PRIMS Full-text transcription (HTML)
Guͤldenes Schwerd /
Gedruckt zuCoͤllen/ beyFranciſco CaſparoAldenkirchen/ Anno1708. Cum Permiſſu Superiorum.

Approbatio ordinarii Librorum Cenſoris.

COntroverſiæ ſub Titulo: Guͤldenes Schwerd / à D. FRIDERICO NIVIANDTS germanico idiomate conſcriptæ, cum nihil contra orthodoxam fi - dem & bonos mores contineant, permitto, ut typis mandentur & evulgentur. Signatum Coloniæ pridie Annuntiationis B. M. Vir - ginis, 1706.

Cornelius Brevver SS. Theol. Doct. Librorum Cenſor mp.

Dem

Dem Durchleuchtigſten Fuͤrſten und Herren Hrn. JOANNI WILHELMO Von Gottes Gnaden Pfaltz - Graff bey Rhein / deß H. Roͤm. Reichs Ertz-Schatzmeiſteren und Churfuͤrſten / in Baͤyeren / Guͤlich / Cleve und Berg Hertzo - gen / Fuͤrſten zu Moerß / Graffen in Vel - dentz / Sponheimb / Marck und Raven - ſperg / Herren zu Ravenſtein / ꝛc. ꝛc. Meinem Gnaͤdigſten Fuͤr - ſten und Herren.

JHro Churfuͤrſtlichen Durchleucht muß hiemit unterthaͤnigſt fußfaͤllig ohnverhalten / was meine ungelehrte Feder angetrieben / gegenwaͤrtiges Buͤchlein dem publico in Druck unterin Titul Guͤlde - nes Schwerd vorzuſtellen. Dan ſo ich geiſt - und weltliche Geſchichten durchlauf - fe / finde ich eine groſſe Anzahl merckwuͤrdi - ger und durch Helden-Thaten ſignaliter Schwerderen. Ware nicht! ein gluͤckſeeli - ges Schwerd / mit welchem die ſtarckmuͤh - tige Heldinn Judith dem Großmaͤchtigen Holoferni den Garauß gemacht? Ware) (2nichtDEDICATIO. nicht ein gewaltiges und ſchwaͤres Schwerd / mit welchem der kleine Hirten - Bub David einen ungehewren Fleiſch - Thurn Goliath ſiegreich auffgerieben? Ein wunderſahmes Schwerd muß geweſen ſeyn / mit welchem der Engel Gottes im Laͤger deß Sennacherib 185000. Mann auff eine Nacht erſchlagen. Ein Welt - wunder groſſes und grobes Schwerd wa - re / mit welchem der beſchreyter Held Scanderbeg ſo viele tauſend Tuͤrcken mit eygener Hand erlegt / da ein ſolches zu ſehen der Ottomannen Kaͤyſer ein expreſſe Le - gation zu ihm abgeordnet. Will nicht an - fuͤhren das Schwerd deß groſſen Alexan - dri / mit welchem er den groͤſten Theil der Welt obgeſieget / und von unloßbahren Knotten außgeloͤſet. Will vorbey gehen das weltbekente Schwerd Herculis / mit welchem er die vielkoͤpffige grauſame Hy - dram und Monſtra bezwungen / ꝛc. Ein viel herꝛlicher / ein Guͤldenes Schwerd habe ich außerſehen / welches lib. 2. Mach. c. 15. v. 5. Jeremias dem dapfferſten Helden Judaͤ dargereichet / umb hiemitten ſeine Feynde in Devotion zu bringen und zu triumphieren. Wem ſolle ich nun anders diß mein Guͤl -de -DEDICATIO. denes Schwerd / als meinem Durch - leuchtigſten und Gnaͤdigſten Lands-Fuͤr - ſten und Herren praͤſentiren und dediciren? Jch weiß ja / daß die Gerechtigkeit und An - dacht die Reiche unterſtützen: Haben ſich nicht dieſe beyde Grund-Saͤulen in Jhro Durchleuchtigſter Regierung jederzeit in hoͤchſtem Grad hervorgethan? Hat nicht Jhro Durchleucht / als ein warhaffter Vatter deß Vatterlands / durch lobwuͤr - digſte Verordnung / die unnoͤhtige Verzoͤ - gerung deren Recht-Haͤndelen abgeſtellet? Jſt das nit brauchen das Guͤldene Schwerd der Gerechtigkeit? betreffend die Andacht; Wie haben nicht die Vor - fahren Jhro Hohen Chur-Hauß / gluͤck - ſeeligſten Andenckens / die Tugendt ſo wohl ſelbſt hochſcheinlich geübet / als in ihren Un - terthanen promoviret? Von welchen Jhro Churfuͤrſtliche Durchleucht den Eyffer der Andacht mit dem Hochfuͤrſtlichem Gebluͤt ruͤhmlichſt anererbet / ja jederzeit erweiteret. Sihe widerumb ein Guͤldenes Schwerd / wodurch ſo Lands-ſo Seelen-Feynde zu bezwingen: diß iſt das Schwerd / mit wel - chem fechtet und hochruͤhmlichſt verfechtet Jhro Durchleucht die wahre Chriſt-Ca -) (3tho -DEDICATIO. tholiſche allein ſeeligmachende Religion ge - gen alle widrige Empoͤrungen und irrige Ketzereyen. So bitte dan unterthaͤnigſt / Jhro Hochfuͤrſtliche Durchleucht wolle dieſe meine / auß purer Intention, daß heuti - ger Zeit ſtreiten des Religions-Weſen nach meiner Wenigkeit zu ergründen / und die recht Catholiſche Warheit allen irrenden Chriſten vorzuſtellen / verrichtete Arbeit in Gnaden anſehen / in ohnzweiffelter Ver - ſicherung / es werde unter hoher Protection Jhro Hoͤchſtgemelter Durchleucht diß Guͤldenes Schwerd gegen alle Neyder und Verlaͤumbdere beſtes ſein verthaͤtiget. Schließlichen Jhro Hochfuͤrſtliche Durch - leucht und allinges Chur-Hauß der ſtar - ckeſter Obhut deß Allerboͤchſtens / Mich aber Jhro Hochfuͤrſtlichen Gnaden in tieffeſter Submiſſion empfehlend erſterbe

Jhro Churfuͤrſtlichen Durchleucht Düſſel - dorff den 1. Junii 1708. Meines Gnaͤdigſten Fuͤrſten und Herren Unterthaͤnigſt gehorſambſter Knecht FRIDERICUS NIVIANDTS.

Vorrede.

ES wird ſich mein geneigter und guͤnſtiger Leſer noch friſch zu er - inneren wiſſen / welcher geſtalt ich / vor ungefehr vier Jahren / ein gantz klein Buͤchlein unterm Titul: Catholiſches Glaubens-Schild / in Druͤck gebracht / und darinnen die den Uncatholiſchen immerzu auff der Zungen ſitzende Frag: Wo ſtehts geſchrieben? kürtzlich beantwortet habe; wogegen ſie dan anders nichts einzuwenden gewiſt / als eben dieſes: daß das Buͤchlein ohne Beytruckung meines als deß Authoris Nahmens / und ohne Approbation oder gutheiſchen eines ordentlichen Cenſo - ris heraußgeflogen; foͤlglich von keiner Authorit aͤt und Werth waͤre. Welches ſie doch billig ſchweigen / und geden - cken ſollen / daß ſie alle ihre Bücher / wan nit alle ohne Nahm deß Authoris, zum wenigſten doch alle privatâ Authoritate und ohne gutheiſchen eines darzu ver - ordneten Cenſoris ans Liecht bringen; wie bekant iſt im Heydelbergiſchen Catechiſmo und anderen Buͤcheren mehr / die ſie doch für ſchrifftmaͤſſige und für die gerechtigſte Buͤcher ihrerRe -Religion halten. Alſolchen Zoilis aber dißfals ihr ungewaſchenes Maul zu ſtopffen; ſo habe ich auß eygener Be - wegung gegenwaͤrtiges Buͤchlein mit Beytruckung meines Nahmens / und gutheiſchen gebuͤhrender Obrigkeit / ad publicum kommen laſſen / ſelbiges gleichwohlen nit als ein hochredender Theologus fuͤr getriebene und hochver - ſtaͤndige / ſonderen als ein ſchlechter und ungelehrter Buͤrgers - und Hand - Wercks-Mann fuͤr die gemeine und einfaͤltige Leuth eingerichtet / welchen dan allein / und nit jenen / damitten ge - dient haben wolle / denen Catholiſchen zwaren / damit ſie in ihrem biß dato be - kentem wahren Glauben beſtaͤttiget und gehandhabt werden; denen Unca - tholiſchen aber / damit erkennen moͤ - gen / wie jaͤmmerlich ſie ſich unders Liecht fuͤhren laſſen / und in was ſchwaͤrer Finſternus und Gefahr ihrer Seeligkeit ſie ſtecken; alſo endlichen vermittels alſolcher erkentnus / zum wahren Liecht unſeres Catholiſchen Glaubens zuruck ſtreiten / das gebe der grundguͤtige und barmherꝛzige Gott durch Jeſum Chriſtum unſern Herꝛn / Amen.

Das erſte Capittel. Von der Bedeutnus / Einigkeit / Sichtbahrkeit / Jmmerwaͤhrenheit / und Kenn-Zeichen der wahren Kirchen.

Erſte Frag.

Was iſt oder bedeutet die Kirch?

Antwort:

SJe iſt eine ordentliche Verſamblung aller (verſtehe / ſo wohl gottloſer und reprobirter / als frommer und prædeſtinir - ter) Rechtglaubigen / unter einem ſicht - bahrlichem Haupt / welches iſt der Roͤmi - ſche Pabſt.

Allhier ſehe ſchon Calvinum mit den ſei - nigen im Harniſch ſtehen / und keck - lich von Leder ziehen / umb mir gegen dieſe gruͤndliche Catholiſche Wahrheit ei - nige Streich zu verſetzen. Aber langſam meine Freunde / wollet doch nit alzu fruͤh nach dem Degen greiffen / ſonſten moͤchtet vielleicht bey erſten Anfall ſchon mit einem bluͤtigen Kopff darvon gehen; dem gleich - wohl unangeſehen iſt der

Erſter Streich: Wir Calviniſche halten es feſt bey der reiner Lehr unſers Ertz -AVat -2Guͤldenes Schwerd. Vatters Calvini, welcher l. 4. c. 1. alſo re - det: Jn die wahre Kirch Gottes wird keiner auff - und angenohmen / es ſeye dan / daß er durch die Gnad der Auß - erwoͤhlung ein Kind Gottes / und durch die Heylmachung deß H. Gei - ſtes ein wahres Glied Chriſti ſeye. Warauß dan einen unwidertreiblichen Schluß machen / daß zu dieſer Verſamb - lung keinen Zugang haben / weder haben koͤnnen die Gottloſe und Ungerechte / den ihr Catholiſchen ſelbigen geſtattet.

Dieſen leeren Streich aber / den ſchon laͤngſt die allgemeine Catholiſche Kirch nit allein / ſondern auch unterſcheydliche an - dere Secten und Ketzereyen / ſo hierinfals dem Calviniſmo gantz und billig zuwider lauffen / abgelehnet haben / zu deiner ſelbſt eygener Verletzung abzutreiben / iſt die Catholiſche

Antwort: Wan ihr Krafft angezoge - nen Orths / und darin enthaltener Lehr / mit ewerem Ertz-Vatter Calvino die Fromme und Außerwoͤhlte allein in die wahre Kirch Gottes ſetzen / die Gottloſe aber und Re - probirte von ſelbiger außſchlieſſen wollet; muͤſſet ihr nothwendig einen Orth eweresmehr -3Guͤldenes Schwerd. mehrgemelten Lehr-Meiſters Calvini an - nehmen / und den anderen verwerffen / oder aber ſelbigen offentlich mit mir vor einen Luͤgener bekennen und außſchreyen / maſſen er an obangezogenem Orth / §. 8. ſir ſelbſt zu - wider gehe / und vor eine gegruͤndte Wahr - heit annehme den Text oder Spruch deß heiligen Auguſtini, in ſeinem 45. Tract. in Jo. alſo redend: Nach goͤttlicher Vor - wiſſenheit und Prædeſtination ſeynd / wie viele Schaaff dar guſſen / wie viele Woͤlff darinnen / und wie viele Woͤlff darauſſen? was iſts / was ich geredet hab / wie viele Schaaff ſeynd darauſ - ſen? wie viele leben jetzt in Unzucht und Gailheit / die ein keuſches und reines Leben fuͤhren werden wie vie - le laſteren Chriſtum den Herꝛn / die an ihnen glauben werden? Sehet ihr nun meine liebe Calviniſche / wie ewer Ertz - Vatter allhier mit dem Groſſen Kirchen - lehrer Auguſtino erkenne und darfuͤr halte / daß annoch viele auſſer dieſer Verſamb - lung oder Kirchen ſeyen / welche ſelbiger durch den Glauben einmahl werden ein - verleibt werden; unter welchem Vorwandt dan koͤnnet ihr es bey der Lehr Calvini hal -A 2ten4Guͤldenes Schwerd. ten / und mit ihme den Ungerechten die Thuͤr der Kirchen verſperren / die er doch im letzt angezogenen und von ihme approbir - ten Spruch deß H. Auguſtini ohne Unter - ſcheyd denen Schaaffen und Woͤlffen auff - ſchlieſſet. Jtem / den Streich beſſer abzu - lehnen / frage dich mein Calviniſcher: War - umb wilſtu / daß ich deiner Religion viel - mehr / als etwa einer anderer beyfallen und ſchwoͤren ſolle? Dan / oder weiſtu / daß deine Kirch gewiſſer ſeye / als andere / oder weiſtu es nicht: wan ſageſt / daß du es wiſſeſt: ant - worte darauff / daß ja nit wiſſen koͤnneſt / ob du und deine Conſorten prædeſtinirt und außerwoͤhlet ſeyet / folglich auch nit wiſſeſt / ob du und die deinige die wahre Kirch ha - bet. Wan aber ſageſt / daß du es nit wiſ - ſeſt / inferire ich recht wohl / daß ein Blinder den anderen fuͤhren / und eine Kirch anwei - ſen will / deſſen Thürer ſelbſt nit finden kan. Bleibt alſo bey der Catholiſchen Wahr - heit / daß die Kirch ſeye eine Verſamblung aller Rechtglaubigen / ſie ſeyen gerecht oder ungerecht / fromm oder boͤß / ja auch die ſchwaͤreſte Suͤnder / mit dem Unterſcheyd gleich wohl / daß die Gerechte / lebendige und vollkommene Glieder / die Ungerechte aberund5Guͤldenes Schwerd. und Sünder / todte und unvollkommene Glieder der Kirchen ſeyen / doch aber wegen uͤbernatürlichem Einfluß deß Glaubens / wodurch mit den uͤbrigen obgeſetzter maſ - ſen lebendigen Kirchen-Gliederen unter ei - nem Haupt verknuͤpfft werden / wuͤrcklich zu dem Leib der Kirchen annoch gehoͤren.

Zweyter Streich: Das muͤſſe auß H. Schrifft probiert werden / ſonſt bleibts da - bey / daß wir es mit unſerem Ertz-Vatter Calvino halten / und mit ihme die Unge - rechte vor der Thuͤr ſtehen laſſen.

Antwort: Das iſt wohl ein ſchlechter Streich; Wird nicht beym H. Matth. cap. 3. v. 12. die Kirch einer Areæ, einer Tenne vergliechen / auff welcher / der Weitzen in die Schewr verſam - let / die Sprewer aber mit Fewr / ſo nit zu loͤſchen iſt / verbrent werden ſollen?

Jtem beym Matth. cap. 22. v. 2. Nuptiis, einer Hochzeit / auff welcher ſo wohl gute / als boͤſe / die kein hochzeitliches Kleyd (die Liebe) an haben / und in die aͤuſ - ſerſte Finſternus geworffen werden / zuſammen kommen?

Wiederumb Matth. 15. Denen zehen Jungfrawen / deren einige klug / und zur Hochzeit auffgenommen worden / die ande -A 3re6Guͤldenes Schwerd. re aber naͤrriſch / und von ſelbiger außge - ſchloſſen worden? Matth. 13. v. 47. einem Netz / das ins Meer geworffen wird / und allerhand Gattung der Fiſch / (boͤ - ſe und gute /) zuſammen zeugt.

Jtem: Warumb ſolte Matth. 13. v. 41. deß Menſchen Sohn ſeine Engelen auß - ſchicken / welche von ſeinem Reich (der Kirchen) alle Aergernuͤſſen / ꝛc. verſam - len ſolten / wan keine darin waͤren? Jſt demnechſt und bleibt eine unlaugbahre Conſequentz / daß die Kirch eine Verſamb - lung ſeye aller / ſo wohl frommer als gott - loſer / Rechtglaubigen.

Dritter Streich: Wie pralleſtu mein Catholiſcher / als wan uns ſchon den De - gen auß der Fauſt geſchlagen haͤtteſt? es iſt noch weit von lachen; muſſen dir noch eins gedicht zuhawen mit deme / was unſer Ertz - Vatter und Lehr-Meiſter Calvinus, zum Grundfeſt ſeiner Lehr / auß dem Propheten Iſaia uns hinterlaſſen hat / bey welchem c. 35. v. 8. alſo geſchrieben ſtehet: Auff den - ſelbigen wird keiner gehen / der unrein iſt; kein Loͤw wird da ſeyn / auch kein boͤſes Thier dardurch hinauf kommen.

Jtem auß dem Apoſtel Paulo, welcherin7Guͤldenes Schwerd. in ſeinem Sendſchreiben zu den Epheſeren cap. 5. v. 27. bezeuget. Daß Chriſtus die Kirch geheiliget und gereiniget habe / damit er ihm ſelbſt eine herꝛliche Kir - che darſtellete / die keinen Flecken / noch Ruͤntzel / oder etwas deßgleichen ha - be / ſondern daß ſie heilig und unbe - fleckt ſey.

Antwort: Jhr ſeyet wohl ſchlechte und ungetriebene Soldaten / und ſoltet euch billig ſchaͤmen / daß euch von einem ſo ge - ringem Buͤrgers - und Hand-Wercks - Mann / der mehr ſeine Sinn und Gedan - cken auff Fraw und Kinder / wie ſelbige er - nehren moͤge / als auff die Bibel ſetzen muß / in die Schul fuͤhren / und wie eweren Bi - bel-Degen / den euch ewer Officier Calvinus in die Hand gegeben / beſſer fuͤhren ſollet / lehren laſſen muͤſſet; treibe aber den Haw mit einem unwiderleglichem Argument al - ſo ab: nach obangefuͤhrten zweyen Texten muß die wahre Kirch allein beſtehen auß de - nen Rechtglaubigen / die rein und heilig ſeynd: Jhr aber ſeyet / und koͤnnet nit rein und heilig ſeyn; dan indem ihr die Gebott Gottes nit haltet / dieſelbe ſo gar, wie ſelbſt bekennet / nit halten koͤnnet (ohne welcher Feſthaltung gleichwohl ein reines und H. A 4Le -8Guͤldenes Schwerd. Leben nit beſtehen mag) ſeyet ihr alle Suͤn - der / Ubertretter deß goͤttlichen Geſaͤtzes / und unrein: kan folglich bey euch keine wahre Kirch ſeyn. Gelt / da werd ich euch etwa hart auff den Kopff getroffen haben.

Als viel nun die eingeworffene Texten betrifft / gibts der klare Augenſchein / daß / gleich wie ein Hahn die heiſſe Kohlen / alſo ihr nach Art und Gewohnheit die heilige Schrifft uͤberhuͤpffet; und fals euch ewer Calvinus dieſes Schwerd in die Hand ge - reichet / umb damit eine Verſamblung der Heiligen und Außerwoͤhlten allein / in der Kirchen zu verfechten / und die Gottloſe und Verworffene darauß zu ſchlagen / iſt er wohl ein ſchlechter und barmhertziger Officier, maſſen der Prophet Iſaias durch das Woͤrtlein: denſelben / nit etwa die Kirch / ſondern den Weg zu ſelbiger verſtehen will / gleich dan er in ſelbigem achten Verſu dieſe ſonnenklare (oder ihr muͤſſet einen dicken Dunſt auff den Augen haben / welchen fals euch gerne erlaube / einen Brill auff die Na - ſe zu ſetzen) dieſe ſage ich / ſonnen klare Wort dem Text: uͤber denſelben wird keiner gehen / der unrein iſt / ꝛc. voranſe - tzet: vuch wird daſelbſt der Fußſteig / und der Weg ſeyn / und man wird ihn /den9Guͤldenes Schwerd. den heiligen Weg nennen. Dieſer Weg aber iſt Chriſtus / wie er ſich dan ſelbſt alſo nennet / Jo. cap. 14. v. 6. Uber welchen nit ge - hen kan / ein boͤſes Thier und Unreiner / das iſt: kein Suͤnd / kein Teuffel / oder deſ - ſen Diener; welches euch in dieſem Sinn gern geſtatten will.

Auff den anderen Orth aber deß Apo - ſtels Pauli iſt hiemit der kurtze Beſcheyd: daß Chriſtus ſeine Kirch auff dieſer Welt gereiniget habe / und biß dato annoch reini - ge / damit alſo einmahl von allem Flecken und Ruͤntzel geſaubert / im Himmel ſich er - frewen moͤge / ſolte nun aber dieſe Kirch in einer Verſamblung der Heiligen und Auß - erwoͤhlten allein beſtehen / ſo haͤtte ja dieſel - be keiner Reinigung Chriſti vonnoͤhten / maſſen deren Seelen mit einer vollkomme - ſter / ja Engliſcher Renigkeit bezieret ſeyen; muͤſſen alſo nothwendig bey dieſer Ver - ſamlung einige Glaubige gefunden wer - den / ſo dieſer Reinigung Chriſti beduͤrfftig und faͤhig ſeyen / nembiich Suͤnder und Un - gerechte.

Vierter Streich: Laſſe nun mein Ca - tholiſcher / der Prophet Iſaias in angefuͤhr - tem Text: nit etwa von der Kirchen / ſondernA 5von10Guͤldenes Schwerd. von dem Weg zu ſelbiger reden / und dieſer Weg Chriſtus ſeyn / uͤber welchen kein Un - reiner gehen mag: Wie kan dan ein Suͤn - der und Ungerechter / der von Gottes Ange - ſicht ewiglich verworffen / und eine Woh - nung deß unreinen Teuffels ſelbſten iſt / die - ſen goͤttlichen und heiligſten Weg uͤber - paſſieren / und zur Kirchen lauffen?

Antwort: Wan du mein Calviniſcher durch die Suͤnder und Ungerechte / etwa die Erbfeynde und Verfolger der wahren Kir - chen / als Juden / Tuͤrcken / ꝛc. verſtehen wilſt / ſo thueſtu recht darahn / daß denen den Paß abſchneydeſt; geſtalten denſelben Chriſtus die ewige Warheit / ihnen ſelbſt abgeſchnitten / Matth. 16. v. 18. und die Pforten der Hoͤllen werden ſie (die Kirch) nit uͤberwaͤltigen. Jch aber und die allgemeine Catholiſche Kirch verſtehen allhier durch die Ungerechte / die jenige Suͤnder / welche obſchon verſchwendiſche / unartige / und ungehorſame Soͤhn ihrer Mutter (der Kirchen) ſeyen / gleichwohl annoch in deroſelben Mütterlichen Schooß gelitten und auffbehalten werden.

Fuͤnffter Streich: Nenneſt du die Kirch eine Mutter der Glaubigen / ſo nen -ne11Guͤldenes Schwerd. ne ich Gott einen Vatter derſelbigen: Gott aber iſt kein Vatter der Gottloſen / wie ge - ſchrieben ſtehet Deut. 32. v. 5. ſie haben ihm geſuͤndiget / und ſeynd ſeine Kinder nicht in der Unflaͤtigkeit; ergo iſt die Kirch auch keine Mutter derſelbigen.

Antwort: Mein Gott / wie ſchlageſtu ſo blind darein! haſtu nit das klare Wieder - ſpiel auß dem immediatè darauff folgenden ſechſten Verſu? allwo Moyſes das boͤſe und verkehrte Geſchlecht der Jſraeliter alſo an - redet: Vergilteſtu diß dem Herren / du thoricht und unwitzig Volck? Jſt er (Gott) nicht dein Vatter / der dich zum Beſitz eingenohmen / und ge - macht und erſchaffen hat?

Eydan / ſtecket eweren Degen in die Scheyd / werffet ihn hin / und nehmet ewer Abſcheyd von Calvino, der euch ſonſten auff die Slacht-Banck ohnfehlbahr lieberen wird; ſchwencket euch unter die Fahn der wahren Kirchen / und laſſet euch dem ſtar - cken und gewaltigem Corpo der Catholi - ſchen Rechtglaubigen einverleiben / hanget alsdan mein Guͤldenes Schwerd auff die Seyten / vermittels deſſen / fals nur dapffer euch damit herumb ſchlagen wer -A 6det12Guͤldenes Schwerd. det / den Himmel gewinnen / und mit dem Lorber-Kraͤntzlein der ewigen Glory ein - mahl gecroͤnet / in alle Ewigkeit triumphi - ren und frolocken werdet.

Sechſter Streich: Das laſſen wir wohl bleiben / daß von unſerem Groſſen Fuͤrſten und Feld-Monarchen Calvino, deme wir ewige Trew / ja Leib und Leben / Gut und Blut geſchworen haben / als mei - neydige Schelmen / uͤberlauffen; ein recht - ſchaffener und trewer Soldat halt Fuß beym Mahl / und foͤrchtet ſich nicht / auch den letzten Bluts-Tropffen / ſeinem recht - maͤſſigen Herren zu Lieb / auffzuopfferen; und das laſſe dir auch von uns geſagt ſeyn.

Antwort: Da habt ihr recht den Na - gel auff den Kopff getroffen / ergo iſt ewer Calvinus ein meineydiger Ertz-Schelm / maſſen er Chriſto / als ſeinem rechtmaͤſſigen Herren und Kriegs-Generalen / und deſſen wahrer Kirchen / denen er beym H. Tauff - Brunnen / allwo er das Hand-Gelt em - pfangen / und ſonſten bey ergriffener Poſſeſ - ſion der Canonicat zu Nion / ewig-trewe Dienſten offentlich geſchworen hatte / ab - geſagt / und nach unter die Füß ge -noh -13Guͤldenes Schwerd. nohmenen Paß / ſchaͤndlich darvon ge - lauffen.

Siebendter Streich Nicht ſo eyffrig und unverſchaͤmbt / mein Catholiſcher / ſo ehrlichen Mann mit einem Schelmen an den Hals geſchlagen; recht und billig iſt un - ſer Groſſe Monarch Calvinus, da / nun et - wa reifferem Verſtands / und von Gott erleuchtet / wahrgenohmen / daß biß dato einen ungerechten Krieg gefuͤhret / nach ab - gelegtem Canonical-Huth / darvon gelauf - fen / und einer etwa gerechterer Fahnen / das iſt: der jenigen Kirchen / ſo zu ihrer Ver - ſamblung keine Beſtien und unreine ein - laſſet / zugeſchworen / und dieſelbe / mit Au - guſtino, der hierinfals gut Calviniſch iſt / da er uͤber den 131. Pſalm. gloſſirend / alſo ſpricht: Das Hauß Gottes beſtehet in denen / die er außerwoͤhlet hat / ꝛc. ritter - lich verfechtet.

Antwort: O ihr arme Troͤpff / die ihr euch nun / da der Bibel-Degen eingeſteckt mit Auguſtino, dardurch ſchlagen wollet! haltet doch ein / dan Auguſtinus von der je - niger Kirchen / welche die Hochgelehrte Theologi die Triumphirende Kirch nen - nen (das iſt / vom Reich der Himmelen / zuA 7wel -14Guͤldenes Schwerd. welchem freylich ja nichts beſudeltes einge - hen mag) und alſo gut Catholiſch redet; oder ſolte er vielleicht / durch das Hauß Gottes / die ſtreitende Kirch / verſtehen / ſo redet er von dem fuͤrnehmeren Theil der - ſelbigen; das iſt / von den Gerechten und Auß - erwoͤhlten; ohne / daß den andern Theil / das iſt / die Ungerechte und Verworffene / auß - ſchlieſſe; und das iſt abermahlen gut Catho - liſch geredt; dieſes zu behaupten / koͤnte euch / zehn / zwantzig / ja hundert / und mehrere Kir - chen-Lehrer und Geiſtreiche Scribenten vor die Naß legen; laſſe euch aber / umb eine un - vermeynte Weitlaͤuffigkeit zu verhuͤten / un - ter anderen der Hocherleuchte Kirchen-Re - gent Gregorius gnug ſeyn / welcher homil. 12. in Evang. das Hauß Gottes auß Gerech - ten und Ungerechten aufferbawet zu ſeyn bezeuget / mit folgenden Woͤrteren: Jn je - tziger Kirchen ſeynd die Boͤſe mit den Guten / und die Verworffene mit den Außerwoͤhlten vermiſchet.

Achter Streich: Jch ſolte wohl bald zu dem Catholiſchen Laͤger hinlauffen / wan mir die Sach noch etwa beſſer erklaͤret wuͤrde.

Antwort: Wohlan dan: du haſt einen Acker oder Garten / der ſchier mehr Unkraut /als15Guͤldenes Schwerd. als Weitzen oder Blumen herfuͤr bringt: Warumb verlaſſeſtu den Acker oder Gar - ten nit?

Du haſt hinter deinem Hauß einen Baum-Garten ſtehen / der mit vielen und ſtattlichen Baͤumen zwar bepflantzet iſt / ein mercklicher Theil aber derſelben keine Fruͤchten beybringt: warumb quitiereſtu den Baum-Garten nit?

Du haſt einen Leib / der friſch und ge - ſund / und allerſeiths vollkommen iſt / außer - halb dein rechter Fuß ſtinckt von lauter Faͤule / und faſt unheylbahren Geſchwaͤren: warumb haweſtu den Fuß nit herunter?

Du haſt unter deinen / ſonſt frommen und tugendſamen Kinderen / einen Sohn / der immerhin / wie eine Klette / auff den Bier - und Wein-Baͤncken klebet / dem flaͤtigen (mit Gunſt zu melden) Huren - Aaſt / wie eine garſtige Rabe zuflieget / ge - gen dich und deine Ermahnungen frech und halßſtarrig die Hoͤrner auffſetzet / in Summa ein gottloſer und unartiger Sohn iſt: war - umb jageſtu / wie der Evangeliſche Hauß - Vatter / den Sohn nit zum Schwein - Trog? warumb laſſeſtu den Sohn an dei - nem vaͤtterlichen Tiſch ſitzen?

Neun -16Guͤldenes Schwerd.

Neunter Streich: Wie kombt das à propos, mein Catholiſcher? es will ja nit rathſam ſeyn / daß meinen Acker / welcher / obſchon auß ihme Weitzen und Unkraut zugleich nothwendig hervorwachſe / gleich - wohl ein NB. wahrer Acker iſt / gedachten unaußbleiblichen Unkrauts halben verlaſ - ſen / und mir / Fraw / und Kinderen / wider das Geſaͤtz Gottes und der Natur ſelbſten / das Brodſchaff grauſamlich verſperren ſolle.

Jtem: Jch wuͤrde ja ein groſſer Narꝛ ſeyn / wan meinen Blum - und Baum - Garten / denen ſo viele Arbeit und Gelder angewendet / der Diſtelen und unfruchtbah - rer Baͤumen halber / ſo etwa hier und dort außlauffen / und eingepflantzet / quitieren ſolte.

Drittens: Behuͤt Gott darfuͤr / daß ich mir den Fuß herunter hawe / welcher annoch ein NB. wahres / obwohl wegen vom ge - rechten Gott eingeſchickter Zehrung und Faͤule todtes und unvollkommenes / Glied meines Leibs iſt. Mein / was waͤre ich ein ſchoͤner Pfarrer / wan mit einem Fuß ſolte zur Cantzel hupffen! mein / was ein blut - armer Tropff!

Letzt -17Guͤldenes Schwerd.

Letztlich: Kan zwar nit in Abred ſte - hen / daß mein Wolffgangus gegen kindli - che Pflicht und Gehorſam etwa anſtoſſe; weilen gleichwohl er mein eygenes Fleiſch und Blut iſt / kan ich ihme den Nahmen eines NB. wahren Sohns nit abſprechen / und vom vaͤtterlichen Tiſch zum Saw - Trog verweiſen.

Antwort: Nun wird die Victori bald da ſeyn. Dieſer Acker iſt die Catholiſche Kirch / warauff guter Weitzen / ſo die Kin - der deß Reichs / und zugleich Unkraut / ſo die ſchalckhafftige Kinder ſeynd / ſich nothwendig herfuͤr thun / Matth. 13. Dieſen Unkraut-bringenden Acker aber halteſt und behalteſtu fuͤr einen NB. wahren Acker / und thueſt gar recht darahn; ergo muß du auch die Catholiſche Kirch / dem etwaigen Unkraut der Ungerechten / ſo mit dem gu - ten Weitzen der Außerwoͤhlten unaußbleib - lich hervorwachſet / ungeachtet / fuͤr eine wahre Kirch halten; es muß / ſagt Cyprian. Ep. 51. Unſer Glaub oder Liebe nit be - behindert werden / daß / weilen in der Kirchen Unkraut ſehen / ſelbſt von der Kirchen abweichen.

Dieſer Blum - und Baum-Garten iſtdie18Guͤldenes Schwerd. die Catholiſche Kirch / welchen Chriſtus der goͤttliche Gaͤrtner gepflantzet / und mit ſei - nem allerheiligſten Blut befeuchtet hat: will es dir aber nit rathſam ſeyn / dieſen hinter deinem Hauß ſtehenden Garten; in wel - chem an ſtattlichen Blumen und Baͤumen ſo vieles Gelt verwendet / der etwa darzwi - ſchen lauffenden Diſtelen und unfrucht - bahrer Stauden halber / als welche ihme an dem Prædicat eines NB. wahren Gar - tens nit hinderlich ſeyn moͤgen / zu verlaſſen; ergo kan und muß es dir auch nit rathſam ſeyn / die Catholiſche Kirch / der Gottloſen und Sünder halben / ſo unter den wolrie - chenden Blumen / und fruchtbahren Baͤu - men der außerwoͤhlten Glaubigen / die Di - ſtelen und Stauden ſeynd / als eine un - wahre Kirch zu verwerffen.

Dieſer ſtinckender und fauler Fuß iſt der Ungerechter; und der ſonſt geſunder und rei - ner Leib die Catholiſche Kirch: du aber wilſt den Fuß von dem Leib nit herunter hawen / weilen er annoch ein NB. wahres / obſchon todtes und unvollkommenes Glied deſſelbigen iſt; ergo kanſtu auch den Unge - rechten / der an ſeiner Seelen tod und un - vollkommen iſt / von der wahren Catholi - ſchen Kirchen nit abſonderen.

Die -19Guͤldenes Schwerd.

Dieſer unartiger Sohn bin ich / und an - dere ſuͤndhaffte Glaubigen; der Vatter iſt Chriſtus / deſſen wahre Braut die Catholi - ſche Kirch iſt: du aber wilſt deinem Sohn den Nahmen eines NB. wahren Sohns nit abſprechen / und vom vaͤtterlichen Tiſch zum Saw-Trog verweiſen / weilen er dein Fleiſch und Blut iſt; ergo kanſt und muß du mir und anderen ſuͤndhafften Glaubi - gen das vaͤtterliche Hauß und Tiſch Chri - ſti / der vor mich und alle Suͤnder ſein aller - heiligſtes Fleiſch und Blut dargegeben / auch nit abſagen. Ergo bleibts dabey / daß die wahre Kirch eine ordentliche Verſamb - lung ſeye aller / ſo gottloſer als frommer Rechtglaubigen. Ergo iſt die Victori da.

Zweyte Frag.

Ob allein eine wahre Kirch / auſſer welcher keine Seeligkeit zu erlangen?

Antwort.

JA / ja: allein eine / eine wahre Kirch iſt / auſſer welcher keine Seeligkeit zu er - langen.

Alſo ſtehet geſchrieben / Eph. 4. EJNHerr20Guͤldenes Schwerd. Herr / EJN Glaub / ꝛc. Cant. 6. EJNE iſt meine Taube / meine voll - kommene / ꝛc. Jo. 10. EJN Schaffſtall. Rom. 12. und Eph. 4. EJN Leib. Matth. 16. Uber dieſen Felſen will ich meine Kirch bawen. Eph. 5. Chriſtus hat die Kirch geliebet / und ſich ſelbſt fuͤr ſie uͤbergeben / damit er ſie heiligte / ꝛc. Rom. 12. Wir viele ſeynd ein einiger Leib in Chriſto. Coloſſ. 3. Der Fried Chriſti herſche mit Freuden in eweren Hertzen in welchem ihr auch beruffen ſeyet in einem Leib Es redet die Schrifft nit in plurali: Eccleſias oder Corpora, Kir - chen oder Leiber / ſondern in ſingulari: Eccleſiam: Corpus: eine Kirch / ein Leib. Daß aber dieſer Leib / dieſe Kirch / dieſer Schaffſtahll / dieſe Taub und vollkomme - ne / ꝛc. die alleine Catholiſche Kirch ſeye / folglich auſſer derſelbiger keiner zum Him - mel gelangen koͤnne / wird der Verfolg dieſes Buͤchleins klaͤrlich erweiſen.

Putz tauſend / wie ſpringt und poldert mein Antagoniſt allhier / und will aber - mahlen mit einem anderſtwohin entlehneten Bibel-Degen mir auff die Haut dringen / und zwar

Erſt -21Guͤldenes Schwerd.

Erſtlich: Ein jeglicher kan in ſeiner Kirchen ſeelig werden / dan Gott will / daß alle Menſchen ſollen ſeelig werden.

Antwort 1. Wan ein jeglicher in ſei - ner Kirchen koͤnne ſeelig werden / warumb nennet ihr dan den Roͤmiſchen Pabſten ei - nen Antichriſt und mich einen Abgoͤtti - ſchen? einen Antichriſt und Abgoͤttiſchen doͤrffet ihr ja nit ſeelig ſprechen.

Antwort 2. Ergo koͤnnen die unge - tauffte Tuͤrcken / Juden / und Heyden / ꝛc. in ihrer Kirchen (wans eine Kirch zu nen - nen iſt) ſeelig werden; Dan Gott will / [wic du und alle Sophiſten argumentiren] daß alle Menſchen ſollen ſeelig wer - den. Hatteſtu mich deſſen vor viertzig Jahren verſicheren koͤnnen / ſo waͤre ich mit meiner ſeeliger Mutter in der Calviniſchen Kirchen geblieben.

Antwort 3. Es iſt nur eine wahre Kirch (nach deiner und deren Catholiſchen einhelliger und in dieſem Punct unſtreitiger Lehr) in welcher man ſchuͤldig zu leben umb ſeelig zu werden: wie kan dan ein jeglicher in ſeiner Kirchen ſeelig werden?

Antwort 4. Du bekenneſt / daß ein Catholiſcher nach Weiß und Ordnungſei -22Guͤldenes Schwerd. ſeines Glaubens lebend / koͤnne ſeelig wer - den; ergo iſt es unmoͤglich / daß du und alle deine Glaubens-Genoſſen / ſo von der Ca - tholiſchen Kirchen abfaͤllig worden / ſeelig werdet / dieweil auſſerhalb der aͤuſſerlicher Einigkeit mit der wahren Kirchen keine Seeligkeit zu hoffen / und die Rotten und Zweytrachten under die Wercken deß Flei - ſches / ſo vom Reich der Himmelen auß - ſchlieſſen / gerechnet werden / Galat. 5. und wan ein Catholiſcher dermaſſen lebend koͤn - ne ſeelig werden / warumb biſtu dan mit den Deinigen von der Catholiſchen Kirchen abgewichen und außgangen? nit etwa we - gen einigen zur Seeligkeit nothwendigen Glaubens-Articulen: dieweil ihr keinen Articul eintraͤchtig lehret / welcher zur See - ligkeit nothwendig iſt / und von uns Catho - liſchen nicht geglaubet wird; oder aber / wan etwas nothwendiges und ſtreitiges hat / welches wir nit glauben oder annehmen / das bringet herfuͤr / und beweiſet es auß goͤttlicher H. Schrifft; deſſen aber habt ihr euch biß dato noch nicht unterſtanden / maſſen ſehet euch dieſes unmoͤglich zu ſeyn. Warumb / ſag ich / ſeyd ihr einfaltige Leuth dan von der Catholiſchen Kirchen außgan - gen?

Zwey -23Guͤldenes Schwerd.

Zweytens: Wilſtu dan alle Uncatho - liſche zur Hoͤllen ſchicken? Verdamme nit / ſo wirſtu nit verdambt.

Antwort: Das ſeye weit von mir / daß jemandten verdammen ſolle / bin ſelbſt ein armer Suͤnder / und weiß nit / ob der Liebe oder Zorns wuͤrdig; Chriſtus / der ein Rich - ter aller Lebendigen und Todten iſt / Chri - ſtus / ſage / der / Krafft ihme von ſeinem himmliſchen Vatter ertheilter Gewalt im Himmel und auff Erden / Leib und Seel vermag in die Hoͤll verderben / der fehlet die Sententz / die ich allein publicire und ver - kündige / Chriſtus verdammet ſie / da er ſpricht: Wer nit glaubt / der wird ver - dambt.

Allhier iſt die Rede nit von denen kleinen Kinderen deren Uncatholiſchen / welche nach empfangenem H. Sacrament der Tauff / vor dem Gebrauch menſchlicher Vernunfft / als reine und wahre Erben deß Himmels hinſterben. Auch nit von denen auffgewachſenen Uncatholiſchen / ſo von noͤthigen Glaubens-Puncten nichts wiſſen; und / auß Mangel Catholiſcher Lehrer / Buͤcher / und Predigen / ꝛc. nichts wiſſen koͤnnen / folglich / wan von Tod-Suͤndenſonſt24Guͤldenes Schwerd. ſonſt rein / das Himmelreich beſitzen wer - den. Sonderen die Red iſt von denen auff - gewachſenen vernuͤnfftigen Uncatholiſchen / ſo taͤglich mit denen Catholiſchen umbge - hen hoͤren Catholiſche Predigen / leſen Ca - tholiſche Buͤcher / ſehen die Catholiſche Tempelen und Gottes-Haͤuſer / und im - merhin Gelegenheit haben / oder doch ha - ben koͤnnen / ihren Fehler zu erkennen / gleich - wohl der Catholiſcher allgemeiner Lehr zu wider gehen / und mit einer unablaſſender Halßſtarrigkeit ihren Jrrthumb verthaͤti - gen; von denen / ſag ich / Uncatholiſchen / welchen zwar Jerem. cap. 6. v. 16. befohlen wird: Stehet auff den Straſſen / und ſchawet / und fraget nach den alten Wegen / welches der gute Weg ſeye / und wandelt auff demſelben / ſo werdet ihr Erquickung finden fuͤr ewere See - len / auch die aͤlteſt und erfahrnſte Weg - weiſer an der Hand haben / oder haben koͤn - nen; gleichwohl darauff nicht wande - len / ſondern etwa auß menſchlichem Re - ſpect, liebe deß zeitlichen / Freyheit deß Le - bens und deß Gewiſſens / ꝛc. auff dem Jrꝛ - weg ihrer Lutheriſcher oder Calviniſcher Religion herumb lauffen wollen; uͤber ſolchehart -25Guͤldenes Schwerd. hartnaͤckige / und durch eygene Schuld ir - rende Uncatholiſche wird Gott ihres Un - glaubens halben / das Unglück ewiger Ver - damnus bringen.

Drittens: Jch und meine Glaubens - Genoſſen haben ja deß Verdammens kein Noth / maſſen Chriſtus von denen redet / die nit glauben / welches wir warhafftig thuen.

Antwort: Das iſt wohl ein grober Luͤ - gen / dan eine Schrifft-kuͤndige Warheit iſt es / daß eine wahre Kirch ſeye / auſſer wel - cher keine Seeligkeit zu hoffen: glaubt ihr das? Nein. Daß Chriſtus in dem hoch heili - gen Sacrament deß Altars mit Fleiſch und Blut / Gott - und Menſchheit weſentlich zu - gegen ſeye: glaubt ihr das? Nein. Daß unter einer Geſtalt der wahre Leib und Blut Chriſti zugleich genoſſen werde: glaubt ihr das? Nein. Daß ein dritter Orth (Fegfewr) ſeye / worin die Seelen der verſtorbenen Glaubigen ihre Suͤnden-Schuld biß auff den letzten Heller bezahlen muͤſſen: glaubt ihr das? Nein. Daß denen geordneten Prie - ſteren das Weiber-Fleiſch verbotten ſeye: glaubt ihr das? Nein. Daß die Ohren - Beicht denen / ſo toͤdtlich gefallen / zur See -Blig -26Guͤldenes Schwerd. ligkeit nothwendig ſeye: glaubt ihr das? Nein. Daß die Meeß ein wahres Opffer deß newen Geſaͤtzes ſeye: glaubt ihr das? Nein. Daß man vor die Abgeſtorbene bet - ten / und die Heilige verehren moͤge: glaubt ihr das? Nein. Das die gute Werck ver - dienſtlich ſeyen (und der Wahrheiten viel mehr / die an gehoͤrigen Oertheren vortra - gen werde) glaubt ihr das? Nein. Was glaubt ihr dan? Jn der That nichts; ergo iſt uͤber euch der Stecken ſchon gebrochen / die Sententz ewiger Verdamnus iſt da / fort zur Hoͤllen mit euch. Dan wer nit glaubt / der iſt ſchon gericht. Joan. 3.

O dan gebenedeyet / und uͤbergebene - deyet ſeye die jenige Stund / an welcher ich / und meine Mutter dem Uncatholiſchen non Credo abgeſchworen / und alſo die er - ſchroͤckliche Sententz ewiger Verdamnus von uns abgewendet haben! Gebenedeyet ſeye der jenige Tag / an welchem ewerer Glaubens-beſſer zu ſagen / Unglaubens - Genoſſen gar viele / auch wohl einige allhier zu Duͤſſeldorff / da ich ihnen auff dieſe Weiß zwar etwa hart / gleichwohl wahr / ſo ſchrifft als muͤndlich zugeredet / meinem Catholiſchen Credo zugeſchworen / und alſodie27Guͤldenes Schwerd. die gnaͤdig - und troſtreiche Sententz: Kom - met ihr Gebenedeyte meines Vat - ters / ꝛc. ohnfehlbahr zu gewarten haben.

Viertens: Sag ahn du grober Idiot, wer hat jemahlen von uns gelehret / ge - ſchrieben / oder getraͤumet / daß wir in unſe - rer Kirchen nichts glauben? ſchlechte poc - catilia zwarn / wie du erzehleſt und zur See - ligkeit nichts machen / glauben wir nit; was aber noͤthige und zur Seeligkeit erforderte Glaubens-Articulen ſeynd / halten und glauben wir feſtiglich / wie dan auch unſere ſeelige Vorfahren allezeit gethan haben.

Antwort: Abermahlen ein grober Luͤgen / dan geſagte ewere Vorfahren un - ſeeligen Andenckens / bekennen oͤffentlich von ihnen und allen ihren Nachkoͤmblin - gen / daß ſie von allen Glaubens-Articulen / ohne Unterſcheyd zwiſchen nothwendigen und zur Seeligkeit nit nothwendigen / nichts / nichts gehalten haben. Weilen aber mir viel zu lang und weitlaͤuffig fal - len wuͤrde / durch alle Haupt-Stuͤck Chriſt - Catholiſcher Religion zu gehen / und mit ewerer Verfahren ſelbſt eygenen Worten und Glaubens-Bekaͤntnus euch deß ge - thanen Luͤgens zu uͤberzeugen; annebensB 2eine28Guͤldenes Schwerd. eine ehrbahre Feder billigen Abſchew tragt / den unſaͤglichen Unflat / Grewel und Wuſt der Gottes-Laͤſterungen / ſo hin und wider in deren Scartequen wider den Apoſtoliſchen Glauben außgeſpeyet / auffs Papier zu brin - gen / hab derohalben euch zum M. Conra - dum Andreæ, einen wahren Liebhaberen goͤttlicher Wahrheit und Seeligkeit / hin - weiſen wollen / denſelben ſchlaget auff / und allda werdet ihr finden eine offentliche / und zu ewiger Gedaͤchtnus ſchrifftlich hinder - laſſene Bekandtnus deß reinen (mit Gunſt zu melden) Reformierten und Puſinierten Glaubens Doctoris Martini Lutheri, und und ſeiner (auß ſeinen Lenden gebohrner) Kinderen / Diſcipulen / und Nachkoͤmblin - gen / wie und was nemblich ein jeder nach Gelegenheit ſeines Kopffs und Schopffs / Willens und Gefallens / von den fuͤrnemb - ſten Haupt-Stücken deß gantzen Chriſten - thumbs glaubt / bekennt / und gehalten habe.

  • Ach Gott / legs auff die Wag und wigs /
  • Der Ketzer Glaub iſt Nix / Nix / Nix.

Schreyet auß obangewieſener M. Con - radus Andreæ, recht aber und billig / dan /nach -29Guͤldenes Schwerd. nachdeme der glaubige Luther und ſeine Purſch-Geſellen alle Articulen deß Apoſto - liſchen Glaubens in dieſem Andreæ durch - lauffen und durch die Zaͤhn gezogen / macht endlich er Luther die Summam Summarum 〟alſo: was darffs dieſer Muͤh / Arbeit / und 〟lang Auffhaltens? Man leſe und beſehe 〟meine und meiner Bruͤtlingen Schrifften 〟und Buͤcher / da findt ſichs / daß wir / der 〟alten allgemeinen Chriſtenheit belangend / 〟von dem erſten Articul biß auff den letzten 〟nichts / nichts NB. nichts glauben. Von 〟Gott nichts / von der H. Dreyfaltigkeit 〟nichts / von der Bibel nichts / von der Kir - 〟chen Gottes nichts / von den Conciliis 〟nichts / von den HH. Sacramenten 〟nichts / von der Rechtfertigung nichts / von 〟dem freyen Willen nichts / von dem Feg - 〟fewr nichts / von Anruffung / Fuͤrbitt und 〟Wiſſenſchafft der Heiligen Gottes nichts / 〟vom Faſten und Feyren nichts / von Wey - 〟hung der Creaturen durch Gottes Wort 〟nichts / von guten Wercken nichts / von 〟den H. Cæremonien nichts / von allen be - 〟nanten und unbenanten Haupt Stücken / 〟ſo woll in particulari als in gemein nichts / 〟nichts / umb und umb nichts.

B 3〟Da30Guͤldenes Schwerd.

〟Da mir aber einer [fahret er weiters 〟fort] allhie einſchmaltzen / und ſagen wol - 〟te: lieber Luther was glaubſtu dan? dem 〟geb ich zum Antwort / daß ich ja auch etwas 〟glaube. Was umb Wunders willen? Jch 〟glaube / daß / ſo lang die Weit geſtanden / 〟ſeltzamere Leuth nicht haben ſeyn koͤnnen 〟als die / welche haben greiffen und ſehen 〟muͤſſen / daß wir nicht allein NB. nichts 〟glauben / ſonderen auch alles das / was ihr 〟ſelbſt eygene liebe Vorelteren ſambt der all - 〟gemeinen Chriſtenheit glaubt / und noch 〟glauben / durch und durch verlaͤugnen / und 〟alles uͤberein hauffen zu ſtoſſen bearbeiten / 〟ſie aber nichts deſtoweniger uns glat alles 〟geglaubt / was wir nur wuͤnſchen / erden - 〟cken / und ertraͤumen koͤnnen. Jch glaube 〟auch / daß ſolche thorechte Leuth auffs we - 〟nigſt am juͤngſten Tag ſagen werden: hoͤr - 〟ſtu Luther, warumb haſtu uns alſo ver - 〟fuͤhrt? den will ich mit lauter Donner - 〟ſchlaͤgen antworten / daß ſie vor groſſer 〟Scham und Schand vor Gott / allen 〟Engelen / Menſchen und Teuffelen ertat - 〟teren und erſtummen muͤſſen. Woher ſo 〟früh (will ich ihnen ſagen) mit dieſer 〟klag? koͤnt ihr nicht eh kommen? Jhr kombt〟zimb -31Guͤldenes Schwerd. 〟zimblich ſpath mit ewer Klag. Jch aber 〟hab euch vorlaͤngſt und bey guter Zeit vor 〟dem Luther gewarnet. Wie viel und offt 〟hab ich repetendo geſagt: Die Welt die 〟will betrogē ſeyn / drum̃ ſchenck ich ihr 〟fuͤr guten Wein nichts dan pur lauter 〟Hepffen ein. Wie offt hab ich geſagt / daß wer nur einen offentlichen Arti - 〟cul deß Glaubens verlaͤugnet / als ein 〟offentlicher Ketzer zu meyden und zu 〟fliehen ſey? und wie offt hab ich geſagt / daß der Teuffel nicht nur einen / ſon - 〟deren alle alle Artieul deß Glaubens 〟in uns herdurch gezogen? und wan ich 〟gleich eben geſchwiegen haͤtte / ſo hat doch 〟die Sach vor ewern ſelbſt eygenen Augen 〟je laͤnger je hefftiger geredt. Dan wer hat 〟alle ſeine Tag einen ſolchen Fleck oder Ha - 〟derlumpen jemahlen geſehen / der ſo wuͤſt / 〟und ſo gar auffs aͤuſſerſt von denen Hun - 〟den waͤre zerriſſen und zerfetzt worden / 〟als wie der heilige Glaub von mir und 〟meinen Mitthelfferen zerriſſen und zerſetzt 〟worden? Wer will oder wird doch da ſa - 〟gen koͤnnen er habe das nicht gemerckt? 〟nicht geſehen / nicht gegriffen? da wird nicht 〟allein Luther mit ſeinen vielfaͤltigen Pro -B 4ben32Guͤldenes Schwerd. 〟ben / ſonderen eine ſolche Anatomia (Piſto - 〟rii) zu meiner Entſchuldigung und Be - 〟weiß ihrer Thorheit herfür tretten / daß ſie 〟werden bekennen muͤſſen / daß am Luther 〟und ſeiner Lehr von der Scheytel biß an 〟die Sohlen kein Haͤrlein / daß nicht zu ih - 〟rer Warnung entdeckt / und an die Sonn 〟gelegt worden / und alſo an ihrem Verder. 〟ben niemand als ihr eygner / grober / und 〟greifflicher Muthwill ſchuldig ſey. Hab 〟ich nit einmahl mit trucknen teutſchen 〟Worten geſagt: Jch moͤchte wol ley - 〟den / daß meine Lehr niemandts an - 〟nehme / ſo doͤrffte ich fuͤr niemandts 〟Antwort geben. Weil aber die Welt 〟kurtzumb und kein anders will betrogen 〟ſeyn / will ich abermahlen Himmel und 〟Erden / Gott und alle Welt zum Richter 〟geſtelt haben / ob nicht vielmehr der Teut - 〟ſchen blinde Leichtfertigkeit / als ich Mar - 〟tin Luther, an ſo grauſamer Verwuͤſtung 〟Teutſcher Nation Schuld und ewige 〟Straff werde haben und tragen muͤſſen 〟ſpathe Zaͤher vergieſſen / vergebentlich buͤſ - 〟ſen / Gottes Huld nimmermehr genieſſen. Habt ihr es nun gemerckt / was ewere un - ſeelige Vorfahren geglaubt / und wie euchver -33Guͤldenes Schwerd. verfuͤhrt und betrogen haben? Bitte dero - halben euch / meine liebe Bruͤder und Freunde / euch meine Duͤſſeldorffiſche Mit - buͤrger / und ſonſt von anderen Orthen mir die Spitz bietende Antagoniſten / und ge - ſambte Uncatholiſche / bitte euch durch das Heylewerer Seelen / die mein getrewer Je - ſus mit ſeinem allerheiligſten Blut ſo thewr erkaufft hat / und ihr ſo liederlicher Weiß dem Teuffel hinwiderumb feyl bietet / ich bitte und beſchwoͤre euch durch den lebendi - gen Gott / kehret doch zuruͤck auff die wahre Land-Straß der Catholiſchen Kirchen / von welcher ihr biß dato abgewichen / und auff denen Wegen gewandelet / die zur Lincken ſeynd / und (Krafft obgehoͤrter eygener Bekaͤndtnus eweres unſeeligen Luthers) euch zum Untergang leyten; diß / diß (die Catholiſche Kirch) iſt der rechte Weg / auff demſelben wandelet; dan ewer Weg iſt der jenige / von welchem geſchrieben ſtehet / Prov. 16. Es iſt ein Weg / den der Menſch fuͤr richtig haͤlt / und ſein Außgang fuͤhret zum Todt Diß / diß iſt der rechte Weg / ruffen euch annoch ruͤckwerths zu tauſend und tauſend heiligſte Maͤnner / ſo denſel - ben eingelauffen; zuruͤck auß der WuͤſtenB 5mit34Guͤldenes Schwerd. mit euch / auff demſelben wandelet. Diß / diß iſt der Weg / deſſen Außgang zum Leben fuͤhret.

Fuͤnfftens: Du haͤtteſt ſollen ſagen: deſſen Außgang zur Hoͤllen Gruben ley - tet / welches ja nit ohn ſeyn kan / maſſen in der Catholiſchen Kirchen die heilige Schrifft gegen das außtruͤckliche Befelch Gottes. Jo. 5. v. 39. Durchforſcher die Schrifften / dan ihr meynet / daß ihr in denſelbigen das ewige Leben habt; und dieſelbe ſeynds / welche Zeugnus von mir geben; gleichwohl wollet ihr nit zu mir kommen / daß ihr moͤchtet das Leben haben. Verbotten wird.

Antwort: Ergo ſeynd alle die jenige / ſo von Chriſti und der Apoſtelen Zeiten her / biß auff Ankunfft eweres Lutheri und Cal - vini dieſen Weg eingelauffen / in die Hoͤllen - Gruben gefallen; Mein / wer will das beja - hen doͤrffen!

Das aber in der Catholiſchen Kirchen Gottes Wort / die heilige Schrifft verbot - ten werde / iſt abermahl eine grobe Luͤgen; wird nit auff allen Sonn - und Feyr - Taͤgen in allen Predigen / Kinder-Lehren / und ſonſt geiſtlichen Verſamblungen / dasgoͤtt -35Guͤldenes Schwerd. goͤttliche Wort gelehrt und fuͤrgetragen? findet ihr auff allen Bibliothecken und Studier-Stuben die heilige Schrifft nit? Ja / ja / alle Pfarrer und Seel-Sorger / alle Beichtiger und Prediger / alle ſo Welt - als Ordens-Geiſtliche Perſohnen / alle / alle / ſo von einer rechtmaͤſſiger Obrigkeit darzu tauglich befunden und erachtet wer - den / haben / leſen und brauchen nach Gefal - len die heilige Schrifft. Recht und billig aber wird dieſelbe dem gemeinen Poͤpel / de - nen Einfaͤltigen und Ungelehrten verbot - ten / zumahlen in ſelbiger viele Ding ge - ſchrieben ſtehen / die einen verborgenen Ver - ſtand haben / und ſchwaͤr ſeynd zu begreif - fen / 2. Pet. 3. v. 16. Welche Ding die Un - gelehrten und Unbeſtaͤndigen verkeh - ren zu ihrem eygenem Verderben; recht und billig / ſag ich / wird denen gemeinen Bawrs-Buͤrgers - und Hand-Wercks - Leuthen / die ſich beſſer auff den Pflug und Flegel / beſſer auff den Hammer und Leiſten / als auff d[i]e Bibel verſiehen; recht und bil - lig denen ſchwach-ſinnigen Frawen / Toͤch - teren / und Dienſt-Maͤgden / denen ein Spinn-Rocken und Naͤh-Nadel in der Hand dienlicher iſt als die goͤttlicheB 6Schrifft36Guͤldenes Schwerd. Schrifft / in der Catholiſchen Kirchen das Bibel-Leſen verbotten; Ja / recht und billig wegen der groſſer Gefahr / ſich etwa an de - nen dunckelen Spruͤchen / ſo ſie leſen und und nicht verſtehen / zu aͤrgeren / und vom guten Weg fromb zu leben abzuweichen. Mein / woher entſtehen anders ſo viele Streitigkeiten und Ketzereyen / als daß bey euch ein jeder / Fraw und Kinder / Knecht und Magd / ꝛc. frey und ungehindert die Bibel leſen / und nach ſeinem Kopff außle - gen? Diß aber ſollet ihr wiſſen / daß keine Weiſſagung der Schrifft durch eygene Außlegung geſchehen mag / 2. Pet. 1. v. 20. Hiervon aber ein mehreres an einem anderen Orth. Thut alſo recht und loͤblich die Catholiſche Kirch darahn / daß denen ungeſchickten / das iſt / ungelehrten Bibel-Bruͤderen und Bibel-Schweſte - ren / die Gefahr und Gelegenheit durch der - ſelben unrechten Verſtand zur ewiger Ver - damnus zu gerahten abſchneyde / und denen Gelehrt - und Hochſinnigeren allein / dieſel - be nachzugruͤbelen / und den rechten Sinn dem gemeinen Mann vorzutragen heyl - ſamblich erlaube. Wie wollet ihr aber hier - auß erzwingen koͤnnen / daß die CatholiſcheKirch37Guͤldenes Schwerd. Kirch ein Weg ſeye / deſſen Außgang zur Hoͤllen-Gruben leyte? Nein / nein / meine liebe Freund und Nachbahren / ewer Cal - vinus, von deme ihr euch ſo ſchaͤndlich be - triegen / und verleiten laſſen / bekennts ja ſelbſt lib. 4. Inſt. cap. 1. §. 1. 3. & 4. Daß nur eine heilige NB. Catholiſche oder allge - meine Kirch Gottes / und auſſer dieſer allgemeiner Kirchen Gottes keine See - ligkeit zu erlangen ſeye. Nein / nein / mei - ne liebe Bruͤder und Mitbürger / ewer Lu - ther, der euch auff den Jrꝛweg / ſo zum ewi - gen Todt fuͤhret / geſetzt hat / gibt ſelbſt ein unwiderſprechliches Zeugnus meiner Warheit / da er tom. 3. fol. 512. alſo ſpricht: Jch glaube / daß eine heilige Chriſtli - che Kirch auff Erden (die Catholiſche Kirch) die einige Braut Chriſti und ſein einiger geiſtlicher Leib / und auſ - ſerhalb ſolcher Chriſtenheit kein Heyl noch Vergebung der Suͤnden / ſonde - ren ewiger Todt und Verdamnus ſeye.

Ja / ja eine außgemachte Sach iſts / daß es mit euch verlohren ſeye / oder muſſet eine allein ſeeligmachende wahre Kirch erken - nen / und zwar dieſe Reverentz der Roͤmiſch - Catholiſchen machen. Exod. 12. iſt es ja einB 7auß -38Guͤldenes Schwerd. außtruͤcklich Befelch Gottes: Jn EJ - NEM Hauß ſollet ihr das Oſter - lamb eſſen / und von ſeinem Fleiſch nichts heraußtragen. Uber welchen Text der H. Auguſtinus tom. 10. Serm. de temp. alſo gloſſiret: Jn EJNEM Hauß wird das Oſterlamb geſſen / weilen in EJNER und zwar Catholiſcher Kirchen der wahre Leib deß Erloͤſers auffgeopffert wird / von deſſen Fleiſch nichts herauß zu tragen von Gott verbotten / weilen das Heilige denen Hunden nit muͤſſe fuͤrgeworffen wer - den. Dieſem pfliechtet gar ſchoͤn bey Cy - prian. lib. de unit. Eccleſ. alſo redend: Daß die Kirch nit koͤnne zerſpalten noch zertheilt werden / ſondern wie ein Hauß einig und unzertheilig ſeye / er - klaͤret die goͤttliche Schrifft / maſſen vom Sacrament deß Oſterlambs / welches Lamb Chriſtum bedeutete / geſchrieben ſtehet: in EJNEM Hauß ſoll es geſſen werden. Und an ei - nem anderen Orth: weilen das Volck Chriſti nit kan zertheilet / und deſſen Rock / welcher gantz zuſammen ge - webt / nit zerſpaltet werden kan / ſchrey -et39Guͤldenes Schwerd. et er alſo auß: Wer iſt dan alſo gott - und friedloß / daß er oder glaube / daß koͤnne geſpalten werden / oder ſelbſt ſpalten doͤrffe die Einigkeit Gottes / das Kleyd deß Herren / die Kirch Chriſti? was koͤnte doch deutlicher von der Einigkeit der Kirchen geredt werden? darff derohalben keines Diſputirens mehr / ſon - deren iſt und bleibt eine goͤttliche Warheit / daß eine Freundin und Braut / eine allge - meine Mutter ſeye / die ihr biß dato verlaſ - ſen hat. Ein Leib Chriſti / von welchem ihr ihr als doͤrre Gebein und faule Glieder biß dato abgeſoͤndert geweſen. Eine Arck / auſ - ſer welcher ihr in dem Suͤndfluß eweres Unglaubens zu Grund gehen werdet / wo nit mit der Tauben zuruͤck flieget.

Dritte Frag.

Ob die wahre Kirch Gottes muͤſſe ſicht - bahr ſeyn?

Antwort.

EJne Kirch / die eine unſichtbahre Juris - diction, Gewalt / und Regiment hat;eine40Guͤldenes Schwerd. eine Kirch / welche in einem ſichtbahrlichen Gebrauch der ſichtbahrlichen Sacramen - ten / in einer aͤuſſer - und ſichtbahrlicher Be - kaͤntnus / Lehr und Verkuͤndigungeines Glaubens beſtehet; eine Kirch / welche ſicht - bahrliche Verfolgung - und Nachſtellun - gen leydet / muß ja ſichtbahr ſeyn: mit der wahren Kirch Gottes aber / welche Chriſtus auffgerichtet / und / wie der Apoſtel Paulus redet / mit ſeinem Blut erworben hat / iſt es in der That alſo beſchaffen; ergo muß dieſelbe ſichtbahr ſeyn; maſſen jetztgemelter Apoſtel Paulus, Gal. 1. v. 13. von ihm ſelbſt bekennet / das er / da ſein Wande / annoch im Judenthumb ware / die Kirch Gottes uͤber die Maſſen verfolget / und zerſtoͤret habe. Jtem Act. S. v. 1. Es erhu - be ſich eine groſſe Verfolgung in der Gemein / die zu Jeruſalem war. Mein / wie hatte doch Saulus die Kirch und Gemei - ne verfolgen und zerſtoͤren koͤnnen / wan er dieſelbe nit erkent und geſehen haͤtte? Jtem: der Apoſtel iſt nit zufrieden mit einer inner - lich - und unſichtbahrlicher Glaubens-Be - kaͤntnus / ſonderen fordert von einem jegli - chen Glaubigen eine aͤuſſer - und ſichtbahr - liche. Mit dem Hertzen ſpricht er Rom. 10. v. 41Guͤldenes Schwerd. 10. v. 10. Glaubet man zur Gerechtig - keit: aber mit dem Mund geſchicht die Bekaͤntnus zur Seeligkeit. Jtem: Der heilige Geiſt / ſpricht abermahl der Apoſtel / hat euch geſetzt als Biſchoffen die Kirch Gottes zu regieren / welche er mit ſeinem Blut erworben hat. Worin aber beſtehet dieſe Regierung an - ders / als in einer aͤuſſer - und ſichtbahrlicher Verkuͤndigung deß Worts Gottes / in ei - ner aͤuſſer - und ſichtbahrlicher adminiſtra - tion der ſichtbahrlichen Sacramenten / in einer aͤuſſer - und ſichtbahrlicher Geſaͤtz - Gebung und Beſtraffung deren Untertha - nen? Jtem: hat man nit in der wahren Kir - chen / von deren Apoſtelen Zeiten her / bey eniſtandenen Glaubens-Streitigkeiten alle gemeine Concilia und Synodos ange - ſtelt / und dahin die vornembſte Kirchen - Gliederen als Cardinaͤls / Ertz - und Bi - ſchoffen / Aebt / und andere Kirchen Praͤla - ten zuſammen beruffen / allwo alsdan die ſtreitige Glaubens-Articulen außgelegt / definirt, und denen Glaubigen zu glauben vorgeſtelt? Mein / was kan doch ſichtbahr - licher ſeyn?

Nun iſt die Frag / wohe dan vor An -kunfft42Guͤldenes Schwerd. kunfft Lutheri und Calvini ewere Kirch ge - weſen / die ihr / meine liebe Lutheriſche und Calviniſten fuͤr eine wahre Kirch halten wollet? wo haben die jenige geſtecken / ſo eweren Glauben gelehrt / beſchrieben und verfechtet haben / wo / ſag ich / in welchem Koͤnigreich / Fürſtenthumb / Land - oder Graffſchafft / Statt / oder Flecken haben ſie denſelben geprediget? welcher Koͤnig oder Fuͤrſt hat ſie beſchuͤtzet? welche ſeynd ewe - re Prædicanten oder Pfarrere geweſen? wie haben ſie geheiſchen? welches Volck hat ih - nen zugehoͤrt? Wer hat dieſelbe geſehen? werdet ihr mir dieſe Frag mit einem Grund beantworten / ſo verſpreche ich euch warhaff - tig / daß ich mit Weib und Kinderen / den Catholiſchen Glauben ab - und den ewri - gen widerumb antretten wolle.

Pfuy! wie greifft ihr einen ehrlichen Mann / der ſo trewer Meynung / und auff die Ehre deß wahren Gottes / und ewerer Seelen Heyl einig und allein bedacht iſt / ſo unverſchaͤmt an / da ihr alſo außfahret:

Beſſer und vortheiliger wuͤrds dir und deiner Hauß-Haltung ſeyn / daß du dem Judæ, dein Guͤldenes Schwerd in der Hand gelaſſen / und dich in deiner Huͤttenmit43Guͤldenes Schwerd. mit denen beroſtet - und geſtuͤmpfften Klin - gen fein huͤpſch und fleiſſig herumbſchlagen / als etwa uns / die wir hundert und hundert andere dapffer - und wackere Maͤnner / ſo weit mehr in goͤttlicher Schrifft und hoher Schulen / als du in deinem Schwerd-Fe - ger / verſirt und getrieben waren / wans mit dem Treffen biß hiehin kommen / darnieder gelegt haben / die Spitz bieten thaͤteſt.

Antwort: Das iſt hundert - und hun - dertmahl gelogen. Nennet mir deren Maͤn - neren einen / ſo will euch die Victori gerne zuſprechen / und in meiner Huͤtten bleiben. Nennet mir einen eintzigen Text auß goͤtt - licher Schrifft / der oder eine Unſichtbahr - lichkeit der wahren Kirchen Gottes / oder eine Sichtbahrlichkeit der eurigen vor Lu - theri und Calvini Zeiten kraͤfftiglich be - haupte / ſo will ich meinen Hut gerne ab - nehmen / und euch als wahren Obſiegeren gebuͤhrende Complement machen; widri - gen fals halte ich mein Guͤldenes Schwerd in der Fauſt feſt / und hawe als wacker zu. Jch / ſpricht der Herꝛ / Iſaiæ cap. 16. v. 8. will mit ihnen (den Apoſtelen) einen ewigen Bund auffrichten; man wird auch ihren Saamen unter denHey -44Guͤldenes Schwerd. Heyden kennen / und ihr Gewaͤchſe mitten unter den Voͤlckeren: alle / die ſie anſchawen / werden ſie kennen / daß ſie der Saame ſeynd / den der Herꝛge - ſegnet hat. Jtem: die Pforten der Kir - chen werden Tag und Nacht nicht geſchloſſen werden / damit die Staͤrcke der Voͤlcker zu ihr gebracht werde. Mein / wie koͤntet ihr ewere Hauß-Pforten auff - oder zuſchlieſſen / oder dardurch ge - hen / wan dieſelbe nit erkennen oder ſehen wuͤrdet? Matth. c. 5. 14. Eine Statt / wel - che auff einem Berge ligt / mag nicht verborgen werden. Welche Statt die heilige Vaͤtter und Kirchen-Lehrer von der Kirchen einhellig außlegen / unter denen zwar der H. Auguſtinus l. 2. contra Cre - ſcon: alſo ſchreibt. Die Kirch iſt einem jeden klar und augenſcheinlich / dan ſie iſt eine Statt / die auff einem Berge ligt / und nicht mag verborgen werden / ꝛc. Was ſoll ich dan mehr ſagen / als daß die jenige blind ſeyen / welche ſo groſſen Berg nit ſehen / und gegen das Liecht / ſo auff den Leuchter geſetzt / ihre Augen ſchlieſſen? welche ſo helle und deutli - che Zeugnuͤſſen von dieſer Statt (der Kir -chen45Guͤldenes Schwerd. chen) hoͤren / und lieber wollen mit ver - dunckelten Augen wider den Berg anlauf - fen / als denſelben hinauff ſteigen. Ja ſo gar durch eygene Boͤßheit von der Finſternus ihres Unglaubens ſich alſo verblenden und verfenſteren laſſen / daß ſie ihnen nit ſehen wollen?

Widerumb Matth. cap. 18. v. 17. befilcht Chriſtus / daß / wan dein Bruder gegen dich geſuͤndiget habe / du ihnen zwiſchen dir und ihme allein ſtraffen / und / wan er dich nit hoͤren wolle / noch einen oder zwene zu dir nehmen / wan er aber die nicht hoͤren wolle / ſolleſt du es der Kirchen ſagen; Nun muͤſſeſt du oder darfuͤr halten / daß Chri - ſtus / der nit kan betriegen noch betro - gen werden / mit dir den Narren treibe / maſſen er dich zu einer Kirchen hinſchicke / die du nit ſehen / weniger finden kanſt: und das waͤre ja eine teuffliſche und verfluchte Gotts-Laͤſterung; oder aber / daß die Kirch muͤſſe ſichtbahr - und findlich ſeyn. Gelt / der von dir ſo genenter Schwerd-Feger verſte - het noch etwas mehr / als etwa eine beroſte - te Klinge putzen.

Jch muß dir die Sach noch beſſer er - klaͤren: der gekroͤnte Prophet David ſagt inſei -46Guͤldenes Schwerd. ſeinem 18. Pſalm. daß er in der Sonnen ſeine Huͤtten geſetzt habe / durch dieſen Tabernacul oder Huͤtte / verſtehet aber - mahl der H. Auguſtinus und alle heilige Vaͤtter mit ihme die Kirch. Sein Taber - nacul / ſpricht er tom. 9. tract. 2. & Ep. Jo. iſt ſeine Kirch. Jn der Sonnen iſt ſie geſetzt / nit in der Nacht / ſonderen im Tage. Die Kirch / ſpricht er Ep. 166. ad Donat. iſt in der Sonnen geſetzt / das iſt / an einen offenen Orth / damit allen biß ans End der Welt bekent waͤre. An einen offenen Orth / ſpricht er aber - mahl über den 18. Pſalm. hat er ſeine Kirch geſetzt / nit an einen verborge - nen / ꝛc. was machſt du Ketzer in den Finſternuſſen? was irreſtu mein Bru - der? was ſchleichſtu durch die Win - ckelen? was ſuchſtu dich zu verber - gen? in der Sonnen hat er ſeine Huͤt - ten (die Kirch) geſetzt. Jtem l. 2. contra Creſc. dieſe (die Kirch) ruͤhmet Cypria - nus alſo / daß er ſage / ſie ſeye mit dem Liecht deß Herren umbgeben / und ih - re Strahlen und Zweygen durch den gantzen Erden-Kreyß außbreite. Sagt an dan meine liebe Freunde / dieihr47Guͤldenes Schwerd. ihr als blinde Maulwuͤrff in der Erden her - umbwuͤhlet / was kan ſichtbahrlicher ſeyn als eine Statt / die auff einen hohen Berg ligt? Sagt an meine Bruͤder / die ihr euch mit den Nachtseulen vor dem Angeſicht der Sonnen verberget / und in den Finſternuͤſ - ſen herumbflieget / was kan ſichtbahrlicher ſeyn als ein Tabernacul oder Huͤtte / die in der Sonnen geſetzt iſt? Baͤlder (ſpricht Chryſoſt. uͤber den Iſaiam) wirſtu die Sonn verdunckelen als die Kirch. Die Kirch Chriſti / ſagt Ambr. kan von de - nen Finſternuſſen dieſer Welt nit ver - borgen oder verdunckelt werden / ſon - deren ſie leuchtet mit den Strahlen der ewigen Sonnen / und erleuchtet uns mit dem Liecht der innerlicher Gnade.

Nun trettet einmahl herauß ihr Poͤcher / und zeiget / wan koͤnnet / daß hundert und hundert wackere Maͤnner auß denen Ca - tholiſchen / ſo gegen euch eine ſichtbahre Kirch verfechten wollen / allhier darnieder gelegt habet; Zeiget nun / wan koͤnnet / wo ewere Kirch vor Lutheri und Calvini Zeiten geweſen / wan / wohe / wie / und wer ſie von denen heiligen Apoſtelen empfangen /re -48Guͤldenes Schwerd. regiert / beſchuͤtzet / und fortgepflantzet habe. Werdet ihr vielleicht mit ewerem gewoͤhnli - chen Gedicht heranziehen / ob ſolle ewere Kirch bey und nach Chriſti und der Apoſte - len Zeiten biß auff Lutheri und Calvini Ankunfft verborgen gelegen haben / ſo habt ihr euch ſelbſt den Garauß gemacht; maſſen / wie ſattſam angedeutet / die wahre Kirch und Braut Chriſti niemahlen verborgen gelegen / ſonderen allezeit gegen die erweckte Ketzereyen und Secten / vor die Wahrheit ihres Glaubens / vor die Ehre und Glory ihres Brautigambs offentlich gekampffet / und faſt in allen Sæculis, da einige Special - und Erb-Feynde deß Glaubens aufferſtan - den / als ein wohlgeordnetes Kriegs-Heer ihnen mit fliegenden Fahnen entgegen gan - gen / und den Sieg glorwuͤrdig erhalten: und alſo unzahlbahre unglaubige Voͤlcker zum wahren Glauben und Verehrung ih - res Braͤutigambs bekehret habe / wie dan die Kirchen Hiſtorien und Chronicken dar - ab gnugſames Zeugnus geben; Ja / wahr - lich ware ewere Kirch dazumahlen unſicht - bahr / und wolte Gott dieſelbe ſambt ihren Uhrheberen allezeit unſichtbahr geblieben / wuͤrden alsdan ſo viele Koͤnigreichen / Pro -vin -49Guͤldenes Schwerd. vintzen / und Staͤtt zu ſolchen Verderb - und Verwuͤſtungen / ſo von Zeiten her / daß dieſelbe ſichtbahr worden / verurſacht / nicht gerathen ſeyn. Wahrlich ware ſie unſicht - bahr und verborgen / weilen in den hoͤlliſchen Finſternuſſen begraben gelegen. Auß der Hoͤllen dan habt ihr die alte und vergrabe - ne Ketzereyen aufferweckt / und auß unter - ſcheydlichen ſchon langſt von der Kirchen verdambten falſchen Lehren und Jrꝛthum - ben einen Glauben / beſſer zu ſagen / eine Ke - tzerey / gleich ein Bettler auß allerhand Lap - pen einen Centonem oder Mantel / zuſam - men geflickt; euch hat der Teuffel den Schluͤſſel ſeines Abgrunds gegeben / damit ihr gegen den Schlüſſel deß H. Petri ſtrei - tetet / und ihr habt den Abgrund eroͤff - net / und es iſt ein Rauch heraußgan - gen / womit die Sonn und der Mond verfinſtert worden / ſagt Joannes in ſei - nem Apocalapſi, nemblich der Rauch ewe - rer falſcher Lehre / womit Chriſtus und ſei - ne Kirch verdunckelt wird.

Wahrlich ware ſie und iſt biß dato un - ſichtbahr / maſſen bey euch kein Gebrauch vieler Sacramenten / die ihr verlaͤugnet; keine Ritus und Kirchen-Ceremonien / dieCihr50Guͤldenes Schwerd. ihr fuͤr ein aberglaubiges Werck haltet; keine Biſchoffthumber und heilige Wey - hungen; keine allgemeine Beykunfften o - der Concilia, dan ewre Secten nit Catho - liſch oder allgemein / und ewere Lehr von funffzehn-hundert und mehreren Jahren her oder nit erkent / oder verdamt geweſen / geſehen werden. Wahrlich ware ſie / iſt / und wird unſichtbahr und verdeckt ſeyn und bleiben / und ihr in die aͤuſſerſte Finſternuſ - ſen einmahlen geworffen werden / wo nit euch bey Zeiten auß den Finſternuſſen ewe - res Unglaubens zum Liecht deß wahren Glaubens und zu der Sonne der Roͤmiſch - Catholiſchen Kirchen heraußmachet.

Vierte Frag.

Ob die wahre Kirch muͤſſe ewig und un - zergaͤnglich ſeyn?

DEnen Widerſageren / ſo allhier ver - meſſentlich vorwenden wollen / ob ſolle die Catholiſche und allgemeine Kirch nach den erſten fuͤnff hundert Jahren oder - cula abgenohmen zergangen / und in einer tieffer Finſternus begraben gelegen haben /biß51Guͤldenes Schwerd. biß daß die zwey herꝛliche Himmels-Liech - ter und Scipiades, Lutherus und Calvinus dieſelbe widerumb auß denen Finſternuſſen errettet / und die ſo verfinſterte Evangeliſche Wahrheit ans newe Liecht gebracht haben / daß Maul zu ſtopffen / iſt die

Antwort:

D die wahre Kirch niemahlen abge - nohmen oder zu Grund gangen ſeye / weder abnehmen oder zu Grund gehen koͤn - ne. Diß bezeuget Chriſtus die ewige Wahr - heit ſelbſt Matth. 16. v. 18. allwo er ſeinen Apoſtel Petrum alſo anredet: Du biſt Pe - trus, und uͤber dieſen Felſen will ich meine Kirch bawen / und die Pforten der Hoͤllen werden ſie nit uͤberwaͤlti - gen. Wan nun aber dieſe Kirch vom wah - rem Glauben jemahlen waͤre abgefallen und vergraben worden / ſo haͤtten ja die Pforten der Hoͤllen dieſelbe überwaͤltiget / und Chri - ſtus die Unwahrheit geredet / wer will aber den goͤttlichen Mund eines Luͤgenſtraffen doͤrffen?

Zweytens: Matth. 28. v. 19. Da Chriſtus ſeine Apoſtelen geſandt hatte alle VoͤlckerC 2zu52Guͤldenes Schwerd. zu lehren und zu tauffen / hat er dieſe Woͤr - ter hinzugeſetzt: Und ſihe / ich bin bey euch alle die Tage biß zum End der Welt. Allwo er nit allein denen Apoſtelen und Juͤngeren / ſo dieſes gehoͤrt / ewigen Bey - ſtand verſprochen hat (maſſen dieſelbige biß ans End der Welt nit verbleiben wuͤr - den) ſonderen auch deroſelben rechtmaͤſ - ſigen Succeſſoribus und Nachkoͤmmlin - gen / folglich alſo der von ihnen fortge - pflantzter wahren Kirchen. Gleich wie nun unmoͤglich iſt / daß Gott liege oder jemand - ten betriege / alſo iſt es auch unmoͤglich / daß die wahre Kirch Gottes zerfalle und ab - nehme / weilen hierinfals Chriſtus dieſelbe wider ſein Verſprechen verlaſſen / und die Pforten der Hoͤllen ſie uͤberwaͤltigen thaͤten.

Drittens: Daß du wiſſeſt / ſpricht der Apoſtel Paulus in ſeinem Send-Schrei - ben ad Timoth. cap. 3. wie dir gebuͤhre deinen Wandel zufuͤhren in dem Hauſe Gottes / welches die Kirch deß lebendi - gen Gottes iſt / eine Saͤule und Grund - feſt der Wahrheit. Nun iſt abermahl die Frag / wie doch dieſes Hauß oder Kirch Gottes eine Saͤul und Grundfeſt derWahr -53Guͤldenes Schwerd. Wahrheit ſeyn koͤnte / wan jemahlen von einem Jrꝛthumb / Falſchheit / oder Ketzerey uͤbereinhauffen geworffen und zerſchmet - tert worden waͤre / oder werden koͤnte? iſt al - ſo nothwendig / daß die jenige Kirch / ſo ein - mahl wahr iſt / allezeit wahr / und unzer - gaͤnglich ſeye: als welcher nemblich von Chriſto eine ewige Aſſiſtentz / und unüber - windliche Staͤrcke wider die Hoͤllen-Pfor - ten verſprochen worden. Dahero leichtlich abgelehnet wird der ungegruͤndete Ant - wort deren Uncatholiſchen / welche die Wort deß Apoſtels alſo verkehren wollen und ſagen / daß die Kirch ſo lang eine Saͤu - le und Grundfeſt der Wahrheit ſeye / und von Chriſto wider die Pforten der Hoͤllen beſchuͤtzt und gehandhabt werden ſolle / als lang dieſelbe ſich bey der reiner und wahrer Lehre halten wuͤrde: dan darumb iſt dieſelbe eine Saͤul der Wahrheit / weilen Zufolg goͤtlichem Verſprechen in der wahrer Lehr ewiglich verharret.

Viertens: Gibts die Vernunfft und Regul der Weißheit / daß wan ein Fuͤrſt oder Monarch ein Koͤnigreich oder Ge - meinde fundire und auffrichte / er mit allem Fleiß und Kraͤfften darahn ſeye / damit dieC 3von54Guͤldenes Schwerd. von ihm alſo fundirende Gemeinde in eine feſte und ewige Beſtaͤndigkeit bringe: wie - viel mehr hat dan die goͤttliche und einge - fleiſchte Weißheit / da ſie die Kirch und Re - ligion deß Newen Teſtaments / als eine vollkommeneſte / und zum geiſtlichen Heyl gerichtete Gemeinde fundirt und auffge - richtet / auff einen ewig-feſten und ſtarcke - ſten Grund ſetzen wollen / als welcher dar - zu keine Macht oder Rath ermangelen koͤnnen.

Nun ihr meine heilige Vaͤtter und hoch - erleuchtete Kirchen-Lehrer / was ſagt ihr zur Sach? Durch keine Tyranney oder Grauſamkeit / ſpricht der H. Leo Serm. in nat. SS. Pet. & Pau. kan die durch das Sacrament deß Creutzes Chriſti fun - dirte Religion oder Kirch zertrent wer - den: ſie wird durch keine Verfolgun - gen verkleinert / ſonderen vermehrt und vergroͤſſert / und der Acker deß Herren wird mit Getrayd immerhin reichlicher bekleydet / in deme ein jegli - ches Korn / ſo abfallet / vielfaͤltig her - vorwachſet.

Der H. Auguſtinus aber / da er uͤber den 103. Pſalmen Davids: Er hat den Erd -bo -55Guͤldenes Schwerd. boden auff ſeinen feſten Grund ge - ſetzt / daß er ſich nicht wird neygen in Ewigkeit gloſſieret / ſpricht in ſeinem 8. tomo, Conc. 1. alſo: Durch den Erdbo - den verſtehe ich die Kirch / welche iſt derſelben Feſte / worauff ſie gegruͤndet iſt / als der Grund derſelben? welches iſt derſelben Grund? Niemand / ſagt der Apoſtel 1. Corinth. 3. v. 11. kan einen ande - ren Grund legen / auſſer dem / der ge - legt iſt; der iſt Chriſtus Jeſus darauff ſeynd wir dan gegruͤndet. Billig wer - den wir darauff gegruͤndet / uns NB. in Ewigkeit nit neygen / dan nichts feſter iſt als dieſer Grund. Du wareſt ſchwach / aber ein feſtes Fundament macht dich ſtarck. An und auß dir kon - teſt du nit feſt oder ſtarck ſeyn / wirſt aber allezeit feſt und ſtarck ſeyn / wan von dieſem Grundfeſt nit abweicheſt / er wird ſich in Ewigkeit nicht ney - gen. Dieſelbe iſt eine geſetzte Saͤule und Grundfeſt der Wahrheit. Und lib. 1. de Symb. ad Catech. c. 6. Dieſelbe iſt eine heilige Kirch / eine Kirch / eine wahre Kirch / eine allgemeine Kirch / ſo gegen alle Ketzereyen fechtet / ſtreitenkan ſie /C 4aber56Guͤldenes Schwerd. aber nit beſtritten und uͤberwaͤltiget werden. Der Teuffel mit aller ſeiner hoͤlliſcher Macht wird ſie nicht uͤber - winden. Hoͤret ihr das meine liebe Her - ren / ihr Lutheraner und Calviniſten / die ihr gegen dieſe Kirch eweren Degen gezuͤckt? Kein Ketzer / kein Feynd / kein Teuffel / ob - ſchon das gewaltigſt - und ſtarckeſtes Kriegs - Heer heran fuͤhre / kan dieſe ſo dapffere Heldin / dieſe ſo feſte Statt / dieſe wahre Kirch uͤbermeiſteren; und ihr ſchwache und krafftloſe Leuthe doͤrffet euch deſſen vermeſ - ſentlich unterſtehen? Ey / laſſet es doch ſeyn / ewere Stuͤrm - und Anfaͤlle ſeynd umb - ſonſt; die Kirch ſtehet auff einen feſten Grund / auff Chriſto dem Herren / kan nit zerſtoͤhret werden; wie ſie von ihr ſelbſt das Zeugnus gibt / da beym H. Auguſtino tom. 8. conc. 2. in Pſ. 101. Chriſtum ihren gelieb - ten Braͤutigamb alſo anredet: Was iſts / daß ich nit weiß? welche weichen von mir / und murren gegen mich? was iſts / daß die / welche verlohren / ſagen / ich ſeye zu Grund gangen? Dan ſie ſagen: daß ichs geweſen ſeye / und nun nit mehr ſeye. Thue mir kund wie wenig meiner Tage ſeyen / wie lang werd ichauff57Guͤldenes Schwerd. auff dieſer Welt ſeyn? Thue es mir kund der jenigen halber / welche ſagen: ſie iſt geweſen und iſt nun nit mehr: die Kirch iſt abtrinnig worden und untergangen von allen Voͤlckeren: und Chriſtus hats kund gemacht: ſihe ich bin bey euch alle die Tage biß zum En - de der Welt. O dan / kan wohl mit mehr - erwehntem H. Auguſtino außſchreyen / ein vermaledeytes / aller Falſch - und verfluchtes Vermeſſenheit volles / auff keine Wahr - heit gegruͤndtes / mit keiner Weißheit er - leuchtes / eyteles / freventliches / blindes / und ſuͤndhafftes Wort / ſo ihr laſterhaff - te Maͤuler / ihr Verlaͤumbder und Spoͤt - teler Chriſti allbereits herumbtraget: ſie iſts geweſen / iſts nun aber nit mehr! O ihr unverſchaͤmbdte Luͤgner / die ihr wi - der den H. Geiſt / der ein Geiſt aller Wahrheit iſt / und alle Wahrheit / Jo. 16. v. 13. alle Ding / Joan. 14. v. 26. lehret / eine unzergaͤngliche Kirch verneinen / und die ſo heilige (wie dan ſelbſt in ewerer Glaubens-Bekaͤntnus taͤglich bettet / eine H. Kirch) und getrewe Braut Chriſti zu ei - ner Huren machen wollet! Weh! weh euch Laſter - und Schand-Maͤuler! Chriſtus /C 5der58Guͤldenes Schwerd. der wahre Geſponß dieſer reiner und ver - letzter Jungfrauen wirds nit ungerochen / ſonderen / wo nit ablaſſet dieſe ſo keuſche Braut an zubeiſſen und zu nagen / euch und ewere Zungen von den Schlangen und Natteren der Hoͤllen ewiglich zerfreſ - ſen laſſen.

Allhier ſehe ich meine Gegen-Parthey / die H Hn. Lutheraner und Calviniſten / gantz verbittert und voller Fury mit ihrem Bibel-Degen abermahl heran marſchie - ren / und außſchreyen: was mag doch der grobe Critiſant ſich dermaſſen erkuͤhnen doͤrffen uns / nit ohne Verletzung habender Authoritaͤt und Anſehen bey maͤnniglichen / etwa herumbtragender Luͤgen und Spot - tungen zu ſtraffen / und derenthalben denen hoͤlliſchen Natteren zur Speiß hinzu werf - fen? ſeynd nit unſere Woͤrter auß dem Mund Gottes / der ewiger Wahrheit ſelb - ſten / gefallen / der 2. Paral. 7. v. 16. alſo redet: Jch habe diß Orth (den Tempel der Juͤdiſchen Synagog) erwoͤhlet und ge - heiliget / daß mein Nahme allda ſeyn ſolle ewiglich / daß auch meine Augen und mein Hertze alle die Tage daſelbſt bleiben ſollen. Jtem im 131. Pſalmen Da -vids59Guͤldenes Schwerd. vids v. 14. Diß iſt meine Ruhe in alle Ewigkeit: hie will ich wohnen / dan ich habe ſie außerwoͤhlet / und gleich - wohl iſt die Juͤdiſche Synagog zu Grund gangen.

Antwort. 1. Daß Gott nit etwa der Synagog / ſo allein ein Schatten und Fi - gur ware / ſonderen der Kirch deß Newen Teſtaments / ſo durch die Juͤdiſche Syna - gogentworffen und figurirt wurde / eine ewige Aſſiſtentz verſprochen habe.

Antwort. 2. Der Tempel und Sy - nagog der Juden iſt zu Grund gangen; er - go auch die Kirch Chriſti und der Apoſte - len. O einen Dialecticum her!

Zweytens. Jm dritten Buch der Koͤni - gen cap. 9. v. 10. Haben die Kinder Jſrael die Altaren deß Herꝛn zerſtoͤhret / und ſeine Propheten mit dem Schwerd getoͤdtet / under welchen Elias allein uͤbrig geblieben; ergo, &c.

Antwort. 1. Elias iſt unter den Pro - pheten allein uͤbrig geblieben; ergo, was er - go? Baculus ſtat in angulo. Jn dem 18. ten verſu gemelten Capittels finden ſich ja noch ſieben tauſend Mann / die Gott in JſraelC 6uͤber -60Guͤldenes Schwerd. uͤberbleiben laſſen / deren Knye fuͤr dem Baal nicht ſeynd gebeuget worden.

Jtem in dem 18. cap. obcitirten Buchs unter dem gottloſen Koͤnig Achab / und ſonſt anderen Goͤtzen-Dieneren eine groſſe An - zahl der jenigen / ſo der Lehr der Propheten gefolget. O einen Schul-Jungen her / der euch etwa beſſer leſen lehre.

Es hat zwar das Jſraelitiſche Volck ih - ren Glauben und wahren Gott bey Zeiten Moyſis verlaſſen / und den Goͤtzen gedie - net und auffgeopffert; es hat zwar die Kirch im alten Teſtament dan und wan abge - nohmen; Niemahlen aber alſo / daß nit ei - nige Propheten und fromme Seelen uͤber - geblieben / welche in ihrem Glauben und Religion verharret / und den wahren Gott ſichtbahrlicher Weiſe verehret haben; biß auff die Zeiten Caiphaͤ / welcher mit allen ſeinen Hohen-Prieſteren und ſambtlichem Juͤdiſchen Volck den wahren Meſſiam verworffen hat / daß alſo dazumahl die Sy - nagog gantz zergangen und verſtorben ſeye.

Antwort. 2. Allhier iſt unſere Rede nit von der Kirchen deß alten Teſtaments oder Juͤdiſcher Synagog; ſonderen dieFrag61Guͤldenes Schwerd. Frag iſt von der jenigen Kirchen / ſo Chri - ſtus mit ſeinem allerheiligſten Blut erwor - ben / und im Newen Teſtament auffgerich - tet hat / ob nemblich die jenige jemahlen ab - genohmen oder abnehmen koͤnne / und die Antwort iſt: Nein.

Drittens: Apoc. 13. werden alle die auff Erden wohnen / das ſiebenkoͤpffige Thier (den Antichriſtum) anbetten: wohe wird alsdan dieſe Kirch bleiben?

Antwort: O wohl ungluͤckſeelig ſeynd die jenige / ſo ſich von ſolchen Bibel-uner - fahrnen Pfarreren / als ihr ſeyet / bethoͤren und verfuͤhren laſſen! beſſer geſchehe dar - ahn / daß ewere Lutheriſch - und Calviniſche Gemeinde / wan deroſelben ſo verkehrter und geſtuͤmpelter Weiſe auß der Bibel predigen thaͤtet / euch zum Stuhl herunter jagte / und denen Catholiſchen Schrifft - verſtaͤndigeren Maͤnneren ihre Ohren ver - goͤnnete / und deren reine / unverfaͤlſchte und wahre Lehre nachfolgete.

Mein Gott / wie laufft ihr ſo blind uͤber die Bibel her! der Text laut ja alſo: Und alle / die auff Erden wohnen / betteten es an; deren Nahmen (merckts wohl) nicht geſchrieben waren im Buch deßC 7Le -62Guͤldenes Schwerd. Lebens deß Lambs. Werden dan hin - gegen die jenige / ſo im Buch deß Lebens ge - ſchrieben ſeynd / das Thier (den Antichri - ſtum) nicht anbetten / unter welchen Enoch und Elias ſeyn werden / welche mit einer ſichtbahrlicher Lehr und Miraculen gegen dieſe ſiebenkoͤpffige Beſtiam ritterlich fech - ten werden / und andere mehr / welche vor den wahren Glauben und Kirch Chriſti ihr Blut vergieſſen werden.

Viertens: Zu Zeiten deß Antichriſts werden ja keine oͤffentliche Ubungen der Re - ligion ſeyn / wegen der Verfolgung; ergo wird alsdan die Kirch unſichtbahr ſeyn.

Antwort: Es wird keine oͤffentliche un - verhinderte Ubung der Religion ſeyn; ergo wird die Kirch unſichtbahr ſeyn: O aber - mahlen einen Dialecticum her! Jſt die erſte Chriſtliche Kirch unſichtbahr geweſen / dar - umb / daß die Verfolgungen die oͤffentliche Ubung der Religion verhinderten? oder wird der Antichriſt unſichtbahre Menſchen verfolgen / von deren Bekantnus er keine Nachricht hat? Leſet Apoc. 12. v. 17. und ihr werdet finden / daß der Antichriſt keine un - ſichtbahre Kirch verfolgen wird.

Fuͤnfftens: Chriſtus thut beym Evan -ge -63Guͤldenes Schwerd. geliſten Luc. 18. v. 8. dieſe Frag: Wan deß Menſchen Sohn kommen wird / meyneſtu / daß er auch wird Glauben finden auff Erden? Warauß klaͤrlich zu erſehen / daß die Kirch in den letzten Zeiten nit wird ſichtbahr bleiben.

Antwort: Chriſtus vermeldet nicht / daß keine Glaubigen ſollen uͤbrig ſeyn / wan deß Menſchen Sohn kommen wird; Er gibt aber zu erkennen / daß die Zahl der Glaubigen wird geringer werden / und von dieſer geringer Zahl vermeldet Chriſtus nicht / daß ſie unſichtbahr ſolle ſeyn. Nein / meine Herren / obbemelte Propheten Enoch und Elias ſambt vielen anderen werden ſich ſchon ſehen laſſen.

Jſt alſo und bleibt auff vorgeſetzte Frag: ob die wahre Kirch jemahlen abgenohmen / oder abnehmen koͤnne? der unwiderlegliche Antwort: Nein; oder ihr / meine Hn. Luthe - raner und Calviniſten / muͤſſet mir die vom Himmel euch ertheilte Gewalt und goͤttli - che Zeichen darthun / worauß glaubhafft ſcheinen koͤnne / daß ihr das zerfallene Hauß Gottes / widerumb aufferbawet / die vergra - bene Kirch Chriſti zum Leben widerumb aufferweckt hat: aber hoc opus hic labor erit.

Sech -64Guͤldenes Schwerd.

Sechſtens: Nun laſſe es dan ſeyn / daß die wahre Kirch Gottes niemahlen zergan - gen weder zergehen koͤnne; wie wilſtu aber behaupten / daß dieſe wahre Kirch die Roͤ - miſche / und nit die Lutheriſche oder Calvi - niſche ſeye.

Antwort: Diß hab ſchon vorlaͤuffig in deme / was biß hiehin tractirt / behauptet / und auß denen vier Kenn-Zeichen und Ey - genſchafften der wahren Kirchen / ſo im Nicæniſchen Symbolo außtrucklich enthal - ten / und von euch ſelbſten erkennet und an - genohmen werden / weiters zu behaupten / iſt die

Fuͤnffte Frag.

Ob die wahre Kirch muͤſſe einig ſeyn?

DAs erſte Kenn-Zeichen oder Eygen - ſchafft / worahn die wahre Kirch er - kennet werde / iſt die Einigkeit derſelben / ſo dreyfach iſt / nemblich: Einigkeit der Glau - bens-Lehr; Einigkeit der Mittelen / deren ſich die Glaubige gebrauchen zu Erlangung ewigen Heyls. Und Einigkeit der Religionund65Guͤldenes Schwerd. und Subordination unter einem Haupt / von welchem aller Zweiffel / und Glaubens - Streitigkeiten auffgeloͤſt und decidirt wer - den. Nun iſt die

Antwort.

D die wahre Kirch muͤſſe einig ſeyn; dan Luc. 11. Ein jeglich Hauß / ſagt Chriſtus / daß ihm ſelbſt zertheilt iſt / wird wuͤſt werden. Jtem: Gott / ſpricht der Apoſtel Paulus, 1. Corinth. 14. iſt nicht ein Gott der Uneinigkeit / ſonderen deß Friedens. Allenthalben wird in goͤtt - licher H. Schrifft der wahren Kirchen die - ſe Einigkeit hinzugeſellet: ein Schaaffſtahl / ein verſchloſſener Garten / ein Brunn deß lebendigen Waſſers / ein Hauß Raab / ein Jeruſalem / ein Tempel / ein Leib / ꝛc. und zwar

Erſtlich: Muͤſſe dieſelbe Kirch einig ſeyn in der Lehr deß Glaubens / maſſen wir durch den Glauben mit einem Haupt / Chriſto dem Herꝛn vereiniget werden: wan aber dieſer Glaub / Krafft goͤttlichen Munds einig iſt / kan foͤlglich keiner / ſo dieſen Glau - ben nit hat / mit Chriſto als dem Hauptver -66Guͤldenes Schwerd. vereiniget / und zu deſſen Leib und Kirch ge - hoͤrig ſeyn. Dahero der H. Athanaſius in ſeiner Diſputation, die er gegen den Arium gehalten / alſo redet: Allda iſt ein Zeichen einer wahrer Diſciplin und Lehr - Ambts / allwo das Volck oder Ge - meinde eins haltet und bekennet / we - der unter ſich / weder mit den aͤlteſten ſtreitig iſt. Welchem der H. Auguſtinus beypflichtet: Welcher eine Zung ſuchet / der komme zu der wahren Kirchen / weilen in den unterſcheidlichen Zun - gen, deß Fleiſches / eine Zung iſt im Glauben deß Hertzens. Wilt ſagen / daß in der wahren Kirchen Gottes alle Zungen eins reden / lehren und bekennen in Glaubens-Sachen / wie diß Irenæus bezeu - get lib. 1. cap. 3. de unit. fid. Obſchon die Sprachen in der Welt unterſcheyden und ungleich ſeyn / iſt doch in ſelbiger eine Einigkeit und Gleichheit der Lehr. Und: gleich wie die Sonn ein Geſchoͤpff Gottes durch alle Welt ei - nig iſt / alſo leuchtet allenthalben ein Liecht und Verkuͤndigung der War - heit.

Zweytens: Einig in den Mittelen / wel -che67Guͤldenes Schwerd. che ſeynd die Sacramenten und gute Werck; dan gleich wie Chriſtus uns die in - nerliche Erkaͤntnus deß wahren Gottes ge - lehret: alſo hat derſelbe uns auch Mittelen an die Hand gegeben / wodurch das Heyl unſerer Seelen erlangen / und den Gott ein - mahl von Angeſicht zu Angeſicht anſcha - wen und erkennen moͤgen; folget alſo hier - auß / daß die jenige auſſer der Schulen und Kirchen Chriſti ſeyen / welche dieſe Mitte - len nit brauchen und verachten.

Drittens: Einig in der Religion und Subordination unter einem Haupt; dan in einer wahren Kirchen muß eine Weiß und Manier ſeyn Gott zu verehren und an - zubetten; und gleich wie eine wohl geordne - te Republic oder Gemeinde nit ſeyn mag ohne Magiſtrat / ſo dieſelbe durch beylſame Satzungen / Regulen und Statuten dirigie - re / und etwa unter denen Unterthanen uͤber derſelben rechten Verſtand entſtehende Streitigkeiten durch deren rechte Erklaͤ - rung - und Außlegungen auff hebe: alſo und viel weniger die ordentlich - und vollkomme - neſte Gemeinde der Chriſtlichen Kirchen und Religion, in welcher zu allen Zeiten - ber die Glaubens-Articulen und Außle -gung68Guͤldenes Schwerd. gung goͤttlicher Schrifft groſſe Streitig - keiten entſtanden / ohne ein Ober-Haupt oder lebendigen Glaubens-Regul / deme ſich die glaubige Unterthanen bequaͤmen muſſen / nit beſtehen mag / ſonſt waͤre ſie wahrlich ein confuſum Chaos gleich der Hoͤllen / in welcher keine Ordnung / ſon - deren ein ewiger Grewel wohnet. Ja die Roͤmer haben zur Zeit der blinden Heydenſchafft / durch Eingebung natuͤrli - chen Liechts / noͤhtig zu ſeyn erkennet / daß ihre Prieſteren einem Ober-Herren unter - worffen waͤren / wie T. Liv. von Numa Pompilio l. 1. dieſes bezeuget.

Gleich wie nun dieſe Einigkeit ein Zei - chen iſt der wahren Kirchen: alſo iſt die Un - einigkeit / Verwirꝛ - und Zerſpaltung der Lehr ein ohnfehlbahres Zeichen der falſcher oder unwahrer Kirchen / dan wohe der Geiſt der Uneinigkeit iſt / dahe iſt auch der Geiſt der Unwahrheit.

Nun zur Sach. Jhr Hn. Lutheraner / Calviniſten und ſaͤmbtliche Uncatholiſche / wollet eine wahre Kirch haben / habt ihr dan auch die ob-ſpecificirte dreyfache Einig - keit? einig ſeyd ihr zwar darin / daß ihr ewe - re Koͤpff zuſammen ſtoſſet / und die Roͤmiſch -Ca -69Guͤldenes Schwerd.Catholiſche Kirch gleicher Hand beſtür - met: Diß aber iſt eine Einigkeit / ſo dem Geiſt der Luͤgen / dem Teuffel eygen und gemein iſt. Die Frag iſt / ob ihr einig ſeyd in der Glaubens-Lehr / einig im Gebrauch der Sacramenten / und anderer Mittelen / die Seeligkeit zu wircken / einig in Erkenn - und Annehmung eines wahren Ober-Haupts? und meine Antwort iſt: Nein: Theils / weilen ewere und ſonſt alle Ketzereyen und Secten unter ſich einen unendlichen Krieg und Streitigkeit haben; Theils weilen ewe - re Uhrheber und Patronen ihnen ſelbſt oͤff - ters zu wider reden; wie dan auß der Erfahr - nus und eygener Bekaͤntnus derſelben gnugſamb erhellet. Die Lutheraner zu Straßburg und Nuͤrenberg wollen ja nit leyden / daß ihre Kinder von denen Caivini - ſchen Pfarreren getaufft werden. Ja ſo gar verdammen ſie in oͤffentlichen Buͤcheren die Engellaͤnder / Schottlaͤnder / Niderlaͤnder / Schweitzer / und andere Lutheriſcher Reli - gions Genoſſen als Ketzer / haſſen / meyden und verfluchen dieſelbe als Scythier und Tuͤrcken / und halten ihre Martyren vor Teuffels-Martyren. Zvvinglius in reſponſ. ad Confeſſ. Lutheri redet von ihme alſo:Jn70Guͤldenes Schwerd.Jn dem Lutherus bald dieſes bald je - nes von einer Sachenlehre / und nie - mahlen beſtaͤndig bleibe / haltet er un - gezweiffelt darfuͤr / daß man alſo ver - aͤnderlich und unbeſtaͤndig mit dem Wort Gottes umbgehen muͤſſe / wie die gott - und ehrloſe Scurren und Lot - ters Buben mit den Wuͤrffelen.

Jtem: tom. 2. Epiſt. ad Esling. in recog. Proph. & Apoſt. am End / nennet er denſel - ben einen falſchen Propheten / einen Scurren / der abgeſchmackter als ein Schwein / den aͤrgſten Ketzer ꝛc. Cam - panius ſchreibt von ihme: Wie gewiß iſt / daß Gott Gott ſeye / ſo gewiß iſts / daß Lutherus ein Doctor ſeye / der vom Teuf - fel beſeſſen. Hingegen aber Lutherus tom. 3. und in ſeiner Bekaͤntnus vom Abend - mahl / nennet den Zvvinglium einen Rie - ſen von Zuͤrich / einen hoffaͤrtigen Hanß / einen / der das Wort Gottes gottloſer Weiß verwerffe / einen Heyd - niſchen / der ſiebenmahl ſchalckhaffti - ger / als un er dem Pabſthumb ꝛc. Bren - tius ſchreibt vom Zvvinglio, daß ſeine Regulen deß Teuffels Regulen ſeyen / welchen wan man nachlebe / wird nital -71Guͤldenes Schwerd.allein die Ketzerey deß Neſtorii, ſonde - ren der Juden und Tuͤrcken ſo gar ein - tringen. Die Calviniſche lehren / daß Gott ein Uhrheber und Stiffter aller Suͤnden / ja ein wirckende / treibende / tringende und zwingende Urſach / zu aller Boßheit ſey; die Lutheraner ſagen billig nein darzu / und hal - ten diß vor eine Gotts-Laͤſterung. Die Lu - theraner halten darfuͤr / daß im Abendmahl der Leib Chriſti unter der Nieſſung weſent - lich zugegen ſeye; die Calvimſche thuen das Widerſpiel. Jhr Hn. Calviniſten und Lu - theriſchen heiſcht das einig ſeyn?

Weiters. Die Engellaͤnder zertheilen ſich in Proteſtantes und Puritanos: Die Proteſtantes erkennen einen Leib der Kir - chen / ſo auß unterſchiedlichen Graden oder Staͤllen der Hierarchi als Ertz und Bi - ſchoffen / ꝛc. beſtehe / deſſen Haupt ihr Koͤnig oder Koͤnigin iſt; brauchen einige Ritus und Ceremonien der Roͤmiſcher Kirchen / im Geſaͤng / Creutz / Liechteren / ꝛc. und dieſes al - les verwerffen die Puritani als aberglaubi - ſche Dingen / und darumb nennen ſie ſich Puritanos; oder reine von dergleichen Un - lauterkeiten.

Die Calviniſten zu Genff in Savoyenund72Guͤldenes Schwerd.und Teutſchland zertheilen ſich in Conſi - ſtoriales und Libertinos, deren jene offent - liche Conſiſtoria und Zuſammenkunfften halten; die Libertini aber nit.

Die Lutheraner leſen zu Nuͤrenberg und anderſtwo Meeß / machen das Zeichen deß H. Creutzens / brauchen die Kirchen-Cere - monien und Kleyder / communiciren mit gebogenen Knyen / ꝛc. Zu Augsburg thuen ſie dergleichen nichts. Ja die Uncatholiſche bekennen es ſelbſten / daß unter ihnen ein immerwaͤhrender Streit ſeye in Glaubens - Sachen.

Nicolaus Gallus ein Superintendent zu Regensburg / der zu Zeiten Lutheri gelebt / redet in ſeinem Hypoth. von ſich und ſeinen Lutheriſchen Mit Genoſſen alſo: Unter uns ſeynd keine kleine Zweyſpaltun - gen / und nit von geringen Sachen / ſonderen von hohen und wichtigen Articulen der Chriſtlicher Lehr / vom Geſaͤtzund Evangelio, von der Recht - fertigung und guten Wercken / von den Sacramenten / und Gebrauch der Cere - monien; welche keiner Maſſen koͤnnen gelegt werden. Selneccerus über den 131. Pſalm. ſpricht alſo von ihnen: alldahe[in73Guͤldenes Schwerd.(in den Lutheriſchen Kirchen) iſt der Streitigkeiten kein End weder Weiß / ein jeglicher bemuͤhet ſich dahin / da - mit er ſcheine eine gerechte Sach zu haben / und den andern unterdruͤcke / ꝛc. Samuel Mareſius in ſeinem Tract. de afflict. ſtatu ſtudii Theol. in Belgio: Unſere Theo - logi iſt mit ſo vielen abentheuriſchen Meynungen und Lehren verſchaͤn - det und verwirret / daß / wan die Docto - ren und Paſtoren / ſo von dreyſſig Jah - ren her von uns abgefallen / zu uns wi - derumb kommen thaͤten; meynen wuͤrden / daß etwa durch ein Ungewit - ter in eine andere Welt getrieben waͤ - ren / deren Sprach ſie nicht ver - ſtunden.

Nun laß hoͤren / wie ewere Ertz-Ketzer ihnen ſelbſt zuwider lauffen. Lutherus ſetzt im Buch de pot. Papæ ſieben Sacramen - ten. Jn ſeinem Tract. aber ad Waldenſes zwey. De captiv. Babyl. drey. Und an ei - nem anderen Orth de capt. Babyl. redet er alſo: Jch glaube nicht / daß ſieben Sa - cramenten ſeyen / auch nit ſechſe / auch nit fuͤnffe / auch nit viere / ſonder nur eins / oder zwey / und wan guter WindDiſt74Guͤldenes Schwerd.iſt / ſchier drey. Tom. 2. Wittenb. fol. 169. b. ſpricht er alſo: Man muͤſſe die Schrifft dehnen und biegen / da ein Tuto, da ein Significat, da ein Figur / da die Wort umbkehren / da den Text ver - ſetzen / da den Text mengen wie ein Karten / ſehe / da kommen die Secten her. Und in ſelbigem Tomo fol. 168. b. alſo: Das iſt mein Leib. Wie legens die Praͤdicanten auß? der erſte Carlſtadt / kombt mit ſeinem Tuto. Der ander / Zwingel / mit ſeinem Significat. Der dritte / Oecolampad, mit ſeiner Figura Corporis. Der vierte kehret die Ord - nung deß Texts umb. Der fuͤnffte ver - ſetzet die Wort. Der ſechſte wuͤrffelt die Wort. Der ſiebend wird vielleicht auch kommen / und die Karten men - gen. Ein jeglicher will hie Meiſter ſeyn.

Jhr Lutheraner lehret in ewerem Cate - chiſmo, daß die Erb-Suͤnd durch den Tauff abgewaſchen werde; Ewer Lutherus aber Tom. 3. Witt. fol. 344. Tom. 7. Witt. fol. 96. b. in Tiſch-Reden 136. Daß die Erb-Suͤnde in den Getaufften kleben blei - be biß in ihr Gruben. Serm. de Euchariſt. be -75Guͤldenes Schwerd.bekennet er / daß im Sacrament deß Altars kein Brod weder Wein / ſonde - ren eine bloſe Geſtalt deß Brods und Weins ſeye. Lib. contra Regem Angl. aber nennet er denen einen Gottes-Laͤſter / welcher ſagt / daß das Brod verwan - delt werde.

Calvinus uͤber das dritte Capitel Joan. Nehmet fuͤr eine ohnfehlbahre Warheit an / daß keiner ohne die Tauff Chriſti koͤnne ſeelig werden; als eine Unwarheit aber ver - wirfft er ſolches Lib. 4. Inſtitut. c. 16. §. 36. und in ſeinem Tract. de Concordia in - eunda, erkennet er in dem Abendmahl ein Miracul / daſſelbe aber laͤugnet er Lib. 4. Inſtit. cap. 17. §. 24.

Zvvinglius lib. 2. de Baptiſmo, wider - ruffet außtruͤcklich ſeine Lehr / da er alſo ſpricht: Vor etlichen Jahren ware ich in einem Jrꝛthumb / indem glaubte / beſſer zu ſeyn / daß die getauffte Kin - der / wan zum rechtmaͤſſigen Alter kommen waͤren / widerumb getaufft wuͤrden.

Mein! was ſchoͤne Apoſtelen und Pro - pheten / auß deren Mund der Geiſt der Luͤ - gen / der Teuffel redet. Mein! was ſchoͤneD 2Ei -76Guͤldenes Schwerd.Einigkeit der Lehr und Sacramenten habt ihr Uncatholiſche.

Letztlich iſt es gewiß / daß bey euch kein Einigkeit deß Haupts / maſſen ihr keinen lebendigen Glaubens-Regul habt / ſondern ein jeder nach ſeinem eygenen Kopff verfah - re; welches dan die alleine Urſach iſt / war - umb unter euch ſo groſſe Uneinigkeit der Lehr und Ceremonien ſeye: Anderſtwo - hin / ſpricht der H. Cypr. Epiſt. ad Corn. ſeynd die Ketzereyen und Zweyſpal - rungen nit entſtanden / als daß dem Prieſter Gottes nit gehorchet / und ein Richter oder Scheydsmann an ſtatt Chriſti in der Kirchen nit erken - net werde.

Dieſe dreyfache Einigkeit thut ſich gantz klaͤrlich herfuͤr in der Roͤmiſcher Kirchen / und zwar

Erſtlich: Die Einigkeit der Lehr in de - nen Glaubens-Articulen: dan an allen Ca - tholiſchen Oertheren findet ſich eine gleich - foͤrmige Lehr von der Einig - und Dreyfal - tigkeit Gottes / von der Rechtfertigung / von dem Verdienſt / von der Menſchwer - dung / von dem Fegfewr / von der Erb - Suͤnd / von der Zahl der Sacramenten / vom H. Meeß-Opffer / ꝛc.

Zwey -77Guͤldenes Schwerd.

Zweytens: Die Einigkeit der Mittelen / als nemblich deß allerheiligſten Meeß - Opffers / welches durch die gantze Catho - liſche Welt auffgeopffert wird: der Sa - cramenten / uͤber deren Zahl / Materien / Form / Gebrauch und Adminiſtration nir - gendwohe eine Mißhellig-oder Streitig - keit ſich verſpuͤren laſſet: im Gebrauch und Werthaltung der guten Wercken / vor - nemblich der Bitt - und Wallfahrten / der Indulgentzen und Ablaͤſſen / deß Faſtens / der Geluͤbden / Obſervantz deß Welt - und Cloͤſter-Geiſtlichen Stands / Anruffung der Heiligen / ꝛc.

Drirtens: Die Einigkeit deß Haupts: dan dieſelbe erkennet einen Statthalter Chriſti und Nachfolger deß H. Petri, einen hoͤchſten Richter und Scheydsmann in Glaubens-Streitigkeiten / deme man in allen heiligen / und zum Dienſt Gottes ge - hoͤrigen Sachen Gehorſamb leiſten muͤſſe / ein Haupt und Hierarchen der gantzen Kirchen / einen Vatter und Lehrer aller Chriſtglaubigen / deme in dem H. Petro voller Gewalt die allgemeine Kirch zu wey - den / und zu regieren von Chriſto ertheilt ſeye / den Roͤmiſchen Pabſten. Hierauß ent -A 3ſte -78Guͤldenes Schwerd.ſtehet nun das Argument alſo; die Einig - keit der Lehr: der Sacramenten und ande - rer Mittelen / und deß Haupts iſt ein ge - wiſſes Zeichen der wahren Kirchen: Jhr Lutheraner aber / Calviniſten / und geſambte Uncatholiſche habt dieſe Einigkeit nit; er - go habt ihr auch die wahre Kirch nit.

Allhier kombt mein Gegentheil / und will etwas artliches einſtrewen / womit er ver - meynet ein groſſes außzurichten / laut aber alſo: wans mit der Einigkeit gnug ſeye / dan wollen wir zu den Mahometaner hinge - hen / maſſen ſich dieſelbe alsdan recht und billig beruͤhmen koͤnnen / daß die wahre Kirch haben / weilen ſie den Satzungen ih - res Alcorans einhellig nachleben / eine Cere - monien / eine Weiß und Manier haben ih - ren Gott den Mahomet zu verehren / haben auch ein Oberhaupt / welchen ſie Muffti nennen.

Antwort: Nein / meine Herren / es ge - hoͤret etwas mehr darzu als die Einigkeit / die wahre Kirch muß auch heilig / allgemein / und Apoſtoliſch ſeyn / wie auß folgenden Fragen klaͤrlich zu erſehen: in der Mahome - taniſcher Kirchen aber findet ſich deſſen nichts / ſo gar auch keine Einigkeit / zumah -len79Guͤldenes Schwerd.len die Mahometaner in Außlegung ihres Alcorans gantz ſtreitig: dan Homærin und Hali, ſo von ihnen vor die vornehmſte Doll - metſcher ihres Alcorans gehalten und ge - prieſen werden / ſeynd dermaſſen uneinig / daß / was einer bejahe / der ander verneine / was einer bawe / der ander uͤbereinhauffen werffe; Den Homærin folgen die Tuͤrcken / den Hali aber die Perſier; Ja ſo gar zer - theilen ſich die Tuͤrcken in vier Secten / deren eine in Africa / Arabia und Damaſco; die andere in Armenia; die dritte in Alexandria und Syria; die vierte in klein Aſien und Griechenland; wie dieſes bezeugen Belle - fort. Tract. 2. lib. 6. c. 12. und Septemcaſtr. c. 20. Unter den Tuͤrcken / ſpricht er / iſt ſol - che Uneinigkeit der Meynungen / ſol - che Zertheilung der Gemuͤhter / ſolche Verkehrung der Willen / daß keiner daran zweiffelen darff / daß dieſe Ke - tzerey nit von Gott / ſonderen vom Teuffel ihren Anfang genohmen. Und bald darauff: von deroſelben Geſaͤtz / vom Alcoran und Mahomet / iſt ſol - che Mißhellig - oder Streitigkeit un - ter ihnen (den Tuͤrcken) daß / wan hun - dert auß denſelben hieruͤber ſolten ge -D 4fragt80Guͤldenes Schwerd.fragt werden / keiner antworten wuͤr - de gemaͤß der Lehr und Meynung ei - nes anderen.

Als viel aber ihren Muffti betrifft / iſt der - ſelbe nit einig / ſondern vielfaͤltig / dan ein anderer iſt in Tuͤrckeyen / ein anderer in Perſien / ein anderer in Tartarien / ein ande - rer anderſtwo.

Jtem iſt dieſer Muffti kein wahres O - berhaupt / weilen er die Satzungen deß Al - corans bey einſtehendem Zweiffel und Streitigkeit über den rechten Verſtand derſelbigen nit außleget / gleich das Ambt eines wahren Oberhaupts mit ſich bringt / ſondern den bloſen Nahmen eines Vorſte - hers hat.

Solts euch nun aber geluͤſten / bey ſo ge - ſtalter Sachen zu dem Mahometaner hin - zulauffen / ſo laufft meine Herren / ewer Lu - ther gibt euch den Segen darzu / und ruffet euch Tom. 6. Witt. fol. 273. alſo nach: Laufft / laufft / immerhin / dem Teuf - fel zu. Laufft meine Herren / aber ſehet zu / daß dieſem Teuffel nit in den Rachen laufft. Dan (wie gemelter ewer Luther gantz Chriſtelich und woll geſchrieben hat Tom. 2. Witt. fol. 559.) Wer mit dem Tuͤrckenhaͤlt81Guͤldenes Schwerd.haͤlt / der verlaͤugnet Chriſtum. Dan deß Mahomets Schwerd / und das Tuͤrckiſch Reich an ihm ſelber iſt ſtracks wider Chriſtum gericht / als haͤtte er ſonſt nichts zu thun / und koͤn - te ſein Schwerd nit beſſer brauchen / dan daß er wider Chriſtum laͤſtert und ſtreitet. Darumb iſt kein Zweiffel / daß wer wider den Tuͤrcken ſtreitet / daß er wider den Teuffel ſelbſt ſtreite; alſo daß / wan er einen Tuͤrckenerwuͤrgt / erwurget er gewißlich einen Feynd Gottes und Laͤſterer Chriſti. Gelt die Mahometaniſche Reyß wird euch bey ſol - chem Seegen woll in die Hoſen ſchieſſen / und recht von der Sach zu reden / doͤrffet ihr nit weit zu lauffen / ſondern ihr ſtehet wuͤrcklich / und hat von Lutheri Zeiten her geſtanden unter der Mahometaniſchen Fahnen / und ewer Schwerd wider den wahren Gott gezuͤcket. Dan Lutheriſch und Calviniſch ſeyn / iſt / ſo viel die Religion be - trifft / in der That Mahometaniſch ſeyn / ſintemahlen ihr und die Mahometaner miteinandere / der Lehr / Sitten und Leben halber / eine zimbliche Gleichheit und Cor - reſpondentz habet / wie dieſes ewer LutherusD 5kraͤff -82Guͤldenes Schwerd.kraͤfftiglich behauptet mit folgenden Woͤr - teren: Viele ſeynd / die Mahomets Jrꝛ - thumb halten / ꝛc. Die vierdte ſeynd dieſe / ſo umb deß freyen Lebens willen / und daß ſie viel Weiber haben moͤgen / und andere Nachlaſſung / dieſe zeitli - che Unreinigkeit lieber haben / dan die ewige Freud jenes Lebens / Sicut apud nos, Das iſt / grad eben wie bey uns Lu - theriſchen / Tom. 2. Witt. fol. 521. b. be - kennts einmahl recht ihr Herren / ob diß nit alleine Urſach ſeye / welche euch von der Roͤ - miſcher Kirchen abhalte?

Jtem: Der Alcoranzeucht ſtets an / wie Gottſpreche / daß er die Welt nit ſchertzenweiß gemacht habe / ut noſtri, das iſt: grad auff und ab / wie unſere Luther aner [und alle Calviniſten] ſa - gen: Er hat den Himmel nicht den Gaͤnſen gemacht. Ibid. fol. 523. a. Jſts nit wahr meine Herren / darauff laſſet ihrs ja immer lauffen / daß Gott den Himmel vor die Gaͤnſen nit gebawet habe. Er hat ihnen aber auch nit vor Mahometaner / Luthera - ner und Calviniſten / ꝛc. gebawet.

Jtem: Das iſt auch ein ſehr feines bey den Tuͤrcken (Sicur apud nos, gradwie83Guͤldenes Schwerd.wie bey uns Lutheriſchen) daß ſie nit al - lein ſolchen Luͤgen glauben / ſonderen auch nit wiſſen / obs dieſelbige Luͤgen / oder wer der Meiſter ſolcher Luͤgen ſeye. Dan ſie haben ſo mancherley Al - coran (haͤtte ſchier geſagt Augsburgiſche Confeſſion) gehabt / etliche verbrant / etliche geflickt / etliche zerſtuͤmpelt / und verhuͤmpelt / daß ſie ſelbſt nicht wiſſen / welches der rechte Alcoran / oder das rechte Luͤgen-Buch ſeye / daß es ſehet / als habe der Mahomet viel - leicht etwas geſtellet / darnach ſeyen ſo viel Meiſter druͤber kommen / daß ei - ner diß / der ander das (grad wie bey uns) daran gezimmert / ab - und zuge - ſetzt (grad wie bey uns) nach eines jeden Duͤnckel / daß der Nahm Mahomet allein daran beklieben / und der jetzige Alcoran (ſo zu reden) auß Willkoͤhre und mit Gewalt muß der recht Alco - ran heiſchen. Fuͤrwahr grad wie bey uns die Augsburgiſche Confeſſion. Ibid. fol. 333. a. O wie haͤtte doch Luther klaͤr - und fuͤglicher von der Sach reden / und ſein Jrꝛ - thumb beſſer entwerffen koͤnnen!

Jtem: Die Tuͤrcken ſeynd dem heili -D 6gen84Guͤldenes Schwerd.gen Chriſtlichen Feld-Zeichen / oder Creutz-Panier und Crucifix ſpinnen feynd: alſo auch ich Luther / dan wan ich ein Kriegsmann waͤre / und ſehe zu Feld einen Pfaffen oder Creutz-Pa - nier / wans gleich ein Crucifix ſelber waͤre / ſo wolt ich davon lauffen / als jagt mich der Teuffel. Tom. 2. Witt. fol. 539. a. Alſo auch ihr Lutheraner / Calvini - ſten / und geſambte Uncatholiſche / dieſem al - lerheiligſten Feld-Zeichen (uneracht / daß vermittels deſſen Chriſtus Jeſus euch von der harter Dienſtbarkeit deß Teuffels und ewigem Tod alle gnaͤdigſt errettet / und auff freyen Fuß geſtellt habe) alſo trew und hold ſeyd / daß / wan ihr etwa mit einem Catho - liſchen zu Tiſch ſitzet / und ſehet / daß ſelbiger bey verrichtendem Gebett mit dieſem ſieg - reichſtem Zeichen ſich befeſtige / will ſagen: im Nahmen der allerheiligſten Dreyfaltig - keit uͤber ſeine Stirn / Mund und Bruſt ein Creutz mache / ewer ſonſt kaltes Gebett vor lauter Gifft / Haß und Zorn wider das Creutz Chriſti erwarme und hitzig werde / und ihr ab dem bey euch ſitzendem und mit dieſem Creutz bewapffnetem Catholiſchen dermaſſigen Abſchew tragt / als ſaͤſſe der Teuffel ſelbſt vor eweren Augen.

So85Guͤldenes Schwerd.

So iſt ja der helle Augenſchein da / daß / wie deß Mahomets Alcoran in kurtz 70. Secten erzeuget: alſo iſt ewer Lutheriſch Weſen gar bald mehr dan in anderthalb hundert Secten zerſpalten und zertrennt worden.

Und gleich wie der Mahomet gewolt / man ſolle alles allein nach dem goͤttlichen Geſaͤtz / das iſt / nach ſeinen Schrifften / die er auß der Bibel zuſammen geleſen / urthei - len / damit er alſo uͤber ſeine Lehr niemand - ten zum Richter leyden doͤrffte. Grad alſo thut ihr noch auff heutigen Tag / weil ihr keinen Richter / als allein ewere ſelbſt eygene Außlegung anzunehmen beharret.

Alſo redet das Werck an ihm ſelbſt / daß / wie der Mahomet die Bibel deß alten und newen Teſtaments ſeines Gefallens jaͤmmerlich geſtuͤmmelt: eben alſo hat ewer Luther die Bibel mit ſeiner Dolmetſchung mehr als an ſechshundert Stellen ver - faͤlſcht.

Wie Mahomet neben anderen Chriſtli - chen Gebotten und Satzungen / die Faſten nicht leyden wollen: alſo habt ihr der Faſten bald außgelaͤut.

Jtem: Wie Mahomet der HeiligenD 7Bil -86Guͤldenes Schwerd.Bilder außgemuſtert: alſo habt ihr nit al - lein der Heiligen / ſondern auch Chriſti und ſeiner lieben Mutter Bilder / ſo viel euch moͤglich / auß den Kirchen zimblich außge - raumbt.

In Summa. Wer ein rechter Lutheri - ſcher (oder Calviniſcher) Chriſt werden will (ſpricht mehrgedachter ewer Luther / Tom 3. Witt. fol. 157. b.) der werde zu - vor ein Tuͤrck. Ja wahr iſts / und darffs keiner unter euch ablaͤugnen / daß ihr von Anbeginn ewerer Ketzereyen in ewrem Bu - ſen einen todten Chriſten und lebendigen Tuͤrcken umbgetragen / all ewer Haut / Haar und Hertz gantz und gar vertuͤrckelt / durchtuͤrckelt / uͤbertuͤrckelt / und nach dem Tuͤrcken geſchmürckelt / gemaͤß dem alten Sprichwort: Schlim / ſchlem / heur und fern / gleich und gleich geſellt ſich gern.

Wer es nicht geleſen hat / der leſe noch die ſchoͤne Supplication der Engellaͤndiſchen uͤberauß reinen Evangeliſchen und Refor - mierten Chriſten / ſo dem Tuͤrckiſ[c]hen Sul - tan Anno 1587. am 9. Tag Novembris uͤbergeben / und der Zeit hero vielfaͤltig mehr als in einer Sprach in offentlichem Truck zur Nachrichtung vor Augen ligt. DerenAn -87Guͤldenes Schwerd.Anfang alſo laut: Dem guͤtigen / groſſen Gott hat es alſo gefallen / ꝛc. Der Jnn - halt iſt:

  • 1. Daß ſie ſich mit dem Tuͤrcken wider alle die / ſo nicht wollen Tuͤrckiſch ſeyn / ver - binden.
  • 2. Solche Verbuͤndnus wird von ih - nen die allerheiligſte Bindnus genennt.
  • 3. Daß die Koͤnigin Eliſabeth Elß / deß Tuͤrckens allergetreweſte Geſellin ſey / der Zuverſicht / der Tuͤrck werde ſie in Noͤthen nit ſtecken laſſen.
  • 4. Dan ſie auff deß Tuͤrcken Hochheit / Freundſchafft und Zuſag bawet.
  • 5. Daß ſie vons Tuͤrcken wegen ihr Le - ben und Reich in ſo groſſe Gefahr / daß kein groͤſſere in der Welt ſeyn mag / geſetzt hat.
  • 6. Daß Gott allein der Tuͤrcken und Calviniſten Beſchirmer ſey / und ſie mit Sieg und allerley Guͤter reichlich begaben werde. Sihe! wie halten die Engellaͤndiſch Calviniſten ſo feſt und getrew mit den Tuͤr - cken. Noch feſter und getrewer aber ewer Luther ſelbſt / welcher nit allein einen hertzli - chen Affect, Neygung / Lieb und Trew ge - gen denſelben getragen / ſondern den feynd - ſeeligen Tyrannen und Bluthund zehnStaf -88Guͤldenes Schwerd.Staffel hoch uͤber alle Paͤbſt / Kaͤyſer / Koͤ - nig / Fuͤrſten / und uͤber alle Geiſtliche und Weltliche Regiment zu erheben / und dem allmaͤchtigen Gott an die Seyten zu ſtel - len kein Schew noch Scham gehabt / und das gantze Chriſtenthumb in den hoͤchſten Haͤupteren der Chriſtenheit ſo ſchimpff - und ſchaͤndlich herdurch gelaſſen hat / daß beyde / Tuͤrck und Teuffel / ſelber ſagen und erkennen muͤſſen / der Luther hab ſeiner Eh - ren ein Genuͤgen gethan! Derowegen er / ſeine Freundſchafft gegen den Erbfeynd Gottes rechtſchaffen zu declariren / und ih - me auff allerley Weiß zu favoriſiren / zu pa - trociniren / zu defendieren / wider die Chri - ſtenheit zu locken / und gar mit dem Finger auff Rom / und das Roͤmiſche Reich zu deu - ten / die Sach ſo gut gemacht / daß der fromm und recht gut Lutheriſche Soliman - nus ſehen und greiffen muͤſſen / daß an dem Luther kein Mangel ſeye / allein daß er ley - den moͤcht / daß Luther noch Juͤnger waͤre / der guten Tuͤrckiſchen Hoffnung / wan Lu - ther das Leben haben ſolt / er wuͤrde je laͤn - ger je beſſer Geſchirꝛ machen; Ja die Sach mit ſeinem gnaͤdigen Herren Tuͤrcken hat er mit ſeinen Worten ſo weit gebracht / daßauch89Guͤldenes Schwerd. auch die (wie dan nit wenige ſeiner Lutheri - ſchen Purſch-Geſellen / ſo hierinfals eines Chriſt und redlichen Gemuͤths geweſen zu ſeyn ſcheinen / ſich ſelbſt daruͤber hoͤchlich be - klagt haben) die / ſag ich / ſo noch reiner als die reine / noch Evangeliſcher als die Evan - geliſche / und gar Reformierte Chriſten ha - ben ſeyn wollen / den Tuͤrckiſchen Siechtag am Halß gehabt. Daß ſolche Werbungen / Anerbietungen / Bindnuſſen / Unterwerf - fungen und Supplicationes an den Tuͤr - ckiſchen Bluthund / dergleichen im Reich Lateiniſch und Teutſch nie erhoͤrt und geſe - hen / ſo lang die Chriſtenheit geſtanden / daß die Papiſten mit Predigen und auß - gangenen Schrifften gnug zu ſchaffen ge - habt / daß ſie das Volck / ſo der Zeit in Un - garn / Oeſterreich / und anderen Oertheren dem Tuͤrcken zu huldigen ſich hauffenweiß anerbotten / abhielten. Daß die Teutſche Nation und Vatterland der Verwuͤſtung / Untergang / und Tuͤrckiſcher Dienſtbar - keit gleicher nie geſehen hat / ſo lang die Teutſche Teuſche geweſen / als eben der Zeit / deſſen alles man Lutheri Worten als dem erſten Tuͤrckiſchen Saamen / Leich / Brut und Anſatz / auß welchem dieſeFrucht90Guͤldenes Schwerd. Frucht ſo hefftig und fuͤrderlich herfuͤr ge - brochen / zu dancken gehabt.

Was aber und wie viele Kertzen er Lu - ther dieſem feyndſetligen Gottes Feynd / und Erbfeynd der gantzen Chriſtenheit / dem Tuͤrckiſchen Teuffel / oder Teuffliſchen Tuͤrcken angezuͤndt / und ihme zu Lob und Ehr auffgeſteckt habe / iſt auß ſeinen Buͤ - cheren (ſo deß Tuͤrckiſchen Pfeffers / ab de - me ſich nit allein die Catholiſchen / ſonderen auch ihr Lutheraner ſelber euch entſetzen und ſchaͤmen müſſet / voll ſeynd) ſatſam be - kant / in welchen er unter anderen alſo ſchreibet:

Dem Tuͤrcken / Waffen / oder Wehre zufuͤhren / iſt ein Kindiſcher Fall / und nicht wuͤrdig / daß man es ein taͤgliche Suͤnd nennen ſoll. Tom. 6. Wittenb. fol. 579. a.

Wan zwey Tuͤrcken Heer gegenein - ander zoͤgen / eines das Mahometiſch heiſcht / das ander das Chriſtlich heiſcht / und ich Luther ſolt unſerem Herrenrahten / welchem Theil er helf - fen ſoll / ſo wolt ich ihm rathen / er ſolle dem Mahometiſchen Tuͤrcken Gluͤck geben wider die Chriſtliche Tuͤrcken. Tom. 2. Witt. fol. 533. a.

Was91Guͤldenes Schwerd.

Was? Wan ich Luther eines Tuͤr - ckiſchen Herren Knechtwaͤre / und ſe - he meinen Herren in der Gefahr / ich wolt meines geiſtlichen Ampts ver - geſſen und friſch zuſtechen und hauen / weil ich ein Ader regenkoͤnt; wuͤrd ich daruͤber erſtochen / wolt ich in dem Werck von Mundauffgen Himmel fahren. Tom. 2. Witt. fol. 268. a.

Jch Martin Luther bitte alle liebe Chriſten / wolten helffen Gott bitten / fur ſolche elende verblendte Teutſche Fuͤrſten / ꝛc. Daß wir ja nit folgen wi - der den Türck zu ziehen oder zu geben. Tom. 2. Jhen. fol. 435. b.

Der Türck muß Teutſchland (weilen ſie nicht fluchs wollen Lutheriſch werden) eine Schlappen geben. Tiſchreden fol. 536. a.

Jn derſelbigen Zeit ſagte die Fraw Do - ctorin Keta: ey behütuns Gott für dem Türcken. Nein ſprach Doctor Martin Luther / er muß einmahlkommen / und uns den Peltz lauſen. Ibidem.

Ob es nun Schimpff oder Ernſt / oder Gottes-Trib und Urtheil gewe - ſen / daß ich mit ſo truckenen Wortenbe -92Guͤldenes Schwerd. bekent / daß ich laͤngſt woll gewuſthab / ich müſte auch noch Türckiſch werden / iſt leicht abzunehmen auß ſo ſtarcken Türckiſchen Brocken / welche mir in meinem Buſem über ſich koppelt / und vom Hertzen in die Feder / und von der Feder biß auffs Papier / aller Welt kund zu machen gerunnen ſeynd. Tom. 6. Witt. fol. 622. a.

Und damit ich / wie mir umbs Hertz iſt / frey herauß ſage / ſo bekenne ich für mein Perſohn offentlich und unver - holen / daß mich ſo ſchwer wurde an - kommen einen Tuͤrcken mit der Wehr anzulauffen / als einen Chriſtlichen Bruder. In Confut. determ. Doctorum Paris. impreſſa Norimberg. 1525.

Man ſolle den Kaͤyſer und Fuͤrſten nit anreitzen wider den Tuͤrcken zu ſtreiten / und daß man ſolle des Tür - cken Glauben außrotten. Tom. 2. Witt. fol. 545. b. Dan

  • 1. Des Tuͤrcken Boͤßheit und Untu - gend iſt kein gnugſame Urſach wider ihn zu ſtreiten.
  • 2. So iſt der Roͤmiſche Kaͤyſer nit das Haupt der Chriſtenheit.
3. Er93Guͤldenes Schwerd.
  • 3. Er iſt auch kein Beſchirmer des Evangelii oder des Glaubens.
  • 4. Die Kirch und Glaube muſſen einen anderen Schutz-Herren haben / dan der Kaͤyſer und Koͤnig ſeynd.
  • 5. Sie (die Kaͤyſer und Koͤnig) ſeynd gemeinlich die aͤrgſte Feynd der Chri - ſtenheit. Die Papiſten haben vermeynt / der Tuͤrck ſey es.
  • 6. Der Kaͤyſer iſt ein Madenſack.
  • 7. Mit Reitzen und Vermahnen widern Tuͤrcken macht mans nur aͤrger.
  • 8. Man erzuͤrnt Gott.
  • 9. Man greifft Gott in ſein Ehr.
  • 10. Man begeht eine Abgoͤtterey und Laͤſterung.
  • 11. Die Tuͤrcken zu beſtreiten iſt kein Noth.
  • 12. Laſſe manden Türcken glau - ben und leben / wie er will / gleich wie man das Pabſtumb und andere fal - ſche Chriſten leben laſſet.
  • 13. Wan der Kaͤyſer die Tuͤrcken vertilgen will / ſo ſoll er am Pabſt / Bi - ſchoffen / und Geiſtlichen / und an ihm ſelber anfahen.
14. Die94Guͤldenes Schwerd.
  • 14. Die Tuͤrckiſche Prieſter fuͤhren ein ſolches Leben / daß man ſie moͤcht fuͤr Engelen / und nicht fuͤr Menſchen anſehen / Tom. 2. Witt. fol. 365. a.
  • 15. Und ſolle mir keiner fuͤr uͤbel ha - ben / daß ich den Tuͤrcken fuͤr frommer halte / als unſere Teuſche Furſten / Koͤ - nig und Kaͤyſer / zehenmahl kluger und frommer iſt der Türck dan unſere Fuͤrſten. Tom. 2. Jhen. fol. 435. b.
  • 16. Warzu dienet es / daß man dem Türcken leiblich wehret? Ibid. fol. 58. b.
  • 17. Was thut der Tuͤrck boͤſes? Ibidem.
  • 18. Der Tuͤrck laſt einen jeglichen in ſeinem Glauben bleiben. Ibid.
  • 19. Oder ſoll diß ein groß Ding ſeyn / daß der Tuͤrck den Chriſten ihr Land einnimbt / und das Regiment unter ſich bringt? Ibid.
  • 20. Man ſagt / daß kein feiner weltlich Regiment irgend ſey / danbey dem Tuͤrcken / der doch weder geiſtlich noch weltlich Recht hat / ſonder allein ſein Alcoran. Tom. 6. Witt fol. 176. b.
  • 21. So ruͤhmbt man auch die Tuͤr - cken / das ſie Trewe und Glauben hal -ten95Guͤldenes Schwerd. ten / das wuͤrde ſie vielleicht auch ſo maͤchtig machen. Tom. 3. Witt. fol. 20. b. patt. 2.
  • 22. Summa. Wider den Tuͤrcken ſtreiten / iſt nicht anders / dan wider Gott ſtreiten / der durch den Tuͤrcken unſer Suͤnd ſtrafft.

Tom. 1. Jhen. fol. 429. a. Tom. 7. Witt. f. 130. b. Tom. 2. Witt. fol. 536. b. Ja er pochet auff deß Tuͤrcken Huͤlff und Beyſtand / der ſolle und müſſe uns auß der Scheyden lehren / und dieſen Articul mit der Fauſt und mit dem Saͤbel defendiren und beſtaͤttigen.

Ein rechtſchaffener Liebhaber (fahrt Lu - ther fort) iſt mit dem nit zufrieden / daß er ſeinen gnaͤdigen Herren liebe / ſonderen iſt allen denen feynd / die ſeinen Herren an feyn. den. Weil aber auff dieſem Erdbodem nie - mand iſt / der dem Tuͤrcken / als meinem gnaͤdigen Herren ſo feynd iſt / als der Pabſt / der ihme durch allgemeine Gebett / Leuth und Gelt / als ein rechter Tuͤrcken Feynd Widerſtand thut / ſo wolte es zu noch meh - rer und vollkomner Declaration meiner Liebe gegen den Tuͤrcken vonnoͤthen ſeyn dem Pabſt und Papiſten ein wenig zuzu - ſprechen.

Und96Guͤldenes Schwerd.

Und ſolle mir erſtlich das nicht zu Hertzen gehen / daß der Pabſt die ver - maledeyet / welche den Türcken und Saracenen Eyſen und Holtz zufuͤh - ren. Tom. 2. Jhen. fol. 58. b.

Jch halte den Mahomet nicht fuͤr den Antichriſt / ꝛc. aber der Pabſt bey uns iſt der rechte Antichriſt. Tom. 2. Witt. fol. 534. b.

Das weiß ich fuͤrwahr / das ich we - der Tuͤrcken noch Juden Glauben koͤnte verlegen / wo ich ohn diß ſtuͤck ſolt handelen. Das iſt: Wan der Lutheri - ſche Soln Glauben ſolte Schabab ſeyn / ſo muͤſte ich entweder ein Tuͤrck oder Jud werden / dan ich ihren Glauben nit wüſte zu tadlen noch zu widerlegen. Tom. 3. Witt. fol. 281.

Mahomet gegen den Pabſt zu rechnen iſt heilig. Tom. 2. Wittenb. fol. 535. b.

Der Tuͤrck macht den Himmel voll Heiligen / der Pabſt aber fuͤllet die Hoͤll mit eytel Chriſten. Ibid. fol. 568. b.

Die Cloͤſter / Stifft / und Univerſi - taͤten im Pabſthumb / ſeynd aͤrger dan alle Tyranney deß Tuͤrckens. Tom. 6. Witt. fol. 243. a.

Wen97Guͤldenes Schwerd.

Wan man je den Tuͤrcken vertil - gen wolt / ſo muͤſte man am Pabſt an - fahen. Tom. 2. Jhen. fol. 58. b. Dan deß Pabſt Regiment iſt zehenmahl aͤrger dan deß Tuͤrcken. Ibid.

Wuͤrd der Tuͤrck auff Romziehen / ſo ſehe ichs nit ungern. Tiſch-Reden. fol. 536. a.

Wer Ohren hat zu hoͤren / der hoͤre / und enthalte ſich von Tuͤrcken Krieg / ſo lang deß Pabſt Nahme underm Himmel noch was gilt. In aſſert. ar - tic. 34.

Von dieſen und dergleichen Kertzen / ſo der Tuͤrckiſche Luther dieſem feyndſeeligen Bluthund zu Lob und Ehren auffgeſteckt / leuchten ſchier alle ſeine Opera, ſo mein ge - neigter Leſer / der darzu beurlaubt / auff - ſchlagen kan.

Und auff den Lutheriſchen Schlag ha - ben ſeine Diſcipulen / Praͤdicanten und Nachkoͤmmlingen / ſo allbereit ſchon mit dem Tuͤrcken unter einer Decken liegen / aller Ding und gar fein hierin zugetroffen / und ebenfals zimblich grobe Türckiſche Brocken außgeworffen / und unter anderen zwarn der fuͤrtreffliche Mann und groſſeELu -98Guͤldenes Schwerd. Lutheraner Doctor Georgius Major, dich - tet wie eine junge Ambſel in ſeinen Verſen alſo: Aut potius Turcam Dominum expe - riamur, ut illi ſit cenſus: pietas ſaltem ſit libera nobis. Zu Teutſch: Wer ſein An - dacht frey will wuͤrcken / der ſoll erge - ben ſich dem Tuͤrcken.

Alexander Utzinger Praͤdicant zu Schmalkalden machts noch beſſer im an - deren Buͤchlein wider die Reformation in Francken. Wan ich / ſagt er / einem rah - ten ſolt / der entweder bey Tuͤrcken oder Ketzeren wohnen muͤſte / oder unter den Papiſten ſeyn / ob ſie ihn ſchon auch / ſo woll als jene bey ſeinem Glau - ben und Gewiſſen bleiben lieſſen: Wuͤſte ich bey meinem Eyd in Eyl nicht / welches ich ihn ſolt heiſchen woͤllen. Wan ichs aber mit Fleiß er - wogen haͤtte und bedachte / ſo muͤſte ich ſagen / beydes beyden Tuͤrcken und Ketzeren waͤre es ſicherer (der geiſtli - chen Gefahr halber) als eben bey den Papiſten.

Dem pflichtet trewlich bey Doctor Ja - cob Andre Schmidl in ſeinen Predigen vom Tuͤrcken. Wolle man / ſpricht er / denTuͤr -99Guͤldenes Schwerd. Tuͤrckenſchlagen / ſo muͤſſe man (wie der theure Unchriſtliche Mann Luther offt gewuͤnſcht) von Außreutung und Zer - ſtoͤrung deß Pabſtumbs und der Ca - tholiſchen Religion anfahen.

Wie haͤtte doch Luthero und ſeinem Geſchwirm ihr Unchriſtlicher und Tuͤrcki - ſcher Mund / die Chriſten zu ſchmaͤhen und dem Tuͤrcken zu loben hefftiger uͤbergehen koͤnnen! wie haͤtte man die Chriſtenheit durch das gantze Pabſtumb mehr ſchaͤnden und verbannen / und hergegen den Tuͤrcken / als einen allgemeinen und allbekanten Feynd der gantzen Chriſtenheit hoͤher heben und loben koͤnnen? und haben ſie bey ihren Zu - hoͤreren mit dieſem Tuͤrckiſchen placebo ſo viel außgericht / daß allbereit gelehrte und ungelehrte Lutheraner ſich unverholen hoͤ - ren laſſen / man habe ſich vorm Tuͤrcken nicht zu foͤrchten / es ſeye viel beſſer und leydlicher underm Tuͤrcken / als neben den Papiſten und Paͤbſtiſchen Chriſten zu ſeyn und zu leben.

Fuͤrwahr wan man ſich nun noch dieſer Zeit nach Luthers / Schmidels / Utzingers / und dieß Leders mitſtimmenden Praͤdican - ten / obangeregter Meynung verhalten undE 2re -100Guͤldenes Schwerd. regulieren wolte / ſo muͤſten die Obriſten und Hauptleuth nothwendig eine Veſtung nach der anderen / und ein Land nach dem anderen dem Tuͤrcken verrahten und ein - raumen. Aber das beſte iſt / daß viel redli - eher und ritterlicher Obriſten / Hauptleuth und Kriegs-Soldaten vorhanden / welche / ob ſie gleich auß Unwiſſenheit ſich zur Lu - theriſchen Opinion noch zur Zeit bekennen / dannoch in ſolchen groben Stuͤcken / we - der dem Luther noch anderen Sectiſchen Praͤdicanten Beyfall thuen / ſonderen den gantzen weit außſehenden Handel mit mehrer Vernunfft conſideriren und erwe - gen / und nach alter angebohrner Teutſcher Redlichkeit neben anderen Chriſten wider den Tuͤrcken / ihr eygen Leib und Leben / Gut und Blut darſtrecken / und alle moͤgliche Huͤlff / fals noͤhtig / erzeigen.

Wie dan nit weniger die anſehliche Reichs-Staͤtt und hochloͤblichſte Fürſten bey damahligen Tuͤrckiſchen Empoͤrungen und Kriegs-Trubelen mit ſtattlicher Huͤlff / Contribution, Wehr / Wapffen / Roß und Mann nach alter Teutſcher und Chriſtli - cher Dapfferkeit ihr beſt gethan: deſſen ſie einen ewigen Preyß und Rhum bey dergan -101Guͤldenes Schwerd. gantzen Chriſtenheit verdient / und wuͤrdig / fuͤr welche das allgemein und heilige Ge - bett und Fuͤrbitt gegen Gott nimmermehr feyre / damit ſie zu vollſtaͤndiger Erhebung aller Gnaden und Erkandtnus aller War - heit gelangen / und eins ſehen moͤgen / daß Lu - ther ſambt ſeiner frechen und Pabſthaͤſſigen Poſteritaͤt nit allein in dieſem / ſondern auch in anderen und zwar fuͤrnembſten Haupt - Stuͤcken der heiligen allgemeinen Reli - gion / gantz unſinnig auß dem Geſchirꝛ ge - ſchlagen.

Ja / wiewohl es den Luther ſehr verdroſ - ſen / daß die Roͤmiſche Paͤbſt dem Türcken ſo hefftig zuwider / ſo hat doch daß natuͤr - lich einfaͤltig Recht und Redlichkeit ſo viel vermagt / daß auch die Lutheriſche Solda - ten / ſo der Zeit wider auß Ungarn herauff gezogen / allenthalben / wo man ſie gefragt / wie es in Ungarn zugangen / under anderen (wie obgemelter M. Conradus Andreæ deſſen ein lebendiger Zeug iſt) geſagt: Der fromme Vatter Pabſt hat groſſe Huͤlff erzeigt. Wan der fromb Vatter Pabſt nit waͤre geweſen / haͤtten wir groſſe Noth leyden muͤſſen. Gott vergelts dem guten frommen Vatter Pabſt /E 3er102Guͤldenes Schwerd. er hat warlich das beſte gethan / der gute fromme Vatter Pabſt. Solte Lu - ther der Zeit noch gelebt haben / er haͤtte dieſe Lutheriſche Soldaten in Bann ge - than / und ſie wider abſolviren noch abſol - fuͤnffen laſſen / haͤtte ihme ohne das Lutheri - ſche Abend-Eſſen ſterben muͤſſen.

Was bedarffs aber ſo vieler Wort? Lu - ther ſambt ſeinen ſchwaͤrmiſchen Praͤdi - canten habens in obangezogenen ihren Tuͤrckiſchen Brocken Teutſch gnug er - klaͤrt / daß ſie in ihrem Affengelio / und der Mahomet in ſeinem Alcoran ihre Haͤfe - lein biß dato zuſammen getragen / das / ſag ich / Lutheriſch oder Calviniſch ſeyn / in der That ſo viel ſeye / als Tuͤrckiſch / und Zufolg obgeſetzter Lutheri eygener Bekaͤndtnus Teuffeliſch ſeyn. Was geduͤnckt euch dan? Welches iſt beſſer: Tuͤrck oder Teuffel? Lu - theriſch oder Calviniſch? Welcher Weg iſt richtiger zur Hoͤllen / der Tuͤrckiſch Alco - ran / oder die Ketzer Bahn? Meines erach - tens ſoll ein Teuffel wie der ander ſeyn / ein Weg ſo richtig zur Hoͤllen als der ander / dan bey keinem eine Einigkeit der Lehr / folg - lich keine wahre Kirch und Seeligkeit Platz haben mag; und damit meyne ich / daß ewereer -103Guͤldenes Schwerd. erſte leere Einſtroͤwung ſattſam beantwor - tet habe.

Ein anderes / ſo faſt laͤcherlich / ſtroͤwen ſie alſo ein: Jhr Roͤmiſch-Catholiſche ſeyd ja ſelbſt uneinig in der Lehr und Kirchen - Ceremonien: in der Lehr zwar: dan ewer Cyprianus bey vorigen Zeiten gelehrt hat / daß die Kinder / ſo von denen Ketzeren ge - taufft worden / wider getaufft werden muͤ - ſten / welche Lehr aber Auguſtinus und an - dere Catholiſche verdammen. Und wie zer - beiſſen ſich bey jetzigen Zeiten nit die Sco - tiſten / Thomiſten und Jeſuiter? in den Kir - chen Ceremonien aber: weilen ihr eine ande - re Manier habt zu faſten in Teutſchland und Spanien / als in Jtalien; eine andere in Maͤyland als zu Rom; eine andere Meeß zu leſen / und die Sacramenta zu adminiſtri - ren in Orient / als in Occident; eine andere den Dienſt Gottes zu verrichten und zu ſin - gen / andere Regulen und Statuten in dieſem als jenem Cloſter; und dergleichen mehr / warauß warlich keine Einigkeit behauptet werden mag.

Antwort: Jhr haͤttet auch ſollen hinzu ſetzen / was Domin. mich: In reſponſ. ad Mi - niſtromach. geſchrieben / nemblich / daßE 4die104Guͤldenes Schwerd. die Papiſten ſich untereinander ſtrei - ten / ob ein Muͤnch mit der Kappen ſolle begraben werden: ob den Franciſ - caneren zugelaſſen ſeye mit Gelt umb - zugehen: ob ein Diaconus, in Gegen - wart deß Biſchoffs / den Epiſtel mit heller Stimm ableſen ſolle: wer den vornehmeren Orth oder Stuhl haben ſolle. Jtem was ewer Schmidel vermel - det / daß nemblich ein Münch einen weiſ - ſen / der ander ein ſchwartzen Habit trage einer Fleiſch / der ander Fiſch eſ - ſe / einer ein Schneider / der ander ein Schuſter / einer ein Leinen-der ander ein Wuͤllen-Weber ſey / ꝛc. ſihe / ſagt dieſer Schmidel / wie ſeynd dieſe Papi - ſten ſo einig.

O ihr Narren-Koͤpff! iſt das von den H. Sacramenten / von der Tauff / Abend - mahl / und Beicht / von der Prieſterlicher Weyhung und Keuſchheit / von dem H. Meeß Opffer / und guten Wercken / vom Fegfewr und Ablaſſen / ꝛc. und zwar mit ſo ungewaſchenen Maͤuleren / als eben ihr Ke - tzer untereinander thuet / gezancket? ey ſchaͤ - met euch doch dergleichen Außfluͤchten.

Was angehet die eingeſtroͤwete Unei -nig -105Guͤldenes Schwerd. nigkeit der Lehr bey uns Catholiſchen / ſte - hets einem jeden frey zu lehren und zu hal - ten / wie und was er wolle / in denen Sa - chen / ſo oder von der Kirchen zu glauben annoch nit vorgeſtelt / oder in goͤttlicher Schrifft nit offenbahret ſeynd / und alſo ware zu Zeit deß H. Cypriani dieſe Strei - tigkeit vom Widertauff der Ketzer annoch nit decidirt und auffgehoben: in denen Ar - ticulen aber / ſo jetzt decidirt / und alle zu glauben vorgeſtellet / iſt in der gantzen Roͤ - miſchen Kirchen eine unzerbrochene Ei - nigkeit.

Daß aber die Thomiſten / Scotiſten / und Jeſuiter in einigen Sachen / ſo doch keine Glaubens-Articulen ſeynd / ſtreitig und verſcheidener Meynungen ſeyen / und daruͤber offentliche Diſputationes halten / kan der Einigkeit der Roͤmiſchen Kirchen mit nichten præjudicirlich ſeyn / maſſen ſie auff dieſe Weiß die annoch etwa verborge - ne Warheiten deren Sachen beſſer durch - gruͤnden und an das Liecht bringen.

Jn denen Kirchen Ceremonien / worin die Subſtantz der wahren Religion beſte - het / ſeynd ebenfals die Roͤmiſch-Catholi - ſche gantz einig; und daß die Manier zu faſtenE 5nach106Guͤldenes Schwerd. nach Brauch und Gewohnheit der Orther etwa unterſcheyden ſeye / thut nichts zur Sach / dan der Lateiner ſagt: Si fueris Ro - , Romano vivito more; Si fueris alibi, vivito ſicut ibi. Biſtu zu Rom / ſo lebe Roͤmiſch; biſtu anderſtwohe / ſo lebe wie dahe.

Was ihr letztlich gegen die Einigkeit der Cloſter-Geiſtlichen einſtroͤwet / iſt ein nich - tiges Spinnen-Geweb / und keines Ant - wortens werth.

Sechſte Frag.

Ob die wahre Kirch muͤſſe heilig ſeyn?

DAs zweyte Kenn-Zeichen der wahrer Kirchen iſt die Heiligkeit / wie dan un - ſer Gegentheil ſelbſt in ihrem Symbolo an eine heilige Kirch glaubet; iſt derohalben die

Antwort.

D die wahre Kirch heilig ſeye. Alſo bezeugts der Apoſtel / Epheſ. 5. v. 25. Chriſtus hat die Kirch geliebt / und ſich ſelbſt für ſie geben / auff daß er ſie heiliget / und hat ſie gereiniget durchden107Guͤldenes Schwerd. den Waſſer Tauff im Wort deß Le - bens. Jtem der H. Joannes in ſeinen heim - lichen Offenbahrungen / allwohe er geſehen hat eine newe heilige Statt vom Himmel herab ſteigen / das iſt / eine newe Kirch / ſo Chriſtus unſer Herꝛ und Heyland im newen Teſtament auffgerichtet / und mit ſeinem allerheiligſten Blut geheiliget / und derhalben an unterſchiedlichen Oertheren in goͤttlicher Schrifft dieſelbe eine heilige / reine / ſchoͤne / vollkommene / außer - woͤhlte / ꝛc. Freundin / Braut / Taube / ꝛc. genennet hat. Und wer will die jenige Kirch nit heilig ſprechen / deſſen Haupt und Stiff - ter iſt der jenige / welcher heilig uͤber alle Hei - ligen / und die Heiligkeit ſelbſten iſt. Dieſe Heiligkeit der wahren Kirchen iſt vornemb - lich vierfach / nemblich Heiligkeit der Lehr / deß Lebens und der Sitten / der Religion oder goͤttlicher Verehrung / und der Mira - culen. Daß nun dieſelbe in der Roͤmiſch - Catholiſcher und nit in einer Lutheriſcher oder ſonſt Uncatholiſcher Kirchen gefunden werde / will kurtz-und oͤrdentlich beweiſen / und zwar

Erſtlich iſt in der Roͤmiſchen Kirchen die Heiligkeit der Lehr / als welche vor -E 6nemb -108Guͤldenes Schwerd. nemblich beſtehet in den Canoniſchen Buͤ - cheren deß alten und newen Teſtaments / in Erklaͤrungen der allgemeinen Conci - lien / in ſchrifftlichen Antworten der Roͤmi - ſchen Pabſten / in den Buͤcheren der H H. Vaͤtteren / in den Schrifften und Außle - gungen der Kirchen-Lehrer und hochge - lehrter Theologen / in den Regulen der hei - ligſten Maͤnner / womit ſie den Weg zur Vollkommenheit gelehret / und einige H H. Orden geſtifftet haben: was findet ſich hier - innen anders als eine reine und heilige Lehr? worinnen nemblich das Gemuͤth in der wahrer Erkaͤntnus Gottes unterwieſen / zur Lieb der goͤttlicher Dingen angeſporret / von den Laſteren und Unthaten abgeſchre - cket / zu den Tugenden und guten Wercken angelocket / die Religion und Andacht in den Gottes-Haͤuſeren die Liebe in den Ge - meinden / die Gerechtigkeit in den Gerichte - ren und Contracten befürdert / die Unter - thanen der Obrigkeit unterworffen / die Ehrbahrkeit der Sitten / Keuſchheit deß Le - bens / die Wuͤrdigkeit deß Jungfraͤulichen Stands geprieſen / und alle Lehr nach dem Richtſchnur deß H. Evangelii und goͤttli - chen Worts / und nach dem Exempel / Lebenund109Guͤldenes Schwerd. und Lehr Chriſti gerichtet / alles / was ehr - bahr / der Vernunfft gleichfoͤrmig / zur Ver - ehrung Gottes und Erreichung eines heili - gen Lebens fuͤglich und bequaͤm ſeyn mag / gelehret wird; unter anderen zwarn / daß man vom Boͤſen abſtehen / und Guts thu - en muͤſſe; alſo / daß nit weniger vor die gute Wercken ein ewiger Lohn / als vor die boͤſe eine ewige Straff nach dieſem Leben zu gewaͤrtigen haben. Daß keiner zum Boͤſen genoͤhtiget werde. Daß die Haltung deß goͤttlichen Geſaͤtzes / ſo uns als ein ſuͤſſer Joch und leichte Buͤrde von Gott auffge - legt / nit unmoͤglich ſeye. Daß Gott kein Urheber oder Urſach unſerer Suͤnden und Untergangs ſeye / ſonderen dieſes dem boͤſen und verkehrten Willen deß Menſchens allein zugemaſſet werden koͤnne / ꝛc. Ja / ja / alle / alle Canones und Satzungen Rech - tens und der Concilien haben ihr Abſe - hen dahin / damit die Laſteren außrupffen / und die Tugendten / ſonderlich aber im geiſtlichen Stand / einpflantzen; Alſo / daß kein Zweiffel daran / der jenige ein frommes / gottsfoͤrchtiges / reines und heiliges Leben fuͤhren werde / der ſeinen Wandel und Sit - ten nach dem Richtſchnur der CatholiſcherE 7Lehr110Guͤldenes Schwerd. Lehr und Satzungen einrichten wird.

Zweytens behauptet die Heiligkeit die - ſer Lehr in der Roͤmiſchen Kirchen die Hei - ligkeit der Authoren und Lehr-Meiſteren / welche ſeynd erſtlich Gott ſelbſt und Chriſtus unſer Herꝛ und Heyland im alten und newen Teſtament: Zweytens die hei - lige Catholiſche Kirch / in den allgemeinen Conciliis verſamlet: Drittens die hoͤchſte Kirchen-Praͤlaten und Statthalter Chri - ſti / deren viele nit allein an Heiligkeit ihres Ampts / ſonderen auch deß Lebens und der Sitten geleuchtet haben: Viertens die er - leuchteſte Vaͤtter und Kirchen-Scriben - ten / welche Tag und Nacht in dem Geſaͤtz deß Herren ſtudieret / und ihre hohen Wiſ - ſenſchafften mit ſchoͤnſten Tugendten ver - einiget haben. Fünfftens die Stiffter der H H. Orden / deren Lehr der hoͤchſte Gott mit vielen und groſſen Wunder-Wercken und Miraculen / die er zum Zeichen der Warheit gewircket / canoniſirt und geheili - get hat.

Drittens. Kans nit ohn ſeyn / daß dieſe Heiligkeit der Lehr in der Roͤmiſchen Kir - chen ſeye / welche ſo viele heilige Maͤnner / ſo groſſe Freund Gottes (welche er in undnach111Guͤldenes Schwerd. nach dem Leben mit denckwurdigſten Mi - raculen geehret) in ihrem mütterlichem Schooß aufferzogen und ernehret: gantze Koͤnigreicher / Provintzen / und Laͤnder zum wahren Dienſt Gottes und Glauben Chri - ſti durch ihre Apoſtoliſche Geſandten und Prediger gebracht hat.

Letztlich kan ein vernuͤnfftiger Unca - tholiſcher die Heiligkeit der Lehr in Roͤmi - ſcher Kirchen leichtlich abnehmen darauß / daß dieſelbe allein wider die Feynde der Warheit ſtreite / die etwa anwachſende Ke - tzereyen und Jrꝛthumben / vermittels deß Paͤbſtlichen Stuhls und der allgemeinen Concilien verdamme und außruͤpffe: wel - ches keine Lutheriſche oder Calviniſche Sect jemahlen thuen koͤnnen.

Nun laſt uns das Blaͤtl einmahl umb - drehen / und zuſehen / was fuͤr eine Heilig - keit der Lehr ſeye bey euch Lutheraner / Cal - viniſten / und fort anderen / ſo von der Roͤ - miſcher Kirchen abgewiechen; ſagt an meine Herren / woher hat ewere Lehr ſeinen An - fang genohmen? Welche ſeynd ewere Au - thores und erſte Lehr-Meiſter? allermaͤn - niglichen iſt es bekant / daß ihr allen eweren Wuſt / und (haͤtte bald geſagt) Teuffels -Dreck112Guͤldenes Schwerd. Dreck von ewerem Calvino / Luthero / Zwinglio / und deroſelben Diſcipulen ge - erbet und hergenohmen / welche wie heilig und ſittſam gelebt haben / iſt ſattſam und mercklich darauß zu ſchlieſſen / daß ihr euch ihres Nahmens ſelbſt ſchaͤmet / weilen ihr nit Lutheriſch - oder Calviniſche / ſonde - ren ins gemein Proteſtantes oder Evange - liſche wollet genennet werden. Jm Jahr 1617. welches ware das hunderſte Jahr ewe - res Luthertumbs / hat Joannes Georgius Hertzog in Sachſen eine guͤldene Muͤntz ſchlagen / und darauff mit groſſen Litteren ſetzen laſſen dieſe Woͤrter: Sæculum Luthe - ranum anno 1617. Ewer Cluverius aber und ihr ins geſambt aͤnderet das Wort: Luther anum und nennet es Sæculum E - vangelicum, warlich eine ſchoͤne und laͤ - cherliche Enderung / womit ihr nemblich be - kennet / daß ewer Evangelium erſt von einem Sæculo, von hundert Jahren her ſeye; kan alſo kein Evangelium Chriſti ſeyn / wel - ches ſchon ſechszehn hundert Jahr ohnge - fehr zuvor von Chriſto / deſſen Apoſtolen und Evangeliſten / ſo ſchrifft-als muͤndlich ge - prediget und verkuͤndiget geweſen; ſonderen es muß ſeyn das fünffte Evangelium / dasEvan -113Guͤldenes Schwerd. Evangelium der Welt / deß Fleiſches / und deß Geiſt der Finſternuͤſſen.

Wollet ihr aber / wie ſonſten pfleget / all - hier einſchnaltzen / ob ſolle ewere Lehr aͤlter ſeyn als Calvinus und Lutherus, ſo entſte - het abermahl die Frag / wer dan derſelben erſter Urheber und Anfaͤnger ſeye? weder Chriſtus / weder ein Apoſtel / weder ein E - vangeliſt; wer dan? lauter heilig - und ſittlo - ſe / von der Catholiſchen Kirchen ſchon laͤngſt zuvor verdamte Ketzer / auß deren Krahm ihr ewere Wahren eingekaufft; dan ihr verwerffet die Paͤbſtliche Gewalt und Au - thoritaͤt: haben daß auch nit die Arianer / Novatianer / und / weiß nit / welche Ketzer ge - than / die ſich gleich wie vom Leib / alſo auch von dem Haupt der Kirchen abgeſondert haben? Jhr verachtet das Gebett vor die Abgeſtorbene: hat daß auch nit der Ertz - Ketzer Aërius gethan in dem vierten Sæcu - lo, welcher / wie der H. Epiphanius meldet / das Verlangen der H. Monicaͤ / man moͤch - te nemblich am Altar ihrer Gedaͤchtnus halten / vor ein nichtiges Weiber-Werck gehalten hat? Jhr verſpeyet das Faſten / die Ceremonien und Feſtaͤge unſerer Kir - chen / und thuet derohalben alles / was der -ſel -114Guͤldenes Schwerd. ſelben hierinfals zuwider ſeyn mag; woran einmahlen ſo gar auch ein Lutheriſcher ſich hoͤchſt geaͤrgert hat / welcher (wie Jo. Barel. in Paræn. erzehlt) da auff den H. Char - freytag / an welchem die Glaubige das Ley - den Chriſti mit tieffeſter Andacht betrach - ten und verehren / eine Kirch in Engelland vorbey kommen / und / weilen einen Praͤdi - cant auff der Cantzel geſehen / auß Andacht in die Kirch gangen ware / umb etwas vom bitteren Leyden und Todt Chriſti zu hoͤren / hingehen gehoͤrt hat / daß der gottloſe Praͤ - dicant von der Hochzeit in Cana Galilaͤa auff der Cantzel redete / damit alſo ſeine Zu - hoͤrer von der aberglaubiſchen Traurig - und Bußfertigkeit der Papiſten abhalten moͤgte: haben das auch nit die Aërianer ge - than / von welchen obgemelter H. Epipha - nius alſo ſchreibt: Jn den Oeſterlichen Tagen aber / an welchen wir auff der Erden ſchlaffen / unſeren Leib caſteyen und abtoͤdten / ꝛc. ſchlemmen und praſ - ſen ſie (die Aërianer) vom frühen Mor - gen an / fuͤllen ihren Bauch mit Fleiſch und Wein / lachen / ſpotten / und ver - ſpotten die jenige / welche die Oſter - Woche in ſo heiligen Werth halten. Jhr115Guͤldenes Schwerd. Jhr trettet mit Fuͤſſen die Reliquien der Heiligen / hat das auch nit Vigilantius ge - than? Jhr haltet nichts von der Jungfrau - ſchafft: hat das auch nit Jovinianus gethan? Jhr ſagt / daß die gute Wercker zur See - ligkeit nit nothwendig / ſonderen der alleine Glaube darzu gnug ſeye: haben das auch nit die Eunomianer und Simon Magus ge - ſagt? Jhr verwerffet die Traditiones, und haltet euch bey der alleinen Schrifft: haben das auch nit die Erbfeynde der Kirchen Ari - us, Neſtorius, Eutyches und Dioſcorus ge - than? Jhr habt auß der Zahl der ſieben H H. Sacramenten die Firmung / die Buß / und andere Sacramenta mehr außge - muſtert: haben das auch nit die obgeſagte Novatianer gethan? Jhr verlaͤugnet die wuͤrckliche Gegenwart Chriſti im Sacra - ment deß Altars: hat das auch nit Beren - garius gethan? Jhr haltet darfuͤr / daß die vorhin ſichtbahrliche Kirch nach mahlen un - tergangen ſeye: haben das auch nit die Do - natiſten gethan?

Mein / was herꝛliche Authores und An - faͤnger ewerer Lehr habt ihr! lauter von der Kirchen verdamte Ketzer / Berengario allein außgenohmen / welcher im Jahr 1059. unterdem116Guͤldenes Schwerd. dem Pabſt Nicolao dem zweyten / und 1079. unter Gregorio dem ſiebendten ſeine Ketzerey oͤffentlich abgeſchworen; und von wem wollet ihr endlich den Anfang ewerer Lehr hernehmen / als vom Geiſt deß Jrꝛ - thumbs und der Luͤgen / wie dieſes der H. Polycarpus recht und woll erkennt hat / welcher dem Marcioni, als derſelb ihme be - gegnet / und gefraget: Kenneſtu uns: ge - antwortet hat: Jch kenne den Erſtge - bohrnen deß Teuffels. Ewer Luther be - kennt von ihm ſelbſt / daß er vom Teuffel angetrieben worden die Meeß zu beſtrei - ten / ja ein General und gemeiner Teuffel von Gott erweckt ſeye / Tom. 6. Jhen fol. 360. b. Ebener maſſen bekennet Zwinglius von ſir ſelbſt / Lib. de ſubſid. Euch. Daß er in einem Traum ſeye gelehret worden / wel - cher Geſtalt er gegen die Gegenwart Chri - ſti im Abendmahl ſtreiten ſolte / von einem Geiſt / welcher ob weiß oder ſchwartz gewe - ſen / wiſſe er ſich nit zu erinneren: daß es aber ein ſchwartzer Geiſt (der Teuffel) geweſen / bezeugt Luther in ſeinen Tiſch-Reden / fol. 261. allwo er alſo ſpricht: Unter uns (Lu - theriſchen) iſt keiner / der nicht offt und dick / mit falſchen Gedancken / ꝛc. vomTeuf -117Guͤldenes Schwerd. Teuffel bezaubert wird. Und wan ich die Sach bey der Kertzen beſehe / ſo biſtu Zwingl der ſchwartze Geiſt (der Teuffel) ſelbſt / wie abermahlen Luther oͤffentlich bekennet / Tom. 2. Witt. fol. 156. a. mit dieſen Worten: Wiewoll ich nun allen Bau - ren und ſchwaͤrmiſchen Praͤdicanten weit vorkommen / und zum General und gemein Teuffel erweckt bin / ſo verhoffe ich doch / ermeldte Praͤdi - canten als Carlſtadt / Zwingl / ꝛc. ſollen mit dem Titel auch woll zu frieden ſeyn / daß ich ſie ſchwartze und ver - zweiffelte Teuffel genent hab. Jtem / Tom. 2. Witt. fol. 48. a. gibt er Luther allen ſeinen Diſcipulen und Bruͤtlingen Oeco - lampadio, Zvvinglio, &c. ſo jetzo uͤber den Meiſter / und gaͤhling NB. zu himmliſchen Propheten worden / dieſe kraͤfftige Zeug - nus / daß ſie voller Teuffel ſeynd. Jtem / daß ſie weder Schrifft / noch Wunder - Zeichen haben / und in dieſen zweyen Stuͤcken bey ihnen ein Teuffel wieder ander iſt. Tom. 2. Witt. fol. 164. a. Daß ihr Maul und Hertz alles verteuffelt / einteuffelt / durchteuffelt / uͤberteuf - felt. Daß alle ſeine Juͤnger / und deß Luthe -riſchen118Guͤldenes Schwerd. riſchen Cartummels Fortpflaͤntzer in ih - rem Leib einen lebhafſtigen Teuffel tragen: Dem Teuffel als ihrem Für - ſten / Koͤnig und Gott unterworffen ſeyen / Tom. 2. Witt. fol. 226. b. Daß nun auch Calvinus und ſeine Mithetſcher mit dieſer Teuffliſcher Zunfft intereſſirt ſeyen / erklaͤren gantz deutlich Florimundus - mundus und Hieronymus Bolſecus, welche der guͤnſtige Leſer durchblaͤtteren kan.

Wer will dan ewere Lehr fuͤr eine heili - ge Lehr halten duͤrffen / welche nemblich nit von Chriſto / nit von den Apoſtelen und derſelben Succeſſoren / nit von der allgemei - nen Kirchen / ſonderen von privaten / gott - loſen / an keiner Heiligkeit der Sitten oder Miraculen leuchtenden / durch den Geiſt der Hoffart und deß Fleiſches vom Leib der wahren Kirchen abgeſoͤnderten und ver - dambten Authoren / ja vom Teuffel ſelbſten hergenohmen?

Nun von der Lehr ſelbſten zu reden / wird ein vernuͤnfftiger Leſer leichtlich ſchlieſſen koͤnnen / daß die jenige Lehr keine heilige Lehr ſeyn kan / welche nit allein den Dienſt Gottes verkleinert / und die Glaubige von ſelbigem gewaltthaͤtiger Weiſe abhaltet /ſon -119Guͤldenes Schwerd. ſonderen ſo gar auch die goͤttliche Majeſtaͤt ſelbſten Teuffliſcher Weiſe angreifft und laͤſteret: daß aber ewre Calviniſch - und Lu - theriſche / fort aller Uncatholiſchen Lehr die - ſes thue / gibt leyder! die Erfahrnus; dan / als viel den Dienſt Gottes betrifft / gehoͤren vor - nemlich zu ſelbigem die H H. Sacramenten und Sacrificien: das alte und newe Teſta - ment: die Geluͤbden der Welt - und Cloͤſter - Geiſtlichen Perſonen / und derſelben Taͤg - und Naͤcht-Choͤr - und Lob-Geſaͤng: die offentliche Bitt - und Wallfahrten / Pro - ceſſionen und Bruderſchafften / und der - gleichen Andachten mehr / womit der hoͤch - ſie Gott gelobt / geprieſen und verehret wird: Jhr aber habt die Zahl der H H. Sacra - menten zimblich abgekuͤrtzt / und das aller - heiligſte Meeß-Opffer gaͤntzlich abge - ſchafft; Jhr habt auß goͤttlicher H. Schrifft einen faſt mercklichen Theil auß - gemuſtert und abgedanckt / wie an gehoͤri - gem Orth anzeigen werde; Jhr werffet die Gott-verlobte Perſonen auß denen Clau - ſuren und Cloͤſteren / beraubet dieſelbige ihrer gottſeeliger Fundationen / Legaten / Gott gewidmeten Rhenten und Guͤteren / haltet die Geluͤbdten fuͤr ein Gelaͤchter undAber -120Guͤldenes Schwerd. Aberglauben / die Proceſſiones und Wall - fahrten fuͤr ein heydniſch-unnuͤtz Werck; Jhr habt alle Brevier / Diurnal / Miſſal / alle ſieben Tag Zeiten / Metten / Laudes / Prim / Tertz / Sext / Non / Veſper / Com - plet (ob gleichwoll in ſolchen goͤttlichen Aempteren und Buͤcheren nichts als lauter Pſalmen / lauter Lob / lauter Gebett / Hym - ni, Propheceyen / Epiſtelen / Evangelia / ja das alt und new Teſtament / ſambt der H H. Vatter Außlegung / und dreyen Haupt Symbolis) nichts deſto weniger al - les / alles fein ſauber und murtz abgeſchafft und außgemuſtert / ſagend / dieſer Gottes - Dienſt ſey nichts anders / als ein lauteres Geplerꝛ / Geheul / Gethoͤn / Murlen / Brum - len / Murren / Kurren / Schnarren / Kirren / Plerren / Plecken / Bloͤcken / Boͤlcken / Plap - peren / Proplen / Preoplen / Klingen / Klen - gen / Blaſen / Schreyen / Außhalten / Auß - doͤnen / ein Jaͤgergeſchrey / ein Marter / ein wuͤſt Meer / ein Mordgewaͤſch / ein Stock - meiſterey / ein Plapperwerck / Plauder - werck / Bucken / Neygen / Narrenwerck / Faſtnachtſpiel / Bingeſchwaͤrm / Froͤſchge - kaͤcke / Gaͤnſeziſchen / ꝛc. alle / alle alte An - dacht / Muͤncherey / Gottes-Dienſt / Ge -luͤbd /121Guͤldenes Schwerd. luͤbd / haͤren H[em]bder / und dergleichen heilige Buß-Wercker verſpeyet ihr und trettet mit Fuͤſſen / der (unfeſter und faſt ge - faͤhrlicher) Meynung: Jhr koͤnnet mit lau - ter Malvaſier trincken Gott beſſer gefallen / und ſeelig werden / als die Papiſten mit al - len ihren Buß-Wercken; gleich dan ewer Luther ſpricht in ſeiner Kirchen-Poſtill / fol. 63. Alle Prediger treiben den Narren im Advent / wie man den Weg deß Herren bereiten ſoll / mit betten / faſten / Leib caſteyen / ꝛc. es muß eine geiſtliche Bereitung ſeyn / die ſtehet in dem / daß du und alle deine Werck nichts ſeyeſt. Das heiſcht den Weg recht bereiten / wan du ſchon dieweil nichts thaͤteſt als lauter Malvaſier trincken / auff Roſen giengeſt / und nit ein Wort bet - teſt. Nun urtheile du einmahl ſelbſt mein Chriſtlicher Leſer / ob dieſe Lehr dein Lob / Ehr und Dienſt Gottes / wie eine heilige Lehr thuen muß / befuͤrdere / vermehre und Hand habe; Jch zweiffele nit daran / du werdeſt von ſelbiger das Gegenſpiel ſchon laͤngſt gefaſſet / und die Raitung bald ge - macht haben / daß ſie eine Lehr ſeye / die nit allein Gott umb ſeine gebuͤhrende Ehr / LobFund122Guͤldenes Schwerd. und Dienſt / ſonderen auch nach Luthers ſelbſt eygener Bkeaͤndtnus / unzahlbare Bauren (auch woll Edelleuthe / Fuͤrſten und Koͤnigen) umb Leib / Leben / Gut / Ehr / Seel und Seeligkeit bringe. Und wer iſt ſo blind / der nit mit Haͤnden und Füſſen greiffen koͤnne / daß ewere Lehr die goͤttliche Majeſtaͤt laͤſtere / und deroſelben unendli - cher Guͤte / Allmacht / Heiligkeit und ande - ren deroſelben Attributen hoͤchſt praͤjudicir - lich ſeye / unter anderen nemblich lautet ſie alſo / daß Gott ein Schoͤpffer aller Suͤn - den / und der jeniger Verſuchung / welcher ſich der Sathan und die gottloſe Moͤrder wider Chriſtum bedienet haben / ein Urhe - ber geweſen ſeye. Daß Gott einige Gebott aufferlegt habe / die unmoͤglich zu halten: daß die Bibel (welche doch allein ewer Glau - bens-Regul ſeyn ſoll) nit durchgehendts Gottes Wort / ſonderen ungewiß / voller Fehler und Unwarheiten ſeye: daß Gott einige Menſchen zur Suͤnd und ewiger Verdamnus erſchaffen habe: daß Gott der Vatter halbmaͤchtig ſeye / weilen ihme un - moͤglich beſchehene Ding unbeſchehen zu machen / und zu verſchaffen / daß ein naturli - cher Leib in ſeinem Weſen auff einmal an vielOr -123Guͤldenes Schwerd. Orten ſeyn koͤnne: daß zwen Goͤtter ſeyen: der alte / ſo von Ewigkeit her Gott geweſen iſt und bleibt: der Junge aber ſey die Menſchli - che Natur Chriſti / welche mit den goͤttlichen Eygenſchafften begabt / und alſo zu einem Gott gecroͤnt und erhoͤcht worden: daß die Menſchheit Chriſti nit allein zur rechten Hand Gottes ſitze / ſonderen ubique, uͤber - all / in Laub und Graß / ovibus und bovi - bus lebhafftig gegenwaͤrtig und vorhanden ſeye. Daß Chriſtus ſeiner Menſchheit nach ein grober Ignorant, und unſere Perſon angenohmen habe / damit er ein Suͤnder und deß Fluchs ſchuͤldig wuͤrde: daß alle Propheten in ihrem Geiſt vorgeſehen ha - ben / Chriſtus wuͤrde der aͤrgſte Boͤßwicht / Moͤrder und Todtſchlaͤger / ꝛc. werden / und derohalben als der groͤſte und eintzige Suͤn - der auff Erden der Tauff meiſtens noͤhtig gehabt habe: daß darumb die Sonn am Himmel verfinſtert worden / damit Chri - ſtus ſehen ſoll / daß ihn Gott dermaſſen ver - laſſen / daß er ihme des Tags-Liecht nicht mehr vergünt / als der nicht werth ſeye / daß ihn die Sonn anſcheinen ſoll: daß Chriſtus zur Zeit ſeines Leydens nichts verdienet / ſo gar ihm ſelber nichts auß lauter AnfechtungF 2an124Guͤldenes Schwerd. an unſer Heyl nit gedacht / erſtarret / ver - zweiffelet / und nit allein unter Pontio Pi - lato / ſonderen auch unter dem Teuffel und ſeiner Mutter gelitten habe: daß ſo wenig nach dem Grab Chriſti zu fragen / als nach den Schweitzer Kuͤhen; Pfuy Teuffel / die Feder ſchaͤmbt ſich in ſolchem Wuſt und Grewel laͤnger auffzuhalten; Du mein gottliebender Leſer / mache abermahlen all - hier die Rechnung einmahl uͤber ſothane gottloſe Lehrſtuͤck der Uncatholiſchen / un - gezweiffelt wird das Facit herauß kommen / daß / wan der Teuffel ſelbſt auffs allerteuffe - lichſt reden wolt / ers nit Teuffeliſcher ma - chen / und ſeinen ſtinckenden Ruͤſſel und Rachen wider Gott und Chriſtum Jeſum weiter nit auffſperren koͤnte / als ihr ſchaͤbi - ge Praͤdicanten / ihr Lutheriſche Schwaͤr - mer / ihr Calviniſche Knabatzen / ihr heilig - ſitt - und ehrloſe Gotteslaͤſtere / ihr / ihr ge - ſamte Uncatholiſche; wollet ihr aber uͤber ein oder anderes von angeregten eweren Lehr - ſtuͤcken mich eines Luͤgen ſtraffen / ſolchen - fals kan und will euch dieſelbe ordentlich alle / und deren noch hundert und weit meh - rere / die ich mich ſchaͤme ans offene Liecht zu bringen / vor die Naſe legen.

Jtem125Guͤldenes Schwerd.

Jtem: eine heilige Lehr muß gleichfoͤr - mig und gerichtet ſeyn nach der Lehr deß Evangelii / und dem Leben Chriſti: dieſes aber kan von ewiger Lehr nit geſagt werden; dan Chriſtus / eine Jungfraw auß einer Jungfrawen gebohren / preyſet und re - commendirt die Jungfrawſchafft / ihr aber glaubt und haltet von ſelbiger nichts / ſon - deren es heiſcht beyeuch: Was ein Mann iſt / muß ein Weib haben / was ein Weib iſt / muß ein Mann haben. Chriſtus hat eine freywillige Armuth außerwoͤhlet / und dieſelbe die Apoſtelen gelehrt / die vier - tzig-taͤgige Faſten-Zeit mit ſeinem Exem - pel geheiliget: Jhr aber wollet lieber mit dem Teuffel reich als mit Chriſto arm ſeyn / lieber / auch am Freytag / mit Fleiſch. Eſſen eweren Glauben wacker bekennen / als Fa - ſtag halten. Chriſtus hat befohlen / daß man die Kirch hoͤren ſolle / mit dem Zuſatz: daß / wer deroſelben Praͤlaten und Vorſteher hoͤret / ihnen ſelbſt hore; welcher aber darge - gen thue / fuͤr ein Heyd und Publican ge - halten werden ſolle: Jhr aber lehret / daß die Kirch und deroſelben Praͤlaten nichts zu befehlen haben. Chriſtus ſagt / daß ſein Ge - ſaͤtz ein ſuͤſſer Joch und leichte Buͤrd ſey:F 3Jhr126Guͤldenes Schwerd. Jhr aber ſagt / daß es unmoͤglich ſeye ſelbi - gem nach zuleben. Chriſtus verdammet die jenige / ſo die gute Wercker verabſaumen / und gelobet den barmhertzigen das ewige Leben: Jhr aber ſagt / daß die gute Werck nit noͤhtig / weder nuͤtzlich ſeyen / ꝛc. alles / al - les Chriſto und dem Evangelio grad zuwi - der; ergo kan ewere Lehr keine heilige Lehr ſeyn.

Jtem: eine Lehr / welche in Glaubens - Sachen allerhand irrige Meynung - und Außlegungen wircket / kan keine heilige Lehr ſeyn / maſſen ſie auff ſolche Weiß die Einigkeit deß wahren Glaubens zertrennet / und den Geiſt Gottes ihrem eygenen Geiſt und privaten Kopff unterwirfft; dieß aber thut ewere Lehr / dan deroſelben Fundament iſt allen Ketzeren gemein / dahero nit weni - gere Urſach dieſem als einem anderen bey - zufallen. Frage ich auß euch Proteſtanten / warumb ihr in Außlegung goͤttlicher Schrifft mit der Roͤmiſch-Catholiſcher Kirchen uneinig ſeyet? antwortet ihr: weilen die Papiſten irren / und die Schrifft nit woll außlegen / wir haben den rechten Sinn der Apoſtelen / die Schrifft iſt in ſich klar allen denen / welche ſie woll verſtehen / und außih -127Guͤldenes Schwerd. ihrem Grund außlegen. Haben das auch nit die Arianer geſagt (wider die Roͤmiſch - Catholiſche / ſo gelehrt und biß dato lehren / daß Gott der Sohn einer Subſtantz und Weſens ſeye mit Gott dem Vatter) jenen Textum deß Evangelii vorwendend: Mein Vatter iſt groͤſſer als ich / und ich ſuche meinen Willen mit / ſonderen den Wil - len deſſen / der mich geſandthat. Und welche Ketzerey gebrauchet ſich dieſes Deck - mantels nit / ihren Jrꝛthumb damit zu ver - decken? Wan ihr nun von der Lehr Roͤ - miſch-Catholiſcher Kirchen abtrinnigen wollet / warumb laufft ihr dan mehr nit zu den Arianer / Neſtorianer / Widertauffer / oder anderen Ketzer hin / als zu den Luthera - ner und Calviniſten / ꝛc. ? alle / alle ruffen ja einhellig: die H. Schrifft iſt in ſich hell und klar / bedarff der Papiſtiſchen Außlegungen nit / wir haben die reine und heilige Lehr der Apoſtelen / und deß Evangelii / ꝛc. grad wie ihr; warumb ſolt ihr Lutheriſche oder Cal - viniſche dan mehr die wahre Kirch haben / als jene? das muͤſſe mir vernuͤnfftiglich be - antwortet werden.

Widerumb / eine Lehr / ſo von den guten Wercken ab - und zu allerhand Laſteren undF 4Un -128Guͤldenes Schwerd. Unthaten anlocket / zu allerhand Will - muth / Kuͤhn - und Freyheit zu ſuͤndigen den Zaum ſchieſſen laſſet / kan keine heilige Lehr ſeyn: ob aber ewere Lehr dieß thue / daruͤber will meinen Chriſtlichen Leſer abermahlen ſelbſt urtheilen laſſen auß ob-deducirten und folgenden eweren Lehrſtuͤcken / die un - ter anderen alſo lauten: daß / wer ein recht - ſchaffener und andaͤchtiger Chriſt ſeyn will / der muͤſſe vor allen Dingen wiſſen / daß es nit rathſam iſt viel betten: daß Gott keinem Orth ſo feynd iſt als den Kirchen: daß man kein Vatter unſer recht betten kan / man fluche dan darzu: daß man daran ſuͤndige / auch die Gerechten / ſo offt ſie betten: daß man derowegen alle Brevier und Bettbuͤ - cher abſchaffen muͤſſe: daß niemand heiliger ſey / als was gute grobe ſtarcke Suͤnder ſeyn: daß Ketzerey und Nonnenſchaͤnden ſchlechte Poccatilia ſeyn: daß groſſe Sün - den den Glaubigen nichts ſchaden oder hin - deren koͤnnen / ja fuͤrderlich / und nit ver - damblich ſeyen / dan / wan ich das glaub - te (ſpricht ewer Luther) ſo muͤſte ich auch glauben / daß die gute Werck zur Seeligkeit verdienſtlich waͤren: das glaub ich aber nit / dan gleich wieGott129Guͤldenes Schwerd. Gott ohne Verdienſt ſeelig macht / al - ſo verdambt er auch ohne Verdienſt die / ſo die Verdambnus nit verdienet haben / ſonderen unſchuͤldig ſeyn: Daß Gottes Gebott zu halten unmoͤglich ſeye: ja daß das menſchliche Hertz Gott und ſei - nen Gebotten uͤber alle maſſen feynd ſeyn muͤſſe: ja / daß es nit moͤglich ſeye / daß wir uns der geringſten Suͤnd erwoͤhren moͤch - ten. Daß aber der Prophet David ſo offt ſagt: Legem tuam dilexi: mandata tua di - lexi, &c. das iſt: dein Geſaͤtz hab ich ge - liebt. Deine Gebott hab ich geliebt / ꝛc. Da ſtehe ich Luther / und ſag gut rund: alle die ſagen / ſie haben das Geſaͤtzlieb / die liegen und wiſſen nit was ſie ſa - gen. Alſo mag der Apoſtel und Evangeliſt Johannes ſagen / was er will / da er ſpricht Joan. 5. und ſeine Gebott ſeynd nicht ſchwaͤr. Jch aber und meine Praͤdicanten und Lutheraner ſagen gut rund / daß die Gebott Gottes zu halten unmoͤglich ſeye: daß man ſich zu Empfahung deß heil. Sacraments mit Rew und Leyd / Beicht und Buß nicht ſchicken noch bereiten ſoll / weil es beſſer iſt / daß einer ungeſchickt ſey / als geſchickt und andaͤchtig: daß manF 5mit130Guͤldenes Schwerd. mit lauter Malvaſier trincken Gott beſſer ge - fallen kan / und ſeelig werden / als mit den Papiſtiſchen Bußwercken: daß man bey leib kein Meeß hoͤre: daß man Chriſtum im H. Sacrament bey leib nit anbette: daß man bey leib nit faſte / noch einigen Faſtag halte: daß der allmaͤchtig Gott nicht nach jedes Verdienſt / ſonderen allein nach dem Glauben urtheilen und richten werde / ꝛc. Auß dieſem Rath / Lehr und Exempel Lu - theri und ſeiner Brütlingen muͤſſe ja from - me und andaͤchtige Leuth werden / nit wahr mein Chriſtlicher Leſer? allwo lauter Suͤn - den gelehret / gerahten / und geuͤbet werden! ach daß ſich Gott der Frommigkeit und Andacht erbarme! Wan ein boͤſer Geiſt auß der Hoͤllen kaͤm / und begehrte mehr nit / als daß man ihm in dieſer Inſtruction und An - weiſung beyfallen und folgen wolt / wie koͤnte ein ſolcher boͤſer Geiſt aͤrger und boͤ - ſer ſeyn? Welcher Beelzebub oder Lucifer koͤnt mehr wuͤnſchen oder begehren? was ſag ich? wan ein Engel vom Himmel kaͤm / der mit ſiebenzehn Sonnen bekleydt / und thaͤt ein ſolches Begehren / wer wolt oder ſolt es nit greiffen / daß es der Teuffel waͤre / wan er ſchon noch einmahl / und aber ein -mahl131Guͤldenes Schwerd. mahl mit ſo groſſem Glantz und Zier ge - putzt waͤre? da wuͤrden alle / die nur ein Troͤpfflein Wiſſenſchafft haben von der al - ten allgemeinen Weiß / Andacht / und Got - tes-Dienſt der ſiebenzehen hundert jaͤhrigen Chriſtenheit / mit dem H. Apoſtel Paulo einen ſolchen Engel mit einem doppelten Anathema empfahen / und mit dem Fluch der ewiger Verdamnus abweiſen.

Sagt an ihr Seelen-Verderber: war - um ſolle man das Vatter unſer ohne Flu - chen nit betten koͤnnen? hat dan der himm - liſche Lehr-Meiſter / die ewige Weißheit und Heiligkeit / der hoͤchſte Gott / welcher mich und alle Chriſten dieß allerheiligſte Gebett mit ſeinem goͤttlichen Mund ſelbſt gelehret hat / uns auch Fluchen gelehrt? das zu bejahen waͤre ja eine Teuffeliſche Gotts - laͤſterung.

Wan das Geſaͤtz zu halten unmoͤglich ſeye / wie haͤtte dan Gott / deme unſere Schwachheiten und Kraͤfften gar woll be - kant waren / uns ſolches vernuͤnfftiglich aufflegen und ſagen koͤnnen: Mein Joch iſt ſuͤß / und meine Buͤrde iſt leicht? man legt ja (daß alſo rede) keinem Eſel mehr auff / als er tragen kan.

F 6Wan132Guͤldenes Schwerd.

Wan der alleine Glaub uns den Him - mel auffſperre / und die gute Werck darzu nichts helffen / warumb befilcht dan Gott / daß wir nach denen Tugenden ſtreben / und uns bemuͤhen ſollen / damit durch gute Wercker unſeren Beruff gewiß machen? warumb ſagt dan Chriſtus: Das Gebett iſt gut mit Faſten und Allmoſen geben. Der guts weiß und thut es nicht / dem ſolle es zur Suͤnd gerechnet werden. Ein Baum / der keine gute Früchten beybringt / ſoll abgehawen / und ins Fewr geworffen werden. Das iſt: der Menſch / der keine gute Werck thuet / ſoll ver - dambt werden.

Wan wir zur Suͤnd durch Antreib und Wirckung Gottes genoͤthiget wer - den / und derhalben dieſelbe nichts verdamb - lich ſeye / wie kan dan der jenige Gott die Suͤnd mit dem ewigen Todt ſtraffen / eine Seel / welche ſuͤndigen wird (ſpricht er ja) ſoll deß Todts ſterben.

Wan Gott keinem Orth ſo feynd iſt / als den Kirchen / warumb ſagt er dan: Mein Hauß [die Kirch] iſt ein Bett-Hauß / ein Hauß / in welchem ich gelobt / geprieſen / und verehrt werde? Warumb / ſag ich / hater133Guͤldenes Schwerd. er dan ſelbſt in der Kirchen das Volck ge - lehrt / in der Kirchen das Evangelium ge - pediget / auß der Kirchen die Kaͤuffer und Verkaͤuffer mit einer Peitſchen gejagt / ꝛc.

Wan Ketzerey und Nonnen ſchaͤnden ſchlechte Poccatilia ſeyn / warumb befilcht dan Gott an unterſcheydlichen Qertheren goͤttlicher H. Schrifft / daß man die Ketzer meyden ſoll? Warumb ſoll dan der jenige / der die Geluͤbde der Reinigkeit bricht / die Verdamnus auff ſich laden / 1. Tim. 15. v. 12. Warumb ſeynd dan in goͤttlicher H. Schrifft ſo viele ihrer Hurerey und Un - zucht halben mit dem zeit - und ewigen Todt hingerichtet worden? von dieſen und der - gleichen groben Sotten und Gottslaͤſte - rungen aber wollen wir anderſtwo particu - laͤre Fragen anſtellen.

Was duͤnckt dich nun mein gottlieben - der und geneigter Leſer? wan ich dir auff die - ſe Weiß / wie Luther und Calvinus / zure - den und rathen ſolte: mein Freund / wilſtu ein heiliges Leben fuͤhten / und ein ſeeliges End haben / ſo muſtu in keine Kirchen ge - hen / nichts betten / keine Tugendten oder gute Werck uͤben / ſonderen fein wacker ſuͤn - digen / fluchen und ſchwoͤren / Hurerey undF 7aller -134Guͤldenes Schwerd. allerhand Unthaten treiben: glaube und thue nach deinem Wolgefallen / was du immer wilſt / deine Suͤnden koͤnnen dir nit ſchaͤdlich ſeyn / brauchs derhalben dich mit etwaiger Unterſuch - und Durchforſchung deines Gewiſſens nit zu quaͤlen / darffs die - ſelbe denen Catholiſchen Pfaffen nit in die Ohren blaſen / oder mit Faſten / Ablaͤſſen / Wallfahrten / Caſteyungen / oder derglei - chen Papiſtiſchen Narrenboſſen abbuͤſſen / Chriſtus hat vor alle Suͤnden-Schuld be - zahlt / an den glaube allein / und dan biſtu hei - lig und ſeelig / ꝛc. Was duͤnckt dich / ſolle diß woll der ſchmale Weg und die enge Pfort ſeyn / wodurch man zum Himmel eingehe? zu dem Lutheriſchen und Calviniſchen Himmel / glaub ich woll / in welchem Ameiſ - ſen / Wantzen / und alle unflaͤtige ſtinckende Thier / eytel Luſt ſeyn / und auffs beſt rie - chen werden; in welchem man mit Hund und Katzen / Maͤuß und Ratzen / Laͤuß und Floͤh / Spinnen / Rauppen / Roßkefer / ja mit allerley Gewuͤrm und Ungezifer eine ewige Kurtzweil haben / und ſchertzen wird; in welchem Gott newe Perverlin und Huͤndlein erſchaffen wird / welcher Haut wird guͤlden ſeyn / und die Haare oder Lot -ten135Guͤldenes Schwerd. ten von Edelgeſtein / Krotten und Schlan - gen werden luͤſtig ſeyn / daß man wird mit ihnen ſpielen: in welchem / wan man wird zum Ziegelſtein ſagen / daß ein Smaragd werde / ſo wirds von Stund an geſchehen; In Summa, in welchem man gebratene Aepf - fel hinterm Ofen finden / und Fewr und Kohlen umbſonſt haben wird / ꝛc. Was diß aber fuͤr ein Himmel ſeye / wird man leicht - lich errahten / auß dem Nutz / ſo auff dieſe ſchoͤne Arbeit erfolget / auß der Bluͤhe / Blaͤtter und Fruͤchten / ſo auß dieſer feiner Lehr mit Macht herfuͤr gebrochen. Laſt hoͤ - ren ihr Ertz-Ketzer / was ſeynds fuͤr Fruͤch - ten und Nutzbarkeiten / die ihr mit ewrer unheiliger Lehr in ewren Diſcipulen ge - wirckt hat. Merckts ihr Herren: Luther be - kennts oͤffentlich und unverholen / daß die Welt auß ſeiner Lehr nur je laͤnger je aͤrger werde / jetzt (ſpricht er) ſeynd die Leuth mit ſieben Teuffelen beſeſſen / ꝛc. der Teuffel fahret jetzt mit Hauffen in die Leuthe. Tom. 1. Witt. fol. 170. a. Und in der Hauß-Poſtill getruckt zu Jhena in der anderen Predig 1. Domin. Adventûs. Die Welt iſt nichts anders / als einHauf -136Guͤldenes Schwerd. Hauffen Volcks mit hundert tauſend Teuffelen beſeſſen. Tom. 4. Witt. f. 214. b.

Hats doch jederman ſehen / ja mit Haͤn - den greiffen muͤſſen / daß / nach dem ich mit meinem Evangelio herfuͤr getrotten / der Teuffel gantz raſend / und uͤberauß tobend worden iſt; daß man woll den - cken moͤcht / gleich wie biß anher die Teuffel in die Menſchen gefahren / und ein Teuffel von einem anderen aͤr - geren Teuffel beſeſſen worden ſey. Tom. 1. Witt. in der dritten Praͤfatz. Ja ich Lu - ther bin der Meynung / daß kein Teuf - fel mehr in der Hoͤllen ſeye / ſondern all - zumahl in die (Lutheriſche) Bauren ſeynd gefahren / Tom. 2. Witt. f. 84.

Da der Pabſt regieret / war es ſtill von Rotten / da aber ich Luther und meine Schwaͤrmer kamen / da hub ſich das Rumpelſpiel / daß jetzo die Welt voller leibhafftiger Rumpel-Geiſter worden / die ſich alle für lebendige En - gel außgeben. Der Teuffel muß rum - pelen und polteren / es will doch ge - rumpelt ſeyn. Tom. 2. Witt. fol. 270. b.

Es iſt eine ſo Teuffeliſche und Hoͤl - liſche Boßheit und Haß / dergleichenman137Guͤldenes Schwerd. man in keinen Hiſtorien der Heyden findet / ſondern allein da / und bey denen entſtehet / da Chriſti Wort (das iſt / bey uns Lutheraneren) geprediget wird / dieſelbe muſſen lauter Teuffel werden / aͤrger dan alle Heyden. Tom. 4. Witt. fol. 200. b.

Habt ihrs dau nicht mercken wol - len / daß under den Praͤdicanten und Schwaͤrmer weder Fried / Einigkeit / noch Concordi ſeye / oder ſeynkoͤnne / darumb ich außtruͤcklich geſagt / wo dieſe Uneinigkeit und Diſcordi in der Lehr ſo oͤffentlich vermerckt werde / da koͤnne der heilig Geiſt nicht ſeyn / ſonderen da ſeye der Teuffel in der He - cken. Tom. 2. Witt. fol. 172. b.

Wie aber der Teuffel mit uns Praͤ - dicanten in der Lehre umbſcharmuͤtz - le / hab ich mit hellen Worten bekennt / dan der Teuffel kan es nicht laſſen / er muß alle / alle / alle Articul deß Glaubens in uns anfechten. Tom. 1. Witt. fol. 16. b. und in Tiſch-Reden / fol. 260. b.

Unſer gantze Lutheriſche Kirch hat von auſſen das Anſehen / daß kein Teuffel ſo ſchwach / der nicht ſtarckerſchei -138Guͤldenes Schwerd. ſcheine dan ſie / ja ſie laͤſt ſich anſehen / als waͤre ſie deß Teuffels Braut. Tom. 3. Witt. part. 2. fol. 42. b.

Alſo hab ich rund bekennt / daß bey uns alles voller Rotten und Secten / und daß der Teuffel beyde Kirchen und Predigſtühl regieret. Tom. 1. Witt. part. 2. fol. 99. a. Derowegen dan mein nicht geringſter Knecht M. Joſua Opi - tius, Weyland zu Regenſpurg Evan - geliſcher Praͤdicant / nicht aùß dem leeren Hafen geredt / da er geſagt (wie in dem Regenſpurgiſchen Anno 1574. außgangenem Bericht zu ſehen) es waͤren allbereit über zwo reiner Cantz - len nicht mehr. Rath welche?

Wan der Teuffel ſelbſt auffs aller - teuffelichſt reden wolt / koͤnte ers nit Teuffeliſcher machen / als meine heuti - ges Tags ſchwebende und tobende Praͤdicanten / welche in ihrem Leib / Hertz und Maul einen leibhafftigen Teuffel tra - gen / und ein Werck deß Teuffels ſeynd. Tom. 6. Witt. fol. 164. a. und in der War - nung Wigandi Anno 1574. nachgetruckt zu Regenſpurg.

Cal -139Guͤldenes Schwerd.

Calvinus uͤber das 11. Cap. Daniëlis, v. 34. redet von den ſeinigen alſo: in dem klei - nen Haͤuffgen der jenigen / welche ſich von den Papiſtiſchen Abgoͤttereyen abgeſoͤndert haben / iſt der mehrere Theil voller Liſt und Schalckheit; ſie ſimuliren zwar einen ſchoͤnen und an - daͤchtigen Eyffer / im Hertzen aber ſeynd ſie voll Betrug und Boͤßheit / ꝛc. Sihe! was ſchoͤne Fruͤchten der Uncatholi - ſcher Lehr / wobey nemblich / Zufolg obange - fuͤhrter Zeugnuͤſſen / der Teuffel den Mei - ſter ſpielet / und der Lehr-Meiſter iſt; kan al - ſo bey euch keine heilige Lehr (oder ihr muͤſ - ſet den Teuffel ſelbſten vor heilig halten wollen) folglich keine wahre Kirch ſeyn.

Die Einwuͤrff deren Uncatholiſchen werden abgelehnt.

ERſter Einwurff: was gehet uns Luther und Calvinus an? ſelbige moͤgen leh - ren und ſchreiben / was ſie wollen: Wir hal - ten uns beym H. Evangelio / deſſen Lehr / welche warhafftig eine heilige Lehr / folgen wir / und darumb nennen wir uns Evan - geliſche.

Ant -140Guͤldenes Schwerd.

Antwort 1. Daß ihr den ewrigen weiß machet / Luther und Calvinus gehen euch nichts an / man muͤſſe ſich an ſelbige nit ſtoͤren / ꝛc. iſt nur ein Deckmantel / wo - mit ihr ſuchet die arme Leuth zu betriegen / im Jrꝛthumb zu halten / und ewer verfuͤhr - liche Lehr zu bedecken. Wan Luther und Calvinus euch nichts angehen / warumb tragt ihr dan dieſelbe in eweren Buͤcheren / Schildereyen und Kupfferſtuͤcken allent - halben herumb? Warumb nennet ihr dan eweren Lutherum einen Propheten / einen Evangeliſten / den zweyten Eliam / ꝛc. ? Warumb haltet ihr dan deſſelben Dinten - faß zu Eyßleben in ſo groſſem Werth? Was macht ihr dan mit deſſen Bibel und Hauß-Poſtill / auff welche ihr euch immer - hin beruffet? gehet euch aber dieſes alles an / ſo muͤſſen euch auch Luther und Calvi - nus angehen.

Antwort 2. Ergo wollet ihr Lutheriſch - und Calviniſche Evangeliſche genennt werden. Wohlan / wan ihr Lutheraner ſo woll als Calviniſten wollet Evangeliſch ſeyn / ſo frage ich dan / ob ihr beyde euch von einem Evangelio oder von zweyen Evange - liſch nennet? von einem koͤnnet ihr euch nitalſo141Guͤldenes Schwerd. alſo nennen / weilen ihr Lutheraner auß ewe - rem Evangelio lehret / daß Chriſtus im Abendmahl weſentlich zugegen ſeye; die Calviniſten aber lehren auß ihrem Evan - gelio das Gegenſpiel. Ergo ſeyd ihr Luthe - raner und Calviniſten nit Evangeliſch von einem Evangelio; Ergo von zweyen; Ergo muͤſſen zwey gegeneinander ſtreitende oder contraria Evangelia ſeyn / in deren einem die weſentliche Gegenwart Chriſti im Sa - crament deß Altars gelehret / in dem ande - ren dieſelbe gelaͤugnet und beſtritten werde. Wan aber zwey contraria und wider ſich ſtreitende Evangelia ſeynd / kan beydes nit von Gott ſeyn; muͤſſen alſo oder die Calvi - niſten / oder ihr Lutheraner nit von Gott / ſonderen vom Teuffel ſeyn.

Antwort 3. Wan ihr wollet Evan - geliſche genennet werden / ſo frage ich aber - mahlen / obdanewere Lehr / ewer Heydel - bergiſche Catechiſmus, ewere Inſtitutio - nes, &c. der Lehr deß Evangelii gleichfoͤrmig ſeyen? Jn ewrer Schulen lehret ihr / daß Gott ein Urheber und Stiffter der Suͤn - den ſeye: daß allein zwey oder drey Sacra - menten ſeyen: daß die Tauff denen unmuͤn - digen Kinderen der Glaubigen zur Seelig -keit142Guͤldenes Schwerd. keit nit nothwendig ſeye: daß der wahre Leib Chriſti im Abendmahl weſentlich nit zugegen ſeye. daß das Geſaͤtz Gottes / auch den gerechten Menſchen / zu halten unmoͤg - lich ſeye: daß die Wercker der Gerechten lau - tere Suͤnden ſeyen: daß die Erb-Suͤnd durch die Tauff nit abgewaſchen werde: daß die Kirch Chriſti irren und abnehmen koͤnne: daß Chriſtus nit vor alle Menſchen geſtorben ſeye: in ſumma, Wir Luther. und Calviniſche [ſpricht Luther Tom. 7. Witt. f. 362.] wollen uns damit Evangeliſch erzeigen / daß wir beyder Geſtalt deß Sacraments nemmen / und angreif - fen / Bilder umbreiſſen / Fleiſch freſ - ſen / nit faſten / nit betten / ꝛc. Mein! wo ſtehet doch dieß und dergleichen im Evange - lio geſchrieben? leſet und durchleſet das Evangelium Matthæi, Marci, Lucæ und Joannis. Nirgend werdet ihr dieſe abend - theuriſche Lehr finden; und was rechtens koͤnnet ihr euch dan Evangeliſch nennen?

Antwort 4. Wan ihr wollet Evan - geliſch ſeyn / ſo frage ich widerumb / wer dan ewer Evangelium geſchrieben / und ewere Lehr geprediget habe? weder Matthæus, we - der Marcus, weder Lucas, weder Joannes;wer143Guͤldenes Schwerd. wer dan? der Teuffel ſelbſt / welchen ewer Lu - ther (wie zu ſehen Tom. 7. Witt. fol. 495. und 496.) zu einem ſolchen Diener deß Worts geweyhet und erhoͤhet / daß er nicht allein das Erangelium recht und woll predigen / ſonderen auch tauf - fen / abſolvieren / und das Abendmahl reichen ſolle. Ja / ja der Teuffel iſt ewer Evangeliſt und Seel-Sorger / von dem - ſelben ruͤhret ewer Evangelium / ewre Lehr her; von demſelben moͤget ihr euch Evan - geliſch nennen / und das geſtatte ich euch gantz gern.

Damit aber von der Sach etwas mil - der rede / will ich euch Ketzer nennen / und / daß ſolche ſeyet / mit folgenden Argumenten behaupten. Erſtlich: Welcher anders leh - ret / als der Apoſtel Paulus gelehret hat / der iſt ein Ketzer. Mich wundert (ſpricht gemelter Apoſtel in ſeinem Sendſchreiben zu den Galateren cap. 1. v. 6. biß 10. und ich zu euch Lutheraner und Calviniſten / ꝛc. ) daß ihr euch ſo bald abwenden laſſet von dem / der euch beruffen hat zur Gnad Chriſti / auff ein ander Evange - lion, welches doch kein anders iſt / ohne daß etliche ſeynd (Lutherus und Calvinusnemb -144Guͤldenes Schwerd. nemblich mit ihren ſchwaͤrmiſchen Praͤdi - canten) die euch verwirren / und wol - len das Evangelion Chriſti verkehren. Aber ob gleich auch wir / oder ein En - gel vom Himmel euch wuͤrd predigen anders den das wir euch geprediget haben / der ſey im Bann (oder von der Gemein abgeſondert) wie wir zuvor ge - ſagt haben / und jetzt ſage ichs wider - umb / ſo jemand euch prediget anders / den das ihr empfangen hat / der ſey im Bann: Jhr aber lehret und prediget anders als der Apoſtel Paulus; dan ihr lehret / daß Gott ein Urheber der Suͤnden ſeye / und das lehret der Apoſtel nit; ergo ſeyd ihr Ke - tzer / und im Bann / von der Gemein der der wahren Glaubigen abgeſoͤndert und verflucht. Zweytens: der jenige / welcher die Catholiſche Kirch Chriſti verlaſſet / iſt ein Ketzer nach Zeugnus Calvini / welcher lib. 4. Inſtitut. cap. 1. §. 10. denſelben einen Uberlaͤuffer und Abtrinnigen von der Religion / einen Verlaͤugner Gottes und Chriſti / ꝛc. nennet / welcher ſich von der Chriſt-Catholiſcher Geſellſchafft freventlich entfrembdet: Jhr aber ver - laſſet die Catholiſche Kirch Chriſti / welchenach145Guͤldenes Schwerd. nach Lehr deß Apoſtels 1. Corinth. 12. v. 12. & 27. beſtehet auß vielen Gliederen / welche in Einigkeit deß Glaubens und der Liebe unter ſich uͤbereinſtimmen. Sag an / welche ſeynd nun die Glieder / mit welchen du Lu - theraner oder Calviner uͤbereinſtimmeſt? es ſeynd weder die Paͤbſtiſche / weder die Widertaͤuffer / weder die Tuͤrcken / Juden oder Heyden / ꝛc. oder ſoll es vielleicht Luthe - rus, Calvinus, Zvvinglius, Beza, Wittake - rus, oder dergleichen Sectiſche Praͤdican - ten ſeyn? nach ewrer Bekaͤndtnus und ob - gethanem Einwurff gehen euch dieſelbe nichts an / fraget nach deren Lehr und Schrifften nit. Die HH. Apoſtelen und Evangeliſten / wie oben ſattſam behauptet / ſeynds auch nit; ergo kein eintziges / ſonderen ein jeder unter euch fahret nach ſeinem eyge - nen Kopff und Schopff / nach ſeiner eyge - ner Außlegung und Gutduͤncken daher / keiner erkennet einen Geſellen / mit welchem er eins halte / oder in geſagter Einigkeit deß Glaubens und der Liebe uͤbereinſtimme; ergo ſeyd ihr alle auſſer der Catholiſcher Kirchen Chriſti; ergo ſeyd ihr alle Ketzer. Drittens: Jhr Calviniſten bekennet oͤffent - lich in einem Buͤchlein / welches ihr zuGHey -146Guͤldenes Schwerd. Heydelberg außgehen laſſen / und allenthal - ben geleſen wird / daß ihr in allen Glaubens - und Religions-Puncten (das Abendmahl allein außgenohmen) mit den Lutheraner übereinkommet; die Lutheraner aber ſchrey - en euch vor Ketzer auß / und unter anderen lehren ſie in offenem Truck zu Wittenberg / daß ewere Lehr eine aͤrgerliche / gottslaͤſter - liche und Ketzeriſche Lehr ſeye; ergo ſeyd ihr / und nennet euch ſelbſten Ketzer / weilen ihr mit dieſer Lutheriſcher Lehr / welche euch vor Ketzer haltet / nach eygener Bekandtnus uͤbereinkommet. Viertens: Calvinus und Lutherus ſeynd gebohren und getaufft in der Roͤmiſch-Catholiſcher Kirchen / wie bekaͤnt iſt; nun frag ich / ob dan dieſe Kirch / da ſelbige als eine Mutter gebohren / keuſch oder verletzt / das iſt / ob eine wahre und un - verletzte Mutter / oder aber eine Hur ge - weſen ſeye? iſt ſie keuſch und eine unverletzte Mutter geweſen / ſo ſeynd Calvinus und Lutherus (und ihr mit ihnen) Ketzer / wei - len ſie (und ihr mit ihnen) dieſe keuſche Mutter verlaſſen haben. Jſt ſie aber ver - letzt oder eine Hur geweſen / ſo ſeynd Luthe - rus und Calvinus (und ihr mit ihnen) Hu - ren-Kinder; ergo Ketzer; ergo keine Evan - geliſche.

Zwey -147Guͤldenes Schwerd.

Zweyter Einwurff: Wan ewere Roͤ - miſch-Catholiſche Lehr dermaſſen / wie du auffſchneydeſt / heilig ſeye / warumb gibts dan bey euch (von anderen zu ſchweigen) ſo viele gottloſe Pfaffen / welche zwar von euch Geiſtliche genennt werden / in der That aber ſo wenig geiſtlich ſeynd / das iſt / ohne Wercken deß Fleiſches / als unſere Lehrer und Prediger. Ja ſo gar thuen die unſerige beſſer daran / daß ſie ſich nach Brauch der Kirchen verheyrahten / und in den Eheſtand verbinden laſſen: Ewere Catholiſche aber / es ſeyen Welt-Pfaffen / oder Cloͤſter - Moͤnchen haben zwar keine Ehe-Weiber / doch aber wohl Huren / beſſer waͤre es / daß ſie bey Ehe-Weiberen lebten als bey Fuͤrſt - und Koͤniginnen / warauß dan viele und groſſe Suͤnden / Aergernuͤſſen und Ubelen entſtehen.

Antwort 1. Obſchon ihr unſere ſo Welt-als Cloſter-Geiſtliche auß boͤſem Hertzen und ſpottweiß Pfaffen nennet / ſo ſeynd ſie doch Prieſter Gottes / und als ſol - che groſſer ja Koͤniglicher Ehren werth / ge - ſtalten vom Apoſtel Petro das Prieſter - thumb Regale Sacerdotium, ein Koͤnigli - ches Prieſterthumb genennt wird / alſo / daßG 2ein148Guͤldenes Schwerd. ein ordentlicher Prieſter / ſeines Beruffs und von Gott habender Gewalt halber / als ein Koͤnig / ja uͤber denſelben und ſonſt alle Welt-Monarchen / billig muͤſſe von je - dermaͤnniglichen reſpectirt und geehret werden; wie dan wir Catholiſche ins geſambt unſeren geiſtlichen Pfarꝛ - Herren oder Seel-Sorgeren / fort allen anderen rechtmaͤſſigen Prieſteren auff der Welt ſo wohl als in denen Cloͤſteren / alle moͤgliche und dieſerthalb gebuͤhrende Re - verentz und Ehr erzeigen; und wan ihr ewe - ren Praͤdicanten / ſo doch / wie wir unden ſehen werden / keine Prieſter Gottes genen - net / und / von derſelben Beruff und Ge - walt zu reden / mehr nit als etwa ein Baur hinder dem Pflug reſpectirt werden moͤgen (ſalvo tamen reſpectu, ſo ihnen etwa ihres Gebluͤts oder Family halber / ꝛc. gebuͤhren will) wan / ſag ich / ihr dieſen eweren Ungeiſt - lichen / und nit rechtmaͤſſig beruffenen Pre - digeren und Superintendenten ſo tieffe Complementen machet / und ſo groſſe Ehr und Veneration erzeiget / ſonderlich alsdan / da ihr / wie ſelbſt ich mehrmahlen der Sach zugeſehen / und daruͤber in die Fauſt lachen muͤſſen / einen Praͤdicanten mit Pferd undWa -149Guͤldenes Schwerd. Wagen / mit Fahnen und Trummelen / ꝛc. zum Predig-Ampt ab-und einholet: War - umb ſoll man unſeren von euch ſo genanten Pfaffen (diß Wort / obſchon von euch ſchimpffweiß gebraucht wird / nehmen ſie gleichwohl gern an) ſo wahre Prieſter Gottes ſeynd / und rechtmaͤſſige Gewalt ha - ben die Sacramenta denen Glaubigen zu adminiſtriren / und andere geiſtliche functio, nes zum Seelen-Heyl derſelben zu uͤben / eben dieſe und groͤſſere Ehr nit erzeigen / Freylich iſt es ein grober und ungeſchickter Flegel / der dieſen Catholiſchen Prieſteren / dieſen Koͤniglichen Perſohnen / und Statt - halteren Chriſti / ꝛc. zu Ehren ſeinen Hut nit abziehet / und zwiſchen denſelben und ei - nem Bauren-Luͤmmel kein Unterſcheyd machet.

Antwort 2. Daß aber unter dieſen Catholiſchen Prieſteren auch gottloſe ge - funden werden / kombt wahrlich nit daher / weilen unſere Catholiſche Lehr gottloß iſt (ſintemahlen dieſelbe in allen ihren Lehrſtuͤ - cken / wie wir oben geſehen haben / gantz hei - lig / und ein Richtſch nur iſt / nach welchem wer ſein Leben einrichtet / ein gar frommes / tugendtſammes / vollkommenes und heili -G 3ges150Guͤldenes Schwerd. ges Leben fuͤhret) ſonderen dieſe Gottloſig - keit derſelben ſprieſſet her auß ihrem boͤſen und verkehrtem eygenem Willen / welcher von der Heiligkeit deß Lebens ab-und zu allerhand Unthaten anlocket; und weilen viele unter unſeren Geiſtlichen / welche zwar keuſch zu leben verſprochen / und ſich darzu durch ein Geluͤbden mit Gott verbunden haben / gleich wohl dieſem ihrem Willen den Zaum ſchieſſen laſſen / geſtatte ich euch gantz gern / daß derenthalben dieſelbe nach dem Fleiſch wandelen / und in Unzucht leben; und was gibts Wunder daß einige auß un - ſeren Catholiſchen Geiſtlichen auß Menſch - licher Schwachheit in Wercke deß Flei - ſches fallen? hat ſich ja der groſſe Apoſtel Chriſti / der ſo heilige Mann und Prieſter Gottes der H. Paulus deſſen mehrmahlen beklagt / daß er vom Stachel deß Fleiſches angefochten worden; und wer iſt mit goͤtt - lichen Gnaden alſo uͤberhaͤuffet / daß er den Anfechtungen deß Fleiſches allezeit Wider - ſtandt thuen koͤnne?

Antwort 3. Wan ewere Lutheriſch - oder Calviniſche Lehr / wie ihr wollet / heilig ſeye / warumb gibts dan bey euch (von ande - ren zu ſchweigen) ſo gottloſe Praͤdicanten? ſa -151Guͤldenes Schwerd. ſage gottloſe: nit zwar darumb / weilen ſie Weiber haben / dan ſelbige moͤgen ſie frey und ungehindert auffpacken / zumahlen ſie keine geordnete Prieſter ſeynd / die Gott dem Herꝛn eine ewige Keuſchheit verſpro - chen haben (gleich dan unſeren Catholiſchen Prieſteren / wegen freywillig gethanem Ge - luͤbd ewig haltender Keuſchheit / das Hey - rahten billig verbotten iſt) ſonderen dar - umb gottloſe / weilen ſie / ohneracht / daß ſie Ehefrawen haben / woran ſie taͤglich ihre Luͤſten und Begierlichkeiten deß Fleiſches erſaͤttigen koͤnnen / gleichwohl zum oͤffteren mit anderen Weibs-Perſohnen ſich wider eheliche Trew ſchaͤndlich vergreiffen und beſudelen / gleich dan eine dieſer Oertheren ſattſam bekante Sach iſt von einem Predi - ger unweit von hier / welcher ſeinen Knecht mit vielen Schmeichel-Worten und Gelt zur Ehe mit ſeiner Magd / die er beſchwaͤn - gert hatte / umb ſeine Schandt-That zu verdecken / diſponiren / und weilen dieſer Knecht / da er die Sach einiger Maſſen an - gefangen zu verſtehen / und den Liſt ſeines Herꝛn Predigers vermerckt / zur vorzuge - ſchlagener Ehe nit einwilligen wollen / ihnen gewaltthaͤtiger Weiß darzu zwingen wol -G 4len152Guͤldenes Schwerd. len. Nun frag ich euch meine Herren / wo kommen dieſe Schandt-Thaten und Ehe - bruͤch her? nit allein auß dem boͤſem und verkehrtem Willen / ſonderen auch und vornemblich auß ewrer gott und heilig - loſer Lehr / ſo hierzu Anleitung gibt / und un - ter anderen bey Luther alſo lautet: Einer kan mit gutem Gewiſſen / wan die Haußfraw nit will / der Magd ruffen. Tom 6. Witt. fol. 177. Nein Luther / die Roͤmiſch-Catholiſche Kirch lehret uns auß goͤttlicher H. Schrifft ein anders / daß nemblich einer mit ſolchem Gewiſſen zum Teuffel gehe / Exod. 20. v. 14. und Deut. 5. v. 18. befilcht Gott / daß du nit ehebrechen ſolſt. Levit. 20. v. 10. und Deut. 22. v. 22. Wer die Ehe bricht mit jemandts Weib / der ſoll deß Todts ſterben / bey - de Ehebrecher und Ehebrecherin / Prov. 5. v. 5. Jhre (der Huren und Ehebre - cher) Fuͤß lauffen zum Todt hinunter / ihr Gaͤng erlangen die Hoͤll / ꝛc. und c. 6. v. 32. der mit einem Weib die Ehe bricht / der iſt ein Narꝛ / und verdirbt dardurch ſein Seel.

Wo kombts her / daß / wie mehrerwehn - ter Jacob Schmidel Lutheriſcher Praͤdi -cant153Guͤldenes Schwerd. cant in ſeiner vierten Planeten-Predig von dem Lutherthumb in einer Summ bezeu - get / unter den Ewrigen keine Beſſerung / ſonderen ein wuͤſt / Epicuriſch und viehiſch Leben / mit Freſſen / Sauffen / Stoltzieren / Laſterung deß Nahmen Gottes / ꝛc. geſpuͤrt werde? anders nit als auß ewerer heilig-und ſittloſer Lehr. Hoͤrt was jetztgemelter Schmidel an citirtem Orth darvon ſage. Ein ernſtliche Chriſtliche Zucht / die Gott in ſeinem Wort ſo ernſtlich ge - beut / und von ſeinen Chriſten haben will / muß da (in dem Lutherthumb) ein new Pabſtthumb / ein new Muͤnche - rey ſeyn / wir haben / ſprechen ſie / gelehr. net / daß wir allein durch den Glauben an Chriſtum ſeelig werden / der mit ſei - nem Todt all unſer Suͤnd bezahlt hat. Wir koͤnnen es mit unſerem Faſten / Allmoſen / Gebett / oder anderen guten Wercken nit bezahlen / darumb ſo laſt uns mit dieſen Wercken zu frieden ſeyn / wir koͤnnen woll durch Chriſtum ſeelig werden / wir wollen uns allein auff die Gnad Gottes und Verdienſt Chriſti laſſen. Und damit alle Welt ſe - hen mag / daß ſie (rechte Lutheraner und) G 5nit154Guͤldenes Schwerd. nit Paͤpſtiſch ſeyn / noch ſich auff gute Werck verlaſſen wollen / ſo thuen ſie auch keine. An ſtatt deß Faſtens / freſ - ſen und trincken ſie Tag und Nacht: an ſtatt deß Allmoſens ſchinden ſie die arme Leuth: an ſtatt deß Bettens / flu - chen / laͤſteren und ſchenden ſie den Nahmen Gottes ſo jaͤmmerlich / der - gleichen Laͤſterung Chriſtus von den Tuͤrcken uͤberhebt iſt. Gibt nit dieſer Schmidel allhier das kraͤfftige Zeugnus / daß alle dieſe Unthaten und Laſteren in ewe - rer Lehr / welche alle gute Werck entrahtet / gegruͤndet ſeyen?

Luther im 67. Pſal. erhebet ſeine Stimb / und ſinget alſo laut auß:

Das under kehrt man uͤber ſich /
Am Freytag friſt man Braten?

Woher kombt das mein Luther?

Dieſe Fruͤchten bringt mit ſich
Meine Lehr. Das iſt gerahten.

Ja Luther du haſts gerahten / und mag von niemandten widerſprochen werden / daß du und alle deine Sectiſche Knabatzen / darumb gottloß ſeyd / weilen ewere Lehr gottloß iſt; dan kaum eine Gottloſigkeit veruͤbet werden kan / ſo nit auß dieſem oderje -155Guͤldenes Schwerd. jenem / deiner oder deiner Mitthetſcher Lehr-Puncten ſeinen Urſprung nehme. Laſ - ſe aber hingegen einer unter euch mir einen eintzigen Punct der Roͤmiſch-Catholiſcher Lehr auffweiſen / der zur geringſter Unthat Anleitung gebe / & erit mihi magnus Apol - lo, und der jenige Mann ſoll mir ein getrie - bener Fechter ſeyn; leſet und durchleſet alle Catholiſche Lehr Buͤcher / durchblaͤttert alle Cateciſmos und Theologos, ſchlaget auff alle heilige Vaͤtter und Kirchen-Lehrer; ſo werdet ihr vielmehr eine Lehr finden / wel - che wider alle Suͤnden und Schandt - Thaten / die ein Grewel und verflucht ſeynd vor dem Angeſicht Gottes / immerhin mit Androͤwung eines ewigen Ungewitters / blitze und donnere / und hingegen zu allen Tugendten und Frommigkeit deß Lebens und der Sitten die Glaubige beſt moͤg - lichſt und mit unablaſſendem Ernſt anſpor - re; eine Lehr / die in allen ihren Puncten / ja darff woll ſagen / in allen ihren Woͤrteren und Buchſtaben gantz heilig.

So iſts dan erſtlich eine unlaugbahre Warheit / daß die Heiligkeit der Lehr in der Roͤmiſch-Catholiſcher / nit aber in einer Lutheriſch-oder Calviniſcher / oderG 6ſonſt156Guͤldenes Schwerd. ſonſt Uncatholiſcher Kirchen gefunden werde.

Weilen aber eine heilige Lehr ohne Hei - ligkeit deß Lebens und der Sitten mehr den Phariſaͤeren als den Chriſtglaubigen aͤhnlich iſt / von welchen Chriſtus ſpricht: Was ſie euch ſagen werden / das thuet / was ſie aber thuen / das thuet nit. Dan was dieſe Phariſaͤer lehrten / ware gantz gut / unſtraͤfflich und heilig; was ſie aber wirckten / ware boͤß / ſtraͤfflich und ſuͤndhafft. Auß ihren Fruͤchten / ſpricht abermahlen Chriſtus / werdet ihr ſie kennen; alldahe / will er nemblich ſagen / ſeye die wahre Schul und Kirch Chriſti / und der ſeye ein wahrer Juͤnger und Glied deſſelbigen / allwohe und bey weme eine heilige Lehr mit einem heili - gen Leben heiligen Sitten / Tugendten und Wercken eine Geſellſchafft habe; muß dero - halben die wahre Kirch nit allein der Lehr / ſonderen auch dem Leben und den Sitten nach heilig ſeyn.

Daß nun aber zweytens die Roͤmiſch - Catholiſche Kirch mit dieſer Heiligkeit Le - bens und der Sitten allezeit gezieret gewe - ſen / darff nit viel probierens / man hat ja in ſelbiger tauſend und tauſend heiligſte Leuthſo157Guͤldenes Schwerd. ſo Weib-als Maͤnnlichen Geſchlechts / welche nach dem Exempel Chriſti und der Apoſtelen / mit taͤg-und naͤchtlichem Ge - ſaͤng und Gebett / Gott ihren Herren gelobt / geprieſen und verehret haben / mit Faſten und anderen Buß-Wercken das Fleiſch ab - getoͤdtet / und dem Geiſt bottmaͤſſig ge - macht / in einer Engliſcher Keuſchheit / frey - williger Armuth / und vollkommeneſtem Gehorſamb dem Exempel und Lehr Chriſti nachgelebt / In Summa, alle goͤtt-und ſittli - che Tugendten gewirckt haben.

Man durchlauffe alle hohe und niedere Staͤnd der Roͤmiſch-Catholiſcher Glau - bigen / und wird ſich kein eintziger Stand finden / der nit an heiligſten Fraw-und Manns-Perſohnen geleuchtet habe; Wei - len aber dieſelbe weitlaͤuffig anzufuͤhren wi - der mein Fuͤrhaben iſt / kan mein geneigter Leſer den Surium und andere geiſtliche Hi - ſtorien-Schreiber auffſchlagen / und alldahe wird er jeden Standts Heilige mit einem Vergnuͤgen antreffen: heilige Paͤbſt und Cardmaͤls / heilige Ertz-Biſchoffen und Praͤlaten / heilige Koͤnigen und Fuͤrſten / heilige Ordens und Welt-Geiſtliche / hei - lige Jungfrawen / Wittwen und Eheleuth /G 7hei -158Guͤldenes Schwerd. heilige Kriegs-Ackers-und Handwercks - Leuth / heilige Bauren und Bettler / und das zwar auß allen Sæculis: auß dem erſten / den H. Dionyſium Areopagitam, welcher ein Juͤnger deß Apoſtels Pauli; den H. Ignatium. welcher ein Juͤnger deß H. Evan - geliſten Joannis geweſen / Longinum, Mag - dalenam, Annam, Euphroſinam, Petronel - lam, &c.

Auß dem 2. Sæculo, den H. Irenæum, Juſtinum, Quirinum, Sabinam, Cla - ram von Falckenberg / in deren Hertz die Wapffen deß Leydens Chriſti gefunden worden / ꝛc.

Auß dem 3 Sæculo, Clementem, Alexan - drinum, Cyprianum, Marcum und Mar - tham, Apolloniam, &c.

Auß dem 4. Sæculo, Athanaſium, Gre - gorium, Epiphanium, Ambroſium, Baſili - um, Agnetem, &c.

Auß dem 5. Sæculo, Hieronymum, Au - guſtinum, Chryſoſtomum, Genofe - vam, &c.

Auß dem 6. Sæculo, Remigium, Grego - rium Turonenſem, &c.

Auß dem 7. Sæculo, Gregorium Ma - gnum, &c.

Auß159Guͤldenes Schwerd.

Auß dem 8. Sæculo, Joannem Damaſce - num, Germanum, Gertrudem, &c.

Auß dem 9. Sæculo, Theophyla - ctum, &c.

Auß dem 10. Sæculo, Fulbertum, Dami - anum, &c.

Auß dem 11. Sæculo, Anſelmum, &c.

Auß dem 12. Sæculo, Petrum Clunia - cenſem, Richardum de S. Victore, Bernar - dum, Roſaliam, &c.

Auß dem 13. Sæculo, Albertum Magnum, Bonaventuram, Thomam von Aquin, Cla - ram, &c.

Auß dem 14. Sæculo, Antonium, Bernar - dinum, Catharinam, &c.

Auß dem 15. Sæculo, Gerſonem, Lauren - tium Juſtinianum, Lydvvinam, &c.

Auß dem 16. Sæculo, Ignatium, Franci - ſcum Xaverium, Philippum Nerium, Iſido - rum, Carolum Borromæum, &c. Welche / da ewere Lutheriſch-und Calviniſche / Ke - tzerey ſich angefangen außzubreiten / als hel - leuchtende Sternen / gegen die Finſter - nuͤſſen der Jrꝛthumben mit dem Liecht ih - rer Lehr / und Heiligkeit gefechtet haben; Thereſiam, &c.

Auß160Guͤldenes Schwerd.

Auß dem 17. Sæculo, Cajetanum, Ro - ſam, Magdalenam de Pazzis, &c.

Ja auß allen Zeiten und Staͤn - den hat man tauſend und tauſend / ja un - zahlbahre Roͤmiſch-Catholiſche Heiligen / und unter dieſen wie viele Martyren und Blutzeugen Chriſti / welche für dieſe Hei - ligkeit ritterlich geſtritten / und fuͤr die Warheit deß Roͤmiſch-Catholiſchen Glaubens dem Fewr / Schwerdt und Raͤ - deren / ꝛc. Kopff / Leib und Leben dargebot - ten / und alſo die Kirch Chriſti mit ihrem Blut haͤuffig uͤbergoſſen und fortgepflantzt haben. O was heilige Maͤnner und groſſe Freund Chriſti ſeynd nit unter anderen An - tonius, Benedictus, Gregorius, Franciſcus, Dominicus, Baſilius, & c.? Welche nit al - lein ſelbſt die Welt und derſelbigen Eytel - keit verlaſſen / ſich zwiſchen die Cloſter - Mauren eingeſchranckt / daſelbſt Gott gedienet / und ein heiliges Leben gefuͤhrt ha - ben / ſonderen auch unzahlbahre Menſchen vom Weg deß Jrꝛthumbs und laſterhaff - ten Lebens zur Lieb der Tugend und auff die wahre Bahn deß ewigen Lebens durch ihre heylſame Ermahnungen / heilige Exem - plen / und groſſe Wunder-Wercken ge -bracht161Guͤldenes Schwerd. bracht / und die Cloſter mit Gott-verlobten Perſohnen / den Himmel aber mit heiligen Seelen anerfuͤllet haben / ꝛc. und dergleichen heilige Leuth haben ſich allezeit gefunden / und werden ſich hinfuͤhro biß ans End der Welt finden in der Roͤmiſch-Catholiſcher Kirchen.

Nun weiſt auff ihr H H. Lutheraner / Cal - viniſten / und ſaͤmbtliche Uncatholiſche / die ihr die wahre ſeeligmachende Kirch zu ha - ben prætendirt / weiſt auff / wer dan von E - weren Lutheriſch-oder Calviniſchen Vor - fahren ein heiliges Leben gefuͤhrt habe / weiſt auff / wer denſelben canonizirt und in die Zahl der Heiligen Gottes geſetzt habe; Weiſt auff / wan ewere Kirch die wahre Kirch ſeyn ſolle / was dan fuͤr Martyren in ſelbiger habet / wo und wan dieſelbe / Chri - ſto und dem wahrem Glauben zu Lieb / ihr Blut vergoſſen haben / ꝛc. Weiſt auff oder aber ſtecket ewer Schwerd ein / und laſ - ſet abermahlen mich als Obſiegeren das Faͤhnlein ſchwencken; Ja allhier laſſe ichs wiederumb fliegen / und das Io Triumpho mit hellautender Stimme erſchallen; dan weiß wohl / daß unter euch biß dato keiner ſich unterſtanden habe diß auffzuweiſen /weder162Guͤldenes Schwerd. weder jemahlen auffweiſen werde / ſonderen bin hingegen gantz geſichert / daß wan ihr auch ewere bald 200. jaͤhrige Religion vom erſten Anbegin biß auff heutige Stund durchlauffen werdet / gleichwohl keinen eintzigen Lutheriſch-Calviniſch - oder ſonſt Uncatholiſchen Heiligen oder Martyren antreffen / und mir auffweiſen werdet; oder wollet ihr vielleicht mit ewren Religions - Stiffteren Luthero, Calvino, &c. heran - ziehen? allermaͤnniglichen aber iſt es bekent / wie heiligloß dieſelbe in ewrer Religion ge - lebt haben / ja ſie bezeugens von ihnen ſelbſt / und zwar Luther mit dieſen Woͤrteren: Gleich wie es in meiner Gewalt nit ſtehet / daß ich kein Mann ſeye / alſo ſtehets auch in meiner Gewalt nit / daß ich ohne Weib ſeye. Und Tom. 3. Witt. part. 2. fol. 48. Da ich ein Muͤnch war bemühet und plaget ich mich ſchier 15. Jahr lang faſt ſehr / mit taͤg - lichem Meeß halten / Faſten Wachen / Betten / ꝛc. und meynet / daß es nit moͤg - lich waͤr / daß ich dieſes Lebens ſolt ir - gendt vergeſſen. Jetzund aber hab ichs fein vergeſſen. Wilt ſagen / daß / da er annoch in der Roͤmiſch-CatholiſcherKir -163Guͤldenes Schwerd. Kirchen ware / fromb / gottſeelig / ja heilig / maͤſſig gelebt habe / nach mahlen aber / da er von ſelbiger abgefallen / aller Frommig - keit abgeſagt / und ein ſo gar wuͤſtes Leben gefuͤhrt haben / daß in ſeinen Tiſchreden fol. 149. von ihm ſelbſt bekenne / Peter Wellers Hund ſeye andaͤchtiger ge - weſen zu Morgens zum Eſſen / als er zu betten. Ja ſeines wahren Gottes iſt er alſo vergeſſen / daß er Luther nach hindan - geſetzten allen gottſeeligen Wercken und Chriſtlichen Tugendten / aller Reverentz / Ehr / und Dienſt Gottes / dem Teuffel als ſeinem Gott und Herren gedienet / dem Teuffel ſich ſo gar mit Teutſch und Latei - niſchen Worten commendiert und in ſein Gebett befohlen / den Teuffel mit einer na - gelnewer Litaney / Jnnhalts ſeiner Tiſch - Reden / fol. 259. 262. 286. 288. verehrt habe / und was noch mehr iſt / haben ſich dieſe bey - de / Teuffel und Luther (wie er in ſeiner Pre - dig / Dominicâ reminiſcere. Anno 1523. of - fentlich bekennet) ſo freund - und nach bar - lich zuſammen gehalten / und ſo gute Cor - reſpondentz gefuͤhrt / daß ſie nit wenig Saltz miteinander geſchleckt und verleckt haben / und iſt dieſe Liebe und Freundſchafft unterihnen164Guͤldenes Schwerd. ihnen allgemach ſo groß worden / daß der Teuffel Luthers Schlaffbule worden. Und von anderen fleiſchlichen / leichtfertigen / lot - terbuͤbiſchen / unflaͤtigen / und Marcolfi - ſchen Zotten (deren alle Buͤcher Lutheri ſchmeltzen / trieffen / und flieſſen / wie ein fei - ſter Bienſtock) keine weitere Meldung zu thuen / will allein ſchon / hoͤren / und alle Welt urtheilen laſſen / ob doch / ſo lang die Welt geſtanden / jemahlen ein Jud / Tuͤrck / Heyd / ja ein Spieler / Raßler / gottloſer / be - ſeſſener / und gar verzweiffelter Menſch / auß allen Hiſtorien und Buͤcheren der gantzen Welt / koͤnte bewehrt werden / dem all ſein Leib und Seel / Hertz und Mund mit ſo viel Teuffelen angefuͤlt / eingefuͤlt / uͤberfuͤlt / und uͤbergangen ſey / als dem Unchriſtlichen Luther / auß deſſen Hertzen / Maul und Fe - deren / nach Anzeig ſeiner Schrifften und Buͤcher innerhalb 29. Jahren / nemblich von dem 1517. biß auff 1546. Jahr ſo viele Teuffelen gefloſſen und herfuͤrgeſchoſſen / daß / wan einer ſo viel Soldaten haͤtte / 17. Tuͤrckiſche Kriegs-Heer auff einmahl auß dem Feldt zu ſchlagen / uͤberfluͤſſig ſtaf - firt und verſehen waͤre. Billig aber entſetzet ſich eine ehrbahre Feder all den Teuffeli - ſchen Wuſt und Grewel Lutheri auffs Pa -pier165Guͤldenes Schwerd. pier zu bringen / es kan mein frommer und Chriſtlicher unſer M. Conradum Andreæ auffſchlagen / und allda wird er gantze Saͤck und Tonnen voll Lutheriſcher Teuf - felen antreffen. Huy Luther wie heilig[/]wel - cher / wie oben gemeldt / Krafft eygener Be - kaͤntnus der Teuffel ſelbſt / ja ein Obriſt und General aller Teuffelen.

Oder ſollens vielleicht die zween / Pfeiffer ſeyn / welche Luther canonizirt hat? Daruͤber aber hoͤret an jetztgemelten eweren Luther / welcher alſo ſpricht; Wer hat aber das nicht mit Haͤnd und Fuͤſſen greiffen ſollen / warauff es angeſehen ſey / doch ich Luther die zween Pfeiffer / die der Teuffel (nachdeme ſie das Lutheriſche Abend-Eſſen empfangen / und von den Praͤdicanten Juſto Menio &c. mit dem Wort getroͤſt worden) hingefuͤhrt / und erwuͤrget / deren der eine under ei - ner Haſelſtauden / der ander in einem Baͤchlein zwiſchen Gleich und Meel - burg / kohlſchwartz und todt gefun - den / alle beyde canonizirt / ſeelig er - klaͤrt / und als fuͤr zweene gewiſſe Lu - theriſche Heiligen / in das Buch deß Lutheriſchen Hunds-Brotzen-undWan -166Guͤldenes Schwerd. Wantzen-Himmels eingeſchrieben? warauff (ſag ich) das angeſehen / hatte ein Blinder greiffen ſollen. Dan weil ich ſo offentlich und unverholen be - kennt / wie meine Sachen mit dem Teuffel beſchaffen / daß er mir manche Nacht ſaur und bitter gnug gemacht / und ich wohl erfahren hab / wie es zu - gehet / daß man zu Morgens die Leu - the im Beth todt findt / ꝛc. wie ers mir gar offt faſt nahe gebracht hat. Wer wolt oder ſolt nicht greiffen / daß ich aller voller Sorg / Angſt und Forcht / in meinem Gewiſſen fuͤr gewiß gehal - ten / der Teuffel werde mich zu letzt hinfuͤhren / und mit mir handelen / wie mit den Pfeifferen / damit ſich dan die Leuth / Nota bene, nicht darab entſe - tzen / und ſprechen / awe der Luther iſt verlohren / awe der Teuffel hat ihn hingefuͤhrt / awe man hat ihn todt und kohlſchwartz gefunden / alſo hab ich in eventum, damit die Sach kein ſo boͤſen / ſonderen einen guten Schein haͤtte / mit meinen zween Pfeifferen vorholtzen / und die Leuthe uͤberreden muͤſſen / die Pfeiffer ſeyen gewiß genHim -167Guͤldenes Schwerd. Himmel gefahren / damit man dar - nach ſagen konte / ſeynd die zween Lu - theriſche Pfeiffer / die der Teuffel NB. hingeführt hat / im Himmel / wie viel mehr muß Luther im Himmel ſeyn / ob ihn ſchon tauſend Teuffelen hinge - fuͤhrt und zerriſſen haͤtten? in Tiſch - Reden fol. 268. und 269. a. und in Theatro Diabolorum fol. 142. b. und fol. 145. b. Huy Pfeiffer / wie heilig. Welche in dem Hunds - und Wantzen-Himmel obgemeltem ihrem Obriſt und General Teuffel ein ewiges Geheul auffpfeiffen.

Wie heilig aber Calvinus gelebt / dar - uͤber will denen / ſo von deſſelben Sitten und Lebens Wandel etwaige Wiſſen - ſchafft haben / ſelber zu urtheilen heimge - ſtelt haben; Will aber mein Curioſer Leſer uͤber Calvini Handel und Wandel einen gruͤndlichen Bericht haben / ſo durchblaͤtte - re er Hieronymum Bolſecum, und Flore - mundum Ræmundum, und allda wird er ſehen / wie fein / wie fromb / wie ſittſam und heilig dieſer thewre Mann daher gelebt; all - da wird er ſehen / und vor Grewel erſtatte - ren uͤber die unerhoͤrte und brutaliſche Schand-Thaten / die unter anderen dieſergroſ -168Guͤldenes Schwerd. groſſe Boͤßwicht wider ſeinen Gott und die Natur ſelbſten veruͤbet hat; allda wird er ſehen und leſen / nit etwa einige Wercker / ſo nach der Heiligkeit ſchmecken / oder ſon - ſten einiges Lobs wuͤrdig ſeyn moͤgen / ſon - deren ſolche / die dem Teuffel aͤhnlich / und vorm Angeſicht Gottes verflucht ſeynd. Huy Calvinus / wie heilig! welchem Mann zu Nion ſeiner Thaten halber das Fran - tzoͤſiſche Wapffen mit einem fewrigen Pin - ſel auff den Ruͤcken gemahlet hat.

Oder ſollens vielleicht Lutheri und Cal - vini Mitthetſcher und nach ihnen erſtande - ne ſchwaͤrmiſche Praͤdicanten und Nach - koͤmlingen / oder ſonſtige Religions-Ge - noſſen ſeyn? kan zwar nit in Abredt ſtehen / daß bey vielen Uncatholiſchen eine groſſe Ehrbahrkeit der Sitten gefunden werde; es gibt unter ihnen wackere Maͤnner / wel - che in denen Gemeinden ein gutes Regi - ment fuͤhren / und die Gerechtigkeit handt - haben; es ſeynd bey ihnen ſcharpffe Geſaͤtzer gegen die Todtſchlaͤger und Ehebrecher / ſcharpffe Abſtraffungen der Ubertretter und Murriſcher Unterthanen; es ſeynd bey ih - nen Armen-und Weiſen-Haͤuſer / die Kran - cke und Beduͤrfftige auffzunehmen und zuſpei -169Guͤldenes Schwerd. ſpeiſen / und dergleichen ſittliche Tugendten finden ſich bey ihnen mehr; hierauß aber kan mit nichten eine Heiligkeit behauptet werden / weilen diß und dergleichen Ge - ſchicht auß alleinem Antrieb deß natuͤrli - chen Liechts / und thuen diß auch die Heyden nit? iſt nit das Geſaͤtz / welches von den Rechtsgelehrten Julia und Cornelia ge - nent wird / von den Heyden gegeben und auffgericht? Wer aber hat jemahlen unter den Heyden einen Heiligen geſehen? eben alſo, obſchon bey den Lutheriſch-Calviniſch - und anderen Uncatholiſchen Religions - Genoſſen eine ſittliche Diſciplin und Ehr - bahrkeit ſich herfuͤr thue / thut nichts zur Heiligkeit / ſonderen / wan man die Sach bey der Kertzen beſihet / findet ſich bey den - ſelben alles der Heiligkeit grad zuwider; und was gibts wunder / gibt ja Zwinglius das unwiderſprechliche Zeugnus von ihm ſelbſt und allen ſeinen Bruͤttlingen / daß ſie von einer unaußloͤſchlicher Brunſt der Gailheit und fleiſchlicher Luͤſten immerhin brennen; Luther aber bekennet von ihnen generaliter und ins geſambt / daß / wie dan auch vorhin gemeldt worden / eine ſo Teuffeliſche und hoͤlliſche Boͤßheit und Haß bey ihnen ſey /Hder -170Guͤldenes Schwerd. dergleichen man in keinen Hiſtorien der Heyden findet / daß eine groſſe Menge der Teuffelen ſeye / die ſie umbgeben / daß ſie ohn Unterlaß viel tauſend Teuffelen umb ſich haben / Tom. 3. Witt. part. 2. f. 26. b. daß ſie in ihrem Leibe einen lebhafften Teuffel herumbtragen; daß ſeine Lutheriſche nach - trabende Scribenten und Praͤdicanten in wenig Jahren nach angefangenem Luther - thumb ſo viele Teuffelen außgebruͤtet / das iſt / ſo viel Teuffeliſcher Buͤcher / welche alle ins Teuffels Nahmen beſchrieben / ins Teuffels Nahmen getruͤckt / ins Teuffels Nahmen außgangen / ins Teuffels Nah - men gekaufft / geleſen / und hoch geruͤhmbt werden / daß innerhalb 23. Jahren / nemblich von dem 1546. biß auff das 1569. Jahr / ein gantz / groß / nagelnew / und / ſo lang die Chriſtenheit geſtanden / unerhoͤrtes Werck / Teutſch und Lateiniſch in offentlichem Truck herfuͤr krochen / welches Werck mit eytel lauter Teuffelen angefuͤlt / und mit dem Teuffels-Titel inteuffuliert worden / daß ſie es Theatrum Diabolorum, das iſt / deß Teuffels Tummel-Platz genennet / und (das noch mehr zu verwunderen) frey bekent / daß das Buch der Teuffel ſelberſey171Guͤldenes Schwerd. ſey / und auffs allergeſchmeydigſt zu reden / vom Teuffel ſelber zuſammen gezogen. Dan alſo lautet ihr Text ſtracks nach der Vorred: Verzeichnus der Scribenten und Buͤcher / auß welchem diß Buch / der Teuffel / zuſammen gezogen. Uber das alles / haben der Zeit ſchwebende und tobende Lutheriſche Praͤdicanten (damit man nicht vermeynet / ſie waͤren unfrucht - bahr) ihre Vorlauffer weit uͤbertroffen / und innerhalb 11. Jahren / nemblich von dem 1569. biß auff das 1580. Jahr gantze Teuf - fels-Heer und Regiment außgebruͤt / und herfuͤr durch offentlichen Druͤck in das frey Feld gefuͤhrt. Wer das nicht weiß / der leſe deß Schutzen / oder Buͤchſen-Meiſters Joann Schutz zu Eißleben getrückt Tractaͤtlein Anno 1580. Huy Lutheriſche und geſambte Uncatholiſche / wie heilig! welche vom Teuffel alſo eingenohmen / und wie Luther / Tom. 2. Witt. fol. 226. b. daß er - ſchroͤckliche Zeugnus gibt / deß Teuffels / als ihres Fuͤrſtens und Gottes / Gefangene ſeynd.

So findet ſich dan weder in einer Lu - theriſch-weder Calviniſch-weder ſonſt Un - catholiſcher Kirchen eine Heiligkeit LebensH 2und172Guͤldenes Schwerd. und der Sitten / mit welcher gleichwohl die wahre ſeeligmachende Kirch allezeit floriert hat / und ohne Abgang florieren wird / nach Zeugnus deß Koͤniglichen Pro - pheten Davids / welcher in ſeinem 92. Pſal. v. 5. hierüber alſo ſpricht: Die Heiligkeit gebuͤhrt ſich deinem Hauß-Herꝛ ewig - lich.

Viel weniger findet ſich in ſelbiger ein wahrer Marter oder Blut-Zeug Chriſti; ein Vindocinus, ein Annas Burgus, Joannes Huß zwar / welche auff offentlichem Rich - ter-Platz verbrent worden; ein Poltrotus, welchen man wegen begangenenen Tod - ſchlag deß Hertzogen Guiſii, hingerich - tet hat; ein Melchior Hoffmannus, ein Ser - vetus, ein Valentinus, ja eine gute Anzahl der jenigen / welche ihres Verbrechens hal - ber durch gerechtes obrigkeitliches Urtheil zum Todt verdambt / und durchs Schwerd oder Fewr hingerichtet worden; Wer aber unter denen Uncatholiſchen wird alſo dump und plump / alſo hirn und ſinnloß ſeyn / daß er dieſelbe vor Martyren und Blutzeugen Chriſti anſehe und erkenne? Woſtphalus, da er contra Laſcum ſchreibt / darff wohl ein anders ſagen / und derglei -che173Guͤldenes Schwerd. che Martyren abominabiles Diaboli Mar - tyres, verfluchte Teuffels Martyr nennen. Und laß ſchon auch tauſend und tauſend Uncatholiſche / ſo Maͤnn-als Weiblichen Geſchlechts vor ihren Glauben und Reli - gion ihr Leben dargeſetzt haben (wie dan zu ſehen in denen vom Foro und Pantaleone zuſammen geſchmierten und faͤlſchlich er - dichteten Martyrologiis, worinnen nemb - lich allerhand Ketzer / als Wielephiſten / Huſſiſten / Lutheraner / Zwinglianer / Cal - viniſten / Buceraner und dergleichen fuͤr Martyren verzeichnet und geruͤhmbt wer - den) und biß dato darſetzen (gleich dan un - ter denen Lutheriſchen und allen anderen Uncatholiſchen nit wenige auch bey jetzigen Zeiten gefunden werden / welche ſich lieber durchs Fewr verbrennen / durchs Waſſer verſauffen / mit gluͤenden Zangen zerreiſſen / den reiſſenden Woͤlffen und Loͤwen zur Speiß darwerffen / ja auffs allergrauſambſt zerſchlagen / ſchinden / folteren / und mit dem bitterſten Todt hinrichten laſſen / als einen Fuß breit von ihrem Glauben abweichen wurden) ſo kan doch derſelben keiner / er ley - de auch was er immer wolle / fuͤr ein wahrer Martyr gehalten werden / weilen er ſeinH 3Blut174Guͤldenes Schwerd. Blut nit fuͤr den wahren Glauben und Kirch Chriſti / ſonderen oder fuͤr ſeinen ge - faſten Jrꝛthumb / den er mit einer unauß - treiblicher Halßſtaͤrrigkeit verthaͤtiget / oder aber fuͤr ſeine begangene Laſteren und Unthaten / welcher halben er durch ein recht - maͤſſiges Urtheil gebuͤhrender Obrigkeit an Leib und Leben geſtrafft wird / vergieſ - ſet. Seynd ja die beyde Moͤrder mit Chri - ſto dem Herꝛn zuſammen ans Creutz ge - hefftet / haben gleiche Peyn und gleichen Todt gelitten; ſeynd ſie aber auch beyde gleiche Martyren und Blutzeugen Chriſti geweſen? Wer will das bejahen / iſt ja einer zum himmliſchen Paradeyß eingelaſſen / der ander aber in die Hoͤllen-Gruben geſtuͤrtzt worden. Will alſo gern geſtatten / daß dan und wan ein Lutheraner oder ſonſt ein an - derer Uncatholiſcher fuͤr ihm eingebildete Warheit ſeiner Sectiſcher Religion ge - peyniget / und den zeitlichen Todt gelitten habe / auch zur Zeit noch leyden koͤnne; will aber und kan nit geſtatten / daß derſelben derentwegen ein wahrer Blutzeug Chriſti zu nennen / es muͤſſe dan nach ewrer un - gegruͤndter und naͤrriſcher Meynung die alleine Peyn einen Martyr machen / undder -175Guͤldenes Schwerd. dergleichen Martyren / glaub ich gantz gern / daß es bey euch eine zimbliche Anzahl geben werde / und ſolcher irriger Meynung nach / wird man auſſer der Roͤmiſch-Catholi - ſcher Kirchen / tauſend und tauſend Marty - ren haben / welche in der Hoͤllen hitzen und ſchwitzen werden. Ach weit gefehlet / die Peyn / die Tormenten und der zeitliche Todt thuen nichts zur Sach / helffen zur Seeligkeit und Martyr-Cron nichts; Die Jntention und Urſach / warumb und warfuͤr einer leyde / macht einen wahren Martyr oder Blutzeugen Chriſti / und ge - wiſſen Erben deß Himmels. Hieruͤber aber koͤonet ihr einen weiteren Bericht auß denen Schrifft-Gelehrten und Kirchen-Lehreren einholen.

Drittens: Muß die wahre ſeeligma - chende Kirch / wie oben gemerckt / heilig ſeyn der Religion oder dem Gottes-Dienſt nach; O was eine heilige Andacht / was ei - nen heiligen Gottes-Dienſt / was heilige Exercitia, und Weiſe Gott den allmaͤchti - gen zu verehren und anzubetten hat man nit in der Roͤmiſch-Catholiſcher Kirchen! Taͤglich ein immerwehrendes H. Meeß - Opffer / in - und unter welchem Gott vomH 4fruͤ -176Guͤldenes Schwerd. fruͤhen Morgen an immerhin gelobt und geprieſen wird. Alle Sonn - und Feſtaͤg zum Lob Gottes und ſeiner Heiligen / zur Voll - kommenheit der Chriſtglaubigen gerichtete heilige Predigen. O was ein Eyffer / was ein Andacht / was ein fewrige Liebe zu Gott auff denen Bitt - und Wallfahrten / wie bettet / wie ſinget / was ſchoͤne Buß-Wer - cken verrichtet man nit / was eine reine Her - tzens-Wohnung ſuchet man nit dem aller - hoͤchſten zuzurichten / und ſich deß geiſtlichen Gnaden-Schatzes theilhafftig zu machen / zu dem End fallet man auff ſeine Knye / man werffet ſich auff ſein Angeſicht / man vergieſſet haͤuffige Zaͤher / man ſchlaget auff die Bruſt / man bekennet / und verfluchet ſei - ne etwa begangene Suͤnden und Laſteren / man ſchreyet / man opffert / man uͤbet aller - hand ſchoͤnſte Tugendten und Wercker der tieffeſter Demuth und Andacht zu Gott. Man haltet taͤglich ein unzerbrochenes und ohne Abgang herumblauffendes viertzig - ſtuͤndiges Gebett / und dergleiche andere Bett - und Faſtaͤg / man hat mit groſſen Ablaſ - ſen begnaͤdigte Bruderſchafften und ſonſt mit ſchoͤnſter Andacht haltende Zuſammen - kunfften / ja man hat allerhand Ritus und Ce -re -177Guͤldenes Schwerd. remonien / dahin allein gerichtet / damit der hoͤchſte Gott beſt eyffrigſt verehret / gelobet / geprieſen / und ſeine Ehr befuͤrdert und ver - mehret werde. Ey / wan ihrs nit wiſſet / oder nit glauben wollet / ſo trettet einmal in einen Catholiſchen Tempel hinein / und dan werd ihr ſehen / wie es mit dem Gottes-Dienſt ſo ſchoͤn / ſo andaͤchtig / ſo fein und heilig in ſel - bigem zugehe; und ohne Zweiffel weit ſchoͤ - ner / weit andaͤchtiger / weit feiner und heili - ger / als etwa bey euch Lutheraner / Calvini - ſten oder andern Uncatholiſchen und wie kan doch umb Gottes willen eine Heiligkeit der Religion oder deß Gottes-Dienſt ſeyn bey euch / welche ihr nit allein mit Luthero in ſeiner Kirchen-Poſtill / fol. 165. und ſeinen mißgerathenen Zuchthanſen die Feldt - Kirchen fuͤr die allerſchaͤdlichſte Hurenhaͤu - ſer gehalten / der Teuffeliſcher Meynung daß der Donner mehr in die Kirchen ſchlage als in die Frawen-Haͤuſer ibidem; daß aller Heiligen Kirch zu Wittenberg ein Hauß aller Teuffelen ſeye. Tom. 7. Witt. f. 398. ſonderen ſo viele Ertz - und Biſchthumber / ſo viele Cloͤſter / Collegien / und Conventen / ſo von unſeren gottſeeligen Vorfahren zum Dienſt und Ehr Gottes fundirt und auff -H 5ge -178Guͤldenes Schwerd. gerichtet / hingeriſſen / und die Gott gewid - mete Guͤter und Renthen zu anderen eyte - telen Gebraͤuchen verwendet; welche alle Feſt-Faſt und Bettaͤg / alle Bitt - und Wallfahrten / alles Meeß-nnd Proceßhal - ten / alle uhralte Andacht und Bußwercken / alle / alle Ritus und Weiſe Gott den Herꝛn beſter Maſſen zu loben und zu verehren ab - geſchafft habt; welche ihre gantze Andacht mit einer kleinen Sermon und wenigem Geſaͤng abmachet / und das zwar in einem zerfallenem Hauß / oder in einem ſtinckenden Vieh-Stall oder aber Schewren / in wel - cher etwa ein Miniſter auff einem Stuhl bey einem Tiſch ſitzend / den Seinigen ein wenig daher poldert / und damit einen jeden nacher Hauß ſchicket: Man richtet allhier keine Al - taria auff / man zuͤndet keine Liechter an / man brauchet keinen Kirchen Zierath / oder zum Dienſt Gottes gewidmete Kleyder und Paramenten / man bieget kein Knye / man ſchneydet wohl tieffe frantzoͤſiſche Com - plementen gegen die etwa anblickende Weibs-Perſohnen / dem allerheiligſten Nahmen Jeſu aber / fals derſelbe gehoͤrt werde / oder dem hoͤchſten Gott zu Ehren darff und wilt man keine Reverentz ma -chen179Guͤldenes Schwerd. chen / man opffert und weyrauchet nit / man thuet in Summa nichts / welches ein Chriſt - liches Gemuͤth zur Andacht anflammen koͤnne; und doch / O Wunder! O Blind - heit! wilt man die wahre Kirch haben / und derſelben Reformatores genent werden; Ey nun reformiret ihr Elementze Reforma - tores. Was habt ihr doch umb Gottes denck - und lobwuͤrdiges an der wahren Kirchen reformiret? was habt ihr an ſelbi - ger unbefuͤgtes gefunden / ſo einer Refor - mation oder Ernewerung vonnoͤhten ge - habt? Was hat doch oder zur Seeligkeit noͤhtiges / oder ſonſt zum Lob / Ehr und Dienſt Gottes gehoͤriges in ſelbiger jemah - len ermangelet / ſo ihr durch ewre angemaſte Reformation eingefuͤhrt? oder wollet ihr das vielleicht fuͤr eine Reformation halten / daß ihr von der wahren Kirchen abgefallen / und einen newen Jrꝛthumb eingefuͤhrt / die Ca - tholiſche Tempelen und Gottes-Haͤuſer Sacrilegiſcher Weiß angelauffen / und die - ſelbe ihrer Guͤter und Einkombſten zum Dienſt Gottes und ſeiner Heiligen gewid - meten Zierath / ꝛc. beraubet; alle uhralte hei - lige Andacht / alle Ehr und Reverentz gegen Gott und ſeinen allerheiligſten NahmenH 6auß180Guͤldenes Schwerd. auß ſelbigen außgeraumet. Alle Feſt-Faſt - und Bettaͤg / alle Proceſſiones und Wall - fahrten / alle heilige Ritus und Ceremonien dem hoͤchſten Gott zu dancken und Lob zu ſingen abgeſchafft; dem allerheiligſten Meeß - Opffer / und anderen von Chriſto eingeſetz - ten Sacramenten / zimblicher Maſſen auß - geleutet / die Buß - und andere gute Wer - cker / in Summa alles / was zur Vermeh - rung deß Dienſt Gottes und Chriſtlicher Andacht gedeylich / zum Heyl der Seelen erſprießlich zur Fortpflantzung deß wahren Glaubens befuͤrderlich ſeyn moͤgen / abge - danckt habet / ꝛc.

Wollet ihr das vielleicht fuͤr eine Reſor - mation halten? Jch aber und ein vernuͤnff - tiger Leſer wirds ohngezweiffelt mit mir fuͤr eine Deformation oder Teuffeliſche Kir - chen-Schaͤndung halten. Non reformant, ſpricht ein ſicheres getrewes Schutz-Kind ſeiner wahrer Mutter der Catholiſcher Kir - chen / ſed deformant Eccleſiam, qui ipſam, ut ſic dicam, auribus & naſo mutilant, &c. Sie (die Calviniſten und andere Uncatho - liſche) reformiren oder erneweren nit / ſonderen ſie ſchaͤnden und verunehren die Kirch / welcher ſie / daß alſo rede /Na -181Guͤldenes Schwerd. Naſe und Ohr abſchneyden. Sols aber per force ſeyn muͤſſen / daß mans fuͤr eine Reformation halte / ſo ſoll derſelben Sinn oder Verſtand dieſer ſeyn / daß gleich wie ein groſſer Herꝛ oder Monarch / etwa ſeine Bedienten abdancket / dieſe Abdanckung ordinaͤr eine Reformation / und die Abge - danckte ebenmaͤſſig Reformirte nennet: al - ſo / und anders nit / ihr von mir und jeder - maͤnniglichem Reformierte / das iſt / von der wahren Kirchen Abgedanckte ge - nennet werden ſollet und muͤſſet; oder aber ihr muͤſſet ewre vermeynte Reformation / ſo doch unmoͤglich / behaupten.

Als viel nun viertens und letztlich be - trifft die Heiligkeit der Miraculen / welche Gott in - und durch ſeine Heilige wircket / derſelben heiliges Leben oder Lehr dardurch zu bezeugen / ſo hats in der Roͤmiſch-Ca - tholiſcher Kirchen daran niemahlen geman - glet / ſonderen es hat der hoͤchſte Gott deſſen Warheit mit tauſend und tauſend Mira - culen ſatſam bewehret / und das zwar von erſten Zeiten ſeiner Apoſtoliſcher Geſand - ten biß auff heutige Stund. Wer iſt doch unter euch Praͤdicanten ſo Schrifft uner - fahren / der nit eine voͤllige Nachricht habeH 7von182Guͤldenes Schwerd. von den vielfaͤltigen durch gemelte H H. Apoſtelen und deren Diſcipulen und Nach - folgere gewirckten Miraculen? wer ſo un - verſchaͤmbt / der laͤugnen duͤrffe die Mira - culen deß H. Vatters Benedicti / Bernar - di / Wolffgangi / Vitalis / Franciſci / Ni - colai von Tolentin / Antonii von Padua / Franciſci von Paula / und dergleichen un - zahlbahrer Heiligen mehr? Wem iſt unbe - kant / daß auß den duͤrren Gebeinen der H. Walburgis ein heylſamer Oel haͤuffig ge - runnen. Daß / wie oben gemelt / in dem un - verweſenem Hertzen der H. Claræ de Mon - te Falco, die Wapffen deß leydenden Chriſti gefunden worden; daß auß dem todten Leichnamb der H. Thereſiaͤ ein wol - riechender Safft herab getroͤpffet; daß die Zung deß H. Antonii von Padua von ſo vielen Jahren her biß auff heutige Stund unverweſen bleibe; daß das Haupt deß Martyrs Joannis Fiſcheri / welches man zu Londen in Engelland auff eine Stang ge - ſetzt / gleich eine andere Ruth Aarons / nit ohne Confuſion und Beſtuͤrtzung der umb - ſtehenden Henckers-Buben und Blut - hunden! auff dieſer Stangen gantz friſch und lebhafft geſtanden / und floriret habe /alſo183Guͤldenes Schwerd. alſo auch / daß man dieſes Haupt derent - halben widerumb abnehmen muͤſſen; daß die drey Fingeren Joannis Traverſii / wo - mit er ein Buch fuͤr den Primat deß H. Pe - tri und ſeiner Succeſſoren geſchrieben / da man ihnen dieſes Buchs halben lebendig verbrennt / unverzehrt geblieben; daß das vergoſſene Blut deß H. Martyrs Januarii ad præſentiam SS. Lypſanorum zerfloſſen und auffgewallet; daß das Hertz deß H. Auguſtini in Anſehen ſeiner Voluminum, die er von der allerheiligſten Dreyfaltigkeit geſchrieben hatte / von Frewden gejauchtzet und auffgeſprungen. Wer iſt ſo blind und hirnloß / der nit ſehe und erkenne die taͤgliche Miraculen / welche Gott / die Veneration und Anruffung ſeiner allerſeeligſten Mut - ter Maria zu erweiteren / in deroſelben Kir - chen und Bilderen / bald an einem Blinden / deme ſein Geſicht / bald an einem Tauben / deme ſein Gehoͤr / bald an einem Lahmen / deme ſein Gang / bald an dieſem oder jenem Krancken / deme ſeine Geſundheit oder wi - dergegeben / oder ſoͤnſt gnaͤdiglich verleyhen wird / wircken thut. Jſt es nit ein ewiges Miracul / daß die Lauretaniſche Capell von den H H. Engelen uͤber das Meer in Jta -li -184Guͤldenes Schwerd. lien getragen / auß keiner anderer Urſachen / als daß die allerſeeligſte Jungfraw und Gottes Gebaͤhrerin Maria alldahe venerirt werden ſolte. Doch was ſeynd hieruͤber vie - ler Wort noͤhtig / wollet ihr allein ewre Au - gen auffthuen / und etwa umb euch her ſchawen / alsdan werdet ihr ſelbſt nit allein unzahlbahre / ſo durch unſere heilige Vor - fahren gewircket / ſonderen taͤglich bald an dieſem / bald an jenem Catholiſchen Orth oder Gottes-Hauß newe und denckwuͤr - digſte Miraculen ſehen und erkennen muͤſ - ſen.

Wo ſeynd nun aber die Miraculen / ſo Gott in ewrer vermeynter Kirchen jemah - len gewircket? Wo ſeynd die Wunder - Zeichen / vermittels deren Gott die War - heit ewrer Lehr und Kirchen / oder eine Le - bens Heiligkeit dieſes oder jenes Praͤdi - canten / oder ſonſt Uncatholiſchen Reli - gions-Genoſſen / der Welt kund gemacht und bekraͤfftiget? Wer iſt unter euch hoch - trabenden / und ewrer naͤrriſcher Einbildung nach / Miraculen zu wircken Gewalt ha - benden Lutheraner oder Calviniſten / ꝛc. Der jenige / welcher mit etwa einem oder ande - rem Wunder-Geſchicht ſeiner Lehr / Lebenund185Guͤldenes Schwerd. und Religion eine Prob gegeben? es hat ſich zwar ewer Luther unterſtanden (wie Fride - ricus Staphilus erzehlet / welcher der Sach ſelbſt zugeſehen / und deßhalben von ſeinem Jrꝛthumb zur Roͤmiſch-Catholiſcher Kir - chen zuruͤck gekehret) den Teuffel auß einer beſeſſener Weibs-Perſonen außzutreiben / da er aber angefangen den Teuffel zu be - ſchwoͤren / iſt er Luther von ſelbigem alſo beaͤngſtiget worden / daß er laut umb Huͤlff geſchreyen / und ſich zur Fenſter herauß machen wollen; und fals ihr ſolches laͤugnen duͤrffet / wohlan / ſo lege ich euch Lutheri Tiſch-Reden fuͤr die Naſe / in welchen er fol. 256. a. hieruͤber alſo ſpricht: Jm Fall auch einer mich oder meine Mit-Praͤdicanten vexiren wolt / und ſagen / ich Luther haͤtte zu Wittenberg in der Sacriſtey den Teuf - fel wollen außtreiben / und es ſey mir uͤbel gelungen / daß man die Thuͤr an der Sacriſtey mit der Axt auffbrechen / und mir zu Huͤlff kommen muͤſſen. J - tem daß die Praͤdicanten gleich ſo we - nig als ich gar kein Teuffel außtrei - benkoͤnnen / dem gebe ich dieſe Ant - wort fuͤr mich / und alle Praͤdicanten: Wir Lutheriſche (Calviniſche / und alleUn -186Guͤldenes Schwerd. Uncatholiſche) ſollen nicht / koͤnnens auch nit die Teuffel außtreiben. Boͤſe Geiſter (merckt ihr Herren) koͤnnen wir nicht außtreiben / und vermoͤgens auch nicht.

Ebener Maſſen hat zwarn ein Calvini - ſcher Miniſter in Franckreich / mit Nahmen Memejacus / den Sathan beſchwoͤren / und auß einem beſeſſenem Menſchen / den man ihme zugefuͤhrt / vertreiben wollen. Weilen er aber dieſen Menſchen nit curiren koͤnnen / und derohalben gefoͤrchtet / die Calviniſche Religion moͤchte in Verdacht und deſpect kommen / gehet dieſer gottloſe Miniſter hin / naͤhet den beſeſſenen Menſchen in einen Sack / werffet ihnen heimlichins Waſſer / und verſauffet denſelben; machet unterdeſ - ſen den Seinigen weiß / daß er ihnen an - derſtwohin geſchickt haͤtte; freylich anderſt - wohin du Seelen-Moͤrder / zum Teuffel / nemblich mit Leib und Seel. So gehts zu / wan der Baur uͤber ſeinen Pflug ſpringen will.

Es hat auch zwar Calvinus ſeinen Jrꝛ - thumb und falſcher Lehr einmahlen einen Deck-Mantel anhangen und zeigen wol - len / daß er ein wahrer Diener und ProphetGot -187Guͤldenes Schwerd. Gottes waͤre / der groſſe Miraculen wir - cken konte / da er nemblich zu Genff einen armen Bettler / mit Nahmen Bruleus (den er mit Gelt beſtochen / und dahin uͤber - redet hatte / er ſolte ſich auffs Beth legen / und ſimuliren / als wan er todt waͤre) zum Leben aufferwecken wollen / was geſchicht aber? dieſer arme und Gelt beduͤrfftiger Bruleus laſt ſich ſambt ſeiner Frawen uͤber - reden / legt ſich nieder / und gibt einen Todten ab / unterdeſſen aber / da gemelte Fraw nach geſchehener Abred / uͤber den toͤdtlichen Hin - tritt ihres Manns / deß Brulei / unablaſſend heulte und lamentirte / kombt dieſer ver - meynte Prophet uud wunderthaͤter Cal - vinus mit einem groſſen Schweiff bey und umb ſich habender Freunden und Mini - ſtren ſpatzierend heran / und nach gehoͤrtem Geſchrey dieſes Weibs trettet er ins Hauß hinein / fallet mit allen Anweſenden auff ſei - ne Knye / bettet mit lautender Stimm / und begehret / Gott moͤchte nun ſeine All - macht und Herꝛlichkeit allem Volck kund machen / und dieſem Todten das Leben wi - dergeben / anbey zeigen / daß er Calvinus / ſein ſonderbahrer und ihm angenehmer Knecht waͤre / der von ihme zur Verkuͤndi -gung188Guͤldenes Schwerd. gung ſeines Evangelii und Reformation der Kirchen warhafftig beruffen; nach ver - richtetem Gebett nahet er zu dem ſimulier - ten Todten / greiffet deſſen Hand an / und befilcht im Nahmen Gottes und ſeines Sohns Jeſu Chriſti / er ſolle ſich auffrich - ten / dieſer Bruleus aber hoͤret / ſehet / bewe - get ſich nicht / und der zuvor ein ſimulierter Todter war / iſt nun durch gerechtes Urtheil Gottes / welcher mit ihm den Narren nit treiben laſſet / Mauß todt. Putz tauſend Calvine / was ein Miracul iſt das? auß ei - nem Lebendigen einen Todten machen! das koͤnnen auch die Bauren und Soldaten. Auß einem Todten aber einen Lebendigen machen / das koͤnnen allein / und habens durch Gnad und Wirckung Gottes viel - faͤltig gethan die Roͤmiſch-Catholiſche / nit aber die Lutheriſche / oder Calviniſche / wie dan Luther ſelbſt in ſeinen Tiſch-Reden fol. 257. b. abermahlen das Zeugnus gibt mit dieſen Woͤrteren: Darumb hab ich gut rund bekennt / daß ſich der Teuffel von uns Evangeliſchen nicht ſo außtrei - ben laſt / wie zuvor im Pabſthumb. Ja eine bekennte Warheit iſts / daß / wie oben auß Luthero Tom. 2. Witt. fol. 124. a. ange -merckt189Guͤldenes Schwerd. merckt / ſeine Diſciputen und Bruͤtlingen gar keine / die Roͤmiſch-Catholiſche aber tauſend und tauſend Wunder-Zeichen / folglich dieſe / und nit jene die wahre Kirch haben.

Siebendte Frag.

Ob die wahre ſeeligmachende Kirch muͤſſe Catholiſch / das iſt / allgemein ſeyn?

DAs dritte Kenn-Zeichen der wahren Kirchen iſt / daß dieſelbe durch die gantze Welt / oder (weilen an dieſem oder jenem Orth oder durch Unbill der Zei - ten / oder durch aͤuſſerliche Gewalt der ein - reiſſender Ketzer abgenohmen / ſintemahlen Chriſtus ſelbſt geweiſſaget / daß ſeine Kirch mit vielen Widerwaͤrtigkeiten uͤberfallen werden / und von den falſchen Propheten groſſe Verfolgungungen leyden wuͤrde) durch den mehriſten Theil derſelben außge - breitet ſeye; iſt deme Zufolg die

Antwort:

DAs die wahre ſeeligmachende Kirch muͤſſe Catholiſch / das iſt: allgemein ſeyn. Und dieſes bekraͤfftiget gar ſchoͤn die heilige Schrifft deß alten ſo wohlals190Guͤldenes Schwerd. als newen Teſtaments. Gen. 13. am 14. und folgenden Verſen ſpricht der Herꝛ alſo zu Abraham: Hebe deine Augen auff / und ſchawe von dem Orth / da du jetzt biſt / gegen Mittag und Mittnacht / gegen Auffgang und Niedergang. Alle das Land das du ſeheſt / will ich dir geben / und deinem Saamen biß in Ewig - keit / und will deinen Saamen machen / wie den Staub der Erden: kan jemand unter den Menſchen den Staub der Erden zehlen / der wird auch deinen Saamen zehlen koͤnnen / ꝛc. Und der Prophet David Pſalm. 2. v. 8. Heiſche von mir / ſo will ich dir die Heyden zu deinem Erbtheil geben / und zu deinem Beſitz die Grentzen der Erden. Pſalm. 21. v. 28. Alle Ende der Erden werden daran gedencken / und zum Herꝛn ſich bekehren / Daniëlis 2. wird die Kirch ein Berg genennt / der das gantze Erdreich anerfuͤllet. Iſa. 2. Ein Berg / zu welchem alle Heyden eylen werden. und Mal. 1. Vom Auffgang der Sonnen biß zum Niedergang iſt mein Nahm groß un - ter den Heyden / und an allen Orthen wird meinem Nahmen Opfferhandge -191Guͤldenes Schwerd. gethan / und ein rein Opffer geopf - fert / ꝛc. Jm newen Teſtament aber haben wir dieſe Allenthalbenheit der wahren Kir - chen ebenfals gantz klar. Matth. 28. v. 19. be - filcht Chriſtus der Herꝛ ſeinen Apoſtelen / ſie ſollen hingehen / und alle Voͤlcker leh - ren und tauffen / ꝛc. Act. 1. v. 8. Jhr wer - det meine Zeugen ſeyn biß zum Ende der Erden Rom. 10. v. 18. Jhr Geſchall iſt ja die gantze Welt außgangen / und ihre Wort biß zum Ende deß Erden - Kreyß / ꝛc.

So iſt / und muß dan Krafft angeführ - ter und mehrerer Zeugnuſſen / die wahre Kirch Catholiſch ſeyn / das iſt: allenthal - ben / die gantze Welt durch / ihren Sitz und Beſitz haben. Nun iſt die Frag / ob unſere Roͤmiſche / oder ewre Lutheriſche / Calvini - ſche / oder ſonſt vermeynte Sectiſche Kirch / den Nahmen und Praͤdicat habe / daß ſie obgeſetzter maſſen Catholiſch ſeye?

Obſchon ihr und geſambte unſere Wi - derſager auß lauter Paſſion und Miß - gunſt gegen den Nahmen Catholiſch / uns Papiſten oder mit einem etwa milterem Schimpff - und Spott Wort Paͤbſti - ſche nennet / alſo auch / daß ihr euch nit ge -ſchew -192Guͤldenes Schwerd. ſchewet hat / nit allein in ewren alten Cate - chiſmis dem Apoſtoliſchen Symbolo Ge - walt zu thuen / und an Platz deß Worts: allgemeine oder Catholiſche Kirch / zu ſe - tzen: Chriſtliche Kirch ſonderen auch / mit ewerem Patriarchen Beza in Præfat. ad novum Teſtam. ſo im Jahr 1565. außgan - gen / dieſes Wort: Catholiſch / als ein ey - tel unleydliches Wort zu verfluchen und vermaledeyen; ſo iſt doch und bleibt wahr / daß unſere Roͤmiſche Kirch Catholiſch ſeye. Diß behauptet Calvinus ſelbſt / da er die Roͤmiſche Kirch eine Mutter aller Kirchen / folglich eine allgemeine Kirch nennet. Jhr glaubt ja und muſt glauben / was von der Kirch Chriſti und deß H. Pe - tri Matth. 24. v. 14. geſchrieben ſtehet / daß nemblich das Evangelium ſeines Reichs in der gantzen Welt gepredi - get worden / allen Voͤlckeren zum Zeugnus. Jhr glaubt auch ja und muſt glauben / daß dieſe Kirch Chriſti und deß H. Petri die Roͤmiſche Kirch ſeye / ſinte - mahlen Petrus / wie bekant / ſeinen Paͤbſt - lichen Stuhl zu Rom niedergeſetzt / und all - da biß zu ſeiner Martyr-Cron verharret; ergo glaubt ihr und muſt auch glauben / daßdie193Guͤldenes Schwerd. die Roͤmiſche Kirch Catholiſch oder all - gemein ſeye / weilen dieſelbe durch die gantze Welt / oder doch den mehriſten Theil der - ſelben ſich außgebreitet / geſtalten kaum ein Orth gezeigt werden kan / zu welchem die - ſelbe von der Apoſtelen Zeiten biß hieher nit fortgepflantzt worden / und wan ſchon das Schiſma der Griechen und die Mahome - taniſche Tyranney einen zimblichen Theil derſelben in Orient / Jtem die Abtrinnige in Occident einige Koͤnigreicher und Pro - vitzen unterdruͤckt und hingenohmen / ſo iſts doch bekant / daß dem unangeſehen viele Catholiſche und Apoſtoliſche Geſandten und Miſſionarii daſelbſt gefunden werden / welche den Saamen deß wahren und rei - nen Evangelii außſtroͤwen / und die Roͤmi - ſche Kirch bey ihrem Jure poſſeſſionis beſt moͤglichſt beſchuͤtzen und handthaben. Mit einem Wort: Eccleſia totum mundum poſſidet, die (Roͤmiſche) Kirch / ſpricht der H. Auguſtinus l. 4. de Symb. c. 10. hat die gantze Welt im Beſitz / & quæcunque con - gregatio cujuslibet Hæreſis in angulis ſe - det, und ein jede Ketzerey hat nur eine Huͤtte oder Schluff-Winckel ein: ihr Lutheraner nemblich einen kleinen TheilJin194Guͤldenes Schwerd. in Teutſchland / Schweden / Denne - marck / und zwaren daſelbſt unter euch zimb - lich zerſpalten. Jhr Calviniſten Schott - land / Engelland / Holland / und wenige Oerther in Teutſchland / auch aber zimb - lich untereinander zerſpalten; Jhr Zwingli - aner im Schweitzerland / ꝛc. und was Rech - tens wollet ihr euch dan eine Allenthal - benheit anmaſſen? Vielleicht dahin / weilen ewere Lehr und Religion durch eine gemei - ne Annehmung der Voͤlcker und rechtmaͤſ - ſige Poſſeſſion den groͤſten Theil der Welt durchgetrungen? Wer aber unter euch wird das bejahen doͤrffen / maſſen ſo gar in den fuͤrnembſten Glaubens-Articulen anders meynen und lehren die Schweitzer / anders die Schottlaͤnder / anders die Engellaͤnder / anders die Hollaͤnder an dieſem / anders an einem anderen Orth. Oder wollet ihr viel - leicht ewre Kirch Catholiſch oder allgemein nennen darumb / daß ſie allenthalben wider die Roͤmiſche Kirch ſich auffwerffe und ſtrei - te? in dieſem Sinn werdet ihr freylich den groͤſten theil der Welt eingenohmen haben; alsdan aber ſetze ich in die Geſell - und Ge - meinſchafft ewerer Kirchen die Juden / Hey - den / und alle Ketzer / ſo jemahlen geweſen /und195Guͤldenes Schwerd. und zur Zeit noch ſeynd / und die Teuffelen ſelbſten / ſintemahlen dieſe alle die Roͤmiſche Kirch gleicher Hand beſtreiten und verfol - gen: ſolche ſchaͤndliche und verfluchte Allent - halbenheit will ich euch und ewrer Kirch gern geſtatten; hier aber iſt die Frag und Red nit von etwa einer Allenthalbenheit der jeni - gen / ſo wider Chriſtum und die wahre Kirch ſtreiten / ſonderen der jenigen / ſo an Chriſtum und die wahre Kirch glauben; ſonſten waͤren auch die Apoſtelen nit Ca - tholiſch oder allgemein geweſen / maſſen die Sect der Heyden / ſo die Goͤtzen-Bilder anbetteten / dazumahlen viel groͤſſer war / als der Chriſten / ſo dem wahren Gott dieneten. So ſeynd dan und koͤnnen keine Secten und Ketzereyen ſich Catholiſch nennen / ſon - deren unſere / unſere Roͤmiſche Kirch ziehet allein auff mit dieſem herꝛlichen und glor - reichem Nahmen / den ſie nit von geſteren (wieder H. Biſchoff Pacianus ſpricht) weder von zwey-drey-vier-fuͤnff - oder ſechs - hundert Jahren / ſonderen von Chriſti und der Apoſtelen Zeiten ruͤhmlich hergebracht / mit demſelben ihren uhralten allein ſeelig - machenden Glauben von allen anderen Ke - tzereyen und Jrꝛthumben zu entſcheyden. J 2Wan196Guͤldenes Schwerd. Wan nun aber ihr Luheraner und Calvi - niſten / ꝛc. die wahre Kirch haben wollet / ſo muͤſſet ihr mir darthuen / daß ſie Catho - liſch ſeye; widrigen fals ſpiele ich als wie - derumb den Meiſter / und ſetze euch als beſſer zu.

Achte Frag.

Ob die wahre Kirch muͤſſe Apo - ſtoliſch ſeyn?

SO iſt dan das vierte und letzte Kenn - Zeichen der wahren Kirchen / daß ſie Apoſtoliſch ſeye / das iſt: von Chriſto Jeſu (welcher Hebr. c. 3. der Apoſtel und hoher Prieſter unſererer Bekaͤntnus / Jtem Eph. 2. der oberſte Eckſtein an dem Grund der Apoſtelen und Propheten genennet wird) und jetztgedachten ſeinen Apoſtelen herruͤhre.

Antwort:

JA / die wahre Kirch muß Apoſto - liſch / das iſt: die Kirch Chriſti und der Apoſtelen ſeyn. Die Urſach iſt klar / dan / weilen die Kirch Chriſti und der Apoſtelen / wie ſolches dan bey allen / auch unſeren Wi - derſageren gewiß und auſſer allem Zweiffeliſt197Guͤldenes Schwerd. iſt / die alleine wahre Kirch iſt / muß noth - wendig die jenige Kirch / ſo die wahre ſee - ligmachende Kirch ſeyn ſoll / die Kirch Chri - ſti und der Apoſtelen ſeyn; warzu aber zwey conditiones erfordert werden; die erſte zwar / daß ſie die Lehr Chriſti und der Apo - ſtelen / und keine andere / fuͤrhalte / dahero der Apoſtel Paulus / wie oben gemeldt / Gal. c. 1. v. 8. alſo ſpricht: Wan ſchon wir oder ein Engel vom Himmel euch (Gala - teren) ein anders predigen würde / auſ - ſer dem / das wir euch geprediget ha - ben / der ſey verflucht.

Die zweyte condition iſt: daß in ſelbiger Kirchen von der Apoſtelen Zeiten an biß hie - hier / eine ordentliche und unzerbrochene Suc - ceſſion ihrer Biſchoffen und Hirten ſeye / wie jetzterwehnter Apoſtel Eph. 4. v. 11. & ſeqq. hieruͤber alſo ſpricht: Gott ſelbſt hat etliche zwar gegeben zu Apoſtelen / et - liche aber zu Propheten / etliche aber zu Evangeliſten / etliche aber zu Hir - ten und Lehreren; zu Volziehung der Heiligen / zum Werck deß Dienſts und zu Erbawung deß Leibs Chriſti: biß wir alle einander unter Augen kom - men / ꝛc. Die Urſach deſſen ſetzet er hinzu:J 3da -198Guͤldenes Schwerd. damit nemblich die Chriſtglaubige keine unſtaͤtige Kinder ſeyen / noch von einem jeg - lichen Winde der Lehr umbgetrieben / und durch Schalckheit der Menſchen / mit Liſt deß Jrꝛthumbs hintergangen werden.

Daß aber nun unſere Roͤmiſche Kirch bey erſten fuͤnffhundert Jahren die wahre Kirch Chriſti und der Apoſtelen geweſen / geſtattet ihr Lutheraner und Calviniſten / ꝛc. gantz gern; ergo muͤſſet ihr mir per force auch geſtatten / daß ſie dieſelbe Kirch annoch ſeye / welche ſie bey erſten fuͤnffhundert Jah - ren geweſen iſt / weilen die Kirch Chriſti und der Apoſtelen die jenige iſt / welcher / wie oben ſatſam eroͤrteret / von dem goͤttlichen Mund ſelbſten eine ewige Aſſiſtentz deß H. Geiſtes / und eine unüberwindtliche Staͤrcke wider die Pforten der Hoͤllen und den Teuffel ſelbſten verſprochen. Matth. c. 7. v. 24. & ſeqq. nennet Chriſtus den jenigen einen weiſen Mann / der ſein Hauß auff einen Felſen gebawet hat; weilen daſſelbe / ob - ſchon ein Platz-Regen herab falle / und Waſſerflute kommen / auch die Winde blaſen / und auff daſſelbige Hauß ſtoſſen / gleichwol nit fallet. Den jenigen aber einem thorichten Mann / der ſein Hauß auff denSand199Guͤldenes Schwerd. Sand gebawet hat; dan daſſelbe / da ein Platz-Regen herabfallet / und Waſſer flute kommen / auch die Winde blaſen / und auff daſſelbige Hauß ſtoſſen / niederfallet / und einen ſehr groſſen Fall thuet. Wan ihr nun aber ſuſtiniren wollet / daß unſere Roͤmiſche Kirch bey den erſten fuͤnff Sæculis die wah - re Kirch / nemblich die Kirch Chriſti und der Apoſtelen / geweſen zwar / jetzt aber nit mehr ſeyn ſolle; ſo muͤſſet ihr auch gottslaͤ - ſteriger Weiß ſuſtiniren / daß Chriſtus ſein Hauß / das iſt / ſeine Kirch nit / wie er Matth. 16. v. 18. verſprochen / uͤber einen Felſen / ſon - deren auff den Sand gebawet habe / folg - lich ihnen zum Narren und Lügner machen / als welcher nemblich dieſes Hauß wider al - le Platz-Regen / und Sturm-Winde der falſcher Propheten und der Teuffelen ſelb - ſten zu beſchuͤtzen verſprochen / daſſelbe aber wider ſeine Trewe habe laſſen uͤberinhauf - fen werffen. Solche gottslaͤſterige Zung waͤre werth mit Blitz und Donner zerſchla - gen / und von ewigem Fewr zerfreſſen zu werden.

Jtem / wan nach ewrer Bekaͤntnus un - ſere Roͤmiſche Catholiſche Kirch bey erſten fuͤnff Sæculis die wahre Kirch Chriſti undJ 4der200Guͤldenes Schwerd. der Apoſtelen geweſen / ſo iſt ſie es annoch / maſſen ſie

Erſtens all das jenige / was ſie bey den erſten fuͤnffhundert Jahren / und was Chri - ſtus und ſeine H H. Apoſtelen gelehret und gehalten haben / auff heutige Stund an - noch beſtaͤndig lehre und halte / bey erſten fuͤnffhundert Jahren nemblich hat ſie ge - lehret / daß Chriſtus im hochheiligen Sa - crament deß Altars weſentlich zugegen ſeye; daß die Kinder-Tauff zur Seeligkeit noth - wendig ſeye; daß die gute Werck verdienſt - lich / die boͤſe aber ſtraͤfflich ſeyen / daß die H. Gottes moͤgen angeruffen / und fuͤr die Ab - geſtorbene gebetten werden; daß Gott kein Urheber der Suͤnden und der Verdam - nus ſeye; daß die Erb-Suͤnd durch das H. Tauff-Waſſer abgewaſchen werde; daß die Wercker der Gerechten bey Gott verdienſt - lich ſeyen; daß die Gebott Gottes zu halten moͤglich und gantz leicht ſeye / ꝛc. in Summa / was damahlen ſie / und mit Chriſto die H H. Apoſtelen / von der Zahl der Sacramenten / von dem allerheiligſten Meeß-Opffer / von der Gegenwart und Anbettung Chriſti un - ter ſelbigem / von der Prieſter-Weyhe und Cælibat, von der Ohren-Beicht und Gnug -thuung201Guͤldenes Schwerd. thuung / vom Faſten und Ablaͤſſen / von den Traditionen und Ceremonien / ꝛc. ge - lehret und gehalten / ſolches lehret und hal - tet ſie unveraͤnderlich / und ohne Spaltung biß dato annoch; oder ihr Herren muͤſſetes uns anzeigen und beweiſen; Wohe / wan / und wie dieſelbe anders Vorzeiten als je - tzunder / was ſie anders im erſten als in ei - nem anderem oder jetzigem Sæculo, anders zu einer als zur anderer Zeit / anders an ei - nem / als an einem anderen Orth gelehret / geglaubt / oder zu glauben fuͤrgeſtellet habe; werdet ihr aber auch alle H H. Vaͤtter / alle Lehrer und Scribenten unſer ſiebenzehen - hundertjaͤhriger Kirchen vom erſten an biß auff den letzten zu durchblaͤtteren / ſo werdet ihr doch keinẽ eintzigen Lehr - oder Glaubens, Punct antreffen / der nit allezeit einhellig in ſelbiger fuͤrgetragen und gehalten worden. Und weilen die wahre Kirch Chriſti ohne rechtmaͤſſig beruffenen Miniſtren / Regen - ten / Lehreren / Hirten und Biſchoffen un - moͤglich ſeyn kan (wie dieſes Calvinus lib. 4. Inſtitut. cap. 3. §. 4. klaͤrlich bezeuget: da er alſo ſpricht: Es folgen die Hirten und Lehrere / welche die Kirch niemahlen entbaͤhren kan. Jtem Theodorus Beza,J 5ein202Guͤldenes Schwerd. ein Diſcipel Calvini / bey welchem es eine abgemachte und klare Sach iſt / daß in der wahren Kirchen Gottes ein ewiges Lehr - und Hirten-Ampt ſeyn muͤſſe. Deſſen ich eine dreyfache Urſach gebe: Die erſte iſt / weilen die wahre Kirch nit ſeyn kan ohne Glaub; der Glaub aber iſt und kombt auß dem Gehoͤr / Rom. 10. v. 14. Wie ſollen ſie / ſpricht der Apoſtel / dem glauben / den ſie nicht gehoͤrt haben? Wie ſollen ſie aber hoͤren ohne Prediger? ꝛc. Die zweyte iſt; weilen die Kirch nit ſeyn kan ohne Sacra - menten / deren Adminiſtration und Auß - ſpendung den Biſchoffen und ordentlichen Seel-Sorgeren allein zukombt. Die dritte iſt / weilen in einer Republic allezeit eine gu - te Ordnung ſeyn und gehalten werden muß / alſo / daß andere regieren / andere aber gehorchen / unſere Roͤmiſche Kirch aber / wie gleich voran / und ſonſten offters erwie - ſen / die wahre Kirch Chriſti iſt; ſo iſt es eine unlaugbahre Conſequentz / daß dan in dieſer unſerer Roͤmiſcher Kirchen von Petro an biß auff jetzigen Clementem XI. eine immer - wehrende Succeſſion der Roͤmiſcher Bi - ſchoffen nothwendig geweſen ſeye / und biß ans End der Welt unzerbrochen ſeyn undver -203Guͤldenes Schwerd. verbleiben werde; Wolt ihr deſſen eine Prob haben / wohlan / ſo lege ich euch fuͤr die Naſe einen annoch friſchen Authorem R. P. Anto - nium Kopff, Ord. S. Franc. Min. Recollect. unlaͤngſt in Coͤllen SS. Theol. Lectorem emeritum, und zeitlichen Guardianen und Lectorem caſuum zu Neuß / welcher in ſei - nem Buch de Primatu Petri, ſo er Anno 1704. zu Coͤllen ans offene Liecht gebracht / von dieſer Succeſſion ex profeſſo handelet / und dieſelbe von Petro an biß auff jetzigen Clementem dieſes Nahmens den eylfften / umbſtaͤndtlich deduciret.

Nun herauß einmahl / die ihr in denen Huͤtten und Finſternuͤſſen herumb kriechet und ſchliechet / herauß ans Liecht und flache Feldt / ihr ungetriebene Fechter / ihr Herren Lutheraner und Calviniſten / ꝛc. zeiget all - hier / wan koͤnnet / daß ihr Apoſtoliſch ſeyet / zeiget / daß ihr eine Apoſtoliſche Lehr / und von der ſiebenzehenhundertjaͤhrigen Kir - chen Chriſti an / biß dato eine beſtaͤndige und rechtmaͤſſige Succeſſion ewerer Lehrer und Miniſtren habt; zeiget / ſonſt iſts mit euch abermahlen verſpielt.

Jhr laſſet euch zwarn allbereit Apoſto - liſch nennen; was Rechtens aber / und wieJ 6ohne204Guͤldenes Schwerd. ohne Praͤjuditz und Nachtheil unſer ſeiths allein hier infals habender Poſſeſſion? habt und erkennet ihr dan auch in ewrer Kirchen / gleich wir haben und erkennen / die zwoͤlff heilige Apoſtelen? ſagt ihr ja darzu; ſo frage ich euch unverſchaͤmbte Luͤgener / warumb ihr dan den H. Jacobum / auß dem Apoſto - liſchen Collegio außgemunſtert / und deſſel - ben Epiſtel einen Stroh-Brieff nennet? hoͤrt einmahl ihr Stroh - und Eſels-Koͤpff / was geſchrieben ſteht Act. 2. v. 1. & ſeqq. Als die Tage der Pfingſten erfuͤllet wuͤr - den / waren ſie (die Apoſtelen) alle zu - gleich an einem Orth beyeinander: und es geſchahe in der Eyl ein Brau - ſen vom Himmel / als wan ein gewal - tiger Wind herankaͤme / und erfuͤllete das gantze Hauß / da ſie ſaſſen. Und es lieſſe ſich von ihnen wiefewrige zer - theilete Zungen ſehen / und er ſetzte ſich auff einen jeglichen unter ihnen: und ſie wuͤrden alle mit dem H. Geiſt erfuͤl - let / und fiengen an mit vielerley Zun - gen zu reden / nachdem es ihnen der hei - lige Geiſt gab außzuſprechen. Allda haben die heilige Apoſtelen alle keinen auß - genohmen / foͤlglich auch Jacobus / dieKrafft205Guͤldenes Schwerd. Krafft deß H. Geiſtes empfahen / von wel - chem ſie / nach Verheiſchung Chriſti / alle Warheit gelehret worden / alſo und derge - ſtalt / daß / was ſie geredet und geſchrieben / nit ſie / ſonderen der H. Geiſt durch ſie gere - det und geſchrieben habe. Was? wollet ihr laſterhaffte Maͤuler nun / dem ohngeachtet / die Epiſtel deß vom H. Geiſt ſo erleuchteten Apoſtels / oder beſſer zu ſagen / deß im H. Jacobo geredeten H. Geiſtes einen Stroh - Brieff nennen? Was? warumb ſollen dan auch die Epiſtelen Petri und Pauli keine Stroh Brieff ſeyn? Hat ja der H. Geiſt ſo woll durch den Mund Petri und Pauli als Jacobi geredet / ſo woll jenen als dieſen die Feder gefuͤhret; doch ich mercke ewre Paſſion und Boͤßheit / weilen nemblich der H. Apoſtel Jacobus euch die Warheit ge - dicht unter die Naſe reibet / kan und muß er bey euch keine Herberg haben / ſonderen (unangeſehen / daß Chriſtus ſelbſt denſelben fuͤr einen Apoſtel erwoͤhlet / und als ſolchen gleich den anderen geliebet / unangeſehen / daß die gantze Kirch Chriſti denſelben alle - zeit fuͤr einen Apoſtel angenohmen / erkennet und venerirt habe) fuͤr der Thuͤr ſtehen blei - ben. Heiſcht das aber Apoſtoliſch ſeyn? inJ 7dem206Guͤldenes Schwerd. dem Apoſtoliſchen Collegio alſo umbſchar - mutzelen / und nach ſeinem Wolgefallen die - ſen oder jenen auß demſelben außmuſteren / ja dem H. Geiſt ſelbſten einen Stroh - Krantz auffſetzen / da man nemblich ſein hei - liges Wort und Lehr / ſo er durch die heilige Apoſtelen verkuͤndiget / einen Stroh - Brieff nennet? mit nichten meine Herren Lutheraner und Calviniſten ꝛc. Man kan und darff euch nit Apoſtoliſch nennen / oder ihr müſſet mit uns die zwoͤlff heilige Apo - ſtelen erkennen und veneriren / und diß nit allein / ſonderen auch eine Apoſtoliſche Lehr haben / ihr aber habt nit allein keine zwoͤlff Apoſtelen / maſſen ihr den H. Jacobum von ſelbigen außgemuſtert / ſonderen auch keine Apoſtoliſche Lehr / dan die Apoſtelen lehren / und zwarn

Erſtlich: Man koͤnne und muͤſſe die Gebott Gottes halten / wan man wolle zum Leben hinein gehen / Rom. 2. v. 13. Jhr aber lehret / daß dieſelbe zu halten unmoͤglich / und zur Seeligkeit unnoͤhtig ſeye.

Zweytens: Daß wir unſer Heyl mit Forcht und Zitteren wircken ſollen / Philip. 2. v. 12. Jhr aber wollet deß Himmels gewiß ſeyn / und keine Urſach zu foͤrchten haben.

Drit -207Guͤldenes Schwerd.

Drittens: Daß wir uns muͤſſen befleiſ - ſigen unſeren Beruff und Außerwoͤhlung durch gute Wercke gewiß zu machen / 2. Pet. 1. v. 10. Jhr aber: daß Chriſtus derge - ſtalt für uns bezahlt und gnug gethan ha - be / daß wir keiner Sorg und Muͤhe von - noͤhten haben / ja / daß alle unſere Wercker unnuͤtzlich und ſuͤndhafft ſeyen.

Viertens: Daß wir uns erweiſen ſollen wie Diener Gottes mit Faſten / Leib - Caſteyen und anderen Buß-Wercken / 2. Corinth. 6. v. 5. &c. Ja die Apoſteien haben ſelbſt gefaſtet / wie zu ſehen Act. 13. v. 2. Jhr aber habt der Faſten gantz außgelaͤut.

Fuͤnfftens: Daß die Suͤnden uns die Himmels-Thür verſperren. 1. Corinth. c. 6. v. 9. & 10. Jhr aber: daß keine Suͤnd an der Seeligkeit hinderlich ſeye / man ſolle und moͤge es frey wacker lauffen laſſen / und nur allein an Chriſtum / der fuͤr alle unſere Suͤnden bezahlt habe / feſtiglich glauben / und dan ſeye man ſchon ſeelig.

Sechſtens: Daß es gut und rathſamb ſeye allezeit keuſch bleiben und Jungfraͤw - lich leben / ja beſſer als zur Ehe greiffen / 1. Corinth. 7. v. 25. & 38. und der jenige habe die Verdamnus / der ſeinen erſten Glaubenoder208Guͤldenes Schwerd. oder Geluͤbden breche / 1. Tim. 5. v. 12. Jhr aber: es ſeye beſſer heyrahten / unmoͤglich keuſch zu leben / reitzet und vermahnet alle zum Eheſtand / niemandten aber zur Be - wahrung ſeiner Keuſchheit und Jungfraw - ſchafft / ja: was ein Mann iſt / muͤſſe ein Weib: was ein Weib / muͤſſe einen Mann haben; ohngeachtet / der - oder dieſelbe durch freywillig gethanes offentliches Geluͤbd Chriſto ihrem Braͤutigamb eine ewige Keuſchheit verſprochen und angelobt.

Siebendtes: Daß man ſolle Unter - ſcheydt der Speiß halten / Act. 15. v. 29. Jhr aber: man ſolle und duͤrffe / trutz dem billig - und rechtmaͤſſigem Kirchen-Gebott / ein - hatſchen und knatſchen / was dem Magen gelüſtet / was deß Hertzens Begierde ver - langet / was dem Mund nur allein ſchme - cket.

Achtens: Haben die H H. Apoſtelen nit allein gelehrt / daß ein Prieſter und Seel-Sorger ſich keuſch und rein halten ſolle und koͤnne / ſondern daſſelbe mit einem ſchoͤnſten Exempel ſelbſt probieret / da ſie nemblich / alsbald ſie von Chriſto zu Apo - ſtelen geweyhet / umb Gottes Wort zu predigen / und Seelen zu fiſchen / ihre Wei -ber209Guͤldenes Schwerd. ber und irꝛdiſche Geſchaͤfften verlaſſen. Jhr aber lehret nit allein / ſonderen thut grad das Widerſpiel / in dem ihr keuſch zu leben fuͤr eine Unmoͤglichkeit haltet / und jene Woͤrter immer im Maul fuͤhret: Non eſt bonum homini eſſe ſolum: Was ein Mann iſt / es ſeye Geiſt - oder Weltlicher / ſolle und muͤſſe ein Weib haben / gleich dan Luther (andere in den fleiſchlichen Wer - cken und Wolluͤſten gantz vertieffte Praͤ - dicanten und Miniſtren zu geſchweigen) beyderſeits gethane Geluͤbden ewig halten - der Keuſchheit ohngeachtet / mit der Gott verlobten Cloſter-Perſohnen Catharina von Boren darvon gelauffen / und ſich mit ſelbiger ſacrilegiſcher Weiß copuliren laſſen.

Mein! wo haben die H H. Apoſtelen ge - lehrt / daß / wie Calvinus redet lib. 1. Inſtit. cap. 8. §. 1. 2. 3. 4. & lib. 3. cap. 23. §. 9. daß die Blut-Schand Abſolonis ein Werck Got - tes ſeye: daß / was die Menſchen oder der Teuffel immer thue / Gott doch das Ruder fuͤhre: daß Gott an der Blindheit der Un - glaubigen / in Summa an allen Suͤnden Schuld habe?

Mein! wo haben die H H. Apoſtelen ge -ſchrie -210Guͤldenes Schwerd. ſchrieben / daß / wie ebenfals Calvinus redet lib. 3. cap. 21. §. 5. &c. Gott einige Menſchen zur ewiger Verdamnus erſchaffen habe: daß Chriſtus zwar im Himmel / nit aber auff Erden im Sacrament deß Altars ſeye: daß die Tauff denen Kinderen der Glau - bigen zur Seeligkeit nit nothwendig ſeye: daß die Weltliche in der Noth und Tods - Gefahr nit tauffen ſollen: daß / wer den allei - nen Glauben hat / demſelben der Himmel ſo wenig fehlen koͤnne / als Chriſto Jeſu ſelbſten?

Mein! wo haben die H H. Apoſtelen ge - traͤumet / daß kein Prophet / kein Patriarch / kein Koͤnig / ꝛc. das Geſaͤtz Gottes jemah - len gehalten / oder halten koͤnnen: daß un - moͤglich keuſch und ohne Weib zu leben: daß die Geluͤbden nit verbinden / ſonderen ein naͤrriſch / eytel und gottloß Werck ſeyen: daß man fuͤr die Abgeſtorbene nit betten ſolle: daß das H. Meeß-Opffer eine verfluch - te Abgoͤtterey ſeye / ꝛc. Mein! wo ſtehet doch diß und dergleichen bey den Apoſtelen ge - ſchrieben? Nirgend; aber die Gegen-Lehr woll allenthalben; ergo habt ihr keine Apo - ſtoliſche Lehr / folglich auch keine Apoſtoli - ſche Kirch; oder aber / wan ihr dieſelbe zuha -211Guͤldenes Schwerd. haben / obwohl wider alles Recht und Ver - nunfft praͤtendiren wollet / ſo muͤſſet ihr mir darthuen / daß von der Apoſtelen Zeiten biß hiehin eine unzerbrochene Ordnung und Succeſſion der rechtmaͤſſiger Hirten und Biſchoffen (ohne welche / wie oben behaup - tet / die wahre Apoſtoliſche Kirch nit ſeyn mag) in ewrer Kirchen geweſen ſeye. Wie wollet ihr euch aber deſſen unterſtehen duͤrffen / maſſen ihr dergleichen Hirten und Biſchoffen nit habet / oder wan jemahlen einige gehabt / derſelben Succeſſion doch uͤber Lutheri Zeiten nit bringen koͤnnet. Laß die Lutheraner und Calvini - ſten / ꝛc. ſpricht Tertull. lib. de præſcript. contra Hæreticos cap. 32. den Urſprung ihrer Kirchen beweiſen / laß ſie auff - ſchlagen die Ordnung ihrer Biſchof - fen / alſo durch eine Succeſſion von Anfang herflieſſendt / daß der erſte Biſchoff einen auß den Apoſtelen / oder Apoſtoliſchen Maͤnneren zum Urheber und Vorgaͤnger gehabt ha - be. Wan ihr aber / wie gewiß iſt / deſſen keine Prob und Beweiß geben koͤnnet. Wie duͤrffet ihr dan euch ſo vermeſſentlich eine Apoſtoliſche Kirch anmaſſen? daß ihrmir212Guͤldenes Schwerd. mir / wie ſonſten pfleget / allhier einreden wollet / Lutheri Vorfahren haben verbor - gen gelegen / und alſo ihre Kirch / obſchon nit offentlich durch ein immerwehrendes Exercitium ihres Lehr - und Predig-Ampts / gleichwohl doch durch eine heimliche Suc - ceſſion und Feſthaltung ihres von den A - poſtelen hergebrachten Glaubens fortge - pflantzet; daß / ſag ich / ihr ſolches mir allhier einſchnaltzen wollet / iſt umbſonſt / und oben ſattſam refutirt. Mit einem Wort: zwoͤlff Apoſtelen erkennet ihr nit / dan der H. Ja - cobus bey euch ein Stroh-Kopff iſt: eine Apoſtoliſche Lehr und Succeſſion der Bi - ſchoffen habt ihr nit; ergo auch keine Apo - ſtoliſche / und wie in vorgehenden Fragen mit mehrerem behauptet / keine Catholi - ſche / keine heilige / keine einige; ergo auch keine wahre ſeeligmachende Kirch. Wer dan? dieſe Apoſtoliſche / Catholiſche / heilige / einige / und foͤlglich wahre ſeelig - machende Kirch haben wir / wir Roͤmiſche / und ſonſten (Krafft vorerzehlter vier Kenn - Zeichen / ſo allein der Roͤmiſcher / und keiner anderer vermeynter Kirchen zukommen moͤgen) niemandt. Ey dan meine liebe Herren / die ihr gegen mich und geſambteRoͤ -213Guͤldenes Schwerd. Roͤmiſche Glaubens-Genoſſen ewren De - gen biß dato gezuͤcket / ich bitte euch durch das Heyl ewrer ſo thewr erkauffter Seelen / dencket doch ein wenig zuruͤck / Chriſtus der ſtarcke / gewaltige und unüberwindliche Kriegs-General / der uns und unſer Kirchen eine ewige Aſſiſtentz verſprochen / der jenige Chriſtus / ſag ich / ſtehet und ſtreitet fuͤr uns. Wollet ihr denſelben woll uͤberwaͤltigen? duͤrfft ihrs gegen denſelben noch laͤnger wagen? ach meine liebe Bruͤder! das Spiel - gen iſt viel zu gefaͤhrlich / werdet ihr euch nit unter die ſiegreiche Fahn Chriſti und der Roͤmiſchen Kirchen ſchwencken / ſo iſts ge - wiß / daß man euch auff die Schlacht - Banck lieberen / und ewig verderben werde; Da behuͤte euch aber der grund-guͤtige Gott fuͤr / lieber zum Roͤmiſchen Laͤger hin - gangen / alsdan mein guͤldenes Schwerd auff die Seyten gehangen / und vermittels deſſen das Sieg-Kraͤntzlein ewiger Frewd und Seeligkeit erlangen.

Einwurff: Ho / ho Friederich? wie tra - beſt du ſo hoch mit deinem Schwerdt? wie ſchlageſtu ſo kecklich darein? hat dan der ſo getriebene Feldt-Herꝛ / der ſo hocherleuchte und tieffſinnige Mann unſer groſſe Calvi -nus214Guͤldenes Schwerd. nus auß einem Schaaffs-Kopff geredet? da er fuͤr ohnfehlbahre Kenn-Zeichen der wahren Kirchen geſetzet die drey folgende / 1. die reine Verkuͤndigung deß H. Evan - gelii: 2. die rechte Bedienung der Sacra - menten: 3. die rechtmaͤſſige Beſtraffung der Suͤnden / oder die Kirchen-Zucht. Jch meyne / daß ſey Zeichens gnug / daß wir un - ter der wahren Fahnen Chriſti ſtehen / und mit ihme einmahl im Himmel triumphi - ren werden.

Antwort 1. Ho / ho Diederich? was iſt das geredt: es muͤſſen ja dieſe Kenn-Zeichen alſo beſchaffen ſeyn / daß ſich nit eine jede Ketzerey darauff beruffen und ruͤhmen koͤn - ne. Es will aber allbereit ein jeder / er ſeye Lutheraner / Calviniſt / Widertauffer / oder wer er immer wolle / mit obeingeſtroͤweten Kenn-Zeichen auffziehen / er will nemblich das reine Wort Gottes / die rechte Bedie - nung der Sacramenten / und Kirchen - Zucht haben; und wan deme alſo / wurd ja ein jeder Ketzer ſich billig ruͤhmen koͤnnen / daß er die wahre Kirch habe. Wie Diede - rich? was ſagſtu darauff?

Antwort: 2. Geſetzt dan / Die der ich / nit zugegeben / daß die von dir erzehlte dreyKenn -215Guͤldenes Schwerd. Kenn-Zeichen Calvini die jenige ſeyen / war - an man die wahre Kirch Chriſti kennen ſol - le. Wie probiereſtu aber / daß ihr in ewrer Kirchen das erſtere deroſelben / nemblich die reine Verkuͤndigung deß H. Evangelii ha - bet? Jch Friederich will dir Diederich woll ein anders probieren / nemblich / daß ihr eine gar unreine Verfaͤlſchung deß reinen Evan - gelii habet. Hoͤr Diederich / wie Luther und ſeine mißgerahtene Mumcalfincken die H. Schrifft außlegen:

1. Fac hoc, Thue das / Luc. 10. das iſt / glaube das / Luther Tom. 1. Witt. fol. 153. a. oder / fac hoc, iſt nur eine Schwanck - Rede / und Ironia, als wan unſer Herꝛ hat ſagen wollen / Morgen Frühe wirſtu es thun / ja hinder ſich / Tom. 1. Witt. fol. 158. a. oder / wie es meine jetzige Lutheraner außlegen / thue das / das iſt / beiſſe mir die - ſes Nuͤßlein auff.

2. Mirabilis Deus in Sanctis ſuis, Gott iſt wunderbarlich in ſeinen Heiligen / das iſt / Gott laͤſt ſeine Heiligen offtir - ren. Tom. 2. Jehn. fol. 32.

3. Quotidie morior, ich ſterbe taͤg - lich / das iſt / S. Paulus hat an ſeiner Lehr gezweiffelt / Tiſch-Reden / fol. 99.

4. Jo -216Guͤldenes Schwerd.

4. Johannis am erſten ſtehet: Das Wort iſt Fleiſch worden / daß muß man nit verſtehen / wie es da ſtehet / ſonderen alſo: das Fleiſch iſt Wort worden. Oder: Menſch iſt Gott worden / Tom. 2. Witt. fol. 187.

5. Obwohl Chriſtus im heiligen Evan - gelio / durch ſein ſelbſt eygenes facere und docere, uns uͤberfluͤſſig unterwieſen / wie wir das Boͤſe fliehen / und das Gute thun ſollen / als und immaſſen ſo viel nolite, ſo viel niſi, ſo viel eſtote bezeugen / dannoch hab ich Luther ein ſolches Hertz / und ſages herauß in offentlichem Truck darzu / was? das Evangelium predige nichts dar - von / was wir thun oder laſſen ſollen. Tom. 5. Witt. fol. 1. b.

6. Jch Luther weiß woll / daß viel hun - dert Imperativi im Evangelio ſtehen / da mache ich flux ein kurtzes Creutz / und ſage / es ſey gar keiner darin / ja / wan ſchon das Evangelium tauſendmahl und aber tau - ſendmahl ſaget: Wan ihr nicht werdet Buß thun / ꝛc. dannoch laß ich mir nicht grauſen / und ſage / das Evangelium fordert nichts von uns. Tom. 5. Witt. fol. 1. b.

7. Gott217Guͤldenes Schwerd.

7. Gott ſpricht Gen. 1. und 2. Jch ſey ein Mann / und du ein Weib / und ſollen und muͤſſen zuſammen / ꝛc. auff das Wort wagen wir es / und thuns. Tom. 6. Witt. fol. 253. a.

8. Das Geſaͤtz / gute Werck / und Ver - dienſt ſeynd eytel Unflat und Dreck / wie ſie S. Paulus nennet. Tom. 1. Witt. fol. 105. b.

Huy Diederich! wo ſtehen doch dieſe Woͤrter in H. Schrifft?

9. Diß ſoll dir ein gewiſſe Regel und Geſaͤtz ſeyn / wan die Schrifft gebeut / daß man ein gutes Werck thun ſoll; ſolt du es alſo verſtehen / daß ſie verbeut / daß du ſolt ein gutes Werck thun / ſintemahlen du diß nicht vermagſt zu thun. Tom. 3. Witt. fol. 143. a.

Wie Diederich / was koͤnte doch der Teuffel mehr begehren / als daß man alles umbkehre / und ſage / man muͤſſe die H. Schrifft hinder ſich verſtehen / gebieten heiſſe verbieten?

10. Dieſe Regel muſt du wohl mercken / wilt du ein Theologus werden. Nemblich / wo die heilige Wort Gottes deinen Ver - ſtand hinderen / daß du einen anderen ſu -Kcheſt218Guͤldenes Schwerd. cheſt / der dir gefalle / und dan ſageſt / es ſey der heilige Geiſt / und darnach die Wort ordneſt / und deuteſt / wie dichs gut duͤncket. Tom. 2. Witt. fol. 250. b.

11. Wieviel iſt ihrer woll (der Lutheraner und Calviniſten) die jetzt alle wollen Buͤ - cher ſchreiben / under welchen (merck Die - derich) kaum drey oder vier (kein eintziger) die das Wort Gottes rein fuͤhren? es rottet ſich allenthalben / das Wort wird NB. ver - unreiniget (dan lux mundi, muß ein Dreck in der Latern heiſchen. Tom. 2. Jhen. fol. 440.) und ſo gar verdunckelt / daß wirs kaum erkennen / auch under denen / die ſich laſſen duͤncken / ꝛc. und ehe man ſich umb - ſicht / ſo liegen ſie im Dreck. Tom. 6. Witt. fol. 2. a.

Wie Diederich? daß ihr in goͤttlicher H. Schrifft alſo umbſcharmuͤtzlet / ſo viele Woͤrter / ſo viele Spruͤche / ſo viele Stuͤcke / ſo viele Capittelen / ſo viele Buͤcher theils in ſelbiger verfaͤlſchet / theils auß ſelbiger außgemuſtert / wie wir bald hernacher ſehen werden; Jſt daß das H. Evangelium recht und rein verkuͤndigt? daß man in ſelbigem alſo troppet und troppelet / daſſelbe nach ſei - nem Wolgefallen alſo dehnet und biegetnach219Guͤldenes Schwerd. nach ſeinem gefaſten Wahn und Sinn / alſo verdrehet und außleget an ſo vielen Oertheren verfaͤlſchet / verkehret / und durch allerhand Dolmetſchungen ſo uͤbel und heßlich zurichtet / ſo jaͤmmerlich zerreiſſet und zermartert; iſt das rein gepredigt / und der Warheit goͤttlichen Worts die Ehre gegeben? ja Diederich / was duͤnckt dich wohl?

Jtem. Die rechte Bedienung der Sa - cramenten darff und will dir ein Kenn - Zeichen ſeyn / daß ihr die wahre Kirch ha - bet. Das laſſe ich als widerumb paſſieren; wie wilſtu mir aber behaupten koͤnnen / daß ihr dieſe Bedienung in ewerer Kirchen habt? Jch Friederich will dir Diederich wol widerumb ein anderes behaupten / daß nemblich ihr die H H. Sacramenten nit allein nit recht bedienet / ſonderen dieſelbe mit hoͤchſtem Nachtheil und Laͤſterung Chriſti deß Herꝛn / welcher dieſelbe einge - ſetzt / zimblicher Maſſen abgeſtümmelt und verunehret. Weilen aber ein ſolches ſatt - ſam erhellen wird / da von den H H. Sa - cramenten / und derſelben Zahl und Admi - niſtration ex profeſſo handelen werde / will ſelbiges biß ſo weit bewenden laſſen /K 2und220Guͤldenes Schwerd. und meinen Leſer dahin angewieſen haben.

Als viel aber nun das von dir ver - meynte dritte Kenn-Zeichen der wahren Kirchen / nemblich die Kirchen-Zucht / be - trifft / daruͤber will ich dich und deine Con - ſorten ſelbſt urtheilen laſſen / ob dieſelbe bey euch allerdings in guter Flor ſeye / ob man alldahe auff die Ubertretter ein recht wacht - ſames Aug habe; obſchon ich daran nit zweiffelen wolle / daß eine fürgeſtelte Obrig - keit Lutheriſch - oder Calviniſcher Gemein - de gegen die verbrechende Glieder zu ver - fahren / und der Gebuͤhr abzuſtraffen wiſſen wird. Was ſoll aber diß fuͤr eine Folgerey ſeyn: die Lutheriſche und Calviniſche Kirch hat eine gute Diſciplin; ergo iſt ſie die wahre Kirch. Diederich! Diederich; wan du einem Philoſopho mit ſolcher Sophiſterey ſolteſt herankommen / wie wuͤrde er dich mit dem nego conſequens ſo hart an den Hals ſchlagen? Wer wilſt ablaͤugnen duͤrffen / das auch die Heyden und Tuͤr - cken / ꝛc. in ihrer Gemeinde eine gute Diſci - plin haben / und gegen die Ubertretter ernſt - lich verfahren; Was aber Diederich? Wil - ſtu denen woll geſtatten / daß ſie derhalbendie221Guͤldenes Schwerd. die wahre Kirch haben? Nein / wirſtu ohn - gezweiffelt rund herauß ſagen; ergo, das Wort haſtu geſprochen / kan nit widerruf - fen werden / derhalben / ſagſtu / koͤnnen die Heyden und Tuͤrcken die wahre Kirch zu haben nit einwenden / daß ſie eine ſcharpffe Diſciplin halten; ergo du auch nit / und kei - ne Lutheraner oder Calviniſten mit dir / ei - ne wahre Kirch behaupten koͤnnet / darauß daß ihr eine rechtmaͤſſige Kirchen-Zucht habt / oder haben wollet. Sieheſtu nun Diederich / ich meyne / du wirſt hinfuͤhro von dergleichen ungegruͤndten Kenn-Zei - chen woll ſtillſchweigen / und es bey der al - ter Lehr laſſen / welche ſo woll ewer-als un - ſerſeiths allezeit eine einige / heilige / Ca - tholiſche / und Apoſtoliſche Kirch fuͤr die wahre Kirch gehalten / und dieſe vier Ey - genſchafften fuͤr die rechte Kenn-Zeichen derſelben erkennt hat; Weilen dan nun ihr euch derſelben / wie oben augenſcheinlich er - oͤrtert / nit ruͤhmen koͤnnet / ſonderen eine zerſpaltete / heiligloſe / Uncatholiſche / noch Apoſtoliſche Kirch habt / iſt es eine bekante Sach / daß ihr auſſer der wahren Kirchen ſeyd; welches dan ſo viele und Hohe Fuͤrſt - Graͤff - und Koͤnigliche Perſohnen / ſo vieleK 3Praͤ -222Guͤldenes Schwerd. Praͤdicanten / und andere tauſend und tau - ſend Lutheriſch - und Calviniſche / ꝛc. Reli - gions-Genoſſen / eintzig und allein bewogen hat / daß ſie ihren Jrꝛthumb verlaſſen / und ſich zur Roͤmiſch-Catholiſcher Kirchen ge - ſchwenckt haben / unter anderen zwarn

  • 1. Johann Churfuͤrſt von Sachſen / welcher / da er der Sach ein wenig nachge - gruͤbelt und erfahren / welche Schlang [den Lutherum] er in ſeinem Boſem 14. Jahr lang erwaͤrmet / und (zur Verwuͤ - ſtung und Seelen-Mord der Teutſchen Nation) beherberget / am End ſeines Le - bens dieſes Lutheriſche Gifft von ſich ge - worffen / und auff gut Catholiſch das zeitli - che geſegnet / ſeinen Herren Sohn und Chur-Printzen Johann Friderichen ernſt - lich bedingendt / von dem Luther und allen newen Schwaͤrmeren / und Landts, und Seelen-Verderberen ſein Land zu rei - nigen.
  • 2. Auß dem Churfuͤrſtlichen Hauß Brandenburg Hertzog Chriſtian Wil - helm / Adminiſtrator zu Magdenburg; deſſen Bekehrungs-Buch / Speculum Ve - ritatis titulirt / und ſonderlich die Apolo - gia wider Brochmannum einen DaͤniſchenPro -223Güldenes Schwerd. Profeſſoren / wie ein Nordt leuchtet in Aegyptiſchen Finſternuſſen.
  • 3. Auß dem Chur-Pfaͤltziſchem Hauß Neuburg der Durchleuchtigſter Fürſt Wolffgang Wilhelm / Hertzog zu Guͤ - lich / Cleve und Berg / ꝛc. welcher im Jahr 1614. am Feſtag der allerheiligſten Drey - faltigkeit allhier zu Duͤſſeldorff in der Pfarꝛ - Kirchen auß wollgefaſten Motiven / ſo in ſeinem Buch / duodecim muri Civitatis ſanctæ genant / zu finden / oͤffentlich dem Lu - therthumb ab - und unſerm Roͤmiſch-Ca - tholiſch-Apoſtoliſchem Glauben zuge - ſchworen. Welchem
  • 4. Gefolgt ſeynd Jhro Churfuͤrſtliche Durchleucht Philipp Wilhelm Pfaltz - Graff bey Rhein / deß H. Roͤmiſchen Reichs Ertz-Schatzmeiſter und Churfürſt zu Pfaltz / Hertzog zu Gülich / Berg und Cle - ve / ꝛc. Hoͤchſtgem. Jhrer Hochfuͤrſtlicher Durchleucht geliebter Herꝛ Sohn. Wie nit weniger
  • 5. Hoͤchſtged. Jhrer Churfuͤrſtl. Durch - leucht Hertzgeliebſte Fr. Gemahlin / ſo eben - fals den Roͤmiſch-Catholiſchen Glauben nit allein angenohmen / und darinnen an - noch mit ſchoͤnſtem Eyffer und Aufferbaͤw -K 4lich -224Guͤldenes Schwerd. lichkeit ruͤhmlichſt lebet / ſonderen denſelben in - und durch ihre Erben und Nachkoͤmm - lingen alſo und dergeſtalt fortgepflantzt / daß dieſelbe ihres gegen unſere Catholiſche Religion tragenden Eyffers und Liebe hal - ber / hellſcheinende Liechter der Catholiſcher Welt recht und billig moͤgen genennt wer - den. O wie leuchten anjetzo nit durch alles Land / unter anderen die zwey herꝛliche Welt-Liechter / mein Gnaͤdigſter Fuͤrſt und Herꝛ Johann Wilhelm / von Gottes Gnaden Pfaltz-Graff bey Rhein / deß H. Roͤm. Reichs Ertz-Schatzmeiſter und Chur - fuͤrſt / ꝛc. und jetzt hoͤchſtgem. Jhrer Durch - leucht geliebſte Fr. Gemahlin / meine Gnaͤ - digſte Churfuͤrſtin! O ſag ich / wie leuchten / wie brennen / wie fuͤncklen ſie nit an unauß - loͤſchlichem Eyffer und Devotion im Ca - tholiſchen Glauben / welchen beſt moͤglichſt zu Handthaben / und in dero untergebenen / zur groͤſſeten Ehren Gottes / und Heyl der Seelen zu vermehren jederzeit / wie bekant / ſir angelegen ſeyn laſſen.
  • 6. Auß dem Fuͤrſtlichen Hauß Heſſen - Caſſel / Jhro Durchleucht Land-Graff Erneſtus / welcher Anno 1652. am Feſtag der H H. drey Koͤnigen in der hohenThumb -225Guͤldenes Schwerd. Thumbkirchen zu Coͤllen ſeinen Jrꝛthumb oͤffentlich außgeſchworen / und den Catho - liſchen Glauben angetrotten / und dieſer ſei - ner Bekehrung vier Urſachen in offenem Truck allermaͤnniglich bekannt gemacht hat.
  • 7. Auß dem Fuͤrſtlichen Hauß Heſſen - Darmſtadt / Jhro Durchleucht Land - Graff Fridericus / welcher / da die manu - ſcripta Lutheri und Calvini durchblaͤttert / und liechtlich erkennet hat / auß welchem Geiſt ſie geſchrieben waren / ſeine Seeligkeit / daran er bey ſo geſtalter Sachen Gefahr und Schiffbruch leyden wuͤrde / etwa tieffer erwegendt / der Roͤmiſch-Catholiſcher weit geſuͤnderer Lehr beygefallen / und Zufolg derſelben exemplariſch gelebt hat / alſo auch / daß man ihme den Cardinals-Huth auff - geſetzt.
  • 8. Auß dem Fuͤrſtlichen Hauß Sachſen - Lauvenburg Hertzog Maximilianus Rudolphus /
  • 9. Auß dem Fuͤrſtlichen Hauß Lunen - burg Joannes Fridericus / Hertzog zu Hanover
  • 10. Auß dem Marckgraͤfflichen Hauß Baden Guſtavus Rudolphus / Luthe -K 51riſcher226Guͤldenes Schwerd. riſcher Religion / nachmahlen Catholiſcher Praͤlat zu Fuͤlden / und der Roͤm. Kirch Cardinal.
  • 11. Die Marckgraffen Jacobus / Wil - helmus / Hermannus / Fortunatus / Al - bertus / und Anna Maria Lucretia Marckgraͤffin von Baden / welche alle / da gleichfals mit der Hand gegriffen / daß ſie auff dem Jrꝛweg waren / zur Catholiſchen Bahn ruͤckgekehret / und darauff biß zum letzten Athem zu mit ſchoͤnſtem Exempel ge - wandert haben.
  • 12. Auß dem Hauß Mecklenburg / Her - tzog Chriſtianus / welcher Anno 1663. zu Pariß ſeinen Jrꝛthumb abgetrotten / und offentliche Bekaͤntnus deß Catholiſchen Glaubens gethan.
  • 13. Auß dem Hauß Naſſaw Hadamar / Printz Johannes Ludovicus / Kaͤyſerli - cher Majeſtaͤt Obriſter Hoffmeiſter und Plenipotentiarius beym Muͤnſteriſchen Friedens-Tractat. Und
  • 14. Auß dem Hauß Naſſaw Siegen / Printz Johannes General uͤber die Spa - niſche Cavallerie und Chevalier deß guͤlde - nen Fließ.
  • 15. Graff von Naſſaw Jtſtein / welcherwider227Guͤldenes Schwerd. wider den Erb-Feynd bey S. Gothard heldenmuͤhtig ſtreitend / auff gut Catho - liſch ſein Leben gelaſſen.
  • 16. Jhro Durchleucht Land-Graff von Heſſen Homburg.
  • 17. Graff von Leiningen mit ſeiner Ge - mahlin / und Graff Philippus Otto von Salm.
  • 18. Zwey Graffen von Solms Chriſti - anus und Ludovicus.
  • 19. Die Graffen von Mansfeldt / Bent - heim / Hohenfeltz / ꝛc. Welche alle nach ein - geholtem Bericht uͤber die Catholiſche Warheit / und Uncatholiſche Luͤgen / auß dem Lutheriſch - und Calviniſchem Wuſt und Unflat ſich herauß geriſſen / und die Roͤmiſch-Apoſtoliſche Reinigkeit biß an ihr ſeeliges Ende geliebet / unterhalten / und den Jhrigen mit hoͤchſtem Ruhm faſt weit und tieff eingedruckt haben.
  • 20. Ludovicus Koͤnig in Franckreich / wie dan
  • 21. Chriſtina / Koͤnigin in Schweden / ſo erſtlich eine geſchworne Verfolgerin der Catholiſchen Kirchen geweſen / nachge - hends aber / da ihren Fehler erlehrnet / den Catholiſchen Glauben ſampt allen ihrenK 6Be -228Guͤldenes Schwerd. Bedienten angenohmen / ihr Vatterland und alles / was ſie gehabt / umb den Nahmen Chriſti willen verlaſſen / und auff Rom ge - zogen / allwohe ſie ſeelig geſtorben und be - graben worden.
  • 22. Jhro Hochfuͤrſtliche Eminentz Chri - ſtianus Auguſtus von Sachſen / ꝛc. Welcher auß den dicken Finſternuſſen ſei - nes Unglaubens (von denen dieſelbe ſich in der Lutheriſcher Religion eine geraume Zeit verdunckelen laſſen) vor etlichen Jah - ren ſich zum hellen Liecht deß wahren Evan - gelii herauß gemacht / und unſere Roͤmiſch - Catholiſche Kirch fuͤr ſeine wahre Mutter erkent und angenohmen / gegen welche dan Hoͤchſtgemelte Jhro Fuͤrſtliche Eminentz biß dato ſich ſo trew gehalten / daß man Selbiger nit allein ein Hohes Thumb - und Hoch-Graͤffliches Frey-Edeles Stifft S. Gereonis binnen Coͤllen / nit allein ein Biffoffthumb zu Raab / ein Ertz-Biſchoff - thumb in Ungarn / ſonderen gleichfals die gantze Catholiſche Gemeinde / da man Selbiger den Purpur juͤngſt angelegt / und zum Cardinalen ernennet hat / beyhuͤlfflich zu regieren anvertrawet; allermaſſen dan auch dieſelbe Jhro obſtehender Maſſenauff -229Guͤldenes Schwerd. auffertragenes Hirten-Ampt mit exempla - riſchem Eyffer und Vigilantz / dem allge - meinen Chriſt-Catholiſchem Weſen zum beſten / biß hieher hoͤchſt ruͤhmlichſt verwal - tet / und verhoffentlich noch viele Jahren / zum Vortheil und Erweiterung Catholi - ſcher Religion / fuͤr welche dieſelbe Gut und Blut / ja Leib und Leben darſetzet / gluͤcklich verwalten wird.
  • 23. Jhro Hochfuͤrſtliche Durchleucht Holſtein / deſſen Bekehrung zum wahren und allein ſeeligmachenden Roͤmiſch - Catholiſchem Glauben annoch in friſcher Gedaͤchtnus / und aller Orthen bekant iſt.
  • 24. Die Fuͤrſtliche Geſponß CAROLI deß Dritten Koͤnigs in Hiſpanien / Eliſa - betha Chriſtina / Princeſſin vom Hauß Wolffenbuͤtel / welche nach vorgehabter fleiſſiger Unterſuchung bißheriger ihrer Re - ligion / zu eygenen Haͤnden Jhrer Chur - fürſtlichen Durchleucht zu Maͤyntz / dem ir - rigen / verfuͤhriſchem und verderblichem Lu - therthumb ab - und dem wahren Roͤmiſch - Apoſtoliſchem allein ſeeligmachendem Glauben in jetzt lauffendem Jahr zu Bam - berg oͤffentlich und repetitis vicibus zuge - ſchworen; uns die zuverſichtliche HoffnungK 7ma -230Guͤldenes Schwerd. machend / das gantze Hauß Wolffenbuͤtel dero Fuß-Stapffen endlich ein-und auß Liebe ihrer Seeligkeit den Catholiſchen Glauben antretten / und alſo durchs gantze Geſchlecht und Nachkommenſchafft fort - pflantzen werde.

Andere ſo Fuͤrſt-als Koͤnigliche Perſoh - nen / Praͤdicanten und Miniſtren / ſo von ihrem Jrꝛthumb ab-und unſerer Catholi - ſcher Warheit beygefallen / deren ich an - noch einen gantzen Sack voll habe / Kuͤrtze halber vorbey zu gehen / iſt nun die Frag Diederich / auß welchen Urſachen und Mo - tiven / dieſe und andere hohen und niederen Standts-Perſohnen ſich zur Catholiſchen Kirchen gewendet? Wahrlich auß keinen anderen / als weilen ſie / da der Sach fleiſſig und reifflich nachgegruͤbelt / befunden / daß es ihrer Kirchen an den wahren ob-dedu - cieten vier Kenn-Zeichen / und ſonderlich an der Einigkeit in der Lehr und Religion / ge - fehlet habe.

Einwurff. Einigkeit her / Einigkeit der. Ein jeder bleibe in ſeinem Glauben / darin - nen er gebohren iſt; und von denen pflegt man bey uns nit viel zu halten / die denſel - ben ſo leicht changieren.

Ant -231Guͤldenes Schwerd.

Antwort 1. Sapper Ellement Diede - rich / wie fahreſtu ſo doll und unbeſonnen daher! und da ſchlagſtu dich und deine Con - ſorten ſelbſten hart auff den Kopff. Wan von den jenigen nit viel zu halten ſey / die ih - ren Glauben changieren / warumb machſtu dan ſo groſſes Werck auß Luthero und Calvino / ſo mit dieſer Bruͤh übergoſſen / und umb deweniger zu achten ſeynd / daß ſie ihren Glauben / in welchem gebohren / changieret nit auß Liebe ihrer Seeligkeit (maſſen ſie in der allein ſeeligmachender Kirchen waren) ſonderen auß Liebe der gewiſſens Freyheit / zeitlicher Wolluͤſten und Plaſier ihres Fleiſches.

Antwort 2. Exempel Weiß: du / Die - derich / und deine Elteren waͤren im Juden - Heyden-oder Lutherthumb gebohren / und du haͤtteſt die Gnade von Gott / daß du deinen und derſelben Unglauben und Jrꝛ - thumb erkennen koͤnteſt; wareſtu nit ſchul - dig bey Verluſt deiner Seeligkeit / denſel - ben zu changieren / und einen Chriſtlichen Glauben / in welchem ſeelig werden koͤnteſt / anzunehmen? Jch meyne / ja; und man wuͤr - de von dir / ſo dieſes thaͤteſt / zimblich viel halten. Wie Diederich? ſeynd nit alle Apo -ſte -232Guͤldenes Schwerd. ſtelen und Juͤnger Chriſti Juden und Hey - den gebohren? Ja. Wer wilts aber fuͤr uͤbel halten / daß dieſelbe / da ihren Fehler erkennt / uͤbergelauffen / und den wahren Glauben Chriſti angenohmen? Ey / fort dan Diede - rich mit deinen ungereimbten und Eulen - ſpieglriſchen Einſtroͤwungen; du und alle deine Mit-Genoſſen werdet ewren Unglau - ben auch changieren muͤſſen / ſonſten iſts mit euch verlohren; und dieſes weiter zu be - haupten ſoll ſeyn

Das zweyte Capittel. Von dem Glaubens-Regel.

NJt allein bey uns Roͤmiſch Catholi - ſchen / ſonderen auch bey allen Ketzer und Rottierer (einigen Epicutaͤiſch-und Atheiſtiſchen Bruͤderen außgenohmen) iſt es gewiß / daß in der wahren Kirchen Chriſti ein Glaubens-Regel / das iſt / ein allgemei - nes ſichtbahrliches Zeichen ſeye / welches uns all das jenige / was von Gott offen - bahret worden / zu glauben ohnfehlbarlich fuͤrhalte; der alleine Streit aber iſt / welcher dieſer Glaubens-Regel ſeye. Dieſes zu er - oͤrteren / ſetze die

Erſte233Guͤldenes Schwerd.

Erſte Frag.

Ob die alleine H. Schrifft dieſer Glaubens-Regel ſeye?

TRutz dir Luther und allen Ketzeren / ſchreyen alle Roͤmiſch-Catholiſche laut auß: Nein; und lehren einhelliglich / daß die H. Schrifft nit alles fuͤrhalte / was in der wahren Kirchen Gottes müſſe ge - glaubt und gehalten werden. Die Urſach deſſen geben ſie

Erſtlich: Weilen man in goͤttlicher H. Schrifft nit leſet / daß nichts muͤſſe ge - glaubt werden / als was in goͤttlicher H. Schrifft geſchrieben ſtehet.

Zweytens: Weilen man in goͤttlicher H. Schrifft nit findet die drey Haupt - Stuͤck unſeres Glaubens; Das erſte nemblich: daß die gantze Schrifft alten und newen Teſtaments Gottes Wort ſeye. Das zweyte: daß dieſe Schrifft die zur Seeligkeit noͤhtige Puncten / ſalvo & in - corrupto modo, recht / rein / ſicher-und ver - traͤwlich fuͤrhalte. Das dritte: daß wir die - ſelbe recht verſtehen und außlegen. Herauß nun mit dem jenigen Bibel-Bruder / dermir234Guͤldenes Schwerd. mir vorgeſetzte Stuͤck auß goͤttlicher H. Schrifft auffweiſen will. Allbereit hoͤret man von euch Lutheriſch - und Calvini - ſchen / ꝛc. allenthalben / auch ſo gar von den Weiberen und Kinderen / fals etwa von einem oder anderem Glaubens-Punct ein Diſcurs gehalten werde / gleichfals als ein Sprich-Wort herumbtragen / und ruffen: Die Schrifft her / die Bibel her. Da du Bibel-Fechter / da haſtu die Schrifft / nun leſe / nun ſuche wacker / und zeige mir dan / wohe im alten oder newen Teſtament geſchrieben ſtehe / welche Buͤcher Canoniſch und nit Canoniſch / welche anzunehmen / und welche zu verwerffen ſeyen; Zeige mir / wo geſchrieben ſtehe / daß das Buch Ba - ruch / das Buch Tobiaͤ / ꝛc. die ihr wie un - ten ſtehet / auß der Schrifft außgemuſtert / nit Gottes Wort ſeyen; Zeige mir / wo und was geſchrieben ſtehe vom Mittel wider die Erb-Suͤnd vor Abraham / oder nach Abraham fuͤr die Weiblein / und alle die jenige / ſo den achten Tag nit erreichet / und auß Jſrael nit gebohren waren; Zeige / wo geſchrieben ſtehe / daß man Oſtern auff den Sontag halten ſolle / und dergleichen mehr.

Drittens: Muß ja der Glaubens -Re -235Guͤldenes Schwerd. Regel gantz klar ſeyn; wie bey allen in con - feſſo iſt / und ſeyn muß; wer aber unter euch will in Abredt ſtehen / daß die H. Schrifft an gar vielen Oertheren gantz dunckel und Obſcuͤr ſeye: dan / was ſollen ſo viele Com - mentarien / ſo viele Verſionen / ſo viele gantz gegeneinander lauffende Außlegungen und Interpretationen / auch ſo gar unter euch ſelbſten / was / ſag ich / ſollen dieſelbe von - noͤhten ſeyn / wan die Schrifft einem jeden der ſie allein leſet / leicht zu verſtehen / und al - le Glaubens-Puncten gantz klaͤrlich fuͤr - hielte? habt ihr blinde Maulwuͤrff dan nie - mahlen geleſen oder gehoͤrt / was Act. 8. v. 30. geſchrieben ſtehet? allwo der beſchnitte - ne Mohr / da er nun ein wenig von dem Philippo im Glauben unterwieſen ware / gleich auff die Bibel fallen / und in dem Propheten Jſaia herumb wuͤlen wollen; Philippo aber / da von ihme gefraget / ob er auch verſtuͤnde / was er leſe / meyneſtu / daß du verſteheſt / was du liſeſt? alſo geantwortet: wie kan ich (verſtehen / was ich leſe) wan mich nit jemand unter - weiſet. Warauß klaͤrlich zu erſehen / daß / weilen obgemeltem Mohren die Schrifft gleichfals ein dicker Dunſt vor den Augenwa -236Guͤldenes Schwerd. ware / ein ander Lehr-Meiſter ſeyn muͤſſe / der den alſo verdunckelten Verſtand er - leuchte / und / was man in goͤttlicher H. Schrifft leſet / außlege. Oben haben wirs ja geſehen auß der zweyter Epiſtel Petri cap. ult. v. 16. daß der H. Apoſtel Paulus viele Ding geſchrieben habe / ſo ſchwer zu verſte - hen ſeynd / welche Ding die Ungelehrte und Unbeſtaͤndige verkehren / wie auch die andere Schrifften / zu ihrem eygenen Verderben. Hat nit der Koͤniglich Pſalmiſt Gott umb eine ſpecial und ſonderliche Gnad und Huͤlff gebetten / damit er die Schrifft oder das geſchriebene Wort Gottes verſtehen koͤnte? Pſal. 118. v. 18. Erleuchte meine Augen / ſo will ich die wunderliche Dinge in deinem Geſaͤtz anſchawen. Die Juͤnger Chriſti ſelbſten verſtunden keins von denen Dingen / ſo Jeſus zu ihnen geredet hat / und das Wort war vor ih - nen verborgen / und ſie begriffen nicht / was da geſagt wurd / Luc. 18. cap. 34. biß daß Chriſtus ihnen den Verſtandt eroͤffnete / daß ſie die Schrifft verſtun - den / Luc. 24. v. 45. Was dan ſo hoch er - leuchtete Maͤnner / die H H. Apoſtelen nemblich und Juͤnger Chriſti ſelbſten nitha -237Guͤldenes Schwerd. haben verſtehen koͤnnen / das wollet ihr Bibel-unerfahrne Lutheraner und Calvi - niſten / ja das ſollen und muͤſſen ewre Wei - ber und Toͤchter (O was ein naͤrriſcher Hochmuth) gleich bey erſtem Anblick be - greiffen und außlegen koͤnnen. Fürwahr man ſolte woll hart daruͤber lachen. Ey hoͤrt einmahl ihr hochtrabende Bibel-Bruͤder und Schweſteren / was ich euch zu fragen / und von euch gern außgelegt haͤtte. Matth. 1. v. 16. iſt Jacob ein Vatter Joſephs; und Luc. 3. v. 23. iſt Heli ein Vatter Joſephs. 1. Reg. cap. 15. v. 11. rewet es den Herren / daß er Saul zum Koͤnig verordnet habe; und Rom. cap. 11. v. 25 ſeynd die Gaaben und der Beruff Gottes ohn gerewen. Exod. cap. 20. v. 12. wird von Gott befohlen Vat - ter und Mutter zu ehren; und Luc. cap. 14. v. 26. wer Vatter und Mutter nit ver - laſſet / der kan mein Juͤnger nit ſeyn; und an einem anderen Orth: wer Vatter und Mutter nithaſſet / der iſt meiner nit wuͤrdig. Deut. c. 6. v. 13. du ſolt den Herren deinen Gott foͤrchten / und ihm allein dienen / und bey ſeinem Nahmen ſchwoͤren; und Matth. 5. v. 34. Jch aber ſage euch / ihr ſollet aller Dingnicht238Guͤldenes Schwerd. nicht ſchwoͤren. Sap. cap. 1. v. 13. Gott hat den Todt nit gemacht; und Eccleſ. cap. 11. v. 14. gutes und boͤſes Leben und Todt / Armuth und Ehrkombt von Gott. Joan. 5. v. 13. wan ich von mir ſelbſt Zeugnus gebe / ſo iſt mein Zeug - nus nicht wahr; und Joan. c. 8. v. 14. iſt es wahr. Matth. 18. v. 15. wen dein Bruder wider dich ſündiget / ſo gehe hin / und ſtraffe ihn zwiſchen dir und ihm al - lein; und 1. Timot. cap. 5. v. 20. welche ſuͤn - digen / die ſtraffe in Gegenwart aller / damit die anderen auch Forcht haben. Luc. 22. v. 28. Jhr ſeyds / die ihr verhar - ret ſeyd bey mir in meinen Anfechtun - gen und Matth. 26. v. 31. Jhr werdet euch alle an mir aͤrgeren. Rom. cap. 11. v. 34. wer hat deß Herren Sinn erkannt? und 1. Corinth. wir aber haben Chriſti Sinn. Dieſe und dergleichen Textus mehr haͤtte ich von euch gern einmahl außgelegt; Gelt aber ihr koͤnts nit? Warumb? die Woͤrter koͤnt ihr nit verſtehen / ſie kommen ewrem hierinfals ſchwachem Verſtand gar frembd und dunckel fuͤr. Alſo auch / daß ewer Calvinus lib. 1. Inſtit. cap. 8. §. 4. ſelbſt geſte - he / ja fuͤr eine Gotts-Laͤſterung halte / ſagen /daß239Guͤldenes Schwerd. daß die H. Schrifft leicht zu verſtehen ſeye; wie kan dan dieſelbe allein / unſer Glau - bens-Regel ſeyn? und weilen

Viertens viele / auch Haupt-Puncten nit allein von uns Roͤmiſch-Catholiſchen / ſonderen auch von euch ſelbſten angenoh - men / obſervirt und gelehrt werden / ſo doch in goͤttlicher H. Schrifft nirgendtwo / oder wan irgendtwo / doch nit klaͤrlich ge - ſchrieben ſtehen; untern anderen nemblich / daß ein Gott in der Eſſentz / und dreyfach in der Perſohn ſeye: daß man im Tauff dieſe Woͤrter muß außſprechen: Jch tauffe dich / ꝛc. Daß der Ketzer Tauff gut ſey / und daß man nit widerumb ſoll tauffen / wel - che bey-und von denſelben getaufft ſeynd: daß man den Sonntag vielmehr als den Sabbath feyren ſolle / ꝛc. Weilen / ſag ich / dieſe und dergleichen Puncten in heiliger Schrifft nit gefunden werden / ſo kan ja die - ſelbe allein / der Glaubens Regel nit ſeyn; und alſo wirds rathſamb ſeyn / daß ihr ewren Bibel-Degen / mit deme ihr allezeit / obwohl vergebens / und ohne Verletzung Roͤmiſch-Catholiſchen Gegentheils / ſo et - wa mit euch ſich herumb ſchlagen thut / fein ſtill darnieder leget / viel weniger hinfuͤhromit240Guͤldenes Schwerd. mit ewrem Griechiſchen Text heranziehet / wie ihr dan ſonſten mit ſelbigem allzufertig ſeyet / da ihr nemblich / wan man mit euch in einen Diſcurs uͤber Glaubens-Sachen ge - rahtet / und euch etwa hart zuſetzet / gleich auff den Griechiſchen Original Text euch beruffet / den ihr doch offter ſelbſt nit verſte - het / und vielleicht gar ewr Lebtag nit geſe - hen hat; alſo / daß hierinfals von euch recht wahr werde / was jener geſprochen: Baur werff Hew ab / der Eſel will griechiſch reden. Doch was will man viel darvon reden / ihr ſuchet allein dem gemeinen Mann einen Dunſt fuͤr die Augen zu machen / und auff dieſe Weiß bey ſelbigem / der ſich / wan ihr mit ewrem Griechiſchen Text heran - kommet / obſchon er tauſendmahl recht ha - be / dannoch weilen vom Griechiſchen nichts zu ſagen weiß / gefangen geben muß / ewr Reſpect und Authoritaͤt zu halten. Und was habt ihr H H. Lutheraner und Calviniſten hierauff gruͤnd-und vernuͤnfftlich zu ant - worten? man hoͤret zwar allbereit von euch herumb tragen und fuͤrwenden / ob ſolle die goͤttliche H. Schrifft / obwoll etwa dunckel in denen Glaubens-Articulen / ſo zur See - ligkeit nit nothwendig / jedoch die jenige / ſozur241Guͤldenes Schwerd. zur Seeligkeit nothwendig ſeynd / gantz klaͤrlich fuͤrhalte. Wan aber die heilige Schrifft in denen nothwendigen Glau - bens-Articulen / ewrer gefaſter Einbildung nach / gantz klar ſeye; warumb ſeynd dan / nit allein unter Catholiſchen / ſonderen auch Uncatholiſchen / ſo groſſe Streitigkeiten / ſo verſcheidene Außlegungen / Diſputationen und Meynungen uͤber und von denſelben? ein Haupt-und Fundamental-Punct un - ſeres Glaubens iſt ja das groſſe Geheimnus der allerheiligſten Dreyfaltigkeit / und die Conſubſtantialitaͤt Gottes Sohns mit Gott dem Vatter / ſo wir Catholiſche be - haupten auß dem Evangeliſten Joanne cap. 10. v. 30. Jch und der Vatter ſeynd eins. Jtem 1. Joan. 5. v. 7. Drey ſeynd die Zeugnus geben im Himmel: der Vat - ter / das Wort / und der H. Geiſt / und dieſe drey ſeynd eins. Und doch legen die Arianer / deren Ketzerey zimblich eingeriſſen / das Woͤrtlein: eins / anders auß / nemblich de unitate affectus, non eſſentiæ; wie dan auch Calvinus denſelben hierinfals bey - pflichtet / da er cap. 10. von der allerheiligſten Dreyfaltigkeit alſo redet: quod dicit tres eſſe unum, ad eſſentiam non refertur, ſedLcon -242Guͤldenes Schwerd. conſenſum potiùs. Das die Schrifft ſagt / drey ſeyen eins / iſt zu verſtehen nit von der Einigkeit der Eſſentz / ſonderen de unitate conſensûs.

Widerumb: was iſt in goͤttlicher H. Schrifft außtruͤcklicher geſchrieben / als daß die H. Tauff durchs Waſſer nothwendig geſchehen ſolle und muͤſſe. Es ſeye dan / daß jemand widerumb gebohren wer - de auß dem Waſſer und auß dem H. Geiſt / ſo kan er zum Reich Gottes nit hinein gehen. Joan. 3. v. 5. Und doch ſeyd ihr Calviniſche der Meynung / und lehret / daß eine andere Materi zur Seeligkeit ſuf - ficient ſeye / und darzu keine Waſſer-Tauff nothwendig ſeye.

Jtem: was iſt klaͤrlicher in goͤttlicher H. Schrifft / als die Gegenwart Chriſti im Sacrament deß Altars / Krafft dieſer Worten: Diß iſt mein Leib. Und nichts deſtoweniger kombt ihr Calviniſten in Außlegung dieſer Woͤrter / und in dieſem ſo wichtigem und zur Seeligkeit faſt noͤh - tigem Articul / nit allein mit uns Catholi - ſchen / ſonderen auch mit denen Lutheranern nit uͤberein / geſtalten bey euch Chriſtus nit leib-und weſentlich (wie bey uns Catho -li -243Guͤldenes Schwerd. liſchen und gemelten Lutheraneren / obſchon verſcheydener Weiſe) ſonderen allein ſchatt-und figuͤrlich zugegen ſeye.

Was ſagt ihr Herren nun darzu? dieſe und dergleichen Haupt-Puncten ſeynd ja zur Seeligkeit nothwendig? das koͤnt ihr nit laͤugnen; wan aber dieſelbe von heiliger Schrifft gantz klaͤrlich fuͤrgetragen urd ge - ſchrieben werden / was beduͤrffen dan die - ſelbe ewrer leerer Außlegungen? warumb nehmet ihr dan die klare Woͤrter nit an / wie ſie allda geſchrieben ſtehen? es ſcheint war - hafftig / man lege ſich mit Kinderen / haͤtte bald geſagt / mit Narren an; Ey laß uns doch einmahl verſtaͤndig untereinander re - den; was dan meine Herren? noch ein wenig von der Schrifft / welche / wie ihr der Phan - taſtiſcher Meynung ſeyd / der H. Geiſt ei - nem jeden privaten Menſchen in die Ohren reden und außlegen / foͤlglich in ſo weit der wahre und klare Glaubens Regel / allein ſeyn ſolle. Wie ihr Herren? iſt das verſtaͤn - dig geredt? der H. Geiſt ſoll einem jeden privaten Menſchen alle Warheiten und Geheimnuſſen alten und newen Teſta - ments / in die Ohren blaſen / und außlegen. Wie ihr Herren / ſchreye abermahlen auß! L 2iſt244Guͤldenes Schwerd. iſt das verſtaͤndig geredt? Wo ſtehts ge - ſchrieben / daß diß der H. Geiſt thue? Daß er einem jeden alſo in die Ohren rede / und die Schrifft außlege? wie gewiß iſt / nir - gend; und wan das waͤre / muͤſte nothwen - dig der H. Geiſt Contradictoria reden / maſſen er die Schrifft dieſem alſo / einem anderem anders außlegte / euch Calvini - ſchen nemblich / daß Chriſtus nur allein fi - guͤr-und bedeutlich zugegen ſeye; euch Lu - theriſchen aber / daß er bey / und unter der Nieſſung / und ſonſten nit; / mit Fleiſch und Blut / Gott-und Menſchheit gegen - waͤrtig ſeye. Jtem / euch Calviniſchen / daß zwey; euch Lutheriſchen aber / daß drey Sa - cramenten ſeyen / ꝛc. Mir gibts fuͤrwahr Wunder / daß die Erde ihren Rachen nit auffſperre / und ein ſolch gottslaͤſteriges Maul und Boͤßwicht verſchlinde; Mein Gott! was eine Teuffeliſche Boͤßheit! den H. Geiſt / welcher laut goͤttlichen Munds / alle Warheit gelehret / zum Laͤugner ma - chen / und fuͤr einen zwey-zuͤngigen auß - ruffen!

Einwurff. Wie Friederich! warumb ſolle uns die Erde verſchlinden? wer hat von uns jemahlen den H. Geiſt eines Luͤgen ge -ſtrafft245Guͤldenes Schwerd. ſtrafft / da ſolle uns der Himmel fuͤr behuͤ - ten / maſſendieſer goͤttliche Mund nit liegen oder betriegen kan.

Antwort. Mein! Wer ſolte nit eyffrig werden? ein Luͤgen kombt uͤber den anderen. Hoͤrt meine Herren / was ich euch frage: Jhr Lutheriſche haltet darfuͤr / daß / wie oben ge - meldt / Chriſtus im Sacrament deß Altars anders nit zugegen ſeye / als unter der Nieſ - ſung; Nun frage ich: von wem habtihr das? Jhr müſſet mir antworten: vom H. Geiſt / welcher uns die Woͤrter: Das iſt mein Leib / alſo außleget. Jhr Calviniſche ſeyd hingegen der feſter Meynung / daß Chri - ſtus / wie ebenfals gemeldt / weder vor / we - der unter der Nieſſung zugegen ſeye; Nun frage ich abermahlen: von wem habt ihr das: Jhr muͤſſet mir auch antworten: vom H. Geiſt / welcher uns diß alſo in die Ohren redet. Nun merckt ihr Herren: der H. Geiſt ſagt dir Lutheraner / daß Chriſtus gegen - waͤrtig ſeye / und dir Calviniſt / daß er nit ge - genwaͤrtig ſey; iſt daß dan nit denſelben zum Luͤgner gemacht? muß nit der H. Geiſt auff dieſe Weiß ja und nein / warm und kalt auß einem Mund blaſen? Ja / ſag ich abermah - len / es gibt mir Wunder / daß der hoͤchſteL 3und246Guͤldenes Schwerd. und warhaffte Gott ſothane Laͤſterung ungerochen laſſe; und wan ihr nit ein ewiges Ungluͤck auff den Hals laden wollet / müſſet ihr von ſolcher Lehr / warauß man ſo gottlo - ſe / ja Teuffeliſche Folgereyen bringt / ablaſ - ſen / und einen anderen Glaubens-Regel er - kennen und annehmen / als ewren eygenen Kopff oder Eingebung deß privaten Gei - ſtes / welcher / wie obſtehet / bey dieſem diß / bey jenem ein anderes / ja lautere Contradi - ctoria und Unwarheiten redet. Jſt nit 1. Co - rinth. 12. & 14. die Außlegung der Sprachen eine ſonderliche Gaabe / ſo einem jeden nit mitgetheilt? und woher will man wiſſen / daß ewr privater Geiſt von Gott ſeye / in dem der Sathan ſelbſt ſich in einen Engel deß Liechts verſtelle? 2. Corinth. 11. v. 14. und Joan. 4. v. 1. ermahnet uns der Apoſtel: glaubet nicht einem jeglichen Geiſt / ſonder prüfet die Geiſter / ob ſie auß Gott ſeyn / dan es ſeynd viel fal - ſche Propheten in der Welt außgan - gen. Ey weg / ihr Herren / mit ewren priva - ten Eingebungen / welche die ſiebenzehn - hundertjaͤhrige Kirch Chriſti fuͤr ihren Re - gel niemahlen erkent oder approbirt / ſonde - ren allezeit verworffen und verdamt hat; und wie unbeſtaͤndig / wie ungewiß und falſchder247Guͤldenes Schwerd. der private Geiſt ſeye / deſſen haben wir ja ei - ne gute Prob auß taͤglicher Erfahrnus / und dem groſſen Jrꝛthumb jener Narren - Koͤpff / Tremblantes genant / welche / was ſie ſir allein einbilden / dencken oder traͤumen / ſir durch den Geiſt Gottes ſuggerirt oder eingeben zu ſeyn vermeynen. Wie! wan ich auch ſagen ſolte / daß mein Glaub und Auß - legung der Schrifft / ſo ewrem Sinn / Verſtaͤndtnus und Außlegung derſel - ben zuwider lauffet / auß innerlichem Zeugnus deß heiligen Geiſtes herruͤhre! wie woltet ihr mir probieren koͤnnen / daß ewere Außlegung mehr anzunehmen / und der Warheit gemaͤß / als die meine? daß ihr recht und ich unrecht hab? daß ewr Geiſt von Gott ſeye und der meine nit? Nein ihr Herren / das probiert ihr mir in Ewigkeit nit. Bin vielmehr gantz geſichert / daß nichts unbeſtaͤndigers / nichts veraͤnderli - chers / und dem alle Warheit redendem H. Geiſt praͤjudicirlichers ſeye / oder ſeyn kan / als dieſer ewrer privater Geiſt; Hoͤrt ihr Herren / was Martin Luther darvon ſchrei - be: Wer wiſſen will / was meine Lutheriſche 〟Praͤdicanten von der Schrifft halten / der 〟leſe das lüſtig und gar noͤhtig Trac - 〟taͤtlein außgangen 1598. Jahrs / von demL 4Lu -248Guͤldenes Schwerd. 〟Lutheriſchen Praͤdicamentiſchen Praͤdi - 〟canten / wider die Mummuͤmmiſche 〟Calviniſten / das iſt / wider die jenige Lu - 〟theriſche Praͤdicanten / die heimblich im 〟Hertzen Calviniſch ſeynd / und ihr Gifft ſo 〟hoͤfflich / heimblich und verſchmitzt / den Lu - 〟theriſchen Staͤtten / Heerſchafften und 〟Unterthanen einſchleichen und einſchwaͤ - 〟tzen / daß man nit mehr wiſſen kan / was 〟recht-Lutheriſche und falſch-Lutheriſche Poſtores und Ova, das iſt / Hirten und 〟Schaaff ſeyn. Dieſe ſchwache Brüder / Mummler / Tockmaͤuſer / ſambt den of - 〟fentlichen Calviniſten / gehen ſo ſchimpff - 〟lich mit der H. Schrifft umb / daß nit woll 〟was veraͤchtlichers ſeyn kan / als eben die Bibel.

Setzen derowegen Gottes Wort 〟hindan / und ziehen darfuͤr / was auß 〟ihrem Gauckelſack / das iſt / ihre Com - 〟mentarien / Luͤgen-Buͤcher und Scar - 〟tecken / da muß das Chriſt-laͤſteriſch 〟Examen deß verloffenen Pezels hoch 〟gelobt / und nit nur uͤber die Bibel / ſonde - 〟ren auch (ach daß der Himmel nit krach) uͤber alle Buͤcher D. Luthers ge - 〟ruͤhmbt werden. fol. B. in Prædicamentoſub -249Guͤldenes Schwerd. ſubſtantiæ, da muß Chriſtus in ſeinem 〟Wort liegen / und ſie die Warheit ge - 〟ſagt haben Jhnen ſoll man glauben / und vom Text der Bibel abtretten. fol. 〟B. in Prædicamento quantitatis.

Jtem iſt zu mercken / daß ſie die H. 〟Bibel anziehen / wie der Teuffel den 〟Pſalter. f. D. 2. in Prædicamento qualita - 〟tis. Solcher Zeugnuͤſſen iſt der gantze Trac - 〟tat voll durch alle Prædicamenta biß 〟an das End / damit die Schrifft erfuͤllet 〟wurde / Klipperen gehoͤrt zum Hand - 〟werck.

So gehet es / wo der Teuffel und ſeine 〟Geſellen über die Schrifft kommen. Dan 〟weil eine jegliche Rotte die Schrifft 〟fuͤr ſich zoge / und auff ihren Sinn 〟deutet / ward das darauß / daß die 〟Schrifft anfienge nichts mehr zu 〟gelten / und den Nahmen uͤberkom - 〟men / daß ſie ein Ketzer-Buch heiſchet / 〟darauß alle Ketzerey entſprungen iſt / 〟weil alle Ketzer ſich mit der Schrifft 〟behelffen / ꝛc. Sag mir / iſt das nit ein 〟Kunſtſtuͤcklein deß Teuffels geweſen? 〟Wett Fritz. Tom. 2. Witt. fol. 121. a.

Wie offt hab ich fuͤr mich und meineL 5Kna -250Guͤldenes Schwerd. 〟Knabatzen offentlich bekennet / wie auch 〟Anno 1542. beſchehen / kein Ketzer laſt 〟ſich bereden / daß er wiche von ſeinem 〟gefaſten Wahn und Sinn / und gebe 〟der Warheit goͤttlichen Worts die 〟Ehre. Nein: ſie hoͤren und ſehen 〟nichts / wie Michel Stiffel / da er An. 〟1533. prediget / daß in demſelbigen Jahr 〟der juͤngſte Tag kommen ſolte. Jn 〟Tiſch-Reden. fol. 379. und hat es der gute 〟Stiffel gleich troffen / wie ich / da ich pro - 〟pheceyet / daß die Welt nicht mehr ſte - 〟hen werde / wan man zehlt 1584. ibid. 〟fol. 524. b.

So weit Luther von den Cordeboniſchen oder Concordiſchen Bruͤderen / und uͤbrigen ſeinen Burſch-Geſellen / welche nach ihrem Kopff und Schopff alſo mit der Schrifft ſcharmuͤtzlen / und ihren privaten Geiſt fuͤr den Glaubens-Regel halten wollen / da doch mich nit verſicheren koͤnnen / ob dieſer ihrer Geiſt der Geiſt der Warheit und von Gott ſeye; von Gott / wie wir oben erlehrnet / kan er nit ſeyn / weilen derſelbe / welches von dem goͤttlichen warhafften Mund weit ſeyn muß / gantz variabel und unbeſtaͤndig / gantz doppel / falſch und luͤgenſchafft redet / beydie -251Güldenes Schwerd. dieſem nemblich ja / bey einem anderen nein; ergo muß er der Geiſt der Lugen und vom Teuffel ſeyn. Wer will aber einem ſol - chen Geiſt glauben zuſtellen / und denſelben fuͤr den Glaubens-Regel erkennen? Jch für - wahr nit / und kein Roͤmiſch-Catholiſcher / ſondern wir haben und erkennen einen ande - ren weit gewiſſeren / beſtaͤndigeren und war - hafften Regel und Richtſchnur / nach wel - chem wir in Glaubens-Sachen uns richten muͤſſen / nemblich die unfehlbare Authoritaͤt der H. im allgemeinen Concilio verſambleter Kirchen / welche uns die dunckele Reden goͤttlicher Schrifft und Glaubens-Articu - len recht und klaͤrlich fuͤrhaltet. Ein wenig Gedult aber / und dan ſoll dieſes weiter er - oͤrtert werden.

Weilen aber allhier unſere Rede von der Schrifft iſt / wobey noch ein Hoͤhngen uͤbrig / ſo mit euch zu pluͤcken hab; iſt meine Frag / und moͤchte gern die Urſach wiſſen / warumb doch Luther und ihr das H. Wort Gottes alſo abgeſtuͤmmelt / wie dan zu ſe - hen in dem Lutheriſchen Muſter-Platz / auff welchem die H. goͤttliche Schrifft durch D. M. Luther gemuſtert / mit Auß - ſchieſſung aller Woͤrter / aller Spruͤchen /L 6al -252Guͤldenes Schwerd. aller Stuͤcke / aller Buͤcher / die er und ſeine Lutheraner / wie in folgender Tax und Signatur zuerſehen / freundlich abgedanckt und fortgewieſen. Lutheri Woͤrter aber 〟lauten alſo: Erſtlichen. Fragſtu / wo im Iſaia cap. 9. das Wort (Gott) hinkommen 〟ſey? Jtem: in dem 5. Cap. zu den Galatern / 〟die drey Woͤrter: Gedult / Maͤſſigkeit / 〟und Abbruch? Antwort: Jch Luther hab 〟ſie außgemuſtert / und fortgewieſen. Wie 〟viel ich aber ſolcher Wort außgeſchoſſen / 〟findet ſich im Augenſchein / wan einer meine 〟Bibel gegen der ungemuſterten Bibel thut 〟halten / und wurden ſolcher Woͤrter all - 〟hier beyzuſetzen viel zuviel ſeyn.

Zum anderen. Fragſtu / wo in der erſten 〟Epiſtel Johannis am 5. Cap. der herꝛliche 〟und goͤttliche Haupt-Spruch hinkom - 〟men ſey Dan drey ſeynd / die da Zeug - 〟nus geben in dem Himmel / der Vat - 〟ter / der Sohn und H. Geiſt / und dieſe 〟drey ſeynd eins? Antwort: Jch Luther 〟hab ihn außgemuſtert / ſambt vielen ande - 〟ren / ſo von den Papiſten / ſonderlich von 〟D. Emſero fleiſſig vermerckt und auffge - 〟zeichnet worden.

Zum dritten. Was ſollen aber eintzlicheWort253Guͤldenes Schwerd. 〟Wort / oder auch Sprüche ſeyn / wan ei - 〟ner nicht groſſe Stuͤck außmuſtert / als im 〟3. Cap. Danielis 66. gantze Vers auff ei - 〟nen Brocken? Jtem ein Stuͤck in Eſther.

Zum vierdten. Mit dieſer Weiß ſolten 〟woll gantze Capiteln daran muͤſſen und 〟nicht ſicher ſeyn? da frage man die zwey 〟letzte Capiteln Danielis / welche von mir 〟Luther ihren richtigen Abdanck und Be - 〟ſcheyd haben.

Zum fuͤnfften. Stuͤck ja / Capitel ja / 〟Kinderwerck. Da ſoll und muß ſich die 〟gantze Bibel durch alle Buͤcher deß alten 〟und newen Teſtaments / auff meinen Mu - 〟ſterplatz regiſtrieren / tumlen und muſteren 〟laſſen / oder ich will nicht Luther heiſchen. 〟Die Buͤcher aber deß alten Teſtaments / 〟ſo bey mir außgedient / und der heiligen 〟Schrifft forthin nicht mehr gleich / viel 〟weniger fuͤr die H. Schrifft zu halten / und 〟derohalben von mir ſauber außgemuſtert / 〟ſeynd mit Nahmen dieſe. Renſper dich / 〟hie wils werden. Tom. 5. Witt. f. 515. b.

  • 〟1. Das Buch Judith.
  • 〟2. Das Buch der Weißheit.
  • 〟3. Das Buch Tobiaͤ.
  • 〟4. Das Buch Eccleſiaſticus.
  • 〟5. Das Buch Baruch.
6. Das254Guͤldenes Schwerd.
  • 〟6. Das Buch Machabæorum primus.
  • 〟7. Das Buch Machabæorum ſecun - dus.

Die Buͤcher deß newen Teſtaments / 〟ſo von mir Luther außgemuſtert / ſeynd 〟dieſe:

  • 〟1. S. Pauli Epiſtel zu den He - 〟braͤeren.
  • 〟2. S. Jacobi Epiſtel.
  • 〟3. S. Judaͤ Epiſtel.
  • 〟4. S. Johannis Offenbahrung.

Auß dem hochgelehrten Caſparo Ulen - bergio vorhin Lutheriſcher Religion / nach - mahlen aber in Eoͤllen der H. Schrifft Li - centiaten / und daſelbſt Paſtoren und Ca - nonichen / ꝛc. da er in ſeinem Controverſi - Buch pag. 535. von dieſer Lutheriſcher Mu - ſterung ſchreibet / ſetze ich hinzu

5. Die 2. Epiſtelen Petri.

6. Die zweyte und dritte Epiſtel Jo - hannis.

So ſoll man der Schrifft ins Maul 〟greiffen / Tom. 2. Witt. fol. 187. a.

Und dieſe Muſterung iſt noch geſchmei - 〟dig gegen der ſtrengen Muſterung / da ich 〟Luther die gantze Bibel mit Stumpff und 〟Still / außgenohmen ſechs Buͤcher / mitei -255Guͤldenes Schwerd. 〟einem offentlichem Urlaub frey gezehlt / 〟und hofflich abgewieſen mit dieſen 〟Worten:

Summa / S. Johannis Evange - 〟lium / und ſein erſte Epiſtel / S. Pauli 〟Epiſtel / ſonderlich zu den Roͤmeren / 〟Galatern / Epheſern / und S. Peters 〟erſte Epiſtel / das ſeynd die Bücher / 〟die dir Chriſtum zeigen / und alles leh - 〟ren / das dir zu wiſſen noth NB. und 〟ſeelig iſt / ob du ſchon kein ander Buch 〟noch Lehr nimmermehr ſeheſt noch 〟hoͤreſt. Luther in der Praͤfation über das 〟Lateiniſche newe Teſtament. Jtem Tom. 〟2. Jhen. fol. 319. a. allda Matthaͤus / Mar - 〟cus / und Lucas ihren Beſcheyd kriegen / 〟und am Hag abziehen muͤſſen.

Warumb ſag ich / hat Luther mit goͤtt - licher H. Schrifft ſo geſtrenge Muſterung gehalten? daß alle dieſe von ihm alſo auß - geſchoſſene / fortgewieſene Spruͤch / außge - gemuſterte Stuͤck / abgedanckte Capitelen und Buͤcher nit Canoniſch ſeyen / kan er mir auß uͤbrigen Buͤcheren / die er fuͤr Ca - noniſch gehalten und angenohmen / nit be - weiſen / ſeinem privaten Geiſt / der es ihme vielleicht ſolle eingeblaſen haben / darff undkan256Guͤldenes Schwerd. kan man auch keinen Glauben zuſtellen; woher will er dan die Prob und Urſach ſei - ner ſo geſtrenger Muſterung nehmen? oder ſoll er Luther allein witziger ſeyn / als die gan - tze Kirch / welche in einem allgemeinen Con - cilio zu Trient / auß ſo vielen und gelehrten Maͤnneren / Praͤlaten / Biſchoffen / Cardi - naͤls und anderen groſſen Kirchen-Haͤup - teren verſamlet / alle von Luther obgeſetzter Maſſen außgemuſterte Buͤcher / ꝛc. durch ohnfehlbahre Einredung deß H. Geiſtes / deſſen Beyſtand gemelter dieſer Kirchen ewiglich von Gott verſprochen / fuͤr Cano - niſch declarirt / und als ſolche cap. 4. ihrem Indici ſambt den übrigen Buͤcheren alten und newen Teſtaments einverleibet? Zu - folg welcher Declaration und Einverlei - bung dieſelbe dan auch von der gantzer Ca - tholiſcher Welt fuͤr Canoniſch / oder fuͤr das wahre Wort Gottes biß dato erkent und angenohmen worden / ohne / daß von der geringſter Muſterung jemahlen getraͤu - met worden / deren ſich nachmahlen ein ſo verwegener Geſell / ein ſo mißgerahtener Doctor und Dreck Prophet / ein ſo vermeſ - ſener Schrifft-und Bibel-Faͤlſcher / Luthe - rus / derſelben ſich unternehmen / und dergoͤtt -257Guͤldenes Schwerd. goͤttlicher biß an ſeine Zeiten beſtaͤndig be - kennter und angenohmener Warheit ein - greiffen / und durchgehends ſo geſtrengen und unverdienten Schabab geben duͤrffen; und nit allein das / ſonderen / was er auß goͤttlicher H. Schrifft nit fortgewieſen und außgeſchoſſen / das hat er in ſelbiger ver - kehrt / verfaͤlſchet / und nach ſeinem Duͤnckel ab-oder zugethan / wie dan zu ſehen Prov. 31. allwo der Lutheriſche Fleiſch-Teuffel die - ſe garſtige und ſcandaloſe Woͤrter / ſo einem keuſchen Ohren billig ein Grewel und Ab - ſchew ſeynd / (will ſchweigen / daß der ſo reine und keuſche goͤttliche Mund dieſelbe ſolle geſprochen haben) dieſe / ſag ich garſti - ge und ſcandaloͤſe Woͤrter eingeſchmiert hat (pfuy deß ſtinckenden und unleydlichen Aaß! es ſchaͤmet ſich meine Feder den Wuſt auffs Papier zu bringen / gleichwohl Lu - thers groſſe Gottloſigkeit und gottslaͤſteri - ges Maul aller Welt kundt zu machen / muß dieſelbe meinem Chriſtlichen Leſer zu erkennen geben) Nichts liebers auff Erden / als Frawen-Lieb / dem ſie mag werden. Und zu bezeugen / daß er von die - ſem Fleiſch-Teuffel gantz eingenohmen / und angeflammt / ſetzet er Luc. cap. 6. v. 45. und258Guͤldenes Schwerd. und anderſtwohe Matth. cap. 12. v. 36. und 37. gleichfals als ein altes Sprich-Wort hinzu: Wo das Hertz von voll iſt / da ge - het der Mund von uͤber. Mein was ein Verlaͤumbder und Laͤſterer goͤttlichen Munds / Lutherus! da ihr Bibliſche / Gotts - Woͤrtiſche jetziger Zeit ſchwaͤrmende / und auch als zimblich mit dieſem Lutheriſchen Unflat beſudelte Praͤdicanten / da habt ihr alle Buͤcher alten und newen Teſtaments in allerley Sprachen / Hebraͤiſch / Chaldaͤiſch / Griechiſch / Lateiniſch ꝛc. Nun blaͤttert und durchblaͤttert alle dieſe Bibelen / und ſehet / ob ihr in derſelben einer obgeſetzte von Lu - ther alſo eingeflickte / und bey euch fuͤr Ca - noniſch herumblauffende / unzuͤchtige / dem Teuffel vielmehr als dem goͤttlichen H. Mund aͤhnliche und unverantwortliche Woͤrter finden werdet? finden werdet ihr zwarn in obangefuͤhrtem 31. Capitel der Spruͤchen Salomonis eine reine und hei - lige Lehr / wie man ſich fuͤr Weibern huͤten ſoll / Jtem eine ſchoͤne und zuͤchtige Be - ſchreibung eines dapfferen und tugendtſa - men Weibs; aber ſo abgeſchmackte Bro - cken deß ungewaſchenen Luthers in Ewig - keit nit; eher im Meer kein Waſſer / auffEr -259Guͤldenes Schwerd. Erden kein Laub / am Firmament keine Sternen / ꝛc. als dieſen Lutheriſchen Teuf - fels-Dreck in derſelben Bibelen einer. Euch Praͤdicanten und geſambte Lutheriſche aber / die ihr euch ſonſten ſelbſt dieſes ewren ſo ſauberen Lehr-Meiſters und Propheten allenthalben ſchaͤmen muͤſſet / nit allzu con - fuͤß und ſchamroth / annebens meinen ge - neigten Leſer und einen jeden Chriſt-Ca - tholiſcher Zucht-und Reinigkeit Liebhabe - ren durch weitere Fuͤrlegung deß ſo ſtincken - den Wuſts / ſo das unreine Maul an obge - meltem und anderen Oertheren außgeworf - fen / nit widrig / verdrüſſig und muͤrriſch zu machen / will allhier meine Feder temperiren und einhalten / ſonſten aber beurlaubt blei - ben / allen Liebhaberen goͤttlicher Warheit weiter anzuzeigen / wie Luther mit dem rei - nen Wort Gottes gehauſet; es haben nemblich auff vorgemeltem Lutheriſchen Muſter-Platz ſich unter anderen herumb tumlen muͤſſen der H. Matthæus cap. 3. v. 2.

Jtem cap. 4. 17. cap. 6. v. 9. und 18. cap. 8. v. 4. cap. 10. v. 13. cap. 18. v. 35. cap. 20. v. 22. und 23. cap. 23. v. 3. cap. 26. v. 7.

Der H. Marcus cap. 1. v. 15. cap. 2. v. 20. cap. 6. v. 9. 10. und 11. cap. 11. v. 22. und 26. cap. 12. v. 14. cap. 13. v. 3.

Der260Guͤldenes Schwerd.

Der H. Lucas cap. 1. v. 28. 48. und 75. cap. 4. v. 19. und 25 cap. 10. v. 24. cap. 11. v. 2. cap. 16. v. 22. cap. 21. v. 19.

Der H. Joannes cap. 4. v. 45. cap. 10. v. 26. cap. 12. v. 4. cap. 14. v. 9. und 13. cap. 17. v. 14. cap. 19. v. 38.

Die Geſchichten der Apoſtelen cap. 1. v. 4. cap. 5. v. 42. cap. 7. v. 7. und 16. cap. 8. v. 27. cap. 14. v. 41. cap. 16. v. 7. cap. 19. v. 18. cap. 20. v. 28. cap. 21. v. 6. cap. 28. v. 25.

Pauli Epiſtel zu den Roͤmeren cap. 3. v. 28. cap. 4. v. 8. cap. 9. v. 25. cap. 13. v. 4.

Jtem die erſte Epiſtel zu den Corintheren cap. 4. v. 16. cap. 7. v. 38. cap. 9. v. 5. cap. 14. v. 2. cap. 15. v. 3. und 15. cap. 16. v. 15. und 19.

Die zweyte Epiſtel zu den Corintheren cap. 1. v. 3. cap. 2. v. 10. 11. und 21.

Die Epiſtel zu den Galateren cap. 1. v. 1. cap. 4. v. 18. und 25. cap. 5. v. 6. und 22.

Zu den Epheſeren cap. 1. v. 11. cap. 5. v. 13. 18. und 22.

Zu den Philipperen cap. 1. v. 1. cap. 2. v. 13.

Zu den Coloſſeren cap. 2. v. 18. und 20.

Zu den Theſſalonicheren cap. 4. v. 3.

Die erſte Epiſtel zu Timotheo cap. 4. v. 14.

Die zweyte zu Timotheo cap. 4. v. 20.

Die261Guͤldenes Schwerd.

Die Epiſtel zu den Hebraͤren cap. 4. v. 3. 14. 15. und 16. cap. 8. v. 6.

Die Epiſtel Jacobi cap. 1. cap. 2. cap. 5. v. 14.

Die erſte Epiſtel Petri cap. 1. v. 25. cap. 2. v. 2. 13. und 14. cap. 3. v. 22. cap. 4. v. 14.

Die zweyte Epiſtel Petri cap. 1. v. 10. cap. 3. v. 3.

Die erſte Epiſtel Johannis cap. 2. v. 13. cap. 3. v. 1. cap. 4. v. 3. cap. 5. v. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 13. 14. 16. 17. 18. und 20.

Die zweyte Epiſtel Johannis cap. 1. v. 9.

Die Epiſtel Judaͤ cap. 1. v. 12. 22. und 23.

Die Offenbahrung deß H. Johannis deß Evangeliſten cap. 1. v. 16. cap. 2. v. 3. cap. 3. v. 1. und 9. cap. 5. v. 14. cap. 7. v. 8. und 11. cap. 9. v. 12. und 16. cap. 10. v. 6. cap. 12. v. 18. cap. 14. v. 13. cap. 15. v. 12. cap. 16. v. 1. cap. 17. v. 3. und 17. cap. 18. v. 12. 13. und 23. cap. 19. v. 15. cap. 21. v. 24. cap. 22. v. 14. &c.

Ja / weil es der Augenſchein gibt / wie Martin Luther mit der Bibel gehauſet / daß im auch ſeine Mit-Schwaͤrmer und Spieß-Geſellen ſelber Zeugnus geben / daß ſolche an viel hundert Oertheren verfaͤlſchet / verkehret / und durch ſeine Dollmetſchung heßlich und uͤbel zugerichtet / ſo hat ſich nie -mand262Guͤldenes Schwerd. mand hoch zu verwunderen / warumb der junge Doctor (von welchem Mattheſius / Lutheri und aller Lutheraner ſonderlicher Anbetter / in der dreyzehenden Predig von ihme ſchreibet) deſſelben Teutſche Bibel mit ſich auff die Cantzel genohmen / dieſel - bige vor allem Volck mit Ruthen geſtrie - chen und geſagt: Lehrne es beſſer / lehrne es beſſer.

Wie aber Luther! was hat dich doch zur ſo geſtrenger und grauſamer Muſterung goͤttlichen Worts veranlaſſet? dein ſic vo - lo, ſic jubeo, thuts nit / und daß du mit ei - nem dollen und unſinnigen Kopff dar - durch gefahren / iſt nit gnug; es muͤſſen von dir dieſer deiner freventlicher Unterneh - mung erhebliche und rechtmaͤſſige Urſachen fuͤrbracht werden / ſonſten fuͤrcht mich / daß dir und allen deinen Mithelfferen uͤber den Hals kommen ſeye und werde jener ſchwaͤre Fluch / ſo der goͤttliche Mund dem jenigen geſchworen / der ſeinem H. Wort / ſo er durch ſeine heilige Propheten und A - poſtelen geſchrieben / das geringſte zu-oder abthun wuͤrde. Soll vielleicht hie und dort in goͤttliche H. Schrifft ein Fehler einge - ſchliechen geweſen ſeyn / den du auff dieſeWeiß263Guͤldenes Schwerd. Weiß verbeſſeren wollen? Ach nein Luther / der kluge / verſtaͤndigſt-und weiſeſte Gott / der nemblich ſelbſt das gantze ſo alte als newe Teſtament durch den Mund ſeiner Heiligen geredet / der jenige Gott / ſag ich / der ein Brunn-Quell aller Wiſſenſchafft / und die unendliche Weißheit ſelbſten iſt / der kan nit fehlen; oder wilſt du Luther wi - tziger ſeyn als die allwiſſende Gottheit ſelb - ſten? du die Warheit / und derſelbe / welcher die ewige Warheit ſelbſten iſt / Luͤgen geredt haben? das hingegen du ein offentlich er - griffener grober Luͤgner / der grobe / groſſe / dicke Luͤgen geſchrieben / wider Gott und ſein Gewiſſen gifftig / laͤſterlich / unwarhaff - tig / ſchandlich und grewlich gelogen / die Warheit vielfaͤltig und muthwillig gelaͤ - ſtert / und ſeinen Geyfer und Unflat an gute Schrifft geſchmiert / ꝛc. iſt auß deinen von lauter Luͤgen ſchwillenden Scartequen aller Welt ſattſam bekant. Daß aber Gott lie - ge / iſt unmoͤglich / Hebr. 9. Gott iſt nicht wie ein Menſch / daß er liege: auch nicht wie eines Menſchen Sohn / daß er veraͤndert werde. Num. 23. Wie kan dan foͤlglich deſſelben Wort (die Bibel) eines auch deß geringſten Fehlers und Luͤ - gens faͤhig ſeyn?

Oder264Guͤldenes Schwerd.

Oder ſoll vielleicht etwa ein eyteler Menſch uͤber die Schrifft kommen / und an ſelbiger nach ſeinem Kopff und Dun - ckel gezimmert / und alſo dieſelbe mit vielen Fehler und Maͤngelen angefuͤlt haben / daß alſo du allhier dein Meiſter-Stuͤck thuen / und dieſelbe darvon ſauberen wollen? Ach nein Luther / die gantze Schrifft iſt ein pur lauteres Wort Gottes und deß H. Geiſtes; dan 2. Pet. 1. v. ult. keine Weiſſagung (das iſt die Schrifft / von welcher geredet wird) iſt jemahlen auß Menſchlichem Wil - len herfuͤr gebracht / ſonder die heili - gen Menſchen Gottes haben geredt / was ihnen vom H. Geiſt iſt eingebla - ſen worden. Und Act. 1. v. 16. Jhr Maͤn - ner und Bruͤder / es muß die Schrifft erfuͤllet werden / welche der H. Geiſt durch den Mund Davids zuvor ge - ſagt hat / ꝛc. Jtem Pſalm. 86. Der Herr wirds erzehlen in den Schrifften / ꝛc. Pſalm. 44. Meine Zung iſt wie eine Feder eines Schreibers / der geſchwind ſchreibet. Jtem 2. Corinth. 13. ſagt der Apoſtel von ihm ſelbſt: in mir redet Chri - ſtus. Und hat nit Chriſtus laut gethanen Verſprechens / ſeinen Apoſtelen den Troͤ -ſter265Guͤldenes Schwerd. ſter der H. Geiſt geſandt / der ſie alle War - heit gelehret? beſtehet alſo die gantze H. Schrifft / auch der geringſte Particul der - ſelben / in einer ohnfehlbahrer von Gott und dem H. Geiſt inſpirirter Warheit / an welcher ſonſten zu zweiffelen ſtünde / wan auch der geringſte Particul ohne Aſſiſtentz deß H. Geiſtes / und von einem puren Men - ſchen ſolte geſchrieben ſeyn / maſſen alsdan nit koͤnte entſcheyden werden / was der Geiſt Gottes / oder was der private Geiſt deß Menſchen dictirt und eingeblaſen haͤtte? geſtalten dan auch alle H H. Vaͤtter ſolches gar leicht erkennt / und einhellig gelehrt ha - ben / daß die heilige Scribenten gleichfals Inſtrumenta deß H. Geiſtes geweſen / wel - cher ihnen die Hand geführt / und die Feder dirigirt habe / daß alſo der H. Geiſt auch deß geringſten Particul in goͤttlicher Schrifft der principal Author ſeye. Unter anderen ſchreibt der H. Chryſ. hom. 2. in Gen. alſo: Die goͤttliche Schrifft iſt anders nichts / als ein von Gott dictirter / und zu den Menſchen geſchickter Send-Brieff. Jtem D. Gregorius M. Gott hat ſelbſt geſchrieben / was er zu ſchreiben dictiret / ꝛc.

MWan266Güldenes Schwerd.

Wan nun Gott / der die unfehlbahre Warheit iſt / und nit irren kan / Krafft an - gefuͤhrter Proben und Zeugnuͤſſen die H. Schrifft ſo alten als newen Teſtaments ſelber geſchrieben / was hat dan dir Luther Urſach gegeben dieſelbe auff deinem Mu - ſter-Platz alſo herumb zu tumlen und zu verkehren? woher weiſtu / daß die jenige Buͤ - cher / ſo du für Canoniſch erkennt und an - genohmen / Gottes Wort ſeyen / und nit die jenige / ſo du außgeſchoſſen? Antworte - ſtu mir / daß dir dein Geiſt diß offenbahret habe; ſo frage ich abermahlen / woher du wiſſen kanſt / ob dieſer Geiſt der Geiſt deß Liechts (Gott) oder der Finſternuͤſſen (der Teuffel) ſeye? deſſen aber wirſtu in Ewig - keit mich nit verſicheren / folglich nit behaup - ten koͤnnen / daß du oder jetzige deine Lu - theriſche Schwaͤrmer das reine und un - verfaͤlſchte Wort Gottes haben / deſſen die - ſelbe ſich immerhin freventlich ruͤhmen duͤrffen. Vielmehr hat man das helle und kraͤfftige Zeugnus / daß du und deine gan - tze Lutheriſche Kirch einer von dir verfaͤlſch - ter Schrifft euch bedienet / deine Wort lau - ten ja alſo: Wer ſoll aber nicht gern ein Bibel-oder Schrifft-Faͤlſcher ſeyn? fal -267Guͤldenes Schwerd. falſche Muͤntzer verbrennet man / aber Schrifft-Faͤlſcher (dich Luther nemblich und deine hierin gelirnige Schuͤller) hei - ſchet man heilige Lehrer / Tom. 2. Witt. fol. 154. a. Aber mich foͤrcht / mich foͤrcht / und Zufolg goͤttlichen Worts iſt es gewiß / daß man ſolchen Lehreren ein anderes Fewr als etwa denen Muͤntz-Faͤlſcheren zubereiten werde / ein Fewr nemblich / worin ſie ewig - lich (nimbts wahr ihr Bibel-Schaͤnder) braten werden.

Zweyte Frag.

Was man von den Traditionen oder Satzungen halten ſolle?

SO iſt dan auß der erſten Fragen ſatt - ſam bekennt / daß neben dem unver - faͤlſchten Wort Gottes ein anderer Regel muͤſſe erkennt und angenohmen werden / welcher uns die noͤhtige Glaubens-Punc - ten fuͤrhalte. Jſt derohalben auff die andere Frag mein und aller Roͤmiſch-Catholiſcher gruͤndliches Antwort / daß man denen Traditionen weniger nit als goͤttlicher H. Schrifft gebuͤhrende Complement ma - chen / und fuͤr Gottes Wort erkennen muͤſſe.

M 2Da -268Guͤldenes Schwerd.

Damit aber denen gantz Einfaͤltigen (welchen allein mit dieſem meinem gering - fuͤgigen / und laut vom Ordinario Libro - rum Cenſore ertheilten obſtehenden Appro - bations-Scheins ſimplici ſtylo lauffendem Buͤchlein gedient haben wolle) nit unbe - kant ſeye / was und warvon allhier geredt werde; ſollen ſie wiſſen / daß die Tradition eine unbeſchriebene / und muͤndtlich allein von Chriſto und den Apoſtelen uͤberkom - mene Lehr oder Satzung ſey. Exempl. grat. daß man im H H. Meeß-Opffer den Wein mit wenigem Waſſer vermiſche / die vier - tzigtaͤgige Faſten halte / den Sonntag hei - lige / ꝛc. ſolches lehret uns die H. Schrifft nit / maſſen dieſelbe von dergleichen nichts meldet / ſonderen die alleine Traditiones oder Satzungen / ſo demnechſt unter Verluſt ewiger Seeligkeit von geſambten Chriſt - Glaubigen / ohne maͤnnigliches Ein-oder Gegenred muͤſſen gehalten werden; und fals ihr Lutheriſch-und Calviniſche Plum - perten dieſen groſſen Herren (den Traditio - nen) zu Ehren / den Hut nit abſetzen wollet / wird mans euch lehren / und zeigen / daß demſelben dieſe Ehr von rechtswegen ge - buͤhre. Hoͤrt ihr ungeſchickte Luͤmmelen: eshat269Guͤldenes Schwerd. hat ja nit wenigere Authoritaͤt das jenige / was Gott und ſeine Apoſtelen muͤndlich / als was dieſelbe uns ſchrifftlich gelehret und hinterlaſſen haben; das doͤrfft ihr nit laͤug - nen: nun aber ſeynd viele Ding / auch woll Glaubens-Puncten / ſo Chriſtus und die H H. Apoſtelen uns muͤndlich allein / und nit ſchrifftlich hinterlaſſen haben; dan

Erſtlich. Vor Moyſis Zeiten / wie be - kennt / wuſte man von keinem geſchriebenem Wort Gottes / ſonderen alle zur Seeligkeit nothwendige Puncten wuͤrden dem Volck allein muͤndlich fuͤrgehalten; dahero Deut. 32. v. 7. Frage deinen Vatter / der wirds dir verkuͤndigen; und deine Vorfah - ren / die werden dirs ſagen. Jtem Job. 8. v. 8. und 9. Frage das Geſchlecht ſo fuͤr Alters geweſen / und unterſuche mit Fleiß die Gedaͤchtnus der Vaͤtter / die werden dich berichten / ꝛc.

Zweytens: Chriſtus und ſeine Apoſte - len haben ja lange Jahren das Evange - lium geprediget / ehe daſſelbe auffs Papier kommen. Und Matthaͤus / der erſte unter den Evangeliſten / hat ja eher nit als am achten Jahr nach dem Todt Chriſti das Evangelium geſchrieben.

M 3Drit -270Guͤldenes Schwerd.

Drittens: Wie thut nit der Apoſtel Paulus denen Theſſalonicheren die Tra - ditiones ſo hoch anbefohlen / 2. Theſſ. 2. v. 14. So ſtehet nun / liebe Bruͤder / ſpricht er / und haltet die Satzungen / die ihr entweder durch unſere Wort / oder durch unſere Send-Brieff ge - lehrnet habt. Jtem 1. Cor. 11. v. 23. Jch hab es von dem Herren empfangen / das ich euch übergereichet habe.

Vierdtens. Hat Chriſtus den Apoſte - len befohlen / Marc. 16. Sie ſolten hinge - hen / und predigen (nit ſchreiben) das Evangelium.

Fuͤnfftens. Wo ſtehen die viele Ding geſchrieben / ſo Chriſtus vor ſeinem Todt ſeinen Juͤngeren noch zu ſagen hatte / ſie aber zur Zeit nit tragen konten / Joan. 6. v. 12. Jtem was er dieſelbe nach ſeiner Auffer - ſtaͤndtnus gelehret hat / da er denſelben ſich ſelbſt nach ſeinem Leyden lebendig erzeiget / durch vielerhand unfehlbahre Zeichen / und ſich ihnen viertzig Tage lang offen - bahret / und mit ihnen vom Reich Gottes geredet / Act. 1. v. 3.?

Sechſtens. Woher wiſt ihr / daß nit mehr als vier Evangelia ſeyen / nemblich deß H. Matthaͤi / Marci / Lucaͤ und Joannis;in271Guͤldenes Schwerd. in deme man doch auch / wie Tirinus be - zeugt / die Evangelia Petri / Andreaͤ / Tho - maͤ und Bartholomaͤi herumbtraget? Warumb haltet man die Epiſtel Pauli ad Senecam nit ſo woll fuͤr Canoniſch als die uͤbrige? auß keiner anderer Urſachen / als weilen dieſe und nit jener / von der allgemei - ner Kirchen durch eine ewige Tradition fuͤr Gottes Wort erkennt worden.

Siebendtens. Bezeugt der H. Joan - nes in ſeiner 1. und 2ter Epiſtel / daß er der Kirchen viele Ding allein mündlich hinter - laſſen habe. Jch / ſpricht er / hatte euch woll viel mehr zu ſchreiben / aber ich habs durch Papier und Dinten nicht thun wollen; dan ich hoffe / daß ich zu euch kommen / und von Mund zu Mund mit euch reden werde / ꝛc.

Doch / was bemuͤhe mich viele Zeugnuͤſ - ſen auß goͤttlicher H. Schrifft fuͤr die Au - thoritaͤt der Traditionen oder deß unbe - ſchriebenen Worts beyzubringen? Jhr ſelbſt / wie vorgemeldt / glaubet und haltet ja viele Ding / ſo in der Schrifft nit enthal - ten werden / ſonderen von den alleinen Tra - ditionibus ihren Urſprung haben. Alſo glaubt ihr an das Apoſtoliſche Symbolum,M 4wel -272Guͤldenes Schwerd. welches das von den Apoſtelen herkommen ſeye / anders nit als durch die Tradition be - kant iſt. Alſo glaubt ihr / daß denen Kinde - ren glaubiger ſo woll als unglaubiger El - teren das Sacrament der H. Tauff zur Seeligkeit nothwendig ſey; deſſen aber habt ihr keine Prob auß der H. Schrifft / ſonde - ren auß der alleiner Tradition. Alſo heiliget ihr / nit den Sabbath / wie die goͤttliche H. Schrifft befilcht / ſonderen den Sonntag. Alſo haltet ihr die Tauff der Ketzer fuͤr gut / und verbietet die von denſelben getauffte nit wider zu tauffen. Alſo glaubt ihr / daß der H. Geiſt vom Vatter und dem Sohn procedire / ꝛc. Wer aber unter euch will mir dieſe und dergleiche Puncten auß goͤttlicher H. Schrifft behaupten? Darauß in Ewig - keit nit / doch aber woll auß den Traditionen oder Satzungen; ergo den Hut ab ihr Plumperten / und denſelben / weilen mit dem geſchriebenem Wort Gottes gleiche Au - thoritaͤt und Anſehen haben / eine tieffe Re - verentz gemacht / nach dem Exempel aller H H. Vaͤtter und Concilien / ſo vor dieſem groſſen Monarchen allezeit ehrbietig / und mit entdecktem Haupt geſtanden haben. Alſo hat geſtanden Dionyſius Areo pagitaein273Güldenes Schwerd. ein Juͤnger Pauli / welcher Hier. cap. 1. alſo ſpricht: Die erſte Prieſtere (nemblich die Apoſtelen) haben uns die hohe und vor - nehmbſte Glaubens-Puncten theils münd-theils ſchrifftlich uͤbergereicht. So dan der guͤldene Mund Chryſoſt. uͤber den obcitirten Spruch Pauli. So ſte - het nun / liebe Bruͤder / und haltet die Satzungen / ꝛc. alſo redend: auß dieſem erhellet / daß ſie nicht alles überliebert haben durch Brieff / ſonderen auch viele Ding ohne Schrifften: und die - ſe Ding ſeynd auch glaubwuͤrdig. Darumb laſſet uns auch glaubwuͤrdig achten der Kirchen Traditionen. Es iſt ein Tradition oder Kirchen-Sa - tzung: ſuche nichts mehr. Wie nit weni - ger der H. Baſilius de Spirit. S. cap. 27. Jch werd nit Tags gnug haben / wan ich werd fortfahren zu erzehlen die Kir - chen-Geheimnuͤſſen / welche ohne Schrifften uͤbergeben ſeynd. Jch laſſe das übrige fahren / die Glaubens - Bekaͤntnus ſelbſt / mit welcher wir glauben in den Vatter / und in den Sohn / und in den H. Geiſt / auß wel - chen Schrifften baben wir dieſelbe? M 5und274Guͤldenes Schwerd. und laſſet ſie uns Beweiß fuͤrbringen auß H. Schrifft / ſo woll der Bekaͤnt - nus deß Glaubens / als anderer Sa - chen / welche wir außgelegt haben. Be - ſihet ferners den groſſen Kirchen-Lehrer Auguſtinum Epiſt. 118. ad Januar. Fabia - num. Roͤmiſchen Pabſten Epiſt. 2. Innocen - tium in Epiſt. 1. D. Gregorium M. l. 9. Ep. 61. Irenæum l. 3. c. 4. Den H. Cyprianum Ep. 63. und unzahlbahre andere H H. Vaͤtter / ſo einhellig lehren / daß nit alle Glaubens - Puncten auß goͤttlicher H. Schrifft gezo - gen werden koͤnnen / ſonderen in den Tradi - tionen oder Satzungen / in dem unbeſchrie - benem Wort eines zimblichen Theils ge - gruͤndet ſeynd.

Auß denen allgemeinen Conciliis aber halt ſich das Tridentiniſche Seſſ. 4. gantz getrew und ehrbietig gegen das unbeſchrie - bene Wort Gottes / und Seſſ. 14. nimbts ſeine Prob auß demſelben. Wie dan nit we - niger das zweyte Nicaͤniſche Act. 6. Wel - cher die oder durch Schrifft oder durch Gewohnheit zu uns gekomme - ne Tradition oder Satzung der Kir - chen verachten wird / der ſey verflucht. Und: daß aber ſambt vielen anderenDin -275Guͤldenes Schwerd. Dingen / ſo in der Kirchen ohne Schrifft gehalten werden / die Vereh - rung der Bilderen von der Apoſtelen Zeiten zu uns bracht und überkom - men ſeye / iſt auß den Hiſtorien weit - laͤuffig bekant.

Was bedarffs aber ſo vieler Zeugnuͤſ - ſen der H H. Vaͤtter und Concilien? geſetzt ihr H Hn. Calviniſche und Lutheriſche / ꝛc. Es kombt zu euch ein Juͤd oder Tuͤrck und wilt den Chriſtlichen Glauben annehmen / demſelben reichet ihr das newe Teſtament in die Hand / mit dem Beding und Zuſatz / daß er nichts mehr glauben / oder anneh - men muͤſſe / als was in demſelben außtruͤck - lich geſchrieben ſtehet; Mein! wie wird die - ſer Jud oder Tuͤrck das Credo, oder Apo - ſtoliſche Symbolum, ſo du ihme / umb Glaubens Bekaͤntnus zu thuen fuͤrlegeſt / außſchwaͤren koͤnnen? Man findet ja dieſes Symbolum im newen Teſtament nit. Wie wird derſelbe die allerheiligſte Dreyfaltig - keit anbetten? Er wird dieſes Wort: Drey - faltigkeit ebenfals im newen Teſtament nit antreffen. Wie wird er an die H H. Sacramenten glauben? derſelben Nahmen licht man abermahlen im newen TeſtamentM 6nit276Guͤldenes Schwerd. nit! Wie dan auch in ſelbigem nit gemeldet wird / daß die Gottes Gebaͤhrerin Maria allezeit eine Jungfraw geblieben. Woher wird er wiſſen koͤnnen / daß allein zwey oder drey Sacramenten ſeyen: daß die Kinder muͤſſen getaufft werden / welches Gott und ſeine Apoſtelen im newen Teſtament nie ge - than: daß man beym Kinder-Tauff Ge - Vattern brauchen / und denen Weibern den Zugang zum Abendmahl geſtatten ſolle / welches in der H. Schrifft nit geleſen wird; alſo auch / daß Luther ſchreiben duͤrffen / die allerſeeligſte Jungfraw Maria habe nie - mahlen das H. Abendmahl genoſſen. Wie wird er wiſſen koͤnnen / daß er / wie oben ge - meldt / den Sonntag / und nit den Sab - bath heiligen / und uͤbriges alles halten und glauben ſolle / welches ihr mit uns Roͤmiſch - Catholiſchen haltet und glaubet auſſer der Schrifft? wie ſag ich / wird dieſer newe Chriſt den Chriſtlichen Glauben recht be - kennen koͤnnen / wan ers bey dem alleinen newen Teſtament oder Schrifft halten ſolle? Nein ihr Herren / ſolche Inſtruction iſt nicht Chriſtlich / laſſet ihr den newen Chriſten nur hingehen / und zu einem ver - ſtaͤndigeren Catholiſchen Mann kommen /der -277Guͤldenes Schwerd. derſelbe wird dieſem newen Chriſten die noͤhtige Glaubens-Puncten auff eine an - dere Weiß fuͤrhalten / und den wahren Weg der Seeligkeit beſſer zeigen (da hin - gegen ihr mit ewrer kahler und verfuͤhrli - cher Inſtruction denſelben in die Hoͤllen - Gruben leiten / und ewig verderben werdet) wird nemblich ihme denſelben zeigen / nit auß der alleiner Schrifft / wie eben ihr wol - let / ſonderen auch auß denen Traditionen oder Kirchen-Satzungen / welche / damit ichs in einer Summen ſage / wer verwirfft / Gott ſelbſten und ſein heiliges Wort ver - wirfft / und derhalben / wie billig foͤrchte / von deſſen Angeſicht ewig verworffen ſeyn und bleiben wird.

Die Anlaͤuff deß Gegentheils werden abgehalten.

ERſter Anlauff: Es werden vielmehr alle die jenige Gottes Angeſicht in Ewigkeit nit anſchawen / welche auß de - nen Menſchen-Satzungen ihren Glauben behaupten / und das reine geſchriebene Wort Gottes / vermittels deſſen allein / wir unſere Seeligkeit wircken koͤnnen und muͤſ - ſen / dieſen leeren Satzungen nachſetzen wol -M 7len278Guͤldenes Schwerd. len. Beym Propheten Iſa. cap. 29. v. 13. und 14. ſpricht der Herꝛ alſo: Darumb / daß ſich diß Volck mit ſeinem Munde nahet / und ehret mich mit ſeinen Lip - pen; aber ihr Hertz iſt weit von mir / und ſie fuͤrchten mich mit Menſchen Gebott nnd Lehren; ſihe / darumb will ich noch mehr thuen / mit einem groſſen und ſchroͤcklichem Wunder - werck / damit ichs mache / daß ſich diß Volck verwundere: dan die Weißheit wird von ihren Weiſen untergehen / und der Verſtandt ihrer Verſtaͤndigen wird verborgen werden. Jtem Matth. 15. v. 7. und 8. haben wir das klare Zeugnus / daß die Phariſaͤer und Schrifft-Gelehrten Gottes Wort uͤbertrotten und vernichti - get haben umb ihrer Satzung willen / Jhr Heuchler / ſpricht der Herꝛ an citirtem Orth / es hat Jſaias woll von euch ge - weiſſaget / da er ſpricht: diß Volck eh - ret mich mit ſeinen Lippen: aber ihr Hertz iſt weit von mir; ſie dienen mir / aber vergeblich / dieweil ſie Menſchen Lehre und Gebott lehren. Und 1. Pet. 1. v. 18. Wiſſet / daß ihr von ewrem eyte - len Wandel der Vaͤtterlichen Sa -tzung279Guͤldenes Schwerd. tzung / nicht mit vergaͤnglichem Gold oder Silber erloͤſet ſeyd / ſonderen mit dem thewren Blut Chriſti / als eines unbefleckten und unmangelhafften Lambs. Jn dieſen und dergleichen an - deren Texten mehr haltet ja der goͤttliche Mund ſelbſten die Traditiones oder Men - ſchen-Satzungen fuͤr ein eytel unnuͤtz We - ſen / ja fuͤr einen ſchwaͤren Joch / von wel - chem Chriſtus die Menſchen befreyet. Und das hat unſer ſchrifft-verſtaͤndiger Calvi - nus recht und moll angemerckt / da ers fuͤr eine Thorheit gehalten / daß man zu der Menſchen Außlegungen hinlauffe umb die Schrifft zu verſtehen.

Antwort. Das iſt woll ein blinder An - lauff / und dabey werd ich euch die Hoͤrner bald abgeſtoſſen haben. Jn angezogenen Texten nemblich iſt die rede von pur menſch - lichen Satzungen / ſo auß eygener Einge - bung / Aberglaub und Einbildung herruͤh - ren / gleich da waren die Satzungen der Phariſaͤer / daß man vor dem Brod-Eſſen die Haͤnde waſchen / keinen Krancken auff den Sabbath curiren ſolle / ꝛc. und ſolche Satzungen / glaub ich gantz gern / daß ein eytel und unnuͤtz Ding ſeyen / und von kei -nem280Guͤldenes Schwerd. nem Chriſten angenohmen werden muͤſſen; dergleiche (wie gern geſtehe) gantz eytele Satzungen aber muͤſſet ihr nit confundi - ren und vermiſchen mit jenen / von welchen oben auß dem Apoſtel Paulo gemeldt: ego enim accepi à Domino, quod & tradidi vo - bis. Dan ich hab es vom Herren be - kommen / welches ich euch auch uͤber - liebert hab. Jtem mit den jenigen Sa - tzungen / vermittels welcher die Apoſtelen von Chriſto / und die Glaubige von den Apoſtelen in den Geheimnuͤſſen deß Glau - bens unterwieſen worden / ehe und bevor ſie das Evangelium oder Wort Gottes auffs Papier gebracht. Eben dieſen Unterſcheyd haͤtte auch ewer ſchrifft-unverſtaͤndige Cal - vinus machen ſollen unter den Satzungen der Menſchen und Satzungen der Kirchen / gegen jene rufft der Herꝛ / weilen ſie irꝛdi - ſche oder beſſer zu ſagen deß Sathans Sa - tzungen ſeynd / nit aber gegen dieſe / welche himmliſche oder Gottes Satzungen ſeynd / auff welchen allein / der reine und wahre Verſtand goͤttlicher H. Schrifft gegruͤn - det iſt. Geſtalten der H. Jgnatius / da er nun hingerichtet werden / und die Martyr - Cron empfangen ſollen / denen umbſtehen -den281Güldenes Schwerd. den Chriſten / nit was geſchrieben ware / ſon - deren die unſchriebene Lehr und Satzun - gen beſt moͤglichſt anbefohlen hat.

Zweyter Anlauff: Es ſeyen Menſchen - oder Kirchen-Satzungen / da fragen wir nichts nach; die alleine Schrifft iſt ſuffic - cient uns in noͤhtigen Glaubens-Puncten zu unterweiſen / laut der ander Epiſtel Pau - li zu Timotheo cap. 3. v. 16. und 17. Alle Schrifft / welche von Gott iſt einge - blaſen / iſt nutz zu lehren / zu beweiſen / zu ſtraffen / und zu unterweiſen in Ge - rechtigkeit: daß ein Mann Gottes vollkommen ſey / zu allen guten Wer - cken abgerichtet. Jtem zu den Galatern cap. 1. v. 9. ſo euch jemand ein anders prediget auſſer dem / das ihr empfan - gen hat / der ſey verflucht. und Deut. 12. v. ult. Was ich dir befehle / das ſoltu dem Herren allein thun / und ſolt nichts darzu thun / noch etwas davon ab - thun.

Antwort 1. Abermahlen ein blinder Anlauff. Wan die alleine Schrifft euch alle noͤhtige Glaubens-Puncten lehre / ſo tret - tet heran mit ewrer Schrifft / und weiſet mir / wo dan in ſelbiger alle die jenige Punc -ten282Guͤldenes Schwerd. ten / ſo ihr mit uns Roͤmiſch-Catholiſchen feſtiglich glaubet / geſchrieben ſtehen; wer - det ihr mir das weiſen / ſo wird man euch für wackere Leuth halten / und all unſer Krieg auffgehoben ſeyn.

Antwort 2. Alle Schrifft iſt nuͤtzlich / ja ſufficient zu lehren / zu beweiſen / ꝛc. ergo iſt die alleine Schrifft nuͤtzlich und ſuffici - ent. Wie koͤnte doch ein Dialecticus unge - reimbter argumentiren? wie koͤnte / auch ſo gar ein erſt angehender gemeiner Kriegs - mann plumper und ungeſchickter ſeyn im Degen / Waͤhr und Wapffen zu fuͤhren / als eben ihr blinde und dumme Koͤpff in dem Bibelfuͤhren. Hoͤrt ihr Narren / ich ſe - tze euch ein gleiches Argument: Die Men - ſchen ſeynd zweyfuͤſſig; ergo iſt der alleine Menſch zweyfuͤſſig. Mein! was iſt das fuͤr eine Folgerey? dieſelbe muͤſſet ihr mir gleich - wohl gut machen / wan ewr Argument et - was gelten ſoll.

Ach ihr arme und dermaſſen blind an - lauffende Troͤpff und Narren-Koͤpff! ach! der eingeworffene Fluch deß Apoſtels trifft euch / euch trifft er und alle ewre Mithelffer. Auſſer dem / was wir von den Apoſtelen empfangen haben / ſoll man nichts predigen;iſt273Guͤldenes Schwerd. iſt recht geredt / wans allein recht verſtan - den wird. Der Verſtand aber iſt dieſer / daß man wider und gegen das jenige / was wir von den Apoſtelen ſo ſchrifft-als muͤndlich uͤberkommen haben / nichts predigen ſolle / wie dan ihr geſambte Uncatholiſche thut / da ihr nemblich durchgehends / die Lehr und Sitten betreffend / gegen die H H. Apoſteln / und derſelben Lehr / und was ſonſten gutes und heiliges geprediget und gewirckt ha - ben / auch offentlich von den Cantzlen blitzet und donnert / oder doch dieſelbe gottloſer Weiſe interpretiret / außdeutet / verdrehet und verkehret / ja das grade Widerſpiel mit eygenem Exempel lehret / und bey jedermaͤn - niglichem zum Effect zu bringen ſuchet.

Und wan die Wort deß Apoſtels alſo zu verſtehen waͤren / als wan ſeine Juͤnger auſ - ſer dem / was jetzt geſchrieben und verkuͤndi - get / nichts haͤtten glauben oder annehmen ſollen / ſo haͤtten auch dieſelbe und die ge - ſambte Chriſtliche Nachkommenſchafft das Evangelium Joannis / ſo nach dieſem Epiſtel Pauli erſt geſchrieben worden / nit annehmen / und darauß nichts glauben muͤſ - ſen. Folgt dan zwarn / daß nit wider und gegen das / was Paulus und andere H H. Apo -284Guͤldenes Schwerd. Apoſtelen und Evangeliſten geſchrieben und geprediget / von jemandten ſolle ge - handelt werden; nit aber / daß neben ſeinen Epiſtelen / und was ſonſten mehr geſchrie - ben / nichts anders / nemblich keine Traditi - ones oder unbeſchriebene Lehr geſtattet und angenohmen werden ſollen.

Eben alſo ſoll und muß verſtanden wer - den der Prophet Moyſes: Was ich dir befehle / das ſoltu dem Herren allein thun / ꝛc. das Wort: befehle verſtehet er ſo woll von ſchrifft-als muͤndlichen Befel - chen / und die will er ohne Immutation, ohne Ab-und Zuthuung gehalten haben. Deut. 4. v. 2. ſtehen auch dieſe Woͤrter: Jhr ſollet zu dem Wort nichts thun / das ich zu euch rede / und ſollet auch nicht davon abnehmen / ꝛc. Alda leſet man aber nit von dem geſchriebenen Wort Gottes allein; und warumb ſolte Gott neben dem vom Moyſe geſchriebenem Wort / keine ungeſchriebene Wort koͤnnen befehlen / uͤberlieberen und gehalten haben wollen / gleich er neben dem geſchriebenen Wort be - fohlen ferner zu ſchreiben.

Dritter Anlauff. Das Wort Gottes muß unfehlbahr und gewiß ſeyn: die Tra -di -285Guͤldenes Schwerd. ditiones oder Satzungen aber (die nach deiner Meynung Gottes Wort ſeyn ſol - len) haben ſolche Unfehlbahrheit und Ge - wißheit nit / maſſen auch woll Rechtglau - bige und hoch verſtaͤndige Leuth an denſel - ben ſich betrogen gefunden / in dem ſie viele Ding fuͤr Apoſtoliſche Traditiones vorge - geben und angenohmen / ſo gleichwohl nachgehends von anderen Rechtglaubigen verworffen worden.

Antwort. O wan ein Kriegs-General ſo blind und unbeſonnen eine Armee oder Veſtung anſtuͤrmen ſolte / als ihr die Tra - ditiones, wie wuͤrde man denſelben ſo hart auff den Kopff ſchlagen! Daß dieſer oder jener Rechtglaubiger oder heiliger Lehrer einige Ding fuͤr Apoſtoliſche Traditiones gehalten / welche keine Traditiones gewe - ſen / und alſo dabey einen particulaͤren Jrꝛ - thumb begangen habe / was thut das zur Sach? ſollen darumb die Tra - ditiones univerſaliter ungewiß ſeyn / und maͤnniglichen auff das Narren-Seyl fuͤhren? ſoll darumb die gantze Kirch irren / ſo in einem allgemeinen Concilio verſam - let / vermittels Einſprechung deß H. Gei - ſtes / dieſelbe für Gottes Wort erkennt und angenohmen? Jch meyne / auff derſelbenWort286Guͤldenes Schwerd. Wort und Lehr ſeye feſter zu bawen / als auff eines privaten Menſchens / welcher / wie Gott ſagt / mendax, ein Luͤgner iſt / und leicht fallen kan; gleich dan ihr einen groben Luͤgen begehet / und hart fallet / da ihr oberzehlte Buͤcher / ſo unſere Alt-Vaͤt - ter und die geſambte Kirch fuͤr Canoniſche gebrauchen / abgeſchafft und verworffen.

Fuͤrwahr es iſt der Muͤhe nit werth / daß man alle Texten erzehle / ſo unſere Wider - ſager allhier auß goͤttlicher H. Schrifft pfle - gen einzuwenden / umb mit denſelben die Authoritaͤt der alleiner Schrifft zu be - haupten; dan in keinem Text / er ſey auch / wer er immer wolle / gemeldet wird / daß die H. Schrifft / allein / uns alle noͤhtige Glau - bens-Puncten fuͤrhalte; ſolcher Text findet ſich nicht / es muͤſſen zur Schrifft nothwen - dig die Traditiones oder Apoſtoliſche Sa - tzungen kommen / ob gleichwohl dieſelbe al - lein auch der Glaubens-Regel nit ſeyn koͤn - nen. Jſt derohalben die

Dritte Frag.

Ob die allgemeine Kirch der wahre Glaubens-Regel ſey?

ANtwort: Durch die Kirch verſtehe ichall -287Guͤldenes Schwerd. allhier die ordentliche Verſamblung der Biſchoffen / und anderer hoher Kirchen - Regenten / ſo auß allen Theilen der Welt in einem allgemeinen / und vom hoͤchſten Kirchen-Haupt dem Roͤmiſchen Pabſten beruffenem und approbirtem Concilio zu - ſammen kommen. Und dieſe Verſamblung iſt der wahre lebendige Glaubens-Regel / welcher nit fehlen kan.

Das lehret uns die goͤttliche H. Schrifft Matth. 18. v. 17. Wan er die Kirch nit hoͤret / ſo halt ihn wie einen Heyden und Zoͤllner. Und Act. 20. Der H. Geiſt hat euch (die Apoſtelen und derſelben Nachfolger) geſetzt als Biſchoffen die Kirch Gottes zu regieren. Jtem Joan. 14. v. 16. & ſeqq. wird dieſer Kirchen / oder Verſamblung eine ewige Aſſiſtentz deß H. Geiſtes verſprochen. Jch will den Vat - ter bitten / und er wird euch einen an - deren Troͤſter geben / daß er bey euch bleibe in Ewigkeit / nemblich den Geiſt der Warheit: den die Welt nicht empfangenkan / dan ſie ſihet ihn nicht / und kennet ihn auch nicht; aber ihr werdet ihn erkennen: dan er wird bey euch bleiben / und wird in euch ſeyn. Und288Guͤldenes Schwerd. Und 1. Timoth. 3. Die Kirch deß leben - digen Gottes iſt eine Saͤul und Grund - feſt der Warheit. Jn dem erſten Conci - lio / ſo von den Apoſtelen und Elteſten zu Hieruſalem gehalten worden / wird bezeu - get / daß die Decreta deß Concilii vom H. Geiſt dictirt worden. Act. 15. v. 7. Als aber ein fleiſſig Unterſuchen geſchahe / ſtund Petrus auff / und ſprach zu ih - nen: Jhr Maͤnner / liebe Bruͤder / ihr wiſſet / daß Gott fuͤr langen Tagen unter uns mich erwoͤhlet hat / daß die Heyden durch meinen Mund das Wort deß Evangelii hoͤren und glau - ben ſolten. Und v. 28. Es hat dem H. Geiſt und uns gefallen / ꝛc. Ja der Pro - ben haben wir in goͤttlicher H. Schrifft ſo viel / daß ihr / wie blind auch immer ſeyet / die Warheit dieſer Lehr / wan nur wollet / mit Haͤnden greiffen koͤnnet / und gleichwohl (O was ein Halsſtarrigkeit!) wilt mans nit erkennen. Mein! wer ſoll doch dieſer Glaubens-Regel ſeyn? wie erwieſen / die al - leine Schrifft iſts nit; die Traditiones oder Apoſtoliſche Satzungen ſeynds auch nit; dein halsſtarriger Kopff und privater Geiſt kans gar nit ſeyn; ein weltlicher Fuͤrſtoder289Guͤldenes Schwerd. oder Magiſtrat auch nit / maſſen Chriſtus ſeine Kirch und die Himmels-Schluͤſſelen nit einem Kaͤyſer Tiberio / nit einem He - rodi Koͤnig der Juden / nit einem anderen Lands-Fuͤrſten oder Welt-Monarchen / ſonderen dem H. Petro / und deſſelben Nachfolger anvertrawet und uͤberliebert hat; Mein! Wer ſolts dan anders ſeyn als die allgemeine Kirch / und Roͤmiſcher Pabſt / welchen Chriſtus als ſeinen Statt - halter und hoͤchſten Richter in Sitt-und Glaubens-Sachen / auff die Welt geſetzt / auff welchen als einen feſten Felſen Chri - ſtus ſeine Kirch gebawet / welchem Chri - ſtus als einem Hirten die gantze Heerde der Glaubigen zu weyden anbefohlen? Was? hat mans nit auß der Erfahrnus / daß / wan die Kirch in einen Streit oder Jrꝛ - thumb gerahten / man gleich (wie durch alle Sæcula von der Apoſtelen Zeiten / Act. 15. biß hiehin geſchehen zu ſeyn Bellarminus be - bezeuget l. 3. de verbo Dei cap. 6.) daß man gleich / ſag ich / zur Kirchen / zum Roͤmiſchen Pabſten gelauffen? Die als dan den Streit ohnverzuͤglich auffgehoben / und den Jrꝛ - thumb abgeſchnitten; Wer hat aber jemah - len geſehen oder gehoͤrt / daß man / wan in der Kirchen etwa ein Streit oder ZweiffelNuͤber290Guͤldenes Schwerd. uber einen Glaubens Punct / oder auch ei - ne Ketzerey entſtanden / zu einem Lutheriſch - oder Calviniſchem privatem Kopff / oder zu einer Weltlicher Obrigkeit ſeine Zuflucht genohmen? Und wer hat von denſelben je - mahlen ein richtigen Beſcheydt bekommen? was haben ſie jemahlen vernuͤnfftig deci - dirt und abgemacht? dergleichen etwas iſt von denſelben niemahlen geſehen oder ge - hoͤrt worden / aber wohl bey allen Zeiten und noch auff heutiger Stunden von der allgemeinen Kirchen und Roͤmiſchen Paͤb - ſten; ja haſtu einen Zweiffel / wie du immer wolleſt / gehe hin zur Kirchen / ſie wird dir denſelben auffloͤſen / frage dieſelbe / was du wolleſt / ſie wird dir allezeit ein vernuͤnfftig und richtig Antwort geben / richtiger zwarn als etwa ein Judiſcher Rabbiner / ein Tuͤr - ckiſcher Mophtis / ein Jndianiſcher Brach - manus / ꝛc. deren einen man ſonſten ja / wans die Catholiſche allgemeine Kirch nit ſeyn ſolle / zum Richter ſtellen muͤſſe; und was wuͤrden alsdan für ſeltzſame Senten - tzen und Urtheilen herauß kommen! wie wuͤrde man die ſtreitende Partheyen / an ſtatt / daß man ſie verſoͤhnen und ſcheyden ſolle / ſo ſtarck aneinander hitzen!

Oder291Guͤldenes Schwerd.

Oder ſoll man gar keinen Ober-Richter erkennen / ſonderen nach ſeinem Gutduͤn - cken daher fahren / und ſein ſelbſt eygener Richter ſeyn? O! das würde ja ein ewiger und bluͤtiger Streit geben; O! wie wuͤrde man ſich ohne Nachlaſſen zerbeiſſen und umb den Kopff ſchlagen! Hoͤr mein Luthe - riſcher / oder wer du immer ſeyeſt: dein Bru - der ſtirbt / und in ſeiner Teſtamentariſcher Diſpoſition ſetzet er dich und deine Schwe - ſter als Erbgenahmen; in dieſem Teſtament aber findet ſich eine Clauſul oder Condi - tion / ſo gantz obſcur / und unter dir und dei - ner Schweſter einen Streit erwecket / du deuteſt die Clauſul auß auff deine Seith / und wilſt das Hauß haben / dein Schweſter deutet dieſelbe auß auff ſeine Seith / und wilts auch haben / ein jeder ruffet: alſo und nit anders muͤſſen die Woͤrter verſtanden werden / ſo hats mein ſeeliger Bruder ge - meynt / das Hauß ſoll ich haben.

Nun laß hoͤren mein Lutheriſcher / wie ſoll man dieſen Streit legen? wer ſoll all - hier der Scheydsman ſeyn? das von deinem Bruder gemachte Teſtament / warauß der Streit entſtanden? oder ewer beyder gefa - ſter Wahn und Dunckel? und dan werdetN 2ihr292Guͤldenes Schwerd. ihr beyde biß an den juͤngſten. Tag procedi - ren / und doch keine Richtigkeit treffen; ihr muͤſſet nothwendig ad Tertium, zum welt - lichen Gericht und Obrigkeit lauffen / und allda uͤber die Sach richten laſſen.

Eben dieſe Beſchaffenheit hats mit der ſchwaͤren und wichtigen Glaubens-Sach. Zwiſchen einem Catholiſchen nemblich / Lu - theriſchem / Calviniſchem / und geſambten Ketzeren iſt ein groſſer und continu - irlicher Streit; geſetzt / der Status contro - verſiæ beſtehet in Außlegung und Interpre - tation goͤttlicher H. Schrifft / der Catholi - ſche legt ſie alſo auß / der Ketzer aber anders; einer rufft ja / der ander nein / ein jeder halts faſt bey ſeiner Außlegung / keiner wilt von ſeiner Sententz abſtehen; Wer ſoll nun zwiſchen dieſen ſtreitenden Partheyen der Scheydsman ſeyn / und den Proceß ſchlich - ten? auß und uͤber die Schrifft iſt der Streit; ergo kan dieſelbe uͤber ſich ſelbſt nit judiciren. Und wie wollen die private Auß - legungen der Partheyen der Richter oder Scheydsman ſeyn koͤnnen? ſelbige lauffen ja grad gegeneinander / und muͤſſe anderſt - wohin decidirt werden / welche von denſel - ben die wahre und der rechter Vernunfft ge -maͤß -293Guͤldenes Schwerd. maͤßgehende Außlegung ſeye. Ein Fuͤrſt oder ſonſt weltlicher Monarch hat hierin - fals keine Jurisdiction, es iſt eine geiſtliche und die Seel allein betreffende Sach / wel - che auch von einem geiſtlichen Richter ab - gemacht werden muß; und woher iſt man verſichert / daß ein ſolcher Fuͤrſt oder anderer weltlicher Richter die rechte Warheit rede / er iſt ja ein pur ihm hinter laſſener ſchwacher Menſch / der allem Jrꝛthumb und Unbe - ſtaͤndig keiten unter worffen iſt / ein Menſch / in und auß welchem der Geiſt der Luͤgen offt redet; ein Menſch / welchem nit geſchrie - ben ſteht / daß Gott eine Aſſiſtentz deß H. Geiſtes verſprochen habe / gleich mit Petro und deſſen Succeſſoren / welche mit Aſſi - ſtentz und Einſprechungen deß H. Geiſtes / folglich die ohnfehlbahre Warheit reden. Fort dan mit den ſtreitenden Partheyen zum Richterſtuhl der allgemeiner Kirchen und deß Roͤmiſchen Biſchoffs / dieſelbe werden der Sach bald ein End machen / und durch eine unfehlbahre Sententz de - clariren / wer die goͤttliche H. Schrifft recht / und wer ſie unrecht verſtehe und außlege. Ey bekennts doch einmahl ihr geſambte unſere Widerſager / die ihr in vorfallendenN 3Glau -294Guͤldenes Schwerd. Glaubens-Streitigkeiten und ſchwaͤren Proceſſen oder ſelbſt Richtere ſeyn / oder et - wa einen Fuͤrſten oder anderen Welt - Monarchen / auch gar noch woll eine eytele Weibs-Perſohn zum Richter oder Rich - terin haben wollet: als bey der erſten Chri - ſtenheit der Zweiffel entſtanden / ob auch die new bekehrte Heyden nit allein getaufft / ſonderen auch beſchnitten werden muͤſten; Ey bekennts doch ihr Herren / wer hat da - mahlen dieſen Zweiffel auffgeloͤſt? das alte Teſtament thaͤte hiervon kein Wort Mel - dung; vom newen ware noch keine Litter ge - ſchrieben; dem Geiſt eines privaten Men - ſchens trawete man nit; bekennts / wer hat dan die Sach geſchlichtet? kein ander / als das allgemeine Concilium / ſo Petrus als das Haupt der Kirchen mit uͤbrigen Apo - ſtelen und Elteſten / wie obſtehet / zu Hieru - ſalem angeſtelt hatte. Jtem / als der ſchwaͤ - re Streit entſtanden zwiſchen den Roͤmiſch - Catholiſchen und dem Maccdonio / der die Gottheit deß heiligen Geiſtes laͤugnete; zwiſchen Neſtorio / welcher in Chriſto zwey Perſohnen; und Eutyches / welcher in ſelbi - gem nur eine Natur haben wolte / ꝛc. Be - kennts ihr Herren / wer iſt dazumahl derScheyds -295Guͤldenes Schwerd. Scheydsman geweſen? Wer hat dieſen ſchwaͤren Streit beygelegt? kein ander / als die Kirch / nemblich das Conſtantinopoli - taniſche / Epheſiniſche / und Chalcedonenſi - ſche Concilia / welche obgemelten Gegen - theil als Ketzer verdambt und verworffen haben. Andere Rottierer Kuͤrtze halber vor - bey zu gehen; als Luther und Calvinus mit unſer Roͤmiſcher Kirchen den groſſen und wichtigen Glaubens-Proceß angefangen; Ey bekennts ihr Herren / was hat man da - zumahlen fuͤr einen Richter gebraucht? wer hat das Urtheil gefehlet? kein ander als die Kirch / nemblich das allgemeine vom Haupt der Kirchen dem Roͤmiſchen Biſchoffen / Anno 1545. nacher Trient beruffenes / und daſelbſt bey die ſiebenzehn Jahr lang gehaltenes Concilium / daſſelbe hat das Urtheil geſprochen deß Jnnhalts nemblich / daß der Proceß an Seiten Lutheri und Calvini nicht recht maͤſſig / und derſelben Lehr eine falſche / ſcandaloͤſe / ſectiſche / und verdambte Lehr waͤre. Alſo hat man ſich bey allen erweckten Ketzereyen und Strei - tigkeiten der unfehlbahrer Authoritaͤt der Kirchen / als der hoͤchſten Richterinnen / je - derzeit bedienet / ja / damit ichs rund heraußN 4ſa -296Guͤldenes Schwerd. ſage / bedienen muͤſſen. Ey bekennts dan doch ihr hartnaͤckige Lutheraner und Cal - viniſten / ꝛc. ſintemahlen von euch keiner glaubhafft auff die Bahn gebracht werden kan / der jemahlen auff dieſem Richterſtuhl geſeffen / oder eine etwa unter den Glaubi - gen entſtandene Streitigkeit geſchlichtet / alſo / daß man der Warheit gefehlten Ur - theils geſichert ſeyn koͤnnen. Man haltet zwar bey euch offentliche Zuſammenkunff - ten und Conſiſtoria / deren etwa ein Koͤnig oder Koͤnigin / ein Fürſt oder Fuͤrſtin / oder ſonſt eine hohe weltliche Perſohn praͤſidi - ret / man conſultiret / man decretiret / man thut allerhand gerichtliche Actus in dem - ſelben / aber mit was fuͤr Authoritaͤt? Wer hat dieſen Koͤnig oder Koͤnigin / diefen Fuͤrſt oder Fürſtin / ꝛc. zum Richter oder Rich - terin ernennet? wer hat dem-oder derſelben den Beyſtand deß H. Geiſtes / die Unfehl - bahrkeit in judicando & decernendo, ohne welche der Glaubens-Regel und das hoͤchſte Richter-Ampt / wie offt geſagt / und auß goͤttlicher H. Schrifft bekant / nit be - ſtehen mag / verſprochen? Niemand; und demnechſt / als viel das Seelen-und Glau - bens-Weſen betrifft / achte ich ein Decretumoder297Guͤldenes Schwerd. oder Urtheil eines ſolchen Lutheriſch-oder Calviniſchen Conſiſtorii hoher nit / und iſt in der That von keinem vernuͤnfftigen Chri - ſten hoher zu achten / als was ein Baur oder ſonſt ein purer Menſch auß dem ge - meinen Poͤpel in die Lufft redet.

Jch ſage / als viel das Seelen-und Glaubens-Weſen betrifft; dan was ſon - ſten die aͤuſſerliche Welt-Geſchaͤfften be - langet / gebe ich einem ſolchen Conſiſtorio, einem ſolchen Koͤnig und Fuͤrſten / ꝛc. alle gebuͤhrende Ehr und Reſpect / und nehme von ſelbigen mit tieffeſter Reverentz fuͤr rich - tig an / was ſie dero hohem Verſtandt und den Rechten gemaͤß decidiren und decreti - ren; im uͤbrigen / wie geſagt / geſtatte ich ih - nen keine Authoritaͤt und Gewalt zu ſchlichten und zu richten in Glaubens - Sachen: ſonderen derſelben rühmet ſich recht und billig die alleine Kirch und derſel - ben hoͤchſtes Haupt / der Roͤmiſche Bi - ſchoff / ſo / wie oben eroͤrtert / nit irren koͤn - nen; und wan das / wie wuͤrde als dan die Kirch genennt werden koͤnnen eine Saͤul und Grundfeſt der Warheit / welche die Hoͤllen-Pforten nit uͤberwaͤltigen ſollen? wan das; wie haͤtte dan Chriſtus / da erN 5Joan. 298Guͤldenes Schwerd. Joan. 16. den Apoſtelen den H. Geiſt ver - ſprochen / recht ſagen koͤnnen: Docebit vos omnem veritatem, Er wird euch alle Warheit lehren. Jtem Rogabo Patrem, & alium Paraclitum dabit vobis, ut ma - neat vobiſcum in æternum, Spiritum veri - tatis, Jch will den Vatter bitten / und er wird euch einen anderen Troͤſter ge - ben / den Geiſt der Warheit / ꝛc. ? Wan das; was ſollen dan ſo viele Texten und Zeugnuͤſſen goͤttlicher Schrifft / Krafft welcher der H. Geiſt bey den Apoſtelen und deren Succeſſoribus ewig bleiben / und die - ſelbe alle Ding lehren wird? Wan das / wie ſoll dan Petrus ein feſter Felſen ſeyn / und wie Iſa. cap. 20. v. 16. von ihme prophe - ceyet / ein bewehrter Stein / ein Eckſtein / ein koͤſtlicher Stein / der feſt im Grunde Syon ligen ſoll? Wan das / ſag ich; dan muß der goͤttliche Mund / die unfehlbahre Warheit / an dieſen und hundert anderen Oertheren in H. Schrifft (O ihr Schand-Maͤuler und Gottslaͤſterer! weh / weh euch!) die Unwarheit geredt / und mit ſeiner Kirchen den Narren getrieben / viel nemblich ſelbi - ger verſprochen / und nichts gegeben haben; daß aber iſt eine offenbahre Unmoͤglichkeit; ergo, &c.

Ein -299Guͤldenes Schwerd.

Einwurff 1. Was ergo? ergo ſoll die Kirch nit irren koͤnnen? Freylich kan ſie ir - ren / und das grob gnug / wie dan in der That alſo geirret hat das allgemeine Arimi - nenſiſch auß vierhundert Biſchoffen ver - ſamblete Concilium / indem es die Ariani - ſche Glaubens-Form gutgeheiſchen und unterſchrieben / und das Wort: Conſub - ſtantialis; einweſend / deſſen ſich die Catho - liſche wider die Arianer gebrauchten / die Gottheit deß eingefleiſchten Worts damit zu verfechten / außgewiſcht.

Antwort. Das bekenne ich gantz gern / daß dabey das Concilium grob geirret ha - be; wiſſet ihr aber auch / daß dieſe Unter - ſchreibung und Außwiſchung ohne Ap - probation und Bewilligung / ja mit wuͤrck - licher Reſiſtentz deß Pabſten Liberii und achtzehn Biſchoffen geſchehen ſeye? und wer ſagt / daß ein ſolch Concilium / welchem das Haupt der Kirchen / der Roͤmiſche Pabſt / oder nit praͤſidirt / oder reſiſtirt / nit ſoll irren koͤnnen? das ſag ich nit und kein Catholiſcher; hat auch das zweyte Epheſi - niſche Concilium geirret / da es den Euty - ches gegen Willen und Conſens deß Pab - ſten Leonis auff-und angenohmen; undN 6das300Guͤldenes Schwerd. das gibt mir kein Wunder / dan die Unfehl - bahrkeit und Aſſiſtentz deß H. Geiſtes iſt verſprochen anders nit / als der gantzer Kir - chen / welche ein Concilium ohne das Haupt / den Roͤmiſchen Pabſten / oder von demſelben nit approbirt / nit ſeyn oder re - praͤſentiren kan.

Einwurff 2. Auß goͤttlicher heiliger Schrifft haben wir das klare Zeugnus / daß in der Kirchen falſche Propheten und Lehrer entſtehen werden; Was? wan dan dieſelbe zu einem Concilio kaͤmen / und in Contra - dictione den mehriſten Hauff machten / ſoll dan woll einem ſolchen Concilio der H. Geiſt aſſiſtiren / und deſſen Decreten einer unfehlbarer Authoritaͤt und Warheit ſeyn?

Antwort. Zufolg goͤttlicher Verſpre - chung und Providentz wirds geſchehen / daß oder ſolches Concilium vom hoͤchſtem Haupt nit dirigirt und confirmirt werde / oder daß dergleiche falſche Lehrer von dem Catholiſchen obſchon kleinerem Theil ihres Jrꝛthumbs uͤberzeugt werden / und alſo ſich der wahrer / geſunder und heiliger Lehr un - terſchreiben / wie dan biß dato in den Conci - liis geſchehen zu ſeyn auß der Kirchen-Hi - ſtory bekant iſt.

Ein -301Guͤldenes Schwerd.

Einwurff. 3. Deut. 17. v. 9. wird dem Prieſterthumb ein unfehlbares Urtheil von Gott verſprochen mit dieſen Worten: Und du ſolt zu den Prieſteren vom Ge - ſchlecht Levi kommen / und zu dem Richter / der zu der Zeit ſeyn wird / und fragen ſie: ſo werden ſie dir die War - heit deß Urtheils anzeigen. Du ſolt auch alles thun / was die Vorſteher an dem Orth / das der Herr erwoͤhlen wird / dir ſagen / und was ſie dich leh - ren werden / ꝛc. Und doch hat das Conci - lium der Juden fehlen koͤnnen / und wuͤrck - lich gefehlet / da es Chriſtum den Herꝛn deß Todts verdammet; und warumb ſolle dan auch nit ein Concilium Chriſt-Catholi - ſcher Kirch irren koͤnnen / obſchon ihme eine Unfehlbahrkeit verſprochen worden?

Antwort 1. Hierauff iſt ſchon oben der richtige Beſcheyd geſchehen / und geſchicht abermahlen allhier / daß dieſem Prieſter - thumb eine Unfehlbahrkeit zwarn kan ver - ſprochen ſeyn / aber kaͤnger nit / als biß auff die Zeiten Chriſti und deß newen Geſaͤtzes.

Antwort 2. Hat dan diß Concilium die gantze Synagog repraͤſentirt / gleichwie unſere Concilia die allgemeine Kirch? dasN 7doͤrf -302Guͤldenes Schwerd. doͤrffet ihr nit bejahen / dan es beſtunde al - lein auß den Elteſten deß Volcks / auß den Schrifft-Gelehrten und Phariſaͤeren / und ware allein ſeine ordinari Zuſammenkunfft / welche leicht fehlen koͤnnen / gleich dan wuͤrcklich gefehlet hat in Condemnirung der unſchuldigen Suſannaͤ / und ſonſten offters in Beſtraffung der Propheten / welche Gott geſand hatte / das Jſraelitiſche Volck in dem Weg der Warheit zu un - terweiſen; und was hatte man der Prophe - ten und Lehr-Meiſteren vonnoͤhten ge - habt / wan dieſes und dergleichen Concilia waͤren unfehlbahr? und die Jſraeliter auff rechrer Bahn der Warheit geweſen?

Antwort 3. Wan aber ein ſolch Con - cilium oder Zuſammenkunfft / welcher oder gar keine Unfehlbarkeit / oder doch nit ewig und fuͤr alle Zeit verſprochen ware / und wel - che Gott durch ſeine Propheten unterwie - ſe / im alten Geſaͤtz dan und wan geirret ha - be; wie ſoll darauß ſolgen / daß auch im newen Geſaͤtz die allgemeine Concilia und Verſamblungen Chriſt-Catholiſcher Kir - chen / welcher eine ewige Aſſiſtentz deß H. Geiſtes verſprochen / irren koͤnnen? fuͤrwahr eine Folgerey / ſo mir keiner gut machenwird303Guͤldenes Schwerd. wird. Und ſchließlich darvon zu reden / alle ewre Argumenta / wie ſie auch von euch fürbracht werden koͤnnen / ſeynd viel zu ſchwach und krafftloß / dieſe in H. Schrifft gantz faſt und unumbſtoßlich gegruͤndte Unfehlbahrkeit uͤbereinhauffen zu werffen.

Das dritte Capittel. Von dem Primat deß Roͤmiſchen Biſchoffs.

ALle Novatores und Ketzer kommen darinnen uͤberein (obſchon ſonſten un - ter ihnen keine Einigkeit) daß ſie gegen den Statthalter Chriſti / gegen das Oberhaupt der Kirchen / gegen den Roͤmiſchen Pab - ſten ihr Gifft einhellig außſpeyen / und den - ſelben ſuchen auß dem Weg zu raumen / vermeynende / als dan ihre Jmpoſturen und falſche Lehren beſſer an den man zu brin - gen. Ja / wie oben auß dem Cypriano ge - meldet / dahin alle Ketzereyen und Spal - tungen ihren Anfang und Urſprung neh - men / daß man ſich von dieſem hoͤchſtem Hirten und Haupt abſondere / und demſel - ben nit gehorchen wolle.

Nit304Guͤldenes Schwerd.

Nit allein thuen ſie das / ſonderen der Geſalbte deß Herꝛn / dieſer groſſe Prieſter / ja ein Fuͤrſt und Hierarch aller Prieſteren / muß bey ihnen eine Apocalyptiſche Beſtia / die wir von ihnen ſo genennte Papiſten / oder (wan ſie etwas milder und hoͤfflicher von uns reden wollen) Paͤbſtiſche anbet - ten; ein Antichriſt / den wir gleichfals auff den Thron Gottes ſetzen; und weiß nit / was fuͤr ein Abendtheur oder Spectrum ſeyn.

Dem ungelehrten gemeinem Mann aber / und unſchuldiger Jugendt / denen man leichtlich einen Dunſt fuͤr die Augen / und weiß machen kan / was man wolle / hieruͤber kuͤrtzlichen Bericht zu geben / ſe - tze die

Erſte Frag.

Ob der H. Petrus ein Fuͤrſt der Apoſtelen und Statthalter Chriſti geweſen?

DAmit obgemelte Novatores den hoͤch - ſten Biſchoff und Pabſten von dem Pri - mat der Kirchen deſto leichter herunter ſtuͤr - tzen / greiffen ſie denſelben in ſeinem Haupt / nemblich in Petro an / und ſagen / Petrus ſeye mehr nit geweſen als ein ander gemei - ner Apoſtel / alle haben mit demſelben glei -che305Güldenes Schwerd. che Authoritaͤt / und Gewalt gehabt. Ja ſo weit iſts mit einigen verwegenen Geſel - len kommen / daß ſie wider aller Catholi - ſcher Scribenten und Hiſtorien glaubhaff - ſten Schein und einhellige Zeugnuͤſſen fre - ventlich laͤugnen duͤrffen / daß Petrus je - mahlen zu Rom geweſen / und allda ſeinen Sitz gehabt; dahero der vermeſſene Verß jenes Engellaͤndiſchen Poeten:

An Petrus Romæ fuerit, ſub Judice lis eſt, Simonem Romæ nemo fuiſſo negat.

Trutz aber denen allen / iſt auff vorgeſetzte Frag meine und geſambter Catholiſchen gruͤndliche Antwort: Daß Petrus unter den Apoſtelen den Vorzug gehabt / und ein wahrer Statthalter Chriſti geweſen.

Gelt / ihr Lutheriſche und geſambte mei - ne Antagoniſten / hie wirds nun erſt recht auff ein ſchlagen loßgehen / und ewrer Seiths bluͤtige Koͤpff geben / mit mir hats kein Noth / und zu meiner Defenſion, das iſt / zur Prob von mir und geſambten Catho - liſchen jetzt gegebenen Antworts / lege ich euch fuͤr die Naſe / erſtlich die jenige Oerther goͤttlicher H. Schrifft / an welchem Chri - ſtus den H. Petrum uͤber alle andere Apo - ſtelen erhebet. Joan. 1. v. 42. hat Chriſtusden306Guͤldenes Schwerd. dem H. Petro die Veraͤnderung ſeines Nahmens verſprochen: Du biſt Simon / der Sohn Jona / du ſolt Cephas ge - nant werden / das wird verdolmet - ſchet Petrus. Und dieſes hat er Matt. 16. erfuͤllet / nach gethaner Bekaͤntnus Petri: Du biſt Chriſtus / der Sohn deß leben - gen Gottes / alſo zu ihm ſprechend: See - lig biſtu Simon Bar Jona: dein Fleiſch und Blut hat dir das nit of - fenbahret / ꝛc. Und ich ſage dir: du biſt Petrus / und auff dieſen Felſen will ich meine Kirch erbawen.

Jetzt nemblich heiſchet er nit mehr Si - mon / ſonderen nit ohne groſſe Geheimnus und Signification Petrus / ein fuͤr allen an - deren Apoſtelen erwoͤhlter Felſen und Grundſtein / warauff die Kirch Chriſti feſt und ſicher ſtehen wuͤrde. Petrus (und kein anderer) ſoll ſeyn das jenige Oberhaupt / welches den Stab fuͤhren / und die gantze Kirch regieren ſoll / laut in angezogenem Text v. 18. folgender Worten: Und dir (Petro nemblich) will ich die Schluͤſſelen deß Himmels geben / was du binden wirſt auff Erden / das ſoll auch gebunden ſeyn im Himmel: undwas307Güldenes Schwerd. was du loͤſen wirſt auff Erden / das ſoll auch geloͤſet ſeyn im Himmel.

Zweytens. Jn keinem unter allen ande - ren Apoſtelen iſt erfuͤllet worden / was Chri - ſtus Petro verſprochen hatte / daß nemblich die uͤber ihn gebawete Kirch auch von der hoͤlliſchen Macht nit ſolte uͤberwaͤltiget werden. Dan wo iſt die Kirch Jacobi zu Hieruſalem? Wo die Kirch Joannis zu Epheſo? wo die Kirch Matthaͤi in Aethio - pia? wo die Kirch Andreá in Scythia? wo die Kirch Bartholomaͤi in Armenia? wo die Kirch Simonis in Meſopotamia? wo die Kirch Judaͤ in Aegypto? wo die Kirch Thomaͤ in Jndia? ꝛc. Alle ſeynd ſchon lang zu Grund gangen / die alleine Kirch Petri / als ein Tabernacul und Saͤule der War - heit / ſtehet noch feſt.

Drittens. Joan. 21. v. 15. & ſeqq. ſetzt Chriſtus Petrum (und keinen anderen) zum Hirten und Huͤter ſeiner Schaaff / in dem er nach dreymahliger Frag: Simon Joannis / haſtu mich lieber / dan dieſe? ihme mit dieſen außtruͤcklichen Worten zu - geſprochen Weyde meine Schaaffe.

Vierdtens. Luc. 22. v. 31. ſpricht Chri - ſtus zu Petro: Jch aber hab fuͤr dichge -308Guͤldenes Schwerd. gebetten / daß dein Glaub nit abneh - me. Darumb wan du dermahlen eins bekehret wirſt / ſo ſtaͤrcke deine Bruͤ - der. Petrus als ein Oberherꝛ / und / wie Theophilactus / uͤber dieſen Text redend erkennet / als ein Fürſt aller Apoſtelen und Juͤnger Chriſti ſoll ſeine Mit-Apoſtelen ſtaͤrcken / hoc enim te decet, ſpricht gemel - ter Theophilactus in Perſohn Chriſti / qui poſt me Eccleſiæ Petra es & firmamen - tum, dan das gebuͤhret dir / weilen du nechſt mir der Felſen und Grundfeſt der Kirchen biſt.

Fuͤnfftens. Als von Chriſto und den Apoſtelen das Tribut gefordert wurde / be - fahle Chriſtus dem Petro / er ſolle einen doppelen Groſchen bezahlen fuͤr ſeine und die Perſohn Petri: Fuͤr mich / ſpricht Chri - ſtus / und fuͤr dich. Worauß die uͤbrige Apoſtelen abgenohmen / daß Petrus den Vorzug und Oberhand uͤber ſie alle haben würde. Und eben dieſes bezeugt Hieron. al - ſo redend: weilen ſie (die Apoſtelen) geſe - hen hatten / daß fuͤr Petro und fuͤr den Herren gleiches Tribut bezahlt wor - den: haben ſie auß der Gleichheit deß Preyſeserkant / daß Petrus allen an -de -309Guͤldenes Schwerd. deren Apoſtelen vorgezogen worden / weilen er in Bezahlung deß Tributs dem Herren gleich gehalten worden.

Zweytens. Stelle ich zur Prob und meiner Defenſion die jenige Oerther goͤttli - cher H. Schrifft / an welchen von Petro unterſchiedliche Actus Jurisdictionis & Authoritatis für allen anderen Apoſtelen geuͤbt worden. Und zwarn

Erſtlich. Act. 1. v. 15. ſtehet Petrus auff mitten unter den Bruͤderen / die er zu Hie - ruſalem zuſammen beruffen hatte / umb ei - nen newen Apoſtel an ſtatt deß abtrinnigen Judaͤ zu erwoͤhlen.

Zweytens. Petrus hat der erſte am Pfingſtag das Evangelium geprediget / und ungefaͤhrlich drey tauſend Seelen be - kehrt / Act. 2. v. 38 & ſeqq.

Drittens. Petrus hat der erſte Act. 3. v. 6. & ſeqq. durch ein Miracul geneſen jenen Mann / der lahm auß ſeiner Mutter Leib gebohren war / und taͤglich ſaſſe fuͤr der Thür deß Tempels / welche die ſchoͤne genant ward / damit er ein All - moſen begehrete von den jenigen / wel - che zum Tempel hinein giengen.

Vierd -310Guͤldenes Schwerd.

Vierdtens. Petrus gibt Act. 5. einen Richter ab / und fehlet die Sententz deß Todts uͤber Ananiam und Saphiram.

Fuͤnfftens. Petrus halt Act. 9. eine ſo - lenne Viſitation oder Muſterung ſeiner Glaubigen / gleich einem Kriegs-General (wie es Chryſoſtomus außleger) welcher ſeine Voͤlcker muſteret.

Sechſtens. Act. 15. v. 7. ſtehet Petrus abermahlen der erſte auff / und thut das Wort fuͤr die jenige / ſo ſich auß der Hey - denſchafft bekehret.

Letztlich. Setze ich zur Prob und beſ - ſerer meiner Defenſion die jenige Oerther goͤttlicher H. Schrifft / auß welchen man gewiſſe Zeichen hat deß Vorzugs Petri.

Erſtlich. Da Matthaͤus cap. 16. v. 2. Die zwoͤlff Apoſteln nach der Ordnung darzehlet / gehet Petrus als ein Fuͤrſt und Oberherꝛ voran. Die Nahmen aber der zwoͤlff Apoſtelen / ſpricht Matthaͤus / ſeynd dieſe: der erſte iſt Simon / der Pe - trus genant wird / ꝛc.

Zweytens. Matth. 14. v. 29. Hat Petrus mit Chriſto allein auff dem Waſſer gewan - delt / welches der H. Bern. l. 2. de conſid. c. 8. fuͤr ein Zeichen deß Vorzugs haltet.

Drit -311Guͤldenes Schwerd.

Drittens. Matth. 16. v. 17. Jſt Petro das erſte die Gottheit Chriſti deß Herꝛn offenbahret / da er geſprochen: Du biſt Chriſtus der Sohn deß lebendigen Gottes.

Vierdtens. 1. Corinth. 15. v. 5. Jſt Chri - ſtus nach ſeiner Aufferſtaͤndtnus erſt dem Cephaͤ / das iſt / Petro / und hernach den eylffen lebendig erſchienen.

Fuͤnfftens. Joan. cap. 13. v. 6. Hat Chri - ſtus das erſte dem Petro die Fuͤß gewa - ſchen; und das / wie der H. Auguſt. Tract. 56. uͤber den angezogenen Orth recht ange - merckt / nit ohne Geheimnus.

Sechſtens. Act. 12. v. 5. Wird fuͤr Pe - tro / da er vom Koͤnig Herodes gefaͤnglich eingefuͤhrt / ein allgemein Gebett von der Kirchen ohn Unterlaß gehalten / welches weder fuͤr Stephano / weder fuͤr Jacobo geſchehen / welche ſchon zuvor auff eine weit grauſamere Weiß gemartert und hingerich - tet waren. Abermahlen nit ohne Ge - heimnus.

Siebendtens. Der H. Apoſtel Pau - lus hat ſeine Reyß auff Hieruſalem genoh - men / ſpecialiter und darumb allein / damit er Petrum moͤchte ſehen; gleich er dan vonihm312Guͤldenes Schwerd. ihm ſelbſt zeuget / 1. Gal. 18. Folgends über drey Jahr hernach bin ich gegen Je - ruſalem kommen Petrum zu ſehen; und bliebe fuͤnffzehn Tag lang bey ihm; aber der andern Apoſtelen hab ich keinen geſehen / ohn Jacobum den Bruder deß Herꝛn. Jtem nit oh - ne Geheimnus / welches der heiliger Chry - ſoſtomus erkennet / hom. 87. in Joan. All - wo er dieſe Urſach gibt. Petrus war der Mund und Fuͤrſt der Apoſtelen / der Gipffel der Schaaren / ꝛc. Und Ambr. uͤber den angezogenen Orth zu den Gala - teren. Billig war es / daß Paulus na - cher Hieruſalem eylete Petrum zu ſe - hen / weilen er der erſte unter den Apo - ſtelen war / welchem unſer Heyland die Sorg und Regierung ſeiner Kirchen übertragen hatte.

Jn Summa durchs gantze newe Te - ſtament hat Petrus das Præ, Petrus ſitzt allenthalben und gehet voran; und warumb das? nit ſeines Alters oder Beruffs halben / alt und rechtmaͤſſig beruffen war er zwar; aber Andreas hatte weit mehrere Jahren auff dem Nacken / und ware eher zum Apo - ſtolat beruffen als Petrus. Auch nit ſeinerVoll -313Guͤldenes Schwerd. Vollkommenheit und heiligen Wandels halben / vollkommen und heilig war er zwar; aber Jacobus lebte dermaſſen heilig / daß man ihnen wegen Lebens und der Sit - ten Heiligkeit den gerechten / und wie der Apoſtel Paulus bezeugt an obcitirtem Orth zu den Galateren 1. v. 18. den Bru - der deß Herꝛn genennt habe. Weniger der Liebe und Wohlgewogenheit halben / ſo et - wa Chriſtus auff-und gegen denſelben ge - tragen / lieb war dem Herꝛn zwar; aber Jo - annes ware der jenige / den Chriſtus / wie bekant / fuͤr allen anderen liebte. Es iſt aber auch nit fortuito und ohne Urſach geſche - hen; dan ſolches der allerweiſeſter Diſpoſi - tion deß H. Geiſtes widerſtrebt haͤtte. War - umb dan? auß keiner anderer Urſachen / als weilen es Chriſtus alſo befohlen / und dem Petro die Oberſtell und Regiment-Stab uͤber ſeine Kirch uͤbertragen hatte.

Zur Prob deſſen und fernerer meiner De - fenſion ſetze ich vier unwiderlegliche Argu - menten. Das erſte[:]Obs ſchon gewiß ſeye / daß Chriſtus der Herꝛ ſeye und bleibe das principal unſichtbahre Haupt und Mo - narch der Kirchen / wie von ihme jener himmliſche Ambaſſadeur, Luc. 1. v. 33. ge -Oweiſ -314Guͤldenes Schwerd. weiſſaget: Seines Reichs wird kein Ende ſeyn. Und Chriſtus von ihm ſelbſt bezeugt Matth. 28. v. 8. Mir iſt aller Ge - walt gegeben im Himmel und auff Erden. Nichts deſto weniger hat er nach ſeiner Himmelfahrt ein ſichtbahrliches Haupt hinterlaſſen muͤſſen / welches in Nahmen und an ſtat ſeiner die Chriſtliche Kirch / ſo in Sitten als Glaubens-Sachen und Streitigkeiten regieren thaͤte; dan / wie oben ſchon geſagt iſt / Chriſtus hat ſeine Kirch eingeſetzt und auffgerichtet gleich als eine beſt geordnete und vollkommene Re - public oder Gemeinde / welche warhafftig ohne ſichtbahrliches Haupt nit beſtehen mag; O was fuͤr eine Mißhelligkeit der Ge - muͤhter / was fuͤr eine Unordnung der Glie - der / was für Raubereyen und Mordthaten wuͤrden ſich in einer Gemeinden verſpuͤren laſſen / wan dieſelbe keinen Regenten oder Oberherren haͤtte!

Das zweyte Argument: Jn goͤttli - cher H. Schrifft wird die Kirch Caſtrorum acies ordinata; ein wohlgeordnetes Kriegs-Heer genent / das wiſſen ja alle / ſo dieſelbe nur ein wenig durchblaͤttert ha - ben. Was ſoll aber ein Kriegs-Heer fuͤrei -315Guͤldenes Schwerd. eine Ordnung haben ohne General? Was ſoll ein Soldat ſeyn ohne Officier?

Jtem / wird in ſelbiger die Kirch genent ein Leib; ein Schaaffſtall; ein Reich; ein Schiff / ꝛc. Das wiſſen abermahlen alle Schrifft-Erfahrne; Was ſoll aber ein Leib ohne Haupt ſeyn? ein Schhaffſtall ohne Hirten? ein Reich ohne Kaͤyſer oder Koͤnig? ein Schiff ohne Stewrmann?

Das dritte Argument: Soll dan je - tzige unſere Kirch unvollkommener ſeyn / als im alten Teſtament die Synagog gewe - ſen / welche ein von Gott angeordnetes / und dem Jſraelitiſchen Volck fuͤr geſteltes ſicht - bahrliches Haupt / nemblich den hoͤchſten Prieſter Aaronem gehabt? bey leib nit; dan die Synagog ware nur allein eine Figur und Schatten jetziger unſerer Kirchen / und derohalben die goͤttliche Weißheit dieſe we - niger nit / ja vielmehr als jene / mit einem hoͤchſten Prieſter und Haupt verſehen hat.

Das vierdte und letzte Argument: Bey allen Ketzeren iſt eine bekante War - heit / daß die Kirch ein Haupt und Ober - herren habe; Wer ſoll nun dieſes Haupt und Oberherꝛ ſeyn? die Glaubige oder Glie - der derſelben ſeynds nit; dan Act. 20. v. 28. O 2re316Güldenes Schwerd. redet der Apoſtel die Biſchoffen an mit die - ſen außtruͤcklichen Woͤrteren: Habt acht auff euch ſelbſt / und auff die gantze Heerde; welche euch der H. Geiſt zu Biſchoffen geſetzt hat / die Kirch Got - tes zu regieren / ꝛc. Ein Regiment kombt ja denen Unterthanen nit zu / ſonderen den Apoſtelen / Propheten / Doctoren / Paſto - ren / und von Gott darzu geweyheten Mi - niſtren.

Die weltliche Fuͤrſten und Monarchen / wie oben gemeldt / ſeynds auch nit; dan die - ſelbe uͤber die Kirch nit richten koͤnnen / ſon - deren hingegen von ſelbiger gerichtet wer - den; und wer hat jemahlen in goͤttlicher H. Schrifft geleſen / daß Gott der Herꝛ geſag - ten dieſen Fuͤrſten und Welt-Monarchen eine uͤbernatuͤrliche und geiſtliche Gewalt (wie dan die Kirchen-Gewalt iſt) mitge - theilt habe? ſonderlich in der erſten Kirchen / in welcher dieſelbe nit allein auſſer / ſonderen gegen die Kirch waren; Ergo muß es ein geiſtliches Haupt / ein geiſtlicher Fuͤrſt und Oberherꝛ ſeyn; Wer dan? wie auß obange - zogenen und anderen Proben ſatſam erhel - let / der H. Petrus.

Gelt! nun ſeyd ihr als widerumb geſchla -gen317Guͤldenes Schwerd. gen / und ich ſinge Triumphe! Oder wan ihr etwas vernuͤnfft-und gruͤndliches zu ewrer Errettung einzuwenden habt / wohl - an / daſſelbe bringt ans Liecht / ſo wird mans mit Grund und Vernunfft beantworten.

Meine Widerparthey laufft Sturm / aber umbſonſt.

ERſter Sturm: Was hat Chriſtus / der das wahre und alleine Haupt der Kirchen / und allenthalben zugegen iſt / eines Vice-Haupts oder Statthalters vonnoͤh - ten? Jſt ja derſelbe capabel gnug ſein Ober - und Richter-Ampt ſelbſt zu verſehen.

Antwort 1. Was hat Chriſtus / der das wahre und hoͤchſte Haupt aller Welt - Monarchen / und allenthalben zugegen iſt / Jhrer Kaͤyſerlicher Majeſtaͤt im Roͤmi - ſchen Reich / Jhrer Koͤniglicher Majeſtaͤt in Franckreich / ꝛc. Jhrer Churfuͤrſtlichen Durchleucht zur Pfaltz / ꝛc. vonnoͤhten? Jſt ja derſelbe capabel gnug / das Reich und die gantze Welt ſelbſt / zu regieren. Gelt! da thue ich einen gleichen Sturm / den ihr mir nit abwehren koͤnt.

Antwort 2. Jch aber halte ihnen alſo ab: obſchon Chriſtus Rex Regum, & Do -O 3mi -318Guͤldenes Schwerd. minus Dominantium, ein Koͤnig aller Koͤ - nigen / ein Herꝛ aller Herren / ein Herꝛ ſeye / der Himmel und Erde regiere; Weilen dannoch eine ſichtbahrliche Gemeinde auch ein ſichtbahrliches Haupt haben muß / als hat Chriſtus der Herꝛ Kaͤyſer und Koͤni - gen / Chur-und Fuͤrſten / und andere Welt - liche ſichtbahrliche Vice-Haͤupter oder Statthaͤlter angeordnet / welche in Nah - men und ſtatt ſeiner das Roͤmiſche Reich / Franckreich die Pfaltz / ꝛc. regieren thaͤten.

Eben alſo / obſchon Chriſtus das princi - pal unſichtbahre Haupt der Kirchen ſeye; ſo hat gleichwohlen er / derſelben als einer ſichtbahrlichen Gemeinden / auch ein ſicht - bahrliches Haupt und Statthalter / von welchem dieſelbe regieret wuͤrde / hinterlaſ - ſen und anordnen muͤſſen.

Zweyter Sturm. Durch die heilige Statt Jeruſalem / welche der Apocalypti - ſche Adler cap. 21. von Gott auß dem Him - mel herab fahrend geſehen / wird nach aller auch der Roͤmiſch-Catholiſcher Bekaͤnt - nus die Kirch verſtanden; Dieſe himmliſche Statt aber iſt nit uͤber Petrum allein / ſon - deren uͤber geſambte zwoͤlff Apoſtelen als Grundfeſten gebawet / die Wort lautenv. 14.319Guͤldenes Schwerd. v. 14. alſo: Und die Mauren der Statt hatten zwoͤlff Gruͤnde / und auff den - ſelbigen waren die zwoͤlff Nahmen der zwoͤlff Apoſtelen deß Lambs. Jtem Joan. 20. v. 22. und Matth. 18. v. 18. Haben die uͤbrige Apoſtelen eben denſelben Him - mels-Schluͤſſel von Chriſto uͤberkommen / den Petrus gehabt hat; warumb ſoll dan dieſer hoher daran ſeyn als jene?

Antwort: Dieſen Himmels-Schluͤſſel oder Gewalt zu binden zu loͤſen hat auch der geringſter rechtmaͤſſig beruffen-und gewey - heter Prieſter in der Hand? Warumb ſoll dan dieſer nit ſo hoch daran ſeyn als Pe - trus? Gelt! abermahlen ein gleicher Sturm / den ihr nit abhalten koͤnt.

Seynd zwaren auch uͤbrige Apoſtelen / univerſaliter zu reden / Grund-Saͤulen der Kirchen / und mit Petro den Himmels - Schluͤſſel in der Hand habende Prieſter; Wo leſet man aber in goͤttlicher heiliger Schrifft / daß Chriſtus ſo außtruͤckliche und particulaͤre Woͤrter zu einem ſolchen Prie - ſter oder Apoſtel geſprochen habe / gleich oben zu Petro? Nirgend. Wo leſet man / daß Chriſtus dieſem oder jenem Apoſtel den Nahmen geaͤndert / gleich er oben dem Pe -O 4tro320Guͤldenes Schwerd. tro gethan? Nirgend. Wo leſet man ſo ſchoͤne Praͤrogatwen und private Ehr-und Lob-Spruͤchen Chriſti von dieſem oder je - nem Apoſtel / als oben von Petro? Nirgend. Daß aber hat ſeine ſonderliche Urſach und Bedeutnus / keine andere / als daß Petrus fuͤr allen anderen Apoſtelen und Prieſte - ren das Præ oder den Vorzug gehabt.

Dritter Sturm: Wan das; ſo haͤtte ja Petrus / als das Oberhaupt / in dem Con - cilio Act. 1. Matthiam zum Apoſtel erwoͤh - len / oder wenigſtens in ſeinem Ampt confir - miren koͤnnen / deren er doch keins gethan.

Antwort. Das haben auch die andere Apoſtelen gethan / ſonderen der alleine Gott / welcher gleich wie Petrum und alle andere Apoſtelen / alſo auch Matthiam erwoͤhlet / da er auff denſelben das Loß fallen laſſen. Petrus aber hat ſeine Praͤeminentz / dar - durch ſatſam zu erkennen gegeben / daß er in dieſem Concilio der erſte das Wort gethan / und das gantze Werck dirigirt habe.

Vierdter Sturm. Luc. 22. v. 25. Gibt Chriſtus das helle Zeugnus / daß die Apo - ſtelen ohne Unterſcheyd gleichen hoch ſitzen. Die Koͤnige der Heyden / ſpricht er / her - ſchen uͤber ſie / und die Gewalt über ſieha -321Guͤldenes Schwerd. haben / werden gnaͤdige Herren ge - nant; Jhr aber nit alſo / ꝛc.

Antwort. Nein ihr Herren / ſo muß man mit dem Et cætera über die Schrifft nit her lauffen / ich will das jenige auch hoͤ - ren / was hinter dem Et cætera ſtehet; nach den Woͤrteren: Jhr aber nit alſo / folgt gleich alſo darauff: ſonderen wer unter euch der groͤſſeſte iſt / der ſoll ſeyn wie der geringſte: und wer der Fuͤrgaͤnger iſt / der ſoll ſeyn / wie der Diener. Gibt nit Chriſtus mit dieſen Woͤrteren vielmehr das unwiderſprechliche Zeugnus / das unter den Apoſtelen einer der groͤſſeſte / das Haupt und der Oberherꝛ geweſen? Das duͤrfft ihr nit laͤugnen / die Wort / ſo ihr / weilen in ewe - ren Kram nit dienen wollen / mit dem Et - tera alſo uͤberhupffet / ſeynd klar. Mit den Worten: Jhr aber nit alſo / hat Chri - ſtus dieſes Haupt und Oberherren / dieſen groͤſſeſten (Petrum nemblich) zur Demuth allein anhalten / und ermahnen wollen / daß er / obſchon nun als ein Oberherꝛ über ſeine Mit-Apoſtelen zu herſchen haͤtte / doch nit wie die hochmuͤhtige Koͤnige der Heyden / ſonderen vielmehr gantz modeſt und de - muͤhtig gegen dieſelbe verfahren / jaO 5auß322Guͤldenes Schwerd. auß Demuth denſelben ſich unterwerffen ſolte.

Mit einem Wort: ewre ſonſt gegen den Vorzug Petri gewagte leere Stuͤrm ſeynd von anderen wackeren und faſt getriebenen Catholiſchen Maͤnneren / die mein geneig - ter Leſer auffſchlagen kan / ſo offt abge - ſchlagen und vernichtiget / daß unnoͤhtig / darvon allhier weitere Meldung zu thuen; ſchreite derohalben zur

Zweyten Frag.

Ob Petrus zu Rom geweſen?

WJe geſagt / ſeynd einige Novatores ſo weit in die Boͤßheit gerahten / daß ſie nein darzu ſagen und lehren duͤrffen / Pe - trus habe Rom ſein Lebtag nie geſehen; ge - gen welche unverſchaͤmbte Maͤuler / auff die Frag die wahre unlaugbahre Antwort iſt / daß Petrus nit allein zu Rom geweſen / ſonderen allda ſeinen Paͤbſtlichen Sitz ge - habt und geſtorben ſeye. Diß probiert der ſeelige P. Elffen auß der Societaͤt Jeſu in ſeinem Catholiſchen Schlecht und Recht ſo kraͤfftig und klar / daß mans mit Haͤn - den greiffen koͤnne / obſchon Herꝛ DanielGer -323Guͤldenes Schwerd. Gerſtenberger Pfarrer zu Poͤltzig gegen dieſe Warheit juͤngſthin / doch aber mit ſchlechtem Nachdruck / ſeine Feder ſpitzen duͤrffen.

Es bezeugen ja erſtlich alle H H. Vaͤt - ter und Kirchen-Scribenten / daß Petrus nit allein zu Rom geweſen / ſonderen auch Simonem den Zauberer daſelbſt mit den ſtarcken Wapffen ſeines Gebetts bekrieget und uͤberwunden habe / und auß dieſer Ur - ſachen als ein Martyr ſein Leben laſſen muͤſ - ſen. Oder ſoll dan alles gelogen ſeyn / was ſo glaubhaffte Maͤnner hierinfals geſchrie - ben haben? das duͤrfft ihr nit bejahen / ja ihr ſelbſt ſtellet feſten Glauben zu allen denen H H. Vaͤtteren / welche bey den erſten fuͤnff Sæculis gelebt und geſchrieben haben. Diß aber wird auß geſagten Sæculis einhellig ge - ſchrieben / wie bey Heſegſppo / Clemente / Ar - nobio und anderen uhralten Scribenten zu ſehen; ergo.

Jtem. Wan einer laͤugnen ſolte / daß Carolus M. ein Roͤmiſcher Kaͤyſer; Leopol - dus ein Hertzog auß dem Hauß Oeſter - reich; Ludovicus ein Koͤnig in Franckreich geweſen; daß Calvinus zu Genev; und Lu - ther / auß Sachſen gebuͤrtig / zu Wittem -O 6berg324Guͤldenes Schwerd. berg und anderen bekanten Oertheren ge - ſeſſen haben; denſelben wuͤrde man ja fuͤr ein offenen Luͤgener außſchreyen; Warumb aber das? weilen aller Hiſtoricorum und Scribenten glaubhaffte Federen / die hin - terlaſſene Monumenten und Grabſtein / die unzerbrochene Ordnung deren Succeſſo - ren und Nachkoͤmblingen / ꝛc. Jhnen deß gethanen offenen Luͤgens uͤberzeugen / und die gegengeſetzte Warheit / ohne maͤnnig - liches ein-oder Gegen Red / bekraͤfftigen. Eben alſo iſt eines groben und un - verantwortlichen Luͤgens ſchuͤldig der jeni - ge / welcher ſagen darff / daß Petrus nie zu Rom geweſen. Warumb? weilen das Con - trarium beſcheinen obernenter Vaͤtter und Scribenten einhelliger Conſens / ſo von der gantzen Chriſtenheit biß auff die unglückſe - lige Zeiten Lutheri und Calvini fuͤr gleub - hafft und gewiß angenohmen worden; das zu Rom annoch vorhandene und einem jeden zu ſehen frey ſtehende Grab / in wel - chem Petrus begraben; deſſen heilige Ge - bein / ſo allda biß auff heutige Stund auff - behalten / und in hoͤchſter Veneration ge - halten werden; der Altar / an welchem er ce - ledriret; der Kercker / in welchem er geſeſſen;die325Güldenes Schwerd. die Ketten / mit welchen er gebunden; der Waſſer-Brunn / welcher auff deſſen fle - hentliches Bitten zu Gott auffgeſprungen; der Richter-Platz / auff welchem er als ein Blut-Zeug Chriſti den Geiſt auffgegeben hat / ꝛc. Wer ſolt dan nit lachen / ja weynen über die jenige / welche eine ſo offenbahre Warheit nit greiffen wollen? gewißlich ich ſoll eher zweiffelen ob ein Rom ſeye / als ob Petrus zu Rom geweſen. Wan ihrs meine Widerſagere aber noch nit glauben wollet / ſo zeiget mir einen anderen Orth / an wel - chem Petrus ſein Leben geendiget / und Chriſti Propheceyung erfuͤllet habe; wel - ches aber da euch eine Unmoͤglichkeit iſt / iſts ja eine groſſe Thorheit / daß ihr gegen alle H H. Vaͤtter ewr unverſchaͤmbtes Maul auffſperren wollet / und doch ne vel ſpeciem einer gegruͤndten Gegen-Prob beybringen koͤnnet; daß man ſo unverſchaͤmbt und keck - lich daher ſage: es ſeye gelogen / iſt nit gnug; es heiſcht: Proba mi Domine.

Einwurff. Laß es dan ſeyn / daß Petrus zu Rom geweſen: wie will man aber hier - auß erzwingen koͤnnen / daß er als ein Hirt und Ober-Haupt der Kirchen allda ge - weſen?

O 7Ant326Guͤldenes Schwerd.

Antwort. Jſt das woll Fragens werth? hat ja Petrus als ein ſolcher Hirt und O - berhaupt zu Hieruſalem / allwo er fuͤnff Jahr / und zu Antiochien / allwo er ſieben Jahr zuvor reſidirt hatte / die ihme / wie oben zur Gnüge erwieſen / vom Hirt aller Hir - ten anvertrawete Chriſtliche Heer de ge - weydet / und die Kirch regieret; Warumb ſoll er dan dieſes auch zu Rom nit gethan haben? oder weiſet mir / ob / wan und wo Pe - trus nach geſagter zwoͤlffjaͤhriger Regie - rung zu Hieruſalem und Antiochien den biß auff die angetrottene Roͤmiſche Reſi - dentz behaͤrlich gefuͤhrten Hirten-und Re - giment-Stab abgelegt habe. Das aber wird mir in Ewigkeit keiner auffweiſen koͤnnen / ſonderen Petrus iſt nachmahlen geweſen und biß zu ſeiner Martyr-Cron geblieben der jenige Hirt und Oberherꝛ zu Rom / der er zuvor zu Hieruſalem und An - tiochien ware.

Dritte Frag.

Ob der Roͤmiſche Biſchoff ein wahrer Suc - ceſſor oder Nachfolger Petri ſeye im Pri - mat der Kirchen und Vicariat Chriſti?

ES antwortet erſtlich die goͤttliche H. Schrifft327Guͤldenes Schwerd. Schrifft / und ſagt ja auff die Frag; wo? beym Evangeliſten Matthaͤo an obcitir - tem 16ten Capitel: Dir will ich geben die Schluͤſſelen deß Himmel-Reichs / und was du loͤſen wirſt auff Erden / das ſoll auch geloͤſet ſeyn im Himmel / ꝛc. Krafft welcher Woͤrter Chriſtus dem Pe - tro uͤbertragen hat eine vollkommene und abſolute. Gewalt zu binden und zu loͤſen / das iſt: die Suͤnden zu erlaſſen und zu be - halten / welche Gewalt / laut deß Apoſtoli - ſchen Symboli, in der Kirchen ewiglich ge - braucht und geuͤbet wird: nit aber von Pe - tro / dan derſelbe iſt todt; ergo von den Roͤ - miſchen Biſchoffen / als Succeſſoren oder Nachfolger Petri.

Jtem Joan. 21. v. 17. Weyde meine Schaaffe / allwo Chriſtus Petrum zum univerſal und ewigen Hirten der gantzen Chriſtlichen Heerden geſetzt hat. Dieſes Hirten-Ampt vertrettet aber Petrus in ey - gener Perſohn nit mehr / weilen er todt iſt; ergo in und durch ſeine Succeſſoren / ſo die Roͤmiſche Pabſten ſeynd.

Drittens. Matth. cit. cap. 16. v. 18. Du biſt Petrus / und uͤber dieſen Felſen will ich meine Kirch bawen. Warauß alſoar -328Guͤldenes Schwerd. argumentire. Als lang das Gebaͤw der Kir - chen wehret / ſo lang wehret auch das Fun - dament / uͤber welches Chriſtus dieſelbe ge - bawet hat: das Gebaͤw der Kirchen aber / laut in ſelbigem Verſu folgender Woͤrter: Und die Pforten der Hoͤllen werden ſie nit uͤberwaͤltigen / wehret ewiglich; ergo auch das Fundament / welches an die - ſer Kirchen / wie ſatſam probirt / Petrus iſt: Nun aber wehret Petrus nit mehr in ſeiner eygener Perſon / dan er iſt todt; ergo in ſei - nen Succeſſoren / den Roͤmiſchen Pab - ſten.

Vierdtens. Soll dan im alten Geſaͤtz die Kirch der Juden mehr und vollkom - mener ſey als im newen Geſaͤtz die Chriſt - liche Kirch? Jſt ja in jener vom Hohen - Prieſter Aaron an einer dem anderen auff den Fuß nachgefolget / warumb dan auch in dieſer nit? und wan Gott befohlen habe der Lehr der Phariſaͤer und Schrifft-Ge - lehrten / ſo auff dem Stuhl Moyſis ſaſſen / gehorſamzu folgen und nach zu leben; War - umb dan auch der Lehr der Roͤmiſchen Bi - ſchoffen nit / ſo auff dem Stuhl Petri ſitzen?

Zweytens. Antworten alle H H. Vaͤt - ter / und ſagen ja auff die Frag / unter andernzwarn329Guͤldenes Schwerd. zwarn der H. Athanaſius in ſeinem Send - ſchreiben zu Marco dem Roͤmiſchen Pab - ſten. Jtem Tertull. l. de pudic. c. 1. Cypria - nus Ep. 52. Hieron. Ep. 57. ad Damaſum Pa - pam. Auguſt. de utilit. ordinandi c. 17. und dergleichen hundert und hundert Vaͤtter mehr / ſo ich / weilen alle Buͤcher darvon voll ſeynd / ſtillchſchweigend vorbey gehen / und meinen guͤnſtigen Leſer dahin angewieſen haben wolle.

Drittens. Antworte ich / und ſage / daß jetziger Clemens dieſes Nahmens der eylff - te Roͤmiſche Biſchoff / ſambt allen und je - den ſeinen Anteceſſoren biß auff den erſten zu / ein wahrer Nachfolger Petri und Statthalter Chriſti ſeye. Ohngezweiffelt wird der jenige / welcher vorgeſetzte Capite - len und Fragen mit etwa rei[ff]erer Erwe - gung und Achtſamkeit geleſen hat / das Fa - cit ſchon lang gemacht und beſchloſſen ha - ben / daß mein Antwort wahr und richtig / ja keiner Proben vonnoͤhten habe; gleich - wohl deſſen Warheit beſſer zu erklaͤren / und die blinde Widerſaͤger mit der Naſen dar - an zu fuͤhren; Frage ich dieſelbe / ob die Ge - walt der Schluͤſſelen / oder das Ampt die Kirch Gottes zu weyden und wider allefeynd -330Guͤldenes Schwerd. feyndliche Anfaͤll zu beſchuͤtzen Petro le - benlaͤnglich und fuͤr ſeine Perſon allein / oder auff ewig uͤbertragen ſeye? Krafft ob - ſtehenden erſten und anderen Antworts muͤſſen ſie antworten: auff ewig. Recht und vernünfftig geantwortet / dan ſonſten die offt angezogene Woͤrter und Verheiſchun - gen Chriſti nit wuͤrden erfuͤlt werden; wan aber auff ewig / ſo frag ich weiters / wer dan biß dato in der Chriſtlichen Kirchen dieſe Gewalt gebrauchet / und dieſes Ampt ver - waltet habe / und hinfuhro brauchen und verwalten werde? gewißlich Petrus in eyge - ner Perſon nit / dan derſelbe ſchon ſechszehn hundert und mehrere Jahren todt geweſen; ergo jetziger Clemens XI. hoͤchſtgemelt / und alle andere Roͤmiſche Biſchoffen (wel - che Petro durch eine unzerbrochene Ord - nung ſuccedirt / und dieſe Gewalt und Ampts-Verwaltung von ihme gleichfals erblich uͤberkommen haben) in Perſohn / Nahmen und an ſtatt Petri.

Zum anderen. Wie offt geſagt / hat Chri - ſtus die Kirch als eine wollgeordnete Ge - meinde eingerichtet / und ſelbiger einen ſicht - bahrlichen Regenten und Oberherren fuͤr - geſtellet; nun frag ich abermahlen / ob dieſeChriſt -331Guͤldenes Schwerd. Chriſtliche Gemeinde biß dato gewehret / und annoch wehre? Alle meine Widerſager muͤſſen antworten: Ja / und ſie wird wehren biß zum End der Welt. Wan das; ſo weh - ret auch annoch und wird / als lang die Welt ſtehen wird / wehren geſagter Regent und Oberherꝛ / der dieſelbe im Standt und Ordnung halte; wer ſoll aber dieſer ſeyn? nit Petrus / dan derſelbe iſt todt; ergo der jenige / welcher dem Petro in dieſem Ober - Ampt ſuccedirt / und deſſen Stuhl in recht - maſſigem Beſitz hat / nemblich der Roͤmi - ſche Biſchoff.

Kuͤrtzlich darvon zu reden: der Proben / daß der Roͤmiſche Biſchoff ein Nachfolger Petri und ein Oberhaupt der gantzen Kir - chen ſeye / der Proben / ſage ich / ſeynd ſo viel / daß gantze Bücher mit ſelbigen angefuͤlt; beſihe unter anderen obcitirten Ehrwuͤrdi - gen P. Antonium Kopff / welcher denen Widerſinnigen dieſe Warheit mit unwiderleglichen Pro - ben per totum unter die Naſe reibet.

Mein332Guͤldenes Schwerd.

Mein Uncatholiſcher Antagoniſt thut allhier verſchiedene Haͤw / ſo doch nit treffen / weniger verletzen.

DAs Petrus ein allgemeiner Oberhirt der Kirchen ſeye / ſolches probirt P. Nicolaus Elffen der Societaͤt Jeſu Prie - ſter ſeeligen Andenckens in ſeinem Catho - liſch Schlecht und Recht / pag. 158. un - ter anderen kraͤfftiglich alſo: Zur Zeit der Apoſteln ware ein ſichtbahres allge - meines Haupt der Kirchen vonnoͤh - ten / damit die Trennung verhütet wuͤrde / wie vielmehr folgender Zeit / da ſo gewaltige Ketzereyen eingeriſ - ſen und noch taͤglich einreiſſen? Hier - auff thut neben anderen Herꝛ Daniel Ger - ſtenberger Pfarrer zu Poͤltzig im Altenbuͤr - giſchen in einem offenem Druck vom Jahr 1703. pag. 296. den

Erſten Haw alſo: Daß in der erſten Kirchen ein ſichtbahres Haupt der Kirchen wegen der Trennung von - noͤhten geweſen / iſt falſch. Chriſtus hat hierzu nicht ein allgemeines ſicht - bahres Haupt / ſonderen ſein heiliges Wort verordnet / alle Schrifft vonGott333Guͤldenes Schwerd. Gott eingegeben iſt nuͤtze zur Lehre / zur Straffe / zur Beſſerung / 2. Timoth. 3. v. 16.

Antwort: Herꝛ Daniel / der Haw trifft nichts und gehet in die Lufft. Wan das heilige Wort Gottes ſufficient ſeye die Trennungen zu verhuͤten / warumb entſtehen dan ſo viele Spaltungen und Ketzereyen auß demſelben? alſo auch / daß Luther cit. Tom. 2. Witt. fol. 21. a. ſelbſt be - zeuge / die goͤttliche Schrifft habe den Nahmen uͤberkommen / daß ſie ein Ketzer-Buch heiſchet / darauß alle Ke - tzerey entſprungen iſt. Jſt zwarn wahr / daß die Schrifft zur Lehr / Straff / und Beſſerung nuͤtzlich ſeye; eine Unwarheit aber / daß dieſelbe darzu ſufficient ſeye / ſon - ſten hatte die Lutheriſche Gemeinde zu Poͤl - tzig deiner Jnſtruction und Predigen / ja die gantze Chriſtenheit eines Lehr-Predig - und Ober-Ampts nit vonnoͤhten.

Solches probieret obwohl gedachter P. Elffen p. m. noch kraͤfftiger ead. pag. alſo: Die Kirch iſt ein ewiges Hauß Got - tes / und ein unumbſtoßlicher Schaaff - ſtall Chriſti / ſo muß ſie Petrum ihren Felſen oder Hirten auch allzeit behal -ten334Guͤldenes Schwerd. ten. Nun aber iſt Petrus todt / ſo muß er noch leben in ſeinen Nachkoͤmm - lingen / damit der Schaaffſtall Chri - ſti nit beraubet ſeye deß Hirtens / ꝛc. Warauff Herꝛ Daniel Gerſtenberger ob - gemelt den

Zweyten Haw alſo thut: Waͤre Pe - trus der Felſen deß Schaaffſtalls Chriſti geweſen / ſo waͤre dieſer Schaaffſtall gewißlich umbgefallen / als er Chriſtum verlaͤugnete / ꝛc.

Antwort: Herꝛ Daniel / noch nichts ge - troffen. Obſchon Petrus gegen das Gebott Chriſtum zu bekennen aͤuſſerlich angeſtoſ - ſen / ſo hat er doch innerlich im Hertzen Chri - ſtum nit gelaͤugnet; und als diß geſchahe / ſtunde dieſer Schaaffſtall auff Petro noch nit / ſonderen auff Chriſto / welcher denſel - ben / als lang er auff Erden gewandelet / als der principal Felſen und Grundſtein / ſelbſt unterſtuͤtzet.

Solches probirt offtbenenter P. Elffen auff eine andere Weiß alſo: War - umb ſolte die Chriſtliche Kirch es ſchlechter haben als die Judiſche / in welcher gleichwoll ein Hoher-Prie - ſter auff den anderen gefolgt iſt? war -auff335Guͤldenes Schwerd. auff Herꝛ Daniel Gerſtenberger / wie dan allen Lutheraneren diß gemein /

Drittens alſo zuhawet: Jn dem alten Teſtament hatte Gott den Hohen - Prieſteren ſelbſt verordnet / welcher war ein Vorbild auff Chriſtum; nach - dem aber Chriſtus ſelbſten kommen / iſt das Vorbild im newen Teſtament nit noͤhtig.

Antwort: Daß dieſer Hoher-Prieſter ein Vorbild auff Chriſtum geweſen / laſſe ich wahr ſeyn; daß aber in der Juͤdiſchen Kirchen ein Hoher-Prieſter auff den ande - ren / das iſt / ein ſichtbahrliches Haupt auff das andere ordentlich gefolgt ſeye / hat das dan nichts vorgebildet? das wird Herꝛ Da - niel Gerſtenberger oder ſonſt jemand auß ſeinen Mit-Bruͤderen nit ſagen duͤrffen / ſonderen hingegen geſtehen müſſen / daß / gleich wie der Hoher-Prieſter ein Vorbild auff Chriſtum / alſo auch die ordentliche Nachfolge eines Hohen-Prieſters auff den anderen im Judenthumb ein Vorbild geweſen auff die ſtaͤtige Suc-ceſſion eines Biſchoffs auff den anderen / das iſt / eines ſichtbahres Haupts auff das andere im Chriſtenthumb.

Vierter Haw / den Herꝛ Daniel Ger -ſten -336Guͤldenes Schwerd. ſtenberger in die Lufft thut / pag. 299. Jſt dan dieſes eine rechtmaͤſſige Nach - folge / wan Alexander VI. Sylveſter II. & Benedictus IX. durch Huͤlff deß Sa - thans zur Paͤbſtlichen Wuͤrde gelan - get ſeynd. Wan Gregorius VIII. zuvor ſechs Paͤbſte laſſet heimlich hinrich - ten / ehe er den Paͤbſtlichen Stuhlbe - ſteigen kan. Wan Paulus III. nachdem er ſeine Mutter und Schweſter hin - richten laſſen / ihr Vermoͤgen zu erer - ben / durch dergleichen bluͤtige Ge - ſchencke und Gaaben den Paͤbſtlichen Sitz beſitzet.

Antwort. Wan das / Herꝛ Daniel / wie gewiß / nit faͤlſchlich erdichtet iſt / ſo folgt doch nit / daß dieſe Succeſſion nit rechtmaͤſ - ſig ſeye darumb / daß ein und anderer durch dieſe oder jene Weg und Mittelen den Paͤbſtlichen Stuhl erobert habe.

Fuͤnffter Haw / den er und andere Unca - tholiſche alſo thuen: Jſt das dan eine recht - maͤſſige Succeſſion, wan man die Weiber / gleich Joannes VIII. geweſen / auff dieſen Paͤbſtlichen Stuhl ſetzet / und dieſelbe auch als fuͤr Statthalter Chriſti vorgebet.

Antwort. Daß diß ein falſch-erdichte - tes Vorgeben der Uncatholiſchen ſeye /er -337Guͤldenes Schwerd. erhellet erſtlich auß der Mißhelligkeit der Authoren / ſo hiervon ſchreiben: und zwarn erſtlich im Nahmen / dan Fulgoſus, Joannes Huß, und Francus nennen dieſes Weib Agnetem, Zvvingerus Gelbertam, andere Iſabellam, andere Margaretham, andere Juttam, und andere Dorotheam. Zweytens im Vatterland / dan Fulgoſus ſchreibt / ſie ſeye auß Engelland / und Boccatius, auß Teutſchland gebuͤrtig. Drittens im Orth / allwo ſie ſtudirt haben ſolle / Martinus Po - lonus ſchreibt / ſie habe zu Athen; Scorenber - gus, zu Pariß; Zvvingerus, ſie habe in En - gelland / und zu Rom ſtudieret. Viertens / in den Sitten: dan Martinus halt darfuͤr: ſie ſeye vom vaͤtterlichen Hauß lauffen gan - gen; Bocacius, ſie ſeye von einem Juͤngling verfuͤhrt und in Engelland uͤberbracht worden; Francus, ſie ſeye ein Zauberin / und Boccatius, ſie ſeye eine tugendtſame und heilig-maͤſſige Perſon geweſen. Fuͤnfftens / in der Zeit deß angetrottenen Pabſtthumbs: dan Martinus ſchreibt / ſie ſeye Leoni dem vierdten; andere / ſie habe Leoni dem fuͤnff - ten; andere / Martino dem erſten; andere / Be - nedicto dem dritten; andere / ſie habe Nico - lao dem erſten im Pabſtthum ſuccedirt. PAn -338Guͤldenes Schwerd. Andere ſchreiben / ſie ſeye zum Pabſten er - woͤhlt Anno 854. Andere / Anno 857. An - dere / Anno 904. Andere ſchreiben / ſie habe regiert zwey Jahr / ſechs Monath; andere zwey Jahr / fuͤnff Monath / vier Tag; ande - re / ein Jahr / fuͤnff Monath / ꝛc.

Sechſtens gibt unſer feyndliche Wider - parthey einen Stich / der gar nit blutet / in - dem ſie ſagt: der Roͤmiſche Pabſt ſeye der Antichriſt / und wir Abgoͤttiſche / weilen wir denſelben als einen Gott anbetten.

Antwort 1. Jſt das dan den Roͤmi - ſchen Pabſten angebetten / daß wir als ge - horſame Kinder und Unterthanen ihme als unſerem geiſtlichen Vatter und Oberherren allen gebuͤhrenden Gehorſamb / Ehr und Reverentz leiſten? Wan das; ſo betten alle Unterthanen ihre Oberherren als Goͤtter an / und begehen eine Abgoͤtterey. Wer will aber das ſagen duͤrffen?

Antwort 2. Der Antichriſt wird erſt kommen nach Zerſtoͤrung deß Roͤmiſchen Reichs: der Pabſt aber iſt ſchon lang kommen / und das Reich iſt noch in gutem Standt und ohne Zerſtoͤrung; ergo iſt der Pabſt kein Antichriſt.

Zweytens: Der Antichriſt wird die zweyPro -339Guͤldenes Schwerd. Propheten Enoch und Eliam toͤdten: diß aber thut der Pabſt nit / dan Enoch und Elias noch nit kommen ſeynd; ergo iſt der Pabſt kein Antichriſt.

Drittens. Der Antichriſt wird allein drey und ein halb Jahr regieren: der Pabſt aber hat ſchon in die ſiebenzehn hundert Jahr regiert; ergo iſt der Pabſt kein Anti - chriſt.

Vierdtens. Den Antichriſt wird das Judiſche Volck fuͤr ihren Meſſiam halten und verehren: daſſelbe aber haltet und ver - ehret den Pabſten fuͤr ihren Meſſiam nit; ergo iſt der Pabſt kein Antichriſt.

Fuͤnfftens. Frage ich / ob dan / und zu welcher Zeit / der Roͤmiſche Pabſt vom Glauben abgefallen? und in welchem Ar - ticul?

Sechſtens. Ob der Pabſt im Tempel Gottes / das iſt / zu Hieruſalem ſitze; allwo nemblich der Antichriſt ſeinen Sitz neh - men / und obgemeldte Propheten toͤdten wird.

Siebendtens. Ob ſich der Pabſt auß - gebe / als wan er Gott waͤre? der ſich ein Diener aller Dieneren Gottes / einen Statthalter Chriſti nennet / und als einP 2ſchwa -340Guͤldenes Schwerd. ſchwacher Menſch in Kranckheiten und an - deren Leibs Zufaͤllen ſir ſelbſt nit helffen kan / der gibt ſich fuͤr keinen Gott auß.

Achtens. Ob der Pabſt ſich erhebe uͤber alles / das Gott genant wird / oder das ge - ehret wird?

Neundtens. Ob der Pabſt Chriſtum verlaͤugne?

Zehndtens. Ob der Pabſt den Goͤtzen und dem Teuffel diene?

Eylfftens. Ob der Pabſt falſche Zei - chen und Wunderen wircke / gleich der An - tichriſt durch Krafft deß Sathans wircken wird? der Antichriſt wird machen / daß Fewr vom Himmel herabfalle auff die Er - de / in Anſehen der Menſchen; thut das auch der Pabſt? der Antichriſt wird machen / daß das Bild deß Thiers rede; thut das auch der Pabſt?

Zwoͤlfftens. Ob der Pabſt ſeinen Mund auffthue zur Laͤſterung wider Gott / ſeinen Nahmen zu laͤſteren und ſeine Hut - te / und die jenige / die im Himmel wohnen? ob er die Heiligen Gottes zerſchla - ge? O ihr Laſter-Maͤuler / obgeſetzter Zei - chen / ſo wir vom Antichriſt und deſſen An - kunfft in goͤttlicher Schrifft leſen / koͤnnetihr341Guͤldenes Schwerd. ihr ja kein eintziges vom Roͤmiſchen Pab - ſten wahr machen / wie kan er dan der Anti - chriſt ſeyn? Jch und alle Chriſtliche Welt werden euch fuͤr offenbahre Luͤgener auß - ſchreyen / es ſeye dan / daß ihr oder einer von euch ewr Wort probieret; Ey ſetze doch einer die Feder einmahl an / und behaupte / was er ſo unverſchaͤmbter Weiſe von dem Ge - ſalbten deß Herꝛn / von dem Prieſter Got - tes daher plaudere; Gelt / ihr foͤrchtet / man wurde alsdan mit einem anderen weit ſcharffer ſchneydendem Schwerd hinter euch her kommen / und einen gedichteren Putzer geben. Ey / wan ihr bewehrte und kraͤfftige Proben wiſſet / ſo habt ihr euch nit zu foͤrchten / herauß mit denſelben / ich moͤgt ſie gern ſehen.

Es ſchaͤmen ſich zwarn auch unſere Wi - derſinnige (ſonderlich Lutheriſch-und Cal - viniſche) nit / andere faſt abgeſchmackte und einem ehrbahren Mann unanſtaͤndige Re - den von unſeren Roͤmiſchen Biſchoffen zu wechſelen / ja in offene Druͤck zu bringen / als nemblich / daß dieſelbe Gottslaͤſterer / Goͤtzen-Diener / Zauberer / und weiß nit was ſeyen; Weilen aber ein ſolches mehr auß einer gefaſter Paſſion und Haß gegenP 3die -342Guͤldenes Schwerd. dieſelbe / als auß gegruͤndten Beweißthum - ben herruͤhret / und nur allein faͤlſch-und laͤſterlich heraußblammiert und geſchrie - ben wird; erachte derohalben unnoͤhtig ja ungezimmend zu ſeyn / darauff ein Ant - wort zu thuen (obſchon ihnen allhier einen rechten Putzer geben koͤnte / und geben wer - de / fals einer auß denſelben ein Refutations - Schreiben an tag kommen laſſen / und mich darzu veranlaſſen werde) und ſchreite zum

Vierdten Capittel. Von den ſieben HH. Sacramentē -

Erſter Fragen. Vom Sacrament der H. Tauff.

§. 1.

Ob die kleine Kinder / auch / ſo von Chriſt - lichen Elteren gebohren / ohne Tauff ſeelig werden koͤnnen?

ALle rechtſinnige und fromme Catholi - ſche Chriſten / ja auch Uncatholiſche (Juden und Tuͤrcken ſampt einigen ande - ren Ertz-Ketzeren außgenohmen) glauben und bekennen / daß die Tauff ein wahres und zwarn das erſte Sacrament deß ne -wen343Guͤldenes Schwerd. wen Geſaͤtzes ſeye; und duͤrffen derhalben außgoͤttlicher heiliger Schrifft weitlaͤuffi - ge Proben und Beweißthumben nit ange - zogen zu werden.

Zu dem glauben und bekennen ſie / daß alle und jede Menſchen / ſo von Adam / als auß der erſten und Haupt-Wurtzel deß Menſchlichen Geſchlechts / nach dem Fleiſch und gemeinen Lauff der Naturen geſproſ - ſen und her kommen / wegen ſeines Ungehor - ſambs und Ubertrettung / in der Erb - Suͤnd empfangen und gebohren werden: es waͤre dan / daß Gott / der allmaͤchtig / auß ſonderlichen Urſachen jemand darvor gnaͤ - diglich bewahren und praͤſerviren (wie dan von der hochheiligſter und unbefleckter Mutter Jeſu Maria billig geglaubt wird) oder nur etliche / obwohl ſie darin empfan - gen / gleichwohl / ehe ſie zur Welt gebohren / im Mutter Leib durch den H. Geiſt darvon reinigen wolte (wie auß ſonderbahren Pri - vilegien und Urſachen mit dem H. Jeremia im alten Jer. 1. und Johan Baptiſt im newen Teſtament Luc. 1. beſchehen iſt) und der - wegen alle Menſchen von Naturen / das iſt / erſter Empfahung und Geburt hero / Kin - der deß Zorns ſeyen; dan alſo bekennt und beklagt der H. Prophet und Pſalmiſt Da -P 4vid344Guͤldenes Schwerd. vid Pſal. 50. der Prophet Job cap. 14. der Apoſtel Paulus Rom. 5. die ewige War - heit und der Eingebohrne Sohn Gottes Joan. 3.

Jtem glauben und bekennen ſie / daß in folchem Stand der Suͤnden und Zorns Gottes niemand ſeelig werden / oder das Himmelreich erlangen kan; ſintemahlen keine Ungerechte oder Suͤnder das Reich Gottes beſitzen werden 1. Corinth. 6. und nichts / was befleckt iſt / in die himmliſche Statt eingehen wird Apoc. 21. ſonderen daß wegen angeerbter Suͤnde unſeres er - ſten Vatters deß Adams / nur die jenige ſee - lig werden / und Gottes Erben und Him - mels-Genoſſen ſeyn ſollen / welche zum an - dermahl durch das Mittel der H. Tauff oder Waſſer-Bad erſt gebohren werden. Dan S. Paulus bezeugt / Eph. 5. daß Chri - ſtus ſeine Kirch / das iſt / die Gliedmaſſen derſelben werden ſollen / reinige durch das Bad deß Waſſers im Wort deß Lebens. Und Tit. 3. daß er uns ſeelig mache durch das Bad der Wider-Geburt und Erne - werung deß H. Geiſtes.

Gleichwohl die Calviniſche mit den al - ten und newen Pelagianeren / und ſonſt an -de -345Guͤldenes Schwerd. deren Ketzeriſchen Seelen faͤlſchlich und ge - gen Gottes außtruͤckliches Wort und die klare offenbahre H. Schrifft / vermeynen und vorgeben duͤrffen / daß alle und jede Kinder / ſo nur von Chriſtlichen Elteren empfangen / noch im Mutter Leib / auch ehe ſie noch zur Welt gebohren und getaufft / geheiliget / und von der Erb-Suͤnd gereini - get ſeyen; und da ſie gleich ohne Tauff ab - ſterben / nicht deß zu weniger / gleich anderen Getaufften ſeelig werden.

Aber was Grunds haben ſie allſolchen ihres falſchen und Ketzeriſchen Glaubens? woher koͤnnen ſie denſelben mit gruͤndlicher Warheit beweiſen? wo ſtehet geſchrieben / daß die Kinder dero Chriſten und getauff - ten Elteren im Mutter Leib alleſampt und ohn Unterſcheyd geheiliget werden? wo bleibet dan / was S. Paulus ſagt / unge - acht daß er von ehelichen und glaubigen El - teren gebohren / gleich anderen von Natu - ren ein Kind deß Zorns geweſen Epheſ. 2. 〈…〉〈…〉Wo bleibt / daß alles / was auß Fleiſch ge - bohren / Fleiſch / das iſt / ſuͤndlicher und ver - derbter Natur ſeye Joan. 3.? Wo bleibt / daß mit nichten Gottes Kinder ſeyn koͤn - nen / die noch nicht auß Gott durch dieP 5Tauff346Guͤldenes Schwerd. Tauff / ſonderen erſtlich auß dem Gebluͤt / und auß dem Willen deß Manns und deß Fleiſches gebohren Joan. 1.?. Wo bleibt dan / was Chriſtus ſelbſt ſo hoch und ſtarck mit einem zweyfachen Eyd betauret / daß nemblich keiner in das Reich der Himmelen eingehen werde / welcher nicht erſt auß dem Waſſer und Geiſt zum andernmahl ge - bohren wird Joan. 3.? Wie kan beſtehen / was S. Paulus Tit. 3. und S. Petrus 1. Pet. 3. bezeugen / daß nemblich Gott uns ſelig mache durch die Tauff? Wie koͤnnen doch die / welche in Suͤnden empfangen und ge - bohren / und derowegen nach Gottes Zorn verfluchte Adams-Kinder ſeynd / Gottes Gnaden-Kinder genannt oder geacht wer - den und ſeyn: ehe und zuvor ſie erſtlich auß Gott durch die von Gott befohlene und of - enbahrte Gnaden Mittel wider auffs new gebohren werden? Wo ſie aber auß oder vor der erſten Geburt nach dem Fleiſch / Gottes Gnaden-Kinder ohne die geiſtliche Geburt ſeyn koͤnnen: Warumb ſagt dan Chriſtus die ewige unfehlbahre Warheit / daß ein jeder zum andermahl muß auß dem Waſſer und Geiſt gebohren werden? Joan. 3. Was iſt noͤthig zum andermahl auß demWaſ -347Guͤldenes Schwerd. Waſſer und Geiſt gebohren zu werden / umb Gottes Kinder und ſeelig zu werden / da man ſchon zuvorn im Mutter-Leib vor und in der erſten Geburt / zu Gottes Gna - den-Kinder gemacht und worden iſt〈…〉〈…〉 Jſt derohalben auff vorgeſetzte Frag die

Antwort: Daß fuͤr gewiß und ſicher zu halten (wo Gottes offenbahrtem Wort / und der allgemeinen Kirchen Verſtand und Bekaͤntnus mehr / als etlicher Menſchen Traͤumen und grundloſen Vermuhtun - gen zu glauben) daß die kleine Kinder in dem newen Teſtament / ohne das von Gott verordnet-und nuͤtzliche Mittel der H. Tauff und Sacramentaliſcher Wider - Geburt / von der Erb-Suͤnden nicht gerei - niget werden / viel weniger der ewigen See - ligkeit faͤhig und gewaͤrtig ſeyn koͤnnen (es muͤſten dan dieſelbe umb Chriſti willen ihr Leben verlaſſen / und alſo in ihrem eyge - neu Blut getaufft werden) dan

Erſtlich niemand in die himmliſche Statt eingehen kan oder wird / als lang er mit Suͤnden befleckt iſt / wie zu leſen Apoc. 21. & 1. Corinth. 6. Nun aber ſeynd die kleine Kinder (auch die von Chriſtlichen Elteren gebohren) mit der Erb-Suͤnden befleckt /P 6wie348Guͤldenes Schwerd. wie zu leſen Pſal. 15. und Rom. 5. allwo der Apoſtel Paulus bezeugt / daß durch einen Menſchen (verſtehe Adam unſeren erſten Vatter) die Suͤnd in die Welt kommen / und durch die Suͤnd der Todt uͤber alle Menſchen außgangen.

Wan dan alle Menſchen in einem Men - ſchen / das iſt / in Adam geſuͤndigt haben / und der Sünd halben deß Todts pflichtig ſeyn: ſo folgt unwiderſprechlich / daß auch die klei - ne Kinder von ſolcher nicht frey ſeyn; wel - ches auch (damit ich andere Zeugnuͤſſen der Schrifft von der Erb-Suͤnd vor dißmahl ungemeldet laſſe) auß der taͤglichen Erfah - rung augenſcheinlich abzunehmen. Dan weil der Todt und andere Leibs Kranck - heiten eine Straff der Sünden iſt / und viel Kinder viel leyden auch ſterben / ehe ſie fuͤr ihre Perſohn einige Suͤnd wircklich vollbracht: ſo folgt / daß ſie mit der Erb - Suͤnd behafft ſeyn muͤſſen / ſonſt konte ja der Todt / welcher / wie obſtehet / durch die alleine Suͤnd in die Welt / das iſt / uͤber die Menſchen kommen iſt / kein Recht noch Ge - walt haben; und thaͤte Gott den Kinderen unguͤtlich / ja (wie es ſcheinet) Gewalt und Unrecht / daß er die ſonſt fuͤr ihre Perſohn unſchuldige Kinder mit Kranckheit / Elendund349Guͤldenes Schwerd. und mit dem Todt ſtraffete / da ſie gar ohne die Erb-Suͤnd / und alſo ohne alle Sünd waͤren.

Zweytens. Niemand kan ſeelig werden als lang er in Gottes Zorn und Ungna - den iſt: die kleine Kinder aber ſeynd und bleiben in Gottes Zorn und Ungnaden / als lang ſie nur auß dem Fleiſch natuͤrlich gebohren / und nicht zum andermahl durch die Tauff auß Gott gebohren / wie der Apoſtel außtruͤcklich bezeugt / da er alſo ſpricht Epheſ. 2. Wir waren von Natu - ren (das iſt / von erſter und fleiſchlicher Ge - burt her) Kinder deß Zorns / gleich wie auch die anderen. Ja es darff gemel - ter Apoſtel Rom. 5. woll ſagen / daß durch die Erb-Suͤnd / die von Adam durch Eſ - ſen der verbottener Baum-Frucht / und von allen Menſchen (die von ihm nach dem Fleiſch gebohren werden und herkom - men) in Adam begangen / die Verdamnus uͤber alle Menſchen kommen ſeye. Wie kans dan moͤglich ſeyn / daß die / ſo im Zorn Gottes und Stand der Verdamnus (we - gen der Erb-Suͤnd) abſterben / ehe ſie durch die H. Tauff von der Suͤnd / und alſo von dem Stand und Schuld derP 7Ver -350Guͤldenes Schwerd. Verdamnus befreyet und erlediget / und alſo mit Gott verſohnet ſeyen / ſeelig wer - den.

Drittens. Wer in Gewalt deß hoͤlli - ſchen Pharaonis, das iſt / deß Teuffels iſt / der kan ins heilige / gelobte / das iſt / himm - liſch Vatterland nit kommen: die kleine Kinder aber ſeynd in Gewalt deß Teuffels / als lang ſie mit der Erbſuͤndt befleckt und beladen / wie offenbahr iſt; ergo.

Viertens: Niemandt kan das Him - melreich erben / er ſeye dan zuvor ein Kindt Gottes / wie der Apoſtel Rom. 8. bezeugt: Nun aber ſeynd die kleine Kinder keine Kin - der Gottes als lang ſie nit auß Gott durch die H. Tauff auffs new gebohren ſeynd / maſſen der H. Johannes Cap. 1. außtruͤck - lich bezeugt / daß Chriſtus Macht gegeben habe Kinder Gottes zu werden / denen / wel - che nicht auß dem Gebluͤte / noch auß dem Willen deß Fleiſches / noch auß dem Wil - len deß Manns / ſonderen (merckts doch ihr Widerſinnige) zum anderen mahl auß dem Waſſer und Geiſt / wie Joan. 3. deutlich zu leſen / das iſt / durch die H. Tauff auß Gott gebohren ſeynd; ergo.

Fuͤnfftens: Wer / und als lang er in ei -ner351Guͤldenes Schwerd. ner ſchwaͤren und toͤdtlichen Suͤnden ſteckt / kan zum Himmel nit gelangen: Nun aber ſteckt in einer faſt ſchwaͤrer und todtbrin - gender Suͤnden / nemblich in der Erbſuͤn - den / der jenige / welcher annoch ungetaufft iſt / dan alſo ſpricht S. Paulus zu den ge - taufften Corintheren Cap 6. Und ſolches ſeyd ihr zwarn auch (nemblich vor der Tauff) etwan geweſen (nemblich grobe und groſſe Suͤnder) aber hr ſeyd abge - waſchen / ihr ſeyd geheiliget / ihr ſeyd gerechtfertiget durch den Nahmen unſers Herꝛn Jeſu Chriſti / und durch den Geiſt (in der Tauff nemblich Tit. 3.) unſers Gottes. Und zu den Epheſeren am 5. Cap. Allwo er dieſelbe vermahnet / alſo ihre Weiber zu lieben / gleich wie Chriſtus geliebet ſeine Kirch / für welche er ſich ſelbſt dargeben / auff daß er ſie heiliget; wie dan? Merckts doch / die Wort folgen im Text und lauten alſo: Und er hat ſie gereini - get durch das Waſſer-Bad im Wort deß Lebens; ergo kan der jenige / und alle kleine Kinder / ſo in der Erbſuͤnd ſtecken / und von derſelben durch die H. Tauff nit ge - reiniget und geheiliget ſeyen / zum Himmel nit eingehen.

Sech -352Guͤldenes Schwerd.

Sechſtens: Am obcitirtem 3. Cap. Jo - an. da Nicodemus den Weg der Seelig - keit gern erlehrnen wolte / lehrete ihnen Chriſtus denſelben gantz deutlich / wie aber? mit einem zweyfachen Eydtſchwur bethuͤ - ret und bekraͤfftiget Chriſtus / die ewige ohnfehlbahre Warheit / ſo theur und ſtarck / daß niemand ins Himmelreich eingehen koͤnne / es ſeye dan / daß er durch das Waſ - ſer und Geiſt / das iſt / die H. Tauff / wider - gebohren / und auß einem verdorbenem A - dams-Kind ein gnadenſeeliges Kind Got - tes worden ſeye.

So muͤſſet ihr meine Gegentheilige o - der Chriſtum zum Luͤgener [ja woll alſo zu reden] meineydig machen wollen; oder / Vermoͤg jetzt angeregter und eydlich be - kraͤfftigter Lehr Chriſti / den ungetaufften Kinderen das Reich Gottes nothwendig abſagen. Ach! ihr Seelen-Moͤrder! laſt doch ewere Kinder tauffen.

Siebendtens: Wer will doch den H. Apoſtel Paulum / ja woll den H. Geiſt / der durch Paulum geſprochen und gelehret / zur Schullen führen und meiſteren / ja wol einer Lügen ſtraffen / und das fuͤr ungewiß und falſch machen duͤrffen / was der H. Geiſtfuͤr353Güldenes Schwerd. fuͤr gewiß gehalten / geglaubt und beſtaͤtti - get will haben? Nun aber zeuget der H. A - poſtel Paulus ad Titum 3. oder vielmehr der H. Geiſt durch Paulum gantz klaͤrlich und außtruͤcklich / daß die kleine ohne Tauff nicht ſeelig werden / und diß als ein gewiſſe Rede / ſoll Titus beſtaͤttigen; ergo.

Letztlich / damit ichs kurtz mache / und hundert ja mehrere andere dieſerthalb vor - rathige Proben / daß es mit den ungetauff - ten Kinderen verlohren ſeye / ſtillſchweigend vorbey gehe; hats ja die H. Apoſtoliſche und Catholiſche Kirch / die / wie oben zur Gnuͤ - gen dargethan / ein Grundfeſt und Saͤule der Warheit iſt / ja alle H H. uhralte Vaͤt - ter und Kirchen-Lehrer / die Gott beruffen / der Heerden Chriſti mit geſunder Lehr vor - zuſtehen / einhelliglich jederzeit geglaubt / und darfuͤr gehalten / auch muͤnd und ſchrifftlich alſo gelehret / daß die ungetauff - te Kinder der ewiger Seeligkeit nit gewaͤr - tig ſeyn koͤnnen; es waͤre dan / daß / wie mehr - mahlen gemelt / dieſelbe ſonſten umb Chri - ſti Nahmens willen von den Tuͤrcken oder anderen Feynden Chriſtlichen Glaubens gewalthaͤtig umbbracht und getoͤdtet wuͤr - den / welchen fals ſie gleich anderen die auß -truͤck -354Guͤldenes Schwerd. trückliche Verheiſchung von Chriſto ha - ben / daß ſie ihr Leben in Ewigkeit finden werden / welches ſie allhier auff Erden umb Chriſti willen verlohren haben / Matth. cap. 10. Bitte derohalben und beſchwaͤre euch alle meine Widerſinnige ſambt und ſon - ders / im Nahmen und durch das theure Blut Jeſu Chriſti / ewre Kinderger / deren ihr dan ſo viele ohne die H. Tauff jaͤm - merlich hinſterben laſſet / und alſo dieſelbe / ach der armen unſchuͤldigen Kinderger! dem leydigen Sathan tyranniſch-und moͤrdiſcher Weiſe auffopfferet / ohne Ver - weilen (ach heut doch / der grimmige Todt moͤchte ſie Morgen vielleicht uͤbereylen und hinſchnapffen / ach in dieſer Stundt doch / der Teuffel moͤchte ſie an dieſem Tag noch hinreiſſen) tauffen zu laſſen.

Ungegruͤndte Einwuͤrff der Uncatholiſchen.

1. EY mein Freund / es hat kein Beden - cken oder Gefahr / laß ſie nur ſterben / Chriſtus hat alle Menſchen / und demnach auch uns und unſere Kinderger / durch ſein theures H. Blut am Holtz deß Creutzens von Suͤnden gereiniget / und in Ewig -keit355Guͤldenes Schwerd. keit erloͤſet / der Himmel iſt ihnen ge - wiß.

Antwort: So gewiß / als jenem Hoch - Zeiter / deme man Haͤnd und Fuͤß zuſam - men bunde / und in die aͤuſſerſte Finſternuͤſ - ſen warffe. So gewiß / als jenẽ fuͤnff thoͤrich - ten Jungfrawen / denen man die Thuͤr fuͤr der Naſen zuſchluſſe. Hat ſchon Chriſtus / alle Menſchen / als viel an ihme iſt / durch ſein thewres Blut und bitteren Todt am Holtz deß Creutzens / von Suͤnden / vom Teuffel / von der Verdamnus erloͤſet / und ihnen die ewige Seeligkeit voͤllig / und gnug - ſam / ja uͤberfluͤſſig verdienet / erworben und bereitet; ſeynd doch darumb alle Menſchen nicht ſtracks ſeelig / ſonſt muͤſten auch Ju - den / Heyden / Tuͤrcken / ꝛc. ja alle Menſchen und deren Kinder / am Creutz de facto, auch ehe ſie gebohren / erloͤſt und geſeeliget ſeyn; ſonderen denen iſt Chriſtus wuͤrcklich und mit der That / ein Erloͤſer / ein Hey - land und Seeligmacher / welche erſtlich durch die H. Tauff / als ein ordentliches / und darzu eingeſetztes erſt-und vornehmſtes Mittel / in der zweyter / geiſtlicher und nicht in der erſter leiblicher oder fleiſchlicher Ge - burt / durch das unendliche Verdienſt deßein -356Guͤldenes Schwerd. einmahl am Creutz vergoſſenen Bluts Chriſti von der Erbſuͤnd gereiniget / auß deß Teuffels Gewalt und ewiger Ver - damnus erloͤſet / Chriſto einverleibt / auß Gott gebohren / und alſo Gottes Kinder und Erben gemacht werden. Ey dan hurtig die arme Kinderger auffgepackt / zum H. Tauff-Brunnen mit denſelben / ohne deſſen heylbringender Abwaſchung ihnen das vergoſſene theure Blut Chriſti nichts helf - fen kan.

2. Dan muͤſte ja Gott ein tyranniſch - und unbarmhertziger Gott ſeyn / wan er die kleine / ſonderlich der Chriſten Kinder / ſo kem Suͤnd gethan / deß Himmels berau - ben und verdammen ſolte / ob ſie gleich ohne Tauff ſtuͤrben.

Antwort: Gott iſt zwarn barmhertzig und voller Gnad / aber auch gerecht / ſeine Ur - theil ſeynd rechtfertig / uns zwar unbekant / doch aber ohne Ungerechtigkeit; daß er a - ber die ungetauffte Kinder nicht ſeelig ma - che / daß thut er nicht darumb / daß ſie fuͤr ihre Perſon die Tauff verabſaumt oder ſonſt geſuͤndiget haben / ſonderen / weilen ſie in Adam geſuͤndiget / in Suͤnden geboh - ren / und alſo von Naturen Kinder deßZorns357Guͤldenes Schwerd. Zorns Gottes ſeynd / und in dieſem Zorn hinſterben. Foͤlglich dan nit Gott / ſonderen ihr / ihr meine Gegentheilige / tyranniſch - und unbarmhertzig ſeyd / da ihr ſo manches Kind / ſo manche unſchuͤldige Seel an ſei - nem Heyl / durch auffſetzliche Zuruͤckſtel - lung der H. Tauff / ewiglich / ach! ewiglich behindert; aͤrger ſeyd ihr als Pharao / der die Juͤdiſche Maͤnnlein in Aegypto ver - ſaͤuffen; aͤrger / als Herodes / der ſo viele un - ſchuͤldige Kinder zu Bethlehem ermoͤrden laſſen: Dan Pharao und Herodes waren unglaͤubig und Feynde Gottes. Jhr aber ſollet und wollet Chriſten und Gottes Freunde ſeyn; jene haben frembde Kinder am Leib und zeitlich allein / nit aber an der Seelen getoͤdtet / weilen ſie umb Gottes willen umbkommen / und darumb ſeelig worden: ihr aber toͤdtet nit allein frembde / ſonderen ſo gar ewre eygene Kinder / nit zwarn zeitlich am Leib / ſonderen ewig an der Seelen. O ihr Seelen-Moͤrder! ihr Tyrannen! ja aͤrger als die aͤrgſte Tyran - nen / Tuͤrcken oder Juden / aͤrger als der Teuffel ſelbſten! tauſendt Hoͤllen waͤren zu wenig ſolche Tyranney abzuſtraffen.

3. Durch den Glauben und Vorbittdero358Guͤldenes Schwerd. dero glaubigen Elteren werden die unge - tauffte Kinder Gott auffgeopffert / und al - ſo ſeelig.

Antwort: Wo ſteht das geſchrieben? in einem Calviniſch-Anabaptiſtiſch-oder ſonſt Uncatholiſchem Luͤgenbuch wohl / aber nit in goͤttlicher H. wahrer Schrifft / ſo hier - von nit die geringſte Meldung thut; oder weiſt auff / wohe.

Andere ewre gantz ungereimbte Ein - und Gegenwuͤrff / oder / beſſer zu ſagen / nach Art und Gewonheit geſuchte Außfluͤchte / ſo ihr wider den Kinder-Tauff ohne allen Nachdrück / ja gantz ohnvernünfftiglich er - dichtet und einwendet / beſorgender unge - meinter Weitlaͤuffigkeit halben / ohne Ant - wort (die doch / fals noͤhtig / und ſonſt auff den geringſten durch etwa vornehmendes Refutations-Schreiben darzu gegebenen Anlaß der Gebuͤhr und Vermoͤ - gen nach / darauff zu geben uhrbietig) vorbey zu ge - hen; ſetze den

§. 2. Ob359Guͤldenes Schwerd.

§. 2.

Ob die kleine Kinder / in Noth und Todts-Gefahr / da man keinen Prie - ſter / oder ſonſt darzu verordneten Kirchen-Diener haben kan / alsdan von denen Hebammen / oder ſonſt an - deren Laͤyen getaufft werden moͤgen / und alſolche Tauff zulaͤſſig / nuͤtzlich / und zur Seeligkeit gnug - ſam ſeye?

SO iſt es dan / Vermoͤg obangefuͤhr - ter / und mehrerer anderer annoch vor - raͤhtiger unumbſtoßlicher Beweißthum - ben / eine gewiſſe und außgemachte Sach / daß die kleine / auch dero Chriſten Kinder / wan ſeelig werden ſollen / nothwendig ge - taufft ſeyn muͤſſen; Von wem aber?

Antwort: Nit allein von denen ordent - lichen Prieſteren und Seelſorgeren / ſonde - ren auch / bey aͤuſſetſter Noth und Todts - Gefahr / von denen Hebammen / oder ſonſt anderen Laͤyen und Chriſten / ja von einem jeden Menſchen / welcher / wan nur gebuͤhr - liche Matery / Form und Meynung wiſſeund360Guͤldenes Schwerd. und brauchen koͤnne und wolle / die kleine Kinder in ſolchem Fall tauffen mag.

Nun ſeynd zwarn einige anders geſinne - te Ketzer / ſo zwarn denen Kinderen die Tauff geſtatten / und zur Seeligkeit noͤhtig erken - nen / mit nichten aber geduͤlden noch zulaſ - ſen wollen / daß dieſe Kinder anders als von einem Prieſter oder ſo genanntem Praͤdi - canten getaufft werden; verwerffen / ver - dammen und verbieten / derowegen die Ge - hetauff / das iſt / die Tauff / ſo von denen Hebammen oder einem anderen Laͤyen / in beſagter Noth und Todts-Gefahr ver - richtet wird.

Das diß aber ketzeriſche / ja teuffeliſche Griff / und eine falſche gifftige / hochſchaͤdli - che / tyranniſche / und verdambte Lehr und Meynung ſeye / wodurch kein frommes Hertz ſich irren oder an der ſo genanter Ge - hetauff / wan ſie noͤhtig / beſuͤnderen / oder ſoͤnſt bereden laſſen ſolle oder muͤſſe / als wan ſothane Gehetauff dem Willen und Wort Gottes zuwider / oder zur Seelig - keit unnoͤhtig waͤre; Das / ſag ich / diß eine ke - tzeriſche und Unchriſtliche Lehr ſeye / ſolches kan leichtlich greiffen und ſehen / der nur Haͤnde und Augen hat. Jn gantzer Catho -liſcher361Guͤldenes Schwerd. liſcher Kirchen / ja auch bey euch obbenenten anders geſinnten / iſt eine bekandte War - heit / daß die Beſchneydung eine Figur und Vorbild der H. Tauff geweſen: Nun aber haben im alten Teſtament / im Fall der Noth / auch die Weiber ihre Kinder be - ſchnitten / wie zu leſen / Exod. 4. und im an - deren Buch der Machab. Cap. 6. War - umb ſollen dan nicht Manns-oder Weibs - Perſonen im newen Teſtament in hoͤchſter Noth und Todts-Gefahr tauffen moͤgen? Und obſchon Chriſtus / Matth. 28. denen Apoſtelen Macht und Befelch gegeben / daß ſie alle Voͤlcker lehren und tauffen ſollen / ſo folgt doch nicht / und Chriſtus nicht ge - ſagt / daß ſie NB. allein / und niemand an - ders / taͤuffen ſollen; dan wer will oder darff zweiffelen / daß Sanct Peter / da er Act. 2. drey tauſend / und Act. 4. fuͤnff tauſend zu - gleich und auff einmahlen zum Glauben be - kehret. Jtem da er Act. 10. den heydniſchen Hauptman Cornelium / und ſeine Hauß - und andere Freund und Glaubens-Ge - noſſen tauffen laſſen / keine Apoſtelen aber / dan nur etliche Chriſten / ſo Juden geweſen / und nunmehr bekehrt waren / bey ſich ge - habt / das / ſag ich / Sanct Peter bey dieſenQund362Guͤldenes Schwerd. und dergleichen Faͤllen / nit allein andere Apoſtelen (neben welchen damahls noch keine Prieſter mehr waren) ſonderen auch / oder woll gar andere / ſo Laͤyen und keine Prieſter geweſen / brauchen muͤſſen? und ſol - te auch Chriſtus den Befelch zu lehren und zu tauffen den Apoſtelen allein / und niemandten anderrs gegeben haben; ſo muͤ - ſte und koͤnte doch ſolches anders nit ver - ſtanden werden / als von ordent-und offent - lichem Lehr-und Tauff-Ambt / welches freylich denen Weibs-Perſohnen oder an - deren Laͤyen nit zu geſtatten / und in Chriſt - Catholiſcher Kirchen niemahlen geſtattet worden. Dieſe Kirch aber / ja alle H H. Vaͤtter und Concilien haben allezeit ge - ſtattet und fuͤr gut gehalten / geſtatten und halten annoch fuͤr gut die jenige Tauff / ſo von den Weibs-Perſohnen und anderen Laͤyen / ja wol auch von Juden / Tuͤrcken / oder Heyden / da ſie nur / wie oben geſagt / die Form und Meynung der Kirchen brauchten / bey einfallender und tringender Noth verrichtet wird; leſe darüber Tertul - lianum lib. de Baptiſmo. Ambroſium in cap. 4. ad Epheſeos. Hieronymum in Dia - logo contra Luciferanos, Auguſtinum lib. 2. con -363Güldenes Schwerd. 2. contra Epiſt. Parmeniani, &c. Das prin - cipal Concilium Elibertinum, das allge - meine groſſe Concilium Nicænum, das general und allgemeine Concilium Floren - tinum, &c. Oder wolt ihr eygenſinnige Narrenkoͤpff ewer Verſtand und Gut - duͤncken mehr und hoͤher achten / als den Verſtand und Brauch ſo vieler heiliger Vaͤtter und Concilien / ja der gantzen all - gemeinen Kirchen ſelbſt? und muͤſt neben den H H. Vaͤtteren / auch die gantze H. Kirch / die ein Grundfeſt und Pfeiler der Warheit iſt / und / wie oben mit mehrerem eroͤrtert / vom H. Geiſt in alle Warheit je - derzeit gefuͤhret iſt und wird) Gottes Wort und Willen nicht oder niemahls recht ver - ſtanden / oder dargegen gehandelet haben nun ſiebenzehen hundert Jahr hero / biß daß ihrs erſtlich verſtanden und zu recht ge - bracht. Jſt mir das nicht eine verfluchte und teuffeliſche Vermeſſentheit / und thumme Kuͤhnheit / ja ketzeriſche Gottslaͤ - ſterung und Unſinnigkeit von euch?

Und was koͤnt ihr doch zu Beſchuͤtz-und Beſchirmung ewres ſo gefaſten Jrꝛthumbs vorwenden? etlicher Concilien und Kirchen - Lehrer von euch verfaͤlſchte und unrecht ge -Q 2deu -364Guͤldenes Schwerd. deutete Spruͤche zwarn / aber mit ſchlech - tem Nachdruck / dan auß denſelben mehr nit zu erzwingen / als daß dieſelbe allen Laͤy - en und Weiberen das offentliche Tauffen verbotten / und die jenige ſcharpff beſtrafft und gelaͤſtert haben / welche deſſen ſich ſelbſt freventlicher und vermeſſener Weiß / auß Hoffart und ohne Noth anmaſſen / und al - ſo ſich prieſterlicher Aempter verbottener Maſſen unterfangen thaͤten. Und ſolte ſchon (ſo doch nit geſtatten will) in Chriſt - Catholiſcher Kirchen ein oder anderer pri - vater Lehrer ſeine eygene und widerwaͤrtige Meynung hierinfals gehabt haben / kan dannoch ſolches dem unfehlbahren Urtheil der gantzer Kirchen / welches fuͤrwahr mehr gilt und gelten muß / als eines privaten und dem Jrꝛthumb unterworffenen Vatters / mit nichten nach-oder ewrer ungegruͤndter und irriger Lehr vortheilig ſeyn.

Wans ihr hochtrabende und prallende Praͤdicanten oder Worts-Diener nit ver - ſtehen oder wiſſen wollet / ſo verſtehen oder wiſſens doch die Catholiſche einfaͤltige Bauren / daß / da Chriſtus der Herꝛ denen kleinen Kinderen / ſo nit etwa in ihrem ey - genen deß Chriſtlichen Nahmens willenver -365Guͤldenes Schwerd. vergoſſenen Blut getaufft und alſo ſeelig werden / die wuͤrckliche Empfahung deß H. ſacramentaliſchen Tauff-Waſſers abſolut und ohne Exception / unter Verluſt ewiger Seeligkeit / gebotten und eingeſetzt / derſelbe zugleich Macht und Gewalt gegeben ha - be allen und jeden Menſchen (er ſey Geiſt - oder Weltlich / Mann oder Weib / glaͤu - big oder unglaͤubig / Jud oder Tuͤrck) de - nen geiſtlichen zwarn oͤffentlich und Ampts halben / denen Laͤyen aber / in privat und bey einfallender Noth / geſagten Kinderen dieſes ſo nothwendige H. Tauff-Waſſer darzureichen und mitzutheilen: dan ſonſten das Gebott Chriſti gar zu ſcharpff waͤre / und demſelben jederzeit nit nach gelebt wer - den koͤnte / allermaſſen manches Kind kaum zur Welt gebohren werde / und in einem Augenblick / ehe ein Pfarrer beygebracht werden koͤnne / hinſterbe.

Wan dan ihr ſo offt eines unverant - wortlichen Seelen-Mords vor dem. An - geſicht Gottes nit ſchüldig ſeyn wollet / wie offt ihr ein Kind / ſo vom Todt uͤbereylet wird / und alſo wegen Kuͤrtze der Zeit von euch nit getaufft werden kan / ohne die Ge - hetauff / ſo eine anweſende Hebamme oderQ 3ande -366Guͤldenes Schwerd. anderer Laͤy / der darin gebuͤhrend unterrich - tet / ſolchen fals zwarn verrichten koͤnte und muͤſte / dieſelbe aber / weilens ihnen und al - len Laͤyen von euch verbotten wird / nit ver - nichten darff / ſterben und verderben laſſet; ſo wills noͤhtig ſeyn / daß ihr diß ewr ſo tyran - niſches Verbott ſchleunigſt widerruffet / und einem jeden auß ewrer Gemeinde er - laubet / die Kinder im Fall der Noth zu Ge - hetauffen; widrigen fals will ich den gerech - ten Gott eine ſo Unchriftliche Tyranney / ſo ihr an ſo viel tauſendt unſchüldigen See - len veruͤbet / raͤchen und richten laſſen.

Zweyte Frag.

Ob die Firmung ein wahres von Chriſto eingeſetztes Sacrament ſeye?

JCh und alle Chriſt-Catholiſche ant - worten Ja / und bekennen einhelliglich / daß die Firmung ein wahres von Chriſto angeordnetes Sacrament ſeye / durch wel - ches die innerliche heiligmachende Gnad im getaufften Menſchen verſtaͤrcket / und er in ſeinem Glauben beſtaͤttiget wird / ver -mit -367Guͤldenes Schwerd. mittels Salbung deß H. Chryſams / wel - che ordentlich vom alleinen Biſchoff / mit Außſprechung ſicherer Woͤrter / auff der Stirnen geſchicht. Und dieſes zu behaup - ten / koͤnte und muͤſte zwarn einem wider - ſinnigen Lutheriſch-und Calviniſchem Kopff gnug ſeyn der einhellige Conſens al - ler H H. Vaͤtter / und der gantzen Roͤmiſch - Catholiſch-Apoſtoliſcher Kirchen / welche die Firmung allezeit fuͤr ein wahres Sacra - ment deß newen Geſaͤtzes erkent hat / und noch zur Zeit beſtaͤndig erkennet / diß / ſog ich / koͤnte und muͤſte gnug ſeyn / aller maſſen dieſe Kirch / wie offt geſagt / und oben zur Gnuͤgen dargethan / in dieſen und anderen Glaubens-Puncten nit irren kan; gleich - wohl hat man deſſen eine gute unumbſtoß - liche Prob auß goͤttlicher H. Schrifft / ſo an vielen Oertheren die Einſetzung und Wuͤrckung dieſes H. Sacraments klar und handgreifflich behauptet. Und als viel die Einſetzung betrifft / iſts ja bekant / daß Chriſtus der Herꝛ dieſes H. Sacrament der Firmung eingeſetzt und angeordnet ha - be / anfaͤnglich zwar / oder / wie ichs von den Theologanten in Latein hab hoͤren nen - nen / inchoativè im letzten Abendtmahl /Q 4wei -368Guͤldenes Schwerd. weilen Er auff demſelben / nachdem Er mit ſeinen Apoſtel-und Juͤngeren das Oſter - lamb geſſen / und ihre Fuͤß gewaſchen / die - ſelbe / laut der zweyter Epiſtel Fabiani Papæ cap. 1. den Chryſam hat lehren machen; vol - kommentlich aber / oder / wie ichs von den Schrifft-Gelehrten ebenfals hab hoͤren außſprechen / perfectè & conſummativè Joan. 20. v. 21. allwo Chriſtus die Apoſtelen zu Biſchoffen conſecrirt / und denſelben vollkommene Biſchoffliche Macht und Gewalt mitgetheilt hat mit dieſen Woͤrte - ren: Wie mich der Vatter geſandt hat / alſo ſende ich euch. Obſchon der Brauch und Adminiſtration dieſes Sacraments allererſt nach dem H. Pfingſtag ſeinen An - fang genohmen / an welchem Tag nemblich der nun glorificirte Jeſus den von ihme Joan. cap. 10. und 16. Luc. 24. und Act. 1. und anderen Oertheren offt verſprochenen H. Geiſt uͤber die Apoſtelen geſchickt / und dieſelbe im Glauben / umb denſelben ritter - lich zu verfechten / beſtaͤttiget hat.

Daß aber die Gnad deß H. Geiſtes durch dieſes H. Sacrament der Firmung mitgetheilt werde / ſolches erhellet klar auß den Geſchichten der Apoſtelen cap. 8. v. 17. und369Guͤldenes Schwerd. und 18. allwo Simon der Zauberer erkent und geſehen / daß der heilige Geiſt den nun - mehro bekehrten Samaritern / durch Auff - legung der Haͤnde der Apoſtelen gegeben ward. Jtem Act. cap. 19. v. 6. Als Paulus ihnen (den Epheſeren) die Haͤnde auff - leget / kam der Geiſt auff ſie / ꝛc. Ey mei - ne Uncatholiſche leſet und durch leſet doch einmahl die Geſchichten und andere Oer - ther goͤttlicher H. Schrifft / nit aber oben - hin und per Saltum, ſonderen achtſam und mit einem Nachſinnen / alsdan werd ihrs lehrnen und greiffen / wie reichlich der H. Geiſt ſich außgegoſſen / und außgieſſe uͤber die jenige / ſo von den H H. Apoſteln gefirmt worden / und von heutigen Biſchoffen ge - firmt werden.

Daß zweytens das H. Sacrament der Firmung eine innerliche Huͤlff und Staͤr - cke im Glauben ſtandhafftig zu bekennen im getaufften Menſchen wircke / ſolches lehr - nen wir nit allein auß allen H H. Vaͤtteren und Kirchen-Lehreren / ſo dieſe Wuͤrckung vielfaͤltig und weitlaͤuffig erklaͤren / in ſpe - cie P. Damian. Serm. 1. de Dedicat. Melchi - as Pabſt ad Epheſe. Hiſpan. &c. ſonderen auch auß der Erfahrnus: dan alsbald dieQ 5Apo -370Guͤldenes Schwerd. Apoſtelen / ſo zuvor zaghafft / und zwiſchen den Mauren klebten / am H. Pfingſtag / ob - ſchon nit durch eine Hand-Aufflegung / ſonderen auff eine ſpecial und extraordinari Weiſe / gefirmt und beſtaͤttiget geweſen / ſeynd ſie gleich in alle Welt außgangen / und haben Chriſtum Jeſum den Gecreu - tzigten und ſeinen Glauben dapffer und unerſchrocken / Fewr und Schwerd / Creutz und alle auch die grauſambſte Tormenten ungeachtet / bekennt und geprediget / fuͤr denſelben ihr Leib und Leben dargeſetzt / und alſo die verkehrte und rebelliſche Ketzer und Heyden unter das Joch der Warheit ge - bracht.

Daß ſo viele tauſend Martyren fuͤr den wahren Glauben / auch biß zum letzten Bluts-Tropffen zu / ſo ritterlich gekaͤmpf - fet haben / weme hat man ſolches zuzuſchrei - ben / als dem alleinen Sacrament der Fir - mung? daß hingegen ſo viele / im Hertzen zwar gut Glaubige / da man aber den Glau - ben offentlich und mit dem Mund beken - nen ſollen / gantz zaghafft und erſchro - cken / auß Forcht außzuſtehender Tormen - ten und Qualen / vom Glauben abtrinnig worden und in Ketzereyen gefallen ſeyen /wo -371Guͤldenes Schwerd. woher iſt ſolches kommen / als weilen die - ſelbe das Sacrament der Firmung ver - nachlaͤſſiget haben?

Kurtz darvon zu reden: Wer ein recht Catholiſcher Chriſt und Himmels-Erb ſeyn will / der muß / Krafft angeregter und anderer dißfals annoch vorraͤhtiger Be - weißthumben / die H. Firmung fuͤr ein wahres Sacrament erkennen und anneh - men.

Ungegruͤndte Gegenwürff der Unca - tholiſchen werden zernichtiget.

1. Gegenwurff. EY mein guter Freund / mein lieber H. Nivi - andts! dein Schwerd iſt noch zu ſtumpff / hat noch nichts getroffen / muͤſſe beſſer ge - ſchliffen werden; dan was du Eingangs vom einhelligen Conſens der Vaͤtter und der Kirchen uͤber die Firmung anfuͤhreſt / iſt und probiret nichts; dan / damit mich ob - mehrgemelten H. Gerſtenbergers eygener Wort gebrauche / die Sacramenta keine menſchliche Gedichte oder Satzun - gen ſeynd / ſonderen von Gott geord - nete Mittel zu der Seeligkeit / kan al - ſo kein Vatter der Kirchen diß fuͤrQ 6Sa -372Guͤldenes Schwerd. Sacrament außgeben / was von Chri - ſto nicht darzu eingeſetzt und geord - net iſt.

Antwort. Gantz recht und vernünfftig geredt / Herꝛ Gerſtenberger; Wan aber du und deine Conſorten die Geſchichten der Apoſtelen / und ſonderlich das achte Capi - tel etwa gnawer durchleſen haͤttet / ſo wür - det ihr ſchon wiſſen / daß die Firmung / oder die Gewalt zu firmen nit etwa ein menſch - liches Gedicht oder Satzung / ſonderen eine Gaab Gottes / folglich von Chriſto einge - ſetzt ſeye; der 18. 19. 20. und 21. Verß gemel - ten achten Capitels lautet ja alſo: Als aber Simon ſahe / daß der heilige Geiſt durch Aufflegung der Haͤnde der A - poſtelen gegeben ward / bott er ihnen Gelt / und ſprach: gebet mir auch dieſe Macht / daß / wem ich die Haͤnde auff - legen werde / derſelbige auch den H. Geiſt empfahe. Petrus aber ſprach zu ihm: dein Gelt muͤſſe mit dir zur Ver - damnus fahren / dieweil du gemeynt haſt / daß (merck Herꝛ Gerſtenberger) die Gaabe Gottes durch Gelt zu er - langen ſey / ꝛc.

2. Gegenwurff. Die Apoſtelen habenja373Güldenes Schwerd. ja den Chriſten keine Ohrfeigen geben / ih - nen auch kein Creutz an der Stirnen ge - macht / wie heutige Biſchoffen thuen; wie will man dan auß der Hand-Aufflegung der Apoſtelen eine Firmung erzwingen?

Antwort: Wans dan eine Ohrfeige zu nennen / ſo gibt der Biſchoff denen Chri - ſten dieſelbe darumb / damit ſie nun als ſtar - cke unerſchrockene Helden fuͤr Chriſto und ſeinen H. Nahmen wider deſſen ſichtbahr - und unſichtbahre Feynde dapffer ſtreiten / und alle ihnen etwa zufuͤgende Unbillen und Tormenten fuͤr denſelben gern leyden ſollen: darumb aber machet er ihnen ein Creutz an der Stirnen / damit ſie ſich deß Creutzes Chriſti nit ſchaͤmen / ſonderen daſ - ſelbe und den daran hangenden Chriſtum fein wacker mit Hertz und Mund / mit Gut und Blut / Leib und Leben bekennen und verthaͤtigen ſollen; iſt das aber etwas Boͤſes und veraͤchtliches?

3. Gegenwurff: Auß goͤttlicher Heil - Schrifft iſts bekant / daß wir in der heiligen Tauff die Gnade deß H. Geiſtes empfa - hen / gleich dan die Samariter empfangen hatten / ehe ihnen die Haͤnde der Apoſtelen auffgelegt waren; was hat man deß Chry - ſams vonnoͤhten?

Ant -374Guͤldenes Schwerd.

Antwort: Wan ihr die H. Schrifft beſſer durchleſen haͤttet / ſo wuͤrde euch das Contrarium bekant ſeyn / dan Act. cap. 8. leſen wir deutlich / daß / ohneracht die Sa - mariter im Nahmen deß Herꝛn Jeſu ge - taͤuffet waren / dannoch der heilig Geiſt - ber deren keinen kommen war / biß daß ih - nen Petrus und Johannes ihre Haͤnde auffgelegt; Verſ. 15. & ſeqq. lauts alſo: Da dieſe (Petrus und Johannes) nacher Samariam ankommen waren / baten ſie fuͤr ſie / daß ſie den heiligen Geiſt empfiengen / dan er war noch auff kei - nen unter ihnen kommen / ſonderen (merck Herꝛ Gerſtenberger) ſie waren allein im Nahmen deß Herꝛn Jeſu getaͤuffet: da legten ſie die Haͤnde auff ſie / und ſie empfiengen den H. Geiſt.

4. Gegenwurff: Die Haͤnd-Auffle - gung der Apoſtelen ware nur eine bloſe aͤuſſerliche Ceremoni / wordurch nit der heilige Geiſt / ſonderen die Wunder - Gaaben deß H. Geiſtes mitgetheilt wuͤr - den.

Antwort: Wo ſteht das geſchrieben Herꝛ Gerſtenberger? in goͤttlicher Heil. Schrifft nit / dan dieſelbe / wie obſtehet / mitkla -375Guͤldenes Schwerd. klaren und deutlichen Worten bezeuget / daß nit etwa die bloſe Wunder-Gaaben deß heiligen Geiſtes / ſonderen der heilige Geiſt ſelbſten mitgetheilt werde; es muſten dan die Wunder-Gaaben deß heiligen Geiſtes in heiliger Schrifft ſimpliciter der heilig Geiſt genent werden / welches vom H. Gerſtenberger zu behaupten ſteht. Und was hatten doch die new-bekehrte Sama - riter die Gaaben der Wunder-Zeichen von - noͤhten? Philippus wirckte daſelbſten Mi - raculen gnug / wie Act. c. 8. v. 7. zu ſehen; und wans bloß allein umb Wunder-Zeichen zu thun waͤre geweſen / ſo haͤtte man Petrum und Johannem ſo eylfertig nacher Sa - mariam nit abſchicken dürffen / maſſen Philippus auß den Beſeſſenen die unreine Geiſter außtreibte / die Gichtbruͤchtige und Lahme geſund machte / alſo / daß ſich eine groſſe Frewde in Samaria erhube; Nimbs wahr H. Gerſtenberger / nit der Wunder - Gaaben halben / ſonderen darumb wurden Petrus und Johannes nacher Samariam geſchickt / damit ſie (dan Philippus / annoch wie Diaconus / darzu keine Gewalt hatte) den Samariteren / ſo umb den new-ange - nohmenen Chriſtlichen Glauben willen /groſ -376Guͤldenes Schwerd. groſſe Verfolgungen und Torturen ley - den muͤſten / ihre Haͤnd aufflegten / und alſo eine innerliche Staͤrcke / Huͤlff und Gnade deß heiligen Geiſtes mittheileten / umb Chriſtum und ſeinen Glauben ohne Forcht und ſtandhafftig zu bekennen.

Weilen dan / gleich wie angeregte / alſo alle andere der Uncatholiſchen Gegenwuͤrff ohne allen Nachdruͤck und vergebens ge - ſchehen / und derhalben kein Antwort / weni - ger eine offene Druͤck verdienen / will ge - ſchweigen / daß der Einſetzung und Wür - ckung der H. Firmung ichtwas praͤjudici - ren ſollen; ſchreite derhalben zur

Dritten Frag.

Von dem Hochheiligen Sacra - ment deß Altars.

§. 1.

Ob der Leib und Blut Chriſti Jeſu in dieſem Hochheiligen Sacra - ment weſentlich zuge - gen ſeye?

1. OHneracht / daß dieſe Frag von ſo viel tauſendt Catholiſchen Scribentenund377Guͤldenes Schwerd. und faſt gelehrten wackeren Maͤnneren in offenem Druck bejahet / und mit kraͤfftigſten Beweißthumben bewehrt worden / ja taͤg - lich und immerfort dermaſſen bejahet und bewehrt werde / ohne auch / daß ſich jemahlen ein gruͤndlich-und merckwuͤrdiger Gegen - Beweiß herfuͤr gethan / oder herfuͤr thuen koͤnnen; ſo bleibt gleichwohl unſer Gegen - theil in ſeinem gefaſten Jrꝛthumb gantz halsſtaͤrrig / und der blinder Meynung und Lehr / Calvinus und deſſen Calviniſche Bruͤtlingen zwarn: daß das Sacrament deß Altars nur allein eine bloſe Figur / eine bloſe Bedeutnus / ein bloſes Zeichen deß weſentlichen Leibs und Bluts Chriſti / nicht aber der weſentliche Leib / noch das Blut ſelbſten. Lutherus aber und deſſen Lu - theriſche Mithetſcher: daß der weſentliche Leib und Blut Chriſti anders nit / als bey und unter der Nieſſung gegenwaͤrtig ſeye. Der Ubiquiſten und anderer Narren - Koͤpffen unſinnige Lehr zu geſchweigen.

Damit aber ihnen und geſambten Ge - gentheiligen ſo bewehrte Catholiſche War - heit deſto beſſer erklaͤret werden / und end - lich ſie ihre Augen eroͤffnen / bißherigen ih - ren Fehler erkennen / und die warhafftigeGegen -378Guͤldenes Schwerd. Gegenwart deß weſentlichen Leibs und Bluts Chriſti im hochwuͤrdigſten Sacra - ment deß Altvrs bekennen moͤgen; iſt auff vorgeſetzte Frag meine und aller Chriſt - Catholiſchen einhellige

Antwort: Daß der Leib und Blut Chriſti im hochheiligen Sacrament deß Altars nit figürlich oder bedeutlich / ſonde - ren warhafftig und weſentlich zugegen ſeye; und ſolches probiere ich mit folgenden Ar - gumenten.

1. Seyd ihr Calviniſche und geſambte Widerſagere nit aͤrger als der Teuffel ſelb - ſten? Der Teuffel (erſchroͤcket euch nit ihr Herren / daß ich den Anfang meiner Be - weißthumben vom Teuffel nehme) der Teuffel / ſag ich / hat ja die weſentliche Ge - genwart Chriſti im Abendtmahl mehr - mahlen und laut bekennet; und ihr hart - naͤckige Koͤpff wolts nit bekennen; O eine mehr dan Teuffeliſche Boͤßheit! Hoͤrt ihr Herren / was ich euch erzehlen will: Jm Jahr 1566. lebte zu Lyon (Laoduni) eine junge Tochter / mit Nahmen Nicolaa Obry / dieſe Tochter ware vom Fuͤrſt der Teuffelen vom Belzebub beſeſſen / und wurde von demſelben am gantzen Leib grau -ſam -379Guͤldenes Schwerd. ſam-und erbaͤrmlich geplaget; da nun aber damahliger Biſchoff zu beſagtem Lyon / von dieſer ſo elender Perſohn den Teuf - fel außtreiben wolte / und deß Endts ſich einer conſecrirten H. Hoſty gebrauchte / die er dan gemelter Tochter uͤber das Haupt hielte / und den Teuffel mit folgenden Wor - ten anredete: Siehe / O ungluͤckſeeli - ger Geiſt / deinen Richter: ſihe die Krafft der Himmelen; wan du kanſt / ſo thue Widerſtand dem jenigen / wel - cher geſagt hat: Nun ſoll der Fuͤrſt der Welt herauß getrieben werden. Diß iſt der Leib / ſo von Maria der Jung - fraw gebohren / am Stammen deß Creutzes außgeſpant geweſen / im Grab geruhet hat / vom Todten auff - erſtanden und gegen Himmel gefah - ren iſt. Jch beſchwoͤre dich in Krafft dieſer himmliſcher Majeſtaͤt / daß du auß dem Leib ſeiner Magd herauß fahreſt. Da / ſag ich / obwohl gemelter Bi - ſchoff mit dieſen und dergleichen Exorciſ - mis den Belzebub angegriffen / hat ſich die beſeſſene Tochter gantz wuͤtend und raſend auffgehoben / ihre Augen von der heiligen Hoſty abgewendet / und mit allerhandGotts -380Guͤldenes Schwerd. Gottslaͤſterungen außgefahren / endlich voller Zitteren und Grauſen zu Boden ge - fallen. Jn deme aber der Biſchoff geſragt: warumb ſie in Anblick dieſer Hoſty dermaſ - ſen zitterte und grauſete / hat der boͤſe Geiſt / der Teuffel durch den Mund der beſeſſener Perſohn geantwortet / und laut bekennt: daß ihnen dieſe Hoſty ſo grauſend und zit - terend machte wegen der Woͤrter: Hoc eſt, hoc eſt, Diß iſt / diß iſt; Weilen nemblich Chriſtus wahrer Menſch und Gott Krafft dieſer Woͤrter: Hoc eſt Corpus meum, Diß iſt mein Leib / in dieſer Hoſty weſent - und leiblich zugegen waͤre / wurde er Bel - zebub durch derſelben Hoſty Gegenwart und Anblick alſo beaͤngſtiget; Jſt alſo der leydige Sathan mit einem groſſen Dampff und Stanck darvon gangen / und die arme Tochter Krafft dieſer heiligen Hoſty erret - tet worden. Wilt ihrs mir nit glauben / ſo muͤſſet ihrs doch glauben / dem ſo bewehr - ten und glaubwuͤrdigem Scribenten Flo - rimundo Ræmundo, welcher in ſeinem Sy - nopſi controverſiarum, &c. lib. 2. cap. 12. §. 3. pag. 159. bezeuget / daß er dieſem Wunder - Werck ſelbſt zugeſtanden / und mit eyge - nen Augen zugeſehen / und dardurch veran -laſ -381Guͤldenes Schwerd. laſſet und bewogen worden / ſeinen Jrꝛ - thumb [dan er ware auch ein Calvini - ſcher] zu verlaſſen / und den Catholiſchen Glauben anzunehmen.

Hat nit gleicher Weiſe der H. Bernar - dus / wie auß ſeinem Leben Guilielmus Abbas erzehlt / zu Maͤyland / offentlich in der Kirchen auß einer Edeler Matron / ſo beſeſſen ware / durch Krafft und vermittels einer conſecrirten H. Hoſty / den laͤydigen Sathan außgetrieben? fuͤrwahr durch eine bloſe Figur und Schatten wuͤrde ſich der Teuffel / den man ſonſten ſo bald nit ſchroͤ - cken mag / dermaſſen nit beaͤngſtigen / grau - ſen / und in die Flucht treiben laſſen.

Ja deß Teuffels zu geſchweigen / die un - vernuͤnfftige Thier habens erkennet / daß im Sacrament deß Altars / in einer conſe - crirten H. Hoſty der wahre Leib und Blut Chriſti zugegen ſeye. Weltkuͤndig iſt das jenige Miracul / ſo ſich zu Toloſa zugetra - gen: ein Ertz-Ketzer / mit Nahmen Bovil - lus durffte ſich mit dem H. Antonio von Padua in einen offenen Streit einlaſſen uͤber die weſentliche Gegenwart Chriſti im Sacrament deß Altars; da aber dieſer Bo - villus vom H. Antonio der weſentlicher Ge -gen -382Guͤldenes Schwerd. genwart Chriſti mit den ſtarckeſten Proben uͤberwieſen worden / erklaͤrte er offentlich fuͤr allem Volck / daß er dan Catholiſch wer - den / und an den wahren Leib und Blut Chriſti im Abendtmahl glauben; wol - te / aber mit dem Beding: Er wolte ei - nen Eſel nach dreyen Tagen / den er zu dem End ſo lang Hunger leyden laſſen wolte / auff offenen Platz fuͤhren / und ihme ſein Fuder fuͤrlegen / der H. Antonius aber ſolte mit ſeinem praͤtendirten weſentlichen Leib Chriſti gegen uͤberſtehen; wan alsdan der Eſel das Fuder verlaſſen / und zu ſeinem (deß H. Antonii) Gott lauffen / und den - ſelben anbetten wuͤrde / wolte er den Catho - liſchen Glauben annehmen. Was geſchicht? nach dreyen Tagen kompt der Ertz-Ketzer Bovillus mit ſeinem hungerigen Eſel her - an / der heilig Antonius aber mit einer heili - gen von ihme im H. Meeß-Opffer conſe - crirter Hoſtien; an einer Seyten legte Bo - villus dem Eſel das Fuder fuͤr / an der ande - rer Seyten ſtellete der H. Antonius die con - ſecrirte Hoſty dar / und redete dem Eſel zu / mit folgenden Worten: Jn Krafft und Nahmen deines Erſchoͤpffers / welchẽ ich / wiewol unwuͤrdig / in meine Haͤn -den383Guͤldenes Schwerd. den hab / befehle ich dir / daß du demuͤh - tig hinzu eyleſt / und demſelben gebuͤh - rende Reverentz macheſt / ꝛc. Vid. Mar - chantius in Horto Paſtorum, Candelabri Myſ〈…〉〈…〉 i Tract. IV. pag. 500. Kaum hatte der H. Antonius von Padua dieſe Wort ge - ſprochen / und ſihe / der Eſel laſts Fuder lie - gen / laufft Sporrenſtreich der H. Hoſtien zu / neyget fuͤr ſelbiger ſein Haupt gantz tieff / fallet in aller Demuth auff ſeine Knye / und bettet gleich fals an den allerheiligſten und warhafftig gegenwaͤrtigen Leib Chri - ſti. Hat alſo Bovillus und unzahlbahre Ketzer mit ihm die Warheit Chriſt-Catho - liſcher Lehr vom H. Abendtmahl durch ein augenſcheinliches Miracul erkennt und of - fentlich bekennt.

Jtem iſts auß dem H. Bonaventura be - kant / daß der heilig Franciſcus ein Laͤmb - lein gehabt / welches unterm Ampt der H. Meeſſen (dan es pflegte dem H. Franciſco nachzulauffen in die Kirch) da man die H. conſeerirte Hoſty / nach loͤblichſtem Brauch der Roͤmiſch-Catholiſcher Kirchen / auff - gehoben; dieſe H. Hoſty mit geneygtem Haupt und gebogenen Knyen gleichfals angebettet / und ſolcher Weiß die anweſen -de384Guͤldenes Schwerd. de Chriſtglaubige zur groͤſten Andacht und Reverentz gegen dieſes allerheiligſte Sa - crament angeflammet hat.

Wan dan / andere dergleiche Miraculen Kuͤrtze halber zu geſchweigen / die〈…〉〈…〉 ver - nuͤnfftige Thier Chriſtum Jeſum / wahren Gott und Menſchen im Sacrament deß Altars leib-und weſentlich gegenwaͤrtig zu ſeyn erkennt / und gleichfals angebetten ha - ben; ſoll dan ein vernuͤnfftiger Menſch / ein kluger Calviniſt / denſelben in dieſem Sa - crament nit erkennen und anbetten wollen?

O was treffliche Miraculen / ſo die we - ſentliche Gegenwart deß Leibs und Bluts Chriſti augenſcheinlich behaupten! Zu Coͤl - len und zu Loͤven hat man ein H. Hoſty / ſo ſich in ſichtbahrliches Fleiſch verwandelt. Zu Paryß eine / und zu Bruͤſſel drey H. Hoſtyen / welche / da von den Juden ſpott - und gotts-laͤſteriſcher Weiſe zerſtochen worden / Blut von ſich gegeben. In Piceno Aufide eine H. Hoſty / welche / da von einer Zauberinnen auff gluͤende Kohlen geworf - fen worden / Blut von ſich gelaſſen / und die Kohlen außgeloſchen. Jm Cloſter propè Nivellas, ſylva Domini Iſaac genant / mit Blut / ſo auß dieſem Sacrament gefloſſen /be -385Güldenes Schwerd. beſprengte Corporalia; und dergleichen tau - ſend andere Wunder-Wercken. Unter an - deren leſe Marchantium pag. 515. Und daß der gerechte Gott die jenige / ſo dieſes aller - heiligſte Sacrament außgehoͤnet und gelaͤ - ſtert / offtmahlen mit zeitlich-und ewigem Todt geſtraffet habe; Hat unter anderen erfahren jener verwegene Juͤngling von Maſtricht in der Herꝛſchafft Geldern / wel - cher / da dieſes Sacrament / ſo ein Prieſter / Antonius Vorſtilius genant / uͤber die Gaſ - ſen zu einer krancken Perſohn gebracht / ſpottweiß ein Semel-Goͤttgen tituliret / eines erſchroͤcklichen Todts auff der Pla - tzen geſtorben iſt im Jahr 1561. Jtem jener gottloſe Offerman zu Altenſtatt / welcher / da in einem Wirthshauß geſeſſen / und mit Conſecration Brods und Weins / denen Prieſteren Gottesſchaͤndiſcher Weiſe nach - affen wollen / mit einem gaͤhen unverſehe - nen Todt von Gott geſtraffet worden im Jahr 1528. hæc & ſimilia vide apud Florim. Ræmund. cit. lib. 2. cap. 12. pag. 158. Sollen dan ſolche Wunder-Geſchichten einem Calviniſchem Kopff keine andere Gedan - cken machen? Das muͤſte ja aͤrger als der Teuffel ſeyn.

RDa -386Guͤldenes Schwerd.

Damit doch von dieſen und dergleichen Miraculen / ſo ihr Calviniſche Spoͤttler (ohngeachtet / dieſelbe mit menſchlichen Augen geſehen / von ſo bewehrten und glaubwuͤrdigen Authoren und he[ili]gen Maͤnneren geſchrieben / und mit offenen Notarial-Jnſtrumenten bekraͤfftiget wer - den) ein leeres Geſchwaͤtz und Fabelwerck nennet / nichts rede; ſo iſt ohne dem / die warhaffte und weſentliche Gegenwart Chriſti im Abendtmahl / bekant und be - wehrt gnug / auß allen H H. Vaͤtteren / ſo von Anbeginn Chriſt-Catholiſcher Kir - chen gelehret und geſchrieben haben. Daß ich aber derſelben aller außtruͤckliche Woͤrter anfuͤhren ſolle / falt zu weitlaͤuffig / mein geneigter Leſer kan dieſelbe nach der Ordnung auffſchlagen / unter anderen die Geſchichten deß H. Andreaͤ / und den H. Jgnatium in Ep. ad Smirnenſes, &c. im er - ſten Sæculo. Den H. Juſtinum in Apolog. 2. ad Ant. Imp. Iren. lib. 4. cont. Hæreſes c. 34. &c. Jm zweyten Sæculo. Den H. Cy - prianum / Serm. de Cœna Domini; Origi - nem Homil. 7. in L. Num. &c. Jm dritten Sæculo; den H. Athanaſium Apol. 2. ad Sa - cerdotes; den H. Hilarium L. 8. de Trin. Den387Guͤldenes Schwerd. Den H. Ambroſium L. 4. de Sacram. Den H. Hieronymum Ep. 150. ad Hebidiam, &c. Jm vierten Sæculo. Den H. Johannem Chryſoſtomum Homil. 83. in Matth. Und den H. Auguſtinum an vielen Oertheren / ꝛc. Jm fuͤnfften Sæculo. In Summa: alle / alle / ja alle Vaͤtter und Kirchen-Lehrer / auß fuͤnff obigen und allen Sæculis ſeynd diß - fals mein / und koͤnne von euch / wie gewiß bin / kein eintziger auß denſelben fürbracht werden / welcher von einem figurirten / und nit vom weſentlichen Leib und Blut Chri - ſti im Sacrament deß Altars rede. Was will dan doch ein auffgeblaſener und unſee - liger Calvinus ſagen? Oder ſoll derſelbe allein mehr gelten / als ſo viele heilige und vom Geiſt Gottes erleuchtete Maͤnner? mehr / als ſo viele heilige und vom H. Geiſt dirigirte Concilia, welche alle einhelliglich / keins außgeſchloſſen / die warhaffte und leibliche Gegenwart Chriſti allezeit geleh - ret / und die jenige / ſo etwa dargegen ſpre - chen und lehren dürffen / mit doppelten Anathematis an den Hals geſchlagen? ach nein / durchauß nit; dan wie oben erwieſen / durch den Mund Calvini der Geiſt der Luͤgen geredet; durch jener Münd aber /R 2wie388Guͤldenes Schwerd. wie ebenfals erwieſen / der Geiſt Got - tes.

Ey ſchaͤme dich doch Calvine fuͤr einer ehrbahren Welt / ſchaͤme dich du Zwey - zuͤngiger / du Heuchler; du haſts ja ſelber mit klaren außtruͤcklichen Worten bekennt l. 4. Inſtitut. c. 17. §. 10. Daß uns der wahre Leib / und nit eine bloſe Figur deß Leibs Chriſti im H. Abendtmahl mitgetheilt werde / oder wan du es laͤugnen darffs / ſo mache ichs einer auffrichtigen und ehrbah - ren Welt / nit ohne ewigen Schand-Fle - cken und Confuſion deiner / bekant / und bringe deine eygene Woͤrter ans Liecht; ſie lauten aber alſo: Omnino iſthæc piis te - nenda regula eſt, ut, quoties ſymbola vi - dent à Domino inſtituta, illic rei ſignatæ veritatem adeſſe certò cogitent, ac ſibi per - ſuadent. Quorſum enim corporis ſui ſym - bolum tibi Dominus in manum porrigat, niſi, ut de vera ejus participatione te certio - rem faciat? &c. Calvine / haſtu dieſes nit ſelbſten geredet und geſchrieben? Ja. Was wilſtu dan nun mit deiner Figur? Und dar - auß merckt wohl ihr figurirte Calviniſten / was fuͤr einen Dunſt Calvinus euch uͤber die Augen gezogen / wie er euch verblen -det389Guͤldenes Schwerd. det / und auffs Narren-Seyl gefuͤhret habe?

Ja / Calvine / deine ſonſt gute Freunde / unſere aber Ertz-Feynde / ſtehen dir diß fals ab / und nehmen unſere Parthey an / bevorab der thewre Mann Lutherus / welcher in Serm. de Euch. Item L. de Captiv. Babylon. Und in Tract. den er Confeſſionem magnam tituliret / außtruͤcklich lehret / daß im Sacra - ment deß Altars kein Brod oder Wein / ſonderen allein die Geſtalten Brods und Weins / und unter denſelben der wahre Leib und Blut Chriſti zugegen ſeye.

Wie nit weniger der Preuſſiſche Mini - ſter, Matthæus Prætorius, welcher in ſeinem annoch friſch außgangenem Buͤchlein / Tu - ba Pacis genant / p. 74. bezeuget / daß die hei - lige Schrifft und alle H H. Vaͤtter nichts klarers reden / als daß im Sacrament deß Altars der wahre Leib und Blut Chriſti zu - gegen ſeye.

Damit aber Calvinus und ſeine Bruͤt - lingen ſehen / daß die weſentliche Gegen - wart Chriſti im Abendtmahl / nit allein in Bekaͤntnus deß leydigen Sathans / nit al - lein in Erkaͤntnus der unvernuͤnfftigen Thieren / nit allein in den glaubwuͤrdigſtenR 3Mi -390Guͤldenes Schwerd. Miraculen / nit allein in unwiderſprechli - chem Zeugnus aller H H. Vaͤtter und Con - cilien ꝛc. ſonderen auch in goͤttlicher heil. Schrifft bewehrt und fundirt ſeye; For - mire ich auß derſelben folgende Argu - menta.

Erſtes Argument: Was uns in goͤtt - licher H. Schrifft mit klaren und deutlichen Worten zu glauben fuͤrgehalten wird / das alles ſeynd wir ja ſchuldig und verbunden feſtiglich zu glauben: Nun aber ſagt die goͤttliche H. Schrifft / Matth. cap. 26. 27. und 28. Marc. c. 14. v. 22. 23. und 24. Luc. 22. v. 19. und 20. Corinth. cap. 11. v. 23. & ſeqq. Außtruͤcklich und mit klaren Worten / daß der wahre und weſentliche Leib und Blut Chriſti im Sacrament deß Altars zugegen ſeye; dan alſo ſpricht Chriſtus: Diß iſt mein Leib. Diß iſt mein Blut / ꝛc. ergo muſſen wir daſſelbig feſtiglich glauben. Oder man weiſe mir einen eintzigen buch - ſtablichen Orth in heiliger Schrifft / an welchem Chriſtus ſage: Diß iſt nit mein Leib. Diß iſt nit mein Blut. Oder: Diß iſt ein Zeichen / Bedeutnus / Glaub o - der Figur meines Leibs / ꝛc. Jch bin ge - ſichert / daß man die gantze H. Schrifft vomBuch391Guͤldenes Schwerd. Buch Geneſis an / biß zum Ende der Offen - bahrung Joannis durchleſen / diß oder der - gleichen aber nirgendtwo finden werde.

Zweytes Argument: Daß Chriſtus der Herꝛ / da er uns Joan. cap. 6. v. 52. ſein Fleiſch zu einer Speiß zu geben verſprochen habe / nit von einer Materialiſchen und na - tuͤrlicher / ſondern von uͤbernatürlichen und himmliſcher Speiſe geredet habe / iſt hand - greifflich auß den ſo herꝛlichen und ſchoͤnen Titulen und Effecten / ſo Chriſtus in ge - meltem Capitel dieſer Speiß gegeben und zugeſchrieben. Verſ. 47. & ſeqq. redet er alſo von demſelben: Warlich / warlich ich ſage euch / wer an mich glaubet / der hat das ewige Leben. Jch bin das Brod deß Lebens. Ewere Vaͤtter ha - ben das Manna geſſen in der Wuͤ - ſten und ſeynd geſtorben. Diß iſt das Brod / das vom Himmel herabkompt / auff daß / wer davon iſſet / nicht ſterbe. Jch das lebendige Brod / der ich vom Himmel herab kommen bin. Wer von dieſem Brodt eſſen wird / der wird le - ben in Ewigkeit. Und das Brod, das ich geben werde / iſt mein Fleiſch (Ey merckts doch ihr H H. Calviniſten) fuͤrR 4das392Guͤldenes Schwerd. das Leben der Welt. Jtem v. 54. & ſeqq. Warlich / warlich / ich ſage euch / es ſey dan / daß ihr das Fleiſch deß Menſchen Sohns eſſet / und ſein Blut trincket / ſo werdet ihr das Leben in euch nit ha - ben. Wer mein Fleiſch iſſet und trinckt mein Blut / der hat das ewige Leben. Und ich will ihn widerumb aufferwe - cken am Juͤngſten Tage. Dan mein Fleiſch iſt warhafftig eine Speiſe / und mein Blut iſt warhafftig ein Tranck. Wer mein Fleiſch iſſet / und trincket mein Blut / der bleibet in mir und ich in ihm. Wie mich der lebendige Vat - ter geſandt hat / und ich lebe umb deß Vatters willen: Alſo wer mich iſſet / der wird auch leben umb meinent - willen. Diß iſt das Brod / das vom Himmel herabkommen iſt: nicht / wie ewere Vaͤtter das Manna geſſen ha - ben / und ſeynd geſtorben. Wer diß Brod iſſet / derwird leben in Ewig - keit. Was koͤnte doch ein Calviniſcher Brodfreſſer klarers und deutlichers begeh - ren vom warhafften Blut und Leib Chri - ſti / als eben dieſes? Die dumme Juden glaubten und verſtunden ja gleich / da ſie dieſe Wort gehoͤrt / daß Chriſtus von ſei -nem393Guͤldenes Schwerd. nem wahren Fleiſch und Blut / und nit et - wa von einer Figur redete; Sie zweiffelten allein an der Allmacht Gottes / und konten nit begriffen / wie dieſes ohne Grauſen zuge - hen moͤgte / daß Chriſtus ihnen ſein Fleiſch zu eſſen gebte / als wan ſolches eine Unmoͤg - lichkeit waͤre. Weilen aber die Allmacht Gottes unendlich / und alles bey demſelben moͤglich iſt / haͤtten ſie daran nit zweiffelen / oder die Weiſe dieſes zu verrichten nit nachgruͤbelen ſollen / fintemahlen kein Menſchlicher Verſtand dieſes ſo hohe und verborgene Geheimnus deß Chriſtlichen Glaubens begriffen kan / ſonderen deßfals ſich gefangen geben / und daſſelbe der uner - gruͤndtlicher Allmacht und Weißheit Got - tes heimbgeſtellet ſeyn laſſen muß.

Drittes Argument: Wan ein Refor - mierter verthaͤtigen wolle / daß durch die Wort: Diß iſt mein Leib / mein Fleiſch / mein Blut / ꝛc. muͤſſe verſtanden werden: Diß iſt eine Figur / oder: diß bedeutet mein Leib / ꝛc. Warumb ſolle dan auch ich nit verthaͤtigen koͤnnen / daß im Buch Ge - neſis durch das Woͤrtlein: Liecht / Fin - ſternus muͤſſe verſtanden werden? dan eben mit denſelben Argumenten / mit welchen er jenes beweiſen will / kan ich dieſes be -R 5wei -394Guͤldenes Schwerd. weiſen oder wan er etwas beſſers und kraͤff - tigers hat / das bringe er herfuͤr.

Viertes Argument: Die Juder / wie bekant / zweiffelten und diſputirten nit / ob das Fleiſch Chriſti geiſtlicher Weiß (wie ihr Reformirte wollet) oder durch den Glauben koͤnte genoſſen werden; ſonderen ſie zweiffelten und zanckten untereinander / ob daſſelbige warhafftig / weſentlich und leibliicher Weiß koͤnte geſſen werden? da - mit nun aber dieſer Zweiffel und Diſput ceſſiren und auffgehoben wuͤrde / hat Chri - ſtus / der die ewige Warheit ſelbſten iſt / und nit liegen oder betriegen kan / ſein geredtes Wort / daß nemblich das Brod / das er ge - ben wuͤrde / ſein weſentliches Fleiſch waͤre / und daſſelbe warhafftig / und nit durch den Glauben allein genoſſen werden müſte / Jo. cit. c. 6. nit mit einem einfachen / ſonderen mit achtmahligem ſchwaͤren Eydſchwur bedauret und bekraͤfftiget. Soll dan ein ſo ſchwaͤrer Eyd Chriſti auch einem Re - formierten ſeinen Zweiffel und Diſput nit entnehmen und auffheben? Man glaubet ja einem privaten Menſchen / der doch we - gen ſeiner verderbten Natur ſchalckhafftig und ein Luͤgener iſt / wan er uͤber eine ſtreit -bah -395Guͤldenes Schwerd. bahre Sach einen leiblichen Eyd außſchwoͤ - re / weilen ein Eyd / wie der H. Paulus ſagt / deß Haders ein End / und zur Befeſti - gung der Sachen iſt; Warumb ſoll man dan vielmehr dem wahren und unlaugbah - rem Mund Chriſti nit glauben / wan er ſo vielfaltigen und ſchwaͤren Eyd thue? Ach bedenckts doch ihr Halsſtaͤrrige.

Fuͤnfftes Argument: Chriſtus gibt uns ja im Sacrament deß Altars den Leib zu einer Speiß / welchen er in ſeinem Leyden fuͤr uns dargeben hat / dan alſo geſchrieben ſtehet 1. Corinth. 11. v. 24. Nehmet hin / und eſſet; Das iſt mein Leib / der fuͤr euch gegeben wird. Jtem Luc. 22. v. 19. Das iſt mein Leib / der fuͤr euch gege - ben wird. Widerumb. Chriſtus gibt uns ja das Blut zu einem Tranck / welches er fuͤr uns vergoſſen hat / laut deß Evang. Matth. c. 26. v. 28. Trincket alle dar auß / dan diß iſt mein Blut deß newen Te - ſtaments / das fuͤr viele wird vergoſſen werden zu Vergebung der Suͤnde. Jtem Luc. cap. 22. Diß iſt der Kelch / das newe Teſtament in meinem Blut / das fuͤr euch wird vergoſſen. Und Marc. c. 14. v. 24. Diß iſt mein Blut deß newenR 6Te -396Guͤldenes Schwerd. Teſtaments / das fuͤr euch wird ver - goſſen werden / ꝛc. Nun aber hat Chri - ſtus ſeinen wahren und weſentlichen Leib / und nit ein Materialiſch Brod / oder eine bloſe Figur ſeines Leibs dargegeben; Jtem hat er ſein wahres heiliges Blut / und nit Materialiſchen Wein oder eine bloſe Figur ſeines Bluts vergoſſen / ſonſten man das warhafftige Leyden Chriſti / ſo unſer groͤ - ſter Gnaden-Schatz iſt / laͤugnen und zu nichts machen thaͤte; ergo.

Sechſtes Argument: 1. Corinth. 11. v. 27. ſtehet alſo geſchrieben: Wer unwuͤr - diglich diß Brod eſſen / und den Kelch deß Herꝛn trincken wird / der wird ſchuldig ſeyn am Leib und Blut deß Herꝛn. Jtem v. 29. Wer unwuͤrdiglich iſſet und trincket / der eſſet und trin - cket ihm ſelbſt das Gericht / dieweil er den Leib deß Herꝛn nicht unter - ſcheydet. Wie koͤnte man aber den Leib und das Blut deß Herꝛn unwuͤrdig eſſen und trincken / und daran ſchuldig werden / wan kein Leib oder Blut zugegen waͤre? ſonderlich da ihr Reformierte den jenigen von aller Suͤnd frey ſprechet / welcher mit einem Ebenbild oder Figur Chriſti unge -buͤhr -397Guͤldenes Schwerd. buͤhrlich umbgehet. Daß eine ſo ſchwaͤre Straff / die ewige Verdamnus / angedroͤ - wet werde dem jenigen / welcher den Leib und das Blut Chriſti unwuͤrdiglich em - pfahet; iſt ein gewiſſes Zeichen / daß das jenige / ſo wir empfahen / etwas fuͤrtreffli - chers / wichtigers und koͤſtlichers ſeye / als etwa eine bloſe Figur oder Bedeutung.

Siebendes Argument: Wan ein Re - formirter dieſe Propoſition: Diß iſt mein Leib / ꝛc. nur geiſtlicher Weiſe / und von ei - ner Figur allein / und nit vom wahren Leib verſtehen wolle; Warumb dan auch nit alſo folgende Propoſitiones: Jch bin Je - ſus von Nazareth. Chriſtus iſt geboh - ren von Maria der Jungfrawen: Chriſtus hat gelitten. Chriſtus iſt ge - ſtorben. Chriſtus iſt begraben. Chri - ſtus iſt aufferſtanden / ꝛc. ? Jtem / war - umb ſoll er dan auch nit dieſe Propoſition: Es ſeye dan / daß jemand auß dem Waſſer und heiligen Geiſt gebohren werde / ꝛc. von einem figurirten / und / alſo zu reden / von ihme geiſtiliſirten Waſſer ver - ſtehen? Ey gebe er mich doch deſſen eine ver - nünfftige Urſach.

Achtes Argument: Alles / was im al -R 7ten398Guͤldenes Schwerd. ten Teſtament geſchahe / ware nur eine Fi - gur und Vorbedeutung der jenigen Din - gen / ſo im newen Teſtament geſchehe[n]ſol - ten / wie 1. Corinth. 10. v. 11 und Hebr. 10. v. 1. zu ſehen. Als aber Moyſes dem Volck das gantze Geſaͤtz vorgeleſen hatte / nahm er das Blut der Kaͤlber und Boͤck mit Waſſer und purpur Wuͤllen und Jſopen / und beſprengte das Buch und alles Volck / und ſprach: Diß iſt das Blut deß Teſta - ments / das Gott euch gebotten hat. Nun aber frage ich euch Reformierte: ob nit dieſe Wort Moyſis vom warhafften und weſentlichen Blut zu verſtehen ſeyen? Jhr antwortet: Ja; Warumb ſollen dan auch die Wort Chriſti: Diß iſt mein Blut / ꝛc. von ſeinem warhafften und we - ſentlichen Blut nit verſtanden werden? ſonſt waͤre ja das Geſaͤtz Moyſis nit eine Figur und Vorbild deß Geſaͤtzes Chriſti / ſonderen hingegen das Geſaͤtz Chriſti waͤre eine Figur deß Moſaiſchen Geſaͤtzes.

Jn Summa und ſchließlich darvon zu reden; die Warheit Chriſt-Catholiſcher Lehr von der warhafften Gegenwart Chri - ſti im Abendmahl leuchtet in goͤttlicher H. Schrifft ſo hell und klar / daß dieſelbe vonkei -399Guͤldenes Schwerd. keiner von euch Reformierten Nachts - Cuten geſuchter Finſternus / koͤnne verdun - ckelet werden. Und darumb bedenckts woll ihr Herren / es iſt ein Liecht / welches wer flie - het und vernachlaͤſſiget / mit einer ewiger Finſternus wird uͤberzogen werden. Ach be - denckts doch / es iſt ein Articul / an welchem das ewige Leben und Todt hanget.

Was Calvinus und die Seinige wi - der die weſentliche Gegenwart Chri - ſti im Sacrament deß Altars einſtroͤwen / iſt ein pur lau - teres nichts.

Erſte Ein - ſtroͤwung.

WJe iſt es moͤglich / daß auß Materialiſchem Brod und Wein / der Leib Chriſti werden ſolle?

Antwort: Wie iſt es moͤglich / daß auff der Hochzeit zu Cana in Galilaͤa das Waſſer in Wein verwandelet worden? Wie iſt es moͤglich / daß Joan. 6. fuͤnff tau - ſend Mann mit fuͤnff Gerſten Brod und zween Fiſchen geſaͤttiget / und mit uͤberge - bliebenen Brocken annoch zwoͤlff Koͤrb an - gefuͤllet worden? Wie iſt es moͤglich / daß Maria die Jungfraw deß Menſchen Sohnohne400Guͤldenes Schwerd. ohne Mann empfangen und gebohren ha - be? ꝛc. Jſt dieſes alles / und dergleichen bey Gott moͤglich geweſen; Warumb dan auch nit jenes / nemblich / daß das Brod und Wein in den wahren Leib und Blut Chriſti verwandelet werde?

Zweyte Einſtroͤwung: Chriſtus iſt gen Himmel gefahren / und ſitzet zu der Rechten ſeines Vatters; wie kan er dan im Sacrament deß Altars ſeyn?

Antwort: Solls dan eine Unmoͤglich - keit ſeyn / daß Chriſtus zugleich im Him - mel und auff der Erden ſeye? bey Leib nit; dan auß goͤttlicher H. Schrifft Act. 9. be - kant iſt / wie daß Chriſtus nach ſeiner Him - melfahrt dem H. Paulo (da er noch ein Saulus und Verfolger der Kirchen ware) erſchienen / und zu ihm geſagt habe: Jch bin Jeſus / den du verfolgeſt. Hoͤret da - von Ananiam alſo reden / cit. cap. 9. v. 17. Saule / lieber Bruder / der Herꝛ Jeſus hat mich geſand / der NB. dir erſchie - nen iſt auff dem Wege / durch welchen dukameſt. und eod. cap. v. 27. Barnabas aber nahm ihn / und fuͤhrete ihn zu den Apoſtelen / und erzehlet ihnen / wie er auff dem Wege den Herꝛn geſehenhaͤt -401Guͤldenes Schwerd. haͤtte / und daß derſelbige mit ihm ge - redet haͤtte. Wan nun / deme Zufolg / der nun gen Himmel gefahrne Chriſtus auff Erden geweſen / und zwarn ſichtbahr - licher Weiſe; warumb ſoll er dan auch im Sacrament deß Altars nit ſeyn koͤnnen / und zwarn unſichtbahrlicher Weiſe? und wan dieſem nit alſo ſeyn ſolte / wie haͤtte dan Chriſtus / Matth. 28. v. ult. mit War - heit ſagen koͤnnen: Und ſihe / ich bin bey euch alle Tage / biß zum Ende der Welt.

Dritte Einſtroͤwung: Jn dieſen Pro - poſitionen: Chriſtus iſt der Stein. Chri - ſtus iſt der Loͤw. Chriſtus iſt die Thuͤr. Chriſtus iſt das Liecht. Chri - ſtus iſt die Pfort. Chriſtus iſt der warhafftige Weinſtock / ꝛc. heiſcht ja daß das Woͤrtlein iſt / ſo viel / als: bedeu - tet; und redet allhier Chriſtus anders nit / als Figur-Weiß / und wie es mir ein Poet genennt hat / per Metaphoram. Warumb ſoll dan in dieſen Propoſitionen: Diß iſt mein Leib / diß iſt mein Blut. Das Woͤrtlein iſt / mehr heiſchen als bedeutet. Und Chriſtus allhier ebenfals nit Figur - Weiß oder per Metaphoram reden?

Ant -402Guͤldenes Schwerd.

Antwort: Jn dieſer Propoſition: Da - niel iſt ein Fuchs / ein Eſel / ein Stock - fiſch / ꝛc. heiſcht ja Jſt ſo viel als bedeutet / und iſt metaphoriſch geredt; Warumb dan auch nit alſo in dieſer Propoſition: Daniel iſt ein loſer / ein plumper / ein grober Menſch? Wan du mir hier auff ant - worten wirſt / ſo wirſtu dich ſelbſt bey der Naſen ziehen und ſchamroth machen.

Daß Chriſtus und die Schrifft / wan er ein Liecht / ein Weinſtock / ꝛc. genennet wird / durch Figuren und Gleichnuͤſſen re - de / iſt gnugſamb bekant auß denen Umb - ſtaͤnden und Außlegungen / ſo Ordinar da - bey gebraucht werden; Auß welchen Umb - ſtaͤnden aber iſt es bekant / daß Chriſtus / da er geſagt: Diß iſt mein Leib / diß iſt mein Blut. durch eine Figur / und nit von ſeinem weſentlichen Fleiſch und Blut geredet ha - be? auß dem ſchwaͤren und ſo offt wider - holten Eydſchwur (andere Umbſtaͤnd zu geſchweigen) iſt es vielmehr bekant / daß Chriſtus nit von einem figurirten / ſonderen von ſeinem warhafften Leib und Blut ge - redet habe.

Vierte Einſtroͤwung: Daß die Wort Chriſti: Diß iſt mein Leib / ꝛc. dem Buch -ſta -403Güldenes Schwerd. ſtaben nach / und in einem eygentlichen Sinn muͤſſen verſtanden werden / kan ja nit ſeyn; dan / als die Capharnaiter uͤber dieſe Rede murreten / ſagte Chriſtus auß - truͤcklich zu ihnen / Joan. 6. v. 64. Der Geiſt iſts / der lebendig machet: das Fleiſch iſt nichts nutz / die Wort / die ich zu euch geredt habe / ſeynd Geiſt und Le - ben.

Antwort: Geſetzt / nicht gegeben / daß Chriſtus allhier von ſeinem Fleiſch geredet habe / als er geſagt: Das Fleiſch iſt gar nicht nutz: folgt dan darauß / daß Chri - ſtus mit ſeinem Fleiſch warhafftig / und weſentlich in der H. Hoſty nit zugegen ſeye? Merckt einmahl auff mein folgendes Ar - gument: Chriſti Fleiſch / ſo am Creutz hienge / ware den Juden gar nichts nutz; ergo war Chriſti Fleiſch am Creutz nit gegenwaͤrtig. Mein! was iſt das fuͤr ein Conſequentz. Jtem: Die ver - bottene Frucht / welche Adam und E - va geſſen haben / war ihnen gar nichts nutz; ergo haben ſie dieſelbe nit war - hafftig geſſen. Umb Gottes willen / wo habt ihr doch ewren Verſtand?

Antwort 2. mit dem H. AuguſtinoTract. 404Guͤldenes Schwerd. Tract. 27. uͤber gemelte Wort: das iſt nichts nutz. Wie es die Capharnaiter verſtanden haben / nutzet es gar nichts; dan ſie habens verſtanden vom Fleiſch / wie es es vom todten Leib geriſſen / und bey den Metzger verkaufft wird / oder wie es ſonſt purt natur - und menſchlicher Weiſe auß der Fauſt geſſen wird; und ſolcher Maſſen nutzet es freylich nichts.

Antwort 3. Wan ich euch nun pro - bieren thaͤte / daß Chriſtus / da er geſagt: Das Fleiſch iſt nichts nutz / ꝛc. nit von ſeinem eygenen Fleiſch / ſonderen von der Capharnaiter Fleiſch geredet habe; Was wolt ihr dan ſagen? Jch probiere es euch aber alſo: Wan Chriſtus von ſeinem eyge - nen Fleiſch rede / ſo ſpricht er allezeit / entwe - der: Mein Fleiſch / oder: das Fleiſch deß Menſchen Sohns. Jtem: Chriſtus ſagt außtrucklich / Joan. 6. verſ. 55. Wer mein Fleiſch iſſet / und mein Blut trincket / der hat das ewige Leben / ꝛc. Wie konte aber dieſes wahr ſeyn / wan Ehriſtus cit. v. 64. von ſeinem Fleiſch redete / und ſagte / daß es nichts nutz waͤre? Jtem: Wan Chriſtus (laut deß 36. Articuls ewerer Glaubens-Bekaͤntnus) uns mit ſeinemFleiſch405Guͤldenes Schwerd. Fleiſch warhafftig ſpeiſe / und (Zufolg deß 38. Articuls) das Fleiſch Chriſti uns zu einer Speiß diene; Wie kan dan Chriſtus Joan. cit. c. 6. v. 64. von ſeinem Fleiſch geredt und geſagt haben / daß es nichts nutz ſeye? Gleich wie dan Chri - ſtus / da er Matth. c. 16. v. 17. zu Petro geſagt: Fleiſch und Blut hat dir das nit of - fenbahret / ꝛc. nicht von ſeinem / ſonderen von deß H. Petri Fleiſch geredet hat: alſo hat Chriſtus auch / da er Joan. 6. v. 64. zu den Capharnaiteren geſagt: Das Fleiſch iſt nichts nutz; nit von ſeinem eygenen Fleiſch / ſonderen von derſelben Fleiſch ge - redet; Jhr Fleiſch nemblich thaͤte ihnen zum Leben nichts nutzen / ſonderen der Geiſt waͤrs / der lebendig machte / wan er nemblich mit dem Liecht deß warhafftigen Glaubens erleuchtet / und dem Wort Chriſti zu glau - ben bereit waͤre.

Fals ihr aber die Wort Chriſti: Das iſt Fleiſch nichts nutz / ꝛc. parforce, es ſeye gehawen oder geſtechen / vom Fleiſch Chri - ſti außdeuten / und ſagen wollet / daß daſſelbe nichts nutz ſeye; ſo folgt darauß / daß auch das Blut Chriſti nichts nutz ſeye. Wel - ches gegen Chriſtum ein ſo grewliches La -ſter406Guͤldenes Schwerd. ſter iſt / daß darvon weiters nit reden darff.

Fuͤnffte Einſtroͤwung: Joan. 6. v. 52. Nennts ja Chriſtus außtruͤcklich ein Brod / da er ſpricht: Welcher diß Brod iſſet / ꝛc. alſo nennts auch der H. Apoſtel Paulus / da er 1. Corinth. 11. v. 26. So offt ihr diß Brod eſſen werdet / ꝛc. ergo iſt der Leib und Blut Chriſti nit / ſonderen pur Brod und Wein gegenwaͤrtig.

Antwort: Chriſtus und der H. Paulus reden zwarn vom Brod / aber wie auß fuͤr - hergehenden Texten klaͤrlich zu ſehen / von dem jenigen Brod / welches iſt das Brod deß Lebens / und vom Himmel kommen iſt; von dem jenigen Brod / welches Chri - ſtus das lebendig Brod / und ſein Fleiſch fuͤr das Leben der Welt nen - net / ꝛc. Wer will aber nun einem pur laute - rem Brod und Wein eine ſo himmliſche und heylbringende Krafft zuſchreiben? Ein ſolches Brod und Wein dienet zwarn dar - zu / daß es einen hungerigen Calviniſtiſchen Magen erſaͤttige / und matten Leib ſtaͤr - cke; nit aber darzu / daß es der Seelen und der Welt das Leben gebe.

Antwort 2. Oder wan ihr von ewremCal -407Guͤldenes Schwerd. Calviniſtiſchem Abendmahl reden wollet / ſo glaube ich und geſtatte euch gantz gern / daß in demſelben anders nichts als ein Stuͤcklein Brods und ein wenig Weins vorhanden ſeye; Maſſen ihr keine recht - maͤſſige / und / wie Aaron Hebr. 5. von Gott beruffene Prieſtere ſeyet / ſonderen euch / gleich wie Abyron Num. 16. zu〈…〉〈…〉 ſem Prie - ſter-Ampt oder durch eygene oder doch ſonſt weltliche Authoritaͤt eindringet (wie dan ich in unten folgender ſechſter Frag von der Prieſter. Weyhe mit mehrerem eroͤrte - ren werde) und derhalben moͤget ihr die Wort Chriſti: Diß iſt mein Leib. Diß iſt mein Blut. uͤber ewr Brod und Wein hundert-ja tauſend - und tauſendmahl ſpre - chen / ſo hilffts doch nichts / und bleibt hinten als vor ein pur lauteres Brod und Wein.

Wollet ihr aber von unſerem Catholi - ſchen Abendtmahl reden / ſo hats eine weit andere Beſchaffenheit mit demſelben; Dan alsbald unſere Prieſter (ſo zu dieſem Ampt rechtmaͤſſig beruffen und geweyhet ſeynd / und als wahre Succeſſores oder Nachfol - gere Chriſti und der Apoſtelen Macht und Gewalt haben zu conſecriren) alsbald / ſag ich / dieſelbe uͤber Brod und Wein dieſeWort408Guͤldenes Schwerd. Wort: Diß iſt mein Leib. Diß iſt mein Blut. geſprochen haben / wird gleich Brod und Wein Krafft dieſer heiliger Woͤrter / in den wahren Leib und Blut Chriſti ver - wandelet / und bleibet nichts mehr uͤbrig als die bloſe aͤuſſerliche Geſtalten Brodts und Weins / nemblich die Coloͤr / der Ge - ſchmack / ꝛc.

Andere auß heiliger Schrifft und an - derſtwohin gebettelte Einſtroͤwungen hat unter tauſendt anderen der ſeelige P. Elf - fen auß der Societaͤt Jeſu dermaſſen zer - nichtiget und zu ſchanden gemacht / daß ich darvon nicht reden mag / es muͤſte mir dan eine etwa tentirte Antilogia weiters die Fe - der ſpitzen / und ſolchen fals noch woll einen gantzen Tractat von dieſer Matery herauß - locken. Biß daran bleibts gleichwohl da - bey / daß die Wort Chriſti: Diß iſt mein Leib. Diß iſt mein Blut. der Buchſta - ben nach / und vom warhafften Leib und Blut Chriſti muͤſſen verſtanden werden / o - der man weiſe mir auß H. Schrifft / war - umb man von dem buchſtablichen Ver - ſtand abweichen / und ſich mit einer bloſen Figur oder Bedeutnus deß wahren Leibs und Blut Chriſti begnuͤgen laſſen ſolle.

Fuͤr -409Güldenes Schwerd.

Fuͤrwahr wan ichs recht ſagen ſolle / wie mirs umbs Hertz iſt / ſo kombt mir Calvi - nus und die Seinige anders nit vor / als der Teuffel im Paradeyß: Gott der Herꝛ hatte unſerem erſten Vatter Adaͤ gebotten von allen Baͤumen im Paradeyß zu eſſen / einen außgenohmen / nemblich den Baum deß Lebens / und der Erkaͤntnus Boͤſes und Gutes; an welchem Tage / ſpricht er / du davon eſſen wirſt / ſo wirſtu deſz Todts ſterben. Der Teuffel aber ſchliecht in Geſtalt einer liſtigen Schlangen ins Pa - radeyß hinein / und verkehret die Wort Gottes / und ſaget: Jhr werdet nit ſter - ben. Und hat alſo mit dieſem ſeinem nit unſere Vor-Elteren und das gantze menſch - liche Geſchlecht ins Verderben gebracht. Alſo auch Calvinus und die Seinige: Chriſtus ſagt: Diß iſt mein Leib. Diß iſt mein Blut / und wer dieſen Leib nit eſſe / und dieſes Blut nit trincke / der ſoll das Le - ben nicht haben. Calvinus und die Seini - ge ſchleichen als liſtige Schlangen und Teuffelen in die Schrifft hinein / und ver - kehren die Wort Chriſti / und ſagen: Diß iſt nit mein Leib. Diß iſt nit mein Blut. und ſtuͤrtzen alſo unzahlbare See -Slen410Guͤldenes Schwerd. len ins aͤuſſerſte Verderben / in die Hoͤllen hinein. Ach bedenckts dan ihr Calviniſche / bedenckts doch / ich bitte euch umb Gottes willen / bedenckt / was und wem ihr glau - bet. Chriſtus iſt die ewige Warheit / glau - bet ihr dem / ſo werd ihr das ewige Leben haben; Calvinus aber iſt ein Luͤgener / ein liſtige Schlang / ein Teuffel / glaubt ihr dem / ſo werdet ihr deß ewigen Tods ſter - ben. Ach bedenckts doch.

§. 2.

Wannehe Chriſtus der Herꝛ im Sa - crament deß Altars zugegen ſeye; und ob man Chriſtum in demſelben anbetten ſolle?

HErꝛ Gerſtenberger zu Poͤltzig und alle Lutheraner halten darfuͤr / daß Chriſtus im Abendtmahl anders nit zugegen ſeye als unter der Nieſſung. Jtem / daß wir Catho - liſche / wan Chriſtum in der H. Hoſtien an - betten / eine Abgoͤtterey begehen. Von wel - chem Abendtmahl redet ihr aber? Wan von ewrem Lutheriſchen; ſo antworte ich / daß Chriſtus in demſelben weder unter we - der vor der Nieſſung / ſonderen nur einwe -411Guͤldenes Schwerd. wenig Brod und Wein zugegen ſeye / weilen ihr keine wahre rechtmaͤſſig gewey - hete Prieſtere ſeyet / und derhalben keine Macht noch Gewalt habt den Leib und Blut Chriſti zu conſecriren; welches dan Chriſtus / wie die H H. Evangeliſten auß - truͤcklich bezeugen / den Apoſtelen allein / und denſelben durch eine rechtmaͤſſige Succeſ - ſion nachfolgenden Prieſteren vorbehalten hat / da er zu den Apoſtelen / und niemandten anders / geſagt: Das thut zu meiner Ge - daͤchtnus. Und dieſem Zufolg ſolten wir Catholiſche freylich wohl eine Abgoͤtterey begehen / wan wir in ewrem Abendtmahl das bloſſe Brod und Wein anbetten thaͤ - ten. Wan aber H. Gerſtenberger und ſeine Conſorten von unſerm Catholiſchen A - bendtmahl reden / ſo iſt auff vorangeſetzte Frag die

Antwort: Daß Chriſtus im Sacra - ment deß Altars nit allein unter / ſonderen auch vor der Nieſſung / ja / ſo bald ein Prte - ſter die Wort Chriſti: Hoc eſt Corpus me - um. Hic eſt Calix Sanguinis mei, &c. Diß iſt mein Leib. Diß iſt der Kelch meines Bluts / ꝛc. uͤber Brod und Wein gebuͤh - rend außgeſprochen / alsdan Chriſtus gleichS 2mit412Guͤldenes Schwerd. mit Fleiſch und Blut / Gott - und Menſch - heit gegenwaͤrtig ſeye und bleibe. Oder H. Gerſtenberger und ſeine Mit-Praͤdicanten beweiſen mir auß heiliger Schrifft / daß Chriſtus / da er geſagt: Diß iſt mein Leib / ꝛc. mit dieſem Beding geredet habe: Diß iſt mein Leib / wans genoſſen wer - de / und ſonſten nit. Jch aber bin gewiß / daß ein ſolches zu beweiſen hart / ja unmoͤg - lich fallen werde. Mir falt hingegen gantz leicht zu behaupten / daß Chriſtus die Ge - genwart ſeines allerheiligſten Leibs und Bluts an eine Lutheriſche Nieſſung nit ge - bunden und geſchranckt habe. Hoͤrt ihr H H. Lutheraner / was ich euch frage: War - umb hat Chriſtus ſeinen Jüngeren das von ihme conſecrirte Brod zu eſſen / und den conſecrirten Wein zu trincken dargereicht? Antwort: Darumb / weilens ſein Fleiſch und Blut waͤre / und nit erſt werden wuͤr - de / wans von ihnen wuͤrde geſſen und ge - truncken werden / Accipite & comedite, Nehmet hin / ſpricht der Herꝛ zu ſeinen Juͤngeren / und eſſet / Hoc eſt enim Cor - pus meum, dan diß (nemblich was er ih - nen darreichet) iſt (NB. in præſenti: iſt und nicht in futuro: erit, oder wird ſeyn) mein413Guͤldenes Schwerd. mein Leib. Jtem: Accipite & bibite ex hoc omnes, hic eſt enim Sanguis meus novi Teſtamenti, &c. Nehmet hin und trin - cket darauß alle / dan diß iſt (NB. iſt / und nit: wird ſeyn) mein Blut deß ne - wen Teſtaments / ꝛc. und haͤtte ja Chri - ſtus die Warheit nit geredt / als er in præ - ſenti geſagt: Hoc eſt, &c. Diß iſt / ꝛc. wan das jenige / ſo er ſeinen Jüngeren zu eſſen und zu trincken dargereicht / zuvor / ehe es von den Juͤngeren genoſſen worden / ſein Fleiſch und Blut wuͤrcklich nit geweſen waͤre. Wan Chriſtus auff der Hochzeit zu Cana in Galilaͤa den zu Tiſch ſitzenden ei - ne Kruch dargereicht und geſagt haͤt[te]Trincket darauß alle / dan diß iſt Wein / Wer wuͤrde alsdan unter den An - weſenden nit geglaubt haben / daß das Waſſer ſchon wuͤrcklich in Wein waͤre ver - wandelet geweſen / ehe er davon getruncken haͤtte? Geſetzt / wan einer von Gott Ge - walt haͤtte / ein Stuͤcklein Brod in ein ge - bratenes Kramers. Voͤgelgen zu verwan - delen / und ſelbiges dem H. Gerſtenberger darreichte und ſagte: Nehme hin und eſſe / dan diß iſt ein Kramers-Voͤgel - gen / ſolte alsdan H. Gerſtenberger nitS 3glau -414Guͤldenes Schwerd. glauben / daß es wuͤrcklich ein Kramers - Voͤgelgen waͤre / ehe ers eſſen thaͤte? Jch meyne wohl ja. Warumb ſoll man dan auch nit glauben / daß / da Chriſtus geſagt: Nchmet hin / und eſſet: diß iſt mein Leib / ꝛc. der Leib Chriſti wuͤrcklich zuge - gen geweſen / ehe die Juͤnger denſelben em - pfangen und genoſſen haben? der H. Apo - ſtel Paulus bezeugts ja mit außtruͤcklichen Worten / da er Ep. 1. ad Corinth. c. 10. v. 16. alſo ſpricht: Der Kelch der Bene - deyung / den wir ſegnen / iſt der nicht die Gemeinſchafft deß Bluts Chri - ſti? und das Brod / das wir brechen / iſt das nicht die Gemeinſchafft deß Leibs deß Herꝛn? alsdan nemblich ſeye der Leib Chriſti ſchon gegenwaͤrtig / wan das conſecrirte Brod gebrochen werde: die Brechung aber geſchicht vor der Nieſſung; ergo iſt der Leib Chriſti auch vor der Nieſ - ſung gegenwaͤrtig; Thuen derhalben wir Catholiſche recht und billig daran / und be - gehen keine Abgoͤtterey / wan wir Chriſtum den Herꝛn in der conſecrirter H. Hoſtien anbetten / und demſelben / wan oder in der Kirchen auffm Altar außgeſtelt / oder von einem Prieſter uͤber die Gaſſen getragenwird415Guͤldenes Schwerd. wird / mit entdecktem Haupt und geboge - nen Knyen eine tieffe andaͤchtige Reverentz machen.

Einwurff 1. Unter dem Eſſen hat Chriſtus erſt geſagt: Hoc eſt Corpus me - um, Diß iſt mein Leib / dan Matth. 26. v. 26. Jeſus nahm das Brod und ſegnet es / und brachs / und gab es ſeinen Juͤn - geren und ſprach: Nehmet hin und eſſet / das iſt mein Leib; ergo iſt der Leib Chriſti / die Ordnung der Woͤrter angeſe - hen / eher nit zugegen / als unter der Nieſ - ſung.

Antwort: So / hoͤre ich wohl / fundirt ſich ein Lutheriſcher auff die Ordnung und nit auff den Verſtand der Woͤrter Chriſti. Wan man aber allezeit der bloſſer Ord - nung der Woͤrter nachfolgen wolte / ſo koͤn - te man einen zimblichen Theil goͤttlicher H. Schrifft verkehren und zu nichts ma - chen / bevorab das 14te Capitel deß H. E - vangeliſten Marci v. 23. & 24. allwo / auff die Ordnung der Woͤrter zu gehen / der Kelch ſchon außgetruncken und ledig ware / als Jeſus ſagte: Diß iſt mein Blut / ꝛc. Ac - cepto Calice, ſpricht gemelter Evangeliſt / gratias agens, dedit eis, & biberunt ex eoS 4om -416Guͤldenes Schwerd. omnes, & ait illis: Hic eſt Sanguis meus no - vi Teſtamenti, &c. Ja / nach der Ordnung dieſer Woͤrter zu reden / muͤſte erſt das Blut Chriſti nach geſchehener Nieſſung / nemb - lich im Bauch der Juͤnger worden ſeyn / dan als Chriſtus geſagt: Diß iſt mein Blut / ꝛc. ware nichts mehr im Kelch / wei - len alle zuvor darauß getruncken hatten. Jſt das dan nit eine ungereimbte ja naͤrriſche Rede von den Lutheriſchen / wan ſie ſagen / man muͤſſe der Ordnung oder Woͤrter nachfolgen?

Einwurff 2. Chriſtus iſt im heiligen Abendtmahl zwarn gegenwaͤrtig / aber nit Krafft der Woͤrter die Conſecration, ſo vom Prieſter geſprochen werden / ſonderen Krafft der Einſetzung Chriſti. Alſo Argu - ment H. Gerſtenberger pag. 367. und alle Lutheraner mit ihm

Antwort 1. H. Gerſtenberger treckt ſich allhier ſelbſt bey der Naſen / und redet ſir gantz zuwider; dan gleich dabevor ead. pag. ſagt er / daß Chriſtus anders nit zuge - gen ſeye / als unter der Nieſſung; ergo iſt deme Zufolg Chriſtus zugegen nit Krafft der Einſetzung / ſonderen Krafft der Nieſ - ſung.

Ant -417Guͤldenes Schwerd.

Antwort 2. Wans H. Gerſtenber - ger und ſeine Mit-Genoſſen alſo verſtehen wollen / daß der Leib und Blut Chriſti gegen - waͤrtig ſeye nit Krafft der Woͤrter der Con - ſecration (weilen nemblich der Prieſter als ein purer Menſch dieſelbe auch als pure Menſchliche Woͤrter außſpreche) ſondern Krafft der Einſetzung Chriſti [weilen nemb - lich Chriſtus dieſelbe eingeſetzt / und in Perſon Chriſti geſprochen werden] ſo re - det H. Gerſtenberger gut Catholiſch / und iſt mir nit zuwider.

Antwort 3. Wan Chriſtus in Abend - mahl Krafft der Einſetzung allein / zugegen ſeyn ſolte / ſo folgte darauß / daß alle Sa - cramenta ihren Effect und Valor von der alleiner Einſetzung haͤtten; welches aber gantz falſch und wider die heilige Schrifft iſt / dan es gehoͤret etwas mehr darzu als die Einſetzung / nemblich gebuͤhrende Matery / gebuͤhrende Form / gebuͤhrender Miniſter / und gebuͤhrende Jntention / welches alles Chriſtus ſelbſt determinirt / oder von ſeiner Kirchen determiniren laſſen; und fals deren eins manglet / ſo hilfft die Einſetzung nichts.

Einwurff 3. Darumb begehet ihrS 5Ca -418Guͤldenes Schwerd. Catholiſche ein Abgoͤtterey / wan ihr Chri - ſtum im Sacrament deß Altars anbettet; weilen nit allein der Leib und das Blut Chriſti / ſonderen auch Brod und Wein / womit der Leib und Blut Chriſti vereini - get wird / zugegen iſt / und alſo ihr nit allein Chriſtum / ſonderen auch Brod und Wein anbettet.

Antwort 1. Als Gen. 19. v. 26. das Weib Loth zu einer Saltz-Saͤulen wor - den. Als Exod 7. v. 11. die Ruth Araonis in eine Schlange verwandelet worden. Als der Herꝛ Pſ. 113. v. 8. den Felß in ſtehende Waͤſſer veraͤndert / und die Stein in Waſſer-Brunnen. Als Chriſtus Joan 2. das Waſſer in Wein veraͤndert; Hat ſich damahlen auch Weib und Saltz; Ruth und Schlang; Felß und Waſſer; Waſſer und Wein vereiniget / und beydes zugleich zugegen und beyeinander geweſen? Dieſe Frag wird kein Lutheriſcher bejahen duͤrf - fen; Warumb darff er dan ſagen / daß im H. Abendmahl die Subſtantz Brods und Weins in die Subſtantz deß Leibs und Bluts Chriſti nit verwandelet / ſonderen Brod und Wein mit dem Leib und Blut vereiniget werde / und beydes zugleich zuge -gen419Guͤldenes Schwerd. gen ſeye / und genoſſen werde? Gebe er mir doch einen vernünfftigen Unterſcheyd zwi - ſchen dieſem und obigem.

Antwort 2. Wan ich ſage: Diß iſt Goldt; ſo ſolgt recht und wohl: ergo iſt es ein Bley. Diß iſt Bier; ergo kein Wein. Diß iſt ein Menſch; ergo kein Engel / ꝛc. er - go auch / wan Chriſtus geſagt: Diß iſt mein Leib / Diß iſt mein Blut / ꝛc. Recht und wohl folget: ergo iſts kein Brod / kein Wein. Oder man gebe mir abermahlen einen vernuͤnfftigen Unterſcheyd zwiſchen dieſem und obigem.

Antwort 3. Wan das Brod und der Wein in den Leib und Blut Chriſti ihrer Subſtantz nach / nit verwandelet wuͤrden / ſo waͤren dieſe Woͤrter: Tranſubſtantia - tio, tranſinutatio, transformario, transele - mentatio, &c. umbſonſt, deren ſich doch alle H H. Vaͤtter und Kirchen-Lehrer allezeit gebraucht haben / und beſtaͤndig brauchen. Leſe daruͤber Ambr. L. de initiandis c. 9. & L. 4. de Sacram. S. Cyrillum Hieroſol. Ca - tech. 4. Tert. L. 4. c. 6. D. Cyprianum ſerm. de Cæna D. S. Auguſt. ſerm. de V. D. Theoph. in c. 6. Joan. in c. 14. & 24. Matt.

Antwort 4. Als dieſes Argument derLu -420Guͤldenes Schwerd. Lutheriſchen einem erfahrnen Dialectico er - zehlte / ſagte er / daß zwey verſcheydene Speci - es von einer Sach / oder / wie ers nennete / von einem. Individuo nit koͤnten geſagt werden: durch das Woͤrtlein hoc aber und hic werde eine Sach oder ein Individuum angezeigt; koͤnne derhalben von demſelben der Leib Chriſti und Brod / ſo verſchiedene Species ſeynd / nit geſagt werden; Wan alſo dieſe Satzung: Diß (nemblich was ich euch darreiche zu eſſen) iſt mein Leib / ꝛc. Wahr iſt / wie ſie dan / allerſeiths ohngezweiffelt / wahr iſt / ſo muͤſſe dieſe Satzung: Diß (nemblich was ich darreiche zu eſſen) iſt Brod / nothwendig falſch ſeyn. Hierauff kan nun H. Gerſtenberger dieſem Dialecti - co antworten.

Antwort 5. Wan der Leib Chriſti und das Brod waͤre vereiniget geweſen / ſo haͤtte Chriſtus nit ſagen koͤnnen: Diß (nemblich was ihr eſſet) iſt mein Leib / ſonderen er hatte muͤſſen ſagen: Jn: oder bey: oder mit dieſem iſt mein Leib.

Antwort 6. Chriſtus gibt uns das jenige zu eſſen und zu trincken / was er fuͤr uns dargegeben und vergoſſen / laut ſeiner Worten: Diß iſt mein Leib / welchesfuͤr421Guͤldenes Schwerd. fuͤr euch wird gegeben werden. Diß iſt mein Blut / welches fuͤr euch und viele zur Vergebung der Sünden wird ver - goſſen werden: Nun aber hat Chriſtus in ſeinem Leyden und Sterben kein Brod dargegeben und keinen Wein vergoſſen; ergo iſt auch kein Brod oder Wein im Abendmahl gegenwaͤrtig.

Einwurff 4. 1. Corinth. 10. & 11. re - det der Apoſtel von Brod und vom Leib Chriſti zugleich / ſo offt ihr von dieſem Brod eſſet / ꝛc. das Brod / das wir bre - chen / iſt das nicht die Gemeinſchafft deß Leibs Chriſti?

Antwort. Der Apoſtel redet daſelbſt von dem conſecrirten Brod / und / wie es im ſechſten Capitel Joannis beſchrieben ſtehet / vom Brod deß Lebens / vom himm - liſchen und lebendigem Brod: und dieſes Brod iſt der Leib Chriſti.

Einwurff 5. Der Leib Chriſti kan ja nit gebrochen / und von den Maͤuſen o - der Wuͤrmen nit zerfreſſen werden oder verfaulen: Nun aber werden die conſecrirte Hoſtien bey der Nieſſung gebrochen / ver - faulen auch offt / und werden vom Unge - ziffer offt zerfreſſen; ſo muß dan ja auchS 7Brod422Guͤldenes Schwerd. Brod gegenwaͤrtig ſeyn / welches