PRIMS Full-text transcription (HTML)
Von den Natuͤrlichen vnnd vbernatuͤrlichen Din - gen.
Auch von der erſten Tin - ctur, Wurtzel vnd Geiſte der Me - tallen vnd Mineralien / wie dieſelbe ent - pfangen / außgekochet / geboren / ver - endert vnd vermehret werden.
Vnd nunmehr aus ſeiner eigenen Handſchrifft in druck pu - bliciret, Durch Iohan Thõlden Heſſum.
CVM PRIVILEGIO,
Leipzig/ Jn Vorlegung Jacob Apels Buchh. Anno M. DC. III.

Den Ehrnuhe - ſten vnd hochgelarten Herrn Ioachimo Tanckio, vtriuſq; Medi - cinæ Doctori vnd Profeſſori der ſoͤblichen Vniuerſitet Leipzig. Vnd Herrn Magiſtro Iohanni Hartmanno, Profeſſori, Mathema - tico vnd Medico der auch loͤblichen hohen Schulen zu Marpurg in Heſſen. Meinen großguͤnſtigen Herrn / Schwager vnd guten Freunden.

EEhrnvheſte / Hochgelarte Herrn / Es iſt ein altes / doch gutes Sprichwort / Das man der Koͤnige vnd Fuͤrſten Heimligkeit vnd Rath - ſchlaͤge verſchweigen / Aber Gottes Gutthat aller Welt offenbar machen ſol / zu erkennen ſeine Wunder / ſo ſonſten die Natur durch einfalt zuA ijruͤckVorrede.ruͤck helt / vnd alſo vnwiſſend ſticken bleiben / das nicht viel daraus zu ler - nen noch zuerkennen iſt.

Dieweil mir denn etliche alte Phi - loſophiſche geſchriebene Materia zu handen kommen / eines Benedicter Moͤnchs / ſo Frater Baſilius Valen - tinus genant / darinnen meines ein - feltigen Verſtandes nicht ein gering - ſchaͤtzige Anzeige vnd Grund der Artzney / ſo wol auch / was alle Mi - neralia vnd Metallen in rerum na - tura mit vnd in ſich fuͤhren / zu befin - den fein wird / vnd ſolche gegruͤndte Schrifften weit vorgehen denen / ſo ſich mit duͤnckender Klugheit gezie - ret / ſonderlich wenn ſolche Schriff - ten mit Verſtand vnd Nachdencken fleiſſig geleſen vnd vnuerdroſſen ob - ſeruiret werden / ſo wird ſich das Lob ſelbſten finden / vnnd zu Tage geben /Derwe -Vorrede.Derwegen ich vnnoͤthig erachte / die - ſen Schrifften einen ſonderlichen Schmuck durch zierliche prechtige wort außzuziehen / oder einen Preiß zubereiten durch vielfaltige erzeh - lung. Vnter welchen Schrifften deß Baſilij auch ein ſonderlicher kurtzer Tractatus mit befunden worden von natuͤrlichen vnnd vbernatuͤrlichen dingen. Jtem von der erſten Tin - ctur, Wurtzel der Metallen / vnd wie ſie durch jhre tria principia ge - boren vnd gewircket werden.

Ob ich nun wol fuͤr dieſem den erſten Theil neben den zwoͤlff Schluͤſ - ſeln darzu gehoͤrig / auff meinen Ko - ſten drucken laſſen / ſo iſt mir doch bald darnach ſolches anfenglich mit entziehung meiner Dedication - Schrifft verfelſchet / vnd zu Leipzig / demnach auch zu Franckfurt nachge -A iijdrucktVorrede.druckt werden / welcher erſte vnbilli - che Nachdruck einßmals noch kan geeyffert werden / dardurch ich mir gaͤntzlich vorgenommen hatte / ſol - cher vntrew halben das andere / was hierbey geſchrieben worden / fuͤr mich zubehalten / durch welches vorneh - men ich zum theil bey etlichen eine Feindſchafft erweckte / darauff ich a - ber nicht viel gegeben.

Dieweil denn vnter andern jhr beyden großguͤnftigen Herren (ob keiner gleich zuuor mit mit in perſoͤ - niglicher Kundſchafft nicht geweſen) gleicher maſſen an mich geſchrieben / vnd begeret haben das reſiduum, ſo in dieſen Schrifften noch nachſten - dig / ſo wol auch andere dinge mehr / zu publiciren, vnd vollend zueroͤffe - nen / hab ich alſo endlich aus aller hand bedencknuͤß ſolche nicht hinter -haltenVorrede.halten wollen. Erſtlich das Gottes Allmacht durch ſeine Geſchoͤpff moͤge erkandt werden / welche er vber Menſchlichem Verſtand mit groſſer verwunderung begabet, vnd auch die Argliſtigkeit deß falſchen Nach - drucks durch dieſe Anzeige (dauon ich im andern Druck in der Dedi - cation Schrifft an Churfuͤrſtliche Gnad zu Brandenburg ermeſſen / auch erwehrung gethan) moͤge be - kant gemacht werden / auff das ſol - chen nicht Glauben zu geben.

Durch welche erzalte Vmbſten - de bin ich bewogen worden / dieſen kurtzen Tractat, wie fuͤr Augen / ewer Herrl gkeiten / als meinen groß - guͤnſtigen Herrn Schwager vnd gu - ten Freunden zuzuſchreiben / dienſt - fleiſſig vnd freundlich bittende / jhr wollet ſolche geringe Verehrung innA iiijallemVorrede.allem guten vermercken / vnd als Mehrverſtendige gegen alle Haſſer der waren Medicin, vnnd falſche Nachdrucker helffen defendiren vnd vertheidigen. Vnd ob ich wolden ge - ringſchaͤtzigſten Verſtand ſolcher Heimligkeiten habe / ſo weiß ich doch mit grund / das alle Philoſophiſche Schrifften deß Fratris Baſilij alſo mit ſatten Bericht gebawet / das ſie von dem Kluͤglinge / ſo hierinnen am wenigſten etwas erfahren / wol wer - den vnuͤmbgeſioſſen bleiben. Befeh - le die Herrn beyderſeits hiermit in den Schutz deß Allerhoͤchſten / zuuer - ſichtlicher Hoffnung / die Herrn wer - den mit dieſer kurtzen Beſchreibung dißmals vor willen nehmen / biß der Allmechtige GOTT die nachſten - digen vberlingen Schrifften FratrisBaſilijVorrede.Baſilij, zu vermehrung ſeines Lo - bes / auch vollend hiernechſt zu offen - baren / vergoͤnnen wird. Geben zu Leipzig den 20. Decemb. im Jahr 1602.

E. E. williger loan Thőlde Heſſus, Jetzo zu Franckenhauſen.

A vVon[1]

Von Natuͤrlichen vnd vbernatuͤrlichen din - gen. Das erſte Capitel.

DJEweil ich mir vorge - nommen habe / jetzo zu ſchrei - ben von der erſten Tinctur, Wurtzel der Metallen / vnd der Mineralien, vnd von den Geiſtlichen Weſen einen Bericht vorzu - ſtellen / wie die Metallen vnd Mineralia an - fangs Geiſtlich entpfangen / vnd Leibhafft geboren werden: Als iſt von noͤthen anfeng - lich eine Rede von mir zuthun vnd zu - uerſten digen durch eine Sermon das alle Dinge in zweyen Stuͤcken erfunden wer - den / als da ſind Natuͤrliche vnd vberna - tuͤrliche Dinge / vnd was ſichtbar / greiff - lich vnd foͤrmlich iſt / das iſt natuͤrlich / was aber vnbegreifflich / Geiſtlich vnd ſpiritua - liſch iſt / das iſt vbernatuͤrlich ſondern mußdurch2Das erſte Capitel.durch den Glauben ergriffen vnd gerich - tet werden / als da iſt die Schoͤpffung vnd zufoͤrderſt die Ewigkeit GOttes / ſo vnendlich / vnerforſchlich vnd vnermeß - lich iſt / ſolches kan die Natur nicht faſſen / noch mit jhrer Menſchlichen Vernunfft begreiffen. Das iſt nun vbernatuͤrlich / was die Vernunfft nicht faſſen / ſondern durch den Glauben ergreiffen muß / welches nu ei - ne Himliſche Sache iſt / vnd gehoͤret zu der Theologia, welche die Seelen vrtheilet. Es gehoͤret auch ferner zu den vbernatuͤrlichen dingen / die Engel Gottes deß HErrn / welche klarificirte Leiber haben / vnd das jenige durch zulaſſung jhres Schoͤpffers vollnbringen / daß ſonſten keiner Creatur mehr moͤglich zu thun / dieweil aller Welt Augen verborgen iſt / jhre Wercke / ſo ſie beweiſen / wie ingleichem der helliſchen Geiſter vnd Teufel jhre Werck auch ver - borgen ſind / welche jhnen durch verheng - nuͤß Gottes des Allerhoͤchſten zugelaſſen werden. Vor allen aber werden die groſ - ſen Thaten Gottes alſo befunden vnd er - kant / daß ſie vbernatuͤrlich von kei - nes Menſchen Gedancken koͤnnen geur -theilet3Das erſte Capitel.theilet vnd begriffen werden / als da iſt in - ſonderheit die groſſe Gnade Gottes vnd Gutthat / ſo er den Menſchen durch ſeine groſſe Liebe mittheilet vnnd wider fahren leſt / die zwar niemand begrcifflich ermeſſen noch erkennen kan / vnnd andere groſſe Wunderthaten mehr durch Chriſtum vn - ſern Erloͤſer vnd Seligmacher / zu beſteti - gung ſeiner Allmacht vnd Herrligkeit / vn - terſcheidlich vnd oͤffter erwieſen. Als da er vom Tode aufferwecket hat den Lazarum / deß Jairi Toͤchterlein / deß Oberſten an der Schule / ſo wol der Widben Sohn zu Na - in. Er hat die Stummen vnd Sprachlo - ſen redent / die Tauben hoͤrend / vnnd die Blinden ſehent gemacht / welches nun eytel vbernatuͤrliche dinge ſein / vnd Magnalia Dei, wie denn ſeine Entpfengnuͤß auch / Aufferſtehung / Helle vnd Himmelfart der Natur zu tieff vnd verborgen / welches alles nur durch den Glauben erlanget wird.

Es gehoͤret auch zu den vbernatuͤrli - chen dingen die Himmelfarth Eliæ vnnd Enochs / Jn gleichen die Entzuͤckung deß heiligen Pauli / welcher biß in den drittenHimmel4Das erſte Capitel.Himmel im Geiſt entzuͤckt ward. Ferner geſchehen auch viel vbernatuͤrliche dinge / durch die Imagination, Traum vnd Geſich - te / wie offter viel Wunder durch die Jnbil - dung gewirckt wird / Wie die bunten Scha - fe worden nach den bunten Stecken / ſo zum Waſſer geleget waren. Den Weiſen im Morgenlande gab Gott ſonderlich ein im Traume / das ſie nicht wider zu Herode lencken ſolten / So haben auch jhre drey Perſonen / vnd jhre drey Gaben / Geſchenck oder Munera ein ſonderlichen geheimen Verſtand / ſo wol auch der vbernatuͤrliche Stern.

Vnd iſt zwar dieſer Traum auch nicht Natuͤrlich geweſen / welcher deß Pilati Weibbegegnet war / der vnſern HErrn vnd Seligmacher Jeſum Chriſtum felſch - lich zum tode verurtheilete. Das Geſich - te der lieben Engel / ſo den Hirten bey der Geburt Chriſti erſchein / Vnd den Wei - bern / ſo bey dem Grabe deß HErrn waren / ſeinen Leib zubeſehen / wo ſie jhn hingelegt hatten / kan nicht fuͤr natuͤrlich geachtet werden.

So5Das erſte Capitel.

So ſind auch viel vber natuͤrliche din - ge mehr durch Weiſſagung der lieben Pre - pheten vnd Heiligen offter geſchehen / So war die Stimme deß Eſels / da er zu Bi - leam redete / auch der gemeinen Natur nicht gemeß / wie ebenermaſſen die Außlegung der Treume / ſo Joſeph thet / vber die Na - tur waren. Gott behuͤtet auch durch ſeine liebe heilige Engel / manchesmahl fuͤr groſ - ſem Vnfall / vnd errettet vns aus Noth vnd Gefahr / ſo natuͤrlich ſonſten vnmuͤg - lich were.

Dieſes alles nun / vnd was mehres iſt / hoͤrt zu der Theologia vnd dem Himliſchen / darauff die Seel ein auffſehens haben ſol. Dieſem folget nun weiter nach die vberna - tuͤrlichen dinge der ſichtbaren Geſchoͤpff Gottes / als wir befinden / ſehen vnd ſpuͤ - ren an dem Firmament / Planeten vnd Sternen / ſampt den Elementen / die auch vber vnſer Vernunfft iſt / allein jhren Cur - ſum vnd Lauff durch die ſpeculation der Rechnung in acht nehmen / das gehoͤret nun in die Aſtronomia, vnd iſt ein ſichtbares / doch vnbegreiffliches Geiſtliches Weſen / ſo jhre Wirckung vnd Operation Magne -tiſcher6Das erſte Capitel.tiſcher Art nach verrichtet / vnd viel Wun - der ebener maſſen daraus gefunden vnd ge - ſpuͤret werden / ſo gantz vber natuͤrlich ſind / vnd verſtehe alſo / das der Himmel wir[cket]in die Erde / vnd die Erde gibet correſpon - dentz den Himliſchen / denn es hat die Erde auch ſieben Planeten in ſich / welche von de[n]ſieben Himliſchen Planeten gewircket vn[d]geboren werden / allein durch ein ſpirituali - ſche oder Geiſtliche Impreßion vnd Jngleſ - ſung / wie denn die Aſtra alle Mineralia wir - cken / Das gehet nun vnbegreifflich vnnd Geiſtlich zu / Darumb iſt es fuͤr vnnatuͤr - lich zuerachten / derogeſtalt wie zwey Lieb - habende Menſchen. Die Menſchen ſind ſichtbar / die Liebe aber vnſichtbar / ſo ſie zuſammen tragen. Der Menſchliche L[ei]b iſt Geiſtlich vnd Natuͤrlich / Die Liebe aber vnſichtbar Geiſtlich / vnbegreifflich vnnd vbernatuͤrlich / vnd nichts anders / denn ei - ner Magnetiſchen Anziehung zuuerglei - chen / Denn die vnſichtbare Liebe / ſo durch die Imagination Geiſtlichen an ſich gezogen worden / durch Begierde wird vollendet durch die vollnbringung.

Ebener -7Das erſte Capitel.

Ebener maſſen / wenn hat der Himmel eine Liebe zu der Erden / vnd die Erde eine Liebe / Zuneigung vnnd Affection zu dem Menſchen / Als die groſſe Welt zu der klei - nen / weil die kleine Welt aus der groſſen genommen iſt / Vnd wenn die Erde durch Begierde jhrer vnſichtbarn Imagmation, ſolche Liebe deß Himmels an ſich zeucht / ſo geſchicht dadurch eine Vereinigung deß obern in das vntere / wie Mann vnd Weib ſo zuſammen geachtet werden fuͤr einen Leib / vnd nach ſolcher Vereinigung wird die Erde durch ſolche jngieſſung deß obern Himmels ſchwanger / vnd fehet an eine Ge - burt zugeberen / darnach die jngieſſung ge - ſchehen / welche Geburt nach der Entpfeng - niß durch die Elementa außgekochet / vnd zu der vollſtendigen Reiffe gezeitiget wird / welches nun in die vbernatuͤrliche dinge mit gezehlet vnd erachtet wird / wie das v - bernatuͤrliche Weſen in das natuͤrliche ſei - ne Wirckung vollnbringet.

Es werden auch vnter die vbernatuͤr - liche dinge gezehlet alle Magiſche vnd Ca - baliſtiſche Sachen / ſo derſelben vnterworf -fen /8Das erſte Capitel.fen / welche aus dem Liecht der rechten Er - kentniß gehen / nicht die / welche aus Super - ſtition vnd Aberglauben / auch nicht auff ei - gene Conjuration vnd vnbillige Beſchwe - rung / wie die Teufelßbanner im Brauch haben gehen / Sondern ich mein allhie eine ſolche Magiam, wie die Magi aus Orient ge - weſen / ſo aus Eingebung GOttes vnd der rechten zugelaſſenen Kunſt geurtheilet ha - ben / vnd auch ein ſolches / wie die Alten fuͤr vns gehabt / vnd bey den Egyptern vnd A - rabern im brauch geweſen / che die Schrifft erfunden worden / haben ſie durch ſigna, characteres, vnd dergleichen / jhre Sachen notirt, obſeruirt vnd behalten koͤnnen. So ſind ſolche Segen zugebrauchen auch nicht vervoten / welche Chriſtus der Sohn Got - tes ſelbſten gebraucht / wie die Schrifſt ſa - get: Vnd er nam die Kindlein / leget die Hand auff ſie / vnd ſegnet ſie. Was aber in dieſem ſonſten wider Gott vnd ſein Wort / die ſind billich zuuerwerffen / vnd nicht zu zulaſſen / denn ſie ſind nicht Goͤttlich / ſon - dern Teufeliſch / Aber ſolche vbernatuͤrliche dinge / ſo Gott vnd ſeinem heiligen WortBnicht9Das erſte Capitel.nicht zu wider / die hoͤren vnter die Magiam, die da ohne verletzung der Seelen iſt.

Was die Viſiones, Geſichter vnd an - ders anbelanget denen ſolche den Heili - gen Gottes offter begegnet / bleibet billich auch / vnnd wird mit vnter gezehlet / dero dinge / ſo da vnnatuͤrlich ſind / Denn alles was der Menſche ſpeculirt, vnd durch den Sinn begreiffen muß / iſt vbernatuͤrlich / Darjegen / alles was der Menſche angreif - fen / ſehen vnd faſſen kan / iſt natuͤrlich.

Zum dritten / ſo beſtehet das dritte theil der natuͤrlichen vnd vbernatuͤrlichen Ding / in der Medicin oder Artzeney / eines jeden ſeiner Tugend vnd Krafft / welche Medicin eines jeden Dinges / muß zuuor von einem anſchawenden / greifflichen / Natuͤrlichen Leibe außgetrieben / vnd in eine Geiſtliche verbeſſerte / vbernatuͤrliche Wirckung ge - bracht werden / damit der Geiſt / welcher dem Leibe anfenglich zu leben eingegoſſen vnd vergoͤnnet worden / entbunden / vnd zu wir - cken penetriren kan / wie ein Geiſtliches Weſen / vnnd ſpiritualiſch Fewer / dem ſeine Lufftloͤcher gelaſſen / zubrennen / vndkeine10Das erſte Capitel.keine Verhinderung haben kan / So das brennende Leben erſticken / dampffen vnd verhindern koͤndte / welches ſonſten / da die Schiedung der Seelen vnd Geiſtes / vom Leibe zuuor nicht geſchicht / keine operation mit Krafft vnd nutzen der Nothdurfft / noch erfolgen kan / denn alles was ſichtbar anzugreiffen / vnd vngeſcheiden leibhafftig / iſt natuͤrlich vnnd corporaliſch / So bald aber die Scheidung geſchehen / ſo gehet das Lebendige von dem Todten ab / bekoͤm - met ſeine vollſtendige Operation vnd Wir - ckung / Vnd weil das natuͤrliche Corpus ab - geſondert / ſo iſt das ſpiritualiſche Weſen / zu penetriren loß gemacht / vnnd zu einer Geiſtlichen / vbernatuͤrlichen Medicin wor - den. Vnd in ſumma / alle Dinge nichts auß - genommen / ſo man greiffen vnd daſten kan / ſind natuͤrlich / muͤſſen aber vber natuͤrlich gemacht werden / wenn man ſie zur Artzney bereiten wil / denn das vbernatur liche hat al - lein in ſich die lebendige Krafft zu wircken / vñ das natuͤrliche hat nur eine tode begreiff - liche Form. Deñ da Adam geſchaffen ward / war er todt / vnd hat kein Leben / einiger tu -B ijgend /11Das erſte Capitel.gend / So bald aber der wirckende / lebendi - ge Geiſt zukam / da bewieß er ſeine lebendi - ge Krafft vnnd Vermoͤgen durch vberna - tuͤrliche Verwunderung / vnd ſind alſo in jedem dinge das natuͤrliche vnd vbernatuͤr - liche als eines copulirt, vnd in jhrer Woh - nung zuſammen verbunden / damit ein jedes vollkommen ſein mag / Denn alle dinge der gantzen Welt / ſo geſchaffen ſind / etliche vbernatuͤrlich / Allein als was die Seliſche vnnd Geiſtliche Sachen belanget / etliche aber natuͤrlich vnd vbernaturliche / zugleich was die Elementa vnd das Firmament be - langet / Deßgleichen die Mineralia, Vegeta - bilia vnd Animalia, welches nun erkandt vnd befunden wird / wenn dieſe von ein - ander geſcheiden werden / das die Seele von dem Leibe außfehrt / vnd der Geiſt ſei - ne Seele verlaſſen / vnd den Leichnam eine leere Wohnung bleiben leſt.

Vnd ſolt nun auch weiter verſtehen / vnd in acht nehmen / das die groſſe vnd klei - ne Welt aus einer prima materia gemacht / formirt vnd geſchaffen durch ein vnermeßli - ches / allmechtiges Weſen / zu der zeit im an -fange /12Das erſte Capitel.fang / da der Geiſt Gottes auff dem Waſ - ſer ſchwebete / welcher von Ewigkeit ohne Anfang geweſen war / Die groſſe Welt / als Himmel vnd Erden aber war am erſten / Demnach ward die kleine Welt / als der Menſch von der groſſen genommen / daß das Waſſer abgeſondert ward von der Er - den / das Waſſer war die Materia / dar - auff der ewigwerende Gotteß Geiſt ſchwe - bete / Aus der edelſten Erden / als jhrer quinta eſſentia, ward die kleine Welt formirt durch die aquoſitet, ſo noch bey der Erden war / vnd war alles natuͤrlich allein / Aber nach einblaſung deß warmen Gooͤttlichen Odems / kam alßbald das vbernatuͤrliche dazu / das alſo natuͤrlich vnd vbernatuͤrlich verknuͤpfft vnd verbunden waren. Diegroſ - ſe Welt iſt zergenglich / wie wol eine news Erden oder Welt werden wird / die kleine Welt aber ewig / die groſſe zergengliche ge - ſchaffene Welt wird wider zu nichts wer - den / wie ſie aus nichts gemacht / aber die kleine Welt wird durch den Geiſt Gottes clarificirt werden / weil derſelbe ſolche beſi - tzet / vnd aus dem vorigen jrrdiſchen Waſ -B iijſer13Das erſte Capitel.ſer / ein Himliſches verklertes Waſſer ma - chen / ſo wird darnach folgen das prima me - teria zu der vltima, vnd vltima materia wider zu der prima materia abgewechſelt hat vnnd worden iſt. Die Vrſache nun / das die groſ - ſe Welt zergenglich / iſt dieſe / das der Geiſt Gottes ſeinen Sitz vnd Wohnunge nicht behelt in der groſſen / ſondern in der kleinen Welt / denn der Menſch iſt ein Tempel des heiligen Geiſtes / ſo fern er ſich nicht ſelbſten muthwillig verunreiniget zu dem Helli - ſchen Fewer / damit ein vnterſcheid ward / vnd bliebe alſo in der kleinen Welt / welche er nach ſeinem Ebenbilde formirt / vnd zu einem geweiheten Tempel gemacht hatte / ſonſten iſt auch alles in der kleinen Welt / was in der groſſen befunden wird / Nemlich Himmel vnd Erden / ſampt den Elemen - ten / vnd was jhn anhengig vnnd aus dem Firmament zugethan iſt:

Man befindet auch das in der erſten Schoͤpffung / ſo aus nichts vollenbracht / drey Dinge entſtanden. Als ein Seeli - ſches / Geiſtliches vnd ſichtigliches Weſen /die14Das erſte Capitel.die ſtalten fuͤr ein Mercurialiſch Waſſer / einen Sulphuriſchen Schwebel Dampff / vnnd ein jrrdiſches Saltz / Dieſe drey ga - ben ein vollſtendig vnnd perfect greiffliches vnd formliches Corpus aller dinge / Jn wel - chem inſonderheit alle vier Elementa voll - kommen befunden werden / wie ich in mei - nem Schreiben allbereit / vnnd inſonder - heit / da ich de microcoſmo geſchrieben / er - zehlung vnd bericht gethan.

Damit ich aber noch ein wenig weitern Bericht thue / von Natuͤrlichen vnd Vber - natuͤrlichen Dingen / beyde Geiſtlich vnnd Leiblich / So wird befunden / daß das C[a]- naneiſche Weiblein / von jhrem zwoͤlff jaͤh - rigen Blutgange geſund ward / durch ein bloſſes anruͤhren / da ſie nur das Kleid des Sohnes Gottes beruͤhrte / welche jhre Kranckheit natuͤrlich / aber jhr Medicamen - tum vbernatuͤrlich war / weil ſie durch den Glauben / die Huͤlffe dem HErrn Chriſto abgewonnnen hatte.

B iiijDeß -15Das erſte Capitel.

Deßgleichen ſehen wir ein treffliches / hohes vbernatuͤrliches Wunderwerck an den dreyen Maͤnnern / als Sadrach / Me - ſach vnd Abendnego / ſo in den fewrigen Ofen geworffen worden / aus befehlich deß Koͤniges Nebucadnezar / vnd doch durch Gottes Mittel vnuerſehret / wunderbar - lichen errettet wurden / Dan. 3.

Ebener maſſen ward die Verwirrung der Zungen vnd Jngieſſung der mancher - hand Sprachen / ſo in der nerriſchen Er - bawung deß Thurms zu Babylon geſchach / welcher biß in den Himmel ſolte auffgefuͤh - ret werden / fuͤr ein vbernatuͤrlich Wunder vnd Miraculum erkant.

Ferner was daß auch ein vbernatuͤrli - ches Zeichen / das die Jſraeliten / wie die Hunde mit der Zungen Waſſer trincken muſten / ſo da wider das Kriegßvolck deß Pharaonis aus Gottes befehlich ſtreiten ſolten. So war die Außſchickung der Tau - ben aus der Archa Noæ / ſo ein gruͤnes Ol - blat in jhrem Munde / zu einem Gnaden - zeichen mit ſich brachte eine Goͤttliche vber - nat uͤrliche Bottſchafft.

Das16Das erſte Capitel.

Das der heilige Gottes Man Moſes mit ſeinem Stabe auff einen harten Felſen ſchlug / vnd der Steinfels Waſſer von ſich geben muſte / war vber die Menſchliche Ver - nunfft / wie denn dieſes vbernatuͤrlich war / daß das geſaltzene Waſſer zu einem ſuͤſſen Trinckwaſſer werden muſte. Wie inglei - chen der trockene Durchzug der Jſraeliten durch das rothe Meer. Auch das der Stab Aaronis grunete / eytel vbernaturliche din - ge waren.

Vnd in ſuma / das Chriſtus der ewige Sohn Gottes durch den verſiegelten Leich - ſtein / aus dem Grabe ſich erhub. Den zwey - en wie ſie nach Emahus giengen erſchein / Durch verſchloſſene Thuͤr den Juͤngern ſich offenbarete / war alles Goͤttlich vnd v - bernatuͤrlich. Derer Exempel dann noch viel aus der heiligen Bibel koͤndten ange - zogen werden / welche ich aber vmb kuͤrtze willen jetzo vnterlaß.

Vnter die vbernatuͤrliche dinge wer - den geurtheilet alle Berckzeichen von leib - licher Erſcheinung der Geiſter / Bilder / Berckmaͤnlein vnd Zwergen / die da vielfal -B vtig17Das erſte Capitel.tig / ſichtiglich ſich erzeigen / vnd Anzeige geben / Gluͤcks vnnd Vngluͤcks / Verderb vnd Reichthumbs / ſo wol auch alle Figu - ren der Ertze vnnd andere Formirung / welche in der Erden gefunden werden / von Menſchen / Fiſch vnd andere Thiere / durch die Imagination der drey anfahenden Dinge gebildet vnd geformet / vnd durch das Erd - reich vnd andere Elementa gezeitiget vnd außgekocht worden / darunter auch gehoͤ - ren die Monſtra der Erden / vnd ſolche din - ge / die man im Erdreich zu gewiſſen zeiten findet / von wunderbarer Form vnd Manir, vnd noch dero verlauffenen Zeit / nimmer koͤnnen gefunden werden / vnd doch vber ei - ne andere zeit / gewiß wideruͤmb ſich erzeigen vnd anzutreffen ſein.

Hieher gehoͤren auch alle Geſichte / ſo durch Waſſer / Spiegel / Chriſtallen vnnd andere Mittel geſchehen / auch ſo durch Si - gillen vnd Characteres zugehen / welche doch ſo vnderſchieden ſind / denn etlich ſind allein natuͤrlich / vnd geben doch vbernatuͤrliche Geſichter von ſich / Die andern aber / ſo durch beſchweren zugehen / ſind weder na - tuͤrlich noch phernatuͤrlich / ſondern Teufe -liſch /18Das erſte Capitel.liſch / daruͤmb gehoͤren ſie vnter die Zaube - rey vnd werden billich allen frommen Chri - ſten verboten / auch werden billich alle ſol - che Mittel / ſo wider die heilige Schrifft / GOttes Wort vnd ſeine Gebote tauſſen / von den wahren natuͤrlichen Cabaliſten verwerffen vnd widerleget / vnd ſage dieſes daruͤmb / das man ein gewiſſen vnterſcheid / vnd eine gewiſſe Ordnung zufinden wiſſe / der natuͤrlichen / vbernatuͤrlichen / vnd vn - natuͤrlichen Dinge.

Ebener maſſen / gehoͤren vnter die vber - natuͤrlichen dinge / alle Waſſergeiſter / Als die Syrenen / Succubi / vnd andere Waſſer / Nymphen / was jhnen zugethan / Derglei - chen die Erdgeiſter / auch die / welche in der Lufft wohnen / ſich hoͤren / ſehen / vnd ver - nehmen laſſen / bißweilen den Tod verkuͤn - digen / oder einen andern vnfall / auch vnter - weilen Reich thumb vnd gluͤck / an gewiſſen oͤrtern anzeigen / durch jhre Erſcheinung / darunter nu auch die Fewergeiſter gehoͤrig / ſo ſich in Fewergeſtalt / vnd in Form eines brennenden Lichtes erzeigen / welches nun alles Geiſter ſind / vnd vnbegreiffliche Lei - ber haben / doch nicht ſolche Geiſter /wie19Das erſte Capitel.wie die rechten helliſchen Geiſter / die den Menſchen nach jhrer Seelen ſtreben / als dem ewigen Kleinod / wie der helliſche Luci - fer der Teufel / vnd ſein Anhang thut / die mit jhm verſtoſſen worden / ſondern es ſind ſolche Geiſter / die da vber die Natur dem Menſchen vorgeſtalt zur Verwunderung / vnd ſich allein aus den Elementen erhal - ten / vnd ſich daraus nehren vnd ſpeiſen / aber hienechſt in auff hoͤren dieſer jrrdiſchen Welt / auch mit vergehen vnd verſchwin - den werden / weil keine erloͤſte Seele in jh - nen iſt. Hieruon ich nun nicht weiter jetzo wil reden / ſondern ſolche Vmbſtende weit - leufftiger zu offenbaren / biß zu einer andern Gelegenheit ſparen vnd auffſchieben wil / da ich von den Viſionibus, Geſichtezn vnd Geiſtlichen Erſcheinungen derſelben ein ſonderlich Bericht thun werde / welche von dem meiſtentheil der Welt fuͤr vnna - tuͤrlich geſchatzt werden / vnd doch natuͤrlich in der Warheit ſind / Aber vbernatuͤrlich werden ſie in jhrer Wirckung vnd wunder - baren qualitet erfunden.

Damit20Das erſte Capitel.

Damit ich mein vornehmen weiter be - ſtetige / ſo ſage ich alſo / das auch viel dinge in der Artzney zu erfinden ſind / welche vber - natuͤrlich jhre Wirckung von ſich geben / er - zeigen vnd vollnbringen / nach Magneti - ſcher Form vnd Art / nur wirckende / durch ein anziehende ſpiritualiſche Krafſt / ſo durch die Lufft an ſich gezogen wird / weil die Lufft das Medium iſt zwiſchen der Artzney vnd dem Schaden oder Gebrechen / gleicher maſſen wie ſich der Magnet jeder zeit nach ſeinem Mittagßſterne ſehnet vnd wendet / Ob gleich ſolcher Stern viel tauſend Mei - len von jhm / ſo iſt doch die Geiſtliche Wir - ckung vnd Liebe ſo mechtig zwiſchen dieſen beyden / das ſie durch das Mittelband / als die Lufft / zuſammen gezogen wird / einer ſo groſſen ferne vnd weite / weil ſolche anzie - hende Krafft / aber von den Leuten in ge - mein bekant / ſo iſt es nur zu einer bloſſen Gewonheit worden / wird auch allein dafuͤr geachtet / vnd ferner keine Verborgenheit / wodurch ſolche wirckende Krafft jhren Vrſprung von hat / in acht genommen / gleichermaſſen koͤnnen Schaden vnd Ge -brechen21Das erſte Capitel.brechen curirt vnd geheilet werden / ob gleich ſolcher Menſch / der do breſthaffte iſt / vnd der Artzt eine groſſe ferne von einander ſind / nicht durch Segen / Beſchweren / vnd andere vnbilliche vorbotene Mittel / ſo wi - der Gott vnd die Natur lauffen / ſondern durch ſolche Mittel / darinnen die Magne - tiſche anziehende Krafft ſtecket / ſolches zu - volnbringen. Als wann ein Verwundter von dannen zeucht / vnd leſſet das Waffen / damit er verwundet / oder von ſeinem Ge - bluͤt / ſo aus der verletzten Wunden gelauf - fen / dem Artzt / vnd dann von jhm recht vnd durch gebuͤhrliche Mittel / damit verfahren wird / wie man eine Wunden zuuerbinden pfleget / ſo wird er ohne allen zweiffel wern - hafftig geſund / vnnd iſt keine Zauberey / ſondern allein / wird ſolche heilunge vol - lenbracht / durch die anziehende Krafft / der Artzeney / welche durch das Mittel der Lufft / dem Schaden zugefuͤhrt / vnd damit vereiniget wird / die Geiſtliche Operation zuuolnbringen.

Dieſe22Das erſte Cepitel.

Dieſe Rede werden manchen ſchwer duͤncken / vnd vnmuͤglich zu ſein der Natur / vnd viel werden ſagen / dieſer Bericht leufft wider die Natur / dadurch werden noch er - wecket hienechſt viel Leute / ſo ſolches diſpu - tiren / vnd einen Streit gegeneinander fuh - ren werden / ob es natuͤrlich oder nicht / ob es moͤglich oder nicht / oder ob dieſe Cura eine Zauberey / die wil ich alſo entſcheiden / das dieſe Cura natuͤrlich iſt / aber die Cura / wie ſie wircket / vbernatuͤrlich / vnd Geiſtlich / weil ſie alleine bloß durch ein anziehende / vnbegreiffliche Weiſe zugehet / vnnd das dieſe Weiſe zu heilen / auch keine Zaube - rey / bezeuge ich hiermit / das ſie mit keiner Zauberey / noch jrgend einigen Mitteln vermiſchet iſt / ſo da vnnatuͤrlich / vnd wi - der GOTT den Schoͤpffer / vnd ſein heiliges allein Seligmachendes Wort leufft / Sondern allein natuͤrlich / aus jh - rer vbernatuͤrlichen / vnſichtbaren / vnbe - greifflichen / Geiſtlichen / anziehendenKrafft /23Das erſte Capitel.Krafft / welche jhren Originem vnd Vr - ſprung aus dem ſyderiſchen entpfangen / vnd jhre Wirckung durch die Elementa verbringet.

Letzlich approbir ich gleichßfals das dieſe Cura keine Zauberey iſt / ſintemal der Teufel lieben / ein Beluͤbnis vnd Gefallen tregt an allem Vngluͤck deß Menſchlichen Geſchlechts / weder das er einige Huͤlffe thun ſolte zu Wolfart deß Menſchens / weches jhme auch ohne das ohne verheng - nuͤß vnd zu gnedige Zulaſſung des lieben Gottes nicht můglich zu vollbringen iſt. Es wehre noch viel zu ſchreiben von dieſer Magnetiſchen Form / zuuerhuͤtung aber allerhand Jrrthumbs / wil ichs bewenden laſſen / vñ ſtille ſchweigen / biß ich de miracu - lis naturalibus, oder von den natuͤrlichen Wunder wercken der Welt etwas geden - cken werde.

Die groben vnuerſtendigen Ingenia, die ſich doch kluge Meiſter duͤncken der Phi - loſophy / vnd ein jeder Menſch / ſo nicht vollkommen ſeine Sinne hat / weiß keinen Vnterſcheid in dieſem zu finden / Aber derkluge /24Das erſte Capitel.Kluge / Verſtendige wird das natuͤrliche von dem vbernatuͤrlichen / wol zu diſtinguiren wiſſen.

Dann man mercke vnnd ſehe an diß Gleichnis / durch ein grob Exempel zu be - weiſen / das viel Thiere gefunden werden / die ſterben im Winter gar ab / vnd ſind alſo todt / das kein einig Leben an jhn zu finden noch zu ſpuͤren iſt / So bald aber der liebe Sommer ſich wider findet / gibt die natuͤrli - che Werme ein new Leben / das der ver - meinte Cörper gantz vnd gar erwecket wird / in ſolcher Subſtantz wie er zuuor in feiner lebender Bewegung geweſen / gleich wie ein Kraut / das im Winter abſtirbt / vnd durch den Fruͤeling ſich von newem erzeiget / Das abſterben ſolcher Dinge nun / iſt natuͤrlich zu achten / die widerbringung eines newen Lebens / iſt aber in ſeiner erkentnis vberna - tuͤrlich / allein weil der Menſch ſolcher din - ge aller gewohnet / ſo denckt der wenigſte Hauffe darauff / was weiter nachdenckens iſt hierinnen / vnd leſt beydes natuͤrliches vnd vbernatuͤrliches zugleich fahren.

Es wird auch von dem groͤſten vnd mei -Cſten25Das erſte Capitel.ſten Hauffen preiterirt vnd vberſchritten / die angeborne Gewohnheit / ſo auch vber - natuͤrlich iſt / auch die Mißgeburten / vnd ſo eigene Zeichen mit zur Welt bringen / wel - ches alles wol natuͤrlich iſt / Aber durch die verurſachte Imagination vbernatuͤrlich ſich erweiſen / welche vbernaͤtuͤrliche Form / vnd vbernatuͤrliche Gewohnheit die Mutter des Kindes / alſo durch einfallende Gedan - cken / ſo da vnuerſchnlich / als per accidens jhn zu handen geſtoſſen / verurſacht / Wie man dann vielfaltig ſihet vnd befindet / das manchem Menſchen naturaliter etwas von Geberden angebohren / die er nimmer abſte - hen kan vnd mag / wie hoch er ſich auch ſol - cher zuentwehnen befleiſſen thut. Solches Menſchens angeborne Sache iſt natuͤr - lich / die Entpfengnis in Mutterleibe / ſo die Imaginatio verurſacht hat ſolcher Din - ge / iſt vbernatuͤrlich / vnd dem jenigen vn - terworffen / was der Himmel imprimirt.

Sag auch endlich alſo / das jemandt das vbernatuͤrliche mit gewiſſen gruͤnden vnnd Vrſachen defendiren kan / daſſelbenicht26Das erſte Capitel.nicht war zu ſein / er habe dann das natuͤr - liche erlernet / welches aus dem vbernatur - lichen ſeinen Viſprung hat / vnnd ſeine Form vber kommen / ſo wird er nach erler - nung / deſſen dann / durch die gewiſſe erfun - dene Proba beweißlich machen koͤnnen / das er ein Vberwinder ſein wird / dero ſo jtzo nicht gleuben / was vbernatuͤrlich / Auch wird er dempffen die Meinung vieler / ſo von natuͤrlichen Dingen diſputiren, Vnd weil ſie den Grund nicht kennen / allein ein bloß vergebenes groß Geſchwetz / vnd langwiriges vnnuͤtzes Gezancke / treiben vnd volnbrin - gen.

C ijVon27

Von der Erſten Tin - ctur, Wurtzel der Metal - len. Das ander Capitel.

DAmit ich nun aber auff mein Vornehmen kommen / zuuolnbringen durch Gottes nachlaß daſſelbe / vnd bericht zu thun / mich vnterfange / von der erſten Tinctur, Wurtzel vnd Gebehrung der Me - tallen vnd Mineralien / So iſt dieſes zu wiſſen / das die Tinctur Wurckel aller Me - tallen / iſt auch ein vber natuͤrlicher fliegen - der / feweriger Geiſt / welcher in der Lufft ſich erhelt / vnd in dem Erdreich vnd Waſ - ſer ſeine Wohnung natuͤrlich ſucht / darin - nen er ruhen vnd wircken kan / vnd wird die - ſer Geiſt in allen Metallen gefunden / vnd vberflieſſiger in andern Metallen denn im Golde / denn das Gold iſt ſeines außgekoch - ten / wolgezeitigten fixen Leibes halber /ticht28Das ander Capitel.ticht / feſt vnd compact, daruͤmb kan nicht mehr in den Leib eingehen / als das Corpus bedarff / die andern Metallen aber / haben nicht ſo einen fixen Leib / ſondern jhre Po - ros ſind offen vnd weit zertheilet / daruͤmb kan der Tinctur Geiſt deſto vber flieſſiger ſie durchgehen vnd ein nehmen / Weil aber der andern Metallen Leiber vnbeſtendig / kan die Tinctur mit den vnbeſtendigen Leibern auch nicht bleiben / ſondern muß außwei - chen. Demnach / denn die Tinctur des Gol - des in keinem vberfluͤſſiger / als in Marti vnd Venere gefunden wird / als Man vnd Weib / werden jhre Leiber zerſtoͤret / vnd jhr Tinctur Geiſt von jhn außgetrieben / welche das auffgeſchloſſene bereite Gold Blut - reich / vnd durch jhre Speiſe vnd Dranck fluͤchtig macht / Derentwegen das fluͤchtige Gold / wenn es ſeiner Speiſe vnd Dranck erſettiget worden / ſein eigen Gebluͤte an ſich nimpt / durch ſein ſelbſt innerliche Hitze außtrocknet / mit huͤlffe vnnd zuthun des Vaporiſchen Fewers / vnd iſt wider eine vberwindung / welche gantz fitz / vnd der hoͤch - ſten beſtendigkeit machet / daß das Gold eineC iijvber -29Das ander Capitel.vber fixe Medicin wird / vnd wegen vberflie - ſieges Gebluͤts / kein Corpus geben kan / es werde jhm dann widerumb ein vberſlieſſig Corpus zu geſchlagen / darinnen ſich das vberlinge fixe Gebluͤt außtheilet / welches zugeſchlagene Metalliſch Corpus, wegen der groſſen Hitze des fixen Lewen Bluts / wie ein Fewer durchgangen von aller Va - reinigkeit geſaubert / vnd von ſtun den an zu einer Vollſtendigen Reiffe vnnd fixigkeit außgekochet wird / Das erſtlich der Knecht den Herrn in Reichthumb fuͤhret / weil der Herr zuuor von ſeinem Gewand nichts zu - verehren / entrathen kan / weil jhn die Na - tur nur ein einiges Ehrenkleidt verliehen vnd mitgetheilet hat / vnd der Koͤnig hin - wideruͤmb ſeinen Dienern von ſeinem Koͤ - nigreiche / wen er zuuor die Stewr vnd den Tribut / von den Vnterthanen eingenom - men / kan Erbtheil vnd beſtendige Hoffklei - dung außtheilen / auff das der Herr vnnd Knecht zugleich beyeinander bleiben koͤn - nen / vnd laß dich gar nicht wundern / das der Koͤnig Entlehnung von ſeinen Dienern be - darff / weil jre Leiber vnfix vnd vnbeſtendigſind /30Das ander Capitel.ſind / denn ſie nehmen viel an / vnd koͤnnen doch wenig Glauben halten / Da aber der Koͤnig deſſen theilhafftig werden kan / kan er Hitze vnd Froſt beſſer vberwinden / denn die Auſſetzigen Metallen / Vnd wird dem - nach durch ſolche innehmung ein Herrſcher vnd Vberwinder particulariter, aller ande - rer / mit groſſem Sieg vnd Triumph des Reichthumbs vnd der Geſundheit zum lan - gen Leben / Vnd verhoffe du wirft alſo von dieſem natuͤrlichen vnnd vbernatuͤrlichen Bericht / vnnd der erſten Tinctur Wurtzel der Metallen vnnd Mineralien, zum An - fang genungſam verſtanden haben / wor - auff der Eckſtein geſatzt / vnnd der rechte Felß in genere gegruͤndet / darinnen die Natur jhre heimliche tieff verborgene Gabe verſatzt vnd vergraben hat / Nem - lich / in die Fewerige geferbte Geiſter / wel - che Farbe ſie aus dem Himmel des Ge - ſtirns / durch wirckung der Elementen vber - kommen / vnd demnach weiter ferben / vnd figieren koͤnnen / das zuuor vngeferbet vnd vnfix war / weil der Luna das Kleid der Guͤl - denen Krone mangelt / ſampt der fixigkeit /C iiijwie31Das ander Capitel.wie denn dem Saturno / Joui / vnd Mer - curio gleicher maſſen / vnd ob wol Mars vnd Venus der Kleidung nicht beduͤrfftig / ſon - dern ſolche den andern Fuͤnffen mittheilen koͤnnen / So ſag ich doch das ſie ohne den Lewen / weil ſie mit der Fixigkeit jhres Mercurij / vnd der Geſchmeidigkeit jhres Saltzes nach nothdurfft nicht verſehen / gar nichts außrichten koͤnnen / etwas mit Reich thumb zuerfagen / es ſey dann / das ſie der Lewe im Streit vberwunden / das ſie auff bey den theilen triumphiret haben / vnd in ſamptlich zugleich in merckliche verbeſſe - rung kommen ſind / welche verbeſſerung dem Signatſtern / oder jhrem Magneten ver - borgen ligt / daraus alle Metal jhre Gaben ſelbſten entpfangen haben. Nun wil ich fortfahren / vnd in ſpecie zu der Geburt ſchreiten / vnd zu der generation, wie der Ar - chæus ſeine Krafft erweiſet / außgeuſt / vnd zu tage eroͤffnet / dadurch alle Metalliſche vnd Mineraliſche Form ſichtig vorgeſtalt / vnd durch die Mineraliſche / vnbegreiffli - che / fliegende Fewergeiſter / foͤrmlich / greiff - lich / vnd Leibhafftig gemacht werden / Vndverſtehe32Das ander Capitel.verſtehe nun ferner derent wegen alſo / mer - cke mit fleiß darauff / vnd nim in acht / das du das wichtige nicht fahren leſt mit vergeſ - ſenheit / noch das nuͤtzlichſte vber ſiheſt / vnd dargegen das bloſſe ſchreiben nach der lenge obſeruireſt, vnd den Hauptßweg vbergehſt / denn was ich hierinnen ſchreibe / wird das hoͤchſte fuͤr das geringſte / vnd das geringſte / fuͤr das hoͤchſte Geheimnis / von vielen vn - zweifflich geſchatzt vnnd dafuͤr begrieffen werden.

Nun ſoltu anfenglich wiſſen / das alle Metallen vnd Minera der Erden / eine ei - nige Materia / vnd eine einige Mutter ha - ben / dadurch ſie in genere allzuſampt jhre entpfengnis erlanget / vnd vollſtendige / Leibhaffte Geburt vber kommen / Vnd ſol - che Materia ſo aus dem Centro gehet / theilet ſich anfenglich aus in drey Stuͤcke / ein Leibhafftiges zu wege bringen / vnd eine ge - wiſſe Form eines jeden Metalles / Die drey Stuͤcke nun / werden durch die Elementa nur geſpeiſet in der Erden / aus jrem Leibe / vnd alimentirt, biß ſie vollkommen werden / Die Materia aber / ſo aus dem Contro her -C vkoͤmpt /33Das ander Capitel.koͤmpt / iſt durch das Syderiſche gebildet / durch die Elementa gewircket / vnd durch das jrrdiſche formirt, vnd iſt eine bekentliche Materia, vnd die ware Mutter der Metallen vnd Mineralien, vnd iſt eine ſolche Materia vnd Mutter / daraus ber Menſche ſelbſten entpfangen / geboren / erhalten / vnd leib - hafftig gemacht worden / vnd iſt gentzlich der Mittelwelt zuuergleichen / denn was in der groſſen Welt / das iſt in der kleinen / was in der kleinen Welt iſt / das iſt auch in der groſſen / Alſo / was in der groſſen vnd klei - nen Welt zugleich iſt / das wird auch in der Mittelwelt funden / welche die groſſe vnd kleine Welt zuſammen fetzt / vnnd iſt eine Seele / welche den Geiſt mit dem Leibe ver - einiget vnd copulirt. Solche Seele wird werglichen Waſſer / vnd iſt auch ein rech - tes wahres Waſſer / doch nicht alſo / das es netzet wie ein ander Waſſer / ſondern ein Himliſches Waſſer / trocken in einer Me - talliſchen liquoriſchen Subſtantz erfunden / vnd iſt ein Seeliſches Waſſer / ſo alle Gei - ſter liebet / vnd ſie mit jhrem Leichnam ver - einiget / vnd in ein vollſtendiges Leben ein -fuͤhret /34Das ander Capitel.fuͤhret / daruͤmb wird billich erfunden vnd beweißlich dargethan / daß das Waſſer eine Mutter iſt aller Metallen / welche durch das warme luͤfftige Fewer / als den Spiritum Sulphuris etwermet worden / das durch ſeine außkochung der jrrdiſche Leib lebhafft ge - macht / darinnen das Saltz beweißlich er - funden wird / ſo fuͤr der Feule erhelt / damit nichts durch die Corruption kan verzehret werden. Jm Anfang vnd Geburt nun wird das Queck ſilber am erſten gewirckt / welches mit einer ſubtielen Coagulation noch offen ſtehet / weil jhm wenig vom Saltze mitge - theilet worden / daraus beweiſet er mehr ei - nen Geiſtlichen / denn einen jrrdiſchen Leib / die andern Metallen aber / ſo alle aus ſei - nem Weſen folgen / vnd mehr Saltzes ha - ben / dadurch ſie leibhaff werden / Folgen allen dieſem nach / vnd fahe nun an erſtlich de Spiritu Mercurij.

DE35

DE SPIRITV MER CVRII. Das dritte Capitel.

OB ich wol einen ſonderli - chen Stylum fuͤhre zu ſchrei - ben / der manchen duͤncken wird ſeltzam zu ſein / vnd auch ſel - tzam wird vorkommen in ſeinem Kopff vnd Gedancken / ſo hat es aber doch Vrſache genugſam: Ja ſage ich gnugſam / das ich bey meiner Erfahrenheit bleibe / vnd achte ander Geſchwetz nicht viel / weil daſſelbe in meiner Wiſſenſchafft verborgen iſt / vnd al - lezeit ſchen fuͤr hoͤren gehet / vnd der grund fuͤr dem Vngrund / das Lob erhelt. Dar - uͤmb ſage ich nun / das alle ſichtbare / be - greiffliche Dinge aus dem Spiritu Mercurij gemacht ſind / welcher allen jrrdiſchen Din - gen der gantzen Welt vorgehet / vnnd alle Dinge ſind aus jhm gemacht / vnd haben allein jhren Vrſprung von jhm / denn injhm36Das vierde Capitel.jhm wird gefunden alles / ſo alles verrichten kan / was der Kunſtliebende zu ſuchen begeh - ret / er iſt der Anfang zu wircken die Metal / wenn er zu einem Geiſtlichen Weſen wor - den / welches iſt lauter Lufft / vnd fleucht hin vnd wider / ohne Fluͤgel / vnd iſt ein bewe - gender Wind / welcher nach ſeiner außja - guͤng / von ſeiner Wohnung / durch den Vulcanum in ſein Chaos getrieben wird / da er wider uͤmb denn eingeht / vnd ſich reſoluirt in die Elementa / da er von dem Syderl - ſchen Geſtirn auff vnnd an ſich gezogen wird / nach Magnetiſcher art / aus Liebe daraus er zunor außgangen vnd gewircket worden / dieweil ſeines gleichen gern wider begehrt vnd an ſich nimpt / Da aber dieſer Spiritus Mercurij kan gefangen / vnd Leil - hafftig gemacht werden / ſo reſoluirt er ſich in ein Corpus, vnd wird zu einem klaren vnd reinen durchſcheinenden Waſſer / welches das ware ſpiritualiſche Waſſer / vnd die er - ſte Mercurial Wurtzel iſt der Mineralien vnd Metallen / Geiſtlich / vnendpfintlich / vnuerbrenlich / ohne einige vermiſchung der jrrdiſchen / aquoſitet, vnd iſt das Himmel -waſſer /37Das dritte Capitel.waſſer / daran ſehr viel geſchrieben worden / denn durch dieſen Spiritum Mercurij koͤnnen ohn einig corroſiu zerbrochen auffgeſchloſ - ſen / vnd in primam materiam reſoluirt wer - den / alle Metallen da es noͤthig / dieſrr Spi - ritus erjuͤngert Menſchen vnd Viehe gleich dem Adeler / er conſumirt alles boͤſes / vnd fuͤhret in langes Alter zu einem langen Le - ben. Dieſer Spiritus Mercurij iſt der Haupt - ſchluͤſſel meiner anderen Schluͤſſel / daran ich im Anfang geſchrieben / daruͤmb wil ich ruffen: Kompt her jhr Geſegneten des HERRN / laſſet euch ſalben mit Oell / vnd erquicken mit Waſſer / vnd Balſa - mirt ewer Coͤrper / das ſie nicht faul wer - den / vbel riechen vnd ſtincken / denn das Himliſche Waſſer iſt der Anfang / vnd das Oell das Mittel / demnach es nicht brendt / weil es aus einem Geiſtlichen Schwebel gemacht worden / Vnd der Saltzbalſam iſt Leiblich / der mit dem Waſſer durch das Oell vereiniget wird / dauon ich hernach obermahl weitleufftige Erzehlunge thun wil / wenn ich von jhnen etwas ſchreibe / vnd zu reden gedencken werde.

Vnd38Das dritte Capitel.

Vnd das ich weiter erklere was Spi - ritus Mercurii fuͤr ein Weſen / Materia vnd Form ſey / ſo ſage ich das ſein Weſen iſt Seelich / ſeine Materia Geiſtlich / vnd ſeine Form jrrdiſch / ſo doch durch ein vnbe - greiffliches muß verſtanden werden / Die - ſes ſind zwar ſcharffe Rede vnd Wort / vnd viel werden gedencken / dein Fuͤrbringen iſt eytel einerley vnd ſind ſeltzame außgoͤſſe / ſo wunderbarliche Gedancken machen / das iſt war / ſeltzam ſind ſie / vnd wil auch hinwi - derumb ſeltzame Leute erfordern / ſo ſolche Rede verſtehen / es iſt nicht eine Schrifft fuͤr die Bawren / wie ſie den Wagen ſchmie - ren ſollen / auch nicht eine Rede fuͤr die jeni - gen / ſo keine wiſſenſchafft der Kunſt haben / ob ſie gleich noch ſo gelehrt wehren / wie ſie ſich duͤncken / Dieſen acht ich aber allein fuͤr gelehrt / der nechſt GOTTES Wert die jrrdiſchen Dingen / ſo mit der Ver - nunfft muͤſſen geurtheilet werden / durch die wahre Erkentnis gruͤndet / vnnd aus dem Liechte das Finſtere lehret erkennen / vnd das Gute fuͤr dem Boͤſen zuuerwerſ - fen.

Was39Das vierde Capitel.

Was erfordert nun den Anfang dieſes Geiſtes des Queckſilbers / das iſt vnnoͤthig dir zu wiſſen / weil dir ſolches keine Huͤlffe noch Nutz bringen kan / allein dieſes ver - nim / das ſein Anfang iſt vbernatuͤrlichen / aus dem Himliſchen Syderiſchen / vnnd Elementiſchen / von anfang der erſten Schoͤpffung verliehen / ferner in ein jrrdi - ſches Weſen einzugehen / Weil aber dieſes noͤthig / wie dir zu wiſſen gethan / ſo laß das Himliſche der Seelen / vnd faß es durch den Glauben / das Syderiſche laß auch zufrie - den / weil ſolche Syderiſche Impreßiones vnſichtbar vnd vnbegreifflich ſind / die Ele - menta haben den Spiritum durch das nutri - mentùm auch ſchon vollkommen zur Welt geboren / daruͤmb gehe jhr auch muͤſſig / ſin - temal der Menſch keine Elementa machen kan / ſondern der Schoͤpffer allein / vnd bleib bey deinem gemachten Spiritu, ſo ſchon formlich vnd vnformlich / begreifflich vnd vnbegreifflich / vnd doch ſichtlich vorgeſtalt iſt / So haſtu primam materiam genungſam / daraus alle Metallen vnd Minera gewach - ſen ſind / vnd iſt ein einiges Ding vnd eineſolche40Das dritte Capitel.ſolche Materia, welche ſich mit dem Schwe - bel des folgenden Capitels vereiniget / vnd mit dem Saltz des funfften Capitels in eine Coagulation eingeht / das ein Leib daraus wird / vnd eine vollkommene Artzeney vnd Medicin aller Metallen / nicht allein zu ge - behren Anfangs in der Erden / als in der groſſen Welt / ſondern auch durch Huͤlſſe des vaporiſchen Leibes zuuerendern vnd zu tranſmutiren, ſampt der Augmentation in der kleinen Welt / Vnd laß dir ſolches nicht ſeltzam ſein / weil es der Hoͤchſte zugelaſſen / vnd die Natur daſſelbe vorgenommen hat.

Viel Leute der Welt ſind / ſo ſolches nicht gleuben / vnd fuͤr vnmoͤglich achten / vernichten vñ ſchelten ſolche Myſteria die ſie mit nichren verſtehen / die moͤgen Eſel vnd vnuerſtendige Narren bleiben / ſo lange biß die Erleuchtung hernach folget / welche ohne den Willen Gottes nicht geſchieht / ſondern verbleiben wird biß zu der Ver - hencknis / Aber verſtendige vnd erfahrne Menſchen / ſo den Schweiß jhres Ange - ſichts trewlich außgegoſſen / werden mir Zeugnis genugſam geben / vnd die War -Dheit41Das dritte Capitel.heit beſtetigen / vnnd alſo conſirmiren das ſie fuͤr war gleuben vnd halten koͤnnen / das alles was ich ſchreibe / in dieſem Warheit ſey / Als war als Himmel vnd Hellen den Außerwehlten / ſampt den Verdampten zum Verdienſt gutes vnd boͤſes vorgeſtalt / vnd verordnet iſt. Jtzo ſchreib ich mit den Henden nicht allein / Sondern / Sinn / Muth vnd Hertz treibet mich darzu / vnd reitzet mich an / das viel duͤnckende / hoch - erleuchte / vermeinte / Weltuerſtendige / dieſe Geheimnis haſſen / neiden / leſtern / ſchmehen / ſchaͤnden vnd verfolgen / biß auff die euſſerſte Schale / oder biß zu dem in - nerſten Kern / der ſeinen Anfang vnnd Ori - ginem aus dem Centro hat / Aber ich weiß gewiß es wird eins mals die Zeit kommen / wann mein Marck verſchwunden / vnd mei - ne Beine außgetrocknet ſind / das ſich Leu - te meiner in der Gruben von Hertzen an - nehmen / vnnd da es GOTT zugelaſſen / aus dem Tode gern reichen wolten / aber es wird nicht ſein koͤnnen / daruͤmb habe ich jhnen Schrifft hinderlaſſen / dadurch jhr Glaube vnnd Zuuerſicht ein Sie -gel42Das dritte Capitel.gel der Gewißheit / vnnd der Warheit haben wird von mir zu zeugen / was mein letzter Wille vnd Teſtament geweſen / ſo ich den Armen vnnd allen Liebhabern der Geheimnis geſtifftet / ob mir wol nicht ge - buͤhrt hette / ſo viel zu ſchreiben / ſo habe ichs doch ohne verletzung meiner Seelen nicht hinterhalten koͤnnen / einen Blick vnnd Schein durch die Wolcke zu jagen / dar - mit der Tag mag gemercket / vnd die finſte - re Nacht / ſampt dem truͤben vnd dunckeln Regenwettern ver trieben werden.

Wie nun der Archæus weiter wircket / durch den Spiritum Mercurij in der Erden / oder in den Adern der Erden / ſo ſoltu alſo berichtet ſein / das nach dem der Spiritua - liſche Samen / durch die Impreßion des Geſtirns von oben herab gebildet / vnnd durch die Elementa geſpeiſet worden / das ſolcher Same worden / vnd in ein Mercu - rialiſch Waſſer ſich verkchret / wie anfeng - lich die groſſe Welt auch aus nichts gemacht ward / dann das der Geiſt auff dem Waſſer ſchwebete / da muſte eine Himliſche Werme /D ijdas43Das dritte Capitel.das kalte waſſerige vnd jrrdiſche Geſchoͤpff in ein Leben erwecken / in der groſſen Welt war es die Krafft Gottes / vnd die Wir - ckung der Himliſchen Liechter / in der klei - nen Welt auch die Krafft Gottes / vnd die Wirckung / durch ſeinen Goͤttlichen vnnd heiligen Athem / in der Erden zu wircken. Weiter gab der Allmechtige / vnnd ſatzte Mittel ein ſolches zuuolnbringen / das ein Geſchoͤpff in des andern zu wircken macht vberkommen / vnd eines dem andern Befoͤrderung thun ſolte / alle Werck des HERRN zuuolnbringen vnd außzurich - ten. Alſo ward der Erden durch die Liechter des Himmels / eine Einflieſſung verſtattet zu gebehren / eine jnnerliche Werme gleich - falß auch zu erhitzen vnd außzukochen / was dem Erdreich zu kalt war / wegen ſeiner waſſerigkeit / als einem jeden Geſchoͤpff ein ſonderlich Genus nach ſeiner Art / das alſo durch den Geſtirnten Himmel erwecket wird ein ſubtiler Schwebel Dampff / nicht der gemeine / ſondern ein anderer clari - ficirter reiner vnd Purerdampff / von an - dern abgeſondert / welcher ſich mit der Mer -culia -44Das dritte Capitel.curialiſchen Subſiantz vereiniget / durch welche Werme eigenſchafft die lange Zeit die Feuchtigkeit ſo vberlinge außgedrock - net wird / vnd wann dann die Seeliſche Ei - genſchafft darzu koͤmpt / welche das Corpus vnd den Balſam gibt der Erhaltung / vnd zuuor auch durch die ſpiritualiſche vnd Sy - deriſche Einflieſſung in das Erdreich wir - cket / ſo wird eine Geburt der Metallen dar - aus / wie dann dis Vermiſchung der drey anfahenden gefelt / vnd welches das meiſte vnter dieſen dreyen an ſich nimpt / darnach gefelt das Corpus. Jſt aber der Spiritus Mer - curij gerichtet vnd geartet von oben herab / auff die Animalia, ſo wird ein Animaliſch Weſen daraus / gehet er wegen ſeiner ver - leihung auff die Vegetabilia, ſo wird daraus ein vegetabiliſch Werck / felt er aber wegen ſeiner eingegoſſenen Natur zu der Minera - lien, ſo werden Mineralia vnd Metallen daraus / doch hat ein jedes ſeinen vnter - ſcheid wie ſie gewircket werden / die Anima - lia vor ſich / die Vegetabilia auff eine andere Art vnd Form fůr ſich / vnd die Mineralia fuͤr ſich / ein jedes auff ein ſondern WegD iijdauon45Das dritte Capitel.dauon in ſpecie gar weitleufftig zu ſchrei - ben / vnd eine groſſe vnterſchiedliche Erzch - lung zu thun wehre.

Allhier moͤchte nun mancher / wie nicht vnbillich fragen / wie dann ſolcher Spiritus Mercurij zu vberkommen vnnd zuerlangen ſey / oder wie er zu machen / auff waſſerley weiſe vnnd wege er zubereiten / das er die Kranckheiten vertreiben / vnd alle Metalli - ſche Geſchlechter des geringen Haltß / als in einer kleinen Welt zugebehren / durch die tranſmutatio vnd Vermehrung jhres Sa - mens verendern kan / hierauff wird mancher mit verlangen warten der Antwort / die ich jhme doch nicht vorenthalten wil / ſondern trewlich entdecken / ſo viel mir durch Got - tes Gebot / Gericht vnd Vrtheil zugelaſſen vnd vergoͤnnet worden / dieſer geſtalt vnd maſſen.

Nun im Namen des HErrn / ein roth Qneckſilber Ertz gleich anzuſehen dem Zinnober / vnd das beſte Goldertz / ſo du ha - ben kanſt / die reibe gleiche ſchwer rein zu - ſammen / ehe ſie einiges Fewers theilhaff -tig46Das dritte Capitel.tig worden / geuß darauff ein Oleum Mer - curij, per ſe gemacht / aus dem gemeinen pu - tificirten vnnd ſublimirten Queckſilber / ſtets hin / vnd digerirs ein Monat / ſo haſtu ein Extractio, ſo mehr Himliſch dann jrr - diſch iſt / die Extractio diſtillir gemach ab in dem Badt der heiligen Jungfrawen Ma - riæ / ſo gehen Flegma heruͤber / vnnd das ſchwere Oleum bleibet am Boden / ſo alle Metallen in Momento in ſich nimpt / zu dem geuß dreymal ſo viel Spiritum vini, cir - culirs in Pelliken biß Blut roth worden / vnnd eine ſolche Suͤſſe vberkommen / der niemand nichts gleichen mag / den Spiritum vini geuß ab / biß auff den liquiorem, vnnd geus newern darauff / das widerholl ſo off - ter / biß die Materia aller mit vberſetigt ſuͤß vnd Rubin roth durchſichtig / das thue dem - nach zuſammen / was vber geſtiegen geuß auff weiß calcanirten tartarum, vnd diſtullirs in der Aſſchen ſtarck ab / ſo bleibt der Spiri - tus vini im Tartoro dahinden / Aber der Spiritus Mercurij gehet heruͤber / Wann die - ſer Spiritus Mercurij mit dem Spiritu Sul -D 4phuris47Das dritte Capitel.phuris Solis permiſcirt wird ſampt ſeinem Saltze / vnd bringeſt ſie zuſammen in einem conjugirt heruͤber / das ſie in infinitum nicht koͤnnen geſcheiden werden / der hat ein ſol - ches Werck / da daſſelbe mit dem Golde durch die Solution ſein Terment nach gewiſ - ſer manſur vnd geſatztem Ziel vber koͤmpt / vnnd in ſein Reiffe vollſtendig zu der pluſ - quamperfection bracht wird / dem nichts zu - vergleichen iſt / zuuerhuͤtung Kranckheit vnd Armuts / vnd zu einer reichen vberflie - ſigen Ergetzung des Leibes vnd der Guͤter. Das iſt nun der Weg wie der Spiritus Mer - curij zuerlangen / den ich eroͤffnet habe / ſo viel mir vergoͤnnet vnd zugelaſſen worden / durch den hoͤchſten Imperatorem, die Hand - grieff mein cefinden dieſes meines Wercks / ſo offenbar gemacht / wirſtu weißlich in acht nehmen / damit du fuͤr mir nicht in der Hel - len ein Badt durch meine trewe Warnung erleiden muͤſſeſt / dieweil die wahre eroͤff - nung des Thors ſo zu dem Koͤniglichen Hofe zugelaſſen / nur durch einen Schluͤſſel geoͤffnet wird / ſo alle Kranckheiten curirt, es ſey Waſſerſucht / Schwindſucht / Poda -gra /48Das dritte Capitel.gra / Stein / Falleneſucht / Schlag / Auſ - ſatz / vnd wie ſie Namen haben in genere, auch curirt diß Medium alle Geſchlecht der Frantzoſen / vnd alle alte langwirige Schaͤ - den / es ſey gleich Wolffs / Sirey / Flechten / Wurm / Fiſtel / Krebs / vnd vmbfreſſende Loͤcher / wie ich dir offenbart vnd nichts verhalten habe. Endlich merck vnd nim in acht / da du ſo viel vnd nicht mehr kuntbar machen wolleſt / dann weil aus dem Spiritu Mercurij alle Kunſt jhren Anfang hat vnd herfleuſt / welcher durch den Geiſtlichen Schwebel erquicket vnd in Leben erwecket wird / das ein Himliſches zugleich aus jnen wird / vnd mit vnd durch das Saltz werden ſie leibhafft vnd foͤrmlich / der Anfang aber der Seelen / des Geiſtes / vnd des Leibes / laß ein Magneten ſein vnd bleiben / wie er dann auch iſt / vnd fuͤr nichts anders kan er - kant werden. Das iſt aber die endliche Summa / das ohne den Spiritum Mercurij, welcher allein der wahre Schluͤſſel iſt / das Corporaliſche Gold potabile zu machen / der Lapis philoſophorum nimmermehr kan ge - macht werden.

D vBey49Das dritte Capitel.

Bey ſolchem Vrtheil laß es auch wen - den vnd beharren / vnd ſchweig ſtill / dann ich wil ſelbſten jtzo nicht weiter reden / weil mir vnd dir / durch den ordentlichen Rich - ter / ſtillſchweigend aufferleget iſt / vnd be - fihl die Execution dir ſelbſten vnd das nach - ſuchen einem andern / der die Sache zu recht noch nicht erwieſen hat.

Das vierdte Capitel. Vom Kupffer Geiſt.

DEr VENVS Stern iſt ſchwerlich vnd nicht wol auß - zurechnen / wie mir alle Ma - thematici vnd Aſtronomi muͤſ - ſen Beweiß geben / dann ſein Lauff hat eine andere Gelegenheit / weder bey den andern ſechs Planeten gefunden wird / daruͤmb iſt ſeine Geburt / auch eines andern / weil die Geburt der Veneri die erſte Taffel beſitzet / noch dem Mercurio, was die Geburt derMe -50Das vierde Capitel.Metallen belanget / Der Mercurius macht thaͤtig / die Venus aber reitzet an vnd gibt Luſt vnd Begierde / ſampt der Schoͤnigkeit ſo vrſach darzu geben / wiewol ich euch fuͤr keinen Aſtronomum orachte / noch außgebe fuͤr einen dem die Rechnunge des Himli - ſchen Lauffs bewuſt / weil ich in meinem Gotteßhauß die Zeit mit beten zu bringen ſol / doch damit die vbrige zeit auch nach ver - richtung der Andacht nicht vergeblich ab - lauffen moͤge / habe ich mein Ziel in erfah - rung der natuͤrlichen Dinge mich darinnen zu vben vnd vollent hinzubringen nicht an - geſatzt vnnd vorgenommen / Alſo iſt auch nicht wol außzurechnen was aus der Ve - nus entſteht / erwechſt vnd herkoͤmpt / oder woraus ſie entſtanden erwachſen oder her - kommen iſt / weil ſie vberfluͤſſig bekleidet / was ſie ſelbſten nicht bedarff / vnd dargegen mangeln muß deſſen ſie wol beduͤrfftig we - re in jhrer beſtendigkeit.

Du ſolt aber berichtet ſein / das die Ve - nus durch einen Himliſchen Sulphur beklei - det iſt / welcher den Glantz der Sonnen weit vbertrifft / demnach mehr Schwebel /vber -51Das vierde Capitel.vberfluͤſſiger bey jhr dann im Golde befun - den wird / das aber eine wiſſenſchafft erlan - get werde / was die Materia deſſelben Gold - ſchwebels ſey / ſo in der Venus vberfluͤſſig wohnet vnd herrſchet / vnd von welchem von mir ſo groß Geſchrey gemacht wird / ſo wiſſe das es auch ein fliegender ſehr hitzi - ger Geiſt iſt / der alles durchgehen vnnd durch dringen kan / auch zeitigen / reiffen vnd außkochen / das der vnerfahrne nicht gleubet / als die inperfecten Metaller in vollkommene. Jtzo felt eine Frage fuͤr / vn - ter der Hand wie der Geiſt des Kupffers andere imperfecte Metallen vollkommen / vnd zu der reiffe bringen kan / da er doch ſelbſten bey ſeinem Leibe vnperfect / vnuoll - kommen / vnd vnbeſtendig iſt / der ſol ant - wort haben / wie ich ſchon offter angezogen / das dieſer Geiſt bey dem Kupffer keinen be - ſtendigen Leib zur Herberge beſitzet noch bewohnen kan / Daruͤmb wann die Woh - nung verbrand wird durch das Fewer / ſo gehet der Gaſt mit hinweg / vnnd muß die Herberge verlaſſen mit vngedult / dann ſie wohnet darinnen wie ein Miedling / aberin dem52Das vierde Capitel.in dem beſtendigen fixen Leibe des Goldes / hat ſie ſchutz vnd defenſion, das ſie niemand außjagen kan / ohne das Vrtheil eines ſon - der baren Richters / weil ſie als ein Erbe in die Wohnunge geſatzt / vnd eine Wurtzel eingeſchlagen durch jhren beſtendigen Leib / das ſie liederlich nicht außzujagen iſt. Die Tinctur ſo die Venus erlanget / wird auch im Marti ebener maſſen gefunden / vnnd noch krefftiger / hoͤher vnd herrlicher / dann Mars iſt der Man / vnd Venus das Weib / welches ich mehr gemeldet habe / da ich von jhnen ſchriebe / Solche Tinctur iſt tradirt im Gruͤnſpan / auch wird ſie funden im Vi - ctriol als einem Minerall / da ein eigen Buch von koͤndte geſchrieben werden / Vnd in dieſen Dingen allen wird ein Sulphur fnnden der brennet / vnd noch ein Sulphur oder Schwebel / der brennet nicht / das iſt ein wunderbarlich Werck / der eine Sul - phur iſt weiß / der ander aber roth in der wirckenden Gebehrung / der rechte wahre Sulphur aber iſt vnuerbrenlich / dann er iſt ein lauter wahrer Spiritus, daraus das Oleum in combuſtibile bereitet wird / vnd iſteben53Das vierde Capitel.eden der Sulphur dauon der Goldſchwebel aus einer Wurtzel gemacht vnd worden.

Jch eroͤffne viel Heimligkeit / das wol nicht ſein ſolte / wie ſol ich jhm aber thun al - les zuuerſchweigen / iſt auch nicht zuuerant - worten / doch maſſe iſt zu allen dingen gut / wie du in meinem letzten Bericht der Pro - teſtation in acht zu nehmen haſt / da du mei - ner Bitt nicht vergeſſen wirſt.

Dieſen Schwebel mag man wol heiſſen vnnd teuffen den Schwebel allerweiſen / weil alle Weißheit in jhme gefunden wird / biß auff den Mercurial Geiſt / der jhme vorgeht / vnd mit jhme zugleich / ſampt dem Sal Marti durch Geiſtliche Vereinigung muß zuſammen geſatzt / das drey in einen Verſtandt gerathen vnd in gleiche Wir - ckung erhoͤhet werden.

Vnd entſteht dieſer Geiſt Schwebel ebener maſſen / vnd Geſtalt aus der obern Region wie der Spiritus Mercurij entſpringe / aber einer andern Weiſe vnd Art / darmit das Geſtirn eine ſcheidung beweiſt in fixen vnd vnfixen / in geferbten vnd vngeferbten Sachen.

Die54Das vierde Capitel.

Die Ferbung ſteht allein im Geiſt des Kupffers / vnd ſeines Ehegats am meiſten / vnd iſt ein lauter Dampff / ſtickent vnd vbel - riechent in ſeinem Anfang / Vnd dieſer Nebel muß reſoluirt werden liquoriſcher weiſe / damit das ſtinckende / vnuerbrenliche Oell daraus kan bereitet werden / welche - doch ſeinen Anfang ex Marti nehmen vnd haben muß / Solch Oell vereiniget ſich gerne mit dem Spiritu Mercurij, vnd nehmen alle Metalleiber geſchwind zu ſich / wann ſie erſtlich bereitet ſind nach aller Maſſe mei - nes Berichts der Schluͤſſel.

Jch halte allhier keine Ordnung der Planeten / vnd nicht vnbillich ohne Vrſa - che / dann ich folge jhrer Geburt nach / das iſt die Ordenung / darnach ich mich richte / weil die Venus viel Sulphur hat / iſt ſie deſte ſchneller außgekocht vnd gezeitiget worden neben dem Marti fuͤr andern Metallen / aber weil jnen beyde der vnbeſtendige Mer - curius zu wenig huͤlffe erweiſen / demnach jm fuͤr dem vberfluͤſſigen Schwebel haͤrter zu wircken kein raum gelaſſen / haben ſie keineVer -55Das vierde Capitel.Verbeſſerunge jhren vnfixen Leiber erlan - gen vnd vberkommen koͤnnen. Allhier wil ich dir nun ein Geheimnis offenbahren / daß das Gold / Kupffer vnnd Eyſen einen Schwebel / eine Tinctur vnd eine Materia jhrer Farbe in ſich haben / welche Materia der Tinctur iſt ein Geiſt ein Nebel vnnd Rauch / wie dir oben vorgeſchrieben wor - den / der da alle Leiber durchgangen vnnd durchgehen kan / kanſtu jhn gefangen neh - men vnd ſcherffeſt jhn durch den Geiſt / ſo in dem Sal Marti gefunden wird / vnd verei - nigeſt dann den Spiritum Mercurij damit nach jhrem Gewichte / ſauberſt ſie von aller vnreinigkeit / das ſie ohne alle corroſiſ lieb - lich vnd wolriechend werden / ſo haſtu eine ſolche Medicin der auff der Welt nichts zu - vergleichen / da ſolche mit der hochglantzen - den Sonne fermentirt wird / ſo haſtu ein eingang gemacht / durchdringend zu wir - cken / vnd alle Metallen zuuerendern.

O ewige Weißheit von angebin / wie ſoll dir doch gedancket werden / fuͤr ſolche groſſe Geheimnis / welche doch die Men - ſchen Kinder ſo gar nicht in acht nehmen /vnd56Das vierde Capitel.vnd durch den groſſen hauffen verachten / das jenige zuerkennen / was du in die Na - tur verborgen gelegt haſt / ſie ſehens fuͤr jhren Augen / vnnd erkennens nicht / ſie habens in Henden / vnnd begreiffens nicht / ſie gehen damit vmb / vnd wiſſen nicht was ſie haben / vnnd was ſie machen / weil jhnen das innere verborgen iſt / Vnnd wil dir entlich in der Warheit / vnd durch die Liebe Gottes dieſes noch offenbahren / das die Wurtzel des Philoſophiſchen Schwe - bels / der da ein Himliſcher Geiſt iſt / mit der Wurtzel des Geiſtlichen vbernatuͤrli - chen Mercurij, ſo wol der Anfang des Spi - ritualiſchen Saltzes in einem iſt / vnd in ei - ner Materia gefunden wird / daraus der Stein / der fuͤr mir geweſen / gemacht wird / vnd nicht in vielen Dingen / ob gleich der Mercurius fuͤr ſich von allen Philoſophis, vnd der Schwebel fuͤr ſich / neben dem Sal - tze inſonderheit eingezogen wird / das der Mercurius in einem / der Schwebel in einem / vnd das Saltz in einem gefunden wird / So ſage ich dir doch / das ſolches nur auff jhre Vberflieſſigkeit zuuerſtehen / welches in je -Edem57Das vierde Capitel.dem am meiſten gefunden wird / vnd particu - lariter in viel wege mit nutzen kan gebraucht vnd bereitet werden / zu der Artzney vnnd Verenderunge der Metallen / allein das Vniuerſal, als der hoͤchſte Schatz der jrrdi - ſchen Weißheit / vnd aller drey anfahenden Dinge / iſt ein einiges ding / vnd wird in ei - nem einigen dinge zugleich funden vnd her - aus gezogen / welches alle Metallen zu ei - nem einigen machen kan / Vnd iſt der ware Spiritus Mercurij, vnd Anima Sulphuris ſampt den Geiſtlichen Saltze / zugleich vereiniget beſchloſſen vnter einem Himmel / vnd won - hafftig in einem Leibe / vnnd iſt der Drache vnd der Adeler / es iſt der Koͤnig vnd der Lewe / es iſt der Geiſt vnd der Leichnam / ſo den Leichnam des Goldes ferben muß zu ei - ner Medicin, damit er vberfluͤſſige Macht vberkoͤmpt / andere ſeine Mitgeſellen zu fer - ben.

O du geſegnete Artzney von Gott dei - nem Schoͤpffer gegeben / O du Himliſcher Magnet der groſſen anziehenden Liebe / O du guͤldiſche Subſtantz der Metallen / wie groß iſt deine Krafft / wie vnerforſchlich iſtdeine58Das vierde Capitel.deine Tugend / vnd wie tapffer iſt die ſtand - hafftigkeit / wol iſt derhie auff Erden / wel - cher dein Liecht mit Warheit erkent / das alle Welt nicht in acht nimpt / kein Armut wird er ſpuͤren / keine Kranckheit wird jhn ruͤhren / vnd kein Gebreſten wird jhm ſcha - den / biß zu dem geſatzten Ziel des Todes / vnd biß zu der letzten Stunde / ſo jhm von ſeinem Himmelkoͤnige angeſatzt wird. Es iſt nicht moͤglich das alle Zungen des Men - ſchen / ſo viel zu wege bringen koͤnnen / die Weißheit zuuerkuͤndigen / ſo in dieſem Schatz des Bronnens gelegt iſt / alle Rede - ner muͤſſen darob verſtummen / vnd zu ſchan - den werden / ja erſchrecken / vnnd kein wort ſprechen koͤnnen / was ſie dieſe vbernatuͤrli - che Herrligkeit anſchawen vnnd erkennen wuͤrden / vnd ich erſchrecke fuͤr mir ſelbſten / wann ich daran gedencke / das ich ſo viel of - fenbahret habe / Jch wil aber verhoffen meinen Gott zuerbitten / das er mir daſſelbe fuͤr keine Todſuͤnde zurechnen wolle / weil ich das Werck in ſeiner Furcht angefan - gen / durch ſeine Genade erlanget / vnd jhm zu lob offenbahret habe.

E ijAuch59Das vierde Capitel.

Auch du heilige jmmerwehrende Dreyfaltigkeit / Jch ſage dir Lob / Ehr vnd Preiß mit Hertz vnd Mund / das du mir offenbahr gemacht haſt die groſſe Weißheit dieſer jrrdiſchen Welt / nechſt deinem Goͤttlichen Worte / daraus ich erkent habe deine Allmechtige Krafft / vnd vbernatuͤrliche Wunder / welches die Menſchen nicht erkennen wollen / Vnnd bitte dich jnniglich / gib mir ferner Verſtand vnd Klugheit / das ich jhren Gebrauch vnnd Nutz / mit ſtetigem Danckopffer fuͤr dir zu der Chriſtlichen Liebe meines Neheſten / vnd zu meiner Wolfarth / Geiſtlich vnnd Leiblich in Tugend vnd Krafft gebrauchen moͤge / damit dein Name herrlich gemacht / ge - ehret vnd gepreiſet werde / wegen aller deiner Geſchoͤpff im Himmel vnd auff Erden / Vnd meine Feinde erkennen moͤ - gen / das du ein HERR voller vnentli -chen60Das vierde Capitel.chen Wunder biſt / damit ſie einßmals auch zur Buſſe vnnd zur Bekehrunge kommen / vnd in der Vnwarheit der Fin - ſternis nicht verſincken moͤgen / Das helffe mir vnd vns allen / Gott Vater / Sohn / vnnd heiliger Geiſt / in ſeinem hoͤchſten Thron / Glory / Macht vnd Herrligkeit vber alles erhaben / deſſen Weißheit / kein Anfang noch Ende hat / Vnd fuͤr welchem alle Himliſche / jrr - diſche vnnd Helliſche Creaturen / mit Furcht erzittern muͤſſen / Hochgelobt in alle Ewigkeit / Amen.

O Seraphin / O Cherubin / wie groß ſind deine Wunder vnd Thaten / ſihe dei - nen Knecht an mit Gnaden / vnd laß dich erbitten von deinem Zorn / das er dieſe Of - fenbahrung geſchrieben hat.

Nun ſol der Leſer von der Geburt des Kupffers weiter wiſſen vnd alſo mercken / daß das Kupffer gebohren wird / aus vielem Schwebel / Sein Mercurius vnd SalßE iijaber61Das vierde Capitel.aber bey dem Kupffer / ſtehen in einer gleich - meſſigkeit / ſintemal deſſen keines weniger oder mehr in der quantitet gefunden wird / weil nun der Sulphur in der mennige den Mercurium / vnnd das Saltz vberwindet / entſtehet daraus eine groſſe ferbende Roͤ - the / welche groſſe Roͤthe das Metal einge - nommen / das der Mercurius ſeine fixigkeit nicht vollnbringen koͤnnen / das ein fixer Corpus aus jhn het koͤnnen gebohren wer - den. Merck vnnd verſtehe alſo mit dem Kupffer / das es Venus ſeine Geſtalt des Leibes alſo bewandt ſey / wie vmb einen Baum / ſo viel Hartz in vnnd mit ſich fuͤh - ret / wie der Lerchenbaum / der Kien / Fich - ten vnd Dannenbaum / neben andern Ge - ſchlechte der Beume mehr / welches Hartz nun des Baums ſein Schwebel iſt / den er zu zeiten auch wegen ſeiner Vberfluͤſſigkeit ſeitwarts von ſich ausſtoͤſt / vnd nicht aller vertragen kan / Ein ſolcher Baum nun ſo mit vieler Feiſtigkeit tingirt worden / durch die Natur vnd außkochung der Elementa / brent bald vnd gern / iſt auch nicht ſchwer / vnd nimme ſo werhafft / als das Eichen /vnd62Das vierde Capitel.vnd dergleichen Hartholtz / welches ticht vnd compact, vnd ſeine Poros vnd Schweiß - loͤcher nicht ſo offen hat / wie die Art des leichten Holtzes / das der Schwebel vber - fluͤſſig herrſchen koͤndte / darumb aber hat das Eichen Holtz deſto mehr Mercurium / vnd ein beſſer Saltz / weder das Fichten / Kien / noch Dannenholtz hat / Vnnd ſolch Holtz ſchwimmet auch nimmer ſo gern auff dem Waſſer entpor / als das Dannenholtz / weil ſein Holtzweſen feſte vnd ticht zuſam - men verbunden vnd compact zugeſchloſſen / das die Lufft leicht zutragen verhindert wird. Alſo auch nun von den Metallen zuuernehmen / als inſonderheit vom Gol - de / welches wegen ſeines vielen fixen / wol außgezeitigten / vnnd reiffen Queckſilbers / ein gar tichten / feſten / compacten, fixen / vberwindlichen Leichnam hat / den weder Fewer noch Waſſer / weder Lufft noch eini - ge Verfaulung der Erden Schaden zufuͤ - gen kan / weil ſeine Schweißloͤcher verſchloſ - ſen / das die verſehrende Krafft der Elemen - ten jhnen nicht ſchaden bey bringen koͤnnen / welche fixigkeit vnnd tichte compacte Zu -E iiijſam -63Das vierde Capitel.ſammenfuͤgung ein Beweiß von ſich gibt / ſeine natuͤrliche Schwere / ſo in andern Metallen nicht kan bewieſen werden / wel - ches alſo zuſpuͤren / nicht allein in auffzie - hung ſeines Gewichts mit der Wagen / ſon - dern auch befindeſt ſolches auch alſo / wann du ein Scrupel rein Gold auff einen Cent - ner lebendig Oueckſilber legeſt / ſo felt es bald zu Grunde / da dargegen alle Metal - len ſo ſchwer / ſolche auch auff das Queck - ſilber geleget werden / empor ſchwim̃en vnd nicht zu bodem fallen / weil jhre Lufftloͤcher weiter zertheilet ſind / das ſie die Lufft oder der Wind zutragen / durchgehen kan.

Was nun weiter in der Artzeney vnd Medicin, den Spiritum Veneris, oder Cupri betrifft / So ſoltu entlich in acht nehmen vnd obſeruiren, das er durchaus in ſeiner Tugend vnd Krafft gantz heilſam vnd hoch - nuͤtzlich geſpuͤret wird / nicht allein dieſer Spiritus, welcher in primo ende ligt / ſondern auch eben derſelbe Geiſt / der in vltima Ma - teria gefunden wird / ſeine Tugend / Krafft vnd Wirckung iſt / das er im auffſteigen der Mutter fuͤr allen Medicamentis den Preißhat /64Das vierde Capitel.hat / wider die hinfallende Sucht / iſt parti - culater ſeines gleichen noch nicht erfunden worden / wie ſolcher Spiritus, in gleichen die Waſſerſucht außzutrocknen / eine ſonderli - che Gabe empfangen hat / er erhelt das Ge - bluͤt fuͤr Feule / vnd verdawet alles ſo dem Magen entgegen zugeſtanden / zerbricht den Stein / weſſen art er iſt. Euſſerlich in Wunden aber / macht dieſer Spiritus ein Grund zu heylen / den Schaden Noli mo tangere von langen Zeiten her alſo genant / vnd kein alter Schade mag ſich verwahren noch zu ſchuͤtzen / jhr vbel / das dieſer Spiritus nicht angreifft / vnd einen Grund der heili - gung vorſtelt / euſſerlich bringt er eine Rei - nigung / vnd ſucht den gewiſſen Kern / da die heilung vnd die wirckende Artzney hafften / vnd jhren Anfang haben kan? Jnnerlich aber gehet dieſer Spiritus durch / vnnd ſucht alles aus / vnd durch was arges im Menſch - liſchem Coͤrper / iſt gleich dem edleſten Wundtranck / keine Apoſtema wird fuͤr die - ſem Geiſt bleiben / das er von jhm nicht re - formirt wuͤrde. Summariter aber / ſo ſage ich nimb den Spiritum Veneris recht in acht /E vſo wird65Das vierde Capitel.ſo wird er jnnerlich vnnd euſſerlich ſich der - maſſen mit verwunderung erzeigen vnd er - weiſen / das von vielen vnglaublich vber alle Natur wird eracht werden. Vnnd ſo viel vom Spiritu Veneris. Schließlich vnd letz - lich / ſo ſoltu vom Geiſt des Kupffers alſo verſtendiget ſein / das dieſer Geiſt iſt ein hi - tziger Geiſt / durchgehende / vnnd ſuchende / verzehrt alle boͤſe feuchtigkeit vnd vberlinge Flegma, in Menſchen vnd Metallen / vnnd mag billich vnter die Kron der Medicin mit vntergezehlt werden / er iſt ſehr fewrig vnnd ſcharff / vnuerbrenlich / doch Geiſtlich vnnd vnfoͤrmlich / darumb kan er auch als ein Geiſt vnfoͤrmliche Dinge particulariter helf - fen fewrig machen / außkochen vnd zeitigen / vnd biſtu ein rechter Naturkuͤndiger / ſo laß dir dieſen Spiritum vnd Geiſt befohlen ſein / er wird dich in allen noͤthen der Geſund - heit vnd des Reichthumbs / mit nichten ver - laſſen / ſo fern du jhn recht obſeruireſt vnnd ſecundum juſtitiam exequireſt, Jch wil ver - hoffen mein ruffen vnd begehren wird ein - mal ſtat finden / vnd Gehoͤre haben / bey vie - len ſo die Natur in acht nehmen / vnnd mitſehnen66Das vierde Capitel.ſehnen außzuforſchen vnnd außzulehrnen verlangen tragen / darumb werden ſie jhre Sinne ſcherffen / die Augen auffthun / vnd den Ohren verhoͤr geſtatten / das ein ſolches aus meinem Bericht werde erlehrnet wer - den / das niemahls in acht genommen noch recht erlehrnet worden / welches in dieſem Geiſt des Kupffers gefunden wird / inner - lich vnd euſſerlich / wer da meine Schriff - ten nicht mercken / obſeruiren, verſtehen oder recht in acht nehmen kan / der wird nicht viel Heimligkeit ergruͤndet / noch mit beſtand vnd Warheit ohne mich erforſchet / vnd er - lehrnung mit nutzen erſchoͤpffet vnd gefaſ - ſet haben / darumb kan mich niemand rich - ten / was den Kupffergeiſt anbelanget / er habe dann zuuor das Kupffer vmbgewant / vnnd alle Heimligkeiten ſeiner innerlichen Tugend recht erlehrnet / wie ich gethan / da ich was beſſers kan erfahren / ſo ich nicht weiß / ſo bitte ich darumb gantz fleiſſig / nichts zuuerſchweigen / ſo ſoll ſeine Lehre wol vergolten werden mit tauſendfeltiger Nutzbarkeit / vnnd befehle dich hiermit dem Hoͤchſten Schoͤpffer.

Ver -67Das fuͤnffte Capitel.
Vernunfft kan nicht allzeit begreiffen
Ein Sach / ſo Venus kan erreichen.
Niemands wirds finden bald im Sinn /
Verſtand ſtoͤſſets gar weit von hin.
Sein Geiſt allein wirds alles richten /
So ſol Mercurius bey jhm pflichten.

Das fuͤnffte Capitel. Von Anzeigung des Mar - ti, Seinem Geiſt vnd Tin - ctur.

MArs vnnd Venus haben einen Geiſt vnd Tinctur, ſo wol das Gold vnnd andere Metall / wie geringe vnd we - nig ſolcher Geiſt bey jedem Metal gefun - den wird. Es iſt vnleugbar vnd offenbar bey jederman / das mancherley Menſchen ſind / vnd mancherley Sinn / ob gleich die Men -ſchen68Das fuͤnffte Capitel.ſchen aus einer prima Materie anfangs ſind / vnd aus einem Samen gebohren vnd her - kommen / ſo haben ſie doch vielerley vnter - ſcheid jhrer Sinnen / weil jhre Wirckung des Geſtirns aus vrſach ſolches vollnbracht hat / dann die Eingieſſunge der groſſen Welt / wircket das andere nach jhr in die kleine Welt / weil alle Sinn / Natur vnnd Gedancken / ſampt der gantzen Complexion des Menſchen / allein aus einer eingiſſung des Syderiſchen Geſtirns herkoͤmpt / vnnd nach den Planeten vnd den Aſtris ſich er - weiſet / da dann nichts vorhilfft / noch ſolche influentia daſſelbe erwehren kan / die weil die Geburt jhrer Vollkommenheit ſchon vnd allhereit vollendet vnd zum ende gebracht.

Als ein Menſche iſt geartet von Na - tur zum ſtudieren / einer hat luſt zu der Theologia, der ander ad Iuriſprudentiam, der dritte zu der Medicin, der vierde wil gar ein Philoſophus alleine bleiben. Vber dieſes ſind viel Ingenia zu Handwercken geneigt vnd genaturt / Als / einer wird ein Mahler / der ander ein Goltſchmid / dieſer ein Schuſter / jener ein Schneider / ein Bildſchnitzer / vndſo69Das fuͤnffte Capitel.ſo fortan / Mannigfaltig vnd vnerzehlich / dieſes alles nun gefelt aus der Influons des Geſtirns / daraus die Imagination geſtercket vnd fundirt wird / vbernatuͤrlich / darauff ſie zubeharren entſchloſſen / wie auch befunden wird / was jhm der Menſch einmal im Sinn vorgenommen / vnnd einen Grund darauff gebildet hat / das jhm daſſelbe niemand ab - wenden noch wehren kan / beſtendig darauff zuuerharren / außgenommen der Todt / das alles am letzten beſchleuſt. Alſo auch von den Chymicis vnd Alchemiſten zuuer - ſtehen / welche in der Natur Heimligkeit gerathen / das ſie nicht gerne abzulaſſen gedencken / ſie haben dann die Natur gar außgeforſchet / gantzlich abſoluirt vnnd zum Ende gebracht / wie doch nicht wol geſche - hen kan.

Gleicher weiſe verſtehe nun von den Metallen auch / nach dem die Eingieſſung vnd Einbildung von oben herab geſchicht / alſo geſchicht auch die Form / ob wol die Metallen zugleich Metallen geheiſſen wer - den / auch zugleich Metallen ſind / So wir - ſtu doch verſtanden haben durch vielerleySinn70Das fuͤnffte Capitel.Sinn der Menſchen / ſo auch Menſchen aus einer Materia zugleich / das vielerley vnnd vnterſcheidliche Metallen ſein koͤn - nen / welche Metal / eine hitzig vnd trocken / eine kalte vnd feuchte / die andere eine ver - miſchte Complection vnd Natur an ſich ge - nommen hat / darumb / weil das Metal Martis faͤr andern durch ein grobes Saltz in der meiſten Quantitet in ſeinem Gradu ordiniret worden / ſo wird auch der haͤrte - ſte / vngeſchmeideſte / geſtrengeſte vnnd groͤ - beſte Leib an jhm gefunden / dann jhm die Natur alſo zugeeignet vnd vergoͤnnet hat / des Mercurij iſt am wenigſten / bey jhm des Schwebels mehr / vnd des Saltzes am mei - ſten / darumb / vnd aus ſolcher Mixtur vnd Vermiſchung / ſein Leibhafftiges Weſen entſtanden / vnnd in die Welt mit zuthun der Elementa gebohren worden. Sein Geiſt in der Wirckunge iſt den andern Geiſtern gleichfoͤrmig / Allein ſo der rech - te ware Spiritus ex Marti kan erkant wer - den / So ſage ich dir in allerley War - heit vnnd rechter Weißheit / das ein gran ſeines Geiſtes / oder Quintæ Eſſentiæmit72[71]Das fuͤnffte Capitel.mit ſpiritu vini eingenom̃en vnd gebraucht / ſtercket den Menſchen Muth / Hertz vnnd Sinn / Keine Furcht wird funden wider oden jegen alle ſeine Feinde / es erwecket in jhm ein Lewen Hertz / vnd erhitzet einen Streit vnd Kampff mit der Veneri zuerja - gen vnd zuuolnbringen. Wann die Con - junctio Martis vnd Veneris in gewiſſer Con - ſtellation recht getroffen werden / ſo haben ſie Gluͤck / Sieg vnd Vberwindung in Lie - be vnd Leid / im Streit vnd Freund / vnd werden doch einig bleiben / wann ſie gleich die gantze Welt zum Feinde vnd gegentheil hetten / weil ich aber ein Geiſtlicher Man bin / mich der Geiſtligkeit vntergeben / vnnd meine Seele Gott befohlen habe / ohne An - reitzung Menſchlicher Begierde / vnd An - reitzung der Luͤſte im Fleiſch / weil dieſelbe vnerleubt einen Weg zur Hellen / GOttes Gebot / Furcht vnnd nachlaß / aber des Menſchlichen Willen / ſo durch ſeine Gebot zugelaſſen / einen Weg zum Himmel berei - ten / wann ſie in der rechten Anruffung vnd im rechten wahren Glauben an den einigen Gnadenthron / Mitler vnd Patron JeſumChri -72Das fuͤnffte Capitel.Chriſtum vnſern Seligmachern verhar - ren. Durch dieſen Spiritum vnd Geiſt wer - den alle Martialiſche Kranckheiten wun - derbarlich vertrieben / curirt vnd geheilet. Als da iſt die Diſenteria oder rothe Ruhr / oder der Durchbruch / die Kranckheit der Weiber / Menſtruum genant / weiß vnnd roth / alle Bauchfluͤs vnd oͤffene Schaͤden / an Schenckeln / Beynen vnd dem gantzen Leibe / ſampt alle den Kranckheiten / innern vnd auſſen / wie ſie auch jmmer heiſſen moͤ - gen / da der blutige Mars vrſach zu ergibt vnd ereignet / welche ich allhie in genere mit Namen zuerzehlen vnterlaſſen wil / vnnd ohne das von den verſtendigen Medicis vnd Artzten erkentlich vnd bekentlich iſt / ſolche Gebrechen vnd Kranckheiten / ſo dem Marti vnd ſeiner Iuriſtiction vnterworffen ſind. So der Spiritus des Eyſens recht erkant wird / ſo hat ſolcher Spiritus eine geheime Verwandnis mit dem Spiritu Veneri, das ſie in einem conjungirt werden koͤnnen / das eine einige Materia aus jhren beyden wird / gleicher Wirckung / Form / Subſtantz vnnd Weſens / welche auch gleichmeſſige Kranck -Fheiten73Das fuͤnffte Capitel.heiten heilen / wircken vnnd vertreiben koͤn - nen / ſo wol die particulariteten der Metallen in verenderung zu bringen mit nutzen / Lob vnnd Vberſchuß. Es ſol aber proprie der Mars alſo obſeruiret werden / mit ſampt ſeiner Tugend / das er in ſeiner Coporari - ſchen Form / allein hat ein jrrdiſchen Leib / der kan gebraucht werden zu viel Sachen / zu verſtellunge des Blutes / euſſerlichen Wunden / zur gradierung der Lunæ, vnd in - nerlich zur verſtopffung des Leibes / das aber nicht jederzeit nuͤtzlich iſt / beyde an des Menſchen Leibe jnnen vnnd euſſerlich / ſo wol die Metallen anbelanget zugebrau - chen / Dieweil per ſe ohne bewuſte rechte Mittel / ſo die Natur in jhrer geheimen Wiſſenſchafft hat / nicht viel nuͤtzer zuer - langen iſt.

Noch eines muß ich jtzo fuͤrhalten / das der Magnet / vnd das wahre Eyſen in leib - lichen Kranckheiten faſt einerley Nutz auß - richten / auch faſt einerley Natur in ſich ha - ben vnd mit ſich fuͤhren / wie jhm im Him - liſchen / Geiſtlichen vnnd Elementiſchen Verſtande iſt / zwiſchen dem Leichnam / ſei -ner74Das fuͤnffte Capitel.ner Seele / vnd dem Chaos, daraus die See - le vnd der Geiſt gangen iſt / der Leichnam hat ſich aus der compoſition am letzten funden.

Wie ſol man es nun machen / die vn - verſtendigen groben Geſellen werden es nicht begreiffen / die halbverſtendigen wer - den es nicht in acht nehmen / was ich ſchrei - be / vnnd die vbernatur verſtendige werden zu viel dran klugeln / da muß ich nun Rath haben / vnnd wolte gerne finden / das ich dieſe vberkluͤglinge Leute alle zu Freunden behalten muͤſte? Das wil ich dich nun hier - mit lehren vnterrichten / vnd bald verſtendi - gen / weil das Argument ſeine beſchloßrede / vnd den Sententz ſelbſten erkleret vnd von ſich gibt / Darumb bleibet die Reſolutio of - fen / vnnd kan zu keinem Vrtheil des Ver - ſtandes weiter / dann fuͤr ſich ſelbſten erkle - ret vnnd reſoluiret, behalten noch angedeu - tet werden.

Am letzten behalt dieſes hierauff in dieſem Capittel / das keine Haußhalt mit beſtand kan verrichtet werden in Einigkeit zweyer Eheleut / da eins nach Orient, die ander part jhren Wagen nach Occident wenden / vnndF ijan -75Das fuͤnffte Capitel.anſpannen wil / dann ſie werden vngleich / dero geſtalt / den Wagen in gleichem Ge - wichte anziehen koͤnnen / daraus eine groſſe Vneinigkeit vnd Verhinderung entſtehet / das jenige zuerlangen / welches man wol ge - meinet hette / Sondern da ſonſten trewe Eheleute jhre Haußhalt recht mit beſtand vollfuͤhren wollen / ſo muͤſſen ſie eines Gei - ſtes / eines Sinnes / eines Gemuͤts / vnd ei - ner Tugend ſein / alles zuuollnbringen / was jhr beyder Sinn / Hertz vnnd Gemuͤth iſt / eines in das andere zu wircken / ſo anders Liebe vnd Trewe ſol vollſtendig ſein. Aus mangelunge dieſer Stuͤcke eines / ſo ſind die Tria Principia nicht recht beyeinander / dann der Mereurius iſt verzagt / vnd zu wenig / we - gen der Beſtendigkeit vnd Stanhafftig - keit / der Sulphur iſt zu wenig / er kan den Leib der Liebe nicht erwermen / weil ſie zu gar ſehr verloſchen iſt / vnnd das Saltz hat auch nicht ſeine rechte bequeme natuͤrliche Art / ſondern zu hart vnd viel / demnach es eine harte Coagulation macht / ſcharff iſt vnd beiſſet / weil ſolches durch Trewe vnd Standhafftigkeit ſich nicht erweiſet. Alſogehets76Das fuͤnffte Capitel.gehets jtzo auff der Welt zu / vnd die Welt gehet jtzo jrre vnnd ſchwanger mit ſolcher Vntugend / dann wenig iſt Beſtendigkeit / klein die Liebe / wenig die Trewe.

Dieſes Philoſophiſche Exemplum ver - hoffe wird mir gut gehalten werden / weil Syrach die gute Trewe vnd Boßheit eines falſchen Weibes lobet vnd ſchilt / vnd bey - des zu vnterſcheidener weiſe: Allein hiermit ſage ich dem Marti ſein Valet, das nieman - des das Vrtheil einerley / viel weniger al - lerley Sachen zu vnterſcheiden weiß / dann wer ſie dißfals in acht genommen / jhre Na - tur vnd Eigenſchafft erlehrnet vnd erfah - ren / auch das er ſie recht erkant vnd außge - gruͤndet hat. Gott der Himliſche Vater / vnd die ewigwerende / vnd von anbegin her - kommende Krafft / ſcheide vns alſo in der geſtalt / das der jrrdiſche vergengliche Leib / die Himliſche / Geiſtliche / vnuergengliche Erklerung widerumb erreichen / begreiffen vnd annehmen moͤge / Amen.

M agſtu mich wiſſen nicht allein /
A ch ſo ſchaff mir ein Huͤlffen rein.
R icht den vnd hoͤre was ich ſag /
S o findſtu recht was ich vermag.
F iijDas77

Das ſechſte Capitel. Von dem Geiſt des Goldes.

DJE Klarheit des Him - mels hat mir jtzo befehlich ge - than / meiner Fedder zugebie - ten / eine Sache zuendecken der Tapfferkeit / vnd des Beſtandes / weil die Sonne iſt ein brennent verzehrendes Fewer / heiß vnnd trocken / darinnen eine rechte wahre Krafft ſticket aller natuͤrli - chen Dingen / welche Krafft der Sonnen / wircket Verſtand / Reichthumb vnnd Ge - ſundheit. Mein Gemuͤth wird faſt betruͤbt / vnnd mein Geiſt wird erſchrocken in ſich ſelbſten / ein ſolches offenbarlich an tag zu - geben / das fuͤr mir nicht offenbarlich in ge - mein geweſen iſt / vnnd lautbar zu machen / welches der Tieffe mit groſſer Geheim nis verborgen gelegen. Doch ſo ich in michſelbſten78Das ſechſte Capitel.ſelbſten ſchlahe / vnnd gehe in mein Gewiſ - ſen / ſo habe ich keine Enderung finden noch ergreiffen koͤnnen / mein Gemuͤth zu bre - chen / vnd in ein ander Vornehmen zubrin - gen / welches eine Vrſach geben moͤchte aller Verhindernis / doch wil ich reden mit be - ſcheidenheit / vnnd ſchreiben mit Verſtand / damit kein vbel erfolge / Sondern viel mehr eine danckbare Nutzbarkeit erjagen moͤge / welches ich nach art vnd gelegenheit vorge - bildet / wie die Philoſophi fuͤr mir gethan.

So mercke nun vnd gib deinem Sinn vollſtendige Gedancken / vnnd entſchlage dich aller frembden Sachen / ſo zu deiner Speculation der Philoſophey nicht dien - lich / Sondern viel mehr ein Verderb er - wecken / des nuͤtzens / darnach du mit emb - ſigkeit geſtrebet haſt / vnd ſolt wiſſen / wann du ein Hertzliches ſehnen / vnnd mechtiges Verlangen tregeſt / zuuͤberkommen den Guͤldiſchen Magneten / das dein Gebet zu - foͤrderſt recht gegen GOtt / in warer Er - kentnis / Rewe / Leid / vnnd rechter Demut angewendet werde zuerkennen vnd zu lehr - nen / die drey vnterſcheidene Welt / ſo Menſchlicher vernunfft vnterworffen ſind /F iiijals79Das ſechſte Capitel.als da iſt die Vberhimliſche Welt / darin - nen die rechte vnſterbliche Seele jhren Sitz vnd Reſidentz neben jhrer erſten An - kunfft hat / vnnd iſt nach Gottes Schoͤpf - fung / die erſte bewegliche Entpfindligkeit / oder die erſte bewegende entpfindliche See - le / ſo das natuͤrliche Leben / von einem vber - natuͤrlichen Weſen gewircket hat / Vnd iſt ſolche Seele vnd ſolcher Geiſt die Wurtzel vnnd der Bron anfenglich / vnnd die erſte Creatur / ſo in eim Leben entſtanden / vnnd das Primum Mobile daruͤber vnter den Ge - lerten / Wolklugen / ſo viel diſputirens ge - weſen.

Folgend ſo nim die andere Himliſche Welt auch in acht / vnd obſeruir ſie fleiſſig / dann darinnen regieren die Planeten / vnd das gantze Himliſche Geſtirn / hat in ſol - chem Himmel ſeinen Lauff / Tugend vnnd Krafft / vnd vollnbringen den Dienſt dar - innen / darnach ſie von Gott geſatzt ſind / vnd wircken in ſolchem Dienſte durch jhren Geiſt die Mineralia vnd Metallen.

Demnach ſo gehet aus dieſen zwo vn - terſcheidlichen Welt / darinnen begrieffenvnd80Das ſechſte Capitel.vnd befunden wird / was die andern zwo ge - wircket haben / als die Vberhimliſche / vnnd Himliſche Welt / vnd aus der erſten Vber - himliſchen Welt / entſtehet der Brun des Lebens / vnnd der Seelen / aus der andern Himliſchen Welt das Liecht des Geiſtes / vnnd aus der dritten der Elementiſchen Welt / das vnuͤberwindliche Himliſche / doch entpfindliche Fewer / daraus das greiff - liche außgekochet wird / dieſe drey Mate - rien vnd Subſtantz geben / vnd gebehren nun die Form des Metals / vnter welchen Metallen allen das Gold den vorzog hat / weil die Syderiſche vnnd Elementiſche Wirckung den Mercurium in dieſem Me - tall deſto vollſtendiger zu einer ſatten vnnd gnugſamen Reiffe außgekocht vnd gezeiti - get hat.

Vnd zu gleicher weiſe wie der Maͤnli - che Samen einfelt in die Mutter / vnnd das Menſtruum beruͤhret / welches ſeine Erden iſt / der Same aber / ſo aus dem Manne / ge - het in das Weib / iſt von dem Syderiſchen vnnd Elementiſchen in beyden gewircketF vwor -81Das ſechſte Capitel.worden / da ſie vereiniget / vnnd durch die Erde geſpeiſet werde zu der Geburt.

Alſo verſtehe nun auch das die Seele der Metallen / ſo durch eine / vnentpfindli - che / vnſichtbare / vnbegreiffliche / verborge - ne / vnnd vbernatuͤrliche Himliſche Compo - ſition als aus Waſſer vnd Lufft / welche aus dem Chaos foͤrmlich worden / entpfangen / demnach weiter durch das Himliſche Ele - mentiſche Liecht / vnnd Fewer der Sonnen außgekocht wird / dadurch das Geſtirn die Kraͤffte bewegt / wann ſeine Werme im jn - nern der Erden / als in der Mutter geſpuͤret wird / dann durch die Werme wirckende Ei - genſchafft des oͤbern Geſtirns / wird das Erdreich entſchloſſen vnd auffgethan / das jr eingegoſſener Geiſt der Erden eine Nah - rung vnd nutrimentum von ſich geben / vnnd etwas gebehren kan / Als Metall / Kreuͤter / Baum vnnd Thiere / da ein jedes inſonder - heit ſeinen Samen zu weiterer Vermeh - rung vnd augmentation mit ſich bringet / vnd wie ermeldet / gleichermaſſen die Menſchen Spiritualiſch vnd Himliſch entpfangen / wel - ches Seel vnd Geiſt / vnd durch ſpeiſung deßErd -82Das ſechſte Capitel.Erdreichs in dem Leibe der Mutter / foͤrm - lich erzogen wird zu der Vollkommenheit / alſo gleichermaſſen in allen Stuͤcken von den Metallen vnnd Mineralien zu mercken vnd zuuerſtehen iſt.

Dieſes iſt aber die rechte Heimligkeit Solis oder des Goldes / Nemlich / dich durch ein Exempel vnd Gleichnis zuberichten / vnd zuuerſtendigen / daraus zu finden iſt der Natur moͤgligkeit / vnd jhr Myſterium dero - geſtalt.

Es iſt beweißlich daß das Himliſchs Liecht der Sonnen einer fewrigen Eygen - ſchafft iſt / vnd eines fewrigen Weſens / ſo jr durch einen Himliſchen / fixen vnd beſtendi - gen Schwebelgeiſt / von GOtt dem Aller - hoͤchſten / als Schoͤpffers Himmels vnd der Erden zuerhalten / jhrer Subſtantz / Form vnd Leibes verliehen iſt / welches Geſchoͤpff durch ſeinen ſchnellen beweglichen Lauff / durch ſolche Schnelligkeit von der Lufft in ſtetigwehrender erzeigung entbrant vnd angeſtickt wird / welche anbrennung ſo lange der lauff wehret / vnd die gantze geſchaffene / ſichtbare Welt / beſtendig verharren vnndbleiben83Das ſechſte Capitel.bleiben wird / nimmer verleſchen noch in ei - niger ſeiner Krafft abnehmen wird / weil keine verbrenliche Materia vorhanden / ſo jhr zugeben / durch welche Verzehrung das groſſe Liecht des Himmels in abnehmung gereichen koͤndte.

Alſo nun iſt das Gold von dem obern ſeines Weſens dermaſſen außgekocht / ge - zeitiget vnnd zu einer ſolchen fixen vnuͤber - windlichen Natur worden / das jhm nichts ſchaden kan im geringſten / weil das ober - fixe Geſtirn das vntere durchgangen hat / daß das vntere fixe Geſtirn aus eingieſſen vnd verleihung des obern / ſeines gleichen mit nichten weichen darff / ſintemal das vn - tere von den obern eine ſolche fixigkeit vnd beſtendigkeit erlangt / vnd erreichet hat / das magſtu du nun wol behalten / obſeruiren vnd in acht nehmen von der Prima materia des Goldes.

Noch ein Gleichnis muß ich jetzo an - ziehen nach Philoſophiſchem Brauch / von dem groſſen Liecht des Himmels / vnd von dem kleinen Fewer / ſo jrrdiſch allhier teg - lich angezuͤndet / vnd fuͤr Augen brenlich ge -macht84Das ſechſte Capitel.macht wird / Weil das groſſe Liecht mit dem kleinen Fewer allhier auff Erden eine Magnetiſche Vergleichung vnd anziehen - de liebende Krafft hat / die doch vnfoͤrmlich vnd vnbegreifflich iſt / allein Geiſtlich vnd Spiritualiſch, vnſichtbar / vnentpfindlich / vnd vnbegreifflich befunden wird.

Es iſt in acht zu nehmen vnd zubehal - ten / wie durch die Erfahrenheit kund ge - than vnd beweißlich gemacht wird / daß das groſſe Liecht des Himmels / mit dem klei - nen fuͤr das jrrdiſche / eine ſonderliche Lie - be / Affection vnd Zuneigung tregt / wegen der Spiritualiſchen Lufft / dadurch ſie beyde vortgetrieben / vnnd fuͤr jhrer erſterbligkeit erhalten werden / dann man ſehe an / wann die Lufft durch groſſe waſſerigkeit / ſo von jhr auffgezogen / vnnd in ſich genommen wird / eine Corrumpirung entpfengt / das durch die Nebel vnnd fernere Coagulation, vnnd zuſammen fuͤgen / Wolcken gebohren werden / das die Stralen der Sonnen ver - hindert wird / das ſie keine Reflexion erlan - gen / noch eine rechte penetrirende Krafft vberkommen noch haben kan / Jngleichenauch85Das ſechſte Capitel.auch das kleine jrrdiſche Fewer in dunckeln / truͤben Regenwetter nimmer ſo friſch brent / noch ſich mit Froͤligkeit erzeiget in ſeiner Wirckung / als wann eine ſchoͤne / reine / kla - re vnuerfelſchte Himliſche Lufft verhan - den / Vrſach iſt dieſe / weil durch verhinde - rung den zufall vnnd waͤſſerigen Lufft / die Liebe geſtricket / vnnd verhindert wird / das die anziehende Krafft betruͤbt / vnd jhre voll - ſtendige Liebe vnd Wircknng / wie wol ge - ſchehen ſolte / nicht verbringen kan / dann die hinderung bringet das widerwertige Clement die aquoſitet.

Gleich wie nun die Sonne / als das Himliſche groſſe Liecht / mit dem kleinen jrrdiſchen Fewer eine ſonderliche Gemein - ſchafft vnd Liebe hat an ſich zu ziehen / nach Magnetiſcher art vnd weiſe: Alſo hat die Sonne vnd das Gold auch ſeinen ſonderli - chen Verſtand / vnd eine ſonderliche anzie - hende Krafft vnd Liebe zuſammen / weil die Sonne das Gold gewircket hat / durch die tria principia die jhren Magneten haben / welcher der Sonne am nechſten verwandvnd86Das ſechſte Capitel.vnd den hoͤchſten Gradum erlangt vnd vber - kommen hat / das die tria principa ammech - tigſten vnd krefftigſten darinnen erfunden werden / das Gold folget allererſt hernach in ſeiner Corporaliſchen Form / weil ſol - ches aus dem tribus principijs zuſammen ge - ſatzt / von dem Himliſchen vnd Guͤldiſchen Magneten / aber ſeinen Anfang vnnd Vr - ſprung hat.

Das iſt nun die hoͤchſte Weißheit die - ſer Welt / eine Weißheit vber alle Weiß - heit / Ja eine Weißheit vber alle natuͤrliche Vernunfft vnd Verſtand / dann durch dieſe Weißheit wird begrieffen / anfenglich Got - tes Schopffung / das Himliſche Weſen / die Firmamentiſche Wirckung / die Geiſtliche Einbildung / vnnd das Leibhaffte Weſen / vnnd begreifft in ſich alle Qualitates vnnd Eygenſchafften / vnnd alles ſo den Men - ſchen erhelt vnd bewaret. Jn dieſem Guͤl - diſchen Magneten ſteckt vnnd ligt begraben die Reſolutio vnd Auffloͤſung aller Metal - len / vnd Mineralien jhre herrſchung / auch jhrer Materia der erſten Geburt / vnd jr ver - moͤgen zur geſundheit / auch hinwiderumbdie87Das ſechſte Capitel.die Coagulation vnd Fixatio der Metallen / neben der Operatio, alle Kranckheiten zu - vertreiben / dieſen Schluͤſſel nim in acht / dann er iſt Himliſch / Syderiſch vnnd Ele - mentiſch / daraus das jrrdiſche gebohren wird / er iſt vbernatuͤrlich / vnd natuͤrlich zu - gleich / vnnd iſt gebohren aus dem Spiritu Mercurij, Himliſch / aus dem Spiritu Sulphu - ris, Geiſtlich / vnnd aus dem Spiritu Salis, Leiblich / das iſt der gantze Weg / vnnd das gantze Weſen / der Anfang vnd das Ende / dann der Geiſt vnd der Leib durch die See - le in einem zuſammen verbunden / das ſie nimmermehr koͤnnen geſcheiden werden / Sondern ein gantz vollkommen / ſtandhaff - tigen Leib gebehren / dem nichts ſchaden kan. Aus dieſem Geiſtlichen Weſen / vnd aus dieſer Geiſtlichen Materia, daraus das Gold anfenglich in ein Corpus vnd in einen Leib leibhafftig gemacht worden / daraus wird das wahre Aurum Potabile vollſtendi - ger gemacht / dann aus dem Golde ſelbſten / ſo zuuor ſpiritualiſch muß gemacht ſein / ehe aus jhm ein Drinckgold kan bereitet wer - den. Dieſer Spiritus curirt vnd heilet auchden88Das ſechſte Capitel.den Auſſatz / die Frantzoſen / als ein vber - fixes Mercurꝛaliſches Weſen / trocknet aus vnd verzehret die Waſſerſucht / vnd alle fluͤſſige offene Schaͤden / ſo in langwehren - der zeit getobet haben / ſtercket das Hertze vnd Hirn / vnd macht ein gut Gedechtnis / macht gut Gebluͤte / vnd bringet Luſt / Froͤ - ligkeit vnd Begierde in Menſchlicher An - reitzung der natuͤrlichen Beliebung. Da die Quinta Eſſentia perlarum mit der Tinctura corallorum vermiſchet / vnd dieſem Geiſtli - chen Goldweſen in gleichem Gewicht admi - niſtrit vnnd zugeſchlagen wird / auff zwey Gran ſeines Gewichts zugebrauchen vnnd in acht zunehmen / der mag kuͤhnlich ver - trawen / vnd mit der Warheit berichtet ſein / das jhm kein einiger Vnfall natuͤrlicher Kranckheit / zu verletzung ſeiner Geſund - heit / ſchaden zubringen wird / begegnen noch widerfahren koͤnnen / weil im Goldgeiſt die Natur allein ſtehet / alle Schwachheiten zuuerendern / wegzunehmen vnd in verbiſ - ſerung zubringen / das ein vollkommener Leib ohne einige Kranckheit erkant wird. Die Quinta Eſſentia der Perlen / ſterckenGdas89Das ſechſte Capitel.das Hertz / vnd machen ein vollſtendig Ge - dechtnis der fuͤnff Sinnen. Die Tinctura Corallorum vertreibet alles Gifft / ſampt den boͤſen Geiſtern / die das gute fliehen / Alſo kan die Seele im Waſſer / verkehrt des Goldes die Geiſtliche Weſenheit der Perlen / vnnd der Sulphur der Corallen in einem vereiniget / ein ſolches verrichten / das der Natur ſonſten nicht wol zu gleu - ben / weil aber die Erfahrenheit / ſo erwieſen die vnleugbare Warheit beſtetiget / ſo blei - bet dieſe Hertzſterckung in dieſem zeitlichen Leben billich / vnnd gehet auch billich allen Hertzſterkuͤngen mit verwunderung vnnd Wunder thaten zuuor / ſie moͤgen auch Na - men haben wie ſie wollen. Jch bin ein Geiſt - licher Man / dem Geiſtlichen Stand vnter - worffen / vnd mit dem Geiſtlichen / Goͤttli - chen Eyd / dem Benedicter Orden zuge - than / aus ſolchen Orden erlange ich durch mein innerlich Gebet / troͤſtung vnd zuſage Goͤttliches Worts ein Labſal meiner See - len / aber ein leibhaffter Anfechtung meiner Schwacheit / vnnd meiner Mitbruͤder habe ich keine beſſere Sterckung durch GOttesSegen90Das ſechſte Capitel.Segen erfunden vnnd gebraucht / als dieſe drey Compoſita vereiniget / Gott gebe / ſegne vnd vermehre ſolche Krafft vnd Vermoͤ - gen / biß an das Ende der zeitlichen Welt / das die Menſchen mit dem Tode zugleich verwechſeln muͤſſen. O du guͤldiſche Krafft deiner Seelen / O du guͤldiſcher Verſtand deines Geiſtes / O du guͤldiſche Wirckung deines Leibes / Gott der Schoͤpffer bewah - re dich / vnd gebe allen jrrdiſchen Creaturen ſo jhn lieben vnd ehren / das ware Verſtend - nis aller Gaben / damit dein Wille geſchehe im Himmel vnd auff Erden / Vnd das ſey von dem Geiſt des Goldes jtzo genung er - oͤffnet / biß zu der Widerkunfft Heliæ.

Hier auff ſetze ich einen kurtzen Proceß. Nim einen Spiritum Salis, damit extrahir vnd zeuch aus den Sulphur Solis, das Oleum Salis ſcheid daruon abe / vnnd rectificir den Sulphur Solis cum Spiritu vini das er lieb - lich wird ohne corroſiu. Demnach nim das rechte Oleum Victrioli, ſo aus dem Victriol des Gruͤnſpans gemacht / ſoluir darin Mar - tem / Mach wider einen Victriol daraus / vnnd reſoluir jhn abermalich in ein Oleum,G ijoder91Das ſechſte Capitel.oder Spiritum, den rectificir ingleichem / wie zuuor cum ſpiritu vini, conjungir ſie vnnd zeuch den Spiritum vini daruon ab / die Ma - teria ſo trocken bleibet / reſoluir in Spiritu Mercurij nach rechtem Gewichte / circulirs vnd coagulirs, wanns fix vnd beſtendig wird ohne auffſteigen / ſo haſtu eine Artzney zu tingiren, Menſchen vnd Metall / wann ſie mit præparirtem Golde fermentir wird.

Das ſiebende Capitel. Von der Tinctur Lunæ.

DJE Tinctur vnnd der Geiſt des Silbers / erweiſet ſeine Farbe auff Himmel - blaw / ſonſten iſt er ein waſ - ſeriger Geiſt / kalt vnd feuch - te / vnnd nicht ſo hitzig in ſeinem Grad / als welcher im Golde Marti vnd Veneri ge -funden92Das ſiebende Capitel.funden wird / darumb iſt die Luna mehr fleg - matiſch dann fewrig / wiewol ſie durch das Fewer aus jhner waͤſſerigen Subſtantz in eine Coagulation bracht worden / welcher geſtalt die Metallen jhre ferbende Geiſter vnd Coagulation vberkommen / gleichermaſ - ſen haben auch die Steine jhre fixigkeit haͤrte vnd Farbe erlangt / als aus einer In - fluentz, Jn dem Demant wird ein fixer coagulirter Mercurius funden / darumb iſt er fixer vnd haͤrter / vnnd kan alſo nicht zer - brochen werden / wie die andern Steine / So wird in dem Rubin funden / die Tinctura Martis, oder der Sulphur des Eyſens / Jn dem Schmaragt / der Sulphur Veneris / Jn dem Granat die Anima Saturni, Jn dem Zin die Tinctur, ſo in dem Stein des To - paſij gefunden wird / Vnd die Chriſtall wird dem Mercurio vulgi zugeeignet / vnd in dem Saphir wird der Sulphur / Vnd die Tin - ctur Lunæ gefunden / doch jedes inſonder - heit / nach ſeinem Verſtand / vnd nach ſeiner Art / vnnd in den Metallen auch nach jhrer Form vnd Geſchlecht / vnd wann dem Sa - phir ſeine blawe Farbe benommen vnd auß -G iijgezo -93Das ſiebende Capitel.gezogen wird / ſo iſt ſein Kleid von dannen / vnd ſein ander Corpus iſt weiß einem De - mant / doch beraubet alleine der Haͤrte / ſo in dem Demant gefunden wird / gleich wann das Gold ſeiner Anima auch verluſtig wird / gibt ſie ein weiß Corpus vnd ein fixen weiſ - ſen Gold leib / der von dem ſuchenden Stu - denten / vnnd von den Juͤngern der Kunſt eine Luna fixa getaufft vnd genennet wird.

Darumb ſoltu nun verſtehen vnd mer - cken / das gleich wie von dem Steine des Saphirs dir angezeigt worden / etwas zu - begreiffen / ebenermaſſen ſoltu lernen im ge - gentheil / wohin meine Rede auff die Me - tallen zuerlehren anzudeuten iſt.

Dann dieſer blawe Geiſt iſt der Sul - phur vnnd die Seele / daraus das Silber vnd ſein Leben empfengt / beyde in der Er - den / vnnd oberhalben der Erden / durch Kunſt / vnd die weiſſe Tinctur des Silbers / auff weiß ſteht in der Magnetiſchen Form des einigen Dinges vnnd Geſchoͤpffs / dar - innen das Primumens auri auch gefunden wird.

Ach94Das ſiebende Capitel.

Ach jhr hochbegabten Redener / wo bleibet hie ewer Stimme / diß Geheimnis zuerkleren / vnnd jhr vermeinten Natuͤr - kuͤndiger / ewer Schrifft vnnd Bericht des Verſtandes / auch jhr Artzte / wo iſt ewer Meinung hingeflogen / etwas vber Meer von fernen zuholen / damit jhr die Waſſer - ſucht / vnnd alle Lunariſche Kranckheiten heilen wollet / jhr werdet ſagen dieſe meine Rede ſey euch zu finſter / iſt dem alſo / ſo zuͤndet an das jrrdiſche Liecht / vnnd ſuchet vnnd ſchemet euch nicht Freundſchafft zu machen mit dem Vulcano, vnnd laſſet euch nichts verdrieſſen / ſo werdet jhr durch ver - leyung des ewigen Gottes befinden / das der Geiſt des Silbers in ſich fuͤhret / die Waſ - ſerſucht zu heilen vnnd zuuertreiben / gentz - lich allein / wie der Geiſt des Goldes / vnd Mercurij die Schmindſucht hinweg nehmen / kan in der Wurtzel / das auch das Centrum ſolcher Kranckheit nicht mehr kan gefunden werden. Das aber die Luna in den Adern der Erden mit einer hitzigen Subſtantz vnd Qualitet nicht alſo verſehen in jhrem Grad /G iiijſon -95Das ſiebende Capitel.ſondern einer waͤſſerigen Art vnterworf - fen / ſolche ſchuld lege auff das groſſe Liecht des Himmels / welches ſeiner waͤſſerigen Einflieſſung halber / ſolche Eigenſchafft in das andere Geſchoͤpff / vnnd in den andern Planeten der Erden / als in das Silber ge - pflantzet hat. Vnnd ob wol das Silber ei - nen fixen Mercurium / oder ein fixes Queck ſilber mit ſich fuͤhret / ſo in jhm gebohren / ſo mangelt jhn doch der hitzige fixe Schwe - bel / welcher ſeine Flegma nicht recht auß - trocknen vnd verzehren koͤnnen / daruͤber ſie keinen compacten Leib vberkommen / es ge - ſchehe dann nachmals durch Kunſt der klei - nen Welt / vnnd weil der Leib nicht compact wegen der groſſen waͤſſerigen Subſtantz / ſo ſind jre Poros nicht recht verwahret / noch beſchloſſen das Pondus zubeſtehen / vnd einen Kampff aus zuhaͤrten fuͤr den Feinden / welche Tugenden im Golde aber / aller er - funden werden muͤſſen / do anders das Gold alle Feinde vberwinden / vnnd alle Examina one mangel beſtehen ſoll.

Alle Sachen im Anfang ſind ſchwer / wann ſie aber zum Ende bracht werden / ſoſind96Das ſiebende Capitel.ſind ſie leicht zuuerſtehen vnd zubegreiffen / wann du den Spiritum vnnd die anima Lunæ recht in acht nimpft / vnnd auch recht erken - nen lerneſt / ſo kanſtu das Mittel der Ar - beit bald begreiffen / wie ſie das Ende jhren nutzbarkeit von ſich geben ſol / darumb wil ich dir jtzo ein Exempel fuͤrhalten / vnd dich durch eine Bawren Regel verſtendigen / das du zubegreiffen haſt / vnnd nach zuden - cken / von einem Kinderſpiel / auff eine hohe wichtige Sache / ſolche mit nutz außzufor - ſchen vnd vorzuſtellen / Als nemlichen:

Es wird von einem gemeinen Bawerß - man auff einem wolgeduͤngten vnd zugerich ten Acker außgeworffen / der Same des Lei - nes / oder der Leinſame / welcher Leinſame nach ſeiner Putrefactio aus der Erden durch wirckung vnnd vorthelffung der Elementa herfuͤr kreucht / vnd eine Materia des Flach - ſes fuͤr Augen ſtelt / ſampt ſeinem Samen / ſo er argumentirt mit ſich bringet / welcher Flachs außgeraufft / vnnd von ſeinem Sa - men abgeſondert wird. Es kan aber zwar ſolcher Flachs mit nutzen zu keiner Arbeit gebraucht vnd bereitet werden / es ſey dannG vdas97Das ſiebende Capitel.das ſolcher Flachs anfenglich durch das Waſſer erfaulet vnd putrificirt wird / durch welche putrefactio ſich das Corpus erſchleuſt vnnd einen Ingreß ſeiner Nutzbarkeit vber - koͤmpt vnnd erlanget / vnnd nach geſchener Feulunge vnnd Ausſchlieſſung wird der Flachs widerumb durch die Lufft vnd Son - ne außgetrocknet / vnd widerumb durch ſol - che Coagulation reiterirt vnnd abe bracht in ein foͤrmlich Weſen / damit weitere Arbeit aus jhm erfolgen kan.

Dieſer bereite Flachs wird demnach gebucht / geklopfft / zerbrochen vñ geſchwun - den / letzlich auch durch die Hechel gezogen / damit ſich purum ab impuro, das reine von dem vnreinen / vnd das grobe von dem ſub - tilen ſcheiden kan / welches ſonſten antè præ - parationem, oder fuͤr der Bereitung mit nichten geſchehen kan / oder zu wege bracht werden mag / demnach wird der Flachs ge - ſponnen zu Garn / das Garn wird geſotten in Waſſer ob dem Fewer / oder ſonſten ein - geaͤſſchert / vnd wird bey die Werme geſtalt / dadurch eine newe Reinigung geſchicht / da - mit die Truͤbigkeit vnd vberfluͤſſige vnart /vollend98Das ſiebende Capitel.vollend abgeſondert vnnd geſcheiden wird / vnnd nach rechter außwaſſchung wird das Garn getrocknet / dem Werckmeiſter vber - antwartet / vnd Duch daraus gewebet / die - ſes Duch wird aber weiter durch oͤfftere anleckung des Waſſers clarificirt vnd weiß gemacht / zerſchnidten von dem Schneider vnd andern Leuten / vnd zu ferner Nutzbar - keit des Haußhalts angewant / Vnd wann ſolch Leinen Gewand gentzlich zerriſſen vnnd zu nichte gemacht worden / ſo werden die alten Lumpen vnd Hader colligirt, ge - ſamlet vnd in die Pappir Moͤhlen vberant - wortet / da der Meiſter Pappir daraus be - reitet vnnd machet (wie dann das Pappir weiter demnach kan gebraucht werden)

Wann nu das Pappir auff ein Metal oder Glaß gelegt / angeſteckt vnd verbrant wird / ſo gehet der vegetabiliſche Mercurius aus dem Pappir in die Lufft vnnd fleucht daruon / das Saltz bleibt in der Aſchen / vnd der brennende Sulphur, was ſich im verbren - nen nicht ſo geſchwinde verzehren kan / reſol - uirt ſich in ein Oell / welchs eine gute Artzneyden99Das ſiebende Capitel.den dunckeln gebrechlichen Augen iſt / Die - ſes reſolvirte Oell hat eine treffliche Fei - ſtigkeit in ſich / welche Fettigkeit die Materia des Pappirs / von Anfang ſeines erſten Samens des Flachſes mit ſich gefuͤhret hat / vnnd ſich alſo die vltima Materia des Flachſes / als das Pappir / hinwiderumb in primam Materiam, als in die fette Sulphu - riſche olitet des Flachsſamens reſoluiren muß / ſampt ſcheidung ſeines Mercurij vnnd Saltzes / das aus dem letzten / das erſte / als der Grund offenbar gemacht / vnnd aus dem erſten die Tugend vnd Wirckung er - kant wird.

Od wol dieſe erzehlte Ratio grob vnnd nicht ſubtiel / ſo ſoltu doch daraus erkennen lernen / was da ſubtiel vnd heimlich iſt / dann den vnuerſtendigen Leuten muß das ſubtie - le durch grobe Exempel eingegoſſen wer - den / damit ſie zu lernen haben das grobe ab - zulegen / vnnd das ſubtile anzunehmen. Sich gleichermaſſen verſtehe / das die pri - ma Materia der Metallen / muß obſeruirt er - kant vnnd ergruͤndet werden / durch die of - fenbahrung jhrer vltima Materia, welche vl -tima100Das ſiebende Capitel.tima Materia, als da ſind die vollkommenen perfecten Metallen / muß von einander ge - ſcheiden / ſeparirt vnd zerlegt werden / das ſie gantz bloß allein fuͤr den Augen des Men - ſchens erſcheinet / So kan aus ſolcher Zer - legung außgeoͤrtert vnd gelehrnet werden / was die prima Materia im Anfange gewe - ſen / daraus die vltima gemacht worden. Vnd nim jetzo mit dieſem Bericht der Luna fuͤr gut / ich hette wol noch viel zu reden / ich wils aber hiermit auff dißmal bewenden laſ - ſen / diß zu einer andern Zeit. Vnnd bitte dich jnniglich / vnd ermahne dich bey deinem Gewiſſen / das du alles was ich dir offen - bahret habe / aller dero Buchſtaben / ſo zwi - ſchen dem Alpha vnd Omega im Mittel be - griffen ſind / in achte nimpft / vnd eine Ver - wahrunge habeſt aller Rede vnnd Schriff - ten / damit du kein Abbit deiner Suͤnde / vnd ein ſtetig wehrende Rache in Ewigkeit erleiden muͤſſeſt / Vnd eroͤffne dir endlich dieſes noch alſo: Nim den Himmelblawen Schwebel des Silbers / ſo der Luna außge - zogen worden / vnd mit Spiritu vini rectificirt worden / den ſoluir nach ſeiner Menſur in denweiſſen101Das ſiebende Capitel.weiſſen Spiritu Victrioli, vnd in dem wolrie - chenden Spiritu Mercurij, vnd coagulir ſie zu - ſammen durch die Fixacio ignis, ſo haſtu die weiſſe Tinctur in Henden / ſampt aller jhrer Artzney / kanſtu aber jhr aller Primum Mo - bile, ſo iſt es vnnoͤthig / weil du das Werck aus einem vollnbringen kanſt.

Das achte Capitel. Bericht von der Anima, Oder Tinctur des Zinnes.

DER guͤtige Jupiter hat faſt das Mittel innen vnter allen Metallen / er iſt nicht zu hitzig / noch zu kalt / nicht zu warm / noch zu feucht / des Mercurij hat er nicht vberfluͤſſig / des Saltzes auch nicht vberfluͤſſig / vnd des Schwebels iſt am we - nigſten bey jhm / weiß in ſeiner Farbe be - funden / doch vbertrifft eines das ander inden102Das achte Capitel.den tribus principijs, wie in ſeiner Zerlegung rechter wahrer erkuͤndigung der Natur of - fenbarlich erfunden worden. Aus ſolcher Compoſition, vnd aus ſolcher Vermiſchung der drey anfahenden Dinge iſt gebohren / vnnd wird gewircket / vnnd in ein Metall coagulirt, vnd zur Reiffe der Vollkommen - heit bracht / der Jupiter ein Gott des Frie - dens / ein Regent der Guͤtigkeit / vnd ein Herrſcher vnd Beſitzer der Mittel Region, was ſeinen Stand / Weſen / Beruff / Tu - gend / Form vnnd Subſtantz anbelanget / dann er helt das Mittel / vnnd kan keine Kranckheit ſonderlich fuͤrfallen / das Jupi - ter ein ſonderlich verderben bringen koͤndte / wann ſeine Artzney modicè gebraucht wird / nicht vberfluͤſſig im Gewichte / auch wird fuͤr vnnoͤthig erachtet / da ſeine Artzeney nicht requiriret wird / das er vnberuffen zu frembden Sachen zu adminiſtriren ſey / ſon - dern wird billich bey denen geblieden / da der Leib vnnd ſeine Kranckheit mit dem Ober - geſtirn / vnd ſeiner Huͤlffe eine gleichmeſſig - keit haben / in Tugend / Krafft vnnd Wir - ckung / vnd alſo zuſammen in jhre Fuͤgungvber -103Das achte Capitel.vbereinſtimmen / das mit nichten einige wi - derwertigkeit in der Operation zuſpuͤren / noch in der wirckenden Natur befunden wird.

Jupiters ſein Geiſt wird alſo befunden / das er zu der Metallen Geburt / gar mit nichten zu entrathen iſt / wie in gleichem kein einiger Geiſt aller Metallen kan zu ruͤcke geſtalt werden / weil ſie nothwendig von dem niedrigſten biß zu dem hoͤchſten Grad zuſammen ſtimmen / vnnd vberein kommen muͤſſen / wie ein Metal vollkommen in der groſſen Erden / ſo wol in der kleinen Welt der tranſmutatio vnd Vermehrung erfolgen ſol / Verſtehe dieſer geſtalt vnd maſſen / das alle Gradus von dem geringſten Metal / biß auff das hoͤchſte / in aller vollkommenheit muͤſſen durchlauffen werden / gleich wie die Metallen von dem Saturno an / biß auff das Gold / jhren Lauff vollenden muͤſſen / wegen der beſtendigkeit der Farbe vnnd des Leibes / vnangeſehen das Saturnus die oͤberſtad der hoͤchſten Region, darinnen die Aſtra regieren / vnnd das Geſtirne ſeinen Lauff verrichtet / bewohnet.

Die104Das achte Capitel.

Die Geburt des Zins in vnd ober der Erden / wird alſo zu tage bracht / gleich wie der Menſch vnnd andere Thiere / von der Milch der Mutter anfenglich erzogen vnd geſpeiſet werden / vnnd keine Speiſe auff Erden gefunden wird / das allen Menſchen bequemer were zu jhrer Aufferziehung / als die Milch / dann jhre Beſſerung iſt mei - ſtestheils ein Animaliſcher Sulphur, ſo das nutrimentum gibt.

Gleicher geſtalt vnd maſſen / wird das Zin durch ſeinen Metalliſchen Schwebel / welcher jm auch am annehmlichſten geſpei - ſet vnd erzogen / vnd nimmet mehr Hitze vnd Werme in vnd an ſich / weder der Sa - turnus / darumb wird der Jupiter auch mehr außgekocht vnnd gebraten / dadurch ſein Leib auch fixer vnd beſtendiger wird / in dem Grad des Saltzes.

Er ſchafft in ſeiner Herrſchafft vnnd Regierung / das ein gut Regiment gehal - ten / vnnd in ſeinem Gerichte jederman gut Recht geboten wird. Der Geiſt des Zinnes iſt ein Beſchuͤtzer aller Gebreſten vnd Zu - fellen / dadurch die Lebber verſehret / oder inHGebre -105Das achte Capitel.Gebrechen gerathen moͤchte / von Natur iſt ſein Geiſt am Geſchmack dem Honig zu - vergleichen / ſein Mercurius wann er fluͤch - tig gemacht wird / ſo gewint er eine giff - tige Eigenſchafft / dann er purgirt hefftig / vnd dringet mit gewalt durch / darumb nicht jederzeit zu rathen / das ſein auffgeſchloſſe - nes Queckſilber fuͤr ſich alſo ſchlecht hinge - braucht werde / da aber eine Correctio vor - hergehet / ſo kan auch ein treffentliche Nutz - barkeit hernach folgen / in denen Gebrechen vnnd Kranckheiten zugebrauchen / ſo ſeiner Influentz ohne Mittel vnterworffen ſind / das iſt / wann dem Cedekiel ſeine gifftige Fluͤchtigkeit benommen / vnd in eine beſſere fixe ſtad / ſo dem Gifft widerſtrebet / geſatz wird.

Dieſe Beſchreibung wird der gemeine Artzt nicht verſtehen / weil eine ſolche Kunſt vnd Wiſſenſchafft nicht in dem bloſſen Ge - ſchwetz / ſondern aus der Erfahrenheit her - gehet / in den Reden hat der gemeine Artzt ſeinen Außgang vnnd den Grund / vnſere Bereitung der Artzney aber / hat aus demGeſchwetz106Das achte Capitel.Geſchwetz jhren Anfang / vnnd aus der ge - wiſſen Proba / ſo das jhre mit Erfahrenheit erweiſen muß / allererſt den Grund / welcher auff harte Felſen geſatzt durch die Hand - arbeit / jener aber auff ein bewegendes Rohr vnd kauter Sand / darumb wird billich das feſte vnbewegliche / ſo mit Haͤnden der Na - tur gemacht / den bloſſen Reden / ſo nur aus vnbeſtendiger fantaſirender ſpeculation her - fleuſt billich vorgezogen / weil das Werck jederzeit den Meiſter lobet.

Jch rede jetzo zwar nicht nach mei - ner Poetiſchen Art / oder auff eine ſol - che Weiſe / wie ich meinen Stylum gerich - tet / da ich von der Wundergeburt der ſieben Planeten / in meiner Occulta Phi - loſophia zu tage geben / auch nicht nach Magiſcher oder Caballaitiſcher Art / noch Gebrauch / viel weniger obſeruir ich den Methodum, ſo da die geheime verborgene / vbernatuͤrliche Kuͤnſte gelehrnet / vnnd mit fleiß gemerckt haben. Als da iſt Hydroman - tia, AEromantia, Geomantia, Pyramantia,H 2Nigro -107Das achte Capitel.Nigromantica vnnd dergleichen / Sondern mein Vornehmen vnnd Intent iſt jetzo alſo geſchaffen / vnnd jetzo dahin gerichtet / der Natur Heimligkeit zuentdecken / das ſol - ches alle Kunſtliebende / vnd Kinder der ſu - chenden vnnd begehrten Weißheit durch Gottes Segen / Gnad vnnd Zulaß wol be - greiffen / obſeruiren mercken / vnd auch nach fleiſſiger obſeruation etwas nuͤtzliches ler - nen vnd behalten koͤnnen / in zweyen Stuͤ - cken die Geburt der Metallen / in der groſ - ſen vnnd in der kleinen Welt anbelangt / ſo wol auch was die ware Artzney / ſolche Me - talliſche vnd Mineraliſche Form / in jhrem innern mit ſich fuͤhren / welche ergreiffen vnd beweißlich gemacht werden durch zerle - gung / das jhr erſter Anfang in drey vnter - ſchiedliche dinge Notorium dargeſtalt wird / Als dann wird die Natur entbloͤſſet / das die Scham durch ablegung der zeitlichen Klei - der entdackt / vnnd alle geheime Tugend / Krafft vnd Wirckung zu der Menſchlichen Geſundheit offenbaret wird. Meine Ver - folger vnd vnuerſtendige Artzte werden jtzo vorgeben / du ſageſt mir viel von Genſen /vnd108Das achte Capitel.vnd kenne die Enten noch nicht / wer weis obs war iſt / was alles in deinem Schreiben fuͤr war geſchrieben wird / ich wil bey meinen Sachen bleiben / die ich erfahren habe / vnnd bey allen meinen Mitgeſellen vnd Artzten im ſchwange gehen / ſo bleibe ich vnbetro - gen / vnd weiß gewiß / das ich keine Muͤhe bedarff etwas newes zu lernen. Wer eines ſolchen Vornehmens nun iſt / der wird wol bey den Enten bleiben / vnd keiner gebrate - ner Genſe wirdig werden / zuerlernen was die Natur verborgen fuͤhret.

Dieſes bekenne ich aber mit Warheit / vnnd bezeuge es mit der hoͤchſten Dreyfal - tigkeit / vnnd rede ſolches mit verluſt des ed - leſten Geiſtlichen Kleinots / das alles was ich geſchrieben habe / vnd jtzo noch hierinnen ſchreibe alles Warheit iſt / vnd anders in der Warheit nicht wird gefunden werden / Das aber ein jeder Verſtendiger / vnnd ein jeder gemeiner Man / ſo wol vnd zu foͤrderſt die da Haſſer vnnd Verfolger ſind dieſer Geheimnis / meine Schrifften nicht aller hell vnnd klar verſtehen werden / da kan ich leider nicht zu / erbitte du deinen Gott vmbH iijGna -109Das achte Capitel.Gnade / vnnd jhr Verfolger vmb Verzie - hung / arbeitet ohne Verdruſt / vnnd leſet mit Vernunfft / ſo wird euch kein Geheim - nis vorenthalten werden / vnnd gantz leicht zuerforſchen gelingen. Vnd ermahne dar - auff weiter / das der Erfinder dieſer Gottes Gabe dem Schoͤpffer fuͤr allen dingen ohne ablaß Tag vnd Nacht dafuͤr dancken wolle / mit aller ehrerbietung / vnd ſchuͤldigem Ge - horſam / aus grund ſeines Hertzens / dieweil kein gnugſamer Danck / durch einige Crea - tur wird koͤnnen zu wege bracht / vnd erlan - get werden / das dieſer Gutthat ein genuͤ - gen erſtatten moͤchte / darumb der Fleis durch die rechte ware Embſigkeit / nach ver - moͤgen zuerkennen. Jch habe das meinige gethan / welches ich gegen GOtt vnnd der Welt zuuerantworten gedencke / dann was meine Augen geſehen / vnnd meine Haͤnde getaſtet / neben der Vernunfft vnbetrig - lich ergreiffen / das wird mir in dieſem Leben niemand abjagen / außgenommen der Tod / welcher ein Scheider iſt aller Dinge.

Dieſe meine Stimme hat zwar keinen zwang gehabt / von ſich außzugieſſen / washierin -110Das achte Capitel.hierinnen von mir geſchrieben worden / was ich aber gethan / iſt auch nicht aus fuhrwitz geſchehen / noch aus Rhum des zeitlichen wehrenden Rhums / ſondern es hat mich darzu genoͤthiget / der Befehl Chriſti des HErrn / das ſeine Herrligkeit vnd Guͤte in ewigen vnnd zeitlichen Sachen keinem Menſchen ſollen verſchwiegen bleiben / ſon - dern zu Lob / Rhum / Ehre vnd Preiß ſeines heiligen jmmer wehrenden Namens / damit derſelbe wegen ſeiner hohen Allmacht / durch beſtetigung groſſer Wunderthaten / hoch - gechret / erkennet / vnnd in ſeiner Maieſtet erhaben / vnd offenbar gemacht werde. Zu dem andern hat mich auch verurſacht die Chriſtliche Liebe des Neheſten / demſelben guts zubeweiſen / als mir ſelbſten / vnnd mei - nen Feinden gleich dadurch gluͤende Kolen auff jhre Haͤupter zuſamlen. Vnd letz - lich / das auch alle Widerſacher erkennen moͤchten / was andere gegen mir fuͤr Jr - wege gegangen / vnnd in der Natur Ver - borgenheit am warhafftigſten geſchrie - ben haben / ob ich am verdamligſten / oder ſie am gerechſten zu vrtheilen ſind / VnndH iiijdas111Das achte Capitel.das auch zu dem die hoͤchſte Geheimnis nicht gaͤntzlich im finſtern erſticken noch in vberſchwelgten Waſſern erſauffen moͤge / ſondern durch den rechten Glantz des wa - ren Liechtes / aus den Suͤmpffen vnd fau - len Deichen / des Jdiotiſchen Hauffens er - loͤſet / vnd durch eine außbreitung eines ge - wiſſen waren vnnd rechten Bekentnis / viel Zeugen vberkommen moͤge / mir in Schriff - ten der Warheit nachzufolgen. Jn meiner Herrſchafft werden mir zugeeignet vnter der zwoͤlff Zeichen des Himliſchen Geſtirns der Schuͤtz vnd Fiſch / aus dem Fiſch bin ich gebohren / weil ich in waͤſſerigkeit fuͤr mei - nem Leben geweſen / Der Schuͤtz aber hat mir den Pfeil zum Hertzen geſatzt / das ich meine waͤſſerigkeit verlohren / vnnd durch Hitze wirdig war der trockenen Erden / vnd ob wol anfenglich die Erde durch das Waſſer in eine weiche Subſtantz gerathen / ſo ſoltu doch vernehmen / das durch die außgetrocknete / warme Lufft / das Waſſer verzehrt worden / das alle weiche Materia der Erden vergangen / vnnd durch ſolche auß - trockung der Haͤrte wirdig worden.

Daraus112Das achte Capitel.

Daraus du Lernender / auch du Viel - verſtendiger / mit fleiß obſeruiren vnnd wol in acht nehmen ſolts / daß das Zinn allen vier Elementen / ſo wol die andern vor - nempſten Planeten vnterworffen / welche Elementa jhr Centrum von oben herab ent - pfangen haben / vnnd gleich andern geboh - ren.

Am Ende mach ich dir aber zu wiſſen / vnd thue dir kund / da du dem guͤtigen Joui ſein Saltz vnd Schwebel außzeuchſt / vnnd leſſeſt Saturnum damit wol flieſſen / ſo nimpt der Saturnus ein fixen Corpus an ſich / reiniget ſich vnnd wird klar durch daſ - ſelbe / vnd iſt eine gentzliche Verenderung / vnnd tranſmutatio, warhafftig des Bleyes in gut Zinn / wie ſolches zum hoͤchſten in beſtendiger vnuerfelſchten Proba kan er - funden werden. Vnd ob wol dieſes vnwar - hafftig dich beduͤncket / ſo ſoltu doch mer - cken / weil das Sal Iouis allein durch ſeinen Schwebel mehr leibhafftiger gemacht wor - den / das er auch ingleichem efficatiam, vnnd vim penetrandi vberkommen den Satur - num / als die geringſte / fluͤchtigſte Metall /H vauch113Das neunde Capitel.auch in Verbeſſerung zu ſeines gleichen zu - bringen / wie du in Warheit befinden wirſt.

Das neunde Capitel. Von dem Spiritu Sa - turni / oder Tinctur des Bleyes.

DEr Saturnus zugebeh - ren / ſeine Metall das Bley / iſt am Oberhimmel geſatzt vber alle Sternen / Jn dem Vntertheil der Erden aber begreifft er den niedrigſten vnd allerſchlegſten Grad / glei - cherweiſe wie ſich das oberſte Liecht des Saturni / in die hoͤchſte Hoͤhe aller Himli - ſchen Liechter auffgeſchwunden hat / alſo auch haben ſich nach jhm geart / vnd die Na - tur zugelaſſen vnd vergoͤnnet / das ſich jhre Kinder der vnter Region durch den Vulca - num zu jhres gleichen / (Als der Saturnus bewogen worden) begeben muͤſſen / danndas114Das neunde Capitel.das obere Liecht gibt darzu Vrſache / vnnd hat gebohren einen vnfixen Leib des Sa - turni / ſo mit offenen Schweißloͤchern durch zogen vnnd eroͤffnet worden / das die Lufft ſolchen Saturniſchen Leib durchgehen / das jhn die Lufft entpor halten kan / aber durch das Fewer / weil ſolcher Leib nicht compact ſeiner vnfixigkeit halber / ſchnel kan angegrieffen werden / vnnd zergehen muß / das muß durch einen / der da erforſchung er - langen wil / aller dinge gemercket werden / dieweil ein groſſer vnterſcheid iſt der fixen vnd vnfixen Leiber / vnd was ſolche Vrſa - chen ſind jhrer Beſtendigkeit vnd vnbeſten - digkeit. Vnd ob wol der Saturnus fuͤr an - dern Metallen einer ſonderlichen ſchwere / ſo mercke doch / wann ſie zuſammen außge - goſſen werden / nach jhrer Vereinigung im Floſſe / ſo geben ſich die andern Metallen jederzeit zuuͤnderſt / wie im durchgieſſen des Antimonij mit andern Metallen auch eben er maſſen geſchicht / daraus befindlich / das die andern Metallen / gleich durch fallen vnnd compacter ſind / dann der gute Saturnus zu wege bringen kan / weilder ſelbe115Das neunde Capitel.derſelbe all andern Metallen weit weichen muß / raum verſtatten / vnnd eine Vber win - dung bey bringen kan / ſintemal er mit den vnfixen / vnbeſtendigen Metallen / zuſampt verſchwinden vnnd verzehret werden muß / dann es ſind alle drey groͤbſte Eygenſchaff - ten / aller drey anfahen Dinge in jhm / vnnd weil ſein Saltz gantz floͤſſig iſt fuͤr allen andern Metallen vnnd Pleneten / Alſo iſt auch ſein Leib fluͤſſiger / vnbeſtendiger / vn - fixer vnd fluͤchtiger / dann kein Metalliſch Corpus mit ſich bringet. Wie Saturnus zu ſeiner regeneration ſchreitet / ſo ſoltu alſo wiſſen / zugleicher weiſe / wie das gemeine Waſſer durch die natuͤrliche Kaͤlte / durch verenderung des oͤbern Himmels gezwun - gen wird / das ein coagulirt Eyß daraus ent - ſpringt / ingleichen wird ebenermaſſen be - weißlich gemacht / das wegen der groſſen Kaͤlte des Saturni / ſo in ſeinem Saltze / fuͤr andern Saltzen befunden wird / der Saturnus auch coagulirt vnd leibhafft ge - macht worden / das Waſſereyß reſoluirt ſich durch die Werme / wie auch der coagulirte Saturnus / durch das AEtniſche Fewerfluͤſſig116Das neunde Capitel.fluͤſſig gemacht wird. Des Mercurij iſt am meiſten bey jhm / doch vnbeſtendig vnd fluͤch - tig / des Schwebels am wenigſten / darumb auch der kleinen quantitet nach / ſein kalter Leib nicht zuerwermen / vnd des Saltzes am wenigſten / doch fluͤſſig / ſonſten wehre das Eyſen floͤſſiger vnnd geſchmeidiger / dann das Bley / wann das Saltz die Geſchmei - digkeit / ſampt dem Floſſe alleine bringen koͤndte / weil das Eyſen mehr Saltz / dann keine Metall ſonſten mit ſich fuͤhret / dem - nach ein Vnterſcheid in dieſem zubefinden / ſo muſte den Vnterſcheid auch mercken vnd behalten / wie die Metallen zu vnterſchei - den ſind.

Es haben zwar alle Philoſophi neben mir geſchrieben / daß das Saltz die Coagula - tion gebe / vnd das Corpus eines jeden Me - tals / vnd das iſt war / doch durch ein Exem - pel zubeweiſen / welcher geſtalt vnd maſſen ſolche Andeutung zuuerſtehen. Daß das Alumen plumoſum, oder Fedderweiß fuͤr ein lauter Saltz geachtet / vnnd dafuͤr be - weißlich gehalten wird / vnd dem Eyſen die - ſer geſtalt zuuergleichen / welch Saltz dasFedder -117Das neunde Capitel.Fedderweiſes / doch als eine Materia vnd vn - fluͤſſig gleich dem Eyſen erfunden wird. Dargegen der Victriol als auch ein Saltz ſich in kleiner quantitet erweiſet / doch fluͤſſig vnd offen / darumb auch ſein Saltz ſo eine harte Coagulation nicht geben kan / ſeinem zugeeigneten Metall / wie das andere / ob gleich alle Salia der Metallen aus einer ge - wiſſen Wurtzel / vnd aus einem Samen ge - wachſen / ſo iſt doch gleichwol ein vnterſcheid jhrer drey anfahenden Dinge auch in acht zu nehmen / gleich auch zu obſeruiren vnd zu - behalten iſt / wie ein Kraut fuͤr dem andern / ingleichem ein Menſche fuͤr andern Thieren vnd Vieh / jhrer qualitet vrſprung / vnd drey anfahenden Dingen / ein Vnterſcheid ge - funden wird / da ein Kraut mehr dieſes / das andere mehr eines andern Geſchlechts be - gabet iſt / gleich von den Menſchen vnd den Thieren geredt / vnd ebenermaſſen vnd ge - ſtald zuuerſtehen geben. Die Anima des Bleyes iſt einer ſuͤſſen Eygenſchafft / wie dann die Anima des Zins ebenermaſſen auch iſt / vnd noch ſuͤſſer das jhr ſchier nichts mag vergliechen werden / wann ſie zuuorzum118Das neunde Capitel.zum hoͤchſten durch die ſeperatio gereiniget worden / daß das reine von dem vnreinen wol abgeſondert worden / damit in der Wir - ckung ein vollſtendige vollbringung erfol - gen kan. Sonſten iſt der Geiſt des Bleyes von Natur kalt vnd trocken / darumb wider - rath ich / das er von Maͤnnern vnnd Wei - bern nicht viel gebraucht werde / dann er er - kaͤltet die Menſchliche Natur / das jhr bey - der Same keine natuͤrliche Wirckung vol - lenbringen kan / der Miltze vnd der Blaſen ſchafft er auch nicht viel rath / ſonſten aber zeucht er an ſich die flegmatiſche Art / ſo bey den Menſchen viel Melancoley erwecken / dann der Saturnus ein Regent iſt / vnd ein ſolcher Melancolicus dauon / vnnd dadurch der Menſche in ſeiner Melancolia geſtercket wird / darumb ſein Spiritus gebraucht wird / ſo zeucht ein Melancoliſcher Geiſt den an - dern an ſich / dadurch der Menſchliche Leib von ſeiner eingegoſſen Melancoley entbun - den vnd erlediget wird. Euſſerlich iſt die Anima Saturni alſo heilbar in allen ſchaͤden / ſie ſind alt oder newe / geſtochen / gehawen / oder von Natur durch Mittel zugefallen /das119Das neunde Capitel.das jhm bald kein Metall wird nach thun koͤnnen / vnd iſt eine Kuͤhlung in allen hitzi - gen / geſchwollenen Glidmaſſen / aber auß - zutzen vnnd ein Grund zu ſetzen aller Hei - lung / in allen verdorbenen Schaͤden / ſo jh - ren Zugang von innen haben / da hat die edle Venus den vorzog / weil ſie in jhrem Weſen hitzig iſt außzutrocknen / der Satur - nus aber in ſeinem Weſen dargegen kalt erfunden wird.

Das Himliſche Liecht der Sonnen iſt viel hitziger / dann das Liecht des Monds / weil der Mond viel kleiner iſt dann die Sonne / vnnd den achtentheil der groͤſſe in dem Circkel begreifft / der meſſung vnd auß - theilung / Vnd wann der Monn in ſolcher groͤſſe des achtentheils die Sonne vber - treffen koͤndte / wie die Sonne den Mond / ſo muͤſten alle Fruͤchte vnnd Gewechſe des Erdbodens verderben / vnnd wuͤrde ſtetig Winter ſein / vnd zu allen zeiten kein Som - mer erfunden werden / Es hat aber der ewi - ge Schoͤpffer hierinnen eine gewiſſe Ord - nung vnnd Geſetz / ſeinem Geſchoͤpff wol fuͤrgeſchrieben / das die Sonne am Tage /vnd120Das neunde Capitel.vnnd der Mond des Nachts leuchtung ge - ben / vnd allen Creaturen bedienet ſein ſol - len. Die Kinder / ſo der Influentz des Satur - ni zugethan ſind / ſind Melancoliſch / vn - freundlich / ſtetig murrende / wie die alten geitzigen Leute / die jhrem eigenen Leibe nichts guts bieten / vnd nimmer koͤnnen ſat werden / ziehen jhrem Leibe zu groſſe Ar - beit / ſchlagen ſich mit Gruͤllen vnd Gedan - cken / vnnd werden ſelten froͤlich ſich zuerge - tzen mit andern Leuten / achten auch nicht groß der natuͤrlichen Liebe ſchoͤner Weibs - bilder.

Vnd in Summa / ſo ſage ich dir das Saturnus ſeine Geburt vberkommen hat / aus wenig Schwebel / wenigen Saltze / vnd viel vnzeitigen groben Mercurio / welcher Mercurius iſt zurechnen einem Schaum / welcher auff dem Waſſer ſchwebet gegen dem Mercurio / welcher in ſole gefunden wird / vnnd ein ſehr hitzigern Grad in ſich hat / darumb auch der Mercurius / Satur - ni wegen der groſſen Kelte / nimmer ſo ein friſches lauffendes Leben hat / als der / wel - cher aus dem Golde gemacht wird / weilJmehr121Das neunde Capitel.mehr Hitze in jhm gefunden / daruon das lauffende Leben ſeinen Originem hat. Dar - umb auch in der vntern Welt / des kleinen Vulcani wahr zunehmen iſt / in der Augmen - tation vnd Verenderung der Metallen / wie ich dieſe tria principia des Saturni beſchrie - ben / wegen jhrer Ankunfft / Art vnnd Com - plexion. Vnd ſol ein jeder wiſſen / das keine Verenderung einiges Metalls aus dem Saturno erfolgen kan / wegen ſeiner groſ - ſen Kaͤlte / allein vorbehalten den Mercu - rium vulgi zu coaguliren, weil der kalte Schwebel des Bleyesden hitzigen lauffen - den Spiritum des Queckſilbers / dempffen vnd benehmen kan / wann der Proceß recht angeſtalt wird / darumb zu obſeruiren nicht vnbillich / das der Methodus alſo gehalten wird / damit die Theoria mit der Practica vbereinſtimme / vnd in gewiſſer Menſur vnd Concordantz zuſammen treffen. Darumb ſoltu dem Saturnum nicht gentzlich ver - werffen / noch aller dinge ſpoͤtlich zuruͤcke ſtellen / weil ſeine Natur vnd Tugend noch nicht vielen bekendlich worden / dann der Stein der Weiſen hat ſeinen erſten anfangſeiner122Das neunde Capitel.ſeiner Himliſchen hochglantzenden Farbe allein aus dieſem Metall / vnd aus eingieſ - ſung dieſes Planeten / wird jm der Schluͤſ - ſel vberantwortet der beſtendigkeit durch die putrefactio, dieweil aus dem gelben kein rothes werden kan / es ſey dann zuuor aus dem Anfang des ſchwartzen ein weiſſes ge - macht worden. Jch hette noch wol vielerley vnnd nach der lenge zu handeln von vielen Wunderwercken der natuͤrlichen vnd vber - natuͤrlichen Dinge / dieweil mich aber an - dere Arbeit daran verhindert hat / eine len - gere Erzehlung zuthun / ſo habe ich auff dißmal hieraus einen Beſchloß dieſes Tra - ctats machen wollen / vñ das andere von der heimlicher Verborgenheit der Mineralien ſol geſparet werden zu meinem Vorneh - men / da ich hernacher ſchreiben werde / in ei - nem ſonderlichen Libell von dem Antimonio, Victriol / Schwebel / Magneten / vnd wel - che inſonderheit fuͤr andern begabet ſein / vnnd anhengig denen / daraus Gold vnnd Silber jhren Anfang / Mittel / vnd Ende / ſampt der wahren Tranſmutatio vnd Ver - enderung haben / particulariter, welche jhreJ ijTugend /123Das neunde Capitel.Tugend / Kraͤffte vnnd Vermoͤgen ſie ent - pfangen aus einem Dinge / darinnen dieſe alle vnſichtbar zugebehren verborgen ſte - cken / ſampt allen Metallen / welche Materia offenbar iſt fuͤr aller Menſchen Augen / weil aber die Tugend ſein Vermoͤgen vnnd Krafft ſehr tieff begraben / vnd dem mehren - theil vnkentlich / ſo wird ſolche Materia auch fuͤr nichtig vnnd vntuͤchtig aus nichtken - nung geſatzt vnd geachtet werden / biß den Juͤngern des HERRN / ſo nach Emahus reiſeten / die Augen geoͤffnet werden / das ſie am Brodbrechen erkennen / was Wunder vber Wunder der reiche Schoͤpffer in die geringſchaͤtzige Creatur geleget hat / der Name heiſſet Hermes, welcher eine fliegende Schlange in ſeinem Wappen fuͤhret / vnnd zu einem Weibe hat / welche genennet wird Aphrodita, die aller Menſchen Hertzen er - kennen kan / vnd iſt doch alles eines / vnd ein einiges Ding / vnd ein einiges Weſen / das da gemein iſt an allen Enden / vnnd bekent - lich an allen oͤrtern / jederman greiffets mit Haͤnden / vnd gebrauchs zu Sachen / ſo ge - ringſchaͤtzig ſind / das geringe achtet erhoch /124Das neunde Capitel.hoch / vnd das hohe wirfft er hinweg / vnd iſt nichts anders dann Waſſer vnnd Fewer / daraus die Erde mit zuthun der Lufft ge - bohren worden / vnd jtzo noch erhalten wird. Dem Hoͤchſten ſey Danck fuͤr ſeine Gaben / vnd ſey jetzo genung offenbaret / was mein Vornehmen geweſen / anzuzeigen in dieſem Tractatu, Vnd ſcheid hiermit alſo von hinnen / im ſcheiden wird ſichs alles fin - den.

I 3IN

Jn Tincturas BASILII VALENTINI, à IOHANNE THOLDIO SENATORE FRANCKENHVSA - no editas.

DIuini quod ineſt rebus, natura receſſu
Arcano occuluit, materiæꝙ ſinu.
Inde fatigatur ſtud o multoꝙ labore
Mens Sophiam tentans cruere ê tenebris.
Arctam compagem, modò corporis arte reſoluit,
Et modò coniungit rite ſoluta prius.
Hæc uia fit facilis Sophiæ ad penetralia nobis.
Tholde tuo ſtudio, ſed duce Baſilio.
Per te Baſilius uiuit, uiueſꝙ́ per illum,
Tholde mori neſcis, neſcit & ille mori.

M. Iohannes Tanckius Scholæ Oßitienſi, Rector.

IN

IN METAL - LORVM TINCTV - RAM editam à IOANNE THOLDEN HESSO, Reipublicæ Franckenhuſanæ Camerario.

FOEmina materies nihil eſt, niſi con -
ferat ipſi
Μας〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉 ναι forma venuſta ſuum:
Sic quo ꝙ́ momenti levioris aduſꝙ́ metalla
Eruta cenſentur, teſtibus ignicolis;
N〈…〉〈…〉 tinctura illis contingat idonea. Quam ſi
Accipiunt precij nobilioris erunt.
Quando metallorum hanc tincturam Tholde
(recludis,
Lauta tibi laus ſit, gratia grata tibi.

M. Georgius Theodoricus V vurcenſis P. L. faciebam Lipſiæ.

Gedruckt zu Eißleben bey Jacob Gaubiſch / Anno 1603.

Gedruckt im Jahr M. DC. Jij.

Jn Verlegung Jacob Apels Buchhendlers in Leipzig.

Gedruckt im Jahr M. DC. Jij.

Gedruckt im Jahr M. DC. Jij.

About this transcription

TextVon den Natürlichen vnnd vbernatürlichen Dingen
Author Basilius Valentinus
Extent148 images; 19044 tokens; 4296 types; 133896 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationVon den Natürlichen vnnd vbernatürlichen Dingen Auch von der ersten Tinctur, Wurtzel vnd Geiste der Metallen vnd Mineralien/ wie dieselbe entpfangen/ außgekochet/ geboren/ verendert vnd vermehret werden Basilius Valentinus. . 124 S. ApelLeipzig1603.

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Staatsbibliothek München BSB München, Bibl.Sud. 714

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Alchemie; Wissenschaft; Alchemie; core; ready; china

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:35:25Z
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ShelfmarkBSB München, Bibl.Sud. 714
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