Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:
Ungeachtet kaum zwey Jahre seit Er - scheinung der fünften Ausgabe dieses Handbuchs verflossen sind, so hat dasselbe doch setzt in der wohl mehr an wich - tigen Zuwachs von neuen Entdeckungen in der Naturgeschichte, so wie an Berichtigun - gen oder schärferer Bestimmung gewonnen, als irgend eine der vorhergehenden.
Dagegen versteht es sich von selbst, daß, um für diese Zusätze Raum zu erhalten, ohne dadurch dem zweckmäßigen Zuschnitt eines, besonders auch als Leitfaden bey Vor - lesungen tauglichen Handbuchs zu schaden, hin und wieder manches noch mehr als in den vorigen Ausgaben, hat ins Kurze gefaßt wer - den müssen.
IVNur über zwey Gegenstände der allge - meinen Naturgeschichte, die, wie ich gefun - den, ohne nähere Auseinandersetzung von un - kundigen Lesern leicht mißverstanden werden könnten, habe ich mich deßhalb (so wie in der vorigen Ausgabe) ausführlicher als es sonst dieser Zuschnitt im übrigen erlaubt, auslassen müssen. Nähmlich S. 8 u. f. über die ver - meinte und so oft gepriesene Stufenfolge in der Natur, und S. 13 u. f. über die Zeugung der organisirten Körper, besonders über den wahren Begriff vom Bildungstriebe, im Ge - gensatz von der vis plastica der ehrlichen Alten.
Die ansehnlichsten Vermehrungen hat aber der mineralogische Theil des Buchs er - halten. Besonders habe ich die Uebersicht der gemengten Gebirgsarten faßlicher, und den Abschnitt von den Versteinerungen, interes - santer und fruchtbarer darzustellen gesucht, als es insgemein geschehen.
Auch ist nun bey Angabe des Gehalts der Fossilien durchgehends der Gewährsmann da - für genannt, was, bey den zum Theil auf - fallenden Differenzen in den Resultaten der von verschiedenen Chemikern neuerlich gelie - ferten Analysen eines und eben desselben Fos - sils, nothwendig wird.
VDie mit der systematischen Anordnung der Steine und erdartigen Fossilien verbundenen Schwierigkeiten sind im Buche S. 523 be - rührt und selbst durch manche der neuesten, an sich äußerst lehrreichen Entdeckungen über die Bestandtheile einiger Steingattungen nur noch vergrößert: so, daß sich nun diese Classe des Mineralreichs weder bloß nach dem quan - titativen Verhältniß der Bestandtheile der Fossilien, noch auch bloß nach dem äußern Habitus ordnen läßt. – Nach erstern nicht; denn da jenes Verhältniß vieler, einander übri - gens oryctognostisch noch so ähnlichen und geognostisch noch so nah verwandten Fossilien (wie z. B. der mancherley Unterarten von As - best) theils gar auffallend variirt, so leuchtet von selbst ein, wie schlechterdings zweckwidrig und unbrauchbar ein System der Lithologie ausfallen müßte, das streng nach dem Gehalt der vorwaltenden Bestandtheile geordnet wer - den sollte: aber eben so wenig würde der bloße äußere Habitus zur systematischen Anordnung der Steine hinreichen; denn dem zufolge setzte man noch vor Kurzem den Saphir ins Kiesel - geschlecht, der doch fast aus nichts als ver - dichteter Thon-Erde, wenigstens ohne ein Atom von Kiesel-Erde, besteht.
Zwar glaubte man ehedem sich hierbey noch mit der spitzfindigen Distinction zwischenVI vorwaltendem und characterisirendem Be - standtheil der Fossilien durchhelfen zu können: allein auch diese Ausflucht ist nun durch solche Analysen, wie die eben gedachte, versperrt.
Es scheint also der einzige passende Aus - weg der zu seyn, daß man, ohne sich streng und ausschließlich an eins von diesen beiden Classifications-Principien zu binden, in so fern ein gemischtes System für diese Classe von Fossilien zum Grunde legt, daß 1) frey - lich diejenigen, die entweder ganz oder doch bey weiten größtentheils aus einerley Erdart be - stehen, nothwendig unter das nach dieser Erd - art benannte Geschlecht kommen. Folglich der Saphir durchaus ins Thongeschlecht; hin - gegen der Opal, Tripel und Bimsstein ins Kieselgeschlecht ꝛc. – Daß aber 2) manche andere Gattungen von Steinen, worin nur keine so auffallend vorschlagende Menge eines Bestandtheils vorwaltet, ohne ängstliche Rück - sicht auf die pro Cente derselben, da einge - schaltet werden, wo sie nach ihrem äußern Totalhabitus und nach der Analogie am schicklichsten hinpassen. So z. B. der Schil - lerspath, ungeachtet er mehr Kiesel-Erde als Thon-Erde enthält, den noch ins Thonge - schlecht in die Nachbarschaft des Glimmers:VII so Meerschaum, Speckstein, Serpentinstein, Olivin ꝛc. ins Talkgeschlecht.
Ich habe hier, so wie im ganzen Buche, von Geschlechtern und den darunter begriffe - nen Gattungen gesprochen. Denn daß man in der Mineralogie die Fossilien in genera und species eintheilt, und die genera auf deutsch Geschlechter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehrten und philosophischen Mineralogen Deutschlands nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benen - nungen von Geschlecht und Gattung in diesem von je (– und bis vor Kurzen allgemein –) angenommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gat - tung im verkehreen Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von einigen deutschen Schriftstellern in der Zoolo - gie und Botanik versucht worden.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich, was er mitVIII einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß es ihm hingegen in meinem theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an Nachahmern gefehlt hat ist nichts weniger als unerwartet. – Genug indeß, daß so viele phi - losophische Naturforscher und die größten un - serer naturkundigen Philosophen das verba valent sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Umstämpelung nicht irre führen lassen. – Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich folgende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, seiner Sprache kundige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelungs Wörterbuche lernen –), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes -IX beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luthers Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zufolge wissen wir also in Anwen - dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Systematiker bringt sie nach ihren ge - meinschaftlichen Aehnlichkeiten unter Ge - schlechter.
2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort Gattung von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freyen Naturzustande nur die Thiere von einer species sich mit einander fruchtbar gatten so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne wo - von hier die Rede ist durch kein anderes deut - sches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedruckt werden konnte, als durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deut - schen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der WorteX generis masculini oder foeminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Refor - mator im Ernste so was befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigner Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landes - sprache – d. h. den bestimmten einmahl fest - gesetzten Sinn der deutschen Worte – zu ver - kehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:
Die gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey den deutschen Nahmen der Naturalien beobachtet, und mich daher immer der allge - mein angenommenen und allgemein verständ - lichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das allgemein ange -XI nommene Molch: eben so nicht das im Erz - gebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere lebende und todte Sprachen aufgenom - mene Kobalt u. s. w.
Anders ist der Fall mit den in der Natur - beschreibung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundnen Kunst - und Tri - vial-Nahmen. So billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beyzubehalten, so können doch Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver - nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah - men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub - ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß - brauchten und dann das Studium der Na - turgeschichte so äußerst erschwerenden Freyheit nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un - vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein - heimischen, allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenommenen Nahmen, Tatu, restituirt; da hingegen Linné diesen fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Miß - griff den Nahmen, Rauchfuß, Dasypus, bey -XII gelegt hatte, womit die alten Griechen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauch - füßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimischen Nahmen (Punammustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt worden, als die ihm neuerlich beygelegte Benennung Beil - stein, da ich im hiesigen academischen Mu - seum, so wie in den in London befindlichen großen Sammlungen von südländischen Merk - würdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken und andern Geräthen, so sich die Neuseeländer aus diesem Steine bereiten, aber schlechter - dings kein daraus verfertigtes Beil aufgefun - den habe. – Eben so habe ich diejenige Gat - tung des Fledermausgeschlechts, vampyrus (den Blutsauger) genannt, die wirklich schla - fenden Säugethieren das Blut aussaugt; da hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegenden Hund beygelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allem von Früchten nährt. – Aber viele an - dere, nur nicht gar zu unpassende Kunstnah - men der Art habe ich dennoch beybehalten, um so nicht die Nomenclatur und Synony - mieen ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.
XIIIDaß aber manche bekannte Nahmen von Naturalien hier doch anders geschrieben wer - den, als es insgemein geschieht, hat auch sei - nen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Tophus, weil es kein grie - chisches Wort ist; eben so Manacanit und nicht Menacanit, weil der Fundort dieses Fos - sils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den latei - nischen Nahmen vorangesetzt, weil da hun - dert exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deutschen keinen bekannten verständlichen Nahmen haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade sie deutschen Benennungen die bekanntesten und selbst großentheils in andere Sprachen auf - genommen.
Beym Thierreich ist denjenigen Gattun - gen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den allgemein verbrei - teten Fossilien überflüßig, bey vielen von denen aber, die in Deutschland selbst ein sehr eingeschränktes Vaterland haben, wie der Boracit ꝛc. unzureichend gewesen wäre.
XIVDie Abbildungen naturhistorischer Ge - genstände, die ich in der Verlagshandlung dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be - ziehen sich auf die gegenwärtige sechste Aus - gabe, und dienen also zu einer zweckmäßigen Erläuterung derselben.
Göttingen, den 20. März 1797. und den 10. März 1799. J. F. Blumenbach.
Fig. 1-6. die Intestinal-Würmer im mensch - lichen Körper in natürlicher Größe. –
Die merkwürdigsten Crystallisationen der Fossilien.
Alle Körper, die sich auf, und in unsrer Erde finden, zeigen sich entweder in der - selben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Men - schen und Thiere, zu bestimmten Absichten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleich - sam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (ar - tefacta). Die erstern machen den Gegenstand der Naturgeschichte aus, und man pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch2 Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann genannt, wenn der Mensch*)„ Ars, siue edditus rebus homo.”Bacon de Veru - lam. de augm. scient. L. II.„ L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature.”Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. ab - sichtlich Veränderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentlichen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Modifica - tion, nicht anders als relativ seyn können, be - darf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt nicht z. B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm - lers an. So kann eine ägyptische Mumie so - wohl in eine Naturaliensammlung zur anthropolo - gischen Seite, als in eine Sammlung altägypti - scher Kunstwerke gehören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalksinter, oder aber ein absichtlich aufgetragner künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. Anzeigen 1791. 188 St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachs - thums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.
Die einen nähmlich sind allemahl von andern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art her -3 vor gebracht; so daß ihre Existenz in einer un - unterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammältern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Verträge zur Naturgeschichte, Facta angeführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern entstehen, und gleichsam nacherschaffen werden. hinauf immer andere dergleichen Körper voraus - setzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Sub - stanzen als Nahrungsmittel in ihren Körper auf, assimiliren sie den Bestandtheilen desselben und befördern dadurch ihr Wachsthum von innen (mittelst inniger Aneignung, intus susceptio, expansio).
Diese beiden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähm - lich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen mancher - ley diesen Zwecken entsprechende und deßhalb mit den sogenannten Lebenskräften versehene und dadurch belebte, Gefäße, Adern und andere Organe in ihrem Körper haben, die zur Auf - nahme bestimmter Säfte zur Assimilation je - ner Alimente, zur Erzeugung der Nachkom - menschaft u. s. w. nothwendig sind.
4Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Mineralien. Beides, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachs - thum (wenn man es gar nur Wachsthum nen - nen darf), wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich sogenannten bloß physischen (mechanischen und chemischen), Ge - setzen, durch Anhäufung oder Ansatz homogener Theile von außen (aggregatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüng - liche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorganisirte, und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organisirten Körper selbst, besonders in der Art wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein - fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl - reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.
Da hingegen die Andern eine meist einfache Oeffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumigen Schlauche führt, wohin sie vom innern Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente, die von5 sehr verschiedener Art sind, mittelst willkür - licher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Unterscheidungszeichen der Thiere von den Pflan - zen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die ge - meinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt sondern können zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufenthalt verändern, bald zu Boden sinken, bald wieder auf die Oberfläche des Wassers stei - gen u. s. w. Und andererseits gibt es ganze Geschlech - ter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchy - lien, Corallen ꝛc. die ihren einmahl eingenomme - nen Platz nie von selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter ein - ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und beseelte organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige Nahrung mittelst willkürlicher Bewegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie6 ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will - kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein - saugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebens - kraft nach den bloß physischen (mechanischen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge - macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern aner - kannt, aber nur keine bestimmten Grenzen zwischen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andre hingegen haben die beliebten Meta - phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimmba - ren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft den Gegen - ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie weit leichter für das was sie sind*)Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner Erinnerung. richtig aner - kennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann**)„ Facilius plerumque est rem praesentem discernere, quam verbis exacte definire”. Gaubius.„ Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei - dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt sondern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fäl - len zu finden.”J. Aug. Unzer.. – So sagte z. B. Linné:7„ nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur.”Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charactere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschenähnlichen Affen (wie man sie nennt); so wie überhaupt von allen andern Säugethieren unverkennbar aus - zeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Ver - legenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehn - lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die deßen ohngeachtet unverkennbare Verschieden - heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürste. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warmblütige und kaltblütige; und rechnet eben so natürlicher Weise die Säugthiere zu jenen und hingegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ih - rem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlech - ter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren dieser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme auf - gehoben werden. – Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versuchung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit gewissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewe - gungen mancher Mimosenarten, und des hedysa - rum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Character der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkei - ten, so die Arm-Polypen mit den Gewächsen haben, den oben bestimmten Character der Vegetabilität8 betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die, so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger getrieben ihre Nahrung durch willkür - liche Bewegung in den Mund bringen, was hin - gegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andre Ein - wendung gegen die Naturreiche ꝛc. die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge - schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Sy - stems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren mehresten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegrün - deten so genannten Verwandtschaft untereinander, zusammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmei - nenden Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenbang der - selben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdruckt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer form so sein stufenweise auf einander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermeßne Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte.
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehn, wie sehr darin einer - seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den In - secten und Gewürmen, aber auch im Pflanzen - reiche) zusammen drängen, und andre dagegen gleichsam isolirt sehn, weil sie wegen ihrer aus -9 gezeichneten ganz eignen Bildung nicht ohne sicht - lichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur irgendwo eingeschoben und untergebracht werden können (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; unter den Gewürmen das schon gedachte Geschlecht der Sepien; unter den Säugthieren das Men - schengeschlecht selbst! ꝛc. ) – Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. B. bey den Schild - läusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschieden Gestaltung haben, daß man folg - lich in der gedachten Leiter die einen von den an - dern trennen und nach dieser so sehr verschiednen Sexualform beiden auf weit von einander entfern - ten Sprossen ihre verschiednen Stellen anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga - nisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette der Natur u. s. w. gera - then müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermeßne Behauptung mancher Physico - theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürste, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m. – So gut einzelne Gattungen von Thieren aus ganzen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Großbritannien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andre Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde vertilgt werden (wie dieß allen Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der dadurch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet wer - den dürfte.
Und zum Verständniß der linnéischen Kunstsprache:
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von sei - nes Gleichen erzeugt, dann durch eigne Kraft lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbsterhal - tung und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reise gelangt, auch seine Fortpflanzungsfähig - keit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die organisirten Körper durch die Organisation ihres Baues, und durch die mit derselben ver - bundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe ihre Empfänglichkeit für reißende Eindrücke (sti - muli) und ihr Bewegungsvermögen, ohne wel - ches weder Ernährung noch Wachsthum, noch wechselseitige Einwirkung der Theile zur zweck - mäßigen Erhaltung des Ganzen, und umge - kehrt*)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft S. 285. u. f., denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man, zumahl neuerlich, die so genannte Evolutions Hypothese bequem gefun - den, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein andres Thier, und keine Pflanze er - zeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*)“Denn” (so sagt Haller, das Haupt der neuern. Evolutionisten –) „ alle Eingeweide und die Kno - chen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vor - hero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande.”Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu - tionshypothese mit der Lehre von der allmähligen Bildung in vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei - nen, daß er deßen ohngeachtet einen Keim enthalte, der dennoch was anders sey, als ungeformter Zeu - gungsstoff ꝛc. so sind das unbestimmte, leere Aus - drücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt:„ corpus quid sit, intelligo: quasi corpus quid sit, nullo prorsus modo intelligo.” bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vor - räthig: die verschiednen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einan - der; und würden nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und aus licht gebracht. – Eine Mei - nung, die doch schon sowohl durch den dabey erforderlichen Aufwand von übernatürlichen (hy - perphysischen) Anstalten**)s. Kant a. a. O. S. 372., als durch die,14 allen Gesetzen einer philosophischen Naturfor - schung zuwiderlaufende unnütze Vervielfältigung der natürlichen [physischen]*)Physische Kräfte überhangt – im Gegenfaß jener hyperphysischen Anstalten. Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung ge - langen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungs - gründe widerlegt wird.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller - berühmtesten und allereifrigsten Versechter der Evolutionshypothese, sollen die präformirten Keime den der Mutter vorräthig liegen, und wäh - rend der Befruchtung durch die Kraft des hinzer - kommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Entwickelung angetrieben werdet. Was man Empfängniß nennt; sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keims durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken - den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Batzen, die sich kurz hin - tereinander mit mehreren männlichen Hunden belau - fen haben, werfen oft Junge, die diesen verschie - denen Vätern ähneln; – zweyerley Menschen - rassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit ein - ander nothwendigen Mittelschlug, nähmlich Mu - latten; – und wenn nun vollends ungleiche Gat - tungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Ba - starde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zufolge gestehen dann die Evolutionisten15 dem männlichen Samen, auf er seiner erweckenden, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Matter präformirt gelegenen Keim, wohl in etwas zur väterlichen Gestaltung umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Gene - rationen hindurch immer wiederholten, künstlichen Bastardzeugung endlich die eine Gattung von orga - nisirten Körnern gänzlich in die andre umwan - deln. – So hat man z. B. aus der künstlichen Befruchtung der einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Standes von eine andern, Sa - men gezogen, welcher fecundable Bastardpflan - zen gegeben; d. h. die sich zur Blühtest aber - mals mit männlichem Stand von jener andern Gat - tung befruchten lassen, und wiederum fecundable Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Generation dielten gleichsam das Mittel zwischen beiden verschiedenen Stamm-Eitern von väterlicher und mütterlicher Seite. Die von der zweyten hingegen ähnelten schar weit mehr der väterlichen, als der mütterli - chen und nachdem die gleiche künstliche Befruch - tung noch fernerweit durch zwey folgende Genera - tionen eben so wiederholt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht vor einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffen - der Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:„ Gänzlich vollbrachte Verwandlung einer natür - lichen Pflanzengattung in die andre.”–)
Da hat den folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli - chen Keims am Ende in nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unserem Erkenntnißvermögen und selbst den Regeln aller philosophischen Nachforschung*)„ Causas rerum naturalium non plures admitti debere, quam quae et verae sint et earum phae - nomenis explicandis sufficiant:”ist ja die erste von Newton's güldnen regulis philosophandi. weit angemeß - ner, wenn man die Entstehung der neuerzeug - ten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar un - geformten, aber unter den dazu erforderlichen Um - ständen organisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel - lungsart, die man sich von einer solchen allmäh - lichen Bildung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kin - der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings unstatthafte aller sol - chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all - mähligen Ausbildung organisirter Körper durch eine sogenannte Vis plastica (wie es unsre ehrlichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mine - ralteich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als weicher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. – s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobachtung bey17 Entstehung derselben lehrt, am ungezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Eltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge - langt, dann für eine in denselben nun zweck - mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bil - dungstrieb (nisus formativus) zuerst empfäng - lich wird; – für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft (als welche auch im unorganischen Reiche Crystallisationen u. dergl. hervorbringt) dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannichfaltig verschiedenen Be - stimmung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielartig organisirbaren Zeugungs - stoffe auf eben so mannichfaltig aber durchge - hends zweckmäßig modificirte Weise in be - stimmte Gestalten zu formen vermag – und so (– durch die Verbindung des bloß Mecha - nischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe –) zuerst bey der Empfängniß die allmählige Ausbildung; dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bil - dung durch die Ernährung; und selbst wenn die - selbe durch Zufall gelitten haben sollte, so wie18 möglich die Wiederersetzung derselben durch die Reproduction, bewirkt wird*)Dieß alles habe ich in der Schrift über den Bil - dungstrieb, Götting. 1791. 8. weiter ausgeführt die ich nicht mit der unreifern Abhandlung, die unter einem ähnlichen Titel 1781. erschienen ist zu verwechseln bitte..
Anm. 1. Diese allmählige Ausbildung der neuen orga - sirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen Größe ein schnelles (so in sagen zusehends merkliches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurchsichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deut - lichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfaches Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con - ferve (Conferva fontinalis) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt.
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Erschei - nung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Ausbildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehresten Leser die Erinnerung überflüssig, daß das Wort Bildungs - trieb selbst so gut wie die Benennungen aller andern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mechanische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung anerkannt worden, deren Ursache aber so gut wie die Ursache aller andern noch so allgemein an - erkannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent - lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt†)„ Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jusqu 'à la route19 que tant d'astres suivent dans l'espace; depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu' à la Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète tra - versant les cieux, tout est qualité occulte.”Voltaire.. – Das hindert aber nickt, daß man nicht mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk - samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von orga - nisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es Statt findet auch ihre Sexual-Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Ge - schöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andre in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen be - stimmten Richtung abweichen.
So entstehen dann (– der bloß krankhaf - ten, nicht ins Gebiete der Naturgeschichte ge - hörigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widernatürliche Formen der organisirten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
2) Dadurch, daß der zweyfache Sexual - Character, der sonst in den beiden Geschlechtern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem20 und eben demselben Individuum verbunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz ver - schiedner Gattung (zweyerley Species) einander befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der mancher - ley Ursachen der allmähligen, Ausartung, die Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versieht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine widernatürliche, angeborne, leicht in die Augen fallende Ver - unstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen:
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen (– nähmlich unter Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohl - gebildeter Menschen manche ihrer Eingeweide in ganz verkehrter Lage gefunden –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Mon - stra per defectum. Unter diesen die lehr - reichsten.
214) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten (– selbst nicht selten unter wilden Thieren z. B. Hasen –) Theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingrigen Familien.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Mon - strositäten beweiset, daß auch selbst diese Abwei - chungen des Bildungstriebes dennoch bestimmten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die be - kannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustand unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die - ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt gele - gen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinn bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual - organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Ge - schöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter den Rind - vieh, Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Ab - weichung des Bildungstriebes hier einer Erwäh - nung, wenn andre körperliche Functionen oder22 Charactere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey Individuis des andern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Rehe Geweihe auf - setzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zu - nehmenden Jahren männliches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andre männliche Säu - gethiere Milch geben u. s. w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebilde - ter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus des andern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der Totalform des männlichen.
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gat - tung befruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beiderley Eltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist, Da aber von der bestimmten Bildung der orga - nisirten Körper, besonders der Thiere, die be - hörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur-Zustande mei - nes Wissens niemahls eine Paarung und Ver - mischung unter zweyerley Gattungen bemerkt23 worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt mehrentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Geschlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maulthiere, oder die Bastarde von Hänf - lingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedner Gat - tungen Bastarde hervor gebracht werden können, die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben S. 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Ver - mischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warnen das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ursprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmählige Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauem Sinn ein solcher durch Degeneration entstandener Character,24 der durch die Fortpflanzung unausbleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mir den Negern Mulatten, oder mit ameri - canischen Indianern Mestißen zeugen: welches hingegen bey den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünetten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielarten hat zuerst Hr. Prof. Kant genau bestimmt, im teutschen Mercur 1788. 1. B. S. 48. s. hiervon ausführlich Hrn. Geh. Hofr. Girtanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göt - tingen 1796. 8..
Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli - chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Entscheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als die, so aus des Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andre angenommen haben, den Character von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkommen - schaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzulänglich und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel ohnehin bey den unzähligen Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fortpflan - zen. (– s. unten §. 30. –), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwindlicher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z. B. bey Ent - scheidung der Frage, ob der asiatische und der africanische Elephant zu einerley Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. B. bey der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltne Erfolg als Regel angesehn werden. Denn gewöhnlich sind die25 Maulthiere steril, und nur in äußerst seltnen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig be - funden. Wollte man also diesen wunderseltnen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Species halten, un - geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumal im Innern (und namentlich in der ganz auffallend verschiednen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge!), wenigstens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedne Gat - tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grundsatz der Analogie gemäß halte ich auch die gedachten beiderley Elephanten für ganz verschiedne Gattun - gen, weil ihr Gebiß eine so constante auffallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.
Zu den mancherley Ursachen der Ausartung gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmels - strichs, der Nahrung, und bey Menschen und Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachs - thum der organisirten Körper, und darum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, unter - setzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. – Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost. und West-Indien von europäischen Eltern gebornen Weißen) das26 unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cultur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, davon sehen wir an unsern Hausthieren*)s. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in Voigts Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen, Blumen-Floren ꝛc. – am allerauffallendsten aber bey den Verschieden - heiten im Menschen Geschlechte selbst, die augen - scheinlichsten Beyspiele.
Diese mancherley Ursachen der Degeneration können nun aber nach Verschiedenheit der Um - stände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und ausfallender, machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen dringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in dem weit südlichern Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zumahl der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend gefleckt sind; auf Guinea Menschen und Hunde und Hübner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.
Die Ernährung der organisirten Körper gehe auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hin - gegen haben, wie sich Boerhaave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln innerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmcanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäschen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und den Theilen des Kör - pers zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Proceß dem Stoff der organisirten Körper assimilirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich nehmen, auch durch andre Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die mehresten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Arekpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc. auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen28 Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm - melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Sie gehört zu den weisesten Einrichtungen in der Natur, und sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefah - ren, wo ihr Körper verletzt wird: sie ist folglich auch, nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben wer - den, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren, zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der29 Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu - tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die gewöhnliche Re - production nennen.
Die andre hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlorne Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zurächst verwandten Thiere besitzen eine freylich. sehr eingeschränkte Reproductionskraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, be - sonders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land - Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm. Polypen ꝛc. von einer aus - nehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüten muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolg zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. So ist es mir nach mehreren fruchtlosen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (helix pomatia) mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo - nathen wieder reproducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern art (lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus auf bewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslausen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausge - schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mona -30 ten ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. repro - ducirt, der sich bloß dadurch vom andern gesun - den Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr bald so groß ist. (– s. Götting. gel. Anz. 1785 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Ernäh - rung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife ge - langen, so erhalten sie dann auch das Fortpflan - zungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Geschlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einan - der paaren oder begatten, wenn sie neue orga - nisirte Körper ihrer Art hervor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden - heiten in diesen beiderley Hauptweisen der Fort - pflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die ein - fachste Weise, ohne vorher gegangene Befruch - tung: entweder durch Theilung, wie manche Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1 – 6. und Blumen-Po - lypen**)A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIL. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bey der Brunnen-Con - ferve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem dicken Knöpfchen31 anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausgetrieben und umge - bildet wird*)Götting. Magaz. II. Jahrg. I. St. S. 80. tab. II.; oder durch Sprossen wie die Arm Polypen und viele Gewächse u. s. w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beiderley Geschlechtstheile an seinem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyerchen mit männlichem Samen – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samenkörner mit männ - lichem Blumenstaub – begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bey manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und wechselseitig einander besuchten und befruch - tet werden müssen. Diese sonderbare Ein - richtung findet sich nur bey wenigen Thie - ren; beym Regenwurm, bey manchen Land - Schnecken**)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. VIII. fig. 6. ꝛc.
4) Die beiden Geschlechter in separaten Indi - viduis, von denen das eine die weiblichen32 Theile aber Eyer, das andre den männlichen befruchtenden Saft enthält. So alle roth - blütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Weiden, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyer - legenden Thiere (ouipara). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet worden, und nun von seinen Hül - sen befreyt zur Welt kommen kann: leben - dig gebärende Thiere (viuipara).
Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po - lypen, die sich bald auf die eine, bald auf die an - dre Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber das ganz ausgebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflan - zen vergleichen, in deren reifen Samenkörnern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den sogenannten ägyptischen Bohnen von der Nymphaea nelumba.
Nachdem die organisirten Körper die Bestim - mungen ihres Lebens erfüllt haben, so weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie ster - ben. Die wenigsten aber erreichen das Ziel,33 das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vor - gesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimm - ten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 gebornen Menschen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Wasser - thieren, Crocodilen, Wasserschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Wanzen wird ihr Körper durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos mannigfaltig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmt - lich (oder höchstens bis auf wenige Ausnahmen mancher so genannten Infusionstierchen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander gemein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zu - führen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst mannigfaltig, und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die pein - lichen Gefühle des Hungers getrieben, mittelst willkürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhallung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten vollkomm - neren Thieren wird der abgesonderte Nahrungs - saft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in die übri - gen Bestandtheile des Körpers abgesetzt. Die - ses eigentlich so genannte Blut ist von rother35 Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiednen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschiedenheit. Bey den einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält es meist ungefähr die Temperatur des Mediums, in welchem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deß - halb warmblütig heissen (den Säugethieren und Vögeln), zeigt es in ihrem vollkommen belebten Zustande immer eine Wärme von unges. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder weniger. Der Saft hin - gegen, welcher bey den so genannten weißblüti - gen Thielen (nähmlich bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, un - terscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kügelchen, von jenem eigentlich so genann - ten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Portionen eines zum leben nothwendigen Stoffes (– des so genannten Sauerstoffs oder Oxygens –) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, wogegen es gleiche Por - tionen eines andern Stoffes (– des Kohlenstoffes oder Carbones –) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebens - wierigen Proceß in dem belebten thierischen Labo - ratorium dient vorzüglichst das Athemholen;36 welches die rothblütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiefern; die weißblütigen aber mittelst mancherley anderer analogen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere die mit jungen ver - sehen sind können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm an - gebornen Stimme auch noch die Rede (loquela), erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Be - wegungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren das eigentlich so genannte Fleisch ausmachen. Nur bey einigen ganz einfach gebauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallertigen Stoffe nicht zu un - terscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige wenige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z B. das Herz, als welches lebenslang un - aufhörlich (– beym Menschen ungefähe 4500 Mahl in jeder Stunde –) und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermüden, oder endlich zu schmerzen, als Haupttriebfeder des Blutumlaufs, in seiner schlagenden Bewegung ist.
Beide Arten von Muskeln aber, bis un - willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Einflusses der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Gehirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beiden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehenden Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß siehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Hofr. Sömmerring. s. Dess. Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hieländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Ge - schäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mit - zutheilen. Die Beschaffenheit der Sinnwerk - zeuge ist aber in den verschiednen Thier-Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerkzeuge an ihnen38 entdecken können, die bey andern zu solchen Ein - drücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere Insecten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Be - friedigung des Sexual Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hält 8tens Hr. Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Finstern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Hr. Darwin das Gefühl für Wärme und Kälte für besondre Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Sammlung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen le - benden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung angewiesen; viele Raubthiere aber, wohin zumal die mehresten Fische gehören, auch manche In - secten und Gewürme, halten sich am Tage ver - borgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr be - queme Einrichtung, daß sie einen beträchtlichen39 Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monate, da es ihnen schwer werden würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*)„ Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus.”Plinivs. , in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt an sichere, schaurige Orte; und fallen mit einbrechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die er - wärmende Frühlingssonne wieder erweckt werden. Diese Erstarrung ist so stark, daß die warm - blütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur unmerkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 7. –), und daß die Puppen vieler In - secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thieres unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Win - terschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thie - ren gemein, wie z. B. die Vorstellungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so - genannten innern Sinne, Gedächtniß nähm - lich und Einbildungskraft.
Andre sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähmlich die so genannten Naturtriebe oder Instincte. Dagegen er hin - wiederum im ausschließlichen Besitz der Ver - nunft ist.
Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebornen, unwillkürlichen, inne - ren Drange, ohne allen Unterricht, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Hand - lungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt bloß maschinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen er - weislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter anbeissen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortzie - hen fühlen, und im Käfich bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thierischen Triebe sind besonders die so genannten Kunst -41 triebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle An - weisung und ohne alle vorgängige Uebung*)„ Nascitur ars ista, non discitur.”Seneca. , (als welche bey so vielen gar nicht Statt finden kann; wie z. B. bey den Raupen, die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß), so un - gemein künstliche Wohnungen, Nester, Ge - webe ꝛc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu vielfachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen schein - baren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließlich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fä - higkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigne Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w. so liegt wenigstens der gedachte auszeichnende Vorzug, den der Mensch durch den Besitz der - selben erhält, unwiderredlich am Tage.
42Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Verschieden - heit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Bedürfnisse, die er durch keinen einförmigen Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Um - ständen gleichsam accommodirenden Vernunft auf eben so mannigfaltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Hand - lungen abrichten kann u. s. w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Um - schaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechselseitig vor - genommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in seinem Welttheil ein - heimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Tabak, wälsche Hüner u. s. w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herrschaft des Menschen über die übrige thierische Schöpfung durch die so genannten Hausthiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblü - tigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befrie - digung wichtiger Bedürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Benutzung absichtlich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwürmer, so wie die Coschenill-Insecten dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinn ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nämlich bat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich un - terwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, exi - stirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stamm - rasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Ren - thier, den beiderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Elephant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefangenschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Men - schen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wild - heit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere varii - ren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beiden ist ein beständi - ges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen Hof - Kalender vom Jahre 1796. –)
Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach dem Linnéischen System unter folgende sechs Classen bringen:
I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge le - bendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, und Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be - wegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Be - wegungswerkzeuge haben*)Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungswerk - zeuge hergenommene Character dünkt mich minder unbestimmt, als die, wodurch man bisher Insec - ten und Gewürme von einander zu unterscheiden gesucht hat..
auch unter dem Titel
und Dess. großes Kupferwerk unter gleichem Titel ib. seit 1763. gr. Fol.
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie gebären leben - dige Junge: und ihr Hauptcharakter, der sie von allen übrigen Thieren unterscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe ent - lehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter gewöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen.
Der Körper der allermehresten [wo nicht aller*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart, auch hat er Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe[ besetzt]; die auch bey einigen als Wolle gekräuselt, oder als Borsten straff und struppig sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey47 manchen sind die Haare an besondern Stel - len als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. stehen sie an bestimmten Stellen in entgegen gesetz - ter Richtung an einander und machen so genannte Näthe (suturas). Bey manchen, wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Hermelin) ꝛc. Wenn hinge - gen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bey den so genannten Kackerlacken im Menschen - geschlecht und unter manchen anderen Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr ver - schieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörnchen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als ei - gentliche animalia subterranea unter der Erde; andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie die Bieber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Bewe - gungswerkzeuge verschieden. Die mehresten48 haben vier Füße; der Mensch nur zweye, aber auch zwey Hände; die Affen hingegen haben vier Hände. Die Finger und Zehen derjenigen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fledermäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Seethiere aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einigermaßen den Flossen der Fische; doch daß die Hinterflossen ohne Knochen sind, und horizontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidun - gula) haben Hufe; viele aber (bisulca) gespal - tene Klauen. Die mehresten gehen (zumahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Elephanten u. a.m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup - penthiere und einige Wallfische ausgenommen, sind die übrigen Säugethiere mit Zähnen versehen, die man in Schneidezähne*)Bey den mehresten sitzen die obern Schneidezähne in einem besondern (– einfachen oder gepaarten –) Knochen, der das intermaxillare genannt wird;49 von dessen merkwürdigen Besonderheiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de generi humani varietate natiua, 795. 8. S. 34. u. f. ausführlich gehan - delt habe. (incisores s. primores), Spitzzähne oder Eckzähne (caninos s. laniaros), und Backenzähne (molares), ab - theilt. Die letztern zumahl sind nach der ver - schiednen Nahrung dieser Thiere auch verschie - dentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähm - lich ist die Krone zackig und scharf; bey den grasfressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus beiden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abgerundet.
Manche Säugethiere, wie z. B. der Ele - phant und der Narwhal haben große promini - rende Stoßzähne (dentes exserti); andre, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne ꝛc.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähm - lich das zuerst bloß flüchtig zerbissene und ge - schluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge - schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem50 ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queer - furchen ausgeschnitten sind, und die Kronen der - selben nicht horizontal liegen, sondern schräg - ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Ober - kiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hingerichtete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye Seitenbewegung hat, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite bewirkt wird.
Anm. 1. Bey denjenigen ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (pecora), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwür - dig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus venter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durch - weicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticulum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein Anhang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beiden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, cen - tipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blättermagen) gelei - tet, wo er von da endlich zur völligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la eaillette der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen andrer Säugethiere am nächsten kommt.
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch gänzlich unbekannt. –
Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen ver - sehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym Renthier und im Ziegengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Tex - tur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym Ochsen - Ziegen - und Gazellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hör - ner der beiderley Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heissen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den meh - resten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erwehren; vielen Meer - katzen und einigen andern americanischen und neu holländischen Thieren statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können52 (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Jaculis zum Springen (cauda saltatoria), dem Kän - guruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung und zur Verteidigung ꝛc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondre Beutel von verschiedner Bestim - mung zu merken. So haben viele Affen, Pa - viane, Meerkatzen, auch der Hamster, die Zisel - maus u. a., Backentaschen (thesauri, Fr. salles), um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Junge verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z. B. die mehre - sten größern Grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andre hingen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundinae) in Ver - bindung, welche aber von verschiedner Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschengeschlecht einen ein - fachen größeren Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen bey den wiederkauenden Thieren mit ge - spaltnen Klauen (pecora) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zerstreute kleine solche Verbindungsor - gane (cotyledones) vertheilt ist u. s. w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichts - puncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmit - telbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere. Die Ver - schiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Geleh - rigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltigste Weise brauch - bar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Gehülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erdbodens können mit einer einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säugethiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Acker -54 bau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten, Camele, Llacmas, Hunde. Zur Jagd zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Ver - tilgen anderer schädlichen Thiere: Katzen, Igel Ameisenbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kaninchen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, But - ter, Käse. Zur Kleidung, zu Decken, Zel - ten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Pergament, Leder. Für andere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten, Haare (zumahl Pferde - Haar), Geweihe Hörner, Klauen, Elfenbein u. a. Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Sai - ten. Blut zu Farbe. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Endlich zur Arz - ney: Bisam, Bibergeil, Hirschhorn, Milch ꝛc.
Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachtheilig. Manche reissende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltise, Vielfraße, Fischottern, Wall -55 fische ꝛc. vertilgen viele nutzbare Thiere: – oder schaden den Gewächsen, Bäumen, Gar - tenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feld - mäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nil - pferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse, Murmel - thiere u. s. w. Gift scheint kein einziges Thier dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundege - schlecht ausgesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde geleg - ten Charactern entlehnte Systeme (systemata artificialia), nach welchen verdiente Naturfor - scher die Säugethiere zu ordnen versucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B. ist auf die Verschie - denheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. nach der Hand ange - nommen und weiter bearbeitet. Aber hierbey müssen die verwandtesten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattungen von Ameisenbären, Faul - thieren ꝛc. getrennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die56 sonderbarsten Verbindungen stößt*)„ Non enim methodicorum scholis se adstringere voluit natura – systemata artificialia nostra flocci faciens”. Pallas. . Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Ritters Entwurf, wegen des verschiedenen Gebisses bey einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die beiderley Nashörner in zwey; – so die verschiedenen Gat - tungen des Schweinegeschlechts ebenfalls in zwey verschiedene Ordnungen ꝛc. Dagegen kommt der Elephant mit den Panzerthieren, und den formo - sanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.
Ich habe daher, mit Beybehaltung einiger lin - néischen Ordnungen, ein im Ganzen natürlicheres System der Säugethiere zu entwerfen getrachtet, wobey ich nicht auf einzelne abstrahirte, sondern auf alle äußere Merkmahle zugleich, auf den ganzen Habitus der Thiere gesehn habe**)Die Benennungen einiger dieser Ordnungen sind zwar von einem einzelnen Character entlehnt, wenn er gerade vorzüglich in die Augen fallend, und daher fürs Gedächtniß leicht faßlich war; nicht aber, als ob die darunter begriffenen Thiere bloß dieses einzelnen Characters wegen zusammen gestellt worden. So heißt z. B. die IIte Ordnung Qua - drumana, nicht deßhalb, als ob dieser Character den darunter begriffenen Thieren ausschließlich eigen sey (denn einige Beutelthiere haben auch fast Hände ähnliche Pfoten); sondern weil dieser Cha -57 racter der Affen und affenartigen (im ganzen Ha - bitus untereinander übereinkommenden) Thiere besonders auffallend ist, und mit dem Character des Menschengeschlechts contrastirt.. So sind Thiere die in neunzehn Stücken einander ähnelten, und nur im zwanzigsten differirten, doch zusammen geordnet worden, dieses zwanzigste mochten nun die Zähne oder die Klauen oder irgend ein andrer Theil seyn; und so sind denn folgende zehn Ord - nungen dieser ersten Classe entstanden:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Bradypoda. Säugethiere, deren gan - zer Körperbau auf den ersten Blick Träg - heit und Langsamkeit verräth. Faulthiere, Ameisenbären u. dergl.
IV. Chiroptera. Die Säugethiere, deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43). Die Fledermäuse.
V. Glires. Die nagenden Säugethiere. Sie nähren sich bis auf sehr wenige Aus - nahmen (– und im ganz wilden Zustande vermuthlich alle –) von Vegetabilien, zumahl von härtern, die sie benagen. Dahin gehören Eichhörnchen, Mäuse, Hasen, Biber ꝛc.
58VI. Ferae. Reissende oder doch sonst fleisch - fressende Säugethiere, als wovon nur einige wenige Gattungen ausgenommen sind. Bären, Hunde, Katzen, Marder, Ottern und mehr andere.
VII. Solidungula. Pferd ꝛc.
VIII. Pecora. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen.
IX. Belluae. Meist sehr große, oder un - förmliche, borstige oder dünn behaarte Säugethiere. Schwein, Elephant, Nas - horn, Nilpferd u. dergl.
Der Manate macht von hier den schick - lichsten Uebergang zur
Xten O. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Nahmen gemein haben, und deren natürliche Ver - bindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray vollkommen richtig einge - sehen hat*)„ Cetacea quadrupedum modo pulmonibus respi - rant, coëunt, viuos foetus pariunt, eosdemque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et vsu cum iis conneniunt.”Raius. .
1. Geschl. Homo. Erectus, bimanus. Mento prominulo. Dentibus aequaliter appro - ximatis; incisoribus inferioribus erectis.
1. Gatt. sapiens. Zu den äußern Kennzeichen, wo - durch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unterscheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrech - ter Gang (als wozu sein ganzer Wuchs und Bildung besonders aber seine beckenähnlichen Hüft - knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll - kommnen Hände; ferner sein prominirendes Kinn und die aufrechte Stellung seiner un - tern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat noch ein paar eigenthümliche Charaktere, die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutverlust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen beson - dern Theil an den Sexual-Organen, dessen Man - gel oder Zerstörung als ein körperliches Kenn - zeichen der verletzten jungfräulichen Integrität anzusehen ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunst - triebe aber (§. 36.) schlechterdings gar nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Ver - nunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (loquela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) ver -61 wechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen Kin - dern zukommt.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs - bedürftiges Geschöpf. Kein andres Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr späth erst sein Gebiß, lernt so sehr späht erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr späth mann - bar u. s. w. Selbst eine großen Vorzüge, Ver - nunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung entwickeln können; daher denn bey dieser Hülfsbedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestimmung des Menschen zur gesell - schaftlichen Verbindung. Nicht ganz so allge - mein läßt sich hingegen vor der Hand noch ent - scheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähig - keit bey beiden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Monoga - mie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beide unbeschränkt; er bewohnt die ganze bewohn - bare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Verhältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Ver - gleich mit andern Säugethieren erreicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Men - schengeschlecht; und alle und bekannten Völker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer62 gemeinschaftlichen Stammrasse abstammen*)Ich habe dieß in der 3ten Ausgabe der Schrift de generis humani varietate nativa weiter aus - geführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auf - fallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Hausthieren, gleichsam unter unseren Augen ausarten. Alle diese Verschieden - heiten fließen aber durch so mancherley Abstufun - gen und Uebergänge so unvermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andre, als sehr willkürliche Grenzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter folgende fünf Rassen zu bringen geglaubt:
1) Die caucasische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3.
von weißer Farbe mit rothen Wangen, langem weichem, nußbraunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Dunkelbraune über - gebt); und der nach den europäischen Begriffen von Schönheit musterhaftesten Schedel - und Gesichts-Form. Es gehören dahin die Euro - päer mit Ausnahme der Lappen und übrigen Finnen; dann die westlichern Asiaten, dies - seits des Obi, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafricanern; – also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.
2) Die mongolische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronschaalen); mit we - nigem, straffem, schwarzem Haar; enggeschlitz -63 ten Augenliedern; plattem Gesicht; und seit - wärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Ausnahme der Malayen; dann die finnischen Völker in Europa (Lappen ꝛc. ), und die Eskimos im nördlichen America von der Beringsstraße bis Labrador.
3) Die äthiopische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kiefern wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Afrikaner, nahmentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andre Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.
4) Die americanische Rasse:
Abbild. n. h. gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufnes Kupfer); mit schlichtem, straf - fem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausgewirkten Zügen. Begreift die übrigen Americaner außer den Eskimos.
5) Die malayische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Ma - hagony anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem schwarzlockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Munde. Dahin gehören die Südsee-Insulaner oder die Be - wohner des fünften Welttheils und der Maria - nen, Philippinen, Molucken, sundaischen In - seln ꝛc. nebst den eigentlichen Malayen.
64Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologischen Gründen die caucasische als die sogenannte Stamm - oder Mittel Rasse an - genommen werden. Die beiden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo - lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey Rassen machen die Uebergänge. Die america - nische den, zwischen der caucasischen und mon - golischen. Die malayische den, zwischen jener Mittel-Rasse und der äthiopischen*)Versteht sich nämlich dieß alles so – das die in den verschiednen Welttheilen verbreiteten Völker - schaften nach der stärkern und längern Einwirkung der verschiednen Climate und anderer obgedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel Rasse ausge - artet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffallend von der cauca - sischen Mittel Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) amerikanische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welttheils, nämlich an dem beeißten Feuerlande nochmals in die mongo - lische Gestaltung, zurückfällt – Eben so ist ge - genseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarietäten ausgeartet, die hingegen in dem schon mildern Neu Holland und auf den neuen Hebriden ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver - mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu - sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung..
65Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver - unreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weniges von vielen.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unserigen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen, und bleiben also wenig größer als jeder andre Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebnen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Annen (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumal aber im Piemontesichen in Menge finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Albi - nos, oder weiße Mohren*)Von diesen sogenannten weißen Mohren (Negres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem Leben vor - gestellt ist. nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondre Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhi - storie gehört.
Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemische aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang - utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah - rer Affe.
66Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin - der sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andre durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Muster des Meisterstücks der Schöpfung anführen darf.
Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner*)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar - wuchs ist oben bey der mongolischen und ma - layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer (– die Struthopo - des des Eudoxus beym Plinius –). die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der gutherzi - gen Leichtgläubigkeit unsrer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwi - schen den Wendezirkeln zu Hause**)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. B. Audebert. Par. seit 1797. gr. Fol..
2. Simia. Affe. Habitus plus minus an - thropomorphus, auriculae et manus fere humanae. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reli - quis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn - licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge -67 schlechter*)Linné faßte alle Affen, Paviane und Meerkatzen in ein einziges Geschlecht zusammen Erxleben vertheilte sie hingegen in fünf. Ich habe mit Ray hierin das Mittel gehalten, und sie unter drey Ge - schlechter gebracht, nur daß ich die Gattungen anders vertheilt, und besonders die americanischen Meerkatzen, als welche sich durch ihren Totalha - bitus von allen Affen der alten Welt auszeichnen, nicht mit diesen vermengt, sondern, so wie auch Büffon gethan, davon abgesondert habe., doch aber außer dem schon beym Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die schma - len Hüften und platten Lenden, aufs ausfallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Troglodytes. der africanische Waldmensch, Schimpansee, Pongo, Jocko, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis. **)Linné, Büffon, Erxleben ꝛc. verwechselten die - sen afrikanischen Schimpansee mit dem ostindi - schen Orangutang. Ich habe zuerst vor 22 Jah - ren gezeigt, daß beide als zwey gänzlich verschie - dene Gattungen von einander getrennt werden müssen, und habe daher dem africanischen zum Unterschied den Gattungsnahmen Troglodites (– den Linné von einem Unding gebraucht hatte –) beygelegt.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. II.
Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landeinwärts; so wie der folgende eigentliche Oran - utang ungefähr von der Größe eines achtjährigen Buben.
682. Satyrus. der ostindische Waldmensch, ei - genliche Orangutang. S. subfusca, auri - culis minoribus, pollice manuum posterio - rum mutico, vngue destituto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12.
Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der vor - gedachte Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines sol - chen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Ganges fähig.
3. Lar. der Gibbon oder Golok. (Linnés Homo lar.) S. brachiis longissimis, talos attingentibus.
v. Schreber tab. 3.
Auf beiden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschen - ähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme. Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen vier Fuß hoch.
4. Sylunanus. der gemeine türkische Affe. S. brachiis corpore breuioribus, natibus caluis, capite subrotundo.
v. Schreber tab. 4.
In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den un - geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf - teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Ihm ähnelt der inuus (cyno - cephalus, Büffons magot) der auch gleiches Vaterland, mit ihm hat. Einer von beiden ist69 auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan (Fr. le nasique, la guenon à long nez). S. cauda mediocri, naso elon - gato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia. die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüssel - förmige Nase auffallend auszeichnet.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio leporino.
v. Schreber tab. 12.
Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivengrün. Wird unter den geschwänzten wahren Affen am häu - figsten nach Europa gebracht.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon. ) Facies prolongata, minus an - thropomorpha, nasus vtrinque tuberosus, nates nudae, coccineae, cauda abbre - viata. Dentes vt in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato, ad latera caerulescente.
v. Schreber tab. 8. A. 8. B.
Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat zumahl wegen der hochfarbigen abstechenden Strei -70 fen auf und zu beiden Seiten der Nase, ein auf - fallendes Ansehn.
2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea glabra, profunde sulcata.
v. Schreber tab. 7.
Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scha - ren des Nachts Weinberge und Obstgärten plün - dern sollen. Kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au - riculae et manus minus humanae. Nates tectae. Dentes vt in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd - America einheimisch, wo es den einheimischen In - dianern zu einem gemeinen Wildpret dient.
a) Cauda prehensili, die Sapajus.
1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis tetradactylis absque pollice.
v. Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanze*)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleichsam kettenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume, am disseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleu - dern, ist abgebildet in der Original-Ausgabe von ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 44. vergl. mit p. 149..
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
v. Schreber tab. 33.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocosnuß - Schale Raum hat.
715. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes primores superiores 4. inferiores 6. por - recti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, approximati.
1. Tardigradus. der Loxis. (cucang.) L. ecaudatus.
v. Schreber tab. 38.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eich - hörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinter - füße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
2. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.
v. Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Ma - dagascar, und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Der Bau der Füße und der ganze Habitus dieser Thiere verräth ihren trägen langsamen Gang. Meist haben sie wenige Zehen an den Vorderfüßen, die aber mit großen krummen Klauen versehen sind, und zum Klettern auf Bäumen dienen. Andere graben in die Erde.
726. Bradypvs. Faulthier. (Ignauus. Fr. paresseux, Engl. sloth) Caput rotun - datum, crura antica longiora. Detnes primores nulli vtrinque; laniarii (?) ob - tusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty - lis, cauda breui.
v. Schreber tab. 64.
In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsames schwerfälliges, aber bey aller dieser Trägheit listi - ges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.
7. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller, Engl. ant-eater. ) Rostrum productius, lingua lumbriciformis; den - tes nulli.
1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, vngue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe und auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Nährt sich von den dortigen großen Ameisen, indem er mit den großen hakenförmigen Krallen der Vorder - füße die mit einer festen Erdrinde bedeckten Amei - senhaufen aufkratzt, und dann seine vier Zoll lange klebrige Zunge hinein steckt.
8. Manis. Schuppenthier, formosanisches Teufelchen. Corpus squamis tectum; lin - gua teres; dentes nulli.
73Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Lebensart ꝛc. viel Aehnlichkeit mit den Ameisenbären. Von vielen ältern Naturforschern werden sie unter die Eideren gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda lon - giore; vngulis bifidis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Unge - fähr von der Größe des obigen Ameisenbären. Sein castanienbraun geschuppter Körper ähnelt einem Tannenzapfen.
9. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gürtelthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum; dentes primores et laniarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor - salibus 9; palmis tetradactylis; plantis pen - tadactylis.
v. Schreber tab. 74.
In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppenthiere und der Igel, kuglich zusammen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die florähnliche Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehn.
7410. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chau - vesouris. Engl. bat.) Pollex palmarum et digiti plantarum breues, reliqui longis - simi, membranae expansili intertexti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso, infundibuliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schlafenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blutsaugers) erhalten hat*)Sehr genaue und nicht gemeine Nachrichten von diesem u. a. südamerikanischen Thieren, s. in Adr. van Berkels Reisen nach Rio de Berbice und Surinam, im 1ten B. der Sammlung seltener und merkwürdiger Reisegeschichten. Memmingen, 1789. 8..
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés vam - pyrus, Büffon's roussette. ) V. ecaudatus, naso simplici, membrana inter femora diuisa.
v. Schreber tab. 44.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vampyr genannt werden:75 findet sich scharenweise aus den Molucken und an - dern ostindischen und Austral-Inseln; in unzäh - liger Menge aber auf Neu-Holland.
b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritius. (Büffon's oreillard.) V. cau - datus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegenden der alten Welt. Ihre Ohren, die man insgemein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck - maus (Engl. Rere-mouse.) V. caudatus, auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter - füßen auf.
Die weitläufige Ordnung von Säugethieren, die sich größtentheils von härtern Vegetabilien nähren, welche sie mit ihren, besonders dazu einge - richteten, scharfen, einzeln stehenden Vorder - zähnen benagen. Hingegen haben sie keine Eckzähne.
11. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores vtrinque 2; inferiores subulati.
761. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büf - fon's polatouche. ) S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.
v. Schreber tab. 223.
Fast auf der ganzen nördlichen Erde. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinter - füßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu - reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien und im nördlichen America. Lebt fast bloß auf den Bäu - men, da ihm bey den schnellen weiten Sprüngen der Schwanz ebenfalls statt Fallschirm, und die immer stark dunstenden, feuchten und großen Fußsohlen zum festem Tritt helfen. Macht sich in den Gipfeln der Tannen und Eichen ein Nest aus Laub und Moos, oder bezieht auch wohl verlaßne Nester wilder Tauben und anderer Vögel.
Die nordischen, zumal an den Ufern des Obi und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das bekannte Grauwerk (petit gris); wovon der Bauch unter dem Nahmen von Vebam zu Futtern verarbeitet wird. Zuweilen finden sich auch schwarze Eichhörnchen; seltner schneeweiße mit rosenrothen Augen; auch habe ich ein weiß - und schwarz geflecktes aus dem Go - thaischen gesehn.
12. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, ver - sus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.
771. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl. the rellmouse. ) G. griseus, subtus albidus, auri - culis rotundatis, nudis.
v. Schreber tab. 225.
So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie verspeiseten*)Apicius. VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume und hält langen und sehr festen Winterschaf.
2. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.) G. rufus, pollice plantarum mutico, auri - culis rotundatis.
v. Schreber tab. 227.
Von der Größe der Hausmaus. Zu ihrem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Ge - strüppe, worein sie sich vergräbt.
13. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den - tes vt in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subsesquunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, cor - pore fusco.
v. Schreber tab. 190.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zu - mahl von Kamtschatka aus, in manchen Jahren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große78 Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdi - schen Höhlen schleppt, denen die Tungusen ꝛc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vorrath) nachgraben.
2. †. Syluaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field-rat.) M. cauda mediocri, pectore flauescente, ab - domine albido.
v. Schreber tab. 180.
Thut den Feldfrüchteen und der Holzsaat Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd - wolf. M. cauda longitudine dimidia cor - poris, auribus vix vellere prominulis, pe - dibus subtetradactylis.
v. Schreber tab. 186.
Ist zumal den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk.
4. †. Arualis. die Feldmaus, Stoßmaus (Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse.) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab - domine cinereo.
v. Schreber tab. 191.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris Engl. the mouse.) M. caude elongata, pal - mis tetradactylis pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen ge - wisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht - schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden.
976. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra - dactylis cum vnguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbreitet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scor - pione, und zieht dem Menschen und seinen Victua - lien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in West-Indien.
Die Wanderratte (M. decumanus) ist heller von Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt.
14. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla. Dentes (plerisque) vt in praecedentibus.
1. Alpina. das Murmelthier. (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte. ) M. corpore supra fusco, subtus flauescente.
v. Schreber tab. 207.
In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer her - vorragen, etliche Stunden weit von allem unbeei - seten Erdreich entfernt, und im ganzen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die dasigen Murmelthiere durch - schlafen wenigstens zehn Monate vom Jahr, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.
802. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. I. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Sibi - rien ꝛc. lebt vorzüglich von Getreide, Bohnen ꝛc. wovon er großen Vorrath in den Backentaschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tiefen Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien. Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher im Gothai - schen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Es giebt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rosen - rothen Augen.
3. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, corpore nigro fuluoque irregulariter ma - culato.
v. Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufigst in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte An - kunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefallen ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter Lemminge vom Himmel regne.
4. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.
v. Schreber tab. 206.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deut - lichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der81 Gegend der Augenlider haben, und folglich gänz - lich blind seyn!
5. Capensis. der Klipdas. (Hyrax, Büffon's marmotte du Cap, Bruce's Ashkoko) M. ecaudata, palmis tetradactylis, plantis tri - dactylis.
v. Schreber tab. 240.
Am Cap, in Habessinien, und wie es scheint auch in Arabien und Syrien.
15. Sçavia. Halbkanichen. Auriculae rotundatae, paruae. Cauda nulla aut breuis. Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd - america, und den west-indischen Inseln.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) C. ecaudata, corpore variegato.
v. Schreber tab. 173.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist überaus fruchtbar.
2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. C. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flauescente.
v. Schreber tab. 172.
Größer als ein Kaninchen. War beynahe das einzige Landthier, dessen sich ehedem die nunmehr fast ganz ausgestorbenen Caraiben zur Nahrung bedienten.
16. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2; superiores duplicati.
1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) A. auriculis apice nigris, cor - pore et pedibus posticis longioribus.
82Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde behaart. Beide, Hase und Kaninchen, kauen wieder*)III. B. Mosis, K. XI. V ς. u. f..
Zuweilen giebt es schwarze Hasen, und in den nördlichen und alpinischen Gegenden eine besondre weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berg - hasen, die in manchen Gegenden, wie in Grön - land ꝛc. Jahr ans Jahr ein, in andern aber, wie in der Schweiz, nur im Winter weiß, im Som - mer aber von der gewöhnlichen Hasen-Farbe sind.
Merkwürdig ist, daß man schon so oft und in ganz verschiednen, Gegenden und Zeiten Hasen will gefunden haben, aus deren Stirnknochen ein Paar kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock, nur weit kleiner, mit Krone und proportionirten Enden gewachsen seyn sollen**)Der Grund, warum ich mich noch zweifelhaft über die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil ich, un - geachtet aller vieljährigen Nachfrage noch kein zu - verlässiges Exemplar davon habe zu sehen kriegen können; an welchem nähmlich (NB.) die Hörnchen noch an dem Hasenschedel festgesessen hätten..
2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le lapin. Engl. the rabbit.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis breuioribus.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden ein - heimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. neuerlich ums Jahr 1736. auf der S. Peters Insel bey Sardinien***)(Cetti) quadrupedi di Sardegna p. 149.] zur Landplage geworden sind†)„ Cerrum est, Balearicos aduersus prouentum cuni - culorum auxilium militare a Diuo Augusto pe - tiisse.”Plinius.; und kommen auch83 in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden liparischen Insel, fort. Die wilden sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.
Die langhaarigen angorischen (S. 26. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kom - men auch hier zu Lande gut fort.
17. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre - vissimi, postici elongati. Cauda salta - toria, apice floccosa. Dentes primores vtrinque 2.
1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.
v. Schreber tab. 228.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien ꝛc. Ein animal nocturnum. Macht sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leichtigkeit einer Heu - schrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
18. Castor. Pedes postici palmati. Den - tes primores vtrinque 2.
1. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the beaver.) C. cauda depressa, ouata, squamosa.
v. Schreber tab. 175.
In der nordlichern Erde, in einsamen Gegen - den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Handlung, und für die Arzneykunst wegen des so genannten Biber - geils wichtig, das sich bey beiden Geschlechtern in besondern Behältern am Ende des Unterleibes findet. Um berühmtesten sind diese Thiere durch die ausnehmende Kunstfertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada)84 noch in Menge beysammen finden, ihre berühm - ten Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu gehörigen bewundernswür - digen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, daß freylich in den Erzählungen mancher Reisebeschrei - ber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem einstimmigen Zeugniß der unverdäch - tigsten Beobachter aus ganz verschieden Welt - theilen, dabey so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe anderer Thiere erheben.
19. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porc - epic. Engl. porcupine.) Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Dorsata. (Urson.) H. spinis breuibus sub pilis occultis.
v. Schreber tab. 169.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons - bay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.
2. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri - stato, cauda abbreuiata.
v. Schreber tab. 167.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in die Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Sta - cheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht gegen seine Verfol - ger von sich schießen! *)Der weiland als Panazee berufne thierische Gal - lenstein (piedra del porci) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.
Reissende oder doch sonst fleischfressende Säu - gethiere: als wovon nur einige wenige Gattun - gen ausgenommen sind.
20. Erinacevs. Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 6*)Schwerlich nur 2 wie Linné meinte. Denn obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare (– S. 48. Not. *) –) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3; infra 1, molares 4.
1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun - datis, naribus cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beiden Reichen. Maußt wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von dreyen ganz zuverläßigen Augenzeugen versichert worden) Früchte an seine Rücken-Stacheln, um sie so in sein Lager zu tragen**)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..
21. Sorex. Nasus rostratus, auriculae breues. Dentes primores superiores 2. bifidi; inferiores 2-4. intermediis bre - vioribus; laniarii vtrinque plures.
861. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me - diocri, abdomine albido.
v. Schreber tab. 160.
In Europa und Nord-Asien ꝛc. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Zuweilen, aber selten, finden sich weiße Spitzmäuse.
2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab - domine cinereo, digitis ciliatis.
v. Schreber tab. 161.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm - haut ist jede Zähe zu beiden Seiten mit kurzen Härchen besetzt, die die Füße zum Rüdern unge - mein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehör - ganges kann das Thier durch eine Klappe zu - schließen, so lang es unter Wasser ist.
3. Moschatus. Die Bisamratze. (Desman) S. pedibus palmatis cauda squamosa, com - pressa, lanceolata.
v. Schreber tab. 159
In Rußland und dem benachbarten Sibirien. Hat eine Art Zibethbeutel beym After.
4. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere.
22. Talpa. *)Hr. Prof. Zink hat die drey Geschlechter Erina - ceus, Sorex, Talpa in seinem System der Säuge - thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und Rosores genannt. s. dessen Beyträge zur N. G. 2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.Caput rostratum, palmae fossoriae. Dentes primores superiores 6, inferiores 8. laniarii maior 1. minores 4.
871. † Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T. cauda breuiore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll - kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kommen. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Es giebt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.
23. Didelphis. Plerisque hallux mu - ticus. Feminis folliculus abdominalis mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gattungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß die - selben nach dem linnéischen System in ganz ver - schiedne Geschlechter vertheilt werden müßten.
1. Opossum. die Beutelratte, Philander. D. cauda semipilosa, superciliorum regione pal - lidiore. Dentes primores superiores 10, in - feriores 8. laniarii elongati.
v. Schreber tab. 146. A. B.
Zumahl im wärmern Nord-America. Daß Weibchen von dieser und den mehresten übrigen Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Junge werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abor - tus) zur Welt geboren, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche getragen, wo sie sich ansau - gen und von der Muttermilch nähren, bis sie88 reifer und vollkommner ausgebildet, gleichsam vom neuen geboren werden können.
2. Dorsigera. der surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco. Dentes vt in priori.
v. Schreber tab. 150.
In Süd-America. Das Weibchen, das bey dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken tragen, und diese sich dabey mit ihren Rollschwän - zen an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice at - tenuato, pedibus anticis breuissimis, posti - cis longissimis. Palmis pentadactylis, plan - tis subtetradactylis: dentes primores supe - riores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
v. Schreber tab. 154.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in Heerden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in wei - ten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weib - chen bat einen Zitzensack. Wirft nur Ein Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.
24. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores vtrin - que 6. intermediis breuioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Vngues exserti.
891. Zibetha. die Zibethkatze (hyaena odorifera. Fr. la civette. Engl. the civet.) V. cauda annulata, dorso cinereo nigroque vndatim striato.
v. Schreber tab. 112.
Im südlichen Asien und nordlichen Africa. Bey beiden Geschlechtern sammelt sich in einer beson - dern Höhle, die zwischen dem After und den Zeu - gungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, stark riechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor - pore fuluo-nigricante maculato.
v. Schreber tab. 113.
In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.
3. Putorius. Daß Stinkthier, Coneparl. (Fr. la moussette. Engl. the skunk, pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
v. Schreber tab. 122.
In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Nahmen von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich giebt, und der bey ihm von einem besondern unter der Harnblase befindlichen Safte herrühren soll.
4. Ichneumon. die Pharaonmaus, der Mungo. (Büffon's mángouste.) V. cauda basi in - crassata sensim attenuata, pollicibus re - motiusculis.
v. Schreber tab. 113. B.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, meist weiß und graulichschwarz zart gesprenkelt. Ist besonders häufig in Aegypten, wo es zumahl90 den Crocodileneyern, so wie außer dem den Schlan - gen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und häußlich machen läßt.
5. Aurita. das Großohr. (Fennec, Büf - fon's animal anonyme.) V. auriculis am - plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien ꝛc. Nistet auf den Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln*)Ich hatte schon in der dritten Ausgabe dieses Hand - buchs das Großohr unter die Viverren gesetzt, nicht wie Hr. Pennant, unter die Hunde. Jetzt da nun das Thier näher bekannt worden, sehe ich mit Ver - gnügen, daß auch sein Gebiß die Stelle, die ich ihm schon nach dem Total-Habitus gegeben, völ - lig rechtfertigt..
25. Mvstela. Dentes primores supe - riores 6. erecti, acutiores, distincti; inferiores 6, obtusiores, conferti: duo interiores. Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Geben bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.
1. † Martes. der Baummarder, Edelmar - der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld - marder. (Fr. la marte. Engl. the pine-mar - tin.) M. corpore fuluo-nigricante, gula flaua.
v. Schreber tab. 130.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nordlichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zobel am nächsten.
912. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor - pore fuluo-nigricante, gula alba.
v. Schreber tab. 129.
Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet, po - lecat.) M. flauonigricans, ore et auricula - rum apicibus albis.
v. Schreber tab. 131.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus - marder. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell, geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu - pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gat - tung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fuluo-nigricante, facie et gula cinereis.
v. Schreber tab. 136.
In dichten öden Wäldern der nordlichen Erde, zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarz - braunem, dickhaarigen und glänzenden Fell finden sich um Jakuzk.
5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, Phermine. Engl. the stoat the ermine.) M. caudae apice nigro.
v. Schreber tab. 137. A. 137. B.
92In der nordlichen Erde, vorzüglich in Sibirien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Som - mer bräunlich, im Winter aber (als Hermelin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel) M. corpore ex rufo fusco subtus albo.
v. Schreber tab. 138.
Im Norden von Europa und Asien. Die Mut - ter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).
26. Lvtra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentes primores vtrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.
1. † Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter) M. plantis nudis, cauda corpore dimidio breuiore.
v. Schreber tab. 126. A. B.
In den mildern Gegenden der nordlichen Erde. Die schönsten in Canada.
2. Marina. die Seeotter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breuiore.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jenseiti - gen Küste vom nordwestlichen America bis hinun - ter nach Nutka-Sund, doch auch um Corea, und zu - mahl im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist bey den Schinesen das kostbarste aller Rauh - werke.
9327. Phoca. Pedes postici exporrecti, di - giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethieren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beiden Elementen leben zu können .*)So habe ich z. B. a. 1784 bey der Zergliederung eines Seehund, Auges eine überaus melkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind nach Willkür die Axe desselben zu ver - längern oder zu verkürzen, um durch zweyerlei, medium von so verschiedner Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere an verschiednen Stellen von verschiedner Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nämlich ist dünne und nachgiebig; von der harten weißen Haut hin - gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: so daß wenn das Thier durch die Luft sehen will, es den Augapfel in die Augenhöhle zurückzieht, und dadurch den Hinter - grund desselben etwas flach drückt, mithin der Cry - stall-Linse näher bringt ꝛc. wie es die starke Bre - chung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges geben. Unter Wasser hingegen lassen die Augenmuskeln nach, damit die Augen-Axe wie - der verlängert werde ꝛc. – s. Commentationes so - cietat. scient. Gottingens. vol. VII..
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal). P. capite laeui. auriculis nullis, cor - pore griseo.
v. Schreber tab. 84.
94In den nordlichen Meeren. Ist für die finni - schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges Geschöpf: die beiden letztern Völker zumahl näh - ren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbote damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo laeui.
Buffon, supplement vol. VI. tab. 47.
Im Sommer herdenweise auf den Inseln des kamtschatkischen Inselmeers, überwindert aber vermuthlich auf den benachbarten etwas südlichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es nur vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu be - haupten sucht .*)G. W. Stellers Beschr. von sonderbaren Meerthie - ren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Comment. Pe - tropolit.).
3. Iubata. der stellersche Seelöwe. P. auricu - lata, collo iubato.
Buffon, supplement vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gattung dieses Geschlechts; hat den Nahmen von der beym Männchen gewisser Maßen löwenartigen Mähne.
4. Cristata. der ansonsche Seelöwe. **)Linne's Phoca cristata und seine iubata sind einer - ley Thier.P. capite antice cristato.
Anson's voyage round the world tab. 19.
95Im atlantischen sowohl als im stillen Ocean. Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf der Nase.
28. Vrsvs. Dentes primores superiores 6, intus excauati alterni, inferiores 6. late - rales 2. longiores lobati; laniarii prima - rii solitarii (minimi plures inter hos et primos molares), lingua laeuis.
1. † Arctos der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
In der nordlichen Erde, doch auch in Ost-Indien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahre aber mehr vom Fleisch. Zum Gefechte bedient er sich mehr seiner Vordertatzen, als des Gebisses.
Zu den vorzüglichen Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisenbären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch klei - nern weißlichen Silberbären.
2. Maritimus (glacialis) der Eisbär, Po - larbär. V. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33
An den Küsten und beym Treibeis der nordlich - sten Erde. Darf nicht mit der weißen Spielart des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bey zwölf Fuß lang, und über 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr geschickt, und ist bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andre Thiere auf Labrador findet sich in G. Cartwright's Jour - nal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..
963. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) M. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.
v. Schreber tab. 144.
In der nordlichen alten Welt, besonders in Si - birien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fabeln Anlaß gegeben.
4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) M. cauda concolore, abdomine nigro.
v. Schreber tab. 142.
In Europa und Asien bis gen Schina. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedne Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theils seines Lebens, und hält beson - ders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinterleibe steckt.
5. Melliuorus. der Honig-Dachs, Rattel. M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, abdo - mine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel - schweine ꝛc. nisten. Er giebt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke sehr be - wegliche schiebbare Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.
976. Lotor. der Waschbär, Rackun, Schupp, Coati. (Büffon's Raton.) M. cauda annu - lata, fascia palpebrarum transuersali nigra.
Mém. de l'ac. de Berlin 1756. tab. 12
Im wärmern nordostlichen America ꝛc. Frißt mancherley. Bedient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen, zum Einweichen oder Ab - waschen seines Futters*)Dieß bezeugen Ol. Worm im Museum S. 320. Rolof in den Mém. de Berlin a. a. O. Büffon, Dr. Schulze in Mayers Magaz. für Thiergesch. 1. B. 2. St. u. a. ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre.
29. Canis. Dentes primores superiores 6. laterales longiores distantes, intermedii lobati; inferiores 6. lobati omnes; lania - rii solitarii, incuruati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recuruata; subinde di - gito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fischfang**)So z. E. bey den Jesso-Insulanern und den Cho - nos am südwestlichsten America., aber auch durch mancherley andre Brauchbarkeit empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbrei - tet. Denn auch in America scheinen wenigstens die Eskimos ihre Hunde nicht erst von den Europäern bekommen zu haben.
98Ob alle die verschiednen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung anzusehn sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu entscheiden. Mir scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel eignes zu besondern Functionen abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß ich diese zweckmäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. de doguin. Engl. pugdog) mit untersetztem, kurzem Leibe, schwarzen Flecken an den Backen, und hän - genden Ohren.
b) Molossus, mastiuus. der Bärenbeisser, Bullenbeisser. (Fr. le dogue. Engl. the bull-dog, the mastiff) mit stumpfem Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen, und glat - tem Haar. Bellt dumpfig und kurz – Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le ma - tin. ) nahe verwandt.
c) Terrae nouae. der Neufundländer. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeich - net sich durch seine ausnehmende Größe, lan - ges seidenartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, besonders aber durch die Art von Schwimmhaut zwi - schen den Zehen ans, die bey ihm ungleich größer ist als den andern Hunden. Daher sein ausnehmendes Geschick zum Schwim - men. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant) mit langem dickem, Kör - per, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hän -99 genden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. – Hierher auch die Bracke, der Hühnerhund, der Wachtelhund und die schön getigerten Corsicanerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopfe, und wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger, Engl. the cur) mit aufrechten Ohren; der Schwanz auf der untern Seite lang behaart. – Hierzu auch der isländi - sche Hund, und der Spitz oder Pommer. (Fr. le chien-loup.) So auch der, den die Kamtschadalen ꝛc. zum Zug in Schlitten ge - brauchen. – Auch die aus manchen Insel - Gruppen der Südsee einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als Mastvieh gezo - gen werden, und bloß vegetabilische Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu ge - hören.
g) Melitens. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lap-dog, the shock) mit sehr langem, seidenartigem Haar, zumahl im Gesichte.
h) Vertagus, der Dachshund. (Fr. le basset, Engl. the tumbler, the turnspit) mit lan - ger Schnautze, hangenden Ohren, lang ge - strecktem Körper, kurzen, krummen Vorder - füßen, und rothbraunen Flecken über den Augen. – Ihm scheint der englische Ter - rier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnauze, nahe verwandt.
100i) Dingo. der neuholländische Hund, Aeh - nelt, zumal in der Bildung des Kopfs und Schwanzes, mehr dem Fuchs.
k) Leporarius.*)Nicht wohl Graius oder Graecus, wie Rav u. a. das Windspiel nennen. Denn das scheinen die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey - hound) mit lan - gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, schlanken Leid und Füßen.
l) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc, Engl. the Indian dog, the naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte Haare, der übrige Kör - per ist meist kahl, und schwarz, fast wie Ne - gerhaut. (s. S. 26. Anm. 2.)
Diese verschiednen Haupt-Raffen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter einander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf) C. cauda incuruata.
v. Schreber tab. 88.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in eini - gen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland, ausgerottet. Hat einen schleppenden doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.
1013. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fuluo, pedibus lon - gioribus, caudae apice nigro.
v. Schreber tab. 114.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Natolien und Bengalen; zieht des Nachts scha - renweise umher; frißt Thiere, Lederwaren ꝛc. gräbt Leichen aus. Manche Naturforscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Scha - kale gehalten.
4. †. Vulpes der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox) C. cauda recta, apice discolore.
v. Schreber tab. 90.
Zumahl in der nordlichern alten Welt. Frißt unter andern Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Abart davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles be - rühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge ans Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Silber - fuchses ist wohl eher in London mit 300 Thalern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine besondere Gattung anzuse - hen sey, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.
1025. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the arctic fox. Russ. Pesez) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilosissimis.
v. Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzbergen, Neu-Zembla ꝛc. – Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hingegen bläu - lich-grau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. villosus, nigri - cans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
Hat meist einerley Vaterland mit dem Schakal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In der un - säglichsten Menge in Habessinien. Bauet unter die Erde oder nistet in Felsenhöhlen und Klüfte.
30. Felis. Vngues retractiles, caput ro - tundius, lingua aspera, Dentes primo - res 6. acutiusculi, exterioribus maiori - bus, laniarii solitarii, supra a primori - bus, infra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.) F. cauda elongata floccosa, corpore fuluo.
v. Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heissen Zonen der alten Welt, vorzüg - lich in Africa. Der männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus, die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht. Das Fleisch des Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.
1032. Tigris. das Tigerthier. F. cauda elon - gata: capite, corpore et cruribus nigro - virgatis.
the Tiger, von G. Stubbs.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zähmen, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.
3. Leopardus. der Leopard. F. cauda sub - elongata, maculis numerosis, minoribus, obtuse angulatis.
Tygers at play von G. Stubbs.
In Africa. Sein Fell hat einen goldgelben Grund mit kleinen schwarzen Flecken, die aber dichter und regelmäßiger als beym Pantherthier, und meist ihrer drey bis vier nahe beysammen stehn.
4. Pardus. das Pantherthier, der Parder*)Die Europäer auf Guinea nennen auch dieses Thier Tiger, um es nur vom ebenfalls dort einheimi - schen Leoparden zu unterscheiden.. F. cauda subelongata, maculis maioribus, irregularibus, passim confluentibus et an - nulatis.
v. Schreber tab. 99.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind größer als beym Leoparden, weniger regulär, hin und wieder wie zusammengeflossen, bald in Hufeisenform, bald geringelt u. s. w.
5. Panthera. das kleine Pantherthier. (Büf - fon's once.) F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregularibus nigris.
v. Schreber tab. 100.
In der Barbarey und Ostindien. Weit kleiner als die vorigen Gattungen. Auch leicht zu zäh -104 men, und zur Jagd der Rehe, Gazellen ꝛc. abzu - richten, wozu sie in Orient vorlängst, und zu erstern in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frank - reich gebraucht worden.
6. Onça, der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lu - tescente, maculis angulatis, ocellatis, me - dio flauis.
v. Schreber tab. 102.
In Südamerica. Ebenfalls kleiner als die drey vorletzten Thiere der alten Welt. Furcht - samer, auch weit feiger, so daß er schon vor mäßig großen Hunden flieht.
7. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im - maculato fuluo.
v. Schreber tab. 104.
In Peru, Brasilien ꝛc. zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßalb er mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.
8. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat) F. cauda abbre - viata, apice atro, auriculis apice barbatis, cor - pore maculato, plantis palmisque amplissimis.
v. Schreber tab. 109.
In der nordlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.
9. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dorsalibus longitudinalibus, lateralibus spiralibus.
v. Schreber tab. 107. A. 107. B.
105Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America überbracht worden. Die wilde ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwarzen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze begattet sich nur äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehöre ihre starke Electricität; das Leuchten ihrer Augen im Finstern; ihre seltsame Gierde auf ge - wisse Pflanzen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnur - ren oder Spinnen, das durch ein Paar eigne zarte, gespannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche unüberwindliche Antipathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc. – Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die angorische oder persische Katze mit dem langen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulich - graue Carthäuser - oder Cyperkatze; und die spanische oder schildpattfarbige Katze (Tor - toiseshell-cat); unter welchen letztern man häu - fig weibliche Katzen von drey ganz verschiednen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb), aber kaum je einen dergleichen Kater, gefunden haben will.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Geschlecht von wenigen Gattungen.
31. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. obtuse truncati; inferiores 6. prominen - tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.
1061. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde giebt es nicht mehr, aber häufig und theils in großen Herden verwil - derte; so z. B. in den polnischen Wäldern, in den schottischen Hochländern, in der Tatarey, in America (wo sie auch erst durch die Spanier hin - gebracht worden) und zwar da in der unermeß - lichsten Menge in Paraguay u. s. w. Unter den zahmen Pferde-Rassen zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Pal - myra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Baut, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben. Unter den europäischen sind die spanischen (be - sonders die aus Andalusien), nie neapolitanischen und englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wettrennen auszeich - nen*)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: be - deckte nämlich bey der größten Streckung 25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2 1 / 3 mal in einer Se - cunde. – s. an Essay on the Proportions of Eclipse; in den Works of Ch. Vial de Sainbel, London 1795. 4.. – Ganzer berittenen Nationen zu ge - schweigen, wie z. B. die Casacken, Tataren, Cal - mücken, die Pferde-Tungusen, die Abiponer ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedach - ten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztre giebt, wenn sie zusammen geronnen, vollends107 aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.
2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme Haus - thier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tartarey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Herden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnelligkeit. – Ins nordlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht ver - pflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel giebt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das gemeine Maulthier [mulus, Fr. le mulet**)Buffon, supplem. vol. III. tab. I.], das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute ge - worfen wird. Das andre ist der Maulesel [hin - nus, Fr. le bardeau***)Buffon l. c. tab. 2.], der vom Hengste ge - zeugt, und von der Eseliun geworfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Jumarn, oder vorgeblichen Bastar - den vom Pferde - und Ochsengeschlecht, gegeben.
1083. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedne Gattungen giebt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im süd - lichen Africa zu Hause. Es lebt herdenweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig.
Die wiederkauenden Thiere mit gespaltnen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Haus - thiere finden.
32. Camelvs. Cornua nulla, labium le - porium, pedes subbisulci*)III. B. Mosis K. XI. v. 4.. Dentes primores inferiores 6. spathiformes; la - niarii distantes, superiores 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le dromadaire. **)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt.] C. tofo dorfi vnico.
v. Schreber tab. 303.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zumahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient und für das nordliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten – nen -109 nen es die Araber.) Die gewöhnliche Last der Carawanen Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen sie täglich gegen vier deutsche Meilen zurück. Das nutzbare Thier frißt dornichtes Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst meh - rere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür un - geheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zelt in seinem Magen ziemlich unverändert erhalten soll. Beide, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn au der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le cha - meau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi duobus.
v. Schreber tab. 304.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Herden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnellen Trabes und natürlichen Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.
3. Llacma. die Camelziege, Guanaco. C. dorso laeui, tofo pectorali.
v. Schreber tab. 306.
So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. Wird als Lastthier gebraucht, und trägt bey seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Centner.
4. Vicuna. das Schafcamel. (Fr. la vigogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.
v. Schreber tab. 307.
110Kleiner als das Llacma. Läßt sich nicht zäh - men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vicugna-Wolle giebt, jährlich in großen Treibjagden haufenweis gefan - gen. Auch der occidentalische Bezoarstein kommt von diesem Thiele.
33. Capra. Cornua caua rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, infe - riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die Ziege wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der aller - nutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin ver - pflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die tibetanischen, aus deren feinster Wolle (so wie aus manchem zarten Ziegen - haar) der Schaul verfertigt wird; die spa - nischen, aus Segovien, und dann die engli - schen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder acht Hör - nern; und die arabischen und ägyptischen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett - Schwanze, zu merken. Die zwischen den Wende - zirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdem lang herab hängende Ohren.
1112. Ammon. das Muffelthier, Argali, (mufi - mon. Büffon's mouflon.) C. cornibus ar - cuatis circumflexis subtus planiusculis, pa - learibus laxis pilosis.
v. Schreber tab. 268.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarey; vorzüglich aber in Sibirien bis Kamtschatka und dann im nordwestlichsten Ame - rica. Das im nordlichen Asien ist groß, mit mächtig starken und schweren*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges der - gleichen Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörnern, und wird von einigen Naturforschern für das Stamm - thier zu unserem Schaf gehalten.
3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus ar - cuatis, carinatis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab - zustammen, der im Caucasus und den daran grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen Mägen (so wie bey manchen Gattungen von An - tilopen) zuweilen der orientalische Bezoarstein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt worden**)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. – Die Hausziege verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und giebt das beste so genannte Camelgarn.
1124. †. Ibex. der Steinbock,[ capricornus]. (Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.
Conr. Gesner l. c. pag. 1099.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den, sibirischen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund, und hat meist eben so viel knorrichte Ringe auf jeder Seite.
34. Antilope. Cornua caua, teretia, an - nulata, vel spiralia. Dentes vt in capris.
Ein weitläufiges Geschlecht, wovon sich zahl - reiche Gattungen im mittlern und südlichen, Asien, und in Africa, zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.
v. Schreber tab. 279.
In den alpinischen Gegenden des mildern Eu - ropa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gem - sen sollen sich mit den Ziegen gepaart und Ba - starde erzeugt haben. Von den unverdaulichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen, (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus teretibus annulatis, medio flexis, apicibus laeuibus approximatis.
v. Schreber tab. 269.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke flinke Thier macht, die Lieblingsjagd der Morgenländer, und giebt ihrer Dichtersprache das reitzende Bild weiblicher Schönheit.
1133. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Herden von mehreren tausenden nach dem Cap und nach einigen Monaten wieder zurück zieht.
35. Bos. Cornua concaua, lunata, laeuia. Dentes vt in generibus praecedentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum cornatis, palearibus laxis.
Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmtlich die Stamm - rasse unseres Hornviehs zu bezeichnen), der in Polen, Litauen, Sibirien gefunden wird, und ehedem auch in Deutschland war. – Zu den merk - würdigsten Varietäten des Rindviehs gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronea, und hin und wieder in Großbritannien: die mit den ausneh - mend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England ꝛc.
Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß auch die indische (von den Hindus heilig ver - ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu (– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Varie - tät dieser Gattung seyn solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zu - weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furcht -114 bare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt.
2. Americanus. der nordamericanische Bison. B. cornibus diuaricatis, iuba longissima, dorso gibboso.
v. Schreber tab. 296.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt Herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mildern Nordamericas. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hinge - gen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine ungeheuere Brust - und Nacken - Mähne.
3. Buffelus. der Büffel. (Engl. the buffalo.) B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
v. Schreber tab. 300.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn behaartes Fell, das ausnehmend stark und vorzüglich zu Schläuchen tauglich ist.
4. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti - tibus, introrsum curuatis, vellere propen - dente, cauda vndique iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindosten als Hausthier gehalten. Kleiner als115 unser Hornvieh, zeichnet sich auch außerdem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Zie - genhaar, und durch einen büschligen sehr lang - haarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.
5. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk-ox) B. cornua deflexa, basibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.
v. Schreber tab. 302.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord - america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hör - ner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.
36. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro terminata. Dentes primores superiores nulli; infe - riores 8 spathulati, extimo bilobo; la - niarii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan - gen Halses, kurzen Körpers, abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fells, ein sehr auszeichnendes Ansehn. Sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vor - der - und Hinterfuß der einen Seite zugleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden. Sie ist, wenn sie aufrecht steht, über sechzehn Fuß hoch.
11637. Cervus. Cornua solida multifida. Dentes vt in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii su - periores).
1. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis ecaulibus, palmatis.
v. Schreber tab. 246.
In der ganzen nordlichen Erde (wenn anders das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10. keine eigne Gattung ist), erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner weitern Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the fallow-deer.) Cor - nibus subramosis compressis, summitate palmata.
v. Schreber tab. 249. A. B.
Im mildern Europa. Kleiner als der ge - meine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in vtroque sexu) longis, simplicibus, tereti - bus, summitatibus subpalmatis, iuba gulari pendula.
v. Schreber tab. 247. A. B. C.
117In der ganzen nordlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr Stück; kann in wärmern Gegenden nicht ausdauern, lebt von dürrem Land, und vorzüglich von Ren - thier-Moos, das es unter dem Schnee hervor scharrt. Dient zumal den Lappländern, Samoje - den, Tungusen und Koräken zur Befriedigung al - ler der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus. der Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis tereti - bus recuruatis apicibus multifidis.
v. Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natürlich-schönen Geweihe sind von 18 bis 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere - tibus, erectis, summitate bifida.
v. Schreber tab. 252. A. B.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Reh - bocks ist öfter als bey andern Gattungen dieses Geschlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.
38. Moschvs. Cornua nulla. Dentes primores vt in praecedentibus generibus; laniarii superiores solitarii exserti.
1181. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo vmbilicali.
v. Schreber tab. 242.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen - den von, Tibet und dem südlichen Sibirien. Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzneymittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu - lis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, bor - stige oder dünn behaarte Säugethiere.
39. Svs. Rostrum truncatum, prominens, mobile. Dentes primores (plerisque) superiores 4. conuergentes, inferiores 6. prominentes (plerisque); laniarii supe - riores 2. breuiores, inferiores 2. exserti.
1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso se - toso, cauda pilosa.
119Das wilde Schwein hat eine längere Schnautze und überhaupt eine andre Form des Schädels, kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Hausschwein, auch keinen Speck, und nie - mahls Finnenwürmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe. Wenige Thiere sind so all - gemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein schar - fen Geruch, und ist beynahe ein animal omni - vorum. Das Weibchen wirft unter allen Thie - ren mit gespaltnen Klauen die mehresten Junge. – In America, wohin die Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr als noch Ein Mahl so groß, als ihre euro - päische Stammältern; auf Cubagua arteten sie in eine abentheuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang waren ꝛc. – Die schi - nesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausgeschweiften Rücken ohne Mähne. – In Schweden und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit drey Klauen gesehen hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san - glier du cap verd.) S. incisoribus nullis, sac - culis mollibus sub oculis.
Vosmaer, description du sanglier d'Afrique.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Ma - dagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.
1203. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein, Pecari. S. cauda nulla, folliculo moschi - fero ad coccygem.
v. Schreber tab. 325.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*)Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der Hirsch. der Schweinhirsch, Hirsch - eber. S. dentibus laniariis superioribus maximis, arcuatis.
v. Schreber tab. 328.
Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziemlich entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkelförmigen großen Eckzähne des Oberkiefers dienen mögen?
40. Tapir. Habitus suillus. Dentes pri - mores vtrinque 10; laniarii nulli: pal - mae vngulis 4. plantae vngulis 3.
1. Suillus. der Tapir, Anta.
v. Schreber tab. 319.
Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Ge - wöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.
12141. Elephas. Elephant. Proboscis lon - gissima, prehensilis: dentes primores nulli; laniarii superiores exserti.
1. Asiaticus. E. dentium molarium corona lineis vndulatis distincta*)d. h. die erhabnen Leisten auf den Kronen der Backzähne des asiatischen Elephanten bilden ge - schlängelte, an beiden Enden paarweis zusammen - laufende Linien, die sich schon auf den ersten Blick von den rautenförmigen Leisten bey der africani - schen Gattung auszeichnen. Und diese constante Eigenheit der beiderley Elephanten, die ich an ihren Schedeln untersucht, muß, wenigstens beym bisherigen Mangel anderweitiger Vergleichung, nach aller Analogie vor der Hand zur Bestimmung der specifischen Differenz hinreichen..
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Dau - mens dicke Haut ist doch selbst gegen Insecten - stiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu tausend künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken ver - sehen, und hiermit kann er ungemein feine kunst - reiche Handlungen verrichten, z. B. Knoten auf - knüpfen, Schnallen auflösen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine122 Nahrung besteht vorzüglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leichtigkeit selbst durch schnelle Ströme.
Bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten übrigen Säugethiere bespringen. Das neuge - worfne Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beiden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie werden wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrscheinlich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum min - desten 20 Centner zu tragen, und die größten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnelles Schie - ben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.
2. Africanus. E. dentium molarium corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa einhei - mische Gattung, wird nicht, wie die asiatische, als Hausthier gehalten, sondern bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins*)Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten des trojanischen Kriegs s. Hrn. Hofr. Heyne in den Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96 sq. und Dess. Samml. antiquarischer Aufsätze II. Th. S. 149. u. f. und Hrn. Hofe. Beckmanns Vorbereitung zur Waaren-Kunde I. B. S. 299. u. f. wegen gefangen und geschossen.
12342. Rhinoceros. Nashorn. Cornu so - lidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin - que quaternis, inferioribus conicis, superio - ribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh - rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das doppelte beym afrikanischen nicht am Knochen fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.
2. Africanus. Rh. incisoribus et laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
43. Hippopotamvs. Dentes primores superiores remoti, inferiores procumben - tes; laniarii inferiores incuruati, obli - que truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See - kuh genannt)
Buffon, supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa. Doch auch im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenig - stens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.
12444. Trichechvs. Pedes posteriores compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Beym Treibeis des Nordpols: oft zu hunder - ten beysammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen los - kratzt. Die alten Normannen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita Aelfredi magni Anglor. regis pag. 205..
2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.) T. dentibus laniariis inclusis.
v. Schreber tab. 80.
In den Meeren der wärmern Erde, auch häufig im Oricono. Scheine zu manchen der Sagen von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben zu haben**)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches..
Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen gerechneten Säugethiere***)s. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175-304..
45. Monodon. Dentes duo maxillae su - perioris exserti longissimi, recti, spirales.
1251. Narhwal. das See-Einhorn.
Klein hist. piscium Miss. II. tab. 2. fig. C. Miss. V. tab. 3. fig. a. b.
Meist im nordlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem Oberkieferknochen Einen), die aber beym Erwach - senen sehr selten zusammen gefunden werden, son - dern gewöhnlich nur einer von beiden. Zuweilen so lang, als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.
46. Balaena. Laminae corneae loco dentium superiorum.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale.) B. dorso impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben, in Landkarten-Format, fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere, das über 100000 Pfund an Gewicht hält ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Gegenden im at - lantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß ge - marmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern giebt dieses ungeheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Europäer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthl. werth seyn kann) des Fischthrans und besonders der Barden wegen,126 deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden.
2. Boops. (einer der verschiednen Finnfische.) B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gat - tungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht*)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Geschlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus u. a. –) den ich frischge - strandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust - streifen..
47. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale.) P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Die homannische Abbild. fig. 4.
Meist in den südlichen Weltmeeren; zumahl an den Küsten von Brasilien und von Neu-Süd - wallis. Er erreicht die Größe des Wallfisches, hat einen ungeheuern Rachen, und kann Klafter - lange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wallraths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in beson - dern Behältern am Kopfe desselben, zumahl vorn127 auf den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. In seinen Gedärmen und unter seinem Auswurf findet sich zuweilen die wohlriechende graue Ambra.
48. Delphinvs. Dentes in maxilla vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Engl. the porpoise) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.
v. Schreber tab. 342.
So wie die folgende Gattung in den europäi - schen Meeren: wird 1 1 / 2 Klafter lang.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.
v. Schreber tab. 343.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Engl. the grampus.) D. pinna dorsi altissima; dentibus subconicis, parum incuruis.
v. Schreber tab. 340.
Mehr im nordlichen Weltmeere, doch auch im mittelländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemeines von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto um - ständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey den Vögeln ist der Fall anders. Beides, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Uebereinstimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bil - dung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen hornigen Schna - bel, und einen mit Federn bedeckten Körper haben. Sie zeichnen sich zugleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam iso -129 lirte Classe von Geschöpfen aus, die mit keiner andern zusammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Unter jenen Charactern sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regelmäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut verwach - sen und mit vielem Fette durchzogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, gewöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt reproducirt werden. Manche, wie die Wachteln, die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Bey man - chen Gattungen hat der junge Vogel, zumal vor der ersten Mause (als avis hornotina) andre Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im reisern Alter. Bey manchen herrscht auch hierin große Sexualverschiedenheit.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwung - federn (remiges), diese Steuerfedern (rectri - ces). Die Schwungfedern bilden bey ausge - spannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen kön - nen. Einige wenige Vögel (aves impennes),130 wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwung - federn, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Ca - suar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.
Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi san - guinis vivipara et ovipara gehandelt, das im IX. B. der commentation societ. reg. scientiar. Gottingens. p. 108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luft - behälter aus, die in ihrem Körper ver - theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußerster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie nach Will - kür mit Luft laben oder ausleeren. Zu diesen Luftbe - hältern gehören vorzüglich große aber zarte häu - tige Zellen, die theils im Unterleibe, theils un - ter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außerdem dienen den Vögeln auch gewisse markleere hohle Knochen, wie die Schulter - knocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu gleichen Zwecken. Und endlich sind auch die ungeheuern Schnäbel der Pfeffer - fraße, Nashornvögel ꝛc. ebenfalls dahin ge -131 hörig; und selbst die Federspulen stehen mit dem obengedachten lockern Zellgewebe in Ver - bindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhal - tende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur we - nige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine und andre aves impennes (§. 58) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maulwurf in der vorigen, und andre Geschöpfe in den beiden letztern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist auch bey den Vögeln, so wie bei den Säugethieren, ihrem verschiednen Aufenthalt angemessen. Die mehresten haben freye, unverbundne Zehen (aves fissipedes) und zwar gewöhnlich ihrer viere, wovon dreye nach vorn, und der vierte gleichsam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und132 zweye nach hinten gekehrt (p. scansorii); oder der Vogel kann willkürlich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rückwärts zum Daumen schlagen (digitus versatilis). Bey andern ist auch wohl die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe angewachsen (pedes gressorii); oder die Hinterzehe fehlt ganz (p. cursorii). Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (p. se - mipalmati) – oder aber bis vorn an die Spitze (p. palmati) – durch eine Schwimm - haut verbunden; bey andern sind die einzelnen Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die entweder einen glatten (p. lobati), – oder zackigen Rand (p. pinnati) hat, wie mit Fransen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohn - platz zu gewissen Jahrszeiten; die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur wenige Meilen weil in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; an - dere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wall - fahrten, weit übers Meer und über einen be - trächtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre in wärmern Zonen zubringen.
Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeissen, oder ganz schlucken. Bey denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, gelangen diese nicht so - gleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe oder Vor-Magen (ingluuies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Versuchen, verschluckte Hasel - nüsse und Olivenkerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vögel verschlucken aber auch überdem noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermal - mung und nachherige Verdauung der Speisen befördern*)Ueber den Zweck und Nutzen weshalb diese Vögel solche Steinchen schleichen müssen, sind die Mei - nungen der Physiologen sehr verschieden. – Manche haben gar gewährt, es geschehe aus Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehr - liches Hülfsmittel, um die eingeschluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu belauben, die sonst der Digestionskraft widersteht.. Verschiedene fleischfressende Vögel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern134 brechen sie, in eine runde Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich*)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo sogenannten Sternschnuppen, nämlich die graulich - weißen, gallertartigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halbverdaute Eingeweide von Fröschen sind, die von Krähen und Sumpf - und Wasser - vögeln wieder ausgebrochen worden – s. Hrn. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f..
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn - werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Mangel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienen - den äußern Ohren; der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regel - mäßige zirkelförmige Stellung und bestimmte Richtung der Federchen in der Gegend des Ohres und bey manchen derselben auch noch überdem durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehör - gange, ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Enten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirklichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühle im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die welche Bedeckung ihres Schnabels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen, und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch siebt man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgeben können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und an - muthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Menschen –) als, daß sie pfeifen. Außer den abgedachten Luftbe - hältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befind - lich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre ver - theilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaffen ꝛc. hat man die Menschenstimme nach - ahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nach - ahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Früh - jahr; manche aber, wie der Kreuzschnabel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnachten. Das136 Hausgeflügel ist gar an keine bestimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig finden. Manche hallen sich nur zur Begattungszeit, andere aber, wie die Tauben, für immer paarweise zusammen: noch andre aber leben, wie die Hühner, in Po - lygamie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht bloß der Kuckuck völlig ausgenommen ist. Bey den po - lygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an die - sem Geschäfte; bey denen aber, die sich paarweise zusammen hallen, zumahl unter den Sangvö - geln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnissen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste ange - messen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich137 bloß ein dürres Lager von Reisholz, Strohhal - men ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein welches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohlen Bäume; so die Spechte Heber, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Ge - stalt einer Halbkugel oder einer Schüssel: an - dre, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch andere, wie der Pen - dulin, der Jupujuba ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedner Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
Wenn endlich das Geschäft des Nesterbaues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hin - ein; deren Anzahl bey den verschiedenen Gattun - gen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Was - servögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zweye; die Möven dreye; die Raben viere; die Finken fünfe; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haus - huhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt**)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine will - kürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säuge - thiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und138 drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und Windeyer (oua subuentanea, cynosura, zephyria, hypenemia) heissen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt wer - den. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Copaunen und Hunde, und sogar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*)Plin L.X. c. 55. „ Linia Augusta, prima sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum parere virillem sexum admodum cuperet, hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, at - que cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor”. Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**)Aristot. hist. animal. L.VI. c. 2.L'art de faire éclerre des oiseaux domestiques, par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbé Copineah) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12., und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt139 Maschinen*)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in Hrn. Prof. Hollmanns Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 205. u. f. 271. u. f. und in Brutöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. – Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zusam - men halten, wie bey den Tauben, Schwal - ben ꝛc. nimmt auch das Männchen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Cana - rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. überlassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versor - gen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnentritt, cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen ge - setzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des be - brütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste140 Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten sei - nen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvollkomm - nen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vierzehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Lust; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, ver - schieden als die frühe sie Gestalt des neuempfange - nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung. Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt erst durch eine Art von Metamorphose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung.
Unter den mancherley zur bewundernswürdi - gen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens die - nenden Organen, sind die beiden allerwichtigsten zwey, sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte der Brützeit in ganz ausnehmen - der Schönheit sich zeigen. – Nämlich die141 Nabelhaut (chorion) die dann unter der Eyer - schaale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut (membrana valuulosa vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum so genann - ten phlogistischen Proceß (– S. 35 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Clima und der wär - mern oder kältern Witterung verzögert oder be - schleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchel - chen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzig - sten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monogamie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärtlichkeit gefüttert, und zumahl bey den körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie erwachsen, und für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den142 Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangenschaft Adler und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Geschöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauchbarkeit fürs Menschengeschlecht ohne Vergleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzäh - lige Insecten, und die gänzliche Ausrottung man - cher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sper - linge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat meist eine ungleich schädlichere Vermehrung des Unge - ziefers nach sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflanzung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel be - fördert. So weiß man z. B., daß die wilden Gänse bey ihren Zügen befruchteten Fischrogen in entfernte Teiche übertragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Samenkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbrei - tung derselben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und Küsten,143 daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falkengattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fisch - fang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung man - cher der nördlichsten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu mancherley Putz, weßwegen sie bey vielen wil - den Völkern, zumahl auf den Inseln des stillen Oceans, einen wichtigen Handelsartikel aus - machen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutzbarer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raubvögel töd - ten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fisch - adler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich so wie die Habichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausgeflügel gefährlich. Die Sperlinge und andre kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obstbäu - men u. s. w. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wucherndes Unkraut durch die Vogel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig, als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen ge - nommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart Roh - rung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total. Habitus bestimmen; so haben die meh - resten Ornithologen auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen, oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beides in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schna - bels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung meh - rerer Theile zugleich und so ziemlich auf den ganzen Habitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papageyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander gerissen, und mehr Verbindungen oder Trennungen dieser Art zuge - lassen werden dursten.
Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzu - theilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krummen starken Schnäbeln meist mit kurzen starken, knorrigen Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen.
II. Levirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hoh - len und daher sehr leichten Schnäbeln, Papageyen, Pfeffervögel.
III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenför - miger Zunge. Wendehals, Spechte, Baumkletten, Colibrite ꝛc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittel - mäßig langem, und ziemlich starkem, oben erhabenem Schnabel. Raben, Krähen ꝛc.
V. Passeres. Die sogenannten Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weni - ger kegelförmigen, zugespitzten Schnabel, von verschiedner Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabenem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut be - wachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bey146 weitem mehr mit den Hühnern als mit den Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, ver - wandt sind.
VII. Struthiones. Die großen, zum Flug un - geschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder - süßen, einem stumpfen, mit Haut über - zognen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Oberkiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen, scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem Schna - bel, der meist oben auf der Seite in zwey stum - pfe, schneidende Spitzen auslauft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie nähren sich theils von Aas, theils vom Raube lebendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wilderndes, widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer Rostrum rectum, apice aduncum: plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. carun - cula verticali longitudine capitis.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die Breite, und feine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarz und weiß von Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, die die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Ruttengeyer, Son - nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
149In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumal am Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen über dem Schna - bel. Kann den nakten Hals ganz in den dick - gefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bartgeyer, Goldgeyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.
(Andreä) Briefe aus der Schweiz, Taf. 12.
In den tyroler - und schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte euro - päische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch seinen starkharigen Bart, und durch den befeder - ten Kopf, besonders aber durch den gewölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern auszeichnet*)Viele unserer neuen Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis und andere, auch Bomare, Molina ꝛc. hatten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor..
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris margine exteriore practer exti - mas, canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Amphi - bien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbekleidun - gen u. s. w. vorgestellt.
1502. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius.) F. cera alba, cruribus longissimis, crista ceruicali pendula, rectricibus intermediis elongatis.
Jo. Fr. Miller Fasc. V. tab. 28.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip - pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpfvogel*)Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge - höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes Exemplar im academi - schen Museum vor mir, und bade den Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart, daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Sy - steme gebührt..
2. †. Melanaëtus der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle) F. cera lutea, pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis flauis.
Frisch tab. 69.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibus lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Buffon Vol. I. tab I.
151Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret von Ha - sen, Gemsen ꝛc.
4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Beinbrecher (Fr. l'orfraie, Engl. the sea-eagle, the osprey.) F. cera lutea pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo, rectricibus latere interiore albis.
Buffon Vol. I. tab. 3.
An den europäischen Küsten, auch in Nord - america und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard, Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.
Buffon Vol. I. tab. 2.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den See - küsten. Ist oft mit dem Fischadler vermengt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Mi - lan, Scherschwänzel, Schwalbenschwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda forsicata, corpore fer - rugineo, capite albidiore.
Frisch tab. 72.
Fast in der ganzen alten Welt. Thut zwar dem Hausgeflügel Schaden, wird aber von der andern Seite dadurch nutzbar, daß sie eine Menge Aas und Amphibien verzehrt; daher sie auch in manchen Gegenden, wie der Aasgeyer in Aegypten, gehegt wird und zu schießen verboten ist.
1527. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.
Frisch tab. 74.
In gebirgigen Gegenden der nordlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondre Gattungen angenommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich die fol - gende und andere verwandte Gattungen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, namentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbezitze abgerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Taubenfalke. (accipiter. Fr. l'autour, Engl. the goose - hawk.) F. cera nigra, margine pedibusque flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis pal - lidis, superciliis albis.
Frisch tab. 81. 82.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'épervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus.
Frisch tab. 90. 91. 92.
In Europa.
1533. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera; nares barba - tae; caput grande; lingua bifida; pedes digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn - owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis iridibus croceis, corpore rufo.
Frisch tab. 93.
Das größte Thier seines Geschlechts. So wie die folgende Gattung im wildern Europa und westlichen Asien.
2. †. Ulula. der Steinkauz, die Steineule. (Fr. la chouette, Engl. the brown owl.) S. capite laeui, iridibus croceis, corpore ferrugineo, remige tertio longiore.
Frisch tab. 98.
3. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche, Engl. the little owl) S. capite laeui, re - migibus maculis albis quinque ordinum.
Frisch tab. 100.
In Europa und Nordamerica.
4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente vtrinque versus apicem, basi nudum; lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba.
Frisch tab. 59.
154In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die folgende Gattung, andrer Vögel Stimme sehr geschickt nach.
2. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor - cheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectrici - bus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro plumbeo.
Frisch tab. 60.
In Europa Nährt sich hauptsächlich von In - secten, zumahl Käfern, Schmeißfliegen ꝛc. und spießt sie zum Vorrath an Schwarzdorn und andres dorniges Gebüsche.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kenntlich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.
5. Psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet, Engl. parrot) Mandibula su - perior adunca, cera instructa; lingua carnosa, integra. Pedes scansorii.
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat - tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge - schränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philippinen, verschiedne derselben bloß einzig und155 allein auf der einen oder andern Insel, und hin - gegen nie auf den noch so nahe liegenden, benach - barten finden. Ueberhaupt haben die Papageyen viel Auszeichnendes, Eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie, nicht wie andre Vögel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr baken - förmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr be - weglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten u. s. w. Beide Geschlechter lernen mit ihrer dicken flei - schigen Zunge und bey ihrer großen Gelehrigkeit sehr leicht Worte nachsprechen.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe (Ara - canga). P. macrourus ruber, remigibus supra caeruleis, subtus rutis, genis nudis rugosis.
Edwards's birds tab. 158.
In Südamerica
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra.
Edwards l. c. tab. 292.
In Ostindien.
3. Rufirostris. (Sincialo. Fr. la perruche) P. macrourus viridis, mandibula superiore rubra, inferiore nigra, rectricibus apice caeru - lescentibus, margine palpebrarum aurantio.
Edwards l. c. tab. 175.
In Westindien, Guiana ꝛc.
1564. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flaua.
Frisch tab. 50.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
5. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.
Frisch tab. 51.
Auf Guineea, Congo und Angola.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu - rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia nigra, orbitis cinereis.
Frisch tab. 54. fig. 1.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen von der Zärtlichkeit, womit die beiden Gatten ein - ander zugethan sind.
6. Ramphastos. Pfefferfras. Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incuruatum. Pedes scansorii ple - risque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein welchem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach der Verschiedenheit der beiden Geschlechter, auch nach dem Alter ꝛc.
1571. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente, versus basin fascia nigra, fascia abdomi - nali flaua.
7. Bvceros. Der Nashornvogel, Calao. (hydrocorax.) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recuruatum; pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls aben - theuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re - curuato.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs. Specht (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato; lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum acu - leato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel endigt, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirnschädel unter der Haut weglausen, und sich an der Sterne nahe an der Schnabelwurzel fest setzen. – Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Federn, mittelst welcher diese Vögel ihre wurmförmige158 Zunge desto leichter hervorschießen, und an der hornigen Spitze derselben Insecten anspießen können.
1. †. Martius, der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.
Frisch tab. 34. fig. 1.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nordlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.
Frisch tab. 35.
3. †. Maior. Der große Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.
Frisch tab. 36.
4. †. Minor. der kleine Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.
Frisch tab. 37.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acumi - natum; lingua lumbriciformis, longissima, mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.
Frisch tab. 38.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge - lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedachten Spechte.
15910. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu - latum, teretiusculum, apice compresso, mandibula superiore paullo longiore; pedes ambulatorii.
1. †. Europaea. der Blauspecht (Fr. la sitelle le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood - cracker.) S. rectribus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.
Frisch tab. 39.
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
11. Todvs. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.
Im mittlern America.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, crassum, rectum, longum; digitus versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le martin pécheur, Engl. the kingsfisher. ) A. supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda breui.
Frisch tab. 223.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen. Vertrocknet (so wie auch der Kreuz - schnabel und vielleicht manche andre Vögel mehr) nach dem Tode leicht, ohne in Fäulniß überzugehn.
16013. Merops. Rostrum curuatum compres - sum, carinatum; pedes gressorii.
1. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi caerulescente, gula lutea, fascia tempo - rali nigra.
Frisch tab. 222.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue - xum, subcompressum, obtusiusculum; pe - des ambulatoii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe. ) V. crista variegata.
Frisch tab. 43.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Re - genwürmern und mancherley Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie man versichert, oft auf eine Grundlage von Menschenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Vogelen. p. 129 sq. .
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acutum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim - pereau, Engl. the creeper. ) C. grisea. subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
Frisch tab. 39. fig. 1.
161In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.
2. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, macula alarum fulua.
Im wärmern Europa. In altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.
3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigibus - que nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen dieses kleinen car - moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz, und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.
4. Sannio. C. oliuacea, vertice subuiolaceo, remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
Auf Neu-Seeland.
16. Trochilvs. Colibri, Honigsauger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato-fili - forme longum. Mandibula inferiore tu - bulata, superiore vaginante inferiorem. Lingua filis duobus coalitis tubulosa; pedes ambulatorii.
Das ganze Geschlecht ist, soviel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nordlich162 bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien. Die Bildung des Schnabels differirt bey den verschiednen Gattungen. Er ist entweder gerade, oder aufwärts, oder nieder - wärts gebogen.
1. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, subtus albido; rectricibus laterali - bus margine exteriore albis.
Edwards tab. 105
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge - trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.
2. Mosquitus. der Juwelen-Colibrit. (Fr. le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Seba. thes. tab. 37. fig. 1.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glü - hendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen star - ken, oben erhabnen Schnabel von mittelmäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzen, Samen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehren - theils ein wilderndes, unschmackhaftes Fleisch.
16317. Bvphaga. Rostrum rectum, subqua - drangulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu - latorii.
1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beef - eater.)
Latham Vol. I. P. I. tab. 12.
In Senegambien ꝛc.
18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiouatum, arcuatum, dorsato ca - rinatum. Mandibula superiore margine vtrinque angulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the razor - billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.
Latham l. c. tab. 13.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver - bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und sich ein gemeinschaft - liches Nest bauen, mit einander brüten ꝛc.
19. Corvvs. Rostrum conuexum cultra - tum, nares mystace tectae; pedes am - bulatorii.
1. †. Corax. Der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. ater dorso atro cae - rulescente, cauda subrotunda.
Frisch tab. 63.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge - hends in beiden Welten. Hat einen überaus scharfen164 Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. schleppt auch andere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille, Engl. the carrion crow.) C. atro - caerulescens totus, cauda rotundata: rectri - cibus acutis.
Buffon Vol. III. tab. 3.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka - rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.
Frisch tab. 64.
In Europa. Ein überaus nützliches Thier, das unzählige Feldmäuse, Engerlinge, Grasraupen ꝛc. verzehrt.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hauben - krähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hooded crow, royston crow.) C. cinera - scens, capite iugullo alis caudaque nigris.
Frisch tab. 65.
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar.
5. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.
Frisch tab. 67.
Im nordwestlichen Europa.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le jeay. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum165 caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.
Frisch tab. 55.
Im mildern Europa.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.
Frisch tab. 56.
In der nordlichen Erde.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
Frisch tab. 58.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd - liches Thier für junges Meyergeflügel.
20. Coracias. Rostrum cultrarum, apice incuruato, basi pennis denudatum; pe - des ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorso rubro, re - migibus nigris.
Frisch tab. 57.
Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man - deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra - tum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1661. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flaua.
Buffon Vol. III. tab. 25.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola - cea, cauda rotundata.
Catesby vol. I. tab. 12.
In Nordamerica.
22. Paradisea. Paradisvogel (manuco - diutta.) Rostrum basi plumis tomentosis tectum. Pennae hypochondriorum lon - giores. Rectrices duae superiores singu - lares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland, da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Mo - lucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläu - bigen Alten den Paradisvögeln überhaupt abzu - sprechen wagten*)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..
1671. Apoda. P. brunnea pennis hypochondriis luteis corpore longioribus, rectricibus dua - bus intermediis longis setaceis.
Edwards tab. 110.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite breuius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.
Edwards tab. 331.
In Guiana.
24. Bvcco. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Ro - strum cultratum, lateraliter compressum apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu infra oculos protenso.
1. Collarius. (Capensis Linn.) B. rufus, fascia humerali fulua, pectorali nigra.
Buffon vol. VII tab. 4.
Ebenfalls in Guiana; nicht am Cap.
25. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni - gricante albo-punctata.
Frisch tab. 40. u. f.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie ein -168 zeln in die Nester der Grasmücken und Bachstel - zen ꝛc. zwischen dieser ihre eignen Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht län - ger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zugleich ausgebrüteten jun - gen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufenthalt ist noch nicht ganz zuver - läßig bekannt.
2. Indicator. Der Honigkuckuck, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco-et albido-ma - culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts, hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit welcher er, wie der Honig-Dachs (s. oben S. 96.) seine liebste Nahrung, die wilden Bienennester, aufzu - suchen weiß.
26. Oriolvs. Rostrum conicum, con - vexum, acutissimum, rectum: mandibula superiore paulo longiore, obsolete emar - ginata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot. ) O. luteus, pedibus nigris, rectricibus ex - terioribus postice flauis.
Frisch tab. 31.
169Hin und wieder in der alten Welt. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napf - förmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird.) O. niger, alarum tectricibus coccineis.
Catesby vol. I. tab. 13.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemeiniglich zu dem abgedachten Maisdieb (Gracula quiscula.)
3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger, dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.
Brisson Vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andre Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussiebt..
Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmackhaf - tes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
17027. Alavda. Rostrum cylindrico-subula - tum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po - sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field - lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.
Frisch tab. 15. fig. 1.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie Hühner und viele andre so genannte Scharrvögel (aues pulueratrices) im Sande.
2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici - bus nigris: extimis duabus margine exte - riori albis, capite cristato.
Frisch tab. 15. fig. 2.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.
1. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etourneau. Engl. the stare, sterling.) S. rostro flauescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.
Frisch tab. 217.
171Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum: mandibula superiore apice deflexo, emar - ginato; faux ciliata.
1. †. Visciuorus. Die Schnarre, Misteldros - sel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flauescente.
Frisch tab. 15.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch ihn fort - gepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, tourdelle. Engl. the fieldsare.) T. rectricibus nigris: extimis margine inte - riore apice albicantibus, capite vropygio - que cano.
Frisch tab. 26.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd - liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferrugineis, supercillis flanescentibus.
Frisch tab. 28.
Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so172 ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer ave hercynica noctu lucente gegeben haben.
4. †. Musicus die Sangdrossel, Weindrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle song thrush.) T. remigibus basi inte - riore ferrugineis.
Frisch tab. 27.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vori - gen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spiel - art von ihr.
5. Polyglottus. Die americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock bird. ) T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum, et caudae candidis.
Catesby Vol. I. tab. 27.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Ahmt andrer Vögel Stimme leicht und täu - schend nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau - daque nigris, occipite cristato.
Edwards tab. 20.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt un - zählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird, amzell.) T. ater, rostro palpebrisque flauis.
Frisch tab. 29.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.
17330. Ampelis. Rostrum rectum, conue - xum: mandibula superiore longiore, sub - incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffer - vogel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato; remigum secundario - rum apice coccineo lanceolato.
Frisch tab. 32.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in manchen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutschland: zumahl auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum; mandibula in - ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld - apple.) L. rostro forsicato.
Frisch tab. II. fig. 3. 4.
In den Schwarzwäldern der nördlichem Erde. Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos nigris.
Frisch tab. 4. fig. 2. 3.
Hin und wieder in Europa.
1743. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink Lie - big, Gimpel (rubicilla, Fr. le bouvreuil Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris, rectricibus caudae remigumque posticarum albis.
Frisch tab. 2. fig. 1. 2.
In der nördlichem alten Welt, Beide Ge - schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst ein - ander accompagniren, und sogar Worte aussprechen.
4. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the red bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.
Frisch tab. 4. fig. 1.
In Nordamerica, und wegen seines rochen Ge - fieders und seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.
5. Oryzivora. der Reisvogel, Padda. L. ci - nerascens, temporibus albis, rostro rubro.
Edwards tab. 41. u. f.
In Schina ꝛc. auf den Reisfeldern.
6. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grün - schwarz, die Zwuntsche. (anthus, florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L. flauicanti-virens, remigibus primoribus an - tice luteis, rectricibus lateralibus quatuor basi luteis.
Frisch tab. 2. fig. 3. 4.
Hin und wieder in Europa.
17532. Emberiza. Ammer. Rostrum coni - cum, mandibulae basi deorsum a se in - vicem discedentes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee - vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. remigibus albis, primo - ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris, lateralibus tribus albis.
Frisch tab. 6. fig. 1. 2.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen sehen läßt: wie im Febr. 1766. hier um Göttin - gen herum.
2. †. Miliaria. Die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.
Frisch tab. 6. tab. 4.
Meist durch ganz Europa.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis; rectricibus nigris, lateribus dua - bus extrorsum nigris.
Frisch tab. 5. fig. 3. 4.
In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.
4. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow kammer.) E. rectricibus nigrican -176 tibus; extimis duabus latere interiore ma - cula alba acuta.
Frisch tab. 5. fig. 1. 2.
Meist durch ganz Europa.
5. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. Engl. the whidah bird.) E. fusca, pectore rubro, rectricibus interme - diis quatuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.
Edwards tab. 86.
Hat den englischen, nachher in andern Spra - chen aus Misverstand verunstalteten Nahmen von seiner Heimath, dem Königreich Whydah (oder Judah) auf der guineischen Küste.
33. Tanagra Rostrum conicum, acumi - natum, emarginatum, basi subtrigonum, apice decliue.
1. Iacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent, Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
Edwards tab. 267.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum conicum rectum acuminatum.
1. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Roth - fink. Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the chassinch. ) F. artubus nigris, remigibus vtrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.
Frisch tab. 1. fig. 1. 2.
177In Europa und Africa; hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde überein, und in benachbarten Gegenden wieder anders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Winterfink, Quäkfink. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. ala - rum basi subtus flauissima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nordlichen Europa.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle) F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda - riis tectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. I.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua - bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Frisch tab. 1. fig. 3. 4.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar - ten Ländern der übrigen alten Welt. Giebt mit der Canarien-Sie schöne Bastarde*)Frisch tab. 12. fig. 5..
5. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad finch.) F. fusca refescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
178In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker - vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro albido, corpore subfusco, pectore flauescente rectricibus remigibusque virescentibus.
Frisch tab. 12. fig. 1-4.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun - derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Eu - ropa gebracht worden zu seyn; ist aber seitdem daselbst in mancherley Varietäten ausgeartet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlich-grau mit gel - ber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri - nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis, apice nigris.
Frisch tab. 11. fig. 1. 2.
Ursprünglich wohl im äußersten Norden: kommt bloß zum Ueberwintern ins mildere Europa, daher auch sein Nest hier zu Lande so selten ge - funden wird*)Günthers Nester und Eyer verschiedner Vögel durch Wirsing. Taf. X..
8. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater179 linnet.) F. remigibus primoribus rectricibus - que nigris, vtroque margine albis.
Frisch tab. 9. fig. 1. 2.
In Europa und Nord-America.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs - fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri - cibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida.
Frisch tab. 10. fig. 3. 4.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, der Spatz. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Ländern der übrigen alten Welt fast allgemein verbreitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegenden, wie z. B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an einigen, wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er ist sehr wollüstig, und brütet vier Mahl im Jahre. Frey - lich für Gärten und Feld ein schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Ungeziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin - que emarginatum, apice incuruo; vibrissae patentes versus fauces.
1. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra subtus frontisque macula alarumque180 speculo albis, rectribus lateralibus extus albis.
Frisch tab. 24. fig. 1.
Hin und wieder in Europa.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. die Nachtigall, Philomele. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis.
Frisch tab. 21. fig. 1. 2.
In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns, man weist noch nicht gewiß, wohin; wenigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la sauvette. Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca, subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.
Frisch tab. 21 fig. 3.
Im mildern Europa.
3. Alpina. die Flüe - (d. h. Felsen -) Lerche. (Fr. la fauvette des alpes.) M. griseo-fer - ruginea, gula alba maculis lunatis fuscis, tectricibus alarum nigricantibus versus api - cem linea punctata alba.
Andreä Br. aus der Schweiz tab. 15.
In den gebirgigen Gegenden des mittlern Eu - ropa, vorzüglich häufig auf den fetten Alpen - Weiden.
1814. †. Ficedula. die Beccafige. M. subfusca, subtus alba, pectore cinereo maculato.
Frisch tab. 22. fig. 3. 4.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmack - haften Fleisches weit verführt wird.
5. †. Alba. das Ackermännchen, die weiße oder graue Bachstelze. (Fr. la lavandiere. Engl. the white waterwagtail.) M. pectore nigro, rectricibus duabus lateralibus di - midiato-oblique albis.
Frisch tab. 23. fig. 4.
Meist in der ganzen alten Welt.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black - cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, abdomine caudaque rufis, capite dorsoque cano.
Frisch tab. 19. fig. 1.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nachti - gall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth - brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr. le rougegorge. Engl. the red breast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Frisch tab. 19. fig. 2.
182Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Win - ter bey uns.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. (Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque vndulatis.
Frisch tab. 24. fig. 3.
In der nordlichern Erde. Macht sich ein be - decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111., und legt zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flauis, medio albis, crista verti - cali crocea.
Frisch tab. 24. fig. 4.
Ebenfalls in der nordlichern Erde. Der kleinste europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.
J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.
18337. Pipra. Manakin. Rostrum capite breuius, basi subtrigonum integerrimum, apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.
Edwards tab. 264.
In Guinea ꝛc.
38. Parvs. Meise. (Fr. mesange, Engl. titmouse.) Rostrum integerrimum, basi setis tectum.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonniere. Engl. the great tit - mouse.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.
Frisch tab. 13. fig. 1. 2.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein muthi - ges Thier, das weit größere Vögel anfällt, an - dern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem gefrornen Erdreich zu passe kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi - bus caerulescentibus; primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleis.
Frisch tab. 14. fig. 1.
184Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse.) P. vertice albo, cauda corpore longiore.
Frisch tab. 14. fig. 3.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos, Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der indianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.
Frisch tab. 8. fig. 3.
Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin - meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subferrugi - neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri - cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz descri - ptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen, Si - birien ꝛc. Baut sich ein beutelförmiges Nest von Pappelwolle ꝛc. das sie an einem dünnen Aste aufhängt.
18539. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum mi - nimum incuruum, subulatum, basi de - pressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Die bekannte Streitfrage über den Winteraufenthalt unsrer hieländischen Schwalben, zumahl der bei - den ersten Gattungen, ist nach allem, was darüber geschrieben worden, doch noch nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p.557. oder für die andre**)Einer der eifrigsten Vertheidiger des Winterschlafs der Schwalben ist Daines Barrington; in s. miscellanies. p.225.Drey verschiedne Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 und 94. Behauptung angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie ge - macht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. In dubio doch aber immer das Weg - ziehen derselben nach wärmern Gegenden bey weiten die mehreste Wahrscheinlichkeit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi - rondelle de cheminée. Engl. the house-swal - low, chimney-swallow.) H. rectricibus,186 exceptis duabus intermediis, macula alba notatis.
Frisch tab. 18. fig. 1.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet - sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Syste - matikern aufs seltsamste vermengt und verwechselt worden. Hier diese, mit den nakten unbefiederten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, heißt füg - lich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die fol - gende in den Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest (– das oft von Wanzen wim - melt –) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.
2. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Sprrschwalbe. (hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis, rectrici - bus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.
Frisch tab. 17. fig. 2.
Hat nebst der folgenden meist gleiches Vater - land mit der vorigen. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirch - fenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand - martin, shore bird.) H. cinerea, gula ab - domineque albis.
Frisch tab. 18. fig. 2.
187Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand - hügeln ꝛc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den sundaischen u. a. Inseln des indischen Archipe - lagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Ufer - löcher und Berghöhlen die berufnen indianischen oder Tunkinsnester, deren Stoff der Hausenblase ähnelt und vermuthlich aus halbverdauten, da - durch für Fäulung gesicherten und so regurgitirten molluscis besteht. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Steinschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin, swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.
Frisch tab. 17. fig. 1.
In allen drey Welttheilen der nordlichen Erde.
40. Caprimvlgvs. Rostrum modice incuruum, minimum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus am - plissimus; vnguis intermedius introrsum ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent. Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na - rium tubis obsoletis.
Frisch tab. 101.
188In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfal - tern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wur - zel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzen - Samen, die sie im Kropfe einweichen; leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer; und geben das mehreste Hausgeflügel.
41. Colvmba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. caerulescens, ceruice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in189 Felsen-Klüften, kohlen Bäumen ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haus - taube hingegen neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzigen Paar binnen vier Jah - ren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüglich - sten Abarten (wovon doch manche für besondre Gattungen angesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pigeon pattu, Engl. the rough-sooted dove. ) mit langbefederten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand - gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit. ) mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant, Engl. the tumbler. ) mit glat - tem Kopf und einem kahlen rothen Augen - ring: überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon romain, Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 150.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hüh - nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker. ) mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria. die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager,190 Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Au - gen herum. Diese Taubenart hat ihren Nah - men daher, weil man sich ihrer vorzüglich ehedem in der Levante bediente, um Briefe zu überschicken*)s. den göttingischen Taschen-Calender 1790..
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Auf Neu-Guinea und den benachbarten Inseln. Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus, die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exte - riore albidis collo vtrinque albo.
Frisch tab. 138.
Meist in ganz Europa.
4. † Turtur. die Turteltaube, Wegetaube. (Fr. la tourterelle, Engl. the turtle-dove.) C. rectricibus apice albis, dorso griseo, pe - ctore incarnato, macula laterali colli nigra lineolis albis.
Frisch tab. 140.
In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertreibungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
1915. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian tourtle.) C. supra lutescens lunula ceruicali nigra.
Frisch tab. 141.
Im mildern Europa und in Ostindien.
6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de - nudatis sanguineis, pectore ruso.
Frisch tab. 142.
Im nordostlichen America. Macht, zur Zeit ih - rer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende der - selben räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor - pore griseo maculato, superciliis albis, rectri - cibus margine lunulaque ferruginea.
Frisch tab. 117.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt. Die Männchen sind zumahl in Italien ihres Schlags wegen beliebt, wo man sie auch, so wie in Schina (wie Kampfhähne), paarweise fechten läßt.
2. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc -192 cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.
Frisch tab. 114.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge - genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta - velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.
Daubenton planch. enlum. 231.
Im südlichen Europa und Orient. Wird aus den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinole.) T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra; exceptis inter - mediis duabus.
Buffon vol. II. tab. 7.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mittlern Europa.
5. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinote blanche. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri - cibus nigris, apice albis; intermediis albis.
Frisch tab. 110. 111.
In den alpinischen und nordlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Nahmentlich ein überaus wichti - ges Thier für die europäischen Colonisten in La - brador und Grönland.
6. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit te - tras, Engl. the black cock.) T. pedibus hir -193 sutis, cauda bifurcata, remigibus secunda - riis basin versus albis.
Frisch tab. 109.
In der nordlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun - data, axillis albis.
Frisch tab. 107. 108.
Im nordlichern Europa, hat ein äußerst schar - fes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Schlunde.
43. Nvmida. Caput collo compresso co - lorato cornutum: palearia carunculacea ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in - structo nares recipiente.
Frisch tab. 126.
In Africa einheimisch, aber auch längst nach Europa und viele Gegenden von America verflanzt.
44. Phasianvs. Genae cute nuda lae - vigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.
194Die vermutliche wilde Stammraffe*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95. ist in Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe; und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Sei - denschwanzes ähneln). Der Haushahn hingegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America ge - bracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmahligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der gan - zen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volks - schauspiel.
Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend - sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils in wahre zum erblichen Schlag gewordene Monstrosi - täten**)Von der bekannten, aber doch immer physiologisch - merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f.; sowohl per defectum (– s. oben S. 20 –), wie der ungeschwänzte Bluthahn; als per excessum (– S. 21 –), wie z. B. mit 5 oder gar 6 Zehen***)Sogar, daß bey den sogenannten Hollen - oder Hau - ben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale zu einer monströsen Blase ausgetrieben wird. Eine erbliche Abweichung des Bildungstriebes, die meines Wissens in der Naturgeschichte die einzige in ih - rer Art ist..
195Unter den übrigen Abarten verdienen besonders bemerkt zu werden:
a) der Paduanerhahn, wohl noch einmal so groß als der gemeine Haushahn.
b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.
c) Der krause Hahn, friesländische Hahn, mit krausen lockigen Federn.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden, die von Ka - ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor - gebirge, wo auch noch andre Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata genis papillosis.
Frisch. tab. 123.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min - grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.
3. Argus. Ph. luteus, nigro punctatus, fa - cie rubra, occipite cristato caeruleo.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
Das prachtvolle, nebst den beiden folgenden Gat - tungen zumahl in Schina einheimische Thier, mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß.
1964. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flaua, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.
Edwards tab. 68. 69.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
Edwards tab. 66.
45. Crax. Rostrum basi cera obductum in vtraque mandibula. Pennae caput tegentes reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore nigro, ventre albo.
Buffon Vol. II. tab. 13.
In Guiana ꝛc.
46. Meleagris. Caput carunculis spon - giosis tectum, gula caruncula membra - nacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le din - don, Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nordlichern America, wo er in großen Herden zu hunderten auf Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland gebracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und in mancherley Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.
47. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.
1971. †. Cristatus, der Pfau. (Fr. le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista compressa, cal - caribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu - ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße am gemeinsten.
48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata: pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bustard.) O. maris capite iugu - loque vtrinque cristato.
Frisch tab. 106. u. f.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge - mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbundenen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flü - geln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.
1981. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore paruo mutico, spinis alarum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht Fuß und drüber erreicht, wohl drey Centner wiegt, und in Africa zu Hause ist. Das Unvermögen zum Flug wird bey ihm durch die ausnehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet. Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi - bus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.
Latham l. c. tab. 72.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mitt - lern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdeharen, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaftlichen Kiele.
Eine dem Casuar ähnliche Gattung, der so ge - nannte amerikanische Straus (struthio rhea) ist in Chili zu Hause: – und eine noch andre neuer - lich im fünften Welttheil auf Neu-Südwallis ent - deckt worden.
50. Didvs. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transuersis; vtraque man - dibula inflexo apice: facies vltra ocu - los nuda.
1. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula - toriis, cauda breuissima, pennis incuruis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
199Ehedem auf Ile de France und Bourbon. – Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwer - leibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von dieser u. a. Beweisen der Veränder - lichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 28 u. f. gehandelt..
So weit die Landvögel. Nun die Was - servögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen wal - zenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange Füße, und auch mehrentheils seinen langen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sum - pfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflan - zen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden meist durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs. Rostrum de - nudatum, infracto-incuruatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.
Catesby vol. I. tab. 73 sqq.
200In Seegegenden der wärmern Erdstriche beider Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.
52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffelreiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon-bill.) P. corpore albo, gula nigra, occipite subcristato.
Frisch tab. 200. u. f.
Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten Welt.
53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes te - tradactyli, fissi.
1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
Im ostlichen Süd-America.
54. Mycteria. Rostrum subadscendens, acutum; mandibula superiore triquetra: inferiore trigona acuminata adscendente: frons calua; nares lineares; pedes te - tradactyli.
2011. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la cicogne du Bresil.)
Latham l. c. tab. 25.
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
55. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat - bill.) C. ventre rufescente.
Latham l. c. tab. 26.
Ebenfalls in Brasilien ꝛc.
56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum: pedes tetra - dactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, cor - pore cinereo, alis extus testaceis.
Frisch tab. 194.
In der nordlichen alten Welt.
2. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re - migibusque nigris; rostro, pedibus cuteque sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphibien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze Ketten junge Rebhühner u. s. w. schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich aus - zufuttern.
2023. †. Cinerea. der graue Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite nigro laeui, dorso caerulescente, subtus albido, pectore maculis oblongis nigris.
Frisch tab. 198.
Fast durchgehends in beiden Welten. Schäd - liche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen ꝛc.
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri - stato, corpore albo, rostro nigro, loris pe - dibusque virescentibus.
Buffon T. VII. tab. 20.
Zumahl in Persien ꝛc. Hat die langen, silber - weißen, seidenartigen Rückenfedern, die in den Morgenländern als kostbarer Putz getragen werden.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeuiusculo, supra testacea, maculis trans - versis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis.
Frisch tab. 205.
In den mildern Gegenden der nordlichern Erde.
57. Tantalvs. Rostrum longum, subu - latum, teretiusculum, subarcuatum. sac - cus iugularis nudus. pedes tetradactyli, basi palmati.
1. Ibis. T. facie rubra, rostro luteo, pedibus griseis, remigibus nigris, corpore rufescente albido.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 35.
203Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den dasigen alten Denkmählern verewigte, und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu - mien bereitete*)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit gehabt, in den philosophical Transactions vom J. 1794 Nach - richt gegeben. und in besondern Gewölbern in größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltne Thier.
Ob der schwarze, etwas kleinere Ibis eine besondre Gattung ausmacht, oder bloß etwa im Alter vom weißen (der ungefähr die Größe vom Storch hat) verschieden sey, ist noch mehr völlig entschieden.
58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te - retiusculum, obtusum, capite longius, fa - cies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis insistente.
1. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be - casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.
Frisch tab. 226. u. f.
In den wärmern Gegenden der nordlichern alten Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis.
Frisch tab. 229.
Fast durchgehends in der nordlichern Erde.
20459. Tringa. Rostrum teretiusculum lon - gitudine capitis, digito postico vniarti - culato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist, Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibus - que rubris, rectricibus tribus lateralibus immaculatis, facie papillis granulatis carneis.
Frisch tab. 232. u. f.
In der nordlichen alten Welt. Hat seinen Nah - men von der Streitbarkeit, wir welcher die Männ - chen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.
Frisch tab. 213.
Ebenfalls in der nordlichern alten Welt.
60. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier, Engl. plover.) Rostrum teretiuscu - lum, obtusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver - tice fusco, pedibus luteis.
Frisch tab. 214.
Hin und wieder an den Flüssen der nordlichen Erde, auch hier herum, und auf den Sandwich - Inseln des stillen Oceans.
20561. Recvrvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso-planum, subulatum, re - curuatum, acuminatum apici flexili. Pe - des palmati, tridactyli.
1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.
Buffon vol. VIII. tab. 38.
In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit feinem sonderbar aufwärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopvs. Rostrum compres - sum, apice cuneo aequali: pedes cur - sorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'hutrier. Engl. the sea-pie, pied oyster-catcher.) H. rostro pedibusque rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welt - theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
63. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con - vexum, mandibula superiore margine supra inferiorem fornicata; frons calua, pedes tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la foulque, morelle. Engl. the coot.) F.206 fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.
Frisch tab. 209.
In der mildern nordlichen Erde.
64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu - siusculum. Nares ouatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.
1. Iacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P. vnguibus posticis longissimis, pedibus viri - descentibus.
Buffon vol VIII. tab. 16.
In Westindien, Brasilien ꝛc.
65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com - pressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum. pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie - senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, daker - hen.) R. alis rufo-ferrugineis.
Frisch tab. 210.
In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
66. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, conuexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ouatae, patulae. Pedes tetradactyli, fissi.
2071. Crepitans. die Trompete, der Agami, Macku - kawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra, pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Ama - zonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und seinem Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr ge - schickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehre - sten mit einer ausnehmend nervenreichen Haut überzogen. (– s. oben S. 134. –) Sie ha - ben eine fleischige Zunge, einen rauhen stache - ligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine be - sondre knorplige oder knöcherne Capsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf Inseln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben mehrentheils in Polygamie. Sie legen meistens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Federn ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.
20867. Rhinchops. Rostrum rectum, man - dibula superiore multo breuiore: infe - riore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the sea-crow, cut-water.) R. nigricans, sub - tus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleichsam wie ein eingeschlagnes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum edentulum, subu - latum, subrectum, acutum, compressiuscu - lum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.) S. corpore nigro, fronte albicante, super - ciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beiden Wende - zirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the sil - ver-bird.) S. cauda forficata; rectricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis.
Frisch tab. 119.
An der ganzen nordlichsten Erde.
69. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden - tulum, subulatum, rectum, acumina - tum, pedes compedes.
2091. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tridacty - lis, corpore atro, rectricibus alarum albis.
Frisch tab. 185.
Ebenfalls an der ganzen nordlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niueo, remi - gibus secundariis extremo apice albis.
Frisch tab. 185.
An den Seeküsten der nordlichen Erde.
3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite laeui, palpebra inferiore lutea, macula ala - rum alba.
Edwards tab. 360. fig. 2.
Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen ꝛc. ver - arbeitet.
70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum, rectum, cul - tratum, apice subadunco. Mandibula in - ferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nordlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar in ungeheueren Scharen.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al - bicans, dorso canescente, rectricum apici -210 bus, excepto extremo, nigris, pedibus tri - dactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
Am nordlichen Ocean.
71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina - tum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.
1. Anhinga. P. ventre albo.
Willoughby tab. 72.
In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.
72. Phaëthon. Rostrum cultratum. rectum, acuminatum, fauce pone ro - strum hiante. Digitus posticus antror - sum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille en cul. Engl. the tropic-bird.) P. rectrici - bus duabus longissimis, rostro serrato, pe - dibus aequilibribus; digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen beiden Wen - bezirkeln. Nährt sich meist von den fliegenden Fischen.
73. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum; mandibulis aequa - libus: superiore apice adunco: inferiore211 apice compresso-canaliculato. Pedes vn - gue postico sessili absque digito.
1. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the storm-finch, mother cary's chicken.) P. nigra, vropygio albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nordlichen als südlichen Ocean.
Meist in offner freyer See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färöer bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmählig hinein zieht, lange Zeit unterhalten wird.
74. Diomedea. Rostrum rectum; ma - xilla superiore apice adunca: inferiore truncata.
1. Exulans. der Albators. D. alis pennatis lon - gissimis, pedibus aequilibribus tridactylis.
Edwards tab. 88.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt wohl 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großentheils von fliegenden Fischen*)vergl. Pennant's arctic zoology. T. II. pag. 507..
21275. Pelecanvs. Rostrum edentulum, rectum; apice adunco, vnguiculato; pe - des aequilibres; digitis omnibus quatuor simul palmatis.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger. 1740.
In den wärmern Gegenden der alten Welt, aber auch auf Neu-Holland: hat den griechischen Nah - men von ihrer Eselstimme, den deutschen aber von dem ungeheueren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 30 Pfund Wasser fassen kann.
Die americanische Kropfgans scheint specifisch von dieser verschieden zu seyn.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissimis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.
Edwards tab. 309.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn - liches mit dem Albatros: nur noch längere Flügel, die ausgespannt auf 14 Fuß breit sind, und dem fliegenden Thier ein sonderbares Ansehn geben.
3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata, cor - pore nigro, rostro edentulo, capite sub - cristato.
Frisch tab. 187.
213Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. –)
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro serrato, remigibusque primoribus nigris, facie caerulea.
Brisson T. VI. tab. 44.
Häufigst im Norden von Europa und America, zumahl auf den schottischen Inseln, und nahment - lich auf Baß*)Harvey de generat. animal. pag. 30., wovon diese Gans den Nahmen führt. Hier lauert sie im Sommer auf die Züge der Häringe, so wie hingegen im Winter um Portugal herum und an der Barbarey ꝛc. auf die Sardellen. Auf jenen schottischen Inseln werden die jungen Vögel und die Eyer in unermeßlicher Menge aus den Nestern in den schroffen Felsen - klippen ausgenommen**)Pennant's arctic zoology. Vol. I. introd. pag. XXX. tab. 4..
76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, conuexum, obtusum: lingua ciliata, obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro semi - cylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
Frisch tab. 152.
214In der nordlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unterscheiden. Dieser letztere giebt einen hellen weit schallenden nicht unangenehmen Ton von sich.
2. Cygnoides. die spanische oder schinesi - sche Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. rostro semi - cylindrico; cera gibbosa, palpebris tumidis.
Frisch tab. 153. 154.
Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sand - wich-Inseln des stillen Oceans. Man unterschei - det mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schneeweiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weib - liche Gans geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite collo - que nigris, genis gulaque albis.
Edwards tab. 151.
Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han - delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen zu Betten. Giebt auch vorzügliche Schreibfedern.
2155. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot - tische Gans. A. fusca, capite collo pecto - reque nigris, collari albo.
Frisch tab. 156.
In den kältesten Ländern der nordlichen Erde, kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland und andern mildern Gegenden, wo sie sich un - ter andern von dem Thier der Aentenmuschel (Bar - nacle, Lepas anatifera) nährt, daher die alte selt - same Fabel entstanden, daß dieser Vogel nicht aus einem Ey, sondern ans einer Muschel hervor komme u. s. w. *)Die gleiche Volkssage gieng auch ehedem von einer verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen Bernicla oder Barnacle führt.
6. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nordlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaum - federn, die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind**)s. Hrn. Hofr. Beckmanns Vorbereitung zur Waa - renkunde I. B. S. 277 u. f..
7. †. Boschas. die Aente. (Fr. le canard. Engl. the duck.) A. rectricibus intermediis (maris) recuruatis, rostro recto.
Frisch tab. 158. u. f.
216Die wilde Aente findet sich fast in in der ganzen nordlichen Erde, theils in ungemein schönen Spiel - arten. Die zahmen Aenten scheinen große Neigung zu unnatürliches Paarung zu haben, so daß z. B. die Aentriche aus Hühner erpicht sind und v. v. Aenten den wälschen Hahnen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelänte. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di - latato rotundato: vngue incuruo.
Frisch tab. 161. u. f.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen.
77. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista longitu - dinali erectiuscula; pectore albido imma - culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.
Frisch tab. 190.
In der ganzen nordlichen Erde. So wie andere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breue, compressum, conuexum, transuerse sulcatum; mandibula inferior ante basin gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klip - pen der nordlichen Erde.
2171. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin.) A. rostro com - presso-ancipiti, sulcato sulcis 4, oculorum orbita temporibusque albis, palpebra supe - riore mucronata.
Nistet in Kaninchenhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. Rostrum compressiusculum, subcultra - tum, longitudinaliter oblique sulcatum: mandibula inferior apice truncato; alae impennes, pinniformes.
Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleichsam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedne Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und Ame - rica, so wie andre um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-Seeland zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commentat. Soc. Sc. Gott. 1780. Vol. III. p. 121. sqq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus flauescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flaua.
Forster l. c. tab. 1.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su - perciliis fasciaque pectorali albis.
Edwards tab. 94.
Häufig am Cap ꝛc.
Die Säugethiere und die Vögel unterscheiden sich beides durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hin - gegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit lockerer Textur, und auch ihre Athemzüge weit unbe - stimmter, und so zu sagen unordentlicher sind als bey den beiden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genanten luftleeren Raume, oder auch in eingesperrter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baumstämmen oder Steinblöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von Kohlen - gesäuerter oder fixer Luft aushalten, und auf - fallende Extreme von Hitze und von Kälte aus -219 dauern, so daß man z. B. ungezweifelte Bey - spiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Men - schen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbe - schadet in dichte Eisschollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen ver - sehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Sala - mander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrsche vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schild - kröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Am - phibien mannigfaltiger als bey den warmblüti - gen Thieren. Einige sind mit einer knochigen Schale überzogen: andre mit hornartigen Rei - fen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen, oder mit Schuppen bedeckt: und noch andre haben220 eine nakte nur mit Schleim überzogne Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedne Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classe andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Aufenthalt an - gewiesen. Manche gehen willkürlich in beiden ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. An - dre hingegen bringen entweder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beiden zu. Endlich sind aber auch manche entweder bloß für das Land oder bloß für das Wasser, und nicht für beides zu - gleich bestimmt.
Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andre hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimmten Gat - tungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich selbst habe z. B. Salamander auf acht Monate lang ohne Speise221 und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abge - gezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.
Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh - mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro - ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mobilität, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß vegetativ scheint, als bey den warmblütigen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthüm - licher independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich je - der Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bey den warm - blütigen Thieren, andere in Consensus zieht so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausge - rissen worden, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen worden, noch Monate lang leben kön - nen; daher auch wohl die anhaltende Beweglich -222 keit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparatae inter animantia ca - lidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der commen - tation. Soc. reg. scientiar. Gottingens.
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumahl unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie im Nothfall von sich geben; vielen auch wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zu - mahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre - sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey - spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre gewor - den, und vollends viele Schlangen bekanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten. – Da - gegen aber wohl alle die kältern Wintermonate in Erstarrung zubringen. Und zwar theils ein - zeln, theils wie unsere hieländische Frösche und Salamander in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhal - ten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi - bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paa - rungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Ermangelung eines Weibchens andre männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Fröschen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paa - rung mit dem Hinterleibe aufs innigste um ein - ander, und züngeln dabey mit gebogenem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männ - chen schwimmt zur Brustzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen, so wie sie dieselben von sich giebt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche, zumahl unter den Schlangen ꝛc. geben die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Aus - bildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge aus dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monate lang völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet binnen weni - gen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkomm - nen Gestalt, sondern als sogenannte Larven zur Welt und müssen sich erst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbil - dung und den völligen Gebrauch aller ihrer Glied - maßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaulquappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben Anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruder - schwanz; auch, so wie die neugebornen Sala - mander, eine Art von Fischkiefern (branchiae oder Swammerdam's appendices fimbriatae) zu beiden Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dgl. m. 225Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländischen Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträcht - liches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefan - genschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Al - ter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Men - schengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträchtlich. Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Ei - dexen ꝛc. – Schildpatt zu Kunstarbeiten ꝛc. – Eidexen, Vipern ꝛc. als Arzney.
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasserschlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern226 Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftig - keit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ord - nungen:
1. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ouipara der ältern Naturforscher) – Schildkröten, Frösche, Eidexen. Und
2. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt haben) mit vier Füßen versehen, die nach dem ver - schiednen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye, (pedes digitati) oder durch eine Schwimm - haut verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.
1. Testvdo. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See Schildkröten aber turtle.) Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) breuis, os mandibulis nudis edentulis*)s. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schildkrö - ten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illu - strata. Erlang. seit 1792. 4..
Die mehresten Schildkröten sind mit einer kno - chigen sehr festen Schale bedeckt, deren Obertheil mit dem Rückgrat und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schup - pen belegt ist, die bey manchen Gattungen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 der - gleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauch - schild ist etwas kleiner als das obere, und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße ver - sehen.
2281. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn - guiculis tribus, testa orbiculari ouata, mem - branacea grisea, striata, scabra.
Schneider l. c. tab. 1.
In Guiana.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato; scu - tellis imbricatis latiusculis, cauda squamata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.
In beiden Indien; auch im rothen Meere. Giebt das beste Schildpatt*)s. Hrn. Hofr. Beckmanns Verbereit. zur Waaren - kunde 1. Th. S. 68 u. f..
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedi - bus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ouata.
Schöpff tab. 17. fig. 2.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Centner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Nah - men von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres schmackhaften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vege - tabilien, daher ihr ausnehmend schmackhaftes gar nicht thraniges Fleisch.
4. †. Orbicularis. die gemeine Flußschildkröte (europaea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.
Im mildern Europa.
2295. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po - stice gibba; margine laterali obtusissimo, scutellis planiusculis.
Schöpff tab. 8. 9.
Im südlichen Europa, und nordlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis eleuatis truncatis.
Schöpff tab. 10.
In Ostindien. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen seines regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten hochgewölbten Rücken - schildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) nud Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus quatuor, posticis longioribus*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Geschlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathiformi, digitis anticis muticis quadridentatis, posti - cis vnguiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merk - würdig. Das Männchen streicht nähmlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die gewöhn - liche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet sie hierauf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von bey - nahe drey Monaten die darin befindlichen anfangs geschwänzten Kaulquappen**)s. Camper im IX. Bande der commentat. soc. reg. scientiar. Gottingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif230 sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach ver - schwunden und sie dagegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri - bus ocellatis, pedibus muticis.
Catesby vol. II. tab. 72.
In Nord-America. Fast von der Größe eines Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von seiner starken Stimme. Ist die Hauptnahrung der Klapperschlangen.
4. Paradoxa. (Rana piscis.) R. femoribus postice oblique striatis.
Seba vol. I. tab. 78.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) er - reicht eine fast spannenlange Größe, häutet sich während der Zeit verschiedentlich, und hat in diesem Zustande zu einer alten Sage, von Frö - schen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß ge - geben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten haben, bleibt daß Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.
5. †. Buso. die Kröte. R. corpore ventricoso verrucoso lurido fuscoque.
Rösel tab. 20. 21.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unlängbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in231 durchsägten Baumstämmen, oder in Steinblöcken ꝛc. angetroffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio macu - lato, pupilla triquetra.
Rösel tab. 22.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca - lomita, Laurent). R. verrucosa, linea dor - sali flaua, lateralibus rufescentibus.
Rösel tab. 24.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. Kommt selten zum Vorschein; giebt aber einen eignen dum - pfen Laut von sich, der allerhand abergläubige Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Rösel tab. 1-8.
Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Junge nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervor kriechen, da dann ihre plötzliche Erscheinung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gege - ben haben mag.
9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Rö - ling, Marxgöker. R. viridis, corpore angu - lato, dorso transuerse gibbo, abdomine marginato.
Rösel tab. 13-16.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem232 Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Aenten, Forellen ꝛc. und können sogar über große Hechte Herr werden. Zur Begattungs - zeit bekommen die Männchen dieser und der vori - gen Gattung schwarze warzige Ballen an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klammern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites. Fr. la raine, grenouille de St. Martin, le graisset). S. corpore laeui, subtus granu - lato, pedibus fissis, apicibus digitorum len - ticulatis.
Rösel tab. 9 ad 12.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, wo - mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paarungs - zeit von sich geben. Sie blähen dabey die Kehle zu einer großen Blase auf.
3. Draco. Corpus tetrapodum cauda - tum, alatum.
1. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala distinctis.
Seba vol. II tab. 86. fig. 3.
In Ostindien und Africa.
2334. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl. lizard) Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. L. mandibulis ellipticis, scuto supraorbitali osseo, testa caluariae integra, cauda parte anteriori et superna scutis vtrinque extantibus serrata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
Zumahl häufig in den größern Strömen von Africa (namentlich im Ober-Nil und im Niger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*)Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p.163.: und doch haben seine Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und andre große Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen.
2. Alligator. der Kaiman. L. mandibulis ellipticis, tegmine supraorbitali coriaceo, testa caluariae bifenestrata**)Dieser specifische Character, auf welchen mich Hr. Prof. Schneider aufmerksam gemacht, ist nicht etwa bloß am Schädel, sondern auch am ganzen, annoch mit seiner Haut bekleideten Kopfe, leicht zu erkennen., cauda parte anteriori rotunda.
Seba vol. I. tab. 106.
Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent - liche Crocodil, wird auch nicht so groß als dieser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den hintern, von welchen allen aber nur die drey Innern mit Krallen bewaffnet sind.
2343. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elon - gatis teretibus subcylindricis.
Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.
Zumahl im Ganges.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beiden Indien. Ueberaus sauber und regel - mäßig schwarz und weiß gefleckt; ungefähr an - derthalb Ellen lang; hat den Namen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifenden Laut, den es von sich giebt, diese seine furchtbare Gefährten verrathen soll.
5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denti - culata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. II.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf Bäumen und Hecken, währt sich von Insecten, dieses mit seiner langen klebrigen Zunge sehr be - hende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kannsich damit nach Willkür aufblasen oder dünner machen, da - her vermuthlich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine235 Augen haben die ganz eigne Einrichtung, daß je - des besonders, oder auch beide zugleich nach ver - schiedenen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar schnell be - wegt werden können. Seine natürliche Farbe ist stahlgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zu - mahl wenn es zornig wird ꝛc. Der zuweilen be - merkte Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gege - ben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach den - selben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder sau - rus der Alten.) L. cauda tereti mediocri, digitis muticis subtus lamellatis, corpore verrucoso, auribus concauis.
Seba vol. I. tab. 109.
In Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im südlichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Am häufigsten aber in Aegypten, wo er sich gern in die Häuser zieht und gefährlich wird. Er soll nähmlich einen gifti - gen Saft zwischen seinen blättrichten Fußzehen haben, und dieser sich den Eßwaaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.
8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda te - reti mediocri, apice compressa, digitis mu - ticis lobato-squamosis marginatis.
Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc. War wei - land als ein Stärkungsmittel besonderer Art be - rufen; wird auch noch jetzt, in seiner Heimath, zu dieser Absicht verbraucht.
2369. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer-Eidexe. L canda verticillata longiuscula, squamis acutis. collari subtus squamis constricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und wie es scheint, auch in beiden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ist eben so unschuldig als alle übrige deutsche Eidexen. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Wasser - Salamander. L. nigra, dorso lateribusque verrucosis, abdomine flauo, nigro-maculato.
Laurenti tab. 2. fig. 4.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin - laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von sei - ner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 29.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.) L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor - pore flauo nigroqne vario nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und orangegelb gefleckt, spannenlang und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. sind Fabeln.
Die Schlangen*)f. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Am - phibien. Duisb. 2. Hefte 4.Patr. Rusell's Account of Indian Serpents. – together with experiments on their several poisons. Lond. 1796 gr. Fol. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen237 lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andre auf der Erde, andre meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an ein - ander gekettete Eyer, und ihre Kinnladen sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, indem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers versehen*)Diese sind mit ♂ bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten., das in eignen Drüsen abgeschieden und durch besondre röhrenförmige, einzeln ste - hende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Giftzähne (– als durch einen Ausführungsgang –) beym Biß in die Wunde geflößt wird. (– Abbild. n. h. Ge - genst tab. 37. fig. 1. –) Diese bloß am vor - dern Rande des Oberkiefers befindlichen Gift - zähne, geben auch den zuverläßigsten Character ab um die giftigen Schlangen von den giftlo - sen zu unterscheiden**)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen -238 den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan - gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam Herzförmiger Kopf mit kleinen Schildchen; 2) kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkan - tigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. s. Dr. Gray in den philosophical Trans - actions Vol. LXXIX. P. I., da bey den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hin - ten) mit Zähnen besetzt ist (– Abbild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –) außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.
5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr. ser - pent à sonnettes. Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamaeque subcau - dales. Crepitaculum terminale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen an - dern Schlangen, ja überhaupt von allen übrigen Thieren in der Schöpfung durch die räthselhafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwan - zes. – Die Zahl der Glieder an diesem so wun - derbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu und soll bey Alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel,239 Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegen - den Klapperschlange*)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung nicht unwahrscheinlich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigne sonder - bare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu brin - gen. – (– so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat wir ein sehr zuverläßiger und genauer Beob - achter, Hr. Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deshalb die dasigen jungen Indianer um Eichhörnchen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapperschlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. „ über die Zauberkraft der Klapperschlan - gen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Hrn. Dr. Barton.” gleichsam von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeu - gen versickert; ist aber keine ausschließliche Eigen - heit dieses Geschlechts, da man das nähmliche auch an mehrern andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt haben will. – Die Klapper - schlangen selbst werden häufigst von den Schwei - nen und Raubvögeln, auch von vielen Negern in America, ohne Nachtheil gegessen. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcaudalia.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. B. scutis 240. scu - tellis 60.
Merrem II. Heft tab. I.
240In Ostindien und Africa. Wird nach Adam - sons Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendigen Rehen ꝛc. die Rippen und andere Kno - chen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und so hinterwürgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunststücken abgerichtet. – die Amaru-Schlange in Süd-America, die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung.
7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab - dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nahmen der Viper belegt. Hier diese von Linné so ge - nannte, ist in Aegypten zu Hause.
2. Cerastes. ♂ die gehörnte Schlange. C. scutis 145. squamis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.
Hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Laurenti tab. 2. fig. 1.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun - licher Farbe und in den wärmern Gegenden der241 alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung ꝛc. wird doch aber nur selten tödtlich. Auch wird sie ohne Schaden von den Raubvögeln gefressen. Es ist dieselbe Gattung, womit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. † Natrix. die Ringel-Matter, Schnacke, der Unk. C. scutis 170. squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zumahl an den beiden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuer - lichen Erzählungen von Lindwürmern ꝛc. gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten B. 1stes St. tab. 1.
Diese ausnehmend schönfarbige und unschuldige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisinrothe Flecken, die mit schwarzen Rändern eingefaßt, und diese wieder mit citrongelben Queerstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca - belo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehn - bar, und bey beiden Geschlechtern hinten mit242 einer brillenähnlichen Figur bezeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu aller - hand Gaukelkünsten abzurichten.
8. Angvis. Squamae abdominales et subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Hasel - wurm, Hartwurm. (Engl. the blind-worm, flow-worm.) A. squ. abd. 135. totidem - que subcand.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch stundenlang. Man findet von ihr mancherley theils sauber ge - zeichnete Spielarten.
2. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 135.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothen kalten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden versehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer lebenslang bleibender Kiefern Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiefer und wahre Flossen – um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.
Diese Kiefern oder Kiemen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beiden Sei - ten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiefer-Deckel (opercula bran - chialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiefer-Haut (membrana branchiostega) ver - bunden sind. Die Kiefern selbst sind mit unzäh - ligen der zartesten Blutgefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der Fahne an einer Feder ähneln und244 die an ihrer Basis durch eben so viele bogen - förmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiefern leiten, und dann durch die Kiefer - öffnung (apertura branchialis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beiden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung d. h. er ist auf beiden Seiten zusammen gedrückt (corpus compressum s. ca - thetoplateum); bey einigen andern hingegen, wie bey dem Rochen, liegt er horizontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depresum s.245 plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr rundlich: bey andern, wie bey den Panzerfischen, prismatisch oder vierkantig ꝛc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an einander, ohne durch einen eigent - lichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (höchstens bis auf sehr we - nige Ausnahmen) mit Schuppen bekleidet; die von einer ganz eignen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannigfaltig - sten theils ausnehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Silber - glanze sind.
Sie werden von außen noch mit einem beson - dern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beiden Seiten des Körpers in der so genannten Seiten - Linie liegen.
Die mehrsten der so genannten Knorpelfische sind mit schildförmigen Schuppen oder gar mit einer festen knochigen Schale gepanzert.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpligen246 Gräten, die durch eine besondere Haut mit ein - ander verbunden, an eignen Knochen befestigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiefern befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeff - nung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis). Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage, und vertritt völlig die Stelle eines Steuerruders zum Lenken ꝛc. So wie hingegen die Brustflossen zum eigentlichen Fortrudern u. s. w. dienen.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich da - mit selbst über die Oberfläche des Wassers erhe - hen und kleine Strecken weit fortfliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den so genannten cartesianischen Teu - felchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser-Fische versehen sind, und die mittelst eines eignen Canals (ductus pneu - maticus) meist mit dem Magen oder Schlunde in Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Wasser - Fische. Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in warmen minera - lischen Quellen*)s. Sonnerat in Rozier journal de physique. Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon supplement Vol. V. pag. 540 u. f..
Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nähm - lich ihren Geschäften zur Nachtzeit nachgehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fischen lebenden Insulaner und Küsten-Bewohner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf - enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nordlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu bestimm - ten Jahrszeiten und in unermeßlichen Schaaren zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordostlichen America**)s. Gilpin's Karte in den Transactions of the Ame - rican philos. Soc. at Philadelphia Vol. II. tab. 5. B..
Die Fische sind größten Theils fleischfressende Thiere, und sind, da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancher - ley andern Mitteln ihrer Herr zu werden, ver - sehen worden.
Theils nähmlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Was - serthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.)
Andere, wie der Chaetadon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen.
Andre, wie drey Seefische, der Zitterrochen, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beiden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschütternden und betäubenden Kraft u. s. w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Ent - fernung auswittern.
Ueber ihr Gehör ist man nun ziemlich ins Reine, da man weiß, daß sie nicht nur den Sinn, und zwar in auffallender Schärfe, – sondern249 auch selbst ähnliche Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere, besitzen.
Die auffallendsten Sonderbarkeiten zeigen sich aber im Baue des Auges der Fische*)s. Haller in den Mém. de l'acad. des sc. de Paris v. J. 1762, S. 76 u. f. und Dess. opera minora, vol. III. p. 250 sqq., das sich z. B. durch den gänzlichen Mangel des so genannten Strahlenbandes (corpus ciliare) auszeichnet u. dergl. m.
Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen, überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere, z. B. alte Karpfen, sehr listig und verschlagen sind u. s. w.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täglichen pe - riodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aal - mutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten giebt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Landwirth - schaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Samen der Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln unter denselben wirkliche Zwitter – und anderseits auch völlig geschlechtlose**)Bonnet oeuvr. vol. III. pag. 506. Mißge - burten gefunden haben will.
Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyer - chen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Sta - tur ungleich kleiner sind, als in irgend einer an - dern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyer - stöcke größer sind, als ihr ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000, bey251 der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc. *)Philos. Transact. vol. LVII. pag. 280.
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Am - phibien (§. 94.), erst einer Art von Metamor - phose unterziehen, wodurch erst nach und nach ihre Flossen u. dergl. m. allgemach ausgebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Men - schen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von der äußersten Wichtig - keit. Selbst wilde Völker, wie z. B. die Kamt - schadalen, Brasilianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannigfaltigste Weise, sogar zu einer Are Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stil -252 len Oceans, macht der Fischfang ihr Haupt - geschäft, – und in Rücksicht der überaus sinn - reichen angemeßnen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben wirklich eine Art von nach - denkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunnfisches u. dergl. m. von äußerster Wichtigkeit – Der Thran von Hayen, Häringen, Kabeljauen ꝛc. wird häufigst in Lampen gebrannt. – Die ostlich - sten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachshäute. – Und manche Theile einiger Fische werden zu technischen Ge - brauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schuppen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc.
Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind manche Fische wenigstens in gewissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß tödtlich werden kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Gan - zen unter zwey Hauptabtheilungen: nähmlich.
253A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wahren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genannte Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in folgende zwey Ordnungen, welche Hr. La Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des Kieferdeckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt: nähmlich
I. Chondropterygii. Ohne Kieferdeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kieferdeckel.
Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.
V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen ge - rade unter den Brustflossen, und
VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kieferdeckel, und bey den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs befindlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchia - lia 7 ad latera colli. Fistula in vertice. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lamproye. Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda distincta.
Bloch tab. 77.
In der Nordsee so wie im mitländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 8 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluuialitis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.
Bloch tab. 78.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.
2. Gastrobranchvs. Bauchkieme. Spi - racula branchialia 2 ventralia. Fistula in rostro. Pinnae pectorales aut ventra - les nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.
1. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My - xine glutinosa Linn.)
Bloch tab. 413.
256An den Küsten des nordlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben!
3. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula branchialia 5 subtus ad collum; corpus depressum; os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wunderbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehedem durch allerhand Künsteley zu vorgeb - lichen Basilisken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey einiger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschen - gesichte hat, zu der Sage von Sirenen etwas beygetragen zu haben*)s. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. pag. 52.. Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegen - den gleichsam davon wimmelt. Die Eyer haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampfisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tot - laeuis maculis dorsalibus 5 orbiculatis.
Philos. Transact. vol. LXIII. tab. 19 sqq.
Besonders im mitländischen Meere. Der bekann - teste von den so genannten elektrischen Fischen. (§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.
2. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair.) R. varia, dorso medio glabro, cauda vnico aculeorum ordine.
Bloch tab. 79.
257In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmackhaf - tes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie ba ï onette.) Engl. the sting-ray) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.
Bloch tab. 82.
In vielen Welt - Meeren. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum tere - tiusculum. Osin anteriore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.
Bloch tab. 85.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite latissimo transuerso malleiformi.
Bloch tab. 117.
In den mehresten Weltmeeren.
3. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis.
Bloch tab. 119.
258Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun - den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie - fern, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, sondern wie durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beym jungen Thier) rückwärts gelehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wiederholten Malen ersetzt wer - den kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrin - que dentato.
Bloch tab. 120.
Unter andern im nordlichen atlantischen Ocean. Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder meh - reren starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Lophivs. Seeteufel (Fr. diable de mer. Engl. sea-devil) Pinnae pectorales bra - chiis insidentes. Spiracula solitaria pone brachia.
1. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the frog-filsh.) L. depressus capite rotundato.
Bloch tab. 87.
An den europäischen Küsten. Der ungeheuere Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers259 ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallendes Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput compres - sum. Apertura supra pinnas pectora - les. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Abdomen carinatum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore posterius subuilloso.
Bloch tab. 148. fig. 1.
In beiden Indien.
7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes primo - res incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis pertusis.
Bloch tab. 124.
Im nordlichen atlantischen Ocean.
Die mit Kieferdeckeln versehenen Knorpel - fische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia soli - taria, linearia. Os sub capite, retractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.
2601. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsalibus 11.
Bloch tab. 88.
In allen europäischen Meeren, auch im ca - spischen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so wohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wich - tigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dorsa - libus 15.
Bloch tab. 89.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Bloch tab. 129.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vorzüglich wegen des Fischleims oder der Hausen - blase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Ge - schlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus. ), die auch das beste Caviar giebt; ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.
9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson coffre. ) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.
2611. Triqueter. O. trigonus muticus.
Bloch tab. 130.
So wie der folgende in Ostindien.
2. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali - bus subcaudalibusque binis.
Bloch tab. 133.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laeui, humeris prominentibus.
Bloch tab. 140.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri - schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish. ) T. totus hispidus, papillissetaceis.
Bloch tab. 142.
262Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish. ) T. laeuis compressus, cauda truncata: pinna breuissima dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. I.
Häufig im mitländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französischen und englischen aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Seiten und der Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.
11. Diodon. Corpus spinis acutis mobi - libus vndique adspersum. Pinnae ven - trales nullae.
1. Hystrix der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus.
Bloch tab. 126.
Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich auch an den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Haf - padde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump - sucker.) C. corpore squamis osseis angulato.
Bloch tab. 90.
263In den nordlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.
13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.
Bloch tab. 123 fig. 1.
Im mitländischen Meer ꝛc.
14. Syngnathvs. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato, maxilla inferiore mobiliore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem - angulato.
Bloch tab. 91. fig. 2.
In der Nord - und Ostsee ꝛc.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea-horse.) S. pinna caudae quadrangu - lae nulla, corpore septemangulato tuber - culato.
Bloch tab. 116. fig. 3.
Im mitländischen u. a. Meeren. Hat seine Rahmen, weil der Vordertheil einem Pferdekopf264 und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt es sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasvs. Os proboscide tetractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus ar - ticulatum osseis incisuris, cataphractum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
Bloch tab. 109. fig. 1. 2.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.
Diese und die drey folgenden Ordnungen be - greifen nun die mit Gräten versehenen oder ei - gentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.
16. Mvraena. Caput laeue. Nares tubu - losae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spiracula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena, die Muräne. M. pinnis pectorali - bus nullis.
Bloch tab. 153.
265Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wärmern Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor - pore vnicolore.
Bloch tab. 73.
In den Flüssen beider Welten. Geht zuweilen ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittne Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitz - barkeit. Nach den genauesten Beobachtungen ge - biert er wohl sicher lebendige Junge.
17. Gymnotvs. Caput operculis laterali - bus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus com - pressum, subtus pinna carinatum.
1. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.
Bloch tab. 156.
Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn van Berkel*)s. Sammlung seltener und merkwürdiger Reise - geschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Un - gefähr mannslang.
18. Trichivrvs. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensiformes, apice semisagittati: primores maiores. 266Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
Bloch tab. 158.
In beiden Indien.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.)
19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque co - nici, diuergentes, sex pluresue, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. rad. 6. Corpus teretiusculum, pinna caudae distincta.
1. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.
Bloch tab. 74.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes ace - rosi. Membr. branch. rad. 7 corpus tere - tiusculum, cauda distincta.
2671. †. Tobiannus der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch. (Engl. the sand-launce) A. maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 75. fig. 2.
Ebenfalls am nordlichen Europa.
21. Ophidivm. Caput nudiusculum, dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. rad. 7 patula. Corpus ensiforme.
1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla inferiore cirris 4.
Bloch tab. 159. fig. 1.
Am südlichen Europa.
22. Stromatevs. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus oua - tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
1. Paru. S. vnicolor.
Bloch tab. 160.
An America.
23. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, empereur, espadon. Engl. the sword-fish, whale-killer.) X. mandi - bula inferiore acuta, triangulari.
Bloch tab. 76.
268In den nordlichen so wohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brust - flossen sitzen.
24. Callionymvs. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6.; apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
Bloch tab. 161.
Im atlantischen Ocean.
25. Vranoscopvs. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla su - perior breuior. Membr. branch. rad. 5; anus in medio.
1. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl. the-star gazer.) V. cirris multis in maxilia inferiore.
Bloch tab. 163.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
26926. Trachinvs. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.
1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever.) Trachinus.
Bloch tab. 61.
Im mitländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.
27. Gadvs. Corpus laeue. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acuminatae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 62.
Im ganzen nordlichen europäischen Ocean, vor - züglichst aber an den englischen und schottischen Küsten – viele Fische phosphoresciren unter ge - wissen Umständen nach dem Tode: bey diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auffallender Stärke und langanhaltender Dauer.
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir - ratus varius, cauda integra, maxilla supe - riore longiore.
Bloch tab. 63.
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
3. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish) G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.
Bloch tab. 64.
270Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah - men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge - schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zubereitung (ge - trocknet als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vorzüg - lichst in den nordlichen Gegenden, beides des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labra - dor, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Großbritannien den wichtig - sten Fischfang ausmachen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. pag. 36. sqq..
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. l e merlan. Engl. the whiting.) G. tripte - rygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 65.
In den europäischen Meeren.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl. the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxil - lis aequalibus.
Bloch tab. 70.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen.
28. Blennivs. Schleimfisch Caput de - cliue, rectum. Membr. branch. rad. 6. corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
2711. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.
Bloch tab. 72.
Im mitländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.
29. Cepola. Caput subrotundum com - pressum. Os simum, dentes curuati, sim - plici ordine. Membr. branch. radiis 6. Corpus ensiforme, nudum, abdomine vix capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
Bloch tab. 170.
Im mitländischen Meere.
30. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transuerse sulca - tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fisch. ) L. cauda bifurca, striis capitis 18.
Bloch tab. 172.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin -272 terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einzi - ger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.
31. Coryphaena. Caput truncato-de - cliue. Membr. branch. rad. 5; pinna dor - salis longitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, ra - diis dorsalibus 60.
Bloch tab. 174.
Im atlantischen Meere, Ein prachtvolles Thier, das besonders im Sterben in wunderschöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.
32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. radiis 4. Pinnae ventrales vnitae in ouatam.
1. †. Niger. die Meergrundel, G. pinna dor - sali secunda radiis 14.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.
Im atlantischen und indischen Ocean.
33. Cottvs. Caput corpore latius, spi - nosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
Bloch tab. 38. fig. 3. 4.
273An den nordlichen Küsten von Europa und America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laeuis, capite spinis duabus.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2.
Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge - krochen sind aufs sorgfältigste.
34. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxillis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
Bloch tab. 183.
In Ostindien.
35. Zevs. Caput compressum, decliue. Labium superius membrana transuersa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transuerso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin - nam analem dorsalemque recumbente.
Bloch tab. 193.
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.
Bloch tab. 41.
Beide im atlantischen Meer.
27436. Plevronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Ocu - lis vtrisque in eodem latere frontis. Membr. branch. rad. 4 – 7. Corpus com - pressum, latere altero dorsum, altero ab - domen referente.
Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur, die ihre beiden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken: sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anoma - lisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beide Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, corpore glabro, tubercu - lis 6 capitis.
Bloch tab. 42.
Nebst den folgenden besonders in den nordlichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the flounder.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spi - nulis ad pinnas.
Bloch tab. 44.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis ciliatis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis.
Bloch tab. 46
2754. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro.
Bloch tab. 47.
Theils von vier Centnern an Gewicht: unter andern in größter Menge im nordlichen stillen Ocean.
5. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero.
Bloch tab. 49.
Doch weit kleiner als die vorige.
37. Chaetodon. Dentes (plurimis) se - tacei, flexiles confertissimi, numerosissimi. Membr. branch. rad. 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pinnae dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cy - lindrico.
Bloch tab. 202.
In Ostindien. Der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten, die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise werden müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto filiformi longissimo.
Bloch tab. 200.
In Ostindien.
27638. Sparvs. Brachse. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. Labia simplicia. Membr. branch. rad. 5. cor - pus compressum. Pinnae pectorales acu - minatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.
Bloch tab. 266.
Im mitländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub - caudali, corpore fasciis nigris.
Bloch tab. 264.
Im mitländischen Meer. Die Männchen sollen zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säuge - thiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum producta.
Bloch tab. 267.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.
39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, labia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento fili - formi aucti. Pectorales rotundatae.
2771. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae - rulescentibus, vitta longitudinali fulua vtrim - que dentata.
Bloch tab. 287.
Im mitländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Ba - denden durch seinen Biß lästig, der wie Mücken - stiche schmerzt.
40. Sciaena. Caput totum squamis ob - tectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus: sossula dorsi pro pinna dorsali recondenda.
1. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al - bescente.
Bloch tab. 297.
Wie so viele andre Gattungen dieses Geschlechts im rothen Meere.
41. Perca. Opercula spinosa, antrorsum serrata. Membr. branch. rad. 7. Corpus pinnis spinosis.
1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch.) P. pinnis dorsalibus di - stinctis, secunda radiis 16.
Bloch tab. 52.
In Europa und Nordasien.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se - cunda radiis 32.
Bloch tab. 51.
So wie der folgende im nordlichen Europa.
2783. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.
Bloch tab. 53. fig. 2.
42. Gasterostevs. Membr. branch. rad. 3; corpus ad caudam vtrimque cari - natum. Pinnae ventrales pone pectora - les, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. Der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus.
Bloch tab. 53. fig. 3.
In Europa.
43. Scomber. Caput compressum, laeue. Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, li - nea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le marquereau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Bloch tab. 54.
Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmack - hafter Raubfisch. Von beiden machten die Alten ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis inferio - ribus 7; abdomine lineis vtrinque 4 nigris.
In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr279 stark, und kann dann so wie manche andre Fische und deren Thran ꝛc. zum leuchten des Seewassers beytragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.
Bloch tab. 55.
In der Nordsee, dem mitländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über manus lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuwei - len giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pitto - resque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol I. tab. XXVIII – XXX..
44. Mvllvs. Caput compressum, decliue, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3. Corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe. M. cirris geminis, corpore rubro.
Bloch tab. 348. fig. 2.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mitländi - schen Meers. Ungefähr fuß lang.
45. Trigla. Caput loricatum lineis sca - bris. Membr. branch. rad. 7. Digiti liberi ad pinnas pectorales.
1. Volitans. T. digitis vicenis membrana pal - matis.
Bloch tab. 351.
Einer der fliegenden Fische in den mildern Weltmeeren.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brust - floßfedern sitzen. Sie leben größtentheils in süßen Wassern.
46. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4 – 6. Cauda versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominnlis.
Bloch tab. 361.
Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Seba thesaur. T. III. tab. 34. pag. 108..
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the loach.) C. cirris 6, capite inermi compresso.
Bloch tab. 31. fig. 3.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart - fäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 8, spina supra oculos.
Bloch tab. 31. fig. 1.
281In Europa kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Glä - sern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorstehender Wetterveränderung unruhig.
47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14. Radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spino - sus, retrodentatus.
1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali vnica scapulari mutica, cirris 6.
Bloch tab. 34
In den mildern Strichen der alten Welt. Der größte Süßwasserfisch, der wohl 3 Centner am Gewicht hält, und wegen des unförmlich großen und breiten Kopfes und der langen Bart - fäden ein sonderbares Ansehen hat.
2. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vni - radiata, squamis ordine simpliei, cirris 6 cauda integra.
Catesby vol. III tab. 19.
In Nordamerica.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur.) S. pinna dorsali vnica lum - bari, remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein electrischer Fisch. (§. 110.) Findet sich im Nil und mehrern andern africanischen Flüs - sen. Wild ungefähr 20 Zoll lang. Ist doch eßbar.
28248. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeue depressum. Os edentulum re - tractile. Membr. branch. radiis 6; cor - pus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
Bloch tab. 374.
In Süd-America.
49. Salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4 – 10; pinna dorsalis postica adiposa; pinnae ventrales multiradiatae.
1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le saumon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferio - rem maxillam prominente.
Bloch tab. 20. 98.
In den nordischen Meeren und Flüssen, theils, wie auf Labrador und im Amur Lande in unsäg - licher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch gerben ausnehmend geschmeidig zu machen um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truitte saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.
Bloch tab. 20.
An den Küsten und in den Flüssen von Eu - ropa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.
2833. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla in - feriore sublongiore.
Bloch tab. 22. 23.
In schattigen Waldbächen des gebirgichten mil - dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fuluo.
Bloch tab. 104.
Im alpinischen und nordlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus - macht; lebt großentheils von Mücken (culex pipiens).
5. †. Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.
Bloch tab. 28. fig. 2.
Im nordlichern Europa. Fast durchscheinend. – Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring, Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän - der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund - fleische, in größter Menge gleichsam als Brod oder Kuchen verzehren.
6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.
Bloch tab. 25.
284In der Nord - und Ostsee; auch in der Hud - sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra des Genfer-Sees einerlei zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.
Bloch tab. 24.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria. Caput; rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Bloch tab. 387.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit win - zig-kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze findet sich an den ostlichen Küsten vom wärmern Ame - rica und an Neuholland.
51. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breuiore, in - feriore punctata; dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
1. †. Lucius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) Q. rostro depresso subaequali.
Bloch tab. 32.
In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, sondern285 auch allerhand Amphibien, Kröten ꝛc. viele Was - servögel und kleine Säugethiere, auch zuweilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla subulato.
Bloch tab. 33.
In den europäischen Meeren, theils in unsäg - licher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn sie mir Saftfarbe angestrichen wären.
52. Elops. Caput laeue. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
Bloch tab. 393.
Auf Jamaica.
53. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor - pus ano caudae vicino. Pinnae ventra - les multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Catesby vol. II. tab. 24.
Hat den Nahmen von seinem Vaterlande.
54. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.
2861. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
Bloch tab. 393. fig. 3.
Im mitländischen Meere.
55. Mvgil. Caput; Labia membranacea: inferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Oper - cula laeuia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin - queradiata.
Bloch tab. 394.
Im mitländischen u. a. Meeren.
56. Exocoetvs. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis vtroque latere connexis. Membr. branch. rad. 10. Cor - pus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis an - tice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine vtrinque carinato.
Gesner pag. 653.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Schaaren.
57. Polynemvs. Caput compressum, vndique squamosum; rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 7. s. 5; corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.
2871. Quinquarius P. digitis quinque corpore longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.
In Westindien.
58. Clvpea. Caput maxillarum superio - rum mystacibus serratis. Membr. branch. rad. 8. Branchiae interne setaceae. Ab - dominis carina senata. Pinnae ventrales saepe nouem radiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling. (membras? Fr. l'hareng. Engl. the herring.) C. immaculata, maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 29.
Einer der wichtigsten Fische für die nordliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be - sonders sind nun seit dem zwölften Jahrhundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm - ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben §. 109. –) nach den europäischen Küsten, zumahl nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. so viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftig. Wilhelm Beukelszoon von Bierfliet in Flandern hat 1416 zuerst Häringe eingesalzen.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali radiis 13.
Bloch tab. 29. fig. 2.
288Ebenfalls in den nordlichen Meeren, aber auch im mitländischen. Ist von manchen Naturfor - schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May - fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late - ribus nigro maculatis, rostro nigro.
Bloch tab. 30. fig. 1.
Vorzüglich häufig im mitländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 30. fig. 2.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li - vorno gefangen.
59. Cyprinvs. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra - diis 7. cirris 7. pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato.
Bloch tab. 18.
Im mildern Europa und westlichen Asien.
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice serrato.
Bloch tab. 16.
289Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau - sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter irgend einer andern bekannten Fischgattung. – Die Spiegelkarpfen*)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondre Gattung dieses Geschlechts zu seyn.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
Bloch tab. 19.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Gibt auch einen Laut wir den Kieferdeckeln von sich. Die Goldschleihe**)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deut - schen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.
Bloch tab. 11.
In Europa und Mittel-Asien.
5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae transuersa bifurca.
Baster in Haarlem. Verhandl. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Haus - thiere gehalten werden, und in mancherlei wunder -290 bare theils fast monstrose Varietäten, der vor - trefflichen Farben, Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Kön - nen sogar Jahr und Tag im bloßen Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pellucido.
Bloch tab. 8. fig. 5.
Häufig in der Weser.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.
Bloch tab. 96.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön Orangefarben.
8. †. Alburnus. der Ukley, Weißfisch. (Fr. l'ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.
Bloch. tab. 8. fig. 4.
So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)s. Hrn. Hofr. Beckmanns Beyträge zur Geschichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f..
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna ani rad. 27. pinnis fuscis.
Bloch tab. 13.
Die Thiere der beiden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unterscheiden sich schon dadurch von den vorhergehenden, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weiß - lichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens im Zustande ihrer vollkommenen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinterleib, wie durch Einschnitte von einander abgesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch einen Faden un - ter einander verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch durch besondre sehr em - pfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkomm - nen Zustande am Kopfe tragen (Antennae, Fühlhörner), und die alle Mahl an der Wur - zel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem ge - gliedert sind; und endlich durch die hornartigen292 eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig ausgebildeten Insecten zum aller - mindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hundert ꝛc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeßliche An - zahl der Gattungen, ihre so unendlich verschiede - nen Bestimmungen, und dahin abzweckende eben so verschiedene Lebensart, Bedürfnisse ꝛc. erfor - dern eine äußerst vielartige Bildung, in welcher sie, so wie in der ungleichen Größe ihres Kör - pers, ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Körpers ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thie - ren. Sehr viele sind wie mit einem hornartigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blech - Handschuhes über einander schieben lassen; und wodurch diese Thiere vor mancherlei Unfällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Anlage der Muskeln ꝛc. dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den Schmetter - lingen ꝛc. die Flügel mit sogenannten Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich über -293 haupt unter den Insecten, Thiere von unbe - schreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis ani - malium exsanguium: commentario praemio regio or - nata. Goetting. 1798. 4. – F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerk - zeuge bey den Insecten und Würmern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gar sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedne von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Ge - ruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vielen die einander zur Paa - rungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehrern, die ihren versteck - ten Fraß auswittern, unverkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich merk - würdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbku - geln, die aber meist aus taufenden von Facetten, bey einigen auch aus zahlreichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfarbigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflü -294 gelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (ocelli, stemmata) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe bestimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß damit, daß die Schmetterlinge in ih - rem geflügelten vollkommnen Zustande solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner (§. 122.) die bey den ver - schiednen Gattungen, und bey manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielar - tig gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, – Werk - zeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen äußern Decke, und den mehrsten auch bey der Unbe - weglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ih - ren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunklen le - ben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des295 Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hin - gegen ist der allgemeine Hauptzweck der soge - nannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten worden, noch sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die In - secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.
Was man z. B. das Herz der Insecten nennt, ist bey vielen, z. B. bey den Raupen ein langer Canal von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine ein - zige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insekten auf eine eigne, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz verschiedne Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröhren vom erstaunenswürdigsten feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh -296 lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z. B. bey den Heuschrecken und manchen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung. Auch kön - nen die meisten weit länger als jene rothblüti - gen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft worin animalische und vegetabilische Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. –) gleich - sam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde*)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Was - serthiere: und nahmentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey wei - ten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächst folgenden Thierclasse zum Aufenthalt ange - wiesen ist. weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen Thieren ohne Ausnahme welche anzutreffen, so daß sogar größere Insecten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. selbst wieder ihre besondere Milben und Läuse haben. Eben so sind auch wohl nur sehr wenige Gewächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum ꝛc. ) die gar keinen be - kannten Insecten zur Wohnung und Aufenthalt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die297 Eiche, von mehr als einem hundert verschiedener Gattungen von Insecten bewohnt und besucht Werden. – So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, einge - schränkter Aufenthalt auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten sich in ihren Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahl - reicher Gesellschaft jung worden sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Woh - nungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfer - tigen wissen, ist schon oben den Anlaß der Kunst - triebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Periode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten indem sie entweder wie die Kleidermot - ten und Frühlingsfliegen in ihrer unvollende -298 ten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todes - schlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich ein - spinnen ꝛc., oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen; oder die wie manche Was - serkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nachkommenschaft, Säcke oder Nester zuberei - ten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Ver - bindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.
Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den al - lermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsächlich darauf ab - zweckt, daß sie organisirte Materie consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andre lebendige Insecten aufzu - reiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. – eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung vielen dieser kleinen Thierchen, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre beyspiellos hef - tige Freßgierde und schnelle Verdauung bey einem299 sehr kurzen Darmcanal zu statten kommt. Man weiß z. B., daß eine Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eignen Gewichts verzehren kann. – Auch sind die Freßwerkzeuge der Insekten vielartiger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seitwärts beweglichen gezähnelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae); andre wie einem zugespitzten hornartigen Bohrrüssel (rostrum); andre mit einem fleischigen Schlurf - rüssel mit breiter Mündung (proboscis); manche mit einer spiralförmig aufgerollten (sogenannten) Zunge ꝛc. versehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spannraupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Gewächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf ab - stechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch,
den sie im Nothfall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar - keiten. So z. B., daß oft in einer und eben der - selben Gattung die beiden Geschlechter einander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen ver - wandten Insecten immer die größte Anzahl gänz - lich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren werden, ohne doch nach dem or - dentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Em - pfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bey verschiednen Insecten seht viel eignes. Bey nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueberhaupt aber leben die mehresten in sofern in einer gezwunge - nen Monogamie, daß sie schlechterdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fortpflan - zungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille-Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe anwächst: so daß man z. B. rechnet, daß bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebühren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswürdigen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen jungen Brut angemessensten Orte gelegt werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in andrer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigne Art kleiner Mück - chen aus.
Auch sind die Insecten. Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer über - aus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abge - spült noch durch andern Zufall leicht zerstört302 werden können. Einige wenige Insecten gebären lebendige Junge, und manche, wie die Blatt - läuse, pflanzen sich auf beyderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm. 94. 116. ), bey weitem nicht so auffallend wird, ist ihre Metamorphose. Es kommt nähmlich kein einziges geflügeltes In - sect unmittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen sich (– so wie auch einige ungeflü - gelte –) erst in gewissen Lebensepochen einer Art von Verwandlung unterziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Gestaltung, sondern zugleich ihr ganzer innerer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umge - bildet*)Lyonet chenille de saule. pag. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeb - lichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe prä - formirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel - ten. – So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen Europäi - schen aufs täuschendste ähneln, doch ganz an - ders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5..
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kom - men sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeiß - fliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer wiegen als da sie aus dem Ey kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Rau - pen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung Noch gänzlich unfähig: sie ernähren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umgebildet wird, heißt sie Nymphe. Manche können sich während dieses Zustandes herum bewegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hin - gegen verschließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todesschlaf, ohne Nah - rungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse ver - graben scheint, geht mit ihm selbst die große Veränderung vor, daß es aus seinem Larven - stand zum vollkommnen Insect (insectum declaratum, imago) umgebildet wird, und nach bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervor - brechen kann. Manche Insecten absolviren die letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beiden Bestimmungen eines orga - nisirten Körpers hatten sie schon als Larven er - füllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fortpflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In - secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz unermeßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und seinem fer - nern Wucher vorbeugen. Einen andern eben - falls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele305 Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widri - gen animalischen Substanzen auszehren, zer - streuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erd - reichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erd - strichen so wohlthätig. Anderseits befördern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4.. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So der Honig der Bienen, aus welchen auch in manchen Gegenden von Europa so wie im Innern von Africa der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley anderm Gebrauch. Verschiedne Insecten geben treffliche Farben, wie die Cochenille den Schar - lach ꝛc. Die Galläpfel werden zur Dinte, und Wachs zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch benutzt. So das Lack, ein Product gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüglich die spanischen Flie - gen, die Kelleresel und die Ameisen von Be - lange, und neuerlich sind auch die so ge -306 nannten Maywürmer, vom neuen als Hülfs - mittel gegen den tollen Hundsbiß, so wie manche andere Käser gegen Zahnweh, gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutze der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schade sehr erheb - lich, den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefähr - lich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Ge - treide nachteilig; andere, wie so viele Raupen, Erbflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewäch - sen; andere Räupen und Käferlarven ꝛc. den Obstbäumen; die Schildläuse besonders der Orangerie; die Larven einiger Dermestes - Gattungen und die Holzraupen den Holzungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brod-Schaben den Victualien; die weißen Amei - sen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelzwerk u. s. w. Die Lar - ven vieler kleiner Käferchen den Büchern und Na - turaliensammlungen. Endlich werden auch ei - nige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Men - schen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hüh - nern und andern Hausthieren, ja sogar ver - schiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Sei - denwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig;307 und andere, wie manche Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné Es versteht sich, daß die Charactere alle Mahl vom vollkommnen Insect nach überstandener Ver - wandlung ꝛc. hergenommen sind.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen, Decken oder Scheiden belegt die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuzweis zusammen gelegten oder gerade ausgestreck - ten, meist zur Hälfte harten, fast perga - mentähnlichen Flügeln ꝛc. Theils haben sie Freßzangen, theils einen spitzigen Bohr - Rüssel.
III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaartem Körper, und vier aus - gespannten Flügeln, die mit bunten Schup - pen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.
308VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbe - deckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten In - secten.
Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus Voet catalogue systematique des coleopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nah - men auch dem ersten Geschlechte insbesondere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen, wie unter den Holz - bocken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd-Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinn - laden am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.
1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle) Antennae clauatae capitulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
1. Hercules. S. scutellatus, thoracis cornu incuruo maximo: subtus barbato vniden - tato, capitis recurnato: supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Daumen dick. Der Käfer variirt in der Farbe, schmutzig-grün ꝛc.
3112. Actaeon. (rhinoceros.) S. scutellatus tho - race bicorni, capitis cornu vnidentato, apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Lunaris. S. exscutellatus. thorace bi - corni: intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato.
Frisch P. IV. tab. 7.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Kä - fergattungen, hohle Kugeln formt, die er einzeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln be - festigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. der Nashornkäfer. S. scu - tellatus, thorace prominentia triplici, capi - tis cornu incurnato, antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer; fliegt selten; als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegen - den den Reden großen Schaden.
5. †. Sacer. S. exscutellatus, clypeo sexden - tato, thorace inermi crenulato, tibiis, posti - cis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.
Besonders häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern als Sinnbild des Sonnenlaufs heilig verehrt, und aus ihren Kunstwerken vor - gestellt worden. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen und Etruskischen geschnit -312 tenen Steine ausgeschnitzt, die deshalb Käfer - rücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. S. scutellatus, thorace in - ermi, capite tuberculato elytris rubris, cor - pore higro.
Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.
Im Kuhmist.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung beetle.) S. scutellatus. muticus, ater, glaber: elytris sulcatis: capite rhombeo; vertice prominulo: antennis rubris.
Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben - den herum fliegt so ist meist auch für den folgen - den Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, an - tennis nigris.
Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.
Häufig im Schafmist.
9. †. Horticola. der Gartenkäfer. S. scutella - tus muticus, capite thoraceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus, nigris.
Frisch P. IV. tab. 14.
Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.
10. †. Melolontha. der Maykäfer, Kreuzkäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace313 villoso, cauda inflexa, incisuris abdomi - nis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allge - meinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem weitläuftigen Monitorio vors geist - liche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Advocaten von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beider Parteyen, und reiflicher Ueberlegung förmlich in den Bann that. s. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278.. Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vor - schein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. der Brachkäfer, Junius - käfer, Johanniskäfer. S. scutellatus mu - ticus testaceus, thorace villoso, elytris lu - teo-pallidis pellucidis: lineis tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
12. †. Auratus. der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muticus auratus, segmento abdominis primo lateribus vnidentato, cly - peo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Amei - senhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Bey - spiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig erhalten und mit angefeuchteten Brodrinden füttern lassen.
3142. Lvcanvs. Antennae clauatae: claua compressa latere latiore pectinato-fissili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Weinschröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the flag beetle.) L. scutellus: maxillis exsertis, apice bifur - catis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche Insect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männ - chen hat die Geweihen ähnelnden Kneipzangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clauatae: ca - pitulo perfoliato: articulis tribus crassio - ribus. Thorax conuexus, vix margina - tus. Caput sub thorace inflexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger elytris antice cinereis, punctis nigris.
Frisch P. V. tab. 9.
Larve und Käfer nähren sich von fetten weichen Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis al - bis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausgestopften Thieren. u. s. w.
3. †. Typographus. der Borkenkäfer, Fichten - krebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemorsodentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na - turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
315Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem Harz und in mehrern, Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordne Thier; das im Splint der Fich - ten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taucht dann kaum recht zum Verkohlen geschweige als Bau - oder Brennholz.
4. †. Piniperda. der Tannenkäfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subuillosus, ely - tris piceis integris, plantis rusis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes: articulis vltimis maioribus. Thorax subrotundus, immarginatus, caput excipiens.
1. †. Pertinax. P. fuscus vnicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadridentao, elytris fasciis duabus alpis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien - sammlungen, Bibliotheken, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. die Todtenuhr. (Engl. the death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter maculosus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
316Eine der sehr verschieden Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten ein - ander zur Parungszeit locken, zu mancherley Volks - aberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo: infimo articulo compresso, decuruato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra corpore breuiora. Tibiae anticae dentatae.
1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris sub - striatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi - dae, capite breuiores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.
1. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.
7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso - lidae, subcompressae.
1. †. Museorum. B. nebulosus, elytris sub - nebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
3178. Silpha. Antennae extrorsum crassio - res. Elytra marginata. Caput promi - nens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. der Todtengräber. (Fr. le sos - soyeur.) S. oblonga atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der besondern Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ihrer sechse find wohl im Stande, einen todten Maul - wurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub - filiformes, extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.
1. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
Besonders häufig am Alant.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma - rienkuh, Sommerkind, Gotteslämmchen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. 318Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclauatae, truncatae. Palpi claua semi - cordata. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque marginatis, abdomine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleoptris rubris: punctis nigris septem.
Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer als wirksames Heilmittel bey mancherley Zahnweh empfohlen worden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Goettingensis. C. ouata atra pedibus vio - laceis.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 5.
Häufig an der Schafgarbe.
2. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, ab - domine violaceo.
4. †. Oleracea. C. saltatoria (s. femoribus po - sticis crassissimis) virescenti-caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie meh - rere verwandte Gattungen unter dem Nahmen Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
3195. †. Merdigera. der Lilienkäfer. (Crioceris rubra Geoffr.) C. oblonga rubra, thorace cylindrico vtritique impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve, bedeckt sich mir ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, giebt, wenn man ihn anfaßt, mit seinen Flügeldecken einen durch - dringenden hellen Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fusi - formes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro. Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Brvchvs. Antennae filiformes, sen - sim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut zumahl in Nordamerica dem Mais großen Schaden.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan - son.) Antennae subclauatae, rostro in - sidentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschied - ner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feldfrüchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeiffer.
3201. Palmarum. der Palmbohrer. C. longiro - ster ater, thorace ouato planiusculo, elytris abbreuiatis striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
In beiden Indien. Hat fast die Größe des Horn - schröters. Die Larve nährt sich vom Sagumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.
2. †. Frumentarius. der schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiro - ster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius. C. longiroster piceus oblon - gus thorace punctato longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.
4. †. Paraplecticus. C. longiroster cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pferden Lähmung verursache, ist unge - gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflanzen, aber nicht das darauf wohnende unschuldige Thier.
5. †. Bacchus. der Rebensticher. C. longi - roster aureus, rostro plantisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc. – Larve oder Käferchen von dieser und einigen andern Gat - tungen an einen schmerzenden hohlen Zahn gerie - ben, soll den Schmerz vertreiben.
3216. Anchoraco. C. longiroster, femoribus den - tatis, elytris flano striatis, thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes so lang als der ganze Hinterleib: dadurch be - kommt das Thier ein sonderbares Ansehn.
7. †. Nucum. C. longiroster, femoribus den - tatis, corpore griseo longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breui - roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excauatis, auro versicolore distinctis, ab - domine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Ver - größerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.
15. Attelabvs. Caput postice attenua - tum inclinatum. Antennae apicem ver - sus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. der Immenwolf. A. caeru - lescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.
32216. Cerambyx. Holzbock. (capricornus) Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühl - hörner, einen ungemein starken Brustschild und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken reiben, einen knarrenden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf, II. tab. 1. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Ceruicornis. C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coniformibus vtrinque spi - nosis, antennis breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kinnzangen, fast wie am Horn - schröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu - ticis, antennis mediocribus.
Frisch P. XIII. tab. II.
Giebt einen bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. C. thorace spinoso: punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis.
Frisch P. XIII. tab. 12.
323Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.
17. Leptvra. Antennae setaceae Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.
1. †. Aquatica. L. deaurata, antennis nigris femoribus posticis dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. Anten - nae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.
1. †. Maior. N. elytris abbreuiatis ferrugi - neis immaculatis, antennis breuioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen. (ci - cindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filiformes Ely - tra flexilia. Thorax planus, semiorbi - culatus, caput subtus occultans cingens - que. Abdominis latera plicato papillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey bläulich phosphorescirende lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männchen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst auch im Finstern leuchten), verliert sich der Schein bey beiden Geschlechtern.
3241. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können.
20. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite breuior. Ely - tra flexilia. Abdominis latera plicato - papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro, ma - cula nigra, elytris fuscis.
Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenns geschneyt hat, zu laufenden hervorgekrochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.
21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Thorax retrorsum angulatus. Mucro pectoris e foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fertig - keit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich hilft ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beiden Seiten des Brustschilds heraus stehen, und mit den Flü - geldecken auf eine ähnliche Weise eingelenkt sind.
3251. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late - ribus macula flaua glabra.
Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beiden gelben runden Flecken gegen die Sei - tenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Fin - stern, und die Caraiben bedienten sich ehedem der Cucuyos und einiger anderer phosphorescirenden Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris, pedibus corporeque nigris.
Häufig auf Viehweiden.
22. Cicindela. Sandlaufer. Antennae setaceae. Maxillae prominentes denticu - latae. Oculi prominuli. Thorax rotun - dato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzulauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis.
23. Bvprestis. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laeui, corpore inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beiden Indien. Wohl fingerslang.
3263. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi - tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
24. Dytiscvs. Wasserkäfer, Fischkäfer (hydrocantharus) Antennae setaceae aut clauato perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. D. antennis perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato, postice spinoso.
Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den eingeschloßnen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven ausgekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Semistriatus. D. fuscus, elytris sulcis dimidiatis decem villosis.
Frisch P. II. tab. 7. fig. 4.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gattun - gen dieses Geschlechts,) den Fischreichen gefährlich.
25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae seta - ceae. Thorax obcordatus apice trunca - tus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
3271. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, elytris punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
2. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris porcatis: striis sulcisque laeuibus inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.
3. †. Sycophanta. C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, ab - domine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. der Bombardirkäfer. C. tho - race capite pedibusque ferugineis, elytris viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von Dr. Rolander bemerkte ganz eigne Art berühmt geworden, womit er sich gegen jenen u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da er ihnen mit einem auffallend starken Laut einen bläulichen Dunst entgegen schießt ꝛc.
26. Tenebrio. Antennae moniliformes articulo vltimo subrotundo. Thorax pla - no-conuexus, marginatus. Caput exser - tum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femori - bus anticis crassioribus.
Frisch P. III. tab. 1.
328Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.
2. †. Mortisagus. der Todtenkäfer. T. apte - rus thorace aequali, coleoptris laeuibus mu - cronatis.
Frisch. P. XIII. tab. 25.
27. Meloë. Antennae moniliformes ar - ticulo vltimo ouato. Thorax subrotun - dus. Elytra mollia flexilia, caput in - flexum gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo.
Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.
Ein weiches Thier, das bey jeder Berührung einen stinkenden Saft aus der Brust, da wo die Füße eingelenkt sind, fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. die spanische Fliege. (can - tharis offic.) M. alatus viridissimus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Bla - senziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi compresso clauati, oblique truncati. Elytra deorsum curua apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.
329Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be - greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
29. Staphylinvs. Antennae monili - formes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exferens duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merk - würdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla. Antennae setaceae, Ely - tra dimidiata. Alae tectae. Cauda for - cipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. 1. 2.
Das bekannte Thier, von dem die ungegründete. Sage erdichtet ist, daß es gern den Menschen in die Ohren kröche, wohin sich irgend etwa ein Mahl eins, so gut wie jedes andre Insect, ver - irren kann. Aber den Gärten sind sie nachtheilig, da sie junges Gemüse, die Augen an Orangerie, Nelkenknospen ꝛc. zerfressen.
Bey den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Naturforschern Proboscidia genannt wer - den. Meistens haben sie vier Flügel, von wel - chen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade aus - gestreckt, bey andern übers Kreuz zusammen - gefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art klei - ner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr ausfallend: sondern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.
31. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Antennae setaceae. Elytra alaeque pla - nae, subcoriaceae. Thorax planiuscu - lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cur - sorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen - schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le cancrelas, ravet. Engl. the black beetle, cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab - breuiatis sulco oblongo impresso.
Frisch P. V. tab. 3.
331Jetzt nun fast in allen Welttheilen. Für man - che Gegenden, wo sie sich eingenistet und stark vermehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor allen aber Brot ꝛc. Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen schaudervolles Elend verur - sachen*)Ein schreckliches Beyspiel giebt Maurelle's Süd - seereise im voyage de la Pérouse autour du monde vol. I. p.279. u. f.. Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Schwefel und assa foetida, kochend Wasser ꝛc. und wo nur wenige in einem Zim - mer oder einer Küche sind, dadurch zu ver - tilgen, daß man über Nacht einen Igel oder eine Aente hinein sperrt.
2. Heteroclita. B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4 pustulato; dextro ad marginem internum semipellucido, 3 pustulato.
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleichheit in der Zeichnung der beiden Ober - flügel werkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigro - maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillosum, palpis instructum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, conuolutae, in - feriores plicatae. Pedes antici compresi, subtus serrato-denticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articu - lato: postici 4. laeues, gressorii. Thorax linearis elongatus angustatus.
332Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreckten, sonderbaren Bildung. Auch ihr Gang, ihr Be - tragen ꝛc. hat was eignes gleichsam Feyerliches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.
1. Gigas. M. thorace teretiusculo scabro, ely - tris breuissimis, pedibus spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo - ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1.2.3.
Auf Guinea ꝛc.
3. †. Religiosa. die Gottesanbeterinn, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Wein - hasel. M. thorace laeui subcarinato elytris - que viridibus immaculatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1.2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beiden in die Höhe. Man nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.
33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper.) Caput inflexum, ma - xillosum, palpis instructum. Antennae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae,333 conuolutae, inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun - gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entwe - der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. die Werre, Maulwurfs - grille, der Riehwurm. Reitwurm, Schrot - wurm, Ackerwerbel, Erdkrebs. G. tho - race rotundato, alis caudatis elytro longio - ribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchen - gewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
2. †. Domesticus. die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. tho - race rotundato, alis caudatis elytro longio - ribus, pedibus simplicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. die Feldgrille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro breuioribus, corpore nigro.
Frisch P. I. tab. 1.
3344. †. Viridissimus. der Baumhüpfer. G. tho - race rotundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Farbe. Lebt meist aus Ge - büschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus. das Heupferd. G. tho - race subquadrato laeui, alis viridibus fusco maculatis, antennis setaceis longitudine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua - drifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten ꝛc.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich - heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento vnico, capite obtuso, maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und allge - meinen Mißwachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht hat. Ursprünglich gehört es wohl in die asiatische Ta - tarey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Invasionen desselben verschont geblieben. *)s. außer den allgemein bekannten Quellen zur Ge - schichte dieses furchtbaren InsectsJoel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipzig 1792. 8.und Jac. Bryant's observations upon the plagues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.Auch335 soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gattung ist) in Nord - und Süd-America finden. – Daß sie in Arabien und dem nördli - chen Africa noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge verspeißt wird, ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehr - reiches Beyspiel von unüberlegtem voreiligem Scepticismus.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho - race subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora. *)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech - tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll, Amst. 1780 sqq. 4.Caput fronte producta, inani. Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Rostrum inflexum, pedes gressorii.
Der sonderbare Character dieses Geschlechts ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey den nachbenannten Gattungen im Leben und einige Zeit nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der surinamische Laternträ - ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali recta, alis liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
336Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem statt Leuchten bedient haben sollen.
2. Candelaria. der schinesische Laternträger. F. fronte rostrato-subulata adscendente, ely - tris viridibus luteo-maculatis, alis flauis; apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in - flexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes pleris - que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu - schrecken einen Laut von sich, der durch besondere, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un - terleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keu - lenschwämmen (clauariae) besonders häufig aus den Puppen von Cicaden, theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven, manche aber freylich auch auf Raupen und Schmetterlings - Puppen, wachsen*)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J. 1709.Jo. Miller's illustr. of the sexual system of Lin - naeius tab. vlt. fig. 2. .
1. Orni. C. nigra flauo maculata, alis hyali - nis, basi flauis, maculis nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 3.
Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die bey den Alten so beliebte Cicade.
3372. †. Spumaria. der Schaumwurm, Gäscht - wurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida.
Frisch P. VIII. tab. 12.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter welchen sie oft versteckt ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von regnenden Weiden.
3. Lanata. C. alis deflexis nigris: punctis caeruleis, fronte lateribusque rubris, ano lanato.
Stoll tab. 10 fig. 49. und D.
In Westindien. Hat den Beynahmen von den räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleich - sam schmelzenden langen Flocken am Hinterleibe. *)Sollten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des Thiers gewachsen sind?
36. Notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antennae thorace bre - viores. Alae 4 cruciato-complicatae, antice coriaceae. Pedes posteriores pilosi natatorii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar - gine fusco punctatis apice bifidis.
Frisch P. VI. tab. 13.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc. von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwindigkeit zu haschen.
33837. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae an - tice coriaceae. Pedes anteriores cheli - formes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore oblongo-ouato.
Frisch P. VII. tab. 15.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.
2. †. Cimicoides. N. abdominis margine serrato.
Frisch P. VI. tab. 14.
3. Plano. N. subfusca; oculis nigris, alis al - bidis, dorso plano.
Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam bey dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. s. dess. Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl. bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru - ciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace mar - ginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. die Bettwanze, Wandlaus. (Engl. the wall-louse.) C. flauescens, alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
339Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufent - halt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wil - den Zustande weiß man wenig Zuverlässiges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen unreinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nah - mentlich in Sibirien, Ostindien, Nord - und Süd - America ꝛc.) So leicht Wanzen durch Zufall in ein Haus kommen können, so leicht ist es sie bald anfangs durch sorgfältige wiederhohlte Anwendung kräftiger Mittel*)Als drey der bewährtesten Mittel werden empfohlenA) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen - vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter - einander gemischt.B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1 / 2 Quent - chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.Mit diesen beiden Mitteln werden die Fugen ꝛc. bestrichen.C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe - fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschloß - nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun - den verschlossen gehalten.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronsaft oder Weinessig auf die Bettücher ꝛc. gesprengt. auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl überhand nehmen und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis. C. membranaceus, abdomi - nis margine imbricatim secto, corpore ni - gricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.
3403. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus griseus; abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie manchen andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu dienen scheint.
4. †. Personatus. C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo subuil - loso fusco.
Frisch P. X. tab. 20.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist immer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
39. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau. (Fr. puceron. Engl. plant louse.) Rostrum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambu - latorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und eben derselben Familie, geflügelte und ungeflügelte Blattläuse, und das ohne alle Beziehung auf den Sexualunterschied. Die Männchen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch in weit minderer Anzahl jung. Sie erscheinen nicht eher als im Herbste, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hülsen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebil - det liegen, aber doch nicht eher als bis im fol - genden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr ausgekrochenen Blattläuse durch - gehends weiblichen Geschlechts, so daß im Früh - jahr und Sommer schlechterdings keine männliche341 Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun, eines Gatten ihr Geschlecht fortzu - pflanzen; so daß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wirkung im folgenden Frühjahr und Sommer bis ins neunte Glied äußert.
1. †. Ribis. A. ribis rubri.
Frisch P. XI. tab. 14.
2. †. Vlmi. A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Frisch P. XI. tab. 18.
4. †. Rosae. A. rosae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig. 22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderbaren Auswüchse verursachen, die man Pappelrosen, Alberknospen ꝛc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum ꝛc. wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen, schoten - ähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pe - ctorale. Antennae thorace longiores. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.
3421. †. Buxi. C. buxi.
2. †. Alni. C. betulae alni.
Frisch P. VIII. tab. 13.
41. Coccus. Schildlaus. Rostrum pe - ctorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae masculis. Feminae apterae.
Bey keinen andern Thieren sehen die beiden Ge - schlechter einander so auffallend ungleich, als bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist unge - flügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen und könnte bey manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis es, vom Begattungstrieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aussucht und be - fruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Orangen - bäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caffeebäumen ꝛc. Man verreibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefel - blumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc und Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die beeren - förmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser343 Thiere werden mit Essig besprengt, und das Car - moisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan - nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Frisch P. V. tab. 2.
Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an den Wurzeln vom Weggras und andern Pflanzen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
5. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche - nille, Engl. the cochineal-fly. ) C. cacti coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf mehreren Cactusarten, die deßhalb in großen Plantagen gepflanzt, und die Cochenillwürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B. 4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hindostan zu beiden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack. *)Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wovon die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen be - stehn, die an Größe und Form den Caffeebohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienenwachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.
34442. Thrips. Rostrum obscurum. An - tennae longitudine thoracis. Abdomen sursum reflexile. Alae 4 rectae, dorso incumbentes, longitudinales, angustae, subcrucitae.
Ueberaus kleine Insecten, die sich gesellschaft - lich in den Blüthen mancher Gewächse aufhalten, und meist nur durch ihre große Anzahl, oder durch die Munterkeit, mit der sie umher hüpfen und fliegen, bemerkbar werden.
1. †. Physapus. T. elytris glaucis, corpore atro.
De Geer in den schwed. Abhandl. v. J. 1744. tab. 4. fig. 4.
Im Getreide, Bohnenblüthen ꝛc.
Die Schmetterlinge, eine weitläuftige Ordnung, die sich durch vier ausgespannte, mit bunten Schuppen befiederte Flügel, und einen behaarten Körper, auszeichnet. Als Raupen haben sie Kinnladen, zwölf Augen am Kopf, einen lang gestreckten cylindrischen Körper von zwölf Abschnitten, mit neun Luftlöchern auf je - der Seite, drey Paar hakenförmigen Klauen an der Brust, und meist fünf Paar runden flei - schigen Füßen am Hinterleibe. Die Raupe häutet sich verschiedentlich, wird dann zur Puppe, die mehrentheils unbeweglich, doch bey der Wei - denraupe und einigen andern sehr wenigen Gat - tungen sich von der Stelle zu bewegen im Stande ist. Hieraus kommt endlich nach einer bestimm - ten Zeit der Schmetterling zum Vorschein, der lange Fühlhörner, nur drey Paar Füße, statt der Kinnladen eine spiralförmig aufgerollte (so genannte) Zunge, und statt jener zwölf klei - nen Augen, zwey große halbkuglige und drey kleine (§. 126.) hat. Alle die zahlreichen Gat - tungen lassen sich doch füglich unter drey Ge - schlechte bringen.
34643. Papilio. Tagvogel. (Engl. butter - fly.) Antennae apicem versus crassiores, saepius clauato-capitatae. Alae erectae sursumque conniuentes.
Die Raupe ist mehrentheils wie mit Dornen besetzt, und häutet sich gewöhnlich vier Mahl. Sie verpuppt sich ohne ein äußeres Gespinste: die Puppe ist zackig, theils schön goldfarbig (chrysalis, aurelia), und hängt sich mit dem hin - tern Ende auf. Der Schmetterling fliegt nur am Tage umher, und hält im Sitzen seine vier brei - ten ausgespannten Flügel in die Höhe, mit der Oberseite (die bey vielen an Farbe und Zeichnung gar sehr von der Unterseite verschieden ist) gegen einander gekehrt. Linné hat das ganze Geschlecht, leichterer Faßlichkeit wegen, wieder in fünf Fa - milien (phalanges) abgetheilt.
a. Eqvites: Alis primoribus ab angulo po - stico ad apicem longioribus, quam ad basin; his saepe antennae filiformes.
Tröes, ad pectus maculis sanguineis, sae - pius nigri.
Achiui, pectore incruento, ocello ad angulum ani.
b. Heliconii. Alis angustis integerrimis, saepe denudatis: primoribus oblongis; posticis breuissimis.
c. Danai. Alis integerrimis.
Candidi, alis albidis.
Festiui, alis variegatis.
d. Nymphales. Alis denticulatis.
Gemmati, alis ocellatis.
Pharelati, alis caecis absque ocellis.
347e. Plebeii. Parni. Larua saepius contracta.
Rurales, alis maculis obscurioribus.
Vrbicolae, alis maculis pellucidis.
1. Priamus. P. E. T. alis denticulatis tomen - tosis supra viridibus: instritis atris, posticis maculis sex nigris.
Clerk tab. 17.
Auf Amboina ꝛc. So wie der folgende ein großes prächtiges Thier.
2. Vlysses. P. E. A. alis caudatis fuseis, disco caeruleo splendente dentato. Posticis subtus ocellis septem.
Clerk tab. 23. fig. 1.
Auch in Ostindien.
3. †. Machaon. der Schwalbenschwarz. P. E. A. alis caudatis concoloribus flauris limbo fusco, lunulis flauis, angulo ani fuluo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. I.
4. †. Podalirius. der Segelvogel. P. E. A. alis caudatis subconcoloribus flauescenti - bus: fascils nigricantibus geminatis: posticis subtus linea auratia.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
5. †. Apollo. der rothe Augenspiegel. P. H. alis oblongis integerrimis albis: posticis ocellis supra 4: subtus 6, basique rubris.
Sulzers Kennz. tab. 13. fig. 41.
Im wärmern Europa.
3486. †. Crataegi. der Lilienvogel, Baumweiß - ling, Heckenweißling. P. H. alis integer - rimis rotundatis albis: venis nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
Eine der schädlichsten Raupen für Obstbäume. Die Junge halten sich gesellschaftlich in einem Gespinnste zusammen.
7. †. Brassicae. die Kohleule, der Kohlweiß - ling, Buttervogel. P. D. C. alis integerri - mis rotundatis albis: primoribus maculis duabus apicibusque nigris, maior.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 4.
Nebst den beiden folgenden auf Kohl, Kraut und Rübsaat. Buttervogel heißt der Schmetter - ling (so wie die Butterblume), von der gelben Farbe der Unterflügel: ein Nahme, der aber nachher auch den Papilionen überhaupt gegeben worden ist.
8. †. Rapae. der Rübenweißling. P. D. C. alis integerrimis rotundatis: primoribus ma - culis duabus apicibusque nigris, minor.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 5.
9. †. Napi. P. D. C. alis integerrimis ro - tundatis albis: subtus venis dilatato-vi - rescentibus.
10. † Cardamines. der Auroravogel. P. D. C. alis integerrimis rotundatis albis, primori - bus medio fuluis, posticis subtus viridi - nebulosis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 8.
11. †. Rhamni. der Citronen-Papilion, das fliegende Blatt. P. D. C. alis integerrimis349 angulatis flauis: singulis puncto flauo, sub - tus ferrugineo.
Rösel vol. III. tab. 46.
12. †. Hyperanthus. P. D. F. alis integerrimis fuscis, subtus primoribus ocellis tribus: posticis duobus tribusque.
13. †. Io. das Pfauenauge, der Pfauenspiegel. P. N. G. alis angulato dentatis-fuluis nigro - maculatis: singulis subtus ocello caeruleo.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 3.
Die Puppe wie vergoldet.
14. †. Galathea. das Bretspiel. P. N. G. alis dentatis albis nigroque variis, subtus pri - moribus ocello vnico, posticis quinque ob - soletis.
Rösel vol. III. tab. 37.
15. †. Cardui. der Distelvogel. P. N. G. alis dentatis fuluis albo nigroque variegatis, po - sticis vtrinque ocellis quatuor, saepius coecis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 10.
Die Puppe ebenfalls ganz goldglänzend. In manchen Jahren unsäglich häufig.
16. †. Iris. der Schillervogel, Changeant. P. N. G. alis subdentatis subtus griseis; fascia vtrinque alba interrupta, posticis supra vnio - cellatis.
Rösel vol. III. tab. 42.
17. †. Antiopa. der Trauermantel. P. N. P. alis angulatis nigris limbo albido.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. I.
35018. †. Polychloros. der große Fuchs. P. N. P. alis angulatis suluis, nigro maculatis; pri - moribus supra punctis quatuor nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 2.
Die Raupe gibt einen bisamähnlichen Geruch von sich.
19. †. Vrticae. der kleine Fuchs, Nesselvogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro-macu - latis: primoribus supra punctis tribus nigris.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 4.
20. †. C. album. der C-Vogel. P. N. P. alis angulatis fuluis nigro maculatis, posticis subtus C. albo notatis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 5.
21. †. Atalanta. der Mars, 980-Vogel. P. N. P. alis dentatis nigris albo-maculatis: fascia communi purpurea, primoribus vtrin - que, posticis marginali.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 6.
Einer der schönsten deutschen Schmetterlinge.
22. †. Paphia. der Silberstrich. P. N. P. alis dentatis luteis nigro-maculatis, subtus lineis argenteis transuersis.
Rösel vol. I. Tagvögel I. tab. 7.
Auch ein überaus schönes Thier von mittler Größe.
23. †. Aglaia. der große Perlenmuttervogel, Violenvogel. P. N. P. alis dentatis flauis nigro-maculatis: subtus maculis 21 ar - genteis.
35124. †. Pruni. P. P. R: alis subcaudatis supra fuscis: posticis subtus fascia margineli fulua nigro-punctata.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 7.
Auf Zwetschenbäumen.
25. †. Maluae. der Pappelvogel. P. P. V. alis denticulatis diuaricatis nigris albo-ma - culatis.
Rösel vol. I. Tagvögel II. tab. 10.
44. Sphinx. Abendvogel. Antennae me - dio crassiores s. vtraque extremitate at - tenuatae subprismaticae. Alae deflexae.
Die Raupen in diesem Geschlechte sind mehren - theils von vortrefflicher Farbe, mit einem haken - förmigen Horn am Ende des Rückens, dessen Spur auch noch an der Puppe sichtbar ist. Sie verpuppen sich unter der Erde, ohne Gespinnste. Die Abendvögel haben ihren Nahmen daher, weil sie meist bloß in der Abenddämmerung umher fliegen. Die mehresten haben einen langsamen schweren Flug. Linné hat das ganze Geschlecht, das doch nicht gar zahlreich ist, auf folgende Art unterabgetheilt:
a. Legitimae – alis angulatis.
Alis integris, ano simplici.
Alis integris, ano barbato.
b. Adscitae – habitu et larua diuersae.
1. †. Ocellata. das Abendpfauenauge. S. L. alis repandis: posticis ocellatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. I.
3522. †. Nerii. der Oleandervogel. S. L. alis subangulatis, viridibus: fasciis variis palli - dioribus saturatoribus flauescentibusque.
Rösel vol. III. tab. 16.
3. †. Conuoluuli. S. L. alis integris: posticis nigro fasciatis margine postico albo-puncta - tis, abdomine rubro cingulis atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 7.
4. †. Ligustri. S. L. alis integris: posticis incarnatis fasciis nigris, abdomine rubro cingulis nigris.
5. †. Atropos. der Todtenkopf. S. L. alis in - tegris: posticis luteis fasciis, abdo - mine luteo cingulis nigris.
Rösel vol. III. tab. 2.
Die Raupe auf Jasmin, Cartoffelkraut ꝛc.
6. †. Celerio. der Phönix. S. L. alis integris griseis lineola albo-nigra; inferioribus basi rubris maculis sex.
Rösel vol. IV. tab. 8.
7. †. Elpenor. die Weinraupe, der große Weinvogel. S. L. alis integris virescenti - bus, fasciis purpureis variis, posticis rubris basi atris.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 4.
8. †. Porcellus. die kleine Weinmotte. S. L. alis integris margine rubris; posticis basi fuscis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 5.
3539. †. Euphorbiae. die Wolfsmilchraupe. S. L. alis integris fuscis vitta superioribus pallida, inferioribus rubra.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 3.
10. †. Pinastri. der Fichtenschwärmer. S. L. alis integris canis, margine postico albo ma - culato, abdomine fusco cingulis albis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 6.
In Kiefernwäldern, wo die Raupe, die sich in den Gipfeln aufhält, zuweilen große Verheerun - gen anrichtet.
11. †. Stellatarum. der Taubenschwanz, Kar - pfenkopf. S. L. abdomine barbato lateribus albo nigroque variis, alis posticis ferrugineis.
Rösel vol. I. Nachtvögel I. tab. 8.
12. †. Filipendulae. die Cirkelmotte. S. A. alis superioribus cyaneis; punctis sex rubris; inferioribus rubris immaculatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 62.
13. †. Phegea. die Ringelmotte. A. A. viridi - atra, alis punctis fenestratis: superiorum sex, inferiorum duobus, abdomine cin - gulo luteo.
45. Phalaena. Nachtvogel. (Engl. Moth.) Antennae setaceae, a basi ad apicem sen - sim attenuatae. Alae sedentis saepius deflexae.
Das weitläufigste Geschecht unter den Insecten. Die Raupen sind mehrentheils behaart: und ver - puppen sich meist innerhalb eines besondern seiden - artigen Gespinnstes (folliculus), wozu sie den kle -354 brigen Stoff in zwey darmähnlichen Schläuchen, die längs dem Rücken hinab neben dem Magen liegen, führen; und ihn nachher, mittelst einer besondern Röhre; die sich hinter dem Munde dieser Raupen findet, zu äußerst feinen Faden spinnen, die ihnen auch außerdem zu andern Zwecken, sich z. B. daran herablassen zu können ꝛc. nutzen*)Lyonet Traité anatomique. tab. II. fig. 8. 9. 10. S. 54. tab. V. fig. 1. T. V. X. Y. S. 111. und tab. XIV. fig. 10. 11. S. 498.. Diese Gehäuse werden bey einigen wie bey dem Pfauvogel, wegen ihrer überaus künstlichen Ein - richtung; bey einigen Arten von Seidenwürmern aber durch ihre große Nutzbarkeit merkwürdig. Die Phalänen selbst, die meist des Nachts ihren Geschäften nachgehen, hat Linné in folgende Fa - milien abgetheilt:
a. Attaci – alis patulis inclinatis.
Pectinicornes.
Seticornes.
b. Bombyges – alis incumbentibus; an - tennis pectinatis.
Elingues absque lingua manifeste spirali.
Spirilingues lingua inuoluto – spirali.
c. Noctvae – alis incumbentibus. An - tennis setaceis, nec pectinatis.
Elingues.
Spirilingues.
d. Geometrae – alis patentibus horizon - talibus quiescentes.
Pecticornes.
Seticornes.
e. Tortrices – alis obtusissimis, vt fere retusis, margine exteriore curuo.
355f. Pyralides – alis conniuentibus in figu - ram deltoideam forficatam.
g. Tineae – alis conuolutis, fere in cy - lindrum, front prominula.
h. Alvcitae – alis digitatis fissis ad basin vsque.
1. †. Atlas. P. Att. pectinicornis elinguis, alis falcatis concoloribus luteo-variis, macula fenestrata, superioribus sesquialtera.
Merianae Surinam. tab. 32.
In beiden Indien. Größer als eine hielän - dische Fledermaus. Man macht aus dem Ge - spinste dieser und anderer großen Phalänen in Schina die so genannte wilde Seide.
2. †. Pavonia. das Nachtpfauenauge. P. Att. pectinicornis elinguis, alis rotundatis griseo-nebulosis subfasciatis: ocello nicti - tante subfenestrato.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 4. 5.
Das Puppengehäuse hat die Gestalt einer run - den Flasche, mit einem, dem Anschein nach, offnen abgesintzten Halse, dessen Eingang aber doch in - wendig auf eine überaus artige Weise, mittelst elastischer convergirender Stacheln, die in eine hervorstehende Spitze zusammen laufen, so gut verwahrt ist, daß das vollkommne Thier zu seiner Zeit füglich heraus, hingegen kein feindseliges In - sect in seine Hülse dringen kann. Das Ge - spinnste der kleinern Arten dieses Schmetterlings (ph. pavonia media und minor) hat neuerlich Hr. Heeger zu Berchtolsdorf bey Wien im356 Großen und fabrikenmäßig auf vielfache Weise zu benutzen gesucht.
3. †. Quercifolia. das Eichblatt. P. B. elin - guis, alis reuersis semitectis dentatis fer - rugineis margine postico nigris.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 41.
Im Sitzen hat die Phaläne eine sonderbare bucklige Stellung.
4. †. Pini. der Kiefernspinner. P. B. elinguis, alis reuersis griseis; strigis duabus cinereis; puncto albo triangulari.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 59.
Einer der schädlichsten Raupen für die Kiefernwaldungen.
5. †. Vinula. der Gabelschwanz, Hermelin - vogel. P. B. elinguis albida nigro-punctata, alis subreuersis fusco venosis striatisque.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 19.
Die Raupe bekommt durch ihren dicken abge - stumpften Kopf, und die beiden Schwanzspitzen, die ihr statt des letzten Paars Hinterfüße gege - ben sind, ein sonderbares Ansehn. Sie vermag einen scharfen Saft, durch den Mund von sich zu spritzen, und sich damit im Nothfall zu vertheidigen*)Sepp Nederl. Insecten. IV. St. V. Verhandl. S. 25 Taf. V..
6. Mori. der Siedenwurm. P. B. elinguis, alis reuersis pallidis; striis tribus obsoletis fuscis maculaque lunari.
Rösel vol. III. tab. 7. 8.
Jac. l'Admiral tab. 9.
357Der assyrische bombyx beym Plinius ꝛc. ist wohl sicher unsere Seide; sie kam aber schon zu Stoffen verarbeitet heraus; und ist der Wurm selbst erst zu Iustinians Zeiten in Europa gezogen. Er bleibt 6 bis 7 Wochen lang Raupe; spinnt sich hierauf, nachdem er sich vier Mahl gehäutet hat, in einen Coccon von weißer oder gelber Farbe, der, wenn er drittehalb Gran am Gewicht hält, aus einem 900 Fuß langen Faden besteht (deren 180 dicht neben einander gelegt erst die Breite von einer Linie ausmachen), und kriecht endlich drey Wochen nachher als Schmetterling aus. Nach der Paarung legt das überaus dicke Weibchen bey 500 Eyer, die im folgenden Frühjahr um die Zeit, wenn die weißen Maulbeerbäume zu grünen anfangen, auskriechen. Sie sind wohl ursprüng - lich in Schina*)Die Seide woraus hingegen in Japan die äußerst zarten, leichten und doch ganz festen Zeuge verfer - tigt werden, kommt von einer ganz eignen Gat - tung Seidenwürmer, nämlich von der phalaena (noctua) serici s. Thunberg in den schwedischen Abhandl. 1781. II. B. tab. V. fig. 1. 2. zu Hause, gewohnen aber auch unser Clima recht gut, und man zieht sie nun auch in Nordamerica.
7. †. Neustria. die Ringelraupe. P. B. elinguis, alis reuersis: fascia sesquialtera; subtus vnica.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. 6.
Nebst der folgenden eine sehr schädliche Raupe. Die Phaläna legt ihre Eyer in einer Spirallinie dicht an einander um ein Aestchen herum.
8. †. Pityocampa. der Fichtenspinner. P. B. elinguis, alis griseis: strigis tribus obscurio -358 ribus, posterioribus pallidis: puncto anali fusco.
Richtet in Nadelhölzern große Verwüstung an.
9. †. Caia. die schwarze Bärenraupe. P. B. elinguis, alis deflexis fuscis: riuulis albis, inferioribus purpureis nigro punctatis.
Rösel vol. I. Nachtvögel II. tab. I.