vnd ge - heb ſich darumb ſchlieſſen / welches woll in acht zu nemen. Allein weil die Ge - werb heꝛfuͤr ſtechen / vnd vngelegenheit machen moͤchten / kan mans obenher machen / daß ſie eine eiſerne Federn ergreiffe.

Die XVII. Auffgab. Einem Handwercks mann war ein Holtz zu kurtz davon ſchnidt er ein ſtuͤck / ſo wurd es jhm lang genug / iſt die Frag / wie ſolches ſeyn koͤnnen?

Ein Buͤttner haͤtte einen Raͤiff der war jhme vmb etwas zu kurtz / daß erjhn543Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. jhn an das Vaß nicht treiben kundte / deßwegen ſchnidt er oben ein ſtuck vom ſchloß / ſo wurde jhm der Raͤiff lang genug / vnnd kundte jhn an das Vaß treiben.

Die XVIII. Auffgab. Eine Juſtige Manier / eine Taſchen ohne Schloß zu machen / daß ſie nit ein jeder oͤffnen koͤnne.

Der Beutel iſt gemacht wie ein Sadeltaſchen / wird zugeſchloſſen mit zweyen Ringen / auff folgende manier: Erſtlich zu beeden ſeiten hat ſolche

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zween Riemen / ab, cd, Zu ende derſelben ſeynd zween Ringe b, d, der Rieme cd gehet durch den Ring b, daß er darnach nicht wider darauß kommen koͤnne / auch kein Rieme ſich von dem andern ſcheide. Doch kan der Ring b hin vnd wider geſtreifft werden an den Riemen cd. Zum andern / oben auff der Taſchen hat es ein ſtuck Leder / welchs die Taſchen bedecket efhg, vnd viel Ring gehen mitten durch diß ſtuck / durch die - ſe Ring ziehet man einen Rhiemen oder Band vom Leder ai, welchs gegen dem ende i auff geſchlitzt oder geſchnidten ſo weit als von noͤthen / den Riemen bc dadurch zu ziehen.

Zum dritten / die gantze Kunſt die Taſchen zu ſchlieſſen vnd auff zuma - chen iſt: Daß man den Riemen dc recht durchſtecke / vnd wider herauß zie - he / Alſo: Man muß den Ring b durchlauffen laſſen biß auff das i, darnach das ende deß andern Bandtes oder Riemens durch das i ſtecken / durch den Ring / vnd letzlich auch den Ring d mit ſeinem Riemen durchſtecken / durch den ſpalt oder ſchnidt welcher iſt am ende deß Riemens ai durch diß mittel nun wird der Sack oder Taſchen geſperret. So nun ſolche Ring wider in jhren alten ſtand gebracht werden: Jſt ſolche Taſche nicht leichtlich zu oͤff - nen. Wer nun ſie begehret zu oͤffnen / der muß durch c, wie zuvor das Ende deß Riemens ai ſtecken / darnach den Ring b, vnd durch den ſchlitz i, durch welchen man hat den Riemen dc gezogen / vnd ſo forthin.

Die XIX. Auffgab. Ein544Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. Ein Vaß zu machen / darauß man drey vnterſchiedliche Getraͤnck zaͤpffen kan / welche man durch einen einigen Spund fuͤllet / vnd durch eine einige Roͤhrn wider außlauffen laͤſſet.

Diß ſagt der Author, iſt eine luſtige invention, das Vaß ſoll vier Boͤ - den haben / einen oben / den andern vnten / vnd zween in der mitte / daß es alſo in drey theil oder faͤcher fuͤr dreyerley Getraͤnck außgetheilt werde / welche zum Exempel ſeind / Wein Bier / Meth. Jn dem ſpund iſt ein rund Jn - ſtrument / ſo drey loͤcher hat / auß welchen drey Roͤhrn in die Faͤcher gehen / wie auß folgender Figur zuſehen / darein ſteckt man ein Trichter / ſo drey Loͤ -

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cher am Zapffen / welcher getrang in das Jnſtrument gehet / nach den dreyen Roͤhren / dergeſtalt / wann ei - nes auff das Loch einer Roͤhrn zuſa - get / die andeꝛn beede verſtopffet wer - den. Durch ſolchen Trichter nun kan man die drey Faͤcher fuͤllen mit Wein / Bier / Meth. So man aber jedes Getraͤnck Jnſonderheit will rauß laſſen / daß ſich keins mit dem andern vermiſche / muß vnten ein drey fa - che Roͤhrn ſeyn / deren eine reichet in das erſte Faß / die ander in das ander / vnd die dritte in das dritt / dazu kommet ein Hann auch mit dreyen Loͤchern / welche zuſagen auff die drey Loͤcher der drey fachen Roͤhren / alſo wann ein Loch auff das ander ſagt / man koͤnne allzeit nur ein Getranck herauß laſſen / die andern zwey Loͤcher aber verſtopffet ſeynd. Man kan auch den Hannen zu richten / daß man auff einmal zweyerley Getraͤncke kan herauß laſſen / ja auch wol dreyerley. Foͤrmlicher aber kan das Vaß werden / wann das ſtuck bey dem Hannen nicht vor das Vaß herauß gehet / ſondern jnwendig in das Vaß gemacht wird.

Die XX. Auffgab. Einen Hebzeuch zu machen von Stricken / welchen einer bey ſich im Hoſenſack tragen / vnd damit ſich ſelbſt in die hoͤhe ziehen koͤnne.

Henricus Monantholius, Baldus vnd Cardanus gedencken eines kuͤnſtlichen Hebzeugs / dergleichen braucht vnſer Author zu einer Laiter /damit545Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

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damit ſich einer ſelbſt auff eine Schantz oder ander hohes Ort ziehen kan. Vnnd wird ſolche alſo zu ge - richtet: Es ſeynd zwo Werbel oder Zuͤge a, d, An der Werbel a iſt eine eiſerne Hand mit vielen Zaͤn - cken b. An der Werbel d aber haͤnget ein Knebel mit eim ſtrick / wie die Kinder an jhre Retſchen machen / mit f verzeichnet. Nun nimbt man eine zimlich ſtar - cke ſeidene ſchnur / etwan eines halben Fingers dick / welche man bindet in den Ring b deß Zugs a, vnnd ſchlaͤgt ſie vmb die Werbel / wie auß der Figur zu ſe - hen. Solche Laiter nun in der noth zugebrauchen / iſt das vornemſte / daß man erſtlich die eiſerne Hand einweꝛffe / daß ſie ſtecken bleibe / jrgend in einem wall / oder in einem eiſernen Gitter. Wann nun das Jn - ſtrument alſo veſt hanget / ſetzt man ſich auff den Knebel f wie auff eine Retſchen / vnd ergreifft den Strick im c, ſo kan ſich einer ſelbſten in die Hoͤhe ziehen. Es muß aber einer ſeiner Staͤrcke ge - brauchen / vnd multipliciren / daß er beede Werbel koͤnne uͤberwaͤltigen.

Die XXI. Auffgab. Eine Laiter zumachen / die man zuſamm legen kan / daß man keinen Sprůſſel ſihet / vnd geſtaltet iſt wie ein Hebrigel.

Laß zween Laiter Baͤume ad, bc, machen / welche in der mitt hol vnnd außgeſtaͤmmet / oben bey dem b aber mit ein vorgeſchoſſenen Kopff bf, vnd

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de, Nun in die hoͤle zepffet man gute ſtat - cke breite ſpruͤſſel von Eichen oder anderen ſtarcken Holtz / mit ſtarcken hoͤltzern oder das beſſer eiſern Naͤgeln / daran ſie auff vnd nider moͤgen geſchoben werden / auff daß wann man beede Laiter - baͤum zuſammſchiebet / ſich die Spruͤſſel in die Hoͤlung begeben / wannA a a aman546Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. man ſie nun alſo geſchloſſen / wird es einen Hebrigel / vnd nicht einer Laitern gleich ſehen.

Die XXII. Auffgab. Einen Wecker in der Noth mit einer Lunden zu machen.

Wann du auff einer Raiß oder ſonſten an einem Ort da kein Vhr iſt / wereſt / vnd gern in etlich ſtunden auß dem Schlaffe wolteſt erwachen. So nimb eine lange Lunden / probiere wieviel in einer ſtund davon abbreñe. Nun geſetzt / du wolteſt dich zu ruhe begeben / vnd ohne ſorgen ſchlaffen / nach 6 ſtunden aber wider auffwachen / ſo zeichne 6 mal ſo viel Lunden / als in einer ſtund verbrunnen: Schlag einen langen eiſern Nagel in die Wand / binde die Lunde bey ende deß ſechſten theils an ſolchen Nagel mit einem Schwefel - faden / welcher mit dem einen ende vmb den Dochten eines Liechts gewun - den wird / ſo in einem Leuchter darneben geſtellet: Zuͤnde die Lunden an / vnd lege dich ſchlaffen / nach 6 ſtunden wird die Lunde biß zum Schwefel breñen / ſolchen anzuͤnden / vnd er an das Liecht brinnen / vnd anzuͤnden / damit du a - ber auffgeweckt werdeſt / muß zu ende der 6 ſtunden an der Lunden ein ſtein hangen / auch mit eim Schwefel angebunden / damit er herab falle / vnd du den fall hoͤren koͤndteſt. So dunun auffſtehen wilt / findeſt du ein brennend Liecht. Wann man ſolchs an einem Ort da man zu bleiben haͤtte / gebrauchẽ wolte / koͤñte man ein ſchnarrenden Haſpel dazu machen / daran ein Gewicht hieng / ſelben herumb zu trehen / vnd ein geſchnatter damit anzufangen.

Die XXIII. Auffgab. Einen Hebzeug ohne ende zu machen / welcher ſehr ſtarck / vnd ein einiger Mann damit ein Stuck auff ſein Laͤger bringen / oder eine andere Laſt auff - heben koͤnne.

Man muß zwoſtarcker Duͤllen oder Bretter Wagrecht nach der hoͤhe ſtellen / wie in beygeſetzter Figur bey cdef zuſehen / ſolche haben viel Loͤ - cher / dazu braucht man zween Rigel lm, vnd zween eiſern Naͤgel gh, ki, ſo gegen einander ſtehen. ab iſt das Stuck / op die Schrauben / rs die zwo ſtuͤtzen. q der Hacken oder Sail daran man das ſtuck haͤnget: Dasuͤbrige547Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

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uͤbrige von dieſem Hebzeuch / ſagt der Author, iſt ſo leicht zulernen / daß es auch der geringſte Schuler greiffen vnd verſtehen moͤge / wolle deßwegen nicht viel wort machen / vnd einem jeden ſelbſten heimſtellen / die Kunſt mehr auß der Figur / als auß ſeinem Bericht zuerlernen. Es ſage aber der Author was er wolle / ſo muß ich rund bekennen / daß ich jhn hierin nicht verſtehe.

Die XXIV. Auffgab. Einen langen / dicken / ſtarcken / Binnagel / mit zweyen Wiſchtuͤchlein abzutrehen.

Nimb das eine Wiſchtuͤchlein bey dem Eck / ſchlage das euſſerſte daran vnten fein geheb an den Nagel / wickels alſo ſtarck gar darauff daß die Auff - windung von deinem Leib hinuͤber gehe / das ander Wiſchtuͤchlein / wickel al - ſo oben vmb den Nagel / gegen deinen Leib / daß durch ſolch widerwaͤrtig win - den die beede Tuͤchlein wider einander gehen / nimb eines in die rechte / das ander in die lincke Hand / wind ſie alſo ſtarck gegen einander / ſo wird der Na - gel nicht allein abbrechen / ſondern auch wann das Eiſen daran etwas zeeh iſt / ſich einer Schrauben gleich winden / welchs ich offt mit verwunderung probiert.

A a a a ijDie548Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XXV. Auffgab. Vom Mahlſchloß ohne Schlůſſel.

H. Guſtavus Selenus in ſeiner Criptographia fol. 489. ſetzt auß Cartano, Johanne Bureone, vnd Johann: Jac. Weckero ein Schloͤß - lein zu machen / welchs man ohne Schluͤſſel auff vñ zuſchlieſſen kan. Weiln aber ſolche Schloͤſſer ſehr gemein / ſo wol in frembden als vnſerm Lande / will ich / wie ſie ſollen zubereitet werden / allhie zubeſchreiben vmbgehen / den Leſer aber zu gedachten Authoribus gewieſen haben. Die Form deß Schloß folget hiemit.

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Wie man aber ſolchs Schloß zu eroͤffnen eine Tafel finden ſoll / wollen wir auß H. Guſtavo Seleno allhie lehren / Gemeiniglich haben ſolche Schloͤßlein vier be - wegliche Ring / darauff allerley Buchſtaben geſtochen / vnd einen gewiſen Namen nach der zwerg machen / als Rudolf, Petrus, Urſula oder andere ſo ſechs Buchſta - ben haben. Nun kan man ſolches Schloͤßleins Buchſta - ben 1296 mal / wie folgen wird / veraͤndern. Damit man aber die ſach recht verſtehe / wollen wir die Tafel / wie geſagt / dazu lehren machen / vnd erſtlich ſetzen / es ſey nur ein Ring beweglich / darnach zween / zum dritten 3. vnd letz - lich 4. Wolln aber ſolchs nit durch verſetzung der buchſtaben / welche auf das ſchloͤßlein gegraben / ſondern durch Zahlen weiſen. Nun ſollen ſie haben die Zahlen 1. 2. 3. 4. 5. 6. wie aber die buchſtaben nach ſolchen geꝛichtet werden / folget: Wañ derhalben nur ein Ring were / ſo were dazu eine Tafel genug / ſo die geſetzte 6 zahlen ſchlecht weg hat. Wann das ſchloͤßlein 2 bewegliche Ring haͤtte / gebe es 36 veraͤnderung / wie in der Tabel folget. Zu dreyen Rin - gen wird die Tafel auß der andern Tafel gemacht / wañ man ſie 6 mal reyen weiß nach einander ſetzet / vnd dañ vor die erſte reyen durch vnd durch allzeit eins ſetzet / vor die ander allzeit 2. dnd die dritte allzeit 3. vor die vierdte allzeit 4. vor die fuͤnffte 5. vnd letzlich vor die ſechſte 6. ſo gibt es 216 reyen. Letzlich ſo dz ſchloͤßlein 4 ring haͤtte / wuͤrde die Tafel auß der dritten gemacht / wann man ſie ſechsmal ſetzet / wie vor die ander / vnd vor die erſte Ordnung zu jeder zeil allzeit 1 vorher ſetzet / vor die ander allzeit 2. vor die dritte 3. vnd ſo fort 4. 5. 6. ſo wird nun ſolche tafel begreiffen 1296 veraͤnderung. Alſo wann dasSchloͤß -549Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. Schloͤßlein 5 bewegliche Ring haͤtte / machte man die Tafel auß vorherge - hender / vnd braͤchte 7776 veraͤnderung zu weg / dañ ſo man 6 in 6 multipli - cirt / kaͤmen 36. vnd 6 mal 36 iſt 216. ferner 6 mal 216 iſt 1296. vnd letz - lich 6 mal 1296. iſt 7776. die ſechſte tafel wuͤrde 46656 veraͤnderung ha - ben / wir wollen allhie nur die tafel fuͤr 3 Ring ſetzen / weil die tafel zu 4 ringen darauß leichtlich zu machen / damit dieſe propoſition nicht zu lang werde.

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A a a a iijWeil550Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

Weil wir aber oben gedacht / daß wir an ſtatt der Buchſtaben ſo auff das Schloͤßlein gegraben / Zahlen gebrauchet / ſo folget wie vorher gehende Zah - len mit Buchſtaben koͤnnen exprimirt werden. Jn der vierdten Tafel ſetze der erſte Ring habe folgende 6 Buchſtaben ofcsda, der ander vioaem, der dritte idlnva, der vierdte reiast, vnd vnter dieſen vier Ordnun - gen bilde dir ein fuͤr jeden Buchſtaben eine auß den Zahlen 1. 2. 3. 4. 5. 6. nach welcher Ordnung dir beliebet / wie dann deßwegen folgende Tafel ge - macht iſt:

1.3.2.6.5.4.
o. f. c. s. d. a.
3.4.5.2.1.6.
v. i. o. a. e. m.
6.1.2.4.5.3.
i. d. l. n. v. a.
4.1.5..3.6.2.
r. e. i. a. s. t.

So man nun die Reyen von oben her nach einander liſet / kommen die ſechs Wort ovir. fide. coli. sana. deus. amat, Dieſen worten werden in der vierdten Tafel zugeeygnet die Zahlen 1364. 3411. 2525. 6243. 5156. 4632. Alſo kan man nach einer andern Ordnung der Buchſtaben auff den Ringen andere Wort finden / Als fiat. sile. divi. avla. die da geben die Zahlen 3432. 6421. 5455. 4323. Wer nun das Schloß will auffmachen / vnd den Namen deß Schloſſes nicht weiß / der muß alle Ordnung nach einander in der Tabell probiren / ſelbe zuſamm tre - hen / vnd allzeit an den foͤrdern Theil zur rechten ziehen / biß es herauß gehet / vnd iſt gewiß daß endlich die eroͤffnung deß Schloͤßleins folgen muß.

Die XXVI. Auffgab. Mit einem Beyl oder Hacken eine ſo juſte Fug zu machen / daß dergleichen ein Schreiner mit ſeinem Hobel nicht nachmachen koͤnne.

Jch fragte auff eine Zeit bey einem kurtzweiligen Geſpraͤch einen vor - nemen vnd wolgeuͤbten Coneſtabel, der ſonſten ſeines Handwercks einSchreiner551Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. Schreiner war / ob es muͤglich / ein Holtz mit einer Hacken oder Beyl ebner vnd glaͤtter zu hawen / als ein Schreiner mit einem Hobel? Er aber fragt mich hingegen / ob es muͤglich / mit einem Beyl oder Hacken eine beſſere vnd kuͤnſtlichere Fuge zumachen / als ein Schreiner mit ſeinem Hobel? Solche beede fragen wurden alſo auffgeloͤſt: Wann der Schreiner nur einen blo - ſen hobel ohne Eiſen brauchte / oder das Eiſen gantz nicht zugerichtet were / were es gut zuerachten / daß mit dem Beyl ein holtz beſſer zuebnen / als mit eim ſolchen hobel. Das ander iſt: Wann man mit einer Hacken nur ein Holtz von einander klibet oder ſpaltet / ſo ſey ſchon eine kuͤnſtliche Fuge zum leimen zugerichtet / welche gewiß ein Schreiner mit ſeinem Hobel nit nach - machen wuͤrde / wann gleich das beſte Eiſen darin. Diß muſten alle vmb - ſtehende mit lachendem Mund paſſiren laſſen.

Die XXVII. Auffgab. Ein Ginmaul zumachen.

Die Alten Kuͤnſtler haben zwey Braͤttlein mit dreyen Baͤndlein ſo kuͤnſtlich zuſamm gehefftet / daß ſie / wann man das eine an die Duͤllen gena - gelt / das ander auff zweyen ſeiten daran hangen koͤnnen / wie wir dꝛoben von einer Thuͤr geſagt / welche an beeden Orten auff vnd zugehet / vnd diß haben ſie ein Ginmaul genennet. Mach zwey viereckichte Brettlein / nit gar einer foͤrdern Spann lang / vnd vngefaͤhr ein drittel der Laͤng braͤit / auch 3 Meſ -

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ſerruͤck dick / abcd, aefc, in allem einer groͤſſe / darnach ſchneide drey ſchmale Pergamentene Riemlein / welche auff beyden ſeiten eben der Brettlein Farb haben / dann alſo wird die Kunſt beſſer verdeckt / ſie muͤſſen aber alle etwas wenigs laͤnger ſeyn / als ein Brettlein / das eine nagel mit einem ende neben an m auff das brettlein abdc, mit dem andern an das l deß Brettleins aefc, alſo wann man beede Brettlein auff einander leget / daß das Riemlein eben ſo lang ſey daß ſie davon juſt koͤnnen auff einander ligen / eben alſo handel auch mit dem andern Riemlein in ik. Das dritte nagel mit einem ende in h ans Brettlein aefc, mit dem andern ins g deß Brettleins abdc. ſo iſt das Ginmaul bereitet / vnd bleibt wie in vorher geſetzter Figur zu ſehen / dasBrettlein552Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden. Brettlein aefc, an der Lini fac hangen / ſo mans aber mit einem Stab zu - drucket / ſo wird die Lini ef, an der Lini bd hangen bleiben / vnd alſo hin vnd wider ſo lang man begehrt / ſich jmmer von einem ort zum andern haͤngen / welchs mit luſt vnd verwunderung zuſehen.

Die XXVIII. Auffgab. Durch ein Armbruſt eine Kugel mit groſſem gewalt weit zu treiben.

Jch will deſſen ein Exempel ſetzen / vnd in folgender Figur fuͤrſtellen / nur einen Armbruſt mit eim huͤltzenen Bogen wie die Kinder brauchen / darauß dann / wer der ſach nach dencket / wie ſolchs auff Geſchoß mit ſtaͤhlenen Boͤ - gen zurichten / bald finden wird. Es iſt ein gemeines Armbruſt abod, vnd

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af iſt eine huͤltzerne Roͤhrn in eim ſtaͤhlern Geſchoß muͤſſe ſie von Eiſen ſeyn / hat auf beydẽ ſeiten eine oͤffnung wie derẽ eine bey ef, damit die Senne moͤge darinnen auff vnd abgehen. So nun das Armbruſt ge - ſpannet / laͤſſet man eine Kugel hinein biß an die Sennen / doch daß ſie nit gar zu ge - trang darinn ſtecke / ſondern nur ſo ſtarck / wann mans Armbruſt vmbkehrt / daß ſie nicht herauß falle. So nun das Geſchoß loß gedruckt wird / treibt es die Kugel weit vnd ſtarck. Wer nun der ſach ferner nach - daͤchte / ſolte damit wunder thun / ja es were wol muͤglich mit groſſen ſtaͤhlern Boͤgen / Granaten vnd andere Kugel ohne Pulfer durch dieſe manter zu werffen.

Die XXIX. Auffgab. Ein zerbrochen Glaß zu leimen.

Nimb fruͤe nuͤchtern den Vnluſt oder Schleim ſo fornen ſich an den Zaͤnen anleget / leime damit ein Glaß / vnd ſey verſichert / daß es ſtarck halten werde.

Die553Fuͤnffzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XXX. Auffgab. Eine zerbrochene ſteinerne Tabacpfeiffen zu leimen.

Es geſchichet offt daß ein ſteinerne Tabacpfeiffe von einander bricht / vnd man nit alsbald eine andere kan zu kauffen bekommen. Solche nun zu leimen / ritze dich ein wenig an den Arm / daß du nur ein tꝛoͤpfflein blut bekom - meſt / damit leime die Tabacpfeiffen.

Die XXXI. Auffgab. Wie die Schwerdfeger machen / daß ein Degen gern außgehet.

Man findet offt Degen / ſo vngern auß der Schaiden gehen / ſolchem geſchwind zu helffen / ſo ſchmieren die Schwerdtfeger nur die Spitze mit Vnſchlich / ſo iſt der ſach geholffen: Dann gemeiniglich geſchichts / daß die ſpitzen roſten / vnd deßwegen der Degen vngern außgehet.

Die XXXII. Auffgab. Zumachen / daß ein Meſſer / Ring / oder anders auß einem Hafen ſpringe.

Laß einen Schloſſer eine ſtaͤhlene Feder machen von einẽ langen ſchin / wañs in die rundung gebogen iſt / in der groͤſſe daß mans in beeden Haͤnden verbergen koͤñe / wie bey abefcd zuſehẽ / das theil dc ſtehet etwas hoͤher als ab, hat auch vier loͤcher. So du nun bey einer guten Cõpagnia practicirn

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wilt / ſo druck dz co vnter das ab, ſteck ein rindle in hartes brots dazwiſchen / ſtells alſo in ein leeren Hafen / daß das brot uͤber ſich kom̃e. Nimb alsdañ etli - cher Perſonen Meſſer / ſtecke ſie alle in den Hafen / welche aber herauß ſprin - gẽ ſollẽ ſteck in die loͤchlein der federn / ſag du wolleſt da wiſſen / welche Bul - ſchafft habẽ / mach einẽ kraͤiß vmb den Hafen / mit etlichen ceremonien, vñ wañ du wilt / daß die Meſſer ſpringen ſollen / ſo gieß heiß waſſer darein / alsbald wird das brot erweichen das theil dc ſo ſtarck uͤberſich ſchnellen / daß es die Meſſer herauß wirffet. Diß kan man nun kurtzweil halben auff allerley caſus gebrauchen.

Ende deß fuͤnffzehenden Theils.

B b b bDer554Vorrede.

Der Erquickſtunden ſechzehender Theil / dar - innen XXXIII. Auffgaben vnd Fragen / von Chymi - ſchen vnd vielerley andern Kuͤnſten.

WJr haben / guͤnſtiger vnd Kunſtliebender Leſer / bißhero in fůnffzehen vnterſchiedlichen Theilen vn - ſerer Erquickſtunden allerhand Mathematiſche vnd Phyſicaliſche Auffgaben vnnd Fragen vorge - geben vnd abgehandelt / verhoffe damit einem jed - wedern auffrichtigen Gemuͤth meinem vermoͤgen nach / gnug gethan zu haben. Nun were es zwar an dem daß wir zum beſchluß vnd ende dieſes Buchs ſchreiten ſolten / allein weil vnſer Frantzoͤſiſcher Author vnter andern ſeinẽ Propoſitionib9 Mathematico-phyſicis auch etlich wenig Chymiſche Auffgaben an den tag gegeben / habe ich ſolche / damit ſeinem Tractat nichts abgehe / auch hie nicht außlaſſen ſollen: Weiln aber ſolcher wie gemeldt / ſehr wenig davon einen ſondern Theil dieſem Buch hinzu zu fuͤgen / alſo hat mich vor gut angeſehen / deß Authoris Kunſtſtůck zu mehren / vnd auch darinn an tag zu geben / welche mir zu ende dieſer 15 Theil erſt eingefallen / vnd nim̃er vnter jhre gebuͤrende Tittel gebracht werden koͤnnen. Meine meynung aber iſt anfangs geweſt / ſolchs mit einẽ Theil natuͤrlicher magiſcher Kuͤnſte zu beſchlieſſen / allein weil ſol - cher ein zimbliche anzahl / will ichs vor dißmal bey dieſen 16 Theilen al - ſo bewenden laſſen / vnd mit der zeit / ſo ich lebe vnd geſund bin / einen ſonderbaren Tractat davon laſſen in offnen Druck außgehen / vnd ob zwar von dergleichen allbereit geſchrieben / Plinius, Hieronymus Carda - nus, Albertus Magnus, Antonius Mizaldus, Paracelſus, Cornelius Agrippa, Fallopius, Johannes Baptiſta Porta, Johannes Jacobus Weckerus, Wolfgan - gus Hildebrandus, Joannes Staricius. vnd andere / viel gutes damit geſtiff - tet / deßwegen ſie auch jmmerwaͤrendes Lobes wuͤrdig: So iſt doch al - len ſolchen Kunſtverwandten nicht vnwiſſend / daß etliche vnter jhnen viel aberglaubiſches vnd gantz Zauberiſches werckes mit vntergemen - get / den Planeten Zeichen / wie auch andern Characteribus vnd bloſen worten eine ſonderbare Krafft vnd Wirckung zu geſchrieben / Jtemdaß555Vorrede. daß viel mit vntergemiſchet / welchs ſich in der That vnd praxi niemals befunden. Etliche haben die beſten Stůck / davon der Kunſtliebende Leſer ſeinen beſten Nutz haben vnd ſchoͤpffen koͤnnen / gantz kurtz vnd dunckel an tag geben. Jch aber der ich allem Hexen: Zauberwerck vnd Aber: oder Ketzer glauben feinder als dem Teuffel ſelbſten / auch nie - mals gewilt geweſt / die Edle / hochruͤhmbliche / natůrliche Magiam mit dergleichen vnzimblichen vnd vnchriſtlichen mackeln zu beflecken / hab von Jugend auff eynig vnd allein / was natuͤrlich / wunderlich / nůtzlich vnnd kuͤnſtlich / zuſamm getragen / vnd was probieret vnd juſt befun - den worden / mir lieb ſeyn laſſen / dergleichen ich auch dem Leſer zu gu - tem begehre mit zu theilen Gott verleyhe nur den lieben Frieden / Ge - ſundheit vnd Ruhe / Amen.

Jch will aber alle die Jenigen / welchen dieſes Buch vorkommet / hiemit reſpectivè vnterthaͤnig / dienſtlich vñ freundlich gebeten haben / das jenige ſo bißhero geſchriben vnd folgend geſchrieben werden ſoll / als eine wolmeynende guthertzige Mittheilung / im beſten zu vermer - cken vnd nicht mißguͤnſtig davon zu judiciren vnd zu vrtheilen / die al - ten gelehrten Rabbinen / ja die H. Schrifft ſelbſten neñen einen mißguͤn - ſtigen Menſchen ein boͤſes Aug / als das jenige / ſo zwar das gute anſi - het / vnd es doch fuͤr boͤß auß falſchem Hertzen außſchreyet. Will man eines Menſchen Auffrichtigkeit vnd Vernunfft ſpůhren vnd erkennen lernen / ſo kans geſchehen / wann er redet vnd von andern ein Vrtheil faͤllet / alſo daß jener gelehrte Mann recht vnd wol geſagt:

Auß der Red wird geſchaͤtzt der Mann /
Wol dem der zur Zeit ſchweigen kan /
Die Red erklaͤrt deß Menſchen Gmuͤth /
Biſt du weiß / deine Zung behuͤt:
Mancher der ſchweigt / wird weiß geacht /
Reden jhn zu eim Narꝛen macht.
Drumb nimb dein Vrtheil wol in acht /
So kommſt nicht in boͤſen Verdacht /
Soll man dich ſelbſt nicht reformiren /
So laß dein Naͤchſten auch paſſiern.

Gut were es / daß maͤnniglich dieſe Regel in acht neme: Dann al - ſo wuͤrden viel Vnſchuldiger vngetadelt bleiben / auch mancher demB b b b ijgemei -556Vorrede. gemeinen Nutzen zu gut viel publiciren / welchs / bey ſo Beſchaffenheit der Sachen dahinden vnd verligen bleibt. Deßwegen wird auch der Leſer von mir allhie freundlich vnd trewhertzig gewarnet die Zeit vnd Gelegenheit wol in acht zu nemen / auch / wann er von mir geſchriebens Kuͤnſtlein luſt oder nutzes halben gebrauchen wil / zu zuſehen was Per - ſonen er vmb ſich habe / vnd an welchem Ort er practicire / vñ weil vie - lerley Huͤt vieleꝛley Koͤpff / hab ich offtmal erfahꝛen / daß manches ſtuck von vielen mit frewden vnd verwunderung angenommen / welchs etli - che Naſeweiſe verlacht vnd fuͤr Kinder poſſen außgeſchrien / ja als ich nicht vnlangſt bey guten Freunden / nur diß einig Stuck vorgab: Jch wolte nemblich einen Ring in ein Waſſer legen / ſo in ein Geſchirꝛ ge - goſſen / vnd ſolchen mit trucknen Haͤnden wider herauß nemen / daß doch das Waſſer im Geſchirꝛ verbliebe / diß wolte ein jeder gerne ſehen / dann es keiner wuſte. Als ich aber practicirte / fieng einer an / diß were ein Salbader / meynte damit mich auffs aͤuſſerſte zu verlachen vnd zu verachten. Allein meine Antwort war dieſe: Jſt diß ein Salbader / vnd jhꝛ habt jhn nicht gewuſt / ſo gedenckt / was jhr redet vnd wo ewer Ver - ſtand ſpatzirn gehe. Summa / es gibt ſeltzame Koͤpffe in der Welt / von welchen ich mich wider zum Leſer wende / vnd alſo beſchlieſſe:

Leſer nimb an diß Buch mit glimpff /
Brauche es zum Ernſt vnd zum Schimpff /
Zum Nutz vnd zur Ergoͤtzlichkeit /
Vertreib damit trawrige Zeit /
Laß reden wer nicht ſchweigen mag /
Biß etwas beſſers komm an Tag.
Wer will den Klang nemen der Schelln?
Boͤſe Hund muß man laſſen belln.
Die557Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Die I Auffgab. Ein Gleichnuß der groſſen Welt zu machen.

Grabe auß einer fetten Erden / an den Baͤchen / ſo zu vnterſt an den Bergegen (da es Gold oder Silber Gruben gibt) lauffen / Salpeter / ver - miſch denſelben fein ſauber mit dem calcinirten Jove hermeticè, darnach lege jhn in ein Cornuë deſſen recipient ſey von Glaß / wol verlutiret vnd ovaliſciert, doch daß auff den Boden Blaͤttlein Gold gelegt werden. Nun

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mach das Fewer auff die Cornuë, ſolang biß die Daͤmpffe ſich erheben vnd auffſteigen / welche ſich anlegen werden an das Gold / erhalte das Fewer ſo lang daß ſie nicht wider zu ruck ſteigen / darnach thue den Recipienten hinweg / verſtopffe ſolchen hermeticè, vnd mach ein Fewer oder Lampe darunter / ſo lang biß man darinn repræſentiert ſehe / was die Natur zu ſe - hen darinn operiert, als Blumen / Baͤume / Frucht / Brunnen / Sonn /B b b b iijMond558Sechzehender Theil der Erquickſtunden. Mond / Planeten / vnd andere Sterne. Die Form deß Recipienten vnd Cornuë beſihe in beygeſetzter Figur. A iſt die Cornuë, B der Recipient, vnd diß Stuck iſt genommen auß dem Frantzoͤſiſchen Authore.

Die II. Auffgab. Die Regeneration der Kraͤuter excellenter zu practiciren / wann die Planeten davon nicht koͤnnen getragen werden / daß man ſie verſetze wegen der diſtants der oͤrter / auß dem Frantzoſen.

Nimb nach deinem belieben ein Kraut / brenne es zu Aſchen / vnd calci - nier ſolche zwo Stund lang hermeticè, mit zweyen Diegeln / einen auff dem andern / wol außgelaͤutert / darauß ziehe das Saltz / das iſt / Gieß Waſſer daran / bewege es / laß ſich die Materi wider ſetzen / vnd diß thue zweymal / mach daß es evaporiere, das iſt / das Waſſer werde geſotten / biß es gantz einſiede vnd ſich verzehre / ſo bleibt ein Saltz auff dem Boden / welches du hernach in eine gute fette Erden ſaͤen magſt / wie auß dem Theatro Agri - culturæ zu erſehen

Die III. Auffgab. Eine ſtaͤte jmmerwaͤrende Bewegung zu machen / welche man doch bißhero weder durch Waſſer / Fewer / oder Vhrwerck finden koͤnnen.

Nimb fuͤnff oder ſechs Vntzen Amalgamez von der Venere, vnnd gleiches Gewichts vom Jove, zerreib es gantz vnd gar mit zehen oder zwoͤlff Vntzen deß ſublimierten, vnten im Keller auff Marmelſtein / ſo wirds in vier Stunden werden wie Baumoͤl / diß muß diſtilliert werden / zu letzt gibt man Fewer deß Triebs / ſo wird es ſich ſublimiern, in einer tꝛucknen Sub - ſtants / Setz das Waſſer wider auff die Erde (gleich wie Laugen) ſo auff dem Boden deß Kolbens iſt / ſchmaͤltz das jenig was du kanſt / philtrirs her - nach diſtilliers, ſo werden gar ſubtile Atomi erſcheinen / welche in ein wol -vermachte559Sechzehender Theil der Erquickſtunden. vermachte glaͤſerne Flaſchen geſchloſſen / vnd wol trucken muͤſſen gehalten werden / ſo wirſt du deinem begehren ein genuͤgen gethan haben / vnnd dein Wunder ſehen / ſagt der Author, ja das Jenige deßwegen ſich bißhero die gantze Welt bemuͤhet.

Die IV. Auffgab. Den Arborem Philoſophorum vegetativ zu machen daß man das wachſen augenſcheinlich ſpuͤret / auß dem Authore.

Nimb zwo Vntzen Schaidwaſſer / diſſolvier ſolches in einer halben Vntzen Fein Silber auff der Capelln / darnach nimb ein Vntz Schaidwaſ - ſer / vnd zwey quintlein Queckſilber darein / miſch beede Materien vnter ein - ander / darnach ſchuͤtte es in eine Flaſchen darinn ein halb pfund Waſſer iſt / vnd wol verſtopffet werde / ſo kan man jhn ſo wol am Stamme als an den aͤſten taͤglich ſehen wachſen.

Die V. Auffgab. Rote vnd weiſſe Haar zu ſchwaͤrtzen.

Der Author ſagt / man brauche naͤchſt vorhergehendes Secret, die weiſſen vnd reten Haar ſchwartz zu machen / daß die Farb nicht abgehe / biß ſie außfallen. Allein man muͤſſe ſich wol vorſehen / daß die Haut damit nicht beruͤhret werde: Dann ſolche compoſition ſo corroſiv, daß ſie als - bald wuͤrde Blattern auffziehen / vnd groſſen Schmertzen cauſiren.

Die VI. Auffgab. Ein Cementum ſo hart zu machen / welchs dem Lufft vnd Waſſer widerſtehen kan / vnd ſich mit diſſolviere.

Man neme einen Metzen oder Strich gutes Moͤrders / ſo gantz klein zerſchlagen ſey / darunter miſche man new außgeloͤſchten Kalch ein halben ſtrich / vnd ſchuͤtt darauff ein maͤß Baum: oder Leinoͤl / ſo wirds ſo hart wer - den / wie Marmelſtein / wann mans zu rechter Zeit brauchet.

Die560Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Die VII. Auffgab. Einem jeden Holtz eine Farb zu machen / wie Ebenholtz.

Reibe das Holtz mit außgeloͤſchtem Schaid waſſer / vnd wanns trucken iſt / ſo mach drey oder vier Laͤger von guter Dinten / darinn kein Gummi ſey / Darnach reib den Stab mit einem leinen Tuͤchlein / oder mit einer Puͤrſten oder aber mit Spanniſchen Pimſen / dann reibs auch fein leiß vnd ſanfft mit Wachs / ſo es nun endlich mit wuͤllen Tuch abgetrucknet wird / ſihet es dem Ebenholtz nicht vngleich / damit es aber eine rechte ſchweren habe / iſt das Birnbaͤumenholtz dazu am bequembſten.

Die VIII Auffgab. Jn der Noth wo man kein Fewer haben kan / lang in der Kaͤlte außzutawern.

Thomas Lambertus Schenkelius der beruͤhmbte Mnemonicus, machts alſo: Er nimmet ein klein Vaͤßlein / darein einer naͤhrlich ſein Fuͤß ſetzen kan / fuͤllet ſolchs nicht gar halb mit Hew (doch alles nach deme es hoch oder nider) wann ſolches geſchehen / ſetzt er eine gute Winterhauben auff / legt einen gefuͤderten Rock an / ſetzet ſich vor das Vaͤßlein / ſtellet die Fůß dar - ein / fuͤllet alsdann das leere theil deß Vaſſes mit Hew auß / vnd ſitzet alſo / daß der Leib auff den dicken Beinen aufflige: Nun weil der Menſch eine merckliche Waͤrme ſpuͤhret vnd empfindet / wann nur die Fuͤß recht warm gehalten werden / ſchlieſſet er / man koͤnne ſich durch ein ſolchs Mittel lang in der Kaͤlte auffhalten.

Die IX. Auffgab. So man im Winter reiten ſoll / die Fuͤß vnd Bruſt vor Kaͤlte zu bewahren.

Stuͤlpe einen bogen Papier uͤber ein jeden Fuß / gieß Brandtwein in die Stieffel / leg die Struͤmpff uͤber das Papier an / vnd fahre alſo in die Stieffel / vor die Bruſt aber nim̃ ein halb: oder gantzes buch Schreibpapier / ſo wirſt du ein merckliche Huͤlffe wider die Kaͤlte haben.

Die561Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Die X. Auffgab. So einem ein Finger oder die Naſen erfroren / wie ge - ſchwind zuhelffen.

Jn Poln vnd Liffland da ein ſehr kalt Land / wann den Leuten die Na - ſen oder ein ander Glied erfreurt / daß ſie nichts mehr daran empfinden / auch in der eyl zu keiner warmen Stuben gelangen koͤnnen / ſtecken ſie das er - frorne Glied in ein kalt Waſſer / oder halten einen Schnee daran / ſo wird jhnen geholffen.

Die XI. Auffgab. Einen alſo zu ſchwaͤrtzen / daß er ſich nicht leichtlich wider koͤnne rein abwiſchen.

So man Kihnruß mit Gaͤnßſchmaltz anmachet / damit die Haut ſchwaͤrtzet / wird ſolche nicht bald wider rein abgewiſcht werden: Vnd der - gleichen Salben brauchen die Zigeiner an den weiſen Perſonen / welche ſie in jhre Zunfft annemen / dann wann ſie ſolche Schmier brauchen / vnd da - mit lang in der Sonnen gehen / bleiben ſie ſchwaͤrtzlich / wann ſie ſich gleich waſchen / dazu verbrennet ſie auch die Sonne / vnnd hilfft alſo eins dem andern.

Die XII. Auffgab. Daß man dir einen Pfennig mit einer Půrſten nicht auß der Hand keeren koͤnne.

Macht die Hand flach / lege mitten darein einen gemeinen Pfennig / gib einem eine Straͤhlpuͤrſten in die Hand / heiß jhn mit ſolcher dir den Pfennig auß der Hand kehren / je mehr aber er ſolchs zu verrichten ſich be - muͤhet / je weniger kan er den Pfennig bewegen: Dann weil der Pfennig ſehr duͤnn / vnd die Hand hol / koͤnnen jhn die Poͤrſter nicht faſſen vnd heben / darzu iſt ſie ſehr groß / vnnd an einem Ort ſo wol als am andern vmb den Pfennig.

C c c cDie562Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XIII. Auffgab. Eine gantz wilde Hennen / ſo zaam zu machen / daß ſie von ſich ſelbſt / vnbeweglich ſtill vnd in groſſen forchten ſitze.

Wilt du eine wunderliche Kurtzweil anfangen / ſo nimb ein Henne / ſie ſey beſchaffen wie ſie wolle / ſetze ſie auff einen Tiſch / halt jhr den Schnabel auff den Tiſch / fahr jhr mit einer Kreyden uͤber den Schnabel hernach der laͤng hinauß / daß die Kreyde von dem Schnabel an einen ſtarcken langen ſtrich auff den Tiſch mache / laß die Henne alſo ledig / ſo wird ſie gantz er - ſchrocken ſtill ſitzen / den ſtrich mit vnveraͤnderten Augen anſehen / vnd wann nur die Vmbſtehenden ſich ſtill halten / nicht leichtlich von dannen fliegen. Eben diß geſchiehet auch / wann man ſie auff einem Tiſch haͤlt / vnd jhr uͤber die Augen einen Span leget.

Die XIV. Auffgab. Zwo Hennen auff zweyen Fingern in eine Stuben bey Naͤchtlicher weil zu tragen.

Gehe zu Nacht in einen Huͤnnerſtall / vnd wann die Huͤner zu jhrer ruh auffgeſeſſen / halt jhrer zweyen zween Finger an die Sporn oder Kloen / ſo ſi - tzen ſie auff / vñ leiden daß du ſie traͤgeſt wohin du wilt / ſo einen ſtarckẽ ſchlaff haben die Huͤner. Die Hannen aber ſeynd leichtlich zu erwecken.

Die XV. Auffgab. Ein wunderliche Experients mit einer Hennen / ſo durch den Kopff geſtochen iſt.

So man einer Hennen den Kopff auff den Tiſch leget / jhr ein Meſſer recht mitten auff den Kopff ſetzet / vnd mit einem Deller oder Hammer gantz durch den kopff ſchlaͤgt / alſo daß das Meſſer im Tiſch ſtecket / wirds der Hen - nen nichts ſchaden / wann nur das Meſſer geſchwind wider auß dem Tiſch gezogen / der Hennen aber der Schnabel geoͤffnet / vnd ein broͤcklichen Brodt darein geſchoben wird. Haͤtte ichs nicht ſelbſten probiert / wuͤrde ich ſolchs zu glauben ſchwerlich bewegt worden ſeyn.

Die563Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XVI. Auffgab. Einem ſein Hembd / durch einen ſeiner Wammes Ermel gantz vnd ohne ſchaden herauß zu ziehen.

Wie wunderlich diß einem erſtlich vorkommet / iſt leichtlich zu erachten: Allein wie ichs gelernet / hab ich deß Schnacken gnug lachen muͤſſen. Laß einem das gantze Hembd hinden uͤber den Rucken hangen / vnd vornen alſo bey dem Halß einhaͤckeln / die beede Ermel aber durch die Wammes Ermel / bloß ſtecken / vnd vornen zwiſchen den Arm vnd Haͤnden auch zuhaͤckeln / al - ſo daß die Zuſeher nicht anderſt meynen / als habe er das Hembd gantz an. Wette nun mit eim andern / du wolleſt jhm ſein gantzes Hembd durch den rechten Wammes Ermel herauß ziehen: So du nun practicirn ſolt / laß jhn die Haͤcklein am Hembd allenthalben / wie auch die Wammes Ermel ſo weit als man kan / auffmachen / greiff jhm oben zum Wammes hinein / ziehe den lincken Ermel deß Hembds allgemach durch den Wammes Ermel / doch daß er vngeſehen im Wammes verbleibe Zum andern / greiff jhn an den Rucken hinein / hilff dem hinab hangenden hembd ein wenig gegen der rechten hand in die hoͤhe / drittens fang bey dem rechten Ermel das Hembd an zu ziehen / hilff mit der andern Hand jmmer am Rucken hernach / ſo bringeſtu mit ver - wunderung aller Vmbſtehenden / das Hembd gantz durch den Ermel.

Die XVII. Auffgab. Daß ein Apffel auff dem Tiſch vmblauffe.

So man etliche loͤcher in einen Apffel machet / Queckſilber darein geuſt / vnd wider verſtopffet / ſo laufft er herumb.

Die XVIII. Auffgab. Eine Katz an ein Meſſer an die Wand zu hencken / daß man meyne ſie ſey gantz durchſtochen.

Nimb ein Eßmeſſer / faß der Katzen die Haut auff den Rucken / mit der einen Hand wickels fein gehebe / vmb die ſchneiden vnd rucken deß Meſſers herumb / ſteck das Meſſer alſo in eine Wand / ſo wird die Katz daran hencken bleiben / vnd die ſach ein wunderlichs außſehen bekommen.

C c c c ijDie564Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XIX. Auffgab. Wie auff eine Zeit ein Philoſophus einen Diebſtal erfuhre

Einem gelehrten Philoſopho, ward auff eine Zeit von ſeiner Ehehal - ten einem / ein ſilberner Becher entwendet / Nun hatte er einen Argwohn / vnd den nicht ohne vrſach / als ſein juͤngſter Diener ſolchen promoviert, der ſach aber gewiß zu ſeyn: Laͤſſet er all ſein Haußgeſind zuſam̃ fordern / erin - nert ſie guͤtlich / da ſich einer vergrieffen / er wolte vngezwungen den Becher wider her geben / ſo ſolte er hingegen nicht ruchtbar gemacht werden: Ließ ſie alſo wider abtretten / als ſich aber der Dieb nicht anmeldten wolte / ſetzte er ei - nen gantz beruſten Keſſel vmbgekehrt in einen Keller / laͤſt ſein Geſind wider zuſam̃ kommen / vnd ſagt: Wolan weil ſich der Dieb nicht wil angeben / vnd jhr euch alle vnſchuldig er klaͤret / ſo bewaͤret ewer Vnſchuld / Es gehe einer nach dem andern in den finſtern Keller / da werdet jhr bald an der Stiegen einen gantz ruſſigen Keſſel antreffen / ein jeder ſtreiche ſeine beede Haͤnde dar - uͤber / laß auch keiner / wann er auß dem Keller kommet / ſeine jnwendige hand einigen Menſchen anſchawen / ja keiner ſoll ſeine eygene Haͤnde vnter deſſen anſehen / ohne meinen befehl / wem nun ſeine Haͤnde ſauber vnd vnberuſet bleiben / der iſt vnſchuldig. Auff ſolchen Befehl gieng ein Perſon nach der andern in Keller / die vnſchuldigen fuhren vnverzagt mit beeden Haͤnden ſtarck vber den ruſigen Keſſel der Schuldige aber hatte ein boͤſes Gewiſſen / gieng zwar in den Keller als ob er den Keſſel auch beruͤhren wolte / thete es a - ber nicht. Wie ſie nun alle gangen waren / hieß er ſie alle jhre Haͤnde zugleich zeigen / darunter war keiner ſo nicht beruſte Haͤnde hatte / als der Dieb / dar - auß der gelehrte Philoſophus abnam / daß er an der that ſchuldig / triebe jhn auch mit Worten ſo weit / daß er den Diebſtahl bekennen muſte.

Die XX. Auffgab. Eine Flaſche oder Glaß mit einem Strohalm auffzuheben.

Nimb einen Strohalm / ſo fein gantz / biege daran einen ſpitzigen Win - ckel zu vnterſt / alſo daß das vnterſte Haͤlmlein deß Winckels etwas laͤnger ſey / als die Breite deß Geſchirrs iſt. Stoß den Halm zwifach hinein / daswann565Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

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wann du jhn bey den laͤngſten theil ergeiffeſt / vnnd in die Hoͤhe hebeſt / das kleinere vnd kuͤrtzere theil deß Halms / ſich an der einen Seiten deß Geſchirꝛs anſpreiſſe / ſo bleibt das Glaß / an den erhebten Strohalm hangen / wie auß der Figur zu ſehen. Vnd diß macht der ſpitzige Winckel ſo am meinſten tra - gen muß / dann ſolcher wird wie ein centrum gehalten / weil aber das eine Ende deß kuͤrtzern Strohalms weit von ſolchem centro, darffs nicht ſchwe - rer tragen / vnd bleibt deßwegen ſolches Theil vngebogen.

Die XXI. Auffgab. Daß es wol muͤglich im Schmarrackeln auff einen Schuß neun Kegel vmbzuſchieſſen.

Der Author ſetzet eine Sach ſo nicht vnmuͤglich: Weil ich ſelbſten der - gleichen einmal mit meinen Augen geſehen / vnangeſehen aber die Kegel al - le neun von jhꝛem Stand geſchoſſen worden / vberwurff ſich doch der neunte Kegel weit vom Spiel / vnd ſtunde wider auffrecht. Einem aber / einen vn - ter richt zugeben / wie ers offt thun koͤnte iſt nicht wol muͤglich / es were dann daß die Kegel naͤher als Kegelsweit von einander ſtunden. Wir wollen deß Authoris meinung hieher ſetzen / vnd wo es von noͤhten / etwas deutlicher erklaͤren: Er ſagt aber / man koͤnne auß mathematiſchen Gruͤnden / wol be - weiſen vnd darthun / daß ſolchs muͤglich ſey ins Werck zu ſetzen. Der jenige aber ſo diß practiciren wolte / muſte im Kegel Spiel geuͤbt ſeyn / vnd eine run - de hurtige Fauſt haben welche ſo perfect als die Mathematiſche demon - ſtration. Ein ſolcher koͤnte auch 7. 6. weniger oder mehr nach belieben ſchla - gen.

C c c c iijEs566Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Es werden aber in dieſem caſu, die Kegel in eine Grade vierung / Kegel - weit von einander / drey vnd drey in einem Glied nach einer rechten Lini ge - ſetzet / wie ſie folgend verzeichnet ſeynd / mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9 Nun geſetzt ein wolgeuͤbter Kugler fieng an zu ſchlagen bey dem Kegel . 1. welchen er auff die Kegel 2. vnd 5. triebe / oder nur ſtieſſe / bald aber die Kugel auff 4. zu wirffe / alſo daß ſtoſſen vnd ſchieben kein Augenblick von einander / vñ die - ſen Vortheil niemand ſpuͤhren koͤnne / ſo er nun den Kegel 1. tieff gnug fort -

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geſtoſſen / iſts muͤglich daß er an den Kegel 2 braͤlle / vnd durch ſolchs braͤllen ſich abſtoſſe vnd den Kegel 5 treffe / der Kegel 2 ferner den Kegel 3. der Ke - gel 5 aber ebener maſſen die zween 6. 9. vmbſchluͤge / wie der Kegel eins die beede Kegel 2. 5. So were es nun letzlich leicht / daß die Kugel die 2 Kegel 4 vnd 7 vmbſchluͤge / der Kegel 4 aber den Kegel 8. So wird nun durch diß mittel das gantze Kegelſpiel vmbgeſchoben ſeyn / allein die Bewegung nach vnſerer Manier wird allzeit præſupponiert vnd geſetzt. Weiln aber mancher mehr Kugel von der Hand / mancher mehr uͤber die Hand ſchlagen kan / ſtehet einem jeden frey ſich zu ſeinem vortheil zu ſtellen / vnnd darnach auch zuſchlagen. Jſt er geuͤbt uͤber die Hand zuſchlagen / ſo ſtoſſet er 1. auff 4 vnd 7 ſchiebt aber auff 2 vnd 3. Spielet er aber wol vor der Hand / ſo ſpielet er wie droben gedacht: Darauß dann folget / daß es noch eh muͤglich 8. 7. 6. oder weniger Kegel auff einmal zu treffen. Ja auch die je - nigen welche einem vorgegeben werden.

Die XXII. Auffgab. Ein uͤberauß ſchoͤnes Kunſtſtuͤck / ein einfachs Papier in der mitte kuͤnſtlich von einander zu ſchelen.

Der Hochloͤbliche / vnd in allerley ruͤhmlichen Kuͤnſten trefflich geuͤbte Kaͤyſer Rudolphus II. hat ſich mit dergleichen Kunſt ſelbſten delectiert,wie567Sechzehender Theil der Erquickſtunden. wie ich dann dergleichen von jhme geſchnidten in meinen Haͤnden gehabt. Wer ein ſolchs Papier erſtlich anſihet / haͤlt die Kunſt vor vnmuͤglich / ich habe aber nicht ruhen koͤnnen biß ich darhinder kommen / vnd durch fleiſſi - ges nachſinnen gefunden. Es verhaͤlt ſich aber alſo: Folgendes ſtuck iſt auß einem ſtuck Papiers geſchnidten / ſo weit es ſchattieret / dañ die trapezia ad, bc ſeynd außgeſchnidten / das ſtuck ef aber iſt bey o von der Leiſten abhg, alſo abgeſondert / daß das Papier bey o von einander geſcheelet / vnd wann man das e uͤber ſich hebt / ſolchs gantz ſey / vnd die Leiſten abhg auch gantz. Nun iſt die Frag / wie das Papier ſo nett in der mitte koͤnne von ein - ander geſcheelet werden.

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Leg ein ſtuͤck gemeines Papiers auff ein glatten Tiſch / nimb ein ſcharf - fes Scheermeſſer oder Federmeſſerlein / fahr mit der ſchaͤrff ſo lang vnd viel an dem Papier her / biß du ein zimliches ſtuck zertheileſt / wann ſolchs geſche - hen / muß das Papier erſt wie vorhergehendes formiert werden: Dann wers im anfang alſo formirn wolte / wuͤrde in ewigkeit ſeim begehrn kein genuͤgen thun. Sapienti ſat dictum.

Die XXIII. Auffgab. Ein wunderliche Experients von einem Meſſer vnd Wiſch - tuͤchlein / in welcher das ſchwache dem ſtarcken obligt.

Sag zu deinem Geſellen / den du ein boſſen machen wilt / er ſoll dir ſein Meſſer leyhen / damit wolleſt du dein Wiſchtuͤchlein zerhawen / leg dein Wiſchtuͤchlein einfach auff ein Glaß / faß es vnten mit den Haͤn - den fein ſtarck zuſammen / daß es oben gantz geheb auff dem Rand aufflige / hacke mit dem Meſſer darauff / ſo kanſt du es an allen orten ſcharticht ma - chen / deinem Tuͤchlein aber werden deß Meſſers ſtreich nicht ſchaͤdlich ſeyn. Die568Sechzehender Theil der Erquickſtunden. Die Vrſach warumb das Meſſer als das haͤrteſt / vnd nicht das Tuͤchlein vnd Glaßverſeeret werde / kan ich noch nicht finden / will aber die ſach dem guͤnſtigen Leſer zu demonſtriern heimſtellen.

Die XXIV. Auffgab. Ein ablang geſchnidten Papierlein eines Fingers lang zu werffen / daß es auff der ſchaͤrff ſtehe.

Es ſey gegeben das Papierlein abcd, das ſoll alſo auff ein Tiſch ge - worffen werden / daß es entweder auff der ſchaͤrff cd oder ab ſtehe. Wer den griff nicht weiß / vnd das Papierlein 1000 mal wuͤrfft / wird es nicht ſtehend

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werffen koͤnnen: So du es aber ſtehend werffen wilt / ſo biegs wie bey e zu ſe - hen /. Alsdann wirffs / ſo bleibt es auff der ſchaͤrffe ligen / wie begehret wor - den.

Die XXV. Auffgab. Einen Apffel durch ein Papier entzwey zu ſchneiden / daß das Papier vnverletzt bleibe.

Leg ein ablang geſchnidtens Papierlein eines Fingers lang vnd brait / ſetz das Meſſer darauff / druck alſo darauff / ſo kanſtu das Meſſer mit ſampt dem Papier durch den Apffel drucken / daß er entzwey gehe / das Papier aber gantz bleibe.

Die XXVI. Auffgab. Ein Ey auff die Spitzen zu ſtellen.

Als Columbus vor der Zeit / durch muͤhſame gefaͤhrliche Schifffahr - ten / die newe Welt (wie mans damals pflegte zu nennen) eꝛfunden / jhme aber grobe vnverſtaͤndige Leut vorwarffen / das were von jhme kein groſſes wun - der / weils andere nachthun koͤnten. Der hochverſtaͤndige Am̃iral ließ jhme / jhren Vnverſtand jhnen hoͤflich zu verſtehen zu geben / ein Ey langen / ſagte zu jhnen: Lieben Freund / ſtell mir einer diß Ey zu gefallen auff die Spitze / ſie entſchuldigten ſich alle / es were jhnen zu thun vnmuͤglich / daꝛauff nam erdas569Sechzehender Theil der Erquickſtunden. das Ey / zerſtieß deſſen Spitze ein wenig / vnd ſtellet es alſo auff die zerſtoſſene Spitze. Sie ſagten wie vor / diß were ein ſchlechtes / weils nach koͤndte ge - than werden. Ja antwortete er / weil ichs euch gewieſen / ſo koͤnnet jhrs auch / were ich aber nicht geweſt / ſo haͤttet jhrs noch nicht gekoͤnnt / ſie muſtens be - kennen / daß dem alſo were. Alſo ſagt er wider / haͤtte ich andern den Weg nicht in die newe Welt gezeiget vnd gebahnet / ſie wuͤrden ſchwerlich hinein geſchiffet ſeyn. Diß war nun eine hoͤfliche Abfertigung. Solte aber Co - lumbus noch heutiges Tags leben / muͤſte er von der ſetzigen Welt lernen / ein Ey vnzerſtoſſen / das iſt / gantz auff die Spitze zu ſtellen. Man practici - rets aber alſo: Nimb ein Ey / zerſchuͤttel in der Hand den Dottern ſo ſtarck du kanſt / vnd ſolteſt du ein vierthel oder halbe vierthel ſtund daꝛan ſchuͤtteln / alsdann trage es vor die Leut / lege einen Spigel auff einen Tiſch / welcher der Bleywag juſt nachgeſetzt iſt / ſetze das Ey mit der ſchaͤrffſten ſpitzen auff den Spiegel / vnd wiege das Ey mit beeden Haͤnden bald da / bald dorthin / biß es endlich ſtill ſtehet / diß geſchicht aber weil der Dotter zerſchuͤttelt / vnd ſich als eine ſchwere Materi zu Boden ſetzet / ſo er aber nit zerſchuͤttelt wuͤr - de / were es auch nicht muͤglich / das Ey auffzuſtellen.

Die XXVII. Auffgab. Jn einen Apffel ein Stern zu ſchneiden.

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D d d dNimb570Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Nimb einen zimblichen groſſen Apffel / ſchneide uͤberzweꝛch mit einem ge - raden ſchnidt / einen Platz herunder / auff ſolche gerade flaͤche deß Apffels ſoll der Stern geſchnidten werden. Schneide erſtlich ein vierfaches Creutz darein / nach den Linien ac, hf, bd, eg. alſo daß du das Meſſer ſchlems halteſt / wann nun ſolche achtſchnidt geſchehen / muß man das Meſſer auff die andern ſeiten ſchlems halten / vnd wider in ſolche Linien ſchneiden. Zum

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dritten / muͤſſen eben ſo doppelt geſchnidten ſeyn die Linien ac, af, hc, hd, bg, bf, ed, cg, Wann ſolche ſchnidt auch verrichtet / ſo werden ſich die ſtuͤck o, p, &c. mit dem Meſſer außheben laſſen / die ſtuͤck aber x, z, &c. wer - den außgeſchnidten / ſo reſtirt auff dem Apffel ein ſchoͤner erhoͤchter Stern.

Die XXVIII. Auffgab. Mit der Kreyden ein ſtrichlein zu machen in die Hand / vnd ſolch in ein Creutz zu verwandeln.

Nimb ein Meſſer / ſchab eine Kreyden / daß das Pulfer vornen an der ſchneiden nach einer rechten Lini eines Fingerglieds lang herablige / thue die lincke Hand auff / ſtreich ſolches Pulfer Creutzweiß uͤber die Lini welche die Chiromantici nennen lineam menſalem. Zeichne alsdann / derKunſt571Sechzehender Theil der Erquickſtunden. Kunſt ein anſehen zu machen / ein ſtrichlein mit der Kreyden auff den Tiſch / wañ du die lincke Hand darunter hielteſt / daß die Kreyden dariñ mit ſolchem ſtrich ein Creutz macht. Laß die Hand vnter den Tiſch / wiſch das ſtrichlein mit der rechten Hand auß / ſchlag auff den Tiſch / druck die lincke Hand zu / ziehe ſie herfuͤr / ſo wird ſich das Creutz in der Hand ſehen laſſen / die Vrſach iſt greifflich / darff deßwegen nicht ferners demonſtrirens.

Die XXIX. Auffgab. Fuͤnff Deller alſo zuſamm zu fuͤgen / daß allezeit ein jedes viere anruͤhre / das iſt / daß ſie alle fůnffe einan - der anruͤhren.

Wie ſchwer ſolchs dem Vnwiſſenden zu verrichten ſey / iſt darauß ab - zunemen / weil etliche ſolchs fuͤr vnmuͤglich halten. Habe mich auch lang da - mit bemuͤhet / biß ichs zuwegen bracht. Nimb fuͤnff huͤltzerne Deller / in einer groͤſſe vnd dicke / lege die drey wie bey der Figur abcd zu ſehen / alsdann halte das vierte / daß es hinten auff dem plano bey b auffſtehe / vnd alſo auch

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beede Deller ac anruͤhre / vnd mit ſeiner braite alſo gegen dir ſtehe. Alsdann nimb das fuͤnffte Deller / ſtelle es auff das Deller bey d gegen dem erſtgelein - ten / ſo werden ſich die fuͤnff Deller einander anruͤhren / diß koͤndte auch mit fuͤnff Reichsthalern geſchehen / mit fuͤnff Bretſteinen wers vnmuͤglich / weil ſie zu ſchmal vnd zu dick.

Die XXX. Auffgab. Warumb die Ballnbinder / Hellerleut oder andere Traͤger vnter der Laſt ſich biegen.

Mancher doͤrffte meynen / weil die Laſt ſo ſchwer / moͤchten ſie den Traͤ - ger alſo nider drucken / daß ſie vorſich gebogen einhero gehen muͤſten. Allein Baldus in Mechan. fol. 166. ſetzet die rechte vrſach / welche ich allhie etwas deutlicher außfuͤhren will. Wann der Menſch auffrecht ſtehet ohne Laſt / iſt das centrum der ſchwere mitten in ſeinem Leibe an der Winckelrechten Lini von der Erden. So er aber eine groſſe Laſt auff dem Rucken hat / kom -D d d d ijmet572Sechzehender Theil der Erquickſtunden. met das centrum der ſchwere von der mitte deß Menſchlichen Leibes Wag / vnd iſt zwiſchen gedachtem Leib vnd dem Laſt / alſo daß die Laſt den Men - ſchen wuͤrde zu ruck reiſſen vnd nider werffen / wann ers gerad auffgerichtet zu tragen begehrte. Deßwegen er ſich ſo lang vor ſich biegen muß / biß er das centrum der ſchwere in die Wagrechte Lini / ſo von der Erden auff zwiſchen deß Traͤgers Fuͤſſen gezogen / bringet. Ebenmaͤſſiger vrſach halben ge - ſchichts / wann einer ein Laſt auff der rechten Achſel traͤget / er ſich zur lincken Hand biegen muͤſſe / oder ſo er auff der lincken Achſel traͤget / zur Rechten. Wer aber auff beeden Achſeln traͤget / darff ſich nirgend hin biegen / hat aber den fall zu gewarten. Jch habe offt in meiner Jugend einen Schwanck - keſſel voll waſſer im Mund getragen / habe mich aber hinterſich biegen muͤſ - ſen / damit das centrum der ſchwere an das rechte Ort kommen / vnd mich der Keſſel alſo nicht vorſich ziehen moͤgen.

Die XXXI. Auffgab. Ein Pfennig im Glaß tantzend zu machen.

Setz ein Glaß auff den Tiſch / nimb ein lang gelbes Weiberhaar / klebs mit dem einem ende mit Wachs an den Pfennig / mit dem andern zwiſchen das Fleiſch vnd Nagel deß Zeigersfingers / wirff den Pfennig ins Glaß / ſag du wolleſt jhn tantzend machen / gebaͤre dich mit den Fingern auff dem Tiſch / als ob du auff einem Jnſtrument ſchluͤgeſt / ſo kanſt du den Pfennig mit dem Finger vnd Haar nach belieben regieren. Man kan auch auff ſolche manier eine andere Kurtzweil machen / wann man ein kleines ſchwartzes Schlot: oder Schornſteinfegerlein von außgefuͤlltem Tuch mit einem Schoͤnbart machet / jhn vnter den Halß ein Roßhaar mit dem einem Ende annaͤhet / das ander Ende aber ein anderer an ſein Guͤrtel bindet / eine Kandel mitten in ei - ne Stuben ſetzet / den Schlotfeger darein thut / ein Stecken in die Hand nim - met / fuͤrgebend / er woll den Meiſter Haͤmmerlein herfuͤr bringen. So er nun von der Kandel vmb etwas hinweg geht / wird er mit dem Haar das Schlotfegerlein erheben / daß es eben zur Kandel herauß gucke / gehet er wi - der hinzu / ſo kriegt es wider hinein / vnd damit kan ein guter Practicant viel guter Kurtzweil anfangen.

Die573Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Die XXXII. Auffgab. Mit einem Meſſer die dreyſſig Bretſtein auff einmal auffzuheben.

Nimb einen Bretſtein B, ſteck recht in ſein centrum ein Meſſer AB, auff ſolchen ſtein lege vmb das Meſſer herumb die drey ſtein EFG, auff ſolche lege wider drey ſtein / dergeſtalt / daß ſie die vorigen drey verbinden / vnd ein - ander halten / alſo lege allezeit auff drey ſtein wider drey andere / biß die ſtein

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ſo weit auffgelegt ſeyn / daß zween uͤberbleiben / die lege oben darauff / daß ſie die drey ſtein auch an zweyen orten verbinden. So man nun das Meſſer bey A ergreifft / vnd fein langſam auffhebt / ſo wird man alſo alle Stein zu - gleich mit auffheben.

Die XXXIII. Auffgab. So aller Staub der Erden in form einer papiern / oder glaͤſern Kugel were / vnd an allen orten zu gleicher zeit zuſam̃ gedruckt wuͤrde / ob ſie moͤchte zerreiſſen?

D d d d iijVnſer574Sechzehender Theil der Erquickſtunden.

Vnſer Author hat dergleichen Auffgaben geſetzet / welche nur ein Me - taphyſicus faſſen vnd verſtehen kan. Er ſagt aber alſo: Wann der Staub in der Form einer Kugel were / an allen Orten gleich foͤrmig vnd gleicher ſchwere an all jhren ſtuͤcken: Koͤnnte deſſen Gefaͤngnuß gedachter maſſen nicht zerbrochen werden / dann alſo ſtieſſe vnd druckte der Staub gleichmaͤ - ſig fort auff allen ſeiten / vnd begebe ſich alſo keine gelegenheit an einem Ort dem brechen ein anfang zu machen / vnd were auch kein vrſach warumb ein ſtuck eher als das ander einen bruch bekommen ſolte. So iſts auch vnmuͤg - lich / daß die Kugel an allen jhren ſtuͤcken brechen ſolte / weil ſie vnendlich viel ſtuͤck hat.

Ebner maſſen kan es ſeyn / daß wann alle Engel vnd alle Menſchen ſo jemals gelebt haben / vnd noch leben / von all jhren Kraͤfftenan einen Spiñ - weben Faden ſtieſſen / ſolchen doch nicht zerſtoſſen oder brechen koͤndten / diß aber geſchehe / wann der Spinnweben faden in einem perfecten Circkel ſtuͤn - de / vnd alle ſo da drucken ſolten / zu einer zeit / vnd mit einerley oder gleicher ſtaͤrcke druckten / wuͤrde er doch nim̃ermehr eingeſtoſſen oder zerdruckt wer - den. Sonſt muͤſten ſie jhn in vnendliche ſtuͤck zerreiſſen / welchs vnmuͤglich. Nichts deſto weniger ſo die Engel vnd Menſchen ſich bemuͤheten / vnd einer ein gewiſen theil vor ſich neme / auch zugleich mit einander ſtieſſen / koͤnnte je - der ein theil davon bringen. Gleich wie ich auch glaube / daß ſo zween Men - ſchen oder zwey Roß gegen einander einen Faden / Schnur oder Sail zoͤgẽ / ſo gantz gleich foͤrmig an allen orten geſpunnen / vnd deßwegen an allen oꝛten von ſich ſelbs in gleicher ſtaͤrcke were / daß es an keinem andern ort als in der mitte zerreiſſen koͤnne / ſo anderſt auch die Pferd in gleicher ſtaͤrcke zoͤgen / dañ niemand koͤndte vrſach ſagen / warumb der Faden an einem andern ort als in der mitte / da er in ſolcher bewegung am ſchwaͤchſten iſt / zerreiſſen ſolte. So gibts die taͤgliche Erfahrung / daß ein langer Faden ehe vnd leichter zu zer - reiſſen / als ein kurtzer.

Ende der Mathematiſchen vnd Phyſicali - ſchen Erquickſtunden.

Lob ſey dem der Krafft geben hat
Diß Buͤchlein zu vollenden.
Er ſchweb ferner mit ſeiner Gnad
Ob vns an allen Enden.

About this transcription

TextDeliciae physico-mathematicae
Author Daniel Schwenter
Extent592 images; 170072 tokens; 17949 types; 1097226 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDeliciae physico-mathematicae oder Mathemat: vnd Philosophische Erquickstunden, darinnen Sechshundert Drey vnd Sechzig, Schöne, Liebliche vnd Annehmliche Kunststücklein Auffgaben vnd Fragen, auß der Rechenkunst Landtmessen, Perspectiv Naturkündigung vnd andern Wissenschafften genommen, begriffen seindt, Wie solche vf der andern seiten dieses blats Ordentlich nacheinander verzeichnet worden Daniel Schwenter. . [6] Bl., 574 S. DümmlerNürnberg1636.

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  • Deutsches Textarchiv
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