Ex Bibliotheca Regia Acad. Georgiæ Aug:
Ein bedeutender Kunstrichter seiner Zeit, Gilles Menage, war des Glaubens, daß die Güte eines Buchs mit der Zahl der Aus - gaben desselben in Verhältniß stehe, und man von einem bewährt brauchbaren deren achte zählen müsse.
So wenig sich nun zwar absehen läßt, wie der sonst scharfsinnige Mann auf einen im All - gemeinen so höchst trüglichen ganz unzuverläs - sigen Maaßstab verfallen konnte, so darf es inzwischen doch der Verfasser eines wissenschaft - lichen, besonders auch zur Grundlage bey aca - demischen Vorlesungen bestimmten Handbuchs, zumahl in einer Disciplin die deren schon vorher gar manches zählte, für ein Zeichen der Brauchbarkeit des seinigen ansehen, wenn er die achte Ausgabe davon besorgen muß, – fünf bis sechs Uebersetzungen desselben inIV fremde Sprachen ungerechnet, die zwischen - durch davon erschienen sind*)Ins Französische, Englische, Holländische, Dänische, Russische, und der größte Theil des - selben, nemlich die allgemeine Naturgeschichte und Zoologie, auch ins Ungrische..
Das Buch sollte von der allgemeinen Na - turgeschichte, gleichsam von ihrer Philosophie, eine faßliche Uebersicht; und aus der unüber - sehlichen Fülle der speciellern so viel des ge - meinnützigsten und interessantesten in gedräng - ter Kürze enthalten, als der zweckmäßige Zu - schnitt eines, wie gesagt, auch als Leitfaden bey academischen Vorlesungen brauchbaren Handbuchs gestattet. Dabey ist unter an - dern auch besonders darauf Rücksicht genom - men, daß dasselbe zu einem nützlichen Hülfs - mittel beym Lesen von Reisebeschreibun - gen dienen möchte, und dazu war denn auch das genaue Register erforderlich, das einige tausend Nahmen von merkwürdigen Naturpro - ducten enthält.
So wie jede neue Ausgabe des Buchs ganz beträchtlichen Zuwachs von neuen Ent - deckungen oder Berichtigungen in der Natur - geschichte, auch von eignen Ansichten und Be - merkungen des Verfassers erhalten hat, so auchV diese gegenwärtige, und zwar nach Verhält - niß wohl mehr als eine der vorigen*)Unter andern sind auch den hier angeführten In - secten die Synonymen des Hrn. Prof. Fabricius, so wie den Fossilien, die von Hrn. Haüy beyge - fügt worden. Beides haben zwey meiner jüngern Freunde und eifrigen ehemahligen Zuhörer über - nommen. Jene nemlich sind von unserm Hrn. Dr. iur. und Privatlehrer E. Spangenberg; und diese von dem im Buche selbst öfter genann - ten Hrn. Cammersecretär I. Fr. L. Hausmann eingetragen. Die letztern Nahmen sind zum Un - terschied von den ältern französischen außer Pa - renthese gesetzt..
Für correcten Druck ist auch dießmahl möglichst Sorge getragen, und hoffentlich haben sich nicht mehrere so unerträgliche Druckfehler eingeschlichen, wie der S. 193 in der letzten Zeile, wo Guinea statt Guiana steht.
Folgendes aus den Vorreden zu den letz - tern Ausgaben mag auch in dieser hier seine Stelle finden.
Ich habe in den mineralogischen Abschnit - ten, so wie im ganzen Buche, von Geschlech - tern und den darunter begriffenen Gattungen gesprochen. Denn daß man in der Minera - logie die Fossilien in genera und species ein - theilt, und die genera auf deutsch Geschlech -VI ter, so wie die species Gattungen nennt, darüber ist meines Wissens unter den gelehr - ten und philosophischen Mineralogen Deutsch - lands nur eine Stimme. Und so versteht sichs wohl von selbst, daß wenn ich also in einem Theile des Buchs die Benennungen von Geschlecht und Gattung in diesem von je (– und bis vor Kurzen allgemein –) ange - nommenen Sinne brauchen mußte, ich nicht in einem andern Theile das Wort Gattung im verkehrten Sinne für genus brauchen durfte, wie doch in der That neuerlich von gar man - chen deutschen Schriftstellern in der Zoologie und Botanik versucht worden.
Ich weiß nicht, wer der Reformator ist, der diese Umkehrung der Begriffe und ihrer bestimmten Zeichen zuerst unternommen haben mag: – aber wohl weiß ich, was er mit einem solchen versuchten Eingriffe in den Sprachgebrauch
bey andern aufgeklärten Nationen riskirt hätte: – daß es ihm hingegen in meinem theuern Vaterlande deutscher Nation nicht an Nachah - mern gefehlt hat, ist nichts weniger als uner - wartet. – Genug indeß, daß so viele philo - sophische Naturforscher und die größten unserer naturkundigen Philosophen das verba valentVII sicut numi besser befolgt, und sich also durch diese sonderbare Umstempelung nicht irre führen lassen. – Und warum auch ich für meine Person es hierin lieber beym Alten lasse, als mich an jene Nachahmer anschließe, dafür habe ich folgende Gründe:
1) Hoffentlich weiß doch ein jeder, sei - ner Sprache kundige, deutsche Naturforscher (– und wer es nicht weiß, der kann es aus Adelung's Wörterbuche lernen –), was die erste und Fundamentalbedeutung des Wortes Geschlecht ist:
Dieß ist der wahre eigentliche Sinn des Wortes Geschlecht, wie wir ihn von Kindes - beinen an, selbst aus des seiner Sprache höchst kundigen Luther's Bibel-Uebersetzung lernen.
Dem zu Folge wissen wir also in Anwen - dung auf Methodologie in der Naturgeschichte:
Die Gattungen schafft die Natur: der Sy - stematiker bringt sie nach ihren gemeinschaft - lichen Aehnlichkeiten unter Geschlechter.
2) Eben so ausgemacht und bekannt ist aber auch, daß hingegen das Wort GattungVIII von dem Zeitworte sich gatten, abstammt; und da nun im freyen Naturzustande wohl nur die Thiere von einer species sich mit einan - der fruchtbar gatten, so versteht sich also von selbst, daß das Wort species, in dem Sinne wovon hier die Rede ist, durch kein anderes deutsches Wort passender und bezeichnender und bestimmter ausgedrückt werden konnte, als durch Gattung.
3) Daß aber die Homonymie des deut - schen Wortes Geschlecht, indem es sowohl genus als sexus bedeutet, zu Irrung Anlaß geben werde, ist wohl eben so wenig im Ernst zu befürchten als bey dem lateinischen Worte genus, das, wie wir in den Kinderjahren in der Grammatik beym Unterschied der Worte generis masculini oder foeminini lernen, auch statt sexus gebraucht wird.
4) Und wenn aber auch obbesagter Refor - mator im Ernste so etwas befürchten zu müssen meinte, so hätte er immerhin mögen wer weiß was für ein Wort von eigener Fabrik statt des ihm bedenklichen Geschlechts vorschlagen; aber nichts konnte ihn berechtigen, die Landes - sprache – d. h. den bestimmten einmahl fest - gesetzten Sinn der deutschen Worte – zu ver - kehren! Denn, wie unser sel. Lichtenberg bey einem ähnlichen Anlaß sich ausdrückt:
IXDie gleiche schuldige Achtung gegen dieses der Nation gehörige Eigenthum, habe ich auch bey den deutschen Nahmen der Naturalien beobachtet, und mich daher immer der allge - mein angenommenen und allgemein verständ - lichen, nicht aber etwa der Solöcismen einer einzelnen Provinz bedient. Darum brauche ich z. B. nicht das hier zu Lande gewöhnliche Wort Molle, sondern das allgemein angenom - mene Molch: eben so nicht das im Erzgebirge gebräuchliche Wort Kobelt, sondern das längst allgemein adoptirte und selbst in andere le - bende und todte Sprachen aufgenommene Kobalt u. s. w.
Anders ist der Fall mit den in der Natur - beschreibung von unsern neuen Systematikern zur Bezeichnung der Geschlechter und ihrer Gattungen selbsterfundenen Kunst - und Trivial-Nahmen. So billig und vernünftig es freylich ist, auch hierin so viel als möglich die einmahl ziemlich allgemein angenommenen Benennungen beyzubehalten, so können dochX Fälle eintreten, wo es noch billiger und ver - nünftiger ist, einen vorher gewählten Nah - men, wenn er einen durchaus irrigen Begriff erweckt, gegen einen richtigern umzutauschen. Und doch habe ich mich dieser an sich erlaub - ten, aber auch heut zu Tage so oft gemiß - brauchten und dann das Studium der Natur - geschichte so äußerst erschwerenden Freyheit nur in äußerst wenigen Fällen, wo es mir un - vermeidlich schien, bedient. So habe ich z. B. den Panzerthieren oder Armadillen ihren ein - heimischen, allgemein bekannten und längst von classischen Zoologen angenommenen Nah - men, Tatu, restituirt; da man sonst diesen. fast haarlosen Thieren durch einen seltsamen Mißgriff den Nahmen, Rauchfuß, Dasy - pus, beygelegt hatte, womit die alten Grie - chen, ganz passend und völlig nach der Natur, das rauchfüßige Hasengeschlecht bezeichnet haben. – Aus ähnlichen Gründen brauche ich für den schönen neuseeländischen Nephrit lieber seinen einheimischen Nahmen (Punam - mustein), unter welchem er zuerst von unsern Antipoden zu uns gebracht und bekannt wor - den, als die ihm neuerlich beygelegte Benen - nung Beilstein, da ich im hiesigen academi - schen Museum, so wie in den in London be - findlichen großen Sammlungen von südländi - schen Merkwürdigkeiten, zwar wohl die Menge von Hacken und andern Geräthen, so sich dieXI Neuseeländer aus diesem Steine bereiten, aber schlechterdings kein daraus verfertigtes Beil aufgefunden habe. – Eben so habe ich diejenige Gattung des Fledermausgeschlechts, Vampyr oder Blutsauger genannt, die wirklich schlafenden Säugethieren das Blut aussaugt; da hingegen Linné diesen Nahmen dem fliegen - den Hund beygelegt hatte, der wohl seit die Welt steht, kein Blut gesogen hat, sondern sich ganz allein von Früchten nährt. – Aber viele andere, nur nicht gar zu unpassende Kunst - nahmen der Art habe ich dennoch beybehalten, um ja nicht die Nomenclatur und Synony - mien ohne dringende Noth, zur großen Last der Lernenden, zu häufen.
Daß aber manche bekannte Nahmen von Naturalien hier doch anders geschrieben wer - den, als es insgemein geschieht, hat auch seinen guten Grund. So schreibe ich z. B. Tofus und nicht Thopus, weil es kein grie - chisches Wort ist; eben so Manacanit und nicht Menacanit, weil der Fundort dieses Fossils in seiner ersten Sylbe ein a hat, so gut wie Hamburg oder Frankfurt.
Im Thierreiche habe ich immer den latei - nischen Nahmen vorangesetzt, weil da hundert exotische Geschöpfe vorkommen, die im Deut - schen keinen bekannten verständlichen NahmenXII haben. Im Mineralreiche hingegen ist der Fall umgekehrt. Da sind gerade die deutschen Benennungen die bekanntesten und selbst großen Theils in andere Sprachen aufgenommen.
Beym Thierreiche ist denjenigen Gattun - gen, die sich in Deutschland finden, wieder so, wie in den vorigen Ausgaben, ein † vorgesetzt. Im Mineralreich konnte dieß unterbleiben, weil so ein Zeichen bey den allgemein verbrei - teten Fossilien überflüssig, bey vielen von denen aber, die in Deutschland selbst ein sehr einge - schränktes Vaterland haben, wie der Bo - racit ꝛc. unzureichend gewesen wäre.
Die Abbildungen naturhistorischer Ge - genstände, die ich in der Verlagshandlung dieses Handbuchs heftweise herausgebe, be - ziehen sich auf die neuesten Ausgaben desselben und dienen ihnen zu einer zweckmäßigen Er - läuterung.
Göttingen, den 23. März 1807. J. F. Blumenbach.
Zu S. 235. §. 94. Anm. Ueber zwey räthsel - hafte Eidechsenartige Geschöpfe, die Siren lacertina in den Gewässern von Carolina, und den Proteus anguinus aus dem unter - irdischen Sittichersee in Crain, sind die Meinungen noch getheilt, ob sie für schon vollkommen ausgebildete Reptilien ihrer Art, oder aber nach aller Analogie, unge - achtet ihrer ansehnlichen Größe doch nur für noch unreife Larven derselben anzusehen seyen? – – Von der Sirene s. Ellis und J. Hunter in den Philosophical Trans - actions vol. LVI. und vom Proteus Hrn. Dr. Schreibers (dem ich selbst ein treff - liches Exemplar des eben so wundersamen als seltenen Thiers verdanke,) in eben diesen Societätsschriften v. J. 1801.
Zu S. 424. Z. 5. J. Guill. Bruguiere his - toire naturelle des vers in der Encyclopé - die méthodique. Par. 1789. 4.
S. 545. S. 22. Zu Haüy etc. – übersetzt und mit Anmerkungen versehen von D. L. G. Karsten. Par. und Leipz. 1804. u. f. 8.
S. 163. Z. 12. Gooshawk.
– 178. Z. 15. Curucuru.
– 188. Z. 3. Chaffinch.
– 193. letzte Z. st. Guinea l. Guiana.
– 280. Z. 2. the Star-gazer.
– 424. Z. 12. l. wie ein schmaler Rieme.
– 517. Z. 7. v. u. fucus.
– 561. Z. 3. petrosilex, corneus.
– 565. Nr. 27. Häganit.
– 588. Nr. 22. zuzusetzen Agalmatolithe.

Fig. 1 – 6. die Intestinal-Würmer im mensch - lichen Körper in natürlicher Größe.
Die merkwürdigsten Crystallisationen der Fossilien.

Alle Körper, die sich auf, und in unserer Erde finden, zeigen sich entweder in derselben Gestalt und Beschaffenheit, die sie aus der Hand des Schöpfers erhalten und durch die Wirkung der sich selbst überlassenen Naturkräfte angenommen haben; oder so, wie sie durch Menschen und Thiere, zu bestimmten Absich - ten, oder auch durch bloßen Zufall verändert und gleichsam umgeschaffen worden sind.
Auf diese Verschiedenheit gründet sich die bekannte Eintheilung derselben in natürliche (naturalia), und durch Kunst verfertigte (artefacta). Die erstern machen den Gegen - stand der Naturgeschichte*)Nur bleiben einige Naturprodukte, wie z. B. das Wasser, von den einmahl angenommenen Gränzen der eigentlichen Naturgeschichte deßhalb ausge - schlossen, weil sie passender in andern Natur - wissenschaften abgehandelt werden. aus, und man2 pflegt alle Körper zu den Naturalien zu rechnen, die nur noch keine wesentliche Veränderung durch Menschen erlitten haben. Artefacten werden sie dann ge - nannt, wenn der Mensch*) "Ars, sine additus rebus homo. “Bacon de Verulam. de augm. scient. L. II. "L'art en général est l'industrie de l'homme appliquée par ses besoins, ou par son luxe, aux productions de la Nature. “Diderot Syst. figuré des connoiss. humaines. absichtlich Ver - änderungen mit ihnen vorgenommen.
Anm. 1. Daß übrigens jene Begriffe vom Wesentli - chen und vom Absichtlichen im gegenwärtigen Falle, bey so verschiedentlicher Rücksicht und Mo - dification, nicht anders als relativ seyn können, bedarf wohl keiner Erinnerung. Wie viel kommt nicht z. B. bloß auf den Gesichtspunct des Samm - lers an. So kann eine ägyptische Mumie sowohl in eine Naturaliensammlung zur anthropologischen Suite, als in eine Sammlung altägyptischer Kunstwerke gehören.
Anm. 2. Zuweilen können Naturalien manchen Kunst - producten so ähnlich seyn, daß sie schwer von einander zu unterscheiden sind. Daher z. B. die ehedem getheilten Meinungen, ob der Ueberzug in der piscina mirabile bey Bajä ein von selbst aus dem Wasser abgesetzter Rindenstein von Kalk - sinter, oder aber ein absichtlich aufgetragener künstlicher Mörtel sey. (– s. Götting. gel. Anzeigen 1791. 188. St. –)
Alle und jede natürliche Körper zeigen, 1) in Rücksicht ihrer Entstehung, 2) ihres Wachsthums, und 3) ihrer Structur, eine doppelte Verschiedenheit.
3Die einen nähmlich sind allemahl von an - dern natürlichen Körpern derselben Gestalt und Art hervor gebracht; so daß ihre Existenz in einer ununterbrochenen Reihe bis zur ersten Schöpfung*)Oder wenigstens bis zu ihren ersten Stammäl - tern hinauf. – Denn ich habe im ersten Theile meiner Beyträge zur Naturgeschichte, Facta an - geführet, die es mehr als bloß wahrscheinlich machen, daß auch selbst in der jetzigen Schöpfung neue Gattungen von organisirten Körpern ent - stehen, und gleichsam nacherschaffen werden. hinauf immer andere dergleichen Körper voraussetzt, denen sie ihr Daseyn zu danken haben.
Zweytens nehmen sie allerhand fremde Substanzen als Nahrungsmittel in ihren Kör - per auf, assimiliren sie den Bestandtheilen desselben, scheiden das Ueberflüssige wieder aus, und befördern mittelst dieser beständi - gen Erneuerung und Wechsel ihr Wachsthum von innen (durch innige Aneignung, intus susceptio, expansio).
Diese beyden Eigenschaften setzen drittens von selbst eine besondere Structur bey dieser Art von natürlichen Körpern voraus. Sie müssen nähmlich, wenn sie auf diese Weise Nahrungsmittel zu sich nehmen und umwan - deln, und mit der Zeit andere Geschöpfe ihrer Art wieder hervor bringen sollen, mancherley diesen Zwecken der Selbsterhaltung und Fort - pflanzung entsprechende, deßhalb mit den so4 genannten Lebenskräften versehene, und zu einem zweckmäßigen Ganzen unter einander verbundene, Gefäße, Adern und andere Or - gane in ihrem Körper haben, die zur Auf - nahme bestimmter Säfte, zur Assimilation je - ner Alimente, zur Erzeugung der Nachkom - menschaft u. s. w. nothwendig sind.
Dieß alles fehlt bey den natürlichen Kör - pern der andern Art, nähmlich den Minera - lien. Beydes, sowohl ihre Entstehung, als ihr Wachsthum (wenn man es gar nur Wachs - thum nennen darf), wird keineswegs durch Ernährung, sondern lediglich nach eigentlich so - genannten bloß physischen (mechanischen und chemischen), Gesetzen, durch Anhäufung oder Ansatz homogener Theile von außen (aggre - gatio, iuxta positio) bewirkt; folglich ist bey ihnen weder ursprüngliche Organisation noch Lebenskraft zu erwarten.
Und eben deßhalb heißen sie unorgani - sirte, und jene hingegen organisirte Körper.
Endlich sind nun aber auch jene organi - sirten Körper selbst, besonders in der Art wie sie ihre Nahrungsmittel zu sich nehmen, von einer doppelten Verschiedenheit.
Die einen nähmlich saugen einen sehr ein - fachen Nahrungssaft vorzüglich mittelst zahl -5 reicher Zasern, die sich am untern Ende ihres Körpers befinden, ohne merkliche willkürliche Bewegung in sich.
Da hingegen die andern eine meist einfache Hauptöffnung am obern oder vordern Ende ihres Körpers haben, die zu einem geräumi - gen Schlauche führt, wohin sie vom innern Gefühle des Hungers getrieben ihre Alimente, die von sehr verschiedener Art sind, mittelst willkürlicher Bewegung bringen.
Jenes sind die Pflanzen, dieses die Thiere.
Anm. Hingegen gibt die Fähigkeit den Standort zu verändern (locomotiuitas) kein hinreichendes Un - terscheidungszeichen der Thiere von den Pflanzen, ab. Denn viele Pflanzen, wie z. B. die gemeinen Wasserlinsen, sind nicht festgewurzelt, sondern können zu gewissen Jahrszeiten ꝛc. ihren Aufent - halt verändern, bald zu Boden sinken, bald wie - der auf die Oberfläche des Wassers steigen u. s. w. Und andererseits gibt es ganze Geschlechter von Wasserthieren, zumahl unter den Conchylien, Co - rallen ꝛc. die ihren einmahl eingenommenen Platz nie von selbst wieder verlassen können.
Diese sehr faßliche Eintheilung der natür - lichen Körper in organisirte und unorganisirte (§. 2.), und der organisirten wieder unter ein - ander (§. 3.), ist nun der Grund der bekannten drey Reiche, worunter man die Naturalien sehr schicklich gebracht hat, und wovon das6 erste die Thiere, das zweyte die Pflanzen, das dritte die Mineralien begreift.
Die Thiere sind demnach belebte und be - seelte organisirte Körper, die sich ihre sehr vielartige Nahrung mittelst willkürlicher Be - wegung suchen, und selbige durch den Mund in den Magen bringen.
Die Pflanzen sind zwar ebenfalls belebte organisirte Körper, aber unbeseelt, so daß sie ihren sehr homogenen Nahrungssaft ohne will - kürliche Bewegung mittelst der Wurzeln ein - saugen.
Die Mineralien endlich sind unbelebte und unorganisirte Körper, die folglich ohne Lebenskraft nach den bloß physischen (mechani - schen und chemischen) Gesetzen von Anziehung, Anhäufung, Bildungskraft ꝛc. entstehen.
Anm. Gegen diese Eintheilung in drey Reiche, ist, zumahl neuerlich, eine doppelte Einwendung ge - macht worden.
Manche haben zwar die Kluft zwischen den organisirten und unorganisirten Körpern aner - kannt, aber nur keine bestimmten Gränzen zwi - schen Thieren und Gewächsen zugeben wollen:
Andere hingegen haben die beliebten Meta - phern von Stufenfolge der Geschöpfe geradezu dahin gedeutet, als ob überhaupt keine bestimm - baren Eintheilungen der Naturalien in Reiche u. s. w. Statt fänden.
Was das erste betrifft, so sollte man zwar überhaupt nicht vergessen, was so oft bey Gegen - ständen der Erfahrung der Fall ist, daß man sie7 weit leichter für das was sie sind*)Mit dem gemeinen Sprachgebrauch zu reden. Denn daß wir im strengern Sinne bekanntlich nur die Erscheinungen der Dinge kennen, bedarf wohl keiner Erinnerung. richtig aner - kennen und von andern unterscheiden, als ihre einzelnen unterscheidenden Merkzeichen ausfinden und angeben kann**)„ Facilius plerumque est rem praesentem discer - nere, quam verbis exacte definire “. Gaubius.„ Allein der Fehler liegt nicht am Unterschei - dungsgrunde, welcher stets wahr bleibt son - dern nur an der Schwierigkeit ihn in manchen Fällen zu finden. “J. Aug. Unzer.. – So sagte z. B. Linné:„ nullum characterem hactenus eruere potui, vnde Homo a Simia internoscatur. “Nun glaube ich zwar in diesem Buche solche äußere Charaktere der Humanität angegeben zu haben, wodurch sich der Mensch von den noch so menschen - ähnlichen Affen (wie man sie nennt), so wie über - haupt von allen andern Säugethieren unverkenn - bar auszeichnet. Aber auch ohne dieselben wird doch hoffentlich nie ein Naturforscher in praxi in Verlegenheit gekommen seyn, Menschen und Affen etwa zu verwechseln. – Außerdem aber können ferner Geschöpfe aus noch so verschiedenen Classen manche theils auffallende und unerwartete Aehn - lichkeit mit einander haben, ohne daß dadurch die dessen ungeachtet unverkennbare Verschieden - heit zwischen diesen Classen selbst wegfallen dürfte. Man theilt z. B. die Thiere sehr natürlich in warm - blütige und kaltblütige; und rechnet eben so na - türlicher Weise die Säugethiere zu jenen und hin - gegen die Insecten zu diesen; ohne je deßhalb irre zu werden, daß die Bienen in ihrem Stocke so ganz ohne Vergleich wärmer sind, als etwa ein Igel während seines Winterschlafs. – So gibt es in der Classe der Gewürme Geschlechter, wie z. B. die Sepien, die sich von den übrigen Thieren die - ser Classe sehr auszeichnen, und dagegen manche auffallende Aehnlichkeit mit den Fischen haben. Aber niemand wird meinen, deßhalb müsse nun8 die Scheidewand zwischen der Classe der Fische und der Classe der Gewürme aufgehoben werden. – Und eben so wenig wird jemand im Ernst in Versu - chung gerathen, das Thier - und Pflanzenreich deßhalb mit einander zu verbinden, weil man an gewissen Pflanzen gewisse Aehnlichkeiten mit ge - wissen Thieren bemerkt hat. Von der Art sind z. B. die sonderbaren Bewegungen mancher Mi - mosenarten, und des hedysarum gyrans etc., die, so merkwürdig sie auch an sich bleiben, doch gar nicht einmahl in den oben angegebnen Cha - rakter der Animalität eingreifen. So wenig als hinwiederum diejenigen Aehnlichkeiten, so die Arm - Polypen mit den Gewächsen haben, den oben be - stimmten Charakter der Vegetabilität betreffen. Sondern, die Arm-Polypen sind Thiere, die so wie der Mensch und die Auster, vom Hunger ge - trieben ihre Nahrung durch willkürliche Bewegung in den Mund bringen, was hingegen bey keiner Pflanze, in der bis jetzt bekannten Schöpfung, der Fall ist.
Nun und so beantwortet sich die andere Ein - wendung gegen die Naturreiche ꝛc. die sich auf die so gepriesene Metapher von Stufenfolge der Ge - schöpfe gründet, eigentlich von selbst.
Alle die beliebten Bilder von Kette, von Leiter, von Netz ꝛc. in der Natur, haben zwar für die Methodologie im Studium der Naturgeschichte in so fern ihren unverkennbaren Nutzen, als sie den Grund eines so genannten natürlichen Systems abgeben, worin man die Geschöpfe nach ihren meisten und auffallendsten Aehnlichkeiten, nach ihrem Totalhabitus und der darauf gegründeten so genannten Verwandtschaft untereinander, zu - sammen ordnet.
Aber sie nun, wie doch so oft von wohlmeinen - den Physicotheologen geschehen, dem Schöpfer in den Plan seiner Schöpfung hinein legen, und die Vollkommenheit und den Zusammenhang derselben darin suchen zu wollen, daß die Natur (wie man sich ausdrückt) keinen Sprung thue, weil die Geschöpfe in Rücksicht ihrer äußern Form so9 sein stufenweise auf einander folgten, das wäre doch schon an sich eine vermessene Schwachheit, wenn sie auch nicht, wie doch der Fall ist, bey ernsterer Prüfung sich selbst widerlegte. *)Mehreres hierüber habe ich in der zweyten Ausg. der Beyträge zur Naturgeschichte I. Th. S. 106 u. f. gesagt.
Denn man braucht bloß die noch so kunstreich und sorgfältig angelegten Entwürfe von solchen Stufenfolgen in der Reihe der Geschöpfe näher zu beleuchten, um einzusehen, wie sehr darin einer - seits sich ganze Haufen von Geschöpfen ähnlicher Bildung in Geschlechtern von fast unübersehlich zahlreichen Gattungen (zumahl unter den Insecten und Gewürmen, aber auch im Pflanzenreiche) zu - sammen drängen, und andere dagegen gleichsam isolirt stehen, weil sie wegen ihrer ausgezeichneten ganz eigenen Bildung nicht ohne sichtlichen Zwang in einer solchen Leiter der Natur irgendwo einge - schoben und untergebracht werden können (wie z. B. die ganze Classe der Vögel; die Schildkröten, die schon gedachten Sepien u. a.m. – Ferner aber finden sich Thiere, bey welchen, wie z. E. bey den Schildläusen, Männchen und Weibchen eine so durchaus ganz verschiedene Gestaltung haben, daß man folglich in der gedachten Leiter die einen von den andern trennen und nach dieser so sehr ver - schiedenen Sexualform beyden auf weit von einan - der entfernten Sprossen ihre verschiedenen Stellen anweisen müßte. – Nun dann zeigen sich Lücken in der Leiter, wo offenbar ohne einen sehr gewagten Sprung gar nicht über zu kommen ist, wie zu Einem Beyspiel statt aller, die zwischen den orga - nisirten Körpern und den Mineralien u. s. w.
So mangelhaft aber überhaupt die bildlichen Vorstellungen von Kette der Natur u. s. w. ge - rathen müssen, so ganz grundlos ist nun vollends gar die vermessene Behauptung mancher Physico - theologen, als ob kein Glied aus dieser ihrer zu Papier gebrachten Kette ausfallen dürfte, wenn nicht die Schöpfung selbst stocken sollte u. dergl. m. –10 So gut einzelne Gattungen von Thieren aus gan - zen großen Inseln, wie z. B. die Wölfe aus Groß - britanien vertilgt sind, ohne daß die dasige Schöpfung durch diese nunmehrige scheinbare Lücke ihren sonstigen Zusammenhang verloren haben sollte, so können andere Geschöpfe aus ganzen Welttheilen und wohl von der ganzen Erde ver - tilgt werden (wie dieß allem Anschein nach mit manchen, z. B. mit dem Dudu wirklich geschehen), ohne daß durch diesen merklichen hiatus, der da - durch in der Kette der Physicotheologen entsteht, der ewige stille Gang der Schöpfung selbst, im mindesten gefährdet werden dürfte.
Jeder organisirte Körper (§. 2.) wird von seines Gleichen erzeugt, dann durch eigne Kraft lebenslang ernährt, und dadurch seine Selbsterhaltung und Wachsthum, und wenn er zu seiner Reife gelangt, auch seine Fort - pflanzungsfähigkeit bewirkt.
Zu diesen großen Verrichtungen werden die organisirten Körper eben durch die Orga - nisation ihres Baues, und durch die mit derselben verbundenen Lebenskräfte geschickt gemacht. Denn durch diese letztern erhalten die Organe sowohl ihre Empfänglichkeit für reißende Eindrücke (stimuli) als ihr Bewe - gungsvermögen, ohne welches beydes weder Ernährung noch Wachsthum, noch wechsel - seitige Einwirkung der Theile zur zweckmäßi - gen Erhaltung des Ganzen, und umge - kehrt*)Vergl. Kant's Critik der Urtheilskraft. S. 285. u. f., denkbar seyn könnte.
Sich die Entstehung der organisirten Körper zu erklären, hat man, zumahl neuer - lich, die so genannte Evolutions-Hypothese bequem gefunden, und gemeint, es werde gar kein Mensch, und kein anderes Thier, und keine Pflanze erzeugt, – sondern sie lägen alle schon seit der ersten Schöpfung als völlig präformirte Keime*)„ Denn “(so sagt Haller, das Haupt der neue - ren Evolutionisten –) „ alle Eingeweide und die Knochen selbst waren schon im unsichtbaren Keim vorhero gebaut gegenwärtig, obgleich in einem fast flüssigen Zustande. “Und das ist doch wenigstens bestimmte Sprache.Wenn hingegen einige Neuere, um die Evolu - tionshypothese mit der Lehre von der allmählichen Bildung zu vereinbaren, zwar zugeben, daß der Zeugungsstoff nicht präformirt sey, aber doch mei - nen, daß er dessen ungeachtet einen Keim ent - halte, der dennoch was anders sey, als ungeform - ter Zeugungsstoff ꝛc., so sind das unbestimmte, leere Ausdrücke. Wenigstens geht mir es dann mit solchen Quasi-Keimen, wie dem Cicero mit dem quasi corpus des Gottes der Epicuräer, wovon er sagt: "corpus quid sit, intelligo: quasi cor - pus quid sit, nullo prorsus modo intelligo. “ bey ihren Eltern und Vorfahren längstens vorräthig: die verschie - denen Generationen steckten, gleichsam wie eingepackte Schachteln, in einander, und wür - den nur nach und nach, so wie die Reihe an sie käme, durch die Befruchtung entwickelt und aus Licht gebracht. – Eine Meinung, die doch schon sowohl durch den dabey erfor -14 derlichen Aufwand von übernatürlichen (hyperphysischen) Anstalten*)s. Kant a. a. O. S. 372., als durch die, allen Gesetzen einer philosophischen Na - turforschung zuwiderlaufende unnütze Verviel - fältigung der natürlichen [physischen]**)Physische Kräfte überhaupt – im Gegensatz jener hyperphysischen Anstalten. Kräfte, und durch die unübersehliche Menge von zwecklosen Schöpfungen aller der zahllosen präformirten Keime, die nur nicht zu ihrer Entwickelung gelangen konnten, aller präjudizlosen Urtheilskraft widerstehen müßte, wenn sie auch nicht durch die überwiegenden gegenseitigen Erfahrungsgründe wider - legt würde.
Anm. Nach der einstimmigen Behauptung der aller - berühmtesten und allereifrigsten Verfechter der Evo - lutionshypothese, sollen die präformirten Keime bey der Mutter vorräthig liegen, und während der Befruchtung durch die Kraft des hinzukommenden männlichen Zeugungsstoffes erweckt und zur Ent - wickelung angetrieben werden. Was man Empfäng - niß nennt, sey folglich nichts als das Erwachen des schlaftrunkenen Keimes durch den Reitz des auf ihn wirkenden männlichen Samens.
Also bedarf es hier zuvörderst einer erwecken - den Kraft.
Nun aber ähneln ja so oft Kinder zum Sprechen bloß ihrem Vater; – Bätzen, die sich kurz hintereinander mit mehreren männlichen Hunden belaufen haben, werfen oft Junge, die diesen ver - schiedenen Vätern ähneln; – zweyerley Men - schenrassen, z. B. Negern und Weiße, zeugen mit einander nothwendigen Mittelschlag, nähmlich Mulatten; – und wenn nun vollends ungleiche15 Gattungen (verschiedene Species) von Thieren oder Gewächsen einander befruchten, so entstehen Bastarde, die eben so viel von der väterlichen als von der mütterlichen Gestaltung an sich haben.
Ja das läßt sich freylich nicht wohl verkennen: und dem zu Folge gestehen dann die Evolutionisten dem männlichen Samen, außer seiner erwecken - den, nun auch Nro. 2. in sofern eine bildende Kraft zu, daß er den bey der Mutter präformirt gelegenen Keim wohl in etwas zur väterlichen Ge - staltung umzuformen vermöge.
Demnach wäre folglich zweyerley Kraft im männlichen Samen; 1) die erweckende und 2) doch auch eine bildende –
Aber man kann ja mittelst einer, mehrere Ge - nerationen hindurch immer wiederholten, künst - lichen Bastardzeugung endlich die Eine Gattung von organisirten Körpern gänzlich in die andere umwandeln. – So hat man z. B. aus der künst - lichen Befruchtung der Einen Pflanzengattung mittelst des männlichen Staubes von einer andern, Samen gezogen, welcher fecundabele Bastard - pflanzen gegeben; d. h., die sich zur Blühezeit abermahls mit männlichem Staub von jener an - dern Gattung befruchten lassen, und wiederum fecundabele Bastarde der zweyten Generation hervorgebracht. Jene Bastarde von der ersten Ge - neration hielten gleichsam das Mittel zwischen beyden verschiedenen Stamm-Aeltern von väter - licher und mütterlicher Seite. Die von der zwey - ten hingegen ähnelten schon weit mehr der väter - lichen, als der mütterlichen. Und nachdem die gleiche künstliche Befruchtung noch fernerweit durch zwey folgende Generationen eben so wieder - hohlt worden, so entstanden endlich Pflanzen, an welchen die ursprüngliche mütterliche Gestaltung so zu sagen ganz verwischt, und in die väterliche umgewandelt worden. (– s. Kölreuter's dritte Fortsetzung der Nachricht von einigen das Ge - schlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen S. 51. §. 24. mit der Ueberschrift:„ Gänzlich voll - brachte Verwandlung Einer natürlichen Pflanzengattung in die andere. “–)
16Da hat denn folglich alle Präformation des seit Erschaffung der Welt conservirten mütterli - chen Keims am Ende zu nichts geholfen, sondern hat der bildenden Kraft des männlichen Stoffes (der eigentlich nach der Evolutionshypothese bloß durch seine erweckende Kraft auf denselben hätte wirken sollen,) gänzlich weichen müssen!
Und so bleibt es folglich im Ganzen unse - rem Erkenntnißvermögen und selbst den Re - geln aller philosophischen Nachforschung*)„ Causas rerum naturalium non plures ad - mitti debere, quam quae et verae sint et earum phaenomenis explicandis sufficiant: "ist ja die erste von Newton's güldenen regulis philosophandi. weit angemessener, wenn man die Entstehung der neuerzeugten organisirten Körper bloß durch allmähliche Ausbildung (Epigenesis) des an sich zwar ungeformten, aber unter den dazu erforderlichen Umständen organisirbaren Zeugungsstoffes, erklärt.
Nur kommt es bey der vielfachen Vorstel - lungsart, die man sich von einer solchen all - mählichen Bildung machen kann und gemacht hat**)Denn wenn z. B. Mazini meinte, daß die Kin - der bey ihrer Empfängniß in Mutterleibe bloß anschössen (ungefähr wie der Candis-Zucker), so war das auch eine Art Epigenese.Aber das schlechterdings Unstatthafte aller sol - chen bloß mechanischen Erklärungsarten der all -17 mählichen Ausbildung organisirter Körper durch eine sogenannte vis plastica (wie es unsere ehr - lichen Alten nannten), als welche eben so gut im Mineralreich Statt hat, ergibt sich von selbst aus dem Begriff von organisirten Körpern, als welcher durchaus zugleich Zweckmäßigkeit involvirt. – s. Kant a. a. O. S. 292., darauf an, sie so zu bestimmen, wie sie dem Begriff von organisirten Körpern, und dann den Phänomenen, die uns die Beobach - tung bey Entstehung derselben lehrt, am un - gezwungensten entspricht.
Und dieß geschieht, wenn man annimmt, daß der reise, vorher zwar umgeformte, aber organisirbare Zeugungsstoff der Aeltern, wenn er zu seiner Zeit, und unter den erforderlichen Umständen an den Ort seiner Bestimmung ge - langt, dann für eine in denselben nun zweck - mäßig wirkende Lebenskraft, nähmlich den Bildungstrieb (nisus formatiuus) zuerst empfänglich wird; – für einen Trieb, der sich von aller bloß mechanischen bildenden Kraft [als welche auch im unorganischen Reiche Crystallisationen*)Die Crystallisationen unterscheiden sich von den organisirten Körpern selbst schon durch die geome - trische Regularität ihrer fast immer geradlinichten Umrisse, die auf wenige Fundamentalformen redu - cirbar sind; da hingegen die Gestaltungen der Thiere und Gewächse eben wegen ihrer unüber - sehbar vielartigen Zweckmäßigkeit zu bestimmten Verrichtungen auch in unübersehlich vielartige Formen (von endlos variirenden Umrissen) gebil - det werden mußten. u. dergl. hervor -18 bringt] dadurch auszeichnet, daß er nach der endlos mannigfaltig verschiedenen Bestim - mung der organisirten Körper und ihrer Theile, die vielartig organisirbaren Zeu - gungsstoffe auf eben so mannigfaltig aber zweckmäßig modificirte Weise in bestimmte Gestalten zu formen vermag – und so [– durch die Verbindung des Mechanischen mit dem zweckmäßig Modificirbaren in diesem Triebe*)Von dieser Verbindung der beyden Principien, – des mechanischen mit dem teleologischen, – die man sonst bey Erklärung der Entstehungsart or - ganisirter Körper für unvereinbar gehalten, und worin gerade das Auszeichnende im Begriffe von Bildungstrieb liegt; davon gibt zumahl die ver - gleichende Anatomie auffallend einleuchtende Bey - spiele in Menge, deren ich manche in meinem Handbuch derselben S. 65. und anderw., auch in Hrn. Hofr. Voigt's neuen Magazin B. II. S. 213. angeführt habe. –] zuerst bey der Empfängniß die allmähliche Ausbildung; dann aber auch die lebenswierige Erhaltung dieser organischen Bildung durch die Ernährung; und selbst wenn dieselbe durch Zufall gelitten haben sollte, so viel möglich die Wiederersetzung der - selben durch die Reproduction, bewirkt wird**)Dieß alles habe ich in der dritten Ausgabe der Schrift über den Bildungstrieb. Göttingen 1791. 8. weiter ausgeführt..
Anm. 1. Diese allmähliche Ausbildung der neuen or - ganisirten Körper ist am anschaulichsten an solchen zu betrachten, die mit einer ganz ansehnlichen19 Größe ein schnelles (so zu sagen zusehends merk - liches) Wachsthum, und eine so zarte halbdurch - sichtige Textur verbinden, daß sie (zumahl im sattsamen Lichte und unter mäßiger Vergrößerung) aufs deutlichste, klarste durchschaut werden können.
So im Gewächsreiche an manchen einfachen Wassermoosen, wie z. B. an der Brunnen-Con - serve (Conserva fontinalis) die sich in den ersten Frühlingstagen fortpflanzt. (– Abbild. n.h. Gegenst. tab. 49. –)
Unter den blutlosen Thieren an den Arm-Polypen.
Und unter den warmblütigen an der ersten Er - scheinung des Küchelchens im bebrüteten Eye und seiner dann von Tag zu Tag fortrückenden Aus - bildung.
Anm. 2. Hoffentlich ist für die mehrsten Leser die Er - innerung überflüssig, daß das Wort Bildungs - trieb selbst so gut wie die Benennungen aller an - dern Arten von Lebenskräften an sich weiter nichts erklären, sondern bloß eine besondre (das Mecha - nische mit dem zweckmäßig Modificirbaren in sich vereinende) Kraft unterscheidend bezeichnen soll, deren constante Wirkung aus der Erfahrung aner - kannt worden, deren Ursache aber so gut, wie die Ursache aller andern noch so allgemein aner - kannten Naturkräfte für uns hienieden im eigent - lichen Wortverstande qualitas occulta bleibt†) "Il fallait respecter les qualités occultes; car depuis le brin d'herbe que l'ambre attira, jus - qu'à la route que tant d'astres suivent dans l'espace: depuis la formation d'une mite dans un fromage jusqu 'à la Galaxie; soit que vous considériez une pierre qui tombe, soit que vous suiviez le cours d'une comète traversant les cieux, tout est qualité occulte. “Voltaire. . – Das hindert aber nicht, daß man nicht immer mehr suchen sollte, ihre Wirkungen durch Beobachtung weiter zu erforschen und zu verfolgen, und sie so auf allgemeine Gesetze zurück zu bringen.
Durch die bestimmte zweckmäßige Wirk - samkeit des Bildungstriebes in den bestimmten dafür empfänglichen organisirbaren Stoffen, wird nun die eben so bestimmte Form und der Habitus aller einzelnen Gattungen (Species) von organisirten Körpern erhalten; und bey denen, wo es Statt findet, auch ihre Sexual - Verschiedenheit, durch welche sich nähmlich die männlichen Geschöpfe von den weiblichen in derselben Gattung auszeichnen.
Aber freylich kann der Bildungstrieb auch eben sowohl als jede andere in ihrer Thätigkeit gestörte oder fremdartig modificirte Lebenskraft auf mancherley Weise vor seiner eigentlichen bestimmten Richtung abweichen.
So entstehen dann (– der bloß krank - haften, nicht ins Gebiethe der Naturgeschichte gehörigen Abweichungen, zu geschweigen –) 1) durch ganz gewaltsame Störungen desselben ganz widernatürliche*)Widernatürliche) versteht sich wieder nach dem allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes. – Man hat gemeint es sey besser ungewöhnlich zu sagen als widernatürlich. Aber das sind zwey sehr verschiedene Begriffe, deren Verwechselung selbst zwar nicht ungewöhnlich aber gewiß nicht natür - lich ist. Formen der organisir - ten Körper, nähmlich die Mißgeburten.
212) Dadurch, daß der zweyfache Sexual - Charakter, der sonst in den beyden Geschlech - tern getrennt seyn sollte, mehr oder weniger in einem und eben demselben Individuum ver - bunden ist, die Zwitter.
3) Dadurch, daß zwey Geschöpfe ganz verschiedener Gattung (zweyerley Species) ein - ander befruchten, die Bastarde.
Endlich 4) durch den Einfluß der man - cherley Ursachen der allmählichen Ausartung, die Rassen und Spielarten.
Unter Mißgeburt versteht man, nach dem gemeinen Sprachgebrauche, eine wider - natürliche, angebohrne, leicht in die Augen fallende Verunstaltung in Bildung äußerer, größerer Theile. So mannigfaltig aber diese Mißgestalten seyn können, so lassen sie sich doch alle auf folgende vier Hauptclassen zurück bringen*)Einen abentheuerlich mißgestalteten Ferkelkopf aus meiner Sammlung, an welchem sich alle diese vier Hauptarten von Monstrosität vereint finden, s. in den Abbild. n. h. Gegenst. tab. 61.:
1) M. G. mit widernatürlicher Bildung ein - zelner Glieder. Fabrica aliena.
2) M. G. mit Versetzung oder widernatürlicher Lage einzelner Glieder. Situs mutatus. Die seltensten von allen (– nähmlich unter22 Mißgeburten in dem angegebnen Sinne. Oft hat man hingegen bey Leichenöffnungen wohlgebildeter Menschen manche ihrer Ein - geweide in ganz verkehrter Lage gefun - den –).
3) M. G. denen ganze Glieder mangeln. Monstra per defectum. Unter diesen die lehrreichsten.
4) M. G. mit überzähligen Gliedern. Mon - stra per excessum. Die gemeinsten (– selbst nicht selten unter wilden Thieren z. B. Hasen –). Theils gar erblich, wie z. B. in den sechsfingrigen Familien, und bey Hühnern mit fünf oder sechs Zehen.
Anm. Die auffallende Aehnlichkeit unter so vielen Monstrositäten beweiset, daß auch selbst diese Ab - weichungen des Bildungstriebes dennoch bestimm - ten Gesetzen folgen müssen; so wie hingegen die bekannte Erfahrung, daß die Hausthiere seit ihrer Unterjochung und die cultivirten Gartenpflanzen denselben weit mehr als in ihrem wilden Zustande unterworfen sind (daß z. B. Mißgeburten unter den Hausschweinen so häufig, unter den wilden Schweinen hingegen fast unerhört sind), sich mit der Lehre der Evolutionisten, daß die Keime die - ser Mißgeburten ebenfalls seit der ersten Schöpfung schon monströs präformirt eingeschachtelt ge - legen, wohl schwerlich zusammen reimen läßt.
Zwitter nennt man zwar im engern Sinne bloß solche einzelne Individua von organisirten Körpern, bey welchen widernatürlicher Weise23 die Spuren der zweyfachen eigentlichen Sexual - Organe mehr oder weniger verbunden sind, die sonst, in den männlichen und weiblichen Geschöpfen derselben Art, getrennt seyn sollten. Dergleichen finden sich selbst zuweilen unter den warmblütigen Thieren; zumahl unter dem Rindvieh, Schafen und Ziegen.
Nächstdem aber verdient auch diejenige Abweichung des Bildungstriebes hier einer Erwähnung, wenn andere körperliche Functio - nen oder Charaktere, die dem einen Geschlechte eigen seyn sollten, sich bey Individuis des an - dern äußern. Wenn z. B. Hirschkühe und Rehe Geweihe aufsetzen; oder Fasan - und Pfau-Hennen mit zunehmenden Jahren männ - liches Gefieder kriegen; oder Mannspersonen oder andere männliche Säugethiere Milch ge - ben*)Von dieser Anomalie habe ich im Hannoverschen Magazin v. J. 1787. S. 753 u. f. gehandelt. u. s. w.
Endlich aber zeigt sich auch zuweilen im ganzen Verhältniß des Körperbaues einzelner, übrigens noch so regelmäßig und schön gebil - deter Geschöpfe des einen Geschlechts doch mehr oder weniger vom Totalhabitus des an - dern; z. B. weibliche Weichlichkeit in der To - talform des männlichen. **)S. Caylus Recueil d'antiquités, T. III. p. 117.
Wenn ein weibliches Geschöpf der einen Gattung von einem männlichen einer andern Gattung befruchtet worden, so entstehen daraus Bastarde, deren Bildung aus der beyderley Aeltern ihrer gleichsam zusammengeschmolzen ist. Da aber von der bestimmten Bildung der organisirten Körper, besonders der Thiere, die behörige und für den Gang der Schöpfung so äußerst wichtige Vollziehung ihrer Geschäfte abhängt, so ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß erstens, wenigstens unter den rothblütigen Thieren, in ihrem freyen Natur - Zustande meines Wissens niemahls eine Paa - rung und Vermischung unter zweyerley Gat - tungen bemerkt worden; zweytens aber die Bastarde überhaupt meistentheils unfruchtbar, und nur sehr selten im Stande sind, ihr Ge - schlecht weiter fortzupflanzen. Daher gehört es zu den seltnern Ausnahmen, wenn Maul - thiere, oder die Bastarde von Hänflingen und Canarienvögeln zuweilen fruchtbar sind. Bey den Pflanzen gelingt es leichter, daß durch künstliche Befruchtung verschiedener Gat - tungen Bastarde hervor gebracht werden kön - nen, die fruchtbaren Samen tragen (– s. oben S. 15. –). Hingegen bedürfen die fabelhaften Sagen von vermeinten Bastarden aus der Vermischung vom Rindvieh und Pferden oder Eseln, und von Caninchen und25 Hühnern, oder vollends gar von Menschen und Vieh, jetzt hoffentlich keiner weitern Widerlegung.
Anm. Eben in der gedachten notorischen Erfahrung, daß im freyen Natur-Zustande jener Geschöpfe nur die von einer und eben derselben Species sich mit einander gatten, liegt der natürliche Grund, warum das Wort Species im Deutschen am allernatürlichsten durch Gattung übersetzt wird. (– davon mit mehreren in der Vorrede. –)
Rassen und Spielarten (varietates) sind diejenigen Abweichungen von der ur - sprünglichen specifiken Gestaltung der einzelnen Gattungen organisirter Körper, so diese durch die allmähliche Ausartung oder Degeneration erlitten haben.
Rasse heißt aber im genauern Sinne ein solcher durch Degeneration entstandener Cha - racter, der durch die Fortpflanzung unaus - bleiblich und nothwendig forterbt, wie z. B. wenn Weiße mit den Negern Mulatten, oder mit amerikanischen Indianern Mestissen zeu - gen: welches hingegen bey den Spielarten keine nothwendige Folge ist; wie z B. wenn blauäugige Blonde mit braunäugigen Brünet - ten Kinder zeugen*)Diesen Unterschied zwischen Rassen und Spielar - ten hat zuerst Kant genau bestimmt, im teutschen Mercur 1788. I. B. S. 48. S. hiervon ausführ - lich Girtanner über das Kantische Princip für die Naturgeschichte. Göttingen 1796. 8..
26Anm. Wenn sich gewisse Ausartungen seit unabsehli - chen Reiben von Generationen fortgepflanzt haben, so hält es oft schwer zu bestimmen, ob das bloße Rassen oder ursprünglich verschiedene Gattungen (Species) sind? Wenigstens gibt es dann zur Ent - scheidung in dergleichen Fällen keine andern in praxi anwendbare Regeln, als die, so aus der Analogie abstrahirt sind; da hingegen die, so Ray, Büffon und andere angenommen haben, den Charakter von Species darnach zu bestimmen, wenn die Geschöpfe mit einander fruchtbare Nachkom - menschaft zeugen, zu diesem Behuf sehr unzu - länglich und schwankend ist.
Denn abgerechnet, daß die Anwendung dieser Regel ohnehin bey den unzähligen Thieren und Pflanzen wegfällt, die sich ohne Paarung fort - pflanzen. (– s. unten §. 20. –), so findet sie auch in unzähligen andern Fällen wegen unüberwind - licher Schwierigkeiten nicht Statt, wie z. B. bey Entscheidung der Frage, ob der asiatische und der afrikanische Elephant zu einerley Species gehören oder nicht? Und selbst da, wo die Erfahrung Statt hat, wie z. B. bey der Vermischung von Pferd und Esel, fragt sich wieder, soll da der gewöhnliche oder aber der äußerst seltene Erfolg als Regel angesehen werden. Denn gewöhnlich sind die Maulthiere steril, und nur in äußerst sel - tenen Fällen hat man sie zur Fortpflanzung fähig befunden. Wollte man also diesen wunderseltenen Fall als Regel gelten lassen, so müßte man Pferd und Esel für Thiere derselben Species halten, un - geachtet sie in ihrem ganzen Körperbau – zumahl im Innern (und nahmentlich in der ganz auffallend verschiedenen Einrichtung ihrer Stimmwerkzeuge), wenigstens eben so specifisch von einander differiren als Löwe und Katze. Da stimmt hingegen alle Analogie dafür, sie als zwey ganz verschiedene Gat - tungen anzuerkennen. Und eben diesem Grund - satze der Analogie gemäß halte ich auch die ge - dachten beyderley Elephanten für ganz verschiedene Gattungen, weil ihr Gebiß eine so constante auf - fallende Verschiedenheit zeigt, die sich unmöglich als bloße Folge der Degeneration gedenken läßt.
Zu den mancherley Ursachen der Ausar - tung gehören vorzüglichst der Einfluß des Himmelsstrichs, der Nahrung, und bey Men - schen und Thieren auch der Lebensart.
Kaltes Clima z. B. unterdrückt das Wachs - thum der organisirten Körper, und darum sind die Grönländer, Lappländer ꝛc. so wie die Thiere und Gewächse kalter Erdstriche, klein, untersetzt. Eben so bringt dieses Clima weiße Farbe an Thieren und Gewächsen hervor, und darum sind die Nordländer von Natur von weißer Haut ꝛc. so wie viele warmblütige Thiere der kältesten Gegenden anomalisch weiße Haare und Federn, viele Pflanzen daselbst anomalisch weiße Blüthen haben u. s. w. – Dagegen tragen die Creolen (d. h. die in Ost - und West-Indien von europäischen Ael - tern gebornen Weißen) das unverkennbare, meist wunderschöne Gepräge ihrer südlichen Heimath an sich.
Wie sehr aber verschiedene Lebensart, Cul - tur und Nahrungsmittel nach und nach die Bildung, Farbe und ganze Constitution der organisirten Körper umzuändern vermöge, da - von sehen wir an unsern Hausthieren*)S. über Menschen-Rassen und Schweine-Rassen – in Voigt's Magazin VI. B. 1 St. S. 1 u. f., an unserem Getreide, Obst, Küchen-Gewächsen,28 Blumen-Floren ꝛc. – am allerauffallendsten aber bey den Verschiedenheiten im Menschen - Geschlechte selbst, die augenscheinlichsten Bey - spiele.
Diese mancherley Ursachen der Degenera - tion können nun aber nach Verschiedenheit der Umstände einander entweder unterstützen, und die Ausartung um so schneller und auffallender machen, oder aber auch wieder gewisser Maßen einander aufheben u. s. w.; daher man in dieser Untersuchung bey der Anwendung auf einzelne Fälle nie zu voreilig urtheilen darf.
Anm. 1. So gibt es z. B. selbst unter der Linie kalte Erdstriche, wie im Innern von Sumatra ꝛc. Hin - gegen bringt Sibirien gar viele Gewächse der wär - mern Gegenden hervor, die in weit südlichern Län - dern von Europa nicht fortkommen.
Anm. 2. Sonderbar ist die individuelle Wirkung, die einige Climate auf die organisirte Körper, zu - mahl der Thierreichs, äußern. So, daß z. B. in Syrien die Katzen, Kaninchen, Ziegen ꝛc. so auffallend langes und weißes Haar haben; auf Corsica die Pferde, Hunde ꝛc. so auszeichnend ge - fleckt sind; auf Guinea Menschen, Hunde und Hübner zu Negern in ihrer Art werden u. s. w.
Die Ernährung der organisirten Körper geht auf verschiedene Weise vor sich. Den Pflanzen wird ihre einfache Nahrung durch Wurzeln, die sich außerhalb ihres Stammes am einen Ende desselben befinden, zugeführt. Die Thiere hingegen haben, wie sich Boer -29 haave ausdrückte, gleichsam ihre Wurzeln in - nerhalb ihres Körpers, nähmlich im Magen und Darmkanal, wo der nahrhafte Theil der Alimente durch unzählige Gefäßchen, fast wie bey den Pflanzen durch Wurzeln, eingesogen und dem übrigen Körpers zugeführt wird.
Der brauchbare Theil der Nahrungsmittel wird durch einen bewunderungswürdigen Pro - ceß dem Stoff der organisirten Körper assi - milirt; der überflüssige hingegen ausgedunstet; und bey den Thieren, die keinen so einfachen Nahrungssaft wie die Pflanzen zu sich neh - men, auch durch andere Wege als Unrath ausgeworfen.
Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Kör - pers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pini - folia), der Kohlpalme (Areca oleracea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc. auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Rotang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gat - tungen der Bandwürmer und selbst von den Crocodilen und großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zu - zunehmen.
Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstüm - melte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewunderns - werthe Einrichtungen in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper verletzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Ma - schinen aus der Hand des Schöpfers bey wei - ten über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mittheilen können, ihre Triebfe - dern und Räder, wenn sie verbogen, verstüm - melt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.
Viele organisirte Körper verlieren zu be - stimmten Zeiten, gewisse Theile ihres Körpers von freyen Stücken, die ihnen nachher wieder reproducirt werden; wohin das Abwerfen der Geweihe, das Mausern der Vögel, die Häu - tung der Schlangen, der Raupen, das Schälen der Krebse, das Entblättern der Gewächse u. s. w. gehört. Man könnte dieß die ge - wöhnliche Reproduction nennen.
31Die andere hingegen ist die außerordent - liche, von der hier eigentlich die Rede ist, da nähmlich dem organisirten Körper, zumahl den Thieren, Wunden, Beinbrüche ꝛc. geheilt, oder gar durch Unfall verstümmelte und verlo - rene Theile wieder ersetzt werden. Der Mensch und die ihm zunächst verwandten Thiere besitzen eine freylich sehr eingeschränkte Reproductions - kraft: die hingegen bey vielen kaltblütigen Thieren, besonders bey den Wasser-Molchen, Krebsen, Land-Schnecken, Regenwürmern, See-Anemonen, See-Sternen, Arm-Poly - pen ꝛc. von einer ausnehmenden Stärke und Vollkommenheit ist.
Anm. Manche Reproductionsversuche setzen eine schon in dergleichen Arbeiten geübte Hand und viele Vorsicht, auch vielleicht günstige Nebenumstände voraus, wenn sie gelingen sollen: daher man sich hüthen muß, aus dem etwa anfangs mißlungenen Erfolge zu voreilig die ganze Sache bezweifeln zu wollen. So ist es mir nach mehreren frucht - losen Versuchen erst spät gelungen, daß der ganze Kopf der gemeinen Waldschnecke (Helix pomatia) mit seinen vier Hörnern binnen ungefähr 6 Mo - nathen wieder reproducirt ward.
Vor mehreren Jahren habe ich einem Wasser - molch der größern art (Lacerta lacustris), den ich nun in Spiritus aufbewahre, fast das ganze Auge exstirpirt; nähmlich alle Säfte auslaufen lassen und dann 4 / 5 der ausgeleerten Häute rein ausge - schnitten: – und doch hat sich hinnen zehn Mo - nathen ein vollkommener neuer Augapfel mit neuer Hornhaut, Augenstern, Crystall-Linse ꝛc. reprodu - cirt, der sich bloß dadurch vom andern gefunden Auge auszeichnet, das er nur erst ungefähr halb so groß ist. (s. – Götting. gel. Anz. 1785. 47. St. –)
Wenn die organisirten Körper durch Er - nährung und Wachsthum zu ihrer vollen Reife gelangen, so erhalten sie dann auch das Fort - pflanzungsvermögen (§. 5.), das aber auf eine sehr verschiedene Weise vollzogen wird. Ueberhaupt nähmlich ist entweder schon jedes Individuum für sich im Stande, sein Ge - schlecht fortzupflanzen; oder aber es müssen sich ihrer zwey mit einander paaren oder begatten, wenn sie neue organisirte Körper ihrer Art her - vor bringen sollen.
Die mannigfaltigen besondern Verschieden - heiten in diesen beyderley Hauptweisen der Fort - pflanzung lassen sich doch füglich unter folgende vier Arten bringen:
1) Jedes Individuum vermehrt sich auf die einfachste Weise, ohne vorher gegangene Befruchtung: entweder durch Theilung, wie manche Infusions-Thierchen*)J. Ellis in den philos. Transact. vol. LIX. P. I. S. 138 u. f. tab. VI. fig. 1 – 6. und Blu - men-Polypen**)A. Trembley ebendaselbst. vol. XLIII. N. 474. S. 175 u. f. und vol. XLIL. N. 484. S. 138 u. f.; oder wie bey der Brun - nen-Conferve so, daß das alte fadenartige Gewächs am einen Ende zu einem kuglichen Knöpfchen anschwillt, das nachher abfällt und wieder zu einem solchen Faden ausge -33 trieben und umgebildet wird (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 49 –); oder durch Sprossen wie die Arm-Polypen und viele Gewächse u. s. w.
2) Jedes Individuum ist zwar auch im Stande sich fortzupflanzen, hat aber als ein wahrer Zwitter beyderley Geschlechtstheile an sei - nem Leibe, und muß vorher, wenn es Thier ist, die bey sich habenden weiblichen Eyer - chen mit männlichem Samen – und wenn es Pflanze ist, seine weiblichen Samen - körner mit männlichem Blumenstaub – begießen und dadurch befruchten, ehe sich ein Junges daraus bilden kann. Dieß ist der Fall bey den mehresten Gewächsen, und im Thierreich, wie es scheint, bey manchen Muscheln.
3) Ebenfalls beide Geschlechter, wie bey den Hermaphroditen der vorigen Classe, in einem Individuo verknüpft; doch daß keines sich selbst zu befruchten im Stande ist, sondern immer ihrer zwey sich zusammen paaren und wechselseitig einander befruchten und befruchtet werden müssen. Diese son - derbare Einrichtung findet sich nur bey wenigen Thieren; beym Regenwurm, bey manchen Land-Schnecken*)Swammerdam biblia naturae p. 157 tab. 8. fig. 6. ꝛc.
344) Die beiden Geschlechter in separaten In - dividuis, von denen das eine die weiblichen Theile oder Eyer, das andere den männ - lichen befruchtenden Saft enthält. So alle rothblütige und viele andere Thiere, und so auch manche Pflanzen, wie die Palmen, der Hopfen, die mehresten Moose ꝛc.
Einige Thiere dieser Classe geben die Eyer selbst von sich, in welchen sich erst nachher das Junge vollends ausbildet. Dieß sind die eyerlegenden Thiere (oui - para). Bey andern aber wird dieß Ey so lange in der Bärmutter zurück behalten, bis das Junge vollkommen ausgebildet wor - den, und nun von seinen Hüllen befreyt zur Welt kommen kann; lebendig gebärende Thiere (viuipara).
Anm. Wie gering inzwischen der Unterschied zwischen Eyer legen und lebendig gebären sey, erweisen die Beyspiele der Blattläuse und Federbusch-Po - lypen, die sich nach den verschiedenen Jahrszeiten bald auf die eine, bald auf die andere Weise fortpflanzen; und mancher Schlangen, die zwar Eyer legen, in welchen aber schon das ganz aus - gebildete Thier enthalten ist. Gewissermaßen könnte man mit diesem letztern Falle diejenigen Pflanzen vergleichen, in deren reifen Samenkör - nern ein grüner Pflanzenkeim eingeschlossen liegt, wie z. B. bey den so genannten ägyptischen Boh - nen von der Nymphaea nelumbo.
Nachdem die organisirten Körper die Be - stimmungen ihres Lebens erfüllt haben, so35 weicht endlich alle Lebenskraft von ihnen, und sie sterben. Die wenigsten aber erreichen aber das Ziel, das ihnen die Natur zum Laufe ihres Lebens vorgesteckt hat, sondern tausenderley Zufälle verkürzen ihnen diesen Weg, meist lange vor der bestimmten Zeit. So rechnet man z. B., daß von 1000 gebornen Men - schen nur ungefähr 78 für Alter sterben; und von den großen furchtbaren Amphibien, Cro - codilen, Riesenschlangen ꝛc. erreicht vielleicht nicht das tausendste sein gesetztes Alter und Größe. Nach dem Tode der Thiere und Pflanzen wird ihr Körper durch Gährung, Fäulniß oder Verbrennen, kurz durch die chemische Zersetzung seiner Urstoffe allmählich aufgelöset, mithin ihr Organismus zerstört, und ihre Asche endlich mit der übrigen Erde vermengt, die ihnen vorher Nahrung und Aufenthalt gegeben hatte.
So endlos vielartig die Bildung und der Bau der Thiere ist, so scheinen sie doch sämmtlich (oder höchstens bis auf wenige Aus - nahmen mancher so genannten Infusionsthier - chen ꝛc. ) den Mund (§. 3.) mit einander ge - mein zu haben, durch welchen sie dem Körper seine Nahrung zuführen: und statt daß die Pflanzen ihren sehr einfachen Nahrungssaft aus Luft, Wasser und Erde einsaugen, so ist hingegen der Thiere ihr Futter äußerst man - nigfaltig; und wird beynahe ohne Ausnahme aus den organisirten Reichen selbst entlehnt; und sie müssen es, durch die peinlichen Ge - fühle des Hungers getrieben, mittelst will - kürlicher Bewegung zu sich nehmen, um dadurch ihre Selbsterhaltung zu bewirken.
Bey den insgemein so genannten voll - kommneren Thieren wird der abgesonderte Nahrungssaft zuvor mit dem Blute, das in seinen Adern circulirt, vermischt, und von da erst in die übrigen Bestandtheile des Körpers37 abgesetzt. Dieses eigentlich so genannte Blut ist von rother Farbe, aber in Rücksicht seiner Wärme bey den verschiedenen Classen dieser rothblütigen Thiere von doppelter Verschie - denheit. Bey den einen (nähmlich bey den Amphibien und Fischen) hält es meist unge - fähr die Temperatur des Mediums, in wel - chem sie sich befinden, daher sie kaltblütig genannt werden. Bey den andern aber, die deßhalb warmblütig heißen (den Säuge - thieren und Vögeln), zeigt es in ihrem voll - kommen belebten Zustande immer eine Wärme von ungef. 100 Gr. Fahrenh. mehr oder we - niger. Der Saft hingegen, welcher bey den so genannten weißblütigen Thielen (nähm - lich bey den Insecten und Gewürmen) die Stelle des Bluts vertritt, unterscheidet sich besonders durch den Mangel der rothen Kü - gelchen, von jenem eigentlich so genannten Blute.
Das Blut der Thiere mag nun aber weiß oder roth, kalt oder warm seyn, so muß es im gesunden Zustande immer mit frischen Por - tionen eines zum Leben nothwendigen Stoffes (– des so genannten Sauerstoffs oder Oxy - gens –) aus der atmosphärischen Luft oder aus dem Wasser geschwängert werden, woge - gen es gleiche Portionen eines andern Stoffes38 (– des Kohlenstoffes oder Carbones –) aus dem Körper wiederum fortschafft. Zu diesem merkwürdigen lebenswierigen Proceß in dem belebten thierischen Laboratorium dient vorzüg - lichst das Athemhohlen; welches die roth - blütigen Thiere entweder durch Lungen, oder wie die Fische durch Kiemen; die weißblütigen aber mittelst mancherley anderer analogen Organe verrichten.
Nur diejenigen Thiere, die mit Lungen versehen sind können auch Stimme (vox) von sich geben. Der Mensch hat sich außer der ihm angebornen Stimme auch noch die Rede (loquela), erfunden.
Die Organe, wodurch die willkürlichen Bewegungen unmittelbar vollzogen werden, sind die Muskeln, die bey den rothblütigen Thieren das eigentlich so genannte Fleisch aus - machen. Nur bey einigen ganz einfach ge - bauten Thieren, wie die Polypen, sind diese Bewegungs-Organe von dem übrigen gallerti - gen Stoffe nicht zu unterscheiden.
Außerdem finden sich aber auch einige we - nige Muskeln, über welche der Wille nichts vermag. So z. B. das Herz, als welches39 lebenslang unaufhörlich (– beym Menschen ungefähr 4500 Mahl in jeder Stunde –) und zwar ohne wie andere Muskeln zu ermü - den, oder endlich zu schmerzen, als Haupt - triebfeder des Blutumlaufs, in seiner schla - genden Bewegung ist.
Beyde Arten von Muskeln aber, die un - willkürlichen sowohl als die, so sich nach dem Entschlusse des Willens bewegen, bedürfen zu diesem ihren Bewegungsvermögen des Ein - flusses der Nerven.
Diese Nerven entspringen aus dem Ge - hirn und aus dem Rückenmark, und es scheint, daß die Größe der beyden letztern in Vergleichung zur Dicke der daraus entstehen - den Nerven mit den Geisteskräften der Thiere im umgekehrten Verhältniß stehe*)Diese scharfsinnige Bemerkung gehört dem Hrn. Hofr. Sömmerring. s. Dessen Diss. de basi encephali p. 17., so daß der Mensch von allen das größte Gehirn, in Vergleichung seiner sehr dünnen Nerven, hat; da hingegen einfältige Thiere, wie z. B. die hieländischen Amphibien, dicke Nerven bey einem sehr kleinen Gehirne haben.
Außer dem Einfluß, den die Nerven auf die Muskelbewegung haben, ist ihr zweytes Geschäft, auch der Seele die äußern Eindrücke auf den thierischen Körper, durch die Sinne mitzutheilen. Die Beschaffenheit der Sinn - werkzeuge ist aber in den verschiedenen Thier - Classen selbst sehr verschieden. So erhalten z. B. viele Thiere offenbar allerhand sinnliche Eindrücke, ohne daß wir doch die Sinnwerk - zeuge an ihnen entdecken können, die bey an - dern zu solchen Eindrücken nothwendig sind. Die Schmeißfliege z. B. und viele andere In - secten haben Geruch, ob wir gleich keine Nase an ihnen wahrnehmen u. dergl. m.
Anm. Manche haben die Zahl der fünf Sinne über - haupt auf wenigere einschränken, andere hingegen dieselbe mit neuen vermehren wollen. Vanini z. B. und viele nach ihm hielten das Gefühl bey Befriedigung des Sexual-Triebes für einen sechsten Sinn. Jul. Cäs. Scaliger das Gefühl beym Kitzeln unter den Achseln für einen 7ten. So hält 8tens Spallanzani das Gefühl, wodurch sich die Fledermäuse bey ihrem Flattern im Fin - stern für den Anstoß sichern; so wie 9tens Dar - win das Gefühl für Wärme und Kälte für be - sondere Sinne.
Durch den anhaltenden Gebrauch werden Nerven und Muskeln ermüdet, und sie brauchen von Zeit zu Zeit Ruhe zur Samm - lung neuer Kräfte, die ihnen der Schlaf41 gewährt. Dem Menschen und den mehresten von Gewächsen lebenden Thieren ist die Nacht zu dieser Erhohlung angewiesen; doch halten sich auch manche von diesen, wie z. B. der Siebenschläfer ꝛc., besonders aber viele Raub - thiere, wohin zumahl die mehresten Fische gehören, auch manche Insecten und Gewürme, am Tage verborgen und gehen des Nachts ihren Geschäften nach, weshalb sie animalia nocturna genannt werden.
Außer diesem Erhohlungsschlaf findet sich in der Oeconomie vieler Thiere noch die sehr bequeme Einrichtung, daß sie einen beträcht - lichen Theil des Jahrs, und zwar gerade die rauhesten Monathe, da es ihnen schwer wer - den würde, für ihre Erhaltung zu sorgen*)„ Ergo in hiemes aliis prouisum pabulum, aliis pro cibo somnus. “Plinius., in einem tiefen Winterschlaf zubringen. Sie verkriechen sich, wenn diese Zeit kommt, an sichere, schaurige Orte; und fallen mit ein - brechender Kälte in eine Art von Erstarrung, aus der sie erst durch die erwärmende Früh - lingssonne wieder erweckt werden. Diese Er - starrung ist so stark, daß die warmblütigen Thiere während dieses Todtenschlafs nur un - merkliche Wärme übrig behalten (– s. oben S. 7. –), und daß die Puppen vieler In -42 secten, die zu gleicher Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfroren sind, daß sie, dem Leben des darin schlafenden Thie - res unbeschadet, wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man sie auf die Erde fallen läßt.
So viel bekannt, hält doch kein einziger Vogel, hingegen die mehresten Amphibien, Winterschlaf.
Von den Seelenfähigkeiten sind manche dem Menschen mit den mehresten übrigen Thieren gemein, wie z. B. die Vorstel - lungskraft, die Aufmerksamkeit, und so auch die beiden so genannten innern Sinne, Gedächtniß nähmlich und Einbildungs - kraft.
Andere sind fast bloß den übrigen Thieren eigen, so daß sich beym Menschen nur wenige Spuren davon finden, nähmlich die so ge - nannten Naturtriebe oder Instincte. Da - gegen er hinwiederum im ausschließlichen Be - sitz der Vernunft ist.
Der Instinct*)Herm. Sam. Reimarus Betr. über die Triebe der Thiere. 4te Ausg. Hamb. 1798. 8. ist das Vermögen der Thiere, aus einem angebornen, unwillkür -43 lichen, inneren Drange, ohne allen Unter - richt, von freyen Stücken, sich zweckmäßigen, und zu ihrer und ihres Geschlechts Erhaltung abzielenden Handlungen zu unterziehen.
Daß diese wichtigen Handlungen wirklich ganz unüberlegt, bloß nach ursprünglichen Ge - setzen der Nothwendigkeit, und gleichsam ma - schinenmäßig vollzogen werden, wird durch zahlreiche Bemerkungen erweislich, wie z. B., daß die Hamster auch todten Vögeln doch zuerst die Flügel zerbrechen, ehe sie weiter an - beißen; daß junge Zugvögel, die man ganz einsam im Zimmer erzogen hat, doch im Herbst den innern Ruf zum Fortziehen fühlen, und im Käfich bey allem guten Futter und Pflege unruhig werden.
Unter den mancherley Arten dieser thieri - schen Triebe sind besonders die so genannten Kunsttriebe merkwürdig, da sich nähmlich so viele warmblütige Thiere und Insecten ohne alle Anweisung und ohne alle vorgängige Uebung*)„ Nascitur ars ista, non discitur. “Seneca., (als welche bey so vielen gar nicht Statt fin - den kann; wie z. B. bey den Seidenwür - mern ꝛc., die nur Ein für alle Mahl in ihrem Leben davon Gebrauch machen können, und wo folglich schlechterdings erster Versuch und Meisterstück eins seyn muß), so ungemein44 künstliche Wohnungen, Nester, Gewebe ꝛc. zu ihrem Aufenthalte, zur Sicherheit für ihre Junge, zum Fang ihres Raubes, und zu viel - fachen andern Zwecken zu verfertigen wissen.
Der Mensch zeigt außer den Sexualtrieben wenig andere Spuren von Instinct: angeborne Kunsttriebe aber hat er vollends ganz und gar nicht. Was ihn hingegen für diesen scheinba - ren Mangel entschädigt, ist der Gebrauch der Vernunft.
Diese mag nun entweder eine ausschließ - lich eigenthümliche Fähigkeit der menschlichen Seele, oder aber ein unendlich stärkerer Grad einer Fähigkeit seyn, wovon manche Thiere auch einige schwache Spur hätten; oder eine eigene Richtung der gesammten menschlichen Seelenkräfte u. s. w. so liegt wenigstens der gedachte auszeichnende Vorzug, den der Mensch durch den Besitz derselben erhält, un - widerredlich am Tage.
Denn da ihm die ganze bewohnbare Erde zum Aufenthalt offen steht, und fast die ganze organisirte Schöpfung zur Speise überlassen ist, so erzeugt freylich eben die große Ver - schiedenheit der Climate, die er bewohnen soll, und der Nahrung, die ihm der Ort seines Aufenthalts gestattet, eben so verschiedene Be - dürfnisse, die er durch keinen einförmigen45 Kunsttrieb, aber wohl durch den Gebrauch seiner sich nach den Umständen gleichsam ac - commodirenden Vernunft auf eben so mannig - faltige Weise zu stillen vermag.
Wie unendlich aber der Mensch schon durch diesen einzigen Vorzug über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben werde, beweiset die unbeschränkte Herrschaft, womit er über alle Triebe und über die Lebensart, Haushaltung ꝛc. mit einem Worte, über das ganze Naturell dieser seiner Mitgeschöpfe nach Willkür disponiren, die furchtbarsten Thiere zähmen, ihre heftigsten Triebe dämpfen, sie zu den kunstreichsten Handlungen abrich - ten kann u. s. w.
Anm. Um sich überhaupt zu überzeugen, wie sehr der cultivirte Mensch Herr der übrigen Schöpfung auf dieser Erde ist, braucht man sich bloß an die Umschaffung zu erinnern, die er seit Entdeckung der neuen Welt mit ihr und der alten wechsel - seitig vorgenommen hat! Was für Gewächse und Thiere er aus dieser in jene übergepflanzt hat, wie z. B. Reis, Caffee ꝛc., Pferde, Rindvieh ꝛc. und was er v. v. von dorther nun wieder in sei - nem Welttheile einheimisch gemacht, wie z. B. Cartoffeln, Tabak, wälsche Hühner u. s. w.
Am auffallendsten erweist sich die allein auf den Vorzug der Vernunft beruhende Herr - schaft des Menschen über die übrige thierische Schöpfung durch die so genannten Haus -46 thiere; worunter man in engerer Bedeutung diejenigen warmblütigen Thiere versteht, so der Mensch zu Befriedigung wichtiger Be - dürfnisse und überhaupt zu beträchtlicher Be - nutzung absichtlich ihrer Freyheit entzogen und sich unterjocht hat. Im weitern Sinne kann man aber auch die Bienen und Seidenwür - mer, so wie die Cochenill-Insecten dahin rechnen.
Anm. 1. Unter jenen Hausthieren im engern Sinne ist eine dreifache Verschiedenheit zu bemerken. Von manchen nähmlich bat der Mensch die ganze Gattung ihrem freyen Naturzustande entzogen, und sich unterwürfig gemacht, wie z. B. das Pferd. Von andern, die er sich zwar auch ins Haus zieht, existirt doch aber noch die ursprünglich wilde Stammrasse wie vom Rindvieh, Schwein, Katze, Renthier, den beyderley Cameelen der alten Welt, und dem so genannten Meiergeflügel. Der Ele - phant endlich pflanzt sich gar nicht in der Gefan - genschaft fort, sondern jeder, der zum Dienst des Menschen gebraucht werden soll, muß erst aus der Wildheit eingefangen, gezähmt und abgerichtet werden.
Anm. 2. Die eigentlich so genannten Hausthiere va - riiren zwar häufig in der Farbe; und manche der darunter gehörigen Säugethiere zeichnen sich auch durch einen hängenden Schwanz und schlappe Ohren aus, aber keins von beyden ist ein bestän - diges Kennzeichen der Unterjochung. (– Ueber die Hausthiere s. mit mehrern den gothaischen Hof-Kalender vom Jahre 1796. –)
Das ganze Thierreich läßt sich füglich nach dem Linnéischen System unter folgende sechs Classen bringen:
47I. Cl. Säugethiere (mammalia), Thiere mit warmen rothen Blut, die ihre Junge lebendig zur Welt bringen, und sie dann einige Zeit lang mit Milch an Brüsten säugen.
II. Cl. Vögel, Thiere mit warmen rothen Blut, die aber Eyer legen, und Federn haben.
III. Cl. Amphibien, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Lungen Athem hohlen.
IV. Cl. Fische, Thiere mit kaltem rothen Blut, die durch Kiefern, und nicht durch Lungen, athmen.
V. Cl. Insecten, Thiere mit kaltem weißen Blut, die Fühlhörner (antennas) am Kopf, und eingelenkte (hornartige) Be - wegungswerkzeuge haben.
VI. Cl. Gewürme (vermes), Thiere mit kaltem weißen Blut, die keine Fühlhör - ner, sondern meist Fühlfäden (tentacula) und meines Wissens nie eingelenkte Be - wegungswerkzeuge haben*)Dieser von der Beschaffenheit der Bewegungs - werkzeuge hergenommene Charakter dünkt mich minder unbestimmt, als die, wodurch man bisher Insecten und Gewürme von einander zu unter - scheiden gesucht hat..
Die Säugethiere haben das warme rothe Blut mit den Vögeln gemein; aber sie ge - bären lebendige Junge: und ihr Hauptcha - rakter, der sie von allen übrigen Thieren un - terscheidet, und von dem auch die Benennung der ganzen Classe entlehnt ist, sind die Brüste, wodurch die Weibchen ihre Junge mit Milch ernähren. Die Anzahl und Lage der Brüste ist verschieden. Meist sind ihrer noch Ein Mahl so viel, als die Mutter ge - wöhnlicher Weise Junge zur Welt bringt; und sie sitzen entweder an der Brust, oder am Bauche, oder zwischen den Hinterbeinen*)Ueberhaupt sind die Brüste von allen Organen der Säugethiere die einzigen, die nach Verschie - denheit der Gattungen sowohl in der Anzahl als Lage so vielartig variiren.An manchen, wie meines Wissens z. B. am Stachelschwein, waren sie gar noch nicht aufge - funden. Ich sehe aber an zwey ungebornen der genannten Thiere in meiner Sammlung, daß sie vier Zitzen haben, die paarweise an einer frey - lich unerwarteten Stelle, nähmlich seitwärts dicht hinter dem Schultergelenk sitzen. Und so findet50 man sie vielleicht auch noch an irgend einer un - gewöhnlichen Stelle beym Schnabelthier, an welchem wunderlichen anomalischen Geschöpf sie bisher ebenfalls noch nicht bemerkt worden..
Der Körper der allermehresten [wo nicht aller*)Denn selbst die Haut des Wallfisches ist hin und wieder, an den Lippen ꝛc. dünn behaart, auch hat er Augenwimpern ꝛc.] Säugethiere ist mit Haaren von sehr verschiedener Stärke, Länge und Farbe besetzt; die auch bey einigen als Wolle ge - kräuselt, oder als Borsten straff und strup - pig sind, oder gar wie beym Igel ꝛc. steife Stacheln bilden. Bey manchen sind die Haare an besondern Stellen als Mähne oder Bart verlängert; und bey einigen, wie bey den Pferden, Hunden ꝛc. stoßen sie an bestimm - ten Stellen in entgegengesetzter Richtung an ein - ander und machen so genannte Näthe (sutu - ras). Bey manchen, wie z. B. bey den Seehunden ꝛc. ändert sich die Farbe mit dem Alter. Auch sind manche durch die Kälte (§. 16.) bey uns im strengen Winter, im Norden aber Jahr aus Jahr ein, entweder grau, wie das Eichhörnchen (Grauwerk), oder schneeweiß, wie das große Wiesel (Herme - lin) ꝛc. Wenn hingegen diese weiße Farbe zugleich mit lichtscheuen Augen und rothen Pupillen verbunden ist, wie bey den so ge -51 nannten Kackerlacken im Menschengeschlecht und unter manchen anderen Gattungen von warmblütigen Thieren, so ist es die Folge einer wirklich kränklichen Schwäche.
Der Aufenthalt der Säugethiere ist sehr verschieden. Die mehresten leben auf der Erde; manche wie die Affen, Eichhörn - chen ꝛc., fast bloß auf Bäumen; einige, wie der Maulwurf, als eigentliche animalia sub - terranea unter der Erde; andere bald auf dem Lande bald im Wasser, wie die Biber, Seebären; und noch andere endlich bloß im Wasser, wie die Wallfische. – Hiernach sind nun auch ihre Füße oder ähnliche Be - wegungswerkzeuge verschieden. Die mehresten haben vier Füße; der Mensch nur zwey, aber auch zwey Hände; die Affen hingegen haben vier Hände. Die Finger und Zehen derjeni - gen Säugethiere, die im Wasser und auf dem Lande zugleich leben, sind durch eine Schwimmhaut verbunden. Bey den Fleder - mäusen sind die an den Vorderfüßen ungemein lang und dünne; und zwischen ihnen ist eine zarte Haut ausgespannt, die zum Flattern dient. Die Füße mancher Wasserthiere aus dieser Classe sind zum Rudern eingerichtet, und bey den Wallfischen ähneln sie gar einiger Maßen den Flossen der Fische; doch daß die52 Hinterflossen ohne Knochen sind, und hori - zontal, nicht wie ein Fischschwanz vertical, liegen. Einige wenige Säugethiere (solidun - gula) haben Hufe; viele aber (bisulca) ge - spaltene Klauen. Die mehresten gehen (zu - mahl mit den Hinterfüßen) bloß auf den Zehen; einige aber, wie der Mensch, und gewisser Maßen auch die Affen, Bären, Ele - phanten u. a.m. auf der ganzen Fußsohle bis zur Ferse.
Die mehresten Ameisenbären, die Schup - penthiere, und einige Wallfische ausgenom - men, sind die übrigen Säugethiere mit Zäh - nen versehen, die man in Vorderzähne*)Bey den mehresten sitzen die obern Vorderzähne in einem besondern (– einfachen oder gepaar - ten –) Knochen, der das os intermaxillare ge - nannt wird; von dessen merkwürdigen Besonder - heiten ich in der 3ten Ausg. der Schrift de gene - ris humani varietate natiua, 1795. 8. S. 34. u. f. und im Handb. der vergleichend. Anatomie S. 21 u. f. ausführlich gehandelt habe. – In den Abbild. nat. hist. Gegenst. ist er Tab. 52. am Schedel des Orangutangs zu sehen. (primores s. incisores), Eckzähne oder Spitzzähne (caninos s. laniaros), und Backenzähne (molares), eintheilt. Die letztern zumahl sind nach der verschiedenen Nahrung dieser Thiere auch verschiedentlich gebildet. Bey den fleischfressenden nähmlich ist die Krone zackig und scharf; bey den gras -53 fressenden oben breit und eingefurcht; und bey denen, die sich, so wie der Mensch, aus beyden organisirten Reichen nähren, in der Mitte eingedruckt, und an den Ecken abge - rundet.
Manche Säugethiere, wie z. B. der Ele - phant und der Narhwal, haben große promi - nirende Stoßzähne (dentes exserti); andere, wie z. B. das Wallroß, Hauzähne ꝛc.
Bloß unter den Säugethieren, und zwar nur unter den grasfressenden, gibt es wirklich wiederkauende Gattungen, bey welchen nähmlich das zuerst bloß flüchtig zerbissene und geschluckte Futter bissenweise wieder durch den Schlund zurück getrieben, und nun erst recht durchkaut und dann zum zweyten Mahl ge - schluckt wird.
Zu diesem Zweck haben die wiederkauenden Thiere eine eigne Einrichtung des Gebisses; indem ihre Backenzähne wie mit sägeförmigen Queerfurchen ausgeschnitten sind, und die Kro - nen derselben nicht horizontal liegen, sondern schräg ausgeschlägelt sind, so daß an denen im Oberkiefer die Außenseite, an denen im untern aber die nach der Zunge hingerichtete innere Seite die höchste ist. Dabey haben sie einen schmalen Unterkiefer, der eine sehr freye54 Seitenbewegung gestattet, wodurch denn, wie der Augenschein lehrt, der Mechanismus dieser sonderbaren Verrichtung von dieser Seite be - wirkt wird.
Anm. 1. Bey den ruminantibus, die zugleich gespaltene Klauen haben (bisulca), kommt nun außerdem noch der vierfache Magen hinzu, dessen innerer Bau und Mechanismus überaus merkwürdig ist. Das zum ersten Mahl geschluckte noch bald rohe Futter gelangt nähmlich in den ungeheuern ersten Magen (rumen, magnus ven - ter, franz. le double, l'herbier, la panse, der Pansen, Wanst), als in ein Magazin, worin es nur ein wenig durchweicht wird. Von da wird eine kleine Portion dieses Futters nach der andern mittelst des zweyten Magens (reticu - lum, franz. le bonnet, le reseau, die Haube, Mütze, das Garn), der gleichsam nur ein An - hang des ersten ist, aufgefaßt und wieder durch den Schlund hinauf getrieben. Nun wird der wiedergekaute, zum zweyten Mahl geschluckte Bissen durch eine besondere Rinne, ohne wieder durch die beyden ersten Mägen zu passiren, gleich aus dem Schlunde in den dritten (echinus, centipellio, omasus, franz. le feuillet, le pseautier, das Buch, der Psalter, der Blätter - magen) geleitet, wo er von da endlich zur völ - ligen Verdauung in den vierten (abomasus, franz. la caillette der Laab, die Ruthe, der Fettmagen) gelangt, der dem Magen anderer Säugethiere am nächsten kommt*)Mehr davon s. im Handb. der vergleichend. Anatomie S. 130 u. f..
Anm. 2. Der allgemeine, auf alle wiederkauende Thiere überhaupt passende Haupt-Nutzen der Rumination scheint mir noch gänzlich unbe - kannt.
Außer den Klauen, Zähnen ꝛc. sind viele Säugethiere auch mit Hörnern als Waffen versehen. Bey einigen Gattungen, wie beym Hirsch, Reh ꝛc. sind die Weibchen ungehörnt; bey andern, wie beym Renthier und im Zie - gengeschlecht, sind ihre Hörner doch kleiner als der Männchen ihre. Anzahl, Form und Lage, besonders aber die Textur der Hörner, ist sehr verschieden. Beym Ochsen-Ziegen - und Ga - zellengeschlecht sind sie hohl, und sitzen wie eine Scheide über einem knöchernen Zapfen oder Fortsatz des Stirnbeins. Die Hörner der beyderley Rhinocer sind dicht, und bloß mit der Haut auf der Nase verwachsen. Beym Hirschgeschlecht hingegen sind sie zwar ebenfalls solide, aber von mehr knochenartiger Textur, und ästig. Sie heissen dann Geweihe, und werden gewöhnlich alljährlich abgeworfen und neue an ihrer Statt reproducirt.
Die Oeffnung des Afters wird bey den mehresten Säugethieren durch den Schwanz bedeckt, der eine Fortsetzung des Kuckucksbeins (coccyx), und von mannigfaltiger Bildung und Gebrauch ist. Er dient z. B. manchen Thieren sich der stechenden Insecten zu erweh - ren; vielen Meerkatzen und einigen andern americanischen und Neu-holländischen Thieren56 statt einer Hand, um sich daran halten, oder damit fassen zu können (cauda prehensilis, Rollschwanz); den Springhasen zum Sprin - gen (cauda saltatoria), dem Känguruh zum Gleichgewicht bey seiner aufrechten Stellung und zur Verteidigung ꝛc.
Auch sind am Körper einiger Thiere dieser Classe besondere Beutel von verschie - dener Bestimmung zu merken. So haben viele Affen, Paviane, Meerkatzen, auch der Hamster u. a., die Backentaschen (thesauri, Fr. salles), um Proviant darin einschleppen zu können. Beym Weibchen der Beutelthiere liegen die Zitzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Junge verkriechen.
Manche Säugethiere, wie z. B. die meh - resten größern grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingen, wie z. B. die Raubthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich.
Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die so genannte Nachgeburt (secundi - nae) in Verbindung, welche aber von ver - schiedener Gestaltung ist; da sie z. B. im Menschengeschlecht einen einfachen größern57 Mutterkuchen (placenta) bildet, hinge - gen bey den wiederkauenden Thieren mit ge - spaltenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zerstreute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledones) vertheilt ist u. s. w.
Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen, auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hin - gegen die Säugethiere. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Men - schen auf die mannigfaltigste Weise brauchbar. Aus keiner andern Classe von Thieren hat er sich so treue, dienstfertige und arbeitsame Ge - hülfen zu schaffen gewußt; keine ist ihm zu seinem unmittelbaren Gebrauch und zu seiner Selbsterhaltung so unentbehrlich als diese. – Ganze Völker des Erdbodens können mit einer einzigen Art von Säugethieren fast alle ihre dringendsten Bedürfnisse befriedigen. So58 die Grönländer mit dem Seehund; die Lappen, Tungusen ꝛc. mit dem Renthier; die Aleuten mit dem Wallfisch.
Die vielfache Brauchbarkeit der Säu - gethiere fürs Menschengeschlecht reducirt sich vorzüglich auf folgendes. Zum Reiten, zum Zug, Ackerbau, Lasttragen u. s. w.: Pferde, Maulthiere, Esel, Ochsen, Büffel, Renthiere, Elephanten, Camele, Llamas, Hunde. Zur Jagd, zum Bewachen ꝛc. Hunde. Zum Mausen und Vertilgen ande - rer schädlichen Thiere: Katzen, Igel, Amei - senbären ꝛc. Zur Speise: das Fleisch vom Rindvieh, Schafen, Ziegen, Schweinen, vom Hirschgeschlecht, von Hasen, Kanin - chen, u. s. w. Ferner Speck, Schmalz, Blut, Milch, Butter, Käse. Zur Klei - dung, zu Decken, Zelten ꝛc. Pelzwerk, Leder, Haare, Wolle ꝛc. Zum Brennen: Talg, Fischthran, Wallrath*)Nahmentlich auch das durch die Kunst aus dem macerirten Fleisch von Pferden u. a. Quadrupe - den bereitete. S. Voigts neues Magazin. II. B. S. 772 u. f.. Zum Schreiben, Bücherbinden ꝛc. Perga - ment, Leder. Für andere Künstler und zu allerhand Gebrauch: Borsten, Haare (zumahl Menschen - und Pferde Haar), Ge - weihe Hörner, Klauen, Elfenbein u. a.59 Zähne, Fischbein, Knochen, Blasen. Därme, Sehnen und Knochen zu Tischerleim. Därme zu Saiten. Blut zu Berliner - blau u. a. Farben. Knochn und Huf zu Beinschwarz, Hornschwarz ꝛc. Fett und Mark zu Seife. Mist zum Dünger, zur Feuerung, zu Salmiak ꝛc. Endlich zur Arzney: Bisam, Bibergeil, Hirsch - horn, Milch ꝛc.
Von der andern Seite sind aber freylich mehrere Thiere dieser Classe dem Menschenge - schlecht unmittelbar oder mittelbar nachthei - lig. Manche reißende Thiere, besonders aus dem Katzen-Geschlecht, fallen Menschen an. Eben diese und noch manche andere, z. B. die Wiesel, Marder, Iltisse, Vielfraße, Fischottern, Wallfische ꝛc. vertilgen viele nutz - bare Thiere: – oder schaden den Ge - wächsen, Bäumen, Gartenfrüchten, dem Getreide u. s. w. wie die Feldmäuse, Hamster, Leming, Hirsche, Hasen, Biber, Affen, Elephanten, Rhinocer, Nilpferde ꝛc. oder gehen andern Eßwaaren nach; wie Ratten, Mäuse, Fledermäuse usw. Gift scheint kein einziges Thier dieser Classe zu besitzen, außer in der Wuth und Wasserscheue, der zumahl die aus dem Hundegeschlecht aus - gesetzt sind.
Man hat verschiedene künstliche, d. h. bloß von einzelnen zum Classificationsgrunde gelegten Charaktern entlehnte Systeme (sy - stemata artificialia), nach welchen verdiente Naturforscher die Säugethiere zu ordnen ver - sucht haben. Aristotelis Eintheilung z. B. ist auf die allgemeinste Verschiedenheit der Zehen und Klauen gegründet, und die haben auch Ray u. a. zum Grunde gelegt, und nach der Zahl der Zehen ꝛc. weiter be - arbeitet. Aber hierbey müssen die verwandte - sten und im Ganzen noch so ähnlichen Gattun - gen von Ameisenbären, Faulthieren ꝛc. ge - trennt, und in ganz verschiedene Ordnungen versetzt werden, bloß weil die eine mehr, die andere weniger Zehen hat. Linné hat die Zähne zum Classificationsgrund gewählt, ein Weg, auf dem man aber nicht minder, bald auf die unnatürlichsten Trennungen, bald auf die sonderbarsten Verbindungen stößt*)„ Non enim methodicorum scholis se adstrin - gere voluit natura – systemata artificialia nostra flocci faciens. “Pallas. Das Geschlecht der der Fledermäuse muß nach des Rit - ters Entwurf, wegen des verschiedenen Ge - bisses bey einigen Gattungen, wenigstens in drey verschiedene Ordnungen zerstückt werden; so die beyderley Nashörner in zwey; – Da - gegen kommt der Elephant mit den Panzer -61 thieren, und den formosanischen Teufelchen in eine gemeinschaftliche Ordnung ꝛc.
Ich habe daher ein im Ganzen natür - licheres System der Säugethiere zu entwer - fen getrachtet, wobey ich mehr auf den To - talhabitus dieser Thiere gesehen, doch vor - züglich die Bewegungswerkzeuge, weil sie am leichtesten in die Augen fallen und dem Total - habitus sehr angemessen sind, zum Grund der Ordnungen gelegt, aber zweye derselben, welche vielartige Geschöpfe begreifen, wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in einige Familien unterabgetheilt, und diese mit den bekannten Nahmen einiger Linneischen Ordnungen bezeichnet: und so die ganze Classe folgender Maßen geordnet:
I. Ordn. Bimanus. Der Mensch mit zwey Händen.
II. Quadrumana. Thiere mit vier Händen. Affen, Paviane, Meerkatzen und Makis.
III. Chiroptera. Die Säugethiere deren Vorderfüße Flatterhäute bilden (§. 43.). Die Fledermäuse.
IV. Digitata. Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. – Diese Ordnung zerfällt nach der Verschiedenheit des Gebis - ses in folgende drey Familien:
62A) Glires. Mit mauseähnlichem Gebiß. Eichhörnchen, Hasel - und andere Mäuse, Murmelthiere, Meerschwein - chen ꝛc. Springmäuse, Hasen, Sta - chelschweine.
B) Ferae. Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Ge - schlechter mit ähnlichem Gebiß. Igel, Spitzmäuse, Maulwürfe, Beutelthiere, Viverren, Wisel, Bären, Hunde ꝛc. Löwen ꝛc.
C) Bruta. Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vorderzähne ꝛc. Faulthiere, Amei - senbären, Schuppenthiere, Panzerthiere.
V. Solidungula. Pferd ꝛc.
VI. Bisulca. Die wiederkauenden Thiere mit gespaltenen Klauen.
VII. Multungula. Meist sehr große, oder unförmliche, borstige oder dünnbehaarte Säugethiere mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Schweine (denn auch diese haben im Grunde vier Klauen) Tapir, Ele - phanten, Nashörner, Nilpferd.
VIII. Palmata. Säugethiere mit Schwimm - füßen. Wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses in obgedachte drey Familien getheilt:
63A) Glires. Biber.
B) Ferae. Seehunde ꝛc. Ottern.
C) Bruta. Das Schnabelthier, Wallroß, der Manate.
Letzterer macht von hier den schicklichsten Uebergang zur letzten Ordnung,
IX. Cetacea. Wallfische, warmblütige Thiere, die mit den kaltblütigen Fischen fast nichts als den unschicklichen Nahmen gemein ha - ben, und deren natürliche Verbindung mit den übrigen Säugethieren schon Ray voll - kommen richtig eingesehen hat*)„ Cetacea qundrupedum modo pulmonibus re - spirant, coëunt, viuos foetus pariunt, eos - demque lacte alunt, partium denique omnium internarum structura et vsu cum iis conue - niunt. “Raius.
1. Homo. Erectus, bimanus. Mentum prominulum. Dentes aequaliter ap - proximatis; incisoribus inferioribus erecti.
1. Sapiens.
Zu den äußern Kennzeichen, wodurch der Mensch selbst vom menschenähnlichsten Affen, geschweige von den übrigen Thieren zu unter - scheiden ist, gehört vorzüglich sein aufrechter Gang (als wozu sein ganzer Wuchsund Bil - dung, besonders aber seine beckenähnlichen Hüft - knochen, das Verhältniß seiner Schenkel zu den Armen und seine breiten Fußsohlen, eingerichtet sind), dann der freyeste Gebrauch zweyer voll - kommenen Hände; ferner sein prominiren - des Kinn und die aufrechte Stellung seiner untern Schneidezähne.
Das weibliche Geschlecht hat (außer der ihm in der Blüthe des Lebens eigenen Form des Bu - fens) noch ein Paar eigenthümliche Charaktere die dem männlichen und allen übrigen Thieren abgehen, nähmlich einen periodischen Blutver - lust in einer bestimmten Reihe von Lebensjahren; und dann einen besondern Theil an den Sexual - Organen, dessen Mangel oder Zerstörung als ein körperliches Kennzeichen der verletzten jungfräulichen Integrität anzusehen und wenig - stens in der Form und Lage noch bey keinem an - dern weiblichen Thiere bemerkt ist.
Was aber die Seelenfähigkeiten des Menschen betrifft, so hat er außer dem Begattungstriebe wenig Spuren von Instinct (§. 34. u. f.), Kunsttriebe aber (§. 36.) schlechterdings gar66 nicht. Dagegen ist er ausschließlich im Besitz der Vernunft (§. 37.), und der dadurch von ihm selbst erfundenen Rede oder Sprache (lo - quela), die nicht mit der bloß thierischen Stimme (vox) verwechselt werden darf (§. 25.), als welche auch den ganz jungen und selbst den stummgebornen Kindern zukommt. Und so folgt aus jenen beyden ausschließlichen Vorzü - gen das große ausschließliche Eigenthum der Menschenspecies, wodurch sie über die ganze übrige thierische Schöpfung erhoben wird, das Vermögen sich selbst zu vervollkommnen.
Der Mensch ist für sich ein wehrloses, hülfs - bedürftiges Geschöpf. Kein anderes Thier außer ihm bleibt so lange Kind, keins kriegt so sehr spät erst sein Gebiß, lernt so sehr spät erst auf seinen Füßen stehen, keins wird so sehr spät mannbar u. s. w. Selbst eine großen Vorzüge, Vernunft und Sprache, sind nur Keime, die sich nicht von selbst, sondern erst durch fremde Hülfe, durch Cultur und Erziehung ent - wickeln können; daher denn bey dieser Hülfs - bedürftigkeit und bey diesen zahllosen dringenden Bedürfnissen die allgemeine natürliche Bestim - mung des Menschen zur gesellschaftlichen Ver - bindung. Nicht ganz so allgemein läßt sich hingegen vor der Hand noch entscheiden, ob in allen Welttheilen die Proportion in der Anzahl der gebornen Knäbchen und Mädchen, und die Dauer der Zeit und der Fortpflanzungsfähigkeit bey beyden Geschlechtern so gleich sey, daß der Mensch überall so wie in Europa zur Mono - gamie bestimmt sey.
Sein Aufenthalt und seine Nahrung sind beyde unbeschränkt; er bewohnt die ganze be -67 wohnbare Erde, und nährt sich beynahe aus der ganzen organisirten Schöpfung. Und in Ver - hältniß zu seiner mäßigen körperlichen Größe, und in Vergleich mit andern Säugethieren er - reicht er ein ausnehmend hohes Alter.
Es giebt nur eine Gattung (species) im Menschengeschlecht; und alle und bekannten Völ - ker aller Zeiten und aller Himmelsstriche können von einer gemeinschaftlichen Stammrasse ab - stammen*)Ich habe dieß in der 4ten Ausgabe der Schrift de generis humani varietate natiua weiter aus - geführt.. Alle National-Verschiedenheiten in Bildung und Farbe des menschlichen Körpers sind um nichts auffallender oder unbegreiflicher als die, worin so viele andere Gattungen von organisirten Körpern, zumahl unter den Haus - thieren, gleichsam unter unsern Augen ausarten. Alle diese Verschiedenheiten fließen aber durch so mancherley Abstufungen und Uebergänge so un - vermerkt zusammen, daß sich daher auch keine andere, als sehr willkürliche Gränzen zwischen ihnen festsetzen lassen. Doch habe ich das ganze Menschengeschlecht noch am füglichsten unter fol - gende fünf Rassen zu bringen geglaubt:
1) Die caucasische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 3. und 51.
von mehr oder weniger weißer Farbe mit rothen Wangen, langem, weichem, nuß - braunem Haar (das aber einerseits ins Blonde, anderseits ins Schwarze über - geht); und der nach den europäischen Be - griffen von Schönheit musterhaftesten Sche - del - und Gesichts-Form. Es gehören dahin68 die Europäer mit Ausnahme der Lappen und übrigen Finnen; dann die westlichern Asiaten, dießseits des Ob, des caspischen Meers und des Ganges; nebst den Nordafri - canern; – also ungefähr die Bewohner der den alten Griechen und Römern bekannten Welt.
2) Die mongolische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. I.
meist waizengelb (theils wie gekochte Quitten, oder wie getrocknete Citronschalen); mit we - nigem, straffem, schwarzem Haar; engge - schlitzten Augenliedern, plattem Gesicht; und seitwärts eminirenden Backenknochen. Diese Rasse begreift die übrigen Asiaten, mit Aus - nahme der Malayen, dann die finnischen Völker in Europa (Lappen ꝛc. ), und die Es - kimos im nördlichen America von der Be - ringsstraße bis Labrador.
3) Die äthiopische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 5.
mehr oder weniger schwarz; mit schwarzem, krausem Haar; vorwärts prominirenden Kie - fern, wulstigen Lippen und stumpfer Nase. Dahin die übrigen Africaner, nahmentlich die Neger, die sich dann durch die Fulahs in die Mauren ꝛc. verlieren, so wie jede andere Menschen-Varietät mit ihren benachbarten Völkerschaften gleichsam zusammen fließt.
4) Die americanische Rasse:
Abbild. n. h. gegenst. tab. 2.
Lohfarb oder zimmtbraun (theils wie Eisenrost oder angelaufenes Kupfer); mit schlichtem, straffem, schwarzem Haar, und breitem aber nicht plattem Gesicht, sondern stark ausge -69 wirkten Zügen. Begreift die übrigen Ame - ricaner außer den Eskimos.
5) Die malayische Rasse:
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 4.
von brauner Farbe (einerseits bis ins helle Mahagoni anderseits bis ins dunkelste Nelken - und Castanienbraun); mit dichtem schwarz - lockigem Haarwuchs; breiter Nase; großem Munde. Dahin gehören die Südsee-In - sulaner oder die Bewohner des fünften Welt - theils und der Marianen, Philippinen, Mo - lucken, sundaischen Inseln ꝛc. nebst den eigent - lichen Malayen*)„ Jede dieser fünf Haupt-Rassen begreift übrigens wieder ein und das andere Volk, das sich durch seine Bildung mehr oder minder ausfallend von den übrigen derselben Abtheilung auszeichnet. Und so könnten z. B. die Hindus von der Cauca - sischen; die Schinesen und Japaner von der Mongolischen; die Hottentotten von der Aethio - pischen; so wie die Nord-Americaner von denen in der südlichen Hälfte der neuen Welt; und die schwarzen Papus auf Neuholland ꝛc. von den braunen Utaheißen u. a. Insulanern des stillen Oceans, als eigene Unterarten abgesondert werden. “ Beytr. zur Naturgesch. S. 72. der 2ten Ausg..
Von diesen fünf Haupt-Rassen muß nach allen physiologischen Gründen die caucasische als die so genannte Stamm - oder Mittel-Rasse an - genommen werden. Die beyden Extreme, worin sie ausgeartet, ist einerseits die mongo - lische, anderseits die äthiopische. Die andern zwey Rassen machen die Uebergänge. Die americanische den, zwischen der caucasischen und mongolischen, so wie die malayische den,70 zwischen jener Mittel-Rasse und der äthio - pischen*)Versteht sich nähmlich dieß alles so – daß die in den verschiedenen Welttheilen verbreiteten Völ - kerschaften nach der stärkern und längern Einwir - kung der verschiedenen Climate und anderer ob - gedachten Ursachen der Degeneration, entweder um desto weiter von der Urgestalt der Mittel - Rasse ausgeartet sind, – oder aber auch sich ihr hinwiederum mehr genähert haben. So sind z. B. die Jakuten, Koräken, Eskimos u. a. dergl. Polarvölker der mongolischen Rasse, sehr auffal - lend von der caucasischen Mittel-Rasse abgeartet; da hingegen die (wenn gleich entferntere, aber einen meist mildern Erdstrich bewohnende) ameri - canische Rasse sich derselben wiederum mehr nähert; und nur am südlichsten Ende ihres Welt - theils, nämlich an dem beeisten Feuerlande nochmals in die mongolische Gestaltung zurück - fällt – Eben so ist gegenseitig die äthiopische Rasse im brennendheißen Africa zum andern Extrem in der Stufenfolge der Menschenvarie - täten ausgeartet, die hingegen in dem schon mil - dern Neu Holland und auf den neuen Hebri - den ꝛc. zur malayischen Rasse übergeht.Wie vielen Einfluß dabey aber auch die Ver - mischung fremdartiger durch Völkerwanderung zu - sammentreffender Rassen habe, bedarf kaum erst einer Erwähnung.
Alle den fabelhaften Wust herzuzählen, womit die Menschen die N. G. ihres Geschlechts ver - unreinigt haben, lohnt sich jetzt nicht der Mühe; – doch nur Weniges von vielen.
Die vermeintlichen patagonischen Riesen z. B. sind, von Magalhaens Zeiten bis auf die unserigen, in den Erzählungen der Reisenden, von zwölf Fuß zu siebentehalb eingekrochen,71 und bleiben also wenig größer als jeder an - dere Mensch von guter Statur.
Und daß die noch neuerlich von Commerson für ein Zwergvölkchen ausgegebenen Quimos auf Madagascar nichts weiter sind als eine Art Cretine, d. h. kleine Blödsinnige mit dicken Köpfen und langen Annen (dergleichen sich im Salzburgischen, so wie im Walliserlande, zumahl aber im Piemontesischen in Menge finden), wird bey pathologischer Prüfung mehr als bloß wahrscheinlich.
Eben so sind die Kackerlacken, Blafards, Al - binos, oder weiße Mohren*)Von diesen so genannten weißen Mohren (Negres blancs) müssen die bloß weißgefleckten Neger genau unterschieden werden, deren einer, den ich in London gesehen und eine Probe von seinem weiß und schwarzen Wollhaar mitgebracht habe, in den Abbild n. h. Gegenst. tab. 21 nach dem Leben vorgestellt ist. nicht ein Mahl eine Spielart, geschweige eine besondere Gattung, sondern gleichfalls Patienten, deren Geschichte mehr in die Pathologie als in die Naturhistorie gehört.
Linnés Homo troglodytes ist ein unbegreifliches Gemisch aus der Geschichte jener preßhaften kränklichen weißen Mohren, und des Orang - utangs: – sein Homo lar hingegen ein wah - rer Affe.
Die in Wildniß unter Thieren erwachsenen Kin - der sind klägliche sittliche Monstra, die man eben so wenig, als andere durch Krankheit oder Zufall entstellte Menschen, zum Mu - ster des Meisterstücks der Schöpfung anfüh - ren darf.
72Geschwänzte Völker, von Natur geschürzte Hottentottinnen, die vorgebliche natürliche Bartlosigkeit der Americaner*)Verschiedenheit im schwächern oder stärkern Haar - wuchs ist oben bey der mongolischen und ma - layischen Rasse angegeben. Aber die gänzliche Bartlosigkeit mancher Americaner, die ist Werk der Kunst, so gut als die winzig kleinen Füßchen der schinesischen Frauenzimmer (– die Strutho - podes des Eudoxus beym Plinius –). die Sirenen, Centauren, und alle Fabeln von gleichem Schrot und Korn, verzeihen wir der guther - zigen Leichtgläubigkeit unserer lieben Alten.
Säugethiere mit vier Händen, wie es ihre Lebensart und ihr Aufenthalt auf den Bäumen erfordert. Sie sind ursprünglich wohl bloß zwischen den Wendezirkeln zu Hause**)Histoire naturelle des Singes, peints d'après nature par J. D. Audebert. Par. 1797. gr. Fol..
2. Simia. Affe. Habitus plus minus an - thropomorphus, auriculae et manus fere humanae. Nares anteriores. Dentes primores incisores, supra et infra 4. laniarii solitarii, reliquis longiores.
Bloß in der alten Welt; zwar menschenähn - licher als die Thiere der nächstfolgenden Ge - schlechter, doch aber außer den schon beym Menschengeschlecht angeführten Umständen, in ihrer ganzen Bildung, besonders auch durch die schmalen Hüften und platten Lenden, aufs auf - fallend sichtlichste vom Menschen unterschieden.
1. Satyrus. der Orangutang. S. subfusca, auri - culis minoribus, pollice manuum posterio - rum mutico, vngue destituto.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 12 unb 52.
Wie es scheint bloß auf Borneo; läßt sich, wenn er ganz jung eingefangen worden, so wie der Schimpansee und andere Affen auch, zu allerhand künstlichen Handlungen abrichten, die man aber von seinem natürlichen Betragen genau unterscheiden muß.
Ist, wie Camper aus der Zergliederung eines solchen Thiers gezeigt, weder einer menschlichen Rede, noch eines natürlichen aufrechten Gan - ges fähig.
2. Troglodytes. der Schimpansee, Pongo, Jocko, Barris. S. nigra, macrocephala, torosa, auriculis magnis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 11.
Im innern von Angola, Congo ꝛc. und tiefer landeinwärts; so wie der vorige ungefähr von der Größe eines achtjährigen Buben.
3. Lar. der Gibbon, Golok. (Linnés Homo lar. ) S. brachiis longissimis, talos at - tingentibus.
v. Schreber tab. 3.
Auf beyden indischen Halbinseln, auch auf den Molucken; hat ein rundliches, ziemlich menschenähnliches Gesicht und ungeheuer lange Arme. Ist von schwärzlicher Farbe, und wird gegen vier Fuß hoch.
744. Sylunanus. der gemeine türkische Affe. S. brachiis corpore breuioribus, natibus caluis, capite subrotundo.
v. Schreber tab. 4.
In Nordafrica, Ostindien ꝛc. Unter den un - geschwänzten Affen der gemeinste und dauerhaf - teste; der auch leicht in Europa Junge heckt; ist sehr gelehrig ꝛc. Ihm ähnelt der inuus (cyno - cephalus, Büffons magot) der auch gleiches Vaterland, mit ihm hat. Einer von beyden ist auch auf Gibraltar verwildert, und hat sich da im Freyen fortgepflanzt.
5. Rostrata. der langnasige Affe, Kahau, Bantagan (Fr. le nasique, la guenon à long nez). S. cauda mediocri, naso elon - gato, rostrato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 13.
Auf den sundaischen Inseln. Eine simia die nicht sima ist, sondern sich durch eine lange rüsselförmige Nase auffallend auszeichnet.
6. Cynomolgus. der Macacco. die (insgemein so genannte) Meerkatze. S. cauda longa, arcuata, labio leporino.
v. Schreber tab. 12.
Auf Guinea, Angola ꝛc. beynahe olivengrün. Wird unter den geschwänzten wahren Affen am häufigsten nach Europa gebracht.
3. Papio Pavian. (Fr. babouin. Engl. baboon. ) Facies prolongata, minus an - thropomorpha, nasus vtrinque tubero -75 sus, nates nudae, coccineae, cauda ple - risque*)Denn der große Pavian auf Borneo dessen furcht - bar starkes Gerippe ich im Haag gesehen, ist gänzlich ungeschwanzt; und der Mandril hin - gegen kann wohl langgeschwänzt heißen. abbreuiata. Dentes vt in simiis.
Auch bloß in der alten Welt. Ihr Kopf hat wenig menschenähnliches, bey manchen eher etwas vom Schwein, zumahl in der Schnauze. Meist sind es unbändige, und äußerst geile Thiere.
1. Mormon. der Choras. P. naso miniato ad latera caerulescente.
v. Schreber tab. 8. A. 8. B.
Auf Ceilan ꝛc. Wird gegen fünf Fuß hoch; hat, zumahl wegen der hochfarbigen abstechen - den Streifen auf und zu beyden Seiten der Nase, ein auffallendes Ansehen.
2. Maimon. der Mandril. P. facie violacea glabra, profunde sulcata.
v. Schreber tab. 7.
Auf Guinea, am Cap ꝛc. wo oft ganze Scharen Weinberge und Obstgärten plündern sollen. Kleiner als der vorige.
4. Cercopithecvs. Meerkatze. Au - riculae et manus minus humanae. Na - tes laterales. Nates tectae. Dentes vt in simiis.
Das ganze Geschlecht ist bloß im wärmern Süd-America einheimisch, wo es den einheimi - schen Indianern zu einem gemeinen Wildbret dient.
76a) Cauda prehensili, die Sapajous.
1. Paniscus. der Coaita, Beelzebub. C. ater, palmis tetradactylis absque pollice.
v. Schreber tab. 26. A. 26. B.
Hat ungemeines Geschick in seinem langen Rollschwanze*)Die sonderbare Art, wie sich ihrer mehrere gleich - sam kettenartig an einander hängen sollen, um sich von einem Baume am dießseitigen Ufer eines Flusses, auf einen jenseits gegen über stehenden zu schleudern, ist abgebildet in der Original-Aus - gabe von Ant. de Ulloa viage. Madr. 1748. fol. vol. I. p. 144. vergl. mit p. 149..
b) Cauda non prehensili, die Sanguinchen.
2. Iacchus. der Uistiti. C. iuba pilosa alba ad genas ante aures, cauda villosa annulata.
v. Schreber tab. 33.
Braun, und so klein, daß er in einer Cocos - nuß-Schale Raum hat.
5. Lemvr. Maki. Nasus acutus, dentes primores superiores 4. per paria remoti, inferiores 4-6. porrecti, compressi, incumbentes; laniarii solitarii, ap - proximati**)Gotth. Fischer's Anatomie der Maki I. B. Frankf. 1804. 4. mit Kupf..
1. Tardigradus. der Loris. (cucang.) L. ecaudatus.
v. Schreber tab. 38.
Auf Ceilan; hat die Größe und Farbe des Eichhörnchens, schlanke dünne Beine ꝛc. und so wie die folgende Gattung am Zeigefinger der Hinterfüße eine spitzige Kralle, an allen übrigen Fingern aber platte Nägel.
772. Mongoz. der Mongus. L. facie nigra, corpore et cauda griseis.
v. Schreber tab. 39. A. 39. B.
So wie einige verwandte Gattungen auf Madagascar und den benachbarten Inseln. Die Hinterfüße sind viel länger als die vordern. Sein Fell hat, wie bey manchen Affen, einen specifiken Geruch, fast nach Ameisenhaufen.
Die Finger der Vorderfüße sind, den Dau - men ausgenommen, länger als der ganze Kör - per dieser Thiere; und zwischen denselben ist die zarte Flatterhaut ausgespannt (§. 43.). Daher können sie eben so wenig als die Affen mit ihren Händen, oder die Faulthiere mit ihren hakenförmigen Kletterkrallen ꝛc. bequem auf der Erde gehen.
6. Vespertilio. Fledermaus (Fr. chauvesouris. Engl. bat.) Pollex palma - rum et digiti plantarum breues, reliqui longissimi, membranae expansili inter - texti, pro volatu.
Ein weitläuftiges Geschlecht von animalibus nocturnis, dessen verschiedene Gattungen in alle fünf Welttheile verbreitet sind.
a) Dentibus primorbius 4. vtrinque.
1. Spectrum. der Vampyr. V. ecaudatus, naso infundibuliformi lanceolato.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 31.
78In Südamerica; der Körper von der Größe des Eichhörnchen. Wird dadurch sehr lästig, daß er nicht nur anderen größeren Säugethieren, dem Rindvieh, Pferden ꝛc. sondern auch schla - fenden Menschen, bey welchen er sich vorzüglich an die Fußzehen setzt, Blut aussaugt, woher er denn auch den Nahmen des Vampyrs (Blut - saugers) erhalten hat.
2. Caninus. der fliegende Hund. (Linnés vampyrus. Büffon's roussette. ) V. ecau - datus, naso simplici, membrana inter fe - mora diuisa.
v. Schreber tab. 44.
Weit größer als der Vampyr, so daß er mit ausgespannten Flatterhäuten gegen 6 Fuß messen soll, lebt aber bloß von Baumfrüchten und kann also schlechterdings nicht Vampyr genannt wer - den: findet sich scharenweise auf den Molucken und andern ostindischen und Austral-Inseln; in unzähliger Menge aber auf Neu-Holland.
b) dentibus primoribus supra 4. infra 6.
3. †. Auritus. (Büffon's oreillard.) V. cau - datus, auriculis maximis.
So wie die folgende in den mildern Gegen - der alten Welt. Ihre Ohren, die man insge - mein, aber irrig, doppelt nennt, sind einfach, nur alle Theile ungeheuer groß.
4. †. Murinus. die gemeine Fledermaus, Speck - maus. (Engl. the rearmouse.) V. caudatus, auriculis capite minoribus.
Hängt sich so wie auch die vorige Gattung zu ihrem Winterschlaf in Höhlen an den Hinter - füßen auf.
79c) dentibus primoribus superioribus nullis.
5. †. Ferrum equinum. die Hufeisennase. V. naso foliato ferti, equini aemulo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 42.
Im mittlern und südlichen Europa.
Die Säugethiere mit freyen Zehen an allen vier Füßen. Die zahlreichste Ordnung an, Geschlechtern und Gattungen, daher jene füg - lich nach der Verschiedenheit ihres Gebisses erst wieder unter drey Familien gebracht werden. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit zwey zum Nagen bestimmten meißel - artigen Vorderzähnen in jedem Kiefer, ohne Eckzähne.
7. Scivrvs. Cauda pilosa, disticha. Dentes primores vtrinque 2; inferiores subulati.
1. Volans. das fliegende Eichhörnchen. (Büffon's polatouche. ) S. duplicatura cutis laterali a pedibus anterioribus ad posteriores.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 71.
In Liefland, Rußland und Sibirien. Von der Farbe des petit gris. Das schlaffe Fell, das von den Vorderfüßen nach den Hinter - füßen zu auf der Seite wegläuft, dient ihm80 nur wie zu einem Fallschirm, um einen weitern Sprung von der Höhe herab wagen zu dürfen.
2. †. Vulgaris. das Eichhörnchen. (Fr. l'ecu - reil. Engl. the squirrel.) S. auriculis apice barbatis, cauda dorso concolori.
Wohl in ganz Europa, fast ganz Asien Die nordischen, zumahl an den Ufern des Ob und am Baikal-See, werden im Winter grau, und geben dann das echte Grauwerk, (petit gris). Zuweilen finden sich auch hier zu Lande schwarze Eichhörnchen; seltener schneeweiße mit rosenrothen Augen; und noch seltener weiß - und schwarzgefleckte.
Der virginische Sc. cinereus (Büffon's petit gris) ist größer und ohne Ohrpinsel. Thut zumahl den Maisfeldern großen Schaden.
8. Glis. (Myoxus.) Cauda rotunda, versus apicem crassior. Dentes vt in sciuris.
1. †. Esculentus. der Siebenschläfer, Ratz, Bilch, die Rellmaus (Fr. le loir Engl. the rellmouse. ) G. griseus, subtus albidus, auriculis rotundatis, nudis.
v. Schreber tab. 225.
So wie die folgende Gattung in den mildern Erdstrichen der alten Welt. Es ist der wahre glis der Alten, den sie verspeiseten*)Apicius VIII, 9., und in eigenen glirariis**)Varro de R. R. III, 15. mästeten. Lebt in Eichen - und Buchenwäldern, nistet in hohle Bäume; und hält langen und sehr festen Winterschlaf.
812. †. Auellanarius. die kleine Haselmaus. (Fr. le muscardin. Engl. the dormouse.) G. rufus, pollice plantarum mutico, auri - culis rotundatis.
v. Schreber tab. 227.
Kleiner am Leibe als die Hausmaus. Zu ihrem Winterschlaf bereitet sie sich ein kugliches, ziemlich festes Lager von Tangelnadeln, u. a. kleinem Gestrüppe, worein sie sich vergräbt.
9. Mvs. Cauda gracilis, subnuda. Den - tes vt in praecedentibus.
1. Oeconomus. die Wurzelmaus. M. cauda subsesquiunciali, auriculis nudis vellere molli latentibus, palmis subtetradactylis, corpore fusco.
v. Schreber tab. 190.
Durch Sibirien, bis nach Kamtschatka. Wird theils durch die großen Wanderungen, die sie, zumahl von Kamtschatka aus, in manchen Jah - ren, fast wie der Lemming, anstellt, besonders aber durch die Industrie merkwürdig, womit sie eine große Menge meist eßbarer Wurzeln in ihre unterirdischen Höhlen schleppt, denen die Tun - gusen ꝛc. (wie die Thüringer dem Hamster-Vor - rath) nachgraben.
2. †. Syluaticus. die Waldmaus, große Feld - maus. (Fr. le mulot. Engl. the field rat.) M. cauda mediocri, pectore flauescente, abdomine albido.
v. Schreber tab. 180.
Thut den Feldfrüchten und der Holzsaat Schaden.
3. †. Amphibius. die Wasserratte, der Erd - wolf. M. cauda longitudine dimidia cor -82 poris, auribus vix vellere prominulis, pe - dibus subtetradactylis.
v. Schreber tab. 186.
Ist zumahl den Gärten nachtheilig, besonders dem Wurzelwerk.
4. †. Arualis. die Feldmaus, Stoßmaus (Fr. le campagnol. Engl. the field-mouse. ) M. cauda mediocri, dorso ferrugineo, ab - domine cinereo.
v. Schreber tab. 191.
Vermehrt sich in manchen Jahren ungeheuer, und thut zumahl der Wintersaat großen Schaden.
5. †. Musculus. die Hausmaus. (Fr. la souris. Engl. the mouse. ) M. cauda elongata, pal - mis tetradactylis, pollice palmarum mutico.
In Europa und den gemäßigten Erdstrichen von Asien und America. Hat sich dem Menschen gewisser Maßen zum Hausthier aufgedrungen.
Die weißen Mäuse mit rothen Augen sind die Kackerlacken in ihrer Art, und zuweilen so licht - schen, daß sie in der Hellung die Augenlider fest zuschließen, und für blind gehalten werden.
6. †. Rattus. die Ratte. (Fr. le rat. Engl. the rat.) M. cauda elongata, palmis tetra - dactylis cum vnguiculo pollicari.
Ist jetzt fast über alle fünf Welttheile verbrei - tet; scheint aber ursprünglich im mittlern Europa zu Hause. Aeußerst gefräßig. Frißt sogar Scorpione, und zieht dem Menschen und seinen Victualien überall nach. Den Bergleuten in die tiefsten Schachte, so wie den Seefahrern auf die Schiffe. Unter andern gehört diese Land - und Hausplage zu den gefährlichsten Feinden der Zuckerplantagen in West-Indien.
83An vielen Orten wird sie allgemach durch die Wanderratte (M. decumanus Fr. le surmulot) verdrängt, die heller von Farbe und ihr Fell mit vielen einzelnen langen Borstenhaaren durchmengt ist.
10. Marmota. (Arctomys.) Auriculae abbreuiatae, cauda breuis, aut nulla. Dentes vt in praecedentibus.
1. Alpina das Murmelthier (Graubündnisch murmont vom Lat. mus montanus. Fr. la marmotte. ) M. corpore supra fusco, subtus flauescente.
v. Schreber tab. 207.
In vielen der höhern Alpen von Europa und Asien. Merkwürdig ist, daß man es auf der allée blanche in Savoyen theils auf isolirten Klippen findet, die wie Inseln aus diesem Eismeer hervorragen, Stunden weit von allem unbeeiseten Erdreich entfernt, und im gan - zen Jahr nur etwa sechs Wochen lang vom Schnee entblößt sind; so daß es scheint, die da - sigen Murmelthiere durchschlafen wenigstens zehn Monathe vom Jahre, und bringen nur einen äußerst kleinen Theil ihrer Existenz wachend zu.
2. †. Cricetus. der Hamster, Kornferkel. M. abdomine nigro.
F. G. Sulzers N. G. des Hamsters. Gött. 1774. 8. Taf. 1. 2.
Hin und wieder in Deutschland, Polen, Si - birien ꝛc. Lebt vorzüglich von Getreide, Boh - nen ꝛc., wovon er großen Vorrath in den Backen - taschen zu seinen unterirdischen, wohl 7 Fuß tie - fen, Höhlen schleppet. Eine Höhle hält wohl manchmahl auf 60 Pfund solcher Victualien. 84Er vermehrt sich ausnehmend, und man hat wohl eher im Gothaischen in einem Jahr über 27000 Hamster getödtet. Es gibt eine ganz schwarze Spielart unter diesen Thieren, so wie auch Kackerlacken mit rothen Pupillen.
3. Lemmus. der Lemming. M. capite acuto, corpore nigro fuluoque irregulariter ma - culato.
v. Schreber tab. 195. A. 195. B.
Häufig in Lappland und Sibirien. Zuweilen emigriren ganze Legionen von einer Gegend in die andere. Ihre unerwartete und unbemerkte Ankunft, und dann auch der Fall, daß welche von den Raubvögeln in die Luft gehoben und sich doch noch los gearbeitet und herunter gefal - len ꝛc., mag zu der alten Sage Anlaß gegeben haben, daß es mitunter Lemminge vom Him - mel regne.
4. Typhlus. die Blindmaus, Slepez. M. ecaudata, palmis pentadactylis, incisoribus supra infraque latis, palpebrarum aperturis auriculisque nullis.
v. Schreber tab. 206.
Im südlichen Rußland. Lebt mehrentheils unter der Erde. Soll für seine kleinen ganz deutlichen Augäpfel doch gar keine Oeffnung in der Gegend der Augenlider haben, und folglich gänzlich blind seyn.
11. Hyrax. (Daman) Dentes primores superiores 2, distantes, inferiores 4 contigui, palmae digitis 4, plantae di - gitis 3, cauda nulla.
851. Capensis. der Klipdas. (Büffon's mar - motte du Cap.) H. palmarum unguibus planis, plantarum unico subulato.
v. Schreber tab. 240.
Am Cap, ungefähr von der Größe des Murmelthiers. Lagert sich auch so in Felsen - höhlen, ist aber seinem eigenen anomalischen Bau nach, zumahl wegen des Gebisses und der Füße schwer zu classificiren.
12. Savia. Halbkanichen. Auriculae rotundatae, paruae. Cauda nulla aut breuis. Dentes primores vtrinque 2.
Das ganze Geschlecht bloß im wärmern Süd - america, zumahl in Brasilien.
1. Porcellus. das Meerschweinchen. (Fr. le cochon d' Inde. Engl. the Guinea-pig.) S. ecaudata, corpore variegato.
v. Schreber tab. 173.
Kommt auch in Europa leicht fort, variirt in der Farbe, und ist wohl das fruchtbarste von allen Säugethieren.
2. Aguti. (Piculi. ) das Ferkelkaninchen. S. caudata, corpore ex rufo fusco, abdomine flauescente.
v. Schreber tab. 172.
Größer als ein Kaninchen.
13. Lepvs. Dentes primores vtrinque 2; superiores duplicati.
1. † Timidus. der Hase (Fr. le liévre. Engl. the hare.) A. auriculis apice nigris, cor - pore et pedibus posticis longioribus.
86Fast in der ganzen alten Welt, und auch in Nord-America. Ist unter den Fußsohlen, und sogar zum Theil im Munde, behaart. Beide, Hase und Kaninchen, scheinen wieder zu kauen*)III. B. Mosis, K. XI. V. 5 u. f..
Zuweilen gibt es schwarze Hasen, und in den nördlichen und alpinischen Gegenden eine beson - dere weiße Spielart, die eigentlich so genannten Berghasen, die in manchen Gegenden, wie in Grönland ꝛc. Jahr aus Jahr ein, in andern aber, wie in der Schweiz, nur im Winter weiß, im Sommer aber von der gewöhnlichen Hasen - Farbe sind.
Sonderbar ist, daß man schon so oft und in ganz verschiedenen, Gegenden und Zeiten Hasen will gefunden haben, aus deren Stirnknochen ein Paar kleine Geweihe, völlig wie bey einem Rehbock, nur weit kleiner, mit Krone und pro - portionirten Enden gewachsen seyn sollen**)Der Grund, warum ich mich so zweifelhaft über die gehörnten Hasen ausdrücke, ist, weil ich, ungeachtet aller vieljährigen Nachfrage noch kein zuverlässiges Exemplar davon habe zu sehen kriegen können; an welchem nähmlich (NB.) die Hörnchen noch an dem Hasenschedel festge - sessen hätten..
2. † Cuniculus. das Kaninchen. (Fr. le la - pin. Engl. the rabbet.) L. auriculis nudatis, corpore et pedibus posticis breuioribus.
Ursprünglich in den wärmern Zonen der alten Welt, aber nun auch in nordischen Gegenden einheimisch. Sie vermehren sich so stark, daß sie wohl eher [z. B. neuerlich ums Jahr 1736 auf der St. Peters Insel bey Sardinien***)(Cetti) quadrupedi di Sardegna, p. 149.]87 zur Landplage geworden sind*)„ Certum est, Balearicos aduersus prouentum cuniculorum auxilium militare a diuo Augusto petiisse. “Plinius.; und kommen auch in ganz wüsten Gegenden, wie auf Volcano, der sonst so öden liparischen Insel fort. Die wilden sind grau. Die weißen mit rothen Augen sind Kackerlacken in ihrer Art.
Die langhaarigen angorischen (S. 28. Anm. 2.) oder so genannten englischen Seidenhasen kom - men auch hier zu Lande gut fort.
14. Iacvlvs. (Dipus.) Pedes antici bre - vissimi, postici elongati. Cauda salta - toria, apice floccosa. Dentes primores vtrinque 2.
1. Jerboa. der Springhase, Erdhase, die Springmaus, zweybeinige Bergmaus. Palmis tridactylis, plantis tetradactylis.
v. Schreber tab. 228.
Zumahl in Nord-Africa, Arabien ꝛc. Macht sich Höhlen in die Erde. Springt mit der Leich - tigkeit einer Heuschrecke, und wohl 7 bis 8 Fuß weit.
15. Hystrix. Stachelschwein. (Fr. porcepic. Engl. porcupine.) Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 2.
1. Dorsata. (Urson.) H. spinis breuibus sub pilis occultis.
v. Schreber tab. 169.
In Canada, auf Labrador, um die Hudsons - bay ꝛc. Thut zumahl im Winter den jungen Baumstämmen großen Schaden.
882. Cristata. H. spinis longissimis, capite cri - stato, cauda abbreuiata.
v. Schreber tab. 167.
Ursprünglich im wärmern Asien und fast ganz Africa; nährt sich zumahl von Baumrinden; nistet in der Erde. Im Zorn rasselt es mit seinen Stacheln, die ihm zuweilen, besonders im Herbst, ausfallen; kann sie aber nicht ge - gen seine Verfolger von sich schießen! *)Der weiland als Panazee berufne köstliche Gal - lenstein (piedra del porco) soll sich in einer noch nicht genau bekannten ostindischen Gattung von Stachelschweinen finden.
Mit spitzen oder zackigen Vorderzähnen, und meist nur einem Eckzahn auf jeder Seite, der aber bey den mehrsten von ansehnlicher Größe und Stärke ist. – Die eigentlich so genannten reißenden Thiere und einige andere Geschlechter mit ähnlichem Gebiß.
16. Erinacevs. Corpus spinis tectum. Dentes primores vtrinque 6**)Schwerlich nur 2 wie Linné meinte. Denn obere Vorderzähne sind doch wohl alle die so im Os intermaxillare (– S. 52. Not. * –) sitzen; und untere alle die vorn im Unterkiefer, auf welche jene obern passen.; laniarii supra 3; infra 1, molares 4.
1. † Europaeus. der Igel (Fr. le hérisson. Engl. the hedge-hog.) E. auriculis rotun - datis, naribus cristatis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ein animal nocturnum. Nährt sich aus beyden Reichen. 89Mauset wie eine Katze. Kann spanische Fliegen in Menge fressen. Spießt allerdings (wie die Alten sagen, von den Neuern hingegen ohne allen Grund bezweifelt, mir aber nun schon von drey ganz zuverlässigen Augenzeugen ver - sichert worden) Früchte an seine Rücken-Sta - cheln, um sie so in sein Lager zu tragen*)Es bezeugt es auch Dr. Patr. Russel in der neuen Ausgabe von seines Bruders nat. hist. of Aleppo T. II. p. 419..
17. Sorex. Nasus rostratus, auricu - lae breues. Dentes primores superio - res 6**)So ist es wenigstens bey der Wasserspitzmaus., bifidi; inferiores 2-4. inter - mediis breuioribus; laniarii vtrinque plures.
1. † Araneus. die Spitzmaus. (Fr. la mus - araigne. Engl. the shrew.) S. cauda me - diocri, abdomine albido.
v. Schreber tab. 160.
In Europa und Nord-Asien ꝛc. Daß sie giftig sey, oder den Pferden in den Leib krieche ꝛc. sind ungegründete Sagen. Selten finden sich weiße Spitzmäuse.
2. † Fodiens. die Wasserspitzmaus. S. ab - domine cinereo, digitis ciliatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 72.
An kleinen Gewässern. Statt einer Schwimm - haut ist jede Zehe zu beyden Seiten mit steifen Härchen besetzt, die die Füße zum Rudern un - gemein geschickt machen. Die Oeffnung des Gehörganges kann das Thier durch eine Klappe zuschließen, so lange es unter Wasser ist.
903. Exilis. S. minimus, cauda crassissima tereti.
Am Jenisei und Ob. Das kleinste der bis jetzt bekannten Säugethiere. Wiegt nur 1 / 2 Quentchen.
18. Talpa. *)Hr. Prof. Link hat die drey Geschlechter Erina - ceus, Sorex, Talpa in seinem System der Säuge - thiere zusammen in eine Ordnung verbunden und Rosores genannt. S. dessen Beyträge zur N. G. 2tes St. Rostock 1795. 8. S. 79.Caput rostratum, pal - mae fossoriae. Dentes primores superio - res 6, inferiores 8; laniarii maior 1, minores 4.
1. † Europaea. der Maulwurf, die Scher - maus. (Fr. la taupe. Engl. the mole) T. cauda breuiore, auriculis nullis.
Fast in der ganzen alten Welt. Ist ein voll - kommnes animal subterraneum, wozu ihm außer andern Eigenheiten seines Körperbaues, besonders die Schaufelpfoten zu Statten kom - men. Er hat sehr kleine Augen, kann geschickt schwimmen und bey Ueberschwemmung auf die Bäume klettern. Es gibt auch weiße und gefleckte Maulwürfe.
2. Versicolor. (s. aurata) T. ecaudata, pal - mis tridactylis.
Vosmaer's monogr. 1787.
Bloß am Cap. Kann also nicht (nach Linné) asiatica heißen. Ihr Haar schillert, zumahl wenn es naß ist, mit farbigem Goldglanz.
9119. Didelphis. (plerisque) hallux mu - ticus. Feminis folliculus abdominalis mammarum.
Auch bey dieses Geschlechts so zahlreichen und einander im Ganzen so verwandten Gat - tungen variirt doch das Gebiß so mannigfaltig, daß dieselben nach dem linnéischen System in ganz verschiedene Geschlechter vertheilt werden müßten.
1. Marsupialis. das Beutelthier, Opossum. D. albida, auriculis, antibrachiis et tibiis nigris, cauda squamosa longitudine cor - poris. Dentes primores superiores 10, in - feriores 8, laniarii elongati.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 54.
Zumahl im wärmern Nord-America*)Beobachtungen an einem Beutelthier, das ich lebendig besessen, habe ich in Voigt's neuem Ma - gazin mitgetheilt, im III. B. S. 683 u. f.. Das Weibchen von dieser und den mehresten übrigen Gattungen dieses Geschlechts hat eine große Tasche am Bauche, die durch besondre Muskeln geschlossen und geöffnet werden kann; und in deren Boden die Zitzen liegen. Die Jungen werden ganz außer Verhältniß klein (gleichsam nur als unreife Abortus) zur Welt gebracht, dann aber erst lange Zeit in dieser Tasche ge - tragen, wo sie sich ansaugen und von der Mut - termilch nähren, bis sie reifer und vollkomme - ner ausgebildet, gleichsam von neuen geboren werden können.
922. Dorsigera. der surinamische Aeneas. D. cauda basi pilosa, orbitarum margine fusco. Dentes vt in priori.
v. Schreber tab. 150.
In Süd-America. Das Weibchen, das bey dieser Gattung keinen Zitzensack hat, soll seine Junge, wenn sie noch klein sind, auf dem Rücken tragen, und diese sich dabey mit ihren Rollschwänzen an der Mutter ihrem anhalten.
3. Gigantea. das Känguruh. Cauda apice attenuato, pedibus anticis breuissimis, po - sticis longissimis. Palmis pentadactylis, plantis subtetradactylis. Dentes primores superiores 6. inferiores 2. laniarii nulli.
v. Schreber tab. 154.
In Neu-Holland. Mausefahl. Ist, wenn es aufrecht sitzt, wohl mannshoch, und 140 Pfund schwer. Lebt in Herden von 50 und mehr Stück. Ist bloß grasfressend. Springt in wei - ten wohl zwey Klafter langen Sätzen. Das Weibchen hat einen Zitzensack. Wirft nur Ein Junges auf einmahl, das bey der Geburt kaum halb so groß als eine Maus ist, dann aber von der Mutter drey Vierteljahr lang in jenem Sacke getragen wird, bis es wohl 14 Pfund wiegt.
20. Viverra. Caput vulpinum. Cauda plerisque felina. Dentes primores vtrin - que 6. intermediis breuioribus. Lingua plerisque retrorsum aculeata. Vngues exserti.
1. Zibetha. die Zibethkatze (Hyaena odori - fera. Fr. la civette. Engl. the civet.) V.93 cauda annulata, dorso cinereo nigroque vndatim striato.
v. Schreber tab. 112.
Im südlichen Asien und nördlichen Africa. Bey beyden Geschlechtern sammelt sich in einer besondern Höhle, die zwischen dem After und den Zeugungsgliedern liegt, das Zibeth, eine schmierige, stark riechende Substanz.
2. Genetta. die Genettkatze. (Fr. la genette. Engl. the genet.) V. cauda annulata, cor - pore fuluo-nigricante maculato.
v. Schreber tab. 113.
In der Levante. Wird seines Felles wegen geschätzt.
3. Putorius. Das Stinkthier, Conepatl. (Fr. la mouffette. Engl. the skunk, pol-cat.) V. lineis quinque dorsalibus parallelis albis.
v. Schreber tab. 122.
In Virginien, Canada ꝛc. Hat seinen Nah - men von dem unerträglichen Gestank, den es, so wie mehrere verwandte Gattungen seines Geschlechts, im Zorne von sich gibt.
4. Ichneumon. die Pharaonsmaus, der Mungo. (Büffon's mangouste.) V. cauda basi incrassata sensim attenuata, pollicibus remotiusculis.
v. Schreber tab. 113. B.
Hat straffes, fast borstenartiges Haar, theils weiß und graulichschwarz zart gesprenkelt. Ist besonders häufig in Aegypten, wo es zumahl den Crocodileneyern, so wie außer dem den Schlangen, nachstellt; sich aber ausnehmend kirre und häuslich machen läßt.
945. Aurita. das Großohr. (Fennet, Büf - fon's animal anonyme.) V. auriculis am - plissimis.
Bruce's Reisen nach den Quellen des Nils, V. B. tab. 22.
In der Barbarey, Nubien ꝛc. Nistet auf den Palmen, und lebt vorzüglich von Datteln.
21. Mvstela. Dentes primores supe - riores 6, erecti, acutiores, distincti: in - feriores 6, obtusiores, conferti; duo interiores. Lingua laeuis.
Die Gattungen dieses Geschlechts haben kurze Füße, und einen lang gestreckten Körper, den sie im Gehen bogenförmig krümmen. Sie sind sehr flink, beissig und blutdürstig.
1. † Martes. der Baummarder, Edelmar - der, Tannenmarder, Wildmarder, Feld - marder. (Fr. la marte. Engl. the pine - martin.) M. corpore fuluo-nigricante, gula flaua.
v. Schreber tab. 130.
Zumahl im Schwarzholz der ganzen nörd - lichen Erde. Sein schönes Fell kommt dem Zo - bel am nächsten.
2. † Foina. der Hausmarder, Steinmarder. (Fr. la fouine. Engl. the martin) M. cor - pore fuluo-nigricante, gula alba.
v. Schreber tab. 129.
Im mittlern und wärmern Europa und dem benachbarten Asien.
3. †. Putorius. der Iltis, Ilk, Ratz, Stän - kerratz. (Fr. le putois. Engl. the fitchet,95 polecat.) M. flauonigricans, ore et auri - cularum apicibus albis.
v. Schreber tab. 131.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Haus - marder. Auch in der Barbarey. Das ganze Thier, und selbst sein abgezogenes Fell geben einen sehr widrigen Geruch von sich.
Das Frettel (furo, Fr. le furet. Engl. the ferret) von gelblich weißer Farbe mit rothen Pu - pillen, ist ein wahrer Kackerlacke in seiner Art, folglich wohl sicher keine ursprüngliche eigene Gattung, sondern eine Abart vom Iltis, mit welchem es sich auch paart. Taugt gut zum Ratten - und Caninchen-Fang.
4. Zibellina. der Zobel. (Fr. la zibeline. Engl. the sable.) M. corpore fuluo-nigri - cante, facie et gula cinereis.
v. Schreber tab. 136.
Zumahl in Sibirien. Die schönsten mit recht schwarzbraunem, dickhaarigen und glänzendem Fell finden sich um Jakuzk.
5. † Erminea. das große Wiesel, Hermelin. (Fr. le roselet, l'hermine. Engl. the stoat, the ermine.) M. caudae apice nigro.
v. Schreber tab. 137. A. 137. B.
In der nördlichen Erde, vorzüglich in Sibi - rien. Größer als das gemeine Wiesel. Aendert aber eben so wie dieses die Farbe, so daß es im Sommer bräunlich, im Winter aber (als Her - melin) weiß ist.
6. †. Vulgaris. das gemeine Wiesel. (Fr. la belette. Engl. the weesel) M. corpore ex rufo fusco subtus albo.
v. Schreber tab. 138.
96Im Norden von Europa und Asien. Die Mutter trägt oft ihre Junge im Maule umher (daher die alte Fabel, als ob sie dieselben durch diesen Weg zur Welt brächte).
22. Vrsvs. Dentes primores superio - res 6, intus excauati alterni, inferio - res 6, laterales 2 longiores lobati; laniarii primarii solitarii (minimi 1-2 inter hos et primos molares), lingua laeuis.
1. † Arctos. der Bär. (Fr. l'ours. Engl. the bear.) V. fusco nigricans, cauda abrupta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 32.
In der nördlichen Erde, doch auch in Ost - Indien und Nord-Africa. In der Jugend lebt er meist von Gewächsen; nach dem dritten Jahr aber mehr vom Fleisch. Zum Gefecht bedient er sich mehr seiner Vorderkatzen, als des Gebisses.
Zu den merkwürdigsten Spielarten unter den Bären gehören: die großen schwarzen Ameisen - bären; die kleinen hellbraunen Honigbären; und die noch kleinern weißlichen Silberbären.
2. Maritimus (glacialis). der Eisbär, Polar - bär. V. albus, collo et rostro elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 33
An den Küsten und beym Treibeis der nörd - lichsten Erde. Darf nicht mit der weißen Spiel - art des gemeinen Bären verwechselt werden. Er wird bey zwölf Fuß lang, und auf 15 Centner schwer; schwimmt und taucht sehr ge - schickt, und ist fast bloß fleischfressend*)Viel Merkwürdiges über dieses und andere Thiere auf Labrabor findet sich in g. Cartwright's97 Journal during a Residence of nearly 16 years on the Coast of Labrador. Newark 1792. III. vol. 4..
3. Gulo. der Vielfraß, Rosomack. (Fr. le glouton. Engl. the glutton.) M. corpore rufofusco, medio dorsi nigro.
Pallas Spicileg. zoologic. XIV. tab. 2.
In der nördlichen Erde, besonders in Sibi - rien. Seine Freßgierde hat zu allerhand Fa - beln Anlaß gegeben.
Das Wolverene oder Quickhatch (Ursus luscus) auf Labrador und an der Hudsonsbay scheint wenig von ihm verschieden zu seyn.
4. †. Taxus. der Dachs. (Fr. le blaireau. Engl. the badger.) M. cauda concolore, abdomine nigro.
v. Schreber tab. 142.
In Europa und Asien bis gen Schina. Ein animal omnivorum. Baut unter der Erde einen tiefen Kessel, zu welchem verschiedene Röhren oder Gänge führen. Verschläft den größten Theil seines Lebens, und hält beson - ders langen und festen Winterschlaf, wobey er seine Schnauze in den Fettbeutel am Hinter - leibe steckt.
5. Mellivorus. der Honig-Dachs, Rattel. M. dorso cinereo, fascia laterali nigra, ab - domine nigro.
Sparrmann in den schwed. Abhandl. 1777. tab. 4. fig. 3.
Am Cap; lebt vom Honig und Wachs der wilden Bienen, die in die Höhlen der Stachel - schweine ꝛc. nisten. Er gibt auf den Flug der heim eilenden Bienen acht, oder folgt auch bloß98 der Anweisung des Honigkuckucks. Hat ein zottiges Fell, und darunter eine ungemein starke sehr bewegliche schiebbare Haut, wodurch er einerseits vor den Bienenstichen, und anderseits vor tiefen Bissen der Hunde ꝛc. gesichert ist.
6. Lotor. der Waschbär, Rackun, Sjupp, Coati. (Büffon's Raton.) M. cauda annu - lata, fascia palpebrarum transuersali nigra.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 62
Ein animal nocturnum, im wärmern nord - östlichen America ꝛc. Frißt mancherley. Be - dient sich der Vorderpfoten sehr geschickt zum Fassen, auch zum Einweichen oder Ausfischen - seines Futters*)Ich habe dieß täglich an einem gesehen, den ich Jahre lang lebendig besessen; und eben so sahen es Ol. Worm, Linne, Rolof, Büffon, J. Dom. Schulze, Götze, Bechstein u. a.m. ꝛc. Wird überhaupt sehr kirre.
23. Canis. Dentes primores superio - res 6, laterales longiores distantes, in - termedii lobati; inferiores 6, lobati omnes; laniarii solitarii, incuruati.
1. †. Familiaris. der Hund. (Fr. le chien. Engl. the dog.) C. cauda recuruata; sub - inde digito spurio ad pedes posticos.
Dieser treue Gefährte des Menschen, der sich besonders durch die ausnehmende Schärfe seiner Sinne, verbunden mit seiner großen vielartigen Gelehrigkeit (sogar zum Fischfang**)So z. E. bey den Jesso-Insulanern und den Cho - nos am südwestlichsten America.), aber auch durch mancherley andere Brauchbarkeit99 empfiehlt, ist längst mit ihm über alle fünf Welttheile verbreitet. Denn auch in America scheinen wenigstens die Eskimos ihre Hunde nicht erst von den Europäern bekommen zu haben.
Ob alle die verschiedenen Hunde-Rassen als bloße Varietäten einer und derselben Gattung anzusehen sind, und ob diese selbst vom Wolf oder Schakal abstamme, ist schwerlich zu ent - scheiden. Mir scheinen manche Rassen, z. B. der Dachshund, das Windspiel ꝛc. viel Eige - nes zu besondern Functionen Abzweckendes in ihrer Bildung zu haben, so daß ich diese zweck - mäßigen Eigenheiten nicht wohl für zufällige Folge der bloßen Ausartung halten kann.
Zu den Hauptrassen gehören wohl
a) Fricator. der Mops. (Fr. le doguin. Engl. pugdog) mit untersetztem, kurzem Leibe, schwarzen Flecken an den Backen und hängenden Ohren.
Den Uebergang von dieser zur nächstfol - genden Rasse macht der eigentliche Bullen - beißer, Wachthund, Bluthund, molos - sus. (Engl. the-bull-dog. ), bey welchem der Unterkiefer vor dem obern etwas her - vortritt.
b) Mastiuus. die Englische Dogge. (Fr. le dogue. Engl. the mastiff) mit stumpfem Kopfe, hängenden lappichten Oberlefzen und glattem Haar. Bellt dumpfig und kurz. – Ihm scheint der Metzgerhund (Fr. le matin. ) nahe verwandt.
c) Terrae nouae. der Neufundländer. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 6. –) Zeich - net sich durch seine ausnehmende Größe,100 langes seidenartiges Haar, langflockigen, meist aufwärts gekrümmten Schwanz, be - sonders aber durch die Art von Schwimm - haut zwischen den Zehen aus, die bey ihm ungleich größer ist, als bey andern Hunden. Daher sein ausnehmendes Geschick zum Schwimmen. Meist sind diese Hunde weiß und schwarz; und ausnehmend gelehrig.
d) Sagax, venaticus. der Jagdhund. (Fr. le chien-courant) mit langem, dickem Körper, eingefurchtem Hinterkopfe, langen hängenden Ohren. Das Haar bald schlicht, bald zottig. – Hierher auch die Bracke, (Engl. the Spanish pointer. ) der Hüh - nerhund, der Wachtelhund und die schön ge - tigerten Corsicanerhunde.
e) Aquaticus. der Budel. (Fr. le barbet. Engl. the water-dog) mit stumpfem Kopfe, und wollichtem Haar.
f) Pastoralis, domesticus, villaticus. der Schäferhund, Haushund. (Fr. le chien de berger, Engl. the cur) mit aufrechten Ohren; der Schwanz auf der untern Seite lang behaart. – Hierzu auch der islän - dische Hund, und der Spitz oder Pom - mer. (Fr. le chien-loup.) Auch der nun, wie es scheint, ausgestorbene große St. Bernhards-Hund. Und der kleinere, den die Kamtschadalen ꝛc. zum Zug in Schlitten gebrauchen. – Auch die auf manchen Insel-Gruppen der Südsee einheimischen Hunde, die von den Einwohnern als Mast - vieh gezogen werden, und bloß vegetabili - sche Nahrung genießen, scheinen zu dieser Rasse zu gehören.
101g) Meliteus. das Bologneserhündchen. (Fr. l'epagneul, le bichon, Engl. the lap - dog, the shock) mit sehr langem, seiden - artigem Haar, zumahl im Gesichte.
h) Vertagus. der Dachshund. (Fr. le bas - set, Engl. the tumbler, the turnspit) mit langer Schnautze, hängenden Ohren, lang gestrecktem Körper, kurzen, krummen Vor - derfüßen, und rothbraunen Flecken über den Augen. – Ihm scheint der englische Terrier (terrarius), mit borstigem Haar und struppiger Schnautze, nahe verwandt.
i) Dingo. der neuholländische Hund. Aeh - nelt, zumahl in der Bildung des Kopfs und Schwanzes, mehr dem Fuchs.
k) Leporarius. das Windspiel. (Fr. le levrier, Engl. the grey-hound) mit lan - gem, zugespitztem Kopfe, hängenden Ohren, dicker Brust, sehr schlankem Leib und Beinen.
l) Graius*)So nannten Ray, Linné u. a. das eigentliche Windspiel, das aber die alten Griechen gar nicht gekannt zu haben scheinen.. der Spartanische Hund. (canis laconicus); sehr groß; hält in der Bildung das Mittel zwischen Jagdhund und Windspiel.
Ihm ähnelt der große Dänische und der nun ausgestorbene große Irländische Hund.
m) Aegyptius. der guineische Hund. (Fr. le chien-turc. Engl. the Indian dog, the naked dog) ähnelt dem Windspiel, hat aber nur im Gesichte gekrullte Haare, der übrige Körper ist meist kahl, und schwarz,102 oder rusigbraun, fast wie Negerhaut. (s. S. 28. Anm. 2.)
Diese verschiedenen Haupt-Raffen paaren und vermischen sich aber nicht nur unter ein - ander, sondern auch mit Wölfen und Füchsen, mit welchen sie sogar zuweilen fruchtbare Bastarde erzeugen.
2. †. Lupus. der Wolf. (Fr. le loup. Engl. the wolf) C. cauda incuruata.
v. Schreber tab. 88.
Fast in der ganzen alten Welt, ist aber in einigen Ländern, wie z. B. in Groß-Britannien und Irland, ausgerottet. Hat einen schlep - penden doch dabey schnellen und nicht leicht zu ermüdenden Gang. Aus Hunger fressen die Wölfe sogar Schilf und Erde; graben auch Leichen aus, und da mag etwa ihre nächtliche Erscheinung auf Kirchhöfen ꝛc. den Anlaß zu der alten Sage von Währwölfen gegeben haben.
3. Aureus. der Schakal, Thos. (Büffon's Adive.) C. corpore fuluo, pedibus lon - gioribus, caudae apice nigro.
v. Schreber tab. 114.
In ganz Nordafrica und Orient, besonders in Ratolien und Bengalen; zieht des Nachts scharenweise umher; frißt Thiere, Lederwa - ren ꝛc. ; gräbt Leichen aus. Manche Natur - forscher haben den Schakal für den ursprünglich wilden Hund, und manche Exegeten Simsons Füchse für Schakale gehalten.
4. †. Vulpes der Fuchs, Birkfuchs. (Fr. le renard. Engl. the fox) C. cauda recta, apice discolore.
v. Schreber tab. 90.
103Zumahl in der nördlichern alten Welt. Frißt unter andern Früchten nahmentlich sehr gern Weintrauben.
Der Brandfuchs (alopex) ist wohl sicher nur eine Abart davon.
Ob aber auch der wegen seines kostbaren Felles berühmte schwarze Fuchs mit weißer Schwanzspitze, der in Sibirien, aber auch in Menge auf Labrador zu Hause ist [und der, wenn seine Haare gleichsam silberweiße Spitzen haben, Silberfuchs genannt wird*)Ein extraschönes Fell eines labradorischen Sil - berfuchses ist wohl eher in London mit 300 Tha - lern und darüber bezahlt worden.], für eine bloße Abart des gemeinen Fuchses oder für eine besondere Gattung anzusehen sey, läßt sich vor der Hand noch nicht mit Gewißheit bestimmen.
5. Lagopus. der weiße Fuchs, Polarfuchs, Steinfuchs, Eisfuchs. (Isatis. Engl. the arctic fox. Russ. Pesez) C. cauda recta, apice concolore, palmis plantisque pilo - sissimis.
v. Schreber tab. 93. A. 93. B.
In den Polarländern, zumahl auf Spitzber - gen, Neu-Zembla ꝛc. – Die mehresten sind weiß. Die so genannten blauen Füchse hin - gegen bläulich-grau.
6. Hyaena. die Hyäne. C. villosus, nigri - cans, facie nigra, iuba ceruicis dorsique, pedibus tetradactylis.
Der indianische Wolf, von J. El. Ridinger.
104Hat meist einerley Vaterland mit dem Scha - kal, dem sie auch in der Lebensart ähnelt. In größter Menge in Habessinien. Hat ihr Ab - lager unter der Erde oder in Felsenhöhlen und Berg-Klüften. Macht in ihrem Körperbau einen Uebergang zum folgenden Geschlecht.
24. Felis. Vngues retractiles, caput rotundius, lingua aspera, Dentes pri - mores 6 acutiusculi, exterioribus maio - ribus, laniarii solitarii, supra a primo - ribus, infra a molaribus remoti.
1. Leo. der Löwe. (Fr le lion. Engl. the lion.) F. cauda elongata floccosa, corpore fuluo.
v. Schreber tab. 97. A. 97. B.
In den heissen Zonen der alten Welt, vor - züglich in Africa. Der männliche Löwe zeichnet sich durch die Mähne aus, die aber erst im zweyten Lebensjahre ausbricht. Das Fleisch des Löwen wird von den Hottentotten gegessen und eine Horde Araber zwischen Tunis und Algier soll sich fast bloß davon nähren.
2. Tigris. der Tiger. F. cauda elongata; capite, corpore et cruribus nigro-virgatis.
the Tiger, von G. Stubbs.
Bloß in Asien und vorzüglich von Bengalen bis Schina, auch auf Sumatra ꝛc. Ueberaus regelmäßig gestreift. Läßt sich allerdings zäh - men, und muß auch vor dem Elephanten erliegen.
1053. Pardus. der Panther, Parder*)Die Pelzhändler nennen alle Felle von Thieren dieses Geschlechts, die geringelte Flecken haben, Panther, und hingegen alle gefleckte ohne Ringform, Tiger.. F. cauda subelongata, maculis obtuse angu - latis, passim confluentibus et annulatis.
v. Schreber tab. 99.
In Africa und Ostindien. Die Flecken seines Fells sind hin und wieder wie zusammenge - flossen, theils in Hufeisenform, oder gerin - gelt u. s. w.
Leopard nennt man eine etwas kleinere Ab - art, mit kleinern Flecken, deren meist drey bis vier auf fast goldgelbem Grunde beysammen stehen.
4. Panthera. der kleine Panther. (Büffon's once.) F. cauda elongata, corpore albido, maculis irregularibus nigris.
v. Schreber tab. 100.
In der Barbarey und Ostindien. Weit klei - ner als die vorige Gattung. Auch leicht zu zähmen, und zur Jagd (der Rehe, Gazellen ꝛc. ) abzurichten, wozu sie im Orient vorlängst, und in den mittlern Zeiten auch in Italien und Frankreich gebraucht worden.
5. Onça, der Jaguar, americanische Tiger. F. cauda subelongata, corpore fusco lu - tescente, maculis angulatis, ocellatis, me - dio flauis.
v. Schreber tab. 102.
In Südamerica. Größer als der Panther, dem er sonst sehr ähnelt.
1066. Concolor. der americanische Löwe, Puma, Cuguar. F. cauda mediocri, corpore im - maculato fuluo.
v. Schreber tab. 104.
In Peru, Brasilien ꝛc. ; zeichnet sich durch sein rothgelbes, ungeflecktes Fell (weßhalb er mit dem Nahmen eines Löwen belegt worden) und kleinen Kopf aus.
7. †. Lynx. der Luchs. (Fr. le loup-cervier. Engl. the mountain cat) F. cauda abbre - viata, apice atro, auriculis apice barbatis, corpore maculato, plantis palmisque am - plissimis.
v. Schreber tab. 109.
In der nördlichen Erde; doch auch häufig im Neapolitanischen; thut den Wildbahnen größern Schaden als der Wolf.
8. † Catus. die Katze (Fr. le chat Engl. the cat.) F. cauda elongata, striis dor - salibus longitudinalibus, lateralibus spi - ralibus.
v. Schreber tab. 107. A. 107. B.
Fast in der ganzen alten Welt; ist aber erst von da durch die Spanier nach America über - bracht worden. Die wilde ist größer, als die zahme, von grauröthlicher Farbe, mit schwar - zen Lefzen und Fußsohlen. Die Hauskatze be - gattet sich äußerst selten unter den Augen der Menschen, und verwildert sehr leicht wieder, wenn sie zufällig in Wildniß geräth. Zu den Besonderheiten der Katzen gehört ihre starke Electricität; das Leuchten ihrer Augen im Fin - stern; ihre seltsame Gierde auf gewisse Pflan - zen, wie z. B. auf die Nepeta cataria und107 aufs Teucrium marum ꝛc. ; ihr Schnurren oder Spinnen, das durch ein Paar eigene zarte, ge - spannte Häutchen in ihrem Kehlkopf bewirkt wird; die ängstliche unüberwindliche Anti - pathie vieler Menschen gegen dieselben ꝛc. – Zu den vorzüglichsten Spielarten gehört die angorische oder persische Katze mit dem lan - gen, seidenartigen Haar, die gewöhnlich schwer hört; die bläulichgraue Carthäuser - oder Cy - perkatze; und die spanische oder schildpattfar - bige Katze (Tortoiseshellcat); unter welchen letztern man häufig weibliche Katzen von drey ganz verschiedenen Farben (z. B. schwarz, weiß und gelb), aber kaum je einen der - gleichen Kater, gefunden haben will.
Ohne Gebiß oder wenigstens ohne Vorder - zähne.
25. Bradypus. Faulthier. (Ignauus. Fr. paresseux, Engl. sloth) Caput rotun - datum, crura antica longiora. Dentes primores nulli vtrinque; laniarii (?) obtusi, solitarii; molares cylindrici, obtusi.
1. Tridactylus. der Aï. B. pedibus tridacty - lis, cauda breui.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 53.
In Guiana ꝛc. Freylich ein äußerst langsa - mes schwerfälliges, aber bey aller dieser Träg - heit listiges und im Nothfall muthiges und starkes Geschöpf; hat dabey ein äußerst zähes Leben, und wenige Bedürfnisse. Frißt Laub, säuft gar nicht ꝛc.
10826. Myrmecophaga. Ameisenbär. (Fr. fourmiller, Engl. ant-eater. ) Rostrum productius, lingua lumbriciformis; den - tes nulli.
1. Didactyla. der kleine Tamandua. M. pal - mis didactylis, vngue exteriore maximo, plantis tetradactylis; cauda prehensili.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 22.
Ebenfalls in Südamerica; von der Größe auch fast von der Farbe des Eichhörnchens. Nährt sich von den dortigen großen Ameisen, indem er mit den großen hakenförmigen Krallen der Vorderfüße die mit einer festen Erdrinde be - deckten Ameisenhaufen aufkratzt, und dann seine vier Zoll lange klebrige Zunge hinein steckt.
27. Manis. Schuppenthier, formosa - nisches Teufelchen. Corpus squamis tectum; lingua teres; dentes nulli.
Die Bekleidung ausgenommen, haben die Thiere dieses Geschlechts in ihrer Bildung, Le - bensart ꝛc. viel Aehnliches mit den Ameisenbä - ren. Von vielen ältern Naturforschern werden sie unter die Eidexen gezählt.
1. Tetradactyla. der Phatagin. M. cauda longiore; vngulis bifidis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 14.
Auf Formosa und dem benachbarten Asien. Ungefähr von der Größe des obigen Ameisen - bären. Sein castanienbraun geschuppter Kör - per ähnelt einem Tannenzapfen.
10928. Tatv. Armadill, Panzerthier, Gür - telthier. (dasypus Linn.) Corpus testis zonisque osseis cataphractum; dentes pri - mores et laniarii nulli.
1. Nouemcinctus. der Caschicame. Zonis dor - salibus 9; palmis tetradactylis; plantis pentadactylis.
v. Schreber tab. 74.
In Südamerica, bis an die magellanische Straße. Baut unter die Erde, wird sehr kirre, rollt sich bey Gefahr, so wie die Schuppen - thiere und der Igel, kugelicht zusammen.
Thiere mit Hufen. Ein einziges Ge - schlecht von wenigen Gattungen.
29. Eqvvs. Pedes vngula indiuisa, cauda setosa. Dentes primores superiores 6. obtuse truncati; inferiores 6. prominen - tiores: laniarii solitarii vtrinque remoti.
1. †. Caballus. das Pferd. (Fr. le cheval. Engl. the horse.) E. cauda vndique setosa.
Ursprünglich wilde Pferde gibt es nicht mehr, aber häufig und theils in großen Heerden verwilderte; so z. B. in der Mongoley, vol - lends aber in unermeßlicher Menge in Pa - raguay, wohin die Pferde (so wie überhaupt nach America) erst durch die Spanier überbracht worden u. s. w. Unter den zahmen Pferde -110 Rassen zeichnen sich die Araber (zumahl die von der Zucht der Annecy um Palmyra herum, und vom Libanus bis gegen den Horeb ꝛc. ) durch ihren wunderschönen Bau, so wie durch äußerste Leichtigkeit und Dauerhaftigkeit aus. Ihnen folgen die Persianer und Barben. Un - ter den europäischen sind die spanischen (beson - ders die aus Andalusien), die neapolitanischen und englischen die vorzüglichsten. Die letztern haben besonders den Vorzug der Schnelligkeit, wodurch sie sich in den Wettrennen auszeich - nen*)Das neuerlich so berühmte englische Rennpferd, Eclipse, legte in einer Secunde 58 Fuß zurück: bedeckte, nähmlich bey der größten Streckung 25 Fuß, und wiederhohlte diese Action 2 1 / 3 Mahl in einer Secunde. – s. an Essay on the Pro - portions of Eclipse; in den Works of Ch. Vial de Sainbel, London 1795. 4.. – Ganzer berittenen Nationen zu ge - schweigen, wie z. B. die Cosacken, Tataren, Calmücken, die Pferde-Tungusen, die Abipo - ner ꝛc. so ist auch für die cultivirtesten Völker der Werth dieses Thiers für Landwirthschaft, Cavallerie, Postwesen ꝛc. unermeßlich. Manche der gedachten berittenen Völker leben auch großen Theils vom Fleisch und Milch der Pferde. Die letztere gibt, wenn sie zusammen geronnen, vollends aber wenn sie abgezogen worden, das berauschende Kumiß der Mongolen.
2. † Asinus. der Esel. (Fr. l'âne. Engl. the ass.) E. cauda extremitate setosa, cruce dorsali nigra.
Der wilde Esel, von welchem das zahme Hausthier abstammt, ist der wahre onager der Alten; und findet sich jetzt zumahl in der Tata -,111 rey, unter dem Nahmen Kulan*)Pallas in Act. Acad. Petropol. 1777. P. II. p. 258. sq., von da er jährlich im Herbst in großen Herden südlich nach Indien und Persien zu zieht und daselbst überwintert. Er ist größer und schlanker als der zahme Esel, und von ausnehmender Schnel - ligkeit. – Ins nördlichste Europa ist der Esel bis jetzt noch gar nicht verpflanzt. Auch artet er wenig aus. Höchstens etwa in der Farbe, da es z. B. weiße Esel gibt.
Pferd und Esel lassen sich zusammen begatten, und geben zweyerley Bastarde, die von großer Dauerhaftigkeit und Stärke, und zuweilen (aber sehr selten) fruchtbar sind. Eins ist das ge - meine Maulthier [mulus, Fr. le mulet**)Buffon, supplem. vol. III. tab. I.], das vom männlichen Esel gezeugt, und von der Stute geworfen wird. Das andere ist der Maulesel [hinnus, Fr. le bardeau***)Buffon l. c. tab. 2.], der vom Hengste gezeugt, und von der Eselinn ge - worfen ist. Dieser letztere ist seltner, und hat Gelegenheit zur Sage von den fabelhaften Ju - marn, oder vorgeblichen Bastarden vom Pferde - und Ochsengeschlecht, gegeben.
3. Zebra. E. zonis fuscis et albidis, maxime regularibus.
The Sebra, von G. Stubbs, 1771.
Das Zebra (wovon es zwey ganz verschiedene Gattungen gibt, deren eine man fälschlich für die Weibchen der andern gehalten hat) ist im112 südlichen Africa zu Hause. Es lebt her - denweis, ist ungemein schnell, aber wild und unbändig*)Vor mehreren Jahren hat sich ein weibliches Zebra, das Lord Clive in London besessen, nach vielen vergeblichen Versuchen von einem männ - lichen Esel bespringen lassen, und eine Art Maulthier zur Welt gebracht, das in der Bil - dung völlig das Mittel zwischen seinen Aeltern hielt, und von grauer Grundfarbe wie der Va - ter, aber schwarz gestreift wie die Mutter war..
Die wiederkauenden Thiere mit gespalte - nen Klauen, unter welchen sich die wichtigsten Hausthiere finden.
30. Camelvs. Cornua nulla, labium leporinum, pedes subbisulci**)III. B. Mosis K. XI. v. 4.. Dentes primores inferiores 6 spathiformes: su - periores 2; laniarii distantes, superio - res 3, inferiores 2.
1. Dromedarius. das gemeine Camel [Fr. le dromadaire.***)Von vielen Schriftstellern und Reisenden wird hingegen das Camel mit zwey Buckeln Drome - dar genannt.]. C. tofo dorsi vnico.
v. Schreber tab. 303.
Findet sich noch hin und wieder in Asien, zu - mahl in den Wüsteneyen zwischen Schina und Indien, wild, ist aber für den ganzen Orient113 und für das nördliche und mittlere Africa das wichtigste Hausthier. (Das Schiff für die Wüsten – nennen es die Araber.) Die ge - wöhnliche Last der Carawanen Camele ist gegen sechs Centner, und damit legen sie täglich ge - gen vier deutsche Meilen zurück. Das nutzbare Thier frißt dorniges Buschwerk, was in den Wüsten in Menge wächst, und für kein anderes Säugethier zur Nahrung taugt. Auch kann es, wie versichert wird, den Durst mehrere Wochen lang erdulden, säuft aber dafür ungeheuer viel auf ein Mahl, da sich dieses Wasser lange Zeit in seinem Magen ziemlich unverändert erhalten soll. Beyde, sowohl diese, als die folgende Gattung, haben eine große Schwiele vorn an der Brust, vier kleine an den Vorderfüßen, und zwey dergleichen an den Hinterfüßen, die ihnen zum Aufstemmen dienen, wenn sie müde sind, und sich niederlegen.
2. Bactrianus. das Trampelthier. (Fr. le chameau. Engl. the camel.) C. tofis dorsi duobus.
v. Schreber tab. 304.
Im mittlern Asien, bis gen Schina, zumahl in ganzen großen Herden in Bessarabien ꝛc. wird daselbst seines schnellen Trabes und na - türlichen Sattels wegen, mehr als die vorige Gattung zum Zuge gebraucht.
3. Llama. das Liama, die Camelziege, Guanaco. C. dorso laeui, tofo pectorali.
v. Schreber tab. 306.
So wie die folgende Gattung im südlichen America, besonders dem gebirgigen Peru. 114Ward als Lastthier gebraucht, und kann bey seiner mäßigen Größe doch bis anderthalb Centner tragen.
4. Vicuña. das Schafcamel. (Fr. la vi - gogne.) C. tofis nullis, corpore lanato.
v. Schreber tab. 307.
Kleiner als das Liama. Läßt sich nicht zäh - men, sondern wird wegen seines zimmtbraunen Haares, das die bekannte Vigogne-Wolle gibt, jährlich in großen Treibjagden haufenweis ge - fangen. Auch soll der occidentalische Bezoar - stein am öftersten in dieser Gattung gefunden werden.
31. Capra. Cornua caua rugosa scabra. Dentes primores superiores nulli, infe - riores 8; laniarii nulli.
1. †. Ouis. das Schaf. (Fr. le brebis. Engl. the sheep.) C. mento imberbi, cornibus compressis lunatis.
Findet sich wohl nirgends mehr ursprünglich wild; scheint auch nicht ein Mahl nur so wie die Ziege wieder verwildern zu können: wird aber fast in der ganzen alten Welt als eins der allernutzbarsten Hausthiere gehalten, und ist auch bald nach der Entdeckung von America dorthin verpflanzt worden.
Unter den verschiedenen Rassen der Schafe sind vor allen die tibetanischen, aus deren feinster Wolle (so wie aus manchem zarten Ziegenhaar) der Schaul verfertigt wird; die spanischen, aus Segovien, und dann die englischen ebenfalls wegen ihrer ausnehmenden Wolle; die isländischen mit vier, sechs oder115 acht Hörnern; und die arabischen und ägypti - schen mit dem großen und wohl 40 Pfund schweren Fett-Schwanze, zu merken. Die ostfrisischen Marsch-Schafe sind ungehörnt; groß, wollreich, mit kahlen kurzen Schwän - zen; die Lüneburger Heidschnucken hingegen klein, und beyde Geschlechter gehörnt. Die zwischen den Wendezirkeln haben mehrentheils statt der krausen Wolle schlichtes Ziegenhaar; und die in Südafrica noch überdieß lang herab hängende Ohren.
2. Ammon. das Muffelthier, (mufimon Büf - fon's mouflon.) C. cornibus arcuatis cir - cumflexis subtus planiusculis, palearibus laxis pilosis.
v. Schreber tab. 268.
Auf Corsica und Sardinien, in Griechenland, in der Barbarey; eine verwandte, weit größere Art aber (das Argali) in Sibirien bis Kamt - schatka und dann im nordwestlichen America. Letzteres hat mächtig starke und schwere*)Ein einzelnes und nicht einmahl vollständiges dergleichen Horn im academischen Museum wiegt volle 9 Pfund. Hörner, und wird von einigen Naturforschern für das Stammthier zu unserm Schaf gehalten.
3. † Hircus. die Ziege. (Fr. la chevre. (Engl. the goat.) C. mento barbato, cornibus ar - cuatis, carinatis.
Die Hausziege scheint von dem aegagrus ab - zustammen, der im Caucasus und den daran grenzenden östlichen Gebirgen lebt, und in dessen Mägen (so wie bey manchen Gattungen von An - tilopen) zuweilen der orientalische Bezoar -116 stein gefunden wird, daher das Thier selbst mit dem Nahmen des Bezoarbocks belegt wor - den*)Pallas spicileg. zoolog. XI. tab. 5. fig. 2. 3.. – Die Hausziege (– das wichtige Hausthier der alten Guanchen auf den Cana - rischen Inseln –) verwildert leicht wieder, und ist nun meist eben so weit als das Schaf auf der Erde verbreitet. – Die angorische Ziege oder das Kämmelthier hat langes seidenartiges Haar und gibt das beste so genannte Camelgarn.
4. †. Ibex. der Steinbock. (capricornus. (Fr. le bouquetin. Engl. the wild goat.) C. mento barbato, cornibus lunatis maximis, supra nodosis, in dorsum reclinatis.
Conr. Gesner l. c. pag. 1099.
In den höchsten Schneegebirgen von Savoyen, so wie in den sibirischen Alpen. Das Gehörn eines bejahrten Steinbocks wiegt wohl 20 Pfund, und hat meist eben so viel knorrige Ringe auf jeder Seite.
32. Antilope. Cornua caua, teretia, annulata, vel spiralia. Dentes vt in capris.
Ein weitläuftiges Geschlecht, wovon sich zahlreiche Gattungen im mittlern und südlichern Asien und Africa, zumahl aber am Cap finden.
1. †. Rupicapra. die Gemse (Fr. le chamois, l'Izard.) A. cornibus erectis vncinatis.
v. Schreber tab. 279.
In den alpinischen Gegenden des mildern Europa und westlichen Asiens. Zahm gemachte Gemsen sollen sich mit den Ziegen gepaart und117 Bastarde erzeugt haben. Von den unverdau - lichen Zasern ihres Futters bilden sich in ihren Mägen die ehedem berühmten so genannten Gemsballen, (aegagropilae).
2. Dorcas. die Gazelle. C. cornibus tereti - bus annulatis, medio flexis, apicibus lae - vibus approximatis.
v. Schreber tab. 269.
Im ganzen Orient und Nordafrica. Das schlanke flinke Thier macht die Lieblingsjagd der Morgenländer, und gibt ihrer Dichtersprache das reizende Bild weiblicher Schönheit.
3. Pygarga. der Springbock, Prunkbock. A. cornibus liratis, linea laterali faciei et trunci fusca, clunibus albis.
Vosmaer descr. de la Gazelle de parade.
Im Innern des südlichsten Africa, von wannen er jährlich in Herden von vielen tausenden ge - gen das Cap zu und nach einigen Monathen wieder zurück zieht.
4. Oreas. das Cudu. A. cornibus subulatis rectis carinato-contortis, corpore griseo.
Vosmaer descr. d'un animal appellé Canna.
In Südafrica und Ostindien. Die Form und Länge seiner geraden Hörner ähnelt der von dem fabelhaften Einhorn, wozu es vielleicht den Anlaß gegeben.
33. Bos. Cornua concaua, lunata, lae - via. Dentes vt in generibus praece - dentibus.
1. †. Taurus. der Ochse. (Fr. le boeuf. Engl. the ox.) B. cornibus teretibus extrorsum curuatis, palearibus laxis.
118Das Rindvieh stammt vom Auerochsen ab (vrus, bonasus, und Bison der alten Welt; denn diese dreyerley Nahmen scheinen sämmt - lich die Stammrasse unseres Hornviehs zu be - zeichnen), der in Polen, Litauen, Sibirien ge - funden wird, und ehedem auch in Deutschland war. – Zu den merkwürdigsten Varietäten des Rindviehs gehört z. B. die halbwilde weiße Rasse mit braunen oder schwarzen Ohren, auf den Ladronen, und hin und wieder in Groß - britannien: die mit den ausnehmend großen Hörnern in Sicilien: die gänzlich ungehörnte in einigen Provinzen von England ꝛc.
Hingegen scheint mirs noch zweifelhaft, daß auch die indische (von den Hindus heilig ver - ehrte) Buckelkuh, der bos indicus, oder Zebu (– v. Schreber tab. 298. –) eine bloße Va - rietät dieser Gattung seyn solle.
In den Mägen des Rindviehs finden sich zu - weilen Ballen aus Haaren, die sie sich abgeleckt und eingeschluckt haben. Die ihnen eigene, furchtbare, pestartige Viehseuche, hat zumahl seit 1711. zuweilen lange und weit und breit grassirt. Hingegen sind die Kuhpocken seit 1798 durch Dr. Jenner als wohlthätiges Sicherungs - mittel für die Kinderblattern bewährt worden.
2. Buffelus. der Büffel. (Engl. the Buffalo.) B. cornibus resupinatis intortis antice planis.
v. Schreber tab. 300.
Stammt wohl ursprünglich aus Tibet, ist nun aber nach und nach durch den größten Theil von Asien und Nordafrica verbreitet, und wird auch hin und wieder in Europa, wie z. B. seit dem siebenten Jahrhundert in Italien, in Ungarn, und auch im Salzburgischen gezogen und zum119 Zuge gebraucht. Hat ein schwarzes, dünn be - haartes Fell, das ausnehmend stark und vor - züglich zu Schläuchen tauglich ist.
3. Grunniens. der Büffel mit dem Pferde - schweif, Ziegenochse. B. cornibus tereti - tibus, introrsum curuatis, vellere propen - dente, cauda vndique iubata.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 23.
Ebenfalls in Tibet zu Hause, wird aber auch in Hindostan als Hausthier gehalten. Kleiner als unser Hornvieh, zeichnet sich auch außer - dem durch seine grunzende Stimme, durch sein zottiges Ziegenhaar, und durch einen büschligen sehr langhaarigen Schwanz aus, der, wenn er schön ist, in Indien hoch geschätzt und theuer bezahlt wird.
4. Arni. Der Riesenbüffel. B. cornibus diua - ricatis, lunatis, longissimis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 63.
In den gebirgichten Gegenden von Nord - Hindostan. Ungeheuer groß, so daß ein junger 15 Centner gewogen.
5. Bison. der nordamericanische Bison. B. cornibus diuaricatis breuibus, iuba longissi - ma, dorso gibboso.
v. Schreber tab. 296.
Das größte Landthier der neuen Welt; lebt herdenweise in den sumpfigen Wäldern des mil - dern Nordamerica. Im Winter ist es über den ganzen Körper behaart, im Frühjahr hingegen wird es am Rücken und Hinterleibe kahl, und behält bloß seine ungeheure Brust - und Nacken - Mähne.
1206. Moschatus. der Bisamstier (Fr. le boeuf musqué. Engl. the musk-ox) B. cornibus deflexis, basibus latissimis complanatis ad frontem contiguis; apicibus reflexis.
v. Schreber tab. 302.
Sein Vaterland ist bloß aufs äußerste Nord - america im Westen der Hudsonsbay vom 66 bis 73° der Breite eingeschränkt. Ein Paar seiner Hörner soll zuweilen über einen halben Centner wiegen.
34. Giraffa. Cornua simplicissima pelle tecta, fasciculo pilorum nigro ter - minata. Dentes primores superiores nulli; inferiores 8 spathulati, extimo bilobo; laniarii nulli.
1. Camelopardalis. die Giraffe.
Cptn. Carteret, in den philos. Transact. Vol. LX. tab. I.
Im innern Africa. Sie hat, wegen ihres lan - gen Halses, kurzen Körpers abhängigen Rückens, und wegen ihres röthlichen, schön gefleckten Fel - les, ein sehr auszeichnendes Ansehen; sie soll im Schreiten, wie die Paßgänger, immer den Vorder - und Hinterfuß der einen Seite zu - gleich heben, und daher einen sonderbaren Gang haben, von dem die Bewegung des Springers im Schachspiel entlehnt worden; und ist, wenn sie aufrecht steht, über sechzehn Fuß hoch.
35. Cervvs. Cornua solida multifida. Dentes vt in generibus praecedentibus (interdum tamen laniarii solitarii supe - riores).
1211. Alces. das Elennthier (Fr. l'elan. Engl. the elk.) C. cornibus planis acaulibus, palmatis.
v. Schreber tab. 246.
In der ganzen nördlichen Erde (wenn anders das nord-americanische Elenn, Fr. l'orignal, Engl. the moose-deer*)Jo. Fr. Miller fasc. II. tab. 10. keine eigene Gattung macht), ist sehr hochbeinig; erreicht die Größe vom Pferd, wiegt wohl über 1200 und sein Gehörn über 50 Pfund; läßt sich zähmen und herdenweise auf die Weide treiben. Die alten Sagen, daß das Elennthier oft von Epilepsie befallen werde ꝛc. brauchen jetzt keiner weitern Widerlegung.
2. †. Dama. der Damhirsch, Tannhirsch. (Fr. le daim. Engl. the buck, the fallow-deer.) Cornibus subramosis compressis, summitate palmata.
v. Schreber tab. 249. A. B.
Im mildern Europa. Kleiner als der ge - meine Hirsch; variirt in der Farbe.
3. Tarandus. das Renthier. (rangifer. Fr. le renne. Engl. the rein.) C. cornibus (in vtroque sexu) longis, simplicibus, tereti - bus, summitatibus subpalmatis, iuba gu - lari pendula.
v. Schreber tab. 247. A. B. C.
In der ganzen nördlichen Erde. Theils, wie in Kamtschatka in Herden von tausend und mehr Stück; kann in wärmern Gegenden nicht aus - dauern, lebt von dürrem Laub, und vorzüglich von Renthier-Moos, das es unter dem Schnee122 hervor scharrt. Dient zumahl den Lappländern, Samojeden, Tungusen und Koräken zur Be - friedigung aller der dringendsten Bedürfnisse des Lebens.
4. †. Elaphus. der Edel-Hirsch. (Fr. le cerf. Engl. the stag.) C. cornibus ramosis totis teretibus recuruatis apicibus multifidis.
v. Schreber tab. 248. A. B. C. D. E.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem Elenn, nur unter mehr südlicher Breite. Die Zahl der Enden seines Geweihes richtet sich nicht genau nach dem Alter des Thiers: nach dem achten Jahre ist sie unbestimmt. Die größten natür - lichschönen Geweihe sind höchst selten von mehr als 24 wahren Enden. Der Hirsch wird ungefähr 30 Jahre oder etwas darüber alt.
5. †. Capreolus. das Reh. (Fr. le chevreuil. Engl. the roe) C. cornibus ramosis, tere - tibus, erectis, summitate bifida.
v. Schreber tab. 252. A. B.
In den mildern und wärmern Erdstrichen von Europa und Asien. Das Gehörn des Rehbocks ist öfter als bey andern Gattungen dieses Ge - schlechts durch sonderbare Exostofen entstellt.
36. Moschvs. Cornua nulla. Dentes primores vt in praecedentibus generi - bus; laniarii superiores solitarii exserti.
1. Moschifer. das Bisamthier. (Fr. le musc. Engl. the musk.) M. folliculo vmbilicali.
v. Schreber tab. 242.
In den Schwarzwäldern und bergigen Gegen - den von Tibet und dem südlichen Sibirien. 123Das Männchen hat in der Nabelgegend einen Beutel fast von der Größe eines Hühnereyes, worin sich der Bisam, dieses wichtige Arzney - mittel, sammelt.
2. Pygmaeus. das kleine guineische Rehchen. M. supra fusco-rufus, subtus albus, vngu - lis succenturiatis nullis.
Seba, thes. I. tab. 45. fig. 1.
In Ostindien und auf Guinea. Das kleinste Thier dieser Ordnung. Seine ganzen Beine sind nur Fingers lang, und haben ungefähr die Dicke eines Pfeifenstiels.
Meist sehr große, aber unförmliche, bor - stige oder dünn behaarte Säugethiere, mit mehr als zwey Klauen an jedem Fuß. Also mit Inbegriff der Schweine, denn auch diese haben im Grunde vier Klauen.
37. Svs. Rostrum truncatum, promi - nens, mobile. Dentes primores (ple - risque) superiores 4, conuergentes, in - feriores 6, prominentes; laniarii su - periores 2, inferiores 2, exserti.
1. † Scrofa. das Schwein. (Fr. das wilde le sanglier, das zahme le cochon. Engl. jenes the wild boar, dieses the hog.) S. dorso setoso, cauda pilosa.
Das wilde Schwein hat eine längere Schnauze und überhaupt eine andere Form des Schädels,124 kürzere aufrechte Ohren, größere Fangzähne als das Hausschwein, auch keinen Speck, und niemahls Finnenwürmer, und ist fast immer von schwarzgrauer Farbe.
Wenige Thiere sind so allgemein fast über die ganze Erde verbreitet, als das Hausschwein. Es hat einen ungemein scharfen Geruch, und ist beynahe ein animal omniuorum. Das Weibchen wirft nicht selten zwey Mahl im Jahr und wohl ehr bis 20 Junge auf ein Mahl. – In America, wohin die Schweine aus Europa übergebracht worden, sind sie theils verwildert. (Fr. cochons marons.) Auf Cuba wurden sie mehr als noch ein Mahl so groß, als ihre europäischen Stammältern; auf Cubagua ar - teten sie in eine abentheuerliche Rasse aus mit Klauen, die auf eine halbe Spanne lang wa - ren ꝛc. – Die schinesischen (Fr. cochons de Siam) haben kürzere Beine und einen ausge - schweiften Rücken ohne Mähne. – In Schwe - den und Ungarn findet sich nicht selten eine Spielart mit ungespaltenen Klauen, die schon den Alten bekannt war, so wie man auch welche mit fünf Klauen gesehen, hat.
2. Aethiopicus. das Emgalo. (Büffon's san - glier du cap verd.) S. dentibus primoribus nullis; laniariis superioribus lunatis extror - sum curuatis; sacculis, verrucosis sub oculis.
Vosmaer description du sanglier d'Afrique.
Im Innern von Süd-Africa. Auch auf Madagascar. Ein furchtbar wildes Thier, mit einem mächtig großen Kopf, spannen-breiten Rüssel, großen warzigen Fleischlappen unter den Augen ꝛc.
1253. Tajassu. das Nabelschwein, Bisamschwein, (Pecari, Pakira). S. cauda nulla, folliculo moschifero ad extremum dorsi.
v. Schreber tab. 325.
Herdenweise in den wärmsten Gegenden von Südamerica. Wird höchstens nur 60 Pfund schwer.
4. Babirussa*)Baba heißt auf Malaisch das Schwein, russa der Hirsch.. der Schweinhirsch, Hirsch - eber. S. dentibus laniariis superioribus maximis, parallelis retrorsum arcuatis.
v. Schreber tab. 328.
Zumahl auf den moluckischen Inseln. Lebt am Wasser, kann sehr geschickt selbst nach ziem - lich entlegnen Inseln schwimmen. Es hält schwer, zu bestimmen, wozu ihm die fast zirkel - förmigen großen Eckzähne des Oberkiefers die - nen mögen?
38. Tapir. Dentes primores vtrinque 10; laniarii nulli; palmae vngulis 4, plan - tae vngulis 3.
1. Americanus. der Tapir, Anta.
v. Schreber tab. 319.
Das größte Landthier in Süd-America, von der Statur eines mittelmäßigen Ochsen. Kopf und Schenkel sind ungefähr wie beym Schwein; die Oberlippe zugespitzt und sehr beweglich. Gewöhnlich setzt sichs auf die Hinterfüße wie ein Hund. Geht gern ins Wasser, schwimmt sehr gut ꝛc.
39. Elephas. Elephant. Proboscis lon - gissima, prehensilis; dentes primores su - periores exserti.
1261. Asiaticus. E. capite elongato, fronte con - caua, auriculis minoribus, dentium molarium corona lineis vndulatis parallelis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. B.
Im südlichen Asien, vorzüglich auf Ceilan. Ist das größte von allen Landthieren, wird wohl 15 Fuß hoch und wiegt im zwanzigsten Jahre auf 7000 Pfund. Seine auf dem Rücken fast Daumens dicke Haut ist doch selbst gegen In - sectenstiche empfindlich; gewöhnlich von grauer Farbe. Das Hauptorgan des Elephanten ist sein Rüssel, der ihm zum Athemhohlen, zum äußerst feinen Geruch, zum Wasserschöpfen, sein Futter damit zu fassen und ins Maul zu stecken, und zu tausend künstlichen Verrichtungen, statt der Hände dient. Er kann ihn drey Ellen lang ausstrecken, und bis zu anderthalb Ellen wieder einziehen. Am Ende ist derselbe, wie mit einem biegsamen Haken versehen, und hiermit kann er ungemein feine kunstreiche Handlungen verrich - ten, z. B. Knoten aufknüpfen, Schnallen auflö - sen, mehrere Stücken Geld mit Einem Mahl aufheben u. s. w. Seine Nahrung besteht vor - züglich aus Laub der Bäume, Reis und andern Gräsern. Er schwimmt mit ungemeiner Leich - tigkeit selbst durch schnelle Ströme. Bey der Begattung soll er sich, wie die mehresten übri - gen Säugethiere bespringen. Das neugeworfene Junge saugt mit dem Maule (nicht mit dem Rüssel, wie viele gemeint haben). Ungefähr im dritten, vierten Jahre kommen bey beyden Geschlechtern die zwey großen Stoßzähne zum Ausbruch, die das Elfenbein geben. Sie wer - den wohl 7 bis 8 Fuß lang und einer derselben kann bis auf 200 Pfund wiegen. Wahrschein - lich wird der Elephant auf 200 Jahre alt. Am127 häufigsten nutzt man ihn zum Lasttragen, da er zum mindesten 20 Centner zu tragen, und die größten Transporte Berge hinauf zu wälzen, im Stande ist. Sein Gang ist gleichsam ein schnel - les Schieben der Beine, und dabey so sicher, daß er auch auf ungebahnten Wegen doch nicht strauchelt.
2. Africanus. E. capite subrotundo, fronte conuexa, auriculis amplissimis; dentium molarium corona rhombis distincta.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 19. fig. C.
Diese im mittlern und südlichern Africa ein - heimische Gattung, wird nicht, wie die asiati - sche, als Hausthier gehalten, sondern bloß des Fleisches und vorzüglich des Elfenbeins*)Von der Verarbeitung desselben seit den Zeiten des trojanischen Kriegs s. Hrn. Geh. Justiz-Rath Heyne in den Nov. Comment. Gott. T. I. p. 96 sq. und Dess. Samml. antiquarischer Auf - sätze II. Th. S. 149. u. f. und Hrn. Hofr. Beck - manns Vorbereitung zur Wahren-Kunde I. B. S. 299. u. f. wegen gefangen und geschossen.
40. Rhinoceros. Nashorn. Cornu solidum, conicum, naso insidens.
1. Asiaticus. Rh. dentibus primoribus vtrin - que quaternis, inferioribus conicis, supe - rioribus sublobatis; laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. B.
In Ostindien. Das bey dieser Gattung meh - rentheils einzelne Horn sitzt bey ihm so wie das doppelte beym afrikanischen nicht am Knochen fest, sondern ist bloß mit der Haut verwachsen.
1282. Africanus. Rh. dentibus primoribus et laniariis nullis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 7. fig. A.
In Süd-Africa, am Cap ꝛc. Das zweyte Horn ist kleiner, und sitzt hinter dem erstern.
41. Hippopotamus. Dentes primores superiores remoti, inferiores procum - bentes; laniarii inferiores incuruati, oblique truncati.
1. Amphibius. das Nilpferd. (am Cap See - kuh genannt)
Buffon. Supplement vol. III. tab. 62. 63. vol. VI. tab. 4. 5.
Häufig im südlichen Africa, so wie ehedem im Nil. Aeußerst plump, mit einem unförmlichen großen Kopfe, ganz ungeheueren Rachen, dicken Leibe, kurzen Beinen ꝛc. Ein erwachsenes wiegt wenigstens viertehalb tausend Pfund. Nährt sich von Vegetabilien und Fischen.
Säugethiere mit Schwimmfüßen, deren Geschlechter wieder nach der Verschiedenheit ihres Gebisses (so wie oben die Ferae) in drey Familien zerfallen. A) Glires. B) Ferae. C) Bruta.
Mit meißelförmigen Nagezähnen.
42. Castor. Pedes postici palmati. Dentes primores vtrinque 2.
1291. †. Fiber. der Biber. (Fr. le castor. Engl. the. beaver.) C. cauda depressa, ouata, squamosa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 43.
In der nördlichern Erde, in einsamen Gegen, den an Land-Seen und größern Flüssen. Er wird wegen seiner feinen Haare für die Hand - lung, und für die Arzneykunst wegen des so ge - nannten Bibergeils wichtig, das sich den beyden Geschlechtern in besondern Behältern am Ende des Unterleibes findet. Am berühmtesten sind aber diese Thiere durch die ausnehmende Kunst - fertigkeit, mit welcher sie, da wo sie sich (wie im Innern von Canada) noch in Menge beysammen finden, ihre dauerhaften Wohnungen, besonders aber, da wo sie es nöthig finden, die dazu ge - hörigen bewundernswürdigen Dämme aufführen. Denn, zugegeben, das freylich in den Erzäh - lungen mancher Reisebeschreiber vom Bau der Biber vieles verschönert und übertrieben worden, so wissen sich doch diese Thiere, nach dem ein - stimmigen Zeugniß der unverdächtigsten Beob - achter aus ganz verschiedenen Welttheilen, dabey so nach zufälligen Umständen zu bequemen, daß sie sich dadurch weit über die einförmigen Kunsttriebe andere Thiere erheben.
Mit dem Gebiß der reißenden Thiere.
43. Phoca. Pedes postici exporrecti, di - giti coaliti. Dentes primores superiores 6, inferiores 4; laniarii solitarii.
Nebst den Thieren des vorigen Geschlechts gleichsam die Amphibien unter den Säugethie -130 ren, deren ganzer Körperbau darnach eingerichtet ist, um in beyden Elementen leben zu können*)So habe ich z. B. a. 1784. bey der Zergliede - rung eines Seehund-Auges eine merkwürdige Einrichtung entdeckt, wodurch diese Thiere im Stande sind, nach Willkür die Achse desselben zu verlängern oder zu verkürzen, und durch zweyerley medium von so verschiedener Dichtigkeit, durchs Wasser nähmlich eben so gut als durch die Luft deutlich sehen zu können. Dieß wird durch den Druck der überaus starken Augenmuskeln auf die äußere Haut des Augapfels bewirkt, welche letztere an verschiedenen Stellen von verschiedener Dicke ist. Die durchsichtige Hornhaut nähmlich ist dünne und nachgiebig; von der harren weißen Haut hin - gegen ist der zunächst an die Hornhaut anstoßende Theil, so wie auch der Hintergrund, dick und knorpelartig, ihr mittlerer Gürtel aber wieder dünne und geschmeidig: und so begreifft sich leicht, wie durch die nach den Umständen accommodirte Action jener robusten Muskeln die erforderlichen innern Veränderungen bewirkt wer - den, um die Augenachse, wenn das Thier durch die Luft sehen will, zu verkürzen, die Linse dem Hintergründe des Auges näher zu bringen, so wie es die starke Brechung der Lichtstrahlen erfordert, die dann aus dem dünnen medium der Luft in das dichtere des Auges gehen; und v. v. – s. Commentat. societat. scientiar. Goettingens. vol. VII..
1. Vitulina. der Seehund, die Robbe, das Seekalb. (Fr. le veau marin. Engl. the seal.) P. capite laeui, auriculis nullis, cor - pore griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 73.
In den nördlichen Meeren. Ist für die finni - schen Insulaner, so wie für die Kamtschadalen, besonders aber für die Grönländer und für die labradorischen Esquimos, ein äußerst wichtiges131 Geschöpf: die beyden letztern Völker zumahl, nähren sich von seinem Fleisch, kleiden sich in sein Fell, beziehen ihre Sommerhütten und Fischerbothe damit ꝛc. Sein Fang macht ihr vorzüglichstes Geschäft, und die darin erworbene Geschicklichkeit ihr Glück und ihren Stolz aus.
2. Vrsina. der Seebär. P. auriculata, collo laeui.
Buffon, Supplement vol. VI. tab. 47.
Im Sommer herdenweise auf den Inseln des kamtschatkischen Inselmeers, überwintert oder vermuthlich auf den benachbarten etwas süd - lichern Inseln des stillen Oceans. Lebt in Polygamie, so daß jedes Männchen wohl dreyßig bis vierzig Weibchen hat, die es mit vieler Eifersucht bewacht, und grimmig gegen seine Nebenbuhler zu behaupten sucht*)G. W. Stellers Beschreibung von sonderbaren Meerthieren. Halle, 1753. 8. (aus den nov. Com - ment. Petropolit.).
3. Iubata. der Stellersche Seelöwe. P. auricu - lata, collo iubato.
Buffon, Suplement vol. VI. tab. 48.
Im ganzen stillen Ocean. Die größte Gat - tung dieses Geschlechts; hat den Nahmen von der beym Männchen gewisser Maßen löwenar - tigen Mähne.
4. Cristata. der ansonsche Seelöwe**)Linnes Phoca cristata und seine iubata sind einerley Thier.. P. capite antice cristato.
Anson's voyage round tke world tab. 19.
Im atlantischen sowohl als im stillen Ocean. Nur das Männchen hat den häutigen Kamm auf der Nase.
13244. Lvtra. Palmae plantaeque natato - riae. Dentea primores vtrinque 6; su - periores distincti, inferiores conferti.
1. †. Vulgaris. die Fischotter. (Fr. la loutre. Engl. the otter.) M. plantis nudis, cauda corpore dimidio breuiore.
v. Schreber tab. 126. A. B.
In den mildern Gegenden der nördlichen Erde. Die schönsten in Canada.
2. Marina. die Seeorter. (Fr. le castor marin. Engl. the sea-otter.) L. plantis pilosis, cauda corpore quadruplo breuiore.
Cook's voyage to the northern hemisphere vol. II. tab. 43.
Besonders um Kamtschatka und an der jensei - tigen Küste vom nordwestlichen America bis hinunter nach Nutka-Sund, dock auch um Corea, und zumahl im gelben See. Ihr schwarzes und silbergraues Fell ist für die Schinesen das kostbarste aller Rauchwerke.
Ohne Gebiß, oder wenigstens ohne Vor - derzähne.
45. Ornithornynchvs. Mandibu - lae rostratae (anatinae). Dentes nulli*)Denn die Organe die Hr. Ever. Home für Backenzähne des Schnabelthiers ausgegeben, kön - nen doch, da sie weder substantia vitrea noch ossea, weder Wurzeln noch Zahnzellen haben, und er sie ihrer Structur nach vielmehr mit der von der innern Haut des Hühnermogens ver -133 gleicht, wohl weder nach dem gemeinen Sprach - gebrauch, noch nach der wissenschaftlichen anato - mischen und naturhistorischen Terminologie für wirkliche Zähne eines warmblutigen Quadruped's gehalten werden..
1. Paradoxus. das Schnabelthier.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 41.
Dieses so ganz abenteuerliche Geschöpf zeich - net sich von allen bisher bekannten Säugethie - ren durch die beyspiellose Bildung seiner Kinn - laden aus, die im äußern aufs vollkommenste einem breiten planen Entenschnabel ähneln, auch eben so mit einer weichen nervenreichen zum Tasten bestimmten Haut überzogen, auch an den Seiterändern gezähnelt sind. Beyder - ley Füße sind mit einer Schwimmhaut ver - sehen, die an den Vordern noch vor den Krallen hervorragt, und sich mittelst derselben fächerar - tig zusammenfalten oder ausbreiten läßt. Noch hat man an keinem von beyden Geschlechtern eine Spur von Zitzen gefunden. Dieses Wun - derthier lebt in einem Landsee des an sonder - baren Formen seiner Geschöpfe so reichen fünf - ten Welttheils, unweit Botanybay.
46. Trichechvs. Pedes posteriores compedes coadunati.
1. Rosmarus. das Wallroß. (Fr. le morse. Engl. the walrus.) T. dentibus laniariis superioribus exsertis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 15.
Bey dem Treibeis des Nordpols: oft zu hun - derten beysammen. Nährt sich vom Seetang und Schalthieren, die er mit seinen Hauzähnen134 loskratzt. Die alten Normanen machten ihre fast unverwüstlichen Ankertaue von Wallroßriemen*)s. Ohthere's Reise in J. Spelmanni vita Aelfredi magni Anglor. regis. p. 205..
2. Manatus. die Seekuh (Fr. le lamantin.) T. dentibus laniariis inclusis.
v. Schreber tab. 80.
In den Meeren der wärmern Erde, auch häufig im Orinoco. Scheint zu manchen der Sagen von Sirenen und Meerjungfern Anlaß gegeben zu haben**)Die fälschlich so genannten Lapides manati sind gar nicht von diesem Thiere, sondern gewöhnlich ein Theil des äußern Gehörganges und der Pauke des Wallfisches..
Die ehedem so ganz widersinnig zu den Fischen gerechneten Säugethiere***)s. Hrn. Prof. Schneiders vermischte Abhandl. zur Aufklärung der Zoologie ꝛc. Berlin, 1784. 8. S. 175-304.C. Lacépède histoire naturelle des cetacées Par. an 12. 4..
47. Monodon. Dentes alteruter maxillae superioris exsertus longissimus, rectus, spiralis.
1. Narhwal. das See-Einhorn.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 44.
Meist im nördlichen atlantischen Ocean. Das Junge hat ursprünglich zwey Zähne (in jedem135 Oberkieferknochen Einen), die aber von unglei - cher Größe sind, und beym Erwachsenen sehr selten zusammen gefunden werden, sondern ge - wöhnlich nur einer von beyden. Zuweilen so lang, als der Körper des Thieres, d. h. wohl 18 Fuß und darüber.
48. Balaena. Dentes nulli. Laminae loco superiorum corneae.
1. Mysticetus. der Wallfisch. (Fr. la baleine. Engl. the black whale.) B. dorso impinni.
Abbild. der Wallfische bey Homanns Erben, in Landkarten-Format. fig. 1. 2.
Das größte aller bekannten Thiere*)Von der vermeinten Krake s. unten bey der Asterias caput medusae., das über 100000 Pfund an Gewicht hält, ist theils gegen den Nordpol, aber auch in südlichen Ge - genden im atlantischen Ocean, und im stillen Meere zu Hause. Die heutiges Tages gefangen werden, sind selten über 60 bis 70 Fuß lang. Der ungeheuere Kopf macht wohl ein Drittel des ganzen Thieres aus. Die Haut ist meistens schwarz oder mit weiß gemarmelt ꝛc., hin und wieder dünn behaart, und oft mit Muscheln besetzt. Den kamtschadalischen Insulanern und den nordwestlichen Americanern gibt dieses un - geheuere Thier victus et amictus ꝛc. Die Euro - päer hingegen fangen den Wallfisch (wovon ein großer 5000 Rthlr. werth seyn kann) des Fisch - thrans und besonders der Barden wegen, deren er 700 im Oberkiefer hat, die das Fischbein geben, und von denen die mittelsten wohl zwanzig Fuß lang werden.
1362. Boops. (Fr. la jubarte) (einer der verschie - denen Finnfische.) B. pectore sulcato, pinna dorsali obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 74.
Die Haut an Hals und Brust und Vordertheil des Bauchs, ist bey dieser und einigen andern Gattungen dieses Geschlechts sehr regelmäßig nach der Länge gefurcht*)Ein solcher Finnfisch (mit welchem Nahmen von den Wallfischfängern alle Gattungen dieses Ge - schlechts belegt werden, die eine Rückenfinne haben, wie physalus u. a. –) den ich frischge - strandet zu sehen die mit unverhoffte Gelegenheit gehabt, war 52 Fuß lang und hatte 64 solche mehr als Daumsbreite und eben so tiefe Brust - furchen..
49. Physeter. Dentes in maxilla in - feriore.
1. Macrocephalus. der Caschelot, Pottfisch. (Engl. the white whale.) P. dorso impinni, dentibus inflexis, apice acutiusculo.
Die homannische Abbild. fig. 4.
Meist in den südlichern Weltmeeren; zumahl an den Küsten von Brasilien und von Neu - Südwallis. Er erreicht die Größe des Wallfi - sches, hat einen ungeheuren Rachen, und kann Klafterlange Hayfische verschlingen. Sein Oberkiefer ist sehr breit, der untere hingegen überaus schmal. Er wird vorzüglich des Wall - raths (sperma ceti) wegen aufgesucht, das in Gestalt eines milchweißen Oels theils im Körper des Thiers bey dem Thran, theils aber, und zwar in größter Menge in besondern Be - hältern am Kopfe desselben, zumahl vorn auf137 den Oberkiefern gefunden wird, und an der Luft zu einem halb durchsichtigen Talg verhärtet. Die köstliche wohlriechende graue Ambra ist eine Stercorolverhärtung die sich zumahl im dicken Darm mancher davon erkrankender Ca - schelotte findet.
50. Delphinvs. Dentes in maxilla vtraque.
1. Phocaena. das Meerschwein, der Braun - fisch. (tursio Plin. Engl. the porpoise. ) D. corpore subconiformi, dorso lato pinnato, rostro subobtuso.
v. Schreber tab. 342.
So wie die folgende Gattung in den europäi - schen Meeren: wird 1 1 / 2 Klafter lang und ist zumahl für die Lachse ein schädliches Raubthier.
2. Delphis. der Delphin, Tümmler. (Fr. le dauphin. Engl. the porpesse. ) D. corpore oblongo subtereti, dorso pinnato, rostro attenuato, acuto.
v. Schreber tab. 343.
Der eigentliche Delphin der Alten.
3. Orca. der Nordcaper, Speckhauer. (Engl. the grampus.) D. pinna dorsi altissima; dentibus subconicis, parum incuruis.
v. Schreber tab. 340.
Mehr im nördlichen Weltmeere, doch auch im mittelländischen; wird 20 Fuß lang.
Die Säugethiere zeigen in ihrer Bildung, mithin auch in ihrer Lebensart ꝛc. so sehr viel Verschiedenheit, daß sich nur wenig Allgemei - nes von ihnen überhaupt sagen läßt, und man sich folglich bey ihrer speciellen Geschichte desto umständlicher zu seyn gedrungen sieht. Bey den Vögeln ist der Fall anders. Beydes, so wohl ihre Gestalt, als auch ihre Lebensart hat im Ganzen genommen mehr Ueberein - stimmendes, daher man sich bey der besondern Geschichte ihrer einzelnen Geschlechter und Gattungen schon kürzer fassen kann.
Alle Vögel kommen in Rücksicht ihrer Bildung darin mit einander überein, daß sie zwey Füße, zwey Flügel, einen hornigen Schnabel, und einen mit Federn bedeck - ten Körper haben. Sie zeichnen sich zu - gleich durch diese vier Charactere von allen andern Thieren aufs kenntlichste aus, und machen eine gleichsam isolirte Classe von139 Geschöpfen aus, die mit keiner andern zu - sammen fließt, und sich daher in die vermeinte Kette oder Leiter der natürlichen Körper (S. 9.) nicht ohne Zwang einpassen läßt.
Unter jenen Charaktern sind die Federn den Vögeln ausschließlich eigen, die in regel - mäßigen Reihen (in quincunce) in die Haut verwachsen und mit vielem Fette durch - zogen sind; aber in gewisser Jahreszeit, ge - wöhnlich im Herbste, ausfallen und neue an ihrer Statt regenerirt werden. Manche, wie die Schneehühner ꝛc. mausern sich gar zwey Mahl im Jahr, im Frühling und Herbst. Bey manchen Gattungen hat der junge Vogel, zumahl vor der ersten Mause (als auis hornotina) andere Farben oder Zeichnungen des Gefieders, als im reifern Alter. Bey manchen herrscht auch hierin große Sexual - verschiedenheit. Von den Haaren unterschei - den sie sich besonders auch dadurch daß sie, so viel bekannt, wenn sie beschnitten oder sonst verstümmelt worden, alsdann nicht so wie diese, wieder ergänzt werden.
Die stärksten Federn sind in den Fittigen und im Schwanze. Jene heißen Schwung - federn (remiges), diese Steuerfedern140 (rectrices). Die Schwungfedern bilden bey ausgespannten Flügeln gleichsam breite Fächer, womit sich die Vögel in die Luft heben und fliegen können. Einige wenige Vögel (aues impennes), wie die Pinguine ꝛc. haben gar keine Schwungfedern, und sind daher zum Fluge ungeschickt. So fehlen auch einigen Vögeln, wie dem Casuar, den Taucherchen ꝛc. die Steuerfedern.
Im innern Körperbau*)Vom Eigenthümlichen des innern Körperbaues der Vogel habe ich ausführlich in dem Specimen physiologiae comparatae inter animantia calidi sanguinis viuipara et ouipara gehandelt, das im IX. B. der commentation societ. reg. scien - tiar. Gottingens. p. 108-128. befindlich ist. zeichnen sich die Vögel besonders durch die merkwürdigen Luftbehälter aus, die in ihrem Körper ver - theilt, und vorzüglich zum Fluge von äußer - ster Wichtigkeit sind. Die mehresten stehen mit den Lungen, andere aber bloß mit dem Rachen in Verbindung, und der Vogel kann sie nach Willkühr mit Luft laden oder aus - leeren. Zu diesen Luftbehältern gehören vor - züglich große aber zarte häutige Zellen, die theils im Unterleibe, theils unter den Achseln und sonst noch unter der Haut verbreitet sind, und durchs Einathmen mittelst der Lungen voll Luft gepumpt werden können. Außer -141 dem dienen den Vögeln auch gewisse mark - leere hohle Knochen, wie die Schulter - knocken im Flügel ꝛc. und manchen selbst die Hirnschale, zu ähnlichen Zwecken. Und end - lich sind auch die ungeheuren Schnäbel der Pfefferfraße, Nashornvögel ꝛc. ebenfalls dahin gehörig; und selbst die Federspulen stehen mit dem obengedachten lockern Zellgewebe in Verbindung, und können gleichfalls mit Luft gefüllt oder ausgeleert werden.
Durch diese merkwürdigen Einrichtungen werden die Vögel zum Flug geschickt, bey welchem die Geschwindigkeit so wohl als die lang anhaltende Dauer gleich merkwürdig sind. Nur wenige Vögel, wie der Straus, der Casuar, die Pinguine und andere aues im - pennes (§. 58.) können gar nicht fliegen.
Der Aufenthalt der Vögel ist beynahe eben so verschieden als der Säugethiere ihrer. Die mehresten leben auf Bäumen, andre auf dem Wasser, sehr wenige bloß auf der Erde: aber kein einziger Vogel (so wie der Maul - wurf in der vorigen, und andere Geschöpfe in den beyden letztern Thier-Classen) bloß unter der Erde. Die Bildung der Füße ist142 auch bey den Vögeln, so wie bey den Säu - gethieren, ihrem verschiedenen Aufenthalt an - gemessen. Die mehresten haben freye, unver - bundne Zehen (aues fissipedes) und zwar gewöhnlich ihrer viere, wovon drey nach vorn, und der vierte gleichsam als Daumen nach hinten gekehrt ist (pedes ambulatorii). Oder aber es sind nur zwey Zehen nach vorn, und zweye nach hinten gekehrt (p. scansorii); oder der Vogel kann willkürlich die eine Zehe bald vorwärts zu den übrigen zweyen, bald rück - wärts zum Daumen schlagen (digitus ver - satilis). Bey andern ist auch wohl die mittlere Zehe an die eine Seitenzehe ange - wachsen (pedes gressorii); oder die Hinter - zehe fehlt ganz (p. cursorii). Bey denen Vögeln, die keine freye Zehen haben, sind die Zehen entweder nur an der Wurzel (p. semipalmati) – oder aber bis vorn an die Spitze (p. palmati) – durch eine Schwimm - haut verbunden; bey andern sind die einzelnen Zehen mit einer lappichten schmalen Haut, die entweder einen glatten (p. lobati), – oder zackigen Rand (p. pinnati) hat, wie mit Fransen eingefaßt.
Sehr viele Vögel verändern ihren Wohnplatz zu gewissen Jahrszeiten die meisten zwar bloß in so fern, daß sie nur143 wenige Meilen weit in die benachbarten Gegenden streichen, und bald darauf in ihre alte Heimath zurückkehren; andere aber wie die Hausschwalben, die Kraniche, Störche ꝛc. so, daß sie im Herbst große Wallfahrten, weit übers Meer und über einen beträchtlichen Theil der Erdkugel weg, anstellen, und den Winter bis zur Rückkehr im folgenden Frü - jahre in wärmern Zonen zubringen.
Kein Vogel hat Zähne, sondern diese Thiere müssen ihre Speise entweder mit dem Schnabel zerbeißen, oder ganz schlucken. Bey - denjenigen samenfressenden Vögeln, die ihre Körner ganz, unzerbissen einschlucken, ge - langen diese nicht sogleich in den Magen, sondern werden vorher im drüsenreichen Kropfe (ingluuies, prolobus) eingeweicht, und von da nur allmählich an den Magen überlassen: der bey diesen Thieren äußerst musculös, und so stark ist, daß er sogar, nach Reaumur's u. a. merkwürdigen Ver - suchen, verschluckte Haselnüsse und Oliven - kerne zu zerdrücken und Münzen so glatt wie Papier abzuscheuern vermag. Sehr viele Vö - gel verschlucken aber auch überdieß noch kleine Kieselsteinchen, die ebenfalls die Zermalmung und nachherige Verdauung der Speisen be -144 fördern*)Ueber den Zweck und Nutzen, weshalb diese Vö - gel solche Steinchen schlucken müssen, sind die Meinungen der Physiologen sehr verschieden. – Manche haben gar gewähnt, es geschehe aus Stupidität. – Nach meinen Untersuchungen ist es ein unentbehrliches Hülfsmittel, um die einge - schluckten Körner dadurch zu tödten und ihrer Lebenskraft zu berauben, die sonst der Di - gestionskraft widersteht.. Verschiedene fleischfressende Vö - gel, wie die Falken, Eulen, Eisvögel ꝛc. können die Knochen, Haare und Gräten der kleinen Thiere, die sie verzehrt haben, nicht verdauen, sondern brechen sie, in eine runde Kugel (das Gewölle) geballt, nach der Mahlzeit wieder von sich**)Einen ähnlichen Ursprung haben auch die vulgo so genannten Sternschnuppen, nämlich die graulichweißen, gallertartigen, meist darmförmig gewundenen Klumpen die man oft haufenweise auf Wiesen ꝛc. antrifft, und halverdaute Einge - weide von Fröschen sind, die von Krähen, Sumpf - und Wasservögeln wieder ausgebrochen worden. – s. Hrn. Dr. Persoon in Hrn. Hofr. Voigts neuem Magazin I. B. 2. St. S. 56 u. f..
Zu den besondern Eigenheiten der Sinn - werkzeuge der Vögel in Vergleichung zu den Säugethieren, gehört unter andern der Man - gel der knorpligen zur Auffassung des Schalls dienenden äußern Ohren; der aber, zumahl bey den nächtlichen Raubvögeln, durch die äußerst regelmäßige zirkelförmige Stellung und145 bestimmte Richtung der Federchen in der Ge - gend des Ohres und bey manchen derselben auch noch überdieß durch eine bewegliche Klappe am äußern Gehörgange ersetzt wird.
Anm. Nur sehr wenige Vögel, die Aenten nähmlich u. a. verwandte Gattungen, scheinen den wirk - lichen Sinn des Tastens (d. h. des Gefühls im engern Verstande) zu besitzen; und das Organ dazu ist wohl die weiche Bedeckung ihres Schna - bels, die mit ausnehmend starken Hautnerven versehen; und beym lebendigen Thier äußerst empfindlich ist. Auch sieht man, wie die Enten in den Pfützen, wo sie bey Aufsuchung des Fraßes weder dem Gesichte, noch dem Geruche nachgehen können, mit dem Schnabel wirklich sondiren.
Die Stimme ist zumahl bey den kleinen so genannten Sangvögeln mannigfaltig und anmuthig, doch darf man nicht sowohl sagen, daß sie singen (– denn natürlicher Gesang ist ein ausschließliches Vorrecht des Men - schen –) als, daß sie pfeifen. Außer den obgedachten Luftbehältern (§. 59.) kommt ihnen dazu vorzüglich die Einrichtung ihres Kehlkopfs (larynx) zu Statten, der bey den Vögeln nicht bloß, so wie den Säugethieren und Amphibien, am obern Ende, nähmlich an der Zungenwurzel befindlich, sondern gleichsam in zwey abgesonderte Hälften an die beiden Enden der Luftröhre vertheilt ist. Die Papageyen, Raben, Stahre, Dompfaf -146 fen ꝛc. hat man die Menschenstimme nachahmen und Worte aussprechen gelehrt: so wie auch die Sangvögel im Käficht leicht fremden Gesang annehmen, Lieder pfeifen lernen, und sich sogar zum Accompagnement abrichten lassen, so, daß man mit mehreren Dompfaffen zugleich schon wirklich kleine Concerte hat geben können. Ueberhaupt aber scheint auch der Waldgesang der Sangvögel doch erst durch Uebung und Nachahmung recht ausgebildet zu werden.
Die mehresten Vögel begatten sich im Frühjahr; manche aber, wie der Kreuzschna - bel, in der kältesten Jahrszeit nach Weihnach - ten. Das Hausgeflügel ist gar an keine be - stimmte Zeit gebunden, sondern läßt sich Jahr aus Jahr ein zu diesem Geschäft willig finden. Manche halten sich nur zur Begat - tungszeit, andere aber, wie die Tauben, für immer paarweise zusammen: noch andere aber leben, wie die Hühner, in Polygynie.
Das befruchtete Weibchen wird vom In - stinct getrieben, für die Zukunft zu sorgen, und zu nisten, wovon eigentlich vielleicht bloß der Kuckuck völlig ausgenommen ist. 147Bey den polygamischen Vögeln, wie bey den Hühnerarten, nimmt das Männchen gar keinen Antheil an diesem Geschäfte; bey denen aber, die sich paarweise zusammen halten, zumahl unter den Sangvögeln, trägt es doch Baumaterialien herbey, und verpflegt sein Weibchen während ihrer Arbeit.
Die Auswahl des Ortes, an dem jede Gattung ihr Nest anlegt, ist ihren Bedürfnis - sen und ihrer ganzen Lebensart aufs genaueste angemessen. Und eben so sorgfältig wählt auch jede Gattung die Baumaterialien zu ihrem Neste.
Die Form der Nester ist bald mehr bald minder künstlich. Manche Vögel, wie die Schnepfen, Trappen, Kibitze ꝛc. machen sich bloß ein dürres Lager von Reisholz, Stroh - halmen ꝛc. auf der platten Erde: andere tragen sich nur ein weiches kunstloses Bett in Löcher der Mauern, Felsenritzen und hohle Bäume; so die Spechte, Heher, Dohlen, Sperlinge ꝛc. Sehr viele, zumahl unter den Hühnern, Tauben und Sangvögeln, geben ihrem Neste die Gestalt einer Halbkugel oder einer Schüs - sel: andere, wie der Zaunkönig, ungefähr die Form eines Backofens: noch andere, wie148 manche Meisen, Kernbeißer ꝛc. die von einem Beutel u. s. w. *)Ad. L. Wirsing Sammlung von Nestern und Eyern verschiedener Vögel, beschrieben von Fr. Chr. Günther. Nürnb. 1772. Fol.
Wenn endlich das Geschäft des Nester - baues vollendet ist, so legt die Mutter ihre Eyer hinein; deren Anzahl bey den verschie - denen Gattungen der Vögel sehr verschieden ist. Viele Wasservögel z. B. legen jedes Mahl nur ein einziges Ey; die Taucherchen und mehresten Tauben ihrer zwey; die Möven drey; die Raben vier; die Finken fünf; die Schwalben sechs bis acht; die Rebhühner und Wachteln vierzehn; das Haushuhn aber, besonders wenn man ihm die Eyer nach und nach wegnimmt**)In diesem Fall scheint also das Eyerlegen eine willkürliche Handlung, wodurch es sich folglich vom durchaus unwillkürlichen Gebähren der Säu - gethiere auffallend auszeichnet., bis fünfzig und drüber. Zuweilen geben auch manche Vögel, ohne vorher gegangene Befruchtung, Eyer von sich, die aber zum Bebrüten untauglich sind und Windeyer (oua subuentanea, cynosura, zephyria, hypenemia) heißen.
Die Ausbildung des jungen Thieres, die bey den Säugethieren noch im Mutterleibe149 vollzogen wird, muß hingegen bey den Vögeln im schon gelegten Ey, mittelst des Brütens bewirkt werden. Nur der Kuckuck brütet seine Eyer nie selbst aus, sondern überläßt es den Grasmücken oder Bachstelzen ꝛc. in deren Nest er sein Ey gelegt hat. Hingegen weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde, und sogar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*)Plin. L. X. cap. 55. „ Liuia Augusta, prima sua iuuenta Tiberio Caesare ex Nerone grauida, cum parere virillem sexum admodum cuperet, hoc vsa est puellari augurio, ouum in sinu fouendo, atque cum deponendum haberet, nu - trici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor. “. Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**)Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domesti - ques, par Mr. de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbé Copineau) Ornithotrophie arti - ficielle. Par. 1780. 12., und durch Lampen - feuer in so genannten Brüt-Maschinen***)Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kostbaren Maschine, und die doch so aus - nehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 20; u. f. 271. u. f. und in Brutöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. – Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben ꝛc.150 nimmt auch das Männchen an diesem Ge - schäfte Antheil. Die Hähne unter den Cana - rienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. über - lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, versorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe.
Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird*)Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Oeconomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII. Abschn. des Handb. der vergleichend. Anatomie.. Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als das Eyweiß, sondern auch wiederum diejenige Stelle auf seiner Oberfläche (der so genannte Hahnen - tritt, cicatricula), neben welcher das künftige Hühnchen zu liegen kommt, selbst noch leichter als die entgegen gesetzte Seite, so daß folglich bey jeder Lage des Eyes doch immer jene Stelle dem Leibe des bebrütenden Vogels zugekehrt ist. Die erste Spur des neuen Küchelchens zeiget sich immer erst eine geraume Zeit nachdem das Brüten seinen Anfang genommen. Beym Hühnerey z. B. kaum vor Ende des ersten Tages: so wie am Ende151 des zweyten das berühmte Schauspiel der ersten Bewegung des dann noch sehr unvoll - kommnen Herzchens (das punctum saliens) seinen Anfang nimmt. Zu Ende des fünften Tages sieht man schon das ganze kleine gallertartige Geschöpf sich bewegen. Am vier - zehnten brechen die Federn aus; zu Anfang des funfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft; und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben.
Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, unendlich mehr von seiner nachmah - ligen Form, wenn er zum Auskriechen reif ist, verschieden, als die früheste Gestalt des neu - empfangenen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung. Man kann sagen, das Küchelchen im Eye gelangt erst durch eine Art von Metamor - phose zu seiner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rücksicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. –)
Unter den mancherley zur bewunderungs - würdigen Oeconomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die beyden allerwich - tigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte der Brützeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zeigen. – Nämlich die Nabelhaut (chorion) die dann unter der Eyerschaale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut (membrana valuulosa vitelli), die mit dem Dramcanal des zarten152 Geschöpfs zusammenhängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum so genannten phlo - gistischen Proceß (– S. 37 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)
Jede Gattung Vögel hat zwar ihre be - stimmte Brützeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Clima und der wärmern oder kältern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein und zwanzigsten Tages zum Auskriechen aus dem Eye reif.
Die jungen Vögel werden einige Zeit von der Mutter, und bey denen, die in Monoga - mie leben, auch vom Vater, mit vieler Zärt - lichkeit gefüttert, und zumahl bey den mehresten körnerfressenden aus dem Kropfe geätzt, bis sie befiedert, und überhaupt für ihren eignen Unterhalt zu sorgen im Stande sind.
Die Vögel erreichen, nach Verhältniß ihrer körperlichen Größe, und in Vergleich mit den Säugethieren, ein sehr hohes Alter, und man weiß, daß selbst in der Gefangen -153 schaft Adler und Papageyen über hundert, Stieglitze über 24 Jahre ꝛc. leben können.
Die Vögel sind für die Haushaltung der Natur im Großen ungemein wichtige Ge - schöpfe, obgleich ihre unmittelbare Brauch - barkeit fürs Menschengeschlecht ohne Ver - gleich einfacher ist, als der Säugethiere ihre. Sie vertilgen unzählige Insecten, und das unbedingte Wegfangen mancher vermeintlich schädlichen Vögel, der Sperlinge, Krähen ꝛc. in manchen Gegenden, hat meist eine un - gleich schädlichere Vermehrung des Ungezie - fers nach sich gezogen. Andere verzehren größere Thiere, Feldmäuse, Schlangen, Frösche, Eidexen ꝛc. oder Aeser. Viele helfen Unkraut ausrotten. Von der andern Seite wird auch die Vermehrung und Fortpflan - zung der Thiere so wohl, als der Gewächse, durch Vögel befördert. So weiß man z. B., daß die wilden Enten bey ihren Zügen be - fruchteten Fischrogen in entfernte Teiche über - tragen, und sie dadurch zuweilen fischreich machen. Sehr viele Vögel verschlucken Sa - menkörner, die sie nachher wieder ganz von sich geben, und dadurch die Verbreitung der - selben befördern: so z. B. die Tauben auf Banda die Muscatnüsse ꝛc. Der Mist der Seevögel düngt kahle Felsenklippen und154 Küsten, daß nachher nützliche Gewächse da fortkommen können. Manche Falken - gattungen lassen sich zur Jagd, so wie die Scharben zum Fischfang, abrichten ꝛc. So sehr viele Vögel, ihre Eyer, ihr Fett ꝛc. dienen zur Speise. Die ganzen Felle der Seevögel zur Kleidung mancher der nördlich - sten Völker. Die Federn zum Füllen der Betten, zum Schreiben, und zu mancher - ley theils kostbaren Putz, so wie sie auch bey vielen wilden Völkern, zumahl auf den Inseln des stillen Oceans, einen beträchtlichen Handels - artikel ausmachen.
Der Schade, den die Vögel stiften, läßt sich fast gänzlich auf die Vertilgung nutz - barer Thiere und Gewächse zurück bringen. Der Condor, der Lämmergeyer u. a. Raub - vögel tödten Kälber, Ziegen, Schafe ꝛc. Der Fischadler und so viele Wasservögel sind den Fischen und ihrem Leich so wie die Ha - bichte, Sperber, Aelstern ꝛc. dem Hausge - flügel gefährlich. Die Sperlinge und andere kleine Sangvögel schaden der Saat, den Weintrauben und Obstbäumen u. s. w. Und endlich werden freylich nicht bloß brauchbare Gewächse, sondern auch eben so wohl wuchern - des Unkraut durch die Vögel verpflanzt. Giftige Thiere finden sich aber in dieser Classe von Thieren eben so wenig, als in der vorigen.
Da die Bildung der Vögel, im Ganzen genommen, ziemlich einförmig ist, und gewisse Theile ihres Körpers, wie der Schnabel und die Füße, die sich auf ihre ganze Lebensart, Nahrung ꝛc. beziehen, schon an sich so viel von ihrem Total-Habitus bestimmen; so haben die mehresten Ornithologen auch ihre Classification auf die Verschiedenheit des einen, oder des andern von den genannten Theilen gegründet; Klein z. B. auf die Bildung der Zehen, Möhring auf die Bedeckung der Beine, Brisson auf beydes in Verbindung mit der Beschaffenheit des Schnabels u. s. w. Linné nimmt in dem Plan seines Systems der Vögel auch auf die Bildung mehrerer Theile zu - gleich, und so ziemlich auf den ganzen Ha - bitus, Rücksicht; nur scheint er sich in der Ausführung zuweilen vergessen zu haben: wenigstens begreift man nicht, wie Papa - geyen, Colibrite und Krähen bey ihm in eine Ordnung verbunden, hingegen Tauben und Hühner in zwey Ordnungen von einander ge - rissen, und mehr Verbindungen oder Trennun - gen dieser Art zugelassen werden durften.
Ich habe mir also hier einige Abänderung von dem Linnéischen System erlaubt, und die ganze Classe in folgende neun Ordnungen abzutheilen versucht.
I. Accipitres. Die Raubvögel: mit krum - men starken Schnäbeln, meist mit kurzen, starken, knorrigen Füßen, und großen, gebogenen, scharfen Klauen.
II. Leuirostres. Mit kurzen Füßen, und meist sehr großen, dicken, aber mehrentheils hohlen und daher sehr leichten Schnäbeln. Papageyen, Tucane ꝛc.
III. Pici. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langen und schmalen Schnäbeln, und theils wurmförmiger, theils fadenförmiger Zunge. Wendehals, Spechte, Baum - kletten, Colibrite ꝛc.
IV. Coraces. Mit kurzen Füßen, mittelmäßig langem, und ziemlich starkem, oben erha - benem Schnabel. Raben, Krähen ꝛc.
V. Passeres. Die so genannten Sangvögel nebst den Schwalben ꝛc. Sie haben kurze Füße, und einen mehr oder weniger kegel - förmigen, zugespitzten Schnabel, von ver - schiedener Länge und Dicke.
VI. Gallinae. Vögel mit kurzen Füßen, oben etwas erhabenem Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut be - wachsen ist. Auch die Tauben habe ich unter diese Ordnung gebracht, da sie bey weitem mehr mit den Hühnern als mit den157 Sangvögeln, denen sie Linné zugesellte, verwandt sind.
VII. Struthiones. Die großen, zum Flug ungeschickten Landvögel. Der Straus, Casuar und Dudu.
VIII. Grallae. Sumpfvögel, mit langen Füßen, langem, fast walzenförmigem Schnabel, und meistens langem Halse.
IX. Anseres. Schwimmvögel mit Ruder - füßen, einem stumpfen, mit Haut über - zogenen, am Rande meist gezähnelten Schnabel, der sich an der Spitze des Ober - kiefers mit einem Häkchen endigt.
Erst also die Landvögel in VII. Ord - nungen.
Fast alle mit kurzen, starken Füßen, großen, scharfen Krallen und starkem, gekrümmtem Schnabel, der meist oben auf der Seite in zwey stumpfe, schneidende Spitzen ausläuft, und an der Wurzel mehrentheils mit einer fleischigen Haut (cera) bedeckt ist. Sie näh - ren sich theils von Aas, theils vom Raube le - bendiger Thiere, leben in Monogamie, nisten an erhabenen Orten, und haben ein wil - derndes, widerliches Fleisch.
1. Vultur. Geyer Rostrum rectum, apice aduncum: plerisque caput et col - lum impenne. Lingua bifida.
1. Gryphus der Condor, Cuntur. V. ca - runcula verticali longitudine capitis.
Hauptsächlich im westlichen Südamerica. Hält mit ausgespannten Flügeln auf 15 Fuß in die Breite, und feine Schwungfedern sind am Kiel wohl fingersdick. Er ist schwarz und weiß von Farbe. Nistet zumahl an felsigen Ufern, fliegt ausnehmend hoch, lebt meist vom Raube unter den Viehherden, und von den todten Fischen, die die See auswirft.
2. Papa. der Geyerkönig, Kuttengeyer, Son - nengeyer. V. naribus carunculatis, vertice colloque denudato.
Buffon, oiseaux. Vol. I. tab. 6.
160In Westindien und Südamerica. Nur von der Größe eines welschen Huhns; zumahl am Kopf von schönen gelben, rothen und schwarzen Farben, mit langen, fleischigen Lappen über dem Schnabel. Kann den nakten Hals ganz in den dickgefiederten Schulterkragen einziehen.
3. †. Barbatus. der Lämmergeyer, Bart - geyer, Goldgeyer. V. rostri dorso versus apicem gibboso, mento barbato.
Anmerk. zu Jac. Bruce's Reisen, V. B. S. 290. tab. 46.
In den Tyroler - und Schweizer-Alpen; auch in Sibirien und Habessinien. Der größte europäische Vogel, dessen ausgespannte Flügel bey 10 Fuß messen, und der sich vorzüglich durch seinen starkhaarigen Bart, und durch den befiederten Kopf, besonders aber durch den ge - wölbten Rücken vorn am Oberschnabel von andern Geyern auszeichnet*)Viele unserer neuen Naturforscher, z. B. Büffon, Fortis, und andere, auch Bomare, Molina ꝛc. hatten ihn (ganz irrig) für einerley mit dem Condor..
4. Percnopterus. der Aasgeyer. V. remigi - bus nigris, margine exteriore, praeter extimas, canis.
Besonders häufig in Palästina, Arabien und Aegypten. Verzehrt unzählige Feldmäuse, Am - phibien ꝛc. Die alten Aegyptier haben diesen Vogel, so wie einige andere ihnen vorzüglich nutzbare Thiere, heilig gehalten, und ihn häufig in ihrer Bilderschrift auf Obelisken, Mumienbe - kleidungen u. s. w. vorgestellt.
1612. Falco. (Span. Açor.) Rostrum aduncum, basi cera instructum; caput pennis tectum; lingua bifida.
1. Serpentarius. der Secretär. (sagittarius, Fr. le messager. ) F. cera alba, cruribus longissimis, crista ceruicali pendula, rectri - cibus intermediis elongatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 55.
Vom Cap landeinwärts, auch auf den Philip - pinen. Mit langen Beinen, wie ein Sumpf - vogel*)Daher auch manche Schriftsteller gemeint, er ge - höre eher unter die Sumpfvögel. Ich habe aber ein trefflich ausgestopftes Exemplar im academi - schen Museum vor mir, und habe den Vogel in London lebendig gesehen; und weiß daher nun aus seinem Bau sowohl als aus seiner Lebensart, daß hier die ganz richtige Stelle ist, die ihm im Systeme gebührt..
2. †. Melanaëtus der schwarzbraune Adler. (Büffon's aigle commun, Engl. the black eagle) F. cera lutea, pedibusque semila - natis, corpore ferrugineo-nigricante, striis flauis.
Frisch tab. 69.
In Europa. Beträchtlich kleiner als der folgende.
3. †. Chrysaëtos. der Goldadler, Steinadler. (Büffon's grand aigle, Engl. the golden eagle.) F. cera lutea, pedibusque lanatis luteo-ferrugineis, corpore fusco ferrugineo vario, cauda nigra, basi cinereo vndulata.
Buffon Vol. I. tab. 1.
162Im gebirgigen Europa. Nistet auf hohen Felsen und versorgt seine Junge mit Wildpret von Hasen, Gemsen ꝛc.
4. †. Ossifragus. der Fischadler, der Bein - brecher. (Fr. l'orfraie, Engl. the sea - eagle, the osprey.) F. cera lutea pedibusque semilanatis, corpore ferrugineo, rectrici - bus latere interiore albis.
Buffon Vol. I. tab. 3.
An den europäischen Küsten, auch in Nord - america und theils auf der Südsee. Fast von der Größe des Goldadlers. Lebt fast bloß von Fischen.
5. †. Haliaëtus. der Entenstößer, Moosweih. (Fr. le balbuzard. Engl. the osprey.) F. cera pedibusque caeruleis, corpore supra fusco, subtus albo, capite albido.
Buffon Vol. I. tab. 2.
Mehr an den Ufern der Flüsse als an den Seeküsten. Ist oft mit dem Fischadler ver - mengt worden.
6. †. Milvus. die Weihe, der Gabelgeyer, Milan, Scherschwanzel, Schwalben - schwanz, Taubenfalke. (Fr. le milan, Engl. the kite.) F. cera flaua, cauda forsicata, corpore ferrugineo, capite albidiore.
Frisch tab. 72.
Fast in der ganzen alten Welt.
7. Gentilis. der Edelfalke. (Fr. le faucon, Engl. the falcon.) F. cera pedibusque flauis, corpore cinereo maculis fuscis, cauda fasciis quatuor nigricantibus.
Frisch tab. 74.
163In gebirgigen Gegenden der nördlichen Erde; variirt in zahlreichen Spielarten, deren einige auch von manchen für besondre Gattungen an - genommen werden. Wird vorzüglich (so wie freylich manchere andere verwandte Gattun - gen dieses Geschlechts auch) zum Fang kleiner Säugethiere und Vögel, nahmentlich in den Morgenländern zur Gazellenjagd, und in Europa zur Reiherbeitze abgerichtet.
8. †. Palumbarius. der Habicht, Tauben - falke. (accipiter. Fr. l'autour, Engl. the[ Gooshawk].) F. cera nigra, margine pedi - busque flauis, corpore fusco, rectricibus fasciis pallidis, superciliis albis.
Frisch tab. 81. 82.
Hat meist gleiche Heimath mit der vorigen Gattung.
9. †. Nisus. der Sperber, Vogelfalke. (Fr. l'épervier, Engl. the sparrow hawk.) F. cera viridi, pedibus flauis, abdomine albo griseo vndulato, cauda fasciis nigricantibus.
Frisch tab. 90. 91. 92.
In Europa.
3. Strix. Eule. Rostrum breue, adun - cum, nudum absque cera; nares barba - tae; caput grande; lingua bifida; pedes digito versatili; remiges aliquot serratae.
1. †. Bubo. der Uhu, Schubut, die Ohreule. (Fr. le grand duc. Engl. the great horn - owl, the eagle-owl.) S. auribus pennatis, iridibus croceis, corpore rufo.
Frisch tab. 93.
164Das größte Thier seines Geschlechts. Im mildern Europa und westlichen Asien.
2. Nyctea. die Schnee-Eule. S. capite laeni, corpore albido, maculis lunatis distanti - bus fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 75.
In der nördlichsten Erde. Ein prachtvolles Thier.
3. †. Flammea. Die Schleiereule, Kircheneule Thurmeule (Fr. l'effrai.) S. corpore luteo punctis albis, subtus albido punctis nigrican - tibus.
Frisch. tab. 97.
In den gemäsigtern Zonen der alten und neuen Welt. Bey ausnehmend schönem und sanftem Gefieder.
4. †. Passerina. das Käutzlein (Fr. la chevêche, Engl. the little owl. ) S. capite laeui, re - migibus maculis albis quinque ordinum.
Frisch tab. 100.
In Europa und Nordamerica.
4. Lanivs. Rostrum rectiusculum, dente vtrinque versus apicem, basi nudum; lingua lacera.
1. †. Excubitor. der Würger, Bergälster. (Fr. la pie-grieche grise, Engl. the great shrike.) L. cauda cuneiformi, lateribus alba, dorso cano, alis nigris macula alba.
Frisch tab. 59.
In Europa und Nordamerica. Ahmt, so wie die folgende Gattung, anderer Vögel Stimme sehr geschickt nach.
1652. †. Collurio. der Neuntödter. (Fr. l'ecor - cheur, Engl. the red-backed shrike.) L. cauda subcuneiformi, dorso griseo, rectri - cibus quatuor intermediis vnicoloribus, rostro plumbeo.
Frisch tab. 60.
In Europa. Nährt sich hauptsächlich von Insecten, zumahl Käfern, Grashüpfern ꝛc. die er zum Vorrath an Schwarzdorn und anderes dorniges Gebüsche anspießt.
Die Vögel dieser Ordnung sind fast bloß den wärmsten Erdstrichen eigen, und werden durch die theils sehr großen, dicken, aber in Verhältniß meist sehr leichten Schnäbel, kennt - lich, deren oben (§. 59.), bey Gelegenheit der Luftbehälter gedacht worden.
5. Psittacvs. Papagey, Sittig. (Fr. perroquet, Engl. parrot) Mandibula superior adunca, cera instructa, lingua carnosa, integra. Pedes scansorii*)Histoire naturelle des Parroquets, par F. Le - vaillant. Par. 1801 u. fg. gr. Fol..
Merkwürdig ist, daß manche einzelne Gat - tungen dieses Geschlechts eine so überaus einge - schränkte Heimath haben, daß sich, z. B. auf den Philippinen, verschiedene derselben bloß einzig und allein auf der einen oder andern Insel,166 und hingegen nie auf den noch so nahe liegen - den, benachbarten finden. Ueberhaupt haben die Papageyen viel Auszeichnendes, Eignes in ihrem Betragen. Sie wissen sich z. B. ihrer Füße fast wie Hände zu bedienen, bringen ihre Speise damit zum Munde, krauen sich damit hinter den Ohren, und wenn sie auf dem Boden gehen, so treten sie, nicht wie andere Vögel bloß mit den Krallen, sondern mit der ganzen Ferse auf ꝛc. Ihr hakenförmiger Oberschnabel ist eingelenkt und sehr beweglich, und nutzt ihnen zuweilen fast statt eines dritten Fußes zum Klettern, Anhalten u. s. w. Beide Ge - schlechter lernen leicht Worte nachsprechen, und manche hat man, wenn gleich höchst selten, sogar singen gelehrt.
1. Macao. der Aras, indianische Rabe. (Aracanga). P. macrourus ruber, remi - gibus supra caeruleis, subtus rufis, genis nudis rugosis.
Edwards's birds tab. 158.
In Südamerica.
2. Alexandri. P. macrourus viridis, collari pectoreque rubro, gula nigra.
Edwards's l. c. tab. 292.
In Ostindien.
3. Cristatus. der Cacadu. P. brachyurus, crista plicatili flaua.
Frisch tab. 50.
In Ostindien, zumahl auf den Molucken.
4. Erithacus. der Jaco, aschgraue Papagey. P. brachyurus canus, temporibus nudis albis, cauda coccinea.
Frisch tab. 51.
Auf Guineea, Congo und Angola.
1675. Ochrocephalus (Fr. l'amazone à tête jaune.) P. viridis, vertice flauo, tectricibus alarum puniceis, remigibus ex viridi, nigro, vio - laceo et rubro variis, rectricibus duabus extimis basi intus rubris.
Daubenton Pl. 312.
In Westindien ꝛc.
6. Pullarius. (Fr. l'inseparable.) P. brachyu - rus viridis, fronte rubra, cauda fulua fascia nigra, orbitis cinereis.
Frisch tab. 54. fig. 1.
Auf Guinea und in Ostindien. Nicht viel größer als ein Blutfink. Hat den französischen Nahmen von der irrigen Sage als ob es immer Paarweis gehalten werden müßte und keins den Verlust seines Gatten überleben könnte.
6. Ramphastos. Tukan, Pfefferfras, Rostrum maximum, inane, extrorsum serratum, apice incuruatum. Pedes scansorii plerisque.
Der ungeheuere Schnabel, der alle Gattungen dieses sonderbaren Geschlechts südamericanischer Vögel auszeichnet, ist ausnehmend leicht, und von ungemein weichem Horn. Ihre Zunge ist eine halbe Spanne lang, wie von Fischbein, an der Wurzel kaum eine Linie breit, und an den Seiten vorwärts gezasert. Das Gefieder variirt sehr, nach der Verschiedenheit der beyden Ge - schlechter, auch nach dem Alter ꝛc.
1. Tucanus. R. nigricans, rostro flauescente, versus basin fascia nigra, fascia abdomi - nali flaua.
1687. Bvceros. Der Nashornvogel, Ca - lao. (hydrocorax) Rostrum maximum, inane, ad basin versus frontem recur - uatum; pedes gressorii.
Die sämmtlichen Gattungen dieses ebenfalls abentheuerlich gebildeten Geschlechts, sind in Ostindien und Neu-Holland zu Hause.
1. Rhinoceros. B. processu rostri frontali re - curuato.
Abbild. n.h. Gegenst. tab. 24.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße, und meist einen geraden, nicht dicken Schnabel von mittelmäßiger Länge.
8. Picvs. Specht. (Fr. pic. Engl. wood - pecker.) Rostrum polyedrum, apice cu - neato; lingua teres lumbriciformis, lon - gissima, mucronata, apice retrorsum aculeato; pedes scansorii.
Die Spechte haben vorzüglich den sonderbaren Bau der Zunge, daß sich das Zungenbein in zwey lange grätenförmige Knorpel verläuft, die von hinten nach vorn über den ganzen Hirn - schädel unter der Haut liegen, und sich an der Stirne nahe an der Schnabelwurzel endigen. Diese Knorpel sind also gleichsam elastische Fe - dern, mittelst welcher diese Vögel ihre wurm - förmige Zunge desto leichter hervorschießen, und an der hornigen Spitze derselben Insecten an - spießen können.
1691. †. Martius, der Schwarzspecht, gemeine Specht, die Hohlkrähe. P. niger, vertice coccineo.
Frisch tab. 34. fig. 1.
Nebst den folgenden Gattungen im mildern Europa und nördlichen Asien.
2. †. Viridis. der Grünsprecht, Grasspecht. P. viridis, vertice coccineo.
Frisch tab. 35.
3. †. Maior. der große Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, occipite rubro.
Frisch tab. 36.
4. †. Minor. der kleine Bunt - oder Roth - specht. P. albo nigroque varius, vertice rubro.
Frisch tab. 37.
9. Iynx. Rostrum teretiusculum, acu - minatum; lingua lumbriciformis, lon - gissima, mucronata; pedes scansorii.
1. †. Torquilla. der Drehhals, Wendehals, Natterwindel. (Fr. le torcol, Engl. the wryneck.) F. cauda explanata, fasciis fuscis quatuor.
Frisch tab. 38.
Hat seinen Nahmen von der ungemeinen Ge - lenksamkeit seines Halses, und meist die gleiche Heimath wie die vorgedachten Spechte.
10. Sitta. Spechtmeise. Rostrum subu - latum, teretiusculum, apice compresso, mandibula superiore paullo longiore; pedes ambulatorii.
1701. †. Europaea. der Blauspecht. (Fr. la sitelle, le torchepot, Engl. the nut-hatch, the wood - cracker.) S. rectricibus nigris, lateralibus quatuor infra apicem albis.
Frisch tab. 39.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
11. Todvs. Rostrum subulatum, depres - siusculum, obtusum, rectum, basi setis patulis; pedes gressorii.
1. Viridis. (Fr. le todier, Engl. the green sparrow.) T. viridis, pectore rubro.
Im mittlern America.
2. Paradisaeus. T. capite cristato nigro, cor - pore albo, cauda cuneata, rectricibus inter - mediis longissimis.
In Südafrica, auf Madagascar ꝛc.
12. Alcedo. Rostrum trigonum, cras - sum, rectum, longum; digitus versatilis.
1. †. Ispida. der Eisvogel. (Alcyon. Fr. le martin pecheur, Engl. the kingsfisher.) A. supra cyanea, fascia temporali flaua, cauda breui.
Frisch tab. 223.
Fast in der ganzen alten Welt. Nährt sich von Fischen. Vertrocknet (so wie auch der Kreuzschnabel und vielleicht manche andere Vögel mehr) nach dem Tode leicht, ohne in Fäulniß überzugehen.
13. Merops. Rostrum curuatum compres - sum, carinatum; pedes gressorii.
1711. Apiaster. der Immenwolf, Bienenfresser. (Fr. le guépier, Engl. the bee-eater.) M. dorso ferrugineo, abdomine caudaque viridi caerulescente, gula lutea, fascia tempo - rali nigra.
Frisch tab. 222.
Im südlichen Europa und mildern Asien. Lebt von Insecten.
14. Upupa. Rostrum arcuatum, conue - xum, subcompressum, obtusiusculum, pedes ambulatoii.
1. †. Epops. der Wiedehopf, Rothhahn. (Fr. la hupe, Engl. the hoopoe. ) U. crista variegata.
Frisch tab. 43.
In Europa und Ostindien. Nährt sich von Regenwürmern und mancherley Insecten. Nistet in hohle Bäume, und, wie schon Aristoteles anmerkt, oft auf eine Grundlage von Men - schenkoth*)Nozemann en Chr. Sepp Nederlandsche Voge - len. p. 129 sq. .
15. Certhia. Baumläufer. Rostrum arcuatum, tenue, subtrigonum, acu - tum; pedes ambulatorii.
1. †. Familiaris. die Baumklette, der Grüper, Grauspecht, Baumkleber. (Fr. le grim - pereau, Engl. the creeper. ) C. grisea, subtus alba, remigibus fuscis; rectricibus decem.
Frisch tab. 39. fig. 1.
In Europa. Klettert fast wie die Spechte an den Baumstämmen herum, um Insecten und ihre Puppen zu suchen ꝛc.
1722. †. Muraria. der Mauerspecht. C. cinerea, tectricibus roseis, remigibus rectricibusque fuscis, maculis alarum fuluis niueisque.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 76.
Das ausnehmend schöne Thier hat Sperlings Größe, und lebt einsam im wärmern Europa. Nahmentlich im C. Bern. In Deutschland ists äußerst selten. Nistet in altem Gemäuer, auf Thürmen ꝛc.
3. Coccinea. C. coccinea, rectricibus remigi - busque nigris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 16.
Auf den Sandwich-Inseln, deren kunstreiche Einwohner mit den Federchen dieses kleine car - moisinrothen Vogels mancherley prachtvollen Putz und andre Kleidungsstücke, Helme ꝛc. sogar ganze Mäntel ꝛc. überziehen.
4. Sannio. C. olinacea, vertice subuiolaceo, remigibus caudaque subfurcata fuscis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 8.
Auf Neu-Seeland.
16. Trochilvs*)Histoire naturelle des Colibris et des Oiseaux mou - ches, par J. B. Audebert. Par. seit 1800. sol.. Colibri, Honigsau - ger, Blumenspecht. (Fr. oiseau-mouche. Engl. humming bird.) Rostrum subulato - filiforme longum. Mandibula inferiore tubulata, superiore vaginante inferio - rem. Lingua filis duobus coalitis tubu - losa; pedes ambulatorii, breuissimi.
173Das ganze Geschlecht ist, so viel man bis jetzt weiß, allein in America zu Hause. Aber nicht bloß im wärmern, sondern theils auch nördlich bis Nutka-Sund und südlich bis zur Westküste von Patagonien.
A) Curuirostres (eigentliche Colibris.)
1. Pella. (Fr. le colibri-topase.) Tr. ruber, rectricibus intermediis longissimis, capite fusco, gula aurata vropygioque viridi.
Edwards tab. 32.
In Guiana. Wohl 6 Zoll lang.
B) Rectirostres (Fr. oiseaux-mouches.)
2. Minimus. T. rectirostris, corpore viridi nitente, subtus albido; rectricibus laterali - bus margine exteriore albis.
Edwards tab. 105
Der allerkleinste bekannte Vogel, der aufge - trocknet nur ungefähr 30 Gran wiegt. Sein Nest ist von Baumwolle, und hat die Größe einer Wallnuß; und seine zwey Eyer etwa die von einer Zuckererbse.
3. Mosquitus. der Juwelen-Colibri. (Fr. le Rubis-topase.) T. viridescens vertice pur - pureo aurato, gutture auroreo rutilo.
Seba. thes. tab. 37. fig. 1.
Stirn und Scheitel des Männchens glänzen mit rubinrothem Feuer, und seine Kehle wie glühendes Gold.
Die Vögel dieser Ordnung haben einen starken, oben erhabenen Schnabel von mittel - mäßiger Größe, und kurze Füße. Sie leben theils von Getreide u. a. Pflanzensamen ꝛc. theils von Insecten, und auch von Aas; und haben mehrentheils ein wilderndes, unschmack - haftes Fleisch.
17. Buphaga. Rostrum rectum, subqua - drangulare: mandibulis gibbis, integris, extrorsum gibbosioribus. Pedes ambu - latorii.
1. Africana (Fr. le pic boeuf. Engl. the beefeater.)
Latham Vol. I. P. I. tab. 12.
In Senegambien ꝛc.
18. Crotophaga. Rostrum compres - sum, semiouatum, arcuatum, dorsato - carinatum. Mandibula superiore margine vtrinque angulata. Nares peruiae.
1. Ani. (Fr. le bout de petun. Engl. the ra - zor-billed blackbird.) C. pedibus scansoriis.
Latham l. c. tab. 13.
In Westindien. Lebt in gesellschaftlicher Ver - bindung, und es sollen sogar mehrere Weibchen sich zusammen halten und ein gemeinschaft - liches Nest bauen, mit einander brüten ꝛc.
17519. Corvvs. Rostrum conuexum cultra - tum, nares mystace tectae; pedes am - bulatorii.
1. †. Corax. der Kolk-Rabe. (Fr. le corbeau. Engl. the raven.) C. corpore atronitente, rostri apice subincuruo, cauda semirhombea.
Frisch tab. 63.
Wie die nächstfolgende Gattung fast durchge - hends in beyden Welten. Hat einen überaus scharfen Geruch, raubt Fische, Krebse, junge Enten, selbst junge Hasen ꝛc. schleppt auch an - dere Sachen zu Neste, die er nicht fressen kann.
2. †. Corone. die Raben-Krähe. (Fr. la cor - neille, Engl. the carrion crow.) C. atro - caerulescens totus, cauda rotundata: rectri - cibus acutis.
Buffon Vol. III. tab. 3.
3. †. Frugilegus. die Saatkrähe, der Ka - rechel. (Fr. le freux, la frayonne. Engl. the rook.) C. ater, fronte cinerascente, cauda subrotunda.
Frisch tab. 64.
In Europa. Vergütet den mäßigen Schaden den sie der Saat thut durch die weit beträcht - lichere Vertilgung unzähliger Feldmäuse, Enger - linge, Grasraupen ꝛc.
4. †. Cornix. die Krähe, Nebelkrähe, Hau - benkrähe. (Fr. la corneille mantelée. Engl. the hooded crow, royston crow.) C. cinera - scens, capite iugullo alis caudaque nigris.
Frisch tab. 65.
In der alten Welt. Wird ebenfalls durch die Vertilgung unzähligen Ungeziefers nutzbar, thut doch aber auch den Maisfeldern großen Schaden.
1765. †. Monedula. die Dohle. (Fr. le choucas. Engl. the jackdaw.) C. fuscus, occipite incano, fronte alis caudaque nigris.
Frisch tab. 67.
Im nordwestlichen Europa.
6. †. Glandarius. der Holzheher, Nußbeißer, Marcolph, Hetzle, Herrenvogel. (Fr. le geai. Engl. the jay.) C. tectricibus alarum caeruleis, lineis transuersis albis nigrisque, corpore ferrugineo variegato.
Frisch tab. 55.
Im mildern Europa.
7. †. Caryocatactes. der Nußheher. (Fr. le casse noix. Engl. the nut cracker.) C. fuscus alboque punctatus, alis caudaque nigris: rectricibus apice albis: intermediis apice detritis.
Frisch tab. 56.
In der nördlichen Erde.
8. †. Pica. die Aelster, Atzel, Aegerste, Hei - ster. (Fr. la pie. Engl. the magpie.) C. albo nigroque varius, cauda cuneiformi.
Frisch tab. 58.
In Europa und Nordamerica. Ein sehr schäd - liches Thier für junges Meyergeflügel.
20. Coracias. Rostrum cultrarum, apice incuruato, basi pennis denuda - tum; pedes ambulatorii.
1. †. Garrula. die Mandelkrähe, Racke, Blau - racke, der Birkheher. (Fr. le rollier, Engl. the roller.) C. caerulea, dorse rubro, re - migibus nigris.
Frisch tab. 57.
177Im mildern Europa und in Nordafrica. Läßt sich in der Erntezeit, wenn die Frucht in Man - deln steht, haufenweise auf den Feldern sehen.
21. Gracvla. Rostrum conuexo-cultra - tum, basi nudiusculum. Lingua integra, acutiuscula, carnosa. Pedes ambulatorii.
1. Religiosa. (Fr. le mainate, Engl. the minor grakle.) G. nigro violacea, macula alarum alba, fascia occipitis nuda, flaua.
Buffon vol. III. tab. 25.
In Ostindien. Hat eine schöne Stimme und lernt leicht Worte nachsprechen.
2. Quiscula. der Maisdieb. G. nigro-viola - cea, cauda rotundata.
Catesby vol. I. tab. 12.
In Nordamerica.
22. Paradisea*)Histoire naturelle des Grimpereaux sucrien, des Promerops, et des Oiseaux de Paradis. par L. P. Vieillot, J. B. Audebert et C. Sauva - ges. Par. seit 1801. fol.Histoire naturelle des Oiseaux de Paradis, des Rolliers et des Promerops, suivie de celle des Toucans et des Barbus. par F. Le-Vail - lant, eben das. seit 1801. fol.. Paradisvogel (ma - nucodiatta.) Rostrum basi plumis tomen - tosis tectum. Pennae hypochondriorum longiores. Rectrices duae superiores singulares denudatae.
Das Ganze Geschlecht von zahlreichen Gattun - gen hat ein überaus eingeschränktes Vaterland,178 da es wohl bloß auf Neu-Guinea zu Hause ist, von da diese Thiere als Zugvögel nach den Molucken u. a. benachbarten Inseln streichen. Noch jetzt schneiden die Papus diesen Thieren, die wegen ihres prachtvollen Gefieders in Indien als Putz getragen werden, wenn sie sie zu dieser Absicht verkaufen, die Füße ab, die daher die leichtgläubigen Alten den Paradisvögeln über - haupt abzusprechen wagten*)J. R. Forster von den Paradisvögeln und dem Phönix; in der indischen Zoologie. Halle, 1795. Folio (2te Ausg.) S. 26. u. f..
1. Apoda. (Fr. l'Emeraude.) P. brunnea pen - nis hypochondriis luteis corpore longiori - bus, rectricibus duabus intermediis longis setaceis.
Edwards tab. 110.
23. Trogon. Curucuru. Rostrum capite breuius, cultratum, aduncum, margine mandibularum serratum. Pedes scansorii.
1. Viridis. T. viridi aureus, subtus luteus, gula nigra.
Edwards tab. 331.
In Guiana.
24. Bvcco Bartvogel. (Fr. barbu, Engl. barbet.) Rostrum cultratum, lateraliter compressum apice vtrinque emarginato, incuruato, rictu infra oculos protenso.
1. Atroflavus. B. niger, iugulo, pectore et lineis supra-et infraorbitalibus luteis, ab - domine griseo.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 65.
In Sierra Liona.
17925. Cvcvlvs. Rostrum teretiusculum. Nares margine prominulae, Pedes scansorii.
1. †. Canorus. der Kuckuck. (Fr. le coucou. Engl. the cuckow.) C. cauda rotundata ni - gricante albo-punctata.
Frisch tab. 40. u. f.
In der nördlichen alten Welt; wo er aber doch nur im Frühling und Sommer zu sehen ist. Er bebrütet die zahlreichen Eyer, die er jedes Frühjahr legt, nicht selbst, sondern legt sie einzeln in die Nester der Grasmücken und Bachstelzen ꝛc. zwischen dieser ihre eigenen Eyer, da sich dann diese kleinen Vögel an seiner Statt dem Brüt-Geschäfte unterziehen. Merkwürdig ist, daß seine Eyer nicht größer sind, als dieser so weit kleinern Vögel ihre, und daß sie auch nicht länger als diese bebrütet zu werden brauchen. Der junge Kuckuck wächst aber dagegen sehr schnell, und wirft die mit ihm zu - gleich ausgebrüteten jungen Grasmücken aus ihrem mütterlichen Nest. Sein Winteraufent - halt ist noch nicht ganz zuverläßig bekannt.
2. Indicator. Der Honigkuckuck, Sengo, Mook. C. cauda cuneiformi fusco - et albido-ma - culata, alis fuscis maculis flauis, pedibus nigris.
Jo. Fr. Miller fasc. IV. tab. 24.
Im südlichern Africa vom Cap landeinwärts, hat seinen Namen von der Fertigkeit, mit wel - cher er, wie der Honig-Dachs, seine liebste Nahrung, aus den wilden Bienennester auf - zusuchen weiß.
18026. Oriolvs. Rostrum conicum, con - vexum, acutissimum, rectum: mandi - bula superiore paulo longiore, obsolete emarginata; pedes ambulatorii.
1. †. Galbula. die Golddrossel, Goldamsel, der Kirschvogel, Bülow, Pirol. (Fr. le loriot. ) O. luteus, pedibus nigris, rectrici - bus exterioribus postice flauis.
Frisch tab. 31.
Hin und wieder in der alten Welt. Das Männchen goldgelb und schwarz, das Weibchen olivengrün. Macht sich ein künstliches, napf - förmiges, sehr dauerhaft zwischen zwey Aestchen befestigtes Nest.
2. Phoeniceus. der Maisdieb. (Engl. the black bird.) O. niger, alarum tectricibus coccineis.
Catesby vol. I. tab. 13.
Im mildern Nordamerica. Hält sich gemei - niglich zu dem obgedachten Maisdieb (Gracula quiscula.)
3. Jupujuba. (Persicus Linn.) O. niger. dorso postico maculaque tectricum alarum basique rectricum luteis.
Brisson vol. II. tab. 9. fig. 1.
In Brasilien ꝛc. Baut sich, wie die vorige und mehrere andere Gattungen dieses Geschlechts, ein langes beutelförmiges Nest von Schilf und Binsen*)Besonders auch von der tillandsia usneoides, die fast wie Pferdehaar aussieht..
181Kleine Vögel, mit kurzen schlanken Füßen, und kegelförmigem, scharf zugespitztem Schnabel von verschiedner Größe und Bildung. Sie leben in Monogamie, nähren sich von Insecten und Pflanzen-Samen, haben ein zartes, schmack - haftes Fleisch, und die meisten von ihnen singen.
27. Alavda. Rostrum cylindrico-subula - tum, rectum, mandibulis aequalibus, basi deorsum dehiscentibus. Vnguis po - sticus rectior digito longior.
1. †. Aruensis. die Feldlerche, Himmelslerche, Bardale. (Fr. l'alouette. Engl. the field - lark, sky-lark.) A. rectricibus extimis duabus extrorsum longitudinaliter albis: intermediis inferiore latere ferrugineis.
Frisch tab. 15. fig. 1.
Fast in der ganzen alten Welt. Badet sich wie Hühner und viele andere deßhalb so genannte Scharrvögel (aues pulueratrices) im Sande.
2. †. Cristata. Die Haubenlerche, Kobellerche, Heidelerche. (Fr. le cochevis) A. rectrici - bus nigris: extimis duabus margine exte - riori albis, capite cristato.
Frisch tab. 15. fig. 2.
In Deutschland und den benachbarten Ländern.
28. Stvrnvs. Rostrum subulatum, an - gulato-depressum, obtusiusculum: man - dibula superiore integerrima, margini - bus patentiusculis.
1821. †. Vulgaris der Staar, die Sprehe. (Fr. l'etourneau. Engl. the stare, sterling.) S. rostro flauescente, corpore nigro punctis sagittatis albis.
Frisch tab. 217.
Meist in der ganzen alten Welt. Ein nutzbares Thier, das unzählige schädliche Insecten vertilgt.
29. Tvrdvs. Rostrum tereti-cultratum: mandibula superiore apice deflexo, emar - ginato.
1. †. Visciuorus. Die Schnarre, Misteldros - sel, der Ziemer, Mistler. (Fr. la draine. Engl. the missel bird, shrite.) T. dorso fusco, collo maculis albis, rostro flauescente.
Frisch tab. 15.
Hin und wieder in der alten Welt. Nährt sich von Mistelbeeren, die auch häufig durch sie fort - gepflanzt werden.
2. †. Pilaris. Der Krammetsvogel. (Fr. la litorne, tourdelle. Engl. the fieldfare.) T. rectricibus nigris: extimis margine in - teriore apice albicantibus, capite vropy - gioque cano.
Frisch tab. 26.
Im nördlichen Europa, streicht aber ins süd - liche. Nährt sich vorzüglich von Wachholder - (Krammets -) Beeren.
3. †. Iliacus. Zipdrossel, Rothdrossel. (Fr. le mauvis. Engl. the redwing.) T. alis subtus ferrugineis, supercillis flauescentibus.
Frisch tab. 28.
Im mildern Europa. Glättet sein Nest mit Letten und faulem Holze aus; und da letzteres183 theils im Finstern leuchtet, so könnte vielleicht so ein qui pro quo den Anlaß zur Erzählung der Alten, von einer aue hercynica noctu lucente gegeben haben.
4. †. Musicus. die Sangdrossel, Weindrossel, Weißdrossel. (Fr. la grive. Engl. the throstle, song thrush.) T. remigibus basi interiore ferrugineis.
Frisch tab. 27.
Hat ungefähr gleiches Vaterland mit der vo - rigen. Zuweilen findet sich eine weißgraue Spielart von ihr.
5. Polyglottus. die americanische Nachtigall, Sinsonte. (Fr. le moqueur. Engl. the mock - bird.) T. fusco-cinereus, subtus albidus, maculis verticis, alarum et caudae candidis.
Catesby vol. I. tab. 27.
In Louisiana, Carolina, auch auf Jamaica ꝛc. Ahmt anderer Vögel Stimme leicht und täu - schend nach.
6. Roseus. T. subincarnatus, capite, alis cau - daque nigris, occipite cristato.
Edwards tab. 20.
Im mittlern Europa und Asien. Vertilgt unzählige Zugheuschrecken.
7. †. Merula. die Amsel, Schwarzdrossel. (Fr. le merle. Engl. the blackbird.) T. ater, rostro palpebrisque flauis.
Frisch tab. 29.
Im mildern Europa. Lebt einsam, nährt sich von Wachholderbeeren, hat ein vorzüglich treues Gedächtniß.
18430. Ampelis. Rostrum rectum, conue - xum: mandibula superiore longiore, sub - incuruata, vtrinque emarginata.
1. Garrulus. der Seidenschwanz, Pfeffervo - gel, Sterbevogel, Böhmer. (Fr. le jaseur de Boheme. Engl. the bohemian chatterer.) A. occipite cristato: remigum secundario - rum apice coccineo lanceolato.
Frisch tab. 32.
Im nördlichsten Europa, kommt aber in man - chen Jahren zur Herbstzeit häufig nach Deutsch - land: zumahl auf den Harz.
31. Loxia. Rostrum conico-gibbum; frontis basi rotundatum; mandibula in - ferior margine laterali inflexa.
1. †. Curuirostris. der Kreuzschnabel, Krumm - schnabel, Krünitz, Tannenpapagey. (Fr. le bec croisé. Engl. the cross-bill, sheld - apple.) L. rostro forsicato.
Frisch tab. II. fig. 3. 4.
In den Schwarzwäldern der nördlichern Erde. Brütet mitten im Winter zu Ende des Jänners.
2. †. Coccothraustes. der Kernbeißer, Kirsch - fink. (Fr. le gros bec. Engl. the hawfinch.) L. linea alarum alba, remigibus mediis apice rhombeis, rectricibus latere tenuiore baseos nigris.
Frisch tab. 4. fig. 2. 3.
Hin und wieder in Europa.
3. †. Pyrrhula. der Dompfaff, Blutfink, Lie - big, Gimpel. (rubicilla. Fr. le bouvreuil. Engl. the bullfinch.) L. artubus nigris,185 tectricibus caudae remigumque posticarum albis.
Frisch tab. 2. fig. 1. 2.
In der nördlichern alten Welt. Beyde Ge - schlechter lernen leicht Lieder pfeifen, selbst einander accompagniren, und sogar Worte aussprechen.
4. Gregaria. L. ex griseo flauescens, fronte oliuacea, nucha, humeris, alis et cauda fuscis.
Paterson's journeys pag. 133.
Am Cap, wo Herden von mehreren hunder - ten ihre Nester auf einem Baum dicht zusammen bauen, und das wunderbare Gebäude mit einem gemeinschaftlichen überhängenden Dache bedecken.
5. Pensilis. L. viridis, capite et gutture fla - vis, fascia oculari viridi, abdomine griseo, rostro, pedibus, cauda remigibusque nigris.
Sonnerat voy. aux Indes T. II. tab. 112.
Ebenfalls am Cap. Bauet auch eins der wun - dersamsten Nester, am Wasser, fast retortenför - mig mit einer abwärts hängenden Nebenröhre zum Ein - und Ausflug, deren Mündung nahe über der Wasserfläche zu hängen kommt.
6. Cardinalis. der indianische Haubenfink, die virginische Nachtigall. (Engl. the red - bird.) L. cristata rubra, capistro nigro, rostro pedibusque sanguineis.
Frisch tab. 4. fig. 1.
In Nordamerica, wird wegen seines rothen Gefieders und seines Gesanges häufig nach Europa gebracht.
7. †. Chloris. der Grünfink, Grünling, Grünschwarz, die Zwuntsche. (anthus,186 florus. Fr. le verdier. Engl. the greenfinch.) L. flauicanti-virens, remigibus primoribus antice luteis, rectricibus lateralibus quatuor basi luteis.
Frisch tab. 2. fig. 3. 4.
Hin und wieder in Europa.
32. Emberiza. Ammer. Rostrum coni - cum, mandibulae basi deorsum a se in - vicem discedentes: inferiore lateribus inflexo-coarctata, superiore angustiore.
1. Nivalis. die Schneeammer, der Schnee - vogel. (Fr. l'ortolan de neige. Engl. the snow bunting.) E. remigibus albis, primo - ribus extrorsum nigris: rectricibus nigris, lateralibus tribus albis.
Frisch tab. 6. fig. 1. 2.
In der nördlichsten Erde. Kommt nur zum Ueberwintern nach Deutschland, wo er sich aber zuweilen mit ein Mahl in unermeßlichen Zügen sehen läßt.
2. †. Miliaria. die graue Ammer. (Fr. le proyer. Engl. the bunting.) E. grisea, subtus nigro maculata, orbitis rufis.
Frisch tab. 6. tab. 4.
Meist durch ganz Europa.
3. †. Hortulana. der Ortolan, Kornfink, die Fettammer, windsche Goldammer. E. remigibus nigris, primis tribus margine albidis: rectricibus nigris, lateribus dua - bus extrorsum nigris.
Frisch tab. 5. fig. 3. 4.
In den wärmern Gegenden von Europa und dem benachbarten Asien.
1874. †. Citrinella. Die Goldammer, Gelbgans, der Emmerling. (Fr. le bruant. Engl. the yellow kammer.) E. rectricibus nigrican - tibus: extimis duabus latere interiore ma - cula alba acuta.
Frisch tab. 5. fig. 1. 2.
Meist durch ganz Europa.
5. Aureola. E. citrina, vertice, torque dorso - que spadiceis, crisso albido, rectricibus duabus vtrinque extimis fascia obliqua alba.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 56.
In Sibirien, bis Kamtschatka.
6. Paradisea. die Witwe. (Fr. la veuve à collier d'or. Engl. the whidah bird.) E. fusca, pectore rubro, rectricibus interme - diis quatuor elongatis acuminatis: duabus longissimis, rostro rubro.
Edwards tab. 86.
Hat den englischen, nachher in andern Spra - chen aus Mißverstand verunstalteten Nahmen von seiner Heimath, dem Königreich Whydah (oder Judah) auf der guineischen Küste.
33. Tanagra. Rostrum conicum, acu - minatum, emarginatum, basi subtrigo - num, apice decliue.
1. Jacapa. (Fr. le cardinal pourpré, le bec d'argent, Engl. the red-breasted blackbird.) T. atra, fronte, iugulo pectoreque coccineis.
Edwards tab. 267.
In Westindien und dem benachbarten America.
34. Fringilla. Fink. Rostrum coni - cum rectum acuminatum.
1881. †. Caelebs. der Buchfink, Gartenfink, Rothfink, Waldfink. (Fr. le pinçon. Engl. the[ Chaffinch]. ) F. artubus nigris, remigibus vtrinque albis, tribus primis immaculatis: rectricibus duabus oblique albis.
Frisch tab. 1. fig. 1. 2.
In Europa und Africa; hat mannigfaltigen Gesang, so daß oft die Finken in einem Revier von sechs oder mehr Meilen in die Runde über - ein, und in benachbarten Gegenden wieder an - ders schlagen.
2. †. Montifringilla. der Bergfink, Tannen - fink, Rothfink, Mistfink, Schneefink, Winterfink, Quäkfink, Böheimer. (Fr. le pinçon d'Ardennes. Engl. the bramble.) F. alarum basi subtus flauissima.
Linné fauna suec. tab. 2. fig. 198.
Im nördlichen Europa. Kommt, wenn die Buchmast gut gerathen, im Spätherbst zu vielen Tausenden nach manchen Gegenden Deutschlands.
3. Niualis. der Schneefink. (Fr. la niverolle. ) F. fusca, subtus niuea, remigibus secunda - riis tectricibusque albis.
Brisson vol. III. tab. 15. fig. 1.
Auf dem Caucasus, und in den europäischen Alpen.
4. †. Carduelis. der Stieglitz, Distelfink. (Fr. le chardonneret. Engl. the goldfinch, the thistlefinch.) F. fronte et gula coccineis, remigibus antrorsum flauis: rectricibus dua - bus extimis medio, reliquisque apice albis.
Frisch tab. 1. fig. 3. 4.
Fast durch ganz Europa und in den benachbar - ten Ländern der übrigen alten Welt. Gibt mit der Canarien-Sie schöne Bastarde*)Frisch tab. 12. fig. 5..
1895. Amandaua. der Finke von Bengalen. (Fr. le Bengali piqueté. Engl. the Amedabad finch.) F. fusca rufescensque albo punctata.
Buffon vol. IV. tab. 2. fig. 1.
In Ostindien. Daß seine Knochen, wie man behauptet, gelb seyn sollen, habe ich bey denen, die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, nicht bestätigt gefunden.
6. Canaria. der Canarienvogel, ehedem Zucker - vöglein. (Fr. le serin de Canarie) F. rostro albido, corpore subfusco, pectore flauescente, rectricibus remigibusque virescentibus.
Frisch tab. 12. fig. 1-4.
Scheint zu Anfang des sechszehnten Jahrhun - derts aus den canarischen Inseln zuerst nach Europa gebracht worden zu seyn; ist aber seit - dem daselbst in mancherley Varietäten ausge - artet. Die wilde Stamm-Rasse ist bräunlich - grau mit gelber Brust. Unter den übrigen sind besonders die mit der Holle oder Federbüschchen auf dem Kopfe (so genannte Rapp-Vögel), und die Kackerlacken mit rothen Augen zu merken.
7. †. Spinus. der Zeisig, Erlenfink. (liguri - nus, acanthis. Fr. le tarin. Engl. the siskin.) F. remigibus medio luteis: primis quatuor immaculatis, rectricibus basi flauis, apice nigris.
Frisch tab. 11. fig. 1. 2.
Nistet in den Gipfeln der hohen Tannen und Fichten in dichten Schwarzwäldern; daher sein Nest selten gefunden wird*)Günthers Nester und Eyer verschiedener Vögel, durch Wirsing. Taf. X..
1908. †. Cannabina. der Hänfling, Leinfink, die Artsche. (Fr. la linotte. Engl. the greater linnet.) F. remigibus primoribus rectrici - busque nigris, vtroque margine albis.
Frisch tab. 9. fig. 1. 2.
In Europa und Nordamerica.
9. †. Linaria. das Citrinchen, der Flachs - fink, Carminhänfling. (Fr. le sizerin. Engl. the lesser linnet.) F. remigibus rectri - cibusque fuscis, margine obsolete pallido, litura alarum albida.
Frisch tab. 10. fig. 3. 4.
In der ganzen nördlichen Erde.
10. †. Domestica. der Sperling, Spatz. passer. (Fr. le moineau, Engl. the sparrow.) F. remigibus rectricibusque fuscis, gula nigra, temporibus ferrugineis.
In ganz Europa und den benachbarten Län - dern der übrigen alten Welt fast allgemein ver - breitet. Doch, daß er sich in einzelnen Gegen - den, wie z. B. an manchen Orten in Thüringen (und zwar auch an solchen, wo es doch weder an Laubholz noch Obststämmen ꝛc. fehlt) nicht findet. Er brütet vier Mahl im Jahre. Freylich für Gärten und Feld in schädliches Thier, das aber doch auch unzähliges Un - geziefer vertilgt. Zuweilen finden sich ganz weiße Sperlinge.
35. Mvscicapa (Fr. gobe mouche. Engl. flycatcher.) Rostrum subtrigonum vtrin - que emarginatum, apice incuruo; vi - brissae patentes versus fauces.
1911. †. Atricapilla. der Fliegenschnäpper. M. nigra subtus frontisque macula alarumque speculo albis, rectribus lateralibus extus albis.
Frisch tab. 24. fig. 1.
Hin und wieder in Europa.
36. Motacilla. Rostrum subulatum rectum: mandibulis subaequalibus.
1. †. Luscinia. Nachtigall. (Fr. le rossignol. Engl. the nightingale.) M. rufo-cinerea, armillis cinereis.
Frisch tab. 21. fig. 1. 2.
In den mildern Erdstrichen von Europa und Asien. Kommt im April in unsern Gegenden an. Zu Ende des Augusts ziehen sie wieder von uns, man weiß noch nicht gewiß, wohin; we - nigstens, so viel bekannt, nicht nach Africa.
2. †. Curruca. die Grasmücke, der Hecken - schmatzer, Weidenzeisig. (Fr. la sauvette. Engl. the hedge sparrow.) M. supra fusca subtus albida, rectricibus fuscis: extima margine tenuiore alba.
Frisch tab. 21 fig. 3.
Im mildern Europa.
3. †. Ficedula. die Beecafige. M. subfusca, subtus alba, pettore cinereo maculato.
Frisch tab 22 fig. 3. 4.
Im mildern und wärmern Europa, zumahl auf Cyprus, von wannen sie wegen ihres schmackhaften Fleisches weit verführt wird.
4. †. Alba. die weiße oder graue Bachstelze, das Ackermännchen. (Fr. la lavandiere. Engl. the white waterwagtail.) M. pectore192 nigro, rectricibus duabus lateralibus dimi - diato-oblique albis.
Frisch tab. 23. fig. 4.
Meist in der ganzen alten Welt.
5. Calliope. M. mustelina, oliuaceo-macu - lata, subtus ex flauescente alba, gula miniata, linea alba nigraque cincta, loris nigris, superciliis albis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 45.
In Sibirien, bis Kamtschatka.
6. †. Atricapilla. der Klosterwenzel, Mönch. (Fr. la fauvette à tête noire. Engl. the black-cap.) M. testacea, subtus cinerea, pileo obscuro.
Linné fauna suecica tab. 1. fig. 256.
Im mildern Europa.
7. †. Phoenicurus. das Schwarzkehlchen. (Fr. le rossignol de muraille. Engl. the redstart.) M. gula nigra, abdomine caudaque rufis. capite dorsoque cano.
Frisch tab. 19. fig. 1.
Hat meist gleiches Vaterland mit der Nach - tigall; kommt und geht auch zu gleicher Zeit mit ihr.
8. †. Rubecula. das Rothkehlchen, Roth - brüstchen, der Rothbart. (erithacus Fr. le rougegorge. Engl. the red breast.) M. grisea, gula pectoreque ferrugineis.
Frisch tab. 19. fig. 2.
Meist in ganz Europa. Bleibt auch über Winter bey uns.
9. †. Troglodytes. der Zaunkönig, Zaun - schlupfer, Schneekönig, Winterkönig. 193(Engl. the wren.) M. grisea, alis nigro cinereoque vndulatis.
Frisch tab. 24. fig. 3.
In der nördlichern Erde. Macht sich ein be - decktes Nest, fast in Gestalt eines Backofens*)Nozemann en Sepp Nederlandsche Vogelen. tab. 59. pag. 111., und legt zahlreiche Eyer.
10. †. Regulus. das Goldhähnchen. (Fr. le roitelet.) M. remigibus secundariis exteriori margine flauis, medio albis, crista verti - cali crocea.
Frisch tab. 24. fig. 4.
Ebenfalls in der nördlichern Erde. Der kleinste europäische Vogel.
11. Sartoria. der Schneidervogel. M. tota pallide lutea.
J. R. Forsters Indische Zoologie tab. 8.
In Indien. Kleiner als der Zaunkönig. Hat den Nahmen von der merkwürdigen Art, wie er sein Nest aus Baumblättern verfertigt, da er einige dürre Blätter an ein grünes am äußersten Ende eines Zweiges gleichsam annähet, so daß dadurch eine tutenförmige Höhlung gebildet wird, die er mit Flaumen ꝛc. ausfuttert.
37. Pipra. Manakin. Rostrum capite breuius, basi subtrigonum integerrimum, apice incuruum. Pedes gressorii.
1. Rupicola. (Fr. le coq de roche.) P. crista erecta margine purpurea, corpore croceo, tectricibus rectricum truncatis.
Edwards tab. 264.
In[ Guiana] ꝛc.
19438. Parvs. Meise. (Fr. mesange, Engl. titmouse.) Rostrum integerrimum, basi setis tectum.
1. †. Maior. die Kohlmeise, Brandmeise. (Fr. la charbonniere, Engl. the great tit - mouse.) P. capite nigro, temporibus albis, nucha lutea.
Frisch tab. 13. fig. 1. 2.
Meist durch die ganze alte Welt. Ein mu - thiges Thier, das weit größere Vögel anfällt, andern kleinen Sangvögeln die Köpfe aufhackt ꝛc. Man hat bey dieser und andern über Winter bey uns bleibenden Gattungen dieses Geschlechts angemerkt, daß dann das Horn ihres Schnabels weit härter wird als im Sommer, das ihnen beym Auspicken ihres Futters aus dem gefror - nen Erdreich zu passe kommt.
2. †. Caeruleus. die Blaumeise, Pimpelmeise, Jungfernmeise, der Blaumüller. (Fr. la mesange bleue. Engl. the nun.) P. remigi - bus caerulescentibus: primoribus margine exteriore albis, fronte alba, vertice caeruleo.
Frisch tab. 14. fig. 1.
Häufig in Europa. Vertilgt Jahr aus Jahr ein unzählige Insecten.
3. †. Caudatus. die Schwanzmeise, Moor - meise, Schneemeise. (Fr. la mesange à longue queue. Engl. the longtailed titmouse.) P. vertice albo, cauda corpore longiore.
Frisch tab. 14. fig. 3.
In Europa und Westindien. Legt wohl 20 Eyer, baut sich ein sackförmiges Nest*)Nozemann en Sepp l. c. tab. 26. p. 49. von Moos,195 Wolle ꝛc. und bekleidet es von außen mit den nähmlichen Baumkrätzen u. a. Moosen, womit der Baum, an dessen Stamm sie es angelegt, bewachsen ist.
4. †. Biarmicus. das Bartmännchen, der indianische Sperling. (Fr. le moustache. Engl. the bearded titmouse.) P. vertice cano, cauda corpore longiore, capite barbato.
Frisch tab. 8. fig. 3.
Im nordwestlichen Europa, England ꝛc.
5. Pendulinus. die Beutelmeise, Pendulin - meise, der Remitz, Cottonvogel. (Fr. la mesange de Pologne.) P. capite subferrugi - neo, fascia oculari nigra, remigibus rectri - cibusque fuscis margine vtroque ferrugineo.
J. D. Titii parus minimus Remiz de - scriptus. Lips. 1755. 4. tab. 1. 2.
Hin und wieder in Ober-Italien, Polen, Sibirien ꝛc. Baut sich ein beutelförmiges Nest von Pappelwolle ꝛc. das sie an einem dünnen Aste aufhängt.
39. Hirvndo. Schwalbe. Rostrum minimum incuruum, subulatum, basi depressum.
Die Schwalben zeichnen sich auch außer ihrer Bildung durch ihre Lebensart ꝛc. gar sehr von den übrigen Thieren dieser Ordnung aus. Bey der bekannten Streitfrage über den Winteraufenthalt unserer hieländischen Schwalben, zumahl der beiden ersten Gattungen, scheint doch nach allem, was darüber geschrieben worden, noch manches nicht vollkommen ins Reine. Schade, daß bey den196 für die eine*)Die Gründe für das Wegziehen der Schwalben nach wärmern Gegenden hat zumahl Büffon's Gehülfe Guenau de Monbeillard vollständig zusammengestellt und geprüft, in der hist. des oiseaux. vol. VI. p.557. oder für die andere**)Einer der eifrigsten Vertheidiger des Win - terschlafs der Schwalben war Daines Bar - rington; in s. miscellanies. p.225.Drey verschiedene Aufsätze zur Behauptung der gleichen Meinung finden sich in den Memoirs of the American Academy of arts and sciences zu Boston. Vol. I. p. 494. Vol. II. P. I. p. 93 u. 94. Behaup - tung angeführten Erfahrungen, die Gattungen, an welchen sie gemacht worden, nicht bestimmt genug angegeben sind. Im ganzen hat doch aber immer das Wegziehen derselben nach wärmern Gegenden bey weiten die größte Wahrschein - lichkeit für sich.
1. †. Domestica. die Rauchschwalbe, Feuer - schwalbe. (hirundo rustica Linn. Fr. l'hi - rondelle de cheminée. Engl. the house-swal - low, chimney-swallow.) H. rectricibus, ex - ceptis duabus intermediis macula alba notatis.
Frisch tab. 18. fig. 1.
Nebst der Uferschwalbe einer der weitverbreitet - sten Vögel auf Erden. Die Benennungen dieser und der folgenden Gattung sind bey den Syste - matikern auf das seltsamste vermengt und verwech - selt worden. Hier diese, mit den nackten unbefie - derten Füßen und weißgefleckten Steuerfedern, heißt füglich die Stadtschwalbe, da sie öfter als die folgende in den Städten sich findet. Sie baut ihr offenes Nest (– das oft von Wanzen wimmelt –) an die Dachgiebel, Ställe, Scheuern, und auf den Dörfern in den Hausären und unter die Rauchfänge.
1972. †. Agrestis. die Hausschwalbe, Fenster - schwalbe, Mehlschwalbe, Spyrschwalbe. (hirundo vrbica Linn. Fr. l'hirondelle de muraille, le martinet à cul blanc. Engl. the martin.) H. pedibus hirsutis, rectrici - bus immaculatis, dorso nigro caerulescente, tota subtus alba.
Frisch tab. 17. fig. 2.
Zumahl in der nördlichen Erde. Nistet meist auf den Dörfern außerhalb der Häuser unterm Dache, an den Kirchfenstern ꝛc. Macht ihr Nest aus Lehm-Klümpchen, oben zugewölbt.
3. †. Riparia. die Uferschwalbe, Erdschwalbe. (Fr. l'hirondelle de rivage. Engl. the sand - martin, shore bird.) H. cinerea, gula ab - domineque albis.
Frisch tab. 18. fig. 2.
Baut in Fluß-Ufern, Lehmgruben, Sand - hügeln ꝛc.
4. Esculenta. die Salangane. H. rectricibus omnibus macula alba notatis.
Von der Größe eines Zaunkönigs. Auf den sundaischen u. a. Inseln des indischen Archipe - lagus bis Neu-Guinea ꝛc. Baut da in die Ufer - löcher und Berghöhlen die berufenen indiani - schen oder Tunkinsuester, deren Stoff der Hau - senblase ähnelt und vermuthlich aus halbver - dauten, dadurch für Fäulung gesicherten und so regurgitirten molluscis besteht. Man sammelt jährlich wohl vier Millionen dieser Nestchen, die größtentheils nach Schina verkauft werden.
5. †. Apus. die Mauerschwalbe, Stein - schwalbe, Pierschwalbe, Thurmschwalbe. (Fr. le martinet. Engl. the black martin,198 swift.) H. nigricans, gula alba, digitis omnibus quatuor anticis.
Frisch tab. 17. fig. 1.
In allen drey Welttheilen der nördlichen Erde.
40. Caprimvlgvs. Rostrum modice incuruum, minimum, subulatum, basi depressum; vibrissae ciliares. Rictus amplissimus; vnguis intermedius intror - sum ciliatus.
1. †. Europaeus. die Nachtschwalbe, Hexe, der Ziegenmelker, Ziegensauger, Nachtrabe, Tagschläfer. (nycticorax. Fr. l'engoulevent. Engl. the goatsucker, night-raven.) C. na - rium tubis obsoletis.
Frisch tab. 101.
In der alten Welt. Ein animal nocturnum, das im Flug seine schnurrende Stimme hören läßt. Es lebt von Insecten, besonders von Nachtfaltern ꝛc. und die alte Sage, daß es den Ziegen die Milch aussauge, ist ungegründet.
Die Vögel dieser Ordnung haben kurze Füße und einen convexen Schnabel, der an der Wurzel mit einer fleischigen Haut überzogen ist, und dessen obere Hälfte zu beiden Seiten über die untere tritt. Sie nähren sich meist von Pflanzensamen, die sie im Kropfe ein - weichen, leben in Polygamie, legen zahlreiche Eyer, und geben das mehreste Hausgeflügel.
19941. Columba. Taube. (Fr. und Engl. pigeon.) Rostrum rectum versus apicem descendens.
a) Cauda aequali modica.
1. †. Oenas. die Haustaube, Feldtaube, Holz - taube. (vinago, livia. Fr. le biset. Engl. the stock dove.) C. caerulescens, cervice viridi nitente, dorso postico albo, fascia alarum apiceque caudae nigricante.
Die Holztaube ist meist in der ganzen alten Welt zu Hause. Die in Norden ziehen im Herbst nach etwas südlichern Gegenden. Die in mildern Erdstrichen hingegen überwintern scharenweise in Felsen-Klüften, kohlen Bäu - men ꝛc. Das wilde Weibchen brütet zwey Mahl im Jahre, die Haustaube hingegen neun bis zehn Mahl, so daß man von einem einzi - gen Paar binnen vier Jahren 14762 Tauben ziehen könnte. Die vorzüglichsten Abarten (wovon doch manche für besondere Gattungen angesehen werden) sind folgende:
a) dasypus, die Trommeltaube. (Fr. le pi - geon pattu, Engl. the rough-footed dove. ) mit langbefiederten Füßen. Frisch tab. 145.
b) gutturosa, die Kropftaube, der Kröpfer. (Fr. le pigeon à grosse gorge, le grand - gosier, Engl. the cropper pigeon. ) mit theils ungeheuerem Kropfe. Frisch tab. 146.
c) turbita, das Möwchen. (Fr. le pigeon cravate, à gorge frisée. Engl. the turbit. ) mit krausen Brustfedern und ganz kurzem Schnabel. Frisch tab. 147.
d) gyratrix, der Tümmler. (Fr. le pigeon culbutant, Engl. the tumbler. ) mit glat -200 tem Kopf und einem kahlen rothen Augen - ring: überschlägt sich im steigenden Fluge. Frisch tab. 148.
e) cucullata, die Schleiertaube, Zopftaube. (Fr. le pigeon nonain, Engl. the jacobine. ) mit vorwärts gerichtetem Kopf-Busche. Frisch tab. 159.
f) laticauda, die Pfauentaube, der Hü - nerschwanz. (Fr. le pigeon paon, Engl. the shaker. ) mit aufrechtem, ausgebreitetem Schwanze. Frisch tab. 151.
g) tabellaria, die Posttaube, Brieftaube, türkische Taube. (Fr. le pigeon messager, Engl. the carrier pigeon. ) mit rothen Fleischwarzen um den Schnabel und die Au - gen herum. Diese Taubenart hat ihren Nahmen daher, weil man sich ihrer vorzüg - lich ehedem in der Levante bediente, um Briefe zu überschicken*)S. den göttingischen Taschen-Kalender 1790..
2. Coronata. der Kronvogel. C. caerulescens, supra cinerea, orbitis nigris, crista erecta, humeris ferrugineis.
Jo. Fr. Miller fasc. III. tab. 16.
Zumahl auf Neu-Guinea und den Mo - lucken ꝛc. Fast von der Größe des welschen Hahns.
3. †. Palumbus. die Ringtaube, große Holz - taube, Schlagtaube, Plochtaube, Kohl - taube, Holztaube. (Fr. le pigeon ramier, Engl. the ring-dove.) C. rectricibus postice atris, remigibus primoribus margine exte - riore albidis collo vtrinque albo.
Frisch tab. 138.
Meist in ganz Europa.
2014. † Turtur. die Turteltaube. (Fr. la tour - terelle, Engl. the turtle-dove.) C. rectri - cibus apice albis, dorso griseo, pectore incarnato, macula laterali colli nigra lineo - lis albis.
Frisch tab. 140.
In den warmen und mildern Gegenden der alten Welt. Von ihrer gepriesenen Keuschheit und ehelichen Treue die fabelhaften Uebertrei - bungen abgerechnet, haben sie darin nichts vor andern Vögeln ähnlicher Lebensart voraus.
5. †. Risoria. die Lachtaube. (Fr. la tourterelle à collier, Engl. the indian turtle.) C. supra lutescens lunula ceruicali nigra.
Frisch tab. 141.
Im mildern Europa und in Ostindien.
b) Cauda longiore cuneata.
6. Migratoria. die Zugtaube. C. orbitis de - nudatis sanguineis, pectore ruso.
Frisch tab. 142.
Im nordöstlichen America. Macht zur Zeit ihrer unermeßlichen Züge, eine Haupt-Nahrung der dasigen Indianer aus, die auch Tausende derselben räuchern und dörren.
42. Tetrao. (Engl. grous.) Macula prope oculos nuda, papillosa.
1. †. Coturnix. die Wachtel. (Fr. la caille, Engl. the quail.) T. pedibus nudis, cor - pore griseo maculato, superciliis albis, rectricum margine lunulaque ferruginea.
Frisch tab. 117.
Fast in der ganzen alten Welt; ein Zugvogel, der sich im Zug zuweilen in zahlloser Menge sehen läßt.
2022. †. Perdix. das Rebhuhn, Feldhuhn. (Fr. la perdrix grise. Engl. the partridge.) T. pedibus nudis calcaratis, macula nuda coc - cinea sub oculis, cauda ferruginea, pectore subfusco.
Frisch tab. 114.
Im mittlern Europa und in den mildern Ge - genden des asiatischen Rußlands.
3. †. Rufus. (Fr. la perdrix rouge, la barta - velle.) T. pedibus nudis calcaratis rostroque sanguineis, gula alba cincta fascia nigra albo punctata.
Daubenton planch. enlum. 231.
Im südlichen Europa und Orient. Wird auf den Inseln des Archipelagus als Meyergeflügel gehalten.
4. †. Bonasia. das Haselhuhn. (Fr. la gelinote.) T. pedibus hirsutis, rectricibus cinereis punctis nigris fascia nigra: exceptis inter - mediis duabus.
Buffon vol. II. tab. 7.
Lebt einsam in den Haselgebüschen des mitt - lern Europa.
5. †. Lagopus. das Schneehuhn, Rype. (Fr. la gelinote blanche. Engl. the white game.) T. pedibus lanatis, remigibus albis, rectri - cibus nigris, apice albis: intermediis albis.
Frisch tab. 110. 111.
In den alpinischen und nördlichsten Gegenden der alten und neuen Welt. Ist im Sommer von grauer Farbe. Nahmentlich ein überaus wichtiges Thier für die europäischen Colonisten in Labrador und Grönland.
2036. †. Tetrix. der Birkhahn. (Fr. le petit te - tras, Engl. the black cock.) T. pedibus hirsutis, cauda bifurcata, remigibus secun - dariis basin versus albis.
Frisch tab. 109.
In der nördlichern alten Welt.
7. †. Vrogallus. der Auerhahn. (Fr. le coq de bruyere, tetras. Engl. the cock of the wood.) T. pedibus hirsutis, cauda rotun - data, axillis albis.
Frisch tab. 107. 108.
Im nördlichern Europa, hat ein äußerst scharfes Gesicht und Gehör. Seine Zunge und oberer Kehlkopf liegen tief unten im Halse.
43. Nvmida. Caput cornutum, collum compressum coloratum: palearia carun - culacea ad latera maxillae vtriusque.
1. Meleagris. das Perlhuhn. (Fr. la peintade. Engl. the guiney hen.) N. rostro cera in - structo nares recipiente.
Frisch tab. 126.
In Africa einheimisch, aber auch längst nach Europa und viele Gegenden von America verpflanzt.
44. Phasianvs. Genae cute nuda lae - vigata.
1. †. Gallus. der Haushahn. (Fr. le coq, Engl. the cock.) Ph. caruncula compressa verticis geminaque gulae, auribus nudis, cauda compressa ascendente.
Die vermuthliche wilde Stammrasse*)Sonnerat voyag. aux Indes. vol. II. tab. 94. 95. ist in Hindustan zu Hause; von rothbrauner Farbe;204 und zeichnet sich durch flache hornichte Blättchen an den Spitzen der Hals - und Flügelfedern aus (die den zinnoberrothen Flügelblättchen des Seidenschwanzes ähneln). Der Haushahn hin - gegen ist meist über die ganze Erde verbreitet. Doch ist er erst durch die Spanier nach America gebracht: hingegen auf vielen Inseln der Südsee bey ihrer Entdeckung von den Europäern schon vorgefunden worden. Das Huhn ist bey der Menge Eyer, die es legt, und seinem oftmah - ligen Brüten eins der allernutzbarsten Thiere der ganzen Classe. Und die Hahnen-Gefechte längst und in mehreren Welttheilen ein beliebtes Volksschauspiel.
Die Hühner sind, unter den Hausthieren dieser Classe in die allermannigfaltigsten und auffallend - sten Rassen und Spielarten degenerirt. Theils in wahre zum erblichen Schlag gewordene Mon - strositäten*)Sogar, daß bey den so genannten Hollen - oder Hauben-Hühnern, mit dem dichten Federbusch auf dem Kopfe, der Stirntheil der Hirnschale wie zu einer monströsen das große oder eigentlich sogenannte Gehirn fassenden Blase aufgetrieben wird. Eine erbliche Abweichung des Bildungs - triebes, die meines Wissens in der Naturge - schichte die einzige in ihrer Art ist.; sowohl per defectum (– s. oben S. 22 –), wie der ungeschwänzte Kluthahn; als per excessum (– a. a. O. –), wie z. B. mit 5 oder gar 6 Zehen**)Von der bekannten, aber doch immer physiologisch - merkwürdigen Künsteley, einem Hahne seinen Sporn auf den Kopf einzupfropfen, s. Duhamel in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris vom Jahr 1746. S. 349 u. f..
Unter den übrigen Abarten verdienen besonders bemerkt zu werden:
205a) der Paduanerhahn, wohl noch einmahl so groß als der gemeine Haushahn.
b) Der Zwerghahn, Krup-Hahn, kaum halb so groß als der gemeine.
c) Der Strupphahn krause Hahn, frieslän - dische Hahn, mit krausen auswärts ge - krümmten Federn.
d) Das Wollhuhn, aus Japan, Schina ꝛc. Seine Federn sind schlicht, fast wie Haare, daher die Fabel von Bastarden, die von Ka - ninchen und Hühnern erzeugt seyn sollten, entstanden ist.
e) Das Negerhuhn, mit schwarzer Haut. Vorzüglich auf St. Jago am grünen Vor - gebirge, wo auch noch andere Vögelarten diese Sonderbarkeit haben sollen.
2. Colchicus. der Fasan. (Fr. le faisan, Engl. the pheasant.) Ph. rufus, variegatus, capite viridi caerulescente, cauda cuneata, genis papillosis.
Frisch. tab. 123.
Hat den Nahmen vom Flusse Phasis in Min - grelien, von da ihn die Argonauten zuerst nach Europa gebracht haben sollen.
3. Argus. Ph. fusco-flavescens, nigro puncta - tus et undulatus, remigum 11 interiorum latere exteriore ocellato, genis nudis, occipite nigro subcristato, rectricibus 2 in - termediis longissimis.
Philos. Transact. vol. LV. tab. 3.
In seiner Art wohl das wunderschönste pracht - vollste Geschöpf in der Natur. Besonders sind die großen Augen auf den innern Schwungfedern unbeschreiblich schön schattirt, jedem gleichsam206 ein Lichtpunkt aufgesetzt etc; Mißt vom Schnabel zur Schwanzspitze auf 9 Fuß, und ist nebst den beyden folgender. Gattungen zumahl in Schina zu Hause.
4. Pictus. der Goldfasan. Ph. crista flaua, pectore coccineo, remigibus secundariis caeruleis, cauda cuneata.
Edwards tab. 68. 69.
Bey dieser und nächstfolgenden Gattung zeichnen sich die erwachsenen Männchen durch die ausnehmende Schönheit ihres Gefieders aus.
5. Nycthemerus. der Silberfasan. Ph. albus, crista abdomineque nigris, cauda cuneata.
Edwards tab. 66.
45. Crax. Rostrum basi cera obductum in vtraque mandibula. Pennae caput tegentes reuolutae.
1. Alector. der Curasso. C. cera flaua, corpore nigro, ventre albo.
Buffon Vol. II. tab. 13.
In Guiana ꝛc.
46. Meleagris. Caput carunculis spon - giosis tectum, gula caruncula membra - nacea longitudinali.
1. Gallopavo. der Truthahn, Puter, wälsche Hahn, Kalekuter, Kuhnhahn. (Fr. le dindon, Engl. the turkey.) M. maris pectore barbato.
Im mittlern und nördlichern America, wo er in großen Herden zu hunderten auf Bäumen lebt, ward 1530 zuerst nach Deutschland ge - bracht, wo er nun als Meyergeflügel gehalten wird, und in mancherley Varietäten von weißer u. a. Farben ausgeartet ist.
20747. Pavo. Caput pennis reuolutis tectum, pennae caudales elongatae, ocellatae.
1. †. Cristatus. der Pfau. (Fr. le paon, Engl. the peacock.) P. capite crista compressa, cal - caribus solitariis.
Ist wohl ursprünglich in Ostindien einheimisch, und seit Alexanders des Großen Zeiten nach Eu - ropa verpflanzt. Das Männchen zeichnet sich vom dritten Jahre an durch die Pracht seiner Schwanz - oder vielmehr Rücken-Federn aus. Unter den Spielarten ist die weiße gewöhnlichste.
48. Otis. Rostrum mandibula superiore fornicata: pedes cursorii.
1. †. Tarda. der Trappe. (Fr. l'outarde, Engl. the bustard.) O. maris capite iugu - loque vtrinque cristato.
Frisch tab. 106. u. f.
Dieser größte hieländische Vogel ist in der ge - mäßigten alten Welt zu Hause. Das Männchen wird wohl gegen 30 Pfund schwer, und hat vorn am Halse einen weiten verborgenen Sack, der sich unter der Zunge öffnet.
Große Landvögel, mit freyen unverbunde - nen Zehen, und kurzen zum Flug ungeschickten Flügeln ohne Schwungfedern.
49. Strvthio. Rostrum subconicum, pedes cursorii.
2081. Camelus. der Straus. (Fr. l'autruche, Engl. the ostrich.) S. pedibus didactylis, digito exteriore paruo mutico, spinis ala - rum binis.
Latham Vol. III. P. I. tab. 71.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 77.
Der allergrößte Vogel, der eine Höhe von acht Fuß und darüber erreicht, und außer Africa nur in Arabien zu Hause ist. Das Unvermö - gen zum Flug wird bey ihm durch die aus - nehmende Schnelligkeit seines Laufs vergütet*)Volat curriculo. Plaut.. Vorzüglich wird er durch seine Federn schätzbar.
2. Casuarius. der Casuar, Emeu. S. pedi - bus tridactylis, galea palearibusque nudis, remigibus spinosis.
Latham l. c. tab. 72.
In Ostindien. Hat große Stärke in seiner mittlern Klaue. Seine Federn sind hornicht und ähneln Pferdehaaren, und es entspringen immer zwey und zwey Schafte aus einem gemeinschaft - lichen Kiele.
Eine dem Casuar ähnliche Gattung, der so ge - nannte amerikanische Straus (struthio rhea) ist in Chili zu Hause: – und eine noch andere neuerlich im fünften Welttheil auf Neu-Süd - wallis entdeckt worden.
50. Didvs. Rostrum medio coarctatum rugis duabus transuersis: vtraque man - dibula inflexo apice; facies vltra ocu - los nuda.
2091. Ineptus. der Dudu, Dronte, Walghvogel. (Cygnus cucullatus.) D. pedibus ambula - toriis, cauda breuissima, pennis incuruis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 35.
Ehedem auf Ile de France und Bourbon. – Aber nach den Versicherungen des Hrn. Morel, der deßhalb an Ort und Stelle Untersuchung angestellt hat, existirt dieser Vogel jetzt nicht mehr. Und das ist nicht unwahrscheinlich, da er das schwerleibigste, langsamste Thier der ganzen Classe, folglich leicht zu fangen, und doch wegen seines widrigen Fleisches von wenig Nutzen war*)Ich habe von diesem u. a. Beweisen der Verän - derlichkeit in der Schöpfung im ersten Theile der Beyträge zur Naturgeschichte S. 24 u. f. gehandelt..
So weit die Landvögel. Nun die Was - servögel in II. Ordnungen.
Diese, die Sumpfvögel, haben einen walzenförmigen Schnabel von ungleicher Länge, lange Füße, und auch mehrentheils seinen lan - gen Hals, aber kurzen Schwanz. Sie halten sich in sumpfigem, moorigem Boden auf, leben meist von Amphibien, Fischen, Insecten und Wasserpflanzen, die mehresten nisten auf der Erde oder im Schilf, und werden großentheils210 durch ihr vorzüglich schmackhaftes Fleisch und durch ihre Eyer nutzbar.
51. Phoenicoptervs. Rostrum de - nudatum, infracto-incuruatum, denti - culatum, pedes tetradactyli.
1. Ruber. der Flamingo, Flamant, Korkorre. P. ruber, remigibus nigris.
Catesby vol. I. tab. 73 sq.
In Seegegenden der wärmern Erdstriche bey - der Welten. Wird bey einem mäßig großen Körper, aber ganz auffallend langem Halse und Beinen, wohl mannshoch.
52. Platalea. Rostrum planiusculum; apice dilatato, orbiculato, plano. Pedes tetradactyli, semipalmati.
1. Leucorodia. die Löffelgans, der Löffel - reiher. (Fr. la spatule, Engl. the spoon - bill.) P. corpore albo, gula nigra, occi - pite subcristato.
Frisch tab. 200. u. f.
Hin und wieder, zumahl in der westlichen alten Welt.
53. Palamedea. Rostrum conicum, mandibula superiore adunca. Pedes te - tradactyli, fissi.
1. Cornuta. (Kamichy, Kamoucle.) P. alulis bispinosis, fronteque cornuta.
Latham Vol. III. P. I. tab. 74.
In den Savannen des östlichen Süd-America.
21154. Mycteria. Rostrum subadscen - dens, acutum: mandibula superiore triquetra; inferiore trigona acuminata adscendente; frons calua: nares linea - res: pedes tetradactyli.
1. Americana. (Jabiru, Touyouyou. Fr. la cicogne du Bresil.)
Latham l. c. tab. 26.
Hat mit dem vorigen Vogel gleiches Vaterland.
55. Cancroma. Rostrum gibbosum: mandibula superiore cymbae resupinatae forma.
1. Cochlearia. (Fr. la cuilliere. Engl. the boat - bill.) C. ventre rufescente.
Latham l. c. tab. 26.
Ebenfalls in Brasilien ꝛc.
56. Ardea. Rostrum rectum, acutum, longum, subcompressum; pedes tetra - dactyli.
1. †. Grus. der Kranich. (Fr. la grue. Engl. the crane.) A. occipite nudo papilloso, corpore cinereo, alis extus testaceis.
Frisch tab. 194.
In der nördlichen alten Welt.
2. †. Ciconia. der Storch. (Fr. la cicogne, Engl. the stork.) A. alba, orbitis nudis re - migibusque nigris: rostro, pedibus cuteque sanguineis.
In den mildern Gegenden fast der ganzen alten Welt. Nährt sich nicht bloß von Amphi - bien, sondern frißt auch nutzbare Thiere, ganze212 Ketten junge Rebhühner u. s. w. schleppt auch nicht selten Leinewand, Garn ꝛc. ins Nest, um es weich auszufuttern.
3. †. Maior. der Reiher, Fischreiher. (Fr. und Engl. heron.) A. occipite crista nigra dependente, corpore cinereo, collo subtus, linea fasciaque pectorali nigris.
Frisch tab. 199.
Fast durchgehends in beyden Welten. Schäd - liche Thiere, die den Fischteichen und besonders der jungen Brut nachtheilig werden. Sie nisten auf hohen Bäumen, Eichen ꝛc .*)Was ich von schwarzen Reiherfedern aus der Le - vante gesehen habe, das war bloß in der schönern Schwärze, nicht in Form und Gefüge von den Nackenfedern des hieländischen Reihers verschieden. Die in der Form so wie in der Farbe gänzlich davon verschiednen weißen, kommen hingegen wie gesagt von der Garzetta..
4. Garzetta. (Fr. l'aigrette.) A. occipite cri - stato, corpore albo, rostro nigro, loris pedibusque virescentibus.
Buffon T. VII. tab. 20.
Zumahl in Persien ꝛc. Mit den kostbaren langen, silberweißen, seidenartigen Rückenfedern.
5. †. Stellaris. die Rohrdommel, der Iprump. (Fr. le butor. Engl. the bittern.) A. capite laeuiusculo, supra testacea, maculis transver - sis, subtus pallidior, maculis oblongis fuscis.
Frisch tab. 205.
In den mildern Gegenden der nördlichern Erde.
57. Tantalvs. Rostrum longum, subu - latum, teretiusculum, subarcuatum. sa - cies nuda vltra oculos: pedes tetra - dactyli, basi palmati.
2131. Ibis. (Tantalus aethiopicus Latham. Nu - menius ibis Cuvier.) T. albus, remigum apicibus, rostro et pedibus nigris, remigi - bus secundariis elongatis nigro-violaceis.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 35.
Das berühmte, ehedem in Aeqypten, auf den dasigen alten Denkmählern verewigte, und so wie die damahligen menschlichen Leichen zu Mu - mien bereitete*)Ich habe von einem Paar solcher Ibismumien, die ich in London zu untersuchen Gelegenheit ge - habt, in den philosophical Transactions vom Jahr 1794. Nachricht gegeben.Vergl. auch Chr. Aug. Langguth de mu - miis auium in labyrintho apud Sacaram re - pertis. Viteb. 1803. 4. mit Kupf. und Jul. Cés. Savigny histoire naturelle et mythologique de l'Ibis. Par. 1805. 8. mit Kupf. und in besondern Gewölbern in größter Menge beygesetzte, aber jetzt wenigstens in Nieder-Aegypten ziemlich seltene Thier**)Hingegen findet sich dieser Ibis auch im südlich - sten Africa, von woher ich ihn durch die Güte des Hrn. Past. Hesse in der Capstadt erhalten habe. Wenigstens gleicht er Bruce's Abbildung und Beschreibung ganz genau..
Der schwarze kleinere Ibis scheint mit dem auch in Europa und selbst im südlichen Deutsch - land vorkommenden Tantalus falcinellus einer - ley zu seyn.
58. Scolopax. Schnepse. Rostrum te - retiusculum, obtusum, capite longius, facies tecta, pedes tetradactyli, postico pluribus articulis insistente.
2141. †. Rusticula. die Waldschnepfe. (Fr. la be - casse. Engl. the woodcock.) S. rostro basi rufescente, pedibus cinereis, femoribus tectis, fascia capitis nigra.
Frisch tab. 226. u. f.
In den wärmern Gegenden der nördlichern alten Welt.
2. †. Gallinago. die Heerschnepfe, Himmels - ziege, der Haberbock, das Haberlämmchen. (Fr. la becassine. Engl. the snipe.) S. rostro recto, tuberculato, pedibus fuscis, frontis lineis fuscis quaternis.
Frisch tab. 229.
Fast durchgehends in der nördlichern Erde.
59. Tringa. Rostrum teretiusculum longitudine capitis, digito postico vniar - ticulato, a terra eleuato.
1. †. Pugnax. der Kampfhahn, Renommist, Hausteufel. (Fr. le combattant, paon de mer. Engl. the ruff.) T. rostro pedibus - que rubris, rectricibus tribus lateralibus im - maculatis, facie papillis granulatis carneis.
Frisch tab. 232. u. f.
In der nördlichen alten Welt. Hat seinen Nahmen von der Streitbarkeit, wir welcher die Männchen zur Brunstzeit gegen einander kämpfen.
2. †. Vanellus. der Kybitz. (gavia. Fr. le vanneau. Engl. the lapwing.) T. pedibus rubris, crista dependente, pectore nigro.
Frisch tab. 213.
Ebenfalls in der nördlichern alten Welt.
21560. Charadrivs. Regenpfeiffer. (Fr. pluvier, Engl. plover.) Rostrum teretiuscu - lum, obtusum. Nares lineares. Pedes cursorii, tridactyli.
1. †. Hiaticula. die Seelerche. (Fr. le pluvier à collier. Engl. the sea-lark.) C. pectore nigro, fronte nigricante fasciola alba, ver - tice fusco, pedibus luteis.
Frisch tab. 214.
Hin und wieder an den Flüssen der nördlichen Erde, nahmentlich auch auf den Sandwich-Inseln.
61. Recvrvirostra. Säbelschnäbler. Rostrum depresso planum, subulatum, recuruatum, acuminatum, apice flexili. Pedes palmati, tridactyli.
1. † Avosetta. R. albo nigroque varia.
Buffon vol. VIII. tab. 38.
In den mildern Gegenden der alten Welt ꝛc. nährt sich vorzüglich von Wasser-Insecten und Gewürmen, die er mit seinem sonderbar aufwärts gebognen Schnabel sehr geschickt zu fangen weiß.
62. Haematopvs. Rostrum compres - sum, apice cuneo aequali: pedes cur - sorii tridactyli.
1. †. Ostralegus. der Austerdieb, Austermann, die Meerälster. (Fr. l'huitrier. Engl. the sea-pie, pied oyster-catcher.) H. rostro pedibusque rubris.
Latham Vol. III. P. I. tab. 84.
Hin und wieder an den Seeufern aller Welt - theile; nährt sich vorzüglich von Conchylien.
21663. Fvlica. Wasserhuhn. Rostrum con - vexum, mandibula superiore margine supra inferiorem fornicata; frons calua, pedes tetradactyli, subpinnati.
1. †. Atra. das schwarze Blaßhuhn. (Fr. la foulque, morelle. Engl. the coot.) F. fronte incarnata, armillis luteis, corpore nigricante.
Frisch tab. 209.
In der mildern nördlichen Erde.
64. Parra. Rostrum teretiusculum, obtu - siusculum. Nares ouatae in medio rostri. Frons carunculata, carunculis lobatis. Alulae spinosae.
1. Jacana. (Fr. le chirurgien, chevalier.) P. vnguibus posticis longissimis, pedibus viri - descentibus.
Buffon vol. VIII. tab. 16.
In Westindien, Brasilien ꝛc.
65. Rallvs. Rostrum basi crassius, com - pressum, dorso attenuatum apicem versus, aequale, acutum, pedes tetradactyli, fissi.
1. †. Crex. der Wachtelkönig, Schnerz, Wie - senschnarcher, Schars. (ortygometra. Fr. le râle de genet. Engl. the rail, daker - hen.) R. alis rufo-ferrugineis.
Frisch tab. 210.
In den mildern Gegenden der alten Welt. Wachtelkönig heißt er von der alten irrigen Sage, als ob er dieser Vögel Heerführer im Zug sey.
21766. Psophia. Rostrum cylindrico-coni - cum, conuexum, acutiusculum, mandi - bula superiore longiore. Nares ouatae, patulae. Pedes tetradactyli, fissi.
1. Crepitans. die Trompete, der Agami, Mackukawa. (Fr. l'oiseau trompette.) P. nigra, pectore columbino.
Latham Vol. II. P. II. tab. 68.
In Süd-America, vorzüglich häufig am Amazonen-Strom. Wird ausnehmend kirre und ihrem Herrn zugethan.
Die Vögel dieser Ordnung werden durch ihre Schwimmfüße kenntlich, die ihnen mehr nach hinten zu sitzen, und daher zum Rudern sehr geschickt, aber desto unbequemer zum Gehen sind. Ihr Oberschnabel endigt sich meist in ein kurzes Häkchen, und ist wie der untere bey den mehresten mit einer ausnehmend nerven - reichen Haut überzogen. (– s. oben S. 145. –) Sie haben eine fleischige Zunge, einen rauhen stacheligen Gaumen, und bey vielen von ihnen haben die Männchen vorn an der Luftröhre eine besondere knorpelige oder knöcherne Kapsel. Sie haben dichtes fettes Gefieder, das kein Wasser annimmt, halten sich an den Ufern des Meeres, der Seen, der Flüsse, auf In - seln, Klippen, im Schilf ꝛc. auf, und leben218 mehrentheils in Polygamie. Sie legen mei - stens nur Ein oder wenige Eyer; sind aber, besonders wegen ihres Fleisches, Fettes, Fe - dern ꝛc. von mannigfaltiger Nutzbarkeit.
67. Rhinchops. Rostrum rectum, man - dibula superiore multo breuiore; infe - riore apice truncata.
1. Nigra. (Fr. le bec en ciseaux, Engl. the sea-crow, cut-water.) R. nigricans, sub - tus alba, rostro basi rubro.
Brisson T. VI. tab. 21. fig. 2.
In Nord-America. Der Oberschnabel ist kürzer als der untere und dieser liegt in jenem, gleich - sam wie ein eingeschlagenes Taschenmesser.
68. Sterna. Rostrum edentulum, su - bulatum, subrectum, acutum, compres - siusculum. Nares lineares, ad basin rostri.
1. Stolida. die Noddy. (Fr. le fou, diable.) S. corpore nigro, fronte albicante, super - ciliis atris.
Brisson T. VI. tab. 18. fig. 2.
In allen Meeren zwischen den beyden Wende - zirkeln.
2. Hirundo. die Seeschwalbe. (Engl. the sil - ver-bird.) S. cauda forficata: rectricibus duabus extimis albo nigroque dimidiatis.
Frisch tab. 119.
An der ganzen nördlichsten Erde.
21969. Colymbvs. Taucher. Rostrum eden - tulum, subulatum, rectum, acumina - tum, pedes compedes.
1. Grylle. die grönländische Taube. (Engl. the sea-turtle.) C. pedibus palmatis tri - dactylis, corpore atro, rectricibus alarum albis.
Frisch tab. 185.
Ebenfalls an der ganzen nördlichsten Erde.
2. †. Troile. die Lumer. (Fr. le Guillemot.) C. pedibus palmatis tridactylis, corpore fusco, pectore abdomineque niueo, remi - gibus secundariis extremo apice albis.
Frisch tab. 185.
An den Seeküsten der nördlichen Erde.
3. †. Vrinator. (Fr. la grébe.) C. capite laeui, palpebra inferiore lutea, macula ala - rum alba.
Edwards tab. 360. fig. 2.
Im wärmern Europa. Sein Fell wird, so wie das vom C. cristatus, zu Feder-Muffen ꝛc. verarbeitet.
70. Larvs. Möve. (Fr. mouette. Engl. gull.) Rostrum edentulum, rectum, cul - tratum, apice subadunco. Mandibula inferior infra apicem gibba.
Meist an den Küsten der nördlichen Erde, doch finden sich auch welche auf der Südsee und zwar theils in ungeheueren Scharen.
1. †. Tridactylus. (Engl. the tarrock.) L. al - bicans, dorso canescente, rectricum apici -220 bus, excepto extremo, nigris, pedibus tridactylis.
Brisson T. VI. tab. 17. fig. 2.
Am nördlichen Ocean.
71. Plotvs. Rostrum rectum, acumina - tum, denticulatum. Facies tecta, pedes palmati omnibus digitis connexis.
1. Anhinga. P. ventre albo.
Willoughby tab. 72.
In Brasilien ꝛc. Am Leibe von der Größe einer Ente, aber mit einem sehr langen Halse, den das Thier spiralförmig zusammen rollen und so den Kopf gegen die Fische, die es erschnappen will, los schnellen soll.
72. Phaëthon. Rostrum cultratum, rectum, acuminatum, fauce pone ro - strum hiante. Digitus posticus antror - sum versus.
1. Aethereus. der Tropikvogel. (Fr. la paille - en-queue. Engl. the tropic-bird.) P. rectri - cibus duabus longissimis, rostro serrato, pe - dibus aequilibribus: digito postico connexo.
Brisson T. VI. tab. 42. fig. 1.
An der offenbaren See, zwischen den beyden Wendezirkeln. Nährt sich meist von den fliegen - den Fischen.
73. Procellaria. Rostrum edentu - lum, subcompressum: mandibulis aequa - libus; superiore apice adunco; inferiore apice compresso-canaliculato. Pedes vngue postico sessili absque digito.
2211. Pelagica. der Sturmvogel, Ungewitter - vogel. (Fr. le petrel. Engl. the tempest - bird, stormfinch, mother cary's chicken.) P. nigra, vropygio albo.
Linné fauna suecica. tab. 2. fig. 143.
Sowohl im nördlichen als südlichen Ocean. Meist in offener freyer See fern vom Lande auf Klippen, und die Schiffer sehen es gemeiniglich als Zeichen eines bevorstehenden Sturms an, wenn er sich von da nach den Schiffen flüchtet. Die Einwohner der Färber bedienen sich seiner statt Lampe, indem sie ihm bloß einen Docht durch den Körper ziehen und anbrennen, da dann die Flamme von dem vielen Fette, das allmählich hinein zieht, lange Zeit unterhal - ten wird.
74. Diomedea. Rostrum rectum: ma - xilla superiore apice adunca; inferiore truncata.
1. Exulans. der Albatros. (Fr. le mouton du cap.) D. alis pennatis longissimis, pe - dibus aequilibribus tridactylis.
Edwards tab. 88.
Von der Größe eines Schwans, hält aber mit ausgespannten Flügeln wohl 11 Fuß Breite, fliegt auf 500 deutsche Meilen von irgend einem Lande entfernt, aber selten höher als 10 bis 20 Fuß über der Meers-Fläche. Nährt sich großen - theils von fliegenden Fischen*)Vergl. Pennant's arctic zoology. Vol. II. p. 507..
22275. Pelecanvs. Rostrum rectum: apice adunco, vnguiculato: pedes aequilibres: digitis omnibus quatuor simul palmatis.
a) Rostro edentulo.
1. †. Onocrotalus. die Kropfgans, der Pelican. (Fr. und Engl. pelican.) P. gula saccata.
Ein Blatt von J. E. Ridinger 1740.
In den wärmern Gegenden aller fünf Welt - theile, (wenn anders die americanische Kropf - gans nicht specifisch von der in der allen Welt verschieden ist). Hat den griechischen Nahmen von ihrer Eselsstimme, den deutschen aber von dem ungeheuren beutelförmigen Kropfe, der ihr am Unterschnabel hängt, und sich so ausdehnen läßt, daß er wohl 20 Pfund Wasser fassen kann.
2. Aquilus. die Fregatte. (Fr. le tailleur. Engl. the man of war bird.) P. alis amplissimis, cauda forficata, corpore nigro, rostro rubro, orbitis nigris.
Edwards tab. 309.
Hat in der Bildung und Lebensart viel Aehn - liches mit dem Albatros: nur noch längere Flü - gel, die ausgespannt auf 14 Fuß klafftern, und dem fliegenden Thier ein sonderbares An - sehen geben.
3. Carbo. die Scharbe, der Seerabe. (Fr. und Engl. cormoran.) P. cauda rotundata, corpore nigro, rostro edentulo, capite subcristato.
Frisch tab. 187.
Meist in allen fünf Welttheilen. Eine ihr sehr ähnliche Gattung (Pelecanus sinensis) wird in223 Schina zum Fischfang abgerichtet. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 25. –)
b) Rostro serrato.
4. Bassanus. die Rothgans. (Fr. le fou de bassan. Engl. the gannet, the soland goose.) P. cauda cuneiformi, corpore albo, rostro remigibusque primoribus nigris, facie caerulea.
Brisson T. VI. tab. 44.
Häufigst im Norden von Europa und America, zumahl auf den schottischen Inseln, und nah - mentlich auf Baß*)Harvey de generat. animal. p. 30., wovon diese Gans den Nahmen führt.
76. Anas. Rostrum lamelloso-dentatum, conuexum, obtusum; lingua ciliata, obtusa.
1. †. Olor. der Schwan, Elbsch. (Fr. le cygne. Engl. the swan, elk.) A. rostro se - micylindrico atro, cera nigra, corpore albo.
Frisch tab. 152.
In der nördlichen alten Welt: nährt sich von Fröschen, Wasserpflanzen ꝛc. Man muß diesen, den so genannten stummen oder zahmen Schwan, von dem so genannten wilden. A. cygnus (mit gelber Haut an der Schnabelwurzel und weit längerer krummlaufender Luftröhre), unterschei - den. Dieser letztere gibt einen hellen weit schal - lenden nicht unangenehmen Ton von sich.
2. Cygnoides. die spanische, türkische oder schinesische Gans. (Fr. l'oye de Guinée. Engl. the swan-goose, chinese goose.) A. rostro semicylindrico: cera gibbosa, palpebris tumidis.
Frisch tab. 153. 154.
224Auf Guinea, am Cap, dann in Sibirien und Schina, und wie es scheint auch auf den Sand - wich-Inseln des stillen Oceans. Man unter - scheidet mehrere Varietäten.
3. †. Anser. die Gans. (Fr. l'oye. Engl. the goose. ) A. rostro semicylindrico, corpore supra cinereo, subtus pallidiore, collo striato.
Meist in allen fünf Welttheilen wild. Unter den zahmen soll es wohl häufig völlig schnee - weiße Ganserte, aber nur selten eine ganz weiße weibliche Gans geben.
4. Canadensis. die Hudsonsbay-Gans. (Engl. the grey goose.) A. cinerea, capite collo - que nigris, genis gulaque albis.
Edwards tab. 151.
Im kältern Nordamerica. Ein wichtiger Han - delsartikel wegen seiner ausnehmenden Flaumen zu Betten. Gibt auch vorzügliche Schreibfedern.
5. Bernicla. die Baumgans, Rothgans, schot - tische Gans. A. fusca, capite collo pecto - reque nigris, collari albo.
Frisch tab. 156.
In den kältesten Ländern der nördlichen Erde; kommt bloß zum Ueberwintern nach Schottland und andern mildern Gegenden, wo sie sich un - ter andern von dem Thier der Entenmuschel (Barnacle, Lepas anatifera) nährt, daher die alte seltsame Fabel entstanden, daß dieser Vogel nicht aus einem Ey, sondern aus einer Muschel hervor komme u. s. w.*)Die gleiche Volkssage ging auch ehedem von einer verwandten Gattung, Anas erythropus, von grauer Farbe mit weißer Stirne (Frisch tab. 189.), die daher auch bey vielen Ornithologen den Nahmen Bernicla oder Bernacle führt..
2256. Mollissima. der Eidervogel. (Fr. l'oye à duvet. Engl. the eiderduck, cuthbert duck.) A. rostro cylindrico, cera postice bifida, rugosa.
Brünnichs N. H. des Eidervogels. tab. 1. u. f.
In der nördlichen Erde, zumahl häufig auf Island und in Grönland. Sein Fleisch und Eyer sind sehr schmackhaft; noch wichtiger aber ist sein Fell, womit man Kleider futtert, und die Flaumfedern, die unter dem Nahmen der Eiderdunen bekannt sind*)S. Hrn. Hofr. Beckmanns Vorbereitung zur Waarenkunde I. B. S. 277 u. f..
7. †. Boschas. die Ente. (Fr. le canard. Engl. the duck.) A. rectricibus intermediis (maris) recuruatis, rostro recto.
Frisch tab. 158. u. f.
Die wilde Ente findet sich fast in der ganzen nördlichen Erde, theils in ungemein schönen Spielarten. Die zahmen (A. domestica) scheint große Neigung zu unnatürliches Paarung zu haben, so daß z. B. die Entriche auf Hühner erpicht sind und v. v. Enten den wälschen Hah - nen nachlaufen und sie zu reitzen suchen.
8. †. Clypeata. die Löffelente. (Fr. le souchet. Engl. the shoveler.) A. rostri extremo di - latato rotundato; vngue incuruo.
Frisch tab. 161. u. f.
Hat meist gleiches Vaterland mit der vorigen. Die Ränder des Schnabels sind nach innen mit hornigen Borsten besetzt, fast wie kleine Wall - fischbarden.
22677. Mergvs. Taucher, Wasserhuhn. Rostrum denticulatum, subulato-cylin - dricum, apice adunco.
1. †. Merganser. der Kneifer. (Fr. l'harle. Engl. the goos-ander.) M. crista longitu - dinali erectiuscula: pectore albido imma - culato, rectricibus cinereis, scapo nigricante.
Frisch tab. 190.
In der ganzen nördlichen Erde. So wie an - dere Gattungen dieses Geschlechts ein schädliches Thier für Fischteiche, zumahl zur Leichzeit.
78. Alca. (Engl. auk.) Rostrum edentu - lum, breue, compressum, conuexum, transuerse sulcatum: mandibula inferior ante basin gibbosa.
Das ganze Geschlecht an den Küsten und Klippen der nördlichen Erde.
1. Arctica. der Papageytaucher. (Fr. le ma - careux. Engl. the puffin.) A. rostro com - presso-ancipiti, sulcato sulcis 4. oculorum orbita temporibusque albis, palpebra supe - riore mucronata.
Nistet in Erdhöhlen, oder wühlt sich auch selbst so ein unterirdisches Lager.
79. Aptenodytes. Fettgans, Pinguin. (Fr. manchot.) Rostrum compressiuscu - lum, subcultratum, longitudinaliter oblique sulcatum; mandibula interior apice truncato: alae impennes, pinni - formes.
227Ihr glattes glänzendes Gefieder, die gleich - sam flossenähnlichen, schuppigen, kleinen Flügel, und ihr gerader, fast aufrechter Gang geben diesen Thieren ein sonderbares Ansehen, deren verschiedne Arten an den südlichen Küsten und Inseln von Africa und America, so wie andere um Neu-Holland, Neu-Guinea, und Neu-See - land zu Hause sind*)J. Reinh Forster hist. aptenodytae in Commen - tat. Soc. Sc. Gött. 1780. Vol. III. p. 121. sq.. Finden sich theils in zahlloser Menge beysammen.
1. Chrysocome. A. rostro rufo-fusco, pedibus flauescentibus, crista frontali atra erecta, auriculari deflexa flaua.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 46.
Auf den Falklands-Inseln, Neu-Holland ꝛc.
2. Demersa. A. rostro pedibusque nigris, su - perciliis fasciaque pectorali albis.
Edwards tab. 94.
Häufig am Cap ꝛc.
Die Säugethiere und Vögel unterschei - den sich beydes durch die Wärme ihres Bluts (§. 23. und 40.) und durch die größere Menge desselben von den Amphibien und Fischen.
Die Amphibien aber ähneln doch darin noch den warmblütigen Thieren, und zeichnen sich hingegen von den Fischen vorzüglich dadurch aus, daß sie wie jene auch noch durch Lungen Luft schöpfen; obgleich dieselben von weit locke - rer Textur, und auch ihre Athemzüge weit un - bestimmter, und so zu sagen unordentlicher sind als bey den beyden Classen mit warmen Blute. Auch können sie das Athemhohlen weit länger entbehren als diese, weit länger im so genann - ten luftleeren Raume, oder auch in eingesperr - ter Luft (wie z. B. Kröten in einer engen Höhle mitten in Baumstämmen oder Stein - blöcken) und selbst geraume Zeit in einer Atmosphäre von kohlengesäuerter oder fixer Luft aushalten, und auffallende Extreme von Hitze229 und von Kälte ausdauern, so daß man z. B. ungezweifelte Beyspiele von Wassermolchen und Fröschen hat, die sowohl im Magen und Darmcanal von Menschen gelebt haben, als auch ihrem Leben unbeschadet in dichte Eis - schollen eingefroren sind.
Und eben weil die Amphibien mit Lungen versehen sind, so sind sie auch noch fähig Stimme von sich zu geben: doch scheinen einige (wie z. B. unter den hieländischen der wahre Salamander, die grüne Eidexe, die Blindschleiche ꝛc. ) gänzlich stumm zu seyn.
In Rücksicht der Bildung überhaupt herrscht vorzüglich die doppelte Verschiedenheit unter den Amphibien, daß sie entweder, wie die Schildkröten, Frösche, Eidexen ꝛc. mit vier Füßen versehen sind; oder aber, als Schlangen einen langgestreckten, cylindrischen Körper ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge haben.
Die äußern Bedeckungen sind bey den Amphibien mannigfaltiger als bey den warm - blütigen Thieren. Einige sind mit einer knochi - gen Schale überzogen: andere mit hornartigen Reifen, oder mit zahlreichen kleinen Schildchen,230 oder mit Schuppen bedeckt: und noch andere haben eine nackte nur mit Schleim überzogene Haut. Die mehresten häuten sich von Zeit zu Zeit. Manche, wie z. B. der Laubfrosch und verschiedene Eidexen, besonders der Chamäleon, ändern auch zuweilen plötzlich ihre Farbe.
Den mehresten Amphibien ist, wie schon die Benennung der ganzen Classen andeutet, Wasser und Land zum gemeinschaftlichen Auf - enthalt angewiesen. Manche gehen willkür - lich in beyden ihren Geschäften und ihrer Nahrung nach. Andere hingegen bringen ent - weder eine bestimmte Periode ihres Lebens, oder gewisse Jahrszeiten bloß in einem von beyden zu. Endlich sind aber auch manche ent - weder bloß für das Land oder bloß für das Wasser, und nicht für beydes zugleich bestimmt.
Manche Amphibien, zumahl unter den Schildkröten und Schlangen, leben von sehr gemischter Nahrung: andere hingegen, wie der Laubfrosch, Chamäleon ꝛc. sind sehr eigen in der Wahl ihrer Speisen, gehen z. B. bloß lebende Insecten von einigen wenigen bestimm - ten Gattungen an. In der Gefangenschaft nehmen viele gar keine Nahrung zu sich und können dann zum Wunder lange fasten: ich231 selbst habe z. B. Salamander auf acht Monathe lang ohne Speise und selbst ohne daß sie dabey beträchtlich abgegezehrt wären, erhalten: und von Schildkröten weiß man, daß sie gegen anderthalb Jahre ohne alle Nahrung ausdauern können.
Die bey vielen Amphibien so ganz ausneh - mende Leichtigkeit und Stärke ihrer Repro - ductionskraft (§. 19.), hat, wo ich nicht irre, in der obgedachten Stärke ihrer Nerven und hingegen respectiven Kleinheit ihres Gehirns (§. 29.) einen Grund; da folglich die erstern von letzterem minder abhängig sind; und überhaupt die ganze Maschine zwar schwächere Mobili - tät, weniger consensus zeigt, das ganze Leben der Amphibien einfacher, und mehr bloß ve - getativ scheint, als bey den warmblütigen Thieren, – aber dagegen die Glieder mehr mit eigenthümlicher independenter Lebenskraft versehen sind. Und da folglich bey dieser mehr eigenthümlichen Lebenskraft der einzelnen Theile, nicht gleich jeder Stimulus, der auf Einen Theil, oder auf Ein System wirkt, sogleich, wie bey den warmblütigen Thieren, andere in Consensus zieht, so erklärt sich auch wohl überhaupt daher ihr zähes Leben, so daß Frösche, denen das Herz ausgerissen ist, doch noch umher hüpfen, und Schildkröten, denen das Gehirn aus dem Kopfe genommen232 worden, noch Monathe lang leben können; daher auch wohl die anhaltende Beweglichkeit der den Amphibien abgeschnittenen Theile, wie z. B. der Schwänze von Wassermolchen, Blindschleichen ꝛc. *)Ich habe diesen Gegenstand weiter ausgeführt im specimen physiologiae comparatae inter animan - tia calidi et frigidi sanguinis; im VIII. B. der Commentation. Soc. reg. scientiar. Göttingens.
Zu Waffen und Vertheidigungsmitteln dient manchen Amphibien, zumahl unter den Schlangen, ihr Gift; dem Salamander, der Feuerkröte ꝛc. ihr milchichter Hautschaum den sie im Nothfall von sich geben: vielen auch wohl der specifike Geruch, den sie verbreiten; so zumahl manche Schlangen, Kröten, Eidexen ꝛc.
Die äußern Sinne scheinen bey den mehre - sten Amphibien von keiner sonderlichen Schärfe zu seyn. – Unter den innern zeichnet sich doch bey vielen das Gedächtniß aus, da man Bey - spiele selbst von Crocodilen und Kröten hat, die ihre Wohlthäter kennen gelernt und kirre geworden, und vollends viele Schlangen be - kanntlich sich zu allerhand Gaukeleyen abrichten lassen. Hingegen finden sich bey den Thieren dieser Classe nur sehr wenige Spuren von wahren Kunsttrieben. (§. 36.)
Auch scheinen die wenigsten Amphibien einen täglichen Erhohlungsschlaf zu halten. – Dagegen aber wohl alle die kältern Winter - monathe in Erstarrung zubringen. Und zwar theils einzeln, theils wie unsere hieländischen Frösche und Salamander in Haufen. Doch können auch diese gar leicht des Winterschlafs entbehren, und Jahr aus Jahr ein wachend im Zimmer erhalten werden.
Das Fortpflanzungsgeschäfte der Amphi - bien hat ungemein viel Sonderbares. Der Paarungstrieb ist bey vielen so heftig, daß man z. B. Frösche gesehen hat, die in Erman - gelung eines Weibchens andere männliche Frösche oder Kröten oder gar todte Weibchen besprungen haben. Bey den mehresten Frö - schen und See-Schildkröten dauert die Paarung mehrere Tage, ja Wochen lang. Die Vipern schlängeln sich in der Paarung mit dem Hin - terleibe aufs innigste um einander, und zün - geln dabey mit gebogenem Halse auf einander los. Die Wassermolche hingegen umfassen einander gar nicht, sondern das Männchen schwimmt zur Brunstzeit bloß um sein Weibchen herum und bespritzt die Eyerchen, so wie es dieselben von sich gibt, von der Ferne.
Die Amphibien sind, bis auf sehr wenige Ausnahmen, Eyerlegende Thiere. Aber manche, zumahl unter den Schlangen ꝛc. geben die Eyer nicht eher von sich, als bis das darin befindliche Junge schon meist seine völlige Ausbildung erhalten hat. Die Pipa heckt ihre Junge auf dem Rücken aus.
Anm. Ein Salamander, den ich wenigstens vom Ende des Sommers an ganzer vier Monathe lang-völlig isolirt in einem Glase gehalten, hat hierauf um Neujahr herum ganz unerwartet bin - nen wenigen Tagen 34 Junge geheckt, so daß folglich hier eine ehemahlige Befruchtung, auf eine noch weit längere Zeit hinaus als bey den Hühnern, ihre Wirksamkeit erhalten muß.
Die Frösche und Eidexen, die im Wasser jung werden, kommen nicht gleich in ihrer vollkommnen Gestalt, sondern als so genannte Larven zur Welt, und müssen sich erst noch einer Art von Metamorphose unterziehen, ehe sie die Ausbildung und den völligen Ge - brauch aller ihrer Gliedmaßen erlangen. Die kleinen Frösche z. B. (die so genannten Kaulquappen, gyrini, Fr. tétards, Engl. toadpoles) haben anfangs noch keine Füße, sondern dafür einen langen Ruderschwanz; auch, so wie die jungen Salamander, eine Art von Fischkiemen (branchiae oder Swammerdam's appendices fimbriatae)235 zu beiden Seiten des Halses; ferner zum Theil eine kleine Saugeröhre an der Unterlefze u. dergl. m. Lauter Theile, die nur für den Larvenstand des zarten jungen Thieres bestimmt sind und mit der zunehmenden Reife desselben allgemach schwinden.
Die Amphibien haben ein langsames Wachsthum; so daß z. B. unsere hieländi - schen Frösche meist erst im vierten Jahre mannbar werden: und doch erreichen diese nur ein, nach Verhältniß dieser späten Pubertät, nicht beträchtliches Alter von 12 bis 16 Jahren. Hingegen weiß man, daß Schildkröten selbst in der Gefangenschaft über 100 Jahre gelebt haben, so daß hiernach zu schließen, die Crocodile und großen Schlangen ꝛc. wohl zu einem noch höhern Alter gelangen können.
Die Benutzung der Amphibien fürs Menschengeschlecht ist ziemlich einfach; aber für manche Gegenden theils äußerst beträcht - lich. Zumahl der Genuß der Schildkröten und ihrer Eyer, so wie auch verschiedener Frösche und Eidexen ꝛc. – auch von Schild - kröten Thran; und Schildpatt zu Kunst - arbeiten ꝛc. –
Schädlich werden manche ungeheuere Thiere dieser Classe, die Crocodile, Wasser - schlangen ꝛc. durch ihre Größe, und andere, zumahl unter den Schlangen, durch ihr Gift, das in keiner andern Thierclasse von einer so gefahrvollen Heftigkeit ist.
Die ganze Classe zerfällt bloß in zwey Ordnungen:
I. Reptiles. Die Amphibien mit vier Füßen. (Die quadrupeda ouipara der ältern Naturforscher) – Schildkröten, Frösche, Eidexen. Und
II. Serpentes. Die Schlangen, ohne alle äußere Bewegungswerkzeuge. (§. 84.)
Alle Thiere dieser Ordnung sind (wenigstens wenn sie ihre vollkommene Gestalt erlangt ha - ben) mit vier Füßen versehen, die nach dem verschiedenen Aufenthalt dieser Thiere entweder freye (pedes digitati), oder durch eine Schwimmhaut verbundene (palmati), oder gar wie in eine Flosse verwachsene Zehen (pinnati) haben.
1. Testvdo. Schildkröte. (Fr. tortue. Engl. tortoise, die See-Schildkröten aber turtle, Span. galápago). Corpus testa obtectum, cauda (plerisque) breuis, os mandibulis nudis edentulis*)S. Joh. Gottl. Schneiders N. G. der Schild - kröten. Leipz. 1783. gr. 8. mit Kupf.J. D. Schoepff historia testudinum iconibus illustrata. Erlang. 1792. 4..
Die mehresten Schildkröten sind mit einer knochigen sehr festen Schale bedeckt, deren Ober - theil mit dem Rückgrath und den Rippen des Thiers verwachsen, und mit den breiten hornigen Schuppen belegt ist, die bey manchen Gattun - gen so stark und schönfarbig sind, daß sie zu Kunstsachen verarbeitet werden. Gewöhnlich liegen 13 dergleichen Schuppen in der Mitte, und 24 um den Rand herum. Der Untertheil oder das Bauchschild ist etwas kleiner, als das obere und mit Ausschnitten für Kopf, Schwanz und Füße versehen. – Ueberhaupt aber dient238 die so ganz ausgezeichnete eigenthümliche Bil - dung dieses dadurch gleichsam isolirten Ge - schlechts zu einer bedeutenden Instanz gegen die vermeinte Stufenfolge in der Natur.
1. Membranacea. T. pedibus palmatis, vn - guiculis tribus, testa orbiculari ouata, membranacea grisea, striata, scabra.
Schneider l. c. tab. 1.
In Guiana.
2. Imbricata. die Carette. (Engl. the hawks - bill turtle.) T. pedibus pinniformibus, testa cordata subcarinata, margine serrato: scutellis imbricatis latiusculis, cauda squa - mata.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 42.
In beyden Indien; auch im rothen Meere. Gibt das beste Schildpatt*)S. Hrn. Hofr. Beckmanns Vorbereitung zur Waarenkunde. I. Th. S. 68 u. f..
3. Mydas. die grüne oder Riesen-Schild - kröte. (viridis Schneider. Fr. la tortue franche. Engl. the green turtle.) T. pedi - bus pinniformibus, marginibus maxillarum dentatis, testa ouata.
Schöpff tab. 17. fig. 2.
Diese See-Schildkröte hält zuweilen 8 Cent - ner am Gewicht. Sie hat ihren gewöhnlichern Nahmen von ihrer blaß-olivengrünlichen Schale und der auffallend grünen Farbe ihres schmack - haften Fettes. Lebt bloß vom Seetang u. dergl. Vegetabilien, daher ihr ausnehmend schmack - haftes gar nicht thraniges Fleisch.
2394. †. Orbicularis. die gemeine Flußschild - kröte. (europaea Schneid.) T. pedibus palmatis, testa orbiculata planiuscula.
Im mildern Europa.
5. Graeca. T. pedibus subdigitatis, testa po - stice gibba: margine laterali obtusissimo, scutellis planiusculis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 66.
Im südlichen Europa und nördlichen Africa.
6. Geometrica. T. pedibus posticis palmatis, testae scutellis eleuatis truncatis.
Schöpff tab. 10.
In Ostindien, und am Cap. Ungefähr von der Größe einer flachen Hand: hat wegen ihres regelmäßigen schwarz und gelb gezeichneten, hochgewölbten Rückenschildes ein artiges Ansehen.
2. Rana. Frosch (Fr. grenouille. Engl. frog. ) und Kröte (Fr. crapaud. Engl. toad.) Corpus nudum pedibus qua - tuor, posticis longioribus*)Ueber die hieländischen Gattungen dieses Ge - schlechts s. Rösels natürl. Historie der Frösche hiesigen Landes. Nürnb. 1758. gr. Fol..
1. Pipa. R. corpore plano, rostro spathi - formi, digitis anticis muticis quadridenta - tis, posticis vnguiculatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 36.
In den Gewässern von Guiana. Wird durch die überaus sonderbare und ganz anomalische Weise, mit der die Mutter ihre Junge ausheckt, merkwürdig. Das Männchen streicht nähmlich den Leich, den das Weibchen vorher auf die ge -240 wöhnliche Art von sich gegeben, demselben auf den Rücken, und befruchtet ihn hierauf mit seinem Samen. Die Eyerchen verwachsen nachher gleichsam in der Haut der Mutter, bis nach Verlauf von beynahe drey Monathen die darin befindlichen anfangs geschwänzten Kaulquap - pen*)S. Camper im IX. Bande der commentat. soc. reg. scientiar. Göttingens. p. 129 u. f. zum Ausbruch reif sind, und nachdem ihr Schwanz allgemach verschwunden und sie da - gegen ihre vier Füße erhalten, den Rücken ihrer Mutter verlassen können.
2. Cornuta. R. palpebris conicis.
Seba vol. I. tab. 72. fig. 1. 2.
In Virginien; hat wegen seiner großen stieren Augen, und der ungeheueren tutenförmigen obern Augenlider ein abentheuerliches Ansehn.
3. Ocellata. (Engl. the bull-frog.) R. auri - bus ocellatis, pedibus muticis.
Catesby vol. II. tab. 72.
In Nord-America. Fast von der Größe eines Kaninchens. Hat den englischen Nahmen von seiner starken Stimme.
4. Paradoxa. (Rana piscis.) R. femoribus postice oblique striatis.
Seba vol. I. tab. 78.
Im südlichen America. Die Larve (§. 95.) erreicht eine fast spannenlange Größe, häutet sich während der Zeit verschiedentlich, und hat in diesem Zustande zu einer alten Sage, von Fröschen, die sich in Fische verwandelten, Anlaß gegeben. Auch nachdem schon die vier Beine ihre ganze Größe und Ausbildung erhalten ha - ben, bleibt daß Thier doch noch geraume Zeit geschwänzt.
2415. †. Bufo. die Kröte. R. corpore ventri - coso verrucoso lurido fuscoque.
Rösel tab. 20. 21.
Daß ihr Harn ein heftiges Gift seyn soll, ist ungegründet. Hingegen ist es unläugbar, daß man verschiedentlich lebendige Kröten mitten in durchsägten Baumstämmen, oder in Stein - blöcken ꝛc. angetroffen hat.
6. †. Bombina. die Feuerkröte. R. corpore verrucoso, abdomine aurantio-caesio ma - culato, pupilla triquetra.
Rösel tab. 22.
Am Bauche schön blau und gelb gemarmelt, hüpft fast wie ein Frosch.
7. †. Portentosa. die Haus-Unke. (Bufo ca - lomita, Laurent. ) R. verrucosa, linea dor - sali flaua, lateralibus rufescentibus.
Rösel tab. 24.
In feuchten Kellern, Ufer-Höhlen ꝛc. kommt selten zum Vorschein; gibt aber einen eigenen dumpfen Laut von sich, der allerhand abergläu - bige Sagen veranlaßt hat.
8. †. Temporaria. der braune Grasfrosch. R. subfusca dorso planiusculo subangulato.
Rösel tab. 1-8.
Im Gras und Gebüsch ꝛc. von da die Jun - ge nach warmen Sommer-Regen haufenweise hervorkriechen, da dann ihre plötzliche Erschei - nung wohl zu der alten Sage vom Froschregen Anlaß gegeben haben mag.
9. † Esculenta. der grüne Wasserfrosch, Röling, Marxgöker. R. viridis, corpore242 angulato, dorso transuerse gibbo, abdo - mine marginato.
Rösel tab. 13-16.
In Teichen und Sümpfen. Die Männchen quaken laut, zumahl des Abends bey schönem Wetter, und treiben dabey zwey große Blasen hinter den Maulwinkeln auf. Sie sind schlau und muthig, verzehren Mäuse, Sperlinge, und selbst junge Enten, Forellen ꝛc. und können so - gar über Hechte Herr werden. Zur Begat - tungszeit bekommen die Männchen dieser und der vorigen Gattung schwarze warzige Ballen an den Daumen der Vorderfüße, womit sie sich, äußerst fest um ihrer Weibchen Brust klam - mern können.
10. †. Arborea. der Laubfrosch. (calamites, hyla. Fr. la raine, grenouille de St. Mar - tin, le graisset. ) R. corpore laeui, subtus granulato, pedibus fissis, apicibus digito - rum lenticulatis.
Rösel tab. 9-12.
Fast in ganz Europa (doch nicht in England), auch in America ꝛc. Der klebrige Schleim, wo - mit er wie die Schnecken überzogen ist, dient ihm bey seinem Aufenthalt am Laub der Bäume, zur Haltung. Die erwachsenen Männchen, die an ihrer braunen Kehle kenntlich sind, haben eine laute Stimme, die sie, wenn das Wetter sich ändern will, aber auch außerdem zur Paa - rungszeit von sich geben. Sie blähen dabey die Kehle zu einer großen Blase auf.
3. Draco. Corpus tetrapodum cauda - tum, alatum.
2431. Volans. die fliegende Eidexe. D. brachiis ab ala distinctis.
Seba vol. II tab. 86. fig. 3.
In Ostindien und Africa.
4. Lacerta. Eidexe. (Fr. lezard. Engl. lizard) Corpus elongatum, pedibus quatuor aequalibus.
1. Crocodilus. der (eigentliche) Crocodil. L. mandibulis ellipticis, scuto supraorbitali osseo, testa caluariae integra, cauda parte anteriori et superna scutis vtrinque extan - tibus serrata, pedibus posticis palmatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 26. 27.
Zumahl häufig in den größern Strömen von Africa (nahmentlich im Ober-Nil und im Ni - ger). Das größte Thier der süßen Wasser, das wohl eine Länge von 30 Fuß erreichen soll*)Norden sagt gar 50. – Voyage d'Egypte p.163.: und doch haben seine Eyer kaum die Größe eines Gänse-Eyes. Erwachsen fällt er Menschen und andere große Thiere an. Jung gefangen aber läßt er sich doch zähmen.
2. Alligator. der Kaiman. L. mandibulis ellipticis, tegmine supraorbitali coriaceo, testa caluariae bifenestrata**)Dieser specifische Character, auf welchen mich Hr. Prof. Schneider aufmerksam gemacht, ist nicht etwa bloß am Schädel, sondern auch am ganzen, annoch mit seiner Haut bekleideten Kopfe, leicht zu erkennen., cauda parte anteriori rotunda, pedibus posticis semi - palmatis.
Seba vol. I. tab. 106.
244Im mittlern America. Weit rundlicher und glatter am Leibe und Schwanz, als der eigent - liche Crocodil, wird auch nicht so groß als die - ser und legt kleinere Eyer. Hat übrigens eben so wie jener fünf Zehen an den Vorderfüßen und viere an den hintern, von welchen allen aber nur die drey innern mit Krallen bewaffnet sind.
3. Gangetica. der Gavial. L. mandibulis elongatis teretibus subcylindricis.
Edwards in philos. Transact. Vol. XLIX.
Zumahl im Ganges.
4. Monitor. (Fr. la sauve-garde.) L. cauda carinata, corpore mutico squamis margina - tis, maculis ocellatis.
Seba vol. I. tab. 94. fig. 1. 2. 3.
In beyden Indien. Ueberaus sauber und regelmäßig schwarz und weiß gefleckt; wird über 3 Ellen lang; hat den Nahmen daher, daß es sich, wie man sagt, meist in Gesellschaft der Crocodile aufhalten, und durch einen pfeifen - den Laut, den es von sich gibt, diese seine furcht - baren Gefährten verrathen soll.
5. Iguana der Leguan. L. cauda tereti longa, sutura dorsali dentata, crista gulae denticulata.
Seba vol. I. tab. 95. sqq. tab. 98. fig. 1.
In Westindien. Ein flinkes Thier. Hat ein überaus schmackhaftes Fleisch und Eyer.
6. Chamaeleon. L. cauda prehensili, digitis duobus tribusque coadunatis.
Jo. Fr. Miller fascic. II. tab. II.
In Ostindien, Nord-Africa, und nun auch theils in Spanien. Langsam, träge, lebt auf245 Bäumen und Hecken, nährt sich von Insecten, dieses mit seiner langen vorn kolbigen ausge - hölten klebrigen Zunge sehr behende zu fangen versteht. Seine Lungen sind ausnehmend groß, und das Thier kann sich damit nach Willkür aufblähen oder dünner machen, daher vermuth - lich die Sage der Alten entstanden seyn mag, daß es bloß von Luft lebe. Seine Augen haben die ganz eigene Einrichtung, daß jedes beson - ders, oder auch beyde zugleich nach verschie - denen Richtungen, eins z. B. aufwärts, das andere hinterwärts u. s. w. und zwar schnell bewegt werden können. Seine natürliche Farbe ist grünlichgrau, es ändert dieselbe aber zuweilen, zumahl wenn es zornig wird ꝛc. Der zuweilen bemerkte Wiederschein von benachbarten farbigen Gegenständen auf die glänzenden Schuppen des lebendigen Thiers hat Anlaß zu der Fabel gege - ben, als ob sich seine Farbe überhaupt nach denselben richte.
7. Gecko. (vermuthlich der wahre stellio oder saurus der Alten.) L. cauda tereti medio - cri, digitis muticis subtus lamellatis, cor - pore verrucoso, auribus concauis.
Seba vol. I. tab. 109.
In Aegypten, Ostindien, auch auf den Inseln der Südsee und selbst hin und wieder im süd - lichen Europa, z. B. im Neapolitanischen. Er soll einen giftigen Saft zwischen seinen blättrich - ten Fußzehen haben, und dieser sich den Eß - waaren, wo das Thier drüber wegläuft, mittheilen.
8. Stincus. (crocodilus terrester.) L. cauda tereti mediocri, apice compressa, digitis muticis lobato squamosis marginatis.
Im steinigen Arabien, Aegypten ꝛc.
2469. †. Agilis. die grüne Eidexe, Kupfer - Eidexe. L cauda verticillata longiuscula, squamis acutis, collari subtus squamis con - stricto.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Im wärmern Europa, und, wie es scheint, auch in beyden Indien und auf den Inseln der Südsee. Ihre Eyer leuchten eine Zeitlang im Finstern.
10. †. Lacustris. der Wasser-Molch, Was - ser-Salamander. L. nigra, dorso lateri - busque verrucosis, abdomine flauo, nigro - maculato.
Laurenti tab. 2. fig. 4.
Die Männchen haben im Frühjahr eine vom Kopf bis zum Schwanz längs des Rückens hin - laufende empor stehende ausgezackte Haut. Von seiner ausnehmenden Reproductionskraft s. oben S. 31.
11. †. Salamandra. der Salamander, Molch, die Molle, Ulme. (Fr. le sourd, mouron.) L. cauda tereti breui, pedibus muticis, cor - pore flauo nigroqne vario nudo, poroso.
Rösel Gesch. der Frösche, Titelkupf.
Schwarz und orangegelb gefleckt, spannenlang und daumendick. Daß er giftig sey, im Feuer leben könne ꝛc. sind Fabeln.
Die Schlangen*)S. Blas. Merrem Beyträge zur Geschichte der Amphibien. Duisb. 2. Hefte 4.Patr. Rusell's Account of Indian Ser - pents. – together with experiments on their several poisons. Lond. 1796 gr. Fol. haben gar keine äußeren Gliedmaßen, sondern bloß einen cylindrischen lang gestreckten Körper, den sie wellenförmig bewegen; und der mit Schuppen, Schildern, oder Ringen bekleidet ist. Manche leben im Wasser (da sie bey ihren ausnehmend langen und theils blasenförmigen Lungen leicht schwim - men können), andere auf der Erde, andere meist auf Bäumen. Sie legen mehrentheils an einander gekettete Eyer, und ihre Kinn - laden sind nicht, wie bey andern Thieren, fest eingelenkt, sondern zum Kauen ungeschickt, in - dem sie sich weit von einander dehnen lassen, so daß die Schlangen andere Thiere, die oft weit dicker als sie selbst sind, ganz verschlingen können. Manche sind mit heftigem Gift in besondern Bläschen am vordern Rande des Oberkiefers versehen**)Diese sind mit ♂ bezeichnet.Die Anzahl aller bis jetzt bekannten giftigen Gattungen scheint sich zu den giftlosen ungefähr wie 1 zu 6 zu verhalten., das in eigenen Drü - sen abgeschieden und durch besondere röhrenför -248 mige, einzeln stehende, gegen die Spitze zu mit einer länglichen Oeffnung versehene, Gift - zähne (– als durch einen Ausführungsgang –) beym Biß in die Wunde geflößt wird. (– Ab - bild. n. h. Gegenst tab. 37. fig. 1. –) Diese bloß am vordern Rande das zugleich merklich starken Oberkiefers befindlichen Gift - zähne geben auch den zuverlässigsten Character ab um die giftigen Schlangen von den gift - losen zu unterscheiden*)Zu den übrigen zwar nicht ganz exceptionslosen, doch in den bey weiten mehrsten Fällen eintreffen - den Kennzeichen, wodurch sich die giftigen Schlan - gen auszeichnen, gehört 1) ein breiter gleichsam herzförmiger Kopf mit kleinen flachen Schuppen statt der Schildchen; 2) am Leibe kielförmige Schuppen (d. h mit einem scharfkantigen Rücken); und 3) ein kurzer Schwanz, der nähmlich weniger als 1 / 5 der Länge des Thiers mißt. S. Dr. Gray in den philos. Transact. Vol. LXXIX. P. I., da bey den letztern der ganze äußere Rand der obern Kinnlade (bis hinten) mit Zähnen besetzt ist (– Ab - bild. n. h. Gegenst. a. a. O. fig. 2. –); außerdem haben aber wohl alle Schlangen noch eine doppelte Reihe kleiner Gaumen-Zähne mit einander gemein.
5. Crotalvs. Klapperschlange. (Fr. serpent à sonnettes. Engl. rattle-snake.) Scuta abdominalia. Scuta squamae - que subcaudales. Crepitaculum termi - nale caudae.
1. Horridus. ♂ C. scutis 167. scutellis 23.
Seba vol. II. tab. 95. fig. 1.
249Zumahl im wärmern Nordamerica: wird auf 6 Fuß lang und fast armsdick. Die Gattungen dieses Geschlechts unterscheiden sich von allen andern Schlangen, ja überhaupt von allen übri - gen Thieren in der Schöpfung durch die räthsel - hafte, hornartige, gegliederte Rassel am Ende des Schwanzes. – Die Zahl der Glieder an diesem so wunderbar gebauten und in seiner Art so ganz einzigen Organ nimmt mit den Jahren zu, und soll bey alten wohl auf 40 steigen. Daß kleine Vögel, Eichhörnchen ꝛc. im Gebüsch der darunter liegenden Klapperschlange*)Da die Klapperschlangen sehr träge Geschöpfe sind, und nicht auf Bäume kriechen können, so ist Mead's Vermuthung eben nicht unwahrschein - lich, daß die ihnen so ganz ausschließlich eigene sonderbare Klapper wohl dazu dienen könne, die dadurch aufgeschreckten Vögel ꝛc. zu sich herunter zu bringen. – (– so wie nach der alten, wenigstens an sich nicht ungereimten Sage, dem Cerasten seine so genannten Hörnchen auch dazu dienen sollen, kleine Vögel herbey zu ziehen. –) Auch hat mir ein sehr zuverlässiger und genauer Beobachter, Hr. Major Gardner, der sich lange in Ost-Florida aufgehalten, versichert, daß deß - halb die dasigen jungen Indianer um Eichhörn - chen zu fangen, den rasselnden Ton der Klapper - schlangen nachahmen.Ausführlicher habe ich davon in Hr. Hofr. Voigts neuen Magazin gehandelt; I. B. 2. St. S. 37 u. f. „ über die Zauberkraft der Klapper - schlangen, besonders in Rücksicht einer Schrift des Hrn. Dr. Barton. “ gleich - sam von selbst in den Rachen fallen, wird von gültigen Augenzeugen versickert; ist aber keine ausschließliche Eigenheit dieses Geschlechts, da man das nähmliche auch an mehrern andern Schlangen der neuen und alten Welt bemerkt250 haben will. – Die Klapperschlangen selbst wer - den häufigst von den Schweinen und Raubvö - geln, verzehrt. Auch lassen sie sich überaus kirre und zahm machen.
6. Boa. Scuta abdominalia et subcau - dalia.
1. Constrictor. die Riesenschlange, Abgotts - schlange, Anaconda. B. scutis 240. scu - tellis 60.
Merrem II. Heft tab. 1.
In Ostindien und Africa. Wird nach Adan - son's Versicherung auf 40 bis 50 Fuß lang. Soll lebendigen Rehen ꝛc. die Rippen und andere Knochen entzwey brechen, das Thier nachher mit einem gallertartigen Geifer überziehen, und so hinter würgen. Doch ist sie leicht kirre zu machen und wird, wie die Brillenschlange, von den ostindischen Gaucklern zu allerhand Kunst - stücken abgerichtet. – Die Amaru-Schlange in Süd-America, die von den Antis in Peru angebetet ward, und auch auf 30 Fuß lang wird, scheint wenig von dieser verschieden. – Hingegen ist wohl die auf Guinea so heilig verehrte so genannte Juda-Schlange von einer andern Gattung.
7. Colvber. (Fr. couleuvre.) Scuta ab - dominalia, squamae subcaudales.
1. Vipera. ♂ C. scutis 118. squamis 22.
Es werden mehrere Schlangen mit dem Nah - men der Viper belegt. Hier diese von Linné so genannte, ist in Aegypten zu Hause.
2512. Cerastes. die gehörnte Schlange. ♂ C. tentaculis superciliaribus, scutis 145. squa - mis 44.
Bruce's R. nach den Quellen des Nils, im Anhang tab. 40.
Diese von den beyden über den Augen stehen - den Hörnchen benannte Schlange hat gleiches Vaterland mit der vorigen, und ist allerdings giftig.
3. †. Berus. die Otter, Viper. (Engl. the adder. ) ♂ C. scutis 146. squamis 39.
Laurenti tab. 2. fig. 1.
Diese ehemahls officinelle Viper ist von bräun - licher Farbe und in den wärmern Gegenden der alten Welt, auch schon in Deutschland und in der Schweiz zu Hause. Ihr Biß verursacht zwar heftige Entzündung, wird doch aber nur selten tödtlich. Es ist dieselbe Gattung, wo - mit ehedem Redi und neuerlich Fontana so viele merkwürdige Versuche angestellt haben.
4. † Natrix. die Ringel-Matter, Schnacke, der Unk. C. scutis 170. squamis 60.
Stahlfarbig mit weißen Seiten-Flecken, zu - mahl an den beyden Seiten des Halses. Man hat selbst in Europa welche von 10 u. m. Fuß gefunden, die dann wohl ehedem Anlaß zu den abentheuerlichen Erzählungen von Lindwür - mern ꝛc. gegeben haben mögen.
5. Coccineus. die Carmoisin-Schlange. C. scutis 175. squamis 35.
Voigts Magazin 5ten Bdes 1stes Stück. tab. 1.
252Diese ausnehmend schönfarbige und unschul - dige Schlange ist in Florida und Neu-Spanien zu Hause. Fingers dick und ungefähr 2 Fuß lang. Längs dem Rücken laufen etliche und zwanzig große und sehr regelmäßige carmoisin - rothe Flecken, die mit schwarzen Rändern ein - gefaßt, und diese wieder mit citrongelben Querstreifen von einander abgesondert sind. Die Mädchen in Florida sollen das schöne Thier zum Putz als Halsband oder in die Haare geflochten tragen ꝛc.
6. Naja. die Brillenschlange. (Cobra de Ca - belo.) ♂ C. scutis 193. squamis 60.
Russell's Indian Serpents tab. 5. 6.
In Ostindien. Der Hals ist weit ausdehnbar, und hinten mit einer brillenähnlichen Figur be - zeichnet. Ist eine der giftigsten Schlangen, wird aber häufig vom Ichneumon gefressen, und ist auch leicht zu allerhand Gaukelkünsten abzurichten.
8. Angvis. Squamae abdominales et subcaudales.
1. †. Fragilis. die Blindschleiche, der Ha - selwurm, Hartwurm. (Fr. l'orvet. Engl. the blind-worm, slow-worm.) A. squ. abd. 135. totidemque subcaud.
In dumpfigen Gegenden, alten Gemäuer ꝛc. Bricht leicht entzwey, wenn man sie anfaßt, und die Stücke bewegen sich doch noch Stunden lang. Man findet von ihr mancherley theils sauber gezeichnete Spielarten.
2532. Platuros. ♂ A. cauda compressa obtusa.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 28.
Im indischen Ocean und der Südsee.
9. Amphisbaena. Annuli trunci cau - daeque.
1. Fuliginosa. A. ann. tr. 200, caudae 30.
Seba vol. I. tab. 88. fig. 3. u. a.
In America. Schwarz und weiß gefleckt.
10. Caecilia. Runzelschlage. Rugae trunci caudaeque. Labrum superius tentaculis 2.
1. Tentaculata. C. rugis 135.
Seba vol. II. tab. 25. fig. 2.
Auch in America. Hat gar keine Schuppen, sondern runzlige Ringe in der glatten Haut, fast wie ein Regenwurm.
Die Fische sind diejenigen mit rothen kal - ten Blut versehenen Thiere, die sich mittelst wahrer (mit Gräten oder knorplichen Faden ver - sehenen) Flossen bewegen, und mittelst wahrer lebenslang bleibender Kiemen Athem hohlen.
Anm. Wahre Kiemen und wahre Flossen – um sie von den gewisser Maßen analogen Organen der ganz jungen Frösche, Salamander ꝛc. (§. 94.) zu unterscheiden.
Diese Kiemen oder Kiefen (branchiae) vertreten bey den Fischen fast vollkommen die Stelle der Lungen. Sie liegen auf beyden Seiten hinter dem Kopfe, meistens unter einer oder mehreren großen halbmondförmigen Schuppen, die deßhalb die Kiemen-Deckel (opercula branchialia) heißen und bey den mehresten mit der Kiemen-Haut (membrana branchiostega) verbunden sind. Die Kiemen selbst sind mit unzähligen der zartesten Blut - gefäße durchwebt, und auf jeder Seite meist in vier Blätter vertheilt, die ungefähr der255 Fahne an einer Feder ähneln und die an ihrer Basis durch eben so viele bogenförmige Gräten unterstützt werden.
Das Athemhohlen, das die Fische eben so wenig als die mit Lungen versehenen Thiere lange entbehren können, geschieht bey ihnen, indem sie die im Wasser aufgelösete Luft durch den Mund in die Kiemen leiten, und dann durch die Kiemenöffnung (apertura branchia - lis) wiederum von sich geben; folglich nicht wie die mit Lungen versehenen Thiere durch den gleichen Weg ein - und ausathmen.
Da sie keine Lungen haben, so versteht sich folglich von selbst, daß ihnen auch keine wahre Stimme zugeschrieben werden kann, obgleich einige von ihnen, wie z. B. der Knurrhahn, der Wetterfisch ꝛc. einen Laut von sich geben können.
Die Bildung des Körpers, überhaupt ge - nommen, ist bey den Fischen ungleich mannig - faltiger als bey den beyden vorigen Thierclassen. Bey den mehresten hat doch der Körper eine verticale Stellung, d. h. er ist auf beyden Sei - ten zusammen gedrückt (corpus compressum s. cathetoplateum); bey einigen andern hin -256 gegen, wie bey dem Rochen, liegt er hori - zontal, ist in die Breite platt gedrückt (corpus depresum s. plagioplateum); bey andern, wie beym Aal ꝛc. ist er mehr walzenförmig: bey andern, wie bey den Panzerfischen, pris - matisch oder vierkantig ꝛc.
Bey allen aber stoßen Kopf und Rumpf unmittelbar an einander, ohne durch einen eigentlichen Hals von einander abgesondert zu seyn.
Die Fische sind (bis auf wenige Ausnah - men) mit Schuppen bekleidet; und zwar die Grätenfische mit eigentlich sogenannten, die von einer ganz eigenen Substanz, und bey den verschiedenen Gattungen von der mannig - faltigsten theils ausnehmend eleganten Bildung und Zeichnung, und farbigen Gold - und Sil - berglanze sind: die mehrsten Knorpelfische hingegen mit mehr knochenartigen Schildern, hakichten Stacheln, u. dergl. m.
Die Schuppen werden von außen noch mit einem besondern Schleim überzogen, der großen Theils aus kleinen Schleimhöhlen abgeschieden zu werden scheint, die bey den mehresten Fischen zu beyden Seiten des Kör - pers in der so genannten Seiten-Linie liegen.
Die Bewegungswerkzeuge der Fische, die Flossen (an welchen man neuerlich merkwürdige Reproductionskraft wahrgenommen), bestehen aus dünnen knochenartigen oder knorpeligen Gräten, die durch eine besondere Haut mit einander verbunden, an eignen Knochen be - festigt, und durch bestimmte Muskeln bewegt werden. Ihrer bestimmten Lage nach heißen die obern, Rückenflossen (pinnae dorsales); die seitwärts hinter den Kiemen befindlichen, Brustflossen (pinnae pectorales); die am Bauche vor der Oeffnung des Afters stehenden, Bauchflossen (pinnae ventrales); die hinter dieser Oeffnung, Steißflosse (pinna analis); endlich am Schwanze, die Schwanzflosse (pinna caudalis). Die letztere hat alle Mahl eine verticale Lage, und vertritt besonders auch die Stelle eines Steuerruders zum Lenken ꝛc.
Die so genannten fliegenden Fische haben sehr lange und straffe Brustflossen, so daß sie sich damit selbst über die Oberfläche des Was - sers erheben und kleine Strecken weit fort - fliegen können.
Ein anderes Hülfsmittel zur Bewegung der Fische, besonders wohl zum Steigen und Sinken (wie bey den so genannten cartesiani -258 schen Teufelchen), ist die Schwimmblase, womit zumahl die Süß-Wasser-Fische ver - sehen sind, und die mittelst eines eignen Ca - nals (ductus pneumaticus) meist mit dem Schlunde, seltener mit dem Magen in Verbindung steht.
In Rücksicht ihres Aufenthalts theilt man die Fische überhaupt in See - und Süß-Was - ser-Fische. Einige können doch auch zuweilen einige Zeit im Trocknen aushalten, wie der Aal, die Muräne ꝛc. Andere theils in war - men mineralischen Quellen*)S. Sonnerat in Rozier journal de physique Avr. 1774. pag. 256 u. f. Buffon Supplement Vol. V. pag. 540 u. f..
Die mehresten Fische, zumahl die in der See leben, sind animalia nocturna, die nähmlich ihren Geschäften zur Nachtzeit nach - gehen, am Tage hingegen sich mehr in der Tiefe ruhig halten. Daher auch die von Fi - schen lebenden Insulaner und Küsten-Bewoh - ner meist des Nachts auf den Fang ausgehen.
Eine große Anzahl Gattungen von Fischen verändern in gewissen Jahrszeiten ihren Auf -259 enthalt; so steigen viele Seefische um zu leichen in die Buchten und Mündungen der Flüsse; manche derselben aber, wie z. B. die Häringe im nördlichen atlantischen Ocean, machen auch noch außerdem anderweitige Züge zu be - stimmten Jahrszeiten und in unermeßlichen Schaaren zwischen den Küsten des westlichen Europa und des nordöstlichen America**)S. Gilpin's Karte in den Transactions of the American. philos. Soc. at Philadelphia. Vol. II. tab. 5. B..
Die Fische sind größten Theils fleisch - fressende Thiere, und da sie keine eigentliche Füße haben ihre Beute damit zu fassen, mit mancherley andern Mitteln ihrer Herr zu wer - den, versehen. Theils nähmlich mit langen Bartfasern (cirri) am Maule, um damit andere kleine Wasserthiere, wie mit einem Köder zu locken, und gleichsam zu angeln. (So der Sternseher, der Froschfisch ꝛc.) Andere, wie der Chaetadon rostratus, mit einer Spritzröhre, um dadurch die über dem Wasser fliegenden Insecten gleichsam herab zu schießen. Andere, wie drey Seefische, der Zitterrochen, Tetrodon electricus und Trichiurus indicus und die beyden Flußfische, der Zitteraal und der Zitterwels, mit einer besondern erschüttern - den und betäubenden Kraft u. s. w.
Was die äußern Sinne der Fische betrifft, so muß der Geruch bey vielen überaus scharf seyn, da sie den versteckten Köder in weiter Entfernung auswittern. Auch ihr Gehör ist scharf, und sie haben dazu ähnliche Organe, wie die im innern Ohr anderer rothblütigen Thiere. Besonders aber zeigen sich mancherley Son - derbarkeiten im Baue ihres Auges, zahl - reichere Häute, ausschließlich eigne andre Or - gane u. dergl. m.*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 404 u. f..
Ueber die Naturtriebe u. a. Seelenkräfte der Fische läßt sich vor der Hand aus Mangel an richtigen Beobachtungen wenig sagen. Doch weiß man, daß manche, wie z. B. die Forellen, überaus kirre werden**)Baster opusc. subseciva. T. I. L. II. p. 88.; andere z. B. alte Karpfen, sehr listig und verschla - gen sind u. s. w.
Von ihrem Schlafe gilt meist die gleiche Anmerkung, die bey den Amphibien gemacht worden ist (§. 91.), daß nähmlich vermuthlich alle einem Winterschlaf ausgesetzt sind; aber wohl nur sehr wenige einen bestimmten täg -261 lichen periodischen Erhohlungsschlaf haben: wie es z. B. vom Goldbrachsen gesagt wird.
Außer den wenigen lebendig-gebährenden Fischen, wohin der Aal und die so genannte Aalmutter gehören, mögen sich wohl wenige Fische wirklich mit einander paaren; sondern bey den mehresten gibt das Weibchen den Rogen noch unbefruchtet von sich, und das Männchen kommt hierauf nach, um denselben mir seiner Milch zu begießen.
Man hat diese Einrichtung für die Land - wirthschaft benutzen gelernt, indem man auch aus der künstlichen Vermischung von Eyern und Samen der Lachs-Forellen ꝛc. junge Fische erzielen kann*)Hannov. Magazin v. J. 1765. S. 978 u. f..
Anm. Zu andern Merkwürdigkeiten im Zeugungsge - schäfte der Fische gehört auch noch, daß man einzeln unter denselben namentlich beym Karpfen wirkliche Zwitter gefunden hat.
Die Vermehrung der meisten Fische ist zum Wunder stark, so, daß ungeachtet die Eyerchen der mehresten in Verhältniß zu ihrer Statur ungleich kleiner sind, als in irgend einer andern Thier-Classe; dennoch bey manchen die Eyerstöcke größer sind, als ihr262 ganzer übriger Körper. Daher zählt man, z. B. beym Häring, zwischen 20 und 37000, beym Karpfen über 200000 bey der Schleihe 383000, beym Flinder über eine Million Eyerchen ꝛc. *)Philos. Transact. vol. LVII. p.280.
Theils haben die jungen Fische, so wie sie aus dem Eye kriechen, noch nicht ihre völlige Gestalt; sondern müssen sich ebenfalls, so wie viele Amphibien (§. 94.), erst einer Art von Metamorphose unterziehen, wodurch ihre Flossen u. dergl. m. allgemach vollends aus - gebildet werden.
Die Fische gelangen, im Verhältniß zur Größe ihres Körpers, zu einem hohen Alter. Man weiß von Karpfen, Hechten ꝛc. daß sie anderthalb hundert Jahre erreichen können. Doch werden einige kleine Fische, wie z. B. der Stichling ꝛc. nur wenige Jahre alt.
Die Brauchbarkeit der Fische für den Menschen ist ziemlich einfach, meist bloß zur Speise; aber eben von dieser Seite für einen großen Theil des Menschengeschlechts, der theils fast ganz von diesen Thieren lebt, von263 der äußersten Wichtigkeit. Selbst wilde Völker wie z. B. die Kamtschadalen, Brasi - lianer ꝛc. wissen die Fische auf die mannig - faltigste Weise, sogar zu einer Art Mehl, zu Kuchen u. s. w. zu bereiten: und bey vielen, wie z. B. unter den Insulanern des stillen Oceans, macht der Fischfang ihr Hauptge - schäft, – und in Rücksicht der überaus sinn - reichen angemessenen Geräthschaften, die sie sich dazu erfunden haben, wirklich eine Art von nachdenkendem Studium aus. Aber auch für einen großen Theil der cultivirten Erde ist der Fang, z. B. des Härings, Kabeljaus, Thunnfisches u. dergl. m. von äußerster Wich - tigkeit – Der Thran von Hayen, Härin - gen, Kabeljauen ꝛc. wird häufigst in Lampen gebrannt. – Die östlichsten Küstenbewohner des mittlern Asien kleiden sich in gegerbte Lachshäute. – Und manche Theile einiger Fische werden zu technischen Gebrauch und Kunstsachen benutzt; wie z. B. die Schup - pen des Ukley zu Glasperlen; Fischhaut von Rochen und Hayen ꝛc. ; Hausenblase ꝛc.
Den mehresten Schaden thun die Raub - fische; zumahl in den Weltmeeren die Haye; und in den süßen Wassern die Hechte. – Auch sind manche Fische wenigstens in ge - wissen Gegenden giftig, so daß ihr Genuß264 tödtlich werden kann. So zumahl einige Gattungen von Tetrodon.
Die systematische Classification der Fische scheint noch mancher Verbesserung zu bedürfen. Inzwischen bringt man sie vor der Hand im Ganzen unter zwey Hauptabtheilungen: nähmlich.
A) Knorpelfische (Pisces cartilaginei) die keine wahren Gräten haben: und
B) mit Gräten versehene oder eigentlich so genannte Fische (Pisces spinosi).
Die Knorpelfische sondert man in fol - gende zwey Ordnungen, welche Hr. De la Cepede nach dem Daseyn oder Mangel des Kiemen - deckels bestimmt, und hiernach die darunter gehörigen Geschlechter vertheilt: nähmlich:
I. Chondropterygii. Ohne Kiemendeckel.
II. Branchiostegi. Mit Kiemendeckel.
Die eigentlich so genannten Fische aber hat Linné nach der Beschaffenheit und Lage der Bauchflossen geordnet: nähmlich:
III. Apodes. Die gar keine Bauchflossen haben.
IV. Iugulares. Die, deren Bauchflossen vor den Brustflossen sitzen.
265V. Thoracici. Die, wo die Bauchflossen gerade unter den Brustflossen, und
VI. Abdominales. Wo sie hinter diesen sitzen.
Die Knorpelfische dieser Ordnung haben keine Kiemendeckel, und bey den mehresten ist das Maul an der Unterseite des Kopfs be - findlich.
1. Petromyzon. Spiracula branchia - lia 7 ad latera colli. Fistula in ver - tice. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
1. †. Marinus. die Lamprete. (Fr. la lam - proye. Engl. the lamprey.) P. ore intus papilloso, pinna dorsali posteriori a cauda distincta.
Bloch tab. 77.
In der Nordsee so wie im mittländischen u. a. Meeren. Steigt aber auch 20 und mehrere Meilen weit in die Flüsse. Wird wohl auf 3 Fuß lang.
2. †. Fluuialitis. die Pricke, Neunauge. P. pinna dorsali posteriore angulata.
Bloch tab. 78.
In größern Flüssen. Nur halb so groß als die vorige Gattung.
2. Gastrobranchvs. Bauchkieme. Spiracula branchialia 2 ventralia. Fi - stula in rostro. Pinnae pectorales aut ventrales nullae.
Dieses räthselhafte Geschlecht ward ehedem unter dem Nahmen Myxine den Gewürmen beygezählt.
2671. Coecus. der Blindfisch, Schleimaal. (My - xine glutinosa Linn.)
Bloch tab. 413.
An den Küsten des nördlichen atlantischen Oceans. Soll gar keine Augen haben!
3. Raia. Roche. (Fr. raie. Engl. ray.) Spiracula branchialia 5 subtus ad col - lum; corpus depressum; os sub capite.
Ein seltsam gebildetes und theils gar wun - derbar organisirtes Thiergeschlecht. Manche Arten hat man ehedem durch allerhand Künsteley zu vorgeblichen Basilisken ꝛc. umgestaltet und aufgetrocknet. Manche scheinen auch bey eini - ger Aehnlichkeit, die der Untertheil ihres Kopfs mit einem Menschengesichte hat, zu der Sage von Sirenen etwas beygetragen zu haben*)S. z. B. des Capuciner Cavazzi pesce donna; in seiner Descrizione di Congo ꝛc. p.52.. Ungeachtet sie nur ein Ey auf einmahl legen, so vermehren sie sich doch so stark, daß der Ocean in manchen Gegenden gleichsam davon wimmelt. die Eyer haben eine hornige Schale mit vier Spitzen, und heißen See-Mäuse.
1. Torpedo. der Zitterroche, Krampffisch. (Fr. la torpille. Engl. the crampfish.) R. tota laeuis maculis dorsalibus 5 orbi - culatis.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 57.
Besonders im mittländischen Meere. Der be - kannteste von den so genannten elektrischen Fischen (§. 110.) Wird an theils Orten gegessen.
2682. †. Batis. der Glattroche, Baumroche, Flete, Tepel. (Fr. la raie lisse. Engl. the skate, flair.) R. varia, dorso medio glabro, cauda vnico aculeorum ordine.
Bloch tab. 79.
In den europäischen Meeren. Wird auf zwey Centner schwer. Hat ein vorzüglich schmack - haftes Fleisch.
3. Pastinaca. der Stachelroche, Pfeilschwanz. (Fr. la pastenaque, tareronde, raie baïo - nette. Engl. the sting-ray) R. corpore glabro, aculeo longo anterius serrato in cauda, et dorso apterygio.
Bloch tab. 82.
In vielen Welt-Meeren. Sein Schwanz - Stachel ist zwar nicht giftig; aber er dient dem Thiere und auch wilden Völkern als Waffen.
4. Sqvalvs. Hay. (Fr. chien de mer. Engl. shark.) Spiracula branchialia 5 ad latera colli. Corpus oblongum te - retiusculum. Os in anteriore capitis parte.
1. Acanthias. der Dornhay. (Fr. l'aguillat.) S. pinna anali nulla, dorsalibus spinosis, corpore teretiusculo.
Bloch tab. 85.
In den europäischen Meeren. Hat drey Reihen Zähne in jedem Kiefer.
2. Zygaena. der Hammerfisch, Jochfisch. S. capite latissimo transuerso malleiformi.
Bloch tab. 117.
In den mehresten Weltmeeren.
2693. Carcharias. (lamia, tiburo. Fr. le requin. Engl. the white shark.) S. dorso plano, dentibus serratis.
Bloch tab. 119.
Zumahl häufig im atlantischen Ocean. Wiegt zuweilen auf zehntausend, Pfund, und in seinem Magen hat man wohl eher ganze Pferde gefun - den. Hat sechsfache Reihen Zähne in den Kie - fern, die (wie überhaupt bey den mehresten Hayen) nicht in die Kinnladen eingekeilt, son - dern wie durch eine Art Gelenk mit denselben verbunden sind. Die vordere Reihe dieser Zähne macht das eigentliche Gebiß. Die hintern liegen (wenigstens beym jungen Thier) rückwärts ge - lehrt, gleichsam auf Reserve, damit zufälliger Verlust derer in der vordern Reihe zu wieder - holten Malen ersetzt werden kann.
4. Pristis. der Sägefisch, Schwertfisch. (Fr. la scie de mer. Engl. the saw fish.) S. pinna ani nulla, rostro ensiformi osseo plano vtrinque dentato.
Bloch tab. 120.
Unter andern im nördlichen atlantischen Ocean. Das breite schwertförmige, oft mehrere Ellen lange Gewehr, das dieses Thier vor dem Kopfe führt, ist an beiden Seiten-Rändern mit 24 oder mehreren starken eingekeilten Zähnen besetzt.
5. Lophivs. Seeteufel (Fr. diable de mer. Engl. sea-devil. ) Pinnae pecto - rales brachiis insidentes. Spiracula so - litaria pone brachia.
2701. †. Piscatorius. der Froschfisch. (rana pisca - trix. Fr. la grenouille pecheuse. Engl. the frog-fish.) L. depressus capite rotundato.
Bloch tab. 87.
An den europäischen Küsten. Der ungeheuere Kopf, der die größere Hälfte des ganzen Thiers ausmacht, und dann die fleischigen Angelfaden am Maule (§. 110.) geben ihm ein auffallen - des Ansehen.
6. Balistes. Hornfisch. Caput com - pressum. Apertura supra pinnas pecto - rales. Corpus compressum, squamis corio coadunatis. Abdomen carina - tum.
1. Tomentosus. (Engl. the little old wife.) B. pinna capitis biradiata, corpore poste - rius subuilloso.
Bloch tab. 148. fig. 1.
In beyden Indien.
7. Chimaera. Spiracula solitaria, qua - dripartita, sub collo. Oris labium su - perius quinquepartitum. Dentes pri - mores incisores bini supra infraque.
1. Monstrosa. C. rostro subtus plicis per - tusis.
Bloch tab. 124.
Im nördlichen atlantischen Ocean.
Die mit Kieferdeckeln versehenen Knor - pelfische.
8. Acipenser. Spiracula lateralia so - litaria, linearia. Os sub capite, re - tractile, edentulum. Cirri quatuor sub rostro ante os.
1. †. Sturio. der Stör. (Fr. l'esturgeon. Engl. the sturgeon.) A. squamis dorsa - libus 11.
Bloch tab. 88.
In allen europäischen Meeren, auch im caspi - schen ꝛc. in der Wolga, im Nil ꝛc. Macht nebst den übrigen Gattungen dieses Geschlechts so - wohl wegen des Fleisches, als des aus dem Rogen bereiteten Caviars, für viele Völker einen wichtigen Fang aus, und kann gegen tausend Pfund schwer werden. Oft ziehen ihrer eine Menge in schmalen aber langen Zügen hinter einander, und das soll Anlaß zu der fabelhaften Sage von ungeheueren nordischen Seeschlangen gegeben haben.
2. Ruthenus. der Sterlet. A. squamis dor - salibus 15.
Bloch tab. 89.
Dieser vorzüglich schmackhafte Fisch findet sich am häufigsten im caspischen Meer und in der Wolga, aber selten über 30 Pfund schwer.
3. Huso. der Hausen, Beluga. A. squamis dorsalibus 13. caudalibus 43.
Bloch tab. 129.
272Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen. Ist vorzüglich wegen des Fischleims oder Hausen - blase merkwürdig, die man besonders aus der Schwimmblase desselben, doch auch aus dem Stör und noch aus einer andern Gattung dieses Geschlechts, nähmlich der Sewruge (Acipenser stellatus. ), die auch das beste Caviar gibt, ja theils auch aus der Schwimmblase des Wels, bereitet.
9. Ostracion. Panzerfisch (Fr. poisson coffre. ) Corpus osse integro loricatum. Pinnae ventrales nullae.
1. Bicuspis. O. trigonus, spinis dorsalibus duabus.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 58.
An den Küsten von Schina, und, wenn an - ders der O. stellifer nicht eine eigene Galtung ist, auch in America.
2. Triqueter. O. trigonus muticus.
Bloch tab. 130.
So wie der folgende in Ostindien.
3. Cornutus. O. tetragonus, spinis frontali - bus subcaudalibusque binis.
Bloch tab. 133.
In Ostindien. Ein niedliches kleines Thier, dessen Panzer aufs regelmäßigste, meist mit Sechsecken wie Bienenzellen, bezeichnet ist.
10. Tetrodon. Stachelbauch. Corpus subtus muricatum. Pinnae ventrales nullae.
2731. Lagocephalus. (Fr. le poisson souffleur.) T. abdomine aculeato, corpore laeui, hu - meris prominentibus.
Bloch tab. 140.
Besonders häufig im Senegal. Und zwar sind die, so man oben im Flusse landeinwärts fängt, ein gesundes gutes Essen. Hingegen die nahe an der See, in der Mündung des Stroms, sehr giftig.
2. Electricus. T. corpore maculoso; pinnis viridibus.
Philos. Transact. Vol. LXXVI. P. II. tab. 13.
Einer von den fünf bis jetzt bekannten elektri - schen Fischen. (§. 110.) In Ostindien an der St. Johanna-Insel.
3. Hispidus. der Kugelfisch. (orbis. Engl. the moon-fish. ) T. totus hispidus, papil - lis setaceis.
Bloch tab. 142.
Im rothen Meere ꝛc. Aber auch in den süßen Wassern der benachbarten Länder.
4. Mola. der Klumpfisch. (Fr. la lune de mer. Engl. the sun-fish. ) T. laeuis com - pressus, cauda truncata: pinna breuissima dorsali analique annexa.
Hamburg. Magaz. XVIII. B. tab. 1.
Häufig im mittländischen und atlantischen Meere. Wiegt zuweilen auf fünf Centner. Hat den deutschen Namen von seiner unförmlichen Gestalt; den französischen und englischen aber von dem starken phosphorischen Schein, womit die Seiten und der Unterleib des lebendigen Fisches leuchten.
27411. Diodon. Corpus spinis acutis mo - bilibus vndique adspersum. Pinnae ventrales nullae.
1. Hystrix. der Stachelfisch, Guara. (Engl. the porcupine-fish.) D. oblongus, aculeis teretibus.
Bloch tab. 126.
Zumahl im atlantischen Ocean: nahmentlich auch an den nordamericanischen Küsten.
12. Cycloptervs. Bauch-Sauger. Caput obtusum. Pinnae ventrales in orbiculum connatae.
1. †. Lumpus. der See-Hase, Klebpfost, Hafpadde. (Fr. le lievre de mer. Engl. the lump-sucker.) C. corpore squamis osseis angulato.
Bloch tab. 90.
In den nördlichen Meeren der alten Welt. Hängt sich mit seinem gerippten flachen Brustschilde aufs festeste an die Klippen, Schiffe u. s. w. an.
13. Centriscvs. Messer-Fisch. Caput productum in rostrum angustissimum. Abdomen carinatum. Pinnae ventrales vnitae.
1. Scolopax. die Meer-Schnepfe. C. corpore squamoso scabro, cauda recta extensa.
Bloch tab. 123 fig. 1.
Im mittländischen Meer ꝛc.
27514. Syngnathvs. Rostrum subcylin - dricum, ore operculato, maxilla infe - riore mobiliore. Corpus cataphractum. Pinnae ventrales nullae.
1. Acus. die Meer-Nadel, Sack-Nadel. (Engl. the pipe.) S. pinnis caudae ani pectoralibusque radiatis; corpore septem - angulato.
Bloch tab. 91. fig. 2.
In der Nord - und Ostsee ꝛc.
2. Hippocampus. das See-Pferdchen, die See-Raupe. (Fr. le cheval marin. Engl. the sea-horse.) S. pinna caudae quadrangu - lae nulla, corpore septemangulato tuber - culato.
Bloch tab. 116. fig. 3.
Einer der weitstverbreiteten Seefische. Hat seine Nahmen, weil der Vordertheil einem Pfer - dekopf und Hals, das hintere Ende aber einer Raupe verglichen worden. Im Tode krümmt er sich wie ein S, und ähnelt so dem Springer im Schach.
15. Pegasvs. Os proboscide tetractili. Rostrum ensiforme, lineare. Corpus articulatum osseis incisuris, cataphra - ctum. Pinnae ventrales abdominales.
1. Draconis. der Seedrache. P. rostro conico.
Bloch tab. 109. fig. 1. 2.
In Ostindien. Die großen breiten Brustflossen ähneln ausgespannten Flügeln, und mögen wohl den Nahmen veranlaßt haben.
276Diese und die drey folgenden Ordnungen begreifen nun die mit Gräten versehenen oder eigentlich so genannten Fische. Und zwar hier diese, die so gar keine Bauchflossen haben.
16. Mvraena. Caput laeue. Nares tubulosae. Membr. branch. radiis 10, corpus teretiusculum, lubricum. Pinna caudalis coadunata dorsali anique. Spi - racula pone caput vel pinnas pectorales.
1. Helena. die Muräne. M. pinnis pectora - libus nullis.
Bloch tab. 153.
Ein sehr gefräßiger Raubfisch, in den wär - mern Meeren beider Welten.
2. †. Anguilla. der Aal. (Fr. l'anguille, Engl. the eel.) M. maxilla inferiore longiore, cor - pore vnicolore.
Bloch tab. 73.
In den Flüssen beider Welten. Geht zuwei - len ans Land auf Wiesen, ins Getreide ꝛc. Hat ein zähes Leben, und das ihm ausgeschnittene Herz behält wohl noch 40 Stunden lang seine Reitzbarkeit. Nach den genauesten Beobachtun - gen gebiert er sicher lebendige Junge.
17. Gymnotvs. Caput operculis laterali - bus. Tentacula duo ad labium superius. Membr. branch. radiis 5; corpus com - pressum, subtus pinna carinatum.
2771. Electricus. der Zitteraal, Zitterfisch, Drill - fisch (Fr. l'anguille electrique.) G. nudus, dorso apterygio, pinna caudali obtusissima anali connexa.
Bloch tab. 156.
Besonders bey Surinam und Cayenne, wo ihn van Berkel*)s. Sammlung seltener und merkwürdiger Rei - segeschichten. I. Th. Memmingen, 1789. 8. S. 220. zuerst bekannt gemacht hat. Un - gefähr mannslang.
18. Trichivrvs. Caput porrectum, operculis lateralibus. Dentes ensifor - mes, apice semisagittati: primores maiores. Membr. branchiostega radiis 7. Corpus compresso-ensiforme. Cauda subulata, aptera.
1. Lepturus. T. mandibula inferiore longiore.
Bloch tab. 158.
In beyden Indien.
2. Indicus. T. mandibulis aequalibus.
Willoughby App. tab. 3. fig. 3.
In Ostindien. Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.)
19. Anarrhichas. Caput obtusiuscu - lum. Dentes primores supra infraque conici, diuergentes, sex pluresue, molares inferiores palatique rotundati. Membr. branch. radiis. 6. Corpus tere - tiusculum, pinna caudae distincta.
2781. †. Lupus. der Klippfisch, Seewolf, Stein - beißer. (Engl. the ravenous.) A. pinnis pectoralibus amplis subrotundis.
Bloch tab. 74.
An den Küsten des nördlichen Europa.
20. Ammodytes. Caput compressum. Labium superius duplicatum, dentes acerosi. Membr. branch. rad. 7. Corpus teretiusculum, cauda distincta.
1. †. Tobiannus der Sandfisch, Sandaal, To - biasfisch. (Engl. the sand-launce) A. maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 75. fig. 2.
Ebenfalls am nördlichen Europa.
21. Ophidivm. Caput nudiusculum. Dentes maxillis, palato, faucibus. Membr. branch. radiis 7 patula. Cor - pus ensiforme.
1. Barbatum. (Fr. la donzelle.) O. maxilla inferiore cirris 4.
Bloch tab. 159. fig. 1.
Am südlichen Europa.
22. Stromatevs. Caput compressum. Dentes in maxillis, palato. Corpus oua - tum, latum, lubricum. Cauda bifida.
1. Paru. S. vnicolor.
Bloch tab. 160.
An America.
27923. Xiphias. Caput maxilla superiore terminatum rostro ensiformi. Os eden - tulum. Membr. branch. rad. 8; corpus teretiusculum.
1. †. Gladius. der Schwertfisch, Hornfisch. (Fr. l'épée de mer, l'empereur, l'espadon. Engl. the sword-fish, whale-killer.) X. mandibula inferiore acuta, triangulari.
Bloch tab. 76.
In den nördlichen so wohl als südlichen Meeren. Wird mit seinem Schwerte auf 18 Fuß lang, und hält dann gegen 5 Centner an Gewicht.
Fische, deren Bauchfloßfedern vor den Brustflossen sitzen.
24. Callionymvs. Caput labio su - periore duplicato; oculi approximati. Membr. branchiostega rad. 6.; apertura nuchae foraminibus respirante. Oper - cula clausa. Corpus nudum. Pinnae ventrales remotissimae.
1. Lyra. (Fr. le lacert Engl. the piper.) C. dorsalis prioris radiis longitudine corporis.
Bloch tab. 161.
Im atlantischen Ocean.
25. Vranoscopvs. Caput depressum, scabrum, maius. Os simum, maxilla superior breuior. Membr. branch. ra - diis 5; anus in medio.
2801. Scaber. der Sternseher. (Fr. le boeuf. Engl.[ the Star-gazer].) V. cirris multis in maxilla inferiore.
Bloch tab. 163.
Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.
26. Trachinvs. Caput scabriusculum, compressum. Membr. branch. rad. 6; anus prope pectus.
1. †. Draco das Petermännchen. (Fr. la vive. Engl. the wever, stingfish) Trachinus.
Bloch tab. 61.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee ꝛc.
27. Gadvs. Corpus laeue. Membr. branch. rad. 7 teretibus; pinnae cute communi vestitae, pectorales acumi - natae.
1. †. Aeglefinus. der Schellfisch. (Engl. the hadock.) G. tripterygius cirratus albicans, cauda biloba, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 62.
Im ganzen nördlichen europäischen Ocean, vor - züglichst aber an den englischen und schottischen Küsten. – Viele Fische phosphoresciren unter ge - wissen Umständen nach dem Tode: bey diesem hier ist aber dieses Leuchten zuweilen von ganz auffallender Stärke und langanhaltender Dauer.
2. Callarias. der Dorsch. G. tripterygius cir - ratus varius, cauda integra, maxilla supe - riore longiore.
Bloch tab. 63.
Hat gleichen Aufenthalt mit dem vorigen.
2813. †. Morrhua. der Kabeljau, Steinfisch. Baccaljao. (Asellus. Fr. la morue. Engl. the cod-fish.) G. tripterygius cirratus, cauda subaequali, radio primo anali spinoso.
Bloch tab. 64.
Es werden unter diesen gemeinschaftlichen Nah - men mehrere verwandte Gattungen dieses Ge - schlechts begriffen, die wegen der unsäglichen Menge und wegen der mannigfaltigen Zuberei - tung (als Stockfisch, als Laberdan, und als Klippfisch) und langen Conservation ꝛc. von der äußersten Wichtigkeit sind. Sie finden sich vorzüglichst in den nördlichen Gegenden, bey - des des stillen und atlantischen Oceans, wo sie besonders um Labrador, Neu-Fundland, auch um Island und an den Nordküsten von Groß - britannien den wichtigsten Fischfang ausmachen*)du Hamel Traité général des pêches. P. II. sect. I. pag. 36. sq..
4. †. Merlangus. der Witling, Gadde. (Fr. le merlan. Engl. the whiting.) G. tripte - rygius imberbis albus, maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 65.
In den europäischen Meeren.
5. †. Lota. die Quappe, Drusche, Kutte, Aalraupe, Aalputte. (Fr. la lote, Engl. the burbot.) G. dipterygius cirratus, maxil - lis aequalibus.
Bloch tab. 70.
Vorzüglich in den Schweizer-Seen.
28. Blennivs. Schleimfisch Caput de - cliue, tectum. Membr. branch. rad. 6. corpus lanceolatum, pinna ani distincta.
2821. †. Viuiparus. die Aalmutter. B. ore ten - taculis duobus.
Bloch tab. 72.
Im mittländischen Meere, in der Nordsee ꝛc. Gebiert lebendige Junge.
Fische, deren Bauchfloßfedern gerade unter den Brustflossen sitzen.
29. Cepola. Caput subrotundum com - pressum. Os simum, dentes curuati, simplici ordine. Membr. branch. ra - diis 6; corpus ensiforme, nudum, ab - domine vix capitis longitudine.
1. Taenia. der Bandfisch. (Fr. le ruban) C. pinna caudae attenuata, capite obtusissimo.
Bloch tab. 170.
Im mittländischen Meere.
30. Echeneis. Caput depressum, supra planum marginatum, transuerse sulca - tum. Membr. branch. rad. 10.
1. Remora. der Saugefisch. (Fr. le sucet. Engl. the sucking-fisch. ) L. cauda bifurca, striis capitis 18.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 78.
In den mildern Weltmeeren. Das sonderbare Thier kann sich mittelst des quergestreiften Hin - terkopfs aufs festeste an Schiffe, Hayfische ꝛc. anhalten. Daher die alte Fabel, daß ein einziger ein Schiff in vollem Lauf zu hemmen vermöge.
28331. Coryphaena. Caput truncato - decliue. Membr. branch. rad. 5; pinna dorsalis longitudine dorsi.
1. Hippurus. der Goldkarpfe. (Fr. la dorade. Engl. the dolphin.) C. cauda bifida, ra - diis dorsalibus 60.
Bloch tab. 174.
Im atlantischen Meere. Ein prachtvolles Thier, das besonders im Sterben in wunder - schöne Farben (aus dem Gelben ins Blaue und Purpurrothe ꝛc. ) spielt.
32. Gobivs. Caput poris 2 inter oculos approximatos, altero anteriore. Membr. branch. rad. 4; pinnae ventrales vnitae in ouatam.
1. Niger. die Meergrundel. G. pinna dor - sali secunda radiis 14.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2. 5.
Im atlantischen und indischen Ocean.
33. Cottvs. Caput corpore latius, spi - nosum. Membr. branch. rad. 6.
1. †. Cataphractus. der Knurrhahn, Stein - picker. (Engl. the pogge.) C. loricatus rostro verrucis bifidis, capite subtus cirroso.
Bloch tab. 38. fig. 3. 4.
An den nördlichen Küsten von Europa und America.
2. †. Gobio. der Kaulkopf, Rotzkolbe, Gropp, Kruppe. (Engl. the bull-head, the miller's thumb.) C. laeuis, capite spinis duabus.
Bloch tab. 38. fig. 1. 2.
284Ein sehr gemeiner europäischer Flußfisch. Das Weibchen scharrt sein Leich in eine Höhle am Grund, und bewacht es bis die Jungen ausge - krochen sind aufs sorgfältigste.
34. Scorpaena. Caput magnum, acu - leatum. Oculi vicini. Dentes maxil - lis, palato, faucibusque. Membr. branch. radiis 7.
1. Horrida. S. tuberculis callosis adspersa.
Bloch tab. 183.
In Ostindien.
35. Zevs. Caput compressum, decliue. Labium superius membrana transuersa fornicatum. Lingua subulata. Membr. branch. radiis 7 perpendicularibus: in - fimo transuerso. Corpus compressum.
1. Vomer. Z. cauda bifurca, spina ante pin - nam analem dorsalemque recumbente.
Bloch tab. 193.
2. Faber. (Engl. the doree, dory.) Z. cauda rotundata; lateribus mediis ocello fusco; pinnis analibus duabus.
Bloch tab. 41.
Beyde im atlantischen Meer.
36. Plevronectes. Butte, Scholle, Halbfisch. (Fr. sole. Engl. flounder. ) Oculis vtrisque in eodem latere fron - tis. Membr. branch. rad. 4 – 7; cor - pus compressum, latere altero dorsum, altero abdomen referente.
285Die Schollen sind die einzigen Thiere in der Natur, die ihre beyden Augen auf einer Seite des Kopfs haben; manche Gattungen nähmlich auf der rechten, andere auf der linken; sehr selten finden sich Mißgeburten unter ihnen, die anomalisch auf der unrechten Seite ihre Augen haben. Auch beyde Nasenlöcher sitzen ebenfalls so schief seitwärts. Sie schwimmen in einer schrägen Lage, die Augenseite in die Höhe gerichtet.
1. †. Platessa. die Scholle, Plateis, Gold - butte. (passer. Fr. la plie. Engl. the plaise.) P. oculis dextris, corpore glabro, tuber - culis 6 capitis.
Bloch tab. 42.
Nebst den folgenden besonders in den nörd - lichen Meeren.
2. †. Flesus. der Flünder. (Engl. the floun - der.) P. oculis dextris, linea laterali aspera, spinulis ad pinnas.
Bloch tab. 44.
3. †. Limanda. die Glahrke, Kliesche (Engl. the dab.) P. oculis dextris, squamis cilia - tis, spinulis ad radicem pinnarum dorsi anique, dentibus obtusis.
Bloch tab. 46
4. †. Hippoglossus. die Heiligbutte. (Fr. le fletang. Engl. the holibut.) P. oculis dextris, corpore toto glabro.
Bloch tab. 47.
Theils von vier Centnern an Gewicht: unter andern in größter Menge im nördlichen stillen Ocean.
2865. †. Maximus. die Steinbutte (Fr. und Engl. turbot.) P. oculis sinistris, corpore aspero.
Bloch tab. 49.
Doch weit kleiner als die vorige.
37. Chaetodon. Dentes (plurimis) setacei, flexiles confertissimi, nume - rosissimi. Membr. branch. radiis 6; corpus pictum, pinna dorsi anique carnosa squamosa.
1. Rostratus. C. cauda integra, spinis pin - nae dorsalis 9, maculaque ocellari; rostro cylindrico.
Bloch tab. 202.
In Ostindien. der Oberkiefer endigt sich in eine Röhre, wodurch das Thier die Insecten, die an allerhand Wasserpflanzen sitzen, bespritzt, daß sie herabfallen und ihm zur Speise wer - den müssen.
2. Macrolepidotus. C. cauda integra, spinis dorsalibus 11, radio dorsali quarto fili - formi longissimo.
Bloch tab. 200.
In Ostindien.
38. Sparvs. Brachse. Dentes primores robusti, molares obtusi, conferti. La - bia simplicia. Membr. branch. rad. 5; corpus compressum. Pinnae pectora - les acuminatae.
1. Aurata. der Goldbrachsen. S. lunula aurea inter oculos.
Bloch tab. 266.
287Im mittländischen und atlantischen Meer. Hat fast in allen Sprachen seinen Nahmen von dem goldfarbigen halben Monde vor den Augen.
2. Sargus. der Geißbrachsen. S. ocello sub - caudali, corpore fasciis nigris.
Bloch tab. 264.
Im mittländischen Meer. Die Männchen sol - len zur Begattungszeit sehr hitzig wie Säugethiere oder Vögel um ihre Weibchen kämpfen.
3. Pagrus. der Seebrachse. S. rubescens, cute ad radicem pinnarum dorsi et ani in sinum producta.
Bloch tab. 267.
Einer der allgemeinst verbreiteten Seefische. Zuweilen giftig.
39. Labrvs. Lippfisch. Dentes acuti, la - bia duplicata magna. Membr. branch. rad. 6; pinnae dorsalis radii postice ramento filiformi aucti. Pectorales rotundatae.
1. Iulis. der Meerjunker L. lateribus cae - rulescentibus, vitta longitudinali fulua vtrimque dentata.
Bloch tab. 287.
Im mittländischen Meer. Nur Fingers lang, von ausnehmend schönen Farben. Wird den Badenden durch seinen Biß lästig, der wie Mückenstiche schmerzt.
40. Sciaena. Caput totum squamis obtectum. Membr. branch. rad. 6; opercula squamosa. Corpus: fossula dorsi pro pinna dorsali recondenda.
2881. Nigra. S. tota nigra, ventre fusco-al - bescente.
Bloch tab. 297.
Wie so viele andre Gattungen dieses Ge - schlechts im rothen Meere.
41. Perca. Opercula spinosa, antror - sum serrata. Membr. branch. rad. 7. corpus pinnis spinosis.
1. †. Fluuiatilis. der Barsch. (Fr. la perche. Engl. the perch. ) P. pinnis dorsalibus di - stinctis, secunda radiis 16.
Bloch tab. 52.
In Europa und Nordasien.
2. †. Lucioperca. der Zander, Sandbarsch, Schiel. P. pinnis dorsalibus distinctis, se - cunda radiis 32.
Bloch tab. 51.
So wie der folgende im nördlichen Europa.
3. †. Cernua. der Kaulbarsch. (Engl. the ruffe.) P. pinnis dorsalibus vnitis radiis 27; spinis 15; cauda bifida.
Bloch tab. 53. fig. 2.
42. Gasterostevs. Membr. branch. rad. 2; corpus ad caudam vtrimque ca - rinatum. Pinnae ventrales pone pecto - rales, sed supra sternum.
1. †. Aculeatus. der Stichling. (spinarella. Engl. the stickleback.) G. spinis dorsalibus tribus.
Bloch tab. 53. fig. 3.
In Europa.
28943. Scomber. Caput compressum, laeue. Membr. branch. rad. 7; corpus laeue, linea laterali postice carinatum. Pinnae spuriae saepe versus caudam.
1. †. Scomber. die Makrele. (Fr. le maque - reau. Engl. the mackrel.) S. pinnulis 5.
Bloch tab. 54.
Im nordischen und atlantischen Meer ꝛc. Wie der folgende ein gefräßiger aber vorzüglich schmackhafter Raubfisch. Von beyden machten die Alten ein vorzügliches Garum.
2. Pelamys. die Bonite. S. pinnulis infe - rioribus 7; abdomine lineis vtrinque 4 nigris.
In allen wärmern Weltmeeren. Auch dieses Thier phosphorescirt nach dem Tode zuweilen sehr stark, und kann dann so wie manche an - dere Fische und deren Thran ꝛc. zum Leuchten des Seewassers beytragen.
3. †. Thynnus. der Thunnfisch. (Fr. le thon. Engl. the tunny.) S. pinnulis vtrimque 8.
Bloch tab. 55.
In der Nordsee, dem mittländischen Meer, Ost - und Westindien ꝛc. Wird über Manns lang, und dann wohl gegen 5 Centner schwer. Ist zuweilen giftig*)Von seinem wichtigen Fang s. Houel voyage pittoresque de Sicile. ꝛc. Par. 1782. fol. vol I. tab. XXVIII – XXX.. – Ihm ähnelt die zumahl aus den Südsee-Reisen bekannte Albicore.
29044. Mvllvs. Caput compressum, de - cliue, squamis tectum. Membr. branch. rad. 3; corpus squamis magnis facile deciduis.
1. Barbatus. der Rothbart, die Meerbarbe. M. cirris geminis, corpore rubro.
Bloch tab. 348. fig. 2.
Ein schöner schmackhafter Fisch des mittländi - schen Meers. Ungefähr fußlang.
45. Trigla. Caput loricatum lineis scabris. Membr. branch. rad. 7; digiti liberi ad pinnas pectorales.
1. Volitans. T. digitis vicenis membrana palmatis.
Bloch tab. 351.
Einer der fliegenden Fische in den mildern Weltmeeren.
Fische, deren Bauchflossen hinter den Brustfloßfedern sitzen. Die mehresten Süß - wasser - Fische sind aus dieser Ordnung.
46. Cobitis. Oculi in suprema capitis parte. Membr. branch. rad. 4 – 6; cauda versus pinnam minus angustata.
1. Anableps. C. cirris 2; capite depresso, oculis prominulis.
Bloch tab. 361.
291Bey Surinam. Gebiert lebendige Junge, und wird besonders durch den ganz einzigen Bau seiner gleichsam in zwey Abschnitte halbirten Hornhaut des Auges, und übrige Einrichtung der Augäpfel, merkwürdig*)Seba thesaur. T. III. tab. 34. p. 108..
2. †. Barbatula. der Schmerling, Grundel, Bartgrundel. (Fr. la loche. Engl. the loach.) C. cirris 6, capite inermi compresso.
Bloch tab. 31. fig. 3.
In mehrern Spielarten, mit und ohne Bart - fäden ꝛc. Die größten finden sich in der Aar in der Schweiz.
3. †. Fossilis. der Wetterfisch, Peizker, Schlammbeisker, die Pipe, Steinpietsche, Kurrpietsche. C. cirris 6, spina supra oculos.
Bloch tab. 31. fig. 1.
In Europa. Kann wie der Knurrhahn einen Laut von sich geben. Wenn man ihn in Glä - sern, mit Sand am Boden, erhält, so wird er bey bevorstehender Wetterveränderung unruhig.
47. Silvrvs. Caput nudum. Os cir - ris filiformibus tentaculatum. Membr. branch. rad. 4-14; radius pinnarum pectoralium aut dorsalis primus spi - nosus, retrodentatus.
1. † Glanis. der Wels, Schaidfisch. S. pinna dorsali vnica mutica, cirris 6.
Bloch tab. 34.
In den mildern Strichen der alten Welt. Der größte Süßwasser-Fisch, der wohl 3 Cent -292 ner am Gewicht hält, und wegen des unförm - lich großen und breiten Kopfes und der langen Bartfäden ein sonderbares Ansehen hat.
1. Cataphractus. S. pinna dorsali postica vniradiata, squamis ordine simplici, cir - ris 6, cauda integra.
Catesby vol. III. tab. 19.
In Nordamerica.
3. Electricus. der Zitter-Wels, Raasch. (Fr. le trembleur.) S. pinna dorsali vnica lum - bari, remota absque radiis, cirris 6.
Broussonet in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, 1782. tab. 20.
Ebenfalls ein elektrischer Fisch. (§. 110.). Findet sich im Nil und mehrern andern africani - schen Flüssen. Wird ungefähr 20 Zoll lang. Ist eßbar.
48. Loricaria. (Fr. cuirassier.) Caput laeue depressum. Os edentulum re - tractile. Membr. branch. radiis 6; corpus cataphractum.
1. Plecostomus. L. pinnis dorsi duabus.
Bloch tab. 374.
In Südamerica.
49. Salmo. Caput laeue. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 4 – 10; pinna dorsalis postica adi - posa: pinnae ventrales multiradiatae.
1. † Salar. der Lachs, Salm. (Fr. le sau - mon. Engl. the salmon.) S. rostro vltra inferiorem maxillam prominente.
Bloch tab. 20. 98.
293In den nordischen Meeren und Flüssen, theils wie auf Labrador und im Amur Lande in unsäg - licher Menge. Hält sich des Sommers in den Flüssen, im Winter aber in der See auf. Nur die Männchen haben einen gebogenen Unterkiefer. Die Weiber der Orotchys-Tungusen wissen die Lachshäute durch Gerben ausnehmend geschmeidig zu machen um sich damit zu kleiden.
2. †. Trutta. die Lachs-Forelle. (Fr. la truite saumonée. Engl. the sea trout.) S. ocellis nigris iridibus brunneis, pinna pectorali punctis 6.
Bloch tab. 21.
An den Küsten und in den Flüssen von Europa. Wird 8 bis 10 Pfund schwer.
3. †. Fario. die Forelle. (Fr. la truite. Engl. the trout.) S. maculis rubris, maxilla in - feriore sublongiore.
Bloch tab. 22. 23.
In schattigen Waldbächen des gebirgichten mil - dern Europa und Asien. Wird selten über 2 Pfund schwer. Variirt sehr an Farbe und Geschmack.
4. †. Alpinus. die Alpenforelle, der Roth - fisch. S. dorso nigro lateribus caeruleis, ventre fuluo.
Bloch tab. 104.
Im alpinischen und nördlichen Europa. Ein wichtiges Thier für die Schwedischen Lappen, deren beynahe einzige Nahrung es zu Zeiten aus - macht; lebt größtentheils von Mücken (culex pipiens).
1. †. Eperlanus. der große Stint, Alander. (Engl. the smelt.) S. capite diaphano, radiis pinnae ani 17.
Bloch tab. 28. fig. 2.
294Im nördlichen Europa. Fast durchscheinend. – Ihm ähnelt der so genannte grönländische Häring, Angmarset (Salmo arcticus) den die Grönlän - der nächst ihrer Hauptnahrung, dem Seehund - fleische, in größter Menge gleichsam als Brod oder Kuchen verzehren.
6. †. Lauaretus. der Schnepel, Weißfisch. S. maxilla superiore longiore, radiis pinnae dorsi 14.
Bloch tab. 25.
In der Nord - und Ostsee; auch in der Hud - sonsbay. – Dahin gehören vermuthlich auch die Felchen, und der Aalbock im Thuner-See, der mit der Ferra des Genfer-Sees einerley zu seyn scheint.
7. †. Thymallus. die Aesche. (Fr. l'ombre.) S. maxilla superiore longiore, pinna dorsi radiis 23.
Bloch tab. 24.
Im mittlern Europa und Sibirien.
50. Fistvlaria. Caput: rostrum cy - lindricum, apice maxillosum. Membr. branch. radiis 7; corpus ....
1. Tabacaria. F. cauda bifida setifera.
Bloch tab. 387.
Das so gar sonderbar gebildete Thier mit winzig-kleinem Maule an einer mächtig langen Schnauze findet sich an den östlichen Küsten vom wärmern America und an Neuholland.
51. Esox. Caput supra planiusculum; mandibula superiore plana breuiore, inferiore punctata: dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. rad. 7-12.
2951. †. Ducius. der Hecht. (Fr. le brochet. Engl. the pike.) Q. rostro depresso subaequali.
Bloch tab. 32.
In vielen Flüssen und Seen von Europa, Asien und Nordamerica. Einer der gefräßigsten Raubfische, der nicht nur andere Fische, son - dern auch allerhand Amphibien, Kröten ꝛc. viele Wasservögel und kleine Säugethiere, auch zu - weilen gar Krebse verschlingt.
2. †. Belone. der Hornfisch. (Fr. l'orphie. Engl. the garpike.) L. rostro vtraque maxilla subulato.
Bloch tab. 33.
In den europäischen Meeren, theils in unsäg - licher Menge. Seine Gräten sind grün, als wenn sie mir Saftfarbe angestrichen wären.
52. Elops. Caput laeue. Dentium sca - brities in maxillarum margine, palato. Membr. branch. radiis 30; praeterea exterius in medio armata dentibus 5.
1. Saurus. E. cauda supra infraque armata.
Bloch tab. 393.
Auf Jamaica.
53. Argentina. Dentes in maxillis, lingua. Membr. branch. radiis 8. Cor - pus ano caudae vicino. Pinnae ventra - les multiradiatae.
1. Carolina. A. pinna anali radiis 15.
Catesby vol. II. tab. 24.
Hat den Nahmen von ihrem Vaterlande.
29654. Atherina. Caput maxilla superiore planiuscula. Membr. branch. radiis 6. Corpus fascia laterali argentea.
1. Hepsetus. A. pinna ani radiis fere 12.
Bloch tab. 393. fig. 3.
Im mittländischen Meere.
55. Mvgil. Caput; Labia membranacea: inferius introrsum carinatum. Dentes nulli. Denticulus inflexus supra sinus oris. Membr. branch. rad. 7. curuis. Opercula laeuia rotundata. Corpus albicans.
1. Cephalus. M. pinna dorsali anteriore quin - queradiata.
Bloch tab. 394.
Im mittländischen u. a. Meeren.
56. Exocoetvs. Caput squamosum. Os edentulum, maxillis vtroque latere connexis. Membr. branch. radiis 10. Corpus albicans, abdomen angulatum, pinnae pectorales maxime volatiles, radiis antice carinatis.
1. Volitans. der fliegende Häring. E. abdo - mine vtrinque carinato.
Gesner p. 653.
Der gemeinste aller fliegenden Fische. Findet sich meist in allen wärmern Weltmeeren; theils in großen Scharen.
29757. Polynemvs. Caput compressum, vndique squamosum; rostro obtusissimo prominente. Membr. branch. rad. 5. vel 7. Corpus digitis liberis ad pinnas pectorales.
1. Quinquarius P. digitis quinque corpore longioribus.
Seba vol. III. tab. 27. 90. fig. 2.
In Westindien.
58. Clvpea. Caput maxillarum supe - riorum mystacibus serratis. Membr. branch, rad. 8. Branchiae interne se - taceae. Abdominis carina serrata. Pin - nae ventrales saepe nouemradiatae.
1. Harengus. der Häring, Strömling. (membras? Fr. l'hareng. Engl. the herring.) C. immaculata, maxilla inferiore longiore.
Bloch tab. 29.
Einer der wichtigsten Fische für die nördliche Erde, der zwar von Menschen und sehr vielen Thieren (zumahl vom Nordkaper, von manchen Möven-Gattungen ꝛc. ) verfolgt wird, sich aber auch dagegen zum bewundern stark vermehrt. Be - sonders sind nun seit dem zwölften Jahrbundert bey Gelegenheit ihrer großen äußerst bestimm - ten, regelmäßigen Sommer-Reisen (– s. oben §. 109. –) nach den europäischen Küsten, zu - mahl nach den Orcaden, nach Norwegen ꝛc. so viele tausend Europäer mit ihrem Fang beschäftig.
2. †. Sprattus. die Sprotte, der Breitling. (Fr. la sardine. Engl. the sprat.) C. pinna dorsali radiis 13.
Bloch tab. 29. fig. 2.
298Ebenfalls in den nördlichen Meeren, aber auch im mittländischen. Ist von manchen Naturfor - schern irrig für den jungen Häring gehalten worden.
3. †. Alosa. die Alse, der Mutterhäring, May - fisch. (Fr. l'alose. Engl. the shad.) C. late - ribus nigro maculatis, rostro nigro.
Bloch tab. 30. fig. 1.
Vorzüglich häufig im mittländischen Meere.
4. †. Encrasicolus. die Sardelle, der Anscho - vis. (Fr. l'anchois.) C. maxilla superiore longiore.
Bloch tab. 30. fig. 2.
Hat meist gleiches Vaterland mit dem vorigen. Wird vorzüglich häufig bey Gorgona unweit Li - vorno gefangen.
59. Cyprinvs. Caput ore edentulo. Os nasale bisulcum. Membr. branch. rad. 3. Corpus laeue albens. Pinnae ventrales saepe nouemradiatae.
1. †. Barbus. die Barbe. C. pinna ani ra - diis 7. cirris 7, pinnae dorsi radio secundo vtrinque serrato.
Bloch tab. 18.
Im mildern Europa und westlichen Asien.
2. †. Carpio. der Karpfe. (Fr. la carpe. Engl. the carp.) C. pinna ani radiis 9, cirris 4, pinnae dorsalis radio postice serrato.
Bloch tab. 16.
Jetzt nun meist in ganz Europa. Soll mit verwandten Gattungen, zumahl mit der Karau - sche, Bastarden geben. Auch finden sich unter den Karpfen häufiger Mißgeburten als unter299 irgend einer andern bekannten Fischgattung. – Die Spiegelkarpfen*)Bloch tab. 17., die sich besonders durch die beständig von Schuppen entblößten Theile des Körpers auszeichnen, scheinen doch keine bloße Spielart, sondern eine besondre Gattung dieses Geschlechts zu seyn.
3. †. Tinca. die Schleihe. (Fr. la tanche. Engl. the tench.) C. pinna ani radiis 25, cauda integra, corpore mucoso cirris 2.
Bloch tab. 19.
Einer der weitstverbreiteten Flußfische. Kann mit den Kieferdeckeln einen Laut von sich geben. Die Goldschleihe**)Bloch tab. 15. ist einer der schönsten deut - schen Fische.
4. †. Carassus. die Karausche. (Fr. le carassin. Engl. the crucian.) C. pinna ani radiis 10, cauda integra, linea laterali recta.
Bloch tab. 11.
In Europa und Mittel-Asien.
5. Auratus. das schinesische Goldfischchen, der Goldkarpfe, Kin-ju. (Fr. la dorée. Engl. the goldfish.) C. pinna ani gemina, caudae transuersa bifurca.
Baster in Haarlem. Verhandel. VII. D. 1. St. mit illum. Fig.
In Japan und Schina, wo sie gleichsam als Hausthiere gehalten werden, und in mancherley wunderbare, theils fast monströse Varietäten, der vortrefflichen Farben. Zahl und Bildung der Flossen, Größe der Augen ꝛc. ausgeartet sind. Sie kommen auch im mildern Europa recht gut fort. Können sogar Jahr und Tag im bloßen300 Wasser ohne alle weitere Nahrung leben, und geben dabey doch von Zeit zu Zeit Unrath von sich.
6. †. Phoxinus. die Elritze. (Fr. le vairon. Engl. the minow.) C. pinna ani radiis 8, macula fusca ad caudam, corpore pel - lucido.
Bloch tab. 8. fig. 5.
Häufig in der Weser.
7. †. Orfus. der Orf, Urf, Würfling, Elft. C. pinna ani radiis 13.
Bloch tab. 96.
Zumahl im südlichen Deutschland. Schön orangefarben.
8. †. Alburnus. der Ukley, Lauge, Weißfisch. (Fr. l'able, ablette. Engl. the bleak.) C. pinna ani rad. 20.
Bloch. tab. 8. fig. 4.
So wie der folgende im mittlern Europa und westlichen Asien. Seine Schuppen werden zur Verfertigung der Glasperlen gebraucht*)S. Hrn. Hofr. Beckmanns Beyträge zur Ge - schichte der Erfindungen II. B. S. 325 u. f..
9. †. Brama. der Bley, Brachsen. C. pinna ani rad. 27. pinnis fuscis.
Bloch tab. 13.
Die Thiere der beyden letzten Classen (§. 40.), die Insecten und Gewürme, unter - scheiden sich schon dadurch von den vorhergehen - den, daß sie kein rothes Blut, sondern statt dessen einen weißlichen Saft in ihrem Körper führen: weßhalb sie (§. 23.) auch von den Alten Blutlose Thiere (animalia exsanguia) genannt wurden. So wie man sie neuerlich darum weil die keine Rückenwirbel – so wie überhaupt kein Gerippe – haben, auch Wirbellose Thiere (Fr. animaux invertébrés) genannt hat.
Die Insecten haben ihren Nahmen daher, weil wenigstens im Zustande ihrer vollkom - menen Ausbildung, Kopf, Brust und Hinter - leib, wie durch Einschnitte von einander ab - gesondert sind, ja bey vielen fast nur wie durch einen Faden unter einander verbunden werden. Außerdem zeichnen sie sich aber auch (bis auf wenige Ausnahmen unter den Geschlechtern der ungeflügelten Ordnung) durch besondere302 sehr empfindliche Organe aus, die sie in ihrem vollkommnen Zustande am Kopfe tragen (Antennae, Fühlhörner), und die alle Mahl an der Wurzel eingelenkt, meist aber auch noch außerdem gegliedert sind; und end - lich durch die hornartigen, eingelenkten Füße, und deren größere Anzahl, da die völlig aus - gebildeten Insecten zum allermindesten ihrer sechs, manche aber wohl auf anderthalb hun - dert ꝛc. haben.
Außer den angegebenen Merkzeichen, haben die Insecten in ihrem Aeußern wenig, was ihnen allen gemein wäre. Die ganz unermeß - liche Anzahl der Gattungen, ihre so unendlich - verschiedenen Bestimmungen, und dahin ab - zweckende eben so verschiedene Lebensart, Be - dürfnisse ꝛc. erfordern eine äußerst vielartige Bildung, in welcher sie, so wie in der unglei - chen Größe ihres Köpers, ausnehmend von einander abweichen.
Selbst die äußere Bedeckung ihres Kör - pers ist mannigfaltiger als bey den übrigen Thieren. Sehr viele sind wie mit einem horn - artigen Panzer überzogen, der aus mehrern Stücken besteht, die sich wie die Schienen eines Blechhandschuhes über einander schieben lassen;303 und wodurch diese Thiere vor mancherley Un - fällen gesichert, und für den Mangel der Knochen, die bey andern Thieren zur Anlage der Mus - keln ꝛc. dienen, entschädigt werden. Manche sind mit seinen Haaren besetzt, und bey den Schmetterlingen ꝛc. die Flügel mit so genannten Federchen, oder vielmehr Schuppen bedeckt, die zum Theil von den schönsten Farben sind: so wie sich überhaupt unter den Insecten, Thiere von unbeschreiblicher Schönheit finden.
Auch in der Einrichtung der Sinnwerk - zeuge*)M. Ch. Gottl. Lehmann de sensibus externis animalium exsanguium: commentario praemito regio ornata. Goetting. 1798. 4. – F. Jos. Schelvers Versuch einer Naturgeschichte der Sinneswerkzeuge bey den Insecten und Wür - mern. ebendas. 1798. 8., und also vermuthlich auch in der Art der Empfindung, weichen die Insecten gat sehr von den übrigen Thieren ab. So daß ihnen sogar manche Naturforscher verschiedene von unsern fünf äußern Sinnen, zumahl das Gehör und den Geruch, ohne Grund haben absprechen wollen; da man doch jenes bey vie - len die einander zur Paarungszeit durch einen besondern Laut locken, und diesen bey noch weit mehrern, die ihren versteckten Fraß auswittern; unverkennbar wahrnimmt.
Die Augen der Insecten sind vorzüglich - merkwürdig, und zwar in Rücksicht ihres Baues von zweyfacher Art. Die einen sind große Halbkugeln, die aber meist aus taufen - den von Facetten, bey einigen auch aus zahl - reichen kegelförmigen Spitzen, bestehen, die auf der innern Seite mit einem theils buntfar - bigen oder glänzenden Anstrich überzogen sind. Die mehresten geflügelten Insecten, aber auch manche ungeflügelte, wie der Hummer ꝛc. haben dergleichen. Die Augen der andern Art (stemmata, ocelli) sind einfach, klein, und so wohl in Rücksicht ihrer Anzahl als Lage verschieden. Die erstern scheinen mehr für die Ferne, so wie die letztern für die Nähe be - stimmt zu seyn; wenigstens reimt sich dieß da - mit, daß die Schmetterlinge in ihrem geflü - gelten, vollkommenen Zustande solche große componirte telescopische Augen kriegen, da sie vorher als Raupen nur myopische kleine Augen hatten. Nur wenige Insecten, wie z. B. die Krebse, können ihre Augen bewegen.
Die Fühlhörner*)M. Ch. Gottl. Lehmann de antennis insecto - rum. Diss. I. II. Lond. 1800. 8., die bey den verschie - denen Gattungen, und bey manchen selbst nach der Sexualdifferenz derselben, sehr vielartig305 gestaltet sind, und die manche Naturforscher für Organe des Geruchs oder des Geschmacks ꝛc. angesehen haben, scheinen doch nichts weiter zu seyn, als was ihr Nahme andeutet, – Werkzeuge des Tastens, Sonden, Tangenten, die ihnen bey ihrer harten unempfindlichen, äußern Decke, und den mehrsten auch bey der Unbeweglichkeit ihrer Augen doppelt wichtig werden. Die Insecten scheinen das feinste Gefühl in ihren Antennen, wie wir in den Fingerspitzen, zu haben; und da sie großentheils im Dunklen leben, dadurch, so wie Blinde, den Mangel des Lichts durch feines Gefühl zu ersetzen. – Hingegen ist der allgemeine Hauptzweck der so genannten Freßspitzen (palpi), die meist neben den Freßwerkzeugen der Insecten sitzen, und nur wenigen gänzlich zu fehlen scheinen, und die auch von manchen für Sinnwerkzeuge dieser Thiere gehalten wor - den, noch sehr räthselhaft.
Im innern Körperbau*)Swammerdam Biblia naturae. Leid. 1737. fol. Lyonet traité anatomique de la chenille qui ronge le bois de saule. à la Haye. 1762. 4. weichen die In - secten gar sehr von den rothblütigen Thieren ab.
Was man z. E. bey den Raupen für ihr Herz angesehen hat, das ist ein langer Canal306 von ungleicher Weite der längs des Rückens liegt, aus welchem aber nicht eine einzige Ader entspringt, so daß folglich auch die Ernährung bey diesen Insekten auf eine eigene, von der Nutrition der rothblütigen Thiere ganz ver - schiedne Art vor sich gehen muß.
Hingegen sind sie mit unzähligen Luftröh - ren vom erstaunenswürdigsten, feinsten Bau, und mit äußerst zahlreichen Muskeln, die aber auch so wohl in der Bildung als in der Farbe von den Muskeln der rothblütigen Thiere abweichen, versehen.
Ungeachtet die Insecten eben so wohl als die rothblütigen Thiere, des Umsatzes von Koh - lenstoff gegen Sauerstoff (§. 24.) zur Erhaltung ihres Lebens bedürfen; so bemerkt man doch nur bey wenigen (wie z. B. bey den Heu - schrecken und manchen Cicaden und Käfern ꝛc. ) eine dem Athemhohlen ähnliche Bewegung. Ueberhaupt aber schöpft kein Insect seine Luft durch den Mund sondern durch mancherley andere spiracula*)S. Handbuch der vergleichenden Anatomie S. 266 u. f.. Auch können die meisten weit länger als jene rothblütigen Thiere im so genannten luftleeren Raume aushalten; und viele leben in der den so eben genannten Thieren so schädlichen mephitischen Luft, worin307 animalische und vegetabilische Stoffe faulen (– dem gekohlten Wasserstoffgas ꝛc. –) gleichsam als in ihrem Elemente.
Ueberhaupt ist der Aufenthalt der Insecten auf und unter der Erde*)Hingegen hat diese Classe nach Verhältniß der fast zahllosen Menge ihrer Gattungen wenige Wasserthiere: und nahmentlich finden sich ihrer nur sehr wenige im Ocean, der dagegen den bey weiten allermehrsten Gattungen der vorigen und nächstfolgenden Thierclasse zum Aufenthalt an - gewiesen ist. weit unbeschränkter, als der von irgend einer andern Thierclasse. Es sind fast auf allen warmblütiger Thieren welche anzutreffen, und sogar größere In - secten, wie z. B. Käfer, Bienen ꝛc. haben selbst wieder ihre besondere Milben und Läuse. Auch sind wohl nur wenige Ge - wächse (etwa der Taxus, der Sevenbaum, und die mehrsten Laubmoose ꝛc. ) die gar keinen bekannten Insecten zur Wohnung und Aufent - halt dienen. Da hingegen manche, wie z. B. die Eiche, von mehr als einem hundert ver - schiedener Gattungen von Insecten bewohnt und besucht werden. – So allgemein aber die Insecten, im Ganzen genommen, über die ganze Erde verbreitet sind, so streng ist doch dagegen vielen einzelnen Gattungen ihr ganz besonderer, eingeschränkter Aufenthalt308 auf bestimmten Thieren oder Pflanzen, und deren einzelnen Theilen angewiesen.
Nur wenige Insecten leben in gesellschaft - licher Verbindung, und leisten sich in ihren. Geschäften wechselseitige Hülse. Die allermeisten gehen einzeln und isolirt ihren Verrichtungen nach und manche, die wie die Spinnen in zahlreicher Gesellschaft jung wor - den sind, zerstreuen sich bald nachher, und leben einsiedlerisch, so daß viele außer der Begattungszeit kein anderes Geschöpf ihrer Art wieder zu sehen kriegen.
Der überaus merkwürdigen Gebäude, Wohnungen ꝛc. die sich so viele Insecten zu verfertigen wissen, ist schon oben bey Anlaß der Kunsttriebe (§. 36.) Erwähnung geschehen. Es sind wenige Thiere dieser Classe, die nicht wenigstens Ein Mahl, in einer gewissen Pe - riode ihres Lebens Proben dieser natürlichen Kunstfähigkeit ablegen sollten, indem sie ent - weder wie die Kleidermotten und Frühlings - fliegen in ihrer unvollendeten Gestalt, als Larven, sich ein Gehäuse zum Aufenthalte und zum Schutze verfertigen; oder sich, um die Verwandlung und den langen Todesschlaf zu bestehen, ein Lager bereiten, sich einspinnen ꝛc.,309 oder die sich wie die Ameisenlöwen Fallen, und wie die Spinnen Netze für ihren Raub verfertigen; oder die wie manche Wasserkäfer und Spinnen, zur Sicherheit für ihre Nach kommenschaft, Säcke oder Nester zubereiten, denen sie ihre Eyer anvertrauen können. Manche von denen, die in gesellschaftlicher Verbindung leben, bauen sich mit vereinten Kräften, und nach den Gesetzen einer äußerst regelmäßigen, ihnen angebornen Meßkunst, gemeinschaftliche Wohnungen u. s. w.
Bey der Ernährungsart der Insecten sieht man offenbar, daß dieselbe nicht, wie bey den allermehrsten rothblütigen Thieren, bloß auf ihre Selbsterhaltung, sondern hauptsäch - lich darauf abzweckt, daß sie organisirte Ma - terie consumiren sollen. Sie müssen essen, nicht bloß um satt zu werden, sondern um zugleich Aas zu verzehren, um selbst wieder andre lebendige Insecten aufzureiben ꝛc., um Unkraut zu vertilgen u. s. w. – eine große Bestimmung, zu deren Erfüllung außer der fast zahllosen Menge der Gattungen überhaupt, sehr vielen von diesen speciebus, theils ihre äußerst starke Vermehrung, theils ihre beyspiellos heftige Freßgierde und schnelle Ver - dauung bey einem sehr kurzen Darmcanal zu Statten kommt. Man weiß z. B., daß eine310 Raupe in 24 Stunden das Triplum ihres eignen Gewichts verzehren kann. – Auch sind die Freßwerkzeuge der Insekten viel - artiger als in irgend einer andern Thierclasse: da manche mit seitwärts beweglichen gezäh - nelten Kinnladen und Freßzangen (maxillae); - andere wie einem zugespitzten hornartigen Bohrrüssel (rostrum); andre mit einem flei - schigen Schlurfrüssel mit breiter Mündung (pro - boscis); manche mit einer spiralförmig auf - gerollten (so genannten) Zunge ꝛc. versehen sind.
Vor den Nachstellungen ihrer Feinde sind einige Insecten, wie z. B. die Spann - raupen durch ihre täuschende Gestalt; andere dadurch daß sie einerley Farbe mit den Ge - wächsen haben, worauf sie leben*)Einige auffallende Beyspiele davon s. in Abbot's lepidopterous insects of Georgia vol. I. tab. 5. und vol. II. tab. 99., folglich weniger darauf abstechen, und nicht so leicht bemerkt werden können; andere auch wohl durch den heftigen Geruch, den sie im Noth - fall verbreiten können; andere durch die Macht des gesellschaftlichen Lebens; noch andere durch ihre bewundernswürdige Stärke ꝛc. gesichert. Und manche sind gar mit Waffen, z. B. mit Hörnern wie Kneipzangen, oder mit Stachel und Gift versehen.
Auch bey der Fortpflanzung der Insecten zeigen sich ungemein viele eigene Sonderbar - keiten. So z. B., daß oft in einer und eben derselben Gattung die beyden Geschlechter ein - ander so äußerst unähnlich gebildet sind, daß man sie eher für ganz verschiedene Thierarten, als für zusammen gehörige Gatten halten sollte: oder daß unter den Bienen und andern ihnen verwandten Insecten immer die größte Anzahl gänzlich geschlechtlos ist; das heißt, daß sie gezeugt und geboren werden, ohne doch nach dem ordentlichen Laufe selbst die Bestimmung zur Empfängniß oder zur Zeugung zu haben.
Ferner hat die Begattung bey verschiede - nen Insecten sehr viel Eigenes. Bey nicht wenigen Gattungen wird sie z. B. im Fluge vollzogen, und manche derselben sind bloß für diese kurze Paarungszeit geflügelt. – Ueber - haupt aber leben die mehresten in so fern in einer gezwungenen Monogamie, daß sie schlech - terdings nicht mehr als ein einziges Mahl in ihrem Leben sich paaren können: der Tod ist bey ihnen eine so unausbleibliche Folge der ersten Begattung, daß man sogar ihr Leben durch verzögerte Paarung verlängern kann.
Zu andern Sonderbarkeiten beym Fort - pflanzungsgeschäfte der Insecten gehört auch, daß bey vielen, wie z. B. beym Cochenille - Wurm, beym Sandfloh ꝛc. das trächtige Weibchen zu einer ganz ungeheuren Größe an wächst: so daß man z. B. rechnet, daß bey der weißen Ameise der Hinterleib der zum Gebäh - ren reifen Mutter auf 2000 Mahl dicker und größer ist als er vor der Befruchtung war.
Die mehresten Insecten legen Eyer, die von den Müttern nach einem bewundernswür - digen Instinct immer aufs genaueste an die bestimmten der künftigen jungen Brut ange - messensten Orte gelegt werden. Manche legen z. B. ihre Eyer bloß in den Körper lebendiger Insecten anderer Art, in Raupen; oder in Puppen; oder gar in anderer Insecten ihre Eyer! denn wirklich kriecht zuweilen aus den Eyern der Ringelraupe statt der jungen Raupe eine eigene Art keiner Mückchen aus.
Auch sind die Insecten-Eyer zum Theil, zumahl bey den Schmetterlingen, von einer überaus mannigfaltigen sonderbaren Bildung und Zeichnung, und wenn sie von der Mutter an die freye Luft gelegt werden, mit einer Art Firniß überzogen, damit sie weder vom Regen abgespült noch durch andern Zufall leicht zer -313 stört werden können. Einige wenige Insecten gebären lebendige Junge, und manche, wie die Blattläuse, pflanzen sich auf beyderley Weise fort.
Ein äußerst merkwürdiges Phänomen, das fast bloß dieser Thierclasse eigen, wenigstens in den andern (§. 72. Anm. 94. 116. ), bey wei - ten nicht so auffallend wird, ist ihre Meta - morphose. Es kommt nähmlich kein einziges geflügeltes Insect unmittelbar aus dem Ey, sondern diese alle müssen sich (– so wie auch einige ungeflügelte –) erst in gewissen Lebens - epochen einer Art von Verwandlung unter - ziehen. Dabey wird nicht nur ihre äußere Ge - staltung, sondern zugleich ihr ganzer innerer Körperbau (gegen die gemeine Meinung) auf eine Weise umgebildet*)Lyonet chenille de saule. p. 585. u. f., die sich schwerlich mit der vorgeblichen Präexistenz präformirter Keime (§. 7.) zusammen reimen läßt**)Sollte der Schmetterling schon in der Raupe präformirt gewesen seyn, so müßte man doch wohl wenigstens erwarten, daß sich aus ähnlichen Raupen auch ähnliche Schmetterlinge entwickel - ten. – So aber kommen z. B. aus manchen americanischen Raupen, die manchen Europäi - schen aufs Täuschendste ähneln, doch ganz an - ders gestaltete Schmetterlinge; und anderseits entstehen manche einander auffallend ähnliche Schmetterlinge dieser beiden Welttheile aus ganz verschieden gestalteten Raupen. – s. Dr. J. Ed. Smith in Abbot's angeführten Werke I. B. S. 5..
In der Gestalt, wie diese Insecten, die sich einer Metamorphose unterziehen, zuerst aus dem Ey kriechen, heißen sie Larven. Meist kommen sie äußerst klein aus Licht, so daß z. B. eine erwachsene Weidenraupe 72,000 Mahl schwerer wiegt als da sie eben ans dem Ey gekrochen war. Dagegen wachsen sie aber auch desto schneller, so daß z. B. die Maden der blauen Schmeißfliege 24 Stunden nach dem Auskriechen schon 155 Mahl schwerer sind als da sie aus dem Ey kamen.
Theils haben diese Larven Füße, wie die Raupen und Engerlinge: theils aber keine, wie die Maden. Flügel haben sie gar noch nicht. Auch sind sie in diesem Zustande zur Fortpflanzung noch gänzlich unfähig: sie ernäh - ren sich bloß, und wachsen, und häuten sich mit unter einige Mahl.
In der Gestalt, worein die Larve umge - bildet wird, heißt sie Nymphe. Manche kön - nen sich während dieses Zustandes herum be - wegen, auch Nahrungsmittel zu sich nehmen. Andere hingegen verschließen sich als Puppe (chrysalis, aurelia), und bringen diesen Theil ihres Lebens in einem betäubenden Todes - schlaf, ohne Nahrungsmittel, und ohne sich von der Stelle zu bewegen, zu.
Allein während der Zeit, da das Geschöpf so ganz fühllos und erstarrt in seiner Hülse vergraben scheint, geht mit ihm selbst die große Veränderung vor, daß es aus seinem Larven - stand zum vollkommnen Insect (insectum declaratum, imago) umgebildet wird, und zu bestimmter Zeit aus seinem Kerker hervor - brechen kann. Manche Insecten absolviren diese letzte Rolle ihres Lebens in einer sehr kurzen Zeit. Verschiedne bringen, wenn sie aus ihrer Hülfe kriechen, nicht ein Mahl einen Mund mit zur Welt, sie fressen nicht mehr, sie wachsen nicht weiter; jene beyden Bestim - mungen eines organisirten Körpers hatten sie schon als Larven erfüllt; jetzt ist ihnen nur noch die dritte übrig: sie sollen ihr Geschlecht fort - pflanzen, und dann der Nachkommenschaft Platz machen, und sterben.
Die unmittelbare Brauchbarkeit der In - secten ist ziemlich einfach: dagegen aber ist der Antheil, den diese kleinen wenig bemerkten Thiere an der großen Haushaltung der Natur haben, desto mannigfaltiger und ganz uner - meßlich. Sie sind es, die unzählige Arten von Unkraut theils im Keim ersticken, theils, wenn es auch ausgewachsen ist, vertilgen, und seinem fernern Wucher vorbeugen. Einen an -316 deren ebenfalls äußerst wichtigen Nutzen leisten so viele Insecten, die sich von Aas nähren, im Miste leben u. s. w. und die dadurch, daß sie diese widrigen animalischen Substanzen auf - zehren, zerstreuen und durchwirken, von der einen Seite der Infection der Luft vorbeugen, und von der andern die allgemeine Düngung des Erdreichs befördern. Aus jener Rücksicht werden z. B. die Schmeißfliegen in den heißen Erdstrichen so wohlthätig. Anderseits beför - dern auch unzählige Insecten die Befruchtung der Gewächse, auf überaus merkwürdige Weise*)Chr. Conr. Sprengels entdecktes Geheimniß der Natur im Bau und in Befruchtung der Blumen. Berlin 1793. 4., und eine Gattung von Gallwespen benutzt man zur Zeitigung der Feigen. Man - cherley Insecten werden von den Fisthern zu Angelköder gebraucht. Manche Thiere dieser Classe, wie die Krebse, und einige Gattungen von Heuschrecken ꝛc. sind eßbar. So der Honig der Bienen, aus welchen auch in man - chen Gegenden von Europa so wie im Innern von Africa der Meth gewonnen wird. Die Seide nutzt zur Kleidung und mancherley an - derm Gebrauch. Verschiedne Insecten geben treffliche Farben, wie die Cochenille den Scharlach ꝛc. Die Galläpfel werden zur Tinte, und Wachs zu Kerzen und vielerley andern Gebrauch benutzt. So das Lack, ein Pro -317 duct gewisser ostindischer Schildläuse, das zu Firniß, zum Siegellack u. s. w. verbraucht wird. Für die Arzney sind vorzüglich die spanischen Fliegen, die Kelleresel und die Ameisen von Belange, und neuerlich sind auch die so genannten Maywürmer, vom neuen als Hülfsmittel gegen den tollen Hundsbiß, so wie manche andere Käfer gegen Zahnweh, gepriesen worden.
So unermeßlich der Nutze der Insecten ist, so ist aber auch anderseits der Schade sehr erheblich, den viele Gattungen derselben anrichten. Viele sind den Feldfrüchten überhaupt gefährlich, verursachen Mißwachs, und verheeren, wie die Zug-Heuschrecken, junge Saat, und alles, wo sie auffallen. Manche sind besonders dem Getreide nach - theilig; andere, wie so viele Raupen, Erdflöhe, Engerlinge ꝛc. den Gartengewächsen; andere Raupen und Käferlarven ꝛc. den Obstbäu - men; die Schildläuse besonders der Oran - gerie; die Larven einiger Dermestes-Gattun - gen und die Holzraupen den Holzungen; die Ameisen, Grasraupen ꝛc. den Wiesen; die Brod-Schaben den Victualien; die weißen Ameisen ꝛc. dem Hausgeräthe ꝛc. ; die Kleidermotten der Wolle, dem Pelz - werk u. s. w. Die Larven vieler kleiner318 Käferchen den Büchern und Naturalien - sammlungen. Endlich werden auch einige Arten von so genanntem Ungeziefer dem Men - schen selbst, so wie den Pferden, Schafen, Hühnern und andern Hausthieren, ja sogar verschiednen nutzbaren Insecten, den Bienen, Seidenwürmern ꝛc. auf unmittelbare Weise lästig; und andere, wie manche Skorpione ꝛc. durch ihr Gift, furchtbar.
In der systematischen Anordnung folge ich in dieser Classe ganz dem Entwurf des R. Linné, wie es die Einrichtung eines solchen, besonders auch zu halbjährigen Vorlesungen über die ganze N. G. bestimmten, Handbuchs wohl nicht anders gestattet.
I. Ordn. Coleoptera. Käfer. Meist mit hornartigem Körper. Die Flügel falten sich in der Ruhe zusammen, und sind mit zwey hornartigen, Decken oder Schei - den belegt, die sich in der Mitte in gerader Linie an einander schließen.
II. Hemiptera. Mit vier entweder kreuz - weis zusammen gelegten oder gerade aus - gestreckten, meist zur Hälfte harten, fast pergamentähnlichen Flügeln ꝛc. Theils haben sie Freßzangen, theils einen spitzi - gen Bohr-Rüssel.
319III. Lepidoptera. Schmetterlinge. Mit weichem behaartem Körper, und vier ausgespannten Flügeln, die mit bunten Schuppen bedeckt sind.
IV. Neuroptera. Mit vier durchsichtigen, netzförmigen oder gegitterten Flügeln.
V. Hymenoptera. Mit vier durchsichtigen geaderten Flügeln.
VI. Diptera. Die Insecten mit zwey (unbedeckten) Flügeln.
VII. Aptera. Die völlig ungeflügelten Insecten.
Anm. Manchem Insectensammler kann wohl die Nach - richt interessant seyn, daß ein hiesiger geschickter Nadelmacher, Hr. Fehler, nicht nur Insecten - nadeln von vorzüglicher Güte verfertigt, sondern auch mit Eifer und Kenntniß die Insecten der hiesigen Gegend sammelt und Liebhabern gerne mittheilt.
Die Thiere dieser Ordnung*)Jo. Eus. Voet catalogue systematique des co - leopteres. à la Haye 1766. u. f. 4.Gu. Ant. Olivier entomologie. Par. seit 1789. 4.Deutsch mit Zusätzen und Anmerkungen von K. Illiger. Braunschw., seit 1800. 4.J. Ch. Fabbricii systema Eleutheratorum. Kil. 1801. II. vol. 8. werden über - haupt Käfer genannt, ob man gleich diesen Nahmen auch dem ersten Geschlechte ins beson - dere beylegt. Die Larve hat Freßzangen, und bey den mehresten Geschlechtern sechs Füße, die an der Brust sitzen: bey einigen, wie unter den Holzböcken ist sie ohne Füße (eine Made). Sie verpuppt sich mehrentheils unter der Erde in einer ausgehöhlten Erd - Scholle: oder aber, wie bey den genannten Holzböcken, im Holze. Das vollkommene Insect kriecht zwar weich aus der Puppe; seine Haut verhärtet aber in kurzer Zeit an der Luft; es hat so wie die Larve Kinnladen am Kopfe, und ist mit harten hornartigen Flügeldecken (elytra) versehen.
1. Scarabaevs. Käfer. (Fr. hanneton. Engl. beetle) Antennae clauatae capi - tulo fissili. Tibiae anticae saepius dentatae.
3231. Hercules. (Geotrupes Hercules. F.) S. scu - tellatus, thoracis cornu incuruo maximo; subtus vnidentato, capitis recuruato; supra multidentato.
Rösel vol. IV. tab. 5. fig. 3.
In Brasilien. Die Larve einen starken Dau - men dick. Der Käfer variirt in der Farbe, meist schmutzig-grün ꝛc.
2. Actaeon. (Geotrupes A. F.) S. scutellatus thorace bicorni, capitis cornu vnidentato, apice bifido.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. A. fig. 2.
Hat gleiches Vaterland mit dem vorigen.
3. †. Eunaris. (Copris L. F.) S. exscutellatus, thorace tricorni: intermedio obtuso bifido, capitis cornu erecto clypeo emarginato.
Frisch P. IV. tab. 7.
Auf Wiesen und Viehweiden, vorzüglich im Kuhmist, aus dem er, wie andere verwandte Käfergattungen, hohle Kugeln formt, die er ein - zeln unter die Erde verscharrt, an Graswurzeln befestigt und in jede ein einziges Ey legt.
4. †. Nasicornis. (Geotrupes N. F.) der Nas - hornkäfer. S. scutellatus, thorace promi - nentia triplici, capitis cornu incuruato, antennis heptaphyllis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 7. fig. 8. 10.
Der größte hieländische Käfer, fliegt selten; als Engerling findet er sich häufig in Gerberlohe und in hohlen Bäumen; und thut in manchen Gegenden den Reden großen Schaden.
5. †. Sacer. (Ateuchus S. F.) S. exscutellatus, clypeo sex-dentato, thorace inermi crenulato, tibiis posticis ciliatis, vertice subbidentato.
Sulzers Gesch. tab. 1. fig. 3.
324Besonders häufig in Aegypten, wo er von den alten Aegyptiern als Sinnbild des Sonnen - wende heilig verehrt, und aus ihren Kunstwerken vorgestellt worden. Besonders hat man ihn auf die Rückseite der Aegyptischen und Etruskischen geschnittenen Steine ausgeschnitzt, die deßhalb Käferrücken oder Scarabäen genannt werden.
6. †. Fimetarius. (Aphodius F. F.) S. scutel - latus, thorace inermi, capite tuberculato elytris rubris, corpore higro.
Frisch P. IV. tab. 19. fig 3.
Im Kuhmist.
7. †. Stercorarius. der Roßkäfer. (Engl. the dung-beetle.) S. scutellatus. muticus, ater, glaber; elytris sulcatis; capite rhombeo; vertice prominulo; antennis rubris.
Frisch P. IV. tab. 6. fig. 3.
Besonders im Pferdemist: daher häufig auf Fahrwegen. Wenn er an heitern Sommeraben - den herum fliegt, so ist meist auch für den fol - genden Tag gut Wetter zu erwarten.
8. †. Vernalis. des Mistkäfer. S. scutellatus muticus, elytris glabris laeuissimis, capitis clypeo rhombeo, vertice prominulo, an - tennis nigris.
Sulzer Gesch. tab. 1. fig. 6.
Häufig im Schafmist.
9. †. Horticola. (Melolontha H. F.) der Gar - tenkäfer. S. scutellatus muticus, capite tho - raceque caeruleo subpiloso, elytris griseis, pedibus nigris.
Frisch P. IV. tab. 14.
Zumahl an den Obstbäumen ꝛc.
32510. †. Melolontha. (Melolontha vulgaris F.) der Maykäfer, Kreuzkäfer. (Engl. the May-chaffer) S. scutellatus muticus testa - ceus, thorace villoso; cauda inflexa, inci - suris abdominis albis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 1.
Eins der gemeinsten Insecten, das vier Jahre lang als Engerling oder Glime unter der Erde lebt, sich von Getreidewurzeln ꝛc. nährt, und zuweilen allgemeinen Mißwachs verursacht hat*)Wie z. B. im Jahr 1479, da die Engerlinge des - halb in einem formligen Monitorio vors geistliche Recht gen Lausanne citirt wurden, das ihnen zwar einen Defensor von Freyburg zugestand, sie selbst aber nach genauer Abhörung beyder Parteyen, und reiflicher Ueberlegung ernst - lich in den Bann that. S. Mich. Stettlers Schweitzer-Chronick. S. 278. u. f.. Im sechsten Jahr kommt es endlich als Maykäfer zum Vorschein, und schadet in dieser Gestalt dem jungen Laub, besonders an Obstbäumen.
11. †. Solstitialis. (Melolontha S. F.) der Brachkäfer, Juniuskäfer, Johanniskäfer. S. scutellatus muticus testaceus, thorace villoso, elytris luteo-pallidis pellucidis; lineis tribus albis parallelis.
Frisch P. IX. tab. 15. fig. 3.
12. †. Auratus. (Cetonia aurata. F.) der Goldkäfer, Rosenkäfer. S. scutellatus muti - cus auratus, segmento abdominis primo lateribus vnidentato, clypeo planiusculo.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 1.
Die Larve und Puppe findet sich häufig in Ameisenhaufen, und hohlen Baumstämmen. Der326 schöne Käfer selbst aber in Gärten ꝛc. Man hat Beyspiele, daß er sich über 8 Jahr lebendig er - halten und mit angefeuchteten Brodrinden füt - tern lassen.
2. Lvcanvs. Antennae clauatae; claua compressa latere latiore pectinato fis - sili. Maxillae porrectae, exsertae, dentatae.
1. †. Cervus. der Hornschröter, Wein - schröter. (Fr. le cerf volant. Engl. the stag beetle.) L. scutellus; maxillis exser - tis, apice bifurcatis, latere vnidentatis.
Rösel vol. II. Erdkäf. I. tab. 5.
Nächst den Krebsen das größte deutsche In - sect, lebt vorzüglich in Eichenwäldern. Nur das Männchen hat die Geweihen ähnelnden Kneip - zangen am Kopfe.
3. Dermestes. Antennae clauatae; capitulo perfoliato; articulis tribus crassioribus. Thorax conuexus, vix marginatus. Caput sub thorace in - flexum latens.
1. †. Lardarius. der Speckkäfer. D. niger elytris antice cinereis, punctis nigris.
Frisch P. V. tab. 9.
Larve und Käfer nähren sich von fetten, wei - chen Theilen todter Thiere.
2. †. Pellio. D. niger coleoptris punctis - albis binis.
Zieht sich zumahl nach Pelzwerk, ausge - stopften Thieren. u. s. w.
3273. †. Typographus. (Bostrichus T. F.) der Borkenkäfer, Fichtenkäfer, Fichtenkrebs, Holzwurm. D. testaceus pilosus elytris striatis retusis praemorso-dentatis.
v. Trebra in den Schr. der Berl. Ges. Na - turforsch. Freunde. IV. B. tab. 4.
Das den Fichtenwaldungen neuerlich aus dem Harz und in mehrern, Gegenden Deutschlands so furchtbar gewordene Thier; das im Splint der Fichten (Pinus abies) theils in solcher Menge hauset, daß man wohl in einem mäßigen Baume über 80000 seiner Larven gezählt bat. Bey der dadurch verursachten Wurmtrockniß stirbt der Baum vom Wipfel herunter ab, seine Nadeln werden roth, er verliert sein Harz, und taugt dann nicht einmal so gut wie sonst zum Verkoh - len, geschweige als Bau - oder Brennholz.
4. †. Piniperda. (Hylesinus P. F.) der Tannen - käfer, schwarze fliegende Wurm. D. niger subuillosus, elytris piceis integris, plan - tis rusis.
Kaum halb so groß als die vorige Gattung.
5. †. Paniceus. (Anobium P. F.) der Brod - käfer. D. oblongus, ferrugineus, oculis rufis.
Frisch P. I. tab. 8.
Seine Larve verzehrt zumahl das Brod, wird daher namentlich auf weiten Seereisen dem Schiffszwiback sehr gefährlich, und ist auch einer der schädlichsten Bücherwürmer.
4. Ptinvs. Kümmelkäfer. (Fr. pannache, vrillette.) Antennae filiformes; articulis vltimis maioribus. Thorax subrotun - dus, immarginatus, caput excipiens.
3281. †. Pertinax. (Anobium P. F) P. fuscus vnicolor.
Hat seinen Nahmen daher, weil er, sobald man ihn berührt, die Füße anzieht, wie todt liegt, und lange durch keinen Reitz von der Stelle zu treiben ist.
2. †. Fur. P. testaceus, subapterus, thorace quadridentato, elytris fasciis duabus albis.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 8.
Eins der furchtbarsten Thiere für Naturalien - sammlungen, Hausgeräthe und Pelzwerk.
3. †. Fatidicus. (Anobium tesselatum. F.) die Todtenuhr. (Engl. the death-watch.) P. fuscus subpilosus griseo irregulariter macu - losus.
Philos. Transact. N. 271. 291.
Eine der sehr verschiedenen Insectenarten, die durch den klopfenden Laut, womit die Gatten einander zur Paarungszeit locken, zu mancherley Volksaberglauben Anlaß gegeben haben.
5. Hister. Antennae capitatae capitulo solidiusculo; infimo articulo com - presso, decuruato. Caput intra corpus retractile. Os forcipatum. Elytra cor - pore breuiora. Tibiae anticae dentatae.
1. †. Vnicolor. H. totus ater, elytris substriatis.
Sulzers Kennzeichen tab. 2. fig. 8. 9.
In sandigem Boden und auf Viehweiden.
6. Gyrinvs. Antennae clauatae, rigi - dae, capite breuiores, oculi 4, duobus supra, duobus infra.
3291. †. Natator. der Schwimmkäfer. G. sub - striatus.
Sulzers Gesch. tab. 2. fig. 10.
Schwimmt mit großer Schnelligkeit auf der Oberfläche des Wassers. Im Tauchen hat er eine Luftblase am Hintern; gibt einen widrigen Geruch von sich.
7. Byrrhvs. Antennae clauatae subso - lidae, subcompressae.
1. †. Museorum. (Anthenus M. F.) B. nebulo - sus, elytris subnebulosis puncto albo.
In Pelzwerk, ausgestopften Thieren ꝛc.
8. Silpha. Antennae extrorsum crassio - res. Elytra marginata. Caput promi - nens. Thorax planiusculus, marginatus.
1. †. Vespillo. (Necrophorus V. F.) der Todtengräber. (Fr. le fossoyeur.) S. oblonga atra, clypeo orbiculato inaequali, elytris fascia duplici aurantia.
Frisch P. XII. tab. 3. fig. 2.
Sie haben ihren Nahmen von der besondern Geschicklichkeit, womit sie die Aeser von kleinen Thieren, Maulwürfen, Fröschen ꝛc. die sie von weitem auswittern, unter die Erde zu vergraben, und ihre Eyer dahinein zu legen verstehen. Ih - rer sechse find wohl im Stande, einen todten Maulwurf binnen vier Stunden, einen Fuß tief in fetten Boden einzuscharren.
9. Cassida. Schildkäfer. Antennae sub - filiformes, extrorsum crassiores. Elytra marginata. Caput sub thoracis clypeo plano reconditum.
3301. †. Viridis. C. viridis, corpore nigro.
Rösel vol. II. Erdkäf. III. tab. 6.
Auf Disteln, Feldmelde ꝛc. Die Larve und Puppe sind ganz flach und am Rande sonderbar ausgezackt mit Spitzen versehen.
2. †. Murraea. C. nigra, clypeo rubro, ely - tris sanguineis, punctis nigris sparsis.
Besonders häufig am Alant.
10. Coccinella. Sonnenkäfer, Ma - rienkuh, Sommerkind, Gotteslämm - chen. (Fr. vache à Dieu, bête de la vierge. Engl. Lady-cow, Lady-bird.) Antennae subclauatae, truncatae. Palpi claua semicordata. Corpus hemisphaericum, thorace elytrisque marginatis, abdo - mine plano.
1. †. 7-Punctata. C. coleoptris rubris; punctis nigris septem.
Frisch P. IV. tab. 1. fig. 4.
Ist neuerlich, so wie einige Rüsselkäfer und Meloë Gattungen als wirksames Heilmittel bey mancherley Zahnweh empfohlen worden.
2. †. Bipustulata. C. coleoptris nigris punctis rubris duobus, abdomine sanguineo.
Frisch P. IX. tab. 16. fig. 6.
11. Chrysomela. Blattkäfer. Anten - nae moniliformes, extrorsum crassiores. Thorax, nec elytra, marginatus.
1. †. Goettingensis. (Chrys. Haemoptera. F.) C. ouata atra pedibus violaceis.
Panzer Faun. Cerm. Heft 44. t. 3.
Häufig an der Schafgarde.
3312. †. Minutissima. C. ouata nigra opaca.
Eins der kleinsten Käferchen. Kaum den dritten Theil so groß als ein Floh.
3. †. Cerealis. C. ouata aurata, thorace lineis tribus, coleoptrisque quinque violaceis, abdomine violaceo.
4. †. Oleracea. (Galleruca O. F.) C. saltatoria (s. femoribus posticis crassissimis) virescenti - caerulea.
Ein schädliches kleines Thier, das so wie mehrere verwandte Gattungen unter dem Nah - men Erdflöhe oder Erdfliegen bekannt ist.
5. †. Merdigera. (Lema M. F.) der Lilienkä - fer. C. oblonga rubra, thorace cylindrico vtritique impresso.
Sulzers Gesch. tab. 3. fig. 14.
In Lilien, Mayblumen ꝛc. Die Larve, bedeckt sich mir ihrem eignen Unrath. Der kleine rothe Käfer, worein sie sich verwandelt, gibt, wenn man ihn in der hohlen Hand vors Ohr hält, mit seinen Flügeldecken einen durchdrin - genden hellen Laut von sich.
12. Hispa. Stachelkäfer. Antennae fu - siformes, basi approximatae, inter oculos sitae. Thorax elytraque aculeata saepius.
1. †. Atra. H. corpore toto atro.
Unter der Erde an Graswurzeln.
13. Brvchvs. Antennae filiformes, sen - sim crassiores.
1. †. Pisi. der Erbsenkäfer. B. elytris albo punctatis, podice albo maculis binis nigris.
Thut auch in Nordamerica dem Mais großen Schaden.
3322. Nucleorum. R. cinereus, elytris striatis, femo - ribus posticis ouatis, dentatis, tibiis incuruis.
Mém. de l'Ac. des Sc. de Paris 1771. tab. 2.
Im mittlern America. Fast von der Größe des Goldkäfers. Ist oft mit dem weit kleinern Br. bactris verwechselt, und durchbohrt die stein - harten, daumensdicken Nüsse der Cocos lapidea woraus Knöpfe u. dergl. gedreht werden.
14. Cvrcvlio. Rüsselkäfer. (Fr. charan - son.) Antennae subclauatae, rostro in - sidentes. Rostrum corneum prominens.
Sie haben meist einen kurzen rundlichen aber überaus hart gepanzerten Körper, und einen festen mehr oder weniger gebognen Rüssel von verschiedner Länge. Es sind nachtheilige Thiere, von denen besonders die mit dem sehr langen Rüssel den Bäumen, die übrigen aber den Feld - früchten und Gartengewächsen Schaden thun. Die Larven nennt man Pfeiffer.
1. Palmarum. (Calandra P. F.) der Palm - bohrer. C. longiroster ater, thorace ouato planiusculo, elytris abbreuiatis striatis.
Sulzers Kennz. tab. 3. fig. 20.
In beyden Indien. Hat fast die Größe des Hornschröters. Die Larve nährt sich vom Sa - gumarke; wird aber selbst als ein schmackhaftes Gericht gegessen.
2. †. Frumentarius. (Attelabus F. F.) der schwarze oder rothe Kornwurm, Reiter, Wippel. C. longiroster sanguineus.
Eine große Plage für die Kornböden. Er saugt das Mehl aus dem Korn und läßt die333 Hülse liegen. Das bewährteste Gegenmittel ist, die Fruchtböden und ihre Gebälke ꝛc. mit scharfer Seifensiederlauge besprengen und abfegen zu lassen. – Nicht selten verbreitet er sich auch in Wohnzimmer und Betten.
3. †. Granarius. (Calandra granaria. F.) C. longiroster piceus oblongus thorace punctato longitudine elytrorum.
Auch auf Kornböden, in Mühlen ꝛc.
4. †. Paraplecticus. (Lixus P. F.) C. longi - roster cylindricus subcinereus, elytris mucronatis.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 7.
Auf Wasserpflanzen. Die Beschuldigung, daß er den Pferden Lähmung verursache, ist unge - gründet, und trifft wohl die verdächtigen Pflan - zen, aber nicht das darauf wohnende unschul - dige Thier.
5. †. Bacchus. (Attelabus B. F.) der Reben - sticher. C. longiroster aureus, rostro plan - tisque nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
An Apfelbäumen, Weinstöcken ꝛc.
6. Anchoraco. (Brentus A. F.) C. longiroster, femoribus dentatis, elytris flauo striatis, thorace elongato.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 6.
Die schmale Brust, und der Rüssel sind jedes so lang als der ganze Hinterleib: dadurch be - kommt das Thier ein sonderbares Ansehen.
3347. †. Nucum. (Rhynchaenus N. F.) C. longi - roster, femoribus dentatis, corpore griseo longitudine rostri.
Rösel vol. III. Erdkäf. IV. tab. 67.
Macht die Haselnüsse wurmstichig.
8. Imperialis. der Juwelenkäfer. C. breni - roster niger, elytris dentatis, sulcatis punctis excauatis, auro versicolore distinctis, ab - domine aeneo viridi.
In Brasilien. Eins der prachtvollsten Insecten. Das gefärbte Gold in den unzähligen Grübchen, die reihenweise auf den Flügeldecken eingegraben sind, thut in hellem Lichte, zumahl unter dem Vergrößerungsglase, eine unbeschreibliche Wirkung.
15. Attelabvs. Caput Postice atte - nuatum inclinatum. Antennae apicem versus crassiores.
1. †. Coryli. A. niger, elytris rubris.
Sulzers Kennz. tab. 4. fig. 25.
2. †. Apiarius. (Trichodes A. F.) der Immen - wolf. A. caerulescens, elytris rubris, fasciis tribus nigris.
Sulzers Gesch. tab. 4. fig. 4.
Ist häufig wo viel Bienenzucht ist, thut in manchen Jahren den Stöcken großen Schaden.
16. Cerambyx. Bockkäfer, Holzbock. (capricornus). Antennae attenuatae. Thorax spinosus aut gibbus. Elytra linearia.
Manche Gattungen haben ungeheuer lange Fühlhörner, einen ungemein starken Brustschild335 und Flügeldecken, und ein überaus zähes Leben, so daß man angespießte Holzböcke noch nach vier Wochen lebendig gefunden hat. Meist leben sie in Holz, und geben mittelst des Brustschildes, den sie an den Flügeldecken treiben, einen knar - renden Laut von sich.
1. Longimanus. C. thorace spinis mobilibus, elytris basi vnidentatis apiceque bidentatis antennis longis.
Rösel vol. II. Erdkäf. II. tab. 1. fig. 2.
So wie die folgende Gattung in Südamerika.
2. Ceruicornis. (Prionus C. F.) C. thorace marginato dentato, maxillis porrectis coni - formibus vtrinque spinosis, antennis breuibus.
Noch größer als der vorige. Ebenfalls schön gezeichnet, mit Kneipzangen, fast wie am Horn - schröter.
3. †. Moschatus. C. thorace spinoso, elytris obtusis viridibus nitentibus, femoribus mu - ticis, antennis mediocribus.
Frisch P. XIII. tab. II.
Gibt einen bisamänlichen Geruch von sich.
4. †. Aedilis. (Lamia A. F.) C. thorace spi - noso: punctis 4. luteis, elytris obtusis nebulosis, antennis longissimis.
Frisch P. XIII. tab. 12.
Die Fühlhörner sind wohl sechs Mahl so lang als das ganze Thier.
17. Leptvra. Antennae setaceae. Ely - tra apicem versus attenuata. Thorax teretiusculus.
3361. †. Aquatica. (Donacia crassipes F.) L. deau - rata, antennis nigris, femoribus posticis dentatis.
An allerhand Wasserpflanzen. Variirt in der Farbe.
18. Necydalis. Afterholzbock. An - tennae setaceae. Elytra alis minora. Cauda simplex.
1. †. Maior. (Molorchus abbreuiatus F.) N. elytris abbreuiatis ferrugineis immaculatis, antennis breuioribus.
19. Lampyris. Johanniswürmchen, (cicindela, nitedula. Fr. ver luisant. Engl. glow-worm.) Antennae filiformes. Elytra flexilia. Thorax planus, semior - biculatus, caput subtus occultans cingens - que. Abdominis latera plicatopapillosa.
Nur die Männchen sind geflügelt, und diese haben zwey blaulich phosphorescirende lichte Punkte unten am Bauche. Ihre ungeflügelten Weibchen leuchten weit stärker als die Männ - chen, besonders um die Begattungszeit, da ihr Licht vermuthlich den Männchen zur Anzeige dient, sie aufzufinden. Einige Zeit, nachdem das Weibchen seine Eyer gelegt hat (die selbst auch im Finstern leuchten), verliert sich der Schein bey beyden Geschlechtern.
1. †. Noctiluca. L. oblonga fusca, clypeo cinereo.
Unter Wachholdersträuchen, Rosenbüschen ꝛc. Ein paar in ein Gläschen gethan, leuchten hell genug, um dabey im Finstern lesen zu können.
33720. Cantharis. Antennae setaceae. Thorax marginatus capite breuior. Elytra flexilia. Abdominis latera pli - cato-papillosa.
1. †. Fusca. C. thorace marginato rubro, macula nigra, elytris fuscis.
Frisch P. XII. III. Pl. tab. 6. fig. 5.
Die Larve dieses Thiers hält sich über Winter in der Erde auf, und kommt dann zuweilen, wenn es geschneyt hat, zu tausenden hervorge - krochen, da ihre plötzliche Erscheinung auf dem frischen Schnee zu allerhand fabelhaften Sagen Anlaß gegeben.
21. Elater. Springkäfer, Schmid. (Fr. taupin.) Antennae setaceae. Tho - rax retrorsum angulatus. Mucro pecto - ris e foramine abdominis resiliens.
Diese Thiere sind wegen der sonderbaren Fer - tigkeit merkwürdig, mit welcher sie, wenn sie auf dem Rücken zu liegen kommen, sich in die Höhe zu schnellen, und wieder auf die Beine zu helfen wissen. Vorzüglich dient ihnen dazu ein Stachel, der vorn an der Brust befestigt ist, und in eine Rinne oben am Bauche paßt, aus der er beym Aufschnellen mit Gewalt heraus schnappt; und dann die Spitzen, die rückwärts auf beyden Seiten des Brustschildes heraus stehen, und mit den Flügeldecken auf eine ähn - liche Weise eingelenkt sind.
1. Noctilucus. der Cucuyo. E. thoracis late - ribus macula flaua glabra.
338Im mittlern America; wohl zwey Zoll lang. Die beyden gelben runden Flecken gegen die Seitenspitzen des Brustschildes leuchten stark im Finstern, und die Caraiben bedienten sich ehe - dem der Cucuyos und einiger anderer phospho - rescirenden Insecten statt der Leuchten.
2. †. Niger. E. thorace laeui, elytris, pe - dibus corporeque nigris.
Häufig auf Viehweiden.
22. Cicindela. Sandkäfer. Anten - nae setaceae. Maxillae prominentes denticulatae. Oculi prominuli. Tho - rax rotundato-marginatus.
Als Larven scharren sie sich in Sand, fast wie der Ameisenlöwe, um andern Insecten aufzu - lauern, und als Käfer wissen sie ihnen mit ausnehmender Schnelligkeit im Lauf und Flug nachzujagen.
1. †. Germanica. C. viridis, elytris puncto lunulaque apicum albis.
23. Bvprestes. Prachtkäfer. Antennae setaceae, longitudine thoracis. Caput dimidium intra thoracem retractum.
1. Gigantea. B. elytris fastigiatis bidentatis rugosis, thorace marginato laeui, corpore inaurato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 38.
In beyden Indien. Wohl Fingers lang.
3. †. Chrysostigma. B. elytris serratis longi - tudinaliter sulcatis, maculis duabus aureis impressis, thorace punctato.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 39.
33924. Dyticvs. Wasserkäfer, Fischkäfer. (hydrocantharus) Antennae setaceae aut clauato-perfoliatae. Pedes postici villosi, natatorii submutici.
1. †. Piceus. (Hydrophilus P. F.) D. antennis perfoliatis, corpore laeui, sterno carinato, postice spinoso.
Frisch P. II. tab. 6. fig. 1.
Eine der größten Gattungen. Wenn der Käfer seine Eyer legen will, so bereitet er dazu eine artige längliche Hülfe, die er mit einer braunen Seide überzieht, und die mit den ein - geschlossenen Eyern wie ein Schiffchen auf dem Wasser schwimmt, bis die kleinen Larven aus - gekrochen und im Stande sind, in ihr Element über Bord zu springen.
2. †. Marginalis. D. niger, thoracis elytro - rumque margine flavis (mas.)
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 42.
Ist (so wie vermuthlich die mehresten Gat - tungen dieses Geschlechts,) den Fischteichen ge - fährlich. Beym Weibchen ist die vordre Hälfte der Flügeldecken längs gefurcht.
25. Carabvs. Laufkäfer. Antennae se - taceae. Thorax obcordatus apice trun - catus marginatus. Elytra marginata.
Raubthiere in ihrer Art. Viele geben, wenn man sie anfaßt, einen widerlichen Saft von sich. Die wenigsten können fliegen; laufen aber desto schneller.
1. †. Coriaceus. C. apterus ater opacus, ely - tris punctis intricatis subrugosis.
Sulzers Kennz. tab. 6. fig. 44.
3402. †. Auratus. der Goldhahn. C. apterus, elytris porcatis; striis sulcisque laeuibus inauratis.
Häufig auf Feldern, Wiesen ꝛc.
3. †. Sycophanta. (Calosoma S. F.) C. aureo nitens, thorace caeruleo, elytris aureo viridibus striatis, abdomine subatro.
Sulzers Gesch. tab. 7. fig. 1.
Der größte hieländische Laufkäfer.
4. †. Crepitans. (Brachinus C. F.) der Bom - bardirkäfer. C. thorace capite pedibusque ferrugineis, elytris viridi nigricantibus.
Schwedische Abhandl. 1750. tab. 7. fig. 2.
Ein kleines Käferchen. Wird besonders von der vorigen Gattung verfolgt, und ist dabey durch die von Dr. Rolander beschriebne ganz eigne Art bekannt geworden, womit es sich gegen jenen u. a. seiner Feinde zu vertheidigen sucht; da es ihnen mit einem auffallenden starken Laut einen blaulichen Dunst entgegen schießt ꝛc.
26. Tenebrio. Antennae monilifor - mes articulo vltimo subrotundo. Tho - rax plano-conuexus, marginatus. Ca - put exsertum. Elytra rigidiuscula.
1. †. Molitor. T. alatus niger totus, femo - ribus anticis crassioribus.
Frisch P. III. tab. 1.
Die Larven halten sich im Mehl auf, finden sich daher häufig in Mühlen und Beckerhäusern, heißen Mehlwürmer, und geben das bekannte Nachtigallenfutter ab.
3412. †. Mortisagus. (Blaps mortifaga. F.) der Todtenkäfer. T. apterus thorace aequali, coleoptris laeuibus mucronatis.
Frisch. P. XIII. tab. 25.
27. Meloë. Antennae moniliformes articulo vltimo ouato. Thorax subro - tundus. Elytra mollia flexilia, caput inflexum gibbum.
1. †. Proscarabeus. der Maywurm. (Fr. le scarabé onctueux. Engl. the oil-beetle.) M. apterus, corpore violaceo.
Frisch P. VI. tab. 6. fig. 5.
Ein weiches Thier, das bey gewaltsamer Berührung einen stinkenden Saft aus den Knie - gelenken der Beine fließen läßt.
2. †. Vesicatorius. (Lytta vesicatoria F.) die spanische Fliege. (cantharis offic.) M. ala - tus viridissimus nitens, antennis nigris.
Das wichtige heilsame Geschöpf, das zum Blasenziehen gebraucht wird.
28. Mordella. Antennae filiformes serratae. Caput deflexum sub collo (in territo). Palpi compresso clauati, oblique truncati. Elytra deorsum curua apicem versus. Ante femora lamina lata ad basin abdominis.
Kleine Käferchen. Das ganze Geschlecht be - greift nur wenige Gattungen, die sich noch dazu wenig zu vermehren scheinen.
1. †. Aculeata. M. atra, ano spina terminato.
Sulzers Kennz. tab. 7. fig. 46.
34229. Staphylinvs*)J. L. C. Gravenhorst coleoptera microptera ꝛc. Brunsv. 1802. 8. Ej. monographia coleopte - rorum micropterorum. Götting. 1806. 8.. Antennae mo - niliformes. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda simplex exserens duas vesiculas oblongas.
Sind besonders wegen der kleinen Blasen merkwürdig, die sie, so bald sie Gefahr merken, aus dem Hinterleibe treiben; deren Nutzen aber noch unbestimmt ist.
1. †. Maxillosus. S. pubescens niger, fasciis cinereis, maxillis longitudine capitis.
30. Forficvla. Antennae setaceae. Elytra dimidiata. Alae tectae. Cauda forcipata.
1. †. Auricularia. der Ohrwurm, Oehrling, Ohrhöhler. (Fr. le perce-oreille. Engl. the ear-wig.) F. elytris apice albis.
Frisch P. VIII. tab. 15. fig. 1. 2.
An der ungegründeten Sage, daß dieß Thier gern den Menschen in die Ohren kröche, ist nur so viel daß sich irgend etwa ein Mahl eins dahin so gut wie jedes andere Insect, verirren kann. Aber dem jungen Gemüse, den Nelkenknospen ꝛc. sind sie nachtheilig, so wie da wo sie sich in Menge vermehren dem Grundholz der Gebäude und den Fensterfutterungen.
Bey den meisten Insecten dieser Ordnung ist der Kopf nach der Brust niedergedrückt, bey einigen mit Kinnladen, bey den mehresten aber mit einem nach dem Unterleibe gebogenen Saugerüssel versehen, weßhalb diese auch von einigen Naturforschern Proboscidia genannt werden. Meistens haben sie vier Flügel, von welchen zumahl die obern an der Wurzel fester und hornartiger, am äußern Ende aber dünner und weicher sind. Bey einigen sind sie gerade ausgestreckt, bey andern übers Kreuz zusam - mengefaltet. Theils sind sie auch mit einer Art kleiner Flügeldecken belegt. Manche haben nur zwey Flügel, und bey verschiedenen sind die Weibchen gänzlich ungeflügelt. Ihre Verwandlung ist nicht sehr ausfallend: son - dern die Larven ähneln dem vollkommnern Insect bis auf die Flügel, die erst nach und nach völlig ausgebildet werden.
31. Blatta. Schabe. Caput inflexum. Antennae setaceae. Elytra alaeque pla - nae, subcoriaceae. Thorax planiuscu - lus, orbiculatus, marginatus. Pedes cursorii. Cornicula duo supra caudam.
1. †. Orientalis. die Brotschabe, Küchen - schabe, der Kakerlake, Tarokan. (Fr. le344 cancrelas, ravet. Engl. the black beetle, cockroach.) B. ferrugineo-fusca elytris ab - breuiatis sulco oblongo impresso.
Frisch P. V. tab. 3.
Jetzt nun fast in allen Welttheilen. So wie einige andre Gattungen dieses Geschlechts (z. B. die Germanica, Americana ꝛc. ) für manche Ge - genden, wo sie sich eingenistet und stark ver - mehrt hat, eine der lästigsten Hausplagen. Verzehrt vorzüglich mancherley Victualien, vor allen aber Brot ꝛc. Kann daher in Schiffen auf weiten Seereisen schaudervolles Elend ver - ursachen*)Ein schreckliches Beyspiel gibt Maurelle's Süd - seereise im voyage de la Pérouse autour du monde vol. I. p.279. u. f.. Ist noch am ersten durch Arsenik, Dampf von Swefel und Assa foetida, kochend Wasser ꝛc. und wo nur wenige in einem Zim - mer oder einer Küche sind, dadurch zu ver - tilgen, daß man über Nacht einen Igel oder eine Ente hinein sperrt.
2. Heteroclita. (B. petiveriana F.) B. fusca, elytris nigris, sinistro integro 4-pustulato; dextro ad marginem internum semipellu - cido, 3-pustulato.
Pallas spicileg. zoologic. IX. tab. 1. fig. 5.
In Tranquebar ꝛc. Wegen der auffallenden Ungleichheit in der Zeichnung der beyden Ober - flügel werkwürdig.
3. †. Lapponica. B. flauescens, elytris nigro - maculatis.
Auch außer Lappland im mildern Europa.
32. Mantis. Caput nutans, maxillo - sum, palpis instructum. Antennae345 setaceae. Alae 4 membranaceae, con - volutae, inferiores plicatae. Pedes antice compressi, subtus serrato-den - ticulati, armati ungue solitario et digito setaceo laterali articulato: po - stici 4. laeues, gressorii. Thorax li - nearis elongatus angustatus.
Alle von einer ungewöhnlichen, lang gestreck - ten, sonderbaren Bildung*)Natuurlyke Afbeeldingen en Beschryvingen der Spooken, wandelende Bladen ꝛc. door Casp. Stoll. Amst. 1787. 4.. Auch ihr Gang, ihr Betragen ꝛc. hat was eignes gleichsam Feyer - liches, das wohl zu der abergläubischen Devotion Anlaß gegeben hat, mit der mehrere Gattungen dieses Geschlechts, zumahl im Oriente angesehen werden.
1. Gigas. [Phasma G. F.*)J. C. Fabricii Supplementum entomologiae sy - stematicae. Hafniae. 1798. 8. p. 186.] M. thorace tere - tiusculo scabro, elytris breuissimis, pedibus spinosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 19. fig. 9. 10.
Auf Amboina. Spannenlang, und doch kaum so dick als eine Gänse-Spuhle. Wird von den Indianern gegessen.
2. Gongylodes. M. Thorace subciliato, femo - ribus anticis spina terminatis, reliquis lobo.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 7. fig. 1. 2. 3.
Auf Guinea ꝛc.
3. †. Religiosa. (M. oratoria var. β. F.) die Gottesanbetherinn, das wandelnde Blatt, der Weinhandel, Weinhasel. M. thorace346 laeui subcarinato elytrisque viridibus imma - culatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 1. 2.
Geht meist nur auf den vier Hinterfüßen, und hält die vordern beyden in die Höhe. Mann nennt es das wandelnde Blatt, weil seine Oberflügel an Gestalt und Farbe einem Weidenblatte ähneln. Kann wohl zehn Jahre alt werden.
33. Gryllvs. Heuschrecke. (Fr. sauterelle. Engl. grashopper.) Caput inflexum, maxillosum, palpis instructum. Anten - nae setaceae s. filiformes. Alae 4 deflexae, conuolutae, inferiores plicatae. Pedes postici saltatorii. Vngues vbique bini.
Ein großes Geschlecht, dessen mehreste Gattun - gen dem Wiesenwachs und Getreide gefährlich sind. Bey manchen geben die Männchen entwe - der zur Begattungszeit, oder bey einbrechender Nacht, oder wenn sich das Wetter ändern will, einen bekannten zirpenden Laut von sich, den sie theils mit den Springfüßen, am meisten aber mit den Flügeln hervorbringen.
1. †. Gryllotalpa. (Acheta G. F.) die Werre, Maulwurfsgrille, der Riehwurm, Reit - wurm, Schrotwurm, Ackerwerbel, Erd - krebs. (Engl. mole-cricket) G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus anticis palmatis tomentosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 14. 15.
In Europa und Nordamerica: an theils Orten, wie im Thüringischen ꝛc. ausnehmend häufig. Lebt meist unter der Erde, und thut zumahl den Küchengewächsen und der Gerstensaat großen Schaden.
3472. †. Domesticus. (Acheta D. F.) die Grille, Zirse, Heimchen. (Fr. le grillon. Engl. the cricket.) G. thorace rotundato, alis caudatis elytro longioribus, pedibus sim - plicibus, corpore glauco.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 12.
3. †. Campestris. (Acheta C. F.) die Feld - grille. G. thorace rotundato, cauda biseta stylo lineari, alis elytro breuioribus, cor - pore nigro.
Frisch P. I. tab. 1.
4. †. Viridissimus. (Locusta viridissima. F.) der Baumhüpfer. G. thorace rotundato, alis viridibus immaculatis, antennis setaceis longissimis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 10. 11.
Von schöner grüner Färbe. Lebt meist aus Gebüschen, springt vorzüglich weit.
5. †. Verruciuorus. (Locusta verruciuora ..) das Heupferd. G. thorace subquadrato laeui alis viridibus fusco maculatis, antennis se - taceis longitudine corporis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 8.
6. Cristatus. G. thorace cristato, carina qua - drifida.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 5.
In den Morgenländern, Aegypten ꝛc.
7. †. Migratorius. die Zugheuschrecke, Strich - heuschrecke, Heerheuschrecke. G. thorace subcarinato; segmento vnico, capite ob - tuso, maxillis atris.
Abbild. n. h. Gegenst. tab. 29.
Das furchtbare Insect, das oft in unsäglichen Zügen auch in Europa eingefallen ist, und all - gemeinen Mißwachs, Hungersnoth ꝛc. verursacht348 hat. Ursprünglich gehört es wohl in die asiati - sche Tatarey zu Hause, doch findet es sich auch einzeln in Deutschland, das doch seit 1750 mit großen Invasionen desselben verschont geblie - ben*)S. außer den allgemein bekannten Quellen zur Geschichte dieses furchtbaren InsectsJoel neu übersetzt und erläutert von C. W. Justi. Leipzig 1792. 8. und Jac. Bryants observations upon the plagues inflicted upon the Egyptians. Lond. 1794. 8. p. 137.. Auch soll sich diese Heuschrecke (wenn es anders die gleiche Gattung ist) in Nord - und Süd-America finden. – Daß sie in Arabien und dem nördlichen Africa noch jetzt, so wie in den ältesten Zeiten, in Menge verspeiset wird, ist eine ausgemachte Sache: und daß das einige neuere Reisende in diese Länder für eine Fabel erklärt haben, gibt ein lehrreiches Beyspiel von voreilig dreistem Hyperscepticismus.
8. †. Stridulus. die Holzheuschrecke. G. tho - race subcarinato, alis rubris extimo nigris nebulosis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 21. fig. 1.
Leben meist im Gehölze. Die Männchen geben im Fluge einen lauten klappernden Ton von sich.
34. Fvlgora. **)Zu diesen und den vier nächstfolgenden Geschlech - tern s. Natuurlyke Afbeeldingen en Beschry - vingen der Cicaden en Wantzen, door Casp. Stoll. Amst. 1780 sq. 4.Ueberhaupt J. C. Fabricii Systema Rhyn - gotorum. Brunsvigae 1803. 8.Caput fronte pro - ducta, inani. Antennae infra oculos, articulis 2, exteriore globoso. Ro - strum inflexum, pedes gressorii.
349Der sonderbare Charakter dieses Geschlechts ist die hornige Blase vor der Stirne, die bey den nachbenannten Gattungen im Leben und einige Zeit nach dem Tode einen hellen Schein verbreitet.
1. Laternaria. der surinamische Laternträ - ger, Leyermann. (Fr. la portelanterne. Engl. the lanthorn-fly.) F. fronte ouali recta, alis liuidis; posticis ocellatis.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 28. 29.
Die größte Art; die leuchtende Blase ist größer als der ganze übrige Körper, und scheint so hell, daß sich die Guianischen Wilden ihrer ehedem statt Leuchten bedient haben sollen.
2. Candelaria. der schinesische Laternträger. F. fronte rostrato-subulata adscendente, elytris viridibus luteo-maculatis, alis fla - vis; apice nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 30.
35. Cicada. (Fr. cigale.) Rostrum in - flexum. Antennae setaceae. Alae 4 membranaceae, deflexae. Pedes pleris - que saltatorii.
Die männlichen Cicaden geben wie die Heu - schrecken einen Laut von sich, der durch besondere, mehr zusammengesetzte Werkzeuge an ihrem Un - terleibe hervor gebracht wird.
Merkwürdig ist, daß einige Gattungen von Keulenschwämmen (clauariae) besonders häufig auf den Puppen von Cicaden, theils gar auf dem lebendigen Leibe ihrer Larven, so wie350 andre auf Raupen, Schmetterlings-Puppen, Laufkäfern ꝛc. wachsen*)Fougeroux in den Mém. de l'ac. des sc. de Paris, v. J. 1769.Theod. Holmskiold beata ruris otia fun - gis Danicis impensa. Havn. 1790 fol..
1. Orni. (Tettigonia O. F.) C. nigra flauo - maculata, alis hyalinis, basi flauis, maculis nigris.
Rösel vol. II. Heuschr. tab. 25. fig. 3.
Im südlichen Europa und in Nordafrica. Die bey den Alten so beliebte Cicade.
2. †. Spumaria. (Cercopis S. F.) der Schaum - wurm, Gäschtwurm. C. fusca, elytris maculis binis albis lateralibus; fascia duplici interrupta albida.
Frisch P. VIII. tab. 12.
Besonders häufig auf Weidenbäumen, denen die Larve im Frühjahr den Saft aussaugt, und ihn in Gestalt eines Schaums (des so genannten Kuckuckspeichels), unter welchem sie oft versteckt ist, wieder von sich gibt. Daher auch die Sage von regnenden Weiden.
3. Lanata. (Lystra L. F.) C. alis deflexis nigris: punctis caeruleis, fronte lateri - busque rubris, ano lanato.
Stoll tab. 10 fig. 49. und D.
In Westindien. Hat den Beynahmen von den räthselhaften, schneeweißen, aber im Wasser gleichsam schmelzenden langen Flocken am Hin - terleibe. **)Könnten das vielleicht Ueberreste solcher obgedachten Keulenschwämme seyn, die vorher auf der Larve oder Puppe des Thiers gewachsen sind?
35136. Notonecta. Wasserwanze. Ro - strum inflexum. Antennae thorace breuiores. Alae 4 cruciato-compli - catae, antice coriaceae. Pedes poste - riores pilosi natatorii.
1. † Glauca. N. grisea elytris griseis mar - gine fusco punctatis apice bifidis.
Frisch P. VI. tab. 13.
Schwimmt die mehrste Zeit auf dem Rücken: weiß auch in dieser Lage kleine Mücken ꝛc. von denen sie sich nährt, mit vieler Geschwin - digkeit zu haschen.
37. Nepa. Wasserscorpion. Rostrum in - flexum. Alae 4 cruciato-complicatae antice coriaceae. Pedes anteriores che - liformes; reliqui 4 ambulatorii.
1. †. Cinerea. N. cinerea, thoraci inaequali, corpore oblongo-ouato.
Frisch P. VII. tab. 15.
Die Eyer dieses Thieres haben eine überaus sonderbare Gestalt, an einem Ende mit Häkchen, fast wie Samen von Kornblumen ꝛc.
2. †. Cimicoides. (Naucoris C. F.) N. abdo minis margine serrato.
Frisch P. VI. tab. 14.
3. Plana. (Nepa rustica. F.) N. subfusca: oculis nigris, alis albidis, dorso plano.
352Eine gewisse Art Wassermilben legt diesem Thier, das auf Tranquebar zu Hause ist, ihre Eyer auf den Rücken. *)Stoll Wanzen II. D. tab. VII. fig. 6. A.Eine ähnliche Bemerkung hat aber auch schon Swammerdam bey dem hieländischen grauen Wasserscorpion gemacht. S. dess. Bibl. naturae. T. I. p. 230. tab. 3. fig. 4. 5.
38. Cimex. Wanze. (Fr. punaise. Engl. bug.) Rostrum inflexum. Alae 4 cru - ciato-complicatae, superioribus antice coriaceis. Dorsum planum thorace mar - ginato. Pedes cursorii.
1. †. Lectularius. (Acanthia lectularia. F.) die Bettwanze, Wandlaus. (Engl. the wall - louse.) C. flavescens, alis nullis.
Sulzers Kennz. tab. 10. fig. 69.
Ueber die ursprüngliche Heimath und den Aufenthalt dieses ekelhaften, lichtscheuen Insects im wilden Zustande weiß man wenig Zuverlässi - ges. Jetzt findet sichs in den Wohnungen un - reinlicher oder sorgloser Menschen fast in allen Welttheilen (nahmentlich in Sibirien, Ostindien, Nord - und Süd-America ꝛc.) So leicht Wan - zen durch Zufall in ein Haus kommen können, so leicht ist es sie bald anfangs durch sorfäl - tige wiederhohlte Anwendung kräftiger Mittel*)Als drey der bewährtesten Mittel werden empfohlenA) Scheidewasser, frische Rindsgalle und Eisen - vitriol, von jedem am Gewicht gleich viel, unter - einander gemischt.B) Aetzenden Quecksilber-Sublimats 1 / 2 Quent - chen; aufgelöst in 2 Quentchen Salzgeist. Dieß353 zu 1 Quartier Terpentingeist gemischt und bey jedesmaligem Gebrauche stark umgeschüttelt.Mit diesen beyden Mitteln werden die Fugen ꝛc. bestrichen.C) Spanischen Pfeffer, Assa foetida und Schwe - fel, von jedem 2 Quentchen. Bey fest verschlosse - nen Thüren und Fenstern in den ausgeräumten Zimmern auf Kohlen gestreuet und sie so 24 Stun - den verschlossen gehalten.Als Palliativmittel auf Reisen dient Citronensaft oder Weinessig auf die Bettücher ꝛc. gesprengt. auch wieder zu vertreiben: was aber äußerst schwer hält, wo man sie einmahl überhand neh - men und sich weit verbreiten lassen.
2. †. Corticalis. (Aradus C. F.) C. mem - branaceus, abdominis margine imbricatim secto, corpore nigricante.
In Wäldern an Baumstämmen: ist wegen seiner täuschenden, rindenartigen Gestalt und Farbe schwer zu finden.
3. †. Baccarum. Qualster. C. ouatus gri - seus; abdominis margine nigro maculato.
In Gärten, zumahl an Johannisbeeren. Auch diese Wanze stinkt fürchterlich: doch bloß wenn sie berührt wird; da ihr der Gestank, wie man - chen andern Wanzen, zum Vertheidigungsmittel zu dienen scheint.
4. †. Personatus. (Reduvius P. F.) C. rostro arcuato, antennis apice capillaceis, corpore oblongo subvilloso fusco.
Frisch P. X. tab. 20.
Hält sich in Winkeln auf. Die Larve ist im - mer wie mit Staub und Kehricht bedeckt.
35439. Aphis. Blattlaus, Neffe, Mehltau. (Fr. puceron. Engl. plant-louse.) Ro - strum inflexum. Antennae thorace longiores. Alae 4 erectae aut nullae. Pedes ambulatorii. Abdomen postice saepius bicorne.
Es gibt oft in Einer Gattung, ja in Einer und eben derselben Familie, geflügelte und un - geflügelte Blattläuse, und das ohne alle Bezie - hung auf den Sexualunterschied. Die Männ - chen sind kleiner als ihre Weibchen, und werden auch in weit minderer Anzahl jung. Sie er - scheinen nicht eher als in der letzten Generation jeden Sommers*)s. Fr. Hausmann in Illiger's Magazin. I. B. S. 426.; bey den mehresten Gattun - gen also erst zu Ende desselben, und nur auf kurze Zeit, da sie ihre Weibchen befruchten, die kurz darauf Eyer oder vielmehr Hüllen von sich geben, in welchen zwar die jungen Blattläuse schon völlig ausgebildet liegen, aber doch nicht eher als bis im folgenden Frühjahr hervor brechen, und zwar sind alle diese nunmehr aus - gekrochenen Blattläuse durchgehends weiblichen Geschlechts, so daß bis zu dem eben gedachten Termin der letzten Generation keine männliche Blattlaus zu sehen ist. Und dessen ungeachtet sind doch alle jene jungfräulichen Blattläuse im Stande, ohne Zuthun eines Gatten ihr Ge - schlecht fortzupflanzen; so baß jene einmahlige Begattung im Herbste, ihre befruchtende Wir - kung im folgenden Frühjahr und Sommer bey vielen bis ins neunte Glied äußert.
1. †. Ribis. A. ribis rubri.
Frisch P. XI. tab. 14.
3552. †. Vlmi. A. vlmi campestris.
3. †. Sambuci. A. sambuci nigrae.
Frisch P. XI. tab. 18.
4. †. Rosae. A. rosae.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 79.
5. †. Bursaria. A. populi nigrae.
Swammerdam Biblia nat. tab. 45. fig. 22. u. f.
Auf der Schwarzpappel, da sie die sonderba - ren Auswüchse verursachen, die man Pappel - rosen, Alberknospen ꝛc. heißt.
6. Pistaciae. A. nigra, alis albidis, tibiis longissimis, thorace verrucoso.
An Pistacien, Mastix, Terpentinbaum ꝛc. wo sich die Blattläuse in einer spannenlangen, schotenähnlichen Hülse aufhalten.
40. Chermes. Blattsauger. Rostrum pectorale. Antennae thorace longio - res. Alae 4 deflexae. Thorax gibbus, pedes saltatorii.
Haben in der Bildung viel Aehnliches mit den geflügelten Blattläusen. Als Larven sehen sie fast aus wie Cicaden, hüpfen auch so ꝛc.
1. †. Buxi. C. buxi.
2. †. Alni. C. betulae alni.
Frisch P. VIII. tab. 13.
41. Coccvs. Schildlaus. (Fr. Gall - insecte) Rostrum pectorale. Abdomen postice setosum. Alae 2 erectae mascu - lis. Feminae apterae.
356Bey keinen andern Thieren sehen die beyden Geschlechter einander so auffallend ungleich, als bey den Schildläusen. Das Männchen ähnelt einer kleinen Mücke, das Weibchen hingegen ist ungeflügelt, und sitzt, nachdem es sich gehäutet hat, fast unbeweglich an den Gewächsen und könnte bey manchen Arten eher für eine Narbe an der Pflanze, als für ein lebendiges Thier angesehen werden. Das Männchen schwärmt indeß im Freyen umher, bis es, vom Begat - tungstrieb gereitzt, ein solches einsiedlerisches Weibchen aufsucht und befruchtet.
1. Hesperidum. C. hybernaculorum.
Sulzers Kennz. tab. 12. fig. 81.
Das Weibchen hält sich vorzüglich an Oran - genbäumen, auf der Rückseite der Blätter, auf.
2. Adonidum. C. rusa farinacea pilosa.
Wie die vorige in Gewächshäusern, besonders an Caffeebäumen ꝛc. Man verteibt sie, wenn man die Gewächse nach dem Begießen mit Schwefelblumen bestreut.
3. Ilicis. Kermes. C. quercus cocciferae.
Im südlichen Europa, besonders in Languedoc und in der Provence, an Stechpalmen ꝛc. Die beerenförmigen, gallapfelartigen Eyer-Nester dieser. Thiere werden mit Essig besprengt, und das Carmoisinroth daraus verfertigt.
4. †. Polonicus. Deutsche Cochenille, Johan - nisblut. C. radicis scleranthi perennis.
Frisch P. V. tab. 2.
Macht ebenfalls kermesartige Eyer-Nester an den Wurzeln vom Weggras und andern Pflan - zen; zumahl häufig in Polen und am Don, wo sie gesammelt, und zur Farbe angewandt werden.
3575. Cacti. der Scharlachwurm. (Fr. la coche - nille, Engl. the cochineal-fly. ) C. cacti coccinelliferi.
Ellis in den philos. Transact. vol. LII. P. II.
Ursprünglich in Mexico; findet sich auf meh - reren Cactusarten, die deßhalb in großen Plan - tagen gepflanzt, und die Cochenillewürmer fast wie die Seidenwürmer darauf gezogen, und jährlich zu dreyen Mahlen abgelesen werden.
6. Lacca. der Gummi-Lackwurm. C. ficus indicae et religiosae.
D. Roxburgh in Voigts Magazin VIII. B. 4. St. tab. 1.
Zumahl in den gebirgigen Gegenden von Hindostan zu beyden Seiten des Ganges; von ihm kommt das so genannte Gummilack. *)Neuerlich hat man aber bey Madras in Indien ein wachsähnliches, weißes Lack entdeckt, wo - von die Proben, die ich besitze, aus einzelnen Zellen bestehen, die an Größe und Form den Caffee - bohnen ähneln; und das für Indien, wo Bienen - wachs so theuer ist, sehr wichtig werden kann.
42. Thrips. Rostrum obscurum. An