PRIMS Full-text transcription (HTML)
TA 1680, Iconologia Deorum, Vortitel
ICONOLOGIA DEORUM, Oder Abbildung der Götter.
TA 1680, Iconologia Deorum, Frontispiz
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Joachimo de SandrartInvent: et delineavit

Joh. Jacob Sandrartfecit

TA 1680, Iconologia Deorum, Titelblatt
ICONOLOGIA DEORUM,
Oder
Abbildung der Götter / Welche von den Alten verehret worden:
Aus den Welt-berühmtesten Antichen der Griechi - schen und Römischen Statuen / auch in Marmel / Porfido - Stein / Metall / Agat / Onyx / Sardonich und andren Edelsteinen befindlichen Bildereyen / sorgfältig abgesehen / Samt dero eigentlicher Beschreibung / und Erklärung der Heidnischen Tempel-Ceremonien / Auch Vorbildung der Thiere und anderer Sachen / die auf Hieroglyphische und Emblematische Art / nach Weise der Egyptischen Schrifften / schicklich kön - nen vorgebracht und auf einen gewissen Verstand gerich - tet werden; Deme allem vorgefügt ist / Des Durchleuchtigen Palm-OrdensDer Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaftauf dem Parnaß aufgestellter Ehren-Tempel:
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Nürnberg/ Gedruckt durch Christian Siegmund Froberger/ in Verlegung des Authoris, Zu finden bey Michaelund Johann Friderich Endtern/ und FrankfurtBey Johann von Sandrart. Anno M DC LXXX.
TA 1680, Iconologia Deorum, Widmung [I]

Dem Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friderich / Marggrafen und ChurPrinzen zu Bran - denburg / in Preußen / zu Magdeburg / Jülich / Cleve / und Berg / Stettin / Pommern / der Cassuben / Wenden / in Slesien zu Crossen und Jägerndorf Herzogen/ Burggrafen zu Nürn - berg/ Fürsten zu Halberstadt / Minden und Cammin/ Grafen zu der Mark und Ravensburg/ Herrn zu Ravenstein / und der Lande Lauenburg und Bütow/ &c. Meinem Gnädigsten Fürsten und Herrn. Durchleuchtigster ChurPrinz Gnädigster Fürst und Herr.

DEr Krieg / ist des Friedens Vatter. Das Krieger-Eisen muß den güldnen Zepter aufstützen / wann er soll stehend bleiben. Wer in Ruhe sitzen will / der muß seinen Nachbaren zeigen / daß er kriegen / daß er siegen könne. Es kan auch niemand länger Frieden haben / als sein Nachbar will. Wirft der den Frieden über haufen: der Krieg muß ihn wieder aufrichten / und den Feind ruhen lehren. Kriege! daß du Frieden habest oder erhaltest. Diese Staats-Regel / ist aus E. ChurPrintzl. Durchl.Hochteuren Herrn Vatters / des Durchleuchtigst-Großmächtigen ChurFürstens zu Brandenburg/ Leben genommen. Wie oft schon in Ihrem Leben haben S. ChurFürstl. Durchl.um Friedens willen / zu den Waffen gegriffen / und dieselben mit sieghafter Dapferkeit geführet! Wie oft haben Sie (nach Dero Zweytem würdigstem Namen) Viel Helme gegen den Feind ausgeführet / auch öfters dadurch Dero ChurFürstlichen WappenSchild mehrbehelmet! TA 1680, Iconologia Deorum, Widmung [II]Wie haben Sie / durch Heldenmäßige tugendhafte Führung der Waffen / den Ruhm Dero Glorwürdigsten Vorfahren / nicht nur erreichet / sondern auch übertroffen: also daß die Namen Achilles, Hector, Alcibiadesviel zu wenig / Dieselbe zu beehren / und Sie billig der selbste Teutsche Marsgenennet werden. Gleichwol ließen Sie hierbey / nach Anzeig Dero ersteren würdigsten Namens / erscheinen / daß Sie um den Frieden gekrieget / und also zugleich ein rechter Friderichseyen: indem Sie / was Sie durch Waffen erobert / dem Frieden wieder zur Beute hingegeben.

Diesen Namen / Gnädigster ChurPrinz/ haben Sie E. ChurPrinzl. Durchl.mitgetheilet: als wann damit solte angedeutet worden seyn / daß ein Frieden-reicher Salomoauf den Sieghaften Davideinmal folgen werde. Wann man aber betrachtet / was für theure Helden / die erste Zween Fridriche ChurFürsten dieses höchstbelobten Hausesgewesen / so ist zu mutmassen / was dereinst von E. ChurPrinzl. Durchl.zu hoffen sey: maßen der Brunn von Ehren und Trofeen noch nicht ausgeschöpft ist / und E. ChurPrinzl. Durchl.nicht / wie Alexander Magnusüber K. Philippum. zu klagen haben / als wann der Große Herr VatterDeroselben nichts übrig ließe / das zu überwinden wäre. E. ChurPrinzl. Durchl.sind in einer unvergleichlichen Kriegs-Schule auferwachsen: das Dero Chur - und HochFürstlichem Hausegleichsam ganz-eigne Glück wird nicht ermangeln / Deroselben künftig Gelegenheit zu geben / daß Sie Dero angebohrnen Helden-Muht / zu Aufnahme Dero Glorwürdigsten Hauses/ auch zu Tage legen können. Wie dann zu seiner Zeit das getreue Churfürstentumnicht unterlassen wird / E. ChurPrinzl. Durchl.wie dorten die Israeliten dem neuen König Salomo/ anzuwünschen: Wie der HERRmit Dero Preiswürdigsten Herr Vatterngewesen / so sey er auch mit Deroselben / daß Dero Stul großer werde / als der Stul Dero HerrVatters.

E. ChurPrinzl. Durchl.sind ein Erbe / nicht nur der HochVätterlichen Dapferkeit / sondern auch Dero Liebe zu den Künsten. Sie sind der aufgehende Föbusvon Teutschland. darum erkühne ich/ dieses Buch / das von KunstSachen / wiewol nicht künstlich / handelt / in den Schein Dero aufsteigenden Strahlen zu legen: ob es / also Gnad-beleuchtet / etwas schöner erscheinen möchte. Es handelt von den Göttern der Heidenschaft / welche meist nirgend als in der Poeten Fabeln gelebet: billig ist dann / daß es Derer Einem in der Christenheit gewidmet werde / zu denen der wahre Einige GOTTwarhaftig gesprochen / Ich habe gesagt ihr seit Götter. E. HochPrinzl. Durchl.geruhen dann / dieses mein Werk / das Deroselben ichaus getreu-unterthänigster Devotion auftrage / in Dero hohen GnadVerspruch zu nehmen / und zu leswürdigen. Ichaber werde / Dieselbe mit eifrigstem Wunsche in den Schoß Göttlicher Protection setzend / michiederzeit erinnern meiner tiefsten Schuldigkeit / Lebenslang erfunden zu werden

E. ChurPrinzl. Durchleuchtigkeit

Unterthänigst-Gehorsamster Joachim von Sandrartauf Stockau.

TA 1680, Iconologia Deorum, Lobgedichte auf den Autor [I]

Al Sigr. GIOACHINO di SANDRARTConsigliere di S. A.S.Palat.&c.

Sopra L’eruditissmo suo volume stampato, & altro da stamparsi Sonetto. Del Marchese Nicolo Ceuoli de MarchesiDel Carretto Patrizio Romano.

RAuiuare d Appelleil gran pennello,
Sormontare d Euclideogni disegno,
Di Zeusisuperar il stil più degno,
Auanzare di Fidiaalmo il scalpello;
Con la penna ecclissar il stil più suello,
Con la lingua erudir ogn alto ingegno,
Formar alla virtù saldo sostegno,
Al tempo edace alzar orrido auello;
Poggiar col senno ad ingrandir le sfere,
Rippor l alme de saggi soura il Polo,
Essequir con la man azzion sincere:
Ridar â penne estinte altiero il volo,
E fuggar dell oblio l altre chimere
Può GIOACHIN sol della sua penna un volo.
Sur le Nom de L Auteur.
VOus ne mouréz Jamays,
Ni ChanSeréz a moindre
Si Longtems que ce trayt
Ne le reduit en cendre.
ALs Roomde Heerschappey des Weerlets hat bekoomen,
en haeren Staet in Floor ten hoogsten toegenoomen,
op dat aen haer Geluck geen mangel ook en vvas,
Soo quam het gode Volck ent t gansche Kunst Parnas
uyt Grieckenlantdaer heen: daer zyn se ook gebleeven,
Tot dat Heer Sandrartheeft die heerlyck Boeck geschreeven;
Want door hem is de Kunst met haeren glans en pracht.
Uyt Grieckenlanten Roomin t’ Duytsche Ryckgebracht.

U ed. Vriendinne en Dienaresse. Jacoba Hertzogs van Edelsteyn en Hohergh gebooren Bake van Wulverhorst, Libre Baronesse.

Sonnet.
FLeuch her / O Ewigkeit! von der gestirnten Bahn /
und schaue Wunder-voll dies theure Werck doch an.
Ja / fragst du: Wessen Hand und Fleiß es hat geführet /
mit großen Kunst-Verstand vollkömmlich ausgezieret?
TA 1680, Iconologia Deorum, Lobgedichte auf den Autor [II], Erklärung des Titelkupfers
Des hohen SandrartsGeist hat alles dieß gethan /
So / daß es unbenagt läßt aller Zeiten Zahn /
Der Eisen / Ertz und Stein sonst läßt nicht unberühret /
Wie man durch alle Welt manch tausend Merckmahl spüret.
Er gleichet Adlers Art / der nach den Himmel flieht /
und nicht / wie mancher thut / sein Pfand der Welt entzieh’t.
Er läßt Ihm keine Seul noch Ehren-Mahl aufrichten /
Coloß und Pyramid kan bald die Zeit zernichten /
Nur stifftet Er dieß Werck von Himmel-gleichen Glanz /
Drümb kröhn / O Ewigkeit! Sein Haar mit Deinem Cranz.

Joh. Christ. Schumann/ der Churfürstl. Sächs. Residenz - Stadt DresdenRaht.

Erklärung des Kupfertituls.
HIe steht das Alterthum / und regt die schnellen Flügel;
Die Zeit eilt immerfort / sie reißt durch Zaum und Zügel:
Die Sense ist ihr Schwert / damit haut sie entzwey /
und mähet alles um / es sey auch / was es sey.
Der Tod / ihr Mitgesell / steht ihr / mit Fleiß / zur Seiten /
Die wollen / mit Gewalt / der Götter Zunft bestreiten;
so die Egyptier / und Griechen / hoch geehrt /
so Rom/ aus aller Welt / versamlet und vermehrt.
Der scharfe Todtenstreich hat ihnen auch gelungen /
die Sense / Samt dem Pfeil / ist also durchgetrungen;
daß nun der Tempel Pracht tieff in der Erden ligt:
Die Bilder sind zerstückt / der Tod hat obgesiegt!
Dort / in der finstren Gruft / wurd ihrer gantz vergessen;
sie waren von der Welt / die sonst die Welt besessen:
Da lag der Götter Pracht / die Hoheit war gestürtzt /
und dero Ewigkeit selbst durch die Zeit verkürtzt.
Bis daß Mercuriussich solcher angenommen /
und ihnen / unverhoft / daselbst zu hülf gekommen:
Pitturasaumte nicht / auf dessen Kunst-geheiß;
Sculturaeilte auch / und that all ihren Fleiß.
Sie suchten stracks hervor die grossen Helden-seulen /
und wolte Herculesauch seine Kraft mittheilen:
Die Arbeit wurde nicht / noch aller Schweis gespart /
und an das Liecht gebracht / was in dem Sand verwahrt.
Als nun der Fund vollbracht / und solcher Schatz erhoben /
da that sich Romhervor / und nam in acht die Proben
des wahren Alterthums; Sie wurde dadurch groß /
wie diß Minervazeigt / mit ihrem vollen Schoß.
Da war die HoheSchul der schönsten Wissenschaften /
die in dem Auge zwar / doch mehr im Herzen haften:
Auf solcher Helden-burg stund fast der Künste Thron /
und gleichte dazumal Romkeine Nation.
Das Teutschlandseuftzte sehr / dahin auch zu gelangen;
allein es war umsonst; wir kunten nicht empfangen
dergleichen Gnad und Glück / bis endlich / mit Bedacht
der Palmen-ordenuns die gute Frucht gebracht;
daß nunmehr der Parnaß / mit seinen hohen Spitzen /
in Teutschlandstrebt empor / worauf die Musensitzen:
Und diese HoheSchul ist der Gemeine nutz /
die Keyser / Könige / und Fürsten hat zum Schutz.
Kommt her / ihr Teutschen / kommt / besuchet solche Schulen /
wo Tugend und die Kunst / wo Lust und Liebe buhlen:
Diß ist der MusenSchloß / worauf Apollowohnt /
und seinen Lehrlingen / nach Würden / reichlich lohnt.

C. Arnold.

TA 1680, Iconologia Deorum, zweiter Titelkupfer (linke Seite)
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ALLES ZU NUTZEN.

Joachimo de SandrartInvent:

Cum Gratia et Privilegio S. C. M.

Johann Jacob Sandrartfecit Norimbergae

TA 1680, Iconologia Deorum, zweiter Titelkupfer (rechte Seite)
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ALLES ZU NUTZEN.

Joachimo de SandrartInvent:

Cum Gratia et Privilegio S. C. M.

Johann Jacob Sandrartfecit Norimbergae

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [I]

J Ehren-Preiß Des Durchleuchtigst-Fruchtbringenden Teutschen Palmen-Hains.

MAn sahe / an der Erde / eine noch kleine Hoffnung grosser Freuden: ein kurzes Gräslein / den Vorboten der Wasen und Wiesen / dessen Farbe von Krönung der Felder und Wälder weissagte. Die Bäume bäumten sich in ihren Ruten-Sprossen / derer Knospen mit Blättern und Blüten schwanger waren. Die jungen Saat-Schoßen bezeugten / indem sie die Milch im Munde trugen / daß die Erde nun wider Mutter und Säugamme worden wäre.

Die Störche und Lerchen willkommten den Lenzen /
Die Veilchen nicht weilten / an Kränzen zu glänzen.
Den Harnisch am Ufer die Fluten abthä - ten.
Es lieffen mit Flöten die Schäfer-Poeten.

Ich deren einer / lieffe auch mit ihnen: Dann meine Heerde wolte nun nicht länger in Stall verschlossen seyn. Ich selber war der langen Winter-Hütte überdrüssig / und triebe zu Feld mit meinem bewollten Heer: das nun heuer sich eher dorfte unter freyen Himmel sehen lassen / als vorm Jahr / da sie / noch in den Lenzen - Monden von den Wölffen zum Raube betauret wurde.

Die freye Lufft / der entwolkte Himmel / und die unter beeden tirilirendeFeder - und Felder-Sirenen erweckten auch in mir eine Sinnen-heiterkeit: welche mich zum Gesang-Dank / vor die Himmel-güte aufmunterte: deßwegen ich auch ihren Schnabel-Flöten in folgenden Sätzen nachstimmete:

Himmel / Dir / der unsern Gränzen
Glanz und Lenzen
von den milden Händen sendet /
der da herben Streit in Fried /
altes Leid in neues Lied
hat verwendet /
Dir / ist unser Dank verpfändet.
Durch Dich sich die Regen regen /
wider legen;
Durch dich sich die Winde finden /
Die vom Eises-Band die See
und die Auen von dem Schnee
jetzt entbinden /
und die rauhe Lüffte linden.
Andre / die selbst ihnen trauen /
mögen schauen:
Ob der Mond den Glanz erhöhe;
Ob er an den Ocean
mit den Hörnern stosse an;
wie es stehe /
wann die Sonne untergehe.
Ob sich an den See-gestaden
Täucher baden;
Ob die Krähen nidrig sitzen;
Ob der Reyger ihr Geschrey und der Mewen
*Gavia
* hefftig sey;
ob in Pfützen
sich die Schwalbe will besprützen.
Der das Sonnene-gold ersonnen /
kan bewonnen.
TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [II]
Der die Sterne kont bereiten /
etzet auch derselben Zier
heute noch in den Safier.
Alle Zeiten
weiß allein sein Will zu leiten.
Auf Ihn wird mein Hertzens-Bogen
angezogen /
Nach Ihn meine Seufzer eilen.
Er ist meine Scheib / allein /
solte sie noch ferner seyn
tausend Meilen:
könt ich doch nicht besser pfeilen.

Daß der Himmel (gedachte ich hier auf bey mir) der Dicht-Kunst wahre Heimat sey / erscheinet auch hieraus: daß wir bey günstigen Blicken seines enthüllten Angesichts zu derselben / wo nit glücklicher doch fertiger seyn / und unsern Geist von seinem Liecht / wie ein Buler von denReitz-blicken seiner Liebstinn / ermuntert wissen. Dannenhero hat auch das kluge Alterthum nicht nur die Kunst-Göttinnen auf die Himmel-benachbarte Berge gesetzet: sondern auch ihre Lehrlinge dahin verwiesen. Dieweil es / von dem nähern Einfluß mehr Würckung / als von dem ferneren hoffete.

Diese Gedanken hegete das vormals weise Griechenland/ welche ihre anmutigste Landschafft Phocis, und in derselben den hohen Parnassuszum Musen- sitz gewidmet: weil nicht allein eine gemässigte Lufft um seine Scheitel spielet / sondern auch der / seine Lenden gleichsam umgürtende / Wolcken-Flor die freye Himmel-Schau darauf nicht hintern kan O! daß auch mir (erseufzete ich hier auf mit vernemlicher Stimme) durch ein geneigtes Schicksel / erlaubet wäre / dieselbe Gegend zu grüssen / und die gleichsam noch übrige Gerippe ihrer Welt-gepriesenen / alterthümlichen Verlassenschafft zu küssen. Wie das nöhtigste / also würde das erste seyn die beruffene Huf-qvelle aufzusuchen / meinen kalten Geist darinnen in das Feuer Bad zuführen / und auf das wenigste von dem Parnassein paar nasse Kiele zu bringen / aus welchen Hitz und Witz fliessen mögte.

Dieses verlangen hielte meine Sinnen also gefangen / daß mir eher der Gruß-Schall einer Nymfein die Ohren / als ihre Gestalt in die Augen / fiele. Ihre ernstliche Blicke / die aus den bräunlichten Augen blitzeten / setzten mich in solche Bestürzung: daß ich die Dank-Antwort / erstlich mit einer demütigen Stille / und hierauf mit der Entschuldigung meiner Blödigkeit ablegen muste. Teutscher Hirt / sagte sie / ich kenne / aus dem angehörten Wunsch / deine Neigungen / und lobe was du liebest / nemlich die beede Himmel-Schwestern / Kunst und Tugend: die mit ihrer Gefehrtin / dem Ehr-Ruhm / einen gedritten Klee der unverbrüchlichen Freundschafft darstellen. Diese haben / mit ihrem Gebieter und Gespielinnen die Boeotische Alpenüberstiegen / und sich in den Alemannischen Gränzen nidergelassen: Und bin ich Dieselbe zu suchen und zu besuchen reisfärtig. So du nun des Himmels Schickung erkennen / und keine Weg-Beschwerung scheuen wirst: kanst du mir folgen. Ich bezeugte hierauf / daß ich dieses Ansinnen / so meine Wunschseeligkeit beförderte / mit ewigem Dank ehren würde; und gienge / ohne fernerem Wort-Wechsel / (nachdem ich meine Heerde der Hut eines getreuen Weid-genossenes überlassen) meiner Führerin nach. Welche / nach kurzer Zeit / bey einem Scheid-Wege stillstunde / und mich befragte: welchen ich unter beeden / ohne Weg-Zeigerin zum wandeln belieben würde? So den Ausen-Sinnen zu trauen / widerredete ich / scheinet der lincke Pfad / wie der gebähnteste / also der beqvemste / wie der lustigste / so der füglichste zu seyn. Wolbedinget. (begegnete mir die Nymfe) Die Heerden mögen den Ausen-Sinnen / Hirten aber sollen der Vernunfft nachgehen: welche weiset / daß jene mehrmals irren. Wie dann das Aug öffters trieget / das Ohr belieget / der Geruch täuschet und der Geschmack verführet: viele auch im fühlen fehlen. Die Vernunfft überreichet uns auch der Klugheit Ferne-Glas / und heisset uns / vor den Eingang / nach dem Ausgange schauen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [III]

Hiemit trat sie rechtseitig / und winkte mir nachzukommen. Meine erste Nachfolge bestunde fast im Fallen / in dem mich ein anklettrender Strauch straucheln machte: wie dann in dieser Weg-Enge meine Füsse öffters gleiteten: weil dieser sich nach einer Höhe ziehende Pfad nicht allein mit vielerley Dornen bewachsen / sondern auch mit hervor-ragenden Kiesel-hügeln gleichsam besäet war; welche / von einem zwischen sie abrieslenden Quellen-bächlein benetzet / sich desto schlüpfferigter zeigten. Wo sich eine kleine Ebne untermengte / schossen Wermut / Enzian / Erdgallen und andere Bitter-kräuter auf / welchen doch die Nachbar-Felsen wenig Sonnen-stralen gönneten: ob sie schon solche mit ihren grünen An und Inwohnern / der Mauer-raute / Stein - und Süß-Fahrn / Abthon / Cymbalar und Leber-Moos selbst nicht verlangten. Die Gang-beschwerniß mehrte sich merklich / da sich die Höhe minderte / und uns ein finsteres Thal mit strelen Klippen zeigte. Die Sturz-gefahr machte mich mehr sträubend als strebend / so / daß ich den Krebsgang wehlen wolte: wann mich nicht die Ehr-furcht gegen meine Vorgeherin erhalten / und ihre Zurede meine Zaghafftigkeit gemindert hätte: Bittre Wurtzel (sagte sie) zeugen süsse Früchte / harte Schalen weiche Kerne / scharfe Dörner wolriechende Rosen. Auf Last folget Lust / auf Schweis Preis / auf Kriege Sieg. Die Götter-Güter sind nur um Mühe feil; ergetzen auch mehr / durch folgenden Gewinn / als sie im sauern Kauff verletzten. Alle Tugenden dienen um gewisse Ehr-Kronen: Nur die Beständigkeit verdienet sie. Setze derwegen getrost nach. Dieses tiefe Thal vertröstet dich auf einen hohen Berge.

Diesen Raht bewährte sie auch mit der That / indem sie vorkletterte / und mich also / mit ihrem Beyspiele / nicht nur zur Folge ermannete und mahnete: sondern auch klüglich anwiese. Indem sie einen Fuß nach den andern in die Felsen-Klüffte vorsichtig einsetzte / und sichdieser im Absteigen / als Stuffen / bediente / und zugleich den aus ihnen hervorwachsenden Ginst*Genista. und anderes kleine Busch-werck mit den Händen fassete. Die Vermeidung dieser grossen Fall Gefahr stürzte uns in eine nicht kleinere: dieweil wir / durch Bewegung der besagten Felsen Straüche / die in den Hölen liegende Molchen / Nattern und Schlangen rege machten; daß sie hervorkrochen / und uns mit ausgereckten Pfeil-Zungen anzischeten. Die Nymfe/ welche meinen Schrecken aus den blassen Wangen gleichsam lase / überreichte mir / zu Befreyung dessen / ein Lorbeer-blat; welches sie von dem Zweige / der ihres Haares Flecht-Knoten umkränzete / gebrochen hatte / mit dem Bericht: daß ich es in dem Munde halten und den Gifft-Geifer dieses schädlichen Gewürmes fürter nicht scheuen solte. Welches auch die versprochene Würckung leistete.

Wir hatten nunmehro der Klippen / aber nicht des Thales / Ende erreichet / welches nach und nach mit dichten Fiechten / hohen Tannen und weit-schattichten Ahornen bewachsen war: die mit ihrenGipffel-Haübtern jener Stein-Füsse gleichsam küsseten. Uber ihre Wurzel schosse und flosse ein schneller Bach / welcher sich von den abrieslenden Quellen sammlete / und / mit grossen Rauschen / über etliche / verborgene / Erd-Felsen stürzte. Als ich mich demselben näherte / verneuerte sich meine alte Gefahr-furcht; welche mir meine theure Begleiterin bald benam / da sie eine Furt fande / vor - und durchwadete. Jenseit dieses Quellen-bachs gründete sich ein sehr hoher Berg / welcher unter-halbs mit harten Stein-eichen / schlancken Rüst-bäumen / satt-grünen Buchen und falben Eschern besetzet war; denen sich die niedrige Hasel und Schling-büsche / neben anderem Strauch-Pöbel / untergaben. Oberhalbs konten wir ihn / wegen des / aus besagtem Bache / aufsteigenden Dunstes nicht beschauen: weil er gleichsam seinen Nabel in den Nebel / und den Wirbel inTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [IV]die Wolcken steckte. Hier (sprach meine Gefehrtin) kanst du finden / was du suchest. Wann du noch eine kleine Gang-Mühe aufwendest / wird dir die Wunderschau solche reichlich bezahlen. Dieses ist der teutsche Parnass/ dessen Haubt die Kunst - und Tugend Gottheitenmit ihrem Anwesen krönen.

Die bewährte Glaub-Würdigkeit der Nymfeliesse mich destoweniger zweiffeln / weil ich bald hierauf folgenden / gleichen / Inhalt in der weisen Rinde eines starken Escher-Baums ablesen konte.

Still! Wandrer / still! im reden und im gehen.
Ein stummer Stamm sagt dir:
Die Gottheitwohnet hier /
auf diesen Höhen.
Die Schaar der keuschen Kastalinnen
heist von dem Ort
die Frevler fort
und heischet reine Sinnen.
Ein Kunsthold kan das Feur aus ihren Quellen trinken:
Ein Brunst-Held aber muß / erstarret / unter - sinken.

Weil meine hohe Anweiserin dieser Baum-Warnung keine eigene anfügte / trauete ich mehr Ihr / als mir selbsten / und erkühnte mich zu munterer Nachfolge.

Da wir die Berg-Helfte erreichten / erregte sich ein ungestümmer Wind-Sturm / welcher nicht allein etliche Felsen Stücke abrisse / und sie uns entgegen walzete: sondern uns selbsten in einen so finstern Nebel-Dunst einhüllete / daß wir einander nimmer / als bey dem Liecht / der neben uns / von den Keilschwangeren Wolken / mit harten Donner-gerassel / ausfahrenden Blitze / erkennen konten. Die glatschrende Regen-güsse / welche sich diesen zugesellten / schienen / als ob sie derselben Feuer ausleschen wolten: welches sich doch nicht minderte / sondern / wie seine Flammen / also meine Angst / mehrete. Diese / wie groß sie auch war / wuchse doch dadurch mercklich: daß mir die Finsterniß den Anblick und das Geprassel die Zusprache meiner Trösterin raubte. Welche / meine Entgeisterung zu verhüten / mich ein wenig mit der Hand nach sich leitete / und damit wieder Mutbeseelte.

Ich erholte mich auch völlig / da ich bald hierauf eine gemähliche Lufft-heiterung / und die Blitze unter meinen Füssen / sahe: mit welchen sich zugleich das donnerende Rollen abwerts zoge / und / nach kurzem Brummen gar / verstummte. Hierauf umleuchtete uns eine solche Stralen-helle / daß es schiene / als wann sich alles Sternen-silber in Sonnen-Gold verwandelt hätte.

Eine linde Westen-Lufft hauchte uns den gesunden Violen-ruch zu / welche in ihrer Niedrigkeit gleichwol nit schienen die demütigste zu seyn: weil sie ihre Würckung so kräfftig erhebten. Um unsere Füsse taumleten die Narzissen / welche denThau-Nectar noch in ihren Kelchen hielten: denselben den Nachbar-Hyacinthen zuzutrincken. Die Vielfältigkeit der Hanen-Füsse stritte mit ihrer Vielfärbigkeit / wiewol man von den meisten wähnen muste: Sie hätten sich entweder in Milch / Blut / Purpur / oder Saffran eingetauchet. Anderer Lentzen-Blümlein / welche sich / als Milch Sternlein / in dieser himmlischen Erden-strasse untermengten / zu geschweigen. Diese beschattete eine dreyfache Baum-reihe / welche des Berges Ober-fläche umkränzete: derer beede äuserste schlanke Palmen-die mittlere aber weitästige Lorbeer-Stämme / diese mit satt - jene mit Sittiggrünen Blättern / in richtiger Schicht-Ordnung / hegeten. Welche nicht nur das Gesicht mit ihrem Smaragd-Glantz / das Gehör mit dem angenemen Laub-gesause / den Geruch mit lieblichen Dufft / den Geschmack mit gesunden Früchten / und die Fühlung mit kühlen Schatten weideten: sondern noch hundert andere Nutzbarkeiten zeugeten. Indem ich mich in Betrachtung dieses heiligen Lust-Hains verweilete / entzoge sich die vor - und forteilende Nymfemeinem Gesicht / und erreichteTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [V]ich sie durch hastigen Lauff / nach einer geraumen Zeit-weile / und zwar in veränderter Gestalt. Dieweil ich nicht allein ihr voriges / Regen-nasses Lein-Gewand in einen Himmel-blauen / Gold durchwürkten Ober und Silber-reichen / weis-seidenen / Unter-rock verwandelt / sondern auch ihre / mit einem Lorbeer-Krönlein eingefangene Haare / von einem Stern bestralet / sahe: Welcher (meinem Vermuten nach) ihren himmlischen Geburt-Adel bemerckte. Nachdem wir besagtenPalmen - und Lorbeer-Forst zuruck geleget hatten / erblickten wir von ferne die Musenoder Kunst-Göttinnenim weis-blanken Gewand / derer Kehl -[und] Arm-blösse / durch eine untermengte Rosen-röhte / von jenem etwas unterschieden war. Sie hatten sich auf die rechte Berg-seite / neben dem / obenab quellenden / Krystall-hellen Huf brunnen / in zweyen Chören gelägert: deren der erste 5 / der andere vier von diesen heiligen Gespielinnen hielte. Uranie/ welche ihre Himmel-Kugel umfassete / zeigte sich / in dem ersten Chor / die vörderste. Ihr folgete Thalia/ so ihre Spiel-Larve in dem Schos hielte. Ihre Nachbarin Euterpezeigte die vereinigte Rohr-pfeiffe; Polymniafassete der Zirkel: Melpomenaber verbarg ihre hohe Trauer Schuhe.

*Cothurnus

Jenseit des Kunst-Borns erhebte Klioeine Gesang-Rolle; Kalliopesteurte sich auf ein Geschicht-Buch / Terpsichorelegte die Zyther bey: indem sich EratoDanz-begierig geberdete. Da sich meine edle Führerin ihnen nähern wolte / trate ich zurücke / und suchte einen Palmen-Stamm / mich dahinter zu verbergen / den ferneren Verlauff unerkant anzusehen. Welches Sie nicht allein erlaubte / sondern mich / bey einer anständigen Fügniß / hervor zu ruffen versprache. Sie hatte ihre Gruß-Ehre mit demütiger Leibes-Neigung / gegen diese Göttinne / kaum abgeleget / und sich ihrer hohen Hulde mit tieffer Erniedrigung empfohlen: da sie sämtlich mit anständiger Haubt-senkung danketen / und zugleich / mit einem Augen-wincke der Calliopedie Antwort auftrugen / welche sich von ihrem Sitz erhebte / und sie also bewillkommete:

So hast du hier /
TuiskonsZier /
zu uns den Weg genommen?
Dich / teutsches Blut /
heist unser Mut
viel tausendmal willkommen.
Wir dreymal Drey
bezeugen frey /
bey Himmel-reiner Treue:
Daß unsre Gunst
sich deiner Kunst
zu übergeben freue.
In deiner Sprach
soll nach und nach /
von unsren beeden Chören /
ein Geist-gesang /
bey Saiten-klang /
sich lieblich lassen hören.
Stimmt unsrer Treu
Apollobey:
(der dich nunmehr wird kennen)
So werd auch ich /
Teutillis/ Dich
hinfüro Schwester nennen.

Die Nymfe(welche ich nunmehr aus dem angehörten Namen kennete) bezeugte / sowol mit der Schamröhte ihrer Wangen / als bescheidener Wortbedingung: daß sie sich dieser Ehre unfähig / viel minder würdig / wüste; daß sie auch keine Gesellschafft / sondern Befehle anzunemen / erschienen wäre; welche sie auch nochmals bittlich suchete. Sie wurde aber von beeden Chören zum Beysitze ermahnet: welchen sie auch / auf inständiges Anhalten / neben der Eratonahme. Inzwischen man sie nun mit einem Gespräche von der Teutschen Helden-Sprache unterhielte / erfüllte ein ungemeiner Glanz die gantze Gegend. Welcher vor gerühmten Schein um so viel mehrte / daß er sterblichen Augen unerträglich fiele / und ich / um fernere BegebenheitenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VI]anzuschauen / mein Gesicht mit einem abgerissenen / jungen Pappelblat waffnete: durch welches dünne Zärtligkeit mir folgende Wunder-Schau gegönnet wurde.

Erstlich schwange sich das geflügelte Lob-gerücht oben ab / und stiesse / in freyer Lufft / etlichmal in die Trompete; welche von folgenden Inhalt hallete:

Helden / Künstler / säumet nicht /
höret was Euch jetzt bericht
vom Gerichte / das Gerücht /
welches Euch das Urtheil spricht:
Der Latonengrosser Sohn /
aller Künste Haubt-Patron /
wird sich setzen auf den Thron:
auszutheilen euren Lohn.

Indem sich dieses mit dem Schall verlore / liesse sich der Durchleuchtigste Musen-Fürst / mit seiner Gefertschafft / in unbeschreiblicher Herrlichkeit nider. Seinen Stralen-Thron gewölbte der gezwölften Thiere Kreis / an welchem sich sonderlich / über seinem Haubt / der Himmel-Hammel regte / und unzähliche Glanz-Funken aus seiner Gold-Wolle schüttelte: den doch der nahe Stier abzustossen / mit den Feuer-Augen undFlammen-Hörnern drohete. Hingegen schienen die Neben-Gestirne zu schlummern / indem sie mit den Blick-Blitzen ihrer gleichsam blindselnden Augen / gleich den köstlichsten Diamanten spielten. Unten stellte sich eine blaue Wolke zu seinem Fus-schämel / welche Irismit ihrem Opal-Pinsel ausgezieret hatte. Er Apolloselbsten ware / bey dieser Pracht-Herrlichkeit / das Schauwürdigste. Seine Liecht gerollte Haar kröneten nicht nur die Scheitel / sondern küsseten auch / durch etliche Flatter-Lokken die Schultern. Um deren Linke er die Helfte seinesGold-Gewands geschlagen hatte / welches sich mit der andern in dem Schos wieder samlete: gleich als ob es / mit vereinigten Stralen glanz das Schnee-gebürge seiner obern Leibs-blösse schmelzen wolte. Zu seiner rechten Hand / welche die Zyther hielte / stunde seine Halb-Schwester Minerva, welche sich Ihme / als eine Kunst - undWaffen-Fürsteherin / zu Diensten darstellte: gleich wie hingegen / zu der linken / der stark-dapfere Hercules, zur Beschützung / und der behende Kunst-redner Mercurius, zur Versendung aufwärtig waren. Uber Ihn schwebte die Blumen-holdin / Flora/ welche den bunten Reichthum aller frühen Frühlings-Kinder / zu seiner Ergetzung / ausstreuete / und Ihme hiemit zugleich / für verliehenen Wachsthum derselben / dankete. Weil sie sich aber hierinnen etwas verschwenderisch erwiese / und den Thron-boden mit den Ruch-reichesten Narzissen / Zeitlosen / Hyacinthen / Fritillarn / Perser-Schwerteln / Kaiser-Kronen / Tazeten und Violen besäete: ordneten ihr die Huldinnen etliche Flügel-Liebigen* Cupido. zu / die ihren leeren Schos nach und nach wider anfüllen musten. Eines derselben brachte auch ein / mit allerley Kunst-zeuge döhnendes / Frucht-horn: welches er dem grossen Kunst-Gott/ mit demütiger Ehr-bezeugung zu den Füssen legte / und dessen Vorraht auslegte. Es hatte sich dieser Durchleuchtigste Prinz eine kleine Zeitweile mit seiner Kunst-Schwester unterredet: als der inzwischen abgetretene Mercuriuswider kame / und seinem Gebieter das Anwesen der alten Helden-Kaiserin Germania/ welche gnädige An - und Abhöre verlangte / anmeldete. Apollo(nach dem er in der Stille mit Minervaeinen kurtzenRed-Wechsel gepflogen) ertheilte gleich hierauf gedachtem Götter-Boten den Befehl: diese hohe Matron seiner Gnade zu versichern / und sie ohnverzüglich seinem Throne zuzuführen. Teutillis, welche die Gegenwart ihrer Gebieterin / mit Freuden von den Musenverstanden / folgete / mit Verlaub derselben / diesem grossen Abgesandten / Jener ihre Dienstbegierde schuldigst zu zeigen.

Bald hernach erschiene die hochbesagte Regentin in ihrem Kaiser-Schmuck / vom Mercurius,und nach-begleitet von Teutillis. Ihre Kron / die theure Haubt-bürde / (worinnen der höchsteTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VII]Stein-Adel versammlet schiene) zeugte von ihrer höchsten Stand-Würde. Gleichwie der Zepter in der rechten / und der Reichs-Apfel in der lincken Hand bezieleten: daß sie ein grosses Theil des Welt-Rundes nit nur zu beherrschen / sondern auch zu halten und zu erhalten hätte. Ihr mit schwartzen Adlern durchwürktes Gold-Stuck wurde von dem Talar-Purpur meistens bedecket: welchen / unter der Brust / ein herrliches Kleinod zusammen hielte. Als sie sich den Musennäherte / stunden sie nicht allein insgesamt auf: sondern bezeugten ihren geneigten Ehr-Willen mit tiefer Leibs-Neigung. Apolloselbsten / nach dem Sie fast an seinem Thron gelangte / und sich zur Knie-senkung bereitete / trate ihr entgegen / erhebte sie mit der Hand / und trug ihr / so wol mit einer sondern Geberden-Huld / als durchdringlicher Wort-kürze den Neben-Sitz auf: welchen Sie auch / aus Ehr-Schuld gegen seinerBefehl-Gnade (wie sie sich entschuldigte) anname. Hierauf winkte sie ihrer Nachtreterin Teutillis(so sich inzwischen neben den Mercuriusgestellet hatte) daß sie den Vortrag / den sie ihr zuvor in den Mund geleget / nunmehro eröffnen solte. Diese wolte ihren Befehl fusfällig vollziehen / wurde aber von ihrem Seiten-gesellen / Mercurius, daran gehindert / der ihr die Rede nicht ehe verstatten wolte / bis sie sich aufgerichtet hätte. Deßwegen sie sich auch etwas erhube / und hierauf also anfienge:

Durchleuchtigster Himmel Fürst / grosser Erhalter des ganzen Welt-Rundes / und mächtiger Beschützer des Musen- Reichs. Gegenwärtige / meine[hohe] Gebieterin / die Helden-müthige Kaiserin Germania, erinert sich noch allzuwol / daß ihre Untergebene / vor grauen Jahren / von einem blinden Irr-wahn verleitet / alleine die Mars-Altäre mit Menschen-Blut angeröhtet / mit dem Opfer-Feuer erhitzet / und mit Asche der streitbaren Rosse / Raubsichtigen Wölfe / Spurkündigen Hunde / wachsamenHanen / und scharfsichtigen Habichte (die sie seinen Neigungen gemäß achteten) beschweret hätten. Dieweil sie auch meistens seine Geist-regungen fühleten / mehr mit Waffen als Würfeln / Keulen als Kielen / spieleten / Kriege vor Krüge liebeten; und ihre Thaten / nit mit Dinte sondern Blut / nit in Baumkleider sondern Feindes-gleider zeichneten. Dannenhero es nicht Wunder wäre / wan Ihro Durchleuchtigkeit / die Jenige Sie mit schuldiger Beehrung übergangen / mit ewiger Ungnade angesehen / und sie ihnen selbsten / in ihrer Sitten-Wildniß gelassen hätte. Diesem aber ungeachtet / hätten Sie nach und nach ihreGunst-stralen auf diese unerkäntliche schiessen / und ihnen einige Funken der Kunst-liebe beykommen lassen: bis sie endlich in ein helles Feuer ausgebrochen wären. Welches eben damals die reineste Flammen lohen lassen / da die Selbst-Wut ihrer Bürger und Würger die wilde Kriegsglut mit der Fettigkeit ihres eigenen Bluts am meisten entzündet hätte. *Der hoChLöb LIChen FrVChtbrIngenDen GeseL LsC hafftVrsprVng. Besiehe hievon den nen sprossenden Palmenbaum p s. a.m.Dann / damit jene genehret und dieser gewehret würde / hätte / aus sonderem Himmel Trieb / der grosse Ascenas- Nefe und theure AscaniensHeld / Der Nehrende/ einen Palmenbaum gepflanzet: mit dessen Holz und Oele die Kunst-flamm zu erhalten / und mit dem darausfliessenden Wasser die Mißgunst-Brunst zu dämpfen; und also hiedurch kluge Sprach Liebe an und altes Vertrauen wieder aufzurichten. Welches Ihm auch so weit geglücket / daß besagter Baum / mit rühmlicher Bey-hülfe seiner hohen Nachfolgere / in einen fast tausend-stämmigen Hain erwachsen / und bishero so trächtig gewesen wäre: daß man ihm mit guten Recht den Namen des Fruchtbringenden beygeleget hätte. Weil nun meine Grosgebieterin / mit ihren hohen Söhnen / diese heilsame Würkung der vorgerühmten Gnade des grossen Apolloschuldigst eignet: also ist sie gegenwärtig / mit Ihnen / allhier erschienen / ihren Opfer-Dank auf seineTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VIII]heilige Altäre zu legen; mit demütigster Bitte: die Gabe aus ihrem und der Ihrigen Gemüte zu beurtheilen / sämtliche mit den Huld-stralen eines gnädigen Anblickes zu beglücken / und sonderlich den / seinem Schutz geheiligten / Palmenhain mit ewig-grünen Wachsthum zu segnen. Hiemit wolte sie 2 Kronen / welche der Teutschen Kunst und Tugend Ehren-Zeichen waren / vor dem Throne setzen: welche aber Mercuriusaufname / sie an einem sonder-heiligen Tempel-ort zu bewahren.

Als die Nymfe ihre Rede also geendigt hatte / neigte sich Apollogegen sie / und kehrte sich hierauf nach Germanien, welcher Er in Antwort bezeugte: daß / was Sie von Ihme / durch ihre Anwaltin / gerühmet / Sie mehr seiner Gerechtigkeit zuzuschreiben / als seiner Gnade zu danken hätte. Indem Jene seinen Verehrern Belohnung auszuwägen schuldig wäre: die ihnen Diese herrlich gönnete / und ewig gönnen würde. Welchen Inhalt Mercurius, auf empfangenen Wink seines verbrüderten Gebieters / folgender massen erweiterte: daß man nemlich nit in Abrede seyn könte / welcher gestalt alle Männer der alten Alemannen ihren Gott-Bruder und Bruder Gott Marsso geliebet / daß man sie mehr für seine rechte Söhne / als Diener / halten müssen. Wie man nun solchen Eifer nit beeifern sollen: also hätte man auch ihre Kaltsinnigkeit gegen die Kunst-Gottheiten nicht loben können. Weil sie aber sich hierinnen nach und nach also gemässiget / daß beederseits ihre Verehrung fast wagrichtig bestanden und noch bestünde: also könte ihnen das Kunst-reich / ohne Verletzung der Gerechtigkeit / weder Gnade noch Hülfe absprechen. Sintemal dasselbe selbsten nit nur durch seinen eigenen Kunststab gestützet: sondern auch durch der anwesenden Schwester Lanze beschützet werden müste. Als welcher deßwegen ihr verbrüderter Regent nicht nur das Weisheit-Fürstenthum sondern auch die Kriegshaubtmannschafft verliehenhätte. Weil man kein Reich ohne Dapferkeit erhalten / und ohne Klugheit regieren könte. Würden demnach die redliche Teutsche noch ferner den Helm mit dem Kunst-hut abwechseln / die Feder von jenem in die Hände nemen: und von diesen auf jenen stecken. Die Musen- Stille unter dem Waffen-gerassel lieben / und bey diesem jene zu üben wissen: wie sie gegewärtigerKunst - und Tugend-Tempel ferner errinnern würde. Hierauf erhube sich Apollovon seinem gestirnten Thron / und name / mit seiner Reichs-Schwester / die Kaiserinin die Mitte. Welcher Teutillisnachtrate und führte sie dem Tempel zu / mit diesem / an Mercuriushinterlassenem / Befehl: daß man die Preiswürdigste / Teutsche Helden / mit ihrer berühmten Kunst - und Tugend-Gesellschafft ungesäumet einholen / gebührlich empfangen und zu dem Tempel nach-begleiten solte. Wozu sich Dieser nicht nur bereitete / sondern auch den beeden Musen- Chören den Willen ihres Fürstehers ankündigte: welche ihnfreud - und folgwillig vernamen. Dieser Tempel ware auf der obersten Mittel-Höhe des Parnassusgegründet / von weissem Parischen Marmel in die Runde aufgeführet / mit Vier und Zwanzig / auf Korinthische Art ausgearbeiteten / gleichen Seulen unterstützet: derer zwischen-Raum / jeder von 8 Schuhen / ringsum geöffnet bliebe. Oberhalbs waren ihre Bögen mit verguldten Festinen / oder Frucht-gebänden gezieret / und der ganze Bau mit gleichen Kupffer-blächen bedachet. Innen sahe man unterschiedliche / von Porfyr / Jaspis / und gesprengten Marmel aufgeführte Altäre / verguldte Zeder-Tafeln mit erhabenen Sinnbildern und eingeschnittenen Red-Sprüchen / manche herrliche Trofaeen oder Siegs Zeichen: welche / zum ewigen Ehr Gedächtnüs der Klugdapferen Helden verwahret hiengen. Die Mitte zeigte einen Oval geformten / und mit dichten Gold-stralen Rand besetzten Doppel-Thron: dessen beede Neben-Seiten / jede 5 Zeder Stüle /TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [IX]zu gewönlichen Musen-Sitzen / darstellten. Es hatte sich aber Apollo, und auf seine Zurede / Germania, auf besagten Thron kaum nidergelassen; denen Minerva, und / auf ihre Anweisung / Teutillis/ in die Ober-stüle der Neben-Seiten beygetreten: als Famader Helden Ankunfft mit[ihrem Trompeten-Schall] verkündigte: denen auch die Musen, so noch auser dem Tempel waren / sämtlich entgegen kamen. Der bekante Götter-bot führte / als Marschall / mit seinem Schlangen-Stabe die Reihe. Ihme folgeten die dreyOber Häubter. hohe Oberhäubter des Hochlöblich-Fruchtbringenden Palmen-Hains/ Der Nehrende/aIhro HochFürstl. Durchleuchtigk. H. Ludwig Fürst zu Anhalt / Graf zu Askanien/ etc. etc. etc. des Ordens Urheber Hochseel. And. SchmackhaftebIhro HochFürstl. Durchleuchtigk. H. Wilhelm / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. Hochseel. G.und Wolgerathene:cIhro Hochwürdigste Fürstl. Durchl. H. Augustus / postulirter Administrator des Primat - und Erzstiffts Magdeburg / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. Von welchen sich Beede Erste aus den nimmer-welken / Elysischen / Palmen-Wäldern anhero verwandelt hatten. Sie waren mit alt-Römischer Helden-Rüstung gewaffnet / und hielte jeder einen Palmen-Zweig / und wurde ihnen eine fliegende Fahne / vom grauen Atlas / (welcher ein Palmen-baum / als das allgemeine Gesellschafftszeichen / mit der Unterschrifft: Alles zu Nutzen. eingesticket war) beygetragen. Hinter Diesen hielte sich einzlich in der MitteKönig. der wahrhafftig so genante Erhabene/dIhro Königl. Majestät in Schweden / etc. etc. etc. Carl Gustav / Pfalzgraf bey Rhein/ etc. etc. etc. etc. Glorwürd. G., als dessen Löwen-mütige Dapferkeit Ihn von dem Fürsten-Stul auf einen Nordischen Thron gesetzet: Welches sein Gold-gekrönter Helm und umgehülltes Purpur-gewand bezeichnete / und kam er gleichsfalls aus ElysienChurfürsten.herbey. Die dritte Reihe bestunde in dreyen / Reichs-getreuen / hohen Chur-Häubtern / welche die Ordnung ihrer Ordens Einname (wie andere / und zwar jeder in seinem Stande) hielten / nemlich der Aufrichtende/eIhro Churfürstl. Durchleucht. H.H. Georg Wilhelm zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc. etc. Höchstseel. G. Untadeliche/fIhro Churfürstl. Durchleucht. H. H.Friederich Wilhelm / Markgraf zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc. etc. und Preiswürdige:gIhro Churf. Durchl. H. H. Johann Georg / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. etc. Von welchen der Erste aus gedachten heiligen Seelen-Hain die theure Palmen-Gesellschafftmehren wollen. NachHerzogen Ihnen führte die Herzog-Schaar der Hochseelige Käumende/hIhro Hoch Fürstl. Durchl. H. Johann Ernst der Jüngere / Herzog zu Sachsen WeinmarHochseel. And. etc. etc. etc. etc. welchem Sechzehen gedritte Glieder nachtraten. Markgrafen. Der kluge AbwendendeiIhro Hochf. Durchl. H. Johann / Markgraf zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc.hatte ein einiges gleiches /Landgrafen. der Dapfere Kitzlichek Ihro Hochf. Durchl. H. Wilhelm / Landgraf in Hessen/ etc. etc. etc.aber drey Glieder / Jener der Mark-Dieser der Land-grafen / zum Gefolge: Welchen Zwey gevierdtePfalzgrafen. Pfalz-gräfliche nachkamen. Die Kunst-schützende Fürsten-Schaar hatteFürsten. sich in Sechs gedritte Schichten gesetzet: Welcher die Gräfliche Palmen-Gesellschafftnachahmen /Grafen. und sich in zwanzig theilen wolte. Dieweil aber die Berg-Fläche diese Anzahl nicht fassen konte / musten sie die Ordnung so lang aussetzen: bis ihnen die Vorgehere / durch ihren Eintrit in den Tempel / denFreyherrn. Platz raumeten. Der freye Herrn-Stand / so in mehr dann dreissig Häubtern bestunde / ware im Aufsteigen nochEdle und Geiehrte. sehr bemühet. Welchem so wol der Waffen - als Kunst-Adel / neben andern Sinnreichen Geistern / mehr als Sechshundert stark / embsig nachsetzete / und / durch ihre und ihrer Preiswürdigsten Anführere Fusstapfen / diesen unwegsamenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [X]Pfad sehr wol bahnete. Die aufwärtige Musentrugen inzwischen eines Mut - und Mundes die Bewillkommung der Elysischen Ankömlinge ihrer Schwester Uranieauf: Weil sie dieser verhimmelten Helden-geister beste Kundschafft hätte; mit dem Erbieten: anderen ihreEhr-Schuld abzustatten. Welches sie gern übername / und dem Hochseeligsten Nehrenden/ nach anständigen Ehr-geberden / mit diesem Ruhm-zeugnüs grüssete:

Aus AscenasAschen ist Dieser theure Fönix worden /
der uns in Ascanienhat gestifft den Palmen - orden.
Konte sich Germanienan viel solche Ludwighalten:
Würde leichtlich einer nicht ihres Reiches Würde spalten.

Nach beed-seitiger Ehr-neigung wendete Sie sich zu dem Nectar-schmeckenden Schmackhaften/ welchem sie ihre Grus-Schuld mit diesen Lob-zeilen zahlen und zugleich auf vorigen zielen wolte:

Unser Chor / ô theurer Fürst! Dich / den Arzt und Vater / heisset
Witz-vermähltes Meel von Weitzen gab uns Jener zu dem Brod:
Mit Schmackhafter Sinnen-Frucht hat nur deine Hand gespeiset /
und die Raute war die Rute / die der Kunst - Gifft machte Tod.

Thalialösete hierauf ihre Gespielin ab / indem sie ihre Zunge / gegen den Durchleuchtigsten Wolgerathenenmit dieser Ehr-Ansprache lösete:

Des Apolloweiser Raht ist / wie allzeit / wol - gerathen /
Der Dich / Kunst-Held / zu den Fürsten sei - ner Söhne wehlen hieß /
und denselben / wie auch Uns / diese Botschafft sagen ließ:
Ihr schreibt euch noch alle müd / nur an seinen klugen Thaten.

Hierauf trate sie und Euterpezu beeden Seiten / und versetzte gleichsamdiesen theuren Helden-Klee in das Tempel-Feld: allwo Ihn Apollomit seinen Gunst-stralen beleuchtete / und Diese Kunst-Häubter zu sich in die Oberstellen der Neben-Stüle führen liesse; welche ihnen Minervaund Teutillisallbereit abgetreten hatten. Uranie, ihres aufgetragenen Ambts ingedenk / erhube sich inzwischen zu den Himmel-Erhabenen/ welchen sie in tiefster Demut mit folgenden Ruhm-Zeilen empfienge:

Held / der du Oliven hast der Teutonie ge - geben /
und hingegen Lorbeer brachst / und sie brach - test Norden ein.
Selbst die Götter musten Dich dort erhaben heissen leben:
weil der gröste Thron allhier Deiner Tu - gend war zu klein.

Nachdem Polymniaund MelpomeneDiesen Gold-gekrönten Helden zwischen sich namen / und dem Tempel zuführeten / verrichtete Uranieihren Befehl / gegen den ewig-aufgerichteten Aufrichtenden/ mit folgenden Nachruhm seines Kunst-Eifers:

Könte uns / wie er nicht kan / Jupiter, der Va - ter / hassen:
hätt uns doch der treue Sinn Dieses Helden nicht gelassen.
Wann die schwartze Höllen-Götter unser wei - ses Reich zernichtet:
hätte es doch seine Hand längsten wieder auf - gerichtet.

Hiemit bekleidete sie seine rechte / Clioaber die linke Seiten / und begleiteten Ihn also zu der Tempel-Gesellschafft. Kalliopeaber neigte sich gegen seinen untadelichenChur - und Tugend-Erben / dessen unvergleichliche / mit der Kunst-Huld vermählte / Dapferkeit sie also beherzte / daß sie Ihm das grosse-Vertrauen ihrer Zunft-Schwestern mit folgenden Worten entdeckte:

In Dir / grosser Brennus-Held/ wir den Ale - xanderschauen /
In Dich / ohne Tadel doch / schlosse sich sein dapfrer Geist.
TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XI]
Warum solten wir dann nicht / weil es selbst der Himmel heist /
mehr auf Deinen harten Stahl / als sonst wei - chen Purpur trauen?

Nachdem sich Terpsichorezu einer Gefehrtin angegeben / wanderten sie beede auch / mit diesem grossen Helden / den vorigen nach / und begaben sich in den Tempel. Eratoware allein von ihnen noch übrig / die ihre Ehr-Schuld in der Bewillkommung noch nicht abgeleget hatte. Deßwegen sie den Hohen Preiswürdigenmit diesem Ruhm-Ruf grüssete:

Komm / und lesche deinen Durst /Kunst - und Gunst-erhitzter Geist.
Unser Huf-brunn schwellet schon seinen klaren Silber-Fluß.
Der dein weisses Sachsen-Pferd hält für sei - nen Pegasus:
weil Dich / als Bellerofon/ unser gantzer Or - den preist.

Hierauf trate sie linkseitig den / nie würdig genug gepriesenen / Preiswürdigenin den Tempel einzuweisen: welcher Uranieaus demselben entgegen kame / sich zur andern Seiten fügte / und also Diesen theuren Chur-Klee dem Vorigen / in dem Tempel zugesellte. Weil nun alle Musenzugegen / wurde mit dem Opfer ein Anfang gemacht. Sie selbsten öffneten einen Zeder-Schrein / aus welchem sie unterschiedliche Blumen und Zweige namen: die sie zum Opfer dahin beygeleget hatten*V. Natal. Com.Mytholog. I. IV. C.IO. und begrüneten damit einen Jaspis-Altar. Uranieund Kliobrachten Himmelfärbige Hyacinthen / welche ihrem Gebieter sehr genem waren: weil er seinen / vom Zefyrertödeten / Liebling ehdeßen in diese Blume verwandelt hatte. Thaliaund Kalliopestreueten die niedrige Heyde*Myrica. auf: aus welcher sie auch weissagten: Euterpeund Terpsichoreschmückten den Altar mit Lorbeer-kränzen / als einem grünen Denkmal der unfruchtbarenLiebe ihres Fürsten. Polymniaund Eratosetzten Oliven hinzu. Melpomeneallein bewarf ihn mit Beer-reichen Wachholder Aesten. Letzlich kamen die Helden / und legten / mit gebogenen Knien / ihre Palmen bey. Nach diesen erhube sich Germaniaaus ihrer Thron-Stelle / und verfügte sich / mit Teutillis/ zu einem Porfyr-Altar: Worauf sie ein Sonn-gestaltes / mit kostbaren Diamanten reichverherrlichtes Kleinod nidersetzte. Deme Teutillisdie beede / von Mercuriuswider eingereichte Kronen beystellte. Die hohe Palmen Gesellschafftfolgte auch dahin / und legte der Nehrendeunterschiedliche mit feinen Gold-blechen gebundene Bücher auf: welche theils aus dem Malvezzi, theils aus dem Petrarchaund andern Ausländern geteutschet / theils von Ihm selbst verfasset waren. Der Schmackhaftesetzte etliche heilige / von ihm gedichtete / einem Gold-Kästlein eingeschlossene Geist-Lieder hinzu. Welchem der Wolgerathenedas / in Gold-geprägte / und mit Edelsteinen herrlich versetzte / Gesellschafft-Zeichen / neben der Namen-Rolle / in einer Goldgetriebenen / verschlossenen-Muschel hinzu thäte. Denen die andere Helden mit gleich-herrlichen Opfer-gaben nachgiengen. Indessen hatten die Musenden dritten Altar umgeben / welcher von bunten-Marmel aufgeführet war. Auf diesen legten sie einen frisch-abgekehlten Schwanen in das Opfer-Feuer: welches mehr Flammen von dem / häufig aufgestreueten / Weihrauch / als dem unter gelegten Holze / über sich walzete und die ganze Tempel-Gegend mit holden Geruch erfüllete. Dieser triebe die noch an-wandrende [ Palmen-Gesellschafft]zu mehr-hastiger Nachfolge an: weil Sie hieraus von den angefangenen Opfer-gebräuchen leichtlich weissagen konten: denen sie beyzuwohnen sehnlich verlangeten.

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XII]

In einer Kürze war der Tempel mit diesen Edlen Kunstgenossen durch und durch also angefüllet: daß ihre Ordnung / wegen der Menge / nicht wohl mehr zu unterscheiden war. Weil ich dieses bey mir ohnschwer erachten konte / triebe mich der Fürwitz hinbey zu schleichen / und dem Gedränge einzumengen: welches mir auch also glückte / daß ich / unerkant / alles mit ansehen und hören konte. Ich beobachtete nach kurtzen Anwesen / viererley Opfer-arten: derer die erste im Gold / die andere in Schrifften / die dritte in Thieren und die letztere in Blum - und Baum-geschlechten bestunde. Ich vername auch aus dem Gespräche / welches die Musenmit Teutillishielten: daß die kluge Schrifften / von Apollo, dem Golde fürgezogen: diejenige aber / die nach geilen und schmäh-süchtigen Federn stincken / an einen unreinen Ort verdammet wurden; wohin man sie / mit dem Mist der Opfer-thiere zu verwerfen pflege. Wiewol von dieser Preis-würdigen Gesellschafft nie keines einkommen wäre / welches man den Auswürflingen beygesellen können. Weil der Porfyr-Altar nicht alle Sinn-geburten dieser Kunst-berühmten Opfer-Helden fassen konte: nam sie Mercuriusnach und nach hinweg / und stellete sie / mit lauter Benennung der Verfassere und des Inhalts / in richtiger Ordnung / dem Apollo, auf einer langenZeder-Tafel / für. So viel mir mein Gedächtnüs von dem Ausruf der ersten Tracht noch beyträgt / lautete er also:*V. Der neusprossende Palmen-baum p. 430. u. a. m.

Der unveränderlichehat geopfert

/ und

.

Der Kitzlichehat die Musenmit

beehret.

Der Wolgenanntehat Ihm unsere Uraniedurch zierliche und wolgegründeteBeschreibung der Stern-Weisheit verpflichtet.

Der Befreyendehat den Altar mit der

/ wie auch mit

gezieret.

Der Fütterndehat die Eitelkeit der Welt dem Edlen Kunst-Reich gewidmet.

Der Nachfolgendeund Friedenreichehaben den Apollo-Tempel mit dem Kunst-opfer ihrer eigenen Red Zierden beschenket. Der Siegprangendehat ihm nicht nur unsere Thalia/ mit seinen Sing-spielen / und die Kliomit den Geist-liedern: sondern auch das ganze Kunst-Reich / mit der unvergleichlichen

und

verbunden.

Man konte die Freude hierüber aus des Durchleuchtigsten Apolloheitern Blicken warnemen / welche sich auch mit der Opfer-zahl grösserte: indem Mercuriuseine andere Bücher-Schicht auf der Tafel brachte / von welcher Er also redete:

Der Vielgekörntehat viel Körner seines Sinnen-Weihrauchs mit ewigem Gerücht-Ruch auf unseren Altar gebracht: indem Er ihn mit

/rasenden Roland und vielenKling - und Kunstgedichten bereichert.

Der Festehat uns

und

des Malvezziverfolgten David

übergeben.

Der Unverdrossenehat uns den

erstattet.

Der Friedfertigehat uns seineTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XIII]durchdringende

zugefertiget.

Dem Geheimenhat das Kunst-Reich

zu danken.

Der Förderndehat

die Bündnisse Gottesmit den Menschen

/des TheophrastSeelen-Unsterblichkeit and des TheophrastSeelen-Unsterblichkeit / und viel

Andacht-Gedanken von der Römischen in seine Sprache gefördert and Andacht-Gedanken von der Römischen in seine Sprache gefördert

/ und die Kunst-opfer damit gemehret.

Der Gleichfärbigesucht uns mit seinen

zu erqvicken.

Der Erwachsendehat seinen

/ zum lesen / auf unseren Parnassversetzet.

Der Leidendehat einen Band seiner gebundenen Reden geliefert.

Der Unglückseeligehat uns mit Beyführung

/Kolloandro /Eromena und

/ neben vielen andern herrlichgeteutschten Schrifften / beglückseeliget.

Der Kunstliebendehat sich erwiesen / wie er heist / und sich und uns mit seiner

beschützet / und dieselbe / neben vielen andern / hier beygeleget.

Der Sinnreichehat die

nicht nur an das Liecht: sondern gar hiehero / zu den Musen-Himmel geführet.

Der Hülfreichehat dem Kunst-Reich reiche Hülfe erwiesen: in dem er den

vest einzurichten /und Uranienvon ihren Vermessenen / unbekanten Profeten befreyen / und uns damit begaben wollen.

Weil inzwischen der Altar von neuen Schrifftopfernan - und aufgehäufet worden / traten die Musendem Mercuriuszu Hülfe; dieselbe den vorigen auf der Tafel beyzufügen. Indem sich Diese / mit Herbeyschaffung und Ordnung derselben verweileten / sammlete sich ein Palmen-Kranz der Edlen Ordensgenossen: welcher den ankommenden Gemeinnützigen/ durch ihren Umstand / gleichsam krönete und mit schönen Freuden-grüssen zierete.

So viel mir mein Gehör und Gedächtnüs damals Treu leisten konte / behielte ichdie Namen des Zerstöbernden/ Fähigenund Befliessenen: als welche in den Vorjahren die Zwist-Spreuer der Teutschen und Nordischen Helden völlig zu zerstöbern / und Germanien/ nach dreissig-jähriger Blut-stürzung / in die verlangte Ruh zu setzen / wegen ihrer Klugheit und Bemühung so fähig als befliessen waren. Es konte der Gemeinnützigedas süsse Andenken ihrer Wolgunst / womit sie Ihn / in der vorigen Friedens-Geburt-Stadt* Münster. / verpflichtet / bey dieser Erneuerung / nicht sattsam rühmen: gleichwie Sie hingegen Ihm ihre ewige Huld-Schuld eigneten / und sich über seinen unvergleichlichen Kunst Eifer / bey so Ehr-greisen Jahren / höchst verwunderten. Sie widerholten zugleich die Ehren-gedächtnüsse ihrer damaligen grossen Gönnere und Freunde / welche / bey gedachten / wichtigen / Friedens-Werck / ihr kluges Sinn-Vermögen nützlich angewendet / und ihnen mit Hoch-neigung und Freund-Diensten beygethan gewesen: unter welchen mir öffters der Hohe Schlippenbach/ mit seinem Namen-laut / vor die Ohren rauschete.

Die Opfer-Schrifften stundenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XIV]nunmehro in ihrer Ordnung / und verursachte Mercurius, mit seinem Ruff-Anfang / ihr Gespräch-Ende. Welcher sich mit tiefer Ehr-neigung gegen seinen Fürsten wendete / und bezeugte: daß auch der Vielgebrauchtesich in zierlichenRed - und Gedichtarten / gebrauchen lassen / und solche anhero gebracht hätte.

Der Knopfigtehätte seine tiefsinnige Gedichte / zum auflösen / übergeben.

Der Nutzbarewäre / mit mühsamer Ubersetzung des Geist-fürtrefflichen / von

/ dem Kunst-Reiche nützlich gewesen.

Der Gekröntehätte schon längsten den Altar mit seinem Schrifften-Gold gekrönet: welches man / zum Gedächtnüs / wider beygetragen hätte.

Ingleichen wären des SpielendenKunst-Wercke in der MusenErtz-Schreine verwahrlich geblieben / und hätte man nur die Verzeichnüs derselben hiebey gebracht.

Des Suchendenvollkommenes

wäre / neben seinen heiligen Sinn-geburten / allhier zu finden.

Von des RüstigenOpfer-Menge hätte man diesesmal nur seine

hiehero versetzet.

Des Vielbemühetenmühsame Reisen / undGeist-geziertesRosen-Thal könte man / auf demMusen-Berge / und zwar allhier / sehen.

Des Träumendenwachsamer Fleis ruhete auf dieser Tafel.

Des Wolsetzendenwolgesetzteund wol übergesetzte Wercke wären andern hier beygesetzet.

Von des ErwachsenenKunst-Feder (welche den Erz-schrein mit ihren Welt-bekanten Schwanen-geburten vorlängsten bereichert hätte) wüden dißmal nur

/ und

/ als neue Opfer-gaben / hiehero geliefert.

Dem Sprossendenwäre nicht nur der Palmen Orden/ sondern das ganze Kunst-Reich hochverbunden: und hätte man hier die Rolle seiner Sinn-Arbeiten / neben

/ zubetrachten.

Der Unsterblichelebte / mit grosser Freude der Musen/ in seinen Trauerspielen.

Der Rondeverewigte sich in seinen

.

Aus des ErkohrnenKunst-Gedanken hätte man Sein Je länger je lieber /den Sieg-Pracht der Dicht-Kunst and den Sieg-Pracht der Dicht-Kunst / und die bezauberende Musica / neben vielen übersetzten Engelischen Schrifften / zur heutigen Beyfügung erkohren.

Es wäre auch sonderlich der Gemeinnützigeerschienen / welcher den gemeinen Nutzen so wol des Kunst - als teutschen Reichs mit ungemeinen Eifer beförderte / und männiglich ansporete: daß man Kunst und Tugend / Hoheit und Geschicklichkeit / Ehre und Verdienst / paaren mögte. Wie solches gegenwärtige seine

/ wie auch die

/ welcheTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XV]den Alten verehret worden / und anderes mehr / zur Genüge beglaubten.

Es wolte Mercuriusmehr hinzu setzen / aber Famafiel ihm / mit hellen Posaun-gethöne / in die Rede: welches sich auch nicht eher endete / bis die vier Haubt-Windesolchen Lobschall / ihn fürter zu tragen / übernommen hatten. Hierauf erhub sich Apollovon seinem Throne / und bezeugte / mit aller anhörenden Ehr-Furcht / sein gnädiges Gefallen / über abgelegte Opfer-gaben / mit folgender Rede.

Ihr Söhne habt hiemit den Opfer-Dienst gethan:
Wir sehen Ihn und Euch mit Gnaden-Bli - cken an.
Den Orden ordnen wir / zu unsern Musen - Chor /
und seinen Palmen-Baum / den Lorbeer-ä - sten vor:
Weil ihr das Kunst-reich habt mit reicher Kunst gemehrt /
und unsern Tempel-bau mit Gut und Blut geehrt.
Mercur, schreib du dem Buch der Ewigkei - ten ein:
Teutillissoll hinfort die zehnde Musaseyn.

Nachdem solches mit einem Goldgemengten Zeder-Safft verrichtet war / wendete sich der grosse Musen-Fürstabsonderlich zu der Kunst-edlen Schaar / die ihm das Schrifft-opfer gewidmet hatte / und ertheilte ihr diesen Abschied:

Nun so gehet / meine Söhne /
Zu der schönen Hippokrene/
tauchet in den Qvellen-Wein
eure holde Lippen ein.
Schlürft aus dem geschmolznen Eise
feine / reine / Dichter-Weise /
und erhitzet euren Mut /
mit der Geist-Glut / aus der Flut.
Wann die andre / die nur Reimen
mit dem Pech des Pöbels leimen /
krönt ein rauhes Nessel-blat:
soll der kluge Musen-Raht /
eure Scheitel zu beküssen /
meine Lorbeer reichen müssen;
die kein Nord-wind stösset an /
noch der Blitz versehren kan.

Die Famabliese hierauf zum Abzuge. Apolloführte Germanienbey der Hand / Mercuriusaber / die von 7. Musenbegleitete Helden / zu der Tafel: welche inzwischen Minervaund Florain einem sondern Tempel-Zimmer beleitet hatten. Teutilliswurde von Kliound Kalliopezu den Pegasus-Brunnengeleitet / aus welchem zugleich viel edle Palmen-genossen ihren Kunst-Durst leschen wolten: den sie doch mehr anfeureten.

Der Blumen-hirt (welchem sein Unvermögen kein anderes Opfer zuliesse) setzte einen / aus dem Grase aufgefangenen Heuschrecken / seine Gesang-liebe zu bemerken / in den Altar-Brand. Welches den Musenso gefiele / daß sie ihn / auf beykommendes hohes vor-Wort von Teutillis/ der Floraempfahlen. Die ihn / als ihren alten Diener / nit nur erkante / sondern auch dem Zefyrübergabe; der ihn / seinem Verlangen nach / auf die linde Fittige name / über die angelegene Felsen / Berge / und Wälder führte / und ihn eilend widerbrachte zu seinen vorigen Triften hin Aus.

M.

[figure]
TA 1680, Iconologia Deorum, Bericht an den Buchbinder

Bericht an den Buchbinder / wo die in Kupfer gebrachte Figuren sollen eingele - get werden.

Der Haupt-Titul in Kupfer soll seyn des Buchs anderes Blat / als nach dem kleinen Titul.

Des AutorisContrafet gleich nach der Dedication.

Des Parnasses von der Fruchtbringenden GesellschafftKupfer folget nach der Erklärung des Kupfertituls.

Lit. A. als der Chaosin Kupfer / nach dem Ehren-Preiß des Palmen-Hains / und vor der kurzen Erklärung aller Kupfern.

B. nach pag. 10. C. nach pag. 12. D. nach pag. 34. E. nach pag. 46. F. nach pag. 62. G. nach pag. 72. H. nach pag. 84. I. nach pag. 90. K. nach pag. 92. L. nach pag. 96. M. nach pag. 110. N. nach pag. 126. O. nach pag. 130. P. nach pag. 142. Q. nach pag. 146. R. nach pag. 165. S. nach pag. 160. T. nach pag. 162. V. nach pag. 170. W. nach pag. 174 X. Y. nach pag. 180. Z. nach pag. 184. AA. nach pag. 190. BB. nach pag. 194. CC. nach pag. 196. DD. und EE. nach dito. FF. und GG. nach pag. 198. HH. nach dito. II. und KK. nach 200. kurtze

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel A.
[figure]

der Chaos

Frigida pugnabant calidis. Corpore in uno. humentia siccis ouidj. Metam.

cum Privil: S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [I]

Kurtze Erklärung Aller zu diesem Werke gehöriger / in Kupfer vorgestellter / und / um besserer Ordnung willen / mit gewissen Römischen Buchstaben bezeichneter Figuren.Billig machen wir den Anfang zur Heydnischen Göt - terbildung und deren Beschreibung von demjenigen / wovon alle Dinge ihren eigentlichen Anfang und Ursprung haben / nemlich dem Chaos/ worvon mit mehrern handelt die Erste Platte /Lit. A.

Chaos. CHAOS heißt denen ältisten Poeten anders nichts / als eine / in einander vermischte und vermengte Massam, oder Klumpen; woraus Himmel / Erde / Meer / Hölle / Nacht und Tag entstanden sind: Und scheinet fast / daß eben derjenige Abgrund / oder leere Raum hierdurch zu verstehen / dessen im Buch der Schöpfung von Moseselbst gedacht wird. Dieweil nun aber eben diejenigen Poeten Chaosfür der ältisten Götter einen gehalten / so schreibt dannenhero Virgilius/ in seinem Trojanischen Krieg / Chaosund PhlegetonseyenHöllen-Götter gewest / benebenst der Göttin Hecate; denen die Heidenschafft göttliche Ehre erwiesen. Im Ubrigen haben etliche dafür gehalten / der Vatter aller heidnischen Götter / und der gantzen Natur / habe Demogorgongeheissen; welcher im untersten Abgrund der Höllen / und in dem Stygischen Fluß/ anzutreffen gewest.

Platte B.

Antrum. DIese Figur zeiget uns das Antrum oder die vertieffte finstere Höle / zu deren Ende die unerforschliche Providentz oder Vorsehung über alle Ding enthalten ist. Vorn an des Antri Thüren sitzet die Zeitoder das Fatum, als ein alter Greiß / der den Geistern unveränderliche Gesetz vorschreibet / und bemerckt allezeit die Verkehrung und Abwechslungen / giebt auch so wohl Lebenden als Sterbenden Gesetz und Ordnung. Ferner wird die Naturaan der Thür gesehen / die hat ein wachsames Augeauf alle Dinge / so hinein oder ausgehen. Die Seelen / welche allda umbher schweiffen / verbinden und vereinbaren sich gleichsam solcher Gestalt mit leiblichen Gliedmassen. Oben über zielt Apollo/ vermittelst seiner kräfftigen Sonnen-Strahlen / auf die Unten stehende Natur/ samt ihrer um sich spielenden Jugend. Der Bär oder Polst-Stern bezieht sich auf den untenher schwebenden kleinen Paradeiß-Vogel / und bezeichnet gleichsam die Axin oder Querstange / um welche das gantze Rund geworffen / und gedrehet wird.

Die umschlungene Schlange / welche ihre Schuppen immerzu verändert / und mit ihrem Munde den Schwantz ergreifft / stellet den unendlichen und stets wiederkehrenden Umschweiff der unbegreiflichen Ewigkeit gar schicklich vor.

Der Zodiacus / oder Thier-Kreis / ist ein eingebildter Himmels-Zirckel / welcher den Aequatorem, zwischen dem Tropico Cancri und Capricorni, in zwey gleiche Theile / mitten voneinander schneidt und scheidt. Derselbige nun wird in zwölf himmlische Zeichen ordentlich eingetheilet / welche mit Nahmen also heissen: Widder / Stier / Zwillinge / Krebs / Löw / Jungfrau / Waag / Scorpion / Schütz / Steinbock / Wassermann und Fische. Folgen hierauf dero Bedeutungen: Der Wassermann ist das Zeichen des Jenners / wodurch entweder Ganimedes/ den Jupiter/ zu seinem Mundschencken / gen Himmel verzuckt; oder vielleicht Deucalion/ angedeutet werden. Der Löw / als ein Zeichen des Heumonden / bedeutet den Nemeischen Löwen / welchen Herculesumgebracht:TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [II]der Schütz / als ein Zeichen des Novembers / ist vielleicht Chironder Centaurus; oder Crotus/ der Euphemae Sohn/ als der Musen Seugamme/ die auf dem Helicongewohnt. Die Zwillinge bedeuten den May / wodurch entweder Castorund Pollux/ oder Herculesund Apollo/ oder auch Triptolemusund Jason/ zu verstehen seyn möchten. Der Steinbock / ein Zeichen des Decembers / gleicht fast der AmaltheaeGeiß / womit Jupiter/ in seiner Kindheit / von seiner Amme ernehrt / und auferzogen worden. Den Krebs / als ein Zeichen des Brachmonden / hatte Junodarum in den Himmel versetzt / dieweil ihn Herculesmit Füssen zertretten / da er wider die Wasserschlange / im Teich Lerna/ gestritten. Der Stier / als ein April-Zeichen / zeigt eben denjenigen Stier an / der die schöne Europamentführt; oder wie andere wollen / die Kuhe Io. Der Scorpion / ist ein Zeichen des Octobers / von welchem Orionauf der Jagt verletzt wurde. Die Jungfrau / als ein Zeichen des Augustus / ist eben die Asträa/ die Göttin der Gerechtigkeit; oder auch Erigone/ des Icarii Tochter. Die Fische / als ein Zeichen des Hornungs / weisen / wie Venus/ und ihr Sohn Cupido/ sich / wegen des Riesens Tiphon/ im Fluß Euphrate/ in Fische verwandelt. Der Widder (oder das Schaaf) ein Mertz-Zeichen / zielt auf das güldne Fließ / so Phryxus/ samt seiner Schwester Helle/ über die Achsel genommen / und in das Hellespontische Meer(daher es auch seinen Nahmen hat) entfallen lassen. Die Waag / als ein Zeichen des Septembers / bedeutet anders nichts / als einen grossen Antheil der Constellation des Scorpions.

Platte C.

1. Demogorgon. DEmogorgonwurde von den Alten vor den ersten der Götter und vor einen Gesellschafter der Ewigkeit geehret / darbey die / rings um ihn hergekrümmte / und in ihren eigenen Schwantz beissende Schlange das Jahr und dessen unendlichen Umlauff bezeichnet. Sein Gewand oder Kleid soll grün seyn / weil diese Farb die Unsterblichkeit bedeutet: daher auch sein blasses Angesicht mit grünen Baum-Mos überwachsen / und er alt / runtzligt / beschattet / und in einer neblicht-duncklen Höle sitzend vorgestellet wird. Diese Abbildung ist nach einem alten Kunststücke in Cristall abgesehen.

2. Aeternitas. Aeternitas, oder die Ewigkeit/ wird auf mancherley Weise abgebildet / unter welchen Faustinasolche auch sehr zierlich vorgestellt / in ihrer Medaglie oder Gedächtnüs-Müntz / durch ein ansehnlich Weibsbild / welches sitzend in der lincken Hand einen Regenten-Stab oder Reichs-Zepter / in der Rechten aber eine runde Welt-Kugel hält: auf der Welt-Kugel sitzet ein Phoenix/ dessen Haupt mit himmlischen Stralen umleuchtet / weil dieser Vogel / gemeinemRuffe nach / durch sein selbst Aufopfferung im Feuer sich wieder verjüngern / und also gleichsam verewigen soll. Dieses Bildes Obergewand soll schön azur oder hoch-himmelblau / das untere aber grün seyn / weil sie jederzeit jung bleibet.

3. Providentia. Providentia Deorum, oder der Götter Vorsehung. Solche hat Julius Caesar/ weil das Keyserthum ihme ohne alles Vermuthen aufgetragen worden / auf folgende Weise bilden und pregen lassen: Sie stehet als ein schön Himmels-Bild / so auf den in der lincken Hand haltendenRegiments-Stab sich gleichsam steurend / und in der Rechten einen königlichen Scepter haltend / der Unter-Welt mit diesen Worten: Providentia Deorum, gleichsam ihren Befehl andeutet. Ihr Obergewand soll schön azur oder hoch-himmelblau / das untere aberlieblich-grün seyn.

4. Janus. Janusder Zweygestaltige/ ist zu sehen unter dem Bilde der Ewigkeit/ zur lincken Hand des mehr besagten Demogorgons. Diese Bildnis eines Mannsbildes mit einem alten und jungen Angesicht / in der lincken Hand einen Stab / in der Rechten aber einen Schlüssel haltend / bedeutet vornemlich die Sonne / dann auch das Jahr und den Frieden / ja / auch beyde Liechter / verstehe das göttliche und natürliche Liecht unserer Seelen.

5. Felicia tempora. Felicia tempora, oder die glückliche Zeiten. Diese Abbildung ist auf solche Weise vorgestellt / wie sie Keyser Constantinus Magnusauf eine Medaglie / durch vier Knaben / mit denen in Handen habenden Kennzeichen der vier Jahr-Theile / ausbilden / darneben die Umschrifft / Felicia tempora; darüber pregen lassen.

6. Saturnus Saturnuswird ins gemein für die Zeit gehalten / ist ein Verzehrer und Fresser / und ein Zerstörer und Verderber aller Dinge / aus genommen des Jupiters/ der Juno/ des Neptunus/ und Pluto/ oder des Feuers / Luffts / Wassers und Erden / als welche sich nicht zerstören und verderben lassen. Und weil er der erste auf der Erden gewest zu seyn geglaubt worden / hat man ihn sehr alt / von einer langen Gestalt / grauhärig / mit einem kahlen Kopffe / und langen Barte gebildet; mit dem rechten Arm umfasset Er ein Kind / und beisset drein / in der lincken Hand aber hält er eine Sense / im übrigen ist er gelb und braun colorirt und angefärbt / und aus einem kostbaren Antichen Agat abgesehen.

7. Apollo. Apollo/ oder die Sonne/ bemercket / daß er ein Gott der Providentzund alles Vermögensseye / und daß einem weisen Manne viel zu hören und zu thun / wenig aber zu reden gebühre / weil er ein Gott/ der alles siehet; er wird in männ - und weiblicher Gestalt / und alsoTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [III]vermischtes Geschlechts gebildet. Wie er sub num. 7. vorgestellt / mit der Lyra oder Harfen / ist er von / einem sehr wohl gemachten antichen Stücke / in einem Orientalischen Agat nachgezeichnet. Das Bild / so zur rechten Seiten auf der Schale ein Knäblein zum Opffer präsentirt oder darbietet / ist die Priesterin Pythia/ welche / nach altem Gebrauch / und Meinung der Creter / wegen im Gebet gesuchter und erhaltner Erledigung / diesem Gott / ihrem gethanen Gelübde zu folge / jährlich ein erstgebornes Knäblin opfern müssen. Des ApolloGewand wird schön purpurfarb gemahlt / das Haar aber den Sonnenstrahlen gleich gefärbet / also auch sein Gulden - und von vier Pferden fortgezogener Wagen. Andere dieses Abgottes Bildungen mehr / sind in unserer

nachzusuchen.

8. Aesculapius. Hygieia, Telesphorus. Aesculapius/ Hygieia/ und Telesphoruswurden bey den Alten für Götter der Gesundheit gehalten. Aesculapiusruhet / wie unter Num. 8. zu sehen / auf seinem Stabe / um welchen sich eine Schlange geschlungen / bedeutet die Artzney. Hygieiaseine Tochter / mit der Gesundheits-Schale in der Hand / bedeutet die Gesundheit; und Telesphorusein Gott der Wiedergeneesung/ und Erstatter der Gesundheit und Stärcke / nach überstandener Kranckheit / ist nach einem Antichen / sehr gutem / in Marmelstein gehauenen Bilde gemacht. Der Lorbeer-Krantz bezeichnet des Medici Lob.

9. Sacrificium salutis. Sacrificium salutis, oder Opfer des Heils und der Gesundheit. Dieses ward / vermittelst einer Schlange / dem Apollound Aesculapio/ als der Gesundheit Genio / zugeeignet / weil selbige die alte Haut jährlich ableget / und sich gleichsam verjüngert / und erneuert. Wie dann Aesculapiusauch in Gestalt einer Schlange von Epidaurusabgeholt und angebetet worden. In diesem vortrefflichen Antichen Stück / so aus einem Carniol / von meisterlicher Hand gemacht / entnommen / erzeiget sich die Schlange mit aufgesperrtem Maule / in willens derer / durch den Aufrührer mit dem Finger in der Schüssel / zugerichteten Speise zu geniessen. Das beym Altar mit der Schale stehende Weibesbild giesset Wein oder Milch über den Widders-Kopf / welcher / samt dem Aesculapius/ der Gesundheit Symbolum zu seyn pfleget / wie sub num. 9. zu sehen.

Platte D.

1. Aurora. Aurora/ oder die Morgenröhte/ ist in der /mit Lit. D. bemerckter Platte / unter num. 1. zu finden. Diese stehet auf einem Wagen / und vor ihr ein krähender muntrer Hahn / welcher sie gleichsam anmeldet / und ausruffet: Der Wagen wird vom Pferde Pegasusschnell fortgezogen; Welches alles andeutet / daß die Morgen - und Früh-Stunde / in welcher sie sich sehen lässet / dem Kunst-Fleisse und Studirendie bequemste Zeit sey. Dieses anmuthige Bild / von einem sehr guten Meister / aus Berg-Crystall formirt / entnommen / hält / wie zu sehen / in der Rechten ein angezündetes Windliecht / oder Fackel; mit der lincken aber streuet sie allerley wohlriechende Blumen und Kräuter aus. Das Pferd Pegasuswird weiß / der Wagen gelb / die Gewande aurorfärbig / und ihr schön krauses Haar goldgelb gefärbet / vor ihr her laufft der schöne Morgenstern / sonsten ins gemein die Venusgenannt.

2. Diana. Diana/ oder die Jagt-Göttin/ ist zu finden / sub num. 2. Dieses anmuhtig-nackende Bild / mit dem halben Monde auf dem Haupte / mit einer Hand den Bogen / mit der andern aber einen Hirsch beym Schenckel hält / zeiget an / daß sie eine Göttin der Keuschheit / Wälder und Jägerey sey. Wegen ihres schnellen Lauffs / wird sie für den Mond gehalten / Ingleichen für eine Geleiterin der bey Nacht Reisenden; für eine Göttin aller Reinigkeit / und dabey auch für eine ernstliche Bestrafferin aller Unkeuschheit. Ihres Gewandes Farb ist grün und weis.

3. Diana Lucifera. In eben dieser Platte / unter num. 3. stehet Diana Lucifera/ die also von Faustinaauf einem Schau-Müntz-Stück gebildet zu sehen / mit einer in den Händen haltenden Fackel; Diese hatte bey den alten Heyden auch sonsten noch viel andere Namen mehr.

4. Diana Ephesina Unter num. 4. stehet / auf eben dieser Platte / Diana Ephesina/ in einem Tempel / wie solche / also gestaltet / des Keysers Claudiialte Müntze zeiget / mit vielen Brüsten am Leibe versehen / dadurch anzudeuten / daß sie allen Dingen ihr Wachsthum und Vermehren gebe.

5. Natura. Natura/ eine Göttin aller natürlichen Dinge / ist unter num. 5.zu sehen / und am gantzen Ober-Leibe rings umher mit vielen Brüsten begabet / weil sie aller Dinge rechte und warhaffte Nährmutter ist. Sie ist also nach einer guten Antichen Statue von Marmel gebildet abgesehen worden.

6. Jupiter Crescens. Jupiter/ ist also auf des jungen ValeriiMedaglie zu sehen / mit der Umschrifft / Jovi Crescenti, oder dem wachsenden Jupiter; damit hat man sein Absehen auf den jungen Keyser gehabt / daß er an Gemühts - Glücks - und Leibes-Gaben wol wachsen und zunehmen solle / wie nemlich dem Jupitervon der Ziegen-Milch der Nymphen Amaltheäwiderfahren. Er sitzet in Kindes-Gestalt auf einer Ziegen.

7. Neben ihm stehet / in ietzt-bedeuter Platte / unter num. 7. Jupiterin vollkommener Manns-Gestalt / in der rechten einen Donnerkeil / in der lincken aber einen Regiments-Stab haltend / zu seinen Füssen aber wartet ihm ein Adler auf. Jupiterund PanwurdenTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [IV]von den Heyden für die Regenten dieses gantzen Welt-Gebäudes gehalten. Jener deutet an die göttliche Unbeweglichkeit und Providentz / dieser die Bewegung der Welt / von welchem letzteren / dem Pannemlich / nachgehends ein mehrers folgen soll. Des JupitersBildnus aber ist nach einer guten antichen Statua / von vortrefflicher Hand / eines rechten Alters / und an allen Leibs-Theilen einer vollkommenen herrlichen Gestalt gezeichnet / sein Gewand war schön feuerroht / und sein Wagen von zweyen fliegenden Adlern gezogen.

8. Juno. Juno/ oder die Göttin des Reichthums/ ist zu sehen / unter num. 8. Ihr ist zu ihren Füssen dero gewiedmeter Vogel / der Pfau / beygefügt / welcher andeutet / daß sie eine Königin des Himmels / und der Lufft / sodann auch eine Beherrscherin alles Reichthums sey. Es wird aber auch durch sie die Tugend verstanden. Sie ist einer ansehnlich-schönen /Majestätisch - und vollkommenen Gestalt. Ihr Obergewand soll seyn schön Azur oder hoch himmelblau / allenthalben der Perlen und Edelgesteinen aufs kostbarste ausgeschmückt / das Untere aber schön von sich strahlend purpur-roht.

9. Iris. Iris(der Regenbogen) der Göttin JunoAufwärterin und Vorbotin / deren wunderbare Farben wegen ihres Unterscheids ein schönes Symbolum ihrer schnellen Veränderung sind. Durch sie wird des Reichthums Thorheit und schnelle Verschwindung angedeutet. Dieser schönen Lufft-Nymphen Gewand wird mit allerley anmuhtig-schönen Farben gestriemt / und wie der Regenbogen colorirt.

10. Castorund Pollux. Castorund Pollux/ diese zween Haus-Götter / wurden auch für der Schiffahrenden und Postreitenden Götter und Beschützer gehalten / und weil sie schnell-lauffende Sterne im Zodiaco zu seyn geglaubet worden / hat man sie denen zwölff himmlischen Zeichen mit einverleibet.

Platte E.

1. Die Sonne/ Apollooder Phoebus. IN dieser Platte / bezeichnet sub num. 1. ist zu sehen Apollo/ oder Phöbus(die Sonne) auf seinem güldnen mit vier Pferden bespannten Wagen / den Umlauff der Welt zu verrichten / und der finstern Nacht die Decke abzunehmen. Diesem gehet vor die Wolcken-Nymphe / so alles mit dem erkühlenden Morgenthau übersprützet. Er ist rings umgeben mit dem Zodiaco oder Thierkreise / (als unter dem die Planeten sich bewegen / ist in der Breite 16. Grad / und theilet die Lineam Eclipticam in 2. gleiche Theile) worinnen die zwölff Signa, insgemein die Zeichen des Zodiaci genannt / abgebildet zu sehen / bedeuten die vier Verrichtungen seines Glantzes / im Tag und Jahr / wie auch die schnelle Bewegung seines Leibes. DieseAbbildung ist nach einem berühmten Antichen Basso Relieve in Marmelstein abgesehen.

2. Isisund Serapis. Isisund Serapis/ sind beyde von denen Egyptern für Götter / auch für die Sonne und den Mond geehret worden. Dieser träget auf dem Haupte ein Körblein des Uberflusses; jene ein belaubtes Pfirsing-Zweiglein als ein Zeichen der Verschwiegenheit und Warheit / und sind beyde nach einem sehr guten antichen Marmolsteinernen Stück abgebildet.

3. Klangspiel Sitrum. Num. 3. stellet vor das von denen Egyptischen Priestern der Göttin Isisgebrauchtes Klangspiel / Sistrum genannt / dergleichen noch vorhanden zu Romin der Kunst-Kammer Francesco Gualdo/ nach welchem dieses mit Fleiß gezeichnet worden.

4. Jupiter Infans. Num. 4. giebt zu sehen den Jupiterin seiner Kindheit / der / aus Beysorg / daß er von seinem Vatter / dem Saturno/ gefressen und verzehrt werden möchte / durch die Nymphe Amaltheamit Geiß-Milch und wildem Hönig erzogen worden / wie hiervon in folgender Haupt-Beschreibung an seinem Ort mit mehrern gedacht worden.

5. Jupiterin Majestät. Num. 5. erscheinet Jupiterin majestätischer Gestalt auf einem Adler sitzend / hält in der rechten Hand einige Donnerkeile / in der Lincken aber seinen Scepter oder Regiments-Stab. Sein Gewand soll schön feuerroth seyn / denn er für einen Gottaller andern Götter geehret worden und die Macht und Vorsehung bedeutet / indem man ihn vor einen Schöpffer und Erhalter aller Dinge gehalten. Von ihm entstehet die Harmonie des Himmel-Rundes. Ist von einem Onix Sardonica abgesehen worden.

6. Pander Hirten Gott. Num. 6. lieget Pan/ ein Gott der Hirten und des Feldes / mit den Satyren/ Faunenund Feld-Nymphen/ Hamadryadesgenannt. Des PansBekleidung ist ein Widder-Fell / hat rohte krause Haare / wird von untersetzter Gestalt / obenher wie ein Mann / starck von Gliedern / gebildet / an Farb aber wol gelb und roth gemahlt. Sein Untertheil des Leibs ist als ein Geiß oder Bock gestaltet / und ums Haupt mit einemDannen-Zweige bekräntzt. Ein mehrers wird von ihm in der Figur dieser Platte zu sehen seyn.

Platte F.

1. Hymenaeus. IN dieserPlatte mit Lit. F. bezeichnet / subnum. 1. ist zu sehen Hymenäusder Ehestands - und Hochzeit-Gott. Dieser hält in der Rechten eine brennende Liebs-Fackel / in der Lincken den rohten Flor / wormit der Braut Angesicht verdecket wurde. Die vor ihm sich niederbückende Kindlein klauben ausgestreuete Nüsse auf / welches auf den ewigen und unauflöslichen Bund der Ehe / wie auch die Schaamröthe des Jungfräulichen Angesichts deutet / undTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [V]daß der / so solchen Stand anzutretten entschlossen / sich aller kindischen Weise entschlagen und äussern müsse. Er wird in weiß gekleidet / ist von Gestalt ein sehr schön und anmuhtiger Jüngling / träget kleine Halbstiefeln / mit weiß Hermelin-Fellen umziert oder bepremt. Also ward er von den Alten gebildet / und ist dieses aus einem in Agatstein von sehr guter Hand gemachten Stück nachgebildet worden. Sein weiß Gewand bedeutet die Reinigkeit des Ehestandes.

2. Concordiaoder Eintracht Diese Göttin Concordiaoder Eintracht/ ist also auf einem alten Schau-Pfenning von Marco Aureliogepregt / daraus zu sehen die Vermählung eines Mann - und Weibesbildes / mit der Lateinischen Uberschrifft: CONCORDIA. Und in eben dieser Platte sub num. 3. gerad unter jetztbeschriebener / stehet eine wohlgestalte Bildnis / auf der Rechten ein zartes Kindlein / in der Lincken aber einen Stab haltend / so gleichfalls auf einer alten Schau-Müntz von Aquilia Severagepreget worden / 3. Concordia aeterna, ewige Eintracht mit dieser Uberschrifft: CONCORDIA AETERNA, oder die ewige Eintracht / so in dem Ehstand sehr nöhtig ist.

4. FecunditasAugustae, oder FruchtbarkeitAugustae. Num. 4. ist zu sehen die aus einem alten von Lucillagepregten Schaupfenning genommene Fruchtbarkeit/ in Gestalt eines sitzenden Frauenbildes / um welches drey Kinder stehen / mit der Uberschrifft: Fecunditas Augustae, auf das dreymalige Gebären der Keyserin gerichtet. Der günstige Leser verzeihe dem Kupferstecher / daß er / an statt der dreyen Kinder auszubilden / das eine übersehn.

5. Pudicitiaoder Keuschheit. Pudicitiaoder Keuschheit(wie solche sub num. 5. vorgestellt worden) ist auf einem von Faustinagepregten Schau-Pfenning zu sehen / darinnen sie ihr Angesicht mit dem Schleyer verhüllet / und um sie herum die Uberschrifft PUDICITIA.

6. Die Hochzeit. Die sub num. 6. vorgestellte Hochzeit ist solcher Gestalt auszuwickeln: (1) Braut und Bräutigam geben einander die Hände. Jene ist mit einem Schleyer oder Weiber-Mantel verhüllet / dieser mit entblöstem Haupte. (2) Die Heurat-Göttin Junoergreifft beede / und verknüpffet sie mit einem beständigen Ehebande. Bey dem Altar stehet (3) ein Diener mit einem Rauchfaß / und (4) der Pfeiffer / welcher sehr lieblich und lustig ausspielet. (5) Ein Mann / mit verhülltem Haupte / (6) opffert / und nimmt hierzu Blumen und Aepffel / aus einem Korbe / welche man auf der Hochzeit auszustreuen pflegte. Von dannen trägt (7) ein Weib eine Turteltaube vorher zum glücklichen Anfange der ehelichen Treue. Zu den Füssen stehet (8) ein Schaf / so man entweder geopfert / oder das Wollen-Spinnen dardurch angedeutet hat. Hierauf folget (9) ein Weib / mit einem Kranz / wormit der Thür-Simsen gezieretwurden. Dann kommt (10) ein Bott hervor getretten / der Lorbeerzweigen gekrönet / der hält in seiner Rechten ein zusammen gerolltes Hochzeit-Gedichte. Die letzte ist (11) die Göttin der Einträchtigkeitmit dem Frucht-Horn; oder der Cybelesihre Mutter / so (der Römer Meinung nach) ihre Krafft und Gedeyen zur Geburt verliehen. Und dieses berühmte antichische Stuck der Hochzeit ist / zu Rom/ bey S. Johann Latheran/ in Basso Relievo / in schönen weissen Marmorstein gebildet / annoch auf den heutigen Tag also zusehen.

7. Junge Braut. Unter Num. 7. sitzt eine junge verlobte Braut / die mit ihrem Schleyer ihre Thränen abtrucknet. Vor ihr aber sitzt ihre Wärterin oder Magd / und wischt ihr mit einem Schwamm und Alabaster-Sälblein / im Namen der Salb-Göttin Junonis/ die Füsse ab / welches Stück ebenmässig aus einem antichischen Basso Relieve zu Romgenommen ist.

8. Grabmal einer Röm. Kindbetterin. Endlich so ist dieses Antichische Stuck / oder Arca sepulchralis puerperae Romanae, oder Grabmal einer Römischen Kindbetterin / allda in Basso Relieve von Marmorstein gemacht zu sehen / in solchem liegt ein kleines Kindlein / und vor selbigem auf den Knien eine Frauens-Person / bey denen Römern Rumiliagenannt / als eine Göttin / welcher die Verwaltung der Kinder in guter Auferziehung zugeeignet wurde. Dieser Nam entstunde von der Poppa Ruma/ also bey den Antichen benamset. Uber die Opffer dieser Göttin pflegten sie Milch zu giessen / wie solches Plutarchusin Romulo erzehlet.

Zu Romin demjenigen Garten / welcher zu dem Sacchetischen Palastgehörig / so auf der Julischen Strassegelegen / ist noch heutiges Tages / dieser alter marmelsteinerner Todtenkasten zu sehen;Expositio veteris in Puerperio ritus, Romae,1677.Wie solchen Caspar Bartholinus, in einem absonderlichen Büchlein / beschrieben / und denjenigen Abriß davon aus des Ritters / Caroli Antonii à PuteoKunst-Büchern / verzeichnet hat.

Solcher Todtenkasten nun ist ganz von Stein / und mit vier Seiten versehen; dergleichenUrnae, oder Steinerne Todten Särge. weiland Ossuaria, oder Urnae von den Alten genennet wurden; darinnen sie die Gebeine / samt dem Todtenaschen aufbehalten / und verwahret hatten. Auf einer Seite stehet ein schönes Denckmal / dadurch der alte Gebrauch vorgebildet / welcher in dem Kindbette üblich gewest: An der andern Seiten aber stehen solche Antiquitäten erhoben welche zu Opffer - und Hochzeitgebräuchen gehörig waren.

Erklärung der Röm. Kindbetterin.Die Haubtsache an und für sich selbst betreffend / so sitzt / zur ersten Seiten / eine Kindbetterin / welche (wie es das Ansehen hat) im Kindbett erkrancket: Zu ihren Füssen befindet sichTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VI]das neugeborne Kind / so die Hebamme von der Erden aufhebt / damit es erzogen werden möchte; sintemal ein Kind / so von der Mutter auf die Erde gefallen / nicht alsobald für redlich erkant / viel weniger erzogen wurde; Wo nicht der Vatter entweder gleich zu gegen / oder in dessen Abwesenheit ein Anwalt / oder auch nur eine Tertull. in Apologet. cap. XI. Erden-Kinder. Hebamme vorhanden / welche diejenige Geburt von der Erden aufhuben. Dannenhero eben solche Vatter-lose Kinder ins gemein Terrae Filii, das ist / Erdenkinder geheissen / welche man auf der Erde liegen lassen / und niemand aufheben / das ist / für seine Kinder erkennen / viel weniger erziehen wollen. Nechst daran stehet die Seugamme / mit einer Windel / oder Wickelbinde / darein man das gesäuberte Kind zu legen / und einzubinden pflegte. Ferner so finden sich noch zwo andere / dabey stehende Weibespersonen / welche gleichsam auf den alten Gebrauch zielen / und so viel zu verstehen geben; vermittelst dessen die neugeborne Kinder alsobald in das allgemeine Stadt-Buch eingetragen / oder auch das Götter-Geschick / nach Veranlassung des Geburt-Tages / fleissig aufgezeichnet wurde: denn eine von diesenDie neugeborne Kinder ins Stat-Buch geschrieben. beeden zeichnet mit einem Grieffel etwas auf eine Kugel / die auf einer Säule liegt. Der rechtmässigen Vätter Aussage belangend / so geschach dieselbe / indem sie sich öffentlich darzu bekanten / und ihrer leiblichen Kinder Nahmen in dem Aerario Saturni denen hierzu bestellten Amtleuten anzeigten; damit solche / ordentlich eingeschrieben werden / und dadurch das gewöhnliche Burgerrecht erlangen / nicht weniger auch für rechtmessige Erben ins künftige Brisson. Lib. 1. Antiqq. cap. 5. gehalten werden möchten: Wobey dann derselbige Tag / samt des alsdann-regierenden Burgermeisters Nahme fleissig gemerckt und aufgezeichnet wurde. Ob nun eben dergleichen allhier beschehe / oder vielmehr das Götter-Geschick /Fatum der ungebornen Kinder. was sich nemlich mit demjenigen Kind Zeit seines Lebens zutragen und begeben möchte / dadurch vorstellig gemacht worden / wird denen Gelehrten zu beurtheilen überlassen. Dergleichen aber ist noch heutiges Tages in denen Mediceischen Lust-Gärten/ wie auch auf dergleichen Todtenkasten / in des Fürsten Pamphilii Palast/ zu Rom/ zu sehen; wie unsere folgende Platte mit Lit. bemerckt / bekanntin Admirand. Roman. Antiqq. Vestigiis. macht. Wodurch des Menschen Leben und Tod / aus geheimer Philosophie der Alten / vorgebildet wird; gleichwie Jo. Petr. Belloviussolche sehr wol erkläret: Zumal aber Num. 10. da auch ein Weib / ebenauf dergleichen Weise / wie allhier zu sehen / mit einem Grieffel etwas auf eine Kugel schreibt; dadurch BelloviiMeinung nach / nichts anders als das Fatum angedeutet / und gemeiniglich am letzten Tag der ersten Kindbettwoche / in Beyseyn der Zurathgezogenen / und so genanten Mathematicorum, sehr abergläubisch beschrieben worden.

Platte G.

1. Ops, Berecynthia, Cybele, &c. DIe Ops/ sonsten auch Berecynthiaund Cybelegenannt / wie sie in unsererPlatte mit Lit. G. bemerckt / sub. num. 1. zu sehen ist / bedeutet die grosse Mutter der Götter / des Erdreichs / der Thiere und Bäume / so wol auch den gesegneten Bau / oder die Fruchtbarkeit des Erdreichs / und daß jedermann / auch die Gröste deroselben Hülff benöthigt sind. Sie sitzet auf ihrem Wagen / welchen zwey schöne Löwen ziehen / in der lincken Hand einen Schlüssel / in der rechten aber den Scepter haltend. Ihre auf dem Haupte tragende Kron bestehet aus allerhand Gebäuen; ihr Untergewand ist weiß / das Obere / oder der Mantel aber blau / oder auch wol grün.

2. Vesta Göttin des Feurs und der Jungferschafft. Vestadie Göttin des Feuers und ewiger Jungfrauschafft/ bedeutet auch des innerlichen Feuers Hitze oder Wärme / welche allen Dingen das Leben giebt / als die unsichtbare göttliche Seele. Unter num. 2. stehen neben ihr zwey ihrer Vestalischen Jungfrauen/ als Versorgerinnen des ewigen Feuers / die in dero Tempeles in stetigem brennen erhalten / und das Erlöschen verwehren musten. Ferner sind auf diesem alten Marmelstein abgebildet die nachfolgende zwo Göttinnen.

3. Ceres Göttin des Korns oder Getraides. Ceres/ oder die Göttin des Korns oder Getraides/ wormit sie auch ihr Haupt bekräntzet; dero Wagen wird von zweyen Drachen gezogen / wie zu sehen unter num. 3. Ihr Gewand wird grüngelbig colorirt oder gefärbet. Diese Göttin wurde insonderheit von den Sicilianern geliebt / welche ihre Statue oder Bildnis insgemein aus schwartzem Marmorstein machen liessen.

4. Proserpina Göttin des Habers/ sonst Höllen-Göttin. Proserpina/ eine Göttin des Habers/ mit dessen Aehren sie auch ihr Haupt gezieret / und derselben einen Büschel in Händen hält / wie zu sehen unter num. 4. An ihrer Seiten zu denen Füssen stehet eine Gans. Sonsten wird sie fast wie ihre Mutter / die Ceres/ gestaltet und coloriret.

5. und 6. Pomonaund Flora. Pomonaund Flora/ jene die Göttin über das Obst / Zeitigung der Früchte / und Gärten; diese der Blumen / Kräuter / Pflantzen und Grases Göttin (wie solche sub num. 5. und 6. beyeinander zu sehen) sind beede von anmuthiger Gestalt und schön-grüner Kleidung / die erste mit Obst / die andere mit Blumen gezieret.

Platte H.

1. Glaucus der Alte. DIe Abbildung des alten Glaucus(wie solche in unserermit Lit. H. bemerckten Platte unter num. 1. zu ersehen) ist aus einem antichen sehr gut in Ertz gebildetemTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VII]Stuck genommen / und allda beygefügt worden. Die Alten hielten ihn für einen Gott des Meers/ auch dessen Farbe und Schaum vor einen Ausleger der Feuchtigkeiten und derselben Würckungen.

2. Canopy Canopus/ ein Gott und Genius der feuchten Natur/ ist unter num. 2. zu sehen / deßwegen er auch von den Egyptiern mit eines Menschen Haupte / auf einem Greiffen sitzend / gebildet worden: der Greiff drehet mit dem einen Fuß vor sich / ein Rad um / welches eine Abbildung des Umlauffs der Sonnen / und dadurch verübender Wirckung ist / woraus die Generation und Circulation. des Sonnen-Wagens entstehet; anzudeuten / daß ohne der Sonnen kräfftige Wirckung das Wasser oder die Feuchtigkeit nichts vermöge / und darum werde dieser Gott von dem Greiffen getragen.

3. Scylla. Scylla/ die gefährliche Stein-Klippe im Sicilischen Meer/ (wie selbige als ein Meergöttin sub num. 3.zu sehen) so ein ungeheures Monstrum des Meersgenennt / und allerley des Meers und der Seefahrenden Gefährlichkeit andeutet / war auf diese Weise in einem kostbaren Antichen Marmelstein abgebildet.

4. Neptunusund Amphitrite. Neptunus/ der über alle Meere von den Heyden geglaubte Gott / (wie er zu sehen unter num. 4. samt seiner Gemahlin Amphitrite/ als die des süssen und saltzigen Wassers Mittelmässigkeit bedeutet) triumphiret über alle Wasser / auf einer grossen Muschel / welche bald von zweyen See-Pferden / bald von zweyen Fischen gezogen wird / hält seinen Dreyzanck in der Hand. Der Muschel beede Räder bedeuten des Meeres Lauff um die Welt. Vor ihnen her schwimmen seine Trompeter oder Vortretter die Tritones/ so auf ihren Seehörnern ein grausames Gethöne von sich geben. Hinten nach / und auf der Seiten / folgen und beleiten ihn die Nereides/ auf See-Pferden / Meerthieren / wie auch Wallfischen / und Seehunden / zusamt dem Gefolge der Meermänner u. Ingleichen die Meer-Nymphen Eurynomeund Dirce/ deren die eine des ProteusTochter / die andere eine Mutter der Semiramisgewesen.

5. Carrus amoris, oder Liebes-Karren. Carrus amoris, oder der Liebes-Karren / durch Delphine im Meer gezogen / wird sub num. 5. gesehen / dergleichen die Antichen vielfältig in Marmor gebildet haben / nebenst noch vielen andern spielenden Veneribus und Liebs-Göttern / welche Delphinen bezwingen; weiln dieses Thier am Himmel und im Meer ein Zeichen der Liebe zu seyn pfleget.

6, Treue des Delphins gegen den Menschen. Des Delphins Lieb und Treue gegen den Menschen zeiget die / in dieser sechsten Figur / vorgestellte Geschicht / so sich mit einem Knaben / der von Bajatäglich nach Pozzoliin die Schul gegangen / zugetragen / da ein Delphin ihn also angewöhnt und geliebt / daß er ihn überdas Meer hin und her getragen / und als unversehens / in einem Sturmwinde / die Wellen denselben zu des Delphins Floß-Stacheln verwendet / daß er dadurch verwundet worden / er / der Delphin / ihn also todt zu Lande gebracht / und allda selbst todt neben ihm gefunden worden.

7. Cupidogeflügelt. In der mit Num. 7. darneben stehenden Figur sitzet Cupidogeflügelt auf einem Delphin / und regieret ihn als ein Thier / dardurch anzudeuten / daß gleichwie die Liebe die Erden beherrschet / eben also auch ihre Macht über das Wasser sich erstrecke.

Platte I.

1. Galathaea GAlathäa/ die schöne Meer-Nymphe / mit vielen von den Nereidenund Tritonen/ so wol männlich - als weiblichen Geschlechts / die Charybdisund Scylla/ die Meer-Fortuna / samt verschiedenen andern Meer-Nymphen / Wallfischen und Delphinen / wie auch Parthenope/ Leucosiaund Ligyadie Sirenen/ oder Meer-Göttinen / deßgleichen der ausgeholte Felsen Scylla/ wie solche auf dieser Platte zu sehen / bedeuten die unzüchtige leichtfertige Weibsbilder / und ihre Verblendung / wie auch Anzeigungen etlicher im Meer unter Wasser stehender gefährlicher Stein-Klippen / deren zierliche Reden oder schmeichlende Worte lauter verdeckte Falschheit und Betrug an den Tag geben.

2. Venus. Venus/ auf einem Meer-Bock / die See durchwandlend / hält in der Rechten ein Myrten-Zweiglein / ihr folget im Wasser Cupido/ oder der Liebes-Knabe / sehr geschwind nach / und treibet mit einer Peitsche das Thier zum lauffen an; ist von einem Antichen Achat genommen.

3. Meer-Pferd. Caballus marinus oder Meer-Pferd / findet sich in unterschiedlichen Medalien / ja auch wol in Marmor / auf die Art und Weise gebildet / als es allhier mit num. 3. zu ersehen / und ist ein Himmlisch - wie auch Kennzeichen des Neptunus.

4. Cephisy Cephisusist ein Strom in Griechenlande/ dem (wie bey Num. 4. zu sehen) seine Anbeter zu Ehren ihre Haar abschnitten / und aufopfferten. 5. Po. In eben dieser Platte unter num. 5. ist zu sehen der Longobardische oder Italianische Strom / die Poogenannt / dessen Laut an den Ufern ein so hartes Getös verursachet / daß es von weiten anders nicht thönet / als ob eine Heerd Ochsen zusammen brülleten.

6. Tyberis. Num. 6. stellet vor den Tyber-Strom/ zu Latein Tyberoder Tyberisgenennt; das mit Früchten gefüllte Horn / und die beyden Kindlein u. deuten an seine Fruchtbarkeit / und daß den zweyen Brüdern Romulusund Remusdas Römische Keyserthum angehangen.

7. Nilus. Unter num. 7. dieser Platte sitzet der berühmte Egyptische Strom Nilus/ samt demTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VIII]Crocodill / welcher sonst auch durch 16. Kindlein bedeutet / daß er gemeiniglich 16. Elen oder Cubitos zu steigen und aufzuschwellen pflege.

8. Danubiy. Unter num. 8. ist zu sehen die Abbildung des berühmten Teutschen Donau-Stroms/ zu Latein Danubiusgenannt / der allen andern Flüssen zuwider / und mit verwunderbarer Geschwindigkeit gegen Osten lauffet.

9. Rhenus Endlich ist sub. num. 9. auch die Bildung des schönen Rhenusoder Rhein-Stromszu sehen / an dessen Ufern / in und um die edle Pfaltzauch Bacchus-Steingelegen / der gesunde herrlichste Wein wächset / weßwegen er zu beyden Seiten langs hinab mit sehr vielen Städten und Reichthümen gezieret / dahero auch dieser edle Strom immer von vielen Feinden angefochten wird.

Platte K.

Vier Haubtwinde. DIe zehende Platte K. stellet vor die Abbildung des Boreas, Auster, Eurusund Zephyrus, das ist /Ost - West - Nord - und Sud - als der vier Haupt-winde/ nebenst der Orithya, und Flora, jene des Boreas, diese des ZephyrusGemahlin. Sie erweisen ihre Wirckungen / wann sie zu ihrer Zeit die ihnen untergebne Länder durchblasen / woraus entstehen die aufsteigende Feuchtigkeiten / Dämpffe / Nebel / Thau / Regen / der Nymphen Wolcken-Güsse / Springwasser / Quellen / Brunnen / Bäche / Teiche / Pfühle / Ströme / Seen und Meere; wie solche ausführlich nach deren Art und Würckung abzubilden sind / haben wir allhier aufs genaueste nach der Ordnung unserer Profession vorgestellet. Zur lincken Seiten dieser Platten erzeiget sich der härtere Lufft auf den hohen Steinfelsen / und Abstürtzung eines Stroms / wormit der Fall des Tyber Flusseszuverstehen gegeben wird / als welcher auch zum Theil aus dem kalten rauhen Lande und Gebürge in Abruzzound Aquilaentstehet / worvon das gemeine Italianische Sprüchwort lautet:

Chi vuol sentir li tormenti dell Inferno,
Vadi in Apuglial estate in Aquilalinuer - no.

Das ist:

Wer will fühlen und empfinden hier auf Erd der Höllen Pein /
Mag Apuliendes Sommers ihm er - wehlen nur allein /
Und in Aquilades Winters lassen sei - ne Wohnung seyn.

Zumalen dieses rauhen und hohen Landes Gewässer schnell zusammen rinnen / endlich den Fluß Teuerinmachen / als welcher also fortbis nacher Tiuolifliesset; allda aber bey der berühmten Sibylla Tibertina noch stehenden schönen Tempeldieser völlige Fluß sich in eine abscheuliche unergründliche Höhle eines Steinfelsen einstürtzet / und mit greulichem Getös dergestalt verlieret / daß er bey einer Meilwegs von dannen unter den Steinklippen von unten auf wieder hervor brudelt / hernach schneller laufft als zuvor / und die trockne Länder der Campagnie Romanabefeuchtet / sich mit andern Gewässern vereinbaret / den Namen alsdann verändert / und die Tibergenennet wird; also ferner von Ponto Molloauf Rom/ und völlig nacher Ostieund Portaseinen schnellen Lauff nimmt / und sich endlich in das Mare Mediterraneumoder Mittelmeerverlauffet. Hier ist würdig zu melden / daß bey gedachter Höle / worein dieser ganze fluß sich stürzet / und die sonst ins gemein Bocca del inferno genennet wird / dessen Gewässer an denen Ufern das Brod / Holtz / Reiser / Muscheln / wie auch die Erde und andere Dinge mehr / gar bald impietrirt und übersteinet / wie wir dann / zur Gedächtniß dessen / etliche Schnecken mit deren Häuslein / Gerten / Rieden / auch ein Stuck Brod zur Proba davon annoch aufbehalten.

Platte L.

1. Plutosamt seinem Höllenreich. PLuto/ oder der Höllen-Gott/ sitzet / nebenst Proserpinaseiner Gemahlin auf seinem Throne / vergesellschafftet mit ihren beeden Nymphen / als Aufwärterinnen / deren eine der Höllen Schlüssel / die andere eine runde Kugel oder Apffel in der Hand hält. Eurynome/ der verstorbnen Menschen Fleisch-fresserin / zusamt dem dreyköpffigten Hunde Cerberus/ als Hüter und Verwahrer der Höllen / auch andern abscheulichen Geistern; ingleichen die drey Furien/ alle Strafferinnen der von Charonübergeschifften Seelen / in dem abscheulichen finstern Thale / da unter den mancherley Geschlechten auch Prometheus/ Ixion/ Tantalus/ Sisyphusund die Danaidesleyden müssen / wie solches in unsermit lit. L. bemerckten Platte unter num. 1. umständlich und mit mehrern zu sehen ist. Der Plutoward gehalten für die Winter-Sonne / zu welcher Zeit die Erde ihre Tugend in sich beschlossen hält: die Proserpinaaber für die Erden selbst; der Hund für die drey nöthigen Theile des Saamens / als das Aufgehen / Wachsen und Zeitigen.

2. Harpyaund Lamia, Hexen. Harpyadie Zauberin / und Lamiaeine höllische Strafferin / auch Ursacherin vielen Ubels / als zwey abscheuliche Lybische Ungeheure / deuten auf List und betriegliche Schönheit / wie auch die Bezeigung und Nahrung der Huren / zusamt der übeln Gewonheit des schändlichen Lasters der Schmeicheley / als die anfänglich alle ergötzen / hernachmals aber die Seele / nebenst dem Leibe / Ehre und Leben tödtlich verletzen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [IX]

3. Die Parcen/ Clotho, Lachesisund Atropos. Die Abbildung der Clotho/ Lachesisund Atropos/ als der dreyer Parcen/ welche / der Antichen Aussage nach / das Leben und den Tod aller Menschen in ihren Händen haben sollen / bedeutet die Alteration des Lebens / von dero erwächset das lange oder kurtze Leben. Auch wird dadurch verstanden das Fatum oder die göttliche Verhängnus und das Glück. Ingleichen zeiget es auch die drey Zeiten und Zustände / als des vergangenen / gegenwärtigen und zukünfftigen Lebens. Sie waren weiß bekleidet / unterweilen mit Narcissen-Blumen bekräntzt / deren eine eines alten Angesichts: wie sie / in unsermit lit. L. bemerckter Platte sub num. 3. nach dem wahren Grunde der alten Bildhauer-Kunst eines guten Basso relieue zu Romnachgebildet; wiewol diese Parcennicht / wie von etlichen andern / mit Flügeln repraesentirt worden / weil öffters solche mit und ohne Flügel gesehen werden.

Platte M.

1. Mercurius. MErcurius/ der Götter Abgesandter/ wie auch ein Gott der Eloquenz oder Beredtsamkeitund der Handels-Leute/ zeiget / daß die Fabeln oder GedichteBottschaffter - und Entdeckerinnen der Gedächtnus und des Hertzens seyen. Sein Caduceus oder Stab bedeutet Einträchtigkeit / Vereinigung und Frieden. An Gestalt gleichet er einem schönen frischen Jünglinge / mit einem über der rechten Achsel ligenden wenigem Gewand / gelblicher Farb / am Haupt und Füssen wegen seiner Geschwindigkeit geflügelt: Als ein Patron der Kauffleute hält er in der Rechten einen mit Geld angefüllten Beutel. Sein Vogel ist der Hahn / wie solchesdie mit lit. M. bemerckter Platte erste Figur ausweiset. Hinter dieser Figur stehen zwey Statuae Mercuriales, sonst auch Hermetes, weil ihm zu Ehren dergleichen viel aufgerichtet / und dann seine aus Stein gehauene Bildnus drauf gesetzet worden: Angesehen er für den Erfinder aller guten Künste gehalten ward / als die von keinem Ungewitter sich zu beförchten haben. Wie dann auch diejenige / so der Tugend ergeben / dergleichen sich ebenmässig nicht zu befahren. Dieser Mercuriusbedeutet auch das Saltz oder die Scharffsinnigkeit im Reden. Ihme war der Hahn zugeeignet / wegen seiner Wachsamkeit / weil er darinnen alle andere Vögel übertrifft: anzudeuten / daß auch der Mensch / wann er zu Reichthum kommen oder gelangen will / sich der Wachsamkeit und Arbeit befleissigen müsse; zu welchem Ende diesem Hahne auch einige Aehren in den Schnabel gegeben worden. Gleichwie nun Mercuriusder Schrifften / Music / Geometriä / und in Summa aller guten 2. Palestra. Künste Erfinder gewesen; also ward seine Tochter Palestrafür eine Göttin des Ringens 3. Ringer. gehalten / sie hat bey ihr (wie sub num. 2. zu sehen) Oelzweige / weil der Ringer oder Kämpffer Gewonheit war / sich am gantzen Leibe mitBaumöhl zu bestreichen; und endlich ertheilet sie auch dem Obsieger das verdiente Ehrenkräntzlein. Bey denen sub num. 3. vorgestellten zweyen ringenden Knäblein ist zu sehen / der Ring-oder Kampffmeister / mit der Geissel in der Hand / ihnen darmit die rechte Bewegung der Arme und anderer Glieder anzuweisen. Diese Ring - und Kampff-übungen waren eigentlich nur den Adelichen Jünglingen verstattet / wie beym Terentiuszu ersehen / wann er sagt: Versuch und übe dich in freyen Künsten / Ring - oder Kämpffen / und der Music / als welche Exercitia einem edlen Jüngling wol anstehen.

4. Paxoder Friede. Dieser Marmelstein / von eines vortrefflichen Meisters Hand / zeiget unter num. 4. den sitzenden Pacemoder Frieden/ der hält in der Hand ein kleines Bild des Plutooder Reichthums-Gottes/ welcher sich im Friede vermehret; Diese Friedens-Göttinhat vor sich liegen das Uberfluß-Horn / wodurch der Feldbau und die Fruchtbarkeit der Erden bedeutet wird. Sie pflegt auch wol mit Lorbeer gekrönt zu werden; unter den Füssen aber hat sie Kriegs-Rüstung liegen / so ein Zeichen des Triumphs und der Friedsamkeit. Concordia, oder die Einigkeit/ vermag eben das / als der Fried/ mit dem Uberfluß-Horn / darinnen auch Granat-Aepffel sind / und von ihr im Arme gehalten wird. 5. Glaub.5. Sie ist vergesellschafftet mit dem Glauben( Fides) oder der Gottseligkeit/ ( Pietas) welche6. Geheimnus. 6. die Geheimnissen und Reinigkeit derselben bedeutet. Der Uberfluß aller Dinge / so aus dem Fleiß der Menschen im Feld - und Ackerbau herrühret / ist mit dem Storche / weil dieser Vogel der Concordiaegeheiligt / bezeichnet. Daß aber die erste Schuldigkeit in der Pietät oder Gottseligkeit GOtt/ die andere denen Eltern gebühre / sehen wir aus der Medaglion des Quinti Metelli Pii, als worinnen ein Storch mit dem Angesicht eines Weibsbilds zu sehen ist / dardurch anzudeuten / wie man sich gegen dieselben verhalten solle / weil man sagt / daß dieser Vogel seine Alten oder Eltern zu ätzen pflege; dahero auch die Griechen in einem Sprichwort die Jugend ihres Amts erinnern / wann sie sprechen: Vergiß ja nicht die dir erwiesne Wolthat deinem Gutthäter wiederum7. Nacht. zu erstatten. Unter num. 7. ist zu sehen Noxoder die Nacht/ eine Nährerin des Todes; ihr Haupt ist mit Mohnhäuptern bekrönt / und sie / mit grossen schwartzen Flügeln versehen / ruhet auf der Erden / und hat in ihrem Schos die Vor - und Nach-Nacht / durch zwey Kindlein8. Schlaff. abgebildet. Uber der Nacht unter num. 8. ist zu sehen Somnus, oder die Bildnus des Schlaffs/ so ein Bruder des Todesist / auch Stilligkeit und Ruhe der Sterblichen bedeutet. Sein am rechten Arm tragendes Horn / aus welchem ein dicker Rauch aufsteiget / bemerket die Nichtigkeit oder Veränderung der Träume.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [X]

Platte N.

1. Hercules. HErculesist ein Gott der Beredtsamkeit und Stärcke oder Kräfften. Unter vielen andern seinen herrlichen Thaten / zeiget dieses nach seinem Antichen in Agat gemachtes Bild / wie er zuletzt so gar auch das Höllen-Reich selbsten bestürmt / den Cerberusüberwunden / gebunden / und aus der Höll oder Finsternus an das Liecht gebracht habe. Worauf Senecain der

saget: Er habe die grausame Hälse dieses Ungeheuers mit der Hand gestrichen. Der unten sub n. 6. befindliche Basso relieue zeuget vortrefflich von einem Antichen / wie er den Cacusaufgehaben / und in den Armen zerknirschet habe.

2. Bellona. Bellona/ oder die Kriegs-Göttinund Welt-Verheererin/ mit der scharffen Lantze und flammenden Fackel in der Hand / ist bereitfertig zum allgemeinem Verderben / eine Dienerin der Mortaund ihrer Geister / eine Verursacherin des Menschenwürgens / Verderbens und Verwüstung / und anderer des leidigen Kriegs schädlichen Verwüstungen mehr. Ihre eigentliche Abbildung ist zu sehen sub num. 2. und aus einem Marmelstein genommen.

3. Minerva. Minerva/ eine Erfinderin aller weiblichen Tugenden / als spinnen / nähen / künstlich wircken / und aller weiblichen Verrichtungen der Häuslichkeit oder Oeconomie / ist nach einem vortrefflich alten Basso Relieue in Marmelstein zu Romabgesehen. Sie solle auch eine Erfinderin des Baumöhls seyn. Ist ferner ein Symbolum eines langwirigen Studii.

4. Eule der Minerva.Der ihr zugeeigneter Vogel / die Eule / num. 4. bedeutet des Weisen Wachsamkeit und Beständigkeit in gutem Rath.

5. Schild der Minerva.Ihr Schild mit der Medusabeschlangetem Haupt num. 5. gibt zu verstehen / daß die Tugend viel Widerwertigkeiten zu gedulten und auszustehen.

6. Herculesder Uberwinder.Endlich aber alles / wie der Hercules/ num. 6. großmühtig überwinde.

Dieser Göttin Minervawahre Abbildung / wie solche damals in dero Tempeloder Oraculo zu Romgeehret / anitzo aber in meines gewesnen Patrons / des Prinzen Justiniani / Antiquarienallda von mirnachgezeichnet worden / haben wirin unserer

grösser in Kupfferstich vorgestellet / und dabey deren Bedeutung mit mehrern beschrieben.

Platte O.

[ 2. ] Volupia.DIese so genannte Göttin Volupiaoder Wollust-Ergebene/ als die zugleich auch nur dahin beflissen / die Göttinnen aller Tugendenunter ihre Füsse zu tretten / zeiget uns / wie abscheulich und verdammlich es sey / sich zu allen Wollüsten angewöhnen / und denselben nachzuhängen / woraus zugleich die Verachtung aller löblicher Tugenden entstehet / und daß man sich selbsten in allen ungerechten Lastern zu wältzen keine Scheue träget.

2. Angerona.Diese mit verbundnen Mund vorgestellte Göttin Angerona/ lehret uns / wie nötig es sey / in Glaubens-Geheimnissen verschwiegen zu seyn.

3. Harpocrates. Harpocratesware bey den Griechen vor einen Gott des Silentii, item Taciturnitatis, oder der Verschwiegenheitgehalten / und von ihnen also / wie diese Figur uns weiset / abgebildet / nemlich durch einen schönen jungen Knaben / der nackend mit dem Finger auf den Mund deutet / gleich als ob er zeigte / schweige still! in seiner andern Hand aber das Horn der nutzreichen Fruchtbarkeit hält; auf seinem Haupt ist eine Pfersich-Blüt / mit deren Laub zu sehen. Von diesem Harpocrateschreibt Ovidius:

Quique premit vocem, digitoqvesi - lentia svadet.

Zu Teutsch:

Er pfleget mit der Red und Stimm zu halten ein /
Zeigt mit dem Finger an / man soll verschwiegen seyn.

Das Cornucopiae bezeiget den entstehenden Uberfluß durch Schweigen und Wol-Reden / zu gebührender Zeit / mit reiffem Verstande / nach dem Urtheil des Poeten:

Eximia est virtus praestare silentia rebus,
Et contra gravis est culpa tacen - da loqvi.

Das ist:

Ein Tugendhaffter Mensch liebt die Verschwiegenheit /
Sehr sträfflich ist / der redt und plau - der zur Unzeit.

4. Poenitentia.Hingegen haben die Griechen die Straffund Abbüssungwegen des allzuvielen schwätzens / also abgebildet / wie dieser in eisernen Banden geschlossene Jüngling / der sehr betrübt in der Gefangenschafft auf einer steinernen Säulen rastet / worauf zwey Ohren und eines Ochsenkopffs Gebein / mit einem grossen offnen Maul / darinnen aber keine Zunge ist / zu einer Lehre zu sehen gibt. Diese Abbildung aber ist noch eigentlicher in zweyerley Gestalt in unsermzweyten Tomo, Folio X. zu finden /TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XI]welche nach einer vortrefflichen Statua in Marmolstein zu Romvon den Antichen gemacht worden.

5. VulcanusGegenwärtiger vortrefflicher Anticher Agat zeiget uns den Vulcanumfür einen Gott des Feuers/ davor er von den Alten gehalten worden / in seiner Schmitten ist er samt den groben Ciclopenzu sehen / und schmitten sie insgesamt des JupitersDonner-Keile und Strahlen / auch die Waffen der Götter und der Helden. Er wurde auch für einen Gott der natürlichen Hitze und der generation geehret.

6. Mars. Marswurde von den Heyden für einen Gott des Kriegsgeehret / wie er dann sub num. 6. mit seinen Begleitungen und Wagen zu sehen; In der einen Hand hält er einen Spietz zum Streit / in der andern die siegbare Famaals seine Göttin / gleich als wolte er zu verstehen geben / daß immerdar der Ruff vorhero ein mehrers anzeiget / als in der That geschehen. Es wird auch durch den Martemdie hefftige Hitze der Sonne verstanden / die das Geblüt und die Geister entzündet / auch zum Zorn / Krieg und Furien / oder Raserey sehr beförderlich ist.

Platte P.

1. Discordia. DIe Discordia/ oder Uneinigkeit/ und Zweytracht/ wie Aristidesbezeuget / wurde wegen ihrer übeln Thaten aus dem Himmel herab gestürtzet / wie auch hernach auf Erden / nebenst denen andern Göttern zur Hochzeit des Peleiund der Thetidis/ denen Eltern des Achillis/ nicht beruffen / nur damit sie mit ihrem bösen Gifft die vorhabende Freude nicht beunruhigen mögte / aber dessen ungeachtet / warff sie den güldnen Apffel der Uneinigkeit unter sie; solches bedeutet uns so viel / daß es den bösen zur Uneinigkeit nimmermehr an Mitteln ermangle.

2. Furor und Ira. Furor und Ira / oder Raserey und Zorn ist eine Untugend / vermittels deren alle Gefahr verachtet wird / unangesehen der Tod / und Ehren-Verlust würcklich vor Augen stehet. Dieses Laster achtet weder Gott/ noch Menschen / noch Blutsfreund / noch Eigennutzen; denn der Furiose verliehret in dem Zorn einmal alle Tugenden und Vernunfft.

3. Victoria. Die Victoriaoder Obsiegerin/ ist mit ihren eigentlichen Kennzeichen des Adlers / Palm - und Lorbeer-Krantz num. 3. zu sehen. Der Adler ist ein König der Vögel / und ein gutes Zeichen; Der Palmbaum widerstehet allem Gewalt / und bezeichnet den Sieg; Der Lorbeerbaum grünet immerdar / bleibt auch von dem Donner unberührt: also überwindet der Obsiegende mit Tugend alles widrige / und bleibt ihm ein unsterbliches Zeugniß / nemlichdie erhaltene Trophäen / als der Feinde Waffen / und der Gefangenen Dienstbarkeit. Ist gleichfalls von einem antichen guten Meister in Marmolstein gebildet abgesehen.

Platte Q.

1. Bacchusals ein Kind.ES bedeutet der Bacchusdie unterschiedliche Würckungen des Weins / dessen Erfinder Er gewesen seyn solle / und deme die Trunckenheit als eine innerliche Bewegung zur Vergessenheit / Frölichkeit / Stärcke und Geylheit zugeschrieben wird. Wider dessen Mißbrauch und zu einem Exempel haben die Musenin Nisa/ als die das Bacchus-Kind auferzogen / zu Verhütung dieser Gefahr / ihn vor allen Dingen wol mit Brunnen-Wasser sauber abgewaschen; und damit so viel zu verstehen geben wollen / daß des Weins Gebrauch zu mässigen / absonderlich bey den Weibsbildern / wie diese Historia sub num. 1. mit mehrern vorstellet.

2. Des BacchiTriumph. Bacchushält seinen Triumph nach Indien/ auf seinem mit zweyen Tygern bespannten Wagen / und ist vergesellschafftet mit seinen Satyren/ Faunen/ Silvanen/ sowol Männ - als Weiblicher Art. Unter denselben befindet sich sein dicker Hofmeister Silenus/ als der auf dem Esel meist truncken einherreitet. Da dieser anmuhtige Jüngling Bacchusnun unterwegs die schöne Ariadnagantz betrübt / weil sie von Theseoverlassen worden / ersehen / begibt er sich von dem Wagen und kommt zu ihr / tröstet sie / und machet mit ihr gute Freundschafft / wie hiervon diese Abbildung mit mehrern zu verstehen giebt.

Platte R.

1. Comus. COmus/ ist ein Gott der Convivien und Bancketen/ nach PhilostratiMeinung. Er bedeutet / daß die erbare Convivia oder Mahlzeiten den Menschen erfreuen / auch deren Zierde zu mehrer Hertzhafftigkeit bewegen; hingegen der Gebrauch unmässiger Speisen und Tranckes machen den Menschen schläfferig / unrein / eines trägen Geistes / und schwachen Leibes / auch verdrossen zu allen Verrichtungen.

2. Priapus. Priapusoder Horus/ der auch Bacchusgenannt / ein Gott der Egypter / wird für des Menschlichen Saamens Würckung gehalten. Durch das rundachtige Spielzeug Discum / wird der Welt Runde verstanden / als welche von der Sonnen beleuchtet / und dadurch des Saamens Einfluß-Würckung bekräfftiget wird.

3. Lares. Die Haus und Stadt-Götter/ auch deren Bewahrer / und Kundschaffter der menschlichen Verrichtungen / von denen etliche schädlich sind / etliche aber Penatesgenennet werden / die zeigen an / daß sie heimliche GötterTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XII]und Beschützer der Städt und Häuser seyen / deren Gestalt und Verrichtungen sub num. 3. vorgestellet werden.

4. Guter Genius.Der gute Genius/ als ein Bewahrer des Menschlichen Geschlechts und dessen Verrichtungen / wie auch ein Sohn der Götter / und als gutthätiger Vatter der Menschen / ist ein schöner Jüngling mit dem Horn des Uberflusses versehen.

5. Böser Genius.Der böse Geniusist zu sehen in Schreckbar-grosser wilder Gestalt / heßlich / langharig / schwartz / und mit einer Wolffshaut bekleidet / darinnen er viel gefährliche harte Steine zum werffen verborgen bat / einen aber zum beleidigen und verletzen in der andern Hand gefasset hält.

Platte S.

Die [ Fortuna]. DIe Fortunaist eine Mitbringerin oder Austheilerin aller Reichthümer und menschlichen Wohlfahrt / samt allem deme / das hierunten auf Erden ist / welches in allem unbeständig / wie im Meer das treibende Schiff hin und herum wallend ist / insonderheit wann nicht Kunst / Verstand und Weißheit voran flieget / wie durch den Caduceum verstanden wird. Der annehmliche Jüngling bey der Fortunastehend / in der Rechten eine Schalen / in der Lincken aber eine Aehre und Mohnhaubt haltend / ist / und war / auf Capitaglio gebildet / Bonus Eventus, der gute Ausschlag.

Wann die Fortunaauf einem schnellen Lauffer gesetzet / und vom Fatooder Destinonicht begünstigt / sondern mit bespannten Bogen verfolgt wird / alsdann erfolgt der FortunaUnvermögen und Unbeständigkeit / und ist zu schliessen / daß sie von des FatiGewalt allezeit umgetrieben werde / dann wo das Fatumist / allda hat Fortunakeinen Platz.

Platte T.

1. Nemesis.DIe Nemesisist der guten Verrichtungen Wolthäterin / und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter / eine Tochter der Gerechtigkeit/ unsere Abrichterin / daß wir Maaß und Verstand gebrauchen sollen / eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses / darauf sie sitzt / und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen.

2. Justitia.Die Justitia/ oder die Gerechtigkeit/ ist eine Bewahrerin der Frommen / und Strafferin der Bösen / eine Verächterin aller Geschenck und Gaben / die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen / und der Einfältigen Beschützerin.

3. Calumnia.Die Calumniaoder Lästerungtritt herbey in schöner Gestalt als eine Freundin; iedochzeigt ihr Angesicht einigen Zorn / aber nicht widerwärtig / hat in der einen Hand eine brennende Fackel / mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bey den Haaren / schleppt denselben nackend mit seinen zusammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen / nicht achtend / ob er gleich jämmerlich und kläglich ruffet / unmitleidig über die Erden.

4. Invidia.Die Invidiamachet ihr selbsten Schmertz und Qual / wann es andern wol ergehet; sie hält beede Ohren zu / und will sich selbst erwürgen / wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster.

5. Momus. Momusist ein Gott der repraehension, und der lästerlichen Schmachreden / ein Sohn des Traums und der Nacht/ von unförmlicher und heßlicher Gestalt / ihme selbst und jederman zuwider / verachtet alle Künst und gute Gesetze / bespottet solche / schlägt drein / und bellet jedermann / wie ein böser Hund / an.

6. Fraus.Der Frausoder Betrugist gebildet als eine Weibsperson / die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens / hinten aber hat sie eine schändliche Larve / solche bedeutet / daß die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergifften. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch / mit selbiger Hand wincket sie zu sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht / der doch abwarts nur ein gifftiges gefährliches Monstrum ist.

7. Macaria. Macaria/ oder die Göttin der Glückseeligkeitist eine Tochter Herculis/ mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen / in der andern aber hält sie das Cornucopiä oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend / das andere den Reichthum / und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit.

Platte V.

Die Liebe ist unterschiedlich.DIese Abbildung zeiget uns an die unterschiedliche Würckung und Krafft der Liebe / welche in den edelsten Hertzen und zierlichsten Gemüthern gar leicht herberget / in den hartnäckichten groben aber zerbricht / und bald zu zerreissen pfleget.

1. Liebe zu Gott.Die Göttliche Liebe/ als welche alle andere übertrifft / ist abgebildet mit einer brennenden Fackel in der rechten Hand / und zeiget damit an die göttliche Inbrunst und Flamme / und daß selbiges hellbrennendes Liecht nimmermehr verleschen könne; In der Lincken hält sie zween Schlüssel des Himmels / der eine dienet den Menschlichen Seelen / um von dem Himmel hinab auf die Erden / und der andere wieder von dannen hinauf in den Himmel zu kommen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XIII]

2. Liebe zu den Tugenden.Die andere Liebe der Tugenden ist zu erkennen aus dem überwundenen Geyßfüssigten Panmit seinem Köcher und Pfeilen der Unzucht / der ist niedergeworffen / und von der Tugend-Liebe unter den Füssen gehalten zu sehen.

3. Liebe der Natur.Die dritte Liebe der natürlichen Begierden zeiget uns an deren grosse Würckung / absonderlich wann dieser Cupidomit seinem Bogen Feuerflammende Pfeile schiesset / deren in seinem Köcher ein ziemlicher Uberfluß im Vorrath bleibet; Es waren auch selbst die Götter von seiner Gewalt nicht befreyet / sondern ihme eben so wol untergeben; ja selbst der Himmel / die Erden / das Meer und Hölle / wie diese vier runde mit Num. 5.6.7.8. bezeichnete Figuren mit mehrern ausweisen / waren ihme unterwürffig.

Cupidoein Uberwinder der Heroën. Herculeswurde überwunden durch Liebe / wie uns diese vortreffliche Abbildung / sub num 4. aus einer kostbaren antichen Gemme zeiget; wordurch die Alte Poeten der Liebe Gewalt über alle Dinge zuverstehen geben / daß nicht allein dieser Cupidoein Uberwinder der Menschen insgemein / sondern auch der Heroen / und zugleich der Götter gewesen. In dieser Figur sehen wir den Hercules/ wie er das Gewicht auf Atlantische Weise / nemlich die Liebe/ auf seine Achseln geladen / und ihme solche zu tragen beschwerlicher fällt / als die Sphaera Coelestis. Dieser Amorführt ihn wie in öffentlichen Triumph herum / mit den Händen hinter sich auf seinen Rucken gebunden / nach Gebrauch der Sclaven / und formet die Trophäa aus seinem Keil oder Knortzen und Löwenhaut / also daß der / so viel trutzige Monstren gebändiget / und der durch JupitersZorn nicht konnte niedergelegt werden / noch durch den harten Befehl Euristei/ sich gedultig durch die Liebe überwunden untergibt / gleichwie ihme wegen der Dejaniraverwiesen worden bey Ovidio/ wann er sagt:

Quem non mille Ferae, quem non Sthe - neleiushostis,
Non potuit Junovincere, vincit amor.

Zu Teutsch:

Den tausend[ Ungeheur] nicht konnten über - winden /
Den weder Sthenelus/ noch Junokonnten binden /
Den kan der Amorzwingen /
Und zum Gehorsam bringen.

W.

Des PhilostratiTafel.Die Liebe wurde durch Philostratum/ vermittels vieler Kinder / ausgebildet / welche von den Nymphen erzeuget worden / wie Claudianusgedenket. Diese mit lit. W. bezeichnete Tafel zeiget uns einen schönen Garten mit vielen fruchtbaren Bäumen zierlich bepflantzet / welcher an allen Seiten mit schönen Wegen versehen / die mit zarten Kräutern und Graß überdeckt sind. An den Aesten der schönen Pflantzen und Bäume siehet man anmuhtige gelb - und rot-gefärbte Aepffel / die da gläntzen wie Gold. Um solche Bäume wältzen sich die Amorinen häuffig herum / und fliegen ringfertig einher; ihre verguldte Köcher / und spitzige Pfeilen hängen daran; sie spielen allenthalben / und werffen sich selbst untereinander mit Aepffeln und schönen Blumen von allerley Farben. Sie jagen und spielen in der Luft / und auf dem anmuhtig-grünen Graß / auf allerhand Arten; auch opffern und räuchern sie der Göttin Venuszu Ehren vor deren erhabenen Altar mit Saitenspiel / Trommlen / Pfeiffen / und lieblichen Gesang gantz Freudenvoll in grosser Anzahl.

Platte X.

1. Eros.ALs der Cupidonicht grösser wachsen konnte / und seine Mutter / die Venus/ die Ursach dessen von dem Oraculo wissen wolte / hatte sie zur Antwort erhalten / daß / so lang Cupidoallein verbleiben würde / er nicht wachsen könnte / dannenhero er eines Bruders bedürfftig seye. 2. Anteros. Wie nun der Anterossein Bruder geboren wurde / wuchse neben ihm auch der Cupidoaugenscheinlich / als welcher den Palmzweig der Liebe hatte; sein Bruder Anteros/ als die Gegen-Liebe / aber / wolte ihme diesen Zweig nicht allein lassen / sondern gewaltthätig abzwingen / und weisen / daß das Lieben allein nicht löblich / wo nicht auch eine Gegenliebe dabey wäre.

3. Amor Lethaeus.Es hatten die Alten auch noch eine andere Liebe / die da machte von Liebe abstehen und vergessen / diese ware Amor Lethaeusgenennt / und stürtzte ihre Liebesbrennende Fackel in den Fluß Selenumim Griechischen Land/ dessen sich dieselbige Nation zu Abwasch - und Abkühlung der Liebe zu bedienen pflegten.

Platte Y.

4. Der abgestäupte Cupido.DIe unruhige Liebe / und der muthwillige Stiffter aller dieser Händel / nemlich eben dieser Cupido/ ersättigte sich nicht allein bey den noch Lebendigen herum zu vagiren / sondern kame einsmals im Herumfliegen ohnversehens hinter einen finstern Wald / allwo die Seelen deren / die Liebens-halber ihnen ihr Leben selbst elendiglich verkürtzet / sich aufhielten. Diese fasseten ihn geschwind bey den Flügeln / banden ihme seine Hände und Füsse an einen Stamm eines alten Myrten-Baums fest / und thäten ihm allerley Spott und Gewalt an / wozu auch endlich seine Mutter Venuskame / welche die Straffe nicht zur Ringerung vermittelte / sondern beklagte sich vielmehr selbsten gantz erzörnt / daß sie um seinetwegen sehr viel Unruhe ausgestanden; Er wurde hierauf um soviel härter mit Rosen und Blumen-Stauden abgestäupet / biß endlich sie insgesamt zu Mitleyden bewegt wurden / baten einander um Verzeihung / und liessen also diese Weibspersonen ihn wieder hinweg fliegen.

Platte Z.

Venus. VEnus/ die Göttin der Wollüstenund eine Mutter der Liebe/ vergesellschafftet mitTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XIV]denen Nymphen und Nereinnen/ als welche dieselbige mit allerley Zierlichkeiten ausschmücken / bereichen und angenehmer machen / durch welche delicien mehrere Ehre / Liebe und Freude verursachet wird. Wie dann von den Alten durch solche Gaben denen neuen Eheleuten die Eintracht mit inbrünstiger Liebe angewünschet wurde. Sie wird mehrer nackend als bekleidet gesehen / deren Ober-gewand liecht / schön / frölich und grün / dz untere schön gelb / mit Gold / Silber und Himmelblau vermischet / stimmet mit ihrem Riemen oder Gürtel / Cestus genannt / wohl überein / und war sie selbst mit Rosen bekräntzet. Es wäre noch viel von dieser Liebes-Göttinzu melden / wie dann allbereit an seinem Ort geschehen / wollen derowegen / zu Erfüllung dieses Kupffers / nur noch der wolbekanten Liebe der Venuszu dem schönen Jäger Adonisgedencken / als der sich nicht bewegen lassen wolte bey ihr zu verbleiben / sondern lieber die wilden Schweine jagte / derer eines ihn endlich des Lebens beraubte.

Platte AA.

1. Gratiae. DIeser dreyen Huldgöttinnenoder GratienEigenschafft / lehrliche Bedeutung und Abbildung haben wirbereits am 191. Blat ausführlich beschrieben / wohin / um beliebter Kürtze willen / wirden edlen Leser gewiesen haben wollen; allda auch sonderlich P. 194. einige 2. Beschreibung von der Göttin Rumilia/ wie 3. auch eine von den Horisbefindlich; Item die 4. Erklärung von der Vorstellung des Zephyrus 5. oder Westwindes/ ferner die Musa Eratooder 6. Terpsichore/ und dann endlich die Psycheoder die Seele.

Platte BB.

Nochmals die Gratiae.OBen-bemeldte Gratiäsind noch einmal am 195 Blat / und neben denselben die Horaeerkläret worden.

Platte CC.

Maschera Symbolica. DIese Maschera Symbolica, sowol als Maschera Bacchanalis Sileni, Satyrische Maschera, Bild der Warheit/ Chimaera, oder Amuletum, und dann der Vogel Ibis / sind am 196 Blat beschrieben.

Platte DD. undEE.

Vita & mors hominis. DIeser beeden Kupffer-Platten Bedeutungen und Beschreibung zeigetP. 197. u. 198.

Platte FF. undGG.

Imp. TitiJudaicus Triumphus. Mantuaner Schild.ALso auch folgender beeder Kupfer Erklärung ist zu finden p. 198. und 199.

Platte HH.

GLeichfalls erkläret p. 199. diesen Leibschild des Hertzog Friderichs Gonzagä von Mantua.

Platte JJ. undKK.

NOVA NUPTA IN GENIALI THAL:NAchdem die Gelehrteste und Weltberühmteste Kunstmahler in Europa/ absonderlich zu Rom/ vor viel hundert Jahren eines und anders zu sehen verlangt und gewünschet von der guten Mahlerey / die vor 1500 auch vor 2000 Jahren gemahlt worden / als in welcher Zeit der Bildhauerey stattlich und hoch gestiegenwar / wie deren noch überbliebene vortreffliche in grosser Menge und nimmermehr genug gepriesene Statuen sattam bezeugen / und billich Ursach geben zu glauben / daß zu selbiger Zeit auch die Mahlerey-Kunst (weil beede gleichsam nur eine Mutter-brust / nemlich die edle Zeichenkunst gesäuget) in nicht weniger Vollkommenheit als die Bildhauerey gewesen seyn müsse / aber aus Ursach der vielen Jahren der Antichen Gemählden dergestalt zu Grund gangen / verlohren und verderbt worden / daß nichts würdigs gewisses mehr zu sehen verblieben / sondern sich solch Verlangen nur immer je mehr und mehr gemehret hatte: So hat es sich indessen begeben / daß / als aus dem Berg Quirinalzu Romein neu Fundament zu einem Palazzgegraben wurde / und die Arbeiter etliche Klaffter Tieff unter die Erden gekommen / sie ein altes Gebäu/ und im Durchbrechen ein schönes gewölbtes Zimmer gefunden / worinn nur auf Mauerwerck in Fresco von den Antichen Gemälden diese schöne Historie der Römischen Hochzeiterinne unversehrt verblieben; So bald man nun solche erblickt / wurde es dem Pabst Clementi VIII. angedeutet / welcher alsobald die beste erfahrneste Kenner und Antiquarien / um fernere Nachsuchung zu thun / dahin gesandt / welche / nachdem sie noch alles genau erkannt / und davon sattsamen Bericht ertheilt / wurde müglichster Fleiß angewendet / dieses vortreffliche / überaus herrliche / und in die 2000 Jahr altes Gemähld zu erhalten / und von dannen zu erheben / wie man dann hierauf an allen Seiten und Enden die Mauren / worauf das Werck an und um gestanden / rundum durch - und abgesäget / das übrig-gemahlte auf Eychen Höltzertramen gerichtet / und also diese schwere Last in ein darzu gemachtes Lusthaus im Gartendieses Pabsts Vettern / als des Cardinals Oldobrandini/ allwo es noch zu sehen / gebracht / und mit grossen Frolocken / glücklich zur ewigen Gedächtnus / zu männiglichen grossen Trost / wiederum eingemauret / insonderheit weil durch dieses herrliche Werck genugsam erhellet / daß damals die Mahler-Kunst eben also hoch gestiegen / als die Bilderey / und in gleicher Erfahrenheit / absonderlich in der Zeichenkunst Vollkommenheit / trefflich beschlagen gewesen / welches in Warheit bey den Gelehrtesten / als das beste Absehen in unsren Studien / meist beobachtet werden solle / wie dann auch allhier in allen Theilen dieser Kunstreichen antichen Gemählden auf nassen Kalch oder in Fresco gemahlt / (dann sie damals von der Wissenschafft mit Oehlfarb zumalen / welches Hubertund Jan von Eycherst1410zu Brugin Flandernerfunden haben / nichts gewust) durch diese zwey Abbildungen gezeiget wird / daß die Antichen solches alles Meisterhafft verstanden / und als eine wahre Lehrschul uns zur Gedächtnuß hinterlassen; womit wirnunmehro die Erklärung aller dieser in Kupffer-Druck vorgestellten Figuren endigen / und anitzo ohne fernere Umstände uns zum Haubtwerck selbst wenden u. verfügen wollen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Vorrede [I]

Vorede an den edlen Leser.

ANaxagorashat so unrecht (wie etwan Plutarchuszu seiner Zeit / und Aristotelesvor ihme vermeinet) nicht gesagt / daß der Mensch darum der Verständigste seye / weil er unter allen Thieren allein Hände habe: Dann dieser grosse Mann zielte mit solchen Reden auf die Vereinigung / welche gemeiniglich die Hände mit des Menschen Sinn haben. Und dieses mit solchem Wahrheits-Grund / daß auch Aristotelesan einem Ort uns zum besten aufgezeichnet hinterlassen: Die Natur habe dem Menschen zwey grosse Werckzeuge übergeben / nemlich dem Leib die Hände / und dem Gemüth den Sinn. Dann gleichwie diese / wann sie miteinander vereinbahrt / Lob - und Wunder-würdige Dinge begehen; also können sie auch eine grosse Verwirr - und Unordnung verursachen / wann selbige in einer sonst wol-regulirten Invention oder Erfindung nicht beysammen stehen. Dieses alles ist bishero vielfältig erwiesen worden / absonderlich aber in mancherley nachdencklichen Wercken / die eine Figur vonnöthen gehabt haben; welche zu ihrem Unglück entweder durch des Meisters Tod / oder sonst dergleichen Unfall verwahrloset / insonderheit aus Ersparung derer hierzu benöthigten schweren Unkosten / hernach in der ohnerfahrnen Mahler oder Zeichnere Hände gerathen: die zwar / was eine Feder oder Pensel sey / etwas verstanden / jedoch aber derjenigen Wissenschafft / so die vollständige perfection eines solchen Wercks erfordert / beraubt gewesen. Ichfür meine Person hab deren viel in acht genommen / und bin versichert / daß auch andere / die in dergleichen Arbeit sich bemühet / ein mehrers als ich/ bemercket haben werden: Allein meine Meinung zu besteiffen / ist mirgenug / deren etliche nur obenhin zu berühren. Und zwar das Buch Horapollo genannt / (von welchem wir allhie den Anfang machen) wann anders das Buch / welches wir aus denen Hieroglyphicis haben / des Horapollinisist / oder vielleicht eher / ein kurtzer von andern daraus gezogener Begriff: Dieser Horapollo, wollte ichsagen / ist zwar in Italienund andern Orten mit Figuren mehr als einmahl gemacht worden / dannoch aber findet sich nicht eines unter alldenjenigen / welches recht seye. Also ist auch

durch Guido Pancirollomit vielen Zeichnungen (welche doch etwas von den Antichen in sich haben wollen) verfertiget / mit solchen abscheulichen Unfürmen angefüllet / als ob sie eine Kinderschul were. Besagtermaßenhat auch die alte Astronomie von sothanen Fehlern sehr viel erlitten:das Hieroglyphische Buch von Gio. Pietro Valerianowäre ein vortteffliches Werck / wann die Figuren so gut / als wie dessen Beschreibung. Der berühmte Vincenzo Cartari Reggianoin seinem

ist erfüllet mit sehr viel Bildern der alten Götter / die sind aber mehrentheils auch nicht / wie sie billig seyn solten. In

hat Lorenzo Pignoria Padovanosolche zwar zu verbessern vermeint / aber auch mit schlechten Holtzschnitten versehen. Welches

etwas besser eingerichtet / uns deswegen also wohlbeliebet; dannenhero wirauch Ursach genommen ihme in diesem unsern Werk mehr zu folgen als keinem andern; soviel die Ordnung und Beschreibung belanget: was aber die darinnen in Holtzschnitt befindliche Figuren / Historyen der angezogenen Götter / wie viel auch deren sind / betrifft / ist kein einiges Bild ohne Fehler von uns befunden worden. Weil dann diese schöne Studia der Antiquitet für sich selbst von grosser Würde / in den Kunst-Regeln vortreflichst beschlagen / und in allen Theilen eine nöthige Schul / ohne welche nichts von Poesie oder der Alten Historien in Gemählden / Bilderey noch anders denckwürdigs Werckstellig gemacht oder repraesentirt werden kan / man folge dann der Antichen gerechten Ordnung nach: Also hab ich/ um desto sicherer zu solcher Wissenschafft zugelangen / mirselbst angelegen seyn lassen / daß ichZeit meiner Studien zu Romnach allen diesen Göttern in derer Tempeln sie gestanden / oder sonsten zu dergleichen Gebrauch aufgehalten / und der verzehren den Zeit zu trutz noch überblieben / wie auch bey den Liebhabern alda in denen Palazzen / auch auf offentlicher Straße / besonderlich aber in denen Cabineten von Marmolstein / Metall / Porfido / auch in Agat / Onix / Sardonick / Gold und Silber / die durch derselben Antichen damals selbst gebildet und dahin verehret worden / aufs aller fleissigst gesucht / selbige selbst nachgezeichnet / und noch täglich durch andere alda aufhaltende beständige Correspondentz wann etwas curiösers aufs neu aus der Erden hervorgebracht wird / wie noch zum öfftern geschicht / mit ebenmessigen Fleiß nachzeichnen also folgends in selbige Gestalt durch unsere erfahrnste Virtuosen in Kupfer bringen lassen: damit unsere

um soviel mehr zu diesem edlen Studio erhoben / und desto nützlicher gebraucht werden möchte. Es wird der günstige Leser zwar in etlichen Figuren einige Ungleichheit an der Grösse und Gebrauch befinden / welches aus denen UrsachenTA 1680, Iconologia Deorum, Vorrede [II]entstanden / weil nicht alles eben in einer Ordnung in den Statuen zu finden / sondern durch viel und lange Jahre viel vernichtet worden; deswegen sie vermittelst der Antichen in den Gemmen Jubeln und andern kostbahren Kleinodien / auch von den gerechten Archetypis in Ring von Gold gefasset und von den grossen Herren zum Gedächtnis an den Händen getragen worden: worinnen dann von den Alten der Abbildung auch vernünfftig gemacht worden / die wirzu Hilf genommen / und solche so wol / als das Ubrige / aus denen noch vorhandenen Antichen Gemählen / und Erfahrenheit / so viel deren zu unserm Fürnehmen dienlich / vorgestellet / hingegen vieler 100 andrer / welche uns unnützlich / wie die Monstra, und absonderlich was vor den erbaren Augen ungebührlich befunden / der Stillschweigen übergangen. Nachdem wirnun aller dieser der Alten Götter und Menschen Tugenden Ausbildungen / und deren gründlicher Auslegung weitläuffig gedacht / als habe ichzum Beschluß auch die Bedeutung auf hieroglyphische Weise / aller der Thieren / wie sie nach der Egyptischen und Sinnbildischen Art aller Tugenden verstanden und gerichtet werden können / billig mit beyfügen wollen: wie nit weniger eine absonderliche Beschreibung oder Auslegung aller deren in Kupfer beygebrachten Figuren nöthig zu seyn erachtet / zumaln in deren Abbildung unterschiedliches Denckwürdiges beygebracht worden / wovon in den gemeinen Iconologien oder Beschreibungen nichts gedacht / deren Erklärung doch zu mehrerm Bericht billig hat beygefüget werden müssen / (weil ins gemein die Antichen unsere unverbesserliche Wegweiser sind) so viel deren zu erhalten gewesen / und den Kunstliebenden zum besten aus den Antichen selbst genommen worden. Darzu wir noch / was von nötigen Historien in den Antichen nicht zu finden / selbsten zu Ergäntzung dieses Wercks nach den Regeln unserer Studie inventirt und gezeichnet / auch das ganze Werck in Kupffern darum nicht stechen sondern etzen lassen / weil durch den scharffen radier-Stifft in kleinen Bildern / wie diese sind / meinen Zeichnungen besser als mit dem Grabstichel gefolgt werden können / besonderlich durch diejenige / welche sich dessen durch beständige Ubung schon erfahren gemacht / wie sich dann des G. C. EimmartsFleiß sehr löblich gemehret / davon gegenwärtiges Werck in Menge seiner Arbeit / selbst Zeugnis giebt. Das übrige hab ichdurchneulich erst von Romangelangten meinen lieben Vettern Johann Jacob von Sandrartauch in Kupfer etzen lassen / als welcher es ihme auch löblich angelegen seyn lässet. Hiervon ein mehrers zu melden / trage ich/ naher Verwandtschaft halber / per modestiam billig Bedencken / und lasse das Werk selbsten reden / mit Verhoffen / er werde durch den bey ihme verspürten Verstand / Mehrung in Tugenden und Erfahrenheit sich fürderhin also anleiten lassen / daß er meinem Alterthum unter die Arme greifen / und was ichnoch künftig zu thun vermeint / über sich nehmen werde / damit ichendlichen michumb so viel geruhiger von dieser irrdischen Zeitlichkeit zu der ewigen Academie wenden / und in gerechter Ruhe mein Leben schliessen möge. Letzlich ist noch zu berichten / wie daß von Hohen und andern Liebhabern in Italien/ Franckreich/ Engelandund Niederlandunser Academie Bücher(aber von jedem in seiner eignen Sprache) inständigst begehrt worden: oder ichwolte ihnen die Kupfer verkauffen / welches aber mirunthunlich seyn will; deßhalben michresolviren müssen / solche unsere 3. Academie-Bücher nach und nach in Lateinischer Sprache dergestalt auf folgende Weise den Ausheimischen zu gefallen an Tag zu geben:Erstlichen soll mitgetheilet werden die Scultura, darinnen neben den vorigen / auch seyn werden alle die vortrefflichste antiche Statuen / aufs neu in Kupfer gebracht / die nach meiner Abreise von Romerst gefunden worden / sambt dieser Kunst Theoria und Practica, mit den Statuen völliger Lehrsätze und Historien Beschreibung. and Erstlichen soll mitgetheilet werden die Scultura, darinnen neben den vorigen / auch seyn werden alle die vortrefflichste antiche Statuen / aufs neu in Kupfer gebracht / die nach meiner Abreise von Romerst gefunden worden / sambt dieser Kunst Theoria und Practica, mit den Statuen völliger Lehrsätze und Historien Beschreibung.

Zum andern die Pictura, darinnen gleichfalls neben derselben Virtuosen Contrafeten / ferner auch aller neuen Roman. Italiänischen / Frantzösischen / Niederländischen berühmten Mahler Contrafaite / samt selbiger Theoria auch Lebenslauff beschrieben beygebracht wird. and Zum andern die Pictura, darinnen gleichfalls neben derselben Virtuosen Contrafeten / ferner auch aller neuen Roman. Italiänischen / Frantzösischen / Niederländischen berühmten Mahler Contrafaite / samt selbiger Theoria auch Lebenslauff beschrieben beygebracht wird.

Drittens wird auch der Architectura ein vollkommenes Werck gewidmet werden.

Schliessen hiermit unserer Teutschen Aacademie Zweyten und letztern Haubt-Theil / mit diesem gegenwärtigen versprochenen Anhang

/ als welche damahls nicht haben können verfertigt werden.

[figure]
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 1
[figure]

G.C. Eimmartf.

Wahre Götterbildung Aus denen Weltberühmtesten Antichen und - mischen Statuen abgesehen; Samt beygefügter Erleuterung der abgöttischen Cere - monien und alten Gebräuchen.

ES ist bekannt / daß unter allen Dingen / so die menschliche Natur veredlen und zieren / nichts vortrefflichers / und dem Menschen eigenthümlichers und anständigers sey / als die Religion oder Furcht und Ehre gegen die göttliche Macht: Dannenhero dann niemals einige so gar barbarische Nation oder Völckerschafft gefunden worden / die deroselben nicht etlicher massen fähig und theilhafftig gewesen. Und obwol ins gemein gesagt wird / daß der Mensch vornemlich durch die Vernunfft von andern Thieren unterschieden sey / so kan doch mit klaren Beweisgründen dargethan werden / daß / auch vor dem Gebrauch der Vernunfft / in ihme die Religion / als welche von der Natur selbst dem menschlichen Gemühte / gleich von desselben Ursprunge an / eingepflantzt ist /Die Religion ist die vornehmste Tugend. Krafft deß Menschen. sich ereigne und spüren lasse: immassen dann auch der Platonische Lehrschüler Jamblichusdieser Meinung ist / und dafür hält / es bestrahle gleichsam unsere Gemühter ein von GOttausfliessendes Liecht / wodurch in uns verwunderbare natürliche / und nach diesem Gute brünstig verlangende Begierden erwecket werden / von deme wir nachfolgends / wann wir die Vernunfft zu gebrauchen und auszuüben angefangen / vernünfftiglich reden und urtheilen. Welches uns / wie einige davorhalten / auch des PrometheusFabel lehren und zu verstehen geben wollen / daß nemlich sein himmlisches Feuer / wordurch er / man dichtet / das Leben in des ersten Menschen Hertz gebracht / eine solche Krafft bedeute / die / vermittelst geheimer und verborgener Eingeistung und Gedancken / die Gemühter der Menschen stetigs nach sich ziehe / welche / wann sie empfinden / woher sie geflossen / und von wannen sie ihren Ursprung genommen / durch natürlichen Trieb sich wieder dahin zu wenden beginnen. Und eben daher / sagen sie / komme es auch / daß / wann uns etwas sonderbar Gutes oder Böses begegnet / wir / auf dessen ersten Anblick / und ehe wir einigen andern Gedancken darvon fassen / die Augen hinauf gen Himmel schwingen / unterweilen auch wol die gefaltene Hände empor heben / eben als ob wir durch unsere gütige Lehrmeisterin / die Natur / unterwiesen / glaubten / es fliesse alles Gute zu uns vom Himmel herab / und seye man deme für die empfangene Wolthat schuldig zu dancken / der sie gegeben / und von dem man in allen Widerwärtigkeiten der unfehlbaren Hülffe gewärtig seyn müsse; dahero es dann komme / daß man ihn darum mit dergleichen demühtigen Geberden anflehe.

Alle diese Dinge mögen zwar sehr grosse Beweisgründe der Religion seyn / die uns GOttzu lieben und zu verehren antreiben: jedoch kan solches / dafern nicht in uns einige Erkänntnus vorhergehet / keines wegs geschehen. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 2 Daher dann der Mensch / auch noch vor dem Gebrauch der Vernunfft / GOtteiniger massen erkennet / und ihme zu dienen trachtet / welches ihn von den wilden Thieren unterscheidet; dann obwol Etliche in denselben einig Vernunffts-Füncklein zu seyn vermeinet haben / glaube ichdoch nicht / daß einer iemals gefunden worden / der behaupten wollen / daß sie einiger Weise der Religion theilhafftig wären. Derohalben billig solche dem Menschen allein gantz eigen bleibet / als durch dero Leitung die Menschen ihre Augen gen Himmel erhoben / und / dieses herrlichen Weltgebäues wunderbare structur betrachtende / geschlossen haben / es müsse eine Allgewaltige Macht seyn / die / durch ihre unendliche Liebe / Gewalt und Vorsorge / alles kräfftig regiere / weißlich verwalte / und beständiglich erhalte; diese nun haben sie Gott genannt / der alles guten Ursprung und Anfang / auch ewig und unermäßlich ist / und den kein Mensch sehen kan.

Jedoch pflegen nicht alle dieser aus der Natur geschöpfften Warheit / auf gleiche Weise nachzufolgen: Dann nachdem die Menschen angefangen ihrer Boßheit nachzuhangen / und / um derselben willen / an ihnen selbsten einen Wolgefallen zu haben / sind sieWoher der Götter Menge entstanden. mit ihren Gedancken weiter nicht gegangen / als sie mit den Augen sehen können: dahero dann geschehen / daß sie geglaubt / daß die Sterne / Sonn und Mond / ja auch der Himmel selbst / Götter seyen: wie dann solche / nach PlatonisZeugnus / anfänglich sowol von den Griechen / als auch / lang zuvor / von den meisten Barbaren / für Götter gehalten worden: und eben dieser will / daß man sie / von der stetswährenden Bewegung / so in jnen beobachtet wurde / in Griechischer Sprache Θεοὺς, das ist / Götter / von Θεεῖν, welches Lauffen bedeutet / genennt habe. Welcher Irrthum denn nach und nach dermassen gewachsen / daß viel aus den sterblichen Menschen / durch deß gemeinen Mannes thörichte Einbildung / unter die Götter gerechnet / und / worüber sich noch mehr zu verwundern / bey etlichen auch einige Gestirne an statt der Götter verehret worden / denen allen sie mancherley Bilder zuzueignen pflegten. Solches nun geschahe nicht allein den Tugenden / sondern auch so gar den Lastern selbst / als denen allen der Götter-Nahme gegeben worden: und zwar jenen / daß sie gegenwärtig nutzeten; diesen aber / damit sie abwesend nicht schaden möchten. Woraus dann erfolgt / daß man bey den Alten eine fast unzehliche Menge Götter verehrt und angebetet: dann nicht allein eine iedwede Nation ihre eigene und sonderbare Götter annahm; sondern auch eine iedwede Stadt / Ort / Haus / und endlich ein ieder Mensch / nach eignem Belieben / ihm einen Gott erwehlete / so gar / daß fast nicht eine einige menschliche Wirckung oder Verrichtung war /von dero nicht ein Gott seinen Nahmen hatte.

Diese grosse Anzahl der Götter aber wurde bey den Alten nicht allein von dem gemeinen Pöbel verehrt / sondern auch von denen / die man für anderen für weis und verständig achtete: dann diese / ob sie wol ein oberstes und höchstes Gut bekannten / welches sie den Ursprung oder Anfang aller Dinge nennten / satzten sie iedoch auch demselben eine unzehlbare Anzahl der andern bey / und scheueten sich nicht / ihnen Göttliche Ehre anzuthun: und unter diesen hiessen sie einige Götter / etliche Dämones / (so den Göttern dienende und vielwissende Geister waren) etliche auch Heroes / oder Halbgötter / und eigneten einem ieden besondere Verrichtungen und unterschiedene Oerter zu / wie dann auch iedwedem auf andere Art und Weise geopfert werden muste. Herodotus/ der vortreffliche Griechische Geschichtschreiber / bezeuget in seinen hinterlassenenDie vornehmsten zwölff Götter. Schrifften / daß man anfänglich bey den Egyptiern nur zwölff Götter gehabt / welchen die Pythagorici scheinen nachgefolgt zu seyn: dann man ins gemein davor hält / daß die Griechen sowol die Art und Weise des Gottes-Diensts / als auch andere Wissenschafften von den Egyptiern entlehnt haben / als bey welchen die zwölff berühmten Mercurii-Seulenzu sehen gewesen / mit einer verborgenen und geheimen Lehre / vornehmlich voller himmlischen Dinge / worinnen mancherley Arten Thiere / Pflantzen und andere dergleichen Figuren / deren sich die Egyptier an statt der Buchstaben und Worte gebrauchten / gegraben / zu lesen waren. Diese von ihnen genannte Sinnbild-Lehren pflegten die Priester / so bey ihnen die gelehrtsten Leute seyn musten / zu erklären und auszulegen: und solches zwar nicht einem ieden ohne Unterschied / sondern nur denen / die sie darzu würdig achteten / dergleichen unter andern waren Pythagoras/ Plato/ Democritus/ Eudoxus/ welche bloß dieser Ursach halben nach Egyptengereist.

Nun aber zur Sachen Selbst wieder zu kehren / so ist bekannt / daß die Pythagorici behauptet / daß / gleich wie an der ersten Himmels-Kugelzwölf Thierzeichen geordnet sind / welche die zwölff Zeichen des Zodiaci, oder Thier-Kreisses genennet werden: also wären auch jedem eben so viel Seelen eingepflantzet / die ihme Leben / Bewegung und Wirckungs-Kräffte mitzutheilen genugsam / welche auch die vornehmsten Götter sind; als nemlich der Jupiter/ die Juno/ der Neptunus/ die Vesta/ der Phoebus/ die Venusder Mars/ die Pallas/ der Mercurius/ die Diana/ der Vulcanus/ und die Ceres; und von diesen würden auch / sagten sie / die unteren oder irrdischen Dinge verwaltet. Eben diese Götter sind / bey den Römern / in sechs männliche / und in eben so viel weibliche getheilt worden / welche sie auchTA 1680, Iconologia Deorum, S. 3Die Raht-Herren-Götter.Consentes / oder die Rahtherren genannt / dieweil sie dafür hielten die himmlische Rahtsversammlung bestünde aus Räthen / und dörffte nichts ohne deren Gutachten geschlossen werden: wie dann auch beym Homeruszu lesen / daß Jupiter/ wann etwas wichtiges vorgefallen / den Rath der Götter zusammen beruffen / und was in solcher Sache zu thun sey / mit ihme berahtschlagt habe / wiewol er auch unterweilen für sich allein einen Schluß zu machen gepfleget / welches die Poeten in ihren Gedichten beglauben / und Seneca/ da er vom Donnerstrahl redet / solches bekräfftiget / es seye nemlich ein gewisser Donnerstral / welchen Jupiterallein / und nach eignem Belieben / ohne Beyraht eines andern unter den Göttern / zu schiessen pflege. Dann die Götter / so ihnen die Alten gedichtet / haben nicht alle bey einander gewohnt / sondern sind in unterschiedliche Oerter von einander gesondert gewesen / auch haben sie nicht alle den Himmel besessen / sondern der meiste Theil hatte seinen Aufenthalt auf der Erde / in den Flüssen und im Meere. Ebenmässig waren sie auch nicht alle unsterblich: dann die Halbgötter endlich die Schuld der Natur so wol / als alle andere Menschen / auch bezalen und sterben müssen / dessen / wie Pausaniasmeldet / der Silenenzu Pergamusin Asienannoch befindliche Begräbnüsse / eine genugsame Anzeig und Beweiß sind; wie dann auch die Nymphen gleichfalls sterblich waren.

Woraus dann / wie auch aus des H. AugustinusBuche von der Stadt GOttes/ klärlich zu sehen / daß bey den Alten allerley Geschlecht der Götter verehret worden. Dessen allen aber ungeachtet / waren gleichwol einige unter ihnen / als der Warheits-Erkänntnus ermanglenden / welche recht von Gottglaubten / daß er nemlich einig im Wesen / ewig und unsichtbar / dahero auch auf keinerley Weise zu bilden sey: Dann GottesForm und Gestalt suchen / pfleget

Pliniusin seinem andern Buch

für eine menschliche Schwachheit zu achten. Dannenhero Antisthenes/ der Cynischen Sect Anfänger und Vorgänger / nach dem Zeugnus Theodoretides Cyrenischen Bischoffs / zu sagen pflegen / GOttkönne mit leiblichen Augen keines Weges gesehen werden / dieweil er keinem sichtbaren Dinge gleich sey / deßwegen auch die jenige gröblich irreten / welche die Erkänntnus GOttesdurch einig Bildnus zu erlangen vermeinten: Wie dann auch Xenophon/ des Socratisgewesener Lehr-Schuler / in seinen hinterlassenen Schrifften meldet / daß / obwol die Grösse und Macht Gottesunter andern auch daraus klärlich abzunehmen / daß er / unbeweglich verbleibend allen Dingen eine Bewegung gebe / iedannoch von den Menschen nicht auszugründen sey / wie er aussehen oder gestaltet seyn müsse. Gottist unbildlich.Aus eben diesem Grunde pflegte Xenophanesder Menschen Thorheit zu verlachen / welche die / von Phidia/ Polycletusund andernGott mag durch keine Figur entworffen werden.künstlichen Bildhauern gemachte Statuen verehrten / und sagte / die Pferde / Ochsen und Elephanten würden ihnen / wann sie Hände hätten / und derselben gebrauchen könten / gleichfalls Götter / so Pferds - Ochsen und Elephanten-Gestalt vorstelleten / (wie die Menschen sich ihres gleichen Götter vorgebildet) gemacht haben. Und eben dieses hat Cicero/ im Buch von der Natur der Götter / unter der Persohn des Cotta/ wider die Epicureer/ durch vortreffliche Beweißgründe / ausgeführt.

Bey den Juden duldete man keine Bilder.Die Juden / so weyland allein die wahre Religion hatten / haben nur einen Gottgeehrt / den sie auch nicht in Bildern oder Gemählden mit den Augen des Leibs angesehen / sondern durch Betrachtung des Seelen-Auges in der Gottheitselbsten (so weit es dem Menschen vergönnet ist) beschauet / und / wie Cornelius Tacitusvon ihnen schreibet / die jenige der grösten Gottlosigkeit beschuldigt / welche Gott/ nach des menschlichen Leibes Gleichheit / in mancherley Materien / zu bilden pflegten: dahero sie dann in ihren Tempel niemahls einig Bild zu bringen / oder aufzustellen zugelassen; wie dann / als Herodes/ ihr König / über desselben Thor einen güldnen Adler stellen lassen / einige Jünglinge / da sie gehört / daß er in Zügen liege / nach geschehener zusammen Verschwörung / und im Volck erregten Tumult / denselben zerbrochen und herunter geworffen / darneben mit heller Stimme geschryen / daß es wider ihre Religion und der Vätter Satzungen auch folgbar gegenwärtige Gelegenheit / diese ihrem Gottbeschehene Schmach zu rächen / billig anzunehmen seye. Allein es ist der Handel den armen Leuten übel gedyen; zumalen Herodesnur noch so lang gelebt / daß er sie greiffen und lebendig verbrennen lassen können. Svidasschreibt / daß / als Pilatuseinige Fähnlein / worauf des Kaysers TiberiusBildnus gemahlt gewesen / in das Jüdische Land gebracht / das gantze Volck unglaublich erregt worden / weil es die Vätterliche Religion schänden sehen / als vermöge dero ihnen verbotten war / kein Bildnus in ihre Landgräntzen zu bringen.

Dieser Meinung sind auch einige andere gewesen / unter denen Hermes Trismegistussich befindet / welcher sagte / er halte davor / die jenigen glauben nicht daß die Götter ihre Wohnung im Himmel hätten / welche derselben Bildnussen sich vor Augen stellen liessen; ja es habe das Ansehen / als zweiffelten sie / ob ihre Wünsche und Gebete dahin gelangeten; und aus dieser verkehrten Einbildung hätten sie die Bilder der Götter erfunden / und sie angefangen Götter zu nennen. Vom Lycurgus/ dem Gesetzgeber der Lacedemonier / lieset man / daß er in seinen Gesetzen verbotten / die Götter weder einem Menschen / noch einigemTA 1680, Iconologia Deorum, S. 4andern Thiere gleich zu machen: Dannenhero er auch dero Gemählde / Abbildungen und Statuen aus seiner Republic gäntzlich weggeschafft. Luctatius Firmianusbezeuget in seinen hinterlassenen Schrifften / daß die Egypter die Elementen für Götter verehret / iedoch keine Bilder / dieselben anzubeten / aufgerichtet. Und dafern dem PlutarchusGlauben zu geben / so hat auch Numa Pompilius/ der andere König der Römer / es für eine Sünde gehalten / wann man glaube / daß Gottkönne abgebildet werden: dahero die Römer hundert und siebentzig Jahre allerdings keine Bilder ihrer Götter gehabt; dieweil sie es für die gröste Sünde und Thorheit geachtet / das göttliche unsterbliche Wesen der elenden menschlichen Gebrechlichkeit zu vergleichen. Bey den Persern und Lybiern war anfänglich weder Gemähld / Bild / Statua, Kirche oder Tempel noch Altar zu sehen. Von den Scythen bezeuget Herodotus/ daß / ob sie wol viel Götter gehabt / als die Vesta/ den Jupiter/ Apollo/ Mars/ und andere / die sie mit ihrer Sprach beqvemlich übereinkommenden Namen genennet / sie dannoch keinem als dem Mars(wie wirweiter unten / an seinem Orte / erzehlen wollen) einen Tempel / Bild oder Statua und Altar erbauet / sondern allen auf einerley Weise geopffert haben.

Hirnschale an statt eines Götzen-Bildes geehrt.Die Essedoner / so gleichfalls ein Scytisch Volck war / verehrten kein anders Bild / als eines Menschen Hirnschale / welches Herodotusauf folgende Weise erzehlet: Es kamen in einem Hause / darinn der Vater gestorben war / alle Anverwandten und Freunde in grosser Menge zusammen / und brachten mit sich einige Schafe / die sie schlachteten / und in Stücke zertheilten / welches sie auch mit dem todten Cörper thaten. Dieses unter einander gemischtes und zu einer herrlichen Mahlzeit aufgesetztes-Fleisch / assen sie alle ohne Unterschied / das Haupt aber behielten sie zu diesem Gebrauch auf / nachdem das Fleisch abgeschunden / in - und auswendig aufs säuberste gereinigt / also daß die Hirnschale schön gläntzend aussahe / und mit Gold überzogen war / verehreten sie solche als ein Bild / und thaten öffentliche Opffer darvor. Diesem fügen Pomponius Melaund Solinusannoch bey / daß sie dieselbe anstatt eines Trinckgeschirrs gebraucht / und sich gäntzlich eingebildet / sie könten dem Verstorbenen keine grössere Ehre erweisen / als eben diese. Welchen fast gleich ist / was Svidasvon einigen Innwohnern des Jüdischen Landes erzehlet die nemlich einem güldnen Eselskopffe göttliche Ehre angethan / und demselben alle Jahr einen in kleine Stücklein zerschnittenen Frembdling aufgeopfert. Die Massilienser / so das Narbonische Franckreichbewohnen / pflegten vorzeiten in lustigen Hainen oder Wäldern / worinnen kein Bildnus ihrer Götter war / zu opfern / und ihren Gottesdienst zu verrichten / auchunterweilen die Baum-Glötze und Stöcke zu verehren; dieweil sie / wie Lucanusvon ihnen zeuget / etwas göttliches darinnen zu seyn geglaubet.

In den ersten Zeiten nach der Sündflut lebten die frommen und aufrichtigen Menschen /Eichbäume für Götter gehalten. wie beym Pliniuszu lesen / unter den Eichbäumen / ehrten selbige für Götter / und hielten sie zugleich für ihre geheiligte Tempel: weil dieselbe ihnen ihre Frucht / als die Eicheln / zur Speise reichten / und mit ihrer Decke sie fürm Regen und anderm Ungewitter beschirmeten. Pausaniasmeldet in Beschreibung der Landschafft Achajae, daß in einem Theil selbiger Landschafft 30 viereckte Steine gestanden / auf deren jedem ein Name eines Gottes / iedoch ohne einige Bildnuß / geschrieben zu sehen gewesen / die auch von den Einwohnern sehr heilig verehrt worden: Dieweil bey den Griechen eine alte Gewonheit gewest / daß sie solche Steine eben so hoch als die Bilder der Götter selbsten verehrt. Cornelius Tacitusgedenckt / da er von den Sitten der alten Teutschen schreibet / daß sie weder Statuen oder Bilder / noch Tempel gehabt / weil sie dafür gehalten / es geschehe der Göttlichen Macht von dem jenigen die gröste Schmach und Unehr / welcher sich einbildete / es könte die Gottheitin einen so engen Raum / zwischen die Wände eines Tempels ob einer Kirchen eingeschlossen werden / wie es dann auch der herrlichen Majestät der Götter höchst-verkleinerlich / wann sie in eines so kleinen menschlichen Leibes Gestalt und Form zusammen gezwungen würden. Keine andere haben sie zu Göttern angenommen / als die sie vor sich sehen können / und deren Nutzen sie gegenwärtig erfahren und genossen hatten / als da sind: die Sonne/ der Vulcanusder Mond; von den übrigen haben sie keine Erkänntnus gehabt / wie von ihnen Caesarerzehlet / ja / auch von ihren Nahmen niemals gehört.

Bey dem Herodotuslieset man / daß die Griechen anfänglich die Götter zwar andächtig verehrt / dieselben aber niemahls bey ihren Namen genennt / biß sie solches endlich vonDer Götte Ursprung. den Egyptiern erlernt. Woher aber dergleichen Götter entstanden / und ob sie alle zugleich / oder aber eintzeln nach einander aufkommen / ingleichen ob sie allezeit / ohne einigen Anfang / alle gewesen / saget eben derselbe / sey zu seiner Zeit noch unbekant gewest; ausgenommen daß Homerusund Hesiodus/ die ohngefehr vierhundert Jahr vor selbiger Zeit gelebt / die erste gewesen / so eine solche Menge Götter / und deren fast unzehliche Namen in Griechenlandeingeführt / und einem ieden unter denselben sein Amt und Form oder Gestalt zugeeignet haben. Dahero man nicht unbillig schliessen könte / die Griechen hätten / von diesen also unterrichtet / die Götter angefangen in allerhand Figuren auszubilden. Jedoch wird besser seyn / daß wir/ mit eben diesem Herodotus/TA 1680, Iconologia Deorum, S. 5dafür halten und sagen / sie haben dieses von den Egyptiern entlehnt: Dieweil dieselben / wie man sagt / die ersten gewesen / die den Göttern Tempel erbauet / und ihnen Altäre und Bilder gewidmet. Wie nun die Griechen von den Egyptiern; also haben die Römer von den Griechen den Gebrauch der heiligen Bilder empfangen. Welches zu Marcellusist der erste / so die Bilder von den Griechen zu den Römern überbracht. der Zeit das erste mahl geschehen / als Marcellus/ nach Eroberung der Stadt Syracusazu Romim Triumph eingezogen / und was er daselbst vortrefliches gefunden / mit sich dahin gebracht; theils / daß er durch solches Schauspiel das Volck ihm günstig machte; theils auch / daß er durch deren Anschauen die Bürgerschafft / als die noch niemals erfahren hatte / was vor Freude und Ergötzung die Schönheit der Bilder und Gemählde zu geben pflegte / in Verwunderung brächte. Dannenhero solches gleich damahls dem Marcellusvon vielen für übel gehalten worden / erstlich / daß er aus allzugrossen Hochmuth darfür angesehen seyn wollen / als ob er die Götter selbst im Triumph führete / indem er mit deren Bildern sein Sieggepräng angestellt: Fürs andere / daß er dem Römischen Volcke / welches zuvor nur den Kriegsverrichtungen obgelegen / hierdurch Anlaß gegeben dem Müssiggang und der Faulheit nachzuhangen / also daß es nachgehends die Zeit unnützlich hinzubringen angefangen / und entweder seine Augenlust an den eiteln Gemählden gehabt / oder aber die künstlich ausgearbeitete Bilder / und der Menschen Hände Werck / mit grosser Gemühts-Verwunderung angeschauet. Dieses erzehlet vom Marcello Plutarchus/ und setzet annoch hinzu / er habe sich dessen noch zu rühmen pflegen / daß er der erste gewesen / der diese Dinge in die Stadt gebracht / welche bey seinen Bürgern eine sehr grosse Verwunderung über der Griechen Sachen erweckt hätten: wie dann auch vor Plutarchoeben dieses Liviusschrifftlich hinterlassen / daß nemlich dazumahl die Römer angefangen der Griechen Künste in Verwunderung zu ziehen; auch dahero nachgehender Zeit so wolheilige / als ungeheiligte Dinge / mit unglaublicher Kühnheit / geplündert und hinweggeraubt. So scheinets auch / es habe Tertullianus/ wann er sagt / es sey zu Romder Götter Dienst vom Numanicht mit prächtigen Ceremonien / ja auch ohne alle Bilder eingesetzt gewest / (dieweil weder die Griechen noch Hetruscier dahin kommen waren) sein Absehen auf den Tarqvinius Priscusgehabt / als welcher ein Griech / der Hetruscier Religion wol erfahren / und der Erste gewesen / so den Römern das Bildermachen gelehrt habe.

Ist derohalben deren Gebrauch von den Egyptiern / als ersten Erfindern / zu den Griechen / und durch die Griechen zu den Römern überkommen. Wie solcher aber auch in Egyptenaufkommen / darvon sind so viel Meinungen /daß unmüglich etwas gewisses zu schliessen. Luctatiussagt / es seyen viel in der Meinung / daß sie darfür halten die Statuen oder Bilder wären anfänglich den Königen oder Helden zu Ehren aufgerichtet worden / welche die ihnen untergebene Völcker weislich und gerecht regirt gehabt; dardurch anzudeuten / daß sie die Gedächtnus ihrer gerechten Könige / und die sonderbare Gewogenheit / die sie bey ihrem Leben zu ihnen getragen / auch nach dem Tode / mit höchster Ehrbezeugung / durch ihre Bildnussen annoch bezeugten und von sich blicken liessen. Eben dergleichen schreibet auch Eusebiusdaß nemlich bey den Alten gebräuchlich gewesen / der vortrefflichsten Leute Gedächtnus mit Bildern zu verehren; dardurch anzuzeigen / wie hoch sie die jenigen liebten und ehrten / die da wohl gelebt hätten. Beym Svidaslieset man / daß Seruch / von Japhet/ des Noä Sohne/ herstammend der allererste gewesen / welcher den Bilderdienst in die Welt eingeführt / indem er selbige ihme selbst / das Andencken tapferer Helden desto besser im Gedächtnus zu erhalten / gemacht / den andern aber an statt der Götter / von denen allen Menschen die gröste Wolthaten erzeigt worden / vorgestellt habe. So hat es auch an solchen Königen nicht ermangelt / die / weil sie annoch im Leben gewesen / ihnen selbst Statuen und Bilder aufrichten lassen / und dieselben anzubeten befohlen / wie von der Semiramisgelesen wird / welche / wo sie nicht selbst die erste gewesen / doch unter die ersten / die solches gethan / und ins Werck gerichtet / gezehlet wird: Dann man von derselben berichtet / daß sie ihre Bildnus in einem Steine / dessen Länge siebenzehen StadienStatua von unglaublicher Grösse. (sonach PliniiMeinung 1125. Werckschuch machen /) hauen lassen / und hundert Priester verordnet / die selbige durch öffentliche Ceremonien und sonderbaren Pracht veneriren / und ihr / als ob sie eine Göttin wäre / mancherley Opffer thun müssen. Eusebiusschreibet / daß vor Zeiten in Egyptenein sehr reicher Mann gewesen / der / zu Stillung des Schmertzens / welchen er über seines einigen Sohns Tode empfunden / dessen Bildnus zu Hause aufrichten lassen / und dasselbe mit eben der Liebe / als ob er annoch lebte / angesehen / daher die Knechte / wann sie ihres Herrn Unwillen wider sich erregt / und in Furchten gewesen / zu diesem Bilde ihre Zuflucht genommen / auf ihre Knie niedergefallen / und umb Vergebung ihres Verbrechens geflehet / die sie auch von ihm / wegen der zu seinem Sohne annoch tragenden Liebe / erlangt hätten; worauf hernachmal erfolget / daß sie diese Bildnus mit Blumen gekrönt / und mit andern Geschencken verehrt / als dero sie zum öfftern für ihres Lebens Erhaltung zu dancken sich schuldig erkannt. Diesem nun zu folge / sind andere Statuen und Bilder mehr aufgerichtet / und in dieselbe / damit sie vielleicht ein grössers Ansehen hätten / unterschiedlicher Götter Namen gehauen worden.

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Also sind auch der Götter Bildnussen meistentheils nach den menschlichen Leibern gebildet worden / nicht zwar darum / als ob der Alten alle so gar thumm gewesen / daß sie dafür gehalten / es hätten die Götter / nach Art der Menschen / Häupter / Hände / und Füsse: sondernWarum den Göttern menschliche Bildnussen seye zu geeignet worden. dieweil / wie Varrosaget / unsere Seelen den Göttern am aller-ähnlichsten / und keine gesehen werden können / als hat man gemeint / es könten die Leiber der Götter / dieser zwischen beyden sich ereignender Gleichheit wegen / wol auf Menschen-weis gebildet werden. Porphyriusist / wie Eusebiusmeldet / gleichfalls dieser Meinung gewesen / und soll gesagt haben / die Götter wären darum nach den Menschen gebildet worden / aufdaß wir lernen möchten / daß gleich wie GOTTdas Aug oder Geist der Seelen und der Verstand selbst; also wir desselben auch theilhafftig wären. Luctatiusbeweist / daß Prometheusunter allen der erste gewesen / der deß Menschen Gestalt aus Erden gebildet habe / und dahero der Erfinder der Bildkunst zu nennen seye. Dahero dann kommen / daß das / so man von GOTThergekommen zu seyn sagte / dem Menschen / der das Göttliche Werck nachgemacht / etlicher massen zugeschrieben worden.

Prometheusist an statt eines Gottes verehret worden.Es hat aber Prometheushierdurch verdienet / daß er als ein Gott mit Tempeln und Altären verehrt worden / und / wie Pausaniasschreibet / ihm zu Athenauf der Academieein Altar gewidmet worden / dahin zu gewissen Zeiten die Menschen in grosser Menge kamen / Fackeln anzündeten / und die jenige / so solche trugen / in einer langen Reihe einander folgende / der Stadt zulieffen: die nun / so selbige brennend bis zum Eingang der Stadt brachten / erhielten den Sieg vor denen / welche vornen an giengen / ihnen aber die Fackeln / etwan unterm lauffen ausgelescht waren; wie sie dann denselben auch weichen musten. Solches geschahe auch auf diese Weise: alle mit einander hatten nur eine Fackel / die ihnen allen gemein war / welche sie unter dem Lauffen einander zulangten / indem die Hindern durch Nachfolgung immer an der Vordern Stelle tratten. Aber dieser Gebrauch / oder Spiel / wie mans nennen möchte / war nicht allein dem Prometheusgeheiligt (wiewol man lieset / daß er von demselben selbst seye eingesetzt worden) sondern auch dem Vulcanusund der Minervazu Ehren gefeyret; auch lieffen sie nicht allezeit zu Fuß / sondern gebrauchten sich unterweilen der Pferde hierzu. Dannenhero Adamantusbeym Plato(als er den Socrateserinnerte / daß er eine Gesellschafft nicht verlassen solte /) sagte / sie werden gegen Abend dem Rennspiel beywohnen / und einander der Göttin oder Minervazu Ehren die Fackeln zulangen. Wann Herodotusder Perser Gewonheit gedenckt / vermittelst dero sie ihre Botten in schnellester Eil zu schicken pflegten (wie dann auch bey uns gebräuchlich ist / wann wir etwas durch darzu verordnete Postpferde senden / da iederzeitin allen Posten andere in Bereitschafft / welche die Müden / den Weg fortzusetzen / ablösen / und weiter bringen) saget er / sie ahmen der Griechischen Gewonheit nach / da die Lauffer / in einer langen Reihe / eine dem Vulcanuszu Ehren angezündete Fackel tragen / und einer dieselbe dem andern zulanget. Von diesen Spielen haben einige geschrieben / daß selbige des PrometheusThat gleichen / als er das Feuer aus dem Himmel gestohlen / und auf die Erde herunter gebracht / und seyen derohalben also von ihme unterwiesen worden. Andere deuten es auf den Lauff des menschlichen Lebens / worinnen die am Alter Vorgehende denen / so ihnen nachfolgen / das Lebens-Liecht zulangen und übergeben; Wie unter andern Platovermeinet / der in seinem Buch von den Gesetzen will / daß die Menschen / Kinder zu erzeugen / sich mit einander verheirathen sollen / aufdaß sie das Leben / welches sie von ihren Eltern entlehnt / gleichsam als eine brennende Fackel / ihren Kindern wieder mittheilen mögen. Lucret.lib 2.Der Poet Lucretius/ wann er von der Menschen Nachfolge aufeinander redet / saget ebenmässig:

Et qvasi cursores vitai lampada tra - dunt.
Gleichwie die Läuffer sie einander lan - gen zu
Die Lebens-Fackelen.

Bey den Locrensern war ein kleines Kirchlein / dem Prometheusgeheiligt / in deme gleichfalls ein Bild zu sehen war / welches einige des AesculapiiBildnus zu seyn vermeinten. Dieweil aber gegen über etliche grosse Steine / die an Farbe dem Sandkieß / am Geruch aber den menschlichen Leibern ähnlich zu sehen waren / wurdeins gemein davor gehalten / es wäre des PrometheusBildnus / und diese Steine aus der jenigen Materie / woraus von ihm der erste Mensch / von welchem nachgehends das gantze menschliche Geschlecht hergekommenseyn solte / gebildet worden. Daß aber Prometheusden ersten Menschen erschaffen habe / ist der Vernunfft sehr gemäß / wann wir nemlich durch ihn die Göttliche Providenz verstehen / wie Platoauch gewolt / aus welcher nicht allein der Mensch / sondern alle Dinge anfänglich geflossen sind: Dannenhero selbige vor Zeiten für Gott geehrt und gehalten worden / weil sie / wie eine gute und getreue Hausmutter / alle Dingezu verwalten pflegte: Dero Bildnus gleichte einer ansehnlichen und wolbetagten Matron. Was grosses Vergnügen aber und Ergötzung die Alten aus den Statuen / Bildnussen und Gemählden geschöpfft haben / ist aus der unzehlbaren Menge / die sie hatten / zur Genüge zu sehen und abzunehmen: Dann es schreibet Plinius/ daß bey den Rhodiern deren über drey tausend / und bey den Atheniensern / Delphiern und in andern Städten Griechenlandsnicht weniger gefundenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 7worden: worinnen sich dann die Römer von den Griechen nicht übertreffen lassen; indem sie eine solche Menge Bilder hatten / daß man ins gemein sich rühmte / es wären so viel steinerne Statuen zu Rom/ als der Menschen daselbst lebten. So war auch bey vielen eine solche Begierde nach denselben / daß Sie von allen Orten her / die schönsten Bilder und Gemählde von den vortrefflichsten Künstlern ihnen bringen liessen / darmit sie nicht allein die Häuser in Städten / sondern auch die Strohhütten auf den Dörffern auszierten: welches dann zum Pracht und Verschwelgung auszuschlagen gedeutet worden / als worvon der alten Römer Sparsamkeit und Mannhafftes Ansehen einen grossen Abscheu gehabt. Um welcher Ursach willen M. Agrippaeine vortrefflich-zierliche oration gehalten / darinnen er gerahten / daß man die Gemählde und Bilder aus den Privat-Häusern in ein gemein Stadtgebäu zusammen bringen solte / welches / deß PliniusMeinung nach / viel besser gewesen / als daß man solche auf die Landgüter verwiesen. Varrobezeuget / es seyen sehr viel nach des LucullusGütern gereist / bloß aus dieser Ursach / daß sie die daselbst befindliche herrliche Bilder und Gemählde sehen möchten. Man bauete für solche vor Zeiten sehr bequeme Gemächer; welche Vitruviussein groß und weit zu machen befiehlt: Ja die Statuen pflegten sie also zu verfertigen / daß sie / nach ihren Belieben / das Haupt herabnemen / und ein anders drauf setzen konten. Deswegen Suetonius/ als er von dem unerleidlichen Pracht des Caligularedete / sagt / daß selbiger / weil er sich eingebildet / er übertreffe alle andere Könige und Fürsten sehr weit / endlich auch angefangen göttlicher Ehre zu begehren / und befohlen / daß man den Bildern der Götter / die man wegen der ihnen gebührenden Furcht und daran befindlicher Kunst verehrte / nemlich des Jovis Olympiiund etlicher anderer / die Häupter herabnehmen / und seines drauf setzen solte. Lampridiuserzehlt / es habe Kayser Commodusdeß NeronisColosso das Haupt abnehmen / und seines drauf fügen lassen.

Statuen oder Gemählde bey den Römern für sehr heilig gehalten.Uber diß hielte man die öffentlich aufgestellte Statuen und Gemählde / wessen sie auch waren / alle für heilig / und durffte sie kein Mensch von ihrer Stelle verrucken / oder wanckend machen / wie Cicerowider den Verresschreibet / worzu er der Rhodier Exempel anfuhret / die / ungeachtet sie einen Krieg wider den Mithridatesangefangen / und ihn heftig verfolgt / sie dannoch dessen Statuam oder Bildnus / so auf dem vornemsten Platz der Stadt stunde / nicht verrucken / ja auch nicht berühren lassen. Der Könige oder Fürsten Bildnussen aber / hatten über dis noch diese Praerogativ, daß wann iemand seine Zuflucht dahin nahm / er wider allen Gewalt gesichert war / und von dannen / wider seinen Willen / nicht kunte weggenommen werden: Jedochhat dieses des M. AntoniiSohne keines weges etwas heissen mögen; dann Augustusihn / wie Suetoniusbezeuget / als er zu des Kaysers Bildnus geflohen / von dar wegreissen und tödten lassen. Diese Bildnussen wurden unterweilen von den Künstlern nackend / zum öfftern aber bekleidet ausgehauen / bisweilen auch wol gantz mit Golde überzogen. Der aber das erste Bild in Italienalso übergülden lassen / soll / nach des PliniusAussage / Acilius Glabriogewesen seyn / als welcher es seinem Vater / dem Glabriozu Ehren ausrichten lassen.

Warum die Bilder / Gemählde oder Statuen nackend. Alexander Aphrodyseushält dafür / es seyen der Götter und Könige Bildnusse vor Alters nackend aufgerichtet worden / dardurch anzudeuten / daß deren Gewalt allen bloß und entdeckt / und die Könige oder Fürsten aufrichtiges Gemüts / mit Lastern durchaus nicht befleckt / auch ohne allen Betrug seyn solten. Pliniuserzehlet / die Griechen haben diesen Gebrauch gehabt / daß sie die Bilder alle nackend aufrichten lassen. Die Römer aber haben ihnen Brustharnische anzuziehen pflegen; dann sie anfänglich keinem einig Bild oder Statuen aufgerichtet / als der es durch eine sonderbare That verdient gehabt / damit also seines Namens Gedächtnus auf die Nachkommen mit gutem Ruhm fortgepflantzt würde: welches aber nachgehends nicht allezeit beobachtet worden; zumalen ihrer vielen um einer gantz andern Ursach / als einiger Gemühts-TugendVon wem die Statuen oder Bilder und Gemählde verachtet worden. willen / Statuen aufgerichtet worden. Weswegen Catodieselben iederzeit verachtet / und als er von einem gefragt worden / warum man doch unter so vielen seines gleichen Bildnussen / keine von ihm sähe / er / wie Marcellinuserzehlet / gesagt haben solle: es wäre ihm lieber / daß ehrliche Leute sich verwunderten / warum ihm keine Bildnus aufgerichtet würde / als daß sie sich schämten / die Ursach zu sagen / warum er eine hätte. So soll Agesilaus/ nach des XenophonZeugnus / die Ehre der Statuen gleichfalls mit diesen Worten abgeschlagen haben: Die Statuen erwerben zwar den Künstlern / die sie verfertiget / ein sonderbares Lob / mir aber sind vortreffliche Thaten eine unsterbliche Ehre.

Statuen in öffentlichen Processionen umhergetragen.Die Römer hatten im Gebrauch / daß sie / in öffentlichen Processionen / der Götter / Könige und anderer Durchläuchtigen Personen Bildnussen vom Marckte / allwo sie beysammen zu stehen pflegten / nahmen / sie auf gewisse Pedal stellten / und durch die Stadt trugen: das Bild des Scipioaber nahmen sie / wie Appianusmeldet / aus dem Capitolio; dieweil er / da er noch im Leben / mit klärlichen Gründen erwiesen / daß alle seine Rahtschläge aus göttlichem Geiste herrührten / und er sich / gleich als ob Jupiter, was er thun sollen / ihm vorgeschrieben / unterweilen gantz allein in dessen / im Capitoliostehenden / Tempel verborgen / des wegen ihm auch daselbst eine Statua aufgerichtet / von dannen sie niemals gäntzlich weggethanTA 1680, Iconologia Deorum, S. 8worden. Aus den Statuen und Bildnussen wurden auch die Edlen Häuser erkannt: dannenhero C. Marius/ weil er aus einem unedlen Stamme war / beym Sallustiusvon sich selbst sagt / er könne der Treue und Glaubens halber keine Bildnusse / Triumphe oder Bürgermeisterschafften seiner Vorfahren; aber wol / wanns die Noth erforderte / Picquen / Fahnen / Pferdzeuge und andere Kriegsbeuten / wie auch Wunden und Narben an seinem Leibe aufweisen.

Wir wenden uns aber wiederum zuWarum die Bilder auf unterschiedliche Weise formirt gewesen. den Bildern der Götter / als die von einem Volcke anders / als vom andern gemacht wurden / wie es ein iedwedes verlangte; darinnen zum öfftern zu erkennen gebende / worzu sie am meisten geneigt wären. Dannenhero Svidasschreibet / daß die Phoenicier ihre Götter mit Beuteln oder Taschen gebildet / dardurch zu verstehen zu geben / daß sie den Reichsten unter allen für den vortrefflichst - und bästen hielten. Die Griechen bildeten solche gewaffnet; weil sie glaubten / daß die Königreiche vornemlich durch Waffen überkommen und erhalten würden. Uber dis haben sie auch offtmals in der Götter Bildnussen oder Statuen das jenige ausgedrucket / was sie von ihnen verlangt / oder bereits erlangt hatten: dann sie unterweilen eine und andere Bildnus / als ein sonderbares Gelübd / aufrichteten; (welches auch aus denen ihnen beygefügten Beynamen fast allzeit zu erkennen gewesen) iedoch waren die vornehmsten und eigenthumlichsten / welche durch die äussere Figur oder Gestalt ihre Natur und Wirckungen / die sie von ihnen herzukommen vermeinten / am meisten ausdruckten. Wiewol der Götter Bildnussen nicht allzeit auf solche Weise vorgestellet wurden / daß deren Bedeutung ohne Unterscheid von allen gleich verstanden werden mögen: dieweil aus damaliger / wiewol eitel und falscher Religion versehen war / daß göttlicher Dinge Erkanntnus allein bey den Priestern seyn solte; die andern aber / weil ihnen / derselben nachzuforschen / nicht erlaubt war / vergnügten sich mit dem Glauben / daß es sich nemlich dergestalt verhielte / wie es ihnen vorgetragen wurde. Dannenhero man beym Liviusund einigen andern Scribenten lieset / daß vor Zeiten / als man etliche von des NumaBüchern gefunden / die / wann sie unter die Gemeine hätten auskommen sollen / der damahliger Zeit üblichen Religion einen gewaltigen Stoß (vielleicht mit Vor-Augen-Stellung dero Eitel und Nichtigkeit) geben können / seyen sie / vermög eines darüber ergangenen Rahts-Decrets, öffentlich verbrannt worden; damit nicht das Volck in Durchforschung der Religion allzu nachgrüblich würde / und an deme / was ihm von dem Ober-Priester und andern Pfaffen / so zur Erklärung der göttlichen Dinge ihme vorgesetzt waren / vorgesagt würde / sich etwan nicht vergnügen liesse. Der König Tarquinius/ wie Valerius Maximuserzehlet / hat M. Tullium, einen aus den Duumviris, weil erdas Buch / so die Geheimnussen der bürgerlichen Heiligthümer in sich begriffe / und ihm zu verwahren anvertrauet war / dem Petronius Sabinusum Geld abzuschreiben gegeben / in einen Sack stecken / und ins Meer werffen lassen.

Diesem nach wird sich bisweilen ereignen / daß wirkeine Ursach eines oder des andern Bildes / so wirnach seinen Lineamenten ausgedrukt / werden beybringen können; weil / wie Herodotus/ Pausanias/ Plutarchus/ und viel andere / von denen ichdas Original entlehnet / bekräftigen / selbige seyen entweder gar nicht vorhanden / oder die Alten durch die Religion / oder das Gewissen abgehalten worden / solche gemein zu machen; jedoch wird es gar selten geschehen / Dann was der eine gantz zu eröffnen Bedencken getragen / ist öffters aus vielen Stückweis zusammen gebracht / und der Mangel ersetzet worden; welches zu thun wiruns nach allem Vermögen beflissen haben. Damit wiraber wiederum zur Erklärung kommen / warum nemlich die Götter auf mancherley Weise seyen gebildet worden / so saget Eusebius/ indem er des PorphyriusMeinung erzehlet / daß die Alten / wann sie der Götter Ungleichheit vor Augen stellen wollen / etliche als Männer / andere als Weiber / einige auch als Jungfrauen / etliche als Eheweiber gebildet / und deren Statuen von unterschiedlichen Kleidungen gemacht haben. Aristotelesschreibet / daß die Alten dafür gehalten / der Götter Leben sey dem menschlichen nicht ungleich; und dahero hätten sie ihnen unsere Bildnussen zugeeignet: und gleich wie die Menschen unter Königen lebten / also / hätten sie ihnen eingebildet / müsse auch einer unter den Göttern herrschen. Luctatius/ nachdem er in einer langen Rede / und mit vielen Beweisgründen dargethan / daß der Alten Götter Menschen gewesen / die nach ihrem Tode unter die Götter gerechnet worden / setzet annoch hinzu / sie seyen darum unterschiedlichen Alters / etliche nemlich Kinder / etliche Jünglinge / und wiederum andere wolbetagte Alte gewesen / auch einem diese / einem andern eine andere und eigene Statue gesetzt worden / damit das Alter / und Habit / worinnen sie vom Tode überfallen worden / angezeiget würde. Eben dahin zielen auch viel andere Dinge / so von den Göttern gedichtet und erzehlet werden / gleich als ob sie Menschen gewesen; worvon wirauch hernach ein und anders erzehlen wollen / sobald sichs in Ausdruckung derselben Gestalt fügen wird; und solche Handlung wollen wir vor die Hand nehmen / sobald wirvon der Statuen Materie werden geredet haben.

Der Statuen Materie.Es ist aber Gott erstlich / wie Porphyrius/ mit Beystimmung des Eusebius/ meldet / aus leuchtender Materie / als da ist der Crystall und gläntzender Marmor / bey den Alten gebildet worden; anzudeuten / daß Gott/ als das allerreinste Liecht / von keinem Menschen-Auge könne gesehen werden. Man hat ihn auch von Golde gemacht; dardurch zu verstehen zuTA 1680, Iconologia Deorum, S. 9geben / daß er ewig seye / und in einem Feuer wohne / das niemand anschauen möge. Etliche / so ihn aus einem schwartzen Steinlein formirt / haben darmit andeuten wollen / daß er auch von den allerschärffsten Augen nicht könne gesehen werden. Aber Porphyriusscheinet auf seine Zeit gesehen zu haben / zumahlen die Aeltere auch höltzerne Götter gehabt; wie dann Theophrastusin seinen Büchern von den Pflantzen schreibet / daß sie aus Cedern / Cypressen / unterweilen auch aus Oelbaumwurtzeln ihnen Götter gemacht haben. Und daher sagt auch Plinius/ daß sie aus Cedern-Holtz Statuen auffgerichtet / weil solches Holtz sehr lang unverletzt bleibe. Eben dieser Autor meldet / daß zu Romin einer Höle Apollo Sosianusaus Cedern-Holtze gemacht / wohin er aus Seleuciagebracht worden / zu finden gewesen. Plutarchusschreibet dißfalls / man habe vor uhralten Zeiten Bilder zu machen im Gebrauch gehabt / und seyen selbige bey den Alten aus Holtze gewesen / dieweil ihnen der Stein allzuhart zu seyn und also untauglich / Götter daraus zu bilden / vorkame; Gold und Silber aber hielten sie für lauter Unreinigkeit und Grundsuppe einer unfruchtbaren Erden / weil der Ort / wo die Gold - und Silber-Minen gesunden werden / nicht wol tüchtig / ist etwas anders hervor zu bringen. Dahero sie auch die jenige Erde schwach und unfruchtbar zu nennen pflegten / welche weder Kräuter / Blumen noch Früchte truge: Dann sie lebten dazumal ohne allen Geitz / und waren allein darmit vergnügt / was zur Lebens-Unterhaltung diente. Ja auch Platoscheinet dieser Meinung gewest zu seyn / daß die Bilder der Götter aus Holtz gewesen / dann also schreibt er: weil die Erde gleichsam ein den Göttern gewidmetes Haus ist / als wäre unrecht gehandelt / wann man aus derselben ihre Bilder formiren wolte; von Gold und Silber aber solche zu verfertigen / wäre noch unverantwortlicher / weil diese Metallen ihren Besitzern den grösten Neid zu erwecken pflegen. Fast gleicher Meinung ist auch Luctatius/ wann er schreibet: Die kostbare Bilder und Statuen der Götter seyen eine gewisse Anzeigung des Geitzes derer jenigen / die / unter dem Vorwand der Religion / ihr Belieben an Gold / Elphen-Bein / Edelgesteinen und andern kostbaren Dingen haben / wann sie ihnen heilige Bildnüsse daraus machen; dann ob sie selbige gleich in hohen Würden halten / geschehe es doch vielmehr darum / weil sie von solcher Materie / als weil sie der grossen Götter Bildnüsse vorstellen.

Wir müssen uns aber wiederum zu unserm Platowenden / welcher nach denen vorangezogenen Worten sich ferner also vernehmen lässet: Das Elphen-Bein / so vorher ein Leben hatte / und nachgehends desselben beraubt worden / ist nicht würdig / daß der Götter Bildnussen daraus gemacht werden; wiedann auch das Eisen und andere harte Metalle hierzu nicht tauglich / weil man dieser Instrumenten im Krieg zu der Menschen Verderben gebrauchet. Dannenhero allein das Holtz / nach des PlatonisMeinung / übrig war / woraus man die heilige Bilder der Götter machen konte. Deme auch Pausaniasbeystimmet / wann er schreibet / daß in den ersten Zeiten / nach seiner Meinung / bey den Griechen die Bilder von Holtz gewesen / vornemlich die jenige / so von den Egyptern gemacht worden; Sintemahl zu Argosnoch ein Bild / oder Statua, des Apollostunde / so ihm von dem Danaus/ einem voruralten Zeiten bereits abgeleibten Könige / geheiligt und aufgerichtet war. Ja es schiene / als ob kein Bildnus zu finden / woran einige Antiqvität zu spüren / ausser denen / welche ausEben - Cypressen - Cedern - Eichen - oder anderm dergleichen hartem Holtze gemacht; wiewoln auch / auf Befehl des Oraculi, einige Oehlbäumine verfertigt wurden. Woraus man schliessen kan / daß man damals die Götter lieber aus Holtz / als einer andern Materie habe zubereiten wollen: zumaln auch beym Herodotuszu sehen / daß / als die Epidaurier den Apollozu Delphosum Rath gefragt / auf was Weise sie die grosse Unfruchtbarkeit / dardurch sie dazumahl an allen Dingen Mangel litten / von sich und ihrem Lande ablehnen möchten / sie diese Antwort erhalten / daß sie zwey Bilder / das eine der Damiae, das andere der Auxesiae(denn diese waren ihre Schutzgötter) nicht aus Metall oder Stein / sondern aus zahmen Oehlbäumen aufrichten solten. Im ersten Tempelder Juno/ der zu Argosstunde / war ein Bild aus einem Block eines Birnbaums gewidmet; und zu Rom/ da sie eine Königin genennt wurde / hatte sie zwey Bildnusse aus Cypreßholtze / die man an denen Festen / welche (nach deß LiviusMeinung) damahls zum erstenmahl angeordnet worden / als Hannibal Italienverheeret / in öffentlicher Procession herumgetragen. Beym Pliniuslieset man / daß zu Populonieneine sehr alte Statue oder Bildnus des Jupitersgestanden / welche aus einem Weinstock gemacht gewest: und zwar ist solches kein Wunder / dafern wahr ist / was itztbemelter Pliniusschreibet / daß nemlich der Juno Tempelzu Metapontienauf lauter Pfeilern von Weinstöcken gestanden / so gar groß und dick wären desselben Orts Weinstöcke gewesen; hierüber aber ist sich noch mehr zu verwundern / daß / wie Pausaniaserzehlet / in einem Theil Laconiendes EsculapiusBild oder Statua, aus einem Keuschbaume gehauen zu sehen gewesen seye / dannenhero er auch den Zunamen Agnites/ das ist / aus einem Keuschbaume gemacht / bekommen. So waren auch anfangs der Römer Götter von Holtz bereitet / als die sich der Sparsamkeit beflissen. Dahero Tibulluslib. 1. Elegia 10. die Haußgötter anredend / also spricht:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 10
Neu pudeat, prisco vosesse ê stipite factos:
Sic veteris sedes incoluistis avi.
Tunc melius tenuere fidem, cum paupere cultu
Stabat in exigua ligneus aede De - us:
Etplacatus erat, si quis libaverat u - vam,
Seu dederat sanctae spicea serta co - mae.
Atqve aliquis voti compos liba ipse ferebat,
Postqve comes purum filia parva favum.
Ey schämet euch doch nicht / Ihr hochge - haltne Götzen /
daß ihr gebildet seyd aus alten Stümpf - und Glötzen.
Ihr habt ja hiebevor das Stamm-Hauß so bewohnt /
wo derer Ahnen Meng vor dieser Zeit gethront.
Die Treu war grösser noch / da mit gar rin - gen Banden
in einer kleinen Kirch ein Gott von Holz gestanden /
Er ward versöhnt / wenn man ihm schenkte Reben-Blut /
sein Haupt mit einem Krantz von Aehren nahm vor gut.
Wurd einer dann hierauf der ernsten Bitt gewähret /
und / wie er lang verlangt / von seinem Gott erhöret /
so bracht er dem Altar den milden Fladen hin /
und kam das Honigseim dem Gotte zum Gewinn.

Propertiusführet den Vertumnusvon seinem selbsteignem Gemähld oder Bildnus redend mit diesen Worten ein:

Stipis acernus eram, properanti fal - ce dolatus,
Ante Numam grata pauper in ur - be Deus.
Ich war ein stumpfer Klotz von Ahorn außgehauen /
man konnt’im danckbarn Rom/ mich arm / vor Numa/ schauen.

So erzehlet auch Plinius/ daß / ungeachtet der Gebrauch der Bilder bey den Italiänern von Uhralten Zeiten angenommen worden / (welches mit des Hercules/ schon vom Evandro, auf dem Ochsenmarckt/ aufgerichtetemBildnus zu beweisen wäre / das man auch mitTriumph-Zeichen gezieret / wann von Einem ein Triumph gehalten wurde) dannoch denen Göttern weder in Tempeln noch in Privat-Häusern keine andere als Höltzerne Bilder gemacht oder aufgerichtet worden / ehe die Römer Asiamunter sich bezwungen / dann aus selbiger Landschafft die kostbaren Bilder und Gemählde in Italienkommen / dieweil Griechenlandnicht vergnügt mit höltzernen Göttern / sich auch güldene / und aus andern Metallen bestehende Götzen machen lassen: ja damit es etwas köstlichers und prächtigers zeigen könte / hat es / wie Pausaniasbezeuget / das Elphen-Bein zu den Bildern aus dem äusersten Indienund Mohrenlandezu sich bringen lassen. Die aus Eisen formirte Götzen waren zwar sehr seltzam / iedoch wurden etliche derselben gefunden / als bey den Phocensern des mit der Hydrastreitenden HerculesBild / und zu Pergamozwey Häupter / das eine eines Löwen / das andere eines wilden Schweins / dem Bacchusgewidmet / zu welchen von allen Enden / gleichsam als zu sonderbar-schauwürdigen Dingen / ein unglaublicher Zulauff / geschahe. Coridongelobet der Dianaebeym Virgilius/ er wolle sie in Lebensgrösse aus Marmorstein bilden lassen: darbey Serviuserinnert / daß bey den Alten nur das Haupt / zusamt der Brust / in Marmorsteinenen Seulen abgebildet worden. Uber diß war auch gebräuchlich / daß die schlechte und unachtbare Götter / als da war der Priapus/ und dergleichen andere mehr / die über das Feld bestellt und unter freyem Himmel stunden / meistens aus Holtz / Doon oder einer andern geringen; die edlern aber / als da waren die himmlische Götter / aus einer bässern Materie gemacht wurden. Auch hatten sie nicht alle allzeit eine Menschen-Gestalt / sondern waren nach unterschiedlicher Thiere Gestalt gebildet / ja / unterweilen halb einem Menschen / halb einem Thiere ähnlich. Dannenhero / wie Augustinusaus Senecaschreibet / wann sie lebendig in der jenigen Gestalt erschienen wären / als sie durch ihre Bilder vorgestellet wurden / man sie nicht als Götter würde geehret / sondern von ihnen / als greulichen Unthieren / ein mercklich Abscheu gehabt haben. Bey den Egyptiern aber / wurden dergleichen misgestaltige und abscheuliche Bildnussen mehr als irgend anderswo gesehen / wie an vielen Bildern / die wirbeschreiben und vorstellen wollen / zu erkennen seyn wird / wie wirdann anitzo zu unserm Vorhaben schreiten / und den Anfang von der Ewigkeit machen wollen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel B (nach S. 10)
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ANTRUM.

PROVIDENTIA DIVINA

AETERNITAS

Sandrartdel.

Eimmartscul

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 11

Von den Bildnussen der Ewigkeit.

Platte B.OBwol bey den Alten nicht alle Götter fürewig-lebend und unsterblich geachtet wurden / so glaubten sie doch / daß die Vornehmste derselben keiner Sterbligkeit unterworffen wären: dannenhero sie zu den damahligen Zeiten darfür hielten / die Ewigkeit folge ihnen überall und allezeit nach; wiewohl Johann Boccatius/ im

/ dieselbe allein dem Demogorgonzueignet / und davor hält / daß er der erste unter allen Göttern mitten in der Erde von blasser Gestalt mit einem dicken Nebel umfangen / und mit Schimmel gleichsam überzogen / seinen Aufenthalt und Wohnung habe.

Hiervon aber gedencken die Alten mit keinem einigen Worte / es wäre dann / daß man ihn Demiurgumnennen wolte. Dannenhero ich michfast nicht scheue zu sagen / es sey die Ewigkeit iederzeit allein denen Göttern zugeeignet worden / die man für unsterblich gehalten. Wer / und wie sie beschaffen sey / erkläret fast ihr Name selbst aufs allerbeste. Daß sie nemlich alle Alter und Zeiten in sich begreiffe / also daß sie unter keine Zeit-Abmässung zu rechnen sey; ob wol etlicher massen / iedoch nicht so eigentlich kan gesagt werden / daß sie eine Zeit sey / die kein Ende habe. Weswegen dann der vortreffliche Philosophus Hermes Trismegistus/ wie auch die Pythagorici und Platodie Zeit für eine Abbildung der Ewigkeit gehalten haben wollen; Weil dieselbeDie immer, währende Zeit. in sich selbst in einen Circul gewunden wird / und kein Ende an ihr zu sehen ist. Allein es ist dieses vielmehr eine Perpetuität oder ununterbrochene Wierigkeit zu nennen: dann ob sie wohldurch kein Ziel geendet wird / so besitzet und geneust sie gleichwohl nicht zugleich das gantze unendliche Leben / welches die Ewigkeit besitzet. Dannenher sagt Boetius/ die jenige thun nicht recht / die / wann sie hören / daß Platodafür gehalten / die Welt habe weder einen Anfang der Zeit gehabt / noch werde einig Ende haben / deßwegen sich einbilden / es werde die geschaffene Welt dem Schöpffer gleich ewig gemacht: Dann wann sie die eigentlichen Worte gebrauchen wollen / können sie in dieser / des Plato, Meinung Gottallein ewig / die Welt aber immerwährend nennen. Die Ewigkeit aber beschreibet eben dieser Boetius/ daß sie sey des unbeweglichen Lebens gegenwärtiger Zustand / der doch GOTTallein eigen ist / deme weder etwaskünfftiges mangelt / noch etwas vergangenes abgehet / wie sonsten allen erschaffenen Dingen zu widerfahren pfleget / ob wol derselben etliche kein Ende iemals haben solten. Allein wirunterlassen alhier diese Sache so gar tief zu ergründen / wie auch die Alten vielleicht gethan haben / wann sie ihre Götter ewig genannt / wordurch sie / daß dieselben unsterblich und unendlich / und die Ewigkeit eben so viel / als die Unendlichkeit der Zeit sey / zu verstehen geben wollen. Dannenhero Claudianus/ der die Ewigkeit in einer dem Stilicon zu Ehren gehaltnen Panegyri beschreibet / eine Schlange einführet / welche die Höle / darinnen sie sich enthält / umfänget / und in ihren eignen Schwantz beisset: welche Vorbildung undBeschreibung des Jahrs. Kennzeichen der Zeit / von den Egyptiern entlehnt worden / wann sie das Jahr andeuten wollen / das allzeit in sich selbst wiederkehret / also daß des Vergangenen Ende / des Zukünfftigen Anfang ist. Das beste aber wird seyn / zu der Beschreibung des Bildnisses der Ewigkeit des obgedachten ClaudianusVerse alhier beyzufügen / folgendes Innhalts:

Est ignota procul nostraeque imper - via menti,
Vix adeunda Deis, annorum squali - da mater,
Immensi spelunca aevi, quae tempo - ra vasto
Suppeditat, revocatque sinu: com - plectitur antrum
Omnia qvi placido consumit numi - ne serpens,
Perpetuumque viret squamis, cau - damque reducto
Ore vorat, tacito relegens exordia lapsu.
Vestibuli custos vultu longaeva de - coro
Ante fores Naturasedet, cunctisque volantes
Dependent membris animae: man - sura verendus
Scribit jura Senex, numeros qvi divi - dit astris,
Et cursus, stabilesque moras, quibus omnia vivunt,
Ac pereunt fixis, cum legibus ille re - censet,
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 12
Incertum qvid Martisiter, certum - que tonantis
Proficiat mundo; qvod velox semi - ta Lunae,
Pigraque Saturni, qvantum Cytherea sereno
Curriculo Phoebique Comes Cylleni - us erret.
Illius ut Phoebusad limen constitit antri,
Occurrit Naturapotens, seniorqve superbis
Caniciem inclinat radiis: tuncspon - te reclusos
Laxavit postes adamas, penetrale profundum
Panditur, & sedes, aevique; arcana pa - tescunt.
Hic habitant vario facies distincta metallo
Saecula certa locis, illic glomeran - tur ahena:
Hic ferrata rigent, illic argentea candent
Eximia regione domus, contingere terris
Difficilis, stabat rutili grex aureus anni.
Man findet / fern von hier / was keine Sin - nen sinnen /
und was den Göttern auch fast schwer fällt zu gewinnen /
die Mutter langer Jahr / der Ewigkeiten Grufft /
so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich rufft.
Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund umfangen
von der / die alles frisst / von jener Schuppen - Schlangen /
die ihren schlancken Schwantz zum engen Rachen streckt /
und mit bepfeilter Zung den glatten Stachel leckt.
Es hütet die Naturund sitzt vor dieser Höhlen /
an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter Seelen.
Ein weis-bereifftes Haupt / ein Ernst - gezierter Mann /
schreibt die Gesetze vor / so niemand än - dern kan /
und allzeit gültig sind: Er theilet ab die Fackeln
die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels wackeln.
Es weiß der weise Mann Bewegung und die Ruh /
durch die / was zeitlich ist / abnehmen muß und zu.
Nächst dem erzehlet Er was guts der Er - den weisen
Wann Jupitergewiß / Marsungewiß wird reisen /
und was derwanckel-Mond mit seinem schnellen Tritt /
auch was Saturnverricht mit Schnek - ken-gleichen Schritt /
wie weit die Venuswerd auf ihrem heitern Wagen /
wie weit Mercuriusim Irrweg forgetra - gen /
der güldnen Sonnen nach. Sobald der Foebuskam /
und seinen Einzug-Pracht vor dieser Höhlen nahm /
Springt die Naturherbey: Man sieht besagten Alten /
Durch diesen hellen Glantz / abstreichen sei - ne Falten /
die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich die Thür /
durch eine Demant-Macht; du kanst er - blicken hier
den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich - keiten.
Da schaue man mancher Art Metalle zube - reiten;
dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei - sen-Zeit /
dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff - lich ist bereit
das so geschmückte Haus: Es steht mit vollen Scharen
die übergüldte Rott der nie gezehlten Jahren;
Sehr schwer geht es daher bis man mit ihnen prangt.
Glückselig ist / der sie nach dieser Zeit er - langt.

ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit.Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatiusalso: daß der Poet erweisen möge / wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe / saget er / ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß / der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt / kein Mensch könne dahin gehen / und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen / ja auch die Götter / welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter / die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert / können kaum hineingehen: Eben dieselbe / saget er / gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich / wann sie von dannen ausgangen / in einen unendlichem Circul umgeführt / wieder dahin kommen / daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet / dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Naturfligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet /TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel C (nach S. 12)

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DEMOGORGON.

AETERNITAS.

PROVIDENTIA DEORUM.

IANUS

FELICIA TEMPORA

CYZETEME.

Sandrart. del:

cum Priv. S. C. M.

Jo: Jacob Sandrartscul:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 13diese / wann sie dann von den Banden des Leibes wiederum sind erlöset / verbergen sich in den Schooß der Ewigkeit / welches durch Hülffe der Naturgeschicht / die allen Dingen das Leben mittheilet / dasselbe auch zu der von ihr bestimmten Zeit wieder nimmet; dannenhero sie vor die Thür der Ewigkeit gesetzet wird. Der alte Greiß / so in der Höhle die Zeiten nach dem Gestirne abtheilet / wird nicht unfüglich für einen Gottgehalten / nicht zwar / daß er in Warheit alt sey / dann in der Ewigkeit kein Unterschied des Alters ist) sondern weil wir wolbetagte Leute / nach unserer Gewonheit zu reden / Alte zu nennen pflegen. Nach meiner Meinung aber stellet uns der Alte das Fatum/ oder die Göttliche Schickung und das Verhängnus vor / weil er dem Phoebusdie Ehrenbüschelunterleget / wann er vor das Loch der Höhle tritt / welchen wir für Gotthalten können. Und weil iedermann bekannt / was das Wort Saeculum bedeute / gedencket dessen Boccatiusnicht weiter / daher wires gleichfalls übergehen / und uns zu der Bildnus des Saturnus/ den die Alten für die Zeitgehalten / wenden / von welchem wirbereits oben / da wirvon der Ewigkeit geredt / etwas zu gedencken angefangen. Dieses sey also gesagt von der Ewigkeit / die ichdieser meiner Arbeit zu wünschen niemals gesinnt gewesen / wünsche iedoch von Hertzen / daß der Geber alles Guten mirdas Leben noch in etwas gnädiglich fristen wolle.

Von dem Saturnus.

PRimus abaetherio venit SaturnusOlympo,
Arma Jovisfugiens, & regnis exsul ademptis.
Is genus indocile, ac dispersum montibus altis
Composuit, legesque dedit, Latiumque vocari
Maluit, his qvoniam latuisset tutus in oris:
Aureaque (ut perhibent) illo sub Rege fuêre
Saecula: sic placida populos in pace regebat.
ES ist Saturnuserst vom Himmel hergekommen /
Als ihm vom Jupitersein Reich ward abgenommen
und er floh dessen Macht. Der hat die groben Leut /
so hin und wieder man auf Bergen sah zerstreut /
in Ordnung wieder bracht / und Satzungen gegeben /
nach deren Innhalt sie hinfuhro solten leben.
Er hat dasselbe Land genennet Latien/
weils ihm da sicher hat und ruhig können gehn.
Es ist die güldne Zeit gewesen (wie man saget)
da er regieret hat: Das Volck hat nicht geklaget;
Man hatte Fried und Ruh. --- ---

Platte C.ALso schreibet Virgiliusvom Saturnus/ die Fabel mit einer Historie vermischend: Dann so wir der Sachen eigentliche Beschaffenheit ergründen wollen / werden wir befinden / daß Saturnusvon seinem eignen Sohne / dem Jupiter/ aus Griechenland/ allda er herrschete / vertrieben worden / und in Italienangeländet sey. Es pflegen aber die Poeten / nach ihrer Gewonheit / die Sache an sich selbsten mit ihren Gedichten zu verstellen: dann sie haben gedichtet / es sey Saturnusvon seinem Sohne aus dem Himmel verstossen worden / weil Griechenland/ das sich gegen Morgen erstrecket / höher als Italien/ so gegen den Abend gelegen / lieget. Dahin nun ist Saturnusohngefehr gerahten / woselbsten er sich zum Janus/ der zur selben Zeit allda regierete / wo nachmals Romerbauet worden / und nach alter Gewonheit / mit seinem Volcke ein grobes Leben führte / verfüget / der ihn nicht allein sehr freundlich auf - sondern auch zum Reichs-Gehülffen angenommen / dieweil gedachter Saturnusdem Janussowohl die rechte Art und WeiseTA 1680, Iconologia Deorum, S. 14das Feld zu bauen / als auch eherne Müntze zu schlagen gezeiget hatte / da man zuvor an selbigem Orte nur ledernes Geld gebrauchet: dannenhero hernachmals auf einer Seite der Müntze ein Schiff / darinnen Saturnusin Italienüberkommen / auf der andern aber des zweyköpfigten JanusBildnus ausgedruckt worden; dieweil man dem Januseine solche Figur / wie wir etwas besser unten sehen werden / zugeeignet. Wegen dieser und anderer dergleichen herrlicher Thaten hat Saturnusdas ganze Volck ihme dermassen gewogen gemachet / daß er endlich mit und neben dem Janusgöttlicher Ehre gewürdigt worden: dieweil damahliger Zeit die jenige unter die Zahl der Götter gerechnet wurden / welche eine oder die andere dem menschlichem Geschlechte dienliche Kunst erfunden / und die Menschen gelehrt hatten / unter welchen allen in Warheit nichts bessers erdacht werden kan / als die Art und Weise das Feld zu bauen und zu düngen / die Saturnusdiesen ungeschickten Leuten gewiesen / und darvon den Zunamen Sterculius/ als einer der die Felder mit Mist dünget / bekommen. Dannenhero er auch / nach etlicher Meinung / die Sichel führet / als dero Erfinder er gleichfalls bey den Italiänern gewesen: dieweil man derselben zu Einerndtung der Saturnuswird für die Zeit genommen. Früchte benöhtigt ist. Durch den Saturnushaben die Alten auch die Zeitandeuten wollen; worzu sie viel Ursachen angeführt / welche / weil sie zu unserm Vornehmen wenig dienlich / wirallhier mit Fleiß übergehen.

Sein Bildnis.Die Griechen haben ihn Χρόνονgenennt / welches eben so viel als die Zeit bedeutet. Diese stellen sie in einem Bilde vor / als einen alten zerlumpten Mann / mit bloßem Haupte / in der einen Hand eine Sichel haltend / in der andern aber weis nicht was in ein Tuch gewikelt / und schiene er solches ins Maul zu schieben / vor oder neben ihm lagen vier Kinder / welchesErklärung derselben. ins gemein also erkläret wird: Saturnuswird als ein alter und mit Lumpen umhängter Mann beschrieben / weil die Zeit entweder immerdar gewesen / oder mit der Welt angefangen hat / das ist / sobald die Unterscheidung der vier Elementen aus dem vermischten Chaos oder Klumpen angegangen / und folgbar die Erschaffung aller Dinge ihren Anfang genommen / indem damahls zum ersten der Himmel über der Erden sich umzudrehen angefangen / nach dessen Bewegung auch die Menschen die Zeit zu theilen begonnen; und hieraus ist auch die Fabel entstanden / welche den Saturnuszu des Uranus/ oder / welches eben so viel ist / des Himmels Sohne machet. Die Römer aber haben / nachdem sie diesem Gott einen Tempel erbauet / auf dessen Spitze den TritonWann die Historia angefangen.mit einem Horn setzen lassen / hierdurch / wie Macrobiuswill / zu verstehen zu geben / daß durch dessen Erinnerung die Historie oder Geschicht / biß auf unsere Zeit bekannt und ruchtbarworden / die vor ihme verborgen / dunckel und unbekannt gewesen.

Es war aber derselbe mit so geringem Habit angethan / damit man sehen und abnehmen solte / wie anfänglich / und gleich nach Erschaffung der Welt / die Einfalt in Bedeckung des Leibes von den Menschen beliebt und kein Zierraht gesucht worden / weil man mit blosser Decke vergnügt gewesen. Ja es waren seine Kleider nicht allein schlecht / sondern auch abgetragen und zerrissen / weil diese am besten dienten das Alter vorzustellen und auszubilden. Uber dis war er auch bloßes Haupts; dieweil zur selben Zeit / als er an die Regierung kam / und man sagte / es wäre die güldne Zeit / die Warheit allen bloß und entdeckt / nicht aber mit falschem Scheine und Lügen / wie hernachmahls geschehen / vermascaradet war. Und eben aus dieser Ursach pflegte man ihm auch vor zeiten mit blossem Haupte Gottesdienst zu erzeigen / da man hingegen das Haupt bedeckte / wann man andern Göttern opfferte. Die Sichel in der Hand deutete an / daß die Zeit alles verzehre und zu Grunde richte. Dasjenige aber / so er / als ob ers fressen wolte / nach dem Maul langte / bedeutet / daß gleich wie alles in der Zeit entstehet / also auch durch dieselbe alles wiederum verzehret werde. Umb welcher Ursache willen dieseDie Fabel vom Saturnus. Fabel von den Poeten erdichtet worden:

Nachdem Saturnuserlernet hatte / daß / durch Göttliche Vorsehung / einer aus seinen Söhnen ihn vom Reich verjagen solte / hat er seiner Gemahlin der Opsoder Rheabefohlen / daß sie die Frucht / so sie zur Welt gebären würde / alsobald zeigen solte / dieweil er kein Söhnlein leben zu lassen / sondern sie alle zu fressen bey sich beschlossen hätte. In der ersten Geburt brachte ihme die Rheaden Jupiterund die Junozugleich / daher sie ihm die Junoallein zeigte / sich versichert haltend / er werde ihr / weils eine Tochter / kein Leid zufügen / den Jupiteraber hielte sie verborgen. Als nun Saturnussolches merckete / schrie er / man solte ihm denselben auch herbringen: die Opsaber / damit sie ihn betröge / gab ihme einen / in ein Tuch / eingewickelten Stein / vorgebende / das sey der Sohn / welchen er umzubringen suche. Der Stein vom Saturnusgefressen.Weil nun Saturnusnicht zuvor genau besahe / was es wäre / fuhre er stracks darmit nach dem Maule zu / verschluckte denselben mit grosser Begierde / gab ihn aber alsobald durch ein Erbrechen wieder von sich / wie er dann auch alle seine Kinder / die er gefressen hatte / von Stund an wieder ausspye. Dannenhero Pausaniasschreibet / daß zu Delphisin des Apollo Tempelein Stein zu sehen / der von mittelmässiger Grösse / mit grossem Fleiß verwahret werde / und / wie man sagte / vom Saturnusan statt des Jupitersgefressen worden seyn solte / diesen pflegten sie täglich / insonderheit aber anTA 1680, Iconologia Deorum, S. 15den Fest-Tägen / nachdem sie ihn mit etwas Oehl begossen hatten / mit ungewaschner Wolle zu bedecken. Die Römer aber haben dafür gehalten / daß er / nemlich Saturnus/ wann alle Götter weggewichen / allein beständig in des Jupiters Tempelim Capitolioverblieben / derowegen er nachmahls für den Gott Terminusgehalten worden. Durch gleichmässigen Betrug hat hernachmals die Mutter auch den Neptunuserhalten / da sie vorgegeben / sie habe ein junges Pferde-Füllen zur Welt gebracht; welches sie / wie die Arcadier / nach dem Zeugnus des Pausanias/ geglaubt / dem Manne zu fressen dargereicht habe. So ist auch Plutodem Tode entgangen / als er auf einmal / neben seiner Schwester der Glauca/ gebohren wurde / die gleichfalls allein dem Vatter vorgezeiget worden / dann die übrigen Knäblein alle / ausgenommen diese dreye / hat er gefressen / und von Stund an wieder ausgespyen. Welches alles dahin zielet / daß alles das / was in der Zeit aus dieser Materialischen Welt entstanden / endlich auch von der Zeit wiederum verzehret werde / ausgenommen die vier Elementen (wann man ihre gantze und allgemeine Vermisch - oder Vereinigung / und nicht nur deren Theile betrachtet) das ist / Feuer / Lufft / Wasser / Erde / welche durch die vier Söhne des Saturnus/ den Jupiternemlich / die Juno/ den Neptunusund Plutovorgestellet werden / die der Zeit Verzehrlichkeit entflihen / weil sie allezeit in einem Stande verbleiben.

Andere Abbildung deß Saturnus. Martianus Capellabeschreibet unter andern den Saturnusfolgender Gestalt / er gehe sehr langsam und gemächlich einher / sey am Haupt mit einem dunckelgrauen Gewande bedeckt / halte in der Hand einen feuerspeyenden Drachen oder Schlange / so das euserste des Schwantzes zwischen die Zähne gefasst (auch / wie sie glaubten / die Jahrzahl mit Namen anweisen solte) und habe ein Eyßgraues Haupt-Haar: wiewohl man auch dafür hielte / er könte ein Kind werden; welches man nicht unfüglich auf die jährlich sich wieder erneuendeErklärung dieser Bildnus. Zeit ziehen kan: Dann das dunckelgraue Gewand / wormit sein weisses Haar bedeckt wird / zeiget des Jahres Anfang an / wann im angehenden Frühling die Erde grünet / welche im Winter mit Schnee bedeckt war; also folget stracks eine Zeit auf die andere / daß sie an einander gebunden zu seyn scheinen. Die Langsamkeit des Gehens kan mit des Planeten SaturnusUmlauffe verglichen werden / als welcher eine sehr lange Zeit zu demselben von nöthen hat / zumahl er unter den Irrsternen der Gröste und Höheste / und folgbarlich auch seinen Lauff am langsamsten vollendet. Weil aber den Menschen von dessen Sterne viel Unglücke gedrohet werden / hat man ihn alt / betrübt / schmutzicht / mit einem krummen Halse und blossem Haupte / auch faul / träg und verdrossen abgebildet /weil die Krafft oder Gewalt seines Sterns diese Unterdinge erkältet / austrucknet und in uns die schwartze Gall erreget. Dannenhero eben dieser Martianus/ da er seine Philologiam. durch alle Himmel oder Sphaeren führet / sobald sie an des SaturnusCircul / oder Umlauff kommen / verschaffet / daß sie selbigen daselbst gefroren / mit Schnee und Reiff bedeckt / und auf dem ober Haupte eine Schlange / oder unterweilen auch eines Löwen oder Zähn-blökenden wilden Schweins Kopff / liegend gefunden; welche Köpffe vielleicht für die Wirckungen der Zeit genommen werden können; wiewol ichsolches / weil keiner unter den Alten etwas darvon gedencket / nicht behaupten will / ungeachtet das Bild / so von den Egyptiern neben des SerapisBildnus gestellt wurde / mit diesem sehr genau übereinkommt; dasselbe aber hatte drey Köpffe / eines Löwen nemlich / Hundes und Wolffs / die / wie an seinem Orte gesagt werden soll / der vergangenen / gegenwärtigen und zukünfftigen Zeit eine vortreffliche Bedeut - und Anzeigung gewesen.

EusebiiBildnus des Saturnus.Nun wollen wir besehen / was Eusebiusvon Krafft und Natur der Zeit / die durch des SaturnusBildnus angedeutet wurde / geschrieben habe. Astarte/ eine Tochter des Himmels/ und des Saturnus Schwester und Gemahlin(deren er eine grosse Anzahl hatte) machte ihrem Gemahl einen Königlichen Schmuck / der vier Augen hatte / zwey nemlich vornen / und zwey hinden: diese wurden bald verschlossen / und stunden bald wieder offen / dergestalt / daß allezeit zwey darunter wacheten; denen Achseln waren vier Flügel angefüget / worvon zwey / als eines zum Fliegen fertigen Vogels / ausgebreitet / die andern zwey aber / als eines stehenden / eingezogen und zusammen gelegt waren. Wordurch wir gelehrt werden / daß die Zeit / ob sie wol unterweilen zu schlaffen scheinet / dannoch wache / und unter dem Wachen auch zugleich schlaffe / Ja auch / wann sie still stehet / auffs schnelleste fliege / und unter dem Fliegen stillstehe. Ebendiese hat auch dem Haupt ihres Gemahls und Bruders zwey Flügel angefüget / durch deren einen des Geistes Vortrefflichkeit / durch den andern aber der leiblichen Empfindlichkeit Krafft und Natur angedeutet wird: dann einige der Philosophen halten dafür / daß das Gemüth / wann es / mit dem Leibe verbunden zu werden / herunter kommet / von des SaturnusCirckel oder Umlauffe das Vermögen / oder die Krafft zu verstehen / und die Vernunfft zu gebrauchen entlehne / welche indem sie daselbst ist / nicht allein in denen Dingen / die es durch den Verstand begreifft / sondern auch in den jenigen / welche / vermittelst der Sinnen / erkannt werden / hervorleuchten und sehen lässet. Allein / wann wir denen Platonisten folgen wollen / so bezeichnet uns der Saturnuseine Bildnus eines solchen Geistes / oder Gemühts / das allesTA 1680, Iconologia Deorum, S. 16andere verachtet / und sich gantz allein auf die Betrachtung Göttlicher Dinge begiebt: welches dann Anlaß zur Fabel gegeben / daß unter der Regierung des Saturnusdie güldne Zeit geblühet habe / darinnen ein ungestört und geruhlich stilles Leben geführet worden; Dann also leben die jenigen / welche / nach abgelegter irrdisch-vergänglicher Last / allein ihr einiges Verlangen nach der Betrachtung himmlischer Dinge haben. Dahero ichgänzlich davor halte / es gebrauche sich Platodes Worts Saturnusnicht wenig / wann er den ersten Geist oder das Gemüth bedeuten will / welches allen Dingen ihre Währung / Leben und Ordnung giebt.

Wirübergehen aber alles dieses freywillig der Stillschweigen / dieweil es zu den Bildnussen des Saturnus/ derer Beschreibung wiruns vorgenommen / nichts zu dienen scheinet. Die Alten haben Ihn / wie Macrobiuserzehlet / mit einem wüllenen Bande an Füssen gebunden abgebildet / und ihn das gantze Jahr also verwahrt / ausgenommen an ihren Fest-Tägen / das ist / im December / zu welcher Zeit sie ihn aufgelöst; dardurch anzudeuten / daß der Saame im Mutter-Leibe / im zehnten Monat / nachdem er eine lebendige Seele worden / zum Leben erwachse / und mit den zarten Banden der Natur angehalten werde / bis er an das Tages-Liecht herausbreche. Und dannenhero ist auch das Sprichwort entstanden / daß die Götter wüllene Füsse haben: welches von einigen also erkläret wird / daß die Göttliche Allmacht nicht schnell oder geschwind / noch mit grossem Geschrey / zur Rache wider die jenige schreite / die sie beleidigt haben / sondern gantz gemächlich gehe / und sie / wann sie sichdessen am wenigsten versehen / zu überfallen pflege. Man hält davor / Saturnus/ sey an den Füssen gebunden; entweder weil alle Dinge auf diesem Runde der Erden und des Himmels dergestalt unter einander verbunden / daß eines in der Ordnung immer auf das andere folge; oder weil die Zeiten also an einander hangen / daß sie immer auf einander folgen. Weil sie aber aufs allerschnellste dahin fliessen / haben vielleicht die Poeten gedichtet / daß Saturnusin das allerschnellste Pferd verwandelt worden sey / als er von seiner Gemahlin bey der Nymphen Philyraliegend (von dem sie auch Chironden Centaurum empfangen) angetroffen worden; Jedoch hat er / als Er sich in ein Pferd verwandelt / sich stracks seiner Gemahlin Augen entzogen. Dahero Virgiliusim 3. Buch vom Feldbau und Ackerwerck / wann er uns das schönste Pferd vorstellen will / den Saturnuseinführet / indem er saget: Von dergleichen Art war auch der schnelle Saturnus/ als er / bey Ankunfft seiner Gemahlin / mit dem schönen von Halse abhangenden Mähne den hohen Berg Pelionhinauf flohe / und denselben mit seinem hellthönenden Wiehern allenthalben erfüllete. Es dienet aber die Abhandlung dieser Sachen mehr für den / der ihme der Alten Götter Fabeln zu erklären vorgesetzt / als für uns / die wirnur die Bildnussen zu entwerffen uns entschlossen haben. Und weil wirnunmehro vom Saturnusgenug geredt zu haben vermeinen / als achten wirfür nützlich / weiter / und zwar zum Janus/ als seinem Mit-Regenten und Reichsgenossen / fortzuschreiten.

Von dem Janus.

ES ist aus den Historien bekannt / daß Saturnusund Janusauf eine Zeit in Italienregiert haben. Macrobiussetzet hinzu / Janushabe daselbst den Göttern am ersten unter allen einige Tempel erbauet / und den Gottesdienst angeordnet: Dannenhero er auch selbst für einen Gott gehalten worden; wie dann die Latiner / auf der Alten Verordnung / in den Opffern / iederzeit von dem Janusden Anfang gemacht / welches / wie sie sagen / auch darum geschehen / dieweil sie geglaubt / er stehe vor der Thür deß Himmels / und könne unser Gebet dahin nicht dringen / wofern er nicht einenZutritt machte: Ja / es wäre nöhtig / daß von ihme die Hände unterstützet würden / damitWie das Gebet beschaffen. es hinien gehen könte; Dann das Gebet an und für sich selbst / wie der Poet Homeruswill / lahm ist: dessen Ursach man leichtlich diese geben könte / weil wir vor dem jenigen / den wir anbeten / die Knie zu beugen pflegen / oder / weil wir / wann wir umb etwas bitten wollen / ungewiß sind / ob wir dasselbe erlangen werden oder nicht. Es ist das Gebet auch betrübtes Angesichts und übersichtiger Augen / weil es die / so es beleidigt / und um Verzeihung anruffen will / kaum / oder doch mit wehmühtigenHimmels Thüren. Minen / anzusehen pfleget. Der Himmels-Thüren sind zwo / die eine gegen Morgen / durch welche die Sonne / wann sie denTA 1680, Iconologia Deorum, S. 17Erdkreiß erleuchten will / hervorgehet; die andere gegen den Abend / durch welchen sie wiederum hinausgehet / und den Tag in die Nacht verwandelt. Macrobius/ und etliche andere wollen durch den Janusdie Sonne / andere auch das Jahr und den Frieden / ingleichen beyde Lichter in unserer Seele / das Göttliche und natürliche / verstanden haben: weswegen sie ihme die Huht und Wacht derBildnus des Janus. Himmels-Thüren zueignen / dieweil ihm allezeit aus - und einzugehen erlaubet ist. Und eben aus dieser Ursache haben sie Ihn auch in Gestalt eines Manns-Bildes / mit zweyen Gesichtern / nemlich einem jungen und alten gebildet; dardurch anzuzeigen / daß die Sonne / wann sie das / so hinter ihr befindlich / sehen wolle / nicht nötig habe sich umzusehen. In der einen Hand hatte er einen Stab oder Scepter / in der andern einen Schlüssel; dardurch anzudeuten / daß die Sonne über den ganzen Erd-Kreiß herrsche / und denselben früh / wann sie aufgehet / aufschließe / des Abends aber / wann sie von dannen scheidet / wiederum zuschliesse. Dannenhero hat man dafür gehalten / daß Janusund Portunusein einiger Gott sey / weil dieser gleichfalls der Thüren warzunehmen geglaubt wurde / und den Schlüssel / wie der Janus/ in der Hand hielte. Hieraus ist auch ein anderer Gott entstanden / welcher dieDie Nymphe Cranesoder Carna. Thür-Angeln beobachtete: Dann Ovidiusim 6. seiner

erzehlet / daß Janusdie Nymphe Craneszu Fall gebracht / und darauf / zur Ersetzung der ihr abgenommenen Jungfrauschafft / sie mit dem Thürangel-Amt begnädigt habe / daß nemlich das Auf - und Zuschliessen in ihrer Gewalt stehen solte; auch hat er sie mit dem weissen Dorne / die Janus-Ruhte genannt / beschenkt / mit welcher sie die nächtliche Unholden und andere schädliche Gespenster / so den Kindern zuzusetzen und ihnen zu schaden pflegen / von den Thüren abtreiben könte. Diese Nymphe ist nachgehends Carnaund Cardineagenennt worden / unter dero Schutz das Hertz / die Leber und andere innerliche Theile des Menschen zu seyn geglaubet wurden. Die Römer pflegten am ersten Tage des Monats Junii, dieser Göttin zu Ehren / schweinenen Speck / Bohnen und Korn zu essen; entweder weil sie hofften / es solten durch ihre Hülffe ihnen diese ietzternannte innere Theile deß Leibes unverletzt erhalten werden; oder weil sie der alten Zeiten (als in welchen die Göttin gewesen) Sparsamkeit / und aller aus Wollust anderweit hergeholter köstlicher Speisen und Tractamenten Vermeidung nachahmen wolten. Dieser Nymphe soll zu Rom/ auf dem Berge Caelius/ vom Brutus/ der sich unsinnig gestellt hatte / ein Tempelerbauet worden seyn / dieweil / durch ihren Schutz / was er so lang verborgen und im Hertzen verschlossen umgetragen / wol und glücklich ausgeschlagen / und dardurch die hochmühtige Gewalt und Tyranney des Tarqvinius Superbusausgerottet worden. Jedoch weiß ich michnicht zu erinnern / iemahls von ihrer Abbildung etwas gelesen zu haben: Dafern aber iemand eines und anders erdichten wolte / könte er aus dem / was ietzo gesagt worden / ohne Mühe etwas dieser Göttin Natur wol anständiges ausdencken.

Gott Forculusoder Forulus.Es war bey den Alten auch Forulus/ oder / wie ihn andere nennen / Forculus/ der die Thüren / so im Angel gehendzu - und aufgeschlossen werden / beobachtete. Sie pflegtenGott Limentinus. auch den Gott Limentinus/ als Vorsteher der Thürschwellen / zu verehren; Weswegen Augustinusdiese ihre Unbesonnenheit nicht unbillig verlachet / wann er saget / daß diese drey Aemter / denen sie drey Götter / als da sind Cardinea/ Forulusund Limentinus/ vorgesetzt / sehr füglich von einem einigen Thürhüter versehen werden können. Wirmüssen aber wieder zu unserm Vornehmen kehren. Oben hatten wirgemeldet / daß dieser Janusebendas was die Sonne sey / und den Tag auf - und wiederum zuschliesse: welches er gleichmässig auch dem Jahre thut; dann im angehenden Frühling schliesset Er das Jahr auf / wann er die Erde beweget / daß sie Kräuter und Blumen hervorbringet / und dero fruchtbaren Schoß eröffnet / den er im Winter wiederum schliesset / wann sie aller ihrer Zierde beraubt / verstopfet / und von Schnee und Eißkälte zusammen gezogenWas des JanusAngesichte bedeuten. wird. So sind auch die zwey Angesichter deß Janusder Zeit Anzeigungen / deren das eine / so den Jüngling vorstellet / die bald ankommende Zeit abbildet; das andere alt und betagte Gesicht aber / der vergangenen Zeiten Anzeige ist. Pliniusmeldet in seinem vier und dreyssigsten Buche / es seye der vom Könige Numazu verehren vorgestellte Janusan Fingern also figurirt gewesen / daß er durch die Zahl CCCLXV. verstehe / in Bedeutung des Jahrs / der Zeit und Immerwährigkeit sich einen Gotterwiesen / dieweil das Jahr eben so viel Tage hat; dann bey den Alten / vermittelst mancherley Biegung der Finger / ein iedweder die Zahl / die er wolte / ohne grosse Bemühung darzeigen konte; Von welcher Art zu zehlen noch diese Stunde / in dem herrlichen Buche / so Bedahiervon geschrieben hinterlassen / viel schönes Dinges zu lesen ist.

Svidasschreibet / daß etliche den Janusin der rechten Hand mit einem Schlüssel abbilden / weil er der Zeit Ursprung oder Anfang und des Jahrs Aufschliesser und Thürhüter seye: andere aber stellen ihn vor / wie er mit der Rechten CCC. und mit der Lincken LXV. hält / umb das Jahr dardurch anzudeuten. Die Phoenicier haben / wie M. Tulliusund Macrobiusbezeugen / den Janusfür eine Abbildung der Welt gehalten / dannenhero sie ihn durch eine Schlange / so ihren SchwantzTA 1680, Iconologia Deorum, S. 18zwischen den Zähnen hatte / oder gar zu fressen schiene / vorzustellen pflegten: Denn die Welt nehret sich selber / und drehet sich immer in einem Kreiß um; welches wir an dem Ursprung / Untergang / Abwechselung und Erneuerung aller Dinge augenscheinlich sehen können. Uber dis discurrirt auch Plutarchus/ in causis Romanorum capitum, sehr weitläufftig /Warum Januszweyköpfig. warum er zweyköpfig gebildet werde / und vermeinet / es geschehe solches entweder / weil Janusselbsten aus Perrhaebe, einer Stadt in Thessalien/ bürtig / hernach / als er in Italienkommen / seine Sprache und Lebens-Art verändert; oder / weil er die Italiäner / als bäurische und grobe Leute / zu einem höflichern Leben / und das gemeine Wesen schicklich zu regieren / angewiesen habe. Andere deuten es auf der weisen Könige hohen Verstand / die / damit sie die unter Handen habende Dinge durch weise und kluge Rahtschläge wol verrichten mögen / mit einem Angesicht das Zukünfftige lang vorher / und ehe es geschiehet / erkennen / mit dem andern aber das Vergangene im Gedächtnuß behalten / und dann endlich aus Gegeneinander-Haltung aller beyder / was in einem iedweden zu thun sey / sehen mögen. Und eben dieses reimet sich auf die Fürsten sehr wol / weil sie / nach des PlutarchusMeinung / lebendige Bilder der Götter sind.

Abbildungen der Antevortaund Postvorta.Bey den Alten wurden Antevortaund Postvortafür der GottheitGefährten geehret; dardurch sie zu verstehen gaben / daß der göttlichen Weisheit weder das Vergangenes noch Zukünfftige verborgen sey: also sollen die Könige / die wir auf Erden an GOttesstatt ehren / alles wissen / was zur Preißwürdigen Reichs-Verwaltung dienen mag. Einige andere sind in der Meinung gewesen / daß Janusder Chaos, oder aller Dinge rauher und ungeschickter Klumpe sey / der / wie die Poeten dichten / vor der Welt Erschaffung gewesen / und daher eines seiner Angesichter greßlich / rauh und finster aussehe / das andere aber frölich / schön und jung gebildet werde / aufdaß die Schönheit durch der Dinge Unterschied und immerwährend-vollkommene Ordnung angedeutet / und er also als ein Gott der Anfänge/ den man aller Dinge Anfang heiligen solte / geehret würde.

Was des Januszweyfaches Gesicht im Gemüht bedeute. Wirverfügen uns aber von den materialischen zu denen Dingen / die mit dem Verstande begriffen werden / und vergleichen des zweyköpffigten JanusBildnus unserm Gemüthe / worvon wir/ wiewol kürtzlich / iedoch deutlich und verständlich / etwas berühren wollen. Sobald des Menschen Gemüht von GOTTgeschaffen worden / hat es sich (wie die Platonisten wollen) als des Vaters liebstes Kind / durch einen natürlichen Trieb / zu ihm gewandt / dieweil es sein allerliebstes Vaters-Angesicht wiederum zu sehen / hefftiges Verlangen träget: welche Begierdedem Gemühte eben also eingepflantzt und angeboren / wie des Feuers Eigenschafft und Art ist aufwarts zu steigen / indem die Natur dieselbe stätig dahin ziehet / woher sie ihren Anfang genommen: dann dieses Feuer / so durch die Krafft der obern Cörper angezündet wird / ist nichts anders / als ein Theil des Göttlichen Geistes oder Windes / den wir in unserm Hertzen eingeschlossen umher tragen; und dieweil es weiß / daß es von GOTTeingeblasen worden / so hat es ein wunderbares Verlangen und Begierde nach Gott. Dieses Verlangen aber / oder (wie wires besser nennen wollen) dieses Liecht / bleibet nicht immer in einem Grad: dann ie mehr es der Seele anhanget / ie dunckler es sich erzeigt / bis so lange es darinnen gantz bedeckt / und also benebelt wird / daß es fast keinen Schein mehr von sich giebt; dahero geschicht / daß es / nachdem Gottund alles Göttliche aus den Gedancken verschwunden / nur sich selbst und diese untere Dinge anschauet. Jedoch erlischet dieses Göttliche Liecht in uns nicht so gar / daß es uns das Göttliche nicht mehr betrachten liesse; sondern es leuchten unterweilen etliche Sämlein und Füncklein von oben ab hervor / durch welche wir / wann wir nur wollen / wieder zu GOttkehren können. Dannenhero unsere Seele oder Gemüth mit zweyen Liechtern begabt ist / deren eines sie von ihrem Ursprunge hat / und damit sich selbst und diese Untere Dinge betrachtet / das andere aber / so vom Himmel herab in sie gefallen / gebrauchet sie als eines getreuen Führers die Himmlische Geheimnussen zu durchgründen. Und diese beyde Liechter finden wir in der Abbildung des Janus: das Göttliche wird durch das Jünglings-Angesicht angedeutet; das natürliche / so uns angeboren ist / bezeichnet uns das alte und bärtigte Angesicht; dann alles / was alhier entstehet / ist allezeit der Veränderung unterworffen / und veraltet endlich. So hat auch die Erkänntnus so aus dem Natur-Liecht erlanget wird / viel Dunckelheit und Zweiffels in sich: dannenhero wir diese Dinge mit blöden Augen ansehen; die Göttlichen aber / als da ist der Allmächtige GOtt/ die von den Leibern befreyete Geister / die Himmlische Sphaeren / welche durchläuchtig / und keiner Corruption noch Aenderung unterworffen / kan unser Gemüht durch das ihm vom Himmel einstrahlende Liecht sehr scharff beschauen und betrachten. Wie dann auch unterschiedliche andere Dinge / so in unsern Gemühtern sich ereignen / auf den zweyköpfigten Janussehr wol applicirt werden könten; dieweil sie aber etwas dunckel / über dis auch wenig zu unserm Vorhaben dienlich sind / haben wirsie mit Fleiß übergehen wollen. Es haben aber die Alten den Janusmit vier Häuptern gebildet: wie dann eine dergleichen Bildnus an einem Ort in Hetruriengefunden worden / da man den Janusohne zweiffel für das Jahr gehalten / dessenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 19vier Zeiten durch seine vier Gesichter vorgebildet gewesen; diese sind der Frühling / Sommer / Herbst und Winter / die bey den Alten durch mancherley Gesichter und Habite abgemahlt wurden / wie beym Ovidiusim andern seiner Wandlungs-Bücher eigentlich zu sehen / da er des PhoebusThron mit diesen Worten beschreibet: Allhier stunde der angehende Frühling mit einer schönen blühenden Jugend rings umbgeben; Allhier sahe man den nackenden Sommer stehen / und mit Kränzen / von Aehren gemacht / prangen; allhier stunde auch der Herbst / allenthalben mit dem Blute der unter die Füsse getrettenen Weintrauben bespritzt / und endlich auch der beeyste Winter mit seinen rauchen und grauen Haaren. Unterweilen werden diese vier Jahr-Zeiten auch wol auf eine andere Weise abgebildet: Die Venusnemlich für den Frühling / für den Sommer die Ceres/ für den Herbst aber der Bacchusgenommen; Den Winter stellet uns zum theil Vulcanusbey einem brennenden Ofen stehend / theils die Winde/ zusamt ihrem Könige dem Eolus(dieweil um diese Zeit des Jahrs mehr als zu einig andrer Zeit die ungestümmen Winde sich hören lassen) gar schicklich vor. Auch richteten die Alten dem Januszwölff Altäre auf / welche die zwölff Monaten deß Jahrs / oder die zwölff himmlische Zeichen / durch welche die Sonne jährlich zu lauffen pflegt / andeuteten. Zu Romwar ein Tempeldem Janusgewiedmet / dessen Gewölb auf vier Pfeilern stunde / mit vier durchgehenden Thüren / da in iedweder zwölff Stellen als Fensterlein waren / worein sie Bilder zu setzen pflegten: und sind etliche in der Meinung / als ob dardurch die 12 Monaten / so in vier Jahrzeiten abgetheilet werden / vorgebildet würden.

Von seinem Tempel/ der vom Numaerbauet worden / lesen wir / daß er zwey Thor gehabt / in dessen Vorhofe Janusauf einem herrlichen Throne gesessen. Patulciusund Clusiuswurde er genennt vom auff - und zuschliessen der Thore: welche man die Kriegs-Thore genennet / und von dem Virgiliusim VII. Buch Aeneidos also beschrieben werden:

Sunt geminae belli portae (sic nomi - ne dicunt)
Religione Sacrae, & saevi formidine Martis:
Centum aerei claudunt vectes, aeter - naque ferri
Robora: nec custos absistit limine Janus.
Has, ubi certa sedet patribus senten - tia pugnae,
Ipse Quirinali trabea, cinctuque Ga - bino
Insignis reserat stridentia limina Consul:
Ipse vocat pugnas: seqvitur tùm coetera pubes.
Es sind zwey Krieges-Thor (so werden sie genennet)
die man an Heiligkeit und Martis- Furcht erkennet;
mit hundert Schlössern Sie verwahret stehen fest /
sind eisern gantz und gar / die nimmer - mehr verlässt
der Hüter Janus/ der stets vor der Schwelle wachet.
Wann nun der Römsche Raht hat einen Schluß gemachet /
mit unbewegtem Sinn / zu ziehen in den Streit /
da kommet der Regent der Bürger / trägt ein Kleid
mit Königlichem Schmuck: Es wird ihm umgeleget
ein schöngezierter Rock / dergleichen bräuch - lich träget
das Volck der Gabier: er schleust selbst auf die Thor /
und führet aus das Volck zum Streit / wie hiebevor
Nach Brauch geschehen ist; Da gehn die Heeres-Schaaren
Ihm auf dem Fusse nach / die an Krafft / Muth und Jahren
zum Kriege dienlich sind; Das Ertz gibt albereit /
wanns durch die Lufft erthönt / den Bey - fall zu dem Streit.

So lang der Krieg währete / waren diese Thore allezeit offen / sobald er aber geendet / pflegte man sie von Stund an zu schliessen. Diese von Numagemachte Verordnung ist / wie Plutarchuserzehlet / bey den Nachkommen Janushat den Fried und Krieg in seiner Hand. sehr heilig und unverbrüchlich gehalten worden; Dannenhero man zu sagen pflegen / es habe Janusden Frieden und Krieg in Händen / wie er beym Ovidiusim ersten seiner Fastorum von sich rühmet / da er seiner Feste Ursache beybringet. Und ob man wohl derentwegen mancherley andere Ursachen anzeigen und geben könte / so dünckt michdiese doch die vornemste zu seyn / daß durch den Janusder Himmel verstanden worden / wie dann solches / unter vielen andern / auch Marcus Tulliusdarfür gehalten / daß weil er durch immer-währende Bewegung in einem Circul umgetrieben werde / er die Zusammenkunfften der Gestirne / und unter denselben mancherley Aspecten und Erscheinungen mache / daher es dann / wie bey den Sternkündigen bekannt / zu geschehen pflege / daß einer zu diesem / der andere zu etwas anders geneigt seye / auch ins gemein gesagt werde / daß die meisteTA 1680, Iconologia Deorum, S. 20menschliche Zufälle / insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf - und Zumachens der Thore / welcher bey des Janus Tempelbeobachtet wurde / gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marcktezu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten / zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus- Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gottaller Anfänge gehalten / deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt / und mit dem Namen Junonius benennet wurde / dieweil er / wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte / und dieWucherer / an den ersten Tägen eines ieden Monats / ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempelsdurch die Stadt aufgerichtet wurden / viergestaltig und Durchgängig zu nennen / weil sie vier Angesichter hatten / und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des DomitianusHochmuht und Hoffarth redet / unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus- Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen.

Von dem Apollo/ oder Phoebus/ der auch Sol, oder die Son - ne/ genennet wird.

Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden.ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen / dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens / und von der Materia / woraus es zusammen gefügt worden / geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten / so vor allen andern von den Göttern geschrieben / deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt / auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt / auch insonderheit die vier Elementa / die Sonne / den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet / denselben auch folgbarlich Tempel / Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier / die / wie Lucianusschreibet / ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen / die nicht gesehen werden konten / sie dannoch der Sonne und dem Mond / als die ihnen aller Orten erschienen / durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten / wie sie zu sagen pflegten / sobald wir gen Himmel sehen / in die Augen fallen / was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen / wann man die Sache selbsten hat? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und [ Jupiter]füreins geehrt / und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild / und zwar ohne Bart / zu beschauen gewest / welches in der ausgestreckten rechten Hand / gleich einem Fuhrmann / eine Peitsche geschwungen / in der Lincken / neben einem Donnerstrahl / einige Aehren gehalten / die der Sonne und des JupitersMacht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet / die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen / daß sie gesagt / die andern Götter werden für den Apollogesetzt / nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet / und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige / so in der Sprache von einander unterschieden / sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten / wie wiretwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollooder Phoebusgenannt / worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden / ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen

als er die Jugend ausbilden wolte / den Apollound Bacchusvorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten / ist sonderlich bekannt / gestalten von ihnen Tibullusder PoetTA 1680, Iconologia Deorum, S. 21saget: Allein der Phoebusund Bacchussind und bleiben immerdar jung; dann beyde diese Götter müssen ohnbärtig seyn. Woraus dann der Syracusanische Tyrann Dionysius/ vermittels eines artlichen Schertzes / Ursach genommen seinen Kirchen-Raub zu entschuldigen / als er den güldnen Bart von des EsculapiusBildnus zu sich genommen / mit diesen Worten: es komme ihm ungereimt und närrisch vor / daß der Vatter gar keinen / der Sohn aber einen so grossen Bart habe; dann man den Esculapiusfür des ApolloSohn hielte.

Man zieret den Apollomit einem gelben Apollobleibt allezeit ein Jüngling. Haare / welches die leuchtenden Strahlen der Sonne bedeutet. Durch dessen Jugend werden wir erinnert / daß seine Krafft und Wärme / dardurch er allen Dingen das Leben einflösset / iederzeit einerley verbleibe / und niemaln veralte / oder einigerley Weise abgenützet werde. Aber es wird auch von andern Göttern gesagt / daß sie niemals alt werden. Daher wir bey dem Homeruslesen / daß die Hebe(welches Wörtlein die Blüt der Jugend und die am Kien hervorwachsende Milchhaar bezeichnet) denen andern Göttern / dem Jupiteraber der Ganymedes/ die Becher gereichtDie Göttin Juventas. habe. Von den Alten wurde diese Jugend oder Göttin Juventasgeehret; dero zu Romauf dem grösten Platze Licinius Lucullus/ einer aus den zweyen obersten des Rahts / einen Tempelerbauet / den / wie Liviuserzehlet / 16 Jahr zuvor M. Liviusder Bürgermeister in einem Gelübde versprochen / und zwar eben an dem Tage / daran er den Asdrubalund sein Krieges-Heer geschlagen hatte. Dieses preißlich-schöne Jungfräulein / dero Kleider mit allerley Farben ausgeziert waren / truge auf dem Haupte einen Blumen-Krantz / eben auf solche Weise als die Römer die Pomonaoder Obst-Göttinzu bilden pflegten. Wie die Griechen dieselbe ausgebildet / ist mirunbewust; dann Pausaniasmeldet / daß ihr in einem Tempel/ der auf dem Corinthischen Grund und Boden in einem Cypressen-Walde erbauet gewesen / kein Bildnus aufgerichtet gewesen / und zwar aus einer geheimen Ursache / die er zu eröffnen sich nicht erkühnen wollen / wirauch bey andern Scribenten nicht haben erfahren können. Jedoch wurde sie von den Alten hoch geehret / und entgiengen die jenigen / so zu ihrem Tempel Zuflucht nahmen / allen Straffen / deren sie schuldig waren; die aber aus den Gefängnissen entronnen / brachten die Fessel mit sich dahin / und hingen sie an die daselbst hingepflantzten Bäume.

Apollohat die Harffe in der Hand.Es hatte Apolloeine Harffe in der Hand / dardurch die allerlieblichste Harmonie oder Zusammenstimmung anzudeuten / welche die Himmel machen / und anbey in der Bewegung die schönste Ordnung halten / als welche die Sonne verursachet: denn weil sie / wie Macrobiuserzehlet / nach der Platonisten Meinung /unter den Irrsternen der Mittelste ist / schreibet sie allen andern das Bewegungs-Gesetz vor; Dahero ein ieglicher / nachdem die Sonne ihm Krafft einflösset / schnell oder langsam beweget wird.

Weil aber die besagte Platonisten wollen / daß iedweder Himmel oder Sphaera seine Musen oder Seelen habe / die sie auch unterweilen Sirenennennen / welche / aufs lieblichste zusammenstimmen / die Harmonie der Himmel Apollo der Musen Führer. nachzuahmen scheinen; als hat man vorgegeben / Apollo/ der Musen Führer/ gehe stetigs mit ihnen um / dannenhero / wie Pausaniasbezeugt / allen beyden ein Tempelgewidmet worden. Anfänglich hielte man darfür / es wären nur drey Musen/ deren Namen bey den Griechen hiessen Μελέτη, Μνήμη, und Αοιδὴ die von uns in teutscher Sprache das Nachdencken / die Gedächtnus und der Gesang genennet werden können. Allein Pierius Macedo/ von dem der Berg Pieriusseinen Namen bekommen / hat / nach des PausaniasVorgeben / verordnet / daß neun Musenseyn solten / denen er solche Namen gegeben und zugeeignet / die nachgends ins gemein angenommen worden; von diesem Berge sind sie alle Pierides, wie auch von andern Orten anders / genennet worden. Uber dis hat man sie für des Jupitersund der GedächtnusTöchter gehalten / und gegläubt / daß sie der Poesie und der Music Vorsteherinnen seyen; denn wer einen guten Verstand und Gedächtnus hat / der kan leichtlich in dem jenigen vortrefflich werden / worzu er sein Gemüht und Gedancken anwendet. Dahero man auch zu sagen pfleget / daß demjenigen die Musengewogen seyen / der einen guten Poeten giebt / und ohne Mühe ein wolgesetztes Gedicht hinschreibenDer MusenBildnus. kan. So werden auch die Musenin Jungfer - und Nymphen-Gestalt / mit mancherley und verschiedenen Instrumenten / nach Unterschied der Künste / denen sie vorstehen / abgebildet / worvon unter des VirgiliiGedichten ein anmuhtiges Epigramma zu finden / folgenden Lauts:

Carmina Calliopelibris heroica mandat.
Cliogesta canens, transactis tempo - ra reddit.
Dulci loqvis calamos Euterpeflati - bus urget.
Melpomenetragico proclamat moesta boatu.
Terpsichoreaffectus citharis mo - vet, imperat, auget,
Plectra gerens Erato, saltat pede, carmine, vultu.
Signat cuncta manu, loquitur Poly - hymniagestu.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 22
Uraniecoeli motus scrutatur & a - stra.
Comica lascivo gaudet sermone Thalia.
Mentis Apollineaevis has movet undique Musas,
In medio residens complectitur o - mnia Phoebus.
Es schreibt Calliopedie rechten Held-Ge - dichte.
Die Clioträget vor vergangene Geschich - te.
Euterpepfeiffet süß und in beliebter Still.
Es schnarrt Melpomenemit grobem Leid - Gerüll.
Terpsichorebewegt mit ihrer Leyr die Sin - nen.
Es scheint ob Eratowoll einen Tantz be - ginnen
mit dem behenden Fuß; im Dichten und Gesicht
Ist nach der Hurtigkeit das ganze Thun gericht.
Es redet mit der Hand und sprachet mit Geberden
die Polyhymnia. Dort steiget von der Er - den
der Geist Uraniens/ er hebt sich in die Fern /
erforscht den Himmels-Lauff / und sucht die Meng der Stern.
Was die Thaliasagt / geschicht mit geilen Worten.
ApollensKrafft beherrscht die Musenal - ler Orten /
es sitzet in der Mitt Latonenskünstlichs Kind /
weil Es allein begreifft / was die zusammen sind.

Sie wurden aber auf mancherley Weise mit Blumen und grünen Zweigen / unterweilen auch wol / wegen des Namens Gleichförmigkeit / mit Palmen gekrönet; dieweil nemlich die Phoenicier die Buchstaben erfundenDer MusenKronen. haben sollen. Man hat auch ferner die Musenmit Kronen auf den Häuptern von bundfärbigen Federn gebildet / nicht allein weil des PieriTöchter von ihnen besiegt / und in Elstern oder Hetzen verwandelt worden / sondern auch weil sie die Sirenenüberwunden hatten. Gewiß ists / daß davon sehr alte Zeichen noch heute zu Tag in Romgezeiget werden / die auf dem Scheitel eine Feder gehefftet haben / welches dann der Sireneneigen Kennzeichen seyn solle. Und damit sie füglich andeuten möchten / wie die freyen Künste unter einander vereinigt wären / (welches sie im Griechischen ἐνκυκλοπαιδείαν nennen) indem in einer richtigen Ordnung immer eine der andern folgte / haben sie die Musen/ ihre Erfinderinnen / mit zusammengefügten Händen in einem Kreisse tantzende abgebildet / denen Apollo/ als welcher das Liecht vorstellet / so des Menschen Gemüht erleuchtet / daß es des Heiligthums der Weisheit fähig werde / vorgegangen.

Warum Apolloin der Mitte.Es wird aber sonst dem Apollo/ wie anderweit / also auch in den himmlischen Globis, der mittelste Ort zugeeignet: dieweil er wegen seiner Tugend-Krafft / und auswerffender Strahlen halber / mit recht dahin gehöret; dannenhero er auch das Hertz des Himmels genennet worden / auf daß man wüste / daß seine Krafft und Wirckung nicht allein zu allen Himmeln und Erdkreißen durchfliesse / sondern auch in die allerverborgneste Unter-Oerter komme und eindringe. Die Harffe haben sie ihm zugegeben / weil sie der himmlischen Harmonie allenthalben durchdringende Gestalt vorbildet. Er träget auch einen Schild / wordurch diese unsere Halb-Kugel / so in Form eines Schildes gerundet ist / abgebildet wird: Ingleichen ist er auch mit Pfeilen versehen / welche an statt der Strahlen sind; denn gleichwie jene / vom Bogen abgedrücket / mit grosser Gewalt anschlagen / also durchdringen auch der Sonnen-Strahlen die heimlichste Oerter der Erden / die wir die unterste Oerter zu nennen pflegen. Dieses alles haben wiraus dem Serviusgenommen / der solches vom Porphyriusentlehnt zu haben bekennet / und zwar aus dessen Buche / welches er unter dem Namen der Sonne heraus gegeben. Etliche geben vor / Apollosey der Höllen-Gott genennt worden / und habe Pfeile in der Hand / weil die allzustarcke Hitze die Menschen beschwehre und qväle / auch fast alle Seuchen und andere Kranckheiten mehr zu verursachen pflege. Dieweil aber die gemässigte Sonnen-Wärme uns sehr grossen Nutzen giebet / wird Apollogebildet / in der rechten Hand die Gratiasoder Huld-Göttinnen/ in der lincken aber einen Bogen und Pfeiletragend: dann durch Austrocknung der Feuchtigkeit / welche die Erde stets in die Höhe treibet / pfleget er den Himmel hell und gesund zu machen.

Damit nun dieses die Poeten zu verstehen geben möchten / haben sie gedichtet / der Pythovom Apollogetödtet. Apollohabe die grosse Schlange Pythodurch seine Pfeile getödtet / welche / nachdem die Wasser der Sündfluth verloffen / aus der Erden hervor gekommen / weil das Wort Pytho im Griechischen so viel als eine Fäulung bedeutet; dann die Ausdämpfung der annoch feuchten Erde verderbte / durch ihren schnellen Gewalt im Hinaufsteigen in die Ober-Theile / und von dannen nach der Erhitzung wie eine tödtliche Schlange / in die Unter-Cörper sich wieder herablassend / vermittelst der Krafft der Fäulung / alles sehr übel / als die anders nicht / dann aus Hitze und Feuchtigkeit generiret und gezeuget wird; und weil sie durch die Dicke der Dunckelheit die Sonne selbsten verdeckte /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 23schiene es / als ob der Nebel sie gleichsam ihres Liechts berauben wolte; Allein durch die Hitze der himmlischen Strahlen ist er endlich / gleichsam als mit hinein fallenden Pfeilen / wiederum zertrieben und ausgetrucknet / auch nachgehends daraus des vom ApolloertödtetenWarum die Wölffe unter des ApolloSchutze seyen. PythoFabel gemacht worden / welches auch dardurch bedeutet wird / daß die Wölffe unter des ApolloSchutz seyen. Dann gleichwie die Wölffe das Vieh rauben: also pfleget der Apollo/ oder die Sonne/ durch seine Strahlen auch die Feuchtigkeit hinweg zu zehren. Worvon die Sonne und andere Sternen ernehret werden.Dahero man dann zu sagen pfleget / es werden die Sonne / der Mond und übrige Sterne von der Feuchtigkeit / welche die Erde und das Meer ausdämpffen / genehret / wie Marcus Tulliusim Buch von der Götter Natur / nach des CleanthesMeinung / bezeuget. Dahin auch ohne Zweiffel Homerusgesehen / wann er den Jupiter/ samt denen andern Göttern / zum Oceanus / oder grossen Weltmeere / zu Gaste zu gehen gedichtet. So hat auch der Wolff ein dermassen gut und scharffes Gesicht / daß er bey Nacht so wohl / als bey Tage / alles sehen kan: also auch vertreibet die Sonne / sobald sie aufgehet / alle Finsternus der Nacht. Dahero zu Delphisin dero Tempelein ehrinner Wolff gezeiget wurde; weil die Poeten dichten / die Latonasey / nachdem sie der Jupitergeschwängert / in ein solches Thier verwandelt worden / damit nicht die Juno/ als des JupitersGemahlin / wann sie solches erführe / ihr hinterlistig möchte nachstellen; darauf sie auch / als eine Wölffin / den Apollogebohren: Oder wie man beym Pausanias/ in Phocicis lieset / dieweil ein Mensch das heilige Geldt / so er entwendet gehabt / an einem Ort auf dem Parnassus/ der sehr dicke mit Bäumen besetzt gewesen / verborgen / ein Wolff aber ihn im Schlaff mit Gewalt überfallen und umgebracht habe / auch darauf täglich mit einem kläglichem Geheule gar in die Stadt hinein zu kommen gepfleget; nachdem nun die Leute auf die Gedancken kommen / es könne solches nicht ohne sonderbare Göttliche Schickung geschehen / wären sie dem Thiere nachgegangen / und hätten das vom Kirchenrauber gestohlene Gold wiedergefunden / und daher zum Gedächtnus dieser Begebenheit den Wolff / aus Ertz gegossen / dahingestifftet.

Apollo Lycius.So weit Pausanias; welcher die Ursach des Tempels/ der zu Argosdem Apollo/ sonst Lyciusgenannt / gewidmet war / in Corinthiacis anführet / wann er saget / als Danausgen Argoskommen / habe er mit dem Gelanor/ des Sthenela Sohne/ ums Reich gestritten; und nachdem sie beyde viele / den Rechten gemässe / Beweißgründe dem Volck vorgebracht / auch des GelanorsReden nicht allerdings unbillig geschienen / sey die Sache bis auf den folgenden Tag verschoben worden. Des andern Tages habe / mit anbrechendem Liecht / ein Wolff die Heerd Rindvieh / so um die Stadt geweidet /angefallen / und am Stier / als der Heerde Führer / den Anfang gemacht: weswegen den Argivern gedünckt / es sey der Gelanorsehr füglich mit dem Stiere / der Danausaber mit dem Wolffe zu vergleichen: daß / gleich wie der Wolff ein gegen dem Menschen allzeit gar unfreundliches Thier / also sey auch biß auf selbige Zeit zwischen dem Danausund den Argivern keine Freundschafft oder Einigkeit gewesen; Dahero / als der Wolff den Stier überwältiget / die Archiver Anlaß genommen / dem Danausdas Reich zuzuerkennen. Hierauf ist Danausauf diese Gedanken gerahten / es sey dieser Wolff von dem Apolloihme zugesandt worden / und hat so fort des Apollo Lycius Tempelgestifftet / weil das Griechische Wort λύκος einen Wolff bedeutet. Vor dem Tempel ist ein Fuß eines Bildes / worein dieser Streit des Stiers mit dem Wolff eingehauen zu sehen: darneben aber ist auch ausgebildet eine Jungfrau / die den Stier mit einem Steine wirffet; diese Jungfrau ist von ihnen Dianagenennet worden.

Der Rab ist dem ApollozugeeignetEs ist auch ein Rab dem Apollogewidmet worden: dann man hat / wie Martianuserzehlet / dafür gehalten / es sey Apollosonderlich in der Kunst wahr - oder Weißzusagen / erfahren gewesen; der Rab aber / verkündiget durch einen natürlichen Trieb / sowol Regen als schön Wetter zuvor / und zwar bisweilen mit heller / unterweilen aber mit rauher Stimme / wie aus des VirgiliusGeorgicis oder Ackerbau-Büchern/ allda er von dem Kennzeichen der Witterung handelt / zu ersehen ist. Man hält auch darfür / der Rab könne viel andere Dinge mehr vorher andeuten: dannenhero ihn die Alten / in der Kunst zu weissagen / vielfältig gebraucht haben / wie er dann auch darum nicht unbillig dem Apollozum Diener zugeeignet worden / welches Ovidiusvon ihm erzehlet / und dabey auch dieses meldet / daß Apollo/ samt den andern Göttern / als er / des TyphonsMacht zu entgehen / in Egyptengewichen / sich in einen Raben verwandelt habe.

Der Schwan ist dem Apollogewidmet.Ferner haben sie ihm auch noch einen Schwan beygesetzt / um dardurch den Tag zu bedeuten / den uns der Sonnen Gegenwart; gleich wie ihre Abwesenheit die Nacht / so dem Raben gleich / mittheilet. Einige wollen / es sey kein Vogel / der des ApolloNatur gleicher / als der Schwan: dann selbiger / mit seiner vortrefflichen weissen Farbe der Sonnen Liecht abbildet / und im Gesang die lieblichste Harmonie oder Zusammenstimmung machet / welche auch Apollomit seiner Harffe kunst-zierlich zu wegen bringet. Eben dieser / nemlich der Schwan / verkündigt ihme auch selbsten den Tod / dann wann er ietzund sterben will / beginnet er aufs allerlieblichste zu singen; entweder weil er durch einen heimlichen Trieb der Natur seine Freude bezeuget / indem er weiß / daß er bald sterben werde; oder weil um selbigeTA 1680, Iconologia Deorum, S. 24Zeit das Blut ihme häuffig zum Hertzen eilet / wordurch es zugleich erhitzt / vermittelst einer Süssigkeit ihn zu kitzlen pfleget / daß er also lieblich zu singen beginnet. Zwar sind auch einige / die da sagen / der Schwan weine vielmehr um diese Zeit / als daß er singen solte / dann die allzutieff-eingewachsene Haupt-Federn berühren das Gehirn / woraus nothwendig der Tod folgen müsse.

Der Hahn ist dem Apollogeheiligt. Pausaniasschreibet / die Griechen haben einen Hahn geehrt / als der dem Apolloheilig / weil er mit seinem Gesang frühmorgens der Sonnen Ankunfft verkündige; Dahero vielleicht auch kommen / daß die Alten zum öfftern aus seinem zu behöriger Zeit beschehenen krähen / glücklicher Sachen Anzeigungen genommen / aus dem allzufrühen oder langsamen Hanen-Geschrey aber das Widerspiel geweissaget haben: dann also haben die Boeotier den edlen und berühmten Leuctricanischen Sieg / welchen sie wider die Lacedemonier erhalten / vorher gemuhtmasset / weil die vorhergehende gantze Nacht die Hahnen beständig zusammen gekrähet; Sintemahl ein Hahn / der von dem andern überwunden worden / zu schweigen und sich zu verstecken beginnet / wo und wie er kan / weil er dem andern unter Augen zu gehen nicht trauet; wann er aber den Sieg darvon getragen / so springet er für Freuden / und weis mit krähen seinen Sieg nicht gnugsam zu rühmen und auszubreiten.

Der Habicht dem Apollogewidmet. Homeruswill eben diesem Apolloauch den Habicht gewidmet haben / welchen er des Apollohurtigen Boten nennet / wann er erzehlet / daß Telemachus/ als er wieder gen Ithacazurück gekehrt / einen Habicht gesehen / der eine Taube zerrissen / woraus er diese glückliche Muhtmassung gefasst / er werde sein Haus in kurtzen von den unverschämten Buhlern frey machen. Die Egyptier haben unter dem Habichts-Zeichen den Osiris/ so bey ihnen die Sonne war / verstanden; theils / weil dieser Vogel ein vortrefflich-scharffes Gesicht hat; theils auch / weil der schnellste im Fliegen ist. Diesem thäten die Egyptier (wie Diodorus Siculuserzehlet / da er die Thiere / so von den Egyptiern für Götter gehalten wurden / beschreibet /) Göttliche Ehre an / sowol unterschiedlicher anderer Ursachen halber / als insonderheit / weil vor alten Zeiten ein Habicht / aus unbekannten Landen nach Theben(so die Haupt-Stadt in Egyptenwar) zu den Priestern ein mit rohten Buchstaben beschriebnes Buch gebracht hatte / worinnen die Ceremonien und Gebräuche des Gottesdiensts enthaltenWer bey den Egyptiern einen roten Hut getragen. waren. Daher dann kommen / daß die Schreiber und Lehrer Göttlicher Dinge bey ihnen einen mit einer Habichts-Feder gezierten roten Hut zu tragen pflegten. Porphyriusmeldet im Buch von Enthaltung des Thier-Fleisches / daß dem Apollobey den Egyptiern der Habicht / Käfer / Widder undCrocodil vor andern Göttern geheiligt und zugeeignet gewesen.

Das Sonnen-Schiff.Es bildeten aber die Egyptier die Sonne auch mit einem runden Jünglings-Angesichte / und setzten sie in ein Schiff / das von einem Crocodil getragen wurde / da sie durch das Schiff / der Sonnen Bewegung in der Feuchte / durch den Crocodill aber das Regenwasser / dessen Ursach der Sonne zugeschrieben wird / andeuten wollen / worvon sie mit ihren fruchtbaren und heilsamen Strahlen alles / was schädlich ist / abscheidet. Dieses schreibet Eusebius. Jamblichusaber / indem er von der Egyptier Geheimnussen redet / meldet unter andern / daß die Egyptier / wann sie einen Gott in ein Schiff gesetzt / dardurch gleichsam dessen Steuermann / und die erste und vornehmste Ursach aller Dinge verstehen wollen / als welcher dieses gantze Welt-Rund regiere / und unbeweglich-bleibend / von oben herab / die untere / in gewisser Ordnung an einander hangenden Dinge / auch durch dieselben diese gantze Welt bewege; eben auf solche Weise als ein Schiffmann durch leichte Bewegung des Steuer-Ruders das gantze Schiff / wohin er will / bewegen und lencken kan. Wann Martianusseine Philologiam zu dem Sonnen-Himmel / oder Sphaera einführet / machet er gleichsam eine redende Person draus / welche spricht: Sie sehe allda ein Schiff / so von unterschiedlicher Leute Meinung regieret / bald hieher / bald dorthin / wie es der Natur Trieb mit sich bringet / gestossen werde / und endlich in liechter Lohe brennenden Flammen aufgehe; Solches sey mit denen kostbarsten Waaren beladen / und werde von sieben Brüdern beherrschet; auf dem Mast sey ein Löw / und auswendig ein Crocodill gemacht; innwendig habe es den Brunnquell des Liechts / den es durch einige verborgene Wege / in die gantze Welt ausgiesse.

Der Roß-Käfer bey den Egyptiern hoch gehalten.Vom Roß-Käfer lieset man beym Eusebius/ daß ihn die Egyptier sehr hoch gehalten / und für ein ausgedrucktes Bildnus der Sonnen geehrt haben: dann es sind / wie Elianusbezeuget / alle Roß-Käfer Männlein; dannenhero die Egyptische Soldaten Ringe antrugen / worein das Bildnus eines Roß-Käfers geschnitten war / darmit sie / wann sie dasselbe ansahen / die weibliche Weichheit weglegen / und zur männlichen Tapferkeit möchten aufgemuntert werden. Die Roß-Käfer pflantzen sich also fort: sie schütten ihren Saamen aus in den Mist / und machen kleine runde Kügelein darvon / die sie acht und zwantzig Tage mit ihren Füssen umwenden / biß sie / nach genugsamer Erwärmung / lebendig werden; und daher kommen die jungen Käfer. Also giesset auch die Sonne ihre Krafft in die Erde / wendet sie immerdar um; und indem sie sich selbst in einem Circul umdrehet / verschaffet sie / daß der Mond alle Monaten erneuet werde /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 25in welcher Zeit auch der Roß-Käfer seine Jungen bekommet.

Lorbeerbaum dem Apollogeheiligt.Es waren aber bey den Alten nicht allein einem iedwedem Gottseine sonderbare Thiere / sondern auch gewisse Bäume zugeeignet: Dannenhero sie den Lorbeer-Baum dem Apollogeheiligt / woraus sie ihme Kräntze und Cronen machten; entweder weil sie dardurch auf die Fabel der Daphne/ welche er sehr liebte / und in einen Lorbeerbaum solle verwandelt worden seyn / ihr Absehen hatten; oder weil der Lorbeerbaum / ihrer Meinung nach / weis nicht was Göttliches in sich hätte / indem er auf glühende Kohlen gelegt / künfftige Dinge zu weissagen schiene; und zwar etwas glückliches / wann er ein starckes Geräusch von sich hören liesse / etwas unglückliches aber / wann er im brennen wenig oder gar nicht zu prasselen pflegte. Viel unter den Alten haben davor gehalten / daß / wann einer das Haupt mit Lorbeer-Zweigen umwinde / und sich also schlaffenlege / er das / was er verlange / im Traume zu sehen bekomme. So hat es über dis auch das Ansehen / als ob im Lorbeerbaum ein Saam des Feuers verborgen lige; dann er an den Epheu gerieben / eben als der Kieselstein am Stahl gestrichen / Feuer von sich giebet / worinnen er die Sonne abbildet. Dieweil aber der Lorbeerbaum dem Apollogeheiligt / als wurden die Poeten / welche man unter seinem Schutz zu seyn geglaubt / mit demselben gecrönet. Ja auch die Käyser pflegten sich mit selbigem zu zieren / vielleicht der Ursach halber / weil dieser Baum durch den Donnerkeil nicht soll berühret werden. Dannenhero der Kayser Tiberius/ wann er den Himmel blitzen sehen / alsobald das Haupt mit Lorbeerzweigen umwunden / dieweil er also für dem Donnerstrahl befreyet zu seyn sich eingebildet. An dem ersten Tag des Monats Januarii pflegten die Römer denen / so in den Raht kamen / Lorbeer-Blätter zu bringen / daß sie / darmit versehen / das gantze Jahr gesund seyn möchten; weil man glaubte dieser Baum / als dem Apollovorstunde / solte der Gesundheit sehr vorträglich ApolloGott der Medicin. seyn: Dann eben dieser Apollowurde für den Erfinder der Medicin gehalten / (wie wirweiter unten / wann wirvon dem Aesculapiushandeln / vernehmen werden /) weil die Mässigung des Himmels / so unsern Leibern sehr nutzbar ist / von der Sonnen ausgewircket wird.

Wann die Egyptier den Apollo/ vermittelst sinnbildischer Buchstaben / beschreiben wolten / bildeten sie einen Scepter / auf dessen Spitze sie ein Auge setzten / und solches unterweilenDes JupitersAuge. des JupitersAuge zu nennen pflegten; hierdurch zu verstehen gebende / daß er alles sehe / und dieses Weltgebäu mit rühmlicher Gerechtigkeit beherrsche; dann der Scepter ist ein Kennzeichen des Reichs. HomerusmeldetDie Sonne siehet alles. gleichfalls zum öfftern in seinen Schrifften / die Sonne sehe und höre alles. Dannenherowir lesen / daß die Spartaner dem Apollo Apollohat vier Ohren.ein Bildnus zu Ehren auffgerichtet / das vier Ohren und vier Hände gehabt / dieweil er einsten sich in solcher Gestalt für sie streitend sehen lassen. Es bedeuten aber vielleicht diese vier Ohren die Klugheit / als welche vom Apolloherzukommen geglaubet wird; dann ein kluger Mann ist im Reden langsam / aber zum hören hat er die Ohren allezeit offen stehen: weswegen wir bey den Griechen durch ein Sprichwort ermahnet werden / denjenigen / so vier Ohren hat / das ist / einen klugen und weisen Mann / zu hören. Apulejussagt ebenmässig / daß die Sonne alles sehe / wann er spricht / daß in ThessalienHexen gewesen / die / wann sie mit ihrer Zauberey etwas zu sich ziehen wollen / sich an einen solchen Ort begeben / da ein Aas gewesen / und zwar dermassen heimlich und verborgen / daß sie auch von der Sonnen Augen nicht gesehen wurden / gleich als ob es entweder gar nicht / oder doch kaum müglich wäre / daß der Sonne etwas verborgen bliebe.

Die Phoenicier pflegten einen unten herumb runden und breiten / in die Höhe etwas zugespitzten schwartzen Stein / der ihnen / wie sie vorgaben / vom Himmel herab gelassen worden / für die wahre Bildnus der Sonnen zu halten / als ob solche von GOttselbst / und nicht durch menschliche Kunst gemacht worden wäre. Diesem war an Gestalt (dann von der Farb darff ichsolches zu sagen michnicht unterstehen / weil Pausanias/ der es erzehlet / dero gar nicht gedencket) nicht gar ungleich ein anderer Stein / in Form einer Pyramis / den die Megarenser unter dem Namen des Apolloehreten. Und bey den Poeoniern wurde (wie

erzehlet) eine kleine an ein langes Holtz gehefftete Scheibe für die Sonne gehalten. Lactantius/ des StatiusAusleger / schreibet / die Perser haben die Sonne für den grösten Gott gehalten / den sie in einer Höle angebetet. Sie bildeten ihn in Gestalt eines Menschen / der mit einer Priesterlichen Haupt-Zierde umbunden / einen Löwenrachen hatte / und mit beyden Händen einen Stier bey den Hörnern hielte. Das Löwen-Haupt deutete an / daß die Sonne alsdann die gröste Krafft habe / wann sie am Himmel an das Zeichen des Löwen kommen; oder weil sie die Sonne unter den andern Gestirnen eben so hoch hielten / als der Löw unter den Thieren geachtet wurde. Sie hält sich in einer Höhle auf / wann sie wegen des Mondes Gegenschein von uns nicht mag gesehen werden. Der Mond aber / so die Gleichheit einer Kuh hat / wird der Ursachen halber / die wirunten an seinem Orte beybringen wollen / von ihr bey den Hörnern gehalten; dardurch anzudeuten / daß er zum öfftern von der Sonne / wann nemlich eine Mondfinsternus sich ereignet / seines Scheins beraubt / und gleichsam gezwungen werde / der Sonne auf der Socken nach zufolgen. Einige meinen /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 26es sey dieses auf der Perser Gottes-Dienst zu deuten; bey welchen niemand in des ApolloGeheimnussen unterrichtet werden mochte / der nicht zuvor seiner Tugend und Gedult ein Prob-Stück in einer Höhle erwiesen hatte.

Pausaniaserzehlt in seinem Buch / daß in Achajades Vatters ApolloBildnuß von Ertz gantz nackend / und nur allein an den Füssen geschuhet zu sehen / welches mit einem Fusse auf dem Hauptschedel eines Ochsen stehe. Daß aber Apolloan den Ochsen eine sonderbare Beliebung habe / bezeuget Alcaeusin einem Gesange / den er dem Mercuriuszu Ehren gemacht / indem er gedencket / daß derselbe demDie Ochsen sind dem Apolloangenehm. Apolloseine Ochsen weggetrieben habe. Ja / auch vor dem Alcaeushat dieses Homerusin seinen Gedichten erwehnt / wann er schreibet / daß Apollodem König Laomedonum einen gewissen Lohn sein Rindvieh gehütet / da er auch den Neptunusalso redend einführet:

Ipse ego Trojanamvallabam moenibus urbem
Tamlatis pulchrisqve, ut inexpugnabilis esset:
At tu Phoebe, boves, camuras tunc pastor agebas.
Das Trojaich umgab mit solchen starcken Mauren /
daß es die stärckste Macht der Feinde kont ausdauren:
Du aber / Phoebus! hast / als ein verachter Hirt /
auf der begrasten Heid das Ochsen-Heer geführt.

Man konte dem Apollokein angenehmer Opffer thun / als mit einem Ochsen. Dannenhero die Charystier aus der Insul Euboea/ heut zu Tage Nigropontegenannt / wegen des Persischen Siegs / dem Apolloeinen ährinnen Ochsen zu Ehren aufrichten lassen. Welches Pausaniasin Phocicis dahin ziehet / daß / nachdem sie die Barbaren aus Griechenlandgeschlagen / sie auch andere ihre Güter ungekränckt erhalten / und auf einem freyen Boden ihre Aecker bestellen können. Und Plutarchusin Beybringung der Ursachen / warum Theseusauf einer Müntz einen Ochsen pregen lassen / meldet unter andern / er habe die Völcker / soDer Ochs wird für den Feldbau genommen. seiner Treue anvertrauet gewesen / des Feld und Ackerbaues erinnern / und sie also verdeckter Weise darzu erwecken und aufmuntern wollen. Die Egypter ehrten einen Ochsen für den Osiris/ den sie für die Sonne hielten / und glaubten / daß er nach dem Tode in solcher Gestalt gesehen worden sey: Denn es hatte ihn sein leiblicher Bruder Typhonumgehracht / als der ihn wegen der grossen Ehre geneidet / die er mit denen von ihm erfundnen / und den Egyptern gelehrten Künsten / verdienet hatte. Dannenheroihn auch die Egyptier Apis/ welches in unserer Sprache einen Ochsen bedeutet / genennt. Einige aber halten darfür / der Ochs sey von den Egyptiern darum in so hohen Ehren gehalten worden / weil es Osirisund dessen Gemahlin die Isisalso befohlen und angeordnet / und zwar solches wegen des grossen Nutzens / der von den Ochsen dem Menschlichen Geschlechte / in Ansehung des Ackerbaues / zukommet.

Sie waren aber mit dessen Bildnus nicht vergnügt / sondern ehrten auch ein lebendig Thier / das sie doch auch nicht lang leben liessen / dann nach wenig Jahren stiessen sie es ins Meer / über dessen Tod sie ein öffentliches Leidwesen bezeigten / indem sie hin und wieder die Kleider zerrissen / die Haare ausraufften / und so lang einen Anstand der Gerichte ausruffen liessen / bis ein anderer Ochs gefunden worden; Dann nicht ein iedweder Ochs oderWie der IsisOchs beschaffen seyn muste. Kalb (so nennets Herodotus) war tüglich für den Gott Apisangenommen zu werden; sondern sie wehlten die Erste Geburt von einer Kuh / (welche / wie sie vorgaben / durch einen vom Himmel gesandten Glantz trächtig worden) die gantz schwartz / ausser an der Stirn mit einem viereckten weissen Flecken besprengt war; auf dem Rücken aber hatte solcher Ochs oder Kalb einen Adler / und auf der Zunge / oder am Gaumen / ein ausgedrucktes schwartzes Zeichen / welches fast einem Roßkäfer gleich und ähnlich sahe / der Schwantz muste mit doppelten Haaren besetzt seyn. Wann nun die Egypter ein solches Thier erlanget / so liessen sie öffentliche Freudenzeichen von sich blicken / und übergaben selbiges mit der grösten Ehrbezeugung und göttlicher Verehrung den Priestern zu verwahren / von dem sie auch hernach die Oracula oder Antworten auf diese Weise ersuchten: Sie reichten ihm Heu oder Früchte dar; wann nun dieser Ochse solche alsobald wegnahm / hielten sie es für ein gut und glückliches Zeichen / und daß ihr Vornehmen einen guten Ausgang nehmen würde; wo ers aber anzunehmen sich widrig stellte / achteten sie es für ein unfehlbar böses Zeichen. Sie sagten auch / es lasse sich unterweilen der Apiszu Memphissehen; dahero sie einige diesem Sehen gewidmete Feste mit grossem Eyfer begiengen.

Der Perser König Cambysesaber / der Egyptensich unterwürffig gemacht hatte / als er aus dem von ihm sehr unglücklich geführten Ammonischen Krieg wieder nach Memphiskehrte / und das Volck eben zur selbigen Zeit besagtes Fest / mit öffentlicher Freuden-Bezeugung / hielte / befande sich dardurch dermassen beleidigt / (dann er vorher von der Gewonheit dieses Fests nichts gehört hatte) daß er von Stund an (ungeachtet aller ihrer Entschuldigung / daß es ihr Gottes-Dienst also erfordere) etliche der Vornehmsten tödten liesse; dieweilTA 1680, Iconologia Deorum, S. 27er argwohnete / sie hätten dieses öffentliche Freuden-Fest seiner vom Feinde erlittnen Niederlage halber angestellt / zumahln er dem Volcke sehr verhasst und zuwider war. Den Apisaber belangend / sagte er / es könte nicht müglich seyn / daß ein Gottohne sein Wissen dahin kommen. Als aber die Priester darauf bestunden / und bekräfftigten / daß Apisder grosse Gottwäre gesehen worden / befahl er alsobald / daß man ihm denselben Gottzeigen solte: und als sie gedachten Ochsen mit grosser Solennität dem Könige vorstellten / sahe er denselben an / lachte über ihren Aberglauben / Cambysestödtet den Apis. ergriff das Schwerdt und erwürgte ihn / kehrte sich drauf zu den Priestern und andern Egyptiern / und sagte: Sind dann / O ihr Bößwichter! die Götter von Fleisch und Blute also zusammen gefügt / daß man sie mit Schlägen und Wunden verletzen kan? Ihr seyd in Warheit dieses Gottessehr wohl würdig / aber ich will machen / daß ihr mich nicht vergeblich betrogen haben sollet: Befahl darauf alsobald / die Priester mit Ruhten zu streichen / auch durch ein öffentlich Edict auszuruffen / daß keiner dieses Fest mehr feyren / und alle / die darwider handeln würden / des Lebens verlustigt seyn solten. Dieses erzehlet Herodotus. Augustinusaber im 28. Buche von der Stadt Gottes schreibet also vom Apis: Nachdem der Argiver König zu Schiff in Egyptenkommen / und allda gestorben war / ist aus ihm Serapis/ der Egyptier mächtigster und gröster Gott/ erwachsen. Dieses Namens aber / warum er nicht auch nach dem Tode Apis/ sondern Serapisgenannt worden / hat Varroeine sehr gute Ursach gegeben: dann weil die Truhe / oder der Sarg / worein die Todten gelegt werden / im Griechischen Σορὸς genannt wird / und man ihn nach seiner Begräbnis allda angefangen hat zu verehren / ehe ihm ein Tempel aufgerichtet worden / ist er erstlich Sorapis/ hernach aber / durch Verwechselung eines Buchstabens / (wie offt zu geschehen pfleget /) Serapisgenennet worden: Auch ist wegen seiner die Verordnung geschehen / daß alle / so ihn einen Menschen gewesen zu seyn sagen würden / vom Leben zum Tode gebracht werden solten. Und weil fast in allen Tempeln / worinnen die Isisund der Serapisverehret wurden / auch eine Bildnus Harpocrates. (nemlich Harpocrates) war / welche mit einem auf die Lippen gedruckten Finger zu ermahnen schiene / daß man still seyn solte / vermeinet Varro/ man habe darmit andeuten wollen / daß man es verschweigen und niemand sagen solte / daß sie Menschen gewesen. Derjenige Ochs aber / den die / durch wunderbare Eitelkeit / betrogne Egyptier / ihm zu Ehren / mit grossem Uberfluß der herrlichsten Früchte nehreten und unterhielten / dieweil sie ihn ohne Sarg als lebendig verehrten / wurde Apis/ und nicht Serapisgenennet.

Neben dem Ochsen hatten die Egyptier auch nicht wenig andere Thiere / als einenBock / wie Josephusin seinen Büchern wider den Apionerzehlet / den Hundskopff / (Cyno cephalus genannt /) von welchem etwas besser unten solle gemeldet werden / wenn wirvom Mercuriushandeln / und den Crocodil / den Cleomenes/ des Alexanders Heer-Führer/ nicht besser zu tractiren im Sinn gehabt / als Cambysesdem Apisgethan hatte: dann als derselbe daselbsten durchmarchirte / allwo ein Crocodil für einen Gott verehret wurde / und vernommen hatte / daß einer von seinen Dienern von einem solchen Thiere häfftig beschädigt worden / hat er alle Priester zu sich beruffen / und gegen sie sich über ihren Gottgewaltig beklagt / daß er / ohne alle gegebne Ursach und Beleidigung / ihm solchen Schaden zugefügt / und wie er solches zu rächen sich gäntzlich entschlossen / auch bereits deßwegen eine Crocodil-Jagt angestellt habe; allein es haben diese Bedrohungen keinen Effect erreicht / dann nachdem Cleomenesden Priestern eine große Summa Gelds abgepresst / wordurch sie die Schmach und den Tod von ihrem Gottabgewandt / ist er von seinem Vornehmen abgestanden. Dieses erzehlet Aristotelesin den Büchern von der Republic / indem er deren Exempel anführet / die mancherley Arten Geld aufzubringen erdacht haben.

Wirmüßen aber nun wiederum zu unsern Apollokehren / der des NomiusZunamen gehabt / Apolloein Hirt. wegen seiner vorhergemeldten Aemter / die sehr wol mit dem Hirten-Amt übereinstimmen / (obwohl auch in den Fabeln Erwähnung geschicht / daß er des Königs AdmetusVieh-Hirt gewest); dann die Sonne weidet alles / was die Erde hervorbringet. Woraus vielleicht auch die närrische Meinung der Mohren / die den Welt-Theil Africaam Mittelländischen Meer bewohnen / ihren Ursprung genommen: dann bey denselben sind etliche Wiesen / auf welchen ins gemein fast von allen Thieren gebraten Fleisch gefunden wurde / dahin das Volck von allen Enden zugelauffen kame / daß sie davon herrlich leben möchten; dann sie sahen / daß auch das Gebratens von sich selbst aus der Erde / ohne der Menschen Mühe oder Arbeit / durch Krafft der SonnenSonnen-Tisch. hervorgekommen / derhalben auch dieser Ort insgemein der Sonnen-Tisch genennet wurde; worvon dann nachgehends das Sprichwort kommen / daß man der Reichen Häuser Sonnen-Tische zu nennen gepfleget / dahin einem jeden Essens und Trinckens halber zu kommen vergönnet ist; Wiewohl Herodotusdarfür hält / man habe solches-Fleisch des Nachts / auf der Obrigkeit Befehl / dahin gebracht.

Des ApolloBildnus.Damit die Assyrer der Sonnen Kräffte / die sie in den untern Dingen spüren lässet / füglich ausdrucken möchten / bildeten sie den Apollomit einem langen zugespitzten Bart / auf dem Haupt-Wirbel einen Korb tragend. Lucianuserzehlet / daß einige der Assyrier den ApolloTA 1680, Iconologia Deorum, S. 28mit einem Bart ausgebildet / und es den andern / die ihn ohne Bart vorgestellt / verwiesen und übel ausgedeutet hätten / weil dieJünglings-Gestalt ein Kennzeichen der Unvollkommenheit / welche bey den Göttern nicht statt haben könte. So war er auch bekleidet mit einem ehrinnen Brust-Stücke / hielte mit der Rechten einen Spieß / auf welchem oben ein Siegesbildlein stunde / in der Lincken aber eine Blum / und über die Achsel hieng ihm ein Tüchlein herab / worinn der MedusaHaupt / mit Schlangen umwickelt / ausgedruckt zu sehen war: die darnebenstehende zween Adler sind gebildet / als ob sie fliegen wolten / vor den Füssen ist eine Bildnus eines Weibs / welches ein grosser Drach etliche mahl umbschlungen hat.

Des MacrobiusErklärung.Also beschreibet Macrobiusim II Buch Saturnaliorum der Sonnen Bildnus / das zu Hierapoliwar. Daß sie ihre Strahlen von oben herab auf die Erde werffe / deutet der abhangende Bart an: der aufgerichts stehende güldene Korb zeiget das Oberste des feurigen Himmels / dahero er der Sonnen Substantz zu seyn geglaubt wird. Der Spieß und[ Brust]-Harnisch sind ein Zeichen des Martis- Bildnusses / dann derselbe uns der Sonnen Krafft und Wirckung vor Augen stellet. Die Victoria, oder der Sieg / deutet an / daß der Macht und Gewalt dieses Gestirns alles unterthan sey. Die Gestalt der Blumen bemercket alles das jenige / was Gottallhier drein säet / hervorbringet / ernehret / unterhält und reiff machet. Die weibliche Gestalt ist ein Bildnus der Erden / so durch die Sonnen von oben herab erleuchtet wird: wie solches auch die Assyrier (als Macrobiusin obgedachtem Buch etwas weiter hinten erzehlet /) durch Adad. das Bild ihres grösten Gottes / den sie Adadnennen / andeuten wollen. Deme fügen sie Atargates. eine Göttin Namens Atargatesbey / und schreiben diesen zweyen Göttern / durch welchen sie die Sonne und Erde verstehen / die Macht und Gewalt aller Dinge zu. Die Bildnus des Adadist sehr schön anzusehen mit abwarts gewandten Strahlen; wordurch angedeutet wird / daß die Krafft des Himmels in denen Sonnen-Strahlen / so auf die Erde geworffen werden / verborgen sey. Der AtargatesBildnus / so die Strahlenauf - und abwirfft / ist gleichfalls sehr herrlich / und deutet an / daß / aus Krafft der von oben herab geschickter Sonnen-Strahlen / alles das jenige hervor wachse / was die Erde zeuget. Unter eben dieser Bildnus ist die Gestalt eines Löwen / dardurch sie andeuten wollen / daß die Erde eben also geartet seye; indem auch die Phrygier die Mutter der Götter / das ist / die Erde / also gebildet / daß sie von Löwen gezogen wird / wie wir in dero Bildnus weiter unten mit mehrern lehren wollen. Die zwey andere weibliche Zeichen / mit denen sie umgeben ist / bedeutet die erste Materie und die Natur / dereneine der andern dienet. Die Bildnus der Schlangen oder des Drachen bemercket den krummen Lauff des Gestirns. Die Adler zeigen / wegen der höchsten Geschwindigkeit ihres Flugs / die Höhe der Sonnen an: denen ist beygefügt das Gorgonische Kleid / anzudeuten daß die Minerva/ als dessen Vorsteherin / der Sonnen Krafft seye; wie dann solches auch Porphyriusbezeuget / und hinzufüget / daß selbige den Menschen Verstand und Weißheit mittheile / dann eben darumb saget man / daß diese Göttin aus deß JupitersHaupte / oder von dem höhesten Theile des feurigen Himmels / erzeuget / und folgbarlich der Sonnen Ursprung seye.

Daß aber bey den Alten auch einige Kräften der Sonnen durch den Marsangedeutet worden / beglaubet auch über die jenigen Ursachen / welche wirkurtz zuvor aus dem Macrobiusangezogen haben / und andere / die wirdrunten in Beschreibung des Marsanzeigen werden / eine große Bildnus / dero Höhe auf dreyßig Ellen sich erstrecket / und / wie Pausaniaserzehlt / an einem Ort in Laconia, dem Apollozu Ehren / aufgerichtet gewesen. Dieses Bild oder Statua schien sehr alt / und zu der Zeit gemacht zu seyn / da man die Kunst / selbige zu bilden / noch nicht gewust; dann vor dem Daedalus/ der unter allen der erste gewesen / so der Bildnußen Glieder angefangen zu unterscheiden / haben / wie Svidasschreibet / die Meister selbiger Zeit grobe und ungestalte Bilder gemacht. Dieses nun / außer daß es einen Kopff / auch Hände und Füße unterschieden hatte / war im übrigen allerdings einer Seule gleich / den Kopff hatte es mit einem Helm bedeckt / trug in der einen Hand einen Bogen / in der andern einen Spieß / welches ohne Zweiffel des MartisZierde / Kleidung und Kennzeichen sind. Und wiewohl auch mit eben diesen die Minervabezeichnet ist / so wollen wir doch / wann wir zu ihrer Bildnus kommen / erweisen / daß es eine weit andere Beschaffenheit darmit habe.

Die Egyptier pflegten die Sonne auf unterschiedliche Art abzubilden / worunter diese vom Macrobiuserzehlet wird: Es war eine Bildnus / dero Haupt auf die Helffte kahl geschoren / die rechte Seite aber mit Haaren bedeckt war; dieses zielte dahin / daß nämlich die Sonne von der Natur niemaln also abweiche / daß sie nicht durch ihre Strahlen einige Kraft in dieselbe einflößen solte. Die abgeschornen Haare deuten an / daß die Sonne auch zu der Zeit / wann sie vor uns verborgen / eine Krafft und Vermögen habe wieder zu uns zu kommen / eben wie die Haare / wann sie einmahl abgeschoren worden / wiederum hervorzuwachsen pflegen / wann ihre Wurtzeln noch vorhanden sind. Auf gleichmäßige Weise wird auch die Zeit angedeutet / wann der Tag kurtz ist / und die Sonne wenig scheinet; wann gleichsamTA 1680, Iconologia Deorum, S. 29durch Hemmung des Wachsthums nur ein wenig überblieben / und die Sonne eine geringe Zeit des Tages sich sehen lässt / welches die Alten / von der Kürtze / Brumam, oder den kürtzesten Tag / genennet: wann sie dann aus solchem Winckel wiederum hervor kommet / und an der sommerlichen Höhe gleichsam hervorwächset / komt sie wieder zum Zunehmen; und als dann schliesset man / daß sie wieder zu ihrem Reiche gelanget.

Eben diese Egyptier stelleten die Bildnussen der Sonnen mit Federn vor / und eigneten denenselben nicht einerley Farben zu: dann eines machten sie Himmelblau / das andere Hell / und nennten dieses das Obere / jenes aber das Untere. Das untere Bildnus aber wird alsdann die Sonne genennet / wann sie in[ der] Unter-Halbkugel / das ist / in den winterlichen Zeichen ihren Lauff verrichtet; und das Obere heisset sie / wann sie den Sommer-Theil des Zodiaci umgehet. Die Federn sind ein gewisses Kennzeichen der grossen Geschwindigkeit der Sonnen / wie Macrobiusin eben diesem Buche erkläret.

Bey gedachten Egyptern wurde die Sonne Serapis. auch unter dem Namen Serapisverstanden / ob sie ihn gleich unterweilen auch für den Jupiternamen. Seine Statua war diese: Sie bildeten sein Haupt mit einem Getraidicht-Masse bedeckt / dardurch anzudeuten / daß man in allen Dingen Maß halten müsse. Und erzehlet Svidas/ daß sie / nach etlicher Meinung / durch diese Bildnus den Nil-Stromhaben vorbilden / und mit dem Geträidigmaß über dem Haupte / und dem in der Hand haltendem Stabe / die wir zum Getraid-meßen gebrauchen / so viel andeuten wollen / daß sein Wasser das Egypten-Landin gewisser Maß überschwemmen und bedecken müsse / wann es dasselbe fruchtbar machen solle. Diesem Bildnus / wie Macrobiusgleichfalls im ersten Buche Saturnaliorum erzehlet / fügen sie annoch das Zeichen eines dreyköpffigten Thieres bey / welches durch den mittelst und grösten Kopff die Figur eines Löwen ausdruckt; zur rechten Seiten gehet hervor ein schmeichlender Hunds-Kopff / zur lincken Hand aber ist der Kopff eines reissenden Wolffes zu sehen; und diese Thiers-Gestalten umschlinget ein Drache / dessen Schwantz abwarts zugespitzt / der Kopff aber oberhalb mit ausgereckter Zunge von der Bildnus zur Rechten gefasset und gehalten wird. Durch das Löwen-Haupt wird gezeiget auf die gegenwärtige Zeit / weil der Stand zwischen der Vergangenen und Zukünfftigen in gegenwärtiger Wirckung kräfftig und hitzig ist: die vergangene Zeit aber wird durch den Wolffs-Kopff angedeutet / weil die Gedächtnus der verrichteten Sachen dahingerissen und weggenommen wird. Des schmeichlenden Hundes Abbildung zeiget den Ausgang der künfftigen Zeit / dero Hoffnung /ob sie gleich ungewiß / uns dannoch zu schmeichlen pfleget.

Eben dieser Gotthatte auch zu Alexandrienin dem ihm gewidmeten Tempeleine Bildnus / die aus allerley Art Metall und Holtz zusammen gekünstelt / und dermassen groß war / daß sie mit den Händen beyde Seiten des Tempels berührte: gegen über war ein klein Fensterlein also zugerichtet / daß / sobald die Sonne aufging / sie durch dasselbe mit ihren Strahlen des Bildes Haupt beschiene; Dahero dann dieser Wahn unter dem Volck entstanden / daß die Sonne früh morgens den Serapisbesuche und küsse. So war auch in einem Götzen-Tempelzu Thebein Egypten/ wie

Pliniuslib. XXXV.

schreibet / des SerapisMemnons Statua (wie man dafür hielte) gestifftet / aus schwartz eisenfärbigem harten Marmorstein / welcher / dem Vorgeben nach / früh von den täglichen Sonnenstrahlen berührt / einen lauten Thon von sich gegeben haben solle.

Allein ichhalte nicht darvor / daß ein Scribent zu finden sey / der uns die Sonne besser vor Augen stelle / also daß wir aller Zeiten Veränderung von ihr herfliessen sehen / als Martianus Capellagethan / dann derselbeDes PhoebusGefässe. im I. Buch seiner Philologiae den Mercuriusund die Tugend / als ob sie zum Phoebusreiseten / ihn wegen ihrer vorhabenden Vermählung umb Raht zu fragen / vorstellet / welchen sie in der Höhe auf einem Stuhle sitzend angetroffen / vor ihm wären gestanden vier unterschiedliche Gefäße / da er entblösst aus einem ins andre gesehen / und solche wären von verschiedner Arten Metallen formirt gewesen; dann das eine / so viel man muthmassen können / aus harten Eisen / das andere aus gläntzendem Silber / das dritte aus gegossener Arbeit vom blauen Bley / das aber / so dem Gotteam nächsten stunde / war von durchscheinendem Glase / und in iedwedem waren der Dinge einige Saamen und Elementa / dann eine hellbrennende Flamme von der glimmenden Materie / aus vorbesagtem eisernem Gefäß / hervorschluge / so Vulcanus, Schlund. der Vulcanus-Schlund genennet wurde. Das andere / so aus Silber bestunde / war voller hellglänzender Heiterkeit und ausgeklärter reiner Lufft: dieses GefäßDes JupitersGelächter. nennte man des JupitersGelächter. Das dritte vom schwehrem Metall oder Bley / voll wässerigen Winters / strenger Kälte und Reiffes /Des SaturnusUntergang. wurde des SaturnusUntergang oder Verderben genennet. Das Letzere aber / so vom Wasser durchscheinend / und dem Gotte zur rechten Hand stunde / war mit denen Saamen der ganzen Lufft angefüllt / und das benamsten sieDer JunoBrüste. der JunoBrüste. Aus diesen Gefäßen nun schöpffte der Gottbald da bald dort so viel gnug war: dann so offt der Lebens-Geist diesem wolgefälligen Welt-Runde gesunde Lüffte gab / pflegte er die Saamen der geschöpfftenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 30Lufft aus der Gütigkeit des Silbers zu vermischen. Wann er aber den Menschen zu wohlverdienter Straffe eine grausame Pest drohete / mischte er wiederum die aufsteigende Flamme mit der angesteckten Lufft / oder durchdringend gifftigen Kälte / und zwunge sie durch die Welt zu gehen / und dieselbe zu plagen.

Aus diesen des MartianusWorten erhellet klärlich / daß der Unterschied der Jahr-Zeiten / wie wirbereits gesagt haben / von der Sonne herrühre / die Lufft aber unterweilen durch ihre Krafft mancherley Eigenschafflen ansichnehme / woraus dann bey uns bißweilen nothwendig gefunde / öffters auch schädliche und verderbliche Zufälle entstehen müssen. Dannenhero die Poeten dichten / daß die Cyclopenoder Riesen / wordurch die Nebel und andere böse Eigenschafften einer vergifften Lufft verstanden werden / vom Apollomit Apollodeß Aesculapius Vatter. Recht getödtet worden; wie sie dann auch eben diesen Apollozu des Aesculapius Vattermachen / von welchem Hygeia/ oder die Gesundheit/ entsprungen und geboren ist: dann es soll / wie Pausaniasvon einem Phoenicier gehört zuhaben erzehlt / der Aesculapiusuns die Lufft vorstellen / welche durch die Sonne dergestalt von ihrer Unreinigkeit gesäubert wird / daß sie uns gesund und heilsam ist / dergleichen auch die Medici verrichten / die / vermittelst ihrer Kunst / entweder denen kranken Leibern Gesundheit verschaffen / oder die Gesunde bey gutem Wolstande erhalten.

Aesculapiusein Gott der Gesundheit.Aus dieser Ursache haben die Alten den Aesculapiusals einen Gott der Artzneygeehrt und angebetet. Insonderheit wurde er für der Stadt Epidaurusin Griechen-LandeSchutz-Gott gehalten / welche Stadt / wie Solinusschreibet / wegen ihres herrlichen Tempels/ allenthalben sehr berühmt war; dann wann einer wider seine Unpäßlichkeit Artzney und Hülffe suchte / reiste er nur zu diesen Tempel / da ihm alsdann / wann er deß Nachts darinnen schlieffe / im Traum gezeigt wurde / was er / zu Wiederbringung seiner Gesundheit / thun und verrichten solte. Pausaniashat in Corinthiacis die Bildnuß dieses Gottes / so in der Stadt Epidauruswar / auf folgende Art beschrieben: Der Aesculepiussitzet auf einem Thron / hält in einer Hand einen Stab / mit der andern druckt er einer Schlange oder einem Drachen den Kopff / und zu seinen Füssen liget ein Hund. Die Bedeutung dieser Bildnus / wird vom Festusalso zu verstehen gegeben: Unter deß AesculapiusSchutz ist der Drach / weil er das allerwachsamste Thier ist; wie dann ein Artzt sich der Wachsamkeit in Wiederbringung deß Krancken Gesundheit am meisten befleissigen solle. Vor seinen Tempel wurden Hunde gebildet / weil er in seiner Jugend mit Hunde-Milch erzogen worden. Der knotigte Stab / den er in der Hand hält / bedeutet die Schwerigkeit der Kunst. Mit einem LorbeerZweig (welches Pausaniasausgelassen / Festusaber beygefügt) wird er gekrönet / weil dieser Baum viel gute Artzney-Mittel gibt.

Es ist aber dieser Gottins gemein mit einem langen Bart gebildet / wie wirbereits / da wir von des Tyrannen DionysiusKirchen-Raube geredet / erkläret haben: iedoch wird er unterweilen auch ohne Bart gezeiget / wie ihn Petrus Appianusinlib. antiquariorum and lib. antiquariorum also beschreibet. Zu Auxim/ einer in der Anconischen Marggrafschafftgelegnen Stadt / ist deß AesculapiusBildnus in Marmorstein gebildet also zu sehen: sein Kleid ist einem Futterhembd ähnlich / über welchem noch ein Oberkleid / gleich einem Mantel / befindlich. Mit der lincken Hand hält er im Geeren deßDer Hahn dem Aesculapiusheilig. Ober-Kleides einige Früchte / in der Rechten aber zween Hahnen: dann den Hahn haben ihm die Alten wegen der Wachsamkeit / derer sich ein Medicus befleissigen soll / geheiligt / und zu opffern gepfleget. Aus dieser Ursach hat Socrates/ wie beym Platozu lesen / als er ietzund sterben solte / im Testament dem Aesculapiuseinen Hahn vermachet; dardurch dieser weise Mann zu verstehen geben wollen / daß er nunmehr den Gebrauch deß Liechts / welches der Hahn anzukündigen pfleget / nemlich das Leben der Göttlichen Gütigkeit / als die alle Krankheiten aufs beste heilet / und durch den Aesculapiusbedeutet wird / die auch der göttlichen Vorsehung / nämlich deß Apollo/ Kind ist / wiedergebe / als von welcher er es auch gleichsam zu Lehen gehabt habe.

Den Aesculapiushaben die Phliaster (welche die herrliche Griechische Insul Peloponnesusbewohnen) ohne Bart geehret. Dergleichen Bildnus auch bey den Sycioniern gewesen: dann in dem Eingange ihres Asclepiei, sagt Pausanias/ ist der Aesculapiusohne Bart gestanden / der von Gold und Helffenbein gemacht / in der Rechten einen Scepter / in der Lincken aber einen Tannzapffen oder Fichten-Apfel gehalten. Besagte Völcker gaben vor / er wäre in Gestalt eines Drachen zu ihnen aus der Peloponnesischen Stadt Epidaurusdurch zwey Maul-Esel gebracht worden; und dieses seye geschehen von Nicanoraeinem Sicyonischen Weibe.

Die Schlange ist dem Aesculapiusheilig.Ist also diese der Epidaurer Schlange auch an andern Orten gewesen / und nicht allein zu den Römern kommen / welche / (wann wir dem Valerius Maximus/ der dieses erzehlet / Glauben zustellen) als sie gantzer drey Jahr mit der Pest heimgesucht worden / und dieser schwehren und langwierigen Plage kein Ende gesehen / endlich durch Sorgfalt der Priester / in Aufschlagung der Sibyllinischen Bücher / beobachtet / daß sie ihre vorige gehabte gesunde Lufft anderer Gestalt nicht wieder erlangen könten / als wann sie von Epidaurusden Aesculapiusholen lassen würden. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 31daher sie die feste Hoffnung gefasst / im Fall sie etliche aus ihrem Mittel dahin absendeten / man ihnen dieses einige von den Göttern also versehene Hülff-Mittel nicht abschlagen würde / wie sie dann auch in ihrer Hoffnung nicht betrogen worden: Dann als die Abgesandten in desselben Tempelkommen / hat diese Schlange / welche die Epidaurer an statt deß Aesculapiusgeehrt / mit lieblichen Augen und gemächlichem Gange / durch die vornehmsten Theile der Stadt / sich angefangen zu bewegen / und ist nach dreyen Tagen / mit iedermanns Verwunderung und Anschauung / zu der Römer Schiffe kommen / auch / mit Entsetzung der Schiffleute / über diesem ungewöhnlichem Schauspiel / hineingestiegen / und sich dahin begeben / wo deß Abgesandten Q. OguliniCelle gewesen / sich darinnen vielfältig umwunden / darauf gantz stille liegen blieben / und sichWie Aesculapiusnach Romgeführet worden. also nach Romüberführen lassen / allda sie in die Tyber-Insul/ woselbst ihr ein Tempelerbauet gewest / übergeschwummen / und mit ihrer Ankunfft die angesteckte Lufft / umb derer Reinigung willen sie dahin geholet war / wiederum in vorigen Stand gebracht.

Dahero dann nicht unbillig eine Schlange / die unterweilen sich umb den Stab / welchen er in der Hand hatte / zu schlingen pflegte / in des AesculapiusBildnuß gesehen wurde / darvon viel Ursachen gegeben werden können / welche aus dem Philostratus/ Hyginus/ Eusebius/ Plinius/ Macrobiusund anderen mehr zu suchen sind; aus welchen allen icheine einige erwehlet / nicht / daß sie eben unter denselben die warhafftigste seyn solte (dann sie gantz fabelhafftig /) sondern weil ichsie für die artligste gehalten und angesehen habe.

Wegen einiger vortrefflicher Wirckungen / die Aesculapiusauch in den allerzweiffelhafftesten Kranckheiten erwiesen hatte / war sein Name bey allen dermassen berühmt / daß man ins gemein darfür hielte / er könne auch die Todten auferwecken. Daher Minos/ der König zu Creta, ihn zu sich kommen lassen / und befohlen / er solte dem Glaucus/ seinem Sohne / der todt vor ihm lag / das Leben wieder geben: als er aber weder durch Bitten noch Verheissungen solches Werck vor dieFabel vom Aesculapius. Hand zu nehmen konte bewegt werden / (Sintemahl es ein weit höhers Werck war / als daß es von einem Menschen hätte können verrichtet werden) habe Minosihme den Ernst und Gewalt sehen / und ihn in Verhafftung bringen lassen / auch dabey hoch betheuert / nicht ehe wiederumb auf freyen Fuße zu stellen / biß er seinen Sohn wiederumb lebendig dargestellt hätte. Als nun Aesculapiusauf solche Weise an einem verborgenen Orte verschlossen gewesen / habe er / wann er etwas vorgenommen oder gedichtet / einen Stab in der Hand gehabt / umb welchen sich eine Schlange geschlungen / die Aesculapiusim Zorn ertödtet /indem er mit demselben / als sie darvon fliehen wolte / zum öfftern auf sie zugeschlagen. Bald hierauf sey eine andere Schlange dahin kommen / die in ihrem Munde ein Kraut gebracht / solches auf sein Haupt gelegt / und von Stund an wieder davon geflohen / dieses Krauts habe sich hernach der Aesculapiusbedient / und den Glaucusdarmit von den Todten auferweckt; dannenhero allezeit / an allen deß AesculapiusBildnussen / der Stab mit einer Schlangen umbwunden gesehen wird. Und aus dieser / oder auch andern Ursachen mehr / so angeführt werden könten / sind die SchlangenDie Schlangen in deß AesculapiusSchutze. iederzeit in deß AesculapiusSchutze zu seyn geglaubt worden: Zumalen in Epidaurus/ allda gleichsam seine eigentliche Residenz war / die Schlangen göttlich verehret wurden; insonderheit die in denen Häusern / so den Menschen nicht schädlich sind. Ja auch zu Corinthowurden in dessen Tempeldie Schlangen erhalten / zu denen niemand sich zu nahen getraute / sondern wann man ihnen ihre Speisen vor deß Tempels Thür gesetzt / ginge man wiederum darvon.

Es war aber in der Corinthischen Landschafft an einem Orte / unter andern vielen Bildnussen deß Aesculapius/ die ihm in seinem eignen Tempel zu Ehren aufgerichtet worden / ein sonderbares / das ihn auf einer Schlange sitzend vorgestellet / welche / wie man vorgabe / deß Aratus Mutter/ als mit welcher Aesculapiusihn gezeugt haben solle / vorbildete. Dieses gedencket Pausanias/ der auch in Boeoticis erzehlet / daß man in einer Höhle in Boeotien/ allwo deß Ercynischen Flußes Brunnen sind / einige stehende Bildnüsse verwahret / an deren in Handen habenden Sceptern gleichfalls umwundene Schlangen zu sehen gewesen / diese hielten theils für deß Aesculapiusund der Hygeiae/ andere aber für deß Trophoniusund der ErcynaeBildnussen; dann der Lustwald / so daherumb befindlich / hat hiervon den Namen bekommen / und der Fluß ist nach Ercina/ der ProserpinaGespielin / also genennet worden; weil die Alten darfür gehalten / es seyen die Schlangen beydes dem Aesculapiusund dem Trophoniusgewidmet / die man vielleicht für die Mundbotten des Oraculi gehalten /Des TrophoniusHöle. welches aus der Höle / die sie Trophoniumnennten / gehöret wurde; denn allda hat sich Trophoniuslange Zeit aufgehalten / künfftige Dinge geweissaget / und ist daselbst / nachdem er Hungers gestorben / begraben worden. Aber er ist nach seinem Tode mehr / als bey Lebens-Zeiten / geehret worden / absonderlich weil er auch im Tode nicht nachgelassen / künfftige Dinge vorzusagen; entweder weil sein Geist daselbsten geblieben; oder weil an seiner statt ein anderer Geist dahin gekommen.

Deß TrophoniusOraculum.Was das Oraculum belanget / hatten sie darbey diesen Gebrauch und Gewonheit: Wann einer bey sich beschloßen hatte in deßTA 1680, Iconologia Deorum, S. 32 TrophoniusHöle hinabzusteigen / muste er vor allen Dingen deß TrophoniusGeist einige gewisse Tage nach einander versöhnen. Nachdem solches durch etliche Versühnopffer geschehen / wurde er zu denen Brunnen deß Flusses Ercynageführt / derer zwey nechst an ein ander waren. Erstlich muste er trincken aus dem Fluß Lethe/ welcher von einem solchen Wasser bestunde / dardurch man alles / was man im Gedächtnuß hatte / zu vergessen pflegte: Darnach ward ihm auch erlaubt aus dem Mnemosynes - oder Gedächtnuß-Brunn / zu trincken; damit nicht das jenige / so er allda gesehen / ihm wiederum entfallen mögte. Sobald er dieses verrichtet / besuchte er das Oraculum / zog einen leinen Rock an / umgürtete sich mit einer langen weissen Binden / legte die gebräuchliche Schuch an / und fiel auf die Erde / hielte die mit Honig gemischte Opffer-Speiße / und steckte erstlich die Füsse in dieselbe Höle / bald darauf gingen auch die Knie / und so fort der übrige gantze Leib sehr fertig den Knien nach / also / daß er nicht anders / als von einem Wirbel deß schnellsten Flußes ergriffen / hineingerissen wurde. Welche nun auf solche Weise hinein in das innerst oder heimlichste kamen / die erkannten das Zukünfftige nicht auf einerley Weise; dann einer es durch Gesichter / der andere durch Gehör erlangte. Durch eben diesen Schlund oder Loch stunde ihnen der Rückgang offen und kamen also wieder hinter sich heraus. Wann nun einer oder der ander / der sich beym TrophoniusRahts erholet hatte / wieder zurück kam / setzten ihn die Priester auf den so genannten Gedächtnis-Stuhl / erforschten von ihm / was er gesehen oder gehört hatte / und schrieben es alsdann auf. Hieraus ist leicht zu muhtmassen / in was Aengsten die hineingekrochene müssen gewesen seyn / weil man ihrer wenig / so von dannen wiederumb herauskommen / mehr lachen gesehen. Noch mehr andere Dinge erzehlet Pausaniasvon dieser Höle / als der solche selbst besucht / die ichum beliebter Kürtze willen übergangen; das aber / was ichberührt / habe ichnur deßwegen gemeldet / daß ichzeigen möchte / wer dieser Trophoniusgewesen / und daß ihme die Schlangen nicht weniger als dem Aesculapiusseyen gewidmet worden. Ciceroim Buch von der Götter Natur saget / es seyen viel Mercurii, unter welchen er einen den Unterirdischen nennet / den er vor den Trophoniushält.

Kennzeichen der Gesundheit.Die Schlangen waren bey den Alten Kennzeichen der Gesundheit. Dann / wie die Schlangen / nach Ablegung der alten Bälge / sich verjüngen: also pflegen auch die Menschen nach wieder erlangter Gesundheit gleichsamBildnus der Gesundeitoder des Heils. erneuet zu werden. Dannenhero die Gesundheitoder das Heilvon den Alten in Gestalt einer auf einem Stuhl sitzenden / und eine Schale in der rechten Hand haltenden Weibs-Person gebildet wurde / vor der stunde einAltar / und umb denselben eine Schlange gewunden / welche den Kopff empor truge.

Als Antiochus/ mit dem Zunamen Soteroder Heyland / wider die Galater kriegte / und es ihm nicht allerdings ging / wie ers gern haben wolte / darbey auch in großer Gefahr war / hat er den grossen Alexanderentweder warhafftig erblicket / od doch / damit er den Soldaten ein Herz machte / im Traume gesehen zu haben vorgegeben / welcher ihn erinnert / das Kennzeichen der Gesundheit machen zu lassen / solches in den StandartenSonderbahres Zeichen der Gesundheitoder deß Heils. oder Fahnen zu führen / und in die Kleider einzunähen / welches ihm den Sieg unfehlbar zu wegen bringen würde. Dahero dann dieses Zeichen annoch diese Stunde in deß Antiochusalten Müntz-Pfenningen zu sehen. Es ist aber ein dreyfacher / von

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fünff Linien in einander geschlungener Triangel oder Dreyeck / worinnen das Griechische Wort ὙΓΙΕΙΑ, auf Lateinisch Salus, das ist / das Heyl und die Gesundheit / geschrieben zu finden. Dieses war / wie wir oben gesagt / deß Aesculapius seiner TochterName / dero / nebenst dem Vatter / von den Alten Göttliche Ehre angethan / und ihrer beyder Bildnußen und Statuen neben einander aufgerichtet wurden / wie Pausaniasin Corinthiacis erzehlet von deß AesculapiusBildnus welches an einem Orte in der Landschafft Corinthenzu sehen war / an dem sich allein das Angesicht / die Hände und Füße zeigten / die übrigen Theile aber mit einem wüllenen Rocke oder Mantel bedeckt waren. Fast auf gleiche Hygeiaoder die Gesundheit. Art war auch das Bildnus deß Heilsoder der Gesundheitbekleidet / dann man es nicht leichtlich sehen konte / dieweiles rings umher verhüllt war / theils mit Haaren / welche die Weibs-Personen der Göttin abgeschohren hatten / theils aber mit Falten eines Babylonischen Kleides.

Aber wir wenden uns wieder zur Sonne / dero Strahlen / weil sie die Krafft haben / die Lufft zu reinigen / so verschaffen sie auch / daß die Erde viel Früchte bringe; dahin vielleicht einige Innwohner der Stadt Troasgezielt / Apollo Sminthius. wann sie dem Apollo Sminthiuseine Statua aufgerichtet / als der von denen unter die Füße getrettenen Mäusen / (dann selbige bey ihnen Sminthes genannt wurden) den Namen bekommen. Die Ursach deßen wird auf unterschiedliche Weise erzehlt: Criniswar deß Apollo Priester/ und dieweil er dessen Gottesdienst nachlässig verrichtet / wurde er durch die Mäuse aller Feldfrüchte beraubt / also daß er durch solchen Schaden in sich gienge und sich bekehrte / worauf Apollodie Mäuse mit seinen Pfeilen getödtet / dann die Mäuse und andere dergleichen Thierlein / aus Fäulung der Erde und unreiner Lufft zu wachsen pflegen; daher kommt auch / daßTA 1680, Iconologia Deorum, S. 33daß die Saat / wann sie von den Mäusen benaget wird / keine Frucht bringen kan / wofern nicht die Sonne mit ihren Strahlen die schädliche Feuchtigkeiten vertreibet / dieses schädliche Ungezieffer tödtet / und der Erde wiederumb Krafft mittheilet / die Früchte hervorzubringen.

Etliche wollen / es seyen deß PliniusWorte vom Apollo Sminthiuszu verstehen / wann er saget: Es habe Praxitelesden Apollomannbar vorgestellt / also daß er mit einem Pfeile einer gegenüber kriechenden Eydexe aufgepasset / welchen sie deßwegen Sauroctonon, das ist / einen Umbringer der Eydexen geheissen. So wird auch sonsten noch eine andere Ursach beygebracht / warumb Apollo Sminthiusgenennet / und eine Maus neben ihn gemahlet worden / nämlich diese: Nachdem die Trojaner aus Cretaverreist / ist ihnen durchs Oraculum zu verstehen gegeben worden / sie solten sich an den jenigen Ort niederlassen / wo die Innwohner sie anfallen würden: welches / wie man sagt / umb Amaximum/ einem Städtlein in der Landschafft Troas/ geschehen seyn soll / woselbst eine unglaubliche Menge Mäuse deß Nachts wider sie aufgestanden / die alles / was sie an den Wehren und Waffen / wie auch andern aus Leder gemachtem Haußgerähte / gefunden / zernaget / daher die Trojaner auch daselbst geblieben / dem Apollo Sminthiuseinen Tempelaufgebauet / und die Mäuse / welche sieDie Mäuse sind für heilig gehalten worden. Sminthas genennt / nachgehends trefflich verehret; wie sie dann auch zahme Mäuse unterhalten / ihnen öffentlich Speise vorgesetzt / und unter dem Altar / wo sie sich aufgehalten / ihreSchlupf-Winckel und Löcher vergönnet.

Deß ApolloBildnus aber war bey ihnen also gemacht / daß es eine Maus unter der Füsse tratt / woraus wir klärlich sehen / daß die den Göttern aufgerichtete Statuen / wie wiroben bereits erinnert / insgemein das jenige anzeigten / was die Menschen von ihnen erlanget hatten / und war solches also gebildet / daß sie sich im Anschauen derselben alsobald erinnern konten / was einige unter ihrem Schutz wohl und glücklich ausgeführet; welches wir weitläufftig aus dem Pausaniaserlernen / indem er von unzehlig vielen Bildern / so dem Delphischen Apollozu Ehren aufgerichtet gewesen / Meldung thut / aus denen ich mirsonderlichEin Bock von Erz dem Apollogeheiliget. zwey / selbiges zu erweisen / auserlesen / deren eines ist der Bock von Ertz / so dem Apollovon den Cleonäern gewidmet worden; dann als einsten eine grausame Pest bey ihnen eingerissen / antwortete ihnen das Delphische Oraculum, sie solten stracks bey aufgehender Sonne einen Bock opffern / welches sie gethan / und also von der Pest erlediget worden / auch einen ehrinnen Bock nach Delphosgesandt.

Das andre ist das Bild eines ehrinnen Esels / welches / wie Pausaniasin PhocicisDer Esel dem Apollogewidmet. erzehlet / die Ambratioten dem Apollozu Delphosgewidmet / nachdem sie in einem nächtlichen Treffen die Molossen überwunden hatten. Dann als Selbige / bey nächtlicher Weil / ihnen nachstellten / steng ein Esel / der / ohngefähr vom Felde in das Städlein getrieben / eine Eselin verfolgte / aus Geilheit ein starckes gräßliches Geschrey an / welches durch deß Eseltreibers Nachruffen in der finstern Nacht noch furchtsamer anzuhören war. Dieses erweckte bey den Molossern ein solches Schrecken / daß sie von Stund an den Ort ihres ausersehenen Hinderhalts verliessen und darvon flohen. Worauf die Ambracioten / nach entdecktem Betrug / dieselbe Nacht annoch auf sie loßgegangen / und sie biß aufs Haupt geschlagen.

Alexander Neapolitanuserzehlet im II. Buch seiner

daß zu Neapoliseine Bildnus dem Apollogewidmet gewesen /Eine Taube auf deß ApolloSchultern. die neben andern dieses Gottes eigenthümlichen Kennzeichen eine Taube auf der Schulter sitzen gehabt / welche von der Parthenopeangeschauet und verehret zu werden geschienen; dann von dieser Parthenopewird erzehlet / daß sie / aus Griechenlandreisend / der Weissagung einer Taube gefolgt / und in der Landschafft Neapolissich niedergelassen habe / dieweil die Griechen ohne Raht der Götter keine von ihren Landsleuten anders wohin zu senden pflegten.

Die Poeten haben dem Phoebus/ der auch der Apolloist / einen Wagen mit vierSonnen Pferde. Pferden / von denen er gezogen wurde / zugeeignet / welcher Pferde Namen vom Ovidiusim andern seiner Verwandlungs-Bücher benennet werden / wann er saget:

Interea volucres Pyroi, Eous, & Aethon,
Solis eqvi, quartusque Phlegonhinni - tibus auras
Flammiferis implent.
* Pyrois/ Eous/ Aethon/ und Phlegon.
Die zwey Paar Flügel-Pferd am güld - nen Sonnenwagen
Schon hatten durch die Lufft indeß das Feur getragen.

Martialisaber gedencket nur zweyer / in diesen Versen:

Quid cupidum Titana tenes? Jam Xanthus& Aethon
Fraena volunt.
Was hinderst du den Lauff deß fertigen A - pollen?
weil Xanthund Aethonschon die Flügel haben wollen.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34

Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor / wann sie dero Wagen ziehen /Sonnen-Wagen. welcher vom Ovidiusdaselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt / und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt / welche / wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden / einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidiusdem Sonnen-Wagen zugeschrieben / das hat Martianus Capellaim ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr / dem Phoebusselbsten zugeeignet / dann er alsoDeß PhoebusCron. vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron / so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete / deren drey an der Stirn waren / nämlich ein Carfunckel / oder (wie Georg Agricolawill) ein gelblichter Rubin / ein Stern - und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten / nämlich ein Smaragd / ein Scytis oder Schlangenstein / und ein Jaspis / zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus / und warff die Crone mit Hyacinthen / Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt / also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis / Diamant und Kristall befestigt / welche der nasse Winter generirt hatte. Seine / nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt / als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde / als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich / die Fersen geflügelt / der Mantel purpurfärbig / iedoch also / daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild / in der Rechten aber eine brennende Fackel / die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich / als achten wirunnötig zu seyn / einige fernere Erklärung beyzufügen / wenden uns demnach zu einer andern / welche / wie Eusebiusmeldet / zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egyptengewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen / hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern / und war an Farb Himmelblau / welche Farbe / weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat / das jenige / so feucht ist / andeutet. Nach deß EusebiusMeinung soll der Mond / wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt /in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wirden Astrologis befehlen / weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.

Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wiranitzo mittheilen / und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianusstellet sie / im II Buch von der ProserpinaKleid / in folgenden Versen gar schicklich vor:

Hic HyperionioSolem de semine nasci
Fecerat, & pariter Lunam, sed di - spare forma:
Aurorae, noctisqve duces, cunabula Thetis
Praebet, & infantes gremio solatur anhelos,
Caeruleusqve sinus roseis radiatur a - lumnis.
Invalidum dextro portat Titanala - certo
Nondum luce gravem, nec pube - scentibus alte
Cristatum radiis, primo clementior aevo
Fingitur, & tenerum vagitu despuit ignem.
Laeva parte Soror vitrei libamina potat
Uberis, & parvo signantur tempo - ra cornu.
Der hat die Sonn und Mond aus Hype - rionsSaamen
hervorgebracht / iedoch ganz ungleich an Gestalt.
Aurora/ samt der Nacht / sie zu begleiten kamen.
die Thetisreichet dar die Wieg zum Auf - enthalt /
und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß wird helle
von diesem güldnen Paar. Des Titansschwachen Leib
Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht an solcher Stelle
Ist annoch etwas schwach; Er speyet aus der Scheib
mit weinen zartes Feur. An seiner linken Seiten
trinckt von der reinen Brust der Schwe - ster süsser Mund.
Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie - der Zeiten /
damit wird / wer sie sey / dem / der sie sie - het / kund.
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel D. (nach S. 34)
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DIAN EPHE

DIANA LUCIFER

IOVI CRESCENTI.

ROMA

Sandrart. del

cum Pri. S.C.M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 35

Daß die Thetisdie Sonne in der rechten / den Mond aber in der lincken Hand hält / dardurch will Severianus(wie

Janus Parrhasiusin seinem Commentario über den Claudianus

erzehlet) verstanden haben / daß Gott/ als dieses grossen Weldrundes einiger Werckmeister / zu erst die Sonne geschaffen / hernach den Mond / welchen er an das eusserste End gegen Abend / jene aber / nämlich die Sonne / an den gegen über stehenden Theil des Himmels gesetzet. Nach deß HyginusMeinung aber / wird der rechte Theil deß Himmels der Aufgang / und der lincke der Niedergang genennet. Die Hetrurischen Wahrsager haben aus dem Einschauen und Besichtigung der Opffer-Thiere (wie gleichfalls Hyginuserzehlet) den Erdkreiß nach dem Lauffe der Sonnen in zwey Theile getheilt / und den rechten genennt was gegen Mitternacht / den Lincken aber / das gegen Mittag siehet. Es könte auch nicht unfüglich gesagt werden / daß die Sonne die rechte / der Mond aber die lincke Seite wäre / weil jene weit grössere und mehrere Kräffte als dieser hat. Und so viel vor dießmahl von der Sonne / nun wollen wir uns zur Morgenröte/ als der Sonnen Vorgeherin und Heroldin wenden.

Aurora.Ob wol die Morgenröte vor der Sonne hergehet / und daher für deroselben Heroldin und Ankündigerin gehalten wird / so haben wirsie doch nicht unbillig nachgesetzt / weil sie von ihr ihren Ursprung und Wesen hat: dann die Morgenröhte von den Strahlen der Sonne enntstehet / sobald dieselben diesen unsern Erdkreiß frühmorgens erleuchten; dahero kommts / daß von dem güldnen Sonnen-Feuer der Lufft gleichsam vergüldet wird. Woraus die Poeten / nach Gelegenheit der Umstände / bald diese / bald eine andere Fabel erdichtet / und sie auf mancherley Weise beschrieben haben / welche aber zu unserm Vorhaben wenig dienen; dannenhero wirnur die jenigen berühren wollen / so zu dero Bildnussen gezogen werden können. Ob wol die Auroravon den Alten unter die Götter gerechnet worden / so erinnere ich michdoch nicht / iemahln gelesen zu haben / daß ihreine Bildnuß aufgerichtet worden: ausser daß beym Pausaniasstehet / es seye zu Athender AuroraBildnus aus Doon gemacht zu sehen gewesen / und zwar in Gestalt wie sie den Cephalusentführt; von ihrem eigentlichen Bilde aber ist nicht das geringste zu finden. Dannenhero wirsie auf solche Weise auszubilden uns befleissen wollen / wie sie von den Poeten beschrieben wird.

Homerusbeschreibet sie mit einem goldgelden Haar auf einem güldnen Thron sitzend / und mit einem güldnen Kleide angethan. Virgiliussagt / daß sie mit ihren Rosenfarbigen Händen die Gestirne verjage. Ovidiusdichtet / daß sie / wann Phoebus/ oder die Sonne / von Morgen hervorbrechen wolle / die glänzenden Thore deß Himmels aufmache / die allezeit mit den annehmlichsten frischen Rosen bestreuet wären. Die jenige / so vorgeben / daß sie auf einem Wagen sitze / eine brennendePferd der Auroraoder Morgenröte. Fackel oder Windliecht in der Hand habe / und vom Pegasus/ dem geflügelten Pferd / gezogen werde / sagen / sie habe selbiges vom Jupitererhalten / nachdem er den Bellerophonherunter geschmissen. Welches vielleicht dahin zu deuten ist / daß die Morgenstunde zur Poesie und Pegasus. andern studien die allerbeqvemste seye. Von dem Pferd Pegasuswird gemeldet / daß es mit einem Fuß auf die Erde gestampfft / und dardurch den Brunn Hippocrene, der hernach von den Musenso offt besucht worden / eröffnet und gemacht habe. Homeruseignet dieser Göttin in der

die Pferde Lampusund Phaetonzu. Andere dichten / daß die Aurora/ so mit dem allerfrühesten zu gläntzen pfleget / vom Himmel komme / und die Lufft mit braunroten Rosen und Blumen von allerley Farben bestreue. Andere beschreiben sie wiederumb auf andere Weise / umb die jenige Farben auszudrucken / welche die Sonnenstrahlen mit hervorbrechendem Tage von sich zu geben / und ins gemein gelblicht-roht zu seyn pflegen.

Von der Diana.

Diana. PLATTE D.DIe Dianaist von den Alten die Jagt-Göttingenennt / und vor eine Beschützerin der Haine und Wälder gehalten worden: weil selbige an menschlicher Conversation. einen Eckel gehabt / und daselbstenihr Leben mit Jagen zugebracht / damit sie ihre Jungfrauschafft desto besser erhalten möchte. Dannenhero man ihr den Habit einer Nimpfen zugeeignet / und sie sonst also gebildet / wie sie Claudianusim 2. Buch von Entführung der Proserpinadieses Innhalts beschreibet:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 36
At Triviaelenis species, & multus in ore
Frater erat, Phoebiquegenas, & lumi - na Phoebi
Esse putes; Solusque dabat discri - mina sexus.
Brachia nuda nitent; levibus pro - jecerat auris
Indociles errare comas, arcuqve re - misso,
Ocia nervus agit: pendent post ter - ga sagittae:
Crispatur gemino vestis Cortynia cinctu,
Poplite fusa tenus.
Es war ja die Gestalt der Triviazu eh - ren /
man kont aus ihrem Mund deß Bruders Nahm offt hören.
Ich schwür / deß Phoebus/ wär das Aug - und Wangen-Paar /
wann mir nicht das Geschlecht den Un - terschied legt dar.
Die Arme klänzten bloß. Sie ließ die Haa - re fliegen
hin durch die leichte Lufft. Der Bogen müd vom kriegen
schafft ihrer Senne Ruh. Der Rücken träger Pfeil.
Es wird ihr Jäger-Kleid gegürtet in zwey Theil /
biß auf die weissen Knie.

Der DianaGespielinnen.Dieser geselleten sie etliche Jungfrauen zu / welche von eben diesem Poeten / nämlich dem Claudianus/ im dritten Buch also vorgestellet werden:

--- --- veniunt humeros, & brachia nudae
Armataeque manus jaculis, & terga sa - gittis,
Incomptae, pulcraeqve tamen, sudo - ribus ora
Pulverulenta rubent: sexum nec cruda fatetur
Virginitas: sine lege comae: duo cingula vestem
Crure tenus pendere vetant.
Sie kommen an den Arm - und Schuldern gantz entkleidet /
die Hand ziert eine Senn / der Rück mit Pfeilen droht /
Sie sind vortrefflich schön / und doch nicht schön bereitet /
den Mund bedeckt zwar Staub; doch ist er Purpur-roht /
Die reife Jungfrauschafft will nicht den Stand verrahten /
es fliegen um sie her die ungeflochtnen Haar.
Zwey Gürteln hintern dieß / daß nicht biß auf die Waden
die Kleider hangen ab.

Bogen der Diana.Eben dieser Claudianusist in der Meinung / daß der Bogen der Dianavon Horn gewesen / dem der Poet Ovidiuswiderspricht / und solchen von Golde zu seyn vorgiebt / wann er von der Nymphe Syrinxalso schreibet:

--- --- ritu qvoqve cincta Dianae
Falleret, & credi posset Latonia, si non
Corneus huic arcus, si non foret au - reus illi.
Vor die Dianasie gewißlich würd ge - acht /
und wär kein Unterschied in beyderley Ge - stalten /
wann nicht der Bogen / den sie in den Hän - den halten /
bey jener wär von Gold / bey der von Horn gemacht.

Also fabulirten und dichteten die Alten von der Diana: ja gleichwie sie unter deß ApolloNamen die Sonne / also ehrten sie unter der Dianaden Mond / welchen sie Diana/ gleichsam Deviana genennet; weil der Mond von der so genannten Linea Ecliptica unterweilen abweichet / eben wie die Jäger durch unwegsame Oerter und Wälder zu gehen pflegen / wann sie dem Wilde nachstreben /Der Dianaist der Hirsch angenehm gewesen. unter welchem der Hirsch dieser Dianaam angenehmsten gewesen / worvon diß ein klarer Beweiß / daß als Agamemnonunwissend ihren Hirschen gefällt / diese Göttin dermassen ergrimmet worden / daß sie der Griechen Armee im Port Aulisunbarmhertzig geplagt / sie auch mit allerhand Unglücks-Arten so lange zu verfolgen gedrohet / biß sie durch deß AgamemnonsBlut würde versöhnet seyn. Als man nun deßen Tochter / die Iphigenia/ zu ihren Altar geführet hatte / und selbige zu opffern im Werck ware / wurde hierdurch die Göttin zum Mitleiden beweget / daß sie die Iphigeniaplötzlich hinweggerückt / und eine Hinde an ihre Stadt dahin gelegt / durch dero Blut der Göttin Zorn gemildert / die Iphygeniaaber in die Taurische Landschafft gebracht / und zu der DianaPriesterin gemacht wurde / allda die Einwohner / der Gewonheit nach / die frembde Ankömmlinge insonderheit die dahin gelangte Griechen / dieser Göttin zum Opfer schlachteten / und zwar auf diese Weise: Nachdem man das Gebet verrichtet hatte / schlugen sie dem Menschen das Haupt mit einer Keule ab / und wurffen darauf den Rumpff vomTA 1680, Iconologia Deorum, S. 37Felsen herunter / zumahln der Tempelauf einer gähen Höhe erbauet ware / das Haupt aber steckten sie daselbst auf einen Pfahl. Als nun die arme Iphigeniaallda diesen abscheulich - und greulichen Gottesdienst versahe / kame einsmahls ihr Bruder Orestesgleichfalls dahin / umb daselbst wegen deß zu Colchisbegangenen Muttermords zu büssen. Er wurde aber von seiner Schwester gar bald erkannt / die ihn dannenhero nicht wie andere Frembdlinge und Gäste aufopferen wolte: und weil leichtlich zu vermuhten ware / daß die Innwohner dieses Verschonen übel aufnehmen würden / ergriffe sie sampt ihme die Flucht / und nahme der Göttin Bildnuß / in einem Holtzbüschel verborgen / (dahero sie Diana Fascellinagenannt worden) mit sich nach Aricien/ einem unfern der Stadt Romgelegnen Städtlein / allda der Gebrauch / die Gäste und Frembdlinge zu opffern / sehr lange üblich gewesen.

Wie die Laconier der Dianageopffert.Als aber nachgehends diese Grausamkeit denen Römern begunte zu mißfallen / (wiewohl niemand anders als die Knechte beym Altar pflegten geschlachtet zu werden /) wurde die Dianazu den Laconern gebracht / allwo die Opffer-Gewonheit mit Schlagung der Jünglinge gehalten wurde / und man diese Ceremonien beobachtete: Sie pflegten etliche Jünglinge durchs Loß zu erwehlen / selbige hernach auf den Altar der Göttin zu legen / und also zu streichen / daß ihnen das Blut häuffig übern gantzen Leib herab flosse: welches dieselben nicht allein sehr gedultig erlitten / und wegen deß Schmertzens die geringste Veränderung im Angesicht nicht spüren liessen / sondern fröliches Gemühts mit einander stritten / welcher unter ihnen die Streiche mit grösserer Tapfferkeit ertrüge. Dem Götzendienst stunde eine Weibs-Person vor / die hielte den Knaben / so lange sie gestrichen wurden / der Göttin Bildnuß vor. Wann aber die jenige / welchen das Amt zu streichen anbefohlen war / einen unter den Knaben / entweder wegen seiner schönen Gestalt / oder wegen seines guten Herkommens und vornehmer Eltern halber / etwas gelinder tractirten / pflegte die kleine und sonst sehr leichte Bildnus / dermassen schwer zu werden / daß die Priesterin solche nicht mehr halten konte / welche alsdann denen Züchtigern die Schuld gabe / und sich beklagte / daß sie ihrenthalber durch die Schwehre der Bildnuß fast zu Boden gerissen würde.

Ob nun wohl die Art dieses unmenschlichen Opffers der Göttin / als einer Jungfrauen und sonst gütigen Mutter / sehr übel anzustehen schiene / so schreibet man doch / daß sie sich höchlich erfreuet habe / ihren Altar mitMenschenopfer der Diana. Menschen-Blut besprengt zu sehen / welches wir auch zu Patrisin Achajageschehen zu seyn beym Pausaniasin Achaicis lesen / allda jährlich eine Jungfrau und Knab von vortrefflichschöner Gestalt der Göttin aufgeopfert wurden /damit selbige ihren Zorn versöhnten / den sie aus dieser Ursach truge / weil ein Jüngling in ihrem Tempelmit ihrer Priesterin zum öfftern Ungebühr getrieben / die zwar beyde durch eine jähe Kranckheit von der Dianaaufgerieben worden / und also ihren verdienten Lohn empfangen hatten: nichts destoweniger aber / ist dem Lande hieraus eine höchstverderbliche Unfruchtbarkeit und erbärmliche Seuche unter dem Volcke erwachsen / denen sie vermittels dieses abscheulichen Opffer-Dienstes abgeholffen.

Es ist sehr vermuhtlich / es sey dieser unmenschliche Gebrauch die Götter zu versöhnen / von solchen Völckern herkommen / die von Natur barbarisch / und daher ihrer angebornen Grausamkeit ein Genügen zu leisten sich beflißen / wann sie diesen oder jenen Gottmit Menschen-Opffern zu versöhnen gemeinet. Weil aber die Dianadeutlich genug zu verstehen gegeben / daß sie an Vergießung deß Menschen-Bluts keinen Gefallen trage / indem sie an statt der Iphigenia/ welche ihr bereits aufgeopfert werden sollen / eine Hinde verordnet; als ist hernach bey den Alten diese Gewonheit eingeführt worden / daß sie ihr / an statt deß Menschen-Blutes / eine Hinde geopffert / und solchen Gebrauch / sonderlich die Römer zu gewißen Zeiten fleißig beobachtet: Dannenhero in allen Tempeln der Dianaaufgehängte Hirschgeweihe zu sehen waren / ausser in dem zu Romauf dem Berg Aventinus/ worinnen Ochsen-Hörner und keine Hirschgeweyhe hiengen. Deßen Ursach hat Plutarchusin den Römischen Fragen also zu verstehen gegeben: als unter den Sabinern der Antro Coratiuseinen Stier von vortrefflicher Gestalt und Größe von einer Kuh überkommen / hat ihn hernach ein Wahrsager erinnert / daß die Stadt deß jenigen Menschen / welcher solchen Ochsen auf dem Berg Aventinusopffern würde / das Haupt über gantz Italienwerden solte: dannenhero er / solches festiglich glaubend / sich / den Stier zu opffern / alsobald nacher Romerhoben; inzwischen aber hat sein Knecht dem König Serviusdiesen gantzen Handel heimlich entdeckt; der dann von Stund an dem Priester Corneliusbefohlen / daß ehe Antrodas Opffer verrichtete / er ihm auferlegen solte / sich in der Tiberzu reinigen. (dann also pflegten sich ins gemein die jenige / so opffern wolten / zu erzeigen) Nachdem nun Antrorüstig hingieng sich zu baden / nahm Serviusden Stier / opfferte selbigen der Diana/ und hieng die Hörner im Tempelauf. Dahero die Stadt Rom/ weil der / so ihn geopffert / ein Römer war / das Ober-Haupt worden / und ist auf solche Weise hernachmahls die Gewonheit entstanden / die Ochsen oder Stiershörner im Vorhoffe dieses Tempels aufzuhängen. Welches vielleicht auch dahin kan gedeutet werden / weil dieses Thier eine große Verwandnus mit dem Monde hat / wie wiretwasTA 1680, Iconologia Deorum, S. 38besser unten zeigen wollen / daß aber der Mond eben diese Dianaseye / ist zur Gnüge bekannt.

Jetzo wenden wir uns wiederumb zu den Hirschen / als die der Dianazugeeignet oder geweihet gewesen: dann die Alten dero Bildnuß unterweilen mit Hirsch-Häuten zu bekleiden pflegen / wie beym Pausaniaszu lesen / welcher erzehlet / daß in Arcadieneine Bildnuß der Dianagestanden / mit einer Hirschhaut umgeben / auf dero Schultern ein Köcher voll Pfeile gehangen / in der einen Hand habe sie eine brennende Fackel / in der andern aber zwey Schlangen gehalten / und seye neben ihr ein Jagthund zu sehen gewesen. So soll / wie ebenDer DianaBildnus. dieser Pausaniasmeldet / auch an einem Orte in Achajaeine Bildnus der Dianagewesen seyn / so aus Gold und Helffenbein gemacht gewest / welche die Gestalt einer Jägerin gehabt. Den Tag zuvor / ehe sie ihr jähriges Fest begiengen / hielten sie dieser Göttin zu Ehren ein überaus herrliches Procession-Gepräng / in welchem die Jungfrau / so das Priesterthum verwaltete / hinter allen andern auf einem mit zweyen Hirschen bespanntenDer DianaWagen. Wagen fuhr. Es geben auch die Poeten vor / daß der DianaWagen von den allerschönsten weissen Hirschen gezogen worden / wie Claudianus/ in III Stilic. Paneg. also von ihr schreibet:

Dixit, & extemplo frondosa fertur ab Alpe
Trans pelagus: cervi currus subi - êre jugales.
Nachdem sie ausgeredt / ward sie durchs Meer getragen /
und hat ein Hirschen-Joch gezogen diesen Wagen.

Die Ursach / warumb sie auf einem Wagen von den allerschnellsten Thieren gezogen worden / wird von etlichen diese gegeben / weil der Mond seinen Lauff mit unglaublichgeschwinder Bewegung verrichtet / als der unter allen Irrsternen den kleinsten Umbschweiff erlanget. Es sind zwar andern Göttern Wägen zugeeignet worden / umb damit anzudeuten / daß die Himmel / als über welche sie zu herrschen geglaubet werden / in einem Kreiß und Circul umbgetrieben würden. Einem jeden unter den Göttern sind gewisse Thiere zugeordnet /Die Pferde des Mondes. von denen sie gezogen werden. Unterweilen lieset man / daß der DianaWagen von zweyen Pferden / nämlich einem schwarzen und weissen / gezogen worden / wie Buccatiuslib. 4. Genealog.davor hält; Sintemahl sie nicht allein deß Nachts / sondern auch bey Tage gesehen wird. Ferner sagt man / der Mond (oder die Diana) werde von zweyen Ochsen gezogen / wegen der Hörner die er hat. Festussagt hiervon also: Ein Maul-EselMaul-Esel ziehet deß Mondes Wagen.wurde vor dem Wagen deß Monds gebraucht / dieweil er so unfruchtbar als ein Maul-Esel / oder dieweil / gleichwie der Maul-Esel nicht von seinem Geschlecht / sondern von Pferden gezeuget wird: also auch der Mond nicht von seinem / sondern der Sonnen-Liechte scheine und leuchte. Pausanias/ da er die Wunderdinge beschreibet / so in des Jupiters Olympius Tempelbey den Eliern zu sehen gewesen / erzehlet / es habe unter andern daselbst auch ein Dianen-Bild gestanden / welches ein Pferd / wie ihm bedünckt habe / zum Lauff angetrieben / wiewoln / sagt er / man nach der gemeinen liederlichen Fabel vom Maul-Esel schreibet / die Dianawerde von Last-Thieren / und nicht von Pferden geführet. Prudentiusschreibet im Buch wider den Symmachus/ daß die Alten dem Monde eine unfruchtbare Kuh geopffert / und werde derselbe auch von zweyen unträchtigen Kühen geführet. EtlicheKalben ziehen den Mondwagen. wollen auch / es werde der Mond von jungen Ochsen gezogen / unter denen sich Claudianusbefindet / der im 3. Buch von Entführung der Proserpinadie Cereseinführet / daß sie die Fackeln / ihre verlohrne Tochter zu suchen / von dem Feuer im Berg Aetnaangezündet habe / wann er saget:

Tum ne deficerent tantis erroribus ignes
Semper inocciduos, insopitosque manere
Jussit, & arcano perfuditrobora suc - co,
Qvo Phaëtonirrorat eqvos, qvo Lunajuvencos.
Damit kein Mangel sey an dieser Feuer - Scheiben /
hieß er das Feur stets frey und unverlo - schen bleiben /
begoß auch ihre Stärck mit dem gehei - men Safft /
wordurch so Sonn als Mond den Rossen Thauung schafft /
und jungen Ochsen-Paar.

So schreibet auch Ausoniusan den Paulinusdißfalls mit nachfolgenden Worten:

Jam succedentes quatiebat Lunajuvencos.
Es trieb schon Lunadie gewandte junge Ochsen.

Hierüber kan eben diese Ursach beygebracht werden / die wiroben angeführt / als wirsagten / warum sie von zweyen Maul-Eseln geführt würde: Dannes werden / wie Xenophonschreibet / und wir täglich vor Augen sehen / die Stiere ausgeschnitten / daß sie desto zahmer und zu dem Acker - oder Feldbau tauglicherTA 1680, Iconologia Deorum, S. 39seyn mögen / da sie im Gegentheil das Geschlecht zu mehren nicht mehr tüchtig sind. Oder es ist dieses Thier dem Mond gewidmet wegen Gleichheit seiner Hörner: dann an dessen Bilde / welches einer Nymphen gleich sahe / wurden zwey kleine Hörner gebildet. Bey den Egyptern wurde dem Mond ein Ochs gewidmet / an deme / wie

Pliniusin seinem 8. Buche

schreibet / auf der rechten Seite sich ein gewisses Kennzeichen / nemlich ein weißlichter Flecken ereignete / der mit den Monds-Hörnern zu wacksen anfinge. Auch pflegten sie ihm ein Kalb / so ein Oechslein seyn muste / eines viertel Jahrs alt zu opffern / wann sie denen neugebornen Kindern Namen gaben / welches / nach etlicher Meinung / am siebenden / nach anderer aber / am zehenden Tage nach der Geburt geschahe.

Auf solche Weise pflegten die Alten denDer Mond stehet der Geburt von. Mond zu verehren: vielleicht ihm dadurch zu dancken / daß die Frucht / vermittelst seiner Hülffe / glücklich zur Welt gekommen; dann weil der Mond feucht / machet er offt / daß die Geburt geschwinder und leichter von statten gehet. Derohalben sie / wann die Weiber in Geburts-Nöthen waren / ihn / unter dem Namen Lucina/ umb seine Hülffe anrufften / daß er das Kind bald / und ohne Gefahr / an der Liecht bringen wolte. Warumb aber die Weiber in der Geburt die Diana Lucinaanrufften / darvon ist diese Fabel vorhanden: Es habe nämlich die Lucina/ sobald sie aus ihrer Mutter LatonaLeibe an diese Welt kommen / sich zu besagter ihrer Mutter gewendet / und ihr zur Gebährung deß andern Kindes Hülffe geleistet; dahero dann geschehen / daß man hernachmahls die Lucinabate / denen gefährlichkreistenden Weibern zu Hülff zu kommen / und weil sie ihrer gebährenden Mutter beygestanden / mit ihren Händen das verschlossene Kind ans Tage-Liecht zu bringen.

Es ist aber die Lucinanicht allein Diana/ sondern auch Juno/ wie wir drunten hören werden / genennet worden. Andere waren in der Meinung / es wäre keine unter ihnen also zu nennen / sondern es werde dardurch ein ander Weib verstanden / welches von den äussersten Hyperborischen Gebürgen nach Deloskommen / und der kreistenden LatoneHülffe geleistet habe / von dannen ihr Name und Verehrung auch zu andern Völckern überkommen / daß man ihr allenthalben Tempel / Altäre und Bilder aufgerichtet / als die vor allen Göttern gewesen zu seyn geglaubet wurde / weil sie ihrer Hülff benöhtigt gewesen / da sie gebohren worden. In welcher Meinung Lyciusein Poet / (wie Pausaniaserzehlet /) in einem Gesange / den er der Dianazu Ehren gemacht / sie beschreibet / daß sie eher als Saturnusgewesen; giebt ihr auch mehr andere Namen / aus denen zu schliessen / daß sie müsse eine aus den Parcengewesen seyn; weilndiese ihnen den grösten Theil in der Geburt zueignen / wie wiretwas besser unten an seinem Orte zeigen wollen.

Wirüberlaßen aber vor dießmahl dieser Göttin Lucinazweiffelhaffte Ursprungs-Erforschung / wer dieselbe nämlich gewesen / undBildnussen der Diana. woher sie kommen / andern zu ergründen / befleißigen uns vielmehr ihre eigentliche Bildnußen vorzustellen / als welche / wie Pausaniaserzehlet / bey den Atheniensern anders nicht als verdeckt zu sehen gewesen. Ihre Statue bestunde bey ihnen von unausgearbeitet-grobem Holtz / oder anderer dergleichen Materi / die eine unförmliche Weibes-Gestalt ausbildete / allezeit verdeckt stunde / und von niemand gesehen werden konte. In einem Orte der Landschafft Achajastunde ein sehr schöner Tempeldieser Göttin / worinnen ein höltzern Bildnus gezeiget wurde / daran Gesicht / Hände und Füsse von Marmelstein / die übrigen Glieder aber mit einem leinenen Tuch bedeckt waren. Die eine Hand war gerade ausgestreckt / hielte doch nichts in sich; wiewol ihr nicht unfüglich ein Schlüßel hätte können zugeeignet werden / wie dann Festusberichtet / man habe denen Weibern vor Zeiten einen Schlüßel pflegen beyzufügen / umb durch solchen Werckzeuch / wormit die Thore eröffnet werden / ihnen eine leichte und glückliche Geburt zu verstehen zu geben; wie dann ebenFackel in der DianaHänden. dieses vielleicht der Lucinaoffne und ausgestreckte Hand angedeutet. In der andern trug sie eine brennende Fackel / dardurch anzudeuten / entweder daß die Geburts-Schmertzen dem Feuer zu vergleichen; oder weil diese Göttin den ungebornen Kindern vorleuchte. Ihre Schläffe wurden von den Alten mit Diptam verbunden; weil dieses Kraut / wann es denen gebährenden aufgelegt wird / grosse Wirckung thun soll. Vor Zeiten bildete man sie mit einem Bogen gewaffnet / dardurch die hefftigsten Schmertzen anzudeuten / welche die Weiber in der Geburt zu empfinden pflegen.

M. Tullius Cicerobeschreibet / in seinen Orationibus wider den Verres/ der DianaBildnus mit folgenden Worten: Sie ware hoch / groß / mit einem Kleide bis auf die Füße bedeckt / lieblich von Gesicht / und als eine Jungfrau anzusehen / trug in der rechten Hand eine Fackel / in der lincken aber einen Bogen / und ware über der Achseln hinunter mit einem Pfeil-Köcher versehen. Von der brennenden Fackel führet Pausaniasfast eben dergleichen Worte / es habe nämlich der Dianaehrinnes ohngefehr sechs Schuhe hohes Bild eine Fackel in der Hand gehalten; welches vielleicht auch dahin kan gedeutet werden / daß sie / wann sie als der Mond deß Nachts scheinet / denen Reisenden den Weg zeiget; wie sie dann deßwegen Hegemone, das ist / eine Führerin / und zu Romin dem Tempel/ welcher ihr im PalatioTA 1680, Iconologia Deorum, S. 40gewidmet war / die Nachtleuchterin genennet wurde. Man hat ihr sonsten noch viel andere Namen gegeben / von welchen wiraber hernach handeln wollen.

Wann Pausaniasdeß Tyrannen Cypselluszu Corinthoin der Juno Tempelstehende Kisten beschreibet / sagt er unter andern / daß viel Bildlein in derselben eingelegt und ausgegraben zu sehen gewesen / deren theils von Gold / theils aber von Helffenbein / und unter denselben der DianaBild mit Flügeln / mit der rechten Hand auf einen Leopard / mit der lincken aber auf einen Löwen zeigend / sich befunden / worvon er / wie er selbst bekennet / keine Ursach zu geben wisse; dannenhero wirunsere Unwissenheit hierinnen zu bekennen / auch keine Scheue tragen / ein iedweder mag ihme hierüber eine eigne Auslegung machen / welches ihme zu thun von uns wol vergönnt ist.

Dianaist dreygestaltig / oder dreygesichtig.Die Dianaist wegen der dreyen Angesichter / die ihr von den Poeten zugeeignet werden / dreygestaltig / dreygesichtig / und Trivia, oder die sich dreymahl in ihrer Gestalt und Lauffe verändere / genennet worden / und hat die Hecatemit ihr diesen Namen gleichfalls gemein gehabt / worvon Ovidiusalso saget:

Ora vides Hecatesin tres vergen - tia partes.
Man sahe Hecatemit einem solchen Mund /
der in drey sondre Theil zertheilet offen stund.

Jedoch waren diese beyde eigentlich nur eine Göttin / ob sie wol dem Namen nach unterschieden waren / damit ihre verschiedene Kräffte / Eigenschafften und Würckungen / die man von dieser einigen Göttin herzufliessen sich einbildete / vor die Augen gestellet würden. Daher Hecate. man in den Fabeln lieset / die Hecatehabe vom Jupitererlanget / daß sie zur Vorsteherin der Elementen erkieset wurde; dann das Wörtlein εχαΤον so viel als hundert bedeutet / durch welche Zahl die Griechen unterweilen eine unzehliche Menge bezeichnen wollen / weil die Hecateunzehliche Macht und Vermögen zu haben geachtet wurde. Dann es hat das Ansehen / als ob der Mond den Elementen und allen daraus bestehenden Dingen gleichsam die Ordnung und Gesetz vorschreite / indeme / wann er sich verändert / sie auch ebenmässig mit verwandelt werden. Oder aber es ist der Mond deßwegen Hecategenennt worden / weil die Alten ihm auf hundert aus grünen Wasen gemachten Altären zu opffern / und hundert Thiere zu schlachten pflegten / welche gemeiniglich Schweine und Schafe waren; wann aber das Opffer für den Kayser geschahe / wurden hundert Löwen oder Adler geschlachtet /Hecatombe. und solch Opffer Hecatombe genennet. Wiewohl ichnicht glauben kan / daß alle dieseThiere / so zu den Opffern gebraucht wurden / seyen warhafftig gewesen / sondern halte gäntzlich davor / daß sie unterweilen nur nachgebildet worden; dann die Alten zum öffternVerstellte Opffer. aus wohlriechenden Dingen / oder anderer Materia / ein Thier zum Opffer zu formiren pflegten / welches sie anders nicht / als mit höchster Beschwerligkeit / zu bekommen wusten. Arme Leute pflegten / wie Svidasmeldet / wann sie das Geld nicht hatten / die wahren Opffer zu bezahlen / diese erdichtete / an deren statt / aufzusetzen. Eben dergleichen ist beym Herodotuszu lesen / wann er saget / daß die Egypter keinem andern Gotteine Sau geopffert / ausser der Luna/ oder dem Bachus/ oder auch an denen Festen / so zur Zeit deß Neumonden gefeyret wurden / sonsten hüteten sie sich sehr fleißig an andern Tägen / nach ietztbenannten / (als an welchen sie das Schweinen-Fleisch ohne alle Scheu zu essen pflegten /) kein solches Thier anzurühren: Die Armen aber / welche wegen Geldmangel keine rechte Sau zu bezahlen vermochten / haben eine erdichtete geopffert.

Appianuserzehlet / es haben die Cycener (die sich rühmten / daß ihre Stadt vom Jupiterder Proserpinazur Morgengabe seye gegeben worden /) jährlich dieser Göttin eine schwartze Kuhe zu opffern pflegen / aber einsmahls / da sie von dem Mithridateshart belagert gewesen / dergleichen nicht bekommen können / und dannenher an statt derselben eine von Getraide gebildet. Als sie nun eben ietzo dieses Opffer zu verrichten im Wercke gewesen / sey ein schwartzes / ihrem Götzen-Dienst gemäßes Thier aus dem Meere / mitten durch die feindliche Flotte / gedrungen / in die Stadt getretten / und freywillig zu der Göttin Altar gegangen / da sie dann vom Volcke mit öffentlicher Freudbezeugung geopffert worden / der gefaßten zuversichtlichen Hoffnung / daß sie unfehlbar / wegen dieses glückseeligen Zeichens / von der Belagerung befreyet werden würden; welches auch bald darauf geschehen / indem Mithridates/ nach ausgestandnem vielem Unglück Zeit währender dieser Belägerung / dieselbe aufzuheben gezwungen worden.

Die Königin Didoverrichtete / wie beym Virgiliuszu sehen / ihr letztes Opffer / vor ihrem Tode / mit Besprengung falschen Wassers aus dem Avernus/ allda Serviusbemercket / daß die Alten in Gewonheit gehabt / in den Opffern / an statt der Dinge / die man entweder gar nicht / oder doch schwehrlich haben können / etwas anders dergleichen zu gebrauchen. Und an einem andern Ort sagt er / daß das Wasser / wormit der Isis Tempelbesprenget worden / nicht iederzeit aus dem Nilusgeschöpfft gewesen / ob es wol ins gemein daher geholt zu seyn ausgegeben worden. Es wurden aber die falschen Opffer denen / so die Wahren nicht herbeyschaffen konten / nicht allein an statt der Wahrhafften zugerechnet / sondernTA 1680, Iconologia Deorum, S. 41es pflegten auch die jenige / welche etwas zu opffern verbunden waren / und doch solches nicht bekommen konnten / der Götter Hände / denen sie zu opffern hatten / aufs demühtigsteDer Götter Hände küssen. zu küssen / in Hoffnung / es würden dieselben ihr williges Gemüht ansehen / und also kein ander Opffer begehren.

Bey den Alten war dieser Gebrauch / der Götter Bildnussen zu küssen / gar gemein / wie unter andern aus deß CiceroOrationen wider den Verreszu vernehmen / wann er saget / daß zu Agrigent/ einer Stadt in Sicilien/ ein ehrinnes Hercules- Bild gewest / dem der Mund und das Kien von der grossen Menge deren / die es mit küssen zu verehren dahin kommen waren / gantz abgerieben gewesen. Wann Prudentiusdie Art und Weise deß Gottesdiensts beschreibet / wormit die Alten die Sonne verehret / sagt er unter andern / daß sie auch den Pferden / die der Sonnen Wagen gezogen / die Füsse geküsset haben. Wir wenden uns aber wieder zur Hecate.

Diese wurde auf den Scheid-Wegen geehret / allda ihr die jenigen / so ihrer Hülffe gebrauchten / einen Hund opfferten / und mit unverständlichen Worten / und grausamen Geheule das Gebet verrichteten / damit sie es ihrer Mutter der Ceres(dann sie die Dianaund Proserpinafür eins hielten /) nachthun möchten / als sie ihre verlohrne Tochter gesucht. Es hatten die Reichen im Gebrauch / daß sie der Lunaalle Monaten opfferten / auch Brod und andere Dinge auf dieScheid-Wege setzten / welche alsobald von den Armen und Dürfftigen weggenommen wurden: Solches nennte man der HecateMahlzeit / wie Svidaserzehlet / der auch hinzugesetzet / daß sie sich unterweilen in scheußlicher Gestalt eines sehr grossen Menschen / mit einemDie dreygestaltige Hecate. Schlangen-Kopff sehen lasse. Eben diese ist auch Dreygestaltig genennt und ausgebildet worden / weil sie eine Vorsteherin der dreyfachen Scheid-Wege war. Andere aber sagen / und vielleicht schicklicher / sie habe deßwegen nach deß OrpheusMeinung drey Mäuler / weil sie sich in mancherley Gestalten sehen lasse / und ihre Kräffte theils am Himmel spühren lasse / allwo sie der Mond; auf der Erde / allda sie Diana; theils aber in denen innersten Oertern der Hölle / woselbsten sie Hecateund Proserpinagenennet werde; dann er / (verstehe der Mond) wann er sich vor uns verbirget / sich zu denen / so unter der Erden wohnen / zu begeben geglaubet wurde.

Eusebiuserkläret dieses also: Der Mond (sagt er) wird Hecateund Dreygestaltig genennet / wegen der mancherley Gestalten / die er an sich nimmet / nachdem er der Sonne entweder nähert / oder von ihr weichet. Dannenhero er mit dreyfacher Krafft begabt / deren eine ist / wann er seinen ersten Schein erlanget /denen Unterdingen selbigen mittheilet / und sie wachsend machet. Diese deß Monds Gestalt stelleten die Alten vor / indem sie seine Bildnus mit weissen und übergüldeten Kleidern bezierten / und ihr eine brennende Fackel in die Hände gaben. Die andere Krafft desselben ist / wann er den Mittel-Schein hat / welcher durch den Korb abgebildet wurde / darinnen man dessen Opffer brachte: dann indem der Mond-Schein täglich zunimmet / werden die Früchte auch von Tag zu Tag reiffer / und wann sie zeitig worden / alsdann von den Bäumen abgebrochen / und in Körbe gelegt. Seine dritte Krafft ist / wann er in den vollen Schein eingetretten / welcher mit sehr dunckeln Kleidern angedeutet wird.

Dem Monde war sowol als dem Apollovor Zeiten der Lorbeerbaum gewidmet / dann von diesem (nämlich dem Apollo) empfähet er seinen Schein und feurige Röhte / die er unterweilen sehen lässet. Eben diesem haben der Alten auch die Mahen zugeeignet / wegen Menge nämlich der Seelen / die / wie man thöricht dafür hielte / die Mondwelt bewohnen solten: dieweil das Mahen-Haupt mit seiner Gestalt eine Stadt vorbildet / indem es von einander geschnitten / die Mauren derselben darstellet / die darinnen befindliche vielfältige Körnlein aber die Menge der Menschen andeuten. Aber es ist kein Wunder / daß der gemeine Pöbel in solche Irrthümer gerahten / dieweil auch unter den Philosophen einige gewesen / die für gewiß geglaubet / der Mondkreiß werde ebenmässig und ja sowol von Menschen bewohnt als die Erde / und seyen die Flecken / so man unterweilen im Monde bemercket / nichts anders als Städte / Wälder und Berge; Diese ihre Gedichte aber hat bereits Pliniussattsam widerlegt / und gründlich erwiesen / daß solche aus der Feuchtigkeit / die der Mond aus der Erden an sich ziehet / ihren Ursprung nehmen.

Pausaniasin Corinthiacis schreibet / daß die Aegineter vor andern Göttern insonderheit die Hecategeehret / dero Höltzerne vom Myroverfertigte Bildnus bey ihnen zu sehen / daran nur allein ein Mund / der übrige Leib aber anders nichts als ein unbehobelter KlotzDie dreyköpfigte Hecate. gewesen. Alcamenesaber / der sie bey den Atheniensern zu erst gebildet / hatte sie dreyfach / iedoch also / daß sie mit den Leibern vereinigt waren / vorgestellet / und wurde sie von ihnen Epipyrgidia genennet. Unter den dreyen Häuptern / so die Hecatehatte / war das zur rechten ein Pferde-Kopff / das zur lincken ein Hunds-Kopff / das mittelste aber eines bäurisch-groben Menschen Haupt / oder / nach anderer Meinung / ein wilder Schweins-Kopff; welches vielleicht mit des Monds Natur mehr übereinkommet / als der / wie gesagt eben so viel / als die Dianaist / sofern er seine Kräffte der Erden mittheilet. Das wilde Schwein aber reimet sich sehr wol auf die Diana/ weil dieses ThierTA 1680, Iconologia Deorum, S. 42sich iederzeit in Wäldern aufhält: der Pferdekopff zielet auf die Geschwindigkeit des Monds / dieweil er in kurtzer Zeit mit höchster Eilfertigkeit seinen Lauff vollendet. Der Hund bekräfftiget das jenige / was wirvon dem Mond gesagt / wann er sich uns entziehet / daß er nemlich Proserpinagenennet werde / dann dem Höllen-Gottder Hund gewidmet ist / wie solches der in denen Poetischen Fabeln so hochgerühmte Cerberusbeglaubet. Wann Prudentiuswider die aberglaubische Händel der Alten (welche zu bestättigen Symmachussich gewaltig bemühete) schreibet / sagt er von der Lunaalso:

Et regnare simul coeloque Ereboqve putatur:
Nunc bijugas fraenare boves, nunc saeva sororum
Agmina vipereo Superis immittere flagro:
Nunc etiam volucres caprearum in terga sagittas
Spargere, terque suas eadem variare fi - guras.
Deniqve cum Lunaest, sublustri splendet amictu:
Cum succincta jacit calamos Lato - niavirgo est:
Cum subnixa sedet solio Plutonia conjux,
Imperitat furiis, & dictat jura Me - gerae.
Siverum quaeris, Triviaesubnomine Daemon
Tartareus colitur.
Man hat für fest geglaubt / daß Himmel und die Hölle
durch sie beherrschet werd: Sie hält in ih - rer Stelle
der Ochsen doppelt-Joch; Sie schicket auf die Höh
mit Schlangen-Peitschen an die Furjenschnell wie Reh /
den Göttern zu Pravad. Sie bannt die Flügel-Pfeile
hin auf das wilde Wild. Sie ändert in der Eile
wol dreymal die Gestalt. Ist sie das Mondenliecht /
so leuchtet dreymahl-hell ihr wanckel - Angesicht /
wann sie die Röhre wirfft / kan man sie Jungfer heissen
aus der LatonenStamm. Will sie sich a-aber weisen
auf einem Thron gesteurt / so ist sie Plu - tons Weib/
bey der das strenge Recht auch über Fur - jenbleib /
und die Megaeraselbst. Wilt du die War - heit lesen /
in die du / wie ich weiß / bist stets verliebt ge - wesen /
so wisse / daß da sey kein Teuffel in der Höll /
in den sich endlich nicht die Triviaver - stell.

Porphyrius(wie Theodoretus der Cyrensische Bischofferzehlet /) meldet unter andern / wann er von den bösen Geistern schreibet / daß Hecate/ als die Königin deß Höllenreichs / ihr selbst zu Dienst / etliche Geister in die Lufft / etliche ins Wasser / wie auch nicht wenig auf die Erde gesandt habe. So haben auch über das die Alten vorgegeben / daß die Hecatedenen / so mit grossen Kummer behafftet / öffters ein Gespenst zuzuschicken pflege / das sich bald in diese / bald in eine andere Gestalt verändere / wie solches Svidasaus dem Aristophanes erzehlet / es sey selbiges bald ein Ochs / bald ein Maulesel / unterweilen in GestaltWarum die Hecate Empusagenennt worden. eines überaus schönen Weibes / ja zum öfftern auch wohl in einer Hundes-Gestalt gesehen / und deßwegen / weil es auf einem einigen Beine einhergetretten / Empusagenennet worden.

Andere sind der Meinung / die Hecateselbsten nehme diese Gestalten an sich / und lasse sich umb den Mittag sehen / wann insonderheit durch gewisse Ceremonien die Seelen der Verstorbenen ausgesühnet würden. Daher das Sprichwort kommen / daß man von denjenigen / so mit wandelbarem Sinn begabet / und sich immerdar veränderten / auch anders redeten als sie meinten / insgemein zu sagen pflegte / sie wären veränderlicher oder wandelbarer als Empusa. Wann

Lucianusvon den Täntzern

redet / sagt er unter andern: du wirst sehen / daß die Täntzer zu einer Zeit sehr geschwind sich in eine andere Gestalt verändern / und dem Protheusoder der Empusa/ die sich in unzehlige Formen verbildet / gleich seyen.

Noch einer andern Bildnus der Luna/ die zu Apollinopolis/ einer Stadt in Egyptengesehen wurde / thut EusebiusMeldung mit diesen Worten: die Bildnus der Lunawar ein weisser Mensch / mit einem Habichts-Kopffe. Die weisse Farbe deutete an / daß der Mond nicht von seinem eignen / sondern einem andern Liechte / nämlich von der Sonnen leuchte / welche durch den Habicht vorgebildet wird / weil dieser Vogel der Sonne gewidmet ist / wie wiroben bereits erwehnt / da wirvon der Sonnen Bildnußen gehandelt haben.

Die IsisVon der Isislieset man bey den Alten / daß die Egypter dieselbige mit schwartzen Kleidern angethan; damit anzudeuten / daß der Mond / den sie durch die Isisvorbildeten / an sich selbst schattig und tunckel sey. Ihre Bildnus präsentirte eine Weibs-Person /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 43die zwey Hörner als eine Kuh auf dem Haupt hatte: dannenhero / wie Herodotusschreibet / den Egyptern die Kuh zu opfern verbotten / Ochsen und Kälber aber zu schlachten unverwehret war; dieweil sie davor hielten / die Isisseye vom Jupiterin eine Kuh verwandelt worden / nachdem er sich mit ihr vermischet / damit seine Gemahlin / die Juno/ wann sie es innen würde / sich an ihr nicht rächen möchte. Die Griechen nennten sie Io.Nachdem sie aber nach Egyptengebracht worden / haben sie die Einwohner Isisgenennet / und in der rechten Hand ein Klang-Spiel / in der lincken aber ein Gefäß haltend gebildet: dahero sie / wie Serviuserzehlet / für der Egypter Schutz-Göttin gehalten / und durch dero Bildnus selbiger Landschafft Natur vorgebildet worden; dann durch das Klang-Spiel bedeutete sie das Anlauffen deß Nilus/ wann er gantz Egyptenüberschwemmet; durch den Krug oder das Gefäß zeigte sie aller in Egyptenbefindlicher Wassergräben oder Lachen Uberfluß und Ergiessung an.

Andere / wie Macrobiusund Serviusberichten / halten sie für die Erde / oder die unter der Sonne liegende Natur aller Dinge: Dahero kommt / daß diese Göttin am gantzen Leibe voller Brüste ist; dieweil dieses gantze Rund entweder von dem nutriment der Erden oder der Natur aller Dinge unterhalten und ernehret wird. Eben also ist auch die Bildnus der Natur von den Alten aus gedruckt worden. Ein dergleichen Bild hat man zu Romgefunden / unter Pabst Leo dem Zehnden. In deß HadrianusMüntze ist eben dieseDer Geyer ist ein Bildnis der Natur. Bildnus auch zu sehen. Wann die Egypter die Natur wolten andeuten / bildeten / sie vermittelst ihrer Hieroglyphischer Literen / einen Geyer: die Ursach war / weil / wie Marcellinusund Aelianuswollen / unter den Geyern kein Männlein gefunden werde / sondern lauter Weiblein seyen: dargegen der Nord-Nord-Ostwind die Stelle deß Männleins vertrette und sie schwängere / auf solche Art und Weise wie der Westwind im Frühling die Erde und Bäume fruchtbar machet.

Der IsisHaupt wurde auch mit Stabwurtz umkräntzet / welches Kraut sie in der lincken Hand zu tragen / und in der rechten ein kleines Schifflein zu halten pflegte / wordurch vielleicht ihre Ankunfft in Egyptenbedeutet wurde / allda / wie Lactantiusschreibet / der IsisSchifflein zu Ehren / einige Fest-Täge / angeordnet waren; dann es ist gantz falsch was sonst von ihr gemeldet wird / daß sie nämlich in eine Kuh solle verwandelt worden / und über das Meer geschwummen seyn / da sie doch warhafftig zu Schiff dahin kommen / und angeländet: Dahero die Egypter sie den Schiffahrten vorgesetzet / und umb glücklichen Lauff der Schiffe angeruffen. Wie dann auch Lucianusin einem Gespräch den Jupitereinführet / derdem Mercuriusanbefiehlet / daß er die Ioüber Meer in Egyptenbringen / daselbsten sie Isisnennen lassen / und zu einer Göttin verordnen solte / weiln sie mit solcher Macht begabt / daß auf dero bloßes Gebieten und Wincken der Nilussich ergiessen / die Winde blasen / und die Schiffleute vor allem Unfall erhalten werden würden.

Apulejusführet die Isis/ im Buch vom güldnen Esel / also redend ein: Morgen wird meine göttliche Verehrung angehen / welche in alle Ewigkeit währen soll; und nachdem auf meinen Befehl die Ungestümmigkeit deß Winters gestillt / das Meer in höchste Ruhe gebracht / und zum Schiffen beqvem seyn wird / werden meine Priester mir ein Schifflein opffern / umb sich dabey meiner Uberkunfft desto besser zu erinnern. Dahin haben vielleicht auch die Teutsch-Schwäbische Völcker gesehen / welche / wie Tacitusund Alexander Neapolitanusbezeugen / ein Liburnisch Schiff mit Göttlicher Ehre verehret / sich gäntzlich einbildende / es sey dasselbe die warhaffte Bildnus der Isis.

Die Egypter umschlungen / wie Aelianuserzehlt / ihr Haupt mit einer Schlange: welches auch beym Valerius Flaccuszu lesen / der ihr ein Klang-Spiel in die Hand gibt. Wann Ovidiusim Buch seiner

unter andern dichtet / er habe sie zu Theletusaim Traum gesehen / so beschreibet er sie folgender Gestalt:

Inachisante thorum, pompa comi - tata sacrorum
Aut stetit, aut visa est: inerant luna - ria fronti
Cornua cum spicis, nitido fulgenti - bus auro,
Et regale decus, cum qva latrator Anubis,
Sanctaqve Bubastis, variisque Co - loribus Apis:
Quiqve premit vocem, digitoque silentia svadet:
Sistraque erant, nunqvamqve satis qvaesitus Osiris,
Plenaque somniferis serpens pere - grina venenis.
Ist nicht die Inachisdort vor dem Bett gestanden /
begleitet von der Schaar / die wohnt in heilgen Landen;
so ist doch diese Sach zum wenigsten ge - schehn:
man sahe vor der Stirn der LunaHör - ner stehn.
Der Hund Anubiswolt auch einen Gleits - mann geben /
samt Apisund Bubast/ die in Egyptenleben:
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 44
Osiriswar auch da / das Pfaffen - Glöcklein klingt;
dort kriecht die frembde Schlang / voll Gifft / so Schlaff-suchts bringt.

Apulejusbezeuget gleichfalls / er habe Sie / als er in Esels-Gestalt der Ruhe gepfleget / gesehen / und beschreibet sie mit solchen Farben / aus denen klärlich erhellet / daß anders nichts als der Mond dardurch zu verstehen sey / welchen die Egypter unter dergleichen Verdeckungen zu ehren pflegen. Daher Martianus Capellasagt / daß seine Philologia, als sie in den Mond-Kreiß kommen / daselbst viel Klang-Spiele / der CeresKertzen / der DianaBogen / der CybelesPaucken / wie auch diese dreyfache Figur oder Gestalt gesehen habe. Aber wir müssen uns wieder zum Apulejuswenden / der im II Buch vom güldnen Esel schreibet / daß sie ihm im Schlaff mitten aufm Meer / ihr andächtigs Gesicht zu den Göttern aufhebend / erschienen sey / (dann die Poeten dichten / daß die Sonne / der Mond und andere Gestirne / wann sie untergehen / sich ins Meer eintauchen / und aus demselben / wann sie aufgehen / wiederumb hervor kommen /) habe sich darauf allmählig aus dem Meer erhoben / undDer IsisBild. seye endlich ein vollkömmlicher Leib einer durchscheinenden Bildnis vor ihme gestanden. Diese Bildnis (heissen seine fernere Worte) liesse ihr langes und dickes / von oben herab allgemächlich gekräußtes und anmuhtig-zerstreuetes Haar über die Göttliche Schultern[ herab] hangen. Ihr von so mancherley Blumen gewundener Krantz / scheidete den obern Haupt-Wirbel / dessen halbe Runde über die hohe Stirn / auf Art eines Spiegels / oder vielmehr als eine Anzeigung deß Monds ein weisses Liecht von sich strahlte / die rechte und lincke Hand wurden vom Aufschlingen der Nattern gehemmet; auch sahe man darinnen Korn-Aehren die von oben aus stachen. Der von durchsichtiger Leinwand gemachte bunt-durchwirckte / bald weiß gläntzende / bald saffran-färbige / bald auch von Rosenrohter Farb glühende aller Menschen Augen blendende / und endlich schwartz scheinende Mantel / so umb sie hergeschlagen auf der rechten Schulter lag / und unter der lincken Achsel durchgienge / bedeckte sie zum Theil übereinander geschlungen hinab hangend bis zum Saume / allwo mancherley Zierrahten anzusehen waren. Auf dessen äussern Fläche gläntzete alles voller Sterne / und mitten drunter war der halbe Mond / wie er feurige Flammen von sich speyet zu sehen. Wohin der Umfang dieses herrlichen Mantels sich schlunge oder schwunge / hinge ihm allezeit unabgeschieden der von Blumen und Aepffeln gemachte Umschweiff an. In der rechten Hand trug sie ein ehrinnes Spielwerck / durch dessen schmales Blech / so auf Art eines Wehrgehängs umbgebogen war / etliche wenig Rühtlein in der Mitte steckten / welche durch offtwiederholtes Umdrehen deß Arms einenhellen Thon und Laut von sich gaben. In der lincken Hand sahe man einen güldnen Schnaupen-Krug / dessen Hänckel in Form einer Schlangen / so den Kopff in die Höhe streckte / gebildet war. Die lieblich-zarten Füsse bedeckten ein Art Schuhe / die mit Palmen-Blättern durchwirckt waren.

Also bildet uns Apulejusdie Isisvor: dero er nicht unbillig ein weiß / gelb und rohtes Kleid zueignet; weil nämlich der Mond seine Farbe stetig verändert / woraus viel die zukünftige Zeit zuvor ankündigen: dann die Röhte solle Winde / die Schwärtze Regen / die Weisse schön und helles Wetter anzeigen / wie unter andern auch Virgiliusin ersten Buch seiner Akkerwercke beweiset / wann er schreibet:

Lunarevertentes quamprimum colligit ignes,
Si nigrum obscuro comprenderit aëra cornu,
Maximus agricolis, pelagoqve pa - rabitur imber.
At si virgineum suffuderit ore ru - borem,
Ventus erit: vento semper rubet aurea Phoebe.
Sin ortu in quarto (namque is cer - tissimus auctor)
Pura, necobtusis per coelum corni - bus ibit:
Totus & ille dies, & qui nascetur ab illo,
Exactum ad mensem pluvia, ventis - que carebunt.
Wann deß Mondeswachsend Liecht mit geschwärtztem Hörner-Wincken
die noch nicht erhellte Lufft pfleget gleich - sam einzutrincken /
hält der Bauer vor gewiß / daß ein gros - ser Regen-schwall
auf den Hoffnungs-Ackerbau oder auf die Wiesen fall:
Purpurt aber eine Röht dem beliebten Jungfer-Munde /
wird einSturm-erfüllter Wind uns durch - wehen iede Stunde;
Ziehrt ihn dann die weisse Farb im ge - vierdten Circkelschein /
wird den gantzen Monat durch / ein recht heiters Wetter seyn.

Was der Lunaschwartzes Kleid bedeute.Der Lunagantz schwartzes Kleid deutet an / daß der Mond / wie wirmehr erwehnt / nicht von seinem eignen / sondern einem andern und entlehntem Liechte scheine. Etliche halten dafür / der Dryangel / oder vielmehr das in der Hand tragende Kling-Spiel / ziehle auf den GebrauchTA 1680, Iconologia Deorum, S. 45der Alten / die bey Nachtzeit unter freyem Himmel auf ehrinnen oder eisernen Gefäßen / einen grossen Schall und Gethöne machten / wann etwan eine Mondfinsternus sich ereignete / um hierdurch der Verduncklung des Monds zu Hülffe zu kommen. Dann / weil sie die Ursach der Finsternus (welche ist die Zwischenkunfft der Erde zwischen der Sonne und dem Monde) nicht wusten / bildeten sie sich ein / es litte der Mond durch Zauberey große Noht und Anstösse; dann es waren bey ihnen Leute gefunden / die sich rühmten / daß sie mit ihrenDer Mond wird durch Zauberey vom Himmel gezogen. Zaubereyen auch wohl den Mond vom Himmel herab bringen könten / wie Virgiliusin Pharmacoutria sagt:

Carmina vel coelo possunt deduce - re Lunam.
Es haben auch wol eh / durch heimliches Bemühen /
mit ihrer Zauber-Kunst / die Menschen können ziehen
vom Himmel ab den Mond.

Von der Medeawird gelesen / daß sie (wanns anders wahr ist) den Mond / auch wider seinen Willen / vom Himmel auf die Erde gebracht habe. Wann Lucanusvon den Thessalischen Zauberern redet / behauptet er / daß sie die ersten gewesen / die den Sternen Gewalt angethan / und den Mond schwartz gemacht / wann er am hellsten seyn sollen / ja sie hätten denselben / nachdem sie ihn auf die Erde gebracht / solche Dinge zu verrichten gezwungen / die sie von ihm begehrt und haben wollen. Beym Apulejusrühmet sich eine Here / daß sie den Göttern die gröste Unheil zufügen / und die Sternen ihres Liechts / nach Belieben berauben / könne: dann man hielte darvor / es könte die Krafft solcher Zauberey / nicht allein dem Monde / sondern auch der Sonne und dem gantzen Sternen-Heere Schaden zufügen / und ja sowol die Himmels alsDie Alten droheten den Göttern. Höllen-Götter treffen / denen sie auch in ihren abscheulichen Verehrungen / nachdem sie die schändlichst und gottlosesten Händel getrieben hatten / zu drohen pflegten / wie / nach Erzehlung deß Theodoretus/ Porphyriusan einen Egyptischen Priester geschrieben / daß sie den Himmel zerbrechen (umb vielleicht die Götter herunter zu stürtzen) der IsisGeheimnußen offenbahren / und den Charonzwingen wolten / daß er keine Seelen mehr überführen solte; ingleichen / daß sie deß OsirisGlieder dem Typhonzu zerreissen und hin und wieder auszustreuen geben wolten. Diese / und viel mehr andere / unsinnige Bedrohungen pflegten sie auszugiessen wider den jenigen Gott/ den sie / ihnen zu gehorsamen / nöhtigen wolten.

Vielleicht ist auch hieher zu ziehen / was beym Ovidiusvom Faunusund Picus/ den Göttern deß Berges Aventinus/ zu lesen / daßsie nemlich durch ihre Zauberey den Jupiteraus dem Himmel auf die Erde gezogen / damit er ihnen auf ihre Fragen antwortete. Diese schändliche Kunst verfolgten die Römer mit den schärffsten Straffen / und weil bey ihnen Apulejusderselben schuldig befunden und überwiesen worden / konte er kaum aus ihren Händen entrinnen. In dieser Kunst sind die Thessalier unter allen vor die erfahrenste Meister gehalten worden / weil allda die Medea(wie beym Svidaszu lesen /) als sie daselbst durchgereiset / ihren Zauberey-Korb gantz ausgeschüttet. Dannenhero die Poeten / wann sie ihr Gebet zum Mond schicken / (sie mögen ihn alsdann Luna/ oder Diana/ oder Hecate/ oder mit einem andern dergleichen Namen nennen / so zielet doch alles auf eins hinaus) ihn zu ihrer Bitte zu bewegen / ihme unter andern wünschen / daß er einen hellen und klaren Schein möge überkommen / und von keinem Flecken verunreiniget / noch durch der Thessalier Zauberey vom Himmel abgezogen werden / wie unter andern der [ Phaedra]Säugamme beym Senecaim Hippolytusthut / wann sie saget:

O magna silvas inter, & lucos Dea,
Clarumqve coeli sidus, & noctis de - cus,
Cujus relucet mundus alterna fa - ce,
Hecatetriformis, en ades, coeptis favens.
Hör / grosse Göttin! die im Wald
ihr Lager aufgeschlagen.
hör mich / ô Himmels-Pracht-Gestalt!
hör mich / ô finstrer Nächte Tagen!
Hör Drey-Gesicht / hör Hecate
und mir in meinem Thun beysteh.

Und bald hernach bricht sie weiter in diese Worte heraus:

--- --- Sic te lucidi vultus ferant,
Et nube rupta, cornibus puris eas,
Sic te regentem fraena nocturni ae - thaeris,
Detrahere nunqvam Thessali can - tus qveant,
Nullusque de te gloriam pastor fe - rat.
So müß dein Schein stets munter seyn /
und deine Hörner-Krümme
die trüben Wolcken reissen ein /
es müß dich nie die Stimme
deß Sängers / (wenn die Nacht
dich hat zu uns gebracht)
noch auch die Hirten-Macht /
O helle Himmels-Scheiben!
von deiner Wohnung treiben.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 46

Endymion.Welches sie zu dem Ende saget / dieweil in den Fabeln stehet / es habe sich die Lunain den Hirten Endymionverliebt / deßwegen sie ihn auf einem einsamen Berge eingeschläffert / damit sie seiner Liebe desto freyer geniessen mögte: welches darum erdichtet worden / weil Endymion/ wie

Pliniusim II Buche

schreibet / der erste gewesen / so den Lauff der Sternen soll erfunden haben. So meldet auch Alexander Aphrodiseusin seinen Problematibus: es sey Endymionein sehr fleissiger Erkündiger der Himmlischen Dinge gewesen / und habe überaus grosse Müh angewandt / deß Monds Lauff / und die Ursach / warumb er stetig seine Gestalt verändere / zu erforschen; dieweil er aber deß Tages geschlaffen / und deß Nachts gewacht / habe man von ihm gesagt / er hänge deß Monds Liebe nach. Eben dieses könte man vielleicht auf die Thessalier appliciren / welche / weil sie anders nichts gethan / als wie sie deß Monds Natur erforschen mögten / nachmahls dafür gehalten haben / als ob sie ihn vom Himmel herab zögen / und zwar zu der Zeit / wann er eine Finsternus litte: dann der unverständig und thörichte gemeine Mann bildete sich gäntzlich ein / er leide zu solcher Zeit wegen der Thessalier Zauberey; und damit sie hierwider Raht schaffen möchten / machten sie ein gewaltig Gethöne / wordurch sie ihm / ihrer Meinung nach / seine Schmertzen empfindlich linderten / und nach deß PliniusZeugnus / durch solches Gethöne / das zauberische Murmeln verhinderten / damit es nicht zu deß Mondes Ohren dringen könte / und also ihme keinen Schaden zufügen mögte. Dannenhero Propertiussaget / es würde durch Bezauberung der Mond von seinem Wagen herunter gestürtzet werden / wofern ihme nicht das Gethöne vom Ertz zu Hülff käme. Und Juvenalis/ wann er von einem sehr wäschhafftigen Weibe redet / saget / es sey nicht mehr nöhtig / auf ehrinnen Gefässen ein Gethöne zu machen / weil sie allein mit ihrem Plaudern ein solches Geräusche verursache / daß der Mond von aller Zauberey befreyet werde.

Sistrum oder Klangspiel.Das Klangspiel in der IsisHand bedeutet / wie etliche wollen / den Laut deß Monds / den er von sich giebt / wann er die himmlische Sphaeren umblaufft. Dieses pflegten sie nicht allein ehrin / sondern / wie Apulejusbezeuget / da er von den Geheimnußen der Isisredet / auch silbern und gülden zu machen. An selbigem waren / wie Coelius Calcagninuserzehlet / von aussen vier Gesichter ausgegraben / die in einen Kreiß umgedreht werden konnten / und dieses Unter-Rund / so unter dem Mond zu sehen / andeuteten; worinnen alle Dinge aus den vier Elementen zusammen gesetzt / dem Anfang und Untergang unterworffen sind. Innwendig bildeten sie am eussersten Ende eine Katz mit einem menschlichen Angesicht / daselbst man auch zwey Häupter sahe / welche unter besagten vier Gesichtern sich bewegten /deren eines die Isisbedeutete / das andere die Nephehiavorbildete / als durch welche aller Dinge Gebährung und Untergang / so aus der Elementen Veränderung herrührt / angedeutet wurde.

Die Katz ist ein Vorbild der Luna.Die Katz war deß Mondes Vorbildung: dann / wie in denen Fabeln gedichtet / und vom Ovidiuserzehlt wird / als die Götter für deß TyphonsGrimme aus Egyptenflohen / und sich daselbsten nicht allerdings gesichert hielten / nahm einer diese / der ander eine andere Gestalt eines Thiers an sich / dahero sich die Dianain eine Katz veränderte; weil dieses Thier überaus veränderlich ist / deß Nachts siehet / und die Augen mit Zu - oder Abnehmung deß Liechts / nach Art der Anwachs - und Verkürzung deß Mondes / gleichfals verändert. Diese bildeten sie mit einem menschlichen Gesichte / damit anzudeuten / daß die Monds-Bewegung nicht von ohngefähr geschehe / sondern von einer obern Krafft regieret werde. Dergleichen geheime Bedeutungen waren auch bey dem Klang-Spiele / so nur allein von den Alten im Gottesdienst der Isisgebräuchlich war / und ihr Apulejus/ wie wiroben gedacht / in die Hand gegeben. Vom Gefäß / das sie in der lincken Hand trug / kan ebenmässig über das / was wirberührt / gesagt werden / daß dardurch die Bewegung der aufschwellenden Gewässer / die aus der Feuchtigkeit deß Monds ihr Wachsthumb haben / bedeutet werde. Aus welcher Ursach auch einige den Zu - und Abfluß deß Meers dem Anwachs - und Abnehmen deß Mondes zugeschrieben haben.

Wir können aber aus deß Mondes Bildnußen nicht allein viel Dinge / so zur Erkänntnus der Natur-Wunder dienen / erlernen; sondern auch / welches der Mühe noch mehr werth ist / aus desselben Beschauung viel nehmen / das zur Besserung unserer Sitten uns gute Anleitung gibt. Es ist mit Fleiß zu mercken / was hiervon Ambrosiusschreibet / wann er aus dem Schein oder Liecht des Mondes / der immerdar verändert wird / die Ungewißheit und Flüchtigkeit aller menschlichen Dinge uns vor Augen stellt / und ermahnet / daß wir unser Vertrauen nicht auf deren Hinfälligkeit setzen sollen / weil sie wie ein Rauch in der Lufft zu verschwinden pflegen. Dannenhero einige darvor gehalten / es haben vor Zeiten die Römische Patricii auf ihre Schuhe kleine Monden gehäfftet gehabt / damit wann sie selbige anschauen / sie sich dieser Dinge Unbeständigkeit erinnern / und in guten Tagen nicht schwülstig und hoffärtig werden möchten: dann der Reichthumb / und alles andere / so von dem Menschen sehr hoch geachtet wird / mag gar füglich mit dem Monde verglichen werden / der bißweilen gantz hell ist / bißweilen aber seinen Schein so gar verliehret / daß er kaum mag gesehen werden: also pfleget auch diß Vergängliche unterweilen denen / so drauf sehen / eineTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel E (nach S. 46)

[figure]

I. de Sandrartdelin.

S. C. M.

I. I. Sandrartsculpsit

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 47grosse Verwunderung zu machen / die aber bald wiederum verschwindet / und den vorhero in Würden stehenden Menschen so gar verläst / daß er der Allerverachteste seyn muß.

Dieweil wiraber auff diese Abhandlung kommen / wollen wirdieselbe fortsetzen / weil uns ohne das nichts vom Monde mehr zu sagen übrig ist. Diesen Gebrauch der kleinenWarum die Alten kleine Monden auf ihren Schuhen getragen. Monden schrieben einige den Arcadiern zu / die sich unter allen Griechen die Aeltste und Edleste zu seyn rühmten / und sich selbst beredeten / sie wären vor Erschaffung deß Monds schon gewesen. In welche Meinung sie gerahten / dieweil Arcadienmitten in Peloponnesusgelegen / wann mans nach der Länge betrachtet / und in seiner Höhe gantz Griechenlandübertraff / auch mit vielen hohen Bergen angefüllt war. Daher man sagt / daß die Arcadier zur Zeit der Sündfluth / weil sie sich auf die hohen Berge salvirt, und daselbst aufgehalten / biß die Wasser sich wiederum verlauffen / allein überblieben: indem sie aber aus denen Hölenwiederumb hervorgekrochen / und den Mond gesehen / haben sie sich eingebildet / es sey der Alte mit den übrigen Dingen zu Grunde gangen / und nunmehro ein neuer geboren worden. Aus Anleitung solcher Gelegenheit haben sie sich für die älteste und edelste Nation zu rühmen pflegen / als die dem Mond am Alterthum weit vorgiengen. Wiewohl es auch seyn kan / daß die Römer darum sich der besagten kleinen Monden bedient / damit sie dardurch ihren alten Adel zu verstehen geben möchten. Wie dann auch die Athenienser / als die sich ebenmässig älter als alle andere Menschen aus der Erde entsprungen zu seyn beweisen wolten / in den Haaren güldene Heuschrecken trugen / welche auf wunderbare Weise darein verwickelt zu sehen waren / wie solches Svidasbezeuget. Athenäusaber ziehet diesen Gebrauch zu der Athenienser Wollüsten / wann die Junge-Gesellen sich an der Stirn mit güldnen Heuschrecken zu zieren gepfleget.

Von dem Jupiter.

PLATTE E. Der Jupiter.ES hatte der Jupiter/ nachdem er seinen Vatter / den Saturnus/ aus dem Himmel auf die Erde gestoßen / bey den Alten ihme einen solchen Ruhm erworben / daß er / wie aus den Fabeln zu ersehen / bey allen / für den Höchsten Gott gehalten worden: Dannenhero man ihm aller Orten Tempel / Altäre und Bilder aufgerichtet / also daß er von jederman für einen König und Herrn der Welt / als der alles in seiner Gewalt hätte / gehalten wurde. Wie man ihn dann auch den Besten und grösten nennte / und seine Gütigkeit in aller Menschen Hülff-Ertheilung nicht gnugsam herauszustreichen wuste / als der nicht allein gutes zu thun willig und bereit wäre / sondern auch solches wircklich leisten könnte und vermögte / weil er mit solcher Macht ausgerüstet / daß derselben niemand entgehen könnte. Wie er dann auch bey den Lateinern den Namen Jupiter/ woher er seinen Namen. Jupitervon juvando, oder helffen / und bey den Griechen von Leben / den Namen überkommen / dieweil man davor gehalten / daß er allen Menschen das Leben gebe und mittheile. Dannenhero ihn die Platonisten nicht unfüglich für die Seele der Welt / die alles durchdringe / gehalten haben. So sind auch einige der Meinung gewesen / er sey die göttliche Krafft / so dieses allgemeine Welt-Rund geschaffen / und die erschaffene Dinge mit höchster Providentz verwalte / welchesWerck wir sonsten allein dem wahren GOTTzuschreiben. Von diesem redet Jamblichusin seinem Buche von der Egypter Geheimnußen ohngefehr auf solche Weise: Dieweil GOTTaus allen Dingen hervorleuchtet / seinen Glantz gleichsam von allen abgesondert von sich ausstrahlet / und aus sich selbst tüchtig / von niemand abhängig / über der Welt Jupitersitzt auf dem Wasserbaum Lotus. einhergehet / haben ihn die Egypter auf dem Wasserbaum Lotus genannt / sitzend abgehildet: dardurch anzudeuten / daß die Materia / woraus die Welt erschaffen und zusammen gesetzet worden / ihme unterthänig sey / und daß selbige auf eine / unserm Verstand unerforschliche / Weise von ihm verwaltet werde; dann solche seine Regierung ist keinem Sinne unterworffen / weil sie mit völligen Verstand und Vernufft muß begriffen werden / wie solches durch den erwähnten Wasserbaum vorgebildet wird / als deßen Zweige und Früchte rund sind; denn das Göttliche Gemüht wird in sich selbst in einem Circul gedrehet / ist allezeit auf einerley Weise verständig / und regieret alles. Dannenhero die jenige Monarchie / so das oberste Fürstenthumb genennt wird / allen Dingen verborgen / und unbeweglich bleibet / allezeit in solcher Ruh und Stille beharret / alles regieret / allen Dingen Bewegung giebt / Jupiterist allenthalben. und alles versorget. Dieses alles haben die Alten dem grossen Jupiterzugeschrieben / als der / als ein Himmels-König / in dem obersten Theil dieses gantzen Welt-Rundes seinenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 48Aufenthalt und Wohnung habe / und von dem sie vorgaben / daß er / als ein Werckmeister aller Dinge / scheine / sich etlicher massen zu diesen Unterdingen herabzulassen / und einigen seinen Geschöpffen / wordurch er wiederumb andere Dinge auswircket / unterweilen seinen Namen mitzutheilen. Dahero Senecain seinen natürlichen Fragen schreibet / daß die Weisen keines wegs den jenigen für den Jupitergehalten / der im Capitoliooder andern Tempeln mit einem Donnerkeil gewaffnet zu sehen gewesen / sondern sie haben vielmehr den Geist und die Seele für einen Hüter / Erhalter und Verwalter aller Dinge geachtet / der auch dieses gantze Rund erschaffen habe / und durch seine Allmacht erhalte / deßwegen kämen ihme auch billig alle göttliche Namen zu / und könne er mit gutem Fug und Recht das Fatumoder die Göttliche Schickunggenennet werden / als von deme die Ordnung der unter sich füglichen Ursachen herrühre. Eben dieses nennet er auch die Göttliche Vorsehung / dieweil er selbsten Vorsorg trage / daß alles stetig in seinem Jupiterist die Göttliche Schickung Vorsehung / Natur und Welt. immerwährenden Lauffe zu dem Ende / worzu es verordnet / gelange. Er wird ferner die Natur genennt / weil aus ihm alles zu wachsen pfleget / und durch ihn alles / was deß Lebens fähig ist / das Leben bekömmet. der Welt Name kan ihm endlich auch zugeeignet werden; weil alles / was man siehet / er selber ist / der sich auf sich selbst steuret / und mit seinem Umfang alles begreiffet / auch mit seinem Geiste alles erfüllet / weßwegen von ihm in deß VirgiliusEclogen gesagt wird: Jovisomnia plena. Jupitererfüllet alles.

Orpheusnennet den Jupiterden Ersten und Letzten unter allen / und giebt vor / er sey vor allen Zeiten / so niemahls seyn mögen / gewesen / und werde auch nach allen Zeiten / die noch kommen sollen / verharren; Er bewohne den obersten Theil der Welt / berühre dabey den Untersten / und sey allenthalben alles in allem. Eben dieser Poet / hat an einem andern Orte den Jupitergleichsam mit eignen Farben abgemahlet / und ihme die Figur dieses gantzen Rundes zugeeignet / also / daß dessen Haupt / zusamt dem güldnen Haar / der mit den gläntzenden Sternen durchleuchtete Himmel selbst seye / woraus zwey vergüldete Hörner hervor ragen / deren eines der Aufgang / das andere der Untergang genennet werde; die beyde Augen an seinem Haupt seyen die Sonne und der Mond / die Lufft diene ihm an statt seiner breiten Brust; dessen Schultern seyen mit zweyen grossen Flügeln versehen / welche der Winde Schnelligkeit bedeuten; denn Gottdurchdringet alle Dinge so schnell als ein Blitz / und ist allenthalben gegenwärtig: Sein grosser Leib bedeute die mit dem Welt-Meer umbgebene weite Erde; Seine Füsse aber stellen den untersten Theil deß Erdkreißes vor / welcher das Centrum der Welt genennet wird.

Wiel diese deß Jupitersvon Orpheuserdichtete Bildnus / deß PansBilde gantz ähnlich ist / als scheinet sie michetlicher massen zu erinnern / Pan. daß ichallhier etwas vom Pangedencke; insonderheit weil die Alten dieses gantze Rund durch ihn abzubilden vormeinet. Allein es war der Jupiter Lycaeusvor Zeiten eben das / was der Panzu seyn geglaubt wurde; welches aus dessen Bildnus erhellet / die gantz nackend und nur mit einem Ziegen-Felle eines Theils bedeckt war. Dieser hatte / wie Justinuslib. XLIII. meldet / auf der Spitze deß Berges Palatinuseinen Tempel. Von diesem Panwird gelesen / daß er der Berge / Wälder und Hayne Gott gewesen: Dann die Götter der Alten hatten nicht alle Raum im Himmel; Pan/ der Hirten Schutz-Gott. dahero man sie zum Theil auf die Erde senden muste. Ihme wurde sonderlich von den Hirten Göttliche Ehre angethan / als den sie vor ihren Schutz-Gott hielten / und unter dessen Beschirmung auch die Heerden stunden; wie dann unter andern von ihm Virgiliusim ersten Buche seiner Ackerwercke dieses Innhalts geschrieben:

Panovium custos.
Pan! du grosser Hirten-Gott/ der du gern der Schafe hütest.

Panischer Schrecken.Dieweil man aber die Heerden sowol deß kleinen als grossen Viehes in den Wäldern offtmahls voller Furcht und Schrecken siehet / da doch keine Ursach deß Schreckens vorhanden / haben die Alten solche Furcht dem Panzugeschrieben / und dannenher allen unversehenen Schrecken einen Panischen Schrecken genennet; oder auch weil Pander erste genennet wird / welcher den Gebrauch oder Nutz der Hörner gelehrt / derer sich die Meer-Männlein an statt der Trompeten gebraucht / also daß / vermittels deß Gethöns eines solchen Horns / durch den Panden Feinden im Krieg wider die Titanen ein solcher Schrecken eingejagt worden / daß sie als Rasend das Reißaus und die Flucht ergriffen; welches ebenmässig den Galliern unter ihrem Heerführer dem Brennus/ wie Pausaniasin Phocaicis erzehlet / als sie in Griechenlandeingefallen / begegnet; dann nachdem sie eine grosse Niederlag erlitten / sind sie die folgende Nacht von diesem gewaltigen Schrecken dermassen überfallen worden / daß anfänglich nur etlichen wenigen / hernach aber dem gantzen Heer nicht anders bedünckt / als ob sie ein grosses Geräusch von Pferden hörten / und die Feinde mit gröstem Gewalt auf sie loß dringen seheten; daher sie die Waffen in Eil ergriffen / unter sich selbsten uneinig worden / und einander jämmerlich ermordet und aufgerieben / dieweil sie / wegen der grausamen Finsternus und Bestürtzung / weder ihre eigne Sprache verstunden / noch auch sich unter einander an den Schilden erkannten / sondern durch Unordnung sich einbildeten / es wären lauter Griechen / wider welche sie stritten / ja anders nicht vermeinten / als daß sie der GriechenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 49Stimmen hörten: daher die Griechen / dieses merckende / mit unglaublicher Macht in sie setzten / sie aus dem Felde schlugen / und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art / welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt / schrieben sie dem Panzu.

Seine Verehrung.Er wurde in Arcadiaauf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret / und das ewig-währende Feuer in seinem Tempelverwahret / woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte / welches durch die Nymphe Eratozu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen / nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen / welchen sie nach Spartaumb Hülffe wider die Perser geschickt hatten / deme er versprochen / er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldernzu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten / indem er als ein Bauer erschienen / und / nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan / augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber / wo der Pandem Gesandten der Athenienser begegnet / nemlich in dem Parthenischem Walde/ hat man ihm zu Ehren einen Tempelaufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich / welche die Inwohner / aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen / noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pangeheiligt und gewidmet hielten. Aber wirwollen allhier / weil es der Müh wohl werth / deß Silius ItalicusVerse bey fügen / in denen er lib. 13. Punicorum den Panbeschreibet / wie selbiger vom Jupitergesandt worden / daß er mit seinem Schrecken den Hannibalvon Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts:

--- Pendenti similis Pansemper, & uno
Vix ulla inscribens terrae vestigia cornu:
Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra,
Verbera lenta movens festa per compita cauda,
Cingit acuta comas, & opacat tem - pora pinus.
Ac parva erumpunt rubicunda tem - pora fronte.
Stant aures, summoque cadit barba hi - spida mento.
Pastorale Deo baculum, pellisque sini - strum
Velat grata latus tenerae de corpore damae.
Nulla in praeruptum tam prona, & inhospita cautes,
In qua non librans corpus, similisque volanti
Cornipedum tulerit praecisa per avia plantam.
Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem / der da hänget / gleichet /
kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen Erden schleichet:
Seine Rechte treibet Schertz mit dem nicht geschwinden Streich /
eine Fichte finstert ihm der gespitzten Schläffe weich.
Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr kleine Schläffe blincken /
seine Ohren in der Höh seinem Bruder E - sel wincken.
Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/
auf der lincken Seit ein Fell von der Gemse siehet man.
Keinen hoh - und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn erdencken /
[ an] den er nicht seinen Leib offtermahlen pflegt / zu hencken /
daß er sich dran wägen möcht / an dem er / als in dem Flug /
durch sonst ungebahnte Weg hat gefun - den Weg genug.

Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute.Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen / deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gottbedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Παν Alles heisset. Diesem haben die Alten / nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen / und deß gehörneten Mondes / wie Serviusredet / gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatiusnoch hinzusetzet / daß die jenige / so aus der Stirne in die Höhe hervorragen / die himmlische Cörper bedeuten / deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst / die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen / die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht / zur Nachahmung deß feurigen Himmels / der / als das allerreinste / in allen Elementen / in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an / daß die zwey obere Elementa / das ist / Lufft und Feuer / männlicher Krafft seyen / und in die übrigen zwey / die weibliche Krafft haben / ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell / nach der jenigenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 50Sterne Bildung / wormit der achte Himmels kreiß bezeichnet ist / welcher alles mit seinen Habit gleichsam zu bedecken pfleget. In der Hand hat er einen Stab / der / nach deß BoccatiusMeinung / die Vorsorge der Natur für alle Dinge ausbildet / als die alles dergestalt regieret / daß sie allen Dingen / ausser denen mit Vernunfft begabten Thieren / ein umbzircktes Ziel vorschreibet / dahin selbige lauffen. Serviusfüget annoch hinzu / der Stab sey oben krumm umbgebogen / und zwar wegen deß Jahrs / welches in sich wieder zurück lauffet. In der andern Hand hat er ein Klangspiel von sieben Röhr-Pfeiffen; dann er selbst der erste gewesen / welcher die Pfeiffen aus Wachs zu formiren gelehret / und am ersten darauff gepfiffen / wie Virgiliussaget. Hierdurch wird deß Himmels Harmonia und Ubereinstimmung vorgestellet / woran sieben Stimmen / und sieben Unterschiede derselben sich ereignen. Es soll auch dardurch / wie Macrobius Echo.will / die vom Pangeliebte Echoangedeutet werden. Die Ursach dessen giebt Alexander Aphrodiseus/ wann er sagt / es sey ein gemeiner Irrthumb derer / die davor halten / daß die Echoentweder eine Göttin / oder vom Pangeliebt worden sey; zumahlen selbige anders nichts ist / als der an hohle Oerter anstossende Hall der Stimme; welche Sache dermassen wunderbar ist / daß der / so ihr mit Ernst nachforschen wolte / und doch nicht verstünde / nicht weniger Verdruß darvon empfinden würde / als die jenigen / so das Geliebte nicht überkommen können.

Sonsten dichten die Poeten von der Echo/ wie beym Ovidiuszu lesen / daß sie / aus grosser Liebe zum Narcissus/ als dessen Lieb sie nicht geniessen können / für Scham sich in eine Höhle verborgen / und daselbsten zu Tode bekümmert / also / daß sie als ein Stein erhartet / und nichts als die Stimme hinterlassen habe / die / wie Lucretiusbezeuget / man sechs oder sieben mahl an einem Orte wiederruffen hören. Pausaniasmeldet ein gleiches / es seye nemlich bey den Eläern ein gedeckter Gang gefunden worden / da man eine Stimme öffter als siebenmahl wiederholen gehöret. Die Göttin Echowurde für eine Tochter der Lufft und Zunge gehalten / daher sie der Menschen Gegenwart geflohen. Worüber beym Ausonius Gallusein sehr schön Epigramma zu finden / wider die jenige / welche sie gleichsam mit ihren eigentlichen Farben auszubilden sich beflissen / dieses Inhalts:

Vane quid affectas, faciem mihi po - nere, pictor,
Ignotamqve oculis sollicitare De - am?
Aeris, & lingvae sum filia, mater ina - nis
Judicii, vocem qvae sine mente gero.
Extremos pereunte modos a fine reducens,
Ludificata seqvor verba aliena meis.
Auribus in vestris habito penetra - bilis Echo:
At si vis similem pingere: pinge sonum.
Ach Eitler! was wilt du mir meine Bildung machen?
du sahst mich nie / drumb muß ich deiner Blindheit lachen.
Weist du dann nicht / daß ich die harte Tochter bin
der Zungen und der Lufft? ein eitel eit - ler Sinn
heist seine Mutter mich. Ich rede sonder dencken /
und pfleg die letzten Wort dem wiederum zu schencken /
der sie mir hat geschickt. Lacht man mich aber aus /
so send ich andre Wort / als meine sind / nach Haus.
Ich bin der Widerhall / und wohn in euren Ohren /
und ihr wisst noch darzu von wem ich sey gebohren /
wollt ihr nun / daß mein Bild in eure Oh - ren fall /
so mahlet / wann ihr könnt / den abgeschick - ten Hall.

Deß PansUntertheil deß Leibes.Wir wenden uns aber nunmehr zum Pan/ deßen untere Leibes-Theile rauch / und mit Bocks-Füßen versehen / dardurch der Erden Veste und Rauheit / wie auch die Bäume / Stauden / und mancherley Arten der Kräuter / wormit die Erde bewachsen / anzudeuten. Macrobiusaber setzet im ersten Buch Saturnal. den Panfür die Sonne / deßen Hörner / wie er sagt / und der lange Bart die herrliche Natur deß Liechts andeuten / wordurch die Sonne so wohl den Umbkreiß deß obern Himmels erleuchtet / als alle Unterdinge zugleich bescheinet. Die Pfeiffen sollen der Himmel Harmonie oder Zusammenstimmung bemercken / welche aus Bewegung der Sonne sich hören laßen; der Stab bezeichne die Nacht / welche die Sonne über alle Dinge auszuüben pfleget; die fleckigte Haut zeige die Sternen an / die sich nach dem Niedergang der Sonnen sehen laßen. Es mag aber das Wörtlein Pan dieses oder jenes bedeuten / (wie dann Platoder Meinung ist / es sey derselbe ein Kennzeichen der Rede / und daß er Zweygestaltig / nämlich als ein Mensch und Ziege gebildet werde / dardurch werde angedeutet / daß die Menschen unterweilen die Warheit / zum öfftern auch Lügen reden; deßen Ober-Theil bildet die Warheit vor / und weil sie leicht /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 51schwinget sie sich allezeit in die Höhe; das Untertheil aber bedeutet die Lügen / als welche die Gleichheit eines Thiers hat; zumalen die Lügen an keinem andern Orte / als hierunten bey den Menschen zu wohnen pfleget) Das Wörtlein Pan / sprech ichnochmahls / mag vor eine Bedeutung haben / was es immer wolle / so wurde er doch auf diese Art ausgebildet:Deß PansBildnus. Im Gesicht war er einer Ziegen gleich / roht an der Farb / mit rauhen Hörnern / auf dessen Brust die Sternen hervorgläntzten / von unten rauh und mit Ziegen-Füssen / in einer Hand hatte er eine Pfeiffen / in der andern einen umgekrümmten Hirten-Stab.

Fast auf gleiche Art sind auch der Faunus/ Silvanusund die Satyrigebildet worden / welche alle einen kleinen und kurtzen Schwantz hätten / und mit Lilien und Rohr-Kräntzen geziert waren: so lieset man auch / daß sie mit weissen Pappeln und Fenchel gekrönt gewesen; dann so schreibet Virgiliusin seiner letzten Ecloga vom Silvanus:

Venit & agresti capitis Silvanusho - nore,
Florentes ferulas, & grandia lilia qvassans.
Es kommt ein Mann daher in schöner Häßlichkeit /
und streiffet Liljen ab samt mehrerem Ge - stäud.

Im ersten seiner Georgicorum oder Ackerwercke aber sagt er von eben demselben:

Et teneram ab radice feres Silvanecupressum.
Ich will / Silvan/ wo du mich wirst erqui - cken /
dir von Cypreß ein zartes Zweiglein schi - cken.

Dieweil / wie an eben diesem Orte Serviussaget / der von Silvanusgeliebte Cyparissusin diesen Baum verwandelt worden seyn soll. Dieser ist von den Alten nicht allein für einen Gott der Wälder / sondern auch der Felder gehalten / und ihm die Sorg der Aecker-Bestellung übergeben worden; worzu ihn die Alten mit einigen Ceremonien zu bewegen suchten / und zwar zu der Zeit / wann die Weiber zur Geburt arbeiteten / daß er / darmit beschäfftigt / solchen Weibern deß Nachts keine Ungelegenheit machen möchte / dann man sich gäntzlich einbildete / er pflege sie in der Ruhe zu überfallen / beschwerlich zu drücken / und empfindlich abzuängsten.

Silvansolle den schwangern WeibernEs wird aber wohl der Mühe werth seyn / daß wirden gantzen Proceß der Alten / den Silvianusvon den Kindbetterinnen abzutreiben /Schaden zufügen.aus dem Augustinus/ im 6. Buch von der Stadt Gottes / allhier erzehlen / woselbst er also schreibet: Einem schwangern Weibe eigneten sie nach der Geburt / wie Varroerwähnet / drey Götter zu Wächtern zu; damit der Gott Silvanusdeß Nachts nicht zu ihr eingehen / und sie plagen möchte. Zum Wahrzeichen dieser Wächter oder Hüter / musten drey Menschen deß Nachts um das Haus gehen / und erstlich zwar mit einem Beil / folgends mit einem Stempfel auf die Schwelle schlagen / und drittens mit einem Besen dieselbe abkehren / damit durch Verrichtung dieser Ceremonien der Gott Silvanushineinzugehen verhindert würde; dieweil weder die Bäume ohne Beil abgehauen / das Korn ohne Stempfel oder Mühle nicht zu Mehl gemacht / noch die Früchte ohne Besen zusammen gekehrt werden können. Von diesen dreyen Dingen haben drey sonderbahre Götter ihre Namen bekommen / nemlich die Intercidovon Einhauung deß Beils / Pilumnusvon Pilo oder Stempfel / und Deverravom Besemen; durch welcher dreyer Götter Macht die Kindbetterinnen wider den Gewalt deß Gottes Silvanusbeschützt zu werden geglaubt wurden.

Abbildung der Satyren.Von den Satyrisschreibet Lucianus/ daß sie lange spitzige Ohren gehabt wie die Ziegen / seyen kahl gewesen / und hätten auf ihren Köpffen zwey hervorragende Hörnlein getragen. Philostratussetzet hinzu / sie seyen roht vom Gesicht / anzusehen als Menschen / und hätten Ziegen-Füße: Dannenhero sie / wie

Pliniuslib. 5. Naturalis historiae

erzehlet / sehr schnell gewesen / und auf den Indianischen Gebirgen sich aufgehalten. Wegen ihrer Schnelligkeit konten sie / wie Plutarchussaget / eher nicht / als wann sie alt oder kranck waren / gesangen werden; wie er dann erzehlet / daß einer aus ihnen zum Syllagebracht worden / als er aus dem Mithridatischen Kriege wieder zurück gekehrt. Pausaniasin Atticis schreibet / es seye ihm von einer gewißen Person / die durch Ungewitter an einige Insuln / Satyridä genannt / getrieben worden / für gewiß erzehlet worden / daß daselbst wilde Menschen wohneten / roht an Farbe / die hätten oberhalb des hintersten Theils deß Leibes Schwäntze / so den Pferde-Schwäntzen nicht ungleich / iedoch ein wenig kleiner wären; Selbige / sobald sie fremde vermerckten / naheten zu den Schiffen / geben keine Stimme von sich / sondern legten von Stund an die Hände an die im Schiffe sich befindende Weiber; welches alles mit deme sehr wohl übereinkommt / was von den Satyrengeschrieben wird.

Hieronymusim Leben deß Paulus Thebäuserzehlet / es habe Antonius/ als er die Egyptische Wüsten durchreiset / einen kleinenEin erschienener Satyrus. Menschen gesehen / welcher Hörner auf der Stirne / eine krummgebogene Nase / und Füß und Schenckel als die Ziegen gehabt / weswegen er sich mit dem Heil. Creutz bezeichnet / undTA 1680, Iconologia Deorum, S. 52ihn gefragt / wer er sey? worauf ihm jener geantwortet: ein Mensch und Einwohner der Wälder / und zwar von solcher Gattung / die die Heyden für Götter zu ehren / und sie Faunosund Satyrenzu nennen pflegten. Diese und dergleichen Götter wohnten nicht im Himmel / sondern auf der Erden / bey den Nymphen und andern Waldgöttern / allda sie ein immerwährend Leben führten / wie Jupitervon ihnen beym Ovidiusim ersten seiner Verwandlungs-Bücher saget / in der jenigen Götter-Versammlung / welche er / die Welt durch die Sündfluht zu verderben / angestellt hatte. Eben diese werden auch Halb-Götter genennet; dann ob man sie wol vor solche Götter gehalten / die entweder Nutzen oder Schaden / wie auch viel zukünfftige Dinge vorher sagen und anzeigen könten / musten sie doch endlich einmahl sterben.

Herodotusvom Pan.Damit wir aber wieder zum Pankehren / so schreibet Herodotus/ daß er einer unter den acht vornehmen Göttern gewesen / welche die Egypter verehrten; dann es waren / wie wirbereits oben erwehnet / die Egypter in der Meinung / als ob nur zwölff Haupt-Götter seyen; Jedoch hatten sie auch noch acht andere / unter deren Anzahl auch der Panwar / welchen sie vor einen Vorgeher der Zwölffen hielten. Deß PansBildnus bey denselben war dem jenigen nicht unähnlich / welches die Griechen machten; nicht zwar deßwegen / als ob sie mit den Griechen hierinnen einig gewesen / daß die Göttliche Macht deß Pansgeringer sey / als der andern / sondern die Ursach dessen / sagt Herodotus/ wolle er lieber verschweigen / alsGeheimnussen nicht iedem zu offenbaren. offenbaren. Woraus wir zu lernen haben / wie fleissig die Alten dahin gesehen / und sich gehütet haben / damit solche Geheimnußen ihrer Götter nicht auskommen oder gemein werden möchten. Eben dieser Herodotusfüget hinzu / daß bey ihnen die Ziegen undGeißhirten hochgehalten. Böcke sehr hoch verehret / und die Geißhirten in hohen Würden gehalten worden: wie er dann sonderlich eines solchen Menschen gedencket / dessen Tod dieselbe gantze Landschafft höchlich betrauret habe. Aber alle denenselben erzeigte Ehre rührte aus der grossen Devotion her /Warum die Geiß geehrt worden. die sie zum Pantrugen. Bey den Griechen waren die Ziegen gleichfalls in grossen Würden / aber aus einer gantz andern Ursach / dann dieweil / wie Pausaniaserzehlet / umb die Zeit deß Ausgangs der Ziegen (es sind aber einige Sterne / welche / nach deß OvidiusMeinung / umb den Anfang deß Maymonats sich sehen lassen) fast allezeit ein Ungewitter die Weinberge verderbte / hatten die Corinther eine ehrinne Ziege auf den Marckt gestellt / derer sie Göttliche Ehre erzeigten / und sie mit Golde zierten / damit nicht die Ziege am Himmel dem Weinstock schaden möchte. Eusebiussaget unter andern / wann er von den Thieren schreibet / welche die Egypter verehret / daß deßwegen der Panund die Satyrivon ihnenfür Götter gehalten worden / weil sie das Menschliche Geschlecht zu vermehren sehr bequem und nützlich seyen / wie aus ihren Bildnußen in Bocks-Gestalt / mit einem starrendem Geburts-Glied vorgestellet / klärlich erhellet: dann man saget / daß der Bock / als ein geiles Thier / zum Bespringen iederzeit bereit sey; und wurden die Satyriunter allen für die geilesten geachtet / auch deßwegen dem Satyrideß BacchusGefärten. Bacchusnicht unbillig zu Gefärten gesellet / dieweilnemlich der Wein den Menschen gewaltigGeilheit. zur Geilheit entzündet. Weswegen dann Philoxenes Erethrius/ wann er / wie Pliniuserzehlt / die Geilheit vor Augen stellen wollen / drey Satyrosgemahlet / welche die vollen Becher tapffer auszuleeren / und damit einander zum Sauffen aufzumuntern pflegten. Dieses Gemähl ware der Bildnis deß Silenusgantz ähnlich / (dann auch dieser unter die Waldgötter gerechnet wurde) als dem in seinem von den Eloeern gewidmeten Tempeldie Trunckenheit einen mit Wein starck angefüllten Becher darreichte. Porphyriusvermeint / es haben die Griechen / den Egyptern nachzuahmen / einige Bildnußen aus dem Menschen und einem Thier vorgestellet / (nicht als ob sie die Thiere selbst ehreten /) wie unterweilen Jupitermit Widder - und Bacchusmit Stiers-Hörnern gesehen wird / auch der Panaus einem Menschen und einer Ziege bestehet.

Fichten-Baum dem Pangewidmet.Diesem Gotthaben die Alten einen Fichten-Baum gewidmet / und solchen ihm bißweilen in die Hände gegeben / unterweilen auch mit seinen Blättern ihm das Haupt gekrönet: die Ursach deßen soll seyn / weil das Mägdlein Pytis/ so vom Panhefftig geliebt worden / in diesen Baum solle seyn verwandelt worden. Wie auch von der Nymphe Syringagesagt wird / welche / als er sie verfolgt / die Erde um Hülffe angeruffen / und von derselben in ein Rohr verwandelt worden / welches Panihme zum Trost abgeschnitten und eine Pfeiffe daraus gemachet.

Des JupitersBildnus.Nunmehr wenden wir uns endlich nach diesem fast langen Umschweiff wiederum zum Jupiter/ als der unter allen Göttern für den grösten gehalten worden: dannenher man auch dieRegier - und Verwaltung aller Dinge bey ihm zu stehen festiglich geglaubt hat. Dieser wurde / wie sein Bildnus vom Porphyrius/ Eusebius/ Svidasund andern beschrieben wird / sitzend gebildet / dardurch anzudeuten / daß die Göttliche Allmacht / wordurch die Welt regiert und erhalten wird / einmahl wie das andere bleibe / und keiner Veränderung unterworffen seye. Dessen obere Theile waren bedeckt oder bloß und nackend anzuschauen / damit wir hieraus lerneten verstehen / daß GOttsich denen himmlischen Geistern / die von aller materialischer Vermischung sehr weit entfernet im Himmel wohnen / so viel sich geziemet / zu offenbaren pflege: die untere TheileTA 1680, Iconologia Deorum, S. 53aber waren mit Kleidern bedeckt; welches dahin zu ziehen und auszudeuten / daß wir / so lang wir in dem Gefängnis deß Leibes eingeschlossen sind / GOTT/ wie er ist / nicht schauen können. Den Scepter trug er deßwegen in der lincken Hand / dieweil bekannt / daß das Hertz dem Menschen auf der lincken Seiten liget / welches für das vornehmste Glied deß Menschen gehalten wird / woraus die Krafft / so das Leben erhält / zu fliessen pfleget / und alsdann durch den gantzen Menschlichen Leib vertheilet wird: auf gleiche Weise empfähet auch die Welt von Gottdas Leben / der als ein König dasselbe nach Belieben austheilet und verordnet. In der ausgestreckten rechten Hand hielte er unterweilen einen Adler / bisweilen auch wohl ein Sieges-Zeichen; dardurch anzudeuten / daß / gleich wie der Adler unter den Vögeln herrschet / also Er unter den Himmels-Innwohnern die Oberstelle vertrette / und daselbst alles unter seiner Botmässigkeit habe / gleich als ob ihme solche Herrligkeit durch Sieges-Recht zukomme. Weil nun die Macht aller Dinge bey ihm stehet / so geschicht es / daß / nach seinem Wolgefallen / dieselben immer einmahl anders als das andere mahl beschaffen sind; deren Veränderungs-Ursachen denen Menschen gemeiniglich verborgen / als welche / weil sie die von oben her über die Sterblichen ergehende Verordnung im Guten und Bösen / wie auch ihre unter einanderlauffende wunderbahre Verwechselungs-Ursachen nicht wissen / bisweilen an der Göttlichen Vorsehung sehr zu zweiffeln beginnen. Aus dieser Ursache dichtet Homerus/ daß der Jupiterzwey Fäßer habe / deren eines mit lauter Gutem / das andere aber mit eitel Bösem angefüllet sey: Solche pflege Er / nach seinem Belieben umzukehren / und aus denselben wechsels-weis / so viel ihm gutdünckte / herunter zu giessen. Ein anderer unter den Alten Poeten saget / es pflege Jupiterdas Zünglein in der Waag hin und wieder zu bewegen und zu neigen / nachdem er beschlossen diesem oder jenem gutes zu thun: welches Gedicht auch dem Homeruszuzuschreiben / sintemahl derselbe den Jupiter/ eine güldne Waage haltend / gebildet / worinnen Er der Griechen und Trojaner Sachen wäge / und beyder Händel gegen einander vergleiche / auf daß er sehen möge / wem der Sieg unter ihnen beyden zuzutheilen seye.

Im Pyraeeo/ welches / wie Pausaniasschreibet / der Athenienser Reede oder Schiffslage war / stunde ein dem Jupitergeheiligtes Bild / das in einer Hand einen Scepter / und in der andern die Victoriahielte. Die Egypter / welche die heilige Dinge auf wunderbahre Weise verdeckten / und mit höchstem Fleiß zu verbergen sich bemüheten / damit sie von den Weltlingen und Unheiligen nicht möchten verstanden werden / haben demjenigen Gottgleichfalls einen Scepter zugeeignet / welchensie den Schöpffer nennten / der in diesem Fall sehr wohl mit dem Jupiterder Griechen übereinzustimmen scheinet. Daher sich niemand zu verwundern hat / daß ichderen Bildnußen zugleich hier beschreibe; dann ob sie wohl im Namen oder der Bildnus nicht übereintreffen / iedoch / weil sie einerley Bedeutung zu haben scheinen / hat michsnicht ungereimt zu seyn bedünckt / wann ichsie zusammen setzte / und aufSchöpffer. solche Weise vereinigte. Der Schöpffer aber hatte bey den Egyptern eine Menschen-Gestalt / ware Himmelblau colorirt / hielte in der einen Hand einen Ring / in der andern einen Scepter / und hatte auf dem Haupt-Scheitel eine Feder / welche andeutete / daß der Schöpffer aller Dinge schwehr zu finden sey. Sie hielten ihn vor einen König / dessen Kenn-Zeichen der Scepter war; dann in seiner Hand stehets / allen Dingen Odem und Leben zu geben / welches er mittheilet / indem Er / als ein verständiges Wesen / sich selbst in einem Circul umbwindet / wie solches auch der Circul andeutet. Eben dieser gibt aus dem Munde ein Ey hervor / woraus Vulcanusgeboren wird. Das Ey bildet uns die Welt vor / durch den Vulcanusaber verstehen wir die Wärme / welche die Welt-Theile durchdringet / und allen Dingen das Leben giebet.

Bildnußen deß Weltrundes.Dieweil wir aber auf das Bild der Welt gerahten / achte ichnicht unnöhtig zu seyn / etwas weniges von demselben zu reden. Die Egypter stelleten die Welt also vor / daß sie einen Menschen mit ineinander gekrümmten Füßen mahlten / der war mit einem Kleide von mancherley Farben angethan / welches ihm biß auff die Füße herabhienge. Auf dem Haupte hatte er eine große vergüldete Kugel; um damit anzudeuten / daß die Welt rund seye / ihren Ort niemahls verändere / und die Gestirne mancherley Naturen haben. Dieses schreibet Porphyrius/ wie aus ihm Eusebiuserzehlet / der auch dabey berichtet / daß die Welt dergestalt von den Egyptern ausgebildet worden: Sie hätten nämlich zwey Kreise vorgestellet / und zwar also / daß einer über dem andern gestanden / darinnen man eine mit einem Habichts-Kopf versehene Schlange verwickelt erblicket. Die Kreise bedeuteten die Größe und Form der Welt / die Schlange aber den guten Geist / der alle Dinge bewahret / und durch seine Krafft im Wesen erhält / das ist der Geist / welcher allenthalben hindurch dringet / auch allen Dingen Leben und NahrungMan hat die Schlangen einer Göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet. mittheilet; dann die Phoenicier und Egypter hielten darfür / es seyen die Schlangen einer Göttlichen Natur theilhafftig / dieweil sie dieselben nicht / wie die andere Thiere / durch Hülffe der äußerlichen Glieder / sondern / vermittelst eines Geistes und in ihnen verborgen liegender Krafft getrieben / so gar fertig einhergehen / und mit der grösten Geschwindigkeit den gantzen Leib in mancherley Gestalten drehen sahen; worzu noch dieses kommt /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 54daß sie sehr lange zu leben pflegen / indem sie das Alter zugleich mit der Haut ablegen / und alsdann wiederumb verjüngt / niemaln sterben zu können scheinen / es sey dann / daß sie von einem andern umbgebracht werden. Deß Habichts Haupt setzen sie ihm auf / umb die gröste Beweg - und Umdrehung der Welt dardurch anzudeuten.

Deß JupitersBildnus. Martianusim 1. Buch de Nupt. Philolog. hat den Jupiterim Rahte der Götter also gebildet: Auf dem Haupte hatte er eine flammende Kron / und über derselben eine feuerrohte Decke / sovon der MinervaHänden gemacht ware. Uber das sehr weisse Kleid prangte er mit einem durch scheinenden / und mit sehr vielen von einander unterschiedenen Sternen besetzten Habit. In der rechten Hand zeigte er zwey Kugeln / deren die eine aus Gold / die andere von Electro war; in der Lincken aber trug er eine neunsaitige Laute / auf welche er sich gleichsam steuerte; Die Schuch sahen von Bestrahlung deß schmaragdgrünen Erdreichs lieblich graßgrün. Er saß auf einem herrlichen mit Pfauen-Federn und Augen durchwirckten Frauen-Mantel / woraus die mancherley Farben über alle Maß schön hervor blinckten. Mit den Füßen trate er auf eine dreyzänckichte Gabel.

Wir lesen / daß dem Jupiterzum öfftern seyen Statuen aufgerichtet worden / die nicht allein anzeigten wer er wäre / oder was er vermogte; sondern wir konten auch hieraus leichtlich erlernen / was uns zu thun gebühre / insonderheit aber wie die Könige und Fürsten sich gegen ihre Unterthanen verhalten sollen; dann weil diese / (wie wiroben gesagt /) uns GOttesBildnus vorstellen / also sollen sie nach allem Vermögen die Göttliche Providenz / Gerechtigkeit und Güte an sich hervorleuchten lassen. Plutarchusschreibet im Buch von der Isisund Osiris/ es haben die Cretenser den Jupiterohne Ohren. Jupiterdarum ohne Ohren abgebildet / anzudeuten / daß einer / der über andere herrschen wolle / niemand allein hören / sondern einem iedweden offene Ohren gönnen solle. Hingegen pflegten die Lacedemonier den höchsten Jupiter Jupiterhat vier Ohren.mit vier Ohren auszubilden; dardurch zuverstehen zu geben / daß er allenthalben alle und iede zu hören gewohnt sey; welches auch der Klugheit eines Königs und iedweden Oberhauptes sehr wolanständig / als die / vermöge des ihnen auferlegten Amptes / nach dem Wesen und Thun der ihnen anvertrauten Völcker / mit höchstem Fleiß forschen / und dieselbe mit gütigen Ohren hören sollen. Wohin vielleicht Jupiterhat drey Augen. auch derjenige gesehen / welcher dem Jupiterdrey Augen zugeeignet; anzuweisen / daß ihme nichts verborgen / sondern alles offenbahr / bloß und entdeckt sey / allermassen auch derjenige / so andere beherrschen will / beschaffen seyn solle. Daher ist dieses geflossen / daß die Gerechtigkeit alles sehe / gestalten aus ihrerBildnus wird zu erkennen seyn. Wiewohl Pausaniaseine andere Ursach gibt / warumb Jupiterbey den Argivern drey Augen gehabt / deren drittes auf der Stirn gestanden: dieweil er nämlich drey Reiche beherrsche / das eine im Himmel / dann Jupiterins gemein im Himmel zu herrschen geglaubt wurde; das andere in der Hölle / das ist / in der Erde / dieweil dieselbe / wann sie mit dem Himmel verglichen wird / der untersten Oerter Stelle vertritt / dahero ihn Homerusden höllischen Jupiternennet; das dritte ist im Meer / dann ihn Aeschiluseinen König deß Meers titulirt. So legt ihm Martianus Capella/ wie wirkurtz vorher gezeigt haben / auch eine dreyzänckichte Gabel unter. Es bittet auch Orpheusin einem Lied die Gerechtigkeit / daß sie für alle Lebendige zu sorgen ihr belieben lassen wolle / als welche von der Mutter der Erden / und dem Jupiter/ als Regenten deß Meers / genehret würden. Nach deß PausaniasMeinung bedeuten die drey Augen deß Jupitersseine dreyfache Macht über besagte drey Reiche / in welche die Welt unter die drey Söhne deß Saturnusabgetheilet zu seyn gedichtet wird / von denen Neptunusdas Meer / Plutoaber die Hölle bekommen.

Dieweil wiraber zuvor gemeldet / daß die Alten offt in Auffrichtung der Bilder dahin gesehen / dardurch eines Fürsten Amt vorzustellen / als achte ichder Mühe wol wehrt zu seyn / solches etwas weitläufftiger auszuführen. Plutarchuserzehlet / es haben die Egypter / wann sie einen König abbilden wollen / einen Scepter / auf dessen Spitze ein Auge gestanden / gemahlet / wie wir allbereit oben in Beschreibung der Sonnen-Bildnußen gemeldet. Eben auf solche Weise haben sie auch den Jupitervorgestellt; dardurch anzudeuten / daß / gleichwie ein König sehr grosse Macht und Gewalt hat / (dann der Scepter ist ein Kennzeichen der habenden Fürstlichen Macht über die Unterthanen) Er also auch in derselben Verwaltung wachsam seyn / und in allen die höchste Gerechtigkeit gebrauchen solle: wie dann unterweilen die Gerechtigkeit bey dem Jupiterstehend von den Alten gemacht wurde / zu dem Ende / daß alles / was die Könige thäten / billig mit der Gerechtigkeit solle verbunden seyn. Ja es pflegten auch die Alten / wie Svidaserzehlet / einen Scepter zu bilden / auf dessen Spitze ein Storch / unten am Ende aber ein Meer-Pferd war; dardurch zu verstehen gebend / daß ein König fromm / gerecht / und ein ernster Rächer wider diejenige seyn soll / welche / sich auf ihre Macht und Ungerechtigkeit verlassend / die Schwachen und Unvermögenden unterdrücken; weil man insgemein sagt / undDanckbarkeit der Störche gegen ihre Eltern. es Aristotelesauch bekräfftiget / daß der Storch seine alte unvermögliche Eltern / gleich als ob er ihnen den Aufferziehungs-Danck abstatten wolte / zu ernähren pflege / welches gewißlich eine löblich und gerechteTA 1680, Iconologia Deorum, S. 55That ist: da hingegen / wie Plutarchusschreibet / das Meer-Pferd dermassen ungerecht und boßhafftig seyn solle / daß es sich nicht scheuet mit Gewalt sich wider seinen eignen Vatter aufzulehnen / und denselben umbzubringen / damit es hernach desto freyer sich mit der Mutter begatten könne.

Bey eben diesem Plutarchuslieset man / daß zu Thebeeinige Statuen gezeiget würden / die keine Hände haben / und die Richter bedeuten / weil selbige ohne Hände seyn / das ist / Geschenck und Gaben anzunehmen sich nicht gelüsten lassen sollen / zumahln sie dardurch bestochen / den Unschuldigen Unrecht thun / oder die Sache dem Unwürdigen zusprechen möchten. Unter diesen war auch eine Bildnus der Augen beraubt / welche den Fürsten / der über die Gerichte gesetzt ist / andeutete; weil derselbe von allen Gemühts-Affecten / als Haß / Liebe und dergleichen / allerdings befreyet seyn / ohne Ansehung der Person / bloß auf das gehen was gerecht ist / und allen ohne Unterscheid die Gerechtigkeit mitzutheilen beflissen seyn solle: welches Ampt einem König und Fürsten / und nicht allein denenjenigen / welchen eine Oberkeitliche Verwaltung anbefohlen ist / obligt / als die nach dem Gesetz der Natur ihr Ampt nach der Gerechtigkeit zu verwalten gehalten sind / und dasselbe zu thun sich mit einem Eyd verbunden haben. Dafern sie nun solches nicht thun / dörffen sie sich anders nicht einbilden / als daß sie vom höchsten GOTT/ als einem Rächer deß Meineyds / unfehlbar werden gestrafft werden; wie dann die Alten solches durch einige Statuen gleichfalls schicklich vorgebildet: Bey den Eleern war eine / die denen Untreuen und Meineidigen mit grossem Schrecken anzusehen war / dieweil sie den Donnerkeil mit beyden Händen hielte / als ob sie die Meineydigen abzustraffen alle Augenblick bereit wäre.

So schreibet auch Aristoteles/ im Buch von den Wunderdingen / und von der Straffe der Meineydigen / daß ein Brunn in Cappadocienbey Tyana/ einer Haupt-Stadt selbiger Landschafft / gewesen / welcher ein überausWunderbrunn wider die Meineydigen. kaltes Wasser gehabt / so iedoch allezeit geschienen / als ob es siede: und dafern einer dahin geführt worden / den man in Verdacht gehabt / als ob er falsch geschworen hätte / sey das Wasser / wann er nämlich die Warheit gesagt / langsam hervorgeqwollen; im Fall er aber einen Meineyd begangen / gantz trüb herausgestrudelt / und habe ihn im Gesicht / Händen und Füssen bespritzet / gleich als ob es ihn deß Meineyds halber gebührlich abstraffen wollen / habe auch wider ihn zu toben nicht ehe nachgelassen / biß er seine Schuld bekannt / und derselben wegen umb Verzeihung geflehet; dafern er aber auf der Lügen beharret / habe er von Stund an entweder die Wassersucht bekommen / oderaber es sey ihm eine grosse Menge Eyter aus dem Munde hervorgebrochen; dannenher man solchen Brunnen des JupitersMeineyds-Brunn zu nennen pflegen.

Es erzehlet Pausaniasin Corinthiacis, daß zu Corintheninnerhalb deß Neptuni TempelsKirchhoffe / deß Portuni Capellegestanden / in welcher eine Celle gewesen / darein man unter der Erden gehen müssen / allda / dem Vorgeben nach / der Portunussich aufhielte / und im Fall einer aus den Einheimischen oder Frembdlingen daselbst fälschlich geschworen / habe er der Straffe deß Meineyds daraus auf keinerley Weise entfliehenDer Eleer Gebrauch im Eyd, schwören. mögen. Die Eleer pflegten / wann sie schwören wolten / zu dem Altar ihres Schutz-Gottes Sosipoliszu tretten / und zwar mit höchster Devotion und Andacht; Die Ceremonien / so sie darbey gehalten / erzehlet Pausanias. Und eben dieser erwähnet auch in den Eliacis prioribus der Gewonheit / deren die Alten sich im Schwören in den Olympischen Spielen gebraucht / dahin die Menschen / entweder das Wettlauffen / oder mit dem Dolchen fechten / oder das Ringen / oder andere dergleichen Spiele anzuschauen / von allen Orten zulieffen / da dänn die jenige / so den Sieg darvonGebrauch zu schwören. trugen / die höchste Ehre erlangten; dannenhero sie / auf gut Trauen und Glauben / ohne allen Betrug handeln musten. Solches gienge nun also zu: Alle Fechter oder Ringer / deren Eltern / Brüder / und Kampffplatz-Herren musten über den ausgeschnittenen Hoden einer Sau / mit sonderbar-abgefassten Worten schwören / daß sie keinen Betrug brauchen wolten / die Olympischen Spiele auszuführen. Die Kämpffer oder Fechter selbsten musten noch überdieß schwören / daß sie zehen gantzer Monat über dem bevorstehenden Kampff sich geübt hätten. Ausser diesen schwuren auch die jenige / so über die im Kampff aufgeführte Menschen oder Pferde-Füllen das Urtheil fällen solten / daß sie deß Urtheils halber kein Geld genommen / auch hinführo nicht nehmen / noch weniger aber dem gemeinen Manne eröffnen wolten / wordurch sie bewogen worden einen zu loben oder zu tadelen. Weil aber dieses eine Art eines Opffers war / worinn man das Opffer-Fleisch / nach Verrichtung deß heiligen Wercks / zu essen pflegte / setzet eben dieser Pausaniasnoch hinzu / daß er / wem die Sau / nach vollbrachtem Opffer / zu Nutzen kommen / niemahls erforschen können; iedoch sey ihm bekannt / daß / nach altem Religions-Gebrauch / die Vorsehung gethan worden das Opffer nicht zu essen / worüber ein Eyd geschworen worden. Dieses bezeuget Homerus/ wann er saget / daß der Eber / über welchem Agamemnoneinen Eyd geschworen / daß er die Briseisnicht berührt habe / vom Talthybius/ deß AgamemnonsKriegs-Herolden / ins Meer geworffen worden. Fast eben eine solche Gewonheit hatten auch die Römer /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 56wann sie die Bündnusse machten; dann sie schwuren / und verfaßten einige Flüche über einem Schwein oder Eber / in Gegenwart der Kriegs-Herolden.

Wir wollen aber von den Gebräuchen deß Eydschwörens uns zu dem Gottwenden / welchen sie deß Eydschwurs Vorsteher nennten; Iupiter Horcius. diesen hiessen die Griechen den Jupiter Horcius/ und bildeten ihn also / daß er einen Donnerstrahl mit beyden Händen hielte. Die Römer aber pflegten ihn anders zu nennen und auszubilden; wiewohl Jupiter Horciusbey den Griechen / und Dius Fidiusbey den Römern / nach einiger Meinung / einer gewesen seyn soll; dann gleichwie jener dem Eyde vorstunde / damit er warhafftig und gerecht wäre: also wurde dieser für den Vorsteher der Treue und Glaubens gehalten / umb welcher Ursach willen ihme göttliche Ehre angethan wurde. In den Römischen Antiqvitäten ist deß FidiusBildnus deß Fidius.Bildnus also vorgestellt zusehen: man siehet einen auf Art eines Fensters formirten Marmelstein / worinn drey gehauene Bilder erscheinen; Das zur Rechten ist ein Manns-Bild / in einemFriedens-Habit; das zur Lincken aber ein Weibs-Bild / in gleichmässiger Kleidung / auf dem Kopff eine Lorbeer-Kron tragend / welche beyde einander die Hände geben; in mitten dieser zweyer Bilder ist eines lieblichen Knaben Bildnus zu sehen / über dessen Haupte diese beyde Worte stehen: Fidii simulacrum, das ist: deß FidiusBildnus. Uber dem Haupte des Manns-Bildes zur Rechten stehet das lateinische Wörtlein Honor, über dem weiblichen zur Lincken aber / das Wörtlein Veritas.

Dieweil aber die Alten dafür hielten / der Jupiterpflege die Meineydigen zu straffen / als fallet anietzo zu erinnern bey / daß er nicht allezeit geehret worden / weil er ihnen gutes thue / sondern auch unterweilen / damit er ihnen nicht schaden solle / da sie ihn dann Vejovemgenennt / dieweil man glaubte / er habe eine Gewalt zu schaden: welches sie auch durch sein Jupiterin Gestalt eines Knaben. Bildnus angezeigt / indem sie ihn / wie Agelliusund Alexander Neapolitanuserzehlen / als einen Knaben gebildet / mit einem gehörntem Haupte / der einige Pfeile in der Hand hält / gleich als ob er zum Schaden bereit zu seyn schiene. Neben ihm stunde eine Geiß; weil aus den Fabeln bekannt / daß seine Mutter / nachdem sie ihn dem Saturnusaus dem Rachen gerissen / selbigen in Cretazweyen Nymphen / der Amaltheanämlich und Melissa/ oder wie andere wollen / der Hägaund Heliranvertrauet / allda er mit Honig und Geißmilch auferzogen worden. Diese Geiß / sagen sie / habe an einem Baum ein Horn abgestossen / worüber die Nymphen / weil sie dieselbeDas Uberfluß Horn. sehr lieb hatten / sich nicht wenig betrübt / das Horn mit allerley Blumen und Früchten angefüllt / und solches / als sie wieder nach Hauskommen / dem Jupitergegeben / welcher dieses Geschenck willig angenommen / und / damit er seiner Pflegamme ein ewig Gedächtnus stifftete / es zu einem Zeichen der Fruchtbarkeit gemacht: dannenher es ins gemein das Horn deß Uberflußes / unterweilen auch der AmaltheaHorn / genennet wurde; deme Pherecydes/ wie Apollodorusschreibet / diese Eigenschafft zugeeignet / daß es alles / was an Essen und Trincken / zu Erhaltung deß Leibes dienlich /Woher das Uberfluß Horn komme? überflüssig darreiche. Eben dieses Horn / sagt man / sey nicht von der Amaltheaihrer Geiß / sondern von ihrem Ochsen gewesen / in welchen Achelousverwandelt worden / als er mit dem Herculesumb die Deianira/ so allen beyden von ihrem Vater versprochen war / gekämpffet: dann die Poeten dichten / daß ihm Herculesdie Hörner abgebrochen / und selbige in den vorbeyfliessenden Fluß geworffen habe / welche die Najadenauffgefangen / mit allerley Blumen und Früchten angefüllet / mit grünen Zweigen besteckt / und der Copiagewidmet hätten / dannenhero beyden der Nam Cornucopiae oder deß Uberfluß-Horns beygelegt worden. Dieses / damit wirdie Sache / wie sie vorgegangen / allhier zu ergründen übergehen / deutet / nach einiger Meinung / deß Glückes Krafft und Vermögen an; dann viel Thiere alle ihre Kräffte in den Hörnern haben / wormit sie alles / so ihnen begegnet / verletzen und beschädigen. Von der Fortuna/ oder dem Glück/ wird gedichtet / daß Copia. Sie die Copia/ oder den Uberfluß/ zum Gefärten habe; weil sie für die Reichste gehalten / und in ihrer Macht zu stehen geglaubt wurde / bald diesen / bald jenen / nach eignem Belieben / den Reichthum / welcher mit den Blumen nicht unfüglich verglichen werden kan / entweder zu geben oder zu nehmen / wormit das Horn angefüllt war. So könte auch allhier gesaget werden / es komme das Uberfluß Horn von der jenigen Geißher / die den Jupitergesaugt hat; dieweil man davor hielte / es komme dem Menschen alles gutes von ihme zu / wie wirallbereit oben gesagt. Dannenher lesen wir / daß ihm eben eine solche Gewalt als wie der Sonnen zugeeignet worden; zu dem Ende sie ihm dann auch die Pfeile in die Hand gegeben. Andere haben die Göttliche Macht Jupitermit deß BacchusKennzeichen. deß Bacchusdem Jupiterzugeschrieben / indem sie ihn mit deß BacchusKenn-Zeichen gebildet / wie ihn / nach dem Zeugnus deß Pausanias/ Polycletusin Arcadienvorgestellt: an statt der Schuhe hatte er Halbstiefeln an / und hielte in der einen Hand eine Schaale / in der andern einen mit Epheu umbwundenen Stab / auf demselben saß ein Adler. Der Gestalt nach / sahe er einem Jüngling ähnlich / wie etwan Bacchusgemahlet wird / und wie er zu Terracinastunde / den man Axyron,das ist / einen solchen / der kein Scheermesser bedurffte / dieweil er ohne Bart war / zu nennen pflegte.

Es werden zwar wenig Bildnußen vomTA 1680, Iconologia Deorum, S. 57 Jupitergesehen / denen der Adler nicht beygefügt ist / welchen Vogel man ihme gewidmet / dahero auch dessen Wagen von Adlern gezogen zu werden gedichtet wird; entweder weil /Der Adler ist dem Jupiterheilig. wie Lactantiuswill / der Jupiterein glückliches Zeichen vom Adler empfangen / als er / wie etliche meinen / im Anzug wider seinen Vatter / den Saturnus/ begriffen gewesen / worauf er hernach auch den Sieg darvon getragen / wie man dann sagt / daß dem Jupiterim Kriege wider die Titanenein Adler die Waffen zugebracht / dannenher sie denselben sehr offt neben den Jupiter/ in den Klauen einen Donnerkeil haltend / mahlen; oder aber / dieweil er allein unter allen Vögeln vom Donnerstahl nicht berührt wird / und ohne Verlezzung der Augen gerad in die Sonne sehen kan. Aus welcher Ursach er nicht unbillig der KönigDer Adler ist ein König der Vögel. unter den Vögeln genennet wird / und dem Könige der Götter geheiligt ist. Beym Pausaniasin Eliacis prioribus wird deß Jupitersvon Phidiasgebildete Statue also beschrieben: Jupiterauf dem Throne. Dieser Gott sitzet auf einem Königlichen Thron / so aus Gold und Helffenbein gemacht / träget eine Kron auf dem Haupt nach Art eines Oehlbaum-Zweigs / in der Rechten hält er die Victoria/ aus Helffenbein und Golde mit einer Haupt-Binde und Crone / in der Lincken aber einen sehr künstlichen und aus allerley Metall gemachten Scepter / auf dem oben ein Adler sitzet. Die Schuhe sind beyde gülden / wie auch der Mantel / auf deme nicht allein unterschiedliche Thiere / sondern auch Blumen von mancherley Art / und insonderheit die schönste Lilien eingegraben zu sehen. Der Thron selbsten schimmert von Golde und Edelgesteinen; so mangelts auch an Ebenholtze und[ Helffenbeine] daran nicht; Rings umher sind allerhand Thiere daran gemahlt. Ingleichen siehet man an einen ieden Fuß deß Stuhls die Zeichen der Victoriain Gestalt viel herumhüpfender oder tantzender Personen ausgebildet. Oben an dem Deckel deß Throns oder Stuhls / über deß Bildes Haupte / sind die drey Gratienauf einer Seite / auf der andern eben so viel Horaezu sehen / wie sie Pausaniasan obenangezogenem Orte mit mehr andern Dingen vorstellig machet.

Es wird auch der Jupiterin einer deß NeronisMüntze sitzend vorgestellet / wie er in der rechten Hand einen Donnerstrahl / in der lincken aber einen Spieß oder Lantze hält / dabey diese Worte eingepregt: JOVI CUSTODI. Jupiter Custos.Wann

schreibet / so gedencket er / daß in ihrem Tempeldeß JupitersBildnus auf zweyen Ochsen sitze. Hingegen siehet man auf etlichen Müntzen der Kaysere Antonini Pijund Gordiani/ den Jupiternackend und bloß stehen / wie er in der Rechten eine Lantze / in der Lincken einen Donnerstrahl führet mit dieser Jupiter Stator. Uberschrifft: JOVISTATORI; dann also hatte ihn Romulusgenennet / dieweil ernemlich die Römische Soldaten / so von den Sabinern in die Flucht geschlagen worden / wiederum zum Stand gebracht / welche hernach in wieder-erneuertem Treffen den Feinden das Gesicht und nicht den Rücken geboten. Eben auf solche Weise ist er in deß DiocletianusMüntz zu sehen / auf welcher Jupiterstehet / und in der Rechten zwey Pfeile / oder vielmehr Donnerstrahlen / in der Linken aber eine gerade Lantze Jupiter Conservator. hält / mit diesen Worten: JOVI CONSERVATORI. In einer andern Müntze deß Diocletianusist ebenmässig ein Jupiter/ der in der Rechten eine Victoriola von sich strekket / in der Lincken aber eine gerade Lantzen hat / mit dieser Uberschrifft: JOVI CONSERVATORIORBIS: dann es ist kein Kennzeichen dem Jupitermehr eigen / als der Donnerstrahl; obwol selbiger / wie PliniuserzehltDer Donnerstrahl ist auch dem Summanusoder dem Plutozugeeignet worden. von den Römern ehdessen auch dem Summanus/ oder anders nichts denn Plutowar / zugeeignet worden / iedoch pflegten sie diesem nur den nächtlichen / dem Jupiteraber den tägigen Donnerstrahl zuzuschreiben. Die Hetruscier aber / als der Donnerstrahlen überaus fleissige Beobachter / haben bemercket /Der Donnerstrahl ist ein Kennzeichen vieler Götter. daß auch Vulcanusund Minervaden Donnerstrahl zu führen pflegen / wormit diese der Griechen Schiff-Armada verbrennet hat. Dannenher Virgiliusim ersten Buch Aeneidos die Junoeinführet / wie sie dieses bey sich in Eifer erwäget / als sie der Trojaner überbliebenes Häufflein / unter ihrem Admiral / dem Aeneas/ sahe / und dieselben von Italiennicht abwenden / noch ihnen nach Belieben Schaden zufügen konte / mit diesen Worten:

--- --- Pallasne exurere classem
Argivum, atqve ipsos potuit sub - mergere ponto?
Ipsa Jovisrapidum jaculata è nubi - bus ignem:
Ast ego &c.
Wie? hat der PallasMann diß können geben zu /
daß sie den Donnerkeil deß Jupiterser - griffe /
und aus den Wolcken her warff auf der Griechen Schiffe /
die sie theils steckt in Brandt / theils in dem Meer versänckt /
nur umb ein schlechtes Ding / das sie so hefftig kränckt /
daß nämlich Oileus/ der Locrer Fürst im Tempel
verübt aus toller Lieb ein strafbares E - xempel.
Diß einige Versehn erregte solchen Grimm /
daß sie das gantze Meer trieb auf mit Ungestümm /
zerstreuete die Schiff / ihn selbst auch so zer - risse /
zerschlug / und grimmiglich an einen Felsen schmisse /
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 58
daß er deß Donners Flamm spie aus ver - wundter Brust.
Ich aber etc.

Eben dieselben Hetrurier gaben vor / esDonnerstrahl von dreyen Farben. seyen die von andern Göttern ausgelassene Beuten weiß und schwartz / die aber / so der Jupiterherunter geworffen / roht gewesen / wie Acron/ deß HoratiusAusleger / erzehlet / da er diese Wort erkläret: & rubente dextera sacras jaculatus arces.

Dreyerley Donnerstrahls-Arten.Es sind dreyerley Arten der Donnerstrahlen vom Aristotelesbeschrieben worden / deren eine hell oder durchsichtig und von überaus wunderbarer Natur / wordurch die Fässer ohne Berührung der Spünde / oder HinterlassungDonnerstrahls Wunder. einiges andern Kennzeichens / ausgeleeret werden: Das Gold / Ertz und Silber schmeltzet innwendig / ohne einige Verletzung oder Anzündung der Säcklein oder Beutel / worinnen es verborgen ist / so gar / daß das darauf gedruckte Sigel-Wachs nicht zu schmeltzen pfleget. Martia/ eine höchstberühmte Römerin / ward schwangers Leibs mit einem dergleichen Strahl getroffen / die Frucht in ihr getödtet / und bliebe sie ohne einige andere Beschwehrung beym Leben: Es werden Leute dardurch getödtet / deren Kleider man im geringsten nicht verletzet findet. Diese Art deß Donnerstrahls eignete man der Minervazu / die man aus deß JupitersHaupte entsprungen zu seyn vorgabe / und den reinsten und subtilsten Theil deß Feuers bedeuten soll: Dannenher der von dannen herkommende Donnerstrahl glühend ist. Die andere Art zündet an / ist roht / und wird aus deß JupitersHand gesandt. Die dritte ist feucht / wird der Wasser-Strahl genennt / zündet zwar nicht an / und schwärtzet doch / daher man ihn den schwartzen Donnerstrahl genennet / und dem Vulcanuszugeschrieben / dem unser rauchichtes Feuer gewidmet und heilig war.

Die Poeten haben den Donnerstrahl dreyspaltig genennet / weil er auf dreyerley Weise zu schlagen pfleget / und mit einer dreyfachen Spitzen versehen ist / auch von dreyen Riesen oder Cyclopengeschmiedet zu werden geglaubet wurde / wie etwas besser unten / wann wirvom Vulcanusreden werden / zu vernehmen seyn wird. Jedoch findet man deß Vulcanusoder der MinervaBildnus nirgend mit einem Donnerstrahl gebildet / ob er ihnen gleich zugeeignet wird / dardurch deß StrahlsDem Jupiterwurde allezeit ein Donnerkeil zugeeignet. Natur und Wirckung zu erklären. Dem Jupiteraber wurde der Donner-Keil unterweilen in die Hand gegeben / bisweilen vor die Füsse gelegt / zum öfftern trug ihm solchen ein Adler im Schnabel oder in den Klauen / bisweilen wiederum anders; also daß demselben allezeit ein Donnerstrahl beygefüget wurde. Senecalib. II. seiner natürlichen Fragen sagt / daß kluge und verständige Personendem Jupiterdeßwegen einen DonnerstrahlWarum solches geschehen. zugeordnet / damit die störrige und wilde Menschen desto besser mögten im Zaum gehalten werden / und sich vor einem in der Höhe herrschenden Gottfürchten lerneten / als denen es sehr nützlich und vorträglich / in ihrer so grossen Verwegenheit die Laster auszuüben / etwas solches zu zeigen und vorzustellen / deme Sie sich unmöglich widersetzen könnten. Diejenige nun zu schrecken / welchen die Unschuld ohne Furcht nicht gefället / hat man ihnen über Haupt einen gewaffneten Rächer gestellt. Nicht allein aber / wie eben dieser Autor sagt / sandte Jupiterfür sich den Donnerstrahl / sondern auch / wie wiroben ebenmässig gemeldet /Wann deß JupitersDonnerstrahl schädlich oder nicht? aus Raht der andern Götter / welcher in Warheit sehr schädlich ware / da hingegen derjenige für versöhnlich geachtet wurde / welchen er allein zu werffen pflegte. Daher Senecaschliesset / wann er sagt / gleichwie Jupiternur nutzen und nicht schaden muß / ausser wann es vielen rahtsam düncket: also sollen die / welchen grosse Gewalt auf Erden unter den Menschen anvertrauet ist / ohne Raht niemand straffen / sondern hierinnen viel zu Gehülffen nehmen / vieler Meinung darüber hören / einen beliebten Schluß mässigen / und diesen Vorsatz fassen / wo etwas soll gestrafft werden / daß auch Jupiterauf seinem eignen Rahte nicht beruhe. Daß aber eben dieser Jupiterunterweilen sich leichter Donnerstrahlen / gleichsam als Spiel-Pfeiler / und nicht allezeit schwehrer verletzender Keile gebrauchet / hat dahin sein Absehen / daß dardurch diejenige / denen wider der Menschen Sünde zu donnern Macht gegeben ist / ermahnet werden / wie nicht alles auf einerley Weise zu straffen sey / sondern einige zu brechen / etliche auszustossen / andere aber nur zu ermahnen seyen.

Aegis vom Jupitergetragen.Man lieset / es habe Jupitereinen Schild am lincken Arm getragen / nämlich das Fell einer Geiß / von welcher er gesäuget worden. Hievon hatten die Alten diese Meinung / wann er solchen bewege und erschüttere / so entstehe ein Regen / mit seiner rechten Hand aber pflege er den Donnerstrahl herabzuwerffen / inmassen Serviusbeym Virgiliusim IIX. Buch Aeneidos über diese Worte angemerckt:

--- --- Arcades ipsum
Creduntse vidisse Jovem, cum saepè nigrantem,
Aegida concuteret, dextra nimbos - que cieret.
Es wohnt in diesem Wald / und auf den grü - nen Höhen /
(sagt er) gewiß ein Gott. Doch kan man nicht verstehen /
was es für einer sey. Zwar die Arcadier
bestehn auf diesem Wahn / daß Sie den Jupiter
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 59
allda selbst angesehn / als er zum öfftern schluge
an schwartzen Schild / den er in seiner Rechten truge.
aufs schwartze Fell / das er in seiner Rechten truge.

Diphthera deß JovisBuch.Auf eben dieses Fell / welches die Alten Diphthera nennten / pflegte Jupiteraller Menschen Thaten zu schreiben / damit ihm selbige nicht aus dem Gedächtnus entfielen. Ja sie waren in der Meinung / als ob er ie zu Zeiten den Menschen viel zu gut halte und übersehe / unterweilen aber die Boßhafftigen zur Straffe ziehe. Dannenhero sie / wann sie sahen / daß ein Gottloser / der eine lange Zeit in seiner Boßheit verharret / endlich von ihme gestrafft worden / im Sprichwort zu sagen pflegeten: inspexit, etsi serò, pellem Jupiter. das ist: Es hat Jupiter/ ob wol spät / endlich doch sein Fell angesehen. Eben dieser Jupiterwurde ohne Donnerstrahl / vermittelst einer Statua / in Cariagesehen; da er weder Scepter / noch ein andeks von den oben-berührten Instrumenten in den Händen hatte / ausser daß er mit einem Beil zu sehen ware. Hievon gibt Plutarchusdiese Ursach / weil nämlich Hercules/ nach Hinrichtung der Amazonischen Königin Hippolyta/ ihr neben andern Jupitermit einem Beil. Waffen auch ein Beil genommen / welches er der Omphala/ seiner Buhlerin / die von Geschlecht eine Lydierin war / verehret / welches der Lydier Könige nachgehends als heilig gehalten / und aus sonderbarer Andacht zu tragen pflegen. Dieses Beil ist hernachmahls viel Jahre nach einander / gleichsam aus einer Hand in die andere / endlich an den Candauleskommen / der es aus Hoffart zu tragen sich geweigert / und daher seiner Diener einem ihm nachzutragen gegeben. Es hat aber Gyges/ der König in Carien/ sie beyde umbgebracht / solches darauf / nebenst anderm Raube / in Cariengebracht / und / weil er daselbst deß JupitersBildnus aufrichten lassen / ihm dieses Beil in die Hand gegeben / und den Labradeus Jupitergenennt / weil die Lydier ein Beil Λάβρην nennen. An diese deß Jupiters LabradeusStatua ist nachgehends / wie Aelianuserzehlet / ein Schwerdt / Namens Carius / gehängt worden / welches man deswegen verehret / weil Caresdie ersten Kriegs-Zelten angeordnet / mit Geld und Solde Krieg geführt / die Schilde mit Riemen angebunden / und Federbüsche auf die Helme gehäfftet haben solle.

Erfinder der Kriegs Instrumenten.Dieweil aber die Mahler unterweilen mit ihrem Pensel der Poeten Gedichte eben so schicklich ausdrucken / als sie die Poeten selbsten ausgebildet haben / So hat Ctesilochus/ deß ApellesLehrling / die jenige Fabel / wie nämlich Jupiterden Bacchusgebohren / mit ihrenDer gebährende Jupiter. eigentlichen Farben vorgebildet; dann er / wie

Pliniuslib. 35.

erzehlet / den gebährenden Jupitermit umbundenen Haupt / wie er unter denHebammen-Göttern nach Art der Weiber seuffzet / gebildet. Daß ichallhier deß Bacchusgeschweige / welchen Jupiterlange Zeit in der Dicken deß Oberschenckels getragen haben soll / biß die Geburts-Stunde herbey kommen / wie in

unserer aus Carls von Mandergenommenen verteutschten Erklärung deß OvidiusVerwandlungs-Bücher

/ mit mehrern Umständen zu sehen ist. Es haben auch die Bildhauer den Entwurff ihrer Statuen zum öfftern von den Poeten entlehnt. Wie dann einige Leontiner / nach deß PausaniasZeugnus / den Jupiterauf eignen Kosten sieben Ellen hoch / in der lincken einen Adler / in der Rechten aber einen Donnerstrahl haltend / abbilden lassen / dieweil sie ihn nämlich von einigen Poeten also beschrieben gefunden.

Wann Strabovon deß Jupiters Olympius Tempelschreibet / nach welchem aus gantz Griechenlandeeine unglaubliche Menge Volcks / mit überaus köstlichen Geschencken zu wallfahrten pflegte / saget er unter andern / es sey daselbst deß JupitersBildnus aus Elffenbein /Deß JupitersBildnus von Phidia. von Phidiagemacht / zu sehen / in solcher Grösse / daß selbiger Tempel / unangesehen er sehr groß / nichts desto weniger gegen der Grösse dieser Statua klein zu seyn schiene: daher der Künstler für straffwürdig geachtet worden / weil er diese Bildnus an einen solchen Ort gesetzt / dahin sie sich doch nicht allerdings geschicket / zumalen sie sitzend mit den Hauptscheidel an das Dach gerührt / und im Fall sie hätte aufstehen können / würde man ohn allen Zweiffel das Dach haben abheben und zerbrechen müssen. Gleichwol ist diese Statue von iederman in hohen Ehren gehalten worden:Warumb solche Statua so groß gewesen. dann / nach deß QuintilianusZeugnis / die ungeheure Grösse den Anschauern eine heilige Furcht einjagte / und dem Jupiterweis nicht was für eine Göttliche Majestät zuzueignen pflegte. Diese Bildnus aber hat Phidias/ seiner eignen Bekanntnus nach / aus deß HomerusBeschreibung also nachgebildet / welcher Homerusin seiner

also von ihm redet:

Annuit, & nutu totum tremefecit Olympum.
Er gab durch einen Winck so kräfftgen Willen drein /
daß alles schütterte / und schien zu fallen ein
der gantze Himmelsbau etc.

Es haben auch öffters die Mahler ihre Gemühts-Gedancken gar schicklich ausgebildet / wie Apellesgethan / da er einer Aufruhr und Zusammen-Verschwörung beschuldigt Nealcesein sinnreicher Künstler. wurde / wie wiretwas besser unten in der CalumniaBildnus erklären wollen; deme Nealces/ der sinnreiche und wohlerfahrne Künstler / gleich gewesen / der / wie

Pliniuslib. 35.

erzehlet / das Seetreffen der Egypter und Perser gemahlt /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 60welches er auf dem Nilus/ dessen Wasser dem Meer ähnlich / geschehen zu seyn anzudeuten gewillet / durch eine gewisse Anzeigung vorgestellet / was er vermittelst der Kunst nicht thun konte: indem er einen aus dem Nilussauffenden Esel gebildet / welchem ein Crocodil nachstellte und auf den Dienst wartete / dieweil es in Egyptenviel Crocodilen / in [ Persien]aber eine grosse Menge Esel gibt. Dannenher man davor hält / es sey von den Mahlern und Bildhauern erdacht worden / der Götter Statuen ohne Menschen - oder Thier-Gestalt auszubilden / wie an der Venus- Bildnus zu Paphia/ und an der / von den Phöniciern / abgebildeten Sonne zu ersehen gewesen. Die Sicionier / ein Peloponnesisches Volck / haben den Jupiterin Gestalt einer Piramide geehret. Jupiterin Gestalt einer Pyramide geehret; welches dahin zielen möchte / wohin mit eben desselben an seinen Untertheilen nackend-ober-halb aber bedecktem Bilde gedeutet wurde / worvon wirbereits oben gemeldet. Der Grund und Postement dieser Statua deutet die Finsternus an / wordurch wir / so lange dieses irrdische Leben währet / die Göttliche Dinge recht anzuschauen und zu betrachten verhindert werden; dann sie mit den scharffen Augen deß Geistes / welche uns die Spitze der Pyramide vorbildet / beschauet werden müssen. Alsdann aber sehen wir selbige recht / wann wir aller gegenwärtiger Dinge Angelegenheit uns aus dem Sinne schlagen / den Verstand schärffen / und dardurch in den Himmel eindringen / oder aber / nach abgelegter Last dieses Leibes / uns hinaufwarts schwingen / und GOTT/ das höchste Gut / zu geniessen suchen.

Jupiter Ammon. Qvintus Curtiusschreibet in seinem vierdten Buch / daß bey den Troglodyten in einem dem Jupiter AmmoniusgewidmetenSonnen-Brunn. Lustwalde ein Brunn gewesen / welcher der Sonnen-Brunn genannt worden / dessen Wasser beym Aufgang der Sonnen laulecht / zu Mittag Eis-kalt / gegen Abend wol-warm / und zu Mitternacht siedend-heiß gewest / und je näher die Nacht dem Morgen gekommen / je mehr habe dessen nächtliche Hitze abgenommen / biß es / bey Anbrechung deß Tages / seine gewöhnliche Lauligkeit wieder erlanget. Eben daselbst / sagt gemeldter Curtius/ habe man ein Bild als einen Gottgeehret / welches nicht also gestaltet gewesen / als andere GötterStatua / einem runden oben zugespitzten Kegel gleich. von den Mahlern abgebildet werden / sondern es habe einem runden oben zugespitzten Kegel / mit Schmaragden und andern Edelgesteinen versetzet / geglichen / und wann iemand eine Antwort begehret / hätten die Priester das Bild in[ einem] vergüldeten Schiffe getragen / welches zu beyden Seiten mit silbernen Schalen behänget gewesen. Hierauf seyen die Frauen und Jungfrauen gefolget / die nach alter Gewonheit einen unförmlichen Gesang angestimmet / um dardurch / ihrer Meinung nach / den Jupiterzu bewegen / daß er eine gewisse Antwort von sich geben möge.

Jupiterin Widders-Gestalt.Es ist aber der Jupiter Ammonauch unter der Gestalt eines Widders verehret worden; die Ursache dessen wird von etlichen folgende geben / weil Bacchus/ da er mit seinem Kriegs-Heer durch die Libysche Wüsten gegangen / und in grossem Durst den Vatter Jupiterumb Hülffe angesucht / von einem Widder zu einem Brunn geführet worden / aus welchem das gantze Heer den Durst löschen können: Solchen Widder habe man vor den Jupiterselbst gehalten / als welcher diese Gestalt angenommen / und dem durstigen Heer das Wasser selbst gezeigt / dannenhero sie ihm allda einen Altar gebauet / und zu seinen Ehren darbey deß Widders Bildnus aufgerichtet. Ovidiusweichet von der Fabel nicht ab / sondern ist in der Meinung / es habe Jupiterzu der Zeit / da die Götter vor den aufrührischen Riesen in Egyptengewichen / sich / damit er von deren Gewalt gesichert seyn möchte / in einen Widder verwandelt. Herodotusin Anzeigung der Ursache / warumb zu Thebe/ einer Stadt in Egypten/ es nicht zugelassen sey / die Schafe zu schlachten / saget / es habe Jupiter/ sich dem Hercules/ der ihn zu sehen ein überaus grosses Verlangen getragen / anfangs nicht zeigen wollen / sey aber endlich durch das unablässige Anhalten und Flehen überwunden worden / daß er mit einem Widder-Fell bedeckt sich ihme sehen lassen; hiervon hätten hernach die Egypter eine Copey genommenDer Widder wird Göttlich verehrt. und den Jupiterin Widders-Gestalt gebildet / selbiges Thier angefangen Göttlich zu verehren / und nicht mehr zu schlachten / ausgenommen daß sie jährlich an deß JupitersFeste einem den Kopf abgeschnitten / das Fell abgezogen und die Bildnus deß Jupitersdamit bekleidet / auch deß HerculesBild nahe hinzu gesetzt / also daß beyde einander angesehen / endlich hätten sie sich alle zu den geschundenen Widder verfüget / selbigen geschlagen / alsdann sein Aas in einen Krug gestekt / und solches mit grosser Devotion zu Grabe gebracht.

Es war aber dieser Jupiter Ammonnicht allein bey den Egyptern / sondern / wie Pausaniaserzehlet / auch bey den Arcadiern geehret / welche sein Bildnus viereckicht / auf die Art der Bildnussen deß Mercuriusvorstelleten. Alexander Neapolitanusschreibet / daß die Celten / ein gewisses Volck der Gallier / an statt deß Jupiterseine sehr hohe Eiche verehret;Die Celten verehrten an statt deß Jupiterseine hohe Eiche vielleicht / weil sie wusten / daß dieser Baum dem Jupitergeheiliget und gewidmet war / als von dessen Früchten die Menschen vor Zeiten ihr Leben erhalten / gleich als ob es deß JupitersAmpt wäre / die jenige zu nähren und zu unterhalten / die er / ihrer Meinung nach / ans Liecht gebracht habe / und zu versorgen ihme angelegen seyn lasse. Dannenhero die Alten fast alle Statuen deß Jupitersmit eichenen Blättern zu bekrönen pflegten / gleich als ob derselbe Baum ein Kennzeichen deß Lebens wäre / welches die Menschen von ihm herzufliessenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 61vermeinten. Aus welcher Ursach dann auch die Römer die jenige Soldaten / so einem Römischen Bürger im Treffen von dem Tode errettet / mit einem Krantz von Eichen Laub zu verehren gewohnt waren / ihnen dardurch ein Kennzeichen deß Lebens zueignende / dieweil sie einem Menschen das Leben erhalten hatten.

Jupitermit einem Krantz von Oehlzweig-Blättern.Sie pflegten auch unterweilen den Jupitermit Oehlzweig-Blättern zu umbkräntzen; weil dieser Baum immer grünet / dem Menschlichen Geschlecht grossen Nutzen gibt / und dessen Blätter eine Himmels-Farbe vorzustellen scheinen; wiewohl es vielmehr das Ansehen gehabt / als ob der Oelbaum der Minervaoder Pallasvon den Alten geheiligt gewesen. Pausaniaserzehlet / es seye an einem Ort in Griechenlanddeß JupitersBildnus gestanden / welches in einer Hand einen Vogel / in der andern aber einen Donner-Keil gehalten / und mit allerley Arten von Blumen umb das Haupt gezieret gewesen. Unterweilen hatte Jupitereine Königliche Kron auf / wie wirdroben aus dem Marcianuserwähnet: wie dann sein Bildnus / welches die mit der Arachnewettstreitende Pallasbeym Ovidiusmit einer Nadel gestickt hatte / recht Königlich vorgestellet war; und zwar auch nicht unbillig / dieweil man ihn so wohl vor einen König der Götter / als Menschen / und deß gantzen Erdkreißes hielte. Wann Serviusdie zehnte Eclogam deß Virgiliuserkläret / schreibet er unter[ Kenn-Zeichen] deß Jupiters. andern / daß die eigenthümliche Kennzeichen deß Jupiters/ so die Siegprangende zu tragen pflegen / ein Scepter und Friedens-Rock (nämlich eine Art eines grossen weiten Purpur-Kleides von dem darein gewirckten Palmbaume / der Palm-Rock / oder / wie andere wollen / von der Breite der darauf gemachten güldnen Nägel also genannt) gewesen / ingleichen / daß er ein mit rohter-Farb bestrichnes Angesicht gehabt habe: Dann es haben / nach deß PliniusZeugnus / die Römer an allen FesttägenDeß JupitersAngesicht mit Mennig bestrichen. deß JupitersAngesicht mit Mennig oder Berg-Zinnober zu bestreichen pflegen / und von denen Censoribus wurde insonderheit der Jupitermit Berg-Zinnober zu bestreichen verdinget; worvon die Weiber ein Exempel genommen / sich gleichfals also anzustreichen / damit sie roht aussehen möchten / weil sie dardurch schöner zu werden sich einbildeten / da sie doch mit dieser Schmincke sich aufs häßlichste zum öfftern verstellten. Bey den Mohren pflegten die vornehmsten Herren sich über und über mit dieser Farbe zu bestreichen / wie dann die Bilder ihrer Götter ebenfalls damit überschmieret waren.

Schlachtopfer dem Jupitergebracht.Die Schlacht-Opffer / so dem Jupiteraus verschiedenen Ursachen / und zu unterschiedlichen Zeiten / unter mancherley Namen / geopffert wurden / waren eine Ziege / ein zweyjährig Lamm / ein weisser Stier mit übergüldeten Hörnern: und solches zwar bey den Römern /die ihm auch unterweilen mit Körnern / Saltz und Weyrauch / ohne Beyfügung einigen andern Opffers / zu opffern pflegten. Bey den Atheniensern wurde ihm ein Ochs / undLächerliche Opfer-Ceremonien. zwar mit überaus lächerlichen Cermonien / geschlachtet / welches / wie beym Pausaniasin Atticis zu lesen / auf diese Weise geschahe: auf deß Jupiters PolieusAltar setzten sie Gerste mit Weitzen vermischt / und bestellten keinen Hüter darzu. Wann nun der zum Opffer bereitete Ochs hin zu dem Altar trate und die besagten Früchte berührte / so kam einer aus den Priestern / den sie βουφόνον das ist / den Ochsen-Würger nennten / warff ihm ein Beil in den Leib / und flohe darvon: die / so umher stunden / stellten sich / als ob sie den jenigen / welcher den Ochsen geschlagen / nicht gesehen hätten / und forderten das Beil an statt deß Thäters vors Gerichte. Dieser Gebrauch soll / wie Svidasdafür hält / daher entsprungen seyn / daß einsmahls an einem deß JupitersFeste ein Stier die heilige zum Opffer zubereitete Kuchen gefressen / welchen einer / Namens Taulon/ vermittelst eines Beils / stehendes Fusses niedergeschlagen / und durch die Flucht sich salvirt habe; worauf das hinterlassene Beil vor Gericht citirt / absolvirt und dieser Gebrauch hernach jährlich also gehalten worden. Uber diesen Gebrauch der Athenienser ist sich aber so hoch nicht zu verwundern / daßDas Beil wird vor Gericht verklagt. bey ihnen das Beil vor Gericht angeklagt und vor schuldig erkannt worden / dieweil in deß DraconsGesetzen gleichfalls enthalten ware / daß leblose Dinge / wann ein Ubelthäter nicht gefunden würde / vor Gericht citirt / verurtheilt / relegirt / oder aus der Stadt verwiesen / und ihnen / nach Gestalt deß Verbrechens / andere Straffen angethan werden solten. Daher beym Pausaniasvom Theagenes/ und beym Svidasvon dem Niconeben dergleichen gelesen wird. Dieser war ein Fechter / und hatte / wie man vorgabe / durch fechten / ringen / kämpfen / lauffen und andere dergleichen Ubungen in den Olympischen / Nemeischen / Isthmischen und andern Spielen / als ein Uberwinder / vierzehen hundert Kronen bekommen / nachdem er aber dieser Zeitlichkeit entrissen / unterstundeDeß Fechters NiconsStatue. sich einer zu seiner Statue zu nahen / und dieselbe / als ob ers selbst und noch im Leben wäre / mit Peitschen zu hauen / auf welchen endlich die Statua gefallen und sich an dem Bößwicht gerochen: deß entleibten Kinder hatten hierauf die Statua / deß an ihren Vatter begangnen Mords wegen / vor Gericht citirt / allwo sie von den Thasiern / nach Innhalt deß Draconischen Gesetzes / ins Meer geworffen worden. Dieses unbilligen Urtheils halber wurden die Thasier hernachmahls mit einer schwehren Pest belegt / welche so lange anhalten solte / biß sie (wie ihnen Pythiaverkündigte) die Statua wieder an vorigen Ort würden gesetzet haben. Indem nun die Thasier sehr bekümmert waren / wie doch solche aus dem Meer wieder heraus zu bringen seyn möchteTA 1680, Iconologia Deorum, S. 62haben die daselbst ihre Nahrung suchende Fischer sie mit ihren Netzen aus dem Meer gezogen worauf sie von den Thasiern wiederumb an die vorige Stelle gesetzt / und ihr nachgehends Göttliche Ehre angethan worden.

Die vielfältige Fabeln / so von dem Jupitererzehlet werden / geben uns mancherley Veranlassungen sein Bildnus auf unterschiedliche Weise vorzustellen: dann man meldet von ihm / Er habe bald diese / bald jene Gestalt angenommen / damit er derer jenigen Dinge /Deß Jupitersvielfältige Verwandlung. die er liebte / genießen möchte. In einen Stier hab er sich verwandelt / umb die Europazu überkommen; in einen Adler / den Ganymedesund die Asteriamit sich hinweg zu führen; in einen güldnen Regen / umb die Danaezu betriegen; in einen Schwahn / die Laedazu überfallen; in ein Feuer / die Aeginazu berücken; in den Amphitryon/ umb mit der der Alcmenazuzuhalten; in die Diana/ umb zu Calistosich zu gesellen. Ja Er soll sich in unzehlige andere Gestalten mehr verwandelt haben / welche ichhier mit Stillschweigen übergehe / weil die Alten nach denselben kein Bildnus deß Jupitersvorgestellet haben.

Von der Juno.

Junodeß JupitersSchwester.DIejenige / so der Meinung gewesen / daß die Alten unter dem Namen der mancherley Götter die Elementen verehrt / haben für die Lufft die Junobedeuten wollen; daher sie dieselbe in ihren Gedichten für deß JupitersSchwester ausgegeben / dieweil Jupitervon ihnen für das Feuer gehalten wurde. Ja gleichwie sie den Jupiterfür einen König deß Himmels gehalten / also haben sie die Junoseine Königin genennet / dieweil das Feuer und die Lufft in den obern Oertern sich enthalten / und grössere Krafft in diese Unter-Dinge haben / als die übrige zwey Elementa. Bißweilen haben sie die Junofür die Erde genommendeß JupitersGemahlin. / und sie deß JupitersGemahlin zu seyn gedichtet; sintemahl eine gewisse Saamens-Krafft aus den obern Cörpern in die Erde einfliesset / die ihr das Vermögen mittheilet / alles das jenige zu gebähren / was sie überflüssig hervorbringet; nicht anders als wie der Mann den Gebehrens-Acker deß Weibes mit seinem Saamen befeuchtet / und denselben / ein Kind zu empfangen und zu seiner Zeit zu gebähren / fähig machet. Dannenhero Virgiliusdieses anzudeuten vorgiebt / es seye Jupitermit einem starken Regen seiner Gemahlin in den Schooß gefallen. Einige wollen / es sey die Junound Lunaeine einige Göttliche Macht / daher sie ihr etliche der LunaBey-Namen zugeeignet; dann man sie Lucinagenennet / gleich als ob sie die jenige wäre / welche den Gebährenden / auf ihr Anflehen / zu Hülff käme / und die Frucht zur Welt brächte. Daher ist auch kommen / daß die Alten ein Glied am Menschlichen Leibe diesem / das andere einem andern unter den Göttern zugeschriebenals unter deren Schutz sie wären /Augbrauen unter der JunoSchutz. und haben die Junodenen Augenbraunen vorgesetzt / weil durch selbige die Augen beschützt werden / vermittelst deren wir deß Liechtes geniessen / welches von der Juno/ sonst Lucinagenannt / ihrer Meinug nach / herkame. Man lieset auch / daß ihr die Arme geheiligt oder zugeeignet gewesen: derohalben Homerus/ der einem iedweden Gottder schönsten Glieder eines zugeeignet / von welchem er ihn beyzunamsen pfleget / die Junoλευχώλενον das ist / eine mit weissen Armen begabte Göttin genennet.

Ihr Bildnus haben etliche aus reiner und weißer Materia gemacht / und dardurch der LunaCörper abgebildet. Lucianusbezeuget /Die Göttin Syria. daß / ob wohl die Göttin Syria/ welche zu Hieropolisverehret wurde / die Junogewesen / habe doch ihre Statua nicht eine / sondern viel Göttinnen vorzubilden geschienen / sintemahl an selbiger etwas von der Pallas/ Venus/ Diana/ Nemesis/ den Parcenund anderen Göttinnen offenbarlich hervorgeblicket. Sie saß auf zweyen Junoauf zweyen Löwen. Löwen / hatte in einer Hand einen Scepter / in der andern eine Spindel / das Haupt war mit Strahlen geziert; und viel andere Dinge mehr wurden an ihr gesehen / welche anderen Göttern eigen waren. Dannenhero Lucianusgewiesen / daß der Göttin Junovorzeiten unter verschiedenen Namen Ehre und Dienst erzeiget worden sey: weswegen sich auch gar nicht zu verwundern ist / wann sie Lucinagenennet worden / welche die Gebährende in ihren Nöhten umb Hülffe angeruffen; wie dann Terentiusin Andria die Glycerium/ als sie die Geburts-Schmertzen empfunden / also redend einführet:

Juno Lucinafer opem, servame ob - secro.
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel F. (nach S. 62)
[figure]

CONCORDIA

FECUND: AUGUSTAE

CONCORDIAAETERNA

PUDICITIA.

S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 63
Juno Lucina! komm mit deiner Hülff in Eil /
und zeig mir / Wertheste! in dieser Noht dein Heil.

Der JunoBildnus.Diese wurde von den Alten gebildet / wie in der FaustinaNumismatibus zu sehen / in einer ansehnlichen mit einem langen Rock bekleideten und stehenden Matronen Gestalt / welche in der Rechten eine Schale / in der Lincken aber eine Lantzen hielte / mit dieser Uberschrifft: JUNONI LUCINAE: Wie dann die Alten fast allen Bildern der Götter Lantzen zugeeignet / als bereits aus denen erklärten und vorgestellten Bildnußen erhellet / und in den meisten andern noch rückständigen klärlich soll gezeiget werden: Dannenhero dessen Ursach meines Erachtens nicht länger aufzuschieben;Warum den Göttern Lanzen zugeeignet worden. und ob sie wohl anderswo vielleicht füglicher zugeben scheinen möchte / können und wollen wiriedoch allhier nicht unschicklich ein und anders darvon berühren; dann sich mancher verwundern möchte / warumb die Juno/ welche doch vor eine friedfertige Göttin gehalten wird / eine Lantze / die der Kriegs-Leute eigen ist / zu tragen pflege? allein es ist dieses nicht allezeit wahr geredt: dann sie zum öfftern sich sehr grausam erzeigt zu haben beschrieben wird / und zwar dazumal / als sie den Griechen wider die Trojaner Hülffe geleistet / wider die sie alle ihre Kräffte daran gestreckt / auch / dafern wir dem Homerusglauben dörffen / gewaffnet auf den Wagen gestiegen / und samptDer JunoWagen. der Minervain das Lager kommen. Ihr Wagen (dann die tapffersten Helden damahls gewohnt waren / auf ihren Wägen zu fechten) wird von dem Homerusalso beschrieben: das Zwergholtz / worauf der Wagen stunde / war mit Eisen beschlagen / die Räder waren ehern / mit acht Speichen / die Radschienen gülden / mit Ertz überzogen / und die Achse mit Silber beschlagen: Oben war der Göttin Sitz mit güldnen und silbernen Riemen gewirckt / die Deichsel von puren Silber / die Deichselwag von Golde gemacht / und der Pferde-Zeug gulden; dann ob man wohl sonsten lieset / daß ihr Wagen von Vögeln gezogen werde / so waren doch zu der Zeit die Pferde vonnöhten. So beschreibet auch Virgiliuseben diesen Wagen und Waffen / wann er von Carthagoim ersten Buch Aeneidos redend also spricht:

--- --- Hic illius arma,
Hic currus fuit. &c.
Es war ein alte Stadt Carthago/ die vor - dessen
das Volck der Tyrier gebauet und beses - sen /
Stieß gegen Welschlandzu und an den Tyberstrand/
an Gütern reich / an Zucht deß strengen Kriegs bekannt.
Darein hat Juno/ wie man sagt / vor an - dern allen /
auch Samosnachgesetzt / ihr lassen wol - gefallen
zu haben ihren Sitz: hier war ihr Feur und Herd /
ihr Wagen / Heergeräht / hier wurde sie geehrt.

Fernere Ursach / warum der Junound andern Göttern eine Lantze beygefüget worden.Dannenhero niemanden frembd vorkommen darff / warumb der Junovon den Alten eine Lantze gegeben / und von miralhier die Ursach angedeutet werde / warumb den meisten Bildern der Götter Lantzen beygefügt worden. Die Ursach aus dem Justinusist diese: Vor Alters pflegten die Könige an statt der Kronen und anderer Königlicher Zierrahten eine Lantze zu tragen; und hatten im Anfang der Welt die Menschen keine Bilder einiger Götter / außer die Lantzen / welche sie sehr heilig zu verehren pflegten. Nachdem man aber angefangen die Götter in menschlicherDie Lantzen wurden vor Zeiten Götlich verehret. Gestalt zu bilden / hat man auch die Statuen / und nicht mehr die Lantzen Göttlich zu verehren begonnen. Doch damit gleichwohl auch noch einige Merckmahle der Alten Religion vorhanden wären / haben sie den Bildern Lantzen beygefüget. Wann Anchisesbeym Virgilius/ im VI. Buch Aeneidos, deß AeneasGeschlecht / so von ihm künfftig herkommen solte / anweiset / fänget er von einem Jüngling an / der an einer Lantzen hänget / allda Serviusanmercket / daß die Lantze bey den Alten eine Belohnung der jenigen Jünglinge gewesen / welche mit Erlegung eines Feindes im Treffen ihrer Tapfferkeit erste Probe gethan; und daß die Lantze von den Alten sehr hoch geachtet / und andern Waffen vorgesetzt worden / dieweil sie der Vortrefflichkeit und deß Regiments Anzeigung gewesen / und dannenher tapffern Helden verehret wurde; Ja / auch die Auctionen und Ausruffungen pflegten unter der Lantzen zu geschehen. Die Athenienser haben den Römern durch Uberschickung einer Lantzen den Krieg angekündigt. Svidaserzehlet / es sey zu Athender Brauch gewesen / daß / wann ein todter Cörper eines Erschlagenen[ hinausgetragen] worden / man iederzeit in der Procession eine Lantze vorgetragen / oder dieselbe zum Haupten beym Grab gehäfftet / durch welche Gewonheit sie zu verstehen gegeben / daß der Todschläger der Straffe nicht entgehen würde; Deßwegen die Lantze vor Zeiten hoch geachtet und für die schönste Zierde gehalten worden / und aus dieser Ursache hat man sie denWas der JunoWagen bedeute. heiligen Bildern beygefüget. Von der JunoWagen / wie er vom Homerusbeschrieben / könte man sagen / er bedeute die mancherley Farben / so unterweilen in der Lufft erscheinen. Aber Boccatiusist im

einer andern Meinung / und sagt / er sey darumb dermassen herrlich und schön / weil Junofür die Göttin des ReichthumsTA 1680, Iconologia Deorum, S. 64gehalten worden: auch wären ihr darumb die Waffen gegeben / damit wir verstehen möchten / daß die Menschen unter einander fast bößlich umbs Reichthums willen zuWarumb der Junoein Scepter zugeeignet worden. kriegen und zu streiten pflegten. Einen Scepter haben sie ihr deßwegen in die Hand gegeben / dardurch anzudeuten / daß in ihrer Macht stehe / die Reichthümer und Reiche auszutheilen / wie dieselbe dem Parisversprochen zu haben gedichtet wird / als sie von ihm unter den dreyen Göttinnen für die Schönste erkläret zu werden begehrte. Welches gewiß eine grosse Warscheinligkeit nach sich ziehet / wann wir durch sie die Erde verstehen; wie in solcher Meinung Fulgentiusist / wann er die Junomit verhülltem Haupte / in der Hand einen Scepter tragend / beschreibet / dardurch anweisend / in welchem Theile die Reiche und Reichthümer bestehen; dann auf der Erden haben die Könige ihre Herrschafft; so liegen auch die Reichthümer in der Erden verborgen / zumahlen das Gold / Silber und alle Arten der Metalle aus derselben hervorgegraben werden / ingleichen auch die Edelgesteine daraus herkommen.

Der Pfau ist der Junogewidmet.Dieser Göttin war der Pfau gewidmet: Daher Pausanias/ als er den an einem gewissen Orte in Griechenlandebefindlichen Tempelder Junobeschreibet / unter andern darinnen sichbefindlichen Dingen / auch eines aus Gold gemachten / und mit Edelgesteinen herrlich besetzten Pfauens gedencket / welchen der Kayser Hadrianusdieser Göttin geopffert hatte. Die Ursach aber / warumb dieser Vogel unter der JunoSchutz war / kan / neben dem / was von Arguserzehlet wird / dieses seyn / daß der Reichthumb unsere Gemühter nicht anders belustiget / als ein Pfau / der die ihn anschauende Augen ergötzet. Wann Buccatius/ im

die Pfauen und Reichen mit einander vergleichet / hat er diese Meinung weitläufftig ausgeführet; dann beyde durch ihre Stimme die gröste Hoffart und Vermessenheit bezeigen / andern sich allezeit vorziehen / durch anderer falsches Lob sich berühmen / und viel andere Dinge mehr mit einander gemein haben / welche beyden sehr wohl zukommen / und bey ihnen zu finden sind. So sind auch andere Vögel / die der Junogewidmet waren / unter welchen / wie Aelianuserzehlet / eine Habichts-Art / wie auch ein Geyer gewesen /Ein Geyer und Habichts-Art der Junozugeeignet. nach Gewonheit der Egypter / welche mit dieses Vogels Federn der IsisBildnus zierten / die bey ihnen sehr viel Götter / welche von den Griechen und Römern verehret wurden / in sich begriffe. Mit eben diesen Federn schmückten sie die Thüren der Häuser: welches / nach des Alexandri NeapolitaniMeinung / auffDie Gänse sind der Junogeheiliget. deß Hauses Adel und Alterthumb sein Absehen hatte. Die Gänse waren der Junoauch geheiligt / deren einige von den Römern in ihrem Tempelden / dieweil dieGänse / als sie im Capitoliovon den Frantzosen belägert waren / der Feinde Hinterlist entdecket / und sie folgbarlich aus solcher Gefahr errettet hatten. Dannenhero / zum Gedächtnus dieser von ihnen empfangenen Wolthat / auf gemeinen Kosten / allezeit einige im Capitolioernehret wurden / und musten die Censores höchstes Fleißes dahin sehen / daßselbige aufs beste versorget würden / wie dann auch eine silberne in der Juno Tempelgestifftet worden. Ja damit sie sich recht danckbar gegen diesem Vogel erweisen möchten / brachten sie jährlich in öffentlicher Procession mit höchster Andacht zu einem herrlichem Gericht eine Gans / und durchstachen eben zu dieser Zeit einen Hund mit einem aus Holder gemachten Pfahl / und dieses Thier wegen der übeln Hut ihres Schlosses gebührend abzustraffen.

Iris.Uber diß dichten die Poeten / die Iris(wordurch der vielfärbige Regenbogen zu verstehen / der zuweilen / wanns regnet / am Himmel zu entstehen scheinet /) sey der JunoHeroldin und Aufwarterin gewesen: diese haben sie eine Tochter Thavmantis(welch Wort eine Verwunderung bedeutet) genennet; weil sie den Anschauern eine Verwunderung zu machen pfleget / indem sie durch ihre ausbündig schöne Gestalt die Augen blendet. Diese Abbildung wird dem Reichthumb verglichen / der anfangs / und im ersten Anblick den thörichten Gemühtern eine Verwunderung einjaget / da er doch gleich dem RegenbogenDer Lufft-Nymphe oder Göttin IrisBildung. in einem Augenblick wieder zu verschwinden pfleget. Diese ist bey den Alten für eine Göttin gehalten und in weiblichen mit mancherley schönen Farben gezierten / gleich den Regenbogen colorirten Habit gebildet worden. Und damit sie ihren empfangenen Befehl desto gehorsamer verrichten möchte / hat ihr Virgiliusim IV. Buche Aeneidos, als er sie beschreibet / wie sie / auf der JunoBefehl / der Didodas Haar abzuschneiden abgeschicket worden / bunte Flügeln zugeeignet. So schreibet man auch von der Juno/ daß sie stets Junohat vierzehen Nymphen zu ihrem Dienst. vierzehen Nymphen zu ihrem Dienst und Befehl bereit gehabt habe / wie sie / im ersten Buch Aeneidos den Aeolusanredend / von sich selbst saget / von denen sie ihm die Schönste zur Gemahlin verspricht / wann er die Winde / für deren Gott er gehalten wurde / ausliesse / deß AeneasSchiffs-Flotte übern Hauffen zu werffen. Dieses bedeutet eineBeweg - und Verwunderung der Lufft / welche die Junovorgebildet / dergleichen sind die Wolcken / Winde / Regen / Schnee / Blitz / Donner / Dunckelheiten und dergleichen andere mehr / die auch von dem Martianus Capellalib. I. Philolog. unter der JunoBildnus vorgestellet werden / welche er also beschreibet:

Bildnus der Juno.Es stunde die Junomit bedecktem Haupte sehr majestätisch allda / unter einer schneeweissen Decke / auf welcher sie eine mit EdelgesteinenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 65aufs köstlichste besetzte KöniglicheKrone der Juno. Kron trug / daran deß Edelgesteins Scythiswunderbar-liebliche Grüne / deß Donnersteins blitzend und durchdringender Liecht-Glantz / und deß Hyacinthen unvergleichliche Schöne dermassen zusammen spielten / daß einem die Augen drüber vergingen. Die Krone dieses strahlenden Haupts ware / wie die Alten vorgaben / von dem Thavmantiasdieser Himmels-Königin überbracht worden. Aus dieser Göttin Angesicht leuchtete allezeit eine treffliche Lieblichkeit / so ihrem Bruder gleich und ähnlich war / hervor / ausgenommen / daß jener von unveränderlicher Frölichkeit lächelte / diese hingegen von Verdunkelung stetiger Veränderungen öffters betrübt schiene: dann ihr Kleid war dem durchscheinendem Glase gleich / der Flor aber dunckel / aus welchem doch / wann er von einem Liechtscheine bestrahlet wurde / unter denen umbschattenden Nebeln / eine schöne angenehme Lieblichkeit hervorgläntzete. Sie hatte in der rechten Hand einen Donnerstrahl / in der Lincken aber eine hellklingende Paucke. Ihre Schuhe waren fast dunckel-schwartz / und deren Sohlen durch die Dunckelheit der schwartzen Nacht gefärbet / (wiewohl Hesiodusselbige verguldet zu seyn vorgiebt / dessen Meinung die Poeten alle sind /) die Knie waren mit einem Gürtel umbunden / welcher bald überaus hell gläntzete / bald verwendete sich die angenehme Lieblichkeit durch Schwächung der mannigfaltigen Veränderung / so gar / daß es schiene / als ob niemahls kein Unterschied der Farbe obhanden gewesen: So weit Martianus. Wordurch er die Eigenschafft der Lufft dermassen klärlich vorstellet / daß es weiters einiger Erklärung nicht mehr nöhtig hat.

Wir wenden uns ietzo zu einem andern Juno- Bilde / dessen Pausaniasin Corinthiacis gedencket. Dieser Göttin Bildnus saßEine andere Bildnus der Juno. auf einem Throne / von herrlicher Grösse / aus Gold und Helffenbeine gemacht / dessen Meister Polycletuswar. Auf dem Haupte trug sie eine Krone / daran die Gratiaeund Horaesehr schön gebildet zu sehen. In der einen Hand hatte sie einen Granat-Apffel / in der andern einen Scepter / auf dessen Spitze ein Guckguck saß / die Ursach dessen ware / weil derWarumb der Guckguck der Junozugeeignet worden. in die Jungfrau Junoverliebte Jupiterin diesen Vogel sich verwandelt / sie aber denselben als etwas poßierliches gefangen habe. Hierzu füget Pausaniasseine Meinung / wann er saget / daß er dieses und anders dergleichen mehr / so von den Göttern ausgestreuet worden / obwol keines weges für wahr / doch auch nicht gar zu verachten halte / gleich als ob unter diesen verdeckten Fabeln etwas geheimes verborgen läge; weil er aber solches nicht eröffnet / habe ichauch ferner hiervon etwas zu gedencken michnicht unterstehen wollen; Zumahln ichofft bekennt / daß ichnicht gerne ohne Ursach etwas bejahen wolte / wovon die Alten geschwiegen haben.

Wann Apulejusim X. Buch vom güldenen Esel / in einem Aufzuge / deß Parisgefälltes Urtheil beschreibet / sagt er / es seye eine Weibs-Person in ansehnlich erbarer Gestalt hervorgetretten / die der Junoähnlich gesehen / und auf dem Haupt eine weisse Königliche Krone / und in der Hand einen Scepter getragen: Castorund Pollux. Ihre Begleitere seyen Castorund Polluxgewesen / welche auf den Häuptern von Sternen herrlich-gläntzende Helme gehabt; wie sie dann auch also auf alten Müntzen gebildet zu sehen sind. Diese wurden Dioscuri, das ist / Söhne deß Jupitersgenennet / die einander so hertzlich liebten / daß sie das Leben mit einander theilten / und endlich zugleich sturben / umb welcher Ursach willen sie würdig geachtet worden / in Himmel versetzt / und zu einem Zeichen daselbst gemacht zu werden / welches man die Zwillinge zu nennen pfleget. DieIhre Bildnus. Spartiatae bildeten sie also: sie machten zwey Höltzer in einer Länge / und fügten solche mit zweyen überzwerchgehenden zusammen; und dieses hielten sie für das eigenthümliche Bildnus der brüderlichen Liebe-Götter. Einer dieser Brüder ware im Fechten / der andere im Reiten sehr berühmt / dahero sie beyde zumIhre Pferde. öfftern auf weissen Pferden sitzend gebildet waren / welche vielleicht auf die jenige deuteten / die sie von der Juno/ und diese vom Neptunus/ geschenckt bekommen hatten / deren das eine Xanthus/ das andere Cyllatusgenennet wurde. Diese Ritter waren in einem sehr alten Tempelzu Athenzu sehen / wie sie dann auch in ebenmässiger Gestalt dem Vacienus/ da er aus der Reatinischen Prätur nacher Romkam / deß Nachts erschienen / und haben zu ihm gesagt / es seye der König Persesselbigen Tag gefangen worden / wie solches Cicerolib. III. von der Natur der Götter erzehlet / Justinusschreibet / daß in dem Treffen zwischen den Locrensern und Crotoniaten / zweyWie sie für sie Locrenser gestritten. Jünglinge von herrlich-schöner Gestalt / langer Statur / auf weissen Pferden / frembde Waffen führend / mit den schönsten Purpur Kleidern angethan / erschienen / welche vornen an der Spitzen im Treffen für die Locrenser / deren Anzahl sich auf 15000. beloffen / wider die Crotoniaten / so in 120000. starck gewesen / gefochten hätten / und nachdem diese von jenen überwunden und in die Flucht getrieben worden / (zweiffelsohne durch gedachter zweyer Helden Tapferkeit) wären sie / nach Erhaltung dieses Siegs / aus der Menschen Augen wieder verschwunden. Diese sind nicht unbillig Dioscuri. für die Dioscurosgehalten worden; dann als die Locri bey den Lacedämöniern umb Hülffe angehalten / und nichts erlangen können / haben sie endlich ihre Zuflucht zu den Dioscurisgenommen / und dieselben umb Hülffe und Beystand angeruffen. In was vor einer Gestalt sie sonst eigentlich erschienen / und was für Waffen sie geführet / haben die zween Messenische Jünglinge / deren Pausaniasin Messeniis gedencket / an sich sehr eigentlichTA 1680, Iconologia Deorum, S. 66ausgedrücket. Diese waren gewohnet / um gute Beute zu machen / mit einander auf die Laconische Gräntzen auszureiten; als sieZween Messenische Jünglinge werden vor den Castorund Polluxangesehen. nun einsten ohngefähr dahin kamen / und die Lacedämonier an deß Castorund PolluxFeste / nach öffentlich gehaltener Mahlzeit / in ihrem Lager sich mit Zechen und mancherley Freudenspielen ergötzten / liessen sie sich unvermuhtet in ihren weissen Röcken und Purpurmänteln / auf den schönsten Pferden einherreitend / mit in Handen habenden Lantzen sehen. Weil nun die Lacedämonier sie für den Castorund Polluxansahen / und gäntzlich davor hielten / sie seyen deßwegen hieher kommen / umb ihrem Gottes-Dienst beyzuwohnen / als lieffen sie auf sie zu / fielen vor ihnen nieder / und thaten ihnen alle Göttliche Ehre an. Allein diese Jünglinge / nachdem sie umringet waren / fingen an umb sich zu streichen / bald diesen bald jenen mit ihren Lantzen zur Erden zu legen / eine grosse Niederlage zu thun / und darauf sich / nach entheiligtem Gottes-Dienste / ohne Schaden wiederumb zu den Ihrigen zu erheben. Catullusbezeuget von dem Castor Castorund Polluxmit Hüten.und Pollux/ daß sie Hüte aufgehabt. Dann die Laconier / aus welchen die Dioscuriihren Ursprung genommen haben / diese Gewonheit gehabt / daß sie / wie Festusschreibet / im Streit Hüte zu tragen pflegen. Es erzehlet Pausanias/ daß an einem Theile deß Laconienseinige auf den Köpffen kleine Hütlein tragende Bilder gefunden worden / von denen er zwar nichts gewisses sagen kan / ob sie deß Castorsund PolluxBildnussen gewesen oder nicht.

Weil wirallhier der Hüte Meldung gethan / so müssen wirnoch etwas mehrers davon beyfügen / zumahlen dieselbe ehdessen bey denZeichen der Freyheit. Römern der Freyheit Anzeigung und Kennzeichen gewesen: dann wann sie einen Knecht frey liessen / beschohren sie ihm das Haupt / und gaben ihm einen Hut: und dieses geschahe bey der Feronia/ weil selbige vor eine Vorsteherin Feroniai. und Patronin der Libertiner oder Freygelassenen Knechte gehalten wurde. Daher Plautusin Amphitrione einen Knecht also wünschend einführet:

Ut ego hodie raso capite calvus ca - piam pileum.
Ach daß mit kahlem Haupt ich heut möcht nehmen an
den Hut / der aus dem Dienst zur Freyheit bringen kan!

Nachdem Julius Caesarumbracht worden /Hut auf einer Lantze. hat man zu Romhin und wieder Spiesse oder Lantzen mit Hüten in die Erde gesteckt / gleich als ob nunmehr das Volck zur Freyheit gebracht / und der vorigen Dienstbarkeit wäre entlediget worden. Wann die Stadt in grosser Gefahr stunde / daß man die Soldaten von allen Orten zu der vor Augenschwebenden Gefahrzusammen gefordert; oder wann iemandZum Hute beruffen / was es bey den Römen bedeutet. einen Aufruhr erregen wolte / wurden die Knechte zum Hut beruffen; wordurch ihnen die gewisse Freyheit versprochen ward. Dannenhero lesen wir / daß die Brutieine Müntz mit einem Hute / auf welchem zwey Dolchen gelegen / schlagen lassen / dardurch anzudeuten / daß sie / vermittelst Hinwegräumung des Tyrannen / dem Vatterlande die Freyheit wiederbracht hätten. So schreibt auch Svetonius/ daß / nachdem Nerogestorben / zu Rom/ und durch die Provintzen hin und wieder / das Volck mit Hüten umher gelauffen; hierdurch anzuzeigen / daß sie nunmehr aus der Dienstbarkeit und Knechtschafft in die Freyheit versetzt worden.

Beym Plutarchuslieset man / daß L. Terentius/ einer von den edelsten Römischen Bürgern / zu Rommit einem Hut auf dem Haupt dem Triumphwagen deß Scipiogefolgt sey / dieweil er / als ein bey den Carthaginensern gewesener Gefangner / durch deß ScipioTapferkeit war erledigt worden. Eben dergleichen haben auch viel Römische Bürger im Triumph deß Titus Qvinctusgethan / dieweil sie von ihm / nach Einnehmung Macedoniens/ wieder zur Freyheit kommen / wie beym Plutarchusund Liviusmit mehrern zu ersehen. Der Hut ist ein Kenn-Zeichen der Tugend und Wissenschafft.Der Hut ist über dieses auch ein Kennzeichen der Tugend und Wissenschafft; dannenher man noch zu unserer Zeit die jenige / sozu Doctoren gemacht werden / mit einem Hut zu beschencken pfleget. So erzehlet Agelliusim VII. Buch aus dem Coelius Sabinus/ daß die jenigen feil stehenden Knechte Hüte aufzuhaben gepfleget / wegen derer die Verkäuffer keine Gewährschafft geleistet hatten.

Unter dem Namen Castorswird auch Polluxverstanden.Wir wenden uns aber wieder zu unsern Castoren; dann unterweilen unter dem Namen Castor/ dessen Bruder Polluxgleichfalls verstanden wird. Weswegen Bibulus/ der deß CaesarsCollega im Bürgermeister-Ampt gewesen / als er sahe / daß der Caesarsich seiner Gewalt und Ansehens bediente / und unter beyder Namen alles ollein / was ihme beliebte / ausübte / sagte er / es gehe ihme wie dem Pollux/ dann der Tempel/ so beyden Dioscurisgewidmet / nur allein deß Castorsoder der CastorenNamen geführet habe. Diese beyde wurden / wie Aelianusund Svidaserzehlen / ale zwey Jünglinge / von langer Statur / ohnbärtig / / einander gantz ähnlich / in Kriegs-Habit / umb die Lenden mit Schwerdtern begürtet / und Lanzen in Händen führend / ausgebildet / an statt der Sternen aber / deren wiroben gedacht / waren ihnen an den Häuptern einige Flämmlein gemahlt. Dann es schreibet Diodorus Siculus/ es habe Orpheus/ als er samt den andern Argonautisvom Ungewitter erschlagen war / denen Samothracischen Göttern für ihre Gesundheit und Erhaltung einige Gelübde gethan / worauf derTA 1680, Iconologia Deorum, S. 67Sturm sich von Stund an gelegt / nachdem die beyden Sterne über den Häuptern des Castorsund Polluxuntergangen / und sie also durch der Götter Vorsehung erhalten zu seyn ihnen gäntzlich eingebildet. Dannenhero dann kommen / daß alle / so von einem Ungewitter überfallen und ergriffen worden / denen DioscurisGelübde gethan. Wie dann Pausaniasin Beschreibung einer bey den Corinthern stehenden Statua deß Neptunusgedencket / daß unten am Fuß die Castoreseingegraben gewesen / weil sie für der Schiffe und Seefahrenden Glückbringende Götter gehalten worden: Dann unterweilen bey den gröstenWarum die Schiffleute den Castorund Polluxum Hülffe angeruffen. Stürmen zur See in der Höhe einige Feuer sich sehen lassen / welche zu einer bald erfolgenden Stille gute Hoffnung geben / wie darvon Senecaund Pliniusschreiben. Diese zwey Brüder Castorund Polluxwann sie sich in der Lufft / die für die Junogenommen wird / sehen lassen / werden nicht unbillig der Junoals Gefärten zugeeignet.

Zu dieser Junonun wollen wir uns aniezoWas die Fabel von der vom Jupitergebundenen Junobedeute. wieder wenden / von welcher die Fabeln melden / wie Theopompusund Hellanicuserzehlen / daß sie vor Zeiten vom Jupiteran den Füssen mit güldnen Ketten / daran auch eine sehr schwehre Last von Eisen befestet gewest / gefesselt worden / dahero sie / gleichsam in der Lufft hangend / erschienen: welches / meines Bedünckens / dahin zielet / daß der jenige Theil der Lufft / so von dem feurigem Himmel sehr weit abweichet / und in welchem / als dem allerdicksten / die Wolcken / Dunckelheit / Regen und dergleichen andere Dinge recht procreirt oder gezeugt werden / gar leichtlich sich mit dem Wasser und der Erde vermische / als welche beyde Elementa / wegen ihrer Schwehre / allezeit nach dem Grunde trachten und sich niedersetzen. Beym Pausaniaslieset man / daß an einem Orte in Boeotiader Junoein Tempelgeheiligt worden / in welchem man ihr sehr grosses Bildnus in stehender Statur gefunden / und sie daselbsten die Braut genennet habe. Allein diesen Namen achte ichihr mehr von Rechts wegen in der Insul Samosgegeben zu seyn / welche man vorzeiten / wie Lactantiusaus dem Varroerzehlt / eine Jungfrau gennennet / von der Juno/ weil diese / als sie noch klein und Jungfer war / sich daselbst aufgehalten / und mit dem Jupitervermählet haben soll. Dannenhero ihr in dem daselbst ihr zu Ehren auferbaueten Tempel ein Bildnus aufgerichtet worden / so einer Braut in ihrem Schmuck ähnlich[ und] gleich war / vielleicht weil sie mitFeuerrohte Hochzeit-Decke. einer Braut-Deck / so von wegen ihrer feurigen oder rohten Farb Flammeus genennt ward / verhüllet wurde; dardurch anzuzeigen / daß die neu-verheurahteten mit einer ehrlichen Scham befärbet seyn sollen. Daher Varroschreibet / es seye bey den Alten die Gewonheit gewesen / daß die neu-vermählten Weibs-Personen nur deß Nachts zum Manne kommen /gleich als ob sie der nächtlichen Finsternus wegen sich weniger schämten: Auch wurden sie deß Nachts in Sänfften / die entweder von Rindern oder Mauleseln getragen wurden / zum Manne gebracht / wie solches beym Svidaszu lesen; da die Braut in der Mitten / auf der einen Seiten der Mann / auf der andern aber entweder ein ehrlicher Freund oder Verwandter saß; Vor ihnen her giengenFackeln beyden Hochzeiten vorgetragen. fünff Knaben / deren ieder eine Fackel trug / wie Plutarchusin Problematibus nuptialibus bezeuget; durch welche beydes die nächtliche Finsternus vertrieben / als auch ein glückliches Zeichen bedeutet / und geschlossen wurde / daß diese Ehe fruchtbar seyn / und daraus viel Ehezweige hervorsprossen würden / zumahlen generiren oder erzeugen anders nichts / als ans Tag-Liecht bringen bedeutet. Dieser Fackeln durfften mehr nicht als fünffe seyn; dieweil / wie einige darvor halten / ein Weib auf einmahl mehr nicht als fünff Kinder gebähren könne. Andere aber / so die Sache etwas genauerWarum die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebraucht. überlegen / sagen / es haben die Alten bey ihren Hochzeiten die ungerade Zahl darumb gebraucht / daß sie den neuen Ehleuten dadurch den Fried und die Einträchtigkeit zu verstehen geben möchten; dann die ungleiche Zahl kan nicht in gleiche Theile gesondert werden / sondern es bleibet allezeit eine Mittel-Zahl über / die beyden gemein ist / und selbige mit einander wieder vereinigen und verbinden kan. Dannenhero die Alten ins gemein zu sagen pflegten / daß die Himmels-Götter ihr Belieben an der ungeraden Zahl haben / weil sie iederzeit deß Friedens Urheber sind; den Höllen-Göttern aber sey die gerade Zahl angenehm / als von welcher immerdar die Uneinigkeit entstehe / weil die gerade Zahl in zwey gleiche Theile geschieden werden kan / daß nichts übrig bleibet / wordurch die Theile wiederumb in eines zusammen gebracht werden könten. Aus den Ungeraden haben die Alten zu den Hochzeiten die fünffte Zahl mit höchster Billigkeit genommen; dann dieselbe ist die erste Zahl / so ausDie gerad und ungerade Zahl. den ersten gerad oder ungerade mit einander verbundnen entstanden; Sintemahl die Einheit keine Zahl / sondern der Zahlen Anfang ist.

Es pflegten auch die Alten bey ihren Hochzeiten fünff Götter anzuruffen / den Jupiter/ Juno/ Venus/ Svadela/ und Diana. UberFeuer und Wasser wurde von den Alten einer Braut vorgesetzt. dis setzten sie der Braut Wasser und Feuer vor: entweder dardurch anzuzeigen / daß ein iedes dieser beyder Elementen für sich und absonderlich allein unfruchtbar / dieses zwar / wann es keine Feuchten hat / jenes aber / wann es zu kalt; dann zu aller Dinge Fortpflantzung der Wärme und Feuchte sich mit einander vereinigen müssen; und auf gleichmässige Weise sey auch deß Mannes und Weibes Vereinigung vonnöhten / wann der Mensch sich fortpflantzen wolle. Oder aber hierdurch die Braut zu erinnern / daß / gleichwie das Feuer die unreinen Dinge reiniget / und den darinnen sich befindenden Unraht auswirfft / das Wasser auch alle UnsauberkeitTA 1680, Iconologia Deorum, S. 68auswäschet: also sollen sie sich keusch und rein halten / und niemahls etwas solches begehen / wordurch der Ehebund beflecket werden könne. Ferner trug man ihr einen Rocken und Spindel vor: ingleichen gieng die Braut über ein Schaafs-Fell in deß Mannes Haus; und was dergleichen anderer Ceremonien die Alten bey ihren Hochzeiten mehr hatten / welche wir/ weil sie zu unserm Vorhaben nicht dienen / mit Fleiß übergehen; diese wenige aber haben wirerzehlet / umb dardurch zu zeigen / auf was Weise der JunoBraut-Bildnus vorzustellen sey / dann dieses Varroverschwiegen / da er dergleichen Juno- Bildnus in der Insul Samozu stehen berichtet.

Junowird eine Braut genennt. Wirkehren uns aber wiederumb zu dem / was wirzuvor aus dem Pausaniaserwähnet / daß nemlich die Junoeine Braut genennt worden / und bringen die Ursach / warum sie also genennt sey / aus eben demselben in Boeoticis zugleich mit bey / welche diese ist: Man sagt / die Junosey über den Jupitererzürnt gewesen / und seye dannenher / unwissend aus was Ursachen / in Eubaeagewichen; weiln aber Jupitersie nicht versöhnen können / hab er sich zu Cithäron/ welcher damahls der Platäenser König gewesen / verfüget / als zu einem solchen / der zu seiner Zeit an Listigkeit und Verschlagenheit seines gleichen nicht gehabt: der habe dem Jupitergerahten / er solle aus Holtz ein Bildnus machen / und dasselbe mit Kleidern bedeckt auf einen Wagen setzen / unter die Gemeine aber aussprengen / es wäre Platäa/ deß AsopiTochter / als seine nunmehr verlobte Braut. Als nun dieses der Junovor Ohren kommen / sey sie alsobald herzu geeilet / habe sich zum Wagen begeben / das Kleid zerrissen / und an statt ihres Gemahls neuer Braut ein hölzernes Bild vor sich gesehen / worüber sie sich sehr freudig erzeigt habe / und sey darauf leichtlich mit dem Jupiterwiederumb versöhnet worden: Damit nun diese Begebenheit in stetswährendem Gedächtnuß verbleiden möchte / als feyerte man hernach einige Tage / die Daedala genennet wurden. Diese Fabel erkläret Eusebius/ aus dem Plutarchus/Was der Streit zwischen der Junound dem Jupiterbedeute. mit folgenden Worten: Der Streit und Uneinigkeit zwischen der Junound dem Jupiterbedeutet nichts anders / als der Elementen Unmässigkeit / welche / wann sie nicht auf gewisse Art und Weise gemässiget werden / in der Natur grossen Schaden verursachen. Wann nun Jupiter/ das ist / die warme oder hitzige Krafft allzustarck wird / so muß für Trockne alles verderben: Im Fall aber dargegen die Juno/ als die von Natur feucht und windig ist / den Jupiterhintansetzet / und die Oberhand behält / so pfleget die grosse Gewalt der Nässe und deß Regens / durch Uberschwemmung / alles zu verwüsten. Welches vorzeiten geschehen / und die Beotische Landschafft hart gedruckt hat / zumahlen man schreibet / daß sie von der Menge deß Wassersgantz bedeckt worden / sobald aber das Ungewitter vorüber gewesen / sey die Erde wiederumb erschienen / und dardurch die Versöhnung der Götter gemuhtmasset worden; unter allen andern Bäumen aber sey der Eichbaum am ersten hervor gegrünet / der / wie Hesiodussagt / nicht allein den frommen Menschen / sondern auch allen in der Uberschwemmung erhaltenen lebenden Thieren zu Hülffe kommen; weil die Aeste zur Nahrung Eicheln tragen / der Stock aber die Bienen bedecket.

Rosen der Juno.Die Alten pflegten die Junomit weissen Lilien zu bekrönen / welche man die Junonische Rosen nennete / weil selbige / besage der Fabeln / durch Besprengung ihrer Milch / also weiß worden. Dann die Alten dichteten / es habe Jupiter/ als die Junogeschlaffen / den kleinen Herculesan ihre Brüste geleget / damit sie denselben / auf solche Weise mit ihrer Milch gesäuget / hinfüro nicht mit so unversöhnlichen Haße mehr verfolgen möchte: Weil er aber über die massen starck gezogen / und die Milch allzubegierig in sich getruncken / habe er verursachet / daß die Göttin darüber erwachet / und / nachdem sie ihn erkannt / ihn also bald von sich geworffen / also daß die Milch durch den Himmel gesprützet / und daher derselbe Theil gantz weiß worden / welchen die Sternkündige nochMilchstrasse. heut zu Tag die Milchstrasse zu nennen pflegen; aus dem wenigen Theil der Milch aber / so auf die Erde gefallen / wären die weissen Lilien entstanden. Tertullianusbezeuget / esDer JunoBilduns zu Argos. seye zu Argosein Bildnus der Junogestanden / so mit Weinreben umwachsen gewest / und eine Löwen-Haut mit Füssen getretten; gleich als ob sie / dem Bacchuszur Schmach / die Weinreben trüge / und den Löwen unter die Füß trettete / den Herculesdardurch zu beschimpfen / weil sie diese ihre zween Stief-Söhne mit unglaublichem Haße verfolgte. Zu Juno Sospita. Lanuviumwurde die Juno Sospitaals Schutz-Göttin geehret / wie Liviuserzehlet. Ihre Statua oder Bildnus war / nach deß CiceroZeugnus / mit einem Ziegen-Fell umbgeben / und truge in der einen Hand eine Lanze / in der andern aber einen Schild. Wann Festus Juno Februalis.von der Juno Februalisredet / warumb sie nämlich also genennt worden / saget er / daß ihr der Monat Februarius seye geheiliget gewesen / und dieselben Feste habe man Lupercalia genennet / an welchen Tagen der Weiber von den Priestern mit der JunoMäntelein / das ist / einem Geißfelle / gereinigt worden. Der JunoBildnus wurde ferner von den Alten vorgestellet / wie sie eine ehrine Scheer von sich streckte: welches (wie Svidassagt) hergenommen von dem Abschneiden der Haare mit der Scheere / und Zeigung deß reinen Leibes; welch Amt der Lufft / (wordurch die Junozu verstehen) die Menschlichen Leiber zu reinigen / zugeeignet wird. In einer Müntz deß Kaysers Nervaist eine Matron mit einer strahlenden Krone / auf einem Throne sitzend /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 69zu sehen / die in der Lincken einen Scepter / in der Rechten eine Scheer hält. Diese könte für die Junogehalten werden / allein die Buchstaben / so darinnen zusehen / sind diese: FORTUNAE P. R.

Ichweiß michnicht zu erinnern / von einem andern Bilde der Junoetwas gelesen zu haben / ausgenommen / daß einige dieselbe aufrecht vorgestellet / wie sie in den Händen Mohnhäupter hält / und bey den Füssen ein Joch liegend hat / dardurch anzudeuten / wie die Eheleute mit einander verbunden seyn sollen; und wird solches auch gedeutet auf die Frucht / so aus ihrer Vereinigung zu kommen pfleget. Dieser Bildnus thun die Alten mit keinem einigen Wort Meldung / ausgenommen daß Juno Jugalis. der Jugae Junonis Altarzu Romin einer Gasse gewesen / welche darumb die Joch-Gassegenennet worden / dieweil / wie Festusberichtet / bey diesem Altar die neu-angehende Eheleute aus alter Gewonheit mit Banden verknüpffet worden / zu einem glücklichen Bedeutungs-Zeichen zukünfftiger Einigkeit. Serviusüber die Wort des Virgiliuslib. IV. Aeneidos sagt.

Ne cuime vinclo vellem sociare ju - gali.
Daß ichs verredet hab mit unverruck - tem Sinn
mich wieder in den Stand der Ehe zu be - geben /
und nicht verdrossen wär noch einst ver - knüpfft zu leben etc.

verknüpfft / sagt er / oder zusammen gespannet / wegen deß Jochs / so denen in Ehestand trettenden auferleget wurde / daher auch die Juno Jugalisoder die Jochtragende genennet wird. Als die Didomit dem Aeneassich ehlich zu verbinden entschlossen / lieset man bey dem gedachten Virgilius/ daß sie geopffert habe:

Junoniante omnes, cui vincla juga - lia curae.
Zu tragen Sorgfalt für der Götter Dienst und Ehr:
Vor allen lassen sie sich angelegen sehr
der JunoGnade seyn / als die den Stand der Eh
beschützet und erhält / daß er nicht unter - geh etc.

Wordurch einige / wie auch durch der VenusBildnus / das der Fußeisen oder Fesseln gebildetEhestand. wird / den Ehestand angedeutet / weil man in demselben den Hals unter das Joch begiebet / und die Füsse durch Fessel bezwingen lässet. Hymenaeus.Welches andere von dem Hymenaeusherleiten / als der für den Vorsteher der Hochzeiten gehalten wurde / da ihn die Alten / vermittelst einigersonderbarer Gebete anrufften / daß er mit seiner Göttlichen Krafft zugegen seyn / und ihren Ehestand segnen und beglücken wolte. Sie pflegten auch die ehliche Lieb und Einigkeit durch einige andere Gebräuche vorzubilden: dann wann sie den Eheleuten ein glückliches Wolergehen wünschten / enthielten sie sich aller Worte / die einige unglückliche Bedeutung hatten; dannenhero sie zum öfftern / (wie wiretwas besser unten / wann wirvon dem Bilde der Einträchtigkeit handeln / vernehmen werden /) die Krähe nenneten / und / wannDie weggeworffene Galle. sie der Juno Jugalisopfferten / die Gall aus dem Opffer nahmen und hinter den Altar warffen / dardurch anzudeuten / daß unter den Eheleuten keine Bitterkeit seyn / sondern sie ohne allen Zwispalt und Haß leben solten. Und deßwegen haben die Alten an ihren Hochzeit-Festen den Hymenaeusanzuruffen verordnet; nicht daß er den Ehestand eingesetzt / sondern dieweil er selbst / nach ausgestandner vieler schwehrer Mühe und Widerwärtigkeiten / endlich mit grosser Glückseeligkeit in eine erwünschte Ehe gelanget. Die Sache wird vom Luctatius/ deß StatiusAusleger lib. 3. Erzehlung vom Hymenaeus.Theb. also erzehlet: Hymenaeuswar ein Atheniensischer Knab / welcher / nachdem er die Kinder-Schuhe abgelegt / und doch noch nicht das männliche Alter erlanget hatte / von solcher ungemeiner Schönheit war / daß er sich leichtlich für ein Weibs-Bild ausgeben konte. Er ware von mittelmässigen Eltern entsprossen / und liebte eine edle Jungfrau / die er zur Ehe zu bekommen sich nicht getrauete / gleichwohl aber / sie mit innigster Zuneigung verehrte / und / so viel er vermochte / sein Gemüht durch blosses Anschauen ersättigte. Als nun die edlen Frauen und Jungfrauen das Fest der Ceres Eleusinabegiengen / sind sie durch einen unvermuhteten Uberfall von den Seeräubern entführet worden. Unter diesen wurde auch Hymenaeus(den man für eine Jungfrau hielte / weil er aus Liebe zu seiner Geliebten in Weibs-Kleidern sich unter sie gemischt hatte /) mit hinweggeführet. Nachdem nun die Seerauber diese ihre Beute weit über Meer mit sich fortgebracht hatten / und endlich an ein Eyland angefahren waren / auch daselbst / vom Schlaff überfallen / sich niederlegten / kamen andere / überfielen die Räuber / und brachten sie insgesamt ums Leben. Hymenaeussäumte sich hierauf nicht lang / liesse die Jungfrauen allda / und kehrte auf das eilfertigste nach Athen/ mit seinen Landsleuten sich zu vergleichen / daß man ihm / wann er ihnen ihre Töchter wieder bringen würde / seine Geliebte zur Ehe geben solte / welche er / nachdem er selbige glücklich wieder heimgebracht / auch nach Wunsch erlanget hatte. Weil nun diese Ehe höchstglücklich ware / haben die Athenienser vor gut angesehen / den Namen deß Hymenaeusbey den Hochzeiten anzuruffen. So weit Luctatius. Donatusaber in Adelph. Terent. und Serviusin lib. I. Aeneid. geben vor / es habe HymenaeusselbstTA 1680, Iconologia Deorum, S. 70diese Jungfrauen erlöset / indem die vom Schlaff überfallene Seeräuber von ihme umgebracht worden. Und so viel von der Griechen ihrem Hochzeit-Gott.

Die Römer rufften bey ihren Hochzeiten den Thalassionumb Glück und Seegen an / und verhielte sich die Sach / wie dieselbe Liviusbeschreibet / also: Es sey nämlich zu Rom/ in Entführung der Sabinischen Jungfrauen / eine / so an Gestalt und Schönheit allen andern vorgegangen / von deß ThalassiusCompagnie mit genommen worden / da man dann vielen / die gefragt / wem sie dieselbe zu führten / damit Sie an ihren Jungfräulichen Ehren unverletzt bleiben möchte / zugeschrien / man bringe sie dem Thalassius; daher nachgehends kommen / daß dieses Wort bey Hochzeiten zum Glückwunsch gebrauchet worden. Thalassiuswurde von den Römern bey ihren Hochzeiten angeruffen.Oder es hat dieser Gebrauch seinen Ursprung daher genommen; weil Thalassio/ nach deß VarroMeinung / ein Zeichen der Wollen-Arbeit ist: dann man nennte Thalassio einen Korb / oder ein Gefäß / so zum Wollen-Spinnen sehr bequem und tauglich ist / da dann die Alten mit diesem offt wiederholten Worte die Braut erinnern wollen / was hinführo ihres Amts seyn würde; welches auch Plutarchusin seinen Problematibus bekräfftiget / und eben das erzehlet / was wir droben vom Rocken / der Spindel und der Einhertrettung auf dem Schafs-Fell gesagt haben. Festusist der Meinung / es habe sich die Braut auf das Fell gesetzt / (dann von demselben wird die Wolle zum spinnen gebrauchet) und diese Wort geredet: Wo du Cajus seyn wirst / da will ich Caja auch seyn. Durch welche Worte sie zu verstehen geben wollen / daß alles zwischen Mann und Weib gemein seyn müsse. Und sind einige der Meinung gewesen / es sey dieser Nam bey den Hochzeit - Ceremonien gebraucht Caja Caeciliaeine tugendhaffte Römerin. worden / der Caja Caeciliazur Ehren Gedächtnus / die auch Tanaquilgeheissen / und deß Tarquinus PriscusGemahlin gewesen / die den Namen einer rechtverständigen / mit allen Tugenden ausgezierten Weibs-Person davon getragen / welche ihr Haus mit höchster Sorgfalt versehen und verwaltet hatte. Von ihr erzehlet Pliniusaus dem Varrodaß ihr Rocken und Spindel / einige setzten auch hinzu die Pantoffeln / zu Rommit grossem Fleiß auffgehoben worden. Daher ist die Gewonheit entstanden / daß die Braut / wann sie das erste mahl in deß Bräutigams Haus gienge / den Rocken samt der Wolle und Spindel mit sich zu bringen pflegte / umb sich selbst dardurch / der Tugend dieses herrlichen Musters aller Weiber nachzufolgen / aufzumuntern / als welche dem Servius Tullius/ ihrem Eidam / das Königliche Kleid / so nachmahls in den Glücks-Tempel aufgehänget worden / selbst gemacht zu haben gerühmt wurde. Die Römische Braut wurde überdiß mit einem Gürtel umbgürtet / welchen ihr derDer Braut-Gürtel von Schafs Wolle.Bräutigam auflösete. Dieser war / wie Sextus Pompejusmeldet / aus Schafs-Wolle gemacht; dardurch anzuzeigen / daß / wie dieselbe / auf Kneule gewunden / an einander hanget / also auch mit ihr nunmehr ihr Mann vereinigt und verbunden sey. Diesen mit einem Herculischen Knoten verknüpfften Gürtel löste der Mann zu einer guten Vorbedeutungs-Anzeig auf / daß er in Kinderzeugen gleichfalls so glückselig seyn würde / als Hercules/ der LXX. Kinder hinterlassen / gewesen; weswegen der Mann die Jungfrau-Göttinanruffte / vermittels derer er den Jungfer-GürtelWarum bey den Römern der Bräutigam die Junoangeruffen. vermeinte höchstglücklich aufzulösen. Diese Göttin trugen sie / wie Augustinuslib. 6. de Civitate Dei aus dem Varroerzehlet / mit einer gantzen Schaar der Götter in ihre Schlaff-Kammer / auf daß / durch deren Beyhülffe / der Mann die Blum der Jungfrauschafft desto leichter abbrechen / und die Braut sich um so viel weniger scheuen möchte / wann sie so viel Götter gegenwärtig sehe / die sie alle / dem Manne sich zu untergeben / gleichsam ermahneten / indem ein ieder sein sonderbar Amt verrichtete; dann unter ihnen die Verrichtungen unterschiedlich waren / unter denen doch Venusund Priapusden Vorzug hatten.

Was ist aber nöhtig die Zahl der Götter herzurechnen / die von den Alten den Hochzeiten vorgesetzet worden / da sie doch fast unzehlich ist? worüber sich auch nicht groß zu verwundern / weil / wie wirdroben bereits erwehnt / bey den Alten die Gewonheit war / allen Menschlichen Actionibus und Wirck - oder Handlungen gewisse und eigne Götter zuzuordnen / die / ob sie wohl unterweilen nicht an Göttlicher Macht / dannoch in Beynamen unterschieden waren: welches aus dem Martianus Capellalib. II. Philolog. erhellet /Der Junoviererley Namen. allda er die einige Juno/ wegen vielerley Amts-Verrichtungen / die man ihr in dem Ehestande zu verwalten zuschriebe / mit vier sonderbaren Namen benennet / als da sind: Interduca/ Domiduca/ Unxiaund Cinxiaauf der Reise beschützest / und in glückliche Häuser einführest / auch wann sie die Pfosten beschmieren / ihnen einen glücklichen Namen anschreibest / und sie / wann sie in ihren Braut-Betten den Gürtel ablegen / nicht verlassen mögest. Es ist aber einmahl von den Hochzeit-Göttern gnug gemeldet / von deren Bildnißen ich michnicht erinnere bey den Alten etwas gelesen zu haben.

Nun wollen wir uns wieder zu den Gebräuchen wenden / die bey den Hochzeiten üblich waren / so fern sie zu deß HymenaeusBildnus dienen können. Man pflegte vorzeiten die Thürpfosten mit Hauben zu zieren / und mit Schmeer zu bestreichen / damit nicht einige Zauberey hineingebracht würde. DieTA 1680, Iconologia Deorum, S. 71Männer streueten Nüsse aus / welche die Jungen mit einem grossen Geräusch auflasen / damit das Geschrey der Braut / wann sie ihr etwan den Jungfer-Gürtel nicht auflösen lassenWarum die Römer bey ihren Hochzeiten Nüsse auswerffen lassen. wolte / von den Umstehenden nicht gehöret werden möchte. Andere wollen / es seye darumb geschehen / daß der Mann hierdurch zu verstehen gebe / er habe allen kindischen Spielen nunmehr abgesagt / und die Jünglings-Possen gäntzlich weggeleget. Varrovermeinte / die Ursach deß Nüß-Ausstreuens seye diese / daß der Ehestand unter deß Jupitersglücklichen Vorbedeutungs-Zeichen angefangen würde / und die neue Braut eine Matron seyn sollte wie die Juno/ weil die Nüsse in deß JupitersSchutze waren. Aber so viel auch von dieser Materi.

Deß HymenaeusBildnus.Es wurde der Hymenaeusmit Blumen und Majoran umkräntzet gemahlt / in der rechten Hand hatte er eine Fackel / in der Lincken aber eine gelbe Decke Flammeum genennt / wormit die neu-verlobten Weibspersonen sich zu bedecken pflegten; solches kan nicht unfüglich auf die Schaam und Röte der Braut gezogen werden / welche die Alten unter dem lateinischen Namen Pudorals eine Göttliche Macht verehrten: dannenhero ihr zu Athenein Altar geheiliget / und zu Lacedämonein Bildnus aufgerichtet worden / und zwar aus dieser Ursach / welche Pausaniasin Laconicis erzehlet: Nachdem Icariusdem Ulyssesdie Penelopezur Gemahlin gegeben / hat er von ihme geforschet / ob er nicht zu Lacedämoneine Behausung zu haben verlangte? Weil er sich aber in dieser seiner Hoffnung betrogen befunden / hat er seine Tochter ersuchet / ihn doch nicht zu verlassen / sondern bey ihm zu bleiben. Ja er hat ihr / als Sie schon auf der Reise begriffen ware / auf einen Wagen nachgesetzt / und deßwegen nochmals flehentlich gebetten und angesucht. Daher Ulyssesendlich / durch dieses seines Schwäher-Vatters ungestümmes Anhalten überwunden / der Penelopedie Wahl gelassen / entweder ihm zu folgen / oder aber / so es ihr anders beliebte / mit dem Vatter wiederumb Pudor, oder die Göttin der Schamhafftigkeit. zurück nach Lacedämonzu kehren / da sie dann / wie man schreibt / nichts geantwortet / sondern nur das Gesicht verhüllet haben solle; daher Icarius/ als der hieraus zur Genüge verstanden / wie sie gesinnet ware / ihr mit dem Ulyssesfortzufahren vergünstiget. Hierauf hat er die Bildnus der Schaamhafftigkeit auf dem Wege an dem jenigen Orte / da die Penelope/ als sie das Gesicht verhüllet / gestanden / aufgerichtet / welche vielleicht ebenmässig mit verdecktem Gesichte vorgestellet worden. Dannenher die neuen Bräute nicht unbillig das Angesicht mit dem Flammeo, oder der also genannten Decke / zu verhüllen pflegten / die Hymenaeusin der lincken Hand hielte / der auch an den Beinen mit Saffran-gelben Strümpffen bekleidet war. Dessen Bildnus hat Catullusin einem Hochzeit-Gedichte Hymenäusvom Catullusbeschrieben.über das Braut-Fest der Juliaund des Manliussehr wol beschrieben hinterlassen / mit diesen Worten:

Collis ô Heliconij
Cultor, Uraniae genus,
Qui rapis teneram ad virum
Virginem O HymenaeeHymen:
Cinge tempora floribus
Suave olentis amaraci;
Flammeum cape laetus: huc
Huc veni, niveo gerens
Luteum pede soccum.
Excitusque hilari die,
Nuptialia concinens
Voce carmina tinnula,
Pelle humum pedibus
Pineam quate taedam.
Du treugesinnter Knecht deß grossen He - licons /
und wolgeborner Zweig deß hohen Him - mels-Throns /
O Hymenäus! der du weist die Jungfer - Schaaren
mit sondrer Listigkeit mit Jünglingen zu paaren /
umkräntz dein kluges Haupt mit man - cher Blumen Art /
die lieblich vom Geruch und am Gewäch - se zart.
Ergreiff die Flammen-Deck / die weisse Füß laß lauffen
in gelben Strümpfen her zu unserm Hoch - zeit Hauffen.
Ermuntre dich mit uns an diesem Freu - den-Tag /
stimm Hochzeit-Lieder an / daß man ver - nehmen mag
den angenehmen Thon / stampff tapffer mit den Füssen /
und laß Rauch / Dampff und Pech von dei - ner Fackel fliessen.

Hymenäusvom Senecaabgebildet. Senecaaber bildet ihn in seiner

in wenig Versen also ab:

Et tu, qui facibus legitimis ades,
Noctem discutiens, auspice dex - tera,
Huc incede, gradu marcidus ebrio,
Praecingens roseo tempora vinculo.
Du / der du ehrlichen Hochzeiten beyzu - wohnen /
die neuen Ehleut auch mit Preiß pflegst zu belohnen /
treib weg die finstre Nacht / tritt glück - lich zum Anfang
mit trocknem Fuß herein / und wackelen - dem Gang.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 72
brich frische Zweige ab vom Rosenstock im Lenzen /
um mit demselben uns die Häupter zu be - kränzen.

Hymenäusvom Claudianusbeschrieben.Auch Claudianussinget / im Hochzeit-Gedichte deß Palladiusund der Serena/ von dem Hymenaeusalso:

Dulce micant oculi, niveas infecerat igni
Solque pudorque genas: dubiam lanu - ginis umbram
Caesaries intonsa tegit.
----- Die Augen spielten süß;
Die Wangen weiß als Schnee vom Feuer angestecket
der Sonn und Schaam zugleich; sehr an genehm bedecket
deß Milchhaars Schatte war vom lang gelocktem Haar.

PLATTE G.Die grosse Mutter.

Magna Materoder die grosse Mutter.DIe Erde ist von den Alten für die erste unter allen Göttern gehalten / und dannenhero die Grosse / und der Götter Muttergenennet worden. Es sind ihr / nach Mannigfaltigkeit und unterterschiedlichen Eigenschafften der Natur / viel und mancherley Namen gegeben worden: Man hat sie auch auf vielerley Weise verehret / und ihr verschiedene Statuen aufgerichtet. Derowegen wir zum Theil von ihr / nachdem sie bißweilen unter der JunoNamen angedeutet worden / bereits droben gehandelt; ist daher allhier noch übrig von andern Bildern zu reden / so / mit anderer Götter Namen benennet / uns die Erde vorbilden / als welchem einigem Natur-Theile / nach deß PliniusWarum die Erde eine Mutter genennet worden.Meinung

wegen dessen vortrefflichen Würdigkeiten / wir den Namen der mütterlichen Verehrung zugelegt / weil Sie uns / wann wir gebohren werden / willig aufnimmet. Derohalben pflegten die Alten ein neu-gebornes Kind alsobald auf die Erde zu legen / gleich als ob sie es der Mutter aller Dinge in die Arme gegeben hätten / und huben es stracks wiederumb auf /Göttin Levana. welcher Ceremonie sie die daher also genennte Göttin Levanavorsetzten: wie sie dann auchGöttin Cunina. die Cuninaoder Wiegen-Göttinverehrten / als welche / nach ihrer Meinung / die Kinder in der Wiegen beschützte / und alle Zauberey von ihnen abwendete. Der Gott Vagitanus Vagitanus/ Paventia/ Edusaund Potina.stunde dem Weinen der kleinen Kinder vor. Paventiawurde vor die Göttin deß KinderSchreckens gehalten. Edusaund Potinawaren zwey Göttinnen / die der Kinder Essen und Trincken zu beobachten geglaubet wurden. Es nimmt uns aber die Erde / wann wir gebohren werden / alsobald willig auf / ernähret und erhält uns stätig / fasset uns auch endlich erst recht in ihren Schoß / wann sie uns im Todevon der übrigen Natur abgesondert / als eine wahre Mutter bedecket. Nicht allein aber die Menschen und wilde Thiere / sondern alles / was man siehet / scheinet sein Leben von der Erden zu bekommen / und von derselben genährt und erhalten zu werden; Dannenher sie billig die Grosse und selbst der Götter Muttergenennet wird; weil bekannt / daß man die Götter / so von den Alten geehret worden / ehmahlen vor Menschen gehalten / als die von den Erd-Früchten / wie andere sterbliche Menschen / gelebt hätten.

Die grosse Mutterhat sonst mehr andere Namen.Dieser Göttin hat man unterschiedliche Namen gegeben / als Ops/ Cybele/ Vesta/ Rhea/ Ceres/ und andere mehr / welche die Erde etlicher massen bedeuten; deren Namen / Fabeln / und anderes / so von ihnen gerühmt wird / wirin diesem Werck erklären wollen / wann wirderen Bildnussen bey Gelegenheit beschreiben werden; dann gleichwie die Mahler ihre Gemählde mit allerhand Zierrahten bekleiden / wordurch der Anschauenden Augen belustigt werden können: also haben auch wirdiese von uns entworffene Bilder mit allerley Art Farben zu unterscheiden beschlossen / damit sie der Lesenden Gemühter desto mehr belustigen mögen; dann ichallhier bald einen Namen erkläre / bald eine Fabel mit untermische / die ichentweder durch weitläufftige Auslegung erläutere / oder nur oben hin berühre / auch nicht unterlasse / etwas mit beyzufügen / so zur Historie gehörig. Ichwill aber alles dieses also vorzustellen michbefleissigen / daß es an rechtem Ort und gehöriger Stelle geschehe / woraus der Leser / dafern er nicht grosses Vergnügen daran haben solte / gewißlich auch keinen Eckel empfinden wird / weil die Abwechsel - und Veränderung den Eckel eines Theils weg zunehmen von Natur geartet ist.

Es ist dannenhero die grosse MuttervonTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel G (nach S. 72)

[figure]

I. de Sandrartdelin:

S. C. M.

I I. Sandrartsculpsit

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 73 Ops.den Alten Opsgenennet worden / nemlich von ihrer Hülff-Leistung; dieweil nichts ist / das denen Menschen das Leben zu erleichtern grössern Behuff giebt / als die Erde / welche vom Homerusζείδωρον, das ist / eine Lebens-Geberin benamset wird / weil sie dasjenige / worvon wir leben / und allda wir uns füglich aufhalten können / reichlich dargiebet / auch uns in viel Weis und Wege / als eine treue Mutter / gutes thut. Wann sie Martianusbeschreibet / saget er unter andern / daß sie eines hohenWie sie vom Martianusbeschrieben worden. Alters und starck vom Leibe sey; welches mit dem überein stimmet / was Pausaniasin Achaicis von einem Bilde deß Erdreichs erzehlet / welches sie Eurysternon, das ist / mit einer breiten Brust begabet / nenneten. Ob diese nun gleich fruchtbar und mit Früchten umgeben ware / hatte ihr doch der grüne Mantel ein blühend manchfärbiges Kleid angezogen / worinnen alle Edelgesteine und Metalle / wie auch aller Einkünfften und Früchte Uberfluß zu sehen war. Aus welcher Bildnus ein iedweder die Erde verstehen wird / welche / nach deß AugustinusZeugnus / Varrodie Opsgenennt haben will / dieweil / iemehr sie durch menschlichen Fleiß gebauet wird / desto mehrere Früchte sie zu tragen pfleget. Eben diese / sagt Varro/ wird auch Proserpinavom Hervorbringen genennet / die weil aus ihr die herauswachsende Früchte hervor kriechen. Vestawird sie genennet / weil sie mit grünenErklärung der Bildnis der Göttin Ops. Kräutern bekleidet wird. Boccatiusim

drucket ihr Bildnus aus / und erkläret was sie sey / indem er saget / sie habe auf dem Haupt eine Thurnformige Krone; dann der Umfang der Erden ist wie eine Krone mit Städten und Städtlein bezeichnet und umgeben. Uber dis wird das Kleid durch Einwebung allerley Zweigen und Kräuter unterschieden; wordurch die viele und mancherley Bäume / Pflantzen und Kräuter ausgedruckt werden / mit welchen der Erdboden bewachsen ist. In der Hand träget sie einen Scepter; wordurch Königreiche / Reichthumb und menschliche Gewalt / so auf Erden sind / angedeutet werden. Die Paucken / so bey ihr zu sehen / zielen auf die Runde der Erden / welche in zwey Halb-Kugeln getheilet wird / deren eine die Obere in welcher wir leben / die andere die Untere / welche die jenige / so uns die Füsse entgegen kehren / bewohnen / genennet wird. Sie fährt auf einem Wagen mit vier Rädern; dann ob sie wol unbeweglich stehet / gehen doch die Wercke / so in ihr geübet werden / in einer gewissen Ordnung gleichsam durch die vier Jahrs-Zeiten fort / daß immer eins auf das andere folget. Daß sie von Löwen gezogen wird / bedeutet entweder der Acker-Leute Arbeit / wann sie den Saamen in die Erde streuen; weil / wie Solinusbezeuget / die Löwen / wenn sie über einen staubigen Grund oderDer Löwen Natur. Boden gehen / mit dem Schwantz ihre Fußstapffen wiederum vertilgen / damit sie von denJägern dardurch nicht ausgespüret werden: welches auch die Ackerleute / nachdem sie den Saamen in die Erde geworffen / von Stund an zu thun pflegen / indem sie den Saamen wiederum verdecken / damit er nicht von den Vögeln weggetragen und aufgefressen werde. Oder sie haben hierdurch / weil die Beine der Löwen härter denn anderer Thiere sind / zu verstehen geben wollen / daß die Thiere / so die Erde umpflügen sollen / stärcker als andere seyn müssen. Oder aber / es wird durch die Löwen / welche wir unter den vierfüssigen Thieren die Könige nennen / und dem Joch der Opsunterworffen sind / angezeiget / daß die Herren der Welt / den Gesetzen deß Erdkreises unterworffen seyen. Wann wir aber die Fabel recht ansehen / so befinden wir / daß Hippomanesund Atalanta/ weil sie in dem der Götter-Mutter geheiligten Lustwald / ohne Schaam und Scheu vor den Göttern / sich fleischlich mit einander vermischt / von ihr in Löwen verwandelt / und vor ihren Wagen gespannet worden. Die ledige Sitze aber umb sie her bedeuten / daß nicht allein die Häuser / sondern auch die Städte / welche der Einwohner Sitze sind / sehr offt / entweder durch grassirung einer Pest / oder durch Krieg / leer und öd gemacht werden: oder weil auf der Erde die meisten Oerter unbewohnet sind; oder weil der Erdboden iederzeit denen / so noch geboren werden sollen / ledige Stellen aufbehält. Von den Alten wurden ihr die Corybantes oder gewaffnete Priester zugeordnet / die sie umbgaben; anzudeuten / daß ein iedweder Mensch für sein Vatterland sich der Kriegs-Gefahr unterwerffen / und die Waffen für desselben Wolfahrt ergreiffen solle.

Schlüssel in der Hand der grossen Mutter.Uberdiß schreibet Isidorus/ es sey der Götter-Mutterein Schlüssel in die Hand gegeben worden; uns dardurch zu verstehen zu geben / daß die Erde im Winter verschlossen werde / und den ausgestreueten Saamen in ihrem Schoße verberge / biß er im Frühling wieder hervorbreche; dann alsdann wird / wie Alexander Neapolitanusdavor hält / die Erde eröffnet. Die Alten haben sie unterweilen mit vier Kräntzen gezieret; dann die Menschen vor alten Zeiten von denen durch die Erde hervorgebrochenen Eicheln zu leben pflegten / gleichwie wir anietzo vom Getraide und andern Früchten unsere Unterhaltung haben / deren uns eben dieser Erdboden zur Gnüge darreichet. Ihre Kronen waren unterweilen von Kieffern - oder Zirnen-Bäumen: dann dieser Baum ihr heilig und gewidmet war / wegen derselben grossen Menge / so in Phrygienzu finden / als woselbst sie am ersten vor eine Göttin gehalten / und mit sonderbarem Dienste verehret worden / also / daß man sieDie Phrygische Göttin hiervon die Phrygische Göttingenennet hat; wie dann auch derselben Landschafft hohes Gebirge / Berecynthusgenannt / ihr den Namen Berecynthiazu wegen gebracht / massen sie Virgiliuslib. VI. Aeneidos, da er ihr dieTA 1680, Iconologia Deorum, S. 74Stadt Romverglichen / also tituliret / wann Er saget:

--- --- qualis Berecynthiamater
Invehitur curru, Phrygiasturrita per urbes,
Laeta Deum partu, centum comple - xanepones.
Mit Berecynthiader Mutter sich ver - gleicht /
die prächtig einher fährt und an die Thür - ne reicht /
Erhaben und gekrönt hochherrlich anzu - schauen /
In Phrygischem Gebiet/ von Männern und von Frauen /
erfreuet durch Geburt der Götter / und umfängt
viel hundert Enckelein / die allesamt ver - mengt
sind mit den Himmlischen / die / nach dem kur - zen Leben /
auf hoher Sternen-Burg in süssen Freu - den schweben.

Zirnenbaum der grossen Muttergewidmet.Oder es ist der Zirnen-Baum der grossen Mutterdarum gewidmet gewesen / die weil gesagt wird / es sey Atisein vortrefflich schöner Jüngling von ihr geliebt / und in diesen Baum verwandelt worden. Die Fabel hiervon ist diese: Die in diesen Jüngling verliebte Göttin hat ihn zu sich beruffen / und ihme die Verwaltung ihres Gottes-Diensts anvertraut / iedoch mit dem Beding / daß er ewige Jungfrauschafft halten sollte / welches er auch zu thun eydlich angelobt / hernach aber in die Schönheit einer Nymphe/ deß Flusses SagarisTochter / sich verliebt / deß Versprechens vergessen / und mit derselben sich vermischet. Nachdem solches die Göttin erfahren / hat Sie diese Nymphe alsobald aus dem Mittel geräumet / den Jüngling aber von sich ausgetrieben: Der dann / nach dem ihm die Sünde im Gewissen aufgewacht / in solche Unsinnigkeit gerahten / daß er auf den Bergen umbher lauffend unaufhörlich geschryen / geheulet und das Haupt sehr verletzet / an den schärffsten Felsen gantze Stücke Fleisch abgestossen / und endlich das männliche Glied / als mit welchem er sich versündigt / abgeschnitten und von sich geworffen; Da dann die Göttin letztlich aus Mittleiden gegen ihm bewogen / ihn in einen Zirnen - oder Kiefern-Baum verwandelt / und damit sie zu erkennen geben möchte / wie sie dieses[ Jünglings] noch nicht vergessen hätte / hat sie sich mit Zirninen Zweigen zu krönen / ihre Priester an einem scharffen Felsen sich zu castriren / an denen ihr zu heiligen verordneten Festtägen umherzugehen / die Köpffe anzustossen / die Arme zu durchstechen / und den gantzen Leib zu verwunden verordnet / damit sie hierinn dem Atysnachahmeten. Diese Priester wurdenauch Galligenennet / welchen Namen sie von einem so genannten Flußeselbiger Landschafft überkommen / weil allda die / so aus selbigen Wasser getruncken / alsobald in eine rasende Unsinnigkeit geriehten. Pausaniasin Achaicis Attaoder Atys. schreibet / es sey zu Dymeenein Tempel der Mutter Dindymenaund dem Attaoder Atysgewidmet gewesen. Vom Attaerzehlet er diese Fabel / daß er der Götter-Mutterbey den Lydiern ihren Dienst verrichtet / dannenhero ihn Jupiter/ als er ihn bey ihr in solchen Gnaden gesehen / geneidet / und ein wild Schwein dahin geschicket / welches der Lydier Arbeit und Wercke verwüstet / und den Attaselbst umgebracht habe. Von eben diesem erzehlet er noch eine andere weit ungereimtere Fabel / folgender Gestalt: Man sagt / es habe der Jupiterim Schlaf den Saamen auf die Erde Agdistis. fallen lassen / woraus ein Geist beyderley Geschlechts entsprungen / welchen er Agdistisgenennet: weil aber die Götter sich für diesem gefürchtet / hätten sie ihm die Schaam abgeschnitten / und daher sey der Mandelbaum entsprungen / dessen Frucht / nachdem sie reiff worden / deß Flußes Sagaris Tochtergenommen und in ihren Schoß geleget habe / da dann diese Frucht von Stund an verschwunden / das Mägdlein aber darvon sey schwanger worden / und als sie ein Knäblein geboren / habe ein Bock dasselbe / weil es hingeleget worden / versorget: Als aber desselben Schönheit fast über-menschlich / habe sich Agdistisin den Knaben / den man Attishiesse / verliebt. Dahero man ihn / als er erwachsen / nach Pesinuntzu deß KönigsTochter verschickt: Es habe aber Agdistisso viel zu wegen gebracht / daß Attes/ von der Unsinnigkeit ergriffen / sich selbsten verschnitten / deme auch der König / so ihm’seine Tochter gegeben / hierinnen nachgefolget; Hierauf habe Agdystisangefangen eine Reu zu empfinden über dasjenige / so er gethan hatte / dahero er vom Jupitererlangte / daß nichts von deß AttesLeichname faulen oder verwesen mögte. So viel hiervon Pausanias. Was der Attisbedeute. Eusebiuslib. III. de Praeparat. Evangel. saget: Attisbedeutet insonderheit die Blumen / welche ehe sie zur Frucht kommen / abfallen; daher man sagt / es sey ihm die Männligkeit abgeschniten worden.

Wir kehren uns aber wieder zur grossen Mutter/ welche vorzeiten mit grosser Solennität aus Phrygiennach Romgeführet worden: Dann es hatte der Raht einige Gesandten dahin geschickt / nachdem sie / dieselbe in die Stadt holen zu lassen / durch die Sybillinische Bücher erinnnert worden waren. Das Schiff aber / in welchem dieses Bild dahin gebracht wurde / war im Schlunde deß Tyber-Flußessitzen geblieben / und hatte durch keineWie der Vestalin ClaudiaKeuschheit Gewalt von dannen bewegt werden können. Darauf die Vestalin Claudia/ welche wegen übel-verwahrter Keuschheit in einem bösen Ruffe war (dann weil man sie in SchmuckTA 1680, Iconologia Deorum, S. 75bewähret worden.ziemlich prächtig / und im täglichen Umgange mit den Leuten etwas freymühtiger gemerckt / war sie bey einigen in Verdacht gerahten / als ob sie ihre Schamhafftigkeit nicht wohl beobachtet) ihre Hände zur Göttin aufgehaben / und sie mit diesen Worten angeredet: Du weist sehr wohl / daß ich ins gemein für unkeusch geachtet werde / dahero bitte ich dich / daß du / wann ich dieses Lasters schuldig bin / mich öffentlich straffest; dafern ich mich aber iederzeit rein und keusch gehalten habe / so wollestu dich / zu einem kundbaren Zeugnus dessen / nicht weigern meiner keuschen Hand zu folgen. Nachdem sie dieses gesagt / hat sie ihren Gürtel ans Schiff gebunden / und dasselbe mit grosser Erstaunung aller Zuschauer / ohne alle Mühe / wohin sie gewollt / fortgezogen. Dahero von selbiger Jungfrau nachgehends niemand das geringste wider ihren guten Leumund zu reden / ja auch nicht zu gedencken / sich erkühnen dörffen. Dieses hab ich beyzufügen der Mühe wol wehrt geachtet / damit die jenigen / so die Bildnus der Keuschheit und Schaamhafftigkeit ausdrücken wollen / etwas haben / wornach sie sich richten können: wiewohl es an viel und herrlichen Anweisungen / die in diesem Buch hin und wieder mit beygefügtBildnus der grossen Mutter. sind / nicht ermangelt / wornach man dieselbe leichtlich bilden kan. Dieser Göttin nach Romgebrachtes Bildnus war in einem schwarzen Stein ausgegraben / welches als es dahin kommen / allwo der Almonsich in die Tiberergeust / ist es von dem Priester aus dem Schiff auf einen Wagen / den zwey Kühe zogen / gelegt / und mit grossem Pracht / und deß Volcks öffentlicher Freuden-Bezeugung in die Stadt gebracht und angenommen worden / hiernächst wurde alle Jahr dieses Gepräng und Solennität wiederholt / und der Gutsch-Wagen / worauf man dieses Bild geführet / ja / auch das Bild selbst / Priester und Schwerdter abgewaschen / welches Ovidiusmit folgenden Worten zu verstehen giebt:

Est locus, in Tiberim, quo lubricus influit Almon,
Etnomen magno perdit in amne minor.
Illic purpurea canus cum veste Sa - cerdos
Almonis dominam, sacraque lavit a - quis.
Der Ort ists / da Almonder Tiebersich ein - führet /
und seinen Nam als klein / in grossem Fluß verlieret.
Woselbst im grauen Haupt der Priester nach sich zescht
den prächtgen Purpur-Rock / und in den Almonwäscht
die Frau / und heiliges Geräht = =

In diesem Gepränge giengen viel barfuß vor dem Wagen her / die von dieser Göttinund ihrem Buhlen Atysdie allerschändlichste Lieder sungen. Daher Augustinuslib. II. von der Stadt Gottes wider diese schändliche Ceremonien folgende Worte gebrauchet: Vor ihrem Wagen wurden / an ihrem solennen Badfeste / von den leichtfertigsten Personen / solche Dinge gesungen / dergleichen / will nicht sagen der Mutter aller Götter/ sondern nur der Raht-Herren oder einiger aufrichtiger Männer / ja auch einer öffentlichen Comoedianten-Mutter zu hören nicht geziemte. Herodianusbezeuget in Historia Commodi ein gleichmässiges / wann er saget: Im Anfang deß Frühlings / und an einem darzu bestimmten Tage / hielten die Römer der Götter-Muttereine öffentliche Procession / allda sie allen ihren Reichthumb und Hausraht von allerley Materie und Kunst der Göttin vortrugen / und war aller Orten iedwedem erlaubt zu spielen / also daß sie sich vermummeten / wie es einem ieden beliebig und gefällig war. Es sind auch von den Alten andere gewisse Feste / Spiele und Opffer dieser Göttin zu Ehren angeordnet worden: weil sie aber zu unserm Vorhaben nichts zu dienen scheinen / unterlassen wirOpffer der grossen Mutter. selbige hier zu berühren. Nur dieses wollen wir sagen / daß man ihr allzeit eine SchweinsMutter geschlachtet / dann weil dieses Thier auf einmahl sehr viel Junge zu werffen pfleget / ahmet sie der Fruchtbarkeit der Erden gleichsam nach. Ovidiuserzehlet / daß man ihr / als sie das erste mahl in Rom kommen / eine junge wilde Kalbe aufgeopffert habe / also daß die Römer vielleicht den Egyptern hierinnen nachgefolget / welche / wann sie durch ihre Hieroglyphische Buchstaben die Erde andeuten wollen / einen jungen Ochsen oder Kuh (wie Macrobiusschreibet) abgebildet.

Die Erde wurde von den Teutschen für eine Göttin gehalten.Beym Tacituslieset man / daß einige teutsche Völcker der Mutter Erde göttliche Ehre erzeiget / als welche den Menschen zu Nutz in allen Dingen gebraucht würde. Weil aber dieselbe (wie wir bereits oben gesagt) weder Tempel noch Bilder hatten / verrichteten sie ihren Gottes-Dienst in einem Walde. Sie hatten einen Wagen mit Tüchern bedeckt / welchen niemand / ohne allein der Priester / anrühren dorffte / als der allein wüste / daß die Göttin daselbst wäre: dannenher er niemahls von demselben zu weichen pflegte / welchen ins gemein zwey Kühe durch dieselbige Landschafft zogen. Alsdann wurden die Feyer - oder Fest-Täge allen Einwohnern angekündet; man durffte mit keinen Waffen umgehen / sondern es musten selbige alle verschlossen werden; das gantze Land hatte guten Frieden und Ruhe / die Oerter aber / durch welche die Göttin geführt worden / pflegte man sehr heilig zu halten. Wann sie von der weiten Reise müde war / oder ihr bey den Menschen nicht länger zu bleiben beliebte / pflegten sie den Wagen / worauf sie gefahren /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 76in einer Lachen zusamt den Kleidern / wormit sie bedeckt gewesen / ja / auch sie selbsten abzuwaschen. Die Knechte aber / so dieses Werck verrichtet hatten / wurden nicht mehr gesehen / sondern von der Lachen verschlungen: welches die Gemühter dieser Völcker mit unglaublichem Eifer erfüllte / und sie zu desto grösserer Verehrung der Göttin reitzete. Eben diese Mutter wurde (wie Tacitusgleichfalls erzehlet) von andern Völckern in Teutsch-Landeverehret / die doch kein Bildnus von ihr hatten: zum Zeichen ihrer Religion aber trugen sie eines wilden Schweins Bild / welches ihnen zu Waffen und Vertheidigung dienete / als wordurch Sie sich dieser Göttin Hülffe / auch unter ihren Feinden / versicherten.

Andere Abbildung der grossen MutterIn einem Schaupfenning der Faustina/ ist die grosse Mutterdergestalt abgebildet: Sie sitzet als eine mit einer Thurn-förmigen zugespitzten Krone gezierte Matron / und steuret mit dem rechten Arm auf ihren Sitz / in der Lincken hält sie einen auf dem Knie ruhenden Schild; auf ieder Seite hat sie einen Löwen. Sonst ist sie auch von einem Phrygischen Cybele. Berge die Cybelebenamset worden:Cubus oder Würffel-Figur. wiewohl Festus Pompejuswill / daß sie also ἀπὸ τοῦ κύβου das ist / von Cubo, oder einer Würffel-Figur genennet worden; wie ihr dann eben aus dieser Ursach von den Alten ein Vier-Eck oder Würffel / wordurch die Standfestigkeit der Erden bedeutet ist / zugeeignet worden / weil / wie man auch denselben werffen mag / er dennoch allezeit gerade zu stehen pflegt. Ihr Bildnus stimmet mit dem jenigen überein / das wir droben der grossen Mutterzugeeignet haben; dann sie auf dem Haupte gleichfalls eine Thurnförmige Kron träget / wie Lucretiusim II. Buch von ihr saget:

Muralique caput summum cinxere corona:
Eximis munita locis, qvod sustinet urbes.
Es war das hohe Haupt mit einer Kron gezieret
den hohen Thürnen gleich / dieweil von ihr herrühret
der Städte Unterhalt.

Wer mit der Mauer od Thurmförmigen Krone beehret worden.Mit dieser Krone wurden vorzeiten diejenige begabet / welche am ersten deß Feindes Mauer erstiegen. Dero Wagen wird von Löwen gezogen: welches / nach einiger Meinung / vorbildet / daß die Erde in der Lufft hange. Ihr Wagen stehet auf Rädern; dieweil die Himmels-Kreiße durch stetswährende Bewägung sich um die Erde drehen / welches auch durch die Löwen / als grimmige wilde Thiere angedeutet wird; sintemahln die Himmel sehr starcke Cörper sind / welche die Lufft in sich zwingen / und die Erde erhalten / damit sienicht zerfalle. Dannenhero an eben diesem Orte beym Lucretiusgelesen wird:

Hanc veteres Grajum docti cecinê - re Poëtae,
Sedibus in curru bijugos agitare Le - ones,
Aëris inspatio magnam pendere do - centes
Tellurem, neqve posse in terra siste - re terram.
Von der die Griechische Poeten dort ge - schrieben /
wie in den Wagen sie zween Löwen hab ge - trieben
vor sich / daß in der Lufft / (dardurch zu deuten an)
das grosse Weltrund hang / und gantz nicht ruhen kan /
die Erd auf Erden Grund etc.

Warumb der CybeleLöwen zugeeignet worden.So können auch die von ihr unter das Joch gezwungene Löwen bedeuten / daß die mütterliche Liebe alles überwinde. Daher Ovidiuslib. IV Fastorumvon ihr also schreibet:

--- --- Feritas mollita per illam
Creditur: id curru testificata suo est.
Durch sie die Wildigkeit begütigt wird ge - glaubt /
Ihr Wagen dieses selbst bezeuget und be - haupt.

Hiermit stimmet trefflich überein / was beym Aristotelesim Buch von wunderbaren Dingen stehet; dann er erzehlet / daß auf demSteine von verwunderlicher Eigenschafft. Phrygischen Berge Sipylusein Stein / so zwar nicht groß / iedoch länglicht und rund / gefunden werde / welcher / wann ihn iemand erlanget und in der CybeleTempel gebracht / habe er so viel in ihm gewürcket / daß er seine Eltern brünstig zu lieben angefangen / und so fort beständiglich mit aller observanz geehret / ob er auch gleich zuvor ihnen ungehorsam gewesen wäre / und so gar gewaltsame Hände an sie gelegt hätte. Andere meinen / wie Diodoruserzehlet / der Cybeleseyen darumb die Löwen zugeeignet worden / dieweil man sagt / sie sey auf dem Berge Cybelus/ von welchen sie den NamenViel Menschen sind von den wilden Thieren erhalten worden. bekommen / von ihnen genähret worden: wie dann viel andere mehr von den wilden Thieren sollen seyn erhalten worden / als Aesculapiusvon den Hunden / Romulusund Remusvon Wölffen / Thelephusvon den Hirschen / Semiramisvon den Vögeln / und der grosse Jupitervon den Spechten und der Geiß; welche Dinge ob sie wohl fabelhafftig lauten und scheinen / so sind sie doch in den Geschichten also verzeichnet und für warhafftig angenommenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 77nommen worden. Die jenige / so von den natürlichen Dingen geschrieben / haben die Elementa also unter einander vergemeinschafften wollen / daß eines leichtlich ins andere / nachdem es dicker oder dünner wird / verwandelt werden könte; Daher Platounter ihnen eine zehnfache Proportion zu seyn gehalten. Wann nun einer dieses wol bey sich erwogen / wird er sich desto weniger verwundern / daß die Götter der Alten so gar unter einander verwickeltDie Götter der Alten kan man nicht allezeit von einander unterscheiden. sind / daß man sie kaum von einander unterscheiden kan: zumahlen ein Gott bald dieses bald jenes Ding bedeutet / und hingegen öffters gantz unterschiedne Namen auf eine einige Sache gezogen werden / als / der Jupiterist gemeiniglich ein Kennzeichen deß Feuers / unterweilen auch der Lufft / dargegen wird die Junomeistentheils für die Lufft genommen / die doch auch unterweilen die Erde anzudeuten pfleget. Es ist zwar nur eine Sonne / wie auch nur ein einiger Mond / iedoch haben sie beyde viel Namen. Das Wasser ist vielen Göttern zugeeignet / und der Erden geschicht es ebenmässiglich / diese / weil sie stetig die Feuchtigkeit an sich ziehet / stösset sie die Dünste wieder von sich in die Höhe / welche / wann sie zusammengetrieben werden / in dem untersten Theil der Lufft die Wolcken machen / woraus nachmahls der Regen entstehet. Aus dieser Ursach will Phornutusdie Erde Rhea Rhea.genennt haben / weil gleichsam aus ihr der Regen ῥῇ das ist / fließe: dero man darumb / wie er schreibet / Paucken und Cymbeln / ingleichen Fackeln und Lampen zugeeignet / umb dardurch den Donner und Blitz anzudeuten / die gemeiniglich dem Regen vorzugehen pflegen. Andere meinen / die Paucken werden auf die Winde gezogen / welche die Erde in ihrem Eingeweide verborgen hat. Dieser Meinung ist Alexander Aphrodiseus/ welcher berichtet /Bildnus der Vesta. daß die Winde der Vestazugeschrieben werden / welche mit einem Jungfräulichen Angesichte abgebildet worden / und nichts anders ist als die Erde / die auch zu sitzen pfleget / zumalen sie also / wie Pliniusschreibet / vom Scopasausgehauen / und in deß Servilius Gartenzu sehen gewest / diese hielte auch in der Hand eine Paucke. Phornutusmeldet / man habe sie rund zu bilden pflegen / und seye mitten durch die Schultern angehefftet gewesen / weil die Erde also beschaffen / und dergestalt coagulirt auf einander sitzet. Uber dis sey sie / sagt er / mit weissen Kräntzen umblegt gewesen / dieweil sie gekrönt / und auf allen Seiten von dem weissesten Element überdeckt und verstecktBey den Alten sind zwo Vestae gewesen. wäre. Es ist aber hier zu mercken / es seyen bey den Alten zwo Vestae gewesen / derer eine sie vor deß Saturnus Mutter/ und also vor die Erde/ die andere aber vor ihre Tochter gehalten / welche das Feuer oder die Lebens-Wärme bedeutet / die durch die Erd-Gänge ausgebreitet / allen Dingen / welche aus ihr den Ursprung haben / das Leben giebet: Dannenhero ihr die Alten keine Statua aufgerichtet /wie von ihr

Ovidiuslib. Fastorum

singet:

Nectualiud Vestam, qvàm vivam intellige flammam;
Nataqve de flamma corpora nul - la vides:
Jure igitur virgo est, qvae semina nulla remittit,
Nec capit: & comites virginitatis amat.
Es ist die Vestanichts als lebendige Flam - men /
davon man eingen Leib niemals hat her - sehn: stammen:
Drumb stets sie Jungfer heist / die kei - nen Samen giebt /
noch nimmt; der Jungfrauschafft Gefer - ten sie beliebt.

Amatadie erste Vestal-Jungfrau.Dahero zu ihrem Dienste eitel Jungfrauen / Vestalesgenannt / bestellt gewesen / welche zu erst vom Numa/ wie aus dem Liviuszu sehen ist / angeordnet worden. Es schreibet Agellius/ daß die Jungfrau / wann sie von dem Ober-Priester angenommen wurde / Amata / oder die Geliebte genennet worden / weil die Vestalin. erste Vestal-Jungfrausolchen Namen gehabt. In diese Gesellschafft wurden die jenige angenommen / so nicht unter sechs noch über zehenIhre Beschaffenheit. Jahr waren; diese musten weder an der Zunge / Augen oder Ohren / noch einigen andern Leibs-Gliede einigen Mangel oder Gebrechen haben; ihre Eltern musten solche Leute seyn / die niemals in Dienstbarkeit gelebet / auch weder Wucher / noch einige verächtliche Kunst oder Handthierung getrieben hatten. Anfänglich sind ihrer nur vier gewesen / hernach hat man die Zahl vermehret / und sechs Jungfrauen hierzu erkieset. Niemand ware verbotten zu ihnen zu gehen / auser deß Nachts. Sie musten nohtwendig dreyssig Jahr alldaIhre Amtsverrichtung. bleiben; Sintemahl sie zehen Jahr mit Erlernung der Ceremonien und ihrer Amts-verrichtung zubrachten / welche hierinnen bestunde / daß sie fleissige Sorge anwendeten / damit das heilige Feuer / so ihrer Verwahrung anvertrauet war / nicht verlöschen möchte / weil / wann es durch ein ohngefehres Versehen erloschen / den Römern ein sehr grosses Unglück vorstunde: Die jenige aber / aus dero Verwahrlosung solches geschehen / pflegte von der Ober-Priesterin erbärmlich geschlagen zu werden. Man hatte hierauf in Gebrauch / die Tafel der glücklichen Materie so lange zu schlagen / bis sie Feuer gabe / welches in einem küpffernem Siebe von einer Jungfrau in den Tempel getragen wurde. In den andern zehen Jahren verrichteten sie ihr Amt; nach deren Vollendung musten sie noch andere zehen Jahr die Jüngern Ankömmlinge lehren und unterweisen / nach welcher Zeit ihnen / als ausgedienten /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 78frey stunde / entweder zu freyen / oder aber daselbst zu bleiben; es waren deren aber sehr wenig / die das Freyen erwehlten; weil es mit denen / so von ihrem Vornehmen zurück gewiechen ins gemein einen unglückseligen Ausgang nahm. Jedoch aber musten sie die Zeit über / so lang ihnen drinnen zu bleiben verordnet war / nohtwendig einen keuschen Wandel führen: dann die jenige / welche manIhre Strafe wann sie Unzucht triebe. in Unzucht ergriffen hatte / wurde lebendig auf eine Todten-Bahr gelegt / und als todt hinausgetragen / unter grossen Leidwesen ihrer Befreunde / und Nachfolgung der Ober - und anderer Priesterinnen in gar bestürtzter Stille. Unweit vom Thor war ein Ort unter der Erden / dahinein die versündigte Vestalinauf Leitern zu steigen genöhtigt wurde / welche man so dann / nach zurück gezogenen Leitern / daselbst allein liesse / und den Ort verschlosse. Damit es aber nicht schiene / als ob man sie Hunger sterben liesse / wurde / neben einem brennenden Liechte / ein wenig Brod / Milch und Oehl zu ihr hineingesetzt; nach welchen Verrichtungen die Priesterinnen und das übrige Volck davon giengen. An selbigem Tag war ein Gerichts-Freyer-Tag in der Stadt / auch neben grosser Betrübnis / nicht eine geringe Furcht / dann man sich einbildete / daß die Abstraffung der Vestaliender Stadt ein grosses Unglück vorbedeute. Es wird aber diese Vesta/ von dero wir allhier reden / bey den Scribenten sehr offt für die andere gesetzt / wann sie nemlich von der Götter Natur / Tempeln / Opffern und andern heiligen Kirchen-Ceremonien / die zu dero Dienst gehören / Erwähnung thun. Dannenhero sich niemand zu verwundern / wann ich das / was der einen gehörig / bisweilen auf die andere gezogen habe; dann nicht wol von den Kräfften der Erden zu schreiben / daß man nicht auch von der Erde selbst reden solte.

Tempel der Vesta. Ovidiuserzehlet / es seye der Vesta Tempel/ welcher vorher deß NumaeBehausung war / rund gewesen / aufdaß nemlich dardurch die Erd-Kugel vorgebildet würde / in dero Ingeweide allezeit das Feuer brennet / eben als in demselben Tempel ein stetswährend Feuer unterhalten wurde. Festusschreibet / es habe Numader Vestaeinen runden Tempel erbauet / dieweil er sie für die Erde / als eine Erhalterin deß menschlichen Lebens / gehalten;Warum er rund gewesen. und weil sie die Gestalt einer Kugel vorbildet / habe er den Tempel gleichfalls in eben derjenigen Figur aufrichten lassen wollen / dessen structur und Bau der Göttin Bildnus ausdruckete. Aus dieser Ursach ist Alexanderin der Meinung / es werde durch sie das Göttliche Gemüht abgebildet / welches wir mit leiblichen Augen nicht sehen können / weil nur das in unsere Augen fället / was umb dasselbe herumb ist. Ihr Tempel wird von dem Landinus/ indemWie er sonst ausgesehen. er diese deß VirgiliusWorte erzehlet / mit welchen Hectorlib. II. Aeneid. dem Aeneasder VestaGottes-Dienst lobet und anbefiehlet /also beschrieben: Es war ein sehr grosser Tempel / in dessen Mitte stunde ein grosser Altar / auf welchem das Feuer zu beyden Seiten brandte / zu dessen Bewahrung zwey Vestalinnenverordnet waren. Auf der Zinne deß Tempels stunde eine Jungfrau gebildet / die ein Kindlein in den Armen hatte: dieweil Sie davor hielten / es seye Jupitervon der Vestagesäuget worden. Dieser Göttin wurden von den Alten die Vorhöfe gewidmet; daher sie auch / wie Ovidiusvermeint / den Namen von der Vestahaben sollen. Allhier pflegten sie offtmahls mit einander zu essen / und ihre Götter darzu einzuladen / da sie die Tische an statt der Altäre gebrauchten / als die sie denen Haus-Göttern zu heiligen gewohnt waren. Dieweil aber kein Opfer ohne Feuer geschahe / wurde der Heerd dem jenigen gewidmet / den Laresoder Hausgötter. sie sonsten Larzu nennen pflegten; denn es wurden allda auch die Lares, Hausgötzen / oder die Geister / so denen Häusern vorzustehen geglaubt wurden / verehrt.

Es ist aber zu wissen / daß die Vestanicht für iedwedes Feuer genommen werde; Dann gleichwie dasselbe auf verschiedene Weise kan betrachtet werden / also nimmet es auch unterschiedene ihme vorgesetzte Götter an. Wird derowegen die Vestafür das jenige Feuer genommen / welches in dem Innersten der Erden verborgen lieget / und allen aus der Erde wachsenden Dingen das Leben gibt. Bey denDer VestaNamen wurde bey denen Opfern andern Göttern vorgesetzet. jenigen Opffern aber / die die Alten andern Göttern opfferten / wurde iederzeit der VestaNam vorgesetzet / gleichwie wir auch oben vom Janusgemeldet haben; weil / wie Ovidiussagt / die Vorhöfe / worinnen man vorzeiten opfferte / der Vestageheiligt waren. Es wird auch eine Fabel erzehlet / daß die Vesta/ nach erhaltenem Sieg wider die Titanen / vom Jupitererlanget habe / eine stets währende Jungfrau zu bleiben / und aller Opffer Erstlinge zu erlangen. Allein mich will bedüncken / die Alten haben darmit vornemlich dahin gesehen / und zu verstehen geben wollen / daß die jenige Dinge / welche man in den Opffern brauchte / von dem durch die Vestabedeuteten Feuer ihr Wesen / Leben und Erhaltung haben: worzu annoch kommt / daß nichts der Götter Reinigkeit und Unsterblichkeit mehr ausdrukket /Warumb kein Opffer ohne Feuer vollbracht worden. als die Flamme deß Feuers / umb welcher Ursach willen auch kein Opffer ohne Feuer vollbracht werden mochte; daher dann kommen / daß der VestaNamen allen andern vorgesetzet worden.

Neben der Vestasind auch noch andere Götter gewesen / so die Alten verehret haben / als die nemlich einige Kräffte und Tugenden der Erden bedeuteten / und von ihr nach dero unterschiedenen Theilen hervorgegeben zu werden pflegten; zumahlen / wie Virgiliussagt:

--- --- Non omnis fert omnia Tellus.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 79
Hic segetes, illic veniunt felicius u - vae:
Arborei foetus alibi, atque injussa vi - rescunt
Gramina.
Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu tragen.
Dem schlägt die Saat wol an / und jenem will behagen
deß Rebstocks milder Safft; hier wächst in Ubermaß
der Bäume süsse Frucht / das ungepflantz - te Graß
sticht anderwerts hervor.

Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr / göttliche Ehre erlanget haben / von deren etlichen wir etwas besser unten handeln / Ceres. ietz und aber nur von der Ceresreden wollen / alsWer die Menschen das säen / Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. von welcher die Alten sagten / daß sie den Menschen das Säen / erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe / da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgiliuslib. I. Georgicor. von ihr also schreibet:

Prima Ceresferro mortales vertere terram
Instituit, cum jam glandes atque ar - buta sacrae
Deficerent sylvae, & victum Dodona negaret.
Es hat die Cereserst den Menschen ange - wiesen
zu brechen um die Erd mit Eisen / als jetzt liessen
die heilge Wälder nach zu geben Eicheln dar /
die Kost auch weigerte Dodona gantz und gar.

Und Ovidiushat von eben derselben folgende Worte:

Prima Ceresunco terram dimovit aratro;
Prima dedit fruges, alimentaque mi - tia terris;
Prima dedit leges: Cereris sunt o - mnia munus
Es war die Ceres/ die das Erdreich ü - berschluge
erst (Saam zu streuen drein) mit umbge - krümmten Pfluge /
auch ist es ohne Streit / daß sie die erste war /
so uns die Erden-Frücht und milde Kost gab dar.
Die erste war sie auch / die uns Gesetz gege - geben /
und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle leben
noch biß auf diese Stund.

Die Gesetzgeberin Ceres.Umb dieser Ursach willen / ist sie unter die Götter aufgenommen worden / weil man Sie nämlich vor die erste gehalten / die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem / von der Cereserfundenen / Gebrauch deß Getraids / schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher / durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt / haben sie angefangen Städte zu bauen / an einige Oerter sich zusammen zu thun / und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceresauf ein solchesBildnus der Ceres. Erdreich geführt / welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen / die mit Kräntzen aus Aehren geziert / und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält / weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen / wie beym Orpheuszu sehen / zogen zwey Drachen / welche Claudianusvon Entführung der Proserpinaalso beschreibet:

Hic ubi servandum mater fidissima pignus
Abdidit, ad Phrygiostendit secura penates,
Turrigeramque petit Cybelem, sinu - osa draconum
Membra regens, volucriqui per avia nubila tractu
Signant, & placidis humectant membra venenis.
Frontem crista tegit, pingunt macu - losa virentes
Terga notae, rutilum squammis in - termicat aurum.
Nachdem die Mutter hier in der Sico - ner Land /
nach bester Möglichkeit / versteckt ihr liebstes Pfand /
macht sie sich auf den Weg zu der gethürn - ten Frauen /
der Cybele/ die sie schon längsten wollen schauen
Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum gnug
die Drachen / ihre Fuhr / mit noch so schnellem Flug /
Sie hatten Krönlein auf / es zierten sie die Flecken
Von Gold am gantzen Leib / ihr Gifft bracht keinen Schrecken.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 80

Warum die Schlangen der Göttin Cereszugeeignet worden.Die Schlangen oder Drachen sind der Ceresdarumb zugeeignet worden / damit die Saat sich nicht allzuhoch über den Erdboden erheben / sondern vielmehr auf der Erden liegen bleiben möge / oder / weil der Schlangen sich hin und wieder schlingende Leiber gleichsam die Furchen im Felde abbilden: oder / nach deß HesiodusMeinung / weil zu Salaminaehemahls eine Schlange von wunderbarer Grösse gefunden worden / welche dieselbe ganze Landschafft verheeret / endlich aber durch den Eurylochusdaselbst vertrieben worden / von dannen sie nach Eleusinübergeschwommen / und sich gleichsam / ihr Leben zu erhalten / in der CeresSchutz begeben / da sie dann stetigs in der Göttin Tempel / als ihre Dienerin / geblieben. Daß aber die Ceresdie groß und weiten Felder bedeutet / welche eine grosse Menge Getraids bringen / solches zeiget ihre Bildnus (wie Eusebiusaus dem Porphyriuserzehlet) gar klärlich an / weil ihr Kräntze von Aehren zugeeignet worden / um welche einige Mohn-Häupter hervorstachen / die ins gemein ein gutes Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Dannenhero ihr unter allen Landschafften Sicilien Sicilienist der Ceresangenehm gewesen.am angenehmsten gewesen seyn soll / weil selbiges Land das allerfruchtbarste ist / deßwegen zwischen ihr und dem Vulcanusein langer Streit gewesen / wem es nemlich eigenthümlich zustehe / endlich aber soll es der Ceresgerichtlich zugesprochen worden seyn. Dahin sahe vielleicht die jenige Statua der Ceres/ von welcher Ciceroin Verrinis gedencket. Diese trug in der rechten Hand ein Siegszeichen / welches gleichsam auf die Fruchtbarkeit der Insul kan gezogen werden. Daher die Poeten gedichtet haben / es sey Proserpina/ als der CeresTochter / welche öffters auch für die Fruchtbarkeit genommen wird /Die Proserpinaist vom Plutoentführet worden. vom Plutoin Sicilienentführet worden / weil nemlich vorzeiten Siciliawenig Getraid getragen; oder / weil Proserpinadie Krafft deß Saamens / so in ihm verborgen lieget / die Früchte aus sich zu gebären / abbildet; Plutoaber / der die Sonne bedeutet / habe sie ergriffen und zu den Innwohnern der Höllen hinunter geführet; dann die Krafft der Sonnen den in den Ingeweiden der Erden Winters-Zeit verborgenliegenden Saamen zu wärmen / ernähren und erhalten pfleget. Diese wird von der Ceresmit einer Fackel gesucht: weil die Ackerleute im Sommer / wann der Sonnen Strahlen am stärcksten sind / die reiffen Früchte zusammen suchen und in Verwahrung bringen. Daher kommen / daß die vom Praxitelesverfertigte Ceres/ wie Pausaniasin Atticis erwähnt / Fackeln in den Händen gehalten / auch die Priester an denen der Ceres Eleusinageheiligten Tagen deß Nachts mit Fackeln zu lauffen gepfleget. An diesen Festtägen trugen die der Ceresgewidmete Jungfrauen zur Frühlingszeit grosse Körbe voll Blumen / im Sommer aber voll Aehren; derer auch Tulliuswider den Verresgedencket. In eben dieser Procession wurde. / wie Eusebiuserzehlet / das Bild deß Schöpffers vom Hierophonta / der Sonne von dem / der auch eine Fackel hielte / deß Monds / vom Diener deß Altars / deß Mercuriusvom Herold getragen. Theodoretussetzt hinzu / es seye allhier die Abbildung eines weiblichen Schaam-Glieds / welches doch die Natur selbst verdeckt haben will / (gleichwie an deß BacchusFeste / solches mit einem männlichen Schaam-Gliede ebenmässig geschahe /) umhergetragen und mit höchster Ehrbezeugung venerirt worden: da doch der Egypter König Sesostris/ wie von ihm Herodotuserzehlet / in denen Ländern / die er ihme ohne Mühe / sonder allen oder wenigen der Inwohner Widerstand / unterwürffig gemacht / gewisse Siegs-Seulen / mit seines Namens oder Vatterlands Uberschrifft aufrichten / und darneben das Schaam-Glied eines Weibes / umb selbiger Völcker Trägheit anzuzeigen / öffentlich und ohne Scheu beyfügen lassen.

Fest der Eleusina.Es wurde aber dieses Fest der Ceresmit solcher Devotion und Stille gefeyret / daß die Priesterin allezeit anfangs ruffen muste: ἕκας, ἕκας, ὅςις ἀλιτηριονος das ist: hinweg / hinweg / mit euch allen / die ihr unheilig seyd. Niemand wurde hierzu gelassen / der nicht zuvor unterwiesen und darzu geheiliget / der sich auch keines einigen Lasters schuldig wissen dorffte. Dahero man vom Nerolieset / daß er / seiner Leichtfertigkeit und Buben-Stücke im Gewissen überzeuget / diesem Gottes-Dienst[ niemals] beywohnen wollen. Hingegen sagt man vom Kayser Antoninus/ daß er / zum Beweiß seiner Frömmigkeit / zu diesem Gottesdienst sich öffentlich heiligen lassen. Darbey ich dann nicht mit Stillschweigen übergehen kan die in Warheit lächerliche Gewonheit der jenigen / die zu diesem Gottes-Dienste geweihet worden; dann selbige den ersten Tag ihrer Heilig-oder Einsegnung ein neu und rein-gewaschen Unterhembd anzogen / welches sie nicht wieder ablegten / biß es / gantz abgetragen / von sich selbsten zerrissen / und sagt man / sie haben selbige Stücke mit grosser Sorgfalt aufgehaben und verwahrt / damit sie daraus den Kindern Windeln machen lassen könten. Was in dieser Procession umhergetragen wurde / wuste niemand / weil man alles iederzeit in zugedeckten Kisten verwahrt hielte; dannenhero die Mägdlein / so selbige trugen / Canephorae oder Kisten-Trägerinnen genennet worden / und war es eine unverantwortliche Sünde die Ursach dieser Kirchen-Ceremonien zu erforschen. Daher Macrobiusvon dem Philosophus Numeniuslib. I. in somnio Scipioniserzehlet / daß ihm der Zorn der Göttinnen wider ihn / weil er die [ Eleusinische] Heiligthümedurch Erklärung gemein gemacht / im Traum kund gemacht worden / da ihm bedünckt wie er die Eleusinische Göttinnenin Huren-Schmuck vor einem öffentlichen Hur-HauseTA 1680, Iconologia Deorum, S. 81feil stehen sähe / als er sich nun hierüber verwundert / und umb die Ursach dieser denen Göttern unanständigen Schande gefragt / haben sie ihme mit Zorn geantwortet / es sey ihnen durch ihn die Keuschheit mit Gewalt abgenommen / und allen Vorübergehenden öffentlichNach den Geheimnussen deß Eleusinischen Heiligthumsdurffte man nicht fragen. feil dargestellt worden. Pausaniaserzehlet von sich selbsten / daß / als er weitleufftig vom Gottesdienste der Eleusinazu reden entschlossen gewesen / er im Traum von einem Gespenst sey darvon abgeschrecket worden. Dahero er nichts darvon gedencket / als daß in den Vorhöfen deß TriptolemusStatua samt einer ehrinen mit Blumen gekrönten und übergüldeten Hörnern begabten Kuhe gestanden / die nicht anders ausgesehen / als wie die ietzo zum Schlachten bereitete Opffer zu seyn pflegten. Triptolemusaber ware vielleicht auf der CeresWagen gesessen; dann man von ihm schreibet / daß er von der Ceresdurch den gantzen Erdkreiß geschickt worden / um den Menschen allenthalben den Ackerbau / das Getraide zu säen / und dessen Gebrauch zu lehren und anzuweisen.

Es werden aber unter denen Namen derDie Eleusinische Göttinnen Ceresund Proserpina. Eleusinischen Göttinnendie Ceresund Proserpinaverstanden / welche auch von den Griechen die grosse Müttergenennt wurden / denen die Arcadier einen besondern Dienst leisteten / indem sie in ihrem Tempel mit grosser Andacht allezeit ein brennend Feuer erhielten: daselbsten war / wie Pausaniasin Arcadicis schreibet / die Ceresaus purem Marmor gehauen zu sehen / und die Proserpina/ so mit einem Kleide bedeckt / aus Holtze; die Grösse einer ieden Göttin war fast funffzehen Schuhe / vor ihnen her giengen zwey Mägdlein / mit Rökken bis auf die Knorren bedeckt / deren iede auf dem Haupt einen mit Blumen angefüllten Korb truge. Vor der CeresFüssen saß Herculesin der Höh einer Ellen lang: Allda waren auch zwey Horaesehr künstlich gebildet / wie auch der Panauf einer Flöte / und Apolloauf der Harpffe spielend. Die Uberschrifft zeigte an / daß sie aus den vornehmsten Göttern abstammeten. Auf einem Tische waren die Nymphen zu sehen / unter denenselben war auch die Nais/ so den kleinen Jupitervor sich auf der Schoß liegen hatte: Die Anthracia/ eine aus den Arcadischen Nymphen / trug eine Fackel / (welche wir vor der Ceresihre halten) die Agnotruge vor sich in der einen Hand einen Wasser-Krug / und in der andern eine Schale; die Anchirrhöeund Myrrhoessahatten gleichfalls Krüge / daraus das Wasser lieffe / wordurch vielleicht einige Opfer derDer CeresHochzeit. Ceres/ die Hochzeit der Ceresgenannt / angedeutet wurden / zu welchen kein Wein / wie in anderer Götter Opffern zu geschehen pflegte / gebrauchet wurde / welches auch Plautusin Aulular. andeutet: Sta. wollet ihr Strobile etwann der Ceres Hochzeit begehen? Strob. wie so? Sta. weil ich vernehme / daßkein Wein herbeygeschafft sey. Es kan auch der Cereseine Sau / als ihr eigen Opffer zugefüget werden.

Warum die Opffer unterschiedlich?Die Ursach aber / warumb einem jeden Gott seine besondere Opffer geschlachtet wurden / ist / nach deß ServiusMeinung / nicht allein die Gleichheit / die einige wilde Thiere mit diesem oder jenem Gotte haben / sondern auch weil einige Feindschafft zwischen ihnen zu seyn pfleget. Und eben darumb / sagt man /Warumb der Ceresdie Sau zugeeignet worden? sey in den Opffern der Cereseine Sau gebraucht worden / weil es nemlich der Göttin ein angenehmes Schauspiel seye / wann ihre Feindin todt zu ihren Füssen liege / als die nicht allein die Saat verwüste / sondern auch / nachdem sie die Erde mit dem Rüssel aufgewühlet / den Saamen zu fressen pflege. Aus gleichmässiger Ursach wurde dem Bacchusein Bock / als ein Thier / so den Weinstöcken überaus gefähr ist / aufgeopffert. Einige meinen / es sey ihr das Säuopffer darumb angenehm / weil zwischen beyden eine sehr grosse Vereinigung anzutreffen: dann die Ceresist / weil sie die Erde bedeutet / eine irrdische Göttin / und die Sau wältzet sich iederzeit auf der Erden umb / und pflegt ins gemein schwartz zu seyn / gleichwie auch die Erde von Natur schwartz und dunckel ist / wie dann auch dieses Thier der Erden Fruchtbarkeit sehr wol vorbildet: Derohalben der Ceresunterweilen eine trächtige Schweins-Mutter geopffert wurde / dann man lieset / daß eine einsmahls in die zwantzig Junge auf einmal ausgeschüttet habe; diejenige Schweins-Mutter / welche dem Aeneasam Ufer der Tieberzum Wunderzeichen erschienen / soll / wie Virgiliuserzehlet / dreyssig Junge auf einmahl ausgeschüttet haben.

Noch ein ander Bildnus der Cereswurde in Arcadiagesehen / wie beym Pausaniaszu lesen / allda die Ceresselbst in der rechten Hand eine Fackel trug / mit der Lincken aber die Heraberührte / (diese war ebenmässig der Arcadier Göttin / die man für deß Neptunusund der CeresTochter hielte / wiewohl auch dieser Nam von den Arcadiern der Ceres/ gleichwie von den Griechen der Junozugeeignet worden. ) Hera. diese Herahatte den Scepter und das Gefäß / welches man die Kiste nennte / auf den Knien liegen. Es erzehlet auch Pausaniasdaselbsten / daß die Ceresaus dieser Ursach Erinys Ceres Erinnys.genennet worden: Es habe nämlich Neptunussich in die Ceres/ da sie umbherschweiffend ihre Tochter gesucht / verliebt / und daher versucht sie zu hintergehen / weil sie Ceresin ein Mutter-Pferd verwandelt. nun solches gemercket / habe sie sich in ein Mutter-Pferd verwandelt / beym Onciusunter die Heerde gemischt / und also mit andern Pferden geweidet; Sie habe aber einen Weg als den andern dem Neptunushierdurch nicht Neptunusin ein Pferd verwandelt. entgehen mögen / dieweil auch er sich in ein Pferd verstellet / und auf solche Weise sich mit ihr vermischet / worüber sie anfänglich hefftigTA 1680, Iconologia Deorum, S. 82zürnet / nachgehends aber sich wiederumb zu frieden gegeben / und im Fluß Ladonabgewaschen. Und also hat man ihr diese Zunamen gegeben / Erinnys/ von einem Wort / welches bey den Arcadiern so viel als rasen bedeutet; und Lusia/ weil sie sich im Fluß gebadet. Ja daher ist es auch kommen / daß man Sie Die schwarze Ceres. die Schwartzegenennet / nämlich wegen deß schwartzen Kleides / welches sie / theils aus Zorn wider den Neptunus/ theils auch aus Traurigkeit über die Entführung der Proserpina/ angelegt haben solle; ingleichen weil sie sich in eine Höhle versteckt / eine lange Zeit das Tages-Liecht geflohen; und auf solche Weise habe es sich begeben / daß / als hierauf / wegen der CeresEntfernung / alle Erdfrüchte verdorben / und eine grausame Pest die Menschen hin und wieder angesteckt hatte / den andern Göttern auch die Schlupffwinckel nicht bekannt waren / der Pan/ da er auf der Jagt in den Arcadischen Gebirgensich verirret und an Elaium kommen / allda die Ceresin einem solchen Schmuck und Kleidung angetroffen; worauf Jupiter/ nachdem er dieses vom Panverstanden / die Parcendahin gesandt / auf deren inständiges Bitten sie endlich den Zorn fahren lassen / das Leid beyseit gelegt / und sich wiederumb begütigen lassen. Zum Angedencken dessen / saget man / haben die Phligalenser diese Höle mit einem hölzernen Bildnus der GöttinStatua der Ceres. gewidmet und geheiliget; das Bildnus aber sey also gemacht gewesen / daß es auf einem viereckigten Steine in Weibs-Gestalt gesessen / ausgenommen das Haupt / welches ein langbemähnter Pferde-Kopff gewesen / an dem einige Schlangen und ander Ungezieffer gehangen; den übrigen Leib biß auf die Füsse habe ein Rock bedeckt / sie selbst aber / habe in der einen Hand einen Delphin / und in der andern eine Taube getragen.

Nicht fern vom Tempel der Ceres Eleusina(schreibet Pausanias) waren sehr grosse Steine / deren einer gantz genau an den andern gefügt / und Petroma genennt war. Diese Steine schoben sie bey Herannahung der Täge deß jährlichen Festes / welches sie die grossen Anfänge zu nennen pflegten / von einander / zogen gewisse Buchstaben hervor / vermittels derer sie die Gebräuche der Procession / und was sonsten nöhtig darzu war / verzeichnet befanden. Diese Erklärungs-Schrifft haben sie vor dem Opffer-Priester lesen lassen / und darauf die nächstfolgende Nacht wieder an ihren vorigen Ort gelegt: zu diesen Steinen verfügte sich eine unglaubliche Menge der Pheneaten / welche daselbsten ihre Eyde abzulegen pflegten. Der obere Stein hatte einen runden Deckel / worinnen die Bildnus der Ceres / zubenamt Cidonia/ aufbehalten wurde: Diese Bildnus hat der Priester auf gewisse Tage / bey ihnen die grossen Anfänge genannt / gleichsam als eine Larve oder Maskera angezogen / und nach altvätterlichem Gebrauch die Landsleutemit Ruthen gestrichen; in diese Oerter solle / wie die Pheneaten vorgegeben / die Ceresvor dem Naus gekommen seyn / als sie umbherschweiffend die Proserpinagesucht hatte /Hülsen-Frucht von der Ceresausgetheilt. allda sie denen / so sie freund - und leutselig an - und aufgenommen / alle Hülsen-Früchte / ausgenommen die Bohnen / mitgetheilet. Aus was vor Ursachen aber eigentlich die Bohne eine unreine Hülsen-Frucht sey / hat gedachter Pausaniasnicht angezeigt / sondern nur dieses gemeldet / daß es in denen geheimen Erklärungs-Büchern verzeichnet zu finden sey. EsWarum die Bohnen unrein. möchte aber vielleicht diese Ursach können gegeben werden / daß sie darumb für unrein gehalten worden / weil man sie in Versöhnung der Geister oder Seelen von den Abgestorbenen gebrauchet; dann indem der jenige / der ein Anfänger dieser Opffer gewesen / vermerkt / daß in derselben Blüte einige Buchstaben eingeschrieben zu seyn geschienen / welche ein Trauren und Leidwesen bedeuteten / als hat Er mit höchster Billigkeit sich bey diesem Fest der Bohnen bedient: Dannenhero man ins gemein sagte / daß die Seelen der Verstorbenen sich in die Bohnen zu verbergen pflegen. Es durfft auch kein Gottes-Priester die Bohnen weder anrühren noch nennen / vielweniger gar essen. Pythagorasgebott gleichfalls / daß man keine Bohnen essen solte; vielleicht der Ursach halber / weil man sich besorgen müste / es möchte einer deß andern Seele auf solche Weise hinunter schlingen; zumalen er in diesem Wahn ware / es pflegten die Seelen immer aus einem Leibe in den andern zu wandern. Oder er hat derselben sich zu enthalten deßwegen erinnert / umb dardurch anzudeuten / daß der jenige / so auf die Betrachtung Göttlicher Dinge sich legen wolle / alle betrübte und leidtragende Gedancken / weglegen müsse: oder aber er hat endlich auch hierdurch zu verstehen geben wollen / wie wir uns hüten und vorsehen solten / damit wir nicht bey lebendigem Leibe denen Todten gleich seyn möchten. Deme sey nun wie ihm wolle / so stimmet Pythagorasdoch dißfalls mit der Ceresüberein / daß beyde die Bohnen für eine unreine Hülsen-Frucht gehalten.

Dieweil aber / wie wir oben vermeldet / die unterschiedliche Kräffte oder Tugenden der Erden von den Alten verschiedenen Göttern zugeeignet worden / als hat man die jenige / so zur Viehwayde bequem und tauglich ist / unter dem Namen der Palesvorgestellt / welche Paleseine Göttin der Hirten. man der Hirten eigne Göttin zu nennen pflegen. Von dieser weiß ich nicht / daß ihr einig Bildnus von den Alten aufgerichtet worden; dannenher ich allein anzeigen will / was für Ceremonien man in Begehung ihrer Festen /Palilia. Palilia genannt / die eben auf der Stadt RomGründungs-Tag zu fallen pflegten / gebraucht habe. An diesem Tage wurde kein Opffer geschlachtet; gleich als ob es eine Sünde wäre / einem zu der Zeit das Leben zu nehmen /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 83wann man der Stadt Erbauungs-Tag begienge. Es wurden die Menschen durch einen Dampff vom verbrannten Pferd-Blute / Kalbs-Aschen / so aus Mutter-Leib gerissen / und zu einigen andern Opffern geschlachtet worden war / wie auch Bohnen-Stoppeln ausgesöhnet; auch die Schaaf-Ställe / die Schaafe selbst / und anderes Viehe / wurden durch einen Schwefel-Rauch gereiniget: Roßmarien und das Kraut vom Sevenbaum / wie auch denOel - Küen - und Lorbeerbaum verbrandten sie / und pflegten endlich durch eine mit Heu angezündete Flamme zu gehen. Ingleichen opfferten sie auch / dieser Göttin zu Ehren / Fladen aus Hirsen / und Kübel voll Milch / und beschlossen das Opffer mit einem öffentlichen Gebet. Welche Ceremonien fast mit denen überein kamen / die sie in der Obst-Göttin/ Pomona. der Pomona/ Festen zu beobachten pflegten. Ovidiussetzet diese Göttin den Gärten vor / und sagt / sie sey des VertumnusWeib gewesen / unter dessen Schutz auch die Gärten waren; in die Hand gab er ihr eine Kneipe / umb damit die unnützen Bäum-äste abzuschneiden / und bessere an deren statt einzupropffen; Dannenhero der jenige / so ihr Bildnus entwerffen wollte / alle Werckzeuge / deren man im Gartenbau zu gebrauchen pfleget / beyfügen müste. Dieser schriebe man zu / daß sie den Bäumen einige Krafft mittheile / die zeitige Früchte hervorzubringen: Flora. gleichwie man die Floradenen aus der Erden hervorwachsenden Blumen vorsetzte /; dahero man sie vor eine Göttin so wol der Blüte auf den Bäumen / als auch der Blumen auf dem Felde erkennte und verehrte: Ihre Bildnus soll alsdann von mir beschrieben werden / wann ich von ihrem Gemahl dem Zephyrushandle. Hier aber kan ich nicht ungemeldet lassen / daß man von ihr in den Historien lieset / sie habe in einem gemeinen Hause eine Hure abgegeben / und die Kinder Romulusund Remusan ihren Brüsten gesäugt; oder sie habe / wie andere melden / aus dem erarnten Huren-Gewinn dem Römischen Volcke eine sehr grosse Erbschafft verschaffet. Ich finde aber von dieser Nachgesetztes beschrieben:Erzehlung von der Flora. Ein Vorsteher deß Götzen-Bildes Hercules/ hatte ein überaus gutes faules und müssiges Leben / daher er den Tag ins gemein mit Würffeln und dergleichen Spiel-übungen hin brachte; als es ihm aber einsten an Mitspielern mangelte / unterstüde er sich den Gott Herculesmit dem Beding zum Mitspieler auszufordern / daß wann Herculesverspielte / selbiger ihm etwas gutes mittheilen solte: im Fall aber Er / der Götzen-Diener / verliehren würde / so wollte er dem Gott eine Mahlzeit ausrichten und dabey eine schöne Jungfrau verschaffen. Auf diese vorgelegte Bedingung hatte der Tempel-Diener die Würffel für sich selbst / und auch für den Herculesgeworffen; und ware das Spiel auf Seiten deß Gottes glücklich ausgefallen; daher der Verlustigte das Mahl zubereitet / und die Laurentia/ eine berüchtigte Schöne Hure / darzugedingt / welche Er in den Tempel gebracht / und nach verrichteter Mahlzeit mit verschlossenen Thüren darinnen gelassen. Es solle sich aber hierauf der Gott Herculeszu Nachts mit der Laurentiazwar nicht fleischlich auf Menschen-Weise vermischet / ihr iedoch befohlen haben / deß folgenden Morgens auf den Marckt zu gehen / und den jenigen / welcher ihr zu erst daselbst begegnen würde / sich ihr zum Freunde zu machen. Als nun dieses das Mägdlein gethan / ist ihr Tarruntius/ ein sehr reicher / zwar schon betagter / doch noch unverheyrahteter Mensch begegnet / deme sie verehligt worden: Der sie auch noch bey Leb-Zeiten zu einer Besitzerin alles seines Vermögens gemacht / und als er gestorben / zur Erbin im Testamente verordnet; dahero sie solches alles nach ihrem Tode dem Römischen Volcke verschaffet / worfür ihr Gedächtnus mit höchster Veneration geehret worden. Dieweil es aber etwas schimpfflich schiene / eine Hure zu verehren / hat man ihren Namen verändert / und sie Floragenennet; Ja damit dieser nicht allzu ehrlichen Sache einige Ehrwürde möchte beygelegt werden / hat man sie zur Göttin und Vorsteherin der Blumen gemachet; da man dann ihre Spiele die Floralischen genennt / worinnen von nackenden Weibs-Bildern alle Schande und Leichtfertigkeit verübt wurde. An denselben pflegten auch Hasen - und Reh-Jagten angestellt zu werden; weil diese Thiere in den Gärten sich aufhalten / die / wie sie beym Ovidiusvon ihr selbsten sagt / unter ihrem Schutz zu seyn geglaubt wurden.

Bona Deaoder die gute GöttinEs ware auch ehedessen Bona Dea, oder die gute Göttin / eine solche Göttliche Macht / die zur Erden gehörig; zumalen Porphyriusdarfür hält / wie Eusebiuserzehlet / daß die jenige Krafft der Erden / so den hineingestreueten Saamen durch Wärme erhält und nähret / von den Alten unter der guten Göttin Namen angedeutet worden; dessen Anzeigung er diese zu seyn meldet / weil dero Bildnus einige grüne Pflantzen mit den Händen darreichet / gleich / als ob sie hervor gesprossen wären. So bezeugte auch das Opffer / das man ihr opfferte (nämlich eine trächtige Schweins-Mutter) daß die Alten diese Göttin für die Erde gehalten. Sie ist darumb die gute Göttin genennt worden / weil uns aus der Erden unzehlich Fauna. viel Gutes zukommet. Man nennte sie auch die Fauna; dieweil sie / wann wir ihrer Hülffe bedürffen / sich uns günstig und geneigt erzeiget. Sie hat auch andere Namen überkommen / die Plutarchuserzehlet / da er anzeiget / auf was Weise Clodius/ in deß Caesars Gemahlinverliebt / sich in weiblichen Habit verkleidet und in dieser Göttin Tempel oder Heiligthumb mit eingedrungen. Von ihr lieset man / sie seye so keusch und züchtig gewesen / daß sie ausser ihren Gemahl kein Mannsbild gesehen / ja keines andern Mannes Namen nennen hören / und ausser ihrem Hause nirgend gesehenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 84Der Bonae Deaeoder der guten Göttin Gottes-Dienst.worden. Dannenhero ist es kommen / daß keinem Manns-Bild erlaubt gewesen in ihren Tempel zu gehen / oder dem ihr verordnetem Gotttes-Dienst beyzuwohnen / welcher entweder in deß Ober-Priesters / Bürgermeisters oder Praetoris Behausung celebrirt und gehalten zu werden pflegte / zu welcher Zeit alles / was Männlich war / hinausgehen / und den Weibs-Personen Platz machen muste / welche alsdann der Göttin zu opffern die gantze Nacht zubrachten / dieweil ihr deß Tages über einigen Gottes-Dienst zu leisten sich nicht geziemte. Es musten aber nicht allein die Mannspersonen von dannen weichen / sondern auch deren Bildnusse verdeckt werden; so gar pflegte diese Göttin die Mannspersonen zu scheuen. In ihrem Tempel waren unterschiedliche und mancherley Arten Kräuter / welche der Hüter deß Tempels denen Krancken / so derselben benöhtiget waren / willig mittheilte. Aus dieser Ursache Medea. haben einige sie für die Medeagehalten / als welche vom Jasonbetrogen / nachgehends aller Manns-bilder Angesicht gescheuet. Jedoch lieset man in den Fabeln / daß diese gute Fauna. Göttin / oder Fauna/ eine Tochter deß Faunusgewesen / welcher / als er sich in diese seine Tochter hefftig verliebt befunden / alle Mühe und Fleiß angewendet / damit er sie zu seinem schändlichen Willen bewegen möchte; weil Er aber bey ihr mit guten Worten nichts ausrichten können / habe Er sich der Gewalt gebrauchet / und seye von ihr mit einem Myrthen-Stabe über den Kopff geschlagen und hefftig verwundet worden. Nachdem nun dieser Vatter gesehen / das er aus seiner Tochter Liebe gantz ausgeschlossen / und er sie weder mit süssen Worten / noch mit Gewalt zu seinen Willen bringen möchte / habe er sich entschlossen / hinführo mit Betrug und List zu handeln / deßwegen er sie truncken gemacht / sey aber auch also in seiner Hoffnung betrogen worden / dieweil die berauschte Tochter deß Vatters Begierde gleichwol kein Genügen geleistet; Endlich habe er sich in eine Schlange verwandelt / und seye also ihrer Liebe theilhafftig worden. Solches zu beglauben / geben sie dieses Kennzeichen / daß einen Myrtenstab in ihrem Tempel zu haben nicht erlaubt gewesen / und über ihrem Haupte ein Weinstock / als durch welchen sie der Vatter am meisten zu betrügen getrachtet / sich wachsend ausgebreitet habe: daß der Wein nicht in seinem eignen Namen in ihren Tempel gebracht / sondern das Gefäß / darinnen er gewesen / für ein Honig-Faß / und der Wein für Milch ausgegeben worden; und daß dagegen die Schlangen in ihrem TempelBildnus der guten Göttin. ohne alle Scheu und Furcht erschienen. Dannenhero ihr Bildnus also vorgestellet wurde / daß sie in der[ lincken] Hand einen Scepter hielte / (dieweil ihr einige eben so viel Gewalt als der Junozuschrieben /) auf dem Haupte abereinen Wein-Reben / an der Seite eine Schlange und einen Myrten-Stab liegen hatte.

Fast eine gleiche Gewalt mit dieser Göttin Proserpina. hatte auch die Proserpina; zumahlen die Alten durch die Proserpinadie jenige Krafft der Erden verstunden / welche den in ihr verborgnen Saamen erhält. Von dieser lieset man beym Eusebiusauch eine Fabel / die mit der jenigen / so wir von der guten Göttinerzehlet / in vielen übereinstimmet / sie lautet aber also: Die Cereshatte mit dem Jupiterdie Proserpina/ welche von etlichen Pherephattegenennet wird / gezeugt. Der Vatter / welcher sich in seine Tochter verliebt hatte / verwandelte sich in eine Schlange / und fügte sich also zu ihr: dannenher in der Sabazier Geheimnussen bey den Opffern eine in einem Ring gewundene Schlange zum Gedächtnus dieser That gebraucht wurde. Es hat auch die Pherephatteeinen Sohn in Gestalt eines Ochsen gebohren: weswegen einige Poeten den Ochsen für einen Vatter der Schlangen / und dargegen die Schlange für deß Ochsen Proserpinabedeutet die Früchte. Vatter ausgegeben. So lieset man auch / daß die Proserpinadie Früchte bedeute / welche aus der Erde / die durch die Ceresvorgebildet / ihren Ursprung haben; und zwar nicht ohne eine gewisse Lebens-Wärme / die vom Himmel herab fliesset; Der Jupiteraber bedeutet den Himmel. Von dieser dichteten die Poeten / daß sie vom Plutoentführt worden; entweder weil der in die Erde geworffene Saame unterweilen nicht wächst / weswegen die Erde auf gewisse Weise zu trauren scheinet / wann sie sich ihrer Zierde beraubt siehet: oder aber / weil die natürliche Wärme der Erden den empfangenen Saamen erhält / biß er reiff wird. Wird bisweilen für den Mond genommen.Eben diese Proserpinawird bißweilen für den Mond genommen: dahero sie auf gleiche Weise wie der Mond gebildet werden kan; wiewohl man sie auch mit einer Gans in der Hand vorgestellet findet / wie Pausaniasin Boeoticis erzehlet / woselbst er saget / daß bey deß TrophoniusLustwalde die Ercyna/ mit der Proserpinaspielend / eine Gans wider ihren Willen aus der Hand gelassen / welche einer grossen Höhle oder Klufft zugeflogen / und daselbsten sich unter einen Stein verborgen habe / die Proserpinaaber habe diesen Vogel wiederum hervorgezogen / und sey an dem Orte / wo sie den Stein weggenommen / das Wasser hervorgebrochen / welches hernach der Fluß Ercynagenennet worden. Am Ufer desselben stunde hernach ein Tempel / darinnen man folgendes Zeichen sahe / nämlich eine Jungfrau / die in ihren Händen eine Gans vor sich gehalten / welche die Proserpina/ der CeresTochter war.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel H. (nach S. 84)
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S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 85

Von dem Neptunus.

Neptunus. PLATTE H.DEm Neptunusist unter seinen Brüdern durchs Los das Wasserreich zugefallen; dahero er der Gott deß Meers genennt worden. Diesen haben die Alten unterweilen mit einem freundlichen / sanfftmütigen und gelinden / unterweilen aber auch mit trüben und unfreundlichem Angesicht gebildet / wie solch es beym Homerusund Virgiliuszu lesen ist; weil das Meer augenblicklich sich zu verändern pfleget / also daß es aus der Stillheit in eine Ungestümme / und dargegen aus der Ungestümme / in eine angenehme Stille / ehe man sichs versiehet / verändertSeine Bildnus. wird. Eben diesem haben sie einen Dreyzanck in die Hände gegeben / und ihn also in eine Muschel / gleich als in einen Wagen / gestellt / welche von Meer-Pferden gezogen wird / die unterhalb deß Leibs die Gestalt eines Fisches hatten. Man eignete ihme / wie Phornutussagt / ein himmelblaues Gewand zu: weil dieses die Meer-Farb vorstellet. Lucianusbildet ihn im Opfern mit Himmelblau und schwartzen Haaren; wiewoln Serviussagt / es seyen die Meer-Götter bey den Alten mit grauen Häuptern / und gemeiniglich als alte Männer gemahlt worden. Dannenhero wann Glaucus. Philostratusunter denen Bildern den Glaucus(der auch ein Meer-Gott ist) beschreiben will / sagt er von ihm / er habe einen triefenden Bart / und hange ihm das von Wasser zerstreuete Haar über die Achseln herab; die Augenbraunen seyen dick oder starck / rauch und in einander verwirret / Er hebe den Arm in die Höhe / schlage darmit das Wasser von einander / und schwimme also dahin: die Brust sey mit Meer-Graß und Haaren bewachsen; der Bauch werde allmählig dünne / und von dannen enden sich die übrige Theile deß Leibs in einen Fisch / also daß der Schwantz gerad und ausser dem Wasser empor gereckt zu sehen seye. Der Poet Ovidiusführet den Glaucusim XIII. seiner Verwandlungs-Bücher also von sich selbst redend ein:

Pabula decerpsi, decerptaqve dente momordi:
Vix benè combiberant ignotos gut - tura succos,
Cum subito trepidare intus praecor - dia sensi,
Alteriusqve rapi naturae pectus a - more.
Nec potui restare diu, repetendaque nunquam
Terra vale, dixi, corpusque sub aequo - re mersi.
Hanc ego tum primum viridem ferrugine barbam
Caesariemque meam, quam longa per aequora verro,
Ingentesque humeros, & caerula bra - chia vidi,
Cruraque pinnigero curvata novissi - ma pisce.
Die Kräuter brach ich ab / und brachte sie in Mund /
allein es ware kaum gelanget in den Schlund
der unbekannte Safft / krafft dessen ich ver - spühret
wie alles Eingeweid im Augenblick sich rühret.
und wolte werden das / was ich zuvor nicht war /
und zwar in kurzer Zeit. Fahr / sprach ich / Erde! fahr /
gehab dich immer wol / auf dich komm ich nicht wieder /
wormit ich in das Meer geworffen meine Glieder.
Da ist zum ersten mal mein dunkelblau - er Bart /
mein klaffterlanges Haar / die Schultern grössern Art /
die Arm auch blauer Farb mir kommen zu Gesichte /
und wie mein Unterleib der Flossen Dienst verrichte.

Was deß NeptunusDreyzanck bedeute.Eben dieser Philostratusführet den Neptunusmit Pferden und Wallfischen im Meer gemächlich einhertrettend ein / und giebt ihm einen Dreyzanck / welcher / wie einige wollen / die drey Busen deß Mittelländischen Meers bedeuten solle. Andere deuten ihn auf die dreyfache Natur deß Wassers / dann das Brunn-Wasser ist süß / das Meer-Wasser saltzig / und das jenige so in den Weyhern befindlich / ist zwar nicht bitter / iedoch eines nicht so gar unannehmlichen Geschmacks. Neben dem giebt er ihm auch das Hirten-Horn /Die Tritonen. oder die Muschel / dero sich die Tritonenbedienen: dann auch diese haben die Alten unter die Meer-Götter gezehlet / und dem Neptunuszu Gefärten zugeeignet. Die Poeten dichten / es seyen die Tritonendeß Meeres Trompeter; weil sie eine gedrähete Muschel führen / wordurch sie ein erschreckliches Gethön von sich geben. Daher Hyginuserzehlt / daß zu ebenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 86der Zeit / da die Titanensich wider die Götter empört / und einen Krieg erreget / einer unter den Tritonenauf dem neulich von ihm erfundnen Horne ein gräßliches Gethön von sich gegeben / und die Riesen dardurch dermassen erschrecket / daß sie sich augenblicks in die Flucht begeben. Diese waren mehr für wilde reissende Thiere / als für Götter oder Menschen zu halten: Dann wie Virgiliusim X. Buch Aeneid. schreibet:

Frons hominem praefert, in pristin desinit alvus.
Es hatte Tritonzwar / wie andre Menschen pflegen /
ein menschlich Angesicht; Doch war Er hierentgegen
bis an die Hüffte rauh / halb Mensch und halber Fisch /
und schaumte unter ihm das Wasser mit Gezisch.

Diese ihre zweyfache Gestalt zeiget / nach einiger Meinung / deß Wassers zweyfache Krafft an; dann dasselbe unterweilen nutzet / unterweilen auch schädlich ist. Jedoch ist es auch nicht gäntzlich ein Gedicht oder Poetische Fabel / was von denen Tritonengerühmet wird; dann wir wissen aus den Historien / daß man öffters Meermänner gesehen / welche zum Theil an Gestalt den Menschen / zum Theil den Fischen gleich gewesen. Es bezeuget

Pliniusim IX. Buch seiner natürlichen Historien

/ daß zur Zeit deß Kaysers Tiberiuseinige Gesandten von Olysipponnacher RomMeer-Manner.abgefertigt worden / welche daselbst angezeiget / daß bey ihnen die Tritonenauf Hörnern blasend / nicht allein gehört / sondern auch von vielen gesehen worden. Und Alexander Neapolitanusim III. Buch meldet / er habe von einem glaubwürdigen Manne erzehlen hören / daß / als er sich in Spanienaufgehalten / er daselbst einen Meer-Mann gesehen / der im Gesicht und an dem Leibe allerdings einem Menschen / von der Schaam hinabwerts aber einem Fische gantz gleich gewesen / der in Honig aus dem äussersten Theil der Landschafft Mauritanienund den Gräntzen deß Meers zum Schauwunder dahin gebracht worden; Im Gesichte habe er einem alten Manne gegleichet / und seye gewesen von rauhen und groben Kopff - und Bart-Haaren / himmelblauer Farb / langer und übermenschlicher Statur; habe auch Flügel von dünn oder subtilen Krospeln gehabt / wormit er die Meeres-Wellen durchschnitten / und mit einem hin und wieder durchscheinenden Häutlein versehen gewesen. Damit man aber solches nicht etwan vor ein Gedicht halten möchte / so bekräfftigt er es über das mit der Autorität deß Theodorus Gaza/ welcher bezeuget / er habe / als er sich im Peloponnesusaufgehalten / bey Entstehung einesschrecklichen Ungewitters / das auch einige Meer-Wunder ans Uffer geführet / unter andern einen Meer-Mann gesehen / der von den Wellen ausgeworffen noch gelebt und Odem geschöpfft / im Angesicht sey er einem Menschen nicht unähnlich / auch einer fast schön und annehmlichen Gestalt / am Leibe biß an die Schaam rauch und mit Schuppen bedeckt / im übrigen aber als ein Heuschrecke geschwärtzt Nereides. gewesen. Dannenhero sich nicht zu verwundern / daß die Poeten gedichtet / die Nereidesseyen die schönsten Nymphen / welche die Meer-Götter / nämlich den Ocean/ den Vatter Nereus/ Neptunus/ Thetis/ Dorisund andere dergleichen zu begleiten pflegten / die insgesamt die mancherley Wirckungen deß Wassers bedeuten / und von den Alten geehret wurden / dieweil sie glaubten / daß ihnen durch selbige viel Nutzen oder Schaden zuwachsen könte. Und ob man gleich schreibet / es seyen ihrer viel gewesen / (dann Hesiodusderselben in die 50. mit Namen nennet) so hab ich mir doch nur Galathea. PLATTE I. von einer / Namens Galathea/ zu reden vorgenommen. Diese ist von der weissen Farbe also genennet worden / welche in ihr den Schaum deß Wassers vorstellet: Daher Hesiodusderselben weisse Haare und ein Milchweisses Angesicht zueignet. Polyphemus/ ihr Buhle / sagt beym Ovidius/ sie sey weisser als die Rheinweidblum. Philostratusstellet die Galatheaauf dem stillen Meer einhertrettend vor; setzet sie auch auf einen von Meer-Schweinen gezogenen Wagen / den des TritonsTöchter regieren / und um den die zu ihrem Dienst bereitete Nymphen stehend zu sehen. Sie aber hebt ihr Purpur-Kleid gegen den Sud-Wind über das Haupt / damit es ihr an statt eines Sonnen-Schirms und dem Wagen zur Decke diene. Ihr Haar konte vom Sudwinde nicht zerstreuet werden / weil es tropffnaß / und also demselben zu verwehen zu schwehr war. Derowegen ich für gut geachtet / nicht zu übergehen / was Alexander Neapolitanusan kurtz-vorher angezogenem Orte erzehlet; wie nämlich zu seiner Zeit in der Landschafft Epirus/ ietzund Albaniagenannt / bey einem Qvell-Brunn / woselbsthin die Weiber aus der Stadt Wasser zu holen sich verfüget / ein Tritonoder Wassernixaus einer Höhlen hervor zu kommen pflegen / insonderheit wann er eine Weibs-Person allein wargenommen / da er dann gantz sanfft und leiß hinter ihr hergeschlichen / sie angefallen / und zum Beyschlaff unters Wasser mit sich hinabgerissen. Als nun solches bey den Innwohnern bekannt worden / sollen sie demselben mit Schleiffen-Legung lange Zeit fleissig aufgepasset / und ihn endlich mit List gefangen haben; weil er aber nichts essen wollen / habe er ausser dem Wasser nicht lange leben können.

Tritonenoder Wasser-Nixe. Pausaniasmahlet uns in Boeoticis die Tritonenalso ab: Von Farben sind sie wie die Frösche in denen Lachen auf den Rücken zuTA 1680, Iconologia Deorum, S. 87seyn pflegen: haben Nasenlöcher wie ein Mensch / Kiefen unter den Ohren / ein verschnitten breit Maul / Thier-Zähne / graue Augen / Gelencke an den Händen gleich den Menschen / Nägel so den Auster-Muscheln gleich; am übrigen gantzen Leibe sind sie mit kleinen Schuppen bedeckt / und am Ende wie ein Fisch gestaltet / denen Hintertheilen der Meer-Schweine nicht ungleich. Von diesen / wie auch denen Wasser - und Brunnen-Göttinnen / Sirenen. sind die Sirenennicht viel unterschieden: dann Selbige haben / wie die Poeten dichten / biß an den Nabel eine Weibs-Gestalt, unterhalb deß Leibs aber sind sie den Fischen gleich. Einige setzen noch hinzu / daß sie mit Flügeln und Hüner-Füssensind deß [ Achelous]und der CalliopeTöchter gewesen. versehen seyen. Man schreibet / sie seyen deß Achelousund der Calliopedrey Töchter gewesen / deren eine sang / die andere auf der Flöte pfiffe / die dritte auf der Viole spielte / welches zusammen eine solche Harmonie gab / daß sie die armen Schiffleute leichtlich an sich lockten / und an eine Klippen in Sicilien/ allda sie sich aufhielten / anschlugen: Als sie sich aber vom Ulyssesverachtet gesehen / indem er daselbst vorbey reisend sich an den Mastbaum binden lassen / und seinen Geferten die Ohren mit Wachse verstopfft / daß sie ihren Gesang nicht hören möchten / haben sie sich Augenblicklich in das Meer gestürtzt. Und daher mag vielleicht auch geschehen seyn / daß man von ihnen gesagt / sie seyen unterhalb deß Leibs in Fische verwandelt worden. Servius Sirenensollen Vögel gewesen seyn.will / sie seyen keine Fische / sondern Vögel gewesen: wie auch Ovidiussie vor der ProserpinaGefertinnen ausgegeben / die / nachdem sie Plutoentführt hatte / in dergleichen Unthiere sollen verwandelt worden seyn / also daß sie zwar weibliche Angesichter und Brüste behalten / im übrigen Theilen aber denen Vögeln gleich gesehen. Svidaserzehlet / daß die Sirenen/ nach Ausweisung der Gedichte oder Fabeln / Vögel gewesen / mit schönen weiblichen Angesichtern / die hätten überaus lieblich singen können; es seyen aber auch in Warheit einige Klippen gefunden worden / welche / wann das Wasser an sie gestossen / ein solch lieblich Geräusch und Sausen von sich gegeben / daß die Schiffleute / durch solche Lieblichkeit gereitzt und bethört / die Schiffe dahin gelencket / und also an dem Felsen scheidern und zu Grunde gehen müssen. So sagt auch Plinius/ wann er von dergleichen erdichteten Vögeln redet / man habe davor gehalten / es seyen einige Vögel in Indien gewesen / welche durch ihren lieblichen Gesang die Menschen in einen Schlaf gebracht / und sie alsdann zu fressen gepfleget. Es mögen aber gleich diese SirenenWas die Sirenenbedeuten.Fische / oder Vögel / oder etwas anders gewesen seyn / so ist doch gewiß / daß es ein erdichtetes Wesen sey / wordurch einige die Hürische Schönheit und alles unziemliche Anreitzen andeuten wollen / welche durch ihr liebliches Singen die Verliebte fangen / und endlich verschlingen: Dann die / so sich unbehutsam halten /und von der Huren schmeichelhafften Geberden deß Verstandes und der Gesundheit berauben lassen / werden endlich / nachdem sie alles das ihrige verzehrt / in die eusserste Armut gestürtzet. Dannenhero Buccatiuserzehlt / daß die Alten von den Sirenengedichtet / als ob sie in sehr annehmlichen / iedoch mit Todtenbeinen bestreueten Wiesen sich aufhielten / dardurch das eusserste Verderben / so auf ein leichtfertigKlippen der Sirenen. Leben zu erfolgen pfleget / anzudeuten. Beym Virgiliuswerden der SirenenKlippen ebenmässig von vielen Menschen-Gebeinen weiß / und sehr hoch und gefährlich beschrieben: Aber Xenophonhat hiervon eine andere Meinung: dann er im Buch von den Reden und Thaten deß Socratesdahin gehet / daß die Sirenenderen Lob auzusbreiten pflegen / die am würdigsten sind / ihrer Tugend halber gepriesen zu werden; und deswegen werde beym Homerusvon ihnen gedichtet / daß sie vom Ulyssesgerühmet haben / er sey in Warheit deß gantzen GriechenlandesZierde; und dieses sey das Band der Bezauberung und Verblendung / wordurch sie deren Liebhaber an sich zu locken pflegten; dann wann dieselben das Lob der jenigen Tugend / in welche sie verliebt sind / vernehmen / so werden sie hefftiger auf sie erpicht / streben ihr weit ernstlicher nach / und folgen daher der angenehmen Stimme ihres Lob-Ausruffers desto embsiger. Aus dieser Ursach mag vielleicht geschehen seyn / daß sie /Sirenen-Insuln. wie Aristotelesim Buch von wunderbaren Dingen bezeuget / in einigen Insuln / die Sirenengenannt / welche an den Gräntzen der Landschafft Italiengelegen / Tempel und AltäreNamen der Sirenen. verdient / und von den Innwohnern Göttlich verehret worden: deren Namen sind gewesen Parthenope/ Leucosiaund Ligia.

Nunmehr wenden wir uns auch zu andern Scylla. Göttern oder Meer-Wundern. Homerusdichtet / daß die Scyllain einer finstern und furchtsamen Höhle wohne / pflege auf Art der Hunde ein erschreckliches Gebelle zu machen / habe zwölff Beine / sechs lange Hälse / sechs Köpffe und drey Reigen Zähne / aus welchen der ärgste Gifft zu tropffen scheine; die Köpffe strecke sie immer übers Meer / und sehe sich von den Felsen umb / ob nicht ein Schiff daher komme / daß sie aus demselben nur so viel möge zum Raube bekommen / als sie Köpffe habe; und eben so viel habe sie von deß UlyssesGeferten bekommen. Wann Helenusbeym Virgilius/ im III. Buch Aeneidos, dem Aeneasden Lauff zeiget / welchen er halten solle / erinnert er ihn / die zwey greuliche Unthiere / die Scyllanämlich und Charybdis/ ernstlich zu vermeiden / indem er saget:

Dextrum Scylla latus, laevum impli - cata Charybdis
Obsidet: atque imo barathri ter gur - gite vastos
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 88
Sorbet in abruptum, fluctus rurlusque sub auras
Erigit alternos, & sidera verberat unda.
At Scyllam coecis cohibet spelunca latebris,
Ora exsertantem, & naves in faxa trahentem.
Prima hominis facies, & pulcro cor - pore virgo
Pube tenus: postrema, immani cor - pore Pristis,
Delphinum caudas utero commissa luporum. &c.
Zween Oerter sind im Meer gefährlich und beschryen /
die zu sich manches Schiff in tieffen Ab - grund ziehen:
Die Scylla liget rechts / Charybd zur lincken Hand:
und diese tobt und braußt / verschlucket Fluth und Sand
Charybdis.
20 mit ihrem weiten Schlund und krumm-ge - führten Klüfften /
bald mengt sie wiederum die Wellen mit den Lüfften /
und sprüet gleichsam fast biß ans Gestirn hinauf;
die Scylla aber bleibt / und hemmet ih - ren Lauff
in tieffgeschroffter Klufft / erhebt sich mit dem Schlunde /
und zeucht die Schiffe hin in Klippen und zu Grunde;
theils sieht sie wie ein Mensch und schö - nes Jungfräulein /
theils aber scheinet sie dem Meerschwein gleich zu seyn
an ungeheurer Größ und vielen Wolffes - Schwäntzen.
Vel sichrer ists gethan / umziehen weit die Gräntzen
deß Vorgebirgs Pachynund bleiben lange stehn
mit wenig Zeit-verlust / als einmal sollen sehn
diß ungeheure Thier / die Scylla/ ihre Klüffte
und scheußliche Gestalt / die Wolffsbe - schwäntzte Hüffte /
der blauen Hund Geheul und vieler Klippen Scheu /
so anders mir Verstand und Weißheit noch wohnt bey etc.

Scyllaist durch der CirceBezauberung in ein Monstrum verwandelt worden.Es soll aber die Scyllazu dieser Gestalt durch Verzauberung der Circegekommen seyn / als sie gesehen / daß Glaucus/ in welchen sie hefftig verliebt war / sie verachtet / und dargegen der Scyllamit Liebe zugethan gewesen:derhalben sie das Wasser / worinnen die Scyllasich zu baden pflegte / mit ihrer Zauberey angesteckt / und sie in eine solche schändliche Gestalt verwandelt / sie aber / sich in so schrecklicher Gestalt sehende / für Betrübnus sich ins Meer gestürtzt habe / allda sie auch die vorüberfahrende Schiffer zu schrecken pflege: Die Charybdisaber / als ein sehr rauberisch Weib / habe sich unterstanden / deß HerculesOchsen zu rauben / dahero sie / von deß JupitersDonnerkeil gerührt / ins Meer gestürtzt / und in eine Stein-Klippe verwandelt worden / welche raubrische Natur sie hernachmahls fleissig an sich behalten. Durch diese Fabelhaffte Verdeckungen haben die Poeten uns die Natur und Eigenschafft der zweyer in der Sicilischen Meer-Engeeinander übergelegener Klippen vorbilden wollen.

Wir müssen uns aber nunmehr auch zu Beschreibung anderer Meerwunder wenden. Nereiden.Daß der Nereidenhundert an der Zahl gewesen / die auf eben so viel Meer-Schweinen gesessen / bezeuget Plato/ da er den verwunderbaren Tempelbeschreibet / welcher bey denen Atlantiern dem Neptunusgewidmet war / welcher Gott daselbst auf einem Wagen abgebildet stunde / zwey geflügelte Pferde beym Zaume in der Hand hielte / und von sothaner Grösse war / daß er mit dem Kopffe dieses hohen Tempels Decke berührte. Der meiste Theil der Gefärtschafft deß Neptunuswar / wie Pausaniaserzehlet / in einem Tempelin der Landschafft Corinthenzu sehen / allda er nebenst der Amphitrite/ seiner Gemahlin / auf einem Wagen stunde. Nichtweniger sahe man daselbst auch den Knaben Palaemonauf einem Delphin sitzend; vor dem Wagen waren vier Pferde gespannt / auf der Seite giengen zwey Tritonen; auf dem mittlern Gestelle / darauf der Wagen stunde / war ein Meer ausgegraben / und die Venus/ welche aus demselben empor kam / von den allerschönsten Nereiden Palaemon.begleitet. Palaemon/ der von den Lateinern Portunusgenennt / wird vor einen Gott der Meerhäfen gehalten / dem die wieder nach Haus kommende Schiffleute opfferten; dannenhero er dem Neptunuszum Gefärten zugeeignet worden.

In einem Tempel deß Neptunusin Egypten/ Canopus. wurde Canopus/ deß MenelausSchiffmann (der nach dem Tode in ein Gestirn solle seyn verwandelt worden /) göttlich verehret. Dessen Bildnus ware dick / kurtz / und gleichsam rund / mit einem krummen Hals und von sehr kurtzen Beinen. Die Ursach / warumb man ihn also gebildet / solle diese gewesen seyn: Es[ hatten] die Persen das Feuer / welches sie für den grösten Gott hielten / allenthalben herumgeführet / umb dardurch die Kräffte der andern Götter / die bey andern Völckern verehret wurden / zu erfahren: Als nun auf solche Weise keiner / von was Materi er auch ware / vor demselben bestehen konte / sondern alle demTA 1680, Iconologia Deorum, S. 89Feuer weichen musten / hat deß CanopusPriester / damit sein Gott von der Flamme nicht möchte verzehret werden / einen listigen Fund wider das Feuer erdacht. Man pflegte in Egypteneine Art irrdener Gefäß zu machen / so rings umher voll gar kleiner Löchlein waren / worduch auch das trübste Wasser ziemlich hell heraus zu rinnen pflegte: Deren nahm er eines / verstopffte die Löcher mit Wachs / bestriche es mit allerhand Farben / füllte es mit Wasser an / hiebe deß CanopusBilde den Kopff ab / fügte ihn diesem Gefäß künstlich an / und stellte es also für seinen Gott dar. Bald kamen auch die Persen herzu / und gienge also der Wett-Streit an: es wurde das Feuer umb das Gefäß angezündet / das Wachs schmeltzete ab / und brach das Wasser durch die Löcher heraus / also / daß in kurtzer Zeit das Feuer gäntzlich verleschen muste / und durch dieses Priesters List der Gott Canopusüber der Perser Gott den Sieg erhielte / von welcher Zeit an / wie Svidaserzehlet / er auch von denselben als ein Gott verehret / und in solcher Gestalt / wie in einer Müntze deßWarum die Delphinen dem Neptunussehr angenehm gewesen. Antonini Pijzu ersehen / gebildet wurde. Man schreibet / daß die Delphinen unter allen Fischen dem Neptunusam angenehmsten seyen; Dannenher Hyginiusbezeuget / daß allzeit / wann man den Neptunusgebildet / ein Delphin / entweder in seinen Händen / oder aber unter den Füssen erschienen / vielleicht aus dieser Ursach / weil die Delphinen vor Könige der Fische / wie die Löwen der vierfüssigen Thiere und die Adler vor der Vögel Könige geachtet wurden.

Martianusstellet den Neptunusin der Hochzeit der Philologiae also vor / wann er saget: Er ist nackend / grüner als die Meeres-Ergiessung / träget eine Krone / so dem schönsten und reinsten weissen Saltz gleich / und gläntzet als Schaum auf dem Wasser. Wenn die Pallasbeym Ovidiusim 6. Buch seiner Verwandlung mit der Arachneüber der Kunst zu wircken einen Wettstreit hält / stellet sie die Rahtsversammlung der zwölff Götter vor / worinnen berahtschlaget wurde / welchem unter beyden / Ihr oder dem Neptunus/ zu vergönnen seye / der unerbaueten Stadt Athenden Namen zu geben. Die Verse sind dieses Innhalts:

Stare Deum pelagi, longoqve ferire tridente
Aspera saxa facit, medioque è vul - nere saxi
Exiluisse fretum, qvo pignore vindi - cet urbem.
Sie stellte künstlich dar / wie starck der Gott der Meere /
mit dreygezinktem Stab auf einen Felsenschmeist /
und aus der Wunden sich ein grosses Meer ergeust /
weswegen ihm die Stadt verpflichtet zu-gehöre.

Virgiliusim ersten Buch seiner Georgicorum sagt / es sey ein Pferd hervorgekommen.

--- --- Tuque ô, cui prima fremen - tem
Fudit eqvum, magno tellus percus - sa tridente
Neptune. --- ---
Und du Neptun! dem dort / auf einen starken Schlag
mit dreygezinktem Stab / zuvörderst an den Tag
das aufgebrochne Land sties aus ein wil - des Pferd.

Welches Serviusdarumb gedichtet zu seyn vermeinet / daß dardurch die schnelle und öfftere Bewegung deß Meers angezeiget würde. Dahero man die Pferde unter deß Castorund PolluxSchutz zu seyn geglaubet / weil deren Gestirne sich wundergeschwind zu bewegen pflege. Einige wollen / daß darum die ErfindungWarum die Pferde dem Neptunuszugeeignet worden. der Pferde dem Neptunuszugeeignet worden / weil sie das weite und ebene Feld zu lieben pflegen / welches durch die hohe Ebene deß Meers sehr schön vorgebildet wird. Eben dieser Serviussagt in Erzehlung deß Anfangs lib. IIX. Aeneidos, über diese Worte deß Poeten.

Ut belli signum Laurenti Turnus ab arce
Extulit:
Als Turnus zu Laurentdie Fahn heraus gestecket /
und durch Trompeten-Schall die tapffern Roß erwecket.

Es haben die Römer zu Kriegs-Zeiten zweyerley Paniere oder Feldzeichen gehabt / eines von Purpur / für die Fuß-Völcker / das andere aber Lasurblau für die Reuterey; dann diese ist die Farbe deß Meeres / vor dessen Gott man den Neptunushielte / welcher auch die Pferde erfunden haben soll. Diodorus Siculusschreibet / der Neptunusseye der erste gewest / welcher die Pferde gezähmt / und die Reit-Kunst gelehrt habe; dahero dann kommen / daß er der Rittermässige genennet worden: dem auch Pausaniasbeystimmet / der da will / daß darumb Homerus/ als er die Ritterspiele beschreibet / den Menelauseingeführet / als welcher den Kämpffern bey dem Gott Neptunuszu schwören auferleget / daß sie sich keines Betrugs bedienen wolten. Eben dieser setzet annoch hinzu / es übertreffe dieser deß NeptunusZuname alle die andern / weil er allen Nationen gemein sey. Daher / halte ichdavor /Circensische Spiele. ist der Gebrauch entstanden / daß die Circensischen Spiele bey den Römern / weil sie zu Pferde geschahen / dem Neptunuszugeeignet gewesen:TA 1680, Iconologia Deorum, S. 90Sie wurden aber gehalten in den Consualibus, die / wie Liviussagt / vom Romuluszum Gedächtnus deß Sabinischen Jungfer-Raubs angestellet worden; dann er hatte / wie Plutarchuserzehlet / unter der Erden auf dem Turnier-Platze einen Altar eines Gottes gefunden / und demselben Gott den Namen Consusgegeben / entweder vom Wörtlein Consilium, das einen Rahtschlag bedeutet / dieweil sie ihn vor einen Rahtgeber hielten / oder / dardurch anzuzeigen / daß die Rahtschläge von hohen Dingen verborgen seyn müssen; dannnenher man zu dessen Altar zu keiner andern Zeit gehen dorffte / als so lang die Circensischen Spiele währeten / welches verursachte / daß Consus. Neptunusund Consusfür einen Gott gehalten wurden / wovon dieses kürtzlich berührte genug seyn mag; dann ich noch biß auf diese Stunde bey den Scribenten kein Bildnus von ihm gefunden. Daß aber die Pferde unter deß NeptunusSchutze gewesen / beweiset Pausaniasin Eliacis posterioribus, wann er den Circum, das ist / den Turnier-Platz oder Rennbahn / worauf die Pferde lieffen / beschreibet / und sagt / daß an der einen Seiten der Rennbahn ein runder Altar gewesen / bey Taraxippus welchem der Gott Taraxippusverehret wurde / welcher / ihrer Meinung nach / den Pferden eine Furcht einzujagen pflegte: Dann dieselben durch solche eingejagte Furcht bey diesem Altar dermassen scheu wurden / daß die Fuhrleute in Anschlagung der Wägen in grosser Gefahr waren. Damit sie nun des TaraxippusGunst haben möchten / musten die Gutscher bey diesem Altar Gelübde thun / und ihr Gebet verrichten.

Von diesem Gott erzehlet ietztgedachter Pausaniasunterschiedene Meinungen / worunter er diese unter allen für die wahrscheinlichste hält / daß Taraxippusein Zuname deß Neptunusgewesen / weil von ihm der Pferde Ursprung herkommen / von deme auch der Junozwey Pferde sollen seyn verehret worden / die sie dem Castorund Polluxhernach geschencket. Mit welcher Fabel auch eine andere übereinkommt / worinnen gerühmt wird / daß dem Saturnusvon der Ops/ an statt deß Neptunus/ ein Pferdfüllen beygelegt worden: Und aus dieser Ursach will Festus/ sey der NeptunusWarum NeptunusRittermässig genennet worden.Rittermässig genennet worden / und meldet dabey / daß man in Illyrienallzeit im neunten Jahr vier Pferde pflege ins Meer zu werffen. Einige halten darfür / es werden dem Neptunusdie Pferde deßwegen am füglichsten zugeeignet / weil das Meer / gleich denen Pferden / uns von allen Orten was wir gebrauchen und nöhtig haben / herzu bringe. Daher wann Philostratuszwo kleine Insuln beschreibet / sagt er / es sey daselbst dem Neptunuseine Statua / mit einem Pfluge und Wagen / als ob er ein Ackersmann wäre / aufgerichtet worden: wordurch die Innwohner zuverstehen gegeben / daß sie auch dem Neptunusfür die Früchte der Erden zu dancken pflegten; aber / damit man nicht meinen möchte / sie ehrten ihn nur allein als einen irrdischen Gott / pflegten sie an den Pflug ein Vordertheil eines Schiffes zu machen / also / daß man sagen mögen / der schiffende Neptunuspflüge die Erde.

Wie Neptunusvon unterschiedlichen Völkern gebildet worden.Bey den Eleern war / wie Pausaniaserzehlet / eine gewisse Statua eines unbärtigen Jünglings zu sehen / der mit einem Fusse auf dem andern stunde / mit beyden Händen aber sich auf einen Spieß lehnete; diesem wurden zu gewissen Zeiten bald leinene / bald wölline Kleider angezogen. Man hielte ihn insgemein für deß NeptunusBilde / so von einem andern Orte dahin gebracht worden / und thate ihm iederman grosse Ehre an; Jedoch wurde es nicht deß Neptunus/ sondern deß SatrapisBild genennet. Es sind zwo alte Müntzen zu finden / deren eine deß Vespasianus/ die andere deß Adrianus/ auf welchen deß NeptunusBildnus nackend / und zwar stehend / zu sehen ist / iedoch hencket über der lincken Achsel ein Gewand den Rücken hinab; in der Rechten hat er eine von dreyen Riemen zusammen geflochtene Peitsche / in der Lincken aber seinen Dreyzanck. In einer andern Müntz ist er ebenfalls nacket / und aufrecht stehend gebildet / wie er in der aufgehobenen linken Hand den Dreyzanck hält / mit der rechten aber auf ein Meerschwein zeigt / und mit dem einen Fuß auf dem vördern Theil deß Schiffs stehet. Uberdas ist auch dieses zu mercken / daß bey den Alten die Stadt-Thore der Juno/Mauren und Gründe dem Neptunusgeheiliget. die Schlösser der Minerva/ die Mauren und Gründe dem Neptunusgewidmet gewesen; welches insonderheit Serviusüber das II. Buch Aeneid. bemerket / da die Venuseingeführet wird / wie sie dem Aeneaszeiget / daß der Stadt TrojenRuin und Steinhauffen nicht wieder zu verbessern oder aufzubauen seyn würden / weil ein jeder Gott alsdann für sich das jenige würde niederreissen / was ihme zuständig. Ihre Worte lauten also:

Hic, ubi disjectas moles, avulsaque saxis
Saxa vides, mixtoque undantem pul - vere fumum:
Neptunus muros, magnoqve emota tridenti
Fundamenta qvatit, totamque à sedi - bus urbem
Eruit. --- ---
Hier / wo du siehst / daß Wall und Thamm gefallen ein /
daß kein Stein blieben mehr auf einem andern Stein /
und wo der Rauch und Staub fast steiget bis in Himmel /
da wisse / daß Neptunerreget diß Getümmel /
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel I. (nach S. 90)
[figure]

Sandr:

S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 91
der rührt der Mauren Grund mit seinem Scepter an /
daher er diese Stadt zu grunde richten kan.

Das Erdbeben wird vom Neptunuserreget.Aus dieser Ursach ist er von den Griechen ἐνοσίγαιος, das ist / ein Erdenschütterer genennet worden / dardurch anzudeuten / daß das Erdbeben dem Neptunus/ wegen der Bewegung und Ungestümme deß Wassers / zugeeignet werde. Dannenhero die Thessalier vorgaben / es habe der Neptunusdenen Wassern / die ehmalen das gantze Thessalienüberschwemmet hatten / den Ausgang eröffnet; dann er durch Erregung eines gewaltigen Erdbebens die Berge zerspalten / also / daß der Fluß Peneuseinen breiten Ausfluß bekam / und die Erde / so zwischen den Bergen innen lag / beqvemlich konte bewohnet werden / wie solches auch Herodotusbekräfftiget. Und eben das / was ich vom Neptunus/ dem Erdenschütterer / gesagt / könte auch sehr schön auf die Ausbildung deß Erdbebens gezogen werden / wann iemand dasselbe vorzustellen gesonnen.

Oceanus.Die Bildnussen deß Neptunusund Oceanswaren einander nicht gar unähnlich. Diesen / nämlich den Ocean/ haben die Alten einen Vatter der Götter geheissen / und durch ihn nicht allein das Meer / so die gantze Welt umlauffet / sondern auch deß Wassers Krafft und Tugend verstanden / welche Thalesfür den Anfang aller Dinge gehalten. Diesem Vatter aller Götter haben sie die Thetiszur Gemahlin gegeben / von welchen hernach unzehlig vielMeer - Fluß - und Brunnen-Götter / ingleichen auch Nymphen herkommen seyn sollen. Sie / die Thetis/ wurde alt / grau und weiß ausgebildet / und von den Poeten eine Mutter genennet. Sie kan neben ihres Gemahls Bildnus gesetzet werden / welcher / wie Johannes Boccatiuserzehlet / auf einem Wagen / den vier Wallfische durchs Meer gezogen / gebildet zu sehen war / vor ihm her giengen die Tritonesmit Hörnern versehen; umb ihn stunden die Nymphen; von hinten folgten ihm eine grosse Anzahl Meer-Thiere / die den Proteuszu ihren Führer und Hirten hatten.

Proteus.Dieser Proteuswar einer aus den Meer-Göttern / der künfftige Dinge / iedoch anders nicht als gezwungen / vorher verkündigte / und die jenigen / so ihm Gewalt anthun wolten / mit List hintergienge / auch allerley Gestalten annahm / daß er ihnen entwischen möchte: Dannenhero man ihn binden / und so lange halten muste / biß er wieder zu seiner vorigen Gestalt kame / alsdann antwortete er leichtlich auf die vorgestellte Fragen. Von ihme erzehlet Diodorus/ daß er von den Egyptern ins Reich genommen worden / als einer / der an Weißheit alle andere übertroffen / wordurch er auch seine Rahtschläge zu rechter Zeit zu fassen so glückseelig war / daß er / nach ErforderungWarumb Proteusin mancherley Gestalten verwandelt worden.der Zeit / selbige augenblicks aufs allerfüglichste zu verändern wuste / daher man von ihm zu sagen pflegen / er verwandele sich in unterschiedliche Gestalten / welches eben das ist / als ob sie gesagt hätten / er habe sich wol in die Zeit zu schicken gewust. Die Griechen wollen / man habe dieses vom Proteusausgegeben / umb dardurch der Egyptischen Könige Gewonheit zu verstehen zu geben: dann wann dieselben sich öffentlich sehen liessen / so trugen sie allezeit ein gewisses Kennzeichen am Haupt / das die Königliche Majestät andeutete / welches sie aber stetigs zu verändern pflegten; Sintemahlen sie unterweilen eines Löwen / oder Stiers / oder Drachen Vördertheil / unterweilen ein Bäumlein / zur andern Zeit ein Feuer / bißweilen auch wolriechende Salben darzu gebrauchten. Daher die Fabel kommen / daß der Proteussich in alle die jenige Dinge / so er auf dem Haupt truge / zu verwandeln pflege. In der Insul Carpathus(von welcher das Carpatische Meer/ so nahe an Egyptengelegen / seinen Namen hat /) soll er / wie von ihm geschrieben wird / gleichfalls regieret haben: Weil nun dieses Meer / die Meerkälber (welche also genennet werden / dieweil sie von fornen auf Art der Kälber mit Haaren und Haut bedeckt seynd) und andere Meer-Thiere in grosser Menge zeuget / ist er ein Hirt der Meeres-Heerde genennet worden.

Eurynome.Wir wenden uns aber wieder zum Ocean/ vor dessen Tochter die Eurynomegehalten wurde / welche Homerusder Thetiszur Gefertin zugesellet / als sie sich zum Vulcanusverfügte. Einige haben sie / wie Pausaniasmeldet / für die Dianagehalten / welches aber gar nicht mit ihrem Bildnus überein kommet; dann es zwar eine weibliche Gestalt hatte / iedoch nur biß an die Hüfften / unterhalb aber als ein Fisch gestaltet / und mit güldenen Ketten gebunden war. Diese Göttin / oder vielmehr Göttliche Krafft / wurde von den Phigalensern / einem Volck in Arcadien/ geehret / derer Tempel an einem gewissen Tage im Jahre geöffnet / und der Gottes-Dienst öffentlich verrichtet wurde.

Derceto.Ihr war nicht gar unähnlich eine Göttin / Dercetogenannt: welche / ausser dem weiblichen Haupt / die Gestalt eines Fisches hatte. Von dieser schreibet Diodorus Siculusim III. Buche / daß sie eine Nymphe gewesen / hernach schwanger worden / (von wem aber sey unbekannt) und den Semiramisgeboren habe; dieser ihr Fall seye ihr hernach dermassen zu Hertzen gegangen / daß sie für Schaam sich in einen See in Syriengestürtzt / deßwegen auch von selbigen Völkern als eine Göttin verehrt worden / welche von ihr gedichtet / Sie habe sich selbst in einen Fisch verwandelt; daher auch bey ihnen diese Gewonheit entstanden / daß sie keinen Fisch aus selbigem See gegessen / weil sie dieselben alle dieser Göttin geheiligt zu seyn geglaubet.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 92

Bildnis deß Oceans.Nun kehren wir uns noch einmahl zu den Ocean/ und berichten / wie seine Bildnus gestaltet gewesen: Dessen Wagen deutet an / daß er um die Erde herum gehe / die Räder bemercken die runde Figur der Erden; Die Wallfische ziehen den Wagen / weil das Meer die gantze Erde durchlaufft / sich in deroselben Schoß leget und ihren grösten Theil vorbey fliesset. Die Nymphen bedeuten die Eigenschafft der Wasser / welche die Alten nicht allein unter deß Oceans/ Neptunus/ Thetis/ Doris/ Amphitrite/ und anderer Meer-Götter / sondern auch unter deß ArchelousNamen abgebildet / obwol einige unter den ersten die Natur der gesalznen Wasser / unter den nachfolgenden aber der Natur der süssen (als da sind die Wasser der Flüsse / die auch von den Alten für Götter gehalten / und mit menschlichen Gestalten gebildet worden) zu verstehen geben wollen. Ehe wir aber derselben Bildnussen vorstellen / müssenWinde. wir zuvor die Winde beschreiben / dann weilPLATTE K. wir vom Meer geredet / allda selbige ihre Kräffte insonderheit spühren lassen / achte ichnicht undienlich zu seyn / auch zugleich von den Winden zu handeln / wiewohl sie nicht unfüglich bey Vorstellung der Junohätten können beygebracht werden / als welche die Lufft bedeutet; der Wind aber / nach Meinung der Physicorum oder Naturkündiger / die erregte und bewegte Lufft ist. Derohalben Aeolusder Junobeym Virgiliusim 1. Buch Aeneidos also antwortet:

Tu mihi quodcunqve hoc regni, tu sceptra Jovemque
Concilias; tu das epulis accumbere Divum,
Nimborumque facis, tempestatumque potentem.
= = = = = Du kanst beym Jupiter
mich bringen zu Genad / und machen / daß ich Ehr
in meinem Reiche hab. Du kanst mir dar - zu nützen /
daß ich bey Göttern kan an ihrer Tafel si - tzen;
Du mehrest meine Macht / daß ich ein Herr der See
in meinem Regiment mit guten Ruhm besteh.

Die Winde sind von den Alten als Götter geehret worden.Die Alten haben die Winde als Götter verehret / und ihnen geopffert / entweder / weil sie ihnen günstig gewesen / oder damit sie ihnen ins künfftige nicht zu wider seyn möchten. Sie haben sie mit Flügeln / aufgeblasenen Backen / und den Athem von sich gebend / gebildet; zumalen einige mit ihrem Blasen diese / andere jene Wirckungen hervor bringen; dann etliche treiben die Wolcken zusammen / und verursachen den Regen / andere hingegenzertreiben dieselben; andere pflegen ihre Kräffte wiederum anders zu erzeigen / dannenhero sie ungleich von den Poeten beschrieben worden: und ob ihrer wol sehr viel sind / so Die Haupt-Winde. pflegen der vornehmsten doch mehr nicht als viere / die von den vier Haupt-Theilen der Welt hervor wehen / gezehlt zu werden / wie Ovidiusbezeuget / wann er im ersten Buch seiner Verwandlungen das gantze Welt-Rund in seine Theile absondert. Einige haben / wie Boreas, Aqvilo, oder Nordwind. Strabomeldet / nur zwey Winde gezehlt. Aber unter den vieren ist einer Aqvilo, oder Nordwind/ welcher auch Boreasheisset / so von Mitternacht wehet; von deme schreibet Pausaniasin Eliacis, daß er in deß CypsellusKiste ausgehauen gewesen / in der jenigen Gestalt / wie er die Orithyiaentführt; iedoch beschreibet er sein Bildnus nicht anders / als daß er an statt der Füsse Schlangen-Schwäntze gehabt habe. Er wird aber sonsten / weil er Schnee und Kälte mit bringet / und das Eiß verschaffet / am Notus, Auster, oder Sudwind. Bart / Haaren und Flügeln mit Schnee bestreuet ausgebildet. Der ander ist Austeroder der Sudwind/ welcher auch Notusgenennet wird / und vom Mittage wehet. Dieser / weil er mit seinem Sausen den Regen verschaffet / wird vom Ovidiusalso beschrieben:

--- --- Madidis Notus evolat a - lis,
Terribilem picea tectus caligine vultum,
Barba gravis nimbis, canis fluit unda capillis,
Fronte sedent nebulae, rorant pen - naeque sinusque
Der Sudwind / als nicht faul / die nassen Flügel schwingt /
sieht schrecklich / pechschwartz aus / der Bart ist schwehr vom Regen
Wie auch das graue Haar; Die Stirn ist dick umlegen
mit Nebeln / lauter Thau aus Schoß und Flügeln dringt.

Eurusoder Ostwind.Der dritte ist Eurus, oder der Ostwind/ welcher vom Morgen bläset. Dieser wird schwartz gebildet / wegen der Mohren / durch derer Länder er streichet; und weil die Sonne / wann sie im Untergehen roht erscheinet / ein Kennzeichen (wie Virgiliusin

bezeuget) seyn soll / daß deß nächstfolgenden Morgens der Euruserwecket werde / als wird zum Haupte seines Bildes der Sonne feurig gemahlt. Zephyrusoder Westwind.Der vierdte ist der lindeste / und wird genennt Zephyrusoder der Westwind/ so vom Niedergang oder Abend wehet. Dieser pfleget im Frühling die Erde am ersten mit Kräutern zu Flora. bekleiden / und die Blumen hervorzubringen; Dannenhero er der Flora/ als der Blumen-Göttin Gemahl von den Alten genennet worden /TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel K. (nach S. 92)

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Sandr:

S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 93derer Bildnus eine überaus schöne Nymphe vorstellte / welche selbst / da sie vom Ovidiusim

redend eingeführet wird / also von ihrer Schönheit saget:

Quae fuerat mihi forma, grave est narrare modestae:
Sed generum matri repperit illa Deum.
Ich darff nicht sagen viel = = = =
Schand wär es / wann ich sagt wie schön ich sey gewesen /
Gnug / daß mich drum ein Gott zur Liebsten auserlesen.

Es wird ihr auch ein Krantz von mancherley Blumen aufgesetzt / und ihre Kleidung mit blutfärbigen Blumen gebildet / dann die Blumen / wormit die Erden bekleidet ist / stellen allerhand Arten von Farben vor. Philostratushat deß ZephyrusBildnus in Gestalt eines Jünglings / schön von Angesicht / an den Schultern geflügelt / und umb das Haupt mit den schönsten Blumen bekräntzt / vorgestellet.

Die Flüsse sind von den Alten als Götter geehret worden.Itzo verfügen wir uns wieder zu den Flüssen / als die von den Alten ebenmässig für Götter gehalten / und mit Anbetung und Opffern verehrt worden. Sie pflegten ihnen das abgeschnittene Haar durch sonderliche Ceremonien zu opffern / und insonderheit thaten solches / wie Pausaniasbezeuget / die Griechen; welches auch aus dem Homerusabzusehen / wann er den Peleuseinführet / der dem Fluß Sperchiusein Gelübd thut / daß er ihm seine Haare opffern wolle / wann sein Sohn Achillesaus dem Trojanischen Kriege gesund wieder würde zu ihm nach Haus kommen. Und in der Attischen Landschafft/ bey dem Fluß Cephisus/ war eines Jünglings Statua zu sehen / der ihm selbst das Haar abschnitte / besagtem Fluß solches aufzuopffern. Das Bildnus der Flüsse war einem bärtigen Manne gleich / mit langem Haupt-Haar / lag auf der Erden und steurete sich auf den Elbogen / wie dessen Philostratus/ in der Beschreibung Thessaliens/ gedencket; dann die Flüsse in ihren Bildnussen sich niemahln auf die Beine erheben / pflegten sich aber öffters auf einen grossen Krug zu steuren / aus welchem das Wasser häuffig hervor strudelt. Also hat Statius Inachus.den Inachusgebildet. Serviussaget / es werden den Flüssen auch Hörner zugeeignet; entweder weil das Brausen deß Wassers / das Brüllen der Ochsen ausdrucket / oder weil die Uffer der Flüsse / wie die Hörner / sich umkrümmen. Dannenhero Virgiliusim IIX. Buch Aeneidos von der Tybersagt:

Corniger Hesperidum fluvius reg - nator aqvarum.
Der schön-gehörnte Strohm und König aller Flüsse.

Und eben diesen beschreibet er kurtz vorher also:

Huic Deus ipse loci, fluvio Tiberi - nus amoeno
Populeas inter senior se attollere frondes
Visus: eum tenuis glauco velabat a - mictu
Carbasus, & crines umbrosa tege - bat arundo.
Da dünckt ihm / wie der Geist deß Orts hervor sich reckte
aus seinem schönen Fluß / der um den Leib sich deckte
mit grauem Segel-Tuch / und auf dem Haupt trug er
von Schilffrohr einen Krantz.

Eridanus.Eben dieser saget auch lib. 4. Georgicor. vom Eridanusalso:

Et gemina auratus taurino cornua vultu
Eridanus.
Auch der Eridanus/ so einem Stier sieht gleich
mit seinem Hörner-Paar / und gläntzt am Golde reich.

Allda Probusmeldet / es werde Eridanusmit einem Ochsen-Gesichte ausgebildet / weil der Schall / welchen er von sich giebt / dem Brüllen eines Ochsen nicht gar ungleich / auch dessen Uffer wie die Hörner umgekrümmet sey. Aelianusschreibet / daß man die Bildnussen derjenigen Flüsse / so vorher keine gewisse Gestalt gehabt / nachgehends in Gestalt der Ochsen vorgestellet habe. Eben dieses ist auch beym Festus Pompejuszu lesen / daß nämlich der Flüsse Statuen als Ochsen / das ist / gehörnet seyen gebildet worden / dann sie wie die Ochsen wild und unbändig zu seyn pflegen. Es krönten auch die Alten die Flüsse mit Rohrblättern; weil das Rohr an wässerigen Orten weit besser als anderswo wächset und hervor kommt. Ovidiusim XIII. Buch seiner Verwandelungen/ wann er die Fabel von dem in einen Fluß verwandelten Acisin einen Fluß verwandelt Aciserzehlet / welchen Polyphemus/ mit Hinwerffung eines grossen Steins / zertrümmert hatte / führet die von ihme also erzehlende Galatheaein:

Miraque res, subito media tenus extitit alvo
Incinctus Juvenis, flexit nova cor - nua cannis,
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 94
Qui nisi qvod major, quod toto coe - rulus ore est,
Aciserat.
Da steht der junge Mensch / o Wunder! gantz geschwind /
bis auf den halben Leib mit Rohren dicht umgeben
als seiner Hörner-Zier / der Acisnach dem Leben /
nur daß die Farb ist blau / die Glieder grösser sind.

Zu Romwird im Vaticannoch diese Stunde die Statua deß Tiberflusses gezeiget / an der weder Hörner noch Kräntze von Geröhrich zu sehen / sondern ist mit einem aus mancherley Blumen und Früchten zusammen gebundnem Krantz geziert: welches / nach meiner Meinung / dahin sein Absehen hat / daß es eine Fruchtbarkeit und Uberfluß an Früchten / so dieser Fluß den Innwohnern mit sich bringet / bedeute; Jedoch ist sie der Poeten Zierde nicht gantz und gar beraubt / dann sie annoch Achelous. ein Rohr in Händen trägt. Wann Acheolus/ beym Ovidiusim IIX. seiner Verwandlungs-Bücher / dem Theseusden Streit erzehlet / welchen er mit dem Hercules/ der Dejanirazu gefallen / auf sich genommen / so lehnt er sich auf den Arm / hat das Haupt mit einem Rohr umbunden / einen grünen Habit an / ist aber nicht wie andere Flüsse mit zweyen Hörnern bezeichnet / dann ihme das eine vom Hercules abgebrochen / und nachgehends mit mancherley Blumen und Früchten angefüllt denen AetoliernCornucopiae oder Uberfluß-Horn. geschenckt worden / die es das Uberfluß-Horn genennet haben. Welches darum / wie Diodorusdavor hält / von den Alten erdichtet worden / weil Herculesden einen Arm dieses Stroms mit grosser Mühe und Arbeit aus seinen vorigen Lauff anderswohin geleitet; und sey dasselbe Land / weil es mit diesem fruchtbaren Wasser gewässert worden / hernach überaus trächtig gewesen.

Es werden aber die Flüsse von den Poeten auf mancherley Weise beschrieben / indem dieselbige entweder die Eigenschafft der Wasser / oder ihren Lauff / oder die Natur der Landschafft / wordurch sie lauffen / betrachtet / und hernach die Flüsse oder Ströme mit unterschiedlichen hierzu dienlichen Beschreibungen gezeichnet. Daher Pausaniasin Arcadicis erzehlet / daß in einem Tempel in der Landschafft Arcadia/ die Statuen einiger vornehmen Flüsse aus dem schönsten weissen MarmorDer Fluß Nilus. / deß NilusBildnus aber allein aus schwartzen Stein zu sehen seye; dessen Ursache er diese zu seyn vermeinet / weil der Nilusdurch die schwartzen Mohren fliesset / und alsdann sich ins Meer ergeust. Lucianusschreibet / es haben die Egypter deß NilusBild auf einen Crocodil oder Meer-Pferd gesetzt. Ein Meer-Pferd aber ist / wie es HerodotusMeer-Pferd.beschreibet / ein vierfüssig Thier / in der Grösse einem Ochsen gleich / hat einen Ochsen-Kopff / eine eingebogne Nase / nach Art der Ziegen / ist mit einer Mähne am Hals wie ein Pferd versehen / wiehert auch wie dasselbe / hat krumme Zähne als ein wild Schwein / einen gläntzenden Schwantz / und eine so dicke und harte Haut / daß man / wann sie trocken / Pfeile daraus machen kan; Dieses Thier ist von den Griechen ἱπποπόταμος genennet worden. Um das Bild deß Nilusstelleten sie einige spielende Knaben / wie beym

Pliniusin seinem XXXV. Buche

zu lesen / woselbst er von dem Marmel / welchen sie Basaltem nennten / redet / wann er schreibet / daß aus demselben Marmor der Kayser Vespasianusdem Augustuszu Romin dem Friedens-Tempeleine Statua / deß NilusBildnus vorstellend / gewidmet / umb welche XVI. Kinder gespielt; wordurch angedeutet worden / daß dieser Fluß aufs höchste im Aufschwellen eben so viel Elen zu wachsen und empor zu steigen pflege.

VertumnusVon einer zu Romauf dem Marckt stehenden Bildnus deß Vertumnus/ welche die daselbst durchfliessende Tibervorstellte / lieset man / daß sie mit Blumen und Früchten geziert gewesen / umb dardurch deß Landes Fruchtbarkeit zu bedeuten / an welchem die Tiebervorbey streichet. Von diesem Gott Vertumnusglaubten die Alten / daß er den Menschlichen Gedancken vorgesetzt seye / und unterschiedliche Gestalten annehme / eben auf solche Weise / wie die Menschen ihre Rahtschäge immer zu ändern pflegten. Andere haben ihn für den Gott deß Jahrs gehalten / welches / nach Art der Zeiten / unterschiedliche Gestalten an sich nimmt; und dahero ist seine Natur allen Gestalten beqvem / wie Propertiusvon ihm im IV. Buch saget / dessen Beschreibung / weil sie über die massen schön / wirhieher zu setzen der Mühe wol wehrt geachtet; Sie bestehet aber in folgenden Worten:

Qvid mirare meas tot in uno corpore formas?
Accipe Vertumnisigna paterna Dei.
Tuscus ego, Tuscis orior, nec poenitet inter
Praelia Volscinos deseruisse focos.
Nec me turba juvat, nec templo delector eburno;
Romanum satis est, posse videre fo - rum.
Hac quondam Tiberinusiter faciebat, & ajunt
Remorum auditos per vada pulsa so - nos.
At postquam ille suis tantum concessit a - lumnis,
Vertumnusverso dicor ab amne Deus:
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 95
Seu, quia vertentis fructum percepimus anni,
Vertumnirursus credidit esse sa - crum.
Prima mihi variat liventibus uva race - mis,
Et coma lactenti spicea fruge tumet.
Hic dulces cerasos, hic autumnalia pru - na
Cernis, & aestivo mora rubere die.
Institor hic solvit pomosa vota corona,
Cum pyrus invito stipite mala tu - lit.
Mendax fama noces: alius mihi nomi - nis index:
De se narranti, tu modo crede Deo.
Opportuna mea est cunctis natura figu - ris:
In quamcunque voles, verte, de - corus ero.
Indue me Cois, fiam non dura puella.
Meque virum, sumpta quis neget es - se toga?
Da falcem, & torto frontem mihi com - prime foeno:
Jurabis, nostra gramina secta ma - nu.
Arma tuli quondam; &, memini, lauda - bar in illis:
Corbis & imposito pondere, messor eram.
Sobrius ad lites: at cum est imposta co - rona,
Clamabis, capiti vina subisse meo.
Cinge caput mitra; speciem furabor Iacchi:
Furabor Phoebi, si modo plectra da - bis.
Cassibus impositis, venor; sed arundine sumpta,
Faunusplumoso sum Deus aucupio.
Est etiam aurigae species Vertumnus, & ejus,
Trajicit alterno qui leve pondus e - quo.
Suppetat; hoc pisces calamo praeda - bor; & ibo
Mundus, demissis institor in tuni - cis.
Pastorem ad baculum possum curare, vel idem
Sirpiculis medio pulvere ferre ro - sam.
Nam qvid ego adjiciam, de quo mihi maxima fama est,
Hortorum in manibus dona probata meis?
Caeruleus cucumis, tumidoque cucurbita ventre
Me notat, & junco brassica vincta levi.
Nec flos ullus hiat pratis, quin ille de - center
Impositus fronti langueat ante meae.
At mihi, quod formas unus vertebarin omnes,
Nomen ab eventu patria lingua de - dit.
Was wunderst du / daß ich so ungestal - tet bin?
Dir ich Vertumnusals ein Gott vielfältig dien.
Ich bin aus Tuscien: doch wird mich nie - mand hassen /
daß von mir in der Schlacht die Volscier verlassen.
Ich achte kein Gepräng / noch Kirch von Helffenbein /
Seh ich der Römer Marckt/ kan ich zu frieden seyn.
Hier gienge / wie man sagt / der Tieber - Flußvorzeiten /
Man hörte mit der Fluth allhier die Ru - der streiten.
Nun er den Schlangen-Gang dem Volck zu gut gewendt /
werd ich der Wendungs-Gott von die - ser That genennt.
Weil sich auch immerzu die Jahres-Zeiten wenden /
empfiengen gleichsam sie die Frücht aus meinen Händen /
die Trauben färben sich / durch mich / am grünen Stiel /
die Aehren kriegen Safft / dabey der Körner viel.
Hier siehst du Kirschen-Bäum; hier Zwet - schen / Herbstes Gaben /
hier vor den Sommer-Durst wir die Maul - beere haben;
viel Aepfel bringt mir hier ein Impfer Danck-verpflicht /
die ihm ein Birnstamm bracht / wiewohl so gerne nicht.
Die Fama treugt: ich will dir wol ein an - ders sagen
woher mein Name kommt; du darffst nicht andre fragen /
weil ich verwandelt mich / steht alles mir wol an /
was einer für Gestalt und Tracht ersin - nen kan.
Trag ich ein weisses Kleid / so gleich ich ei - ner Frauen;
Für einen strengen Mann bin ich im Rock zu schauen.
Gieb eine Sense mir / und thu aufs Hauptein Heu /
So solt du schweren selbst / daß ich ein Mäder sey.
Einst trug ich Schwerdt und Spieß / und war der beste Ritter;
Drauf trug ich einen Korb / und gleich dem gröbsten Schnitter /
Schlauh / nüchtern / vor Gericht; ein Kranz steht mir so recht /
wer mich darinnen sieht / meint gleich / ich sey bezecht.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 96
Setz mir ein Hauben auf / der Bacchuswerd ich heissen.
Gib eine Leyer her / wie Phoebuswerd ich gleissen.
Ein aufgefaßtes Garn mich auch zum Jäger macht;
Zum Vogler / Faunusselbst / die Ruth und Voglers-Tracht.
Ein Fuhrmann bin ich auch / und so pflegt man zu nennen /
die bald von einem Pferd aufs ander springen können.
Mit dieser Ruth von mir wird Fischen nachgestellt.
Bald zieh ich sauber auf / wie sich ein Kauffmann hält.
Ich kan mich als ein Hirt deß Hirten-Stabs bedienen /
und wenn es Rosen giebt / erlösen Geld aus ihnen.
Was? soll ich sagen mehr / so allem gehet für?
in meinen Händen steht der Gärten Nutz und Zier.
Köhl / Kirbis / Cucumern mit ihren dicken Bäuchen /
sind Zeugen meiner Kunst / der Gunst gewisse Zeichen.
Ja auch in Feldern sich kein Blümlein finden wird /
das nicht zuvor mein Haupt / obs gleich erwelket / ziert /
Gewiß ists / weil ich mich so wandelbar er - wiesen /
hab ich daher auch so dem Landsmann heissen müssen.

Von dem Pluto.

Pluto. PLATTE L.OB gleich in Theilung der Weltherrschafft unter deß SaturnusSöhne / einem das Himmelreich / dem andern das Wasserreich / und dem dritten das Höllenreich zugefallen / wie aus den Fabeln bekannt; (wordurch / wann wir der Sachen eigentliche Bewandtnus genauer ansehen / anders nichts angedeutet worden / als daß dem Jupiterdurchs Loß die Theile gegen Morgen / dem Plutodie gegen Abend / dem Neptunusdie Insulen im Meer zugeeignet worden) So wird doch in den Poetischen Schrifften gelesen / daß unterweilen ein ieder unter ihnen allenthalben seine Gewalt ausübe; dann es drohet Neptunusbeym Virgiliusim 1. Buch Aeneidos den Winden / daß sie ohne seine Erlaubnus sich unterstanden den Himmel und die Erde zu beunruhigen; Jupiterverwaltet offtmahls das Höllen-Regiment / wie auch Plutobißweilen sein Reich biß in den Himmel ausstreckt. Aus dieser Ursache pflegten die Alten zu sagen / deß JupitersDonnerstrahl seye dreyspitzig / der Neptunushabe einen Dreyzanck / und der Plutoeinen dreyköpffigen Hund. Wird es also niemand verwunderlich vorkommen / wann wir bey Beschreibung der Bildnus des Gottes Plutounter andern sagen werden / daß er unterweilen an Macht und Gewalt der Sonnen / unterweilen aber der Erden gleich / nichts destoweniger auch für der Höllen Gott zu halten sey / als der allda seine gröste Macht erweise / und über die von denen Banden deß Leibes befreyete Seelen das Ober-Gebietund Herrschafft habe. Von diesem hat man gedichtet / daß er / damit ein ieder nach seinem Verdienst gebürlich abgestrafft oder belohnt werden möge / drey gerechte Richter habe / welche in der Höllen zu Gerichte sitzen / Höllische Richter. deren einer Aeacus/ der ander Minos/ der dritte Rhadamanthusgenennet wurde / von denen wir / ehe wir vom Plutoreden / eines und anders aus dem Platoerzehlen wollen / als welches insonderheit sehr annehmlich zu wissen ist / und nicht wenig hierzu dienen wird / umb zu verstehen / wie und auf was Weise deren Bildnussen auszudrücken seyn mögen / theils auch daraus zu lernen / wie die Richter billig beschaffen seyn sollen. Deß PlatoWorte aber sind diese: Zur Zeit deß Saturnuswar ein Gesetz / das auch noch diese Stunde bey den Göttern gültig ist / und sonst allezeit beobachtet worden / vermöge dessen die jenige / so ihr Leben in Gerechtigkeit beschlossen / nach dem Tode / in die glückseligen Insulen gelangen; hingegen die / so ein ungerecht gottloß Leben geführt / nach ihrem Absterben / an einen solchen Ort kommen / allda sie für ihre boßhafftige Wercke den wolverdienten Lohn empfangen sollten. Als nun dieser Saturnusregierte und Jupiterdas Reich gleichfalls anfienge zu beherrschen / wurden die Menschen am letzten Tage ihres Lebens von den lebendigen Richtern geurtheilet / da dann offtermahls zu geschehen pflegte / daß ihrer viel nicht nach ihren Verdiensten gerichtet wurden. Sobald nun Jupitervom Pluto/ und den jenigen / welche den glückseligen Insuln vorstunden / dieses erfahren hatte / daß nämlich viel dahin gesandtTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel L. (nach S. 96)

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Joachimo de Sandrartdelin:

S. C. M.

J. J Sandrartfecit

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 97würden / die selbigen Ort keines wegs verdienet hätten / gedachte er dieser eingerissenen Unordnung heylsamlich zu begegnen. Indem er nun die Ursach dem jenigen zuschriebe / weil die Menschen vor dem Tode / und annoch mit ihrem sterblichem Leibe umbgeben / gerichtet würden / auch ihrer viel alsdann umb sie herWarum die Richter betrogen werden. stünden / die wol oder übel von ihnen zu urtheilen pflegten / dannenhero auch die meisten / die sich in Sünden und Lastern ihre gantze Lebens-Zeit über umbgewältzet / sich nicht scheueten vor die Richter zu tretten / als ob sie mit höchster Unschuld bekleidet wären / indem sie ihre verkehrte Gemühter / entweder durch Schönheit deß Leibs / hohen Geschlechts-Adel / oder grossen Reichthumb listiglich zu bedecken wüsten / worbey es dann auch an Zeugen nicht ermangelte / welche bekräfftigten / sie hätten ein gantz untadelich Leben geführt; Dahero könnten die Richter / als welche durch den ihnen noch anklebenden Leib / der gleichsam ein vor das Gemüht gezogne Decke ist / verleitet und gehindert würden / die Warheit zu erkennen / durch so viel Dinge hintergangen / anders nicht urtheilen / als daß sie wegen ihrer wundernswürdigen Frömmigkeit alles Guten würdig zu achten seyen. Solchem Unheil nun kräfftiglich zu steuren / werde höchstnötig seyn / daß den Menschen ihr Abschied und letzte Lebens-Stund gäntzlich verborgen bleibe / worzu Prometheussollte bestellet seyn. Ferner sollten sie von allen Cörperlichen Eigenschafften befreyet vor solchen Richtern erscheinen / welche ebenmässig ohne Leib seyn / und also mit ihren blossen Gemühtern oder Seelen die gleichfalls nackenden und entblössten Seelen beschauen JupitersDecret, die Seelen zu verurtheilen. sollte / da dann ohne Zweiffel ein rechtes Gericht ergehen würde. Zu diesem Ende / sagte Jupiter/ habe ich bey mir beschlossen / daß künfftig zwey meiner Söhne aus Asienbürtig / nämlich Minosund Rhadamanthus/ und einer aus Europa/ Namens Aeacus/ nachdem sie dieses Zeitliche werden gesegnet haben / auf eine gewisse Wiesen (das Feld der Warheit genannt) kommen / und daselbsten / wo zwey Wege sich scheiden / deren einer zu den glückseeligen Insuln / der andere aber nach der Hölle führet / die Seelen / so von ihren Leibern geschieden / Rhadamanthus/ Aeacusund Minos. urtheilen und richten sollen. Uber diejenigen Seelen so aus Asiakommen / soll Rhadamanthusurtheilen; über die Europaeischen aber will ich den Aeacusbestellen / und so etwas zweiffelhafftes vorfallen wird / darüber soll Minoserkennen / damit künfftig ohne allen Betrug und Falschheit ein ieder an den jenigen Ort gewiesen werde / der seinem geführten Leben gleichförmig seyn möge. Dieses war deß JupitersDecret und Rahtschluß / damit die Seelen der Menschen recht gerichtet würden. Sind also Rhadamanthusund Aeacus/ wann sie die Seelen richten / mit Richt-Stäben versehen; Minosaber sitzet absonderlich / erwäget der Sachen auf das reifflichste / und hält in der Hand einen güldnen Scepter /wie ihn Ulyssesalso / den Verstorbenen das Recht sprechend / gesehen zu haben bey dem Homeruserzehlet. An denen vors Gericht kommenden Seelen sind die Kennzeichen aller Affecten / deren sie schuldig sind / gantz offenbar; ingleichen wird auch alles das jenige / was sie iemahls gethan / als sie annoch im Leibe gewesen / gar leichtlich erkannt. Dannenhero sie bey Darstellung vors Gericht keines Weges gefragt werden / wer sie gewesen? sondern weil die Richter bereits wissen / was sie / als sie noch unter den Lebendigen umbgangen / verübet haben / so verweisen sie dieselben so fort an den jenigen Ort / den sie verdienet. Hierauf erkläret Plato/ welche Seelen zum höllischen Kercker wandern müssen / und welche dargegen nach den glückseligen Inseln gesandt werden. Wir lassen uns aber an dem genügen / daß wir die Bildnussen dieser dreyen Richter nunmehr entworffen haben / und wenden uns wieder zum Pluto/ wann wir nur noch etwas weniges Minosvom Dantesbeschrieben. von dem Minoswerden berichtet haben. Dantes Algeriusscheinet dem Minosdie Gestatt eines Thiers zugeeignet zu haben / wann er in dem Gedicht von der Hölle sich folgender Worte gebrauchet:

Cernere erat tetro aspectu Minoa sedentem,
Horribili rictu latrantem, ac torva tuentem.
Quaesitor saevus vitasque, ac crimina discit,
Atqve alias aliis poenas decernit, & umbras
Pallentes audit, tentat, subigitque fa - teri,
Quae quis apud superos commisit crimina: quorum.
Pro meritis poenas taxat, numerum - que, locumque,
Tot caudae corpus spiris immanere - vincens
Poenarum gradibus, quot vult tor - querier ipsas.
Der Minossaß allda ganz grausam anzu - sehen /
Er ließ ein starck Gebell aus seinem Munde gehen:
Der Richter fragt gar scharff / wie der und der gelebt
was übels er gethan. Niemand ist ü - berhebt /
der nicht müß Rechenschafft von seinem Leben geben /
wo / wann / wie offt und viel er hab verwirkt das Leben:
Ob einer diß und das gehabt hab im Ge - brauch;
Nachdem die Laster sind / so sind die Straffen auch.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 98
Soviel am wilden Leib der Cirkel sind zu zehlen /
so manche Straff und Pein die arme See - len quälen.

Was Minosbedeute.Etliche sind in der Meinung / es bedeute Minosein Laster-schuldiges Gewissen / dardurch ein Mensch / der ihm einiger Missethat bewust ist / sich selbst qvählet / anklaget / die Straffe vor Augen stellet / plaget und martert. Nun kehren wir uns wieder zum Pluto/ welchen man auch vor einen Gott deß Reichthums gehalten / wie dann das Griechische Wörtlein πλοῦτος den Reichthumb bedeutet. Es wird aber durch ihn die Erde verstanden / aus welcher so viel Güter herkommen: Dannenhero die Lateiner ihn mit dem Wörtlein Dis, so einen Reichen andeutet / benamset haben. Man hat ihn ferner einen Gott der Geister genennet / weil er nämlich die Leichen-Gepränge oder Begräbnus-Ceremonien / so man den Verstorbenen zu halten pfleget / erfunden haben solle. Allein wir setzen dieses beyseits / und beschreiben nunmehr sein von den PoetenBildnus deß Pluto. entworffenes Bildnus. Bey den Höllen-Einwohnern sitzet er / als ihr König / auf einem Thron; dann also beschreibet ihn Claudianus/ im I. Buch von Entführung der Proserpina/ wann er erzehlet / daß Plutoden Mercuriusan den Jupiterabgeordnet / ihm bey demselben um ein Weib zu werben:

Ipse rudi fultus solio, nigraqve ve - rendus
Majestate sedet: squalent immania foedo
Sceptra situ.
Ohn Arbeits-Kunst der Thron / drauf er sitzt / ist zu sehen /
Es möchte / wer ihn nur anschauet / gleich vergehen
für seiner Majestät / die er im Finstern heegt;
Abscheulich ist beschmutzt sein Scepter / den er trägt.

Martianus Capellaeignet ihm die königliche Cron zu / wann er ihn und seinen Bruder / den Neptunus/ beschreibet / indem er saget: PlutoDeß PlutoFarbe.siehet von Liecht-ermanglender Uberschattung gantz bleich aus / trägt auf dem Haupt eine Cron von Ebenholtz / die wegen Dunckelheit der Höllen-Nacht gleichsam zu glühenSein Cron und Scepter. scheinet. Der Scepter / den er in der Hand führet / deutet an / daß er ein König / und zwar einer von den Geringen sey / dann er das Reich über die Untere Welt verwaltet / wie solches Porphyrius/ nach dem Zeugnus deß Eusebius/ also erkläret / und unter dem Namen deß Plutowird für die Sonne genommen. Plutodie Sonne verstehet / dieweil sie sich uns im Winter wenig sehen lässet / sondern die meiste Zeit bey denen Völkern sich aufhält /welche die Füsse uns entgegen kehren / und unter uns zu wohnen pflegen / da sie doch vermeinen ihre Wohnungen über uns zu haben / wie Serviusaus Tiberianoerzehlet / und vermeldet / es seyen vor Zeiten von denen unter uns wohnenden Völkern durch den Wind Brieffe zu uns gebracht worden / deren Anfang dieser war: Wir hieroben wohnende / wünschen euch / die ihr unter uns eure Wohnungen habt / alles Heyl und Wolergehen. Aristotelesbemühet sich auch / durch gewisse Gründe / zu erweisen / daß wir warhafftig die Untere seyen: Allein / weil solches zu unserm Vorhaben nichts dienet / haben wir dieses hieraus zu nehmen / daß Pluto/ wann er für die Sonne genommen wird / zu der Zeit unter der Erden zu seyn geglaubt worden / da er nämlich diesen unsern Erdkreiß nicht beleuchtet. Dahero man von ihm gesagt / er habe die geraubte Proserpina. und entführte Proserpina/ welche die Krafft und Tugend deß Saamens bedeutet / bey sich; dieweil zur Winters-Zeit / wann die Sonne weit von uns abgewichen / der Saame unter der Erde verschlossen liget. Einen Helm träget Pluto/ wie Homerus/ Platound Hyginuswollen / weil wir der Sonnen Hauptwirbel nicht ansehen können. Dahero man in den Fabeln gedichtet / daß der / so den Helm deß Plutound Orcusaufsetze (dann er mit beyden Namen genennet wird /) von Menschen-Augen nicht möge gesehen werden / da er doch selbst andere wol sehen könne: wie dann die Alten vorgegeben / es habe Perseussolchen Helm aufgehabt / als er der Medusadas Haupt abgeschlagen / auf selbigen habe er sich verlassen / und sey also vor dem Anfall ihrer Schwestern allerdings gesichert gewesen. Dieser Helm aber soll ihm von der Minerva/ (als welche beym Homerusebenfalls damit versehen gewesen / als sie wider die Trojaner stritte / damit sie von dem Marsnicht möchte ergriffen werden) seyn gegeben worden. Der Cerberuslieget ferner dem Pluto/ wie Fulgentiusschreibet / vor den Füssen / welcher Autor ihn auch einen Vorsteher und Hüter der Erden nennet / und meldet / daß er / mit dicker Finsternus umbgeben / in der Hand einen Scepter halte; welches dahin zielet / daß wir verstehen mögen / wie dem Saamen drey Dinge nötig seyen / ehe er zur Frucht gedeye: erstlich / daß man ihn in die Erde streue / dann mit Erde bedecke / und endlich / daß er / unter derselben ligend hervorkeime. Pindarusbildet den Plutomit einer Ruthe in der Hand / vermittelsSchlüssel in deß PlutoHand. welcher er die Seelen zu der Höllen führe. Etliche geben ihm einen Schlüssel in die Hand / wormit er (wie sie vorgeben) die Thore seines Reichs verschliesset / damit nicht die darinnen enthaltene Seelen ihm einsten entgehen möchten. Dannenhero man beym Pausaniaslieset / daß in einem / in Griechenlandstehenden Tempel der Junoeine Tafel gewesen / in welcher unter andern Pluto/ samt der Proserpina/TA 1680, Iconologia Deorum, S. 99und zweyen Nymphen / eingehauen gewesen / deren eine in der Hand einen Ballen / die andere einen Schlüssel gehabt; worüber er diese Ursach giebt / daß nämlich der Schlüssel deß PlutonsKennzeichen bedeute / dieweil er die Untere oder Höllen-Oerter dergestalt beschlossen halte / daß ihm niemand daraus entgehen könne. Welches dann Anlaß zur Fabel Cerberusder Höllen Hund. gegeben / daß der Höllen-Hund Cerberusdie Thore der Höllen verwache / denen jenigen eine Furcht und Schrecken einzujagen / die sich davon zu schleichen Gelegenheit suchten. Es bildet aber solchen

Senecain Hercule furente

mit diesen Worten ab:

Hic saevus umbras territat Stygius canis,
Qvi terna vasto capita concutiens sono,
Regnum tuetur; sordidum tabo ca - put
Lambunt colubri; viperis horrent jubae;
Longusqve torta sibilat cauda dra - co.
Hier schreckt mit höchstem Grauß die abge - leibte Seelen
der grimmig Höllen-Hund / drey Köpffe kan man zehlen
zum Schutze seines Reichs an ihm / den Eiterfluß
die Schlangen lecken ab am Haupte / daß mans muß
mit Grauen sehen an; die gifftgen Nat - tern starren
ihm umb die Mähn umher / es zischt (daß wenig Harren
daselbsten scheint zu seyn) der krummge - schwäntzte Drach
aufs grimmigste daher etc.

Eben also beschreibet ihn auch Apollodoruslib. II. Bibliothecae, und setzet annoch hinzu / er habe auf dem Rucken lauter Schlangen Köpffe gehabt. Dantesaber hat im Buch von der Hölle sein Bildnus dergestalt entworffen:

Cerberusumbrarum latratu regna trifauci
Personat, atque animas multa formi - dine complet.
Truces illioculi; barba est imple - xa colubris;
Immanis venter; nec non ferus un - guibus uncis
Dilaniatque, voratque animas, man - ditque rapitque.
Die gantze Höll erhallt vom greulichen Geheule /
wann Cerberusjetzt reisst drey weite Rachen auf /
daß vor ihm steht erstarrt der Geister blasser Hauff /
unwissend / ob sie ihm nicht werden gleich zu Theile.
Die Augen blitzen ihm: Der Bart hängt voller Schlangen /
der Bauch ist häßlich groß / ihn treibt die Grausamkeit /
daß er zu rauben nur die Seelen ist be - reit /
dann pflegt er alsobald zu fressen / was ge - fangen.

Der Poet Hesioduseignet ihm hundert Häupter zu / und nennet ihn deß PlutonsThürhüter / vermeldet auch anbey / daß er gegen die jenigen / so in die untere Oerter anfangs kommen / sich sehr freundlich anstelle / hingegen aber die jenige / welche wiederumb herauszugehen in willens / von Stund an ergreiffe / in Stücken zerreisse und auffresse; welches auch mit seinem Namen übereinkommet / sintemahl Cerberusκρεοβόρος das ist / ein Fleisch-Fresser genennet wird. Dahero dann einige vorgegeben / daß durch ihn die Erde / welche die Leiber frisset und verzehrt / bedeutet oder verstanden werde. Diesem war nicht gar ungleich Eurynomus. der so genannte Eurynomus/ von dem aus den Delphischen Auslegern Pausaniasim letzten Buche schreibet / er seye ein Geist der Höllen-Einwohner gewesen / der das Fleisch der Verstorbenen also abgenaget / daß die blossen Knochen übrig blieben; an der Farb dichteten sie ihn blauschwarz / wie die grossen Schmeiß-Fliegen oder Mucken / die dem Fleische sehr begierig nachfliegen / auszusehen pflegen; er blöckte die Zähne / und hatte ein Geyer-Fell unter den Füssen liegen.

Was durch den Cerberusbedeutet werde.Einige sind in der Meinung gewesen / daß der Cerberusdiesen unsern irrdischen Leib bedeute: dann gleichwie jener denen Hineingehenden sich gütig und linde erzeigt; also pflege sich auch dieser willig und geneigt gegen die zu erweisen / welche ihren Lüsten und Begierden nachhangen / hingegen aber denen nicht weniger Müh und Arbeit zu machen / so die Lasterbahn verlassen / und sich auf den Weg der Tugenden zu wenden entschlossen sind / nicht anders als jener wider die jenige sich auflehnet / welche aus der Hölle wieder zu gehen gedencken. Und auf diese Bedeutung hat vielleicht Virgiliusim VI. Buch Aeneidos sein Absehen gehabt / wann er dichtet / es habe dieses Unthier den Aeneas/ nemlich einen Menschen / so mit allen Tugenden ausgerüstet / im ersten Eintritt angebellet: welches dem jenigen zu wieder zu lauffen scheinet / was von eben demselben Hesiodusund andere mehr geschrieben haben / in massen diese wollen / daß er gegen die HineingegehendeTA 1680, Iconologia Deorum, S. 100gehende sich sehr gütig und freundlich anzustellen pflege. Allein es ist darinnen / wann wir die Sache nach ihrer eigentlichen Bewandnus ansehen wollen / kein Unterschied: Dann der jenige / so zu den Höllen-Einwohnern sich verfüget / der Meinung / sich in allem Laster-Koht umzuwältzen / der trifft im Eingange den Cerberuman / welcher ihn über alle Massen freundlich zu schmeichlen pfleget / weil dieser Leib in denen Gemühts-Wollüsten überaus grosse Vergnügung und Ergötzung suchet / und sich augenblicklich widersetzet / in Fall iemand sich diesen unflätigem Leben wiederumb zu entziehen trachtet. Wer aber in das Höllen-Reich mit dem Vorsatz eingehet / daß er / wie die Gedichte von dem Aeneasmelden / nach Betrachtung der Laster Schändlichkeit / einen wahren Abscheu vor aller Untugend hat / dargegen sich der Tugend aus allen seinen Kräfften befleisset / der wird den Cerberus/ das ist / die böse Begierde unfehlbar zum abgesagten Feinde haben / und hefftig wider sich streitend fühlen / welcher ihm auf der eingetrettnen Tugendbahn / nach äusserstem Vermögen / verhinderlich seyn / und hefftig widerstehen wird. Auf gleichen Schlag ist von den Poeten gedichtet Cerberusist von dem Herculesentführet worden. worden / daß Herculesin die Hölle eingedrungen / und den überwundenen Cerberusvon dannen mit sich weggeführet habe; dieweil er einen verständigen Menschen vorbildete / welcher diese leibliche Sinnen mit dem Leitseile gesunder Vernunfft anzuhalten weiß / daß er sie aus den Höllischen Lastergreueln leichtlich mit sich heraus führen / und auf dem Tugend-Pfad zu wandeln zwingen möge. Dargegen Pyrithouswird von dem Cerberuserwürget. aber lieset man in den Gedichten der Poeten vom Pyrithous/ daß selbiger / als er zur Höllen abgestiegen / in Meinung dem Plutoseine Gemahlinzu entführen / und mit ihr seinen unkeuschen Willen zu vollbringen / vom Cerberuserwürgt worden sey; dann der / so sich in unreinen Wollüsten vertieffet / gar selten sich wiederumb empor zu schwingen / und von ihnen loßzureissen vermag / sondern gemeiniglich fest an ihnen hangen bleibet / und endlich durch sie ins ewige Verderben fället.

Hecatäus Milesiushat / nach deß PausaniasZeugnus in Laconicis, alles das jenige / so vom Cerberusgeschrieben wird / für ein blosses Gedicht gehalten; gestalten er erzehlt / daß in einer am Tänarischen Vorgebürgebefindlichen Höhle / durch welche / wie man dichtete / man in die Hölle sich begeben konte / eine greuliche und abscheuliche Schlange ihr Lager und Aufenthalt gehabt / die dannenhero auch der Höll-Hund genennet worden / und dermassen gifftig gewesen / daß der / so von ihr gebissen worden / alsobald eines jähen Todes sterben müssen / diese Schlange sey vom Herculeszum Eurysteusgebracht worden. Homerusaber (weil er diese vom Herculesherausgezogne Schlange am ersten deß PlutoHund genennt) hat ihm in seinen Gedichtenweder einen eignen Namen gegeben / noch von dessen Gestalt oder Bildung das geringste erwähnet. Die Nachkömmlinge haben ihn nicht allein Cerberusgenennet / sondern auch gedichtet / daß er drey Häupter habe / in übrigen aber einem Hunde gleich sey. Aber so viel vom Cerberus. Nunmehro wenden wir uns wiederumb Plutowird vom Senecabeschrieben zum Pluto/ welchen

Senecain Hercule furente

also beschreibet:

--- --- Superbo digerit vultu se - dens
Animas recentes: dira majestas Deo:
Frons torva; fratrum quae tamen speciem gerat,
Gentisque tantae: vultus est illi Jo - vis,
Sed fulminantis: magna pars re - gni trucis
Est ipse dominus, cujus aspectum ti - met
Quidquid timetur.
Gantz prächtig sitzt er da / und ordnet / wie die Seelen /
die erst ankommen sind / sich halten da und dort.
Vor seiner Majestät / und ernstlichen Be - fehlen /
man billig sich entsetzt. Der Strengheit eigner Ort
ist seine Runtzel Stirn; Der hohe Stamm und Brüder /
die sehen doch heraus / zuvörderst Jupi - ter/
nur aber wann er blitzt. Was schreckt / er - schrickt hier wieder;
diß Reich zwar grausam ist / der Groß - herr doch noch mehr.

Deß PlutoWagen mit vier Pferden.Diesem haben die Alten einen Wagen mit vier schwartzen Pferden zugeeignet / die aus den Nasenlöchern Feuer zu blasen schienen: So viel Pferde zehlet auch Claudianusim I. Buch von Entführung der Proserpina. Boccatiusaber nennet deren im

nur drey / und berichtet dabey / es habe der Wagen nur drey Räder gehabt: welches er auf die Beschwerlichkeit und Gefahr / denen die jenigen unterworffen sind / welche Reichthum sammlen /Gott deß Reichthums. wie auch auf die zukünfftig-ungewissen Fälle der Dinge ziehet. Dann die Alten haben unterweilen den Plutusfür den Gott deß Reichthumbs gehalten: wiewol die Griechen den Gütern sonsten einen andern / mit einem etwas veränderten Namen / vorgesetzt / und ihn Plutumbetitult / der vom Plutonur im Bildnus unterschieden ware / dann Aristophanes Plutus.ihn in der Comoedie / welche er Plutusbenamset / blind vorstellet / und behauptet / daß er vom Jupiterdarum geblendet sey / damit er fromme / bescheidne und gerechte Leute nichtTA 1680, Iconologia Deorum, S. 101erkennen möchte. Lucianusin

stellet ihn blind und lahm vor / also / daß er unterweilen in einer Sänffte sich tragen lasse / bißweilen auch von sehr schnellen Füssen sey; dann wann er bösen Menschen den Reichthumb zuschüttet / bezeiget er sich schnell / hingegen wann er den Frommen etwas mittheilet / ist er unglaublich langsam und verdrossen / welches auch der FortunaArt und Weise ist. Dahero Pausaniasin Boeoticis den jenigen lobet / der den Plutusder Fortunaals einer Mutter und Säugamme in die Hände gegeben; Und eben so weißlich / sagt er / habe der Bildhauer Cephisodotusgehandelt / wann er bey den Atheniensern den Frieden also vorgestellet / daß ihme der Plutusim Schosse saß; weil der Friede den Reichthum zu erhalten / da hingegen der Krieg denselben zu zerstreuen pflege. Plutarchusschreibet / daß bey den Lacedämoniern Plutusblind und auf der Erden liegend sey gebildet worden. Die Rhodier hatten ihn / wie Philostratusin Imaginibus erzehlt / sehend / geflügelt / und übergüldet gebildet / selbigen auch zu ihres Schlosses Hüter und Wächter geordnet: Geflügelt haben sie ihn vorgestellet / weil er aus den Wolcken zu ihnen herab gekommen; vergüldet ist er / wegen der Materie / in welcher er anfänglich von ihnen gesehen worden; mit offenen Augen hat man ihn darumb gebildet / weil er aus göttlicher Vorsehung zu ihnen kommen seyn solle; dannGold-Regen. sie haben vorgegeben / daß es in der MinervaGeburt zu RhodisGold geregnet habe / wie solches auch beym Claudianusin Paneg. Stiliconis zu lesen ist. Welches darumb geschehen zu seyn eben dieser Philostratuserwähnt / weil die Minervavon den Rhodiern sehr herrlich verehret wurde: iedoch haben sie ihr nicht / wie sichs wol geziemt hätte / geopffert; dann sie im Gottesdienst kein Feuer gebrauchten / derohalben JupiterGold vom Himmel über sie regnen lassen / aber die Minervanicht hinab gesandt / welche sich im Gegentheil zu den Atheniensern / als weisern und verständigern / benebenst auch ihre Opffer gebührlich verrichtenden Leuten verfüget / als die in ihren Opffern sich deß Feuers zu bedienen pflegten.

Dem Plutoware der Cypressen-Baum geheiliget.Dem Plutowar der Cypressen-Baum geheiligt / aus dessen Blättern und Zweigen man ihme Kräntze band; zumahln er ein Unglücks-Baum / den man bey Leichbegängnussen und Traur-Fällen viel zu gebrauchen in Gewonheit hatte / entweder / weil er / einmal abgehauen / nicht mehr wieder hervor grünet; oder / weil man / nach des VarronisMeinung / die Scheiderhauffen mit diesem Holtze vor Alters umlegte / damit der greuliche Gestanck aus den verbrandten Cörpern denen Umstehenden keinen Abscheu verursachen mögte. Dann bey den Alten die Gewonheit war / daß die nächste Anverwandte und Befreundte einen todten Leichnam an den Ort / allwo er verbrennet ward / begleiteten / da sie allesamt deß Klagweibesvorgehender Anstimmung nachweineten und grosse Klage führten: Selbiges war ein durch Geld darzu bestelltes Weib / das den Verstorbenen mit lauter Stimme beweinte / und dessen löbliche Wercke und Thaten erzehlen und preisen muste. Niemand aber gieng von dannen wieder heim / bis die Asche deß verbrandten Leichnams in den darzu verordneten Krug eingefasst / und das Klagweib sie nach Haus zu gehen ermahnet hatte. Uber diß soll / wie man lieset / Plutoauch mit dem Kraut / Mauerrauten genannt / gekrönt worden seyn. EndlichDie Blume Narcissus. sind auch einige gewesen / die sein Haupt mit Narcissen-Blumen umkräntzt und geschmückt haben: weil diese Blum denen Todten sehr angenehm zu seyn geglaubt wurde; vielleicht wegen eines also genannten Jünglings/ von welchem man saget / daß er sterbend in diese Blume verwandelt worden sey. Dannenhero sie / wie Phornutusberichtet / aus derselben auch den Furien Kräntze zu binden pflegten.

Drey Furien.Man hat aber die Furien für deß PlutonsDienerinnen oder Aufwärterinnen gehalten und geglaubt / daß sie unterweilen aus der Hölle auf die Erden heraufkämen / die Menschen wegen begangener Untugenden gebührlich abzustraffen / oder zu andern grössern Sünden anzureitzen: Dieser werden drey gezehlt / nämlich die Alecto/ Tisiphoneund Megära. Eben diese wurden von den Alten zwar verehret; iedoch mehrers umb deß willen / damit sie ihnen nicht schaden sollen / als daß sie einigen NutzenDie Götter Averrunci. von denselben erwarteten / wie sie dann zu eben diesem Ende vorzeiten auch die Deos Averruncosanbeteten / daß sie nämlich alles Ubel von ihnen abwenden wolten: angesehen das Wort Averruncare anders nichts / als abwenden bedeutet. Aus gleichmässiger Ursach haben / wie Pausaniasin Atticis gedenckt / auch die Griechen den Furiengeopffert. Dannenhero die FurienTempel und Altäre / wie auchFurien vor Göttinnen gehalten. die andern Götter bey den Alten gehabt; diese haben die Athenienser σεμνὰς ϑεὸς, das ist / ernsthaffte und grausame Göttinnen; die Sicionier aber ευμἐνιδας, das ist / im widrigen Verstande / gütige und sanfftmühtige Göttinnen genennt: sie hielten ihnen jährlich / auf einen gewissen Tag / ein grosses Fest / schlachteten trächtige Schafe / und opfferten Meht für Opffer-Kuchen / und Blumen / an statt der Kränze. In Achajawar ihnen auch an einem Orte ein Tempel geheiliget / den die Einwohner den Tempel der Eumenidumnenneten / und darvor hielten / daß wann iemand / der einen Todschlag oder sonst einig abscheulich Laster begangen / in denselben sich verfügte / er von Stund an unsinnig und mit allerhand Schrekken grausamlich gepeinigt würde: dannenhero allen / auch den Durchreisenden / der Eintritt / wie Pausaniasin Achaicis schreibet / verbotten war; welcher auch in Beschreibung der Landschafft Arcadiengedencket / daß /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 102Tempel den Diis Maniis oder Höllen-Göttern gewidmet.an einem Orte selbiger Landschafft / ein Tempel und Acker den Diis Maniis gewidmet gewesen / welche er vermeint die Furiengewest zu seyn; weil man davor hielte / es seye an selbigem Orte der Oresteswegen deß begangenen Todschlags an seiner Mutter / der Sinnen beraubt worden. Ingleichen stieg unweit selbigen Tempels ein Erdenwall in die Höhe / der einen aus Stein gehauenen Finger zeigte / dahero auch selbiges Grab das Gedenckmal deß Fingers benamset worden / daselbst solle / wie sie dichteten / der unsinnige Orestes/ sich einen Finger von der Hand abgebissen haben. Nicht ferne davon war noch ein ander Grab / Namens Ace / bey welchem Orestesvon seiner Unsinnigkeit solle seyn befreyet worden / und eben daselbsten hatten auch die Furiennoch einen andern Tempel. Diese Göttinnen sollen dem Orestes/ als er im Haupte verwirret war / kohlschwartz begegnet seyn; nachdem er aber den Finger abgefressen / hätten sie sich ihm in weisser Gestalt praesentiret / worauf er von ihrem Ansehen augenblicklich wieder zu sich selbst solle gekommen seyn; weswegen er den jenigen / derer Zorn er entflohen war / Seelenämpter verordnet / den andern aber geopffert habe; Wie dann Pausaniaserzehlt / daß nachgehends auch die Innwohner diesen weissen Göttinnen und Gratien Göttliche Verehrung gethan. Cicerohat im 3. Buch von NaturGöttin Furina. der Götter deß Lustwalds der Göttin Furinae/ welche er die Furienzu seyn gedichtet / Erwähnung gethan. Daß dero Haar mit Schlangen umwickelt seye / ist am ersten vom Aeschyluserdichtet worden / immassen solches Pausaniasin Atticis bezeuget. Dannenhero

Senecain Hercule furente

die Juno/ wenn sie den Herculeseine Furcht einjagen will / also redend einführet:

Incipite famulae Ditis, ardentem in - citae
Concutite pinum, & agmen horren - dum angvibus
Megaera ducat, atqve luctifica ma - nu
Vastam rogo flagrante corripiat tra - bem.
So schwingt den Fichten-Brand / ihr Di - tis Dienerinnen /
und dann den Schlangen-Bund. Me - gära geh voran /
nimm einen Loderbrand / für einen Fackel - Spahn /
vom Scheiterhauffen weg / viel Unheils an - zuspinnen.

Dantesin der Comaedia von der Hölle vermeldet / daß / als er im Abgrund der Höllen gewesen / er die Augen zu einem Thurn aufgehaben habe:

Aspexit diras ubi tres residere loro - res;
Foemineum quibus os, facies resper - sa cruore,
Tortis cinctae hydris, redimitae tem - pora saevis
Anguibus, & crines quibus ornave - re cerastae.
Allwo er zu Gesicht drey Schwestern hat bekommen /
in weiblicher Gestalt / die Furienge - nannt.
Das Antlitz troff vom Blut / ihr Haar / Schlaf und Gewand
von Schlangen aller Art war gäntzlich ein - genommen.

Bildnissen der Furien.Wie diese Furienin den übrigen Leibs-Theilen gestaltet gewesen / kan aus dem Strabogeschlossen werden / welcher im IV. Buch in Beschreibung der Cassiteridischen Insulenberichtet / daß derselben Innwohner an Farb dunckel - oder braunschwartz gewesen / ihre Röcke hätten ihnen biß auf die Knorren gelangt / wären unter den Brüsten / mit einem Gürtel umbunden / den Furiengleich und ähnlich gewesen / und hätten Stäbe in den Händen getragen. So meldet auch Svidas/ daß Menippus Cynicus/ als er der Sinne und deß Verstandes beraubt gewesen / sich einen Diener der Höllen-Geister genennet / dabey auch vorgegeben / er wäre von den hieher gesandt / daß er der Menschen Thun erforschen / und ihnen alles hinterbringen solte: Selbiger / schreibet er ferner / sey im Habit / als die Furien/ aufgezogen / nämlich in einem schwartzen Kleid / so ihm biß auf die Füsse gehangen / aber nicht gar weit gewesen / mit einer Scharpen am Leibe / und einen Hut auf dem Haupt / auf welchem die zwölff himmlische Zeichen ausgedruckt zu sehen; er habe angehabt Trauer-Schuh / und in der Hand einen Eschen-Stab getragen / sein Bart sey ziemlich lang gewesen / wie die Philosophi zu tragen pflegen / welcher iedoch / zusamt dem Hute / zu der FurienHabit sich nicht fügete. Woraus dann zu sehen / daß das biß auf die Erde abhangende schwartze Kleid / wie auch die Scharpe und der Stab am Menippus/ nach deß SvidasMeinung / der FurienHabit abbilden / wie solches auch Strabokurtz vorher beschrieben hat.

Ariadnanimmt ihre Zuflucht zu den Furien.Nachdem Ariadnasich allein am Ufer oder Gestade vom Theseus(der mit der Phaedraheimlich entflohen war) verlassen sehend / lange über ihr schweres Verhängnus sich beklagt hatte / wendete sie sich endlich zu den Furien/ und flehete sie wider dessen verrähterische Untreu umb Rache an / wie solches beym Catullusin dem Gedichte von deß Peleiund der ThetisHochzeit / so nachfolgenden Innhalts / zu ersehen:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 103
Quare facta virum multantes vindi - ce poena
Eumenides, quibus anguineo redi - mita capillo,
Frons expirantis praeportat pectoris iras,
Huc, huc adventate, meas audite querelas.
So kommt dann die ihr strafft der Menschen Mißbeginnen /
in eurem Schlangen-Haar / ihr tollen Teuffelinnen / Eumeninnen/
An deren Stirn man list der Brust er - hitzte Wuht /
kommt / hört mein Klagen an / thut / was ihr gerne thut.

Gleich als ob niemand / ausser ihnen / den Theseusumb seiner Boßheit willen straffen könte; weil die Menschen von nichtes mehr und hefftiger / als den Gemühts-Verwirrungen und Anliegen / wann sie einen deß Verstands berauben /Bedeutung der Furien. angefochten / beängstigt und gepeinigt werden können. Wie dann durch die Furien/ welche / vermöge der Poetischen Gedichte / die Menschen zu plagen pflegen / anders nichts zu verstehen ist; dannenhero von ihnen Lactantiusin seinem kurtzen Auszug Divinarum Institutionum saget: es sind drey Affecten und Gemühts-Neigungen / oder (daß ich so reden mag) Furien/ die in denen Gemühtern der Menschen sehr hefftige Verwirrungen erwecken: Der Zorn / welcher die Rach begehrt; der Geitz / welcher die Güter der Welt verlanget; und die Lust-Begierde / so den WollüstenAffecten sind an sich selbst nicht böß. begierlich nachzustreben pfleget. Diese sind an sich selbsten nicht böß / sofern sie GOTTdem Menschen vernünfftlich eingepflantzt / sondern / weil sie ohnzweiffentlich von Natur gut zu seyn pflegen / (dann sie ihm zur Beschützung seines Lebens mittgetheilet worden) werden sie durch den Mißbrauch böß und sträfflich. Ist derowegen der Affect deß Zorns von GOTTgegeben zur Dämpff - und Zurückhaltung der Sünden / oder die Zucht bey den Unterthanen zu erhalten / aufdaß die unbändige Freyheit / durch die Furcht niedergedruckt / und die Künheit im Zaum gehalten werde. Die Begierde ist zur Verlang - und Erwerbung der benöhtigten Lebens-Mittel mitgetheilt; der Lustbegierde Affect oder Gemüthsregung ist zum Kinderzeugen eingepflantztDie Affecten mus man bezwingen. und angeboren. Es sind dannenhero diese Affecten wieder in ihre Gräntzen zu zwingen / und auf den rechten Weeg zu führen: Dann im Fall man ihnen alle beliebige Ausschweiffungs-Freyheit verstattet / pflegen sie / als die eingelassene Furien/ alle unsere Gemühts-Ruhe zu zerstören und auszutreiben.

Die Alten hatten im Brauch / die FurienWarum die FurienFackeln getragen.mit brennenden Fackeln in Händen zu bilden / die Menschen dardurch zu erinnern / mit was hitzigen Begierden ihre Hertzen durch die verderbten Affecten entzündet würden / wie solches deutlich an der ThisiphoneBildnus zu sehen / welche Statiuslib. I. Thebaid. also beschreibet:

Centum illi astantes umbrabant ora Cerastae,
Turbaminor diri capitis: sedet in - tus abactis
Ferrea lux oculis: qualis per nubila Phoebes
Atracia rubet arte color: suffusa ve - neno
Tenditur, ac sanie gliscit cutis igne - us atro
Ore vapor: quo longa sitis, morbi - que, famesque,
Et populis mors una venit, riget horrida tergo
Palla; & caerulei redeunt in pectore nodi.
Atroposhos, atque ipsa novat Pro - serpina, cultus.
Tum geminas quatit illa manus: haec igne rogali
Fulgurat; haec vivo manus aëra ver - berat hydro.
Es deckten ihr Gesicht und leckten hundert Schlangen
der kleinern Art am Kopff: aus ihren hoh - len Wangen /
Als Augen / gieng hervor ein heisser Ei - sen-Strahl /
wie wann durch Zauberwerck / am blau - en Wolken-Saal /
die Phoebeblutig steht. Sie ist dick auf - geloffen /
vom Gifft und faulem Blut / das häuffig sie gesoffen /
und will doch immer mehr. Der Mund vor Hitze raucht /
wordurch dann Land und Leut / von ihr so angehaucht /
Mit Hunger / Durst und Tod zugleich ge - qvählet werden /
durch lange Glieder-Plag und schwere Leibs-beschwerden.
Voll Grausens ist der Rock / so ihren Ru - cken deckt /
der Gürtel graulecht-blau: Wann einer nicht mehr kleckt /
und nun zerreissen will / ihn alsobald zu flik - ken
die Atroposund selbst Proserpinasich schik - ken.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 104
Drauf schwingt sie ihre Händ / in einer blitzt ein Brand /
mit einer Schlangen droht die andre Lufft und Land.

Wann Ovidiusim IV. seiner Verwandlungs-BücherDie Tisiphonevom Ovidiusbeschrieben. die Tisiphoneabbildet / wie sie von der Juno/ den Athamasrasend zu machen / abgeschicket worden / beschreibet Er sie also:

Tisiphonecanos, ut erat turbata, capil - los
Movit, & exstantes dejecit ab ore colu - bros.
Nec mora, Tisiphonemadefactam san - gvine sumit
Importuna facem, fluidoque cruore ru - bentem
Induitur pallam, tetroque incingitur angve:
Egrediturque domo: Luctus comitatur euntem,
Et pavor, & Terror, trepidoque insaniavultu.
Es hat Tisiphoneihr graues Haupt ge - neigt /
so voller Schlangen hängt / und das Ge - sicht gezeigt.
Tisiphonenicht faul / erwischet eine Schleis - sen
zur Fackel / so ihr soll den Weg im Finstern weisen /
zuvor in Blut getunckt / legt ihren Rock auch an /
von eben dieser Farb / schürtzt sich / so gut sie kan /
mit einer Schlangen auf; macht sich so auf die Strassen /
vom Schrecken/ Klag und Furcht/ und Tollsuchtunverlassen.

Welchen Göttern die Furiengedienet.Dannenhero die Furiennicht allein dem Pluto/ unter dessen Bottmässigkeit sie waren / sondern auch der Junound dem Jupiter(als die ebenmässig einige Macht über die Höllen-Einwohner zu haben schienen) zu Gebot stunden / aus welcher Ursach sie beyde unterweilen die Höllische oder Stygische Götter(vom Fluß Stygia/ so der Höllen-Reich umbfliessen soll) genennt worden; als bey dessen Wasser die Götter / wie die Poeten vorgeben / geschworen haben / die Meineidigen aber dergestalt gestrafft worden seyn sollen / daß sie auf ein Jahr der Göttlichkeit absagen / und deß Himmel-Brods und Götter-Trancks beraubt leben müssen. Man behauptet aber / es sey dem Höllen-Pfuhl solches Schwehren der Götter bey demselben darum zugeeignet worden / weil die Victoria/ dessen Tochter / dem Jupiter/ im Streit wider die Riesen / beygestanden sey. Oder aber es ist solches vielmehr erdichtet / dieweil das Griechische Wörtlein ςύγος eine Bekümmernus bedeutet / als von welcher die Götter / so iederzeit nichts anders / als alles gutengeniessen / weit entfernet sind; gleich ob schwüren sie bey dem jenigen / dessen sie gantz und gar nicht theilhafftig wären. Dieser Pfuhl soll / wie man sagt / die Hölle umbfliessen / weil nirgendswo mehrere Traurigkeit und Kümmernus /Höllische Flüsse. als eben allda / zu finden ist. Am selben Orte sind auch / wie die Poeten dichten / die Flüsse: Lethe/ Achaeron/ Phlegethon/ Cocythus/ und andere mehr / welche nichts anders / als Leidwesen / Traurigkeit und andere dergleichen Gemühts-Verwirrungen andeuten / wordurch die darinnen Verschloßene unabläßig geplaget und geqvälet werden. Die Platonici aber wollen / daß solches noch in diesem Leben geschehe; dann sie diese Welt die Hölle nennen / Lethe. in welche / wie sie sagen / das Gemüth alsdann herabsteige / wann es mit dem sterblichen Leichnam vereinigt wird / da ihm zuerst der Vergessungs-Fluß ( Fluvius Letheus) entgegen laufft / wann er nämlich die vergangenen Achaeron. Dinge vergisset; aus diesem verfügt er sich in den Achaeron/ welcher die Beraubung der Freude bedeutet / weil ein Gemüht / so deß Himmels vergessen / von Stund an auch den Geschmack aller Süssigkeit verliehret / derer es zuvor in dessen Contemplation oder Betrachtung zu geniessen pflegte / dannenhero ist es alsdann in der grösten Bekümmernus / und Cocythus. das deutet an / daß es mit dem Höllen-Pfuhl umgeben zu seyn beschrieben wird / deswegen es in Traurigkeit und Threnen stehet / Phlegethon. welche deß CocythusName andeutet; Phlegethonaber / weil er seinen Namen vom Feuer herführet / bemercket die Hitze deß Zorns / und anderer Gemühts-Kranckheiten / wordurch wir in diesem Leibe entzündet und geqvählet werden. Gleichmässige Wirckung wird auch den Furienzugeschrieben / welchen VirgiliusFlügel andichtet / und bezeuget / daß sie iederzeit zu deß JupitersGeboten und Befehlen bereit stehen / wann er sie / denen Menschen einen grossen Schrecken einzujagen / gebrauchen wolle / als da sind: der Krieg / die Pestilentz / und dergleichen andere Landstraffen mehr etc.

Die Turteltauben sind den Furiengewidmet. Aelianusschreibet / es seyen den Furiendie Turteltauben geheiliget gewesen: wie ich dann auch kein ander Thier finde / so ihnen eigen gewesen / ausser daß Virgiliusim XII. Buch Aeneidos dichtet / als ob eine aus ihnen in eine NachtEule verwandelt worden / da sie vom Jupiterzu dem / mit dem Aeneasstreitenden / Turnus/ selbigem einen Schrecken einzujagen / geschickt worden. Einige fügen den vorgesagten dreyen Furienauch noch die vierdte bey / Lyssa/ die vierdte Furie. die sie Lyssa/ oder die Raserey / nennen. Dahero Euripides/ in Hercule furente, die Iriseinführet / wie sie / auf der JunoBefehl / die besagte Lyssaherzubringet / daß sie den Herculesrasend machen solle; von dieser wurde fabulirt / daß sie 100 / mit zischenden Köpffen umb ihre Hand geflochtene Schlangen umb sich hangend gehabt / in der Hand aber eine Stupff-Ruthe getragen habe.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 105

Den Furienwerden wir nicht unfüglich Harpyjen. die Harpyjenzuordnen / weil auch diese vor Alters von den Göttern / der Menschen Boßheit zu straffen / gesandt zu werden geglaubet wurden. Ihr Wohnungs-Platz war in der Hölle; wiewohl Virgiliuswill / daß sie in den Strophadischen Insuln/ so in Joniensind / ihren Aufenthalt gehabt haben. Jedoch achte ich / in Vorstellung derer Bildnus / wenig daran gelegen zu seyn / wo sie sich aufgehalten. Werden vom Virgiliusbeschrieben.Also aber werden sie vom Virgiliuslib. III. Aeneid. beschrieben:

Virginei volucrum vultus, foedissi - ma ventris
Proluvies uncaeque manus, & pal - lida semper
Ora fame.
Die Vögel sehen aus gar Jungfräulich und reine /
sehr häßlich aber ist der Bauch und ihre Beine;
Sie haben krumme Händ und scharffe Klauen dran;
sehn bleich für Hungers-Grimm / den kei - ner stillen kan.

Vom Dantesabgebildet. Danteshat sie / nach deß VirgiliusEntwurff / also abgebildet:

Haec loca monstra colunt Harpyiaepessima, quondam
Quae Strophadisa se pulsos Troasce - cinere
Tibridisad ripas vexatum iri fame dira.
Virginei volucrum vultus, collum - que, capillique,
Immanis venter plumis contectus, acerbos
Dant gemitus ramis haerentes arbo - ris altae.
Die ungeheure Thier / so man Harpy - jennennt /
bewohnen diesen Ort / und als da ange - ländt
das Volk von Trojawar / so wurde es ver - trieben
hin auf die Strophaden/ wo es nicht lang geblieben /
auch / was für Hungers-Noht sie würd am Tieberstrand
betreffen / vorgesagt. Sie machen sich bekandt.
in weiblicher Gestalt / dem Antlitz nach und Haaren /
so weit auch geht der Halß; mit Federn sie verwahren
(weil damit die Natur versehen sie) den Bauch /
der ungeheuer-groß / greßlich zu sehen auch.
Auf hohe Bäume sie sich pflegen offt zu schwingen /
und ihre Klage da erbärmlich vorzubrin - gen.

Ovidiusim

ist der Meinung Strix. es seyen von den Harpyjendie Strigesoder Unholden entsprossen / welche er also beschreibet:

Grande caput, stantes oculi, rostra apta rapinis,
Canicies pennis, unguibus hamus inest.
Nocte volant, puerosque petunt nutricis egentes,
Et vitiant cunis corpora rapta suis.
Carpere dicuntur lactentia viscera rostro:
Et plenum poto sanguine guttur habent.
Es ist der Kopff sehr groß / die Augen starr / und steiff
der Schnabel auf die Beut / die Klauen auf das rauben
mit Hacken ausgerüst / sind graulecht an - zuschauen /
auf Kinder geht deß Nachts ihr unver - sehner Streiff.
Wann sie die Wärterin nicht hat in gu - ter Hut /
so sind sie sicher nicht vor ihnen in der Wie - gen /
und müssen lernen so / eh sie noch gehen / flie - gen /
der Kropff steckt immer voll von neuge - soffnem Blut.

Statiusdichtet von ihnen / daß sie in der Höllen geboren seyen / und eignet ihnen Angesichter / Hälse / weibliche Brüste / wie auch / daß ihnen Schlangen vom Haupte herab in das Gesichte kriechen / zu: meldet darneben / daß sie / bey nächtlicher Weile / durch die Häuser streichen / und den Kindern das Blut aussaugen. Dannenhero die Alten die Göttin Carnaoder Cardinea/ von welcher wir droben geredt / mit Opffern zu versöhnen pflegten / umb dieses Ubel von ihnen abzuwenden. Pliniushält im

es für ein eiteles Gedicht / daß die Strigesoder Melck-Hexen den Kindern an den Wartzen saugen sollen; und meldet dabey / daß der Name Strix bey den Alten sehr verhaßt gewesen / und vor vermaledeyet gehalten worden / wie wir auch noch heut zu Tage die Zauberinnen mit diesem Namen zuTA 1680, Iconologia Deorum, S. 106nennen pflegen. Etliche sind in der Meinung / das Wort Lamia, oder die Nacht-Frau / habe bey den Griechen eben diese Bedeutung / als Strixbey den Lateinern. Philostratusaber / Lamia im Leben deß Apollonius/ saget / es seyen die Lamiaeböse unreine Geister / von grosser Geilheit und Grausamkeit / und Menschen-Fleisch zu fressen sehr begierig. Svidasund Phavorinusberichten / daß die Lamiaein schön Weib gewest / die der Jupitergeliebt / und von ihr einen Sohn empfangen / aber die Junohabe ihm aus Eifersucht denselben umbgebracht / daher die Lamia/ für Betrübnus / sich an Gestalt solle heßlich verändert / und hernach andere Kinder hinwegzunehmen und umbzubringen in Gebrauch gehabt haben. Ingleichen haben sich etliche gefunden / so die Lamienfür grimmige Thiere gehalten / welche nach dem Gesichte für Weiber anzusehen gewesen / dargegen aber Pferd-Füsse gehabt.

Dionbeschreibet ihre Natur. Dionschreibet diese Eigenschafften in historia Libyca den Lamiiszu: Im Angesicht sehen sie schönen Weibs-Bildern ähnlich / die erhabene Brüste und Hertzen sind so anmuhtig / daß sie der künstlichste Mahler schöner nicht mahlen und ausbilden könte / die Farb ist lebhafft und herrlich gläntzend / so offt man sie anschauet / siehet man eine annehmliche Holdseligkeit ihnen aus den Augen spielen / also / daß einem ihre Leutseligkeit im Gemüht treffliche Zuneigung erwecket / der übrige Theil deß Leibs ist gantz hart / und wegen Dichte der Schuppen undurchdringlich; Unten sind sie als eine Schlange geformt / in dero Kopff sich das unterste Theil / so überaus erschrecklich und grausam anzuschauen / zu endigen pflegt. Diese Thiere sind mit Flügeln nicht versehen / können weder reden noch einige andere Stimme von sich geben / sondern allein starck pfeiffen / wie die Drachen / sind unter allen irrdischen Thieren die geschwindesten / und kan ihnen kein Thier entfliehen. Die andere Thiere zwar überwältigen den Menschen durch ihre Kräffte / diese aber allein durch List und Betrug; sie eröffnen das Hertz / und zeigen ihre Brüste (welches auch der Prophet Jeremiasbekräfftiget / wann er saget: es haben auch die Nacht-Frauen oder Lamiaeihre Brüste entblöset) den Anschauer aber zwingen sie / durch ihre Bezauberung / zum Verlangen eines Gesprächs mit ihnen; gehet einer auf sie / als auf Weiblein zu / so bleiben sie unerschrocken stehen / sehen öffters von oben hinabwarts auf die Erde / stellen sich an Schmuck und Schamhafftigkeit den Weibern gleich / und also pflegen sie die jenige / so ihnen zu nahe kommen / hinweg zu schleppen; dann sie haben an statt der Hände Thieres-Klauen / welche sie listiglich zu verbergen wissen; letzlich beisset die Schlange zu / tödtet sie mit ihrem Giffte / und zehret also den Leib auf. Aber gnug von den Lamiis.

SphinxNunmehr schreiten wir fort / und kommen auch zu den Sphingen/ so denen vorhergehendennicht gar ungleich / und zwar theils fabelhafftig / theils auch der Warheit ähnlich sind. Pliniusim IIX. Buch meldet von ihnen / daß sie mit einem dunckel - oder braunschwartzen Haar und zweyen Dutten auf der Brust in Mohrenlande gezeuget werden. Albertus Magnuszehlet sie / wann er von den Thieren schreibet / unter die Affen; aus dessen Worten man vermuhten möchte / sie seyen die Meer-Katzen. Allein die Poeten / aus welchen es nachmals die Mahler und Bildhauer entlehnt / reden anderst von ihnen; dann dieselbe / wie Aelianuserzehlet / den Sphinxalso abbilden / daß dessen Helffte die Gestalt eines Weibsbildes / die andere Helffte eines Löwens praesentire und vorstelle; und also hat ihn die Fabel / so von den Thebanern erzehlet wird / beschrieben / woselbsten er auf einem oben über den Weg herüber hangenden Felsen sitzend den Vorbeyreisenden unauflößliche Rähtselen zu rahten vorlegte / auch alle / die solche nicht aufzulösen wusten / mit seinen KlauenSeine Bildnis. und Flügeln umbrachte. Es wird aber sein Bildnus / nach Innhalt der Fabeln / dieses seyn / daß er am Haupte / Händen und der Brust einer Jungfrau / an den Flügeln einem Vogel / am übrigen Leibe einem Löwen gleiche / wie aus etlichen Gedichten deß Poeten Ausoniusabzunehmen ist. Plinius/ im XXXV. Buche/ schreibet von diesem Wahngeschöpffe also: vor den Egyptischen Grabspitzenstehet ein Sphinx/ der noch wunderlicher ist / gleich als eine wilde Gottheit der Einwohner. Man meinet / daß König Amasisdarinn begraben sey: und die gemeine Sage gehet / daß er dahin geführet worden. Er ist aus einem selbgewachsnen Steine gehauen / und glatt. Der Kopff dieses Wunder-Geschöpfes ist in seinem Umzuge 122. Schuhe dick / 143. lang / und vom Bauche Chimaera. biß an die Scheitel 62. hoch; Ich muß aber allhier auch deß Thiers Chimaeranicht vergessen / ungeachtet es anders nichts / als ein erdichtetes Monstrum ist. Nach des Homerusund LucretiusBeschreibung war

Prima Leo, postrema Draco, media ipsa Chimaera.
Chimaeravornen her ein Löw / ein Drach von hinden /
in Mitten eine Geiß an der Gestalt zu fin - den.

Aus dem Rachen pflegte dieses Thier eine gewaltige Flamme auszuspeyen / welches auch Virgiliusbezeuget / wann er es / im VI. Buch Aeneidos, neben andern Unthieren in den vordern Eingang der Hölle setzet. Es verhielte sich aber die Sache also: In Lycienwar ein Feuer-speyender Berg / auf dessen Spitzen die Löwen sich aufzuhalten pflegten; Mitten aber auf selbigem / allwo es eine schöne grüne Weide gab / enthielten sich die Geissen / und zu unterst die Schlangen. Weil nun der Bellerophontesoder Bellerophondiesen Berg bewohnbarTA 1680, Iconologia Deorum, S. 107wohnbar gemacht / hat man von ihm gedichtet / als ob er dieses Thier Chimaeraerwürgt und umbgebracht hätte. Hieher könte die Beschreibung vieles Unheyls / so zu dem höllischen Geschlechte gehörig / nicht unfüglich gezogen werden; weil es aber anderwerts schicklicher davon zu handeln Gelegenheit geben möchte / als verspahren wirs bis dahin / und wenden uns anietzo / ohne weitern Umschweiff / zu den Parcen/ welche von den Alten unter die Götter gezehlt / und mit Tempeln und AltärenDrey Parcen. verehret worden. Derer waren an der Zahl drey / und stunden dem Plutozu Dienste / wie die eine unter ihnen / beym Claudianus/ im 1. Buch von Entführung der Proserpina/ selbsten bekennet / wann sie den Plutobittlich ersuchet / daß er von dem / wider den Jupiterim Sinn habenden / Kriege abstehen wolle: Der Innhalt ihrer Wort ist dieser:

--- --- O maxime noctis
Arbiter, umbrarumque potens, cui nostra laborant
Stamina, qui finem cunctis, & semi - na praebes,
Nascendique vices alterna morte re - pendis,
Qui vitam, lethumque regis.
Du grosser Nacht-Regent / Beherrscher stiller Seelen /
dem / was wir spinnen / dient / von dir kommt alles her /
und nimmt zu seiner Zeit dahin die Wie - derkehr /
der du hast über Tod und Leben zu befeh - len /
von dir kommts / daß es heist / nach der Gesetze Zwang /
deß einen Anfang ist deß andern Un - tergang.

Warum sie deß PlutonsAufwärterinne seyen.Und zwar ist sichs nicht zu verwundern / daß die Parcendeß PlutonsAufwärterinnen gewesen; dann man ihnen angedichtet / als ob sie das menschliche Leben gleichsam aus einem Rocken spinneten / welches kurtz oder lang ist / nachdem der Leib aus einer stärckern oder schwächern Materia zusammen gefügt sich befindet; die Materie aber stellet uns Plutovor. Die erste unter den Parcenhaben die Alten deß Menschen Generation oder Erzeugung / die andere dem Leben / die dritte dem Tode vorgesetzt: Dann die jenige / so unter ihnen als einIhr Ampt. Mägdlein gebildet ist / hält den Rocken / und ziehet den Faden heraus; die andere / so in ihrem besten Alter zu seyn scheinet / hat die Spindel in der Hand / darauf sie die Fäden windet; die Letzte aber / als ein altes Weib / pflegt die Fäden abzuschneiden. Dannenhero die Poeten / wann sie den Tod bedeuten wollen / von Abreissungder Fäden Meldung thun. Als Martialis:

Ruperunt tetricae cum mala pensa Deae.
Wann nun die Grausamkeit der Parcenhat gerissen
die Fäden gantz entzwey. etc.

Fulgentiuseignet die Parcendem Plutozu / weil deren Macht diese Unter-Dinge beherrschet. Droben aber haben wir erwähnt / daß Plutoauch die Erde bedeute. Varroerinnert / wie beym Agelliuslib. III. zu sehen /Woher die Parcenihren Namen bekommen. daß die Alten der ParcenNamen von Pariendo oder gebähren / und vom neundten und zehnten Monat / hergeleitet: denn Parca, spricht er / ist / durch Verwandelung eines einigen Buchstabens / von Partu, oder der Geburt;Werden auch Nona, Decimaund Mortagenennet. ingleichen Nonaund Decimavon der Zeit / so zu einer zeitigen Geburt erfordert wird / benamset. Dieweil aber derjenige / so geboren ist / auch wiederumb sterben muß / ist die dritte aus ihnen Morta, gleichsam die Tödtende / genennet worden / weil die Alten davor gehalten haben / als ob sie dem Menschen den Tod zu bringen pflege. Diese bescheibet Pausaniasin Eliacis prioribus, wann er von deß CypsellusTruhe redend also saget: Allhier sahe man / wie Eteoclesseinen auf den Knien liegenden Bruder Polynicemängstigte: Hinter ihm stund ein Weib / dero Zähne und krumme Klauen soviel zeigten / daß sie an Grausamkeit keinem Thiere etwas bevorgebe. Die Uberschrifft bezeugte / sie seye Morta/ eine aus der Anzahl der Parcen; wie auch / daß Polynicesaus Gewalt deß Verhängnus unten gelegen / Eteoclesaber / durch sein eigen Verschulden / umkommen wäre. Dieweil aber viel unter den Philosophen der Meinung gewesen / es habe die Göttliche Providenz alle Dinge in diesem Welt-Runde einmal also angeordnet / daß sie auf keinerley Weise mehr einiger Veränderung unterworffen / sondern deren Ursachen in gewisser Ordnung dermassen unter einanderWas das Fatum, Geschickoder Verhängnussey. verbunden seyen / daß nohtwendig alles von ihnen herfliessen müsse; dahero das Verhängnus seinen Namen und Ursprung hat / welches die Poeten unter der ParcenGedicht vorgebildet / und derselben an der Zahl drey gesetzt haben; dann alle Dinge aus einem ursprünglichen Wesen hervor gehen müssen / damit sie durch ihre endlich zum Ende führende Mittel / wohin sie verordnet sind / gelangen mögen. Von diesen nun dichtet man / als ob sie aus dem Chaos entsprungen seyen / weil in der ersten Scheidung aller Dinge / einem iedwedem seine eigne Ursachen mitgetheilt worden. Einige haben davor gehalten / sie seyen aus dem Abgrunde (so der innerste Theil deß Erdbodens ist) und der Nacht entstanden / damit wir aus der Dunckel - oder Verborgenheit dieserTA 1680, Iconologia Deorum, S. 108Eltern lernen sollten / wie schwehr es sey / der Ursachen Erkänntnus zu erlangen. Platomachet sie / im 10ten Buch de Republica, zu TöchternDie Göttin Necessitasoder Nohtwendigkeit. der Nohtwendigkeit / und stellet die grosse Demant-Spitze / so beyde Polos berührt / zwischen ihre Knie.

Der ParcenBildnus aus dem Plato.Diese nun sitzen / nach deß PlatoMeinung / in gleicher Weite von einander gesondert / auf einem Throne / in weissen Kleidern / mit Kronen auf den Häuptern / und singen nach Art der Sirenen/ und zwar Lachesisdas Vergangene / Clothodas Gegenwärtige / Atroposaber das Zukünfftige: alle drey sind neben ihrer Mutter der Nohtwendigkeitspinnend zu sehen / Clothomit der Rechten / Atroposmit der Lincken / und Lachesismit beyden Händen / bey welcher letztbenannten das Verhängnus deß menschlichen Lebens stehet. Noch viel andere Dinge mehr setzet der vortreffliche Philosophus allhier hinzu / welche dieses Orts nicht zu erklären und auszuführen dienlich. Pausaniaserzehlet / daß ihrer Mutter / der Nohtwendig - und Gewaltsamkeit / von den Corinthiern ein Tempel erbauet worden / in welchen niemand zu gehen erlaubt gewesen. Einige haben den ParcenKräntze aus Narcissen gewunden; andere ihnen die Häupter mitIhre Kronen. weissen Binden umbwunden / immassen Catullusbezeuget / wann er sie / in deß Peleusund der ThetisHochzeit-Liede einführend / also beschreibet:

His corpus tremulum complectens undiqve vestis,
Candida purpurea talos incinxerat ora;
Et roseo niveae residebant vertice vittae;
Aeternumque manus carpebant rite laborem.
Laeva colum molli lana retinebat a - mictam:
Dextera tum leviter deducens fila, supinis
Formabat digitis, tum prona in pol - lice torquens
Libratum tereti versabat turbine fu - sum.
Weißgläntzend war das Kleid biß auf die Füß an ihnen
mit Purpur eingesaumt / von gleicher Weis - se schienen
die Hauben auf dem Haupt / so Rosen ähnlich war /
auf ihr Werck waren sie beflissen gantz und gar.
Es hielt die lincke Hand den Wollen-vollen Rocken /
Indem die Rechte zog heraus die weiche Locken /
und leichten Faden macht; man konte sie gleich sehn /
mit unverdroßnem Fleiß / die runde Spindel drehn.

Homerusberichtet in deß MercuriusLiede / es seyen die Parcendrey Schwestern / so noch Jungfrauen / mit Flügeln begabet / und haben ihre Häupter mit Mehl bestreuet. So Venusunter den Parcen. lieset man auch beym Pausanias/ daß die Venusvon den Griechen (insonderheit den Atheniensern / als welche dieser Göttin ein viereckicht Bildnus / den Mercuri-Seulen gleich / aufgerichtet) unter die Parcengezehlt gewesen; Die Uberschrifft aber zeigte an / daß es die himmlische Venus/ und die älteste unter den Parcenseye / von welcher / wie er saget / die Athenienser nichts glaubwürdiges hinterlassen haben. Dieses erinnert mich / daß die Römer vorzeiten in der Libitina/ oder Todten-Göttin Tempel eine Todten-bahr gesetzt / worvon Plutarchusdiese Ursach anführet / weil nemlich Libitinadie Venusware / in dero Tempel die Begräbnus-Zeichen verwahret wurden / daß wir uns dabey der menschlichen Gebrechlichkeit / als deren Anfang und Ende eine einige Göttin vorstunde / erinnern solten / zumahlen die Venusvor die Göttin der Erzeugung und Fortpflantzung verehret wurde: daher die jenige / so sie für die älteste unter den Parcenhielten / zweiffelsohne dardurch andeuten wolten / daß sie des menschlichen Lebens Ende bestimme. Auch könte man sagen / es ziele dahin / weil die Parceneinen Weeg als den andern für himmlische Göttinnen gehalten worden / ob sie gleich deß PlutoDienerinnen gewesen. Derohalben an einem gewissen Orte in Griechen-Landedem Gott Moerageti, so der ParcenOberhaupt und Führer bedeutet / ein Altar erbauet war / und schreibet Pausanias/ es sey das Wort Moeragetesunfehlbar deß JupitersZuname / zumaln er allein die Parcenin seiner Gewalt zu haben geglaubt worden. Und vielleicht aus dieser Ursach Der Götter Secretarius hat man denselben der Götter Secretariumoder Schreiber genennet; gleich als ob dessen Amt seye / den ihm gründlich erkannten Willen der Götter in Schrifften zu verfassen / und zu seiner Zeit denselbigen wircklich vollziehen zu lassen.

Eine andere Abbildung der Parcen. Petrus Appianus/ inlibro Antiquariorum and libro Antiquariorum, erzehlet / es sey in Steiermarckvor wenig Jahren eine bleierne Platte gefunden worden / darauf ein Kreiß gezogen gewesen / in dessen Circumferenz und Umfange ein nakkender Jüngling auf einem kleinen Stuhle gesessen / der mit beyden Händen die Augen und das Angesicht verdeckt / und über seinem Haupte den Namen CLOTHOeingegraben gehabt habe: zu dessen Füssen wäre ein geflügelter Knab zu sehen gewesen / der ebenmässig nacket / mit der rechten Hand das rechte Knie berührt / mit der lincken aber auf einen Todten-Kopff /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 109in dessen Munde überzwerch ein Bein gelegen / sich gesteuret; über dem Knaben seye geschrieben gestanden LACHESIS, auf dem Hirnschedel aber ATROPOS. Unweit von deß Knaben rechter Seite / hätte man eine Feuer-Flamme aufgehen sehen / und nächst dem Jünglinge ein Kraut mit einigen Blumen; das Ubrige wäre ein dürrer Boden / so hin und her mit Steinen belegt / gewesen.

Charon.Damit wir aber das Höllische Geschlecht einmal zu Ende bringen mögen / wollen wir nunmehro auch den Schiff - oder Fehrmann besehen / der / wie man sagte / die von den Leibern erlöste Seelen über den Fluß Achaerongeführt haben solle / iedoch nicht alle / sondern nur die jenigen / die GOTTzum Feinde gehabt / wie Dantes/ den Virgilius/ ihme solches erzehlend / also einführet:

Scito, animas, quarum divinum. haud numen amicum,
Una omnes stygiashuc undique ten - dere ad undas.
Wiß / daß der stille Styxwird alle diese träncken /
die nicht GOTTihren Sinn aus Gegen - liebe schencken.

Des CharonsAmpt.Jedoch behaupteten die Alten / daß / ohne einigen Unterschied / alle Seelen dahin zusammen kämen / ob wol nicht alle auf gleiche Weise über den äussersten Bort gesetzt würden / wie man aus dem IV. Buch Aeneidos des Virgiliusabnehmen kan: dann die jenige allein wurden alsobald über den Fluß gesetzt / deren Leichname die Begräbnus erlangt; im Fall selbige aber noch unbegraben lagen / musten ihre Seelen 100 Jahr herumb irren / ehe sie in deß CharonsSchiffe tretten dorfften. Sein Bildnus vom Seneca.Den Charonhat

Seneca/ in Hercule furente

, also beschrieben:

Hunc servat amnem, cultu & aspe - ctu horridus,
Pavidosque manes sqvalidus gestat Senex.
Impexa pendet barba; deformem. sinum.
Nodus coërcet: concavae squalent genae:
Regit ipse conto portitor longo ra - tem.
Am Uffer steht ein Geist unfreundlich an - zusehen /
der führet fort zu Schiff / wohin da müssen gehen /
Die Seelen Schreckens-voll / den macht der wüste Bart /
das ungekämmte Haar / die todt-gestalte Wangen /
die Wampen bindet er mit einem Stricke hart;
das eingefallne Kien vom Koht starrt; mit der Stangen
treibt er den Nachen fort.

Wie ihn Virgiliusbeschrieben.Eben also beschreibet ihn Virgiliuslib. VI. Aeneidos, mit diesen Worten:

Portitor has horrendus aquas, & flu - mina servat
Terribili squalore Charon, cui pluri - ma mento
Canicies inculta jacet: stant lumina flamma:
Sordidus ex humeris nodo depen - det amictus:
Ipse ratem conto subigit, velisque ministrat,
Et ferruginea subvectat corpora cymba,
Jam senior, sed cruda Deo, viridisque senectus.
= = = = = = Der Fährmann Cha - ron/ der
vom Unflath starret und beschmutzt war hefftig sehr /
hielt diese Flüß in acht / war schrecklich anzuse - hen /
und ließ den grauen Bart gar tieff hinun - ter gehen /
und wachsen ungekämmt: Die Augen flamm - ten ihm /
Sein Kleid war sehr bekleckt / und hieng zerlappt herüm:
Er lenckt den schwartzen Kahn mit einer Stang / und rührte
den Grund / dem Seegel gab er nach / und überführte
die Seelen; Er war alt / und hatte graue Haar /
doch Er dabey / als Gott / von frischen Kräfften war.

Wie ihn Polygnotusvorgestellet.Auf gleiche Weise hatte ihn auch Polygnotusin einigen Tafeln vorgestellet / die bey den Phocensern in deß ApolloTempel aufbehalten wurden; und hatte Er in solcher Ausbildung sich der alten Poeten bedienet / wie Pausaniasin Phocaicis erzehlet / der auch eines Wassers gedenket / das allda zu sehen / und für den Höllischen Achaerons-Fluß/ wie er meinet / zu halten sey / worinnen (wie er schreibet /) auch viel Rohr / und vielmehr ein Schatten einiger Fische / als warhaffte Fische befindlich. Wann Johann Boccatiusdieses Bildes DeutungTA 1680, Iconologia Deorum, S. 110 Charonwird vor die Zeit genommen.anweiset / so sagt er / es werde Charonfür die Zeit genommen / wie auch Serviuses verstanden hat. Er ist ein Sohn deß Herebus/ so deß Göttlichen Gemühts geheimen Raht vorbildetErklärung der Bildnus deß Charons. / von welchem die Zeiten / und alles andere entsprungen ist. Seine Mutter / sagt man / sey die Nacht; dann vor dem Uhrstande der Zeit / war noch kein Liecht; darum er in Finsternus gezeuget / und aus der Finsternus geboren worden. Er ist zu den Höllen-Inwohnern gewiesen worden: dann die Himmels-Burger der Zeit nicht wie wir / die wir den Unteren Theil der Welt-Kugel bewohnen / benöhtigt sind: daher wir / wann wir mit ihnen verglichen werden / in der Hölle zu wohnen scheinen. Die Seelen führet Charonhinüber auf die andere Seiten deß Flusses; dann sobald wir geboren und an das Tages-Liecht kommen / führet uns die Zeit zum Tode / und setzet uns über den Fluß Achaeron/ welcher eine Beraubung aller Freude bedeutet; Sintemal wir dieses gebrechliche / flüchtige oder hinfällige und Elendvolle Leben in lauter Mühseligkeit verschliessen. Eben dieser ist zwar alt und begreist / iedoch auch starck und bey Kräfften; weil die Zeit durch die Langwierigkeit ihre Kräfften niemals zu verliehren pfleget. Sein Gewand oder Kleid / wormit er bedeckt / ist kohlschwartz und beschmutzt; anzudeuten / daß wir / so lang wir der Zeit unterwürffig sind / unsere Gedancken fast nirgend anders hinwenden / als auf das Irrdische / so doch / wanns mit dem ewigen / dem wir allein nachstreben solten / verglichen wird / allzu gering ist. Allein es pfleget die Decke dieses sterblichen Leibes / wormit wir bekleidet sind / uns das Vernunfft-Liecht dermassen zu verdunckeln / daß wir blintzelende in der Eitelkeit umher daumelen / und den Sinnen und verderbten Affecten / als obs die besten Gleits-Leute und Führer wären / getrost nachfolgen. Deßwegen wir uns nicht zu verwundern haben / daß uns alles Ubel überfället / so bald wir in diese Hölle gerahten / das ist / sobald unsere Gemühter oder Seelen diese sterbliche Leiber anziehen; dann hieher kan gezogen werden / was Virgiliusim VI. Buch Aeneidos von denen in der Höllen-Pforten sitzenden Ubeln dichtet / wann er saget:

Vestibulum ante ipsum, primisque in faucibus orci
Luctus, & ultrices posuere cubilia curae:
Pallentesqve habitant Morbi, tristis - que senectus,
Et metus, & malesvada fames, & turpis Egestas:
(Terribiles visu formae) Lethumque, Laborque:
Tum Consanguineus Lethi sopor, & mala mentis
Gaudia, mortiferumque adverso in limine Bellum:
Ferreique Eumenidum thalami, & Discordia demens,
Vipereum crinem vittis innexa cruentis.
= = = = = = Sobald sie waren kommen
in Vorhof / hatten da ihr Lager eingenom - men /
in Hölen hin und her / die schwehre Trau - rigkeit /
der Unmuth / Sorge / Gram und nagend Hertzenleid.
Es hielten sich da auf die bleichen Kranck - heit-Schaaren /
das Alter und die Furcht: auch da zu fin - den waren
der Hunger / welcher offt zum Bösen rei - zet an /
die Armut / dero man sich nicht erfreuen kan /
mit freyer Namens-Zier die schreckliche Gestalten /
der bittre Tod und Müh / die grimmigen Gewalten /
dann auch der süsse Schlaf / der mit dem Tod verwandt /
die Wollusts-Uppigkeit / und eitler Le - bens-Tand.

Von dem Mercurius.

MercuriusPI. M. UNter die von den Alten erdichtete Götter waren die Ampts-Verrichtungen also ausgetheilet / daß einem iedweden sein eignes durchs Loß zugeeignet wurde. Zween derselben wurden Götter-BottenBotten der Götter.genennet / deren einer Mercurius/ so dem Jupiterdiente / die andere Iris/ so der Junoaufwartete; iedoch ihr nicht allein / dann man lieset / daß sie auch dem JupiterDienst geleistet habe / doch nur allein zu der Zeit / wann er den Menschen Krieg / Pest / Hunger und ander grosses Unglück ankünden liesse. DeßTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel M (nach S. 110)

[figure]

HERMIDA

CONCORDIA

S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 111 MercuriusDienstes aber gebrauchte er sich in frölichen Begebenheiten: wiewohl ihn auch die andere Götter / wann sie es nöhtig hatten / zu einen Bottschaffter gebrauchten. Diese Fabel deutet an / daß durch die Rede ausgedrucket werde / was man im Gemüht / so das in uns überbliebne Göttliche Füncklein ist / ersonnenAmtsverrichtung deß Mercurius. hat. Er ist bey den Alten nicht allein denen Bottschafften oder Zeitungen / sondern auch den Gewinsten vorgesetzt gewest / wie er von sich selbsten beym Plautusin Amphitrione zeuget:

Nam vos quidem id jam scitis con - cessum, & datum
Mihi esse ab Diis aliis, nuntiis prae - sim & lucro.
Ich weiß / ihr wissts / wie ich hierzu bestellet bin /
zu seyn der Botten Gott / und wo man sucht Gewinn.

[ Sein] Bildnis.Im

Petri Appiani, wird Mercuriusohne Bart gebildet / mit zweyen kleinen Flügeln über den Ohren angefügt / nackendes Leibs / ausser daß es scheinet / als ob er auf dem Rücken ein klein Mäntelein hangen habe; in der Rechten hält er einen Beutel / der auf dem Kopff eines Ziegenbocks liget / in der Lincken aber führet er seinen / mit zweyen Schlangen umwundenen / Stab; zu seinen Füssen stehet ein Hahn samt einemStab deß Mercurius. Bocke. Der Stab war sein Kennzeichen / welcher anfänglich eine Ruhte gewesen / so von andern nicht unterschieden / und ihme vom Apolloware verehret worden / für die Harffe / welche er ihm gegeben hatte / da er / nach Entführung der Ochsen / einen Bund mit ihme aufgerichtet. Dannenhero Homerusin dem auf den Mercuriusgedichteten Gesang / den Apollo/ ihn also anredend / einführet:

Hancque tibi virgam, qua felix, at - que beatus
Efficiere, dabo; placeant si munera nostra.
Dir will ich diesen Stab / und alles Glück mitgeben /
behagt dir nun die Gab / nach Hertzens - Wunsch zu leben.

Warum die Schlangen umb den Stab gewunden.An dem Stab hangen / wie gesagt / zwo Schlangen; entweder / weil Mercuriusmit demselben zwischen zweyen angetroffnen mit einander streitenden Schlangen / Friede gestifftet; oder um der Ursach willen / die

Pliniusim XXIX. Buche

anführet / welcher / nachdem er erzehlt / warum die Schlangen im Sommer sich um einander wickeln / beyfüget: Diese der Schlangen Umwicklung / und unbändiger Thiere Einträchtigkeitscheinet eine Ursach zu seyn / warumb die ausländische Völcker diesen deß MercuriusStab / mit Schlangen umwickelt / zu einem Friedens-Zeichen gemacht haben. Die Egypter / denen wir dieses nicht unbillig als ersten Erfindern zuschreiben / stellten diesen Stab also vor: Sie bildeten einen Stab / oder lange Ruthe / daran zwo Schlangen / nämlich ein Männlein und Fräulein / in mitten ihrer Verwicklung / einen Knoten / welchen sie den Hercules- Knoten nennen / machten / und ihre Köpffe mit zugedruckten Augen gegen einander in einen Kreiß gebogen hatten / die schlossen deß Circuls Umfang; nächstdem krümmten sich die Schwäntze gegen deß Stabs Angriff / und waren mit Flügeln gezieret / die aus eben dem Theile deß Heffts hervor kamen. Diesen Stab nennen die Lateiner Caduceum vom Fallen / weil auf Erscheinung dessen / aller Zwiespalt von Stund an dahin gefallen seyn soll. Dannenhero er ein Zeichen deß FriedensFriedens-Botten. war / und pflegten die / so wegen deß Friedens abgeordnet wurden / denselben zu führen / die auch daher Caduceatores genennet worden; Eben diese hatten auch im Gebrauch / unterweilenDer Oelbaum ein Zeichen deß Friedens. einen Oehlzweig zu tragen / dardurch anzudeuten / daß sie als Freunde kämen.

Virgiliusdichtet / es habe Aeneashundert Redner an den Latinusabgefertigt / mit Oehlzweigen gekrönt; Eben selbiger habe / als er zum Evandergereiset / dem Pallanti / der ihm zu erst begegnet / in der Hand einen Oehlzweig gezeigt / hierdurch anzudeuten / er komme als ein Freund zu ihnen. Statiuserzehlet / als Tydeus/ der Abgesandte deß Polynices/ nach Thebezum Eteocleskommen / das Reich wieder zu begehren / habe er einen Oehlzweig vor sich hergetragen; nachdem er aber unverrichter Sachen wieder umbkehren müssen / habe er selbigen zur Erde geworffen / worauf der schändliche Krieg zwischen diesen zweyen Brüden seinen Anfang genommen.

Appianus Alexandrinusschreibet / daß Asdrubal/ als er gesehen / daß er das Schloß / oder königliche Burg zu Carthagowider die Römer länger nicht schützen könne / mit Hinterlassung seines Weibs / Kinder / und vieler anderer / in deß Aesculapius Tempelgeflüchteter Menschen / (die sich nach gehends selbsten verbrennet) heimlich zum Scipiogeflohen / und einen Oehlzweig mit sich getragen habe: dardurch zu verstehen gebend / er komme zu ihn / umb einen Frieden zu bitten / welches kurtz zuvor auch viel von seinen Soldaten gethan hatten / die sich zum Scipiobegeben / umb von selbigem zu erhalten / daß er denen / so aus dem Schlosse geflohen / und keine Oehlzweige / sondern nur Eisenkraut vor sich getragen / nicht etwan einigen Schaden zufügen möchte; wiewohl aus deß AppianusWorten nicht alleinVerbena oder Eisen-Kraut. Eisenkraut / sondern auch andere Kräuter-Arten / wormit deß AesculapiusTempel und Altar / derTA 1680, Iconologia Deorum, S. 112im Schlosse stunde / gezieret war / verstanden werden können; dieweil / unter dem Namen Verbena, alle Kräuter und Blätter / so auf der Götter Altäre gelegt wurden / begriffenEin Kraut zulangen / was es bedeute. waren. Ja / einem ein Kraut zulangen / hatte bey den Alten die Bedeutung / daß der / so es reichete / sich von dem / welchem es gereichet wurde / überwunden zu seyn bekannte; Welcher Gebrauch / wie Festusmeldet / zu den uralten und ersten Zeiten von den Hirten eingeführt worden / dann wann selbige durch Wettlauffen / oder eine andere dergleichen Spiel-Art / mit einander kämpfften / legte sich der Uberwundene nieder auf die Erde / und überreichte also dem Uberwinder in der Hand ein abgebrochnes Kraut. Gleichwol war / wie Pliniusschreibet / das Eisen-Kraut (Verbena) an sich selbst ein Friedens-Zeichen / und pflegten die Abgesandte damit gekrönt zu werden / so einen Bund oder Frieden zu machen verschicket wurden / insonderheit von den Römern; dann andere Völcker gebrauchten sich anderer Friedens-Zeichen / immassen beym Appianusvon einigen Völckern in Hispania gelesen wird / daß / da sie Gesandten zum Marcellusabgeschicket / ihn umb Verzeihung und Frieden zu bitten / dieselben eine Wolffs-Haut für den Friedens-Stab / (Caduceus) Oehlzweig oder Eisenkraut vor sich hergetragen / welche in dergleichen Verrichtungen bey andern mehr gebräuchlich waren; Diesen liessen die Alten unterweilen einige Seegel oder Wölline Binden vorspannen / wordurch die Schwachheit oder das Unvermögen und Unterthänigkeit derer / so sie brachten / bezeuget wurde / weil das Schaf ein schwach und verachtet Thier ist / wie Servius/ wann er die erste Rede des Aeneasan den Evandererzehlet / bezeuget.

Der Fried.Der / durch deß MercuriusStab angedeutete / Friedeward von den Alten für eine Göttin gehalten / und hatte zu Romden schönsten und herrlichsten Tempel / also daß die ausländische Völcker denselben zu besuchen Hauffenweis Friedens-Tempelzu Rom. zulieffen. Dieser soll von dem Vespasianus/ nach dem wider die Juden erhaltenen Sieg / seyn erbauet worden / wohin er alle Zierahten deß Tempels zu Jerusalemgebracht. Den Friedenbeschreibet Aristophanesvon Angesicht überaus-schön / und ordnet ihm die Venussamt den Huld-Göttinnenzu. Friedens- Bild. Pausaniaserzehlt / daß dessen Statua zu Athenin Gestalt eines Weibs-Bildes / den Knaben Plutus/ als einen Gott deß Reichthums / (wie wir droben gesagt) in der Hand haltend / zu sehen gewesen; weil der Reichthum mehr zu Friedens - als Kriegs-Zeiten gewonnen und erhalten wird. Deßwegen auch die Alten den Friedder CeresFreund. Friedenfür einen Freund der Cereshielten / wie solches Tibullusin der letzten Elegia seines ersten Buches zu verstehen giebt:

--- --- Paxcandida primum
Duxit araturos sub juga curva bo - ves.
Pax aluit vites, & succos condidit uvae,
Funderet ut gnato testa paterna merum.
Es hat der fromme Friedden Ackerbau er - funden /
und in ein krummes Joch die Ochsen ein - gespannt.
Ihm mit dem Trauben-Safft die Men - schen-Welt verbunden /
wormit ein reicher Sohn die Sorgen leichtlich bannt.

Der Krieg aber wircket das Gegentheil. Dannenhero Claudianusvon der Ceresgedichtet / daß sie ihre Tochter / die Proserpina/ weder dem Mars/ noch dem Phoebusgeben wollen / da sie beyde umb sie geworben hatten. Dann gleichwie die allzugrosse und langwierige Sonnen-Hitze der Saat hinderlich und schädlich ist: also pfleget auch das landverderbliche Kriegswesen nichts als lauter Unheil und Schaden nach sich zu ziehen. Darumb die Alten / wie auf etlichen Müntzen zu sehen / den Friedenin Gestalt einer Weibes-Person gebildet / die in der Hand eine Kornähr hält / worvon ietzgedachter Poet Tibullusan dem angezogenem Orte also schreibet:

At nobis Paxalma veni, spicamqve teneto;
Perfluat & pomis candidus ante si - nus.
Komm theure Freundin komm / komm wie du gehst daher /
von Aehren sey die Hand / die Schoß von Früchten schwehr.

Den Friedenkrönten die Alten unterweilen mit Oehlzweigen / bißweilen auch mit Lorbeer-Blättern. In den Müntz-Stücken und Schaupfennigen wird er vielfältig mit Rosen-KräntzenBildnis der Eintracht. bekrönt gefunden. Die Eintrachtund der Friede/ ob sie wol verschiedene Namen haben / und auf unterschiedene Weise gebildet werden / schienen doch beyde einerley zu bedeuten. Beyde sind von den Alten als Götter geehret worden / damit sie ihnen ein stilles und geruhliches Leben verleyhen möchten. Die Eintrachtbildeten sie mit einem Becher in der Rechten / und dem Uberfluß-Horn in der Lincken Hand / dannenhero von ihr

Senecain Medea

schreibet:

----- ----- Et asperi
Martissanguineas, quae cohibet ma - nus,
Quae dat belligeris foedera gentibus,
Et cornu retinet divite copiam,
Donetur tenera mitior hostia.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 113
Auch die dem rauhen Marsdie Frevel - Hände bindt /
die Völker / auf den Krieg erhitzt / heisst Friede machen /
und trägt das Reichthums-Horn / die Men - ge guter Sachen /
daß ein zart Opffer werd der Zarten ange - zündt.

Unterweilen trug sie einen Scepter / woraus die Früchte hervor zu kommen schienen. Aristideshat sie / in einer / zu ihrem Ruhm / an die Rhodier gehaltenen Rede / sehr schön / nett / wolgefärbt / holdseelig / auch in allen wohl gestaltet und gebildet ausgedrucket / als ob sie / durch der Götter Fleiß und Gütigkeit / auf die Erde herabgefallen wäre. Eben diese Göttin / sagt ietzt angezogner Redner / habe vom Jupitererlanget / die Stunden zu bestättigen / allein alles zu besieglen / die Felder zu bestellen / einem iedweden seiner Sachen / und anderer Besitze / Früchte zuzueignen / die Stadt-Geschäffte nach Wunsch zu verrichten / zu rechter Zeit nach Belieben zu verehligen / wie auch Kinder zu erziehen und zu unterrichten. Sie wird aber auch in einer deß NeronisMüntze / nur durch zwo ineinander geschloßne HändeDie Göttin der Treue und Glaubens. vorgestellet; wie man dann auch die Treue/ so von den Alten gleichfalls als eine Göttin geehret worden / also ausgedrucket Diese setzet Silius Italicus/ im II. Buch vom Punischen Kriege / in den innersten Theil deß Himmels / da er den Herculessie also anredend gedichtet:

Ante Jovemgenerata, decus divum - que hominumque,
Qua sine non tellus pacem, non aequora norunt,
Justitiaeconsors, tacitumque in pectore numen.
Eh als der Jupiterist sie / der Götter Zierd /
der Menschen gleicherweis / in diese Welt geboren.
Ohn sie ist Fried und Ruh zu Land und See verlohren /
wo die Gerechtigkeit/ auch Sie gefunden wird:
Und will sie gleich ein Mensch nicht öffentlich verehren /
im Hertzen wird sie ihm mit Macht ein anders lehren.

Dann Treue und Glauben müssen verdecket und geheim seyn / das ist / ein Ding / so eines Menschen Treue oder Glauben anvertrauet ist / soll auf keine Weise offenbahret werden. Eben diese Treue muß aller List und Betrugs ermangeln. Die mit weissen Tuch umbhüllte Priester pflegten / wie Liviuserzehlet / nach Verordnung deß Numa/ ihres Gottes-Diensts /uns dardurch zu erinnern / daß Treue und Glaube in aller Reinigkeit erhalten werden müsse. Deß Glaubens rechte Hand war geheiliget; welches zu verstehen gab / daß Treu und Glauben mit der rechten Hand geschützet werden müsse. Virgiliusnennet ihn im I.Ihre Farbe. Buch Aeneidos, den weissen und greißen Glauben; welches Servius/ in Abhandlung desselben / darumb geschehen zu seyn vorgiebet / weil Treu und Glaubengemeiniglich bey den greißen Haaren gefunden wird. Wann Horatiusdie Boßheit seiner Zeiten beklaget / saget er unter andern.

--- --- Et albo
Rara Fidescolitur velata panno.
Die werthe Treu/ so selten ist zu finden /
sieht man nicht mehr in weisses Tuch sich binden.

Allwo Acro/ dessen Ausleger / schreibet / es haben die jenige das Haupt mit weissen Tuche umwickelt / so der Treuegeopffert; darmit anzuzeigen / daß dieselbe allzeit von einem höchst-aufrichtigem Gemühte müsse begleitet werden. Dannenhero Ludovicus Ariostusvon Treu und Glaubenalso singet:

Olim sancta Fidesniveo vestita co - lore
Tota videbatur, nihil & nigroris in - esse,
Cernere erat: totum nam illi decus ore perisset.
Vor diesem war die Treuin weisse Farb ge - kleidet /
und sah man ihr gantz keine Mackel an /
die Schwärtz auch war von ihrem Leib gethan /
und wo das Letzt nicht wär / wär ihr ein Schimpff bereitet.

Die rechte Hand ware der Treue gewidmet.Dieweil aber deß Glaubens einiger Sitz in der rechten Hand zu seyn geglaubt wurde / ward er unterweilen durch zwey in einander geschlossene Hände abgebildet; bisweilen durch zwey kleine Bildlein / da eines dem andern die rechte Hand gab. Dahero auch die rechte Hand bey den Alten für heilig gehalten wurde: Wie dann daher auch entsprungen / daß / wann wir einen unversehens entstandnen Tumult oder Auflauff stillen wollen / wir dieselbe in die Höhe heben / eröffnet darzeigen / und darmit den Frieden zu bringen andeuten. Weswegen der meisten Fürsten und Durchläuchtigsten Kayser Statuen so wol zu Fuß / als zu Pferde / die rechten Hände ausstreckende gesehen werden. So erzehlet auch Josephus/ in

, daß / wann unter den Barbaren einerTA 1680, Iconologia Deorum, S. 114dem andern die rechte Hand gewiesen / er damit habe andeuten und zu verstehen geben wollen / es geschehe alles ohne List / Falschheit und Betrug / also daß man wol trauen dörffte. Dahero dann vielleicht auch die Gewonheit kommen / daß man der grossen Herren und Fürsten Hände zu küssen pfleget / welchesDie Hände küssen. nicht allein bey uns / sondern auch bey den Alten beobachtet worden / wie wir aus dem Plutarchuserlernen können / da Popilius Lena/ nachdem er lange mit dem in den Raht gehenden Käyser(an eben selbigem Tage / als er umbracht worden /) geredet hatte / ihm die Hand geküsset / und also von ihm geschieden. Und Macrobius/ lib. I. Saturnal. setzet unter der Person eines Rahtherrn-Sohns / zur Beschützung der Knechte / es befinde sich einer unter den Knechten / der stärcker sey als das Geld; ingleichen werde auch ein Herr gefunden / der sich nicht scheue umb Gewinsts willen anderer Leut Knechten die Hände zu küssen. Durch diesen Gebrauch gaben die Alten zu verstehen / daß sie sich dessen Treue und Gunst empfehleten / deme sie die Hand küsseten / und dahero für ihren Herrn erkennten. So ist dann der Alten Gewonheit auch biß auf unsere Zeiten gelangt / daß man einem die rechte Hand / zum Zeichen seiner treu-meinenden Aufrichtigkeit / darbietet. Auch ward die Treue unter dem Zeichen eines weissen Hundes vorgebildet / dann sehr viel und wunderbare Dinge von der Hunde Treue erzehlet werden.

Der Storch der Einträchtigkeit gewidmet.Wir kehren aber wieder zurücke zur Einträchtigkeit / dero die Alten den Storch gewidmet / weswegen auch in ihrem Tempel viel Störche erhalten wurden; wiewohl Angelus Politianusihr keinen Storch / sondern eine Krähe zueignet / zu dessen Behauptung er einige alte Müntz-Stücke anziehet / wie auch den Aelianus/ welcher saget / es haben die Alten auf Hochzeiten / nachdem sie den HymenaeusDie Krähe ist ein Bild der Einträchtigkeit.angeruffen / auch eine Krähe herzugelokket / nämlich zu einem glücklichen Zeichen der zukünfftig-verhoffenden Einträchtigkeit unter den neuen Ehleuten / welche Kinderzeugens halber zusammen kommen wären. Dieses aber deutete auf die Treue / so Ehleute einander zu erzeigen und zu halten schuldig sind / wie ebenmässig Aelianuserzehlet / wann er spricht: es seyen die Krähen einander so getreu / daß / wann eine / durch den Tod / ihren Gatten verliehre / sie sich lebenslang nicht wiederumb mit einer andern zu begatten pflege. Ja / es hattenGranat-Aepffel für die Einträchtigkeit genommen. bey den Alten / auch die Granat-Aepffel die Bedeutung der Einträchtigkeit / wie die Hebräische Scribenten lehren / derohalben sie auch auf dem Hohenpriesterlichen Kleide abgemahlt gewesen seyn sollen.

Nun wollen wir uns wieder zu den Mercuriuswenden / welchen Homerusan den Füssen geflügelt / und eine Ruthe oder Stab in der Hand haltend abbildet / als er von ihme gedichtet /wie er vom Jupiterentweder an den Calypsogesandt worden / daß er den Ulyssesvon sich lassen sollte; oder wie er den Priamusin der Griechen Lager zu bringen in Befehl gehabt / der seines Sohns HectorsLeichnam abzuholen verlangte. Diesem hat Virgiliusaufs glücklichste nachgeahmet / wann er / im IV. Buch Aeneidos, den Mercurius/ wie er auf Befehl deß Jupiterszum Aeneas/ der damahliger Zeit zu Carthagoseinen Königlichen Sitz hatte / gereiset. Der Inhalt selbiger Verse ist dieser:

--- Ille patris magni parere para - bat
Imperio: & primum pedibus talaria nectit
Aurea, quae sublimem alis, sive ae - qvora supra,
Seu terram rapido pariter cum fla - mine portant.
Tunc virgam capit: hac animas il - le evocat orco
Pallentes; alias sub tristia tartara mittit:
Dat somnos, adimitque, & lumina morte resignat.
Mercurkommt dem Gebot deß Vatters schleunig nach /
knüpfft seine Flügel an die Füß / ist frisch und wach.
Die Flügel aber sind bewandt auf solche Weise /
daß er kan übers Meer und Erdkreiß seine Reise
verrichten durch den Wind / der ihn hebt auf und führt.
Drauf nimmt er seinen Stab / mit welchem / so er rührt
die Seelen / kommen sie erblaßt stracks aus der Hölle:
Die andern kan er auch versetzen auf die Schwelle
deß schwartzen Höllen-Reichs / wann er sie nur berührt /
Er macht / daß man den Schlaf in seinen Augen spührt;
Und kan hinwiederumb denselben gleicher massen
Benehmen / wie sichs will / nach Nohtdurfft / machen lassen /
kan vörder schliessen auf mit diesem Wun - der-Stab
die Augen / und erlöst den Sterbenden vom Grab.

Warumb dem MercuriusFlügel zugeeignet wordenDem Mercuriussind / wie wir gemeldet / Federn zugeeignet worden / weil die Rede / derer Gott er zu seyn geglaubet ward / oder welche er selbst bedeutete / als ob sie Flügel hätte / zu fliegen pfleget. Dannenhero HomerusdieTA 1680, Iconologia Deorum, S. 115Worte / in seiner Sprache / ἐπεα πτερόεντα das ist / geflügelte Worte nennt. Daß aber Mercuriusauch am Haupte allzeit Flügel gehabt habe / können wir aus dem Plautuserlernen / dann selbiger / da er einst / auf eine kurze Zeit / eine andere Person vorstellen sollte / die Flügel nicht ablegen wollen / ob er sich wohl stellte / als wann ers thun wolte / damit die Zuschauer ein Kennzeichen haben möchten / woran sie ihn von deß AmphitruoKnecht / als in welchen er sich verstellt hatte / unterscheiden und erkennen könten. Seine Worte hiervon sind diese:

Nunc internosse ut nos possitis fa - cilius,
Ego has habebo usque in petaso pin - nulas.
Damit ihr desto baß uns möget unterschei - den /
soll diese Federn-Zier hier meinen Hut be - kleiden.

Dann Mercuriuseinen Hut zu tragen pflegte / der zu beyden Seiten Flügel hatte; obwohlWie Apulejusden Mercuriusbeschrieben. Apulejus/ im X. Buch vom güldnem Esel derer mit nichten gedencket / da er deß ParisUrtheil in einem Aufzug vorstellet / indem er den Mercurius/ als einen liecht-hellen / nakkenden Knaben (ausser daß seine lincke Schulter mit einem Jünglings-Rocke bedeckt war) eingeführet / dessen goldgelbes Haar ihm ein schönes Ansehen gab. Zwischen den Haarlocken sahen hervor einige güldene Spänglein / so zugleich mit eingeflochten waren / und hielte er selbst in der Hand seinen Stab oder Ruthen. Martianusbeschreibt ihn / im ersten Buch seiner Philologiae, als einen blühenden Jüngling / eines schönen / hohen und starcken Leibes / mündigen oder mannbaren Alters / (wie ihn auch Lucianusbeschreibet) halb-nackend einhergehend / mit einem kleinen Rocke bedeckt / am übrigen Leibe bloß / und oben an den Schultern umhüllet; darbey er doch weder einiger Flügel / noch deß Stabs im geringsten gedencket / setzet aber hinzu / es stehe ihm der auf dem Kampff-Platz und vom öfftern Wett-lauffen geübte vollständige Leib überaus wohl an. Welches mit dem übereinstimmet / was PhilostratusDie Palästra/ deß MercuriusTochter.schreibet / es seye die Palaestradeß MercuriusTochter gewesen / die man / dem Bilde nach / kaum unterscheiden konte / ob sie ein Mann oder Weibs-Bild seye; Dann das Angesicht war so gestaltet / daß man in grossem Zweiffel stunde / ob mans vor einen Knaben oder Mägdlein halten sollte; die Goldgelben Haare waren noch nicht so lang / daß sie konten eingeflochten werden / das Hertz war Jungfräulich; die Brüste schienen / als an einem zarten Mägdlein / etwas hervor und empor zu steigen; die Arme waren von der Sonnen-Hitze braun gefärbt / und lag ihr / weil sie saßein grüner Ast von einem Oehlbaum auf der Schoß; dann die Palaestraan diesem Baum ein grosses Belieben trug / sonderlich weil die Ringer sich mit dem Oehl zu schmieren pflegten. Also bildet Philostratusdie Palaestraab / die er zur Tochter deß Mercuriusmachet / weil dieser deß Kämpffens Erfinder gewesen / wie solches Horatius/ in dem / ihm zu Ehren / gedichtetem Gesang vermeldet.

Mercuriusist ein Erfinder aller guten Künste.Es hat aber Mercuriusnicht allein die Kunst den Leib zu üben erfunden / sondern auch gelehrt / zu was für meditationen man das Gemüht angewöhnen solle. Jamblichuserzehlt / es haben die Egypter alle ihre gute Künste dem Mercuriuszugeschrieben / und derohalben ihme ihre sämtliche Schrifften zugeeignet. Ciceroim III. Buch von der Natur der Götter schreibet / es habe der Mercuriusden Egyptern die Gesetze und freye Künste gelehrt / Thoit. Theut. und sey von ihnen Thoitoder Theutgenennet worden / wie man auch beym Platolieset. Andere haben annoch beygefüget / es sey neben anderen freyen Künsten auch die Music-Erdmeß Kunst und das Kämpffen von ihm erfunden worden; deßwegen sie ihm auch in den Fechtschulen eine Statue zu setzen pflegten / dergleichen die jenige war / welche / wie Pausaniasschreibet / an einem Orte in Arcadiengestanden / auf die Weise gebildet / daß sie einen Mantel umb sich zu werffen geschienen / in eine viereckigte Figur sich geendet / und nicht gantz bis auf die Füsse auspolirt gewesen. Galenusschreibet von ihm in oratione svasoria: den Mercurius/ als einen Vatter der Beredtsamkeit / und Urheber oder Erfinder aller Künste haben so wol die Mahler / als Bildhauer auf eine andere Weise als die Fortunazu bilden pflegen: dann sie ihn als einen schönen / lieblichen / ungeschminckten / wohlgestalten Jüngling / iedoch in einer angebohrnen Tugend-Gestalt / mit immer frölichen Gesicht / scharffen Augen / auf einem viereckigten Gestell / welches eine Abbildung der Standvest - und Beständigkeit ist / vorgestellet.

Svidaserzehlet / es sey die viereckichte Gestalt dem Mercuriusdeßwegen zugeeignet worden / umb dardurch die warhafftige Rede / so allezeit bestehet / und keinem Bestreiter iemahls weichet / anzudeuten; gleichwie im Gegentheil die Lügen immer wancket / und nirgendWarumb dem Mercuriusdie viereckichte Gestalt zugeeignet worden. bestehen kan. So schreibet auch Alexander Neapolitanusim IV. Buch / daß deß MercuriusStatua bey den Griechen vierekkicht und zwar bloß nach dem Haupte gebildet zu sehen gewesen. In solcher Gestalt wurden ihrer sehr viel verfertiget / welche man vor Zeiten zu ewigem Nach-Ruhm / grossen Herren auszurichten / ja / auch vor Privat-Häuser zu stellen pflegte / wie Svidasgedencket. Thucydides/ im VI. Buch / und Plutarchusin Alcibiade schreiben / daß solche Seulen / derer zu Athensehr viel gestanden / in einer Nacht alle umgeworffenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 116worden / welche Sache dem Alcibiadesnicht wenig zu schaffen gemacht / dieweil er in den Argwohn geriehte / als ob er nach dem Principat stünde. Diese Statuen pflegteDeß MercuriiStatuen wurden Hermae genennet. man Hermas zu nennen / dieweil auch Mercuriusbey den Griechen ἑρμῆς benamset wurde. Selbige wurden / wie wir bereits oben erwähnt haben / in den Kampff-Plätzen und Academien aufgerichtet: derohalben Cicero/ in einer Epistel an Atticum lib. II. den Hermem aller Academien Zierde nennet. Und in einer andern Epistel lib. IV. schreibet er an eben denselben also: Die Hermä deines Pentelici, mit den ehernen Häuptern / gefallen mir sehr wohl; dabey er ihn ermahnet / ihm selbige mit ehister Gelegenheit zu schikken / damit er mit denselben seine Bibliothecsind von den Atheniensern zu erst gemachet worden. auszieren könnte. Von den Atheniensern lieset man / daß sie die ersten Werck-Meister dieser Statuen gewesen: nachmahls hatten die Griechen nicht allein deß Mercurius/ sondern auch anderer Götter Statuen / in viereckichter Gestalt gebildet; insonderheit die Arcadier / bey welchen dem Jupiterein Altar / mit einem dergleichen Bilde / gewidmet war.

Cyllenius. Cylleniusist Mercuriuszubenamset worden / von einem so genannten Bergein Arcadien/ allwo er gebohren seyn solle. Festusaber giebt vor / er sey darumb also genennt worden / weil die Rede alles ohne Hände zu verrichten pflege / und denen dieser Leibs-Theil mangele / die werden κύλλοι genennet; derohalben sie ihn viereckicht gebildet. Deß MercuriusKräfften / die er / vermittelst der Rede / ausübet / hat Horatiusin dem ihm zu Ehren gemachten Gesange / mit diesen Worten sehr herrlich ausgedrucket:

Qui feros cultus hominum recen - tum.
Voce formasti catus.
O Mercur! du hast ja die Leut / so ganz ver - ödet /
zur zarten Sitten-Lehr verschlagen über - redet.

Welches er vielleicht aus einer alten Griechischen Fabel entlehnt / darinnen gemeldet wird / es sey Prometheusauf eine Zeit zum Jupiterkommen / und habe gebetten / daß er die Menschen doch ihres alten rauhen Lebens / das sie anfänglich führten / befreyen / und zu einem bessern bringen wollte; dahero habe Jupiterden Mercuriussamt ihme gesandt / und beyden befohlen / diejenige / so sie recht fähig und tüchtig darzu achten würden / die Beredtsamkeit zu lehren / damit sie in derselben unterwiesen / auch andere bereden könten / daß sie ein bürgerlich und gesellschafftig Leben führen möchten. Zunge dem Mercuriusgeheiligt.Aus dieser Ursach haben die Alten dem Mercuriusdie Zunge geheiligt / und im Brauch gehabt / wann sie zu Bette gegangen / ihme zuopffern / und die Zunge von den Opffern zu bringen. Mercuriusist für den ersten gehalten worden / der die Gewinns-Arten eröffnet und angewiesen haben soll; weßwegen er Mercuriusein Gott der Kauffleute. auch für der Kaufleute Gott geehret worden: und aus dieser Ursache / schreibet Svidas/ solle geschehen seyn / daß man seinem Bilde einen Beutel angehängt. Fulgentiuswill seine geflügelte Füsse auf das schnelle und stetige Hin - und Wieder-Reisen der Handels-Leute ziehen / als die ihrer Handelschafften halber fast alle Länder durchstreichen. Dannenhero Caesarin seinen Commentariis de bello Gallico erzehlt / daß die Gallier dem Mercuriusinsonderheit vor allen Göttern Ehre angethan / und ihme sehr viel Statuen aufrichten lassen; dann über das / daß sie ihn fast für aller Künste Erfinder geehret / hielten sie auch darvor / er könne im Gewinste / und der Kunst zu handeln / grossen Nutzen schaffen / worinnen / wie embsig und wachsam die Menschen seyn sollen / der Der Hahn neben dem Mercurius. seinem Bilde beygefügte Hahn sehr artig andeutet; ob wohl etliche meinen / es bedeute solcher vielmehr die Geschicklich - und Wachsamkeit weiser Leute / als welche die gantze Nacht zu schlaffen vor übel anständig halten: Dann Mercurius/ wann er für die Vernunfft oder das Göttliche Liecht / so uns zur Erkänntnus aller Dinge führet / genommen wird / wird uns nicht lange im Schlaffe gleichsam begraben liegen lassen / sondern nach einer / durch mässigen Schlaff / genossener Erqvickung / der Gemühts - und Leibes-Kräfften / zu unserer gewöhnlichen Arbeit aufwecken; iedoch wird er auch nicht begehren / daß wir gantze Nächte Schlafflos zubringen sollen; Sintemahl die Menschen / weil sie in stetiger Bewegung deß Leibs oder Gemühts nicht bestehen können / einer kurtzen Ruhe / die der Schlaff zu bringen pfleget / nöhtig haben.

Den Musenund dem Schlafwurde an einem gewissen Ort zugleich geopffert. Pausaniasschreibet in Corinthiacis von einem Altar / worauf den Musen/ und dem Schlafezugleich geopffert worden / dieweil sie gleichsam eine grosse Verwandschafft mit einander hätten. Dann die Alten haben den Schlaffür einen Gott gehalten und ihme Statuen aufgerichtet. Diesen haben HomerusundDer Schlafist deß TodesBruder. Hesiodusdeß TodesBruder genennet: dahin auch ein Bild / so an deß CypsellusTruhe eingegraben ware / ein Absehen hatte; es war aber selbige eine Weibs-Person / die im lincken Arm einen schneeweissen schlaffenden Knaben / im rechten aber / einen kohlschwartzen hielte / der Bildnus der Nacht. gleichfalls schlieff / und krumme Füsse hatte / da dann dieser den Tod/ und jener den Schlafbedeutete / das Weib aber die Nacht/ als beyder Mutter / vorstellete; Dann die Nachtwurde von den Alten in Gestalt einer Weibsperson mit grossen schwartzen Flügeln / die sie ausbreitete / als ob sie fliegen wolte / abgebildet; mit den Flügeln solte sie / wie Virgiliusschreibet / den gantzen Erdboden bedecken. Ovidiusumbwindet ihr Haupt mit Mohn-Häuptern / und praesentiret neben ihr eine grosse MengeTA 1680, Iconologia Deorum, S. 117schwartzer Träume. Andere eignen ihr einen Wagen mit vier Rädern zu / welche / nach deß BoccatiiMeinung / die vier Theile der Nachtvorbilden / in die sie von den Soldaten und Schiffleuten / wann sie Schildwacht halten / getheilet ist. Sie selbst ist schwartz - oder dunckelbrauner Farbe / ihr Gewand oder Kleid aber gläntzet ein wenig; welches auf den Himmel gezogen wird / an welchem die Gestirne allezeit funckeln. Tibullusgesellet ihr / im II. Buch Eleg. I. die Sterne zu Gefärten zu / die er ihre Töchter nennet / ingleichen den Schlafund die Träume / wann er also spricht:

Ludite: jam Noxjungit eqvos; cur - rumque seqvuntur
Matris lascivo sidera fulva cho - ro.
Postque venit tacitus, fulvis cir - cumdatus alis
Somnus, & incerto Somnia nigra pede.
Spielt / weil die Nachtanbricht / und ihrer Mutter Wagen /
die Sternen ins gesamt das güldne Liecht nachtragen /
drauf kommt der Schlafin Still / mit Flügeln angethan /
bringt seine Träume mit / die Er verändern kan.

Aus welchen Worten wir muhtmassen / Der Geflügelte Schlaf daß der SchlafFlügel haben müsse / wie solches auch Statiusbehauptet / wann er / im V. Buch Silvarum, den Schlafmit diesen Worten anredet:

--- --- Nec te totas infundere pennas
Luminibus compello meis: hoc tur - ba precatur
Laetior, extremo me tange cacumi - ne virgae.
Ich will nicht / daß du mir mit Federn gantz verstopfest
das schläffrig Augen-Paar /
wie will die sichre Schaar;
Nur daß du mich ietzt mit der Ruthen-Spitze klopfest.

Ein gleiches meldet auch Siliusvon ihm / im X. Buch mit diesen Worten:

--- --- Quatit inde soporas
Devexo capiti pennas, oculisque quietem.
Irrorat, tangens lethea tempora vir - ga.
Er schläget an das Haupt die Federn / die aufführen
den süssen Schlaff / und thut die Ruh den Augen ein.
Wann er die Schläfe will mit seiner Ruth berühren /
und muß es / ob man auch nicht will / geruhet seyn.

Statiusachet ihn / am ob angezognem Orte / zu einen Jüngling / und nennet ihn den sanfftmühtigen unter allen Göttern; weil den Menschen nichts annehinlich - und süssers nach der Arbeit / als die Ruhe / begegnen kan / welche der Schlaf mit sich zu bringen pfleget. Derohalben von ihm

Seneca/ in Hercule furente

, gesagt:

Tuque o domitor Somnemalorum,
Requies animi, pars humanae meli - or vitae,
Veris miscens falsa, futuri
Certus, & idem pessimus auctor.
Pater o rerum, portus vitae,
Lucis requies, noctisque comes,
Qui par regi, famuloque venis,
Placidus fessum, lenisque foves
Pavidum lethi genus humanum,
Cogis longam discere mortem.
Zerstörer böser Ding / Schlaf! Ruh der müden Seelen /
deß Lebens bester Theil; Falsch / wahr / warm und doch kalt.
Was künfftig werden soll / pflegst du zwar zu erzehlen /
mit Falschheit doch vermengt / O Le - bens-Aufenthalt!
Deß Liechtes leichte Ruh / der Finsternus Geselle!
Du kommst die Könge so / wie alle Diener / an.
Die müden heegst du sanfft; und weisest eine Stelle
dem / der den Tod gescheut / wo er ihn ler - nen kan.

Philostratusbeschreibet / in deß AmphiarausBilde / in dessen Höhle das Traum-Thor seyn sollte / (dann der / so darinnen schlieff / erfuhr im Traum was er zu wissen verlangte) den Schlaffolgender Gestalt: Von Angesicht war er kühn und behertzt / trug ein schneeweissesKleider deß Schlaffs. Kleid über dem schwartzen / hierdurch gleichsam den Tag und die Nacht anzudeuten; inHorn deß Schlaffs. der Hand hielt er ein Horn / welches ihm auch die Poeten zueignen / und vorgeben / daß er aus demselben die Träume über die Schlaffende auszuschütten pflege / weil das dünn-geschliffne Horn durchsichtig ist / und alle Dinge / wie sie beschaffen / vorstellet; weßwegen auch die wahren Träume hörnern genennet werden. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 118Wann aber der Schlafnur Eitelkeiten / und etwas der Warheit ungemässes verkündiget / pfleget er Helffenbein und einen Elephanten-Zahn zu tragen: weil selbiges / ob es gleich in die subtilsten Blätlein zerschnitten wird / dannoch niemals durchsichtig zu machen. Dannenhero Virgilius/ im VI. Buch Aeneidos,Schlaff-Thore. doppelte Thore hat gedichtet / durch welche die Träume zu uns kommen sollen / deren Sie eines Hörnern / das andere Helffenbeinern zu seyn vorgaben / und würden durch dieses die falschen / durch jenes aber die warhafften Gesichter den Schlaffenden mitgetheilet. Worvon aus Homero Porphyrius/ wie Macrobiuslib. I. über deß ScipioTraumerzehlet / also redet: Es liegt alle Warheit verborgen / Sie pfleget aber von der Seele / wann sie von leiblichen Verrichtungen / durch den Schlaf / ein wenig frey ist / unterweilen gesehen zu werden; unterweilen wirfft sie einen Blick dahin / und kan solche doch nicht erlangen; ja wann sie dieselbe schon beschauet / geschicht es doch nicht in einem freyen und vollkommnen Liechte / sondern durch eine darzwischen-liegende Decke / welche das Band der verduncklenden Natur darüber ziehet: diese Decke / wann sie in der Ruhe das Auge deß Hineinschauenden zur Warheit einlässet / wird von Horn zu seyn geglaubet / dessen Natur mit sich bringet / daß es / wegen seiner Dünne / dem Gesichte durchdringlich ist: wann sie aber von der Warheit geblendet wird / und das Angesicht zuruck treibet / wird es für Helffenbein gehalten / dessen Materi von Natur so dicht ist / daß / ob sie wol aufs dünneste zubereitet / Sie dannoch vom Gesichte nicht mag durchdrungen werden. Eben dieser Virgiliusschreibet auch vom Rüstbaum der Träume im gedachten Buche also:

In medio ramos, annosaque brachia pandit,
Ulmus opaca, ingens, quam sedem somnia vulgo
Vana tenere ferunt, foliisque sub omnibus haerent.
Ein grosser Rüstenbaum / mit alten Aest - und Zweigen /
ließ in der Mitten sich mit dickem Laube zeigen;
Die eitlen Traum-Gesicht / gestalt man giebet für /
sind säßhafft an dem Ort / und schweben um allhier /
und ist kein einig Blat / an welchem sie nicht hangen /
und wann das Laub fällt ab / so sind sie auch vergangen:

Allwo Servius/ deß VirgiliusAusleger / folgendes beyfüget: Die / so von den Träumen geschrieben / lehren / daß zur Zeit / wann die Bäume ihre Blätter fallen lassen / die TräumeFalsche Träume.(ins gemein) falsch zu seyn pflegen. Andere geben vor / der Rüstbaum sey ein unfruchtbarer Baum / darum stelle er der Träume Falschheit vor / wie dann solche / nach deß SvidasZeugnus / von den Alten blind genennet worden; entweder weil sie betrieglich sind / oder gleichsam mit denen reden / die verschlossene Augen haben. Man sagt auch / der Schlaffhabe unterweilen eine Ruthe in Händen / wormit er die jenigen / so er berühret / schläferig zu machen pflege: Mit dieser / bittet Statius/ in kurtz vorher gesetztem Gedichte / berührt zu werden. Ovidiusgiebt vor / seine Wohnung sey bey den Cimmeriern / Homerusin der Insul Lemnus/ Statiusbey den Mohren / Ludovicus Ariostusbey den Arabern. Dannenhero Ovidius/ nachdem er / im XI seiner Verwandlungs-Bücher / deß Schlafeskönigliche Burg beschrieben / dieses beygefüget:

In medio torus est hebeno sublimis in antro,
Plumeus, unicolor, pullo velamine tectus,
Quo cubat ipse Deus, membris lan - gvore solutis.
Hunc circa passim varias imitantia formas
Somnia vana jacent, totidem quot messis aristas,
Silva gerit frondes, ejectas littus a - renas.
At pater è populo natorum mille su - orum.
Excitat artificem, simulatoremque figurae
Morphea: non illo jussos solertius alter
Exprimit incessus, vultum, somnum - que loquendi;
Adjicit & vestes, & consvetissima quaeque
Verba: sed hic solos homines imi - tatur: at alter
Fit fera, fit volucris, fit longo cor - pore serpens,
Hunc Icilonsuperi, mortale Phobe - toravulgus
Nominat: est etiam diversae tertius artis
Phantasos; ille in humum, saxum - que, undamque, trabemque,
Quaeque vacant anima, fallaciter omnia transit.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 119
Dort ist ein hohes Bett / der sanfften Ruh zu pflegen /
voll Federn / einer Farb / mit schwartzer Deck bedeckt /
Da kan der Schlafes-Gottdie matten Glieder legen /
um dieses sind die Träum in vieler Art er - weckt.
So viel als Aehren sind in einer Ernd zu sehen;
So viel ein dicker Wald trägt Blätter fort und fort.
So viel vom Meer deß Sands pflegt an den Rand zu gehen /
so viel und noch mehr Träum umgeben diesen Ort.
Doch hat der Vatter auch aus vielen tau - send Kindern
den Morpheusauferweckt / der diese Kunst nachthu.
Der thut was ihm gebührt / und lässet sich nichts hindern /
gibt Kleider / Wort / Gesicht und andre Sachen zu /
doch allzeit als ein Mensch / der ander sich verstellet
in Vögel / in ein Wild / in eine schlancke Schlang /
den nennet Icilonwas Göttern zugesel - let /
und auch Phobetorader Irrdischen Ge - sang.
Der dritt ist Phantasos/ so mit der Erden handelt /
und sich in einen Stein / in Block und Was - ser wandelt.

Warumb Mercuriusohne Bart vorgestellet werde.Nun kommen wir aber zu den viereckichten Mercurius/ von dem Pausaniasin Achaicis meldet / daß er an einem gewissen Orte / mit einem grossen Bart am Wege gestanden / und mit einem Hute bedeckt gewesen sey / und weiß ich mich nicht zu erinnern / daß sonsten einiger Orten eines bärtigten gedacht würde / sondern er wird allzeit ohne Bart beschrieben; dardurch anzudeuten / es könne eine schöne und zierliche Rede niemahls veralten. Daß ihm aber die Milchhaare hervorstechen / haben wir oben aus dem Martianuserwähnet; und bekräfftiget eben solches auch Lucianus/ im

. Homerusdichtet gleichfalls / er sey dem Ulyssesalso erschienen / als er ihm das Kraut Moly gebracht habe / wormit er ihn wider der CirceBezauberungSteinhauffen umb die Seulen deß Mercurius. verwahret. Uberdiß pflegten die Reisenden umb deß MercuriusStatuen Steine aufzuhäuffen / da ein ieder / der fürüber gienge / den Hauffen mit einem Stein vermehren muste; dardurch anzudeuten / entweder / es müsse dieser Gott also geehret werden mit demjenigen / was man gegenwärtig haben könte / oder daß sie davor wolten angesehen seyn / als ob sie solcher Gestalt die Strassen säuberten / damit die Steine nicht den Wanders-Leuten im Wegezum Anstoß geriehten; oder aber / daß durch solchen Steinhauffen dieses Gottes Statua denen Vorbey-reisenden desto mehr bekannt werden möchte: Andere deuten es auf die Rede selbst / als welche aus den kleinsten Wörtern bestehet. Svidasschreibet / es seyen diese Steinhauffen an den Scheidwegen zu sehen gewesen / damit die Reisende nicht auf einen Irrweg gerahten möchten. Dannenhero auch die Alten die Erstlinge ihrer Früchte dahin zu legen pflegten / daß die Vorüberreisende zu ihrer Nohtdurfft davon nehmen könten.

Dreyköpfigter Mercurius.Der Mercuriuswar überdas auch dreyköpffig gebildet / entweder dardurch die Krafft und das Vermögen der Rede auszudrucken / oder die Weege und Strassen damit anzuweisen; dann in denselben gemeiniglich ein und andere Schrifften eingehauen waren / wohin dieser und jener und noch ein anderer Weeg zu führen pflege. Man siehet ferner aus dem Homerus/ daß die Hirten unter deß MercuriusSchutz gestanden / wann er in einer

bezeuget / es seye der Phorbaunter den Trojanern der Reichste an groß - und kleinem Vieh gewesen / welchen Mercurius/ der insonderheit für ihn gesorgt / dergestalt bereichert habe. Dahero Pausaniasin Corinthiacis sagt / es sey dessen Statua von Ertz beym Lecheussitzend / und neben sich einen Widder habend / gebildet gewesen; die Ursach aber solcher Abbildung wird von dem Pausanias/ als ein Geheimnis verschwiegen. Eben dieser gedencket auch einer andern Statue bey den Mercuriusmit einem Widder. Tanagreern / einem Volck in Boeotien/ die am Halse einen Widder hangend gehabt / dann die Rede gieng / es wäre Mercurius/ in solcher Gestalt / auf der Stadtmauer herumb gegangen / und habe die damahlig-grassirende grosse Pest vertrieben. Dannenhero auch / wann sie jährlich ihr / wegen dieser Sache / verordnetes Gedächtnus-Fest begiengen / ein schöner Jüngling / mit einem auf den Achseln ligenden Lamme umb ihre Stadt gienge / und also den Mercuriusvorstellete. Eben dieser Pausaniasgedencket einer andern Statue deß Mercurius/ so aus Arcadienin deß JupitersOlympius Tempel gebracht worden: Diese hatte einen Helm auff dem Haupt / ware mit einem Mantel und Rocke bekleidet / und trug unter dem Arm einen Widder.

Macrobius/ der im I Buch Saturnaliorum unter anderer Götter Namen / der Sonnenmancherley Kräfften und Tugenden verstanden Mercuriuswird für die Sonnegehalten. standen haben will / deutet deß MercuriusBild auf die Sonne/ und sagt / die Flügel bilden der Sonnenschnelle Behendigkeit für; dann in den Fabeln lieset man / es habe Mercuriusden Argus/ als Hüter und Verwahrer der Io/ deß InachusTochter / die in eine Kuh verwandelt worden / umgebracht / deßwegen seine Seule unterweilen mit einem Schwerdt gebildet wird: Argusaber ist der Himmel / an demTA 1680, Iconologia Deorum, S. 120die Sternen häuffig zu sehen / welche gleichsam eine Art himmlischer Augen vorstellen. Er selbst[ aber] scheinet die Erde von oben herab zu beobachten; welche / wann sie von den Egyptern mit Hieroglyphischen Buchstaben hat sollen ausgedrucket werden / in der Gestalt eines Menschen gebildet worden. Diesen mit Stern-Liechtern gezierten Himmel hält man alsdann für ertödtet vom Mercurius/ wann die Sonne/ durch Beobachtung der Tagszeit / die Gestirne gleichsam ertödtet und umbringet. Die meiste Bildnussen deß Mercurius/ sagt obangezogner Macrobius/ sind auch in viereckichter Gestalt gebildet / allein am Haupte und männlichem Gliede ausgearbeitet und bezeichnet / umb dardurch die Sonne/ als das Haupt der Welt und aller Dinge Wirck-ursach anzudeuten: ingleichen werden auch darumb vier Seiten oder Ecke an solchen Säulen gebildet / umb dardurch die vier Theile der Welt / oder vier Jahr-Zeiten zu verstehen zu geben; oder weil durch die zwey Tag - und Nacht-Gleichen / und zwey Sonnen-Wende der Zodiac oder Thier-Kreiß unterschieden ist.

Wie der Friedensstab auf deß Menschen Fortpflanzung zu deuten.Das Zeichen deß Friedenstabs erstrecken die Egypter / nach deß offt angezognen MacrobiusMeinung / auch auf die Erzeug - und Fortpflanzung der Menschen / anbey erinnerende / daß bey einem neugebornen Menschen alsobald ihrer vier zu gegen seyen / nämlich der Geist / (Daemon) das Glück / die Liebe / und die Nohtwendigkeit: durch die ersten zwey wollen sie die Sonnund den Mondverstanden haben; weil die Sonnder Anfänger deß Geistes / der Wärm und Liecht / deß menschlichen Lebens Vatter und Hüter ist / und daher deß neugebornen Menschen Daemon oder Gott geglaubet wird. Der Mondbedeutet das Glück / welches eine Vorsteherin deß Leibes ist / der durch die Veränderung der Zufälle hin und her geworffen wird. Die Liebe wird durch den Kuß der beyden umb den Friedens-Stab geschlungenen Schlangen bemercket; Die Nohtwendigkeit wird durch den Knoten / wormit sie einander verbunden sind / zu verstehen gegeben.

Martianus Capellaschreibet / im II. Buch seiner Philologiae, daß / als Sie in den andern Himmel eingetretten / sey ihr eine Jungfrau entgegen kommen / die eine ausgegrabne Tafel von Ebenholtz getragen / worinnen der Mercuriusabgebildet gewesen. Es war aber in der Mitte ein Egyptischer Vogel / von den Innwohnern Ibisgenannt / zu sehen: Die Scheitel mit dem drauf stehendem Hute / wie auch der Mund / schienen überaus schön zu seyn / diesen beleckten zwey in einander gewundne Schlangen / unten lag eine hellgläntzende Ruthe / dero Obertheil vergüldet / das Mittel grau / das Ende Pech-schwartz war: Unter der Rechten war eine Schildkröte und drohender Scorpion / zur Linken ein Rehe gebildet.

Dieses alles ist aus der Egypter GeheimnussenAnubis. genommen / bey welchen der Mercuriusunter dem Namen Anubisverehret wurde; dann sie ihn mit dem Friedens-Stabe abbildeten / wie ihn Apulejusbeschreibet / der von ihm also redet: Es war allda der Gott Anubis/ den sie den Mercuriusnennten / bald mit einem kohlschwartzen / bald güldenen Angesicht zu sehen; seinen Hundskopff trug Er aufgericht in die Höhe / hielte in der lincken Hand den Friedens-Stab / mit der Rechten aber schwung er einen grünen Palmzweig. Mit einem Hundskopf wurde er gebildet / daß wir hieraus seine in uns sich ergiessende Scharff-Sinnigkeit erkennen möchten; sintemahl der Hund in listiger Nachforschung alle andere Thiere weit übertrifft. Oder nach deß Diodorus SiculusMeinung / weil der Anubisdeß OsirisSohn gewesen / und / indem er dem Vatter im Kriege allzeit nachgefolget / seiner Tapfferkeit grosse Anzeigungen von sich gegeben / deßwegen Er nach dem Tode unter die Götter gezehlet worden: und weil Er in seinem Leben einen Hund im Wapen geführet / als haben ihn die Egypter mit einem Hunds-Angesicht begabet / und also zu verehren angefangen / dardurch anzudeuten / daß Er seines Vatters getreuer Hüter iederzeit gewesen seye.

Hercules. Herculeswurde gleichfalls für eben eine Göttliche Macht mit dem Mercuriusgehalten / oder doch für einen solchen Gott / der diesem nicht viel unähnlich / welches dessen von den Galliern erdachte Bildnus beglaubet / indem selbige ihn als einen Gott deß Verstandes und der Beredtsamkeit verehrten. Die Bildnus aber war / wie Lucianuserzehlt / diese: Es war ein fast alter Mann / mit einer grossen Glatzen / von wenig Haaren / an Farbe schwartz - oder dunckel-braun und voller Runtzeln / mit einer Löwen-Haut bekleidet / der in der Rechten eine Keule / in der Lincken einen Bogen führte / auf dem Rücken hieng ein Köcher / so mit gar subtilen / aus purem Gold und Silber gemachten Kettlein am Ende seiner durchbohrten Zungen befestet / eine grosse Menge Volcks ohne Zwang und freywillig folgend / bey denVermögen und Kräffte der Beredtsamkeit. Ohren nach sich zoge. Woraus leichtlich zu sehen / daß dardurch der Beredtsamkeit Kräffte und Vermögen abgebildet worden / welche die Gallier dem Herculeszueigneten / als wordurch er mehr / weder durch die Leibs-Stärcke / zu verrichten geglaubet wurde. Dannenhero sie ihn als einen alten Mann gebildet; weil die Beredtsamkeit mehr bey den Alten als bey den Jungen zu finden / wie solches Homerusklärlich an dem Nestorgewiesen / als aus dessen Munde die Honig-süssesten Reden geflossen; wie man dann von ihm lieset / daß er in Arcadiaeinen Tempel mit dem Mercurius/ oder dem Gott der Beredtsamkeit / gemein gehabt haben solle. So pflegten auch die Athenienser in der Academia/ nicht allein den Musen / der Minerva/ und dem Mercurius/ sondern auchTA 1680, Iconologia Deorum, S. 121dem HerculesAltäre zu bauen / weil sie dafür hielten / es leiste auch derselbe denen / so allda geübt würden / seine Hülffe und Beystand. Pausaniasschreibet ebenmässig / die Griechen und Barbaren haben davor gehalten / es seyen Mercuriusund Herculesder Gymnasien Vorstehere gewesen / als die in denselben insonderheit verehret wurden. Aus dieser Ursach stunde bey den Lacedämoniern in dem Lauffplatze (nämlich einem solchen Ort / darauf die Jünglinge sich im Lauffen übten) ein altes Bild deß Hercules/ deme die Erwachsene zu opffern pflegten. Und an einem andern Orte in der Corinthischen Landschafftsolle / wie man sagte / Herculesdem Mercuriusseine Keule gewidmet haben; Selbige ware von einem wilden Oehlbaum / und / nachdem sie Wurtzeln bekommen / solle sie zu einem grossen Baum aufgewachsen seyn.

Allhier will ich meine Meinung nicht eröffnen / ob nur einer / oder viel Herculesgewesen / (wiewol mir nicht unbewust / daß Varroderer XLIV. gezehlt habe / mit vermelden / es seyen alle tapffere Helden Herculesgenennet worden) oder welcher aus so vielen unter die Göttter seye aufgenommen worden / dann ich solches zu meinem Vorhaben undienlich zu seyn erachte. Genug ists / daß die Alten nur einen Herculesverehrt / und die Egypter selbigen unter die Zahl der vornehmsten zwölff Götter erhaben / wie Herodotuserzehlet. Und ob man wohl viel herrliche Thaten von verschiedenen also genannten Herculesgeschehen zu seyn lieset / so wurden sie doch alle dem einigen / den die Alten für einen Gott hielten / zugeschrieben. Sein Bildnus war gemeiniglich sehr groß / umb dardurch deß Hercules Hercules Melampygusoder mit dem schwartzen Geseß.Kräffte anzudeuten / umb welcher willen Er auch Melampygus, das ist / Schwartz-Geseß / so ein Anzeichen grosser Stärcke ist / zubenamset worden / wovon diese Fabel erzehlt wird: Dem Passalusund Alcmon/ zweyen Brüdern / deß MnemonsSöhnen / die sich in allen Laster-Pfützen herumwühleten / hatte ihre Mutter zuvor gesagt / daß sie sich fürm schwartzen Geseß hüten und vorsehen sollten / welche aber / dessen ungeachtet / in ihrem bösen Vorsatz beständig fortgefahren. Einsten nun trug sich zu / daß / als Herculesermüdet / sich unter einen Baum nieder gelegt / diese Brüder ihme hinterlistig nachstellten / jener aber es merckte / sie alle beyde lebendig fienge / mit den Füssen zusammen bande / und also an seiner Keule hinten auf dem Rücken abhangend forttruge. Als sie nun dergestalt mit ihren zur Erden gekehrten Angesichtern Herculesschwartzes Geseß erblicket / hatten sie sich der mütterlichen Warnung erinnert / und deßwegen heimlich mit einander geredet / welches als es Herculesgehört / und von ihnen die ganze Sache verstanden / hat er sich über diesen Zunamen dermassen erfreuet / daß er sie von Stund an von den Banden loßgemachet / und ohn alle Bestraffungwieder auf freyen Fuß gestellet. Nachdem sie aber nachgehends sich frevelmühtig unterstanden / den grossen Gott Jupiterselbsten zu betriegen / sollen sie / wie Svidaserzehlet / in Meer-Katzen seyn verwandelt worden.

Durch die Meerkatzen werden Betrüger und Schmeichler verstanden.Werden demnach unter dem Namen der Meerkatzen die Betrüger und Schmeichler verstanden / wie beym Plutarchusim Büchlein vom Unterschied der Freunde und Schmeichler zu lesen ist / allda er schreibet / es pflegen grosse Herren und Potentaten eben so gern Schmeichler um sich zu dulten / als der Herculesdie Meer-Katzen. Deren gedenket auch Herodotus/ da er deß Persischen Königs XerxesKriegs-Zug in Griechenlandbeschreibet / wann er sagt / Es sey dieser Xerxesüber den Fluß Asopusgegangen / bey dem so genannten Meer-Katzen-Sitze / woselbst auch ein Stein zu sehen gewesen / Melampygusgenannt / welches Wort auch einen schwartzen Brunnen bedeutet.

Deß HerculesBild.Wir fahren aber fort von dem Herculeszu reden / dessen Bildnus einen tapffern und starcken Menschen vorstellte; über diß war es nacket / iedoch mit einer Löwen-Haut bedeckt / dessen Kopf ihm an statt eines Helms oder Bickel-Hauben diente; in der einen Hand hielte er seine Keule / in der andern einen Bogen / der Pfeil-Köcher aber hieng ihm auf dem Rücken. Eben dergleichen Bild aus purem Ertz / gantzer zehen Ellen hoch / ward zu Olympia(einer berühmten Stadt in Achaja) gesehen / welches von den Gefärten deß Thasus/ deß AgenorsSohns / der die Europazu suchen kommen war / dahin gestifftet worden / wie beym Pausaniasin Eliacis prioribusus zu lesen. So ist auch bey den Lacedaemoniern deß HerculesBild gewaffnet zu sehen gewesen / und zwar aus dieser Ursach / wie Pausaniasin Laconicis meldet:

Es war Oeonus(oder Lycimnius, nach deß ApollodorusMeinung lib. II. ) deß HerculesBluts-Verwandter / als noch ein kleiner Jüngling / einsmahls mit ihm / dem Hercules/ nach Spartakommen / und / indem er der Stadt zu besehen herum gegangen / unter andern auch zu deß HippocoonBehausung gelanget / woraus ihn der in dessen Eingang ligende Hund und Hüter deß Hauses angefallen / welchen er / mit einem ihm ungefehr in die Hände gerahtnen Stein darnieder geleget / darauf sind deß HippocoonsSöhne eiligst zugelauffen / und haben den Knaben mit Prügeln todtgeschlagen. Welcher Handel dem Herculesdermassen zu Hertzen gedrungen / daß er / aus gähem Zorn-Eifer angetrieben / deß HippocoonsSöhne mit bewaffneter Hand angegriffen: Weil er aber in diesem Gefecht eine Wunde empfangen / muste er sich dieser Gefahr heimlich entziehen / kam aber / nachdem Er Kriegs-Volck angenommen / bald wieder / und rächeteTA 1680, Iconologia Deorum, S. 122mit Abstraffung deß Vatters und seiner Söhne / den Todtschlag deß Oeonisehr ernstlich. Dannenhero die Arcadier deß HerculesBildnus mit einer Wund-Narbe in der Hüfft vorgestellet / und zwar wegen der / im besagtem Aesculapius Cotylaeus. Handgefechte / empfangner Wunde; nach deren Heilung er dem Aesculapius Cotylaeus(dann κοτύλη die Höhle der Hüfft bedeutet) einen Tempel zu Ehren erbauet / und ihm hiermit / für die Wolthat der wieder erlangten Gesundheit / den schuldigen Danck abgestattet.

Apollodoruserzehlt im II Buch / daß Herculesauch damahls / als er für die Thebaner / wider die Minervagestritten / bewaffnet gewesen / und [ Minerva]ihme die Waffen gegeben habe. Eben dieser meldet auch / es habe Hercules/ da er vom Eurytusdas Pfeil-schiessen gelernet / die Pfeile vom Apollo/ das Schwerdt vom Mercurius/ denWaffen deß Hercules. Brustharnisch vom Vulcanus/ und von der Minervaden Schild empfangen; die Kolbe aber ihm selbst in dem Nemeischen Walde gemachet. Pliniusim XXXIV. Buche/ da er alle merckwürdige Statuen erzehlet / so bey den Alten zusehen gewesen / beschreibet auch das zu Rom/ neben den Rostris / stehende Bild / deß mit einem Rock bekleideten Hercules/ in fast schmutzigem Habit / scheußlich und empfindlich vom Angesicht. Daß er aber erschrecklich anzusehen gewesen / ist auch unter andern daher gnugsam abzunehmen / weil einer sich dermassen für ihm entsetzt / daß er zum Steine darüber worden / als er ihn vor einer Höle vorbey gehen sehen / in welche er sich aus Furcht für ihm verkrochen hatte. Derselbige Stein hatte / wie Svidaserzehlet / eine recht menschliche Gestalt / und ware geformt / als ob er den Kopff heraus steckte / und sich nach ihm / nämlich dem Hercules/ umsehe.

Es dichten auch die Poeten / die Sonnehabe dem Herculeseinen grossen Becher verehret / in welchem sie ihm / nach AthenaeusZeugnus / das Meer oder Wasser mit überschicket. Macrobiusziehet es / in seinem vierdten Buche / auf die Trinckschale / so auf Art eines Schiffleins gemacht / und nicht unbillig auch ein Becher zu nennen ist: dannenhero man vor Alters /Trinck-Schifflein oder Schale deß HerculesBecher. bey den Opffern des Hercules/ allein diese Trinck-Schal-Art gebraucht hat. Wie dann / in Ansehung dessen / auch Virgilius/ im IIX. Aeneidos, von deß HerculesOpffer / das Evanderabgestattet / schreibet / wann er saget:

Et Sacer implevit dextram scyphus·
= = = = = = Und nahm den Birken - meyer
in seine rechte Hand / der zu der heilgen Feyer /
und Fest gehörig war.

Welche Worte die Grösse dieses Geschirrs genugsam anzeigen / wormit Herculesunterweilenabgebildet wurde; dardurch entweder auf die besagte Fabel gezielet / oder angedeutet Herculesein Säuffer. wurde / daß er ein grosser Säuffer gewesen / wie Athenaeusvon ihm erzehlet: Wormit vielleicht auf sein Bildnus / so in einer seiner Capellen / in der Landschafft Corintho/ zu sehen war / gedeutet worden / als in welcher ein Jüngling ihm den Becher zureichete; wiewol Pausaniasin Corinthiis schreibet / es habe Hercules/ als er bey seinem Schweher gespeiset / und von dem einschenkenden Knaben Cyathusim Zulangen beleidiget worden / ihm mit einem einigen Finger einen solchen Streich auf den Kopff versetzt / daß er seinen Geist davon aufgeben müssen / zu dessen Angedencken seye hernachmahls selbige Bildnus gemacht worden.

Apollodorus/ Athenaeus/ und neben ihm Herculesein Fresser. noch mehr andere / schreiben / es seye Herculesein überaus grosser Säuffer und Fresser gewesen / also / daß er unterweilen einen gantzen Ochsen allein aufgezehret habe: daher im die[Griechen] den Vogel λάρον, von den Lateinern Fulica genannt / zugeeignet / weil derselbe / wie SvidasBey etlichen seiner Opfter durffte man kein gut Wort reden.bezeuget / sehr rauberisch und gefressig seyn soll. Bey etlichen seiner Opffer durffte man kein gut Wort reden / die Ursach dessen wird von dem Lactantiusim ersten / und dem Apollodorusim eilfften Buche / mit folgenden Umständen erzehlet: Als Herculeszu Linduseinem Städtlein auf der Insul Rhodus/ angelanget / und sehr hungerich war / hatte er einen Bauren ackern sehen / und selbigen ersucht / ihm einen von seinen zweyen Ochsen zu verkauffen; wie nun der Bauer ihm die Unmüglichkeit dessen, angezeigt / indem nämlich alle seine Wolfahrt / den Acker zu bestellen / auf diesen zweyen Ochsen bestünde / hat er ihm / nach seiner gewöhnlichen Gewaltthätigkeit / weil er einen nicht haben können / alle beyde genommen. Worauf der unglückselige Mann / als er seine Ochsen also schlachten sehen müssen / diese seine Schmach und erlittnes Unrecht mit Lästerworten gerochen / welches aber jener / nämlich der Hercules/ als ein lustiger und frölicher Mensch / sehr wol aufgenommen / und über der Bereitung der Mahlzeit für seine Geferten / und Verzehrung der geraubten Ochsen / dieses verbitterte Lästern mit einem Gelächter angehört. Nachdem man aber dem Hercules/ seiner verwunderbaren Tugend halber / Göttliche Ehr anzuthun beschlossen / ist ihm von den Bürgern ein Altar aufgerichtet worden / den er / von dieser That / in Griechischer Sprach / βόυζυγον, das ist / das Ochsen-Joch genennet; als bey welchem der Ochsen ihme / als einem Gott / unter einem Joch aufgeopffert wurden / auf Art und Weise der jenigen / welche er dem Ackermann genommen / und geschlachtet hatte. Diesen Ackermann hat er nachmahls zu seinem Priester verordnet / und ihme gebotten / daß er eben derselben Läster-Worte und Flüche iederzeit und bey allen Opffern gebrauchen sollte: dieweil er betheuret / niemahln eine angenehmereTA 1680, Iconologia Deorum, S. 123Mahlzeit genossen zu haben / als dieselbe gewesen.

Allhier kan ich auch eine andere Opffer-Art mit Stillschweigen nicht übergehen / die vielleicht nicht weniger ungereimt und lächerlich / als gottloß und schändlich die obige gewesen / welche zwar auch seinen Ursprung von deß HerculesWollust hergenommen / dieselbe nun geschahe / wie Svidaserzehlet / auf solche Weise: Der Ochs / der dem Herculesaufgeopfert werden solte / liefe darvon: wann alsdann nichts vorhanden war / das man opffernWarumb man dem Herculesein Opffer von Aepfeln gebracht. konte / nahm man einen Apffel-Baum / ließ unten vier abgestumpte Aeste daran / an statt der Füsse / und vornen oberhalb zween an statt der Hörner / und diesen pflegte man / in Gestalt deß Ochsen / dem Herculesaufzuopffern. Julius Polluxaber gedenckt im ersten Buch / daß man dem Herculesin Boeotiavon Aepffel-Früchten geopffert / welches darum geschehen: als einsten ohngefehr ihm ein Widder geopffert werden sollen / seye der Fluß Asopusdergestalt angeloffen / daß er nichtDeß HerculesStatua im Pantheonzu Rom/ hatte drey Aepffeln in der rechten Hand. darüber zu bringen gewesen / da haben die Priester einen schönen reiffen Apffel an statt deß Widders genommen / ihm vier Spähnlein / an statt der Füsse / und zwey an statt der Hörner eingesteckt / und auf solche Weise vor den Widder geopffert; Dahero nachgehends bey den Thebanern und Boeotiern diese Gewonheit verblieben und beobachtet worden.

Dieweil aber nicht geringere Tugend aus den herrlichen und tapffren Thaten deß Herculeshervorgeleuchtet / als aus dessen grosser Begierde zu essen und zu trincken / sind ihm zu Ehren auch sehr viel Statuen und Gemählde / worinnen seine vortreffliche Thaten ausgedruckt / sowol in seinen Tempeln / als anderswoDeß HerculesVerrichtungen. aufgerichtet worden. Dann an einem Orte wird er gesehen / als ein kleines - in der Wiegenligendes Kind / das zwo zu ihm kriechende Schlangen erwürget. Ferner ist er erwachsen zu sehen / wie er der Hydra/ oder einer sehr grossen Schlange / ihre immer wieder neu-hervor wachsende Köpffe abhauet / und nachmals verbrennet. An einem andern Ort aber / stehet er hinter einem lauffenden Hirschen / der ehrinne Füsse und güldne Hörner hat / umb selbigen zu ergreiffen und umzubringen. Ingleichen ist er zu sehen / wie er einem starcken Löwen die Kienbacken zerbricht und ihn erwürget. Unterweilen ward er abgebildet / wie er etliche sehr unbändige und grausame Pferde beschauete / die eines Königs/ von ihm / ihnen vorgelegte Glieder zerfleischten und auffrassen: Item wie er auf den Schultern ein wild Schwein trug / mit seinen Pfeilen einige Vögel erschosse / durch deren Flügel / wegen ihrer ungewöhnlichen Grösse / die Menschen deß Sonnen-Liechts beraubet wurden; Ingleichen wie er einen überaus wilden Stier hinter sich herführte / der Feuer aus den Nasenlöchern schnaubete; wie Er an die Brust einen von denstärcksten Riesen druckte / und ihn endlich wider die Erde schmisse; wie Er / nachdem Er den grossen Drachen umgebracht / in dem Garten der Hesperidengüldne Aepffel abgebrochen; auf seinen Schultern den Himmel getragen; einen dreyleibigen Königaus dem Mittel geraumt / und seine Ochsen-Heerde weggetrieben; wie er in einer gewissen Höhle einen grausamen Mörder erwürget / der Dampff und Feuer aus dem Munde spye; den dreyköpffigen Cerberusmit Ketten gebunden mit sich umbher geführet; mit seinen Pfeilen den Adler getödtet / der deß an den Berg Caucasusgebundnen PrometheusLeber gefressen / und wie er endlich 600. Mörder und Tyrannen auf dem gantzen Erdboden umbgebracht. Es würde aber unmüglich fallen / alle seine ruhmwürdige Thaten zu erzehlen / welche insgesamt vortrefflichen Anlaß geben / ihn auf mancherley Weise auszubilden; um derer Ursachen Willen Er auch ἀλεξίκακος, oder ein Verderber der Bösen zubenamset worden.

Dieweil aber ärgere und greulichere Mißgestalten / oder grimmigere und blutgierigere Tyrannen unter den Menschen nicht zu finden / als die schändliche Gemühts-Untugenden undDeß HerculesGemühts Tapferkeit. Lasterkretze; als sind einige in der Meinung gewesen / es sey deß HerculesStärcke im Gemüht / und nicht im Leibe bestanden / wordurch Er die unbändigen Gemühts-Begierden / so der gesunden Vernunfft den Gehorsam weigern / und die Gemühts-Ruhe / auf unglaublich wunderbare Weise / verstören / einzuräumen und zu bändigen gewust. Dieser Meinung schreibet Svidas/ daß die Alten den Hercules/ als einen hochverständigen / und mit allen Tugenden begabten Menschen vorzustellen / mit einer Löwenhaut umgeben / abgebildet / welches eines hohen und tapfern Heldenmuhts Anzeigung ist. Die Keule haben sie ihm in die rechte Hand gegeben / uns dardurch seine Klug - und Weißheit vor Augen zu legen; und weil er mit diesen Tugenden ausgerüstet gewesen / dichten sie in ihren Fabeln / er habe den Drachen und Hüter vor den Gärten der Hesperidenumbgebracht / und drey güldne Aepffel / die er in der lincken Hand getragen / daraus mit weggenommen; Dann er hat seinen Appetit und Begierden gezähmt / ihnen die Herrschafft benommen / und die Vernunfft / welche er mit allerley Tugenden ausgeziert / zum Beherrscher vorgesetzt. Macrobiusim ersten Buch seiner Saturnal. will / gleichwie Er Herculeswird für die Sonnegenommen. alle andere Götter für die Sonnenimmt / auch den Herculesdahin gezogen haben: dahero er vermeint / es seyen seine zwölff denckwürdige Helden-Thaten / von der Sonne/ als welche die zwölff Zeichen deß Zodiaci beherrschet / abgebildet worden.

Herculesfür die Zeit genommen.Andere sind in der Meinung / es stelle Herculesdie Zeit vor / als welche alles zu überwinden und zu zähmen pfleget / und daher sagt manTA 1680, Iconologia Deorum, S. 124auch / er sey darumb mit dem Pappelweidenen grünen Zweige gekrönt worden / als welchen Baum ihme die Alten zugeeignet haben. Deßwegen Virgiliusim IIX. Buch Aeneidos, von dem Evanderdichtet / daß Er / da er dem Herculesgeopffert / ihme einen grünen Pappelzweig / welchen er auch den Herculischen nennet / auf sein Haupt gesetzet habe; Dann dieser Baum / mit seiner zwiefachen Farbe / die zwey Theile der Zeit ausdrucket / weil er gegen den Tag weiß / gegen die Nacht aber schwartz oder dunckelbraun aussehen soll; die Ursach dessen solle seyn / weil nämlich Hercules/ als Er in die Hölle hinabgestiegen / auf seinem Haupt einen Pappel-Krantz gehabt / daher ein Theil der Blätter / so auf seinen Schläfen aufgelegen / weiß; der ander Theil aber / so ausserhalb gewesen / von der schwartzen Höllen-Farb / schwartz geblieben seye; welche beyde Farben auch noch auf diese Stunde an diesem Baum sollen zu sehen seyn / wie dann Herculesderen Zweige nachgehends iederzeit zu lieben gepflegt / dieweil sie ihm das Haupt für dem greulichen Höllen-Gestanck bewahret hatten. Gewonheit und Gebrauch bey deß HerculesOpffern.Daß aber Herculesfür die Zeit genommen worden / ist aus einigen Ceremonien und Gewonheiten / so bey seinen Opffern beobachtet zu werden pflegten / gar schön erweißlich; dann über den Gebrauch / den die Alten in anderer Götter Opffern hielten / opfferten sie ihm auch mit entblöstem Haupt / wie solches Macrobiusim II Buche Saturnaliorum bezeuget / allda eine gleichmässige Ursach gegeben werden kan / als oben beym Saturnus/ dem man gleichfalls mit unbedecktem Haupte opfferte / angeführet worden.

Beym

Pliniusim X Buch

wird gelesen / daß zu Romin dem auf dem OchsenmarcktstehendenIn deß Hercules Tempelzu Romsind weder Hunde noch Fliegen gesehen worden. Tempeldeß Herculesweder einige Fliegen noch Hunde kommen seyen / und diese zwar / entweder weil sie sich vor der an der Thür lehnenden Keule fürchteten / oder / weil sie vom Herculessehr gehasset worden / aus Ursachen / die vom Plutarchusin seinen Problematibus angeführt werden / da er nämlich zeiget / weßwegen die Hunde nicht in seinen Tempel gelauffen; was die Fliegen / aber anbelanget / soll / wie man in den Fabeln lieset / der Hercules/ als er in der Stadt Olympiageopffert / und ihm die Fliegen überaus beschwerlich gewesen / den Jupiterum Vertreibung derselben gebetten haben / und also wären die Fliegen alle über den Fluß Alpheushinüber geflogen / dahero die Jupiter Apomyon. Elienser / von selbiger Zeit an / den Jupiter Apomyion, oder Fliegen-Vertreiber geehrt hätten; wiewol einige in der Meinung sind / es habe nicht Jupiter/ sondern Myiagrus(der sonsten auch Myiodesgenennet wird) die Fliegen vom Herculesverjagt; Dann als man einsten an einem Orte in Griechenlanddiesem Gott opfferte / sind die Fliegen alle aus selbiger Landschafft hinweggeflohen. Die Cyrenaeer / ein Volck in Lybien/ verehrten den Achor. Fliegen-Gott Achor/ und opfferten ihm / alseinsten die Menge der Fliegen eine Pestilentz verursachte / darauf sie / nach verrichtetem Opfer / Stund an alle hinfielen und wegsturben. Die Accaroniter / deren Stadtim gelobten Landewar / haben einen Götzen verehret / Beelzebub. Namens Beelzebub/ / welchen Hieronymuseinen Fliegen-Gottgedolmetscht.

Den Weibern ware verbotten / deß HerculesOpffern beyzuwohnen.Gleichwie nun die Fliegen von deß HerculesOpfern ausgeschlossen wurden: also ward auch keiner Weibsperson vergönnet / selbigen beyzuwohnen / welches / wie man sagt / von ihm selbst dergestalt verordnet worden seyn solle / aus Ursach / weil ihm ein Weib / als ihn einsten hefftig gedürstet / einen Trunck versagt / sich entschuldigend / sie würde durch die Opffer der guten Göttinverhindert / daß sie keinem Menschen etwas reichen könnte. Damit nun gleiches mit gleichem vergolten würde / hat er befohlen / daß / gleichwie die Manns-Bilder von dem Dienst der guten Göttinausgeschlossen würden; also auch die Weibs-Personen deß HerculesGottes-Dienst weder sehen / noch in seinen Tempel kommen sollten / ausgenommen einige wenige / bey den Erythraeern / die deß HerculesBildnus bey sich / in einem Holtz-Floß gesteckt / verwahret hatten / wie Pausaniasin Achaicis erzehlet. Dieser Floß ist durch das Jonische Meeran eine Insulangeländet / die zwischen Erythrasund Chiummitten inne ligt. Als solcher Floß nun an das Land kommen / und das Zeichen erschienen / haben sowol die Jonier / als Chier / sich um die Wette bemühet / selbigen zu sich zu ziehen. Endlich tratt einer unter den Erythraeern auf / der sich aus dem Meer und vom Fischen nährte / aber durch eine Kranckheit der Augen beraubt war / und erzehlte / wie ihm im Traum wäre offenbahret worden / daß der Erythraeer Weiber ihre Haar abscheeren / die Männer aber aus dem abgeschnittenen Haar ein Seil machen sollten / mit welchem sie den Floß / ohne alle Mühe / wohin sie wolten / würden ziehen können. Damit nun diesem Traum Folge geleistet würde / die Erythraeische Weiber aber solchen nicht eingehen wolten / haben einigeWelche Weiber in deß HerculesTempel gehen dorften. aus Thracienbürtige / bey denselben in freywilliger Dienstbarkeit / umb der Nahrung willen / sich enthaltende freygeborne Weiber / ihre Häupter zum Haarabschneiden dargestreckt / wordurch dann die Erythraeer den Floß erhalten / dannenhero sie ein Gebot ausgehen lassen / daß allein den Thracischen Weibern in des HerculesTempel zu gehen erlaubt seyn sollte.

Es schreibet Pausaniasin Phocicis, daß zu Delphosdeß Herculesund ApolloStatuen gewesen / wie Sie den Dreyfuß ergreiffen / und sich umb denselben zancken / dabey dieDeß HerculesGefecht mit dem Apollo. Latonaund Dianadeß Apollo/ und die Minervadeß HerculesZorn zu stillen geschienen: Dann die Einwohner gaben vor / es habe / als Herculesdas Oraculum zu fragen kommen / die Priesterin nicht wollen antworten / worüberTA 1680, Iconologia Deorum, S. 125 Hercules/ vom Zorn überwogen / den Dreyfuß ergriffen / und mit sich hinweggetragen / doch hernach wieder gebracht / und darauf alles / was er begehrt / vom Oraculo erlernet. Was die Dreyfüsse gewesen.Diese Dreyfüsse waren eherne Töpffe / so auf drey Füssen stunden; deren einige ἀναϑηματικοὶ genennet wurden / weil man sie nämlich nur zur Zieraht in die Häuser und Kirchen stellete / und nicht zum Feuer setzte / daher sie auch vom Homerusἀπυροι oder Feuer-Freye; die aber / so zu deß Feuers Gebrauch gemacht waren / ἀιϑωναι oder Feuer-leidende benamset worden. Jene waren in hohen Würden / und den Göttern / wie auch mit rühmlicher Tugend begabten Männern verehret. Dahero sie Virgiliusim V. Buch Aeneidos unter die Gewinns-Gaben zehlet / die Aeneas/ in denen / seinem verstorbnen Vatter Anchiseszu Ehren angestellten / Spielen aufgesetzt; so vielleicht die jenige gewesen / welche er vom Helenusverehrt bekommen / und vom Virgiliusim III. Buch Aeneidos, Lebetes oder Tiegel genennet werden; diese sind / nach deß ServiusMeinung / gewisse zum Händ-waschen beqveme Gefässe / wann er sagt: es düncke ihm unanständig zu seyn / daß man einem solchen Manne Küchen-Geschirre verehren sollte. Athenaeusaber / da er die Homerische Unterscheidung der Dreyfüsse erzehlet / sagt / es sey gebräuchlich gewesen / alle beyde Gattungen Lebetes oder Tiegel zu nennen; will auch / es seyen die jenige so man ἀιϑωνας genennet / bequem gewesen Wasser darinen zu wärmen / die ἀποροι oder Feuer-Freye aber / an statt der Schalen / den Wein darein zu schencken / gebraucht worden.

Dieweil aber diese Dinge zu unserm gegenwärtigen Vorhaben wenig dienen / als sehen wir uns billig nach etwas anders / und zwar dienlichers / umb / als da ist / der Dreyfuß oderDreyfuß in deß Apollo Tempelzu Delphos. Tisch in deß Apollo Tempelzu Delphos/ auf welchem die Phoebas oder Priesterin sitzend zu weissagen pflegte / nämlich von dem Geist deß Apollogetrieben / der durch den heimlichen Orte der Priesterin in den Leib eingienge: dahero einige erzehlen / es sey dieser Dreyfuß in der Mitte durchlöchert gewest / damit sich ja keine Hinderung ereignen / und der Geist frey in sie eindringen mögte. Den Dreyfuß aber könnenDie Warheit.wir für ein Kennzeichen der Warheit nehmen / weil die Antwort / so aus demselben hervorgekommen / iederzeit für die ungezweiffelte Warheit gehalten wurde. Dannenhero Athenaeusschreibet / daß / wann sie iemand für einen warhafften Menschen rühmen und ausgeben wollen / sie im Sprichwort zu sagen pflegen / er rede aus dem Dreyfuß. Aus ebenDeß BacchusDreyfuß. mässiger Ursach / sagt eben dieser Autor / sey auch dem Bacchusder Dreyfuß / in Gestalt einer Schale zugeeignet worden / weil insonderheit der Wein die Warheit eröffnet / nicht anders als der Götter Oracula oder geheime Antworten zu thun gepfleget / dann wir fast von allen Göttern lesen / daß sie an einem oder andern Orte ihre Antwort von sich gegeben haben / wovon aber zu reden dieses Orts nicht ist; Jedoch achte ich noch nöhtig / und der Müh wol wehrt seyn / allhier in dieser deß Mercuriusletzten Bildnus sein Oraculum mit wenigen zu berühren.

Deß MercuriusOraculum. Pausaniasin Achaicis schreibet / es sey / an einem gewissen Orte in Griechenlande/ mitten auf dem Marckte / deß Mercuriusmarmorsteinenes Bild mit einem langen Barte / auf einem vierecktem Grunde / in mässiger Grösse gestanden / und nechst darbey sey ein Oraculum gewesen; vor dem Mercurius- Bilde aber habe man die Vestaebenmässig von Marmorstein abgebildet gesehen / an welcher eherne Lämplein mit Bley gelötet gewesen. Die jenige nun / so den Gott Mercuriusumb Raht fragen wollen / hätten zuvor / vermittels Anzündung eines guten Weyrauchs / die Vestaversöhnen / darauf Oehl in die Lämplein giessen / selbige anzünden / und endlich auf der rechten Seiten deß Altars einen gewissen mit dem vätterlichen Zeichen bemerckten Müntz-Pfennig opffern müssen; da sie auch zugleich / was ihnen nöhtig gewesen / gefragt / und das Ohr an das Bild gehalten; wann sie nun von Marckte wieder weggegangen / hätten sie mit den Händen die Ohren zugedruckt und so lange zugehalten / biß sie von demselben sich ziemlich entfernet befunden / worauf sie solche wiederumb eröffnet / und was sie dann zu erst vor eine Stimme gehört / die hätten sie an statt einer Antwort deß Oraculi gehalten und angenommen.

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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 126

Von der Minerva.

Minerva.ES sagen die Philosophi oder Vernunfft-Lehrer / daß Gott der Allmächtige/ unter den mancherley Gaben /PLATTE N. so er dem Menschen verliehen / ihm insonderheit zwey / worüber sich höchlich zu verwundern / mitgetheilt und gegeben habe: Die eine sey die Rede / die andere der Gebrauch der Hände. Dann die Rede / so unsere Gemühts-Meinung ausdruckt / hat eine grosse Krafft oder Vermögen / das jenige / was wir verlangen / einem andern zu bereden; die Hände aber pflegen alles / so zu diesem menschlichen Leben nöhtig / mit höchstem Fleiß herbeyzuschaffen / auch allerhand Künstliche Wercke zu verrichten / die entweder vor diesem erfunden worden / oder noch inskünfftige erfunden werden möchten. Dieweil aber eine wol ausgeschmückte Rede öffters nicht allein nichts nutzet / sondern noch wol schädlich ist / es sey dann / daß sie die Vernunfft und den Verstand zum Geferten habe; ja dieweil auch der Verstand oder die Klugheit in gemeinem Leben nichts gutes zu wegen bringen kan / wofern sie nicht mit anmuhtiger Beredtsamkeit gewaffnet / daß sie andere bereden mag / das Böse zu fliehen / dem Guten zu folgen / und eines erbaren Lebens sich zu befleissigen; als haben die Alten solches durch diß nachdenckliche Symbolum oder Merckmahl /Warum die Minervasich mit dem Mercuriusvereinbaret. indem sie den Mercurius/ und die Minervazusammen gefügt / artig andeuten und zu verstehen geben wollen: von jenem / dem Mercurius/ haben wir bereits geredt; ist dahero noch übrig / von der Minervaauch etwas zu melden / als welche die Alten für die Göttin der Klugheit und Erfinderin aller Künste gehalten / dahero sie ihre beyde Statuen zusammen gesellet / und eine draus gemacht / die man ἑρμαϑυνήν, von ἑρημῆς, Mercurius/ und ἀϑύωη, Minervazu nennen pflegen / diese setzten sie in ihre Academien / dardurch diese gute Erinnerung zu geben / daß die / so allda studierten / die Beredtsamkeit mit der Klugheit oder dem Verstande vereinigen sollten / ingedenck / daß diese für sich allein wenig nutzen / jene aber mercklich schaden können / wie unter andern hiervon auch Cicero/ im Eingange seiner Bücher von der Erfindung / weitläufftig redet. Von der Hermathena oder deß Mercuriusund der MinervaBildnus schreibet eben dieser Autor im III. Buch an den Atticusalso: was du von der Hermathena an mich schreibest / ist mir sehr angenehm / und die vornehmste Zierde meiner Academie / wie dann Hermeseine allgemeine / und die Minervaeine sonderliche Zierde deß Gymnasii ist.

Bild der Minerva.Wann iemand die Minervaentweder allein / oder mit dem Mercuriusvergesellschafftetvorstellen wollte / müste er sie mit einem männlich - und grimmigen Angesicht / undAugen der Minerva. grauen Augen abbilden / dann dieses beym Homerusfast ihr stetig und eigentliches Epitheton oder Beyfüg-Wort ist / daß sie γλαυκῶπις α’ϑύωη, oder die Grau-äugige Minervagenennet wird. So sagt auch Pausaniasin Atticis, nach Beschreibung eines Bildes der Minerva/ welches zu Athenin deß Vulcanus Tempelgestanden / man lese in den Fabeln / es habe deß Neptunus Tochterder Minervagleich gesehen / weil sie beyde blaue Augen gehabt / dergleichen auch Neptunusder Vatter selbst solle gehabt haben. Ciceroaber / in den Büchern von Natur der Götter / schreibet / die Augen der Minervaseyen grau / deß Neptunusaber Himmelblau gewesen / da zwar ein / iedoch geringer / Unterschied angedeutet wird / dann sonderlich beyde Wörter allhier eine grüne zur Hellen geneigte Farbe bedeuten / dergleichen etwan an den Katzen - und Nacht-Eulen-Augen zu beobachten ist: So aber jemand behaupten wollte / daß in der MinervaAugen ein etwas feuriger Glantz zu finden / wie in den Löwen-Augen zu seyn pfleget / will ich ihm nicht zuwider seyn. Sonsten wird die MinervaDie Gewaffnete Minerva.auch mit einer langen Lantzen / und einem Kristallinen Schilde gewaffnet / abgebildet / wie sie beym Ovidiusim VI. seiner Verwandlungs-Bücher / mit der Arachnekämpffend / sich selbsten mit der Nadel gestickt; die Worte lauten hiervon also:

At sibi dat clypeum, dat acutae cu - spidis hastam,
Dat galeam capiti, defenditur aegi - de pectus.
Sie nimmet eine Lantz / hüllt sich im Harnisch ein /
die Sturmhaub muß deß Haupts / der Schild deß Leibes seyn.

Welches alles die natürliche Weißheit eines verständigen Menschen andeutet / wie bald mit mehrern ausgeführet werden soll. Claudianushat / neben vielen andern / auch die Minerva/ in seiner Gigantomachia, oder Riesenstreit / auf ebenmässige Weise ausgedruckt / solches aber vom Homerusentlehnt / der / wann er dichtet / sie sey von der Junowider den Mars/ als den Verfechter der Trojaner / gesandt worden / den Griechen Hülffe zu leisten / ihr der allertapffersten Heldin Gestalt zueignet / und einen vergüldeten Helm aufsetzet / dieweil ein Weiser / durch seine Weisheit gewaffnet / sich leichtlich für allem Widrigem / so ihm begegnenTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel N. (nach S. 126)

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Sandr:

Eimmertfe:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 127möchte / aufs beste schützen kan; auch durchgehends in seinen Verrichtungen / die sein Fleiß zu wegen bringet / vortrefflich gläntzet /Schild der Minerva. und einen hellen Strahl von sich giebt. Sonsten kan das Gold im Schild der Minervaauch auf den Göttlichen Glantz deuten / der / vermittelst seines Strahls / deß Menschen Geist erleuchtet; weil von demselben der Verstand und die Weißheit in die Menschen einzufliessen pfleget.

Wie die Minervageboren worden.Man sagte auch ehedessen von der Minerva/ wie insonderheit Pausaniasin Atticis erzehlet / sie seye aus deß JupitersHaupte entsprossen; dann als Vulcanusmit einem Diamantinen Beile deß JupitersHaupt zerspalten / solle die Minerva/ ohne Zuthun einer Mutter / daraus entsprungen seyn; dardurch anzudeuten / daß die Krafft der verständigen Seelen im Gehirn ihren Aufenthalt habe / und ihren gantzen Ursprung von dem Göttlichem Gemühte / welches der Jupitervorbildet / her habe; sintemahl alle Weißheit von Gottist / und von dem Munde deß Höchsten ausgehet / keinesweges aber ihre Ankunfft von diesen unteren Dingen / als welche durch die Junovorgebildet werden / genommen habe / oder noch nehmen könne. Martianus Capellaaber sagt / die Minervawerde darumb gedichtet ohne Mutter gebohren zu seyn / weil die Weiber weder Verstand noch Klugheit in sich hätten; worinnen er dem Aristotelesfolget / der in Ethicis schreibet / daß die Weiber keines Rahts oder Verstands fähig seyen.

Haupt der Minervamit einem Helm.Das Haupt der Minervahatten die Alten mit einem Helm bedeckt; dardurch anzudeuten / es pflege ein verständiger Mensch seinen guten Raht nicht einen iedwedem gleich ohne Unterschied mitzutheilen / auch nicht immer zu reden / also / daß er von allen gleich verstanden werde; dann ihm an deme genüget / daß Seine Worte von seines gleichen mögen gefasset werden / ob er schon den andern Leuten lauter dunckele Rähtsel vorzubringen scheine. Dannenhero die Egypter im Vorhof deß Tempels der Isis/ (welche eben auch die Minervawar) den Sphinxzu setzen in Gewonheit hatten; Wiewol solches auf die Geheimnissen der Religion kan gedeutet werden / als die unter heiligen Dingen verborgen werden sollen / damit sie nicht von dem gemeinem rohen Hauffen gleich verstanden werden / sondern gleichsam als die vom Sphinx ihnen vorgegebne Rähtseln unerkannt und verborgen bleiben möchten.

Warum der Sphinx vor der MinervaTempel gesetzet worden. Pausaniasin Atticis bezeuget / daß zu Athenein Bild der Minervagestanden / an dessen Spitze oder Obertheil deß Helms ein Sphinx zu sehen gewesen / der Helm aber sey zu beyden Seiten von Greiffen gehalten worden /Greiffen. die an Köpffen und Flügeln den Adlern gleich gewesen / im übrigen aber Löwen-Gestalt sollengehabt haben. Diese Thiere sollen (dafern einigen Scribenten zu glauben / dann

PliniusArimaspi ein Einäugigs Volck.in seinem X Buche

es vor ein Gedicht hält /) in Scythienzu finden seyn / und mit den Arimaspis / so nur ein Auge haben / deß in ihrer Verwahrung habenden Golds halber / in stetigem Streite leben. Woraus wir zu sehen und zu lernen haben / wie sorgfaltig wir unsers Verstandes wahrzunehmen / wofern wir dessen / durch die hereinbrechende Arimaspier / nicht beraubet werden wollen.

Unterweilen pflegten die Alten auf der MinervaHelm auch wol einen Hahn zu setzen / dergleichen bey den Eleern / in einer Statua / vom Phidiaaus Gold und Helffenbein gemacht / zu sehen gewesen / welches Pausaniasauf die im Krieg benöhtigte Kühnheit deutet / sintemahl der Hahn sich sehr Kühn erweiset: wiewohl mans auch auf die Wachsamkeit ziehen könte / welche einem tapffern und verständigen Kriegs-General billig beywohnen soll: dann die Minervavon den Alten sowol den Kriegs - als Fridens-Künsten vorgesetzt / und deßwegen gewaffnet ausgebildet worden. Es melden auch die Fabeln / daß Minervaden Riesen Pallasgetödtet habe / von dem sie / nach Pallas. etlicher Meinung / den Nahmen Pallasauch angenommen haben soll: Andere aber wollen daß sie ἀπὸ τοῦ παλλεῖν τὸ δόρυ, das ist / vom Schwingen der Lantzen / also genennt worden /Palladium dann ihr Palladium die Lanze zu schwingen / und die Augen zu bewegen schiene. Es war aber dieses Palladium der Pallasoder der MinervaBildnus / welches / nach der Alten Vorgeben / solle vom Himmel herabgefallen seyn; und dieses stunde zu Romim Tempel der Vesta/ allda es mit solchem Fleiß verwahret ward / daß niemand es auch nur anzusehen / geschweige dann zu betasten / sich dahin verfügen dorffte / ausgenommen einer Jungfrauen oder Nonnen / derer die Aussicht darüber anvertrauet war.

Eben diese ist auch Tritoniagenennt worden / entweder von einem Libyschen Pful/ dessenWarum die Minerva Tritoniagenennet worden. Tochter sie / nach etlicher Meinung / seyn soll; vielleicht darum / weil sie zu erst daselbst gesehen worden / oder / weil drey Theil oder Stücke der Weißheit sind / nämlich das Gegenwärtige kennen / was künfftig ist zuvor sehen / und sich deß Vergangnen erinnern: oder weil ein weiser Mann drey absonderliche Amts-Verrichtungen hat / nämlich gute Rahtschläge geben / recht urtheilen oder richten / und gerecht handeln. Was sonst noch zur Erklärung dieses Namens dienen möchte / übergehen wir darumb mit gutem Vorbedacht / weil es zu unserm Vorhaben nicht dienlich / wie auch dasWorher die Minervadiesen ihren Namen bekommen. jenige / daß die Minervaden Namen habe entweder à monendo, das ist / vom Erinnern / dann die Weißheit uns iederzeit unsers Amts erinnert; oder à minuendis eorum viribus, qvi se sapientiae studiis dediderunt, das ist /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 128von Verminderung der Kräffte der jenigen / die sich der Weißheit-Lehre befleissigen; oder aber à minando, das ist / vom Betrohen / dieweil sie / als Kriegs-Göttin / denen / so sie ansahen / erschrecklich schiene; welches Letzere mit deme sehr verwunderbar übereinstimmet / daß sie auch Bellonabenamset ward / zumahl etliche diese beyde nur für eine Göttin gehalten.

Bellona.Die Bellonaaber ward von den Alten dem Kriege vorgesetzet / und bezeuget Caesarvon ihr / sie sey von den Cappadociern dermassen hochgeehret worden / daß ihr Priester die nächste Stelle nach dem Könige gehabt habe / dafür haltend / daß es der Majestät dieser Göttin also gebüre. Jedoch zeigen ihre unterschiedene Bildnussen augenscheinlich an / daß ein Unterschied unter der Minervaund der Bellonamüsse gewesen seyn / also daß die Minervader Heerführer Vorsichtigkeit / unverdroßne Amts-Verwaltung und verständige Rahtschläge vorgestellet; Die Bellonaaber die Todtschläge / Grausamkeiten / Niederlagen und dergleichen übele Kriegs-Früchte mehr bedeutet und angezeiget habe: zumalen sie von Bellonaist deß MarsGutscherin. den Poeten auch in ihren Gedichten eine Gutscherin deß Marsgenennet wird. Wie dann Statiusim VII. Buche Thebaid. von ihr also sich hören lässet:

--- --- regit atra jugales
Sanguinea Bellonamanu, longaque fatigat
Cuspide.
Bellonaschwartz von Farb regiert mit blutgen Händen
die Pferd / und pflegt sie dann sehr muhtig umzuwenden
mit einer langen Peitsch etc.

Man hat sie auch wohl pflegen mit Blut bespritzt zu machen / wie sie vom Silius Italicusbeschrieben wird / wann er sagt:

Ipsa facem quatiens, & flavam san - guine multo
Sparsa comam, medias acies Bellonapererrat.
Es schwingt die Fackel um Bellona/ gelb von Haaren /
ist reich der Blut besprützt / und pfleget durch - zufahren
die angestellte Schlacht etc.

Jedoch schreibet Statiusim II Buch Thebaid. eben diese Macht auch der Minervazu / wann er deß Tydaeusan sie gerichtetes Gebet erkläret / auf nachfolgende Weise:

Diva ferox, magni decus, ingenium - que parentis,
Bellipotens, cui torva genis horro - re decoro
Cassis, & asperso crudescit sanguine Gorgon.
Nec magis ardentes Mavors, hasta - taque pugnae
Impulerit Bellonatubas: huic an nue sacro.
Du grosse Götter-Zierd / vom Vatters - Hirn entsprossen /
du starcke Kriegerin / die in die Bickel - haub
mit Zierd voll Grausamkeit die Wangen eingeschlossen /
und dero Gorgon ist voll Blut / als wär es Staub.
Auch Mavorswird nicht mehr zu frühem Streit einladen
als du / drum sey bey mir auch ietzt mit dei - nen Gnaden.

Bellonaeine Zorn-Göttin.Wurde dannenhero die Bellonafür eine Zorn - und Grimmsvolle Göttin von den Alten gehalten / die auf nichts als Mord / Krieg und Menschen-Blut zu vergiessen bedacht wäre. Weswegen auch dero Priestere / so Bellonarii genennet wurden / sich selbsten mit Messern schnitten / und die Göttin mit ihrem eignen Blute versöhnten. Dieser dichteten sie unterweilen an / als ob sie mit einer Peitsche zu Streit anfrischte / unterweilen auf der Trompete Lärm bliesse / bald auch eine Fackel in der Hand trüge; Dann man lieset beym Lycophoon/ daß die Alten / vor Erfindung der Trompeten / wann sie in einem Treffen einander anfallen wollen / einige mit brennenden Fackeln vorhin gesandt / welche darmit tapffer auf einander loßgeworffen hatten / von welchen / gleich als einem glücklichem Zeichen / sie das blutige Treffen anfingen. Dahin auch Statiusgesehen / da er meldet / die Bellonahabe im Anfang deß Treffens eine brennende Fackel vorgezeigt. Eben dahin siehet auch Claudianus/ wann er im I Buch von Entführung der Proserpinaschreibet:

Tisiphone, quatiens infesto lumine pinum,
Armatos ad castra vocat pallentia manes.
Mit Brand Tisiphoneschlägt auf die Fich - ten ein /
und heisst im Harnisch flugs erwürgte See - len seyn.

Kriegs-Seule.Vor der Bellona Tempelstund eine mittelmässige Seule / welche die Römer die Kriegs-Seulenennten: dann wann die Alten gewiß bey sich beschlossen hatten / einem Volcke Krieg anzukündigen / muste einer von den Bürgermeistern /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 129nachdem man deß Janus-Tempel- Thüren aufgemacht hatte / zur selbigenGebrauch der Alten bey Ankündigung deß Kriegs. Seule tretten / und die Lantzen oder Wurff-Spies / von derjenigen Seite / die dem Volck / welchem man den Krieg anthun wolte / am nächsten war / hinaus werffen; und von der Zeit an hielte man den Krieg für declarirt und angekündet. Die Römer aber pflegten / ehe sie ihre Reichs-Gräntzen mercklich erweitert hatten / den Krieg auf nachfolgende Weise anzukündigen: sie fertigten nämlich an den Feind einen Herold ab / der / nach angezeigten Ursachen deß Kriegs / einen Wurff-Spies in sein Lager werffen muste. Es sind auch bey den Alten noch mehr andere Kriegs-Ankündigungs-Arten und Gebräuche gewesen / die ich allbereit in Abhandlung deß Janusberührt / und drunten in Beschreibung deß Marsweiter anzeigen werde. Und damit ich den Discurs von der Bellonabeschliesse / so weiß man / daß sie nur bloß an der Bildnus / und sonst nicht / von der Minervaunterschieden sey.

Warum die Minervamit einem Oliven-Kranz gezieret worden.Den Helm der Minervaumzirckt Apulejusim X. Buch mit einem Oliven-Krantz / weil dieser Baum ihr vor Alters gewidmet war / indem sie für dessen Erfinderin gehalten ward / wie sie auch Virgiliusim I. seiner Bücher vom Ackerbau nennet / und wie zu sehen in der Fabel vom Streit zwischen ihr und dem Neptunus/ welchem nemlich unter ihnen beyden die Besitzung der Stadt Athenzuzuerkennen seye. Herodotusschreibet / es seye eben der Oehlbaum / den die Minervaaus der Erden gerissen / als sie mit dem Neptunusgestritten / zugleich mit der von den Persen abgebrennten Stadt zwar verbrennt / aber eben selbigen Tag wieder hervorgegrünet / und auf zwey Ellen in die Höhe gewachsen. Etliche sagen / es seye dieses darumb erdichtet worden / weil die Minervazu erst die Art und Weise gelehrt / wie das Oehl aus den Oliven zu drucken und zu machen sey; oder auch / weil die Wissenschafften / ohne langwieriges Wachen / und Verbrennung vieles Oehls / nicht könne zu wegen gebracht werden. Lampe der Minerva.Dannenhero / wie Pausaniasin Atticis sagt / man dieser Göttin zu Atheneine güldene Ampel (oder Lampe) gewidmet / in welcher das eingegossene Oehl ehe nicht verzehret worden / als nach Verfliessung eines gantzen Jahrs / ungeachtet dieselbe Tag und Nacht brennte: und solches geschahe darumb / weil in der Ampel ein aus Carpasischen Leinwand gemachter Docht war / welche Leinwand unter allen allein vom Feuer nicht verzehrt wird.

Jetzt bemeldter Pausaniaserzehlet auch in Corinthiacis, es habe Epopeus/ zum Dankopffer für einen erhaltnen Sieg / der Minervaeinen Tempel erbauet / und / nach vollendetem Wercke / die Göttin gebetten / Sie sollte ihr belieben lassen / ihme ein Zeichen zu geben / ob ihr die Zueignung deß Tempels angenehm und gefällig gewesen / da dann von Stund an ausihrem Befehl ein Oehl-Strohm von dem Tempel geflossen. Woraus erhellet / daß der Oehlbaum dieser Göttin Minervanicht unbillig geheiligt gewesen / und zwar nicht allein wegen der Weißheit-Lehre / sondern wegen Ausübung der von ihr erfundnen Künste; dann ihr dieSpinn - Näh - und Wirck-Kunst / wie auch andere dergleichen dem Weiblichen Geschlecht eigene Verrichtungs-Erfindungen / zugeschrieben werden. Umb welcher Ursach willen sie bey den Griechen aus Holtz gebildet / mit beyden Händen spinnend / gesehen ward. Bey den Römern pflegten dieKünste von der Minervaerfunden. Frauens-Personen an gewissen / im Monat Martio, der Göttinn Minervazu Ehren angestellten Fest-Tägen / den Mägden vorm Tische aufzuwarten; dardurch anzudeuten / daß sie von der Minerva/ vermittelst ihrer Mägde / durch oberzehlte Künste / grosse Wolthaten empfingen / und musten die Mägde diese genossene Ehre / als ein Geschenck von der Göttin zu haben bekennen / weil sie die Müh und Arbeit in denen von ihr erfundenen Künsten so willig erduldet hätten.

Nachteule neben der Minerva.Unterweilen wurde auf den Helm der Minervaeine Nacht-Eule gesetzt / als welcher Vogel ihr geheiligt ware / den Sie dermassen geliebt haben soll / daß sie ihn iederzeit entweder auf dem Haupt / bey den Füssen / oder anderwarts bey sich gehabt. Dessen Ursach / wie einige wollen / diese seyn solle / weil zu Athen/ als der angenehmsten Stadt dieser Göttin (welches hieraus zu ersehen / daß sie und die Stadt mit einem Namen αϑήνη benamset worden / und zwar nicht unbillich / weil allda vor Alters weit mehr als an einigem andern Orte iemals / alle Freye Künste in höchstem Flor gewesen) eine sehr grosse Menge Nacht-Eulen war. Dafern wir aber den Fabeln glauben wollen /Die Minervahat eine Krähe trefflich geliebet so soll die Minervavor Alters eine Krähe geliebt haben / als in welche sie ein von ihr hefftig geliebtes Jungfräulein verwandelt hatte / sie dardurch für deß NeptunusGewalt zu beschützen / welcher / sie zu Fall zu bringen / am Gestade deß Meers ihr mit aller möglichsten Geschwindigkeit nacheilete; dieselbe nun ist / nachdem sie zur Krähen gemacht worden / von dieser Göttin brünstig geliebet worden / biß sie deß Cecrops Töchterangeklagt / worüber die Göttin dermassen entrüstet worden / daß sie derselben weisse Schönheit in eine garstige Schwärze / wie noch an ihr zu sehen / verwandelt / und sie also von sich gejagt / auch an ihre Statt die Nacht-Eule an - und aufgenommen; dannenhero von selbiger Zeit an unter diesen Vögeln die gröste Feindschafft ist.

Was die Nacht-Eule bedeute.Die Nacht-Eule aber deutet eines verständigen Mannes weisen Raht an / wie beym Justinuszu lesen / welcher erzehlet / daß / als Hieronoch ein Jüngling gewesen / und das erste mal in Krieg gegangen / seye eine Nacht-Eule herbey geflogen / und habe sich auf seinenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 130Wie dem Hierodie Reichswürde verkündiget worden.Wurff-Spieß gesetzt; welches man dahin ausgedeutet / er werde ein hochweiser Mann werden / und durch seinen Verstand grosse Dinge ausrichten: wormit sie dann auch nicht gefehlt / dann ob er wol von schlechten Eltern geboren / ist er dannoch der Syracuser König worden. Daß aber seine Augen an Farb / der Nacht-Eulen ihren / so auch bey Nacht sehr scharff sehen / nicht ungleich gewesen / deutet an / daß ein weiser Mann auch die allerverborgensten und schwehrsten Dinge leichtlich sehen / und / nach abgethaner Lügen-Decke / von seinem Warheit. Gemüht / zu Beschauung der Warheit/ aufs beste durchdringen könne / zumalen sie im verborgen ligt / und sich so leicht einem iedweden zu sehen nicht vergönnet.

Democritussagte von der Warheit/ sie sey in einen tieffen Brunn versenckt / von dannen sie nicht wieder empor kommen könnte / wo nicht die Zeit / oder der Saturnus/ (wie Plutarchusin seinen Problematibus redet) ihr Vatter / Sie unterweilen daraus befreyete / und ans Tage-Liecht brächte. Hippocratesin einem Sendschreiben an den Philopaemenes/ der Achaeer tapffern Heerführer / beschreibet sie nachfolgender Gestalt / daß sie nämlich ein schön / groß / schlechtlich herausgeputzt / durchleuchtig und herrlich Weibsbild seye / dessen Augen so hell gläntzeten / daß sie dem Glantz der Sternen Opiniooder der Wahn. nachzuahmen schienen. Eben dieser Autor beschreibet an selbigem Orte auch die Opinionoder den Wahn auf diese Weise: Er stellet ein Weibsbild vor / die zwar nicht böß zu seyn scheinet / iedoch ziemlich kühn und verwegen ist. Beym Epiphaniusist aus dem Ketzer Marcus/ das Bild der Warheit / vermittelst Griechischer Buchstaben / vorhanden: Ihr Haupt bestunde aus den Griechischen Buchstaben α, und ω, der Hals aus β und ψ, und die übrige Gliedmassen so fort aus den andern von vornen an nach einander folgenden Buchstaben.

Die Warheitward sonsten auch / wie Philostratusim Amphitheatro schreibet / gebildet als eine Jungfrau / in Schneeweissen Kleidern; und eben diese nennet er anderswo auch die Mutter der Tugend. Diese / nämlich Tugend die Tugend/ ward bey den Alten auch für eine Göttin gehalten / derer die Römer vor dem Tempelder Ehreneine Capelle gewidmet; dann als Marcellus/ wie Valerius Maximuserzehlet / beyden einen Tempel geheiliget / haben die Römer / als ihm die Hohen-Priester die Religion vorhielten / derselben zween erbauet / weil man sonst / wie sie sagten / im Fall darinnen sich etwan ein Wunderzeichen ereignen sollte / nicht wissen würde / welcher Göttin unter beyden man alsdann opffern müste. Der Tugend-Tempelaber ward vorgebauet / und hinter diesem derjenige/ so der Ehregewidmet war; Dardurch anzudeuten / daß man in den Tempel der Ehrennicht gelangen könne / es geschehe dann durch die Tugendselbst; derer Belohn - undVergeltung die Ehrezu seyn pfleget: dannenhero sie die Tugendgeflügelt ausgebildet / wegen deß Ruhmsund der Ehre/ die Sie aus dem Koht in die Höhe führen / welches sich zu deß LucianusZeit vielleicht selten begabe / wie dann auch zu anderer / und insonderheit unserer Zeit klärlich zu sehen ist / da nämlich öffters die Tugendhafftesten im Staub liegen; zumahlen Er / in einem Gespräch von der Tugendund dem Glücke/ jene / nämlich die Tugend/ also beschreibet / wie sie vom Glücksehr übel tractiret worden / also / daß sie gantz zerlumpt und kümmerhafft aufgezogen / auch dem Jupiternicht einmalAbbildung der Tugend. unter die Augen kommen dürffen. Weßwegen einige sie nicht ungereimt in unbekannten Habit gekleidet / weil sie / bey uns keine Herberge findend / an unbekannte frembde Oerter wandern müsse.

Unterweilen ist die Tugendvon den Alten in Gestalt einer ansehnlichen Matron abgebildet worden / die auf einem viereckichten Steine gesessen. In des M. Val. Acilius/ deß Triumviri oder Dreyherrn Schaupfennige / ist sie als ein Weib geprägt / wie Sie mit dem lincken Arm sich auf eine Seule lehnet / in der rechten aber eine Schlange hält. Es ist sonsten die Tugendauch in Manns-Gestalt in einer Schau-Müntze deß Kaysers Gordianus Tugendin Manns-Gestalt.zu sehen / auf dero andern Seiten das Bild eines alten bärtigen Manns befindlich / welcher nackend stehet / und sich auf eine Keule stützet / auch eine Löwenhaut umb den Arm gewickelt hat / mit dieser Uberschrifft: VIRTUTI AUGUSTI: In einer andern Müntze deß Numerianus/ siehet man fast eben dieses Bild deß alten Mannes / mit der Uberschrifft: VIRTUS AUGG. In deß VitelliusSchau-Müntze ist die Tugendin Gestalt eines angenehmen Jünglings zu erblicken / der sich umbgürtet oder aufgeschürtzet hat / und einen Helm auf dem Haupt träget / dessen Spitze aus gewissen Federn gemacht ist; Er steuret sich mit aufgehabner lincken Hand auf einen gerad in die Höh stehenden Wurff-Spieß; mit der rechten / worinnen Er auch den Scepter hält / berührt er das rechte Knie / welches höher als das Lincke / dieweil er mit dem Fuß auf einer Schildkröte stehet; die Beine sind mit Halbstiefeln bekleidet / die Augen aber wirfft er auf eine gegen ihm über stehende Jungfer; diese bildet die Ehrevor / und hat in der Rechten einen langen Wurff-Spieß / ist von eben dieser Achsel an / biß auf den Bauch gantz nackend / in der lincken Hand hat sie ein Uberfluß-Horn / mit dem Fusse tritt sie auf einen Helm / das Haupt ist mit einem schönen gelben Haar geziert / welches in sehr annehmlicher Ordnung liget.

Der Sophist Prodicus(wie bey dem Xenophonim Leben deß Socrates/ und beym Ciceroim II Buch Officiorumzu lesen /) erzehlet / es seye dem Hercules/ als er nunmehro die Kinderschuh abgelegt oder mannbarTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel O. (nach S. 130)

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Sandr:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 131Die Tugendund Wollusterscheinen dem Hercules.worden / und sich ohngefehr in eine Einöde begeben / worinn er zwey Wege funden / die an verschiedene Ort geführt / und Er nicht gewust / auf welchem Er bleiben / und also im Zweiffel gestanden / wohin er sich wenden sollte / zwey Weibsbilder erschienen; deren eine / Wollust. nämlich die Wollust/ so im ersten Anblick schön / von geilen Gebärden / und von der Schmincke / wormit sie sich angestrichen / lieblich anzusehen war / den Herculesauf die vorgezeigte Wollustbahn abzuleiten gesucht / die zwar anfänglich breit / eben / lustig / mit mancherley Kräutern / Blumen und Bäumen besetzt / wordurch die Augen trefflich belustiget wurden / am Ende aber mühsam / steinigt / und mit Dornen verwachsen war: die andere / so etwas ernstlich aussahe / und einen schlechten Habit antrug / war die Tugend/ welche ihren Weeg anfänglich mühsam / gäh und mit Dornen bewachsen zeigte / der aber endlich auf die allerlieblichste Wiesen und Felder / da alle Anmuhtigkeit im Uberfluß zu finden war / führete. Dieser letzten hat sich Herculesendlich ergeben / und die andere verachtet und fahren lassen / auch dahero einen dermassen berühmten und unsterblichen Namen erlangt.

Dantes/ in seinem Fegfeuer / dichtet / erBild der Volupiaoder Wollust. habe die Wollustgesehen / und beschreibet sie also: sie seye nämlich eine stammlende / schielende / krummfüssige / an Händen gestümmelte / undPLATTE O. blasse Weibs-Person / welche / sobald Sie ihn ersehen / angefangen ihre wolberedte Zunge zu rühren / sich auf ihre Füsse zu richten / und dem Angesicht die Farben zu geben / welche die Liebe verlangen und haben wolte; da Er dann von ihr mit den allerlieblichsten Worten wäre leichtlich angelockt und gereitzt worden / dafern nicht alsobald eine heilige und züchtige Göttin sich hätte eingefunden / welche die Wollustbeym Kleide erwischt / selbiges ihr gäntzlich abgerissen / und den Leib eröffnet / woraus ein solcher abscheulicher Gestanck hervor kommen / daß er darüber aus dem Schlaff erwacht sey. Welches alles mit deß obangezognen ProdicusFabel übereinstimmet. Dafern aber iemand den Tugend-Weeg / und die Wollust-Bahn anders abbilden wolte / der könnte des PythagorasBuchstaben abmahlen / dessen Beschreib - und Bedeutung unter deß VirgiliusWercklein zu finden / und also lautet:

Littera Pythagorae, discrimine secta bicorni,
Humanae vitae speciem praeferre vi - detur.
Nam via virtutis dextrum petit ar - dua callem,
Difficilemque aditum primum spe - ctantibus offert;
Sed requiem praebet fessis in vertice summo.
Molle ostendit iter via lata: sed ulti - ma meta
Praecipitat captos, volvitque per ardua saxa.
Quisquis enim duros casus virtutis amore
Vicerit, ille sibi laudemque, decus - que parabit:
Atqui desidiam, luxumque sequetur inertem,
Dum fugit oppositos incauta mente labores,
Turpis inopsque simul, miserabile transiget aevum.
PythagorsLetter / in zwey Hörner unter - schieden /
kan dieses Lebens Stand in etwas stel - len dar /
die Tugend-Strasse kan das rechte Horn darbieten /
das uns den Antritt weist / als ob er voll Gefahr;
Allein es schaffet Ruh an seiner höchsten Spitzen /
wann andre Jammer-voll / im tieffsten Unfall sitzen.
Der breite Weeg zeigt uns ein Rosenlindes Reisen;
Allein das Ende glitscht auf harten Klip - pen ab:
Denn wer mit harten Stand sich sieghafft um wird schmeissen /
der glaube / daß er Ehr und Lob / und al - les hab;
Und wer die Arbeit scheut / sucht Wollust/ Ruhmund Freuden /
der wird die Dürfftigkeit bey aller Unruh leiden.

Und dieses wird nicht unbillig gesagt; dann die Wollüste bringen endlich anders nichts mit sich / als Trauren / Reu und Schamröhte; hingegen befriedigen die Tugenden nicht allein das Gemüht / und überschütten es mit Freuden / sondern erwerben uns auch beyDie Ehre. andern Ruhmund Ehre. Alciatusbildet / im Glaubensbekänntnus / die Ehremit Purpur bekleidet / und einem Lorber-Krantz gekrönt. Andere dichten / es gehe die Tugend-Göttin Volupia.vor / und dann komme Cupido/ und führe die Ehrezu ihr. Die Alten haben die Volupia/ oder die Göttin der Wollustverehret / wie aus dem Varrozu sehen / dero Bildnus sie in Gestalt eines blassen Weibs vorstelleten / die als eine Königin an einem erhabenem Orte saß / und die Tugendmit Füssen zu tretten schiene. Angeronia.Auf ihrem Altar war der AngeroniaBildnus zu sehen / welche ab angoribus levandis, oder von Erleichterung der Bekümmernus / also genennet wurde / von dero / mit geringer VeränderungTA 1680, Iconologia Deorum, S. 132 Agenoria.deß Worts / sie die Göttin Agenoria/ ab agendo, oder vom Thun und Wircken alsoDie Stimula. benamset / weil sie die Menschen zum arbeiten antreibe; wie sie dann auch die Stimula/ à stimulando, vom Anreitzen / und die Horta/ ab hortando, vom Ermahnen genennt / verehret haben. Plutarchusmeldet in Problematibus,Die Horta. von dieser Göttin Horta/ daß ihr Tempel niemals sey verschlossen worden / und zwar darumb / dieweil man allezeit und ohne Aufhören ermahnt werde / etwas rühmliches zu verrichten.

Wir müssen aber wieder zur Angeronakehren / die ihren Namen / wie erwähnt / ab angore, oder der Aengstigung und Bekümnernus hat; oder weil man sagt / es sey das Römische Volck auf ein gewisses dieser Göttin gethanes Gelübde / von einer schwehren Kranckheit / und der Bräune / erlöset und befreyet worden. Aus dieser Ursach ist ihr Hals vielleicht auch mit einer Binden umwunden gewesen / wormit auch der Mund bedeckt war. Macrobiuserzehlt im I Buch Saturnal. aus Masurio / es sey dieser Göttin Bildnus mit verbundnem und versiegelten Munde deßwegen auf dem Altar der Volupiagestanden; weil die jenige / so ihre Schmertzen und Bekümmernussen verbergen / vermittelst der Gedult / zur höchsten Belustigung gelangen. Pliniusim III Buch/ und Solinusschreiben / es seye diese Göttin also gebildet worden / dardurch iederman zu verständigen / daß die Religions-Geheimnissen nicht einem ieden zu offenbahren oder gemein zu machen seyen. Welches auch Numa/ der andere Römische König / also verordnetDie Göttin Tacita. / da Er eine Göttin / Tacitagenannt / zu verehren gebotten; weil man die Göttliche Dinge verschweigen muß. Dannenhero die Egypter den Gott deß Schweigensunter ihre vornehmste Götter gezehlet / und hoch geehret Harpocrates. haben. Diesen nennten sie den Harpocrates/ welcher von den Griechen Sigalionbenamset wurde.

Apulejusund Martianusim I Buche stellen ihn vor als einen zierlichen Knaben / welcher den Zeiger-Finger auf dem Munde liegen hatte / gleichsam als ob Er zum Stillschweigen ermahnen wollte. Dieser Gott der Verschwiegenheit wurde unterweilen gebildet ohne rechte Vorstellung deß Angesichts / das Haupt war mit einem Hut bedeckt / umb den Leib aber trug er eine Wolfs-Haut / auf welcher viel Augen und Ohren gebildet zu sehen; dardurch anzudeuten / daß man zwar viel sehen / und hören / aber wenig reden müsse; daß ein iedweder / wanns ihm beliebe / schweigen / aber nicht eben auch reden könne / welches auch durch den Hut / als ein Kennzeichen der FreyheitDer Wolff bedeutet das Stillschweigen. / bedeutet worden. Vom Wolff wird gesagt / daß er den jenigen / dessen er eher ansichtig werde / stumm mache / und / nachdem er etwas geraubt / also stillschweigend davon wische / daß er sich auch im geringsten nicht hören lasse.

Der Baum Persea ist dem Harpocratesgewidmet.Das Egyptenlandhat dem Harpocratesden Baum Persea gewidmet / weil die Zweige dieses Baums der Zunge / die Früchte aber dem Herzen sehr ähnlich seyn sollen / eben wie die Zunge das jenige / so im Hertzen verborgen liget / zu eröffnen pfleget; welches aber nicht eher geschehen solle / es sey dann eine lange und reiffe Uberlegung vorher gegangen. Dannenhero es nicht eine geringe Tugend ist / zu rechter Zeit schweigen können / wie die Minervaangezeigt /Die Krähe wird von der Minervaausgetrieben. da sie die Krähe / als einen schwatzhafften Vogel / von sich getrieben; weil einem verständigen Menschen nicht geziemet / die Zeit mit Narrentheidungen zuzubringen / sondern mit stillem Gemüht zuvor das jenige wol zu bedencken / was er von iedem Dinge reden und vorbringen solle. Dahin hat vielleicht gesehen jene bey den Messeniern befindliche Statua der Minerva; die / nach deß PausaniasZeugnusEine Krähe in der Hand der Minerva. in Messenicis / eine Krähe in der Hand hielte; nämlich / daß ein verständiger Mann die Rede in seiner Gewalt haben soll / um selbige / wann es ihme vorträglich / entweder im Zaum zu halten / oder von sich hören zu lassen.

Es hat auch die Minerva/ wie allbereit erwähnt / eine Lantzen in der Hand / und schwinget dieselbe / wie Apulejusim X Buche schreibet / Furchtund Schreckenbegleiten die Minerva. hebet auch den Arm auf / und zeiget den Schild. Eben derselbe füget ihr zween Knaben bey / die mit blossen Schwerdtern iederman zu drohen scheinen / deren einer den Schrecken/ der ander die Furchtvorstellet / welche im Kriege die Oberhand haben. Dannenhero Statiusim VII. Buch Thebaid: da er dichtet / wie der Marsvom Jupitergesandt worden / den Krieg zwischen den Argiven und Thebanern zu erregen / unter andern saget / er habe die Furchtoder den Graus und Schreckenzu sich genommen / die er beyde folgender Gestalt abbildet:

Inde unum dira comitum de plebe Pavorem
Quadrupedes anteire jubet: non al - ter anhelos
Insinuare Metus, animumque aver - tere veris,
Aptior: innumerae monstro voces - que, manusque,
Et facies quaecunque libet; bonus omnia credi
Auctor; & horrificis lymphare in - cursibus urbes:
Si geminos soles, ruituraque svadeat astra,
Aut mutare solum, aut veteres de - scendere sylvas
Ah miseri vidisse putent.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 133
Von der Gesellen Schaar hieß er nur ei - nen gehen
den Viergefüßten vor / der Pavorhies und Graus;
weil er sonst keinen kont aus dem Geleit er - sehen /
der Furcht in das Gemüht / und Warheit brächt heraus.
Er hat unzehlig viel so Händ als falsche Stimmen /
verstellet sein Gesicht / so offt es ihm ge - fällt;
Kan wässern Stadt und Land / und wieder machen glimmen /
wann er durch seine Red zwey Sonnen vorgestellt /
und sagte / daß die Stern und Erde werd zerfallen /
so glaubt man ihm doch mehr als andern Weisen allen.

Pausaniaserzehlet / daß der Schreckenvon den Alten auf zweyerley Weise gebildet worden / dann er schreibet in Eliacis prioribus, er sey in deß AgamemnonsSchilde mit einem Löwen-Kopffe ausgedruckt gewesen. In Corinthiis aber meldet er / es sey Pavor, oder der Graus/ in Weibs-Habit / nahe beym Schreckenabgebildet gestanden / und diese Bildnus hätten die Corinthier den Söhnen der Medeagewidmet / so von ihnen mit Steinen bedeckt worden / wegen der schädlichen Geschencke / die ihre Mutter deß CreonsTochter beygebracht / welche ihr | das Verderben / und ihrem gantzen Hause den Untergang verursacht. Die Furchtfür einen Gott gehalten.Die Lacedämonier haben auch die Furcht/ wie Plutarchusin Cleomene zeiget / verehret / und zwar nicht wie andere Geister oder Daemones, die sie / als ihnen höchstschädlich / weit von ihrer Stadt weg zu bringen wünschten: Dann sie vermeinten / es könne das Gemeine Wesen am bästen erhalten werden / wann man nämlich die Gesetze und Obrigkeit fürchtete. Dannenhero sie / wie Aristoteleserzehlet / sobald sie die oberkeitliche Amts-Stelle antraten / durch einen Herold öffentlich außruffen liessen / daß iedermann den Bart abscheren / und den Gesetzen gehorsame Folge leisten sollte / damit sie nicht iemanden zu straffen genöhtiget würden: und dieses thaten sie darumb / damit sie junge Leute / auch in den geringsten Dingen / den Oberkeitlichen Befehlen nachzuleben angewöhnten. Wie dann bey den Alten vor keine wahre Gemühts-Tapfferkeit gehalten wurde / wann sich iemandWahre Tapfferkeit. vorsetzte / nichts überall mehr zu fürchten / sondern vielmehr war dis bey ihnen das Kennzeichen eines recht tapffern Menschen / wann einer / damit er ja nichts unanständiges leiden dürffte / sich aufs äuserste zu fürchten pflegte / von dem hielten sie sehr viel / und waren in der Meinung / daß ein solcher Mensch wider den Feind weit tapferer und unverzagter im Streit seyn würde / der sich für den Gesetzen fürchtete /als welcher vor denselben keine Furcht hätte / zumahlen die Furcht für Verlust deß ehrlichen Namens einen Menschen alles zu leiden und auszustehen beherzt mache. Dahero lieset man / daß bey den Lacedämoniern von den Obersten die Capelle der Furcht neben dem jenigen Ort gebauet gewesen / wo sie ihren Gerichtsstuhl hatten / damit sie ihren Unterthanen einen desto grösseren Schrecken machen möchten. Dahin hat vielleicht der Römische König Tullus Hostiliusgesehen / als er den Schrecken/ und das Erblassenneben einander zu verehren verordnet / wie Lactantiusim I Buche erzehlet; dann sich selten zutragen wird / daß der / so einen Schrecken hat / nicht auch drüber erblassen sollte: welcher Stiffter dann gewißlich wehrt gewesen / wie an eben diesem Orte Lactantiusredet / dieselben seine Götter allezeit umb sich zu haben.

Wir müssen uns aber wieder zur Minervakehren / als welche / wann sie den Spieß schwinget / ihren Schild emporhebet / und mit ihrem Comitat, den ihr Apulejusin seinem X Buche zugibt / nichts als Kriegs-Betrohungen vorbildet. Wo wir sie aber als eine Friedliebende betrachten wollen / so bedeckte der Schild / welcher von Kristall war / den ganzen Leib für aller Gefahr; dardurch anzudeuten / es sey eines weisen Menschen Gemüht (oder Seel) mit diesem sterblichen Leibe deßwegen bedeckt / umb dasselbe zu schützen und zu bewahren / nicht aber daß er dem Verstand-Auge verhinderlich fallen sollte / die Warheit zu sehen. Dieweil aber die Schilde insgemein von Gestalt rund sind (wiewohl wir den jenigen / den die Minervatrug / bisweilen anders gebildet sehen /) als ist Martianus CapellaSchild der Minerva.in der Meinung / es habe der Schild / welchen die Minervatrug / diese Bedeutung / daß die rundgestalte Welt durch die Göttliche Vorsichtigkeit regiret werde / und nicht von ohngefehr bestehe / wie etwan DemocritusSpieß der Minerva.und Epicurusdarvor gehalten[haben]. Der Spieß oder die Lantze aber bemercket / daß ein weiser und kluger Mann andern auch von fernen schaden könne; oder daß die Weißheit von solchem Vermögen sey / daß nichts so rauch und hart / welches sie nicht durchdringen oder bewältigen solte; ja daß sie sich unterweilen dergestalt empor schwinge / daß sie auch den Himmel selbst berühre. Dannenhero hat Claudianusdie Lanze oder den Spieß der Minervaso lang gemacht / daß er in die Wolcken zu reichen schiene.

Homerushat

gedichtet / daß die Minerva/ als sie zum Telemachusgereist / den Ulysses/ als ihren Vatter / auszuforschen / auf Erinnerung / güldne Fersen-Flügel / (von welchen wir in Beschreibung deß Mercuriusgeredet) und anders nichts / als den Spieß oder die Lantzen getragen habe. Beym Cicero/ im dritten Buch von Natur der GötterTA 1680, Iconologia Deorum, S. 134lieset man / daß eine unter den fünff Minerven/ deren er gedencket / geflügelte Füsse gehabt habe. Wann Pausaniasin Atticis, obbedeute Bildnus der Minervamit dem Sphinxbeschreibet / gibt er ihr einen langen Spieß in die Hand / und spricht / sie sey aufgericht gestanden / und habe einen Rock / der ihr bis auf die Füsse gegangen / angehabt; bey den Füssen sey ein Schild / und unten am Ende deß Spieses / eine Schlange gelegen; einige fügen annoch eine Nacht-Eule hinzu / welches dem DemosthenesAnlaß zu seinem Schimpffwort gegeben / dann als Er von den Bürgern zu Athenins Elend verjagt wurde / und nunmehro im Auszug begriffen ware / sagte Er / die Minerva/ so der Athenienser Schutz-Göttin war / pflege sich an dreyen Thieren sonderlich zu ergetzen / nämlich an der Nacht-Eule / an der Schlangen / und am Volcke / dann in selbiger Republic das Volck sehr viel vermochte. Von der Schlangen /Die Schlange ware der Minervageheiliget. wie auch von der Nacht-Eule / sage ich/ daß sie der Minervadarum geheiligt gewesen / weil man solche vor Kennzeichen der Weißheit und deß Verstands gehalten. Dannenhero man auch zu Rom/ vor den Füssen der grossen MinervaBildnis / eine zusammen gewundene Schlange ligen sahe / welche den Kopf nach dem Schilde emporhube / den die Minervaam Arm hangen hatte / wie Servius/ in Erklärung libr. II. Aeneid. Virgilii saget / da die zwo Schlangen / die den Laocoon/ samt seinen Söhnen/ umbgebracht / gerad zu nach dem Tempel der Minervageeilet / und daselbst unter dieser Göttin Füssen / und unter dero rundem Schilde sich verborgen und geschützet haben.

Habit der Minerva.Von dem langen bis auf die Füß herabhangenden Rocke der Minerva/ über welchem sie annoch ein Leibstück getragen / schreibet Herodotus/ es haben die Griechen solchen Habit von den Africanischen / am Tritonischen Pfuhlwohnenden Weibern entlehnt; und sey zwischen jenem und diesen nicht der geringste Unterschied zu finden / ausser daß der Africanerinnen Unter-Rock mit Peltz gefüttert / deß äussern Leibstückes Säume aber nicht aus Schlänglein / sondern von Leder / das in kleine Riemlein zerschnitten seyn müssen / gewesen. Das Leibstück haben sie aus Geiß-Fellen zu machen pflegen; daher sie es auch in ihrerAegis. Sprache aegida, / ἀπὸ τῆς ἀιγὸς oder die Geiß genennet. Mitten auf diese Geiß / oderGorgon. so genanntes Leibstück / pflegten sie der Gorgonin oder der MedusaHaupt zu mahlen / das an statt der Haare lauter Schlangen hatte / und die Zunge zum Maule heraus streckte / welches sie unterweilen in den Schild stachen oder eingruben / der von etlichen ebenmässig mit dem Wort oder Namen Aegis benamset wurde: dann Diodorusmeldet / solcher Schild sey vom Jupitermit der AmaltheaGeiß-Felle überzogen / und der Minervageschencket worden. Jedoch wird zum öfftern das Wort Aegis für eine Brust-Zierde genommen / welche /wie Hyginusim II Buch berichtet / von Aega/ einer Tochter der Sonne/ den Namen bekommen haben solle / diese ware von trefflicher Leibes-Weisse / welche dem Gegentheil erschrecklich anzusehen; dahero die Titanen/ dardurch unglaublich erschreckt / die Erdebaten / daß Sie ihren Leib beschatten wollte / so auch geschehen / indem sie selbigen in der Insul Cretamit einer Höle solle bedeckt haben. Als aber Jupitersich zum Krieg wider die Titanenrüstete / geschahe ihm eine Antwort / daß / wofern Er den Sieg erhalten wollte / Er sich mit dem Aegos-Fell bekleiden / und mit der GorgonenHaupte den Krieg führen sollte. Dannenhero er / nach erlangtem Siege / die übrigen Gebeine der Aegos / in ein Geiß-Fell eingewickelt / sie mit einer Seele begabt / und zum ewigen Gedächtnus unter die Sternen gesetzet; nachgehends aber hat er es / weil Er damit bekleidet gesiegt hatte / der Minervageheiligt. Virgiliusbeschreibet / im IIX Buch Aeneidos, die Waffen der Minervaalso:

Aegidaque horrificam, turbatae Pal - ladis arma
Certatim squamis serpentum, auro - que polibant,
Connexosque angues, ipsamque in, pectore divae
Gorgona, desecto vertentem lumi - na collo.
Auch schmiedten sie den Schild und Harnisch für Minerven/
Die ihren Zorn und Grimm erschrecklich konte schärffen /
Sie übergüldten alls mit sonderbarem Fleiß /
Und machten Schuppen dran / auf Drachen - Art und Weiß;
Sie setzten auch hinzu die eingeflochtnen Schlangen /
Und der Medusen- Haupt / das an der Brust gehangen
Der weisen Göttin ist. Man sah noch / was sie gab
Für Blicke / da der Kopff ihr war gehauen ab.

Virgiliusgebraucht an diesem Orte dasGorgon ein abscheuliches Thier in Lybien. Wort Gorgon, wordurch das Haupt der Medusenbedeutet wird / welches / wann mans ansahe / in einem Augenblick tödtete. Athenaeusaber schreibet / es sey in Lybienbey den Nomaden ein abscheulich Thier dieses Namens gewesen / so einem Schaaf / oder / nach anderer Meinung / einem Kalbe gleich gesehen; dieses ware dermassen gifftig / daß es andere zu ihm nahende Thiere / durch blosses Anhauchen / tödtete / ja alle umbrachte / die es zu Gesicht bekame; welches dann einige von deß MartianusSoldaten mit höchstem Schaden innenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 135worden; dann selbige / als sie es fangen wolten / so bald sie von ihm gesehen worden / niedergefallen / und deß Todes seyn müssen. Endlich haben die Innwohner solches Thier gefangen / dem Mariustodt zugebracht / und ihme dabey seine Natur erzehlet / dann sie wusten / wie man es fangen müste. Das Fell ware mit so viel - und mancherley Farben durchscheckelt / daß als es nach Romüberschickt ward / daselbst niemand errahten konte / von was für einem Thiere es wäre / dahero es auch als ein seltzames Wunderding in deß Hercules Tempelbeygelegt worden.

Proclus von Carthagobezeuget / wie Pausaniasin Corinthiis erzehlet / in seinen hinterlassenen Schrifften / daß in den Africanischen Wüsteneyen viel grausame Bestien von wunderbarer und ungewöhnlicher Gestalt gezeuget würden / wie er dann unter denselbigen wilde Männer und Weiber / auch einen Mann von dar nacher Rombringen sehen; daher Er Medusa. muhtmasset / es seye die Medusaeine von diesen Weibern gewesen / die / weil sie sich von ihren Gesellinnen verirret / endlich an den Tritonischen Morast oder Pfuhlkommen / die Einwohner daselbst hart bedrängt / und ihnen grosses Leid zugefüget / bis sie endlich vom Perseusumgebracht worden: Daß aber gesagt werde / die Minervahabe dem PerseusHülffe geleistet / sey darumb geschehen / weil die Innwohner an selbigem See der Minervagewidmet und heilig gewesen.

Die Gorgonen. Diodorusschreibet / es seyen die Gorgonenin Africadie allerstreitbarste Weiber gewesen / und vom Perseusüberwunden und bezwungen worden / nachdem er ihre Königin / die Medusa/ erlegt und umbgebracht hatte / welches vielleicht eine warhaffte Geschicht seyn mag. Die Fabeln aber berichten / wie Apollodorusin seinem eilfften Buch erzehlet / es seyen die Gorgonendrey Schwestern / unter denen allein die Medusasterblich / die andern beyden aber / als Euryaleund Sthenounsterblich gewesen / diese hätten die Köpffe mit Schlangen umwickelt / Zähne wie die Schweine / eherne Hände und güldene Flügel gehabt / mit welchen sie / wann es ihnen beliebt hätte / sich in die Lufft geschwungen / und die jenige / so sie angesehen / in Steine verwandelt; der Perseus aber habe sie schlaffend angetroffen / der Medusadas Haupt abgeschlagen / und selbiges der Minervagewidmet / weil sie ihm in dieser Sache grosse Beyhülffe gethan / indem sie ihm ihren Schild / gleichwie Mercuriusdas Schwerdt / die Fersen-Flügel und den Höllen-Helm / welcher den / so ihn trug / unsichtbar machte / geliehen: den Sack aber / worein Er das scheußliche Haupt gestossen / hat er von einigen Nymphen genommen / die ihm von den andern dreyen Schwestern der Gorgonengezeigt waren / damit sie das ihnen entnommene Aug und Zahn wieder bekämen; dann manvon ihnen lieset / daß Sie / stracks von ihrer Geburt an / alte Weiber gewesen / auch alle drey nur ein Aug und einen Zahn gehabt / deren Sie sich wechselsweise bedient hätten. Dannenhero an einem Ort in Griechenland/ wie Pausaniaserzehlt / in dem Tempel der Minerva/ deß PerseusStatua zu sehen war / wie ihm / als er in Affricareisen wollte / einige Nymphen den Helm auf den Kopff setzten / und die Fersen-Flügel anheffteten.

Von den Gorgonenmeldet die bekannte Fabel ferner folgendes: daß unter den drey überaus-schönen Schwestern / die von denen also genannten Insulen / allda sie wohnten / Gorgonesgenennet worden / Medusadie schönste gewesen / und so gar auch güldene Haar gehabt habe; Dahero Neptunus/ in sie verliebt / mit ihr in der MinervaTempel beygelegen; Uber welche Greuel-Schande die Göttin sich hefftig entrüstet / der Medusengüldnes Haar in Schlangen verwandelt / und sie sehr häßlich verstellt und abscheulich anzusehen gemacht / auch gewollt habe / daß alle / die sie hinführo ansehen würden / in Steine verwandelt werden sollten; weil aber eine solche schädliche Misgeburt der Natur / wegen deß Unheils / so sie auf dem Erdkreis anrichtete / länger nicht zu dulden / sey sie von dem Perseus/ vermittels obberührter geleisteter Beyhülff / aus dem Mittel geraumt / und ihr Haupt vom Thäter der Minervagewidmet worden / welches sie nachgehends in ihrem Schild oder Brust -Brustharnisch der Minerva. Stück getragen habe. Wann Homerusdichtet / wie die Minervawider die Trojaner sich ausgerüstet / meldet Er / sie habe diesen Brustharnisch angelegt / über dessen Ansehen einem ieden ein Grausen ankommen / diesem sey der MedusenHaupte eingefügt gewest / und habe lauter Hertzhafftigkeit / Tapfferkeit und gewaltige Bedrohungen in sich gehalten / als welche der Kriegs-Göttin / die man sonst auch die Victoriaoder Uberwindung nennet / wirckliche Kennzeichen und Eigenschafften sind. Dannenhero Pausaniasin Atticis schreibet / daß die Athenienser ihr / verstehe der Minerva/ das Bild der Victoriamit dem Haupte der Medusaauf die Brust gegraben habe; bey den Elaeern aber stehe sie ebenmässig nahe bey ihr.

Dieses alles gibt die Krafft der Weisheit und deß Verstandes zu erkennen; dann diese Tugenden durch ihre von sich strahlende Wunder-wirckungen / ihre Anschauer in grosse Verwunderung setzen / und durch dieselben gleichsam in Steine verwandeln. Dannenhero ein weiser Mann alles / was er will / erlanget / wann er seine Gemühts-Meinung durch ein sonder - und wunderbares Kunst-Stück vorzutragen weiß. Wie dann / in Ansehung dessen / das erschröckliche Medusen- Haupt / so unterweilen / wie man lieset / mit der Göttin Flor bedeckt gewesen / nicht unfüglich die Zunge herauszustrecken gedichtet wird. Jetzt bemeldterTA 1680, Iconologia Deorum, S. 631 [eigentlich 136]Der MinervenFlor / Schleyer / oder Talar.Flor oder Schleyer aber war eine Kleider-Art / die man der Götter Bildnussen anzuziehen pflegte / der hatte / wie Luctatius/ deß StatiusAusleger / schreibet / keine Ermeln / war weiß / aber mit übergüldeten Bullen gezieret / welche die edlen Matronen mit eignen Händen machten / und allezeit übers dritte Jahr zu opffern gewohnt waren. Es ward aber solcher Flor oder Schleyer bey den Atheniensern / deren Schutz-Göttin die Minervawar / gebraucht / und hiesse man gemeiniglich das Kleid also / welches sie zu Athen dieser Göttin alle fünff Jahr / mit öffentlichen Ceremonien / heiligten; Obwol Svidasschreibet / es sey kein Kleid / sondern ein Segel eines Schiffs gewest / welches man auf gewissen / dieser Göttin zu Ehren verordneten Festtägen / mit grossem Pomp ausrüstete.

Talar der Minervageopffert.Es pflegten aber auch die Alten dieser Göttin einen Talar / oder wie ichsnennen mag / ein dergleichen Ober-Kleid zu opffern / wann sie in grosser Gefahr stunden / und mit dieser Göttin sich versöhnen wollten. Dannenhero die Hecubabeym Homerus/ (nachdem sie deß HeleniSohns und Wahrsagers Raht gepflogen / und die Trojaner von den Griechen in ihrer Ringmauer eingeschlossen sahe) aus ihren kostbarsten Kleidern / einen dergleichen Talar auserlesen / welchen sie / nebst etlichen der edelsten Matronen / die sie zu Gefärten mit ihr genommen / in den Pallas-Tempelgebracht / und selbiger Göttin / durch deß AntenorsGemahlin Theanoopffern lassen: als welche damahliger Zeit alle Trojanerinnen einmühtiglich zu ehren pflegten / und also die Göttin inbrünstig baten / ihnen gnädig zu seyn. Welches Virgilius/ im ersten Buch Aeneidos, sehr schön ausgedruckt / wann Er erzehlet / daß es an den Wänden / in dem Tempel der Juno/ der zu Carthagoerbauet war / abgeschildert gewesen / dieses Inhalts:

Interea ad templum non aeqvae Pal - ladis ibant
Crinibus Iliades passis, peplumque ferebant,
Suppliciter tristes, & tunsae pectora palmis.
Immittelst sahe man / wie die Trojanerin - nen /
Mit gantz zerstreutem Haar / und hochbe - trübten Sinnen /
In langen Schauben zu den Tempel zogen hin
Der Pallas auferbaut / mit höchstbetrüb - tem Sinn.
Sie schlugen auf die Brust / Sie rissen aus die Haare /
Sie giengen ungestalt in erbarem Tala - re /
Und kratzten das Gesicht mit Nägeln grimmiglich /
Daher die Göttin auch von ihnen wandte sich.

Auf diesen Talar der Minervapflegten die Athenienser mit der Nadel den Enceladus/ oder einen andern aus den Riesenzu sticken / den / wie man sagte / die Minervaumgebracht haben solle: wiewol sie auch unterweilen einige tapffere und berühmte Kriegs-Helden darauf auszubilden pflegten. Enceladusaber praesentirte am obern Theile deß Leibes einen Menschen / und unten eine Schlange. Von gleichmässiger Gestalt sollen auch / wie die Riesen. Poeten dichten / die Riesengewesen seyn / welche die Götter zu bekriegen sich unterfangen haben. Deß CommodusGrausamkeit.Dannenhero Svidasvom Kayser Commodus/ dem grausamen und greulichen Tyrannen / erzehlet / er habe Hercules/ deß JupitersSohn / genennet seyn wollen / und deswegen auch bisweilen eine Löwenhaut angezogen / eine Keule in die Hand genommen / und also im Schertz viel Menschen darmit umgebracht. Und damit es das Ansehen hätte / als ob er für die Götter stritte / ließ er diesen elenden Menschen ihre Beine gantz krumm und gleich den Schlangen drehen / umb dardurch die Riesenvorzustellen / worauf er sie endlich am gantzen Leibe und allen Gliedern mit seiner Keule zermörselt.

Apollodorusschreibet / daß die Riesenscheußlich anzusehen gewesen / lange biß auf die Schulder herabhangende Haare gehabt / undBedeutung der Riesen. den Bart auf der Brust aufligend getragen. Ihre Unter-Theile geben uns zu verstehen / daß leichtfertige Menschen und Gottes-Verächter niemaln etwas löbliches / erbares und gerechtes / sondern in allem ihrem Thun das Widerspiel zu verrichten pflegen. Deßwegen sie nicht unbillig den Schlangen verglichen werden / die sich aus dem Staube oder von der Erden nicht emporheben / weniger aber gerade einher gehen können / sondern sich hin und her krümmen und bewegen müssen. Diese bringet / wie man sagt / die Minervaum / dann sie allzeit in der Finsternus der Unwissenheit herumb irren / und die Augen niemahls empor heben / das Göttliche Liecht zu beschauen / so denen vorleuchtet / die nach dem herrlichem und ewigem Leben streben: und dieses deutet den Beystand und die Gunst an / wormit die Minervadie jenigen würdiget / so Sie umb Hülffe ersuchten und anrufften / dergleichen Perseusund Bellerophongewesen zu seyn erzehlet werden / der von selbiger das geflügelte / gezähmte und zum reuten beqvämte Pferd Pegasuserhalten / sich drauf gesetzet / und das greuliche Wunderthier Chimaeraumbgebracht.

Dannenhero bey den Corinthiern / wie Pausaniasin Corinthiis erzehlt / ein höltzern Bild ware / dessen Angesicht / Hände und FüsseTA 1680, Iconologia Deorum, S. 137von Marmorstein bestunden / welches Sie Minerva Fraenatrixoder die Bezäumende Minerva. Minervam Fraenatricem, oder die Bezäumende Minervazu nennen pflegten; Dann sie selbige für die erste hielten / so das Pferd Pegasusgebändigt / und dem Bellerophongegeben hatte. So saget man auch / es sey Prometheus/ durch ihre Hülffe / in den Himmel gefahren / und habe von dannen das Feuer auf die Erde gebracht / wordurch er den Menschen so viel Künste gewiesen / die darum auch der Minervazugeeignet werden / weil der menschliche Verstand täglich neue Künste erfindet / und / vermittels deß Geheimnüsses deß Feuers / ausübet; dann in denenselben zwey Dinge nöhtig sind / deren das erste der Fleiß / wordurch wir das jenige / was zu thun ist / erdencken; das andere ist das Werck selbsten / nachdem es nunmehr im Verstande ausgedacht und geordnet ist; das erste wird durch die Minerva Vulcanus.bedeuet / das andere / durch den Vulcanus/ welcher in seinem Namen das Feuer vorbildet / dessen Hülffe wir fast zu allen unseren Verrichtungen gebrauchen / dann das Feuer beedes erwärmet und leuchtet; da im Gegentheil / wann unter diesen beyden eines ermangelt / man beynahe nichts rechtes verrichten und machen kan. Jedoch kan die Kunst nicht alles ins Werck setzen / was durch den Verstand erdacht und ausgesonnen worden; dann sie / mit dem Leibe verbunden / weder von ihm abweichen / noch das / so über sein Vermögen ist / thun und verrichten kan: Der Verstand aber flieget zum öfftern aus dieser Leibes-Wohnung / schweiffet nach Belieben umher / betrachtet die Göttliche und natürliche Wercke / und entwirfft deren Bilder und Formen im Gemüht und Gedancken / die er doch im Werck selbst keines weges vorzustellen weiß. Dannenhero man in denen Fabeln gedichtet / es habe Vulcanusdie Minervaniemahls zur Gemahlin bekommen können / ob er wohl aus allem Vermögen darnach gestrebet / auch vom Jupitersolches zu thun Erlaubnus gehabt.

Bildnissen deß Vulcanusund der Minervastehen beysammen.Nichts desto weniger lesen wir zum öfftern / daß die Bildnussen deß Vulcanusund der Minervain einem Tempel beysamen gestanden seyen: Welches Platoin seinem Atlantico bekräfftiget / wann er saget / daß beyde Götter zugleich Patronen der Stadt Athengewesen / dann zur selbigen Zeit nicht allein die Freyen / sondern auch alle andere Künste allda Neptunusund Minervastehen bey einander. geblühet. Also sagt man auch vom Neptunusund der Minerva/ die der Jupiterbeyde den Atheniensern vorgesetzet. Dannenhero die Athenienser in ihren Medalionen auf einer Seiten das Haupt der Minerven/ auf der andern deß NeptunusDreyzanck zu einem Zeichen einprägten: diesen nennten sie den König / jene aber die Bürgerliche Göttin; dardurch andeutende / daß die Bürgerschafft friedlich und mit Verstande müsse regiert und verwaltet werden; welches dann auch in Privat-Häusern zu beobachten nöhtig ist. ZuDer MinervaBildnus an den Tohren.welchem Ende man dann vorzeiten an die Stadt-Thore und Haus-Thüren das Bildnis der Minervazu mahlen; an den Bauer-Häusern aber den Marszu bilden pflegte / anzudeuten / daß wir den Krieg / so viel in unserm Vermögen ist / von uns kehren und abwenden sollen.

Aus gleichmässiger Ursach haben auch die Römer die jenigen Götter / so sie den schädlichen Dingen vorzustehen vermeinten / ausser der Stadt in die Vorstädte verordnet / wie von der Bellonaund dem Marszu lesen. Wiewol man sagt / es habe dieser auch einen Tempelinnerhalb der Stadtmauer gehabt / allwo Er für einen Friedens-Gott gehalten / und Quirinusgenennet worden / von welchem wir bald reden wollen / wann wir nur noch etwas weniges vom Vulcanuswerden gehandelt haben. Von diesem schreibet Eusebiusin seinem Vulcanusist der Krafft deß Feuers. Buch de Praeparatione Evangelica, Er sey die Krafft deß Feuers genennet / und ihm eine Menschen-Bildnus zugeeignet worden / auf dessen Haupte ein Himmelblauer Hut stunde / als ein Zeichen deß Himmlischen Umblauffs / allda das vollkommene reine Feuer zu finden ist; dann das / so aus dem Himmel auf die Erde herabgefallen / wird mit dieser unreinen Materie genehret / und ist folgbar selbst auchWarumb Vulcanuslahm gebildet werde. unrein. Es wird aber der Vulcanuslahm genennt / dieweil die irrdische Flamme bey uns gleichsam zu hincken scheinet; dann sie nicht gerad über sich und in die Höhe steiget / sondern zitterend und wanckend sich bald da bald dorthin beweget; welches darumb geschiehet / weil es nicht rein / sondern mit dieser groben Materie vermischet ist / und also dardurch verhindert wird / damit es nicht gerad hinauf in die oberste Oerter steigen könne.

Alexander Neapolitanusschreibet / in seinenlibris genialibus, (welches Er / meines Bedünckens / vom Herodotusentlehnt / ob Er wol in etlichen Dingen von ihm abweichet) es Vulcanusmit einer Maus in der Hand. sey in Egyptendeß VulcansStatua gewest / die eine Maus in der Hand gehalten / welcher darumb also gebildet gewesen / weil man insgemein geglaubt / Vulcanushabe einsmahls eine sehr grosse Menge Mäuse wider die Araber geschickt / als sie mit einem grausamen Kriegs-Heer in Egypteneingefallen waren / also daß sie wieder heraus und nach Haus zu ziehen gezwungen worden. Aber eben diese Sache erzehlet Herodotusalso: Als Seton/ ein Priester deß Vulcanus/ und zugleich auch König in Egypten/ einsmals von aller Miliz entblösset war / weil Er wenig sich um dieselbe bekümmerte / da ward Er von dem Arabischen König Senacheribunvermuhtet mit einem gewaltigen Kriegs-Heer überzogen. In dieser seiner grösten Noht nun / und da Er fast von iederman verlassen lebte / ließ er seinen Muht gäntzlich sincken / und legte sich aus höchster Bekümmernis / neben deß VulcanusTA 1680, Iconologia Deorum, S. 138Bildnus nieder / daselbst / als ihn der Schlaf überfallen hatte / erschiene ihm dieser Gott / der hieß ihn gutes Muths seyn / und das wenig bey sich habende Volck bewaffnen / anbey ihm gewisse Hülffe versprechend. Nachdem nun der König erwacht / sammlete Er einige wenige Völcker / ging darmit dem Feinde entgegen / und schlug sein Lager wid 'ihn auf. Deß Nachts aber fielen in der Araber Lager eine unzehlige Menge Mäuse ein / welche die Sennen von den Bögen / die Riemen von den Schilden / und andere Kriegs-Instrumenten / so aus Leder bestunden / abfrassen / eine unglaubliche Furcht unter ihnen erweckten / und sie also / in höchster Confusion und Eil / aus Egyptenzu fliehen trieben. Dannenhero deß SetonsBildnus in deß VulcanusTempel / mit einer Maus in der Hand zu sehen / und dieses Epigramma zu lesen ware: Von mir muß man die Gottseligkeit und Religion erlernen.

Hieher mag vielleicht kommen seyn / daß die Araber einen unglaublichen Haß wider die Mäuse bekommen / daß sie selbige nach der Zeit stetigs zu tödten gesucht; wie Plutarchusvon ihnen / und den Aethiopiern / wie auch den Persischen Magis erzehlet / als welche sagten / es wäre das Knirschen / so diese Thierlein durchs Nagen von sich geben / den Göttern überaus beschwehrlich und zuwider. Es ist aber / so viel mir wissend / bey keinem Scriptore, nicht die geringste Ursach vorhanden / warumb obangedeutete Zuschickung der Mäuse dem Vulcanuszugeeignet worden. Wiewol vielleicht nicht unfüglich die Trückne der Zeit und deß Erdbodens durch Ihn verstanden werdenUrsprung der Mäuse. könte; Dieweil

Pliniusim X Buche

/ vom Uberflusse der Mäuse schreibend / ihre Herkunfft den Vertrocknungen zuschreibet / dahero sie im Winter nicht mehr vorhanden sind / und weiß man bis auf diese Stunde noch nicht / wie und auf was Art und Weise eine so grosse Menge sobald sterbe / und wohin sie komme / dann man sie weder todt finden kan / noch iemand vorhanden ist / der sagen könne / daß er iemahls zur Winters-Zeit eine Maus aus der Erden gegraben.

Der Fabeln / die man vom Vulcanuserzehlt / sind mancherley / und können uns selbige viel herrliche Materien an die Hand geben / ihn auf vielerley Arten auszubilden. Damit wir aber von seinem Ursprung anfangen / so sagt man / er sey von der Junogeboren worden / Vulcanusvom Himmel geworffen. die / als sie ihn so gar ungestalt gesehen / ihn vom Himmel herab geworffen / da er auf die Aegaeische Insul Lemnosgefallen / in solchem Falle das Bein gebrochen / und also lahm worden sey. Welches die Physici vom Donnerstrahl erklären / als der ein feuriger Dampff ist / so durch den untersten Luffts-Theil / der unter allen am dicksten und dichtesten ist / auf die Erde fället; die Erde aber bildet die Junovor.

Nachdem nun Vulcanuszu seinem rechtenAlter kommen / und der von seiner Mutter erlittenen Unbilligkeit sich erinnert / hatte er ihme vorgesetzet / sich an ihr theils zu rächen / theils auch zu verhindern / daß Sie dem Herculesnicht nach ihrem Wolgefallen schaden möchte / wie solches Svidasaus dem Pindarusund Epicharmuserzehlet / schickte ihr daher zur Verehrung einen vergüldeten Sessel / worinnen sie / als Sie sich hinein gesetzt / dermassen fest anklebend Vulcanusverstricket seine Mutter die Juno geblieben / daß sie nicht wieder aufstehen / noch durch der Götter Beyhülff / aus demselben sich loßzuwircken vermocht. Dahero haben ihn die Götter allesamt höchlich gebetten / daß Er hinauf in den Himmel steigen / und seine Mutter wieder aus den Banden / worinnen sie zum hefftigsten verstrickt wäre / erlösen wollte; Er aber / weil Er keinem von den Göttern trauete / hatte anfangs dahin zu kommen sich geweigert; iedoch war Er endlich / dem Bacchussich anvertrauend / hinaufgestiegen / und hatte seine Mutter wieder gäntzlich befreyet. Solches berichtet Pausaniasauch in Atticis, wann er schreibet / daß zu Athendeß BacchusBildnus gezeiget werde / wie er den Vulcanusmit sich / seine Mutter zu erlösen / in den Himmel führet; und in Laconicis, daß zu Lacedämon/ in dem Tempel der Minerva/ der Vulcanuszu sehen seye / wie Er die Bande seiner Mutter auflöse.

Ingleichen wird Vulcanusin einer weiten Vulcanusbey der Esse. Höle stehend gebildet / da Er neben den einäugigen Riesenbey der Esse stehet / und aus Eisen allerhand Wercke schmiedet; dann die Götter / so offt sie einiger Waffen bedürfftig waren / die sie selbsten / oder auch einer ihrer Freunde gebrauchen wollte / den Vulcanusanlieffen; wie man unter andern von der Thetiserzehlet / daß sie die Waffen für ihren Sohn den Achillesbey ihme machen lassen. Also war er an deß CypselusTruhen ausgeschnitten zu sehen / wie Pausaniasin Eliacis prioribus erzehlet / da er spricht / es sey der jenige / so der Thetisdie Waffen gegeben / lahm gewesen / und einer mit einigen Schmiede-Zangen hinter ihm gestanden. So dichtet man auch / daß die Venusihre Waffen für ihren Sohn / den Aeneas/ gleichfalls von ihm gehabt habe. Wann die Poeten etwas / als sehr künstlich und schön gemacht / beschreiben wollen / sagen sie / es sey vom Vulcanusgeschmiedet worden.

Welche Erzehlungen ob sie wol fabelhafft sind / dannoch auf das jenige gar schicklich können appliciret werden / was / der Historie gemäß / Svidasvon dem Vulcanerzehlet / daß er nämlich in Egyptengeherrschet / und für einen Gott allda angeruffen worden / dieweil Er alle Scrupel / so in der Religion vorgefallen / besser als einig anderer auflösen können / und darneben ein tapfferer Kriegs-Held gewesen sey / dahero Er aus einer im Treffen empfangenen Wunde gelähmet worden. Auch soll Er der Erste gewest seyn / welcher das EisenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 139Wer das Eisen zu erst im Brauch gebracht.zu Verfertigung der Kriegs-Waffen und Bauren-Instrumenten gebrauchet. Ferner dichten die Poeten / daß Vulcanusdie Venus/ seine Gemahlin / und den Mars/ als Er Sie mit einander im Ehbruche erwischt / mit einem sehr subtilen Netz verstricket; ingleichen auch der Minerva/ wiewol allerdings vergeblich / Gewalt angelegt / und viel dergleichen andere mehr / so von ihm erzehlet werden / welche / weil sie zu Entwerffung seiner Bildnus wenig zu dienen scheinen / mit Fleiß von mirübergangen worden.

Deß VulcansBildnus.Man sagt von ihm / Er sey lahm / schwartz / garstig / rusig / wie die Schmiede zu seyn pflegen / gewesen / derohalben er billig solcher Gestalt zu bilden ist. Etliche stellen ihn nakkend vor; andere nur halb / mit abgelumpten und zerrißnen Kleidern angethan / mit einem Hut auf dem Kopff. Beym Herodotuslieset man / daß zu Memphis/ einer Stadt in Egypten/ deß VulcanusBildnus denen von den Phoeniciern so genannten Plataischen Göttern / die sie fornen auf die Schiffe zu setzen pflegten / und an Gestalt Zwärge waren / gleich gesehen. Dahero der so gebildete Vulcanusvom König Cambyses/ als Er in seinen Tempel eintratt / gewaltig verlachet ward.

Löwen dem Vulcangeheiliget.Ihme sollen / wie Aelianuserzehlet / von den Egyptern auch Löwen gewidmet / oder zugeeignet worden seyn / weil selbige feuriger Natur und Eigenschafft sind / daher dann kommt / daß sie / wegen der im Hertzen verschlossen habender Hitze / das Feuer gewaltig scheuen. Alexander Neapolitanusschreibet / daß zuHunde deß VulcansHüter. Romdie Hunde deß Vulcans Tempelverwahrt / iedoch niemaln gebellet hätten / ohne wann einer etwas zu stehlen hineingegangen sey. Im Aetnawaren / dessen Tempel und Lustwald zu verwahren / gleichfalls Hunde verordnet. Ja / auch die Obsieger und Uberwinder pflegten von beraubten Cörpern ihrer Feinde die zusammen gehäufften Schilde und andere Waffen anzuzünden / und also dem Vulcanaufzuopffern / wie Virgiliusim IIX Buch Aeneidos, den Evandereinführet / der solches gethan zu haben von sich rühmet / als er bey der Stadt Praenesteobgesiegt hatte. Welches Serviusaus der Römer Historie genommen zu seyn achtet / allda man lieset / daß Tarqvinius Priscus/ nachdem Er die Sabiner überwunden / alle ihre Waffen / dem Vulcanuszu Ehren / verbrennt habe / und daß die andern ihm hierinnen nachgefolgt. Dannenhero man alles / so dem Vulcangeopffert ward / nach gemeiner Gewonheit / zu verbrennen / oder der Flamme zu widmen pflegte.

Es war auch bey den Alten ein Opffer / welches man Protervia nennte: worbey / wie Macrobiuserzehlet / gebräuchlich war / daß alles das / so von der Mahlzeit übrig blieb / verbrennt werden muste. Dannenhero Catovom Albidius/ (deme / nachdem er all sein Vermögen durch die Gurgel gejagt / auch das Haus im Rauch aufgegangen / und was er annoch übrig gehabt / im Feuer verdorben war /) schertzweis sagte: Er habe Proterviam geopffert / was er nicht habe verthan und aufgezehrt / das sey im Feuer verdorben.

Venusund Vulcanussind einander vermählt.Man hat ferner gedichtet / es seyen die Venusund VulcanusEhgemahlen gewesen; weil der Dinge Ursprung / welcher durch die Venusvorgebildet wird / ohne die Wärme nicht zu wegen gebracht werden kan; Die Wärme aber stellet Vulcanussehr wol vor. Und aus eben dieser Ursach haben die Alten gedichtet / Marsmit der Venus. daß Marsmit der Venuszugehalten: da sie durch den Marsanders nichts / als die Hitze der Sonnen verstanden haben; obwol Aristoteleses dahin will gedeutet haben / daß die kriegerische Gemühter gemeiniglich gar sehr zur ungebührlichen Liebe geneigt seyen. Um welcher Ursach Willen die Acitani, so ein Volck in Spanien/ wie Macrobiusim ersten Buch Saturnalium erzehlet / die Bildnus deß Mars/ welche / nach Art der Sonnen / hellgläntzende Strahlen von sich geworffen / sehr heilig zu verehren pflegen. Und in Warheit / es erfordert die natürliche Vernunfft / wie eben dieser Autor saget / daß die Götter / als der himmlischen Wärme Gebärerinnen und Zeugmütter / mehr durch die Namen / als in Substantz und Wesen / von einander unterschieden seyen: dann die Hitze / oder der Eifer / so das Gemüht entzündet / und bald zum Zorn / bald zu löblichen Tugenden bewegt / auch unterweilen zu einer kurtzwährenden Unsinnigkeit Mars. treibet / woraus auch die Kriege erwachsen / ist von den Alten Marsgenennt / und für einen Gott deß Kriegs gehalten worden; wie ingleichen auch die Minerva/ welche / gleichwie man von ihr dichtet / ohne Mutter geboren worden / also auch er ohne Vatter: zumalen man in den Fabeln lieset / daß / als die Junoeine Misgunst auf den Jupitergetragen / daß er ohne sie eine Tochter gebohren / sie auch ohne sein Zuthun einen Sohn gebären wolllen. Einige sagen / sie habe unterschiedliche Blumen / welche Ihr / wie Ovidiuserzehlet / die Floragezeigt / darzu gebraucht. Andere aber beschreiben die Sache mit andern Umständen. Deß MarsUrsprung.Nachdem sie nun schwanger worden / hat sie den Marsin Thracien/ woselbsten ein wild - und kriegerisches Volck wohnete / geboren: woraus wir lernen / daß die Kriege ins gemein erwachsen aus der Begierde zu den Königreichen und Reichthümern / die durch die Junobedeutet werden.

Marsist von den Alten gantz wild / mit einem blutgierigem Angesicht / bewaffnet / in der Hand einen Spieß und Peitsche führend /Bildnus deß Mars. gebildet worden. Er ist auch bißweilen auf einem Pferde / unterweilen auch auf einem Wagen sitzend vorgestellet worden. HomerusTA 1680, Iconologia Deorum, S. 140gibt vor / es werde sein Wagen von zweyenPferde deß Mars. Pferden gezogen / deren eines der Schrecken / das andere die Furcht genennet wird. An einem anderen Orte will eben dieser Autor / daß sie keine Pferde / sondern Geferten seyn sollen; denen er auch noch den unvermuhteten ungestümmen Uberfall / den Grimm und Gewaltsamkeit beyfüget: welches ihm Statiusim VII. Buche Thebaid. nachthut / wann er den Marseinführet / wie er sich auf die Reise machet / zwischen den zweyen Brüdern / dem Eteoclesund Polynices/ Uneinigkeit und Zwiespalt anzustifften; hernach / als Er seine WaffenDeß MarsWaffen. beschrieben / (als da sind ein Helm / welcher zu brennen / und ein Donnerstahl / so ihm an statt der Kegel-förmigen Figur angefügt zu seyn schiene / ein übergüldeter Brust-Harnisch / der mit allerley erschrecklichen und furchtbaren Ungeheuren angefüllt / und ein Schild / so von einem blutigen Liechte beschienen ward) meldeter ferner / um ihn her stehe der Grimm und Zorn; das Leitseil werde durch den Schrecken regiert; vornen her gehe die Fama oder das Gerücht / als eine Verkündigerin der Warheit und Lügen; dann selbiges unterweilen aus einem Geschrey enstehet / allgemächlich zunimmet / und endlich alles erfüllet.

Fama, oder das Gerücht. Homerusnennet die Famadeß JupitersBottschaffterin. Die Alten haben Sie auch für eine Göttin gehalten / und als ein Weib gebildet / so mit einem sehr dünn und subtilen Tuche überkleidet und umgürtet / und auf einer Posaunen blasend / in höchster Eilfertigkeit bald da / bald dorthin zu lauffen schiene; Sie haben ihr auch Flügel angedichtet. Wir wollen aber Ihre aufs künstlichste vorgestellte Beschreibung aus dem IV Buch VirgiliiAeneidos hier beyfügen / dieselbe nun lautet also:

Monstrum horrendum, ingens, cui, qvot sunt corpore plumae,
Tot vigiles oculi subter (mirabile dictu)
Tot lingvae, totidem ora sonant, tot surrigit aures.
Nocte volat coeli medio, terraeqve per umbram.
Stridens, nec dulci declinat lumina somno.
Luce sedet custos, aut summi culmi - ne tecti
Turribus autaltis, & magnas terri - tat urbes;
Tam ficti, pravique tenax, quàm. nuncia veri.
Sie siehet schrecklich aus / gleichwie ein Un - geheuer /
Abscheulich groß und dick / hat Federn wie ein Geyer /
Und so viel Augen auch / als Federn / (Wunderding!)
Der Zung und Ohren Zahl ist gleichfalls nicht gering.
Die Deutung dessen ist / daß / was ihr zwee - ne sagen /
Wanns weiter kommt / noch mehr die Leu - te darzu tragen:
Da spitzet mancher dann die Ohren / und er - zehlt
Was mancher kluger Sinn bescheidentlich verheelt.
Sie fähret mit Gewäsch im Himmel und auf Erden /
Und kan durch keine Ruh und Schlaf ge - stillet werden /
Bekümmert sich nur stets umb hoh und schlechte Ding /
Und schwätzt von beyderley unheilig und gering.
Deß Tages forschet sie nach neuverloffnen Sachen;
Und wenn sie was erschnappt / kan sie sich lustig machen.
Zuweilen setzt sie sich hoch auf die Giebel hin /
Und bildet / weiß nicht was / sich ein in ihrem Sinn;
Erschrecket Land und Leut mit ihren der - ben Lügen /
Und redet Eitelkeit / die nirgend zu was - gen /
Ist überdem was falsch / ja wol so sehr er - picht /
Und schwatzts den Leuten ein / als was sie wahres spricht.
Dieselbe füllte nun mit manchen Plaude - reyen
Der Leute Sinn und Mund / und kunte sich erfreuen /
Daß für sie wiederumb was neus vorhan - den war /
Sie macht es überall gar laut und offen - bar /
Mischt wahr und Lügen ein.

Diese pfleget nicht allein traurige / sondern unterweilen auch fröliche und glückliche Zeitungen zu bringen: dannenhero die AltenZweyerley Fama. zwo Famasoder Gerüchtegemacht: die Böse bildeten sie mit schwartzen Flügeln / nach dem bewusten Vers deß Claudianuswider den Alaricus:

Famaque nigrantes succincta pavo - ribus alas.
Dem Gerüchte Furcht und Schrek - ken
fliegend an der Seiten stecken.

Diese Flügel bilden einige den Fledermaus-Flügeln gleich. Die Fama, oder das Gerüchtenun solle / wie sie sagten / vor deßTA 1680, Iconologia Deorum, S. 141 MarsWagen hergehen; dieweil man im Anfang deß Kriegs mehr zu reden pfleget / als nachmahls zu erfolgen befunden wird. Diese entzündet die Gemühter zu beyden Theilen mit dem gewaltigsten Zorn-Feuer / welches gemeiniglich Iraoder der Zorn. im Krieg die Oberhand hat. Der Zorn aber ist / wie Senecasaget / der allerhefftigste Gemühts-Affect / angesehen er nicht allein die Vernunfft verstöret / und aus ihrem Sitze treibet / sondern zum öfftern auch den Leib gewaltiglich verändert; dann wie ietzterwähnter Senecaund Ovidiusbezeugen / so bläset sich das Gesicht der erzürnten Personen auf / wird feurig / und fangen die Wangen an zu funckeln. Ja es zeiget sich ein Zorniger unterweilen so erschrecklich / daß er eben einen so grossen Schrecken / als der MedusaHaupt verursachet. Ichhab aber allhier einen zornigen Menschen mit Fleiß beschreiben wollen / weil ich bey den Alten nirgend einige Bildnus deß Zornsgefunden habe / also daß einer / der solchen abmahlen wollte / nur die Bildnus eines recht zornigen Menschen entwerffen und ausdrucken könnte.

Furoroder der Grimm.Der Grimmist gleichfalls ein Zorn / der aber aufs eusserste und in höchstem Grad sich angefeuret. Diesen pflegten die Alten mit einem schrecklich - und mit Blutbesprengtem Angesicht zu bilden / Er saß auf Brust-Harnischen / Schildern / Helmen / Schwerdtern und andern Waffen / knirschete mit den Zähnen / und waren ihm die Hände auf den Rücken mit Ketten gebunden / dann also beschreibet ihn Virgiliusim I Buch Aeneidos, und will / er sey in deß Janus Tempelverschlossen gewesen. Eben diesen hat Petronius Arbiter/ wann er den Bürger-Krieg beschreibet / vorgestellet / wie er wieder von seinen Banden frey gewesen.

Vier Pferde vor dem Wagen deß Mars.Damit wir aber wieder zum Marsumkehren / so haben einige vor dessen Wagen vier Pferde geordnet / welche Feuer aus den Naslöchern geschnaubet. Isidorusgedencket / es sey der Marsunterweilen mit entblößter Brust abgebildet worden; weil alle die jenigen / so in Krieg gehen / es mit einem solchem Gemühte thun müssen / daß sie den steifen Vorsatz haben / mit unverzagten Hertzen allen Gefahren männlich entgegen zu gehen.

Von den Scythen lieset man beym Herodotus/ daß / ungeachtet sie viel Götter verehret / sie dannoch keinem / ausser dem Mars/ weder einen Tempel oder Altar / noch Statue aufgerichtet / allen aber auf einerley Art und Weise geopffert hätten / welche Opffer-Art oder Weise / weil sie sehr wunderbar / ich allhier erzehlen muß. Das Opffer-Thier wurde mit den vördern Füssen zusammen gebunden / darauf der hinter ihm stehende Priester selbigem einen harten Streich auf den Kopf gab: wann es nun gestreckt allda auf der Erden lag / ruffte Er deß Gottes Namen an / welchem er dasThier opfferte: warff ihm alsdann einen Strick umb den Hals / rädelt und drähete solchen mit einem Stock zusammen / und erstickte es also folgends. Nachdem ers aber ausgeschunden / und zerstückt hatte / schüerte er von dessen Gebeinen (dann die Scythen grossen Mangel am Holtze haben) ein Feuer an / und legte es darauf zu verbrennen; unterweilen aber pflegte er das Fleisch in Tiegel / unterweilen auch wol in deß Opffer-Thiers Magen zu stossen / und also muste ein solch Opffer selbst die Materie zum Feuer dargeben / und in sich selbsten sieden und gar werden. Wann diß geschehen / stellte Er das Opffer erst dem Gott / welchem es vermeint war / auf dem Altar vor.

Opffer deß Mars.Unter den Schlacht-Opffern war das vornehmste ein Pferd / welches sie insonderheit dem Marsaufopfferten. Dessen Tempel / der öffters durch anhaltendes Regen - und ander ungestümmes Wetter eingieng / reparirten sie jährlich folgender Gestalt: Sie führten alle mit einander eine grosse Menge Reißholtz zusammen / machten einen viereckichten Hauffen daraus / welcher auf dreyen Seiten hoch / auf der vierdten aber so niedrig war / daß man von dar füglich bis in die Mitten hiauf steigen konte / allwo ein Sebel lag /Bildnus deß Mars. den sie für deß MarsBildnus hielten / und solchem für allen andern Göttern den grösten Dienst bezeigten.

Die Innwohner deß steinigten Arabiensbildeten / wie Svidaserzehlet / den Marsfolgender Gestalt: Sie pflegten einen schwarzen / viereckichten / wie auch vier Schuch hoch / und zwey Schuch breiten Stein wol zu behauen / ihm weiter keine andere Form zu geben / und ihn also für die Bildnus deß Marszu verehren. Statiushat in seinem VII. Buch Thebaid. den Pallast und den Tempel deß Marsbey den Thraciern folgender Gestalt ausgebildet und beschrieben:

Ferrea compago laterum, ferro ar - cta teruntur
Limina, ferratis incumbunt tecta columnis.
Laeditur adversum Phoebi jubar, ipsaque fedem.
Lux timet, & durus contristat sidera fulgor;
Digna loco statio. Primis salit Im petus amens
E foribus, coecumque Nefas, Iraeque rubentes,
Exsanguesque Metus; occultique ensibus astant
Insidiae, geminumque tenens Dis - cordiaferrum.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 142
Mit festem Eisen sind die Ziegel eingefü - get /
mit Eisen fest gemacht fast alle Schwel - len sind /
der Ercker und das Dach auf eisern Seu - len lieget:
Die Sonne leidet drob / wann sie sich gegen findt /
Es scheint / ob fürcht ihr Liecht das Schim - mern dieser Zinnen /
ein hartes Blitzen hält der Sternen Flin - kern innen.
Der Platz ist dessen wehrt. Aus denen er - sten Thüren
der tolle Anlauf rennt / und blindes Bu - benstück.
Hernacher pflegt die Reyh der rohte Zorn zu führen /
und Furcht / in der das Blut geloffen ist zurück.
Die Hinterliststeht da / mit dem verborg - nen Eisen /
und Zwietrachtpfleget auch ein doppelt Schwerdt zu weisen.

Von der Zweytracht.

Discordiaoder Zweytracht. PLATTE P.DIe Zweytrachthaben die Alten unter die jenige Götter gesetzt / welche sie zwar verehrt / iedoch mehr das Böse von ihnen abzuwenden / als in Hoffnung etwas guts von ihnen zu erlangen: dann wo sich diese aufhielte / sagten sie / von dar pflegte sie von Stund an allen Frieden / Ruh und Einigkeit auszujagen; Dannenhero man gesagt / es habe Sie Jupiteraus dem Himmel verstossen. Von dieser dichtet man / daß / weil Sie auf deß Peleusund der ThetisHochzeit / dahin doch alle andere Götter und Göttinnen zusammen kommen / nicht geladen worden / sie deßwegen einen solchen Haß gefaßt / daß Sie einen Apffel mitten unter Sie hineingeworffen / über welchem hernach sehr grosse Uneinigkeiten unter den Göttern entstanden / und endlich der herrlichen Stadt TrojenUntergang erfolget sey. Man hat Sie vor Alters in Gestalt einer Furiegebildet /

--- --- Et discordiademens
Vipereum crinem vittis innexa cru - entis.
= = = = = = Die Zweytracht/ dero Haar
mit Schlangen schrecklich umb und umb ge - flochten war.

Aristidessagt / in einer Oration an die Rhodier / es stehe ihr der Kopff rücklings / habe blaue lefftzen / schielende und aufgeschwollene Augen / (aus welchen ihr ohne Unterlaß eiterige Thränen in grosser Menge fliessen) sey unruhig mit den Händen / führe inwendig gegen das Hertz ein Schwerdt / und stehe auf subtilen krummen Füssen / und seye endlich mit Finsternus und Dunckelheit / als mit einem Garn / umbwickelt. Pausaniasschreibet in Eliacis prioribus, esseyen an deß CypselusTruhe Ajaxund Hector/ wie sie in Gegenwart der Zweytrachtgestritten / eingegraben gewesen; da dann diese in Gestalt eines abscheulichen Weibs gebildet zu sehen ware. Weiter aber sagt er nichts von ihr; erkläret auch nicht / auf was Art und Weise sie Caliphon Samiusdarvon abgesehen / und in der Diana Tempelzu Ephesusgemahlet habe. Allwo Er auch den Krieg weit von der Griechen Schiffen ausgedrücket / wie ebenmässiger Autor am ietztberührtem Orte gleichfalls bezeuget. Aber unter allen hat sie keiner besser und lebendiger entworffen als Petronius/ dieses Inhalts:

Intremuere tubae; ac scisso Discor - diacrine
Extulit ad superos stygium caput, Hujus in ore
Concretus sanguis, contusaque lu - mina flebant,
Stabant irati scabra rubigine den - tes,
Tabo lingva fluens, obsessa draconi - bus ora,
Atque inter toto laceratam pectore vestem,
Sanguinea tremulam quatiebat lam - pada dextra.
Die Tromten thönten schon; Die Zwey - trachthebt empor
das Teuffel-schwangre Haupt mit gantz verwirrten Haaren;
in derer Munde man geronnen Blut sieht fahren /
die Zähren rinnen aus zerstoßnen Augen vor.
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel P. (nach S. 142)
[figure]

G. C. Eimmartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 143
Die Zähne knirschen laut mit rohten Rost beschmirt /
die Zung fliesst Eiterreich / den Mund besi - tzen Drachen;
Sie fing in ihrem Kleid ein Schütteln an zu machen
mit einer Lampe / die voll Blut die Rechte rührt /

Wir wenden uns aber wiederumb zu der Tempel-Beschreibung deß Mars/ die wir aus dem Poeten Statiusnehmen wollen:

Innumeris strepit aula Minis: tri - stissima Virtus
Stat medio, laetusque Furor, vultuque cruento
Morsarmata sedet: bellorum solus in aris
Sanguis, & incensis, qui raptus ab urbibus, ignis:
Terrarum exuviae circum, & fasti - gia templi
Captae insignibant gentes, caelataque ferro
Fragmina portarum, bellatricesque carinae,
Et vacui currus, protritaque curri - bus ora.
Poenae etiam, Gemitusque adeo, Vis omnis, & omne
Vulnus ubique ipsum, sed non us - quam ore remisso
Cernere erat.
Die Hofstatt rauscht vom Trutz: die Tu - gendsteht betrübet
in dessen Mittel-Punct. Froh ist die Ra - serey/
im Harnisch sitzt der Tod/ der rauhe Minen giebet:
Dort ligt vor dem Altar das Blut und Feur-Geschrey /
die Beuten von der Erd; von Tempeln Spitzen ligen /
die zeigt das arme Volck. Viel ausge - brochne Stück
von Thoren fester Plätz / und Schiff aus Meeres-Kriegen /
und leere Wägen / die erobert das Ge - lück /
Die Straff / das Leid-Geheul / Gewalt und alle Wunden /
diß alles wird zur Gnüg in diesem Haus ge - funden.

Pausaniaserzehlet in Laconicis, daß die Lacedaemonier die Statue deß Marsmit Banden gefesselt bey sich gehabt / und sich eingebildet /sie hätten auf solche Weise den Kriegs-Gott allezeit bey sich / durch dessen Schutz sie ihre Feinde iederzeit überwinden könnten. Welches bey vielen andern Nationen ebenfallsDie gebundene Götter. gebräuchlich war: dann man von den Römern lieset / daß Sie einige Bildnussen gefässelt / und zwar insonderheit der Götter / in welcher Schutz die Stadt war; dann aus der fast unzehlbaren Anzahl der Götter / welche die Alten ehreten / erwehlte ihr iedwede Stadt einen oder zwey insonderheit / die Sie Schutz-Götter nennten / welche zu beleidigen sich auch die Feinde selbsten scheueten. Dannenhero wann sie eine Stadt belägert hielten / sie derselben Schutz-Götter rufften / und mit einem gewissen vom Priester abgefassten Gebete an sich zogen / hierdurch anzudeuten / daß sie wider die Götter / so die Stadt zu beschützen geordnet wären / keinen Krieg im Sinne hätten. Die Römer haben ihres Schutz-Gottes Namen nicht wissen wollen.Und aus dieser Ursach haben die Römer ihres Schutz-Gottes Nahmen nicht wissen wollen / damit er nicht von den Feinden hinausgeruffen / sie verlassen möchte. Derohalben / da Virgiliusim I Buche Georgicorum, die Vestadeß Tiberstrohmsund der Stadt RomHüterin und Bewahrerin nennet / Serviusdieses für eine Poetische Redens-Art hält / und nicht will / daß man meinen soll / es sey dieselbe warhafftig der Stadt Rom Schutz-Göttin gewesen; dieweil aufs höchste verbotten war / solchen Namen iemand zu offenbahren / auch einer von den Tribunis am Leben gestrafft worden / daß Er solchen zu nennen sich erkühnt hatte.

Damit aber die Schutz-Götter / wann sie geruffen würden / nicht etwan von ihnen hinaus wichen / haben sie dieselben zu fesseln und anzubinden pflegen; immassen Q. Curtiusvon Apollobey den Tyriern an deß HerculesAltar gebunden. den Tyriern erzehlet / daß sie deß Apollo/ als ihrer Stadt Obersten oder vördersten Gottes Bildnis / mit güldenen Ketten an deß HerculesAltar fest gemacht / weil ihre Stadt unter seinem Schutz war / damit / im Fall er etwan gewillt wäre / die Flucht zu ergreiffen / er vom Herculesgehalten werden möchte: Dann als Alexander Magnusdie Stadt belägert gehalten / war einem Bürger im Schlaf vorkommen / wie selbiger sich auf die Flucht gerüstet hätte. Diesem scheinet auch dasjenige beyzustimmen / so bey den Atheniensern zu sehen war; dann dieselbigen / wie Pausaniasin AtticisDie Victoriaoder Siegs-Göttinohne Flügel erzehlet / die Victoriaoder Siegs-Göttinohne Flügel hatten / damit Sie nämlich nicht von ihnen wegfliegen mögte. Diese hielte / wie Heliodorusmeldet / in der Rechten einen Granat-Apffel; in der Lincken aber einen Helm.

Die Römer hingegen hatten ihr / wie Liviusschreibet / damit Sie desto lieber bey ihnen bleiben möchte / beym Capitolio/ in deß grossen Jupiters Tempeleinen Sitz gegeben / und zwar umb diese Zeit / da Hieron/ der König inTA 1680, Iconologia Deorum, S. 144 Sicilien/ nach der Cannenser Schlacht / ihnen eine güldene Victoria/ nebenst annoch andern Dingen mehr / zur Verehrung überschickt; sie aber alles / ausgenommen die Victoria/ die sie für sich als ein gutes Zeichen ausgedeutet / wieder zurück gesandt. Diese ward von den AltenBildnus der Victoriamit Flügeln gemeiniglich geflügelt / und zwar liegend / in Gestalt einer schönen Jungfrauen gebildet / in der einen Hand hatte Sie einen Lorbeer - oder grünen Oehlzweig-Krantz / in der andern aber einen Palm-Zweig / wie sie in Schau - oder Gedächtnus-Münzen und alten Steinen zu sehen ist: iedoch ist sie unterweilen auch nur mit einem Krantz / unterweilen allein einen Palmzweig haltend zu sehen. Die Römer haben ihr bisweilen einen Lorbeer-Zweig in die HändeDer Lorbeer-Baum ist ein Kennzeichen der Victori. gegeben / dann sie diesen für ihr Kennzeichen hielten / und ihn mit Buchstaben von Lorbeerbaum-Holz / wordurch nämlich die Victoriaangedeutet ward / zusammen fügten. Ingleichen pflegten sie auch / wann ein öffentlich Freuden-Fest über einen neulich-angekündigten Sieg gehalten ward / die Blätter von diesem Baum in deß grossen JupitersSchos zu werffen. Auch liessen die / so im Triumph einzogen / sich mit den Lorbeer-Zweigen umbkränzen.

Die Egypter deuteten / vermittelst ihrerAdler ein Siegs-Zeichen. Hieroglyphischen Buchstaben / die Victoria/ oder Siegs-Göttin unter einem Adler an; weil dieser Vogel alle andere Vögel in Stärke überwindet und besieget. Dannenhero vielleichtFahnen der Römer. mag kommen seyn / daß die Römer in ihren Fahnen zum öfftern einen Adler ausgebildet; Wiewohl Sie auch bißweilen einen Wolf (weil dieses Thier dem Marsgeheiligt) und den Minotaurus/ vorgestellet / umb dardurch anzuzeigen / es müsse eines Generals Rahtschlag allen andern also verborgen seyn / als der Minotaurusim Labyrinth verborgen gelegen. Ja auch eine Sau pflegten sie in ihren Fahnen zu führen; dieweil ohne dieses Thier sie weder Bund noch Frieden zu machen gewohnet /Gebrauch der Alten bey den Friedens-Verträgen. worinnen sie diesen Gebrauch hatten: Wann ietz und beyder Theile oder Parten Gesandten zusammen kamen / schlug der Herold / nach abgefassten und verlesnen Friedens-Pacten / die Sau-Mutter mit einem Kieselstein / und tödtete sie / den Jupiteranbey anruffend / daß er den jenigen also schlagen wolle / welcher die Articul deß vest-gemachten Bundes oder Friedens nicht halten würde.

Man lieset auch / daß die Römer vorzeiten ein Büschelein Heu an die Spitze eines Spiesses gebunden / und solches an statt einer Fahne oder Paniers gebraucht haben / ingleichen auch die aufgethane Hand und ein Seegel / welches sie Labarum, oder eine Standarte zu nennen pflegten. Ja / auch Pferd - oder Ochsen-Figuren wurden auf ihren Fahnen bezeichnet gesehen. Jedoch gebrauchten Sie sich dieser Fahnen ins gemein / wann sie in ihrem Lager stunden; wann aber ein TreffenDie kriegende Römer führten einen Adler in ihren Fahnen.vorgehen sollte / führten sie einen Adler; weil sie diesen / wie Josephusmeldet / für ein Herrschaffts - und gutes Glücks-Zeichen hielten. Dahero man beym Justinuslieset / daß / als sich ein Adler auf deß Jungen / und ietzt seinen ersten Feldzug verrichtenden HieronsSchild niedergelassen / die Vogelgeflügs-Deuter ihm propheceyet / es würde ihme dadurch ein Königreich verkündiget; inmassen dann auch warhafftig also geschehen / unangesehen Er von schlechten Eltern entsprossen war.

So hat auch Cyrus/ wie Xenophonin der Beschreibung von seiner Unterweisung erzehlet / einen güldnen Adler mit ausgestreckten Flügeln oben auf seinem Wurff-Spiese geführt / worinnen ihm die folgende Persische Könige nachgeahmet. Pausaniaserzehlet in Laconicis, es seyen in dem / bey den Lacedämoniern / befindlichen Tempel deß Jupiterszween Adler zu sehen gewesen / deren ieder ein Victorien- Bild getragen / so vom Lysander/ wegen deß zweifachen Siegs / welchen er über die Athenienser erlangt hatte / dahin gewidmet worden. In dem berühmten Schau-Spiel / welches Ptolemaeus Philadelphus/ nach deß AthenaeusZeugnus / vorgestellt / sahe man zwey geflügelte Victorien/ mit solchen Kleidern angethan / worein allerley Thiers-Gestalten gewirckt / und sie selbsten mit mancherley güldnen Zieraten geschmückt waren / die trugen güldne Rauch-Pfannen / so auf Art der Epheu-Blätter sehr künstlich gemacht (vielleicht weil sie dem Bacchusdamahliger Zeit dieneten) und tratten also hinan zum Altar / der mit güldnen Epheu-Zweigen ausgezieret war.

Die vom Claudianusbeschriebene Victoria. Claudianusbeschreibet / in den Lobgedichten deß Stilicons / die Victoriamit allerhand Siegszeichen gezieret / und giebt ihr einen grünen Palmzweig in die Hand / und hefftet ihr Flügel an die Achseln / welche den ungewissen Ausgang deß Kriegs bedeuteten: Dann die Victoria/ so anitzo auf dieser Seite zu stehen scheinet / weichet bald auf die andere / und pfleget öffters dem ietzt Uberwundnen wiederumb über sich zu helffen / ihme neue Kräfften zu geben / und deß Obsiegers Gedächtnus bey den Nachkommen im Flor zu erhalten; eben wie der Palmbaum / iemehr er gedruckt wird / ie mehr und stärcker er nach der Höhe trachtet / und der druckenden Last widerstrebet: das Holtz dieses Baums faulet nicht / wie andere Bäume / und werden die Blätter überaus lange grün erhalten.

Dieweil aber deß Kriegs Ausschlag zweifelhafftig zu seyn pfleget / hat man die Victoriadie Gemeinsame Göttin genennet / nicht anders / als ob sie den jenigen / welcher am meisten Fleiß anwendete / in der Mitte zu umfangen pflege / ihn auf solche Weise zu sich zu ziehen. Aus eben dieser Ursach ist auch Marsder Gemeinsame genennet worden; weil überwundenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 145werden / oder überwinden können / beyden Theilen gemein ist. So lieset man auch / daß die Victoriagewaffnet / frölich von Angesicht / jedoch mit Staub und Schweiß beschmutzt / abgebildet gewesen / auch den Raub und die Gefangene den Obsiegern mit blutigen Händen dargereicht habe. Diese hat Prudentius/ wann er den Symmachusund alle / die sie verehrten / verlachet / also beschrieben:

Vincendi quaeris dominam? sua dextera cuîque est,
Et Deusomnipotens, non pexo cri - ne Virago,
Non nudo suspensa pede, strophioque recincta,
Nec tumidas fluitante sinu vestita papillas.
Suchst du das Sieges-Glück? eim jeden seine Rechte /
und GOttder grosse ists. Nicht jenes Haar - Geflechte
Der Heldin / nicht das Bild / so bloß am Fusse schwebt;
nicht die / der eine Wartz gantz nah am Schosse bebt.

Die Römer opfferten dem Marsein Pferd.Wir wenden uns aber nunmehr wieder zum Mars. Diesem opfferten die Römer das jenige Pferd / so im Lauff das vörderste gewesen / oder den Sieg erhalten hatte; dardurch auzudeuten / daß sie den erhaltenen Sieg dem Marszuschrieben; obwol einige vorgeben / es sey solches geschehen / die allzu grosse Geschwindigkeit zu straffen / dann diese der Uberwundenen höchste Zuflucht ist: wormit sie anzeigten / daß man auf die Behendigkeit der Beine keines wegs sich verlassen solle.

Thiere dem Marsgeheiligt.Dem Marssind auch noch einige andere Thiere / entweder als Opffer / oder als Geferten zugeeignet worden / als da sind der Hund / und der Wolff / die seinem Bilde beygefügt werden können; jener zwar / weil er unter allen zahmen Thieren / wie Pausaniasschreibet / das grimmigste und tapferste ist / dieser aber / weil er an Schärffe der Augen die andere alle übertrifft / also daß er auch bey Nacht sehen kan; wodurch ein Kriegs-General erinnert wird / daß er sehr vorsichtig seyn müsse / wann er nicht durch der Feinde Hinterlist wolle verleitet werden: oder aber / weil er rauberischer Art und blutgierig ist; welches auf den Gott deß Kriegs sich füglich appliciren lässt. Dem auch aus den Vögeln der Hahn gewiedmet worden / um dardurch die Wachsamkeit anzudeuten / so bey den Soldaten billig solle gefunden werden; oder / wie man / nach deß LucianusZeugnus / in den Fabeln lieset / weil Alectryon/ ein Kriegsmann / der dem Marssehr lieb gewesen / in einen dergleichenVogel verwandelt worden / weil er die ihm von dem Marsanbefohlne Schildwacht nicht wol beobachtet / als er nemlich mit der Venusbeygelegen / also daß / da sie sich nichts übels versehen / sie Vulcanusbeede erwischt / und in einem gar zarten Netze gefangen habe.

Der Geyer ist dem Marsgeheiliget.Es wurde ferner der Geyer dem Marsgeheiligt; dann weil er sich von todten Cörpern zu nähren gewohnt / folget er den Lagern nach / nachdem er durch die Natur gelehrt worden / daß selbige zum Morden und Würgen zusammgeführt werden: ja / es sollen die Geyer / wie

Pliniusim X. Buch

schreibet / drey oder zwey (einige wollen gar sieben) Tage zuvor an dem Orte zusammen fliegen / wo eine Schlacht gehalten werden solle. Dannenhero vor Alters die Könige vor dem Treffen sich erkundigten / in welchem Lager man am meisten Geyer antreffe; und hieraus pflegten sie zu muhtmassen / wohin sich der Sieg neigen würde.

Specht dem Marsgeheiligt.Unterweilen wird dem Marsein Specht beygemahlet; welches auch die Ursach / daß der Specht der Martialische zugenennt worden; oder / weil / gleichwie dieser Vogel mit seinem Schnabel auch das allerhärtste Holtz durchbicket / und endlich aushölet / also auch die Kriegsleute / durch allerhand Werckzeuge / die[ Mauren] der Städte beschiessen / und endlich über einen Hauffen werffen; oder / weil ihnen in den Weissagungen aus dem Vogelgeschrey die vornehmste Stelle gegeben worden / auf welche die Soldaten überaus genaue Achtung gaben; ja / es hiengen fast alle Menschen vor Alters so gar daran / daß nichts weder offentlich noch heimlich ohne Beobachtung deren angefangen wurde.

Gras dem Marsgeheiligt.Unter den Bäumen hab ich noch keinen gefunden / der dem Marswäre geheiliget worden: jedoch lieset man / daß ihm das Gras gewiedmet gewesen; vielleicht weil / wie Buccatiusschreibet / dasselbe gemeiniglich in weiten und breiten Oertern wächset / da man ins gemein die Läger zu schlagen pfleget: wie dann auch bey den Römern keine Kräntz oder Kronen für ansehnlicher gehalten wurden / als die man aus Gras gemachet / wormit derjenige verehret wurde / welcher das Kriegsheer aus der äussersten Gefahr erlöset hatte.

Nun hab ich vom Marsweiter nichts zu sagen / ausser daß ich das offentliche Fest / so zu Paprimide, einem Egyptischen Städtlein / diesem Marszu Ehren gehalten ward / mit Stillschweigen zu übergehen nicht vor rahtsam gehalten. Selbiges nun wird vom HerodotusDeß MartisFest.also vorgestellet: Wann der Tag dieses Festes erschiene / pflegten die benachbarten Einwohner in grosser Menge nach der Stadt zu kommen: etliche der Priester waren in dem TempelTA 1680, Iconologia Deorum, S. 146mit Opfern / bey den Altären sehr beschäfftigt; andere kamen vor den Thoren mit höltzernen Keulen zusammen; wider welche die / so auf das Fest kommen waren / mit Stecken fochten / und trachteten deß MartisBildnus / so in einem verguldeten Tabernacul beschlossen / auf einem Wagen stunde / in den Tempel einzuführen; weil sich aber die Priester gewaltig darwider setzten / entstunde unter ihnen ein ziemlicher Streit / also daß sie einander mit ihren Stecken tapfer herumschmissen / bis endlich die / so draussen waren / die Wächter wegtrieben / und den Wagen hinein schoben. Und obwol viel mit Stecken und Keulen gewaltig geschlagen wurden / lieset man doch nicht / daß jemals einiger darüber gestorben oder erschlagen worden. Die Ursach dieser lächerlichen Gewonheit solle diese gewesen seyn / weil nemlich Mars/ da seine Mutter in diesem Tempel gewohnet / als ihr nunmehr erwachsner Sohn / in Willens sich mit ihr zu vermischen / dahin kommen / und aber von den Priestern / so / ungeachtet sie ihn nicht kenneten / einen Argwohn hatten / hieran gehindert worden: Gleichwol sey er / nachdem er aus dem benachbarten Städtlein mit Mannschafft sich ziemlich verstärckt gehabt / bald hierauf wiederkommen / habe die Priester übel empfangen / sey in den Tempel eingedrungen / und habe seine Mutter zu schänden keinen Scheu getragen. Ob diese Fabel etwas Geheimes in sich halte / ist mir unbewust; gewiß ists / daß Herodotusvon der Bedeutung derselben nichts gemeldet.

Fast dergleichen Gewonheit wird von ihm in der MinervaTempel gebräuchlich zu seyn gemeldet; welche wir zu erzehlen nicht Umbgang nehmen können / aufdaß / gleichwiewir von derselben die Handlung dieses Bildes angefangen / wir sie auch mit ihr enden mögen. Es verhielte sich aber dieselbe folgenderFest der Minerva. Gestalt: Es pflegten um den Tritonischen Sumpf/ der in Affricaligt / jährlich auf einem gewissen Tag alle Jungfrauen an einem Orte selbiger Landschafft zusammen zu kommen / allda sich in zween Hauffen zu theilen / und mit Stecken und Steinen tapffer aufeinander loszuschlagen und zu werffen; welche sich nun hierinnen / der übrigen Urtheil nach / am tapffersten erwiesen / die ward von den andern abgesondert / mit Kriegswaffen angethan / auf einen Wagen gesetzt / und mit grossem Pomp um den Sumpf herum geführt: die aber in diesem Treffen geblieben waren / und das Leben eingebüsset hatten / wurden in Verdacht gehalten / als ob sie ihre Ehre nicht beobachtet hätten / und deßwegen durch Verordnung der Minervaumkommen wären / Minervaeine Jungfrau. dieweil nämlich selbige allzeit eine Jungfer solle geblieben seyn; angesehen die wahre Weisheit / welche die Minervavorbildet / niemals einigen Mackel gehabt / sondern jederzeit rein und unbefleckt verharret. Derhalben in der MinervaTempel lauter reine Opfer / als da sind die Lämmer / ein weisser Stier / und eine junge Kuh / die noch nie unters Joch kommen war / mit überguldeten Hörnern / gebraucht werden musten; um hierdurch anzuweisen / daß die Jungfrauschafft nicht unter das Joch der Unkeuschheit gebracht werden solle / sondern rein und unbeflecket bleiben müsse.

Bacchus.

Bacchus. PLATTE Q.OBwol aus denen Historien offenbar / daß Bacchusein sehr tapfferer Kriegs-General gewesen / der viel Nationen durch seine Waffen überwunden; so ist er doch nicht so sehr wegen seiner herrlichen Thaten von den Alten berühmt / als daß man ihn vor einen Erfinder deß Weins gehalten. Dannenhero er auch für einen Gott geehret / und nicht allein Bacchus/ sondern auch Dionysius/ Liber Pater/ Lenäus/ Lyäusgenennt worden; mit welchen Namen die Alten die unterschiedliche Wirckungen deß Weins in uns ausgedruckt / wie wir nachgehends bey Gelegenheit erzehlen wollen.

Sein Bildnus hat man vor Alters auf unterschiedene Weise vorgestellet; dann er unterweileneines Knaben / bisweilen eines Jünglings / öffters auch eines alten Manns Gestalt präsentirte; bald wurde er nackend / bald mit Kleidern umhüllet gesehen; ingleichen hat man ihn bisweilen mit einem Wagen / bisweilen auch ohne Wagen vorgestellet. Dahero Philostratusin der AriadnaBildnus schreibet / es sey Bacchusdurch viel Merckzeichen zu erkennen gewesen; dann der Epheu-Krantz mit seinen Beerlein / wie auch die zwey Hörner / so aus denen beyden Schläfen hervor zu wachsen scheinen / ingleichen ein Leopard / so darneben steht / den Bacchusanzudeuten Bacchusfür den Wein genommen. pflegen. Und diese Dinge allesamt haben ihr Absehen auf die Natur deß Weins / als der unter deß BacchusNamen von den Poeten vorgebildet wird; weil sie ihn / wie kurtz vorher gedacht worden / für den Erfinder deß WeinsTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel Q (nach S. 146)

[figure]

Sandrart.

S C M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 147gehalten haben / als welcher den Menschen gezeigt und gewiesen habe / wie sie die Trauben von den Stöcken abschneiden / und den Safft daraus pressen solten / welcher nicht allein wol schmecken / sondern auch denen / so ihn mässig trincken würden / zum Nutzen und der Gesundheit gedeyhen würde: gleichwie er im Gegentheil denen / so ihn übermässig gebrauchen wolten / den grösten Schaden zu verursachen pflegte: welches auch die Alten durch mancherley deß BacchusBildnussen vorgestellet; dann daß sie ihn nackend gebildet / darmit haben sie uns lehren wollen / daß der Wein und die Trunckenheit / die vorher mit höchstem Fleiß verborgene Warheit offenbahre und an Tag bringe; dannenhero man im Sprichwort zu sagen pfleget / die Warheit liege im Wein / inmassen wir auch droben / als wir vom Dreyfuß gehandelt / erwehnt haben.

Warum der Bacchuskahlköpfig.Und was bedeutet doch auch eben desselben Statua anders / wann sie einen alten Greissen vorstellet / mit kahlen und von allen Haaren entblösstem Haupte / als daß sie will zu verstehen geben / daß der übermässige Gebrauch deß Weins das Alter beschleunige / als in welchem die Menschen viel Wein zu trincken pflegen; dann die Ursach dem Alter zuzuschreiben / weil nemlich alsdann die eingeschaffne Feuchtigkeit in uns vertrocknet / die wir dann mit dem Weine zu ersetzen vermeinen / aber vielfältig betrogen werden / weil der Wein zwar dieselbe Wurtzelfeuchtigkeit / aber nach seiner Krafft und Tugend so hitzig ist / daß er einen weit grössern Theil der Feuchtigkeit wegnimmt / als bringet oder giebet; welches Galenusgnugsam erweiset / wann er von den starcken Wein-Säuffern redet / daß sie den Durst nur mehr anzünden / indem sie ihn zu löschen suchen.

Und dieweil der Wein erwärmet und erhitzet / so pfleget deß BacchusBildnus gemeiniglich Comusein Gott der Gastereyen. einen unbärtigen / blühenden und frölichen Jüngling vorzustellen. Diesem ist Comus/ welchen man für den Gott der GastereyenPLATTE R. gehalten / sehr ähnlich; dann dessen Bildnus / wie es vom Philostratusbeschrieben wird / eines jungen / zarten und annoch minderjährigen Knabens Gestalt gehabt: Dieser stunde gemeiniglich vor der Thür der Brautkammer / war vom Wein gantz roth im Gesicht / als ob er glühete / und weil er voll war / schlief er stehend / hatte das Angesicht vor sich nieder auf die Brust hängend / daß man nichts vom Halse sehen konnte / und mit dem lincken Arm steurete er sich auf einen Wurff-Spieß / die Hand aber / die er aufzuheben schiene / sanck hinabwarts / daher auch die Fackel / die er in der rechten Hand hielte / ihm / als vom Schlaff ermüdeten / daraus zu fallen schiene: Weil aber Comus/ sich für dem am Schinbein hangenden Feuer zu fürchten das Ansehen hatte / als legte er das lincke Schinbein auf die rechte Seiten / nahm die Fackel in die Lincke / desFeuers Dampf zu vermeiden / und hub die Hand vom vor sich ligenden Knie ab. Der Saal / und alle umliegende Oerter waren mitBlumen-Gebrauch der Alten. Blumen bestreuet; ja / auch dieser GOtt selber war mit einem aus Blumen gewundnen Krantze gezieret / dann die Blumen ein Freuden-Zeichen / und eine Anzeigung zu seyn pflegten / daß alle Sorgen beyseit gelegt worden; dannenhero die Alten solche in Gastereyen zu gebrauchen pflegten / weil allda die Menschen sich frölich erzeigen / und allen Sorgen Urlaub geben sollen: Ja sie umkräntzten mit denselben nicht allein ihre Häupter / sondern auch die Gefässe / woraus sie trancken; deßwegen die Blumen nicht allein dem Bacchus(wie kurtz vorher erwiesen) sondern auch dem Comuszugeeignet waren.

Wir wenden uns aber wieder zum Bacchus/ den wir als einen Jüngling / und in frölicher und lieblicher Gestalt gebildet / vorgestellet; dieweil die / so den Wein mässig trincken / ihre Gemühter ermuntern / hurtiger und gesunder werden / und auch im Verstande scharffsinniger Bacchusder MusenHaupt und Führer. seyn sollen. Dahero ist auch kommen / daß die Alten den Bacchus/ wie auch den Apollo/ für der MusenHaupt und Führer ausgegeben; und die Poeten nicht allein mit Lorbeerzweigen / weil dieser Baum dem Apollogewiedmet / sondern auch mit Epheu / welcher dem Bacchuszugeeignet ward / gekrönet worden.

Dannenhero man in den Faben lieset / es haben die Musenden Bacchuszu Nysa/ einer Stadt in Indien/ auferzogen: von welcher er dann auch nachgehends / wie etliche wollen / Dionysiussoll seyn genennet worden. Von diesem hat Amphitryon/ der Athenienser König / wie Athenaeuserzehlt / erlernet / den Wein mit Wasser zu mischen / welche Erfindung den Menschen einen grossen Nutzen gegeben: weßwegen er ihm in der Horenoder der Stundenihrem Tempel einen Altar aufrichten lassen: dann weil diese die Jahres-Zeiten sind / so geben sie dem Weinstock Vermehrung und Früchte. Nicht weit von diesem hat er noch einen andern Tempel / den Nymphen zu Ehren / aufrichten lassen; dardurch anzudeuten / daß man den Wein mässig gebrauchen müsse: weil die Nymphen für das Brunn - und Fluß-Wasser / welche beyde zum Trincken dienen / genommen werden.

Es werden auch die Musen/ so öffters einerley mit den Nymphen sind / für des Dionysius Silenusdes DionysiusZuchtmeister.Säugammen ausgegeben / gleich wie Silenusdessen Zuchtmeister gewest seyn soll / daher man gedichtet / daß er ihn allzeit und allenthalben begleitet habe. Auf einem Esel reitend ward er gebildet / theils / weil er Alters halben schwach / und zu Fuß nicht mehr gehen können; theils auch / weil er gemeiniglich bezecht gewesen; welches jener zu verstehen geben wollen / der dorten bey den Eleern / wieTA 1680, Iconologia Deorum, S. 148 Pausaniaserzehlet / die Trunckenheit gebildet / daß sie ihme den Becher zugereichet .. So machet ihn auch Plautuszu des BacchusRahte / wann er ihn / auf einem Esel sitzend / und deß BacchiadisAnrede hersagend einführet / auch bekennet / daß sie beyde einer Meinung wären.

Er wird auch für den Gott der Natur gehalten; von deren Ursprung und Anfang Virgilius Silenuswird für den Gott der Natur gehalten.in seinem sechsten Hirtenliede ihn redend einführet / da er von zweyen Satyrenund einer Nymphen gezwungen worden; welche / als sie ihn in einer Höhle schlaffend und bezecht / auch nahe bey ihm eine Kanne hangend / gefunden / hätten sie ihn mit seinen eignen ihm vom Haupte entfallenen Kräntzen gebunden; die Nymphe aber habe ihn an der Stirn und beyden Haupt-Schläfen mit rothen Maulbeersafft gefärbt. Hieraus erhellet / daß solche Ungeheure die Warheit ungezwungen nicht bekennen wollen: dannenhero man lieset / daß Midas/ der Phrygier König / als er weis nicht was denen Menschen unbekanntes lernen wollen / er lange Zeit einen Silenumverfolget / den er endlich gefangen / nachdem er in einen Brunn sehr viel Wein gegossen / welcher / wie Pausaniasschreibet / auch noch zu seiner Zeit zu sehen gewesen. Plutarchuserzehlet / es habe gedachter Midasvon dem Silenogelernet / daß dem Menschen viel besser sey bald sterben / als lange leben.

Beym Pliniuslieset man / daß in der Insul Paruseinsmals / als man einen Marmorstein zerschneiden wollen / des SilenusBildnus gefunden worden / dessen Gestalt und Bildung / wie sie eigentlich gewesen / leicht hieraus zu erkennen / was wir droben in des PanesBildnus von den Satyrengeschrieben: zumalen Pausaniasvon den Satyrenbehauptet / daß wann sie zum Alter gelangten / sie Silenizu werden pflegten: dann ob man sie wol für Götter hielte / wären sie doch dem Alter und Tode unterworffen.

Bacchusauf zweyerley Weise gebildet.Man lieset beym Diodorus/ daß Bacchusauf zweyerley Weise gebildet worden: bisweilen nemlich sahe man ihn ernsthafftig / mit einem langen Bart; unterweilen aber schön vom Angesicht / in einer freudigen Jünglings-Gestalt. Dessen erste Gestalt deutet an / daß der Wein / wann er übermässig getruncken werde / die Menschen grausam / wild und zornig mache: durch die andere Gestalt wird uns zu verstehen gegeben / daß / wann solcher mässig getruncken wird / er die Menschen freudig und annehmlich machen könne. Macrobiusdeutet im I Buche Saturnalium alle deß BacchusKräffte / wie ingleichen auch der andern Götter Tugenden auf die[ Sonnne] / indem er saget / sein Bildnus stelle unterweilen einen Knaben / bisweilen einen Jüngling / bisweilen einen vollkommenen Mann / zu Zeiten auch einen alten Greißen vor / dieweil man an derSonnen alle diese Alter sehen könne; dann dieselbe / wann sie klein ist / die Sonnen-Wende im Winter vorbildet / weil damals der kürtzeste Tag zu seyn pfleget: Mit ihrem hierauf folgenden Wachsthum aber erlanget sie bey der Tag - und Nacht-Gleiche im Frühling gleichfalls / als ein Jüngling / wieder neue Kräfften / und daher wird sie mit der Jünglings-Gestalt gezieret: Hernach wird ihr Alter für vollständig gehalten / und mit einem Bart gebildet / nemlich in der Sommerlichen Sonnenwende / um welche Zeit sie aufs höchste gestiegen / und ihre gröste Vollkommenheit erlanget: Weiter wird sie / durch Verringerung / einem altenDes BacchusHörner. Manne gleich / in der vierten Gestalt gebildet. Und indeme dem BacchusHörner angesetzt worden / haben Einige darvor gehalten / es werden hierdurch die Sonnen-Strahlen vorgebildet.

Diodorusvermeinet / es habe sein Absehen dahin / weil Bacchusder erste unter allen gewesen / so die Menschen gelehret / wie man die Ochsen vor den Pflug spannen und ackern solle. Dahero Martianusim ersten Buche ihm eine Sichel / welche den Ackerbau andeutet / in die Hand gibt / wie wir allbereit oben / da wir von dem Saturnusgehandelt / erwähnet haben; oder daß man die Weinstöcke mit derselben beschneiden müsse / daß sie mehrere Früchte bringen mögen. Ebendieser gibt ihm in die lincke Hand eine Kanne; vom Angesicht aber beschreibet er ihn annehmlich und frölich. Etliche wollen durch die Hörner die Künheit verstehen / welche die Menschen durch vieles Sauffen bekommen / wie Festus/ Philostratusund Porphyrionschreiben.

Unter allen aber hat Athenaeusdie mancherley Würckungen deß Weins aus den Büchern der Alten am bästen zusammen gelesen / wann er nemlich mässig oder unmässig gebrauchet wird. Aus dem Persius/ Catullusund andern Poeten ist zu ersehen / daß die Alten diesem Gott Hörner zu opffern gepfleget. MusoniusDem Bacchussind Hörner geopfert worden.schreibet hiervon also: Dem Bacchussind nicht allein Hörner zugeeignet / sondern er selbst ist auch von etlichen Poeten der Stier genennet worden: dann sie dichten / daß Jupiter/ in einen Ochsen sich verstellend / mit seiner Tochter Proserpinabeygelegen / die von ihm schwanger worden / und den Bacchus/ in Gestalt eines Stiers gebohren habe. Dannenhero Bacchusbey den Cyzicenern mit einem Stierkopf gebildet wird; vielleicht / weil die Alten ihre Trinckgeschirre aus den Hörnern zu machen gewohnt waren: dann Theopompusschreibet / es haben die Ochsen im Epirodermassen grosse Hörner / daß man aus denselben Geschirre oder Gefässe gemachet / und sie um den Mund mit güldnen oder silbernen Ringen beschlagen lassen. Eben dieser Autor bewähret auch durch viel Zeugnüssen / daß man vor Alters die Hörner an statt der Becher gebrauchtTA 1680, Iconologia Deorum, S. 149habe; daher die Athenienser aus silbernen auf Hörner-Art gemachten Bechern getruncken.

Einige wollen / deß BacchusHörner seyen die Haarlocken / die zu beyden Seiten deß Haupts neben den Ohren herunter gehangen / da das Haupt sonst über und über kahl gewesen / wie man auf dergleichen Art noch heut zu Tage die Armenische Priester einher gehen siehet. So schreibet man auch / daß der König Lysimachusmit Hörnern gebildet worden / Bacchushat lange Haar gehabt. wie man solches annoch in alten Schau-Müntzen sehen kan. Ja auch deß Seleucus NicanorsStatua oder Bildnus ist gehörnt vorhanden / und zwar / wie Suidaserzehlet / aus der Ursache / dieweil er einen Stier / der vom Altar weggelauffen / als Alexanderihn opffern wollen / bey den Hörnern ergriffen / und wieder dahin geführt habe. Daß aber Bacchuslange Haar gehabt habe / weiset

, allwo er den Chor also redend einführet:

Effusam redimite comam, nutante chorymbo,
Mollia Nysaeis armate brachia Thyrsis &c.
Lasst eure langen Haar mit Trauben über - decken /
und waffnet eure Händ mit dem belaubten Stecken.

Bisweilen pflegte man ihm einen Weiber-Habit anzulegen / wie beym Philostratusin der AriadnaBildnus zu sehen / wann er ihn / zur Ariadnareisend / in einem langen Purpur-Rock bekleidet / und mit den schönsten RosenDeß BacchusGesellschafft. umkräntzet beschreibet: es begleiteten ihn neben einigen Weibern / so die Bacchaegenennt wurden / die Nymphen/ Silenen/ Satyren/ Faunen/ Sylvanen/ und seine andere Bediente / die / wie Straboerzehlet / auf der Insul Cretavom Daedalusin einen Marmorstein eingehauen gewesen. Diese alle eignet Catullus/ im Hochzeitliede deß Peleusund der Thetis/ dem Bacchuszu Begleiterinnen zu. Seine Worte hiervon sind diese:

Horum pars tecta quatiebant cuspi - de thyrsos;
Pars è divulso jactabant membra ju - venco;
Pars sese tortis serpentibus incinge - bant;
Pars obscura cavis celebrabant or - gia ciftis,
Orgia, quae frustra cupiunt audire profani:
Plangebant alii proceris tympana palmis,
Aut tereti tenues tinnitus aere cie - bant;
Multi raucisonis efflabant cornua bombis,
Barbaraque horribili stridebat tibia cantu.
Ein Theil derselben schwung / mit der ver - borgnen Spitzen /
die langen Stöck; ein Theil warff junge Glieder aus
von dem zerrissnen Stier; ein Theil man sahe schwitzen
den Schlangen untermängt; ein Theil begieng den Schmaus /
Den Schmaus / den gar umsonst die nicht geweyht begehren;
Ein Theil macht mit der Hand den brum - mer-Paucken-Hall.
Ein Theil mit kleinem Ertz / auch kleinen Hall lässt hören /
Viel blasen in das Horn mit einem heissern Schall /
und eine wilde Pfeiff pflegt jämmerlich zu rüllen /
so / daß das Schreck-Gethön die Lufft gieng zu erfüllen /
und die zu streichen durch.

Diß waren deß BacchusGeheimnussen / so an denen ihm zu Ehren geordneten Fest - und Feyer-Tägen begangen wurden / und zwar auf diese Weise: Erstlich ward vornenher getragen eine Flasche voll Wein / mit Rebblättern umwunden / hiernächst folgte der / so den Bock führte / welchem nachgienge derjenige / so das männliche Schaamglied trug. Also beschreibet Plutarchusdieses Gepräng / wann er von deß Reichthums Begierde redet / welche / durch diesen elenden und einfältigen Gebrauch / den man auch auf dem Bacchus- Feste zu gering achtete / guldne Gefässe / einen köstlichen Habit / und kostbare Wägen eingeführt / wie Athenaeusvorgiebt / da er meldet / daß das Bacchus- Fest von dem Ptolomaeus PhiladelphusaufsWanne dem Bacchusgeheiliget. prächtigste begangen worden. In deß BacchusGepränge pflegte man eine Wanne einher zu tragen / die ihm auch geheiligt ward; dann man vor Alters / wie Serviusmeldet / darfür gehalten / deß BacchusGeheimnussen dienten zur Reinigung deß Gemüts; eben wie die Wanne oder Wurffschauffel den Waitzen zuTrunckenheit deß BacchusGeheimnus reinigen erfunden worden. Buccatiusschreibet / es geschehe solche Reinigung / nach ettlicher Meinung / durch die Trunckenheit / als welche deß BacchusGeheimnus ist; dann wann deren Gewalt oder Ungestümmigkeit durch ein Erbrechen / oder auf andere Weise vertobet / und das Gemüt wieder zur Ruhe gebracht worden / so scheinet der Mensch aller vorherTA 1680, Iconologia Deorum, S. 150gehabten Sorgen vergessen zu haben / und der grössesten Freude zu geniessen; welches auch

Senecaim Buch von der Ruhe deß Gemüts

bezeuget.

Aus welcher Ursach Bacchus/ wie einige darfür halten / auch Liber Patersoll benamset worden seyn: dann der / so tapffer zu zechen pfleget / von allem Kummer befreyet zu seyn / und ungleich freymütiger zu reden pfleget / als wann er nüchtern oder unbezecht wäre. Andere wollen / er habe diesen Namen bekommen von der Freyheit / als dero Gott er zu seyn geglaubet ward; dann Bacchus/ wie Plutarchusin seinen Problematibus erzehlet / eine sehr lange Zeit für die Freyheit ritterlich gekämpfft und gestritten hatte. Daher dann kommen / daß bey den Alten in den Frey-Städten des MarsyasBildnus / der einer aus den Satyren/ und des BacchusDienern war / als ein Kennzeichen der Freyheit / wie Serviusan einem Orte schreibet / aufgerichtet worden. Und beym

Pliniusim XXI Buch

lieset man / daß / als P. Munatiusdem Marsyasseinen Blumen-Krantz abgenommen / und auf sein eigen Haupt gesetzt / er deßwegen in Eisen und Bande geschlossen worden.

Marsyas.Von dem Marsyaslieset man in den Fabeln / daß ihm Apollodie Haut über die Ohren ziehen lassen / weil er die von der Minervaweggeworffne Pfeiffe gefunden / und sich unterstanden hatte / ihn / um die Wette mit ihme drauf zu pfeiffen / heraus zufordern: über dessen Ableiben sollen die Nymphenund Satyrensoviel Thränen vergossen haben / daß der Fluß / Marsyasgenannt / daraus entstanden. Aber es verhält sich die Sache also / daß er nemlich ein ersahmer Musicus und Erfinder der Pfeiffen gewesen / wie Athenaeusaus dem Metrodoruserzehlet / endlich der Sinnen beraubt / sich / nach des SuidasZeugnus / selbst in den Fluß gestürtzt / daher gedachter Fluß nachgehends Marsyasgenennt worden. Pausaniasin Atticis schreibet / es seye zu Athenauf dem Schlosseder MinervaBildnus gestanden / so den Marsyasgeschlagen / weil er die von ihr weggeworffne Pfeiffe aufgehebt habe.

Des BacchusKleider.Damit wir aber wieder zu des BacchusKleidern kehren / so wollen einige / sie seyen weibliche gewesen / dieweil der allzuviele oder überflüssige Gebrauch deß Weins die Kräffte schwächet / und den Menschen weichlich und zu einem Weibe machet. Derohalben Pausaniasin Eliacis prioribus erzehlet / daß Bacchusan des CypselusTruhe mit einem langen Bart / und Rahtherren-Rock / oder bis auf die Füsse hangendem Kleide eingegraben gewesen / der auch in einer Höle mit Wein-Reben und vielen fruchtbaren Bäumen umgeben / in ligender Positur / ein Schale hervor gelanget.

Bassareus.Man sagt auch / es sey Bacchus Bassareusbeygenahmet worden / welcher Nahme ihm von einer gewissen Kleider-Art / dero er und seine Priester sich / wann sie opfferten / bedient / gegeben worden. Dieses Kleid ward genennt Bassara / von einem also genenntem Lydischen Städtlein/ allwo es gemacht wurde / oder aber von Fuchsbälchen / die in Thracischer Sprache Bassarae genennt wurden. In Thracienaber begleiteten ihn die Bacchae/ welche darum auch Bassaraegenennt sind / oder auch Maenades/ welcher Name vom Grimm oder Raserey hergenommen ist / weil diese an des BacchusFesten mit zerstreueten Haaren / Stäbe in den Händen haltende / als rasend bald da / bald dorthin lieffen / und hierbey sich dessen erinnerten / was sie vormals gethan / da sie dem Bacchusals Geferten nachgefolget / und den Erdkreis / mit Einnehmung vieler Königreiche / durchgereiset. Und diese Weiber trugen nicht allein Füchspeltze / sondern auch Pantherthier - und Tieger-Häute / waren mit einem Stabe gewaffnet / banden unterweilenPappelbaum ist den Geistern über die Seelen der Verstorbenen geheiligt. Epheu-Kräntze in die Haare / bisweilen auch Zweige von Pappelbäumen: dieweil dieser Baum den Geistern über die Seelen der Abgestorbenen geheiligt war / und man darfür hielte / er wüchse an den Ufern des Acheron-Flusses/ dahero man ihn des BacchusDienern gegeben / weil sie ihn auch für einen Gott der Höllenhielten / deßwegen man ihn / wie wir droben gemeldet / von der Proserpinageboren zu seyn geglaubet: Welches wol geredt ist / wann wir unter dem Namen des Bacchusdie Sonne verstehen / die / wie wir allbereit erinnert / unterweilen der Höllen Gottgenennet wird.

Auf eben diese Art und Weise / als die Bacchaeabgebildet werden / siehet man unterweilen auch den Bacchusselbst gebildet / wie beym Claudianusim I Buch vom Raub und Entführung der Proserpinazu ersehen:

-- -- Laetusque simul procedit lacchus
Crinali florens hedera, quem Par - thica tigris
Velat, & auratos in nodum colligit ungues,
Ebria Moeoniis figit vestigia thyr - sis.
Jacchuskommt zugleich mit Epheu frisch gezieret /
da ihn ein Tieger hält; die Klauen sind geschlitzt
Und Knoden-gleich gelegt / mit Gold gantz überschmieret /
die truncknen Schritt an ihm ein Reben - stecken stützt.

Ferula oder Gertenkraut dem Bacchusgegeben.Was Claudianusvon dem mit RebenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 151umwundnen Stabe gesagt / haben andere dem Gertenkraut zugeschrieben / als auf dessen Stengel sich Bacchussolle gesteuret / und angehalten haben / dahero sie selbigs auch allen seinen Geferten in die Hände gegeben / die Ursach dessen zeigt Eusebiusaus Diodoro an / und ist diese: Als die Menschen Anfangs mit dem Weine sich allzusehr angefüllt und vollgesoffen / seyen sie sehr offt miteinander in Streit gerahten / und hätten einander mit den Stecken zimlich herum geschlagen / auch öffters bis auf den Tod verwundet; worauf Bacchussie beredet / daß sie endlich / an statt der Stecken / Gertenkraut geführt; dieweil von derselben Schlägen fast gar keine Gefahr zu befürchten war. Es ist aber Ferula oder das Gertenkraut einem Rohr nicht fast ungleich / dessen Blätter die Esel überaus gerne fressen: dannenhero der Esel diesem Gott / nach des PliniusZeugnus / zugeeignet worden / als dem das Gertenkraut geheiligt ware.

Ferner schreibet Diodorus/ es habe Bacchussich unterweilen in Kriege gewaffnet / und im Brauch gehabt / Pantherthier-Häute anzuziehen / dann er nicht allzeit truncken gewesen / sondern bisweilen sehr tapffer gefochten haben soll / also daß er viel Könige überwunden / nämlich den Lycurgus/ Pentheusund andere mehr / und Indienunter seine Bacchusein Erfinder des Triumphs. Bottmässigkeit gebracht / daher er / als er wieder kommen / als ein Uberwinder / auf einem Elephanten sitzend / der erste gewesen / der im Triumph eingezogen. Dannenhero war ihm auch / als einem Erfinder des Triumphs / ein Hetz oder Aelster gewiedmet / weil dieser Vogel überaus geschwätzig ist / dann im Triumph / wie Suetoniusim Julio Caesare erzehlet / einem jedweden erlaubt war / den Triumphirenden mit allerley Lästerungen zu belegen.

Kräntze vom Bacchuserfunden.Eben diesem Gott haben die Alten auch die Erfindung der Kräntze zugeschrieben; dann er / nach des PliniusZeugnus / den ersten aus Epheu gemachten Krantz auf das Haupt gesetzt. Deme hernach Alexander Magnusnachgefolgt / dann dieser / als er aus Indiensiegreich wieder kommen / hat sein gantzes Heer mit Kräntzen von Epheu zu bezieren befohlen. Warum der Epheu dem Bacchuszugeeignet worden.Der Epheu aber ist vieler Ursachen halber dem Bacchuszugeeignet worden: Festuswill / es sey darum geschehen / dieweil Bacchusjederzeit als ein Jüngling gebildet worden / eben wie der Epheu also grünet: oder weil / gleichwie der Epheu das jenige / dem er anhänget / fest hält / also auch der Wein die Gemüther der Menschen mit den festesten Banden anfesselt / daß sie ihr Amt nicht verrichten können. Plutarchusschreibet / es habe der Epheu eine verborgene Krafft in sich / welche das Gemüth aus seinem natürlichen Sitze hebe / und es mit einer rasenden Wuht anfülle / also daß er ohne Wein-trincken die Menschen voll oder trunken mache. Der Epheu wird von den Griechenκισσὸς, von welchem Wort sie herleiten das Wörtlein κισσᾷν, das so viel bedeutet / als mit geiler Begierde und Brunst etwas begehren: dahero Eustathiuswill / es sey der Epheu dem Bacchusdarum zugeeignet worden / dieweil durch den Wein die Menschen gewaltig zur Geilheit angereitzet werden. Weßwegen man dann auch im Sprichwort zu sagen pfleget / daß es sich ohne Brod und Wein sehr übel buhlen lasse.

Thyrsus / des Bacchusmit Laub bekleideter Stengel. Macrobiusschreibet im I Buch Saturnaliorum von des BacchusStabe / daß in demselben ein verborgener Pfeil gesteckt sey / dessen Spitze von einem Epheu-Zweig bedeckt gewesen; dardurch anzudeuten / daß man die Gewaltsamkeit des Kriegs mit dem Band der Gedult verbinden müsse; weil der Epheu einer umbfassenden und verbindenden Natur ist. Diodorusschreibet / es werde der Epheu von den Egyptern des OsirisPflantze genennet / wie er denn auch demselben gewiedmet gewesen / gleich als ob er von ihm erfunden worden / und daß sie in heiligen Dingen den Epheu / weil er allezeit grünet / dem Weinstock / dessen Blätter im Winter verdorren / weit vorgezogen / welches / wie man lieset / von den Alten auch in den andern Bäumen / die immerdar grünen / beobachtet worden; weßwegen sie der Venusden Myrtenbaum / den Apolloaber den Lorbeerbaum gewiedmet uud zugeeignet haben.

Bacchusward unterweilen mit Epheu / unterweilen auch mit Feigenblättern umkräntzet. Bacchusward nicht allein mit Epheu / sondern unterweilen auch mit Feigenblättern umkräntzt; und zwar zum Gedächtnus einer gewissen Nymphen / welche Sycebenamset ware / dann συκη bey uns eine Feige heisset: diese / sagt man / sey vom Bacchusgeliebt / und nachgehends in diesen Baum verwandelt worden; gleichwie man auch von dem Knaben Cissus/ der ebenmässig von ihm geliebt worden / erzehlet / daß er endlich in Epheu solle seyn verkehret worden; wie auch von der Nymphe Staphylebey den Poeten gedichtet wird / daß sie in einen Weinstock / als sie von ihm geliebet ward / seye verändert worden. Dannenhero kein Wunder / daß ihm diese Bäume nachgehends so lieb gewesen / und er von deren Zweigen Kräntze tragen wollen / wie man dann mit eben denselben auch vor Alters seinen Wagen / Schild / Spieß und Altäre geziert. Wiewol wir auch lesen / daß seine Kräntze unterweilen von Narcissen / bisweilen auch von andern Blumen gemacht worden.

Diodorusschreibet / es habe Bacchusan den Fest-Tägen köstliche / weiche / zarte und mit Blumen gestickte Kleider getragen. Der ihm vor andern geheiligte Baum war der Weinstock / und zwar nicht unbillig; dann wann Bacchusden aus den Trauben gepressten Wein bedeutet / was solte ihm wol bässer eignen und zustehen / als der Weinstock? DiesenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 152Deß BacchusWagen.haben die Alten auch überdiß auf einem Wagen / mit einer grossen Gefertschafft versehen / geehret / worvon der Poet Statiusalso schreibet:

-- -- Effraenae dextra, laevaque sequuntur
Lynces; & uda mero lambunt reti - nacula tigres:
Post exultantes spolia armentalia portant,
Seminecesque lupos, scislasque mi - mallones ursas.
Nec comitatus iners sunt illic Ira, Furorque,
Et Metus, & Virtus, & nunquam so - brius Ardor,
Succiduique gradus, castraque simil - lima regni,
Dem BacchusLuchsen stehn zur Rechten und zur Lincken /
am Heber / feucht vom Wein / die wilden Tieger trincken.
Hernacher tragen sie die Beuten von der Heerd /
halb-todte Wölff / und was auch sonsten nicht viel wehrt.
Er wird von Zornund Furcht/ von Tu - gendund von Rasen/
von allzeit trunckner Hitzbegleitet aufge - blasen /
all seine Schritte sind zum jähen Fall ge - richt /
sein Lager scheint ein Reich / das keine Macht zerbricht.

Des BacchusWagen ziehet Buccatiuslib. V. Geneal. auf die Wirckungen des Weins / weil er des Menschen Gehirn unterweilen eben also in einem Kreiß umdrehet / wie man siehet / daß der Wagen die Räder umtreibet / welches die tägliche Erfahrung beglaubet. DieweilWirckung des Weins. aber Athenaeushiervon aus dem Timaeus Taurominitanuseine sehr artliche Erzehlung anzeucht / kan ich nicht umhin / dieselbe allhier beyzufügen / und ist solche dieses Inhalts: Einige Jünglinge von Agrigentwaren einsmals beysammen zu Gaste gewesen / und hatten sich in einem guten Wein dermassen bezecht / daß sie gantz aus sich selbst gesetzt / ihnen nicht anders einbildeten / als wären sie in einer grossen / von gewaltigem Ungewitter hin und her geschlagenen / Galee; und weil sie in Furcht stunden / es möchte das Schiff von der allzu schweren Last zu Grunde gehen / fingen sie an es zu erleichtern / auch alle Tische / Betten / Truhen / und allen übrigen Hausraht zu den Fenstern hinauszuwerffen. Als nun die Wacht solches hörte / auch herzu eilte / und ins Haus hinein drunge / funde sie diesämtliche Sauffbrüder auf dem Erboden in einem tieffen Schlaff liegen / die sie nach vielen und gewaltigen Rütteln und Schütteln endlich aufweckten / und fragten / was das bedeute / daß sie alles zum Hause hinaus geschmissen hätten? Worauf sie geantwortet / sie wären von einem Sturm dergestalt umgetrieben / und durch die Arbeit / so sie das Schiff zu erleichtern angewandt / also ermüdet worden / daß sie kaum Athem fangen können; und einer aus ihnen sagte / ich habe mich für Angst und aus Furcht hierunten in den Schiffspfuhl versteckt. Worauf die Wacht / nachdeme sie sich lange bemühet / sie aus ihrem Irrthum zu ermuntern / und nichts auszurichten vermocht / wiederum begunte davon zu gehen: gegen welche die bezechten Jünglinge sich höchlich bedanckten / mit Versprechen / daß / wann sie aus diesem Ungewitter an den Port wieder nacher Hause kommen würden / sie dieselben als Götter des Meeres preisen / und für ihre Erlösung schuldigsten Danck opfern wolten. Aber sie sind viel Tage nacheinander in dieser Trunkenheit verblieben / und ist zum Gedenckzeichen hernach selbiges Haus triremis oder die Galee genennet worden.

Des BacchusWagen ward von Tiegern und Pantherthieren gezogen; dieweil der Wein die Menschen nach Art dieser ThiereWarum das Panterthier dem Bacchusgewiedmet worden. gantz wild und grausam machet. Philostratuswill / daß dem Bacchusdarum das Panterthier gewiedmet werde / weil solches unter allen Thieren das hitzigste / und so leicht als eine Bacchadahin springet. Eben dieser Autor beschreibet dessen Schiff also: Das Vördertheil des Schiffs ist auf Art eines Pantherthiers gebildet: Der mit Weinreben umwundene Stab stehet mitten im Schiff / an statt eines Mastbaums / welcher mit purpurfarbenen Seegeln / die in der Mitte einen wunderschönen Glantz von sich geben / versehen ist / daranDes BacchusSchiff. man hin und wieder guldne Bacchaseingewircket sehen kan. Das Schiff selbst ist mit Epheu und Weinreben bedeckt / und scheinet / als ob darüber ein grosser Traub herab hinge. Ein springender Weinbrunn quellet unten hervor / aus welchem alle Schiffleute tapffer herumbtrincken. Also stellet Philostratusdes BacchusSchiff vor auf der jenigen Tafel / allwo er die Tyrrhenischen Seeräuberabgemahlet / welche / nachdem sie diesen Gott / als er noch ein Knab war / gegriffen / von ihm in Meerschweine verwandelt worden. Die Fabel erzehlet Ovidiusim III seiner

solcher Gestalt:

-- -- stetit aequore puppis
Haud aliter, quam si siccum navale teneret.
Illi admirantes, remorum in verbere perstant,
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 153
Velaque deducunt, geminaque ope currere tentant:
Impediunt hederae remos, nexuque recurvo
Serpunt, & gravidis distingunt ve - la corymbis.
Ipse racemiferis frontem circum - datus uvis,
Pampineis agitat velatam frondi - bus hastam:
Quem circa tigres, simulacraque inania lyncum,
Pictarumque jacent fera corpora pantherarum.
Exiliêre viri, sive hoc insania fecit,
Sive timor, primusque Medon ni - grescere pinnis
Corpore depresso, & spinae curva - mine flecti
Incipit &c.
Das Schiff stund auf der See / als ob es angelendet /
sie stehn voll Wunder still mit doppel - Hülff erfrischt /
das Epheu hat darein Verhindernus ge - wendet /
und mit der Traubenschaar die Seegel untermischt.
Er Bacchusum die Schläf mit Trauben überhänget /
führt einen langen Stab / mit Rebenlaub bedeckt.
Zu ihme haben sich die Tieger eingedrän - get;
dort ihn ein Luchs / hier ein gemahlter Panther schreckt.
Die Männer sprangen auf / aus Schre - cken oder Rasen /
der Medon wurde schwartz mit tieffge - bücktem Leib etc.

Des BacchusSchiff wird auch noch zu dieser unserer Zeit zu Romin der Kirchen der H. Agnes/ so vor Zeiten dem Bacchusgewiedmet war / durch ein Sinnbild ausgedruckt gesehen. Von diesem nun dichten die Poeten / er sey / als er noch ein Kind gewesen / von den Parcenmit Schlangen umwickelt worden / die ihm übers Angesicht und den Leib krochen / und ihn gleichwol im geringsten nicht verletzten. Schlangen thun dem Bacchuskeinen Schaden.Derowegen die Bacchae/ so seines Gottesdiensts pflegten / mit den Schlangen ohne alle Furcht und Scheu einiger Gefahr umgiengen / wie solches Plutarchusin deß AlexandersLeben bezeuget / da er von der Olympia/ deß AlexandersMutter / redet / als welche / wie man sagte / von einer Schlangen geschwängert worden seyn solle: welches manauch von des ScipionsMutter geglaubt dann / wie eben dieser Plutarchuserzehlet / so soll man zum öfftern eine Schlange sich in ihre Schlaffkammer zu verfügen gesehen haben. Hierauf deutete die Gewonheit / welche (wie wir droben aus dem Poeten Catulluserzehlt /) die Alten bey deß BacchusGottesdienste zu haben pflegen / da deß BacchusJunger gerrissener Stier in deß BacchusGottesdienst.Priester oder Bediente sich mit Schlangen umwunden; an welchem Orte auch noch folget / daß sie die Stück und Glieder eines jungen zerrissenen Stiers in die Höhe geworffen: dann vom Pentheus/ dem Thebanischen Könige / schreibt man / daß er den Bacchusverspottet / und dabey / ihn durch Gottesdienst zu verehren / verbotten habe / welche Schmach Bacchussolcher Gestalt gerochen: Er verschaffte / daß seiner Mutter / und andern Weibern / die sein Fest begiengen / der jenige Stier / oder wie Ovidiuserzehlt / das wilde Schwein erschiene / der / oder welches / den Gottesdienst zu stöhren / herzu lieffe; dahero sie allesamt drauf los stürmeten / und in Stücken rissen / die sie hernach hin und wieder Lauffende vorzeigten: dessen Gedächtnus zu verneuren / hernach sie bey dem jährlichen Bacchus- Feste einen jungen Stier zerrissen / und die Stücke mit sich umher trugen. Wormit sie vielleicht dahin sahen / daß man sich dessen erinneren sollte / was Typhonwider den Osirisist bey den Egyptern / was Bacchusbey den Griechen. Osirisbegangen hatte; dieweil Osirisbey den Egyptiern eben das / was Bacchusbey den Griechen war. Dannenhero der Poet Tibullusin seinem I Buch von ihm also singet:

Primus aratra manu sollerti fecit Osiris,
Et teneram ferro sollicitavit hu - mum.
Primus inexpertae commisit semi - na terrae,
Pomaque non notis legit ab ar - boribus.
Hic docuit teneram palis adjunge - re vitem,
Hic viridem dura caedere falce comam.
Illi jucundos primum matura sapo - res
Expressa incultis uva dedit pe - dibus.
Osirismacht zu erst den Pflug mit seinen Händen /
und zeigte wie man sollt die Erd mit Eisen wenden.
Er hat zu erst der Erd den Saamen anvertraut /
Und Obst auf einen Baum / der nicht bekandt / gebaut.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 154
Er konnt um einen Baum die Reben binden lehren /
und grünes Gras der Erd mit einer Sichel scheeren /
Ihn hat an dem Geschmack die Trauben - Meng ergetzt /
da er sie doch zuvor mit seinem Fuß ver - letzt.

Und etwas weiter unten lässt er sich ferner also hören:

Non tibi sunt tristes curae, nec lu - ctus Osiris,
Sed chorus, & cantus, sed levis, aptus amor,
Sed varii flores, & frons redimita corymbis,
Fusa sed ad teneros lutea pulla pedes.
Et Tyriae vestes, & dulcis tibia cantu,
Et levis occultis conscia cista facris.
Osirismag nicht seyn / wo Sorg - und Trauer-Grillen /
durch ihr Verdrußgerüll / so Kopf / als Ohren füllen.
Er ist nur wo Gesang / wo Täntz und Liebe sind /
und wo der Trauben-Raub die sichern Schläfe bindt.
Ein langer Weiber-Rock / ein Pfeiffen - Spiel zu geben /
ein heilge Kisten-voll Geheimnus ist sein Leben.

Osirishat eine Habichts Gestalt. Osiriswird bey den Egyptern unterweilen in Gestalt eines Habichts gebildet gefunden / welcher Vogel bey Nacht scharff siehet / und überaus schnell fliegen kan / worinn er der Sonne nachahmet / deren Bildnus er auch ist. Die Egypter aber pflegten ihn / wie Plutarchusim Buch von der Isisund dem Osirisschreibet / öffters als einen in roth Tuch gekleideten Menschen / und mit einem starrenden Manns-Gliede / auszubilden / dessen Ursach wir hernach in Beschreibung der Bildnus deß Osiriserschlagen und in Stücke zerrissen. Priapusanzeigen wollen / dieweil dasselbe ein Theil vom Osirisgewesen. Dann man lieset / daß Typhonsein Bruder einen Aufruhr wider ihn erregt / ihn umgebracht / in Stücken zerrissen / und unter die Aufrührer ausgetheilt habe / das männliche Glied aber habe man / weils keiner annehmen wollen / in den Nil-Flußgeschmissen; Indem aber die Isis/ als seine Gemahlin / eine geraume Zeit von seinem Tode nichts erfahren können / habe sie ihn mit grosser Mühe hin und wieder gesucht / bis sie endlich dieser schändlichen That vergewissertworden / den Typhonüberwunden / und von den Aufrührern alle deß OsirisGliedmassen wieder bekommen; nachdem sie nun jedwedes an seinen gehörigen Ort gesetzt / habe sie gesehen / daß ihm das männliche Glied gemangelt / worüber sie grossen Schmertzen empfunden / und sein Bildnus mit ernstlicher Devotion zu verehren offentlich aufgestellt / welches hernachmals unter deß PriapusNamen göttlich seye verehret worden. Und damit diese Begebenheit niemahls vergessen würde / habe sie jährlich ein Fest angeordnet / woran man mit grossem Pomp / auch Weinen und Heulen / den Osirisgesucht; und bald hernach ward / gleich als man ihn gefunden hätte / mit offentlicher Freuden-Bezeugung ein Knab herum getragen / der den gefundenen Osirispraefentiren muste. Dahero hierauf Ovidiuszielet / wann er an einem Orte saget:

--- --- Nunquam satis quaesitus Osiris.
Osirisden man nie genugsam suchen kön - nen.

Horus.Fast ein gleichmässiges ist auch dem Horusbegegnet / den seine Mutter Isislange beweinet / weil er nirgend zu finden war; nachdem sie ihn aber wieder gefunden / hat sie sich inniglich erfreuet. Macrobiusim I Buch Saturnal. will ihn für die Sonne gehalten haben / und vermeinet / daß von ihm die Stunden / darein der Tag abgetheilet / ihren Namen (horae) empfangen. Andere meinen / es werde durch ihn der Welt vorgebildet. Seine Bildnus machten sie in Gestalt eines Jünglings / der deß Typhonsmännlich Glied in der Hand hält / dann man von ihm erzehlt / er habe zwar den Typhonüberwunden / aber nicht getödtet / weil selbiger sich in einen Crocodil verwandelt / und ihm also von stund an entflohen sey. Dannenhero zu Apollinopolis, einer Stadt in Egypten/ ein Gesetz war / vermöge dessen den Crocodilen keine Ehre angethan / sondern sie alle verjagt / gefangen und getödtet / die Ertödeten aber vor den Tempel Horgelegt werden solten.

Typhon.Vom Typhonfabulirte man vor Alters / wie Apollodoruserzehlet / er seye von der Erdenerzeugt worden / damit selbige dardurch sich an den Göttern rächete / welche die Riesenumgebracht hatten. Dannenhero ihn Platoin Phaedro eine feurige und grimmige / von vielfältiger Natur bestehende Bestie nennet: dieser übertraff an Grösse und Länge deß Leibes alle andere von der Erden erzeugte Kinder sehr weit. Sein Obertheil sahe einem Menschen gleich / und war mit Federn bedeckt / auch so verwunderlich groß / daß er die höchsten Berge übersehen konte / und mit dem Kopfe die Sterne zu berühren schiene: wann er die beeden Arme ausstreckte / konte erTA 1680, Iconologia Deorum, S. 155mit dem einen der Sonnen Aufgang / mit dem andern den Niedergang erreichen: aus beyden Händen giengen hundert Schlangen mit von sich gestreckten Köpffen hervor; die Schenckel waren Schlangen-artig / um welche auch Schlangen sich geschlungen hatten / die sich ebenmässig um den gantzen Leib / bis an das Haupt / so mit verwirrt - und schmutzigten / bis auf die Schultern herab hangenden / Haaren bedeckt war / ausbreiteten. Der Bart reichte bis auf die grosse Brust hinab: die Augen sahen gräßlich / und gaben gleichsam einige Funcken von sich / der Mund bließ sehr viel Flammen heraus. Für diesem entsetzten sich die Götter / als er einsten den Himmel mit feurigen Sternen bestürmte / dermassen / daß sie alle in Egyptenflohen / und damit sie von dessen Einbruch gesichert wären / nahm einer diese / der ander eines andern Thiers Gestalt an sich / wie wir bereits oben an unterschiedlichenVon wem er umgebracht worden. Orten erwähnet haben. Jedoch soll dieses abscheuliche Unthier endlich / wie Apollodorusschreibet / vom Jupiterbezwungen worden seyn: andere aber sagen / wie wir droben erzehlt / es habe solches Horusüberwältigt / welcher kein anderer als Osirisgewest / ob sie wol beyde dem Namen nach unterschieden waren. Dannenhero zu Hermipolis/ einer Stadt in Egypten/ ein Habicht auf ein Meerpferd anfallend gebildet ward; da sie dann durch das Meer-Pferd den Typhonverstunden / als welcher alles aus der Erde entstehendes Ubel vorbildet; der Habicht aber deutet auf die Tugend / welche selbigem widerstehet / und allen seinen Gewalt dämpffet; sie wird aber allhier durch den Osirisoder Horus/ welche die Sonne vorstellen / vorgebildet.

Eben diese sind wegen anderer Ursachen von dem Bacchusnicht unterschieden: dann gleichwie die Egypter vorgegeben haben / der Osirissey vom Typhonin Stücken zerschnitten Bacchussolle von den Titanenseyn zerrissen worden worden / also sagen eben dergleichen die Griechen vom Bacchus/ als welcher / wie sie wollen / von den Titanenzerrissen seyn soll. Und dieses ist eben das / was wir oben gemeldet / daß nemlich Bacchusdurch die Gliedmassen eines zerrissenen jungen Stiers bedeutet zu werden pflege. Dann man schreibet von ihme / er seye von den Titanenerschlagen / zerschnitten und gekocht / darauf wiederum zusammengesetzt / und mit Gyps überzogen worden / damit er nicht mehr im Angesicht erkennt werden möchte / wie Suidasvermeldet; welches bedeutet / daß die Weintrauben deßwegen zerquetscht werden / um den Wein daraus zu pressen / der dann in höltzernen / steinernen / oder auch gypsernen Gefässen vergähret / und gleichsam kochet; ja er wird auch in Kessel gethan / und überm Feuer gesotten / damit er desto besser erhalten werde. Daß deß BacchusGliedmassen wiederum zusammen gesetzt worden / deutet an / daß die Weinstöcke zu ihrer gewissen und bestimmten Zeit wiedervöllige und gute Trauben hervor bringen.

Uber diß berichtet auch Herodotus/ daß / weil Bacchusdiejenige Krafft und Tugend vorbildet / so den Erdgewächsen das Vermögen / die reiffe Früchte hervor zu bringen / mittheilet /Des BacchusGemeinschafft mit den Eleusinischen Göttinnen. so sey er mit den Eleusinischen Göttinnen/ als der Ceresund Proserpina/ in genauer Gemeinschafft gestanden; von denen wurde geglaubet / daß sie den in die Erde gestreueten Saamen hervor sprossen machten. Pausaniasin Atticis erzehlet / es sey zu Athenin deß Caesars Tempelein Bacchus- Bild gestanden / welches eine brennende Fackel in der Hand gehalten. Dahero Porphyrius/ nach deß EusebiusZeugnus / darvor hält / es habe Bacchuseinen Weibs-Habit an / und sey gehörnet / um dardurch die zweyerley Kräfften / nämlich die männlich und weibliche / allerhand Früchte hervor zu bringen / in den Pflantzen anzudeuten. Ob man nun wol vom Palmbaum saget / er sey theils männliches / theils weibliches Geschlechts / und nicht leichtlich einer / wann er weit vom andern stehet / Früchte trage / so pflegt doch jedweder Baum Blätter und Früchte / ohne deß andern Hülffe / hervor zu bringen / also daß einer sich mit dem andern zu vereinigen nicht nöhtig hat / wie wir etwann an den Thieren zu geschehen beobachten / die keine Jungen zeugen können / es sey dann / daß sich das Männlein mit dem Weiblein vermische. Dahero ist vielleicht auch kommen / daß / wie man gedichtet / der Priapusvom Bacchusentsprossen seyn solle; dardurch nemlich anzuzeigen / daß der Saame so wol in den Thieren / als Erdgewächsen / seine Krafft oder Vermögen / seines gleichen hervor zu bringen / von der Sonnen entlehne: welches in deß OsirisBildnus ausgedruckt / da das rothe Tuch / womit er bekleidet war / die himmlische Wärme andeutete / welche denen in der Erde ligenden Saamen / die Krafft oder das Vermögen zu gebären mittheilet.

Priapusist Bacchus. Suidasschreibet / es sey Priapusniemand anders als der Bacchusselbst / der von den Egyptern Horusgenennet worden. Die Bildnus deß Horusware dergestalt anzusehen: Es stunde ein Jüngling / und hielte in der rechten Hand einen Scepter / gleich als ob er über alle zu gebieten hätte / die von dar ihren Ursprung nehmen; Mit der Lincken aber hielt er sein Schaamglied / dieweil er darvor hielte / es käme die Saamens-Krafft von ihm her: darneben hatte er auch Flügel / um dardurch seine Geschwindigkeit anzudeuten; neben ihm lag ein runder Teller / wordurch die runde Form der Welt bedeutet wurde / weil die Sonne / welche Horusvorbildet / dieselbe täglich zu umlauffen pfleget. Und damit die Alten desto klärer zeigen mögten / wie genau deß Bacchusund PriapusNamen miteinander übereinkämen / oder / vielmehr einerley göttliche Krafft andeuteten / trugen sie an ihrenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 156 Bacchus- Festen die Bildnus eines männlichen Schaamglieds am Halse hangend / so sie Phallum nennten / und ausGebräuche der Bacchanalien / oder deß Bacchus- Fests Feigenbaum-Holtz gemacht war. Aber bey dem Suidaslieset man / daß sie es auch vor Alters aus rothen Leder gemacht / solches über die Hüfften hinab hangen lassen / und also darmit durch die Stadt getantzet / wann sie das Bacchus- FestWer die Phallophori gewesen. celebrirt und begangen. Diese wurden Phallophori genennt / und pflegten ihre Angesichter mit subtilen Baumrinden / oder auch mit Leder zu vermascariren / das Haupt aber mit Epheu oder Violen zu bekrönen.

Herodotuserzehlt / daß die Egypter Ellenhohe Statuen gemacht / die fast eben ein so langes männliches Glied / als der gantze Leib gewesen / vor sich hingestreckt hätten / diese hätten die Weiber auf hierzu sehr künstlich-gemachten Wägen durch die Gassen der Stadt zu führen pflegen / vor ihnen her aber wären Pfeiffer gegangen / welche deß BacchusLobgedichte gespielet / und darein die Weiber gesungen. Ein gleiches lieset man auch von denen Römischen Weibern / daß sie in öffentlicher Procession die Gestalt eines männlichenBildnus deß Priapus. Glieds herum getragen. Den Priapusaber bildeten sie also aus: Sie machten einen dicken Knaben von schändlicher Gestalt / und mit einem so abscheulich-grossen männlichen Glied begabet / daß es dem übrigen Leib an Grösse nichts nachgab. Suidaserzehlet / es habe die Juno/ durch Anrührung deß Leibs der Venus/ gemacht / daß er auf solche Weise gebohren worden / um hierdurch nemlich dem Jupiter/ der sie geschwängert hatte / einen Schimpff anzuthun / und Beschwernus zu verursachen. Andere aber wollen / Bacchussey deß PriapusVatter gewesen / worvon Theodoritusfolgende Ursach gibt / wann er saget / daß durch die Venusdie Lust im Beyschlaffen / durch den Bacchusaber der unmässig-getrunckne Wein verstanden / aus beyden aber / wann sie sich zusammen thäten / der Mutinus. Priapuszu entstehen pflege. Diesem war auch der Mutinusgleich (wo anders Priapusund Mutinusnicht einerley gewesen) der ware sitzend gebildet / und zeigte das männliche Glied öffentlich / welches doch die Natur selbst verborgen haben will. Auf dessen Schosse pflegten die neu-Vermählte sich nieder zu setzen / damit dieser Götz die Frucht ihrer Keuschheit am ersten genossen zu haben schiene / wie Varroin seinen Schrifften hinterlassen / und Lactantiusund Augustinusin den Büchern von der Stadt Gottes erzehlen.

Gott der Gärten. Priapusist von den Alten für einen Gott der Gärten gehalten worden. Er ward ins gemein gebildet in Gestalt eines bärtigen Menschen / mit einem verwirrten Haar / nackend / und in der rechten Hand eine Sichel haltend / wie ihn Tibullusim I Buch der 4 Elegiae beschreibet / wann er saget:

Sic umbrosa tibi contingant tecta, Priape,
Ne capiti Soles, ne noceantque nives.
Quae tua formosos cepit sollertia? certè
Non tibi barba nitet, non tibi cul - ta coma est.
Nudus & hibernae producis frigora brumae;
Nudus & aestivi tempora sicca canis.
Sic ego, tum Bacchi respondit ru - stica proles,
Armatus curva sic mihi falce Deus.
Priap! ich wünsche dir die Deck vom küh - len Schatten /
die Sonne nicht / kein Schnee soll schaden deiner Blatten.
Dein Haar ist nicht gekämmt / der Bart gleist gantz vom Schweiß /
doch sind die schönsten Leut verliebt in deinen Fleiß.
Du pflegst die grause Kält deß Winters her zu tragen /
und machst die gröste Hitz in denen Hun - des-Tagen.
Also redt ich ihn an. Er / der gewaffnet / wieß
die Sichel in der Hand / und gab zur Ant - wort dieß etc.

Die Alten pflegten ihn unterweilen mit einem Tuch zu bedecken / dessen Falten er selbst zusammen zog / und allerhand Früchte darinnen hielte. Auch flochten sie ihm aus Gartenkräutern mancherley schöne Kräntze: dann man ihn vor die Gärten zum Hüter bestellte / da er einen langen Rock über dem Haupte hielte / womit er die Vögel wegscheuete. Dann also sagt er von sich selbsten beym Horat.Satyr. IIX. lib. I.

Olim truncus eram ficulnus, inutile lignum:
Cum faber incertus, scamnum, fa - ceretne Priapum,
Maluit esse Deum, Deus inde ego furum aviumque
Maxima formido: nam fures dex - tra coërcet:
Ast importunas volucres in vertice arundo
Terret fixa, vetatque novis conside - re in hortis.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 157
Mich rieß als einen Glotz vom Feigenbaum ein Hiebe /
der Künstler wuste nicht was er gema - chet hab;
Doch sollt ich seyn ein Gott der Obst - und Blumen-Diebe /
der Vögel gröste Furcht. Die rechte treibet ab
der Diebe Rauber-Hand. Die Scheitel führt den Stecken /
der alle Vögel soll vom neuen Garten schrecken.

Es könte auch nicht unfüglich ein Esel zum Priapusgemahlet werden / dieweil dieser Götz insonderheit ihme gefallen ließ / wann man ihm einen Esel opfferte / wegen der grossen Gleichheit nemlich / die sie beyde miteinanderBock deß PriapusKennzeichen. haben. Bey den Egyptern war ein Bock gemahlet / der deß PriapusKennzeichen war; dann von diesem lieset man / daß er den achtenTag nach seiner Geburt zur Geilheit und Vermischung tüchtig / und zwar jederzeit bereit seye. Durch eben dieses Thier ward auch Bacchusvorgestellet / weil man sagt / er sey in einen Bock verwandelt worden / als er samt den andern Göttern geflohen / deß TyphonsHänden zu entgehen. Apollodorusschreibt / es seye Bacchus/ da er noch ein Kind gewesen / vom Jupiterin einen Bock verwandelt worden / damit er von der Junonicht erkennt werden möchte / und durch den Mercuriusden Nymphen zu erziehen übergebenEin Bock dem Bacchusgeheiligt. worden. Um welcher Ursachen willen dann das Bock-Opffer dem Bacchusso angenehm gewesen / oder / weil der Bock den Weinreben gewaltig gefähr ist. Und so viel sey auch vom Bacchusgesagt.

LARES, Oder die Hausgötter.

Lares, oder HausgötterDIe Lareswaren Hausgötter / die innerhalb deß Hauses verehrt zu werden pflegten; gleich als ob sie Hüter oder Beschützer der Häuser wären: diesen ward bey dem Feuer-Heerd ein Oertlein gewiedmet / welches sie Larium, oder die Haus-Götzen-Zell nennten / weil diese / wie auch andere Götzen und Bilder daselbst hin gestellet wurden. Es schreibet Lampridius/ daß Alexander Severuszwo solche Zellen gehabt / in deren einer er die Bildnus Christi/ Abrahams/ Orpheus/ und Apollonii/ in der andern aber Ciceronisund VirgiliiBilder stehen gehabt. Ja / es wurden diese Laresnicht allein für Hüter und Beschützer der Privat-Gebäue / sondern auch gantzer Städte und Ländereyen geehret / wie Tibullusim I. Buch mit diesen Worten lehret:

Vos quoque felices quondam, nunc pauperis agri,
Custodes, fertis munera vestra, Lares.
Bringt ihr dann auch Geschenck deß Fel - des arme Hüter /
die ihr vor waret reich / und hattet grosse Güter /
da ihr in Städten wohnt

Daher schreibet Festus/ die Ballen / wie auch männlich und weibliche Bilder aus Wolle / wurden an den Tantz-Festen in den Creutzwegen aufgehangen; und dieses Fest pflegten sie den Unter-Göttern / die sie Laresnennten / zu Ehren zu begehen / denen so viel Ballen als Knechts-Köpffe / so viel Bildnussen als Freygelassene / aufgestellet wurden / daß sie der Lebendigen verschonten / und mit den Ballen und Bildnussen sich befriedigen liessen: oder es ist diese Fests-Gewonheit vor Alters angeordnet worden / dieweil man die Laresfür die Geister der Abgestorbenen hielte / die / nachdem sie vom Leibe geschieden / etwas zu haben verlangten / da sie ruhen möchten. Jedoch wurden Laresins gemein für Haus-GötterHunde neben den Laribus. gehalten. Diese bildete man gemeiniglich als schöne Jünglinge / mit einem Hundsfell bekleidet / bey denen auch ein Hund stunde / welches ein Anzeichen war / daß sie sehr getreue Haus-Hüter / gegen die Hausgenossen leutseelig und freundlich / denen Fremden aber ein Schrecken wären / wie die Hunde auch zu seyn pflegen. Dieß ist deß PlutarchusMeinung in seinen Problematibus, die zuvor vonTA 1680, Iconologia Deorum, S. 158 dem OvidiusinFastis angezogen worden.

Eben diese wurden unterweilen auch gebildet mit einem / über der lincken Schulder liegend / und unter dem rechten Arm hinum geschlagenen Römischen Friedens-Rocke / damit sie nemlich ihr Amt desto bequemlicher verrichten könnten; indem sie / wie Plutarchuseben am selbigen Ort meldet / der Menschen Wercke aufs genaueste erforschten / damit derselben Untugenden und Laster nicht verborgen blieben / sondern um derer Willen / nachdem sie davon genaue Erkundigung eingezogen / solche rechtmässig abstrafften.

[figure]

Ein solcher allhier vorgestellter Laroder Hausgott/ dessen Original im Metall eingegossen / dem M. Zuerio Boxhornio(wie er solches in seinenquaestionibus Romanis and quaestionibus Romanis p. 30. 31. anführet) von einem guten Freund verehret worden / wurde nahe bey der Stadt Santen/ in dem Clevischen Herzogthum/ samt andern Römischen Reliquien ausgegraben / eben in der Gestalt und Grösse / wie der beygefügte Holtzschnitt ausweiset.

Penates, eine Art HausgötterDenen Laribuswaren die Penatesgantz ähnlich / insonderheit in Verwahrung der Städte. Einige wollen / es seyen diese bey den Römern gewesen Jupiter/ Juno/ und Minerva; andere aber Apollound Neptunus/ welche die Trojanische Mauerngebauet. Marcus Ciceroschreibet / sie seyen vom Wörtlein penu, (Vorraht an Speiß und Tranck) oder weil sie penitus, das ist / gantz inwendig drinnen sitzen / also genennt: und daher wurden sie in den innersten Theilen deß Hauses geehrt. Weßwegen auch Demiphobey dem Terentiussagt / er wolle nach Haus reisen / die Penates, oder Hausgötterzu begrüssen / daß er von dannen wieder auf den Marckt sich begeben / und seine Geschäffte verrichten könne. Von ihrer Bildung oder Gestalt berichtet der Geschichtschreiber Timaeus/ daß sie eiserne und ehrinne Zincken / und ein Trojanisch irdin Gefäß gewesen / welche ins Laviniiverborgenen Geheimgemächern / als dahin gewiedmet / gestanden.

Dionysiuserzehlet im ersten Buch der Römischen Historie / er habe in einem niedrig-finstern / unweit vom Römischen Marcktentlegenem Tempelzwey Bildnussen zweyer Trojaner gesehen / in Gestalt zweyer sitzender Jünglinge / deren jeder einen Wurffspieß in der Hand gehabt / mit dieser Uberschrifft: D. PENATES; wie dann auch in den meisten alten Tempeln dergleichen Jünglinge in Kriegs-Habit / und Verrichtung / nicht weniger auf vielen alten Schau-Müntzen zu sehen.

Genius, oder Geburts-EngelSo ward auch der Genius, oder Geburts-Engel/ für einen Haus-Gott / ja für eines jedweden besonderen Geist gehalten / welchen Einige den Gott der Gastfreyheit zu seyn geglaubet; dannenhero man im Lateinischen noch saget / genio indulgere, das ist / dem Lust-Geiste nachhängen / und der Natur ein Genügen leisten; und genium defraudare wird von denen gesagt / die den Lust-Geist hemmen / und den Begierden der Natur ernstlich widerstehen. Wann

Horatiusim II. Buch seiner Episteln

an den Julius Florusschreibet / und von der menschlichen Dinge Unbeständigkeit redet / fraget er / wie es doch komme / daß unter zweyen Brüdern einer öffters wollüstig / der ander aber arbeitsam seye? Worauf er ihme selbst also antwortet:

Scit Genius, natale comes qui tem - perat aftrum,
Naturae Deushumanae, mortalis in unum
Quodque caput: vultu mutabilis, albus & ater.
Es darff Gottder Natur der Geniusnicht lernen
wie wir gebrechlich seynd / als der die Krafft der Sternen
auf alle Köpffe treibt; Er ändert sein Gesicht /
ist bald geschwärtzt / bald weiß / und hält die Farbe nicht.

Censorinusist der Meinung / es seye Geniusein Gott der Geburt / entweder weil er derselben vorstehet / oder zugleich mit uns geboren wird / uns auch immerdar / unser Leben zu beschützen / beywohnet; daher die Alten einem jeden Menschen seinen Geniumoder Geburts-Engel zugeeignet; ja / auch wol zween / nemlich einen bösen und guten / diesen zu einem Ermahner zum Guten / jenen zu einem Anreitzer oder Treiber zum Bösen: Welches fast mit unserer Religions-Lehre übereinstimmet / soviel nemlich die Schutz-Engel und böse Geister betrifft; ausgenommen / daß wir nicht glauben / daß sie mit uns geboren werden / wie die Alten von ihren Geniisund Laribusgeschrieben / als unter welchen eine grosse Gleichheit ware; dannenhero die Römer an den Fußsteigen und Kreutzwegen deß Kaysers Augusti Genium, zusamt den Laribusaufgestellt und verehrt.

Ein jeder aber ehrte seinen Geniuminsonderheit / wann er mit grosser Freude seinenDes Fürsten Genius. Geburts-Tag begienge. Deß Kaysers oder Fürsten Geniusaber ward von allen öffentlich mit aller nur erdencklichen Ehre und Dienste venerirt. Deßwegen der / so bey dessen Geniofalsch geschworen / hart gestrafftTA 1680, Iconologia Deorum, S. 159wurde; weil man diesen Eyd sehr heilig zu halten pflegte. Dahero Caligula/ der aus liederlichen Ursachen täglich sehr viel hinrichten liesse / öffters zu sagen pflegete / wie Suetoniuserzehlet / er straffe sie darum / weil sie niemaln bey seinem Geniogeschworen / und dardurch bezeugt / daß sie ihn verächtlich hielten / und nicht würdig achteten / ihme einige Ehre anzuthun.

Wurde derohalben Geniusfür einen Geist gehalten / der / von der Geburts-Stunde an / die Menschen jederzeit begleitete. Auch ward er den Oertern zugeeignet / wie Jamblichuswill / da er beweiset / daß man den Göttern / die einem Orte vorstünden / von denen Dingen opffern müsste / welche daselbst entspringeten; dann die jenigen Dinge / die in unserm Schutze sind / uns angenehmer und lieber als andere zu seyn pflegen. Wann Virgilius/ im V Buch Aeneidos, den Aeneaseinführet / wie Er die jährliche Seelmessen für den Anchiseshält / so schreibet er:

Caeruleae cui terga notae, maculosus & auro
Squamam incendebat fulgor, cui nubilus arcus
Mille trahit varios adverso Soleco - lores.
= = = = Man sahe eine Schlange /
die groß und schlüpffrig war / aus innern heilgem Gange
herfahren grimmiglich / die in die Krüm - me kroch /
sich wältzend hin und her / und offt im Kreis sich zog;
Kreucht sachte zu dem Grab / und sich um selbes schweiffet /
kommt endlich zum Altar / und hin und her sich schleiffet /
trägt blaue Flecken auf dem Rucken / und ist gantz
auf ihrer Schuppenhaut beflammt mit guldnem Glantz.
So sieht man im Gewölck den schönen Bo - gen gläntzen
von Farben mancher Zier / wann er der Sonnen Gräntzen
Entgegen steht.

Er zweiffelt aber / ob es deß Orts Geniusoder etwas anders gewesen. Dahero dann kommen / daß Einige den Geniumin Gestalt einer Schlangen / andere in eines Knabens / etliche eines Jünglings / wiederum andere eines alten Greissen Gestalt / wie Cebesin seiner Tafel / gebildet. Pausaniasin Eliacis Sosipolis. posterioribus erzehlet / daß die Eleer Sosipolim, das ist / den Stadt-Erhalter / als ihren vätterlichen Gott verehret: dessen Opffer siejährlich in der Lucinae Tempelnach vätterlicher Weise zu begehen pflegen. Von demselben meldet er / man habe in den alten Geschichten verzeichnet gefunden / daß / als einmals die Arcadier der Eleer Gräntze feindlich angefallen / und die Eleer ihnen eine Schlacht geliefert / ein Weib mit einem saugendem Kinde an der Brust zu der Eleer Heerführern kommen / und ihnen erzehlet / wie sie / nachdem sie diesen Knaben geboren / durch einen Traum erinnert worden / ihn den Eleern in der Schlacht zu zugesellen: da dann die höchsten Kriegs-Häupter (weil sie für gut befunden / dem Weibe hierinn Glauben zu geben) den Knaben nackend vor die Fähnlein stellen lassen. Als nun die Arcadier den Anfall gethan / sey der Knab vor ihren Augen in eine Schlange verwandelt worden / welch Wunderzeichen die Feinde dermassen erschreckt / daß sie augenblicklich die Flucht genommen / die Eleer aber ihnen tapffer nachgesetzt / und eine herrliche Victorie erhalten; daher ihm von Erhaltung der Stadt der Name Sosipolis gegeben worden / und an dem Orte / da man die Schlange in eine Höle kriechen sehen / nach geendigtem Treffen / ein Tempelerbauet worden. Darum sollen die Eleer beschlossen haben / der LucinaEhre anzuthun / weil sie davor gehalten / es seye dieser Knab / vermittelst ihrer Hülffe / ans Tageliecht gekommen.

Bildnus deß Genius.Dieser Geist oder Gott wurde ausgebildet in Gestalt eines Jünglings / mit einem bunten und gestirnten Römer-Ehrenrocke bekleidet / vor sich in der einen Hand hielte er das Uberfluß-Horn / weil er in solcher Gestalt Einem im Schlaff erschienen. In alten Schau-Müntzen unterschiedlicher Käiser / nemlich des Trajanus/ Hadrianusund anderer Fürsten / ist ihr Geniusalso vorgestellt / wie er nemlich in der rechten Hand eine Schale über einen mit Kräntzen geschmückten Altar hält / in der lincken aber eine abhangende Peitsche oder etwas dergleichen zu haben scheinet. Jedoch wird unter andern deß AdrianiObschrifften auch diese gefunden: G E N. P. R. da man eines Soldaten Bildnus siehet / mit einem bis auf das Mittel der Schienbeine abhangendem Kleide / der in der Rechten / nach Art eines Opffrenden / eine Schale / in der Lincken aber das Uberfluß-Horn hält. Es war aber deß Römischen Volcks Geniusvielleicht derjenige Gott / unter dessen Schutz ihre Stadt war.

Masholder dem Geniusgeheiligt.Den Geniumbekrönte man vor Alters mit Masholder / jedoch unterweilen auch mit Blumen / wie bey dem Tibullusin diesen Versen zu sehen:

Ipse suos adsit Geniusvisurus hono - res,
Cui decorent sanctas florea ser - ta comas.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 160
Geniuswoll seinen Dienst selbst zu sehen sich einfinden /
wann die Haare soll ein Krantz von ge - bundnen Blumen binden.

Zweyerley Genii.Dieweil wir aber gemeldet / daß zweyerley Geniiseyen / wie Socraticus Euclidesbey dem Censorinusdieser Meinung beyzupflichten scheinet / als wollen wir / was wir allbereit gemeldet / von dem guten Genioverstanden haben / und jetzund auch noch ein und anders vom bösen Geniobeyfügen. Diesem haben die Alten / so viel ichweiß / keine Statue aufgerichtet; jedoch lieset man / daß er von vielen gesehen worden; derohalben wir dessen Gestalt aus unterschiedlichen Historien bezeichnen wollen.

Plutarchus/ Apianus/ und Lucius Florusgedencken / es habe Brutus/ als er sich einsmals zur Nachtszeit in seine Schlaffkammer verschlossen / und weiß nicht was vor Gedancken gehabt / ein Gespenst / in Gestalt eines schwartzen und erschrecklichen Manns gesehen / welcher zu ihm gesagt / Ich bin /Der böse Geniuserscheinet zum öfftern. Brute/ dein Genius. Valerius Maximuserzehlt im I Buch vom Cassio Parmensi/ der die Antonianische Partey gehalten / und von dem Augustuszum Tode verurtheilet worden / daß ihme wenig Tage vor seinem Tode geduncket / wie ein Mann von ungeheurer Grösse / schwartzer Farbe / unflätigem Bart / und herab hangenden Haaren zu ihme gekommen / der auf seine Fragen geantwortet / er sey sein böser Geniusoder Engel.

Wann Pausaniasin Eliacis posterioribus von dem Fechter Euthymusschreibet / so erzehlet er / daß / als Ulyssesumher geirret / er endlich nach Temessaeiner Stadt in Italiengetrieben worden / woselbsten einer seiner Reisgeferten / der einer Jungfrau Wein zu trincken gegeben / und sie nachgehends um ihre Ehre gebracht / von ihren Mitburgern / diesich deßwegen an ihm gerochen / mit Steinen zu todt geworffen worden: worauf Ulysseszwar / ohne Vorsatz denselben zu rächen / von dannen abgefahren; deß Entleibten Geist aber habe dermassen unaufhörlich wider die Leute vom unterschiedlichen Alter gewütet / also daß die Temessenser sich entschlossen / ihr Vatterland allerdings zu verlassen / damit sie dieses Ubels möchten entledigt werden. Ehe sie nun solch ihr Vorhaben ins Werck richteten / haben sie den Apolloum Raht gefragt / wie sie sich verhalten sollten? von dem sie endlich den Befehl empfangen / den Held zu versöhnen / ihm einen gewissen Grund und Platz zu heiligen / einen Tempelzu erbauen / und über dieß jährlich eine Jungfrau aufzuopffern / die ihnen die schönste zu seyn bedüncken würde. Nachdem sie nun solchem deß Orackels Befehl aufs fleissigste nachgekommen / da solle die Plage nach und nach aufgehöret haben. Es seye aber hernachmals Euthymusüberwindet einen Genius. Euthymusohngefähr nach Temessaeben um die Zeit gekommen / da das jährliche Opfer geschehen / und nachdem er sich deß ganzen Handels erkundigt / habe er in den Tempeleingelassen zu werden angehalten: als er nun daselbst der Jungfrauen ansichtig worden / habe er anfänglich eine Bewegung zum Mitleiden / und bald darauf eine brünstige Liebe gegen dieselbe empfunden / dahero er die Waffen ergriffen / und mit dem Genioeines gewagt / welcher überwunden über die Maur und aus dem gantzen Gebiet sich fortgemacht / aus aller Menschen Augen verschwunden / und sich endlich ins Meer gestürtzt: worauf dem Euthymus/ als Uberwinder / diese Jungfrau zum Danck seiner herrlichen That zur Gemahlin gegeben worden. Der Geniusaber / meldet er / sey kohl-pech-schwartz / und überaus erschrecklich / auch mit einem Wolffs-Beltz bekleidet gewesen.

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TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel S. (nach S. 160)
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J. v. Sandrartdel:

Joh: Jac: Sandrartsculpsit

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 161

FORTUNA, Oder das Glück.

Fortunamculpant omnes, probrisque lacessunt;
Cum tamen haec magnum potius mereatur honorem.
Das Glück wird überall mit Schmäh-Koth angeschmieret /
da ihm doch allerseits die grösste Ehr gebüret.

Die Fortuna/ oder das Glück.MIt diesen Versen des Dantes Algeriuswill ichdiese Abhandlung der Fortunanfangen: dannPLATTE S. dieser pflegen wir Menschen alles / was wider unser Vermuhten uns begegnet / zuzuschreiben / und das übel aufzunehmen / welches uns doch ein Anlaß zur Freude seyn sollte; also daß es scheinet / als ob wir davorhielten / es hange die Erlangung eines guten Hauswesens und aller Güter / wie auch aller deren Verlust und Abwechslung allein an ihr. Derohalben Franciscus Petrarchaan einem Orte die Fortunalso von sich selbst redend einführet:

Magna, potens rerum, conor For - tuna; videsne
Laetos, ac tristes solam me reddere posse?
Idque statim celeri sum eadern ve - locior aura,
Quodque vides, nostris jussis id vol - vitur omne.
Ich Glückbin reich an Macht und Gut / sieh mich recht an /
und glaub / daß nur Ich Leid und Freu - de schaffen kan.
Und dieses schnell: weil ich geschwind wie Windes-Wehen;
Dann alles was du siehst / ist auf mein Wort geschehen.

Warum die Fortungetadelt werde.Dannenhero sie selbst ein Ursprung und Urheberin aller Lästerungen ist / wormit wir sie täglich überhäuffen / dieweil gemeiniglich diejenige ihre Güter besitzen / welche derselben am Allerunwürdigsten zu seyn scheinen / die Würdigste hingegen derselben beraubt sind / und nichts haben. Welches ob es recht / oder unrecht sey / ichdenen zu betrachten überlasse /die nach ihrem beywohnenden hohen Verstande allein erkennen können / wie vielerley Sorgen / Beschwerungen / und Gefährlichkeiten diese vergängliche Dinge / so wir Güter nennen / unterworffen sind. Dieses aber pflegen wir wenig zu erwägen / sondern uns nur allein zu befleissigen / wie wir uns mit denselben anfüllen mögen; und wann dann die Sach nicht nach unserm Wunsch abgehet / fangen wir an uns über die Fortunzu beklagen / da doch / vieler Meinung nach / gar keine dergleichen Fortunoder das Glückist nichts. Göttin zu finden. Darum Juvenalisin der X Satyra also von ihr dichtet:

Nullum numen abest, si sit pruden - tia: sed te
Nos facimus, Fortuna, Deam, coelo - que locamus.
Wo wahre Klugheit ist / da kan kein Glücksfall seyn:
Doch setzen wir dich Glückzum Gott im Himmel ein.

Lactantius Firmianussagt / das Glücksey anders nichts / als ein bloser Name / welcher der Menschen Thorheit bezeichne; deme auch Cicerobeystimmet / wann er in den Academischen Fragen also schreibet: Die Fortunhat uns viel gemacht / dessen wir uns nicht versehen / wegen Dunckelheit und Unwissenheit derer Urheblichkeiten oder Anfangs-Ursachen. Aber es sind die Alten mit der Fortunnicht weniger betrogen und verleitet worden / als mit ihren andern Göttern: Dieser nun haben sie die Verwaltung der so wohl guten als bösen äusserlichen Dingen zugeschrieben / und sie denselbenDie Fortunist zweyerley als eine Göttin vorgesetzt. Dannenhero haben sie zwo Fortunen gedichtet / nemlich eine gute/ und eine böse/ und dieser alles Unglück / jener aber alles Glück zugeeignet; die gutehatte ein schön weiß Antlitz / die böseaber sahe im Gesicht häßlich und gantz schwatz aus. Zu Praeneste/ woselbst sie einen sehr berühmten Tempelhatte / wurde sie unter derTA 1680, Iconologia Deorum, S. 162Bildnus zweyer Schwestern verehrt / wie Alexander Neapolitanuserzehlet. Um eben dieser Ursach willen hat Pindarusvon ihr gedichtet / daß sie / wie Plutarchusbezeuget / zwey Wagen-Deichseln regiere. Insgemein aber ward nur eine Fortunageehret / dero Abbildung ichallhier / aus alten Scribenten genommen / beyfügen wollen.

Pausaniasin Messeniacis schreibet / es habe Bubalus/ der die Tempel zu bauen / und die Thiere zu bilden / ein vortrefflicher Meister gewesen / zu allererst den Einwohnern zu Smyrnaeine Statue der Fortungemacht / die auf dem Haupt den Himmel / und in der Hand das Amaltheen-Horn gehalten. Durch welche Figur angedeutet ward / daß der FortunaAmt und Verrichtung sey / nach Belieben den Reichthum / als welchen das Uberfluß-Horn andeutet / zu geben und zu nehmen / und daß der Reichthum herum getrieben werde / gleichwie der Himmel sich stetigs um die Achsen drehet. Eben dieses haben auch die Nachkommen nachzuahmen pflegen / die das Glückentweder auf Tafeln / oder durch gewisse Zeichen ausgedruckt / und damit ihr Absehen gehabt / uns zu verstehen zu geben / daß die Fortunadie Verwaltung aller Dinge habe / die sie nach ihrem Willkühr auszutheilen pflege.

Lactantiuserzehlet im III Buche / man sey gewohnt gewesen die Fortunmit dem Uberflußhorn und einem Schiffruder abzubilden / dieweil nemlich in ihrer Macht und Gewalt stünde / den Reichthum auszutheilen / auch diesen menschlichen Dingen / und flüchtig-hinfälligenVerwaltung der menschlichen Dinge. Gütern Ziel und Maß zu setzen: sintemal in denselben keine Beständigkeit zu suchen / und sie unrechtmässig ausgetheilt zu seyn scheinen / indem die Frommen hieran grossen Mangel / und die Gottlosen dieselben im Uberfluß besitzen. Aus dieser Ursach pflegen wir die Fortunauch blind / unbeständig / närrisch / und mehr der Bösen / als Frommen Freundin zu nennen / wie zu sehen in einem Epigrammate, so unter deß VirgiliusWercklein gezehlet wird / und dieses Innhalts ist:

Virgiliusbeschreibet die Fortuna
O Fortunapotens, quam variabilis
Tantum Juris atrox quae tibi ven - dicas,
Evertisque bonos, eligis improbos:
Nec servare potes muneribus fidem.
Fortunaimmeritos auget honori - bus:
Fortunainnocuos cladibus afficit.
Justos illa viros pauperie gravat:
Indignos eadem divitiis beat.
Haec aufert Juvenes, & retinet Se - nes,
Injusto arbitrio tempora dividens.
Quod dignis adimit, transfert ad impios:
Nec discrimen habet, rectaque ju - dicat:
Inconstans, fragilis, perfida, lubrica.
Nec, quos clarificat, perpetuò fovet;
Nec, quos deseruit, perpetuò premit.
O Glückvoll Wanckelmuth / was nimmst du dir für Rechte?
Der Böse wird ein Herr durch dich; der Fromm zum Knechte:
Du hältst nicht durch Geschenck einmal versprochne Treu /
legst dem / ders nicht verdient / die grösten Ehren bey.
Die keine Schuld befleckt / die seufftzen in den Plagen /
und ein Gerechter wird mit Dürfftigkeit geschlagen.
Wer ungerecht will seyn / dem ist der Reichthum nah /
das Glückrafft Junge weg / und lässt die Greissen da.
Was sie den Würdgen nimmt / gibt sie geschwind den Schlimmen /
ohn allen Unterschied. Im Rahten ihre Stimmen
allzeit die Meinsten sind. Sie ist glatt und untreu /
und laugnet Niemand / daß sie unbe - ständig sey.
Die sie ans Bret erhebt / lässt sie offt wie - der fallen /
und die gefallen sind / zieht sie vor andern allen.

Der Fortunwird Plutusin die Hände gegeben.Dannenhero die Thebaner den Plutum/ oder den Gott deß Reichthums/ der Fortunin die Hände gegeben / wie wirdroben gemeldet; gleich als ob der Gott / so über den Reichthum gesetzt war / die Güter austheilete / und ihre Besitzer derselben / nach der FortunBelieben / wieder beraubete. Diese beschreibet Martianusim I Buch seiner Philologiae, da er saget: Darauf begunte auch die Geschwätzigste unter den Mägdlein / und die allzeit in widrigen Pracht-Ubermaß gleichsam überfliesset / gantzWie sie Martianusbeschreibet. leicht und schnell sich herum zu schwingen / diese wird von Einigen die Tapfere / von Andern Nemesis/ von Vielen auch Tycheoder Nortiagenennet. Und dieweil sie die Zierrathen deß gantzen Erdkreises in ihrem grossen Schosse truge / und andern mittheilete / geschahe solches von ihr durch gar schnelle Bewegungen; diese risse sie bey den Haaren kindisch herum / jenen zerschmetterte sie den Kopf mit einem Stab / und den jenigen / gegen die sie sich am freundlichsten gestellt / verwundete sie / durch öfftere Streiche / mit den Knebeln der zusammen gefaltenen Finger / den Haupt-Wirbel. AlsoTA 1680, Iconolgia Deorum, Tafel T (nach S. 162)

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Sandr:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 163scheinet uns die Fortungleichsam zu verlachen / indem sie die Güter / so sie uns gegeben / wieder nimmt / wordurch wir grossen Schmertzen leyden; welches uns doch nicht begegnen würde / wann wir die Dinge / so unter ihrer Gewalt sind / nicht höher achteten / als die in unserer Macht stehen: dann der Reichthum ist der Beherrschung deß Glücks unterworffen / allein die Tugend ist unser / wir aber ziehen den Reichthum der Tugend vor / worüber Horatiussich hefftig entrüstend in seinen

also ausruffet:

O cives, cives! quaerenda pecunia primum,
Virtus post nummos
Ihr Bürger sucht zuvor Gold / Geld und Geldes wehrt /
Eh als das Tugend-Gold zu finden ihr begehrt.

Gute und böse Fortuna.Die gute und böse Fortunbildeten die Alten zugleich also ab / obwol die Uberschrifft auf die gute allein deutete. Sie ware zu sehen als eine auf einem Thron sitzende / und mit einem langen Rock bekleidete Weibsperson / in einer fast traurigen Gestalt / dero ein schönes und holdseelig-junges Mägdlein / so vor ihr stehet / die Hand zu geben scheinet; hinter der sitzenden Weibsperson aber ist ein Mägdlein / so sich mit dem Ellenbogen auf einen Schemel steurete. Das betrübte Weib bezeichnet das vergangene / das Jungfräulein aber / so ihr die Hand beut / das gegenwärtige / und das hinter ihr stehende Mägdlein das zukünfftige Glück.

Ehe ichaber weiter fortschreite / muß ichallhier etwas von der Nemesianführen / dann sie beede einander sehr ähnlich scheinen / also daß Etliche vermeinet / Fortunaund Nemesisseyen eine Göttin: Welches auch aus demjenigen abzunehmen / was wirobenT aus dem Martianusangeführt. Jedoch hat jedwede ihren eigenen Gottesdienst und Statue Nemesis/ oder die Göttin der Rache. gehabt. War also die Nemesiseine Göttin / von der die Alten glaubten / daß sie einem jeden / was recht und billig ist / mittheile. Ammianus Marcellinussagt also von ihr: Sie ist eine Göttin und Rächerin aller Wolthaten / und eine Vergelterin alles Guten / eine Regiererin aller Dinge / und eine Königin aller Anfangs-Ursachen; von ihr dichteten die alten Theologi / sie seye eine Tochter der Gerechtigkeit/ und pflege aus einer verborgenen Ewigkeit auf alles Irdische herab zu sehen. Macrobiusim I Buch seiner Saturnaliorum hält darfür / es werde die Nemesiswider die Hoffart verehrt / und sey eine Gewalt und Macht der Sonnen; dero Natur und Eigenschafft hierinn bestehet / daß sie das Gläntzende verdunckle / und was im Dunckeln ist / erleuchte: also scheinet auch die Nemesisbald das Vermögen deß menschlichen Gemüts oder Geistes zu unterdruckenund zu entkräfften / bald aber auch die Frommen / so im Angstkerker stecken / zu erwecken / und zu einem guten Leben aufzurichten; dahero ihr eigenthümliches Amt war / an denjenigen die Rach zu üben / die bey guten glücklichen Tagen sich zu erheben und zu stoltzieren pflegten.

RhamnusiaDiese Göttin wurde von den Poeten Rhamnusiagenennet / von einem Ort in Attica/ woselbst ihr ein sehr schön Bildnus aufgerichtet Adrastia. ware. Ebenmässig wurde sie auch Adrastiagenennet / dieweil ihr der König Adrastusden ersten Tempel erbauen lassen. Die Alten eigneten dieser Göttin darum Flügel zu / damit man glauben sollte / sie könnte bey einem jedweden so geschwind als ein Vogel seyn. Uberdiß gaben sie ihr ein Steuer-Ruder / und stellten sie auf ein Rad / um dardurch zu zeigen / daß indem sie durch alle Elementen lauffet / sie das gantze Weltrund regiere.

Unterweilen hat man sie gebildet / daß sie in der einen Hand einen Zaum / in der andern einen Maßstab gehalten / dardurch anzudeuten / daß wir unsern Mund und Zungen ein Gebieß anlegen / und in allen Dingen Maß halten sollen / welches uns nachgesetzte zwey Verslein lehren können:

Η Νέμεσιςπρολέγω τῷ πήχει, τῷ τε χαλίνῳ,
Μὴ ἄμετρόν τι ποιεῖν, μήτ α χάλινα λέγειν.
Praedico haec Nemesisnorma simul, hisque lupatis,
Non effraena loqui, & nil fieri absque modo.

Das ist:

Diß sag ich Nemesisbey Straff / Gebiß und Buß /
daß man nicht red zu viel / nichts thu zum Uberfluß.

Pausaniasin Atticis schreibet / daß diese über andere Götter wider die Hoffärtigen gantz unerbittlich seye / welches er aus dem erweist / so den Barbarischen Feinden der Athenienser wiederfahren; dann dieselben verachteten der Athenienser Macht und Gewalt / also daß sie bereits Phrygischen Marmor beygeschafft / ein Siegs-Zeichen aufzurichten. Nachdem sie aber mit Schand und Spott unten lagen / und überwunden worden / hat Phidiasselbigen Marmor genommen / und zu dieser Göttin Statue gebraucht. Worüber Ausoniusein schön Epigramma aus dem Griechischen überschrieben / dieses Innhalts:

Me lapidem quondam Persae adve - xêre, trophaeum
Ut fierem bello; nunc ego sum Nemesis.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 164
At sicut Graecis victoribus asto tro - phaeum,
Punio sic Persas vaniloquos Ne - mesis.
Die Persen hatten mich / als Stein / hieher geführet /
zum Zeichen ihres Siegs sollt ich seyn aus - gezieret /
den sie vom Griechenlandzu haben vor gewiß
sich hatten eingebildt. Nun bin ich Ne - mesis.
Gleichwie ich aber izt zur Sieges-Seulen diene
dem edlen Griechen-Volck auf ihrer Er - den-Bühne /
So pfleg im Gegentheil ich ohne alle Scheu
also zu straffen ab der Persen Prah - lerey.

Diese Bildnus hatte eine Kron auf dem Haupt / an welcher Hirschen und kleine Siegsbilder zu sehen waren: in der einen Hand hielte sie einen Ast von einem Eschbaum / in der andern eine Büchsen oder Schale / worauf einige Mohren abgebildet waren / dessen Ursach Pausaniasnicht errahten können. Eben dieser sagt ferner / es habe weder das Bild der Nemesis/ noch einiges anders bey den Alten Nemesisohne Flügel. Flügel gehabt: nachgehends aber sind sie bey denen zu Smyrnageflügelt gemachet / und auch der Nemesi/ wie auch dem Cupidoselbst Flügel angefügt worden; weil sie vermeinten / es liesse die Krafft dieser Göttin sich allermeist bey den Verliebten spühren / und pflegte diejenigen abzustraffen / welche ihrer Gestalt wegen sich hoffärtig brüsteten / und andere neben sich verachteten / wie Ovidiusin dem Gedicht vom Narcissusmeldet / so im III Buch seiner Verwandlung zu finden / dahero auch Catullussagt:

Ne poenas Nemesisreposcat à te:
Est vehemens Dea; laedere hanc ca - veto.
Sieh zu / daß Nemesissich nicht zu straffen setze:
Die Göttin ist voll Ernst; darum sie nicht verletze.

Die Justitzoder Gerechtigkeit.Dieweil aber diese Göttin die Menschen um ihrer hochmütigen Thaten willen zu bestraffen geglaubt ward / haben Einige sie auch für die Justitzgehalten. Diese hat Chrysippus(wie Agelliusim XIV Buche erzehlet) von jungfräulicher Gestalt und Lineamenten beschrieben / sie mit einem ernstlichen und erschrecklichen Gesicht / wie auch scharffen Augen begabet / die weder demütig / noch zornsüchtig / sondernvon einem traurig-ehrerbietigen Ansehen seye. Dannenhero hat Platogesagt / die Justitzsehe alles / und sey deßwegen von den alten Priestern eine Beobachterin und Aufseherin aller Dinge genennet worden. Apulejusschwöret an einem Orte gar beym Auge der Sonnen / und der Justitzoder Gerechtigkeit/ gleichsam als ob diese nicht weniger Krafft und Vermögen zu sehen habe als die Sonne selbst: woraus wir zu mercken haben / wie die Diener der Gerechtigkeitbeschaffen seyn sollen / als welche mit den Augen ihres scharffen Verstandes die Warheit von Grund-aus erforschenWie die Richter sollen beschaffen seyn. und durchsehen müssen; ja eben dieselben sollen auch mit solcher Reinigkeit begabt seyn / als die keuscheste Jungfrauen zu seyn pflegen / also daß sie weder mit Geschencken / oder Schmeicheleyen / noch auf einige andere Weise jemals sich bestechen lassen / sondern dem / was gerecht und billig ist / jederzeit mit Ernst nachtrachten sollen: wie dann auch vonnöthen ist / daß sie gegen die Gottlosen sich schreckbar / gegen die Unschuldigen aber gütig erweisen.

Die Mahler pflegen die Justitzauch mit einer Wag in der Hand / ingleichen mit einem Büschel Stäben / darinnen ein Beil gesteckt / bald wiederum anders / abzumahlen und vorzustellen. Einige bilden sie auf solche Weise aus: Es sitzet eine nackte Jungfer auf einem viereckigten Stein / hält in der einen Hand eine gleich instehende Wag / und verbirgt gleichsam mit der andern unter der Achsel ein entblöstes Schwert. Diodorusschreibet / man habe an einem gewissen Orte in Egypten/ alldaStatue der Justitzohne Kopf. die Warheits-Pforten gewesen / eine Justitz- Statue gesehen / die keinen Kopf gehabt habe / dessen Ursach er aber nicht zu geben weiß. Eben diese ward von den Egyptern gebildet durch eine aufgethane lincke Hand / die ihre Fläche zu sehen zeigte / weil die lincke Hand die selbste Faulheit / und mit keiner Verschlagenheit begabt zu seyn scheinet; weßwegen sie auch zur Billigkeit tüchtiger als die Rechte geachtet wird.

Pausaniasin Eliacis prioribus sagt / sie sey also an des CypselusTruhe abgebildet gewesen: das schöne Weibsbild / sagt er / so mit der lincken Hand eine andere scheußliche Weibsperson beym Halse würget / und mit der Rechten / vermittels eines Prügels / sie wol abschmieret / deutet an die Gerechtigkeit/ welche die Unbilligkeitgebührlich abstrafft / dann gerechte Richter müssen die Ungerechtigkeit/ oder / welches eben so viel ist / die Unbilligkeitallzeit unterdrücken / und Fleiß anwenden / daß ein jeder Unrecht Leidender Vergnügung bekomme. Diese sollen auch zusehen / daß sie hinter die Warheit kommen / daher sie jedesmal beyde Partheyen anhören / und niemals des Klägers blosen Worten glauben / und den Beklagten verdammen sollen.

Dieser Meinung erzehlet Lucianus/ imTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel R (nach S. 164)

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Joach: de Sandrartdelin:

Joh: Jacob Sandrartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 165Büchlein

/ ein solch Exempel: Als Antiphilus/ einer von deß Apellesmißgünstigen Neidern / denselben beym Ptolemaeusverleumdet hatte / als ob er es mit dem Theodorus/ der wider den König sich empöret hatte / gehalten hätte / der König aber von einem Mitgesellen der zusammen-Verschwohrenen / der anjetzo hingerichtet werden sollte / versichert ward / daß Apellesdieser Sachen gantz keine Wissenschafft hätte / und unbillig angegeben worden: hat Ptolemaeus/ nach abgelegten Zorn / das Urtheil geändert / dem Apelleshundert Talent geschenckt / und seinen falschen Ankläger Antiphilumihme zum LeibeigenenVerleumdung vom Apellesvorgestellet. übergeben; worauf Apelles/ zum Angedencken dieser seiner ausgestandnen Gefahr / die Verleumdung in folgendem Gemähl vorgestellet: Zur Rechten sitzet ein Mann / mit sehr grossen Ohren / dergleichen Midassolle gehabt haben / dieser langet der zu ihm kommenden Verleumdungdie Hand: neben ihm stehen zwey Weibsbilder / nemlich die Unwissenheit/ und der Argwohn; gegen über die Verleumdung/ als ein aufgeputzt und schön Weib / aber von einem glühendem Angesicht / so aus Zorn und Boßheit rasend zu seyn scheinet; in der lincken Hand trägt sie vor sich eine angezündete Fackel / mit der Rechten ziehet sie einen Jünglig bey den Haaren herum / welcher beyde Hände gegen den Himmel aufhebet / und die Götter um Hülff anruffet; vorher gehet ein blasser schmutziger Mann / mit tieffeingefallenen Augen / denen jenigen nicht viel unähnlich / welche durch langwierige Kranckheit sehr ausgemagert sind; und dieser ware der Neidoder Mißgunst. Hinten stunden zwey andere Weibsbilder / so die Verleumdungregierten und ausschmückten / deren eine die Hinterlist/ die andere der Betrugwar. Hinten nach folget die Reu/ so mit erdfärbigen und zerrissenen Kleidern angethan war / das Haupt hinter sich bog / weinte / und voll Betrübnus und Schaam die ankommende Warheitzu empfangen schiene.

Auf solche Weise hat Lucianusdie Verleumdungbeschrieben / welche vorher Apellesabgebildet hatte. Woraus er schliesset / es sey die Verleumdung anders nichts / als eines Menschen falsche Anklage / dero der Richter Glauben beymisst / wie sie von dem erdichtet worden / der abwesend ist / und also sich nicht verantworten kan: und dieses kommt ins gemein Neidoder Mißgunst. von der Mißgunstoder dem Neidher. Der Neid/ oder die Mißgunst/ aber ist unter allen Gemüts-Lastern das allerärgste / dann es nicht allein dem / welcher geneidet wird / schadet / sondern auch denjenigen selbst / die andere neiden. Dahero Silius Italicusim XIII Buch denselben unter die Ungeheuer / so in der Hölle sind / zehlet / indem er ihn kürtzlich also beschreibet:

Hinc angens utraque manu sua gut - tura Livor.
Der Neidhard quält an allen Enden
selbst seinen Schlund mit beyden Händen.

Und Horatiusin seinem I Buch / und zwar im

/ sagt von ihm also:

Invidia Siculi non invenêre tyranni
Majus tormentum.
Hat der Tyrannen Marter-Schlacht
auch jemals grössre Pein erdacht /
als da / wo Neidund Mißgunstwacht?

Welches jenes Gedicht gar schön vor Augen stellet / so unter deß VirgiliusWercklein gezehlt wird / und ist folgendes Innhalts:

Livor tabificum malis venenum,
Intactis vorat ossibus medullas,
Et totum bibit artubus cruorem.
Quid quisquis furit, inviditque sorti,
Ut debet, sibi poena semper ipse est.
Testatur gemitu graves dolores,
Suspirat, gemit, incutitque dentes,
Sudat frigidus intuens quod odit:
Effundit mala lingua virus atrum:
Pallor terribilis genas colorat:
Infelix macies renudat ossa:
Non lux, non cibus est suavis illi,
Nec potus juvat, aut sapor Lyaei:
Nec, si pocula Juppiterpropinet,
Atque haec porrigat, & ministret Hebe,
Aut tradat Ganymedesipse nectar.
Non somnum capit, aut quescit unquam,
Torquet viscera carnifex cruen - tus:
Vesanos tacitè movet furores,
Intentas animo faces Erinnys,
Letalis Tityiquevultur intus.
Qui semper lacerat, comestque men - tem:
Vivit pectore sub dolente vulnus,
Quod Chironianec manus levaret,
Nec Phoebus, sobolesve cara Phoebi.
Der Neidist eine Seuch und Gifft /
das alles Marck zerfrisst und trifft /
und aus den Adern das Geblüt
wie eine Schlange saugend zieht.
Entdeckt durch Seufftzen seine Schmertzen /
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 166
knirrscht mit dem Zahn / und ächzt von Hertzen /
schwitzt eiskalt / wann uns was gelungen /
speyt schwartzes Gifft von seiner Zungen.
Die Bleichheit macht das Wangen-Paar /
Die Dürre weist die Beine dar.
Die Speiß ihm keine Freude schafft /
noch auch der bäste Reben-Safft;
und sollt ihm Jupiterzutrincken /
und ihm zu Dienst der Hebewincken /
und GanymedesWein darstrecken /
so wird es ihme doch nicht schmecken.
Er schläfft und ruht zu keiner Zeit /
die Glieder sind der Folter Beut /
so daß er rasend werden kan /
wann ihn Erinnyszündet an.
In ihm sitzt jener Höllen-Geyer /
der ihme (denckt welch Ungeheuer!)
Vernunfft und Sinnen ewig beisset /
zerfetzet / reisst und nicht zerreisset.
Sein Hertz ist auf den Grund verwundt /
so daß ihn machen kan gesund
nicht die bewährte Chirons- Hand
nicht Phoebusund was ihm verwandt.

Ovidius/ im II seiner Verwandlungs-Bücher / eignet ihm / verstehe dem Neid/ eine Weibs-Gestalt zu / (welche die Griechen als einen Menschen ausbilden / dieweil das Griechische Wörtlein Φϑόνος, wordurch dieses Unthier bedeutet wird / generis Masculini ist) und beschreibet ihn dergestalt:

Pallor in ore sedet, macies in corpo - re toto:
Nusquam recta acies: rigent rubi - gine dentes:
Pectora felle virent: lingua est suf - fusa veneno.
Risus abest, nisi quem visi movêre dolores:
Nec fruitur somno, vigilantibus ex - cita curis;
Sed videt ingratos, intabescitque videndo,
Successus hominum carpitque, & car - pitur una,
Suppliciumque suum est.
Die Bleichheit sitzt am Mund / die Ma - gerkeit am Leibe /
Er kan die Augen nie auf was Gewisses drehn.
Die Zähnschaar starrt für Rost wie eine Eisen-Scheibe.
Man sieht das Hertz voll Gall / voll Gifft die Zunge stehn.
Er lachet nie / als wann ein finsters Un - glück wachet /
schläfft nie / sieht keinen Danck / dieß Se - hen ist ihm Pest /
Er tadelt alles Thun / und wird doch selbst verlachet /
Ist selbsten seine Straff / wann er sich selbst nicht lässt.

Eben dieser beschreibet kurtz vorher die Wohnbehausung deß Neidesgleichsam mit seinen eigenen Farben / indem er saget / daß er sich daselbst vom Fleisch der Schlangen ernehre. Plutarchushat ein weitläuffig Werck geschrieben vom Neidoder der Mißgunst: und der grosse Basilius/ in einer zum Volck gehaltenenWem die Neidische gleich seyen. Rede / sagt unter andern / die Neidische seyen denen Geyern gantz gleich; dann gleichwie diese / wann sie über lustige Felder / oder grüne Wiesen fliegen / nirgend sich niederlassen / ausser wo sie ein Aas ersehen / worvon sie doch nur die verfaulten Stücke fressen / und das frische Fleisch liegen lassen: also sehen auch die Neidische niemaln auf etwas / das lobwürdig ist / sondern geben nur Acht auf das jenige / woran sie einige Gelegenheit finden / es zu tadeln.

Momus.Von dieser Gattung solle Momusgewesen seyn / der zwar unter die Götter gezehlet / und von dem Hesiodusin Theogon. ein Sohn der Nacht und deß Schlaffs genennet wird: dann dieser thäte nichts für sich / sondern beschauete nur die Wercke der andern Götter / und pflegte sie ohne Scheu zu tadeln. Dahero Aesopusvon ihm geschrieben / wie Aristoteleserzehlet / er habe die Erschaffung deß Ochsen getadelt / als dem die Hörner füglicher auf den Schuldern hätten sollen angesetzt werden / als am Haupte / damit er desto kräfftiger stossen könnte. Eben dieser Momussagte auch von dem Menschen / wie Lucianusim

meldet / es habe Vulcanusgewaltig gefehlet / daß er dem Menschen nicht ein Fenster vors Hertz gemacht / damit man seine Gedancken sehen könnte. An der Venushat er / wie Philostratussaget / nichts zu tadeln gefunden / ausser daß ihre Pantoffeln / wann sie darinnen einher trette / allzu sehr knarreten.

Deß MomusBild.Seine Bildnus wird im IV Buch der Griechischen Epigrammatum beschrieben / als eines magern / ausgedorrten / blassen Menschen / der das Maul aufsperret / auf die Erde nieder siehet / darauf er mit einem in der Hand haltendem Stabe schläget; und solches vielleicht darum / weil die Götter bey den Alten Kinder der Erdengenennet wurden. Von diesem Momussind diejenige / welche der Art sind / daß sie alles / was ihnen nicht gefället / zu tadeln pflegen / Momi genennt worden; welches Laster ins gemein bey ihnen aus dem Neidentspringet / welcher / nach deß EuripidesAussage / wie Aelianuserzehlet / überaus traurig / verkehrt und schamhafftig ist. Diese / verstehe die Mißgunst/ bedeuteten die Alten unter dem Gedenckzeichen eines Aals; weil derselbe / wie ebenfalls Aelianusschreibet / vonTA 1680, Iconologia Deorum, S. 167den andern Fischen abgesondert lebet / und niemals von ihnen begleitet wird.

Betrug.Den Betrug/ welchen Apellesder Verleumdungzum Gefehrten zueignet / mahlet Dantes Algeriusin seiner Hölle also ab:

Tum fraus Cocyti tantum caput extulit undis,
Caetera membra latent, fluvio de - mersa sub imo.
Est illi vultus mollis, faciesque be - nigna;
Justitiam redolet, sanctos venera - bere mores;
Sed partes, quas illa negat profere sub auras;
Horrendae visu, setis, squamisque re - fertae:
Serpentis formam referebant; om - nia tetra.
Tot nodis corpus conjungitur, at - que colores
Tot sparsim fusos oculis monstrat, quot Arachne
Ipsa suas telas minimè variaverat unquam.
Betrugerhebt sein Haupt vom Jammer - bach der Höllen /
die andern Glieder sind im tieffen Fluß versteckt.
Er hat ein weich Gesicht / und kan sich - tig stellen /
riecht nach Gerechtigkeit / als ob er nicht befleckt.
Doch sind die andern Theil / die er nicht vor darff weisen /
abscheulich anzusehn / und Borst - und Schuppen-voll.
Es pfleget die Gestalt wie eine Schlang zu gleisen.
Kurtz: Scheußlich ist / was man an ihm beschreiben soll.
Von so viel Knoten ist der Leib zusamm - gesetzet /
und so viel Farben hat er hin und wie - der an /
daß eine Spinne / die am Aendern sich er - götzet /
ihr zartes Kunst-Geweb nicht so ver - wechseln kan.

Art der Betrüger.Dieses wird dahin gedeutet / daß wir daraus erkennen / wie die listige Betrüger zwar nach dem äusserlichen Ansehen / und in ihren Reden eine fast unglaubliche Gelindigkeit und Bescheidenheit spühren lassen / in der That und denen Wercken aber sich gantz anders zu seynerweisen / und also sich selbst in ihren WerckenDer Betrugwird durch den Fichtenbaum angedeutet. verachten. Dannenhero die Alten den Betrug bisweilen durch den Fichtenbaum angedeutet; weil dieser Baum / in Ansehung der Höhe / Geradigkeit und grüner Farbe überaus schön anzuschauen / so bald man aber sich unter seinen Schatten zu ruhen niederleget / empfindet man an seiner Gesundheit einen mercklichen Abbruch und Schaden; ja wird / wann man sich demselben nahet / indem ihm die Früchte abfallen / öffters getroffen / und entweder gar ertödtet / oder sonst übel verletzet.

Fernere Abbildungen der Fortun. Wirkehren aber endlich wiederum zur Fortun/ welche Apellessitzend abbildet / und als er deswegen befragt wurde / warum er solches gethan habe / hat er geantwortet / dieweil sie niemals gestanden sey: da er sich deß zweydeutigen Worts stare gebrauchet / welches so wol bey den Griechen / als Lateinern / nicht allein stehen / sondern auch beständig verbleiben andeutet. In Warheit eine scharffsinnige Arbeit und Antwort: dann das Glück wird billig und mit recht wanckelmütig und unbeständig genennet. Wann die Alten diese ihre Unbeständigkeit und Veränderung vorbilden wollen / haben sie dieselbe / wie Eusebiusin den Büchern von der Evangelischen Vorbereitung bezeuget / auf einer runden Kugel sitzend gebildet / ihr auch Flügel angefügt / wormit sie aufs schnellste hin und wieder fliegen könne. Horatiusim III Buch / Oda XXIX singet also von ihr:

Fortunasaevo laeta negotio, &
Ludum insolentem ludere pertinax,
Transmutat incertos honores;
Nunc mihi, nunc alii benigna.
Laudo manentem: si celeres quatit
Pennas, resigno quae dedit: & mea
Virtute me involvo, Probamque
Pauperiem sine dote quaero.
Das Glückist Freuden-voll in Leid-erfüll - ten Sachen.
Es ist gewohnt ein Spiel aus Hochmut aufzuführn.
Versetzt die Ehrenstell; und weiset hell von Lachen
bald mir / bald anderen / die wandelbare Stirn.
Ich lob es / so es bleibt. Doch wann es seine Flügel
erhebt / so schlag ich mich in meine Tu - gend ein /
und wähl die Dürfftigkeit ohn Adels - Brief und Siegel /
wann nur / was mir beliebt / getreu und fromm mag seyn.

Cebes von Thebenbildet in seiner Tafel die Fortunals ein blindes unbesonnenesTA 1680, Iconologia Deorum, S. 168Weibsbild / so mit den Füssen auf einem runden Steine stehet. Artemidorus Daldianusin libro Onocriticon beschreibet die Fortunauf einem Cylinder sitzend / unterweilen aufgebutzt und zierlich angelegt / bisweilen unaufgebutzt und in einem fast schmutzigem Habit / mit einem Steuer-Ruder in der Hand. In den alten Schau-Müntzen ist sie auch mehrmalen also ausgebildet. Claudianus Galenusin Suasoria saget: Wann die Alten der FortunSchalckheit andeuten wollen / so haben sie dieselbe gedichtet oder gebildet in Gestalt eines Weibsbildes / und ihr ein Steuer-Ruder zugeeignet; und ob wol die weibliche Leichtsinnigkeit gnug war / gaben sie ihr doch eine Kugel unter ihre Füsse; stelleten sie darneben auch blind vor / um dardurch ihre Unbeständigkeit anzuzeigen. Diese ihre Art hat Pacuviusin denen Versen / welche Gallio/ oder Cornificius/ oder wer es auch gewesen / der die Rhetoricam an Herennium geschrieben / anziehet / gar schön ausgedrücket. Die Verse lauten also:

Fortunaminsanam esse, & caecam, & brutam perhibent Philosophi,
Saxoque illam instare globoso praedi - cant volubili.
Ideò quò faxum impulerit sors, ca - dere fortunam autumant.
Coecam ob eam rem esse iterant; quia nihil cernat, quò sese applicet.
Insanam autem ajunt, quia atrox, in - certa, instabilisque sit.
Brutam; quia dignum, atque indi - gnum nequeat internoscere.
Den Weisen ist das Glückgantz thöricht / blind und wild /
auf einen runden Stein vorstellten sie sein Bild.
Daher wohin der Stein / sich immer dre - hend / walle /
dahin auch das Gelück samt seinen Gaben falle.
Blind ist es / weil es nicht / wohin es kommet / schaut;
bethört / dieweil es nicht auf festen Plä - tzen baut;
Und wild als wie ein Wild / weil es zu kei - nen Zeiten /
wers wehrt sey oder nicht / hat können unterscheiden.

Es ist auch noch in alten Steinen ein Friedens-Stab eingehauen zu sehen / auf welchem oben ein beflügelter Hut stecket / und zu beeden Seiten zwey Uberfluß-Hörner / so den Friedens-Stab umschliessen; anzudeuten /Das gute Glück. daß das gute Glückdie Wolredenheit und Gelehrsamkeit jederzeit zu begleiten pflege. So sind auch einige gewesen / die behauptet / es sey selbiges von sothanigem Vermögen / daß die Tugend selbst ohne dasselbe wenig thun könne; dann ob solche uns wol zu vortrefflichen Thaten aufmuntere / sie uns doch unsers Wunsches nicht gewähren könne / wofern die Fortunoder das Glücknicht beyständig und behülfflich wäre; zumahlen sie selbiges unter diejenige Götter zehlten / welche über die menschliche Dinge am meisten zu gebieten hatten. Jedoch behaupten die Weisen / daß ein jedweder seines Glücks eigener Schmied und Werckmeister seye / und zwar deß guten / wann er derjenigen Dinge / so sich ihme darbieten / wol / deß bösen aber / wann er derselben übel gebrauchte. Dannenhero Seneca Senecavom Glück.an einem Orte an Luciliumalso schreibet: Es vermag die Fortunweder Gutes noch Böses zu geben / weil das Gemüt (welches alle seine Sachen nach eigenem Belieben auf beyde Seiten selbst wenden kan) weit kräfftiger / als alle Fortun/ ja seines selbst eigenen Glückes oder Unglückes Meister ist. Darum wann wir den übeln Theil erwählt / wir das Ubel / so uns begegnet / nicht der Fortun/ sondern alles unserer Boßheit und Unverstande zuzuschreiben haben.

Die Gelegenheitund Fortunsind eins.Eben diß haben auch die Alten unter der Bildnus der Gelegenheitandeuten wollen / die von etlichen vor die Fortungehalten worden / weil sie einander / wie aus deren Bildern zu ersehen / allerdings ähnlich sind. Derohalben sie vielleicht die Gelegenheitdarum unter die Götter gezehlt / daß durch ihr Bildnus / wann sie offt vor Augen gestellt / und ihr göttliche Ehr erzeigt würde / wir alle erinnert werden möchten / in allen Dingen die Zeit und Gelegenheit wol zu beobachten / weil alles in der Zeit sich verändert und zergehet / und demjenigen / so es begegnet und haben können / wann ers verlieret / viel Betrübnus und Traurigkeit verursachet.

Abbildung der Gelegenheit.Ihre Bildnus war also beschaffen: Es stunde eine Weibsperson mit blosen Füssen auf einer runden Kugel oder Ballen / die ihre langen Haar über die Stirn herab hangen hatte / am Hintertheil deß Haupts aber kahl / und anDie Reuist der Gelegenheitstetige Gefärtin. den Füssen beflügelt war / auch die Reuzu einer immerwährenden Gefärtin bey sich hatte / anzudeuten / daß / wann man sie aus Unverstand entwischen lasse / sie uns lauter Reu zu hinterlassen pflege. Dergleichen Bild der Gelegenheithat / wie man lieset / Phidiasgemacht / worvon man noch ein treffliches Epigramma vom Ausoniohat / das aus dem Griechischen übersetzt worden. Die Lateiner haben sie als eine Göttin verehret. Die Griechen aber als einen Gott / weil Καιρὸς, als mit welchem Wort sie bey ihnen benennet wird / männliches Geschlechts ist. Diesem / nemlich Caero/ schreibt Pausanias/ hatten die Eleer einen Altar erbauet / und ihn nach demTA 1680, Iconologia Deorum, S. 169Poeten Jone/ des Saturnus jüngsten Sohne/ benamset. Von ihme ist im Florilegio Graecorum Epigrammatum deß Posidippiein sehr schönes Epigramma zu lesen / nach dessen Art Ausoniusdas Seine gemacht und geschrieben hat / zumalen sie beede sehr wol übereinkommen / ausgenommen daß jener dem Caeroein Scheermesser in die Hand gibt / dieser aber seiner Gelegenheitdie Reuezur Gefärtin zugesellet.

Auch Callistratuskommt mit Posidippovom Götzen Caero/ und dem Orte überein; und macht ihn als einen Knaben vorstellig / der in seiner schönsten Blüt deß Alters / annehmlicher Bildung / mit von einem lieblichen Westwinde zerstreueten Haaren / im übrigen aber dem von Posidippobeschriebenen Bilde fast allerdings gleich ist. Dannenhero wir wol aufzusehen haben / und die Hände immer in Bereitschafft halten müssen / das jenige / so uns die Gelegenheit darbeut / alsobald zu ergreiffen / dann sie / ehe man sich umsiehet / vorbey streichet / und denen ihre Glatzen am Hinterhaupt zeiget / die sie vornen nicht haben fassen und ergreiffen wollen: zumahlen sie nachgehends sich nicht mehr ergreiffen lässt / weil sie Flügel an den Füssen hat / um desto geschwinder davon zu eilen.

Fortunder Scythen.Fast auf eben diese Weise haben auch die Scythen ihre Fortungebildet: dann sie haben / wie Quintus Curtiuserzehlet / derselben gar keine Füsse / hingegen aber die Hände beflügelt gemacht / weil sie zwar mit denenselben die Güter darbietet / allein mit sothaner Geschwindigkeit / daß wann man kaum die Hände zum Nehmen ausgestreckt / sie allbereit davon geflogen. Und ob wol es unterweilen das Ansehen hat / als habe die Fortununs ihre Hand gegeben / so lässt sie uns doch die ihren Händen angefügete Flügel nicht ergreiffen / weil sie ihr ihre Gewalt nicht nehmen lässt / daß sie nicht / wann sie wollte / wieder von uns weichen und fliegen sollte / welches sie auch geschwind und unversehens thut / zumal sie niemaln stehen oder standhafft seyn kan / nimmt auch die Glückseeligkeit / die sie gegeben / eilend wieder mit sich davon.

Die Fortunist gläsern.Dannenhero haben etliche die Fortungläsern gebildet / wie Alexander Neapolitanusmeldet. Dann gleichwie ein Glas / wanns nur ein wenig angestossen wird / stracks zerbricht: also pflegen auch die Güter der Fortunoder deß Glücksdurch eine geringe Widerwärtigkeit zu wancken und zu verschwinden. Um welcher Ursach willen die Alten ihr zu glauben dannoch nicht unterlassen / ja vielmehr in sie ein solches Vertrauen gesetzt / daß sie ihr Bildnus stetigs mit sich geführet / insonderheit aber die Römische Käyser / die auch in ihren Schlaff-Gemächern eine güldne Fortunhatten / und / wann sie ausgiengen oder ausfuhren /allenthalben mit sich nahmen. DaherDie Fortunmit den Kaysern. schreibt Spartianus/ daß der Kayser Severus/ als er dem Tod nahe ware / befohlen habe / daß man die Bildnus der Fortunin seiner zweyer hinterlassenen Söhne Schlaffgemächer Wechsels-weis einen Tag um den andern setzen sollte / wordurch er andeuten wollen / daß beede das Reich gücklich verwalten sollten. So befahl auch der Kayser Antoninus Pius/ als er jetzt sterben wollte / wie Spartianusmeldet / daß man die Bildnus der Fortunin deß Marci AntoniniSchlafgemach tragen und setzen sollte; welches auch ein Zeichen der ihm aufgetragenen Reichs-Verwaltung war.

Pausaniaserzehlet / daß die Eleer einen Tempel und höltzernes Bild der Fortungehabt / so sehr groß / und gantz überguldet / ausgenommen die Händ und Füsse / so vom Marmor gewesen. Eben dieser Autor meldet auch in Achaicis / daß man zu Aegiradie Bildnus der Fortungehabt / die in einer Hand ein Uberfluß-Horn gehalten / mit der andern aber den Cupidoumarmet; dardurch anzudeuten / daß die Liebe selten einen glücklichen Ausgang gewinne / wo nicht Geld vorhanden das Geliebte an sich zu bringen / und dessen theilhafftig zu werden.

Andere haben die Fortungemahlt / wie sie auf dem Meer segle / und von den ungestümmen Wellen hin und her getrieben wird. Noch andere haben sie zu oberst auf den Gipffel eines rauhen und schroffen Felsen / oder auch gähen Berges gestellet / also daß sie von dem allerleichtesten Winde könnte gedrehet werden. Die Fortunzu Pferd.Wiederum andere haben sie auf einen schnellen Lauffer oder Pferd gesetzt / da sie dann vom Fatooder dem Geschickmit gespanntem Bogen verfolgt wurde; dardurch wollen sie die Unbeständigkeit und Flüchtigkeit der Fortunzu verstehen geben / und daß sie von deß FatiGewalt allzeit umgetrieben werde; dann wo das Fatumist / da hat die Fortunkeinen Platz. Aber diß sind der Neuern Autoren Erfindungen.

Apulejusist der Meinung / daß die Fortunund Isiseine Göttin seye / indem er dichtet / es seye ihme / als er aus einem Esel wieder zur Menschen-Gestalt gelanget / von der Priesterin der Göttin gesagt worden / er sey nun in dem Schutz der Fortun/ und nicht zwar der blinden / sondern der sehenden / ja derjenigen / welche mit ihrem Liecht auch die andern Götter erleuchte. Die Fortunfür den Mondgenommen. Wirkönnen aber sagen / er habe es von der guten Fortunverstanden / unter dero Namen Macrobiusden Mondbedeutet / der / als oben erwähnt / durch die Isisangedeutet wird; zumal der Mondeine grosse Gewalt über diese unter ihm stehende oder irdische Dinge hat / also daß sie mancherley Zufällen deß Glücks unterworffen / und immerdar verändert werden.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 170

Wann wir nun den Mondund die Fortunfür eine einige göttliche Macht nehmen / von der aller Dinge Ursprung und Untergang oder Verderben herkommt / so hat Pausaniasaus dem Pindarosehr wol gesagt / daß sie eine von den Parcenseye / und im Vermögen und Kräfften die anderen übertreffe / ob es wol das Ansehen hat / als habe das Fatumeine mehrere Verwandnus mit den Parcenals der Fortun/ zumalen es beständig und unbeweglich bleibet / wie auch diese standhafft sind / wann sie / der Menschen Leben aus ihrem Rockenspinnende / einem jedweden seinen bestimmten Lebens-Termin zueignen.

Bonus Eventus, der gute Ausschlag oder Ausgang.Dieß scheinet aber ausser unserm Vornehmen zu seyn / wollen daher von dem guten Ende oder Ausschlageauch etwas reden / als dessen Bildnus zu Romim Capitoliozusamt der guten Fortunaufgestellet ware. Seine Bildnus ware / wie

Pliniusim XXXV Buche

gedencket / ein annehmlicher Jüngling / der in Favor, oder Gunst. der Rechten eine Schale / in der Lincken aber eine Aehre und Mohn-Haupt hielte. Auch kan allhier der Fortun Favor(oder Gunst-Gewogenheit) beygebracht werden / als der von den Alten ebenmässig für einen Gott gehalten worden / dann dieser von Feuer ins gemein scheint geboren zu werden / ob er wol öffters von der Schönheit / auch unterweilen von der Tugend / seinen Ursprung hat. Ja auch alles / wordurch wir uns den Menschen angenehm und gefällig machen / erwirbt uns auch den Favor/ oder eine Gunst-Gewogenheit.

Dieser Favormachet uns zum öfftern stoltz und aufgeblasen: dann jemehr Glück der Mensch geneust / jemehr er darinnen zu stoltziren / und andere neben sich gering und verächtlich zu halten pfleget. Wann aber unsere Sachen den Krebsgang gewinnen / wird unser Hochmut geniedriget und gestraffet; dann gleichwie wir andere / da wir im Glück gesessen / verachtet / also widerfähret hernach auch uns von andern / wann wir ins Elend gerahten. Solle dahero Niemand diesem unbeständigem und allzuflüchtigem Favortrauen / zumalen er / ehe man sich umsihet / verschwindet / wie aus dessen Bildnus zu ersehen / da er einen beflügelten Jüngling vorstellet / entweder weil er bey guten Tagen sich nur deßwegen in die Höhe schwinget / damit er das Nidrige nicht anzusehen würdigen dürffe / und aus eben dieser Ursach ist er auch blind gebildet worden / weil die Menschen ins gemein so verkehrtes Hertzens sind / daß / wann sie zu Ehren erhaben worden / andere Geringere nicht einmal gerne ansehen mögen: oder / weil er nicht lang bey uns verharret / sondern sich alsobald wiederum aus dem Staube machet; zu welchem Ende er auch auf einem Rade stehend zu sehen war / sintemal er der Fortunnachahmet / und wohin dieselbe sich wendet / er ihr von Stundan ebenmässig zu folgen pfleget. Eben dieserlässt aus dem Angesicht eine Furchtsamkeit hervorblicken / weil er jederzeit von der Schmeicheley / als seiner stetigen Gefärtin / angetrieben / nach höhern Dingen strebet. Hinten nach folget ihm der Neid/ aber mit gar langsamen Tritten / als welcher anderer Leute Glückseligkeit allezeit mit scheelen Augen ansiehet / die aber / wann sie warhafftig glückseelig ist / den Neid gar nicht scheuet.

Die Macariaoder Glückseeligkeit.Die Glückseeligkeithaben die Alten ebenmässig für eine Göttin geehret / und ist diese von den Griechen Macariagenennet worden / welche / wie Euripidesin seinem Trauerspiel / Heraclides intituliret / meldet / daß HerculesTochter gewesen: diese hat ihr / als sie gehört / daß das Oraculum zur Antwort gegeben / die Athenienser würden den Sieg erhalten / wann eines von deß HerculesKindern sich würde freywillig in den Tod geben / die Gurgel mit eigenen Händen abgeschnitten; durch welche That sie den Atheniensern den Sieg erworben / worfür sie hernachmals von ihnen in die Zahl der Göttinnen aufgenommen worden. Die Bildnus dieser Macarienoder Glückseeligkeitist auf der Schaumünze der Juliae Mammaeae Aug.also ausgedruckt zu sehen: Es sitzet ein Weibsbild auf einem Königl. Thron / und hält in der Rechten den Friedens-Scepter / in der Lincken aber ein grosses Uberfluß-Horn: Jener / nemlich der Friedens-Scepter / kan auf die Tugend / dieses aber / als das Uberfluß-Horn / auf den Reichthum gedeutet werden; gleich als ob weder die Tugend / noch der Reichthum für sich allein / und wann sie voneinander gesondert / den Menschen glückseelig machen könnten / welches auch deß AristotelisMeynungWer nach deß AristotelesMeinung glückseelig seye. gewesen: Dann was mag doch ein Kunst-Beflissener für Glückseeligkeit haben / der von Armut dermassen gedruckt wird / daß er an allen Dingen den grösten Mangel leidet? So wird auch der von aller Tugend Entblöste / ob er gleich aller Güter Uberfluß hat / dannoch / meines Erachtens / den Namen eines Glückseeligen nimmermehr erlangen können / so gar / daß ich ihn vielmehr den Allerunglückseeligsten zu nennen kein Bedencken tragen wollte / dieweil er aller derer Stücke ermangelt / die einen vernünfftigen Menschen machen / und ihm eigenthümlich zustehen.

Können dannenhero / nach deß AristotelesMeynung / dero auch die Bildnus der Glückseeligkeitbeystimmet / diejenigen allein glückseelig genennet werden / die beedes Kunstbeflissene / und dabey mit Reichthum begabet sind. Wie Cebesdie Glückseeligkeitbeschreibe. Cebes/ der Thebanische Philosophus / hat die Glückseeligkeitin seiner Tafel also beschrieben / wie sie nemlich in dem Vorhofe eines köstlichen Palasts auf einem Königl. Throne sitzet / ansehnlich und erbar / jedoch ohne Pracht bekleidet / und mit einem schönen Blumen-Krantz geziert / zu dero alle zwar zu kommen und zu gelangen trachten / die jenigen aber nur allein dieTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel V (nach S. 170)

[figure]

Ioachim de Sandrartdelin:

S. C. M.

Ioh: Iac: de Sandrartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 171Erfüllung ihres Wunsches geniessen / die der Tugend / als einer Leiterin / treulich nachgefolgt / und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann Cebesist in der Meinung gewesen / daß er mit vielen andern behauptet / die Tugend sey allein mit sich selbst / ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle / zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch wir/ wo wiranders Christlich hiervon reden wollen / in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen / die das gemeine Volck siehet / (dannselbige keine Glückseeligkeit ist / sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen / wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt / dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden / zu welcher nur die jenigen gelangen / die / vom Göttlichen Liechte erleuchtet / die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben / der durch die Liebe thätig ist / wol werden zuruck gelegt haben.

Vom Cupido.

Cupido.UNter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe / welche vonPLATTE V. den Griechen ἒρως genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern / daß die Alten / bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden / die Liebe gleichfalls als einen / und zwar sehr grossen Gott verehret / und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet / nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses Gottes der Liebeallen dermassen bekannt / daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister / (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet / der einen Bogen in der Hand / und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat / alsobald schließet / daß er dieser Liebes-Gott/ oder vielmehr Götze sey / obwol nicht alle gleich auch die Ursach / warum er so gemahlt werde / anzeigen können. Wiraber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin / daß wirnicht allein von allen Orten her / wo wirnur etwas Dienliches bekommen können / der Götter Bildnussen ans Liecht stellen / sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen.

Ob nun wol Cupidoeigentlich der Gemüts-Begierde / dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden / von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden / die zween Cupidines/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen / erdichtet haben / als da sind die Platonici / welche / vermittels dieser Schminke / die garstige Knaben-Liebe / die sie(welches schändlich zu gedencken / geschweige zu sagen) zu Staffeln machen / wordurch man zur Göttlichen Contemplation oder Betrachtung gelangen möge / für die allererbarste ausgegeben. Zwey Veneres / und so viel Cupidines.Diese Platonici haben auch zwo Veneres / als der beyden Cupidinum Müttere / unter einem speciosen Vorgeben erdichtet / nemlich eine Himmlische / aus welcher die Göttliche Liebe / oder der Göttliche Cupidoentspringe / vermittelst dessen / sagen sie / unsere Gemüter zur Betracht - und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor / daß er im Himmel wohne / welches auch Philostratusbekräfftiget / indem er schreibet / es sey nur ein einiger Cupido/ der im Himmel wohne / allwo er das Himmlische zu verwalten habe / sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an / dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten / als welche den Göttlichen Geistern / so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert / hierdurch nachahmen wollten / die an und für sich selbst / die Göttliche Schönheit zu betrachten / sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe / nämlich die Göttliche Schönheit / in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet / so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin / wordurch sie in allen eine brünstige LiebePfeile deß Cupido. gegen sie / ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren / erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile / die dieser Cupido/ ihrer Meinung nach / von sich schiesset.

Ferner setzen sie hinzu / daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe / durch dero durchsichtigen Leibe / wann jemand denselben annehmen wolle / vorgestellet werde; durch die Flügel / derer Amt ist / die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber / in die HöheTA 1680, Iconologia Deorum, S. 172zu heben / werden ihre Kräfften angedeutet /Dessen Flügel. dardurch unsere Geister die Göttliche Dinge zu betrachten erhaben werden. Die Pfeile / sagen sie / können auf die Strahlen deß Göttlichen Liechtes / dardurch wir uns vielfältig berühret fühlen / gedeutet werden / daß wir durch dieselben ermuntert / unsern Geist und Gemüt zu ihr wenden / und durch ihre Schönheit wunderbarlich gefangen / alles Irdisch und Menschliche so gar verschmähen / daß wir es für anders nichts als für Staffeln zum Himmel gebrauchen. Welches Franciscus Petrarchain einem Gedichte scheinet angedeutet zu haben / worinnen er den von ihm vor Gericht geforderten Cupidosich zu verantworten also eingeführt:

Quodque magis cunctis miraberis; utimur alis,
Vos quibus ad coelum contenditis, hisce creatis
Utentes gradibus; quae si quis penderit aequis
Momentis, homines recta ad sublimia tollunt.
Die Flügel / die du meist bewunderst / führen wir /
zu zeigen euch / daß durch dieselbe müsset ihr
zum Himmel schwingen euch / müsst nur als Staffeln brauchen
die gantze Creatur; wer mit gerechten Augen
dieselbe siehet an / den führt sie über sich
das zu betrachten stets / wo er dort ewiglich
zu seyn verordnet ist.

Aber ichtrage Sorge / es werden die jenige aus so einem schlüpffrigen Ort und Wege sich nicht erheben können / welche / dieser berühmten Autorum Meinung sich bedienend / in dem schändlichen Koht der Weiber - / oder der noch schändlicheren Knaben-Liebe sich umwältzen / und dabey ihnen die Hoffnung machen / sie wollen mit ihren von dannen genommenenDie Platonici machen den Cupidoder Sonne gleich. Flügeln sich glücklich hinauf zu den obersten Theil deß Himmels schwingen. Von diesem ihren erdichteten Himmlischen Cupidomelden sie noch ferner / ihn dardurch gleichsam vollends auszuzieren / er sey der Sonne gleich / als welche ihre Strahlen durch die gantze Welt ausbreite / und wann sie etwann auf leichte und Liecht-fähige Cörper falle / ziehe sie die aus denselben heraus gelockte Strahlen an sich: Ja gleichwie die Sonne alles / was sie mit ihrem Liecht berühret / zu erwärmen pfleget / also mache es auch dieser Cupido/ als welcher die jenigen Hertzen / darinn er seinen Platz genommen / mit grosser Inbrunst zu den himmlischenDingen (so ihnen wol zu wünschen) unglaublich entflamme; und aus dieser Ursache werde (wie sie sagen) der Cupidomit einer brennenden Fackel abgebildet. Damit auch alles ferner aufs genauste zutreffe / sagen sie / man solle allhier nur das jenige / was in deß CupidoFackel leuchet / und die Augen belustiget / betrachten / das andere aber / so da brennet / und die Cörper derer / die darvon ergriffen werden / verletzet / unbetrachtet vorbey streichen lassen; in welchem Stück er mit dem irdischen Cupidoübereinstimmet / der niemals einige reine Wollust verschaffet / die von aller Bekümmernus frey seyn sollte / sondern Wollust und Schmertzen also miteinander vermenget / wie in der Fackel der Schein oder Glantz / welcher belustiget und erfreuet / und die Flamme / so da brennet und Schmertzen verursachet / miteinander verbunden sind.

Dieß ist die Meinung deß Plutarchus/ wie von dem Stobaeusangezogen wird in dem Capitel / quod amor non sit judicium: Allwo er fraget / warum die Poeten dem Cupidoeine Fackel in die Hand gegeben / und warum ihn die Bildhauer also vorgestellet haben? auch darauf selbst antwortet / weil das Leuchtende am Feuer das Lieblichste; das aber so da brennet / das Beschwehrlichste ist. Dieses hat Plutarchusvon dem Platoentlehnet / der in seinem Timaeo schreibet / Es sey die Liebe in uns (so eben der Cupidoist) mit Wollust und Schmertzen vermischt / welcher Cupidovom Vulcanus/ und der andern Venus/ die von Platodie gemeine / weltliche und irdische genennet wird / entsprungen / und dannenhero auch selbst irdisch / gemein und unzüchtig ist /Wie Senecaden Cupidobeschreibe. wie die Poeten von ihm fabuliren. Derohalben Senecain der

ihn also gleichsam mit seinen eigenen und lebhafften Farben abgemahlet:

Volucrem esse Amoremfingit, immitem Deum,
Mortalis error, armat & telis man - us,
Arcusque Sacros instruit saeva face.
Genitumque credit Venere, Vulca - nosatum.
Vis magna mentis, blandus atque animi calor
Amorest, juventa gignitur, luxu, otio
Nutritur inter laeta fortunae bona.
Quam si fovere, atque alere desi - stas, cadit,
Brevique vires perdit, extinctus suas.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 173
Ein Vogel Amorsoll / nach Menschen Dich - ten / heissen /
Ein Gott voll grausam seyn. Man waff - net seine Hand
mit schnellen Pfeilen aus / es muß sein Bo - gen weisen /
was vieler Hertzen brennt / ein gantzes Fackel-Band;
Vulcanhab ihn gezeugt / und Venusgar geboren.
Dieß ist der Amornicht; jetzt höret was er sey:
Er ist die grosse Macht / so Sinnen kan durchbohren.
Er ist die Seelen-Hitz / so voller Schmei - cheley.
Durch Jugend-Jahr erzeugt; durch Schwelgen / Müssiggehen;
bey Gütern deß Gelücks und aller Lust ernährt.
Nimmst du die Nahrung ihm / so kan er nicht bestehen /
und wird in kurtzer Zeit all seine Krafft zerstört.

Zween Cupidines. XEs sind dannenhero zween Cupidines/ weil wir auf zweyerley Weis lieben / und zwar auf eine löbliche Art / wann wir gegen die jenige Dinge / so erbar sind / entflammet werden; auf schändliche Manier aber / wann wir solche Dinge verlangen / die der Erbarkeit zuwider sind / welche Liebe vor schändlich und unerbar / hingegen die andere vor erbar und löblich gehalten wird. Einige wollen / daß einer unter den zweyen Söhnen der Venussey und genennet werde Amor/ der uns gegen etwas in Liebe entzündet / der andere aber heisse Anteros/ das ist / ein Liebes-Kind / weil wir durch solchen von einem Dinge mercklich abgeschreckt werden.

Es irren aber diejenige gröblich / welche in dieser Meinung sind / dann deß AnterosKräffte bestehen nicht darinnen / daß er uns der Liebe gar beraube / sondern daß er die jenigen gebührend abstraffe / die / wann sie geliebt werden / nicht Gegen-Liebe erweisen. Welches sowol aus dem Pausaniasals Suidaserhellet / die eine schändliche Ursach beyfügen / warumStatue deß Anteros. die Athenienser dem Anteroseine Statue und Altar aufgerichtet. Die Statue war diese: Man sahe einen nackenden und schönen Knaben / der auf seinen Armen zween muntere und einander sich um die Köpffe beissende Hahnen hielte. Ware daher Anterosnicht ein Lieb-Verderber / sondern vielmehr die Gegenliebe: welches Porphyriusbekräfftiget / wann er an einem Orte also saget: Als Cupidonoch ein Kind war / und so gar nicht wachsen wollte / habe Venus/ seine Mutter / die Göttin Themishierinn um Raht gefraget / welche der Venuszur Antwort gegeben / es mangle dem Cupidoan einem Gegenpart ( Anteros) der ihm eine gleiche Liebe wieder vergelten / und sie also einander um die Wette lieben möchten. WelchemRaht die Venusgefolgt / und den Anterosgeboren; darauf habe Cupidoanfangen zu wachsen / auch die Flügel und Federn auszubreiten; ja / so offt Anteroszugegen gewesen / habe Cupidosich schöner und ansehnlicher gezeiget / in seinem Abwesen aber sey das Widerspiel an ihm zu sehen gewesen. Wird derohalben die Liebe ( Amor) alsdann rechtschaffen vermehret / wann eine Gegenliebe vorhanden ist.

Bey den Eleern wurden zwey Bildnussen zweyer Knaben gezeiget / deren einer war Cupido/ der einen Palmzweig in den Händen hatte / der andere Anteros/ welcher ihm diesen Zweig mit Gewalt aus den Händen zu drehen sich bemühete / aber nichts ausrichtete. Wordurch besagte Alten (so der wahren Religion unwissend waren) bedeuten und zu verstehen geben wollen / daß der Wiederliebende sich höchsten Fleisses bearbeiten solle / den jenigen / so ihn zur Liebe gereitzet / entweder in Liebe zu übertreffen / oder ihme zum wenigsten gleiche Liebe zu erweisen. Cicerosaget / (wie Lactantiuslibr. I. erzehlet) es habe Griechenlandsich einer grossen und kühnen That unterwunden / daß es den Cupidound andere Liebes-Bilder in ihren Gymnasiis aufgestellet: wormit er nemlich dem Atticogeheuchelt / und diesen seinen Freund verlacht hat / dann es ist diß keine grosse That oder Raht / sondern vielmehr eine gottlose und betaurende Boßheit unverschämter Leute gewesen / als welche ihre Kinder / die sie zur Erbarkeit unterweisen sollen / zur Geilheit hierdurch angewöhnet: Welchem Ubel vielleicht zu begegnen / die Römer Cupidozwischen dem Mercuriusund Herculesstehend. in ihren Gymnasiis nicht nur allein den Cupido/ sondern auch den Mercuriusund Herculesgestellet / und zwar solcher Gestalt / daß Cupidoin der Mitte zwischen den andern beyden gestanden; darmit anzudeuten / daß selbiger mit Tugend und Vernunfft verbunden seyn müsse.

Athenaeusschreibet / die alten Philosophi hätten den Liebes-Gottfür einen sehr ernstlichen Gott / und von aller Schande weit entfernet gehalten / wie auch hieraus zu ersehen / daß sie ihn mit dem Herculesund Mercuriusvereiniget / deren jener vor einen Vorsteher der Wolredenheit / dieser aber der Tapfferkeit gehalten wurde / als aus derer Tugenden Vergesellschafftung / die Freundschafft und Liebe Amor Lethaeus. nothwendig entspringen muß. Bey den Alten war auch Amor Lethaeusbenamset / durch welchen die alte Liebe weggelegt / und der Vergessung übergeben ward / dessen Bildnus in dem Tempel der Erycinischen Venusstunde / und zwar also gebildet ware / daß er die brennende Fackeln in einen vorbey streichenden Strom stiesse / und sie darinnen auslöschte. Von demselben meldet Ovidiusund erzehlet / daß selbigem Tempel alle Verliebte zugeeilet / die der Geliebten Dinge Gedächtnus verlierenTa 1680, Iconologia Deorum, S. 174wollen. Im Griechenlandeaber wurde dieser Kranckheit leichter abgeholffen / dann wann jemand im Fluß Senelussich gebadet hatte / der nicht weit von Patrisgelegen war / verlohr er von Stund an alle Gedächtnus der Liebe / die er aus seinem Gemüt verbannet zu seyn begehrte. Wiewol Pausaniasin Achaicis solches für eine Fabel hält. Pliniusschreibet von einem Brunnen / der bey den Cyzicenern der Brunn deß Cupido/ oder die Liebs-Quelle genennet wurde / welcher dieser Eigenschafft gewesen / daß / wer daraus getruncken / alle vorige Liebe verlohren hatte.

Wann Cupidodas Verlangen oder die Begierde unsers Gemüts seyn solle / wordurch unser Gemüt zu etwas eine Neigung träget / so ist er nicht einfach / sondern mancherley / wie die Poeten sagen / indem sie in ihren Fabeln unsere Gemüts-Kräffte und vielfältige Neigungen ausdrucken. Daher Sie (die Poeten) viel Amores oder Cupidines (Liebs-Götter) gedichtet / und unter schönen geflügelten Knäblein vorgestellet / deren etlichen sie Fackeln / andern Pfeile / wieder andern Stricke / und noch andern andere Dinge mehr in die Hände gegeben / wie Propertiuslib. II. Eleg. XXIX. thut / wann er also schreibt:

Hesterna, mea lux, cum potus no - cte vagarer,
Nec me servorum duceret ulla manus:
Obvia nescio quot pueri mihi tur - ba minuta
Venerat (hos vetuit me nume - rare timor)
Quorum alii faculas, alii retinere sa - gittas,
Pars etiam visa est, vincla parare mihi.
Sed nudi fuerant: quorum lasci - vior unus,
Arripite hunc, inquit, nam benè nostis eum.
Als ich war gestern Nachts / mein Liecht! bezecht gelauffen /
und meiner Knechte Rott / nicht um noch bey mir war /
begegnen Knaben mir in einem guten Hauffen;
(ich kunnte zehlen nicht für Schrecken diese Schaar)
Theils trugen Fackeln mit / theils Wind - geschwinde Pfeile /
theils wollten / wie es schien / mich schlies - sen in die Band /
doch waren alle blos: Nur einer war gar geile /
der sprach: Greifft diesen Kerl / er ist euch wol bekannt.

Artliche Vorstellung der spielenden Liebes-Kinder.Auch Philostratusin seinen Bildnussen erdichtet vielerley Amores / und machet solche zu Nymphen-Kindern / welches Claudianusin dem Hochzeit-Lobgedichte Honorii und MariaePLATTE W. bekräfftiget. Dieselben aber beschreibet er sehr zierlich mit folgenden Worten: Daselbst ist ein Garte / worinn die Bett-Reyhen in einer geraden Ebne liegen / also daß man mitten durchhin gehen kan: das weiche Graß aber stehet rings umher / und kan denen / so sich zu ruhen niederlegen wollen / an statt eines Bettes dienen. Von den Gipffeln der Baumäste bricht die Schaar der Liebes-Götter gelbe / roth und liechte Aepffel ab / sich darmit zu bezieren. Ihre Köcher / und die in denselben steckende Pfeile / sind theils vergüldet / theils gantz von Gold: Die gantze Schaar ist nackend / und schwingt sich hurtig durch die Lüffte umher. Die Kleider aber / so durch mancherley Farben voneinander unterschieden / liegen im Graß / das mit unzehlichen Blumen durchwachsen. Die Häupter sind nicht gekrönet / weil ihnen die Haare gnugsame Zierde geben: Die Federn sind himmelblau mit Purpur und Scharlach gemischet / auch bey einigen gülden / und fehlet nicht viel / sie machen mit ihrem Zusammenruffen / daß die gantze Lufft erschalle. Die vier schönste haben sich von den andern abgesondert; unter welchen ihrer zween einander die Aepffel zuwerffen / die andern zween mit ihren Pfeilen aufeinander zielen. Aus den Angesichtern siehet man keine feindseelige Blicke / sondern die offne Brust bieten sie einander dar / daß nur darinnen die Pfeile bestecken bleiben. Dieß sind die Anzeigungen und Kennzeichen der Lieb und Gegenliebe; dann die mit dem Apffel spielen / machen oder zeigen den Anfang zur Liebe; daher derjenige / welcher von dem andern geküsset worden / den Apffel wirfft: dieser aber selbigen mit umgewendten Händen auffänget: dardurch anzuzeigen / daß er küssen / und denselben / wann er ihn empfangen / wiederWas das Sprichwort einem den Apffel zuwerffen / bedeute. zuruck werffen wolle. Von dieser Action hat vielleicht Suidassein Sprichwort entlehnet / nemlich einem den Apffel zuwerffen / das ist / einen dahin anzureitzen / daß er uns lieben solle. Deßwegen auch Virgiliusin seiner dritten Ecloga einen Hirten also redend einführet:

Malo me Galateapetit, lasciva puella,
Et fugit ad Salices, & se cupit ante videri.
Die Galatheawirfft mit Aepfeln frey nach mir /
sie trauet aber nicht zu gehn zu mir her - für /
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel W. (nach S. 174)
[figure]

Joachim de Sandrartdelin:

S. C. M.

Ioh: Iac: de Sandrartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 175
vielmehr verbirgt sie sich dort hinter jene Weiden /
und hat doch gern / daß ich sie sehen soll bey Zeiten.

Ihrer zween / so mit Pfeilen aufeinander zielen / bekräfftigen die angefangene Liebe / gleich als wollten sie dieselbe in das Hertz pflantzen. Diese spielen deßwegen miteinander / damit das Liebes-Feuer in ihnen anfange zu glimmen; jene aber werffen oder schiessen aufeinander / damit nicht etwan die angefangene Liebes-Glut erlöschen möge. Auf der andern Seiten sitzt ein Haase unter den Aepfel-Bäumen / welcher die herunterfallende Aepffel theils auffrisset / theils auch angebissen liegen lässet: Diesen jagen und erschrecken sie / einer mit Zusammschlagung der Hände / der andere durch sein Geschrey / noch ein anderer klopfft auf seinen Rock; diese fliegen oben hin / und ruffen dem Wilde zu / jene folgen zu Fuß seinen Fußstapffen nach; einer lässet sich herab / das Wild zu erhaschen / welches sich aber schon anders wohin gekehret; ein anderer tappet dem Haasen nach den Beinen / der ihme aber plötzlich entwischet ist. Dannenhero sie lachen und niederfallen / einer auf die Seiten / theils vor / die andern hinter sich / und geben also durch mancherley Geberden ihre Fehler zu verstehen: keiner aber schicket ihm einigen Pfeil nach / sondern jedweder trachtet ihn lebendig zu fangen / und der Göttin Venusaufzuopffern. Der Haas kommt mit der Venusziemlich überein.Dann man schreibet von dem Haasen / daß er der Venussehr nahe verwandt sey: Sintemal man sagt / es pflege das Weiblein ihre Jungen zwar zu säugen / und doch darneben auch von neuem wieder zu empfahen / und fruchtbar zu werden / also daß es niemals nach der Geburt einige Ruhe habe; welches auch Plinius/ der berühmte Naturkündiger / bekräfftiget / und meldet anbey / es sey unter ihnen kein Unterschied deß Geschlechts / sondern sie seyen alle Männlein und Weiblein zugleich.

Hasenfleisch essen / soll schön machen.Eben dieser Pliniusschreibet auch im

/ man halte ins gemein darfür / daß / wann man sieben Tage nacheinander Haasen esse / der Leib darvon schön zu werden pflege / welches zwar ein lächerlicher Schertz ist / der aber doch nicht gar ohne Ursach seyn muß. Hieher gehört auch der bey dem Martialisim V Buch auf die Gelliagerichteter Schertz / dieses ohngefehren Innhalts:

Si quando leporem mittis mihi, Gel - lia, dicis,
Formosus septem, Marce, diebus eris.
Si non derides, si verum, lux mea, narras,
Edisti nunquam, Gellia, tu lepo - rem.
Du sagest / Gellia/ beym Haasen-überschi - cken /
es werd auf sieben Tag mein Antlitz schö - ner blicken.
Wann wahr ist was du sagst / so schwör ich frey darbey /
daß nie von dir ein Haas verzehret wor - den sey.

Lampridiusmeldet / es habe ein Poet auf Alexandrum Severum/ weil er täglich Haasenfleisch gessen / dergestalt gescherzet:

Pulcrum quod vides esse nostrum regem,
Quem Syrum sua detulit propago:
Venatus facit, & lepus comesus,
Ex quo continuum capit leporem.
Daß unser König schön / das ist dem Haa - sen-essen /
und der bemühten Jagt alleine beyzumes - sen.

Philostratusschreibet ferner: Es haben die Läppische Liebhaber darfür gehalten / es stecke in dem Haasen eine gewisse Reitzung zur Liebe verborgen / wordurch man mit Gewalt zu dergleichen Lust gezogen werde: Dieses aber mag für böse Buben seyn / die der Gegenliebe unwürdig. Solche sehr schöne Beschreibung der Liebe aus dem Philostratohaben wirallhier anführen wollen / um dardurch zu zeigen / daß viel Amores seyen / und zwar lauter Knäblein / von nackender Gestalt / mit gelb-krausen Haaren / und buntfärbigen Flügeln / die unterweilen mit brennender Fackel / bisweilen auch ohne Fackel / zu Zeiten mit einem Bogen / Köcher und Pfeilen bewaffnet / auch wol ohne alle Waffen gebildet werden. Dannenhero Silius Italicus/ wann er im VII Buche die Liebes-Kinder / so die Venusbegleitet / als sie dem Urtheil deß Parisnachreiste / beschreibet / sie dergestalt abgebildet:

Wagen der Venus.
Tum matris currus niveos agita - bat olores
Tempora sollicitus litis servasse Cupido.
Parvulus ex humero coritus, & au - reus arcus
Fulgebat, nutuque vetans trepidare parentem,
Monstrabat gravidam telis se ferre pharetram.
Ast alius nivea comebat fronte ca - pillos
Purpureos, alius vestis religabat amictus.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 176
Der VenusWagen ward von Schwanen fortgezogen.
Cupidosorgt wie er die Streit-Zeit bring herbey.
Auf seiner Achsel hing ein Köcher samt dem Bogen /
Er weist der Mutter wie sein Köcher schwanger sey /
und wincket / daß sie soll verjagen alles Za - gen.
Ein andrer hat das Haar sehr prächtig aufgeputzt
an der erhabnen Stirn / die weiß vom Schnee gestutzt.
Ein andrer band aus Dienst die Klei - der auf den Wagen.

Wann Apulejusdie Venusvon den Liebes-Kindern begleitet vorstellet / machet er aus ihnen lauter weisse / vom Himmel hernieder kommende / oder aus dem Wasser empor steigende Knaben / die an den Schultern mit Flügeln / an der Seiten mit Pfeilen / und in den Händen mit Fackeln versehen. Und an einem andern Orte schreibet er / das Liebes-Volck begleite die Venus/ dieweil der Menschen Begierden unzehlig sind / und die jenigen Dinge geliebt werden / welche man durch die Begierden verlanget; dann unter viel tausenden nicht einer ist / der bey sich erwäge / ob er seine Liebe an diesem oder jenem Orte recht oder übel anwende / sondern ein jeder siehet nur dahin / wie er seine Lust büssen möge / ob auch schon die Vernunfft ihm ein anders saget / so achtet doch die Liebe / wann sie sich den schändlichen WollüstenStricke der Liebe. ergeben / solches alles nicht / deßwegen sie uns in ihrer Gewalt zu halten geachtet wird / welches durch die Stricke / so ihr / nemlich der Liebe / zugeeignet werden / angedeutet ist.

Damit wiruns aber mit der mannigfaltigen Liebe nicht länger aufhalten / so wollen wiruns zu der einigen wenden / und von dieser allein reden. Wann Platoin Symposio den Agathon/ wie er die Liebe herausstreichet / und deroselben Natur erkläret / einführet / sagtDer Amorist unter allen Göttern der Jüngste. er: Der Amorist das schönste unter allen Dingen / wie auch der Jüngste unter allen Göttern / welches daher klärlich erhellet / weil er vor dem Alter fleucht / ob es schon das schnellste ist / und ehe kommt / als es uns wol offtmals nöthig zu seyn beduncket: Dieses wird von dem Amordurch einen gleichsam von Natur herrührenden Haß verfolget / / und geflohen / bey den Jungen aber lässet er sich allzeit finden / und freuet sich mit ihnen umzugehen / nach dem bekannten Sprichwort: Gleich und gleich gesellt sich gern.

Die Liebe ist zärtlich und weich.Daß aber der Amorjung / weich und zärtlich seye / kan auf diese Weise wahr seyn / eben wie Homerusdie Ate/ oder Elends-Göttinzart zu seyn beschreibet; dann ihre Füsse sind / wie er saget / zart und weich / und fügetdiese Ursach bey / weil sie nemlich mit denselben niemals auf die Erde trette / sondern auf der Menschen Nacken gehe: also können wir auch von dem Amorsagen / er sey weich und zart; weil er nicht über Erde / oder Steine / nach etwas Hartes gehe / sondern nur auf die weicheste Dinge sich niederzulassen / und daselbsten allzeit zu bleiben pflege / dieses sind der Menschen Gemüter / obwol nicht alle / dann wo er einen von harter Gemüts-Art antrifft / weichet er zuruck; dafern er aber ein zärtlich Gemüt vor sich hat / so machet er in demselben seine Wohnung und bleibende Statt. Ja er ist auch wie das Wasser flüssig und schlüpfferig / weil er das gantze Gemüt nicht allenthalben begreiffen / noch heimlich ein - oder ausfliessen könnte / wann er hart oder rauh wäre.

Eines wolproportionirten und gemässigten Bildes gröster Beweisthum aber pflegt in zierlich und wol übereinstimmender Ordnung der Theile zu bestehen / wormit der Amoraus allen Dingen ohne Zweiffel einig und allein begabet ist: dann die häßliche Ungestalt und Liebe in einem unaufhörlichen Kriege Amorunter den Blumen und Streit wider einander liegen. Daß aber dieser Liebes-GOttsein Leben in den Blumen zubringet / bedeutet die Schönheit der Farben: zumal auf das jenige / so der Blüte ermangelt / oder allbereit verblühet hat / es sey ein Leib oder Gemüht / oder sonst was es wolle / pflegt sich der Amornicht niederzulassen: wo er aber einen blühenden und wolriechenden Ort findet / allda nimmt er seinen Sitz und Wohnplatz.

Von dieses Gottes Schönheit könnten noch viel Dinge beygebracht werden / Platoaber machet allhier davon zu reden ein Ende; aus dessen Worten wir schliessen können / daß nemlich der Liebes-GOttjung / zart / weich / artlich / wolgestaltes Leibes / und von sehrWie Apulejusden Amorbeschreibe. herrlicher schöner Farb sey. Noch scharffsinniger hat ihn Apulejusin der Fabel von der Psyche(oder Seelen) beschrieben / wann er erzehlet / daß selbige wider sein Verbott den Liebes-Gottbeym Liechte beschauet / allda sie ihn gesehen in güldnen lang-kraußen Haarlocken / ganz zärtlich von wegen der Speise deß Himmelbrods / als mit welchem er bestreuet anzusehen / sein Nacken seye sehr weiß / die Wangen purpurfarb / das Haar krauß / und auf mancherley Weis in einander geflochten gewesen / ein Theil darvon seye über die Achsel herab gehangen / ein Theil habe das Angesicht beschattet / auch einen solchen Glantz von sich gestrahlet / daß sie den Schein oder Kertzen verdunckelt; auf dessen Schultern seyen zween Flügel / von frischem Thau benetzet / gestanden / deren Federn / ob sie wol von der Stelle sich nicht reegten / dannoch von einem sanfften Lüfftlein linde getrieben zu werden geschienen. Sein gantzer Leib seye mit einem Wort so schön und liecht gewesen / daß die Venussich seiner Geburt nicht schämen dürffen; auf derTA 1680, Iconologia Deorum, S. 177Erde neben dem Bette habe er seinen Bogen / Köcher und Pfeile bey sich liegen gehabt. Apulejusverbindet ihm die Augen nicht mit einer Binde / entweder weil es damals nicht nöthig gewesen / dann er ihn schlaffend gebildet; oder weil er derer Meinung beypflichtet / welche darfür halten / er sey nicht blind; unter welchen auch ist Franciscus Petrarcha/ der ihn gesehen zu haben schreibet:

Non oculis captum, pharetra sed e - nim atque sagittis
Armatum, nudumque (rubor ni prae - bet amictus)
Alatum puerum, non pictum, at vi - vere credas.
Glaub nicht / daß Amorblind; doch daß er Senn’und Pfeile
samt einem Köcher trag / und daß er all - zeit bloß
mit Flügeln wol versehn / zu fliegen in der Eile.
Halt ihn nicht für gemahlt / daß er mit seinm Geschoß
dich nicht treff unversehns.

Ja der Griechische Poet Moschuseignet ihm leuchtende Augen zu / wann er ihn als einen verirrten / von seiner Mutter der Venus/ gesuchten Knaben abbildet. Dessen herrliches Gedicht / so Amor fugitivus, oder der flüchtige Liebes-Gott/ betittult / lautet also:

Kräffte und Wirckung des Amors.
Cum Venusintento natum clamo - re vocaret,
Si quisquam in triviis errantem vi - dit Amorem;
Hic fugitivus, ait, meus est: preti - um feret index.
Insignis puer est: totam hanc co - gnosce figuram:
Corpore non niveus, verum ignem imitatur: ocelli
Acres, flammeoli; mala mens, sua - vissima verba;
Quod loquitur, non sentit idem: vox mellea; sed cum
Ira inflammatur, tum mens illi effe - ra: fallax,
Fraudator, mendax; ludit crude - le puellus.
Crispulus est illi vertex, faciesque proterva.
Exiguaeque manus, procul autem spicula torquet:
Torquet in umbriferumque Ache - ronta, & regna silentum:
Membra quidem nudus, mentem velatus, avisque
More citans pennas, nunc hos, nunc advolat illos,
Saepè viri preslans praecordia, saepè puellae.
Arcum habet exiguum, super arcu imposta sagitta est:
Parva sagitta quidem, sed coelum fertur ad usque
Parva pharetra olli dependet, & au - rea tergo:
Sunt & amari intus calami, quibus ille protervus
Me quoque saepè ferit matrem: sunt omnia saeva
Omnia, seque ipsum multo quoque saevius angit:
Parvula fax olli, sed & ipsum Hy - periona vincit.
Verbere, si prendes, age; ne misera - re puellum:
Si flentem aspicias, ne mox fallare caveto:
Sin arridebit, magis attrahe: & oscula si fors
Ferre volet, fugito: sunt oscula no - xia, in ipsis
Suntque venena labris. Si fors ita di - xerit: Heus tu
Accipe; nempe tibi cuncta haec mea largior arma:
Nequidquam attigeris fallacia mu - nera Amoris:
Omnia namque igni sunt infecta illius arma.
Die Mutter Venushatt einst ihren Sohn verlohren /
drum fing sie eilend an ein hefftiges Ge - schrey:
Wer meinen Amorsieht / daß er am Wege sey /
der bring ihn her zu mir / weil er von mir geboren.
Er ist ein schöner Knab: So pflegt er auszusehen:
Er hat kein weissen Leib / doch fast wie helles Feur /
hell Augen / ein Gemüt / dem redlich-seyn ist theur.
Gibt gute Wort / doch kan darbey das Hertz nicht stehen.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 178
Sein Mund gibt Honig dar / doch wann sein Zorn entbrennte /
so wird er rasend-wild. Belüget frey heraus.
Spielt mit dem grausam-seyn / sein Haar ist kurtz und krauß /
und frech sein Angesicht; hat zart und klei - ne Hände /
und kan doch in die fern die schnellen Pfei - le schicken /
ja gar hin in die Höll. Er ist an Glie - dern bloß /
doch am Gemüt verkappt. Macht sei - ne Flügel loß
nach Vogel-Art; bald kan er Mann und Weib berücken.
Der Bogen ist was klein / ein Pfeil auf selbem lieget /
der Pfeil ist auch nicht groß / doch steigt er Himmel auf.
Der Rück den Köcher führt / in dem der Pfeilen Hauff.
Es sind auch Rohr darinn / womit er mich bekrieget /
die ich doch Mutter bin. Es dampfft von Grausamkeiten
sein gantzes Thun. Sich selbst zerkieft der Wüterich.
Die Fackel die er hat / sticht ab der Sonnen Stich.
Wann du ihn kriegen wirst / so kanst du ihn bestreiten /
und wol nach Barbarn Art um sein Ver - brechen prügeln /
mit Schlägen nur erbarm dich dieses Leckers nicht.
Hüt dich vor dem Betrug / wann thrä - net sein Gesicht.
Will er dir deinen Mund mit einem Kuß verriegeln /
so flieh ihn / dann sein Kuß kan dich in Unglück bringen;
ihm schwebet Gifft am Mund. Spricht er vielleicht zu dir:
Nimm hin / mein Freund! von mir der zarten Waffen Zier!
So rühr nichts an / sonst wird diß Schen - cken dich verschlingen.

Diese Beschreibung deß Amorsbildet seine Kräffte und Wirckungen sehr wol aus; dannenhero er nicht unbillig röhtlich und fast feuerfärbig beschrieben wird. Worvon vielleicht auch Franciscus Petrarchain deß Amors Triumph das Vorbild entlehnet / da er ihn auf einen feurigen Wagen gesetzet / mit diesen Worten:

Deß AmorsWagen.
Igneus est illi currus, qui nudus, & infans
Apparet, plenam telis fert ille pha - retram
Ex humeris, arcumque manu idem in praelia gestat.
Sein Wagen ist von Feur / er selbsten ist ein Kind /
und nackend noch darzu; den Köcher führt der Rucken
mit Pfeilen angefüllt. Die Pfeil und Sennen sind
in seiner Hand / die kan er / wann er will / abdrucken.

Welches eine Anzeigung der brennenden Begierde bey Liebhabern ist / die unter der Hoffnung / das Geliebte zu erlangen / je länger je mehr entzündet wird / wie Alexander AphrodisaeusGestalts-Veränderung der Verliebten.in einem Problemate bezeugt / wann er fraget / warum der Liebhaber äusserste Glieder-Theile bald kalt / bald wiederum warm zu seyn pflegen? Und ihme selbst hierauf antwortet / es sey die Hoffnung und Furcht eine Ursache dieser Abwechselung / weil das Hertz ein Sitz und Urspruch deß Lebens ist / aus welchem die Geister in den gantzen Leib gehen / daß sie demselben Stärcke und Kräffte mittheilen; wann es von einigem Schmertzen befallen wird / kan es nicht allein andern Theilen keine Hülffe thun / sondern ziehet auch die bereits ausgetheilte Kräfften wieder ein / damit es wider den Schmertzen zu kämpffen desto stärcker und geschickter seyn möge.

Dieweil dann nun die Liebhaber unter allen den grösten Schmertzen empfinden / wann sie sich aller Hoffnung / das Geliebte zu erlangen / beraubt sehen: Dahero dann kein Wunder ist / daß ihre äusserliche Glieder-Theile unterweilen erkalten. Eben diese entzünden sich bisweilen / wann nemlich der Liebhaber Hoffnung bekommt / das Geliebte dereins zu geniessen: dann das Hertz für Freude einiger massen erweitert wird / und folgbarlich die empfangene fröliche Bottschafft den übrigen Leibs-Theilen zuschicket: und dieses sind einige Lebens-Geister / die den gantzen Leib erwärmen / und ihm eine Röte geben.

Woher die Röte bey den Liebhabern entstehe.Andere aber halten darfür / es entstehe diese Röte vielmehr von der Schaamhafftigkeit / weil ein Gemüt / so den Wollüsten deß Leibes ergeben / weiß / daß es von der Erbarkeit abgetretten / und dannenhero gleichsam das Liecht scheuet / deßwegen es denselben Theil mit dem Vorhang der Röte bedecket / welcher insonderheit der Schaamhafftigkeit Sitz ist. Die übrigen Glieder deß Cupidosamt dessen Waffen / werden von dem Serviusin Erklärung deß ersten Buchs Aeneidos beschrieben / welcher also sagt: Dieweil die Begierde zur Schand närrisch ist / wird er als ein Knab gebildet; ingleichen auch / weil die Rede der Verliebten / wie auch der Kinder / unvollkommen ist / welches auch VirgiliusimTA 1680, Iconologia Deorum, S. 179IV Buch Aeneidos an der Didoweiset / wann er sagt:

Incipit effari, mediaque in voce re - sistit.
= = = = und da sie will anheben
zu reden / hält sie still / und dämpfft ihr Wort.

Warum Amorgeflügelt.Geflügelt aber ist er darum / weil die Liebhaber die leichtsinnigste und wandelbarste Menschen sind / wie bey dem Virgiliusan der Didozu sehen / die nach kurtzer Zeit denjenigen / welchen sie gantz inbrünstig geliebt hatte / mit tödtlichem Haß verfolget / wie solches Terentiusin der Comödia / Eunuchus genannt / also ausgedruckt hat:

In amore haec omnia insunt vitia, injuriae,
Suspiciones, inimicitiae, induciae:
Bellum, pax rursum
Lieb begleiten diese Laster: Argwohn /[ und] Unbilligkeit /
Freundschafft / Stillstand / Streit und Frie - de / Fried / und leichtlich wieder Streit.

Dannenhero Franciscus Petrarcha/ nachdem er in einer langen Rede / an einem Orte / die mancherley Liebs-Affecten erzehlet / also schließet:

Summa sit, inconstans nimium est (heu) vita in amante;
Est audax, eadem magni est & ple - na timoris;
Paullum dulcis habet, multum com - miscet amari.
Kurtz: unbeständig ist / Verliebte / euer Leben;
Kühn seyd ihr / und müst doch in lauter Furchten schweben;
Ihr habt nicht viel von süsser Freud /
doch desto mehr von bittern Leid.

Warum AmorPfeile führe.Die Pfeile führt er / entweder weil er denselben gleich geartet / als die gantz ungewiß und schnell sind / auch nicht allezeit treffen / dahin sie gerichtet; wie wir ein Gleiches von den Verliebten gemeldet / die ihren Sinn geschwind verändern / auch nicht allezeit dahin kommen / wohin sie zu kommen vermeinen: Oder dieweil / wie der Pfeile scharff und spitzig sind / also rühre und durchbohre auch der Stachel deß Gewissens / nach begangenen Liebes-Sünden / die Seele / so nach verübter That endlich innen wird und empfindet / daß sie übel gethan: oder aber es deuten solche Pfeile deß Liebes-Gottesauf die gähe Ankunfft desselben in uns /zumalen die Menschen öffters auch vom ersten Anblick / ohne einigen vorgefassten Willen / durch deß beschauten Dinges Schönheit wunderbarlichWird auch mit einem Donnerstrahl vorgestellet. entzündet werden. Dahin auch der jenige gezielt zu haben scheinet / welcher dem Cupidoden Donnerstrahl in die Hände gegeben / wie in Curia Octaviaezu sehen war / dessen Bildnus Urheber / wie Pliniusschreibet / niemand bekannt gewesen. Man hielte aber glaubwürdig darvor / daß Alcibiadesder Griechische Fürst von solcher Gestalt und in dem Alter gewesen / als auf dessen Schild der Liebes-Gottalso abgebildet ware / anzudeuten / daß / gleichwie Jupiter/ der Oberste unter den Göttern / allein den Donnerkeil führet / also dieser an Schönheit alle Menschen weit übertreffe. Jedoch könnte man vielleicht auch sagen / es habe dem Meister desselben Bildes bedüncket / dem Liebes-Gottsey nicht genug / wann man seine Kräffte ausbilden wolle / eine Fackel zuzueignen / sondern vielmehr einen Donnerkeil in die Hand zu geben / weil derselbe nicht allein das verbrenne / so leichtlich Feuer fänget / sondern auch die jenigen Dinge alsbald anzünde / so sonst schwerlich vom Feuer ergriffen werden mögen / auch alles durchdringe / zerbreche / und zersplittere / was er berühret / ja ob es wol die härteste Dinge sind / so durchdringe er doch dieselbe mit unglaublich-wunderbarer Geschwindigkeit: welche Dinge insgesamt sich auf die Kräfften deß Liebes-Gottesappliciren lassen: wie solches sehr schön vom Propertioin Elegia lib. II also beschrieben wird:

Quicumque ille fuit, puerum qui pinxit Amorem,
Nonne putas miras hunc habu - isse manus?
Hic primum vidit sine sensu vive - re amantes,
Et levibus curis magna perire bona.
Idem non frustra ventosas addidit alas,
fecit & humano corde volare Deum:
Scilicet alterna quoniam jactamur in unda,
Nostraque non ullis permanet aura locis.
Et meritò hamatis manus est arma - ta sagittis,
Et pharetra ex humero Gnosia utroque jacet:
Ante ferit, quoniam, tuti quam cer - nimus hostem,
Nec quisquam ex illo vulnere sanus abit.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 180
Es habe wer da will die Lieb gemahlt hierinnen /
so ist es doch gewiß / daß er ein Künstler sey.
Der sah am ersten / daß Verliebte ohne Sinnen /
und ihre kleine Sorg ihr grosses Gut zerstreu.
Er hat ihr nicht umsonst ein Flügelpaar umgeben /
damit sie / als ein Gott / mit Menschen - Hertzen flieg:
Dann ob wir heut allhier und morgen dorten leben /
so zieht doch Amormit / und wär es auch in Krieg.
Gar recht in seiner Hand die starcken Pfeile stehen /
und auf dem Rucken hängt der volle Köcher ab:
Dann fornen trifft er uns / wann wir uns nicht versehen /
und diese Wunde trägt man auch mit in das Grab.

Es erzehlt Pausaniasin Corint, daß die Bildnus deß Cupidooder Liebes-Gottes/ als ein Werck deß künstlichen Meisters Pausiae/ auch in deß Aesculapius Tempelzu sehen gewesen / wie er nemlich seinen Bogen und Pfeile von sich geworffen / und eine Harffen in der Hand Cupidomit der Fortun. gehalten. Eben dieser schreibt auch in Achaicis / er habe zu Aegira/ in einem Kirchlein / den Cupidoneben der Fortunstehen sehen: welches dahin zielet / daß wir daraus erkennen sollen / wieviel diese / verstehe die Fortun/ in Liebshändeln vermöge; wiewol man auch ins gemein davor hält / daß der Cupidodurch Cupidohat grosse Krafft unsere Nachlässigkeit grosse Kräffte zu überkommen pflege. Diese unermässliche Kräfften deß Amorssoll / wie man davor hält / Acusilausabgebildet haben / welcher / wie

erzehlt / eine marmelsteinerne Löwin gebildet / und neben dieselbe einige mit Flügeln begabte spielende Cupidines / von deren etlichen sie gebunden gehalten / von andern aber aus einem Horn zu trincken gezwungen / und von noch andern mit Strümpffen versehen wurde / und diß alles war aus einem Steine gemacht. Unter allen Thieren ist ausser allen Streit der Löw das allergrimmigste und wildeste; jedoch übertrifft die Löwin in Grimmigkeit den Löwen sehr weit: nichts destoweniger sagt man / daß sie den Kräfften der Liebe weiche. Weil dann / nach der Menschen thörichter Einbildung / die Liebe so gar mächtig ist / hat man daher zu rühmen pflegen:

Omnia vincit Amor.

Versichre dich / daß ich nicht lüg:
Die Lieb hat überall den Sieg.

Diesem nach haben die Poeten / als sehr verschmitzte Lügen-meister / gedichtet / es sey der Panvon dem Liebes-Gottüberwunden worden / da doch jener diesen ausgefordert. Wann wir nun dieses auf natürliche Dinge appliciren / kan es füglich die Natur aller Dinge bedeuten / als welche Panmit seinem Namen vorstellet / dieselbe / als sie vom Anfange zu wircken begonne / hat sich auch gleich über ihre Wercke zu freuen angefangen. Dahero sie durch diese ihre selbsteigene Belustigung verblendet / den Liebes-Gottgleichsam ausgefordert / der ihme dann selbige mit seinen Kräfften dergestalt unterthänig gemacht / daß sie ferner ohne ihn eines und anders zu verrichten sich niemals unterfangen darff; daher dann unter den Elementen eine zwiespaltige Einigkeit entstehet / welche / vermittelst einer wunderbaren Einstimmung / zu aller Dinge Zusammensetzung sich vereinigen.

Die Platonici sind ebenmässig dieser Meinung / daß sie darfür halten / es kommen unsere Seelen vom Himmel in diese irrdische Leiber / weil sie zu denselben einige Liebe tragen / und kehren / wann sie dieselben verlassen / wieder nach dem Himmel / weil sie alsdann von der Liebe aller irdischen Dinge befreyet / sich allein nach der Himmlischen Liebe unverhindert wenden können. Etliche haben auch behauptet / es seyen zwo Thüren in Himmel / durch deren eine die Seelen von oben herab kämen / durch die andere hingegen aus diesen Unter-Oertern hinaufstiegen; diese eigneten sie den Göttern / jene denen Menschen zu. Orpheusware in der Meinung / es seyen beyde Schlüssel zu diesen Thüren dem Amoranvertrauet / also daß ohne seinen Willen niemand aus einen in den andern Ort zu gehen erlaubt wäre / deßwegen der Liebes-Gottnicht unbillig zween Schlüssel in der Hand habend gemahlt werden könnte; Wiewol die Poeten nicht allzeit den Liebes-Gott Cupidowird bisweilen von den Poeten gebunden aufgeführet.als einen Bezwinger aller Dinge rühmen / sondern ihn unterweilen auch gebunden aufführen / wie Ausoniusin einem sehr schönen Gedichte meldet / daß er einsten an einem Myrtenbaum / gleich als am Galgen gehangen / und seiner Boßheit halber wol gezüchtiget worden sey. Bemeldtes Gedicht ist dieses Innhalts:

Y
Aeris in campis, memorat quos Mu - sa Maronis,
Myrteus amentes ubi lucus opacat amantes:
Orgia ducebant Heroides, & sua quaeque,
Ut quondam occiderant, lethi ar - gumenta gerebant,
Errantes silva in magna, & sub lu - ce maligna
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel X / Y (nach S. 180)
[figure]

J. v. Sandrartdel.

Joh: Jac. Sandrartsculpsit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 181
Inter arundineasque comas, gravi - dumque papaver,
Et tacitos sine labe lacus, sine mur - mure rivos:
Quorum per ripas nebuloso lumi - ne marcent
Scripti olim regum & puerorum nomina flores,
Mirator Narcissus, & Oebalides Hya - cinthus,
Et Crocus auricomans, & murice pictus Adonis,
Et tragico scriptus gemitu Salami - nius Ajax.
Omnia quae lacrymis, & amoribus anxia moestis,
Exercent memores, obita jam mor - te, dolores,
Rursus in amissum revocant Heroi - das aevum.
Fulmineos Semeledecepta puerpe - ra partus
Deflet, & ambustas lacerans per ina - nia cunas
Ventilat ignavum simulati fulmi - nis ignem.
Irrita dona querens, sexu gavisa vi - rili,
Moeret in antiquam Caenisrevoca - ta figuram.
Vulnera siccat adhuc Procris: Ce - phaliquecruentam
Diligit & percussa manum. Fert fumida testae
Lumina Sestiaca praeceps de turre puella.
Et de nimboso saltum Leucate mi - natur
Mascula Lesbiacis Sapphoperitura sagittis.
Harmoniae cultus Eriphylemoesta recusat,
Infelix nato, nec fortunata ma - rito.
Tota quoque aëriae Minoiafabula Cretae,
Picturarum instar tenui sub imagi - ne vibrat.
Pasiphaenivei sequitur vestigia tauri.
Licia fert glomerata manu deserta Ariadne.
Respicit abjectas desperans Phaedratabellas.
Haec laqueum gerit: haec vanae si - mulacra coronae.
Daedaliaepudet hanc latebras subiis - se juvencae.
Praereptas queritur per inania gau - dia noctes,
Laodameiaduas, vivi functique ma - riti.
Parte truces alia strictis mucroni - bus omnes
Et Tisbe, & Canace, & Sidonishor ret Elissa.
Conjugis haec, haec patris, & haec ge - rit hospitis ensem.
Errat & ipsa olim qualis per Lat - miasaxa
Endymioneossolita affectare sopo - res
Cum face, & astrigero diademate Lunabicornis.
Centum aliae veterum recolentes vulnera amorum,
Dulcibus & moestis refovent tor - menta querelis.
Quas inter medias furvae caliginis umbram
Dispulit inconsultus Amorstriden - tibus alis.
Agnovêre omnes puerum, memo - rique recursu
Communem sensêre reum; licet humida circum
Nubila, & auratas fulgentia cingu - la bullas,
Et pharetram, & rutilae fuscarent lampados ignem;
Agnoscunt tamen: & vanum vi - brare vigorem
Occipiunt: hostemque unum, loca non sua nactum,
Cum pigros ageret densa sub nocte volatus,
Facta nube premunt, trepidantem, & cassa parantem
Suffugia, in coetum mediae traxêre catervae.
Eligitur moesto myrtus notissima luco,
Invidiosa Deum poenis. Cruciave - rat illic
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 182
Spreta olim memorem Veneris Pro - serpina Adonim.
Hujus in excelso suspensum stipite Amorem,
Devinctum à tergo palmis, substri - ctaque plantis
Vincula moerentem, nullo mode - ramine poenae
Afficiunt: reus est sine crimine, ju - dice nullo
Accusatus Amor: se quisque absol - vere gestit,
Transferat ut proprias aliena in cri - mina culpas.
Cunctae exprobrantes tolerati in - signia lethi
Expediunt: haec arma putant, haec ultio dulcis,
Ut quo quaeque perit, studeat puni - re dolorem.
Haec laqueum tenet: haec speciem mucronis inanem
Ingerit: illa cavos amnes, rupem - que fragosam,
Insanique metum pelagi, & sine flu - ctibus aequor.
Nonnullae flammas quatiunt, trepi - doque minantur
Stridentes nullo igne faces, rescin - dit adultum
Myrrhauterum lacrymis lugenti - bus, inque paventem
Gemmea fletiferi jaculatur succina trunci:
Quaedam ignoscentum specie ludi - bria tantum
Sola volunt: stilus ut tenuis sub acumine puncti
Eliciat tenerum, de quo Rosa nata, cruorem:
Aut pubi admoveant petulantia lu - mina lychni.
Ipsa etiam simili genitrix obnoxia culpae
Alma Venustantos penetrat secura tumultus,
Nec circumvento properans suffra - gia nato
Terrorem ingeminat, stimulisque accendit amaris
Ancipites Furias: natique in crimi - na confert
Dedecus ipsa suum; quod vincula coeca mariti
Deprenso Mavortetulit: quod pu - be pudenda
Hellespontiaci ridetur forma Pri - api,
Quod crudelis Eryx, quod semivir Hermaphroditus.
Nec satis in verbis: roseo Venusau - rea serto
Moerentem pulsat puerum, & gra - viora paventem.
Olli purpureum multato corpore rorem.
Sutilis expressit crebro rosa verbe - re: quae jam
Tincta prius, traxit rutilum magis ignea fucum.
Inde truces cecidêre minae: vindi - ctaque major
Crimine visa suo, Veneremfactu - ra nocentem.
Ipsae intercedunt Heroides, & sua quaeque
Funera crudeli malunt adscribere fato.
Tum grates pia mater agit, cessisse dolentes
Et condonatas puero dimittere cul - pas.
Talia nocturnis olim simulacra fi - guris
Exercent trepidam casso terrore quietem.
Quae postquam multa perpessus no - cte Cupido
Effugit, pulsa tandem caligine somni,
Evolat ad Superos, portaque evadit eburna.
Im Feld der Lufft / darvon man hört den Marosingen /
wo überschattet wird / wer sonst verlie - bet ward:
Viel der Heldinnen einst ein hohes Fest begiengen /
dran jede Meldung that von ihrer To - des-Art.
Sie irrten in dem Wald im duncklen Laub - Gebäusche /
das schwangre Mahen-Haupt stund ihnen an der Seit /
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 183
der Pfuhl war ohne Fehl / die Bäche ohn Geräusche:
an deren Uffern welckt der Knaben Blu - men-Freud /
Narcissen waren es / violblau Hyacin - then /
und güldner Saffran / samt AdonisPur - purfarb /
der Ajax/ den man nie kan ohne Seuftzen finden.
Die alle sammlen auf die reiche Thrä - nen-Garb /
erinnern sich der Pein / erzehlen an der Stätte /
was sie vor Unheil hab vor ihrem Tod geblendt:
Die Semelebeweint ihr Donner-bringend Bette /
da sie mit Macht zerreisst die Wiegen / so verbrennt /
und bläst das Feuer auf / das sich in Blitz verkehret /
die Cönistrauret / daß sie abgeleget hab
das männliche Geschlecht / das sie so sehr begehret.
Die Procristrucknet noch die feuchten Wunden ab /
sie liebt den Cephalus/ der sie hat hinge - richtet.
Die Ero/ die sich selbst vom hohen Thurn gestürtzt /
trägt noch ein Liecht voll Rauch. Die tapffre Sapphodichtet /
wie ihr das Leben werd durch einen Sprung gekürzt /
eh sie durch Pfeile starb. Die Eriphyleweigert
der Harmonien Dienst / weil sie nicht glücklich hieß
durch ihren Sohn und Mann. Und so wird auch gesteigert
der leichten Fabeln Meng deß Königs Minois
durch seiner Töchter drey. Die Pasiphaerennet
den Fußsteig eines Stiers / in den sie sich verliebt.
Die Ariadnehält den Faden ungetren - net.
Nach dem sich Phädrasehnt / was sie sonst von sich giebt.
Die träget einen Strick: die meint sie sey gekräntzet.
Die schämt sich / daß sie war in eine Höhl versteckt.
Laodomiaklagt / daß ihr die Nächt zer - gäntzet
durch eine Freud deß Manns / den sie vom Tod erweckt.
Am andern Ort sieht man ziehn Schwer - der aus der Scheiden /
die Thysbe/ Canace/ Elissathäten so.
Die führt deß Liebsten Schwerd / die läs - set sich durchschneiden
vom Vatter / die vom Wirth. Der Lu - nenFeuer-Loh
und zwey-gehörntes Haupt irrt hie / wie sie gesprungen /
als den Endymionsie dort einschläffern wollt
auf dem Berg Latmio. Noch hundert andre sungen
ein Lied von ihrer Lieb / die nicht gewe - sen hold.
In solchem ihrem Werck kam Amorange - flogen /
da jede bald am Flug den Knaben hat erkannt.
Als sie nun ihren Sinn auf alte Zeit gezo - gen /
ward er / als Schuldiger / erkläret ihrer Schand.
Ob gleich die feuchte Wolck die guldne Gürtelzierde
den Köcher und das Feur in was ver - dunckelt hat /
erkennten sie ihn doch. Und weil er also irrte
bey Nachtzeit / und nicht war an seiner rechten Statt /
da haben sie ihn gleich mit einer Wolck ge - drücket /
und mitten unter sich unwillig einge - bracht.
Sie sind zum Myrtenbaum in ihrem Wald gerücket /
Proserpinaplagt ihn mit aller Plagen Macht.
An dessen Baumes-Zweig wurd er hinauf gehäncket /
von hinten hielt ihn fest ein schwerer Palmen-Ast /
indem ihn noch am Fuß die schwere Band gekräncket /
hat man ihn doch belegt mit aller Pla - gen Last.
So muste schuldig seyn der Nichtes hat verbrochen /
so wurd er angeklagt / wo Niemand richten kan.
Ein jede / weil sie will / daß sie werd loß gesprochen /
dicht die begangne Sünd dem armen Amoran.
Nach vielem Wörterstreit hat jede los ge - zogen
den Werckzeug ihres Tods. Man trug die Waffen ein.
dardurch zu straffen ihn / womit er sie be - trogen.
Die hält ein strenges Seil. Die trug den blosen Schein
von ihrem Würger-Schwerd; die andre hohle Flüsse /
die einen Felß / und die ohn Wellen eine See.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 184
Theils schütteln Flammen ab / und drohen Feuergüsse
von ihrer Fackeln Bech / aufdaß er un - tergeh /
die Myrrhaschneidet ihr den Bauch / und wirfft den Armen
mit Agdstein von dem Stock / der theu - re Thrähnen schwitzt;
theils stellen sich / als ob sie hätten ein Er - barmen /
nur daß ihm ihre Rach recht in die Au - gen blitzt;
theils stechen ihn so an / daß ihn die Spitz soll ritzen /
daher von dessen Blut die zarte Ros entsteht.
Theils liessen ihm / zu Trutz / selbst seine Fackel hitzen.
Auch seine Mutter / die in gleicher Straf - fe geht /
die Venuskommet an / und hülffet Zorn entzünden
der Plag-GöttinnenHertz. Sie häuffet seine That /
durch ihr erwiesnen Schimpf: dieweil er einst zu binden
ans Bett sie und den Mars(wie frech?) geholffen hat.
Er hat die Schuld / sprach sie / daß Priapaller Orten
mit seiner grossen Schaam / und Eryxwerd verlacht /
wie auch Hermaphrodit. Doch bleibt es nicht bey Worten /
zur Straff der Anfang wird durch Ro - senkräntz gemacht.
Indem die Venusnun anhält mit ihren Schlägen /
so rinnt der rote Safft dem Knaben aus der Seit.
Diß hart Verfahren kunnt die Heldinnen bewegen /
daß sie ein scheel Gesicht gelegt in diesen Streit:
Die Rache schien so groß / daß man sie schul - dig fande;
drum legt man Vorbitt ein / zu Amorsgrossem Glück /
und jede Heldin ihn ohn alle Schuld er - kannte /
die gantze Schuld deß Tods bracht man auf das Geschick.
Drauf Venussagte Danck / und ließ den Frieden schaffen.
So geht es bey der Nacht / so wird die Ruh verstört /
so wird sie zugebracht. Diß sieht man in dem Schlaffen.
Als nun so AmorsSorg wurd durch die Nacht gemehrt /
floh er davon / und da die Wach ihn wollt bescheinen /
schwang er zun Göttern sich durchs Thor von Helffenbeinen.

Die Venus.

EHe ichdie Bildnus der Venusbeschreibe / habe ichvor nöhtig erachtet / ihre Natur mit wenigen abzubilden / um dardurch die Ursach derer Dinge Venus/ Göttin der Geilheit. zu verstehen / worvon wirweiter unten reden wollen. Es wurde aber die Venusfür eine Göttin der unreinen Lust und Geilheitgehalten / gleich als ob sie diePLATTE Z. Geilheit und unreine Gedancken den menschlichen Gemütern einpflantze / und ihnen / selbige ins Werck zu setzen / behülfflich wäre. Daher die Alten gedichtet / sie sey deß Amors Mutter/ weil nemlich nimmermehr ein Mann sich mit einem Weibe verbindet ohne Zuthun desselben. Diese haben die Alten / nebenst dem Hymenaeusund der Juno/ den Hochzeit-Begängnüssen vorgesetzt / weil selbige deßwegen vollzogen werden / damit aus dem Beyschlaffder Ehesegen und Kinder folgen mögen. Ja man hielte auch darfür / daß die Schönheit in der VenusGewalt stünde / die sie geben oder nehmen könnte nach eigenem Belieben. Diese ist / nach Aussag der Naturkündiger / in allen lebendigen Creaturen die eingepflantzte Krafft / wordurch sie zur Fortpflantzung angetrieben werden. Dannenhero diejenige so darfür halten / daß unsere Seele vom Himmel in den Leib komme / und aus jedweder Himmels-Kugel mancherley Affecten an sich nehme / sagen / sie bekomme von der Venusdie Lust und Begierde zur fleischlichen Vermischung. Andere aber / so die Fabeln auf natürliche Dinge ziehen / geben vor / die Venus/ Juno/ Luna/ Proserpina/ Dianaund etliche andere Göttinnen seyen eine einige göttliche Macht / die unter mancherley Namen verschiedene Kräfften vorbilde / inmassen allhier ausTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel Z (nach S. 184)

[figure]

Ioach: de Sandrartdelin.

S. C. M.

G. C. Eimmartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 185unterschiedenen Bildnussen der Venuszu sehen seyn wird.

Ursprung der Venus.Man schreibet in den Fabeln / sie sey aus dem Meerschaum entsprungen / nachdem Saturnusseines Vatters Coelimännliches Glied / das er ihm abgeschnitten / hinein geworffen: welches so wol von vielen andern / als auch von Leone Hebraeosehr schön in den

erkläret wird. Wann nun die Alten Sie aus dem Meer entsprungen zu seyn ausdrucken und zu verstehen geben wollten / pflegten sie dieselbe als ein sehr schön nackendes Jungfräulein / in einer Muschel stehend / und aus dem Meer hervor kommend abzubilden / auch wol unterweilen im Meer schwimmend vorzustellen. Hierauf hat Virgiliusim V Buch Aeneidos sein Absehen / wann er den Neptunuseinführet / wie er der Venusihre Rede beantwortet / mit dergleichen Worten:

Fas omne est, Cytherea, meis te fide - re regnis,
Unde genus ducis.
Cytheredu thust recht / daß du pflegst zu vertrauen
dich meiner Macht und Reich / daher du bürtig bist;
Ich hab es auch verdient / gestalt es billig ist.

Dahero auch die Griechen sie ’Αφροδίτηνvom Schaume nennen. In deß Jupiters Olympius Tempelwar / wie Pausaniasin Eliacis prioribuserzehlet / gleichfalls ein Venus- Bild zu sehen / das aus dem Meer empor steigend vom Cupidoempfangen wurde. Bisweilen ward sie gebildet mit einer Muschel in der Hand / und mit einem Rosenkrantze gezieret; dann die Rosen ihr gewiedmet waren / wie wirweiter unten melden wollen: Die Muschel aber deutet an / daß sie aus dem Meer entsprungen sey. Man sagt / daß sie aus dem Meer strackes Weges nach Paphoskommen / vielleicht weil die Cyprier / entweder weil sie ein sothanig Himmels-Clima hatten / oder aus einer andern Ursach / denen fleischlichen Wollüsten gewaltig ergeben sind; derohalben sie dieselbe vor allen andern geehret / wie dann auch ein Tempel für sie daselbst war / in welchem ihr Bildnus / nicht in Menschen-Gestalt / sondern auf einem Grund-Gestelle / als etwas breites und rundes / das sich doch spitzig endigte / zu sehen / davon man aber / wie Cornelius Tacitusschreibet / keine Ursach gebenWarum der Nabel der Venusgewidmet. konnte. Jedoch sind etliche der Meinung / es stelle diese Figur den Nabel am menschlichen Leibe vor: derselbe wurde der Venuszugeeignet / weil bey den Weibsbildern die Geilheit an diesem Orte zu sitzen / und von daraus anzufangen pflege.

Was sollen wiraber vom Jupiter Ammoniussagen / der / wie wirdroben erinnert / auch also gebildet war. Ichbin dieser Meinung / es müsse etwas Geheimes unter dieser Figur verborgen stecken / das dessen Urhebere nicht wollen gemein machen / damit sie den Nachkömmlingen etwas daran nachzudencken hinterliessen: Oder weil die Alten allzeit in der Meinung gestanden / es müssten die Religions-Sachen verborgen / oder doch so dunckel vorgestellt werden / daß sie von Niemand zu verstehen wären / ausser von denjenigen / welche dieselbige zu erforschen grossen Fleiß angewendet hätten; Und dieses thaten sie darum / daß man dieselbe mit desto grösserer Ehrerbietung und Furcht ins künfftige verehren möchte.

Wagen der Venus.Ferner ist der Venus/ gleichwie auch andern Göttern / ein Wagen zu geeignet worden; darauf sie durch die Lufft fähret / über Meer / oder wo sie sonsten zu fahren Lust hat. Aber wann sie Claudianusbey der Vermählung Honoriusund Mariaeinführet / so dichtet er / es habe Tritondieselbe auf dem Rücken getragen / und mit seinem aufgehabenen Schwantz /Tauben sind der VenusVögel. gleich als mit einem Schirm / bedeckt. Man sagt / ihr Wagen werde von schneeweissen Tauben gezogen: Dann es scheinet / dergleichen Vögel schicken sich am besten zu ihr; und deßwegen nennet man sie auch die Venus-Vögel; sintemal sie sich zu paaren sehr begierig sind / und es ist keine Zeit im Jahr / da sie sich dieses Wercks sollten enthalten. Es dichten auch die Poeten / es seyen die Tauben der Venusder Ursach halben lieb / dieweil Peristera Nympha/ welche von jener sehr geliebet worden / in diesen Vogel verwandelt worden. Uberdas / daß die Tauben der Venusseyen zugeeignet worden / beweiset Aelianusdaher / weil man in Sicilienauf dem Berg Eryxetliche Feyertäge / der Venuszu Ehren / gehalten / welche sie Durchgängs-Täge nenneten; denn sie gaben vor / Venuswäre zur selbigen Zeit da durch in Libyengegangen; und um dieser Ursach willen ließ sich um dieselbe Zeit in derselben Landschafft keine Taube sehen / gleich als wären sie alle / ihre Frau zu begleiten / weggezogen. Den neunten Tag hernach sahe man eine / so die schönste unter allen war / aus dem Libyschen Meerfliegen / den andern nicht gleich / sondern roth / wie Anacreonschreibet / dieselbe hielt man für die Venus/ welche er die Purpurfarbe nennet: Dieser folgten fast unzehlig viel nach; dannenhero hielten die / so nahe an dem Berg Eryxwohneten / die Tage der Wiederkunfft / und die Reichen stelleten herrliche Gastungen an / wie Athenaeuserzehlet.

Schwanen der Venusgeheiligt.Es zogen auch Schwanen an dem Venus- Wagen / nach deß Horatius/ Ovidius/ und StatiusMeynung; entweder weil dieser Vogel an sich selbst gar fromm ist / dann erTA 1680, Iconologia Deorum, S. 186nie Keinem einig Leyd zugefüget; oder wegen seines lieblichen Gesangs / so uns hefftig zur Unkeuschheit reitzen solle.

Venuswird nackend gemahlet.Diese Göttin wird nackend gemahlet / dieweil der / so der Unzucht ergeben / offt um all sein Haab und Gut gebracht wird / dann sein Hauswesen wird von den Huren verschlemmet / der Leib geschwächet / und die Seele dermassen beflecket / daß gar nichts Schönes mehr daran zu ersehen ist. Oder die Alten haben sie darum nackend vorgestellet / damit wir daraus lernen möchten / daß die in heimlichen Winckeln getriebene Hurerey nicht lang verborgen bleiben könne / dann sie muß doch endlich an den Tag kommen / und zwar alsdann am allerersten / wann wir uns dessen am wenigsten versehen. Dahin hat vielleicht Praxitelessein Absehen gehabt / wann er den Gnidiern das Venus- Bild in weissen Marmelstein nackend gehauen / welches so schön war / daß ihrer viel Verlangen trugen / dasselbe zu sehen / und deßwegen nach Gnidusschiffeten. Man saget / es habe einer / so darein verliebt gewesen / sich heimlich in Tempel verstecket / und seine schändliche Lust an ihr gebüsset; es seye auch der Flecke an dem Bild eine gnugsameSchwimmet durch das Meer. Anzeigung seiner hefftigen Begierde. Die Venusschwimmet durch das Meer / daher können wir abnehmen / wie sauer den geilen Menschen ihr Leben werde / als welches durch stete Sturmwinde der ungewissen Rathschläge hin und wieder getrieben wird / bey denen sie offtermals Schiffbruch leiden.

In den Sächsischen Geschichten stehet / in Sachsenseye ein solch Venus- Bild gewesen: eine nackete Göttin stund auf einem Wagen / die hatte einen Myrten-Krantz auf dem Haupt / auf der Brust trug sie eine brennende Fackel / in der rechten Hand die Figur der Welt / in der lincken aber drey Pomerantzen: Hinter ihr waren auch die nackenden Gratiae, die trugen in den zusammen gehaltenen Händen Aepffel / und gaben einander ihre Geschencke / doch also / daß aller dreyer Angesichte abgewendet waren: am Wagen zogen zween Schwanen und zwo Tauben.

Myrtenbaum der Venusgeheiligt.Der Myrtenbaum war der Venusgeheiliget / dieweil man darfür gehalten / er hätte die Krafft zwischen zweyen eine Liebe zu erwecken und zu erhalten. Plutarchussaget / er sey ein Friedens-Zeichen: daher es kommen / daß man denen / so einen kleinen Triumph zu Fuß hielten / einen Myrtenkrantz aufgesetzet; dann weil sie mit geringer Mühe und ohne Blutvergiessen den Feinden obgesieget / wurden sie mit der Venusihrer Pflantzen bekrönet; dann dieselbe hat gleichsam einen Abscheu vor der Gewalt / Krieg und Uneinigkeit. Andere sind der Meynung / der Myrtenbaum seye der Venusdarum gegeben worden / weiler am Meer wächset / woraus auch Venusgeboren worden.

Rosen der Venusgeheiligt.Eben dieser Göttin hat man auch die Rosen geheiliget: denn gleichwie solche roth sind / und ohne Dornen-Stiche nicht können abgebrochen werden / also verursachen auch die Venerische Wollüste eine Röthe / und stechen immerdar unser Gewissen dermassen / daß wir sehr grossen Schmertzen davon empfinden. Uberdas so währet der Rosen Schönheit nicht lang / sondern vergehet bald: eben so verhält es sich mit den schändlichen Wollüsten; daher sie auch der VenusKräntze aus Rosen gebunden. Von denen dichtet man / daß sie vor Zeiten weiß gewesen; als aber Venusihrem Buhler Adonis/ deme Marsdas Leben nehmen wollte / eylend zu Hülff gezogen / habe sie aus Unvorsichtigkeit auf Rosen-Dörner getretten / davon sie angefangen zu bluten / und mit ihrem Blut seyen die Rosen besprenget / und also davon roth worden. Wann Apulejusvon deß Parisin einer ComödiBeschreibung der Venus. fürgestellten Urtheil handelt / so beschreibet er die Venusfast auf diese Weise: Sie hatte eine liebliche Farbe / war überaus schön anzusehen / aber dabey nackend / damit man also ihre Schönheit desto besser erkennen möchte; dann mit der dünnen und klargewirckten Decke ließ sie die Glieder mehr kunstreich entworffen beschauen / als daß sie dieselben wollte bedeckt haben. Der Leib war so weiß / daß einer wol hätte sagen mögen / er wäre vom Himmel hernieder kommen: Die Decke himmelblau / wie das Meer / daraus sie (wie man vermeynet) geboren worden: Vor ihr her giengen die geilen und schertzhafftigen Amores / so Fackeln in der Hand hielten / wie dann auch vor Alters der Gebrauch gewesen / daß fünff Knaben mit Fackeln vor der Braut / wann sie sich in ihres Mannes Haus begeben wollte / hergegangen. Es giengen auch die Gratiaeund Horaemit der Venus/ jene auf einer / die andere auf der andern Seiten / die der Wollust-GöttinKräntze von Blumen aufsetzten. Also beschreibet Apulejusdie Venus. Andere aber setzen sie nach den Gratien/ da ihr denn Cupidound Anterosan den Seiten gehen. Horatiusführet sie frölich und lachend ein / und saget / Jocusund Cupidoflögen um sie herum. Homerusnennet sie gemeiniglich Φιλομειδῆ, das ist / die Gernlachende; dann das Lachen ist eine Anzeigung der Freude / so sich bey der Unzucht befindet. In Petri AppianiAntiquariis stehet ein beflügelter nackender Knab mit einem Myrten-Krantz auf dem Haupte / welcher auf der Erde sitzet / und auf einem Hackebret schläget / das er zwischen den Beinen hält: Die Uberschrifft darauf heisset / VENUS: Vor ihm stehet ein Knab / so ihm ähnlich / aufgerichtet / der sihet ihn an / und hält mit beeden in die Höhe gehabenen Händen ein Haar samt dem AngesichtTA 1680, Iconologia Deorum, S. 187sicht eines Weibsbildes / davon hänget ein Tuch herab bis auf das halbe Haar. Auf dem Gesicht stehet geschrieben / JOCUS, auf dem Knaben CUPIDO.

Die Alten legten der Venusnicht nur unkeusche / sondern auch keusche Gedancken zu: Dannenhero haben die Römer / nachdem sie der SibyllenBücher durch die Decemviros Venus Verticordia lesen lassen / vor rathsam befunden / man sollte ein Bild der Venus Verticordiazu Ehren aufrichten / damit die Hertzen der Jungfrauen und Weiber von der bösen Lust zur Keuschheit gewendet würden. Ovidiussagt / sie seye deßwegen also genennet worden / weil sie der geilen Weibsbilder Hertzen zur Keuschheit gelencket. Michdüncket / es habe auch Marcellussein Absehen dahin gehabt / welcher / nachdem er sich der Stadt Syracusbemächtiget / hat er ausserhalb Rom/ ohngefehr tausend Schritt davon / der Venuszu Ehren einen Tempelerbauet / damit nemlich die Unzucht ferne wäre von den Weibsbildern / gleichwie derselbige Tempelvon der Römer Stadtmauer entlegen ist. Dahin zogen nun die Römische junge Mägdlein / so schon mannbar waren / und opfferten etliche aus Thon oder Tuch gemachte Bildlein / damit sie in ihrer Kindheit pflegten zu spielen. Diese Venus Verticordiawar derjenigen gleich / welche von den Griechen ’Αποςροφία genennet wurde / die Lateiner könnten sie Vertibilemnennen. Es stunden die Leute in dem Wahn / ob hielte sie die Menschen ab von gottlosen Wercken / von bösen Begierden und argen Gedancken. Denselben Namen hat ihr Harmonia/ Cadmus Eheweib/ gegeben.

Venuswird von den Griechen Uraniagenennet.Bey den Griechen ward Venusauch Urania/ das ist die Himmlische genennet; dann sie meineten / es käme von ihr zu uns her die jenige reine und ungefärbte Liebe / die alle Vereinigung der Leiber gantz und gar verabscheuet. Die Gemeine.Es war auch eine andere Πανδήμιος, das ist / die Gemeine genennet / von welcher Scopasgedichtet / als sitze sie auf einem Widder / und zertrette mit dem Fuß eine Schildkröte / wie Alexander Neapolitanuserzehlet: Dessen gedencket auch Plutarchusin seinem Bericht von dem Ehestand / und setzet die Ursach dazu / und spricht: Bey den Eleern seye eine Venus/ die mit dem Fuß auf eine Schildkröte trette; hiemit würden die Weiber erinnert / daß ihnen zustehe / deß Hauses zu hüten; auch gar wenig zu reden / dieweil Stillschweigen der Weiber gröste Zierd ist. Ersterwehnter Plutarchuserkläret an einem andern Ort desselben Bildes Ursach / und schreibet: Wann die jungen Mägdlein noch unverheyrathet sind / so sollen sie eine Person haben / die wol Achtung auf sie gebe; wann sie aber in den Ehestand getretten / so gebühre ihnen deß Hauses zu hüten; im übrigen sollen sie ihnen jederzeit das Stillschweigen wol befohlenseyn lassen / gleich als liege ihren Männern ob / für sie / wo es vonnöthen seyn wird / zuNatur der Schildkröten. reden: Dann Pliniusschreibet / die Schildkröte habe keine Zunge: Eben derselbe meldet / welches auch Aelianusbestättiget / daß wann die Schildkröten sich paaren / so wende das Fräulein dem Männlein den Rücken / und sie könne sich um deß willen kaum auf die Füsse aufrichten / damit sie nicht den wilden Thieren / sonderlich dem Adler zu Theil werde: Dannenhero enthält sie sich der Vermischung / wornach sie doch / nach Berührung eines gewissen Krauts / ein hefftig Verlangen träget. Daher sollen die Weibsbilder lernen / in was vor grosse Gefahr sie sich begeben / wann sie ihre Ehre an einen Nagel hengen / und dabey gedencken / daß ihnen alsdenn erst sich zu einem Manne zu halten gebühre / wann sie rechtmässiger Weis in den Ehestand getretten / in Willens Kinder zu zeugen.

Mercuriusund Venusbeysammen.Die Alten setzten den Mercuriusund die Venuszusammen / womit sie andeuten wollen / daß man die Liebe gemeiniglich mit lieblichen Worten zu weg zu bringen pflege. Umb solcher Ursach willen setzten sie unter die Gratien/ als der VenusGefertinnen / auch die Suadela, oder Beredungs-Göttin. Pitho/ welche bey den Lateinern Suadelagenennet wird / und war die Beredungs-Göttin. Diese überreichte in dem Tempel deß Jupitersbey den Eleern der Venuseinen Krantz / welche aus dem Meer herfür kommen / und von Cupidogehalten worden. Es haben auch die Megarenser der SuadelaBild in dem Venus-Tempelgehabt. Theseushat am ersten verordnet / daß man beeden zugleich Göttliche Ehre sollte erweisen; nachdem er / wie Pausaniasschreibet / das auf dem Land hin und her zerstreuete Volck in eine Gemeine zusammen gebracht. Es waren auch an andern Orten in Griechenlandder Suadelaund Venusmiteinander Tempel aufgerichtet: Dann Ovidiusschreibet von derselben VenusLib. IV Fastorum:

Illa rudes animos hominum con - traxit in unum,
Et docuit jungi cum pare quem - que sua.

Das ist:

Durch sie viel rohe Köpff in einen sind zer fahren /
sie lehrte / wie man soll sich seines Gleichen paaren.

Und haben die ersten Buhler die Wolredenheit erfunden / durch welche sie sich bemüheten / die jungen Mägdlein / von deren Liebe sie eingenommen / dahin zu bringen / daß sie ihres Willens würden; sie haben auch viel anders DingesTA 1680, Iconologia Deorum, S. 188ausgesonnen / sie zu Fall zu bringen; weßwegen dann die Arcadier die Venuseine listige Erfinderin genennet. Obwol aber die Alten die Venusfür eine Göttin der frölichen / weichen und wollüstigen Leute gehalten / (dann da sie / wie Homerusberichtet / dem Aeneaswider den Diomedesbeystehen wollen / und an der Hand verwundet worden / redete ihr Jupiterernstlich zu / sie sollte sich von dem traurigen Krieg weg machen; dann diese / sprach er / wären Wercke deß Marsund der Minerva/ ihr aber wolle gebühren nicht kriegerische sondern buhlerische Dienste zu leisten) so haben sieDie gewaffnete Venus doch dieselbe zuweilen auch gewapnet gebildet; die Ursach erzehlet Lactantiusalso: Da die Messenier von den Lacedämoniern belägert wurden / haben sie ihre Belägerer hintergangen und überlistet / sind eilend aus der Stadt auf Lacedämonzugezogen / in Willens dieselbe zu plündern / wurden aber von den Weibern der Lacedämonier geschlagen und verjaget. Nachdem die Lacedämonier der Feinde Hinterlist erfahren / zogen sie gleich nach: Diesen sind ihre Weiber weit hinaus gewapnet entgegen gangen; Da sie nun sahen / wie sich ihre Männer zum Streit rüsteten / dieweil sie dieselbige vor die Messenier angesehen / haben sie ihnen angezeiget / sie wären ihre Weiber: Die Lacedämonier aber / nachdem sie dieselbe darfür erkennet / entbrannten gegen sie dermassen / daß sie / wie sie damals gerüstet waren / besagte Weiber ohne Unterscheid beschlieffen; (dann sie nahmen ihnen nit der Zeit / solche zu unterscheiden) Damit nun diese That unvergessen verbleiben möchte / wurde der Gewapneten Venuszu Ehren ein Tempel und Bildnus aufgerichtet. Hiervon stehet in dem Ausoniusein gar schönes Epigramma, aus dem Griechischen übersetzet / welches also lautet:

Armatam Veneremvidit Lacedae - mone Pallas:
Nunc certemus, ait, Judice vel Paride.
Cui Venus, Armatam tu me teme - raria temnis?
Quae, quo te vici tempore, nuda fui.

Das ist:

Im Harnisch Venusward zu Spartaan - gesehen
von Pallas/ die da sprach: Jetzt komm mit mir zum Streit /
und sollten wir nochmal zum Richter Parisgehen!
wie / fieng die Venusan / verachtst du mich zur Zeit /
da ich doch nackend hab dich übertroffen weit?

Venusdie Uberwinderin.Eben dieselbe hat man umb dieser oder einer andern Ursach halben die Uberwinderin genennet. Es stunde auch bey der Stadt Corinthusein Venus- Bild / welches den Sieg darreichte / und Nicophoros oder Sieg-Trägerin genennet wurde; dieses hat / wie Pausaniasschreibet / Hypermestragestifftet: Dann als sie ihren Mann nicht umbringen wollen / das ihr doch der Vatter befohlen / ist sie von dem Vatter vor Gericht angeklagt / aber von den Richtern loß gesprochen worden / daher sie der Venuszu Ehren ein solches Bild setzen lassen. Die Römer (wie auf einer Müntze deß Kaysers Numerianuszu sehen ist) machten Venusdie Uberwinderin auf folgende Weis: Es war ein Bild angethan mit einem langen Rock / mit der rechten Hand reichte es dar ein kleines Sieges-Bild / mit der lincken aber etwas / also formiret : Etliche meynen / es seye ein Nabel / unter welcher Gestalt man sie bey Paphosverehrete; andere halten es für einen Spiegel; dann Philostratusin Tabula Amorum schreibet / die Nymphen hätten der Venuseine Ehren-Seule aufgerichtet / dieweil sie ein so schön Kind zur Welt gebracht / auch derselben einen silbernen Spiegel gewidmet.

Auf einer Müntze der Faustinastehet Venus/ die hält in der lincken Hand einen Schild gegen die Erde / darein zwey Bildlein gegraben; mit der rechten aber reichet sie den Sieg dar. Die Uberschrifft ist / VENERI VICTRICI, Venusder Uberwinderin. Auf einer andern Müntze erstgedachter Faustina/ da die Uberschrifft ist VENUS, ist zu sehen ein Weibsbild / so aufrecht stehet / diese hält mit der Lincken die Geeren deß Kleids / und hebt es auf / mit der Rechten reichet sie etwas dar / es scheinet als wäre es ein Apffel; vielleicht damit man sich dabey erinnern könnte deß jenigen Apffels / Venusmit einem Apfel welcher ihr von dem Parisist zuerkannt worden. Pausaniasgibt eben derselben auch einen Apffel in die Hand / wann er eines Venus- Bildes / so bey den Sicyoniern war / gedencket / und spricht / es seye daselbst ein Tempelder Göttin aufgebauet worden / darein Niemand gehen durffte / denn nur allein zwey Weibsbilder / deren eine / welche auch deß Tempels Hüterin war / keusch verbliebe / so lang sie dieses Ampt verwaltete; die andere war eine Jungfrau / dann sie gieng mit heiligen Sachen umb; wenn nun das Jahr umb war / (oder / nach Verfliessung eines Jahrs) übergab sie die Verwaltung deß Gottesdiensts einer andern. Die / so sonsten dahin kamen anzubeten / stunden draussen für der Thür. Der Göttin Bild war gülden / sie saß / in der einen Hand haltende etliche Magsaamen-Häupter / in der andern einen Apffel. Oben auf dem Haupt war etwas angehefftet gleich einer Thürangel.

Pausaniasgedencket in Laconicis einerTA 1680, Iconologia Deorum, S. 189 Venus Morphogenannt. Venus/ Morphogenannt / und von Tyndareusaufgerichtet; dann oben auf dem Tempel der gewapneten Venuswar ein klein Häuslein / darinnen saß die Göttin mit bedecktem Haupt / und hatte Fußeisen an den Füssen / womit / nach etlicher Meynung / angedeutet wurde / daß die Weiber den Männern / mit welchen sie sich ehlich eingelassen / das Band derFußeisen der Venus. Ehe nicht sollen auflösen. Dann daß Tyndareusder Venussolle Fußeisen angelegt haben / ist nicht wohl zu glauben / ob es schon Pausaniassagt; dann die Alten setzeten den Göttern Ehren-Bilder / damit andere sehen könnten / wie heilig und gottsförchtig sie wären / oder damit sie von ihnen auf solche Weise Hülffe erlangeten; oder auch / daß durch der Bilder Gestalt die unterschiedliche Tugenden der Götter gleichsam entworffen würden. Daher sehen wir nicht nur an der Venus/ sondern auch etlicher Götter Füssen Fußeisen / so ihnen nicht zur Schmach / oder das zugefügte Leid zu rächen / sondern umb anderer Ursachen willen geschehen / davon wirallbereit oben gehandelt.

Venushat zu erst die Hurenstücklein erfunden.Ob aber schon die Venusvor eine eigene Göttin der Huren gehalten worden / als welche die Hurenstücklein am ersten erfunden und practiciret; weßwegen dann die Huren ihre Feste hochfeyerlich begiengen / und sie fleissig anrufften / daß sie ihnen Schönheit und Gnade bey allen Menschen verleihen wollte / damit sie grosses Geld und Gut von den Buhlern bekommen könnten; doch gleichwol wurde sie auch von ehrlichen Mägdlein hoch geehret / weil sie dafür hielten / sie könnte ihnen eine liebliche Gestalt mittheilen / damit sie bald freyen könnten: dann es war auch die Venus/ wie wiran einem andern Ort gemeldet / bey den Alten vor eine Göttin deß Ehestandes gehalten. Warum sie auch von keuschen Weibspersonen geehret worden.In Griechenlandwar eine Höle / in welcher man / wie Pausaniaserzehlet / der Venusgöttliche Ehre hat angethan / dahin versammlete sich eine grosse Menge Volcks unterschiedener Ursachen halben / insonderheit aber die Wittwen / wann sie die Göttin um eine andere glückliche Heyrath ersuchen wollten. Ja die Eheweiber baten auch die Venusumb Fried und Einigkeit zwischen ihnen und ihren Männern / und daß sie zu frölichen Kinder-Müttern würden. Dannenhero die Venusins gemein von allerhand Weibspersonen geehret worden. Diese weil sie mehr / als die Männer zum Dienst gedachter Göttin verbunden zu seyn vermeynet / so schrieben sie alles / was ihnen glücklich von statten gangen / der Venuszu: es sind aber auch die Leut nicht undanckbar gegen sie gewesen; dann man lieset / daß sie die von ihr empfangene Wolthaten gar danckbarlich vergolten.

Als einsmals die Römer von den Galliern im Capitoliohart belagert wurden / und allda in Allem grosser Mangel vorfiele / haben dieWeiber ihre eigene Haar abgeschnitten / damit man Stricke zum Gebrauch der Rüstung daraus Venuswird Calvabenamset. machen könnte. Nachdem nun die Feinde abgezogen / haben sie der Venus/ so von ihnen Calvagenennet wurde / einen Tempel / wie Lactantiusschreibet / gewidmet / damit der von den Weibsbildern empfangenen Wolthat nimmermehr möchte vergessen werden. Es wird aber sonst allezeit die Venusmit sehr schönen Haaren gemahlet; und so beschreibet sie Claudianusin dem Hochzeit-Gedichte Honoriusund Maria/ und spricht:

Caesariem tum forte Venussubnixa corusco
Fingebat solio: dextra laevaque so - rores
Stabant Idaliae: largos haec nectaris imbres
Irrigat; haec morsu numerosi den - tis eburno
Multifidum discrimen arat: sed tertia retro
Dat varios nexus, & justo dividit orbes
Ordine.

Das ist:

Die Venussteuret sich auf ihren hellen Thron /
und machte Locken-Haar. Zur Rech - ten und zur Lincken
stehn ihrer Schwestern drey: Die eine macht davon
den Nectar-Regen / den die Götter sonsten trincken.
Die andre ackert fast mit ihrem Helfen - bein
der Zähn in grosser Zahl. Die dritte macht Gebände /
und theilt die gantze Welt in guter Ord - nung ein.

Die gebärtete Venus.Uberdas ist die Venusvor Alters nicht allein mit Haaren / sondern auch mit einem Bart gemahlet worden: dann man sahe bey den Cypriern / wie Alexander Neapolitanusschreibet / ein solches Bild / welches zwar im Gesicht aussahe wie ein Mann / aber doch Weibs-Kleider truge, Suidasschreibet / man habe einsmals das Venus- Bild pflegen zu machen mit einem Kamm und Bart; dieweil auf eine Zeit die Römische Weiber böse Köpffe bekommen / von welcher Kranckheit ihnen alle Haar ausgefallen /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 190daß sie keines Kamms nicht bedörffet. Derohalben bekümmerten sich die Weibsbilder wegen der so schändlichen Kranckheit / und thäten der VenusGelübde / die dann / aus Mitleiden bewogen / verschaffet / daß ihnen die Haar wieder gewachsen. Nachdem nun die Weibsbilder dieser Kranckheit los worden / haben sie der Göttin ein Bild mit einem Kamm und Bart setzen lassen / daß die Göttin männliche und weibliche Werckzeuge hätte / damit sie vor eine Vorsteherin aller Geburt gehalten würde: Und darumb sahe sie oberhalb deß Leibs bis auf den Gürtel einem Mannsbild / unterhalb einem Weibsbild gleich.

Die Götter allesamt männlich - und weibliches Geschlechts.Es haben aber die Alten nicht nur die Venus/ als ein Manns - und Weibsbild zugleich / fürgestellet / sondern auch andere Götter / denen sie einen Namen beedes Geschlechtes gegeben / anzudeuten / daß unter ihnen kein solcher Unterscheid hierinnen seye / dergleichen wir unter den Menschen sehen. Es hat einer geschrieben / man habe bey den Carenern / welche Völcker sind in Arabien/ in acht genommen / daß der / so vermeynet die Lunamit weiblichem Geschlecht und Namen zu nennen / den Weibern immerdar habe dienen und zu Gebot stehen müssen: Welcher aber darfür gehalten / Lunawäre ein Mannsbild der hat über sein Weib geherrschet / welches ihm auch nicht hinterlistig nachgestellet. Daher obschon die Griechen und Egypter in diesem Geschlecht / in welchen sie das Weibsbild Mensch geheissen / auch die LunaGott genennt / so verstunden sie doch geheimer Weise einen Gott dadurch / und deßwegen haben die Egypter einem Kalb an statt der Lunaso hohe Ehre erwiesen.

Gott Lunus.Die Parther ehreten Lunusals einen Gott. Philochorus/ welcher darfür hält / Lunaund Venushaben einerley göttliche Macht / (welche Meynung auch die Egypter hatten / bey denen das Bild der Venus/ gleichwie auch der Luna/ mit Hörnern zu sehen war) schreibet / daß die Weiber in Manns-Geräte / die Männer aber mit Weibs-Kleidern angethan / den Gottesdienst der Venusverrichtet. Und es scheinet / Senecaseye auch in den so genannten

der Meynung / da er schreibet: Die Egypter haben aus einem Element zwey gemacht / und das eine für das Männlin / das andere für das Fräulin gehalten: Dann in der Lufft / sagten sie / sey der Wind das Männlin das Fräulin aber das jenige / das da scheinet / als seye es finster und bewege sich nicht; das gesaltzen Wasser seye das Männlein / das süsse das Fräulin; im Feuer seye das Männlein / welches das vorkommende Objectum und Materi verbrennet / das Fräulin aber / welches leuchtet; in der Erden seye das / was hart ist / als die Steine / das Männlin / wasWeich und zum Ackerbau tauglich ist / das Fräulein.

MacrobiusLib. 7. Saturnaliorum meldet / daß das Bild dieser Göttin auf dem Berg Libanusseye gesetzet worden mit verhülletem Haupt / trauriger Gestalt / unterhaltend den Kopff / so vom Kleid bedecket / mit der lincken Hand / also daß die / so es ansehen / nicht anders meynen / als flössen die Threnen aus den Augen. Dieses war ein BildnusBild der Venus/ wie sie den Adonisbeweinet. der Venus/ welche den von einem wilden Schwein ertödteten Adonisbeweinet. Zu dessen Gedächtnus etliche Feste / Adonia genennet / gehalten wurden / daran die Weiber auf die Todten-Baaren Bilder todter Leichname legten / weinend hinten nach folgeten / und dieselbe zu Grabe trugen. Plutarchusschreibet / daß man zu Athender Threnen in Ehren gedacht habe so die Venusüber dessen Tod vergossen. Zu Argosbeweineten sie / wie Pausaniasberichtet / den Adonisin einer Capelle / so nahe bey deß Jupiters Servators Tempelstunde.

Dieses Venus- Bild leget MacrobiusDurch den Namen der Venuswird die ober halbe Kugel der Welt verstanden.also aus: Die Naturkündiger haben die obere halbe Kugel der Erden / deren Theil wir bewohnen / Venus/ die untere aber Proserpinagenennet. Dannenhero wird die Göttin traurend eingeführet / alldieweil wann die Sonne in ihren jährigen Gang durch die zwölff himmlische Zeichen gehet / so tritt sie auch in einen Theil der untern halben Kugel / weil man von den zwölff Zeichen deß Thierkreises sechs für die obern / und sechs für die untern hält: und wann sie in den untern ist / und deßwegen die Tage kürtzer machet / hält man dafür / es traure die Göttin / gleich als wäre nun die Sonne durch den zeitlichen Tod verlohren / und von der Proserpinaaufgehalten. Hinwiederum wollen sie auch / man solle glauben / Adonisseye der Venuswieder gegeben worden / wann die Sonne / nach vollendetem Lauff durch die sechs Zeichen der untern Ordnung / anfähet unsern halben Circkel zu bescheinen / mit Zunehmen deß Liechts und der Tage.

Adonisvon einem wilden Schwein umgebrachtSie schreiben aber / Adonisseye von einem wilden Schwein umgebracht worden / und halten dieses Thier für ein Bildnus deß Winters; dann das wilde Schwein ist rauh / hält sich gern auf an rauhen / kotichten und mit Reiff bedeckten Oertern / und frisset die Winter-Frucht die Eichel. Ist demnach der Winter gleichsam eine Wunde der Sonnen / so uns einen guten Theil von dem Liecht und der Wärme entzeucht / welches beedes den Thieren durch den Tod wiederfähret. Derohalben ist das besagte Bildnus der Erden auch winterisch / wann sie nemlich mit Wolcken bedecket / und der Sonnen beraubet / sich (also zu reden) entsetzet und erstarret; die Brunnen / so gleichsam die Augen der Erden sind / reichlicher fliessen; die Aecker ungebauet daTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel AA. (nach S. 190)

[figure]

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 191liegen / und ihre traurige Gestalt zeigen. So weit Macrobius.

Es saget aber auch Eusebius/ wann er in Libris de Praeparatione Evangelica, nach der Naturkundigung / von der Venusredet / daß die Thiere die Krafft zu Zeugen von derselben bekommen / und daß sie dem Saamen Krafft gebe / und darumb habe sie auch eine weibliche Gestalt / anzudeuten / daß der Sachen Ursprung von ihr herrühre; sie werde schön vorgestellet / weil sie unter allen Sternen der schönste zu seyn scheine / so deß Abends Hesperus/ deß Morgens aber Lucifer/ nach M. T. CiceronisMeynung / genennet wird; es stehe ihr auch Cupidoan der Seite / dieweil sie nie unkeusche Begierden eingiebt: Sie habe die Brüste und Scham bedeckt; dann in denselben lieget der Saame / wie auch die Milch verborgen / davon das / so aus dem Saamen geboren / sich ernehrt und erhält: Man gebe für / sie seye aus dem Meer geborenweil man dessen Wasser für feucht und warm hält / das da immerdar beweget wird / und in solcher Bewegung schäumet; welches alles sich auch auf den Saamen nicht unfüglich schicket. Es könnte auch viel von der Venusgesagt werden / wann man von ihr / als einer / so umbher wandert / und von derselben Würckungen / so von ihr herab in die Erden kommen / reden wollte. Daraus würde man denn leichtlich sehen können / warumb die Alten gedichtet / daß Mars/ der ein so grimmiger Gott / mit ihr so friedlich lebe. Aber weil solches zu unserm Vorhaben nicht gar dienlich ist / halten wirdafür / es könne wol von uns ausgelassen werden. Derowegen wollen wirzu denen Gefertinnen der Venus/ den Gratiisund Horis, fortschreiten.

GRATIAE.

Die Gratiender VenusGefertinnen. PLATTE A A.NAchdem Venusmit ihrem Sohn Cupidobeschrieben worden / so ist noch übrig / daß wirvon derselben Gefertinnen etwas melden / und also unser vorhabendes Werck beschliessen. Von denen wird nun gesagt / daß sie ihr immerdar nachfolgen; dann gleichwie Venusund Cupidomachen / daß das menschliche Geschlecht durch stetiges Kinderzeugen erhalten wird: also halten die Gratiaedie untereinander verbundene Menschen fest zusammen; dann die Wolthaten / die sie einander erweisen / sind Ursachen / umb welcher willen einer gegen dem andern danckbar seyn soll / und alle mit dem Band der Freundschafft zusammen gebunden werden. Wann man nun diese von den Menschen sollte hinwegnehmen / so würden ausser allem Zweiffel die Menschen weit geringer seyn / denn andere Thiere / die Gemeinen würden zerstöret / ja auch gar nicht mehr seyn. Daher man wol sagen kan / es wäre besser gewesen / daß die Menschen gar niemals gewesen wären / als wenn sie gewesen wären / und doch dabey ohne die Gratiengelebet hätten. Aber die Göttliche Vorsehung / die die gantze Welt versorget / hat gewollt / daß dieselbe auch seyn sollen.

Diese sind / nach etlicher Meynung / der Gratiensind der Venusund deß BacchusTöchter. Venusund deß BacchusTöchter gewesen / und haben ihre Wohnung unter den Menschen gehabt. Es scheinet aber / diese Fabel seye darum erdichtet worden / dieweil den Menschen fast nichts angenehmers ist / als das jenige / so uns von diesen Göttinnen mitgetheilet wird. Andere sagen / sie seyen auf eine andere Weis geboren: aber es würde sich zu unserm Vorhaben nicht schicken / wann wiruns umb vieler Scribenten unterschiedliche Meynungen hiervon viel bekümmern / und selbige auf die Bahn bringen wollten. Etliche Gratiaeund Horaesollen einerley Göttinnen seyn. meynen / es seyen die Gratiaeund Horaeeinerley Göttinnen / sie hätten aber unterschiedene Verrichtungen: Chrysippusgab für / die Gratiaewären etwas jünger und schöner denn die Horae, und eben darumb der Venuszu Gefärtinnen zugegeben worden. Die Horae, sagt Homerus/ sind über die Himmels-Pforten gesetzt / und machen bald schön / bald trüb Wetter. Man dichtet auch / daß sie der Sonnen Pferde warten / darumb daß sie aus dem Lauff der Sonnen entstehen / oder vielmehr abgemessen und unterschieden werden. Daher schreibet OvidiusLib. II Metamorph. von ihnen also:

Jungere equos Titanvelocibus im - perat Horis.
Jussa Deae celeres peragunt.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 192

Das ist:

Titanheisset seine Pferde durch die Ho - raskuppeln an /
die dann in geschwinder Eile / was be - fohlen war / gethan.

Vier Horaeoder Jahrs-Zeiten.Und sind die Horaenichts anders / als die Zeiten deß Jahrs: und das ist eben die Ursach / warumb man vier Horasmacht / gleichwie auch vier Theile deß Jahrs sind / die von der Sonne also unterschieden und genennet worden: Dann es hat die Sonne bey den Egyptern neben andern auch diesen Namen gehabt / daß man sie Horusnennete: Dannenhero schreibet Eusebiusin Lib. de Praeparat. Evangel. Die Horae, von welchen man saget / daß sie die vier Jahrs-Zeiten und den Himmel auf und zuschliessen / werden bisweilen der Sonne / bisweilen auch der Cereszugeeignet / daher tragen sie auch zween Hand-Körbe / einer ist voll Blumen / dardurch der Lentz angedeutet wird; der ander voll Feigen / das den Sommer bedeutet. Ovidiusschreibet

sie hüten / benebenst dem Janus/ derSind Gefertinnen der Flora. Himmels-Pforten.Lib. V. Fastorum machet er sie zu Gefertinnen der Flora/ und führet die Floraalso redend ein:

Conveniunt pictis incinctae vesti - bus Horae,
Inque leves calathos munera no - stra legunt.

Das ist:

Die Horaekommen an im bunten Klei - der-Schrein /
und sammlen unsre Gab in leichten Körben ein.

Pausaniasschreibet / es haben sie die Alten auf JupitersHaupt samt den Parcengebildet. Vielleicht wollten sie damit andeuten / es seye das Fatum nichts anders / als der Wille Gottes / von dem auch die Veränderung der Zeiten herkomme.

Ihre Gestalt. Philostratusbeschreibet sie also: Die Horae, welche in leiblicher Gestalt auf die Erde hernieder kommen sind / fassen sich einander bey der Hand an / und drehen das Jahr herumb / so bringet dann das Erdreich alle Jahr ihre Früchte. Diese aber gehen in gelber Tracht zu oberst auf den Spitzen der Aehren / nicht zwar dieselbige zu zerbrechen oder zu beugen / sondern sie sind so leicht / daß sie auch mit der Saat umbfallen. Sie sind aber gar lieblich anzuschauen / und von wunderbarer Kunst; sie singen aufs allerlieblichste / und wann sie die Welt umbdrehen / so bringetsolches den Zusehern sonderbare Ergetzlichkeit / denn sie alle gleichsam hüpffen und springen. Der aufgehabene Arm aber / und das Haar / so sie frey herab hangen lassen / wie auch die von dem Lauffen sehr heisse Wangen / und umherschiessende Augen machen sie überaus schön und lieblich. Weil nun diese verschaffen / daß die Erde den ihr anvertrauten Saamen dem Säeman mit grossem Wucher wieder giebt / nicht anders / als wann sie sich der empfangenen Wolthaten danckbarlich erinnere / und dieselben vergelte / daher ist es kommen / daß manVier Gratien. gesagt / es seyen vier Gratiae, gleichwie auch vier Zeiten deß Jahrs sind / welche Horaegenennet werden: daraus man dann abnehmen kan / daß jene und diese eines sind.

Man dichtete aber / die Gratiaewären gekrönet / eine mit Blumen und Früchten der Erden / die andere mit Aehren und Getraid / die dritte mit Weintrauben / Reb-Blättern und Obst / die letzte mit Oliven und andern dergleichen Sachen / und trage sie Apolloauf derWarum die Gratiender VenusGeferten. rechten Hand. Sie sind auch der Venusals Gefertinnen zugesellet worden / dieweil man vor Zeiten dafür hielte / man müste ihnen alles das jenige zuschreiben / was zu einem schönen Gesicht und wolgestalten Leib gehöre / wie Diodoruserzehlet. Ferner müssen sie darauf sehen / daß die Leute der Wolthaten nicht vergessen / sondern dieselbige danckbarlich vergelten. Zwo Gratien.Daher haben etliche dafür gehalten / es seyen nur zwo Gratiae, als die Lacedämonier / welche / wie Pausaniasin Laconicis erzehlet / nur zwo verehret / dieweil sie nur zween Dienste den Menschen leisten; der erste ist / dem Neben-Menschen Wolthat erweisen / der ander aber / die empfangene Wolthaten vergelten. Jedoch schreibet gedachter Pausanias/ daß alle / so in der Insul Delusden Gratiensamt dem Mercuriusoder ApolloEhrenbildnussenDrey Gratien. aufgerichtet / drey derselben erdichtet haben / welche alle drey in dem Vorhof deß Schlosses zu Athengestanden: Dann wir müssen die uns erwiesene Wolthaten nicht nur vergleichen / sondern auch reichlicher und doppeltIhre Bedeutung. vergelten. Daher kommt es / daß uns eine unter ihnen den Rücken wendet / zwey aber ihr Gesicht herkehren und uns ansehen / damit anzudeuten / daß wir in Vergeltung der Wolthat milder seyn / und noch grössere Freygebigkeit gegen unsere Gutthäter erweisen sollen / als wann wir einen mit unsern Diensten / die wir ihm eben nicht leisten müssen / zu Gegendiensten anreitzen / und dabey der Vergeltung erwarten wollten; dann dieses wäre vielmehr ein Wucher / als eine Wolthat zu nennen.

Ja es werden uns auch die Gratiaeals fröliche und lachende Jungfrauen fürgestellet / daraus wir sehen sollen / daß der / so einem Gutes thut / keinen Betrug gebrauchen soll / sondern alles thun mit aufrichtigen einfältigen und frölichen Hertzen. Dahin gehöret auch /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 193daß sie bloß und ohne Gürtel gemahlet werden / wie sie Horatiusbeschrieben; dann gute Freunde sollen unter einander aufrichtige und einfältige Gemüther haben ohne Falsch und Betrug. Pausaniasbekennet in Boeoticis, er wisse nicht / wer am ersten die Gratienbloß gebildet habe / die man doch vor Zeiten allenthalben mit Kleidern angethan gesehen; es seye ihm auch die Ursach unbekannt / um welcher willen sie nachgehends von allen Mahlern und Bildhauern bloß vorgestellet worden. Eben derselbe schreibet / es habe Eteocles/ ein Boeotier / am ersten verordnet die Gratienzu verehren / und deren drey eingeführet; jedoch sagt er dabey / er wisse nicht / wie er sie genennetDer GratienNamen: Euphrosina/ Aglaia/ Thalia/ Pasithea. habe. Hesiodusaber hat sie also genennet; die eine Euphrosyna/ (Frölichkeit) die andre Aglaia/ (Hoheit und Lieblichkeit) die dritte Thalia/ (die blühende und lustige) die vierte hat Homerus Pasitheagenennet / welche Junodem Somnuszum Weibe zu geben verheisset / wann er machen würde / daß Jupiterentschlieffe. Eben dieser Homerusnennet eine Gratia/ von welcher er saget / sie seye des Vulcanus Weib/ und habe allezeit bey ihm gelebet. Solche beschreibet er / wie sie so schöne Haar gehabt / und der Thetishinaus entgegen gangen seye / da sie auf der Reis zu dem Vulcanusbegriffen war / ihn zu bitten / daß er für ihren Sohn Achilleswollte Waffen verfertigen.

Wie sie von den Eleern gebildet worden.Die Eleer haben die Gratienalso abgebildet: Eine trug in der Hand eine Rose / die andere Würffel / die dritte einen Myrtenzweig. Die Ursach ist / weil die Rose und Myrten der Venusgeheiliget sind / darumb hat man sie ihnen gegeben / als die gemeiniglich der VenusGefertinnen sind. Der Würffel bedeutet der Jungfrauen Spiele / dergleichen ehrlichen Matronen nicht geziemet. Bis hieher Pausanias. Andere sagen / es werde durch die Rose derselben Lieblichkeit und Holdseligkeit angedeutet; durch den Würffel / daß sie müssen stets miteinander zu thun haben; durch den Myrten-Zweig aber / daß sie immerdar grünen sollen. Warum man ihren Tempel mitten auf der Gassen habe pflegen aufzubauen. Alexander Neapolitanuserzehlet / als der es von dem Aristotelesin Ethicis entlehnet / man habe vor Zeiten der Gratienihren Tempel mitten auf der Gassen pflegen aufzubauen; damit nemlich die Leute angemahnet würden / ihren Nebenmenschen mit willigen und freudigen Hertzen Gutes zu thun / und die empfangene Wolthaten zu vergelten; denn sie hielten dafür / dieses wäre der Gratienihre Verrichtung: doch soll gleichwol dasselbe mit gutem Bedacht geschehen; denn wer einem Unwürdigen eine Wohlthat erweiset / zumal einem solchen / der es nicht vonnöthen hat / derselbe ist so wol zu schelten / als der jenige / welcher einem hülffbedürfftigen Menschen seine Hülffe versaget / fürnehmlich wann er es wehrt ist / daß man ihm zu Hülffe komme. Solches wird uns auch durch das Bild der Gratienangedeutet / bey welchem man zuweilen Mercuriusihren Führer siehet /der ihnen Verstand und Klugheit zeiget / damit sie dieselbe zu Führerin gebrauchen und wissen mögen / wie / wann / und wem man solle Gutes thun / auch jederzeit ihrem Vermögen nach sich befleissigen / es dem gütigen GOTTnachzuthun / der immerdar bereit ist uns guts zu thun. Dannenhero hat man / nach MacrobiusMeinung / gedichtet / wie Apollomit der rechten Hand die Gratientrage / mit der lincken aber einen Bogen und Pfeile / dieweil GOTTzur Beförderung unserer Wolfarth weit fertiger ist / als zu Vollziehung der verdienten Straffe.

Es gibt uns aber

SenecaLib. I. de Benef.

und zwar nach dem Bildnus der Gratien/ eine schöne Lehre / wie wir uns in ErweisungWarum drey Gratienseyen. der Wolthaten verhalten sollen; Es sind / spricht er / drey Gratiae/ dieweil / wie etliche meinen / eine seyn soll / welche die Wolthat erweiset / die andere / die es empfängt / die dritte / die es vergilt. Nach anderer Meinung aber / weil drey Arten der Wolthaten sind / nemlich deren / so sich wohl umb Einen verdienen; darnach deren / so die Wolthat wieder vergelten / und denn auch / so sie empfangen und vergelten. Was bedeutet der Chor der Gratien/ so sich zusammen wenden / und einander bey den Händen anfassen? Dieses bedeutet es / daß die Ordnung der Gutthat / so von einem zu dem andern kommt / nichts destoweniger zu dem Geber wiederkehre; und wann sie nur im geringsten unterbrochen wird / so verleuert sie die gantze Gestalt; hingegen aber ist sie gar herrlich und schön / so sie aneinander hänget / und eineWarum sie lächlen. Wolthat auf die andere folget. Sie lachen / weil der Gutthäter Angesicht frölich sind / wie zu seyn pflegen beedes derer die gutes thun /Warum sie jung / und als Jungfrauen gebildet werden. und die es empfangen. Sie sind noch jung / weil man die empfangene Wolthat allezeit soll in frischer Gedächtnus behalten / und den Danck nicht lassen veralten. Sie sind Jungfrauen / weil die Wolthat rein und unverfälscht seyn / und sich Niemand daran vergreiffen soll / darbey auch keiner dem andern zu etwas Gewisses obligirt und verbunden seyn: Dahero tragen sie auch aufgelösete Röcke; durchsichtige aber / weil die Wolthaten wollen gesehen werden.

Wirwollen aber diese Beschreibung der Gratiennunmehr beschliessen / wann wirnur noch etwas Weniges / und zwar unter andern ein schönes Epigramma werden hinzugesetzet haben / welches zu Romin dem Haus der Columnenserauf dem Bild der Gratieneingegraben stehet / und also lautet:

Sunt nudae Charitesniveo de marmore: at illas
Diva Columnasuis aedibus intus habet.
Par tribus est facies, qualem decet esse sororum:
Par tribus est aetas, par quoque forma tribus.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 194
Grata Thaliatamen geminae con - versa sorori,
Implicat alterne brachia blanda soror.
Euphrosynendextra stupeo, Aglai - amquesinistra
Miror, & implicitis brachia ne - xa modis.
Jupiterest genitor, peperit de se - mine coeli
Eunomia, & Veneristurba mi nistra fuit.
Inde alitur nudus placida sub ma - tre Cupido;
Inde voluptates, inde alimen - ta Dei.

Das ist:

Nackend sind die Huld-Göttinnen/ weiß wie glatter Marmelstein /
Die Columnahält sie auf in dem heilgen Zimmer-Reyhen.
All drey haben eine Mine / wie dann soll bey Schwestern seyn.
Drey in einem Alter sind / einerley Gestalt in dreyen.
Die Thalia/ die sich wendet zu dem hol - den Schwestern-Paar /
leget um die Achseln her beyden ihren Schnee der Hände.
Euphrosynenstellt die Rechte und die Linck ' Aglaiamdar /
mehr als Wunder-würdig ist ihrer Hände Wickel-Wende.
Jupiterist rechter Vatter / EunomiaMutter ist /
Venusund ihr Haus-Gesind haben zur Geburth gedienet.
Daher kommt es / daß Cupidoseine Mutter nackend grüst /
daher Freud - und Speisen-reich stets die Götter-Tafel grünet.

Es werden auch diese drey Gratienvon Claudianoin folgenden Zeilen beschrieben:

Stant aliae juxta famulae, triplexque vicissim
Nexa sub ingenti requiescit Gratiaquercu.
Als Mägde stehn alda die Holden Gratien/
bey einem Eichenbaum / verknüpfet an - zusehn.

Sind hier Pallas/ Juno/ Venus.Diß Orts sind unter den Gratiendie drey Göttinnen Pallas/ Juno/ und Venusvorgestellet: welche die vornehmsten Stücke eines glückseeligen Lebens bedeuten / nämlichVerstand / Schönheit und Reichthum / drey grosse Göttliche Gaben. Verstand / Schönheit und Reichthum. Gleichermassen sind sie auch die drey höchste und Göttlichste Gaben / und darum also zusammen gebunden / weil sie voneinander nicht seyn / und keine ohn die andere bestehen können. Die Weltweisen sagen: Daß das Gute und das Schöne einerley sey / und der Weise allein den Reichthum besitze. Dahin zielet die Lehre Platonis/ und dieser Wunsch Socratis:Wunsch hiervon Socratisund Platonis. O Amice Pan, & alii omnes, qui locum hunc colitis, Dii! Date mihi, ut pulcher intus efficiar, & quaecunque extrinsecus habeo, intrinsecis sint amica. Divitem autem, Sapientem solùm existimem. Welches / so viel sagen will: O Mein Freund Pan/ und Ihr andere Götter ingesamt / so diesen Ort alhier bewohnen! verschaffet doch / daß ich inwendig in meinem Gemüte schön werde / und mein äusseres mit dem Innern sich wol begehe: Denn ein weiser Mann / ist allein für reich und glückseelig zu achten. Diese Bilder sind von einem Agath nachgezeichnet / deren Haupt-Zierde / Helme / und anders / gnugsam zu erkennen geben / daß obgedachte drey Göttinnen damit verstanden werden.

Drey Gratienim Ersten Theil.Es sind aber die drey Gratienoder Huld-Göttinnenvon den Poeten also benennet worden:

Welche nach einer vortrefflich antichen Statua / aus Marmorstein / von mirabgezeichnet worden / undim Ersten Buch von der Scultura in Plat. Q. zu ersehen sind.

Bey den Romanern wurde eine Göttin2. Rumilia/ Göttin der Kinder-Erziehung. Rumiliagenannt / welche die Obsicht hatte auf Erziehung der kleinen Kinder. Diesen Namen bekame sie von den Brüsten / so die Alten Kuma genennet. Wann man ihr opferte / so wurde / wie Plutarchusin Romulo erzehlet / Milch vergossen. In den Medaglien / und zwar insonderheit auf der andern Seiten der Faustinaeihrer / sihet man diese Göttin / neben zweyen Kindern an der Brust / mit der Göttin Juno Lucina/ gepreget stehen. Diese gegenwärtige aber ist / nur mit einem Kind an ihren entblösten Brüsten / zu ersehen / welches ichaus einem antichen Carniol nachgebildet.

Die Horaeoder Stunden / sind / wie die3. Eine von den Horis. Poeten gedichtet / zu Verwahrung der Himmelspforte verordnet / welche zuweilen einen dicken Nebel dafür / zuweilen auch schöne und heitere Lufft machen müssen. Dieses Bild ist aus einem alten Niccolo abgezeichnet / und hiehero gesetzet worden: Homerusschreibt hiervon also:

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel BB. (nach S. 194)
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Joachimo de Sandrartdelin:

Joh: Jacob Sandrartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 195
Sponte portae crepuerunt Coeli, quas custodiebant Horae,
Quibus commissum est magnum Coe - lum, Olympusque,
Ut & aperiant densam nebulam, & claudant.
Es haben sich von selbst die Pforten aufgemacht
am blauen Himmels-Saal: allda die schnelle Stunden/
als eine Wacht dafür / durch dicke Nebel-Nacht
zu öffnen sie / und auch zu schließen / sind verbunden.

4. Zephyrus/ der Westwind.Das Band / welches der nachfolgende Jüngling mit beyden Händen oberhalb des Haupts / vom Wind angeblasen / empor hält / vergleichet sich den Figuren / so die Winde vorstellen: und sind deren unterschiedliche in alten Marmor eingehauen zu sehen / die der Lufft ihre Bewegung andeuten / worvon Ovidiusalso redet:

Nam modo Threicio Boreâ, modo currimus Euro,
Saepè tument Zephyrolintea, sae - Noto.
Bald Boreasden Nord / und EurusOst-Wind bläst /
bald bleht der warme Sud das Tuch / und bald der West.

Lucretiusnennet den Zephyrumgeflügelt: welches wol einen Zweifel verursachen möchte / daß an stat der Flügel der Mantel / in Form eines Segel-Tuchs ausgespannet / dadurch die Windwehe anzuzeigen / ihme zugeeignet wird / an verschiedenen alten Figuren / Medaglien / und basso-rilieven, auch an diesem Bilde / welches durch einen alten Meister in Agat gemacht / und von mirnachgebildet worden / zu sehen wäre.

5. Die Musa Eratooder Terpsychore Das folgende Bild ist Erato/ oder Terpsychore/ der Museneine / mit einer Harffen und Leyer / welche aus einem antichen Plasma von Smeraldo entnommen / die hier einen lustigen Dantz aufspielend vorgestellet wird. Virgiliusbeschreibet sie also:

Plectra gerens Erato, saltat pede, carmine, vultu.
Die Harff rührt Erato/ der Fuß steht auf dem Sprung /
darzu ein schönes Lied singt die gelehrte Zung.

6. Psycheoder die Seele. An dem Bild der Psychesind die Flügel eines Sommervogels zu sehen / als ein Zeichen der Unsterblichkeit der Seele: weil dieser Vogel von Natur in der Lufft sich aufhält / auch von einem ewigen Samen herrühret. Die Seelewird hier vorgebildet / als ein Slave / mit denen Händen auf den Rucken gebunden / und gleichsam durch die Gemüts-Regungen und fleischliche Passionen gefangen / unaufgerichtet / auf den Kniehen liegend / als dem irdischen Weltwesen allerdings ergeben. Diese Psycheist aus einem antichen Carniol gebildet / und ein mehrers von ihr / in des ApulejiBuch / der guldene Esel genannt / zu lesen. Virgiliusschreibet von der Seele himmlischen Ursprung und deren Gefängnüs / wie sie durch die Begierden vom Leibe gebunden werde / sehr vernünftig und schön in folgenden Zeilen:

Igneus est olli vigor, & coelestis origo
Seminibus, quantum non noxia cor - pora tardant,
Terrenique hebetant artus, mori - bundaque membra:
Hinc metuunt, cupiuntque, dolent, gaudentque, nec auras
Respiciunt, clausae tenebris & car - cere caeco.
Die Seel stammt Himmel-ab / ist gei - stig und voll Glut:
wann sie des Leibes Erd und Tod nicht widerstrebet.
Furcht / Hoffnung / Leid und Freud / dämpft darum ihren Muht /
daß sie nicht schaut im Liecht / und blind im Finstern lebet.

Nochmahls die Gratiaeund Huld-Göttinnen.Von den dreyen Gratien/ sonderlich von deren Namen / und Amts-Verrichtung / haben wirin voriger Kupferplatten gnugsamPLATTE BB. gedacht / deßwegen wirnur zu Liebe dieser vortrefflichen antichen Statuen solche hieher zu bringen uns angelegen seyn lassen. Diese drey durch Mercuriumangeführte Huldgöttinnenlehren Uns so viel / daß Gut - und Wolthätig seyn / mit Vernunfft / und zu rechter Zeit / wie auch dem Würdigen ohne Hoffnung einiger Belohnung mit aufrichtigem Gemüt geschehen / und daß der jenige / so die Wolthat empfangen hat / bey Gelegenheit sie wieder erstatten / und also / wo er nicht würcklich kan / jedoch wenigst mit Worten erkenntlich seyn solle.

Horae. Wirhaben auch schon in voriger Platte der Horenoder StundenAbbildungen gedacht / die von Etlichen auch Huldgöttinnengenennt / und durch welche die vier Jahrzeiten /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 196als Begleiterinnen des Apollo/ oder der Sonnen verstanden / vermittels deren die Zeiten verändert werden. Sie wurden auch für Göttinnen der Freundlichkeit / Schönheit / Anmuthigkeit / item für Göttinnen des Wohlgefallens / Spielens und der Barmhertzigkeit gehalten. Sie spanneten die Pferde an ApolloWagen ein und ab / waren mit Blumen bekräntzt / mit flüchtigen Purpur bekleidet / und hatten Flügel wie Feld-Papilionen oder Sommervögel / und wurden für Bewahrerinnen der Himmels-Pforten verehret; auch bedeuteten sie die Dünsten in den Wolcken / wie auch den Thau und Nebel.

1. Maschera Symbolica, Ausbildung des SchlafsPLATTE C.C. Die Mascheram zeiget uns ein anticher Carniol / mit welcher der Schlaff ausgebildet wird. Sein Haupt ist mit Papaver oder Mahnblumen gezieret / darauf / in Form einer Mütze / ein Geschirr gebildet / welches mit der Feuchte der Vergessenheit angefüllet: weil / wann die Feuchtigkeit des Hertzens sich in die Höhe begiebet / und durch das Gehirn erkühlet wird / solche hernach den Schlaff gebieret. Hierbey sind auch zwey Schwanen-Häupter / und zwar darum zu ersehen / weil diese Thiere in allen Stücken sich dem Schlaffe vergleichen / und wann sie sterben wollen / vorher ihre Glückseeligkeit / so sie durch den Tod erlangen / gleichsam auf das lieblichste besingen. Es können aber alle diese Gleichniße auf den Tod selbst gezogen werden / insonderheit die Aschen in dem Geschirr / woraus die Mahnblumen des ewigen Schlaffs hervorgehen. Ein Poet schreibt hiervon also:

Nobis cum semel occiderit bre - vis lux,
Nox est perpetuò una dormienda.
Wann dir dis kurtze Liecht / O Mensch! löscht einmahl aus /
so schläffst du ewig dann im schwartzen Todes-Haus.

Die Schwanen lassen sich auch schicklich dem Tode zugesellen / welches Ciceround Socratesbezeugen / massen insonderheit dieser Letzere / als er sterben wollen / gegen seine umstehende Freunde in solche Worte ausgebrochen: Wie? Wollt ihr mich geringer als einen Schwan achten / der bey Herannahung seines Endes darum zu singen anfähet / weil er bald zu seinem GOtte / dessen Diener er bisher gewesen / kommen wird?

2. Maschera Bacchanalis Sileni.Die Theatra oder Schaubühnen / wurden dem Baccho/ als ersten Erfinder der Schauspiele gewiedmet: Und hat Scaligerdiese / nach Sileniund SatyriNamen / die des BacchiGesellen gewesen / zweygetheilet. Die zwey Mascheren dieses Carniols / haben die erste wegen des einen Kaalkopfs und Affen-Nasenmit Sileno/ die andere / wegen des Barts und Ziegen-Angesichts mit Satyro/ eine grosse Gleichheit. Es führeten aber die Poeten in ihren Handlungen die Satyren und Silenen darum ein / weil selbige dem Volck gemeinlich / wie heutigs Tags der Pickelhering / denen Zuschauern sonderliche Lust zu erwecken pflegten. Wie sie dann auch gedichtet / daß Bacchusannoch lebend mit ihnen herum dantze / und allerhand lächerliche Possen mit ihnen treibe: Daher sie auch / zu dieses Gottes Fest-Zeiten / dessen Statuen / mit wunderlichen und artlichen Mascheren auf Bäurische und Satyrische Art / behänget haben. Und solches ist auch in diesem alten Marmorstein zu ersehen / von welchem Cassiodorus Rhodiusbeym Athenaeoein mehrers anführet.

3. Satyrische Maschera / ein Faunus.Hier folget eine Satyrische Maschera / ein Faunus mit einer Flöte und Tympano. Die Flöte oder Rohrpfeiffe / nenneten sie sonsten in Dorischer Sprach Tityria / wie Athenodorusschreibt; daher Theocritusund Virgiliussich Tityros genennt. Das andere untenher zu sehen kommende Musicalische Instrument / ist eine Art von runden Tympanen oder Paucken / welche zuweilen einen Boden vom Leder hatten / und mit der Faust geschlagen wurden; zuweilen hengte man selbige in die Lufft / da sie / wegen der vom Wind daran getriebenen messenen Klinglein einen schönen und hellautenden Thon von sich gaben. Solches ist an denen alten Bacchanalischen Marmor-Seulen / und sonderlich aus diesem Carniol / abzunehmen: Und ist dieses Instrument / so bey den Feld-Göttern sehr im Gebrauch gewesen / vom Athenaeo Crembalum genennet worden.

4. Bild der Warheit.An dem Mund der folgenden Bildnus / sihet man ein Pfersing-Blat herab hangen / welches dann / weil die Frucht mit dem Laub gleichfärbig / für ein Zeichen der Warheitoder Veritatisgehalten wird. Diese Figur ist in einem alten Cameo eingeschnitten / und um die Hälfft größer / als sie in gegenwärtiger Abbildung zu ersehen.

5. Chimaera, oder Amuletum. Das nachfolgende Stuck soll ein Chimaera seyn: das ichaber viel eigentlicher ein Amuletum wider Zauberey und alles Böse / oder eine sonst günstige und glückbringende Sache / nennen wollte. An dieser ist das Haupt des Widers / sonst Ammon Salutaris genennt / oben auf über das glückseelige Cornucopiae zu ersehen. Der Han tritt das Meerschwein / gleichwie das Ungewitter / oder auch den Neid/ welcher unter der Figur dieses Fisches verstanden wird. Der Palmzweig / ist ein Zeichen des Siegs und Triumfs wider die Feinde. Der weise Han ward dem Anubioder Mercurioaufgeopfert: damit anzuzeigen / daß die jenigen Dinge / so von oben herab kommen / rein und aufrichtig seyen. Und solches erscheinet in gegenwärtiger Bildnus / da der Han mit seinemTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel D.D.-1 (nach S. 196)

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VITA ET MORS HOMINIS

cum Privil S.C.M.

G. C. Eimmart.fe:

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel D.D.-2 (nach S. 196)

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VITA ET MORS HOMINIS

cum Privil S.C.M.

G. C. Eimmart.fe:

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel EE.-1 (nach S. 196)

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VITA ET MORS HOMINIS

Cum Priuil. S. C. M.

G. C. Eimmart.fe

Kragen / über alle empor / gar hüpsch und deutlich sich zeiget. Die alten Wahrsager und Zeichendeuter / eigneten dem Han eine Kraft wider die Hexerey und anderes Unglück zu / und gebrauchten sich dessen aus dem Schweif gezogener krummen Federn / an stat eines Schutzes. Lucianussetzet den Han zum Mercurio/ und führet ihn ein / wie er mit Micilloredet / deme er erzehlet / daß er der vormals vortrefflich-gewesene Wahrsager / jetzt der in einen Han verwandelte Pythagorassey. Das bäurische und ziegenhafte Angesicht / so bey des Widers Haupt zu sehen / stellet den Gott Panvor / als eine Verwahrung gegen alle Furcht und Schrecken: weil einige unversehene Schrecken Panici genennet worden / so von diesem Gott sollen hergerühret haben. Diese Abbildung aber ist aus einem alten Niccolo-Stein abgesehen worden.

6. Ein anders / der Vogel Ibis. Das andere Amuletum, stellet den Vogel Ibisvor / welcher an den Hieroglyphischen Obeliscis, die dem Osirisund der Isis/ als guten und heilsamen Geistern gewiedmet worden / zu ersehen. Dieser Vogel tritt auf den Crocodil / das ist / auf den Typhonemoder bösenschädlichen Geist / nach Lehre der Egypter / welche glaubten / daß die Welt von zweyen Fürsten / deren einer ein Urheber des Guten / der andere des Bösen seye / regiret würde. Dieser Vogel Ibiswar den Egyptiern so geneigt / daß er auch die schädliche Schlangen erwürgte / und die Landschafft von allen gifftigen Thieren reinigte. Eben dergleichen Meinung hatten sie auch vom Jupiter Ammon/ der den giftigen ungeheuren Drachen / worunter sie den Typhonverstehen / soll verschlungen haben. Der Janusmit seinen zwey Gesichtern / bedeutet hier die Kraft der Sonne und Osiridis/ vom Aufgang bis zum Niedergang / bey Tag und bey Nacht. Diese Meinung und Hieroglyphische Bildung / ist aus Egyptennach Griechenland/ und so fort in Italienüberbracht worden. Gegenwärtige Chimaera aber / ist aus einem alten oder antichen Onyx-Stein entnommen / welche ichhier auch mit beysetzen wollen.

Leben und Tod des Menschen / aus den Fabuln / und geheimer Philosophie der Alten vorgebildet; wie solche / auf einer Todten-Kiste / in des Prinzen Camilli Pamphili Palastsich annoch befinden.

VITA ET MORS HOMINIS. PLATTE D. D.undE.E.ANfangs thut sich ein zweyfaches Geschlecht der Menschen hervor / als nemlich (1) Mann und Weib; welche beede sich von dem Ort der Glückseeligkeit zu denen Elementen begeben / und hernieder lassen: wie Plato/ Hieroclesund Macrobius/ als bewehrte Zeugen / satsamen und ausführlichen Bericht hiervon erstatten. Man solte zwar / dem ersten Ansehen nach / vielleicht dafür halten / ob würden Adamund Evadadurch vorstellig gemacht; allein der Innhalt des folgenden Wercks bezeugt vielmehr das Widerspiel. Darauf folgen (2) des VulcaniWerckstadt / oder die Wärme / als die wolgeübte Meisterin aller natürlichen Wercke; und dann (3) die Erde/ als dero Mutter / die ihnen Leben und Nahrung gibt; dessen gewisses Kennzeichen das jenige Fruchthorn ist / welches sie vor ihr trägt und hält. Dabey findt sich auch (4) der Neptunus/ mit seiner natürlichen Feuchtigkeit / ein; welche / wofern sie mit der natürlichen Wärme vereinbaret / der Ursprung und Anfang aller natürlichen Dinge mit Recht genennet / und dafür erkennet werden mag. Folgends regt und bewegt sich (5) der Wind / oder Luftgeist / samt (6) der Göttinn Minerva; als welche auch selbst nicht weniger für den aller reinsten Theil des Himmels gehalten wird. Immittelst bildet (7) der Prometheuseinen Menschen / und fügt die elementarischen Stücke zu seinem Werck. Nachmals setzt (8) die Göttin Minervaeinen Zwiefalter / oder Sommervogel dem Menschen auf das Haubt / als ein Schloß oder Residenz des menschlichen Verstandes. Uberdiß ergreifft und umfäht gleichsam (9) die Seele die natürliche Liebe und angeborne Zuneigung; denn nachdem sie mit den Elementen überkleidet / so wird sie mit den Affecten auf das allergenäuste verbunden. Das jenige (10) Weib / so mit einem SchreibstielTA 1680, Iconologia Deorum, S. 198oder Griffel die Himmels-kugel bezeichnet / ist das Fatumoder Götter-geschick; wovon Timäusmeldet; GOtttheile vermittelst des Gestirns die Anzahl der Seelen aus / nach denen Fatalischen Gesetzen und Ordnungen. Uberdiß so spinnt (11) die Parcadie Lebensfäden des menschlichen Alters: Ferner kommt (12) der Sonnenwagen daher gefahren: Endlich verändert sich das menschliche Leben in den Tod / indem (13) die Liebeihre Fackel / samt denen Affecten / auf des verstorbenen Menschen Brust auslöscht / in der einen Hand einen Todtenkrantz haltend: (14) Der Sommervogel bedeutet die von dem Leib getrennte und abgeschiedene Seele: Nechst dabey steht (15) eine so genante Seelfrau / oder Todtenweib: (16) Die sitzende Klägerin hält in der Hand eine Rolle / und erzehlt die dapfern Thaten / samt dem grossen Lob des Verstorbenen; wie aus denen Grab-gemählen C. Caestiimit mehrem zu ersehen. Hernach kommt (17) Mercurius/ als derjenige Seelenführer / welcher die gereinigte Seelewiederum an den vorigen Ort der bemeldten Glückseeligkeit bringt. Allein der an den felsichten Schneeberg Caucasum(18) gebundene Prometheuswird zwar von einem Adler deßwegen grausamlich zerbissen und zerrissen / weil er den aus Leimen gebildten Menschen beseeliget: Hingegen aber (19) vom Herculewiederum los und ledig gemacht / nachdem die Seelevon allen Leibs - und - Lebenssorgen hinwieder entbunden und befreyet ist; da nemlich Herculesnachmals von Prometheoden verborgenen Weg erlernet / allwo er die Hesperidesin ihrem guldnen Baumgarten angetroffen. Daselbst befindet sich (20) der Atlas/ samt demjenigen Drachen / welcher des köstlichen Gartens hüten / uud ihn bewachen sollen. Zu allerletzte wird (21) der Monds-wagen vor - und gleichsam dem obigen Sonnenwagen entgegen gestellt; indem das menschliche Leben gemeiniglich mit der Veränderung des Monds auch abnimt / und sich vielmals gar endet.

Keysers TitiJüdischer Triumph / wie solcher an dessen Triumph-Bogen/ zu Rom/ annoch zu sehen ist.

IMP. TITIJUDAICUS TRIUMPHUSPLATTE F. F. undG.G.IN jenem / nach Eroberung der Stadt Jerusalem/ dazumal gehaltenem Triumph wurde erstlich daher getragen (1) der guldene Tisch / so im Jüdischen Tempel sehr lange Zeit gestanden: Alsdann (2) die Opfer-Geschirr und Becher / samt denen (3) Hall-Trompeten; benebenst (4) dem guldnen Leuchter. Der sieg-pralende (5) Ritter / welcher mit den schönsten Zierathen geschmückt / trägt einen Gürtel um den Leib / mit guldnen Beschlägen; gleichwie sich der berühmte Römische Poet Siliuslib. XV. hiervon zwar kurtz / aber dabey sehr nachdencklich vernemen lassen:

Phaleris hic pectore fulget!

Das ist:

Des Siegers Lust
strahlt auf der Brust!

(6) Die alten Römer sind alle mit weissen Kleidern angethan / tragen Laurbeercräntze auf ihren Häubtern / und dergleichen Zweige in ihren Händen; welche vor dem Triumphwagenhergehen / wie sie der Poet JuvenalisSatyra X beschrieben;

-- -- -- Praecedentia longi
agminis officia, & niveos ad fraena Quirites.

Das ist:

Hier sieht man hauffenweis sie / nach der Länge / gehen;
das weisse Römervolk bey Zaum und Ziegel stehen!

Belangend das darzu gehörige Stuck des obbesagten Triumphbogens/ so zeiget sich Titus(1) auf einem mit vier Rossen bespannten Wagen; die (2) Siegsgöttinn Victoriafliegt hinter dem Keyser her / und hält einen Laurbeerkrantz über dessen Haubt; welchen sonst / bey weyland in gutem Flor stehendem Regiment / ein gemeiner Stadtdiener also halten / und in der Höhe tragen musste; wie uns dessen Juvenalis/ an erstgedachtem Ort / hiervon berichtet. (3) Ist Romzugegen / welche mit einem Spies und Sturmhut auf das prächtigsteTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel FF.-1 (nach S. 200)

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IM. TITIIUDAICUS TRIUMPHUS.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel FF.-2 (nach S. 200)

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IM. TITIIUDAICUS TRIUMPHUS.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel GG.-1 (nach S. 200)

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IMP. TITIIVDAICVS TRIVMPHVS

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel GG.-2 (nach S. 200)

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IMP. TITIIVDAICVS TRIVMPHVS

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel HH.-1 (nach S. 200)

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FRID. GONZAGAE, MANT.DUCIS, SCUTUM.

Ioach: de Sandrartdel:

S. C. M.

G. C. Eimmartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel HH.-2 (nach S. 200)

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FRID. GONZAGAE, MANT.DUCIS, SCUTUM.

Ioach: de Sandrartdel:

S. C. M.

G. C. Eimmartfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 199versehen / den Roßzaum führt und regiert. Man schreibt zwar ins gemein / Titushabe / samt seinem Vatter / zugleich triumphirt; alhie aber wird er vermuthlich aus dieser Ursach ohne einige Gesellschaft gesehen / dieweil solcher Triumphbogen/ von dem Römischen Rath und Volck / erst nach dessen Tod / aufgerichtet worden. Im übrigen sind zu beschauen diejenige Rosse / welche an ihrem Hals mit guldnen und Edelgestein-reichen Gehängen vortrefflich geschmücket waren; so deßwegen lunata monilia von Statiolib. IX. Thebaid. genennet wurden / dieweil kleine Mondszeichendaran hiengen; dergleichen Zierath auch an denen Renn-rossen / so in Circensischen Schauspielen gebraucht wurden / zu sehen: Zumal an denjenigen Steinen / darein dergleichen Schauspiele zierlich angehauen sind; fürnemlich aber an denen mit vier Rossen wolbespannten Siegswägen der grün-gekleidten Renner; die mit Musiv-arbeit auf das schönste ausgemahlet / und in der vortrefflichen Bibliothek des Hierosolymitanischen Patriarchen / Herrn Camilli Maximi/ mit höchster Verwunderung gezeigt werden.

Friederichs Gonzagä/ Herzogen von Mantua/ Leibs-Schild.

PLATTE H. H. DIeses kostbare Kleinod / und kunstreicher Schild / worauf folgende Historia von dem fürtrefflichen Julio Romanogemahlt / ist in runder Form zu sehen / und wegen der Leichte von vieler übereinander geleimter Leinwand gemacht / und grau auf grau mit Oelfarben übermahlt / daran alle Zierathen von Gold erscheinen; wurde ehedessen für eines der berühmtesten Raritäten des Hertzoglichen Cabinetszu Mantuain hohen Würden gehalten / bis endlich Anno 1629. die Keyserl. Armee die Stadt Mantuamit stürmender Hand eingenommen / da dann / als alles den Soldaten preiß gelassen und ausgeplündert worden / unter andern Vortrefflichkeiten auch dieser berühmte Schild dem Herrn Grafen Otto Heinrich Fuggernzu Theil / und Lebens-lang in dessen Cabinetzu Augspurgaufbehalten / nach selbiger Zeit aber / vermittelst desselben Factorn / Jonas Ombacht/ mirüberlassen worden. Als ichnun denselben bey meinen andern Kunst-Raritäten zu Amsterdametliche Jahr lang / zu meinem grossen Contento / aufbehalten / hat endlich der weltberühmte Kunst-Vatter / Ihr Excell. Herr Graff von Arondel/ als welcher ein grosser Liebhaber und Kenner der Kunst gewesen / und absonderlich viel von des Julii RomaniDenckwürdigkeiten gehabt / zu dieser Curiosität ein so grosses Belieben getragen / daß Sie nicht von mirabgelassen / bis Sie dasselbe eigenthümlich mit nacher Engelandbekommen. Was aber diese fürtreffliche und niemahl genug gepriesene Kunst-Arbeit für eine Historie repräsentiret / dessen haben wirniemals können versichert seyn / sondern unsere Meinung gehet dahin / daß / wie Julius Romanusbey Friderichen Gonzaga Hertzogen von Mantuain Dienste getretten / allda er viel vortreffliche Wercke verfertiget / wie wirim ersten Buch unserer Academifolio 113 und114 mit mehrem gedacht / habe er auch damahls diesen Schildgemahlt / und damit einen durch Apollobeförderten schweren Streit oder Krieg andeuten wollen / welcher Apollodeßwegen seinen Sonnenwagen und Pferd-Lauff hemmet / und dem Marsetwas ernstlich anbefiehlt / der darauf mit aller Begierigkeit zum Streit eilet. Es ist alda zu sehen eine hefftig-erschrockene Weibsperson / derer ihr Kind vom Leib entfällt / und die auf ihren zu Erden ligenden geharnischten und kläglich-schreyenden Mann los gehet / deme auch seiner Kriegs-Helden Einer durch schweren Steinwurff niderfällt / wordurch auch der Seinen mehrere erbärmlich nidergelegt werden / darunter das schöne verwundete nackende Weib in ihres Mannes Schoß verbleicht / mit herzschmerzlicher Betraurung / allem Ansehen nach / ihres Vatters und Befreundten / die auch hefftig weheklagend dabey erscheinen. Wirhalten davor / das obgedachte jammervolle Frauenbild / samt deme von ihr fallenden sterbenden Kind / bedeute eine fürnehme Provinz / so gewaltthätig überfallen / und dadurch ihres liebsten Theils / als das sterbende Kindlein mit Fliegeln zu verstehen geben mag / verlustigt worden / vermittelst ihres Oberhaupts / welcher durch Kriegsgewalt und einen harten Steinwurff / woraus unterschiedliche Stücke Geldes fallen / zu sehen / und die einen heimlichen Betrug bedeuten mögen / getödtet worden / der den Verlust eines grossen Haupts / oder auch einer ansehnlichen Provinz oder Stadt bemercken möchte. Die andere Figuren exprimiren die ins gemein sich ereignende Kriegs-Elenden und Trübseligkeiten; welches alles aber wirhiermit zu mehrer und besserer Auslegung dem vernünfftigen Leser selbst heimstellen wollen / und dabey die Vortrefflichkeit dieser reifsinnigen Invention / meisterhafften Zeichen-Kunst / und Affecten-Ausbildung hiermit ans Liecht zu geben / als ein besonders Modell / für nützlichst und nöthigst gehalten haben.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 200

Römische Hochzeiterinn /samt ihrem bevorstehenden Ehebette; nach demjenigem alten Gemähl / welches in dem Quirinalischen Lustgartender Prinzessinn Olym - piae Aldobrandinae Pamphiliae/ zu Romannoch verwahrt und aufbehalten wird.

NOVA NVPTA IN GENIALI THALAMO. PLATTE I.I.undK. K.ALlhie sitzt (1) die angehende Hochzeiterinn auf ihrem künftigen Ehebette / und hat zwar den Schleyer von ihrem Angesicht abgezogen; dabey aber ist sie / um ihrem gantzen Leib / in einen weissen Weibermantel / aus grosser Schamhaftigkeit / allerdings eingehüllet: Sie betraurt und beweint / mit niedergeschlagenem Angesicht / ihre Jungfrauschaft / welche sie bald verlieren soll. Unter ihren Füssen / nach Römischem Gebrauch / hat sie einen guldnen Schamel; und die hohen Bettstollen desselbigen Ehebettes gläntzen von lauter Gold.

(2) Die Brautfrau / nimt solche in ihre Arme / schmeichelt und liebkoset ihr / bittend / sie wolle doch das Weinen einstellen / und sich nicht scheuen / zu ihrem Mann zu kommen. Dasselbige Weib / als ihre Lehrmeisterinn / hat einen Myrtencrantz darum auf / dieweil solcher Baum der Liebesgöttinn Veneriehdessen gewidmet war.

(3) Der Breutigam trägt einen Epheucrantz / als ein gewöhnliches Merkmal und Kennzeichen des Ehestands: Er sitzt gleich im Eingang der Ehekammer / und erwartet daselbst der Braut mit höchstem Verlangen. Dahin zielt Catullusmit diesen Hochzeitworten:

Aspice, imus ut accubat!

Das ist:

Sieh da / wie er zu unterst sitzt /
und ist auf seine Braut erhitzt!

Damit andeutend / daß der Breutigam / gleichsam gantz zur Erden niedergebogen / seine Braut allda zu erwarten und zu empfangen verhoffe.

(4) Die Badmagd hält in der einen Hand einen dazumal gebräuchlichen Strigel / oder Reibeisen / mit der andern aber greifft sie in ein silbern Becken / zu versuchen / ob das Wasser warm / oder auch laulicht genug sey.

(5) Eine Wasserschöpferinn schenkt aus einem Geschirr kaltes Wasser / und vermischtdas warme damit / so lang und viel / bis solches laulicht werde: Sintemal die Hochzeiterinn zuvor mit Wasser besprengt werden musste / eh dann sie sich beylegte; damit sie keusch und rein zu ihrem Mann kommen möchte.

(6) Eine andere Magd trägt eine Tafel vor ihnen her / vielleicht die Morgengab / oder Brautgeschencke / darauf zu verzeichnen / und zu beschreiben.

(7) Ein anders Brautweib / welche sich entweder auf einen Tisch oder Seule lehnet / hält in ihrer rechten Hand ein Gießfaß / in der lincken eine Schalen / gleich einer Muschel; daraus sie mit einer Salbe / oder Oel / der Braut besprengten und abgewaschenen Leib / wie gebräuchlich / mit Beyhülf Junonis unxiae, das ist / der Salbgöttinn Juno/ bestreicht.

(8) Noch eine andere Badmagd hält eine Schüssel / und vermischt entweder das Wasser in einer Schalen oder fühlt nur mit der Hand / ob es auch recht gemischt sey: Sie ist / im übrigen / mit einem langen Rock / und gedoppelten / wiewol kürtzern Weibermantel angethan.

(9) Daselbst findt sich auch ein guldner Dryfuß / so in den Bädern gebräuchlich; zu beeden Seiten mit herab-hangenden Handheben / worinnen unterschiedliches Waschen und Baden angestellt wurde.

(10) Zu Ende dieses alten Gemähls spielt ein Weibsbild auf einem musicalischen Instrument / gleich einer einfachen Harfe; welche den Tantz führt / und Glöcklein oder Schellen rings um den Kopf her gebunden hat: Ist dabey mit einem sehr langen Rock angethan / dessen Gebräm ihr bis auf die Füsse hangt.

(11) Letzlich hat die Poetinn eine schöngestrahlte Kron auf dem Haubt / welche in dasjenige Seitenspiel / nach ihrer Weise / ein lustiges Brautlied sehr lieblich singt; von andern Regina Sacrorum, das ist / die Königinn der heiligen Verrichtungen / genannt.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel II-1 (nach S. 200)
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NOVA NUPTA IN GENIALI THALAMO.

Cum Privil: S. C. M.

Susanna Maria Sandrartinfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel II-2 (nach S. 200)
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NOVA NUPTA IN GENIALI THALAMO.

Cum Privil: S. C. M.

Susanna Maria Sandrartinfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel KK-1 (nach S. 200)
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NOVA NUPTA IN GENIALI THALAMO.

Cum Privil. S. C. M.

Susanna Maria Sandrartinfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel KK-2 (nach S. 200)
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NOVA NUPTA IN GENIALI THALAMO.

Cum Privil. S. C. M.

Susanna Maria Sandrartinfecit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 201
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Nachdem wirnunmehro alle Göttliche Ausbildungen / zusamt deren Bedeutungen weitläufftig erzehlet: als dünckt michnicht allein billig / sondern auch nöthig / zum Beschluß derselben annoch beyzufügen die Bezeichnungen / so auf Hieroglyphische und Sinnbildliche Weise / nach Art der Egyptischen Schrifften / bedeut - und vernünfftlich angebracht / und auf einen gewissen Verstand gerichtet werden können. Da wirdann den Anfang machen wollen / von dem alleredelsten Thier / und andrer Thire Könige / dem Leuen.

Vom Leuen und seiner Bezeichnung.

Wachsamkeit oder Wacht.DUrch das Haupt deß Leuen wird vorgebildet die Wachsamkeit / Hut oder Wacht: dieweil er unter allen Thieren / so krumme Klauen haben / der einige ist / der sein Gesicht gleich mit zur Welt bringt / darbeneben auch wenig schläft / ja auch im Schlaffe blincken seine Augen / und sein Schwantz bewegt und rühret sich allezeit: dahero dann einige der Meinung / er schlaffe gantz und gar nicht: wiewol / nach des AristotelesAusspruch / kein Thier ist / so des Schlaffs ermangeln kan.

Krafft.Durch den Vorleib oder vördern Theil des Leuen wird angedeutet die Krafft: weil die Glieder dieses Thiers von verwunderbarer Stärcke sind. Seiner Krafft wegen / wird er / zu einem himmlischen Zeichen / gesetzt: und wann die Sonne darein kommt / hat sie die gröste Krafft.

Großmütigkeit.Durch den Leuen / wird auch angezeigt die Großmütigkeit: wie die Physiognomi oder Gesichts-Kündiger aus den Gliedern des Gesichts urtheilen: denn er ein grosses Haupt /sehr haaricht / auch flammende Augen / und ein rundes Angesicht hat.

BeherrscherDurch den Leuen wird ein Herrscher und König angedeutet: jedoch dünckt mich/ daß er die Kron darneben aufhaben sollte.

Raserey / Grimm und Grausamkeit.Unsinnigkeit oder Raserey und Grimm wird angebildet durch den Leuen / der seine Jungen zerreisst.

Gottesfurcht.Der Leu fliehend für einem weissen Han / für dem er sich insonderheit fürchtet / bedeutet Gottesfurcht: und der Hahn (wie Einige meinen) die Gottheit.

Weisheit über Stärcke.Vornen recht darnieder liegen / hinden aber aufgericht stehen / und auf sich eine Eul sitzend haben: Der Leu bedeutet Krafft oder Stärcke: die Eul aber / als der MinervaVogel / Weisheit. Oder auf einem Leuenhaupte eine Eul.

Der / besagter Gestalt liegende Leu / wannWolredenheit über Stärcke. er auf dem Haupte des MercuriiRuhe hat / giebt zu verstehen / daß Weisheit oder Wolredenheit über Stärcke sey.

Tugend.Des Leuen Haut gehet auf Tugend / wodurchTA 1680, Iconologia Deorum, S. 202 Herculesselbst verstanden wird / als der die Löwenhaut getragen.

Barmhertzigkeit.Durch einen Mann / der einen Löwen unterm Fuß hat / und dannoch nichts thut / wird Barmhertzigkeit angezeigt: denn man / wenn der Löw vom Mann nicht verletzt oder verwundet ist / zu sagen pflegt / er sey vergnügt / daß er ihn überwunden habe.

Vom Elephanten und dessen Bedeutung.

Der König.DEr Elephant bedeutet den König / wie ihn dann die Egyptier vorgebildet.

Gottesfurcht.Der Elephant nach dem neuen Mond ins Wasser sehend / bemerckt die Gottesfurcht: dieweil sie sich alle Monate / und zwar mit Eintrettung des Neuen / den sie zu Ehren scheinen / reinigen.

Der Stier und seine Bedeutung /

Mässigkeit.EIn schöner weiser Stier ist ein Sinnbild der Mässigkeit: dieweil der Stier die befruchtete Kühe zu frieden lässet.

Vom Ochsen und seiner Bedeutung.

Burger von Fremden untergedruckt.DUrch einen vom Wolffe überwundenen Ochsen wird dem Sinne fürgestellt ein von Fremden unterdruckter Burger: dann vor Alters man so wenig einen Ochsen / als Burger / aus Zorn umbringen durffte.

Arbeit.Durch den Ochsenkopff / oder durch den Kopff und die Haut / wird die Arbeit bezeichnet. Einige deuten des Ochsenkopffs Gebeine / mit den Hörnern / auf Arbeit und Gedult.

Das Pferd / und seine Bedeutung.

Krieg.NAch der Poeten Meinung / wird / durch das Pferd / der Krieg angezeigt: weil es am bequemsten zum Kriege / auch muthig / furchtlos / starck und ein schnelles Thier ist.

Mann / so der Vernunfft gehorchet.Durch ein gezaumtes Pferd solt du verstehen einen Mann / so der Vernunfft Gehorsam leistet.

Flüchtigkeit des menschlichen Lebens.Durch einen halben Mann / und halbes Pferd / wird des Menschen flüchtiges Leben bevorstelliget.

Gerücht.Das fliegende Pferd ist ein Bild des Gerüchts / als welches flieget / und den Brunn der Musenquellen machet. Das ist: es erweckt die Poeten / das Lob der berühmten Männer zu beschreiben.

Unkeuscher Mensch.Die Centaurenwollen einen unkeuschen Menschen andeuten: dann nicht alle Menschen / sagt jener Scribent / sind Menschen / weil einer / der sich der Untugend ergibt / ein Pferdmensch ist.

Vom Hunde und dessen Bedeutung.

rechter Lehrer.DEr Hund dienet zum Vorbilde eines rechten Lehrers / der unerschrocken stets bellen / über der Menschen Seelen die Wacht halten / und die Sünden der Menschen bestraffen muß.

Treue.Durch den Hund wird auch angedeutet die Treue: dieweil der Hund sehr getreu ist / auch keiner Wolthat vergisst.

Soldat.Ein gebundner Hund bedeutet einen Soldaten / der seinem Obristen getreu / und durch seinen Eyd verbunden ist.

Geruch.Der Hund / so (wie Cicerobezeuget) einen vortrefflichen Geruch hat / wird für den Geruch genommen.

Vom Affen und seiner Bedeutung.

Lasterhaffter Mensch.AN dem Affen ersihet man die Gleichheit eines untugendhafften Menschens.

Gleißnerey.Nicht weniger bedeutet der Aff einen Gleißner: dieweil der Aff sein Wasser alsobald bedeckt / wie der Gleißner seine Untugend. So hat der Aff auch den Schein eines Menschen; und ist doch ein Thier.

Unverschämtheit.Durch den Affen / wird auch bedeutet Unverschämtheit: dieweil er sein blosses Glied jederman unverschämt sehen lässet / auch andere unverschämte Dinge vor Jedermanns Augen thut.

Vom Hirschen und seiner Bedeutung.

Unvorsichtigkeit.DUrch den Hirschen wird die Unvorsichtigkeit bemerckt: dieweiln er sich lässet fangen über dem Zuhören des Jägerhorns / dessen Gethöne und Klang er sehr gerne höret / also daß er seiner selbst drüber vergisst.

Furcht.Der Hirsch / vor welchem an Stöcken Garne hangen mit rothen Federn / bedeutet gleichfalls Furcht: dann sie vor Zeiten / in Jagten /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 203also mit Stöcken / woran rothe Federn gespannt hingen / umfangen waren / durch welche / wann sie selbige vom Winde umwehen sahen / sie zu lauffen sich nicht getraueten.

Gehör.Der Hirsch wird gemahlt zu dem Gehör: dieweil er / wann er seine Ohren in die Höhe hebt / gar scharff hört: wann er sie aber lässt hangen / fast gantz und gar nicht höret / also daß er alsdann / wie Aristoteleszeuget / leicht zu fangen ist.

Hitzige Begierde.Die Hinde bey einem Brunn bildet feurige Begierde und Verlangen für: dann sie ist hitziger Natur / und pfleget sich in den Brunnen zu erquicken.

Unglück und Unbeständigkeit.Der Hirsch mit abgefallenen Hörnern bedeutet Unglück; deren Abfallen aber und Wiederwachsen die Unbeständigkeit des Glücks. Die Wolgehörnte gleichen den Reichen; und die Hornlose denen / so ihr Gut verlohren haben.

Von der Ameis und ihrer Bedeutung.

Vorsichtigkeit.DIe Ameis mit einer Kornähr oder Körnlein beladen / bedeutet Vorsichtigkeit: dann sie den Sommer über sammlet / damit sie im Winter zu zehren habe.

Gemeinschafft der Arbeit.Die Ameisen zeigen an die Gemeinschafft der Arbeit; indem sie einander / in ihrem Wercke / zu Hülffe kommen. Ja sie drucken auch deutlich aus / die Gemeinschafft eines Staats / der Republic / und des Königreichs.

Vom Igel und dessen Bedeutung.

Ein Mann wider das Unglück versehen.DEr scharff-bestachelte / und auf einem Stein oder Altar mit eingezognem Haupt und Füssen / wie eine Kugel / ligende Igel ist zu vergleichen einem Manne / der ein unbeweglich-beständig Gemüth / und sich durch Krafft der Tugenden wider alle Glücks - und Unglücks-Fälle gewaffnet.

Vom Schwein und dessen Bedeutung.

Ein Unreiner.DAs im Koth ligende und die Rosen mit Füssen trettende Schwein giebt ein Konterfeyt deß Manns / der von guten Sitten gewichen / und in Untugenden und Lastern seine Belustigung hat.

Das Schwein bedeutet auch einen unreinen oder unheiligen Menschen; ingleichen einen Wollüster / unkeusche Wollust / und Faulheit:Diese alle mahlet das Schwein lebendig ab.

Von der Geis und ihrer Bedeutung.

gut Gehör.DUrch die Geis wird angedeutet das gute Gehör: und sind Einige der Meinung / daß sie den Athem so wol durch die Ohren / als Nasenlöcher einziehe / und wieder von sich auslasse.

Unkeuschheit.Durch die Geis / worunter auch die Satyren begriffen / wird ebenfalls die Unkeuschheit verstanden.

Hure / oder leichtfertig Weib.Die Geis bedeutet eine Hure / so die Jungengesellen verderbt; gleichwie die Geis die jungen grünen Zweiglein abnaget und schändet.

Vom Schaf und dessen Bedeutung.

unverständige Leute.DEm Schafe oder denen Schafen werden verglichen die gemeine unwissende Leute. Den edlen Römer Fabius Maximusnannte man ein Schaf: weil er / in seiner Jugend / gantz einsam und stille / auch zu lernen ungeschickt geachtet ward.

Unschuld und Sanfftmut.Das Schaf / und insonderheit das Lamm / bedeutet Unschuld; dieses aber auch die Sanfftmut.

Vom Widder und seiner Bedeutung.

Stoltz und Vermessenheit.DUrch den Widder wird bedeutet Stoltz / Hochmuth und Vermessenheit / dieweil er jederzeit geneigt ist zum Stossen / so bald er Hörner beginnet zu haben / und sich auch den Menschen widersetzet: deßwegen er vielleicht unter denen himmlischen Zeichen dem Marszugeeignet wird.

Krieg.Bey den Alten war der Widder ein Zeichen des Kriegs. Wann sie den Krieg aus billigen Ursachen anfingen; sandten sie durch den Herold einen Widder / und liessen denselben auf der Feinde Land.

Zwey um ein Ding Buhlende; oder zwey mit einander kriegende Könige.Zwey sich mit einander stossende Widder / bedeuten zween Freyer um eine Jungfrau; oder ein paar Wett-Eyferer / die Beyde mit ihrem Verlangen nach Etwas mißgönstig streben; Imgleichen den Krieg zwischen zweyen Königen; wie Sannasaroim ersten seiner

zu erkennen gibt.

Gesundheit. Mercuriusauf seiner Schulder einenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 204Widder tragend bedeutet Gesundheit / weil die alte Heyden gesagt / daß er um die Stadt gehend die Tangreer von der Pest befreyet habe; deßwegen sie ihn also abschilderten / und den Widderträger hiessen.

Uberwindung oder tapffere Helden-That.Das Haupt des Widders bedeutet Sieg / oder eine tapffere That: Dann Hammon/ der Egyptische König / führte / nachdem er grosse Helden-Thaten ausgericht / auf seinem Haupte an dem Hute einen Widderskopff. Ammianuslobet sehr das Kleid des Königs Sapors/ welches an einem Orte / da es sich geschlossen / einen vortrefflich-guldnen Widderskopff gehabt. Einige meinen / Hammonhabe zwey kleine Hörner / an beyden Seiten seines Haupts / gehabt. Dergleichen möchte man auch vom Lysimachusmeinen / als in dessen Müntze ein Haupt mit Widderhörnern zu sehen / die hinden um seine Ohren gehen: welches Appianusdahin ausleget / daß er zur Zeit seines Vorsassen / deß grossen Alexanders/ einen entlauffenen Opffer-Stier bey den Hörnern erfasst / und gehalten habe. Dahero ichdafür halte / daß die Stiershäupter / so man zu Roman den alten Grabsteinen oder anderwarts angebracht siehet / und mit den Blumen - und Frucht-Gefässen zu einer nicht geringen Zierde dienen / die gute und herrliche Thaten der daselbst Begrabenen anzeigen: Dann die Hörner / sonderlich der Ochsen und Stiere Tapferkeit und Stärcke bedeuten; zumalen man lieset: Hiermit sollst du die Stiere stossen / bis du sie zu Boden fällest.

Vom Wolffe und seiner Bedeutung.

Marsoder der Krieg.DUrch den Wolff wird der Marsangedeutet / wegen der Aufferziehung des Romulusund Remus/ welche Martis Kinderwaren / nach der bekandten Fabel: oder wegen des fleischfressenden Rach-Eyfers / der im Kriege und Streit gesehen wird: Mein Schwert soll Fleisch fressen / lieset man.

Der Rauber.So wird auch / durch den Wolff / der Rauber abgebildet: angemerckt die alte Weisen lehrten / daß ein rauberischer Mensch / nach diesem Leben / in einen Wolff verwandelt würde. Man lieset auch: Innwendig sind sie reissende Wölffe.

Der Huren Boßheit.Nicht weniger wird durch den Wolff angedeutet die arge Raub-Sucht der Huren: dann derselben Hände vom Rauben und Nehmen nicht müde werden. Wie dann die Lateiner die Hure Lupa, und das Huren-Haus / Lupanar zu nennen pflegeten.

Ein Mensch im Zweiffel was er thun soll.Durch einen Mann / der den Wolff bey den Ohren hat / wird verstanden ein zweiffelhafftigerMensch / der keine Mittel weiß / seinen Widersacher kräfftig genug aufzuhalten / und doch auch nicht rathsam findet / ihn lauffen zu lassen. Daher bey den alten Poeten das Sprichwort entstanden: Er hat den Wolff bey den Ohren.

Vom Pantherthier und dessen Bedeutung.

Trunckenheit.DAs Pantherthier / wordurch Einige verstehen den Leopard / bedeutet / als ein hitziges Thier / die Trunckenheit; und ist dem Bacchuszugeeignet: dieweil das Pantherthier / von den Jägern / truncken gemacht wird / indem sie ihm im freyen Felde Wein vorsetzen / wornach es sehr begierig ist / alsdenn trunken darnieder fällt / und sich fangen lässet.

Vom Tiger und dessen Bedeutung.

Grausamkeit.DUrch das Tigerthier wird sinnlich angefügt die Grausamkeit. Wann sie aber des BacchusWagen ziehen / wird damit gemeint / daß durch den Wein / wie Einige davor halten / ein grausamer Geist gezwungen und besänfftiget werde / wann er mässiglich getruncken wird: aber / unmässiglich gebraucht / macht er die Grausame noch grimmiger.

Rache.Ferner wird durch das Tiger / so die Pferde tödtet / die Rache bedeutet / dem der Jäger / in Abwesenheit / seine Jungen entführet: welcher vom Tiger verfolget / in der Noth ein junges fallen lässet / das die Bestie in die Höle träget / und weil sie wegen ihrer Schnellheit allzu bald wiederkommt / noch eines fallen lässet / und so hernach allemal wieder: bis er sich in ein Schiff verbirget / und das Pferd hinterlassen muß: welches dann alsobald getödtet wird.

Schnelligkeit.Auch wird / durch das Tigerthier / um vorbedeuter Ursach willen / die Schnellheit bemerckt.

Von der Bärin.

Kinderzucht.DUrch die Bärin / dero Jungen erstlich nur ein roher Fleisch-Klump sind / daran man nichts siehet als die Nägel / worauf aber die Mutter durchs Lecken ihnen Haupt / Augen / und alle Glieder zu formiren pfleget / wird angedeutet / daß der Mensch sein Geschlecht oder Kinder nicht ungeschickt und mißgestaltlich nach dem Geiste muß lassen aufwachsen / sondern mit unterweisender ZungeTA 1680, Iconologia Deorum, S. 205eine vollkommene Gestalt und gute Sitten ihnen angewinnen. Wiewol obiges ein Irrthum der alten Naturkündiger ist.

Zorn.Durch den Bären wird auch der Zorn abgebildet: dann dieses Thier sehr hefftig und gewaltig ergrimmet.

Der Esel.

Unverstand.DEr Mensch / mit einem Eselskopff / ausgebildet / bedeutet Unverstand: dieweil der Esel sehr unverständig und vergeßlich ist.

Faulheit.Sonsten gilt der Esel auch so viel als die Faulheit selbst. Er wird verglichen dem untersten Mühlstein / der allzeit still ligt. Durch den Esel wird auch angedeutet ein ewigwährende Sclaverey.

Der Maul-Esel.

Bastard.DUrch den Maul-Esel wird ein Bastard angedeutet.

Das Camehl.

Der Reiche dieser Welt.DUrch das Camehl / wie Origenessagt / wird ausgebildet ein sehr reicher Mann. Das Camehl ist auch das krummste und höckerigste Thier / so zu finden ist: Ihme werden viel Knie und Schenckel zugeeignet / gleichwieTugend und Gedult. der Reiche viel vermag. Mit dem Camehl wird überdiß auch ein tugendsam und gedultiger Mann verglichen: dann er starck und bereit zu tragen / gleichsam niederkniet / die Last auf sich legen zu lassen. Das Camehl / so eine Mucke eingeschlungen / und wieder ausgespeyet hat / wird von Einigen dahin gedeutet / daß der Erlöser / so unsere Last auf sich genommen / dem Camehl verglichen werde / die ausgespeyte Mucke aber dem Mörder Barrabas.

Der Haas.

Wachsamkeit.DUrch den Haasen / wird ausgebildet die Wachsamkeit / dieweil er mit offnen Augen schläfft: sein Griechischer Name bedeutetGehör. sehen oder anschauen. Durch den Haasen deuten Einige auch das Gehör an / um seinerEinsamkeit. langen Ohren willen. So bedeutet er auch Einsamkeit / dieweil er nicht allein gerne von Leuten abgesondert / sondern auch jederzeit in seinem Lager allein ist. Durch ihn wirdFurcht. auch die Furcht ausgebildet; dann er ein sehr furchtsames Thier ist.

Der Fuchs.

Schalckheit und Macht.DUrch den Fuchs wird die Schalckheit oder ein schalckhaffter Mann angedeutet. Ein Fuchsbalck an eine Löwenhaut gebunden oder genähet / bedeutet Listigkeit und Krafft.

Der Maulwurff.

Blindheit.DUrch den Maulwurff wird die Blindheitwillige Unwissenheit. fürstellig gemacht: und weil er das Liecht der Sonnen scheuet / werden durch den Maulwurff verstanden die / so vorsetzlich nichtsGehör. wissen wollen. Auch bedeutet er das Gehör: dieweil er sehr weit höret / und zwar je tieffer er in der Erde / je schärffer er höret. Jedoch ist diß Sinnbild / was die Blindheit des Maulwurffs betrifft / mehr nach dem alten Wahn / weder nach der Warheit / gerichtet: sintemal der Maulwurff kleine Aeuglein hat.

Die Ratte.

Schade. Verlust.DUrch die Ratte / welches ein sehr schädlich Thier ist / wird angedeutet Schade und Verlust.

Die Katze.

Ungerechter Richter.DIe Katze will einen ungerechten Richter zu erkennen geben; dieweil sie im Hause öffters schädlicher ist / als die Mäuse / die sie doch als ein grösserer Dieb um ihre Dieberey straffen will.

Die Schlange.

Die Welt.DIe Schlange im Kreyse ligend mit dem Schwantz im Munde / bedeutet die Welt / darinnen / durch Fortpflantzung / Alles im Wesen bleibet. Die Schlange an einemGesundheit Stock / als des AesculapiusStab / gewunden / da am Schwantze die alte Haut abhanget / bedeutet Gesundheit.

Das Jahr.Das Jahr wird ebenfalls / durch die in die Runde gekrümmte Schlange / so ihren Schwantz im Mund hat / angedeutet. DurchWeisheit oder Vorsichtigkeit. Undanckbarkeit. die Schlange wird auch Weisheit oder Vorsichtigkeit verstanden. Die Otter / so im Begattung dem Männlein das Haupt abbeist / bedeutet Undanckbarkeit: und da die Jungen /Rache und Undanckbarkeit. wann sie zur Welt kommen / die Mutter tödten / zeiget Rache und Undanckbarkeit an.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 206

Des MercuriusSchlan - gen-Stab.

Des Menschen Geburt.DIe Egyptier haben des MercuriusStab gedeutet auf die Fortpflantzung oder Geburt / indem sie vorgaben / es wären drey Götter über den Menschen / wann er gebohren würde / der Natur-Geist / oder Geburts - und Glücks-Engel / die Liebe und die Nothdurfft: die Sonne für den Geist: der Mond für den Glücksfall des Leibes / so allerley Veränderungen der Zufälle unterworffen: Die Liebe ausgebildet mit der Umfangung und Küssung: die Notdhurfft mit dem Kopff. Die Flügel oder Federn zielen auf die SchnellheitFriede und Eintracht. der Gedancken. Des MercuriusStab bedeutet Fried und Eintracht: dem wird unterweilen beygefügt des Uberflusses Horn voll Früchte:Glück. dardurch anzudeuten / daß aus Eintracht Glück und Uberfluß erwachse.

Der Scorpion.

Betrug.DEr Scorpion / der seinen Gifft in dem stechenden Schwantze trägt / bedeutet boßhafftig und feindseelige Betrüglichkeit.

Der Salamander.

Beständigkeit.DEr Salamander / so im Feuer leben kan / deutet an einen beständigen Menschen / oder die Beständigkeit. Es kan aber diß Thier dennoch im Feuer nicht lebendig bleiben: obs gleich bisweilen dasselbe ausleschet.

Von der Medusa.

ISt zu sehen in der Auslegung über die Verwandlungs-Bücher des Ovidius/ was ihr Haupt voll Schlangen andeutet: also auch von der Hydraoder Wasserschlangen.

Der Storch.

Barmhertzigkeit.ISt ein Zeichen der Barmhertzigkeit / als der seine Eltern nähret. Der Egyptische Königsstab war oben mit einem Storchshaupte / und unten mit einem fliegendem PferdeBarmhertzigkeit ist über die Grausamkeit. / oder Wasserpferde versehen: dardurch anzudeuten / daß Barmhertzigkeit der Unbarmhertzigkeit oder Grausamkeit vorzuziehen. Der Storch wird auch der Justitiaoder [ Gerechtigkeit]beygefügt / daß er einig recht thun sollte / weiß aber nicht / obs gewiß ist.

Der Kranig.

Wachsamkeit.DEr Kranig mit einem Stein in einer aufgehobenen Klaue oder Fuß bedeutet Wachsamkeit. Mit der Versammlung / so diese Vögel anzustellen pflegen / stellenGemeiner Staat. sie einen gemeinen Staat vor. Der Kranig einen Stein zwischen den Klauen tragend / um vom Wind nicht weggetragen zu werden / bedeutetWeisheit. Weisheit.

Der Geyer.

Liebe und Barmhertzigkeit.DEr Geyer bedeutet Liebe und Barmhertzigkeit: dann in 120 Tagen / da er seine Jungen ätzet / weichet er wenig von ihnen; sondern suchet sein Aas alles ums Nest umher / und im Fall er nichts findet / beisset er in sein eigne Schenckel / sauget das Blut heraus / und gibts seinen Jungen: dann er nichtAufrichtigkeit und Unschuld. sehen kan / daß sie Mangel leiden. Weßwegen man / vor Alters / den Geyer auf das Kreutz zu stellen pflegte: Dann von dem Pelican lieset man nicht / daß er seine Jungen / mit seinem Blute / speisst. Der Geyer ist auch der gerechteste unter allen krummschnäblichen Raubvögeln: dann er / was noch lebet / nicht anrühret / sondern nur was todt ist / damit er allein zu frieden. Er verderbt keine Früchte / hindert keine zahme Thiere / und ist von Art nicht mörderisch. Daher ihn Plutarchusden Unschuldigen nennet.

Vom Adler.

die Keyserl. Macht.DEr Adler / der die Keyserliche Macht andeutet / und des Römischen Reichs Kennzeichen ist / dem auch Jupiterüber alle andere Vögel Macht gegeben / ist schwartz: Dieser leichte / edle / muthige / und für die Nahrung seiner Jungen sorgfältige Vogel bedeutet darum die Keyserliche Macht / weil er König in der Lufft; wie der Delphin / oder das Meerschwein in der See. Auch bedeutet der Adler einen fertigen schnellen Geist: dann er siehet seinen Raub von fernen / und gantz niedrig in einer grossen Tieffen / welches auf die Fertigkeit des Geistes gedeutet wird. Er bedeutet auchEin vester Lieger. einen vesten Lieger: sintemal er eine Klaue in die Erde schläget / und mit der andern das Schaf beym Fell anfasset: Er hat auch einen Stein in seinem Neste.

Der Phönix.

Vortrefflichkeit.DUrch den Phönixwird verstanden die Vortrefflichkeit: wie man dann auch in Gelehrtheit und Kunst vortreffliche Männer Phönices zu nennen pfleget / weil man deren nur einen oder wenig seines gleichen findet. Man vergleichet diesen Vogel auch derdie Sonne. Sonnen. Dieser Phönixsoll (nach Einiger Vorgeben) auch sein dickes Bein öffnen / und bluten machen / von welchem Blut ein Wurm wachsen / und aus diesem ein neuer Phönix hervorkommen solle.

Der Pelican.

DEr Pelican ist ein kleiner und berühmter Vogel / der in einsamen Büschen / auch viel beym Nilin denen Morästen sich aufhält. Es gibt ihrer auch etliche grosse / ja / nach Einiger Vorgeben / grössere als der Schwan. Sie legen ihre Eyer in eine Gruben in die Erde. Die Hirten gehen / so bald die Jungen aus den Schalen sind / umringen das Nest mit dürrenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 207Holtz / und stecken ein Feuer an. Der Pelican den Rauch sehend / kommt herbey / seinen Jungen zu helffen / in Meinung durch seine Flügel das Feuer auszulöschen / verbrennt aber die Federn / daß er entweder gar todt oder gefangen bleiben muß: dahero ihn Etliche in einem Feuer sitzend machen. Und dieweil er so viel thut / seine Jungen zu beschirmen; auch wann er sonsten keine andere Nahrung zu deren Erhaltung beybringen kan / soll er seine BrustGütigkeit / Lieb und Barmhertzigkeit. aufnagen / damit er von seinem eignem Blut die Jungen amble und erhalte / dannenhero wird durch ihn die Gütigkeit / die Liebe oder Barmhertzigkeit bedeutet und angezeiget.

Die Eule.

Weisheit.DIe Eule bedeutet Weisheit / dieweil sie der Minerva/ als des Raths und der Weisheit Göttinn / Vogel ist. Einige wollen / sieunnütze Lehre. bedeute diejenigen / welche der eiteln Wissenschafft nachtrachten / und die Tugend nicht behertzigen: Dann dieser Vogel bey der Nacht siehet; aber nicht bey Tage. Die von AthenSieg.hielten diesen Vogel für ein Zeichen des Sieges;Tod. die Egyptier aber für ein Zeichen des Todes.

Die Krahe.

friedliche Ehe.DUrch zwo beysammensitzende Krähen wird abgebildet der friedsame und einträchtige Ehestand: dann diese Vögel einander sehr liebviel Gewäsch. haben. Die Krähe bedeutet auch Waschhafftigkeit oder viel Plauderns / so der Minervaoder Weisheits-Göttinzuwidern ist: Sintemal weise Leute / die mit ihrem Geiste zu wircken / das viele Reden und Gewäsche hassen. Durch die Krähe / sonderlich durch die bunte /Winter. wird auch der Winter bedeutet. Auch spiegeltlanges Leben. sie ein langes Leben: denn man sagt / daß sie hundert Jahr alt werde / und drüber.

Der Sperling.

Unkeuschheit.DEr Sperling bedeutet Unkeuschheit: dieweil dieser Vogel sehr unkeusch ist / weßwegen er auch vor der VenusWagen gespannet wird.

Der Falck.

DUrch den Falcken wird angedeutet desder, Geist. Menschen Geist / der sehr schnell ist / weil der Falck / unter allen Vögeln / der schnellste / und Platoden Geist des Menschen geflügeltRaub - und Dieberey. nennet. Durch den Falcken / wird auch Raub - und Dieberey verstanden: dann er ein Tyrann unter den Vögeln / und sehr blutbegierig ist. Und dieweil der Falck alle andere Vögel im Fliegen übertrifft / halten Einige ihn für den SiegUberwindung. Fleiß. Hoffnung. und Uberwindung / wie auch für die Hurtigkeit und den Fleiß: aber von Vielen wird er auch für die Hoffnung gehalten / wann ihm das Haupt und Gesicht verkappt ist / und das aus diesem Spruch: Nach der Finsternus hoffe ich das Liecht.

Die Taube.

Liebe.DIe Taube / als die auch eines von der VenusWagen-Pferden / wird für die Liebe gehalten: weil die Tauben einander im Schnäbeln zu küssen scheinen. Etliche wollen eine geistliche Liebe dardurch verstehen. So wird sie auch für die Einfalt genommen; weil manEinfalt. in der Schrifft lieset: Einfältig wie die Tauben. Sanftmut oder Gütigkeit.Und weil sie ohne Gall ist / für die Sanfftmut und Gütigkeit.

Die Turteltaube.

Wittibstand / item KeuschheitDUrch die auf einem verdorrten Zweig sitzende Turteltaube wird der Wittibstand angedeutet: wie dann die Turteltauben auch Keuschheit bedeuten.

Die Schwalbe.

DIe Schwalbe bedeutet viel reden undPlauderey. plaudern / auch den Lentzen oder Frühling:Frühling. weil sie allzeit / mit angehendem Frühling / wiederkommet. Sie bedeutet auch einen untreuenuntreuer Freund. Freund: dann sie uns nur im Sommer / wanns uns wolgehet / und wir viel Früchte haben / beywohnet / im Winter aber / wann es uns ins gemein hart gehet / von uns weichet. Baukunst.Sie soll auch / mit ihrem von Koht gemachtem Neste / die Baukunst andeuten.

Der Schwan.

DIe Schwanen / von welchen Einige sagen / daß sie / sonderlich im Alter / wol und lieblich singen sollen / werden verglichen mit denenPoeten. Poeten / die im Alter am bästen zu tichten pflegen. Wiewol von diesem der Schwanen singen Pliniusnichts zu schreiben weiß: wie man dann allhier zu Lande auch fast keinen Vogel findet / der so wenigen Laut von sich gäbe. Müssen dahero in Griechenlandeine andereMusic. Art gewesen seyn: Die Music wird abgebildet / durch einen Hauffen Schwanen / die an dem Ufer eines Flusses singen / und durch einen Zephyrusoder Westwind/ das ist / ein darbey stehendes Kind / so Flügel hat / und Blümlein aufbläset / erweckt sind: dann die Schwanen singen / wie es scheint / daselbst / in fernen Landen / sehr süß / wann der Westwind wehet. Olaus Wormiusbezeugt / daß / auch unserer Oerter / die Schwanen bisweilen lieblich singen.

Die Nachtigal.

DIe Nachtigal wird ebenmässig für einMusic. Kennzeichen der Music oder Singkunst gehalten.

Die Aelster oder Hetze.

Wäscherey.DIe Aelster oder Hetz bedeutet Gewäsch und Plauderey.

Der Papagay.

Wolredenheit.DEr Papagay wird gehalten / für ein Kennzeichen der Wolredenheit.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 208

Der Pfau.

Unehre des Reichthums.DUrch den Pfau wird angedeutet die Unehre des Reichthums: dann wann der Pfau am schönsten ist / mit seinem aufgespannten Schwantze / ist er nur von vornen schön / und nicht auch von hinden / viel weniger aber an den Füssen: Also scheinet der Reichthum auch zwar schön / aber wann man öffters zuruck siehet / wie er erlanget wird / so ist es mehrmalen erschrecklichHochmut. und elend anzusehen. Phocylidessagt: Das Gut machet Hochmut / und vermehret das Ubel-thun. Diesen Hochmut auszubilden / muste man den Pfauen mit ausgebreitetem Schwantze / und einem aufgehabenen Fuß bilden. Der wird aber nicht unbillig für ein Bild des Hochmuts genommen: Dann wann ihrer Viele stehen und ihn besehen / breitet er seinenUnbeständigkeit des Reichthums. Schwantz aus. Sein Schwantz allein deutet die Unbeständigkeit des Reichthums an: Dann dieser Schwantz fällt mit dem Fallen des Lobs / und wächset mit dem Wachsen desselben.

Die Henne.

Liebe.DUrch die Henne / mit ihren Jungen oder Küchlein unter ihren Flügeln / wird Liebe angezeigt.

Der Hahn.

Wachsamkeit.DEr Hahn bedeutet Wachsamkeit / und Wacht halten / weiln / wie Lucretiussagt / er die Flügeln schlagend zu Mitternacht krehet / und mit heller Stimme die MorgenstundeGroßmütigkeit. Streitlust. ausrufft. Er wird des MartisVogel genannt / und bedeutet alsdenn Großmütigkeit und Streit-Lust: dann diese Gäste allezeit bereit sind mit einander zu kämpffen.

Die Gans.

sichere Wacht.DIe Gans / an einen Ancker gebunden / bedeutet eine sichere Hut oder Wacht. Mit einem Stein im Schnabel bedeutetSchweigen. sie das Schweigen: Dann sie schwerlich schweigen können; daher sie / wann sie über den Berg Taurusfliegen / einen Stein in den Schnabel nehmen / damit sie von den Adlern /Feind der Poesie. derer daselbst viel sind / nicht gehört werden mögen. Die Gans bedeutet auch denjenigen / welcher der Poesey feind ist.

Der Straus.

Gerechtigkeit.DIe schöne Federn dieses Vogels / weil sie so gleich sind / sollen die Justitz oder Gerechtigkeit bedeuten.

Die Fledermaus.

Unverstand lieben.DIe Fledermaus bedeutet Einen / der die Wissenschafft oder Weisheit hasset / und den Unverstand liebet: weil sie den Tag oder das Liecht hasset / und die Nacht oder Finsternus liebet.

Die Biene.

Keuschheit. Friede. KönigreichDUrch die Biene versteht man ein Königreich. Aus und in den Helm fliegend bedeutet sie Friede / und sonst auch Keuschheit.

Die Fliege.

Beschwerlichkeit / Hartnäckigkeit.DIe Fliege bedeutet Verdruß oder Beschwerlichkeit / und Hartnäckigkeit: dieweil sie den Menschen so hartnäckigt quählt und plaget.

Die Heuschrecke.

Wäscher oder Plauderer.DIese deutet an einen unnützen Wäscher. Man machet auch eine Heuschrecke / auf einer Lauten neben den Säiten sitzend /Music. zu einem Zeichen der Music.

Die Spinne.

unnützes Werck.DIe Spinnwebe gilt in der Sinnbildung / so viel / als ein unnützes Werck oder Kunst.

Der Delphin.

SchnellheitDEr Delphin / als der schnelleste Seefisch / der über die höchsten Masten hinausschiesset / bedeutet Schnellheit. Von ihm ist dieses Sprichwort: Du lehrest den Delphin schwimmen.

Das Chamäleon.

DAs Chamäleon / so aller Sachen / zu denen es kommet / Farben annimmt / bedeutetHeuchler. den Heuchler / so jederman zu Gefallen redet / was er gern höret.

Die Schildkröte.

Zu-Haus-Bleibung. Trägheit.DIe Schildkröte unterrichtet das Frauenzimmer in ihren Häusern fein zu bleiben / wie sie und die Schnecke thun. Sie bedeutet aber auch Trägheit.

Der Krebs.

Unbeständigkeit.DEr Krebs bedeutet Unbeständigkeit: dann er gehet unterweilen vor sich / unterweilen nach der Seite / bisweilen hinterwarts / und erzeiget / als wie ein leichtfertiger Mensch zu thun pflegt / grosse Unbeständigkeit.

Die Schnecke.

Irrdisch-Gesinntheit.DIe Schnecke / mit ihrem Haus aufm Rucken / bedeutet Irrdisch-Gesinntheit.

Bishieher haben wirvon Thieren / Vögeln / und Fischen / geredet. Nun wollen wirden Menschen zu erst vornehmen / und an seinem Haupte den Anfang machen / und dann so fort alle seine Glieder durchgehen.

Von des Menschen Haupte.

Anfang. Herrschafft.DUrch des Menschen Haupt wird bedeutet der Anfang und die Herrschafft / insonderheit wanns bekrönet ist. DasWeisheit. Doppelhaupt / als des Janus/ bedeutet Weisheit: weil der Weise so wol das Künfftige vorsiehet / als er dem Vergangenen nachdencket. drey Zeiten.Das Dreyhaupt des Gergonsbildet / wie Einige wollen / die drey Zeiten / als die vergangene / gegenwärtige und zukünfftige. Die demTA 1680, Iconologia Deorum, S. 209vier Jahrs Theile. Janusvier Angesichter zueignen / wollen die vier Jahrzeiten damit angedeutet haben.

Die Augen.

DUrch ein offnes Auge wird angedeutet der GOTT. Leben. Tod. Weisheit oder Erkänntnus. traurig Gemüt. Vorsichtigkeit. weise Beherrschung. allsehende Vatter der Liechter/ nemlich GOtt. Durch ein offnes Aug wird auch das Leben / und durch ein verschlossnes der Tod angedeutet. Ein offen Auge in einem Hertzen / deutet Weisheit und Erkänntnus an. Ein thränend Aug im Hertzen / ein betrübtes Gemüth. Ein Auge in der Hand / zeiget Vorsichtigkeit oder Vorbedenckung deßjenigen / so man thun will. Ein Aug auf dem Königsstab weise Beherrschung. Die Gegentheile können durch geschlossene Augen angedeutet werden.

Die Ohren.

Gehorsamkeit. Ungehorsamkeit. Gedächtnus.DUrch offne Ohren im Hertzen verstehet man Gehorsamkeit: durch verstopffte die Ungehorsamkeit. Eine Hand mit dem Daumen und Finger darneben haltend / bedeutet Behaltung oder Gedächtnus.

Die Zunge.

Wolredenheit.EIne / durch eine Hand in die Höhe gehaltene / Zunge bedeutet Wolredenheit: dieweil die Wolredenheit eine That / und die Hand zur That bequem ist / wie auch Macht / Krafft /Stillschweigen. und Nachdruck beweist. Eine abgeschnittene Zunge bedeutet stille schweigen.

Das Hertz.

Liebe.DUrch das Hertz kan viel Dings bedeutet werden: wann es brennet / ist es Liebe: wann ein Stern darinnen / bezeigt es innerlicheErleuchtung Erleuchtung / und was man mehr beyfügen mag. Zwey zusammen-gebundene Hertzen erklährenEintracht. Eintracht: und was wiroben vom Auge darinn gesagt / und dergleichen mehr.

Die Hand.

Werck. Unschuld. Treue. Freundschafft.DUrch die rechte Hand wird ein Werck bedeutet: durch zwo waschende Hände / Unschuld: durch zwo rechte Händ / so in einander geschlungen / Verbindung / Treue / Freundschafft / und Begrüssung / bezeugende / daß die Beyde / so einander die Hand geben / einander zu DienstenGeitz oder Kargheit. sind. Die beschlossene lincke Hand bedeutet Begierde oder Geitz. Worauf Diogeneszu sagen pflegen / man müsse denen Freunden keine geschlossene Hand bieten. Auch die hohle offene Hand deutet Geitz und Habbegierde an / als die jederzeit offen stehet zu empfangen / welche den Atheniensern verwiesen worden mit diesen Worten:

Wann der Athenienser gleich jetzt sterben will / strecket er dannoch seine Hand noch aus / zum nehmen.

Ferner kan man auch viel andere Dingeschnelle Hand. mit den Händen ausbilden: wenn man einen Flügel daran machet / eine fleissige und schnelle Hand: wann sie ruhet auf einer Schnecke oderträge Hand. Schildkröte / Trägheit / oder eine lässige Hand.

Der Fuß.

DEr auf dem Wasser stehende Fuß bedeutetUnbeständigkeit. ein eitel oder vergängliches Unternehmen oder Unbeständigkeit; dieweil man aufm Wasser den Fuß nicht befestigen kan. Standhafftigkeit. Grundveste.Aber der auf einem Steine oder der Erde stehende Fuß bedeutet Standhafftigkeit. Er bezeichnet auch einen Grundstein oder GrundvesteDemut. eines Dinges: auf Schätze / Cronen und Kräntze trettend / bedeutet er Demut oder VerachtungRuhe. des Reichthums und zeitlicher Ehre. Ein Fuß auf dem andern ist ein Sinngemähl der Ruhe.

Die Knie.

demütige Unterthänigkeit.ZWey gebogne Knie bedeuten demütige Unterwerffung.

Der Finger.

SchweigenDEr Finger auf dem Munde zeiget Stillschweigen: an dieser Gestalt / sagt man / sey Socratesund Orosgeboren oder zur Welt kommen. Der Ring an seinem Finger (ist derEhstand. nächste neben dem kleinen) bedeutet das ehliche Band. Und dieweil der Ring ein Zeichen ist der Dienstbarkeit oder Unterworffenheit / stecket der Bräutigam der Braut einen an; dardurch anzuzeigen / daß sie ihm hinfüro dienstbar oder eigen sey.

Vom Circul.

DEn Zirkel haben die Egyptier / wegen seiner GOTT. Runde oder Unendlichkeit zur Bezeichnung des ewigen GOtteserkoren;Sonne. Mond. Welt. jedoch auch die Sonne / den Mond und die Welt dardurch angedeutet.

Vom Quadrat oder Viereck.

ein aufrichtig-ehrlicher Mann.DAs rechte Quadrat oder Viereck wird einem aufrichtig-tugendhafftem Manne zum Sinnbilde gegeben. Dann gleichwie der Quadrat vier gleiche Lilien / und vier Ecken hat: also ist eines redlichen Mannes Gemüt / Werck / Wort und Gerücht aufrichtig / ehr - und löblich. Sonst dienet das Viereck auch zur Bedeutung der Standhafftigkeit.

Der Dreyeck.

Gerechtigkeit.DUrch den Triangel oder Dreyeck / wird die Justitz oder Gerechtigkeit abgebildet: weiln der Triangel überall gleich ist.

Von der Hauben / oder dem Hut.

Freyheit.DUrch den Hut wird insonderheit fürgebildet die Freyheit: dann vor Alters die Sclaven keine Hüte tragen dorfften / bis sie frey gemacht wurden. Alsdann gab man ihnen den Hut. Hieraus ist aufgekommen die Hut-Abziehung und die Entblössung des Haupts vor einander; zum Beweis / daß der eine gegen den andern sich erbiete sein Diener zu seyn: welches / in Italien/ die Art des Grüssens ist; da sie jederzeit sagen: Ich bin euer Diener. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 210Wie dann solches auch das Hand-bieten bezeuget; massen bereits vornen angedeutet worden.

Das Scepter.

Königliche Macht.DAs Scepter oder der Reichs-Stab bedeutet Königliche Macht: Die Egyptier machten / oben auf den Knopffe des Scepters /Wachsamkeit. ein offenes Auge: anzudeuten / daß ein König / neben seiner Macht / in seinem Herrschen / wacker und vorsichtig seyn müsse.

Die Königliche Kron.

Gesetze.EInige halten die Kron für eine Bedeutung der Gesetze / die fest / als eine Kron / aneinander hangen / und weder geschieden noch gebrochen werden mögen; vergleichen darum die Kron einer Mauer. Sie bedeutet Ehre; und der Blumenkrantz / Vollkommenheit.

Die Mauer.

Kron für die StadtmaurDIe Kron wird genommen für die Mauren der Stadt. Deswegen der Philosophus Anacreonsagte: Die Kron der Stadt ligt nieder platt. Auch halten Einige / die Kron habe ihre Herkunfft vom Horn / und daß mit dem Horn das Königreich zu vergleichen sey. DannenheroMacht. Horatiusvom Bacchussagt: Sihe / du machst dem armen Volcke auch Hörner. Und Ovidiusschreibt: Es ist eine Freude / wann der Arme Macht bekommt.

Der Diamant.

Tugend.DEr Diamant wird der Tugend verglichen / die nicht zu überwinden ist: wie auch der Standhafftigkeit /Standhafftigkeit. oder einem beständigen Vornehmen. Aber das Bocksblut ist ihm am meisten zuwidern: also ist die Lust des Fleisches und Bluts / oder unkeusche Begierde / der Tugend feind und schädlich.

Der Spiegel.

Erkänntnus sein selbst.DEn Spiegel halten wir ins gemein für die Erkänntnus unser Selbsten: jedoch wird er / von Alters her /Falschheit. für die Falschheit gehalten: weil er nur den Schein des wahren Wesens vorstellet / die Warheit selbst aber nicht zeigen kan: Dann alles was recht ist / zeiget er lincks / und was lincks ist / zeiget er rechts.

Ein Boge.

Krieg.DUrch den gespannten Bogen / mit dem Schuß-bereitem Pfeil auf der Sennen / wird der Krieg verstanden.

Die Pfeile.

Eintracht.DIe in einen Bund zusamm-gefasste Pfeile bedeuten Eintracht und Einigkeit: wie der König Scylurusseinen achtzig Kindern durch diß Sinnbild die Eintracht recommendirte / kurtz vor seinem Ende / wie Plutarchuserzehlet / da er von vielem Reden schreibt. Aber die entbundene und zerstreute Pfeile bedeutenZwietracht. Zwietracht. Oder solches wird mit zwey ungleichligenden Pfeilen / die beede einander mit dem Strahl die Federn berühren / angedeutet.

Der Schild.

Beschirmung.MIt dem Schilde wird insonderheit angedeutet Beschützung / Abwehr - oder Beschirmung.

Das Schwert.

Krieg.DUrch das Schwert wird der Krieg gleichfalls angedeutet. Durch das Schwert in der Hand der Justitzoder Gerechtigkeit/ wird Justitz. verstanden Bestraffung: Die Alte aber pflegten ihr einen Büschel zusammen gebundener Ruthen in die rechte Hand zu geben / in welchem unten / auf der Römer Art / das Beil auch darbey; in der lincken aber hatte sie eine in gleichem Gewigt hangende Schale.

Die Sege.

übel nachreden oder verläumdenDUrch die Sege wird übles Nachreden bedeutet: dieweil sie / mit ihren Zähnen / scharff beisset und einschneidet / auch in Durchschneidung des Holtzes ein grosses Geräusch machet.

Der Blitz.

fernes Gerücht.DEr Blitz bedeutet ein sehr fernes Gerücht / wegen einer herrlichen That: hierzu machten die Egypter die Stimme der Lufft / oderSchnelligkeit. Gütigkeit oder Erbarmung. den Donner: welches Bild der Blitz ist. Durch den Blitz / wird auch grosse Schnelligkeit angedeutet. Auf einem Küssen ligend deutet er Gütigkeit an / wie solches zu sehen in der Müntze des Antoninus Pius.

Die Sonne.

GOTTDUrch die Sonne / wird der einige GOTT/Warheit. wie auch die aufrichtige Warheit / ingleichenJahr. Tag. das Jahr / und unterweilen auch der Tag / sinnbildlich angefügt.

Der Mond.

des Menschen NaturGLeichwie Einige / durch die Sonne / die Gottheit zu erkennen gegeben; also haben sie / durch den Mond / die menschliche Natur angedeutet / wegen dessen veränderlichenMonat. Unbeständigkeit des menschlichen Geists. Abwechslung. Der Mond mit den Hörnern niederwarts gekehrt / bedeutet den Monat. Der Mond bedeutet auch die Unbeständigkeit des menschlichen Geistes.

Die Sterne.

GOtt. SeeleDUrch den Stern bezeichnen Etliche GOtt den HErrn; Etliche auch die Seele eines verstorbenen Leichnams: und die Morgenstunde / durch den Venerischen Morgenstern.

Der Ancker.

DEr ruhende Ancker ist ein Bild der Beständigkeit und Stille: wann er mit einemMässigkeit. Hoffnung. Delphin umwunden / bedeutet er die Mässigkeit. So wird auch durch den Ancker die Hoffnung vorgebildet.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 211

Der Angel.

DEr Angel / der die Fische scheinet zu speisen /Betrug. und gefangen hält / giebt uns ein Zeichen des Betrugs.

Die Lampe.

Leben.EIne brennende Lampe bedeutet das Leben des Menschen / das Oel / des Lebens Feuchtigkeit /gewaltsamer Tod. die des Leibes Hitz erhält. Das Feuer einer Fackel / so ausgelöscht wird / bemercket einen Tod / der durch Gewalt verursachet wird. Wann das Feuer eines Liechts oder Fackel vonnatürlicher Tod. sich selbst aus Mangel der Nahrung ausgehet /Wachsamkeit. deutets einen natürlichen Tod an. Durch die Lampe wird sonst auch verstanden die Wachsamkeit und der nächtliche Fleiß: dannenhero die Lampen vom Demosthenes/ Aristophanes/ Cleanthesund Epictetus/ in grossen Würden gehalten wurden.

Die Fackel.

GLeichwie die Egyptische Priester / durchNeid. das Wasser / und insonderheit / durch dieLiebe. See / Haß und Neid verstunden: also verstunden sie durch das Feuer die Liebe / deswegenGegen-Liebe. dem Cupidoüberall die Fackel zugeeignet wird. Die Liebe / so an beeden Seiten gleich / wird durch zwey creutzweis zusammen gebundene brennende Fackeln abgebildet: die Fackeln abertodte Liebhaber. brennend unter sich gekehret / bedeuten zwey todte Liebhaber: und diese pflegen an die Gräber gemacht zu werden.

Der Rauch.

Flüchtigkeit des Lebens. Traurigkeit Unwissenheit.DEr Rauch bedeutet unser flüchtig-kurtzes Leben / wie auch die Traurigkeit und Trübsäligkeit dieses Lebens; ingleichen auch Unwissenheit: gleichwie das Feuer Lehr und Wissenschafft fürstellet.

Der Dreyzang.

die See oder das Meer.DUrch den Dreyzang / wird das Meer / oder die See / gemeynet.

Der Pflug.

Ackerbau.DEr Pflug bedeutet den Land - Feld - oder Ackerbau.

Der Zaum.

Mässigkeit.MAn hält den Zaum für ein Kennzeichen der Mässigkeit / Sittsamkeit oder Bezwingung.

Der Spinnrocken.

Tod.DEr Spinnrocken / und die Spindel / da der Faden abgerissen / bedeutet den Tod.

Die Stricke /

Betrug.DIe Stricke sagen von heimlichen Betruge / und bösen Anschlägen / oder betrieglichen Nachstellungen.

Die Ketten.

böse Wercke.AN den Ketten werden die böse schnöde Wercke abgebildet / die aneinander hangen / oder eines aus dem andern entspringet / gleichwie die Ketten mit ihren Gliedern aneinander hanget.

Mühlsteine.

Gemeinsamkeit oder Freundschafft.DIe Mühlsteine / da einer ohne den andern nichts vermag / rathen zur Gemeinsamkeit gesamter Hülffe und Freundschafft. Welche Freundschafft durch das allgemeine Urtheil und Erfahrung für eine Nohtwendigkeit erkannt wird: Dann jedweder bedarff Freunde / und muß sich / wann er leben will / einiger Unterhandlungen gebrauchen.

Der Altar.

Gottesdienst.DEr Altar bedeutet Gottesdienst oder Gottesfurcht.

Die Seule oder der Pfeiler.

EIn Weib / so auf einer kleinen Seule / mit dem Ellenbogen / ruhet / die Hand unter dem Haupte / und in der Rechten einenRuhe. Palmzweig hat / bedeutet der alten Zeit Ruh undFestigkeit. Stille; Sonsten aber der Pfeiler auch Festigkeit.

Der Palmbaum.

Sieg.DEr Palmbaum ist ein Zeichen der Uberwindung und des Siegs.

Der Lorbeerbaum.

DEr Lorbeerbaum bedeutet gleichfallsSieg. Sieg: Mit diesem wurden vor Zeiten Kayser und Poeten gekrönt.

Der Eichbaum.

DEr Eichlaubkrantz mit denen Eicheln bedeuteteBurger-Erlösung. vor Alters die Beschirmung der Burger: wie dann darmit bekräntzt waren diejenige / so einige Burger im Kriege aus der Lebens -Tugend und Stärcke. Gefahr erlöst hatten. Uberdas bedeutet die Eiche auch Tugend und Stärcke: dann Einige halten darfür / daß des HerculesKeule von diesem Holtze gewesen / dieweil es fest und starck ist: Andere aber wollen / sie sey von Oliven-Holtze gewesen.

Der Nußbaum.

DIe Nuß ist / von Alters her / ein ZeichenEhe. der Ehe.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 212

Die Weide.

Unfruchtbarkeit oder Keuschheit.DIe Weide bedeutet Keuschheit / und Unfruchtbarkeit.

Der Olivenbaum.

Friede. Barmhertzigkeit. Sieg.DEr Olivenzweig zeiget den Frieden an: das Oel die Barmhertzigkeit und Freude. Mit einiger Art der Oliven ward auch Sieg und Uberwindung angedeutet.

Der Weinstock.

Frölichkeit. Freymütigkeit.DIe Weintraube will von Frölichkeit und Freymütigkeit sagen.

Der Feigenbaum.

Süssigkeit. die Lieblichkeit der Warheit.DUrch die Feige wird angedeutet die Gütigkeit / Sanfftmut und Freundlichkeit guthertziger Menschen; wie auch die Süssigkeit der Warheit.

Der Rosenstock.

des Menschen kurtz - und schwaches Leben.DUrch die Rose verstehen wir die Kürtze des schwachen menschlichen Lebens / wegen ihrer Unbeständigkeit / und weil sie in Dörnern wächset; gleichwie das menschliche Leben / von vielem Jammer und Elend / angefochten wird. Die Rose bedeutet auch Wollust der fleischlichen Liebe / weil beyde in kurtzer Ergetzlichkeit bestehen.

Die weisse Lilie.

Reinigkeit des Gemüts. Schönheit.DIe weisse Lilie bedeutet Reinigkeit des Gemüts / wie auch Schönheit.

Die Distel.

des menschlichen Lebens Schwachheit.DIe Distelblum / so bald zergehet und verstäubet / ist ein Konterfeyt der Schwachheit unsers menschlichen Lebens.

Ein Rohr.

Schwachheit und Wanckelmütigkeit.DEm Rohr affet die menschliche Schwachheit und Wanckelmut nach.

Der Kürbis.

Gesundheit.DEr Kürbis bedeutet Gesundheit: dann die alte Griechen zu sagen pflegten: So gesund als ein Kürbis.

Die Köhlstauden.

verhinderte Freude.DEr Weinstock oder die Traube zwischen zweyen Köhlstauden bedeutet verhinderte Fröligkeit: dann der Köhl ist dem Weinstock zuwidern.

Das Mohnhaupt.

Stadt.AN dem Mohn Kopffe hat uns die Natur eine Stadt entworffen / die mit Mauren / Strassen und vielem Volck bewohnet ist: dann also ist es inwendig unterscheiden / und mit vielen Säcklein angefüllt.

Nulla dies sine Linea.

Das Feuer feyret nicht. Die Flut stets fürter führet
ihr Wesen. Sonn und Mond stets halten ihren Lauf.
Kunstliebender! hier lern / schau um dich und sieh auf.
Dein Geist nie schlaffen soll: das Schaffen ihm gebühret.
diß macht Kunst-drey belehrt. Der Fleiß dich lädet ein.
kein Tag sey ohne Thun: sollts auch ein Strich nur seyn.
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TA 1680, Register, nach S. 212 [I]

RegisterDer fürnehmsten Namen und Sachen / wovon sonderlich in diesem Buche gehandelt wird.

A.
  • AAl / warum er ein Kennzeichen der Mißgunst / Blat166.167
  • seine Natur / ibid.
  • Achaeron/ was dieser Fluß bedeute /104
  • Achelous/ sein Bildnis /94
  • wird vor die süssen Wasser genommen /92
  • Achor/ ein Fliegen-Gott /124
  • Acisin einen Fluß verwandelt /93
  • Adad/ sein und der AtargatesBildnis28
  • Adler ist dem Jupiterheylig /57
  • ist ein König der Vögel /ibid.
  • ist ein Siegszeichen /144
  • ihn führeten die kriegende Römer in ihren Fahnen /ibid.
  • bedeutet die Kayserl. Macht / und einen vesten Lieger /206
  • Adonisvon einem wilden Schwein umgebracht /190
  • Gebräuche bey den Adonischen Festen /ibid.
  • Adrastia/ ist die Göttin der Rache/163
  • Aeacus/ ein Richter der Seelen / so von ihren Leibern geschieden /97
  • Aega/ eine Tochter der Sonne /134
  • Aegis / ein Schild / woher er also genennet worden /134
  • ein Fell vom Jupitergetragen /58
  • Aegypter / von denen haben die Griechen den Götterdienst entlehnet /2
  • haben die Elementen ohne Ausbildung verehret /4
  • hatten abscheuliche Götzenbilder /10
  • wann und wem sie eine Sau geopffert /40
  • warumb ihnen eine Kuh zu opffern verbotten /43
  • warumb sie mit Pfauen-Federn die Thuren ihrer Häuser gezieret /64
  • ihrer Könige Habit /91
  • wer bey ihnen einen roten Hut getragen /24
  • von ihnen ward der Roßkefer hochgeachtet /ib.
  • Aelster bedeutet Wäscherey /207
  • Aeneas/ was sein Eintritt in die Hölle bedeute / Blat99
  • Aepfel / ein Opfer von denselben hat man dem Herculesgebracht /123
  • drey Aepfel hatte des Hercules Statuaim Pantheonzu Romin den Händen /ibid.
  • Aesculapius/ seine Statueaus einem Keuschbaum /9
  • warum er Agnitesgenennt worden /ibid.
  • was er bedeute /30
  • sein Vater war Apollo/ib.
  • ist ein Gott der Gesundheit /ib.
  • Ihme ware der Hahn heylig /ib.
  • sein Bildnis bey den Epidauriern /ib.
  • wie er zu Auximzu sehen gewesen /ib.
  • Ihme war die Schlange heylig /ib.
  • wie er nach Romgeführet worden /31
  • wie ihn die Phliasier ausgebildet /30
  • Fabel von ihme / wie er den Glaucus/ des MinosSohn / wieder lebendig gemachet /31
  • die Schlangen sind in seinem Schutz /ib.
  • ist von den Hunden ernähret worden /76
  • warumb er Cotylaeusgenennet worden /122
  • Aethon/ Pferd der Sonne /33
  • Aff bedeutet einen lasterhafften Menschen /[ 202]
  • Gleisnerey und Unverschämtheit /202
  • Affecten sind an sich selbst nicht bös /103
  • selbige muß man bezwingen /ib.
  • Agdistis/ eines bösen Geistes Ursprung /74
  • Agenoria/132
  • Agesilauswollte ihme keine Statue aufrichten lassen /7
  • Alcibiadesgerieth in Argwohn / als ob er nach dem Principat stünde /116
  • Alectryonist in einen Hahn verwandelt worden /145
  • Alexander/ seine Muttersolle von einer Schlange seyn geschwängert worden /153
  • Almonder Fluß /75
  • Altar bedeutet den Gottesdienst /211
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [II]
  • Amataware die erste Vestal-Jungfrau/77
  • Ameis bedeutet Vorsichtigkeit und Gemeinschafft der Arbeit /203
  • Amor Lethaeus,173
  • hat vom Vulcanusund der gemeinen Venusseinen Ursprung /172
  • ist unter allen Göttern der Jüngste /176
  • ist unter den Blumen /ibid.
  • wie Ihn Apulejusbeschreibe /ib.
  • seine Kräffte und Würckung /177
  • sein Wagen /178
  • warumb er geflügelt /179
  • warumb er Pfeile führe /ib.
  • wird auch mit einem Donnerstrahl vorgestellet /ib.
  • ist nicht blind /177
  • der flüchtige Amorwird beschrieben /ib.
  • ist rötlich und fast feuerfärbig /178
  • ist betrüglich und lügenhafftig /177.178
  • hat den Panüberwunden /180
  • hat zween Schlüssel zu den Himmelsthüren /ibid.
  • wird von den Poeten gebunden aufgeführet /ib.
  • Amphiaraus/ in seiner Höle solle das Traum-Thor seyn /117
  • Amphitrite/ des Neptunus Gemahlin/88
  • Amuletum,196.197
  • Angeronia/131
  • Ancker bedeutet Mässigkeit und Hoffnung /210
  • Anteros/173
  • sein Bildnis /ib.
  • Antevorta/ Gefärtin der Gottheit /18
  • Anthracia/ eine aus den Arcadischen Nymphen /81
  • Antiochus Sotererblicket den grossen Alexanderin einem Gesicht /32
  • Antoninus der Kayserhiette viel auf der CeresFest /80
  • Antrum oder Höle der Ewigkeit /12
  • Anubis/ sein Bildnis /120
  • warumb er mit einem Hundskopff zu sehen /ib.
  • Apelles/ wie er die Verleumdungvorgestellet /165
  • Apfel / was das Sprichwort: Einem den Apfel zuwerffen / bedeute /174
  • mit einem Apfel wird die Venusgebildet /188
  • Apis/ 26
  • wie die Aegypter die Oracula oder Antworten
  • von diesem Abgott ersuchet /26
  • wer er gewesen /27
  • ihn tödtet Cambyses/ib.
  • Apollo/20
  • seine unterschiedliche Namen /ib.
  • bleibt allezeit ein Jüngling /21
  • was sein gelbes Haar bedeute /ib.
  • hat die Harffe in der Hand /ib.
  • ist der Musen Führer /ib.
  • warum er in der Mitte der Musen/22
  • sein Bildnis /ib.
  • ist der Höllen-Gott genennet worden /ib.
  • von ihme wird Pythogetödtet /ib.
  • warum die Wölffe unter seinem Schutz seyen /23
  • dem Apollo Lyciusward ein Tempelzu Argosgewidmet /ib.
  • ihm ist der Rab und Schwahn geheyliget /ib.
  • wie auch der Hahn und Habicht /24
  • item der Lorbeerbaum /25
  • ist ein Gott der Medicin /ib.
  • hat 4. Ohren /ib.
  • ihme sind die Ochsen angenehm /26
  • war ein Viehhirt /27
  • sein Bildnis /ib.
  • ware des Aesculapius Vatter/30
  • Apollo Sminthius/32
  • ihme ward ein Bock von Ertz geheyliget /33
  • item der Esel /ib.
  • hatte eine Taube auf seinen Schultern /ib.
  • sein Gefecht mit dem Hercules/124
  • seyn Dreyfuß im Tempelzu Delphos/125
  • er wurde bey den Tyriern an des Hercules Altar gebunden /143
  • Aqvilooder Nordwind/92
  • Ariadnanimmt ihre Zuflucht zu den Furien/102
  • Arimaspi / ein einäugiges Volck /127
  • Astarteeine Tochter des Himmels/ und Schwester und Gemahlin des Saturnus/15
  • Atargates/ ihr Bildnis /28
  • Attaoder Atys/74
  • was er bedeute /ib.
  • Averrunci/101
  • Augbraunen unter der JunoSchutz /[ 62]
  • Augen der Minerva/126
  • des Menschen was sie bedeuten /209
  • Aurora/35
  • ihr Pferd/ib.
  • Austeroder Sudwind/92
B.
  • BAcchanalien / Gebräuche derselben /156
  • Bacchae/149
  • Bacchus/146
  • seine Gefärten sind die Satyri/52
  • sein Dreyfuß /125
  • wird für den Wein genommen /146
  • warum er kahlköpffig /147
  • der MusenHaupt und Führer /ib.
  • wird auf zweyerley Weise gebildet /148
  • seine Hörner /ib.
  • ihme sind Hörner geopfert worden /ib.
  • hat lange Haare gehabt /149
  • seine Gesellschafft /ib.
  • ihme wurde eine Wanne geheyliget /ib.
  • sein Geheimnis ist die Trunckenheit /ib.
  • seine Kleider /150
  • wird Bassareusbeygenamset /ib.
  • ist ein Erfinder des Triumphes /151
  • Kräntze von ihm erfunden /ib.
  • warumb der Epheu ihme zugeeignet worden /ibid.
  • Thyrsus/ sein mit Laub bekleideter Stengel /ibid.
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [III]
  • ward unterweilen mit Epheu / unterweilen auch mit Feigenblättern umkräntzet /ib.
  • sein Wagen /152
  • warumb ihme das Pantherthier gewiedmet worden /ib.
  • sein Schiff /ib.
  • Schlangen thun ihme keinen Schaden /153
  • junger zerrissener Stier in seinem Gottesdienst /ib.
  • solle von den Titanenseyn zerrissen worden /155
  • seine Gemeinschafft mit den Eleusinischen Göttinnen/ib.
  • Gebräuche bey seinem Feste /156
  • ihme wurde ein Bock geheyliget /157
  • ihme wurden die Schaubühnen gewidmet /196
  • seine Töchter sind die Gratien/[ 191]
  • Bärin bedeutet Kinderzucht und Zorn /204.205
  • Becher des Hercules/122
  • Beelzebub/124
  • Beil wird vor Gericht verklagt /61
  • Bellerophonhat das Thier Chimaerabezwungen /106. 107
  • Bellonaward von den Alten dem Krieg vorgesetzet /128
  • ist des MarsGutscherin /ib.
  • ist eine Zorngöttin /ib.
  • Beredungs. Göttin/187
  • Beredtsamkeit / derselben Vermögen und Kräfften /120
  • Betrug /167
  • wird durch den Fichtenbaum angedeutet /ib.
  • Betrüger werden durch die Meerkatzen verstanden /121
  • ihre Art /167
  • Biene bedeutet ein Königreich / Friede und Keuschheit /208
  • Bilder wurden bey den Juden nicht gedultet /3
  • wer der erste gewesen / so sie von den Griechen zu den Römern überbracht /5
  • wurden bey den Römern für sehr heylig gehalten /7
  • warum sie nackend /ib.
  • von wem sie verachtet worden /ib.
  • wurden in offentlichen Processionen umbher getragen /ib.
  • warumb sie auf unterschiedliche Weise formiret gewesen /8
  • Blitz bedeutet fernes Gerücht / Schnelligkeit / Gütigkeit oder Erbarmung /210
  • Blumen / Gebrauch der Alten /147
  • unter den Blumen hält sich Amorauf /176
  • Bock von Ertz dem Apollogeheyliget /33
  • Einer des PriapusKennzeichen /157
  • wurde dem Bacchusgewidmet /ib.
  • Boeotienmit Wasser überschwemmet /68
  • Boge bedeutet Krieg /210
  • Bohnen / warum sie unrein /82
  • Bona Dea, oder die gute Göttin/83
  • ihr Gottesdienst /84 Bildnis /ib.
  • Bonus Eventus, der gute Ausschlag oder Ausgang/170
  • Boreasoder Nordwind/92
  • Botten der Götter /110
  • Bräutigam / warumb er bey den Römern die Junoangeruffen /70
  • Braut / derer wurde von den Alten Feuer und Wasser vorgesetzet /67
  • eine Braut wird Juno genennet /68
  • ihr Gürtel von Schafswolle /70
  • Brennuswird mit seinem Kriegsheer von einem Panischen Schrecken überfallen /48
  • Brodbacken / wer die Menschen gelehrt /79
  • Brunn / ein Wunderbrunn wider die Meineydigen /55
  • Sonnenbrunn /60
  • Brustharnisch der Minerva/135
  • Brutus/ dem erscheinet sein böser Genius /160
C.
D.
E.
  • Echo/50
  • Edusa/72
  • Ehestand /69
  • Ehre /131
  • Eiche wurde an statt des Jupitersverehret /60
  • Eichbäume für Götter gehalten /4
  • bedeuten die Burger-Erlösung / item Tugend und Stärcke /211
  • Eintracht/ ihr Bildnis /112
  • ihr ware der Storch gewiedmet /114
  • wie auch die Krähe /ib.
  • der Granatapffel /ib.
  • Eisenkraut /111
  • Eisen / wer es zu erst im Brauch gehabt /139
  • Eleer / ihr Gebrauch im Eidschwören /55
  • Elephant bedeutet den König und die Gottesfurcht /202
  • Eleusina/ ihr Fest /80
  • nach den Geheimnissen des Eleusinischen Heiligthums durffte man nicht fragen /81
  • die Eleusinischen Göttinnen Ceresund Proserpina/ib.
  • Endymion/46.
  • Eous/ Pferd der Sonne /33
  • Epheu / warumb er dem Bachuszugeeignet worden. /151
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [V]
  • Eratovom Virgiliusbeschrieben /195
  • Erdbeben wird vom Neptunuserreget /91
  • Erde/ warum sie eine Mutter genennet worden /72
  • wurde von den Teutschen vor eine Göttin gehalten /75
  • Eridanus/93
  • Erndten wer die Menschen gelehret /79
  • Esel dem Apollogewidmet /33
  • bedeutet Unverstand und Faulheit /205
  • Eule bedeutet Weisheit / unnütze Lehre / Sieg und Tod /207
  • Eurusoder Ostwind/92
  • Eurynome/91. Eurynomus/99
  • Ewigkeitbegleitete allezeit die vornehmste Götter /11
  • wer und wie sie beschaffen seye /ib.
  • ihre Beschreibung /ib.
  • ihre Ausbildung /11. 12
  • Erklärung ihrer Höle /12
  • Eydschwören / Gebrauch der Eleer bey demselben /55
F.
G.
  • Gänse der Junogeheyliget /64
  • wurden auf gemeinen Kosten im Capitolioernähret /ibid.
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [VI]
  • bedeuten eine sichere Wacht / item Schweigen / und einen Feind der Poesie /208
  • Galathea/86
  • Galle wurde bey dem Opfer der Junoweggeworffen /69
  • Garten / ein Gott derselben ist Mutinus/156
  • Gastereyen / derselben Gott ware Comus/147
  • Gebet / wie es beschaffen /16
  • Geburt / derer stehet der Mondvor /39
  • Geburts-Engel/158
  • sein Bildnus /159
  • ihme ward der Masholder geheyliget /ibid.
  • es sind zweyerley Geburts-Engel /160
  • der Böse erscheinet zum öfftern /ib.
  • Euthymusüberwindet einen Genius/ib.
  • Geheimnissen sind nicht jedem zu offenbahren /52
  • Geilheit / wie sie vom Philoxenesvorgestellet worden /52
  • Geiß / warumb sie geehret worden /52
  • bedeutet gut Gehör / Unkeuschheit / und eine Hure / oder leichtfertig Weib /203
  • Geißhirten / hochgehalten /52
  • Gelegenheitist eins mit der Fortun/168
  • ihre Abbildung /ib.
  • ihre stete Gefärtin ist die Reu/ib.
  • Gemählde wurden bey den Römern für sehr heylig gehalten /7
  • warum sie nackend /ib.
  • vom wem sie verachtet worden /ib.
  • wurden in öffentlichen Processionen herumbgetragen /ib.
  • Geniusoder Geburts-Engel/158
  • des Fürsten Genius /ib.
  • ihme wurde der Maßholder geheyliget /[ 159]
  • es sind zweyerley Genii /160
  • der böse erscheinet zum öfftern /ib.
  • einer wird überwunden /ib.
  • Gerechtigkeit/164
  • ihre Statue ohne Kopf /ib.
  • Gerüchtist zweyerley /140
  • Geschickwas es sey /107
  • Gesundheit/ derselben Kennzeichen /32
  • ihr Bildnis /ib.
  • Geyer ist ein Bildnis der Natur /43
  • der Junogewidmet /64
  • dem Marsgeheyliget /145
  • bedeutet Liebe und Barmhertzigkeit / item Aufrichtigkeit und Unschuld /206
  • Glaucus/85
  • Glück/161
  • warumb es getadelt werde /ib.
  • ist nichts /ib.
  • ist zweyerley /ib.
  • wird vom Virgiliusbeschrieben /162
  • ihme wird Plutusin die Hände gegeben /ib.
  • wird vom Martianusbeschrieben /ib.
  • das gute und böse /163
  • das Gute /168
  • Senecavom Glück/ib.
  • dasselbe und die Gelegenheitsind eins /168
  • Glückder Scythen /169
  • ist gläsern /ib.
  • wird für den Mond genommen /ib.
  • Glückseeligkeit/170
  • wer nach des AristotelesMeinung glückseelig seye /[ 170]
  • wie Cebessie beschreibe /170
  • Gonzaga/ dieses Herzogen von MantuaLeibschild /199
  • GOTTist unbildlich /3
  • mag durch keine Figur entworffen werden /ib.
  • Götter / woher ihre Menge entstanden /2
  • die zwölff vornehmsten /ib.
  • die Rathherren-Götter /3
  • warum den Göttern Menschliche Bildnussen zugeeignet worden /6
  • ihr Ursprung /4
  • auf was Weise sie bey den Alten eingeführet worden /20
  • ihre Hände küssen /41
  • denen droheten die Alten /45
  • warum ihnen Lanzen zugeeignet worden /63
  • Götter der Alten kan man nicht allezeit voneinander unterscheiden /77
  • ihr Secretarius/108
  • ihre Botten /110
  • die gebundene Götter /143
  • unter allen ist Amorder Jüngste /176
  • sind allesamt Männliches und Weibliches Geschlechtes /190
  • Gold-Regen /101
  • Gorgon/ ein abscheuliches Thier in Lybien/134
  • die Gorgonen/135
  • Granat-Apffel für die Eintracht genommen /114
  • Graß / dem Marsgeheyliget /145
  • Gratiender VenusGefertinnen /191
  • sind der Venusund des BacchusTöchter /ib.
  • sie und Horaesollen einerley Göttinnen seyn /ib.
  • wieviel ihrer seyen /192
  • warum sie der VenusGefärtinnen /ib.
  • ihre Namen /193
  • wie sie von den Eleern gebildet worden /ib.
  • warum man ihren Tempel mitten auf der Gassen habe pflegen aufzubauen /ib.
  • warum drey Gratienseyen /ib.
  • warum sie lächlen /ib.
  • warumb sie jung und als Jungfrauen gebildet werden /ib.
  • werden durch Mercuriumangeführet /195
  • Grausamkeit des Commodus/136
  • Greiffen /127
  • Grimm/141
  • Grosse Mutter/72
  • hat sonst mehr andere Namen /ib.
  • wie sie vom Martianusbeschrieben worden /73
  • Schlüssel in ihrer Hand /ib.
  • ihr ware der Zirnenbaum gewidmet /74
  • ihr Bildnis /75. 76
  • Opfer /75
  • Guckguck / warumb er der Junozugeeignet worden /65
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [VII]
  • Gürtel der Braut von Schafswolle /70
  • Gunst/170
  • Gute Göttin/83
  • ihr Gottesdienst und Bildnus /84
H.
  • HAar / lange Haar hat Bacchusgehabt /149
  • Haas kommt mit der Venusziemlich überein /175
  • Haasenfleisch essen solle schön machen /ibid.
  • bedeutet Wachsamkeit / Gehör / Einsamkeit und Furcht /205
  • Habicht / warum er dem Apollogewidmet /24
  • die Egypter haben unter seinem Zeichen den Osirisverstanden /ib.
  • Bild der Lunamit einem Habichtskopf /42
  • Habichts-Art der Junogewidmet /64
  • Osirishat eine Habichts-Gestalt /154
  • Hände der Götter küssen /41
  • item / der grossen Heren /114
  • Hahn ist dem Apollogeheyliget /24
  • wie auch dem Aesculapius/30
  • stunde neben dem Mercurius/116
  • dem wurde von den alten Wahrsagern eine Kraft wider die Hexerey und anders Unglück zugeeignet /197
  • bedeutet die Wachsamkeit / Großmütigkeit und Streitlust /208
  • Hand des Menschen / was sie bedeute /209
  • Harpocrates/27. 132
  • dem ist der Baum Persea gewidmet /132
  • Harpyien/ werden vom Virgiliusbeschrieben /105
  • vom Dantesabgebildet /ib.
  • Haupt der Minervamit einem Helm /127
  • des Menschen / was es bedeute /208
  • Hausgötter /78. 157
  • Hunde neben denselben /ib.
  • Penateswaren eine Art der Hausgötter /158
  • Hecate/40
  • die dreygestaltige /41
  • die dreyköpfigte /ib.
  • warum sie Empusagenennet worden /42
  • Hecatombe /40
  • Henne bedeutet Liebe /208
  • Hera/81
  • Hercules/120
  • hat den Cerberusentführet /100
  • Melampygusoder mit dem schwarzen Geseß /121
  • sein Bild /ib.
  • seine Waffen /122
  • Becher /ib.
  • ist ein Sauffer /ib.
  • ein Fresser /ib.
  • bey etlichen seiner Opfer durffte man kein gut Wort reden /ib.
  • warumb man ihm ein Opfer von Aepfeln gebracht /123
  • seine Statua im Pantheonzu Romhatte drey Aepfel in der rechten Hand /ib.
  • seine Verrichtungen /ib.
  • seine Gemüts-Tapferkelt /ib.
  • er wird für die Sonne genommen /ib.
  • item für die Zeit /ib.
  • Gewonheit und Gebrauch bey seinen Opfern /124
  • in seinem Tempelzu Romsind weder Hunde noch Fliegen gesehen worden /ibid.
  • den Weibern ware verbotten seinen Opfern beyzuwohnen /ib.
  • welche Weiber in des Hercules Tempelgehen durfften /ib.
  • sein Gefecht mit dem Apollo/ib.
  • ihm erschienen die Wollustund Tugend/131
  • an seinen Altar wurde Apollobey den Tyriern gebunden /143
  • zwischen ihme und dem Mercuriusstehet Cupido/173
  • Hermae / wurden des Mercurius Statuen genennet /116
  • Hertz der Menschen / was es bedeute /209
  • Hetze bedeutet Wäscherey /207
  • Heuschrecken bedeuten die Wäscher oder Plauderer /208
  • Heyl/ dessen Bildnus und Kennzeichen /32
  • Hiero/ wie ihme die Reichswürde verkündiget worden /130
  • Himmel solle zwo Thüren haben /16
  • Hirnschale an statt eines Götzenbildes geehret /4
  • Hirsch ist der Dianaangenehm gewesen /36
  • bedeutet Unvorsichtigkeit / Furcht / Gehör / hitzige Begierde / Unglück und Unbeständigkeit /203
  • Historia / wann sie angefangen /14
  • Hochzeit-Decke /67
  • Fackeln /ib.
  • warumb die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebrauchet /ib
  • warum die Römer bey denselben Nüsse auswerffen lassen /71
  • Hochzeit der Ceres/81
  • Abbildung einer Römischen Hochzeiterin /200
  • Höle der Ewigkeit / und derselben Erklärung /12
  • des Trophonius/31
  • Hölle / Höllische Richter /96
  • höllische Flüsse /104
  • Höllenhund/99
  • Horaesind mit den Gratieneinerley Göttinnen /191
  • sind die 4. Jahrszeiten /192
  • sind Gefärtinnen der Flora/ib.
  • ihre Gestalt /ib.
  • sind zu Verwahrung der Himmelspforten verordnet /194
  • wurden auch für Göttinnen der Freundlichkeit und Schönheitgehalten /196
  • Horn des Schlaffes /[ 117]
  • des BacchusHörner /148
  • die Hörner sind dem Bacchusgeopfert worden /ibid.
  • Horta/132
  • Horus/154
  • Hülsenfrucht von der Ceresausgetheilet /82
  • Hunde sind in des Hercules Tempelzu Romnicht gesehen worden /124
  • sind des VulcanusHüter /139
  • man bildete sie neben den Hausgöttern /157
  • bedeutet einen rechten Lehrer / item die Treue / und den Geruch /202
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [VIII]
  • Hut / wer bey den Egyptern einen roten getragen /24
  • ist ein Zeichen der Freyheit /66
  • auf einer Lantze /ibid.
  • zum Hut beruffen / was es bey den Römern bedeute /ib.
  • ist ein Kennzeichen der Tugend und Wissenschafft /ib.
  • bedeutet die Freyheit /209
  • Hygeia/ ihr Bildnis /32
  • Hymenäus/69
  • Erzehlung von ihme /ib.
  • sein Bildnis /71
  • vom Catullus/ Senecaund Claudianusbeschrieben /71. 72
J.
  • JAhr / Beschreibung desselbigen /11
  • Janushat in Italienzu erst den Göttern Tempel erbauet /16
  • von ihme haben die Alten in den Opfern jederzeit den Anfang gemachet /ib.
  • stunde / ihrer Meinung nach / vor den Himmels-Thüren /ib.
  • seine Bildnis und derselben Erklärung /17
  • Ist einerley mit dem Portunus/ib.
  • seine Gleichheit mit der Sonne /ib.
  • was seine zwey Angesichter bedeuten /ib.
  • seine Bildnus aus dem Plinius/ib.
  • und Suidas/ib.
  • ist eine Abbildung der Welt /ib.
  • warumb er zweyköpfig /18
  • wird vor den Chaosgenommen /ib.
  • ist ein Gott der Anfänge/ib.
  • was sein zwey faches Gesicht im Gemüte bedeute /ib.
  • wird auch von den Alten mit 4 Gesichtern gebildet /18. 19
  • ihme wurden zwölff Altäre aufgerichtet /19
  • sein Tempelzu Rom/ und dessen Bedeutung /ib.
  • warumb er Patulciusund Clusiusgenennet worden /ib.
  • hat den Fried und Krieg in seiner Hand /ib.
  • warumb er auf dem Marcktzu Rombey den Wechslern gestanden /20
  • warum er Junoniusgenennet worden /ib.
  • warumb seine Ehrenpforten viergestaltig und durchgängig gewesen /ib.
  • Ibis / was dieser Egyptische Vogel bedeute /197
  • Igel bedeutet einen wider das Unglück versehenen Mann /203
  • Inachus/93
  • Insulen der Sirenen/87
  • Iraoder Zorn/141
  • Iris/ der JunoAufwarterin /64
  • ihre Bildung /ib.
  • Isis/ wie ihr Ochs beschaffen seyn muste /26
  • durch sie wird der Mond vorgebildet /42
  • ihre Bildnis /44
  • Juno/ ihre Brüste /29
  • des JupitersSchwester /62
  • und Gemahlin/ib.
  • unter ihrem Schutz sind die Augbraunen /62
  • saß auf zweyen Löwen /ibid.
  • ihr Bildnis /63
  • ihr Wagen /ib.
  • warumb ihr eine Lanze beygefüget worden /ib.
  • was ihr Wagen bedeute /ib.
  • warum ihr ein Scepter zugeeignet worden /64
  • ihr ist der Pfau gewidmet /ib.
  • ihr ist ein Geyer und Habichts-Art zugeeignet /ib.
  • wie auch die Gans /ib.
  • hat 14 Nymphen zu ihrem Dienst /ib.
  • ihr Bildnis /64. 65
  • ihre Krone /65
  • warumb ihr der Guckguck zugeeignet worden /ib.
  • die vom Jupitergebundene was sie bedeute /67
  • wird eine Braut genennet /68
  • was der Streit zwischen ihr und dem Jupiterbedeute /ib.
  • ihre Rosen /ib.
  • ihr Bildnis zu Argos/ib.
  • Juno Sospitaund Februalis/ib.
  • Jugalis/69
  • warumb sie von dem Römischen Bräutigam angeruffen worden /70
  • ihre viererley Namen /ib.
  • wird von ihrem Sohn / dem Vulcanus/ verstricket /138
  • Jupiter/ sein Aug /25
  • Gelächter /29
  • woher er seinen Namen bekommen /47
  • sitzt auf dem Wasserbaum Lotus /ib.
  • ist allenthalben /ib.
  • ist die göttliche Schickung / Vorsehung / Natur und Welt /48
  • sein Bildnus /52. 54
  • ohne Ohren /54
  • hat vier Ohren /ib.
  • hat drey Augen /ib.
  • Jupiter Horcius/56
  • in Gestalt eines Knabens /ib.
  • mit des BacchusKennzeichen /ib.
  • ihme ist der Adler heylig /57
  • Jupiter Custos, Statorund Conservator,ib.
  • ihme wurde allezeit ein Donnerkeil zugeeignet /58
  • wann sein Donnerstrahl schädlich oder nicht /ib.
  • Aegis wird von ihme getragen /ib.
  • sein Buch Diphtera /59
  • seine Statua mit einem Beil /ib.
  • Jupiter Labradeus,ib.
  • der Gebährende /ib.
  • sein Bildnis von Phidia/ib.
  • in Gestalt einer Piramide geehret /60
  • Jupiter Ammon/ib.
  • Jupiterin Widders Gestalt /ib.
  • an statt seiner verehrten die Celten eine Eiche /ibid.
  • mit einem Cranz von Oelzweig-Blättern /61
  • seine Kennzeichen /ib.
  • sein Angesicht mit Mennig bestrichen /ibid.
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [IX]
  • das ihme gebrachte Schlachtopffer /61
  • seine vielfältige Verwandelung /62
  • was der Streit zwischen ihm und der Junobedeute? 68
  • sein Decret / die Seelen zu verurtheilen /97
  • Jupiter Apomyon/124
  • Justitzoder Gerechtigkeit/164
  • ihre Statue ohne Kopf /ib.
  • Juventas/ oder die Göttin der Jugend/ hatte einen Tempelzu Rom/21
K.
  • KAlben ziehen des Mondes Wagen /38
  • Katz ist ein Vorbild der Luna/[ 46]
  • bedeutet einen ungerechten Richter /205
  • Kauffleute / derer Gott ware Mercurius/116
  • Ketten bedeuten böse Wercke /211
  • Keuschheit der Vestalin Claudia/ wie sie bewähret worden /74
  • Klangspiel der Juno/46
  • Kleider des Schlaffes/117
  • des Bacchus/150
  • Klippen der Sirenen/87
  • Knie des Menschen / was sie bedeuten /209
  • Köhlstauden bedeuten verhinderte Freude /212
  • Krähe ein Bild der Einträchtigkeit/114. 207
  • eine Krähe hat die Minervatrefflich geliebet /129
  • wird von der Minervaausgetrieben /132
  • eine Krähe in der Hand Minerva/ib.
  • die Krähe bedeutet den Winter / langes Leben / item viel Gewäsch /207
  • Kräntze vom Bacchuserfunden /151
  • Kranig bedeutet Wachsamkeit / gemeinen Staat / und Weisheit /206
  • Kraut zulangen / was es bedeute /112
  • Krebs bedeutet Unbeständigkeit /208
  • Krieg / Gebrauch der Alten bey Ankündigung desselben /129
  • Kriegs-Instrumenten / Erfinder derselben /59
  • Kriegs-Seule/128
  • Krone der Juno/65
  • wer mit der Mauer - oder Thurnformigen Krone beehret worden? 76
  • Krone des Pluto/98
  • der Parcen/108
  • die Königliche bedeutet Gesetze /210
  • Künste / derer Erfinder ist Mercurius/115
  • von der Minervaerfunden /129
  • Kürbis bedeutet Gesundheit /212
L.
  • LAconier / wie sie der Dianageopffert /37
  • Lamia/106. ihre Natur /ib.
  • Lampe der Minerva/129
  • eine Lampe bedeutet Leben / gewaltsamen Tod / item natürlichen Tod und Wachsamkeit /211
  • Lanzen / warum den Göttern zugeeignet worden /63
  • wurden vorzeiten Göttlich verehret /ib.
  • Lares/ oder Hausgötter/78. 157
  • Hunde wurden neben ihnen gebildet /157
  • Leben und Tod des Menschen /197
  • Lethe/104
  • Leu / was er bedeute /201
  • Levanadie Göttin /72
  • Liebeskinder / artliche Vorstellung derselben /174
  • Liebe / Stricke derselben /176
  • ist zärtlich und weich /ib.
  • unter allen Gemüths-Reigungen ist keine hefftiger und schädlicher als sie /171
  • ist mit Schmertzen und Wollust vermischet /172
  • Liebhaber / woher ihnen die Röte entstehe /178
  • warumb ihre äusserliche Glieder-Theile bald warm / bald kalt zu seyn pflegen /ib.
  • sind gemeiniglich unbeständig /179
  • Lilie / die weisse bedeutet Reinigkeit des Gemüts / und Schönheit /212
  • Limentinus/ Gott der Thürschwellen /17
  • Löwen / warumb sie der Cybelezugeeignet worden /76
  • sind dem Vulcangeheyliget /139
  • Lorbeerbaum dem Apollogeheyliget /25
  • ist ein Kennzeichen der Victori/144. 211
  • Lotus / auf diesem Wasserbaum sitzet Jupiter/47
  • Lufft / nimmt unterweilen durch Krafft der Sonne unterschiedliche Qualitäten an sich /29
  • Luna/ was ihr schwartzes Kleid bedeute /44
  • derer Vorbild ist die Katz /46
  • Lunus/190
  • Lyssa/ die vierte Furie /104
M.
  • MAcariaoder Glückseligkeit/170
  • Magna Mater,72
  • hat sonst mehr andere Namen /ib.
  • wie sie vom Martianusbeschrieben worden /73
  • Schlüssel in ihrer Hand /ib.
  • ihr ware der Zirnenbaum gewidmet /74
  • ihr Bildnis /75. 76
  • Opfer /75
  • Marcellusist der erste gewesen / so die Bilder von den Griechen zu den Römern überbracht /5
  • Mars/ seine Gutscherin ist Bellona/128
  • hat mit der Venuszugehalten /139
  • ein Gott des Kriegs /ib.
  • sein Ursprung /ib.
  • sein Bildnis /ib.
  • seine Pferde /140
  • Waffen /ib.
  • vier Pferde vor seinem Wagen /141
  • sein Opfer /ib.
  • sein Bildnis /ib.
  • ihme opferten die Römer ein Pferd /145
  • unterschiedliche Thiere waren ihme geheyliget /ibid.
  • wie auch der Geyer /145
  • und Specht /ib.
  • item das Gras /ib.
  • des MarsFest /[ 145]
  • Marsyas/150
  • Masholder dem Geniusgeheyliget /159
  • Mauren waren dem Neptunusgeheyliget /90
  • Mauerkron / wer mit derselben beehret worden? 76
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [X]
  • Mauerrauten / mit diesem Kraut solle Plutogekrönet worden seyn /101
  • Maul-Esel ziehen des Mondes Wagen /38
  • bedeuten einen Bastard /205
  • Maulwurff bedeutet Blindheit / willige Unwissenheit / und Gehör /ibid.
  • Mäuse sind für heylig gehalten worden /33
  • eine in des VulcanusHand /137
  • Ursprung /138
  • Medea/84
  • Medusa/135
  • Meerkatzen / durch sie werden Betrüger und Schmeichler verstanden /121
  • Meer-Männer /86
  • Meerpferd /94
  • Meineidige / Wunderbrunn wider dieselbige /[ 55]
  • Menschen / viel sind von den wilden Thieren erhalten worden /76
  • ihre Glieder was sie bedeuten /208
  • Menschenopffer der Diana/37
  • Mercurius/110
  • seine Amts-Verrichtung /111
  • Bildnis /ib.
  • Stab /ib.
  • warumb Schlangen um seinen Stab gewunden /ib.
  • warumb ihme Flügel zugeeignet /114
  • wie ihn Apulejusbeschrieben /115
  • seine Tochter Palaestra/ib.
  • ist ein Erfinder aller guten Künste /ib.
  • warumb ihme die viereckigte Gestalt zugeeignet worden /ib.
  • seine Statuen werden Hermae genennet /116
  • sind von den Atheniensern zu ersten gemachet worden /ib.
  • ihme ware die Zunge geheyliget /ib.
  • war ein Gott der Kauffleute /ib.
  • neben ihm stunde der Hahn /ib.
  • warumb er ohne Bart vorgestellet werde /119
  • Steinhauffen um seine Säulen /ib.
  • dreyköpfigter /ib.
  • mit einem Widder /ib.
  • wird für die Sonne gehalten /ib.
  • sein Oraculum /125
  • zwischen ihme und dem Herculesstehet Cupido/173
  • Er und Venusbeysammen /187
  • sein Schlangenstab bedeutet des Menschen Geburt /206
  • item Fried / Eintracht und Glück /ib.
  • Messenier / zween Messenische Jünglinge werden vor den Castorund Polluxgehalten /66
  • Milchstrasse /68
  • Minerva/126
  • warumb sie sich mit dem Mercuriusvereinbahret /126
  • ihre Augen /ib.
  • die Gewaffnete /ib.
  • ihr Schild /127
  • ihr Haupt mit einem Helm /ib.
  • wie sie gebohren worden /ib.
  • warumb der Sphinxvor ihren Tempelgesetzet worden /ib.
  • warumb sie Tritoniageheissen /127
  • warum sie mit einem Olivenkranz gezieret gewesen /129
  • ihre Lampe /ib.
  • Künste von ihr erfunden /ib.
  • Nacht-Eule neben ihr /ib.
  • hat eine Krähe trefflich geliebet /ib.
  • treibet die Krähe von sich /132
  • eine Krähe in ihrer Hand /ib.
  • Furcht und Schrecken begleiten sie /ib.
  • ihr Schild /133
  • Spieß /ib.
  • die Schlange war ihr geheyliget /134
  • ihr Habit /ib.
  • ihr Brustharnisch /135
  • ihr Flor / Schleyer und Talar /136
  • ihr wurde ein Talar geopffert /ib.
  • Fraenatrix, oder die bezäumende Minerva /137
  • ihr und des VulcanusBildnißen stehen beysammen /ib.
  • Neptunusund Minervanebeneinander /ib.
  • ihr Bildnis an den Thoren /ib.
  • ihr Fest /146
  • ist eine Jungfrau /ib.
  • Mißgunst/165
  • Mißgünstige / wem sie gleich seyen /166
  • Mohnhaupt bedeutet eine Stadt /212
  • Momus/166
  • sein Bild /ib.
  • Mond/ seine Pferde /38
  • Maul-Esel ziehet seinen Wagen /ib.
  • item Kalben /ib.
  • stehet der Geburt vor /39
  • wird durch Zauberey vom Himmel gezogen /45
  • warumb die Alten kleine Monden auf ihren Schuhen getragen /47
  • bedeutet des Menschen Natur / Monat / Unbeständigkeit des menschlichen Geistes /210
  • Morgenroete/35
  • ihr Pferd /ib.
  • Mühlsteine bedeuten Gemeinsamkeit oder Freundschafft /211
  • Musen/ jedweder Himmel hat die Seinigen /21
  • werden auch Sirenengenennet /ibid.
  • wieviel ihrer seyen /ibid.
  • ihre Namen und Aempter /ibid.
  • ihr Führer ist Apollo. ibid.
  • ihre Bildnus /ibid. & pag. 22
  • ihre Kronen /22
  • warumb Apolloin der Mitte /ib.
  • ihnen und dem Schlaf wurde an einem gewissen Ort zugleich geopffert /116
  • Bacchusist ihr Haupt und Führer /147
  • Mutinus/156
  • Mutter/ die Grosse /72
  • hat sonst mehr andere Namen /ib.
  • die Erdewird eine Mutter genennet /ib.
  • wie sie vom Martianusbeschrieben worden /73
  • Schlüssel in ihrer Hand /ib.
  • ihr ware der Zirnenbaum gewidmet /74
  • ihr Bildnis /75. 76
  • Opfer /75
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [XI]
  • Mutterpferd / in eines ist die Ceresverwandelt worden /81
  • Myrtenbaum der Venusgeheyliget /186
N.
O.
  • OCeanus/91
  • sein Bildnus /92
  • Ochsen sind dem Apolloangenehm /26
  • werden für den Feldbau genommen /ib.
  • wie der IsisOchs beschaffen seyn muste /ib.
  • ein vom Wolffe überwundener Ochs bedeutet einen Burger von Fremden untergedruckt /202
  • Ochsenkopf bedeutet Arbeit /ib.
  • Oelbaum ist ein Zeichen des Friedens /111
  • Ohren was sie bedeuten /209
  • Olivenbaum bedeutet Friede / Barmhertzigkeit / und Sieg /212
  • Olivenkranz / warum die Minervadamit gezieret worden /129
  • Opfer / so verstellet /40
  • lächerliche Opfer-Ceremonien /61
  • warumb keines ohne Feuer vollbracht worden /78
  • warumb sie unterschiedlich /81
  • bey etlichen des HerculesOpffern durffte man kein gut Wort reden /122
  • Gewonheit und Gebrauch bey des HerculesOpfern /124
  • den Weibern ware verbotten des HerculesOpffern beyzuwohnen /ib.
  • Opfer des Mars/141
  • Opinio/ oder der Wahn/130
  • Ops/ Erklärung ihrer Bildnis /73
  • Oraculum des Trophonius/31
  • des Mercurius/125
  • Osirisist bey den Egyptern was Bacchusbey den Griechen /153
  • hat eine Habichts-Gestalt /154
  • erschlagen und in Stücke zerrissen /ib.
  • Ostwind/92
P.
Q.
  • Quadrat bedeutet einen aufrichtig-ehrlichen Mann /209
R.
  • RAb ist dem Apollozugeeignet /23
  • Rache / oder die Göttin Nemesis/163
  • ohne Flügel /164
  • Ratte bedeutet Schaden und Verlust /205
  • Rauch bedeutet Flüchtigkeit des Lebens / Traurigkeit / Unwissenheit /211
  • Regen von Gold /101
  • Reichthum / Verstand und Schönheit / drey grosse göttl. Gaben /194
  • Religion ist die vornehmste Tugend-Krafft des Menschen /1
  • Reu/ ist eine stete Gefärtin der Gelegenheit/168
  • Rhadamanthus/97
  • Rhamnusia/163
  • Rhea/77
  • Richter der Höllen /96
  • warum die Richter betrogen werden /97
  • wie sie sollen beschaffen seyn /164
  • Riesen/136
  • ihre Bedeutung /ib.
  • Römer haben ihres Schutzgottes Namen nicht wissen wollen /143
  • opfferten dem Marsein Pferd /145
  • Röte / woher sie bey den Liebhabern entstehe /178
  • Rohr bedeutet die Schwachheit und wanckelmütigkeit /212
  • Rosen der Juno/68
  • der Venusgeheyliget /186
  • Rosenstock bedeutet des Menschen kurtz und schwaches Leben /212
  • Roßkefer bey den Egyptern hochgehalten /24
  • Rumilia/ Göttin der Kinder-Erziehung /194
S.
  • Säen / wer die Menschen gelehret /79
  • Salmander bedeutet Beständigkeit /206
  • Saturnus/13
  • wird für die Zeit genommen /14
  • seine Bildnis und Erklärung derselben /ib.
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [XIII]
  • Fabel von ihme /ibid.
  • Stein wird von ihme gefressen /ib.
  • andere Abbildung von ihme /15
  • wie ihn Eusebiusbeschrieben /ib.
  • sein Untergang /29
  • Satyren/ ihre Abbildung /51
  • ein erschienener Satyrus/51.52
  • sind des Bacchus Gefärten/52
  • warumb sie von den Poeten eingeführet worden /196
  • Sau / warumb sie der Cereszugeeignet worden /81
  • Scepter / warum der Junozugeeignet worden /64
  • Scepter des Pluto/98
  • der Scepter bedeutet ins gemein königliche Macht und Wachsamkeit /210
  • Schaf / bedeutet unverständige Leute / Unschuld und Sanfftmuth /203
  • Schamhafftigkeit/ ihr Bildnis71
  • Schaubühnen wurden dem Bacchogewidmet /196
  • Schiff der Sonne /24
  • des Bacchus/152
  • Schiffleute warum sie den Castorund Polluxum Hülffe angeruffen /67
  • Schild der Minerva/127. 133
  • bedeutet Beschirmung /210
  • Schildkröten / ihre Natur /187
  • bedeuten zu-Haus-Bleibung und Trägheit /208
  • Schlachtopffer dem Jupitergebracht /61
  • Schlaff/ ihm und den Musenwurde an einem Ort zugleich geopfert /116
  • ist des TodesBruder /ib.
  • der geflügelte Schlaff /117
  • seine Kleider /ib.
  • Horn /ib.
  • Schlaffthore /118
  • seine Ausbildung /196
  • Schlange ist dem Aesculapiusheylig /30
  • sind in desselben Schutz /31
  • ist ein Kennzeichen der Gesundheit /32
  • sie hat man einer göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet /53
  • warumb sie der Göttin Cereszugeeignet worden /80
  • warum sie um den Stab des Mercuriusgewunden /111
  • ware der Minervageheyliget /134
  • thut dem Bacchuskeinen Schaden /153
  • bedeutet die Welt / Gesundheit / das Jahr / Weisheit oder Vorsichtigkeit / Undankbarkeit und Rache /205
  • Schleyer der Minerva/136
  • Schlüssel in der Hand der grossen Mutter/73
  • des Pluto/98
  • Schmeichler werden durch die Meerkatzen verstanden /121
  • Schnecke bedeutet irdisch-Gesinntheit /208
  • Schönheit / Verstand und Reichthum / drey grosse göttliche Gaben /194
  • Schöpfer / wie Er bey den Egyptern gebildet worden /53
  • Schrecken begleitet die Minerva/132
  • Schutzgott / die Römer haben ihres Schutzgottes Namen nicht wissen wollen /143
  • Schwahn ist dem Apollozugeeignet /23
  • der Venusgeheyliget /185
  • vergleichet sich dem Schlaff/196
  • bedeutet die Poeten und Music /207
  • Schwalbe bedeutet Plauderey / den Frühling / einen untreuen Freund / und die Baukunst /207
  • Schwerd bedeutet Krieg und Justitz /210
  • Schwören / Gebrauch der Alten bey demselben /55
  • Scorpion bedeutet Betrug /206
  • Scylla/87
  • ist durch der CircesBezauberung in ein Monstrum verwandelt worden /88
  • Sebel / des MarsBildnus bey den Scythen /141
  • Secretarius der Götter/108
  • Seelen / deren Leiber unbegraben liegen geblieben / musten 100 Jahr in der Irre umher schweiffen /109
  • Abbildung der Seele /195
  • Sege bedeutet übel Nachreden oder Verläumbden /210
  • Serapis/ sein Bildnus /29
  • Seule / bedeutet Ruhe /211
  • Sicilienist der Ceresangenehm gewesen /80
  • Siegsgöttinohne Flügel /143
  • ihr Bildnus mit Flügeln /144
  • ihr Kennzeichen ist der Lorbeerbaum und Adler /ibid.
  • wird vom Claudianusbeschrieben /ib.
  • Silenusdes DionysiusZuchtmeister /147
  • wird für den Gott der Naturgehalten /[ 148]
  • warumb die Silenenvon den Poeten eingeführet worden /196
  • Silvansolle den schwangern Weibern Schaden zufügen /51
  • Sirenensind des Achelousund der CalliopeTöchter gewesen /87
  • sollen Vögel gewesen seyn /ib.
  • was sie bedeuten /ib.
  • ihre Klippen /ib.
  • Inseln /ib.
  • Namen /ib.
  • Sistrum der Juno/46
  • Soloder Sonne/20
  • worvon sie ernehret werde /23
  • in einem Schiffe /24
  • siehet alles /25
  • ihr Tisch /27
  • ihr Bildnis vom Macrobiuserkläret /28
  • ihre Pferde /33
  • Wagen /34
  • TA 1680, Register, nach S. 212 [XIV]
  • Sonnen-Brunn /60
  • für die Sonne wird Herculesgenommen /123
  • bedeutet GOtt/ die Warheit / Jahr und Tag /210
  • Sosipolis/159
  • Specht dem Marsgeheyliget /145
  • Sperling bedeutet Unkeuschheit /207
  • Sphinx/ seine Bildnis /106
  • warumb er vor der Minerva Tempelgesetzt worden /127
  • Spiegel bedeutet die Erkänntnis sein selbst / und Falschheit /210
  • Spies der Minerva/133
  • Spinnen bedeuten ein unnützes Werck /208
  • Spinnrocken bedeutet den Tod /211
  • Stab des Mercurius/111
  • Statua von unglaublicher Grösse /5
  • die Statuen sind bey den Römern für sehr heylig gehalten worden /7
  • warum sie nackend /ibid.
  • von wem sie verachtet worden /ib.
  • wurden in öffentlichen Processionen herumbgetragen /ib.
  • ihre Materi /8
  • Statue einem runden oben zugespitzten Kegel gleich /60
  • des Fechters Nicons/61
  • der Ceres/82
  • des Mercuriuswurden Hermae genennet /116
  • der Justitieohne Kopf /164
  • Stein wird vom Saturnusgefressen /14
  • Etliche sind von verwunderlicher Eigenschafft /76
  • Steinhauffen um die Säulen des Mercurius/119
  • Sternen / worvon sie ernehret werden /[ 23]
  • bedeuten GOttund die Seele /210
  • Stier / junger zerrissener in des BacchusGottesdienst /153
  • ein schöner weisser bedeutet die Mässigkeit /202
  • Stimula /132
  • Störche / ihre Danckbarkeit gegen ihre Eltern /54
  • Bildnis der Eintraechtigkeit/114
  • item der Barmhertzigkeit/206
  • Straus bedeutet die Gerechtigkeit /208
  • Stricke der Liebe /176
  • bedeuten ins gemein den Betrug /211
  • Strix /105
  • Suadelaoder Beredungs-Göttin/187
  • Sudwind/92
  • Summanus/ ihm ist der Donnerstrahl zugeeignet worden /57
  • Syriadie Göttin /62
T.
U.
  • VAgitanus/72
  • [ Venus]unter den Parcen/108
  • Sie und Vulcanussind einander vermählet /139
  • hat mit dem Marszugehalten /ibid.
  • zwey sind derselben /171
  • mit ihr kommt der Haas ziemlich überein /175
  • ihr Wagen /ib. &185
  • Göttin der Geilheit/184
  • ihr Ursprung /185
  • warum ihr der Nabel gewidmet /ib.
  • ihre Vögel sind die Tauben /ib.
  • ihr sind die Schwanen geheyliget /ib.
  • wird nackend gemahlet /186
  • schwimmet durch das Meer /ib.
  • ihr ist der Myrtenbaum gewidmet /ib.
  • wie auch die Rosen /ib.
  • ihre Beschreibung /ib.
  • Venus Verticordia/187
  • wird von den Griechen Uraniagenennet /ib.
  • die Gemeine /ib.
  • Sie und Mercuriusbeysammen /ib.
  • die Gewaffnete /188
  • die Uberwinderin /ib.
  • mit einem Apfel /ib.
  • wird auch Morphogenennet /189
  • ihre Fußeißen /ib.
  • hat zu erst die Hurenstücklein erfunden /ib.
  • warumb sie auch von keuschen Weibspersonen geehret worden /ib.
  • wird Calvabenamset /ib.
  • die gebärtete /ib.
  • ihr Bild / wie Sie den Adonisbeweinet /190
  • durch ihren Namen wird die obere halbe Kugel der Welt verstanden /ib.
  • ihre Gefertinnen und Töchter sind die Gratien/191
  • Verhängnis / was es sey /107
  • Verleumdungvom Apellesvorgestellet /165
  • Verliebte / ihre Gestalts-Veränderung /178
  • woher ihre Röthe entstehe /ib.
  • Verstand / Schönheit und Reichthum / drey grosse Göttliche Gaben /194
  • Vertumnus/94
  • Vesta/ ihr Bildnus /77
  • bey den Alten sind zwo gewesen /ib.
  • ihre Natur wurde bey den Opfern andern Göttern vorgesetzet /78
  • Vestalin/ wie der Vestalin ClaudiaKeuschheit bewähret worden /74
  • wie die erste geheissen /77
  • ihre Beschaffenheit und Amts-Verrichtung /77
  • ihre Straffe wann sie Unzucht triebe /78
  • Tempel/ib.
  • Uberflußhorn / woher es komme /56. 94
  • Victoriaohne Flügel /143
  • ihr Bildnis mit Flügeln /144
  • ihr Kennzeichen ist der Lorbeerbaum /ibid.
  • und der Adler /ibid.
  • wird vom Claudianusbeschrieben /ib.
  • Viereck bedeutet einen aufrichtig-ehrlichen Mann /209
  • Viereckichte Gestalt / warum sie dem [ Mercurius]zugeeignet worden /115
  • Volupia/ ihr Bild /131
  • Vulcanus/ sein Schlund /29
  • was sein Name bedeute /137
  • sein und der MinervaBildnussen stehen beysammen /ib.
  • ist die Krafft des Feuers /ib.
  • warum er lahm gebildet werde /ib.
  • mit einer Maus in der Hand /ib.
  • er wurde vom Himmel geworffen /138
  • verstricket seine Mutter die Juno/ib.
  • wird bey der Esse gebildet /ib.
  • sein Bildnis /139
  • ihme sind die Löwen geheyliget /ibid.
  • Hunde sind seine Hüter /ib.
  • er und Venussind einander vermählet /ib.
W.
Z.

ENDE.

Unverdrossne Müh und Arbeit / der unausgesetzte Fleiß /
die stets vorgenommene Ubung / und zugleich der saure Schweiß
machen / daß man Wunderding endlich kan ins Wercke richten /
Zarte Jungend! diß kan dich billig zur Nachfolg verpflichten.
[figure]

About this transcription

TextICONOLOGIA DEORUM
Author Joachim von Sandrart
Extent362 images; 179867 tokens; 25631 types; 1207432 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Sandrart.netNote: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.2014-06-24T13:18:31Z Wolfenbütteler Digitale BibliothekNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-06-24T13:18:31Z Benjamin FiechterNote: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.2014-06-24T13:18:31Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationICONOLOGIA DEORUM Oder Abbildung der Götter/ Welche von den Alten verehret worden Joachim von Sandrart. . Christian Sigismund FrobergerNürnberg1680.

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Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Kunstgeschichte; ready; dtae

Editorial statement

Editorial principles

Anmerkungen zur Transkription:Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.

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