PRIMS Full-text transcription (HTML)
Vierdter Theil
Der Heiſtlichen Hirten-Lieder / zu der verliebten Pſyche gehoͤrig.
Beſtehende in allerhand Schoͤnen Anmutungen und neuen Melodeyen.
Breßlaw/ druktsGottfried Gruͤnder Baumanniſcher Factor.

MARJE Der glorwuͤrdigſten Koͤnigin deß Reichs der Himmel / Der außerwehlten Gebaͤrerin der ewigen Liebe / Der allertreueſten Liebhaber in und groß - maͤchtigſten Befoͤrderin derer in jhren Sohn verliebten Hertzen / Seiner erſten und hoͤchſten zuverſichtigen Patronin beym him̃liſchen Hofe / uͤberreichet auß ſchuldiger Pflicht und Ehrerbitigkeit gegen ſeine groſſe und guͤtigſte Frau / Dieſen Vierdten Theil ſeiner Hirten-Lieder / Der / wie jhrem Sohne / alſo auch jhr deſſen allerwuͤrdigſten Jungfrauen Mutter mit ewiger Liebe verbundener und zugethaner unwuͤrdigſter Johannes Angelus.

1

J. Angeli Sileſii Vierdtes Buch der geiſtlichen Hirten-Lieder.

Das Erſte. Lob der H. Jungfrauen Marie.

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Dich Mutter GOttes loben wir / dich ehrn wir Jungfraw fuͤr und fuͤr: dir alsAdeß2Geiſtlicher Hirten-Lieder

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deß Heilgen Gei ſtes Braut / wird al le Welt voll Ruhms geſchaut: Dir dienen alle Himmels - Helden / die Thronen ſtehn fuͤr deinem Thror /von3Vierdtes Buch.

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von deiner Pracht und deiner Kron / die Fuͤrſten mit Ver - wundrung melden.

1.
DJch Mutter Gottes loben wir /
Dich ehrn wir Jungfrau fuͤr und fuͤr:
Dir als deß Heilgen Geiſtes Braut
Wird alle Welt voll Ruhms geſchaut:
Dir dienen alle Himmels-Helden /
Die Thronen ſtehn fuͤr deinem Thron /
Von deiner Pracht und deiner Kron
Die Fuͤrſten mit Verwundrung melden.
A ij2. Auff4Geiſtlicher Hirten-Lieder
2.
Auff dich ſchaun alle Cherubin /
Dir ſingen alle Seraphin:
Sie ſchreyen ſaͤmptlich / heilig iſt
Die Gott zur Mutter hat erkieſt:
Deß Himmels Hof / der Kreiß der Erden /
Sind beyde voller Herꝛligkeit
Der Edlen Frucht / die in der Zeit
Auß dir hat wolln geboren werden.
3.
Dich lobet der Apoſtel Chor /
Dich hebt der Maͤrtrer Schaar empor:
Dich ruͤhmet der Propheten Mund /
Und der Bekenner offner Grund:
Dich preiſen ſelig die Jungfrauen /
Dir ſind die Heilgen all in Freud:
Dich bitt die gantze Chriſtenheit
Und hat zu dir ein groß Vertrauen.
4.
Du biſt die Himmels-Koͤnigin /
Der Majeſtaͤt Gebaͤrerin:
Du biſt deß Schoͤpffers Ruhm und Zier /
Du biſt deß Paradiſes Thuͤr:
Du5Vierdtes Buch.
Du biſt deß Hoͤchſten Luſt und Leben /
Ein Tempel der Dreyfaltigkeit;
Durch dich wird uns Barmhertzigkeit
Von Gott erzeiget und gegeben.
5.
Du biſt deß ewgen Gotts Gezelt /
Biſt die Beherꝛſcherin der Welt:
Du biſt der ewgen Sonnen Both
Und aller Seelen Troſt nach Gott:
Du biſt der Teuffel Furcht und Schrekken /
Du ſtehſt den Kranken heilſam bey /
Du machſt gewaltig quit und frey
Die in Gefahr deß Todes ſtekken.
6.
Du hochgebenedeytes Weib
Empfingeſt Gott in deinem Leib /
Daß unſer menſchliches Geſchlecht
Zur Himmels-Erbſchafft haͤtte Recht:
Durch dich iſt uns der Himmel offen /
Du ſtehſt naͤchſt deinem lieben Sohn
Zur Rechten bey deß Vaters Thron /
Von dannen wir jhn wieder hoffen.
7.
Drumb bitten wir dich groſſe Frau
Kom̃ uns zu Huͤlff vons Himmels Bau;
A iijHilff6Geiſtlicher Hirten-Lieder
Hilff uns die durch deins Sohnes Blut
Erkauffet ſeynd zu ſeinem Gut:
Hilff uns ins ewge Leben reiſen /
Mach uns durch dein Kind Jeſum heil /
Daß wir an jhme haben Theil /
Und jhn mit dir ohn Ende preiſen.

Das Andre. Lob deß Heilgen Johannes deß Evangeliſten.

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Du Ed ler Juͤngling mein Patron / Johannes welchen Gottes Sohn ſo zaͤrtlich hatgeliebet:7Vierdtes Buch.

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ge liebet: Dich zu verehrn ſoll jetzt mein Mund die groſſe Guͤtte machen kund / die GOtt an dir ver - - bet.

A j〈…〉〈…〉1. Du8Geiſtlicher Hirten-Lieder
1.
DU Edler Juͤngling mein Patron
Johannes welchen Gottes Sohn
So zaͤrtlich hat geliebet:
Dich zu verehrn ſoll jetzt mein Mund
Die groſſe Guͤtte machen kund /
Die Gott an dir geuͤbet.
2.
Mein Heiland der Bethlemer Held
Rieff dich gantz kraͤfftig von der Welt;
Jn deiner Jahren Bluͤte:
Du folgteſt auch bald wie ein Lam̃ /
Wie eine Braut dem Braͤutigam /
Und tratſt in ſeine Tritte.
3.
Die Jungfraͤuliche Reinigkeit /
Unds unbeflekte Seiden-Kleid
Mit dem du warſt umbgeben /
Hat jhm ſo wol an dir gefalln /
Daß er dich lieb gehabt fuͤr alln
Jn ſeinem gantzen Leben.
4.
Du lageſt offt mit ſeelger Luſt
An deines Meiſters ſuͤſſen Bruſt /
Und9Vierdtes Buch.
Und warſt von jhm umbfangen;
Dein Hertz zerfloß ob dieſer Gunſt /
Der Geiſt verbrandt in keuſcher Brunſt /
Ein End haͤtt alls verlangen.
5.
Daher biſt du auch ſo geſchwind
Ein Feuer-flammends Donner-Kind
Der ewgen Liebe worden:
Dein Hertze war von Jeſu reich /
Von jhm wars noch auff Erden gleich
Dem Seraphiner Orden.
6.
Dich nahm er mit ſich auff die Hoͤhn
Da er verklaͤret wolte ſtehn /
Und ſeine Wonne zeigen:
Du ſahſt ſein Antlitz wie den Blitz /
Sein Kleid wie Schnee / wenn Carmels Spitz
Der Sonnen Strahln beſteigen.
7.
Du haſts auch als ein treuer Freind
Hinwiederumb mit jhm gemeint /
Und jhn nicht ſchlecht wolln lieben:
Du biſt in allem Hohn und Spott /
Jn allem Leiden biß in Tod /
Bey jhme ſtehen blieben.
A v8. Dich10Geiſtlicher Hirten-Lieder
8.
Dich hat er ſo vertraut geliebt
Daß er dir ſeine Mutter gibt /
Da er am Creutz muß ſterben;
Dich hat er jhr als einen Sohn
Da er fuͤr uns gemuſt darvon /
Verlaſſen wolln zum Erben.
9.
Drauff haſt du deinen feurgen Mut
Gleich wie ein ſchneller Adler thut /
Durch das Gewoͤlk geſchwungen:
Du haſt dich uͤber Zeit und Ort
Jn Gotts Geburt / ins ewge Wort /
Jns tunkel eingedrungen.
10.
Du haſt mit dir herab gebracht /
Das alles iſt durchs Wort gemacht /
Und alls vonjhm herruͤhret:
Du haſt geluͤklich angeſchaut
Die neue Stadt deß Lammes Braut /
Wit ſie iſt außſtaffieret.
11.
Jetzt lebſt du drinn und biſt darzu
Jn ewger Luſt und ewger Ruh
Von11Vierdtes Buch.
Von Jeſu Lieb ertrunken:
Du ſchwimmſt im Meere ſeiner Freud
Und biſt im Strom der Herꝛligkeit
Gantz ſeliglich verſunken.
12.
O Edler Juͤngling ſchau auch an
Die dir in Gott ſeynd zugethan /
Die dich und Jeſum lieben:
Denk auch an uns / hilff uns behend /
Daß wir beſtaͤndig biß ans End
Die Liebe Gottes uͤben.

Das Dritte. Lob der Heiligen Marie Magdalene.

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Du Welt-beruͤhmte Buͤſſerin MariaMagda -12Geiſtlicher Hirten-Lieder

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Magdalene / dir iſt jetzund mein Geiſt und Sinn bedacht auff ein Gethoͤne: Du ſuͤſſe Freundin mei nes HErꝛn / dich wil ich jetzt be ſin gen /und13Vierdtes Buch.

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und dir zu Ehren weit und fern ein Lobe - Lied er klin gen.

1.
DU Welt-beruͤhmte Buͤſſerin
Maria Magdalene /
Dir iſt jetzund mein Geiſt und Sinn
Bedacht auff ein Gethoͤne:
Du ſuͤſſe Freundin meines HErꝛn /
Dich wil ich jetzt beſingen /
Und dir zu Ehren weit und fern /
Ein Lobe-Lied erklingen.
2. Die14Geiſtlicher Hirten-Lieder
2.
Die Chriſtenheit verwundert ſich
Ob deiner tieffen Buſſe /
Daß du ſo frey und offentlich
Dem HErren fielſt zu Fuſſe;
Du kamſt mit einem Helden-Mut
Erlaſſung deiner Suͤnden /
Fuͤr allem Volk beym hoͤchſten Gut
Zu ſuchen und zu finden.
3.
Wie wol iſts deiner Thraͤnen Fluß
Und deinen Haarn gelungen!
Wie wol hat dein zerknirſchter Kuß
Die ewge Lieb bezwungen!
Du hoͤrteſt bald das ſuͤſſe Wort
Dir iſt die Suͤnd vergeben /
Steh auff und geh im Frieden fort
Zu einem neuen Leben.
4.
So lange Chriſtus bleibt bekand /
So lang wird man auch preiſen
Die Koſten die du angewand
Jhm deine Lieb zu weiſen.
Der15Vierdtes Buch.
Der Balſam den du auff ſein Haar
So reichlich haſt gegoſſen /
Kom̃t durch die werthe Chriſten-Schaar
Mit hoͤchſtem Ruhm gefloſſen.
5.
Du haſt erwehlt den beſten Theil
Biſt ſtill bey jhm geſeſſen /
Und in gantz ſeelger muß und weil
Das Wort deß Lebens geſſen:
Du lieffſt jhm nach da er mit Spott
Zur Stadt ward auß getrieben /
Und biſt beſtaͤndig biß in Tod
Bey ſeinem Creutz geblieben.
6.
Drumb hat er auch dein Angeſicht
Zum erſten wolln erquikken;
Und dir ſein aufferſtandnes Licht
Verliehen anzublikken;
Du haſt (O groſſe Gnad und Gunſt!)
Den liebſten HErꝛn gefunden /
Da du vermeynſt es waͤr umbſonſt /
Er waͤr in Tod verſchwunden.
7. Drauff16Geiſtlicher Hirten-Lieder
7.
Drauff hat er dich ohn Speis und Trank
Durch dreiſſig Jahr ernaͤhret /
Und offt mit Engliſchem Geſang
Deß anſchauns Gotts gewehret:
Er iſt auch ſelbſt voll Freundligkeit
Perſoͤnlich zu dir kommen;
Biß er dich in die ewge Freud
Auß deinem Leib genommen.
8.
O werthe Freundin ſih mich an
Und laß auch michs genieſſen;
Hilff mir daß ich auch Jeſum kan
Mit meinen Zaͤhrn begieſſen:
Erwirb mir wahre Lieb und Treu /
Und Buſſ ob meinen Suͤnden /
Auff daß ich moͤge quitt und frey
Den ewgen Frieden finden.
Das17Vierdtes Buch.

Das Vierdte. Die Pſyche beweinet jhre Suͤnden.

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Ach web / ach weh wo ſoll ich hin fuͤr meinen Wo wird mein Geiſt und todter Sinn das Leben groſſen Suͤnden! Wer gibt mir ei ne Thraͤnen-Flut / wieder finden! daß ich mein Leid be - weine? Wer gluͤt mein HertzBmit18Geiſtlicher Hirten-Lieder

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mit Kraft und Glut / und macht mich wieder reine.

1.
ACh weh / ach weh wo ſoll ich hin /
Fuͤr meinen groſſen Suͤnden!
Wo wird mein Geiſt und todter Sinn
Das Leben wieder finden!
Wer gibt mir eine Thraͤnen-Flut /
Daß ich mein Leid beweine?
Wer gluͤt mein Hertz mit Krafft und Glut /
Und macht mich wieder reine.
2.
Jch hab deß Schoͤpffers ſchoͤnſtes Bild
Mein arme Seel beflekket;
Und ſeiner Gleichnuͤß beſten Schild
Jn Koth und Schlam geſtekket!
Jch hab mich von der Herꝛligkeit
Jn Schmach und Spott gefaͤllet!
Ach weh! ach weh! O Hertzeleid /
Daß ich mich ſo verſtellet!
3. Ach19Vierdtes Buch.
3.
Ach weh ich habe mich von Gott
Dem hoͤchſten Gut gewendet!
Und zu der Suͤnd dem hoͤchſten Tod
Gantz thoͤricht angelendet!
Jch hab jhn nicht wie ich geſolt
Von Hertzen-Grund geliebet /
Und jhm zu Lob wie er gewolt
Mich nicht ſehr ſtreng geuͤbet.
4.
Jch hab dem HErꝛn der Herꝛligkeit
Sehrlau und kalt gedienet!
Und jhm durch meine gantze Zeit
Mit ſchlechter Treu gegruͤnet!
Jch hab nicht acht auff jhn gehabt /
Nicht wie ein Knecht geehret;
Noch auch mit dem er mich begabt /
Sein ſchoͤnes Pfund vermehret!
5.
Jch hab wie ein verſtoktes Kind
Den Vater (Ach!) verlaſſen!
Und bin gerennet wild und blind
Auff meiner Boßheit Gaſſen:
B ijJch20Geiſtlicher Hirten-Lieder
Jch habe meine Pflicht und Schuld
Jhm (leider!) nicht erzeiget;
Noch fuͤr der vaͤterlichen Huld
Mich nach Gebuͤhr geneiget!
6.
Jch habe meinem beſten Freund
Die Freundſchafft auffgeſaget;
Und jhn wie treu ers auch gemeynt /
Von mir hinweg gejaget!
Jch habe mich zum Feind gewendt /
Und bin ſein Schlave worden:
Zum Feind / der mich doch hat behend
Auff ewig wolln ermorden.
7.
Jch habe meinen Braͤutigam
Der mich jhm außerkoren;
Meins Hertzens Schatz das Gottes Lam̃ /
Elendiglich verloren!
Jch hab deß Schoͤnſten Angeſicht /
Deß Liebſten Kuß verſchertzet;
Jch habe meines Lebens Licht
(O tauſend Weh) verſtertzet!
8. Otau -21Vierdtes Buch.
8.
O tauſend Weh / O todte Luſt /
Wie haſt du mich vernichtet!
O Eitelkeit / O Suͤnden Wuſt!
Wie bin ich zugerichtet!
Du du O Suͤnd / O Seelen Tod /
Haſt mich mir ſelbſt genommen!
Durch dich bin ich umb Vater / Gott /
HErꝛn / Freund und Braͤutgam kommen!
9.
Ach iſt auch jrgends eine Pein
Die meiner gleich zu ſchaͤtzen?
Kan auch ein eintzigs Ubel ſeyn /
Das neben meins zu ſetzen?
Gott iſt fuͤr mich auß bloſſer Huld
Ans Creutzes Stam̃ geſtorben;
Und ich hab mich auß eigner Schuld
Doch wiederumb verdorben.
10.
Wem ſoll ich nu mein Hertzeleid
Und groſſen Jammer klagen?
Wem ſoll ich meine Traurigkeit
Und ewgen Schaden ſagen!
B iijJch /22Geiſtlicher Hirten-Lieder
Jch / ich bin ſelbſt mein Seelen-Gifft /
Mein Tod und Feind geweſen;
Jch hab mir ſelbſt was mich jetzt trifft
Das Ubel außerleſen.
11.
O ewge Guͤt / O groſſer Gott /
Zu dir wend ich mich wieder;
Dir klag ich meines Hertzens Noth /
Fuͤr dir werff ich mich nieder:
Dir ruff ich zu / dich ſchrey ich an /
Umb Ablaß meiner Suͤnden;
Du biſt allein der helffen kan /
Und mich vom Tod entbinden.
12.
Es iſt mir leid was ich gethan /
Und was ich miß gehandelt:
Es reut mich daß ich auff der Bahn
Der Suͤnder hab gewandelt:
Ach daß ich doch mein Angeſicht
Von dir je abgewendet!
Und auff die Creatur mein Licht
So ſuͤndig angelendet!
13. Es23Vierdtes Buch.
13.
Es iſt mir leid / ich bin nicht werth
Dein Antlitz zu erblikken;
Jch bin nicht werth daß mich die Erd
Erduldt auff jhrem Ruͤkken:
Jedoch vergib / ſchrey ich zu dir /
Vergib O groſſe Guͤtte /
Vergib / vergib / vergib es mir
O gnaͤdiges Gemuͤtte.
14.
Du biſt ja huldreich / gut und mild /
Barmhertzig und gelinde;
Du wirſt ja deiner Gottheit Bild
Nicht laſſen in der Suͤnde!
Wer wird dich loben in dem Pful?
Wer in dem Abgrund preiſen?
Wer Opffer bringen deinem Stul
Und eingen Dienſt erweiſen?
15.
So du wilſt ins Gerichte gehn /
Und nach den Thaten ſprechen;
Wer iſt der fuͤr dir wird beſtehn /
Und ſich dem Zorn entbrechen?
B j[v]Die24Geiſtlicher Hirten-Lieder
Die Himmel ſind nicht rein fuͤr dir /
Und deine Heilgen alle:
Vielmehr der Menſch das Suͤnden-Thier /
Der ſo geneigt zum Falle.
16.
Schauan ſchau deinen eingen Sohn /
Der meine Schwachheit traͤget:
Der meine Pein und Suͤnden Lohn
Jhm ſelbſt hat auffgeleget:
Schau wie er an deß Creutzes Stam̃
Fuͤr mich iſt angeſchlagen;
Und als ein treuer Braͤutigam /
So liebreich ſich laͤſt plagen.
17.
Was wilt du mehr die Suͤnd iſt hin
Die Schulden ſeynd bezahlet;
Veraͤndert iſt mein Hertz und Sinn /
Sein Blut hat mich bemahlet:
Jch bin nun Freund / ich bin nun Kind /
Jch bin nun neugeboren;
Es ſauſet nun ſeins Geiſtes Wind
Jn meines Hertzens Ohren.
18. Hin -25Vierdtes Buch.
18.
Hinfuͤro werd ich nimmermehr
Auß deinen Wegen ſchreiten;
Jch werde deines Nahmens Ehr
Durch alle Welt außbreiten:
Jch wil dich lieben uͤber mich;
Jch wil mein Leib und Leben
Zu deinem Lobe williglich
So offt du wilt auffgeben.

Das Fuͤnffte. Sie weiſet die Seele in die Wunden Chriſti.

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Ach was lauffſt du hin und her / tardè. B ruͤber26Geiſtlicher Hirten-Lieder

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uͤber Land und uͤber Meer? Geh doch ein O arme Seele / in deins Hirtens offne Hoͤle / nihm in Chriſti Wunden Ruh / du verjrꝛtes Schaͤflein du.

1. Ach27Vierdtes Buch.
1.
ACh was lauffſt du hin und her;
Uber Land und uͤber Meer?
Geh doch ein O arme Seele
Jn deins Hirtens offne Hoͤle;
Nihm in Chriſti Wunden Ruh /
Du verjrꝛtes Schaͤflein du.
2.
Seine Wunden ſind die Stadt /
Da man Schutz und Freyheit hat;
Seine Wunden ſind die Graben /
Die wir fuͤr die Woͤlffe haben:
Seine Wunden ſind der Port /
Da kein Unfall wird erhort.
3.
Seine Wunden ſind allzeit
Voller Troſt und Suͤſſigkeit;
Seine Wunden ſind die Bronnen
Da das Heil kom̃t rauß geronnen:
Seine Wunden ſind der Fluß
Der uns traͤnkt mit ewgem Kuß.
4.
Seine Wunden ſind das Feld /
Das am beſten iſt beſtellt;
Seine Wunden ſind die Matten /
Die fuͤr andren haben Schatten:
Seine28Geiſtlicher Hirten-Lieder
Seine Wunden geben Luſt /
Und erquikken Hertz und Bruſt.
5.
Seine Wunden ſind die Au
Voll vombeſten Himmels-Thau /
Seine Wunden ſind die Weide
Voller Blumen / voller Freude:
Sie erfuͤlln und machen ſatt
Wer nur kom̃t und Hunger hat.
6.
Ey ſo gehe doch hinein
Du verarmtes Schaͤfelein:
Laß die Welt und jhren Hauffen
Jmmer in der jrre lauffen;
Eile Chriſti Wunden zu /
Und begib dich da zur Ruh.

Das Sechſte. Die Pſyche verlaͤſſet die Begier aller Dinge / daß ſie ſich mit Jeſu Allein ergetzen moͤge.

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Pſyche die verliebte Seele weil ſie ket ner Noch im Feld noch in der Hoͤle jhr ohn JEſu29Vierdtes Buch.

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wahren Luſt Nahm von ol lem Urlaub war be wuſt: frey / und ver ließ die Schaͤfferey.

1.
PSyche die verliebte Seele
Weil ſit keiner wahren Luſt
Noch im Feld noch in der Hoͤle /
Jhr ohn Jeſu war bewuſt:
Nahm30Geiſtlicher Hirten-Lieder
Nahm von allem Urlaub frey /
Und verließ die Schaͤfferey.
2.
Gute Nacht jhr gruͤne Matten /
Gute Nacht du bundtes Feld:
Gute Nacht jhr kuͤhle Schatten /
Sprach ſie / und du gantze Welt:
Gute Nacht du ſuͤſſer Bach
Denn ich folge Jeſu nach.
3.
Gute Nacht jhr Schaͤfferinnen
Meine Nachbarn liebe Schaar:
Lebet wol / ich muß von hinnen /
Und euch laſſen gantz und gar:
Gute Nacht jhr Schaͤffelein /
Und was mich gekoͤnt erfreun.
4.
Keine Noth iſt zwar verhanden /
Keine Mißgunſt jagt mich fort:
So iſt auch kein Krieg entſtanden
Zwiſchen uns ob dieſem Ort:
Bloß allein mein Braͤutigam
Macht mich laſſen allesſam.
5. Denn31Vierdtes Buch.
5.
Denn ich kan nicht mehr ſo leben /
Biß ich mein Gemuͤt und Sinn
Jeſu gantz hab uͤbergeben /
Und nur ſein alleine bin:
Gute Nacht / gehabt euch wol /
Jch bin Lieb und Freyheit voll.
6.
Folgt mir nach jhr Schaͤfferinnen
Wo jhr gantz wolt Gottes ſeyn:
Opffert euer Hertz und Sinnen
Eurem Braͤutigam allein:
Folgt mir / ſchrye ſie / folgt mir nach /
Biß ſie jhnen gantz entbrach.

Das Siebende. Sie gibt Bericht wo JEſus anzutreffen ſey.

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preſto. Wolt jhr den HErren finden / ſo ſucht jhn weil es Zeit: Wolt jhr den Braͤutgam bindẽ / ſo thuts weil ers verleiht:Wolt32Geiſtlicher Hirten-LiederWolt jhr die Kron empfan gen / ſo rennet nach dem Ziel: Wer viel meynt zu erlangen / der ſucht und muͤht ſich viel.

1. Wolt33Vierdtes Buch
1.
WOlt jhr den HErren finden /
So ſucht jhn weil es Zeit:
Wolt jhr den Braͤutgam binden /
So thuts weil ers verleiht:
Wolt jhr die Kron empfangen
So rennet nach dem Ziel:
Wer viel meint zu erlangen /
Der ſucht und muͤht ſich viel.
2.
Sucht jhn mit Kinds-Geberden
Jm Kriplein auff dem Heu:
Denn wer kein Kind wil werden /
Der geht jhn ſtraks vorbey:
Sucht jhn den reinen Knaben /
Jn der Jungfrauen Schoß:
Denn wer diß Gold wil haben
Muß ſeyn von Keuſchheit groß.
3.
Sucht jhn ſoll er ſich zeigen /
Jm Straß-Weg der Geduld /
Wer meyden kan und ſchweigen /
Der findet ſeine Huld:
CSucht34Geiſtlicher Hirten-Lieder
Sucht jhn in Wuͤſteneyen
Und Abgeſchiedenheit:
Die mit der Welt ſich freuen /
Die fehlen ſeiner weit.
4.
Sucht jhn in Creutz und Leiden /
Jn Truͤbſal und Elend:
Denn durch der Wolluſt Freuden
Wird man von jhm getrennt;
Sucht jhn wo er im Grabe
Der Welt geſtorben iſt:
Denn wer nicht allm ſtirbt abe
Wird nicht von jhm erkieſt.
5.
Sucht jhn im Himmel droben
Jm Chor der Seraphim;
Denn die jhn liebend loben
Sind nicht ſehr weit von jhm:
Sucht jhn in eurem Hertzen
Mit tieffer Jnnigkeit:
So werdt jhr quitt von Schmertzen
Jetzt und in Ewigkeit.
Das35Vierdtes Buch.

Das Achte. Sie erzehlet wie jhr Freund geſtalt iſt.

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Jhr Schaͤfferinnen die jhr bald wolt wiſſen wie mein Freund geſtalt / kom̃t traͤttet her in einem Rei - den / ich wils euch ſagẽ und erfreuen.

C ij1. Jhr36Geiſtlicher Hirten-Lieder
1.
JHr Schaͤfferinnen die jhr bald
Wolt wiſſen wie mein Freund geſtalt /
Kom̃t traͤttet her in einem Reihen /
Jch wils euch ſagen und erfreuen.
2.
Mein Freund iſt wie ein Roͤſelein /
Wolriechend / ſchoͤn / außbuͤndig fein;
Jſt mit deß Himmels Thau begoſſen /
Viel Dornen haben jhn umbſchloſſen.
3.
Mein Freund iſt wie ein Taͤubelein
Sanfftmuͤtig / liebreich / weiß und rein;
Betruͤbt niemand / erfreuet alle /
Jſt ohne Falſch / hat keine Galle.
4.
Mein Freund iſt wie ein Laͤmmelein
Das nie kan ungeduldig ſeyn:
Huldſeelig / ſittſam an Geberden /
Jſt er fuͤr allen auff der Erden.
5.
Mein Freund iſt wie der Morgen-Stern /
Der ſehr erfreulich leucht von fern:
Ergoͤ -37Vierdtes Buch.
Ergoͤtzend iſt ſein Angeſichte /
Fuͤr aller andern Sternen Lichte.
6.
Mein Freund iſt wie der Sonnen Glantz /
Wenn ſie die Welt beſcheinet gantz:
Er kan mit ſeiner Augen Strahlen
Ein Licht in Leib und Seele mahlen.
7.
Mein Freund iſt wie das Firmament /
Beſtaͤndig / aber doch behend:
Bald ſteigt er auff / bald ſteigt er nieder /
Bald geht er hin / bald kom̃t er wieder!
8.
Mein Freund iſt wie der ewge Blitz
Jn deß durchlauchſten Gottes Sitz:
Jn jhm zerſchmeltzen alle Hertzen
Von ſich und jhren Liebes-Schmertzen.
9.
Alſo jhr Maͤgdlein jung und alt /
Jſt mein geliebter Freund geſtalt:
Wolt jhr jhn ſehn und auch genieſſen /
So ſucht jhn und fallt jhm zu Fuͤſſen.
C iijDas38Geiſtlicher Hirten-Lieder

Das Neunde. JESUS der treue Hirte ſuchet die Pſyche vnd verlobet ſich mit jhr.

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Hoͤrt Wunder hoͤrt deß Koͤnig-Sohn / der ſprang herab von ſei nem Thron / und ließ ſich Schaͤf - fer gruͤſſen: Damit er nur die Hirten-Magd die Pſychedie39Vierdtes Buch.

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die der Feind verjagt; liebkoſen moͤcht und kuͤſſen.

1.
Hoͤrt Wunder hoͤrt deß Koͤnigs Sohn
Der ſprang herab von ſeinem Thron /
Und ließ ſich Schaͤffer gruͤſſen:
Damit er nur die Hirten-Magd
Die Pſyche die der Feind verjagt;
Liebkoſen moͤcht und kuͤſſen.
2.
Er ſuchte ſie durch Feld und Wald /
Er ſchrye und rufft jhr mannigfalt
Mit hertzlichem verlangen:
Er lieff durch Berg und auch durch Thal
Jnbruͤnſtig / und ſchrye uͤberall:
O Pſyche kom̃ gegangen.
3.
Biß endlich fand er ſie allein
Verjrrt in einer Wuͤſten ſeyn /
C j[v]Jm40Geiſtlicher Hirten-Lieder
Jm Schlaf darzu verſunken:
Da trat er liebreich zu jhr hin
Beruͤhrend jhren Geiſt und Sinn
Mit ſeinen Liebes-Funken.
4.
Ach / ach ſprach er du armes Kind
Wie ſehmertzts mich daß ich dich ſo blind
Und voller Schlaf hier finde;
Steh auff / ſteh auff ich kom̃ zu dir
Daß ich dich in mein Reich einfuͤhr /
Und dich mit mir verbinde.
5.
Jch ſuche dich und bin verliebt /
Verliebt bin ich und ſehr betruͤbt
Umb dich mein ander Leben:
Gib mir dein Hertz ſey meine Braut /
Und bleibe mir allein vertraut /
So wil ich dich erheben.
6.
Da ſprach die Pſyche, Jeſu Chriſt /
Der du in mich verliebet biſt /
Bis tauſendmal willkommen:
Jch kenne dich ſchon weil dein Brand /
Jm Schlaf dich mir gemacht bekand /
Und mir mein Hertz genommen.
7. Jch41Vierdtes Buch.
7.
Jch liebe dich und danke dir
Du meines Lebens ewge Zier /
Daß du mich haſt erwekket:
Jch wuͤrde ſonſt gleich wie ein Schaf
Jn meinem Jrꝛthum meinem Schlaf
Noch jmmer ſeyn geſtekket.
8.
Jch liebe dich du liebſter Freund
Jch ſuch zu ſeyn mit dir vereint /
Und mich dir einzuleiben:
Hier iſt mein Hertz / hier iſt die Braut /
Nihm mich / ich bin dir ſchon vertraut /
Und wils auch ewig bleiben.

Das Zehnde. Sie wird getroͤſtet von jhrem JEſu.

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Als ich nechſt im Wald ſpatzirte und viel groſſeC vKlagen42Geiſtlicher Hirten-Lieder

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Klagen fuͤhrte / daß ich armes Waͤ[y]ſelein muſt ohn meinen Braͤntgam ſeyn: Kam mein Jeſus ſelbſt zu mir / und verſprach mit ſuͤſſen Worten /daß43Vierdtes Buch.

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daß er wolt an al len Orten bey mir bleiben fuͤr und fuͤr.

1.
ALs ich nechſt im Wald ſpatzirte
Und viel groſſe Klagen fuͤhrte /
Daß ich armes Waͤyſelein
Muͤſt ohn meinen Braͤutgam ſeyn:
Kam mein JEſus ſelbſt zu mir /
Und verſprach mit ſuͤſſen Worten /
Daß er wolt an allen Orten
Bey mir bleiben fuͤr und fuͤr.
2. Schan44Geiſtlicher Hirten-Lieder
2.
Schau ich habe dich vom Boͤſen /
Sprach er / gerne wolln erloͤſen /
Und mit meinem Blut und Tod
Dich erretten auß der Noth:
Bin auch ſtets bey dir mein Kind /
Ob zwar deine bloͤde Sinnen
Meiner ſelten werden innen /
Und umb mich betruͤbet ſind.
3.
Solt ich denn dich nu verlaſſen
Und dein lieblichs ſeuffzen haſſen?
Solt ich nicht zu jeder Zeit
Bey dir ſeyn in Traurigkeit?
Zweiffle nicht mein Taͤubelein;
Denn daß ich fuͤr deiner Seele
Mich verberg und lang verhoͤle /
Jſt dir gut und muß ſo ſeyn.
4.
Wart du wirſt mich ſchon genieſſen
Und nach deinem Wuntſche kuͤſſen /
Wenn ich dich auß dieſer Qual
Fuͤhren werd in meinen Saal:
Wenn45Vierdtes Buch.
Wenn ich deine Lieb und Treu
Werde mit mir ſelbſt belohnen /
Und du ewig bey mir wohnen
Aller Seuffzer quit und frey.
5.
Als ich dieſen Troſt gehoͤret /
Ward mein klagen bald zerſtoͤret:
Voller Freude war mein Sinn /
Und der Jammer gantz dahin:
Alle Voͤglein dauchten mich
Lieblicher als vor zu ſingen /
Und der Weſt-Wind mir zu bringen
Kuͤhlre Luͤfftlein / kuͤhlern Strſich.
6.
JEſu / ſprach ich / nu ſoll eben
Dir mein Sinn ſeyn auffgegeben;
Alles ſeuffzen ſoll fortan
Seyn nach deinem Willn gethan:
Denn ich weiß daß du mein Licht /
Ob du mir zwar bleibſt verborgen
Manchen Abend / manchen Morgen /
Den noch wirſt verlaſſen nicht.
Das46Geiſtlicher Hirten-Lieder

Das Eilffte. Sie ruffet jhm daß er ſoll zu jhr kom - men / weil ſie ſonſt nichts ergetzen kan.

[figure]

Liebſter Schaͤffer mein verlangen / unſrer Waͤlder Schoͤnſter Jeſu kom̃ gegangen / kom̃ mein eintzt - hoͤch ſte Zier / Kom̃ herab von Li banon ge Begier: meine Perle meine Kron.

47Vierdtes Buch.
1.
LJebſter Schaͤffer mein verlangen /
Unſrer Waͤlder hoͤchſte Zier /
Schoͤnſter JEſu kom̃ gegangen /
Kom̃ mein eintzige Begier:
Kom̃ herab von Libanonn
Meine Perle meine Kron.
2.
Kom̃ herab du goldne Sonne /
Kom̃ herab / denn von den Hoͤhn
Soll mein Heil und meine Wonne /
Und Erloͤſung mir entſtehn:
Kom̃ du edler Schaͤffer du /
Kom̃ ſprich deiner Pſyche zu.
3.
Meine Seuffzer / meine Zehren /
Mein Betruͤbnuͤß / meine Qual /
Die umb dich ſo lange wehren /
Fuͤllen an das gantze Thal:
Schau O Jeſu du allein
Biſt die Urſach meiner Pein.
4.
Andre koͤnnen ſich ergetzen
Auff dem bundten Wieſen-Plan;
Andere mit Gold und Schaͤtzen /
Andren liegt was anders an:
Mir48Geiſtlicher Hirten-Lieder
Mir behaget nichts als du /
Du mein einge Luſt und Ruh.
5.
Drumb werd ich ſo lange ſchreyen /
Meine Perle meine Kron
Kom̃ herab mich zu erfreuen /
Kom̃ herab von Libanon:
Biß du mich haſt angeblikt /
Und mit deinem Kuß erquikt.

Das Zwoͤlffte. JEſus iſt das ſchoͤnſte Bild.

[figure]

JE ſus iſt das ſchoͤnſte Bild / das die Weißheit Das ſo reine zart und mild von der ew gen auß geſonnen; das die hoͤchſte Him̃els-Macht Lieb beſponnen;49Vierdtes Buch.

[figure]

jemals hat hervor gebracht.

1.
JEſus iſt das ſchoͤnſte Bild /
Das die Weißheit außgeſonnen;
Das ſo reine zart und mild
Von der ewgen Lieb beſponnen;
Das die hoͤchſte Himmels-Macht
Jemals hat hervor gebracht.
2.
Es iſt voller Kunſt und Schmuk /
Daß es Sinn und Hertz verzukket;
Jſt der Gottheit Meiſterſtuk /
Drein ſie ſich ſelbſt abgedrukkete
Wilt du ſehn wie Gott geſtalt /
Schau Jeſum ſo ſihſtu’s bald.
3.
Denn der Strahl der Herꝛligkeit
Pralt auß ſeinem Angeſichte;
Und der Blitz der Ewigkeit
Macht ſein Leib und Seele lichte:
DUnd50Geiſtlicher Hirten-Lieder
Und der erſten Schoͤnheit Glantz
Wird in jhm geſehen gantz.
4.
Aller Engel Huld und Schein /
Aller Heilgen Pracht und prangen /
Kom̃t in dieſem Bild allein
Tauſendfaͤltig hergegangen:
Was man nur gedenken kan /
Trifft man alls in Jeſu an.
5.
Ja Gott ſelbſt das ewge Licht /
Hat nichts ſchoͤners je geſehen;
Kan auch drumb ſein Angeſicht
Nimmermehr von jhm abdrehen:
Sage was du jmmer wilt
Jeſus iſt das ſchoͤnſte Bild.

Das Dreyzehnde. Sie haͤlt jhn daß er ſoll bey jhr bleiben.

[figure]

Bleib hier / bleib hier du Troſt der Schaͤfferinnen: Jch laſ ſe dich mein Schatz ja nicht von hinnen;51Vierdtes Buch.

[figure]

Bleib hier mein Braͤutigam / mein Liebſter weiß und roth / ach bleib doch hier mein Licht / mein En gel und mein Gott.

1.
BLeib hier / bleib hier du Troſt der Schaͤfferinnen:
Jch laſſe dich mein Schatz ja nicht von hinnen;
D ijBleib52Geiſtlicher Hirten-Lieder
Bleib hier mein Braͤutigam / mein Liebſter weiß und
roth:
Ach bleib doch hier mein Licht / mein Engel und mein
GOTT.
2.
Was Troſts hab ich auff dieſer duͤrren Erden /
Wann du mein Lieb auch ſolteſt mir entwerden?
Bleib hier / ich laſſe dich auß meinen Armen nicht /
Biß daß der groſſe Tag der Ewigkeit anbricht.
3.
Biſt du mein Troſt / ſo troͤſt auch meine Seele;
Biſt du mein Schatz ſo bleib in meiner Hoͤle:
Biſt du mein Braͤutigam ſo liebkoſ auch die Braut /
Die du durch deine Lieb dir einmal haſt vertraut.
4.
Denk doch was iſt die Welt ohn eine Sonne
Die Hoͤl ohn Schatz / das Leben ohne Wonne!
Der Himmel ohne Gott / die Braut ohn Braͤutigam!
Drumb bleib doch hier mein Lieb / mein Taͤublein und
mein Lam̃.
5.
Jedoch wilt du daß ich ſoll einſam leben /
So wil ich mich auß Liebe drein ergeben:
Vergieß nur meiner nicht / kehr wieder bald zu mir /
Du Leben meines Geiſts / und meiner Seelen Zier.
Das53Vierdtes Buch.

Das Vierzehnde. Sie begehret den Braut-Schmuk von jhrem Braͤungam.

[figure]
D iijwas54Geiſtlicher Hirten-Lieder
[figure]
1.
DU Edler Braͤutigam der du mich neu geborn /
Und fuͤr viel tauſenden zu deiner Braut erkorn /
Ach laß mich doch empfangen
Was meine Seele ziert!
Ach laß mich doch erlangen
Was deiner Braut gebuͤhrt.
2.
Gib mir dein Eigenthum der weiſſen Unſchuld
Kleid /
Gib mir daß ich ſtets gruͤn in deiner G’rechtigkeit:
Laß mich auff Erden leben /
Wie du gelebet haſt;
Und williglich ergeben
Zu tragen deine Laſt.
3.
Pflantz deine Tugenden in meines Hertzen Schrein /
Trag deiner Demut Bild und deine Lieb hinein:
Die55Vierdtes Buch.
Die Keuſchheit deiner Seele
Geb jhrn Geruch in mir /
Und deiner Sanfftmut Oele
Fluͤſſ auß meins Mundes Thuͤr.
4.
Streich meine Wangen an mit deinem Roſen -
Blut /
Thu meine Lippen auff mit deiner Reden-Flut.
Leg deine Hulde-Strahlen
Jn meiner Augen Rund /
Und laß mein Haupt umbmahlen
Mit deinem Dornen-Bund.
5.
Der Speer der durch dein Herr und Seite hat
gemuſt /
Sey meines Hertzens Troſt / uñ Kleinod meiner Bruſt:
Die Naͤgel laß mich haben /
Die deine Fuͤſſ[]und Haͤnd[]
Am Creutz fuͤr mich durchgraben /
Und Mark und Bein zertrennt.
6.
Dein gaͤntzlicher Verdienſt ſey umb mich in gemein /
Mein Gold / mein Perle-Schmuk / und Edeles Geſtein:
Auff daß ich kan beſtehen
Wann du erſcheinen wirſt /
Und mich zu dir erhoͤhen
Du ewger Himmels-Fuͤrſt.
D jvDas56Beiſtlicher Hirten-Lieder

Das Funffzehnde. Sie freuet ſich uͤber der Geburt CHRJSTJ. Nach eines andren Melodey.

[figure]
O groſſe57Vierdtes Buch.
[figure]
1.
FReut euch jhr Hirten all
Und jauchtzt mit groſſem Schall!
Gott iſt ein Kind geborn
Hat Menſch zu ſeyn erkorn:
O groſſe Freude!
2.
Der Glantz der Herꝛligkeit
Hat ſich in uns verkleidt:
Die ewge Gotts Gewalt
Erſcheint in Knechts-Geſtalt:
O groſſe Freude!
3.
Der hohe Wunder-Held /
Der Herꝛſcher aller Welt
D vJſt58Geiſtlicher Hirten-Lieder
Jſt unſer Bruͤderlein /
Wil uns vom Tod befreyn:
O groſſe Freude!
4.
Die allerhoͤchſte Luſt
Trinkt unſrer Jungfrau Bruſt:
Der jmmer gruͤne May
Legt ſich fuͤr uns ins Heu /
O groſſe Freude!
5.
Das liebe Jeſulein
Liegt in dem Krippelein /
Verkuͤrtzt uns alle Pein
Mit ſeinen Aeugelein:
O groſſe Freude!
6.
Viel tauſend Engelein
Hoͤrt man in Luͤfften ſchreyn /
Und uns zu Troſt allda
Erhalln das Gloria:
O groſſe Freude!
Das59Vierdtes Buch.

Das Sechszehnde. Sie ergoͤtzet ſich mit dem Kinde JEſu.

[figure]
mich60Geiſtlicher Hirten-Lieder
[figure]
1.
DU tauſend-ſchoͤnes Kind /
Du Knabe bund wie Roſen /
Du Muͤndlein das geſchwind
Mein Hertze lieb muß koſen:
Du Blume zu Saron /
Du zarter Jungfraun Sohn /
Du ſuͤſſe Frucht der Liebe
Ohn die ich mich betruͤbe /
Ach ſey doch meine Luſt
Und Raſt an meiner Bruſt!
2. Ach61Vierdtes Buch.
2.
Ach ſey doch meine Luſt
Und laß dich freundlich kuͤſſen;
Laß mich mit Mund und Bruſt
Dich anruͤhrn und genieſſen:
Du liebes Aeugelein /
Du edles Bluͤmelein /
Du alle meine Freude /
Du ewge Seelen-Weyde /
Ach mein / ach daß dein Thau
Fall auff meins Hertzens Au!
3.
Ach mein / ach daß dein Thau
Du Kind der Morgen-Roͤthe
Fall auff meins Hertzens Au!
Und alles Unheil toͤdte;
Daß deiner Kehle Wein
Jn meinen Mund fluͤſſ ein /
Daß dein Geſchmak mich labe
Fuͤr aller andrer Gabe /
So kuͤſſe mich geſchwind
Du tauſend-ſchoͤnes Kind.
Das62Geiſtlicher Hirten-Lieder

Das Siebzehnde. Sie findet jhre Liebe am Creutze.

[figure]
1. Ach63Vierdtes Buch.
1.
ACh was haſt du gethan / ach was haſt du verſchulde
Du Brunn der Freundligkeit / du Urſprung aller
Huld!
Daß du gecreutzigt biſt!
2.
Du unbeflektes Kind / du reiner Jungfraun Sohn /
Dn Sanfftmut-volles Lam̃ / du weiſſer Keuſchheit
Thron /
Ach was haſt du gethan!
3.
Du himmeliſche Lieb / du kleiner groſſer Gott /
Ach warumb haͤngſt du dar! Ach warumb biſt du tod!
Ach warumb iſts geſchehn!
4.
Jſt’s / daß du mir mein Hertz mit deinem Pfeil ver -
wundt
So haſt du wol gethan: Denn ſchau ich bin geſund /
Jch bin gefund darvon!
5.
Was leideſt du dann diß? Weil du mir nichts
gethan?
Weil ich dich O mein Kind auch wie geklaget an /
Und ſtets geprieſen hab.
6. Ach64Geiſtlicher Hirten-Lieder
6.
Ach ja / ach du vergeuſt dein Roſen-farbnes Blut
Gleich wie ein Pelican fuͤr ſeine Kaͤuchlein thut /
Daß ichs genieſſen ſoll!
7.
Jſts diß du ſuͤſſer Gott? Jſts diß mein Pelican?
So fuͤlle doch mein Hertz und Seel darmit gantz an /
Und wandle mich in dich.
8.
Denn ſchau ich wuͤntſche mir mit groſſer Jnnigkeit
Dein Ebenbild zu ſeyn / und ſo zur Dankbarkeit
Fuͤr dich gecreutzigt ſtehn.
9.
Drumb werd ich dich mein Kind anruffen fuͤr und
fuͤr
Und warten mit Geduld bey deiner Gnaden-Thuͤr
Biß ich gecreutziget bin.

Das Achtzehnde. Sie beweinet die gecreutzigte Liebe.

[figure]
das65Vierdtes Buch.
[figure]
1.
KOm̃t her und ſchauet an mein Leben /
Das unbeflekte Jungfraun-Kind!
Schaut wie es iſt ans Creutz gegeben /
Fuͤr unſre Schuld und unſre Suͤnd!
Es iſt ſo uͤbel zugericht /
Daß mir das Hertze bricht!
E2. Schaut66Geiſtlicher Hirten-Lieder
2.
Schaut wie man hat den zarten Knaben
So gar zerſchmiſſen und zerwundt!
Wie man jhm Haͤnd und Fuͤſſ durchgraben
Wie man belohnt den hulden Mund;
Wie iſt die ewge Freundligkeit
Beworffen und beſpeyt.
3.
Der Leib iſt voller Beuln und Schrunden /
Voll Angſt und Schmertzen iſt ſein Geiſt;
Das Fleiſch und Mark iſt alls verſchwunden /
Das Blut vergoſſen allermeiſt:
Wie muß das lieblich Aeugelein
Ein ſolcher Scheuſal ſeyn?
4.
Er hat vom Himmel auff die Erden
Auß lauter Liebe ſich geſenkt /
Daß wir erledigt ſollen werden /
Von allem Ubel das uns kraͤnkt:
Und ſih er ſtekket ſelbſt in Noth
Der treue Liebes-Gott!
5.
Wer iſt nu der jhm bey kan ſpringen /
Wer wil jhm ſeine Treu bezahln?
Wer Oele ſeinen Wunden bringen?
Wer ſtillet ſeine Pein und Qualn?
Wer67Vierdtes Buch.
Wer iſt der das geplagte Kind
(Ach! Ach!) vom Creutz gewinnt!
6.
Soll dann die Lieb am Creutze ſterben?
Soll dann die Unſchuld laͤnger ſtehn?
Soll dann das Heil der Welt verderben?
Und unſer Leben untergehn?
Ach ja es weicht ſchon Geiſt und Sinn!
Ach ja die Lieb iſt hin!
7.
Die Lieb iſt hin O arme Seele[;]
Die Lieb iſt tod / lauff doch hinzu:
Eroͤffne deines Hertzens Hoͤle /
Und gib ſie jhm noch jetzt zur Ruh:
Steig auff das Creutz / nihm jhn herab /
Und ſey der Liebe Grab.
8.
Du biß die Schuld daß er geſtorben /
Du biſt die Urſach ſeiner Pein /
Weil er umb deine Lieb geworben /
Hat er deß Todes muͤſſen ſeyn:
Diß Laͤm̃lein iſt fuͤr dich geſchlacht /
Fuͤr dich in Tod gebracht!
E ij9. Entzieht68Geiſtlicher Hirten-Lieder
9.
Entzieht euch mir jhr meine Sinnen /
Jhr Augen ſchlieſt euch beyde zu /
Mein Geiſt begebe ſich von hinnen /
Mein Leben das erſterb auch nu /
Jch kan fuͤr Leid nicht mehr beſtehn /
Jch muß mit jhm vergehn!

Das Neunzehnde. Sie vergleicht jhren JEſum einer Nachtigall.

[figure]
ich69Vierdtes Buch.
[figure]
1.
NAchtigall wann dein Geſang
Mit ſo angenehmem Klang
Durch den Wald erſchallet:
So gedenk ich ans Gethoͤn
Das auß Jeſu Mund ſo ſchoͤn
Mir zu Troſt erhallet.
2.
Jch gedenke wie er ſich
So verliebt und inniglich
E iijAuff70Geiſtlicher Hirten-Lieder
Auff das Creutz geſchwungen;
Und mir ſieben Liedelein
Jn der groͤſten Hitz und Pein
Lieblich hat geſungen.
3.
Erſtlich ſang er daß mir Gott
Solte ſeine Pein und Tod
Ewiglich verzeihen;
Und weil ich auß Unverſtand
Jhm diß Leiden zugewand
Mir Genad verleihen.
4.
Drauff fing er gantz lieblich an:
Heute werd ich dir die Bahn
Voller Roſen ſtreuen:
Heut wirſt du im Paradeis
Gott und mir zu ewgem Preis
Dich mit mir erfreuen.
5.
Drittens ſanger daß die Bruſt /
Seiner Mutter mir die Koſt
Solt als Sohne geben:
Und ich ſolt auch als ein Sohn
Dieſem ſeiner Weißheit Thron
Stets gehorſam leben.
6. Drauff71Vierdtes Buch.
6.
Drauff ſchrye er ſehr klaͤgelich
Gott mein Gott wie laͤſt du mich
So verlaſſen leiden:
Daß mir ſolte kundbar ſeyn
Wie er alle dieſe Pein
Lidt ohn Troſt und Freuden.
7.
Weiter ſang er troͤſtlich fort
Und ließ mich das guldne Wort /
Daß jhn duͤrſte hoͤren:
Daß jhn duͤrſtete nach mir
Fuͤr ſo inniger Begier /
Wolt er mich da lehren.
8.
Dann ſang er / es iſt vollbracht /
Satan iſt mit ſeiner Macht
Endlich uͤberwunden:
Deine Schulden meine Braut
Sind bezahlt mit meiner Haut /
Du biſt loß gebunden.
9.
Drauff gab er matt und verwundt
Seinen Geiſt mit ſuͤſſem Mund
E jvJn72Geiſtlicher Hirten-Lieder
Jn deß Vaters Haͤnde:
Daß auch ich ſo ſolte thun
(Wann ich ſeelig wolte ruhn)
An dem letzten Ende.
10.
Dieſes hat mit werthem Schall
Meine liebſte Nachtigall
JEſus mir geſungen:
Und auß dieſem ſeinem Lied /
Jſt mir Troſt / Freud / Ruh und Fried /
Ewiglich entſprungen.
11.
Drumb erfreuet es mich bald
Wann ich hoͤre durch den Wald
Nachtigall dich ſingen:
Sing du ſchoͤne Saͤngerin /
Dann du machſt mir Hertz und Sinn
Jn dem HErꝛn auffſpringen.
Das73Vierdkes Buch.

Das Zwantzigſte. Die Pſyche muntert ſich mit dem Fruͤhling zu einem neuen Leben auff.

[figure]
E vund74Geiſtlicher Hirten-Lieder
[figure]
1.
DEr Fruͤhling kom̃e heran /
Der hulde Blumen-Mann /
Es geht ſchon Feld und Anger /
Mit ſeiner Schoͤnheit ſchwangers
Der Bluͤte-Feind der Nord
Steht auff und macht ſich fort;
Das Turtel-Taͤubelein
Laͤſt hoͤrn die Schaͤuffzerlein.
2. Die75Vierdtes Buch.
2.
Die Lerch iſt auß der Grufft
Und zieret Feld und Lufft
Mit jhrem direliren /
Das ſie ſo ſchoͤn kan fuͤhren:
Die Kuͤnſtlern Nachtigall
Lokt und zikt uͤberall:
Die Voͤglein jung und alt
Sind munter in dem Wald.
3.
Die Sonne fuͤhret ſchon
Jhrn freudenreichen Thron
Durch jhre guldne Pferde
Viel naͤher zu der Erde:
Die Waͤl der ziehn ſich an /
Und ſtekken auff jhr Fahn:
Der Weſt-Wind kuͤſt das Laub /
Und reucht nach Blumen-Raub.
4.
Das Wild laufft hin und her
Die Laͤng und auch die Quer;
Es tantzen alle Waͤlder /
Es huͤpffen alle Felder:
Das76Geiſtlicher Hirten-Lieder
Das liebe Wollen-Vieh
Das weidet ſich nu fruͤh:
Die ſtumme Schuppen-Schaar /
Schwimmt wieder offenbar.
5.
Die gantze Creatur
Wird anderer Natur:
Die Erde wird verneuet /
Das Waſſer wird erfreuet:
Die Lufft iſt lind und weich /
Warm Thau - und Regen-reich:
Der Himmel lacht uns an
So ſchoͤn er jmmer kan.
6.
Drumb kreuch auch meine Seel
Herfuͤr auß deiner Hol;
Laß deines Hertzens Erden
Zu einem Fruͤhling werden:
Zertrit Gefroͤſt und Eiß /
Und werd ein gruͤner Reiß;
Sey eine neue Welt
Und Tugend-volles Feld.
7.
Laß deine Seuffzer gehn
Mit lieblichem Gethoͤn:
Laß77Vierdtes Buch.
Laß hoͤren dein verlangen
Den Braͤutgam zu empfangen:
Sey eine Nachtigall /
Und lok mit Liebes-Schall
Der Himmel hoͤchſte Zier
Den ſuͤſſen Gott zu dir.
8.
Schwing dich behend und fein
Gleich wie ein Lerchelein
Vom jrꝛdiſchen Getuͤmmel
Und ſchwebe frey im Himmel:
Bereite dich mit Klang /
Und ſtetem Lob-Geſang /
Den Schoͤpffer zu verehrn /
Und ſeinen Ruhm zu mehrn.
9.
Es faͤhret ſchon herein
Sein gnaͤdger Sonnenſchein;
Erlaͤſt ſchon ſeine Strahlen
Dein gantzes Hertz bemahlen:
Sein Geiſt der ſuͤſſe Wind
Weht ſchon dich an ſein Kind:
Drumb bluͤh in ſeiner Lieb
Und folge dieſem Trieb.
Das78Geiſtlicher Hirten-Lieder

Das Ein und Zwantzigſte. Sie beruffet alle Creaturen GOTT zu loben.

[figure]
weite79Vierdtes Buch.
[figure]
1. Auff /80Geiſtlicher Hirten-Lieder
1.
AUff / auff mein Hertz ermuntre dich
Laß durch die Lufft dich hoͤren;
Jch ſehne mich gantz inniglich
Den Braͤutigam zu ehren:
Alls was die gantze weite Welt
Jn jhrem Kreiß beſchloſſen haͤlt /
Wil ich zuſammen ruffen hier
Daß es jhn loben ſoll mit mir.
2.
Kom̃t her jhr kleinen Voͤgelein;
So viel jhr ſeyd zerſtreuet,
Und mit den ſuͤſſen Stimmelein /
Wald / Berg und Thal erfreuet /
Kom̃t ſingt und ſchreyet allzumal /
Lob / Ehr und Preis ſey ohne Zahl
JEſu dem Heiland aller Welt /
Der unſer Hertz zu frieden ſtellt.
3.
Heb an du werthe Nachtigall
Dein kuͤnſtlich figuriren /
Und hilff mit deinem ſuͤſſen Schall
Mein Braut-Lied muſiciren:
Die81Vierdtes Buch.
Die Lerche ſoll jhr dir / dir / dir
Dir HErꝛ ſey Lob / auch fuͤr und fuͤr
Erzwingen in dem beſten Thon /
Und mit uns loben Gottes Sohn
4.
Der Weſt-Wind mache ſich herbey
Mit ſeinem linden brauſen /
Die friſchen Luͤfftlein mancherley
Und alles ſanfftes ſauſen /
Jhr ſuͤſſen Baͤchlein rinnt zu mir /
Jhr kuͤhlen Bruͤnnlein quaͤllt allhier;
Jhr groſſen Fluͤſſe ſtroͤhmt hier an /
Daß ich mit euch jhn loben kan.
5.
Jhr Blumen in der gantzen Welt
Jn Suͤmpffen und in Fluͤſſen /
Jn Gaͤrten und auff offnem Feld
Helfft meinen Braͤutgam gruͤſſen:
Jhr Lilgen und jhr Roͤſelein /
Jhr Tulpen / Veilken in gemein /
Lobt JEſum mein und eure Kron /
Die ſchoͤnſte Blume zu Saron.
F6. Jhr82Geiſtlicher Hirten-Lieder
6.
Jhr Graͤslein alle kriecht herfuͤr /
Jhr Kraͤuter / Stauden / Stekken;
Jhr Wieſen ſelber kom̃t zu mir /
Jhr Dornen und jhr Hekken:
Jhr Straͤuch und Puͤſche groß und klein
Kom̃t ſtimmet alle mit mir ein:
Jhr Baͤume beyde wild und zahm /
Kom̃t lobet meinen Braͤutigam.
7.
Jhr Wurtzeln (daß ich eurer nicht
Bey meinem Lied vergeſſe /)
Kom̃t lobt bey hellem Tage-Licht
Die werthe Wurtzel Jeſſe:
Jhr Furchen und du gruͤne Saat
Lobt meinen Lieben fruͤh und ſpat;
Der Regen / Schnee / der Reiff und Thau /
Lob jhn mit Macht auff jeder Au.
8.
Jhr auch jhr meine Schaͤffelein
Die jhr im gruͤnen weidet /
Lobt jhn das liebe Laͤmmelein /
Er iſts der euch bekleidet;
Er83Vierdtes Buch.
Er iſts der mich und euch bewacht /
Die Liſt deß Molffs zu nichte macht,
Er iſts der ewig wird regirn
Und mich zum Brunn deß Lebens fuͤhrn.
9.
Herbey jhr Hirten-Maͤgdelein /
Herbey / herbey mit Freude:
Tantzt jhm zu Ehren einen Reihn
Auff dieſer gruͤnen Weyde:
Verſam̃let euch hier jung und alt /
Lobt meinen Braͤutgam mannigfalt /
Erzehlet manche groſſe That
Die er fuͤr uns verrichtet hat.
10.
Es lob jhn jedes Element /
Lufft / Feuer / Waſſer / Erde;
Das hochgewoͤlbte Firmament
Darzu erreget werde /
Die Morgen-Roͤthe nahe ſich /
Und lob jhn unveraͤnderlich:
Der angenehme fruͤhe Stern /
Sey wegen ſeines Lobs nicht fern.
F ij11. Die84Geiſtlicher Hirten-Lieder
11.
Die Sternen all ins Himmels Feld
Solln jhn gantz herꝛlich preiſen;
Und fuͤr den Augen aller Welt /
Groſſ Ehr und Dienſt erweiſen:
Die Sonne ſampt der Cynthia
Solln jhn mit mir erheben da;
Er iſt und bleibet allezeit
Die Sonne der Gerechtigkeit.
12.
Jhr auch jhr werthen Geiſterlein /
Die jhr uns ſtets begleitet;
Jhr Englichen / jhr Flaͤmmelein
Die jhr uns auffwarts leitet:
Verſam̃let euch in groſſer Schaar /
Kom̃t mit den andren allen gar;
Jhr muſt auff dieſer Wieſe da
Erſchalln das ſchoͤne Gloria.
13.
Jnſonderheit jhr Seraphin
Erhebet eure Flammen /
Und ſchreyt das Sanctus uͤber jhn /
Den Heiligſten zuſammen:
Ach85Vierdtes Buch.
Ach daß ich brennte lichter Loh /
Jn heiſſer Liebe wie ein Stroh /
Ach zuͤndet doch mein Hertz gantz an
Daß ich wie jhr jhn loben kan.
14.
Jch ſuche nichts als ſeinen Ruhm /
Wil auch nichts andres ſingen:
Jhn loben iſt mein Eigenthum
Mein Ehr jhm Ehre bringen:
Mein Leib / mein Hertze / Seel und Geiſt /
Und alles was man meine heiſt /
Soll jhn durch Zeit und Ewigkeit
Zu loben jmmer ſeyn bereit.
15.
Du aber liebſter JEſu Chriſt
Gib daß ich dir gefalle;
Daß ich dein Lob zu jeder Friſt
Mit reinem Mund erſchalle:
Nihm mich mein Lieb wann ich dich preis /
Auß dieſer Welt ins Paradeis;
Daß ich vergeh mit dieſem Wort /
JEſu ſey Lob an allem Ort.
F iijDas86Geiſtlicher Hirten-Lieder

Das Zwey und Zwantzigſte. Die Pſyche ladet die Wald-Voͤgelein zum Lobe Gottes ein.

[figure]
ſen:87Vierdtes Buch.
[figure]
1.
JHr kleinen Voͤgelein
Jhr Wald-Ergoͤtzerlein
Jhr ſuͤſſen Saͤngerlein
Stimmt mit mir uͤberein:
Jch wil den HErren preiſen
Mit meinen Liebes-Weiſen:
Jch wil von Hertzen-Grund /
Jhm auffthun meinen Mund.
2.
Spitzt eure Schnaͤbelein /
Zwingt eure Stimmelein /
F jvUnd88Geiſtlicher Hirten-Lieder
Und fangt an groſſ und klein
Auffs lieblichſte zu ſchreyn:
Jch wil durch euer ſingen
Mich zu dem Schoͤpffer ſchwingen /
Jch wil durch euren Thon;
Hinauff zu Gottes Sohn.
3.
Er ziert euch Feld und Wald
So ſchoͤn und mannigfalt /
Er kleidt euch jung und alt
Mit Federn wolgeſtalt;
Er ſchafft euch kuͤhle Sitze
Fuͤr Unfall und fuͤr Hitze:
Er gibt euch Speis und Trank /
Und Mut zum Luſt-Geſang.
4.
Drumb ſtimmet mit mir ein
Jhr ſuͤſſen Schreyerlein /
Jhr kleinen Pfeifferlein /
Jhr Wunder-Saͤngerlein:
Gott Lob iſt mein erſchallen /
Gott Lob ſey eur erhallen;
Gott iſt mein Geſang /
Gott ſey euer Klang.
Das89Vierdtes Buch.

Das Drey und Zwantzigſte. Sie kroͤnet jhren Jeſum mit Blumen.

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F vmit90Geiſtlicher Hirten-Lieder
[figure]
1. Kom̃t91Vierdtes Buch.
1.
KOm̃t laſt uns JEſum kroͤnen /
Den Schaͤffer voller Hold /
Den lieblichen / den ſchoͤnen /
Den feinen uͤber Gold:
Kom̃t helfft mir mein Leben
Mit Blumen umbgeben /
Kom̃t windet jhm Kraͤntze /
Kom̃t heget jhm Taͤntze /
Kom̃t ſinget jhm ein Ehren-Lied.
2.
Kom̃t helffet mir jhn gruͤſſen
Den Braͤutgam weiß und roth;
Kom̃t fallet jhm zu Fuͤſſen
Dem werthen unſrem Gott:
Kom̃t leget jhm munter /
Die Achſelen unter /
Kom̃t tragt jhn mit Freuden
Durch alle die Heiden /
Und jauchzet jhm ſo viel jhr koͤnt.
3.
Setzt jhn die Luſt der Sinnen /
Den zarten Jungfraun Sohn /
Den Preis der Schaͤfferinnen
Auff einen Blumen-Thron:
Umb92Geiſtlicher Hirten-Lieder
Umbgebt jhn mit Myrten
Den Koͤnig der Hirten /
Belegt jhn mit Palmen /
Verehrt jhn mit Pſalmen /
Und bettet jhn demuͤtig an.
4.
Auff daß er uns anblikke
Mit Liebes-Aeugelein:
Und unſre Seeln erquikke /
Mit ſeiner Bruͤſte Wein /
Auff daß er uns ſchenke /
Die him̃liſchen Traͤnke;
Auff daß er uns ziere /
Und wonniglich fuͤhre /
Mit ſich ins Schloß der Seligkeit.

Das Vier und Zwantzigſte. Sie bittet daß Jeſus alleine moͤge jhre Freude ſeyn.

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gib93Vierdtes Buch.
[figure]
1.
JEſu unſre Freude /
Unſer Troſt im Leide /
Gib daß wir uns fuͤr und fuͤr
Eintzig freuen uͤber dir.
2.
Treib auß unſrem Hertzen
Traurigkeit und Schmertzen /
Eitle Luſt und Froͤligkeit
Sey von uns auch fern und weit.
3.
Laß uns nichts belieben /
Was uns kan betruͤben:
Unſre Liebe laß allein
Deine Menſch - und Gottheit ſeyn.
4. Hilff94Geiſtlicher Hirten-Lieder
4.
Hilff uns ſelig ſterben /
Und die Kron erwerben;
Daß wir in der Ewigkeit
Sehen deine Herꝛligkeit.

Das Fuͤnff und Zwantzigſte. Sie verſam̃let alle jhre Kraͤfften und Sinnen zu ſeinem Lobe.

[figure]
verſam̃let95Vierdtes Buch.
[figure]
1. Auff /96Geiſtlicher Hirten-Lieder
1.
AUff / auff mein Geiſt und du O mein Ge -
muͤte /
Auff meine Seel / auff / auff mein Sinn:
Auff / auff mein Leib / mein Hertz / und mein Ge -
bluͤte /
Auff alle Kraͤfft und was ich bin:
Vereinigt euch und lobt mit mir
Der Menſchen Troſt / der Engel Zier /
Stimmt all in heiſſen Liebes-Flammen /
Zu Lobe meines HErꝛn zuſammen.
2.
Erhebt euch wie die Adler von der Erden /
Schwingt euch hinauff fuͤr ſeinen Thron /
Erſcheint fuͤr jhm mit dankbaren Geberden;
Und ſinget jhm im hoͤchſten Thon:
Seyd froͤlich / munter / jauchtzt und klingt /
Frolokt mit Haͤnden / tantzt und ſpringt;
Erzeigt euch voller heilger Freuden /
Zu Lob und Ehren ſeiner Leiden.
3.
Es muͤſſen dir zu Ehren deiner Wunden
Stets wachend meine Sinnen ſeyn:
Zu deinen Ehrn werd jmmerdar gefunden
Jn meinem fuͤhlen deine Pein:
Mein97Vierdtes Buch.
Mein Auge ſehe dir zu Ehrn /
Mein Ohr merk auff dein Wort und lehrn;
Es muͤſſe mein Geſchmak dir ſchmekken;
Nach dich nur mein Geruch ſich ſtrekken.
4.
Es lobe dich HERR mein Verſtand und
Wille /
Gott mein Gedaͤchtnuͤß lobe dich:
Zu deinem Lob ſey meine Bildung ſtille /
Mein Geiſt erheb ſich uͤber ſich:
Mein Athem lob dich fuͤr und fuͤr /
Mein Puls ſchlag ſtets das Sanctus dir:
Es ſingen alle meine Glieder
Zu deinen Ehren tauſend Lieder.
5.
Mein Hertze muͤſſ in deiner Lieb zerfluͤſſen /
Die Seel in deinem Ruhm vergehn:
Mein Mund dich ſtets mit neuem Lobe kuͤſſen
Und Tag und Nacht dir offen ſtehn:
Es muͤſſen dienen dir zur Luſt
Die tieffen Seuffzer meiner Bruſt:
Es muͤſſe dich mit Lob umbgeben
Mein warten und mein ſehnlichs Leben.
G6. Weil98Geiſtlicher Hirten-Lieder
6.
Weil aber alls nicht gnug iſt dich zu preiſen /
So wollſt du ſelbſt dein Lob vollfuͤhrn:
Und dir fuͤr mich Dank / Ehr nnd Preis er -
weiſen /
Wie deiner Hochheit wil gebuͤhrn:
Du wollſt erſetzen O mein Licht
Was mir an deinem Lob gebricht;
Biß du mich wirſt in dich erheben /
Zu einem Glantz und einem Leben.

Das Sechs und Zwantzigſte. Sie vermahnet jhre Seele zu der wahren Jnnigkeit deß Geiſtes.

[figure]
Fleug99Vierdtes Buch.
[figure]
1.
SChwing dich auff mein Taͤubelein behende /
Und verfleug dich in dein letztes Ende:
Fleug hinweg vom jrꝛdiſchen Getuͤmmel /
Und begib dich in den ſtillen Himmel.
2.
Dein Gemahl mit dem du dich verbunden /
Wird in keiner Unruh je gefunden:
G ijDrumb100Geiſtlicher Hirten-Lieder
Drumb ſo du mit jhm wilt ſeelig niſten /
Schwenk dich in die ungeſchaffne Wuͤſten.
3.
Toͤdt in dir all eitele verlangen /
Und was ſonſten dich noch haͤlt gefangen:
Halt dein Hertz und deine Kraͤfft und Sinnen
Ledig und mit wahrer Andacht innen.
4.
Steig hinauff mit Engliſchen Geberden /
Und vergieß der Dinge die auff Erden;
Halte dich dem eingen abgeſcheiden /
Der dich ewig troͤſten kan und weiden.
5.
Alſo wird der Koͤnig dich begehren /
Und ſein gnaͤdges Antlitz dir gewehren:
Alſo wird der Braͤutigam dich kuͤſſen /
Und du ſeiner wonniglich genieſſen.
6.
Drumb fleug auff mein Taͤublein meine
Seele /
Schwing dich auß dem Schranken deiner Hoͤle:
Fleug101Vierdtes Buch.
Fleug zu Gott mit innigem Gemuͤte /
Und empfah ſein ewge Lieb und Guͤte.

Das Sieben uud Zwantzigſte. Die Pſyche begehret gantz und gar zu GOTT.

[figure]
G iijnihm102Geiſtlicher Hirten-Lieder
[figure]
1.
DUtauſend-liebſter Gott / mein innigſtes verlangẽ /
Mein ewges Freuden-Licht / das mir mein Hertz
gefangen;
Nihm mich doch gantz zu dir
Mein eintzige Begier /
Nihm mich doch gantz zu dir.
2.
Du Abgrund meines Geiſts / du Rauber meiner
Sinnen /
Du Zukker-ſuͤſſer Tod / der mich nur fuͤhrt von hinnen:
Nihm mich doch gantz zu dir /
Mein eintzige Begier
Nihm mich doch gantz zu dir.
3.
Du hoͤchſt geſuchter Schatz / du Liebe lichſtes Leben /
Du gantz begierlichs Gut / dem ich mich muß ergeben /
Nihm mich doch gantz zu dir
Mein eintzige Begier /
Nihm mich doch gantz zu dir.
Das103Vierdtes Buch.

Das Acht und Zwantzigſte. Die Pſyche erfreuet ſich auffgeloͤſt zu werden. Nach eines andren Melodey.

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G jvdem104Geiſtlicher Hirten-Lieder
[figure]
1.
DJe Zeit geht an die Jeſus hat beſtim̃t /
Da alles Leid bey mir ein Ende nim̃t:
Gehab dich wol mein Kaͤrker boͤſe Welt /
Mit allem dem was deinem Geiſt gefaͤllt.
2.
Kom̃ meine Seel wir wollen numehr gehn /
Wo Gottes Sohn und ſeine Diener ſtehn:
Wir wollen uns geſellen zu der Schaar /
Die unverrukt frolokket jmmerdar.
3.
Gebenedeyt ſey ewig dieſer Tag
Jn welchem ich durch Gott verlaſſen mag /
Was ſterblich iſt und blendt mein Augen-Licht /
Daß ich nicht ſeh deß Liebſten Angeſicht.
4. Ach105Vierdtes Buch.
4.
Ach Jeſu Chriſt mein Leben in dem Tod /
Mein Troſt in Pein / mein Freund in Angſt und
Noth /
Jch wende mich mit aller Krafft zu dir /
Ach thu mir auff die ſuͤſſe Lebens-Thuͤr.
5.
Jch gebe dir von gantzem Hertzen hin /
Was du erloͤſt / und was ich durch dich bin;
Nihm meine Seel wann ſie vom Leib iſt loß /
Jn deine Hand und vaͤterliche Schoß.
6.
Du biſt mein Ziel / mein Ende / Ruhm und
Preis /
Mein Mittel-Punkt / mein ſuͤſſes Paradejs /
Jn dir allein findt meine Seele Ruh /
Drumb ſeufftz ich auch dir unauffhoͤrlich zu.
7.
Ach / ach wie ſehr verlangt mich doch nach dir /
Kom̃ doch mein Troſt / mein Leben kom̃ zu nur:
Verzeuch doch nicht auß dieſer finſtern Hoͤl
Jn deinen Hof zu holen meine Seel.
8.
Jch warte ſchon mit ſehnlichem Verdruß /
Auff dich mein Lieb und deinen ewgen Kuß;
G vJch106Geiſtlicher Hirten-Lieder
Jch bin faſt krank und mein verlirbter Geiſt /
Jſt gleichſam weg von mir nach dir gereiſt.
9.
Jedoch damit ich dir nichts ſchreibe fuͤr /
So wil ich gern und willig bleiben hier;
Biß kom̃t die Zeit in welcher ich als Braut
Dir meinem Gott uñ Braͤutgam werd getraut.

Das Neun und Zwantzigſte. Sie freuet ſich daß ſie ins Haus deß HErren wird eingehen.

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und107Vierdtes Buch.
[figure]
1.
FReud uͤber Freud was hab ich gehoͤrt!
Was hat vor Troſt mein Hertze bethoͤrt!
Wir werden ins Haus deß HErren eingehn /
Und jmmer und ewiglich wol mit jhm ſtehn.
2.
Er wird uns zeigen alles ſein Gut /
Sein Angeſicht und freundlichen Mut:
Wir werden jhn ſchauen gleich wie er iſt /
Und wie er ſo wunderlich uns hat erkieſt.
3.
Wir werden jhm mit jauchzendem Mund
Lobſingen fuͤr den ewigen Bund:
Wir werden jhn mit den Engliſchen Ehoͤrn
Ohn alles erſaͤttigen loben und ehrn.
4. Wir108Geiſtlicher Hirten-Lieder
4.
Wir werden da (O ſeelige Luſt!)
Frey duͤrffen zu der Goͤttlichen Bruſt:
Wir werden Gott kuſſen / und allen Genuß
Empfangen von ſeiner Dreyfaltigkeit Kuß.
5.
Es wird da ſchmekken unſere Kehl
Wie ſuſſ er iſt / ohn alles Gefehl:
Es werden Gemuͤt / Hertz / Leben und Sinn
Fuͤr inniger Liebe zerflieſſen in jhn.
6.
Wir werden gleich mit jhme regirn /
Den Scepter / dener ſelber haͤlt / fuͤhrn:
Wir werden mit jhm beſitzen zugleich
Ein einige Glory und einiges Reich.
7.
Freud uͤber Freud ich hab es gehoͤrt /
Mein Troſt und Hoffnung iſt mir vermehrt!
Wir werden ins Haus deß HErren hinein /
Und ewiglich das / was er ſelber iſt / ſeyn.
Das109Vierdtes Buch.

Das Dreiſſigſte. Sie ſehnet ſich nach der ewigen Herꝛligkeit.

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1. Wie110Geiſtlicher Hirten-Lieder
1.
WJe ſchoͤn biſt du mein Leben und mein Licht;
Wie lieblich iſt dein huldes Angeſicht!
Wie hoch-begierlich iſt die groſſe Freud und Wonne /
Die man in dir geneuſt du ungeſchaffne Sonne.
2.
Mein Hertze ſeufftzt und ſehnet ſich nach dir /
Den Geiſt verlangt mit ſchmertzlicher Begier;
Wer wird mir endlich doch / daß ich dich ſchaue / geben /
Und meine Bloͤdigkeit in deinen Glantz erheben.
3.
Wie herꝛlich iſt dein Goͤttliches Pallaſt /
Das du in dir zu deiner Wohnung haſt!
Wann werd ich dermaleinſt in deinen Tempel gehen.
Und deiner Majeſtaͤt allda zu Dienſten ſtehen?
4.
Wann werd ich dir mit Engliſchem Geſang
Fuͤr deine Treu erzeigen Lob und Dank?
O meines Hertzens Gott / wañ werd ich dich dort oben!
Mit deinen Heiligen in ewgem Jubel loben!
5.
Ach daß ich doch mich noch nicht ſoll erfreun /
Und dir daſelbſt das Halleluja ſchreyn!
Wann werd ich dann fuͤr dich mein arme Seele
bringen /
Und deiner Wuͤrdigkeit das ewge Sanctus ſingen?
6. O wah -111Vierdtes Buch.
6.
O wahrer Troſt / wann wird es dann geſchehn /
Daß ich dich werd ohn alles Mittel ſehn?
Wann werd ich wie du biſt dich ſchauen und empfindẽ /
Und in dich ſuͤſſe Flut zerfluͤſſen und verſchwinden?
7.
Wer iſt dir gleich / wer iſt ſo groß als du?
Wer ſitzt ſo ſtoltz in ewger Freud und Ruh?
Wer weiß den Uberfluß der Reichthuͤmer zu ſchaͤtzen /
Mit welchen du mich wirſt in Ewigkeit ergoͤtzen?
8.
Du biſt allein mein ewges Freuden-Meer /
Biſt all mein Gut / und was ich nur begehr:
Jch werde mich an dir nicht ſatt genugſam ſehen /
Wann deiner Herꝛligkeit Eroͤffnung wird geſchehen.
9.
Wird auch mein Geiſt in jhm ſeyn zu der Zeit /
Wann ich O Gott werd eingehn in die Frend?
Werd ich auch von mir ſelbſt fuͤr groſſer Wolluſt
wiſſen
Wann deiner Gottheit Strohm in mich ſich wird
ergieſſen?
10.
Ach es vergeht mir jetzt ſchon Krafft und Sinn /
Und mein Gemuͤt iſt auß mir nach dir hin:
O wonnigliches Gut zeuch doch mein gantzes Weſen /
Jn deinen Abgrund ein / ſo bin ich wol geneſen.
Das112Geiſtlicher Hirten-Lieder

Das Ein und Dreiſſigſte. Sie bittet vor die Freunde jhres Geliebten. Auß dem Lateiniſchen eines unbekandten.

[figure]
zu Gott113Vierdtes Buch.
[figure]
1.
JHr treuen Seelen die jhr ſeyd
Jn Chriſto abgeleibet;
Und von der ewgen Froͤligkeit
Noch außgeſchloſſen bleibet:
Wie gerne wolt ich eurer Noth
Zu ſtatt und Huͤlffe kommen;
Daß jhr ins Freuden-Reich zu GOTT
Moͤcht werden auffgenommen.
2.
O Vater der Barmhertzigkeit /
O Gott voll Troſt und Guͤte /
Schau ſie doch an mit Freundligkeit
Wend ab das Zorn-Gemuͤte:
Sie haben zwar verdient die Pein
Dich aber doch bekennet;
Drumb ſchon und laß vergeben ſeyn
Daß ſie ſo blind gerennet.
H3. O Je -114Geiſtlicher Hirten-Lieder
3.
O JEſu voller Mildigkeit /
O Heiland außerleſen /
Erloͤſe doch auß allem Leid
Was durch dein Blut geneſen /
Verzeih / laß ſpuͤren deine Huld /
Die dich inbruͤnſtig lieben;
Erlaß die Straff / leſch auß die Schuld /
Weil ſie getreu geblieben.
4.
O Heilger Geiſt du ſuͤſſer Troſt
Du Advocat der Armen /
Laß ſie doch nicht ohn Lieb gekoſt
Und wuͤrkliches erbarmen:
Fuͤhr ſie auß jhrer Hitz und Glut
Daß ſie ſich ſanfft erkuͤhlen /
Und laß ſie ewig all dein Gut
Und deinen Frieden fuͤhlen.
5.
Maria ſuͤſſer Gnaden-Fluß
Du Troͤſterin im Leiden /
Halt auff deß Urtheils ſtrengen Schluß
Und was ſo ſcharff thut ſchneiden:
Vermeng115Vierdtes Buch.
Vermeng die Flam̃ mit deiner Gunſt /
Und lindere die Schmertzen;
Loͤſch auß das Feur / kuͤhl ab die Brunſt
Und ſtill die Angſt im Hertzen.
6.
Jhr Engel die jhr uns bewacht /
Und dieſe Seeln gefuͤhret /
Nehmt doch die aͤrmſten jetzt in acht /
Und thut was euch gebuͤhret:
Treibt alle frome Hertzen an /
Daß ſie an ſie gedenken /
Und jhnen was ſie guts gethan
Zu Huͤlff und Beyſteur ſchenken.
7.
Jhr all auch die jhr ſchon bey Gott
Jn ewgen Freuden lebet /
Erbarmet euch doch jhrer Noth /
Schaut daß jhr ſie erhebet:
Weil ſie die Truͤbſal und Elend
Mit euch geſchmekt auff Erden /
So macht auch daß ſie nu behend
Der Ruhe wuͤrdig werden.
H ij8. O Ur -116Geiſtlicher Hirten-Lieder
8.
O Urſprung aller Guͤtigkeit /
O Brunquell deß erbarmen /
Laß doch der Fromen Hertzeleid
Verhelffen dieſen Armen:
Der Richt-Platz deiner G’rechtigkeit
Jſt in dem hoͤllſchen Leiden;
Das Dank-Lied deiner Mildigkeit
Singt man ins Himmels Freuden.

Zur Zugabe iſt hinzu geſetzt Das Zwey und Dreiſſigſte. Betrachtung der Ewigkeit.

[figure]
117Vierdtes Buch.
[figure]
H iij1. O118Geiſtlicher Hirten-Lieder
1.
OEwigkeit! O Ewigkeit!
Mein Hertz muß in mir weinen /
Wann es das Unend deiner Zeit
Bedenkt / und deine Peinen:
Jch werde blaß und ungeſtalt
Ob deiner Jahre Laͤnge;
Jch bin erſtaunt und ſterbe bald
Fuͤr deiner Qualen Menge!
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
2.
Miß alle Tropffen die im Meer /
Jn Fluͤſſen und in Bruͤnnen;
Zehl alle die von oben her
Gefalln und fallen koͤnnen:
Rechn alle Flokken noch darzu
Die je der Schnee gegeben;
So iſt doch dieſe Zahl ein Nu
Zum ewgen Jammer-Leben.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
3.
Zehi alles Laub mit welchem je
Die Waͤlder uns erfreuet;
Und alles Gras das ſpat und fruͤh
Die Zeit hat abgemeyet:
Auch119Vierdtes Buch.
Auch noch die Staͤublein allzumal
Die in der Sonnen ſtreichen /
So wirſt du doch noch nicht die Zahl
Der Ewigkeit erreichen.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
4.
Setz einen Berg der mit der Spitz
Deß Himmels Burg beruͤhre /
Und ſeiner ſtarken Wurtzeln Sitz
So weit die Welt geht fuͤhre;
Trag dann ein eintzigs Graͤnelein
Jn Tauſend Jahrn herunter /
So bleibt doch noch die ewge Pein /
Wann er gantz weg iſt / munter.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
5.
Beſchreib das gantze Firmament
So dicht du kanſt mit Zahlen;
Laß drauff die Erd biß an jhr End
Mit Ziffern uͤbermahlen:
Sprichs auß ſo’s dein Verſtand vermag /
So wirſt du doch nicht ſprechen
Das Jahr in dem der erſte Tag
Der Ewigkeit wird brechen.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
H jv6. Die120Geiſtlicher Hirten-Lieder
6.
Die Ewigkeit iſt wie ein Kreiß
Der in ſich ſelber gehet;
Wie eine Schlange die mit Fleiß
Auff ſich gewunden ſtehet:
Jſt wie ein Rad das fort und fort /
Umb ſeine Well ſich ſchwinget;
Und doch nicht einen Ruk zum Port /
So lang ſie wehret bringet.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
7.
Sie iſt ein Feuer deſſen Brunſt
Von ſeinem eignem zehret;
Ein Brand der ſich durch ſondre Kunſt
Von ſeinem Dampff ernaͤhret:
Sie iſt ein Rachen und ein Schlund
Der ſich ſtets ſelbſt verſchlukket;
Sie iſt ein Abgrund ohne Grund
Der jmmer tieffer rukket.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
8.
Wann du vermeynſt ſie ſey nun auß
Nach Hundert Tauſend Zeiten /
So thut ſie erſt jhr Trauer-Haus
Das erſte wal beſchreiten:
Wann121Vierdtes Buch.
Wann ſie ſich endt ſo faͤngt ſie an
Jhr Anfang der iſt jmmer;
Jhr Mittel ſchaut ſie niemals an
Wie auch jhr Ende nimmer.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
9.
Sie iſt ein ungeheure Glut
Die unerleidlich brennet;
Ein ſchneidend Schwerdt das Mut und Blut /
Das Leib und Seel zertrennet:
Sie iſt ein Wurm der Tag und Nacht
Jn dem Gewiſſen naget;
Sie iſt ein Stachel der mit Macht
Die Hertzen ſticht und plaget.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
10.
Sie iſt ein Donner und ein Blitz
Der ohne Troſt erſchrekket;
Ein Strahl der mit ſubtiler Hitz
Durchdringet und erſtekket:
Ein Sturm der alls was Hoffnung heiſt
Jm Grim̃ zu Boden ſchlaͤget;
Ein Ungewitter das im Geiſt
Ein ewges Weh erreget.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
H v11. Sie122Geiſtlicher Hirten-Lieder
11.
Sie iſt ein Abſcheu / eine Klufft
Die das Geſicht beſtuͤrtzet;
Ein tieffes Loch und finſtre Grufft
Die alle Bahn abkuͤrtzet:
Sie iſt ein Kaͤrker den der Schein
Der Sonnen nicht begruͤſſet;
Ein Faͤſſel welches Mark und Bein
Ohn Außlaß in ſich ſchleiſſet.
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
12.
Sie iſt ein Wuͤttrich und Tyrann /
Ein ewger Hertzen-Brecher;
Ein grauſam Thier und zornger Mann /
Ein ſtrenger Suͤnden-Raͤcher:
Sie iſt ein heulen und ein ſchreyn /
Ein ewger Seelen-Jammer;
Ein ewiges vermaledeyn /
Ein ewiger Verdammer!
Ach / ach was iſt die Ewigkeit!
13.
Sag was du wilt / die Ewigkeit
Wird nie genug beſchrieben;
Wer weiß die Hoͤh der Grauſamkeit /
Die ſie pflegt zu veruͤben:
Kein123Vierdtes Buch.
Kein Auge hat jhrn Schlund geſehn /
Kein Ohr jhr bruͤlln vernommen;
Es iſt auch jhre Qual und drehn
Noch in kein Hertze kommen.
So grimmig iſt die Ewigkeit!

ENDE.

Regiſter[124]

Regiſter Der Geſaͤnge nach dem anfahenden Buchſtaben.

  • ACh weh / ach weh wo ſoll ich hinPag. 17
  • Ach was lauffſt du hin und her25
  • Ach was haſt du gethan62
  • Als ich nechſt im Wald ſpatzirte41
  • Auff / auff mein Hertz78
  • Auff / auff mein Geiſt94
    • Bleib hier / bleib hier du Troſt50
    • Der Fruͤhling kom̃t heran73
  • Die Zeit geht an die Jeſus hat beſtim̃s103
  • Dich Mutter Gottes loben wir1
  • Du Edler Juͤngling mein Patron6
  • Du Welt-beruͤhmte Buͤſſerin11
  • Du Edler Braͤutigam53
  • Du tauſend-ſchoͤnes Kind59
  • Du tauſend-liebſter Gott101
    • Freut euch jhr Hirten all 56
  • Freud uͤber Freud was hab ich gehoͤrt106
    • Hoͤrt Wunder / hoͤrt deß Koͤnigs Sohn38
    • JEſu unſre Freude92
  • JEſus iſt das ſchoͤnſte Bild48
  • Jhr treuen Seelen die jhr ſeyd112
  • Jhr Schaͤfferinnen die jhr bald35
  • Jhr kleinen Boͤgelein86
    • Kom̃t laſt uns JEſum kroͤnen89
  • Kom̃t her und ſchauet an mein Leben64
    • Liebſter Schaͤffer mein verlangen46
    • Nachtigall wann dein Geſang68
    • O Ewigkeit! O Ewigkeit116
    • Pſyche die verliebte Seele28
    • Schwing dich auff mein Taͤubelein98
    • Wie ſchoͤn biſt du mein Leben109
  • Wolt jhr den HErren finden31
[125][126][127]

About this transcription

TextJohannis Angeli und Georgii Josephi Vierdter Theil Der Geistlichen Hirten-Lieder/ zu der verliebten Psyche gehörig
Author Angelus Silesius
Extent135 images; 9741 tokens; 2734 types; 61143 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationJohannis Angeli und Georgii Josephi Vierdter Theil Der Geistlichen Hirten-Lieder/ zu der verliebten Psyche gehörig Bestehende in allerhand Schönen Anmutungen und neuen Melodeyen Vierdter Theil Angelus Silesius. . [1] Bl., 123 S. BaumannBreslau1657.

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Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Berlin-SBB-PK, Eh 8300<b>

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; Belletristik; Lyrik; core; ready; china

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