PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Vom Himmel und von den wunderbaren Dingen deſſelben; wie auch von der Geiſterwelt und von dem Zuſtand des Menſchen nach dem Tod; und von der Hoͤlle;
Aus der zu London 1758. gedruckten lateiniſchen Urſchrift getreulich uͤberſetzt, und mit Anmerkungen be - gleitet; nebſt einem Vorbericht von des Verfaſſers ruͤhmlichen Leben und Schriften.
Zweyter Theil.
1776.
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Emanuel von Swedenborg
auserleſene Schriften.
Zweyter Theil.
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Franfurt am Mayn,zu finden bey dem CommercienrathDaniel Chriſtian Hechtel,1776.
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Fortſetzung vom Himmel.

Daß Himmel und Hoͤlle aus dem menſchlichen Geſchlechte ſeyen.

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311.

Jn der Chriſtenheit weis man ganz und gar nicht, daß Himmel und Hoͤlle aus dem menſchlichen Ge ſchlecht ſeyen; denn man glaubt, die Engel waͤren von Anfang erſchaffen worden, und da - her komme der Himmel, und der Teufel oder Satanas waͤre ein Engel des Lichts geweſen, weil er aber ein Empoͤrer geworden, ſo waͤre er mit ſeinem Haufen heruntergeſtoſſen worden, und daher komme die Hoͤlle. Daß in der Chri - ſtenheit ein ſolcher Glaube herrſchet, daruͤber wundern ſich die Engel ganz erſtaunend, und daruͤber noch mehr, daß die Menſchen allda nichtA 3das6Vom Himmel. das mindeſte vom Himel wiſſen, da dieſes doch der Hauptpunkt in der Kirche iſt; und ſie hat - ten eine herzliche Freude, daß, weil eine ſolche Unwiſſenheit herrſchet, es dem Herrn gefallen habe, itzt den Menſchen ein mehreres vom Him - mel, wie auch von der Hoͤlle, zu offenbaren, und dadurch, ſo viel moͤglich, die von Tag zu Tag groͤſſer werdende Finſterniß, weil die Kir - che zu ihrem Ende gegangen, zu vertreiben; deswegen wollen die Engel, daß ich aus ihrem Munde doch verſicherte, daß im ganzen Him - mel nicht ein einziger Engel ſey, der von An - fang erſchaffen worden, und in der Hoͤlle nicht einziger Teufel, der erſt als ein Engel des Lichts erſchaffen und hernach herabgeworfen worden ſey, ſondern daß alle, ſowohl im Himmel, als in der Hoͤlle, aus dem menſchlichen Geſchlechte waͤren, naͤmlich im Himmel diejenigen, welche in der himmliſchen Liebe und Glauben gelebt, in der Hoͤlle aber die, ſo in der hoͤlliſchen Liebe und Glauben gelebt haͤtten, und daß die Hoͤlle im ganzen Jnbegriff Teufel und Satanas ge - nennet wuͤrde, naͤmlich die hintere Hoͤlle, wo die ſind, ſo boͤſe Genii genennet werden, hieß der Teufel, und die voͤrdere Hoͤlle, wo ſich die befinden, ſo man boͤſe Geiſter (Spiritus) nen - net, hieß der Satanas: wie ein und andere Hoͤlle beſchaffen ſey, das ſoll im folgenden ge - meldet werden. Daß ſich die Chriſtenheit von denen, welche ſich im Himmel und in der Hoͤlle befinden, dergleichen Glauben eingepraͤgt haͤtte,kaͤme,7Vom Himmel. kaͤme, ſagten die Engel, daher, daß einige Stellen im Wort nicht anders, als nach dem buchſtaͤblichen Sinn verſtanden, nicht aber durch die aͤchte Lehre aus dem Wort erlaͤutert, noch ausgelegt worden waͤren; da doch der buchſtaͤb - liche Sinn des Worts, wofern die aͤchte Lehre nicht vorleuchtete, die Gemuͤther auf mancher - ley Dinge braͤchte, woher ſodann Unwiſſenheit, Spaltungen, und Jrrthuͤmer entſtuͤnden.

312. Daß der Menſch innerhalb der Kirche einen ſolchen Glauben hat, davon iſt auch noch dieſes die Urſache, weil er glaubt, kein Menſch kaͤme eher in den Himmel, oder in die Hoͤlle, als zur Zeit des juͤngſten Gerichts, wovon er dieſe Meinung hat, daß alsdenn alle Dinge, ſo vor ſeinen Augen ſind, untergehen und neue Dinge entſtehen wuͤrden, und daß ſich die Seele ſodann wieder mit ihrem Koͤrper vereinigen, und vermoͤge dieſer Vereinigung der Menſch wiederum als Menſch leben werde; dieſer Glau - be nun enthaͤlt den andern in Anſehung der En - gel, daß ſie naͤmlich von Anfang waͤren erſchaf - fen worden, denn es iſt nicht moͤglich, zu glau - ben, daß Himmel und Hoͤlle von dem menſch - lichen Geſchlechte ſind, wenn man glaubt, daß kein Menſch eher dahin kaͤme, als am Ende der Welt. Damit aber nun der Menſch moͤchte uͤberzeugt werden, daß dem alſo ſey, ſo iſt mir gegeben worden, mit den Engeln Umgang zu haben, und auch mit denen, welche in der Hoͤlle ſind, zu reden, und dieſes nun viele Jahre lang,A 4bis -8Vom Himmel. bisweilen beſtaͤndig von Morgen an bis auf den Abend, und mich alſo, was den Himmel und die Hoͤlle betrift, zu belehren, und dieſes darum, damit der Menſch von der Kirche in ſeinem ir - rigen Glauben, den er ſich von der Aufferſte - hung zur Zeit des Gerichts, und von dem Zu - ſtand der Seele einſtweilen, wie auch von den Engeln und von dem Teufel eingepraͤgt hat, nicht laͤnger verharren moͤchte; weil dieſer Glaube ein falſcher Glaube iſt, ſo verurſachet er Finſternis, und bringt denen, welche aus ſelbſt eigener Einſicht ſolche Dinge uͤberdenken, Zweifel und endlich das Laͤugnen bey; denn ſie ſprechen im Herzen: wie kann ein ſo großer Himmel mit ſo vielen Geſtirnen, und mit der Sonne und dem Mond zerſtoͤrt und zerſtreuet werden? und wie koͤnnen alsdenn die Sterne vom Himel auf die Erde fallen, die doch groͤſ - ſer als die Erde ſind? und wie koͤnnen ſich die von Wuͤrmern gefreſſene, verfaulte und in alle Luft zerſtreute Leiber wieder zu ihrer Seele ver - ſammlen? wo iſt denn nun einſtweilen die See - le, und wie iſt ſie beſchaffen, wenn ſie ohne die bey Leibes Leben gehabte Empfindung ſeyn ſoll? außer unzaͤhlich andern Dingen, die, weil ſie unbegreiflich, unmoͤglich zu glauben ſind, ja, bey vielen den Glauben vom Leben der Seele nach dem Tod, vom Himmel und von der Hoͤlle, und mit ſolchen das uͤbrige, was des Glaubens der Kirche iſt, zunichte machen; daß dieſe un - glaubliche unbegreifliche Dinge ſchon alles ver -wuͤſtet9Vom Himmel. wuͤſtet haben, das kann man ja gar deutlich von denen abnehmen, welche ſprechen: wer iſt aus dem Himmel zu uns gekommen und hat er - zaͤhlt, daß es ſo ſey? was Hoͤlle, es iſt noch die Frage, ob eine iſt? was ſoll das ſeyn, daß der Menſch in Ewigkeit mit Feuer gepeinigt werden ſollte? was ſoll der Tag des Gerichts ſeyn? iſt er nicht ſchon Jahrhunderte hindurch vergeblich erwartet worden? und was derglei - chen mehr iſt, ſo alles aus der Verneinung her - kommt: damit nun diejenigen, welche derglei - chen denken, als wie die mehreſten von denen, ſo wegen ihrer weltlichen Dinge, die ſie ver - ſtehen, ſich ſo gerne gelehrt und witzig nennen laſſen, nicht mehr die, ſo einfaͤlltigen Glaubens und Herzens ſind, irre machen, noch verfuͤh - ren, ihnen auch keine hoͤlliſche Finſternis in An - ſehung deſſen, was Gott, den Himmel, das ewige Leben, und die davon abhaͤngende uͤbri - gen Dinge anbetrift, einfloͤßen moͤchten, ſo iſt mir vom Herrn das Jnnere meines Geiſtes eroͤffnet, und mir alſo gegeben worden, mit allen, die ich jemals bey Leibes Leben gekannt habe, nach ihrem Abſterben, mit einigen Tage lang, mit einigen Monate lang, und mit einigen ein Jahr lang, wie auch mit ſo vielen andern zu reden, daß ich, ich will nur wenig ſagen, ihrer wohl hundert tauſend geſprochen habe, von welchen viele in den Him - meln, und viele in den Hoͤllen waren; ich habe auch mit einigen zwey Tage nach ihrem Tod ge -A 5ſprochen,10Vom Himmel. ſprochen, und ihnen geſagt, daß man zu ihrem Begraͤbnis, Leichenbegaͤngnis und Beerdigung Anſtalt machte; hierauf antworteten ſie: man thaͤte wohl dran, daß man das, was ihnen zum koͤrperlichen Werkzeug und zu ihren Verrichtun - gen in der Welt gedienet haͤtte, wegſchaffe, kurz, ſie wollten damit ſo viel ſagen, ich ſollte doch melden, daß ſie nicht geſtorben, ſondern itzt eben ſo wohl, als zuvor, wie Menſchen leb - ten, und nur von einer Welt in die andere uͤber - gegangen waͤren, und nicht wuͤßten, daß ſie etwas verloren haͤtten, weil ſie eben ſo wohl in dem Leibe und deſſen Sinnen ſeyn, wie zu - vor, wie auch in den Verſtand und Willen wie zuvor, und daß ſie eben die Gedanken und Nei - gungen, eben die Empfindungen, und eben die Begierden haͤtten, die ſie in der Welt gehabt. Die meiſten von den ohnlaͤngſt verſtorbenen, da ſie geſehen, daß ſie eben noch wie Menſchen, und in eben dem Zuſtand lebten, wie zuvor, (denn nach dem Tod iſt bey einem jeden erſt eben der Lebens-Zuſtand, in welchem er in der Welt geweſen iſt, er wird aber bey ihm nach und nach entweder in einen himmliſchen oder in einen hoͤlliſchen verwandelt) wurden mit neuer Freude uͤberſchuͤttet, daß ſie eben noch lebten, ja ſie ſagten, ſie haͤtten dieſes nicht geglaubt; ſie verwunderten ſich aber ſehr, daß ſie in einer ſolchen Unwiſſenheit und Blinoheit, was den Zuſtand ihres Lebens nach dem Tod anbetrof - fen, geweſen waͤren; und daruͤber wundertenſie11Vom Himmel. ſie ſich noch mehr, daß der Menſch der Kirche ſo unwiſſend und blind ſey, der doch vor allen an - dern auf dem ganzen Erdkreis in Anſehung die - ſer Dinge im Lichte ſeyn koͤnnte: die Urſache die - ſer Blindheit und Unwiſſenheit ſahen ſie nun erſt ein, naͤmlich, daß die aͤuſſerlichen Dinge, das iſt, die weltl chen und leiblichen, ihre Gemuͤther eingenommen und uͤberſchwemmt haͤtten, ſogar, daß ſie nicht in das Licht des Himmels erhoben werden, noch die Kirchen-Sachen uͤber die ge - woͤhnlichen Lehrpunkte hinaus haͤtten betrachten koͤnnen; denn aus den leiblichen und welt ichen Dingen, wenn ſie ſo ſehr geliebet werden, als man ſie heute zu Tage liebet, flieſſen, wenn man weiter gehet, lauter Finſterniſſe.

313. Sehr viele von den Gelehrten aus der Chriſtenheit erſtaunen, wenn ſie ſich nach ihrem Abſterben wieder in dem Leibe, in Kleidern, und in Haͤuſern erblicken, als wie in der Welt; und wenn ſie ſich deſſen, was ſie von dem Leben nach dem Tod, von der Seele, von den Geiſtern, vom Himmel und von der Hoͤlle gedacht haben, wieder erinnern, ſo ſchaͤmen ſie ſich, und ſprechen, ſie haͤtten naͤrriſch gedacht, hingegen die, ſo ein - faͤltigen Glaubens waͤren, haͤtten weit mehrere Weisheit, als ſie: es wurden Gelehrte, die ſich in dergleichen beſtaͤrket, und die alles der Natur zugeſchrieben hatten, gepruͤſt, und man brachte in Erfahrung, daß ihr Jnneres ganz und gar zu - geſchloſſen, aber ihr Aeuſſeres eroͤffnet war, ſo,daß12Vom Himmel. daß ſie nicht auf den Himmel, ſondern auf die Welt, folglich auch auf die Hoͤlle geſehen hatten; denn um ſo viel das Jnnere eroͤffnet iſt, um ſo viel nur ſiehet der Menſch auf den Himmel, aber um ſo viel das Jnnere verſchloſſen, und das Aeuſ - ſere eroͤffnet iſt, um ſo viel ſiehet er auf die Hoͤlle: denn das Jnnere des Menſchen iſt ſo gebildet, daß es alle himmliſchen Dinge aufnehmen koͤnne, und das Aeuſſere iſt zum Empfang aller weltlichen Dinge formiret, und diejenigen, welche die Welt und nicht zugleich den Himmel aufnehmen, neh - men auch die Hoͤlle auf.

314 Daß der Himmel aus dem menſchlichen Geſchlechte ſey, das kann auch daraus erhellen, daß die engliſchen Seelen und die menſchlichen See - len einander gleich ſind, beyde haben das Vermoͤ - gen zu verſtehen, zu empfinden und zu wollen; beyde ſind ſo gebildet, daß ſie den Himmel auf - nehmen koͤnnen; denn die menſchliche Seele iſt eben ſo wohl weiſe, als die engliſche Seele, daß ſie aber in der Welt nicht ſo ſehr Weiſe iſt, iſt die Urſache, weil ſie ſich in dem irdiſchen Leib be - findet, und worinnen ſeine Seele, die geiſtlich iſt, natuͤrlich denkt; ein anders aber iſt es, wenn ſie von dem Band dieſes Leibes entledigt iſt, als - denn denkt ſie nicht mehr natuͤrlich, ſondern geiſt - lich, und wenn ſie geiſtlich denkt, ſodann denkt ſie dem natuͤrlichen Menſchen unbegreifliche und unausſprechliche Dinge, und iſt alſo wie ein En - gel weiſe; woraus nun offenbar ſeyn kann, daß das Jnwendige des Meſchen, welches ſein Geiſtgenen -13Vom Himmel. genennet wird, in ſeinem Weſen ein Engel iſt, man leſe im 1ſten Theil Num. 57; wenn der Geiſt von dem irdiſchen Leib los iſt, ſo iſt er eben ſo wohl, als der Engel, in menſchlicher Geſtalt; daß der Engel in vollkommener menſchlicher Ge - ſtalt ſey, leſe man im 1ſten Theil Num. 73-77: wenn aber das Jnwendige des Menſchen nicht aufwaͤrts, ſondern nur abwaͤrts eroͤffnet iſt, ſo - dann iſt es zwar nach der Aufloͤſung vom Leibe dennoch in menſchlicher Geſtalt, aber in einer grauſamen und teufliſchen; denn es kann nicht aufwaͤrts gen Himmel, ſondern nur abwaͤrts auf die Hoͤlle ſehen.

315. Der von der goͤttlichen Ordnung Unter - richt hat, kann auch einſehen, daß der Menſch dazu geſchaffen ſey, daß er ein Engel werden moͤge, weil in ihm das Aeuſſerſte von der Ordnung iſt, wie Num. 304 gemeldet worden, in welchem das, was zur himmliſchen und eng - liſchen Weisheit gehoͤret, gebildet, ergaͤnzet und vermehret werden kann: die goͤttliche Ordnung bleibt niemals in der Mitte ſtehen, noch bildet ſie allda etwas ohne das Aeuſſerſte, denn da - ſelbſt iſt ſie nicht in ihrer Vollendung und Voll - kommenheit, ſondern ſie geher bis hin zum Aeuſ - ſerſten;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Hier beruft ſich der Verfaſſer auf etliche Num - mern in den himmliſchen Geheimniſſen,als aber wenn ſie in ihrem Aeuſ -ſerſten14Vom Himmel. ſerſten iſt, alsdenn bildet ſie erſt, und ergaͤn - zet ſich auch durch die dahin zuſammen gelegte Mittel, und ſchreitet zur weitern Hervorbrin - gung, welches durch die Zeugungen geſchie -het;*)als unter andern auf Num. 634; allda heißt es: Die meiſten wiſſen heutiges Tages nicht, daß bey einem jeden Menſchen etwas Jn - neres, etwas noch Jnnerlicheres, und etwas Jnnerſtes ſey; und daß ſein Leibliches und Sinnliches das Aeuſſerſte ſey; die Begierden und Gedaͤchtnisſachen ſind das Jnnere; die Neigungen und das Ver - nuͤnftige ſind das Jnnerlichere; und der Wille zum Guten und der Verſtand im Wah - ren ſind das Jnnerſte; und die ſind von ein - ander hoͤchſt unterſchieden. Num. 3632 heißt es: Die goͤttliche und daher die himmliſche Ordnung endigt ſich bey dem Menſchen in ſei - nem Leiblichen, naͤmlich in ſeinen Geberden, Handlungen, Geſichtszuͤgen, in ſeiner Spra - che, in ſeinem aͤuſſerlichen Gefuͤhl, und in deſ - ſen Annehmlichkeiten; dieſes iſt das Aeuſ - ſerſte der Ordnung. Num. 6451 heißt es: Es iſt ein Jnnerſtes, ein Jnneres unter dem Jnnerſten, und ein Aeuſ - ſeres in dem Menſchen; dieſe ſind ganz ge - nau von einander unterſchieden, ſie gehen nach der Ordnung, alſo vom Jnnerſten bis zum Aeuſſerſten; nach eben der Ordnung,wie15Vom Himmel. het; deswegen iſt daſelbſt die Pflanzſtadt des Himmels.

316. Das der Herr nicht nur dem Geiſte nach ſondern auch dem Leibe nach auferſtanden iſt,iſt*)wie ſie auf einander folgen, flieſſen ſie auch ein; daher kommt es, daß das Leben durch das Jnnerſte in das Jnnere, und durch das Jnnere in das Aeuſſere, alſo, nach der Ordnung, wie ſie gehen, ein - fließt, und daß es nicht eher ſtille ſteht als in dem Aeuſſerſten der Ordnung, allwo es ſtehen bleibt; und weil das Jnnere der Ordnung nach bis hin in das Aeuſſerſte einflieſſet, und allda ſtehen bleibt, ſo iſt offen - bar, daß alles Jnnere in dem Aeuſ - ſerſten beyſammen iſt, aber in dieſer Ord - nung: das Jnnerſte, ſo eingefloſſen iſt, behaͤlt in dem Aeuſſerſten den Mittel - punkt, das Jnnere, welches unter dem Jnnerſten ſteht, geht um dem Mittelpunkt herum; und das Aeuſſere macht die Pe - ripherie oder den Umpfang aus; weil alles Jnnere auch zugleich in dem Aeuſſer - ſten iſt, ſo hat es dahero den Anſchein, als ob das Leben in dem Aeuſſerſten, das iſt, in dem Leibe beſtehe, da es doch in dem Jnnern iſt, wiewohl auch nicht da, ſon - dern in dem Hoͤchſten, das iſt, in dem Herrn, von welchem alles Leben kommt. 16Vom Himmel. iſt die Urſache, weil der Herr Sein ganzes Menſchliche, da Er in der Welt geweſen, ver - herrlichet, das iſt, goͤttlich gemacht hat; denn die Seele, die Er vom Vater hatte, iſt an und fuͤr ſich ſchon das Goͤttliche ſelbſt geweſen, und der Leib iſt das Ebenbild der Seele, das iſt, des Va - ters, und alſo eben auch das Goͤttliche geworden; daher kommt es, daß Er ganz anders, als ein andrer Menſch, naͤmlich dem Geiſte nach und dem Leibe nach auferſtanden iſt: dieſes hat Er auch ſeinen Juͤngern offenbaret, welche meinten, ſie ſehen einen Geiſt, da ſie Jhn ſahen, denn Er ſagte zu ihnen: Sehet meine Haͤnde und meine Fuͤße, daß Jchs Selber bin, taſtet Mich und ſehet, denn ein Geiſt hat nicht Fleiſch und Beine, wie ihr ſehet, daß Jch habe, Luc. 24, 36. 37. 38, wodurch Er an - zeigte, daß Er nicht nur ein Menſch dem Geiſte nach, ſondern auch dem Leibe nach ſey.

317. Damit man wiſſen moͤchte, daß der Menſch nach dem Tod lebe, und nach Beſchaf - fenheit ſeines Lebens in der Welt entweder in den Himmel, oder in die Hoͤlle komme, ſo iſt mir vieles von dem Zuſtand des Menſchen nach dem Tod entdeckt worden, wovon im folgenden, in dem Abſchnitt von der Geiſterwelt, ordentlich gehandelt werden ſoll.

Von17Vom Himmel.

Von den Heiden oder Voͤlkern im Himmel, ſo auſſerhalb der Kirche geweſen ſind.

318. Es iſt eine gemeine Meinung, daß dieje - nigen, welche auſſerhalb der Kirche geboren ſind, die man Voͤlker oder Heiden nennet, nicht ſelig werden koͤnnten, darum, weil ſie das Wort nicht haͤtten, und alſo nichts von dem Herrn wuͤßten, und ohne den Herrn keine Seligkeit waͤre; allein, daß ſie eben auch ſelig werden, das kann man ja blos allein daraus wiſſen, weil die Barmherzigkeit des Herrn allgemein iſt, das iſt, ſich auf alle und jede erſtrecket; und daß ſie eben ſo wohl Menſchen ſind, wie die, ſo ſich innerhalb der Kirche befinden, deren doch, gegen jene zu rechnen, wenig ſind; wie auch daß es nicht ihre Schuld iſt, daß ſie vom Herrn nichts wiſſen; ein jeder, der nur aus einiger erleuchteten Ver - nunſt denkt, kann einſehen, daß kein Menſch zur Hoͤlle geboren ſey, denn der Herr iſt die Liebe ſelbſt, und Seine Liebe iſt der Wille, daß alle ſelig werden; weswegen Er auch Vorſehung ge - than hat, daß bey allen Religion, und dadurch die Erkaͤnntnis des Goͤttlichen, und das innere Leben ſey; denn nach der Religion leben, heißt ein inneres Leben fuͤhren, denn der Menſch ſiehet ſodann auf das Goͤttliche, und in ſo viel er nun hierauf ſiehet, in ſo viel ſiehet er nicht auf die Welt, ſondern er entfernt ſich von derſelben, alſoSw. Sch. II. Th. Bentzie -18Vom Himmel. entziehet er ſich dem Leben der Welt, welches nur ein aͤuſſerliches Leben iſt.

319. Daß die Heiden eben ſo wohl, als die Chriſten, ſelig werden, das koͤnnen diejenigen wohl einſehen, welche wiſſen, was eigentlich den Him - mel bey dem Menſchen ausmacht, denn der Him - mel iſt inwendig in dem Menſchen, und die den Himmel in ſich haben, die kommen in den Him - mel; der Himmel in dem Menſchen iſt: das Goͤttliche erkennen, und ſich vom Goͤtt - lichen fuͤhren laſſen; das erſte und vornehmſte von jeder Religion iſt: das Goͤttliche erken - nen; eine Religion, die das Goͤttliche nicht erkennt, iſt gar keine; und die Vorſchriften einer jeden Religion ſehen auf den Gottesdienſt, und alſo, wie das Goͤttliche zu verehren ſey, daß Jhm der Menſch angenehm ſeyn moͤge; und wenn dieſes in ſeinem Gemuͤthe iſt, in ſo viel er alſo dieſes will, oder in ſo viel er ſolches liebt, in ſo viel wird er vom Herrn gefuͤhret. Es iſt be - kannt, daß die Heiden eben ſo wohl, als die Chri - ſten, ein moraliſches und ſittliches, ja, ſehr viele von ihnen ein beſſeres Leben fuͤhren, als die Chri - ſten; ein ſittliches Leben wird entweder wegen des Goͤttlichen oder wegen der Menſchen in der Welt gefuͤhret; das ſittliche Leben, ſo wegen des Goͤttlichen gefuͤhret wird, iſt ein geiſtliches Le - ben; beyderley Leben ſcheint in der aͤuſſerlichen Geſtalt des Menſchen eine Gleichheit zu haben, aber in ſeiner innern Geſtalt hat es eine voͤlligeUngleich -19Vom Himmel. heit; das eine macht den Menſchen ſelig, das andere nicht; denn wer ein ſittliches Leben wegen des Goͤttlichen fuͤhret, der wird von dem Goͤtt - lichen geleitet, hingegen, wer ein ſittliches Le - ben wegen der Menſchen in der Welt fuͤhret, der wird von ſich ſelber geleitet: dieſes ſoll nun durch ein Exempel erlaͤutert werden; wer ſeinem Naͤch - ſten kein Boͤſes thut, darum, weil es wider die Religion, alſo, wider das Goͤttliche iſt, der ent - haͤlt ſich aus einer geiſtlichen Grundquelle der Ue - belthat; hingegen, wer dem andern nicht Boͤſes thut, blos allein darum, weil er das Geſetz, den Verluſt des guten Namens, der Ehre oder des Gewinſtes befuͤrchtet, alſo nur um ſein ſelbſt und der Welt willen, der enthaͤlt ſich aus einer natuͤr - lichen Quelle der Uebelthat, und ein ſolcher fuͤhret ſich ſelbſt; deſſen Leben iſt natuͤrlich, bey jenem aber iſt es geiſtlich; ein ſolcher Menſch, deſſen ſittliches Leben geiſtlich iſt, hat den Himmel in ſich, hingegen ein ſolcher, deſſen ſittliches Leben nur natuͤrlich iſt, hat den Himmel nicht in ſich; die Urſache iſt, weil bey jenem der Himmel von oben her einfließt, und ſein Jnneres eroͤffnet, und durch das Jnnere in das Aeuſſere fließt; bey die - ſem aber fließt die Welt von unten her ein, und er - oͤffnet das Aeuſſere, nicht aber das Jnnere; denn es findet kein Einfluß aus der natuͤrlichen Welt in die geiſtliche ſtatt, ſondern er gehet aus der geiſt - lichen Welt in die natuͤrliche; wenn dahero der Himmel nicht von dem Jnnern und Aeuſſern zu - gleich aufgenommen wird, ſo wird das JnnereB 2ver -20Vom Himmel. veſchloſſen; hieraus kann erſehen werden, welche es ſind, die den Himmel innerlich in ſich aufneh - men, und welche es ſind, ſo den Himmel nicht aufnehmen. Allein, der Himmel iſt in dem einen nicht eben ſo wie in dem andern, er iſt in einem jeden nach Beſchaffenheit der Neigung zum Gu - ten und zu dem daher ruͤhrenden Wahren, unter - ſchieden; die in der Neigung zum Guten wegen des Goͤttlichen ſtehen, die lieben das Goͤttliche Wahre, denn das Gute und Wahre lieben ein - ander, und wollen ſich gerne mit einander ver - binden; weswegen die Heiden, ob ſie nun wohl nicht in dem aͤchten Wahren in der Welt ſtehen, es dennoch aus Liebe im andern Leben annehmen.

320. Es war ein gewiſſer Geiſt von den Hei - den, der in dem Guten der thaͤtigen Liebe nach ſeiner Religion in der Welt gelebt hatte, da er nun hoͤrte, daß die Chriſten-Geiſter uͤber Glau - bensſachen Schluͤſſe machten, (denn die Geiſter machen unter einander weit vollſtaͤndigere und ſcharfſinnigere Schluͤſſe als die Menſchen in der Welt, vornehmlich uͤber das Gute und Wahre) ſo wunderte er ſich, daß ſie ſo ſtritten, ſagte, er wollte es nicht mit anhoͤren, denn ſie ſchloſſen aus dem Anſcheine und Betruͤglichkeiten, und er be lehrte ſie alſo: wenn ich gut bin, ſo kann ich ja aus dem Guten ſelbſt wiſſen, was wahr iſt, und was ich nicht weis, das kann ich noch annehmen.

321. Jch bin weitlaͤuftig belehret worden, daß Heiden, die ein ſittliches Leben gefuͤhret, imGehor -21Vom Himmel. Gehorſam und Unterthaͤnigkeit, und in einer wech - ſelsweiſen thaͤtigen Liebe nach ihrer Religion ge - lebt, und daraus etwas Gewiſſen erlangt hatten, im andern Leben empfangen worden ſind, und all - da mit emſiger Sorgfalt von den Engeln in dem Guten und Wahren des Glaubens unterrichtet werden, und daß ſie ſich, wenn ſie unterrichtet werden, beſcheiden, einſichtsvoll und weislich be - zeigen, das Wahre leicht annehmen, und daß ihnen ſolches leicht einzupraͤgen iſt; denn ſie haben keine falſche Saͤtze wider das Wahre des Glaubens, die etwa erſt auszujagen waͤren, vielweniger anſtoͤßige Dinge wider den Herrn eingeſogen, als wie ſehr viele von den Chriſten, die von Jhm keinen andern Begriff, als wie von einem gemeinen Menſchen, haben; ja, ganz an - ders iſt es mit den Heiden, ſo bald dieſe hoͤren, daß Gott Menſch geworden ſey, und ſich in der Welt ſo geoffenbaret habe, den Augenblick erkennen ſie es, und beten den Herrn an, und ſprechen: Gott hat ſich wuͤrklich geeffenbaret, weil er Gott des Himmels und der Erde, und weil das menſch - liche Geſchlecht von ihm iſt. Das iſt eine goͤtt - liche Wahrheit, daß ohne den Herrn keine Se - ligkeit ſtatt findet, allein, das iſt ſo zu verſtehen, daß ſonſt keine Seligkeit, als lediglich vom Herrn, ſey: in dem Weltall ſind viele Erdbaͤlle, und alle voller Einwohner; kaum ei - nige allda wiſſen es, daß der Herr auf unſerm Erdball das Menſchliche angenommen hat; den - noch aber werden ſie, weil ſie das Goͤttliche un -B 3ter22Vom Himmel. ter menſchlicher Geſtalt anbeten, vom Herrn angenommen und gefuͤhret; hiervon leſe man in dem Tractat: von den Erdbaͤllen in dem Weltall.

322. Es giebt unter den Heiden, wie unter den Chriſten, Einfaͤltige und Weiſe; damit ich nun belehret wuͤrde, wie ſie beſchaffen ſind, ſo wurde mir gegeben, ſo wohl mit den Einfaͤltigen als Weiſen, bisweilen Stunden und Tage lang zu reden: allein heut zu Tage giebt es keine ſolche Weiſe, als wie ſie zu den alten Zeiten vornehm - lich in der alten Kirche, die uͤber ein groſſes Stuͤck von Aſien ausgebreitet war, und von wel - cher hernach auf viele Heiden Religion gekommen iſt, geweſen ſind: damit ich nun wiſſen moͤchte, wie ſie beſchaffen waren, ſo wurde mir gegeben, mit einigen mich in ein vertrautes Geſpraͤch einzu - laſſen. Es war einer bey mir, der vorzeiten un - ter die Zahl der Weiſern gehoͤrt hatte, und mit - hin auch in der gelehrten Welt bekannt war; mit dieſen redete ich von mancherley Dingen; es wurde mir glaublich, daß es Cicero waͤre: und weil ich wußte, daß er ein Weiſer geweſen, ſo hatte ich ein Geſpraͤch mit ihm von der Weisheit, von der Erkaͤnntnis, von der Ordnung, von dem Wort, und endlich von dem Herrn: was die Weisheit anbetrift, ſo ſagte er, es gaͤbe ſonſt keine andere Weisheit, als die, ſo aus dem Leben kaͤme, und es koͤnnte ſonſt von keiner andern Sache Weis - heit geſagt werden: was die Erkaͤnntnis anbe -trift,23Vom Himmel. trift, ſo ſagte er, ſie kaͤme aus der Weishrit: was die Ordnung anlangt, ſo ſagte er, ſie ſey von Gott dem Allerhoͤchſten, und in dieſer Ord - nung leben, heiße, weiſe ſeyn und Erkaͤnntnis ha - ben: was das Wort anlangt, da ich ihm etwas aus den prophetiſchen Buͤchern vorlas, ſo er - goͤtzte er ſich uͤberaus ſehr, vornehmlich daran, daß alle und jede Namen, und alle und jede Woͤr - ter, etwas Jnneres andeuteten, wunderte ſich aber ſehr, daß die Gelehrten heut zu Tage an einem ſolchen Studio kein Vergnuͤgen empfaͤnden; ich wurde alſo offenbar inne, daß das Jnnere ſeines Denkens oder Gemuͤths eroͤffnet war; er ſagte, er koͤnne nicht laͤnger da bey mir bleiben, weil er da heiligere Dinge vernaͤhme und empfaͤnde, als er ertragen koͤnnte, ſo ſehr wurde er innerlich ge - ruͤhret. Endlich redete ich mit ihm von dem Herrn, daß Er naͤmlich als Menſch geboren, aber von Gott empfangen worden, und daß Er das muͤtterliche Menſchliche ausgezogen und das Goͤttlich Menſchliche angezogen habe, und daß Er es ſey, Welcher die ganze Welt regieret; hierauf antwortete er: vom Herrn wuͤßte er vieles; und er begriffe auch nach ſeiner Art gar wohl, daß es auf keine andre Weiſe haͤtte geſche - hen koͤnnen, wenn anders das menſchliche Ge - ſchlecht haͤtte ſollen erloͤſet werden; inzwiſchen wa - ren einige boͤſe Chriſten da, die mancherley an - ſtoͤßige Dinge oben darein ausſchuͤtteten, er machte ſich aber nichts daraus, und ſagte, es waͤre kein Wunder, weil ſie bey Leibes Leben inB 4Anſeh -24Vom Himmel. Anſehung jener Wahrheiten nichts beſſeres einge - ſogen haͤtten, und ſie koͤnnten nicht eher, als bis dergleichen widrige Dinge aus ihnen wieder aus - getrieben waͤren, das uͤberzeugende in ſich ein - laſſen, gleich wie es die koͤnnten, welche noch gar nichts davon gewußt haͤtten.

323. Mir wurde auch verſtattet, mit andern zu reden, die zu den alten Zeiten geleht, und un - ter die Zahl der Weiſern gehoͤrt hatten; ſie lieſſen ſich erſt weit vorwaͤrts ſehen, und dort konnten ſie das Jnnere meiner Gedanken, und alſo vieles voͤllig vernehmen und empfinden, aus einem ein - zigen Gedanken-Bild konnten ſie eine ganze Rei - he wiſſen, und ſolche durch das Ergoͤtzende der Weisheit mit den angenehmſten Vorſtellungen ausfuͤllen; hieraus nahm ich war, daß ſie unter die Zahl der Weiſern gehoͤrten, und es wurde geſagt, es waͤren welche von den Alten; da ſie nun naͤher kamen, und ich ihnen alsdenn etwas aus dem Wort vorlas, ſo ergoͤtzten ſie ſich in - nigſt; ich ſelbſt empfande ihre Ergoͤtzung und ihr Vergnuͤgen, welche hauptſaͤchlich daher kamen, daß Alles und Jedes, was ſie aus dem Wort hoͤrten, himmliſche und geiſtliche Dinge vorſtellte und bedeute; ſie ſagten, zu ihrer Zeit, da ſie in der Welt gelebt haͤtten, waͤre ihre Art zu denken und zu reden, wie auch zu ſchreiben, eben ſo ge - weſen, und darinnen haͤtte ihr Weisheits Stu - dium beſtanden.

324. Was25Vom Himmel.

324. Was aber die Heiden heut zu Tage anlangt, ſo ſind ſie nicht ſo weiſe, ſondern die meiſten ſind einfaͤltigen Herzens; dennoch aber nehmen diejenigen von ihnen, welche in einer wechſelsweiſen thaͤtigen Liebe gelebt haben, im andern Leben die Weisheit an: von denen will ich nun ein und anderes Beyſpiel anfuͤhren. Da ich das 17te und 18te Capitel aus dem Buch der Richter las, allwo es von Micha heißt, daß ihm die Kinder Dan ſein geſchnitz - tes Bild, ſeine Abgoͤtter und Leviten genom - men haben, ſo war ein Geiſt von den Heiden, der bey ſeines Leibes Leben ein geſchnitztes Bild angebetet hatte, zugegen; da er nun mit Auf - merkſamkeit hoͤrete, wie es Micha ergangen, und wie ihm ſein geſchnitztes Bild, das die Daniter weggenommen hatten, geſchmerzet, ſo uͤberfiel ihn auch unverſehens ein Schmerz und ruͤhrte ihn ſo ſehr, daß er vor innerlichen Schmerz kaum wußte, was er dachte; dieſer Schmerz iſt von mir bemerkt worden, und zugleich habe ich die Unſchuld in allen und je - den Ruͤhrungen deſſelben wahrgenommen: es waren auch Chriſten-Geiſter zugegen, die machten groſſe Augen, und verwunderten ſich, daß der Anbeter des geſchnitzten Bilds von einer ſo ſtarken Mitleids und Unſchulds Ruͤh - rung durchdrungen wuͤrde. Nachgehends re - deten gute Geiſter mit ihm, und ſagten: er duͤrfte kein Bild anbeten, und das koͤnnte er, als ein Menſch, wohl einſehen, allein, er muͤß -B 5te26Vom Himmel. te ſich ohne ein geſchnitztes Bild Gott den Schoͤpfer und Regierer des ganzen Himmels und der ganzen Erde denken, und daß dieſer Gott der Herr ſey: ſobald dieſes geſagt wur - de, ſo gleich wurde der innerliche Anbetungs - Trieb deſſelben, der viel heiliger war, als bey den Chriſten einer zu finden, zu empfinden gegeben, und ich nahm auch an dieſer Empfin - dung Theil; hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß die Heiden leichter in den Himmel kom - men, als die Chriſten heut zu Tage, nach den Worten des Herrn Luc. am 13. Cap. v. 29. 30 : Dann werden ſie kommen von Mor - gen und von Abend, und von Mitter - nacht und von Mittage, und im Reiche Gottes zu Tiſche ſitzen: und ſiehe, es ſind letzten, die werden die erſten ſeyn, und ſind erſten, die werden die letzten ſeyn; denn in dem Zuſtand, worinnen derſelbe war, konnte er in alle dem, was zum Glauben ge - hoͤret, unterrichtet werden, und ſolches mit innerer Zuneigung annehmen; bey ihm war Barmherzigkeit, die von der Liebe herruͤhrete, und in ſeiner Unwiſſenheit war Unſchuld; wenn dieſe da ſind, ſo wird alles, was des Glaubens iſt, wie freywillig, und das mit Freuden ange - nommen: er wurde hernach unter die Engel aufgenommen.

325. An einem gewiſſen Morgen wurde von mir ein Chor gehoͤret, aus dem nun, wasvon27Vom Himmel. von dem Chor vorgeſtellt wurde, wurde mir zu erkennen gegeben, daß es Chineſer waͤren, denn ſie ſtellten die Geſtalt ein[e]s Schaafbocks, desgleichen einen Kuchen von Hirſen, und einen Loͤffel von Ebenholz, wie auch das Bild einer ſchwimmenden Stadt vor; ſie wollten gerne naͤher zu mir kommen, und waͤhrend daß ſie ſich zu mir machten, ſagten ſie, ſie woll - ten alleine bey mir ſeyn, damit ſie mir ihre Ge - danken eroͤffnen koͤnnten; allein, es wurde ih - nen geſagt, ſie waͤren nicht allein, es waͤren auch noch andre da, die unwillig daruber waͤ - ren, daß ſie alleine ſeyn wollten, da ſie doch Gaͤſte waͤren; nachdem ſie den Unwillen derſel - ben vernommen hatten, ſielen ſie auf den Ge - danken, ob ſie etwa den Naͤchſten heimlich hin - tergangen, oder ob ſie ſich etwas; ſo andern gehoͤrt, angemaſſet haͤtten; (die Gedanken werden alle im andern Leben mitgetheilet) ihre Gemuͤthsunruhe wurde zu empfinden gegeben, die theils von der Beſorgnis, ſie moͤchten die - ſelben vielleicht beleidiget haben, theils von der Scham daruͤber, und zugleich von andern gu - ten Ruͤhrungen herkam, woraus man erkannte, daß ſie Liebe hatten: ich redete gleich ſo bald mit ihnen, und endlich auch von dem Herrn, da ich Jhn nun Chriſtum nannte, ſo wurde ein gewiſſes Wiederſtreben bey ihnen empfun - den; es wurde aber die Urſache entdeckt, naͤm - lich ſie haͤtten dieſes mit aus der Welt genom - men, daher, daß ſie gewußt haͤtten, daß dieChri -28Vom Himmel. Chriſten ſchlimmer, als ſie, und in keiner thaͤtigen Liebe leben; da ich Jhn aber nur den Herrn nannte, ſodann wurden ſie innerlich geruͤhret: ſie wurden hernach von den Engeln unterrichtet, daß die chriſtliche Lehre vor allen andern in der ganzen Welt Liebe und thaͤtige Liebe vorſchreibe, daß aber wenige zu finden waͤren, die darnach lebten. Es giebt Heiden, die in der Welt aus Umgang und Ruf erfahren haben, daß die Chriſten ein boͤſes Leben fuͤhren, als in Hurerey, Haß, Zank, Saufen und dergleichen, wofuͤr ſie, weil ſolches wider ihre Religion war, einen Abſcheu hatten, dieſe Heiden ſind im andern Leben furchtſamer, als die andern, das Wahre des Glaubens anzu - nehmen; ſie werden aber von den Engeln beleh - ret, daß die chriſtliche Lehre, und der Glaube an und fuͤr ſich ſelbſt, ganz anders lehre, daß aber die Chriſten weniger, als die Heiden, nach den Lehrpunkten lebten: wenn ſie dieſes inne werden, ſo nehmen ſie das Wahre des Glaubens auf, und beten den Herrn an, aber dieſes geſchieht etwas ſpaͤter.

326. Es iſt etwas allgemeines, daß die Heiden, die einen gewiſſen Gott unter der Ge - ſtalt eines Bildniſſes oder Bildſaͤule, oder ein gewiſſes geſchnitztes Bild angebetet hatten, ſo bald ſie ins andere Leben kommen, zu eini - gen, deren Perſon dieſe Goͤtzen oder Abgoͤtter vorſtellen, gefuͤhret werden, aus der Urſache,damit29Vom Himmel. damit ihnen ihre Phantaſien vergehen moͤgen; wenn ſie nun etliche Tage bey dieſen Perſonen geweſen ſind, ſo werden ſie wieder weggefuͤh - ret. Diejenigen, ſo Menſchen angebetet ha - ben, werden auch bisweilen zu den naͤmlichen, oder zu andern, welche an deren Stelle gekom - men, gefuͤhret; wie zum Exempel ſehr viele von den Juden zu Abraham, Jacob, Moſe, und David gefuͤhret wurden, wenn ſie nun inne werden, daß dieſe eben ein ſolches Menſch - liche, als wie die andern, haben, und nicht die geringſte Huͤlfe leiſten koͤnnen, ſo werden ſie ſchamroth, und wieder an ihre Oerter nach Be - ſchaffenheit ihres Lebens gebracht. Unter den Heiden werden im Himmel vornehmlich die Afri - caner geliebet; denn die nehmen das Gute und Wahre des Himmels leichter an, als die an - dern: hauptſaͤchlich wollen ſie gehorſame, nicht aber glaͤubige heiſſen; ſie ſprechen, die Chri - ſten koͤnnten glaͤubige genennet werden, weil ſie die Glaubens-Lehre haͤtten, ſie hingegen nicht eher, als bis ſie ſelbige annaͤhmen, oder, wie ſie ſprechen, annehmen koͤnnten.

327. Jch habe mit einigen, die zur Zeit der alten Kirche gelebt haben, geredet, (die alte Kirche heißt die, ſo nach der Suͤnd - fluth, und damals in vielen Reichen, naͤmlich in Aſſyrien, Meſopotamien, Syrien, Ae - thiopien, Arabien, Lybien, Aegypten, Phili - ſtaͤa bis an Tyrus und Sidon, in dem LandeCanaan30Vom Himmel. Canaan jenſeit und uͤber dem Jordan verbreitet war:*)Anmerkung des Verfaſſers. Die erſte und alleraͤlteſte Kirche auf dieſer Erde iſt die geweſen, ſo in den erſten Capiteln des erſten Buchs Moſe beſchrieben wird, und dieſe Kirche iſt himmliſch geweſen, mithin un - ter allen die vorzuͤglichſte, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 604. 895. 920. ꝛc. Nach der Suͤndfluth ſind man - cherley Kirchen geweſen, ſo man die alten Kir - chen nennet, davon l[e]ſe man N. 1125. 1126. ꝛc. Der Herr iſt es, welcher Gott von der alleraͤlteſten und auch von der alten Kirche ge - weſen, und Jehovah genennet worden iſt, hier - von leſe man, Num. 1343. 6846. und die damals etwas vom Herrn wußten, daß er kommen wuͤrde, und in dem Guten des Glaubens unterrichtet waren, dem ungeachtet aber abſielen, und Goͤtzendiener wur - den; ſie befanden ſich, vorwaͤrts gegen die Linke, an einem finſtern Ort, und in einen erbaͤrmlichen Zuſtand: ihr Reden war wie ein Pfeiffen, eintoͤnigt, und faſt ohne vernuͤnfti - ges Denken: ſie ſagten, allda waͤren ſie ſeit vielen Jahrhunderten geweſen, und wuͤrden bisweilen heraus genommen, um andern zu einem ſchlechten Gebrauch zu dienen. Hier - durch wurde Veranlaſſung gegeben, an ſehr viele von den Chriſten zu denken, welche zwar nicht aͤuſſerlich, aber doch innerlich Goͤtzen -diener31Vom Himmel. diener ſind, denn ſie verehren ſich ſelber und die Welt, und im Herzen laͤugnen ſie den Herrn, welches Loos ſie im andern Leben auch zu erwarten haben.

328. Daß die Kirche des Herrn auf dem ganzen Erdkreis zerſtreut, alſo uͤberall iſt, und daß alle diejenigen, welche in dem Guten der thaͤtigen Liebe nach ihrer Religion gelebt ha - ben, zu dieſer Kirche gehoͤren, und daß ſich die Kirche, wo das Wort und dadurch der Herr bekannt iſt, zu denen, ſo auſſerhalb der Kirche ſind, eben ſo verhalte, wie das Herz und die Lunge im Menſchen, von welchen alle Eingeweide und Gliedmaſſen des Koͤrpers auf mancherley Weiſe nach Beſchaffenheit der Ge - ſtalten, Lage und Verbindungen, ihr Leben haben, das leſe man Num. 308.

Von den Kindern im Himmel.

329. Bey manchen herrſchet der Glaube, daß nur die Kinder, ſo innerhalb der Kirche, nicht aber die, ſo auſſerhalb der Kirche gebo - ren ſind, in den Himmel kaͤmen; ſie geben dieſe Urſache vor, daß die Kinder, ſo inner - halb der Kirche geboren ſind, getauft, und durch die Taufe dem Glauben der Kirche ein - verleibet waͤren: diejenigen aber wiſſen nicht,daß32Vom Himmel. daß durch die Taufe bey keinem einzigen weder der Himmel noch der Glaube zu wege gebracht werde; denn die Taufe iſt nur zum Zeichen und Merkmal, daß der Menſch muͤſſe wieder - geboren werden, und daß der, ſo innerhalb der Kirche geboren iſt, wiedergeboren werden koͤnne, weil allda das Wort vorhanden, worinnen das Goͤttliche Wahre befindlich iſt, durch welches die Wiedergeburt geſchiehet, und weil daſelbſt der Herr bekannt iſt, von wel - chem die Wiedergeburt gewuͤrket wird. Sie ſollen demnach wiſſen, daß jedwedes Kind, es mag, wo es immer wolle, es mag innerhalb der Kirche oder auſſerhalb derſelben, es mag von frommen oder von gottloſen Aeltern gebo - ren ſeyn, wenn es ſtirbt, von dem Herrn auf - genommen, und im Himmel erzogen, wie auch nach der goͤttlichen Ordnung unterrichtet, und zu den Neigungen zum Guten, und durch die - ſe zu den Erkaͤnntniſſen des Wahren angewie - ſen wird; daß es auch hernach, ſo wie es an Erkaͤnntnis und Weisheit zunimmt, in den Himmel eingefuͤhret, und ein Engel wird. Ein jeder, der vernuͤnftig denkt, kann einſe - hen, daß keiner zur Hoͤlle, ſondern alle zum Himmel geboren ſeyn; und daß der Menſch ſelber ſchuld daran ſey, wenn er in die Hoͤlle kommt, daß hingegen die Kinder noch in kei - ner Schuld ſeyn koͤnnen.

330. Die33Vom Himmel.

330. Die kleinen Kinder, welche ſterben,*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer hat in den himmliſchen Ge - heimniſſen, Num. 2290, allwo eben davon die Rede iſt, noch hinzu geſeßt: Die Kin - der, welche kurz nach der Geburt ſterben ſind im andern Leben eben auch kleine Kinder, ſie haben eben das kindliche Gemuͤth, eben die Unſchuld in der Unwiſſenheit, und eben die Zartheit in allem, und ſtehen blos in den Zu - bereitungs Anfaͤngen, Engel zu werden, denn die Kinder ſind noch keine Engel, ſondern werden erſt Engel: denn ein jeder, der aus der Welt geht, iſt im gleichen Zuſtand ſeines Lebens, ein zartes Kind iſt in dem Zuſtand der zarten Kindheit, ein erwachſenes Kind iſt in dem Zuſtand eines erwachſenen Kindes, ein Juͤngling, Mann, oder Greis iſt in dem Zu - ſtand eines Juͤnglings, Mannes und Greiſes, aber eines jeden Zuſtand wird nachgehends veraͤndert; hingegen der Zuſtand der kleinen Kinder uͤbertrift den Zuſtand der uͤbrigen in dem Stuͤcke, daß ſie in der Unſchuld ſind, und daß das Boͤſe noch nicht bey ihnen durch die Thaͤtigkeit des Lebens eingewurzelt iſt; und die Unſchuld iſt ſo beſchaffen, daß ihr alles Himm - liſche kann eingepflanzt werden, den die Un - ſchuld nimmt das Wahre des Glaubens und das Gute der Liebe auf.

331. DerSw. Sch. II. Th. C34Vom Himmel.

331. Der Zuſtand der Kinder im andern Leben hat einen großen Vorzug vor dem Zu - ſtand der Kinder in der Welt, denn ſie ſind nicht mit dem irdiſchen Leib umgeben, ſondern mit eben einem ſolchen, wie die Engel einen haben; der irdiſche Leib iſt an ſich ſelbſt eine Laſt, er empfaͤngt die erſten Empfindungen und die erſten Bewegungen nicht von der in - nern oder geiſtlichen Welt, ſondern von der aͤuſſern oder natuͤrlichen Welt, weswegen die kleinen Kinder in der Welt das Lauffen, die Bewegungen und das Reden erſt lernen muͤſ - ſen, ja es muͤſſen ihnen die Sinne, als das Sehen und Hoͤren, durch die mit ihnen vorge - nommene Uebung aufgethan werden; ein an - ders aber iſt es mit den kleinen Kindern im andern Leben, dieſe, weil ſie Geiſter ſind, be - tragen ſich gleichſobald nach ihrem Jnnern, ſie gehen, ohne daß es ihnen gelehret wird, ſie reden auch, aber zuerſt aus den allgemeinen Neigungen, die noch nicht in Gedanken-Bil - der unterſchieden ſind, es waͤhret aber nicht lange, ſo fangen ſie an, in dieſe zu kommen, und dieſes darum, weil ſich ihr Aeuſſeres zu dem Jnnern gleichartig verhaͤlt: daß das Re - den der Engel aus den durch die Gedanken - Bilder mannigfaltig veraͤnderten Neigungen flieſſet, ſo, daß ihr Reden voͤllig mit den Ge - danken, ſo von der Neigung herruͤhren, uͤber - einſtimmet, leſe man Num. 234-245.

332. Die35Vom Himmel.

332. Die Kinder werden, ſo bald ſie auf - erwecket ſind, welches gleich nach dem Tod ge - ſchiehet, in den Himmel aufgenommen, und den Engeln weiblichen Geſchlechts, die bey ih - res Leibes Leben die Kinder zaͤrtlich geliebt, aber auch zugleich Gott geliebt haben, uͤber - geben; dieſe, weil ſie in der Welt aus einer gleichſam muͤtterlichen Zaͤrtlichkeit alle Kinder lieb gehabt, nehmen ſie, wie die ihrigen, auf, und die Kinder haben ſie auch vermoͤge der ein - gepflanzten Zuneigung ſo lieb, wie ihre Muͤt - ter: bey einem jeden Engel weiblichen Ge - ſchlechts ſind ſo viel Kinder, als ſo viel er der - ſelben, nach ſeinem geiſtlichen Trieb zu Kin - dern, verlanget. Dieſer Himmel erſcheinet vorwaͤrts aus der Gegend der Stirne, gerade in der Linie oder Geſichtsſtrahl, wornach die Engel den Herrn ſehen; die Lage dieſes Him - mels iſt darum daſelbſt, weil alle Kinder un - ter der unmittelbaren Vorſorge des Herrn ſte - hen; auch fließt bey ihnen der Himmel der Unſchuld ein, welches der dritte Himmel iſt.

333. Die Kinder ſind von verſchiedener Art, einige ſind von der Art, wie die geiſtli - chen Engel, einige von der Art, wie die himm - liſchen Engel; die Kinder, ſo himmliſcher Art ſind, erſcheinen in dieſem Himmel zur Rechten, die aber geiſtlicher Art ſind, erſcheinen zur Lin - ken. Alle Kinder am Groͤßten Men - ſchen, welches der Himmel iſt, befinden ſichC 2in36Vom Himmel. in der Gegend der Augen, in der Gegend des linken Auges befinden ſich die, ſo geiſtlicher Art ſind, und in der Gegend des rechten Au - ges die, ſo himmliſcher Art ſind; und dieſes aus der Urſache, weil der Herr den Engeln, die im geiſtlichen Reich ſind, vor dem linken Aug, und denen, ſo ſich im himmliſchen Reich befinden, vor dem rechten Aug erſcheinet, wie man oben Num. 118. nachleſen kann. Hier - aus, daß die Kinder in der Gegend der Augen am Groͤßten Menſchen oder Himmel ſind, erhellet eben auch, daß die Kinder unter der unmittelbaren Aufſicht und Vorſorge des Herrn ſtehen.

334. Nun will ich auch mit wenigen ſagen, wie die Kinder im Himmel auferzogen werden: ſie lernen von ihrer Auferzieherin reden; ihre erſte Sprache iſt nur der Ton der Neigung, welcher ſtufenweis, ſo wie bey ihnen die Ge - danken-Bilder kommen, deutlicher wird, denn die Gedanken-Bilder, ſo von den Neigungen herruͤhren, verurſachen alles Reden der Engel, wovon man in ſeinem Artikel N. 234-245. nachleſen kann. Erſtlich werden in ihre Nei - gungen, die alle von der Unſchuld herkommen, ſolche Dinge, die vor den Augen erſcheinen, und ergoͤtzend ſind, eingefloͤßt; weil nun dieſe Dinge eines geiſtlichen Urſprungs ſind, ſo flieſ - ſet in ſolche auch zugleich das Himmliſche mit ein, wodurch das Jnnere der Kinder eroͤffnetwird;37Vom Himmel. wird; und ſo werden ſie von Tag zu Tag voll - kommener; wenn ſie nun aus dieſem ihrem er - ſten Alter heraus ſind, ſo werden ſie in einen andern Himmel gebracht, allwo ſie von Lehrern unterrichtet werden; und ſo weiter.

335. Die Kinder werden vornehmlich durch die ihrer Zuneigungs-Art gemaͤße Vorſtellun - gen unterrichtet, welche ſo ſchoͤn, und zugleich ſo voll von innerer Weisheit ſind, daß es einer nimmermehr glauben kann; auf dieſe Weiſe wird ihnen ſtufenweis die Erkaͤnntnis, bey welcher das Gute gleichſam die Seele iſt, ein - gefloͤſſet: es ſey mir vergoͤnnt, hier zwey Vor - ſtellungen, die mir zu ſehen gegeben wurden, und woraus man den Schluß auf das uͤbrige machen kann, zu erzaͤhlen. Erſtlich ſtellten ſie den aus dem Grab aufſtehenden Herrn, und zugleich die Vereinigung Seines Menſchlichen mit dem Goͤttlichen, vor, welches auf eine ſo Weisheitsvolle Art geſchahe, daß es alle menſchliche Weisheit uͤberſteigt, auch geſchahe es zugleich auf eine unſchuldige kindliche Wei - ſe: ſie ſtellten auch das Gedanken-Bild von dem Grab, aber nicht zugleich das Gedanken - Bild vom Herrn, auſſer nur entfernter Wei - ſe dergeſtalt vor, daß man es kaum merken konnte, daß der Herr damit gemeint ſey, auſ - ſer nur gleichſam von weiten her, aus der Ur - ſache, weil in dem Gedanken-Bild von einem Grabe etwas Eindruck von einer Leiche iſt, wel -C 3ches38Vom Himmel. ches ſie alſo entfernten: hernach lieſſen ſie et - was Luftkreisliches, welches gleichwohl wie duͤnnes oder durchſichtiges Waſſer ausſahe, weislich ins Grab, wodurch ſie eben auch auf eine ſchickliche entfernte Weiſe das geiſtliche Le - ben in der Taufe andeuteten. Nachgehends ſahe ich von ihnen die Niederfahrt des Herrn zu den Gefangenen, und die Auffahrt mit den Gefangenen in den Himmel, vorſtellen, und das geſchahe von ihnen mit einer ungemeinen Klugheit und Froͤmmigkeit; und ſie lieſſen, welches kindlich war,*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer hat in den himmliſchen Ge - heimniſſen, Num. 2299, allwo er eben die - ſes erzaͤhlt, dieſe Worte noch hinzu geſetzt: da ſie den Herrn bey den Gefangenen auf der untern Erde vorſtellten, ſo lieſſen ſie ꝛc. beynahe kaum ſicht - bare, hoͤchſt weiche und zarte Stricklein hin - unter, mit welchen ſie den Herrn beym Auf - fahren in die Hoͤhe zogen; das geſchahe im - mer in heiliger Befuͤrchtung, daß nicht das mindeſte in der Vorſtellung auf etwas anſpie - le, worinnen das Geiſtlich Himmliſche nicht enthalten waͤre. Auſſer andern Vorſtellun - gen, worinnen die Kinder ſind, und wodurch ſie in die Erkaͤnntniſſe des Wahren und in die Neigungen zum Guten, als wie durch Spiele, ſo den Gemuͤthern der Kinder gemaͤß ſind, ge - fuͤhret werden.

336. Wie39Vom Himmel.

336. Wie ihr zarter Verſtand beſchaffen, das iſt mir auch gezeigt worden; als ich das Gebet des Herrn betete, und ſie alsdenn in die Bilder meines Denkens aus ihrem verſtaͤndli - chen Theil einfloſſen, ſo wurde ich inne, daß ihr Einfluß ſo zaͤrtlich und gelinde war, daß er beynahe lauter ſanftes Beruͤhren geweſen; und da bemerkte ich zugleich, daß ihr verſtaͤnd - liches Theil bis zum Herrn eroͤffnet war,*)Anmerk. des Ueberſetzers. Jn den himmliſchen Geheimniſſen, N. 2291. heißt es: Da ich das Gebet des Hrn. betete, und ſie alsdenn in die Bilder meines Denkens aus ihrem verſtaͤndlichen Theil ein - floſſen, welcher ſo zart war, daß ſie kaum et - was mehreres, auſſer den Sinn der Worte, faßten; ſo lieſſen ſich aber dem ungeachtet ihre Begriffe in dieſer Zartheit bis zum Herrn eroͤff - nen, das iſt, ſie wurden vom Herrn eroͤffnet. denn was ſich von ihnen auf mich ergoß, war wie vom Herrn uͤberſtroͤmt: der Herr flieſſet auch in die Begriffe der Kinder zuvoͤrderſt am innigſten ein, den ſie ſind noch nicht durch das mindeſte, weder durch falſche Grundſaͤtze zum Aufnehmen des Wahren, noch durch ein boͤſes Leben zum Aufnehmen des Guten, und alſo zum weiſe werden verſchloſſen, als wie es im Gegentheil bey Erwachſenen iſt. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß die Kinder nach dem Tod nicht gleich ſo bald in den engliſchen Zu -C 4ſtand40Vom Himmel. ſtand kommen, ſondern daß ſie erſt nach und nach durch die Erkaͤnntniſſe des Guten und Wahren, und dieſes nach aller himmliſcher Ordnung, hinein gefuͤhrt werden; denn der Herr weis von der Kinder Art auch das aller - geringſte, weswegen ſie nach allen und jeden Kleinigkeiten ihrer Neigung dazu gebracht wer - den, das Wahre des Guten und das Gute des Wahren anzunehmen.

337. Wie den Kindern durch das Liebliche und Ergoͤtzende, ſo ihrer Zuneigungsart ge - maͤß iſt, alles moͤgliche beygebracht wird, das iſt mir auch gezeigt worden; denn es wurde mir gegeben, Kinder zu ſehen, die auf das anſtaͤndigſte angeputzt, um die Bruſt, und auch um ihre zarten Arme mit Blumenkraͤn - zen, die von den allerlieblichſten und von himm - liſchen Farben glaͤnzten, geziert waren: einſt - mals wurde mir auch gegeben, Kinder mit ih - ren Auferzieherinnen, zugleich mit Jungfern begleitet, in einem paradieſiſchen Garten, der nicht ſo wohl mit Baͤumen, als vielmehr mit in einander geſchlungenen Lorberaͤſten, und al - ſo mit bedeckten Gaͤngen, wie auch mit Ein - gaͤngen, ſo inwendig hinein fuͤhrten, hoͤchſt gezieret war, wie auch ſelbſt die damals eben ſo angeputzte Kinder zu ſehen, und wenn ſie hineingiengen, ſo ſchimmerte das Blumenwerk uͤber dem Eingang aufs lieblichſte heraus: hieraus kann nun offenbar ſeyn, was ſie fuͤrErgoͤ -41Vom Himmel. Ergoͤtzungen haben, wie auch, daß ſie durch an - muthige und angenehme Dinge in das Gute der Unſchuld und Liebe, welche[s]Gute dieſen ange - nehmen und anmuthigen Dingen beſtaͤndig vom Herrn einverleibet wird, gefuͤhret werden.

338. Mir iſt auch durch die im andern Leben gemeinſchaftliche Art der Mittheilung gezeigt wor - den, wie die Denkbilder der Kinder, wenn ſie einige Gegenſtaͤnde ſehen, beſchaffen ſind; ſie wa - ren naͤmlich ſo, als wenn alles und jedes lebte; daher iſt in allen und jeden Bildern ihres Den - kens Leben: und es wurde von mir bemerkt, daß die Kinder auf der Erde, wenn ſie in ihrem Spie - len ſind, eben die Denkbilder haben, denn ſie ha - ben noch kein Nachdenken, als wie es die Er - wachſenen haben, es iſt bey ihnen gleichſam et - was unbeſeeltes.

339. Jch habe oben geſagt, daß die Kinder entweder himmliſcher oder geiſtlicher Art ſind; die himmliſcher Art ſind, die unterſcheiden ſich gar wohl von denen, ſo geiſtlicher Art ſind; jene denken, reden, und betragen ſich ganz ſanft, ſo, daß an ihnen kaum etwas anders, als etwas flieſſendes aus der Liebe zum Guten gegen den Herrn, und gegen andre Kinder, zu ſehen iſt; die aber geiſtlicher Art ſind, die denken, reden und betragen ſich nicht ſo ſanft, ſondern in allem und jedem, ſo bey ihnen beſindlich iſt, iſt etwas gleichſam Fluͤgelſchwingendes zu ſehen;C 5dieſes42Vom Himmel. dieſes kann man auch von ihrem Unwillen*)Hiervon redet der Verfaſſer weiter unten Num. 343. ab - nehmen; das uͤbrige zu geſchweigen.

340. Es koͤnnen viele in der Meinung ſte - hen, die Kinder blieben im Himmel Kinder, und waͤren als Kinder unter den Engeln; die nun nicht wiſſen, was eigentlich ein Engel iſt, die haben ſich auch wohl in dieſer Meinung durch die Bilder, die man hie und da in den Tempeln antrift, allwo die Engel als wie Kinder vorgeſtellt werden, be - ſtaͤrken koͤnnen: allein, die Sache verhaͤlt ſich ganz anders; Erkaͤnntnis und Weisheit machen einen Engel aus, ſo lange nun die Kinder dieſe noch nicht haben, ſo ſind ſie zwar bey den Engeln, aber ſie ſind noch keine Engel; wenn ſie aber Er - kaͤnntnis haben und weiſe ſind, alsdenn werden ſie erſt Engel: ja, woruͤber ich mich verwunderte, alsdenn ſehen ſie nicht wie Kinder, ſondern wie Erwachſene aus; denn ſodann ſind ſie nicht mehr von kindlicher, ſondern von engliſcher mehr er - wachſener Art; dieſes bringt die Erkaͤnntnis und Weisheit mit ſich. Daß die Kinder, ſo wie ſie an Erkaͤnntnis und Weisheit vollkommener wer - den, als wie groͤßer, ja wie Erwachſene und wie Juͤnglinge ausſehen, iſt die Urſache, weil Er - kaͤnntnis und Weisheit unmittelbar die geiſtlicheNah -43Vom Himmel. Nahrung iſt;*)Anmerkung des Ueberſetzers. Der Verfaſſer weiſet hier auf Num. 4792 in den himmliſchen Geheimniſſen; allda heißt es: Die Speiſe und Nahrung hat eine Uebereinſtimmung mit der geiſtlichen Speiſe und Nahrung: die geiſtliche Speiſe iſt das Wiſſen, das Erkennen und die Weisheit; denn davon leben die Geiſter und Engel, und davon naͤhren ſie ſich auch. Und welches wunderbar, ſie erwachſen auch von dieſer Speiſe. Er weiſet auch auf Num 681, allwo es heißt: Was die geiſtliche und himmliſche Speiſe ſey, das kann man am beſten im andern Leben wiſ - ſen; das Leben der Engel und Geiſter wird nicht etwa durch einige Speiſe, wie ſie in der Welt iſt, unterhalten, ſondern von einem jeden Wort, das aus dem Munde des Herrn gehet, wie der Herr ſelbſt lehret Matth. 4, 4. was dahero ihre Gemuͤther naͤh - ret, das naͤhret auch ihre Leiber, und dieſes ge - ſchiehet vermoͤge der Uebereinſtimmung, denn die Geſtalt des Leibes iſt nichts anders, als die aͤuſ - ſerliche Geſtalt des Jnnern. Es iſt zu wiſſen, daß die Kinder im Himmel nicht weiter, als bis an das erſte Jugendalter kommen, und allda in Ewigkeit ſtehen bleiben. Damit ich dieſes fuͤr gewiß wiſſen moͤchte, daß dem alſo ſey, ſo wurde mir gegeben, mit einigen, die als Kinder im Him - mel auferzogen worden, und allda erwachſen ſind,auch44Vom Himmel. auch mit einigen, wenn ſie noch Kinder waren, und hernach mit eben denſelben, wenn ſie Juͤng - linge geworden, zu reden; und da habe ich von ihnen ihren Lauf des Lebens von einem Alter zum andern vernommen.

341. Daß die Unſchuld die Aufnehmerin al - ler Dinge des Himmels, und daß alſo die Un - ſchuld der Kinder die Grundlage von allen Nei - gungen zum Guten und Wahren ſey, das kann aus dem offenbar ſeyn, was ich kurz vorher Num. 276-283 von der Unſchuld der Engel im Him - mel gezeigt habe, daß naͤmlich dieſes die Unſchuld ſey, ſich vom Herrn, aber nicht von ſich ſelber ſuͤhren laſſen wollen; daß folglich der Menſch nur in ſo viel in der Unſchuld ſey, in ſo viel er von ſeiner Eigenheit entfernt iſt; und in ſo viel einer von ſeiner Eigenheit entfernt iſt, in ſo viel befindet er ſich in dem Eigenen des Herrn; das Eigene des Herrn iſt das, was man die Gerech - tigkeit und das Verdienſt des Herrn nennet. Allein die Unſchuld der Kinder iſt keine aͤchte Un - ſchuld, weil ſie noch ohne Weisheit iſt; die aͤchte oder wahre Unſchuld iſt die Weisheit, denn in ſo viel einer weiſe iſt, in ſo viel will er gerne vom Herrn gefuͤhret ſeyn, oder welches einerley iſt, in ſo viel er vom Herrn gefuͤhret wird, in ſo viel iſt er weiſe. Die Kinder werden demnach von der aͤuſſern Unſchuld, in der ſie anfangs ſind, und die man die Kindheits Unſchuld nennet, zu der in - nern Unſchuld gebracht, welches die WeisheitsUnſchuld45Vom Himmel. Unſchuld iſt; dieſe Unſchuld iſt der Endzweck von allem ihren Unterricht und Fortgang; wenn ſie dahero zu der Weisheits Unſchuld kommen, ſo - dann wird mit ihnen die Kindheits Unſchuld, die ihnen inzwiſchen zur Grundlage gedienet hatte, verbunden. Es wurde mir vorgeſtellt, wie die Unſchuld der Kinder beſchaffen, naͤmlich durch etwas Hoͤlzernes, ſo faſt leblos war, welches lebendig wird, ſo wie ſie durch die Erkaͤnntniſſe des Wahren und durch die Neigungen zum Gu - ten vollkommen gemacht werden; und hernach wurde vorgeſtellt, wie die aͤchte Unſchuld beſchaf - fen, naͤmlich durch ein uͤberaus ſchoͤnes Kind, ſo lauter Leben und nackend war: denn ſelbſt die Unſchuldigen, welche im innerſten Himmel, und alſo dem Herrn am naͤchſten ſind, erſcheinen vor den Augen der andern Engel nicht anders, als wie Kinder, und einige nackend, denn die Un - ſchuld wird durch die Bloͤße, deren ſie ſich nicht ſchaͤmen, vorgeſtellt; als wie von dem erſten Menſchen und ſeinem Weibe im Paradieſe 1. B. Moſ. 2, v. 25 geleſen wird; weswegen dieſe, da der Zuſtand ihrer Unſchuld verloren gegangen, ſich der Bloͤße ſchaͤmten und ſich verſteckten, Cap. 3, 7. 10. 11. Mit einem Wort, je weiſer die En - gel ſind, deſto unſchuldiger ſind ſie, und je un - ſchuldiger ſie ſind, deſto mehr kommen ſie ſich wie Kinder vor; daher kommt es nun, daß die Kind - heit in dem Wort die Unſchuld bedeutet, man leſe Num. 278.

342. Jch46Vom Himmel.

342. Jch habe mit den Engeln von den Kin - dern geredet, ob ſie naͤmlich rein vom Boͤſen waͤ - ren, weil ſie kein thaͤtiges Boͤſe haͤtten, wie es im Gegentheil bey dem Erwachſenen iſt; es wurde mir aber geſagt, ſie befaͤnden ſich eben ſo wohl im Boͤſen, ja, ſie waͤren eben auch nichts als Boͤ - ſes; aber ſie wuͤrden, ſo wie alle Engel, vom Boͤſen abgezogen, und vom Herrn in dem Gu - ten gehalten, ſo gar, daß es ihnen vorkaͤme, als ob ſie aus ſich ſelber in dem Guten waͤren: wes - wegen auch die Kinder, nachdem ſie im Himmel er - wachſen ſind, damit ſie ſich keine falſche Einbildung von ſich machen, als kaͤme das Gute bey ihnen aus ihnen ſelber, aber nicht aus dem Herrn, bisweilen in ihr angeerbtes Boͤſe verſetzt, und darinnen ſo lange gelaſſen werden, bis ſie wiſſen, erkennen, und glauben, daß ſich die Sache ſo verhalte. Jn eben der Einbildung ſtunde auch ein gewiſſer, der als ein Kind geſtorben, aber im Himmel erwachſen war, er war eines gewiſſen Koͤnigs Sohn, daher wurde er in das ihm an - geborne boͤſe Leben gelaſſen, und ſodann bemerkte ich aus der Sphaͤre oder dem Umkreis ſeines Le - bens, daß er ein Gemuͤth hatte, uber andre zu herrſchen, und daß er die Hurerey fuͤr nichts ach - tete, welches Boͤſe ihm alſo von den Aeltern an - geerbt war: nachdem er aber erkannt hatte, daß er ſo beſchaffen, ſo wurde er wieder unter die En - gel, worunter er zuvor geweſen, aufgenommen. Nimmermehr hat einer im andern Leben wegen des angeerbten Boͤſen Strafe auszuſtehen, dar -um,47Vom Himmel. um, weil es nicht ſein ſelbſt eignes iſt, er alſo nicht ſchuld daran iſt, daß er ſo beſchaffen; ſon - dern er wird wegen des thaͤtigen Boͤſen geſtraft, welches ſein ſelbſt eignes iſt, alſo, in ſo viel er ſich von dem angeerbten Boͤſen durch die Thaͤtig - keit des Lebens zu eigen gemacht hat. Daß die Kinder, wenn ſie erwachſen ſind, in den Zuſtand ihres angeerbten Boͤſen eingelaſſen werden, das geſchiehet nicht deswegen, daß ſie Strafe leiden ſollen, ſondern darum, damit, ſie wiſſen moͤgen, daß ſie von ſich ſelber nichts als Boͤſes ſeyn, und daß ſie der Herr vermoͤge Seiner Barmherzig - keit von der bey ihnen befindlichen Hoͤlle weg, und in den Himmel aufnimmt, wie auch daß ſie nicht aus ihrem eigenen Verdienſt, ſondern durch den Herrn, im Himmel ſind; ferner, damit ſie ſich nicht des bey ihnen befindlichen Guten bey andern ruͤh - men moͤchten, denn dieſes iſt wider das Gute der wechſelsweiſen Liebe, ſo wie es auch wider das Wahre des Glaubens laͤuft.

343. Vielmals, wenn etliche Kinder, und zwar, da ſie noch ganz und gar kindlich waren, zuſammen in Choͤren bey mir geweſen ſind, ſo ſind ſie von mir wie etwas zartes unordentliches vernommen worden, ſo, daß ſie noch nicht wie Eins ausmachten, als wie nachgehends, wenn ſie mehr erwachſen ſind; und es konnten ſich, wor - uͤber ich mich verwunderte, die Geiſter, ſo bey mir waren, nicht enthalten, dieſe Kinder zu leiten, naͤmlich zum Reden zu bringen; ein ſolcher Eiferiſt48Vom Himmel. iſt den Geiſtern eingepflanzt; es wurde aber von mir oftmals bemerkt, daß die Kinder widerſtreb - ten, und nicht ſo reden wollten; das Weigern und Widerſtreben, ſo mit einem gewiſſen Schein des Unwillens verknuͤpft war, bin ich oͤfters inne geworden; und wenn ihnen einige Gelegenheit zu reden gegeben wurde, ſagten ſie nur: es iſt nicht ſo: ich bin belehret worden, daß die Kinder*)Anmerkungen des Ueberſetzers. Der Verfaſſer hat in den himmliſchen Ge - heimniſſen, Num. 2294, allwo er eben die - ſes ſagt, noch hinzugeſetzt: im andern Leben. ſo verſucht wuͤrden, damit ſie ſich gewoͤhnen lern - ten und anfangen moͤchten, nicht nur dem Boͤſen und Falſchen zu widerſtehen, ſondern auch darum, damit ſie nicht aus dem Munde eines andern den - ken, reden, und handeln, und ſich aiſo von kei - nem andern, als vom Herrn allein, fuͤhren laſ - ſen moͤchten. **)Jn den himmliſchen Geheimniſſen, N. 2293 heißt es alſo: Vor allen Dingen wer - den die Kinder dahin angewieſen, das ſie kei - nen andern Vater wiſſen und hernach erken - nen, als nur allein den Herrn, und daß ſie von Jhm allein das Leben haben. Dieſes iſt, geneigter Leſer! eine goͤttl. Wahrheit: denn der Herr Jeſus ſagte zu Philippo: Philippe, wer Mich ſiehet, der ſiehet den Vater. Wie ſprichſt du denn, zeige uns den Vater? Joh. 14, v. 7. 8. 9. 10.

344. Aus49Vom Himmel.

344. Aus dem, was ich bereits angefuͤhret habe, kann nun offenbar ſeyn, wie die Erziehung der Kinder im Himmel beſchaffen iſt, daß ſie naͤm - lich durch die Erkaͤnntnis des Wahren und durch die Weisheit des Guten in das engliſche Leben, welches die Liebe zum Herrn und die wechſels - weiſe Liebe iſt, in denen ſich die Unſchuld befindet, gefuhret werden. Wie aber die Erziehung der Kinder auf Erden bey ſehr vielen das Gegentheil iſt, das kann aus dieſem Exempel erhellen; ich war einmal auf der Gaſſe in einer groſſen Stadt, und ſahe Knaͤbchen ſich mit einander ſchlagen, ein Haufen Volk kam herbey geronnen, ſo dieſes mit groſſen Vergnuͤgen mit anſahe, und mir wurde geſagt, daß ſelbſt die Aeltern dieſe Knaͤbchen als ihre Kinder zu einem ſolchen Balgen anreitzten: die guten Geiſter und die Engel, welche dieſes vermittelſt meiner Augen ſahen, hatten einen ſol - chen Abſcheu dafuͤr, daß ich ein Grauen empfand, und hauptſaͤchlich daruͤber, daß die Aeltern ſolche zu dergleichen anreitzten; und ſie ſagten, daß auf dieſe Weiſe die Aeltern bey ihren Kindern gleich in dem erſten Alter alle wechſelsweiſe Liebe, und alle Unſchuld, die die Kinder vom Herrn haͤtten, ausloͤſchten, und ſie bey Zeiten zu Haß und Rache anfuͤhrten: foglich ihre Kinder mit al - lem Fleis vom Himmel, wo lauter wechſelsweiſe Liebe iſt, ausſchloͤßen. Es moͤgen ſich demnach Aeltern, die ihren Kindern wohl wollen, fuͤr dergleichen huͤten.

Sw. Sch. II. Th. D345.50Vom Himmel.

345. Was zwiſchen denen, die als Kinder, und zwiſchen denen, ſo als Erwachſene ſterben, fuͤr ein Unterſchied iſt, ſoll nun auch geſagt wer - den: die als Erwachſene ſterben, die haben eine von der irdiſchen und materiellen Welt an ſich ge - nommene Grundlage, und nehmen ſolche mit ſich; dieſe Grundlage iſt ihr Gedaͤchtnis und ihre na - tuͤrlich leibliche Neigung; dieſes bleibt feſte ſte - hen, und ruhet alsdenn;*)Anmerkungen des Ueberſetzers. Weiter unten in dem Abſchnitt von der Gei - ſterwelt Num. 461 heißt es: Wenn der Menſch von einem Leben ins andre uͤbergeht, ſo nimmt er auch ſein natuͤrliches Gedaͤchtnis mit ſich, aber die natuͤrlichen Vorwuͤrfe oder Dinge, die darinnen ſind, die ru - hen, als wie es bey einem Menſchen iſt, wenn er nicht darauf denket, die Urſache, daß ſie ruhen, iſt dieſe, weil ſie in der geiſtlichen Welt nicht wieder hervorgebracht werden koͤnnen, ſondern es werden nur, wie es Num. 463 heißt, die geiſtlichen Dinge, ſo den na - tuͤrlichen durch die Uebereinſtimmun - gen mit beygefuͤgt ſind, hervorgebracht. Das aͤuſſere natuͤrliche Gedaͤchtnis (von dem innern geiſtlichen Gedaͤchtnis leſe man in eben dieſer Nummer) dienet demnach, in ſo viel die darinnen befindliche Dinge anbetrift, ſo von dem Materiellen, wie auch von der Zeitund dennoch aber dienetes51Vom Himmel. es ihrem Denken nach dem Tod zur aͤuſſern Grund - lage,*)Man leſe weiter unten in dem Abſchnitt von der Geiſterwelt Num. 480; allda heißt es: Der Menſch kann nach dem Tod nicht mehr, wie in der Welt, durch Unterweiſung anders gemacht werden, weil die aͤuſſere Grundlage, die aus natuͤrlichen Erkaͤn̄tniſſen und Neigungen beſteht, alsdenn ruhet, und nicht eroͤffnet werden kann, weil ſie nicht geiſtlich iſt; auf dieſer Grund - lage aber ruhet das Jnnere, ſo zum Ge - muͤthe gehoͤret, als wie ein Haus auf ſei - nem Grund; daher kommts, daß der Menſch in Ewigkeit ſo bleibt, wie ſein Leben, in An - ſehung der Liebe, in der Welt geweſen. denn darein fließt das Denken: wie da - her dieſe Grundlage beſchaffen iſt, und wie der vernuͤnftige Theil mit den Dingen, ſo darin - nen befindlich ſind, uͤbereinſtimmet, alſo iſt auch der Menſch nach dem Tode. Die Kinder aber, die als kleine Kinder geſtorben und im Himmel erzogen worden, haben keine ſolche Grund - lage, ſondern bey ihnen iſt eine natuͤrlich geiſtliche Grundlage, weil ſie nichts von der materiellen Welt, auch nichts vom ir -D 2diſchen*)und Raum an ſich haben, dem Geiſt nicht zu dem Gebrauch, wozu es ihm in der Welt gedie - net hatte, ſondern es ruhet, und nur dasje - nige kommt zum Gebrauch, was der Menſch vermittelſt deſſelben in der Welt gefaſ - ſet, und ſolches[vernuͤnftig] gemacht hat. 52Vom Himmel. diſchen Leib an ſich haben, dahero koͤnnen ſie nicht in ſo groben Neigungen, noch in dergleichen dar - aus herruͤhrenden Gedanken ſeyn; denn alles, was ſie haben, haben ſie von dem Himmel an ſich. Ueberdieſes wiſſen die Kinder nicht, daß ſie in der Welt geboren ſind, deswegen glauben ſie auch, ſie waͤren im Himmel geboren; daher wiſſen ſie auch von keiner andern, als geiſtlichen Ge - burt, als welche durch die Erkaͤnniſſe des Guten und Wahren, und durch Verſtand und Weisheit, wodurch der Menſch eigentlich ein Menſch iſt, ge - ſchiehet; weil dieſe Dinge vom Herrn ſind, ſo geben ſie Beyfall und beluſtigen ſich, daß ſie le - diglich des Herrn ſind. Dem ungeachtet kann der Zuſtand der Menſchen, die auf Erden heran - wachſen, eben ſo, wie der Zuſtand der Kinder, ſo im Himmel erwachſen, vollkommen werden, wenn ſie die beyderley leibliche und irdiſche Liebe, naͤmlich die Selbſtliebe und die Liebe zur Welt, von ſich entfer - nen, und ſtatt derſelben die geiſtl. Liebe annehmen.

Von den Weiſen und Einfaͤltigen im Himmel.

346. Man glaubt, die Weiſen wuͤrden im Him - mel herrlicher und erhabener ſeyn, als die Ein - faͤltigen, weil es beym Daniel heißt: Deren Verſtand in Erkaͤnntnis iſt, die werden glaͤnzen, wie der Glanz des ausgebreiteten Himmels; und die viele zur Gerechtigkeitweiſen,53Vom Himmel. weiſen, wie die Sterne immer und ewig - lich,*)So heißt es eigentlich nach der Grundſprache. Cap. 12, v. 3; allein die wenigſten wiſſen, welche es es eigentlich ſind, ſo durch die Erkaͤnntnißvolle, und durch die zur Gerech - tigkeit anfuͤhrende verſtanden werden: die ge - meinen Leute glauben, die waͤren es, ſo Geſtudirte und Gelehrte hieſſen, vornehmlich die, ſo in der Kirche gelehret und in Anſehung des Lehrens und Predigens Vorzuͤge gehabt, und wohl gar diejeni - gen, welche viele zum Glauben gekehret haͤtten: alle die haͤlt man in der Welt fuͤr Erkaͤnntnisvolle, dem ungeachtet aber ſind ſie es nicht im Himmel, von denen jene Worte geſagt werden, wofern ihre Erkaͤnntnis nicht eine himmliſche Erkaͤnntnis iſt; wie dieſe beſchaffen, ſoll nun im folgenden gemel - det werden.

347. Die himmliſche Erkaͤnntnis, iſt eine in - nere Erkaͤnntnis, die aus der Liebe zum Wahren herkommt, nicht wegen einiges Ruhms in der Welt, auch nicht wegen einiger Herrlichkeit im Himmel, ſondern wegen der Wahrheit an und fuͤr ſich ſelbſt, von welcher man gereitzt und in - nigſt ergoͤtzt wird; die von der Wahrheit an und fuͤr ſich ſelbſt gereitzt und ergoͤtzet werden, die wer - den vom Lichte des Himmels gereitzt und ergoͤtzet, und die vom Lichte des Himmels gereitzt und er - goͤtzt werden, die werden auch vom GoͤttlichenD 3Wahren54Vom Himmel. Wahren gereitz und ergoͤtzet; ja vom Herrn Selbſt, denn das Licht des Himmels iſt das Goͤttliche Wahre, und das Goͤttliche Wahre iſt der Herr im Himmel, man leſe Num. 126-140. Dieſes Licht kommt lediglich in das Jnnere des Gemuͤths, denn das Jnnere des Gemuͤths iſt da, zu gebildet, dieſes Licht aufzunehmen, und ſo, wie es hinein kommt, ſo reitzet und ergoͤtzet es auch, denn was aus dem Himmel einfließt und aufge - nommen wird, darinnen iſt auch Luſt und An - muth; hieraus kommt eben die aͤchte Zuneigung zur Wahrheit, welches eine Neigung zur Wahr - heit iſt um der Wahrheit willen: die nun dieſe Zuneigung, oder welches einerley iſt, dieſe Liebe zur ſelbigen haben, die ſind es, ſo in himmli - ſcher Erkaͤnntnis ſind, und die im Him - mel glaͤnzen wie der Glanz an dem ausge - breiteten Himmel; daß ſie glaͤnzen, iſt dar - um, weil das Goͤttliche Wahre, es mag im Him - mel ſeyn wo es will, leuchtet, man leſe N. 132; und die Ausbreitung des Himmels bedeutet vermoͤge der Uebereinſtimmung dasjenige in - nere verſtaͤndliche Theil ſo wohl bey den Engeln, als bey den Menſchen, welches im Lichte des Himmels iſt. Die aber in der Liebe zum Wahren ſind, entweder wegen des Ruhms in der Welt, oder wegen der Herrlichkeit im Himmel, die koͤnnen nicht im Himmel leuchten, weil ſie nicht vom Lichte des Himmels unmittelbar, ſon - dern vom Lichte der Welt gereitzt und ergoͤtzt wer - den, und dieſes Licht iſt ohne jenes im Himmellauter55Vom Himmel. lauter Finſternis;*)Anmerkung des Verfaſſers. Das Licht der Welt iſt fuͤr den aͤuſſerlichen Men - ſchen, das Licht des Himmels fuͤr den innern, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 3222. 3223. Das Licht des Himmels flieſſet in das natuͤrliche Licht, und der natuͤr - liche Menſch iſt nur um ſo viel weiſe, um ſo viel er vom Lichte des Himmels aufnimmt, N. 4302. 4408. Aus dem Lichte der Welt, ſo das natuͤrliche Licht heißt, kann das, was im Lichte des Himmels iſt, nicht geſehen werden, Num. 9754. Die dahero blos allein in dem Lichte der Welt ſtehen, die begreifen dasjenige nicht, was im Lichte des Himmels iſt, Num. 3108. Das Licht der Welt iſt den Engeln Finſternis, Num. 1521. 1783. 1880. denn auf ſolche Art hat der Ruhm um ihrer ſelbſt willen, weil er der Endzweck iſt, weswegen es geſchieht, die Oberherrſchaft, und wenn dieſer Ruhm der Endzweck iſt, ſodann iſt es dem Menſchen hauptſaͤchlich nur um ſein ſelbſt willen zu thun, und die zu ſeinem Ruhm dienende Wahrheiten ſiehet er nur als Mittel zum Endzweck, und wie Dienſtbarkeiten, an; denn wer die goͤttliche Wahrheiten blos deswegen liebt, daß er Ruhm davon haben will, der ſiehet in den goͤttlichen Wahrheiten ſich ſelbſt, aber nicht den Herrn, daher wendet er ſein Sehen, welches dem Verſtand und dem Glauben zukommt, vomD 4Him -56Vom Himmel. Himmel zur Welt, und vom Herrn zu ſich ſel - ber; daher kommt es, das diejenigen nur im Lichte der Welt, keinesweges aber im Lichte des Him - mels ſind. Dieſe ſcheinen zwar ihrer aͤuſſerlichen Geſtalt nach, und alſo vor andern Leuten eben ſo Erkaͤnntnisvolle und Gelehrte zu ſeyn, wie die, ſo im Lichte des Himmels ſind, und zwar aus der Urſache, weil ſie eben ſo, ja bisweilen dem aͤuſ - ſerlichen Schein nach noch weislicher reden, weil ſie von ihrer Eigenliebe angefeuert ſind, und dar - auf ausgelernt haben, himmliſche Zuneigungen nachzuluͤgen, gleichwohl aber ſind ſie in ihrer in - nern Geſtalt, worinnen ſie vor den Engeln er - ſcheinen, ganz anders beſchaffen. Hieraus kann einigermaßen erſehen werden, welche es ſind, ſo durch die Erkaͤnntnisvolle, die im Him - mel leuchten ſollen, wie der Glanz an dem aus - gebreiteten Himmel, verſtanden werden: aber, welche es ſind, ſo man durch die viele zur Gerechtigkeit anweiſende, die wie die Sterne leuchten ſollen, verſtehet, das ſoll nun geſagt werden.

348. Durch die viele zur Gerech - tigkeit anweiſende werden diejenigen verſtanden, welche weiſe ſind, und die heiſ - ſen im Himmel weiſe, die ſich in dem Guten be - finden, und diejenigen daſelbſt ſind in dem Guten, welche die goͤttliche Wahrheiten gleichſobald ins Leben einlaſſen, denn wenn das Goͤttliche Wahre zum Leben wird, ſo wird es das Gute, denn eswird57Vom Himmel. wird dem Willen und der Liebe eigen, und was dem Willen und der Liebe eigen iſt, das heiſſet das Gute; dieſe ſind es nun, ſo weiſe genennet wer - den, denn die Weisheit iſt dem Leben eigen; die aber die goͤttliche Wahrheiten nicht alsbald ins Le - ben, ſondern erſt ins Gedaͤchtnis eingehen laſſen, ſie hernach aus dieſem heraus holen und dann be - leben, die werden Erkaͤnntnisvolle ge - nennet: wie, und wie ſehr dieſe und jene in den Himmeln von einander unterſchieden ſind, das kann in dem Artikel, wo von den zwey Reichen des-Himmels, naͤmlich von dem himmliſchen und geiſtlichen Reich gehandelt worden, Num. 20-28, wie auch in dem Artikel von den drey Himmeln Num. 29-40 nachgeleſen werden. Din im himmliſchen Reich des Herrn, und daher im dritten oder innerſten Himmel ſind, die heiſſen Gerechte, daher, weil ſie ſich keiner Gerechtigkeit anmaſſen, ſondern alle Gerechtigkeit dem Herrn zueignen, die Gerechtigkeit des Herrn im Himmel iſt das vom Herrn ausflieſſende Gu - te;*)Anmerkung des Verfaſſers. Das Verdienſt und die Gerechtigkeit des Herrn iſt das Gute, welches im Himmel regieret, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen N. 9486. 9986. Ein Gerechter und Gerechtfer - tigter iſt der, dem das Verdienſt und die Ge -rechtig - dieſe werden dahero allhier durch die zur Gerechtigkeit anweiſende ver -ſtanden;D 558Vom Himmel. ſtanden; dieſe ſind es auch, von welchen der Herr ſpricht, Die Gerechten werden leuchten, wie die Sonne in meines Va - ters Reich, Matth. 13, 43: daß ſie glaͤnzen wie die Sonne, iſt darum, weil ſie in der Liebe zum Herrn aus dem Herrn ſind, und durch die Sonne wird dieſe Liebe verſtanden, man leſe oben Num. 116. -125; auch das Licht bey ihnen iſt flammend, und ihre Gedanken-Bilder haben vom flammenden an ſich, weil ſie das Gute der Liebe unmittelbar vom Herrn, als der Sonne im Himmel, aufnehmen.

349. Alle diejenigen, welche ſich in der Welt mit Erkaͤnntnis und mit Weisheit bereichert ha - ben, ſind im Himmel angenehm, und werden En - gel, und zwar ein jeder nach Beſchaffenheit und Groͤſſe der Erkaͤnntnis und Weisheit: denn wo - mit ſich der Menſch in der Welt bereichert, das bleibt ihm, und er nimmt es nach dem Tod mit ſich, und wird auch, aber nur in dem Grad, in welchem ſeine Zuneigung und Verlangen zum Guten und Wahren ſteht, nicht aber unter die - ſem Grad, vermehret und noch mehr angefuͤllt; die wenig Zuneigung und Verlangen gehabt ha - ben, die empfangen wenig, dennoch aber ſo viel,als*)rechtigkeit des Herrn zugeeignet wird; und ein Ungerechter iſt ein ſolcher, der ſich ſelbſt ei - gene Gerechtigkeit und ſelbſt eigenes Verdienſt zuſchreibet.59Vom Himmel. als ſie in dieſem Grad aufnehmen koͤnnen; die aber viel Zuneigung und Verlangen gehabt ha - ben, die empfangen viel; ſelbſt der Grad der Zuneigung und des Verlangens verhaͤlt ſich wie ein Maas, wo hinzu gethan wird, bis es voll iſt; der bekommt demnach mehr, der ein groſſes Maas hat, und der weniger, der ein kleines hat: daß ſich die Sache ſo verhalte, iſt die Urſache, weil die Liebe, von welcher die Zuneigung und das Verlangen herruͤhret, alles das empfaͤngt, was ihr zukommt, um ſo groß daher die Liebe iſt, in ſo viel empfaͤngt ſie. Dieſes wird durch die Worte des Herrn verſtanden, Wer da hat, dem wird gegeben werden, daß er die Fuͤlle habe, Matth. 13, 12. Cap. 25, 29. Ein voll gedruͤckt, geruͤttelt und uͤberfluͤßig Maas wird man in euren Schoos geben, Luc. 6, 38.

350. Alle diejenigen, welche das Wahre und das Gute um des Wahren und Guten willen geliebet haben, werden in den Himmel aufge - nommen; die demnach deſſen viel geliebet haben, die ſind es, ſo Weiſe genennet werden; die aber deſſen wenig geliebet haben, die heiſſen Einfaͤltige; die Weiſen im Himmel haben vieles Licht, aber die Einfaͤltigen im Himmel ha - ben weniger Licht; ein jeder hat Licht nach dem Grad ſeiner Liebe zum Guten und Wahren. Das Wahre und Gute lieben, um des Wahren und Guten willen, heißt, es wollen und thun, denn die es wollen und thun, die lieben es,die60Vom Himmel. die es aber nicht wollen und thun, die lieben es nicht: jene ſind es auch, die den Herrn lieben, und vom Herrn geliebet werden, weil das Gute und Wahre vom Herrn iſt, und weil es vom Herrn iſt ſo iſt auch in ihnen, naͤmlich in dem bey ihnen befindlichen Guten und Wahren, der Herr; mithin iſt Er auch bey denen, welche das Wahre und Gute in ihrem Leben durch das Wol - len und Thun aufnehmen. Auch iſt der Menſch in ſich betrachtet weiter nichts, als ſein Gutes und Wahres, weil das Gute ſeinen Willen und das Wahre ſeinen Verſtand ausmacht, und der Menſch iſt ſo, wie ſein Wille und Verſtand be - ſchaffen; hieraus erhellet, daß der Menſch nur um ſo viel vom Herrn geliebet wird, in ſo viel ſein Wille von dem Guten, und ſein Verſtand von dem Wahren gebildet iſt. Vom Herrn geliebet werden, heißt, den Herrn hinwiederum lieben, denn die Liebe verhaͤlt ſich wechſelsweiſe, weil der Herr den, der von Jhm geliebet wird, begnadigt, daß er liebet.

351, Die Welt glaubt, diejenigen, welche viel wuͤßten, es mag nun aus den Lehren der Kirche und aus dem Wort, oder aber aus Wiſ - ſenſchaften ſeyn, ſaͤhen die Wahrheiten inniger und ſchaͤrfer ein, verſtuͤnden alſo mehr, und waͤ - ren weiſer, als andre; ja, ſie ſelbſt ſind von eben ſolcher Einbildung eingenommen; allein, was ei - gentlich die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit, und was hingegen die unaͤchte, und falſche ſey, ſoll nun im folgenden geſagt werden:

Die61Vom Himmel.

Die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit iſt: ſehen und empfinden, was wahr und gut, und was daher falſch und boͤſe iſt, und es wohl von einander unterſcheiden, und das aus einem innern Anſchauen und innern Em - pfindung. Bey einem jeden Menſchen iſt ein Jnneres und Aeuſſeres, das Jnnere iſt das, was den innern oder geiſtlichen Menſchen aus - macht, das Aeuſſere aber, was dem aͤuſſern oder natuͤrlichen, Menſchen zukommt; ſo wie nun das Jnnere gebildet iſt, und mit dem Aeuſſern Eins ausmacht, alſo ſiehet und empfindet auch der Menſch. Das Jnnere des Menſchen kann ſonſt nirgends, als in dem Himmel gebildet werden, das Aeuſſere aber wird in der Welt gebildet; wenn das Jnnere im Himmel gebildet worden, ſodann flieſſen die im Jnnern befindlichen Dinge in das von der Welt herruͤhrende Aeuſſere, und bilden es zur Uebereinſtimmung, das iſt, damit ſie mit ihm Eins ausmachen; wenn dieſes geſche - hen iſt, ſo ſiehet und empfindet der Menſch von innen. Daß das Jnnere gebildet werde, iſt das einzige Mittel dieſes, daß der Menſch auf das Goͤttliche und auf den Himmel ſehe, denn das Jnnere, wie geſagt, wird im Himmel gebildet; und ſodann ſiehet der Menſch auf das Goͤttliche, wenn er an das Goͤttliche glaubt, und den Glauben hat, daß von Jhm alles Wahre und Gute, mithin alle Erkaͤnntnis und Weisheit kommt; und alsdenn glaubt er an das Goͤtt - liche, wenn er von dem Goͤttlichen will ge -fuͤhret62Vom Himmel. fuͤhret ſeyn: alſo, und nicht anders wird das Jn - nere des Menſchen eroͤffnet. Ein Menſch der dieſen Glauben hat, und nach dieſem Glauben lebt, der iſt in der Kraft und in dem Vermoͤgen Erkaͤnntnisvoll oder verſtaͤndlich und weiſe zu werden: um aber Erkoͤnntnisvoll und weiſe zu werden, muß er viele Dinge, nicht nur die, ſo den Himmel, ſondern auch die, ſo die Welt an - betreffen, erlernen, die zum Himmel gehoͤren, die muß er aus dem Wort und von der Kirche lernen, und die zur Welt gehoͤren, aus den Wiſ - ſenſchaften; in ſo viel nun der Menſch erlernet und in ſo viel er ſolches aufs Leben anwendet, in ſo viel wird er Erkaͤnntnisvoll und weiſe, denn in ſo viel wird das innere Sehen, das ſeinem Verſtand zukommt, und die innere Zuneigung, die ſeinem Willen eigen iſt, vollkommen. Die Einfaͤltigen ſind von der Art, daß ihnen das Jnnere eroͤffnet, aber nicht alſo durch die geiſt - lichen, moraliſchen, buͤrgerlichen und natuͤr - lichen Wahrheiten ausgezieret iſt, dieſe em - pfinden das Wahre, wenn ſie es hoͤren, aber ſie ſehen es nicht in ſich; die Weiſen hingegen ſind von der Art, daß ihnen das Jnnere nicht nur eroͤffnet, ſondern auch ausgezieret iſt, dieſe ſehen das Wahre in ſich und empfinden es auch. Hieraus erhellet, was die wahre Er - kaͤnntnis und Weisheit ſey.

352. Die unaͤchte Erkaͤnntnis und Weisheit iſt: nicht von innen ſehen nochempfinden,63Vom Himmel. empfinden, was wahr und gut, und daher falſch und boͤſe ſey, ſondern blos in der Einbildung ſte - hen, was andre ſagten, ſey wahr und gut, oder falſch und boͤſe, und ſolches hernach mit helſen bekraͤftigen; dieſe, weil ſie das Wahre nicht aus dem Wahren, ſondern aus dem Munde eines an - dern ſehen, koͤnnen eben ſo wohl das Falſche als das Wahre erwiſchen, es auch wohl glauben, und es wohl gar ſo lange bekraͤftigen, bis es endlich wie Wahrheit zu ſeyn ſcheinet; denn was bekraͤf - tigt wird, das nimmt den Anſchein der Wahrheit an ſich; und es iſt nichts vorhanden, das nicht bekraͤftigt werden koͤnnte: deren ihr Jnners iſt ſonſt nicht, als nur von unten eroͤffnet, ihr Aeuſ - ſeres aber iſt ſo weit, als ſie ſich beſtaͤrkt haben, aufgethan; weswegen das Licht, woraus ſie ſe - hen, nicht das Licht des Himmels, ſondern das Licht der Welt iſt, ſo man das natuͤrliche Licht nennet; denn in dieſem Lichte koͤnnen die Falſch - heiten wie Wahrheiten leuchten, ja wohl gar, wenn ſie bekraͤftigt werden, ſchimmern, aber nicht in dem Lichte des Himmels. Von dieſer Art ſind nun die, ſo weniger Erkaͤnntnis haben, und we - niger weiſe ſind, die ſich alſo ſehr beſtaͤrkt, hin - gegen die mehr Erkaͤnntnis haben, und weiſe ſind, ſind ſolche, die ſich wenig beſtaͤrkt haben. Hier - aus erhellet, was die unaͤchte Erkaͤnntnis und Weisheit ſey. Allein von ſolcher Art ſind dieje - nigen nicht, welche wohl in der Kindheit dafuͤr gehalten, das, was ſie von den Lehrern gehoͤret, ſey wahr, wenn ſie aber in der Jugend, da ſieaus64Vom Himmel. aus ihrem eignen Verſtand denken, nicht daran haͤngen bleiben, ſondern nach dem Wahren ein Verlangen haben, und aus Verlangen es ſuchen, und wenn ſie es finden, innerlich gereitzt werden; dieſe, weil ſie vom Wahren, um des Wahren willen ergoͤtzt werden, ſehen das Wahre, ehe ſie es bekraͤftigen. Dieſes ſoll nun durch ein Exempel erlaͤutert werden: es war die Rede unter den Geiſtern, woher es komme, daß die Thiere in alles das ihren Naturen angemeſſene Wiſſen, nicht aber der Menſch, darein geboren wuͤrde, und es wurde geſagt, die Urſache ſey, weil die Thiere in der Ordnung ihres Lebens waͤren, keinesweges aber der Menſch, dahero muͤßte er durch das Erkennen und Wiſſen in die Ordnung gebracht werden; geſetzt aber, der Menſch wuͤrde in die Ordnung ſeines Lebens geboren, welche dar - innen beſteht: Gott uͤber alles, und den Naͤch - ſten wie ſich ſelbſt lieben, ſo wuͤrde er in Erkaͤnnt - nis und Weisheit, und daher auch in allen wah - ren Glauben, in ſo viel das Erkennen dazu kommt, geboren werden; die guten Geiſter ſahen und em - pfanden es gleichſobald, daß es die Wahrheit ſey, und dieſes blos allein aus dem Lichte der Wahrheit; hingegen, diejenigen Geiſter, die ſich in dem Glau - ben allein beſtaͤrkt, und daher die Liebe und thaͤ - tige Liebe bey Seite geſetzt hatten, konnten dieſes nicht einſehen, weil das Licht des bekraͤftigten Falſchen bey ihnen das Licht der Wahrheit ver - dunkelt hatte.

353. Die65Vom Himmel.

353. Die falſche Erkaͤnntnis und Weisheit iſt alle die, ſo ohne Erkaͤnntnis des Goͤttlichen iſt, denn diejenigen, ſo nicht das Goͤttliche, ſondern die Natur dafuͤr er - kennen, die alle denken aus dem ſinnlich Leiblichen, und ſind blos ſinnliche Menſchen, wenn ſie gleich in der Welt fuͤr Geſtudirte und Gelehrte gehalten werden;*)Man leſe im 1ſten Theil pag. 295 die Anmer - kung des Verfaſſers, worinnen er den ſinnli - chen Menſchen abgeſchildert hat. allein ihre Gelehrſamkeit erſtreckt ſich nicht weiter, als auf ſolche Dinge, die ihnen in der Welt vor den Augen ſind, die ſie mit dem Ge - daͤchtnis merken, und ſie faſt materiell oder koͤr - perlich anſehen, obgleich die naͤmlichen Wiſſen - ſchaften denen, ſo nach wahrer Erkaͤnntnis ſtre - ben, zur Bildung des Verſtandes dienen: durch die Wiſſenſchaften verſtehe ich die mancherley auf Erfahrung gegruͤndete Verſuche, als Naturkunde, Aſtronomie, Chymie, Mechanik, Geometrie, Anatomie, Pſychologie oder Lehre von der menſch - lichen Seele, Reichshiſtorie, wie auch gelehrte Ge - ſchichte, Kritik und Sprachen. Auch die Lehrer der Kirche, welche das Goͤttliche laͤugnen, gehen mit ihren Gedanken nicht uͤber die Sinn - lichkeiten, ſo zum aͤuſſern Menſchen gehoͤren, hin - aus: ſie ſehen die Dinge, ſo in dem Wort ent - halten ſind, nicht anders an, als wie andre die Wiſſenſchaften anſehen, ſie thun auch gar nicht,alsSw. Sch. II. Th. E66Vom Himmel. als ob es Sachen des Nachdenkens waͤren, und die mit einem vernuͤnftigen erleuchteten Gemuͤth muͤßten angeſehen werden, die Urſache aber iſt dieſe, weil ihr Jnneres, und zugleich mit ſolchem das Auſſere, ſo dem Jnnern am naͤchſten, ver - ſchloſſen iſt; daß es verſchloſſen iſt, kommt da - her, weil ſie ſich ruͤckwaͤrts vom Himmel weg ge - kehret, und dasjenige, was dahin ſchauen koͤnnte, naͤmlich das Jnnere des Gemuͤths, wie kurz vor - her gemeldet worden, ruͤckwaͤrts gedrehet haben: daher kommt es, daß ſie nicht ſehen koͤnnen, was wahr und gut ſey, weil ihnen dieſes in Finſter - nis, hingegen das Falſche und Boͤſe im Lichte iſt. Gleichwohl aber koͤnnen ſinnliche Menſchen, und zwar einige geſchickter und ſpitziger vernuͤnfteln, als andre, aber nur aus den durch ihr Wiſſen - ſchaftliches bekraͤftigten Betruͤglichkeiten der Sin - ne; und weil ſie ſo vernuͤnfteln koͤnnen, ſo duͤn - ken ſie ſich auch weiſer zu ſeyn als andre. *)Anmerkung des Verfaſſers. Die ſinnlichen Menſchen vernuͤnfteln ſcharf und geſchickt, weil ſie auf ihr Reden aus dem leiblichen Gedaͤchtnis alle ihre Erkaͤn̄tnis bauen, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 195. 196. Die ſinnlichen Menſchen ſind vor andern liſtig und boshaft, N. 7693. Daß die Alten dieſe ſinnliche Menſchen Schlan - gen genennet haben, leſe man N. 195. 196. Num.Das Feuer, das ihre Vernunftſchluͤſſe mit Eifer anflam̄t,iſt67Vom Himmel. iſt ein Feuer der Selbſtliebe und der Liebe zur Welt. Dieſe ſind es, die in falſcher Erkaͤnntnis und Weisheit ſind und die der Herr beym Matthaͤo verſtehet, Mit ſehenden Augen ſehen ſie nicht, und mit hoͤrenden Ohren hoͤren ſienicht,*)Num. 195 heißt es: Die Alleraͤlteſten ha - ben alles, was in dem Menſchen iſt, nicht mit den Thieren und Voͤgeln verglichen, ſondern damit benennet; ſo war ihre Sprache; ſo iſt ſie auch in der alten Kirche nach der Suͤndfluth geblieben, und eben ſo auch bey den Prophe - ten aufbehalten worden: die Sinnlichkeiten des Menſchen haben ſie Schlangen genennet, weil, wie die Schlangen der Erde am naͤchſten, alſo auch die Sinnlichkeiten dem Leibe am naͤchſten ſind; daher haben ſie die aus den Sinnlichkei - ten herruͤhrende Vernunftſchluͤſſe uͤber die Ge - heimniſſe des Glaubens Schlangengift, und ſelbſt die Vernuͤnftler Schlangen genennet; weil nun dieſe aus den Sinnlichkeiten, oder aus dem Sichtbaren, als wie das Jrdiſche, Leib - liche, Weltliche und Natuͤrliche iſt, viel ver - nuͤnfteln, ſo hieß es: die Schlange war liſti - ger, denn alle Thiere auf dem Felde; eben ſo heißt es beym David: Sie ſchaͤrfen ihre Zunge, wie eine Schlange, Ottergift iſt unter ihren Lippen, Pſ. 140, 4. 5. 6. allwo von denen, ſo durch Vernunftſchluͤſſe die Menſchen verfuͤhren, die Rede iſt. Und imE 258. Pſ.68Vom Himmel. nicht, denn ſie verſtehen es nicht, Cap. 13, 13. 14. 15. Und im 11ten Cap. v. 25. 26, Es iſt den Weiſen und Klugen verbor - gen, und den Unmuͤndigen geoffenbaret.

354. Es

*)58. Pſ. v. 4. 5. 6 : Die Luͤgner irren von Mutterleibe an, ſie haben einen Gift der gleich iſt wie der Schlangengift, wie eine taube Otter die ihr Ohr zuſtopfet ꝛc. hier werden die Vernunftſchluͤſſe Schlangen - gift genennet, und welche ſo beſchaffen ſind, daß ſie nicht einmal die Stimme des Weiſen hoͤren, daher kommt die Redensart bey den Alten: die Schlange verſtopfet das Ohr. Jngleichen Amos 5, 19. 20. ꝛc. Und Num. 196 heißt es: Zu den alten Zei - ten ſind alſo diejenigen, welche ſich mehr auf das Sinnliche, als auf das Geoffenbarte ver - lieſſen, Schlangen genennet worden, heut zu Tage aber iſt es noch aͤrger, denn es giebt nicht allein ſolche, die nichts glauben, wenn ſie es nicht ſehen und hoͤren, ſondern auch ſolche, die ſich durch das Wiſſenſchaftliche, wovon die Al - leraͤlteſten nichts wußten, beſtaͤrkt haben, und ſich alſo noch weit mehr verfinſtern: und weil ſie aus dem Sinnlichen, Wiſſenſchaftlichen und Philoſophiſchen uͤber himmliſche Dinge ver - nuͤnfteln, ſo verfinſtern ſie ſich ſo ſehr, daßſie

69Vom Himmel.

354. Es iſt mir gegeben worden, mit ſehr vielen Gelehrten nach ihrem Hintritt aus der Welt, mit einigen, die einen groſſen Ruf hatten, und durch ihre Schriften in der gelehrten Welt be - ruͤhmt waren, auch mit einigen, die nicht ſo be - ruͤhmt, dennoch aber verborgene Weisheit in ſichE 3hatten,*)ſie hernach ganz und gar nichts ſehen, noch hoͤ - ren, und ſind nicht nur taube Schlangen, Pſ. 58, 4. 5. 6. ſondern auch fliegende Schlangen, die viel ſchaͤdlicher ſind, und von denen auch in dem Wort geredet wird. Num. 197 heißt es: Bey den Alleraͤlteſten, welches him̄liſche Menſchen geweſen ſind, wur - de durch die Schlange die Vorſichtigkeit, alſo ebenfalls der Sinnliche Theil wodurch ſie ſich vorſahen, damit ihnen von den Boͤſen kein Schaden zugefuͤgt werden moͤchte, angedeutet; dieſes erhellet aus den Worten des Herrn zu ſeinen Juͤngern: Siehe, ich ſende euch, wie Schaafe, mitten unter die Woͤlfe; darum ſeyd klug wie die Schlangen und einfaͤltig wie die Tauben, Matth. 10, 16. Desgleichen wurde auch durch die eherne Schlange, die in der Wuͤſte erhoͤhet wurde, das Sinnliche Theil des Herrn angedeutet, Welcher einzig und allein der himmliſche Menſch iſt, und fuͤr alle Vorſehung und Vorſorge thut, wes - wegen die, ſo Jhn anſahen, erhalten wurden.70Vom Himmel. hatten, zu ſprechen. Jene, die im Herzen das Goͤttliche gelaͤugnet, ob ſie Es gleich mit dem Munde bekannt hatten, wurden ſo dumm, daß ſie kaum etwas buͤrgerliches Wahre, vielweniger etwas geiſtliches Wahre begreifen konnten: ich habe ver - nommen und auch geſehen, daß ihr Jnneres, ſo das Gemuͤth ausmachet, ſo verriegelt war, daß es wie ſchwarz ausſahe, (ſo wird es in der geiſt - lichen Welt zu ſehen dargeſtellet) und daß es alſo nicht das mindeſte himmliſche Licht vertragen, mit - hin nicht den allergeringſten Einfluß aus dem Him - mel einlaſſen konnte: dieſe Schwaͤrze, worinnen ihr Jnneres erſchien, war bey denen, die ſich wi - der das Goͤttliche durch das Wiſſenſchaftliche ihrer Gelehrſamkeit befeſtigt hatten, noch groͤſſer und ausgebreiteter. Solche nehmen im andern Leben alles Falſche, daß ſie einſaugen wie ein Schwamm das Waſſer, mit Luſt an, und trei - ben alles Wahre zuruͤck, als wie die prallende Kraft eines beinernen Koͤrpers das darauf fallende zuruͤck treibet: es heißt auch, daß das Jnnere derer, die ſich wider das Goͤttliche befeſtigt ha - ben, und fuͤr die Natur eingenommen ſind, ver - beinert oder beinhart ſey: ihr Haupt erſcheinet auch harthaͤutig als wie von Ebenholz welches hart - haͤutige bis an die Naſe geht, eine Anzeige, daß ſie von gar keiner Empfindung mehr ſind. Die nun ſo beſchaffen, die werden in Schluͤnde, die wie Stuͤmpfe ausſehen, verſenkt, worinnen ſie von den Phantaſien, worein ſich ihre Falſchhei - ten verwandeln, hin und her getrieben werden:ihr71Vom Himmel. ihr hoͤlliſches Feuer iſt die Begierde nach Ruhm und einem groſſen Namen, aus dieſer Begierde faͤhrt immer einer auf den andern los,*)Als wie ſie es hier in der Welt gemacht haben, und die meiſten es noch taͤglich ſo machen, wie man aus ihren Schriften, ja, leyder! aus man - chen Theologiſchen ſehen kann, worinnen ſie mit ſtolzer Zunge auf einander losziehen, und ein - ander durchhecheln; und weil der Menſch nach dem Tod ſo iſt, wie er in der Welt geweſen, ſo iſt es kein Wunder, daß ſie auch alsdenn noch gleichſam einander in den Haaren liegen, Der Ueberſetzer. und quaͤlt aus hoͤlliſchen Eifer diejenigen allda, ſo ſich nicht wie Gottheiten verehren, ja einmal uͤber das an - dere peinigt einer den andern. Jn dergleichen nun wird alles Gelehrſamkeitliche der Welt, das nicht das Licht aus dem Himmel durch die Erkaͤnnt - nis des Goͤttlichen in ſich faſſet, verwandelt.

355. Daß es mit dieſen in der geiſtlichen Welt, wenn ſie nach dem Tod dahin kommen, eine ſolche Bewandnis hat, kann blos allein daraus geſchloſ - ſen werden, daß alsdenn alle Dinge, die in dem natuͤrlichen Gedaͤchtnis, und unmittelbar mit dem Sinnlichen des Koͤrpers verbunden ſind, als wie eben das erſt oben erwaͤhnte Wiſſenſchaftliche iſt, ruhen, und nur das aus denſelben herruͤh - rende Vernuͤnftige zum Denken und zum Re - den daſelbſt dienet: denn der Menſch nimmt ſeinE 4ganzes72Vom Himmel. ganzes natuͤrliches Gedaͤchtnis mit ſich, aber die darinnen befindlichen Dinge ſind nicht vor ſeinen Augen, und kommen auch nicht in ſeine Gedan - ken, als wie, da er noch in der Welt lebte, er kann nicht das allergeringſte aus demſelben heraus nehmen, noch ſolches an das geiſtliche Licht bringen, darum, weil es nicht von dieſem Lichte iſt, ſon - dern nur das Vernuͤnftige oder Ver - ſtaͤndliche, das ſich der Menſch, da er im Leibe lebte, aus den Wiſſenſchaften zuwege ge - bracht hat, ſchicket ſich zu dem Licht der geiſtlichen Welt; in ſo viel dahero der Geiſt des Menſchen durch die Kenntniſſe und Wiſſenſchaften in der Welt vernuͤnftig geworden iſt, in ſo viel iſt er auch nach der Aufloͤſung vom Leibe vernuͤnftig; denn ſodann iſt der Menſch ein Geiſt, und der Geiſt iſt es, der in dem Koͤrper denkt.

356. Die ſich aber durch die Kenniſſe und Wiſſenſchaften einen Erkaͤnntnisvollen Verſtand und Weisheit zuwege gebracht haben, welches naͤmlich die ſind, ſo alles auf den Nutzen des Le - bens angewendet, und zugleich das Goͤttliche erkannt, das Wort geliebet, und ein geiſtlich ſittliches Leben, wovon Num. 319 geredet wor - den, gefuͤhrt haben, denen haben die Wiſſenſchaf - ten zu Mitteln gedienet, weiſe zu werden, und auch das, was des Glaubens iſt, zu beſtaͤrken; deren ihr Jnneres, naͤmlich des Gemuͤths, iſt von mir als wie eine Durchſcheinung vom Lichte, in weißer, flammender oder himmelblauer Farbe,als73Vom Himmel. als wie die durchſichtigen Diamante, Rubine und Saphire ſind, bemerkt und geſehen worden, und dieſes Durchſcheinen verhielte ſich ſo, wie ſie aus den Wiſſenſchaften das Goͤttliche und die goͤtt - lichen Wahrheiten beſtaͤtigt hatten; ſo erſcheinet die wahre Erkaͤnntnis und Weisheit, wenn ſie in der geiſtlichen Welt zu ſehen gegeben wird; dieſes hat ſie vom Lichte des Himmels an ſich, wel - ches das vom Herrn ausflieſſende goͤttliche Wahre iſt, woraus alle Erkaͤnntnis und Weisheit kommt, wie man Num. 126-133 nachleſen kann: die Grundlage dieſes Lichts, auf welchen mannigfal - tige Veraͤnderungen, als wie von allerhand Far - ben zum Vorſchein kommen, ſind das Jnnere des Gemuͤths, und durch die durch ſolche Dinge, ſo in der Natur, alſo in den Wiſſenſchaften ſind, geſchehene Beſtaͤtigungen der goͤttlichen Wahrhei - ten werden jene mannigfaltige Veraͤnderungen hervorgebracht;*)Von den im Himmel erſcheinenden Farben kann man im 1ſten Theil pag. 255 die Anmerkung nachleſen. Der Ueberſetzer. denn von dem innern Gemuͤth des Menſchen werden die Sachen des natuͤrlichen Gedaͤchtniſſes in Betrachtung gezogen, und die allda befindlichen beſtaͤtigende Dinge durch das Feuer der himmliſchen Liebe gleichſam ſublimiret, abgezogen und gereiniget bis ſie geiſtliche Begriffe werden; daß es ſo zugehet, das weis der Menſch nicht, ſo lange er im Leibe lebt, weil er allda ſoE 5wohl74Vom Himmel. wohl geiſtlich als natuͤrlich denket, was er aber da auf geiſtliche Weiſe denket, deſſen iſt er ſich nicht bewußt, ſondern nur deſſen, was er auf natuͤr - liche Weiſe denket; aber wenn er in die geiſtliche Welt kommt, ſo iſt er ſich alsdenn deſſen, was er auf natuͤrliche Weiſe in der Welt gedacht hat, nicht bewußt, ſondern nur deſſen, was er auf geiſtliche Weiſe gedacht hat; ſo wird der Zuſtand veraͤndert: hieraus erhellet, daß der Menſch durch die Kenntniſſe und Wiſſenſchaften geiſtlich wird, und daß ſie Mittel ſind zum weiſe werden, aber nur bey denen, welche mit dem Glauben und mit Belebung das Goͤttliche erkannt haben. Dieſe ſind auch im Himmel vor andern angenehm, und allda unter denen, ſo ſich in der Mitte befinden, Num. 43, weil ſie vor den uͤbrigen im Lichte ſind; dieſe ſind nun die Erkaͤnntnisvolle und Weiſen im Himmel, die wie vom Glanz des ausgebrei - teten Himmels glaͤnzen, und wie die Sterne leuchten ſollen; aber die Einfaͤlltigen daſelbſt ſind ſolche, die das Goͤttliche erkannt, das Wort geliebet, und ein geiſtlich ſittliches Leben gefuͤh - ret, aber ihr Jnneres, ſo das Gemuͤth ausmacht, nicht ſo durch Kenntniſſe und Wiſſenſchaften aus - gebauet haben: das menſchliche Gemuͤth iſt wie Erde, die ſo beſchaffen iſt, wie man ſie bauet.

Geſamm -75Vom Himmel.

Geſammelte Stellen aus den himmliſchen Geheimniſſen, be - treffend die Wiſſenſchaften.

Der Menſch muß Wiſſenſchaften und Kennt - niſſe erlernen, weil er dadurch denken, hernach einſehen, was wahr und gut ſey, und endlich weiſe werden lernet, man leſe daſelbſt Num. 129. 1450. 1451. 1453. 1548. 1802. Die wiſſen - ſchaftlichen Dinge ſind das erſte, worauf des Men - ſchen Leben, ſo wohl das buͤrgerliche und ſittliche, als auch das geiſtliche, gebauet und gegruͤndet wird, und ſie muͤſſen wegen des damit zu ſtiftenden Nu - tzens, als des Endzwecks, erlernet werden, Num. 1489. 3310. Die Kenntniſſe eroͤffnen den Weg zum innern Menſchen, und hernach verbinden ſie ihn nach Beſchaffenheit des Nutzens mit dem aͤuſ - ſern Menſchen, Num. 1563. 1616. Das Ver - nuͤnftige wird durch die Wiſſenſchaften und Kennt - niſſe erzeugt, Num. 1895. 1900. 3086. Aber nicht unmittelbar durch die Kenntniſſe, ſondern durch die aus ſelbigen herruͤhrende Zuneigung oder Luſt zum Nutzen, Num. 1895.

Es giebt wiſſenſchaftliche Dinge, ſo die goͤtt - lichen Wahrheiten bey ſich einlaſſen, und giebt welche ſo ſelbige nicht einlaſſen, Num 5213. Das leere Wiſſenſchaftliche muß zerſtoͤret und ver - nichtet werden, Num. 1489. 1492. 1499. 1580. Das ſind leere wiſſenſchaftliche Dinge, die die Selbſtliebe und die Liebe zur Welt zum Zweck ha - ben, und die, weil ſolche den innern Menſchenverrie -76Vom Himmel. verriegeln, ſo gar, daß der Menſch hernach nicht das mindeſte vom Himmel aufnehmen kann, von der Liebe zu Gott und gegen den Naͤchſten abzie - hen, Num. 1563. 1600. Die wiſſenſchaftlichen Dinge ſind theils Mittel zum weiſe werden, theils aber auch Mittel zum dumm und unvernuͤnftig werden, und der innere Menſch wird durch ſelbige entweder eroͤffnet oder verſchloſſen, und alſo wird dadurch das Vernuͤnftige entweder gebildet oder zerſtoͤret, Num. 4156. 8628. 9922.

Durch das Wiſſenſchaftliche wird der innere Menſch eroͤffnet, und nach und nach vollkommen gemacht, wenn anders der Menſch den guten Nu - tzen zum Zweck hat, vornehmlich den, der auf das ewige Leben abzwecket, Num. 3086. Als - denn kommt dem Wiſſenſchaftlichen, ſo in dem na - tuͤrlichen Menſchen iſt, das Geiſtliche und Himm - liſche aus dem geiſtlichen Menſchen entgegen, und machet ſichs zur Zuſammenſtimmung ſchicklich, N. 1495. Der auf das himmliſche Leben abzweckende Nutzen wird alsdenn aus dem Wiſſenſchaftlichen, ſo in dem natuͤrlichen Menſchen iſt, vermittelſt des innern Menſchen vom Herrn herausgezogen, verfeinert und erhoͤhet, N. 1895. 1896. 1900. 1901. 1902. 5871. 5874. 5901. Und das nicht zuſammen ſtimmende und zuwiderlaufende wird auf die Seite geworfen und ausgetrieben, Num. 5871. 5886. 5889.

Das Sehen des innern Menſchen bringt aus dem Wiſſenſchaftlichen des aͤuſſern Menſchen nichtsanders77Vom Himmel. anders heraus, als was ſeiner Liebe gemaͤß iſt, Num. 9394. Was der Liebe gemaͤß iſt, das iſt gerade vor dem Geſichte des innern Menſchen in der Mitte und in Klarheit, was aber der Liebe nicht gemaͤß iſt, das iſt auf den Seiten, Num. 6068. 6085. Das zuſammenſtimmende Wiſ - ſenſchaftliche wird nach und nach ſeiner vielerley Liebe eingepflanzt, und wohnet gleichſam darin - nen, Num. 6325. Der Menſch wuͤrde in die Erkaͤnntnis geboren, wenn er in die Liebe gegen den Naͤchſten geboren wuͤrde, weil er aber in die Selbſtliebe und in die Liebe zur Welt geboren wird, ſo wird er auch ganz und gar in die Unwiſſenheit geboren, Num. 6323. 6325. Das Wiſſen, das Erkennen und die Weisheit ſind Kinder der Liebe zu Gott und der Liebe gegen den Naͤchſten, Num. 1226. 2049. 2116.

Ein anders iſt weiſe ſeyn, ein anders iſt ver - ſtehen, ein anders iſt wiſſen, ein anders iſt thun, dem ungeachtet aber folgen ſie bey denen, ſo im geiſtlichen Leben ſind, ordentlich auf einander, und ſind in dem Thun oder in den Thaten beyſammen, Num 10331. Wiſſen, erkennen, und Glau - ben beymeſſen ſind auch von einander unterſchie - den, Num. 896.

Das Wiſſenſchaftliche, ſo zum aͤuſſern oder natuͤrlichen Menſchen gehoͤret, iſt im Lichte der Welt, aber die Wahrheiten, ſo zum Glauben und zur Liebe geworden, und alſo das Leben er - langt haben, ſind im Lichte des Himmels, Num. 5212.78Vom Himmel. 5212. Die Wahrheiten, ſo das geiſtliche Leben erlangt haben, werden durch die natuͤrlichen Be - griffe gefaſſet, Num. 5510. Es gehet von dem innern oder geiſtlichen Menſchen ein geiſtlicher Einfluß in das Wiſſenſchaftliche, ſo in dem aͤuſ - ſern Menſchen iſt, Num. 1940. 8005. Die wiſſenſchaftlichen Dinge ſind die Behaͤltniſſe und gleichſam die Gefaͤſſe des Guten und Wahren, ſo zum innern Menſchen gehoͤret, Num. 1469. 1496. 3068. 5489. 6004. 6023. 6002. 6071. 6077. 7770. 9922. Die wiſſenſchaftli - chen Dinge ſind gleichſam Spiegel, worinnen das Wahre und Gute des innern Menſchen wie im Bilde erſcheinet, Num. 5201. Jn dem Wiſſen - ſchaftlichen iſt dieſes Wahre und Gute als wie in ſeiner aͤuſſerſten Grundlage beyſammen, N. 5373. 5874. 5886. 5901. 6004. 6023. 6052. 6071.

Es findet nur der geiſtliche Einfluß, nicht aber der phyſicaliſche oder natuͤrliche ſtatt, das iſt, es gehet ein Einfluß von dem innern Menſchen in den aͤuſſern, alſo in deſſen Wiſſenſchaftliches, nicht aber von dem aͤuſſern Menſchen in den innern, und alſo nicht von dem Wiſſenſchaftlichen des aͤuſ - ſern Menſchen in die Glaubens Wahrheiten, Num. 3219. 5119. 5259. 5427. 5428. 5478. 6322. 9110. 9111. Die Wahrheiten der aus dem Wort hergenommenen Lehre der Kirche muͤſſen zuvoͤrderſt zum Grunde liegen, und ſelbige zuerſt erkannt werden, und hernach darf man das Wiſ - ſenſchaftliche zu Rathe ziehen, Num. 6047. Sol - chergeſtalt duͤrfen diejenigen, denen es um die Be -ſtaͤtigung79Vom Himmel. ſtaͤtigung der Glaubens Wahrheiten zu thun iſt, ſolche durch das Wiſſenſchaftliche mit Verſtand bekraͤftigen, die aber aufs Verneinen umgehen, die duͤrfen nicht, N. 2568. 2588. 4760. 6047. Der die goͤttlichen Wahrheiten nicht glaubt, wo - ferne nicht das Wiſſenſchaftliche ihn davon uͤber - zeugt, der glaubt ſie nimmermehr, Num. 2094. 2832. Von dem Wiſſenſchaftichen in die Glau - bens Wahrheiten gehen, das iſt wider die Ord - nung, Num. 10236. Die das thun, die wer - den in Anſehung der Dinge, ſo den Himmel und die Kirche anbetreffen, wahnſinnig, Num. 128. 129. 130. Sie fallen in die Falſchheiten des Boͤſen, Num. 232. 233. 6047. Und werden im andern Leben, wenn ſie uͤber geiſtliche Dinge denken, gleichſam wie trunken, Num. 1072. Wie ſie weiter beſchaffen ſind, leſe man N. 196. Die Exempel, die naͤmlich erlaͤutern, daß die geiſt - lichen Dinge, wenn man durch das Wiſſenſchaft - liche in ſelbige eindringt, nicht koͤnnen gefaſſet werden, leſe man Num. 233. 2094. 2196. 2203. 2209. Viele Gelehrten ſind in geiſtlichen Din - gen duͤmmer als die Einfaͤltigen, aus der Urſache, weil ſie aufs Verneinen umgehen, das ſie durch die wiſſenſchaftlichen Dinge, die ſie beſtaͤndig und in Menge vor den Augen haben, bekraͤftigen, N. 4760. 8629. Die aus den Wiſſenſchaftlichen wider die Wahrheiten des Glaubens vernuͤnfteln, die vernuͤnfteln ſcharſſinnig, weil es aus den ſinnli - chen Betruͤglichkeiten geht, die, weil ſie ſchwerlich vertrieben werden koͤnnen, einnehmend und uͤberre -dend80Vom Himmel. dend ſind, Num. 5700. Welche und welcher - ley die Betruͤglichkeiten der Sinne ſind, leſe man Num. 5084. 5094. 6400. 6948. Die, ſo nichts Wahres verſtehen, wie auch die, ſo im Boͤſen ſind, koͤnnen zwar uͤber das Wahre und Gute des Glaubens vernuͤnfteln, ſolches aber dennoch nicht verſtehen, Num. 4213. Blos einen Satz be - kraͤftigen, das heißt noch nicht: einſehen, ſon - dern vorher ſehen, ehe er bekraͤftigt wird, ob er wahr oder nicht wahr ſey, das heißt: einſehen, Num. 4741. 6047.

Nach dem Tod machen die Wiſſenſchaften nichts aus, ſondern nur dasjenige, was der Menſch durch die Wiſſenſchaften dem Verſtand eingepraͤgt und belebt hat, Num. 2480. Dem ungeachtet bleibet nach dem Tod alles Wiſſenſchaftliche, aber es ruhet, Num. 2476. 2479. 2481-2486.

Bey den Boͤſen ſind die naͤmlichen wiſſen - ſchaftlichen Dinge, weil ſie auf das Boͤſe ange - wendet werden, Falſchheiten, bey dem Guten aber ſind ſie, weil ſie aufs Gute angewendet werden, Wahrheiten, Num. 6917. Die wiſſenſchaftli - chen Wahrheiten ſind bey den Boͤſen, weil inwen - dig in ihnen das Boͤſe iſt, keine Wahrheiten, ob ſelbige gleich, indem ſie von ihnen ausgeſprochen werden, den Anſchein als Wahrheiten haben, Num. 10331.

Was die Geiſter fuͤr eine Wißbegierde haben, davon leſe man ein Beyſpiel Num. 1993. Beyden81Vom Himmel. den Engeln iſt ein unbeſchreibliches Verlangen zu wiſſen und weiſe zu werden, weil das Wiſ - ſen, das Verſtehen und die Weisheit die geiſt - liche Speiße ſind, Num. 3114. 4459. 4792. 4976. 5147. 5263. 5340. 5342. 5410. 5426. 5576. 5582. 5588. 5656. 6277. 8562. 9003. Die Wiſſenſchaft der Alten iſt eine Wiſſen - ſchaft von den Uebereinſtimmungen und Vor - ſtellungen geweſen, wodurch ſie ſich in die Kenntnis der geiſtlichen Dinge eingefuͤhret ha - ben, allein, dieſe Wiſſenſchaft iſt heutiges Tages voͤllig verloſchen, Num. 4844. 4749. 4964. 4965.

Die geiſtlichen Wahrheiten koͤnnen nicht begriffen werden, wofern man nicht dieſe ſol - gende Hauptpunkte weis, naͤmlich I. Daß alle Dinge in der ganzen Welt ſich auf das Gute und Wahre, und auf die Verbindung des Guten mit dem Wahren, ſo daß ſie etwas und kein Nichts ſeyn, mithin auf die Liebe und den Glauben und auf deren Verbindung be - ziehen. II. Daß bey den Menſchen Verſtand und Wille iſt, und daß der Verſtand der Auf - nehmer des Wahren, und der Wille des Be - haͤltnis des Guten iſt; und daß ſich alles auf den Verſtand und Willen und auf deren Ver - bindung beziehet, ſo wie ſich alle Dinge auf das Wahre und Gute, und auf deren Ver - bindung beziehen. III. Daß ein innerer und ein aͤuſſerer Menſch iſt, und daß die von ein -Sw. Sch. II. Th. Fander,82Vom Himmel. ander, als wie Himmel und Welt, unterſchie - den ſind, dennoch aber Eins ausmachen muͤſſen, damit der Menſch wahrhaftig ein Menſch ſey. IV. Daß es das Licht des Himmels iſt, wor - innen ſich der innere Menſch befindet, und daß der aͤuſſere im Lichte der Welt iſt, und daß das Licht des Himmels unmittelbar das Goͤttliche Wahre iſt, woraus alle Erkaͤnntnis kommt. V. Daß zwiſchen den Dingen, ſo im innern, und zwiſchen denen, ſo im aͤuſſern Menſchen ſind, eine Uebereinſtimmung iſt, und daß ſie daher, ſie moͤgen ſeyn, wo ſie immer wollen, unter einer andern Geſtalt erſcheinen, ſo gar, daß ſie ſonſt nicht, als durch die Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen von einander zu unter - ſcheiden ſind. Woferne man dieſe Punkte, und noch andre mehr, nicht weis, ſo kann es auch nicht anders kommen, als daß man ſich von den geiſtlichen und himmliſchen Wahrheiten lauter ungereimte Begriffe machet und einbil - det, und daß alſo die wiſſenſchaftlichen Dinge und die Kenntniſſe, ſo dem natuͤrlichen Men - ſchen zukommen, ohne dieſe Hauptpunkte dem natuͤrlichen Menſchen wenig oder gar nicht zur Bildung des Verſtands und zum Wachsthum dienen. Hieraus erhellet nun, in wie ferne das Wiſſenſchaftliche noͤthig iſt.

Von83Vom Himmel.

Von den Reichen und Armen im Himmel.

357. Was das: in den Himmel kommen, anbetrift, giebt es mancherley Meinungen; einige meinen, daß nur die Armen, nicht aber die Reichen, einige, daß die Reichen eben ſo wohl, als die Armen, in den Himmel kaͤmen; einige ſtehen in der Meinung, daß die Reichen, wofern ſie nicht ihrem Vermoͤgen entſagten, und wie Arme wuͤrden, nicht hinein kommen koͤnnten; ein jeder bekraͤftigt ſeine Meinung aus dem Wort: allein, die zwiſchen den Rei - chen und Armen in Anſehung des Himmels einen Unterſchied machen, die verſtehen das Wort nicht; das Wort iſt in ſeinem Jnwen - digen geiſtlich, aber in dem Buchſtaben natuͤr - lich, die dahero das Wort nur nach dem buch - ſtaͤblichen, nicht aber nach einigem geiſtlichen Sinn faſſen, die irren in vielen Stuͤcken, vor - nehmlich in Anſehung der Reichen und Armen, daß es naͤmlich bey den Reichen eben ſo ſchwer halte, in den Himmel zu kommen, als ein Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe, und daß es bey den Armen leichter ſey, weil ſie arm waͤren, denn es hieß ja, ſelig ſind die Armen, denn das Himmelreich iſt ihr, Luc. 6. 20. 21 ; diejenigen aber, ſo etwas von dem geiſtlichen Sinn des Worts wiſſen, denken ganz anders; die wiſſen wohl, daß der Him -F 2mel84Vom Himmel. mel fuͤr alle diejenigen iſt, welche ein Leben des Glaubens und der Liebe fuͤhren, ſie moͤgen nun reich oder arm ſeyn: welche es aber ſind, ſo eigentlich in dem Wort durch die Reichen und durch die Armen verſtanden werden, das will ich im folgenden zeigen. Aus vielem Re den und Umgang mit den Engeln iſt mir ge - geben worden, fuͤr gewiß zu wiſſen, daß die Reichen eben ſo leicht in den Himmel kommen, als die Armen; und daß der Menſch nicht des - wegen, weil er vielen Reichthum hat, von dem Himmel ausgeſchloſſen, auch nicht darum, weil er in Armuth iſt, in den Himmel aufge - nommen wird; allda ſind ſo wohl Reiche als Arme, und viele Reichen in groͤſſerer Herrlich - keit und Gluͤckſeligkeit, als die Armen.

358. Es ſey mir vergoͤnnt, zum Voraus zu gedenken, daß der Menſch Reichthum er - werben, und Vermoͤgen zuſammenbringen koͤnne, ſo viel als moͤglich, wenn es nur nicht mit Liſt und boͤſen Raͤnken geſchiehet; daß er gut eſſen und trinken koͤnne, nur muß ers nicht zum Zweck des Lebens machen; daß er nach ſeinem Stand praͤchtig wohnen, mit andern, als wie andre Leute, umgehen, Schauſpielen beywohnen, und uͤber weltliche Dinge ſchwatzen koͤnne; und daß nicht noͤthig ſey, mit gezwun - gener Heiligkeit, mit einem traurigen und ſeufzenden Geſichte, und mit Kopfhaͤngen ein - herzugehen, ſondern freudig und froͤlich; daßer85Vom Himmel. er auch nicht noͤthig habe, das Seinige den Armen zu geben, außer in ſo viel ihn der gute Wille dazu bringt: mit einem Wort, er kann aͤuſſerlich gaͤnzlich wie ein Welt-Menſch leben; und daß dieſe Dinge gar im geringſten nicht hinderlich ſeyen, daß der Menſch nicht in den Himmel kommen ſollte, wenn er nur innerlich in ſich geziemend an Gott denket, und gegen den Naͤchſten aufrichtig und gerecht handelt; denn der Menſch iſt ſo, wie ſeine Neigung und ſein Denken, oder wie ſeine Liebe und ſein Glaube; davon hat alles, was er aͤuſſerlich thut, ſein Leben, denn das Thun iſt das Wol - len, und das Reden iſt das Denken, denn aus dem Willen thut er, und aus dem Den - ken redet er; dahero wird dadurch, daß es in dem Wort heißt: der Menſch ſollte nach ſei - nen Thaten gerichtet, und ihm nach ſeinen Werken vergolten werden, verſtanden: nach ſeinem Denken und nach ſeiner Neigung, aus welchen die Thaten herkommen, oder welche in den Thaten mit begriffen ſind, denn die Thaten ſind keinmal ohne dieſelben, und ſind gaͤnzlich ſo, wie ſelbige beſchaffen. Hieraus e[r]hellet, daß das Aeuſſerliche des Menſchen nichts ausmachet, ſondern nur ſein Jnneres, wovon das Aeuſſerliche herkommt. Jch will die Sache erlaͤutern; wer aufrichtig handelt, und den andern nicht betriegt, blos allein dar - um, weil er die Geſetze, den Verluſt des guten Namens und der daher ruͤhrenden Ehre oderF 3des86Vom Himmel. des Gewinnſtes befuͤrchtet, und wenn ihn dieſe Furcht nicht zuruͤck hielte, ſo wuͤrde er den andern, ſo viel er immer koͤnnte, betriegen; ſein Denken und der Wille iſt da der Betrug, und doch ſcheinen ſeine Thaten in der aͤuſſer - lichen Geſtalt aufrichtig zu ſeyn; ein ſolcher, weil er innerlich nicht aufrichtig, ſondern be - truͤglich iſt, hat die Hoͤlle in ſich: wer aber aufrichtig handelt, und den andern nicht be - triegt, darum, weil es wider Gott, und wider den Naͤchſten iſt, der wuͤrde, wenn er auch gleich den andern betriegen koͤnnte, es dennoch nicht wollen, da iſt ſein Denken und ſein Wil - le das Gewiſſen, und ein ſolcher hat den Him - mel in ſich: bey beyden ſcheinen die Thaten in der aͤuſſerlichen Geſtalt einander gleich zu ſeyn, aber in der innern ſind ſie ganz und gar un - gleich.

359. Weil der Menſch in der aͤuſſerlichen Geſtalt wie ein andrer leben, reich werden, herrlich ſpeißen, nach ſeinem Stand und Be - dienung praͤchtige Wohnung und Kleidung haben, Luſt und Freude genießen, und die weltlichen Dinge wegen der ihm obliegenden Verwaltungen und Geſchaͤfte, und wegen des Lebens der Seele und des Leibes verrichten kann, wenn er nur innerlich das Goͤttliche erkennet, und dem Naͤchſten wohl will, ſo iſt offenbar, daß es nicht ſo ſchwer ſey, als wie von vielen geglaubt wird, den Weg des Him -mels87Vom Himmel. mels zu gehen; die Schwierigkeit iſt blos al - lein, der Eigenliebe und der Liebe zur Welt widerſtehen, und ihnen verwehren koͤnnen, daß ſie nicht beherrſchen, denn von dieſen kommt alles Boͤſe her: daß es nicht ſo ſchwer ſey, als wie man glaubt, das wird durch dieſe Worte des Herrn verſtanden. Lernet von Mir, denn Jch bin ſanftmuͤthig, und von Her - zen demuͤthig, ſo werdet ihr Ruhe finden fuͤr eure Seelen: denn Mein Joch iſt ſanft, und meine Laſt iſt leicht, Matth. 11, 29. 30; daß das Joch des Herrn ſanft, und die Laſt leicht iſt, iſt darum, weil, in ſo viel der Menſch dem Boͤſen, ſo aus der Eigenlie - be und der Liebe zur Welt quillt, widerſtehet, er in ſo viel vom Herrn, aber nicht von ſich ſelber, gefuͤhret wird; und weil auf ſolche Art der Herr bey dem Menſchen dieſem Boͤ - ſen widerſtehet, und es entfernet.

360. Jch habe mit einigen nach ihrem Tod geſprochen, die, da ſie noch in der Welt ge - lebt haben, der Welt entſagt, und, damit ſie durch Abziehung der Gedanken von den welt - lichen Dingen andaͤchtigen Betrachtungen ob - liegen moͤchten, ſich faſt einem einſiedleriſchen Leben ergeben, und geglaubt hatten, daß ſie ſolchergeſtalt auf dem Himmels-Weg einher giengen; ſie ſind aber im andern Leben von trauriger Gemuͤthsart, verachten andre, die nicht eben ſo ſind, wie ſie, ſind unwillig, daßF 4ihnen88Vom Himmel. ihnen nicht weit eher, als andern, die Gluͤck - ſeligkeit zu Theil wird, indem ſie ſich einbil - den, ſie haͤtten ſolche verdient, machen ſich aus andern nichts, und von Liebesdienſten, wodurch man eben mit dem Himmel verbunden wird, wollen ſie gar nichts hoͤren; ſie wollen vor an - dern den Himmel haben, wenn ſie aber dahin, wo die Engel ſind, erhoben werden, ſo verur - ſachen ſie Beaͤngſtigungen, die die Gluͤckſelig - keit der Engel beunruhigen; dahero werden ſie von einander getrennt, und nach der Tren - nung begeben ſie ſich in wuͤſte Oerter, wo ſie eben ein ſolches Leben fuͤhren, wie in der Welt. Der Menſch kann nicht anders zum Himmel bereitet werden, als durch die Welt, allda ſind die letzten Wuͤrkungen, worein ſich eines jeglichen Neigung endigen muß, die, wenn ſie ſich nicht in Handlungen aͤuſſert oder hervor - thut, welches eben in Geſellſchaft mehrerer ge - ſchieht, ſo wird ſie erſtickt, und es kommt end - lich ſo weit, daß der Menſch nicht mehr auf den Naͤchſten, ſondern blos allein auf ſich ſel - ber ſiehet: hieraus erhellet, daß ein Leben der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten, welches dar - innen beſtehet, in allen Werken und in allen Verrichtungen gerecht und rechtſchaffen han - deln, aber nicht ein Leben der Froͤmmigkeit oh - ne daſſelbe, zu den Himmel fuͤhre; daß folg - lich das Ausuͤben der thaͤtigen Liebe und das Wachsthum dieſes Lebens in ſo viel ſtatt fin - den, in ſo viel der Menſch in Geſchaͤften ver -wickelt89Vom Himmel. wickelt iſt; und daß ſie in ſo viel nicht ſtatt finden, in ſo viel er ſich denſelben entziehet. Hiervon will ich nun aus der Erfahrung reden; ſehr viele von denen, die in der Welt Kauf - und Handelſchaft getrieben haben, und auch dadurch reich geworden ſind, ſind im Himmel; ſehr wenige aber von denen, ſo durch Aemter zu Ehren erhoben und reich geworden ſind, be - finden ſich daſelbſt; aus der Urſache, weil die - ſe durch ihr Einkommen und durch ihre Ehren - ſtellen, die man ihnen wegen Verwaltung der Gerechtigkeit und des Rechts, wie auch wegen Austheilung der Einkuͤnfte und der Ehrenaͤm - ter gegeben hat, verleitet worden ſind, ſich ſel - ber und die Welt zu lieben, und dadurch ihre Gedanken und Neigungen von dem Himmel zu entfernen, und zu ſich ſelber zu kehren; denn in ſo viel der Menſch ſich ſelber und die Welt liebt, und in allen Dingen nur auf ſich und die Welt ſiehet, in ſo viel trennet er ſich von dem Goͤttlichen, und entfernt ſich von dem Himmel.

361. Das Loos der Reichen im Himmel iſt ſo beſchaffen, daß ſie vor den uͤbrigen im Reich - thum ſind, einige von ihnen wohnen in Pallaͤ - ſten, wo inwendig alles wie Gold und Silber funkelt;*)Anmerk. des Ueberſetzers. Man kann damit dasjenige vergleichen, was in der geiſtlichen Fama, im 20ſten Stuͤck, ſie haben an allen Dingen, dieF 5zum90Vom Himmel. zum Nutzen des Lebens ſind, einen Ueberfluß; ſie haͤngen aber ihr Herz im geringſten nicht an ſolche, ſondern lediglich an den zu ſtiftenden Nu - tzen, dieſen ſehen ſie im hellen Schein und wie im Lichte, das Gold und Silber aber in Dunkelheit und in Ruͤckſicht auf daſſelbe wie im Schatten: die Urſache iſt, weil ſie in der Welt hauptſaͤchlich den zu ſtiftenden Nutzen, das Gold und Silber hingegen nur wie Mittel und Dienſtbarkeiten ge - liebt haben: es iſt lediglich der Nutzen, der im Himmel ſo funkelt, das Gute des Nutzen funkelt wie Gold, und das Wahre des Nutzens wie Sil - ber: wie demnach der Nutzen, den ſie in der Welt geſtiftet haben, beſchaffen geweſen, alſo haben ſie auch Reichthum, und alſo auch Luſt und Gluͤck - ſeligkeit im Himmel. Der Nutzen des Guten iſt, ſich und die Seinigen mit Lebens Nothduͤrf - tigkeiten verſehen; einen Ueberfluß an allem ha -ben*)Pag. 71 geleſen wird; es hatte naͤmlich einer Namens Stephan Koch in Creyveld, den 9ten Dec. 1732 ein himmliſches Geſichte, und wurde im Geiſte unter andern von einem Engel in verſchiedene ſchoͤne himmliſche Gegenden gefuͤh - ret; als ſich nun der Engel zu erkennen gab, daß er naͤmlich ehmalen einer von den Roſenkreu - tzeriſchen Adeptis in Alt-England geweſen, ſagte er ganz freundlich zu Kochen, er ſollte mit ihm gehen, um ſein Haus zu ſehen, welches ungemein ſchoͤn, und inwendig von Gold und Edelgeſtein war. 91Vom Himmel. ben wollen um des Vaterlandes, und auch um des Naͤchſten willen, weil ein Reicher dem Naͤchſten weit eher, als ein Armer, auf vielerley Arten wohlthun kann; und weil er auf ſolche Weiſe das Gemuͤth von dem unthaͤtigen Leben, das ein ver - derbliches Leben iſt, entfernet, denn bey einem ſolchen Leben denkt der Menſch boͤſe aus dem ihm eingepflanzten Boͤſen. Der Nutzen iſt in ſo viel gut, in ſo viel er das Goͤttliche in ſich hat, das iſt, in ſo viel der Menſch auf das Goͤttliche und auf den Himmel ſiehet, und hierauf ſein Wohl bauet, den Reichthum aber nur als das dazu dienende Wohl anſiehet.

362. Das Gegentheil aber iſt das Loos der Reichen, die das Goͤttliche nicht geglaubt, und die Dinge, ſo den Himmel und die Kirche anbe - treffen, von dem Gemuͤthe weggeſtoſſen haben, dieſe ſind in der Hoͤlle, wo Unflaͤtereyen, Elend und Armuth iſt; in dergleichen wird der Reich - thum, den man als den Endzweck liebet, ver - wandelt; und nicht allein der Reichthum, ſon - dern auch deſſen Nutzen ſelbſt, welcher darinnen beſteht, daß ſie entweder ihrer angebornen Nei - gung nachleben, und den Wolluͤſten nachhaͤngen, und damit ſie das Gemuͤth den Schandthaten deſto haͤufiger und ausgelaſſener hingeben koͤnnen, oder damit ſie uͤber andre, die ſie verachten, hervor - ragen moͤgen: dieſer Reichthum, und dieſer Nu - tzen, weil er nichts Geiſtliches, ſondern Jrdi - ſches in ſich haͤlt, wird ſtinkend; denn das Geiſt -liche92Vom Himmel. liche in dem Reichthum und in deſſen Nutzen ver - haͤlt ſich eben ſo, wie die Seele in dem Koͤrper, und wie das Licht des Himmels im ſeuchten Erd - reich; und er faͤngt auch an zu faulen, als wie der Koͤrper ohne die Seele, und wie feuchtes Erd - reich ohne das Licht des Himmels: dieſe ſind es alſo, die der Reichthum verfuͤhret, und vom Himmel abgezogen hat.

363. Einem jeden Menſchen bleibt nach dem Tod ſeine Neigung oder herrſchende Liebe, dieſe wird in Ewigkeit nicht ausgerottet, weil des Men - ſchen Geiſt gaͤnzlich ſo iſt, wie ſeine Liebe, und, welches ein Geheimnis iſt, eines jeden Geiſtes und Engels Leib iſt eben die aͤuſſerliche Geſtalt ſeiner Liebe, die mit der innern Geſtalt, die ſeinem Gemuͤth und ſeiner Seele zukommt, voͤllig uͤber - einſtimmet; daher kommt es, daß die Geiſter aus dem Angeſicht, aus den Geberden, und aus der Sprache erkannt werden, wie ſie beſchaffen ſind; auch wuͤrde der Menſch, da er noch in der Welt lebt, nach ſeinem Geiſt erkannt werden, wenn er nicht gelernet haͤtte, mit dem Angeſichte, mit den Geberden und mit der Sprache ſich anders zu ſtel - len, als wie er wuͤrklich beſchaffen iſt: hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß der Menſch in Ewig - keit ſo bleibt, wie ſeine Neigung oder herrſchende Liebe iſt. Es iſt mir gegeben worden, mit eini - gen, die vor ſiebenzehn Jahrhunderten gelebt ha - ben, deren Leben aus den zu damaliger Zeit her - ausgekommenen Schriften bekannt iſt, zu ſpre -chen,93Vom Himmel. chen, und ich habe erfahren, daß ihre Liebe, die damals bey ihnen geherrſchet, ſie noch immer da hin reiſſet. Hieraus kann auch offenbar ſeyn, daß die Liebe zu dem Reichthum und zu dem Nu - tzen von ſelbigem einem jeden in Ewigkeit bleibt und gaͤnzlich ſo beſchaffen iſt, wie er in der Welt erworben worden; jedoch mit dem Unterſchied, daß der Reichthum bey ſolchen, denen er zu guten Nutzſtiſtungen gedienet hatte, in Ergoͤtzlichkeiten nach Beſchaffenheit des geſtifteten Nutzens ver - wandelt wird, und daß ſich hingegen der Reich - thum bey ſolchen, denen er zum boͤſen Nutzen ge - dienet hatte, in Unflaͤtereyen verkehret, woran ſie ſich auch alsdenn eben ſo ergoͤtzen, als wie ſie ſich in der Welt an den Reichthum des boͤſen Nutzens halben ergoͤtzt hatten: daß ſie ſich alsdenn an Unflaͤtereyen ergoͤtzen, kommt daher, weil die gar - ſtigen Wolluͤſte und Schandthaten, die eben der Nutzen von ſelbigem geweſen ſind, wie auch der Geitz, der die Liebe zum Reichthum ohne Nutzen iſt, mit den Unflaͤtereyen uͤbereinſtimmen; die geiſtlichen Unflaͤtereyen ſind nichts anders.

364. Die Armen kommen nicht der Armuth halben in den Himmel, ſondern wegen des ge - fuͤhrten Lebens; einem jeden, er mag arm oder reich ſeyn, folgt ſein Leben nach; es findet da nicht etwa fuͤr den einen mehr als fuͤr den andern beſon - dere Barmherzigkeit ſtatt:*)Anmerkung des Verfaſſers. Es findet keine unmittelbare, ſondern eine mit - telbare Barmherzigkeit ſtatt, das iſt, bey denen, wer ein gutes Le -ben94Vom Himmel. ben gefuͤhret, der wird angenommen, und wer boͤſe gelebt, wird verworfen. Ueber dieſes verfuͤhret den Menſchen die Armuth eben ſowohl, und ziehet ihn eben auch von dem Himmel ab, als wie der Reich - thum; es giebt ſehr viele unter den Armen, die mit ihrem Schickſal nicht zufrieden ſind, die nach V[ie]lheit ſtreben, und ſich einbilden, Reichthum waͤre ein Segen,*)Anmerkung des Verfaſſers. Wuͤrde und Reichthum ſind kein weſentlicher Segen, weswegen ſolche ſo wohl die Boͤſen als Gute haben; dieſes habe ich in den himm - liſchen Geheimniſſen Num. 8939. 10775. 10776. bewieſen. Der weſentliche Segen iſt die Annehmung der Liebe und des Glaubens vom Herrn und die dadurch erfolgende Verbin - dung mit Jhm, denn da kommt die ewige Gluͤckſeligkeit her, man leſe allda Num. 1420. 1422. 2846. 3017. 3408. 3504. 3514. 3530. 3565. ꝛc. wenn ſie dahero ſolchen nicht bekommen, ſo erzuͤrnen ſie ſich, und machen ſich uͤber die goͤttliche Vorſehung boͤſe Gedanken; ſie mißgoͤnnen auch andern ihre Guͤter; uͤber dieſes betriegen ſie eben auch andre, wenn ſie Gelegen -heit*)ſo nach den Geboten des Herrn leben, die ſind es, die Er aus Barmherzigkeit beſtaͤndig in der Welt, und nachgehends in Ewigkeit fuͤh - ret und leitet, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 8700. 10659.95Vom Himmel. heit haben, und leben eben auch in unflaͤtigen Wolluͤſten. Ein anders aber iſt es mit denen Armen, die mit ihrem Schickſal zufrieden, in ihrer Verrichtung emßig und fleißig ſind, die Arbeit dem Muͤßiggang vorziehen, aufrichtig und treu handeln, und alsdenn zugleich ein chriſt - liches Leben ſuͤhren. Jch habe etlichemal mit ſolchen, die aus dem Bauervolk und aus dem Poͤbel waren, die aber, da ſie in der Welt gelebt, an Gott geglaubt, und in ihren Werken gerecht und rechtſchaffen gehandelt hatten, gere - det; weil nun dieſe die Neigung hatten, das Wahre zu wiſſen, ſo fragten ſie, weil ſie in der Welt viel vom Glauben, im andern Leben aber viel von der Liebe gehoͤrt hatten, was eigentlich Liebe und Glaube ſey: dahero wurde ihnen geſagt, die Liebe ſey alles dasjenige, was dem Leben, und der Glaube alles das, was der Lehre eigen; mit - hin beſtehe die Liebe darinnen, in allen Werken gerecht und rechtſchaffen wollen und thun, der Glaube aber ſey, gerecht und rechtſchaffen denken; und daß ſich der Glaube und die Liebe, als wie die Lehre und das Leben nach ſolcher, oder wie das Denken und der Wille, mit einander verbinden; und daß der Glaube, wenn der Menſch dasjenige, was er gerecht und rechtſchaffen denket, auch will und thut, zur Liebe werde, und daß ſie, wenn dieſes geſchiehet, alsdenn nicht zwey, ſondern ein Einziges ſeyn: dieſes verſtunden ſie gar wohl, freueten ſich, und ſagten, ſie haͤtten in der Welt nicht begriffen, daß glauben etwas anders waͤre, als leben.

365.96Vom Himmel.

365. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß die Reichen eben ſo wohl, als die Armen, in den Himmel kommen, und einer ſo leicht, als der andere. Daß man glaubt, die Armen kaͤmen leichte, und die Reichen ſchwerlich in den Him - mel, iſt daher, weil das Wort, wo Reiche und Arme vorkommen, nicht verſtanden worden iſt; durch die Reichen daſelbſt werden im geiſtlichen Sinn diejenigen verſtanden, die einen Ueberfluß an Erkaͤnntniſſen des Guten und Wahren haben, die alſo innerhalb der Kirche ſind, wo das Wort iſt; und durch die Armen diejenigen, die an die - ſen Erkaͤnntniſſen einen Mangel, jedoch nach ſol - chen ein ſehnliches Verlangen haben, die alſo auſ - ſerhalb der Kirche ſind, wo das Wort nicht iſt. Durch den reichen Mann, der ſich mit Purpur und koͤſtlicher Leinewand kleidete, und in die Hoͤlle geworfen wurde, wird das juͤdiſche Volk verſtan - den, das, weil es das Wort, und daher einen Ueberfluß an Erkaͤnntniſſen des Guten und Wah - ren hatte, reich genennet wird, auch werden durch die Purpur-Kleider die Erkaͤnntniſſe des Guten, und durch die Kleider von koͤſtlicher Leinewand die Erkaͤnntniſſe des Wahren angedeutet;*)Anmerkung des Verfaſſers. Daß die Kleider die Wahrheiten, und alſo die Erkaͤnntniſſe andeuten, leſe man in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 1033. 2576. 5319. ꝛc. Daß der Purpur das himm -liſche aberdurch97Vom Himmel. durch den Armen, der vor ſeiner Thuͤre lag, und von den Broſamen, die von des Reichen Tiſche fielen, ſich zu ſaͤttigen begehrete, und von den Engeln in den Himmel getragen wurde, werden die Voͤlker verſtanden, ſo keine Erkaͤnntniſſe des Gu - ten und Wahren hatten, aber doch ſolche verlang - ten, Luc. 16, 19. 31. Durch die Reichen, die zum groſſen Abendmahl geladen wurden, ſich aber entſchuldigten, wird ebenfalls das juͤdiſche Volk verſtanden, und durch die Armen, die ſtatt der - ſelben hereingefuͤhrt wurden, werden die Voͤlker verſtanden, ſo auſſerhalb der Kirche ſind, Luc. 14, 16, 24. Welche es ſind, ſo durch den Reichen, von dem der Herr ſagt: Es iſt leichter, daß ein Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe, denn das ein Reicher ins Reich Gottes komme, Matth. 19. 24. verſtanden werden, das ſoll nun auch geſagt werden; durch den Reichen all - da werden Reiche in beyderley Sinn, ſowohl im na - tuͤrlichen, als geiſtlichen, verſtanden; Reiche im na - tuͤrlichen Siñ, die einen Ueberfluß an Guͤtern haben, und ihr Herze daran haͤngen; aber Reiche im geiſt - lichen Sinn, die einen Ueberfluß an Keñtniſſen und Wiſſenſchaften haben, denn dieſe ſind geiſtlicher Reichthum, und ſich durch ſelbige aus ſelbſt eige -ner*)liſche Gute bedeute, ſehe man Num. 9467. Daß die koͤſtliche Leinewand das Wahre aus einem himmliſchen Urſprung zu bedeuten habe, leſe man Num. 5319. 9469. 9744.Sw. Sch. II. Th. G98Vom Himmel. ner Erkaͤnntnis hinein in die Dinge, ſo den Him - mel und die Kirche anbetreffen, fuͤhren wollen, weil nun dieſes wider die goͤttliche Ordnung iſt, ſo heißt es, es ſey leichter, daß ein Kameel durch ein Nadeloͤhr gehe; denn in dieſem Sinn wird durch das Kameel die Kenntnis und das Wiſſen - ſchaftliche uͤberhaupt, und durch das Nadeloͤhr das geiſtliche Wahre angedeutet:*)Anmerkung des Verfaſſers. Daß das Kamel in dem Wort die Kennt - nis und das Wiſſenſchaftliche uͤberhaupt andeu - te, leſe man in den himmliſchen Geheim - niſſen N. 3048. 3071. 3143. 3145. Was die Nadel bedeute, leſe man Num. 9688. Aus dem Wiſſenſchaftlichen in die Wahrheiten des Glaubens dringen, iſt wider die goͤttliche Ord - nung, Num. 10236. Man muß aus dem geiſtlichen Wahren in das Wiſſenſchaftliche des natuͤrlichen Menſchen gehen, nicht aber umge - kehrt, weil der geiſtliche Einfluß in das Natuͤr - liche, nicht aber der natuͤrliche Einfluß in das Geiſtliche ſtatt findet, N. 3219. Es muͤſſen erſt die Wahrheiten des Worts und der Kirche er - kannt werden, und hernach darf man das Wiſ - ſenſchaftliche zu Rathe ziehen, nicht aber um - gekehrt, Num. 6047. daß durch das Kameel und durch das Nadeloͤhr dieſes ver - ſtanden werde, weis man heutiges Tages nicht, weil bisher die Wiſſenſchaft, die da lehret, was durch die Dinge, ſo in dem Wort im buchſtaͤb - lichen Sinn geſagt worden, im geiſtlichen Sinnangedeu -99Vom Himmel. angedeutet werde, nicht eroͤffnet oder aufgeſchloſ - ſen war; denn in jedem Ausdruck des Worts iſt ein geiſtlicher, und auch ein natuͤrlicher Sinn, denn das Wort, damit eine Verbindung des Himmels mit der Welt, oder der Engel mit den Menſchen, nachdem die unmittelbare Verbindung aufgehoͤret, wiederum ſehn moͤchte, iſt durch lau - ter Uebereinſtimmungen der natuͤrlichen Dinge mit den geiſtlichen, geſchrieben worden: hieraus erhel - let, wer die ſind, ſo durch den Reichen daſelbſt inſonderheit verſtanden werden. Daß durch die Reichen in dem Wort, im geiſtlichen Sinn, die - jenigen, welche in den Erkaͤnntniſſen des Wahren und Guten ſind, und durch den Reichthum die Er - kaͤnntniſſe ſelbſt, die auch geiſtlicher Reichthum ſind, verſtanden werden, kann man aus verſchie - denen Stellen des Worts offenbar erſehen, die man nachſchlagen kann Eſai. 9 Cap. v. 12. 13. 14. Cap. 30, 6. 7. Cap. 45, 3. Jerem. 17 Cap. v. 3. Cap. 47, 7. Cap. 50, 36. 37. Cap. 51, 13. Dan. 5 Cap. v. 2. 3. 4. Ezech. 26 Cap. v. 7. 12. Cap. 27, vom 1. Vers an bis zu Ende. Zachar. 9 Cap. v. 3. 4. Pſalm 40, 13. Hoſ. 12 Cap. v. 9. Offenb. 3. 17. 18. Luc. 14 Cap. v. 33; und noch aus andern mehr: und daß durch die Armen im geiſtlichen Sinn diejenigen angedeutet werden, welche die Erkaͤnntniſſe des Guten und Wahren nicht haben, und doch nach ſolchen ein Verlangen tragen, erhellet aus dieſen Stellen, Matth. 11 Cap. v. 5. Luc. 6 C. v. 20. 21. C. 14, 21. Eſ. 14 C. v. 30. C. 29, 19. C. G 241,100Vom Himmel. 41, 17. 18. Zephan. 3 Cap. v. 12. 18. Alle dieſe Stellen ſind nach dem geiſtlichen Sinn in den himmliſchen Geheimniſſen, Num. 10227 ausgelegt worden, die man nachleſen kann.

Von den Ehen im Himmel.

366. Weil der Himmel aus dem menſchlichen Geſchlechte iſt, und daraus allda Engel von bey - derley Geſchlecht ſind; und weil vermoͤge der Schoͤpfung das Weib fuͤr den Mann, und der Mann fuͤr das Weib, alſo eins des andern iſt; und weil beyden dieſe Liebe eingepflanzt iſt, ſo fol - get, daß in den Himmeln eben ſo wohl, als auf Erden, Ehen ſind; aber die Ehen in den Him - meln ſind von den Ehen auf Erden ſehr unter - ſchieden. Wie demnach die Ehen in den Him - meln beſchaffen, und worinnen ſie von den Ehen auf Erden unterſchieden ſind, und worinnen ſie mit einander uͤbereinkommen, das ſoll nun im folgenden geſagt werden.

367. Die Ehe in den Himmeln iſt eine Ver - bindung zweyer in ein einziges Gemuͤth; was es mit dieſer Verbindung fuͤr eine Bewandnis hat, das ſoll zuerſt ausgelegt werden: das Gemuͤth be - ſtehet aus zwey Theilen, davon der eine der Ver - ſtand, der andere der Wille genennet wird; wenn dieſe zwey Theile ein Einziges ausmachen, ſodann heißen ſie ein einziges Gemuͤth; der Mann machtdaſelbſt101Vom Himmel. daſelbſt den Theil aus, ſo man den Verſtand nen - net, und das Weib den, ſo der Wille genennet wird; wenn dieſe Verbindung die eigentlich ihrem Jnnern zukommt, in das Untere, ſo ihren Leib zugehoͤret, herab kommt, alsdenn wird ſie wie Liebe empfunden und gefuͤhlet, dieſe Liebe nun iſt die eheliche Liebe. Hieraus erhellet, daß die eheliche Liebe von der Vereinigung zweyer in ein einziges Gemuth entſpringe; dieſes wird im Him - mel Beywohnung genennet; und heißt, daß nicht zwey, ſondern ein einziger ſey; weswegen im Him - mel zwey Eheleute nicht zwey, ſondern ein einzi - ger Engel genennet werden.

368. Daß auch eine ſolche Verbindung des Mannes und Weibes in dem Jnnerſten,*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jn den himmliſchen Geheimniſſen Num. 2732 heißt es: Jch redete mit den Engeln, wie naͤmlich das wechſelsweiſe beſchaffen waͤre, und ſie ſagten, daß das Bild des einen in dem Gemuͤthe des andern ſey, und daß ſie alſo nicht nur in allem und jedem, ſondern auch in dem Jnnerſten des Lebens beyſammen wohnen, und daß die Liebe und Barmherzig - keit des Herrn in dieſes Eins mit Gluͤckſelig - keit einflieſſen koͤnne. ſo den Gemuͤthern zukommt, iſt, das kommt lediglich von der Schoͤpfung her; denn der Mann wird dazu geboren, daß er Verſtand habe, daß er alſoG 3aus102Vom Himmel. aus dem Verſtand denke, das Weib aber, daß ſie wollend ſey, daß ſie alſo aus dem Willen den - ke; dieſes kann man auch aus der Zuneigung oder angebornen Art, wie auch aus der Geſtalt offen - bar ſehen; aus der angebornen Art, daß naͤmlich der Mann aus der Vernunft das Weib aber aus der Neigung handelt; aus der Ge - ſtalt, daß naͤmlich der Maun ein rauheres und unſchoͤneres Geſichte, eine ernſthaftere Sprache, und einen haͤrtern Koͤrper, das Weib aber ein ſanſteres und ſchoͤneres Geſichte, eine zaͤrtlichere Sprache, und einen weichlichern Koͤrper hat: eben ein ſolcher Unterſchied iſt zwiſchen dem Verſtand und Willen, oder zwiſchen der Denkungsart und Neigung; eben ein ſolcher iſt auch zwiſchen dem Wahren und Guten, und auch eben ein ſolcher zwiſchen dem Glauben und der Liebe, denn das Wahre und der Glaube gehoͤren fuͤr den Verſtand, und das Gute und die Liebe fuͤr den Willen. Da - her kommt es, daß in dem Wort durch Juͤng - ling und Mann im geiſtlichen Sinn der Ver - ſtand im Wahren, und durch Jungfrau und Weib die Neigung zum Guten verſtanden wird; wie auch, daß die Kirche von der Neigung zum Guten und Wahren Weib und auch Jungfrau heiſſet, ingleichen, daß alle die, ſo in der Nei - gung zum Guten ſind, Jungfrauen genennet werden, als wie Offenb. 14, v. 4.

369. Jeder, ſo wohl der Mann, als das Weib, hat Verſtand und Willen, gleichwohlaber103Vom Himmel. aber hat bey dem Mann der Verſtand, und bey dem Weibe der Wille die Oberherrſchaft, und der Menſch verhaͤlt ſich nach dem, was hauptſaͤchlich herrſchet; aber bey den Ehen in den Himmeln iſt nicht die geringſte Oberherrſchaft; denn da iſt der Wille des Weibes auch der Wille des Mannes, und der Verſtand des Mannes iſt auch der Ver - ſtand des Weibes, weil der eine gerne wollen und denken will, wie der andere, und alſo untereinan - der und beyderſeitig; daher kommt ihre Verbin - dung in ein Einziges. Dieſe Verbindung iſt eine wuͤrkliche Verbindung, denn der Wille des Wei - bes gehet in den Verſtand des Mannes, und die - ſes hauptſaͤchlich, wenn ſie ſich von Angeſichte zu Angeſicht ſehen; denn in den Himmeln, wie oben oftmals gemeldet worden, iſt eine Vergemeinſchaf - tung der Gedanken und Neigungen, wie vielmehr des Ehegattens mit der Ehegattin, weil ſie ſich untereinander lieben. Hieraus kann nun offen - bar ſeyn, was es mit der Verbindung der Ge - muͤther, die eben das Eheband ausmachet, und die eheliche Liebe in den Himmeln hervorbringet, fuͤr eine Bewandnis hat, daß ſie naͤmlich darinnen beſtehe, daß der eine wolle, daß dasjenige, was ihm eigen, auch dem andern eigen, und alſo wechſelsweiſe ſey.

370. Es wurde mir von den Engeln geſagt, daß, in ſo viel zwey Ehegatten in einer ſolchen Verbindung ſtehen, ſie in ſo viel in der ehelichen Liebe, und zugleich in ſo weit in Erkaͤnntnis,G 4Weis -104Vom Himmel. Weisheit und Gluͤckſeligkeit ſind, aus der Ur - ſache, weil das Goͤttliche Wahre und Goͤttliche Gute, wo alle Erkaͤnntnis, Weisheit und Gluͤck - ſeligkeit herkommt, hauptſaͤchlich in die eheliche Liebe einfließt, daß mithin die eheliche Liebe un - mittelbar die Grundlage des goͤttlichen Einfluſſes iſt, weil ſie zugleich das Eheband des Wahren und Guten iſt; denn ſo wie der Verſtand und Wille mit einander verbunden ſind, alſo iſt auch die Ver - bindung des Wahren und Guten, weil der Ver - ſtand das Goͤttliche Wahre empfaͤngt, auch von den Wahrheiten gebildet wird, und der Wille das Gute aufnimmt, und von dem Guten auch gebil - det wird; denn was der Menſch will, das iſt bey ihm Gutes, und was er verſtehet, das iſt bey ihm Wahrheit; daher kommt es, daß es einerley iſt, ob man ſage, die Verbindung des Verſtan - des und Willens, oder ob man ſage, die Ver - bindung des Wahren und Guten. Die Ver - bindung des Wahren und Guten macht einen En - gel, und auch ſeine Erkaͤnntnis, Weisheit und Gluͤckſeligkeit aus, denn der Engel iſt ſo beſchaf - fen, wie bey ihm das Gute mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten verbunden iſt; oder welches gleich viel, der Engel iſt ſo, wie bey ihm die Liebe mit dem Glauben, und der Glaube mit der Liebe verbunden iſt.

371. Daß das vom Herrn ausflieſſende Goͤtt - liche hauptſaͤchlich in die eheliche Liebe einfließt, iſt darum, weil die eheliche Liebe aus der Verbindungdes105Vom Himmel. des Guten und Wahren entſpringt, denn, wie oben gemeldet worden, ob man ſage, die Ver - bindung des Verſtandes und Willens, oder die Verbindung des Guten und Wahren, das iſt gleichviel: die Verbindung des Guten und Wahren hat ihren Urſprung aus der goͤttlichen Liebe des Herrn gegen alle, ſo in den Him - meln, und auf Erden ſind: von der goͤttlichen Liebe kommt das Goͤttliche Gute her, und das Goͤttliche Gute wird von den Engeln und von den Menſchen in den goͤttlichen Wahrheiten erlangt, denn das Wahre iſt blos allein das Behaͤltnis des Guten; weswegen keiner, der nicht in den Wahrheiten ſtehet, etwas vom Herrn und von dem Himmel aufnehmen kann; in ſo viel demnach bey dem Menſchen die Wahrheiten mit dem Guten verbunden ſind, in ſo viel iſt der Menſch mit dem Herrn und mit dem Himmel verbunden: hieraus kommt nun ſelbſt der Urſprung der ehelichen Liebe, weswegen ſie unmittelbar die Grundlage des goͤttlichen Einfluſſes iſt. Daher kommt es, daß die Verbindung des Guten mit dem Wah - ren in den Himmeln die himmliſche Ehe heiſ - ſet, und daß in dem Wort der Himmel mit der Ehe verglichen, und auch die Ehe genen - net wird; wie auch, daß der Herr der Braͤu - tigam und Mann, und der Himmel mit der Kirche die Braut und auch das Weib heiſſet.

G 5372. Daß106Vom Himmel.

372. Daß Gute und Wahre, wenn ſie bey dem Engel und bey dem Menſchen mit ein - ander verbunden ſind, ſind nicht zwey, ſondern ein Einziges, weil alsdenn das Gute dem Wahren und das Wahre dem Guten eigen iſt: dieſe Verbindung verhaͤlt ſich, alswie wenn der Menſch dasjenige, was er will, denket, und was er denket, will, ſodann macht das Denken und das Wollen ein Einziges, und al - ſo ein einziges Gemuͤth aus, denn das Denken bildet oder ſtellet dasjenige, was der Wille ge - wollt hat, in der Geſtalt dar, und der Wille macht es zur Luſt; daher kommt es auch, daß im Himmel zwey Ehegatten nicht zwey, ſon - dern ein einziger Engel heiſſen. Dieſes iſt es auch, was durch die Worte des Herrn ver - ſtanden wird: Habt ihr nicht geleſen, daß Der von Anfang (den Menſchen) ge - macht, Der hat ſie ein Maͤnnlein und Weiblein gemacht? und ſprach: darum wird ein Menſch Vater und Mutter ver - laſſen, und an ſeinem Weibe hangen, und werden die zwey ein einiges Fleiſch ſeyn; ſo ſind ſie nun nicht mehr zwey, ſondern ein einiges Fleiſch; was nun Gott zuſam - men gefuͤget hat, das ſoll der Menſch nicht ſcheiden: nicht alle faſſen dieſes Wort, ſondern diejenigen, welchen es ge - geben iſt, Matth. 19, 4. 5. 6. 11. Marc. 10, 6. 7. 8. 9. 1. B. Moſ. 2, 24; hier wird die himmliſche Ehe, worinnen die Engel ſind,und107Vom Himmel. und zugleich das Eheband des Guten und Wah - ren beſchrieben; und dadurch, daß der Menſch nicht ſcheiden ſoll, was Gott zuſammen geſuͤgt hat, wird verſtanden, daß das Gute nicht ſoll - te vom Wahren getrennet werden.

373. Hieraus kann man nun ſehen, wo - her die wahre eheliche Liebe komme, daß ſie naͤmlich in den Gemuͤthern derer, die im Ehe - bande ſind, zuerſt gebildet werde; und daß ſie von daher in den Leib uͤbergehe und uͤberflieſſe, und allda wie Liebe empfunden und gefuͤhlet werde; denn was in dem Leibe gefuͤhlt und empfunden wird, das hat ſeinen Urſprung aus dem Geiſtlichen des Menſchen, weil es aus dem Verſtand und Willen kommt; Verſtand und Wille machen den geiſtlichen Menſchen aus: was von dem Geiſtlichen Menſchen in den Leib uͤbergeht, das kommt allda unter ei - ner andern Geſtalt zum Vorſchein, dennoch aber iſt es aͤhnlich und einſtimmig, alswie Seele und Leib, und wie die Urſache und Wuͤr - kung iſt, wie man aus dem, was in den zwey Artikeln von den Uebereinſtimmungen geſagt und gezeigt worden, offenbar ſehen kann.

374. Jch hoͤrte einen Engel die wahre eheliche Liebe und ihre himmliſche Ergoͤtzungen folgender Geſtalt beſchreiben; ſie ſey das Goͤtt - liche des Herrn in den Himmeln, ſo das Goͤtt - liche Gute und das Goͤttliche Wahre iſt, inzweyen108Vom Himmel. zweyen vereinigt, ſogar, daß ſie nicht zwey, ſondern ein Einziges ſeyn; er ſagte, im Him - mel waͤren zwey Ehegatten dieſe Liebe, weil ein jeder ſein Gutes und ſein Wahres iſt, ſo wohl dem Gemuͤthe, als auch dem Leibe nach, denn der Leib iſt die Abbildung des Gemuͤthes, weil er darnach gebildet iſt; hieraus brachte er mit bey, daß das Goͤttliche in zweyen, die in der wahren ehelichen Liebe ſind, abgebildet ſey; und weil das Goͤttliche darinnen abgebildet ſey, ſo waͤre auch der Himmel, weil der geſammte Himmel das vom Herrn ausflieſſende Goͤttli - che Gute und Goͤttliche Wahre iſt, darinnen abgebildet, und daher komme es, daß dieſer Liebe alle Dinge des Himmels, ja, ſo viele Seligkeiten und Ergoͤtzungen eingeſchrieben ſeyn, daß ſie nicht zu zaͤhlen waͤren; er druck - te die Anzahl durch ein Wort aus, das Mil - lion Millionen enthielte: er wunderte ſich, daß ein Menſch der Kirche davon nichts wiſſe, da doch die Kirche der Himmel des Herrn auf Erden, und der Himmel das Eheband des Guten und Wahren ſey: er ſagte, er erſtaune, wenn er bedaͤchte, daß innerhalb der Kirche mehr, als auſſerhalb derſelben, Ehebruͤche be - gangen, und auch bekraͤftigt wuͤrden, deren Luſt im geiſtlichen Sinn und daher in der geiſt - lichen Welt doch an ſich ſelbſt nichts anders ſey, als die Luſt der mit dem Boͤſen verknuͤpften falſchen Liebe, welche Luſt eine hoͤlliſche Luſt iſt, weil ſie dem Vergnuͤgen des Himmels, ſodas109Vom Himmel. das Vergnuͤgen der mit dem Guten verbundnen wahren Liebe iſt, voͤllig entgegen ſtehet.

375. Ein jeder weis, daß zwey Eheleute, die einander lieben, innerlich mit einander ver - einigt ſind, und daß das Weſentliche der Ehe in der Vereinigung der Herzen oder Gemuͤther beſtehet; hieraus kann man auch wiſſen, daß, wie nun die Herzen oder Gemuͤther in ſich be - ſchaffen ſind, auch ſo die Vereinigung, und auch ſo die Liebe unter ihnen ſey; das Gemuͤth wird lediglich von dem Wahren und Guten gebildet, denn alle Dinge, ſo in der ganzen Welt ſind, beziehen ſich auf das Gute und Wahre, und auch auf deren Verbindung, da - hero iſt die Vereinigung der Gemuͤther voͤllig ſo wie das Wahre und Gute, wovon ſie ge - bildet worden ſind, beſchaffen iſt, folglich iſt die Vereinigung der Gemuͤther, die aus dem aͤchten Wahren und Guten gebildet worden ſind, die allervollkommenſte. Es iſt zu wiſ - ſen, daß ſich nichts mehr unter einander lie - bet, als das Wahre und Gute, weswegen aus dieſer Liebe die wahre eheliche Liebe entſpringt: das Falſche und Boͤſe lieben einander auch, dieſe Liebe aber wird hernach in die Hoͤlle ver - wandelt.

376. Aus dem nun, was vom Urſprung der ehelichen Liebe bereits geſagt worden, kann geſchloſſen werden, welche denn eigentlich inder110Vom Himmel. der ehelichen Liebe ſind, und welche nicht dar - innen ſind: daß naͤmlich diejenigen in der ehe - lichen Liebe ſeyn, welche aus dem Goͤttlichen Wahren in dem Goͤttlichen Guten ſtehen; und daß die eheliche Liebe nur in ſo viel aͤcht ſey, in ſo viel das Wahre, das mit dem Guten verbunden wird, deſto mehr aͤcht iſt: und weil alles Gute, das mit dem Wahren verbunden wird, vom Herrn iſt, ſo folger, daß keiner in der wahren ehelichen Liebe ſeyn kann, wenn er den Herrn und Sein Goͤttliches nicht er - kennet, denn ohne dieſe Erkaͤnntnis kann der Herr nicht einflieſſen, noch ſich mit dem Wah - ren, das bey dem Menſchen befindlich iſt, ver - binden.

377. Hieraus erhellet, daß die, ſo im Fal - ſchen ſtehen, nicht in der ehelichen Liebe ſind, und die vollends nicht, ſo im Falſchen aus dem Boͤſen ſtehen: bey denen, die im Boͤſen und in dem daher ruͤhrenden Falſchen ſind, iſt auch das Jnnere, ſo dem Gemuͤthe zukommt, ver - riegelt; weswegen in ſelbigen nicht der aller - geringſte Urſprung der ehelichen Liebe ſtatt fin - den kann, ſondern es findet unterhalb des Jn - nern im aͤuſſerlichen oder natuͤrlichen Menſchen, der von dem Jnnern getrennt iſt, die Verbin - dung des Falſchen und Boͤſen ſtatt, welche Verbindung das hoͤlliſche Eheband genennet wird. Es wurde mir zu ſehen gegeben, wie die Ehe zwiſchen denen, die im Falſchen ausdem111Vom Himmel. dem Boͤſen ſind, ſo die hoͤlliſche Ehe heißet, beſchaffen iſt; ſie reden unter einander, und verbinden ſich auch aus Geilheit mit einander, innerlich aber brennen ſie vor toͤdtlichen Haß wider einander, der ſo groß, daß er nicht zu beſchreiben iſt.

378. Es findet auch keine eheliche Liebe zwiſchen zweyen ſtatt, die aus verſchiedner Re - ligion ſind, weil das Wahre des einen nicht mit dem Guten des andern zuſammenſtimmet, und zwey ungleiche und mißhellige Dinge koͤn - nen unmoͤglich aus zweyen ein einziges Ge - muͤth machen, weswegen der Urſprung ihrer Liebe nicht das geringſte vom Geiſtlichen an ſich hat; wenn ſie ja beyſammen wohnen und zu - ſammen ſtimmen, ſo kommt es blos allein aus natuͤrlichen Urſachen. Aus dem Grunde wer - den in den Himmeln nur diejenigen, ſo inner - halb einer Geſellſchaft ſind, weil ſie ſich im gleichen Guten und Wahren befinden, nicht aber die, ſo auſſerhalb der Geſellſchaft ſind, unter einander verehlichet: daß alle die, ſo in - nerhalb einer Geſellſchaft ſind, im gleichen Guten und Wahren ſtehen, und von denen, ſo ſich auſſerhalb derſelben befinden, unterſchie - den ſind, leſe man die 41ſte und die darauf folgenden Nummern. Dieſes iſt auch bey dem Jſraelitiſchen Volk dadurch vorgeſtellet wor - den, daß ſie in die Staͤmme, und inſonderheit in die Familien heyratheten, ſich aber mit de -nen112Vom Himmel. nen auſſerhalb denſelben nicht verheyrathen durften.

379. Auch findet keine wahre eheliche Lie - be zwiſchen einem einzigen Mann und mehre - ren Weibern ſtatt; denn dieſes zerſtoͤrt den geiſtlichen Urſprung dieſer Liebe, welcher dar - innen beſteht, daß aus zweyen ein einziges Ge - muͤth gebildet werde, mithin zerſtoͤret es die innere Verbindung, ſo eine Verbindung des Guten und Wahren iſt, waraus eigentlich ſelbſt das Weſen dieſer Liebe kommt; eine Verehlichung mit mehreren, als mit einer ein - zigen, iſt eben ſo, wie ein in mehrere Willen vertheilter Verſtand; und wie ein Menſch, der ſich nicht zu einer, ſondern zu mehreren Kirchen bekennt, denn auf ſolche Art wird ſein Glaube von einander geriſſen, bis er endlich zunichte wird. Die Engel ſprechen: mehrere Weiber auf einmal nehmen, ſey gaͤnzlich wi - der die goͤttliche Ordnung;*)Anmerkung des Verfaſſers. Daß es dem Jſraelitiſchen Volk zugelaſſen worden, mehrere Weiber auf einmal zu neh - men, und zu den Weibern auch noch Kebs - weiber hinzu zu ſuͤgen, ſolches aber den Chri - ſten nicht erlaubt iſt, war die Urſache, weil dieſes Volk in dem Aeußerlichen ohne das Jn -nere und dieſes wuͤß - ten ſie aus ſehr vielen Urſachen, und auch da - her, daß ſie, ſo bald ſie ſich eine Verehlichungmit113Vom Himmel. mit mehreren daͤchten, ſogleich von der innern Seligkeit und himmliſchen Gluckſeligkeit ent - fernt, und alsdenn wie betrunken wuͤrden, weil ſich bey ihnen das Gute von ſeinem Wah - ren trennete; und weil das Jnnere ihres Ge - muͤths blos allein von dem nur einigermaſſen darauf gerichteten Gedanken in einen ſolchen Zuſtand kaͤme ſo wuͤrden ſie deutlich inne, daß eine Verehlichung mit mehreren, als mit einer, ihr Jnwendiges verſchlieſſe, und mache, daß ſtatt der ehelichen Liebe ſich die Liebe der Geilheit, welche Liebe von dem Himmel ab - fuͤhret, einſchleiche. Ferner ſagen ſie, der Menſch begreife dieſes ſchwerlich, weil wenige in der aͤchten ehelichen Liebe ſind, die nun in ſolcher nicht ſind, die wiſſen von der innern Ergoͤtzung, ſo in dieſer Liebe iſt, ganz und gar nichts, ſondern nur von der Luſt der Geilheit, welche Luſt nach einer kurzen Beywohnung ſich in Unluſt verkehret; hingegen die Ergoͤtzung der wahren ehelichen Liebe dauert nicht allein bis ins ſpaͤte Alter in der Welt, ſondern wird auch nach dem Tod zur Ergoͤtzung im Himmel,und*)nere war, die Chriſten hingegen koͤnnen in dem Jnnern, und alſo in dem Eheband des Guten und Wahren ſeyn, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 3246. 4837. 8809., allwo dieſes weitlaͤuftig aus - gefuͤhret und bewieſen iſt.Sw. Sch. II. Th. H114Vom Himmel. und wird alsdenn mit der innern Anmuth er - fuͤllt, die in Ewigkeit vollkommener wird. Sie ſagen auch, es koͤnnten der Seligkeiten der wahren ehelichen Liebe auf viele tauſend gezaͤhlt werden, davon dem Menſchen nicht einmal eine einzige bekannt iſt, noch von einem, der nicht in dem vom Herrn herruͤhrenden Eheband des Guten und Wahren iſt, mit dem Verſtand begriffen werden kann.

380. Die Liebe der Herrſucht des einen uͤber den andern hebt die eheliche Liebe, und ihre himmliſche Ergoͤtzung voͤllig auf, denn die eheliche Liebe, und ihre Ergoͤtzung beſtehet, wie oben gemeldet worden, darinnen, daß des ei - nen Wille des andern ſey, und dieſes unterein - ander und beyderſeitig; dieſe Herrſuchts Lie - be in der Ehe iſt eine Zerſtoͤrerin, denn der Herrſchende will, daß ſein Wille ganz allein in dem andern, aber von Seiten des andern in ihm gar keiner ſey, daher faͤllt das wechſels - weiſe oder beiderſeitige weg, mithin wird we - der einige Liebe, noch deren Vergnuͤgen, unter - einander vergemeinſchaftet; da doch die Ver - gemeinſchaftung und die daher ruͤhrende Ver - bindung lediglich die innere Ergoͤtzung, oder die ſo genannte Seligkeit in der Ehe iſt; die Herrſchſuchts Liebe loͤſchet dieſe Seligkeit, und nebſt ſolcher alles Himmliſche und Geiſtliche der ehelichen Liebe aus, ſo gar, daß man nicht weis, daß es vorhanden ſey, und wenn manes115Vom Himmel. es ſagen wuͤrde, ſo wuͤrde man es fuͤr ſo ge - ringſchaͤtzig halten, daß man zur bloſſen Er - waͤhnung der aus der ehelichen Liebe herruͤh - renden Seligkeit entweder lachen oder zornig werden wuͤrde. Wenn eins das will oder lie - bet, was das andere will, alsdenn iſt bey al - len beyden Freyheit, denn alle Freyheit iſt der Liebe eigen, wo aber Herrſchſucht iſt, da iſt bey keinem von beyden Freyheit, eins iſt ein Sclav, auch der Herrſchende iſt einer, weil er von der Begierde zu herrſchen als ein Sclav gefuͤhret wird; allein dieſes begreift man ganz und gar nicht, wenn man nicht weis, was die Freyheit der himmliſchen Liebe iſt: dennoch aber kann man aus dem, was ich oben vom Urſprung und Weſen der ehelichen Liebe ge - ſagt habe, wiſſen, daß, in ſo viel die Herrſch. ſucht einreißt, auch in ſo viel die Gemuͤther nicht vereinigt, ſondern getheilt werden, die Herrſchſucht bringt unter das Joch, und ein unter das Joch geſtecktes Gemuͤthe iſt entweder von gar keinem Willen, oder von einem Wi - derwillen; wenn es von gar keinem Willen iſt, ſo hat es auch keine Liebe, wenn es von einem Widerwillen iſt, ſo iſt Haß anſtatt der Liebe vorhanden. Das Jnnere derer, die in einer ſolchen Ehe leben, laͤuft und ſtreitet wider einander, als wie es zwey einander entgegen ſtehende Dinge zu machen pflegen, wenn auch gleich das Aeuſſere, der Ruhe halben, an ſich haltend und friedlich iſt; das Widereinander -H 2laufen116Vom Himmel. laufen und der Streit dieſes Jnnern offen - baret ſich nach ihrem Tod, da kommen ſie ge - meiniglich hinter einander, und ſodann ſtrei - ten ſie unter einander wie Feinde, und zerflei - ſchen einander, denn ſie handeln alsdenn nach dem Zuſtand ihres Jnnern; ihre Streite und Zerfleiſchungen ſind mir etlichemal zu ſehen gegeben worden, und mancher ihre waren vol - ler Rache und Wuth: denn im andern Leben wird das Jnnere eines jedweden in die Frey - heit gelaſſen, und iſt nicht mehr von dem Aeuſſerlichen weltlicher Urſachen wegen einge - ſchraͤnkt; denn ein jeder iſt alsdenn ſo, wie er innerlich beſchaffen iſt.

381. Es giebt bey manchen ſo etwas der ehelichen Liebe Aehnlichſcheinendes, gleichwohl aber iſt es keine eheliche Liebe, wenn ſie nicht in der Liebe des Guten und Wahren ſind, es iſt eine Liebe, die aus vielerley Urſachen den Anſchein der ehelichen hat, naͤmlich damit ſie zu Hauſe bedienet werden, unbekuͤmmert, oder ruhig, oder in Gemaͤchlichkeit ſeyn, oder wenn ſie krank und alt werden, Pflegung haben oder damit die Kinder, die ſie lieben, gewartet wer - den moͤgen; bey einigen iſt es Zwang aus Furcht fuͤr den Ehegatten, fuͤr den guten Na - men, und fuͤr uͤble Folgen, einige bringt die Geilheit dazu. Auch iſt die eheliche Liebe bey den zwey Eheleuten unterſchieden, bey dem ei - nen iſt derſelben mehr oder weniger, bey demandern117Vom Himmel. andern wenig oder gar keine, und weil ſie un - terſchieden iſt, ſo kann eins den Himmel, das andere die Hoͤlle haben.

Die aͤchte eheliche Liebe iſt im innerſten Himmel, weil die Engel allda in dem Ehe - band des Guten und Wahren, und auch in der Unſchuld ſind; die Engel der untern Him - mel ſind auch in der ehelichen Liebe, aber nur, in ſo viel ſie in der Unſchuld ſind, denn die eheliche Liebe iſt an und fuͤr ſich betrachtet der Zuſtand der Unſchuld dahero iſt zwiſchen zwey Ehegatten, die in der ehelichen Liebe ſtehen, himmliſches Vergnuͤgen, vor ihren Gemuͤ - thern ſind faſt eben ſolche Unſchulds-Spiele, wie unter den Kindern denn alles moͤgliche ver - gnuͤget ihre Herzen, weil der Himmel mit ſei - ner Freude in ihr ganzes Leben einflieſſet: wes - wegen[i]m Himmel die eheliche Liebe durch die allerſchoͤnſten Dinge vorgeſtellet wird; ich ſa - he ſie auch durch eine mit einer weiſſen Wolke umgebene Jungfrau von unbeſchreiblicher Schoͤnheit vorſtellen: es wurde geſagt, die Engel im Himmel haͤtten alle Schoͤnheit von der ehelichen Liebe: die von ihr herruͤhrende Neigungen und Gedanken werden durch dia - mantne Scheine, alswie gleichſam von Car - funkelſteinen und blinkenden Rubinen, und dieſes mit Ergoͤtzungen, die das Jnnere der Gemuͤther reitzen, vorgeſtellet. Mit einem Wort, in der ehelichen Liebe ſtellet ſich der Himmel dar, weil der Himmel bey den En -H 3geln118Vom Himmel. geln in der Verbindung des Guten und Wah - ren beſtehet, und dieſe Verbindung die eheliche Liebe ausmachet.

382. Die Ehen in den Himmeln ſind von den Ehen auf Erden darinnen unterſchieden, daß die Ehen auf Erden die Fortpflanzung des Geſchlechts zum voraus haben, aber nicht in den Himmeln; ſtatt dieſer Fortpflanzung iſt in den Himmeln die Fortpflanzung des Guten und Wahren; daß dieſe Fortpflanzung ſtatt derſelben iſt, iſt die Urſache, weil ihre Ehe das Eheband des Guten und Wahren iſt, wie ich oben gezeigt habe, und in dieſer Ehe wird das Gute und Wahre, und deren Verbindung uͤber alles geliebet, dieſe ſind es dahero, die von den Ehen in den Himmeln fortgepflanzt werden: daher kommt es, daß in dem Wort durch Geburten und Zeugungen geiſtliche Ge - burten und Zeugungen maͤmlich des Guten und Wahren, angedeutet werden, durch Mut - ter und Vater wird das mit dem Guten ver - einigte Wahre, ſo da zeuget, durch Soͤhne und Toͤchter das Wahre und Gute, ſo gezeu - get werden, und durch Eidame und Schnuͤ - re die Verbindungen des Wahren und Guten angedeutet,*)Anmerkung des Verfaſſers. Durch Mutter wird die Kirche in Anſehung des Wahren, und alſo auch das Wahre der und ſo weiter. Hieraus er -hellet,119Vom Himmel. hellet, daß die Ehebuͤndniſſe in den Himmeln nicht ſo ſind, wie die Ehebuͤndniſſe auf Erden; in den Himmeln ſind geiſtliche Vermaͤhlungen, die nicht Heyrathen, ſondern Verbindungen der Gemuͤther aus dem Eheband des Guten und Wahren, zu nennen ſind; auf Erden aber ſind Heyrathen, weil ſie nicht nur den Geiſt, ſondern auch das Fleiſch angehen: und weil keine Heyrathen in den Himmeln ſind, ſo heiſſen dahero zwey Ehegatten nicht Mann und Weib, ſondern des andern Gatte wird aus dem engliſchen Begriff der Verbindung zweyer Gemuͤther in ein einziges mit einem Wort benennet, das ſo viel bedeutet, als ſein wechſelsweiſe beyderſeitiges (ſuum mutu - um viciſſim). Hieraus kann man nun wiſ -H 4ſen,*)Kirche, durch Vater die Kirche in Anſehung des Guten, und alſo auch das Gute der Kirche augedeutet, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 2691. 2717. Die Soͤhne bedeuten die Neigungen zum Wah - ren, und alſo die Wahrheiten ſelbſt N. 489. 491. ꝛc. Die Toͤchter bedeuten die Neigungen zum Guten, und alſo das Gute ſelbſt, Num. 489. 490. ꝛc. Durch Eidam wird das Wahre angedeutet, das mit der Neigung zum Guten in Verbindung ſtehet, Num. 2389. Die Schnur deutet das Gute an, das mit ſeinem Wahren verbunden iſt, man leſe da - ſelbſt Num. 4843.120Vom Himmel. ſen, wie die Worte des Herrn Luc. am 20. Cap. v. 35. 36. von dem Heyrathen, zu ver - ſtehen ſind.

383. Wie die Verehlichungen in den Him - meln geſchehen, das iſt mir auch zu ſehen ge - geben worden; allenthalben im Himmel wer - den die, ſo einander gleich ſind, zuſammen ge - fuͤgt, die aber einander ungleich ſind, von ein - ander geſchieden, daher beſtehet eine jede Ge - ſellſchaft des Himmels aus ſolchen, die einan - der gleich ſind; die Gleichen werden nicht von ſich ſelber, ſondern vom Herrn zu ihres Glei - chen gebracht, man leſe Num. 41. 43. 44. ꝛc. ; desgleichen wird auch ein Ehegatte zur Ehegat - tin gefuͤget, deren Gemuͤther naͤmlich in ein einziges koͤnnen verbunden werden; weswegen ſie beym erſten Anblick einander innigſt lieben, und als Eheleute einander anſehen, und ſich verehlichen; daher kommt es, daß alle Ehen des Himmels blos allein vom Herrn ſind: ſie feyern auch ein Freudenfeſt, und dieſes geſchie - het in Zuſammenkunft mehrerer; die Feſte ſind auch in den Geſellſchaften unterſchieden.

384. Weil die Ehen auf Erden Pflanzſtaͤt - te des menſchlichen Geſchlechts, und auch der Engel des Himmels ſind, denn der Himmel, wie oben in ſeinem Artikel gezeigt worden, iſt aus dem menſchlichen Geſchlecht, ferner, weil ſie aus einem geiſtlichen Urſprung, naͤmlich aus dem Eheband des Guten und Wahrenſind,121Vom Himmel. ſind, und das Goͤttliche des Herrn hauptſaͤchlich in dieſe Liebe einfließt, ſo ſind ſie dahero in den Augen der Engel des Himmels hoͤchſt heilig; und im Gegentheil werden von ihnen die Ehebruͤche, weil ſolche der ehelichen Liebe entgegen und zuwider ſind, als unheilig angeſehen: denn, ſo wie die Engel in den Ehen das Eheband des Guten und Wahren erblicken, welches der Himmel iſt, alſo ſehen ſie in den Ehebruͤchen das Eheband des Fal - ſchen und Boͤſen, welches die Hoͤlle iſt: wenn ſie dahero Ehebruch nur nennen hoͤren, ſo wenden ſie ſich weg: dieſes iſt auch die Urſache, daß, wenn der Menſch Ehebruch aus Wolluſt begehet, ihm der Himmel zugeſchloſſen wird; wenn nun dieſer verſchloſſen, ſo erkennet er nicht mehr das Goͤtt - liche, noch etwas von dem, was des Glaubens der Kirche iſt. Daß alle, die ſich in der Hoͤlle befinden, wider die eheliche Liebe ſind, das iſt mir von einem aus der Hoͤlle ausgedampften Umkreis, der wie ein beſtaͤndiges Beſtreben war, die Ehen zu zerreiſſen und zu entheiligen, zu empfinden ge - geben worden: hieraus wurde mir klar, daß die herrſchende Luſt in der Hoͤlle die Luſt des Ehebruchs ſey, und daß die Luſt des Ehebruchs auch noch in dieſer Luſt beſtehe, die Verbindung des Guten und Wahren, welche Verbindung den Himmel aus - machet, zu zerſtoͤren: hieraus folget, daß die Luſt des Ehebruchs eine hoͤlliſche Luſt ſey, die der Luſt des Eheſtands, welches eine himmliſche Luſt iſt, voͤllig entgegen ſtehet.

H 5385. Es122Vom Himmel.

385. Es waren gewiſſe Geiſter, die, wie ſie es bey Leibes Leben im Gebrauch gehabt, mit ganz beſonderer Emßigkeit, und dieſes durch einen ganz gelinden gleichſam flieſſenden Einfluß, wie der Einfluß von guten Geiſtern zu ſeyn pflegt, an mich ſetzten, ich empfande aber, daß in ihnen lauter Luſt und dergleichen ſteckte, mich zu fangen und zu hintergehen; endlich redete ich mit einem von ihnen, und mir wurde geſagt, er waͤre, da er noch in der Welt gelebt, ein General geweſen; und weil ich bemerkte, daß in ſeinen Gedanken - Bildern Geilheit war, ſo redete ich mit ihm von der Ehe in der mit Vorſtellungen (cum repræ - ſentativis) begleiteten geiſtlichen Sprache, die die Gedanken, und in einem Augenblick noch mehre - res, vollkommen ausdruck[t]; er antwortete, er haͤtte bey Leibes Leben die Ehebruͤche wie nichts geachtet: es wurde ihm aber geſagt daß die Ehe - bruche Schandthaten waͤren, ob ſie gleich denen, die welche begangen, von der erſchmeckten Luſt, und der daherruͤhrenden Ueberredung, vorkaͤmen, als waͤren ſelbige nicht ſo beſchaffen, auch wohl gar erlaubt; dieſes koͤnnte er auch daraus erken - nen, daß die Ehen Pflanzſtaͤtte des menſchlichen Geſchlechts, und daher auch Pflanzſtaͤtte des himmliſchen Reichs waͤren, und daß ſie dahero nimmermehr duͤrften verletzet, ſondern heilig muͤß - ten gehalten werden; ingleichen auch daraus, daß, weil er im andern Leben, und im Zuſtand der Em - pfindung waͤre, er eigentlich wiſſen ſollte daß die eheliche Liebe vom Herrn durch den Himmel hin -durch123Vom Himmel. durch herab komme, und daß von dieſer Liebe, als von der Urquelle, die wechſelsweiſe Liebe, ſo die Grundveſte des Himmels iſt, entſpringe; und endlich auch daraus, daß die Ehebrecher ihren uͤb - len Geſtank empfinden, wenn ſie ſich den himm - liſchen Geſellſchaften nur naͤhern, und ſich daher gegen die Hoͤlle ſtuͤrzen; zum wenigſten haͤtte er wiſſen koͤnnen, daß die Verletzung der Ehen wider die goͤttlichen Geſetze, und wider die buͤrgerlichen Geſetze aller Reiche, wie auch wider das aͤchte Licht der Vernunft ſey, weil ſie ſo wohl wider die goͤtt - liche als menſchliche Ordnung iſt, und was der - gleichen mehr war: er gab aber zur Antwort, ſol - ches haͤtte er bey Leibes Leben nicht gedacht; nun wollte er vernuͤnfteln, ob ſich die Sache auch ſo verhalte, es wurde ihm aber geſagt, die Wahrheit lieſſe keine Vernunftſchluͤſſe zu, denn dieſe ver[t]hei - digten nur die Ergoͤtzlichkeiten, und alſo das Boͤſe und Falſche, und erſt muͤßte er uͤber dasjenige, was ihm geſagt worden, weil es Wahrheiten waͤren, oder auch uͤber den in der Welt hoͤchſtbekannten Grundſatz denken, daß keiner dem andern thun ſoll, was er nicht will, daß es ihm der andere thue, wenn nun alſo ſein Weib, daß er geliebet haͤtte, welches bey allen Ehen anfangs geſchieht, auf ſolche Weiſe von einem waͤre angefuͤhret worden, ob er da, wenn er in dem Zuſtand des Grimms dar - uͤber, und in dieſem Zuſtand in Worte ausgebro - chen waͤre, nicht auch ſelber die Ehebruͤche wuͤrde verabſcheuet, und ſich ſodann, weil er einen guten Verſtand haͤtte, weit ſtaͤrker, als andre, widerſolche124Vom Himmel. ſolche wuͤrde befeſtiget, ja, ſolche bis in die Hoͤlle wuͤrde verwuͤnſcht haben?

386. Es wurde mir gezeigt, wie die Ergoͤtzung der ehelichen Liebe zum Himmel, hingegen die Luſt des Ehebruchs zur Hoͤlle ſchreitet: die Fortſchrei - tung der von der ehelichen Liebe herruͤhrenden Er - goͤtzungen gen Himmel zu geht unaufhoͤrlich in mehrere bis in unzaͤhlige und unausſprechliche Se - ligkeiten und Gluͤckſeligkeiten, und je tiefer ſie hinein kommt, in deſto unzaͤhligere und unaus - ſprechlichere kommt ſie, bis ſelbſt in die Seligkei - ten des innerſten Himmels oder des Himmels der Unſchuld, und dieſes mit der groͤßten Freyheit; denn alle Freyheit iſt aus der Liebe, und alſo kom̄t die groͤßte Freyheit aus der ehelichen Liebe, die un - mittelbar die himmliſche Liebe iſt, Aber die Fort - ſchreitung des Ehebruchs gieng auf die Hoͤlle zu, und ſtufenweiſe bis zu dem Unterſten, wo nichts als Grauſamkeit und Schrecken vorhanden: ein ſolches Loos haben die Ehebrecher nach Verlauf ihres Lebens in der Welt zu erwarten. Durch Ehebrecher werden diejenigen verſtanden, die zwar eine Luſt an den Ehebruͤchen, aber keine Ergoͤtzung an den Ehen empfinden.

Von den Amtsverrichtungen der Engel im Himmel

387. Die Amtsverrichtungen in den Himmeln ſind nicht zu zaͤhlen, noch inſonderheit zu beſchrei -ben,125Vom Himmel. ben, ſondern es kann von ihnen nur etwas uͤber - haupt geſagt werden, denn ſie ſind unzaͤhlig, und auch nach den Aemtern der Geſellſchaften mancher - ley; denn eine jede Geſellſchaft begleitet ein beſon - deres Amt; denn ſo wie die Geſellſchaften nach dem Guten unterſchieden ſind, wie man Num. 41 nachleſen kann, alſo ſind ſie auch nach den Nutzſtiftungen unterſchieden, weil das Gute bey allen in den Himmeln das durch die Werkthaͤtig - keit ausgewuͤrkte Gute iſt, ſo eben die Nutzlei - ſtungen ſind: ein jeder ſtiftet daſelbſt Nutzen, denn das Reich des Herrn iſt ein Reich der Nutzſtiftungen.

388. Jn den Himmeln, ſo wie auf Erden, ſind vielerley Verwaltungen, es ſind daſelbſt kirchliche, buͤrgerliche, und haͤusliche; daß daſelbſt kirchliche ſind, erhellet aus dem, was Num. 221 - 227 vom Gottesdienſt daſelbſt geſagt und gezeigt worden; daß es buͤrgerliche giebt, iſt aus dem zu ſehen, was ich Num. 213-220 von den Regie - rungen im Himmel geſagt und gezeigt habe; und daß es allda haͤusliche giebt, kann aus dem, was Num. 183-190 von den Wohnungen und Auf - enthalt der Engel, wie auch, was von den Ehen im Himmel, Num. 366-386 geſagt und gezeigt worden, erſehen werden: hieraus erhellet, daß vielerley Amtsverrichtungen und Verwaltungen innerhalb einer jeden Geſellſchaft ſind.

389. Alle Dinge in den Himmeln ſind nach der goͤttlichen Ordnung angeordnet, woruͤber allent - halben von den Engeln vermittelſt der Verwal -tungen126Vom Himmel. tungen gehalten wird; die weiſern Engel halten uͤber die, ſo das gemeine Wohl oder den gemei - nen Nutzen betreffen, die weniger weiſen uͤber die, ſo das beſondere Wohl anbelangen, und ſo weiter: die Dinge ſind untergeordnet, voͤllig ſo, wie in der goͤttlichen Ordnung die Nutzſtiftungen unter - geordnet ſind: daher iſt mit einem jeden Amt auch Wuͤrde, nach Beſchaffenheit der Wuͤrde des ge - ſtifteten Nutzens, verknuͤpfet; dem ungeachtet aber maßet ſich der Engel keine Wuͤrde an, ſondern raͤumt ſie alle dem geſtifteten Nutzen ein, und weil der Notzen das vom Engel geſtiftete Gute iſt, und alles Gute vom Herrn kommt, ſo eignet er da - hero allen geſtifteten Nutzen dem Herrn zu: wer dahero erſt auf die Ehre fuͤr ſich und von da her - nach auf die Ehre fuͤr die Nutzſtiftung, nicht aber zuerſt auf die Ehre fuͤr die Nutzſtiſtung und von da hernach auf die Ehre fuͤr ſich bedacht iſt, der kann im Himmel unmoͤglich ein Amt verwalten, weil er ruͤckwaͤrts vom Herrn hinweg, und zu - voͤrderſt auf ſich, auf die Nutzſtiftung aber zuletzt ſiehet: wenn vom Nutzen geredet wird, ſo wird auch darunter der Herr verſtanden, weil der Nu - tzen, wie kurz zuvor gemeldet worden, das Gute, und das Gute vom Herrn iſt.

390. Hieraus kann man nun ſchlieſſen, wie die Unterordnungen in den Himmeln beſchaffen ſeyn, naͤmlich, wie einer die Nutzſtiftung liebet, ſchaͤtzet und ehret, alſo liebet, ſchaͤtzet und ehret er auch die Perſon, mit welcher die Nutzſtiftungverknuͤ -127Vom Himmel. verknuͤpfet iſt; wie auch, die Perſon wird in ſo viel geliebet, geſchaͤtzet und geehret, in ſo viel ſie nicht ſich, ſondern dem Herrn die Nutzſtiftung zu - eignet; denn in ſo viel iſt ſie weiſe, und in ſo viel ſtiftet ſie den Nutzen, welchen ſie ſchaff[e]t, aus dem Guten: die geiſtliche Liebe, Hochachtung und Ehre iſt nichts anders, als die Liebe, Hoch - achtung und Ehre des Nutzens in der Perſon, und die Ehre der Perſon von der Nutzſtiftung, aber nicht die Ehre der Nutzſtif ung von der Perſon: wer aus dem geiſtlichen Wahren die Menſchen betrachtet, der betrachtet ſie auch nicht anders; denn er ſiehet, daß ein Menſch eben ſo gut wie der andre iſt, er mag nun in groſſer, oder gerin - ger Wuͤrde ſeyn, ihren Unterſchied aber ſiehet er blos allein in der Weisheit, und Weisheit heißt: die Nutzſtiftungen, und alſo das Gute des Mit - buͤrgers, der Geſellſchaft, des Vaterlandes und der Kirche lieben. Darinnen beſtehet auch die Liebe zum Herrn, weil alles Gute, ſo das Gute der Nutzſtiftung iſt, vom Herrn kommt; dar - innen beſtehet auch die Liebe gegen den Naͤchſten, weil der Naͤchſte das Gute iſt, das man in dem Mitbuͤrger, in einer Geſellſchaft, in dem Va - terland und in der Kirche lieben, und ihnen lei - ſten muß.

391. Alle Geſellſchaften in den Himmeln ſind nach den Nutzſtiftungen unterſchieden, weil ſie nach dem Guten unterſchieden ſind, wie ich Num. 41 ꝛc. geſagt habe, und das Gute iſt das durchdie128Vom Himmel. die Werkthaͤtigkeit ausgewuͤrkte Gute oder das Gute der thaͤtigen Liebe, welches die Nutzſtiftun - gen ſind: es giebt Geſellſchaften, deren Verrich - tungen beſtehen in Wartung der kleinen Kinder; andrer Geſellſchaften ihre Verrichtungen ſind, ſel - bige, wenn ſie groß werden, zu unterrichten und zu erziehen: es giebt andre, die die Knaben und Maͤgdlein, ſo von der Auferziehung in der Welt guter Art ſind, und daher in den Himmel kom - men, ebenfalls unterrichten und erziehen: andre belehren die einfaͤltigen Guten von der Chriſten - heit, und fuͤhren ſie auf den Weg zum Himmel: andre unterrichten ebenfalls mancherley Voͤlker: andre beſchuͤtzen die neuen Geiſter, die erſt neu - lich aus der Welt kommen, fuͤr den Anfaͤllen der boͤſen Geiſter: es giebt auch welche, die denen, ſo ſich auf der untern Erde befinden, beyſtehen: es ſind auch welche, die bey den in den Hoͤllen befindlichen ſind, und Ziel und Maas halten, da - mit ſie nicht uͤber die vorgeſchriebene Schranken einander peinigen; auch ſind einige bey denen, ſo von den Todten auferwecket werden. Ueberhaupt werden die Engel einer jeden Geſellſchaft zu den Menſchen geſandt, damit ſie ſolche beſchuͤtzen, von den boͤſen Neigungen und den daher ruͤhrenden boͤ - ſen Gedanken abziehen, und ihnen gute Neigun - gen, in ſo viel ſie deren freywillig annehmen, ein - geben moͤgen, wodurch ſie auch der Menſchen Tha - ten und Werke regieren, indem ſie die boͤſen Ab - ſichten, ſo viel moͤglich, entſernen: die Engel, wenn ſie bey den Menſchen ſind, wohnen gleich -ſam129Vom Himmel. ſam in den Neigungen derſelben, und um ſo viel wohnen ſie nahe bey dem Menſchen, um ſo viel er in dem Guten aus dem Wahren iſt, um ſo viel aber wohnen ſie entfernter von ihm, um ſo viel die Belebung von dem Wahren entfernt iſt. Allein, alle dieſe Verwaltungen der Engel ſind Verwaltungen des Herrn durch die Engel, denn die Engel verrichten ſolche nicht aus ſich, ſondern aus dem Herrn: daher kommt es, daß durch die Engel in dem Wort, in deſſen innern Sinn, nicht Engel verſtanden werden, ſondern etwas Goͤttliches vom Herrn; und daher kommt es auch, daß die Engel in dem Wort Goͤtter ge - nennet werden. *)Anmerkung des Verfaſſers. Daß durch die Engel in dem Wort etwas Goͤttliches vom Herrn angedeutet werde, leſe man in den himmliſchen Geheimniſſen N. 1925. 2821. 3039. ꝛc. Die Engel werden in dem Wort Goͤtter genennet, daher, weil ſie das Goͤttliche Wahre und Gute vom Herrn aufnehmen, man leſe daſelbſt Num. 4295. 4402. 8301. 8192.

392. Dieſe Verrichtungen ſind ihre gemeine Verrichtungen, es hat aber ein jeder noch ſein ge - wiſſes Amt inſonderheit; denn jeglicher gemeine Nutzen beſtehet aus unzaͤhlig andern, die man Ver - mittelungs, Verwaltungs und Bedienungs Nutz -ſtiftungenSw. Sch. II. Th. J130Vom Himmel. ſtiftungen nennet; alle und jede ſind nach der goͤttlichen Ordnung zuſammen und untergeordnet, und alle zuſammen genommen machen den gemei - nen Nutzen, der das gemeine Wohl iſt, aus und vollkommen.

393. Die in der Welt nicht um der Ehre oder des Gewinnſtes willen, ſondern wegen des Nutzens zum Leben, ſo wohl zu dem ihrigen, als zum Leben andrer, das Wort geliebet, und aus Ver angen den darinn befindlichen Wahrheiten nachgeforſchet haben, die ſtehen im Himmel im Kirchenweſen; dieſe ſind allda, nach Beſchaffen - heit ihrer Liebe zu dem Nutzen, und ihres Ver - langens nach ſelbigem, in Erleuchtung und im Lichte der Weisheit, worein ſie auch, vermoͤge des Worts in den Himmeln, kommen, welches Wort nicht natuͤrlich wie in der Welt, ſondern geiſtlich iſt, wie man Num. 259 nachleſen kann: dieſe verwalten das Predigtamt, und die, ſo an Weisheit aus der Erleuchtung vor andern einen Vorzug haben, ſtehen allda in einer obern Stelle. Die, ſo in der Welt das Vaterland und deſſen gemeines Wohl lieber, als das ihrige gehabt, und aus Liebe zur Gerechtigkeit und zum Rechte ge - recht und rechtmaͤßig gehandelt haben, ſtehen im buͤrgerlichen Weſen; in ſo viel nun dieſe aus Ver - langen der Gerechtigkeitsliebe die Geſetze der Ge - rechtigkeit durchforſchet, und ſich dadurch einen Einſichtsvollen Verſtand zuwege gebracht haben, in ſo viel ſind ſie vermoͤgend, Aemter im Himmelzu131Vom Himmel. zu begleiten, die ſie auch alsdenn in derjenigen Stelle oder in demjenigen Grad, in welchem ihre Einſicht iſt, verwalten, dieſe Einſicht iſt auch in eben dem Grad, in welchem die Liebe zum Nu - tzen fuͤr das gemeine Wohl ſtehet. Ueberdieſes ſind im Himmel ſo viele Aemter, Verwaltungen und Muͤhwaltungen, daß ſie der Menge wegen nicht zu zaͤhlen ſind, in der Welt ſind ihrer, ge - gen die zu rechnen, wenig: alle Engel, ſo viel ihrer ſind, thun ihre Verrichtung und Arbeit aus Liebe zum Nutzen mit Vergnuͤgen, und keiner ver - richtet ſie aus Liebe zu ſich ſelber oder zum Gewinn; auch iſt bey keinem einzigen die Liebe zum Gewinn wegen Lebens Unterhalt anzutreffen, weil ihnen alle Lebens Nothduͤrftigkeiten umſonſt geſchenket werden, denn ſie wohnen umſonſt, werden um - ſonſt gekleidet, und eſſen umſonſt:*)Von der Speiſe der Engel leſe man oben Pag. 43 die Anmerkung des Ueberſetzers. hieraus er - hellet, daß die, ſo ſich und die Welt lieber gehabt haben, als den Nutzen, im Himmel gar keine Amtsſtelle haben: denn die Eigenliebe oder die Neigung zu ſich ſelber bleibt einem jeden nach ge - endigten Leben in der Welt, und wird in Ewig - keit nicht ausgerottet, man leſe oben N. 363.

394. Ein jeder im Himmel iſt in ſeiner Ver - richtung nach der Uebereinſtimmung, es iſt aber keine Uebereinſtimmung mit der Verrichtung, ſon - dern mit dem Nutzen einer jeden Verrichtung,J 2man132Vom Himmel. man leſe Num. 112, und alle Dinge haben eine Ueberenſtimmung, Num. 106: wer im Himmel eine Verwaltung oder Verrichtung hat, die mit ihrem Nutzen uͤbereinſtimmet, der iſt gaͤnzlich in eben den Lebens Zuſtand, worinnen er in der Welt geweſen iſt, denn das Geiſtliche und Natuͤr - liche machen durch die Uebereinſtimmungen ein Ein - ziges aus, doch mit dem Unterſchied, daß er im innern Vergnuͤgen iſt, weil er ſich im geiſtlichen Leben, ſo das innere Leben, und daher faͤhiger iſt, die himmliſche Seligkeit aufzunehmen, befindet.

Von der himmliſchen Freude und Gluͤckſeligkeit.

395. Kaum einer weis heut zu Tage, was der Himmel und die himmliſche Freude ſey; diejeni - gen, welche ſich den Himmel und dieſe Freude gedacht haben, haben ſich einen ſo gemeinen und ſo groben Begriff davon gemacht, daß er ſo viel, als nichts iſt: ich konnte von den Geiſtern, die erſt aus der Welt ins andere Leben kommen, am beſten erfahren, was ſie ſich fuͤr einen Begriff vom Himmel und von der himmliſchen Freude ge - macht haben, denn, wenn ſie ſich ſelbſt uͤberlaſſen werden, gleich als wenn ſie noch in der Welt waͤ - ren, ſo denken ſie eben alſo. Die Urſache, daß man nicht weis, was die himmliſche Freude ſey, iſt dieſe, weil die, ſo daruͤber gedacht, nach den aͤuſſerlichen Freuden, die dem natuͤrlichen Men -ſchen133Vom Himmel. ſchen zukommen, geurtheilet, und nicht gewußt haben, was der innere oder geiſtliche Menſch, und alſo auch nicht, was deſſen Freude und Se - ligkeit ſeyen; wenn demnach die, ſo in der geiſtli - chen oder innern Froͤhlichkeit geweſen ſind, geſagt haͤtten, was und welcherley die himmliſche Freude ſey, ſo haͤtten ſie nicht begriffen werden koͤnnen, denn ſie waͤre in den Begriff der Unwiſſenheit, und alſo nicht in die Empfindung gefallen, dahero waͤre ſie mit unter den Dingen geweſen, die der natuͤrliche Menſch verworfen haͤtte. Jedoch aber kann ein jeder ſo viel einſehen, daß der Menſch, wenn er den aͤuſſern oder natuͤrlichen Menſchen verlaͤßt, in den innern oder geiſtlichen komme, hieraus kann man nun wiſſen daß die himmliſche Freude eine innere und geiſtliche Freude, nicht aber eine aͤuſſere oder natuͤrliche Freude ſey; und daß ſie auch, weil ſie innerlich und geiſtlich iſt, reiner und ausnehmender ſey, und das Jnnere des Men - ſchen, das iſt, ſeine Seele oder ſeinen Geiſt, reitze oder ergoͤtze. Ein jeder kann aus dem allein den Schluß machen, daß er eine ſolche Freude habe, wie die Freude ſeines Geiſtes geweſen, und daß die Luſt des Leibes, ſo die Fleiſches Luſt genennet wird, in Ruͤckſicht auf jene, nicht himmliſch ſey; was auch in dem Geiſt des Menſchen iſt, wenn er den Leib verlaͤßt, das bleibt nach dem Tod uͤbrig, denn ſodann lebt der Geiſt-Menſch.

396. Alle Freuden entſtehen von der Liebe, denn was der Menſch liebet, daruͤber empfindet erJ 3Freude,134Vom Himmel. Freude, die Freude kommt bey einem nicht anders woher; folglich, wie die Liebe iſt, ſo iſt auch die Freude; alle Luſt des Leibes oder des Fleiſches entſtehet von der Eigenliebe und von der Liebe zur Welt, daher kommen auch die Begierden und de - ren Wolluͤſte; aber alle Freuden der Seele oder des Geiſtes entſtehen von der Liebe zum Herrn und von der Liebe gegen den Naͤchſten, daher kommen auch die Zuneigungen zum Guten und Wahren, und die innere Gluͤckſeligkeiten: dieſe beyderley Liebe mit ihrer Freude flieſſet vom Herrn und aus dem Himmel durch einern innern Weg von oben her ein, und reitzet das Jnnere; jene zweyfache Liebe aber mit ihrer Luſt flieſſet von dem Fleiſch und von der Welt durch einen aͤuſſern Weg von unten her ein, und reitzet das Aeuſſere. Jn ſo viel demnach dieſe beyderley Liebe des Himmels aufgenommen wird und in ſo viel ſie reitzet, in ſo viel nun wird das Jnnere, ſo der Seele oder dem Geiſt zukommt, eroͤffnet, und ſchauet von der Welt weg und auf den Himmel; in ſo viel aber jene zweyfache Weltliebe aufgenommen wird, und in ſo viel ſolche reitzet, in ſo viel wird das Aeuſ - ſere, ſo dem Leib oder dem Fleiſche zukommt, er - oͤffnet, und ſiehet von dem Himmel auf die Welt: ſo wie die beyderley Liebe einfließt und aufgenom - men wird, alſo flieſſet auch zugleich ihre Freude ein, in das Jnnere flieſſen die Freuden des Him - mels, und in das Aeuſſere die Welt-Freuden, weil alle Freude, wie ich geſagt habe, von der Liebe herruͤhret.

397. Der135Vom Himmel.

397. Der Himmel iſt an ſich ſo beſchaffen, daß er voll von Freuden, ja ſogar, daß er in ſich betrachtet nichts anders, als Seligkeit und Freude iſt, weil das Goͤttliche Gute, das von der goͤtt - lichen Liebe des Herrn ausflieſſet, den Himmel ins - gemein und insbeſondere bey einem jeden allda ausmachet, und die goͤttliche Liebe beſtehet in dem Wollen, daß alle und jede die innigſte und voll - kommene Seligkeit und Gluͤckſeligkeit genieſſen: daher kommt es, daß, ob man ſage, der Himmel oder die himmliſche Freude, ſolches einerley iſt.

398. Die Freuden des Himmels ſind unaus - ſprechlich und auch unzaͤhlich, von den unzaͤhligen aber kann derjenige welcher blos allein in der Luſt des Leibes oder des Fleiſches iſt, nicht eine einzige wiſſen noch glauben, weil ſein Jnneres, wie oben gemeldet worden, von dem Himmel zur Welt, und alſo ruͤckwaͤrts ſiehet; denn wer ganz und gar in der Luſt des Leibes oder des Fleiſches, oder welches einerley, in der Eigenliebe und in der Liebe zur Welt iſt, der ſpuͤhret weiter keine, als nur die Freude uͤber die Ehre, uͤber den Gewinn und uͤber die leiblichen und ſinnlichen Wolluͤſte, ſo die innerliche Freuden des Himmels dergeſtalt aus - loͤſchen und erſticken, daß man gar nicht glaubt, daß es welche giebt; man wuͤrde ſich dahero ſehr verwundern, wenn man nur ſagte, daß nach Ent - fernung der Freuden uͤber die Ehre und den Ge - winn, andre Freuden vorhanden waͤren, und man wuͤrde ſich noch mehr wundern, wenn man ſagte,J 4daß136Vom Himmel. daß die Freuden des Himmels, die an deren Stelle erfolgen, unzaͤhlig und ſo beſchaffen waͤren, daß die Freuden des Leibes und des Fleiſches, die hauptſaͤchlich von der Ehre und dem Gewinn herruͤhren, mit jenen nicht ver - glichen werden koͤnnten: hieraus erhellet nun die Urſache, warum man nicht weis, was die himmliſche Freude ſey.

399. Wie groß die Freude des Himmels iſt, das kann blos allein daraus erkannt werden, daß ſich alle die, ſo allda ſind, ein Vergnuͤgen daraus machen, ihre Freuden und Seligkeiten dem andern mitzutheilen, und weil ſie in den Himmeln alle ſo beſchaffen ſind, ſo iſt offenbar, wie unbeſchreiblich groß die Freude des Him̄els iſt; denn in den Himmeln, wie N. 268 gezeigk worden, theilen alle einem jeden; und jeder theilet allen mit. Dieſes gemeinſchaftliche Mittheilen kommt von der zweyerley Liebe des Himmels her, die, wie ich geſagt habe, die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten iſt; dieſe zweyerley Liebe nun theilet ihre Freude mit: daß die Liebe zum Herrn ſo beſchaffen iſt, kommt daher, weil die Liebe des Herrn eine ſolche Liebe iſt, die alles das Jh - rige allen mittheilet, denn ſie will, daß alle gluͤckſelig ſeyn ſollen; eben eine ſolche Liebe iſt auch in allen denen, die Jhn lieben, weil der Herr in ihnen iſt, daher kommt es, daß die Engel ihre Freuden unter einander wechſels -weiſe137Vom Himmel. weiſe mittheilen; daß die Liebe gegen den Naͤch - ſten eben auch ſo beſchaffen ſey, wird man im folgenden ſehen: hieraus kann nun klar ſeyn, daß dieſe zweyerley Liebe ihre Freude mitthel - let: ein anders iſt es mit der Eigenliebe und der Liebe zur Welt; die Eigenliebe entziehet und benimmt andern alle ihre Freude, und ziehet ſie auf ſich, denn ſie will ſich alleine wohl; und die Weltliebe will, daß dasjenige, was dem Naͤchſten zugehoͤret, ihr eigen ſey; dieſe beyderley Liebe dahero zerſtoͤret bey an - dern die Freuden; wenn ſie ja mittheilbar iſt, ſo geſchiehet es nur ihrentwegen, aber nicht um der andern willen, dahero iſt ſie in Ruͤck - ſicht auf die andern, wo nicht deren ihre Freu - den um ſo viel bey ihr oder in ihr ſind, nicht mittheilbar, ſondern zerſtoͤrend. Daß die Ei - genliebe und die Liebe zur Welt, wenn ſie herr - ſchen, ſo beſchaffen ſind, daß iſt mir oͤfters durch die lebendige Erfahrung zu empfinden gegeben worden; ſo oft die Geiſter, die, da ſie noch als Menſchen in der Welt gelebt, in die - ſer beyderley Liebe geſtanden haben, ſich zu mir heran naheten, ſo oft vergieng und ver - ſchwand meine Freude; und es wurde mir auch geſagt, daß, wenn dergleichen Geiſter nur auf eine himmliſche Geſellſchaft zu giengen, gleich bey ihrer Annaͤherung die Freude derer, die ſich in der Geſellſchaft befinden, vermindert werde, und welches wunderbar, daß dieſe Boͤ - ſen alsdenn in ihrem Vergnuͤgen ſeyn: hier -J 5aus138Vom Himmel. aus wurde mir klar, daß der Zuſtand des Gei - ſtes des Menſchen ſo iſt, wie er in dem Leibe beſchaffen geweſen, denn er iſt eben ſo, als wie er nach der Trennung vom Leibe iſt, daß er naͤmlich das Vergnuͤgen oder das Wohl des andern begehret oder ſich darnach geluͤſten laͤßt, und daß, in ſo viel er davon erlangt, er auch in ſo viel Freude hat: hieraus kann mann nun ſehen, daß die Eigenliebe und die Liebe zur Welt die Freuden des Himmels zerſtoͤren, und alſo der zweyerley himmliſchen Liebe, die da mittheilbar iſt, voͤllig zuwider ſind.

400. Es iſt aber zu wiſſen, daß die Luſt derer, die in der Eigenliebe und in der Liebe zur Welt ſtehen, wenn ſie ſich einer himmli - ſchen Geſellſchaft naͤhern, eine Luſt ihrer Be - gierde iſt, und alſo auch dem Vergnuͤgen des Himmels entgegen ſtehet; ſie kommen in die Luſt ihrer Begierde dadurch, daß ſie denen, die im himmliſchen Vergnuͤgen ſind, ſolches rau - ben und entziehen: wenn aber die Beraubung und Benehmung wegfaͤllt, da geht es ganz an - ders zu, alsdenn koͤnnen ſie nicht herannahen, weil, in ſo viel ſie ſich naͤhern, ſie in ſo viel in Angſt und Schmerzen gerathen; daher kommt es, daß ſie ſich ſelten unterſtehen, nahe zu kommen; dieſes iſt mir ebenfalls durch ſehr viele Erfahrungen zu wiſſen gegeben worden, von denen ich nun auch etwas anfuͤhren will. Die Geiſter, die aus der Welt ins andre Lebenuͤber -139Vom Himmel. uͤbergehen, begehren nichts mehr, als in den Himmel zu kommen, faſt alle wollen ihn durch - aus haben, indem ſie in der Einbildung ſte - hen, der Himmel ſey weiter nichts, als hinein - gelaſſen und aufgenommen werden; weswegen ſie auch, weil ſie es verlangen, zu einer Ge - ſellſchaft des aͤuſſerſten Himmels gebracht werden; die in der Eigenliebe und in der Lie - be zur Welt ſtehen, die fangen an, wenn ſie zum erſten Eingang dieſes Himmels kommen, beaͤngſtigt, und innerlich dermaſſen gemartert zu werden, daß ſie mehr die Hoͤlle, als den Himmel in ſich fuͤhlen, dahero ſtuͤrzen ſie ſich von da gaͤhling herab, und ruhen nicht eher, als in den Hoͤllen bey ihres Gleichen. Oftmals geſchahe es auch, daß dergleichen Geiſter ger - ne wiſſen wollten, was die himmliſche Freude ſey, und da ſie hoͤrten, das ſie in dem Jnnern der Engel ſey, ſo begehrten ſie, mit derſelben vergemeinſchaftet zu ſeyn, dahero geſchahe es auch, denn was ein Geiſt, der noch nicht im Himmel und auch noch nicht in der Hoͤlle iſt, verlangt, das wird ihm auch, wenn es rath - ſam iſt, gegeben; nach geſchehener Vergemein - ſchaftung fiengen ſie an, gequaͤlet zu werden, ſo heftig, daß ſie vor Schmerzen nicht wußten, wie ſie den Leib zuſammen preſſen ſollten; ich habe geſehen, daß ſie das Haupt bis zu den Fuͤſſen ſtieſſen, ſich auf die Erde warfen, und ſich allda, als wie die Schlangen, in Kreiſe zuſammen kruͤmmten, und dieſes von der in -nern140Vom Himmel. nern Qual; eine ſolche Wuͤrkung hatte die himmliſche Freude bey denen, die ſich in der von der Eigenliebe und der Liebe zur Welt her - ruͤhrenden Luſt befanden; die Urſache iſt, weil dieſe beyderley Liebe entgegen ſtehet, und wenn eine entgegenſtehende Kraft in eine andre ent - gegenſtehende wuͤrket, ſo wird dergleichen Schmerzen verurſachet; und weil die himmli - ſche Freude durch einen innern Weg eingehet, und in die entgegenſtehende Luſt einflieſſet, ſo drehet ſie das Jnnere, das in dieſer Luſt iſt, ruͤckwaͤrts, und alſo in das ihm Entgegenſte - hende, daher ruͤhren dergleichen Peinigungen. Daß jene beyderley Liebe entgegenſtehet. iſt die Urſache, wie ich oben geſagt habe, dieſe, weil die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten alles das Jhrige andern mittheilen wollen, denn das iſt ihre Freude, hingegen die Eigenliebe und die Liebe zur Welt wollen andern das Jhrige entziehen, und an ſich brin - gen, und in ſo viel ſie dieſes koͤnnen, in ſo viel ſind ſie im Vergnuͤgen. Hieraus kann man nun wiſſen, woher es kommt, daß die Hoͤlle vom Himmel getrennt iſt, denn alle, die ſich in der Hoͤlle befinden, ſind, da ſie in der Welt gelebt, blos allein in den von der Eigenliebe und der Liebe zur Welt herruͤhrenden Freuden des Lei - bes und des Fleiſches geweſen, aber alle, die in den Himmeln ſind, haben ſich, da ſie in der Welt gelebt, in den von der Liebe zum Herrn und von der Liebe gegen den Naͤchſten herruͤh -renden141Vom Himmel. renden Freuden der Seele und des Geiſtes be - funden; weil nun die Eigenliebe und die Liebe zur Welt der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Naͤchſten entgegenſtehen, ſo ſind da - hero auch die Hoͤllen und die Himmel gaͤnzlich von einander geſchieden, und zwar dergeſtalt, daß ein Geiſt, der in der Hoͤlle iſt, es nicht einmal wagt, einen einzigen Finger von da heraus zu ſtrecken, oder den Scheitel des Haupts zu erheben, denn wenn er nur ein klein wenig davon heraus ſteckt oder erhebet, ſo wird er gequaͤlet und gepeiniget: dieſes ha - be ich auch oftmals geſehen.

401. Ein Menſch, der in der Eigen - liebe und in der Liebe zur Welt iſt, empfindet bey ſolchen, und auch bey allen und jeden da - von herruͤhrenden Wolluͤſten, ſo lange er in dem Leibe lebt, ein Vergnuͤgen: ein Menſch aber, der in der Liebe zu Gott und in der Liebe gegen den Naͤchſten iſt, empfindet bey ſolchen, und bey den davon herruͤhrenden guten Nei - gungen, ſo lange er in dem Leibe lebt, keine offenbare Freude, ſondern nur eine beynah un - merkliche Seligkeit, weil ſie in ſeinem Jnnern verborgen liegt, und von dem Aeuſſern, das dem Leib zukommt, verhuͤllt, und durch die weltliche Sorgen gleichſam ſtumpf gemacht iſt: nach dem Tode aber werden die Zuſtaͤnde ganz und gar veraͤndert; die Luſt der Eigen - liebe und der Liebe zur Welt werden alsdennin142Vom Himmel. in das Schmerzhafte und grauſame verkehret, weil ſie in dergleichen, ſo man das hoͤlliſche Feuer nennet, und manchmal ins Unflaͤtige und Garſtige, ſo mit ihren unreinen Luͤſten uͤbereinſtimmet, verwandelt werden, woran ſie alsdenn, welches zu verwundern iſt, ihre Luſt haben: aber die dunkle Freude und die bey - nah unmerkliche Seligkeit, welche bey denen in der Welt geweſen iſt, die in der Liebe zu Gott und in der Liebe gegen den Naͤchten ge - ſtanden haben, wird alsdenn in die Freude des Himmels verwandelt, die mehr als zu merklich und fuͤhlbar wird; denn jene Selig - keit, die, da dieſelben in der Welt gelebt, in ihrem Jnnern verborgen gelegen, wird als - denn aufgedeckt und heraus ins offenbare Ge - fuͤhl gelaſſen, weil ſie ſodann im Geiſte ſind, und weil ihrem Geiſt jene Freude eigen geweſen.

402. Alle Freuden des Himmels ſind mit den Nutzſtiftungen verknuͤpft, und darinnen befindlich, weil die Nutzſtiftungen das Gute der Liebe und der Liebthaͤtigkeit ſind, in wel - chem die Engel ſtehen; dahero hat ein jeder ſolcherley Freuden, welcherley die Nutzſtiftun - gen ſind, und die Freude iſt auch ſo groß, als die Neigung zu Nutzſtiftungen iſt. Daß alle Freuden des Himmels Freuden des Nutzens ſeyn, das kann aus der Vergleichung mit den fuͤnf Sinnen des menſchlichen Leibes erhellen; es iſt jeder Sinn nach Beſchaffenheit ſeinesNu -143Vom Himmel. Nutzens mit Vergnuͤgen verſehen, es iſt dem Geſichte, dem Gehoͤr, dem Geruch, dem Ge - ſchmack, und dem Gefuͤhl ſein Vergnuͤgen ge - geben worden; das Sehen bekommt ſein Ver - gnuͤgen von der Schoͤnheit und von dem Wohl - geſtalteten, das Gehoͤr von den Harmonien oder wohllautenden Zuſammenſtimmungen, der Geruch von dem Wohlriechenden, und der Geſchmack von dem Wohlſchmeckenden; den Nutzen, den jeder Sinn leiſtet, ſehen diejeni - gen, welche Nachdenken haben, gar wohl ein, und diejenigen noch beſſer, welche die Ueber - einſtimmungen verſtehen; daß das Sehen ein ſolches Vergnuͤgen hat, das kommt von dem Nutzen her, den es dem Verſtand leiſtet, der das innerliche Sehen iſt; daß das Hoͤren ein ſolches Vergnuͤgen hat, kommt von dem Nu - tzen her, den es ſo wohl dem Verſtand, als auch dem Willen durch das Aufmerken leiſtet; daß das Riechen ein ſolches Vergnuͤgen hat, kommt von dem Nutzen her, den es dem Ge - hirn und auch der Lunge leiſtet; daß das Schmecken ein ſolches Vergnuͤgen hat, kommt von dem Nutzen her, den es dem Magen und von daher dem ganzen Koͤrper leiſtet, dadurch, daß er ſolchem Nahrung giebt; das eheliche Vergnuͤgen, das ein reineres und vortreffliche - res Vergnuͤgen des Gefuͤhls iſt, iſt des Nu - tzens halben, der in der Fortpflanzung des menſchlichen Geſchlechts und der daher ruͤhren - den Engel des Himmes beſteht, vorzuͤglicher,als144Vom Himmel. als alle dieſe Ergoͤtzungen. Jn dieſen ſinnli - chen Werkzeugen ſind dieſe Ergoͤtzungen aus dem Einfluß des Himmels, wo alles Vergnuͤ - gen in dem Nutzen beſteht, und ſich nach Be - ſchaffenheit des Nutzens verhaͤlt.

403. Gewiſſe Geiſter hatten nach der in der Welt eingeſogenen Meinung geglaubt, die himmliſche Gluͤckſeligkeit beſtuͤnde in einem mußigen Leben, worinnen ſie von andern be - dienet wuͤrden, aber es wurde ihnen geſagt, nimmermehr beſtuͤnde eine Gluͤckſeligkeit dar - innen, daß ſie ruhen und von daher Gluͤckſe - ligkeit haben wollten, denn alſo wuͤrde ein je - der die Gluͤckſeligkeit der andern fuͤr ſich allei - ne haben wollen, und wenn ſie ein jeder fuͤr ſich haben wollte, ſo wuͤrde ſie keiner haben; ein ſolches Leben wuͤrde kein thaͤtiges, ſondern ein traͤges Leben ſeyn, worinnen ſie erſtarren wuͤrden; da ihnen doch bekannt ſeyn koͤnnte, daß ohne ein thaͤtiges Leben kein gluͤckſeliges Leben ſtatt finde, und daß das Mißigſeyn des Lebens nur um der Erholung willen ſey, damit man deſto munterer zur Thaͤtigkeit des Lebens zuruͤck eilen koͤnne: hernach wurde weitlaͤuftig gezeigt, daß das engliſche Leben in Leiſtung des Guten der thaͤtigen Liebe beſtehe, welches eben der Nutzen iſt, und daß die Engel alle ih - re Gluͤckſeligkeit in dem Nutzen, aus dem Nu - tzen, und nach Beſchaffenheit des Nutzens ha - ben. Die nun eine ſolche Einbildung gehabt,daß145Vom Himmel. daß naͤmlich die himmliſche Freude in einem muͤ - ßigen Leben beſtuͤnde, indem ſie im Muͤßigſeyn die ewige Freude einathmeten, denen wurde zur Beſchaͤmung zu empfinden gegeben, wie ein ſolches Leben beſchaffen ſey, und ſie empfanden es, daß es das allertraurigſte Leben war, und daß ſie, weil auf ſolche Art alle Freude verloren gieng, nach kurzer Zeit deſſen uͤberdruͤßig wurden und einen Eckel dafuͤr hatten.

404. Diejenigen Geiſter, die beſſer als die andern unterrichtet zu ſeyn glaubten, ſagten: ihr Glaube in der Welt waͤre der geweſen, daß die himmliſche Freude blos allein darinnen beſtehe, Gott zu loben und zu preiſen, und daß dieſes das wuͤrkſame Leben ſey; allein, es wurde ihnen ge - ſagt, Gott loben und preiſen, waͤre nicht ein ſol - ches wuͤrkſames Leben, und Gott habe auch kei - nes Lobes und Preiſes noͤthig, ſondern er wollte haben, daß ſie Nutzen ſtiften, und alſo das Gute, ſo das Gute der thaͤtigen Liebe genennel wird, lei - ſten ſollten: ſie konnten ſich aber bey dem Guten der thaͤtigen Liebe nicht den allergeringſten Begriff einer himmliſchen Freude machen, ſondern ſie machten ſich den Begriff einer Dienſtbarkeit; die Engel dargegen bezeugten, daß bey dieſer Stif - tung des Guten die groͤßte Freyheit ſey, weil ſie aus der innern Zuneigung kommt, und mit un - auſprechlichem Vergnuͤgen verbunden iſt.

405. Faſt alle, die ins andere Leben kommen, ſtehen in den Gedanken, daß die Hoͤlle des einenSw. Sch. II. Th. Kder146Vom Himmel. der Hoͤlle des andern, und der Himmel des einen dem Himmel des andern gleich ſey, da doch auf beyden Seiten unendliche Mannigfaltigkeiten und Verſchiedenheiten ſind, und nimmermehr einer eine gaͤnzlich gleiche Hoͤlle, wie der andere, auch nimmermehr einer einen gaͤnzlich gleichen Himmel, wie der andere hat; ſo wie nimmermehr ein Menſch, Geiſt und Engel dem andern voͤllig gleich iſt, auch nicht einmal dem Geſichte nach; da ich nur den Gedanken hatte, daß ihrer zwey einan - der ganz aͤhnlich oder gleich waͤren, ſo entſatzten ſich die Engel dafuͤr, und ſagten, jedwede Einheit wuͤrde aus der einhelligen Zuſammenſtimmung mehrerer formiret, und die Einheit waͤre ſo, wie dieſe Zuſammenſtimmung beſchaffen; und auf ſol - che Art mache eine jede Geſellſchaft des Himmels ein Einziges aus, und alle Geſellſchaften des Him - mels auch ein Einziges, und dieſes nur allein vom Herrn durch die Liebe. Die Nutzſtiftungen in den Himmeln ſind ebenfalls von aller moͤglichen Mannigfaltigkeit und Verſchiedenheit, und nim - mermehr iſt die Nutzſtiftung des einen der Nutz - ſtiftung des andern gleich, und alſo iſt auch das Vergnuͤgen des einen nicht mit dem Vergnuͤgen des andern einerley; ja, noch mehr, die Freuden von einer jeglichen Nutzſtiftung ſind unzaͤhlig, und dieſe unzaͤhlige ſind eben auch mancherley, dennoch aber mit einander in einer ſolchen Ordnung ver - bunden, daß eins aufs andere ſiehet, ſo wie die Nutzleiſtungen eines jeglichen Gliedes, Werkzeu - ges und Eingeweides im Koͤrper, und noch mehr,wie147Vom Himmel. wie Nutzleiſtungen eines jeden Gefaͤßes und Faͤ - ſerleins in jedwedem Glied, Werkzeug und Ein - geweide, deren alle und jede dergeſtalt unter ein - ander verbunden ſind, daß ſie ihr geleiſtetes Gute in dem andern, und alſo ſolches in allen, und alle ihr Gutes in jedem erblicken; durch dieſes allge - meine und beſondere Aufeinanderſehen machen ſie gleichſam ein Einziges aus.

406. Jch habe mit den Geiſtern, die aus der Welt erſt angekommen waren, von dem Zuſtande des ewigen Lebens etlichemal geſprochen, daß es naͤmlich darauf ankomme, zu wiſſen, wer der Herr des Reichs, wie die Regierung, und was fuͤr eine Regierungsform ſey; gleichwie es denen, ſo in der Welt in ein andres Reich kommen, um nichts mehr zu thun ſey, als zu wiſſen, wer der Koͤnig, und wie er, und ſeine Regierung beſchaf - fen, und noch mehrere Dinge, ſo zu dieſem Rei - che gehoͤren; um deſto mehr muͤßten ſie ſich in demjenigen Reich, worinnen ſie in Ewigkeit leben ſollten, darum bekuͤmmern; ſie muͤßten demnach wiſſen, daß es der Herr ſey, Der den Himmel, und auch die ganze Welt regiere, denn wer eins regiere, regiere auch das andere, und daß alſo das Reich, worinnen ſie anitzo waͤren, des Herrn ſey, und daß die Geſetze dieſes Reichs ewige Wahrheiten ſeyn, die ſich alle auf dieſes einige Geſetz, den Herrn uͤber alles, und den Naͤch - ſten wie ſich ſelber zu lieben, gruͤndeten; ja, itzt muͤßten ſie um ſo mehr, wenn ſie anders wieK 2die148Vom Himmel. die Engel ſeyn wollten, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſelber. Da ſie dieſes gehoͤret hatten, ſo konnten ſie nichts darauf antworten, weil ſie bey Lei - bes Leben wohl ſo was gehoͤret, aber nicht gelaubet hatten; ſie verwunderten ſich, daß eine ſolche Liebe in dem Himmel ſey, und daß es moͤglich ſey, daß ei - ner den Naͤchſten mehr liebe, als ſich ſelber; ſie wur - den aber belehret, daß im andern Leben alles Gute immer hoͤher ſteige, und daß hingegen das Leben in dem Leibe ſo beſchaffen, daß ſie nicht weiter kommen koͤnnten, als den Naͤchſten wie ſich ſelber zu lieben, weil ſie ſich im Leiblichen befaͤnden; wenn aber dieſes aus dem Wege geraͤumt ſey, ſo werde die Liebe als - dann reiner und endlich engliſch, welches darinnen beſteht, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſelber, denn in den Himmeln iſt dieſes eine Luſt, dem an - dern wohl zu thun, aber ſich ſelber wohl zu thun, wofern es nicht dem andern zum Beſten, und alſo um des andern willen geſchiehet, iſt eine Unluſt; und das heißt, den Naͤchſten mehr lieben, als ſich ſel - ber. Daß es eine ſolche Liebe geben koͤnne, das haͤtte man, wurde geſagt, aus einiger Perſonen ehelicher Liebe erſehen koͤnnen, daß ſie lieber ha - ben ſterben wollen, als ſehen, daß der Ehegatte verletzet werde; ferner aus der Liebe der Eltern gegen die Kinder, daß die Mutter lieber Hunger leidet, als ihr Kind hungrig zu ſehen; wie auch aus einer aufrichtigen Freundſchaft, daß man ſich fuͤr Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der hoͤflichen und verſtellten Freundſchaft, die eine aufrichtige nachaͤffen will, daß man naͤmlich de -nen,149Vom Himmel. nen, bey welchen man Wohlwollen vorgiebt, groſſe Dinge anbietet, wie auch, daß man dergleichen im Munde hat, ob es einem gleich nicht ums Herz iſt; endlich aus der Natur der Liebe, welche von der Art iſt, daß es ihr eine Freude iſt, andern zu dienen, nicht um ihrentwegen, ſondern um der Freude willen. Allein dieſes konnten dieje - nigen, welche ſich mehr als die andern liebten, und die, ſo bey Leibes Leben gewinnſuͤchtig gewe - ſen, nicht faſſen; am allerwenigſten aber die Geitzigen.

407. Es hat ein gewiſſer, der bey Leibes Le - ben vor andern maͤchtig geweſen, dieſes im andern Leben beybehalten, daß er auch herrſchen wollte; es wurde ihm aber geſagt, daß er nun in einem andern Reich ſey, welches ewig waͤhre, und daß ſein Herrſchen auf Erden abgeſtorben ſey, und daß einer nunmehro nicht anders, als nach dem Gu - ten und Wahren, wie auch nach der Barmherzig - keit des Herrn, darinnen er, nach ſeinem Leben in der Welt, ſtehe, geſchaͤtzet werde; ferner, daß dieſes Reich ſich verhalte wie auf der Erde, wo man nur um der Guͤter, um der Gnade bey dem Fuͤrſten willen hochgehalten werde; hier aber ſeyen die Guͤter das Gute und Wahre, und die Gnade bey dem Fuͤrſten ſey die Barmherzigkeit bey dem Herrn, in welcher der Menſch, nach Beſchaffenheit ſeines Lebens in der Welt, ſtehe; wenn einer anders herrſchen wollte, ſo ſey er ein Rebelle, denn er ſey hier in eines andern Reich: da er dieſes gehoͤret, wurde er ganz beſchaͤmt.

K 3408. Jch150Vom Himmel.

408. Jch redete mit Geiſtern, die in den Ge - danken ſtunden, der Himmel und die himmliſche Freude beſtehe darinnen, daß ſie die Groͤßten ſeyen; ſie wurden aber berichtet, daß in dem Himmel derjenige der Groͤßte ſey, welcher der Kleinſte iſt, denn der Kleinſte heißt der, ſo nichts vermag und nicht weiſe iſt, und aus ſich ſelber nichts vermoͤgen, auch nicht aus ſich ſelber weiſe ſeyn will, ſondern aus dem Herrn; der auf ſol - che Weiſe der Kleinſte iſt, der hat die groͤßte Gluͤckſeligkeit; und weil er die groͤßte Gluͤckſelig - keit hat, ſo folget daraus, daß er der Groͤßte ſey, denn auf ſolche Art vermag er vom Herrn alles, und iſt vor allen andern weiſe; und was iſt wohl der groͤßte ſeyn anders, als der Gluͤckfeligſte ſeyn? dieſe groͤßte Gluͤckſeligkeit ſuchen die Maͤchtigen in ihrer Macht, und die Reichen in ihrem Reichthum: Ferner wurde geſagt, der Himmel beſtehe nicht darinnen, daß einer verlange der Kleinſte zu ſeyn deswegen, damit er der Groͤßte ſey, denn da be - ſtrebt er ſich und begehret der Groͤßte zu ſeyn, ſon - dern darinnen, daß er von Herzen andern mehr als ſich ſelber wohl will, und andern um ihrer Gluͤckſeligkeit willen, nicht aber in Abſicht auf ſich ſelber wegen Wiedervergeltung, ſondern aus Liebe dienen will.

409. Die himmliſche Freude an und fuͤr ſich ſelbſt, ſo wie ſie in ihrem Weſen iſt, kann un - moͤglich beſchrieben werden, weil ſie in dem Jn - nerſten des Lebens der Engel, und von daher inallen151Vom Himmel. allen ihren Gedanken und Neigungen, und von dieſen in allen ihren Reden und in allen ihren Handlungen iſt; es iſt, als wenn das Jnnere voͤllig eroͤffnet und aufgeſchloſſen ſey, um Wonne und Seligkeit zu empfangen, die ſich durch alle und jede Faſern, und alſo durch und duꝛch aus - breitet, daher iſt die Empfindung und das Ge - fuͤhl davon ſo beſchaffen, daß es nicht beſchrieben werden kann; denn was beym Jnnerſten anfaͤngt, das flieſſet in alles dasjenige, was aus dem Jn - nerſten hergeleitet iſt, und ruͤcket immer mit neuen Zuwachs auf das Aeuſſere zu. Wenn die guten Geiſter, die noch nicht in dieſer Freude ſind, weil ſie noch nicht in den Himmel erhoben worden, ſolche von einem Engel aus dem Umkreis ſeiner Liebe empfinden, ſo werden ſie dermaſſen mit Wonne erfuͤllt, daß ſie gleichſam in eine ſuͤße Ohn - macht fallen: ſo gieng es denen etlichemal, welche gern wiſſen wollten, was die himmliſche Freude ſey.

410. Einige Geiſter verlangten auch zu wiſ - ſen, was die himmliſche Freude ſey, dahero wurde ihnen geſtattet, ſolche*)Anmerkung des Ueberſetzers. Jn den himmliſchen Geheimniſſen Num. 543, allwo der Verfaſſer eben dieſes geſagt hat, heißt es alſo: dahero wurde ihnen ge - ſtattet, ihr Jnnerſtes bis auf denjenigen Grad zu empfinden, daß ſie nichts mehr ertta - gen konnten. ꝛc. bis auf denjenigen Grad,K 4daß152Vom Himmel. daß ſie nichts mehr ertragen konnten, zu empfin - den; aber es war doch noch keine engliſche Freu - de, kaum war es, wie das allergeringſte Engli - ſche, welches mir durch die Mittheilung ihrer Freude deutlich zu empfinden gegeben worden; es war ſo gering daß es beynah etwas froſtiges war, und dieſes nenneten ſie doch hoͤchſt himmliſch, weil es ihr Jnnerſtes war: hieraus erhellet nicht al - lein, daß es Grade der himmliſchen Freude giebt, ſondern auch, daß des einen ſein Jnnerſtes kaum zu dem Aeuſſerſten oder Mittlern des andern hin - anreicht; ferner daß, wenn man einen ſein Jn - nerſtes fuͤhlen laͤßt, er in ſeiner himmliſchen Freude iſt, und daß er das noch Jnnerlichere nicht er - tragen kann, und ihm ſchmerzhaft wird.

411. Einige eben keine boͤſe Geiſter fielen in eine Ruhe, als wie in einen Schlaf, und wurden in Anſehung des Jnnern, ſo ihrem Gemuͤthe ei - gen, in den Himmel verſetzt; denn die Geiſter koͤnnen, ehe ihr Jnneres eroͤffnet worden, in den Himmel verſetzt, und in Anſehung deſſen, was die Gluͤckſeligkeit der allda befindlichen betrifft, unterrichtet werden; ich habe geſehen, daß ſie ſo eine halbe Stunde lang ruheten, und hernach in das Aeuſſere, worinnen ſie zuvor waren, wieder fielen, wie auch, daß ſie ſich alsdenn deſſen, was ſie geſehen hatten, wieder erinnerten; ſie ſagten, ſie waͤren unter den Engeln im Himmel geweſen, und haͤtten allda erſtaunliche Dinge geſehen und vernommen, die alle wie von Gold, Silber undEdel -153Vom Himmel. Edelgeſteinen glaͤnzten, in Verwundernswuͤrdi - gen Geſtalten, die ſich wunderbar veraͤnderten; die Engel aber haͤtten ſich nicht ledig lich an dem Aeuſſerlichen dieſer Dinge, ſondern an dem er - goͤtzet, was ſie vorſtellten, welches unausſprech - liche goͤttliche Dinge, und unendliche Weisheiten waͤren, und daruͤber haͤtten ſie eine Freude ge - habt; auſſer unzaͤhlig andern Dingen, wovon nicht einmal der Millionſte Theil durch menſchliche Sprachen auszudruͤcken waͤre, noch in die Be - griffe, worinnen etwas Materielles oder Koͤrper - liches ſey, fallen koͤnnte.

412. Faſt alle, welche in das andere Leben kommen, wiſſen nicht, was die himmliſche Selig - keit und Gluͤckſeligkeit ſey, darum, weil ſie nicht wiſſen, was die innerliche Freude, und wie ſie beſchaffen ſey; ſie haben blos allein von den leiblichen und weltlichen Freuden und Froͤhlichkeiten eine Empfindung; des wegen mey - nen ſie, das, was ſie nicht wiſſen, ſey ein Nichts, da doch die leibliche und weltliche Freuden gar nichts dagegen ſind; damit nun die Frommen, welche nicht wiſſen, was die himmliſche Freude ſey, ſolches wiſſen und erkennen moͤgen, ſo werden ſie zuerſt zu den paradieſiſchen Dingen gebracht, die alle Bilder der Einbildungskraft uͤbertreffen; alsdenn meynen ſie, ſie ſeyen in das himmliſche Paradies gekommen, ſie werden aber belehret, daß dieſes noch nicht die wahre himmliſche Gluͤckſelig - keit ſey; deswegen werden ihnen die innern Freu -K 5dens154Vom Himmel. dens Zuſtaͤnde zu erkennen gegeben, die ſie bis in ihr Jnnerſtes hinein empfinden koͤnnen: von da werden ſie hernach in den Zuſtand des Frie - dens gebracht bis in ihr Jnnerſtes hinein, und ſodann bekennen ſie, daß nichts davon jemalen auszudrucken ſey, noch ſich denken laſſe: und endlich werden ſie in den Zuſtand der Unſchuld, auch bis in ihr innerſtes Gefuͤhl, verſetzt: hier - aus nun wird ihnen zu erkennen gegeben, was ein wahrhaftig geiſtliches und himmliſches Gut ſey.

413. Damlt ich aber wiſſen konnte, was, und wie der Himmel und die himmliſche Freude beſchaffen iſt, ſo wurde mir vom Herrn oft und lange Zeit durch gegoͤnnet, die Lieblichkeiten der himmliſchen Freuden zu empfinden, weil ichs nun aus der lebendigen Erfahrung habe, ſo kann ichs wohl wiſſen, aber niemals beſchreiben: damit man aber nur ein Gedankenbild davon haben moͤge, ſo will ich nur etwas weniges gedenken: es iſt ein Eindruck von unzaͤhligen Annehmlich - keiten und Freuden, welche etwas Allgemeines auf einmal darſtellen, in dieſem Allgemeinen, oder in dieſem allgemeinen Eindruck ſind Zuſam - menſtimmungen von unzaͤhligen Eindruͤcken, welche ſich nicht deutlich, ſondern nur dunkel em - pfinden laſſen, weil es die allgemeinſte Empfin - dung iſt; dennoch wurde mir zu empfinden ge - geben, daß unzaͤhlige Dinge darinnen ſeyen, die alſo geordnet ſind, daß ſie nimmermehr beſchrie - ben werden koͤnnen; dieſe unzaͤhligen Dinge,welcher -155Vom Himmel. welcherley ſie auch ſeyn, flieſſen aus der Ordnung des Himmels: eine ſolche Ordnung iſt in allem und jedem auch in dem Geringſten des Eindrucks, welches nur als ein allgemeinſtes Einzige darge - ſtellt und nach der Faͤhigkeit deſſen, welcher der Gegenſtand iſt, empfunden wird: mit einem Wort, in einem jeden Allgemeinen ſind unendlich viele Dinge in der ordentlichſten Geſtalt, und nichts iſt, das nicht lebe, und reitze, und zwar alles von dem Jnnerſten heraus, denn die himm - liſche Freuden kommen aus dem Jnnerſten. Jch habe auch empfunden, daß die Freude und Won - ne gleich als wie vom Herzen kam, und ſich ſehr ſanft durch alle innerſte Faſern, und von daher in die ſich zuſammen ſammlende Faſern ausgoß, mit einem ſolchen innerſten Gefuͤhl der Annehm - lichkeit, daß eine Faſer nichts als Freude und Wonne war, und eben ſo war auch alle daher ruͤhrende Empfindung und Gefuͤhl, und lebte aus der Gluͤckſeligkeit; die Freude uͤber die leiblichen Wolluͤſte verhaͤlt ſich zu jenen Freuden, wie ein grober und ſtechender Erdſcholl zu der reinen und ſanfteſten Luft. Jch habe bemerkt, daß, wenn ich alle meine Freude in den andern uͤberfloͤßen wollte, an deren Stelle eine innerlichere und vollkommenere Freude, als die vorige war, un - aufhoͤrlich einfloß; und in ſo viel ich dieſes woll - te, in ſo viel floß ſolche ein; ich empfande auch, daß dieſes vom Herrn kam.

414. Welche im Himmel ſind, die gehen beſtaͤndig dem Fruͤhling ihres Lebens entgegen;und156Vom Himmel. und je mehr Jahrtauſende ſie leben, deſto lieb - licher und gluͤckſeliger ihr Fruͤhlingszuſtand wird, und dieſes in Ewigkeit mit beſtaͤndigen Wachs - thum, nach dem Fortgang und den Graden der Liebe, der Liebthaͤtigkeit und des Glaubens. Die - jenigen von dem weiblichen Geſchlecht, welche in einem hohen Alter, und vom Alter ausgezehrt geſtorben ſind, aber in dem Glauben an den Herrn, in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤch - ſten, und in gluͤckſeliger ehelicher Liebe mit dem Mann gelebt haben, kommen mit den Jahren immer mehr und mehr in die Bluͤte der zarten, und erwachſenen Jugend, und in eine ſolche Schoͤnheit, die alle Gedankenbilder von einer Schoͤnheit, die man ſich jemalen durch das Se - hen eindruͤcken mag, uͤberſteigt; denn die Guͤte und thaͤtige Liebe iſt es, welche ſo bildet, und ihres gleichen darſtellet, und macht, daß das An - genehme und Schoͤne der Liebe aus den beſonder - ſten Theilen des Angeſichts heraus leuchtet, ſo daß jene ſelbſt Geſtalten der thaͤtigen Liebe ſind; einige haben ſie geſehen, und ſind daruͤber er - ſtaunt: die Geſtalt der thaͤtigen Liebe iſt ſo be - ſchaffen, daß man im andern Leben ganz lebhaft ſiehet, daß es ſelbſt die thaͤtige Liebe iſt, die da bildet und abgebildet wird, und zwar alſo, daß der ganze Engel, inſonderheit das Angeſicht, gleichſam thaͤtige Liebe iſt, die ſich offenbar ſehen laͤßt und bemerkt wird; wenn dieſe Geſtalt ge - ſehen wird, ſo iſt es eine unausſprechliche Schoͤn - heit, welche unmittelbar das innerſte Leben desGe -157Vom Himmel. Gemuͤths mit thaͤtiger Liebe uͤberſtroͤmt: mit ei - nem Wort, alt werden im Himmel, heißt jung werden: die in der Liebe zum Herrn und in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten gelebt haben, die werden im andern Leben ſolche Geſtalten, oder ſolche Schoͤnheiten; alle Engel ſind dergleichen Geſtalten, und zwar mit einer unzaͤhligen Man - nigfaltigkeit; aus dieſen beſteht der Himmel.

Von der unermeßlichen Groͤße des Himmels.

415. D der Himmel des Herrn unermeß - lich groß iſt, das kann aus ſehr vielem, was in den vorhergehenden Artikeln geſagt und gezeigt worden, offenbar erſehen werden, hauptſaͤchlich daraus, daß der Himmel aus dem menſchlichen Geſchlechte, wie oben Num. 311-317. nachge - leſen werden kann, und nicht allein aus demjeni - gen Geſchlechte, welches innerhalb der Kirche, ſondern auch aus demjenigen, welches auſſerhalb derſelben geboren, Num. 318-328, und alſo aus allen denen iſt, die von der erſten Entſte - hung dieſes Erdballs an geweſen, und in dem Guten gelebt haben. Was fuͤr eine groſſe Men - ge Menſchen auf dieſem ganzen Erdkreis ſey, das kann ein jeder, der von den Theilen, Laͤndern und Reichen etwas weis, von ſelbſt ſchlieſſen; wer eine Berechnung anſtellt, wird inne werden, daß aus dieſer Erde jeden Tag auf viele tauſend,und158Vom Himmel. und alſo innerhalb einem Jahr auf etliche My - riaden oder Millionen Menſchen ſterben, (und dieſes von den erſten Zeiten an, da inzwiſchen etliche tauſend Jahre verfloſſen ſind) die alle nach ihrem Tod in die andere Welt, ſo die geiſtliche Welt genennet wird, gekommen ſind, und unaufhoͤrlich kommen. Wie viel ihrer aber davon Engel des Himmels geworden ſind, und werden, das kann ich nicht ſagen; ſo viel iſt mir geſagt worden, daß es deren zu den al - ten Zeiten. ſehr viel geworden ſind, weil die Menſchen damals innerlicher und geiſtlicher gedacht haben, und daher in himmliſcher Nei - gung geweſen ſind; hingegen in den folgenden Zeiten waͤren es ihrer nicht ſo viele geworden, weil der Menſch mit dem Erfolg der Zeit aͤuſ - ſerlicher wurde, und anfieng, natuͤrlicher zu denken, und daher in irdiſcher Neigung zu ſte - hen. Hieraus kann nun zuerſt erhellen, daß der Himmel blos allein ſchon von den Ein - wohnern dieſer Erde groß ſey.

416. Daß der Himmel des Herrn unend - lich groß ſey, das kann blos allein daraus er - ſehen werden, daß alle Kinder, ſie moͤgen in - nerhalb oder auſſerhalb der Kirche geboren ſeyn, von dem Herrn angenommen, und En - gel werden, deren Anzahl ſich bis auf den vier - ten oder fuͤnften Theil des ganzen menſchlichen Geſchlechts auf dem Erdboden belaͤuft. Daß jedes Kind, es mag, wo es immer wolle, esmag159Vom Himmel. mag innerhalb der Kirche, oder auſſerhalb der - ſelben, es mag von frommen oder von gottlo - ſen Aeltern geboren ſeyn, wenn es ſtirbt, von dem Herrn aufgenommen, und im Himmel er - zogen, wie auch nach der goͤttlichen Ordnung unterrichtet, und zu den Neigungen zum Gu - ten, und durch dieſe zu den Erkaͤnntniſſen des Wahren angewieſen, und hernach, ſo wie es an Erkaͤnntnis und Weisheit vollkommener wird, in den Himmel eingefuͤhret, und ein En - gel werde, das leſe man Num. 329-345; wie groß demnach die Menge der Engel des Himmels, vom Anfang der Schoͤpfung her, bis auf die heutige Zeit, nur allein von den Kindern geworden ſey, kann man leicht ſchlieſſen.

417. Wie unermeßlich groß der Himmel des Herrn ſey, das kann auch daraus erhellen, daß alle Planeten, die in unſrer Sonnen Welt unſern Augen ſichtbar ſind, Erdbaͤlle ſeyen, und daß noch uͤberdieſes unzaͤhlige in dem Welt - all, und alle voller Einwohner ſeyen, von wel - chen ich in einem beſondern Tractat, betittelt: von den Erdbaͤllen in unſrer Sonnen - Welt, gehandelt habe; woraus ich nun die - ſes folgende anfuͤhren will.

Daß mehrere Erdbaͤlle, und auf ihnen Menſchen, und da - her Geiſter und Engel ſeyen, iſt in dem an - dern Leben mehr als zu wohl bekannt; denn es wird einem jeden daſelbſt, der es aus Lie - be zur Wahrheit und um des daher ruͤhren - den160Vom Himmel. den Nutzens willen verlangt, zugelaſſen, mit den Geiſtern andrer Erdbaͤlle zu reden, und ſich daraus von der Vielheit der Welten zu uͤberzeugen, und ſich zu unterrichten, daß naͤm - lich das menſchliche Geſchlecht nicht nur aus einem einzigen, ſondern aus unzaͤhligen Erd - baͤllen ſey. Jch habe etlichemal davon mit den Geiſtern unſrer Erde geredet, und ſie ſagten, daß ein Menſch, der Verſtand hat, aus vielen Dingen, die er weis, auch wiſſen koͤnne, daß es noch mehrere Erdbaͤlle, und auf ihnen Menſchen gebe; denn man kann aus der Vernunft ſchlieſſen, daß ſo groſſe Laſten, wie die Planeten ſind, deren einige an Groͤſ - ſe dieſe Erde uͤbertreffen, nicht leere Klum - pen, noch blos allein dazu erſchaffen ſeyen, daß ſie ſich um die Sonne waͤlzen, und mit ihrem geringen Lichte fuͤr eine einzige Erde leuchten, ſondern daß ihr Nutzen weit herr - licher, als ſo einer ſeyn muͤſſe. Wer nun glaubt, wie es auch ein jeder glauben ſoll, daß Gott dieſes Weltall zu keinem andern Endzweck erſchaffen habe, als daß ein menſch - liches Geſchlecht daſey, und von dieſem der Himmel entſtehe, weil das menſchliche Ge - ſchlecht eine Pflanzſtatt des Himmels iſt, der - ſelbe kann nicht anders, er muß glauben, daß es Menſchen gebe, wo nur irgend eine Erde iſt. Daß die Planeten, welche unſern Augen ſichtbar ſind, weil ſie innerhalb den Grenzen dieſer Sonnenwelt ſind, Erdbaͤlle ſeyen,161Vom Himmel. ſeyen, kann man daraus offenbar einſehen, daß ſie Koͤrper von einer erdigten Materie ſind, weil ſie das Licht der Sonne zuruͤck werfen, und wenn man ſie durch optiſche Glaͤſer betrach - tet, gar nicht wie die Sterne von einer blin - kenden Flamme, ſondern wie Erden dunkelfaͤr - big ausſehen; man kann es auch daraus wiſ - ſen, weil ſie eben ſo, wie unſre Erde, um die Sonne laufen, und in dem Thierkreis fortge - hen, und daher Jahre und Jahrs. Zeiten, als da ſind Fruͤhling, Sommer, Herbſt und Win - ter machen; desgleichen, daß ſie ſich eben ſo, wie unſre Erde, um ihre Are drehen, und daher Tage und Tags-Zeiten, als Morgen, Mittag, Abend und Nacht, machen; und daß noch uͤber - dieſes einige von ihnen Monden haben die man Trabanten nennet, und die ſich nach geſetzen Zei - ten um ihre Erden drehen, wie ſich der Mond um die unſrige drehet; und daß der Planet Saturn, weil er am weiteſten von der Sonne entfernt iſt, eben auch einen groſſen leuchtenden Ring hat, der dieſem Erdball vieles, obwohl zuruͤckprallendes Licht, zuwirft. Wie kann wohl jemals einer, der dieſes weis, und ver - nuͤnftig bedenkt, vorgeben, daß dieſes leere Koͤrper ſeyen? Ueberdieſes habe ich mit den Geiſtern geredet, daß ein Menſch daraus glau - ben koͤnne, daß in dem Weltall mehrere Erden als eine einzige ſeyn, weil der geſtirnte Him - mel ſo unermeßlich groß, und ſo unzaͤhlig viele Sterne darinnen ſeyen, deren ein jeder an ſei -Sw. Sch. II. Th. L nem162Vom Himmel. nem Ort oder in ſeiner Welt eine Sonne iſt, wie unſere Sonne, in verſchiedener Groͤſſe: wer es recht bedenkt, der ſchließt, daß dieſes ſo unermeßliche Ganze nichts anders, als ein Mittel zum letzten Endzweck der Schoͤpfung ſeyn koͤnne, welcher Endzweck das himmliſche Reich iſt, worinnen Gott mit den Engeln und Menſchen wohnen kann; denn die weite ſicht - bare Welt, oder der Himmel, der von ſo vie - len unzaͤhligen Sternen erleuchtet iſt, welches eben ſo viele Sonnen ſind, iſt nur ein Mittel, daß Erdbaͤlle, und auf ihnen Menſchen da ſeyn, aus welchen das himmliſche Reich beſtehet. Hieraus kann ein vernuͤnftiger Menſch nicht an - ders denken, als daß ein ſo unermeßliches Mit - tel zu einem ſo groſſen Endzweck nicht fuͤr das menſchliche Geſchlecht einer einzigen Erde ge - macht ſey; was waͤre dieſes auf Seiten Got - tes, des Unendlichen, vor dem tauſend, ja Millionen Erdbaͤlle, und noch dazu alle voller Einwohner, wenig oder gar nichts ſind? Es giebt Geiſter, deren einzige Bemuͤhung dahin gehet, ſich Erkaͤnntniſſe zu erwerben, weil ſie lediglich daran ein Vergnuͤgen haben, derowe - gen iſt es dieſen Geiſtern erlaubt, herum zu ſchweifen, und auch auſſerhalb dieſer Sonnen - Welt in andre zu gehen, und ſich Kenntniſſe zu verſchaffen: dieſe ſagten, daß nicht allein in dieſer Sonnen-Welt, ſondern auch auſſer derſelben, in dem Sternen-Himmel, Erd - baͤlle, auf welchen Menſchen ſind, in unermeß - lich163Vom Himmel. lich groſſer Anzahl ſeyen: dieſe Geiſter ſind aus dem Planeten Mercur. Man hat ausgerech - net, daß, wenn zehnmal hundert tauſend Erd - baͤlle in dem Weltall waͤren, und auf einem jeden Erdball drey hundert tauſendmal tauſend oder drey hundert Millipnen Menſchen, und zwey hundert Generationen innerhalb ſechs tauſend Jahren, und wenn einem jeden Men - ſchen oder Geiſt drey cubiſche Ellen Raum an - gewieſen wuͤrde; ſo wuͤrde die Anzahl ſo vieler Menſchen oder Geiſter, wenn ſie in eine einzige Summe gebracht wuͤrde, doch nicht den Raum*)Anmerk. des Ueberſetzers. Jn dem Tractat ſelber, Num. 126 heißt es: nicht den Raum des taudſenſten Theils dieſer Erde, alſo etwa den Raum eines Trabanten ꝛc. unſers Erdballs, und kaum etwas mehr, als den Raum eines Trabanten um die Planeten, erfuͤllen, welches in dem Weltall ein Raum von einer unmerklichen Kleinheit waͤre, denn ein Trabant iſt vor dem bloßen Augen kaum ſichtbar: was iſt demnach dieſes fuͤr den Schoͤ - pfer des ganzen Weltalls, dem es noch lange nicht genug ſeyn wuͤrde, wenn auch das ganze Weltall voll waͤre, denn er iſt unendlich. Hier - von habe ich mit den Engeln geredet, welche ſagten, daß ſie ein gleiches Gedankenbild von der Wenigkeit des menſchlichen Geſchlechts inL 2 Ruͤck -164Vom Himmel. Ruͤckſicht auf die Unendlichkeit des Schoͤpſers haͤtten, daß ſie aber dennoch nicht aus den Raͤu - men, ſondern aus den Zuſtaͤnden daͤchten, und daß nach ihrem Gedankenbild ſo viel Millionen Erdbaͤlle, als man irgend denken koͤnnte, den - noch gar nichts gegen den Herrn ſeyen.

Von den Erdbaͤllen in dem Weltall, und von ihren Einwohnern und den daher ruͤhrenden Gei - ſtern und Engeln, leſe man in obgedachten Tractat: die Dinge, ſo darinnen ſind, ſind mir geoffenbaret und gezeigt worden, zu dem Ende, damit man wiſſen moͤge daß der Himmel des Herrn unermeßlich groß, und ganz und gar aus dem menſchlichen Geſchlechte ſey; wie auch, daß unſer Herr allenthalben fuͤr den Gott des Himmels und der Erde erkannt werde.

418. Daß der Himmel des Herrn unermeß - lich groß ſey, kann auch daraus erhellen, daß der Himmel im ganzen Jnbegriff einen einzigen Menſchen vorſtellet, und auch mit allen und jeden Theilen des Menſchen uͤbereinſtimmet, und daß dieſe Uebereinſtimmung nimmermehr voll wer - den kann, weil nicht nur mit allen Gliedern, Werk - zeugen und Eingeweiden des Leibes uͤberhaupt, ſondern auch insbeſondere mit allen und jeden al - lerkleinſten Eingeweiden und Werkzeugen, welche innerhalb denſelben befindlich, ja mit allen Gefaͤſ - ſen und Faſern eine Uebereinſtimmung iſt; und nicht nur mit denen, ſondern auch mit den we - ſentlichen werkzeuglichen Theilen, welche von in -nen165Vom Himmel. nen den Einfluß des Himmels empfangen, wo - her bey dem Menſchen die innere Wuͤrkſamkei - ten kommen, die zu den Wuͤrkungen ſeiner Seele dienen; denn was innerlich in dem Menſchen entſteht, das entſteht in den weſentlichen For - men oder Geſtalten, denn was nicht in dieſen weſentlichen Geſtalten, als den Unterlagen, das Daſeyn hat, das iſt ein Nichts: alle dieſe Un - terlagen ſtimmen mit dem Himmel uͤberein, wie man aus dem Artikel erſehen kann, wo von der Uebereinſtimmung aller Dinge des Himmels mit alle dem, was zum Menſchen gehoͤret, Num. 87-102 gehandelt worden: dieſe Uebereinſtim - mung kann nimmermehr voll gemacht werden, denn je mehr es engliſche Vergeſellſchaftungen giebt, die mit einem gewiſſen Glied uͤbereinſtim - men, deſto vollkommener wird der Himmel; denn alle Vollkommenheit in den Himmeln waͤchſet nach der Vielheit: die Urſache, daß die Voll - kommenheit in den Himmeln nach der Vielheit waͤchſet, iſt dieſe, weil allda ein einziger End - zweck auf alle geht, und alle einmuͤthig auf dieſen Endzweck ſehen; dieſer Endzweck iſt das allge meine Wohl, wenn dieſes regieret, ſo flieſſet auch von dem allgemeinen Wohl allen und jeden Gutes zu, und von dem Wohl aller und jeder fließt Gutes auf das allgemeine; dieſes geſchie - het, weil der Herr alle die, ſo im Himmel ſind, zu Sich kehret, man leſe im 1ſten Theil Num. 123, und weil er dadurch machet, daßL 3ſie166Vom Himmel. ſie in Jhm ein Einziges ſeyen. Daß durch die Einmuͤthigkeit und Eintracht mehrerer, die aus einem ſolchen Urſprung, und in einem ſol - chen Band iſt, die Vollkommenheit herfuͤrge - bracht werde, kann ein jeder aus der Vernunft, wenn ſie nur einigermaßen erleuchtet iſt, gar wohl einſehen.

419. Mir iſt auch die Ausbreitung des be - wohnten, und auch des unbewohnten Himmels zu ſehen gegeben worden, und ich ſahe, daß die Ausbreitung des unbewohnten Himmels ſo groß war, daß ſie in Ewigkeit nicht voll werden koͤnn - te, wenn auch viele Millionen Erdbaͤlle, und auf jedem Erdball eine ſo groſſe Menge Menſchen, als auf unſerem, waͤren; hiervon kann auch in der obgedachten Abhandlung von den Erd - baͤllen in dem Weltall Num. 168 nachgele - ſen werden.

420. Es ſtehen einige in der Meinung, der Himmel ſey nicht groß, ſondern klein; dieſes kommt aber daher, weil ſie einige Stellen in dem Wort blos nach deſſen buchſtaͤblichen Sinn verſtanden haben, als wie diejenigen Stellen, wo es heißt, daß nur die Armen; wie auch, daß weiter keine, als die Auserwaͤhlten; und daß nur allein die, ſo ſich innerhalb der Kirche be - finden, nicht aber die, ſo auſſerhalb derſelben ſind; ingleichen, daß nur allein diejenigen, fuͤrwelche167Vom Himmel. welche der Herr Fuͤrſprache thaͤte, in den Him - mel kaͤmen; ferner, daß der Himmel, wenn er voll ſey, zugeſchloſſen werde, und daß dieſe Zeit voraus beſtimmt worden ſey: allein, daß der Himmel nimmermehr zugeſchloſſen wird, und daß gar keine Zeit voraus beſtimmt, auch keine Menge beſtimmt worden iſt; und daß diejenigen, welche in dem Leben des Guten und Wahren ſind, Auserwaͤhlte heißen; wie auch, daß diejenigen, ſo nicht in den Kenntniſſen des Guten und Wah - ren ſind, aber doch nach ſolchen ein Verlangen haben, Arme heißen, und auch aus dieſem Ver - langen Hungrige genennet werden, von dem al - len, ſage ich, wiſſen jene obgedachte nichts. Die alſo aus dem Wort, das ſie nicht verſtanden, die Meinung gefaſſet haben, der Himmel ſey klein, die wiſſen auch nicht anders, als ſey der Himmel an einem einzigen Ort, wo der Sam - melplatz fuͤr alle ſey, da doch der Himmel aus unzaͤhligen Geſellſchaften beſtehet, wie man im erſten Theil Num. 41-50 nachleſen kann; ja ſie wiſſen auch nicht anders, als daß ein jeder den Himmel aus unmittelbarer Barmherzigkeit be - komme, und daß er alſo weiter nichts ſey, als aus Wohlgefallen hineingelaſſen und aufgenom - men werden; ſie ſehen auch gar nicht ein, daß der Herr aus Barmherzigkeit einen jeden fuͤhre, der Jhn aufnimmt, und daß Jhn nur derjenige aufnehme, welcher ein Leben nach den Geſetzen der goͤttlichen Ordnung fuͤhret, welches die Ge - bote der Liebe und des Glaubens ſind, und daßL 4von168Vom Himmel. von der Kindheit an, bis zum letzten Le - bensziel in der Welt, und hernach in Ewigkeit vom Herrn auf dieſe Weiſe gefuͤhret werden, ſolches dieſe Barmherzigkeit ſey, welche hier verſtanden wird: ſie muͤſſen dem - nach wiſſen, daß ein jeder Menſch zum Himmel geboren wird, und daß derjenige, welcher in der Welt den Himmel inwendig in ſich aufnimmt, auch in den Himmel aufgenommen, derjenige aber, welcher ihn nicht inwendig in ſich aufnimmt, von ſelbigem ausgeſchloſſen wird.

Ende des Abſchnitts vom Himmel.

Von[169]

Von der Geiſterwelt und von dem Zuſtand des Menſchen nach dem Tod. Frankfurt am Mayn, zu finden bey dem Commercienrath Daniel Chriſtian Hechtel, 1776.

[170]171

Was die Geiſterwelt ſey.

421.

Die Geiſterwelt iſt nicht der Himmel, und iſt auch nicht die Hoͤlle, ſondern ſie iſt der mittlere Ort oder Zuſtand zwiſchen beyden; denn dahin kommt der Menſch nach dem Tod zuerſt, und wird hernach, wenn die Zeit ſeines Aufenthalts allda, die ſich nach Beſchaffenheit ſeines in der Welt gefuͤhrten Lebens verhaͤlt, vollendet iſt, entweder in den Himmel erho - ben, oder in die Hoͤlle geworfen.

422. Die Geiſterwelt iſt der mittlere Ort zwiſchen Himmel und Hoͤlle, und iſt auch der mittlere Zuſtand des Menſchen nach dem Tod; daß ſie der mittlere Ort ſey, iſt mir daraus offenbar worden, daß die Hoͤl - len unten, und die Himmel oben ſind; und daß ſie der mittlere Zuſtand ſey, daraus, daß der Menſch, ſo lange er daſelbſt iſt, noch nicht im Himmel, und auch nicht in der Hoͤlle iſt. Der himmliſche Zuſtand des Menſchen iſt die bey ihm befindliche Verbindung des Guten mit dem Wahren, und der hoͤlliſche Zuſtand iſt die bey ihm befindliche Verbindung des Boͤſen mit dem Falſchen: wenn alſo bey dem Geiſt -M 2Men -172Von der Geiſterwelt. Menſchen das Gute mit dem Wahren verbun - den iſt, ſo kommt er alsdenn in den Himmel, weil dieſe Verbindung, wie ich geſagt habe, ſein Himmel iſt; wenn aber bey dem Geiſt - Menſchen das Boͤſe mit dem Falſchen verbun - den iſt, ſo kommt er alsdenn in die Hoͤlle, weil dieſe Verbindung ſeine Hoͤlle iſt; dieſe Ver - bindung geſchiehet in der Geiſterwelt, weil der Menſch ſodann in einem mittlern Zuſtand iſt. Es iſt gleich viel, ob man ſage, die Verbin - dung des Verſtandes mit dem Willen, oder ob man ſage, die Verbindung des Wahren mit dem Guten.

423. Zu allererſt ſoll hier etwas von der Verbindung des Verſtandes mit dem Willen, und von gleicher Verbindung derſelben mit dem Guten und Wahren, weil dieſe Verbin - dung in der Geiſterwelt geſchiehet, geſagt wer - den. Der Menſch hat einen Verſtand und hat einen Willen, der Verſtand empfaͤngt das Wahre, und wird aus ſolchem gebildet, und der Wille empfaͤngt das Gute, und wird auch aus dieſem gebildet; was dahero der Menſch verſtehet und von daher denket, daß heißt er Wahrheit, und was der Menſch will und von daher denket, das nennet er gut: aus dem Verſtand kann der Menſch denken, und daher deutlich inne werden, was wahr ſey, und auch was gut ſey; dennoch aber den - ket er aus dem Willen kein Gutes, wofern ernicht173Von der Geiſterwelt. nicht das Wahre will und ſolches thut; wenn er das Wahre will aus dem Wollen ſolches thut, ſo iſt alsdenn ſowohl im Verſtand als im Willen, und mithin in dem Menſchen Gu - tes, denn weder der Verſtand allein, noch der Wille allein, machet einen Menſchen aus, ſon - dern der Verſtand und Wille auf einmal zu - gleich; was dahero in deyden iſt, das iſt in dem Menſchen, und iſt ihm eigen worden; was nur im Verſtand iſt, das iſt zwar bey dem Menſchen, aber nicht in ihm, es iſt nur etwas von ſeinem Gedaͤchtnis, und etwas von ſeiner Wiſſenſchaft im Gedaͤchtnis, woran er denken kann, wenn er nicht in ſich, ſondern auſſer ſich bey andern iſt, wovon er alſo reden und dar - uͤber vernuͤnfteln, und wornach er auch ſeine Neigungen und Geberden verſtellen kann.

424. Daß der Menſch aus dem Verſtand, und nicht zugleich aus dem Willen denken kann, iſt zu dem Ende vorgeſehen worden, daß er wieder umgebildet werden koͤnne, denn der Menſch wird durch das Wahre umgebildet, und das Wahre iſt, wie ich geſagt habe, fuͤr den Verſtand: denn der Menſch wird, was den Willen betrift, in alles Boͤſe geboren, da - her will er aus ſich ſelbſt keinem, als nur ſich ſelber wohl, und wer ſich allein wohl will, der hat an dem Boͤſen, das andern, infonderheit ſeinetwegen geſchieht, ein Vergnuͤgen; denn er will die Guͤter aller andern, es ſeyen gleichM 3Ehren -174Von der Geiſterwelt. Ehrenſtellen oder Vermoͤgen, an ſich bringen, und ſo viel er dieſes bewerkſtelligen kann, hat er eine innerliche Freude: damit nun dieſes Wollen verbeſſert und umgeſchmolzen werde, ſo iſt dem Menſchen gegeben, daß er das Wah - re verſtehen, und dadurch die Neigungen zum Boͤſen, die aus dem Willen herflieſſen, baͤndi - gen koͤnne: daher kommt es, daß der Menſch aus dem Verſtand das Wahre denken, und ſolches auch reden und thun kann, dennoch aber kann er ſolches nicht eher aus dem Willen den - ken, als bis er ein ſolcher iſt, daß er es aus ſich, das iſt, aus dem Herzen will und thut: wenn nun der Menſch ein ſolcher iſt, ſo iſt alsdenn dasjenige, was er aus dem Verſtand denket, ſeinem Glauben, und was er aus dem Willen denket, ſeiner Liebe eigen, weswegen ſich alsdenn bey ihm Glaube und Liebe, gleich - wie Verſtand und Wille, mit einander verbinden.

425. Um ſo viel demnach das Wahre des Verſtandes mit dem Guten des Willens ver - bunden iſt, um ſo viel alſo der Menſch das Wahre will und aus dem Wollen ſolches thut, in ſo viel hat der Menſch den Himmel in ſich, weil die Verbindung des Guten mit dem Wah - ren, wie oben gemeldet worden, der Himmel iſt; um ſo viel aber das Falſche des Verſtan - des mit dem Boͤſen des Willens verbunden iſt, in ſo viel hat der Menſch die Hoͤlle in ſich, weil die Verbindung des Falſchen mit dem Boͤ -ſen175Von der Geiſterwelt. ſen die Hoͤlle iſt; um ſo viel aber das Wah - re des Verſtandes nicht mit dem Guten des Willens verbunden iſt, in ſo viel iſt der Menſch in dem mittlern Zuſtand: heut zu Tage iſt faſt ein jeder Menſch in einem ſolchen Zuſtand, daß er das Wahre weis, und aus dem Wiſſen und auch aus dem Verſtand ſolches denket, und entweder viel, oder wenig, oder gar nichts davon ausuͤbt, oder wohl gar aus Liebe zum Boͤſen und aus dem daher ruͤh - renden Glauben an das Falſche, darwider han - delt; damit er nun entweder den Himmel oder die Hoͤlle habe, ſo wird er nach dem Tod zuerſt in die Geiſterwelt gefuͤhret, und allda geſchie - het bey denen, ſo in den Himmel zu erheben ſind, die Verbindung des Guten mit dem Wahren, hingegen bey denen, ſo in die Hoͤlle zu werfen ſind, die Verbindung des Boͤſen mit dem Falſchen: denn es darf weder einer im Himmel, noch einer in der Hoͤlle ein zertheil - tes Gemuͤth haben, naͤmlich anders denken und anders wollen, ſondern was einer will, das muß er verſtehen, und was einer verſtehet, das muß er wollen; wer dahero im Himmel das Gute will, der muß das Wahre verſtehen, und wer in der Hoͤlle das Boͤſe will, der muß das Falſche verſtehen; derohalben wird in der Geiſterwelt bey den Guten das Falſche aus dem Wege geraͤumt, und ihnen das Wahre gegeben, das mit ihrem Guten uͤbereinkommt und ſol - chem gemaͤß iſt, bey den Boͤſen aber wird da -ſelbſt176Von der Geiſterwelt. ſelbſt das Wahre weggeſchaft, und ihnen das Falſche gegeben, das ſich zu ihrem Boͤſen ſchi - cket und ſolchem gemaͤß iſt. Hieraus erhel - let, was die Geiſterwelt ſey.

426. Jn der Geiſterwelt iſt eine groſſe An - zahl, weil da der erſte Sammelplatz fuͤr alle iſt, und allda alle ausgeforſchet und zubereitet werden: ihr Aufenthalt allda iſt von keinem feſtgeſetzten Ziel; einige kommen kaum hinein, und werden gleich entweder in den Himmel er - hoben, oder in die Hoͤlle hinabgeworfen; eini - ge bleiben nur etliche Wochen da; einige auf viele Jahre, aber nicht uͤber dreyßig: die Ver - ſchiedenheiten des Auffenthalts kommen daher, daß das Jnnere und Aeuſſere des Menſchen entweder uͤbereinſtimmet oder nicht uͤbereinſtim - met. Wie aber der Menſch in der Geiſterwelt von einem Zuſtand in den andern gefuͤhret, und zubereitet werde, ſoll nun im folgenden gemeldet werden.

427. So bald die Menſchen nach dem Tod in die Geiſterwelt kommenn, ſo werden ſie vom Herrn ſehr wohl unterſchieden, die Boͤ - ſen werden gleich mit einer hoͤlliſchen Geſell - ſchaft verknuͤpft, als wie ſie in der Welt in Anſehung der herrſchenden Liebe in einer gewe - ſen ſind, und die Guten werden alsbald mit einer himmliſchen Geſellſchaft verbunden, als - wie ſie auf der Welt in Anſehung der Lieb -thaͤtig -177Von der Geiſterwelt. thaͤtigkeit und des Glaubens in einer gelebt ha - ben. Ob ſie aber gleich alſo unterſchieden ſind, ſo kommen ſie doch in dieſer Geiſterwelt zuſammen, und alle, die gute Freunde und Be - kannte bey Leibes Leben geweſen, vornehmlich Weiber und Maͤnner, und auch Bruͤder und Schweſtern, reden mit einander, wenn ſie es begehren: ich habe geſehen, daß ein Vater mit ſechs Soͤhnen geredet, und ſie gekannt hat; und viele andre mit ihren Schwaͤgern und Freunden; weil ſie aber aus dem Leben in der Welt unterſchiedliche Gemuͤther hatten, ſo wurden ſie nach einer kurzen Zeit von einander getrennt. Welche hingegen aus der Geiſter - welt in den Himmel, und welche in die Hoͤlle kommen, die ſehen hernach einander nicht mehr, und kennen einander nicht, auſſer wenn ſie glei - chen Gemuͤthes aus gleicher Liebe ſind; die Urſache, daß ſie in der Geiſterwelt, aber nicht im Himmel und in der Hoͤlle einander ſehen, iſt dieſe, weil die, ſo in der Geiſterwelt ſind, in eben die Zuſtaͤnde, die ſie bey Leibes Leben gehabt haben, und zwar von einem in den an - dern, gebracht werden; hernach aber werden alle in einen beſtaͤndigen oder dauerhaften Zu - ſtand gebracht, der dem Zuſtand ihrer herrſchen - den Liebe gleich iſt, in welchem einer den andern nur aus der Gleichheit der Liebe kennet, denn die Gleichheit, wie N. 41-50. gezeigt worden, verbindet und die Ungleichheit zertrennet.

Sw. Sch. II. Th. N428. Gleich -178Von der Geiſterwelt.

428. Gleichwie die Geiſterwelt der mittle - re Zuſtand zwiſchen Himmel und Hoͤlle bey dem Menſchen iſt, alſo iſt ſie auch der mittlere Ort; unten ſind die Hoͤllen, und oben ſind die Him - mel. Gegen dieſe Geiſterwelt zu ſind alle Hoͤllen verſchloſſen, ſie ſtehen nur durch Loͤcher und Ritze als wie Felſenritze, und durch Oeff - nungen in der Breite hin offen, welche aber bewahret ſind, damit keiner heraus gehen moͤ - ge, es ſey denn, daß es ihm erlaubt worden, welches auch geſchiehet, wenn es einige Noth - wendigkeit, von welcher im folgenden wird ge - redet werden, erfordert. Der Himmel iſt auch allenthalben verſchloſſen, und es iſt zu keiner himmliſchen Geſellſchaft ein offener Zugang, auſſer durch einen engen Weg, deſſen Eingang auch bewahret iſt: jene Ausgaͤnge und dieſe Eingaͤnge ſind es, welche in dem Wort Pforten und Thuͤren der Hoͤlle und des Him - mels genennet werden.

429. Die Geiſterwelt erſcheinet wie ein Thal zwiſchen Bergen und Felſen, das hie und da Vertiefungen und Erhoͤhungen hat. Die Pforten und Thuͤren zu den himmliſchen Geſellſchaften ſind ſonſt keinen, als nur denen ſichtbar, welche zum Himmel zubereitet ſind, und werden auch von keinen andern gefunden; zu einer jeden Geſellſchaft geht von der Gei - ſterwelt ein einziger Eingang heraus, hinter dieſem ein einziger Weg, der ſich aber auf -waͤrts179Von der Geiſterwelt. waͤrts in mehrere zertheilet. Die Thoren und Thuͤren zu den Hoͤllen ſind auch ſonſt keinen, als nur denen ſichtbar, welche hinein gehen ſollen, denen werden ſie ſodann eroͤffnet, und wenn ſie eroͤffnet ſind, ſo erſcheinen ſchwarz - dunkele und gleichſam rußige Hoͤhlen, die ſchief abwaͤrts in die Tiefe gehen, wo wieder mehre - re Thuͤren ſind: durch dieſe Hoͤhlen werden abſcheuliche Geruͤche und Geſtank ausgeduͤnſtet, welche die guten Geiſter fliehen, weil ſie ihnen zuwider ſind, die boͤſen Geiſter hingegen ſind hoͤchſt begierig darnach, weil ſie ſich daran er - goͤtzen; denn gleichwie ſich ein jeder an ſeinem Boͤſen in der Welt ergoͤtzet hat, alſo ergoͤtzet er ſich auch nach dem Tod an dem Geſtank, mit welchem ſein Boͤſes uͤbereinſtimmet; dieſe koͤn - nen hierinnen den Voͤgeln und Raubthieren verglichen werden, als den Raben, Woͤlfen und Schweinen, die, ſobald ſie den Geſtank der Luderaͤſer und des Unflats vermerken, ſol - chen nachfliegen und nachlaufen: ich hoͤrte ei - nen uͤberlaut ſchreyen gleichwie aus der innig - ſten Pein, da ihn ein aus dem Himmel aus - fließender Hauch getroffen; hiengegen rief er Ruhe und Freude aus, da ihn ein aus der Hoͤlle einfließender Dunſt getroffen hatte.

430. Es ſind auch bey einem jeden Men - ſchen zwey Pforten, davon eine gegen die Hoͤlle zu offen ſtehet, und dem Boͤſen und dem daher ruͤhrenden Falſchen eroͤffnet iſt, die andereN 2Pforte180Von der Geiſterwelt. Pforte ſtehet gegen den Himmel zu offen, und iſt dem Guten und dem daher ruͤhrenden Wah - ren eroͤffnet; die Pforte der Hoͤlle iſt denen er - oͤffnet, welche in dem Boͤſen und in dem daher ruͤhrenden Falſchen ſtehen, und es fließet nur durch Ritze von oben her etwas Licht aus dem Himmel ein, durch welchen Einfluß der Menſch denken, ſchließen und reden kann; die Pforte des Himmels aber iſt denen eroͤffnet, welche in dem Guten und in dem daher ruͤhrenden Wahren ſind: denn es ſind zwey Wege, die zu den vernuͤnftigen Gemuͤth des Menſchen fuͤhren, der obere oder innere Weg, durch welchen das Gute und Wahre von dem Herrn eingehet, und der untere oder aͤuſſere Weg, durch welchen das Boͤſe und Falſche von der Hoͤlle mit unter eingehet; das vernuͤnftige Ge - muͤth ſelber iſt in der Mitte, und zu dieſem zielen die Wege; um ſo viel es daher des Lich - tes aus dem Himmel bey ſich einlaͤßt, in ſo viel iſt der Menſch vernuͤnftig, um ſo viel es aber deſſelben nicht einlaͤßt, in ſo viel iſt er nicht vernuͤnftig, er mag ſich ſelber vorkom - men, wie er will. Dieſes habe ich deswegen geſagt, damit man auch wiſſen moͤge, wie der Menſch mit dem Himmel und mit der Hoͤlle uͤbereinſtimmet; ſo lange ſein vernuͤnftiges Gemuͤth noch gebildet wird, ſtimmet es mit der Geiſterwelt uͤberein; was uͤber dieſem Gemuͤth iſt, ſtimmet mit dem Himmel uͤber - ein, und was unter ihm iſt, mit der Hoͤlle;bey181Von der Geiſterwelt. bey denen, ſo zum Himmel zubereitet werden, wird dasjenige, was uͤber dem vernuͤnftigen Gemuͤth iſt, eroͤffnet, und was unter ihm iſt, wird fuͤr den Einfluß des Boͤſen und Fal - ſchen verſchloſſen; hingegen bey denen, ſo zur Hoͤlle zubereitet werden, wird dasjenige, was unter dem vernuͤnftigen Gemuͤth iſt, er - oͤffnet, und was uͤber ihm iſt, wird fuͤr den Einfluß des Guten und Wahren verſchloſſen; dieſe koͤnnen daher nicht anders, als unter ſich, das iſt, zur Hoͤlle ſehen, jene aber koͤnnen nicht anders, als uͤber ſich, das iſt, gen Himmel ſehen: uͤber ſich ſehen, heißt: auf den Herrn ſehauen, weil Er der allgemeine Mittelpunkt iſt, auf welchen alle Dinge des Himmels ſe - hen; aber unter ſich ſehen, heißt: ruͤckwaͤrts von dem Herrn weg und auf den entgegenſtehen - den Mittelpunkt ſehen, wohin alle Dinge der Hoͤlle ſehen und wohin ſie ſich neigen, man le - ſe Num. 123-124.

431. Jn dem vorhergehenden (Abſchnitt vom Himmel) habe ich da, wo von Geiſtern die Rede iſt, diejenigen, welche in der Gei - ſterwelt ſind, aber da, wo von Engeln die Rede iſt, diejenigen verſtanden, ſo im Him - mel ſind.

N 3Daß182Von der Geiſterwelt.

Daß ein jeder Menſch in Anſe - hung ſeines Jnnern ein Geiſt ſey.

432. Wer recht auf ſich Acht giebt, kann wiſ - ſen, daß nicht der Leib denket, weil er materiell iſt, ſondern die Seele, weil ſie geiſtlich iſt; die Seele des Menſchen, von deren Unſterb - lichkeit ſehr viele geſchrieben haben, iſt ſein Geiſt, denn dieſer iſt in Anſehung alles deſſen, was ihm zukommt, unſterblich; dieſer iſt es auch, der in dem Leibe denket, denn er iſt geiſtlich, und das Geiſtliche nimmt Geiſtliches an, und lebet geiſtlich, welches denken und wollen iſt; alles vernuͤnftige Leben alſo, das an dem Leib zum Vorſchein kommt, kommt dem Geiſt, dem Leib aber gar keins zu; denn der Leib, wie kurz vorher gemeldet worden, iſt materiell, und das Materielle, ſo das Eigen - thuͤmliche des Leibes iſt, iſt dem Geiſt zugege - ben und ihm faſt wie beygefuͤgt, deswegen da - mit der Geiſt des Menſchen in der natuͤrlichen Welt, in welcher alle Dinge materiell und an ſich ſelbſt leblos ſind, leben und Nutzen wuͤr - ken koͤnne; und weil das Materielle gar nicht lebet, ſondern nur allein das Geiſtliche, ſo kann nun offenbar ſeyn, daß alles, was bey dem Menſchen Leben hat, ſeinem Geiſt zukom - me, und daß der Leib blos allein dem Geiſte diene, gaͤnzlich ſo, als wie ein Werkzeug einer lebendigen bewegenden Kraft dienet: man ſagtzwar183Von der Geiſterwelt. zwar von einem Werkzeug, daß es wuͤrke, be - wege, oder ſchlage, aber zu glauben, daß die - ſes dem Werkzeug, und nicht demjenigen zu - komme, welcher durch ſolches wuͤrket, beweget und ſchlaͤgt, das waͤre eine Betruͤglichkeit.

433. Weil alles, was in dem Leibe lebt, und aus dem Leben wuͤrket und ein Gefuͤhl hat, einig und allein dem Geiſt, dem Leib aber gar nichts zukommt, ſo folget, daß der Geiſt der Menſch ſelber ſey; oder welches gleich viel iſt, daß der Menſch in ſich betrachtet ein Geiſt ſey, und auch in gleicher Geſtalt, denn alles, was in dem Menſchen lebet und empfindet, kommt ſeinem Geiſt zu, und in dem Menſchen, von ſeinem Haupt an bis zu ſeiner Fußſole, iſt nicht das mindeſte, das nicht Leben und Gefuͤhl habe, daher kommt es nun, daß, wenn der Leib von ſeinem Geiſt getrennet wird, wel - ches man ſterben nennet, der Menſch dennoch ein Menſch bleibet, und lebet. Jch habe aus dem Himmel gehoͤret, daß einige Geſtorbene, wenn ſie auf der Todtenbahre liegen, noch ehe ſie auferwecket worden, in ihrem kalten Leibe auch noch denken, und nicht anders wiſſen, als lebten ſie noch, aber mit dem Unterſchied, daß ſie nicht ein einziges materielles Theilgen, das dem Leib zugehoͤret, bewegen koͤnnen.

434. Der Menſch kann unmoͤglich denken, und wollen, wofern er nicht die weſentlicheN 4Unter -184Von der Geiſterwelt. Unterlage iſt, aus welcher und in welcher er denket und will; was ohne weſentliche Unter - lage das Daſeyn haben ſoll, das iſt ein Nichts: dieſes kann daraus erkannt werden, daß der Menſch ohne das Werkzeug, welches die Unter - lage ſeines Sehens iſt, nicht ſehen, und ohne das Werkzeug, welches die Unterlage ſeines Gehoͤrs iſt, nicht hoͤren kann. Das Sehen und Hoͤren ohne dieſe Werkzeugliche Unterla - gen iſt ein Nichts, und eine Unmoͤglichkeit; alſo koͤnnte auch das Denken, ſo das innerli - che Sehen iſt, und das Empfinden, ſo das innerliche Gehoͤr iſt, ganz und gar kein Daſeyn haben, wenn nicht dieſes Sehen und dieſes Hoͤren in weſentlichen werkzeuglichen Geſtal - ten, welches die Unterlagen ſind, waͤre und daraus herkaͤme; hieraus kann nun offenbar erhellen, daß der Geiſt des Menſchen, wenn er von dem Leibe getrennt iſt, eben auch in ei - ner Geſtalt ſey, und daß er in menſchlicher Geſtalt ſey, und eben ſo wohl ſinnliche Werk - zeuge und Sinnen habe, als wie, da er in dem Leibe geweſen; ferner, daß alles Leben der Au - gen, und alles Leben der Ohren, mit einem Wort, alles Leben der Sinne, die der Menſch hat, nicht ſeinem Leib, ſondern ſeinem Geiſt zukomme, der in dieſen Sinnen, ja in den al - lerbeſonderſten Theilgen derſelben iſt; daher kommt es, daß die Geiſter eben ſo wohl, als die Menſchen, ſehen, hoͤren und fuͤhlen, aber nach der Trennung von dem Leibe nicht in dernatuͤr -185Von der Geiſterwelt. natuͤrlichen, ſondern in der geiſtlichen Welt; daß der Geiſt, da er in dem Leibe geweſen, auf na - tuͤrliche Weiſe empfunden hat, geſchahe durch das ihm zugegebene Materielle, dennoch aber hat er damals auch zugleich auf geiſtliche Weiſe empfun - den, naͤmlich durch das Denken und Wollen.

435. Dieſes iſt deswegen geſagt worden, da - mit der vernuͤnftige Menſch uͤberzeugt werden moͤge, daß der Menſch an und fuͤr ſich betrachtet ein Geiſt ſey, und daß das Leibliche, welches ihm nur wegen der Verrichtungen in der natuͤrlichen und materiellen Welt zugegeben worden, nicht der Menſch, ſondern nur das Werkzeugliche ſeines Geiſtes ſey. Allein die Beſtaͤtigungen aus der Erfahrung haben einen ſtaͤrkern Nach - druck, weil das Vernuͤnftige von den mehreſten nicht gefaſſet, und von denen, welche ſich im Ge - gentheil beſtaͤrkt haben, durch die von den Be - truͤglichkeiten der Sinnen herruͤhrende Vernunft - ſchluͤſſe in Zweifel gezogen wird. Die ſich im Gegentheil befeſtiget haben, die denken gemeinig - lich, die unvernuͤnftigen Thiere haͤtten ebenfalls Leben und Sinne, und alſo haͤtten ſie auch eben ſo etwas Geiſtliches, wie der Menſch, und doch ſterbe ſolches mit dem Koͤrper; allein, das Geiſt - liche der Thiere iſt nicht ſo beſchaffen, wie das Geiſtliche des Menſchen; denn der Menſch, nicht aber das Vieh, hat etwas Jnnerſtes, worein das Goͤttliche einfließt, und es zu ſich er - hebet, und es dadurch mit ſich vereiniget, daherN 5hat186Von der Geiſterwelt. hat der Menſch vor den Thieren dieſes voraus daß er an Gott, und an die goͤttliche Dinge, ſo zum Himmel und zur Kirche gehoͤren, denken, und aus ſolchen und in ſolchen Gott lieben, und er alſo ſich mit Jhm verbinden kann, und was mit dem Goͤttlichen verbunden werden kann, das kann nicht zerfallen oder zunichte werden; was aber mit dem Goͤttlichen nicht verbunden werden kann, das zerfaͤllt und wird zunichte; von dem Jnnerſten, das der Menſch vor den unvernuͤnftigen Thieren voraus hat, habe ich N. 39 gehandelt, dieſes muß aber hier wiederum er - waͤhnt werden, weil daran gelegen iſt, daß die Betruͤglichkeiten ausgetrieben werden, die man in Anſehung dieſes Jnnerſten eingeſogen hat, als wie es von den meiſten geſchiehet, die keine Wiſ - ſenſchaften und keinen eroͤffneten Verſtand haben, und alſo, was daſſelbe anlangt, nicht vernuͤnftig ſchlieſſen koͤnnen; die Worte in der gedachten 39. Nummer lauten alſo: Jch will eines gewiſ - ſen Geheimniſſes von den Engeln der dreyen Himmel gedenken, welches vorher keinem in den Sinn gekommen iſt, weil man die Grade oder Stufen, von welchen Num. 38 geredet wor - den, nicht verſtanden hat; daß naͤmlich bey ei - nem jeden Engel und auch bey einem jeden Men - ſchen ein innerſter oder hoͤchſter Grad, oder et - was Jnnerſtes und Hoͤchſtes ſey, worein das Goͤttliche des Herrn zuerſt oder zu - naͤchſt einfließet, und woraus es das uͤbrige Jn - nere einrichtet, welches nach den Graden der Ordnung187Von der Geiſterwelt. Ordnung bey denſelben folget: dieſes Jn - nerſte oder Hoͤchſte kann der Eingang des Herrn zu dem Engel und zu dem Menſchen, und unmittelbar Seine Wohnung bey ihnen, genennet werden: durch dieſes Jnnerſte oder Hoͤchſte iſt der Menſch ein Menſch, und von den unvernuͤnftigen Thieren unterſchie - den, denn dieſe haben es nicht: daher kommt es, daß der Menſch anders, als die Thiere, in Anſehung alles Jnnern, das ſeinem Gemuͤth und ſeiner Seele zukommt, von dem Herrn zu Jhm erhoben werden kann, an Jhn glau - ben, Jhn lieben, und alſo Jhn ſehen, und folglich auch Erkaͤnntnis und Weisheit empfan - gen, und aus der Vernunft reden kann; daher kommt es auch, daß er in Ewigkeit lebet. Was aber von dem Herrn in dieſem Jnnerſten veranſtaltet und vorgeſehen wird, fließet nicht offenbar in den Begriff eines Engels, weil es uͤber ſeine Denkungskraft iſt, und ſeine Weis - heit uͤberſteigt.

436. Daß der Menſch in Anſehung ſeines Jnnern ein Geiſt ſey, das iſt mir durch vielfaͤl - tige Erfahrung zu erkennen gegeben worden, wenn ich aber alle dieſe Erfahrungen anfuͤhren wollte, ſo wuͤrden, wie man zu ſagen pflegt, ganze Buͤ - cher voll werden: ich habe mit den Geiſtern als ein Geiſt geredet, und habe auch mit ihnen gere - det wie ein Menſch im Leibe, und da ich mit ih - nen als ein Geiſt geredet, haben ſie nicht andersgewußt,188Von der Geiſterwelt. gewußt, als ſey ich lediglich ein Geiſt, und auch in menſchlicher Geſtalt, gleich wie ſie; ſo iſt mein Jnneres vor ihnen erſchienen, weil, da ich mit ihnen geredet habe als ein Geiſt, mein materiel - ler Leib nicht erſchienen iſt.

437. Daß der Menſch in Anſehung ſeines Jnnern ein Geiſt ſey, kann auch daraus erhellen, daß, nachdem der Leib von ihm geſchieden iſt, welches geſchiehet, wenn er ſtirbt, der Menſch hernach dennoch lebet, wie vorhero: um mich darinnen zu beſtaͤrken, wurde mir gegeben, faſt mit allen zu reden, die ich jemals bey ihres Leibes Leben gekannt habe, mit einigen Stunden lang, mit einigen Wochen und Monate lang, und mit einigen Jahre lang, und dieſes vornehmlich darum, damit ich beſtaͤrket wuͤrde, und es be - zeugen moͤchte.

438. Ueber dieſes darf ich noch hinzufuͤgen, daß ein jeder Menſch, ſo lange er im Leibe lebt, auch in Anſehung ſeines Geiſtes mit den Geiſtern in Geſellſchaft iſt, ob er es gleich nicht weis; durch ſie iſt der Gute in einer englichen Geſellſchaft, und der Boͤſe in einer hoͤlliſchen Geſellſchaft; und daß er auch nach dem Tod in eben eine ſolche Geſell - ſchaft kommt; dieſes iſt denen, die nach dem Tod unter die Geiſter gekommen ſind, oͤfters geſagt und gezeigt worden. Jn ſolcher Geſellſchaft er - ſcheinet zwar der Menſch, da er in der Welt lebt, nicht wie ein Geiſt, aus der Urſache, weil er daauf189Von der Geiſterwelt. auf natuͤrliche Weiſe denket, diejenigen aber, welche von dem Leibe abgezogen denken, erſchei - nen bisweilen, weil ſie ſodann im Geiſte ſind, in ihrer Geſellſchaft, und wenn ſie erſcheinen, ſo werden ſie von den Geiſtern, die in der Geſell - ſchaft ſind, gar wohl unterſchieden und erkannt, denn ſie gehen in Gedanken, erſtummen, und ſehen die andern nicht an, ſie thun, als ob ſie ſolche nicht ſaͤhen, und ſo bald ſie ein Geiſt an - redet, verſchwinden ſie.

439. Jch will, um es zu erlaͤutern, daß der Menſch in Anſehung ſeines Jnnern ein Geiſt ſey, aus der Erfahrung melden, wie es zugehet, wenn der Menſch von dem Leibe weggefuͤhret, und wie, wenn er von dem Geiſt in einem andern Ort gebracht wird.

440. Was das erſte anbetrift, naͤmlich von dem Leibe weggefuͤhret werden, ſo verhaͤlt ſich dieſes alſo; der Menſch wird in einen gewiſ - ſen Zuſtand gebracht, der ſo ein mittlerer Zuſtand iſt zwiſchen ſchlafen und wachen, wenn er nun in dieſem Zuſtand iſt, ſo weis er nicht anders, als daß er voͤllig wachſam ſey, alle Sinnen ſind ſo ſehr wachſam, als wie bey der groͤßten Wach - ſamkeit des Leibes, ſo wohl das Geſicht als das Gehoͤr, und welches wunderbar iſt, auch das Ge - fuͤhl, das alsdenn vortreflicher iſt, als jemalen eins bey der Wachſamkeit des Leibes vorhanden ſeyn kann: ich habe auch in dieſem Zuſtand dieGeiſter190Von der Geiſterwelt. Geiſter und Engel auf das lebhafteſte geſehen, auch gehoͤret, und welches wunderbar, auch an - geruͤhret, und damals war faſt gar nichts von dem Leibe dabey: dieſes iſt der Zuſtand, da es heißt, daß man vom Leibe weggefuͤhret werde, und nicht wiſſe, ob man in dem Leibe oder auſſer dem Leibe ſey. Jn die - ſem Zuſtand bin ich nur drey oder viermal verſetzt worden, damit ich nur wiſſen moͤchte, wie er be - ſchaffen, und zugleich, daß die Geiſter und Engel alle Sinnen beſitzen, daß ſie auch der Menſch in Anſehung ſeines Geiſtes habe, wenn er von dem Leibe weggefuͤhret worden.

441. Was das andere anbelanget, naͤmlich von dem Geiſt an einen andern Ort ge - bracht werden, ſo iſt mir durch die lebendige Erfahrung gezeigt worden, was es ſey, und wie es zugehe, aber dieſes nur zwey oder dreymal; ich will die bloße Erfahrung anfuͤhren: indem ich durch die Gaſſen einer Stadt, und durch die Straſ - ſen im Feld ſpatzierte, auch damals im Reden mit den Geiſtern begriffen war, ſo wußte ich nicht anders, als daß ich ſo wachſam ſey und ſaͤhe, wie zu andern Zeiten, ich gieng alſo, ohne mich zu verirren, und war inzwiſchen in einem Geſichte, und ſahe Haine, Fluͤſſe, Pallaͤſte, Haͤuſer, Men - ſchen und andres mehr; nachdem ich aber etliche Stunden alſo gegangen, war ich ploͤtzlich im Ge - ſichte des Leibes, und wurde gewahr, daß ich an einem andern Ort ſey, als ich nun hieruͤber ſehrerſtaun -191Von der Geiſterwelt. erſtaunte, wurde ich inne, daß ich in einem ſol - chen Zuſtand geweſen, wie deren ihrer iſt, von welchen man ſagt, daß ſie von dem Geiſt in einen andern Ort gefuͤhret worden; denn ſo lange es waͤhret, denket man nicht auf den Weg, und wenn es auch viele Meilwegs waͤre, man denket auch nicht auf die Zeit, wenn es auch viele Stunden oder Tage waͤren; es wird auch keine Muͤdigkeit empfunden; man wird auch ſo - dann durch Wege gefuͤhret, die man ſelbſt nicht weis, bis an den beſtimmten Ort, ohne ſich zu verirren.

442. Aber dieſe beyden Zuſtaͤnde des Men - ſchen, welches ſeine Zuſtaͤnde ſind, wenn er in ſei - nem Jnnern, oder welches gleich viel, wenn er im Geiſte iſt, ſind auſſerordentlich; ſie ſind mir nur zu dem Ende gezeigt worden, damit ich wiſ - ſen moͤchte, wie ſie beſchaffen ſind, weil ſie in - nerhalb der Kirche bekannt ſind; mir iſt aber auch gegeben worden, bey voͤlliger Wachſamkeit des Leibes, und dieſes nun ſchon viele Jahre lang, mit den Geiſtern zu reden, und bey ihnen zu ſeyn, wie einer unter ihnen.

443. Daß der Menſch, ſo viel ſein Jnne - res betrifft, ein Geiſt ſey, das kann noch weiter aus dem beſtaͤtiget werden, was ich oben Num. 311. 317 geſagt und gezeigt habe, allwo davon gehandelt worden, daß der Himmel und die Hoͤlle aus dem menſchlichen Geſchlecht ſey.

444. Daß192Von der Geiſterwelt.

444. Daß der Menſch in Anſehung ſeines Jnnern ein Geiſt ſey / dadurch verſtehe ich, in Anſehung deſſen, was zu ſeinem Denken und Willen gehoͤret, weil dieſe lediglich das Jnnere ſind, welches machet, daß der Menſch ein Menſch iſt, und zwar ein ſolcher Menſch, wie er in Anſehung des Jnnern beſchaffen iſt.

Von des Menſchen Auferweckung von den Todten, und von ſeinem Eingang in das ewige Leben.

445. Wenn der Leib ſeine Verrichtungen, die mit den Gedanken und Neigungen ſeines Geiſtes, welche er aus der geiſtlichen Welt hat, uͤberein - ſtimmen, in der natuͤrlichen Welt nicht mehr thun kann, alsdenn ſagt man, der Menſch ſterbe: die - ſes geſchiehet, wenn die Athemsbewegungen der Lungen und die Pulsbewegungen des Herzens aufhoͤren; dennoch aber ſtirbt der Menſch nicht, ſondern wird nur von dem Leiblichen geſchieden / das ihm in der Welt zum Gebrauch gedienet hat; denn der Menſch ſelber lebt: ich ſage, daß der Menſch ſelber lebe, darum, weil der Menſch nicht aus dem Leibe, ſondern aus dem Geiſt ein Menſch iſt, darum, weil es der Geiſt iſt, der in dem Menſchen denket, und die Denkungskraft nebſt der Neigung einen Menſchen ausmacht. Daraus erhellet, daß der Menſch, wenn er ſtirbt,nur193Von der Geiſterwelt. nur von einer Welt in die andere uͤbergehe: da - her kommt es, daß in dem Wort, und zwar in deſſen innerlichen Sinn, durch den Tod die Auferſtehung und die Fortfuͤhrung des Lebens an - gedeutet wird.

446. Der Geiſt iſt mit dem Athemholen und mit der Bewegung des Herzens innigſt verge - meinſchaftet, ſein Denken mit dem Athemholen, und ſeine Neigung oder Liebe mit dem Herzen; wenn dahero dieſe beyde Bewegungen in dem Koͤr - per aufhoͤren, ſo iſt gleich ſobald die Trennung da: dieſe zwey Bewegungen, naͤmlich das Athem - holen der Lungen, und die Pulsſchlagung des Her - zens ſind lediglich das Band, wenn dieſes zerriſ - ſen worden, ſo iſt der Geiſt ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und der Leib, weil er ſodann ohne das Leben ſeines Geiſtes iſt, wird kalt und faͤngt an zu faulen. Daß der Geiſt des Menſchen mit dem Athemho - len und mit dem Herzen innigſt vergemeinſchaf - tet iſt, iſt daher, weil alle Lebensbewegungen, nicht nur im ganzen Koͤrper, ſondern auch in je - dem Theil, davon abhaͤngen.

447. Der Geiſt des Menſchen bleibt nach der Trennung noch ein klein wenig in dem Leibe, aber nicht laͤnger, als bis das Herz ſich zu bewegen voͤllig aufhoͤret, welches mit Verſchiedenheit, nach Beſchaffenheit der Krankheit, woran der Menſch ſtirbt, geſchhiehet, denn die Bewegung des Her - zens haͤlt bey manchen noch lange an, bey man -Sw. Sch. II. Th. Ochen194Von der Geiſterwelt. chen aber nicht lange; ſo bald dieſe Bewegung aufhoͤret, wird der Menſch auferwecket; dieſes aber geſchiehet vom Herrn allein: durch die Auf - erweckung wird verſtanden die Ausfuͤhrung des Geiſtes des Menſchen aus dem Leibe, und die Einfuͤhrung deſſelben in die geiſtliche Welt, dieſes nun wird uͤberhaupt die Auferſtehung genennet. Daß der Geiſt des Menſchen von dem Leibe nicht eher geſchieden wird, als wenn die Bewegung des Herzens auf - gehoͤret hat, iſt die Urſache, weil das Herz mit der Neigung oder Liebe uͤbereinſtimmet, die un - mittelbar das Leben des Menſchen iſt, denn aus der Liebe hat ein jeder ſeine Lebens Waͤrme: ſo lange dahero dieſe Verbindung waͤhret, ſo lange iſt auch die Uebereinſtimmung, und von daher das Leben des Geiſtes in dem Koͤrper vorhanden.

448. Wie die Auferweckung geſchiehet, das iſt mir nicht allein geſagt, ſondern auch durch die lebendige Erfahrung gezeigt worden; die Erfah - rung ſelber geſchahe an mir, deswegen, damit ich vollkommen wiſſen moͤchte, wie es zugehet.

449. Jch bin in einen Zuſtand der Unem - pfindlichkeit, was die leiblichen Sinne betrifft, und alſo faſt in den Zuſtand der Sterbenden, ge - bracht worden, doch ſo, daß das innere Leben, mit dem Denken, unverſehrt blieb, damit ich das - jenige, was vorgehen wuͤrde, und was mit denen vorgeht, die von den Todten auferwecket werden, vernehmen und in Gedaͤchtnis behalten moͤchte:ich195Von der Geiſterwelt. ich empfande, daß mir die Athemholung des Lei - bes beynahe benommen war, und nur die innere Athemholung des Geiſtes, die mit einem gerin - gen und ſtillen Athemholen des Leibes verknuͤpft war, uͤbrig blieb. Da wurde mir zuerſt, in Anſehung des Herzenspuls, die Vergemeinſchaf - tung mit dem himmliſchen Reich gegeben, weil dieſes Reich mit dem Herzen des Menſchen uͤber - einſtimmer; ich ſahe auch Engel aus dieſem Reich, einige von ferne, und zwey bey dem Haupt, bey welchem ſie ſaſſen: daher wurde mir alle eigene Neigung weggenommen, dennoch aber blieb die Denkungskraft und die Empfindung; in dieſem Zuſtand war ich etliche Stunden lang. Alsdenn zogen ſich die Geiſter, die um mich herum gewe - ſen waren, zuruͤck, indem ſie meinten, ich ſey geſtorben; ich ſpuͤhrte auch ein Gewuͤrz-Geruch, wie von einem einbalſamirten Leichnam, denn wenn die himmliſchen Engel zugegen ſind, ſo wird alsdenn der todte Leichnam wie Gewuͤrze gerochen, und wenn dieſen Geruch die Geiſter ſpuͤhren, ſo koͤnnen ſie nicht herannahen; auf dieſe Weiſe wer - den auch die boͤſen Geiſter von dem Geiſt des Menſchen, ſo bald er in das ewige Leben einge - fuͤhret wird, weggetrieben. Die Engel, welche bey meinem Haupte ſaſſen, waren ganz ſtille, in - dem ſie mir nur ihre Gedanken mittheilten, wenn nun dieſe ihre Gedanken aufgenommen werden, ſo wiſſen die Engel, daß der Geiſt des Menſchen in einem ſolchen Zuſtand ſey, daß er koͤnne aus dem Leibe heraus gefuͤhret werden. Die Mit -O 2theilung196Von der Geiſterwelt. theilung ihrer Gedanken geſchahe durch ihr An - ſchauen in mein Angeſicht; denn alſo geſchehen im Himmel die Mittheilungen der Gedanken. Weil mir die Denkungskraft und die Empfindung gelaſſen worden, und zwar deswegen, damit ich wiſſen, und mich erinnern koͤnnte, wie die Aufwe - ckung geſchehe, ſo empfand ich, daß dieſe Engel zu - erſt erforſcheten, was meine Gedanken waͤren, ob ſie eben ſo waͤren, wie die Gedanken derer, welche ſterben, die gemeiniglich an das ewige Leben den - ken, und daß ſie mein Gemuͤth in dieſem Denken erhalten wollten: hernach wurde geſagt, der Geiſt des Menſchen wuͤrde in ſeinen letzten Gedanken, wenn der Leib ſtirbt, ſo lange erhalten, bis er wieder auf die Gedanken komme, die aus ſeiner Hauptneigung oder die bey ihm in der Welt ge - herſchet, herflieſſen. Jnſonderheit iſt mir zu empfinden, und auch zu fuͤhlen gegeben worden, daß das Jnnere oder mein Gemuͤth, und alſo mein Geiſt aus dem Koͤrper gezogen und gleich - ſam heuausgeriſſen wurde, und es wurde geſagt, daß dieſes vom Herrn ſey; und daß daher die Auferſtehung komme.

450. Wenn die himmliſchen Engel bey dem Auferweckten ſind, ſo verlaſſen ſie ihn nicht, weil ſie einen jeden lieben, wenn aber der Geiſt ſo beſchaffen iſt, daß er in der Geſellſchaft der himmliſchen Engel nicht mehr ſeyn kann, ſo ſehnet ſich ſodann der Auferweckte von ihnen hin - weg; wenn dieſes geſchiehet, ſo kommen die En -gel197Von der Geiſterwelt. gel aus dem geiſtlichen Reich des Herrn, und geben ihm den Genuß des Lichts, dann vor - her hat er nichts geſehen, ſondern nur gedacht: es iſt mir auch gezeigt worden wie dieſes geſchie - het: es ſchien, als ob dieſe Engel das Haͤutlein des linken Auges gegen der Scheidewand der Naſe zu gleichſam auseinander wickelten, damit das Auge eroͤffnet und ihm das Sehen gegeben wuͤrde; der Geiſt iſt ſich auch nichts anders bewußt, als geſchehe es wirklich alſo, es ſcheint aber nur ſo: wenn es nun geſchienen, als ob ſie das Haͤutlein auseinander gewickelt haͤtten, ſo erſcheinet etwas Helles, aber noch dunkel, gleichſam als wenn ein Menſch beym erſten Auſwachen durch die Augen - lieder ſiehet; dieſe noch dunkle Helle ſchiene mir von einer himmliſchen Farbe zu ſeyn; es wurde aber hernach geſagt, daß dieſes auf mancherley Weiſe geſchehe: nachgehends fuͤhlt man, daß aus dem Angeſichte etwas gelind ausgewickelt wird, und wenn dieſes geſchehen, ſo wird das geiſtliche Denken eingefloͤſſet; dieſe Auswickelung aus dem Angeſichte iſt auch nur ein Anſchein, denn es wird dadurch vorgeſtellet, daß man von dem natuͤrli - chen Denken in das geiſtliche Denken komme; die Engel verhuͤten mit der groͤßten Sorgfalt, daß von dem Auferweckten kein anders Gedankenbild komme, als welches nach der Liebe ſchrecket: als - denn ſagen ſie ihm, daß er ein Geiſt ſey. Nach - dem die geiſtlichen Engel dem neuen Geiſt den Genuß des Lichts gegeben, ſo le ſten ſie ihm alle Dienſte, die er in ſolchem Zuſtand jemals begeh -O 3ren198Von der Geiſterwelt. ren kann, und geben ihm von den Dingen, die im andern Leben ſind, Unterricht, aber nur ſo viel, als er faſſen kann: iſt er aber nicht ſo be - ſchaffen, daß er ſich will unterrichten laſſen, ſo begehret alsdenn der Auferweckte von der Geſell - ſchaft dieſer Engel hinweg; dennoch aber verlaſſen ihn die Engel nicht, ſondern er trennet ſich ſelber von ihnen; denn die Engel lieben einen jedwe - den, und haben nach nichts ein groͤſſeres Verlan - gen, als Dienſte zu leiſten, zu unterrichten, und in den Himmel zu bringen, hierinnen beſtehet ihre groͤßte Ergoͤtzung. Wenn ſich nun der Geiſt auf dieſe Weiſe von denſelben trenuet, ſo wird er von den guten Geiſtern aufgenommen, und wenn er in deren Geſellſchaft iſt, ſo leiſten ſie ihm auch alle Dienſte: wenn aber ſein Leben in der Welt ſo beſchaffen geweſen, daß er in der Geſell - ſchaft der Guten nicht hat ſeyn koͤnnen, ſo begeh - ret er auch ſodann von dieſen guten Geiſtern hin - weg, und dieſes begehret er ſo lange und ſo oft, bis er ſich zu ſolchen geſellet, die mit ſeinem in der Welt gefuͤhrten Leben gaͤnzlich uͤbereinkommen, bey welchen er nunmehro ſein Leben findet, und, welches zu verwundern iſt, alsdenn eben ein ſol - ches Leben fuͤhret, wie vorhero in der Welt.

451. Allein, dieſer allererſte Anfang des Le - bens des Menſchen nach dem Tod waͤhret nicht laͤnger, als etliche Tage; wie er aber nachgehends von einem Zuſtand in den andern, und endlich entweder in den Himmel, oder in die Hoͤlle ge -fuͤhret199Von der Geiſterwelt. fuͤhret wird, das ſoll im folgenden geſagt werden; denn dieſes iſt mir eben auch durch viele Erfah - rung zu wiſſen gethan worden.

452. Jch habe mit einigen am dritten Tag nach ihrem Tod geredet, und da iſt dasjenige, was kurz vorher Num. 449 und 450 gemeldet worden, vorgegangen; ich redete auch mit dreyen, die mir in der Welt bekannt geweſen, und er - zaͤhlte ihnen, daß man itzt zu ihrem Leichenbe - gaͤngnis Anſtalt mache, damit ihr Leib begraben wuͤrde, ich hatte naͤmlich geſagt, damit ſie be - graben wuͤrden, da ſie nun dieſes gehoͤret hat - ten, uͤberfiel ſie ein gewiſſes Entſetzen, und ſag - ten, das ſie leben, das aber moͤchte man immer beerdigen, was ihnen in der Welt gedienet haͤtte; nachgehends wunderten ſie ſich ſehr daß ſie, ſo lange ſie in der Welt gelebt, ein ſolche[s]Leben nach dem Tod nicht geglaubt haͤtten, und hauptſaͤchlich daruͤber, daß es faſt alle innerhalb der Kirche nicht glaubten. Wenn diejenigen, welche in der Welt kein Leben der Seele nach geendigten Leben des Leibes geglaubt haben, wahrnehmen, daß ſie leben, ſo ſchaͤmen ſie ſich ſeht: diejenigen aber, ſo ſich hierinnen ſo gar beſtaͤrkt haben, werden zu ihres Gleichen geſellet, und von denen, ſo es ge - glaubt haben, abgeſondert; mehrentheils werden ſie, weil ſolche auch das Goͤttliche gelaͤugnet, und die Wahrheiten der Kirche verachtet haben, mit einer hoͤlliſchen Geſellſchaft verbunden; denn um ſo viel ſich einer wider das ewige Leben ſeinerO 4Seele200Von der Geiſterwelt. Seele befeſtiget, in ſo viel befeſtiget er ſich auch wider die Dinge, ſo den Himmel und die Kirche anbetreffen.

Daß der Menſch nach dem Tod in vollkommener menſchlicher Geſtalt ſey.

453. D die Geſtalt des Geiſtes des Men - ſchen eine menſchliche Geſtalt ſey, oder daß der Geiſt auch der Geſtalt nach ein Menſch ſey, kann ſchon aus dem offenbar und bekannt ſeyn, was ich oben in vielen Artikeln gezeigt habe, vornehm - lich in denen, wo gezeigt worden, daß ein jeder Engel in vollkommener menſchlicher Geſtalt ſey, Num. 73-77; und daß ein jeder Menſch nach ſeinem Jnnern ein Geiſt ſey, Num. 432-444; wie auch, daß die Engel im Himmel aus dem menſchlichen Geſchlecht ſeyen, Num. 311-317. Noch klaͤrer aber kann es daraus erſehen werden, daß der Menſch ein Menſch iſt vermoͤge ſeines Geiſtes, aber nicht vermoͤge ſeines Leibes; und daß die leibliche Geſtalt dem Geiſt lediglich nach ſeiner Geſtalt zugegeben worden iſt, nicht aber um - gekehret, denn der Geiſt iſt nach ſeiner Geſtalt mit einem Leib angezogen worden; weswegen der Geiſt des Menſchen in alle und jede, ja in die beſonderſten Theilgen des Leibes wuͤrket, ja ſo gar, daß derjenige Theil, worein der Geiſt nicht wurket, oder worinnen kein wuͤrkender Geiſtiſt,201Von der Geiſterwelt. iſt, auch. kein Leben hat: daß ſich die Sache ſo verhalte, kann ein jeder blos allein daraus wiſſen, daß das Denken und das Wollen le - diglich auf ſeinen Wink alle und jede Theilgen des Leibes antreibet, dermaſen, daß alles mit - einander herbey eilet, und was nicht herbey eilet, gar kein Theil des Leibes iſt, denn er wird auch heraus geworfen, als wie ein Theil, worinnen kein Leben iſt; das Denken und Wol - len iſt dem Geiſt des Menſchen eigen, nicht aber dem Leib. Daß der Geiſt, nach geſche - hener Trennung vom Leibe, und der, ſo in dem Nebenmenſchen iſt, von dem Menſchen nicht in menſchlicher Geſtalt geſehen wird, iſt die Urſache, weil das Werkzeug des leiblichen Ge - ſichts oder das Auge des Leibes, um ſo viel es in der Welt ſieht, materiell iſt, und das Ma - terielle oder Koͤrperliche ſiehet nichts anders, als was materiell oder koͤrperlich iſt, hingegen das Geiſtliche ſiehet das, was geiſtlich iſt; da - hero, wenn das Materielle des Auges verhuͤllt und ſeines Mitwuͤrkens mit dem Geiſtlichen beraubt wird, alsdenn werden die Geiſter in ihrer Geſtalt, die eine menſchliche iſt, geſehen, und zwar nicht allein die Geiſter, welche in der geiſtlichen Welt ſind, ſondern auch der Geiſt, der in dem Nebenmenſchen iſt, wenn er noch in ſeinem Leibe iſt.

454. Daß die Geſtalt des Geiſtes eine menſchliche Geſtalt iſt, kommt daher, weil derO 5Menſch202Von der Geiſterwelt. Menſch in Anſehung ſeines Geiſtes nach der Geſtalt des Himmels geſchaffen iſt, denn der ganze Himmel und deſſen Ordnung iſt in das, was zum Gemuͤthe des Menſchen gehoͤret, ge - legt worden;*)Anmerkung des Verfaſſers. Jn ſo viel der Menſch nach der goͤttlichen Ordnung lebt, um ſo viel erſcheinet er im an - dern Leben als ein vollkommener und ſchoͤner Menſch, man leſe in den himmliſchen Ge - heimniſſen, Num. 4839. 6605. 6626. von daher hat er das Ver - moͤgen, einen Erkaͤnntnisvollen Verſtand und Weisheit zu bekommen: ob man ſage, das Vermoͤgen, einen Erkaͤnntnisvollen Verſtand und Weisheit zu bekommen, oder das Vermoͤ - gen, den Himmel zu bekommen, iſt gleich viel; wie aus dem erhellen kann, was ich oben ge - zeigt habe von dem Licht und von der Waͤrme des Himmels, Num. 126 140: von der Ge - ſtalt des Himmels, Num. 200-212: von der Weisheit der Engel, Num. 265-275; und in dem Artikel, daß der Himmel ſeiner Geſtalt nach im Ganzen und in den Theilen einen Men - ſchen vorſtelle Num. 59 77; und dieſes ver - moͤge des Goͤttlich Menſchlichen des Herrn, aus Welchem der Himmel und deſſen Geſtalt herkommt, Num. 78-86.

455. Das, was bereits geſagt worden, kann der vernuͤnftige Menſch verſtehen, denner203Von der Geiſterwelt. er kann es aus dem Zuſammenhang der Ur - ſachen, und der Wahrheit in ihrer Ordnung einſehen; aber der Menſch, der nicht vernuͤnf - tig iſt, verſtehet es nicht: daß er es nicht ver - ſtehet, ſind vielerley Urſachen; die vornehmſte iſt, daß er es nicht verſtehen will, weil es wi - der ſein Falſches laͤuft, das er ſich zur Wahr - heit gemacht; und wer es deswegen nicht ver - ſtehen will, der hat ſich den Weg des Himmels zu ſeinem vernuͤnftigen Theil verſchloſſen, welcher dennoch auch eroͤffnet werden kann, wenn ſich nur der Wille nicht widerſetzet, man leſe Num. 424: daß der Menſch die Wahr - heiten verſtehen, und vernuͤnftig ſeyn koͤnne, wenn er nur den Willen dazu hat, das iſt mir durch vielfaͤltige Erfahrung gezeigt worden; oftmals wurden boͤſe Geiſter, die dadurch, daß ſie in der Welt das Goͤttliche und die Wahr - heiten der Kirche gelaͤugnet, und ſich darwi - der befeſtigt hatten, unvernuͤnftig worden ſind, durch eine goͤttliche Kraft zu denen gewendet, die in dem Licht der Wahrheit waren, und als - denn begriffen ſie alles, gleichwie die Engel, und bekannten, daß es Wahrheit ſey, und daß ſie auch alles wohl begreiffen; ſo bald ſie aber wieder in ſich ſelber verfielen, und ſich zu der Liebe ihres Willens kehrten, begriffen ſie gar nichts, und redeten das Gegentheil; ich hoͤrete auch einige hoͤlliſche Geiſter ſagen, ſie wuͤßten und wuͤrden es inne, daß dasjeni - ge, was ſie thaͤten, boͤſe, und was ſie daͤchten,falſch204Von der Geiſterwelt. falſch ſey, ſie koͤnnten aber der Luſt ihrer Lie - be, und alſo dem Willen nicht widerſtehen, und dieſer reiſſe ihre Gedanken dahin, daß ſie das Boͤſe alswie etwas Gutes, und das Fal - ſche alswie etwas Wahres anſaͤhen; hieraus erhellete, daß dieſe, als welche in dem Falſchen ſind, auch ſogar aus dem Boͤſen verſtehen, und mithin vernuͤnftig ſeyn konnten, aber nicht wollten; und die Urſache, daß ſie nicht wollten, war dieſe, weil ihnen das Falſche lieber gewe - ſen, als das Wahre, darum, weil das Falſche mit dem Boͤſen, in welchem ſie waren, zuſam - menſtimmete: lieben und wollen, iſt einerley, denn was der Menſch will, das liebet er, und was er liebet, das will er. Weil nun der Zu - ſtand der Menſchen ſo beſchaffen iſt, daß ſie die Wahrheit, wenn ſie nur den Willen dazu haben, verſtehen koͤnnen, ſo iſt mir erlaubt worden, die geiſtlichen Wahrheiten, die zur Kirche und zum Himmel gehoͤren, auch durch das Vernuͤnftige zu befeſtigen; und alſo des - wegen, damit das Falſche, das bey ſehr vielen den vernuͤnftigen Theil verriegelt hat, durch das Vernuͤnftige vertrieben, und auf ſolche Weiſe das Auge vielleicht ein wenig auf - gethan werden moͤchte; denn die geiſtlichen Wahrheiten durch das Vernuͤnftige zu befeſti - gen, iſt allen denen, die in dem Wahren ſte - hen, erlaubt;*)Man leſe pag. 78. von der 25ſten Linie an, wer wuͤrde jemals das Wortaus205Von der Geiſterwelt. aus deſſen buchſtaͤblichen Sinn verſtehen, wenn er nicht die darinnen befindliche Wahrheiten aus dem erleuchteten vernuͤnftigen Theil ſaͤ - he? woher kaͤmen denn ſonſt ſo viele Spaltun - gen oder Ketzereyen aus eben dieſem Wort?

456. Daß der Geiſt des Menſchen nach der Aufloͤſung vom Leibe ein Menſch, und in eben der Geſtalt ſey, davon bin ich durch die taͤgliche Erfahrung vieler Jahre her offenbar uͤberzeugt worden, denn ich habe ſie tauſendmal geſehen, gehoͤret, und mit ihnen geredet, auch davon, daß die Menſchen in der Welt nicht glaubten, daß ſie ſo beſchaffen ſeyen, und daß diejenigen, welche es glauben, von den Ge - lehrten fuͤr einfaͤltig gehalten wuͤrden: es that den Geiſtern herzlich leid, daß noch immer der - gleichen Unwiſſenheit auf dem Erdkreis, und ſonderlich innerhalb der Kirche ſey; ſie ſagten aber, dieſer Unglaube waͤre hauptſaͤchlich von den Gelehrten hergekommen, die aus der leib - lichen Sinnlichkeit uͤber die Seele gedacht, und ſich aus dieſer Sinnlichkeit von ihr keinen andern Begriff gemacht haben, als ſey ſie blo - ſes Denken, wenn nun dieſes bloſe Denken, ohne einige Unterlage, worinnen es iſt, und woraus es herkommt, betrachtet wird, ſo iſt es eben ſo, wie etwas Fluͤchtiges von der reinenHimmel -*)bis zur 5ten Linie 79; wie auch pag. 98. die Anmerkung des Verfaſſers.206Von der Geiſterwelt. Himmelluft, welches, wenn der Leib ſtirbt, nothwendig verfliegen muͤßte; weil aber die Kirche die Unſterblichkeit der Seele aus dem Wort glaubt, ſo konnten die Gelehrten nicht anders, ſie mußten ihr etwas Lebhaftes, als wie das Lebhafte des Denkens iſt, zuſchreiben, dem ungeachtet aber raͤumen ſie ihr das Sinn - liche, ſo wie es der Menſch hat, nicht eher ein, als bis ſie wiederum mit dem Koͤrper ver - bunden waͤre; auf dieſe Meinung nun wird ihre Lehre von der Auferſtehung, und der Glaube, daß dieſe Verbindung vor ſich gehen werde, wenn das juͤngſte Gericht komme, ge - gruͤndet; daher kommt es eben, daß, wenn einer nach dieſer Lehre und zugleich aus dieſer willkuͤhrlich angenommenen Meinung, uͤber die Seele denkt, er ganz und gar nicht begreif - fen kann, daß ſie ein Geiſt, und dieſer in menſchlicher Geſtalt ſey: hierzu kommt noch, daß kaum jemand heut zu Tage weis, was das Geiſtliche ſey, und noch weniger, daß diejeni - gen, ſo geiſtlich ſind, alswie alle Geiſter und Engel ſind, einige menſchliche Geſtalt haben. Daher kommt es auch, daß faſt alle, die aus der Welt kommen, ſich hoͤchſtens verwundern, daß ſie leben, und daß ſie Menſchen ſind, eben ſo, wie vorhero, daß ſie ſehen, hoͤren und re - den, daß ihr Leib ein Gefuͤhl habe, wie vor - hero, und daß ganz und gar kein Unterſchied ſey, man leſe oben Num. 74: wenn aber ihre Verwunderung uͤber ſich ſelber aufhoͤrt, ſowundern207Von der Geiſterwelt. wundern ſie ſich hernach daruͤber, daß die Kirche von einem ſolchen Zuſtand der Menſchen nach dem Tod nichts weis, und alſo auch nichts vom Himmel und von der Hoͤlle, da doch alle, ſo viel ihrer in der Welt gelebt haben, in dem andern Leben ſind, und als Menſch leben: und weil ſie ſich auch verwunderten, warum dieſes dem Menſchen, weil es ein weſentliches Stuͤck des Glaubens der Kirche iſt, nicht durch Ge - ſichter ſey offenbaret worden, ſo wurde ihnen aus dem Himmel geſagt, dieſes haͤtte wohl ge - ſchehen koͤnnen; weil nichts leichter iſt, als das, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt, den - noch aber wuͤrden es diejenigen, welche ſich im Falſchen darwider befeſtigt haͤtten, nicht glau - ben, wenn ſie es auch ſchon ſelber ſehen wuͤr - den; uͤber dieſes waͤre es auch gefaͤhrlich, bey denen, welche in dem Falſchen ſind, etwas durch Geſichter zu bekraͤftigen, weil ſie es auf ſolche Weiſſe zwar anfangs glauben, hernach aber wieder laͤugnen wuͤrden, und alſo wuͤrden ſie dieſes Wahre an ſich ſelber entheiligen; denn entheiligen,*)Anmerkung des Verfaſſers. Die Entheiligung iſt eine bey dem Men - ſchen befindliche Vermiſchung des Guten mit dem Boͤſen, wie auch des Wahren mit dem Falſchen; dieſes habe ich in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 6348 bewieſen. Sonſtkeine heißt: etwas glaubenund208Von der Geiſterwelt. und hernach laͤugnen, und diejenigen, welche das Wahre entheiligen, werden in die aller unterſte und haͤrteſte Hoͤlle hinabgeſtoſſen. Dieſe obgedachte Gefahr iſt es, welche durch die Wortedes*)keine andre koͤnnen das Wahre und Gute, oder das Heilige des Worts und der Kirche entheiligen, als nur diejenigen, welche es an - fangs erkennen, ja noch mehr, wenn ſie dar - nach leben, nachgehends aber von dem Glau - ben abweichen, es wieder laͤugnen, und ſich ſelber und der Welt leben, man leſe daſelbſt N. 593. 1008. 1010. ꝛc. Wenn der Menſch nach geſchehener Buſſe des Herzens wieder in das vorige Boͤſe verfaͤllt, ſo entheiliget er, und ſodann wird ſein nachmaliger Zuſtand weit ſchlimmer, als ſein voriger, N. 8394 Die - jenigen, ſo das Heilige nicht erkannt haben, koͤnnen es nicht entheiligen, noch vielweniger diejenigen, ſo es nicht wiſſen, N. 1008. 1010. 1059. Die He[i]den koͤnnen es nicht entheiligen, weil ſie auſſerhalb der Kirche ſind, und das Wort nicht haben, N. 1327. 1328. 2051. 2081. Dahero iſt den Juden das innere Wahre nicht entdeckt worden, denn wenn es ihnen waͤre entdeckt und von ihnen erkannt worden, wuͤrden ſie es entheiligt haben, N 3398. 3489. 6963. Jm andern Leben iſt das Loos der Ent - heiliger unter allen das ſchlimmſte, weil ihnen ſo wohl das Gute und Wahre, das ſie erkannthaben,209Von der Geiſterwelt. des Herrn verſtanden wird: Er hat ihre Augen verblendet, und ihre Herzen ver - haͤrtet, daß ſie mit den Augen nicht ſehen, noch mit dem Herzen vernehmen, und ſich bekehren, und ich ſie heilen moͤchte Joh. 12, 40: und daß diejenigen, welche im Falſchen ſind, dennoch nicht glauben wuͤrden, das wird durch dieſe Worte verſtanden: Abraham ſprach zu den Reichen in der Hoͤlle: ſie ha - ben Moſen und die Propheten, laß ſie die - lelbigen hoͤren; er aber ſprach: Nein, Va - ter Abraham, ſondern wenn einer von den Todten zu ihnen kaͤme, ſo wuͤrden ſie ſich bekehren; Abraham aber ſagte zu ihm: hoͤren ſie Moſen und die Propheten nicht, ſo werden ſie auch nicht glauben, wenn gleich einer von den Todten auferſtehen wuͤrde, Luc. 16, 29. 30. 31.

457. Anfaͤnglich, wenn der Geiſt des Menſchen in die Geiſterwelt eingehet, welches kurz nach ſeiner Auferweckung geſchiehet, von welcher oben geredet worden,ſo*)haben, als auch das Boͤſe und Falſche bleibt; und weil es an einander haͤngt, ſo geſchiehet eine Zerreiſſung des Lebens, N. 571. 582. 6348. Deswegen wird vom Herrn die groͤßte Vorſehung gethan, daß keine Entheiligung geſchehen moͤge, Num. 2426. 10384.Sw. Sch. II. Th. P210Von der Geiſterwelt. ſo hat er eben das Angeſicht und eben den Ton des Redens, die er in der Welt gehabt; die Urſache iſt weil er alsdenn noch im Zuſtand ſei - nes Aeuſſern ſtehet, und ſein Jnneres noch nicht aufgedeckt iſt; dieſer Zuſtand iſt der erſte Zu - ſtand der Menſchen nach dem Tod: her - nach aber wird das Angeſicht veraͤndert, und wird ganz und gar anders, und wird ſeiner Neigung oder herrſchenden Liebe gleich, als worinnen das Jnnere oder ſein Gemuͤth in der Welt geweſen, und worinnen ſein Geiſt in dem Leibe geweſen iſt; denn das Angeſicht des Gei - ſtes des Menſchen iſt von dem Angeſicht ſeines Leibes ſehr unterſchieden, das Angeſicht des Lei - bes kommt von den Aeltern, aber das Ange - ſicht des Geiſtes kommt von ſeiner Neigung her, deren Bild es iſt; in dieſes kommt der Geiſt nach geendigten Leben in dem Leibe, wenn nemlich das Aeuſſere entfernt, und das Jnnere offenbar wird; dieſer Zuſtand iſt der dritte Zuſtand des Menſchen. Jch habe einige, die aus der Welt neu angekommen waren, ge - ſehen, und ſie aus dem Angeſicht und aus der Rede erkannt, wenn ſie mir aber nachgehends erſchienen ſind, ſo habe ich ſie nicht gekannt; diejenigen, welche in guten Neigungen gewe - ſen ſind, ſind mir in einem ſchoͤnen Angeſicht erſchienen; die aber in boͤſen Neigungen gewe - ſen, die erſchienen mir in einem ungeſtalten oder heßlichen Angeſicht; denn der Geiſt des Menſchen, in ſich betrachtet, iſt weiter nichts,als211Von der Geiſterwelt. als ſeine Neigung, deren aͤuſſerliche Geſtalt das Angeſicht iſt. Die Urſache, daß die An - geſichter veraͤndert werden, iſt auch dieſe, weil im andern Leben keinem verſtattet iſt, Neigun - gen vorzugeben, die nicht ſein eigen ſind, und alſo keiner ein Angeſicht annehmen darf, das ſeiner Liebe, worinnen die Neigungen ſind, nicht gemaͤß oder zuwider waͤre; alle, ſo viel ihrer daſelbſt ſind, werden ſchlechterdings in den Zuſtand gebracht, ſo zu reden, wie ſie den - ken, und mit dem Geſicht und mit den Geber - den zu zeigen, wie ihr Wille geneigt iſt; daher kommt es nun, daß die Angeſichter aller und jeder im andern Leben Geſtalten und Abbildun - gen ihrer Neigungen werden: und daher kommt es auch, daß alle, die in der Welt einander gekannt haben, auch in der Geiſterwelt einan - der kennen, nicht aber im Himmel, noch in der Hoͤlle, wie oben Num. 427 gemeldet worden.

458. Die Angeſichter der Heuchler werden ſpaͤter veraͤndert, als die Angeſichter der andern, aus der Urſache, weil ſie ſich aus der Gewohn - heit die Fertigkeit zugezogen haben, ihr Jnne - res zur Nachahmung guter Neigungen anzu - ſchicken, weswegen ſie lange Zeit nicht unſchoͤn ausſehen; weil ihnen aber das verſtellte Weſen nach und nach ausgezogen wird, und das Jn - nere, das dem Gemuͤthe zukommt, ſich zur Ge - ſtalt ſeiner Neigungen bequemen muß, ſo wer - den ſie hernach heßlicher, als andre. Heuch -P 2ler212Von der Geiſterwelt. ler ſind diejenigen, die da geredet, wie die En - gel, innerlich aber nur allein die Natur, und alſo nicht das Goͤttliche erkannt, mithin auch dasjenige, was zur Kirche und zum Himmel ge - hoͤret, gelaͤugnet haben.

459. Es iſt zu wiſſen, daß die menſchliche Geſtalt eines jeden Menſchen nach dem Tod deſto ſchoͤner iſt, je innerlicher er die goͤttliche Wahrheiten gtliebet, und darnach gelebt hat, denn das Jnnere eines jeglichen wird nach Be - ſchaffenheit der Liebe zu ihnen, und des darnach gefuͤhrten Lebens ſo wohl eroͤffnet als gebildet, je innerlicher dahero die Neigung iſt, deſto mehr iſt ſie dem Himmel gleichfoͤrmig, und daher auch das Angeſicht deſto ſchoͤner: daher kommt es, daß die Engel des innerſten Him - mels die allerſchoͤnſten ſind, weil ſie Geſtalten der himmliſchen Liebe ſind: diejenigen aber, welche nur aͤuſſerlich die goͤttliche Wahrheiten geliebet, und alſo aͤuſſerlich darnach gelebt ha - ben, die haben auch weniger Schoͤnheit, denn aus ihrem Angeſichte leuchtet nur das Aeuſſere, und die innere himmliſche Liebe leuchtet nicht durch das Aeuſſere hindurch, mithin lenchtet auch die Geſtalt des Himmels, wie ſie an ſich ſelber iſt, nicht durch daſſelbe heraus; aus de - ren ihrem Angeſichte kommt, in Ruͤckſicht auf das ſchoͤne Angeſicht derſelben, nur etwas Dun - keles zum Vorſchein, das von der Durchleuch - tung des innern Lebens nicht belebt iſt: mit ei -nem213Von der Geiſterwelt. nem Wort, alle Vollkommenheit waͤchſet ge - gen das Jnnere zu, und gegen das Aeuſſere zu nimmt ſie ab, wie nun die Vollkommenheit zu - und abnimmt, alſo auch die Schoͤnheit. Jch habe die Angeſichter der Engel des dritten Himmels geſehen, die ſo beſchaffen waren, daß ein Mahler mit aller ſeiner Kunſt ſeinen Farben nimmermehr ein ſolches Licht geben koͤnnte, daß es nur dem tauſendſten Theil des Lichts und Lebens, das in ihrem Angeſichte zu ſehen war, gleich kaͤme: aber den Angeſichtern der Engel des aͤuſſerſten Himmels koͤnnen ſie einigermaſen aͤhnlich gemacht werden.

460. Letztens will ich ein gewiſſes noch nie - mand bekanntes Geheimnis herſetzen, welches darinnen beſteht, daß alles Gute und Wahre, das von dem Herrn ausgehet, und den Him - mel ausmacht, in menſchlicher Geſtalt iſt, und dieſes nicht nur im Ganzen und Groͤßten, ſon - dern auch in allen, ja in den kleinſten Theilen; und daß dieſe Geſtalt auf einen jeden, der das Gute und Wahre von dem Herrn aufnimmt, einen Eindruck hat, und machet, daß ein je - der im Himmel, nach Beſchaffenheit dieſes Aufnehmens, in menſchlicher Geſtalt iſt: da - her kommt es, daß der Himmel, ſo wohl im Allgemeinen als in dem Beſondern, ſich ſelber gleich iſt, und daß der ganze Himmel, eine jede Geſellſchaft, und ein jeder Engel eine menſch - liche Geſtalt hat, wie ich in den vier ArtikelnP 3von214Von der Geiſterwelt. von der 59ſten Nummer an, bis zur 86ſten, gezeigt habe, denen noch hinzu gefuͤgt werden muß, daß alle und jede aus der himmli - ſchen Liebe herruͤhrende Gedanken der En - gel eine menſchliche Geſtalt haben. Allein, dieſes Geheimnis faͤllt ſchwerlich in den Ver - ſtand eines Menſchen, aber ganz klar in den Verſtand der Engel, weil ſie im Lichte des Him - mels ſind.

Daß ſich der Menſch nach dem Tod in allen Sinnen, in dem Gedaͤcht - nis, wie auch in den Gedanken und Neigun - gen befinde, die er in der Welt gehabt; und daß er nichts zuruͤck laſſe, als ſeinen irdiſchen Leib.

461. Dß der Menſch, wenn er aus der na - tuͤrlichen Welt in die geiſtliche uͤbergehet, wel - ches bey ſeinem Sterben geſchiehet, alles das Seinige, oder was ihm als Menſchen zukommt, ausgenommen ſeinen irdiſchen Leib, mit ſich neh - me, davon bin ich aus vielfaͤltiger Erfahrung uͤberzeugt worden; denn, wenn der Menſch in die geiſtliche Welt, oder in das Leben nach dem Tod eingehet, ſo iſt er in einem Leib, wie in dieſer Welt, dem Anſchein nach iſt gar kein Un - terſchied, denn er fuͤhlet und ſiehet keinen Un - terſchied; aber ſein Leib iſt geiſtlich, und alſo von den irdiſchen Theilen geſchieden oder gerei -niget215Von der Geiſterwelt. niget, und wenn das Geiſtliche fuͤhlet und ſiehet, ſo iſt es voͤllig ſo, als wie wenn das Natuͤr - liche fuͤhlet und ſiehet; daher weis der Menſch, wenn er ein Geiſt worden, nicht anders, als daß er in ſeinem Leibe ſey, in welchem er in der Welt geweſen, und weis alſo nicht, daß er geſtorben ſey. Der Geiſt-Menſch beſitzet auch alle aͤuſſerliche und innerliche Sinnen, die er in der Welt gehabt hat, er ſiehet wie vor - her, hoͤret und redet wie vorher, riechet und ſchmecket auch, und fuͤhlet es, wenn er ange - ruͤhret wird, wie vorher; er laͤßt ſich auch ge - luͤſten, verlanget, begehret, denket, uͤberlegt, wird geruͤhret, liebet und will, wie vorher; und der ſich an den Studien ergoͤtzet, der lieſt und ſchreibet, wie vorher; mit einem Wort, wenn der Menſch von einem Leben in das an - dere, oder aus einer Welt in die andere uͤber - gehet, ſo iſt es, als wenn er von einem Ort in den andern gieng, und nimmt alles mit ſich, was er in ſich als Menſch beſitzet, ſo, daß man nicht ſagen kann, der Menſch habe nach dem Tod, welcher blos allein den irdiſchen Leib be - trift, etwas von dem Seinigen verloren: er nimmt auch ſein natuͤrliches Gedaͤcht - nis mit ſich, denn alles, was er in der Welt gehoͤret, geſehen, geleſen, gelernt, und von der erſten Kindheit an, bis an das Ende ſei - nes Lebens gedacht hat, das behaͤlt er; weil aber die natuͤrlichen Vorwuͤrfe oder Dinge, die in dem Gedaͤchtnis ſind, in der geiſtlichen WeltP 4nicht216Von der Geiſterwelt. nicht wieder hervorgebracht werden koͤnnen, ſo ruhen ſie, gleichwie es bey dem Menſchen geht, wenn er nicht daran denket; ſie werden aber dennoch wieder hervorgebracht, wenn es dem Herrn wohlgefaͤllt; aber von dieſem Gedaͤcht - nis, und von deſſen Zuſtand nach dem Tod, ſoll gleich im folgenden ein mehreres geſagt werden. Daß ein ſolcher Zuſtand des Menſchen nach dem Tod ſey, kann der ſinnliche Menſch ganz und gar nicht glauben, weil er es nicht faſſet; denn der ſinnliche Menſch kann nicht anders, als natuͤrlich denken, und alſo auch von den geiſtlichen Dingen; weswegen er von dem, was nicht in ſeine Sinne faͤllt, das iſt, was er nicht mit den Augen ſeines Leibes ſiehet, und nicht mit ſeinen Haͤnden greifet, zu ſagen pflegt, es ſey nicht vorhanden, gleichwie man von Tho - ma lieſt Joh. 20, v. 25. 27. 29. : wie der ſinn - liche Menſch beſchaffen iſt, leſe man oben in der 267ſten Nummer, und in der allda befind - lichen Anmerkung.

462. Es iſt aber dem ungeachtet zwiſchen dem Leben des Menſchen in der geiſtlichen Welt, und ſeinem Leben in der natuͤrlichen Welt, ſo wohl in Anſehung der aͤuſſerlichen Sinne und ihrer Eindruͤcke, als auch in Anſehung der in - nerlichen Sinne und ihrer Eindruͤcke, ein groſ - ſer Unterſchied; diejenigen, ſo im Himmel ſind, haben viel ſchaͤrfere Sinnen, das iſt, ſie ſehen und hoͤren viel vortreflicher, und denken auchviel217Von der Geiſterwelt. viel weislicher, als da ſie in der Welt geweſen ſind; denn ſie ſehen aus dem Lichte des Himmels, welches um ſehr viele Grade das Licht dieſer Welt uͤbertrifft, man leſe Num. 126; ſie hoͤren durch den geiſtlichen Luftkreis, welcher den irdi - ſchen eben auch um ſehr viele Grade uͤbertrifft, man leſe Num. 235; der Unterſchied zwiſchen den aͤuſſerlichen Sinnen die ſie im Himmel be - ſitzen, und den aͤuſſerlichen Sinnen, die ſie in der Welt gehabt, iſt eben ſo, wie der Unterſchied des hellen Wetters und des dunkeln Regenwet - ters in der Welt, und wie des Lichtes am Mit - tage und des Schattens am Abend; denn, weil das Licht des Himmels das Goͤttliche Wahre iſt, ſo giebt es dem Sehen oder Geſicht der Engel eine ſolche Schaͤrfe, daß ſie auch die allerkleinſten Dinge erkennen, und unterſcheiden; ihr aͤuſſer - liches Sehen ſtimmet auch mit ihrem inner - lichen Sehen oder dem Verſtand uͤberein, denn bey den Engeln fließt ein Sehen in das an - dere, damit ſolche ein Einziges bewirken, daher haben ſie eine ſo groſſe Schaͤrfe; auf gleiche Weiſe ſtimmet auch ihr Gehoͤr mit ihrer Empfindung uͤberein, die ſo wohl dem Verſtand, als auch den Willen zukommt, daher werden ſie aus dem Ton und aus den Worten des Redenden auch das al - lergeringſte von ſeinen Neigungen und Gedanken inne, an dem Ton erkennen ſie, was der Nei - gung, und an den Worten, was dem Denken zukommt, man leſe Num. 234-245; aber die uͤbrigen Sinnen bey den Engeln ſind nicht ſo vor -P 5treflich,218Von der Geiſterwelt. treflich, als wie die Sinnen des Sehens und Hoͤrens, aus der Urſache, weil das Sehen und Hoͤren zu ihrer Verſtandes-Erkaͤnntnis und Weis - heit dienet, nicht aber die uͤbrigen Sinnen, denn wenn dieſe in gleichem Grad vortreflich waͤren, ſo wuͤrden ſie das Licht und das Vergnuͤgen ihrer Weisheit wegnehmen, und die Luſt ihres Wil - lens einſtreuen, die den mancherley Begierden und dem Leibe zukommt, welche den Verſtand um ſo viel verdunkeln und ſchwaͤchen, um ſo viel ſie den Vorſprung haben; gleichwie es auch bey den Menſchen in der Welt gehet, die in Anſeh - ung der geiſtlichen Wahrheiten um ſo viel dumm und ſtumpf ſind, um ſo viel ſie den Geſchmack und den Reitzungen des leiblichen Kuͤtzels nach - haͤngen. Daß auch die innern Sinnen der Engel des Himmels, die ihren Gedanken und Eindruͤcken eigen ſind, viel vortreflicher und voll - kommener ſeyen, als ſie in der Welt welche ge - habt haben, das kann bereits daraus offenbar er - ſehen werden, was ich in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels Num. 265 - 275 geſagt und gezeigt habe. Was aber den Unterſchied zwiſchen dem Zuſtand derer, ſo in der Hoͤlle ſind, und ihrem Zuſtand in der Welt an - betrifft, ſo iſt er eben auch groß; denn ſo groß die Vollkommenheit und Vortreflichkeit der aͤuſ - ſerlichen und innerlichen Sinnen bey den En - geln im Himmel iſt, ſo groß iſt die Unvollkommen - heit bey denen, die in der Hoͤlle ſind; von deren Zuſtand aber ſoll im folgenden gehandelt werden.

Daß219Von der Geiſterwelt.

Daß der Menſch, wenn er aus dieſer Welt geht, auch ſein ganzes Gedaͤchtnis bey ſich habe, iſt mir durch vieles gezeigt worden; ich habe, was das Gedaͤchtnis anbetrifft, viel Merkwuͤrdiges ge - ſehen und gehoͤret, davon ich einiges in der Ord - nung vortragen will: Es waren einige, die ihre Verbrechen und Schandthaten, die ſie in der Welt veruͤbt, laͤugneten; deswegen wurde, da - mit ſie nicht fuͤr unſtraͤflich moͤchten gehalten wer - den, aus ihrem Gedaͤchtnis alles mit einander von ihrem erſten Alter an, bis zum letzten, der Ord - nung nach entdeckt und erzaͤhlet; es waren vor - nehmlich Ehebruche und Hurereyen. Es waren einige, die durch boͤſe Kunſtgriffe andre betrogen, und einige, die geſtohlen hatten, deren Liſt und Diebereyen auch der Reihe nach her erzehlt wur - den, worunter ſehr viele waren, die kaum jemand anders in der Welt, als ihnen allein, bekannt waren; ſie erkannten auch dieſe Liſt und Diebe - reyen, weil ſie, wie im Lichte, geoffenbaret wur - den, mit allen Gedanken, Abſichten, Vergnuͤ - gen und Furcht, die damals in ihren Gemuͤthern zugleich mit vorgegangen. Es waren einige die Ehrenaͤmter erhalten, und mit dem Gericht Wu - cher getrieben hatten, dieſe wurden ebenfalls aus ihrem Gedaͤchtnis ausgeforſchet, und aus dieſem wurde ihnen alles, von der erſten Zeit ihres Am - tes an, bis auf die letzte, her erzaͤhlt; jeder Um - ſtand, wie viel und was ſie erwuchert, ſamt der Zeit, ihrem Gemuͤthszuſtand und Abſicht, ja, alle dieſe Umſtaͤnde, deren mehr, als viele hundertwaren220Von der Geiſterwelt. waren, wurden ihnen zugleich mit in Erinnerung gebracht, und ſichtbarlich gezeigt: dieſes iſt mit einigen vorgegangen, und, welches wunderbar, ſelbſt ihre Memorial - oder Gedaͤchtnisbuͤcher, worinnen ſie dergleichen Dinge aufgeſchrieben, ſind eroͤffnet, und von Seite zu Seite vor ihnen geleſen worden. Es waren einige, welche die Jungfrauen zur Unzucht angelocket, und die die Keuſchheit verletzet hatten, die wurden vor eben dieſes Gericht gefordert, und es wurde aus ihrem Gedaͤchtnis alles und jedes heraus genommen und erzaͤhlet; ſelbſt die Angeſichter der Jungfrauen und Weiber wurden auch wie gegenwaͤrtig darge - ſtellet, ſamt den Oertern, Reden und Gemuͤ - thern, und dieſes ſo ſchnell, als wie wenn etwas vor das Geſichte kommt; etlichemal dauerten die offenbare Bekanntmachungen etliche Stunden. Es war einer, der ſich nichts daraus gemacht hatte, andre zu ſchelten; ich hoͤrte ſeine Schel - tungen, wie auch ſeine Laͤſterungen mit ſeinen ei - genen Worten, von welchen Perſonen, und vor welchen er ſie ausgeſtoſſen hatte, der Ordnung nach her erzaͤhlen; dieſes alles wurde hervorge - bracht und zugleich auf das lebhafteſte dargeſtellt; und doch war von ihm, da er in der Welt ge - lebt, alles mit Fleiß verborgen worden. Es war einer, der ſeinen Schwager unter einen betruͤg - lichen Vorwand ſeiner Erbſchaft beraubt hatte; dieſer wurde auch eben ſo uͤberzeugt und gerichtet, und welches zu verwundern, ſo wurden die Briefe und Zettel, die ſie einander geſchrieben, vor mei -nen221Von der Geiſterwelt. nen Ohren geleſen, und geſagt, daß nicht ein Wort fehle. Eben dieſer hatte auch, kurz vor ſeinem Tod, ſeinen Nachbar heimlich mit Gift vergeben, dieſes wurde auf folgende Weiſe ent - deckt; er ſchien unter den Fuͤſſen eine Grube auf - zugraben, da ſie nun aufgegraben war, gieng ein Mann heraus, als wie aus einem Grab, und ſchrie ihm an: was haſt du an mir veruͤbt! und ſodann wurde alles offenbar, wie naͤmlich der Vergifter mit ihm freundlich geredet, und ihm einen Becher gereicht, wie auch, was er vorher gedacht, und was ſich nachgehends zugetragen hatte; nachdem nun dieſes alles entdeckt worden, wurde er zur Hoͤlle verurtheilt. Mit einem Wort, alle Bosheiten, Schandthaten, Mord - thaten, Kunſtgriffe und Betruͤgereyen werden einem jeden boͤſen Geiſt offenbar gemacht, und unmittelbar aus ſeinem Gedaͤchtnis heraus ge - nommen, und er wird davon uͤberfuͤhret; es fin - det auch kein Laͤugnen ſtatt, weil zugleich alle Umſtaͤnde mit zum Vorſchein kommen. Jch habe auch aus eines Geiſtes Gedaͤchtnis, das von den Engeln beſehen und beſichtiget worden, gehoͤret, was er innerhalb einem Monat von einem Tag zum andern gedacht hatte, ohne, daß etwas daran fehlte, ja, dieſe Dinge wurden wieder ſo in Er - innerung gebracht, wie er an dieſen Tagen dar - innen begriffen geweſen. Aus dieſen Beyſpielen kann nun offenbar erhellen, daß der Menſch ſein ganzes Gedaͤchtnis mit ſich bringe: und daß in der Welt nichts ſo verborgen ſey, das nicht nachdem222Von der Geiſterwelt. dem Tod offenbar werde; und dieſes bey einem Haufen ſehr vieler, nach den Worten des Herrn: Es iſt nichts verdeckt, das nicht ſoll ent - deckt werden; und nichts verborgen, das nicht ſoll erkañt werden: der ohalben, was ihr im Finſternis geſagt habt, das wird man im Lichte hoͤren; und was ihr ins Ohr geredet, das wird auf den Daͤchern ausgerufen werden, Luc. 12, 2. 3.

463. Wenn dem Menſchen nach dem Tod ſeine Thaten wieder entdeckt werden, ſodann ſe - hen ihm die Engel, denen das Amt der Unter - ſuchung gegeben iſt, in ſein Angeſicht, und die Unterſuchung faͤhret durch den ganzen Leib, indem ſie bey den Fingern der einen und der andern Hand anfaͤngt, und alſo durch den ganzen Leib fortfaͤhret: weil ich mich nun verwunderte, woher ſolches kommen muͤſſe, ſo wurde mirs entdeckt; naͤmlich, gleichwie alles Denken und alles Wol - len dem Gehirn eingeſchrieben iſt, denn allda ſind die Gru[n]danfaͤnge des Denkens und Wollens, alſo ſey ſolches auch den ganzen Leib eingeſchrie - ben, weil alles Denken und Wollen von ſeinen Anfaͤngen hin in den Leib gehet, und ſich allda, als in ſeinem Aeuſſerſten endiget; daher kommt es, daß dasjenige, was aus dem Willen und aus ſeinem daher ruhrenden Denken dem Gedaͤchtnis eingeſchrieben iſt, nicht nur dem Gehirn, ſondern auch dem ganzen Menſchen eingeſchrieben iſt, und daſelbſt in einer Ordnung nach der Ordnung der Theile des Leibes entſtehet: hieraus erhellet,daß223Von der Geiſterwelt. daß der Menſch im Ganzen ſo beſchaffen ſey, wie er in ſeinem Willen und in dem daher ruͤhrenden Denken beſchaffen iſt, ſo gar, daß ein boͤſer Menſch ſein Boͤſes ſey, und ein guter ſein Gutes*)Anmerkung des Verfaſſers. Ein guter Menſch, Geiſt und Engel iſt ſein Gutes und ſein Wahres, das iſt, er iſt ganz und gar ſo, wie ſein Gutes und Wahres iſt, man leſe in den himmliſchen Geheimniſſen N. 10298. 10367. Die Urſache iſt, weil das Gute den Willen, und das Wahre den Ver - ſtand ausmacht, und Wille und Verſtand ma - chen das ganze Leben aus bey dem Menſchen, Geiſt, und Engel, N. 3332. 3623. 6065. Ob man ſage, der Menſch, Geiſt, und En - gel iſt ſeine Liebe, das iſt gleichviel, Num. 6872 10177. 10284. Hier - aus kann nun auch offenbar ſeyn, was durch das Lebens-Buch des Menſchen, wovon in dem Wort geredet wird, verſtanden werde, naͤmlich dieſes, daß ſowohl alle Thaten, als alle Gedan - ken, dem ganzen Menſchen eingeſchrieben ſind, und daß ſolche, wenn ſie aus dem Gedaͤchtnis heraus gerufen werden, welches geſchiehet, wenn der Geiſt in dem Lichte des Himmels beſehen wird, eben ſo zum Vorſchein kommen, als waͤren ſie in einem Buche geleſen, und wie im Bilde geſehen worden. Dieſem will ich noch von dem Ge - daͤchtnis des Menſchen, welches nach dem Toduͤbrig224Von der Geiſterwelt. uͤbrig bleibt, eine Merkwuͤrdigkeit beyfuͤgen, wo - durch ich beſtaͤrket worden bin, daß nicht nur die allgemeinen, ſondern auch die allerbeſonderſten Dinge, die ins Gedaͤchtnis gekommen ſind, dar - innen bleiben, und nunmermehr ausgeloͤſchet wer - den; ich habe Buͤcher mit den darinnen ſtehen - den Schriften geſehen, wie in der Welt, und ich wurde belehret, daß ſie aus dem Gedaͤchtnis derjenigen ſeyen, die welche geſchrieben haben, und daß in ſelbigen nicht das allergeringſte Wort, welches in denen Buͤchern geſtanden, die von eben denſelben in der Welt geſchrieben worden, man - gele; und daß alſo aus dem Gedaͤchtnie eines je - den die allerbeſonderſten Dinge, auch die, ſo er ſelber in der Welt vergeſſen hat, koͤnnen hervor - gebracht werden: die Urſache davon wurde mir auch entdeckt, daß naͤmlich der Menſch ein aͤuſ - ſerliches und ein innerliches Gedaͤchtnis habe, das aͤuſſerliche komme ſeinem natuͤrlichen Men - ſchen, und das innerliche ſeinem geiſtlichen Men - ſchen zu; und daß alles, was der Menſch gedacht, gewollt, geredet, gethan, auch was er gehoͤret und geſehen hat, ſeinem innerlichen oder geiſtlichen Gedaͤchtnis eingeſchrieben ſey; wie auch, daß die darinnen eingeſchriebenen Dinge nimmermermehr ausgeloͤſchet werden, weil ſie zugleich unmittelbar dem Geiſt, und den Glie - dern ſeines Leibes, wie kurz vorher gemeldet wor - den, eingeſchrieben ſind; und daß auf ſolche Weiſe der Geiſt nach den Gedanken und Hand - lungen ſeines Willens gebildet ſey: ich weiß zumvoraus,225Von der Geiſterwelt. voraus, daß dieſes widerſinnig zu ſeyn ſcheinet, und daher kaum geglaubt wird, gleichwohl aber iſt es die Wahrheit. Der Menſch glaube dem - nach nicht, daß etwas, welches er bey ſich ge - dacht, und im Verborgenen gethan hat, nach dem Tod verborgen bleibe, ſondern er glaube, daß alles und jedes alsdenn ſo offenbar werde, wie am hellen Tag.

464. Ob nun gleich das aͤuſſerliche oder natuͤrliche Gedaͤchtnis nach dem Tod noch in dem Menſchen iſt, ſo werden dem ungeachtet die blos natuͤrlichen Dinge, ſo darinnen ſind, in dem andern Leben nicht wieder zum Vorſchein gebracht, ſondern nur die geiſtlichen Dinge, die den na - tuͤrlichen durch die Uebereinſtimmungen mit bey - gefuͤgt ſind; jedoch, wenn ſich dieſe geiſtlichen Dinge vor das Geſicht ſtellen, ſo erſcheinen ſie voͤllig in eben der Geſtalt, wie in der natuͤrlichen Welt; denn alle Dinge, die in den Himmeln er cheinen, erſcheinen eben ſo, wie in der Welt, ob ſie gleich in ihrem Weſen nicht natuͤrlich, ſon - dern geiſtlich ſind, als wie ich in dem Artikel von den vorſtellenden Dingen und Erſcheinungen im Himmel, Num. 170-176 gezeigt habe, die man nachleſen kann. Allein, das aͤuſſere oder natuͤr - liche Gedaͤchtnis, ſo viel naͤmlich die darinnen befindlichen Dinge anbetrifft, die von dem Ma - teriellen, wie auch von der Zeit und vom Raum, und vom uͤbrigen, das der Natur eigen iſt, an ſich haben, dienet dem Geiſt nicht zu demjenigenSw. Sch. II. Th. QGe -226Von der Geiſterwelt. Gebrauch, wozu es ihm in der Welt gedienet hatte, darum, weil der Menſch in der Welt, da er aus der aͤuſſerlichen Sinnlichkeit, und nicht zu - gleich aus dem innerlichen Sinnlichen oder aus dem verſtaͤndlichen Theil gedacht, nur natuͤrlich aber nicht geiſtlich gedacht hat; hinge - gen aber in dem andern Leben, da der Geiſt in der geiſtlichen Welt iſt, denket er nicht natuͤrlich, ſondern geiſtlich; geiſtlich denken, heißt: aus dem verſtaͤndlichen oder vernuͤnftigen Theil denken; daher kommt es, daß das aͤuſſerlich oder natuͤrliche Gedaͤchtnis, in Anſehung der mate - riellen oder koͤrperlichen Dinge, alsdenn ruhet, und nur dasjenige zum Gebrauch kommt, was der Menſch, durch dieſe materiellen Dinge, in der Welt gefaßt, und wodurch er ſeinen vernuͤnf - tigen Theil vollkommener gemacht hat: daß das aͤuſſerliche Gedaͤchtnis, in Anſehung der ma - teriellen Dinge, ruhet, iſt die Urſache, weil ſie nicht wieder zum Vorſchein gebracht werden koͤn - nen, denn die Geiſter und Engel reden aus den Neigungen und aus den daher ruͤhrenden Gedan - ken ihres Gemuͤths, dahero koͤnnen ſie dasjenige, was ſich nicht dazu ſchicket, auch nicht ausſprechen, wie bereits daraus offenbar ſeyn kann, was ich von der Sprache der Engel im Himmel, und von ihrer Sprache mit dem Menſchen, Num. 234 - 257 geſagt habe: daher kommt es, daß, um ſo viel der Menſch durch Sprachen und Wiſſenſchaf - ten in der Welt vernuͤnftig worden iſt, er auch in ſo viel nach dem Tod vernuͤnftig iſt, aberkeines -227Von der Geiſterwelt. keinesweges, ſo viel er Sprachen und Wiſſen - ſchaften verſtanden hat. Jch habe mit ſehr vielen geredet, die in der Welt geglaubt hatten, ſie waͤ - ren Gelehrte, dadurch, daß ſie die alten Spra - chen, als die Hebraͤiſche, Griechiſche und Latei - niſche koͤnnten, aber durch dasjenige, was in die - ſen Sprachen beſchrieben worden, ihren vernuͤnf - tigen Theil nicht ausgebildet hatten, und ich ſahe, daß einige von ihnen ſo einfaͤltig waren, als wie die, ſo von dieſen Sprachen nichts verſtun - den, einige aber waren dumm, dennoch aber blieb bey ihnen der Hochmuth, als ob ſie viel wei - ſer, als andre waͤren. Jch habe auch mit eini - gen geredet, die in der Welt geglaubt, der Menſch waͤre um ſo viel weiſe, in ſo viel er mit dem Ge - daͤchtnis merke, und die auch mit vielen Sachen ihr Gedaͤchtnis bereichert, und faſt aus dieſem allein, und alſo nicht aus ſich, ſondern aus dem Munde anderer geredet, und durch die Gedaͤcht - nis-Sachen nicht das mindeſte von ihrer Ver - nunft vollkommener gemacht hatten; einige von ihnen waren dumm, einige naͤrriſch, indem ſie etwas Wahres ganz und gar nicht begreiffen, ob es naͤmlich wahr oder nicht wahr ſey, hingegen aber alles Falſche, das von denen, welche ſich ge - lehrt nennen, fuͤr Wahrheit ausgeſchrien wird, begierig ergreifen, denn ſie koͤnnen aus ſich ſelber nicht das allergeringſte einſehen, ob es naͤmlich alſo ſey, oder nicht, und mithin koͤnnen ſie, wenn ſie andre hoͤren, eben auch nichts vernuͤnftiger Weiſe ſehen. Jch habe auch mit einigen geſpro -Q 2chen,228Von der Geiſterwelt. chen, welche in der Welt viel und zwar in allen Arten der Wiſſenſchaften geſchrieben, und die da - her weit und breit einen groſſen Ruhm der Ge - lehrſamkeit gehabt hatten; einige von ihnen konn - ten zwar uͤber das Wahre vernuͤnfteln ob es wahr, oder nicht wahr ſey; einige haben, wenn ſie ſich zu denen gewendet, welche im Licht der Wahrheit waren, zwar verſtanden, daß es wahr ſey, aber ſie wollten es dennoch nicht verſtehen, weswegen ſie es, wenn ſie in ihrem Falſchen und alſo in ſich ſelber waren, laͤugneten; einige wa - ren nicht viel weiſer, als der gemeine ungelehrte Poͤbel; alſo immer einer vor den andern auf ver - ſchiedene Weiſe, ſo wie er durch die wiſſenſchaft - lichen Dinge, die er zuſammen - und von andern ausgeſchrieben hatte, ſeinen vernuͤnftigen Theil ausgebildet hat: diejenigen aber, welche wider die Wahrheiten der Kirche geweſen, und aus dem Wiſſenſchaftlichen gedacht, auch ſich dadurch in dem Falſchen beſtaͤrkt haben, die haben ihren ver - nuͤnftigen Theil nicht ausgebildet, ſondern nur das Vermoͤgen zu vernuͤnfteln, welches Vermoͤ - gen in der Welt fuͤr das Vernuͤnftigſeyn gehalten wird, es iſt aber einer von dem Ver - nuͤnftigſeyn abgeſondertes Vermoͤgen, es iſt ein Vermoͤgen, zu bekraͤftigen, was man nur will, und aus den eingeſogenen Saͤtzen und den Betruͤglichkeiten das Falſche, nicht aber das Wah - re, zu ſehen; die nun ſo beſchaffen ſind, die koͤn - nen nimmermehr dahin gebracht werden, das Wahre zu erkennen, weil das Wahre nicht ausdem229Von der Geiſterwelt. dem Falſchen, wohl aber aus dem Wahren das Falſche eingeſehen werden kann. Die Vernunft des Menſchen iſt gleich einem Garten und Blu - menbeete, wie auch einen Brachacker, das Ge - daͤchtnis iſt die Erde, die wiſſenſchaftliche Wahr - heiten und die Kenntniſſe ſind der Saame, das Licht und die Waͤrme des Himmels bringen den Keim hervor, ohne dieſelbe ſchlaͤgt nichts aus; ſo geht e[s]auch, wo nicht das Licht des Himmels, welches das Goͤttliche Wahre iſt, und die Waͤrme des Himmes, oder die goͤttliche Liebe eingelaſſen werden; aus dieſen allein kommt das Vernuͤnf - tige. Es iſt den Engeln hoͤchſt leid, daß die Gelehrten, groͤßten Theils, alles der Natur zu - ſchreiben, und ſich dadurch das Jnnere, das ih - rem Gemuͤthe zukommt, verriegelt haben, ſo, daß ſie nicht das allermindeſte Wahre aus dem Lichte der Wahrheit, welches das Licht des Him - mels iſt, ſehen koͤnnen: ſie werden dahero auch in dem andern Leben des Vermoͤgens, zu ver - nuͤnfteln, beraubt, damit ſie durch ihre Vernunft - ſchluͤſſe das Falſche nicht unter die einfaͤltigen Gu - ten ausſtreuen, und ſolche nicht verfuͤhren moͤ - gen; ſie werden auch in oͤde und wuͤſte Oerter geſchickt.

465. Ein gewiſſer Geiſt wurde unwillig, daß es ſich vieler Dinge, die er bey Leibes Leben ge - wußt, nicht erinnerte, und beklagte ſich daruͤber, daß er das Vergnuͤgen, woran er ſich hoͤchſtens ergoͤtzet, verlohren haͤtte; es wurde ihm aber ge -Q 3ſagt:230Von der Geiſterwelt. ſagt: er habe nicht das mindeſte verlohren, und wiſſe noch alles und jedes; aber in derjenigen Welt, wo er anitzo ſey, waͤre es ihm nicht er - laubt, dergleichen Dinge hervor zu bringen, und es waͤre ja genug, daß er itzt viel beſſer und voll - kommener denken und reden koͤnne, und ſeinen vernuͤnftigen Theil nicht, wie vorhero, in dicke Dunkelheiten, in materielle und koͤrperliche Dinge verſenken duͤrfte, als welche in demjeni - gen Reich, worein er anitzo gekommen, zu nichts nutzen; und anitzo habe er alles, was zum Ge - nuß des ewigen Lebens zutraͤglich ſey, und ſo, und nicht anders koͤnne er ſelig und gluͤckſelig werden; es waͤre alſo eine Unwiſſenheit, zu glau - ben, daß in dieſem Reich, dadurch, daß die ma - teriellen Dinge im Gedaͤchtnis bey Seite gelegt waͤren, und ruheten, die Verſtandes-Erkaͤnnt - nis zum Verſchein komme; da ſich doch die Sache alſo verhalte, daß, um ſo viel das Gemuͤth von den ſinnlichen Dingen, die dem aͤuſſerlichen Men - ſchen oder dem Leib zukommen, abgezogen werden koͤnne, es in ſo viel zu den geiſtlichen und himm - liſchen Dingen empor geſchwungen werde.

466. Wie die Gedaͤchtniſſe beſchaffen ſind, wird in dem andern Leben bisweilen zu ſehen ge - geben, in Geſtalten, die nur allein da erſchei - nen, (es werden allda viele Dinge vor das Ge - ſicht geſtellt, die ſonſt bey den Menſchen nur in die Gedankenbilder fallen); das aͤuſſere Gedaͤcht - nis kommt zum Vorſchein wie eine Schwiele, dasinne -231Von der Geiſterwelt. innere wie markiges Weſen, dergleichen in des Menſchen Gehirn iſt; hieraus wird auch zu er - kennen gegeben, wie die daſelbſt befindlichen be - ſchaffen ſind. Die bey Leibes Leben blos allein dem Gedaͤchtnis obgelegen, und alſo ihren ver - nuͤnftigen Theil nicht ausgebildet haben, deren Schwiele erſcheinet hart, und inwendig wie Striemen von Sennen oder Flechſen. Die ihr Gedaͤchtnis mit Falſchheiten angefuͤllt haben, de - ren ihres erſcheinet wie haaricht und ſtruppicht, und dieſes kommt von der unordentlichen Zuſam - menraffung der Dinge. Die um der Eigenliebe willen und wegen der Liebe zur Welt dem Ge - daͤchtnis obgelegen, deren ihres erſcheinet wie zu - ſammengeleimt und verbeinert. Die durch das Wiſſenſchaftliche, inſonderheit durch das Philo - ſophiſche in die goͤttliche Geheimniſſe eindringen, und nicht eher glauben wollten, als bis ſie durch daſſelbe uͤberzeugt wuͤrden, bey denſelben ſiehet das Gedaͤchtnis ſtockfinſter aus, und hat eine ſolche Eigenſchaft, daß es die Lichtſtrahlen ver - ſchlingt, und in Finſternis verwandelt. Die betruͤgeriſch und Heuchler geweſen, bey denen er - ſcheinet es beinhart wie von Ebenholz, welches die Lichtſtrahlen zuruͤck prallt. Die aber in dem Guten der Liebe und in dem Wahren des Glau - bens geweſen, bey denen kommt keine ſolche Schwiele zum Vorſchein, weil ihr inneres Ge - daͤchtnis die Lichtſtrahlen heruͤber in das Aeuſſere wirft, in deſſen Vorwuͤrfen oder Bildern ſich die Strahlen, als wie in ihrer Grundlage oder wieQ 4in232Von der Geiſterwelt. in ihrer Erde endigen, und daſelbſt angenehme Be - haͤltniſſe antreffen; denn das aͤuſſere Gedaͤchtnis iſt das Aeuſſerſte der Ordnung, in welches Aeuſ - ſerſte die geiſtlichen und himmliſchen Dinge, wenn naͤmlich allda Gutes und Wahres befindlich iſt, ſich ganz ſanft verlieren, und niederlaſſen.

467. So lange die Menſchen, die in der Liebe zum Herrn, und in der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤchſten ſind, in der Welt leben, ſo haben ſie engliſche Verſtandes Erkaͤnntnis und Weis - heit bey und in ſich, aber in dem Jnnerſten ihres innern Gedaͤchtniſſes verborgen; dieſe Ver - ſtandes Erkaͤnntnis und Weisheit kann bey ihnen niemals eher zum Vorſchein kommen, als bis ſie das Koͤrperliche ausziehen; alsdenn wird das na - tuͤrliche Gedaͤchtnis eingeſchlaͤfert, und ſie wer - den in das innere Gedaͤchtnis, und darauf nach und nach in das engliſche, aufgewecket.

468. Auf welche Art der vernuͤnftige Theil ausgebildet werde, das ſoll auch mit wenigen ge - ſagt werden; das aͤchte[Vernuͤnftige] beſtehet aus Wahrheiten, und nicht aus Falſchheiten; was aus Falſchheiten beſteht, das iſt kein Vernuͤnfti - ges: es giebt dreyerley Arten von Wahrheiten, als buͤrgerliche, ſittliche, und geiſtliche; die buͤrgerliche Wahrheiten beziehen ſich auf das Gericht, und auf die Regierung iu den Rei - chen, uͤberhaupt aber auf die Gerechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit daſelbſt: die ſittliche Wahr -heiten233Von der Geiſterwelt. heiten beziehen ſich auf das Leben eines jeden Menſchen, in Ruͤckſicht auf die Geſellſchaften und Gemeinſchaft, uͤberhaupt auf die Aufrich - tigkeit und Rechtſchaffenheit, insbeſondere aber auf die Tugenden von allerley Arten: aber die geiſtliche Wahrheiten beziehen ſich auf den Himmel und auf die Kirche, uͤberhaupt auf das Gute, das der Liebe zukommt, und auf das Wahre, welches zum Glauben gehoͤret. Es ſind bey einem jeden Menſchen drey Grade oder Stufen des Lebens, man leſe oben Num. 267; das Vernuͤnftige wird durch die buͤrgerliche Wahrheiten bis zum erſten Grad eroͤffnet; durch die ſittliche Wahrheiten bis zum andern Grad; und durch die geiſtliche Wahrheiten bis zum dritten Grad. Man muß aber wiſſen, daß von dieſen Wahrheiten das Vernuͤnftige nicht etwa dadurch gebildet und eroͤffnet werde, daß der Menſch ſelbige weis, ſondern dadurch, daß der Menſch nach denſelben lebt; und nach die - ſen Wahrheiten leben, dadurch verſtehe ich: ſie aus geiſtlicher Zuneigung lieben; und ſie aus geiſtlicher Zuneigung lieben, heißt: die Gerech - tigkeit und Rechtmaͤßigkeit lieben, weil es Ge - rechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit iſt, die Aufrich - tigkeit und Rechtſchaffenheit, weil es Aufrich - tigkeit und Rechtſchaffenheit iſt, und das Gute und Wahre, weil es gut und wahr iſt; hinge - gen aber aus leiblicher Zuneigung nach dieſen Wahrheiten leben, und ſie lieben, heißt: ſie um ſein ſelbſt, ſeines guten Namens, EhreQ 5oder234Von der Geiſterwelt. oder Gewinnſtes willen lieben; um ſo viel da - hero der Menſch aus leiblicher Zuneigung dieſe Wahrheiten liebet, in ſo viel wird er nicht ver - nuͤnftig, denn er liebet nicht die Wahrheiten, ſondern ſich ſelber, ja, ſie dienen ihm, alswie die Diener ihrem Herrn; und wenn die Wahr - heiten zu Dienſtbarkeiten werden, ſodann gehen ſie nicht in den Menſchen ein, und eroͤffnen kei - nen einzigen Grad ſeines Lebens, auch nicht ein - mal den erſten, ſondern halten ſich nur in dem Gedaͤchtnis auf, als wiſſenſchaftliche Dinge un - ter einer materiellen Geſtalt, und verbinden ſich allda mit der Eigenliebe, welche eine leib - liche Liebe iſt. Hieraus kann nun offenbar er - ſehen werden, wie der Menſch vernuͤnftig wer - de, daß er es naͤmlich im dritten Grad wird durch die geiſtliche Liebe zum Guten und Wah - ren, welches dem Himmel und der Kirche zu - kommt; im andern Grad durch die Liebe zur Aufrichtigkeit und Rechtſchaffenheit; und im erſten Grad durch die Liebe zur Gerechtigkeit und Rechtmaͤßigkeit; dieſe letztere beyderley Liebe wird von der geiſtlichen Liebe zum Guten und Wahren eben auch geiſtlich, weil dieſe geiſt - liche Liebe in jene zweyerley Liebe einfließt, und ſich mit ihnen verbindet, und in ihnen gleichſam ihre Angeſichter bildet.

469. Die Geiſter und Engel haben eben ſo wohl ein Gedaͤchtnis, als die Menſchen; denn alles, was ſie nur hoͤren, ſehen, denken, wol -len235Von der Geiſterwelt. len und thun, bleibt bey ihnen, und dadurch wird auch ihr Vernuͤnftiges unaufhoͤrlich aus - gebildet, und dieſes in Ewigkeit; daher kommt es, daß die Geiſter und Engel durch die Er - kaͤnntniſſe des Wahren und Guten, eben ſo wohl, als die Menſchen, an Verſtandes-Er - kaͤnntnis und Weisheit vollkommener gemacht werden. Daß die Geiſter und Engel ein Ge - daͤchtnis haben, das iſt mir auch durch vielfaͤl - tige Erfahrung zu wiſſen gethan worden; denn ich habe geſehen, daß aus ihrem Gedaͤchtnis alles heraus gerufen wurde, was ſie, wenn ſie bey andern Geiſtern geweſen, gedacht und ge - than hatten, ſo wohl frey und oͤffentlich als im verborgenen; wie auch, daß diejenigen, welche aus einem einfaͤltigen Guten in einigem Wah - ren geweſen, mit Kenntniſſen, und dadurch mit Verſtandes-Erkaͤnntnis begabt, und hernach in den Himmel erhoben worden. Es iſt aber zu wiſſen, daß ſie nicht mit mehrern. Kenntniſſen, und dadurch nicht mit mehrerer Verſtandes Er - kaͤnntnis begabt werden, als der Grad ihrer Zu - neigung zum Guten und Wahren iſt, in welcher ſie in der Welt geweſen, nicht aber uͤber dieſen Grad; denn es bleibt einem jeden Geiſt und Engel eine ſo große und eine ſolche Zuneigung, als ſo groß und wie er eine in der Welt gehabt, und dieſe wird hernach durch die Vermehrung vollkommener gemacht, welches auch in Ewigkeit geſchiehet, denn es iſt nichts, das da nicht in Ewigkeit angefuͤllet oder vermehret werden koͤn -ne,236Von der Geiſterwelt. ne, denn ein jegliches Ding kann unendlich ver - aͤndert, alſo durch mancherley bereichert, und mithin vermehret und fruchtbar gemacht werden, und ein gutes Ding hat kein Ende, weil es von dem Unendlichen herkommt. Daß die Gei - ſter und Engel durch die Kenntniſſe des Wah - ren und Guten an Verſtandes-Erkaͤnntnis und Weisheit unaufhoͤrlich vollkommener gemacht werden, leſe man in den Artikeln, von der Weis - heit der Engel des Himmels, Num. 265 275; von den Heiden oder Voͤlkern im Himmel, ſo auſſerhalb der Kirche geweſen, Num. 3〈…〉〈…〉 8 328; und von den Kindern im Himmel, Num 329 - 345; und daß ſich dieſes Vollkommenwerden nach dem Grad der Zuneigung zum Guten und Wahren, in welcher ſie in der Welt geweſen ſind, verhalte, aber nicht uͤber dieſen Grad, das leſe man oben in der 349ſten Nummer.

Daß der Menſch nach dem Tod ſo beſchaffen ſey, wie ſein Leben in der Welt geweſen.

470. D einen jeden nach dem Tod ſein Leben erwarte, iſt jedem Chriſten aus dem Wort be - kannt, denn allda heißt es in vielen Stellen, daß der Menſch nach ſeinen Thaten und Werken ge - richtet, und ihm nach ſolchen vergolten werden ſoll; es ſiehet auch ein jeder, der aus dem Gu - ten und unmittelbar aus dem Wahren denket,nichts237Von der Geiſterwelt. nichts anders, als daß, wer ein gutes Leben fuͤhret, in den Himmel komme, und wer boͤſe lebt, in die Hoͤlle. Hingegen aber, wer in dem Boͤſen iſt, der will nicht glauben, daß, ein Zu - ſtand nach dem Tod ſich nach Beſchaffenheit ſei - nes Lebens in der Welt verhalte, ſondern er denket, welches vornehmlich geſchiehet, wenn er krank iſt, daß ein jeder aus lauter Barmher - zigkeit den Himmel habe, er moͤchte gelebt haben, wie er wolle, und daß er ihn nach ſeinem Glau - ben habe, den er doch gleichwohl von dem Leben trennet oder abſondert.

471. Daß der Menſch nach ſeinen Thaten und Werken gerichtet, und ihm nach ſolchen vergolten werden ſoll, das wird in vielen Stel - len des Worts geſagt, von denen ich einige hier anfuͤhren will, Des Menſchen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit ſeines Vaters mit ſeinen Engeln, und alsdenn wird er einem jeglichen nach ſeinen Wer - ken vergelten, Matth. 16, 27. Selig ſind die Todten, die in dem Herrn ſter - ben; ja, der Geiſt ſpricht, daß ſie ruhen von ihren Arbeiten, denn ihre Werke fol - gen ihnen nach, Offenb. 14, 11. Jch werde geben einem jeglichen nach ſeinen Werken, Offenb. 2, 23. Jch ſahe die Todten, kleine und große ſtehen vor Gott, und die Buͤcher wurden aufgethan, und die Todten wurden gerichtet nach dem,was238Von der Geiſterwelt. was in den Buͤchern geſchrieben war, nach ihren Werken: das Meer gab die Todten die darinnen waren, und der Tod und die Hoͤlle gaben die Todten, die dar - innen waren; und ſie wurden gerichtet, ein jeglicher nach ſeinen Werken, Offenb. 20, 13. 15. Siehe, Jch komme, und Mein Lohn mit Mir, zu geben einem jegli - chen nach ſeinen Werken, Offenb. 22, 12. Wer meine Worte hoͤret und thut ſie, den vergleiche ich einem klugen Mann, und wer meine Worte hoͤret und thut ſie nicht, der iſt einem thoͤrichten Mann gleich, Matth. 7, 24. 26. Es werden nicht alle, die zur mir ſagen: Herr, Herr, in das Reich der Himmeln kommen, ſondern die den Willen thun meines Vaters, der in den Himmeln iſt: es werden viele zu mir ſagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweiſſaget? ha - ben wir nicht in deinem Namen Teufel ausgetrieben? haben wir nicht in deinem Namen viel Thaten gethan? aber alsdenn werde ich ihnen bekennen, ich habe euch noch nie erkannt, weichet von mir, ihr Uebelthaͤter, Matth. 7, 21. 22. 23. So werdet ihr denn anfangen, zu ſagen: wir haben vor Dir gegeſſen und getrunken, und auf unſern Gaſſen haſt Du gelehrt, und er wird ſagen: Jch ſage euch, Jch kenne euch nicht, ihr Uebelthaͤter, Luc. 13, 25. 26. 27.239Von der Geiſterwelt. 27. Jch will ihnen vergelten nach ihren Thaten, und nach den Werken ihrer Haͤn - de, Jerem. 25, 14. Jehovah, deine Au - gen ſtehen offen uͤber alle Wege der Men - ſchenkinder, daß du einem jeglichen gebeſt nach ſeinem Wandel, und nach der Frucht ſeiner Werke, Jerem. 32, 19. Jch will ihr Thun heimſuchen, und ihnen nach ih - ren Werken vergelten, Hoſ. 4, 9. Je - hovah handelt mit uns nach unſern Wan - del, und nach unſern Werken, Sachar 1, 6. Jn dem 25ſten Capitel Matth. von den 32ſten Vers an, bis zum 46ſten, wo der Herr das letzte Gericht verkuͤndigt, redet Er von wei - ter nichts, als von den Werken, und daß dieje - nigen in das ewige Leben eingehen ſollen, die da gute Werke gethan haben, diejenigen aber in die Verdammnis, die da boͤſe Werke gethan haben; und noch in vielen andern Stellen, wo von der Seligkeit und Verdammnis des Menſchen die Rede iſt. Es iſt offenbar, daß die Werke und Tha - ten das aͤuſſerliche Leben des Menſchen ſeyen, und daß durch dieſelben ſein innerliches Leben, wie es naͤmlich beſchaffen iſt, offenbaret werde.

472. Allein, durch die Thaten und Werke werden nicht nur die Thaten und Werke verſtan - den, wie ſie ſich aͤuſſerlich zeigen, ſondern auch, wie ſie innerlich beſchaffen ſind; denn ein jeder weis, daß jede That und jedes Werk aus dem Willen und aus dem Denken des Menſchen her -kommt,240Von der Geiſterwelt. kommt, denn wenn es nicht daraus herkaͤme, ſo waͤre es nur eine Bewegung, alswie die Selbſt - bewegung eines Uhrwerks und einer Gauckel pup - pe; dahero iſt die That oder das Werk, in ſich betrachtet, nur die Wuͤrkung, die gleichſam ihre Seele und ihr Leben von dem Willen und dem Denken bekommt, ſo gar, daß der Wille und das Denken in der Wuͤrkung iſt, mithin daß die Wuͤr - kung der Wille und das Denken in aͤuſſerlicher Geſtalt iſt: hieraus folget, daß, wie der Wille und das Denken, die eine That oder ein Werk hervorbringen, beſchaffen iſt, alſo auch die That und das Werk ſey; wenn das Denken und der Wille gut ſind, ſodann ſind auch die Thaten und Werke gut; wenn aber das Denken und der Wille boͤſe ſind, ſo ſind auch die Thaten und Werke boͤß, ob ſie gleich in der aͤuſſerlichen Geſtalt jenen aͤhn - lich zu ſeyn ſcheinen moͤchten: es koͤnnen tauſend Menſchen ein Gleiches thun, das iſt, eine gleiche That herſtellen, und zwar eine ſo gleiche, daß ſie der aͤuſſerlichen Geſtalt nach nicht von einan - der zu unterſcheiden ſind, und doch iſt eine jede That, an ſich ſelbſt betrachtet, der andern un - gleich, weil ſie aus ungleichem Willen herkommt: ich will ein Beyſpiel geben: aufrichtig und gerecht handeln an dem Nebenmenſchen: da kann einer aufrichtig und gerecht an ihn handeln in der Abſicht, daß er um ſein ſelbſt und ſeiner eignen Ehre willen aufrichtig und gerecht zu ſeyn ſcheine; der andere um der Welt und des Gewin - ſtes willen; der dritte um der Wiedervergeltungund241Von der Geiſterwelt. und des Verdienſtes willen; der vierte um der Freundſchaft willen; der fuͤnfte deswegen, weil er das Geſetz, den Verluſt des guten Namens und des Amtes befuͤrchtet; der ſechſte, damit er einen auf ſeine Seiten bringe, auch auf die boͤ - ſen; der ſiebende, damit er betriegen koͤnne; und ſo die andern auf eine andre Weiſe; allein, ob gleich die Thaten von allen denen gut zu ſeyn ſcheinen, (denn aufrichtig und gerecht handeln an dem Nebenmenſchen, iſt etwas Gutes) ſo ſind ſie dennoch boͤſe, weil ſie nicht um der Aufrich - tigkeit und Rechtſchaffenheit willen oder aus Lie - be zu ſolchen geſchehen, ſondern aus Liebe zu ſich ſelbſt und der Welt, welcher Liebe die Aufrich - tigkeit und Rechtſchaffenheit dienen, als wie Knechte einem Herrn, die der Herr gering ach - tet und fortſchicket, wenn ſie ihm nicht dienen wol - len. Diejenigen hingegen handeln aͤuſſerlich auch nach eben einen ſolchen Anſchein mit dem Nebenmenſchen aufrichtig und gerecht, welche aus Liebe zur Aufrichtigkeit und Rechtſchaffen - heit handeln, deren einige aus dem Wahren des Glaubens oder aus Gehorſam handeln, weil es in dem Wort alſo vorgeſchrieben iſt; einige aus dem Guten des Glaubens oder aus dem Gewiſ - ſen, weil es nach der Religion iſt; einige aus dem Guten der thaͤtigen Liebe gegen den Naͤch - ſten, weil man auf ſein Wohl muß bedacht ſeyn; einige aus dem Guten der Liebe zum Herrn, weil man das Gute um des Guten willen, und alſo das Aufrichtige und Rechtſchaffene um der Auf -Sw. Sch. II. Th. Rrichtig -242Von der Geiſterwelt. richtigkeit und Rechtſchaffenheit willen thun muß, und es wird von ihnen geliebet, weil es vom Herrn kommt, und weil das vom Herrn aus flieſſende Goͤttliche darinnen iſt, und dahero das Gute, Aufrichtige und Rechtſchaffene, in ſeinem Weſen ſelbſt betrachtet, goͤttlich iſt: de - ren ihre Thaten und Werke ſind innerlich gut, wes wegen ſie auch aͤuſſerlich gut ſind, denn die Thaten oder Werke, wie ich kurz vorher geſagt habe, ſind voͤllig ſo, wie das Denken und Wol - len, woraus ſie herkommen, und ohne das Den - ken und Wollen ſind es keine Thaten und Werke, ſondern nur unbeſeelte Bewegungen. Hieraus iſt nun offenbar, was durch die Werke und Tha - ten in dem Wort verſtanden wird.

473. Weil die Thaten oder Werke dem Wil - len und dem Denken zukommen, ſo kommen ſie dahero auch der Liebe und dem Glaubenzu, mit - hin ſind ſie ſo, wie die Liebe und der Glaube be - ſchaffen iſt; denn ob man ſage, die Liebe oder der Wille des Menſchen, das iſt gleich viel, und ob man ſage, der Glaube und das Denken aus der Gewisheit, das iſt eben auch einerley, denn was der Menſch liebt, das will er auch, und was der Menſch glaubt, das denket er auch; wenn der Menſch das liebet, was er glaubt, ſodann will er es auch, und thut es, ſo viel er kann: ein je - der kann wiſſen, daß die Liebe und der Glaube in des Menſchen Willen und Gedanken ſeyen, und daß ſie nicht auſſerhalb ſolchen ſeyen, weiles243Von der Geiſterwelt. es der Wille iſt, der von der Liebe entzuͤndet wird, und weil es das Denken iſt, das in Glau - bens Sachen erleuchtet wird, derowegen ſonſt keine, als nur diejenigen, welche weislich den - ken koͤnnen, erleuchtet werden, und nach Be - ſchaffenheit der Erleuchtung das Wahre denken und das Wahre wollen, oder welches einerley iſt, welche das Wahre glauben und das Wahre lieben.

474. Es iſt aber zu wiſſen, daß der Wille den Menſchen ausmache, das Denken aber nur in ſo ferne, in ſo weit es aus dem Willen herruͤhret, und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; oder, welches einerley iſt, daß die Liebe den Menſchen ausmache, und der Glaube nur in ſo ferne, in ſo ferne er aus der Liebe herkommt; und daß die Thaten oder Werke aus beyden herkommen; daraus folget, daß der Wille oder die Liebe der Menſch ſelbſt ſey, denn was hervorkommt, das kommt demjenigen zu, von welchem es herkommt; hervorkommen iſt eben ſo viel, als in einer anſtaͤndigen Geſtalt her - vorgebracht und dargeſtellet werden, damit es wahrgenommen werde und zum Vorſchein kom - me. Hieraus kann nun erhellen, was der Glau - be ſey, der von der Liebe getrennt iſt, daß er naͤmlich gar kein Glaube ſey, ſondern nur ein Wiſſen, das kein geiſtliches Leben in ſich hat; desgleichen, was eine That oder ein Werk ohne die Liebe ſey, daß es naͤmlich nicht eine That oderR 2ein244Von der Geiſterwelt. ein Werk des Lebens, ſondern eine That oder ein Werk des Todes ſey, worinnen nur ein Anſchein des Lebens iſt aus der Liebe zum Boͤſen und aus dem Glauben an das Falſche; dieſer Anſchein des Lebens iſt es, den man den geiſtlichen Tod nenuet.

475. Weiter iſt zu wiſſen, daß in den Tha - ten oder Werken der ganze Menſch dargeſtellt werde, und daß ſein Wollen und Denken, oder ſeine Liebe und ſein Glaube, welche das Jnnere des Menſchen ſind, nicht eher erfuͤllet ſeyen, als bis ſie in den Thaten oder Werken vorhanden, die das Aeuſſere des Menſchen ſind; denn die Thaten oder Werke ſind das Aeuſſerſte, worein ſich das Wollen und Denken, oder die Liebe und der Glaube endigen, und ohne die Endigungen ſind ſie, wie ungeendigte Dinge, die noch nicht da ſind, die alſo noch in dem Menſchen ſind: denken und wollen ohne es zu thun, wenn man es doch kann, iſt wie eine in ein Gefaͤß einge - ſchloſſene Flamme, welche ausloͤſchet; und wie ein in den Sand geworfenes Saamenkorn, das nicht aufgeht, ſondern mit ſeiner Fruchtbrin - genden Kraft verdirbt; aber denken und wollen und daher auch thun, iſt wie eine Flamme, die um und um Waͤrme und Licht giebt; und iſt wie ein Saamenkorn in der Erde, das zu einem Baum oder zu einer Blume waͤchſt, und hervor - kommt; ein jeder kann wiſſen, daß das Wol - len, es aber nicht thun, wenn man doch kann,ſo245Von der Geiſterwelt. ſo viel iſt, als nicht wollen; und daß Gute lie - ben, ſolches aber nicht thun, wenn man doch kann, ſo viel iſt, als nicht lieben, alſo, daß es nur ein Denken iſt, daß man wolle und liebe, daß es alſo ein abgeſondertes Denken iſt, wel - ches verſchwindet und zerſtreuet wird: die Liebe und der Wille iſt unmittelbar die Seele einer That oder eines Werks, und bildet ihren Leib in dem Aufrichtigen und Rechtſchaffenen, daß der Menſch thut; der geiſtliche Leib, oder der Leib des Geiſtes des Menſchen kommt von nichts an - ders her, das iſt, er wird aus nichts anders ge - bildet, als aus demjenigen, was der Menſch aus der Liebe oder aus dem Willen thut, man leſe oben Num. 463; mit einem Wort, der ganze Menſch und ſein ganzer Geiſt iſt in ſeinen Tha - ten oder Werken.

476. Hieraus kann nunmehro offenbar ſeyn, was durch das Leben, welches den Menſchen nach dem Tod erwartet, verſtanden wird, daß es naͤmlich ſeine Liebe und ſein daher ruͤhrender Glaube ſey, nicht nur dem Vermoͤgen nach, ſondern auch in der Thaͤtigkeit, daß es alſo die Thaten oder Werke ſeyen, weil dieſe alle Liebe und allen Glauben des Menſchen in ſich ent - halten.

477. Die herrſchende Liebe iſt es, welche dem Menſchen nach dem Tod bleibt, und in Ewig - keit nimmermehr veraͤndert wird; ein jeder hatR 3vieler -246Von der Geiſterwelt. vielerley Arten der Liebe, dennoch aber beziehen ſich alle Arten derſelben auf ſeine herrſchende Lie - be, und machen mit ſolcher ein Einziges aus, oder alle zuſammen machen dieſe herrſchende Liebe aus; alle Dinge, die dem Willen eigen ſind, und mit der herrſchenden Liebe zuſammenſtimmen, wer - den genennet: vielerley Liebe, weil ſie geliebt werden; dieſe vielerley Arten der Liebe ſind in - nere und aͤuſſere, es giebt welche, die unmit - telbar verbunden ſind, es giebt naͤhere und ent - fernetere, und giebt welche, die auf mancherley Weiſe dienen; alle zuſammen genommen ma - chen gleichſam ein Reich aus, denn alſo ſind ſie bey dem Menſchen geordnet, obgleich der Menſch von ihrer Ordnung ganz und gar nichts weis, es wird ihm aber etwas davon im andern Leben of - fenbaret, denn nach der unter ihnen gemachten Ordnung hat er daſelbſt eine Ausbreitung der Gedanken und Neigungen; wenn die herrſchen - de Liebe aus der vielerley Liebe des Himmels be - ſteht, ſo hat er eine Ausbreitung in die himmli - ſche Geſellſchaften; wenn aber die herrſchende Liebe aus der vielerley Liebe der Hoͤlle beſteht, ſo hat er eine Ausbreitung in die hoͤlliſche Geſell - ſchaften. Daß alle Gedanken und Neigungen der Geiſter und Engel eine Ausbreitung in die Geſellſchaften haben, leſe man oben in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels, und in dem Artikel von der Geſtalt des Himmels, nach welcher die Zuſammengeſellungen und Ver - gemeinſchaftungen daſelbſt geſchehen.

478.247Von der Geiſterwelt.

478. Allein dieſes, was bisher geſagt wor - den, hat nur einen Eindruck auf das Denken des vernuͤnftigen Menſchen, damit es aber auch vor den Sinnen zur Wahrnehmung dargeſtellt wer - de, ſo will ich die Erfahrungen anfuͤhren, die eben daſſelbe erlaͤutern und beſtaͤtigen ſollen. Erſtlich, daß der Menſch nach dem Tod ſeine Liebe oder ſein Wille ſey. Zum andern, daß der Menſch in Ewigkeit ſo bleibe, wie er in An - ſehung ſeines Willens oder ſeiner herrſchenden Liebe beſchaffen iſt. Zum dritten, daß derjenige Menſch, welcher eine himmliſche und geiſtliche Liebe hat, in den Himmel komme, derjenige aber in die Hoͤlle, der eine leibliche und weltliche Liebe hat ohne die himmliſche und geiſtliche. Zum vier - ten, daß dem Menſchen der Glaube nicht blei - be, wenn er nicht aus der himmliſchen Liebe iſt. Zum fuͤnften, daß es die Liebe in der Thaͤtig - keit ſey, welche bleibet, daß es alſo das Leben des Menſchen ſey, daß ihn erwartet.

479. Daß der Menſch nach dem Tod ſeine Liebe, oder ſein Wille ſey, davon bin ich aus vielfaͤltiger Erfahrung uͤberzeugt worden. Der ganze Himmel iſt in Geſellſchaften unterſchie - den nach den Unterſchieden des Guten der Liebe, und ein jeder Geiſt, der in den Himmel erhoben, und ein Engel wird, wird in die Geſellſchaft gebracht, wo ſeine Liebe iſt, und wenn er dahin gekommen; ſo iſt er, wie bey ſich, und wie zu Hauſe, wo er gleichſam geboren; dieſes merketR 4der248Von der Geiſterwelt. der Engel, und geſellet ſich zu ſeines Gleichen: wenn er von da weggehet, und anders wohin kommt, ſo iſt ein unablaͤßiges Widerſtreben, und eine Neigung des Verlangens, wieder zu ſeines Gleichen, und alſo zu ſeiner herrſchenden Liebe zu gehen: auf dieſe Weiſe geſchehen die Zuſammen - geſellungen im Himmel; und auf gleiche Weiſe auch in der Hoͤlle, wo ſie eben auch nach der vie - lerley Liebe zuſammengeſellet ſind, die der vieler - ley himmliſchen Liebe entgegeu und zuwider iſt: daß es die Geſellſchaften ſeyen, die den Himmel, und auch die Hoͤlle ausmachen; und daß alle Ge - ſellſchaften nach den Unterſchieden der Liebe unter - ſchieden ſeyen, leſe man Num. 41-50, und Num. 200-212. Daß der Menſch nach dem Tod ſeine Liebe ſey, konnte auch daraus erhellen, daß als - denn dasjenige, was nicht mit ſeiner herrſchenden Liebe Eins ausmachet, weggeraͤumt und ihm gleich - ſam weggenommen wird; bey dem Guten wird alles dasjenige aus dem Wege geraͤumt und ihm gleichſam weggenommen, was nicht einſtimmig, ſondern mishellig iſt, und alſo wird er in ſeine Liebe verſetzt; gleiche Bewandnis hat es auch mit dem Boͤſen, aber mit dem Unterſchied, daß dem Boͤſen die Wahrheiten weggenommen werden, aber dem Guten werden die Falſchheiten genom - men, bis daß endlich ein jeder ſeine Liebe wird; dieſes geſchiehet, wenn der Geiſt-Menſch in den dritten Zuſtand gefuͤhret wird, von wel - chem im folgenden geredet werden ſoll. Wenn dieſes geſchehen, ſo wendet er alsdenn ſein Ange -ſicht249Von der Geiſterwelt. ſicht ſteif und feſt auf ſeine Liebe, die er beſtaͤn - dig vor den Augen hat, er mag ſich herumwen - den, wie er will, man leſe Num. 123-124. Alle Geiſter koͤnnen hin gefuͤhret werden, wohin ſie nur wollen, nur muͤſſen ſie in ihrer herrſchen - den Liebe gehalten werden, ſie koͤnnen auch nicht widerſtehen, wenn ſie auch gleich wiſſen, daß es alſo geſchehe, und den Gedanken haben, daß ſie widerſtreben wollen; es wurde vielmals verſucht, ob ſie etwas wider die herrſchende Liebe etwas un - ternehmen koͤnnten, aber umſonſt; ihre Liebe iſt wie ein Band oder wie ein Strick, mit welchem ſie gleichſam um und um gebunden ſind, durch den ſie koͤnnen gezogen werden, und von dem ſie ſich nicht los machen koͤnnen: eben ſo geht es auch mit den Menſchen in der Welt, die eben auch von ihrer Liebe gefuͤhret, und durch ihre Liebe von andern gefuͤhret werden; noch mehr aber, wenn ſie Geiſter werden, weil alsdenn nicht verſtattet wird, zum Anſchein eine andre Liebe vorzuziehen, um die ſeinige zu verlaͤugnen. Daß der Geiſt des Menſchen ſeine herrſchende Liebe ſey, wird in einer jeden Vergeſellſchaftung im andern Leben offenbar, denn um ſo viel einer nach der Liebe des andern handelt und redet, um ſo viel kommt der andere ganz und gar, mit dem voͤlligen, froͤhli - chen und lebhaften Angeſicht zum Vorſchein; um ſo viel aber einer wider die Liebe des andern han - delt und redet, um ſo viel faͤngt das Angeſicht des andern an, veraͤndert, und verdunkelt zu wer - den, und nicht zu erſcheinen, und endlich ver -R 5ſchwindet250Von der Geiſterwelt. ſchwindet er ganz und gar, als ob er nicht da ge - weſen waͤre. Daß es alſo geſchehe, daruͤber habe ich mich oͤfters verwundert, weil ſo etwas in der Welt ſich nicht eraͤugnen kann; es wurde aber ge - ſagt, daß mit dem Geiſt in dem Menſchen ein Gleiches geſchehe, der, wenn er ſich von dem an - dern abwendet, nicht mehr unter deſſen Augen iſt. Daß der Geiſt ſeine herrſchende Liebe ſey, erhellet auch daraus, daß ein jeder Geiſt alles, was mit ſeiner Liebe uͤbereinkommt, ergreift und ſichs zu - eignet, hingegen alles, was nicht mit ihr uͤber - einkommt, wegwirft und von ſich entfernet; ei - nes jeden Liebe iſt wie ein ſchwammigt und loͤche - richtes Holz, das ſolche Feuchtigkeiten in ſich ſchlu - cket, die zu ſeinem Wachsthum zutraͤglich ſind, die andern aber von ſich ſtoͤßt; ſie iſt auch wie die Thiere von allerley Arten, die ihr Futter ken - nen, und dasjenige begehren, was mit ihrer Na - tur zuſammenſtimmet, hingegen aber das verab - ſcheuen, was ihr zuwider iſt; denn eine jede Liebe will von ihres Gleichen genaͤhret ſeyn, die boͤſe Liebe von den Falſchheiten, und die gute Liebe von den Wahrheiten: es iſt mir etlichemal zu ſehen gegeben worden, daß einige einfaͤltige Gute die Boͤſen im Wahren und Guten unterrichten woll - ten, daß aber dieſe Boͤſen ſchon von weiten fuͤr den Unterricht ausriſſen, und ſobald ſie zu ihres Gleichen kamen, das ihrer Liebe gemaͤße Falſche mit groſſer Wolluſt ergriffen: wie auch, daß die guten Geiſter unter einander von dem Wahren redeten, welches die Guten, ſo gegenwaͤrtig waren, mit Ver -langen251Von der Geiſterwelt. langen anhoͤreten, daß hingegen die Boͤſen, ſo eben auch zugegen waren, auf gar nichts Achtung gaben, gleich als ob ſie es nicht gehoͤrt haͤtten. Es er - ſcheinen in der Geiſterwelt Wege, deren einige zum Himmel, einige zur Hoͤlle fuͤhren, ein jeder Weg aber fuͤhret zu einer gewiſſen Geſellſchaft; die gu - ten Geiſter gehen keine andre Wege, als die, ſo zum Himmel, und zu einer Geſellſchaft fuͤhren, die in dem Guten ihrer Liebe iſt, aber die Wege, die anders wohin leiten, ſehen ſie nicht; hinge - gen die boͤſen Geiſter gehen keine andre Wege, als die, ſo zur Hoͤlle, und zu einer ſolchen Ge - ſellſchaft allda fuͤhren, welche in dem Boͤſen ihrer Liebe iſt, und die Wege, die anders wohin zie - len, ſehen ſie nicht; wenn ſie ſolche ja ſehen, ſo wollen ſie doch ſolche nicht gehen. Dieſe Wege in der geiſtlichen Welt ſind wuͤrkliche oder weſent - liche Erſcheinungen, die ſich entweder auf das Wahre oder auf das Falſche beziehen; dieſes wird dahero durch die Wege in dem Wort angedeu - tet. Aus dieſen Beweiſen der Erfahrung iſt nun beſtaͤtiget worden, was ich vorher aus Gruͤnden geſagt habe, daß naͤmlich ein jeder Menſch nach dem Tod ſeine Liebe, und ſein Wille ſey: der Wille, ſage ich, weil ſelbſt der Wille eines jed - weden ſeine Liebe iſt.

480. Daß der Menſch in Ewigkeit ſo bleibe, wie er in Anſehung ſeines Willens oder ſeiner herrſchenden Liebe beſchaffen iſt, das iſt mir auch durch vielſaͤltige Erfahrungbeſtaͤti -252Von der Geiſterwelt. beſtaͤtiget worden: es wurde mir verſtattet, mit einigen zu reden, die vor zwey tauſend Jahren gelebt haben, deren Leben in den Geſchichtſchrei - bern beſchrieben worden, und daher bekannt iſt; dieſe befand ich, daß ſie ſich noch ganz gleich wa - ren, und voͤllig ſo, wie ſie beſchrieben worden, ſo viel alſo ihre Liebe betrifft, aus welcher ihr Le - ben herkommt, und nach welcher ſich ſolches ver - haͤlt. Es wurde mir auch gegeben, mit andern zu reden, die vor ſiebenzehn hundert Jahren ge - lebt haben, und aus den Geſchichtſchreibern eben - falls bekannt ſind; auch mit denen, ſo vor vier hundert, und mit einigen, die vor drey hundert Jahren gelebt haben, und ſo weiter; und ich befande, daß noch eben eine ſolche Neigung bey ihnen herrſchete, und kein andrer Unterſchied war, als daß die Luſt ihrer Liebe ſich in dasjenige ver - kehrt hatte, was mit ihrer Liebe eine Ueberein - ſtimmung hat. Die Engel ſagten, daß das Leben der herrſchenden Liebe bey keinem einzigen in Ewigkeit nimmermehr veraͤndert werde, weil ein jeder ſeine Liebe iſt, dieſe dahero bey dem Geiſt zu aͤndern, ſey eben ſo viel, als ihn ſeines Lebens berauben, oder ihn vertilgen. Sie ſagten auch die Urſache, naͤmlich der Menſch koͤnnte nach dem Tod nicht mehr durch Unterweiſung umgeſchmol - zen werden, als wie er in der Welt haͤtte anders gemacht werden koͤnnen, darum, weil die aͤuſ - ſerſte Grundlage, die aus natuͤrlichen Kenntniſ - ſen und Eindruͤcken beſteht, alsdenn ruhete, undnicht253Von der Geiſterwelt. nicht eroͤffnet werden koͤnnte, weil ſie nicht geiſt - lich iſt, man leſe oben Num. 464, und das Jn - nere, das der Seele oder dem Gemuͤth zukommt, bexuhete auf dieſer Grundlage, als wie ein Haus auf ſeinem Grund, und daher komme es, daß der Menſch in Ewigkeit ſo bleibe, wie ſein Leben der Liebe in der Welt geweſen: die Engel ver - wundern ſich ſehr, daß der Menſch nicht weis, daß ein jeder ſo beſchaffen ſey, wie ſeine herr - ſchende Liebe iſt, und daß viele glauben, ſie koͤnn - ten aus unmittelbarer Barmherzigkeit, und aus dem Glauben allein, ſelig werden, ſie moͤchten uͤbrigens in Anſehung des Lebens beſchaffen ſeyn, wie ſie immer wollten; und daß ſie nicht wiſſen, daß die goͤttliche Barmherzigkeit mittelbar ſey, und darinnen beſtehe: vom Herrn ſo wohl in der Welt, als hernach in Ewigkeit gefuͤh - ret werden, und diejenigen werden aus Barm - herzigkeit gefuͤhret, welche nicht im Boͤſen leben; wie auch, daß ſie nicht wiſſen, daß der Glaube die aus der himmliſchen Liebe des Herrn herruͤhrende Zuneigung zum Wahren ſey.

481. Das derjenige Menſch, welcher eine himmliſche und geiſtliche Liebe hat, in den Himmel komme; derjenige aber in die Hoͤlle, der eine leibliche und welt - liche hat ohne die himmliſche und geiſt - liche, das habe ich von allen denen, die ich in den Himmel erheben, und in die Hoͤlle werfen ſahe, offenbar abnehmen koͤnnen. Die, ſo inden254Von der Geiſterwelt. den Himmel erhoben wurden, hatten ein Leben aus der himmliſchen und geiſtlichen Liebe gehabt, die - jenigen aber, ſo in die Hoͤlle geworfen wurden, hatten ein Leben aus der leiblichen und weltlichen Liebe gehabt: himmliſche Liebe heißt: das Gute, Aufrichtige, und Gerechte lieben, weil es gut, aufrichtig, und gerecht iſt, und aus die - ſer Liebe es auch thun, von daher haben jene ein gutes, aufrichtiges und gerechtes Leben, welches das himmliſche Leben iſt; die nun das Gute, Auf - richtige und Gerechte um des Guten, Aufrichti - gen und Gerechten willen lieben, es auch thun oder darnach leben, die lieben auch den Herrn uͤber alles, weil es von Jhm kommt, ſie lieben auch den Naͤchſten, weil das Gute. Auf - richtige und Gerechte eben der Naͤchſte iſt, den man lieben ſoll: leibliche Liebe aber heißt: das Gute, Aufrichtige und Gerechte nicht um des Guten, Aufrichtigen und Gerechten wil - len, ſondern um ſein ſelbſt willen lieben, weil ſie durch ſolches nach einem groſſen Namen, Ehre und Gewinn ſtreben; dieſe ſehen bey dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten nicht auf den Herrn und den Naͤchſten, ſondern auf ſich ſelber und die Welt, und empfinden noch bey den Betrug den ſie ſpielen, ein Vergnuͤgen; aber das Gute, Auf - richtige und Gerechte, ſo ſie aus Betrug lieben, iſt das Boͤſe, Unaufrichtige und Ungerechte, wel - ches von ihnen in dem Guten, Aufrichtigen und Gerechten geliebet wird. Weil alſo die vielerley Liebe das Leben eines jeden entſcheidet, ſo werdendahero255Von der Geiſterwelt. dahero alle, ſo bald ſie nach dem Tod in die Gei - ſterwelt kommen, ausgeforſchet, von welcher Art ſie ſeyen, und mit denen verbunden, die in glei - cher Liebe ſtehen; die in der himmliſchen Liebe ſtehen, werden mit denen verbunden, ſo im Him - mel ſind, und die in der leiblichen Liebe ſtehen, mit denen, ſo in der Hoͤlle ſind; und werden auch, nach vollendeten erſten und andern Zuſtand, dergeſtalt von einander geſchieden, daß ſie einander nicht mehr ſehen, noch einander kennen; denn ein jeder wird ſeine Liebe, nicht nur in Anſehung des Jnnern, das dem Gemuͤthe ei - gen, ſondern auch in Anſehung des Aeuſſern, welches dem Angeſicht, dem Leib und der Rede zukommt, denn ein jeder wird die Abbildung ſei - ner Liebe, auch in dem Aeuſſerlichen: diejenigen, ſo lauter leibliche Liebe ſind, erſcheinen plump, dunkel, ſchwarz und ungeſtalt; diejenigen aber, ſo lauter himmliſche Liebe ſind, erſcheinen mun - ter, leuchtend, weiß und ſchoͤn: ſie ſind auch ein - ander an Gemuͤthern und Denkungsarten ganz und gar ungleich; die lauter himmliſche Liebe ſind, die ſind auch verſtaͤndig und weiſe; die aber lau - ter leibliche Liebe ſind, die ſind dumm und gleich - ſam naͤrriſch. Wenn das Jnnere und Aeuſſere der Gedanken und Neigungen derjenigen, welche in der himmliſchen Liebe ſind, zu beſehen verſtat - tet wird, ſo erſcheinet das Jnnere wie ein Licht, und bey einigen, wie ein flammendes Licht, und das Aeuſſere erſcheinet in mancherley ſchoͤnen Far - ben, als wie die Regenbogen; hingegen ſiehetdas256Von der Geiſterwelt. das Jnnere derer, ſo in der leiblichen Liebe ſind, wie ſchwarz aus, weil es verſchloſſen iſt, und bey einigen erſcheint es dunkel feurig, naͤmlich bey denen, welche innerlich in boshaften Betrug geweſen ſind; ihr Aeuſſeres aber erſcheinet in einer ſcheußlichen Farbe von einem traurigen An - blick; (das Jnnere und Aeuſſere, welches der Seele und dem Gemuͤth zukommt, wird in der geiſtli - chen Welt zu ſehen gegeben, ſo oft es dem Herrn wohlgefaͤllt.) Diejenigen, ſo in der leiblichen Liebe ſind, ſehen gar nichts in dem Lichte des Him - mels, ihnen iſt das Licht des Himmels eine Fin - ſternis, hingegen das Licht der Hoͤlle, welches eben ſo iſt, wie das Licht von gluͤenden Kohlen, iſt ihnen wie ein helles Licht; in dem himmliſchen Licht wird auch ihr inneres Sehen oder Geſicht dermaßen verfinſtert, bis das ſie unſinnig wer - den, weswegen ſie daſſelbe fliehen, und ſich in Gruben und Hoͤhlen verbergen, ja, ſich ſo tief verbergen, als ſo tief bey ihnen das aus dem Boͤ - ſen herruͤhrende Falſche iſt: bey denen aber, ſo in der himmliſchen Liebe ſind, iſt gerade das Ge - gentheil, je innerlicher oder hoͤher ſie in das Licht des Himmels kommen, deſto heller ſehen ſie al - les und auch alles deſto ſchoͤner, und deſto ver - ſtaͤndlicher und weiſer begreiffen ſie die Wahrhei - ten. Diejenigen, welche in der leiblichen Liebe ſind, koͤnnen durchaus nicht in der Waͤrme des Himmels leben, denn die Waͤrme des Himmels iſt die himmliſche Liebe, ſondern ſie koͤnnen nur in der Hitze der Hoͤlle leben, welches eine Liebeiſt,257Von der Geiſterwelt. iſt, gegen andre, die ihnen nicht wohl wollen, zu wuten; Verachtung andrer Feindſchaſten, Haß und Rache ſind das Vergnuͤgen dieſer Liebe, und wenn ſie darinnen ſind, ſo ſind ſie in ihrem Leben, und wiſſen ganz und gar nicht, was das ſey: andern Guts thun lediglich aus dem Guten, und unmittelbar um des Guten willen, ſondern ſie wiſſen nur Gutes zu thun aus dem Boͤſen und um des Boͤſen willen. Die nun in der leiblichen Liebe ſind, die koͤnnen im Himmel nicht Athem ſchoͤpfen; wenn ein boͤſer Geiſt dahin gebracht wird, ſo ziehet er die Seele, alswie einer, der in den letzten Todeszuͤgen lieget; die aber in der himmliſchen Liebe ſind, die ſchoͤ - pfen deſto freyer Athem, und leben deſto vollkom - mener, je innerlicher ſie im Himmel ſind. Hier - aus kann nun offenbar erhellen, daß die himm - liſche und geiſtliche Liebe der Himmel bey dem Men - ſchen ſey, weil dieſer Liebe alle Dinge des Him - mels eingeſchrieben ſind; und daß die leibliche und weltliche Liebe ohne die himmliſche und geiſt - liche die Hoͤlle bey dem Menſchen ſey, weil dieſe zweyerley Liebe alle Dinge der Hoͤlle eingeſchrie - ben ſind. Hieraus erhellet, daß der, ſo eine himmliſche und geiſtliche Liebe hat, in den Him - mel komme, derjenige aber in die Hoͤlle, der eine leibliche und weltliche Liebe hat ohne die himm - liſche und geiſtliche.

482. Daß dem Menſchen der Glaube nicht bleibe, wenn er nicht aus der himm -Sw. Sch. II. Th. Sliſchen258Von der Geiſterwelt. liſchen Liebe iſt, das iſt mir durch ſo viele Erfahrungen offenbaret worden, daß wenn alle[s], was ich hiervon geſehen und gehoͤret habe, ſollte angefuͤhret werden, es ein ganzes Buch auf[]llen wuͤrde: das kann ich bezeugen, daß bey denen, ſo in der leiblichen und weltlichen Liebe ohne die himmliſche und geiſtliche ſind, gar kein Glaube ſey, auch keiner ſtatt finden koͤnne, und daß er nur ein Wiſſen ſey, oder eine Ueberredung, daß es Wahrheit ſey, weil es ſeiner Liebe diener; es wurden auch ſehr viele von denen, die ſich ein - gebildet hatten, ſie haͤtten im Glauben geſtan - den, hin zu denen gefuͤhret, die wuͤrklich im Glau - ben waren, und da wurden ſie, nach verſtatteter Vergemeinſchaftung, inne, daß ſie gar keinen Glauben hatten; ſie bekannten auch nachgehends, daß blos allein das Wahre und das Wort glauben, kein Glaube ſey, ſondern daß das der Glaube ſey, aus himmliſcher Liebe das Wahre lieben, und es aus in - nerer Zuneigung wollen und thun: es wurde mir auch gezeigt, daß ihre Ueberredung, die ſie den Glauben nannten, nur war, wie das Licht des Winters, und weil darinnen keine Waͤrme iſt, ſo frieret alles auf Erden zuſammen, er ſtar - ret, und liegt unter dem Schnee; ſobald dahero das Licht ihres in der Einbildung beſtehenden Glaubens von den Strahlen des himmliſchen Lichts zuſammen gedruͤckt wird, nicht nur aus - loͤſchet, ſondern auch wie eine dicke Finſternis wird, worinnen ſich niemand ſehen kann; undſodann259Von der Geiſterwelt. ſodann wird zugleich ihr Jnneres dermaßen fin - ſter, daß ſie ganz und gar nichts verſtehen, und endlich von dem Falſchen gar unſinnig werden. Derowegen werden bey ſolchen alle Wahrheiten, die ſie aus dem Wort und aus der Lehre der Kirche gewußt, und fuͤr ihren Glauben ausgege - geben hatten, weggenommen, und ſtatt derſelben werden ſie von allem Falſchen, das mit dem Boͤ - ſen ihres Lebens zuſammenſtimmet, eingenommen; denn ſie werden alle in ihre vielerley Liebe, und nebſt ſolcher in das damit zuſammenſtimmende Falſche verſenkt; ſie haſſen und verabſcheuen als - denn das Wahre, und ſtoſſen es alſo von ſich weg, weil es dem aus dem Boͤſen herruͤhrenden Falſchen, worinnen ſie ſind, zuwider iſt. Das kann ich aus allen Erfahrungen, die ich von den Dingen des Himmels und der Hoͤlle gehabt habe, bezeugen, daß alle diejenigen, welche aus der Lehre nur den Glauben allein zugeſtanden ha - ben, und in Anſehung des Lebens in dem Boͤſen geweſen ſind, in der Hoͤlle ſeyen; ich habe geſe - hen, daß ihrer viele tauſend dahin geworfen wur - den; von welchen ich in dem kleinen Tractat: von dem lezten Gericht und dem zerſtoͤr - ten Babel, gehandelt habe.

483. Daß es die Liebe in der Thaͤtig - keit ſey, welche bleibet, daß es alſo das Leben des Menſchen ſey, das folget als ein Schluß aus alle dem, was ich anitzo aus der Er - fahrung gezeigt habe, und aus dem, was obenS 2von260Von der Geiſterwelt. von den Thaten und Werken geſagt worden; die Liebe in der Thaͤtigkeit iſt eben das Werk und die That.

484. Es iſt zu wiſſen, daß alle Werke und Thaten zum ſittlichen und buͤrgerlichen Leben ge - hoͤren, und daß ſie ſich dahero auf die Aufrichtig - keit und Rechtſchaffenheit, wie auch auf die Ge - rechtigkeit und Billigkeit beziehen; das Aufrich - tige und Rechtſchaffene gehoͤret zum ſittlichen Le - ben, und das Gerechte und Billige zum buͤrger - lichen Leben; die Liebe, wodurch ſolches gethan wird, iſt entweder eine himmliſche oder eine hoͤl - liſche; wenn die Werke und Thaten des ſittlichen und buͤrgerlichen Lebens aus himmliſcher Liebe ge - than werden, ſo ſind ſie himmliſch, denn was aus himmliſcher Liebe gethan wird, das geſchiehet aus dem Herrn, und was aus dem Herrn ge - ſchiehet, das alles iſt gut: wenn aber die Thaten und Werke des ſittlichen und buͤrgerlichen Lebens aus hoͤlliſcher Liebe gethan werden, ſo ſind ſie hoͤl - liſch, denn was aus dieſer Liebe geſchiehet, wel - ches die Eigenliebe und die Liebe zur Welt iſt, das geſchiehet unmittelbar aus dem Menſchen, und was unmittelbar aus dem Menſchen geſchiehet, das alles iſt an ſich boͤſe; denn der Menſch an ſich betrachtet, oder ſein Eigenes, iſt nichts als Boͤſes.

Daß261Von der Geiſterwelt.

Daß ſich die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens, die ein jeder gehabt, nach dem Tod in uͤbereinſtimmende verkehren.

485. D die herrſchende Neigung oder herr - ſchende Liebe bey einem jedem ewiglich bleibe, iſt im vorhergehen Artikel gezeigt worden; daß aber die Ergoͤtzlichkeiten dieſer Neigung oder Liebe ſich in uͤbereinſtimmende verkehren, ſoll anitzo gezeigt werden: daß ſie ſich in uͤbereinſtimmende verkeh - ren, dadurch verſtehe ich, in geiſtliche Ergoͤtzun - gen, die mit den natuͤrlichen uͤbereinſtimmen: daß ſie ſich in geiſtliche verkehren, kann daraus offen - bar ſeyn, daß der Menſch, ſo lange er in ſeinem irdiſchen Leib iſt, ſich in der natuͤrlichen Welt befindet, wenn er aber dieſen Leib verlaͤßt, in die geiſtliche Welt kommt, und einen geiſtlichen Leib anziehet. Daß die Engel in vollkommener menſch - licher Geſtalt, und daß auch die Menſchen nach dem Tod in ſolcher ſeyen; und daß ihre Leiber, mit welchen ſie umgeben ſind, geiſtlich ſeyen, leſe man Num. 73-77: und Num. 453-460: und was die Uebereinſtimmung der geiſtlichen Dinge mit dem natuͤrlichen ſey, leſe man N. 87-115.

486. Alle Ergoͤtzlichkeiten, die der Menſch hat, ruͤhren von ſeiner herrſchenden Liebe her, denn der Menſch ergoͤtzet ſich an nichts anders, als an ſolchen Dingen, die er liebet, und alſoS 3haupt -262Von der Geiſterwelt. hauptſaͤchlich an ſolchen, die er uͤber alles liebet; ob man ſage, die herrſchende Liebe, oder das, was man uͤber alles liebet, das iſt einerley. Dieſe Ergoͤtzungen ſind mancherley, uͤberhaupt ſind ihrer ſo viel, als ſo vielerley Arten der herrſchen - den Liebe ſind, mithin, ſo viel der Menſchen, Geiſter und Engel ſind, denn die herrſchende Liebe des einen iſt nimmermehr des andern ſeiner durch - aus gleich; daher kommt es, daß das Angeſicht des einen nimmermehr des andern ſeinem gaͤnz - lich gleich iſt, denn das Angeſicht iſt das Bild ei - nes jeden Gemuͤths, und in der geiſtlichen Welt iſt es das Bild einer jeden herrſchenden Liebe; die Ergoͤtzlichkeiten eines jeden inſonderheit ſind auch von unendlicher Mannigfaltigkeit, und es wird bey einem nicht eine einzige Ergoͤtzung ge - funden, die der andern durchaus gleich oder daß eine wie die andere ſey, ſowohl die, ſo hinter - einander folgen, eine nach der andern, als auch die, ſo bey einander ſind, eine an der andern; es kann unmoͤglich eine wie die andre ſeyn; jedoch aber beziehen ſich dieſe Ergoͤtzungen eines jeden inſonderheit auf eine einzige Liebe bey ihm, ſo die herrſchende Liebe iſt, weil ſie ſelbige zuſammen ausmachen, und alſo machen ſie mit derſelben ein Einziges aus. Auf gleiche Weiſe beziehen ſich auch alle Ergoͤtzungen uͤberhaupt auf eine ein - zige Liebe, die hauptſaͤchlich herrſchet, naͤmlich im Himmel auf die Liebe zum Herrn, und in der Hoͤlle auf die Eigenliebe.

487. Wel -263Von der Geiſterwelt.

487. Welche und welcherley die geiſtliche Er - goͤtzungen ſeyen, worein die natuͤrliche Ergoͤtzun - gen eines jeden nach dem Tod verkehret werden, kann man nicht anders woher wiſſen, als aus der Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen; dieſe lehret uͤberhaupt, daß nichts Natuͤrliches vorhanden ſey, womit nicht etwas Geiſtliches uͤbereinſtimme, und lehret auch inſonderheit, was und welcher - ley das Uebereinſtimmende ſey; wer dahero dieſe Wiſſenſchaft inne hat, der kann ſeinen Zuſtand nach dem Tod erkennen und wiſſen, wenn er nur ſeine Liebe kennet, und wie ſolche in der haupt - ſaͤchlich herrſchenden Liebe ſey, worauf ſich alle Arten der Liebe beziehen, wie ich kurz vorher ge - ſagt habe. Diejenigen aber, welche in der Ei - genliebe ſind, koͤnnen ihre herrſchende Liebe un - moͤglich wiſſen, weil ſie das Jhrige lieben, und ihr Boͤſes gut heiſſen, auch zugleich das Falſche, das ſie hegen, und wodurch ſie ihr Boͤſes bekraͤf - tigen, Wahrheit nennen; gleichwohl aber koͤnn - ten ſie ſelbige von andern, die weiſe ſind, kennen lernen, wenn ſie wollten, weil dieſe ſehen, was jene nicht ſehen; aber auch das geſchiehet nicht bey denen, die mit der Eigenliebe dermaßen uͤber - laden ſind, daß ſie vor allen Lehren der Weiſen einen Eckel haben. Die aber in der himmliſchen Liebe ſind, die nehmen den Unterricht an, und ſo bald ihnen ihr Boͤſes, worein ſie geboren ſind, zu Gemuͤthe gefuͤhret wird, ſogleich ſehen ſie es aus dem Wahren, denn dieſes machet das Boͤſe offenbar: denn ein jeder kann aus dem Wahren,S 4das264Von der Geiſterwelt. das aus dem Guten kommt, das Boͤſe und deſ - ſen Falſches ſehen, keiner aber kann aus dem Boͤ - ſen das Gute und Wahre ſehen; die Urſache iſt, weil das Falſche des Boͤſen eine Finſternis iſt, und auch damit uͤbereinſtimmet; dahero ſind die - jenigen, ſo in dem aus dem Boͤſen herruͤhrenden Falſchen ſind, wie Blinde, die das, was im Lichte iſt, nicht ſehen, und es auch wie die Nachteulen fliehen: hingegen das Wahre aus dem Guten iſt ein Licht, und ſtimmet auch mit dem Lichte uͤber - ein, man leſe Num. 126-134; weswegen die - jenigen, ſo in dem aus dem Guten herruͤhrenden Wahren ſind, ſehen und eroͤffnete Augen haben, und das, was im Lichte iſt, von dem, was im Schatten iſt, zu unterſcheiden wiſſen. Hierin - nen bin ich auch durch die Erfahrung beſtaͤrket worden; die Engel in den Himmeln ſehen nicht nur, ſondern empfinden auch das Boͤſe und Fal - ſche, das manchmal in ihnen aufſteiget, wie auch da Boͤſe und Falſche, worinnen ſich die Geiſter befinden, die in der Geiſterwelt an die Hoͤllen ge - bunden worden ſind, aber die Geiſter ſelbſt koͤn - nen ihr Boͤſes und Falſches nicht ſehen; was das Gute der himmliſchen Liebe, was das Gewiſſen, was das Aufrichtige und Gerechte ſey, wenn es nicht um ſein ſelbſt willen geſchiehet, und was das ſey: vom Herrn gefuͤhret werden, das alles faſ - ſen ſie nicht, und ſprechen, es ſey unmoͤglich, mit - hin ſey es ein Nichts. Dieſes iſt zu dem Ende geſagt worden, damit ſich der Menſch pruͤfen, und aus ſeinen Ergoͤtzlichkeiten oder Vergnuͤgen ſeineLiebe265Von der Geiſterwelt. Liebe erkennen, und hieraus, ſo viel er naͤmlich von der Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen faſſen kann, den Zuſtand ſeines Lebens nach dem Tod wiſſen moͤge.

488. Wie ſich die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens, die ein jeder gehabt, nach dem Tod in uͤberein - ſtimmende verkehren, das kann man zwar aus der Wiſſenſchaft der Uebereinſtimmungen wiſ - ſen, weil aber dieſe Wiſſenſchaft noch nicht be - kannt gemacht worden, ſo will ich dieſe Sache durch einige Beyſpiele der Erfahrung Einiger - maſſen ins Licht ſetzen. Alle die, ſo in dem Boͤ - ſen ſind und ſich in dem Falſchen wider die Wahr - heiten der Kirche feſtgeſetzt, zumahl diejenigen, welche das Wort verworfen haben, fliehen das Licht des Himmels, und verkriechen ſich in Gruͤf - te, die bey den Oeffnungen ſtockfinſter ausſehen, und in Felſen-Loͤcher, und verſtecken ſich allda; und dieſes darum, weil ſie die Falſchheiten gelie - bet, und die Wahrheiten gehaßt haben; denn dergleichen Gruͤfte, wie auch Felſen-Loͤcher, in - gleichen auch die Falſchheiten ſtimmen mit der Finſternis, die Wahrheiten aber mit dem Lichte uͤberein; es iſt ihre Luſt, ſich daſelbſt aufzuhal - ten, und eine Unluſt, in offenen Feldern zu woh - nen. Eben machen es ſo diejenigen, deren Luſt geweſen, andern heimlicher Weiſe nachzuſtellen, und im verborgenen mit liſtigen Anſchlaͤgen um - zugehen; dieſe befinden ſich eben auch in ſolchen Gruͤften, und gehen in ſo finſtere Kammern, daßS 5nicht266Von der Geiſterwelt. nicht einmal einer den andern ſehen kann, und liſpeln in den Winkeln einander in die Ohren; hierein verkehret ſich die Luſt ihrer Liebe. Die den Wiſſenſchaften obgelegen, und dabey keinen an - dern Zweck gehabt, als ſich Gelehrte nennen zu laſſen, aber ihren vernuͤnftigen Theil durch dieſelben nicht ausgebildet, und an den Gedaͤcht - nis-Sachen ein von dem daher ruͤhrenden Hoch - muth verurſachtes Vergnuͤgen gehabt haben, die lieben die ſandigte Oerter, die ſich weit lieber, als die Felder und Gaͤrten erwaͤhlen, weil das San - digte mit dergleichen Studien uͤbereinſtimmet. Welche die Lehrpunkte ihrer Kirche und andrer gewußt, aber nicht das geringſte davon aufdas Leben angewendet haben, die erwaͤhlen ſich felſig - te Oerter, und wohnen zwiſchen Steinhaufen, die gebauten Oerter aber fliehen ſie, weil ſie ihnen zuwider ſind. Diejenigen ſo alles der Natur, wie auch die, ſo alles ihrer ſelbſt eigenen Klugheit zugeſchrieben, und durch allerley Kunſtgriffe ſich zu Ehren geſchwungen, und Reichthuͤmer er - wuchert haben, die legen ſich im andern Leben auf zauberiſche Kuͤnſte, welche ein Misbrauch der goͤttlichen Ordnung ſind, und bey dieſen em - pfinden ſie die groͤßte Ergoͤtzung ihres Lebens. Diejenigen, welche das goͤttliche Wahre auf ihre vielerley Liebe gezogen, und es alſo verfaͤlſcht haben, lieben den Urin, weil der Urin mit den Ergoͤtzlichkeiten dieſer vielerley Liebe uͤberein - ſtimmet. Diejenigen, welche garſtig geitzig ge - weſen, wohnen in Kellern, und lieben den Un -flath267Von der Geiſterwelt. flath der Schweine, wie auch das Stinkende, als wie es von den unverdaueten Speiſen im Magen ausduͤnſtet. Die in lauter Wolluͤſten ihr Leben zugebracht, koſtbar oder niedlich ge - lebt, und der Gurgel und dem Bauch was zu gut gethan haben, indem ſie dieſes alswie das hoͤchſte Gut des Lebens liebten, die lieben im an - dern Leben den Koth und die heimlichen Ge - maͤcher, das iſt ſodann ihre Ergoͤtzung; aus der Urſache, weil dergleichen Wolluͤſte geſtliche Un - flaͤtereyen ſind; die reinen Oerter, wo kein Un - flat iſt, fliehen ſie, weil ſie ihnen unangenehm ſind. Diejenigen, welche an den Ehebruͤchen ihre Luſt gehabt, halten ſich in Hurenhaͤuſer auf, wo alles unſauber und unflaͤtig iſt; dieſe haben ſie gerne, aber die zuͤchtigen oder ehrlichen Haͤuſer fliehen ſie; ſobald ſie zu dieſen kommen, fallen ſie in Ohnmacht; nichts iſt ihnen ange - nehmer, als die Ehen zu brechen. Diejenigen, welche rachgierig geweſen, und ſich daher eine grimmige und grauſame Natur zugezogen ha - ben, lieben die Oerter der Todtenaͤſer, und ſind auch in dergleichen Hoͤllen. Und ſo die andern auf eine andere Weiſe.

489. Aber die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens derjenigen, welche in himmliſcher Liebe in der Welt gelebt haben, werden in ſolche uͤbereinſtim - mende Dinge verwandelt, dergleichen in den Himmeln ſind, welche aus der Sonne des Him - mels, und aus dem daher ruͤhrenden Licht ent -ſtehen268Von der Geiſterwelt. ſtehen, welches Licht ſolche Dinge vor das Ge - ſichte bringt, die das goͤttliche in ſich verborgen haben; dasjenige, was daraus zum Vorſchein kommt, hat einen Eindruck auf das Jnnere der Engel, das ihrem Gemuͤthe zukommt, zugleich auf das Aeuſſere, das ihrem Leib zugehoͤret; und weil das goͤttliche Licht, ſo das vom Herrn aus - gehende Goͤttliche Wahre iſt, in ihre Gemuͤ - ther einfließt, die durch die himmliſche Liebe ge - oͤffnet ſind, ſo ſtellet es dahero im Aeuſſerlichen ſolche Dinge dar, die mit den Ergoͤtzungen ih - rer Liebe uͤbereinſtimmen: daß die Dinge, die in den Himmeln vor dem Geſichte erſcheinen, mit dem Jnnern der Engel, oder mit ihrem Glauben und ihrer Liebe, und mit ihrer daher ruͤhrenden Verſtandes-Erkaͤnntnis und Weis - heit uͤbereinſtimmen, iſt in dem Artikel von den vorſtellenden Dingen und Erſcheinungen im Himmel, Num. 170-176 gezeigt worden; wie auch in dem Artikel von der Weisheit der Engel des Himmels Num. 265-275. Weil ich nun an - gefangen habe, aus den Beyſpielen der Erfah - rung dieſe Sachen zu beſtaͤtigen, um naͤmlich dasjenige, was ich vorher aus den Urſachen der Dinge geſagt habe, zu erlaͤutern, ſo will ich auch etwas von den himmliſchen Ergoͤtzungen vorbringen, worein die natuͤrlichen Ergoͤtzlich - keiten derer, ſo in der Welt in himmliſcher Liebe gelebt haben, verwandelt werden, Diejenigen, welche die goͤttliche Wahrheiten und das Wort geliebet haben aus innerer Zuneigung, oder ausder269Von der Geiſterwelt. der Neigung zum Wahren, weil es Wahrheit iſt, die wohnen im andern Leben im Lichte, auf erhabenen Orten, die da wie Berge ausſehen, und ſind allda beſtaͤndig im Lichte des Himmels; ſie wiſſen gar nicht, was die Finſternis, alswie ſie in der Welt des Nachts iſt, ſey; und leben auch in einem temperirten Fruͤhling; vor ihrem Geſichte ſtellen ſich gleichſam Aecker und Erndten und Weinberge dar; in ihren Haͤuſern glaͤnzt alles und jedes, wie von Edelgeſteinen; ihr Schauen durch die Fenſter iſt wie lauter Cryſtall; dieſe Dinge ſind die Ergoͤtzungen ihres Geſich - tes, aber eben dieſe Dinge ſind auch, vermoͤge der Uebereinſtimmungen mit dem himmliſch Goͤttlichen, innerliche Ergoͤtzungen, denn die Wahrheiten aus dem Wort, die ſie geliebet ha - ben, ſtimmen mit den Erndten, Weinbergen, Edelgeſteinen, Fenſtern und Cryſtallen uͤberein. Diejenigen, ſo die Lehrpunkte der Kirche, die naͤmlich aus dem Wort ſind, gleichſobald aufs Leben angewendet haben, befinden ſich im in - nerſten Himmel, und ſind vor den uͤbrigen in der Ergoͤtzung der Weisheit; in allen und jeden Gegenſtaͤnden erblicken ſie das Goͤttliche; ſie ſe - hen zwar die Gegenſtaͤnde, aber das damit uͤber - einſtimmende Goͤttliche flieſſet alsbald in ihre Gemuͤther ein, und erfuͤllen ſolche mit Selig - keit, von welcher alle ihre ſinnliche Empfindun - gen einen Eindruck bekommen; daherkommt es, daß alles vor ihren Augen gleichſam lachet, ſpie - let und lebet; hiervon leſe man oben Num. 270. Die270Von der Geiſterwelt. Die die Wiſſenſchaften geliebet, und durch ſolche ihren vernuͤnftigen Theil ausgebildet, und ſich von daher einen Erkaͤnntnisvollen Verſtand zu - wege gebracht, und zugleich das Goͤttliche er - kannt haben, deren Luſt an den Wiſſenſchaften, und deren vernuͤnftiges Vergnuͤgen, verwan - delt ſich im andern Leben in ein geiſtliches Ver - gnugen, welches ein Vergnuͤgen an Erkaͤnnt - niſſen des Guten und Wahren iſt; ſie wohnen in Gaͤrten, wo Blumenreiche und gruͤne Plaͤtze erſcheinen, die in Beete ſchoͤn eingetheilt ſind, und umher Reihen von Baͤnmen mit Lauben und Spatziergaͤngen; die Baͤume und Blumen wer - den von Tag zu Tag mannigfaltiger; der An - blick aller dieſer Dinge veurſachet uͤberhaupt ihren Gemuͤthern Ergoͤtzungen, und die Man - nigſaltigkeiten erneuern insbeſondere dieſel - ben fuͤr und fuͤr; und weil dieſe Dinge mit dem Goͤttlichen uͤbereinſtimmen, und ſie die Uebe - einſtimmungen verſtehen, ſo werden ſie immer mit neuen Erkaͤnutniſſen erfuͤllet, und durch ſolche wird ihr geiſtlich vernuͤnftiger Theil vollkommener; dieſe Ergoͤtzungen haben ſie da - her, weil die Gaͤrten, die Blumenreiche und gruͤne Plaͤtze, wie auch die Baͤume mit den Wiſ - ſenſchaften, Kenntniſſen, und mit der daher ruͤhrenden Verſtandes Erkaͤnntnis uͤbereinſtim - men. Die, ſo Gott alles zugeſchrieben, die Na - tur aber, in Ruͤckſicht auf ihn, wie fuͤr tod an - geſehen, als welche nur den geiſtlichen Dingen diene, und ſich hierinnen beſtaͤrket haben, diebefin -271Von der Geiſterwelt. befinden ſich in dem himmliſchen Lichte, und alle Dinge, die vor ihren Augen erſcheinen, bekom - men von dieſem Lichte die Eigenſchaft, daß ſie durchſichtig ſind, und in dieſer Durchſichtigkeit erblicken ſie unzaͤhlige mannigfaltige Veraͤnde - rungen des Lichts, die ihr inneres Geſicht gleich - ſam unmittelbar ſich eindruͤcket; daher empfin - den ſie die innern Ergoͤtzungen: die Dinge, ſo in ihren Haͤuſern zum Vorſchein kommen, ſind gleichſam wie von Diamanten, worinnen eben ſolche mannigfaltige Veraͤnderungen ſind; ich habe geſagt, daß die Waͤnde ihrer Haͤuſer gleich - ſam cryſtalliſch, und alſo ebenfalls durchſichtig ſeyn, und an dieſen Waͤnden erſcheinen gleich - ſam flieſſende Geſtalten, welche himmliſche Din - ge vorſtellen, eben auch mit unaufhoͤrlicher Man - nigfaltigkeit: und dieſes darum, weil derglei - chen Durchſichtigkeit mit dem Verſtand uͤberein - ſtimmet, der vom Herrn erleuchtet worden, nachdem der Schatten, der von dem Glauben und der Liebe zu dem Natuͤrlichen herruͤhret, ver - trieben iſt: ſolche, und noch endlich viele andre Dinge ſind es, wovon diejenigen, welche im Him - mel geweſen ſind, ſagen, daß ſie Dinge geſehen haͤtten, die kein Auge jemals geſehen, und aus der ihnen mitgetheilten Empfindung, die ſie von dem aus dieſen Dingen herruͤhrenden Goͤtt - lichen gehabt, ſprechen, daß ſie Dinge gehoͤ - ret haͤtten, die kein Ohr jemals gehoͤret. Diejenigen, welche nichts heimliches gethan, ſon - dern gewollt haben, daß alle ihre Gedanken, of -fenbar272Von der Geiſterwelt. fenbar ſeyn moͤchten, ſo viel es naͤmlich das buͤr - gerliche Leben zuließ, dieſe weil ſie nichts anders, als das Aufrichtige und Gerechte aus dem Goͤtt - lichen gedacht haben, leuchten im Himmel mit dem Angeſicht, und vermoͤge dieſes Lichtes kom - men in ihrem Angeſicht alle und jede Neigun - gen und Gedanken, als in einer Geſtalt, zum Vorſchein, und in Anſehung der Rede und Hand - lungen ſind ſie gleichſam Abbildungen ihrer Neigungen; daher hat man ſie lieber, als an - dre; wenn ſie reden, wird ihr Angeſicht ein we - nig dunkel, wenn ſie aber ausgeredet haben, ſo kommt das naͤmliche, was ſie geredet, zugleich in dem Angeſicht zum Vorſchein, daß man es voͤllig ſehen kann: auch alles, was um ſie herum iſt, weil es mit ihrem Jnnern uͤberein ſtimmet, erſcheinet ſolchergeſtalt, daß es von andern ganz genau erkannt wird, was es vorſtelle und zu bedeuten habe: die Geiſter, deren Luſt geweſen, alles heimtuͤckiſch zu thun, reiſſen ſchon von wei - ten vor ihnen aus, und kommen ſich vor, als ob ſie wie Schlangen von ihnen weg kriechen. Die die Ehebruͤche fuͤr Schandthaten gehalten, und in keuſcher ehelicher Liebe gelebt haben dieſe ſind vor den uͤbrigen in der Ordnung und Ge - ſtalt des Himmels, und daher in aller Schoͤn - heit, und beſtaͤndig in der Jugend Bluͤte; die Ergoͤtzungen ihrer Liebe ſind unausſprechlich, und vermehren ſich in Ewigkeit; denn in die keuſche eheliche Liebe fließen alle Ergoͤtzungen und Freu - den des Himmels ein, weil dieſe Liebe aus derVer -273Von der Geiſterwelt. Verbindung des Herrn mit dem Himmel und mit der Kirche, und uͤberhaupt aus der Verbin - dung des Guten mit dem Wahren entſpringt, welche Verbindung der Himmel ſelber insge - mein, und bey einem jeden Engel insbeſon - dere iſt, man leſe oben Num. 366-386: ihre aͤuſſerliche Ergoͤtzungen ſind ſo beſchaffen, daß ſie mit menſchlichen Woͤrtern unmoͤglich beſchrie - ben werden koͤnnen. Das iſt aber das wenigſte, was ich von den Uebereinſtimmungen der Ergoͤtz - lichkeiten bey denen, ſo in der himmliſchen Liebe ſind, geſagt habe.

490. Hieraus kann man nun wiſſen, daß die Ergoͤtzungen aller und jeder nach dem Tod in uͤbereinſtimmende verwandelt werden, doch ſo daß die Liebe ſelber dennoch in Ewigkeit bleibe, als die eheliche Liebe, die Liebe zur Gerechtigkeit, Aufrichtigkeit, und zum Guten und Wahren, die Liebe zu den Wiſſenſchaften und Kenntniſſen, die Liebe zur Verſtandes Erkaͤnntnis und Weis - heit, und die uͤbrigen Arten der Liebe; die Din - ge nun, ſo hieraus flieſſen, alswie Baͤche von ihrer Quelle, ſind die Ergoͤtzungen, welche eben auch fortdauern, aber hoͤher ſteigen, wenn ſie von den natuͤrlichen zu den geiſtlichen kommen.

Von dem erſten Zuſtand des Menſchen nach dem Tod.

491. Es ſind drey Zuſtaͤnde, die der Menſch nach dem Tod durchgehen muß, ehe er entwederSw. Sch. II. Th. Tin274Von der Geiſterwelt. in den Himmel oder in die Hoͤlle kommt; der erſte Zuſtand iſt der Zuſtand ſeines Aeuſſern; der andere Zuſtand iſt der Zuſtand ſeines Jn - nern; und der dritte Zuſtand iſt der Zuſtand ſeiner Vorbereitung: dieſe Zuſtaͤnde durchgehet der Menſch in der Geiſterwelt. Es ſind aber einige, die dieſe Zuſtaͤnde nicht durchgehen, ſon - dern gleich nach dem Tod entweder in den Him - mel aufgenommen werden, oder ſich in die Hoͤlle werfen; diejenigen, welche alsbald in den Him - mel aufgenommen werden, ſind ſolche, die wiedergeboren ſind,*)Hier koͤnnen diejenigen aufmerken, die ſich zwar Theologen nennen laſſen, aber nichts von der Wiedergeburt wiſſen wollen, noch we - niger etwas davon verſtehen; der Ueberſ. und ſich alſo in der Welt zum Himmel vorbereitet haben; die nun dergeſtalt wiedergeboren und vorbereitet ſind, daß ſie nur noch noͤthig haben, mit dem Leib das natuͤrliche Unreine abzulegen, die werden von den Engeln gleichſobald in den Himmel ge - tragen; ich habe geſehen, daß einige nach einer Stunde ihres Abſterbens dahin erhoben wur - den. Die aber innerlich boshaft, und aͤuſſerlich dem Anſchein nach gut geweſen, die alſo ihre Bosheit mit Betrug angefuͤllt, und das gute zu einem betruͤglichen Mittel gebraucht haben, die ſtuͤrzen ſich alsbald in die Hoͤlle; ich habe geſehen, daß ſich etliche dergleichen gleich nach dem Tod in die Hoͤlle ſtuͤrzten; einer, der den groͤßtenBe -275Von der Geiſterwelt. Betrug geſpielt hatte, mit dem Kopf abwaͤrts und mit den Fuͤſſen in die Hoͤhe; und andre auf eine andre Weiſe. Es ſind auch einige, die gleich nach dem Tod in die Hoͤhlen geworfen, und alſo von denen, die in der Geiſterwelt ſind, abgeſondert, und von da heraus genomm, und manchmal wieder hineingelaſſen werden; dieſe ſind es, die unter einem hoͤflichen Vorwand an dem Naͤchſten boshaftig gehandelt haben. Aber dieſer und jener ſind wenig gegen die zu rechnen, ſo in der Geiſterwelt behalten, und allda nach der goͤttlichen Ordnung entweder zum Himmel, oder zur Hoͤlle vorbereitet werden.

492. Was den erſten Zuſtand anbetrift, welches der Zuſtand des Aeuſſern iſt, ſo kommt der Menſch gleich nach dem Tod in denſelben; der Geiſt eines jeden Menſchen hat etwas Aeuſ - ſeres und etwas Jnneres; das Aeuſſere des Geiſtes iſt dasjenige, wodurch er den Leib des Menſchen in der Welt, vornehmlich ſein Ange - ſicht, Rede und Geberden, zum geſellſchaftli - chen Leben bequem macht; aber das Jnnere des Geiſtes iſt ſein ſelbſteigenes Wollen, und ſein daher ruͤhrendes Denken, welches ſelten an dem Angeſicht, an der Rede und an den Geberden offenbar wird; darum, weil ſich der Menſch, ſchon von der Kindheit an, dazu gewoͤhnt, Freundſchaft, Wohlwollen und Aufrichtigkeit vor zu geben, und die Gedanken ſeines eigenen Willens zu verhehlen; aus der daher ruͤhrendenT 2Fer -276Von der Geiſterwelt. Fertigkeit nun nimmt er ein ſittliches und buͤr - gerliches Leben im Aeuſſern an ſich, er mag in - nerlich beſchaffen ſeyn, wie er wolle: aus die - ſer Fertigkeit kommt es nun, daß der Menſch ſein Jnneres kaum kennet, wie auch, daß er nicht darauf Achtung giebt.

493. Der erſte Zuſtand des Menſchen nach dem Tod iſt eben ſo, wie ſein Zuſtand in der Welt, weil er ſich ebenfalls in dem Aeuſſerlichen befindet; er hat auch eben das Angeſicht, eben die Sprache, und eben das Gemuͤth, und alſo eben das ſittliche und buͤrgerliche Leben; daher kommt es, daß er alsdenn nicht anders weis, als ſey er noch in der Welt, zumal, wenn er nicht Achtung giebt auf das, was ihm begegnet, noch auf das, was ihm die Engel, da er auferwecket worden, geſagt haben, daß er naͤmlich ein Geiſt ſey man leſe oben Num. 450. Auf ſolche Weiſe wird ein Leben in das andere fortgeſetzet, und der Tod iſt nur ein Uebergang.

494. Weil der neu angekommene Geiſt des Menſchen nach geendigten Leben in der Welt ſo beſchaffen iſt, ſo kennen ihn alsdenn die Freunde, und die, ſo er in der Welt gekannt hat, denn die - ſes werden die Geiſter nicht nur aus ſeinem An - geſicht und aus ſeiner Sprache inne, ſondern auch aus dem Umkreis ſeines Lebens wenn ſie ihm nahe kommen; im andern Leben ſtellet ein jeder, ſobald er an den andern denket, ſich auch deſſenAnge -277Von der Geiſterwelt. Angeſicht, und zugleich noch mehreres von deſ - ſen Leben in Gedanken vor, und indem er das thut, wird der andre Gegenwaͤrtig, alswie her - bey gezogen und gerufen; dieſes kommt in der geiſtlichen Welt daher, daß allda die Gedanken mitgetheilt werden, und daß allda keine ſolche Raͤume ſind, wie in der natuͤrlichen Welt, man leſe oben Num. [1]91-199; daher kommt es, daß alle, ſobald ſie in das andere Leben kommen, von ihren Freunden, Verwandten und einigermaſen bekannt geweſenen, gekannt werden, und daß ſie auch mit einander reden, und ſich hernach ſo zuſammen geſellen, wie die Freundſchaften in der Welt geweſen: vielmals hoͤrete ich, daß die, ſo aus der Welt ankamen, ſich erfreueten, ihre Freunde wieder zu ſehen, und hinwiederum die Freunde, daß ſie wieder zu ihnen kamen. Gemeiniglich kommt ein Ehegatte zu dem an - dern, und preiſſen einander gluͤcklich; ſie halten ſich auch bey einander auf, aber laͤnger oder kuͤr - zer, je nachdem ſie in der Welt mit Vergnuͤgen beyſammen geweſen; gleichwohl aber, wenn ſie nicht die wahre eheliche Liebe, welche Liebe die aus der himmliſchen Liebe herruͤhrende Vereinigung der Gemuͤther iſt, mit einander verbunden hat, ſo trennen ſie ſich von einander, nachdem ſie eine kleine Weile beyſammen geweſen. Wenn aber die Gemuͤther der Ehegatten unter einander un - einig geweſen ſind, und einen innerlichen Ab - ſcheu vor einander gehabt haben, ſo brechen ſie in offenbare Feindſchaſten aus, und ſtreiten bis -T 3weilen278Von der Geiſterwelt. weilen mit einander, und deſſen ungeachtet tren - nen ſie ſich doch nicht eher, als bis ſie in den an - dern Zuſtand eingehen, von welchem nun gleich im folgenden geredet werden ſoll.

495. Weil das Leben der neuen Geiſter eben ſo iſt, wie ihr Leben in der natuͤrlichen Welt, und weil ſie nichts von dem Zuſtand ihres Lebens nach dem Tod, auch von dem Himmel und von der Hoͤlle ſonſt nichts wiſſen, als was ſie aus dem buch - ſtaͤblichen Sinn des Worts, und aus den daher genommenen Predigten gelernet haben, ſo kommt ihnen dahero, nachdem ſie ſich verwun dert haben daß ſie in einem Leibe ſind, und in allen Sinnen, die ſie in der Welt gehabt, und daß ſie eben dergleichen Dinge ſehen, ein Verlangen an, zu wiſſen, wie der Himmel und wie die Hoͤlle be - ſchaffen, und wo ſolche dann ſeyen; derohal - ben werden ſie von ihren Freunden vom Zuſtand des ewigen Lebens unterrichtet, und auch herum - gefuͤhret an mancherley Oerter, und im mancher - ley Geſellſchaften, einige von ihnen werden in Staͤdte, wie auch in Gaͤrten und Paradieſe, ge - meiniglich aber zu praͤchtigen Dingen gefuͤhret, weil dergleichen Dinge das Aeuſſerliche, worin - nen ſie ſtehen, ergoͤtzen: ſie werden ſodann manch - mal auf ihre Gedanken gebracht, die ſie bey Lei - bes Leben vom Zuſtand ihrer Seele nach dem Tod, wie auch vom Himmel und von der Hoͤlle gehabt haben, und dieſes ſo lange, bis ſie unwillig wer - den, daß ſie von dergleichen Dingen gar nichtsgewußt279Von der Geiſterwelt. gewußt haͤtten, und daß auch die Kirche davon nichts wiſſe. Faſt alle ſind begierig, zu wiſſen, ob ſie in den Himmel kommen werden; die mei - ſten glauben, ſie kaͤmen in den Himmel, weil ſie in der Welt ein ſittliches und buͤrgerliches Le - ben gefuͤhret haͤtten, und bedenken nicht, daß die Boͤſen aͤuſſerlich eben ein ſolches Leben fuͤh - ren, wie die Guten, eben auch andern Gutes thun, und ebenfalls in die Kirche gehen, die Predigten anhoͤren, und beten; indem ſie ganz und gar nicht wiſſen, daß es nicht die aͤuſſer - liche Handlungen und der aͤuſſerliche Gottes - dienſt ausmachen, ſondern das Jnnerliche, wo - raus das Aeuſſerliche herkommt: von etlichen tauſenden weis kaum ein einziger, was das Jn - nerliche iſt, und daß der Menſch den Himmel und die Kirche innerlich hat; und noch weniger wiſſen ſie, daß die aͤuſſerliche Handlungen ſo be - ſchaffen, wie die Abſichten und Gedanken, und in dieſen die Liebe und der Glaube ſind, woraus ſelbige eben her kommen: und wenn ſie belehret werden, ſo wollen ſie gar nicht begreiffen, daß es das Denken und Wollen ausmache, ſondern glauben, das Reden und Thun mache es aus: ſo ſind die meiſten beſchaffen, die heut zu Tage aus der Chriſtenheit in das andere Leben kommen.

496. Gleichwohl aber werden ſie von den gu - ten Geiſtern gepruͤft, von welcher Art ſie ſeyn, und dieſes geſchieht auf mancherley Weiſe, weil in dieſem erſten Zuſtand die Boͤſen eben ſo wohlT 4das280Von der Geiſterwelt. das Wahre reden, und das Gute thun, alswie die Guten; aus der obgedachten Urſache, weil ſie aͤuſſerlich eben auch ein ſittliches Leben gefuͤh - ret haben, weil ſie unter den Regierungen und unter den Geſetzen ſtunden, und weil ſie durch daſſelbe den Namen eines Gerechten und Auf - richtigen erhaſcheten und die Gemuͤther an ſich locketen, und alſo zu Ehren kamen, und Reich - thuͤmer konnten zuſammen ſcharren. Es unter - ſcheiden ſich aber die boͤſen Geiſter von den guten vornehmlich dadurch, daß die boͤſen, wenn die Rede von dem Aeuſſerlichen iſt, begierig aufmer - ken, hingegen wenig Achtung geben, wenn von dem Jnnerlichen, ſo das Wahre und Gute der Kirche und des Himmels iſt, geredet wird; die - ſes hoͤren ſie zwar mit an, aber nicht mit Auf - inerkſamkeit und Freude: ſie unterſcheiden ſich aber auch dadurch, daß ſie ſich oftmal[s]zu gewiſ - ſen Gegenden kehren, und ſobald ſie ſich ſelber uͤberlaſſen ſind, die dahin zielende Wege gehen; aus der Wendung zu den Gegenden, und aus dem Hingang auf den Wegen, erkennet man, von was fuͤr einer Art der Liebe ſie gefuͤhret werden.

497. Alle Geiſter, die aus der Welt ankom - men, ſind zwar entweder an eine gewiſſe himmli - ſche Geſellſchaft, oder an eine gewiſſe hoͤlliſche Ge - ſellſchaft gebunden, aber nur in Anſehung des Jnnern, das Jnnere aber wird bey keinem einzi - gen, ſo lange er ſich in dem Aeuſſern befindet, of - fenbar, denn das Aeuſſerliche bedecket und ver -birget281Von der Geiſterwelt. birget das Jnnerliche, hauptſaͤchlich bey denen, welche in dem innnern Boͤſen ſich befinden; her - nach aber kommt das Jnnere offenbar zum Vor - ſchein, wenn ſie in den andern Zuſtand kommen; weil ſodann ih Jnneres eroͤffnet, und das Aeuſ - ſere eingeſchlaͤfert wird.

498. Dieſer erſte Zuſtand des Menſchen nach dem Tod dauert bey einigen etliche Tage, bey eini - gen etliche Monate, und bey einigen ein Jahr lang, ſelten aber bey einem uͤber ein Jahr; bey al - len und jeden aber mit einem ſolchen Unterſchied, je nachdem das Jnnere mit dem Aeuſſern entwe - der zuſammen, oder nicht zu ſammen ſtimmet: denn es muß bey einem jeden das Aeuſſere und Jnnere ein Einziges ausmachen und mit einander uͤber - einſtimmen, weil keiner in der geiſtlichen Welt anders denken und wollen, und anders reden und handeln darf, ein jeder allda muß die Abbildung ſeiner Neigung oder ſeiner Liebe ſeyn, wie er nun in dem Jnnern beſchaffen iſt, ſo muß er auch in dem Aeuſſern ſeyn; dahero wird das Aeuſſere des Geiſtes zu erſt entdeckt und in Ordnung gebracht, damit es dem Jnnern zu einer uͤbereinſtimmen - den Grundlage dienen moͤge.

Von dem andern Zuſtand des Menſchen nach dem Tod.

499. Der andere Zuſtand des Menſchen nach dem Tod wird der Zuſtand des Jnnern genennet,T 5weil282Von der Geiſterwelt. weil er alsdenn in das Jnnere, das ſeinem Ge - muͤth, oder Willen und Denken zukommt, ver - ſetzt, und das Aeuſſere, worinnen er in ſeinem erſten Zuſtand geweſen war, eingeſchlaͤfert wird. Ein jeder, der auf des Menſchen Leben und deſſen Reden und Handlungen Achtung giebt, kann erkennen, daß bey einem jeden ein Aeuſſeres und ein Jnneres iſt, oder aͤuſſere und innere Gedanken und Abſichten; dieſes kann er folgendermaſen erkennen: wer hoͤflich lebt, der denket von andern ſo, wie er es entweder aus dem gemeinen Ruf, oder aus Umgang, von ihnen gehoͤret und vernommen hat, er redet aber doch nicht mit ihnen ſo, wie er es denket, und ob ſie gleich boͤſe ſind ſo betraͤgt er ſich doch hoͤflich gegen ſie: daß dem ſo ſey, iſt hauptſaͤchlich von denen bekannt, die ſich verſtellen und ſchmeicheln, die da ganz anders reden und thun, als ſie denken und wollen: und von den Heuchlern, die von Gott, vom Himmel, von der Seelen Seligkeit, von den Wahrheiten der Kirche, von dem Beſten des Vaterlandes, und von dem Naͤchſten, als - wie aus dem Glauben und der Liebe reden, da ſie doch im Herzen etwas anders glauben, und nur ſich allein lieben. Hieraus kann nun offen - bar erhellen, daß zweyerley Denken iſt, das eine ein aͤuſſeres und das andere ein inne - res, und daß ſie aus dem aͤuſſern Denken re - den, und aus dem innern Denken etwas anders im Sinn haben, wie auch, daß dieſes zweyfache Denken von einander abgeſondert iſt, denn mannimmt283Von der Geiſterwelt. nimmt ſich in acht, daß das innere nicht in das aͤuſſere fleiße, und nicht einigermaßen zum Vor - ſchein komme. Der Menſch iſt von der Schoͤ - pfung her ſo beſchaffen, daß das innere Denken mit dem aͤuſſern durch die Uebereinſtimmung ein Einziges ausmache; und bey den Guten macht es auch Eins aus, denn dieſe denken nichts, als Gutes, und reden auch Gutes; bey den Boͤſen hingegen macht das innere Denken mit dem aͤuſ - ſern nicht Eins aus, denn dieſe denken Boͤſes und reden Gutes; bey denen iſt die Ordnung verkeh - ret, denn das bey ihnen befindliche Gute iſt aͤuſ - ſerlich, und das Boͤſe innerlich; daher kommt es, daß das Boͤſe uͤber das Gute herrſchet, und ſich dieſes, alswie einen Sclaven, unterwuͤrfig macht, damit es ihnen zu einem Mittel dienen moͤge, die Endzwecke ihrer Liebe zu erreichen; und weil in dem Guten, das ſie reden und das ſie thun, dieſe Endzwecke ſind, ſo iſt offenbar, daß ihr Gutes nicht gut, ſondern mit dem Boͤſen angeſteckt iſt, ob es gleich denen, die von dem Jnnern nichts wiſſen, vorkommt, als waͤre es gut: bey den Guten aber hat es eine ganz andre Bewandnis; bey dieſen iſt die Ordnung nicht verkehrt, ſondern das Gute aus dem innern Denken fließet in das aͤuſſere, und alſo in die Rede und in die Hand - lungen; dieſes iſt die Ordnung, worein der Menſch geſchaffen worden iſt; denn auf ſolche Weiſe iſt das Jnnere derſelben im Himmel und in dem Lichte allda, und weil das Licht des Himmels das vom Herrn ausgehende Goͤttliche Wahre, und mithinder284Von der Geiſterwelt. der Herr ſelbſt im Himmel iſt, N. 126-140, ſo werden ſie dahero vom Herrn gefuͤhret. Die - ſes habe ich nun deswegen angefuͤhrt, damit man wiſſen moͤge, daß ein jeder Menſch ein inneres Denken und ein aͤuſſeres Denken habe, und daß ſolche von einander unterſchieden ſeyen. Wenn ich Denken ſage, ſo verſtehe ich auch das Wol - len, denn das Denken kommt aus dem Willen, denn niemand kann ohne Willen denken. Hier - aus erhellet, was bey dem Menſchen der Zuſtand des Aeuſſern und der Zuſtand des Jnnern ſey.

500. Wenn ich ſage: Wollen und Denken, ſo verſtehe ich durch das Wollen auch die Neigung und Liebe, wie auch alles Vergnuͤgen und alle Luſt, die der Neigung und der Liebe zukommen, weil ſich dieſe auf den Willen, als auf ihre Un - terlage, beziehen, denn was der Menſch will, das liebet er und hat ſein Vergnugen und ſeine Luſt daran, und umgekehrt, was der Menſch liebt, und woran er ſein Vergnuͤgen und ſeine Luſt hat, das will er: aber alsdenn verſtehe ich durch das Denken auch alles dasjenige, wodurch er ſeine Nei - gung oder ſeine Liebe beſtaͤrket, denn das Denken iſt nichts anders, als die Geſtalt des Willens oder damit dasjenige, was der Menſch will an das Licht komme; dieſe Geſtalt zeiget ſich durch mancherley vernuͤnftige Auseinanderſetzungen, die ihren Ur - ſprung aus der geiſtlichen Welt haben, und eigent - lich dem Geiſt des Menſchen zukommen.

501. Es iſt zu wiſſen, daß der Menſch gaͤnz - lich ſo iſt, wie er in Anſehung ſeines Jnnern be -ſchaffen,285Von der Geiſterwelt. ſchaffen, aber nicht, wie er in Anſehung des Aeuſ - ſern beſchaffen, das von dem Jnnern getrennt iſt; aus der Urſache, weil das Jnnere ſeinen Geiſt zukommt, und das Leben des Menſchen iſt das Leben ſeines Geiſtes, denn aus dieſem lebt der Leib, derowegen auch der Menſch in Ewigkeit ſo bleibt, wie er in Anſehung ſeines Jnnern beſchaf, fen iſt; das Aeuſſere aber wird nach dem Tod da - von geſchieden, weil es auch zum Leib gehoͤret, und dasjenige, was von dem Aeuſſern dem Geiſt noch anklebet, wird eingeſchlaͤfert, und dienet dem Jnnern nur zu einer Grundlage, wie ich oben gezrigt habe, da ich von dem Gedaͤchtnis des Menſchen, welches nach dem Tod uͤbrig bleibt, gehandelt habe. Hieraus erhellet, was dem Menſchen eigen ſey, und was nicht ſein eigen ſey, daß naͤmlich bey den Boͤſen alles aͤuſſere Denken, woraus ſie re - den, und alles aͤuſſere Wollen, woraus ſie han - deln, nicht ihr eigen ſeyen, ſondern ihr inne - res Denken und Wollen.

502. Nach vollendeten erſten Zuſtand, wel - ches der Zuſtand des Aeuſſern iſt, wovon ich im vorhergehenden Artikel gehandelt habe, wird der Geiſt-Menſch in den Zuſtand ſeines Jnnern verſetzt, oder in den Zuſtand des innern Willens und des daherruͤhrenden Denkens, worinnen er in der Welt begriffen geweſen, wenn er ſich ſel - ber uͤberlaſſen ſrey und ohne Zwang gedacht hatte; in dieſen Zuſtand verfaͤllt er, ohne daß er es weis, eben ſo, als wenn er in der Welt die Gedanken, die er ſchon auf der Zunge hat, oder die er ebenausſpre -286Von der Geiſterwelt. ausſprechen will, zuruͤck ziehet gegen die innerli - chen, und in ſolchen ſtehen bleibt: ſobald dem - nach der Geiſt-Menſch in dieſem Zuſtand iſt, ſo iſt er in ſich ſelber, und unmittelbar in ſeinem Leben, denn freywillig denken aus ſelbſteigener Neigung, das iſt unmittelbar das Leben des Men - ſchen, und er ſelber.

503. Jn dieſem Zuſtand denket der Geiſt unmittelbar aus ſeinem Willen, und alſo unmit - telbar aus ſeiner Neigung, oder unmittelbar aus ſeiner Liebe, und ſodann machet das Denken mit dem Wollen ein Einziges aus, ja, ein ſolches Eins, daß er kaum zu denken, ſondern nur zu wollen ſcheinet: eben ſo iſt es beynahe, wenn er redet; doch mit dem Unterſchied, daß es mit ei - niger Furcht geſchiehet, die Gedanken des Wil - lens moͤchten ſich bloß geben, weil dieſes eben auch, vermoͤge des geſellſchaftlichen Lebens in der Welt, ſeinem Willen eigen geworden.

504. Alle Menſchen, ſo viel ihrer ſind, kom - men nach dem Tod in dieſen Zuſtand, weil dieſer Zuſtand ihrem Geiſt eigen iſt; der vorige Zu - ſtand iſt ſo, wie der Menſch in Anſehung des Geiſtes in dem geſellſchafilichen Umgang beſchaffen geweſen, welcher Zuſtand, oder der Zuſtand nicht ſein eigen iſt: daß dieſer Zuſtand des Aeuſſern, worinnen der Menſch nach dem Tod zuerſt iſt, und wovon in dem vorhergehenden Artikel gehandelt worden, nicht ſein eigen ſey, das kann aus mehreren Um -ſtaͤnden287Von der Geiſterwelt. ſtaͤnden erhellen; als zum Exempel daraus, daß die Geiſter nicht nur denken, ſondern auch aus ihrer Neigung reden, denn ihr Reden kommt aus derſelben, wie bereits aus dem, was ich in dem Artikel von der Sprache der Engel Num. 234-245 geſagt und gezeigt habe, bekannt ſeyn kann; auf gleiche Weiſe hat auch der Menſch in der Welt gedacht, wenn er bey ſich oder in ſich ſelber geweſen, denn ſodann hat er nicht aus dem Reden ſeines Leibes gedacht, ſondern nur ſolche Dinge, und zugleich noch mehrere innerhalb ei - ner Minute geſehen, als er hernach in einer hal - ben Stunde ausſprechen konnte; daß der Zuſtand des Aeuſſern nicht dem Menſchen oder ſeinem Geiſt eigen ſey, erhellet auch daraus, daß, wenn er in der Welt in Geſellſchaft iſt, er ſodann nach den Geſetzen des ſittlichen und buͤrgerlichen Lebens redet, und daß ſodann das innere Denken das aͤuſſere regieret, alswie einer den andern, damit das aͤuſſere die Grenzen des Wohlſtandes und der Ehrbarkeit nicht uͤberſchreite: es erhellet auch dar - aus, daß, wenn der Menſch bey ſich denket, er auch bedenket, wie er reden und handeln will, daß er gefalle, und Freundſchaft, Wohlgewogenheit und Gunſt erwerbe, und dieſes geſchiehet auf eine fremde Weiſe, und alſo ganz anders, als wenn es aus eigenem Willen geſchehen ſollte. Hieraus erhellet, daß der Zuſtand des Jnnern, worein der Geiſt verſetzt wird, ſein eigener Zuſtand ſey, und alſo auch der eigene Zuſtand des Menſchen geweſen ſey, da er in der Welt gelebt.

505. So -288Von der Geiſterwelt.

505. Sobald nun der Geiſt in dem Zuſtand ſeines Jnnern iſt, ſodann weiſet ſichs offenbar aus, wie der Menſch, da er in der Welt gelebt, in ſich oder innerlich beſchaffen geweſen, denn er handelt alsdenn aus dem, was ihm eigen iſt; wer in der Welt innerlich gut geweſen, der han - delt alsdenn vernuͤnftig und weislich, ja, alsdenn noch weislicher, als in der Welt, weil er von dem Zuſammenhang mit dem Leibe, und mit dem daherruͤhrenden Jrdiſchen, welches eine Verdun - kelung gemacht und gleichſam eine Wolcke dar - zwiſchen geſchoben hatte, los und ledig iſt. Wer aber in der Welt boͤſe geweſen, der handelt als - denn thoͤricht und unſinnig, ja, noch unſinniger, als in der Welt, weil er in der Freyheit iſt, und nicht im Zwang gehalten wird; denn da er in der Welt lebte, war er im Aeuſſerlichen wohl bey Sinne, denn durch daſſelbe ſtellte er ſich, als ob er ein vernuͤnftiger Menſch ſey; wenn ihm da - hero das Aeuſſere benommen iſt, ſo werden ſeine Unſinnigkeiten offenbar. Ein Boͤſer, der im Aeuſſerlichen einen guten Menſchen vorſtellet, kann mit einem Gefaͤß verglichen werden, das aͤuſſerlich glaͤnzend und polirt und mit einem De - ckel zugedecket iſt, worinnen aber allerley Unflaͤte - reyen verborgen ſind; nach dem Ausſpruch des Herrn, Jhr ſeyd den uͤbertuͤnchten Graͤ - bern gleich, welche auswendig huͤbſch ſchei - nen, aber inwendig voller Todtenbeine ſind, und alles Unflates, Matth. 23, 27.

506. Alle289Von der Geiſterwelt.

506. Alle diejenigen, ſo in der Welt in dem Guten gelebt, und nach ihrem Gewiſſen gehan - delt haben, welches naͤmlich diejenigen ſind, ſo das Goͤttliche erkannt, und das Goͤttliche Wahre geliebet, vornehmlich die, ſo es auf das Leben angewendet haben, kommen ſich vor, wenn ſie in den Zuſtand ihres Jnnern verſetzt werden, als wie ſolche, die vom Schlaf aufwachen und mun - ter werden, und wie die, ſo aus dem Schatten in das Licht kommen; ſie denken auch aus dem Lichte des Himmels und alſo aus der innern Weis - heit, und handeln aus dem Guten, mithin aus der innern Neigung; in ihre Gedanken und Nei - gungen flieſſet auch der Himmel mit innerer Se - ligkeit und Freude ein, wovon ſie vorhero nichts wußten; denn ſie haben eine Vergemeinſchaftung mit den Engeln des Himmels; alsdenn erkennen ſie auch den Herrn, und ehren Jhn unmittel - bar aus ihrem Leben, denn ſie ſind in ihrem ſelbſteigenen Leben, wenn ſie in dem Zuſtand ih - res Jnnern ſind, wie ich kurz vorher in der 505. Nummer geſagt habe; ſie erkennen und ehren Jhn auch freywillig, denn der freye Wille iſt der innern Zuneigung eigen; auf ſolche Weiſe gehen ſie auch von der aͤuſſerlichen Heiligkeit ab, und kommen in die innerliche Heiligkeit, worinnen der wahre Gottesdienſt lediglich beſtehet; ſo iſt der Zuſtand derjenigen, die nach den Geboten in dem Wort ein chriſtliches Leben gefuͤhret hatten. Hingegen iſt der Zuſtand derer, die in der Welt boͤſe gelebt, und die gar kein Gewiſſen gehabt, undSw. Sch. II. Th. Udaher290Von der Geiſterwelt. daher das Goͤttliche gelaͤugnet haben, gerade das Gegentheil; denn alle die, ſo ein boͤſes Leben fuͤhren, laͤugnen das Goͤttliche innerlich in ſich, wenn ſie auch gleich, wenn ſie in dem Aeuſſerli - chen ſind, meynen, ſie laͤugneten es nicht, ſon - dern erkennten es, denn das Goͤttliche erken - nen und ein boͤſes Leben fuͤhren, ſind zwey ein - ander entgegenſtehende Dinge; diejenigen nun, welche ſo beſchaffen ſind, erſcheinen im andern Le - ben, ſobald ſie in den Zuſtand ihres Jnnern kom - men, wenn man ſie reden hoͤret und ihr Thun ſiehet, als wie Narren; denn aus ihren boͤſen Begierden brechen ſie in gottloſe Dinge aus, in die Verachtungen andrer, in Verſpottungen und Laͤſterungen, in Haß und Rache, gehen mit Raͤn - ken um, ja, einige von ihnen ſind von einer ſol - chen Argliſt und Bosheit, daß es kaum zu glau - ben iſt, daß dergleichen in einem Menſchen inwen - dig verborgen geweſen ſey; denn, weil ſie von dem Aeuſſerlichen, das ſie in der Welt im Zwang und im Zaum hielte, getrennt ſind, ſo ſind ſie ſodann in einem freywilligen Zuſtand, nach den Gedanken ihres Willens zu handeln: mit einem Wort, ſie ſind des Vernuͤnftigſeyns beraubt, weil das vernuͤnftige Weſen, das ſie in der Welt ge - habt, nicht in ihrem Jnnern, ſondern nur in ih - rem Aeuſſern ſeinen Sitz gehabt hatte: gleichwohl aber duͤnken ſie ſich annoch weiſer zu ſeyn, als andre. Weil ſie nun ſo beſchaffen ſind, ſo wer - den ſie dahero, wenn ſie in dieſen andern Zu - ſtand ſind, manchmal wieder in den Zuſtand ih -res191[291]Von der Geiſterwelt. res Aeuſſern, und ſodann in das Andenken ihrer Handlungen, die ſie in dem Zuſtand des Jnnern gethan hatten, eine kleine Weile verſetzt; einige ſchaͤmen ſich ſodann; einige werden unwillig, daß ſie nicht beſtaͤndig in dem Zuſtand ihres Aeuſſern ſeyn durfen; aber dieſen wird gezeigt, was aus ihnen werden wuͤrde, wenn ſie beſtaͤndig in die - ſem Zuſtand waͤren, daß ſie naͤmlich auf eben der - gleichen Tucke umgehen, und durch den Anſchein des Guten, der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, diejenigen, ſo einfaͤltigen Herzens und Glaubens ſind, verfuͤhren, ſich ſelber aber vollends ins Ver - derben ſtuͤrzen wuͤrden, denn das Aeuſſere wuͤrde endlich eben ſo in Brand gerathen, wie das Jn - nere, welcher ihr ganzes Leben verzehren wuͤrde.

507. Wenn die Geiſter in dieſem andern Zuſtand ſind, ſo erſcheinen ſie voͤllig ſo, wie ſie in der Welt in ſich oder innerlich beſchaffen geweſen, und dasjenige, was ſie in Verborge - nen gethan und geredet haben, wird auch offen - bar, denn, weil ſie das Aeuſſere nicht zuruͤckhaͤlt, ſo reden ſie alsdenn dergleichen Dinge oͤffentlich, und unterſtehen ſich auch, dergleichen zu thun, und fuͤrchten den boͤſen Ruf nicht, wie in der Welt: ſie werden auch alsdenn in noch mehrere Zuſtaͤnde ihrer Bosheiten gebracht, damit ſie auch von den Engeln und guten Geiſtern geſehen werden, wie ſie beſchaffen ſind: auf ſolche Weiſe wird das Ver - borgene eroͤffnet, und das Heimliche aufgedeckt, nach den Worten des Herrn, Es iſt nichtsU 2ver -292Von der Geiſterwelt. verborgen, das nicht ſoll entdeckt werden, noch heimlich, das nicht ſoll erkannt wer - den: was ihr im Finſternis geſagt habt, das wird man im Lichte hoͤren, und was ihr ins Ohr geredet in den Kammern, das wird man auf den Daͤchern ausrufen, Luc. 12, 2. 3. Und Matth. 12. 36 : Jch ſage euch, daß die Menſchen von einem jeden unnuͤtzen Wort, daß ſie geredet ha - ben, muͤſſen Rechenſchaft geben am Tage des Gerichts.

508. Wie es aber in dieſem Zuſtande mit den Boͤſen ausſieht, das kann ich nicht mit wenigem beſchreiben, denn ein jeder raſet ſodann nach ſei - nen Begierden, und dieſe ſind mancherley, dero - wegen will ich nur einige beſondere Umſtaͤnde an - fuͤhren, woraus man auf das uͤbrige ſchlieſſen kann. Diejenigen, welche ſich ſelber uͤber alles geliebet, und bey ihren Aemtern und Verrichtun - gen auf ihre ſelbſteigene Ehre geſehen, und Nu - tzen geſtiftet, nicht um der Nutzſtiftung willen, noch ſich an ſolchen ergoͤtzet haben, ſondern um des Rufes willen, damit ſie durch ſolche fuͤr wuͤr - diger gehalten wuͤrden, als andre, und ſich alſo an den Ruf ihrer Ehre ergoͤtzen moͤchten, dieſe ſind, wenn ſie ſich in dieſem andern Zuſtand be - finden, weit duͤmmer, als andre; denn, um ſo viel ſich einer liebet, um ſo viel entfernt er ſich vom Himmel, und um ſo viel er ſich vom Himmel entfernt, um ſo viel entfernt er ſich auch von derWeis -293Von der Geiſterwelt. Weisheit. Die aber in der Eigenliebe, und zu - gleich argliſtig geweſen ſind, und ſich durch Kunſt - griffe zu Ehren erhoben haben, die geſellen ſich zu den allerruchloſeſten, und lernen Zauberkuͤnſte, die ein Misbrauch der goͤttlichen Ordnung ſind, und wodurch ſie alle diejenigen, die ihnen keine Ehre erweiſen, anfechten und anfallen; ſie gehen auf hinterliſtige Nachſtellungen um, hegen Haß, brennen vor Rachgier, und wollen gegen alle, die ſich nicht unterwerfen, wuͤten und toben; und in alle dieſe Bosheiten fallen ſie ſo tief, als ſo viel ihnen ein boshaſter Haufe guͤnſtig iſt, und end - lich gehen ſie in ihrem Gemuͤthe gar darauf um, wie ſie gen Himmel ſteigen moͤgen, um ihn zu zerſtoͤren, oder aber, um daſelbſt als Goͤtter vereh - ret zu werden; ſo weit wird ihre Tollkuͤhnheit getrie - ben. Diejenigen, welche aus der paͤbſtlichen Reli - gion dergleichen geweſen ſind, die ſind noch weniger, als die andern, bey Sinne; deñ ſie hegen in ihrem Gemuͤthe, daß Himmel und Hoͤlle in ihrer Ge - walt ſeyen, und daß ſie nach Gutduͤnken die Suͤn - den vergeben koͤnnten; dieſe maßen ſich alles Goͤttliche an, und geben ſich fuͤr Chriſtum aus; ihre Ueberredung, daß dem ſo ſey, iſt ſo beſchaf - fen, daß, wo ſie Eingang findet, ſie die Gemuͤ - ther verwirret, und mit Finſternis uͤberziehet bis zum Schmerzen; in beyden Zuſtaͤnden ſind ſie faſt gleich, aber in dem andern Zuſtand ſind ſie ohne alle Vernunft; aber von ihren Unfinnigkeiten, und von ihrem Loos, das ſie nach vollbrachten an - dern Zuſtand haben, ſoll inſonderheit etwas ge -U 3ſagt194[294]Von der Geiſterwelt. ſagt werden in dem kleinen Tractat: vom letz - ten Gericht und von dem zerſtoͤrten Ba - bel. Diejenigen, welche der Natur die Schoͤ - pfung zugeſchrieben, und daher mit dem Herzen, obgleich nicht mit dem Munde, das Goͤttliche, und mithin alles, was zur Kirche und zum Him - mel gehoͤret, gelaͤugnet haben, die geſellen ſich in dieſem andern Zuſtand zu ihres Gleichen, und legen einem jeden, der an Argliſtigkeit was zum Voraus hat, den Namen: Gott bey, und er - weiſen ihm auch goͤttliche Ehre; ich habe geſehen, daß etliche dergleichen in einer Zuſammenkunft ei - nen Zauberer anbeteten, und ſich uͤber die Natur berathſchlagten, und ſich naͤrriſch betrugen, gleich als ob ſie unvernuͤnftige Thiere unter menſchlicher Geſtalt waͤren; unter dieſen waren auch einige, die in der Welt in Wuͤrde oder Anſehen geſtan - den hatten, und einige, die in der Welt fuͤr Ge - lehrte und Weiſe gehalten worden. Und ſo die andern auf eine andre Weiſe. Aus dieſem we - nigen kann man ſchlieſſen, wie diejenigen beſchaf - fen ſind, deren Jnneres oder Gemuͤth gegen den Himmel zu verſchloſſen iſt, wie es bey allen denen iſt, die dadurch, daß ſie das Goͤttliche nicht er - kannt, und nicht nach dem Glauben gelebt, kei - nen Einfluß aus dem Himmel empfangen haben: ein jeder kann von ſich ſelber urtheilen, was aus ihm werden wuͤrde, wenn er ſo einer waͤre, wenn er, ohne das Geſetz und den Verluſt des Lebens zu befuͤrchten, und ohne aͤuſſerliche Bande han - deln duͤrfte, welche Bande eben die Furcht ſind,er295Von der Geiſterwelt. er moͤchte in Anſehung des guten Namens ver - letzet, und der Ehre, des Gewinnſtes, und der daher ruͤhrenden Wolluͤſten beraubt werden. Dennoch aber haͤlt der Herr ihre Unſinnigkeit in Schranken, damit ſie nicht die Grenzen des Nu - tzens uͤberſchreite, denn ein jeder von dergleichen Art ſchaffet gleichwohl einen Nutzen; die guten Geiſter ſehen an ihnen, was das Boͤſe ſey, und wie ſolches beſchaffen, und wie der Menſch be - ſchaffen ſey, wenn er nicht vom Herrn gefuͤhret wird; auch iſt der Nutzen der, daß durch dieſe die Boͤſen, die einander gleich ſind, zuſammen geſammlet, und von den guten abgeſondert wer - den; wie auch, daß den Boͤſen das Wahre und Gute, das ſie aͤuſſerlich vorgegeben, und vorge - logen haben, genommen wird, und ſie in ihr ſelbſt eigenes boͤſes Leben und in das aus dem Boͤſen herruͤhrende Falſche gebracht, und alſo zur Hoͤlle vorbereitet werden; denn es kommt einer nicht eher in die Hoͤlle, als bis er in ſeinem Boͤſen und in ſeinem aus dem Boͤſen herruͤhrenden Fal - ſchen iſt; weil daſelbſt keiner ein zertheiltes Ge - muͤth haben darf, naͤmlich etwas anders zu den - ken und zu reden, und etwas anders zu wollen; ein jeder in der Hoͤlle befindliche Boͤſe, muß allda das Falſche aus dem Boͤſen denken, und aus dem Falſchen des Boͤſen reden, beydes aus dem Wil - len, und alſo aus ſeiner ſelbſteigenen Liebe, und aus der daher ruͤhrenden Ergoͤtzung und Luſt, eben ſo, wie er in der Welt gedacht hat, wenn er in ſeinem Geiſt, das iſt, wie er in ſich oder bey ſichU 4gedacht296Von der Geiſterwelt. gedacht hat, wenn er aus innerer Neigung dachte: aus der Urſache, weil der Wille der Menſchen ſelber iſt, nicht aber das Denken, auſſer um ſo viel ſolches von dem Willen an ſich hat, und weil der Wille unmittelbar die Natur oder die Eigen - ſchaft des Menſchen iſt; daher kommt es nun, daß in ſeinen Willen verſetzt werden, ſo viel iſt, als in ſeine Natur oder Eigenſchaft, wie auch, in ſein Leben verſetzt werden; denn durch das Le - ben ziehet der Menſch eine Natur an; und der Menſch bleibt nach dem Tod ſo, wie er ſich durch das Leben in der Welt einen Natur zuwege ge - bracht hat; dieſe nun kann bey den Boͤſen nicht mehr durch den Weg zu denken oder das Wahre zu verſtehen, gebeſſert und geaͤndert werden.

509. Wenn die boͤſen Geiſter in dieſem an - dern Zuſtand ſind, ſo werden ſie gemeiniglich, weil ſie in alle Arten der Bosheit fallen, oft - mals und nachdruͤcklich geſtraft; in der Geiſter - welt ſind die Strafen vielfaͤltig; es gilt auch kein Anſehen der Perſon, es mag einer in der Welt ein Koͤnig oder ein Knecht geweſen ſeyn; alles Boͤſe bringt ſeine Strafe mit ſich, das Boͤſe und und die Strafe ſind mit einander verknupft, wer dahero in dem Boͤſen iſt, der iſt auch in der Strafe des Boͤſen; dennoch aber wird einer daſelbſt nicht wegen des Boͤſen geſtraft, das er in der Welt gethan, ſondern wegen des Boͤſen, das er als - denn thut; doch kommt es auf eins hinaus, und iſt gleichviel, ob man ſage, ſie leiden Strafefuͤr297Von der Geiſterwelt. fuͤr ihr Boͤſes, das ſie in der Welt gethan, oder ob man ſage, ſie leiden Strafe fuͤr das Boͤſe, das ſie in dem andern Leben thun, weil ein jeder nach dem Tod wieder in ſein Leben, und alſo in eben das Boͤſe kommt; denn der Menſch iſt ſo, wie er bey ſeines Leibes Leben beſchaffen geweſen, man leſe Num. 470. -484. Daß ſie geſtraft werden, iſt darum, weil die Furcht vor der Strafe das einzige Mittel iſt, in dieſem andern Zuſtand das Boͤſe zu baͤndigen oder zu bezaͤhmen. Ermahnung, Un - terricht, Furcht vor dem Geſetz und dem ublen Ruf helfen da nichts mehr, weil ein jeder nach ſeiner Natur handelt, die nicht anders zuruͤckge - halten noch gebrochen werden kann, als durch die Strafen. Die guten Geiſter hingegen werden nimmermehr geſtraft, ob ſie gleich in der Welt Boͤſes gethan, denn ihr Boͤſes kommt nicht wie - der, und es wird auch zu wiſſen gethan, daß ihr Boͤſes von einer andern Art oder Natur geweſen ſey, denn es iſt nicht aus Vorſatz wider das Wahre, und aus keinem andern boͤſen Herzen gekommen. als aus dem, welches ihnen von den Aeltern an - geerbt war, und worzu ſie, wenn ſie ſich in dem Aeuſſern befunden haben, das vom Jnnern ge - trennt war, von einem blinden Vergnuͤgen hinge - riſſen wurden.

510. Ein jeder kommt zu ſeiner Geſellſchaft, in welcher ſein Geiſt in der Welt geweſen iſt, denn es iſt ein jeder Menſch, ſeinem Geiſte nach, mit einer gewiſſen Geſellſchaft, entweder mit einer hoͤl -U 5liſchen,298Von der Geiſterwelt. liſchen, oder mit einer himmliſchen verbunden, der Boͤſe mit einer hoͤlliſchen Geſellſchaft, und der Gute mit einer himmliſchen; daß ein jeder nach dem Tod wieder zu ſeiner gehoͤrigen Geſellſchaft komme, leſe man Num. 438; der Geiſt wird ihr nach und nach zugefuͤhret, und endlich tritt er in ſolche ein; wenn der boͤſe Geiſt in dem Zuſtand ſeines Jnnern iſt, ſo wird er Stufenweiſe zu ſeiner Geſellſchaft, und endlich, ehe noch dieſer Zuſtand geendigt iſt, gerade zu ihr gekehret; und wenn dieſer Zuſtand zu Ende iſt, ſo ſtuͤrzet ſich ſodann der boͤſe Geiſt ſelber in die Hoͤlle hinein, wo ſeines Gleichen ſind; die Hineinſtuͤrzung ſelber ſiehet vor dem Geſichte aus, alswie wenn einer ruͤcklings faͤllt mit dem Kopf abwaͤrts und mit den Fuͤſſen in die Hoͤhe; die Urſache, daß ſie ſo ausſieht, iſt dieſe, weil der boͤſe Geiſt in der verkehrten Ordnung iſt, denn er hatte die hoͤlliſchen Dinge geliebet und die himmli - ſchen verworfen: einige Boͤſen gehen in dieſem an - dern Zuſtand manchmal in die Hoͤllen, und auch wieder heraus, dieſe Boͤſen aber haben alsdenn nicht das Anſehen, ruͤcklings zu fallen, alswie ſie es haben, wenn ſie voͤllig abgeſtreift ſind.*)Das iſt, wenn bey ihnen das Wahre wegge - ſchaft, und ihnen das Falſche gegeben worden, das ſich zu ihrem Boͤſen ſchicket und ſolchem ge - maͤß iſt, wie der Verfaſſer in der 425ſten und 479ſten Nummer geſagt hat; oder, wie es in der 508ten Nummer heißt: wenn den Boͤſendas DieGeſell -299Von der Geiſterwelt. Geſellſchaft ſelber, worinnen ſie, in Anſehung ih - res Geiſtes, in der Welt geweſen ſind, wird ih - nen, wenn ſie noch in dem Zuſtand ihres Aeuſſern ſtehen, eben auch gezeigt, damit ſie daraus wiſſen ſollen, daß ſie auch ſchon bey Leibes Leben in der Hoͤlle, aber in eben einem ſolchen Zuſtand gewe - ſen ſeyn, wie der Zuſtand derer iſt, die ſich in der Geiſterwelt befinden; von deren Zuſtand in Ruͤck - ſicht auf deren ihren, ſo in der Hoͤlle ſind, ſoll im folgenden geredet werden.

511. Jn dieſem andern Zuſtand geſchiehet die Abſonderung der boͤſen Geiſter von den guten Geiſtern, denn in dem erſten Zuſtand ſind ſie beyſammen, weil da der Geiſt in ſeinem Aeuſſern ſtehet, er iſt da eben ſo, wie er in der Welt ge - weſen, und alſo iſt allda der Boͤſe bey dem Gu - ten, und der Gute bey dem Boͤſen; ein anders aber iſt es, wenn er in ſein Jnneres gebracht, und ſeiner Natur oder ſeinem Willen uͤberlaſſen iſt. Die Abſonderung der Guten von den Boͤſen geſchiehet auf mancherley Weiſe, gemeiniglich da - durch, daß ſie herum gefuͤhret werden zu ſolchen Geſellſchaften, mit welchen ſie in dem erſten Zu -ſtand*)das Wahre, das ſie aͤuſſerlich vorgegeben und vorgelogen haben, genommen iſt, und ſie in ihr ſelbſteigenes Boͤſe, und in das aus dem Boͤ - ſen herruͤhrende Falſche gebracht, und alſo zur Hoͤlle vorbereitet worden. Der Ueberſetzer. 300Von der Geiſterwelt. ſtand durch gute Gedanken und Neigungen waren vergemeinſchaftet geweſen, und alſo zu ſolchen, de - nen ſie durch aͤuſſerlichen Schein weis gemacht hat - ten, ſie waͤren nicht boͤſe: mehrentheils pflegt man ſie in einem weiten Kreis herum zu fuͤhren, und allenthalben den guten Geiſtern zu zeigen, wie ſie in ſich oder innerlich beſchaffen ſind; bey deren An - blick ſodann ſich die guten Geiſter wegkehren, und ſo wie ſich dieſe wegwenden, alſo werden auch die boͤſen Geiſter, die herum geſuͤhret werden, mit dem Angeſicht von jenen weg, und zu einer Gegend ge - kehret, wo ihre hoͤlliſche Geſellſchaft, in die ſie kommen ſollen, befindlich iſt. Andre Arten der Abſonderung, deren noch viele ſind, zu geſchweigen.

Von dem dritten Zuſtand des Menſchen nach dem Tod, in welchem Zuſtand diejenigen unterrichtet werden, ſo in den Himmel kommen.

512. Der dritte Zuſtand des Menſchen nach dem Tod, oder ſeines Geiſtes, iſt der Zuſtand der Unterrichtung; dieſer Zuſtand iſt fuͤr die, ſo in den Himmel kommen, und Engel werden; nicht aber fuͤr die, ſo in die Hoͤlle kommen, weil dieſe nicht koͤnnen unterrichtet werden, weswegen deren ihr anderer Zuſtand auch der dritte iſt, der ſich da - mit endiget, daß ſie ganz und gar zu ihrer eige - nen Liebe, und alſo zu einer hoͤlliſchen Geſell - ſchaft, die in eben dieſer Liebe iſt, gekehret ſeyen. Wenn301Von der Geiſterwelt. Wenn dieſes geſchehen, ſodann wollen und denken ſie aus dieſer Liebe; und weil dieſe Liebe hoͤlliſch iſt, ſo wollen ſie nichts, als Boͤſes, und denken nichts, als Falſches, dieſes ſind ihrer Ergoͤtzungen, weil es die Ergoͤtzungen ihrer Liebe ſind; und daher kommt es, daß ſie alles Gute und Wahre, das ſie angenommen hatten, weil es ihrer Liebe zu gewiſ - ſen Mitteln dienete, von ſich wegſtoſſen. Die gu - ten Geiſter hingegen werden von dem andern Zu - ſtand in den dritten gefuͤhret, welches der Zu - ſtand ihrer Vorbereitung zum Himmel iſt, die durch Unterricht geſchiehet: denn es kann einer nicht anders zum Himmel vorbereitet werden, als durch die Kenntniſſe des Guten und Wahren, und alſo nicht anders, als durch Unterricht; denn niemand kann wiſſen, was das geiſtliche Gute und Wahre, und was im Gegentheil das Boͤſe und Falſche ſey, wofern er nicht davon unterrichtet wird. Was das buͤrgerliche und ſittliche Gute und Wahre ſey, welches man Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit nen - net, kann man in der Welt wiſſen, weil allda buͤr - gerliche Geſetze ſind, welche lehren, was gerecht ſey, und weil auch allda Geſellſchaften ſind, und der Menſch mit ſolchen nach den ſittlichen Geſetzen, die ſich alle auf das Aufrichtige und Rechtſchaffene be - ziehen, zu leben lernet: hingegen das geiſtliche Gute und Wahre lernet man nicht von der Welt, ſondern aus dem Himmel; man kann es zwar aus dem Wort, und aus der aus dem Wort her - genommenen Lehre der Kirche wiſſen, aber dem ungeachtet kann es nicht in das Leben einflieſſen,woferne302Von der Geiſterwelt. woferne nicht der Menſch nach ſeinem Jnnern, das dem Gemuͤthe zukommt, im Himmel iſt; und ſodann iſt der Menſch im Himmel, wenn er das Goͤttliche erkennet, und zugleich gerecht und auf - richtig handelt, darum, weil man alſo handeln muß, weil es in dem Wort befohlen iſt; auf ſolche Weiſe lebt er gerecht und aufrichtig um des Goͤttlichen willen, und nicht um ſein ſelbſt und der Welt willen, ſich und die Welt ſiehet er keines Weges als End - zwecke an: allein, ſo zu handeln, das kann keiner, wenn er nicht zuvor unterrichtet worden iſt, daß naͤmlich ein Gott ſey, daß Himmel und Hoͤlle ſeyen, daß ein Leben nach dem Tode ſey, daß man Gott uͤber alles lieben muͤſſe, und den Naͤchſten wie ſich ſelber, und daß man glauben muͤſſe, was in dem Wort geſchrieben ſtehet, weil das Wort goͤttlich iſt; ohne dieſe Dinge zu wiſſen und zu er - kennen, kann der Menſch unmoͤglich geiſtlich den - ken, und ohne daran zu denken, will er ſie nicht, denn was der Menſch nicht weis, das kann er auch nicht denken, und was er nicht denket, das kann er auch nicht wollen: ſobald demnach der Menſch jene Dinge will, ſodann flieſſet der Himmel ein, das iſt, der Herr flieſſet durch den Himmel in das Leben des Menſchen, denn Er flieſſet in den Wil - len, und durch ſolchen in das Denken, und durch beyde in das Leben ein, denn alles Leben des Men - ſchen kommt von Jhm: hieraus erhellet, daß man das geiſtliche Gute und Wahre nicht von der Welt, ſondern aus dem Himmel lernet, und daß einer ſonſt nicht, als nur vermittelſt des Unterrichts zumHim -303Von der Geiſterwelt. Himmel zubereitet werden kann. Um ſo viel auch der Herr in das Leben eines jeden einflieſſet, um ſo viel unterrichtet Er ihn, denn um ſo viel zuͤndet Er den Willen mit Liebe an, die Wahrheiten ger - ne wiſſen zu wollen, und um ſo viel erleuchtet Er das Denken, damit es dieſelben wiſſen moͤge; und um ſo viel dieſes geſchiehet, um ſo viel wird das Jnnere des Menſchen eroͤffnet, und demſelben der Himmel eingepflanzt; und noch mehr, um ſo viel hat das Goͤttliche und Himmliſche in die Aufrich - tigkeit des ſittlichen Lebens, und in die Gerechtig - keit des burgerlichen Lebens des Menſchen einen Einfluß, und machet ſie geiſtlich, weil der Menſch alsdenn das Aufrichtige und Gerechte aus dem Goͤttlichen thut und ausuͤbt, daher, weil es um des Goͤttlichen willen geſchiehet: denn die von dem Menſchen aus dieſer Urquelle ausgeuͤbte Auf - richtigkeit und Gerechtigkeit des ſittlichen und buͤr - gerlichen Lebens iſt unmittelbar die Wuͤrkung des geiſtlichen Lebens; und die Wuͤrkung hat alles das Jhrige von ihrer wuͤrkenden Urſache her, denn wie dieſe iſt, ſo iſt auch jene.

513. Die Unterweiſungen geſchehen von den Engeln vieler Geſellſchaften, hauptſaͤchlich von denen, die in der mitternaͤchtlichen und mittaͤ - gigen Gegend ſind, denn dieſe engliſche Geſell - ſchaften ſtehen in der Verſtandes. Erkaͤnntnis und Weisheit aus den Kenntniſſen des Guten und Wahren: die Oerter der Unterweiſung ſind gegen Mitternacht, und ſind mancherley, ſieſind304Von der Geiſterwelt. ſind nach den Arten und Gattungen des himm - liſchen Guten geordnet und unterſchieden, da - mit daſelbſt alle und jede nach ihrer Eigenſchaft und Faͤhigkeit, Unterricht aufzunehmen, unter - wieſen werden moͤgen: dieſe Oerter erſtrecken ſich ringsherum auf eine groſſe Weite. Dahin wer - den die guten Geiſter, die, nach Vollendung ihres andern Zuſtandes in der Geiſterwelt, zu unterrichten ſind, vom Herrn gebracht; aber doch nicht alle; denn diejenigen, welche in der Welt unterrichtet worden ſind, ſind auch in der Welt vom Herrn zum Himmel zubereitet wor - den, und werden durch einen andern Weg in den Himmel aufgenommen; einige davon gleich nach dem Tod; einige nach einem kurzen Aufenthalt bey den guten Geiſtern, allwo naͤmlich das Gro - be ihrer Gedanken und Neigungen, das ſie von der Ehre und dem Reichthum in der Welt an ſich hatten, weggeſchaffet wird, und alſo ſel - bige gereiniget werden: einige werden vorher abgeſtreift, und dieſes geſchiehet an den Oertern unter den Fußſolen, welche Oerter die untere Erde genennet werden; allwo einige etwas Har - tes auszuſtehen haben; dieſe ſind es, welche ſich in dem Falſchen feſtgeſetzt, und gleichwohl ein gutes Leben gefuͤhret hatten; denn das bekraͤf - tigte Falſche haͤngt ſehr ſtark an, und ehe es aus - getrieben worden, kann man das Wahre nicht ſehen, und alſo auch nicht annehmen: aber von den Abſtreiffungen, und von der Art und Weiſe, wie ſie geſchehen, iſt in dem Werk: himmliſcheGeheim -305Von der Geiſterwelt. Geheimniſſe betittelt, gehandelt worden, wor - aus ich, des Nachleſens wegen, die hier unten in den Anmerkungen befindliche Nummern gezogen und angefuͤhret habe.

514.
Daß in dem andern Leben Abſtreiffungen geſchehen, das iſt, daß die, ſo aus der Welt dahin kommen, abgeſtreift werden, leſe man Num. 698. 7122. 7474. 9763. Die From - men werden in Anſehung des Falſchen, und die Boͤſen in Anſehung des Wahren abgeſtreift, Num. 7474. 7541 7542. Daß auch Ab - ſtreiffungen bey den Frommen geſchehen, iſt darum, damit ihnen das Boͤſe und Falſche, das ſie ſich zugezogen haben, da ſie in der Welt lebten ausgezogen werde, Num. 7186. 9763. Und damit das Boͤſe und Falſche aus dem Wege geraͤumt, und alſo dem aus dem Him - mel vom Herrn einflieſſenden Guten und Wahren Platz gegeben werde, und ſie das Vermoͤgen oder die Faͤhigkeit bekommen, daſ - ſelbe aufnehmen zu koͤnnen Num. 7122. 9331. Sie koͤnnen nicht eher in den Him - mel erhoben werden, als bis das Jrdiſche und Weltliche, und das Boͤſe und Falſche aus dem Wege geraͤumt iſt, weil ſolches dem Himmliſchen entgegen ſtehet und nicht damit zuſammenſtimmet, Num. 6928. 7122. 7136. 7541. 7542 9763. Auf ſolche Weiſe werden
53Sw. Sch. II. Th. Xauch306Von der Geiſterwelt.

514. Alle diejenigen, welche an den Oer - tern der Unterweiſung ſind, wohnen von einan - der unterſchieden; denn alle und jede ſind in An -ſehungauch diejenigen, ſo in den Himmel zu erhe - ben ſind, zubereitet, Num. 4728. 7090. Daß es fuͤr ſie, ehe ſie zubereitet worden, gefaͤhrlich ſey, in den Himmel zu kommen, leſe man Num. 537. 538. Von dem Zuſtand der Erleuchtung, und von der Freude derer, die aus der Abſtreiffung kommen, und in den Himmel erhoben werden, und von ihrer Auf - nehmung allda, leſe man Num. 2699. 2701. 2704. Daß die Gegend, wo dieſe Abſtreif - fungen geſchehen, die untere Erde heiſſe, leſe man Num. 4728. 7090. Daß dieſe Gegend unter den Fußſolen, und mit Hoͤllen umgeben ſey, und wie ſie beſchaffen, das wird Num. 4940-4951. 7090. beſchrieben; Num. 699. habe ich es aus Erfahrung beſchrieben. Welche Hoͤllen es ſeyn, die vornehmlich an - fechten und abſtreifen, leſe man Num. 7317. 7502. 7545. Daß diejenigen, welche die Frommen angefochten und abgeſtreift haben, ſich nachgehends vor ihnen fuͤrchten, ſie fliehen, und verabſcheuen, leſe man Num. 7768. Daß dieſe Anfechtungen und Abſtreiffungen auf verſchiedene Weiſe geſchehen, je nachdem das Boͤſe und Falſche anklebet, und daß ſie nach Beſchaffenheit und Groͤſſe deſſelben an -halten307Von der Geiſterwelt. ſehung ihres Jnnern mit denen Geſellſchaften des Himmels, zu welchen ſie kommen ſollen, ver - knuͤpfet; weil dahero die Geſellſchaften des Him -X 2melshalten, leſe man Num. 1106-1113. Ei - nige wollen gerne abgeſtreift ſeyn, Num. 1107. Einige werden durch Furcht abge - ſtreift, Num 4942. Einige dadurch, daß ſie von ihrem Boͤſen, das ſie in der Welt ge - than, und von ihrem Falſchen, das ſie in der Welt gedacht haben, angefochten wer - den, wovon eben die Angſt und die Schmer - zen des Gewiſſens herkommen, Num. 1106. Einige durch eine geiſtliche Gefangenſchaft, die in der Unwiſſenheit und Entbehrung des Wahren beſteht, und mit einem ſehnlichen Verlangen, das Wahre gerne wiſſen zu wollen, verbunden iſt, Num. 1109. 2694. Einige durch den Schlaf; einige durch einen mittlern Zuſtand zwiſchen Wachen und Schla - fen, von welchem Zuſtand Num. 1108. ge - handelt worden. Diejenigen, welche in den Werken ein Verdienſt geſucht, kommen ſich vor, als ſpalteten ſie Holz, man leſe Num. 1110; dieſe ſind es, (wie der Verfaſſer in dieſer Nummer ſpricht) welche in der Juͤdiſchen Kirche durch die Holzhauer vorgeſtellet wurden, Joſ. 9, 23. 27. An - dre auf eine andre Weiſe mit ſehr vielerley Unterſchied. 308Von der Geiſterwelt. mels nach der himmliſchen Geſtalt geordnet ſind, wie man oben Num. 200-212. nachleſen kann, ſo ſind auch die Oerter, wo die Unterweiſungen geſchehen, alſo geordnet; wenn nun dieſe Oer - ter von dem Himmel aus angeſchauet werden, ſo ſehen ſie allda aus wie der Himmel in einer kleinern Geſtalt: ſie erſtrecken ſich allda in die Laͤnge von Morgen bis gen Abend, und in die Breite von Mittag bis gen Mitternacht; aber die Breite iſt dem Anſchein nach kleiner, als die Laͤnge. Die Ordnungen uͤberhaupt ſind fol - gender Geſtalt eingerichtet; vorwaͤrts ſind die - jenigen, welche als Kinder geſtorben und im Himmel bis an das erſte Jugend Alter erzo - gen worden, und welche nach Vollendung des Zuſtandes ihrer Kindheit, den ſie bey den Auf - erzieherinnen zugebracht hatten, vom Herrn dahin gebracht und unterrichtet werden. Hinter dieſen ſind Oerter, wo diejenigen unterrichtet werden, die als Erwachſene geſtorben, und die in der Welt in der aus dem Guten des Lebens herruͤhrenden Zuneigung zum Wahren geweſen ſind. Hinter dieſen aber ſind diejenigen, wel - che der Mahometaniſchen Religion zugethan ge - weſen, und in der Welt ein ſittliches Leben ge - fuͤhret, ein einziges goͤttliches Weſen, und den Herrn fuͤr den Propheten ſelbſt erkannt ha - ben; ſobald nun dieſe von dem Mahomet abgehen, weil er nicht die allergeringſte Huͤlfe leiſten kann, ſogleich nahen ſie ſich zum Herrn, und verehren Jhn lediglich, und erkennen ſeine Gottheit,und309Von der Geiſterwelt. und werden ſodann in der chriſtlichen Religion unterrichtet. Hinter dieſen mehr gegen Mitter - nacht ſind die Unterweiſungs Oerter mancherley Heiden, die ein ihrer Religion gemaͤſes gutes Le - ben in der Welt gefuͤhret, und von daher eine Art des Gewiſſens an ſich genommen, und gerecht und rechiſchaffen gehandelt haben, alſo nicht we - gen der Geſetze ihrer Regierungsart, ſondern we - gen der Geſetze ihrer Religion, und geglaubt ha - ben, daß dieſe heilig muͤßten beobachtet, und un - verbruͤchlich und unverletzt gehalten werden; alle dieſe werden, wenn ſie unterrichtet worden ſind, leichtlich dazu gebracht, daß ſie den Herrn erken - nen, weil ſie im Herzen haben, daß Gott nicht unſichtbar, ſondern unter menſchlicher Geſtalt ſichtbar ſey: deren Anzahl iſt weit groͤſſer, als die Anzahl der andern; die beſten unter denſelben ſind aus Africa.

515. Allein, es werden nicht alle auf gleiche Weiſe, auch nicht von gleichen Geſellſchaften des Himmels unterwieſen: diejenigen, welche von der Kindheit an im Himmel erzogen worden ſind, wer - den von den Engeln der innern Himmel unter - richtet, weil ſie kein Falſches aus falſchen Reli - gions Lehrſaͤtzen eingeſogen, und ihr geiſtliches Leben nicht mit den Hefen von weltlichen Ehren und Reichthuͤmern beflecket haben. Die als Erwach - ſene geſtorben ſind, die werden mehrentheils von den Engeln des aͤuſſerſten Himmels unterrichtet, weil ſich dieſe Engel beſſer zu ihnen ſchicken, als dieX 3Engel310Von der Geiſterwelt. Engel der innern Himmel, denn dieſe ſind in der innern Weisheit, welche von denſelben noch nicht aufgenommen werden kann. Die Mahometaner aber werden von ſolchen Engeln unterwieſen, die zuvor in der naͤmlichen Religion geweſen waren, ſich aber zur chriſtlichen gekehret hatten. Die Hei - den eben auch von den Engeln, die ihres Gleichen ſind.

516. Alle Unterweiſungen daſelbſt geſchehen aus der Lehre, die aus dem Wort iſt, nicht aber aus dem Wort ohne die Lehre: die Chriſten wer - den aus der himmliſchen Lehre unterrichtet, welche mit dem innern Sinn des Worrs voͤllig zuſam - men ſtimmet. Die uͤbrigen, als die Mahometa - ner, und Heiden, werden aus Lehren unterwieſen, die ihrer Faßlichkeit angemeſſen, und die von der himmliſchen Lehre nur darinnen unterſchieden ſind, daß das geiſtliche Leben durch das ſittliche gelehret wird, welches den guten Lehrſaͤtzen ihrer Religion gemaͤß iſt, und aus welchem ſie ihr Leben in der Welt gefuͤhret haben.

517. Die Unterweiſungen in den Himmeln ſind von den Unterweiſungen auf Erden darinnen unterſchieden, daß die Kenntniſſe nicht dem Ge - daͤchtnis, ſondern dem Leben eingepraͤgt werden; denn das Gedaͤchtnis der Geiſter iſt in ihrem Le - ben; denn alles, was mit ihrem Leben zuſammen ſtimmet, nehmen ſie an und drucken ſichs ein, was aber nicht damit zuſammen ſtimmet, nehmen ſienicht311Von der Geiſterwelt. nicht an, noch weniger druͤcken ſie ſichs ein, denn die Geiſter ſind Neigungen, und daher in menſch - licher Geſtalt, die ihren Neigungen gleich iſt. Weil ſie nun ſo beſchaffen ſind, ſo wird ihnen die Nei - gung zum Wahren wegen der Nutzanwendungen aufs Leben unaufhoͤrlich eingeben; denn der Herr thut Vorſehung, daß alle und jede die mit ihrer Beſchaffenheit uͤbereinkommende Nutzanwendun - gen lieben moͤgen; welche Liebe durch die Hoffnung, daß ſie Engel werden ſollen, auch noch hoͤher ſteigt: und weil alle Nutzſtiſtungen des Himmels ſich auf den gemeinen Nutzen beziehen, der auf das Reich des Herrn geht, welches im Himmel das Vater - land dieſer engliſchen Geiſter iſt, und weil alle be - ſondere und einzelne Nutzleiſtungen um ſo viel lei - ſtend ſind, um ſo viel ſie naͤher und mehr auf den gemeinen Nutzen abzwecken, ſo ſind dahero alle be - ſondere und einzelne Nutzleiſtungen, die unzaͤhlig ſind, gut und himmliſch; weswegen bey einem je - den die Neigung zum Wahren mit der Neigung zur Nutzanwendung verbunden wird, ſogar, daß dieſe beyde ein Einziges ausmachen: dadurch wird das Wahre dem Nutzen eingepflanzt, ſo, daß die Wahrheiten, die ſie lernen, Nutzſtiftungs Wahr - heiten ſind: alſo werden die engliſchen Geiſter un - terrichtet, und zum Himmel vorbereitet. Die Nei - gung zu der mit der Nutzſtiftung uͤbereinkommen - den Wahrheit wird durch mancherley Mittel ein - gefloͤßt, die meiſtentheils in der Welt unbekannt ſind; ſie wird vornehmlich durch die Nutzſtiftungs Vorſtellungen beygebracht, die in der geiſtlichenX 4Welt312Von der Geiſterwelt. Welt auf tauſenderley Weiſe, und mit ſolchen Ergoͤtzungen und Annehmlichkeiten dargeſtellt werden, daß ſie den Geiſt von dem Jnnern ſei - nes Gemuͤths, bis zum Aeuſſern ſeines Leibes durchdringen, und ganz und gar ein ehmen; da - her kommt es daß der Geiſt gleichſam ſeine Nutz - ſtiftung wird: ſobald er dahero in ſeine gehoͤri - ge Geſellſchaft kommt, zu welcher er durch den Unterricht eingeleitet wird, ſo iſt er in ſeinem Leben da er in ſeiner Nutzſtiftung iſt. Hieraus kann nun offenbar erhellen daß es nicht die Kenntniſſe, welches aͤuſſerliche Wahrheiten ſind, ausmachen, daß einer in den Himmel kom - me, ſondern unmittelbar das Leben das da ein durch die Kenntniſſe eingepraͤgtes Nutzſtiftungs Leben iſt.

518. Es waren Geiſter, die nach ihrer Den - kungsart in der Welt ſich eingebildet hatten, ſie wuͤrden in den Himmel kommen, und vor andern aufgenommen werden, weil ſie Gelehrte geweſen, und aus dem Wort und aus den Leh - ren der Kirche vieles gewußt, indem ſie alſo glaubten, daß ſie weiſe waͤren, und daß ſie durch diejenigen waͤren verſtanden worden, von welchen es heißt: ſie glaͤnzeten, wie der Glanz des ausgebreiteten Himmels, und wie die Sterne Dan. 12. Cap. v. 3: allein, ſie wurden gepruͤfet, ob ihre Kenntniſſe in dem Gedaͤchtnis, oder ob ſie in dem Leben ihren Sitz haͤtten: diejenigen nun, welche ſich in aͤchterNei -313Von der Geiſterwelt. Neigung zur Wahrheit befanden, naͤmlich um der Nutzſtiftungen willen, die von den leiblichen und weltlichen abgeſondert, und die an und fuͤr ſich geiſtliche Nutzſtiſtungen ſind, dieſe wurden auch, nachdem ſie unterrichtet waren, in den Himmel aufgenommen, und alsdenn wurde ih - nen zu wiſſen gethan, was eigentlich im Him - mel glaͤnzet, daß es naͤmlich das in dem Nutzen befindliche Goͤttliche Wahre ſey, welches da - ſelbſt das Licht des Himmels iſt, dieſer Nutzen alſo iſt die Grundlage, welche die Strahen die - ſes Lichtes aufnimmt oder empfaͤngt, und in mancherley Glanz verwandelt. Diejenigen aber, bey denen die Kenntniſſe nur im Gedaͤchtnis ſich aufhielten, und die von daher das Vermoͤgen erlangthatten, uͤber die Wahrheiten zu vernuͤnf - teln und dasjenige, was ſie als Grundſaͤtze an - genommen, zu bekraͤftigen, die haben ſolches, ob es gleich falſch war, nach geſchehener Be - kraͤftigung fuͤr Wahrheit angeſehen; weil nun dieſe in keinem Lichte des Himmels waren, und doch aus Hochmuth, der einem ſolchen Ver - ſtaͤndnis mehrentheils anklebt, den Glauben hatten, daß ſie gelehrter waͤren, als andre und das ſie alſo in den Himmel kommen, und daß ihnen die Engel dienen wuͤrden; ſo wurden ſie dahero; um ſie von ihren naͤrriſchen Glauben abzubringen, bis zu dem erſten oder aͤuſſerſten Himmel erhoben, damit ſie in eine gewiſſe eng - liſche Geſellſchaft eingefuͤhret wuͤrden, allein, da ſie im Hineingehen, begriffen waren, fiengenX 5ſie314Von der Geiſterwelt. ſie an, bey dem Einfluß des himmliſchen Lich - tes an den Augen verblendet, und hernach in dem Verſtand verwirret zu werden, endlich aber die Seele zu ziehen, als wie Sterbende; und als ſie die Waͤrme des Himmels fuͤhlten, welche die himmliſche Liebe iſt, fiengen ſie an, innerliche Qual zu leiden; weswegen ſie aus ob - gedachten Himmel herab geſtoſſen wurden; her - nach aber wurden ſie belehret, daß nicht die Kenntniſſe einen Engel ausmachen, ſondern das Leben ſelbſt, das ſie durch die Kenntniſſe er - langt haͤtten; weil die Kenntniſſe an ſich und fuͤr ſich betrachtet auſſerhalb des Himmels ſind, aber das durch die Kenntniſſe erlangte Leben inner - halb des Himmels iſt.

519. Nachdem die Geiſter an obgemeldten Orten durch die Unterweiſungen zum Himmel vorbereitet worden ſind, welches in kurzer Zeit geſchiehet, aus der Urſache, weil ſie in geiſtli - chen Denkbildern ſind, die ſehr vieles auf ein - mal zugleich begreiffen; ſo werden ihnen als - denn engliſche Kleider angezogen, die mehren - theils weiß ſind, wie von koͤſtlicher Leinewand, und ſo werden ſie auf den Weg, der aufwaͤrts gen Himmel gehet, gebracht, und den Schutz - Engeln auf dem Weg uͤbergeben, und hernach von andern Engeln aufgenommen, und in die Geſellſchaften, und in viele Gluͤckſeligkeiten all - da eingefuͤhret: nachgehends wird ein jeder in ſeine gehoͤrige Geſellſchaft vom Herrn gebracht;dieſes315Von der Geiſterwelt. dieſes geſchiehet auch durch mancherley Wege, bisweilen durch Umwege: die Wege, die ſie gefuͤhret werden, weis kein Engel, ſondern nur allein der Herr: wenn ſie zu ihrer gehoͤ - rigen Geſellſchaft kommen, ſo wird alsdenn ihr Jnneres eroͤffnet, und weil es dem Jnnern derer Engel, die in dieſer Geſellſchaft ſind, gleichfoͤrmig iſt, ſo werden ſie dahero den Au - genblick erkannt, und mit Freuden aufgenom - men.

520. Hier will ich noch etwas Merkwuͤrdi - ges hinzufuͤgen von den Wegen, die aus jenen Oertern zum Himmel fuͤhren, und auf welchen die neuen Engel hineingefuͤhret werden: es ſind acht Wege, von einer jeden Gegend der Unter - weiſung gehen zwey Wege aus, der eine gehet aufwaͤrts gegen Morgen oder Aufgang, und der andere gegen Abend oder Niedergang: die in das himmliſche Reich des Herrn kommen, die werden auf dem Weg gegen Aufgang hin - eingefuͤhret; die aber in das geiſtliche Reich kommen, auf dem Weg gegen Niedergang. Die vier Wege, die zum himmliſchen Reich des Herrn fuͤhren, erſcheinen mit Oelbaͤumen und andern fruchtbaren Baͤumen mancherley Art ge - zieret; die vier Wege aber, die zum geiſtlichen Reich des Herrn fuͤhren, erſcheinen mit Wein - bergen und Lorbeerbaͤumen gezieret: dieſes kommt von der Uebereinſtimmung her, weil die Weinberge und Lorbeerbaͤume mit der Neigungzur316Von der Geiſterwelt. zur Wahrheit und zu deren Nutzſtiftungen uͤber - einſtimmen und die Oelbaͤume und Fruͤchte eine Uebereinſtimmung mit der Neigung zum Guten und zu deſſen Nutzleiſtugen haben.

Daß kein einziger aus unmittelba - rer Barmherzigkeit in den Him - mel komme.

521. Diejenigen, welche von dem Himmel, und von dem Weg zum Himmel, wie auch von dem Leben des Himmels bey dem Menſchen keinen Unterricht haben, ſtehen in der Mei - nung, daß, in den Himmel aufgenommen wer - den, nur allein aus Barmherzigkeit geſchehe, welche fuͤr diejenigen ſey, die in dem Glauben waͤren, und fuͤr die der Herr Fuͤrſprache thaͤte, daß es alſo nur ein Hineinlaſſen aus Gnaden ſey; folglich, daß alle Menſchen, ſo viel ihrer ſind, nach Wohlgefallen ſelig werden koͤnnten; ja einige meinen, daß auch alle in der Hoͤlle ſe - lig werden koͤnnten. Die aber in ſolcher Ein - bildung ſtehen, die wiſſen nicht das geringſte von dem Menſchen, daß er naͤmlich gaͤnzlich ſo iſt, wie ſein Leben, und ſein Leben ſo, wie ſeine Liebe, nicht nur in Anſehung des Jnnern das ſeinem Willen und Verſtand zukommt, ſondern auch in Anſehung des Aeuſſern, das ſeinem Leib zugehoͤret, und daß die leibliche Geſtalt nur eine aͤuſſerliche Geſtalt iſt, in welcher das Jn -nere317Von der Geiſterwelt. nere ſich in der Wuͤrkung darſtellet, und daß da - her der ganze Menſch ſeine Liebe iſt; wie man oben Num. 363 nachleſen kann; ſie wiſſen auch nicht, daß der Leib nicht aus ſich ſelber, ſondern aus ſeinem Geiſt lebet, und daß der Geiſt des Menſchen unmittelbar deſſen Neigung iſt, und daß ſein geiſtlicher Leib nichts anders iſt, als des Menſchen Neigung in menſchlicher Geſtalt, in welcher er auch nach dem Tod erſcheinet, man leſe oben N. 453 460. So lange dieſes unbekannt iſt, kann ſich der Menſch weis machen laſſen, das Seligwerden beſtuͤnde in nichts anders, als in dem goͤttlichen Wohlgefallen, oder in der ſoge - nannten Barmherzigkeit und Gnade.

522. Was aber eigentlich die goͤttliche Barm - herzigkeit ſey, ſoll zuerſt geſagt werden: die goͤtt - liche Barmherzigkeit iſt eine lautere und reine Barmherzigkeit gegen das ganze menſchliche Ge - ſchlecht, um es ſelig zu machen, und iſt auch in einem fort bey einem jeden Menſchen, und weichet nimmermehr von einem, wer dahero ſelig werden kann, der wird ſelig: es kann aber einer ſonſt nicht, als nur durch die goͤttliche Mittel, ſelig werden, welche Mittel vom Herrn in dem Wort geoffenbart worden ſind; die goͤttliche Mittel ſind die ſogenannten goͤttliche Wahrheiten; dieſe leh - ren, wie der Menſch leben ſoll, daß er ſelig wer - den koͤnne; durch dieſe fuͤhret der Herr den Men - ſchen zu dem Himmel, und durch dieſe giebt Er ihm auch das Leben des Himmels ein; dieſes thutder318Von der Geiſterwelt. der Herr bey allen; aber das Leben des Himmels kann ſonſt keinem eingegeben werden, als nur ei - nem ſolchen, der vom Boͤſen abſtehet, denn das Boͤſe ſtehet im Wege; um ſo viel demnach der Menſch von dem Boͤſen abſtehet, um ſo viel fuͤh - tet ihn der Herr durch ſeine goͤttliche Mittel aus reiner Ba mherzigkeit, und dieſes von der Kind - heit an, bis an das Ende ſeines Lebens in der Welt, und hernach in Ewigkeit: das iſt die goͤtt - liche Barmherzigkeit, die ich eigentlich verſtan - den haben will: Hieraus erhellet, daß die Barm - herzigkeit des Herrn eine lautere und reine Barmherzigkeit ſey, aber keines Weges eine un - mittelbare, das iſt, daß alle nur aus Wohlge - fallen ſelig wuͤrden, ſie moͤchten gelebt haben, wie ſie wollten.

523. Der Herr thut nimmermehr etwas wi - der die Ordnung, weil Er Selbſt die Ordnung iſt; das vom Herrn ausgehende Goͤttliche Wahre iſt es eben, welches die Ordnung machet, und die goͤttliche Wahrheiten ſind die Geſetze der Ord - nung, nach ſolchen fuͤhret der Herr den Men - ſchen; den Menſchen dahero aus unmittelbarer Barmherzigkeit ſelig machen, iſt wider die goͤtt - liche Ordnung, und was wider die goͤttliche Ord - nung iſt, das iſt wider Gott. Die goͤttliche Ord - nung iſt der Himmel bey dem Menſchen, dieſe hatte der Menſch durch ein Leben wider die Ge - ſetze der Ordnung, welches die goͤttliche Wahr - heiten ſind, bey ſich verkehret; in dieſe Ord -nung319Von der Geiſterwelt. nung wird der Menſch vom Herrn aus der lau - tern oder reinen Barmherzigkeit durch die Geſetze der Ordnung wieder gebracht, und um ſo viel er wieder darein gebracht wird, in ſo viel nimmt er den Himmel in ſich, und wer den Himmel in ſich oder innerlich aufnimmt, der kommt in den Him - mel. Hieraus erhellet wiederum, daß die goͤtt - liche Barmherzigkeit des Herrn eine lautere und reine Barmherzigkeit ſey, aber keine unmittel - bare. *)Anmerkung des Verfaſſers. Das vom Herrn ausgehende goͤttliche Wahre iſt es, von welchem die Ordnung herkommt, und das Goͤttliche Gute iſt das Weſentliche der Ordnung, man leſe in den himmliſchen Ge - heimniſſen N. 1728. 2258. 8700. 8988. Mithin iſt der Herr die Ordnung, N. 1919. 2011. 5110. 5703. 10336. 10619. Die goͤttliche Wahrheiten ſind die Geſetze der Ord - nung, Num. 2247. 7995. Der geſammte Himmel iſt vom Herrn nach ſeiner goͤttlichen Ordnung eingerichtet, Num. 3038. 7211. 9128. 9338. 10125. 10151. 10157. Da - her iſt die Geſtalt des Himmels eine Geſtalt nach der goͤttlichen Ordnung, Num. 4040 - 4043. 6607. 9877. Um ſo viel der Menſch nach der goͤttlichen Ordnung lebt, um ſo viel er alſo nach den goͤttlichen Wahrheiten in dem Guten lebt, in ſo viel bekommt er den Him -mel

524. Wenn320Von der Geiſterwelt.

524. Wenn die Menſchen aus unmittelbarer Barmherzigkeit haͤtten koͤnnen ſelig werden, ſo wuͤrden alle ſelig geworden ſeyn, auch die, ſo in der Hoͤlle ſind, ja, es wuͤrde keine Hoͤlle ſeyn, weil der Herr die Barmherzigkeit ſelber, die Liebe ſelber, und das Gute ſelber iſt; derowegen iſt es ſchnurſtracks wider die Gottheit des Herrn, zu ſagen, daß Er alle unmittelbar ſelig machen koͤn - ne, und doch nicht alle ſelig mache: es iſt aus dem Wort bekannt, daß der Herr will, daß alle ſelig werden, und keiner verdammt werden moͤge.

525. Die

*)mel in ſich oder innerlich, Num. 4839. Jn den Menſchen iſt alles, was zur goͤttlichen Ord - nung gehoͤret, zuſammen gelegt worden, und er iſt von der Schoͤpfung her die goͤttliche Ord - nung in der Geſtalt, weil er das Behaͤltnis derſelben iſt, N. 4219. 4220. 4223. 4523 - 4524. 5114. 5368. 6013. 6057. 6605 6626. 9706. 10156. 10472. Der Menſch wird nicht in das Gute und Wahre, ſondern in das Boͤſe und Falſche, alſo nicht in die goͤttliche Ordnung, ſondern in das Gegentheil der Ord - nung geboren, und daher kommt es, daß er in lauter Unwiſſenheit geboren wird, und da - her muß er nothwendig von neuen geboren, das iſt, wiedergeboren werden, welches durch die goͤttliche Wahrheiten vom Herrn geſchiehet, damit er wieder in die Ordnung gebracht werde,Num.

321Von der Geiſterwelt.

525. Die meiſten, die aus der Chriſtenheit in das andre Leben kommen, bringen dieſen Glau - ben mit ſich, daß ſie aus unmittelbaren Barm - herzigkeit ſelig werden muͤßten, denn ſie rufen ſolche an; ſobald ſie aber gepruͤfet wurden kam es heraus, daß ſie geglaubt hatten, daß in den Him - mel kommen, nur ſo viel ſey, als hineingelaſſen werden, und daß die, ſo hineingelaſſen werden, in himmliſcher Freude ſeyen, indem ſie gar nicht wußten, was der Himmel, und was die himm - liſche Freude eigentlich ſey; derohalben wurde ih - nen geſagt daß der Herr keinem einzigen den Him - mel verſagte, und daß ſie, wenn ſie es verlang - ten, hineingelaſſen werden, und allda eine Weilebleiben*)N. 1047. 2307. 2308. 3518. 3812. 8480. 8550. 10283. 10284. 10286. 10731. Wenn der Herr den Menſchen von neuen bildet, das iſt, wiedergebaͤret, ſo richtet Er bey ihm alles nach der Ordnung, das iſt, in die Geſtalt des Himmels wieder ein, N. 5700. 6690. 9931. 10303. Das Boͤſe und Falſche iſt wider die Ordnung, und dennoch werden diejenigen, die in demſelben ſtehen, vom Herrn nicht. nach der Ordnung, ſondern aus der Ordnung regie - ret, Num. 4839. 7877. 10778. Es iſt un - moͤglich, daß der Menſch der im Boͤſen lebet, aus bloßer Barmherzigkeit ſelig werden koͤnne, weil dieſes ſchnurſtracks wider die goͤttliche Ord - nung iſt, man leſe Num. 8700.Sw. Sch. II. Th. Y322Von der Geiſterwelt. bleiben koͤnnten; diejenigen nun, ſo dieſes ver - langten, wurden auch hinzugelaſſen, allein, da ſie nur bey den erſten Eingang waren, wurden ſie bey dem Anhauch der himmliſchen Waͤrme, welche die Liebe iſt, worinnen die Engel ſind, und bey dem Einfluß des himmliſchen Lichtes, welches das Goͤttliche Wahre iſt, von einer ſolchen Herzens - angſt uͤberfallen, daß ſie ſtatt der himmliſchen Freude eine hoͤlliſche Pein in ſich empfanden, von welcher ſie zerruͤtet wurden, und ſich ſelber aus dem Himmel herabſtuͤrzten; alſo wurden ſie durch die lebendige Erfahrung belehret, daß der Him - mel keinen einzigen aus unmittelbarer Barmher - zigkeit gegeben werden koͤnne.

526. Jch habe bisweilen mit den Engeln hiervon geredet, und geſagt, das die meiſten in der Welt, die ein boͤſes Leben fuͤhren, und mit andern vom Himmel und vom ewigen Leben ſpre - chen, nicht anders redeten, als daß, in den Him - mel kommen, nur ſo viel ſey, als aus bloſſer Barmherzigkeit hineingelaſſen werden; und daß es vornehmlich diejenigen glaubten die den Glau - ben zum einzigen Mittel der Seligkeit machen, denn dieſe ſehen aus einem gewiſſen Scheingrund ihrer Religion nicht auf das Leben, noch auf die Werke der Liebe, die das Leben ausmachen, und alſo auch auf keine andre Mittel, wodurch der Herr dem Menſchen den Himmel einfloͤſſet, und ihn der himmliſchen Freude theilhaftig machet; und weil ſie auf ſolche Art alle werkthaͤtliche Ver -mittelung323Von der Geiſterwelt. mittelung verwerfen, ſo ſind ſie vermoͤge ihres Scheingrundes genoͤthiget, zu behaupten, daß der Menſch blos allein aus Barmherzigkeit in den Himmel komme, und zu glauben, daß dazu Gott der Vater durch die Fuͤrbitte des Sohnes bewo - gen werde: hierauf antworteten die Engel, ſie wuͤßten wohl, daß eine ſolche Lehre aus dem an - genommenen Satz, betreffend den Glauben al - lein, (de ſola fide) nothwendiger Weiſe folgen muͤſſe, und weil dieſe Lehre der Hauptpunkt von allen uͤbrigen iſt, und in welche, weil ſie nicht wahr iſt, nicht das geringſte Licht aus den Him - mel einflieſſen kann, ſo komme eben daher die Un - wiſſenheit, worinnen die Kirche heutiges Tages iſt, daß ſie naͤmlich vom Herrn, vom Himmel, vom Leben nach dem Tod, von der himml ſchen Freude, von dem Weſen der Liebe und thaͤtigen Liebe, und uͤberhaupt von dem Guten, und von deſſen Verbindung mit dem Wahren, und mit - hin von dem Leben des Menſchen, woher es ei - gentlich kommt, und wie es beſchaffen iſt, nicht das allergeringſte weis da doch bey einem das Le - ben nicht aus dem Denken, ſondern aus dem Wil - len und aus den daher ruͤhrenden Thaten kommt, und daß es nur um ſo viel aus dem Denken kom̃t, um ſo viel das Denken von dem Willen an ſich hat, daß es alſo nicht aus dem Glauben kommt, auſſer um ſo viel der Glaube von der Liebe an ſich hat: die Engel bedauren, daß eben die obgedachte nicht wiſſen, daß der bloße Glaube oder der Glaube allein bey einem gar nicht ſtatt findenY 2koͤnne,324Von der Geiſterwelt. koͤnne, weil der der Glaube ohne ſeinen Urſprung, welcher die Liebe iſt, weiter nichts, als ein Wiſ - ſen und bey einigen nur ſo etwas Ueberredendes iſt, das den Glauben vorluͤget, man leſe oben Num. 482, weiche Ueberredung nicht in dem Leben des Menſchen, ſondern auſſer dem Leben iſt, denn der Glaube faͤllt bey dem Menſchen weg, wenn er nicht mit der Liebe zuſammen haͤnget. Ferner ſagten die Engel, daß diejenigen, welche einen ſolchen Scheingrund von dem weſentlichen Mit - tel der Seligkeit des Menſchen haben, nicht an - ders koͤnnten, als eine unmittelbare Barmherzig - keit glauben, weil ſie aus dem natuͤrlichen Lichte, und auch aus augenſcheinlicher Erfahrung inne werden, daß der Glaube allein keinesweges das Leben des Menſchen ausmachet, weil diejenigen, welche ein boͤſes Leben fuͤhren, eben ſo denken und ſich eben ſo uͤberreden koͤnnen: daher kommt es, daß man glaubt, die Boͤſen koͤnnten eben ſo wohl ſelig werden, als die Guten, wenn ſelbige nur in der Todes-Stunde von der Fuͤrbitte und von der dadurch zu erlangen ſeyenden Barmherzigkeit zuverſichtlich redeten. Die Engel bekannten auch daß ſie noch keinen einzigen geſehen haͤtten, der boͤ - ſe gelebt, und aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel waͤre aufgenommen worden, er moͤchte nun in der Welt aus Vertrauen oder Zuverſicht, die durch den Glauben im erhabenen Sinn verſtan - den wird, geredet haben, wie er gewollt. Auf die Frage: wie es denn mit Abraham, Jſaac, Jacob, und David, und mit den den Apoſteln waͤre,ob325Von der Geiſterwelt. ob denn nicht dieſe aus unmittelbarer Barmher - zigkeit in den Himmel waͤren aufgenommen wor - den? antworteten die Engel: keiner von ihnen; und ein jeder waͤre nach Beſchaffenheit ſeines in der Welt gefuͤhrten Lebens aufgenommen worden; und ſie (die Engel) wuͤßten wohl, wo dieſelben ſeyen; und da waͤren ſelbige nicht in hoͤhern An - ſehen, als andre: daß in dem Wort ihrer mit Ehrerbietung ſey gedacht worden, ſey die Urſache, weil durch ſelbige im innern Sinn des Worts der Herr verſtanden werde; naͤmlich durch Abra - ham, Jſaac und Jacob der Herr nach dem Goͤtt - lichen und Menſchlich Goͤttlichen; durch David der Herr nach dem Koͤniglich Goͤttlichen; und durch die Apoſtel der Herr nach dem Goͤttlichen Wahren; und ſie (die Engel) wuͤrden von ih - nen ganz und gar nichts inne, wenn das Wort von dem Menſchen geleſen wuͤrde, weil ihre Na - men nicht in den Himmel eindringen; ſondern ſie (die Engel) vernaͤhmen ſtatt ſolcher Namen den Herrn, wie ich bereits geſagt habe; und deswe - gen wuͤrde in dem Wort, das im Himmel iſt, wovon Num. 259 geredet worden, derſelben nir - gends gedacht, weil dieſes Wort der innere Sinn des in der Welt vorhandenen Wortes iſt. *)Anmerkung des Verfaſſers. Daß durch Abraham, Jſaac und Jacob im innern Sinn des Worts der Herr nach demGoͤtt -

Y 3527.326Von der Geiſterwelt.

527. Daß es unmoͤglich iſt, das Leben des Himmels denen zu geben, welche in der Welt ein dem Leben des Himmels entgegenſtehendes Leben gefuhret haben, kann ich aus vieler Erfahrung bezeugen; denn es waren einige, die geglaubt hatten, ſie wuͤrden nach dem Tod die goͤttliche Wahrheiten, wenn ſie ſolche von den Engeln hoͤ - reten, leichtlich annehmen und glaͤuben, und da - her ein andres Leben fuͤhren, und alſo in den Him - mel aufgenommen werden koͤnnen: allein, dieſes wurde mit ſehr vielen verſucht, aber nur mit ſol - chen, die eben dieſes geglaubt hatten, und denen wurde dieſes erlaubt, aus der Urſache, damit ſie wiſſen moͤchten, daß nach dem Tod keine Buſſeſtatt*)Goͤttlichen ſelbſt und Goͤttlich-Menſchlichen verſtanden werde, leſe man in den himmli - ſchen Geheimniſſen Num. 1893. 4615. 6098. 6185. 6276. 6804. 6847. Daß man im Himmel von dem Wort Abraham, nichts wiſſe, leſe man Num. 1834. 1876. 3229. Daß durch David der Herr nach dem Koͤnig - lich Goͤttlichen verſtanden werde, leſe man N. 1888. 9954. Die zwoͤlf Apoſtel haben den Herrn in Anſehung alles deſſen, was zur Kir - che gehoͤret, und alſo in Anſehung des Glau - bens und der Liebe vorgeſtellet, Num. 2129. 3354. 3488. 3858. 6397. Petrus ſtellte den Herrn in Anſehung des Glaubens, Jacob in Anſehung der Liebe, und Johannes in Anſeh -ung327Von der Geiſterwelt. ſtatt findet: einige von denen, mit welchen ein Verſuch gemacht worden, verſtunden die Wahr - heiten, und ſchienen ſolche anzunehmen, ſobald ſie ſich aber zu dem Leben ihrer Liebe gewendet hatten, ſogleich verwarfen ſie ſelbige, und rede - ten ſogar darwieder; einige verwarfen die Wahr - heit den Augenblick, und wollten gar nichts da - von hoͤren: einige wollten, daß ihnen das Leben der Liebe, das ſie ſich in der Welt zugezogen hat - ten, weggenommen, und an deſſen Statt das engliſche Leben, oder das Leben des Himmels eingefloͤßt wuͤrde; dieſes geſchahe auch mit ihnen aus Erlaubnis, ſobald ihnen aber das Leben ihrer Liebe war benommen worden, lagen ſie wie todY 4da,*)ung der Werke der Liebe vor, Num. 3750. 10087. Daß die zwoͤlf Apoſtel auf zwoͤlf Stuͤhlen ſitzen, und die zwoͤlf Geſchlechter Jſ - raels richten ſollen, dadurch wird angedeutet, daß der Herr nach dem Wahren und Guten des Glaubens und der Liebe richten will, Num. 2129. 6397. Die Namen der Perſonen und Oerter, die in dem Wort vorkommen, kom - men nicht in den Himmel, ſondern werden in weſentlichen Sachen und Umſtaͤnde verwandelt; und es koͤnnen auch im Himmel die Namen nicht ausgeſprochen werden, N. 1876. 5225. 6516. 10216. 10282. 10432. Auch die En - gel denken abgezogen (abſtracte) von den Per - ſonen, Num. 8343. 8945. 9007.328Von der Geiſterwelt. da, und waren ihrer nicht mehr maͤchtig. Hier - aus und aus andern Erfahrungen wurden die ein - faͤltig Guten belehret, daß das Leben eines jeden nach dem Tod keinesweges geaͤndert werden koͤnue, und daß nimmermehr das boͤſe Leben in ein gutes, oder das hoͤlliſche in ein engliſches koͤnne verſetzt werden; weil ein jeder Geiſt von dem Haupt bis zur Fußſole ſo iſt, wie ſeine Liebe, und mithin wie ſein Leben, und dieſes in ein entgegenſtehen - des veraͤndern, eben ſo viel iſt, als den Geiſt gaͤnzlich zernichten: die Engel ſagen frey heraus, daß es leichter ſey, eine Nachteule in eine Taube, oder einen Uhu in einen Paradiesvogel zu verwan - deln, als einen hoͤlliſchen Geiſt in einen Engel des Himmels. Daß der Menſch nach dem Tod ſo bleibe, wie ſein Leben in der Welt geweſen, leſe man oben in dem gehoͤrigen Artikel Num. 470 - 484. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß kein einziger aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel aufgenommen werden koͤnne.

Daß es nicht ſo ſchwer ſey, als man glaubt, ein Leben zu fuͤhren, das in den Himmel fuͤhret.

528. Es glauben einige, ein Leben zu fuͤhren, das in den Himmel fuͤhret, welches naͤmlich das geiſtliche Leben genennet wird, waͤre ſchwer, aus der Urſache, weil ſie gehoͤret hatten, daß derMenſch329Von der Geiſterwelt. Menſch der Welt entſagen, und ſich der ſoge - nannten Luͤſte des Leibes und des Fleiſches berau - ben, und geiſtlich leben muͤſſe; wovon ſie ſich kei - nen andern Begriff machen, als daß ſie die welt - lichen Dinge welches vornaͤmlich Reichthumer und Ehrenſtellen ſind von ſich ſtoſſen beſtaͤndig in gott - ſeliger Betrachtung von Gott, von der Seligkeit, und vom ewigen Leben einhergehen und ihr geben im Gebet, in Leſung des Worts und gottesfuͤrchtiger Buͤcher zubringen ſollten; dieſes, meynen ſie, heiſſe der Welt entſagen, und nach dem Geiſt, nicht aber nach dem Fleiſche leben: allein, daß ſich die Sache ganz anders verhalte, daß iſt mir aus vielfaͤlti - ger Erfahrung und aus Unterredung mit den En - geln zu wiſſen gegeben worden; ja, es wurde mir zu wiſſen gethan, daß diejenigen, welche auf dieſe Weiſe der Welt entſagen und auf dieſe Art nach dem Geiſte leben, ſich ein trauriges Leben zu wege bringen, welches der himmliſchen Freude nicht theilhaftig iſt, denn es bleibt einem jeden ſein gefuͤhrtes Leben; damit aber der Menſch (wurde mir geſagt) das Lebens des Himmels bekomme, ſo muͤſſe er ſchlechterdings in der Welt, und allda in Aemtern und Geſchaͤften leben, und als - denn bekomme er durch das ſittliche und buͤrger - liche Leben das geiſtliche, und das geiſtliche Leben des Menſchen koͤnne auf keine andre Art gebildet, oder ſein Geiſt zum Himmel zubereitet werden; denn ein innerliches Leben fuͤhren und nicht zugleich ein aͤuſſerliches, iſt eben ſo, als in einem Hauſe wohnen, das keinen Grund hat, das alſo nachY 5und330Von der Geiſterwelt. und nach entweder ſich ſenket, oder Riſſe bekommt und von einander ſpaltet, oder aber wanket, bis es gar einfaͤllt.

529. Weñ man das menſchliche Leben durch eine vernuͤnftige Betrachtung anſiehet und durchgehet, ſo findet man, daß es dreyfach iſt, naͤmlich ein geiſtliches Leben, ein ſittliches Leben und ein buͤrgerliches Leben, und daß dieſes dreyfache Leben unterſchieden iſt; denn es giebt Menſchen, die ein buͤrgerliches Leben fuͤhren, und doch nicht ſittlich noch geiſtlich leben; und giebt welche, die ein ſittliches Leben fuͤhren, und doch kein geiſtli - ches; und giebt auch welche, die ſowohl ein buͤr - gerliches, als ſittliches, aber auch zugleich ein geiſtliches Leben fuͤhren; dieſe ſind es, die ein Leben des Himmels fuͤhren, jene aber fuͤh - ren ein weltliches Leben, das von dem Leben des Himmels getrennt oder abgeſondert iſt. Hier - aus kann nun zuerſt erhellen, daß das geiſtliche Leben gar nicht von dem natuͤrlichen oder weltli - chen Leben getrennet, ſondern daß jenes mit die - ſem, als wie die Seele mit ihrem Leib, verbun - den ſey, und daß, wenn es getrennt wuͤrde, es eben ſo waͤre, wie das Wohnen in einem Hauſe, das keinen Grund hat, wie ich kurz vorher geſagt habe. Denn das ſittliche und buͤrgerliche Leben iſt die Auswuͤrkung des geiſtlichen Lebens; denn dem geiſtlichen Leben kommt zu, das Gute zu wollen, und dem ſittlichen und buͤrgerlichen Le - ben gebuͤhret, das Gute zu thun, wenn dieſesvon331Von der Geiſterwelt. von jenem getrennt wird, ſo beſtehet das geiſt - liche Leben nur im Denken und Reden, der Wille aber bleibt zuruͤck, weil er keine Stuͤtze hat, und doch iſt der Wille unmittelbar das Geiſtliche des Menſchen.

530. Daß es nicht ſo ſchwer ſey, als man glaubt, ein Leben zu fuͤhren, das in den Him - mel fuͤhret, kann aus dem, was nun folget, erſehen werden. Wer iſt wohl, der nicht ein buͤrgerliches und ſittliches Leben fuͤhren koͤnne, da ein jeder von der Kindheit an dazu ange - wieſen wird, und es vermoͤge des Lebens in der Welt zu fuͤhren weis; auch fuͤhret ein jeder, ſo wohl der Boͤſe als Gute ein buͤrgerliches und ſittliches Leben, denn wer will nicht gerne aufrichtig und gerecht genannt ſeyn? faſt alle uͤben die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit aͤuſ - ſerlich aus, ja ſogar, daß ſie den Anſchein ha - ben, als waͤren ſie von Herzen ſowohl aufrichtig als gerecht, oder als handelten ſie unmittelbar aus der Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit: eben ſo muß auch der geiſtliche Menſch leben, und dieſes kann er eben ſo leicht, als der natuͤrliche Menſch, aber nur mit dem Unterſchied, daß der geiſtliche Menſch das Goͤttliche glaubt und daß er aufrichtig und gerecht handelt nicht al - lein deswegen, weil es nach den buͤrgerlichen und ſittlichen Geſetzen iſt, ſondern auch darum, weil es nach den goͤttlichen Geſetzen iſt; denn ein ſolcher, weil er an das Goͤttliche denket,wenn332Von der Geiſterwelt. wenn er eine Handlung begeht[,]iſt mit den Engeln des Himmels vergemeinſchaftet, und in ſo viel er dieſes thut, in ſo viel wird er mit ihnen verbunden, und alſo ſein inwendiger Menſch, der in ſich betrachtet ein geiſtlicher Menſch iſt, eroͤffnet und aufgeſchloſſen; wenn der Menſch ſo beſchaffen iſt, ſo wird er alsdenn, ohne daß er es weis, von dem Herrn ange - nommen und gefuͤhret, und ſodann wird von ihm das zum ſittlichen und buͤrgerlichen Leben gehoͤrende Aufrichtige und Gerechte welches er thut, aus einem geiſtlichen Urſprung gethan; und daß Aufrichtige und Gerechte aus einem geiſtliichen Urſprung thun, heißt: ſolches un - mittelbar aus der Aufrichtigkeit und Gerech - tigkeit, oder es aus Herzensgrunde thun. Deſ - ſen ſeine Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit ſchei - net in der aͤuſſerlichen Geſtalt mit der Ge - rechtigkeit und Aufrichtigkeit der natuͤrlichen Menſchen, ja, der boͤſen und hoͤlliſchen, eine voͤllige Gleichheit zu haben, aber in der inner - lichen Geſtalt iſt ſeine Gerechtigkeit und Auf - richtigkeit deren ihrer ganz und gar ungleich; denn die Boͤſen handeln gerecht und aufrichtig blos allein ihrentwegen und um der Welt willen, derohalben, wenn ſie nicht die Geſetze und Strafen, wie auch den Verluſt des guten Na - mens, der Ehre, des Gewinnſtes und des Le - bens befuͤrchteten, ſo wuͤrden ſie ganz und gar unaufrichtig und ungerecht handeln, weil ſie weder Gott noch ein goͤttliches Geſetz fuͤrchten,und333Von der Geiſterwelt. und alſo kein innerliches Band vorhanden iſt, das ſie abhielte, weswegen ſie alsdenn, ſo viel ſie nur koͤnnten, andre betriegen, berauben und beſtehlen wuͤrden, und dieſes mit Luſt; daß ſie innerlich ſo beſchaffen ſind, ſiehet man augen - ſcheinlich an ihres Gleichen im andern Leben, allwo einem jeden das Aeuſſerliche weggenom - men, und das Jnnerliche eroͤffnet wird, worin - nen ſie endlich in Ewigkeit leben, man leſe oben Num. 499-511, und weil ſie alsdenn ohne aͤuſſerliche Bande handeln, die, wie ich oben geſagt habe, in der vielerley Furcht vor dem Geſetz, und vor dem Verluſt des guten Namens, der Ehre, des Gewinnſtes und des Lebens be - ſtehen, ſo handeln ſie unſinnig, und haben uͤber die Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit ihr Gelaͤch - ter. Die aber wegen der goͤttlichen Geſetze auf - richtig und gerecht gehandelt haben, die han - deln, nachdem ihnen das Aeuſſerliche wegge - nommen, und ſie ihrem Jnnerlichen uͤberlaſſen worden ſind, weislich, weil ſie mit den Engeln des Himmels verbunden ſind, von welchen ih - nen Weisheit mitgetheilet wird. Hieraus kann nun zuerſt offenbar erhellen daß der geiſtliche Menſch eben ſo handeln koͤnne, wie der natuͤr - liche Menſch in Anſehung des buͤrgerlichen und ſitt[t]lichen Lebens handelt, wenn dieſer nur in Anſehung des innerlichen Menſchen, oder in Anſehung des Willens und Denkens mit dem Goͤttlichen vereiniget iſt, man leſe oben Num. 358. 359. 360.

531. Die334Von der Geiſterwelt.

531. Die Geſetze des geiſtlichen Lebens, die Geſetze des duͤrgerlichen Lebens, und die Geſetze des ſittlichen Lebens werden auch in den zehn Geboten vorgeſchrieben; in den drey erſten die Geſetze des geiſtlichen Lebens, in den vier fol - genden die Geſetze des buͤrgerlichen Lebens, und in den drey letzten die Geſetze des ſittli - chen Lebens: der blos natuͤrliche Menſch lebet in der aͤuſſerlichen Geſtalt nach den naͤm - lichen Geboten eben ſo, wie der geiſtliche Menſch, denn er verehret ebenfalls des Goͤttliche, ge - het in den Tempel, hoͤret die Predigten an, faltet ſein Angeſicht zur Andacht; toͤdtet nicht, begehet keine Ehebruͤche, ſtiehlet nicht, giebt kein falſches Zeugnis, und betrieget andre Ne - benmenſchen nicht um ihre Guͤter; aber dieſes thut er blos allein ſeinetwegen und um der Welt willen, damit er ein Anſehen gewinne; hinge - gen iſt eben dieſer in der innern Geſtalt voͤl - lig das Gegentheil von dem, was er aͤuſſerlich zu ſeyn ſcheinet, weil er im Herzen das Goͤtt - liche laͤugnet, und auf ſolche Art bey ſeinem Gottesdienſt ſich zum Heuchler machet, und wenn er ſich ſelbſt uͤberlaſſen denket, uͤber die Heiligthuͤmer der Kirche lachet, und glaubt, ſie dienten nur dazu, den einfaͤltigen Haufen zu baͤndigen; daher kommt es, daß er vom Himmel gaͤnzlich getrennt iſt, dahero iſt er auch, weil er nicht geiſtlich iſt, weder ein ſittlicher, noch ein buͤrgerlicher Menſch; denn ob er gleich nicht toͤdtet, ſo haſſet er doch einen jeden, derſich335Von der Geiſterwelt. ſich ihm widerſetzet, und aus Haß brennet er vor Rache, derohalben, wofern ihn nicht die buͤrgerlichen Geſetze, und die aͤuſſerlichen Ban - de, die in der vielerley Furcht beſtehen, zuruͤck hielten, er denſelben toͤdten wuͤrde, und weil dieſes ſein Begehren iſt, ſo folget, daß er be - ſtaͤndig toͤdtet: ob er gleich keine Ehebruͤche be - gehet, ſo iſt er dem ungeachtet, weil er ſie fuͤr erlaubt haͤlt, beſtaͤndig ein Ehebrecher, denn ſo viel er nur kann, und ſo oft er darf, begehet er welche: und wenn eben der ſchon nicht ſtieh - let, ſo macht er ſich dennoch, weil er andrer Leute Guͤter begehret, und die Betruͤgereyen und boͤſe Kunſtgriffe nicht wider die Rechtsgelahrt - heit zu ſeyn glaubt, durch ſeine Gemuͤthsgeſin - nung beſtaͤndig zum Dieb; gleiche Bewandt - nis hat es auch in Anſehung der Gebote des ſittlichen Lebens, die da ſind: kein falſch Zeugnis zu reden, und andrer Leute Guͤter nicht zu begehren: ſo ſind nun alle diejenigen Menſchen, welche das Goͤttliche laͤugnen, und gar kein Gewiſſen aus der Religion haben: daß ſie ſo beſchaffen ſeyn, das ſiehet man offen - bar an ihres Gleichen im andern Leben; denn wenn ſolche, nachdem ihnen das Aeuſſerliche be - nommen worden, in ihr Jnwendiges verſetzt werden, ſo machen ſie alsdenn, weil ſie vom Himmel abgeſondert ſind, mit der Hoͤlle ein Einziges aus, weswegen ſie mit denen, ſo ſich allda befinden, vergeſellſchaftet werden. Ein anders iſt es mit denen, die im Herzen dasGoͤtt -336Von der Geiſterwelt. Goͤttliche erkannt, und bey den Handlungen ihres Lebens auf die goͤttlichen Geſetze geſehen, und nach den drey erſten Geboten ſowohl, als nach den uͤbrigen gethan haben, dieſe ſind, wenn ſie nach Ablegung des Aeuſſerlichen in ihr Jn - wendiges verſetzt werden, viel weiſer, als in der Welt; wenn ſie in ihr Jnwendiges kommen, ſo iſt es eben ſo, als ob ſie vom Schatten ins Licht, von der Unwiſſenheit in die Weisheit, und von einem traurigen Leben in ein ſeliges kaͤmen, darum, weil ſie in Gott, und alſo im Himmel ſind. Dieſes habe ich deswegen geſagt, damit man wiſſen moͤge, wie der eine und det andere beſchaffen iſt, obgleich beyde ein gleiches aͤuſſerliches Leben gefuͤhrt haben.

532. Ein jeder kann wiſſen, daß die Ge - danken nach den Abſichten gehen und ſich dar nach richten, oder dahin zielen, worauf der Menſch ſein Abſehen hat; denn das Denken iſt das innerliche Geſicht des Menſchen, das ſich eben ſo verhaͤlt, wie das aͤuſſerliche Geſicht, daß ſichs naͤmlich dahin wendet, und da ſtehen bleibt, wo man hindenket und ſein Abſehen hin hat: wendet ſich nun das innerliche Geſicht oder das Denken zur Welt, und bleibt allda ſtehen, ſo folget, daß das Denken weltlich wird; keh - ret ſichs zur Selbſtheit und zu der ſelbſt eigenen Ehre, ſo folget, daß es leiblich wird; wendet ſichs aber zum Himmel, ſo folget, daß es himm - liſch wird; mithin, wenn ſichs zum Himmelwendet,337Von der Geiſterwelt. wendet, ſo ſchwingt ſich empor; wenn ſichs zur Selbſtheit kehret, ſo ziehet ſichs vom Him - mel ab, und verſinket ins Leibliche; und wenn ſichs zur Welt kehret, ſo neiget ſichs eben auch vom Himmel ab, und zerſtreuet ſich in ſolche Dinge, die vor den Augen ſind. Die Liebe des Menſchen verurſachet die Abſicht, und beſtim - met, dem innerlichen Geſicht des Menſchen oder dem Denken ſeine Gegenſtaͤnde; die Eigenlie - be alſo beſtimmet die Selbſtheit und das Selbſt - eigene, die Welt Liebe das Weltliche, und die himmliſche Liebe das Himmliſche: hieraus kann man wiſſen, in was fuͤr einem Zuſtand das Jn - nere des Menſchen, das ſeinem Gemuͤthe zu - kommt, eigentlich ſtehet, ſobald man naͤmlich ſeine Liebe erkennet, daß naͤmlich das Jnnere eines ſolchen, der den Himmel liebet, gen Him - mel emporgeſchwungen, und von oben her eroͤff - net iſt; und daß das Jnnere deſſen, der die Welt und ſich ſelber liebet, von oben her verſchloſſen, und von auſſen eroͤffnet iſt: daraus kann man ſchlieſſen, daß, wenn das Obere des Gemuͤthes von oben her verſchloſſen iſt, der Menſch die Ge - genſtaͤnde des Himmels und der Kirche nicht mehr ſehen koͤnne, und daß ſolche bey ihm in Finſter - nis ſeyen, und was in der Finſternis iſt, das wird entweder gelaͤugnet oder nicht eingeſehen; daher kommt es, daß diejenigen, welche ſich ſelber und die Welt uͤber alles lieben, weil bey ihnen das Obere des Gemuͤthes verſchloſſen iſt, in ihren Herzen die goͤttliche Wahrheiten laͤugnen, undSw. Sch. II. Th. Zwenn338Von der Geiſterwelt. wenn ſie ja etwas davon aus dem Gedaͤchtnis re - den, ſie es doch nicht verſtehen; ſie ſehen auch die goͤttlichen Wahrheiten nicht anders an, als wie ſie die weltlichen und leiblichen Dinge anſehen; und weil ſie ſo beſchaffen ſind, ſo koͤnnen ſie ſich in ihrem Gemuͤthe mit nichts anders beſchaͤfftigen, als mit ſolchen Dingen, welche durch die erblichen Sinne eingehen, und an welchen ſie ſich auch ledig - lich ergoͤtzen; worunter auch viele garſtige, unflaͤ - tige, unheilige und ruchloſe Dinge ſind, wovon ſie auch nicht abzubringen ſind, weil bey ihnen kein Einfluß aus dem Himmel in ihre Gemuther ſtatt findet, weil ſolche von oben her verſ[chl]oſſen ſind, wie ich bereits geſagt habe. Die Abſicht des Men - ſchen, von welcher ſein innerliches Geſicht oder ſein Denken die Beſtimmung bekommt, iſt ſein Wille, denn was der Menſch will, das hat er zur Abſicht, und worauf er ſein Abſehen hat, darauf denket er; derohalben, wenn er den Him - mel zur Abſicht hat ſo wird ſein Denken, und nebſt ſolchem ſein ganzes Gemuͤth dahin beſtimmet, wel - ches auf ſolche Art in dem Himmel iſt, von da aus ſiehet er hernach die Dinge, die zur Welt gehoͤren, unter ſich, gleichwie einer von dem Dach die Haͤu - ſer; daher kommt es, daß derjenige Menſch, dem das Jnnere ſeines Gemuͤthes eroͤffnet iſt, das bey ihm befindliche Boͤſe und Falſche ſehen kann, denn ſodann iſt das Boͤſe und Falſche unterhalb ſeines geiſtlichen Gemuͤthes; und umgekehrt, daß ein Menſch, dem das Jnnere nicht eroͤffnet iſt, ſein Boͤſes und Falſches nicht ſehen kann, weil er mit -ten339Von der Geiſterwelt. ten in dem Boͤſen und Falſchen, und nicht uͤber ſolchem iſt: hieraus kann man nun ſchlieſſen, wo - her bey dem Menſchen die Weisheit, und woher bey ihm die Unſinnigkeit komme desgleichen, wie der Menſch nach dem Tod werde beſchaffen ſeyn, wo ihm ſodann frey ſtehet, nach ſeinem Jnnern zu wollen und zu denken, wie auch, zu handeln und zu reden. Dieſes habe ich auch deswegen geſagt, da - mit man wiſſen moͤge, wie der Menſch innerlich beſchaffen iſt, er mag nun aͤuſſerlich einem andern gleich zu ſeyn ſcheinen, oder nicht.

533. Daß es nicht ſo ſchwer ſey, als man glaubt, ein Leben des Himmels zu fuͤhren, erhellet nunmehro daraus, daß, wenn ihm etwas vorfaͤllt, wovon er weis, daß es etwas Unaufrichtiges und Ungerechtes ſey, ſein Gemuͤth aber dazu hingeriſ - ſen wird, er nur noͤthig hat, zu denken, daß er es nicht thun duͤrfe, weil es wider die goͤttlichen Ge - bote iſt; wenn ſich der Menſch gewoͤhnet, ſo zu denken, und aus der Gewohnheit eine gewiſſe Fer - tigkeit an ſich nimmt, ſo wird er ſodann nach und nach mit dem Himmel verbunden; und um ſo viel er mit dem Himmel verbunden wird, um ſo viel wird das Obere ſeines Gemuͤthes eroͤffnet, und um ſo viel es eroͤffnet wird, um ſo viel ſiehet er, was unaufrichtig und ungerecht iſt, und um ſo viel er dieſes ſiehet, um ſo viel kann es vertrieben werden, denn eine Bosheit kann nicht eher vertrieben wer - den, als bis ſie eingeſehen wird: in dieſen Zuſtand kann der Menſch freywillig treten, denn wer kann nicht freywillig alſo denken? wenn er aber einmal den Anfang gemacht hat, ſo wuͤrket bey ihm derZ 2Herr340Von der Geiſterwelt. Herr alles Gute, und machet, daß er (der Menſch) nicht nur das Boͤſe ſiehet, ſondern auch, daß er es nicht will, und end ich, daß er es verabſcheuet: dieſes wird verſtanden durch die Worte des Herrn: Mein Joch iſt ſanft, und meine Laſt iſt leicht, Matth. 11, 30. Allein, man muß wiſſen, daß die Schwierigkeit, auf obbeſagte Weiſe zu den - ken, und auch dem Boͤſen zu widerſtehen, um ſo viel zunimmt, um ſo viel der Menſch das Boͤſe mit Willen thut; denn in ſo viel gewoͤhnt ſich der Menſch das Boͤſe an, ſogar, daß er es endlich gar nicht ſiehet, und hernach, daß er es liebet, und aus dem Vergnuͤgen ſolcher Liebe es entſchuldiget, und durch allerley Betruͤglichkeiten es betraͤftiget, und fuͤr erlaubt und gut ausgiebt: dieſes geſchie - het aber bey denen, welche in den Jugend. Jahren gleichſam Zuͤgellos in die Bosheiten rennen, und alsdenn zugleich in ihrem Herzen die goͤttlichen Din - ge verwerfen.

534. Einsmals wurde mir ein Weg vorge - ſtellet, der zum Himmel, und zur Hoͤlle fuͤh - rete; es war ein breiter Weg, der ſich auf die lin - ke Seite oder gegen Mitternacht zu erſtreckte; es erſchienen viele Geiſter, die dieſen Weg giengen; allein, ich ſahe von weiten einen ziemlich groſſen Stein, allwo der breite Weg ſich endigte; von die - ſem Stein giengen hernach zwey Wege aus, ei - ner zur Linken, und einer gegen uͤber zur Rechten; der Weg zur Linken war eng und ſchmal, und fuͤhr - te durch die Abend. Gegend gegen Mittag, undalſo341Von der Geiſterwelt. alſo in das Licht des Himmels; der Weg zur Rech - ten war breit und weit, und fuͤhrte ſchraͤg ab - waͤrts auf die Hoͤlle zu. Anfangs ſahe ich, daß alle den obgedachten breiten oder einerley Weg giengen, bis zu dem groſſen Stein im Scheideweg, da ſie aber dahin kamen, ſcheideten ſie ſich von einander, die Guten lenkten ſich zur Linken, und giengen den ſchmalen Weg, der zum Himmel fuͤhrete; die Boͤ - ſen hingegen ſahen den Stein im Scheideweg nicht, und fielen uͤber denſelben, und wurden ver - letzet, wenn ſie aber wieder aufgeſtanden waren, liefen ſie den breiten Weg zur Rechten, der auf die Hoͤlle zugieng. Nachgehends wurde mir erklaͤret, was dieſes alles bedeutete; daß naͤmlich durch den erſten Weg, der breit war, und den viele, ſo - wohl die Guten als die Boͤſen zugleich giengen, und mit einander alswie gute Freunde redeten, weil dem Anſehen nach kein Unterſchied unter ih - nen zu ſehen war, diejenigen vorgeſtellet wurden, welche im Aeuſſerlichen auf einerley Art auf - richtig und gerechtleben, und welche dem Anſehen nach nicht von einander zu unterſcheiden ſind: durch den Stein im Scheideweg oder in dem Winkel, uͤber den die Boͤſen fielen, und von dem aus ſie den zur Hoͤlle fuͤhrenden Weg liefen, wur - de das Goͤttliche Wahre vorgeſtellet, welches von denen, die gegen die Hoͤlle ſehen, gelaͤugnet wird; im hoͤchſten Sinn wird durch eben dieſen Stein das Goͤttlich Menſchliche des Herrn ange - deutet: die aber das Goͤttliche Wahre, und zugleich das Goͤttliche des Hernn erkannten,Z 3die342Von der Geiſterwelt. die giengen den Weg, der zum Himmel fuͤhrete. Hieraus erhellet wiederum, daß die Boͤſen eben ſo wohl, als die Guten, aͤuſſerlich einerley Leben fuͤh - ren, oder einerley Weg gehen, und alſo einer ſo leicht, als der andere, und daß dem ungeachtet die - jenigen, welche im Herzen das Goͤttliche erken - nen, vornehmlich diejenigen innerhalb der Kirche, welche das Goͤttliche des Herrn erkennen, in den Himmel gefuͤhret, die es aber nicht erkennen, in die Hoͤlle gebracht werden. Die Gedanken des Menſchen, die aus der Abſicht oder aus dem Wil - len herkommen, werden im andern Leben durch Wege vorgeſtellet; es werden auch allda dem An - ſchein nach Wege dargeſtellet, die gaͤnzlich ſo ſind, wie die Gedanken der Abſicht, und ein jeder gehet auch dahin, wo ſeine aus der Abſicht herruͤhrende Gedanken hin zielen; daher kommt es daß die Geiſter aus ihren Wegen erkannt werden, wie ſie, und ihre Gedanken beſchaffen ſind: hieraus wurde auch klar, was eigentlich durch die Worte des Herrn verſtanden werde: Gehet ein durch die enge Pforte; denn die Pforte iſt weit, und der Weg iſt breit, der ins Verderben fuͤhret, und ihrer ſind viel, die darauf wandeln; die Pforte iſt eng, und der Weg iſt ſchmal, der zum Leben fuͤhret, und wenig ſind, die ihn finden, Matth. 7, 13. 14; daß der Weg, der zum Himmel fuͤhret, ſchmal iſt, das iſt nicht des wegen, als ſey er beſchwerlich, ſondern darum, weil ihrer, wie es heißt, wenig ſind, die denſelben finden. Aus jenem Stein, den ich indem343Von der Geiſterwelt. dem Winkel, wo der breite und allgemeine Weg ſich endigte, geſehen hatte, und von dem aus ich zwey Wege in einander entgegenſtehen - de Gegenden ſich erſtrecken ſahe, wurde offen - bar, was durch dieſe Worte des Herrn ange - deutet wird: Habt ihr nicht geleſen, was geſchrieben iſt; der Stein, den die Bau - leute verworfen haben, der iſt zum Haupt oder zur Spitze des Winkels (des Ecks) geworden;*)Dieſe Stelle lieſt man auch Matth. 21, 42. 44. Mare. 12, 10. Apoſt. Geich. 4, 11; und im Grundtexte ſtehet allemal: ἐγενηϑη εἰς κε - φαλὴν γωνίας, das heißt: er iſt zum Haupt oder zur Spitze des Winkels (des Ecks) ge - worden. Der Ueberſ. ein jeder, der auf dieſen Stein faͤllt, wird zerſchmettert werden, Luc. 20, 17. 18; der Stein bedeutet das Goͤtt - liche Wahre,**)Daß der Stein die Wahrheit bedeute, leſe man ein den himmliſchen Geheimniſſen Num. 114. 643. ꝛc. Dahero iſt das Geſetz auf ſtei - nernen Tafeln geſchrieben geweſen, Num. 10376. Der Verf. und der S[t]ein Jſraels bedeu - tet den Herrn in Anſehung des Goͤttlich Menſch - lichen; die Bauleute ſind die von der Kirche; das Haupt oder die Spitze des Winkels (des Ecks) iſt da, wo der Scheideweg angeht; fal - len und zerſchmettert werden, heißt laͤugnen und umkommen.

535. EsZ 4344Von der Geiſterwelt.

535. Es wurde mir verſtattet, mit einigen im andern Leben zu reden, die ſich von den welt - lichen Geſchaͤften entfernt hatten, um fromm und heilig zu leben; und auch mit einigen, die ſich mancherley Schmach angethan hatten, weil ſie geglaubt, das heiſſe: der Welt entſagen, und die Begierden des Fleiſches baͤndigen; al - lein, weil ſich dadurch die meiſten von denſelben ein trauriges Leben zugezogen, und ſich von dem Leben der thaͤtigen Liebe, welches Leben ſonſt nicht, als in der Welt gefuͤhret werden kann, entfernt haben, ſo koͤnnen ſie unmoͤglich mit den Engeln vergeſellſchaftet werden, weil das Leben der Engel vermoͤge der Seligkeit ein froͤ - liches Leben iſt, und in Leiſtung des Guten be - ſtehet, welches eben die Werke der Liebe ſind: uͤber dieſes brennen diejenigen, welche ein von den weltlichen Dingen abgezogenes Leben ge - fuͤhret haben, gleichſam vor Verdienſt, und wollen daher beſtaͤndig den Himmel haben, und denken ſich die himmliſche Freude als eine Be - lohnung, indem ſie ganz und gar nicht wiſſen, was eigentlich die himmliſche Freude iſt; und wenn ſie unter die Engel, und in deren ihre Freude gelaſſen werden, die ohne Verdienſt iſt, und in den Ausuͤbungen und offenbaren Liebes - dienſten, wie auch, in der Seligkeit beſtehet, welche aus dem Guten herruͤhret, das die En - gel durch ſolch Liebesdienſte leiſten, ſo verwun - dern ſie ſich, gleichwie die, ſo unglaubliche Dinge ſehen; weil ſie nun dieſer Freude nichtfaͤhig345Von der Geiſterwelt. faͤhig ſind ſo gehen ſie weg, und geſellen ſich zu ihres Gleichen, die in der Welt in eben einem ſolchen Leben geweſen ſind. Diejenigen aber, welche aͤuſſerlich heilig gelebt, beſtaͤndig in den Tempeln, und allda im Gebet begriffen ge - weſen ſind, ihre Seele beaͤngſtigt, und zugleich unaufhoͤrlich ſich in den Gedanken gehabt haben, als waͤren ſie auf ſolche Art weit mehr, als an - dre, hoch zu ſchaͤtzen und zu ehren, und endlich nach dem Tod fuͤr heilige zu halten, die ſind im andern Leben nicht im Himmel, weil ſie derglei - chen Dinge nur um ihrentwillen gethan haben; und weil ſie die goͤttliche Wahrheiten mit der Ei - genliebe, womit ſie dieſelben uͤberſchwemmten, verunreiniget und beflecket haben, ſo ſind eini - ge von ihnen ſo unſinnig, daß ſie denken, ſie waͤren Goͤtter; weswegen ſie ſich unter ſolchen in der Hoͤlle befinden; einige ſind liſtig und be - truͤgeriſch, und befinden ſich in den Hoͤllen der Betruͤger, welches naͤmlich diejenigen ſind, die die obgedachten Dinge durch Kunſtgriffe und Raͤnke aͤuſſerlich gethan, und durch dieſe Raͤn - ke und Kunſtgriffe dem gemeinen Volk weis ge - macht haben, als waͤre in ihnen goͤttliche Hei - ligkeit. So ſind viele von den Heiligen im Pabſtthum; es wurde mir auch verſtattet, mit einigen zu reden, und da wurde mir ihr Leben, wie es in der Welt geweſen war, und wie es nachgehends iſt, offenbar beſchrieben. Dieſes iſt deswegen geſagt worden, damit man wiſſen moͤge, daß das zum Himmel fuͤhrende Leben,Z 5nicht346Von der Geiſterwelt. nicht ein von der Welt abgezogenes, ſondern ein in der Welt zu fuͤhrendes Leben ſey; und daß ein frommes Leben ohne das Leben der thaͤ - tigen Liebe, welches nur allein in der Welt moͤ - glich iſt, nicht in den Himmel fuͤhre, ſondern das Leben der thaͤtigen Liebe, welches Leben darin - nen beſteht: in allen Verrichtungen, in allen Geſchaͤften, und in allen Werken aufrichtig und gerecht handeln, und zwar aus dem Jnwendigen und alſo aus einer himmliſchen Urquelle, welche Urquelle in dem Leben der Liebthaͤtigkeit befindlich iſt, ſobald der Menſch deswegen aufrichtig und gerecht handelt, weil es den goͤttlichen Geſetzen gemaͤß iſt: ein ſolche Leben iſt nicht ſchwer, ſondern das Leben der Froͤmmigkeit, die von dem Leben der thaͤti - gen Liebe abgezogen iſt, das iſt ſchwer, und ein ſol - ches Leben fuͤhret noch dazu ſo weit vom Himmel ab, als man glaub daß es zum Himmel fuͤhre. *)Anmerkung des Verfaſſers. Daß ein frommes Leben ohne das Leben der thaͤtigen Liebe zu nichts tauge, ſondern mit dieſem verknuͤpft zu allem nuͤtzlich ſey, das habe ich auch in den himmliſchen Geheimniſſen Num. 8252. 8253. bewieſen. Die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten beſtehet darinnen: in allen Werken, und in allen Verrichtungen das Gute, Gerechteund Rechtſchaffene thun, man leſe Num. 8129. 8121. 8122. Die thaͤtige Liebe gegen den Naͤchſten erſtrecket ſich auf alle und jede Dinge, die der Menſch denket, will,und347Von der Geiſterwelt. und thut, Num. 8124. Das Leben der thaͤ - tigen Liebe iſt ein Leben nach den Geboten des Herrn, Num. 3249. Nach den Geboten des Herrn leben, heißt: den Herrn lieben, Num. 10143. 10153. 10310. 10578. 10648. Die aͤchte thaͤtige Liebe iſt nicht verdienſtlich, weil ſie aus innerer Zuneigung, und aus dem da - her ruͤhrenden Vergnuͤgen kommt, Num. 2340. 2373. 2400. 3887. 6388. 6393. Der Menſch bleibt nach dem Tod ſo, wie er in der Welt ein Leben der thaͤtigen Liebe gefuͤhret hat, Num. 8256, Die himmliſche Seligkeit flieſſet vom Herrn in das Leben der thaͤtigen Liebe ein, Num. 2363. Es wird einer nicht etwa dadurch in den Himmel eingelaſſen, daß er blos allein das Gute denke, ſondern dadurch, daß er zu - gleich das Gute wolle und thue, Num. 2401. 3459. Wenn nicht mit dem Gutes wollen und mit dem Gutes denken das Gute thun ver - knuͤpft iſt, ſo findet kein Seligwerden ſtatt, und auch keine Verbindung des innern Men - ſchen mit dem aͤuſſern, Num. 3987.

Ende des Abſchnitts von der Geiſterwelt.

Jnnhalt[348][349]

Jnnhalt des zweyten Theils: vom Himmel und von der Geiſterwelt.

  • D Himmel und Hoͤlle aus dem menſchlichen Geſchlechte ſeyn. Seite 5
  • Von den Heyden oder Voͤlkern im Himmel, die auſſerhalb der Kirche geweſen ſind. 17
  • Von den Kindern im Himmel. 31
  • Von den Weiſen und Einfaͤltigen im Him - mel. 52
  • Geſammelte Stellen, aus den himmliſchen Ge - heimniſſen, betreffend die Wiſſenſchaften75
  • Von den Reichen und Armen im Himmel. 83
  • Von den Ehen im Himmel. 100
Von[350]Jnnhalt.
  • Von den Amtsverrichtungen der Engel im Him - mel. 124
  • Von der himmliſchen Freude und Gluͤckſelig - keit. 132
  • Von der unermeßlichen Groͤſſe des Himmels. 157
  • Was die Geiſterwelt ſey. 171
  • Daß ein jeder Menſch in Anſehung ſeines Jn - nern ein Geiſt ſey. 128
  • Von des Menſchen Auferweckung von den Tod - ten, und von ſeinem Eingang in das ewige Leben. 192
  • Daß der Menſch nach dem Tod in vollkomme - ner menſchlicher Geſtalt ſey. 200
  • Daß ſich der Menſch nach dem Tod in allen Sinnen, in dem Gedaͤchtnis, wie auch in den Gedanken und Neigungen befinde, die er in der Welt gehabt; und daß er nichts zuruͤck laſſe als ſeinen irrdiſchen Leib. 214
  • Daß der Menſch nach dem Tod ſo beſchaffen ſey, wie ſeyn Leben in der Welt geweſen. 296
Daß[351]Jnnhalt.
  • Daß ſich die Ergoͤtzlichkeiten des Lebens, die ein jeder gehabt, nach dem Tod in uͤbereinſtim - mende verkehren. 261
  • Von dem erſten Zuſtand des Menſchen nach dem Tod. 273
  • Von dem andern Zuſtand des Menſchen nach dem Tod. 281
  • Von dem dritten Zuſtand des Menſchen nach dem Tod. 300
  • Daß kein einziger aus unmittelbarer Barmher - zigkeit in den Himmel komme. 316
  • Daß es nicht ſo ſchwer ſey, als man glaubt, ein Leben zu fuͤhren, daß in den Himmel fuͤhret. 328
[352][1]

Von der Hoͤlle.

[figure]

Frankfurt am Mayn, zu finden bey dem Commercienrath Daniel Chriſtian Hechtel, 1776.

[2]3

Daß es der Herr ſey, der die Hoͤllen regieret.

536. Oben, in dem Abſchnitt vom Himmel, habe ich uͤberall gezeigt, insbeſon - dere Num. 2 - 6, daß der Herr der Gott des Himmels ſey, daß alſo dem Herrn die gan - ze Regierung der Himmel zukomme; und weil eine ſolche Ruͤckſicht des Himmels auf die Hoͤlle, und der Hoͤlle auf den Himmel iſt, alswie zwiſchen zwey einander entgegenſte - henden Dingen, die gegen einander wuͤrken, aus deren Wuͤrkung und Widerſtand das Gleichgewicht entſteht, worauf alles beruhet, ſo iſt dahero auch, damit alles und jedes im Gleichgewicht gehalten werde, noͤthig, daß der, ſo das eine regieret, auch das andere re - giere; denn, wenn nicht eben dieſer Herr die Anfaͤlle, die von den Hoͤllen geſchehen, zuruͤckhalten, und die Raſereyen in denſel - ben bezaͤhmen wuͤrde, ſo wuͤrde das Gleich - gewicht zu Grunde gehen, und mit dem Gleich - gewicht das Ganze.

537. Zuerſt aber ſoll hier etwas von dem Gleichgewicht geſagt werden; es iſt bekannt, daß, wenn ihrer zwey wider einander wuͤr -Sw. Sch. II. Th. a 2ken4Von der Hoͤlle. ken, und wenn der eine ſo viel entgegen wuͤr - ket und widerſtehet, als der andere wuͤrket und antreibet, ſodann beyde keine Krafft haben, weil auf beyden Seiten eine gleiche Macht iſt, und daß alsdann beyde von einem dritten nach Belieben behandelt werden koͤn - nen; denn wenn ihrer zwey wegen eines gleichen Widerſtands keine Kraft haben, ſo wuͤrket die Kraft eines dritten alles, und zwar ſo leicht, als ob gar kein Widerſtand vorhan - den waͤre. Ein ſolches Gleichgewicht iſt zwi - ſchen Himmel und Hoͤlle; aber, es iſt nicht ein ſolches Gleichgewicht, als wie zwiſchen zweyen, die mit dem Koͤrper wider einander ſtreiten, und deren des einen Kraft der Kraft des andern gewachſen iſt, ſondern es iſt ein geiſtliches Gleichgewicht, naͤmlich des Fal - ſchen wider das Wahre, und des Boͤſen wi - der das Gute; die Hoͤlle hauchet beſtaͤndig das aus dem Boͤſen herruͤhrende Falſche, und der Himmel beſtaͤndig das aus dem Guten herruͤh - rende Wahre aus; dieſes geiſtliche Gleichge - wicht machet, daß der Menſch in der Freyheit iſt, zu denken und zu wollen; denn alles, was der Menſch denket und will, das beziehet ſich entweder auf das Boͤſe und auf das daher ruͤhrende Falſche, oder auf das Gute und auf das daher ruͤhrende Wahre, mithin, wenn er in dieſem Gleichgewicht iſt, ſo iſt er in der Freyheit, entweder das Boͤſe und das daher ruͤhrende Falſche aus der Hoͤlle bey ſich einzu -laſſen5Von der Hoͤlle. laſſen und aufzunehmen, oder das Gute und das daher ruͤhrende Wahre aus dem Himmel bey ſich einzulaſſen und zu empfangen; in ſolchem Gleichgewicht haͤlt der Herr einen je - den Menſchen, weil Er beydes, ſo wohl den Himmel, als die Hoͤlle regieret. Warum aber der Menſch durch das Gleichgewicht in die - ſer Freyheit gehalten, und ihm nicht von der goͤttlichen Macht das Boͤſe und Falſche be - nommen, und ihm dafuͤr das Gute und Wah - re beygebracht werde, ſoll im folgenden in dem gehoͤrigen Artikel geſagt werden.

538. Es iſt mir etlichemal der aus der Hoͤl - le ausflieſſende Umkreis des Falſchen, das aus dem Boͤſen herruͤhret, zu empfinden ge - geben worden, er war, wie ein beſtaͤndiges Beſtreben, alles Gute und Wahre zerſtoͤren zu wollen, welches Beſtreben mit Zorn und gleichſam mit Wuth verknuͤpft war, daß ſie es nicht vollziehen konnten; vornehmlich gieng das Beſtreben dahin, die Gottheit des Herrn vernichten und zerſtoͤren zu wollen, und dieſes darum, weil alles Gute und Wahre von Jhm Selber kommt. Aus dem Himmel aber wurde der Umkreis des aus dem Guten herruͤhrenden Wahren empfunden, durch wel - chen die Wuth des aus der Hoͤlle aufſteigen - den Beſtrebens zuruͤck gehalten wurde: daher kommt nun das Gleichgewicht: dieſer aus dem Himmel empfundne Umkreis kam blos alleina 3vom6Von der Hoͤlle. vom Herrn, ob er gleich aus den Engeln im Himmel her zu kommen ſchiene; daß er vom Herrn allein kam, und nicht von den Engeln, war die Urſache, weil ein jeder Engel im Him - mel erkennet, daß von ihm ſelber nichts Gu - tes noch Wahres komme, ſondern daß alles Gute und Wahre vom Herrn ſey.

539 Jn der geiſtlichen Welt hat das aus dem Guten herruͤhrende Wahre alle Macht, und das Falſche aus dem Boͤſen hat ganz und gar keine Macht; daß das aus dem Gu - ten herruͤhrende Wahre alle Macht hat, iſt die Urſache, weil das Goͤttliche an ſich ſelbſt im Himmel das Goͤttliche Gute und das Goͤttliche Wahre iſt, und das Goͤttli - che alle Gewalt hat: daß das aus dem Boͤ - ſen herruͤhrende Falſche ganz und gar keine Macht hat, iſt darum, weil das aus dem Guten herflieſſende Wahre alle Macht hat, und in dem Falſchen aus dem Boͤſen kein Wahres aus dem Guten vorhanden iſt: da - her kommt es, daß im Himmel alle Macht iſt, in der Hoͤlle aber keine; denn ein jeder im Himmel befindet ſich in dem aus dem Gu - ten herflieſſenden Wahren, und ein jeder in der Hoͤlle ſtehet in dem aus dem Boͤſen her - ruͤhrenden Falſchen: denn es wird einer nicht eher in den Himmel eingelaſſen, als bis er ſich in dem aus dem Guten herflieſſenden Wah - ren befindet; auch wird einer nicht eher indie7Von der Hoͤlle. die Hoͤlle hinabgeworfen, als bis er in dem aus dem Boͤſen herruͤhrenden Falſchen iſt; daß dem ſo ſey, leſe man in den Artikeln, wo von dem erſtern, andern und dritten Zuſtand des Menſchen nach dem Tod, Num. 491-520 gehandelt worden: und daß das aus dem Guten herflieſſende Wahre alle Macht habe, leſe man in dem Artikel von der Macht der Engel des Himmels, Num. 228-233.

540. Dieſes iſt nun das Gleichgewicht zwiſchen Himmel und Hoͤlle; diejenigen, wel - che ſich in der Geiſterwelt befinden, ſind in dieſem Gleichgewicht, denn die Geiſterwelt iſt das Mittlere zwiſchen dem Himmel und der Hoͤlle; und durch die Geiſterwelt werden auch alle Menſchen in der Welt in eben ei - nem ſolchen Gleichgewicht gehalten, denn die Menſchen in der Welt werden vom Herrn durch die Geiſter regieret, welche in der Gei - ſterwelt ſind, und davon ſoll weiter unten in dem gehoͤrigen Artikel gehandelt werden. Ein ſolches Gleichgewicht kann nicht ſtatt finden, woferne der Herr nicht beydes, ſo wohl den Himmel, als die Hoͤlle regierete, und auf beyden Seiten Maas und Ziel hielte; ſonſt wuͤrde das aus dem Boͤſen herruͤhren - de Falſche das Uebergewicht bekommen, und auf die einfaͤltig Guten, die ſich am Aeuſſer - ſten des Himmels befinden, und die viel leich - ter, als die Engel ſelbſt, verkehret werdena 4koͤnnen,8Von der Hoͤlle. koͤnnen, einen Eindruck haben, und alſo wuͤr - de das Gleichgewicht, und mit dem Gleich - gewicht die Freyheit bey den Menſchen zu Grunde gehen.

541. Die Hoͤlle iſt eben ſo in Geſellſchaf - ten unterſchieden, als wie der Himmel, und auch in ſo viel Geſellſchaften, als in ſo viel Geſellſchaften der Himmel unterſchieden iſt; denn eine jede Geſellſchaft im Himmel hat ihre entgegenſtehende Geſellſchaften in der Hoͤlle, und dieſes um des Gleichgewichtes willen. Aber die Geſellſchaften in der Hoͤlle ſind nach dem Boͤſen und dem daher ruͤhren - den Falſchen unterſchieden, weil die Geſell - ſchaften im Himmel nach dem Guten und dem daher flieſſenden Wahren unterſchieden ſind: daß jegliches Gute ſein entgegenſtehen - des Boͤſe, und jegliches Wahre ſein entge - genſtehendes Falſche habe, kann man daher wiſſen, daß nichts vorhanden iſt, welches ſich nicht auf ſein Gegentheil beziehe, und daß man aus dem Gegentheil erkennet, wie es beſchaffen iſt, und in welchem Grad es ſtehet, daß auch von daher alle Empfindung und alles Gefuͤhl kommt. Deswegen thut der Herr beſtaͤndig Vorſehung, daß eine jede Geſellſchaft des Himmels ihren Gegentheil an einer Geſellſchaft der Hoͤlle habe, und daß zwiſchen den beyden Geſellſchaften ein Gleich - gewicht ſeyn moͤge.

542. Weil9Von der Hoͤlle.

542. Weil die Hoͤlle in ſo viel Geſell - ſchaften unterſchieden iſt, als der Himmel, ſo ſind dahero auch eben ſo viel Hoͤllen, als Geſellſchaften des Himmels ſind, denn eine jede Geſellſchaft des Himmels iſt ein Himmel in einer kleinern Geſtalt man leſe oben Num. 51 - 58, alſo iſt eine jede Geſellſchaft der Hoͤl - le ebenfalls eine Hoͤlle in einer kleinern Ge - ſtalt. Weil nun uͤberhaupt drey Himmel ſind, ſo ſind dahero auch uͤberhaupt drey Hoͤllen;; die unterſte, die dem innerſten oder dritten Himmel entgegenſtehet, die mittlere, die dem mittlern oder andern Himmel entge - genſtehet, und die obere, die dem aͤuſſerſten oder erſten Himmel entgegenſtehet.

543. Wie aber die Hoͤllen vom Herrn re - gieret werden, will ich auch kuͤrzlich melden; insgemein werden die Hoͤllen durch den all - gemeinen Zufluß des aus den Himmeln her - ruͤhrenden Goͤttlichen Guten und goͤttlichen Wahren regieret, durch welchen Zufluß das aus den Hoͤllen ausflieſſende allgemeine Be - ſtreben im Zaum und in Schranken gehalten wird; ſie werden auch durch den beſondern Zufluß aus jedwedem Himmel, und aus jeg - licher Geſellſchaft des Himmels regieret. Jns - beſondere werden die Hoͤllen durch die Engel regieret, denen verſtattet wird, hinein in die Hoͤllen zu ſehen, und den Raſereyen und Em - poͤrungen allda Einhalt zu thun; bisweilena 5werden10Von der Hoͤlle. werden auch Engel dahin geſandt, durch deren Gegenwart dieſe Raſereyen gemaͤßigt werden. Ueberhaupt aber werden alle, ſo in den Hoͤllen ſind, durch vielerley Furcht regieret, einige durch die von der Welt eingepflanzte und angeartete Furcht, weil aber dieſe Furcht nicht hinlaͤng - lich iſt, und auch allgemach nachlaͤßt, ſo werden ſie auch durch die vielerley Furcht vor den Strafen regieret, durch welche Furcht ſie hauptſaͤchlich von Ausuͤbung der Bosheiten abgeſchreckt werden; die Strafen in den Hoͤl - len ſind vielfaͤltig, gelindere und haͤrtere, je nachdem die Bosheiten beſchaffen ſind: mei - ſtentheils werden Boshaftigere uͤber ſie ge - ſetzt, die an Verſchlagenheit und Kunſtgrif - fen was zum Voraus haben, und die andern durch Strafen und durch die daher ruͤhren - de Schrecken im Gehorſam und Knechtſchaft halten koͤnnen; dieſe Vorgeſetzten aber duͤr - fen ſich nicht unterſtehen, die ihnen vorge - ſchriebene Grenzen zu uͤberſchreiten. Es iſt zu wiſſen, daß die Furcht vor der Strafe das einzige Mittel iſt, die Gewaltthaͤtigkei - ten und Naſereyen derer, ſo in der Hoͤlle ſind, in Schranken zu halten; ſonſt iſt kein ander Mittel vorhanden.

544. Man hat bisher in der Welt ge - glaubt, es waͤre ein gewiſſer Teufel, der uͤber die Hoͤllen geſetzt ſey, und der waͤre als ein Engel des Lichts erſchaffen worden, nachdemer11Von der Hoͤlle. er aber ein Rebelle geworden ſey, waͤre er mit ſeinem Haufen herab in die Hoͤlle geworfen worden: daß man ſo geglaubt hat, iſt daher, weil in dem Wort der Name Teufel und Satan, und auch Lucifer vorkommt, und das Wort da, wo die Namen vorkom - men, nach dem buchſtaͤblichen Sinn verſtan - den worden iſt, da doch in dem Wort durch Teufel und Satan die Hoͤlle verſtanden wird, durch Teufel diejenige Hoͤlle, welche hinter - waͤrts iſt, und wo die allerruchloſeſten ſind, die da boͤſe Gemi*)Von den Geniis kann man Pag. 136. und 137. die Anmerkung nachleſen; ſie werden auch weiter unten in der 578 ſten und 579. Nummer beſchrieben. genennet werden; und durch Satan diejenige Hoͤlle, welche vorwaͤrts iſt, und wo ſich die befinden, die nicht ſo bos - haftig ſind, und boͤſe Geiſter genennet wer - den; und durch Lucifer werden diejenigen verſtanden, welche aus Babel oder Babylon ſind, welches naͤmlich die ſind, deren Herrſch - ſucht ſich bis in den Himmel erſtrecket. Daß kein gewiſſer Teufel vorhanden ſey, dem die Hoͤllen unterworfen waͤren, erhellet auch dar - aus, daß alle, die ſich in den Hoͤllen, gleich - wie auch alle, die ſich in den Himmeln befin - den, aus dem menſchlichen Geſchlechte ſind, man leſe Num. 311 - 317, und daß vomAn -12Von der Hoͤlle. Anfang der Schoͤpfung an, bis auf dieſe Zeit, viele Millionen Millionen in den Hoͤl - len ſind, und daß ein jeder von ihnen ein ſol - cher Teufel iſt, wie er ſich in der Welt dem Goͤttlichen widerſetzet hatte; hiervon leſe man oben Num. 311 und 312.

Daß der Herr keinen einzigen in die Hoͤlle werfe, ſondern daß lediglich der Geiſt ſich ſelber hineinſtuͤrze.

545. Einige ſind ſtark der Meinung gewe - ſen, daß Gott ſein Angeſicht von dem Men - ſchen abwende, ihn von Sich verſtoſſe, und in die Hoͤlle werfe, und daß Er zornig auf ihn ſey wegen des Boͤſen; einige gehen in ih - rer Meinung noch weiter, daß Gott den Men - ſchen ſtrafe, und ihm Boͤſes thue; in dieſer Meinung beſtaͤrken ſie ſich aus dem buchſtaͤb - lichen Sinn des Worts, wo dergleichen Ausdruͤcke vorkommen, indem ſie gar nicht wiſſen, daß der geiſtliche Sinn des Worts, der eben den Sinn des Buchſtabens erklaͤret, ganz anders iſt, und daß daher die aͤchte Lehre der Kirche, welche aus dem geiſtlichen Sinn des Worts genommen iſt, etwas anders leh - ret; daß naͤmlich Gott ſein Angeſicht nim - mermehr von dem Menſchen abwende, noch ihn von Sich ſtoſſe, und daß Er keinen ein -zigen13Von der Hoͤlle. zigen in die Hoͤlle werfe, noch viel weniger zor - nig ſey. Dieſes wird auch ein jeder, deſſen Gemuͤth erleuchtet iſt, wenn er das Wort lieſet, blos allein daraus inne, weil Gott das Gute ſelber, die Liebe ſelber, und die Barmher - zigkeit ſelber iſt; und daß das Gute ſelber kei - nem einzigen etwas Boͤſes thun kann, und die Liebe ſelber und die Barmherzigkeit ſelber kei - nen Menſchen von ſich ſtoſſen kann, weil es ſchnurſtracks wider das Weſen der Barmher - zigkeit und der Liebe, und alſo wider das Goͤttliche ſelber iſt; derowegen werden die - jenigen, welche aus einem erleuchteten Gemuͤ - the denken, wenn ſie das Wort leſen, klar und deutlich inne, daß ſich Gott nimmermehr von dem Menſchen abwendet, und weil Er ſich nicht von ihm abwendet, Er aus dem Gu - ten, aus der Liebe und Barmherzigkeit mit ihm handelt, das iſt, daß Er es mit ihm gut meinet, daß Er ihn liebet, und daß Er ſich ſeiner erbarmet. Hieraus ſehen ſie auch, daß unter dem buchſtaͤblichen Sinn des Worts, in welchem die obgedachten Ausdruͤcke vor - kommen, ein geiſtlicher Sinn verborgen liege, und nach dieſem Sinn muß dasjenige ausgelegt werden, was in dem buchſtaͤblichen Sinn dergeſtalt ausgedruͤckt worden iſt, daß es der Faßlichkeit des Menſchen angemeſſen, und ſeinen erſten und gemeinen Begriffen ge - maͤß ſey.

546. Die -14Von der Hoͤlle.

546. Diejenigen, welche erleuchtet ſind, ſehen ferner, daß das Gute und Boͤſe zwey einander entgegenſtehende Dinge ſind, und daß ſie dermaſſen einander entgegenſtehen, als wie Himmel und Hoͤlle, und daß alles Gute aus dem Himmel iſt, alles Boͤſe aber aus der Hoͤlle; und daß, weil das Goͤttliche des Herrn den Himmel ausmacht, wie Num. 7-12. zu leſen iſt, vom Herrn nichts, als Gutes in den Menſchen einfließt, von der Hoͤlle aber nichts, als Boͤſes; und daß auf ſolche Art der Herr den Menſchen beſtaͤndig vom Boͤſen abziehet, und zum Guten fuͤhret, daß aber die Hoͤlle den Menſchen beſtaͤndig zum Boͤſen verleitet: wenn der Menſch nicht zwiſchen beyden waͤre, ſo wuͤrde er kein Den - ken, und kein Wollen, vielweniger einige Freyheit, noch einige Wahl haben; denn al - les dieſes hat der Menſch von dem Gleichge - wicht zwiſchen dem Guten und Boͤſen: wenn ſich nun der Herr abwenden wuͤrde, und der Menſch dem Boͤſen lediglich und allein uͤber - laſſen waͤre, ſo wuͤrde er nicht mehr Menſch ſeyn. Hieraus erhellet, daß der Herr mit ſeinem Guten bey einem jeden Menſchen, bey dem boͤſen ſowohl, als bey dem guten ein - fließt, aber mit dem Unterſchied, daß Er ei - nen boͤſen Menſchen beſtaͤndig vom Boͤſen ab - ziehet, und einen guten Menſchen beſtaͤndig zum Guten fuͤhret; und daß die Urſache die - ſes Unterſchiedes an dem Menſchen liegt,weil15Von der Hoͤlle. weil er entweder das Boͤſe oder das Gute er - greift.

547. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß der Menſch das Boͤſe aus Antrieb der Hoͤlle, und das Gute aus Antrieb des Herrn thue; allein, weil der Menſch glaubt, daß er alles, was er thut, aus ſich ſelber thate, ſo klebt ihm dahero das Boͤſe, das er thut, ſo an, als ſey es ſein ſelbſt - eigenes; daher kommt es nun, daß der Menſch Urfach an ſeinem Boͤſen iſt, keines - wegs aber der Herr: das Boͤſe bey dem Menſchen iſt des Menſchen ſeine Hoͤlle, denn ob man ſage, das Boͤſe oder die Hoͤlle, das iſt einerley: weil nun der Menſch Urſach an ſeinem Boͤſen iſt, ſo fuͤhret er ſich auch ſel - ber in die Hoͤlle, und nicht der Herr, ja, das ſey ferne, daß der Herr einen Menſchen in die Hoͤlle fuͤhren ſollte, vielmehr ſuchet Er den Menſchen von der Hoͤlle zu befreyen, in ſo ferne der Menſch nicht in ſeinem Boͤſen ſeyn will, und es nicht liebet; aller Wille und alle Liebe des Menſchen bleibt ihm nach dem Tod, wie Num. 470-484. zu leſen iſt, wer in der Welt das Boͤſe will und liebt, der will und liebt das nemliche Boͤſe auch im an - dern Leben, alsdenn laͤßt er ſich nicht mehr davon abbringen; daher kommt es, daß ein boͤſer Menſch an die Hoͤlle gebunden, und auch wuͤrklich ſeinem Geiſte nach in der Hoͤl -le16Von der Hoͤlle. le iſt, und nach dem Tod nichts mehr begeh - ret, als da zu ſeyn, wo ſein Boͤſes iſt: weswegen der Menſch nach dem Tod ſich ſel - ber in die Hoͤlle ſtuͤrzet, und keineswegs vom Herrn hineingeworfen wird.

548. Wie dieſes geſchiehet, ſoll nun auch geſagt werden; wenn der Menſch ins andere Leben eingeht, ſo wird er zuerſt von den En - geln aufgenommen, die ihm alle Dienſte lei - ſten und auch mit ihm vom Herrn, vom Him - mel, und vom engliſchen Leben reden, und ihn im Wahren und Guten unterrichten: wenn aber der Menſch der ſodann ein Geiſt iſt, ſo beſchaffen iſt, daß er in der Welt der - gleichen Dinge zwar gewußt, im Herzen aber gelaͤugnet, oder verachtet hatte, ſo begehret er nach einer kurzen Unterredung von den En - geln hinweg, und ſuchet auch wegzugehen; ſobald die Engel dieſes inne werden, ſo laſſen ſie ihn gehen; nachdem er nun wieder mit an - dern eine Weile vergeſellſchaftet geweſen, ſo geſellet er ſich endlich zu denen, welche eben ſo Boͤſe ſind, wie er, man leſe oben Num. 445-452; ſobald dieſes geſchieht, ſo wen - det er ſich vom Herrn ab, und kehret das An - geſicht zur Hoͤlle, mit welcher er ſchon in der Welt war verbunden geweſen, und wo ſich diejenigen befinden, die in gleicher Liebe zum Boͤſen ſind. Hieraus erhellet, daß der Herr durch die Engel, und auch durch den Einfluß aus dem Himmel, einen jeden Geiſt von derHoͤlle17Von der Hoͤlle. Hoͤlle ab, und zu Sich fuͤhret, daß aber die - jenigen Geiſter, welche im Boͤſen ſind, gaͤnz - lich widerſtreben, und ſich vom Herrn gleich - ſam losreiſſen, und von ihrem Boͤſen, und alſo von der Hoͤlle wie von einem Strick ge - zogen werden, und weil ſie ſo gezogen wer - den, und aus Liebe zum Boͤſen gerne nachfol - gen wollen, ſo iſt offenbar, daß ſie ſich frey - willig in die Hoͤlle ſtuͤrzen. Daß ſichs ſo ver - halte, kann man in der Welt nicht glauben, das kommt aber von der Einbildung her, die man ſich von der Hoͤlle machet; ja, es ſcheint auch im andern Leben vor den Augen derer, die auſſer der Hoͤlle ſind, nicht anders, als wuͤrden ſolche hineingeſtuͤrzt, denen aber, die ſich hinein ſtuͤrzen, ſcheint es nicht ſo; denn ſie gehen von ſich ſelber hinein, und diejeni - gen, welche aus bruͤnſtiger Liebe zum Boͤſen hineingehen, ſehen aus, als wuͤrden ſie mit dem Kopf abwaͤrts und mit den Fuͤſſen auf - waͤrts hinein geworfen; aus dieſem Anſchein kommt es, daß es ſcheinet, als ob ſie von der goͤttlichen Gewalt in die Hoͤlle geworfen wuͤr - den; hiervon wird man unten in der 574 Nummer ein mehreres leſen. Hieraus kann nun erſehen werden, daß der Herr keinen einzigen in die Hoͤlle ſtuͤrze, ſondern ein jeder ſich ſelber, nicht allein, wenn er in der Welt lebt, ſondern auch nach dem Tod, wenn er unter die Geiſter kommt.

Sw. Sch. II. Th. b549. Das18Von der Hoͤlle.

549. Daß der Herr, vermoͤge ſeines goͤtt - lichen Weſens, welches das Gute, die Liebe, und die Barmherzigkeit iſt, mit einem Men - ſchen nicht eben ſo, wie mit dem andern han - deln koͤnne, iſt die Urſache, weil das Boͤſe und das daher ruͤhrende Falſche im Weg ſteht, und Seinen goͤttlichen Einfluß nicht nur ſtumpf machet, ſondern auch von ſich ſtoͤßt: das Boͤſe und die daher ruͤhrende Falſchhei - ten ſind wie ſchwarze Wolken, die ſich zwi - ſchen die Sonne und das Auge des Menſchen legen, und das klare und helle Licht wegneh - men, indem aber bey der Sonne dennoch ein beſtaͤndiges Beſtreben bleibt, die im Weg ſte - hende Wolken zu zerſtreuen, denn ſie iſt hin - ter ſolchen und wuͤrket, und laͤßt inzwiſchen durch verſchiedene Oeffnungen rings umher ein wenig ſchwaches Licht in das Auge des Menſchen einfallen: in der geiſtlichen Welt iſt es eben ſo; die Sonne allda iſt der Herr und die goͤttliche Liebe, man leſe Num. 116 - 140; das Licht daſelbſt iſt das Goͤttliche Wah - re, Num. 126-140; die ſchwarzen Wolken daſelbſt ſind die aus dem Boͤſen herruͤhrenden Falſchheiten; das Auge daſelbſt iſt der Ver - ſtand; um ſo viel einer daſelbſt in den aus dem Boͤſen herruͤhrenden Falſchheiten iſt, in ſo viel iſt eine ſolche Wolke um ihn herum, die ſchwarz und dick iſt, je nachdem der Grad des Boͤſen iſt: aus dieſer Vergleichung kann erſehen werden, daß die Gegenwart des Herrnbey19Von der Hoͤlle. bey einem jeden unaufhoͤrlich ſey, aber auf verſchiedene Weiſe aufgenommen werde.

550. Die boͤſen Geiſter werden in der Gei - ſterwelt ſehr geſtraft, damit ſie durch die Stra - fen von Ausuͤbung des Boͤſen abgeſchreckt werden; dieſes hat eben auch den Anſchein, als wuͤrden ſie vom Herrn geſtraft; gleich - wohl aber kommt gar keine Strafe von dem Herrn, ſondern ſie kommt von dem Boͤſen ſelber; denn das Boͤſe iſt mit ſeiner Strafe dermaſſen verknuͤpft, daß ſie nicht von ein - ander zu trennen ſind; denn der hoͤlliſche Haufe begehret und liebet nichts mehr, als Boͤſes zu thun, inſonderheit Strafen aufzu - legen und zu peinigen, und einem jeden, der nicht vom Herrn beſchuͤtzt wird, thun ſie auch Boͤſes an und legen ihm Strafen auf; derohalben, wenn aus boͤſem Herzen Boͤſes gethan wird, ſo fallen ſodann die hoͤlliſchen Geiſter, weil dieſes Boͤſe allen Schutz des Herrn von ſich weg ſtoͤßt, denjenigen an, der dieſes Boͤſe thut, und ſtrafen ihn. Dieſes kann einigermaſſen aus den weltlichen Bos - heiten und deren Strafen erlaͤutert werden, weil in der Welt ſolche eben auch mit einan - ander verknuͤpft ſind; denn die Geſetze allda ſchreiben einer jeden Bosheit die Strafe vor, wer dahero in eine Bosheit rennt, der rennt auch in die Strafe der Bosheit; der Unter - ſchied iſt blos allein dieſer, daß in der Weltb 2das20Von der Hoͤlle. das Boͤſe kann verborgen werden, im andern Leben aber nicht. Hieraus kann nun offen - bar ſeyn, daß der Herr keinem einzigen Boͤ - ſes thut; und daß es auch eben ſo iſt, wie in der Welt, daß weder der Koͤnig noch der Rich - ter, noch das Geſetz Urſach ſeyen, daß der Schuldige geſtraft wird, weil ſie nicht Urſach ſind an der Bosheit des Uebelthaͤters.

Daß alle, die in den Hoͤllen ſind, ſich in dem von der Eigen - und Welt - liebe herruͤhrenden Boͤſen und in den dar - aus herfließenden Falſchheiten befinden.

551. Alle, die in den Hoͤllen ſind, befinden ſich in dem Boͤſen und in den daher ruͤhren - den Falſchheiten, und es iſt daſelbſt keiner anzutreffen, der in dem Boͤſen und zugleich in der Wahrheit ſtuͤnde: die meiſten Boͤſen in der Welt wiſſen die geiſtlichen Wahrhei - ten, welche die Wahrheiten der Kirche ſind, denn ſie haben ſolche von Kindheit auf, und aus den Predigten und aus Leſung des Worts gelernet, und nachgehends aus ſelbigen gere - det; einige haben auch andern weis gemacht, zu glauben, ſie waͤren im Herzen gute Chri - ſten, weil ſie von den Wahrheiten mit einer verſtellten Neigung zu reden, und auch alswie21Von der Hoͤlle. wie aus einem geiſtlichen Glauben aufrichtig zu handeln gewußt haben; aber diejenigen von ihnen, welche in ſich oder innerlich wider die Wahrheiten gedacht, und nach ihren Ge - danken nur allein der buͤrgerlichen Geſetze we - gen, und um des guten Namens, der Ehrenſtel - len und der Vortheile willen ſich der Ausuͤbung der Bosheiten enthalten haben, dieſe alle ſind im Herzen boͤſe, und ſtehen nur dem Leibe nach, nicht aber dem Geiſte nach in den Wahrheiten und im Guten; wenn ihnen dahero im andern Leben das Aeuſſerliche benommen, und das Jn - nere, welches ihrem Geiſt zugehoͤrte, aufgedeckt wird, ſo befinden ſie ſich im Boͤſen und Fal - ſchen, aber in keinem Wahren und Guten; und dann iſt offenbar, daß die Wahrheiten und das Gute ſich nur in ihrem Gedaͤchtnis, nicht anders, als wie wiſſenſchaftliche Dinge, aufge - halten, und daß ſie ſelbige aus dem Gedaͤchtnis hergenommen hatten, wenn ſie geredet, und ſich geſtellet haben, als kaͤme ihr Gutes aus geiſtli - cher Liebe und Glauben. Wenn nun ſolche ihr Jnwendiges, folglich in ihr Boͤſes verſetzt werden, ſo koͤnnen ſie alsdenn nichts Wahres mehr reden, ſondern nur Falſches, weil ſie aus dem Boͤſen reden, denn aus dem Boͤſen Wahrheit reden, iſt eine Unmoͤglichkeit, weil alsdenn der Geiſt weiter nichts, als ſein Boͤ - ſes iſt, und das Falſche aus dem Boͤſen her - kommt. Ein jeder boͤſer Geiſt wird in dieſen Zuſtand gebracht, ehe er in die Hoͤlle geworfenb 3wird,22Von der Hoͤlle. wird, man leſe oben Num. 499-512; das heißt, in Anſehung des Wahren und Guten abgeſtreift werden; und die Abſtreifung iſt weiter nichts, als eine Verſetzung in das Jn - wendige, alſo in das Eigenthuͤmliche des Gei - ſtes, oder in den Geiſt ſelber; hiervon leſe man auch oben Num. 425.

552. Wenn nun der Menſch nach dem Tod von einer ſolchen Beſchaffenheit iſt, ſo iſt als - denn der Geiſt Menſch nicht mehr ſo, wie er in ſeinem erſten Zuſtand beſchaffen iſt, von welchem oben Num 491-498. geredet wor - den, ſondern er iſt wahrhaftig oder wuͤrk - lich ein Geiſt; denn der wuͤrkliche Geiſt hat ein Angeſicht und einen Leib, der mit ſeinem Jnwendigen, oder mit ſeinem Gemuͤthe uͤber - einſtimmet, und alſo eine aͤuſſerliche Geſtalt, die der Abdruck oder die Abbildung ſeines Jn - wendigen iſt; ſo iſt der Geiſt beſchaffen nach vollendeten erſten und andern Zuſtand, von welchem oben gehandelt worden; derowegen wird er alsdenn, wenn er mit Augen geſehen wird, gleichſobuld erkannt, von welcher Art er iſt, und das nicht nur aus dem Angeſicht, ſondern auch aus dem Leib, und noch uͤber - dieſes aus der Rede, und aus den Geberden; und weil er alsdenn in ſich ſelber iſt, ſo kann er ſonſt nirgends ſeyn, als da, wo ſeines Glei - chen ſind: denn in der geiſtlichen Welt iſt ei - ne durchgaͤngige Vergemeinſchaftung der Nei - gungen und der daher ruͤhrenden Gedanken,wes -23Von der Hoͤlle. weswegen der Geiſt gleichſam von ſich ſelbſt zu ſeines Gleichen gebracht wird, weil es aus ſeiner Neigung und der daher ruͤhrenden Luſt geſchiehet; ja, er kehret ſich auch zu ſeines Gleichen, denn ſo faͤngt er erſt recht an zu le - ben, oder frey Odem zu ſchoͤpfen, nicht aber, wenn er ſich anders wohin wendet: es iſt zu wiſſen, daß in der geiſtlichen Welt die Ver - gemeinſchaftung mit andern ſo geſchiehet, wie einer das Geſicht wendet, und daß vor eines jeden Angeſicht diejenigen beſtaͤndig ſind, wel - che in eben einer ſolchen Liebe ſtehen, wie die ſeinige iſt, und dieſes bey jeder Wendung des Leibes, wie man oben Num. 151. nachleſen kann. Daher kommt es, daß alle hoͤlliſche Geiſter ſich ruͤckwaͤrts vom Herrn weg und zu der Dunkelheit und Finſternis kehren, wel - che daſelbſt ſtatt der Sonne und ſtatt des Mon - des der Welt ſind, daß aber alle Engel des Himmels ſich zum Herrn als zur Sonne des Himmels und zum Mond des Himmels wen - den, wie oben Num. 123. 143. 144. 151. zu leſen iſt. Hieraus kann nun offenbar ſeyn, daß alle, die in den Hoͤllen ſind, ſich in dem Boͤſen und in den daher ruͤhrenden Falſchhei - ten befinden, und daß ſie auch zu ihrer vieler - ley Liebe gekehret ſind.

553. Alle Geiſter in den Hoͤllen, wenn ſie in einigem Lichte des Himmels beſehen wer - den, erſcheinen in der Geſtalt ihres Boͤſen, weil ein jeder die Abbildung ſeines Boͤſen iſt,b 4denn24Von der Hoͤlle. denn das Jnnere und Aeuſſere eines jedweden machet Eins aus, und das Jnnere laͤßt ſich in dem Aeuſſern, das iſt, in dem Angeſicht, an dem Leib, an der Rede und an den Geberden augenſcheinlich ſehen; auf ſolche Art werden ſie beym erſten Anblick erkannt, wie ſie eigent - lich beſchaffen ſind: uͤberhaupt ſind ſie Ge - ſtalten der Verachtung andrer; Geſtalten feindſeliger Minen, die ſie auf diejenigen wer - fen, welche ihnen keine Ehre erweiſen; Ge - ſtalten des Haſſes von mancherley Art; Ge - ſtalten des Rache eben auch von mancherley Art; aus ihrem Jnnern kommen Unbarm - herzigkeiten und Graufamkeiten durch dieſe Geſtalten zum Vorſchein; wenn aber andre ſie loben, verehren und gleichſam anbeten, ſo bekommt ihr Angeſicht andre Zuͤge, und ſiehet gleichſam froͤlich aus vom Vergnuͤgen; wie aber alle dieſe Geſtalten ausſehen, kann nicht mit wenigem beſchrieben werden, denn es iſt keine der andern gleich; nur zwiſchen denen, die ſich in einerley Bosheit, und daher in ei - nerley hoͤlliſchen Geſellſchaft befinden, iſt eine allgemeine Aehnlichkeit, aus welcher, alswit aus einer Ableitungs Grundlage die Angeſich - ter aller und jeder, die in den Hoͤllen find, ei - nige Aehnlichkeit zu haben ſcheinen: uͤber - haupt ſind ihre Angeſichter ſo greulich und leblos, alswie bey Todtenkoͤrpern; bey eini - gen ſind ſie ſchwarz; bey einigen feurig, bey - nahe wie Fackeln; bey einigen ſind ſie vonBlat -25Von der Hoͤlle. Blattern, Knoten und Geſchwuͤren ganz ab - ſcheulich; bey den meiſten iſt gar kein Ange - ſicht zu ſehen, ſondern ſtatt deſſelben etwas ſtruppichtes, oder etwas beinernes, und bey ei - nigen ſtehen nur die Zaͤhne heraus; ihre Lei - ber ſind eben auch ungeſtalt und unfoͤrmlich; und ihr Reden iſt wie aus Zorn, oder aus Haß oder aber aus Rache, denn ein jeder redet aus ſeinen Falſchheiten und toͤnet aus ſeinem Boͤ - ſen; mit einem Wort, alle mit einander ſind Bildniſſe ihrer Hoͤllen; was die ganze Hoͤl - le ſelber fuͤr eine Geſtalt hat, iſt mir nicht zu ſehen gegeben worden; mir iſt nur geſagt wor - den, daß, wie der ganze Himmel in einem Jn - begriff einen einzigen Menſchen vorſtelle, Num. 59-67., alſo ſtelle auch die ganze Hoͤlle in einem Jnbegriff einen einzigen Teu - fel vor, und daß ſie auch in dem Bildniß ei - nes einzigen Teufels koͤnne dargeſtellt wer - den, man leſe oben Num. 544.; was aber die einzele Hoͤllen, oder die hoͤlliſchen Geſell - ſchaften fuͤr eine Geſtalt haben, iſt mir oͤfters zu ſehen gegeben worden, denn bey ihren Oeff - nungen, die man Thuͤren oder Pforten der Hoͤlle nennet, erſcheinet meiſtentheils ein Un - menſch, welcher die Geſtalt derer, ſo inwen - dig ſind, uͤberhaupt vorſtellet; alsdenn wer - den die Unmenſchlichkeiten der daſelbſt befind - lichen auch zugleich mit vorgeſtellet durch grau - ſame und greuliche Dinge, die ich unberuͤhrt laſſen will. Man muß aber wiſſen, daß dieb 5hoͤlli -26Von der Hoͤlle. hoͤlliſchen Geiſter nur in dem Lichte des Him - mels alſo ausſehen, aber unter einander ſelbſt haben ſie den Anſchein als Menſchen, und die - ſes aus der Barmherzigkeit des Herrn, damit ſie unter einander nicht auch ſolche Greulich - keiten ſeyn moͤgen, alswie ſie vor den Engeln erſcheinen. Dieſer Anſchein aber iſt ein Blend - werk, denn ſobald nur ein wenig Licht aus dem Himmel in ihre Hoͤllen faͤllt, ſo verwan - deln ſich ihre menſchliche Geſtalten in un - menſchliche, ſo wie ſie in ſich ſelber ſind, und von welchen weiter oben geredet worden, denn in dem Lichte des Himmels erſcheinet alles ſo, wie es in ſich ſelber iſt: daher kommt es auch, daß ſie das Licht des Himmels fliehen, und ſich in ihr gehoͤriges Licht hinabſtuͤrzen, welches Licht ſo iſt, wie das Licht von gluͤhenden Kohlen, und anderswo wie vom brennenden Schwe - fel; aber auch dieſes Licht verwandelt ſich in lauter Finſternis, ſobald aus dem Himmel ein wenig Licht dahin einflieſſet; daher kommt es, daß es heißt, die Hoͤllen ſeyen in der Dun - kelheit und Finſternis; und daß die Dunkel - heit u. Finſternis die aus dem Boͤſen herruͤh - rende Falſchheiten andeuten, dergleichen in der Hoͤlle ſind.

554. Aus den von mir betrachteten un - menſchlichen Geſtalten der Gerſter in den Hoͤl - len, welche Geſtalten alle mit einander, wie geſagt, Geſtalten der Verachtung andrer, Ge - ſtalten feindſeliger Minen, die ſie auf ſolchewer -27Von der Hoͤlle. werfen, von denen ſie nicht geehret noch ge - ſchaͤtzet werden, wie auch Geſtalten des Haſ - ſes und der Rachbegierde ſind, die ſie gegen diejenigen hegen, welche ihnen keine Gunſt er - wieſen, wurde mir klar, daß alle uͤberhaupt Geſtalten der Eigenliebe und Weltliebe wa - ren; und daß die Bosheiten, deren beſondre Geſtalten ſie ſind, aus dieſer zweyerley Liebe ihren Urſprung haben: es iſt mir auch aus dem Himmel geſagt, und ich bin auch durch vielfaͤltige Erfahrung uͤberzeugt worden, daß dieſe zwey Arten der Liebe, naͤmlich die Eigen - liebe und die Liebe zur Welt, in den Hoͤllen herrſchen, und auch die Hoͤllen ausmachen; und daß die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Naͤchſten in den Himmeln regieren, und auch die Himmel ausmachen: wie auch, daß jene zweyerley Liebe, ſo die zweyerley Lie - be der Hoͤlle iſt, und die ſe zweyfache Liebe, ſo die zweyfache Liebe des Himmels iſt, einander ſchnurſtracks entgegenſtehen und zuwider ſind.

555. Anfangs verwunderte ich mich, wo - her es komme, daß die Eigenliebe und die Lie - be zur Welt ſo teufliſch, und daß diejenigen, welche in dieſer zweyerley Liebe ſtehen, ſolche Unmenſchen oder Ungeheuer im Anblicke ſind, weil man in der Welt die Eigenliebe wenig oder gar nicht in Erwegung ziehet, ſondern nur die Erhebung des Gemuͤths im Aeuſſerli - chen, oder den ſogenannten Hochmuth, der, weil er in die Augen faͤllt, lediglich fuͤr dieEigen -28Von der Hoͤlle. Eigenliebe gehalten wird; und uͤber dieſes glaubt man in der Welt, die Eigenliebe, die ſich nicht ſo ſehr bruͤſtet, waͤre ein Lebens Feuer, von welchem der Menſch aufgemun - tert wuͤrde, ſich um Aemter zu beſtreben, und Nutzen zu ſchaffen, wofern nun der Menſch nicht Ehre und Ruhm dabey ſehen ſollte, ſo wuͤrde er den Muth ſinken laſſen; man ſpricht: hat wohl einer etwas wichtiges, nuͤtzliches und denkwuͤrdiges aus einer andern Abſicht ge - than, als aus einer ſolchen, damit er von an - dern, oder in den Gemuͤthern andrer Leute ge - ruͤhmt und geehret werde? und woher kaͤme dieſes, wenn es nicht aus der fuͤr den Ruhm und fuͤr die Ehre, und folglich fuͤr die Selbſt - heit eingenommenen Eigenliebe an ſich betrach - tet, eine ſolche Liebe iſt, die in der Hoͤlle herr - ſchet, und die Hoͤlle des Menſchen ausmacht. Weil nun die Sache ſich ſo verhaͤlt, ſo will ich zuerſt beſchreiben, was die Eigenliebe ſey, und hernach, daß dieſe Liebe die Quelle aller Bosheiten und der daher ruͤhrenden Falſch - heiten ſey.

556. Die Eigenliebe iſt: ſich ganz allein wohl wollen, und andern ſonſt nicht, als nur um ſeinetwillen, auch nicht einmal der Kir - che, dem Vaterland, oder einiger menſchlichen Geſellſchaft; wie auch ihnen Gutes thun blos allein um ſeines eignen Namens, Ehre und Ruhms willen, und wofern einer bey demNu -29Von der Hoͤlle. Nutzen, den er ihnen leiſtet, dieſe Dinge nicht ſiehet, ſodann in ſeinem Herzen ſpricht: was liegt daran, warum ſollſt du das thun, und was hab ich davon? und es alſo unterlaͤßt: hieraus erhellet, daß der, ſo in der Eigenliebe iſt, weder die Kirche, noch das Vaterland, noch eine Geſellſchaft, noch einige Nutzſtif - tung liebet, ſondern blos allein ſich ſelber: ſein Vergnuͤgen iſt nur das Vergnuͤgen der Eigenliebe, und weil das Vergnuͤgen, welches aus der Liebe kommt, das Leben des Menſchen ausmacht, ſo iſt dahero ſein Leben ein Leben um ſein ſelbſt willen, und das Leben um ſein ſelbſt willen iſt ein Leben aus der Eigenheit des Menſchen, und das Eigene des Menſchen iſt weiter nichts, als Boͤſes. Wer ſich lie - bet, der liebet auch die Seinigen, welche in - ſonderheit ſeine Kinder und Enkel ſind, und uͤberhaupt alle, die mit ihm Eins ausmachen, und die er ſeine Angehoͤrigen nennet; dieſe und jene lieben, heißt auch, ſich ſelbſt lieben, denner erblickt ſie gleichſam in ſich, und ſich in ihnen; unter denen, welche er ſeine An - gehoͤrigen nennet, ſind auch alle diejenigen mit begriffen, die ihn loben, ehren und gleichſam anbeten.

557. Wie die Eigenliebe beſchaffen iſt, kann aus Vergleichung derſelben mit der himm - liſchen Liebe erhellen; die himmliſche Liebe be - ſtehet darinnen: den Nutzen oder das Gute,ſo30Von der Hoͤlle. ſo man der Kirche, dem Vaterland, der menſch - lichen Geſellſchaft und dem Mitbuͤrger leiſtet, um des Nutzens willen, oder um des Gu - ten willen lieben, denn dieſes heißt, Gott und den Naͤchſten lieben, weil alle Nutzbar - keiten und alles Gute von Gott kommen, und auch der Naͤchſte ſind, den man lieben muß: hingegen, wer dieſe Nutzſtiftungen und dieſes Gute nur um ſein ſelbſt willen liebet, der lie - bet ſolche nicht anders, als Dienſtbarkeiten, weil ſie ihm dienen; daraus folget, das der, ſo in der Eigenliebe iſt, nur will, daß die Kir - che, das Vaterland, die menſchliche Geſell - ſchaften und die Mitbuͤrger ihm dienen ſollen, er aber nicht ihnen; er ziehet ſich ihnen vor, und ſie ſetzet er hinten an: daher kommt es, daß, um ſo viel einer in der Eigenliebe iſt, er ſich um ſo viel vom Himmel entfernt, weil er von der himmliſchen Liebe entfernt iſt.

Ferner, um ſo viel einer in der himmliſchen Liebe iſt, die darinnen beſteht, die Nutzſtiftun - gen und das Gute lieben, und eine herzliche Freude haben, wenn man um der Kirche, des Vaterlands, der menſchlichen Geſellſchaft und des Mitbuͤrgers willen Nutzen und Gu - tes leiſtet, um ſo viel wird er vom Herrn ge - fuͤhret, weil dieſe Liebe es eben iſt, in wel - cher der Herr ſelbſt iſt, und welche von Jhm kommt: hingegen, um ſo viel einer in der Eigenliebe iſt, welche Liebe darinnen beſteht,nur31Von der Hoͤlle. nur um ſein ſelbſt willen Nutzen und Gutes leiſten, in ſo viel fuͤhret er ſich ſelber, und um ſo viel er ſich ſelber fuͤhret, in ſo viel wird er nicht vom Herrn gefuͤhrt; daraus folgt auch, daß um ſo viel einer ſich ſelbſt liebet, er ſich in ſo viel von dem Goͤttlichen, und alſo auch vom Himmel entfernet. Sich ſelber fuͤhren, heißt: ſich von der Eigenheit fuͤhren laſſen, und das Eigene des Menſchen iſt weiter nichts, als Boͤſes; denn das Eigene iſt ſein ererbtes Boͤſe, welches darinnen beſteht, ſich mehr lie - ben, als Gott, und die Welt lieber haben, als den Himmel. Der Menſch verfaͤllt ſo oft in ſeine Eigenheit, und alſo in ſein ererbtes Boͤ - ſe, ſo oft er in dem Guten, das er thut, ſich ſelber erblickt, denn er ſiehet von dem Guten weg und auf ſich ſelber, aber nicht von ſich weg und auf das Gute, weswegen er in dem Guten ſein ſelbſteigenes Bild darſtellet und blicken laͤßt, aber nichts vom Ebenbild des Goͤttlichen: daß dem ſo ſey, bin ich auch durch die Erfahrung beſtaͤrket worden; es giebt boͤſe Geiſter, deren Wohnungen in der mittlern Gegend ſind zwiſchen Mitternacht und Abend unter den Himmeln, und die die Kunſt wiſſen, die guten Geiſter in ihre Eigen - heit, und alſo in das Boͤſe von allerley Art zu verſetzen, welches ſie dadurch bewerkſtelligen, daß ſie die guten Geiſter entweder durch of - fenbare Lobeserhebungen und Ehrenbezeugun - gen, oder durch heimliche Beſtimmung oderRich -32Von der Hoͤlle. Richtung ihrer Neigungen auf ſich ſelber, da - hin bringen, ſich lediglich in den Gedanken zu haben, und um ſo viel ſie dieſes zuwege bringen, um ſo viel wenden ſie die Angeſich - ter der guten Geiſter von dem Himmel ab, und in ſo viel verfinſtern ſie auch ihren Verſtand, und locken aus ihrer Eigenheit das Boͤſe her - aus.

558. Daß die Eigenliebe der Liebe gegen den Naͤchſten entgegen ſtehe, kann man aus dem Urſprung und Weſen dieſer beyderley Liebe ſehen; die Liebe des Naͤchſten eines ſol - chen, der in der Eigenliebe iſt, faͤngt bey ſich ſelber an, denn er ſpricht, ein jeder ſey ſich ſelber der Naͤchſte, und von ihm, als wie von dem Mittelpunkt aus, gehet ſie auf alle diejenigen, welche mit ihm ein Einziges ausmachen, und verringert ſich, je nachdem ſolche durch einen geringern Grad der Liebe mit ihm verbunden ſind, diejenigen aber, wel - che auſſer dieſer geſellſchaftlichen Verbindung ſind, werden fuͤr gar nichts geachtet, und die, ſo wider jene, und wider ihre Boshei - ten ſind, fuͤr Feinde gehalten, ſie moͤgen ſeyn, wer ſie wollen, ſie moͤgen nun Weiſe oder Rechtſchaffene, Aufrichtige oder Gerechte ſeyn. Aber die geiſtliche Liebe gegen den Naͤchſten faͤngt vom Herrn an, und gehet von Jhm, als von dem Mittelpunkt aus, auf alle, die durch die Liebe und den Glauben mit Jhm verbunden ſind, und zwar gehet ſie nach Be -ſchaf -33Von der Hoͤlle. ſchaffenheit ihrer Liebe und ihres Glaubens. Hieraus erhellet, daß die Liebe des Naͤchſten, die bey dem Menſchen anfaͤngt, der Liebe gegen den Naͤchſten, die vom Herrn anfaͤngt, entgegen ſtehe, und daß jene von dem Boͤ - ſen herkomme, weil ſie aus dem Eigenen des Menſchen iſt, dieſe hingegen von dem Gu - ten herruͤhre, weil ſie vom Herrn kommt, Der das Gute ſelber iſt: es iſt auch offen - bar, daß die Liebe des Naͤchſten, welche von dem Menſchen und von ſeiner Eigenheit her - kommt, leiblich ſey, hingegen die Liebe gegen den Naͤchſten, die vom Herrn herkommt, himmliſch ſey. Mit einem Wort, die Ei - genliebe machet bey dem Menſchen, in wel - chem ſie iſt, das Haupt aus; und die himm - liſche Liebe, auf welcher er ſtehet, machet ſeine Fuͤſſe aus, und wenn ſie ihm nicht die - net, ſo tritt er ſie mit Fuͤſſen; daher kommt es, daß ſichs anſehen laͤßt, als wuͤrden die, ſo in die Hoͤlle hinab geworfen werden, ruͤck - lings mit dem Kopf abwaͤrts auf die Hoͤlle zu, und mit den Fuͤſſen aufwaͤrts gen Him - mel zu hinunter geſtuͤrzt, man leſe oben Num. 548.

559. Die Eigenliebe iſt auch von der Be - ſchaffenheit, daß, um ſo viel man ihr den Zuͤgel ſchießen laͤßt, das iſt, ſo viel die aͤuſ - ſerlichen Bande entfernt werden, die da ſind die vielerley Furcht vor dem Geſetz und deſ -Sw. Sch. II. Th. cſen34Von der Hoͤlle. ſen Strafen, und vor dem Verluſt des gu - ten Namens, der Ehre, des Gewinnſtes, des Amts und des Lebens, in ſo viel reißt ſie um ſich, bis daß ſie endlich nicht nur uͤber den ganzen Erdkreis, ſondern auch uͤber den gan - zen Himmel, und uͤber das Goͤttliche ſelbſt herrſchen will, kurz, ſie hat nirgends keine Grenzen oder ein Ende; dieſes liegt in einem jeden verborgen, der in der Eigenliebe ſtehet, ob es gleich vor der Welt, wo die gedachten Bande ihn zuruͤck halten, nicht offenbar iſt. Daß dem alſo ſey, ſiehet jedermann an den Maͤchtigen und Koͤnigen, welche in keinen ſol - chen Zaͤumen und Banden ſind, wie ſie um ſich reiſſen, Laͤnder und Koͤnigreiche unter das Joch bringen, ſo weit es ihnen gelingt, und nach Gewalt und Herrlichkeit uͤber die Maa - ſen ſtreben: daß ſichs mit der Eigenliebe ſo verhalte, iſt noch klaͤrer an dem heutigen Ba - bal zu ſehen, wie deſſen Herrſchſucht ſich bis in den Himmel erſtreckt, und wie es alle goͤtt - liche Gewalt des Herrn an ſich geriſſen hat, und beſtaͤndig weiter um ſich greiffen will. Daß ſolche, wenn ſie nach dem Tod ins an - dre Leben kommen, gaͤnzlich wider das Goͤtt - liche und wider den Himmel, fuͤr die Hoͤlle aber eingenommen ſeyn, leſe man in der Ab - handlung: vom letzten Gericht und dem zerſtoͤrten Babel.

560.35Von der Hoͤlle.

560. Man ſtelle ſich einmal eine Geſell - ſchaft von ſolchen Leuten vor, welche alle nur ſich allein lieben, andre aber weiter nicht, als in ſo ferne ſie mit ihnen Eins ausmachen, und man wird ſehen, daß ihre Liebe keine andre ſey, alswie die Liebe der Straßenraͤu - ber unter einander, welche, in ſo ferne ſie gemeinſchaftlich handeln, einander kuͤſſen, und einander Freunde nennen, in ſo fern ſie aber nicht gemeinſchaftlich handeln, und ſich nicht mehr regieren laſſen, einander an - fallen und ermorden: wenn man ihr Jnne - res oder ihr Gemuͤth pruͤfet, ſo wird man ſehen, daß ſie voll von feindlichen Haſſes ſind, einer wider den andern, und daß ſie im Herzen uͤber alle Gerechtigkeit und Auf - richtigkeit lachen, und auch uͤber das Goͤtt - liche, welches ſie wie nichts verwerfen; die - ſes kann noch beſſer erſehen werden aus ih - ren Geſellſchaften in den Hoͤllen, von wel - chen weiter unten geredet werden ſoll.

561. Die innern Gedanken und Neigun - gen derer, die ſich uͤber alles lieben, ſind zu ſich ſelber und zu der Welt gekehrt, und alſo vom Herrn und vom Himmel abgewendet; daher kommt es, daß ſie mit allerley Boshei - ten beſeſſen ſind, und daß bey ihnen das Goͤtt - liche nicht einflieſſen kann, weil es den Au - genblick, als es einfließt, in die Gedanken der Selbſtheit verſenkt, und damit verun -c 2rei -36Von der Hoͤlle. reiniget, und auch mit dem aus ihrer Eigen - heit herruͤhrenden Boͤſen vermiſcht wird: daher kommt es, daß dieſe alle im andern Leben ruͤckwaͤrts vom Herrn weg, und gegen die Finſternis ſchauen, die daſelbſt ſtatt der Sonne der Welt iſt, und der Sonne des Himmels, welche der Herr iſt, ſchnurſtracks entgegen ſtehet, man leſe oben Num. 123: die Finſternis bedeutet auch das Boͤſe, und die Sonne der Welt bedeutet die Eigenliebe.

562. Die Bosheiten, ſo bey denen be - findlich ſind, welche in der Eigenliebe ſtehen, ſind uͤberhaupt Verachtung andrer, Neid, Feindſchaft gegen alle, die ihnen nicht guͤn - ſtig ſind, und die daher ruͤhrende Todfeind - ſeligkeit, Haß von allerley Art, Rachſucht, Liſt, Betrug, Unbarmherzigkeit und Grau - ſamkeit; und in Anſehung der Religion, iſt bey ihnen nicht nur eine Verachtung des Goͤttlichen und der goͤttlichen Dinge, die das Wahre und Gute der Kirche ſind, ſon - dern auch eine Verbitteruug gegen dieſelben, die ſich auch in Haß verwandelt, wenn der Menſch ein Geiſt wird, und alsdenn mag er nicht allein gar nichts von ihnen hoͤren, ſondern er brennet auch vor Haß gegen alle diejenigen, welche das Goͤttliche erkennen und anbeten. Jch habe mit einem gewiſſen geredt, der in der Welt maͤchtig gewefen war, und ſich ſelbſt im hoͤchſten Grad geliebet hat -te,37Von der Hoͤlle. te, derſelbe, wenn er nur das Goͤttliche nennen hoͤrete, und vornehmlich, wenn er den Herrn nennen hoͤrete, wurde von dem aus dem Zorn herruͤhrenden Haß dermaſen aufgebracht, daß er vor Begierde brannte, Jhn zu toͤdten; er begehrte auch, wenn ſei - ner Liebe die Zuͤgel nachgelaſſen wurden, der Teufel ſelber zu ſeyn, damit er aus der Eigen - liebe den Himmel beſtaͤndig anfechten koͤnn - te: dieſes begehren auch viele, die aus dem Pabſtthum ſind, wenn ſie im andern Leben inne werden, daß der Herr alle Gewalt habe, und ſie gar keine.

563. Jn der Abend-Gegend gegen die Mit - tags-Gegend zu erſchienen mir etliche Geiſter, die ſagten, ſie haͤtten in der Welt in groſſer Wuͤrde geſtanden und verdieneten, andern vor - gezogen zu werden, und uͤber ſie zu herrſchen; dieſe wurden von den Engeln gepruͤft, wie ſie innerlich beſchaffen waͤren, und es kam her - aus, daß ſie bey ihren Amtsverrichtungen in der Welt nicht auf die Nutzſtiftungen, ſon - dern auf ſich ſelber geſehen, ſich alſo den Nutz - ſtiftungen vorgezogen hatten; weil ſie aber darnach trachteten und heftig darauf beſtun - den, Vorgeſetzte zu werden, ſo wurde ihnen auch verſtattet, denen, die ſich uͤber Sachen von hoher Ausfuͤhrung berathſchlagten, bey - zuwohnen; allein, man wurde gewahr, daß ſie gar im geringſten nicht auf die Ausfuͤhrun -c 3gen38Von der Hoͤlle. gen worauf es eben ankam, Achtung geben, noch die Sachen innerlich in ſich anſehen konn - ten, und daß ſie nicht aus dem Nutzen der Sa - che, ſondern aus dem Eigennutz redeten, daß ſie auch aus Gutduͤnken nach Gunſt handeln wollten, weswegen ſie aus dieſer Amtsſtelle gejagt, und verlaſſen wurden, damit ſie an - derswo Dienſte ſuchen moͤchten; ſie giengen demnach weiter in die Abend Gegend hinein, wo ſie hie und da aufgenommen wurden, aber uͤberall wurde ihnen geſagt, ſie waͤren ſolche, die weiter nichts, als ſich ſelber in Gedanken haͤtten, und auf eine Sache ſonſt nicht, als aus Eigennutz bedacht waͤren, ſie waͤren alſo dumm, und nur wie ſinnlich leibliche Geiſter; derohalben wurden ſie allerwegen, wo ſie nur hinkamen, wieder abgewieſen: nach einiger Zeit ſahe ich, daß ſie an den Bettelſtab gera - then waren, und Almoſen ſuchten. Hieraus wurde mir auch klar, daß, obgleich diejenigen, welche in der Eigenliebe ſind, in der Welt aus dem Feuer ihrer Liebe wie weislich zu reden ſcheinen, ſolches dennoch nur aus dem Ge - daͤchtnis und aus keinem Vernunftlicht her - kommt; weswegen ſie im andern Leben, wo die in dem natuͤrlichen Gedaͤchtnis befindli - chen Dinge nicht mehr hervorgebracht wer - den duͤrfen, duͤmmer ſind, als andre, und das aus der Urſache, weil ſie vom Goͤttlichen getrennt ſind.

564.39Von der Hoͤlle.

564. Es giebt zweyerley Arten der Herrſch - begierde, die eine iſt die Herrſchbegierde der Liebe gegen den Naͤchſten, die andere iſt die Herrſchſucht der Eigenliebe; die zwey Arten der Herrſchbegierde ſind in ihrem Weſen ein - ander gaͤnzlich entgegen: wer aus Liebe ge - gen den Naͤchſten herrſchet, der will allen und jeden wohl, und liebet nichts mehr als die Nutzſtiftungen, und alſo andern zu dienen, (andern dienen, dadurch verſtehe ich, andern wohl wollen und Nutzen ſchaffen, es ſey gleich der Kirche, oder dem Vaterland, oder der Ge - ſellſchaft, oder dem Mitbuͤrger) das iſt ſeine Liebe und ſeines Herzens Luſt: um ſo viel ein ſolcher zu Ehrenſtellen uͤber andre erhoben wird, in ſo viel erfreuet er ſich auch, aber nicht we - gen der Ehrenſtellen, ſondern wegen der Nutz - barkeiten, die er alsdenn in groͤſſerer Menge und in hoͤherem Grad leiſten kann; ſo iſt die Herrſchbegierde in den Himmeln beſchaffen: hingegen, wer aus der Eigenliebe herrſchet, der will keinem einzigen wohl, ſondern nur ſich allein; bey den Nutzbarkeiten, die er ſchaffet, iſt es ihm um ſeine ſelbſteigene Ehre und Ruhm zu thun, Ehre und Ruhm ſind bey ihm lediglich die Nutzleiſtungen: dienet er ja an - dern, ſo geſchiehts bey ihm nur aus der Abſicht, damit man ihm wieder diene und Ehre erwei - ſen, und er herrſchen moͤge; er beſtrebet ſich um Ehrenſtellen nicht um des Guten willen, das dem Vaterland und der Kirche zu leiſtenc 4iſt,40Von der Hoͤlle. iſt, ſondern darum, damit er in Hoheit und Herrlichkeit ſeyn, und von daher ſeines Her - zens Luſt haben moͤge. Die Liebe zu herr - ſchen bleibt auch einem jeden alsdenn noch, wenn ſein Leben in der Welt ein Ende hat; denen aber, welche aus Liebe gegen den Naͤch - ſten geberrſchet haben, wird zwar auch in den Himmeln eine Herrſchaft anvertraut, aber als - denn herrſchen ſie keinesweges, ſondern die Nutzſtiftungen, die von ihnen geliebet werden, und wenn die Nutzſtiftungen herrſchen, ſo herrſchet der Herr: diejenigen hingegen, wel - che in der Welt aus der Eigenliebe geherrſchet haben, befinden ſich, wenn ihr Leben in der Welt ein Ende hat, in der Hoͤlle, und ſind all - da veraͤchtliche leibeigene Sclaven: ich habe geſehen, daß welche, die in der Welt maͤchtig geweſen waren, und aus der Eigenliebe geherr - ſchet hatten, unter die allerſchlechteſten gewor - fen wurden, und einige unter diejenigen, wel - che ſich in den heimlichen Gemaͤchern der Hoͤl - le aufhalten.

565. Was aber die Welt-Liebe anbetrift, ſo ſtehet dieſe Liebe der himmliſchen Liebe nicht in einem ſolchen Grad entgegen, weil nicht ſo groſſe Bosheiten in ihr verborgen ſind. Die Welt-Liebe beſtehet darinnen: wenn man an - drer Leute Guͤter durch alle nur moͤgliche Kunſt - griffe an ſich bringen will, und das Herz an den Reichthum haͤnget, und geſchehen laͤßt, daß einen die Welt von der geiſtlichen Liebe,ſo41Von der Hoͤlle. ſo die Liebe gegen den Naͤchſten iſt, und alſo vom Himmel und von dem Goͤttlichen zu - ruͤckziehe und abbringe. Allein, die Welt-Lie - be iſt vielerley; ſie iſt die Liebe zum Reichthum, damit man zu Ehren moͤge erhoben werden, die man alſo lediglich liebet; die Liebe zu Eh - renſtellen und Wuͤrden, um Reichthum zu er - werben; die Liebe zum Reichthum, um man - cherley Gebrauch davon zu machen, woran man ſich in der Welt ergoͤtzet; die Liebe zum Reichthum, blos allein um des Reichthums willen, eine ſolche Liebe iſt bey den Geitzigen; und ſo weiter: der Endzweck um deſſen wil - len man den Reichthum liebt, wird der Ge - brauch genennet, und der Endzweck, oder der Gebrauch iſt es, von welchem die Liebe ihre Beſchaffenheit hat; denn die Liebe iſt ſo be - ſchaffen, wie der Endzweck iſt, um deſſentwil - len man liebet, weil ihr das uͤbrige als Mit - tel dienet.

Was das hoͤlliſche Feuer, und das Zaͤhnklappern ſey.

566. Was das ewige Feuer, und das Zaͤhnklappern ſey, welche Ausdruͤcke in dem Wort von denen geſagt werden, die in der Hoͤlle ſind, iſt noch keinem einzigen bekannt, aus der Urſache, weil man ſich die Dinge, wel - che in dem Wort ſtehen, materiell oder irdiſch gedacht, und von dem geiſtlichen Sinn desc 5Worts42Von der Hoͤlle. Worts nichts gewußt hat, derowegen haben einige durch das Feuer ein materielles oder irr - diſches Feuer verſtanden, einige eine Quaal uͤberhaupt, einige die Gewiſſensbiſſe, einige etwas nur ſo geſagtes, um den Boͤſen ein Schrecken einzujagen! und durch das Zaͤhn - klappern haben einige ein ſolches Klappern der Zaͤhne verſtanden, einige aber nur ei - nen Grauen, wie der iſt, wenn man ein ſolches Aneinanderſtoſſen der Zaͤhne hoͤret. Wer aber den geiſtlichen Sinn des Worts verſteht, der kann wiſſen, was das ewi - ge Feuer, und was das Zaͤhnklappern iſt, denn in einem jeden Wort, und in einem je - den Sinn der Worte in dem Wort liegt ein geiſtlicher Sinn, weil das Wort in ſeinem Jnwendigen geiſtlich iſt, und das Geiſtliche kann vor dem Menſchen nicht anders, als auf eine natuͤrliche Weiſe ausgedruckt werden, weil der Menſch in der natuͤrlichen Welt iſt, und aus den Dingen, die allda befindlich ſind, denket. Was nun das ewige Feuer, und das Zaͤhnklappern eigentlich ſey in welches die boͤ - ſen Menſchen, in Anſehung ihrer (ſelbſteige - nen) Geiſter, nach dem Tod kommen, oder welches ihre (ſelbſteigene) Geiſter, die alsdenn in der geiſtlichen Welt befindlich ſind, leiden, das ſoll itzt im folgenden geſagt werden.

567. Es ſind zweyerley Urquellen der Hi - tze, die eine iſt aus der Sonne des Himmels, welche der Herr iſt, und die andere aus derSon -43Von der Hoͤlle. Sonne der Welt; die Hitze aus der Sonne des Himmels oder aus dem Herrn, iſt eine geiſt - liche Hitze, welche in ihrem Weſen die Liebe iſt, man leſe oben Num. 126-140; aber die Hitze aus der Sonne der Welt iſt eine natuͤr - liche Hitze, die in ihrem Weſen nicht die Liebe iſt, ſondern der geiſtlichen Hitze oder Liebe zu einem Behaͤltnis dienet: daß die Liebe in ih - rem Weſen eine Waͤrme oder Hitze ſey, kann man deutlich abnehmen von der Erhitzung des Gemuͤths, und von der daher ruͤhrenden Erhi - tzung des Leibes, welche aus der Liebe entſteht, und ſich nach dem Grad und nach der Be - ſchaffenheit der Liebe verhaͤlt, und dieſes bey dem Menſchen im Winter ſowohl, als im Sommer, ingleichen kann man es auch von der Erhitzung des Bluts abnehmen; daß die natuͤrliche Hitze, die aus der Sonne der Welt entſteht, der geiſtlichen Hitze zu einem Behaͤlt - nis diene, ſiehet man offenbar aus der Hitze des Leibes, die von der Hitze ſeines Geiſtes an - gereitzt, und von ihr unterſtuͤtzt wird; vor - nehmlich wird es offenbar aus der Fruͤhlings - und Sommers-Hitze bey allen Arten der Thie - re, die von Jahr zu Jahr eben zu der Zeit wie - der in ihre Liebe kommen; nicht etwa, als ob es dieſe Hitze mache, ſondern weil ſie die Koͤr - per der Thiere bequem macht, die Hitze aus der geiſtlichen Welt aufzunehmen, welche auch auf die Thiere einen Einfluß hat, denn die geiſtliche Welt fließt in die natuͤrliche ein, alswie44Von der Hoͤlle. wie die Urſache in die Wuͤrkung. Wer da glaubt, daß die natuͤrliche Hitze die Liebe der Thiere hervorbringe, der betriegt ſich ſehr, denn es findet nur der Einfluß der geiſtlichen Welt in die natuͤrliche Welt ſtatt, nicht aber der Einfluß der natuͤrlichen Welt in die geiſtli - che, und alle Liebe, weil ſie unmittelbar zum Leben gehoͤrt, iſt geiſtlich; desgleichen, wer da glaubt, daß in der natuͤrlichen Welt etwas ohne den Einfluß der geiſtlichen Welt entſte - he, der betriegt ſich eben auch, denn das Na - tuͤrliche iſt und beſtehet ſonſt nicht, als nur aus dem Geiſtlichen; und ſo haben auch die Dinge im Gewaͤchsreich ihr Wachsthum von dem aus der geiſtlichen Welt herruͤhrenden Einfluß her, die natuͤrliche Waͤrme zur Fruͤh - lings - und Sommers - Zeit bringt nur die Saamenkoͤrner in ihre natuͤrliche Geſtalten, durch das Ausbreiten und Aufſchlieſſen, da - mit der Einfluß aus der geiſtlichen Welt in denſelben das Seinige thun kann. Dieſes habe ich deswegen angefuͤhrt, damit man wiſ - ſen moͤge, daß zweyerley Waͤrme oder Hitze ſey, naͤmlich die geiſtliche und die natuͤrliche, und daß die geiſtliche Hitze aus der Sonne des Himmels, und die natuͤrliche Hitze aus der Sonne der Welt komme, und daß der Ein - fluß und hernach die Mitwuͤrkung die Wuͤr - kungen darſtellen, welche in der Welt vor den Augen erſcheinen.

568.45Von der Hoͤlle.

568. Die geiſtliche Waͤrme oder Hitze des Menſchen iſt die Hitze ſeines Lebens, weil ſie in ihrem Weſen, wie ich oben geſagt habe, die Liebe iſt; dieſe Hitze iſt es, welche in dem Wort durch den Ausdruck: Feuer, verſtan - den wird; durch das himmliſche Feuer wird die Liebe zum Herrn, und die Liebe gegen den Naͤchſten, und durch das hoͤlliſche Feuer die Eigenliebe und Weltliebe verſtanden.

569. Das hoͤlliſche Feuer oder die hoͤlli - ſche Liebe entſtehet aus eben dem Urſprung, aus welchem das himmliſche Feuer oder die himmliſche Liebe entſtehet, naͤmlich aus der Sonne des Himmels oder aus dem Herrn; allein, diejenigen, welche es aufnehmen, machen es eben hoͤlliſch; denn aller Ein - fluß aus der geiſtlichen Welt leidet eine Ver - aͤnderung nach Beſchaffenheit des Aufneh - mens, oder nach Beſchaffenheit der Geſtal - ten, in welche er einfließt; nicht anders, als wie die Waͤrme und das Licht aus der Son - ne der Welt, die Waͤrme aus ſolcher, wel - che in die Baͤumenvolle und Blumenreiche Oerter einfließt, bringet das Ausſchlagen hervor, und locket einen angenehmen und lieblichen Geruch heraus; wenn aber eben dieſe Waͤrme in Oerter einfließt, wo Koth und Todtenkoͤrper ſind, ſo bringt ſie Faͤul - niſſe hervor, und ziehet einen uͤblen Geruch und Geſtank heraus: ingleichen bringet dasLicht46Von der Hoͤlle. Licht aus eben dieſer Sonne in dem einen Ding ſchoͤne und liebliche Farben hervor, in dem andern heßliche und unangenehme: eben ſo iſt es mit der Waͤrme und dem Licht aus der Sonne des Himmels, welche die Liebe iſt; wenn die Hitze oder Liebe aus der Son - ne des Himmels in das Gute einfließt, als - wie bey den guten Menſchen und Geiſtern, und bey den Engeln, ſo macht ſie das bey ih - nen befindliche Gute fruchtbar, wenn aber die Hitze oder Liebe aus der Sonne des Him - mels bey den Boͤſen einfließt, ſo giebt ſie ei - ne widerwaͤrtige Wuͤrkung von ſich, denn die Bosheiten erſticken entweder, oder ver - kehren dieſe Hitze oder Liebe; eben ſo iſt es mit dem Lichte des Himmels, wenn es in die Wahrheiten des Guten einfließt, ſo giebt es Verſtandes-Erkaͤnntnis und Weisheit, wenn es aber in die Falſchheiten des Boͤſen ein - fließt, ſo wird es in Unſinnigkeiten und al - lerhand Phantaſien verkehrt. Alſo uͤberall nach Beſchaffenheit des Aufnehmens.

570. Weil das hoͤlliſche Feuer die Eigen - liebe und Welt-Liebe iſt, alſo iſt es auch je - de Begierde, die dieſer zweyerley Liebe eigen iſt, weil die Begierde eine anhaltende Liebe iſt, denn was der Menſch liebet, das begeh - ret er beſtaͤndig, und hat auch eine Luſt dar - an, denn was der Menſch liebet oder begeh - ret, daruͤber empfindeter, wenn er es erlanat,ein47Von der Hoͤlle. ein Vergnuͤgen, und das Vergnuͤgen des Her - zens kommt bey dem Menſchen nicht anders woher; das hoͤlliſche Feuer alſo iſt die Be - gierde und die Luſt, welche aus der Eigenlie - be und Welt-Liebe, als aus ihren Quellen, herausflieſſen: die Bosheit derer, ſo in die - ſer zweyerley Liebe ſtehen, ſind: Verachtung andrer, Feindſchaft und Todfeindſeligkeit, die ſie gegen diejenigen hegen, ſo ihnen nicht guͤnſtig ſind; es iſt bey ihnen Neid, Haß und Rache, und die daher ruͤhrende Wuth und Grauſamkeit; und in Anſehung des Goͤtt - lichen iſt bey ihnen Verlaͤugnung, und die daher ruͤhrende Verachtung, Verſpottung und Laͤſterung der heiligen Dinge, ſo zur Kirche gehoͤren, und dieſe Verachtung, Ver - ſpottung und Laͤſterung verwandelt ſich nach dem Tod, wenn der Menſch ein Geiſt wird, in Zorn und Haß wider dieſelben, man leſe oben Num. 562. Und weil dieſe Bosheiten beſtaͤndig vor Begierde ſchnauben, diejenigen, welche von ihnen fuͤr Feinde gehalten werden, und gegen welche ſie in Haß und Rache ent - brannt ſind, zu vertilgen und zu ermorden, ſo iſt dahero die Luſt ihres Lebens, daß ſie vertilgen und ermorden wollen, und daß ſie, in ſo ferne ſie dieſes nicht bewerkſtelligen koͤn - nen, Schaden zu fuͤgen, toben und wuͤten wollen. Dieſes iſt es, was in dem Wort durch Feuer, wenn von den Boͤſen und von den Hoͤllen die Rede iſt, verſtanden wird; zurBeſtaͤ -48Von der Hoͤlle. Beſtaͤtigung will ich einige Stellen aus dem Wort anfuͤhren: Sie ſind allzumal Heuchler und Boͤſe, und aller Mund re - det Thorheit, denn das gottloſe Weſen brennet wie Feuer, verzehret Dornen und Hecken, und zuͤndet das dicke Ge - ſtraͤuche des Waldes an, und ſie verſtaͤu - ben mit hohem Rauch, und das Volk iſt wie eine Speiſe des Feuers worden, keiner ſchonet des andern, Jeſai. 9, 17. 18. Jch will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden, naͤmlich Blur, Feuerund Rauchdampf, die Son - ne ſoll in Finſternis verwandelt werden, Joel 3, 3. 4. Die Erde wird zu bren - nenden Pech werden, das weder Tag noch Nacht verloͤſchen wird, ſondern ewiglich wird Rauch von ihr aufgehen, Jeſai. 34, 9. 10. Siehe, es kommt ein Tag, der brennen ſoll, wie ein Ofen, da werden alle Veraͤchter und Gottlo - ſen Stroh ſeyn, und der kommende Tag wird ſie anzuͤnden, Malach. 3, 19. Babylon iſt eine Behauſung der Teu - fel worden, ſie ſchrieen, da ſie den Rauch vom ihrem Brande ſahen, der Rauch gehet auf ewiglich, Offenb. 8, 2. 18. Cap. 19, 2. Er that den Brunn des Abgrunds auf, und es gieng auf ein Rauch aus dem Brunnen wie ein Rauch eines groſſen Ofens, und es wurde ver -fin -49Von der Hoͤlle. finſtert die Sonne, und die Lufft vom Rauch des Brunnens, Offenb. 9, 2. Aus dem Munde der Roſſe gieng Feuer, Rauch und Schwefel; von dieſen wur - de getoͤdtet das dritte Theil der Men - ſchen, von dem Feuer, und Rauch, und Schwefel, Offenb. 9, 17. 18. So je - mand das Thier anbetet, der wird von dem Wein des Zorns Gottes trinken, der eingeſchenkt iſt in ſeines Zorns Kelch, und wird gequaͤlet werden mit Feuer und Schwefel, 14, 9. 10. Der vierd - re Engel goß aus ſeine Schaale in die Sonne, und ihm ward gegeben, den Menſchen mit Feuer eine brennende Hitze zu machen, und den Menſchen ward heiß vor groſſer Hitze, 16, 9. Sie wurden in den feurigen Pful geworfen, der mit Schwefel brannte, Offenb. 19, 20. Cap. 20, 14. 15. Cap. 21, 8. Wel - cher Baum nicht gute Fruͤchte bringet, wird abgehauen, und ins Feuer gewor - fen, Matth. 3, 20. Luc. 3, 9. Des Menſchen Sohn wird ſeine Engel ſen - den, und ſie werden ſammlen aus ſeinem Reich alle Aergerniſſe, und diejenigen, die da unrecht thun, und werden ſie in den Feuerofen werfen, Matth. 13, 41. 42. 50. Der Koͤnig wird ſagen zu denen zur Linken: gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, dasSw. Sch. II. Th. dbe -50Von der Hoͤlle. bereitet iſt dem Teufel und ſeinen Engeln, Matth. 25, 4. Sie werden in das ewi - ge Feuer geworfen, in das hoͤlliſche Feu - er, wo ihr Wurm nicht ſterben und ihr Feuer nicht verloͤſchen wird, Matth. 18, 8. 9. Marc. 9, 43-49 Der Reiche in der Hoͤlle ſagte zu Abrabam, er leide Pein in der Flamme, Luc. 16, 24; in dieſen und noch in vielen andern Stellen wird durch das Feuer die Begierde verſtanden, die der Eigenliebe und Welt-Liebe eigen iſt, und durch den Rauch aus demſelben wird das aus dem Boͤſen herruͤhrende Falſche ver - ſtanden.

571. Weil durch das hoͤlliſche Feuer die Begierde, die aus der Eigen - und Welt-Lie - be herruͤhrende Bosheiten aus zu uͤben, ver - ſtanden wird, und weil allen denen, ſo in den Hoͤllen ſind, dieſe Begierde eigen iſt, wie man im vorhergehenden Artikel nachleſen kann, ſo kommt dahero auch, wenn die Hoͤl - len eroͤffnet werden, gleichſam etwas Feuri - ges mit Rauch zum Vorſchein, ſo wie es bey Feuersbruͤnſten zu ſeyn pflegt; aus denen Hoͤllen, wo die Eigenliebe herrſchet, kommt etwas dick Feuriges, und aus denen Hoͤllen, wo die Welt-Liebe herrſchet, etwas Flam - michtes zum Vorſchein. Wenn ſie aber ver - ſchloſſen ſind, ſo laͤßt ſich dieſes Feurige nicht ſehen, ſondern an deſſen Statt gleichſam et -was51Von der Hoͤlle. was vom Rauch dick gewordenes Dunkele; jedoch hat jenes Feurige eine innerliche Glut, und das bin ich auch aus der daraus ausge - duͤnſteten Hitze inne geworden, welche Hitze ſo iſt, wie aus verbrannten Haufen nach ei - ner Feuersbrunſt, und anderswo wie aus einem erhitzten Ofen, und wieder anderswo wie aus einem warmen Bad; wenn dieſe Waͤrme bey dem Menſchen einfließt, ſo er - weckt ſie bey ihm Begierden, und bey den Boͤſen Haß und Rache, bey den Kranken aber Unſinnigkeiten. Ein ſolches Feuer oder eine ſolche Hitze haben diejenigen, welche in der obgedachten zweyerley Liebe ſtehen, weil ſie in Anſehung ihrer (ſelbſteigenen) Geiſter an ſolche Hoͤllen gebunden ſind, auch ſchon, wenn ſie im Leibe leben. Allein, man muß wiſſen, das diejenigen, ſo ſich in den Hoͤllen befinden, in keinem Feuer ſind, ſondern daß das Feuer nur ein Anſchein iſt; denn ſie fuͤh - len daſelbſt kein Brennen, ſondern nur eine Hitze alswie ſie vorher in der Welt eine fuͤhl - ten, daß Feuer zum Vorſchein kommt, iſt aus der Uebereinſtimmung, denn die Liebe ſtimmet mit dem Feuer uͤberein, und alle Dinge, welche in der geiſtlichen Welt erſchei - nen, erſcheinen nach Uebereinſtimmungen.

572. Es iſt zu merken, daß ſich dieſes Feuer die hoͤlliſche Hitze in eine heftige Kaͤlte verwandelt, wenn die Hitze aus dem Himmeld 2in52Von der Hoͤlle. in die Hoͤllen einfließt, und ſodann bekom - men diejenigen, ſo allda ſind, einen Schauer, alswie die, ſo mit dem kalten Fieber behaf - tet ſind, und leiden auch eine innerliche Qual; und dieſes aus der Urſache, weil ſie ſich dem Goͤttlichen gaͤnzlich widerſetzen, und die Hi - tze des Himmels, welche die goͤttliche Liebe iſt, vertilget die hoͤlliſche Hitze, welche die Eigen - liebe iſt, und mit dieſer hoͤlliſchen Hitze auch das Feuer ihres Lebens, daher kommt nun dergleichen Kaͤlte, und der daher ruͤhrende Schauer, und auch die Qual; es entſteht auch alsdenn in den Hoͤllen eine Finſternis, und eine daher ruͤhrende Bethoͤrung und Ver - blendung. Aber dieſes geſchiehet ſelten, und nur, wenn ungeſtuͤme Anfaͤlle, ſobald ſie uͤber die Maaſen heftig werden, zu ſtillen ſind.

573. Weil durch das hoͤlliſche Feuer je - de aus der Eigenliebe herflieſſende Begierde, Boͤſes zu thun, verſtanden wird, ſo wird da - her auch durch eben dieſes Feuer die Qual verſtanden, ſo wie ſie in den Hoͤllen iſt; denn die aus dieſer Liebe herruͤhrende Begierde iſt eine Begierde, allen denen ſchaͤdlich zu ſeyn, von welchen ſie nicht geehret, hochgeſchaͤtzet und gleichſam angebetet werden, und um ſo viel ſie ſich daruͤber erzuͤrnen, und um ſo viel ſie aus dem Zorn den Haß und die Rache bey ſich einreiſſen laſſen, ſo groß iſt die Begierde, wider ſelbige zu wuͤten: und ſobald eine ſol -che53Von der Hoͤlle. che Begierde bey einem jeden innerhalb einer Geſellſchaft iſt, wo ſie keine aͤuſſerliche Ban - de zuruͤckhalten, als da ſind die vielerley Furcht vor dem Geſetz, und vor dem Verluſt des guten Namens, der Ehre, des Gewinnſtes, und des Lebens, ſodann faͤllt ein jeder aus ſeiner Bosheit den andern an, und ſo viel er vermag, uͤberwaͤltigt er ihn auch, und macht auch die uͤbrigen ſeiner Herrſchaft unterwuͤr - fig, und wider diejenigen, die ſich nicht un - terwerfen, laͤßt er mit Luſt ſeine Wuth aus: dieſe Luſt iſt mit der Luſt zu hertſchen voͤllig verknuͤpft, ja ſogar, daß ſie in gleichem Grad ſind, weil die Luſt, Schaden zuzufuͤgen, in der Feindſchaft, in dem Neid, in dem Haß und in der Rache befindlich iſt, dieſe aber die Bosheiten der Eigenliebe ſind, wie ich oben geſagt habe. Alle Hoͤllen ſind dergleichen Ge - ſellſchaften, weswegen ein jeder allda in ſei - nem Herzen einen Haß gegen den andern traͤgt, und aus Haß in Wuth ausbricht, ſo viel er kann und weis. Dieſes Wuͤthen und die daher ruͤhrende Peinigungen werden eben auch durch das hoͤlliſche Feuer verſtanden, denn ſie ſind die Wuͤrkungen der Begierden.

574. Jch habe oben Num. 548. gezeigt, daß ein jeder boͤſe Geiſt ſich von ſelbſt in die Hoͤlle ſtuͤrze, deswegen ſoll auch mit weni - gem geſagt werden, woher dieſes komme, da doch in der Hoͤlle ſolche Peinigungen ſind,d 3Aus54Von der Hoͤlle. Aus jedweder Hoͤlle wird ein Umkreis der Begierden ausgehaucht, welche bey denen ſind, ſo ſich allda befinden; wenn nun dieſer Umkreis, von einem, der in eben einer ſol - chen Begierde iſt, empfunden wird, ſo wird er im Herzen gereitzt, und mit Luſt angefuͤl - let; denn die Begierde und die Luſt derſelben machen Eins aus; denn was einer begehret, daran hat er auch eine Luſt; daher kommt es, daß ſich der Geiſt hin zur Hoͤlle wendet, und aus der Luſt ſeines Herzens dahin begeh - ret; denn er weis noch nicht, daß daſelbſt ſolche Peinigungen ſind, und der, ſo es weis, begehret dennoch dahin; denn in der geiſtli - chen Welt kann kein einziger ſeiner Begier - de widerſtehen, weil die Begierde ſeiner Liebe eigen, und die Liebe ſeinem Willen eigen, und der Wille ſeiner Natur eigen iſt, und ein jeder in der geiſtlichen Welt nach ſeiner Na - tur handelt. Wenn nun der Geiſt von ſich ſelber oder aus ſeinem eigenen freyen Willen bey ſeiner Hoͤlle anlangt, und hinein tritt, ſo wird er ſodann zuerſt freundlich aufge - nommen, und er glaubt alſo, daß er unter gute Freunde gekommen ſey, aber dieſes waͤh - ret nur etliche Stunden; inzwiſchen wird er ausgeforſchet, von was fuͤr einer Schalkheit er ſey, und was er daher vermoͤge; wenn er nun ausgeforſchet worden, ſo fangen ſie an, ihn anzufechten, und das auf mancher - ley Weiſe, und nach und nach immer ſtaͤrkerund55Von der Hoͤlle. und heftiger, welches dadurch geſchiehet, daß ſie ihn immer weiter und tiefer hinein in die Hoͤlle fuͤhren, denn je weiter und tiefer es hinein geht, deſto boshaftiger ſind die Geiſter: nach den Anfechtungen fangen ſie an, durch Strafen wider ihn zu wuͤten, und das ſo lange, bis er mit Gewalt zum Scla - ven geworden iſt. Weil aber daſelbſt beſtaͤn - dig aufruͤhriſche Empoͤrungen entſtehen, weil ein jeder daſelbſt der Groͤßte ſeyn will, und gegen die andern in Haß entbrannt iſt, ſo entſtehen daraus immer neue Anfaͤlle; auf ſolche Art wechſelt immer ein Auftritt mit dem andern ab, dahero werden diejenigen, welche zu Sclaven gemacht worden, heraus genommen, damit ſie einem andern neuen Teufel Beyſtand leiſten moͤgen, um andre unter das Joch zu bringen, alsdenn werden die, ſo ſich nicht unterwerfen, und nicht auf den Wink dienen, wiederum auf mancher - ley Art gepeiniget, und ſo gehts in einem fort. Jn dergleichen Peinigungen beſtehet die Hoͤllen-Pein, welche das hoͤlliſche Feu - er genennet wird.

575. Das Zaͤhnklappern aber iſt ein beſtaͤndiger Zank und Streit der Falſchhei - ten unter einander, mithin derer, die in den Falſchheiten ſtehen, und dieſer Zank und Streit iſt auch mit Verachtung andrer, mit Feindſchaft, Verſpottung, Verhoͤnung undd 4Laͤſte -56Von der Hoͤlle. Laͤſterung verknuͤpft, die auch in allerhand Zerfleiſchungen ausbrechen; denn ein jeder ſtreitet fuͤr ſein Falſches, und giebt es fuͤr Wahrheit aus. Dieſe Zaͤnkereyen und Strei - tigkeiten werden auſſerhalb jenen Hoͤllen wie ein Zaͤhnklappern gehoͤrt; und werden auch, wenn die Wahrheiten aus dem Himmel da - hin einflieſſen, in ein Zaͤhnklappern verwan - delt. Jn obgedachten Hoͤllen befinden ſich alle diejenigen, welche die Natur erkannt, und das Goͤttliche gelaͤugnet haben, in de - nen Hoͤllen, die immer tiefer hinein geben, ſind diejenigen, welche ſich darinnen beſtaͤrkt haben: weil nun dieſe Gottes-Laͤugner gar kein Licht aus dem Himmel aufnehmen, und daher innerlich in ſich nichts ſehen koͤnnen, ſo ſind derohalben die meiſten koͤrperlich Sinn - liche, naͤmlich ſolche, die nichts glauben, als was ſie mit den Augen ſehen und mit Haͤn - den greifen; daher halten ſie alle Blendwer - ke oder Betruͤglichkeiten der Sinnen fuͤr Wahrheiten, und aus dieſen Betruͤglichkeiten zanken ſie auch: daher kommt es nun, daß ihre Zaͤnkereyen wie ein Zaͤhnklappern gehoͤret werden, denn alle Falſchheiten klappern in der geiſtlichen Welt, und die Zaͤhne haben mit dem Aeuſſerſten in der Natur, und auch mit dem Aeuſſerſten des Menſchen, welches das koͤrperlich Sinnliche iſt, eine Ueberein -ſtim -57Von der Hoͤlle. ſtimmung. *)Anmerkung des Verfaſſers. Von der Uebereinſtimmung der Zaͤhne leſe man in den himmliſchen Geheim - niſſen Num. 5565-5568. Daß dieje - nigen, welche blos ſinnlich ſind, und kaum noch etwas vom geiſtlichen Lichte haben, mit den Zaͤhnen uͤbereinſtimmen, leſe man Num. 5565. Daß diejenigen, die da glauben, die Natur ſey Alles, und das Goͤttliche ein Nichts, in dem andern Le - ben mit den Zaͤhnen klappern, wenn ſiereden,Daß in den Hoͤllen ein Zaͤhn - klappern ſey, leſe man Matth. 8, 12. Cap. 13, 42. 50. Cap. 22, 13. Cap. 24, 51. Cap. 25, 30. Luc. 13, 28.

Von der Bosheit und den ruch - loſen Kunſtgriffen der hoͤlliſchen Geiſter.

576. Was fuͤr einen hohen Grad der Vor - treflichkeit die Geiſter vor den Menſchen ha - ben, das kann ein jeder, der innerlich denkt, und etwas von der Wuͤrkung ſeines Gemuͤths weis, ſehen und begreiffen: denn der Menſch kann in ſeinem Gemuͤthe innerhalb einer Minute mehr durchgehen, auseinander wi -d 5ckeln58Von der Hoͤlle. ckeln und ſchlieſſen, als er in einer halben Stunde ausſprechen und durch das Schrei - ben ausdruͤcken kann; hieraus erhellet, um wie viel der Menſch vortreflicher ſey, wenn er in ſeinem Geiſte iſt, mithin, um wie viel er vortreflicher ſey, wenn er ein Geiſt wird, denn der Geiſt iſt es, der da denket, und der Leib iſt dasjenige, wodurch der Geiſt ſeine Ge - danken durch das Reden und Schreiben aus - druͤckt. Daher kommt es, daß ein ſolcher Menſch, welcher nach dem Tod ein Engel wird, in unausſprechlicher Verſtandes-Er - kaͤnntnis und Weisheit iſt, gegen die Er - kaͤnntnis und Weisheit zu rechnen, die er bey ſeinem Leben in der Welt gehabt; denn ſo lange ſein Geiſt in der Welt lebte, war er an dem Leib gebunden, und durch ſolchen war er in der natuͤrlichen Welt; was er da - hero alsdenn auf geiſtliche Weiſe gedacht hat, das iſt in die natuͤrlichen Jdeen oder Denk -bilder*)reden, leſe man Num. 5568. Er weiſet auch auf die 9052ſte Nummer, allwo er mit vielen Stellen aus dem Wort bewieſen hat, daß durch die Zaͤhne das natuͤrliche Wahre, welches dem aͤuſſerli - chen Verſtand zukommt, und im entge - genſtehenden Sinn das Falſche angedeu - tet wird, ſo dieſes Wahre zerſtoͤret. Man kann zugleich in ſeiner Apocalypſi Revela - ta Num. 435. nachleſen.59Von der Hoͤlle. bilder eingefloſſen, die, gegen die geiſtlichen Denkbilder zu rechnen, gemein, grob und finſter ſind, und unzaͤhlige Dinge, welche dem geiſtlichen Denken zukommen, nicht faſ - ſen koͤnnen, und ſolche auch in das von den weltlichen Sorgen herruͤhrende Truͤbe ver - huͤllen: ein anders iſt, wenn der Geiſt von dem Leibe los iſt, und in ſeinen geiſtlichen Zuſtand kommt, welches geſchiehet, wenn er aus der natuͤrlichen Welt in die geiſtliche Welt, die ihm eigen iſt, uͤbergehet; daß als - denn ſein Zuſtand in Anſehung der Gedan - ken und Neigungen, auf eine unermeßliche Weiſe vortreflicher ſey, als ſein voriger Zu - ſtand, erhellet aus dem, was ich bereits ge - ſagt habe; daher kommt es nun, daß die En - gel unausſprechliche Dinge denken, ja ſolche, die nicht auszudruͤcken ſind; mithin ſolche Dinge, die gar nicht in die natuͤrlichen Ge - danken des Menſchen kommen koͤnnen; da doch ein jeder Engel als ein Menſch geboren worden iſt, und als ein Menſch gelebt hatte, und ſich damals nicht weiſer vorgekommen iſt, als ein andrer Menſch von ſeines Gleichen.

577. So groß bey den Engeln der Grad der Weisheit und der Verſtandes-Erkaͤnnt - nis iſt, ſo groß iſt bey den hoͤlliſchen Geiſtern der Grad der Bosheit und Argliſt; denn es iſt einerley Sache; weil der Geiſt des Men - ſchen, wenn er von dem Leib aufgeloͤſet iſt,entwe -60Von der Hoͤlle. entweder in ſeinem Guten, oder in ſeinem Boͤſen iſt, der engliſche Geiſt in ſeinem Gu - ten, und der hoͤlliſche Geiſt in ſeinem Boͤſen; denn ein jeder Geiſt iſt entweder ſein Gutes oder ſein Boͤſes, weil er ſeine Liebe iſt, wie ich ſchon vorher oftmals geſaat und gezeigt habe; ſo wie nun der engliſche Geiſt aus ſeinem Guten denket, will, redet und han - delt, alſo denket, will, redet und handelt auch der hoͤlliſche Geiſt aus ſeinem Boͤſen; und unmittelbar aus dem Boͤſen denken, wol - len, reden und thun, heißt, aus allem Boͤ - ſen handeln; ein anders war es, da er noch in dem Leib lebte, da war das Boͤſe des Gei - ſtes des Menſchen in den Feſſeln, die einem jeden Menſchen von dem Geſetz, von dem Gewinn, von der Ehre, von dem guten Na - men, und von der vielerley Furcht, dieſe Dinge zu verlieren, angelegt ſind, derowe - gen konnte das Boͤſe ſeines Geiſtes damals nicht ausbrechen noch ſich ſo offenbaren, wie es in ſich ſelber war; uͤber dieſes lag auch da - mals das Boͤſe des Geiſtes des Menſchen umhuͤllt und verdeckt mit aͤuſſerlicher Froͤm - migkeit, Aufrichtigkeit, Gerechtigkeit und Neigung zum Wahren und Guten, welche aͤuſſerlichen Dinge ein ſolcher Menſch um der Welt willen mit dem Munde vorbrachte und vorgab, und worunter ſein Boͤſes der - geſtalt verborgen und im Dunkeln verſtecktlag,61Von der Hoͤlle. lag, daß er ſelber kaum wußte, daß in ſei - nem Geiſt eine ſo groſſe Bosheit und Argliſt vorhanden, und daß er alſo in ſich oder in - nerlich ein ſolcher Teufel ſey, wie er nach dem Tod einer wird, wenn ſein Geiſt in ſich ſelber, und in ſeine Natur kommt: alsdenn offenbaret ſich eine ſolche Bosheit, daß es kaum zu glauben iſt; aus der Bosheit ſelber brechen ſodann tauſenderley Dinge aus; wor - unter auch ſolche Dinge ſind, die unmoͤg - lich mit Woͤrtern einer Sprache koͤnnen aus - gedruckt werden; wie dieſe Dinge beſchaf - fen ſind, iſt mir durch vielfaͤltige Erfahrun - gen zu wiſſen, und auch zu vernehmen gege - ben worden; weil mir der Herr die Gabe gegeben hat, in der geiſtlichen Welt zu ſeyn meinem Geiſte nach, und auch zugleich in der natuͤrlichen Welt zu ſeyn dem Leibe nach: das kann ich bezeugen, daß die Bosheit der hoͤlliſchen Geiſter ſo groß iſt, daß von tau - ſenden kaum eine einzige kann beſchrieben werden: und daß auch der Menſch, wofern ihn nicht der Herr beſchuͤtzet, ſich niemals der Hoͤlle erwehren kann, denn bey einem je - den Menſchen ſind ſowohl Geiſter aus der Hoͤlle, als auch Engel aus dem Himmel, man leſe oben Num. 292. 293; der Herr aber kann den Menſchen nicht beſchuͤtzen, wofern nicht der Menſch das Goͤttliche erkennet, und wofern er nicht ein Leben des Glaubens und der thaͤtigen Liebe fuͤhret, denn wenn erdas62Von der Hoͤlle. das nicht thut, ſo wendet er ſich vom Herrn ab, und kehret ſich zu den hoͤlliſchen Geiſtern, und ſo wird er ſeinem Geiſte nach von eben einer ſolchen Bosheit eingenommen; dennoch aber ziehet der Herr den Menſchen von den Bosheiten, die er aus der Vergeſellſchaftung mit dieſen Geiſtern ſich zueignet und gleich - ſam ſich zuziehet, beſtaͤndig ab, wo nicht durch die innerlichen Bande des Gewiſſens, welche er gar nicht annimmt, wenn er das Goͤttliche laͤugnet, doch aber durch die aͤuſ - ſerlichen Bande, welche ſind, wie ich oben geſagt habe, die vielerley Furcht vor dem Ge - ſetz und vor deſſen Strafen, wie auch vor dem Verluſt des Gewinnſtes, und vor der Beraubung der Ehre und des guten Namens; ein ſolcher Menſch kann zwar durch das Ver - gnuͤgen ſeiner Liebe, und dadurch, daß er den Verluſt und die Beraubung dieſer Dinge be - fuͤrchtet, von dem Boͤſen abgezogen werden, allein, er iſt nicht in das geiſtliche Gute zu bringen, denn um ſo viel er in dieſes gebracht wird, in ſo viel gehet er bey ſich mit Liſt und Betrug um, indem er das Gute, Aufrich - tige und Gerechte faͤlſchlich vorgiebt und vor - luͤget, in der Abſicht zu uͤberreden und alſo zu hintergehen; dieſe Argliſt fuͤget ſich zu dem Boͤſen ſeines Geiſtes, und geſtaltet es, und machet, daß es ein ſolches Boͤſe ſey, wie es in ſeiner Natur iſt.

578. Die63Von der Hoͤlle.

578. Die allerſchlimmſien ſind diejenigen, die in den aus der Eigenliebe herruͤhrenden Bosheiten geweſen, und zugleich innerlich in ſich mit Tuͤcken umgegangen ſind, weil die Tuͤcke immer tiefer in die Gedanken und Abſichten eindringen, ſolche mit Gift anſte - cken, und alſo alles geiſtliche Leben des Men - ſchen zerſtoͤren: die meiſten von denſelben ſind in den hintern Hoͤllen, und werden Ge - nii genennet, und daſelbſt iſt ihre Luſt, ſich unſichtbar zu machen, und um die andern alswie Geſpenſter herum zu flattern, und im Verborgenen Boͤſes zuzufuͤgen, welches ſie umherſtreuen, wie die Ottern das Gift: die - ſe werden grauſamer gepeinigt, als die an - dern Diejenigen hingegen, welche nicht tuͤckiſch, und nicht mit boshaften Raͤnken ange fuͤllt, und doch in den aus der Eigen - liebe herflieſſenden Bosheiten geweſen ſind, befinden ſich auch in den hintern Hoͤllen, aber nicht in ſo tiefen. Diejenigen aber, welche in den aus der Welt-Liebe herruͤhrenden Bosheiten geweſen ſind, befinden ſich in den vordern Hoͤllen, und werden Geiſter (Spiri - tus) genennet; bey dieſen ſind keine ſolche Bosheiten, das iſt, kein ſolcher Haß und kei - ne ſolche Rachſucht, alswie bey denen, wel - che in den aus der Eigenliebe herruͤhrenden Bosheiten geweſen ſind, mithin iſt bey ihnen auch keine ſolche Schalkheit und Argliſt; da - hero ſind auch ihre Hoͤllen gelinder.

579. Es64Von der Hoͤlle.

579. Es iſt mir durch die Erfahrung zu wiſſen gethan worden, von was fuͤr einer Bos - heit die ſo genannten Genii ſind; die Genii wuͤr - ken und flieſſen nicht in die Gedanken ein, ſondern in die Neigungen; auf dieſe haben ſie ihr Augenmerk, und riechen ſie, wie die Hunde in den Waͤldern das Wild; ſobald ſie gute Neigungen inne werden, ſo verkehren ſie dieſelben den Augenblick in boͤſe, indem ſie ſel - bige durch das Vergnuͤgen des andern wun - derbar leiten und lenken, und dieſes auf ei - ne ſo heimliche Weiſe, und mit ſolchen ruch - loſen Kunſtgriffen, daß der andere nichts davon inne wird, indem ſie ſorgfaͤltig verhuͤ - ten, daß nicht etwas in das Denken komme, weil ſie ſich auf ſolche Art verrathen; ſie ſitzen bey dem Menſchen unter dem Hinter - haupt. Dieſe ſind in der Welt ſolche Menſchen geweſen, die auf eine heimtuͤ - ckiſche Weiſe die Gemuͤther der andern ge - fangen haben, indem ſie ſolche durch das Vergnuͤgen ihrer Neigungen oder Be - gierden geleitet und uͤberredet hatten. Sie werden aber durch den Herrn von einem jeden Menſchen, bey dem noch einige Hoff - nung der Beſſerung uͤbrig iſt, abgehalten, denn ſie ſind ſolche, daß ſie nicht nur das Gewiſſen zerſtoͤren, ſondern auch bey dem Menſchen ſein ererbtes Boͤſe aufwecken koͤn - nen, welches ſonſt verborgen liegen bliebe; damit nun der Menſch nicht darein gebrachtwerde,65Von der Hoͤlle. werde, ſo thut der Herr Vorſehung, daß die - ſe ihre Hoͤllen gaͤnzlich verſchloſſen ſeyen; und ſobald ein Menſch, der ein ſolcher Genius iſt, nach dem Tod ins andre Leben kommt, ſo wird er augenblicklich in ihre Hoͤllen gewor - fen; wenn man ſie nach ihren Tuͤcken und Argliſtigkeiten anſiehet, ſo ſehen ſie wie Ottern aus.

580. Was fuͤr eine Bosheit bey den hoͤl - liſchen Geiſtern ſey, kann man von ihren ruch - loſen Kunſtgriffen abnehmen; deren ſo viel ſind, daß mit Erzaͤhlung derſelben ein ganzes Buch, und mit Beſchreibung derſelben viele Buͤcher angefuͤllt werden koͤnnten; dieſe Kunſtgriffe ſind faſt alle unbekannt in der Welt: die eine Art beziehet ſich auf die Mis - braͤuche der Uebereinſtimmungen: die ande - re, auf die Misbraͤuche der aͤuſſerſten Din - ge der goͤttlichen Ordnung: die dritte, auf die Vergemeinſchaftung und auf den Einfluß der Gedanken und Neigungen, durch Verkeh - rungen, durch Anblicke, durch andre Geiſter auſſer ihnen, und durch von ihnen ausge - ſandte Geiſter: die vierte, auf Wuͤrkungen durch die Phantaſien: die fuͤnfte, auf die Aus - ſchuͤttungen auſſer ſich, und auf das daher ruͤhrende Gegenwaͤrtigſeyn an ganz andern Orten, als ſie wuͤrklich mit dem Leibe ſind: die ſechſte, auf die Verſtellungen, Ueberre - dungen und Vorluͤgungen. Jn dieſe Kunſt -Sw. Sch. II. Th. egriffe66Von der Hoͤlle. griffe kommt der Geiſt eines boͤſen Menſchen, wenn er von ſeinem Leibe aufgeloͤſet iſt, von ſich ſelber, denn ſie liegen in der Natur ſei - nes Boͤſen, in welcher er alsdenn iſt. Durch dieſe Kunſtgriffe peinigen ſie einander in den Hoͤllen: weil aber alle dieſe Kunſtgriffe, auſ - ſer denen, ſo durch Verſtellungen, Ueberre - dungen und Vorluͤgungen geſchehen, in der Welt unbekannt ſind, ſo will ich ſie hier nicht insbeſondere beſchreiben, ſowohl deswegen, weil ſie nicht begriffen werden, als auch, weil ſie ſchaͤndlich ſind.

581. Daß der Herr die Peinigungen in den Hoͤllen zulaͤßt, iſt die Urſache, weil die Bosheiten auf keine andre Weiſe zuruͤckge - halten und bezaͤhmet werden koͤnnen; das ein - zige Mittel, ſie in Schranken und im Zaum zu halten, und den hoͤlliſchen Haufen zu baͤn - digen, iſt die Furcht vor der Strafe; ſonſt iſt kein ander Mittel vorhanden; denn wenn keine Furcht der Strafe und der Qual waͤre, ſo wuͤrde die Bosheit in Raſereyen verfallen, und das Ganze zerſtreuet werden, gleichwie ein Reich auf Erden, wo kein Geſetz und kei - ne Strafe waͤre.

Von der Erſcheinung, Lage und Vielheit der Hoͤllen.

582. Jn der geiſtlichen Welt, oder in der Welt, wo die Geiſter und Engel ſind, kom -men67Von der Hoͤlle. men eben ſolche Dinge zum Vorſchein, wie in der natuͤrlichen Welt, oder wo die Men - ſchen ſind, ja ſie erſcheinen voͤllig ſo, daß dem aͤuſſerlichen Anſehen nach kein Unterſchied iſt; es erſcheinen daſelbſt Ebenen, Berge, Huͤgel und Felſen, und zwiſchen denſelben Thaͤler, uͤberdieſes auch Waſſer, und andre Dinge mehr, die auf dem Erdboden befindlich ſind; gleichwohl aber ſind alle dieſe Dinge aus ei - nem geiſtlichen Urſprung; weswegen ſie nur vor den Augen der Geiſter und Engel erſchei - nen, nicht aber vor den Augen der Men - ſchen, weil die Menſchen in der natuͤrlichen Welt ſind; und die ſo geiſtlich ſind, ſehen die Dinge, die einen geiſtlichen Urſprung haben, diejenigen aber, ſo natuͤrlich ſind, ſehen die Dinge, die einen natuͤrlichen Urſprung ha - ben: derohalben kann der Menſch die Dinge, welche in der geiſtlichen Welt ſind, ſchlechter - dings nicht ſehen, es ſey denn, daß ihm die Gabe verliehen wuͤrde, im Geiſte zu ſeyn, oder nicht eher, als nach dem Tod, wenn er ein Geiſt wird; dagegen kann auch der Engel und der Geiſt ganz und gar nichts in der na - tuͤrlichen Welt ſehen, wenn ſie nicht bey ei - nem Menſchen ſind, der die Gabe bekommen hat, mit ihnen zu reden; denn die Augen des Menſchen ſind zum Empfang des Lichts der natuͤrlichen Welt eingerichtet, und die Augen der Engel und Geiſter ſind dazu eingerichtet, das Licht der geiſtlichen Welt zu empfangen,e 2und68Von der Hoͤlle. und doch haben ſie beyderſeits dem Anſehen nach voͤllig einerley Augen. Daß die geiſtli - che Welt ſo beſchaffen ſey, kann der natuͤrli - che Menſch nicht begreiffen, und am allerwe - nigſten der ſinnliche Menſch, naͤmlich ein ſol - cher, der weiter nichts glaubt, als was er mit ſeinen leiblichen Augen ſiehet, und mit ſeinen leiblichen Haͤnden greiffet, mithin was er durch das Sehen und Fuͤhlen eingenommen hat, daraus denket er nun, dahero iſt bey ihm nur ein materielles oder irdiſches Denken, aber kein geiſtliches. Weil nun zwiſchen der geiſtlichen Welt und der natuͤrlichen Welt ei - ne ſolche Gleichheit iſt, ſo weis dahero der Menſch nach dem Tod nicht anders, als ſey er in derjenigen Welt, in welcher er geboren, und aus welcher er ausgegangen iſt; darum nennen ſie auch den Tod eine Verſetzung aus einer Welt in eine andere dergleichen. Daß zwiſchen der geiſtlichen Welt und der natuͤr - lichen eine ſolche Gleichheit ſey, leſe man oben in dem Artikel von den vorſtellenden Dingen und Erſcheinungen im Himmel Num. 170 - 176.

583. An den erhabenen Oertern in der geiſtlichen Welt ſind die Himmel; an den niedrigen Oertern daſebſt iſt die Geiſterwelt; unter dieſen und unter jenen Oertern ſind die Hoͤllen. Die Himmel erſcheinen den Gei - ſtern, die in der Geiſterwelt ſind, nicht eher,als69Von der Hoͤlle. als wenn ihr inneres Sehen oder Geſicht er - oͤffnet wird; doch erſcheinen ſie manchmal wie truͤbe, oder wie weiße Wolken; die Ur - ſache iſt, weil die Engel des Himmels in einem innerlichern Zuſtand in Anſehung der Ver - ſtandes-Erkaͤnntnis und Weisheit, und alſo in einem hoͤhern Grad ſind, als diejenigen ſe - hen koͤnnen, welche ſich in der Geiſterwelt be - finden. Diejenigen Geiſter aber, welche auf den Ebenen und in den Thaͤlern ſind, ſehen einander, wenn ſie aber in der Geiſterwelt von einander abgeſondert worden ſind, wel - ches geſchieht, wenn ſie in ihr Jnneres ver - ſetzt werden, ſodann ſehen die boͤſen Geiſter die guten nicht mehr, aber die guten Geiſter koͤnnen die boͤſen ſehen, allein ſie wenden ſich von ſolchen ab, und die Geiſter, welche ſich abwenden, werden unſichtbar. Die Hoͤllen hingegen kommen nicht zum Vorſchein, weil ſie verſchloſſen ſind, nur die Eingaͤnge laſſen ſich ſehen, oder die ſo genannten Pforten, wenn ſie eroͤffnet werden, um andre boͤſe Geiſter hinein zu thun. Von der Geiſter - welt aus ſtehen alle Pforten zu den Hoͤllen offen, und von dem Himmel aus gar keine.

584. Die Hoͤllen ſind allenthalben, ſo wohl unter den Bergen, Huͤgeln und Felſen, als auch unter den Ebenen und Thaͤlern: die Oeffnungen oder Thuͤren zu den Hoͤllen, die unter den Bergen, Huͤgeln und Felſen ſind, ſehen aus, wenn man ſie zu Geſichtee 3bekom -70Von der Hoͤlle. bekommt, als wie Loͤcher und wie Felſenritze, einige erſtrecken ſich in die Breite und Weite, einige ſind enge und ſchmal, und die meiſten rauh oder holpericht; ſie ſehen alle mit ein - ander, wenn man hineinblickt, dunkel und finſter aus; aber die hoͤlliſchen Geiſter, die inwendig darinnen ſind, befinden ſich in ei - nem ſolchen Licht, als wie die gluͤhenden Koh - len eines von ſich geben; ihre Augen ſind zum Empfang dieſes Lichts zugerichtet; und dieſes aus der Urſache, weil ſie, ſo lange ſie in der Welt lebten, in Anſehung der goͤtt - lichen Wahrheiten, dadurch, daß ſie ſolche laͤugneten, in dicker Finſternis geweſen, und hingegen in Anſehung der Falſchheiten, in - dem ſie ſolche behaupteten, gleichſam im Lich - te geweſen ſind, daher kommt es eben, daß das Sehen ihrer Augen alſo zugerichtet wor - den; daher kommt es auch, daß ihnen das Licht des Himmels eine dicke Finſternis iſt, weswegen ſie, wenn ſie aus ihren Hoͤhlen her - aus gehen, gar nichts ſehen koͤnnen: hieraus nun wurde mir mehr, als zu klar, daß der Menſch ſo weit in das himmliſche Licht kom - me, als ſo viel er das Goͤttliche erkennet, und in den Dingen, die zum Himmel und zur Kirche gehoͤren, ſich befeſtiget; und daß er ſo tief in die hoͤlliſche Finſternis gerathe, als ſo viel er das Goͤttliche laͤugnet, und ſich in denen Dingen befeſtiget, die wider den Himmel und die Kirche laufen.

585. Die71Von der Hoͤlle.

585. Die Oeffnungen oder Pforten zu den Hoͤllen, welche unter den Ebenen und Thaͤlern ſind, erſcheinen im Anblick auf ver - ſchiedene Weiſe, einige ſind eben ſo anzuſe - hen, wie die, ſo unter den Bergen, Huͤgeln und Felſen ſind, einige ſehen aus, wie Hoͤh - len und Gruben, einige wie groſſe Kluͤfte und Schluͤnde, einige wie Suͤmpfe, und ei - nige wie Seen. Sie ſind alle zugeſchloſſen, und ſtehen nicht eher offen, als wenn boͤſe Geiſter aus der Geiſterwelt dahinein gewor - fen werden; und wenn ſie offen ſind, ſo geht entweder gleichſam Feuer mit Rauch, ſo wie es bey Feuersbruͤnſten in der Luft zu ſehen iſt, oder gleichſam eine Flamme ohne Rauch, oder gleichſam ein Rus-Dampf, als wie aus einem entzuͤndeten Camin, oder gleichſam ein Sturm und eine dicke Wolke heraus; ich habe gehoͤrt, daß die hoͤlliſchen Geiſter dieſe Dinge gar nicht ſehen, und gar nicht empfin - den, weil, wenn ſie darinnen ſind, ſie gleich - ſam in ihrem Luftkreis, und alſo in dem Ver - gnuͤgen ihres Lebens ſind, und dieſes aus der Urſache, weil jene Dingẽ mit ihren Boshei - ten und Falſchheiten, worinnen ſie ſtehen, uͤbereinſtimmen, naͤmlich das Feuer ſtimmet mit dem Haß und mit der Rache, der Rauch und der Rus-Dampf mit den aus dem Haß und der Rache herruͤhrenden Falſchheiten, die Flamme mit den Bosheiten der Eigenlie - be, und der Sturm und die dicke Wolke mite 4den72Von der Hoͤlle. den daraus herruͤhrenden Falſchheiten uͤber - ein.

586. Es iſt mir auch gegeben worden, h[i]- nein in die Hoͤllen zu ſchauen, und zu ſehen wie ſie inwendig beſchaffen ſind, denn, wenn es dem Herrn gefaͤllt, ſo kann der oben be - ſindliche Geiſt und Engel mit ſeinem Geſicht in die unterſten Hoͤllen eindringen, und ſol - che beſehen, wie ſie beſchaffen ſind; ohne daß ihm die Verſchlieſſungen im Weg ſeyen, auf ſolche Weiſe wurde mir auch verſtattet, in die Hoͤllen zu ſchauen: einige Hoͤllen ſahen vor meinen Augen aus, wie Felſen-Loͤcher und Felſen Hoͤhlen, welche hineinwaͤrts, und daher auch entweder ſchraͤg, oder gerade durch, in die Tiefe giengen. Einige andte Hoͤllen ſahen vor meinem Geſichte aus, wie Schlupfloͤcher und verborgene Hoͤhlen, der - gleichen die wilden Thiere in den Waͤldern haben: einige, wie unterhoͤhlte Gruben und Gruͤfte, dergleichen in den Erzgruben ſind, mit Hoͤhlen gegen die untern Hoͤllen zu; die meiſten Hoͤllen ſind dreyfach, das obere Theil ſiehet inwendig finſter aus, weil die allda be - findlichen in den Falſchheiten der Bosheit ſind, das untere aber ſiehet feurig aus, weil die allda befindlichen in den Bosheiten ſelber ſind; denn die Finſternis hat mit den Falſch - heiten der Bosheit, und das Feuer mit den Bosheiten ſelber eine Uebereinſtimmung; dennin73Von der Hoͤlle. in denen Hoͤllen ſo tiefer ſind, befinden ſich dieje - nigen, welche mehr innerlich boͤſe gehandelt ha - ben, in denen aber, ſo nicht ſo tief ſind. beſinden ſich ſolche, die mehr aͤuſſerlich, naͤmlich aus den Falſchheiten der Bosheit gehandelt ha - ben. Jn einigen Hoͤllen erſcheinen gleich ſam zerfallene Mauern von abgebrandten Haͤuſern und Staͤdten, worinnen die hoͤlliſchen Gei - ſter wohnen, und ſich verbergen. Jn den gelindern Hoͤllen erſcheinen gleichſam elende Huͤtten, und anderswo aneinander hangen - de in Form einer Stadt, mit Straſſen und Gaſſen; inwendig in den Haͤuſern allda ſind hoͤlliſche Geiſter, wo beſtaͤndig Zaͤnkereyen, Feindſchaften, Schlaͤgereyen und Zerſleiſchun - gen ſind; auf den Gaſſen und Straſſen ge - hen Moͤrdereyen und Raͤubereyen vor. Jn einigen Hoͤllen ſind lauter Hurenhaͤuſer, wel - che ſcheußlich anzuſehen, und mit allerhand Unflat und Koth angefuͤllt ſind. Es giebt auch dunkle Waͤlder, worinnen die hoͤlliſchen Geiſter als wie die wilden Thiere herumſchwei - fen, und allda ſind auch unterirrdiſche Hoͤh - len, worein diejenigen fliehen, welche von an - dern verfolget werden. Es giebt auch Wuͤ - ſteneyen, wo weiter nichts vorhanden, als ein unfruchtbarer und ſandigter Boden, und anderswo holperichte Felſen, worinnen Hoͤh - len ſind, und wieder anderswo auch Huͤtten; diejenigen nun, welche in der Hoͤlle das Aeuſ - ſerſte gelitten, hauptſaͤchlich die, ſo in dere 5Welt74Von der Hoͤlle. Welt an Argliſt, Kunſtgriffe und Betruͤge - reyen zu erſinnen und zu ſpielen, was zum Voraus gehabt haben, werden aus den Hoͤl - len heraus geworfen und in jene Wuͤſteney - en gejagt; ihr Letztes iſt ein ſolches Leben.

587. Was die Lage der Hoͤllen insbeſon - dere betrifft, ſo kann ſolche niemand wiſſen, auch nicht einmal die Engel im Himmel, ſon - dern nur allein der Herr: aber ihre Lage uͤber - haupt iſt bekannt aus den Gegenden, wor - innen ſie ſind: denn die Hoͤllen ſind eben auch, wie die Himmel, nach Gegenden un - terſchieden, und die Gegenden in der geiſtli - chen Welt ſind nach den Arten der Liebe be - ſtimmt, denn alle Gegenden im Himmel fan - gen vom Herrn, als von der Sonne an, Welcher der Aufgang oder Morgen iſt; und weil die Hoͤllen den Himmeln entgegen ſtehen, ſo fangen ihre Gegenden von dem Ge - gentheil, und alſo von dem Untergang oder Abend an, hiervon leſe man in dem Artikel von den vier Gegenden im Himmel Num. 141-153: daher kommt es nun, daß die Hoͤllen in der Abend-Gegend unter allen die ſchlimmſien und erſchrecklichſten, ja deſto ſchlimmer und erſchrecklicher ſind, je weiter ſie vom Aufgang oder Morgen entfernt ſind, und alſo Stufenweiſe nach und nach: in dieſen Hoͤllen ſind diejenigen, welche in der Eigenliebe geweſen ſind, und in der daherruͤhren -75Von der Hoͤlle. ruͤhrenden Verachtung andrer, und in Feind - ſchaft gegen die, ſo ihnen keine Gunſt erwie - ſen, wie auch in Haß und Rache wider die - jenigen, von welchen ſie nicht hochgeſchaͤtzet und gleichſam angebetet worden; in deuen Hoͤllen daſelbſt, die vom Aufgang am weite - ſten entfernt ſind, befinden ſich die, ſo aus der ſo genannten catholiſchen Religion gewe - ſen ſind, und dabey als Goͤtter haben wollen verehrt ſeyn, und daher gegen alle diejenigen, welche ihre Gewalt uͤber die Seelen der Men - ſchen und uͤber den Himmel nicht haben er - kennen wollen, in Haß und Rache entbrannt geweſen ſind; dieſe haben eben eine ſolche Ge - muͤthsgeſinnung, das iſt, eben einen ſolchen Haß und Rachſucht wider die, ſo ſich ihnen widerſetzen, als wie ſie in der Welt eine ge - habt haben; ihre groͤßte Luſt iſt, zu wuͤten; dieſes Wuͤten aber wird im andern Leben wi - der ſie ſelber gekehrt; denn in ihren Hoͤllen, mit welchen die Abend-Gegend angefuͤllt iſt, raſet einer wider den andern, der ihm die goͤttliche Gewalt abſpricht; aber von dieſen ſoll ein mehreres geſagt werden in der Ab - handlung vom letzten Gericht und dem zerſtoͤrten Babel. Wie aber die Hoͤllen in dieſer Gegend geordnet ſeyn, kann ich nicht wiſſen, nur ſo viel, daß die graͤßlich ſten Hoͤl - len von dieſer Art auf den Seiten gegen die mitternaͤchtliche Gegend ſind, die weniger graͤßlichen aber gegen die mittaͤgige Gegendzu;76Von der Hoͤlle. zu; alſo nimmt die Graͤßlichkeit der Hoͤllen von der mitternaͤchtlichen Gegend an, gegen die mittaͤgige zu, und auch Stufenwiſe ge - gen Aufgang oder Morgen ab: gegen Mor - gen daſelbſt ſind diejenigen, welche ſtolz ge - weſen, und das Goͤttliche nicht geglaubt haben, doch aber in keinem ſolchen Haß und Rachſucht, und in keinem ſolchen Betrug ge - lebt haben, wie diejenigen, ſo daſelbſt tiefer in der Abend-Gegend ſind. Jn der Mor - gen-Gegend ſind heut zu Tage keine Hoͤllen mehr; die allda geweſen ſind, ſind in die A - bend-Gegend vorwaͤrts verſetzt worden. Die Hoͤllen in der mitternaͤchtlichen und mittaͤgi - gen Gegend ſind vielerley; in dieſen befinden ſich diejenigen, welche, da ſie in der Welt gelebt, der Welt-Liebe ergeben geweſen, und den daher ruͤhrenden Bosheiten von mancher - ley Art, als da ſind Feindſchaft, Todfeind - ſeligkeit, Diebereyen, Moͤrdereyen, Tuͤcke, Geitz und Unbarmherzigkeit; die aͤrgſten Hoͤl - len von dieſer Art ſind in der mitternaͤchtli - chen Gegend, die gelindern in der mittaͤgigen; die Grauſamkeit dieſer Hoͤllen nimmt zu, ſo wie ſie naͤher bey der Abend-Gegend, und auch weiter von der Mittags-Gegend ent - fernt ſind, und nimmt ab gegen die Morgen - Gegend, und auch gegen die Mittags-Ge - gend zu. Hinter den Hoͤllen, die in der Abend-Gegend ſind, ſind dunkele Waͤlder, in welchen die boshaften Geiſter wie wildeThiere77Von der Hoͤlle. Thiere herumlaufen; ingleichen auch hinter den Hoͤllen in der mitternaͤchtlichen Gegend. Hinter den Hoͤllen aber in der mittaͤgigen Ge - gend ſind Wuͤſteneyen, die ich ſchon oben er - wehnt habe. So viel von der Lage der Hoͤllen.

588. Was die Vielheit der Hoͤllen anbe - trifft, ſo ſind ſo viele Hoͤllen, als engliſche Geſellſchaften in den Himmeln ſind, weil einer jeden himmliſchen Geſellſchaft eine hoͤl - liſche Geſellſchaft entgegen ſtehet; daß die himmliſche Geſellſchaften unzaͤhlig, und al - le nach dem Guten der Liebe, der thaͤtigen Lie - be und des Glaubens unterſchieden ſeyen, le - ſe man in dem Artikel von den Geſellſchaf - ten, aus welchen die Himmel beſtehen, Num. 41-50; und in dem Artikel von der uner - meßlichen Groͤſſe des Himmels, Num. 415 - 420; eben ſo iſt es nun auch mit den hoͤlli - ſchen Geſellſchaften, dieſe ſind nach dem Boͤ - ſen unterſchieden, das dem Guten entgegen ſtehet. Jegliches Boͤſe iſt von unendlicher Mannigfaltigkeit, gleichwie jegliches Gute; daß dem alſo ſey, koͤnnen diejenigen nicht faſſen, die von einer jeden Bosheit, als zum Exempel von der Verachtung, von der Feind - ſchaft, von dem Haß, von der Rache, von dem Betrug, und von andern dergleichen Bos - heiten nur einen einfachen Begriff haben, ſie muͤſſen aber wiſſen, daß eine jede Art dieſer Bosheiten ſo viele beſondere Unterſchiede inſich78Von der Hoͤlle. ſich enthaͤlt, und daß dieſe wiederum ſo vie - le beſondere Unterſchiede haben, daß, um ſie alle zu zaͤhlen, ein ganzes Buch nicht hin - laͤnglich waͤre; die Hoͤllen ſind nach den Un - terſcheidungen einer jeden Bosheit ſo ordent - lich unterſchieden, daß nichts ordentlichers und nichts genauer unterſchieden ſeyn kann: hieraus kann nun offenbar erſehen werden, daß ſie unzaͤhlig ſind, daß eine nahe an der andern, und eine weit von der andern iſt, nach den Unterſchieden der Bosheiten uͤber - haupt, insbeſondere und einzel genommen. Es giebt auch Hoͤllen unter Hoͤllen; einige haben eine Vergemeinſchaftung mit einander durch Gaͤnge, und viele ſind durch Aushauchungen mit einander vergemeinſchaftet, und dieſe Vergemeinſchaftung verhaͤlt ſich gaͤnzlich ſo, wie naͤmlich eine Art und eine Gattung der Bosheit mit der andern verwandt iſt. Wie groß die Anzahl der Hoͤllen ſey, iſt mir daraus zu wiſſen gethan worden, daß unter allen Bergen, Huͤgeln und Felſen, und auch unter allen Ebenen und Thaͤlern Hoͤllen ſeyen, und daß ſie ſich unter denſelben in die Laͤnge, Brei - te und Tiefe erſtrecken; mit einem Wort, der ganze Himmel, und die ganze Geiſter - welt ſind gleichſam ausgehoͤhlt, und unter denſelben eine Hoͤlle an der andern. Soviel von der Vielheit oder Menge der Hoͤllen.

Von79Von der Hoͤlle.

Von dem Gleichgewichte zwi - ſchen Himmel und Hoͤlle.

589. Es muß zwiſchen allen Dingen ein Gleichgewicht ſeyn, wenn etwas entſtehen ſoll; ohne Gleichgewicht findet keine Wuͤr - kung und keine Gegenwuͤrkung ſtatt, denn das Gleichgewicht iſt zwiſchen zwey Kraͤften, davon die eine wuͤrket und die andere entge - gen wuͤrket; der Stillſtand aus gleicher Wuͤr - kung und Gegenwuͤrkung heißt das Gleich - gewicht. Jn der natuͤrlichen Welt iſt ein Gleichgewicht zwiſchen allen und jeden Din - gen, uͤberhaupt zwiſchen den Lufftkreiſen ſel - ber, in welchen das Untere um ſo viel entge - gen wuͤrket und widerſtehet, um ſo viel das Obere wuͤrket und druͤcket: in der natuͤrli - chen Welt iſt auch ein Gleichgewicht zwiſchen Hitze und Kaͤlte, zwiſchen Licht und Schat - ten, und zwiſchen Trockenheit und Feuchte, die Mittelmaͤßigkeit iſt das Gleichgewicht: es iſt auch ein Gleichgewicht zwiſchen allen Dingen der drey Reiche der Welt, naͤmlich des mineraliſchen, Gewaͤchs - und Thier - Reichs; denn ohne Gleichgewicht entſtehet und beſtehet in denſelben nichts: es iſt uͤber - all gleichſam von der einen Seite ein wuͤrken - des und von der andern ein entgegen wuͤrken - des Beſtreben. Alles Entſtehen oder alle Wuͤrkung geſchiehet in dem Gleichgewicht,ſie80Von der Hoͤlle. ſie geſchiehet aber dadurch, daß eine Kraft wuͤrket, die andere aber die Wuͤrkung leidet, oder daß eine Kraft mit ihrer Wuͤrkung ein - fließt, die andere aber ſolche annimmt und gehoͤrig nachgiebt. Jn der natuͤrlichen Welt nennet man das Wuͤrkende und das Entge - genwuͤrkende eine Kraft und auch ein Be - ſtreben; aber in der geiſtlichen Welt wird das Wuͤrkende und das Entgegenwuͤrkende das Leben und der Wille genennet; das Leben daſelbſt iſt eine lebendige Kraft, und der Wil - le iſt ein lebendiges Beſtreben, und das Gleich - gewicht ſelber heißt die Freyheit oder der freye Wille: das geiſtliche Gleichgewicht demnach oder die Freyheit entſtehet und beſtehet zwi - ſchen dem Guten, das von der einen Seite wuͤrket, und dem Boͤſen, das von der andern Seite entgegen wuͤrket, oder aber zwiſchen dem Boͤſen, das von der einen Seite wuͤr - ket, und dem Guten, das von der andern Seite entgegen wuͤrket; das Gleichgewicht zwiſchen dem wuͤrkenden Guten und dem ent - gegen wuͤrkenden Boͤſen findet bey den Gu - ten ſtatt, aber das Gleichgewicht zwiſchen dem wuͤrkenden Boͤſen und dem entgegen wuͤr - kenden Guten findet bey den Boͤſen ſtatt: daß zwiſchen dem Guten und Boͤſen ein geiſt - liches Gleichgewicht iſt, kommt daher, weil alles Leben des Menſchen ſich auf das Gute und auf das Boͤſe beziehet, und der Wille das Behaͤltnis deſſelben iſt: es iſt auch zwi -ſchen81Von der Hoͤlle. ſchen dem Wahren und Falſchen ein Gleich - gewicht, aber dieſes haͤngt von dem Gleichge - wicht zwiſchen dem Guten und Boͤſen ab: das Gleichgewicht zwiſchen dem Wahren und Falſchen iſt ſo, wie das zwiſchen dem Licht und Schatten, die um ſo viel in die Dinge des Gewaͤchsreichs wuͤrken, um ſo viel in dem Licht und Schatten Hitze und Kaͤlte iſt; daß das Licht und der Schatten aus ſich ſel - ber nichts wuͤrken, ſondern daß es die Hitze ſey, die durch ſelbige wuͤrket, kann man ab - nehmen von eben dem Licht und Schatten zur Winters - und Fruͤhlings-Zeit. Dieſe Vergleichung des Wahren und Falſchen mit dem Licht und Schatten kommt aus der Ue - bereinſtimmung, denn das Wahre ſtimmet mit dem Licht, das Falſche mit dem Schat - ten, und die Hitze mit dem Guten der Liebe uͤberein, auch iſt das geiſtliche Licht das Wah - re, der geiſtliche Schatten iſt das Falſche, und die geiſtliche Hitze oder Waͤrme iſt das Gute der Liebe; hiervon leſe man in dem Artikel von dem Licht und der Waͤrme im Himmel Num. 126-140.

590. Zwiſchen Himmel und Hoͤlle iſt ein immerwaͤhrendes Gleichgewicht; aus der Hoͤl - le duͤnſtet und ſteiget das Beſtreben, Boͤſes zu thun, beſtaͤndig auf, und aus dem Him - mel duͤnſtet und ſteiget das Beſtreben, Gutes zu thun, beſtaͤndig herab; in dieſem Gleich -fgewicht82Von der Hoͤlle. gewicht iſt die Geiſterwelt, welche mitten zwi - ſchen Himmel und Hoͤlle iſt, wie man oben Num. 421-431 nachleſen kann. Daß die Geiſterwelt in dieſem Gleichgewicht iſt, iſt die Urſache, weil ein jeder Menſch nach dem Tod zuerſt in die Geiſterwelt kommt, und allda in eben dem Zuſtand gehalten wird, in welchem er in der Welt geweſen, welches nicht geſchehen koͤnnte, wenn nicht daſelbſt das genaueſte Gleichgewicht waͤre, weil eben dadurch alle und jede gepruͤft werden, wie ſie eigentlich beſchaffen ſind, denn in der Gei - ſterwelt ſind ſie ihrem freyen Willen uͤberlaſ - ſen, als wie ſie in der Welt einen gehabt ha - ben: das geiſtliche Gleichgewicht iſt die Frey - heit oder der freye Wille des Menſchen und des Geiſtes, wie ich kurz vorher in der 589 ſten Nummer geſagt habe. Wie der freye Wil - le eines jedes beſchaffen iſt, wird in der Gei - ſterwelt von den Engeln des Himmels durch die Vergemeinſchaftung der Neigungen und der daher ruͤhrenden Gedanken erkannt; ja, dieſes koͤnnen die engliſchen Geiſter au - genſcheinlich ſehen durch die Wege, welche die Geiſter gehen; denn die guten Geiſter ge - hen die Wege, ſo zum Himmel fuͤhren, hin - gegen die boͤſen Geiſter gehen die Wege, ſo zur Hoͤlle fuͤhren: in der Geiſterwelt erſchei - nen wuͤrklich Wege; und das iſt auch die Ur - ſache, daß, wenn in dem Wort von Wegen die Rede iſt, durch ſolche die Wahrheiten an -gedeu -83Von der Hoͤlle. gedeutet werden, ſo zum Guten fuͤhren, und im entgegenſtehenden Sinn die Falſchheiten, ſo zum Boͤſen fuͤhren: und daher kommt es auch, daß in dem Wort durch gehen, wan - deln und reiſen die Fortgaͤnge des Lebens an - gedeutet werden*)Mit dem Herrn gehen und wandeln, heißt: ein geiſtliches Leben aufnehmen, und mit Jhm leben. Der Verf. : dieſe Wege ſind mir oͤfters zu ſehen gegeben worden, und auch, wie die Geiſter auf denſelben freywillig nach ihren Neigungen und den daher ruͤhrenden Gedanken giengen und wandelten.

591. Daß aus der Hoͤlle das Boͤſe beſtaͤn - dig ausgehaucht wird und aufſteiget, und aus dem Himmel das Gute beſtaͤndig ausgehaucht wird und herabſteiget, kommt daher, weil ei - nen jeden ein geiſtlicher Umkreis umgiebt, und dieſer Umkreis aus dem Leben der Neigungen und der daher ruͤhrenden Gedanken ausflieſſet und ausbricht; und weil ein ſolcher Umkreis des Lebens aus einem jeden ausfließt, ſo flieſ - ſet er dahero auch aus einer jeden himmliſchen Geſellſchaft und aus einer jeden hoͤlliſchen Ge - ſellſchaft, folglich aus allen zugleich, das iſt, aus dem ganzen Himmel, und aus der ganzen Hoͤlle aus: daß aus dem Himmel das Gute ausfließt, iſt darum, weil alle die, ſo ſich all -f 2da84Von der Hoͤlle. da befinden, in dem Guten ſind; und daß aus der Hoͤlle das Boͤſe ausfließt, kommt daher, weil alle die, ſo ſich allda befinden, in dem Boͤſen ſtehen Alles Gute aus dem Himmel kommt vom Herrn, denn alle Engel in den Himmeln werden von ihrem Eigenen abgezo - gen, und in dem Eigenen des Herrn gehalten, welcher das Gute ſelber iſt; aber alle Gei - ſter in den Hoͤllen ſind in ihrer Eigenheit, und das Eigene eines jeden iſt weiter nichts, als Boͤſes, weil es nichts, als Boͤſes iſt, ſo iſt es die Hoͤlle. Hieraus kann nun erhellen, daß das Gleichgewicht, worinnen die Engel in den Himmeln, und die Geiſter in den Hoͤllen ge - halten werden, nicht ſo beſchaffen iſt, wie das Gleichgewicht in der Geiſterwelt; das Gleich - gewicht der Engel in den Himmeln verhaͤlt ſich ſo, um ſo viel ſie naͤmlich in dem Guten ha - ben ſeyn wollen, oder um ſo viel ſie in der Welt in dem Guten gelebt, und alſo auch, um ſo viel ſie das Boͤſe verabſcheuet haben; aber das Gleichgewicht der Geiſter in der Hoͤl - le verhaͤlt ſich ſo, um ſo viel ſie in dem Boͤſen haben ſeyn wollen, oder um ſo viel ſie in der Welt im Boͤſen gelebt, und alſo auch, um ſo viel ſie ſich im Herzen und im Geiſt dem Guten widerſetzt haben.

592. Wofern nicht der Herr ſowohl die Himmel, als die Hoͤllen regierete, ſo wuͤrde kein Gleichgewicht ſeyn, und wenn kein Gleich -gewicht85Von der Hoͤlle. gewicht waͤre, ſo wuͤrde weder Himmel, noch Hoͤlle ſeyn; denn alle und jede Dinge in dem Weltall, das iſt, ſo wohl in der natuͤrlichen Welt, als in der geiſtlichen Welt beſtehen aus dem Gleichgewicht; daß dem alſo ſey, kann ein jeder vernuͤnftiger Menſch begreiffen; man gebe einmal auf einer Seite ein Uebergewicht, und auf der ander keinen Widerſtand, wuͤrde da nicht beydes zu Grunde gehen? alſo wuͤr - de es auch in der geiſtlichen Welt ſeyn, wenn nicht das Gute dem Boͤſen widerſtehen, und deſſen Ueberſprung unaufhoͤrlich zuruͤckhalten wuͤrde; wenn dieſes nicht einzig und allein das Goͤttliche thaͤte, ſo wuͤrde ſowohl der Himmel, als die Hoͤlle, und nebſt ſolchen das ganze menſchliche Geſchlecht untergehen: ich ſage, wenn dieſes nicht einzig und allein das Goͤttliche thaͤte, ſo wuͤrde, weil das Eigene eines jeden, ſo wohl des Engels, als des Gei - ſtes, und des Menſchen weiter nichts, als Boͤſes iſt, wie oben Num. 591. gezeigt wor - den, weder die Engel, noch die Geiſter dem Boͤſen, das aus den Hoͤllen ausgehaucht wird, nimmermehr widerſtehen koͤnnen, weil ſie al - le aus dem Eigenen zur Hoͤlle zielen. Hier - aus erhellet, daß, wenn nicht der Herr al - lein ſowohl die Himmel, als die Hoͤllen regie - rete, ſo wuͤrde kein einziger jemalen ſelig wer - len. Ueber dieſes machen alle Hoͤllen ein Ein - ziges aus, denn alles Boͤſe in den Hoͤllen iſt mit einander verknuͤpft, ſo wie auch das Gu -f 3te86Von der Hoͤlle. te in den Himmeln; und allen Hoͤllen, wel - che unzaͤhlig ſind, und zuſammen gegen den Himmel, und gegen alle diejenigen wuͤrken, ſo darinnen ſind, Widerſtand zu thun, ver - mag ſonſt niemand, als allein das Goͤttliche, welches lediglich vom Herrn ausgehet.

593. Das Gleichgewicht zwiſchen den Himmeln und Hoͤllen nimmt ab und zu, je nachdem die Anzahl derer, die in den Himmel kommen, und derer, die in die Hoͤlle kommen, klein oder groß iſt, und taͤglich kommen ihrer viele tauſend hinein, dieſes aber zu wiſſen und inne zu werden, gleichſam in den wagerech - ten Stand zu richten und in die Gleichheit zu bringen, vermag kein Engel, ſondern der Herr allein, denn das vom Herrn ausgehen - de Goͤttliche iſt allgegenwaͤrtig, und ſiehet uͤber - all, wo etwas wanken will; der Engel ſiehet nur, was nahe bey ihm iſt, und wird nicht einmal bey ſich inne, was in ſeiner Geſell - ſchaft vorgeht.

594. Wie alles in den Himmeln und Hoͤl - len alſo geordnet ſey, daß alle und jede, wel - che darinnen ſind, in ihrem Gleichgewicht ſey - en, das kann einigermaſſer aus dem erhellen, was ich oben von den Himmeln und von den Hoͤllen geſagt und gezeigt habe, daß naͤmlich alle Geſellſchaften des Himmels nach dem Gu - ten, und nach deſſen Arten und Gattungenauf87Von der Hoͤlle. auf das ordentlichſte unterſchieden ſeyen; und alle Geſellſchaften der Hoͤlle nach dem Boͤſen, und deſſen Arten und Gattungen; und daß unter einer jeden himmliſchen Geſellſchaft ei - ne hoͤlliſche Geſellſchaft befindlich iſt, die ſich vermoͤge des Gegentheils auf ſelbige beziehet, aus welcher entgegen ſtehenden Beziehung das Gleichgewicht entſpringt; derowegen wird vom Herrn ohne Unterlaß Vorſehung gethan, daß nicht die unter der himmliſchen Geſell - ſchaft befindliche hoͤlliſche Geſellſchafft das Ue - bergewicht bekomme; und ſo fern ſie anfaͤngt, Uebergewicht zu bekommen, wird ſie durch man - cherley Mittel im Zaum gehalten und zum wa - gerechten Stand des Gleichgewichts gebracht: dieſer Mittel giebt es vielerley, davon ſollen aber nur etliche beruͤhrt werden; einige Mittel bezie - hen ſich auf eineſtaͤrkere Gegenwart des Herrn; einige, auf eine genauere Vergemeinſchaftung und Verbindung einer oder mehrerer Geſell - ſchaften mit andern; einige, auf die Auswerfung der uͤberfluͤßigen hoͤlliſchen Geiſter in die Wuͤſte - neyen; einige, auf die Verſetzung einiger Gei - ſter aus einer Hoͤlle in die andre; einige dar - auf, daß diejenigen, welche in den Hoͤllen ſind, in die Ordnung gebracht werden, und dieſes geſchiehet auf mancherley Weiſe; eini - ge, auf die Verbergung einiger Hoͤllen unter dichtere und ſtaͤrkere Verſchlieſſungen oder Be - deckungen; wie auch, auf die Hinablaſſung in tiefere Hoͤllen; auſſer andern Mitteln,f 4auch88Von der Hoͤlle. auch in den Himmeln, welche uͤber den Hoͤl - len ſind. Dieſes iſt deswegen geſagt worden, damit man einigermaſſen inne werde, daß der Herr allein Vorſehung thue, daß uͤberall zwi - ſchen dem Guten und Boͤſen, und alſo zwi - ſchen Himmel und Hoͤlle ein Gleichgewicht ſey; denn auf einen ſolchen Gleichgewicht beruhet das Heil aller, die in den Himmeln, und al - ler, die auf Erden ſind.

595. Es iſt zu wiſſen, daß die Hoͤllen den Himmel beſtaͤndig anfallen, und ſich beſtreben, ihn zerſtoͤren zu wollen, und daß der Herr die Himmel beſtaͤndig beſchuͤtze, indem Er diejenigen, welche darinnen ſind, von dem Boͤſen, das aus ihrem Eigenen iſt, abziehet, und in dem von Jhm aus - gehenden Guten haͤlt: es wurde mir oftmals gegeben, den aus den Hoͤllen ausflieſſenden Umkreis zu empfinden, welcher voͤllig ein Um - kreis der Beſtrebungen war, das Goͤttliche des Herrn, und alſo den Himmel zerſtoͤren zu wollen: es wurden auch etlichemal die Aufwallungen einiger Hoͤllen von mir em - pfunden, dieſe Aufwallungen waren Beſtre - bungen, ausbrechen und zerſtoͤren zu wol - len; hingegen aber greifen die Himmel nie - mals die Hoͤllen an, denn der vom Herrn aus - gehende goͤttliche Umkreis iſt ein beſtaͤndiges Beſtreben, alle ſelig machen zu wollen; und weil diejenigen, welche in den Hoͤllen ſind,nicht89Von der Hoͤlle. nicht ſelig werden koͤnnen, darum, weil alle, ſo ſich darinnen befinden, in dem Boͤſen und wider das Goͤttliche des Herrn ſind, ſo wer - den dahero in den Hoͤllen, ſoviel moͤglich, die Anfaͤlle gebaͤndiget, und die Wuth in Schran - ken gehalten, damit ſie nicht gegen die daſelbſt befindlichen unter einander ſelber uͤber die Maaſen ausbreche; welches auch durch un - zaͤhlige Mittel der goͤttlichen Macht geſchiehet.

596. Die Himmel ſind in zwey Rei - che unterſchieden, naͤmlich in das himmli - ſche Reich und in das geiſtliche Reich, von denen man oben Num. 20-28. nachleſen kann; eben ſo ſind auch die Hoͤllen in zwey Reiche unterſchieden eins von dieſen Rei - chen ſtehet dem himmliſchen Reich, und das andere dem geiſtlichen Reich entgegen; das - jenige, ſo dem himmliſchen Reich entgegen ſtehet, iſt in der Abend-Gegend, und die, ſo darinnen ſind, werden Genii genennet; dasjenige aber, ſo dem geiſtlichen Reich ent - gegen ſtehet, iſt in der mitternaͤchtlichen und mittaͤgigen Gegend, und die, ſo darinnen ſind, werden Geiſter (Spiritus) genennet. Al - le diejenigen, die in dem himmliſchen Reich ſind, ſtehen in der Liebe zum Herrn, und alle die, ſo in denen Hoͤllen ſind, welche dieſem Reich entgegen ſtehen, ſind der Ei - genliebe ergeben; aber alle die, ſo in dem geiſtlichen Reich ſind, ſtehen in der Liebef 5gegen90Von der Hoͤlle. gegen den Naͤchſten, hingegen alle diejenigen, ſo in denen Hoͤllen befindlich ſind, welche dieſem Reich entgegen ſtehen, ſind der Welt - Liebe ergeben; hieraus wurde mir offenbar, daß die Liebe zum Herrn und die Eigenlie - be einander entgegen ſtehen; desgleichen auch die Liebe gegen den Naͤchſten und die Welt - Liebe. Der Herr thut ohne Unterlaß Vor - ſehung, daß nicht das geringſte aus denen Hoͤllen, die dem himmliſchen Reich entgegen ſtehen, gegen diejenigen ausflieſſe, welche im geiſtlichen Reich ſind, denn wenn dieſes ge - ſchehen wuͤrde, ſo wuͤrde das geiſtliche Reich zu Grunde gehen, die Urſache davon leſe man oben Num. 578. 579. Dieſe zwey allgemeinen Gleichgewichte werden vom Herrn beſtaͤndig unverruͤckt erhalten.

Daß der Menſch durch das Gleichgewicht, das zwiſchen Himmel und Hoͤlle iſt, in der Freyheit ſey.

597. Jch habe oben von dem Gleichgewicht, das zwiſchen Himmel und Hoͤlle iſt, gehandelt und gezeigt, daß dieſes Gleichgewicht zwiſchen dem aus dem Himmel ausflieſſenden Guten, und dem aus der Hoͤlle ausflieſſenden Boͤſen ſey, daß es alſo ein geiſtliches Gleichgewicht ſey,welches91Von der Hoͤlle. welches in ſeinem Weſen die Freyheit oder der freye Wille iſt. Daß das geiſtliche Gleichgewicht in ſeinem Weſen die Frey - heit ſey, iſt die Urſache, weil es zwiſchen dem Guten und Boͤſen, und zwiſchen dem Wahren und Falſchen iſt, dieſe aber geiſt - lich ſind; das Gute nun, oder das Boͤſe wollen zu koͤnnen, und das Wahre oder das Falſche denken zu koͤnnen, und eins vor dem andern erwaͤhlen zu koͤnnen, das iſt die Freyheit, von welcher hier die Rede iſt. Dieſe Freyheit wird vom Herrn ei - nem jeden Menſchen gegeben, und ihm nie - mals genommen; ſie iſt zwar vermoͤge ih - res Urſprungs nicht dem Menſchen, ſon - dern dem Herrn eigen, weil ſie vom Herrn kommt, ſie wird aber dennoch dem Men - ſchen mit dem Leben geſchenkt, als waͤre ſie ſein eigen; und dieſes aus der Urſache, da - mit der Menſch umgebildet und ſelig wer - den koͤnne, denn ohne die Freyheit findet keine Umbildung und kein Seligwerden ſtatt. Ein jeder kann durch eine vernuͤnf - tige Betrachtung einſehen, daß es in des Menſchen Freyheit oder freyen Wille ſte - he, boͤſe oder gut, aufrichtig oder unaufrichtig, gerecht oder ungerecht zu denken; und daß er auch gut, aufrichtig und gerecht reden und han - deln koͤnne, aber nicht boͤſe, unaufrichtig und ungerecht wegen der geiſtlichen, ſittlichen und buͤrgerlichen Geſetze, wodurch ſein Aeuſſer -liches92Von der Hoͤlle. liches in Banden gehalten wird. Hieraus erhellet, daß der Geiſt des Menſchen, der es eben iſt, der da denket und will, in der Freyheit ſey, aber nicht alſo das Aeuſſerli - che des Menſchen, welches redet und thut, dieſes aber ſonſt nicht, als nach obgemeld - ten Geſetzen.

598. Daß der Menſch nicht umgebildet werden koͤnne, wenn er nicht einen freyen Willen hat, iſt die Urſache, weil er in das Boͤſe von allerley Art geboren wird, wel - ches doch aus dem Weg geraͤumt werden muß, damit er ſelig werden koͤnne; es kann aber nicht aus dem Weg geraͤumt werden, wofern er es nicht in ſich ſiehet und erkennet, und hernach es nicht will, und endlich verabſcheuet, alsdenn erſt wird es aus dem Weg geraͤumt: dieſes kann nicht geſchehen, wofern nicht der Menſch ſowohl im Guten, als im Boͤſen iſt, denn aus dem Guten kann er das Boͤſe ſehen, aber nicht aus dem Boͤſen das Gute; das geiſtliche Gute, welches der Menſch denken kann, lernet er von Kindheit an aus Leſung des Worts, und aus der Predigt; und das ſittliche und buͤrgerliche Gute lernet er aus dem weltlichen Leben; das iſt die erſte Ur - ſache, warum der Menſch in der Freyheit ſeyn muß. Die andere Urſache iſt, daß dem Menſchen ſonſt nichts zugeeignet wird, als was er aus der von der Liebe herruͤh -renden93Von der Hoͤlle. renden Zuneigung thut; das uͤbrige kann zwar in ihm eingehen, aber nicht weiter, als in das Denken, keineswegs aber in den Willen, und was nicht bis in den Willen des Menſchen eingeht, das wird nicht ſein eigen, denn das Denken nimmt das Seini - nige aus dem Gedaͤchtnis, der Wille aber unmittelbar aus dem Leben her: nimmer - mehr iſt etwas in Freyheit, wenn es nicht aus dem Willen, oder welches einerley iſt, aus der von der Liebe herruͤhrenden Zunei - gung kommt; denn was der Menſch will oder liebet, das thut er freywillig; daher kommt es, daß die Freyheit des Menſchen, und die Zuneigung, die aus ſeiner Liebe oder aus ſeinem Willen entſteht, Eins ſind; der Menſch hat demnach die Freyheit deswe - gen, damit er von dem Wahren und Gu - ten einen Eindruck bekommen, und es lie - ben koͤnne, und damit es alſo wie ſein ei - gen werden moͤge: mit einem Wort, was nicht bey dem Menſchen in Freyheit ein - geht, das bleibt nicht bey ihm, weil es ſei - ner Liebe oder ſeinem Willen nicht eigen iſt, und was nicht der Liebe oder dem Wil - len des Menſchen eigen iſt, das iſt auch ſeinem Geiſt nicht eigen; denn das Seyn oder Weſen des Geiſtes des Menſchen iſt die Liebe oder der Wille; Liebe oder Wille, ſage ich, weil der Menſch das, was er lie - bet, auch will. Dieſes iſt nun alſo dieUrſache,94Von der HoͤlleUrſache, daß der Menſch ſonſt nicht, als in der Freyheit, umgeſchmolzen werden kann. Aber von der Freyheit des Menſchen leſe man ein mehreres in den himmliſchen Ge - heimniſſen, und zwar kann man die ange - fuͤhrten Stellen nachſchlagen, welche am Ende dieſes Artikels befindlich ſind.

599. So wie nun der Menſch in der Freyheit ſeyn muß, aus der Urſache, da - mit er koͤnne geaͤndert werden, ſo wird er dahero auch ſeinem Geiſte nach mit dem Him - mel und mit der Hoͤlle verbunden: denn bey einem jeden Menſchen ſind Geiſter aus der Hoͤlle, und Engel aus dem Himmel; durch die Geiſter aus der Hoͤlle iſt der Menſch in ſeinem Boͤſen, aber durch die Engel aus dem Himmel iſt der Menſch in dem vom Herrn ausgehenden Guten; und alſo in einem geiſtlichen Gleichgewicht, das iſt, in der Freyheit oder im freyen Willen. Daß einem jeden Menſchen Engel aus dem Him - mel, und Geiſter aus der Hoͤlle zugefuͤgt ſeyen, leſe man in dem Artikel von der Verbindung des Himmels mit dem menſch - lichen Geſchlecht Num. 291-302.

600. Es zu wiſſen, daß der Menſch mit dem Himmel und mit der Hoͤlle nicht un - mittelbar, ſondern mittelbar durch die inder95Von der Hoͤlle. der Geiſterwelt befindliche Geiſier verbun - den werde; dieſe Geiſter ſind bey dem Men - ſchen, aber keine aus der Hoͤlle ſelber, und keine aus dem Himmel ſelber; durch die in der Geiſterwelt befindliche boͤſe Geiſter wird der Menſch mit der Hoͤlle verbunden, und durch die daſelbſt befindliche guten Geiſter wird er mit dem Himmel verbunden: weil ſich nun die Sache alſo verhaͤlt, ſo iſt da - hero die Geiſterwelt mitten zwiſchen Him - mel und Hoͤlle, und in der Geiſterwelt iſt das Gleichgewicht ſelber. Daß die Geiſter - welt das Mittlere zwiſchen Himmel und Hoͤlle ſey, leſe man in dem Artikel von der Geiſterwelt, Num. 421-431; und daß das Gleichgewicht zwiſchen Himmel und Hoͤlle unmitttelbar in der Geiſterwelt ſey, leſe man in dem kurz vorhergehenden Artikel Num. 589-596. Hieraus erhellet nun, woher bey dem Menſchen die Freyheit oder der freye Wille komme.

601. Jch will auch noch etwas von de - nen Geiſtern ſagen, die dem Menſchen zu - gefuͤgt ſind: es kann eine ganze Geſellſchaft durch einen von ſich ausgeſandten Geiſt ei - ne Vergemeinſchaftung haben mit einer an - dern Geſellſchaft, und auch mit einem andern allein, er mag ſeyn, wo er will; dieſer aus - geſandte Geiſt wird genannt der Unterhaͤnd -ler96Von der Hoͤlle. ler von vielen (Subjectum plurium:) eben ſo verhaͤlt ſichs mit der Verbindung des Men - ſchen mit den Geſellſchaften im Himmel, und mit den Geſellſchaften in der Hoͤlle, vermittelſt der Geiſter, die dem Menſchen aus der Geiſterwelt zugefuͤgt werden. Hier - von leſe man auch in den himmliſchen Ge - heimniſſen diejenigen Stellen, welche ganz am Ende angefuͤhrt worden.

602. Zuletzt muß ich noch etwas geden - ken von dem Eingepflanzten, welches der Menſch aus dem Einfluß des Himmels hat, in Anſehung ſeines Lebens nach dem Tod: es waren einige aus dem einfaͤltigen Poͤbel, die in der Welt und im Guten des Glaubens gelebt hatten; dieſe wurden in eben den Zu - ſtand gebracht, in welchem ſie in der Welt geweſen waren, (dieſes kann einem jeden wie - derfahren, wenn es der Herr zulaͤßt) und ſodann zeigte ſichs, was ſie vom Zuſtand des Menſchen nach dem Tod fuͤr einen Begriff gehabt hatten: ſie ſagten, es haͤtten ſie eini - ge Klugen in der Welt gefragt, was ſie denn von ihrer Seele nach geendigten Leben in der Welt daͤchten? worauf ſie geantwortet, ſie wuͤßten nicht, was die Seele ſey; ſie haͤt - ten ferner gefragt, was ſie denn von ihrem Zuſtand nach dem Tod glaubten? worauf ſie geantwortet, ſie glaubten, daß ſie nachdem97Von der Hoͤlle. dem Tod als Geiſter leben wuͤrden; alsdenn haͤtten ſie wieder gefragt, was ſie denn vom Geiſt glaubten? worauf ſie geantwortet, er ſey ein Menſch; ſie haͤtten weiter gefragt, woher ſie dieſes wuͤßten? worauf ſie geant - wortet, ſie wuͤßten es, weil es alſo ſey: die - ſe Klugen hatten ſich nun gewundert, daß die Einfaͤltigen einen ſolchen Glauben haͤt - ten, und ſie nicht. Hieraus wurde mir of - fenbar, daß bey einem jeden Menſchen, der mit dem Himmel in Verbindung ſtehet, et - was Eingepflanztes, in Anſehung ſeines Le - bens, nach dem Tod, vorhanden ſey: dieſes Eingepflanzte kommt nicht anderswoher, als von dem Einfluß aus dem Himmel, das iſt, durch den Himmel vom Herrn, vermittelſt der Geiſter, welche aus der Geiſterwelt dem Menſchen zugefuͤgt ſind, und diejenigen ha - ben es, bey welchen das freywillige Den - ken nicht erſtickt worden iſt, durch eingeſoge - ne und mit mancherley Vorurtheilen bekraͤf - tigte Scheingruͤnde in Anſehung der Seele des Menſchen, indem die meiſten vorgeben, ſie ſey bloſſes Denken, oder ein lebhaftes Weſen, (principium animatum) deſſen Sitz ſie in dem Koͤrper aufſuchen; da doch die Seele nichts anders iſt, als das Leben des Menſchen, der Geiſt aber iſt der Menſch ſelber, und der irrdiſche Leib, den er in der Welt herumtraͤgt, iſt nur ein dienſtbaresSw. Sch. II. Th. gWerk -98Von der Hoͤlle. Werkzeug, wodurch der Geiſt, welcher der Menſch ſelber iſt, in der natuͤrlichen Welt ſeine gehoͤrige Wuͤrkung thut.

603. Was ich nun in dieſem Werk vom Himmel, von der Geiſterwelt und von der Hoͤlle, geſagt habe, wird denen dunkel ſeyn, welche keine Luſt haben, geiſtliche Wahrheiten zu wiſſen, denen aber wird es klar und deutlich ſeyn, welche Luſt dazu haben, hauptſaͤchlich denen, wel - che eine Neigung zur Wahrheit haben um der Wahrheit willen, das iſt, wel - che die Wahrheit lieben, weil ſie Wahr - heit iſt; denn was man liebet, das drin - get mit dem Licht in die Begriffe des Gemuͤthes ein, vornehmlich, wenn man die Wahrheit liebet, weil alle Wahr - heit im Lichte iſt.

Geſamm -99Von der Hoͤlle.

Geſammelte Stellen aus den himmliſchen Geheimniſſen, betreffend die Freyheit des Menſchen, den Einfluß, und die Geiſter, durch welche die Vergemeinſchaftun - gen geſchehen.

Von der Freyheit. Alle Freyheit kommt von der Liebe oder Zuneigung her, weil der Menſch dasjenige, was er liebt, frey - willig thut, man leſe daſelbſt Num. 2870. 3158. 8907. 8990. 9585. 9591. Weil die Freyheit der Liebe eigen iſt, ſo iſt ſie das Leben eines jedweden, Num. 2873. Es ſcheinet dem Menſchen ſonſt nichts eigen zu ſeyn, als was aus der Freyheit herkommt, Num. 2880. Es giebt eine himmliſche und eine hoͤlliſche Freyheit, Num. 2870. 2873. 2874. 9589. 9590.

Die himmliſche Freyheit entſteht von der himmliſchen Liebe, oder von der Liebe zum Guten und Wahren, Num. 1947. 2870. 2872. Und weil die Liebe zum Gu - ten und Wahren vom Herrn kommt, ſo beſtehet die Freyheit ſelber darinnen, daß mang 2ſich100Von der Hoͤlle. ſich vom Herrn fuͤhren laſſe, Num. 892. 905. 2872. 2886. 2890. 2891. 2892. 9096. 9586. 9587. 9589. 9590. 9591.

Der Menſch wird vom Herrn durch die Wiedergeburt in die himmliſche Freyheit eingefuͤhrt, Num. 2874. 2875. 2882. 2892. Der Menſch muß Freyheit haben, damit er koͤnne wiedergeboren werden, Num. 1937. 1947. 2876. 2881. 3145. 3146. 3158. 4031. 8700. Sonſt kann dem Menſchen die Liebe zum Guten und Wahren nicht ein - gepflanzt, noch ihm ſcheinbarer Weiſe als die ſeinige zugeeignet werden, Num. 2877. 2879. 2880. 2888. Was aus Zwang geſchieht, das kann unmoͤglich mit dem Menſchen ver - bunden werden, Num. 8700. 2875. Wenn der Menſch aus Zwang gebeſſert werden koͤnnte, ſo wuͤrden alle ſelig werden, Num. 2881. Der Zwang bey der Beſſerung iſt ſchaͤdlich, Num. 4031. Aller Gottesdienſt, der aus Freyheit geſchieht, iſt ein Gottes - dienſt, nicht aber der, ſo aus Zwang geſchieht, Num. 1947. 2880. 7349. 10097. Die Buſſe oder Sinnesaͤnderung muß im frey - willigen Zuſtand geſchehen, die aber im ge - zwungenen Zuſtand geſchiehet, taugt nichts, Num. 8392. Welches die gezwungenenZu -101Von der Hoͤlle. Zuſtaͤnde ſeyen, iſt Num. 8392. gezeigt worden.

Es iſt dem Menſchen gegeben worden, aus der Freyheit ſeiner Vernunft zu han - deln, damit fuͤr ſein Gutes Vorſehung ge - than werde, und dahero iſt der Menſch in der Freyheit, auch ſogar das Boͤſe zu den - ken und zu wollen, und auch zu thun, ſo viel es die Geſetze nicht verbieten, Num. 10777. Der Herr haͤlt den Menſchen zwiſchen Himmel und Hoͤlle, und alſo im Gleichgewicht, damit er der Umbildung we - gen in der Freyheit ſeyn moͤge, Num. 5982. 6477. 8209. 8907. Was in der Freyheit eingepflanzt wird, das bleibt, was aber im Zwang eingepflanzt wird, das bleibt nicht, Num. 9588. Dahero wird keinem die Freyheit genommen, Num. 2876. 2881. Daß der Herr keinen einzigen zwin - ge, leſe man Num. 1937. 1947.

Sich ſelber zwingen, geſchiehet aus Frey - heit, aber gezwungen werden, geſchiehet nicht aus Freyheit, Num. 1937. 1947. Der Menſch muß ſich zwingen, um dem Boͤſen zu widerſtehen, Num. 1937. 1947. 7914. Und auch, um das Gute zu thun, als wie von ſich ſelber, dennoch aber zu erkennen, daß es vom Herrn ſey, Num. g 32883.102Von der Hoͤlle. 2883. 2891. 2892. 7914. Der Menſch hat bey dem Kampf der Verſuchungen, worinnen er uͤberwindet, eine ſtaͤrkere Frey - heit, weil da der Menſch ſich innerlich zwinget, Widerſtand zu thun, ob ſichs gleich anders anſehen laͤßt, Num. 1937. 1947. 2881.

Die hoͤlliſche Freyheit beſtehet darinnen, wenn man ſich von der Eigenliebe und Weltliebe, und von den Luͤſten derſelben fuͤhren laͤßt, Num. 2870. 2873. Die in der Hoͤlle ſind, die wiſſen von keiner an - dern Freyheit, Num. 2871. Die himm - liſche Freyheit iſt von der hoͤlliſchen Frey - heit ſo weit entfernt, als der Himmel von der Hoͤlle, Num. 2873. 2874. Die hoͤl - liſche Freyheit die darinnen beſteht, daß man ſich von der Eigen - und Weltliebe fuͤhren laͤſſet, iſt keine Freyheit, ſondern eine Knechtſchaft, Num. 2884. 2890. Denn, von der Hoͤlle gefuͤhret werden, das iſt knechtiſch, Num. 9586. 9589. 9590. 9591.

Von dem Einfluß. Daß alles, was der Menſch denket und will, vom Einfluß herkomme, habe ich aus Erfahrung gezeigt Num. 904. 2886. 2887. 2888. 4151. 4319.103Von der Hoͤlle. 4319. 4320. 5846. 5848. 6189. 6191. 6194. 6197. 6198. 6199. 6213. 7147. 10219. Daß der Menſch die Sachen be - trachten, denken und auseinanderſetzend ſchlieſſen kann, kommt von dem Einfluß her, Num. 1288. 4319. 4320. Daß der Menſch nicht einen Augenblick leben koͤnn - te, wenn ihm der Einfluß aus der geiſtli - chen Welt entzogen wuͤrde, habe ich aus der Erfahrung gezeigt Num. 2887. 5849. 5854. 6321. Das vom Herrn einflieſſen - de Leben wird nach dem Zuſtand des Men - ſchen, und nach Beſchaffenheit des Auf - nehmens veraͤndert, Num. 2069. 5986. 6472. 7343. Bey den Boͤſen wird das vom Herrn einflieſſende Gute in das Boͤſe verkehret, und das Wahre in das Falſche; dieſes habe ich aus Erfahrung gezeigt Num. 3643. 4632. Das Gute und Wahre, welches vom Herrn beſtaͤndig einfließt, wird um ſo viel aufgenommen, um ſo viel das Boͤſe und Falſche nicht im Weg ſteht, Num. 2411. 3142. 3147. 5828.

Daß alles Gute vom Herrn einflieſſe, alles Boͤſe aber von der Hoͤlle, leſe man Num. 904. 4151. Heut zu Tage glaubt der Menſch, daß alles in ihm, und aus ihm ſey, da es doch in ihm einfließt, und dieſes weis er ja aus dem Lehrpunkt derg 4Kir -104Von der HoͤlleKirche, welcher lehret, daß alles Gute von Gott komme, alles Boͤſe aber vom Teufel, Num. 4249. 6193. 6206. Wenn aber der Menſch nach dieſem Lehrpunkt glaub - te, alsdenn wuͤrde er ſich das Boͤſe nicht zueignen, noch das Gute zum ſeinigen ma - chen wollen, Num. 6206. 6324. 6325. Wie gluͤckſelig wuͤrde nicht der Zuſtand des Menſchen ſeyn, wenn er glaubte, daß al - les Gute vom Herrn einflieſſe, alles Boͤſe aber von der Hoͤlle! Num. 6325. Die den Himmel laͤugnen, oder nichts davon wiſſen, die wiſſen auch nicht, daß aus dem Himmel ein Einfluß komme, Num. 4322. 5649 6193. 6479. Was der Einfluß ſey, habe ich durch Vergleichungen erlaͤu - tert Num. 6428. 6480. 9407.

Daß alles Leben von der erſten Quelle des Lebens einflieſſe, weil es daraus her kommt, und daß es beſtaͤndig, und alſo vom Herrn einflieſſe, leſe man Num. 3001 3318 3237. 3338. 3344. 3484. 3619. 3741. 3742. 3743. 4318. 4319. 4320. 4417. 4524. 4882. 5847. 5986. 6325. 6468. 6469. 6470. 6479. 9276. 10196. Daß ein geiſt - licher Einfluß ſey, und kein phyſicaliſcher, daß alſo der Einfluß aus der geiſtlichen Welt in die natuͤrliche, nicht aber aus der natuͤr - lichen Welt in die geiſtliche gehe, habe ichbewie -105Von der Hoͤlle. bewieſen Num. 3219. 5119. 5259. 5427. 5428. 5477. 6322. 9110. 8111. Der Einfluß geht durch den innern Menſchen in den aͤuſſern, oder durch den Geiſt in den Leib, nicht aber umgekehrt, weil der Geiſt des Menſchen in der geiſtlichen Welt iſt, der Leib aber in der natuͤrlichen Welt, Num. 1702. 1707. 1940. 1954. 5119. 5259. 5779. 6322. 9380. Daß der innerliche Menſch in der geiſtlichen Welt ſey, der aͤuſ - ſerliche aber in der natuͤrlichen Welt, habe ich gezeigt Num. 978. 1015. 3628. 4459. 4523. 4524. 6057. 6309. 9701-9709. 10156. 10472. Es ſcheint ſo, als gieng der Ein - fluß von dem Aeuſſerlichen des Menſchen in das Jnnerliche, allein, es iſt ein Blend - werk, wie Num. 3721. zu leſen iſt, bey dem Menſchen geht der Einfluß in ſeinen vernuͤnftigen Theil, und durch dieſen in ſein Wiſſenſchafftliches, nicht aber umgekehrt, Num. 1495. 1707. 1940. Wie die Ord - nung des Einfluſſes gehe, leſe man Num. 774. 880. 1096. 1495. 7270. Der Ein - fluß iſt unmittelbar vom Herrn, und auch mittelbar durch die geiſtliche Welt oder durch den Himmel, Num. 6063. 6307. 6472. 9682. 9683. Der Einfluß des Herrn gehet in das Gute des Menſchen, und durch das Gute in das Wahre, nicht aber umgekehrt, Num. 5483. 5649. 6027. g 58685.106Von der Hoͤlle. 8685. 8701. 10153. Das Gute giebt das Vermoͤgen, den vom Herrn herruͤhren - den Einfluß aufzunehmen, nicht aber das Wahre ohne das Gute, Num. 8321. Daß dasjenige, was in das Denken einfließt, nicht ſchaͤdlich ſey, ſondern dasjenige, was in den Willen einfließt, weil ſich der Menſch die - ſes zu eigen macht, leſe man Num. 6308. *)Anmerkung des Ueberſetzers. Allda heißt es unter andern: Der (beſondere) Einfluß aus der geiſtlichen Welt geſchiehet durch Geiſter und Engel: die Ordnung des Einfluſſes iſt dieſe, daß die boͤſen Geiſter zuerſt einflieſſen, und daß die Engel ſolches zu zerſtreuen ſu - chen. Aber das Boͤſe, das von den boͤ - ſen Geiſtern in das Denken einfließt, ſchadet dem Menſchen gar im gering - ſten nicht, wenn er es nicht aufnimmt; denn, wenn er dieſes Boͤſe aufnimmt, und von dem Denken in den Willenuͤber -

Daß107Von der Hoͤlle.

Daß ein allgemeiner Einfluß ſey, leſe man Num. 5850. Dieſer Einfluß iſt ein immerwaͤhrendes Beſtreben, nach der Ord - nung zu wuͤrken, Num. 6211. Dieſer Einfluß gehet in das Leben der Thiere, Num. 5850. Und auch in die Dinge des Ge - waͤchs-Reichs, Num. 4648. Auch gehet nach dem allgemeinen Einfluß das Denken in das Reden uͤber, und der Wille in die Handlungen und Geberden des Menſchen, Num. 5862. 5990. 6192. 6211.

Von den Unterhaͤndlern. Daß die - jenigen Geiſter, welche von Geiſter-Geſell -ſchaf -*)uͤbertraͤgt, alsdenn macht er ſichs zu ei - gen; und ſodann nahet er ſich zu den hoͤlliſchen Geiſtern, und weichet von den Engeln des Himmels ab: dieſes iſt es, was der Herr beym Marco lehret, daß dasjenige, was in den Menſchen hinein gehet, ihn nicht unrein ma - che, ſondern das, was aus dem Menſchen herausgehet, weil die - ſes aus dem Herzen oder Willen kommt, Cap. 7, v. 14 23. 108Von der Hoͤlle. ſchaften ausgeſandt werden zu andern Ge - ſellſchaften, wie auch zu, einzelnen Geiſtern, Unterhaͤndler (Subjecta) genennet werden, leſe man Num. 4403. 5856. Die Verge - meinſchaftungen im andern Leben geſchehen durch dergleichen ausgeſandte Geiſter, Num. 4403. 5856. 5983. Der ausgeſandte Geiſt, welcher zu einem Unterhaͤndler, dienet, denket nicht aus ſich ſelber, ſondern aus denen, von welchen er ausgeſandt worden, Num. 5985. 5986. 5987. Von dieſen Geiſtern kann in der 5988ſten und 5989ſten Nummer ein mehreres nachgeleſen werden.

Ende des letzten Abſchnitts von der Hoͤlle.

Jnn -[109]

Jnnhalt von der Hoͤllen des Herrn von Swedenborg.

  • D es der Herr ſey, der die Hoͤllen regieret. Seite 3
  • Daß der Herr keinen einzigen in die Hoͤlle werfe, ſondern daß lediglich der Geiſt ſich ſelber hineinſtuͤrze. 12
  • Daß alle, die in den Hoͤllen ſind, ſich in dem von der Eigen - und Welt - liebe herruͤhrenden Boͤſen und in den daraus herflieſſenden Falſchheiten be - finden. 20
  • Was das hoͤlliſche Feuer, und das Zaͤhnklappern ſey. 41
Von[110]Jnnhalt von der Hoͤllen.
  • Von der Bosheit und den ruchloſen Kunſtgriffen der hoͤlliſchen Geiſter. 57
  • Von der Erſcheinung, Lage und Viel - heit der Hoͤllen. 66
  • Von dem Gleichgewicht zwiſchen Him - mel und Hoͤlle. 79
  • Daß der Menſch durch das Gleichge - wicht, das zwiſchen Himmel und Hoͤlle iſt, in der Freyheit ſey. 90
  • Geſammelte Stellen aus den himmli - ſchen Geheimniſſen, betreffend die Freyheit des Menſchen, den Einfluß, und die Geiſter, durch welche die Vergemeinſchaftungen geſchehen. 98

Ende des Zweyten Theils.

[111]

About this transcription

TextAuserlesene Schriften
Author Emanuel Swedenborg
Extent462 images; 95597 tokens; 7653 types; 634964 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAuserlesene Schriften Zweyter Theil Emanuel Swedenborg. . 347 S., [2] Bl., 108 S., [1] Bl. HechtelFrankfurt (Main)1776.

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SUB Göttingen SUB Göttingen, DD91 A 33001:2

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Naturwissenschaft; Wissenschaft; Naturwissenschaft; Philosophie; core; ready; china

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