PRIMS Full-text transcription (HTML)
TA 1680, Iconologia Deorum, Vortitel
ICONOLOGIA DEORUM, Oder Abbildung der Götter.
TA 1680, Iconologia Deorum, Frontispiz
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Joachimo de SandrartInvent: et delineavit

Joh. Jacob Sandrartfecit

TA 1680, Iconologia Deorum, Titelblatt
ICONOLOGIA DEORUM,
Oder
Abbildung der Götter / Welche von den Alten verehret worden:
Aus den Welt-berühmtesten Antichen der Griechi - schen und Römischen Statuen / auch in Marmel / Porfido - Stein / Metall / Agat / Onyx / Sardonich und andren Edelsteinen befindlichen Bildereyen / sorgfältig abgesehen / Samt dero eigentlicher Beschreibung / und Erklärung der Heidnischen Tempel-Ceremonien / Auch Vorbildung der Thiere und anderer Sachen / die auf Hieroglyphische und Emblematische Art / nach Weise der Egyptischen Schrifften / schicklich kön - nen vorgebracht und auf einen gewissen Verstand gerich - tet werden; Deme allem vorgefügt ist / Des Durchleuchtigen Palm-OrdensDer Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaftauf dem Parnaß aufgestellter Ehren-Tempel:
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Nürnberg/ Gedruckt durch Christian Siegmund Froberger/ in Verlegung des Authoris, Zu finden bey Michaelund Johann Friderich Endtern/ und FrankfurtBey Johann von Sandrart. Anno M DC LXXX.
TA 1680, Iconologia Deorum, Widmung [I]

Dem Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friderich / Marggrafen und ChurPrinzen zu Bran - denburg / in Preußen / zu Magdeburg / Jülich / Cleve / und Berg / Stettin / Pommern / der Cassuben / Wenden / in Slesien zu Crossen und Jägerndorf Herzogen/ Burggrafen zu Nürn - berg/ Fürsten zu Halberstadt / Minden und Cammin/ Grafen zu der Mark und Ravensburg/ Herrn zu Ravenstein / und der Lande Lauenburg und Bütow/ &c. Meinem Gnädigsten Fürsten und Herrn. Durchleuchtigster ChurPrinz Gnädigster Fürst und Herr.

DEr Krieg / ist des Friedens Vatter. Das Krieger-Eisen muß den güldnen Zepter aufstützen / wann er soll stehend bleiben. Wer in Ruhe sitzen will / der muß seinen Nachbaren zeigen / daß er kriegen / daß er siegen könne. Es kan auch niemand länger Frieden haben / als sein Nachbar will. Wirft der den Frieden über haufen: der Krieg muß ihn wieder aufrichten / und den Feind ruhen lehren. Kriege! daß du Frieden habest oder erhaltest. Diese Staats-Regel / ist aus E. ChurPrintzl. Durchl.Hochteuren Herrn Vatters / des Durchleuchtigst-Großmächtigen ChurFürstens zu Brandenburg/ Leben genommen. Wie oft schon in Ihrem Leben haben S. ChurFürstl. Durchl.um Friedens willen / zu den Waffen gegriffen / und dieselben mit sieghafter Dapferkeit geführet! Wie oft haben Sie (nach Dero Zweytem würdigstem Namen) Viel Helme gegen den Feind ausgeführet / auch öfters dadurch Dero ChurFürstlichen WappenSchild mehrbehelmet! TA 1680, Iconologia Deorum, Widmung [II]Wie haben Sie / durch Heldenmäßige tugendhafte Führung der Waffen / den Ruhm Dero Glorwürdigsten Vorfahren / nicht nur erreichet / sondern auch übertroffen: also daß die Namen Achilles, Hector, Alcibiadesviel zu wenig / Dieselbe zu beehren / und Sie billig der selbste Teutsche Marsgenennet werden. Gleichwol ließen Sie hierbey / nach Anzeig Dero ersteren würdigsten Namens / erscheinen / daß Sie um den Frieden gekrieget / und also zugleich ein rechter Friderichseyen: indem Sie / was Sie durch Waffen erobert / dem Frieden wieder zur Beute hingegeben.

Diesen Namen / Gnädigster ChurPrinz/ haben Sie E. ChurPrinzl. Durchl.mitgetheilet: als wann damit solte angedeutet worden seyn / daß ein Frieden-reicher Salomoauf den Sieghaften Davideinmal folgen werde. Wann man aber betrachtet / was für theure Helden / die erste Zween Fridriche ChurFürsten dieses höchstbelobten Hausesgewesen / so ist zu mutmassen / was dereinst von E. ChurPrinzl. Durchl.zu hoffen sey: maßen der Brunn von Ehren und Trofeen noch nicht ausgeschöpft ist / und E. ChurPrinzl. Durchl.nicht / wie Alexander Magnusüber K. Philippum. zu klagen haben / als wann der Große Herr VatterDeroselben nichts übrig ließe / das zu überwinden wäre. E. ChurPrinzl. Durchl.sind in einer unvergleichlichen Kriegs-Schule auferwachsen: das Dero Chur - und HochFürstlichem Hausegleichsam ganz-eigne Glück wird nicht ermangeln / Deroselben künftig Gelegenheit zu geben / daß Sie Dero angebohrnen Helden-Muht / zu Aufnahme Dero Glorwürdigsten Hauses/ auch zu Tage legen können. Wie dann zu seiner Zeit das getreue Churfürstentumnicht unterlassen wird / E. ChurPrinzl. Durchl.wie dorten die Israeliten dem neuen König Salomo/ anzuwünschen: Wie der HERRmit Dero Preiswürdigsten Herr Vatterngewesen / so sey er auch mit Deroselben / daß Dero Stul großer werde / als der Stul Dero HerrVatters.

E. ChurPrinzl. Durchl.sind ein Erbe / nicht nur der HochVätterlichen Dapferkeit / sondern auch Dero Liebe zu den Künsten. Sie sind der aufgehende Föbusvon Teutschland. darum erkühne ich/ dieses Buch / das von KunstSachen / wiewol nicht künstlich / handelt / in den Schein Dero aufsteigenden Strahlen zu legen: ob es / also Gnad-beleuchtet / etwas schöner erscheinen möchte. Es handelt von den Göttern der Heidenschaft / welche meist nirgend als in der Poeten Fabeln gelebet: billig ist dann / daß es Derer Einem in der Christenheit gewidmet werde / zu denen der wahre Einige GOTTwarhaftig gesprochen / Ich habe gesagt ihr seit Götter. E. HochPrinzl. Durchl.geruhen dann / dieses mein Werk / das Deroselben ichaus getreu-unterthänigster Devotion auftrage / in Dero hohen GnadVerspruch zu nehmen / und zu leswürdigen. Ichaber werde / Dieselbe mit eifrigstem Wunsche in den Schoß Göttlicher Protection setzend / michiederzeit erinnern meiner tiefsten Schuldigkeit / Lebenslang erfunden zu werden

E. ChurPrinzl. Durchleuchtigkeit

Unterthänigst-Gehorsamster Joachim von Sandrartauf Stockau.

TA 1680, Iconologia Deorum, Lobgedichte auf den Autor [I]

Al Sigr. GIOACHINO di SANDRARTConsigliere di S. A.S.Palat.&c.

Sopra L’eruditissmo suo volume stampato, & altro da stamparsi Sonetto. Del Marchese Nicolo Ceuoli de MarchesiDel Carretto Patrizio Romano.

RAuiuare d Appelleil gran pennello,
Sormontare d Euclideogni disegno,
Di Zeusisuperar il stil più degno,
Auanzare di Fidiaalmo il scalpello;
Con la penna ecclissar il stil più suello,
Con la lingua erudir ogn alto ingegno,
Formar alla virtù saldo sostegno,
Al tempo edace alzar orrido auello;
Poggiar col senno ad ingrandir le sfere,
Rippor l alme de saggi soura il Polo,
Essequir con la man azzion sincere:
Ridar â penne estinte altiero il volo,
E fuggar dell oblio l altre chimere
Può GIOACHIN sol della sua penna un volo.
Sur le Nom de L Auteur.
VOus ne mouréz Jamays,
Ni ChanSeréz a moindre
Si Longtems que ce trayt
Ne le reduit en cendre.
ALs Roomde Heerschappey des Weerlets hat bekoomen,
en haeren Staet in Floor ten hoogsten toegenoomen,
op dat aen haer Geluck geen mangel ook en vvas,
Soo quam het gode Volck ent t gansche Kunst Parnas
uyt Grieckenlantdaer heen: daer zyn se ook gebleeven,
Tot dat Heer Sandrartheeft die heerlyck Boeck geschreeven;
Want door hem is de Kunst met haeren glans en pracht.
Uyt Grieckenlanten Roomin t’ Duytsche Ryckgebracht.

U ed. Vriendinne en Dienaresse. Jacoba Hertzogs van Edelsteyn en Hohergh gebooren Bake van Wulverhorst, Libre Baronesse.

Sonnet.
FLeuch her / O Ewigkeit! von der gestirnten Bahn /
und schaue Wunder-voll dies theure Werck doch an.
Ja / fragst du: Wessen Hand und Fleiß es hat geführet /
mit großen Kunst-Verstand vollkömmlich ausgezieret?
TA 1680, Iconologia Deorum, Lobgedichte auf den Autor [II], Erklärung des Titelkupfers
Des hohen SandrartsGeist hat alles dieß gethan /
So / daß es unbenagt läßt aller Zeiten Zahn /
Der Eisen / Ertz und Stein sonst läßt nicht unberühret /
Wie man durch alle Welt manch tausend Merckmahl spüret.
Er gleichet Adlers Art / der nach den Himmel flieht /
und nicht / wie mancher thut / sein Pfand der Welt entzieh’t.
Er läßt Ihm keine Seul noch Ehren-Mahl aufrichten /
Coloß und Pyramid kan bald die Zeit zernichten /
Nur stifftet Er dieß Werck von Himmel-gleichen Glanz /
Drümb kröhn / O Ewigkeit! Sein Haar mit Deinem Cranz.

Joh. Christ. Schumann/ der Churfürstl. Sächs. Residenz - Stadt DresdenRaht.

Erklärung des Kupfertituls.
HIe steht das Alterthum / und regt die schnellen Flügel;
Die Zeit eilt immerfort / sie reißt durch Zaum und Zügel:
Die Sense ist ihr Schwert / damit haut sie entzwey /
und mähet alles um / es sey auch / was es sey.
Der Tod / ihr Mitgesell / steht ihr / mit Fleiß / zur Seiten /
Die wollen / mit Gewalt / der Götter Zunft bestreiten;
so die Egyptier / und Griechen / hoch geehrt /
so Rom/ aus aller Welt / versamlet und vermehrt.
Der scharfe Todtenstreich hat ihnen auch gelungen /
die Sense / Samt dem Pfeil / ist also durchgetrungen;
daß nun der Tempel Pracht tieff in der Erden ligt:
Die Bilder sind zerstückt / der Tod hat obgesiegt!
Dort / in der finstren Gruft / wurd ihrer gantz vergessen;
sie waren von der Welt / die sonst die Welt besessen:
Da lag der Götter Pracht / die Hoheit war gestürtzt /
und dero Ewigkeit selbst durch die Zeit verkürtzt.
Bis daß Mercuriussich solcher angenommen /
und ihnen / unverhoft / daselbst zu hülf gekommen:
Pitturasaumte nicht / auf dessen Kunst-geheiß;
Sculturaeilte auch / und that all ihren Fleiß.
Sie suchten stracks hervor die grossen Helden-seulen /
und wolte Herculesauch seine Kraft mittheilen:
Die Arbeit wurde nicht / noch aller Schweis gespart /
und an das Liecht gebracht / was in dem Sand verwahrt.
Als nun der Fund vollbracht / und solcher Schatz erhoben /
da that sich Romhervor / und nam in acht die Proben
des wahren Alterthums; Sie wurde dadurch groß /
wie diß Minervazeigt / mit ihrem vollen Schoß.
Da war die HoheSchul der schönsten Wissenschaften /
die in dem Auge zwar / doch mehr im Herzen haften:
Auf solcher Helden-burg stund fast der Künste Thron /
und gleichte dazumal Romkeine Nation.
Das Teutschlandseuftzte sehr / dahin auch zu gelangen;
allein es war umsonst; wir kunten nicht empfangen
dergleichen Gnad und Glück / bis endlich / mit Bedacht
der Palmen-ordenuns die gute Frucht gebracht;
daß nunmehr der Parnaß / mit seinen hohen Spitzen /
in Teutschlandstrebt empor / worauf die Musensitzen:
Und diese HoheSchul ist der Gemeine nutz /
die Keyser / Könige / und Fürsten hat zum Schutz.
Kommt her / ihr Teutschen / kommt / besuchet solche Schulen /
wo Tugend und die Kunst / wo Lust und Liebe buhlen:
Diß ist der MusenSchloß / worauf Apollowohnt /
und seinen Lehrlingen / nach Würden / reichlich lohnt.

C. Arnold.

TA 1680, Iconologia Deorum, zweiter Titelkupfer (linke Seite)
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ALLES ZU NUTZEN.

Joachimo de SandrartInvent:

Cum Gratia et Privilegio S. C. M.

Johann Jacob Sandrartfecit Norimbergae

TA 1680, Iconologia Deorum, zweiter Titelkupfer (rechte Seite)
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ALLES ZU NUTZEN.

Joachimo de SandrartInvent:

Cum Gratia et Privilegio S. C. M.

Johann Jacob Sandrartfecit Norimbergae

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [I]

J Ehren-Preiß Des Durchleuchtigst-Fruchtbringenden Teutschen Palmen-Hains.

MAn sahe / an der Erde / eine noch kleine Hoffnung grosser Freuden: ein kurzes Gräslein / den Vorboten der Wasen und Wiesen / dessen Farbe von Krönung der Felder und Wälder weissagte. Die Bäume bäumten sich in ihren Ruten-Sprossen / derer Knospen mit Blättern und Blüten schwanger waren. Die jungen Saat-Schoßen bezeugten / indem sie die Milch im Munde trugen / daß die Erde nun wider Mutter und Säugamme worden wäre.

Die Störche und Lerchen willkommten den Lenzen /
Die Veilchen nicht weilten / an Kränzen zu glänzen.
Den Harnisch am Ufer die Fluten abthä - ten.
Es lieffen mit Flöten die Schäfer-Poeten.

Ich deren einer / lieffe auch mit ihnen: Dann meine Heerde wolte nun nicht länger in Stall verschlossen seyn. Ich selber war der langen Winter-Hütte überdrüssig / und triebe zu Feld mit meinem bewollten Heer: das nun heuer sich eher dorfte unter freyen Himmel sehen lassen / als vorm Jahr / da sie / noch in den Lenzen - Monden von den Wölffen zum Raube betauret wurde.

Die freye Lufft / der entwolkte Himmel / und die unter beeden tirilirendeFeder - und Felder-Sirenen erweckten auch in mir eine Sinnen-heiterkeit: welche mich zum Gesang-Dank / vor die Himmel-güte aufmunterte: deßwegen ich auch ihren Schnabel-Flöten in folgenden Sätzen nachstimmete:

Himmel / Dir / der unsern Gränzen
Glanz und Lenzen
von den milden Händen sendet /
der da herben Streit in Fried /
altes Leid in neues Lied
hat verwendet /
Dir / ist unser Dank verpfändet.
Durch Dich sich die Regen regen /
wider legen;
Durch dich sich die Winde finden /
Die vom Eises-Band die See
und die Auen von dem Schnee
jetzt entbinden /
und die rauhe Lüffte linden.
Andre / die selbst ihnen trauen /
mögen schauen:
Ob der Mond den Glanz erhöhe;
Ob er an den Ocean
mit den Hörnern stosse an;
wie es stehe /
wann die Sonne untergehe.
Ob sich an den See-gestaden
Täucher baden;
Ob die Krähen nidrig sitzen;
Ob der Reyger ihr Geschrey und der Mewen
*Gavia
* hefftig sey;
ob in Pfützen
sich die Schwalbe will besprützen.
Der das Sonnene-gold ersonnen /
kan bewonnen.
TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [II]
Der die Sterne kont bereiten /
etzet auch derselben Zier
heute noch in den Safier.
Alle Zeiten
weiß allein sein Will zu leiten.
Auf Ihn wird mein Hertzens-Bogen
angezogen /
Nach Ihn meine Seufzer eilen.
Er ist meine Scheib / allein /
solte sie noch ferner seyn
tausend Meilen:
könt ich doch nicht besser pfeilen.

Daß der Himmel (gedachte ich hier auf bey mir) der Dicht-Kunst wahre Heimat sey / erscheinet auch hieraus: daß wir bey günstigen Blicken seines enthüllten Angesichts zu derselben / wo nit glücklicher doch fertiger seyn / und unsern Geist von seinem Liecht / wie ein Buler von denReitz-blicken seiner Liebstinn / ermuntert wissen. Dannenhero hat auch das kluge Alterthum nicht nur die Kunst-Göttinnen auf die Himmel-benachbarte Berge gesetzet: sondern auch ihre Lehrlinge dahin verwiesen. Dieweil es / von dem nähern Einfluß mehr Würckung / als von dem ferneren hoffete.

Diese Gedanken hegete das vormals weise Griechenland/ welche ihre anmutigste Landschafft Phocis, und in derselben den hohen Parnassuszum Musen- sitz gewidmet: weil nicht allein eine gemässigte Lufft um seine Scheitel spielet / sondern auch der / seine Lenden gleichsam umgürtende / Wolcken-Flor die freye Himmel-Schau darauf nicht hintern kan O! daß auch mir (erseufzete ich hier auf mit vernemlicher Stimme) durch ein geneigtes Schicksel / erlaubet wäre / dieselbe Gegend zu grüssen / und die gleichsam noch übrige Gerippe ihrer Welt-gepriesenen / alterthümlichen Verlassenschafft zu küssen. Wie das nöhtigste / also würde das erste seyn die beruffene Huf-qvelle aufzusuchen / meinen kalten Geist darinnen in das Feuer Bad zuführen / und auf das wenigste von dem Parnassein paar nasse Kiele zu bringen / aus welchen Hitz und Witz fliessen mögte.

Dieses verlangen hielte meine Sinnen also gefangen / daß mir eher der Gruß-Schall einer Nymfein die Ohren / als ihre Gestalt in die Augen / fiele. Ihre ernstliche Blicke / die aus den bräunlichten Augen blitzeten / setzten mich in solche Bestürzung: daß ich die Dank-Antwort / erstlich mit einer demütigen Stille / und hierauf mit der Entschuldigung meiner Blödigkeit ablegen muste. Teutscher Hirt / sagte sie / ich kenne / aus dem angehörten Wunsch / deine Neigungen / und lobe was du liebest / nemlich die beede Himmel-Schwestern / Kunst und Tugend: die mit ihrer Gefehrtin / dem Ehr-Ruhm / einen gedritten Klee der unverbrüchlichen Freundschafft darstellen. Diese haben / mit ihrem Gebieter und Gespielinnen die Boeotische Alpenüberstiegen / und sich in den Alemannischen Gränzen nidergelassen: Und bin ich Dieselbe zu suchen und zu besuchen reisfärtig. So du nun des Himmels Schickung erkennen / und keine Weg-Beschwerung scheuen wirst: kanst du mir folgen. Ich bezeugte hierauf / daß ich dieses Ansinnen / so meine Wunschseeligkeit beförderte / mit ewigem Dank ehren würde; und gienge / ohne fernerem Wort-Wechsel / (nachdem ich meine Heerde der Hut eines getreuen Weid-genossenes überlassen) meiner Führerin nach. Welche / nach kurzer Zeit / bey einem Scheid-Wege stillstunde / und mich befragte: welchen ich unter beeden / ohne Weg-Zeigerin zum wandeln belieben würde? So den Ausen-Sinnen zu trauen / widerredete ich / scheinet der lincke Pfad / wie der gebähnteste / also der beqvemste / wie der lustigste / so der füglichste zu seyn. Wolbedinget. (begegnete mir die Nymfe) Die Heerden mögen den Ausen-Sinnen / Hirten aber sollen der Vernunfft nachgehen: welche weiset / daß jene mehrmals irren. Wie dann das Aug öffters trieget / das Ohr belieget / der Geruch täuschet und der Geschmack verführet: viele auch im fühlen fehlen. Die Vernunfft überreichet uns auch der Klugheit Ferne-Glas / und heisset uns / vor den Eingang / nach dem Ausgange schauen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [III]

Hiemit trat sie rechtseitig / und winkte mir nachzukommen. Meine erste Nachfolge bestunde fast im Fallen / in dem mich ein anklettrender Strauch straucheln machte: wie dann in dieser Weg-Enge meine Füsse öffters gleiteten: weil dieser sich nach einer Höhe ziehende Pfad nicht allein mit vielerley Dornen bewachsen / sondern auch mit hervor-ragenden Kiesel-hügeln gleichsam besäet war; welche / von einem zwischen sie abrieslenden Quellen-bächlein benetzet / sich desto schlüpfferigter zeigten. Wo sich eine kleine Ebne untermengte / schossen Wermut / Enzian / Erdgallen und andere Bitter-kräuter auf / welchen doch die Nachbar-Felsen wenig Sonnen-stralen gönneten: ob sie schon solche mit ihren grünen An und Inwohnern / der Mauer-raute / Stein - und Süß-Fahrn / Abthon / Cymbalar und Leber-Moos selbst nicht verlangten. Die Gang-beschwerniß mehrte sich merklich / da sich die Höhe minderte / und uns ein finsteres Thal mit strelen Klippen zeigte. Die Sturz-gefahr machte mich mehr sträubend als strebend / so / daß ich den Krebsgang wehlen wolte: wann mich nicht die Ehr-furcht gegen meine Vorgeherin erhalten / und ihre Zurede meine Zaghafftigkeit gemindert hätte: Bittre Wurtzel (sagte sie) zeugen süsse Früchte / harte Schalen weiche Kerne / scharfe Dörner wolriechende Rosen. Auf Last folget Lust / auf Schweis Preis / auf Kriege Sieg. Die Götter-Güter sind nur um Mühe feil; ergetzen auch mehr / durch folgenden Gewinn / als sie im sauern Kauff verletzten. Alle Tugenden dienen um gewisse Ehr-Kronen: Nur die Beständigkeit verdienet sie. Setze derwegen getrost nach. Dieses tiefe Thal vertröstet dich auf einen hohen Berge.

Diesen Raht bewährte sie auch mit der That / indem sie vorkletterte / und mich also / mit ihrem Beyspiele / nicht nur zur Folge ermannete und mahnete: sondern auch klüglich anwiese. Indem sie einen Fuß nach den andern in die Felsen-Klüffte vorsichtig einsetzte / und sichdieser im Absteigen / als Stuffen / bediente / und zugleich den aus ihnen hervorwachsenden Ginst*Genista. und anderes kleine Busch-werck mit den Händen fassete. Die Vermeidung dieser grossen Fall Gefahr stürzte uns in eine nicht kleinere: dieweil wir / durch Bewegung der besagten Felsen Straüche / die in den Hölen liegende Molchen / Nattern und Schlangen rege machten; daß sie hervorkrochen / und uns mit ausgereckten Pfeil-Zungen anzischeten. Die Nymfe/ welche meinen Schrecken aus den blassen Wangen gleichsam lase / überreichte mir / zu Befreyung dessen / ein Lorbeer-blat; welches sie von dem Zweige / der ihres Haares Flecht-Knoten umkränzete / gebrochen hatte / mit dem Bericht: daß ich es in dem Munde halten und den Gifft-Geifer dieses schädlichen Gewürmes fürter nicht scheuen solte. Welches auch die versprochene Würckung leistete.

Wir hatten nunmehro der Klippen / aber nicht des Thales / Ende erreichet / welches nach und nach mit dichten Fiechten / hohen Tannen und weit-schattichten Ahornen bewachsen war: die mit ihrenGipffel-Haübtern jener Stein-Füsse gleichsam küsseten. Uber ihre Wurzel schosse und flosse ein schneller Bach / welcher sich von den abrieslenden Quellen sammlete / und / mit grossen Rauschen / über etliche / verborgene / Erd-Felsen stürzte. Als ich mich demselben näherte / verneuerte sich meine alte Gefahr-furcht; welche mir meine theure Begleiterin bald benam / da sie eine Furt fande / vor - und durchwadete. Jenseit dieses Quellen-bachs gründete sich ein sehr hoher Berg / welcher unter-halbs mit harten Stein-eichen / schlancken Rüst-bäumen / satt-grünen Buchen und falben Eschern besetzet war; denen sich die niedrige Hasel und Schling-büsche / neben anderem Strauch-Pöbel / untergaben. Oberhalbs konten wir ihn / wegen des / aus besagtem Bache / aufsteigenden Dunstes nicht beschauen: weil er gleichsam seinen Nabel in den Nebel / und den Wirbel inTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [IV]die Wolcken steckte. Hier (sprach meine Gefehrtin) kanst du finden / was du suchest. Wann du noch eine kleine Gang-Mühe aufwendest / wird dir die Wunderschau solche reichlich bezahlen. Dieses ist der teutsche Parnass/ dessen Haubt die Kunst - und Tugend Gottheitenmit ihrem Anwesen krönen.

Die bewährte Glaub-Würdigkeit der Nymfeliesse mich destoweniger zweiffeln / weil ich bald hierauf folgenden / gleichen / Inhalt in der weisen Rinde eines starken Escher-Baums ablesen konte.

Still! Wandrer / still! im reden und im gehen.
Ein stummer Stamm sagt dir:
Die Gottheitwohnet hier /
auf diesen Höhen.
Die Schaar der keuschen Kastalinnen
heist von dem Ort
die Frevler fort
und heischet reine Sinnen.
Ein Kunsthold kan das Feur aus ihren Quellen trinken:
Ein Brunst-Held aber muß / erstarret / unter - sinken.

Weil meine hohe Anweiserin dieser Baum-Warnung keine eigene anfügte / trauete ich mehr Ihr / als mir selbsten / und erkühnte mich zu munterer Nachfolge.

Da wir die Berg-Helfte erreichten / erregte sich ein ungestümmer Wind-Sturm / welcher nicht allein etliche Felsen Stücke abrisse / und sie uns entgegen walzete: sondern uns selbsten in einen so finstern Nebel-Dunst einhüllete / daß wir einander nimmer / als bey dem Liecht / der neben uns / von den Keilschwangeren Wolken / mit harten Donner-gerassel / ausfahrenden Blitze / erkennen konten. Die glatschrende Regen-güsse / welche sich diesen zugesellten / schienen / als ob sie derselben Feuer ausleschen wolten: welches sich doch nicht minderte / sondern / wie seine Flammen / also meine Angst / mehrete. Diese / wie groß sie auch war / wuchse doch dadurch mercklich: daß mir die Finsterniß den Anblick und das Geprassel die Zusprache meiner Trösterin raubte. Welche / meine Entgeisterung zu verhüten / mich ein wenig mit der Hand nach sich leitete / und damit wieder Mutbeseelte.

Ich erholte mich auch völlig / da ich bald hierauf eine gemähliche Lufft-heiterung / und die Blitze unter meinen Füssen / sahe: mit welchen sich zugleich das donnerende Rollen abwerts zoge / und / nach kurzem Brummen gar / verstummte. Hierauf umleuchtete uns eine solche Stralen-helle / daß es schiene / als wann sich alles Sternen-silber in Sonnen-Gold verwandelt hätte.

Eine linde Westen-Lufft hauchte uns den gesunden Violen-ruch zu / welche in ihrer Niedrigkeit gleichwol nit schienen die demütigste zu seyn: weil sie ihre Würckung so kräfftig erhebten. Um unsere Füsse taumleten die Narzissen / welche denThau-Nectar noch in ihren Kelchen hielten: denselben den Nachbar-Hyacinthen zuzutrincken. Die Vielfältigkeit der Hanen-Füsse stritte mit ihrer Vielfärbigkeit / wiewol man von den meisten wähnen muste: Sie hätten sich entweder in Milch / Blut / Purpur / oder Saffran eingetauchet. Anderer Lentzen-Blümlein / welche sich / als Milch Sternlein / in dieser himmlischen Erden-strasse untermengten / zu geschweigen. Diese beschattete eine dreyfache Baum-reihe / welche des Berges Ober-fläche umkränzete: derer beede äuserste schlanke Palmen-die mittlere aber weitästige Lorbeer-Stämme / diese mit satt - jene mit Sittiggrünen Blättern / in richtiger Schicht-Ordnung / hegeten. Welche nicht nur das Gesicht mit ihrem Smaragd-Glantz / das Gehör mit dem angenemen Laub-gesause / den Geruch mit lieblichen Dufft / den Geschmack mit gesunden Früchten / und die Fühlung mit kühlen Schatten weideten: sondern noch hundert andere Nutzbarkeiten zeugeten. Indem ich mich in Betrachtung dieses heiligen Lust-Hains verweilete / entzoge sich die vor - und forteilende Nymfemeinem Gesicht / und erreichteTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [V]ich sie durch hastigen Lauff / nach einer geraumen Zeit-weile / und zwar in veränderter Gestalt. Dieweil ich nicht allein ihr voriges / Regen-nasses Lein-Gewand in einen Himmel-blauen / Gold durchwürkten Ober und Silber-reichen / weis-seidenen / Unter-rock verwandelt / sondern auch ihre / mit einem Lorbeer-Krönlein eingefangene Haare / von einem Stern bestralet / sahe: Welcher (meinem Vermuten nach) ihren himmlischen Geburt-Adel bemerckte. Nachdem wir besagtenPalmen - und Lorbeer-Forst zuruck geleget hatten / erblickten wir von ferne die Musenoder Kunst-Göttinnenim weis-blanken Gewand / derer Kehl -[und] Arm-blösse / durch eine untermengte Rosen-röhte / von jenem etwas unterschieden war. Sie hatten sich auf die rechte Berg-seite / neben dem / obenab quellenden / Krystall-hellen Huf brunnen / in zweyen Chören gelägert: deren der erste 5 / der andere vier von diesen heiligen Gespielinnen hielte. Uranie/ welche ihre Himmel-Kugel umfassete / zeigte sich / in dem ersten Chor / die vörderste. Ihr folgete Thalia/ so ihre Spiel-Larve in dem Schos hielte. Ihre Nachbarin Euterpezeigte die vereinigte Rohr-pfeiffe; Polymniafassete der Zirkel: Melpomenaber verbarg ihre hohe Trauer Schuhe.

*Cothurnus

Jenseit des Kunst-Borns erhebte Klioeine Gesang-Rolle; Kalliopesteurte sich auf ein Geschicht-Buch / Terpsichorelegte die Zyther bey: indem sich EratoDanz-begierig geberdete. Da sich meine edle Führerin ihnen nähern wolte / trate ich zurücke / und suchte einen Palmen-Stamm / mich dahinter zu verbergen / den ferneren Verlauff unerkant anzusehen. Welches Sie nicht allein erlaubte / sondern mich / bey einer anständigen Fügniß / hervor zu ruffen versprache. Sie hatte ihre Gruß-Ehre mit demütiger Leibes-Neigung / gegen diese Göttinne / kaum abgeleget / und sich ihrer hohen Hulde mit tieffer Erniedrigung empfohlen: da sie sämtlich mit anständiger Haubt-senkung danketen / und zugleich / mit einem Augen-wincke der Calliopedie Antwort auftrugen / welche sich von ihrem Sitz erhebte / und sie also bewillkommete:

So hast du hier /
TuiskonsZier /
zu uns den Weg genommen?
Dich / teutsches Blut /
heist unser Mut
viel tausendmal willkommen.
Wir dreymal Drey
bezeugen frey /
bey Himmel-reiner Treue:
Daß unsre Gunst
sich deiner Kunst
zu übergeben freue.
In deiner Sprach
soll nach und nach /
von unsren beeden Chören /
ein Geist-gesang /
bey Saiten-klang /
sich lieblich lassen hören.
Stimmt unsrer Treu
Apollobey:
(der dich nunmehr wird kennen)
So werd auch ich /
Teutillis/ Dich
hinfüro Schwester nennen.

Die Nymfe(welche ich nunmehr aus dem angehörten Namen kennete) bezeugte / sowol mit der Schamröhte ihrer Wangen / als bescheidener Wortbedingung: daß sie sich dieser Ehre unfähig / viel minder würdig / wüste; daß sie auch keine Gesellschafft / sondern Befehle anzunemen / erschienen wäre; welche sie auch nochmals bittlich suchete. Sie wurde aber von beeden Chören zum Beysitze ermahnet: welchen sie auch / auf inständiges Anhalten / neben der Eratonahme. Inzwischen man sie nun mit einem Gespräche von der Teutschen Helden-Sprache unterhielte / erfüllte ein ungemeiner Glanz die gantze Gegend. Welcher vor gerühmten Schein um so viel mehrte / daß er sterblichen Augen unerträglich fiele / und ich / um fernere BegebenheitenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VI]anzuschauen / mein Gesicht mit einem abgerissenen / jungen Pappelblat waffnete: durch welches dünne Zärtligkeit mir folgende Wunder-Schau gegönnet wurde.

Erstlich schwange sich das geflügelte Lob-gerücht oben ab / und stiesse / in freyer Lufft / etlichmal in die Trompete; welche von folgenden Inhalt hallete:

Helden / Künstler / säumet nicht /
höret was Euch jetzt bericht
vom Gerichte / das Gerücht /
welches Euch das Urtheil spricht:
Der Latonengrosser Sohn /
aller Künste Haubt-Patron /
wird sich setzen auf den Thron:
auszutheilen euren Lohn.

Indem sich dieses mit dem Schall verlore / liesse sich der Durchleuchtigste Musen-Fürst / mit seiner Gefertschafft / in unbeschreiblicher Herrlichkeit nider. Seinen Stralen-Thron gewölbte der gezwölften Thiere Kreis / an welchem sich sonderlich / über seinem Haubt / der Himmel-Hammel regte / und unzähliche Glanz-Funken aus seiner Gold-Wolle schüttelte: den doch der nahe Stier abzustossen / mit den Feuer-Augen undFlammen-Hörnern drohete. Hingegen schienen die Neben-Gestirne zu schlummern / indem sie mit den Blick-Blitzen ihrer gleichsam blindselnden Augen / gleich den köstlichsten Diamanten spielten. Unten stellte sich eine blaue Wolke zu seinem Fus-schämel / welche Irismit ihrem Opal-Pinsel ausgezieret hatte. Er Apolloselbsten ware / bey dieser Pracht-Herrlichkeit / das Schauwürdigste. Seine Liecht gerollte Haar kröneten nicht nur die Scheitel / sondern küsseten auch / durch etliche Flatter-Lokken die Schultern. Um deren Linke er die Helfte seinesGold-Gewands geschlagen hatte / welches sich mit der andern in dem Schos wieder samlete: gleich als ob es / mit vereinigten Stralen glanz das Schnee-gebürge seiner obern Leibs-blösse schmelzen wolte. Zu seiner rechten Hand / welche die Zyther hielte / stunde seine Halb-Schwester Minerva, welche sich Ihme / als eine Kunst - undWaffen-Fürsteherin / zu Diensten darstellte: gleich wie hingegen / zu der linken / der stark-dapfere Hercules, zur Beschützung / und der behende Kunst-redner Mercurius, zur Versendung aufwärtig waren. Uber Ihn schwebte die Blumen-holdin / Flora/ welche den bunten Reichthum aller frühen Frühlings-Kinder / zu seiner Ergetzung / ausstreuete / und Ihme hiemit zugleich / für verliehenen Wachsthum derselben / dankete. Weil sie sich aber hierinnen etwas verschwenderisch erwiese / und den Thron-boden mit den Ruch-reichesten Narzissen / Zeitlosen / Hyacinthen / Fritillarn / Perser-Schwerteln / Kaiser-Kronen / Tazeten und Violen besäete: ordneten ihr die Huldinnen etliche Flügel-Liebigen* Cupido. zu / die ihren leeren Schos nach und nach wider anfüllen musten. Eines derselben brachte auch ein / mit allerley Kunst-zeuge döhnendes / Frucht-horn: welches er dem grossen Kunst-Gott/ mit demütiger Ehr-bezeugung zu den Füssen legte / und dessen Vorraht auslegte. Es hatte sich dieser Durchleuchtigste Prinz eine kleine Zeitweile mit seiner Kunst-Schwester unterredet: als der inzwischen abgetretene Mercuriuswider kame / und seinem Gebieter das Anwesen der alten Helden-Kaiserin Germania/ welche gnädige An - und Abhöre verlangte / anmeldete. Apollo(nach dem er in der Stille mit Minervaeinen kurtzenRed-Wechsel gepflogen) ertheilte gleich hierauf gedachtem Götter-Boten den Befehl: diese hohe Matron seiner Gnade zu versichern / und sie ohnverzüglich seinem Throne zuzuführen. Teutillis, welche die Gegenwart ihrer Gebieterin / mit Freuden von den Musenverstanden / folgete / mit Verlaub derselben / diesem grossen Abgesandten / Jener ihre Dienstbegierde schuldigst zu zeigen.

Bald hernach erschiene die hochbesagte Regentin in ihrem Kaiser-Schmuck / vom Mercurius,und nach-begleitet von Teutillis. Ihre Kron / die theure Haubt-bürde / (worinnen der höchsteTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VII]Stein-Adel versammlet schiene) zeugte von ihrer höchsten Stand-Würde. Gleichwie der Zepter in der rechten / und der Reichs-Apfel in der lincken Hand bezieleten: daß sie ein grosses Theil des Welt-Rundes nit nur zu beherrschen / sondern auch zu halten und zu erhalten hätte. Ihr mit schwartzen Adlern durchwürktes Gold-Stuck wurde von dem Talar-Purpur meistens bedecket: welchen / unter der Brust / ein herrliches Kleinod zusammen hielte. Als sie sich den Musennäherte / stunden sie nicht allein insgesamt auf: sondern bezeugten ihren geneigten Ehr-Willen mit tiefer Leibs-Neigung. Apolloselbsten / nach dem Sie fast an seinem Thron gelangte / und sich zur Knie-senkung bereitete / trate ihr entgegen / erhebte sie mit der Hand / und trug ihr / so wol mit einer sondern Geberden-Huld / als durchdringlicher Wort-kürze den Neben-Sitz auf: welchen Sie auch / aus Ehr-Schuld gegen seinerBefehl-Gnade (wie sie sich entschuldigte) anname. Hierauf winkte sie ihrer Nachtreterin Teutillis(so sich inzwischen neben den Mercuriusgestellet hatte) daß sie den Vortrag / den sie ihr zuvor in den Mund geleget / nunmehro eröffnen solte. Diese wolte ihren Befehl fusfällig vollziehen / wurde aber von ihrem Seiten-gesellen / Mercurius, daran gehindert / der ihr die Rede nicht ehe verstatten wolte / bis sie sich aufgerichtet hätte. Deßwegen sie sich auch etwas erhube / und hierauf also anfienge:

Durchleuchtigster Himmel Fürst / grosser Erhalter des ganzen Welt-Rundes / und mächtiger Beschützer des Musen- Reichs. Gegenwärtige / meine[hohe] Gebieterin / die Helden-müthige Kaiserin Germania, erinert sich noch allzuwol / daß ihre Untergebene / vor grauen Jahren / von einem blinden Irr-wahn verleitet / alleine die Mars-Altäre mit Menschen-Blut angeröhtet / mit dem Opfer-Feuer erhitzet / und mit Asche der streitbaren Rosse / Raubsichtigen Wölfe / Spurkündigen Hunde / wachsamenHanen / und scharfsichtigen Habichte (die sie seinen Neigungen gemäß achteten) beschweret hätten. Dieweil sie auch meistens seine Geist-regungen fühleten / mehr mit Waffen als Würfeln / Keulen als Kielen / spieleten / Kriege vor Krüge liebeten; und ihre Thaten / nit mit Dinte sondern Blut / nit in Baumkleider sondern Feindes-gleider zeichneten. Dannenhero es nicht Wunder wäre / wan Ihro Durchleuchtigkeit / die Jenige Sie mit schuldiger Beehrung übergangen / mit ewiger Ungnade angesehen / und sie ihnen selbsten / in ihrer Sitten-Wildniß gelassen hätte. Diesem aber ungeachtet / hätten Sie nach und nach ihreGunst-stralen auf diese unerkäntliche schiessen / und ihnen einige Funken der Kunst-liebe beykommen lassen: bis sie endlich in ein helles Feuer ausgebrochen wären. Welches eben damals die reineste Flammen lohen lassen / da die Selbst-Wut ihrer Bürger und Würger die wilde Kriegsglut mit der Fettigkeit ihres eigenen Bluts am meisten entzündet hätte. *Der hoChLöb LIChen FrVChtbrIngenDen GeseL LsC hafftVrsprVng. Besiehe hievon den nen sprossenden Palmenbaum p s. a.m.Dann / damit jene genehret und dieser gewehret würde / hätte / aus sonderem Himmel Trieb / der grosse Ascenas- Nefe und theure AscaniensHeld / Der Nehrende/ einen Palmenbaum gepflanzet: mit dessen Holz und Oele die Kunst-flamm zu erhalten / und mit dem darausfliessenden Wasser die Mißgunst-Brunst zu dämpfen; und also hiedurch kluge Sprach Liebe an und altes Vertrauen wieder aufzurichten. Welches Ihm auch so weit geglücket / daß besagter Baum / mit rühmlicher Bey-hülfe seiner hohen Nachfolgere / in einen fast tausend-stämmigen Hain erwachsen / und bishero so trächtig gewesen wäre: daß man ihm mit guten Recht den Namen des Fruchtbringenden beygeleget hätte. Weil nun meine Grosgebieterin / mit ihren hohen Söhnen / diese heilsame Würkung der vorgerühmten Gnade des grossen Apolloschuldigst eignet: also ist sie gegenwärtig / mit Ihnen / allhier erschienen / ihren Opfer-Dank auf seineTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VIII]heilige Altäre zu legen; mit demütigster Bitte: die Gabe aus ihrem und der Ihrigen Gemüte zu beurtheilen / sämtliche mit den Huld-stralen eines gnädigen Anblickes zu beglücken / und sonderlich den / seinem Schutz geheiligten / Palmenhain mit ewig-grünen Wachsthum zu segnen. Hiemit wolte sie 2 Kronen / welche der Teutschen Kunst und Tugend Ehren-Zeichen waren / vor dem Throne setzen: welche aber Mercuriusaufname / sie an einem sonder-heiligen Tempel-ort zu bewahren.

Als die Nymfe ihre Rede also geendigt hatte / neigte sich Apollogegen sie / und kehrte sich hierauf nach Germanien, welcher Er in Antwort bezeugte: daß / was Sie von Ihme / durch ihre Anwaltin / gerühmet / Sie mehr seiner Gerechtigkeit zuzuschreiben / als seiner Gnade zu danken hätte. Indem Jene seinen Verehrern Belohnung auszuwägen schuldig wäre: die ihnen Diese herrlich gönnete / und ewig gönnen würde. Welchen Inhalt Mercurius, auf empfangenen Wink seines verbrüderten Gebieters / folgender massen erweiterte: daß man nemlich nit in Abrede seyn könte / welcher gestalt alle Männer der alten Alemannen ihren Gott-Bruder und Bruder Gott Marsso geliebet / daß man sie mehr für seine rechte Söhne / als Diener / halten müssen. Wie man nun solchen Eifer nit beeifern sollen: also hätte man auch ihre Kaltsinnigkeit gegen die Kunst-Gottheiten nicht loben können. Weil sie aber sich hierinnen nach und nach also gemässiget / daß beederseits ihre Verehrung fast wagrichtig bestanden und noch bestünde: also könte ihnen das Kunst-reich / ohne Verletzung der Gerechtigkeit / weder Gnade noch Hülfe absprechen. Sintemal dasselbe selbsten nit nur durch seinen eigenen Kunststab gestützet: sondern auch durch der anwesenden Schwester Lanze beschützet werden müste. Als welcher deßwegen ihr verbrüderter Regent nicht nur das Weisheit-Fürstenthum sondern auch die Kriegshaubtmannschafft verliehenhätte. Weil man kein Reich ohne Dapferkeit erhalten / und ohne Klugheit regieren könte. Würden demnach die redliche Teutsche noch ferner den Helm mit dem Kunst-hut abwechseln / die Feder von jenem in die Hände nemen: und von diesen auf jenen stecken. Die Musen- Stille unter dem Waffen-gerassel lieben / und bey diesem jene zu üben wissen: wie sie gegewärtigerKunst - und Tugend-Tempel ferner errinnern würde. Hierauf erhube sich Apollovon seinem gestirnten Thron / und name / mit seiner Reichs-Schwester / die Kaiserinin die Mitte. Welcher Teutillisnachtrate und führte sie dem Tempel zu / mit diesem / an Mercuriushinterlassenem / Befehl: daß man die Preiswürdigste / Teutsche Helden / mit ihrer berühmten Kunst - und Tugend-Gesellschafft ungesäumet einholen / gebührlich empfangen und zu dem Tempel nach-begleiten solte. Wozu sich Dieser nicht nur bereitete / sondern auch den beeden Musen- Chören den Willen ihres Fürstehers ankündigte: welche ihnfreud - und folgwillig vernamen. Dieser Tempel ware auf der obersten Mittel-Höhe des Parnassusgegründet / von weissem Parischen Marmel in die Runde aufgeführet / mit Vier und Zwanzig / auf Korinthische Art ausgearbeiteten / gleichen Seulen unterstützet: derer zwischen-Raum / jeder von 8 Schuhen / ringsum geöffnet bliebe. Oberhalbs waren ihre Bögen mit verguldten Festinen / oder Frucht-gebänden gezieret / und der ganze Bau mit gleichen Kupffer-blächen bedachet. Innen sahe man unterschiedliche / von Porfyr / Jaspis / und gesprengten Marmel aufgeführte Altäre / verguldte Zeder-Tafeln mit erhabenen Sinnbildern und eingeschnittenen Red-Sprüchen / manche herrliche Trofaeen oder Siegs Zeichen: welche / zum ewigen Ehr Gedächtnüs der Klugdapferen Helden verwahret hiengen. Die Mitte zeigte einen Oval geformten / und mit dichten Gold-stralen Rand besetzten Doppel-Thron: dessen beede Neben-Seiten / jede 5 Zeder Stüle /TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [IX]zu gewönlichen Musen-Sitzen / darstellten. Es hatte sich aber Apollo, und auf seine Zurede / Germania, auf besagten Thron kaum nidergelassen; denen Minerva, und / auf ihre Anweisung / Teutillis/ in die Ober-stüle der Neben-Seiten beygetreten: als Famader Helden Ankunfft mit[ihrem Trompeten-Schall] verkündigte: denen auch die Musen, so noch auser dem Tempel waren / sämtlich entgegen kamen. Der bekante Götter-bot führte / als Marschall / mit seinem Schlangen-Stabe die Reihe. Ihme folgeten die dreyOber Häubter. hohe Oberhäubter des Hochlöblich-Fruchtbringenden Palmen-Hains/ Der Nehrende/aIhro HochFürstl. Durchleuchtigk. H. Ludwig Fürst zu Anhalt / Graf zu Askanien/ etc. etc. etc. des Ordens Urheber Hochseel. And. SchmackhaftebIhro HochFürstl. Durchleuchtigk. H. Wilhelm / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. Hochseel. G.und Wolgerathene:cIhro Hochwürdigste Fürstl. Durchl. H. Augustus / postulirter Administrator des Primat - und Erzstiffts Magdeburg / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. Von welchen sich Beede Erste aus den nimmer-welken / Elysischen / Palmen-Wäldern anhero verwandelt hatten. Sie waren mit alt-Römischer Helden-Rüstung gewaffnet / und hielte jeder einen Palmen-Zweig / und wurde ihnen eine fliegende Fahne / vom grauen Atlas / (welcher ein Palmen-baum / als das allgemeine Gesellschafftszeichen / mit der Unterschrifft: Alles zu Nutzen. eingesticket war) beygetragen. Hinter Diesen hielte sich einzlich in der MitteKönig. der wahrhafftig so genante Erhabene/dIhro Königl. Majestät in Schweden / etc. etc. etc. Carl Gustav / Pfalzgraf bey Rhein/ etc. etc. etc. etc. Glorwürd. G., als dessen Löwen-mütige Dapferkeit Ihn von dem Fürsten-Stul auf einen Nordischen Thron gesetzet: Welches sein Gold-gekrönter Helm und umgehülltes Purpur-gewand bezeichnete / und kam er gleichsfalls aus ElysienChurfürsten.herbey. Die dritte Reihe bestunde in dreyen / Reichs-getreuen / hohen Chur-Häubtern / welche die Ordnung ihrer Ordens Einname (wie andere / und zwar jeder in seinem Stande) hielten / nemlich der Aufrichtende/eIhro Churfürstl. Durchleucht. H.H. Georg Wilhelm zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc. etc. Höchstseel. G. Untadeliche/fIhro Churfürstl. Durchleucht. H. H.Friederich Wilhelm / Markgraf zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc. etc. und Preiswürdige:gIhro Churf. Durchl. H. H. Johann Georg / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. etc. Von welchen der Erste aus gedachten heiligen Seelen-Hain die theure Palmen-Gesellschafftmehren wollen. NachHerzogen Ihnen führte die Herzog-Schaar der Hochseelige Käumende/hIhro Hoch Fürstl. Durchl. H. Johann Ernst der Jüngere / Herzog zu Sachsen WeinmarHochseel. And. etc. etc. etc. etc. welchem Sechzehen gedritte Glieder nachtraten. Markgrafen. Der kluge AbwendendeiIhro Hochf. Durchl. H. Johann / Markgraf zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc.hatte ein einiges gleiches /Landgrafen. der Dapfere Kitzlichek Ihro Hochf. Durchl. H. Wilhelm / Landgraf in Hessen/ etc. etc. etc.aber drey Glieder / Jener der Mark-Dieser der Land-grafen / zum Gefolge: Welchen Zwey gevierdtePfalzgrafen. Pfalz-gräfliche nachkamen. Die Kunst-schützende Fürsten-Schaar hatteFürsten. sich in Sechs gedritte Schichten gesetzet: Welcher die Gräfliche Palmen-Gesellschafftnachahmen /Grafen. und sich in zwanzig theilen wolte. Dieweil aber die Berg-Fläche diese Anzahl nicht fassen konte / musten sie die Ordnung so lang aussetzen: bis ihnen die Vorgehere / durch ihren Eintrit in den Tempel / denFreyherrn. Platz raumeten. Der freye Herrn-Stand / so in mehr dann dreissig Häubtern bestunde / ware im Aufsteigen nochEdle und Geiehrte. sehr bemühet. Welchem so wol der Waffen - als Kunst-Adel / neben andern Sinnreichen Geistern / mehr als Sechshundert stark / embsig nachsetzete / und / durch ihre und ihrer Preiswürdigsten Anführere Fusstapfen / diesen unwegsamenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [X]Pfad sehr wol bahnete. Die aufwärtige Musentrugen inzwischen eines Mut - und Mundes die Bewillkommung der Elysischen Ankömlinge ihrer Schwester Uranieauf: Weil sie dieser verhimmelten Helden-geister beste Kundschafft hätte; mit dem Erbieten: anderen ihreEhr-Schuld abzustatten. Welches sie gern übername / und dem Hochseeligsten Nehrenden/ nach anständigen Ehr-geberden / mit diesem Ruhm-zeugnüs grüssete:

Aus AscenasAschen ist Dieser theure Fönix worden /
der uns in Ascanienhat gestifft den Palmen - orden.
Konte sich Germanienan viel solche Ludwighalten:
Würde leichtlich einer nicht ihres Reiches Würde spalten.

Nach beed-seitiger Ehr-neigung wendete Sie sich zu dem Nectar-schmeckenden Schmackhaften/ welchem sie ihre Grus-Schuld mit diesen Lob-zeilen zahlen und zugleich auf vorigen zielen wolte:

Unser Chor / ô theurer Fürst! Dich / den Arzt und Vater / heisset
Witz-vermähltes Meel von Weitzen gab uns Jener zu dem Brod:
Mit Schmackhafter Sinnen-Frucht hat nur deine Hand gespeiset /
und die Raute war die Rute / die der Kunst - Gifft machte Tod.

Thalialösete hierauf ihre Gespielin ab / indem sie ihre Zunge / gegen den Durchleuchtigsten Wolgerathenenmit dieser Ehr-Ansprache lösete:

Des Apolloweiser Raht ist / wie allzeit / wol - gerathen /
Der Dich / Kunst-Held / zu den Fürsten sei - ner Söhne wehlen hieß /
und denselben / wie auch Uns / diese Botschafft sagen ließ:
Ihr schreibt euch noch alle müd / nur an seinen klugen Thaten.

Hierauf trate sie und Euterpezu beeden Seiten / und versetzte gleichsamdiesen theuren Helden-Klee in das Tempel-Feld: allwo Ihn Apollomit seinen Gunst-stralen beleuchtete / und Diese Kunst-Häubter zu sich in die Oberstellen der Neben-Stüle führen liesse; welche ihnen Minervaund Teutillisallbereit abgetreten hatten. Uranie, ihres aufgetragenen Ambts ingedenk / erhube sich inzwischen zu den Himmel-Erhabenen/ welchen sie in tiefster Demut mit folgenden Ruhm-Zeilen empfienge:

Held / der du Oliven hast der Teutonie ge - geben /
und hingegen Lorbeer brachst / und sie brach - test Norden ein.
Selbst die Götter musten Dich dort erhaben heissen leben:
weil der gröste Thron allhier Deiner Tu - gend war zu klein.

Nachdem Polymniaund MelpomeneDiesen Gold-gekrönten Helden zwischen sich namen / und dem Tempel zuführeten / verrichtete Uranieihren Befehl / gegen den ewig-aufgerichteten Aufrichtenden/ mit folgenden Nachruhm seines Kunst-Eifers:

Könte uns / wie er nicht kan / Jupiter, der Va - ter / hassen:
hätt uns doch der treue Sinn Dieses Helden nicht gelassen.
Wann die schwartze Höllen-Götter unser wei - ses Reich zernichtet:
hätte es doch seine Hand längsten wieder auf - gerichtet.

Hiemit bekleidete sie seine rechte / Clioaber die linke Seiten / und begleiteten Ihn also zu der Tempel-Gesellschafft. Kalliopeaber neigte sich gegen seinen untadelichenChur - und Tugend-Erben / dessen unvergleichliche / mit der Kunst-Huld vermählte / Dapferkeit sie also beherzte / daß sie Ihm das grosse-Vertrauen ihrer Zunft-Schwestern mit folgenden Worten entdeckte:

In Dir / grosser Brennus-Held/ wir den Ale - xanderschauen /
In Dich / ohne Tadel doch / schlosse sich sein dapfrer Geist.
TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XI]
Warum solten wir dann nicht / weil es selbst der Himmel heist /
mehr auf Deinen harten Stahl / als sonst wei - chen Purpur trauen?

Nachdem sich Terpsichorezu einer Gefehrtin angegeben / wanderten sie beede auch / mit diesem grossen Helden / den vorigen nach / und begaben sich in den Tempel. Eratoware allein von ihnen noch übrig / die ihre Ehr-Schuld in der Bewillkommung noch nicht abgeleget hatte. Deßwegen sie den Hohen Preiswürdigenmit diesem Ruhm-Ruf grüssete:

Komm / und lesche deinen Durst /Kunst - und Gunst-erhitzter Geist.
Unser Huf-brunn schwellet schon seinen klaren Silber-Fluß.
Der dein weisses Sachsen-Pferd hält für sei - nen Pegasus:
weil Dich / als Bellerofon/ unser gantzer Or - den preist.

Hierauf trate sie linkseitig den / nie würdig genug gepriesenen / Preiswürdigenin den Tempel einzuweisen: welcher Uranieaus demselben entgegen kame / sich zur andern Seiten fügte / und also Diesen theuren Chur-Klee dem Vorigen / in dem Tempel zugesellte. Weil nun alle Musenzugegen / wurde mit dem Opfer ein Anfang gemacht. Sie selbsten öffneten einen Zeder-Schrein / aus welchem sie unterschiedliche Blumen und Zweige namen: die sie zum Opfer dahin beygeleget hatten*V. Natal. Com.Mytholog. I. IV. C.IO. und begrüneten damit einen Jaspis-Altar. Uranieund Kliobrachten Himmelfärbige Hyacinthen / welche ihrem Gebieter sehr genem waren: weil er seinen / vom Zefyrertödeten / Liebling ehdeßen in diese Blume verwandelt hatte. Thaliaund Kalliopestreueten die niedrige Heyde*Myrica. auf: aus welcher sie auch weissagten: Euterpeund Terpsichoreschmückten den Altar mit Lorbeer-kränzen / als einem grünen Denkmal der unfruchtbarenLiebe ihres Fürsten. Polymniaund Eratosetzten Oliven hinzu. Melpomeneallein bewarf ihn mit Beer-reichen Wachholder Aesten. Letzlich kamen die Helden / und legten / mit gebogenen Knien / ihre Palmen bey. Nach diesen erhube sich Germaniaaus ihrer Thron-Stelle / und verfügte sich / mit Teutillis/ zu einem Porfyr-Altar: Worauf sie ein Sonn-gestaltes / mit kostbaren Diamanten reichverherrlichtes Kleinod nidersetzte. Deme Teutillisdie beede / von Mercuriuswider eingereichte Kronen beystellte. Die hohe Palmen Gesellschafftfolgte auch dahin / und legte der Nehrendeunterschiedliche mit feinen Gold-blechen gebundene Bücher auf: welche theils aus dem Malvezzi, theils aus dem Petrarchaund andern Ausländern geteutschet / theils von Ihm selbst verfasset waren. Der Schmackhaftesetzte etliche heilige / von ihm gedichtete / einem Gold-Kästlein eingeschlossene Geist-Lieder hinzu. Welchem der Wolgerathenedas / in Gold-geprägte / und mit Edelsteinen herrlich versetzte / Gesellschafft-Zeichen / neben der Namen-Rolle / in einer Goldgetriebenen / verschlossenen-Muschel hinzu thäte. Denen die andere Helden mit gleich-herrlichen Opfer-gaben nachgiengen. Indessen hatten die Musenden dritten Altar umgeben / welcher von bunten-Marmel aufgeführet war. Auf diesen legten sie einen frisch-abgekehlten Schwanen in das Opfer-Feuer: welches mehr Flammen von dem / häufig aufgestreueten / Weihrauch / als dem unter gelegten Holze / über sich walzete und die ganze Tempel-Gegend mit holden Geruch erfüllete. Dieser triebe die noch an-wandrende [ Palmen-Gesellschafft]zu mehr-hastiger Nachfolge an: weil Sie hieraus von den angefangenen Opfer-gebräuchen leichtlich weissagen konten: denen sie beyzuwohnen sehnlich verlangeten.

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XII]

In einer Kürze war der Tempel mit diesen Edlen Kunstgenossen durch und durch also angefüllet: daß ihre Ordnung / wegen der Menge / nicht wohl mehr zu unterscheiden war. Weil ich dieses bey mir ohnschwer erachten konte / triebe mich der Fürwitz hinbey zu schleichen / und dem Gedränge einzumengen: welches mir auch also glückte / daß ich / unerkant / alles mit ansehen und hören konte. Ich beobachtete nach kurtzen Anwesen / viererley Opfer-arten: derer die erste im Gold / die andere in Schrifften / die dritte in Thieren und die letztere in Blum - und Baum-geschlechten bestunde. Ich vername auch aus dem Gespräche / welches die Musenmit Teutillishielten: daß die kluge Schrifften / von Apollo, dem Golde fürgezogen: diejenige aber / die nach geilen und schmäh-süchtigen Federn stincken / an einen unreinen Ort verdammet wurden; wohin man sie / mit dem Mist der Opfer-thiere zu verwerfen pflege. Wiewol von dieser Preis-würdigen Gesellschafft nie keines einkommen wäre / welches man den Auswürflingen beygesellen können. Weil der Porfyr-Altar nicht alle Sinn-geburten dieser Kunst-berühmten Opfer-Helden fassen konte: nam sie Mercuriusnach und nach hinweg / und stellete sie / mit lauter Benennung der Verfassere und des Inhalts / in richtiger Ordnung / dem Apollo, auf einer langenZeder-Tafel / für. So viel mir mein Gedächtnüs von dem Ausruf der ersten Tracht noch beyträgt / lautete er also:*V. Der neusprossende Palmen-baum p. 430. u. a. m.

Der unveränderlichehat geopfert

/ und

.

Der Kitzlichehat die Musenmit

beehret.

Der Wolgenanntehat Ihm unsere Uraniedurch zierliche und wolgegründeteBeschreibung der Stern-Weisheit verpflichtet.

Der Befreyendehat den Altar mit der

/ wie auch mit

gezieret.

Der Fütterndehat die Eitelkeit der Welt dem Edlen Kunst-Reich gewidmet.

Der Nachfolgendeund Friedenreichehaben den Apollo-Tempel mit dem Kunst-opfer ihrer eigenen Red Zierden beschenket. Der Siegprangendehat ihm nicht nur unsere Thalia/ mit seinen Sing-spielen / und die Kliomit den Geist-liedern: sondern auch das ganze Kunst-Reich / mit der unvergleichlichen

und

verbunden.

Man konte die Freude hierüber aus des Durchleuchtigsten Apolloheitern Blicken warnemen / welche sich auch mit der Opfer-zahl grösserte: indem Mercuriuseine andere Bücher-Schicht auf der Tafel brachte / von welcher Er also redete:

Der Vielgekörntehat viel Körner seines Sinnen-Weihrauchs mit ewigem Gerücht-Ruch auf unseren Altar gebracht: indem Er ihn mit

/rasenden Roland und vielenKling - und Kunstgedichten bereichert.

Der Festehat uns

und

des Malvezziverfolgten David

übergeben.

Der Unverdrossenehat uns den

erstattet.

Der Friedfertigehat uns seineTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XIII]durchdringende

zugefertiget.

Dem Geheimenhat das Kunst-Reich

zu danken.

Der Förderndehat

die Bündnisse Gottesmit den Menschen

/des TheophrastSeelen-Unsterblichkeit and des TheophrastSeelen-Unsterblichkeit / und viel

Andacht-Gedanken von der Römischen in seine Sprache gefördert and Andacht-Gedanken von der Römischen in seine Sprache gefördert

/ und die Kunst-opfer damit gemehret.

Der Gleichfärbigesucht uns mit seinen

zu erqvicken.

Der Erwachsendehat seinen

/ zum lesen / auf unseren Parnassversetzet.

Der Leidendehat einen Band seiner gebundenen Reden geliefert.

Der Unglückseeligehat uns mit Beyführung

/Kolloandro /Eromena und

/ neben vielen andern herrlichgeteutschten Schrifften / beglückseeliget.

Der Kunstliebendehat sich erwiesen / wie er heist / und sich und uns mit seiner

beschützet / und dieselbe / neben vielen andern / hier beygeleget.

Der Sinnreichehat die

nicht nur an das Liecht: sondern gar hiehero / zu den Musen-Himmel geführet.

Der Hülfreichehat dem Kunst-Reich reiche Hülfe erwiesen: in dem er den

vest einzurichten /und Uranienvon ihren Vermessenen / unbekanten Profeten befreyen / und uns damit begaben wollen.

Weil inzwischen der Altar von neuen Schrifftopfernan - und aufgehäufet worden / traten die Musendem Mercuriuszu Hülfe; dieselbe den vorigen auf der Tafel beyzufügen. Indem sich Diese / mit Herbeyschaffung und Ordnung derselben verweileten / sammlete sich ein Palmen-Kranz der Edlen Ordensgenossen: welcher den ankommenden Gemeinnützigen/ durch ihren Umstand / gleichsam krönete und mit schönen Freuden-grüssen zierete.

So viel mir mein Gehör und Gedächtnüs damals Treu leisten konte / behielte ichdie Namen des Zerstöbernden/ Fähigenund Befliessenen: als welche in den Vorjahren die Zwist-Spreuer der Teutschen und Nordischen Helden völlig zu zerstöbern / und Germanien/ nach dreissig-jähriger Blut-stürzung / in die verlangte Ruh zu setzen / wegen ihrer Klugheit und Bemühung so fähig als befliessen waren. Es konte der Gemeinnützigedas süsse Andenken ihrer Wolgunst / womit sie Ihn / in der vorigen Friedens-Geburt-Stadt* Münster. / verpflichtet / bey dieser Erneuerung / nicht sattsam rühmen: gleichwie Sie hingegen Ihm ihre ewige Huld-Schuld eigneten / und sich über seinen unvergleichlichen Kunst Eifer / bey so Ehr-greisen Jahren / höchst verwunderten. Sie widerholten zugleich die Ehren-gedächtnüsse ihrer damaligen grossen Gönnere und Freunde / welche / bey gedachten / wichtigen / Friedens-Werck / ihr kluges Sinn-Vermögen nützlich angewendet / und ihnen mit Hoch-neigung und Freund-Diensten beygethan gewesen: unter welchen mir öffters der Hohe Schlippenbach/ mit seinem Namen-laut / vor die Ohren rauschete.

Die Opfer-Schrifften stundenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XIV]nunmehro in ihrer Ordnung / und verursachte Mercurius, mit seinem Ruff-Anfang / ihr Gespräch-Ende. Welcher sich mit tiefer Ehr-neigung gegen seinen Fürsten wendete / und bezeugte: daß auch der Vielgebrauchtesich in zierlichenRed - und Gedichtarten / gebrauchen lassen / und solche anhero gebracht hätte.

Der Knopfigtehätte seine tiefsinnige Gedichte / zum auflösen / übergeben.

Der Nutzbarewäre / mit mühsamer Ubersetzung des Geist-fürtrefflichen / von

/ dem Kunst-Reiche nützlich gewesen.

Der Gekröntehätte schon längsten den Altar mit seinem Schrifften-Gold gekrönet: welches man / zum Gedächtnüs / wider beygetragen hätte.

Ingleichen wären des SpielendenKunst-Wercke in der MusenErtz-Schreine verwahrlich geblieben / und hätte man nur die Verzeichnüs derselben hiebey gebracht.

Des Suchendenvollkommenes

wäre / neben seinen heiligen Sinn-geburten / allhier zu finden.

Von des RüstigenOpfer-Menge hätte man diesesmal nur seine

hiehero versetzet.

Des Vielbemühetenmühsame Reisen / undGeist-geziertesRosen-Thal könte man / auf demMusen-Berge / und zwar allhier / sehen.

Des Träumendenwachsamer Fleis ruhete auf dieser Tafel.

Des Wolsetzendenwolgesetzteund wol übergesetzte Wercke wären andern hier beygesetzet.

Von des ErwachsenenKunst-Feder (welche den Erz-schrein mit ihren Welt-bekanten Schwanen-geburten vorlängsten bereichert hätte) wüden dißmal nur

/ und

/ als neue Opfer-gaben / hiehero geliefert.

Dem Sprossendenwäre nicht nur der Palmen Orden/ sondern das ganze Kunst-Reich hochverbunden: und hätte man hier die Rolle seiner Sinn-Arbeiten / neben

/ zubetrachten.

Der Unsterblichelebte / mit grosser Freude der Musen/ in seinen Trauerspielen.

Der Rondeverewigte sich in seinen

.

Aus des ErkohrnenKunst-Gedanken hätte man Sein Je länger je lieber /den Sieg-Pracht der Dicht-Kunst and den Sieg-Pracht der Dicht-Kunst / und die bezauberende Musica / neben vielen übersetzten Engelischen Schrifften / zur heutigen Beyfügung erkohren.

Es wäre auch sonderlich der Gemeinnützigeerschienen / welcher den gemeinen Nutzen so wol des Kunst - als teutschen Reichs mit ungemeinen Eifer beförderte / und männiglich ansporete: daß man Kunst und Tugend / Hoheit und Geschicklichkeit / Ehre und Verdienst / paaren mögte. Wie solches gegenwärtige seine

/ wie auch die

/ welcheTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XV]den Alten verehret worden / und anderes mehr / zur Genüge beglaubten.

Es wolte Mercuriusmehr hinzu setzen / aber Famafiel ihm / mit hellen Posaun-gethöne / in die Rede: welches sich auch nicht eher endete / bis die vier Haubt-Windesolchen Lobschall / ihn fürter zu tragen / übernommen hatten. Hierauf erhub sich Apollovon seinem Throne / und bezeugte / mit aller anhörenden Ehr-Furcht / sein gnädiges Gefallen / über abgelegte Opfer-gaben / mit folgender Rede.

Ihr Söhne habt hiemit den Opfer-Dienst gethan:
Wir sehen Ihn und Euch mit Gnaden-Bli - cken an.
Den Orden ordnen wir / zu unsern Musen - Chor /
und seinen Palmen-Baum / den Lorbeer-ä - sten vor:
Weil ihr das Kunst-reich habt mit reicher Kunst gemehrt /
und unsern Tempel-bau mit Gut und Blut geehrt.
Mercur, schreib du dem Buch der Ewigkei - ten ein:
Teutillissoll hinfort die zehnde Musaseyn.

Nachdem solches mit einem Goldgemengten Zeder-Safft verrichtet war / wendete sich der grosse Musen-Fürstabsonderlich zu der Kunst-edlen Schaar / die ihm das Schrifft-opfer gewidmet hatte / und ertheilte ihr diesen Abschied:

Nun so gehet / meine Söhne /
Zu der schönen Hippokrene/
tauchet in den Qvellen-Wein
eure holde Lippen ein.
Schlürft aus dem geschmolznen Eise
feine / reine / Dichter-Weise /
und erhitzet euren Mut /
mit der Geist-Glut / aus der Flut.
Wann die andre / die nur Reimen
mit dem Pech des Pöbels leimen /
krönt ein rauhes Nessel-blat:
soll der kluge Musen-Raht /
eure Scheitel zu beküssen /
meine Lorbeer reichen müssen;
die kein Nord-wind stösset an /
noch der Blitz versehren kan.

Die Famabliese hierauf zum Abzuge. Apolloführte Germanienbey der Hand / Mercuriusaber / die von 7. Musenbegleitete Helden / zu der Tafel: welche inzwischen Minervaund Florain einem sondern Tempel-Zimmer beleitet hatten. Teutilliswurde von Kliound Kalliopezu den Pegasus-Brunnengeleitet / aus welchem zugleich viel edle Palmen-genossen ihren Kunst-Durst leschen wolten: den sie doch mehr anfeureten.

Der Blumen-hirt (welchem sein Unvermögen kein anderes Opfer zuliesse) setzte einen / aus dem Grase aufgefangenen Heuschrecken / seine Gesang-liebe zu bemerken / in den Altar-Brand. Welches den Musenso gefiele / daß sie ihn / auf beykommendes hohes vor-Wort von Teutillis/ der Floraempfahlen. Die ihn / als ihren alten Diener / nit nur erkante / sondern auch dem Zefyrübergabe; der ihn / seinem Verlangen nach / auf die linde Fittige name / über die angelegene Felsen / Berge / und Wälder führte / und ihn eilend widerbrachte zu seinen vorigen Triften hin Aus.

M.

[figure]
TA 1680, Iconologia Deorum, Bericht an den Buchbinder

Bericht an den Buchbinder / wo die in Kupfer gebrachte Figuren sollen eingele - get werden.

Der Haupt-Titul in Kupfer soll seyn des Buchs anderes Blat / als nach dem kleinen Titul.

Des AutorisContrafet gleich nach der Dedication.

Des Parnasses von der Fruchtbringenden GesellschafftKupfer folget nach der Erklärung des Kupfertituls.

Lit. A. als der Chaosin Kupfer / nach dem Ehren-Preiß des Palmen-Hains / und vor der kurzen Erklärung aller Kupfern.

B. nach pag. 10. C. nach pag. 12. D. nach pag. 34. E. nach pag. 46. F. nach pag. 62. G. nach pag. 72. H. nach pag. 84. I. nach pag. 90. K. nach pag. 92. L. nach pag. 96. M. nach pag. 110. N. nach pag. 126. O. nach pag. 130. P. nach pag. 142. Q. nach pag. 146. R. nach pag. 165. S. nach pag. 160. T. nach pag. 162. V. nach pag. 170. W. nach pag. 174 X. Y. nach pag. 180. Z. nach pag. 184. AA. nach pag. 190. BB. nach pag. 194. CC. nach pag. 196. DD. und EE. nach dito. FF. und GG. nach pag. 198. HH. nach dito. II. und KK. nach 200. kurtze

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel A.
[figure]

der Chaos

Frigida pugnabant calidis. Corpore in uno. humentia siccis ouidj. Metam.

cum Privil: S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [I]

Kurtze Erklärung Aller zu diesem Werke gehöriger / in Kupfer vorgestellter / und / um besserer Ordnung willen / mit gewissen Römischen Buchstaben bezeichneter Figuren.Billig machen wir den Anfang zur Heydnischen Göt - terbildung und deren Beschreibung von demjenigen / wovon alle Dinge ihren eigentlichen Anfang und Ursprung haben / nemlich dem Chaos/ worvon mit mehrern handelt die Erste Platte /Lit. A.

Chaos. CHAOS heißt denen ältisten Poeten anders nichts / als eine / in einander vermischte und vermengte Massam, oder Klumpen; woraus Himmel / Erde / Meer / Hölle / Nacht und Tag entstanden sind: Und scheinet fast / daß eben derjenige Abgrund / oder leere Raum hierdurch zu verstehen / dessen im Buch der Schöpfung von Moseselbst gedacht wird. Dieweil nun aber eben diejenigen Poeten Chaosfür der ältisten Götter einen gehalten / so schreibt dannenhero Virgilius/ in seinem Trojanischen Krieg / Chaosund PhlegetonseyenHöllen-Götter gewest / benebenst der Göttin Hecate; denen die Heidenschafft göttliche Ehre erwiesen. Im Ubrigen haben etliche dafür gehalten / der Vatter aller heidnischen Götter / und der gantzen Natur / habe Demogorgongeheissen; welcher im untersten Abgrund der Höllen / und in dem Stygischen Fluß/ anzutreffen gewest.

Platte B.

Antrum. DIese Figur zeiget uns das Antrum oder die vertieffte finstere Höle / zu deren Ende die unerforschliche Providentz oder Vorsehung über alle Ding enthalten ist. Vorn an des Antri Thüren sitzet die Zeitoder das Fatum, als ein alter Greiß / der den Geistern unveränderliche Gesetz vorschreibet / und bemerckt allezeit die Verkehrung und Abwechslungen / giebt auch so wohl Lebenden als Sterbenden Gesetz und Ordnung. Ferner wird die Naturaan der Thür gesehen / die hat ein wachsames Augeauf alle Dinge / so hinein oder ausgehen. Die Seelen / welche allda umbher schweiffen / verbinden und vereinbaren sich gleichsam solcher Gestalt mit leiblichen Gliedmassen. Oben über zielt Apollo/ vermittelst seiner kräfftigen Sonnen-Strahlen / auf die Unten stehende Natur/ samt ihrer um sich spielenden Jugend. Der Bär oder Polst-Stern bezieht sich auf den untenher schwebenden kleinen Paradeiß-Vogel / und bezeichnet gleichsam die Axin oder Querstange / um welche das gantze Rund geworffen / und gedrehet wird.

Die umschlungene Schlange / welche ihre Schuppen immerzu verändert / und mit ihrem Munde den Schwantz ergreifft / stellet den unendlichen und stets wiederkehrenden Umschweiff der unbegreiflichen Ewigkeit gar schicklich vor.

Der Zodiacus / oder Thier-Kreis / ist ein eingebildter Himmels-Zirckel / welcher den Aequatorem, zwischen dem Tropico Cancri und Capricorni, in zwey gleiche Theile / mitten voneinander schneidt und scheidt. Derselbige nun wird in zwölf himmlische Zeichen ordentlich eingetheilet / welche mit Nahmen also heissen: Widder / Stier / Zwillinge / Krebs / Löw / Jungfrau / Waag / Scorpion / Schütz / Steinbock / Wassermann und Fische. Folgen hierauf dero Bedeutungen: Der Wassermann ist das Zeichen des Jenners / wodurch entweder Ganimedes/ den Jupiter/ zu seinem Mundschencken / gen Himmel verzuckt; oder vielleicht Deucalion/ angedeutet werden. Der Löw / als ein Zeichen des Heumonden / bedeutet den Nemeischen Löwen / welchen Herculesumgebracht:TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [II]der Schütz / als ein Zeichen des Novembers / ist vielleicht Chironder Centaurus; oder Crotus/ der Euphemae Sohn/ als der Musen Seugamme/ die auf dem Helicongewohnt. Die Zwillinge bedeuten den May / wodurch entweder Castorund Pollux/ oder Herculesund Apollo/ oder auch Triptolemusund Jason/ zu verstehen seyn möchten. Der Steinbock / ein Zeichen des Decembers / gleicht fast der AmaltheaeGeiß / womit Jupiter/ in seiner Kindheit / von seiner Amme ernehrt / und auferzogen worden. Den Krebs / als ein Zeichen des Brachmonden / hatte Junodarum in den Himmel versetzt / dieweil ihn Herculesmit Füssen zertretten / da er wider die Wasserschlange / im Teich Lerna/ gestritten. Der Stier / als ein April-Zeichen / zeigt eben denjenigen Stier an / der die schöne Europamentführt; oder wie andere wollen / die Kuhe Io. Der Scorpion / ist ein Zeichen des Octobers / von welchem Orionauf der Jagt verletzt wurde. Die Jungfrau / als ein Zeichen des Augustus / ist eben die Asträa/ die Göttin der Gerechtigkeit; oder auch Erigone/ des Icarii Tochter. Die Fische / als ein Zeichen des Hornungs / weisen / wie Venus/ und ihr Sohn Cupido/ sich / wegen des Riesens Tiphon/ im Fluß Euphrate/ in Fische verwandelt. Der Widder (oder das Schaaf) ein Mertz-Zeichen / zielt auf das güldne Fließ / so Phryxus/ samt seiner Schwester Helle/ über die Achsel genommen / und in das Hellespontische Meer(daher es auch seinen Nahmen hat) entfallen lassen. Die Waag / als ein Zeichen des Septembers / bedeutet anders nichts / als einen grossen Antheil der Constellation des Scorpions.

Platte C.

1. Demogorgon. DEmogorgonwurde von den Alten vor den ersten der Götter und vor einen Gesellschafter der Ewigkeit geehret / darbey die / rings um ihn hergekrümmte / und in ihren eigenen Schwantz beissende Schlange das Jahr und dessen unendlichen Umlauff bezeichnet. Sein Gewand oder Kleid soll grün seyn / weil diese Farb die Unsterblichkeit bedeutet: daher auch sein blasses Angesicht mit grünen Baum-Mos überwachsen / und er alt / runtzligt / beschattet / und in einer neblicht-duncklen Höle sitzend vorgestellet wird. Diese Abbildung ist nach einem alten Kunststücke in Cristall abgesehen.

2. Aeternitas. Aeternitas, oder die Ewigkeit/ wird auf mancherley Weise abgebildet / unter welchen Faustinasolche auch sehr zierlich vorgestellt / in ihrer Medaglie oder Gedächtnüs-Müntz / durch ein ansehnlich Weibsbild / welches sitzend in der lincken Hand einen Regenten-Stab oder Reichs-Zepter / in der Rechten aber eine runde Welt-Kugel hält: auf der Welt-Kugel sitzet ein Phoenix/ dessen Haupt mit himmlischen Stralen umleuchtet / weil dieser Vogel / gemeinemRuffe nach / durch sein selbst Aufopfferung im Feuer sich wieder verjüngern / und also gleichsam verewigen soll. Dieses Bildes Obergewand soll schön azur oder hoch-himmelblau / das untere aber grün seyn / weil sie jederzeit jung bleibet.

3. Providentia. Providentia Deorum, oder der Götter Vorsehung. Solche hat Julius Caesar/ weil das Keyserthum ihme ohne alles Vermuthen aufgetragen worden / auf folgende Weise bilden und pregen lassen: Sie stehet als ein schön Himmels-Bild / so auf den in der lincken Hand haltendenRegiments-Stab sich gleichsam steurend / und in der Rechten einen königlichen Scepter haltend / der Unter-Welt mit diesen Worten: Providentia Deorum, gleichsam ihren Befehl andeutet. Ihr Obergewand soll schön azur oder hoch-himmelblau / das untere aberlieblich-grün seyn.

4. Janus. Janusder Zweygestaltige/ ist zu sehen unter dem Bilde der Ewigkeit/ zur lincken Hand des mehr besagten Demogorgons. Diese Bildnis eines Mannsbildes mit einem alten und jungen Angesicht / in der lincken Hand einen Stab / in der Rechten aber einen Schlüssel haltend / bedeutet vornemlich die Sonne / dann auch das Jahr und den Frieden / ja / auch beyde Liechter / verstehe das göttliche und natürliche Liecht unserer Seelen.

5. Felicia tempora. Felicia tempora, oder die glückliche Zeiten. Diese Abbildung ist auf solche Weise vorgestellt / wie sie Keyser Constantinus Magnusauf eine Medaglie / durch vier Knaben / mit denen in Handen habenden Kennzeichen der vier Jahr-Theile / ausbilden / darneben die Umschrifft / Felicia tempora; darüber pregen lassen.

6. Saturnus Saturnuswird ins gemein für die Zeit gehalten / ist ein Verzehrer und Fresser / und ein Zerstörer und Verderber aller Dinge / aus genommen des Jupiters/ der Juno/ des Neptunus/ und Pluto/ oder des Feuers / Luffts / Wassers und Erden / als welche sich nicht zerstören und verderben lassen. Und weil er der erste auf der Erden gewest zu seyn geglaubt worden / hat man ihn sehr alt / von einer langen Gestalt / grauhärig / mit einem kahlen Kopffe / und langen Barte gebildet; mit dem rechten Arm umfasset Er ein Kind / und beisset drein / in der lincken Hand aber hält er eine Sense / im übrigen ist er gelb und braun colorirt und angefärbt / und aus einem kostbaren Antichen Agat abgesehen.

7. Apollo. Apollo/ oder die Sonne/ bemercket / daß er ein Gott der Providentzund alles Vermögensseye / und daß einem weisen Manne viel zu hören und zu thun / wenig aber zu reden gebühre / weil er ein Gott/ der alles siehet; er wird in männ - und weiblicher Gestalt / und alsoTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [III]vermischtes Geschlechts gebildet. Wie er sub num. 7. vorgestellt / mit der Lyra oder Harfen / ist er von / einem sehr wohl gemachten antichen Stücke / in einem Orientalischen Agat nachgezeichnet. Das Bild / so zur rechten Seiten auf der Schale ein Knäblein zum Opffer präsentirt oder darbietet / ist die Priesterin Pythia/ welche / nach altem Gebrauch / und Meinung der Creter / wegen im Gebet gesuchter und erhaltner Erledigung / diesem Gott / ihrem gethanen Gelübde zu folge / jährlich ein erstgebornes Knäblin opfern müssen. Des ApolloGewand wird schön purpurfarb gemahlt / das Haar aber den Sonnenstrahlen gleich gefärbet / also auch sein Gulden - und von vier Pferden fortgezogener Wagen. Andere dieses Abgottes Bildungen mehr / sind in unserer

nachzusuchen.

8. Aesculapius. Hygieia, Telesphorus. Aesculapius/ Hygieia/ und Telesphoruswurden bey den Alten für Götter der Gesundheit gehalten. Aesculapiusruhet / wie unter Num. 8. zu sehen / auf seinem Stabe / um welchen sich eine Schlange geschlungen / bedeutet die Artzney. Hygieiaseine Tochter / mit der Gesundheits-Schale in der Hand / bedeutet die Gesundheit; und Telesphorusein Gott der Wiedergeneesung/ und Erstatter der Gesundheit und Stärcke / nach überstandener Kranckheit / ist nach einem Antichen / sehr gutem / in Marmelstein gehauenen Bilde gemacht. Der Lorbeer-Krantz bezeichnet des Medici Lob.

9. Sacrificium salutis. Sacrificium salutis, oder Opfer des Heils und der Gesundheit. Dieses ward / vermittelst einer Schlange / dem Apollound Aesculapio/ als der Gesundheit Genio / zugeeignet / weil selbige die alte Haut jährlich ableget / und sich gleichsam verjüngert / und erneuert. Wie dann Aesculapiusauch in Gestalt einer Schlange von Epidaurusabgeholt und angebetet worden. In diesem vortrefflichen Antichen Stück / so aus einem Carniol / von meisterlicher Hand gemacht / entnommen / erzeiget sich die Schlange mit aufgesperrtem Maule / in willens derer / durch den Aufrührer mit dem Finger in der Schüssel / zugerichteten Speise zu geniessen. Das beym Altar mit der Schale stehende Weibesbild giesset Wein oder Milch über den Widders-Kopf / welcher / samt dem Aesculapius/ der Gesundheit Symbolum zu seyn pfleget / wie sub num. 9. zu sehen.

Platte D.

1. Aurora. Aurora/ oder die Morgenröhte/ ist in der /mit Lit. D. bemerckter Platte / unter num. 1. zu finden. Diese stehet auf einem Wagen / und vor ihr ein krähender muntrer Hahn / welcher sie gleichsam anmeldet / und ausruffet: Der Wagen wird vom Pferde Pegasusschnell fortgezogen; Welches alles andeutet / daß die Morgen - und Früh-Stunde / in welcher sie sich sehen lässet / dem Kunst-Fleisse und Studirendie bequemste Zeit sey. Dieses anmuthige Bild / von einem sehr guten Meister / aus Berg-Crystall formirt / entnommen / hält / wie zu sehen / in der Rechten ein angezündetes Windliecht / oder Fackel; mit der lincken aber streuet sie allerley wohlriechende Blumen und Kräuter aus. Das Pferd Pegasuswird weiß / der Wagen gelb / die Gewande aurorfärbig / und ihr schön krauses Haar goldgelb gefärbet / vor ihr her laufft der schöne Morgenstern / sonsten ins gemein die Venusgenannt.

2. Diana. Diana/ oder die Jagt-Göttin/ ist zu finden / sub num. 2. Dieses anmuhtig-nackende Bild / mit dem halben Monde auf dem Haupte / mit einer Hand den Bogen / mit der andern aber einen Hirsch beym Schenckel hält / zeiget an / daß sie eine Göttin der Keuschheit / Wälder und Jägerey sey. Wegen ihres schnellen Lauffs / wird sie für den Mond gehalten / Ingleichen für eine Geleiterin der bey Nacht Reisenden; für eine Göttin aller Reinigkeit / und dabey auch für eine ernstliche Bestrafferin aller Unkeuschheit. Ihres Gewandes Farb ist grün und weis.

3. Diana Lucifera. In eben dieser Platte / unter num. 3. stehet Diana Lucifera/ die also von Faustinaauf einem Schau-Müntz-Stück gebildet zu sehen / mit einer in den Händen haltenden Fackel; Diese hatte bey den alten Heyden auch sonsten noch viel andere Namen mehr.

4. Diana Ephesina Unter num. 4. stehet / auf eben dieser Platte / Diana Ephesina/ in einem Tempel / wie solche / also gestaltet / des Keysers Claudiialte Müntze zeiget / mit vielen Brüsten am Leibe versehen / dadurch anzudeuten / daß sie allen Dingen ihr Wachsthum und Vermehren gebe.

5. Natura. Natura/ eine Göttin aller natürlichen Dinge / ist unter num. 5.zu sehen / und am gantzen Ober-Leibe rings umher mit vielen Brüsten begabet / weil sie aller Dinge rechte und warhaffte Nährmutter ist. Sie ist also nach einer guten Antichen Statue von Marmel gebildet abgesehen worden.

6. Jupiter Crescens. Jupiter/ ist also auf des jungen ValeriiMedaglie zu sehen / mit der Umschrifft / Jovi Crescenti, oder dem wachsenden Jupiter; damit hat man sein Absehen auf den jungen Keyser gehabt / daß er an Gemühts - Glücks - und Leibes-Gaben wol wachsen und zunehmen solle / wie nemlich dem Jupitervon der Ziegen-Milch der Nymphen Amaltheäwiderfahren. Er sitzet in Kindes-Gestalt auf einer Ziegen.

7. Neben ihm stehet / in ietzt-bedeuter Platte / unter num. 7. Jupiterin vollkommener Manns-Gestalt / in der rechten einen Donnerkeil / in der lincken aber einen Regiments-Stab haltend / zu seinen Füssen aber wartet ihm ein Adler auf. Jupiterund PanwurdenTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [IV]von den Heyden für die Regenten dieses gantzen Welt-Gebäudes gehalten. Jener deutet an die göttliche Unbeweglichkeit und Providentz / dieser die Bewegung der Welt / von welchem letzteren / dem Pannemlich / nachgehends ein mehrers folgen soll. Des JupitersBildnus aber ist nach einer guten antichen Statua / von vortrefflicher Hand / eines rechten Alters / und an allen Leibs-Theilen einer vollkommenen herrlichen Gestalt gezeichnet / sein Gewand war schön feuerroht / und sein Wagen von zweyen fliegenden Adlern gezogen.

8. Juno. Juno/ oder die Göttin des Reichthums/ ist zu sehen / unter num. 8. Ihr ist zu ihren Füssen dero gewiedmeter Vogel / der Pfau / beygefügt / welcher andeutet / daß sie eine Königin des Himmels / und der Lufft / sodann auch eine Beherrscherin alles Reichthums sey. Es wird aber auch durch sie die Tugend verstanden. Sie ist einer ansehnlich-schönen /Majestätisch - und vollkommenen Gestalt. Ihr Obergewand soll seyn schön Azur oder hoch himmelblau / allenthalben der Perlen und Edelgesteinen aufs kostbarste ausgeschmückt / das Untere aber schön von sich strahlend purpur-roht.

9. Iris. Iris(der Regenbogen) der Göttin JunoAufwärterin und Vorbotin / deren wunderbare Farben wegen ihres Unterscheids ein schönes Symbolum ihrer schnellen Veränderung sind. Durch sie wird des Reichthums Thorheit und schnelle Verschwindung angedeutet. Dieser schönen Lufft-Nymphen Gewand wird mit allerley anmuhtig-schönen Farben gestriemt / und wie der Regenbogen colorirt.

10. Castorund Pollux. Castorund Pollux/ diese zween Haus-Götter / wurden auch für der Schiffahrenden und Postreitenden Götter und Beschützer gehalten / und weil sie schnell-lauffende Sterne im Zodiaco zu seyn geglaubet worden / hat man sie denen zwölff himmlischen Zeichen mit einverleibet.

Platte E.

1. Die Sonne/ Apollooder Phoebus. IN dieser Platte / bezeichnet sub num. 1. ist zu sehen Apollo/ oder Phöbus(die Sonne) auf seinem güldnen mit vier Pferden bespannten Wagen / den Umlauff der Welt zu verrichten / und der finstern Nacht die Decke abzunehmen. Diesem gehet vor die Wolcken-Nymphe / so alles mit dem erkühlenden Morgenthau übersprützet. Er ist rings umgeben mit dem Zodiaco oder Thierkreise / (als unter dem die Planeten sich bewegen / ist in der Breite 16. Grad / und theilet die Lineam Eclipticam in 2. gleiche Theile) worinnen die zwölff Signa, insgemein die Zeichen des Zodiaci genannt / abgebildet zu sehen / bedeuten die vier Verrichtungen seines Glantzes / im Tag und Jahr / wie auch die schnelle Bewegung seines Leibes. DieseAbbildung ist nach einem berühmten Antichen Basso Relieve in Marmelstein abgesehen.

2. Isisund Serapis. Isisund Serapis/ sind beyde von denen Egyptern für Götter / auch für die Sonne und den Mond geehret worden. Dieser träget auf dem Haupte ein Körblein des Uberflusses; jene ein belaubtes Pfirsing-Zweiglein als ein Zeichen der Verschwiegenheit und Warheit / und sind beyde nach einem sehr guten antichen Marmolsteinernen Stück abgebildet.

3. Klangspiel Sitrum. Num. 3. stellet vor das von denen Egyptischen Priestern der Göttin Isisgebrauchtes Klangspiel / Sistrum genannt / dergleichen noch vorhanden zu Romin der Kunst-Kammer Francesco Gualdo/ nach welchem dieses mit Fleiß gezeichnet worden.

4. Jupiter Infans. Num. 4. giebt zu sehen den Jupiterin seiner Kindheit / der / aus Beysorg / daß er von seinem Vatter / dem Saturno/ gefressen und verzehrt werden möchte / durch die Nymphe Amaltheamit Geiß-Milch und wildem Hönig erzogen worden / wie hiervon in folgender Haupt-Beschreibung an seinem Ort mit mehrern gedacht worden.

5. Jupiterin Majestät. Num. 5. erscheinet Jupiterin majestätischer Gestalt auf einem Adler sitzend / hält in der rechten Hand einige Donnerkeile / in der Lincken aber seinen Scepter oder Regiments-Stab. Sein Gewand soll schön feuerroth seyn / denn er für einen Gottaller andern Götter geehret worden und die Macht und Vorsehung bedeutet / indem man ihn vor einen Schöpffer und Erhalter aller Dinge gehalten. Von ihm entstehet die Harmonie des Himmel-Rundes. Ist von einem Onix Sardonica abgesehen worden.

6. Pander Hirten Gott. Num. 6. lieget Pan/ ein Gott der Hirten und des Feldes / mit den Satyren/ Faunenund Feld-Nymphen/ Hamadryadesgenannt. Des PansBekleidung ist ein Widder-Fell / hat rohte krause Haare / wird von untersetzter Gestalt / obenher wie ein Mann / starck von Gliedern / gebildet / an Farb aber wol gelb und roth gemahlt. Sein Untertheil des Leibs ist als ein Geiß oder Bock gestaltet / und ums Haupt mit einemDannen-Zweige bekräntzt. Ein mehrers wird von ihm in der Figur dieser Platte zu sehen seyn.

Platte F.

1. Hymenaeus. IN dieserPlatte mit Lit. F. bezeichnet / subnum. 1. ist zu sehen Hymenäusder Ehestands - und Hochzeit-Gott. Dieser hält in der Rechten eine brennende Liebs-Fackel / in der Lincken den rohten Flor / wormit der Braut Angesicht verdecket wurde. Die vor ihm sich niederbückende Kindlein klauben ausgestreuete Nüsse auf / welches auf den ewigen und unauflöslichen Bund der Ehe / wie auch die Schaamröthe des Jungfräulichen Angesichts deutet / undTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [V]daß der / so solchen Stand anzutretten entschlossen / sich aller kindischen Weise entschlagen und äussern müsse. Er wird in weiß gekleidet / ist von Gestalt ein sehr schön und anmuhtiger Jüngling / träget kleine Halbstiefeln / mit weiß Hermelin-Fellen umziert oder bepremt. Also ward er von den Alten gebildet / und ist dieses aus einem in Agatstein von sehr guter Hand gemachten Stück nachgebildet worden. Sein weiß Gewand bedeutet die Reinigkeit des Ehestandes.

2. Concordiaoder Eintracht Diese Göttin Concordiaoder Eintracht/ ist also auf einem alten Schau-Pfenning von Marco Aureliogepregt / daraus zu sehen die Vermählung eines Mann - und Weibesbildes / mit der Lateinischen Uberschrifft: CONCORDIA. Und in eben dieser Platte sub num. 3. gerad unter jetztbeschriebener / stehet eine wohlgestalte Bildnis / auf der Rechten ein zartes Kindlein / in der Lincken aber einen Stab haltend / so gleichfalls auf einer alten Schau-Müntz von Aquilia Severagepreget worden / 3. Concordia aeterna, ewige Eintracht mit dieser Uberschrifft: CONCORDIA AETERNA, oder die ewige Eintracht / so in dem Ehstand sehr nöhtig ist.

4. FecunditasAugustae, oder FruchtbarkeitAugustae. Num. 4. ist zu sehen die aus einem alten von Lucillagepregten Schaupfenning genommene Fruchtbarkeit/ in Gestalt eines sitzenden Frauenbildes / um welches drey Kinder stehen / mit der Uberschrifft: Fecunditas Augustae, auf das dreymalige Gebären der Keyserin gerichtet. Der günstige Leser verzeihe dem Kupferstecher / daß er / an statt der dreyen Kinder auszubilden / das eine übersehn.

5. Pudicitiaoder Keuschheit. Pudicitiaoder Keuschheit(wie solche sub num. 5. vorgestellt worden) ist auf einem von Faustinagepregten Schau-Pfenning zu sehen / darinnen sie ihr Angesicht mit dem Schleyer verhüllet / und um sie herum die Uberschrifft PUDICITIA.

6. Die Hochzeit. Die sub num. 6. vorgestellte Hochzeit ist solcher Gestalt auszuwickeln: (1) Braut und Bräutigam geben einander die Hände. Jene ist mit einem Schleyer oder Weiber-Mantel verhüllet / dieser mit entblöstem Haupte. (2) Die Heurat-Göttin Junoergreifft beede / und verknüpffet sie mit einem beständigen Ehebande. Bey dem Altar stehet (3) ein Diener mit einem Rauchfaß / und (4) der Pfeiffer / welcher sehr lieblich und lustig ausspielet. (5) Ein Mann / mit verhülltem Haupte / (6) opffert / und nimmt hierzu Blumen und Aepffel / aus einem Korbe / welche man auf der Hochzeit auszustreuen pflegte. Von dannen trägt (7) ein Weib eine Turteltaube vorher zum glücklichen Anfange der ehelichen Treue. Zu den Füssen stehet (8) ein Schaf / so man entweder geopfert / oder das Wollen-Spinnen dardurch angedeutet hat. Hierauf folget (9) ein Weib / mit einem Kranz / wormit der Thür-Simsen gezieretwurden. Dann kommt (10) ein Bott hervor getretten / der Lorbeerzweigen gekrönet / der hält in seiner Rechten ein zusammen gerolltes Hochzeit-Gedichte. Die letzte ist (11) die Göttin der Einträchtigkeitmit dem Frucht-Horn; oder der Cybelesihre Mutter / so (der Römer Meinung nach) ihre Krafft und Gedeyen zur Geburt verliehen. Und dieses berühmte antichische Stuck der Hochzeit ist / zu Rom/ bey S. Johann Latheran/ in Basso Relievo / in schönen weissen Marmorstein gebildet / annoch auf den heutigen Tag also zusehen.

7. Junge Braut. Unter Num. 7. sitzt eine junge verlobte Braut / die mit ihrem Schleyer ihre Thränen abtrucknet. Vor ihr aber sitzt ihre Wärterin oder Magd / und wischt ihr mit einem Schwamm und Alabaster-Sälblein / im Namen der Salb-Göttin Junonis/ die Füsse ab / welches Stück ebenmässig aus einem antichischen Basso Relieve zu Romgenommen ist.

8. Grabmal einer Röm. Kindbetterin. Endlich so ist dieses Antichische Stuck / oder Arca sepulchralis puerperae Romanae, oder Grabmal einer Römischen Kindbetterin / allda in Basso Relieve von Marmorstein gemacht zu sehen / in solchem liegt ein kleines Kindlein / und vor selbigem auf den Knien eine Frauens-Person / bey denen Römern Rumiliagenannt / als eine Göttin / welcher die Verwaltung der Kinder in guter Auferziehung zugeeignet wurde. Dieser Nam entstunde von der Poppa Ruma/ also bey den Antichen benamset. Uber die Opffer dieser Göttin pflegten sie Milch zu giessen / wie solches Plutarchusin Romulo erzehlet.

Zu Romin demjenigen Garten / welcher zu dem Sacchetischen Palastgehörig / so auf der Julischen Strassegelegen / ist noch heutiges Tages / dieser alter marmelsteinerner Todtenkasten zu sehen;Expositio veteris in Puerperio ritus, Romae,1677.Wie solchen Caspar Bartholinus, in einem absonderlichen Büchlein / beschrieben / und denjenigen Abriß davon aus des Ritters / Caroli Antonii à PuteoKunst-Büchern / verzeichnet hat.

Solcher Todtenkasten nun ist ganz von Stein / und mit vier Seiten versehen; dergleichenUrnae, oder Steinerne Todten Särge. weiland Ossuaria, oder Urnae von den Alten genennet wurden; darinnen sie die Gebeine / samt dem Todtenaschen aufbehalten / und verwahret hatten. Auf einer Seite stehet ein schönes Denckmal / dadurch der alte Gebrauch vorgebildet / welcher in dem Kindbette üblich gewest: An der andern Seiten aber stehen solche Antiquitäten erhoben welche zu Opffer - und Hochzeitgebräuchen gehörig waren.

Erklärung der Röm. Kindbetterin.Die Haubtsache an und für sich selbst betreffend / so sitzt / zur ersten Seiten / eine Kindbetterin / welche (wie es das Ansehen hat) im Kindbett erkrancket: Zu ihren Füssen befindet sichTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VI]das neugeborne Kind / so die Hebamme von der Erden aufhebt / damit es erzogen werden möchte; sintemal ein Kind / so von der Mutter auf die Erde gefallen / nicht alsobald für redlich erkant / viel weniger erzogen wurde; Wo nicht der Vatter entweder gleich zu gegen / oder in dessen Abwesenheit ein Anwalt / oder auch nur eine Tertull. in Apologet. cap. XI. Erden-Kinder. Hebamme vorhanden / welche diejenige Geburt von der Erden aufhuben. Dannenhero eben solche Vatter-lose Kinder ins gemein Terrae Filii, das ist / Erdenkinder geheissen / welche man auf der Erde liegen lassen / und niemand aufheben / das ist / für seine Kinder erkennen / viel weniger erziehen wollen. Nechst daran stehet die Seugamme / mit einer Windel / oder Wickelbinde / darein man das gesäuberte Kind zu legen / und einzubinden pflegte. Ferner so finden sich noch zwo andere / dabey stehende Weibespersonen / welche gleichsam auf den alten Gebrauch zielen / und so viel zu verstehen geben; vermittelst dessen die neugeborne Kinder alsobald in das allgemeine Stadt-Buch eingetragen / oder auch das Götter-Geschick / nach Veranlassung des Geburt-Tages / fleissig aufgezeichnet wurde: denn eine von diesenDie neugeborne Kinder ins Stat-Buch geschrieben. beeden zeichnet mit einem Grieffel etwas auf eine Kugel / die auf einer Säule liegt. Der rechtmässigen Vätter Aussage belangend / so geschach dieselbe / indem sie sich öffentlich darzu bekanten / und ihrer leiblichen Kinder Nahmen in dem Aerario Saturni denen hierzu bestellten Amtleuten anzeigten; damit solche / ordentlich eingeschrieben werden / und dadurch das gewöhnliche Burgerrecht erlangen / nicht weniger auch für rechtmessige Erben ins künftige Brisson. Lib. 1. Antiqq. cap. 5. gehalten werden möchten: Wobey dann derselbige Tag / samt des alsdann-regierenden Burgermeisters Nahme fleissig gemerckt und aufgezeichnet wurde. Ob nun eben dergleichen allhier beschehe / oder vielmehr das Götter-Geschick /Fatum der ungebornen Kinder. was sich nemlich mit demjenigen Kind Zeit seines Lebens zutragen und begeben möchte / dadurch vorstellig gemacht worden / wird denen Gelehrten zu beurtheilen überlassen. Dergleichen aber ist noch heutiges Tages in denen Mediceischen Lust-Gärten/ wie auch auf dergleichen Todtenkasten / in des Fürsten Pamphilii Palast/ zu Rom/ zu sehen; wie unsere folgende Platte mit Lit. bemerckt / bekanntin Admirand. Roman. Antiqq. Vestigiis. macht. Wodurch des Menschen Leben und Tod / aus geheimer Philosophie der Alten / vorgebildet wird; gleichwie Jo. Petr. Belloviussolche sehr wol erkläret: Zumal aber Num. 10. da auch ein Weib / ebenauf dergleichen Weise / wie allhier zu sehen / mit einem Grieffel etwas auf eine Kugel schreibt; dadurch BelloviiMeinung nach / nichts anders als das Fatum angedeutet / und gemeiniglich am letzten Tag der ersten Kindbettwoche / in Beyseyn der Zurathgezogenen / und so genanten Mathematicorum, sehr abergläubisch beschrieben worden.

Platte G.

1. Ops, Berecynthia, Cybele, &c. DIe Ops/ sonsten auch Berecynthiaund Cybelegenannt / wie sie in unsererPlatte mit Lit. G. bemerckt / sub. num. 1. zu sehen ist / bedeutet die grosse Mutter der Götter / des Erdreichs / der Thiere und Bäume / so wol auch den gesegneten Bau / oder die Fruchtbarkeit des Erdreichs / und daß jedermann / auch die Gröste deroselben Hülff benöthigt sind. Sie sitzet auf ihrem Wagen / welchen zwey schöne Löwen ziehen / in der lincken Hand einen Schlüssel / in der rechten aber den Scepter haltend. Ihre auf dem Haupte tragende Kron bestehet aus allerhand Gebäuen; ihr Untergewand ist weiß / das Obere / oder der Mantel aber blau / oder auch wol grün.

2. Vesta Göttin des Feurs und der Jungferschafft. Vestadie Göttin des Feuers und ewiger Jungfrauschafft/ bedeutet auch des innerlichen Feuers Hitze oder Wärme / welche allen Dingen das Leben giebt / als die unsichtbare göttliche Seele. Unter num. 2. stehen neben ihr zwey ihrer Vestalischen Jungfrauen/ als Versorgerinnen des ewigen Feuers / die in dero Tempeles in stetigem brennen erhalten / und das Erlöschen verwehren musten. Ferner sind auf diesem alten Marmelstein abgebildet die nachfolgende zwo Göttinnen.

3. Ceres Göttin des Korns oder Getraides. Ceres/ oder die Göttin des Korns oder Getraides/ wormit sie auch ihr Haupt bekräntzet; dero Wagen wird von zweyen Drachen gezogen / wie zu sehen unter num. 3. Ihr Gewand wird grüngelbig colorirt oder gefärbet. Diese Göttin wurde insonderheit von den Sicilianern geliebt / welche ihre Statue oder Bildnis insgemein aus schwartzem Marmorstein machen liessen.

4. Proserpina Göttin des Habers/ sonst Höllen-Göttin. Proserpina/ eine Göttin des Habers/ mit dessen Aehren sie auch ihr Haupt gezieret / und derselben einen Büschel in Händen hält / wie zu sehen unter num. 4. An ihrer Seiten zu denen Füssen stehet eine Gans. Sonsten wird sie fast wie ihre Mutter / die Ceres/ gestaltet und coloriret.

5. und 6. Pomonaund Flora. Pomonaund Flora/ jene die Göttin über das Obst / Zeitigung der Früchte / und Gärten; diese der Blumen / Kräuter / Pflantzen und Grases Göttin (wie solche sub num. 5. und 6. beyeinander zu sehen) sind beede von anmuthiger Gestalt und schön-grüner Kleidung / die erste mit Obst / die andere mit Blumen gezieret.

Platte H.

1. Glaucus der Alte. DIe Abbildung des alten Glaucus(wie solche in unserermit Lit. H. bemerckten Platte unter num. 1. zu ersehen) ist aus einem antichen sehr gut in Ertz gebildetemTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VII]Stuck genommen / und allda beygefügt worden. Die Alten hielten ihn für einen Gott des Meers/ auch dessen Farbe und Schaum vor einen Ausleger der Feuchtigkeiten und derselben Würckungen.

2. Canopy Canopus/ ein Gott und Genius der feuchten Natur/ ist unter num. 2. zu sehen / deßwegen er auch von den Egyptiern mit eines Menschen Haupte / auf einem Greiffen sitzend / gebildet worden: der Greiff drehet mit dem einen Fuß vor sich / ein Rad um / welches eine Abbildung des Umlauffs der Sonnen / und dadurch verübender Wirckung ist / woraus die Generation und Circulation. des Sonnen-Wagens entstehet; anzudeuten / daß ohne der Sonnen kräfftige Wirckung das Wasser oder die Feuchtigkeit nichts vermöge / und darum werde dieser Gott von dem Greiffen getragen.

3. Scylla. Scylla/ die gefährliche Stein-Klippe im Sicilischen Meer/ (wie selbige als ein Meergöttin sub num. 3.zu sehen) so ein ungeheures Monstrum des Meersgenennt / und allerley des Meers und der Seefahrenden Gefährlichkeit andeutet / war auf diese Weise in einem kostbaren Antichen Marmelstein abgebildet.

4. Neptunusund Amphitrite. Neptunus/ der über alle Meere von den Heyden geglaubte Gott / (wie er zu sehen unter num. 4. samt seiner Gemahlin Amphitrite/ als die des süssen und saltzigen Wassers Mittelmässigkeit bedeutet) triumphiret über alle Wasser / auf einer grossen Muschel / welche bald von zweyen See-Pferden / bald von zweyen Fischen gezogen wird / hält seinen Dreyzanck in der Hand. Der Muschel beede Räder bedeuten des Meeres Lauff um die Welt. Vor ihnen her schwimmen seine Trompeter oder Vortretter die Tritones/ so auf ihren Seehörnern ein grausames Gethöne von sich geben. Hinten nach / und auf der Seiten / folgen und beleiten ihn die Nereides/ auf See-Pferden / Meerthieren / wie auch Wallfischen / und Seehunden / zusamt dem Gefolge der Meermänner u. Ingleichen die Meer-Nymphen Eurynomeund Dirce/ deren die eine des ProteusTochter / die andere eine Mutter der Semiramisgewesen.

5. Carrus amoris, oder Liebes-Karren. Carrus amoris, oder der Liebes-Karren / durch Delphine im Meer gezogen / wird sub num. 5. gesehen / dergleichen die Antichen vielfältig in Marmor gebildet haben / nebenst noch vielen andern spielenden Veneribus und Liebs-Göttern / welche Delphinen bezwingen; weiln dieses Thier am Himmel und im Meer ein Zeichen der Liebe zu seyn pfleget.

6, Treue des Delphins gegen den Menschen. Des Delphins Lieb und Treue gegen den Menschen zeiget die / in dieser sechsten Figur / vorgestellte Geschicht / so sich mit einem Knaben / der von Bajatäglich nach Pozzoliin die Schul gegangen / zugetragen / da ein Delphin ihn also angewöhnt und geliebt / daß er ihn überdas Meer hin und her getragen / und als unversehens / in einem Sturmwinde / die Wellen denselben zu des Delphins Floß-Stacheln verwendet / daß er dadurch verwundet worden / er / der Delphin / ihn also todt zu Lande gebracht / und allda selbst todt neben ihm gefunden worden.

7. Cupidogeflügelt. In der mit Num. 7. darneben stehenden Figur sitzet Cupidogeflügelt auf einem Delphin / und regieret ihn als ein Thier / dardurch anzudeuten / daß gleichwie die Liebe die Erden beherrschet / eben also auch ihre Macht über das Wasser sich erstrecke.

Platte I.

1. Galathaea GAlathäa/ die schöne Meer-Nymphe / mit vielen von den Nereidenund Tritonen/ so wol männlich - als weiblichen Geschlechts / die Charybdisund Scylla/ die Meer-Fortuna / samt verschiedenen andern Meer-Nymphen / Wallfischen und Delphinen / wie auch Parthenope/ Leucosiaund Ligyadie Sirenen/ oder Meer-Göttinen / deßgleichen der ausgeholte Felsen Scylla/ wie solche auf dieser Platte zu sehen / bedeuten die unzüchtige leichtfertige Weibsbilder / und ihre Verblendung / wie auch Anzeigungen etlicher im Meer unter Wasser stehender gefährlicher Stein-Klippen / deren zierliche Reden oder schmeichlende Worte lauter verdeckte Falschheit und Betrug an den Tag geben.

2. Venus. Venus/ auf einem Meer-Bock / die See durchwandlend / hält in der Rechten ein Myrten-Zweiglein / ihr folget im Wasser Cupido/ oder der Liebes-Knabe / sehr geschwind nach / und treibet mit einer Peitsche das Thier zum lauffen an; ist von einem Antichen Achat genommen.

3. Meer-Pferd. Caballus marinus oder Meer-Pferd / findet sich in unterschiedlichen Medalien / ja auch wol in Marmor / auf die Art und Weise gebildet / als es allhier mit num. 3. zu ersehen / und ist ein Himmlisch - wie auch Kennzeichen des Neptunus.

4. Cephisy Cephisusist ein Strom in Griechenlande/ dem (wie bey Num. 4. zu sehen) seine Anbeter zu Ehren ihre Haar abschnitten / und aufopfferten. 5. Po. In eben dieser Platte unter num. 5. ist zu sehen der Longobardische oder Italianische Strom / die Poogenannt / dessen Laut an den Ufern ein so hartes Getös verursachet / daß es von weiten anders nicht thönet / als ob eine Heerd Ochsen zusammen brülleten.

6. Tyberis. Num. 6. stellet vor den Tyber-Strom/ zu Latein Tyberoder Tyberisgenennt; das mit Früchten gefüllte Horn / und die beyden Kindlein u. deuten an seine Fruchtbarkeit / und daß den zweyen Brüdern Romulusund Remusdas Römische Keyserthum angehangen.

7. Nilus. Unter num. 7. dieser Platte sitzet der berühmte Egyptische Strom Nilus/ samt demTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VIII]Crocodill / welcher sonst auch durch 16. Kindlein bedeutet / daß er gemeiniglich 16. Elen oder Cubitos zu steigen und aufzuschwellen pflege.

8. Danubiy. Unter num. 8. ist zu sehen die Abbildung des berühmten Teutschen Donau-Stroms/ zu Latein Danubiusgenannt / der allen andern Flüssen zuwider / und mit verwunderbarer Geschwindigkeit gegen Osten lauffet.

9. Rhenus Endlich ist sub. num. 9. auch die Bildung des schönen Rhenusoder Rhein-Stromszu sehen / an dessen Ufern / in und um die edle Pfaltzauch Bacchus-Steingelegen / der gesunde herrlichste Wein wächset / weßwegen er zu beyden Seiten langs hinab mit sehr vielen Städten und Reichthümen gezieret / dahero auch dieser edle Strom immer von vielen Feinden angefochten wird.

Platte K.

Vier Haubtwinde. DIe zehende Platte K. stellet vor die Abbildung des Boreas, Auster, Eurusund Zephyrus, das ist /Ost - West - Nord - und Sud - als der vier Haupt-winde/ nebenst der Orithya, und Flora, jene des Boreas, diese des ZephyrusGemahlin. Sie erweisen ihre Wirckungen / wann sie zu ihrer Zeit die ihnen untergebne Länder durchblasen / woraus entstehen die aufsteigende Feuchtigkeiten / Dämpffe / Nebel / Thau / Regen / der Nymphen Wolcken-Güsse / Springwasser / Quellen / Brunnen / Bäche / Teiche / Pfühle / Ströme / Seen und Meere; wie solche ausführlich nach deren Art und Würckung abzubilden sind / haben wir allhier aufs genaueste nach der Ordnung unserer Profession vorgestellet. Zur lincken Seiten dieser Platten erzeiget sich der härtere Lufft auf den hohen Steinfelsen / und Abstürtzung eines Stroms / wormit der Fall des Tyber Flusseszuverstehen gegeben wird / als welcher auch zum Theil aus dem kalten rauhen Lande und Gebürge in Abruzzound Aquilaentstehet / worvon das gemeine Italianische Sprüchwort lautet:

Chi vuol sentir li tormenti dell Inferno,
Vadi in Apuglial estate in Aquilalinuer - no.

Das ist:

Wer will fühlen und empfinden hier auf Erd der Höllen Pein /
Mag Apuliendes Sommers ihm er - wehlen nur allein /
Und in Aquilades Winters lassen sei - ne Wohnung seyn.

Zumalen dieses rauhen und hohen Landes Gewässer schnell zusammen rinnen / endlich den Fluß Teuerinmachen / als welcher also fortbis nacher Tiuolifliesset; allda aber bey der berühmten Sibylla Tibertina noch stehenden schönen Tempeldieser völlige Fluß sich in eine abscheuliche unergründliche Höhle eines Steinfelsen einstürtzet / und mit greulichem Getös dergestalt verlieret / daß er bey einer Meilwegs von dannen unter den Steinklippen von unten auf wieder hervor brudelt / hernach schneller laufft als zuvor / und die trockne Länder der Campagnie Romanabefeuchtet / sich mit andern Gewässern vereinbaret / den Namen alsdann verändert / und die Tibergenennet wird; also ferner von Ponto Molloauf Rom/ und völlig nacher Ostieund Portaseinen schnellen Lauff nimmt / und sich endlich in das Mare Mediterraneumoder Mittelmeerverlauffet. Hier ist würdig zu melden / daß bey gedachter Höle / worein dieser ganze fluß sich stürzet / und die sonst ins gemein Bocca del inferno genennet wird / dessen Gewässer an denen Ufern das Brod / Holtz / Reiser / Muscheln / wie auch die Erde und andere Dinge mehr / gar bald impietrirt und übersteinet / wie wir dann / zur Gedächtniß dessen / etliche Schnecken mit deren Häuslein / Gerten / Rieden / auch ein Stuck Brod zur Proba davon annoch aufbehalten.

Platte L.

1. Plutosamt seinem Höllenreich. PLuto/ oder der Höllen-Gott/ sitzet / nebenst Proserpinaseiner Gemahlin auf seinem Throne / vergesellschafftet mit ihren beeden Nymphen / als Aufwärterinnen / deren eine der Höllen Schlüssel / die andere eine runde Kugel oder Apffel in der Hand hält. Eurynome/ der verstorbnen Menschen Fleisch-fresserin / zusamt dem dreyköpffigten Hunde Cerberus/ als Hüter und Verwahrer der Höllen / auch andern abscheulichen Geistern; ingleichen die drey Furien/ alle Strafferinnen der von Charonübergeschifften Seelen / in dem abscheulichen finstern Thale / da unter den mancherley Geschlechten auch Prometheus/ Ixion/ Tantalus/ Sisyphusund die Danaidesleyden müssen / wie solches in unsermit lit. L. bemerckten Platte unter num. 1. umständlich und mit mehrern zu sehen ist. Der Plutoward gehalten für die Winter-Sonne / zu welcher Zeit die Erde ihre Tugend in sich beschlossen hält: die Proserpinaaber für die Erden selbst; der Hund für die drey nöthigen Theile des Saamens / als das Aufgehen / Wachsen und Zeitigen.

2. Harpyaund Lamia, Hexen. Harpyadie Zauberin / und Lamiaeine höllische Strafferin / auch Ursacherin vielen Ubels / als zwey abscheuliche Lybische Ungeheure / deuten auf List und betriegliche Schönheit / wie auch die Bezeigung und Nahrung der Huren / zusamt der übeln Gewonheit des schändlichen Lasters der Schmeicheley / als die anfänglich alle ergötzen / hernachmals aber die Seele / nebenst dem Leibe / Ehre und Leben tödtlich verletzen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [IX]

3. Die Parcen/ Clotho, Lachesisund Atropos. Die Abbildung der Clotho/ Lachesisund Atropos/ als der dreyer Parcen/ welche / der Antichen Aussage nach / das Leben und den Tod aller Menschen in ihren Händen haben sollen / bedeutet die Alteration des Lebens / von dero erwächset das lange oder kurtze Leben. Auch wird dadurch verstanden das Fatum oder die göttliche Verhängnus und das Glück. Ingleichen zeiget es auch die drey Zeiten und Zustände / als des vergangenen / gegenwärtigen und zukünfftigen Lebens. Sie waren weiß bekleidet / unterweilen mit Narcissen-Blumen bekräntzt / deren eine eines alten Angesichts: wie sie / in unsermit lit. L. bemerckter Platte sub num. 3. nach dem wahren Grunde der alten Bildhauer-Kunst eines guten Basso relieue zu Romnachgebildet; wiewol diese Parcennicht / wie von etlichen andern / mit Flügeln repraesentirt worden / weil öffters solche mit und ohne Flügel gesehen werden.

Platte M.

1. Mercurius. MErcurius/ der Götter Abgesandter/ wie auch ein Gott der Eloquenz oder Beredtsamkeitund der Handels-Leute/ zeiget / daß die Fabeln oder GedichteBottschaffter - und Entdeckerinnen der Gedächtnus und des Hertzens seyen. Sein Caduceus oder Stab bedeutet Einträchtigkeit / Vereinigung und Frieden. An Gestalt gleichet er einem schönen frischen Jünglinge / mit einem über der rechten Achsel ligenden wenigem Gewand / gelblicher Farb / am Haupt und Füssen wegen seiner Geschwindigkeit geflügelt: Als ein Patron der Kauffleute hält er in der Rechten einen mit Geld angefüllten Beutel. Sein Vogel ist der Hahn / wie solchesdie mit lit. M. bemerckter Platte erste Figur ausweiset. Hinter dieser Figur stehen zwey Statuae Mercuriales, sonst auch Hermetes, weil ihm zu Ehren dergleichen viel aufgerichtet / und dann seine aus Stein gehauene Bildnus drauf gesetzet worden: Angesehen er für den Erfinder aller guten Künste gehalten ward / als die von keinem Ungewitter sich zu beförchten haben. Wie dann auch diejenige / so der Tugend ergeben / dergleichen sich ebenmässig nicht zu befahren. Dieser Mercuriusbedeutet auch das Saltz oder die Scharffsinnigkeit im Reden. Ihme war der Hahn zugeeignet / wegen seiner Wachsamkeit / weil er darinnen alle andere Vögel übertrifft: anzudeuten / daß auch der Mensch / wann er zu Reichthum kommen oder gelangen will / sich der Wachsamkeit und Arbeit befleissigen müsse; zu welchem Ende diesem Hahne auch einige Aehren in den Schnabel gegeben worden. Gleichwie nun Mercuriusder Schrifften / Music / Geometriä / und in Summa aller guten 2. Palestra. Künste Erfinder gewesen; also ward seine Tochter Palestrafür eine Göttin des Ringens 3. Ringer. gehalten / sie hat bey ihr (wie sub num. 2. zu sehen) Oelzweige / weil der Ringer oder Kämpffer Gewonheit war / sich am gantzen Leibe mitBaumöhl zu bestreichen; und endlich ertheilet sie auch dem Obsieger das verdiente Ehrenkräntzlein. Bey denen sub num. 3. vorgestellten zweyen ringenden Knäblein ist zu sehen / der Ring-oder Kampffmeister / mit der Geissel in der Hand / ihnen darmit die rechte Bewegung der Arme und anderer Glieder anzuweisen. Diese Ring - und Kampff-übungen waren eigentlich nur den Adelichen Jünglingen verstattet / wie beym Terentiuszu ersehen / wann er sagt: Versuch und übe dich in freyen Künsten / Ring - oder Kämpffen / und der Music / als welche Exercitia einem edlen Jüngling wol anstehen.

4. Paxoder Friede. Dieser Marmelstein / von eines vortrefflichen Meisters Hand / zeiget unter num. 4. den sitzenden Pacemoder Frieden/ der hält in der Hand ein kleines Bild des Plutooder Reichthums-Gottes/ welcher sich im Friede vermehret; Diese Friedens-Göttinhat vor sich liegen das Uberfluß-Horn / wodurch der Feldbau und die Fruchtbarkeit der Erden bedeutet wird. Sie pflegt auch wol mit Lorbeer gekrönt zu werden; unter den Füssen aber hat sie Kriegs-Rüstung liegen / so ein Zeichen des Triumphs und der Friedsamkeit. Concordia, oder die Einigkeit/ vermag eben das / als der Fried/ mit dem Uberfluß-Horn / darinnen auch Granat-Aepffel sind / und von ihr im Arme gehalten wird. 5. Glaub.5. Sie ist vergesellschafftet mit dem Glauben( Fides) oder der Gottseligkeit/ ( Pietas) welche6. Geheimnus. 6. die Geheimnissen und Reinigkeit derselben bedeutet. Der Uberfluß aller Dinge / so aus dem Fleiß der Menschen im Feld - und Ackerbau herrühret / ist mit dem Storche / weil dieser Vogel der Concordiaegeheiligt / bezeichnet. Daß aber die erste Schuldigkeit in der Pietät oder Gottseligkeit GOtt/ die andere denen Eltern gebühre / sehen wir aus der Medaglion des Quinti Metelli Pii, als worinnen ein Storch mit dem Angesicht eines Weibsbilds zu sehen ist / dardurch anzudeuten / wie man sich gegen dieselben verhalten solle / weil man sagt / daß dieser Vogel seine Alten oder Eltern zu ätzen pflege; dahero auch die Griechen in einem Sprichwort die Jugend ihres Amts erinnern / wann sie sprechen: Vergiß ja nicht die dir erwiesne Wolthat deinem Gutthäter wiederum7. Nacht. zu erstatten. Unter num. 7. ist zu sehen Noxoder die Nacht/ eine Nährerin des Todes; ihr Haupt ist mit Mohnhäuptern bekrönt / und sie / mit grossen schwartzen Flügeln versehen / ruhet auf der Erden / und hat in ihrem Schos die Vor - und Nach-Nacht / durch zwey Kindlein8. Schlaff. abgebildet. Uber der Nacht unter num. 8. ist zu sehen Somnus, oder die Bildnus des Schlaffs/ so ein Bruder des Todesist / auch Stilligkeit und Ruhe der Sterblichen bedeutet. Sein am rechten Arm tragendes Horn / aus welchem ein dicker Rauch aufsteiget / bemerket die Nichtigkeit oder Veränderung der Träume.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [X]

Platte N.

1. Hercules. HErculesist ein Gott der Beredtsamkeit und Stärcke oder Kräfften. Unter vielen andern seinen herrlichen Thaten / zeiget dieses nach seinem Antichen in Agat gemachtes Bild / wie er zuletzt so gar auch das Höllen-Reich selbsten bestürmt / den Cerberusüberwunden / gebunden / und aus der Höll oder Finsternus an das Liecht gebracht habe. Worauf Senecain der

saget: Er habe die grausame Hälse dieses Ungeheuers mit der Hand gestrichen. Der unten sub n. 6. befindliche Basso relieue zeuget vortrefflich von einem Antichen / wie er den Cacusaufgehaben / und in den Armen zerknirschet habe.

2. Bellona. Bellona/ oder die Kriegs-Göttinund Welt-Verheererin/ mit der scharffen Lantze und flammenden Fackel in der Hand / ist bereitfertig zum allgemeinem Verderben / eine Dienerin der Mortaund ihrer Geister / eine Verursacherin des Menschenwürgens / Verderbens und Verwüstung / und anderer des leidigen Kriegs schädlichen Verwüstungen mehr. Ihre eigentliche Abbildung ist zu sehen sub num. 2. und aus einem Marmelstein genommen.

3. Minerva. Minerva/ eine Erfinderin aller weiblichen Tugenden / als spinnen / nähen / künstlich wircken / und aller weiblichen Verrichtungen der Häuslichkeit oder Oeconomie / ist nach einem vortrefflich alten Basso Relieue in Marmelstein zu Romabgesehen. Sie solle auch eine Erfinderin des Baumöhls seyn. Ist ferner ein Symbolum eines langwirigen Studii.

4. Eule der Minerva.Der ihr zugeeigneter Vogel / die Eule / num. 4. bedeutet des Weisen Wachsamkeit und Beständigkeit in gutem Rath.

5. Schild der Minerva.Ihr Schild mit der Medusabeschlangetem Haupt num. 5. gibt zu verstehen / daß die Tugend viel Widerwertigkeiten zu gedulten und auszustehen.

6. Herculesder Uberwinder.Endlich aber alles / wie der Hercules/ num. 6. großmühtig überwinde.

Dieser Göttin Minervawahre Abbildung / wie solche damals in dero Tempeloder Oraculo zu Romgeehret / anitzo aber in meines gewesnen Patrons / des Prinzen Justiniani / Antiquarienallda von mirnachgezeichnet worden / haben wirin unserer

grösser in Kupfferstich vorgestellet / und dabey deren Bedeutung mit mehrern beschrieben.

Platte O.

[ 2. ] Volupia.DIese so genannte Göttin Volupiaoder Wollust-Ergebene/ als die zugleich auch nur dahin beflissen / die Göttinnen aller Tugendenunter ihre Füsse zu tretten / zeiget uns / wie abscheulich und verdammlich es sey / sich zu allen Wollüsten angewöhnen / und denselben nachzuhängen / woraus zugleich die Verachtung aller löblicher Tugenden entstehet / und daß man sich selbsten in allen ungerechten Lastern zu wältzen keine Scheue träget.

2. Angerona.Diese mit verbundnen Mund vorgestellte Göttin Angerona/ lehret uns / wie nötig es sey / in Glaubens-Geheimnissen verschwiegen zu seyn.

3. Harpocrates. Harpocratesware bey den Griechen vor einen Gott des Silentii, item Taciturnitatis, oder der Verschwiegenheitgehalten / und von ihnen also / wie diese Figur uns weiset / abgebildet / nemlich durch einen schönen jungen Knaben / der nackend mit dem Finger auf den Mund deutet / gleich als ob er zeigte / schweige still! in seiner andern Hand aber das Horn der nutzreichen Fruchtbarkeit hält; auf seinem Haupt ist eine Pfersich-Blüt / mit deren Laub zu sehen. Von diesem Harpocrateschreibt Ovidius:

Quique premit vocem, digitoqvesi - lentia svadet.

Zu Teutsch:

Er pfleget mit der Red und Stimm zu halten ein /
Zeigt mit dem Finger an / man soll verschwiegen seyn.

Das Cornucopiae bezeiget den entstehenden Uberfluß durch Schweigen und Wol-Reden / zu gebührender Zeit / mit reiffem Verstande / nach dem Urtheil des Poeten:

Eximia est virtus praestare silentia rebus,
Et contra gravis est culpa tacen - da loqvi.

Das ist:

Ein Tugendhaffter Mensch liebt die Verschwiegenheit /
Sehr sträfflich ist / der redt und plau - der zur Unzeit.

4. Poenitentia.Hingegen haben die Griechen die Straffund Abbüssungwegen des allzuvielen schwätzens / also abgebildet / wie dieser in eisernen Banden geschlossene Jüngling / der sehr betrübt in der Gefangenschafft auf einer steinernen Säulen rastet / worauf zwey Ohren und eines Ochsenkopffs Gebein / mit einem grossen offnen Maul / darinnen aber keine Zunge ist / zu einer Lehre zu sehen gibt. Diese Abbildung aber ist noch eigentlicher in zweyerley Gestalt in unsermzweyten Tomo, Folio X. zu finden /TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XI]welche nach einer vortrefflichen Statua in Marmolstein zu Romvon den Antichen gemacht worden.

5. VulcanusGegenwärtiger vortrefflicher Anticher Agat zeiget uns den Vulcanumfür einen Gott des Feuers/ davor er von den Alten gehalten worden / in seiner Schmitten ist er samt den groben Ciclopenzu sehen / und schmitten sie insgesamt des JupitersDonner-Keile und Strahlen / auch die Waffen der Götter und der Helden. Er wurde auch für einen Gott der natürlichen Hitze und der generation geehret.

6. Mars. Marswurde von den Heyden für einen Gott des Kriegsgeehret / wie er dann sub num. 6. mit seinen Begleitungen und Wagen zu sehen; In der einen Hand hält er einen Spietz zum Streit / in der andern die siegbare Famaals seine Göttin / gleich als wolte er zu verstehen geben / daß immerdar der Ruff vorhero ein mehrers anzeiget / als in der That geschehen. Es wird auch durch den Martemdie hefftige Hitze der Sonne verstanden / die das Geblüt und die Geister entzündet / auch zum Zorn / Krieg und Furien / oder Raserey sehr beförderlich ist.

Platte P.

1. Discordia. DIe Discordia/ oder Uneinigkeit/ und Zweytracht/ wie Aristidesbezeuget / wurde wegen ihrer übeln Thaten aus dem Himmel herab gestürtzet / wie auch hernach auf Erden / nebenst denen andern Göttern zur Hochzeit des Peleiund der Thetidis/ denen Eltern des Achillis/ nicht beruffen / nur damit sie mit ihrem bösen Gifft die vorhabende Freude nicht beunruhigen mögte / aber dessen ungeachtet / warff sie den güldnen Apffel der Uneinigkeit unter sie; solches bedeutet uns so viel / daß es den bösen zur Uneinigkeit nimmermehr an Mitteln ermangle.

2. Furor und Ira. Furor und Ira / oder Raserey und Zorn ist eine Untugend / vermittels deren alle Gefahr verachtet wird / unangesehen der Tod / und Ehren-Verlust würcklich vor Augen stehet. Dieses Laster achtet weder Gott/ noch Menschen / noch Blutsfreund / noch Eigennutzen; denn der Furiose verliehret in dem Zorn einmal alle Tugenden und Vernunfft.

3. Victoria. Die Victoriaoder Obsiegerin/ ist mit ihren eigentlichen Kennzeichen des Adlers / Palm - und Lorbeer-Krantz num. 3. zu sehen. Der Adler ist ein König der Vögel / und ein gutes Zeichen; Der Palmbaum widerstehet allem Gewalt / und bezeichnet den Sieg; Der Lorbeerbaum grünet immerdar / bleibt auch von dem Donner unberührt: also überwindet der Obsiegende mit Tugend alles widrige / und bleibt ihm ein unsterbliches Zeugniß / nemlichdie erhaltene Trophäen / als der Feinde Waffen / und der Gefangenen Dienstbarkeit. Ist gleichfalls von einem antichen guten Meister in Marmolstein gebildet abgesehen.

Platte Q.

1. Bacchusals ein Kind.ES bedeutet der Bacchusdie unterschiedliche Würckungen des Weins / dessen Erfinder Er gewesen seyn solle / und deme die Trunckenheit als eine innerliche Bewegung zur Vergessenheit / Frölichkeit / Stärcke und Geylheit zugeschrieben wird. Wider dessen Mißbrauch und zu einem Exempel haben die Musenin Nisa/ als die das Bacchus-Kind auferzogen / zu Verhütung dieser Gefahr / ihn vor allen Dingen wol mit Brunnen-Wasser sauber abgewaschen; und damit so viel zu verstehen geben wollen / daß des Weins Gebrauch zu mässigen / absonderlich bey den Weibsbildern / wie diese Historia sub num. 1. mit mehrern vorstellet.

2. Des BacchiTriumph. Bacchushält seinen Triumph nach Indien/ auf seinem mit zweyen Tygern bespannten Wagen / und ist vergesellschafftet mit seinen Satyren/ Faunen/ Silvanen/ sowol Männ - als Weiblicher Art. Unter denselben befindet sich sein dicker Hofmeister Silenus/ als der auf dem Esel meist truncken einherreitet. Da dieser anmuhtige Jüngling Bacchusnun unterwegs die schöne Ariadnagantz betrübt / weil sie von Theseoverlassen worden / ersehen / begibt er sich von dem Wagen und kommt zu ihr / tröstet sie / und machet mit ihr gute Freundschafft / wie hiervon diese Abbildung mit mehrern zu verstehen giebt.

Platte R.

1. Comus. COmus/ ist ein Gott der Convivien und Bancketen/ nach PhilostratiMeinung. Er bedeutet / daß die erbare Convivia oder Mahlzeiten den Menschen erfreuen / auch deren Zierde zu mehrer Hertzhafftigkeit bewegen; hingegen der Gebrauch unmässiger Speisen und Tranckes machen den Menschen schläfferig / unrein / eines trägen Geistes / und schwachen Leibes / auch verdrossen zu allen Verrichtungen.

2. Priapus. Priapusoder Horus/ der auch Bacchusgenannt / ein Gott der Egypter / wird für des Menschlichen Saamens Würckung gehalten. Durch das rundachtige Spielzeug Discum / wird der Welt Runde verstanden / als welche von der Sonnen beleuchtet / und dadurch des Saamens Einfluß-Würckung bekräfftiget wird.

3. Lares. Die Haus und Stadt-Götter/ auch deren Bewahrer / und Kundschaffter der menschlichen Verrichtungen / von denen etliche schädlich sind / etliche aber Penatesgenennet werden / die zeigen an / daß sie heimliche GötterTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XII]und Beschützer der Städt und Häuser seyen / deren Gestalt und Verrichtungen sub num. 3. vorgestellet werden.

4. Guter Genius.Der gute Genius/ als ein Bewahrer des Menschlichen Geschlechts und dessen Verrichtungen / wie auch ein Sohn der Götter / und als gutthätiger Vatter der Menschen / ist ein schöner Jüngling mit dem Horn des Uberflusses versehen.

5. Böser Genius.Der böse Geniusist zu sehen in Schreckbar-grosser wilder Gestalt / heßlich / langharig / schwartz / und mit einer Wolffshaut bekleidet / darinnen er viel gefährliche harte Steine zum werffen verborgen bat / einen aber zum beleidigen und verletzen in der andern Hand gefasset hält.

Platte S.

Die [ Fortuna]. DIe Fortunaist eine Mitbringerin oder Austheilerin aller Reichthümer und menschlichen Wohlfahrt / samt allem deme / das hierunten auf Erden ist / welches in allem unbeständig / wie im Meer das treibende Schiff hin und herum wallend ist / insonderheit wann nicht Kunst / Verstand und Weißheit voran flieget / wie durch den Caduceum verstanden wird. Der annehmliche Jüngling bey der Fortunastehend / in der Rechten eine Schalen / in der Lincken aber eine Aehre und Mohnhaubt haltend / ist / und war / auf Capitaglio gebildet / Bonus Eventus, der gute Ausschlag.

Wann die Fortunaauf einem schnellen Lauffer gesetzet / und vom Fatooder Destinonicht begünstigt / sondern mit bespannten Bogen verfolgt wird / alsdann erfolgt der FortunaUnvermögen und Unbeständigkeit / und ist zu schliessen / daß sie von des FatiGewalt allezeit umgetrieben werde / dann wo das Fatumist / allda hat Fortunakeinen Platz.

Platte T.

1. Nemesis.DIe Nemesisist der guten Verrichtungen Wolthäterin / und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter / eine Tochter der Gerechtigkeit/ unsere Abrichterin / daß wir Maaß und Verstand gebrauchen sollen / eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses / darauf sie sitzt / und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen.

2. Justitia.Die Justitia/ oder die Gerechtigkeit/ ist eine Bewahrerin der Frommen / und Strafferin der Bösen / eine Verächterin aller Geschenck und Gaben / die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen / und der Einfältigen Beschützerin.

3. Calumnia.Die Calumniaoder Lästerungtritt herbey in schöner Gestalt als eine Freundin; iedochzeigt ihr Angesicht einigen Zorn / aber nicht widerwärtig / hat in der einen Hand eine brennende Fackel / mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bey den Haaren / schleppt denselben nackend mit seinen zusammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen / nicht achtend / ob er gleich jämmerlich und kläglich ruffet / unmitleidig über die Erden.

4. Invidia.Die Invidiamachet ihr selbsten Schmertz und Qual / wann es andern wol ergehet; sie hält beede Ohren zu / und will sich selbst erwürgen / wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster.

5. Momus. Momusist ein Gott der repraehension, und der lästerlichen Schmachreden / ein Sohn des Traums und der Nacht/ von unförmlicher und heßlicher Gestalt / ihme selbst und jederman zuwider / verachtet alle Künst und gute Gesetze / bespottet solche / schlägt drein / und bellet jedermann / wie ein böser Hund / an.

6. Fraus.Der Frausoder Betrugist gebildet als eine Weibsperson / die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens / hinten aber hat sie eine schändliche Larve / solche bedeutet / daß die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergifften. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch / mit selbiger Hand wincket sie zu sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht / der doch abwarts nur ein gifftiges gefährliches Monstrum ist.

7. Macaria. Macaria/ oder die Göttin der Glückseeligkeitist eine Tochter Herculis/ mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen / in der andern aber hält sie das Cornucopiä oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend / das andere den Reichthum / und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit.

Platte V.

Die Liebe ist unterschiedlich.DIese Abbildung zeiget uns an die unterschiedliche Würckung und Krafft der Liebe / welche in den edelsten Hertzen und zierlichsten Gemüthern gar leicht herberget / in den hartnäckichten groben aber zerbricht / und bald zu zerreissen pfleget.

1. Liebe zu Gott.Die Göttliche Liebe/ als welche alle andere übertrifft / ist abgebildet mit einer brennenden Fackel in der rechten Hand / und zeiget damit an die göttliche Inbrunst und Flamme / und daß selbiges hellbrennendes Liecht nimmermehr verleschen könne; In der Lincken hält sie zween Schlüssel des Himmels / der eine dienet den Menschlichen Seelen / um von dem Himmel hinab auf die Erden / und der andere wieder von dannen hinauf in den Himmel zu kommen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XIII]

2. Liebe zu den Tugenden.Die andere Liebe der Tugenden ist zu erkennen aus dem überwundenen Geyßfüssigten Panmit seinem Köcher und Pfeilen der Unzucht / der ist niedergeworffen / und von der Tugend-Liebe unter den Füssen gehalten zu sehen.

3. Liebe der Natur.Die dritte Liebe der natürlichen Begierden zeiget uns an deren grosse Würckung / absonderlich wann dieser Cupidomit seinem Bogen Feuerflammende Pfeile schiesset / deren in seinem Köcher ein ziemlicher Uberfluß im Vorrath bleibet; Es waren auch selbst die Götter von seiner Gewalt nicht befreyet / sondern ihme eben so wol untergeben; ja selbst der Himmel / die Erden / das Meer und Hölle / wie diese vier runde mit Num. 5.6.7.8. bezeichnete Figuren mit mehrern ausweisen / waren ihme unterwürffig.

Cupidoein Uberwinder der Heroën. Herculeswurde überwunden durch Liebe / wie uns diese vortreffliche Abbildung / sub num 4. aus einer kostbaren antichen Gemme zeiget; wordurch die Alte Poeten der Liebe Gewalt über alle Dinge zuverstehen geben / daß nicht allein dieser Cupidoein Uberwinder der Menschen insgemein / sondern auch der Heroen / und zugleich der Götter gewesen. In dieser Figur sehen wir den Hercules/ wie er das Gewicht auf Atlantische Weise / nemlich die Liebe/ auf seine Achseln geladen / und ihme solche zu tragen beschwerlicher fällt / als die Sphaera Coelestis. Dieser Amorführt ihn wie in öffentlichen Triumph herum / mit den Händen hinter sich auf seinen Rucken gebunden / nach Gebrauch der Sclaven / und formet die Trophäa aus seinem Keil oder Knortzen und Löwenhaut / also daß der / so viel trutzige Monstren gebändiget / und der durch JupitersZorn nicht konnte niedergelegt werden / noch durch den harten Befehl Euristei/ sich gedultig durch die Liebe überwunden untergibt / gleichwie ihme wegen der Dejaniraverwiesen worden bey Ovidio/ wann er sagt:

Quem non mille Ferae, quem non Sthe - neleiushostis,
Non potuit Junovincere, vincit amor.

Zu Teutsch:

Den tausend[ Ungeheur] nicht konnten über - winden /
Den weder Sthenelus/ noch Junokonnten binden /
Den kan der Amorzwingen /
Und zum Gehorsam bringen.

W.

Des PhilostratiTafel.Die Liebe wurde durch Philostratum/ vermittels vieler Kinder / ausgebildet / welche von den Nymphen erzeuget worden / wie Claudianusgedenket. Diese mit lit. W. bezeichnete Tafel zeiget uns einen schönen Garten mit vielen fruchtbaren Bäumen zierlich bepflantzet / welcher an allen Seiten mit schönen Wegen versehen / die mit zarten Kräutern und Graß überdeckt sind. An den Aesten der schönen Pflantzen und Bäume siehet man anmuhtige gelb - und rot-gefärbte Aepffel / die da gläntzen wie Gold. Um solche Bäume wältzen sich die Amorinen häuffig herum / und fliegen ringfertig einher; ihre verguldte Köcher / und spitzige Pfeilen hängen daran; sie spielen allenthalben / und werffen sich selbst untereinander mit Aepffeln und schönen Blumen von allerley Farben. Sie jagen und spielen in der Luft / und auf dem anmuhtig-grünen Graß / auf allerhand Arten; auch opffern und räuchern sie der Göttin Venuszu Ehren vor deren erhabenen Altar mit Saitenspiel / Trommlen / Pfeiffen / und lieblichen Gesang gantz Freudenvoll in grosser Anzahl.

Platte X.

1. Eros.ALs der Cupidonicht grösser wachsen konnte / und seine Mutter / die Venus/ die Ursach dessen von dem Oraculo wissen wolte / hatte sie zur Antwort erhalten / daß / so lang Cupidoallein verbleiben würde / er nicht wachsen könnte / dannenhero er eines Bruders bedürfftig seye. 2. Anteros. Wie nun der Anterossein Bruder geboren wurde / wuchse neben ihm auch der Cupidoaugenscheinlich / als welcher den Palmzweig der Liebe hatte; sein Bruder Anteros/ als die Gegen-Liebe / aber / wolte ihme diesen Zweig nicht allein lassen / sondern gewaltthätig abzwingen / und weisen / daß das Lieben allein nicht löblich / wo nicht auch eine Gegenliebe dabey wäre.

3. Amor Lethaeus.Es hatten die Alten auch noch eine andere Liebe / die da machte von Liebe abstehen und vergessen / diese ware Amor Lethaeusgenennt / und stürtzte ihre Liebesbrennende Fackel in den Fluß Selenumim Griechischen Land/ dessen sich dieselbige Nation zu Abwasch - und Abkühlung der Liebe zu bedienen pflegten.

Platte Y.

4. Der abgestäupte Cupido.DIe unruhige Liebe / und der muthwillige Stiffter aller dieser Händel / nemlich eben dieser Cupido/ ersättigte sich nicht allein bey den noch Lebendigen herum zu vagiren / sondern kame einsmals im Herumfliegen ohnversehens hinter einen finstern Wald / allwo die Seelen deren / die Liebens-halber ihnen ihr Leben selbst elendiglich verkürtzet / sich aufhielten. Diese fasseten ihn geschwind bey den Flügeln / banden ihme seine Hände und Füsse an einen Stamm eines alten Myrten-Baums fest / und thäten ihm allerley Spott und Gewalt an / wozu auch endlich seine Mutter Venuskame / welche die Straffe nicht zur Ringerung vermittelte / sondern beklagte sich vielmehr selbsten gantz erzörnt / daß sie um seinetwegen sehr viel Unruhe ausgestanden; Er wurde hierauf um soviel härter mit Rosen und Blumen-Stauden abgestäupet / biß endlich sie insgesamt zu Mitleyden bewegt wurden / baten einander um Verzeihung / und liessen also diese Weibspersonen ihn wieder hinweg fliegen.

Platte Z.

Venus. VEnus/ die Göttin der Wollüstenund eine Mutter der Liebe/ vergesellschafftet mitTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XIV]denen Nymphen und Nereinnen/ als welche dieselbige mit allerley Zierlichkeiten ausschmücken / bereichen und angenehmer machen / durch welche delicien mehrere Ehre / Liebe und Freude verursachet wird. Wie dann von den Alten durch solche Gaben denen neuen Eheleuten die Eintracht mit inbrünstiger Liebe angewünschet wurde. Sie wird mehrer nackend als bekleidet gesehen / deren Ober-gewand liecht / schön / frölich und grün / dz untere schön gelb / mit Gold / Silber und Himmelblau vermischet / stimmet mit ihrem Riemen oder Gürtel / Cestus genannt / wohl überein / und war sie selbst mit Rosen bekräntzet. Es wäre noch viel von dieser Liebes-Göttinzu melden / wie dann allbereit an seinem Ort geschehen / wollen derowegen / zu Erfüllung dieses Kupffers / nur noch der wolbekanten Liebe der Venuszu dem schönen Jäger Adonisgedencken / als der sich nicht bewegen lassen wolte bey ihr zu verbleiben / sondern lieber die wilden Schweine jagte / derer eines ihn endlich des Lebens beraubte.

Platte AA.

1. Gratiae. DIeser dreyen Huldgöttinnenoder GratienEigenschafft / lehrliche Bedeutung und Abbildung haben wirbereits am 191. Blat ausführlich beschrieben / wohin / um beliebter Kürtze willen / wirden edlen Leser gewiesen haben wollen; allda auch sonderlich P. 194. einige 2. Beschreibung von der Göttin Rumilia/ wie 3. auch eine von den Horisbefindlich; Item die 4. Erklärung von der Vorstellung des Zephyrus 5. oder Westwindes/ ferner die Musa Eratooder 6. Terpsichore/ und dann endlich die Psycheoder die Seele.

Platte BB.

Nochmals die Gratiae.OBen-bemeldte Gratiäsind noch einmal am 195 Blat / und neben denselben die Horaeerkläret worden.

Platte CC.

Maschera Symbolica. DIese Maschera Symbolica, sowol als Maschera Bacchanalis Sileni, Satyrische Maschera, Bild der Warheit/ Chimaera, oder Amuletum, und dann der Vogel Ibis / sind am 196 Blat beschrieben.

Platte DD. undEE.

Vita & mors hominis. DIeser beeden Kupffer-Platten Bedeutungen und Beschreibung zeigetP. 197. u. 198.

Platte FF. undGG.

Imp. TitiJudaicus Triumphus. Mantuaner Schild.ALso auch folgender beeder Kupfer Erklärung ist zu finden p. 198. und 199.

Platte HH.

GLeichfalls erkläret p. 199. diesen Leibschild des Hertzog Friderichs Gonzagä von Mantua.

Platte JJ. undKK.

NOVA NUPTA IN GENIALI THAL:NAchdem die Gelehrteste und Weltberühmteste Kunstmahler in Europa/ absonderlich zu Rom/ vor viel hundert Jahren eines und anders zu sehen verlangt und gewünschet von der guten Mahlerey / die vor 1500 auch vor 2000 Jahren gemahlt worden / als in welcher Zeit der Bildhauerey stattlich und hoch gestiegenwar / wie deren noch überbliebene vortreffliche in grosser Menge und nimmermehr genug gepriesene Statuen sattam bezeugen / und billich Ursach geben zu glauben / daß zu selbiger Zeit auch die Mahlerey-Kunst (weil beede gleichsam nur eine Mutter-brust / nemlich die edle Zeichenkunst gesäuget) in nicht weniger Vollkommenheit als die Bildhauerey gewesen seyn müsse / aber aus Ursach der vielen Jahren der Antichen Gemählden dergestalt zu Grund gangen / verlohren und verderbt worden / daß nichts würdigs gewisses mehr zu sehen verblieben / sondern sich solch Verlangen nur immer je mehr und mehr gemehret hatte: So hat es sich indessen begeben / daß / als aus dem Berg Quirinalzu Romein neu Fundament zu einem Palazzgegraben wurde / und die Arbeiter etliche Klaffter Tieff unter die Erden gekommen / sie ein altes Gebäu/ und im Durchbrechen ein schönes gewölbtes Zimmer gefunden / worinn nur auf Mauerwerck in Fresco von den Antichen Gemälden diese schöne Historie der Römischen Hochzeiterinne unversehrt verblieben; So bald man nun solche erblickt / wurde es dem Pabst Clementi VIII. angedeutet / welcher alsobald die beste erfahrneste Kenner und Antiquarien / um fernere Nachsuchung zu thun / dahin gesandt / welche / nachdem sie noch alles genau erkannt / und davon sattsamen Bericht ertheilt / wurde müglichster Fleiß angewendet / dieses vortreffliche / überaus herrliche / und in die 2000 Jahr altes Gemähld zu erhalten / und von dannen zu erheben / wie man dann hierauf an allen Seiten und Enden die Mauren / worauf das Werck an und um gestanden / rundum durch - und abgesäget / das übrig-gemahlte auf Eychen Höltzertramen gerichtet / und also diese schwere Last in ein darzu gemachtes Lusthaus im Gartendieses Pabsts Vettern / als des Cardinals Oldobrandini/ allwo es noch zu sehen / gebracht / und mit grossen Frolocken / glücklich zur ewigen Gedächtnus / zu männiglichen grossen Trost / wiederum eingemauret / insonderheit weil durch dieses herrliche Werck genugsam erhellet / daß damals die Mahler-Kunst eben also hoch gestiegen / als die Bilderey / und in gleicher Erfahrenheit / absonderlich in der Zeichenkunst Vollkommenheit / trefflich beschlagen gewesen / welches in Warheit bey den Gelehrtesten / als das beste Absehen in unsren Studien / meist beobachtet werden solle / wie dann auch allhier in allen Theilen dieser Kunstreichen antichen Gemählden auf nassen Kalch oder in Fresco gemahlt / (dann sie damals von der Wissenschafft mit Oehlfarb zumalen / welches Hubertund Jan von Eycherst1410zu Brugin Flandernerfunden haben / nichts gewust) durch diese zwey Abbildungen gezeiget wird / daß die Antichen solches alles Meisterhafft verstanden / und als eine wahre Lehrschul uns zur Gedächtnuß hinterlassen; womit wirnunmehro die Erklärung aller dieser in Kupffer-Druck vorgestellten Figuren endigen / und anitzo ohne fernere Umstände uns zum Haubtwerck selbst wenden u. verfügen wollen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Vorrede [I]

Vorede an den edlen Leser.

ANaxagorashat so unrecht (wie etwan Plutarchuszu seiner Zeit / und Aristotelesvor ihme vermeinet) nicht gesagt / daß der Mensch darum der Verständigste seye / weil er unter allen Thieren allein Hände habe: Dann dieser grosse Mann zielte mit solchen Reden auf die Vereinigung / welche gemeiniglich die Hände mit des Menschen Sinn haben. Und dieses mit solchem Wahrheits-Grund / daß auch Aristotelesan einem Ort uns zum besten aufgezeichnet hinterlassen: Die Natur habe dem Menschen zwey grosse Werckzeuge übergeben / nemlich dem Leib die Hände / und dem Gemüth den Sinn. Dann gleichwie diese / wann sie miteinander vereinbahrt / Lob - und Wunder-würdige Dinge begehen; also können sie auch eine grosse Verwirr - und Unordnung verursachen / wann selbige in einer sonst wol-regulirten Invention oder Erfindung nicht beysammen stehen. Dieses alles ist bishero vielfältig erwiesen worden / absonderlich aber in mancherley nachdencklichen Wercken / die eine Figur vonnöthen gehabt haben; welche zu ihrem Unglück entweder durch des Meisters Tod / oder sonst dergleichen Unfall verwahrloset / insonderheit aus Ersparung derer hierzu benöthigten schweren Unkosten / hernach in der ohnerfahrnen Mahler oder Zeichnere Hände gerathen: die zwar / was eine Feder oder Pensel sey / etwas verstanden / jedoch aber derjenigen Wissenschafft / so die vollständige perfection eines solchen Wercks erfordert / beraubt gewesen. Ichfür meine Person hab deren viel in acht genommen / und bin versichert / daß auch andere / die in dergleichen Arbeit sich bemühet / ein mehrers als ich/ bemercket haben werden: Allein meine Meinung zu besteiffen / ist mirgenug / deren etliche nur obenhin zu berühren. Und zwar das Buch Horapollo genannt / (von welchem wir allhie den Anfang machen) wann anders das Buch / welches wir aus denen Hieroglyphicis haben / des Horapollinisist / oder vielleicht eher / ein kurtzer von andern daraus gezogener Begriff: Dieser Horapollo, wollte ichsagen / ist zwar in Italienund andern Orten mit Figuren mehr als einmahl gemacht worden / dannoch aber findet sich nicht eines unter alldenjenigen / welches recht seye. Also ist auch

durch Guido Pancirollomit vielen Zeichnungen (welche doch etwas von den Antichen in sich haben wollen) verfertiget / mit solchen abscheulichen Unfürmen angefüllet / als ob sie eine Kinderschul were. Besagtermaßenhat auch die alte Astronomie von sothanen Fehlern sehr viel erlitten:das Hieroglyphische Buch von Gio. Pietro Valerianowäre ein vortteffliches Werck / wann die Figuren so gut / als wie dessen Beschreibung. Der berühmte Vincenzo Cartari Reggianoin seinem

ist erfüllet mit sehr viel Bildern der alten Götter / die sind aber mehrentheils auch nicht / wie sie billig seyn solten. In

hat Lorenzo Pignoria Padovanosolche zwar zu verbessern vermeint / aber auch mit schlechten Holtzschnitten versehen. Welches

etwas besser eingerichtet / uns deswegen also wohlbeliebet; dannenhero wirauch Ursach genommen ihme in diesem unsern Werk mehr zu folgen als keinem andern; soviel die Ordnung und Beschreibung belanget: was aber die darinnen in Holtzschnitt befindliche Figuren / Historyen der angezogenen Götter / wie viel auch deren sind / betrifft / ist kein einiges Bild ohne Fehler von uns befunden worden. Weil dann diese schöne Studia der Antiquitet für sich selbst von grosser Würde / in den Kunst-Regeln vortreflichst beschlagen / und in allen Theilen eine nöthige Schul / ohne welche nichts von Poesie oder der Alten Historien in Gemählden / Bilderey noch anders denckwürdigs Werckstellig gemacht oder repraesentirt werden kan / man folge dann der Antichen gerechten Ordnung nach: Also hab ich/ um desto sicherer zu solcher Wissenschafft zugelangen / mirselbst angelegen seyn lassen / daß ichZeit meiner Studien zu Romnach allen diesen Göttern in derer Tempeln sie gestanden / oder sonsten zu dergleichen Gebrauch aufgehalten / und der verzehren den Zeit zu trutz noch überblieben / wie auch bey den Liebhabern alda in denen Palazzen / auch auf offentlicher Straße / besonderlich aber in denen Cabineten von Marmolstein / Metall / Porfido / auch in Agat / Onix / Sardonick / Gold und Silber / die durch derselben Antichen damals selbst gebildet und dahin verehret worden / aufs aller fleissigst gesucht / selbige selbst nachgezeichnet / und noch täglich durch andere alda aufhaltende beständige Correspondentz wann etwas curiösers aufs neu aus der Erden hervorgebracht wird / wie noch zum öfftern geschicht / mit ebenmessigen Fleiß nachzeichnen also folgends in selbige Gestalt durch unsere erfahrnste Virtuosen in Kupfer bringen lassen: damit unsere

um soviel mehr zu diesem edlen Studio erhoben / und desto nützlicher gebraucht werden möchte. Es wird der günstige Leser zwar in etlichen Figuren einige Ungleichheit an der Grösse und Gebrauch befinden / welches aus denen UrsachenTA 1680, Iconologia Deorum, Vorrede [II]entstanden / weil nicht alles eben in einer Ordnung in den Statuen zu finden / sondern durch viel und lange Jahre viel vernichtet worden; deswegen sie vermittelst der Antichen in den Gemmen Jubeln und andern kostbahren Kleinodien / auch von den gerechten Archetypis in Ring von Gold gefasset und von den grossen Herren zum Gedächtnis an den Händen getragen worden: worinnen dann von den Alten der Abbildung auch vernünfftig gemacht worden / die wirzu Hilf genommen / und solche so wol / als das Ubrige / aus denen noch vorhandenen Antichen Gemählen / und Erfahrenheit / so viel deren zu unserm Fürnehmen dienlich / vorgestellet / hingegen vieler 100 andrer / welche uns unnützlich / wie die Monstra, und absonderlich was vor den erbaren Augen ungebührlich befunden / der Stillschweigen übergangen. Nachdem wirnun aller dieser der Alten Götter und Menschen Tugenden Ausbildungen / und deren gründlicher Auslegung weitläuffig gedacht / als habe ichzum Beschluß auch die Bedeutung auf hieroglyphische Weise / aller der Thieren / wie sie nach der Egyptischen und Sinnbildischen Art aller Tugenden verstanden und gerichtet werden können / billig mit beyfügen wollen: wie nit weniger eine absonderliche Beschreibung oder Auslegung aller deren in Kupfer beygebrachten Figuren nöthig zu seyn erachtet / zumaln in deren Abbildung unterschiedliches Denckwürdiges beygebracht worden / wovon in den gemeinen Iconologien oder Beschreibungen nichts gedacht / deren Erklärung doch zu mehrerm Bericht billig hat beygefüget werden müssen / (weil ins gemein die Antichen unsere unverbesserliche Wegweiser sind) so viel deren zu erhalten gewesen / und den Kunstliebenden zum besten aus den Antichen selbst genommen worden. Darzu wir noch / was von nötigen Historien in den Antichen nicht zu finden / selbsten zu Ergäntzung dieses Wercks nach den Regeln unserer Studie inventirt und gezeichnet / auch das ganze Werck in Kupffern darum nicht stechen sondern etzen lassen / weil durch den scharffen radier-Stifft in kleinen Bildern / wie diese sind / meinen Zeichnungen besser als mit dem Grabstichel gefolgt werden können / besonderlich durch diejenige / welche sich dessen durch beständige Ubung schon erfahren gemacht / wie sich dann des G. C. EimmartsFleiß sehr löblich gemehret / davon gegenwärtiges Werck in Menge seiner Arbeit / selbst Zeugnis giebt. Das übrige hab ichdurchneulich erst von Romangelangten meinen lieben Vettern Johann Jacob von Sandrartauch in Kupfer etzen lassen / als welcher es ihme auch löblich angelegen seyn lässet. Hiervon ein mehrers zu melden / trage ich/ naher Verwandtschaft halber / per modestiam billig Bedencken / und lasse das Werk selbsten reden / mit Verhoffen / er werde durch den bey ihme verspürten Verstand / Mehrung in Tugenden und Erfahrenheit sich fürderhin also anleiten lassen / daß er meinem Alterthum unter die Arme greifen / und was ichnoch künftig zu thun vermeint / über sich nehmen werde / damit ichendlichen michumb so viel geruhiger von dieser irrdischen Zeitlichkeit zu der ewigen Academie wenden / und in gerechter Ruhe mein Leben schliessen möge. Letzlich ist noch zu berichten / wie daß von Hohen und andern Liebhabern in Italien/ Franckreich/ Engelandund Niederlandunser Academie Bücher(aber von jedem in seiner eignen Sprache) inständigst begehrt worden: oder ichwolte ihnen die Kupfer verkauffen / welches aber mirunthunlich seyn will; deßhalben michresolviren müssen / solche unsere 3. Academie-Bücher nach und nach in Lateinischer Sprache dergestalt auf folgende Weise den Ausheimischen zu gefallen an Tag zu geben:Erstlichen soll mitgetheilet werden die Scultura, darinnen neben den vorigen / auch seyn werden alle die vortrefflichste antiche Statuen / aufs neu in Kupfer gebracht / die nach meiner Abreise von Romerst gefunden worden / sambt dieser Kunst Theoria und Practica, mit den Statuen völliger Lehrsätze und Historien Beschreibung. and Erstlichen soll mitgetheilet werden die Scultura, darinnen neben den vorigen / auch seyn werden alle die vortrefflichste antiche Statuen / aufs neu in Kupfer gebracht / die nach meiner Abreise von Romerst gefunden worden / sambt dieser Kunst Theoria und Practica, mit den Statuen völliger Lehrsätze und Historien Beschreibung.

Zum andern die Pictura, darinnen gleichfalls neben derselben Virtuosen Contrafeten / ferner auch aller neuen Roman. Italiänischen / Frantzösischen / Niederländischen berühmten Mahler Contrafaite / samt selbiger Theoria auch Lebenslauff beschrieben beygebracht wird. and Zum andern die Pictura, darinnen gleichfalls neben derselben Virtuosen Contrafeten / ferner auch aller neuen Roman. Italiänischen / Frantzösischen / Niederländischen berühmten Mahler Contrafaite / samt selbiger Theoria auch Lebenslauff beschrieben beygebracht wird.

Drittens wird auch der Architectura ein vollkommenes Werck gewidmet werden.

Schliessen hiermit unserer Teutschen Aacademie Zweyten und letztern Haubt-Theil / mit diesem gegenwärtigen versprochenen Anhang

/ als welche damahls nicht haben können verfertigt werden.

[figure]
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 1
[figure]

G.C. Eimmartf.

Wahre Götterbildung Aus denen Weltberühmtesten Antichen und - mischen Statuen abgesehen; Samt beygefügter Erleuterung der abgöttischen Cere - monien und alten Gebräuchen.

ES ist bekannt / daß unter allen Dingen / so die menschliche Natur veredlen und zieren / nichts vortrefflichers / und dem Menschen eigenthümlichers und anständigers sey / als die Religion oder Furcht und Ehre gegen die göttliche Macht: Dannenhero dann niemals einige so gar barbarische Nation oder Völckerschafft gefunden worden / die deroselben nicht etlicher massen fähig und theilhafftig gewesen. Und obwol ins gemein gesagt wird / daß der Mensch vornemlich durch die Vernunfft von andern Thieren unterschieden sey / so kan doch mit klaren Beweisgründen dargethan werden / daß / auch vor dem Gebrauch der Vernunfft / in ihme die Religion / als welche von der Natur selbst dem menschlichen Gemühte / gleich von desselben Ursprunge an / eingepflantzt ist /Die Religion ist die vornehmste Tugend. Krafft deß Menschen. sich ereigne und spüren lasse: immassen dann auch der Platonische Lehrschüler Jamblichusdieser Meinung ist / und dafür hält / es bestrahle gleichsam unsere Gemühter ein von GOttausfliessendes Liecht / wodurch in uns verwunderbare natürliche / und nach diesem Gute brünstig verlangende Begierden erwecket werden / von deme wir nachfolgends / wann wir die Vernunfft zu gebrauchen und auszuüben angefangen / vernünfftiglich reden und urtheilen. Welches uns / wie einige davorhalten / auch des PrometheusFabel lehren und zu verstehen geben wollen / daß nemlich sein himmlisches Feuer / wordurch er / man dichtet / das Leben in des ersten Menschen Hertz gebracht / eine solche Krafft bedeute / die / vermittelst geheimer und verborgener Eingeistung und Gedancken / die Gemühter der Menschen stetigs nach sich ziehe / welche / wann sie empfinden / woher sie geflossen / und von wannen sie ihren Ursprung genommen / durch natürlichen Trieb sich wieder dahin zu wenden beginnen. Und eben daher / sagen sie / komme es auch / daß / wann uns etwas sonderbar Gutes oder Böses begegnet / wir / auf dessen ersten Anblick / und ehe wir einigen andern Gedancken darvon fassen / die Augen hinauf gen Himmel schwingen / unterweilen auch wol die gefaltene Hände empor heben / eben als ob wir durch unsere gütige Lehrmeisterin / die Natur / unterwiesen / glaubten / es fliesse alles Gute zu uns vom Himmel herab / und seye man deme für die empfangene Wolthat schuldig zu dancken / der sie gegeben / und von dem man in allen Widerwärtigkeiten der unfehlbaren Hülffe gewärtig seyn müsse; dahero es dann komme / daß man ihn darum mit dergleichen demühtigen Geberden anflehe.

Alle diese Dinge mögen zwar sehr grosse Beweisgründe der Religion seyn / die uns GOttzu lieben und zu verehren antreiben: jedoch kan solches / dafern nicht in uns einige Erkänntnus vorhergehet / keines wegs geschehen. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 2 Daher dann der Mensch / auch noch vor dem Gebrauch der Vernunfft / GOtteiniger massen erkennet / und ihme zu dienen trachtet / welches ihn von den wilden Thieren unterscheidet; dann obwol Etliche in denselben einig Vernunffts-Füncklein zu seyn vermeinet haben / glaube ichdoch nicht / daß einer iemals gefunden worden / der behaupten wollen / daß sie einiger Weise der Religion theilhafftig wären. Derohalben billig solche dem Menschen allein gantz eigen bleibet / als durch dero Leitung die Menschen ihre Augen gen Himmel erhoben / und / dieses herrlichen Weltgebäues wunderbare structur betrachtende / geschlossen haben / es müsse eine Allgewaltige Macht seyn / die / durch ihre unendliche Liebe / Gewalt und Vorsorge / alles kräfftig regiere / weißlich verwalte / und beständiglich erhalte; diese nun haben sie Gott genannt / der alles guten Ursprung und Anfang / auch ewig und unermäßlich ist / und den kein Mensch sehen kan.

Jedoch pflegen nicht alle dieser aus der Natur geschöpfften Warheit / auf gleiche Weise nachzufolgen: Dann nachdem die Menschen angefangen ihrer Boßheit nachzuhangen / und / um derselben willen / an ihnen selbsten einen Wolgefallen zu haben / sind sieWoher der Götter Menge entstanden. mit ihren Gedancken weiter nicht gegangen / als sie mit den Augen sehen können: dahero dann geschehen / daß sie geglaubt / daß die Sterne / Sonn und Mond / ja auch der Himmel selbst / Götter seyen: wie dann solche / nach PlatonisZeugnus / anfänglich sowol von den Griechen / als auch / lang zuvor / von den meisten Barbaren / für Götter gehalten worden: und eben dieser will / daß man sie / von der stetswährenden Bewegung / so in jnen beobachtet wurde / in Griechischer Sprache Θεοὺς, das ist / Götter / von Θεεῖν, welches Lauffen bedeutet / genennt habe. Welcher Irrthum denn nach und nach dermassen gewachsen / daß viel aus den sterblichen Menschen / durch deß gemeinen Mannes thörichte Einbildung / unter die Götter gerechnet / und / worüber sich noch mehr zu verwundern / bey etlichen auch einige Gestirne an statt der Götter verehret worden / denen allen sie mancherley Bilder zuzueignen pflegten. Solches nun geschahe nicht allein den Tugenden / sondern auch so gar den Lastern selbst / als denen allen der Götter-Nahme gegeben worden: und zwar jenen / daß sie gegenwärtig nutzeten; diesen aber / damit sie abwesend nicht schaden möchten. Woraus dann erfolgt / daß man bey den Alten eine fast unzehliche Menge Götter verehrt und angebetet: dann nicht allein eine iedwede Nation ihre eigene und sonderbare Götter annahm; sondern auch eine iedwede Stadt / Ort / Haus / und endlich ein ieder Mensch / nach eignem Belieben / ihm einen Gott erwehlete / so gar / daß fast nicht eine einige menschliche Wirckung oder Verrichtung war /von dero nicht ein Gott seinen Nahmen hatte.

Diese grosse Anzahl der Götter aber wurde bey den Alten nicht allein von dem gemeinen Pöbel verehrt / sondern auch von denen / die man für anderen für weis und verständig achtete: dann diese / ob sie wol ein oberstes und höchstes Gut bekannten / welches sie den Ursprung oder Anfang aller Dinge nennten / satzten sie iedoch auch demselben eine unzehlbare Anzahl der andern bey / und scheueten sich nicht / ihnen Göttliche Ehre anzuthun: und unter diesen hiessen sie einige Götter / etliche Dämones / (so den Göttern dienende und vielwissende Geister waren) etliche auch Heroes / oder Halbgötter / und eigneten einem ieden besondere Verrichtungen und unterschiedene Oerter zu / wie dann auch iedwedem auf andere Art und Weise geopfert werden muste. Herodotus/ der vortreffliche Griechische Geschichtschreiber / bezeuget in seinen hinterlassenenDie vornehmsten zwölff Götter. Schrifften / daß man anfänglich bey den Egyptiern nur zwölff Götter gehabt / welchen die Pythagorici scheinen nachgefolgt zu seyn: dann man ins gemein davor hält / daß die Griechen sowol die Art und Weise des Gottes-Diensts / als auch andere Wissenschafften von den Egyptiern entlehnt haben / als bey welchen die zwölff berühmten Mercurii-Seulenzu sehen gewesen / mit einer verborgenen und geheimen Lehre / vornehmlich voller himmlischen Dinge / worinnen mancherley Arten Thiere / Pflantzen und andere dergleichen Figuren / deren sich die Egyptier an statt der Buchstaben und Worte gebrauchten / gegraben / zu lesen waren. Diese von ihnen genannte Sinnbild-Lehren pflegten die Priester / so bey ihnen die gelehrtsten Leute seyn musten / zu erklären und auszulegen: und solches zwar nicht einem ieden ohne Unterschied / sondern nur denen / die sie darzu würdig achteten / dergleichen unter andern waren Pythagoras/ Plato/ Democritus/ Eudoxus/ welche bloß dieser Ursach halben nach Egyptengereist.

Nun aber zur Sachen Selbst wieder zu kehren / so ist bekannt / daß die Pythagorici behauptet / daß / gleich wie an der ersten Himmels-Kugelzwölf Thierzeichen geordnet sind / welche die zwölff Zeichen des Zodiaci, oder Thier-Kreisses genennet werden: also wären auch jedem eben so viel Seelen eingepflantzet / die ihme Leben / Bewegung und Wirckungs-Kräffte mitzutheilen genugsam / welche auch die vornehmsten Götter sind; als nemlich der Jupiter/ die Juno/ der Neptunus/ die Vesta/ der Phoebus/ die Venusder Mars/ die Pallas/ der Mercurius/ die Diana/ der Vulcanus/ und die Ceres; und von diesen würden auch / sagten sie / die unteren oder irrdischen Dinge verwaltet. Eben diese Götter sind / bey den Römern / in sechs männliche / und in eben so viel weibliche getheilt worden / welche sie auchTA 1680, Iconologia Deorum, S. 3Die Raht-Herren-Götter.Consentes / oder die Rahtherren genannt / dieweil sie dafür hielten die himmlische Rahtsversammlung bestünde aus Räthen / und dörffte nichts ohne deren Gutachten geschlossen werden: wie dann auch beym Homeruszu lesen / daß Jupiter/ wann etwas wichtiges vorgefallen / den Rath der Götter zusammen beruffen / und was in solcher Sache zu thun sey / mit ihme berahtschlagt habe / wiewol er auch unterweilen für sich allein einen Schluß zu machen gepfleget / welches die Poeten in ihren Gedichten beglauben / und Seneca/ da er vom Donnerstrahl redet / solches bekräfftiget / es seye nemlich ein gewisser Donnerstral / welchen Jupiterallein / und nach eignem Belieben / ohne Beyraht eines andern unter den Göttern / zu schiessen pflege. Dann die Götter / so ihnen die Alten gedichtet / haben nicht alle bey einander gewohnt / sondern sind in unterschiedliche Oerter von einander gesondert gewesen / auch haben sie nicht alle den Himmel besessen / sondern der meiste Theil hatte seinen Aufenthalt auf der Erde / in den Flüssen und im Meere. Ebenmässig waren sie auch nicht alle unsterblich: dann die Halbgötter endlich die Schuld der Natur so wol / als alle andere Menschen / auch bezalen und sterben müssen / dessen / wie Pausaniasmeldet / der Silenenzu Pergamusin Asienannoch befindliche Begräbnüsse / eine genugsame Anzeig und Beweiß sind; wie dann auch die Nymphen gleichfalls sterblich waren.

Woraus dann / wie auch aus des H. AugustinusBuche von der Stadt GOttes/ klärlich zu sehen / daß bey den Alten allerley Geschlecht der Götter verehret worden. Dessen allen aber ungeachtet / waren gleichwol einige unter ihnen / als der Warheits-Erkänntnus ermanglenden / welche recht von Gottglaubten / daß er nemlich einig im Wesen / ewig und unsichtbar / dahero auch auf keinerley Weise zu bilden sey: Dann GottesForm und Gestalt suchen / pfleget

Pliniusin seinem andern Buch

für eine menschliche Schwachheit zu achten. Dannenhero Antisthenes/ der Cynischen Sect Anfänger und Vorgänger / nach dem Zeugnus Theodoretides Cyrenischen Bischoffs / zu sagen pflegen / GOttkönne mit leiblichen Augen keines Weges gesehen werden / dieweil er keinem sichtbaren Dinge gleich sey / deßwegen auch die jenige gröblich irreten / welche die Erkänntnus GOttesdurch einig Bildnus zu erlangen vermeinten: Wie dann auch Xenophon/ des Socratisgewesener Lehr-Schuler / in seinen hinterlassenen Schrifften meldet / daß / obwol die Grösse und Macht Gottesunter andern auch daraus klärlich abzunehmen / daß er / unbeweglich verbleibend allen Dingen eine Bewegung gebe / iedannoch von den Menschen nicht auszugründen sey / wie er aussehen oder gestaltet seyn müsse. Gottist unbildlich.Aus eben diesem Grunde pflegte Xenophanesder Menschen Thorheit zu verlachen / welche die / von Phidia/ Polycletusund andernGott mag durch keine Figur entworffen werden.künstlichen Bildhauern gemachte Statuen verehrten / und sagte / die Pferde / Ochsen und Elephanten würden ihnen / wann sie Hände hätten / und derselben gebrauchen könten / gleichfalls Götter / so Pferds - Ochsen und Elephanten-Gestalt vorstelleten / (wie die Menschen sich ihres gleichen Götter vorgebildet) gemacht haben. Und eben dieses hat Cicero/ im Buch von der Natur der Götter / unter der Persohn des Cotta/ wider die Epicureer/ durch vortreffliche Beweißgründe / ausgeführt.

Bey den Juden duldete man keine Bilder.Die Juden / so weyland allein die wahre Religion hatten / haben nur einen Gottgeehrt / den sie auch nicht in Bildern oder Gemählden mit den Augen des Leibs angesehen / sondern durch Betrachtung des Seelen-Auges in der Gottheitselbsten (so weit es dem Menschen vergönnet ist) beschauet / und / wie Cornelius Tacitusvon ihnen schreibet / die jenige der grösten Gottlosigkeit beschuldigt / welche Gott/ nach des menschlichen Leibes Gleichheit / in mancherley Materien / zu bilden pflegten: dahero sie dann in ihren Tempel niemahls einig Bild zu bringen / oder aufzustellen zugelassen; wie dann / als Herodes/ ihr König / über desselben Thor einen güldnen Adler stellen lassen / einige Jünglinge / da sie gehört / daß er in Zügen liege / nach geschehener zusammen Verschwörung / und im Volck erregten Tumult / denselben zerbrochen und herunter geworffen / darneben mit heller Stimme geschryen / daß es wider ihre Religion und der Vätter Satzungen auch folgbar gegenwärtige Gelegenheit / diese ihrem Gottbeschehene Schmach zu rächen / billig anzunehmen seye. Allein es ist der Handel den armen Leuten übel gedyen; zumalen Herodesnur noch so lang gelebt / daß er sie greiffen und lebendig verbrennen lassen können. Svidasschreibt / daß / als Pilatuseinige Fähnlein / worauf des Kaysers TiberiusBildnus gemahlt gewesen / in das Jüdische Land gebracht / das gantze Volck unglaublich erregt worden / weil es die Vätterliche Religion schänden sehen / als vermöge dero ihnen verbotten war / kein Bildnus in ihre Landgräntzen zu bringen.

Dieser Meinung sind auch einige andere gewesen / unter denen Hermes Trismegistussich befindet / welcher sagte / er halte davor / die jenigen glauben nicht daß die Götter ihre Wohnung im Himmel hätten / welche derselben Bildnussen sich vor Augen stellen liessen; ja es habe das Ansehen / als zweiffelten sie / ob ihre Wünsche und Gebete dahin gelangeten; und aus dieser verkehrten Einbildung hätten sie die Bilder der Götter erfunden / und sie angefangen Götter zu nennen. Vom Lycurgus/ dem Gesetzgeber der Lacedemonier / lieset man / daß er in seinen Gesetzen verbotten / die Götter weder einem Menschen / noch einigemTA 1680, Iconologia Deorum, S. 4andern Thiere gleich zu machen: Dannenhero er auch dero Gemählde / Abbildungen und Statuen aus seiner Republic gäntzlich weggeschafft. Luctatius Firmianusbezeuget in seinen hinterlassenen Schrifften / daß die Egypter die Elementen für Götter verehret / iedoch keine Bilder / dieselben anzubeten / aufgerichtet. Und dafern dem PlutarchusGlauben zu geben / so hat auch Numa Pompilius/ der andere König der Römer / es für eine Sünde gehalten / wann man glaube / daß Gottkönne abgebildet werden: dahero die Römer hundert und siebentzig Jahre allerdings keine Bilder ihrer Götter gehabt; dieweil sie es für die gröste Sünde und Thorheit geachtet / das göttliche unsterbliche Wesen der elenden menschlichen Gebrechlichkeit zu vergleichen. Bey den Persern und Lybiern war anfänglich weder Gemähld / Bild / Statua, Kirche oder Tempel noch Altar zu sehen. Von den Scythen bezeuget Herodotus/ daß / ob sie wol viel Götter gehabt / als die Vesta/ den Jupiter/ Apollo/ Mars/ und andere / die sie mit ihrer Sprach beqvemlich übereinkommenden Namen genennet / sie dannoch keinem als dem Mars(wie wirweiter unten / an seinem Orte / erzehlen wollen) einen Tempel / Bild oder Statua und Altar erbauet / sondern allen auf einerley Weise geopffert haben.

Hirnschale an statt eines Götzen-Bildes geehrt.Die Essedoner / so gleichfalls ein Scytisch Volck war / verehrten kein anders Bild / als eines Menschen Hirnschale / welches Herodotusauf folgende Weise erzehlet: Es kamen in einem Hause / darinn der Vater gestorben war / alle Anverwandten und Freunde in grosser Menge zusammen / und brachten mit sich einige Schafe / die sie schlachteten / und in Stücke zertheilten / welches sie auch mit dem todten Cörper thaten. Dieses unter einander gemischtes und zu einer herrlichen Mahlzeit aufgesetztes-Fleisch / assen sie alle ohne Unterschied / das Haupt aber behielten sie zu diesem Gebrauch auf / nachdem das Fleisch abgeschunden / in - und auswendig aufs säuberste gereinigt / also daß die Hirnschale schön gläntzend aussahe / und mit Gold überzogen war / verehreten sie solche als ein Bild / und thaten öffentliche Opffer darvor. Diesem fügen Pomponius Melaund Solinusannoch bey / daß sie dieselbe anstatt eines Trinckgeschirrs gebraucht / und sich gäntzlich eingebildet / sie könten dem Verstorbenen keine grössere Ehre erweisen / als eben diese. Welchen fast gleich ist / was Svidasvon einigen Innwohnern des Jüdischen Landes erzehlet die nemlich einem güldnen Eselskopffe göttliche Ehre angethan / und demselben alle Jahr einen in kleine Stücklein zerschnittenen Frembdling aufgeopfert. Die Massilienser / so das Narbonische Franckreichbewohnen / pflegten vorzeiten in lustigen Hainen oder Wäldern / worinnen kein Bildnus ihrer Götter war / zu opfern / und ihren Gottesdienst zu verrichten / auchunterweilen die Baum-Glötze und Stöcke zu verehren; dieweil sie / wie Lucanusvon ihnen zeuget / etwas göttliches darinnen zu seyn geglaubet.

In den ersten Zeiten nach der Sündflut lebten die frommen und aufrichtigen Menschen /Eichbäume für Götter gehalten. wie beym Pliniuszu lesen / unter den Eichbäumen / ehrten selbige für Götter / und hielten sie zugleich für ihre geheiligte Tempel: weil dieselbe ihnen ihre Frucht / als die Eicheln / zur Speise reichten / und mit ihrer Decke sie fürm Regen und anderm Ungewitter beschirmeten. Pausaniasmeldet in Beschreibung der Landschafft Achajae, daß in einem Theil selbiger Landschafft 30 viereckte Steine gestanden / auf deren jedem ein Name eines Gottes / iedoch ohne einige Bildnuß / geschrieben zu sehen gewesen / die auch von den Einwohnern sehr heilig verehrt worden: Dieweil bey den Griechen eine alte Gewonheit gewest / daß sie solche Steine eben so hoch als die Bilder der Götter selbsten verehrt. Cornelius Tacitusgedenckt / da er von den Sitten der alten Teutschen schreibet / daß sie weder Statuen oder Bilder / noch Tempel gehabt / weil sie dafür gehalten / es geschehe der Göttlichen Macht von dem jenigen die gröste Schmach und Unehr / welcher sich einbildete / es könte die Gottheitin einen so engen Raum / zwischen die Wände eines Tempels ob einer Kirchen eingeschlossen werden / wie es dann auch der herrlichen Majestät der Götter höchst-verkleinerlich / wann sie in eines so kleinen menschlichen Leibes Gestalt und Form zusammen gezwungen würden. Keine andere haben sie zu Göttern angenommen / als die sie vor sich sehen können / und deren Nutzen sie gegenwärtig erfahren und genossen hatten / als da sind: die Sonne/ der Vulcanusder Mond; von den übrigen haben sie keine Erkänntnus gehabt / wie von ihnen Caesarerzehlet / ja / auch von ihren Nahmen niemals gehört.

Bey dem Herodotuslieset man / daß die Griechen anfänglich die Götter zwar andächtig verehrt / dieselben aber niemahls bey ihren Namen genennt / biß sie solches endlich vonDer Götte Ursprung. den Egyptiern erlernt. Woher aber dergleichen Götter entstanden / und ob sie alle zugleich / oder aber eintzeln nach einander aufkommen / ingleichen ob sie allezeit / ohne einigen Anfang / alle gewesen / saget eben derselbe / sey zu seiner Zeit noch unbekant gewest; ausgenommen daß Homerusund Hesiodus/ die ohngefehr vierhundert Jahr vor selbiger Zeit gelebt / die erste gewesen / so eine solche Menge Götter / und deren fast unzehliche Namen in Griechenlandeingeführt / und einem ieden unter denselben sein Amt und Form oder Gestalt zugeeignet haben. Dahero man nicht unbillig schliessen könte / die Griechen hätten / von diesen also unterrichtet / die Götter angefangen in allerhand Figuren auszubilden. Jedoch wird besser seyn / daß wir/ mit eben diesem Herodotus/TA 1680, Iconologia Deorum, S. 5dafür halten und sagen / sie haben dieses von den Egyptiern entlehnt: Dieweil dieselben / wie man sagt / die ersten gewesen / die den Göttern Tempel erbauet / und ihnen Altäre und Bilder gewidmet. Wie nun die Griechen von den Egyptiern; also haben die Römer von den Griechen den Gebrauch der heiligen Bilder empfangen. Welches zu Marcellusist der erste / so die Bilder von den Griechen zu den Römern überbracht. der Zeit das erste mahl geschehen / als Marcellus/ nach Eroberung der Stadt Syracusazu Romim Triumph eingezogen / und was er daselbst vortrefliches gefunden / mit sich dahin gebracht; theils / daß er durch solches Schauspiel das Volck ihm günstig machte; theils auch / daß er durch deren Anschauen die Bürgerschafft / als die noch niemals erfahren hatte / was vor Freude und Ergötzung die Schönheit der Bilder und Gemählde zu geben pflegte / in Verwunderung brächte. Dannenhero solches gleich damahls dem Marcellusvon vielen für übel gehalten worden / erstlich / daß er aus allzugrossen Hochmuth darfür angesehen seyn wollen / als ob er die Götter selbst im Triumph führete / indem er mit deren Bildern sein Sieggepräng angestellt: Fürs andere / daß er dem Römischen Volcke / welches zuvor nur den Kriegsverrichtungen obgelegen / hierdurch Anlaß gegeben dem Müssiggang und der Faulheit nachzuhangen / also daß es nachgehends die Zeit unnützlich hinzubringen angefangen / und entweder seine Augenlust an den eiteln Gemählden gehabt / oder aber die künstlich ausgearbeitete Bilder / und der Menschen Hände Werck / mit grosser Gemühts-Verwunderung angeschauet. Dieses erzehlet vom Marcello Plutarchus/ und setzet annoch hinzu / er habe sich dessen noch zu rühmen pflegen / daß er der erste gewesen / der diese Dinge in die Stadt gebracht / welche bey seinen Bürgern eine sehr grosse Verwunderung über der Griechen Sachen erweckt hätten: wie dann auch vor Plutarchoeben dieses Liviusschrifftlich hinterlassen / daß nemlich dazumahl die Römer angefangen der Griechen Künste in Verwunderung zu ziehen; auch dahero nachgehender Zeit so wolheilige / als ungeheiligte Dinge / mit unglaublicher Kühnheit / geplündert und hinweggeraubt. So scheinets auch / es habe Tertullianus/ wann er sagt / es sey zu Romder Götter Dienst vom Numanicht mit prächtigen Ceremonien / ja auch ohne alle Bilder eingesetzt gewest / (dieweil weder die Griechen noch Hetruscier dahin kommen waren) sein Absehen auf den Tarqvinius Priscusgehabt / als welcher ein Griech / der Hetruscier Religion wol erfahren / und der Erste gewesen / so den Römern das Bildermachen gelehrt habe.

Ist derohalben deren Gebrauch von den Egyptiern / als ersten Erfindern / zu den Griechen / und durch die Griechen zu den Römern überkommen. Wie solcher aber auch in Egyptenaufkommen / darvon sind so viel Meinungen /daß unmüglich etwas gewisses zu schliessen. Luctatiussagt / es seyen viel in der Meinung / daß sie darfür halten die Statuen oder Bilder wären anfänglich den Königen oder Helden zu Ehren aufgerichtet worden / welche die ihnen untergebene Völcker weislich und gerecht regirt gehabt; dardurch anzudeuten / daß sie die Gedächtnus ihrer gerechten Könige / und die sonderbare Gewogenheit / die sie bey ihrem Leben zu ihnen getragen / auch nach dem Tode / mit höchster Ehrbezeugung / durch ihre Bildnussen annoch bezeugten und von sich blicken liessen. Eben dergleichen schreibet auch Eusebiusdaß nemlich bey den Alten gebräuchlich gewesen / der vortrefflichsten Leute Gedächtnus mit Bildern zu verehren; dardurch anzuzeigen / wie hoch sie die jenigen liebten und ehrten / die da wohl gelebt hätten. Beym Svidaslieset man / daß Seruch / von Japhet/ des Noä Sohne/ herstammend der allererste gewesen / welcher den Bilderdienst in die Welt eingeführt / indem er selbige ihme selbst / das Andencken tapferer Helden desto besser im Gedächtnus zu erhalten / gemacht / den andern aber an statt der Götter / von denen allen Menschen die gröste Wolthaten erzeigt worden / vorgestellt habe. So hat es auch an solchen Königen nicht ermangelt / die / weil sie annoch im Leben gewesen / ihnen selbst Statuen und Bilder aufrichten lassen / und dieselben anzubeten befohlen / wie von der Semiramisgelesen wird / welche / wo sie nicht selbst die erste gewesen / doch unter die ersten / die solches gethan / und ins Werck gerichtet / gezehlet wird: Dann man von derselben berichtet / daß sie ihre Bildnus in einem Steine / dessen Länge siebenzehen StadienStatua von unglaublicher Grösse. (sonach PliniiMeinung 1125. Werckschuch machen /) hauen lassen / und hundert Priester verordnet / die selbige durch öffentliche Ceremonien und sonderbaren Pracht veneriren / und ihr / als ob sie eine Göttin wäre / mancherley Opffer thun müssen. Eusebiusschreibet / daß vor Zeiten in Egyptenein sehr reicher Mann gewesen / der / zu Stillung des Schmertzens / welchen er über seines einigen Sohns Tode empfunden / dessen Bildnus zu Hause aufrichten lassen / und dasselbe mit eben der Liebe / als ob er annoch lebte / angesehen / daher die Knechte / wann sie ihres Herrn Unwillen wider sich erregt / und in Furchten gewesen / zu diesem Bilde ihre Zuflucht genommen / auf ihre Knie niedergefallen / und umb Vergebung ihres Verbrechens geflehet / die sie auch von ihm / wegen der zu seinem Sohne annoch tragenden Liebe / erlangt hätten; worauf hernachmal erfolget / daß sie diese Bildnus mit Blumen gekrönt / und mit andern Geschencken verehrt / als dero sie zum öfftern für ihres Lebens Erhaltung zu dancken sich schuldig erkannt. Diesem nun zu folge / sind andere Statuen und Bilder mehr aufgerichtet / und in dieselbe / damit sie vielleicht ein grössers Ansehen hätten / unterschiedlicher Götter Namen gehauen worden.

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Also sind auch der Götter Bildnussen meistentheils nach den menschlichen Leibern gebildet worden / nicht zwar darum / als ob der Alten alle so gar thumm gewesen / daß sie dafür gehalten / es hätten die Götter / nach Art der Menschen / Häupter / Hände / und Füsse: sondernWarum den Göttern menschliche Bildnussen seye zu geeignet worden. dieweil / wie Varrosaget / unsere Seelen den Göttern am aller-ähnlichsten / und keine gesehen werden können / als hat man gemeint / es könten die Leiber der Götter / dieser zwischen beyden sich ereignender Gleichheit wegen / wol auf Menschen-weis gebildet werden. Porphyriusist / wie Eusebiusmeldet / gleichfalls dieser Meinung gewesen / und soll gesagt haben / die Götter wären darum nach den Menschen gebildet worden / aufdaß wir lernen möchten / daß gleich wie GOTTdas Aug oder Geist der Seelen und der Verstand selbst; also wir desselben auch theilhafftig wären. Luctatiusbeweist / daß Prometheusunter allen der erste gewesen / der deß Menschen Gestalt aus Erden gebildet habe / und dahero der Erfinder der Bildkunst zu nennen seye. Dahero dann kommen / daß das / so man von GOTThergekommen zu seyn sagte / dem Menschen / der das Göttliche Werck nachgemacht / etlicher massen zugeschrieben worden.

Prometheusist an statt eines Gottes verehret worden.Es hat aber Prometheushierdurch verdienet / daß er als ein Gott mit Tempeln und Altären verehrt worden / und / wie Pausaniasschreibet / ihm zu Athenauf der Academieein Altar gewidmet worden / dahin zu gewissen Zeiten die Menschen in grosser Menge kamen / Fackeln anzündeten / und die jenige / so solche trugen / in einer langen Reihe einander folgende / der Stadt zulieffen: die nun / so selbige brennend bis zum Eingang der Stadt brachten / erhielten den Sieg vor denen / welche vornen an giengen / ihnen aber die Fackeln / etwan unterm lauffen ausgelescht waren; wie sie dann denselben auch weichen musten. Solches geschahe auch auf diese Weise: alle mit einander hatten nur eine Fackel / die ihnen allen gemein war / welche sie unter dem Lauffen einander zulangten / indem die Hindern durch Nachfolgung immer an der Vordern Stelle tratten. Aber dieser Gebrauch / oder Spiel / wie mans nennen möchte / war nicht allein dem Prometheusgeheiligt (wiewol man lieset / daß er von demselben selbst seye eingesetzt worden) sondern auch dem Vulcanusund der Minervazu Ehren gefeyret; auch lieffen sie nicht allezeit zu Fuß / sondern gebrauchten sich unterweilen der Pferde hierzu. Dannenhero Adamantusbeym Plato(als er den Socrateserinnerte / daß er eine Gesellschafft nicht verlassen solte /) sagte / sie werden gegen Abend dem Rennspiel beywohnen / und einander der Göttin oder Minervazu Ehren die Fackeln zulangen. Wann Herodotusder Perser Gewonheit gedenckt / vermittelst dero sie ihre Botten in schnellester Eil zu schicken pflegten (wie dann auch bey uns gebräuchlich ist / wann wir etwas durch darzu verordnete Postpferde senden / da iederzeitin allen Posten andere in Bereitschafft / welche die Müden / den Weg fortzusetzen / ablösen / und weiter bringen) saget er / sie ahmen der Griechischen Gewonheit nach / da die Lauffer / in einer langen Reihe / eine dem Vulcanuszu Ehren angezündete Fackel tragen / und einer dieselbe dem andern zulanget. Von diesen Spielen haben einige geschrieben / daß selbige des PrometheusThat gleichen / als er das Feuer aus dem Himmel gestohlen / und auf die Erde herunter gebracht / und seyen derohalben also von ihme unterwiesen worden. Andere deuten es auf den Lauff des menschlichen Lebens / worinnen die am Alter Vorgehende denen / so ihnen nachfolgen / das Lebens-Liecht zulangen und übergeben; Wie unter andern Platovermeinet / der in seinem Buch von den Gesetzen will / daß die Menschen / Kinder zu erzeugen / sich mit einander verheirathen sollen / aufdaß sie das Leben / welches sie von ihren Eltern entlehnt / gleichsam als eine brennende Fackel / ihren Kindern wieder mittheilen mögen. Lucret.lib 2.Der Poet Lucretius/ wann er von der Menschen Nachfolge aufeinander redet / saget ebenmässig:

Et qvasi cursores vitai lampada tra - dunt.
Gleichwie die Läuffer sie einander lan - gen zu
Die Lebens-Fackelen.

Bey den Locrensern war ein kleines Kirchlein / dem Prometheusgeheiligt / in deme gleichfalls ein Bild zu sehen war / welches einige des AesculapiiBildnus zu seyn vermeinten. Dieweil aber gegen über etliche grosse Steine / die an Farbe dem Sandkieß / am Geruch aber den menschlichen Leibern ähnlich zu sehen waren / wurdeins gemein davor gehalten / es wäre des PrometheusBildnus / und diese Steine aus der jenigen Materie / woraus von ihm der erste Mensch / von welchem nachgehends das gantze menschliche Geschlecht hergekommenseyn solte / gebildet worden. Daß aber Prometheusden ersten Menschen erschaffen habe / ist der Vernunfft sehr gemäß / wann wir nemlich durch ihn die Göttliche Providenz verstehen / wie Platoauch gewolt / aus welcher nicht allein der Mensch / sondern alle Dinge anfänglich geflossen sind: Dannenhero selbige vor Zeiten für Gott geehrt und gehalten worden / weil sie / wie eine gute und getreue Hausmutter / alle Dingezu verwalten pflegte: Dero Bildnus gleichte einer ansehnlichen und wolbetagten Matron. Was grosses Vergnügen aber und Ergötzung die Alten aus den Statuen / Bildnussen und Gemählden geschöpfft haben / ist aus der unzehlbaren Menge / die sie hatten / zur Genüge zu sehen und abzunehmen: Dann es schreibet Plinius/ daß bey den Rhodiern deren über drey tausend / und bey den Atheniensern / Delphiern und in andern Städten Griechenlandsnicht weniger gefundenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 7worden: worinnen sich dann die Römer von den Griechen nicht übertreffen lassen; indem sie eine solche Menge Bilder hatten / daß man ins gemein sich rühmte / es wären so viel steinerne Statuen zu Rom/ als der Menschen daselbst lebten. So war auch bey vielen eine solche Begierde nach denselben / daß Sie von allen Orten her / die schönsten Bilder und Gemählde von den vortrefflichsten Künstlern ihnen bringen liessen / darmit sie nicht allein die Häuser in Städten / sondern auch die Strohhütten auf den Dörffern auszierten: welches dann zum Pracht und Verschwelgung auszuschlagen gedeutet worden / als worvon der alten Römer Sparsamkeit und Mannhafftes Ansehen einen grossen Abscheu gehabt. Um welcher Ursach willen M. Agrippaeine vortrefflich-zierliche oration gehalten / darinnen er gerahten / daß man die Gemählde und Bilder aus den Privat-Häusern in ein gemein Stadtgebäu zusammen bringen solte / welches / deß PliniusMeinung nach / viel besser gewesen / als daß man solche auf die Landgüter verwiesen. Varrobezeuget / es seyen sehr viel nach des LucullusGütern gereist / bloß aus dieser Ursach / daß sie die daselbst befindliche herrliche Bilder und Gemählde sehen möchten. Man bauete für solche vor Zeiten sehr bequeme Gemächer; welche Vitruviussein groß und weit zu machen befiehlt: Ja die Statuen pflegten sie also zu verfertigen / daß sie / nach ihren Belieben / das Haupt herabnemen / und ein anders drauf setzen konten. Deswegen Suetonius/ als er von dem unerleidlichen Pracht des Caligularedete / sagt / daß selbiger / weil er sich eingebildet / er übertreffe alle andere Könige und Fürsten sehr weit / endlich auch angefangen göttlicher Ehre zu begehren / und befohlen / daß man den Bildern der Götter / die man wegen der ihnen gebührenden Furcht und daran befindlicher Kunst verehrte / nemlich des Jovis Olympiiund etlicher anderer / die Häupter herabnehmen / und seines drauf setzen solte. Lampridiuserzehlt / es habe Kayser Commodusdeß NeronisColosso das Haupt abnehmen / und seines drauf fügen lassen.

Statuen oder Gemählde bey den Römern für sehr heilig gehalten.Uber diß hielte man die öffentlich aufgestellte Statuen und Gemählde / wessen sie auch waren / alle für heilig / und durffte sie kein Mensch von ihrer Stelle verrucken / oder wanckend machen / wie Cicerowider den Verresschreibet / worzu er der Rhodier Exempel anfuhret / die / ungeachtet sie einen Krieg wider den Mithridatesangefangen / und ihn heftig verfolgt / sie dannoch dessen Statuam oder Bildnus / so auf dem vornemsten Platz der Stadt stunde / nicht verrucken / ja auch nicht berühren lassen. Der Könige oder Fürsten Bildnussen aber / hatten über dis noch diese Praerogativ, daß wann iemand seine Zuflucht dahin nahm / er wider allen Gewalt gesichert war / und von dannen / wider seinen Willen / nicht kunte weggenommen werden: Jedochhat dieses des M. AntoniiSohne keines weges etwas heissen mögen; dann Augustusihn / wie Suetoniusbezeuget / als er zu des Kaysers Bildnus geflohen / von dar wegreissen und tödten lassen. Diese Bildnussen wurden unterweilen von den Künstlern nackend / zum öfftern aber bekleidet ausgehauen / bisweilen auch wol gantz mit Golde überzogen. Der aber das erste Bild in Italienalso übergülden lassen / soll / nach des PliniusAussage / Acilius Glabriogewesen seyn / als welcher es seinem Vater / dem Glabriozu Ehren ausrichten lassen.

Warum die Bilder / Gemählde oder Statuen nackend. Alexander Aphrodyseushält dafür / es seyen der Götter und Könige Bildnusse vor Alters nackend aufgerichtet worden / dardurch anzudeuten / daß deren Gewalt allen bloß und entdeckt / und die Könige oder Fürsten aufrichtiges Gemüts / mit Lastern durchaus nicht befleckt / auch ohne allen Betrug seyn solten. Pliniuserzehlet / die Griechen haben diesen Gebrauch gehabt / daß sie die Bilder alle nackend aufrichten lassen. Die Römer aber haben ihnen Brustharnische anzuziehen pflegen; dann sie anfänglich keinem einig Bild oder Statuen aufgerichtet / als der es durch eine sonderbare That verdient gehabt / damit also seines Namens Gedächtnus auf die Nachkommen mit gutem Ruhm fortgepflantzt würde: welches aber nachgehends nicht allezeit beobachtet worden; zumalen ihrer vielen um einer gantz andern Ursach / als einiger Gemühts-TugendVon wem die Statuen oder Bilder und Gemählde verachtet worden. willen / Statuen aufgerichtet worden. Weswegen Catodieselben iederzeit verachtet / und als er von einem gefragt worden / warum man doch unter so vielen seines gleichen Bildnussen / keine von ihm sähe / er / wie Marcellinuserzehlet / gesagt haben solle: es wäre ihm lieber / daß ehrliche Leute sich verwunderten / warum ihm keine Bildnus aufgerichtet würde / als daß sie sich schämten / die Ursach zu sagen / warum er eine hätte. So soll Agesilaus/ nach des XenophonZeugnus / die Ehre der Statuen gleichfalls mit diesen Worten abgeschlagen haben: Die Statuen erwerben zwar den Künstlern / die sie verfertiget / ein sonderbares Lob / mir aber sind vortreffliche Thaten eine unsterbliche Ehre.

Statuen in öffentlichen Processionen umhergetragen.Die Römer hatten im Gebrauch / daß sie / in öffentlichen Processionen / der Götter / Könige und anderer Durchläuchtigen Personen Bildnussen vom Marckte / allwo sie beysammen zu stehen pflegten / nahmen / sie auf gewisse Pedal stellten / und durch die Stadt trugen: das Bild des Scipioaber nahmen sie / wie Appianusmeldet / aus dem Capitolio; dieweil er / da er noch im Leben / mit klärlichen Gründen erwiesen / daß alle seine Rahtschläge aus göttlichem Geiste herrührten / und er sich / gleich als ob Jupiter, was er thun sollen / ihm vorgeschrieben / unterweilen gantz allein in dessen / im Capitoliostehenden / Tempel verborgen / des wegen ihm auch daselbst eine Statua aufgerichtet / von dannen sie niemals gäntzlich weggethanTA 1680, Iconologia Deorum, S. 8worden. Aus den Statuen und Bildnussen wurden auch die Edlen Häuser erkannt: dannenhero C. Marius/ weil er aus einem unedlen Stamme war / beym Sallustiusvon sich selbst sagt / er könne der Treue und Glaubens halber keine Bildnusse / Triumphe oder Bürgermeisterschafften seiner Vorfahren; aber wol / wanns die Noth erforderte / Picquen / Fahnen / Pferdzeuge und andere Kriegsbeuten / wie auch Wunden und Narben an seinem Leibe aufweisen.

Wir wenden uns aber wiederum zuWarum die Bilder auf unterschiedliche Weise formirt gewesen. den Bildern der Götter / als die von einem Volcke anders / als vom andern gemacht wurden / wie es ein iedwedes verlangte; darinnen zum öfftern zu erkennen gebende / worzu sie am meisten geneigt wären. Dannenhero Svidasschreibet / daß die Phoenicier ihre Götter mit Beuteln oder Taschen gebildet / dardurch zu verstehen zu geben / daß sie den Reichsten unter allen für den vortrefflichst - und bästen hielten. Die Griechen bildeten solche gewaffnet; weil sie glaubten / daß die Königreiche vornemlich durch Waffen überkommen und erhalten würden. Uber dis haben sie auch offtmals in der Götter Bildnussen oder Statuen das jenige ausgedrucket / was sie von ihnen verlangt / oder bereits erlangt hatten: dann sie unterweilen eine und andere Bildnus / als ein sonderbares Gelübd / aufrichteten; (welches auch aus denen ihnen beygefügten Beynamen fast allzeit zu erkennen gewesen) iedoch waren die vornehmsten und eigenthumlichsten / welche durch die äussere Figur oder Gestalt ihre Natur und Wirckungen / die sie von ihnen herzukommen vermeinten / am meisten ausdruckten. Wiewol der Götter Bildnussen nicht allzeit auf solche Weise vorgestellet wurden / daß deren Bedeutung ohne Unterscheid von allen gleich verstanden werden mögen: dieweil aus damaliger / wiewol eitel und falscher Religion versehen war / daß göttlicher Dinge Erkanntnus allein bey den Priestern seyn solte; die andern aber / weil ihnen / derselben nachzuforschen / nicht erlaubt war / vergnügten sich mit dem Glauben / daß es sich nemlich dergestalt verhielte / wie es ihnen vorgetragen wurde. Dannenhero man beym Liviusund einigen andern Scribenten lieset / daß vor Zeiten / als man etliche von des NumaBüchern gefunden / die / wann sie unter die Gemeine hätten auskommen sollen / der damahliger Zeit üblichen Religion einen gewaltigen Stoß (vielleicht mit Vor-Augen-Stellung dero Eitel und Nichtigkeit) geben können / seyen sie / vermög eines darüber ergangenen Rahts-Decrets, öffentlich verbrannt worden; damit nicht das Volck in Durchforschung der Religion allzu nachgrüblich würde / und an deme / was ihm von dem Ober-Priester und andern Pfaffen / so zur Erklärung der göttlichen Dinge ihme vorgesetzt waren / vorgesagt würde / sich etwan nicht vergnügen liesse. Der König Tarquinius/ wie Valerius Maximuserzehlet / hat M. Tullium, einen aus den Duumviris, weil erdas Buch / so die Geheimnussen der bürgerlichen Heiligthümer in sich begriffe / und ihm zu verwahren anvertrauet war / dem Petronius Sabinusum Geld abzuschreiben gegeben / in einen Sack stecken / und ins Meer werffen lassen.

Diesem nach wird sich bisweilen ereignen / daß wirkeine Ursach eines oder des andern Bildes / so wirnach seinen Lineamenten ausgedrukt / werden beybringen können; weil / wie Herodotus/ Pausanias/ Plutarchus/ und viel andere / von denen ichdas Original entlehnet / bekräftigen / selbige seyen entweder gar nicht vorhanden / oder die Alten durch die Religion / oder das Gewissen abgehalten worden / solche gemein zu machen; jedoch wird es gar selten geschehen / Dann was der eine gantz zu eröffnen Bedencken getragen / ist öffters aus vielen Stückweis zusammen gebracht / und der Mangel ersetzet worden; welches zu thun wiruns nach allem Vermögen beflissen haben. Damit wiraber wiederum zur Erklärung kommen / warum nemlich die Götter auf mancherley Weise seyen gebildet worden / so saget Eusebius/ indem er des PorphyriusMeinung erzehlet / daß die Alten / wann sie der Götter Ungleichheit vor Augen stellen wollen / etliche als Männer / andere als Weiber / einige auch als Jungfrauen / etliche als Eheweiber gebildet / und deren Statuen von unterschiedlichen Kleidungen gemacht haben. Aristotelesschreibet / daß die Alten dafür gehalten / der Götter Leben sey dem menschlichen nicht ungleich; und dahero hätten sie ihnen unsere Bildnussen zugeeignet: und gleich wie die Menschen unter Königen lebten / also / hätten sie ihnen eingebildet / müsse auch einer unter den Göttern herrschen. Luctatius/ nachdem er in einer langen Rede / und mit vielen Beweisgründen dargethan / daß der Alten Götter Menschen gewesen / die nach ihrem Tode unter die Götter gerechnet worden / setzet annoch hinzu / sie seyen darum unterschiedlichen Alters / etliche nemlich Kinder / etliche Jünglinge / und wiederum andere wolbetagte Alte gewesen / auch einem diese / einem andern eine andere und eigene Statue gesetzt worden / damit das Alter / und Habit / worinnen sie vom Tode überfallen worden / angezeiget würde. Eben dahin zielen auch viel andere Dinge / so von den Göttern gedichtet und erzehlet werden / gleich als ob sie Menschen gewesen; worvon wirauch hernach ein und anders erzehlen wollen / sobald sichs in Ausdruckung derselben Gestalt fügen wird; und solche Handlung wollen wir vor die Hand nehmen / sobald wirvon der Statuen Materie werden geredet haben.

Der Statuen Materie.Es ist aber Gott erstlich / wie Porphyrius/ mit Beystimmung des Eusebius/ meldet / aus leuchtender Materie / als da ist der Crystall und gläntzender Marmor / bey den Alten gebildet worden; anzudeuten / daß Gott/ als das allerreinste Liecht / von keinem Menschen-Auge könne gesehen werden. Man hat ihn auch von Golde gemacht; dardurch zu verstehen zuTA 1680, Iconologia Deorum, S. 9geben / daß er ewig seye / und in einem Feuer wohne / das niemand anschauen möge. Etliche / so ihn aus einem schwartzen Steinlein formirt / haben darmit andeuten wollen / daß er auch von den allerschärffsten Augen nicht könne gesehen werden. Aber Porphyriusscheinet auf seine Zeit gesehen zu haben / zumahlen die Aeltere auch höltzerne Götter gehabt; wie dann Theophrastusin seinen Büchern von den Pflantzen schreibet / daß sie aus Cedern / Cypressen / unterweilen auch aus Oelbaumwurtzeln ihnen Götter gemacht haben. Und daher sagt auch Plinius/ daß sie aus Cedern-Holtz Statuen auffgerichtet / weil solches Holtz sehr lang unverletzt bleibe. Eben dieser Autor meldet / daß zu Romin einer Höle Apollo Sosianusaus Cedern-Holtze gemacht / wohin er aus Seleuciagebracht worden / zu finden gewesen. Plutarchusschreibet dißfalls / man habe vor uhralten Zeiten Bilder zu machen im Gebrauch gehabt / und seyen selbige bey den Alten aus Holtze gewesen / dieweil ihnen der Stein allzuhart zu seyn und also untauglich / Götter daraus zu bilden / vorkame; Gold und Silber aber hielten sie für lauter Unreinigkeit und Grundsuppe einer unfruchtbaren Erden / weil der Ort / wo die Gold - und Silber-Minen gesunden werden / nicht wol tüchtig / ist etwas anders hervor zu bringen. Dahero sie auch die jenige Erde schwach und unfruchtbar zu nennen pflegten / welche weder Kräuter / Blumen noch Früchte truge: Dann sie lebten dazumal ohne allen Geitz / und waren allein darmit vergnügt / was zur Lebens-Unterhaltung diente. Ja auch Platoscheinet dieser Meinung gewest zu seyn / daß die Bilder der Götter aus Holtz gewesen / dann also schreibt er: weil die Erde gleichsam ein den Göttern gewidmetes Haus ist / als wäre unrecht gehandelt / wann man aus derselben ihre Bilder formiren wolte; von Gold und Silber aber solche zu verfertigen / wäre noch unverantwortlicher / weil diese Metallen ihren Besitzern den grösten Neid zu erwecken pflegen. Fast gleicher Meinung ist auch Luctatius/ wann er schreibet: Die kostbare Bilder und Statuen der Götter seyen eine gewisse Anzeigung des Geitzes derer jenigen / die / unter dem Vorwand der Religion / ihr Belieben an Gold / Elphen-Bein / Edelgesteinen und andern kostbaren Dingen haben / wann sie ihnen heilige Bildnüsse daraus machen; dann ob sie selbige gleich in hohen Würden halten / geschehe es doch vielmehr darum / weil sie von solcher Materie / als weil sie der grossen Götter Bildnüsse vorstellen.

Wir müssen uns aber wiederum zu unserm Platowenden / welcher nach denen vorangezogenen Worten sich ferner also vernehmen lässet: Das Elphen-Bein / so vorher ein Leben hatte / und nachgehends desselben beraubt worden / ist nicht würdig / daß der Götter Bildnussen daraus gemacht werden; wiedann auch das Eisen und andere harte Metalle hierzu nicht tauglich / weil man dieser Instrumenten im Krieg zu der Menschen Verderben gebrauchet. Dannenhero allein das Holtz / nach des PlatonisMeinung / übrig war / woraus man die heilige Bilder der Götter machen konte. Deme auch Pausaniasbeystimmet / wann er schreibet / daß in den ersten Zeiten / nach seiner Meinung / bey den Griechen die Bilder von Holtz gewesen / vornemlich die jenige / so von den Egyptern gemacht worden; Sintemahl zu Argosnoch ein Bild / oder Statua, des Apollostunde / so ihm von dem Danaus/ einem voruralten Zeiten bereits abgeleibten Könige / geheiligt und aufgerichtet war. Ja es schiene / als ob kein Bildnus zu finden / woran einige Antiqvität zu spüren / ausser denen / welche ausEben - Cypressen - Cedern - Eichen - oder anderm dergleichen hartem Holtze gemacht; wiewoln auch / auf Befehl des Oraculi, einige Oehlbäumine verfertigt wurden. Woraus man schliessen kan / daß man damals die Götter lieber aus Holtz / als einer andern Materie habe zubereiten wollen: zumaln auch beym Herodotuszu sehen / daß / als die Epidaurier den Apollozu Delphosum Rath gefragt / auf was Weise sie die grosse Unfruchtbarkeit / dardurch sie dazumahl an allen Dingen Mangel litten / von sich und ihrem Lande ablehnen möchten / sie diese Antwort erhalten / daß sie zwey Bilder / das eine der Damiae, das andere der Auxesiae(denn diese waren ihre Schutzgötter) nicht aus Metall oder Stein / sondern aus zahmen Oehlbäumen aufrichten solten. Im ersten Tempelder Juno/ der zu Argosstunde / war ein Bild aus einem Block eines Birnbaums gewidmet; und zu Rom/ da sie eine Königin genennt wurde / hatte sie zwey Bildnusse aus Cypreßholtze / die man an denen Festen / welche (nach deß LiviusMeinung) damahls zum erstenmahl angeordnet worden / als Hannibal Italienverheeret / in öffentlicher Procession herumgetragen. Beym Pliniuslieset man / daß zu Populonieneine sehr alte Statue oder Bildnus des Jupitersgestanden / welche aus einem Weinstock gemacht gewest: und zwar ist solches kein Wunder / dafern wahr ist / was itztbemelter Pliniusschreibet / daß nemlich der Juno Tempelzu Metapontienauf lauter Pfeilern von Weinstöcken gestanden / so gar groß und dick wären desselben Orts Weinstöcke gewesen; hierüber aber ist sich noch mehr zu verwundern / daß / wie Pausaniaserzehlet / in einem Theil Laconiendes EsculapiusBild oder Statua, aus einem Keuschbaume gehauen zu sehen gewesen seye / dannenhero er auch den Zunamen Agnites/ das ist / aus einem Keuschbaume gemacht / bekommen. So waren auch anfangs der Römer Götter von Holtz bereitet / als die sich der Sparsamkeit beflissen. Dahero Tibulluslib. 1. Elegia 10. die Haußgötter anredend / also spricht:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 10
Neu pudeat, prisco vosesse ê stipite factos:
Sic veteris sedes incoluistis avi.
Tunc melius tenuere fidem, cum paupere cultu
Stabat in exigua ligneus aede De - us:
Etplacatus erat, si quis libaverat u - vam,
Seu dederat sanctae spicea serta co - mae.
Atqve aliquis voti compos liba ipse ferebat,
Postqve comes purum filia parva favum.
Ey schämet euch doch nicht / Ihr hochge - haltne Götzen /
daß ihr gebildet seyd aus alten Stümpf - und Glötzen.
Ihr habt ja hiebevor das Stamm-Hauß so bewohnt /
wo derer Ahnen Meng vor dieser Zeit gethront.
Die Treu war grösser noch / da mit gar rin - gen Banden
in einer kleinen Kirch ein Gott von Holz gestanden /
Er ward versöhnt / wenn man ihm schenkte Reben-Blut /
sein Haupt mit einem Krantz von Aehren nahm vor gut.
Wurd einer dann hierauf der ernsten Bitt gewähret /
und / wie er lang verlangt / von seinem Gott erhöret /
so bracht er dem Altar den milden Fladen hin /
und kam das Honigseim dem Gotte zum Gewinn.

Propertiusführet den Vertumnusvon seinem selbsteignem Gemähld oder Bildnus redend mit diesen Worten ein:

Stipis acernus eram, properanti fal - ce dolatus,
Ante Numam grata pauper in ur - be Deus.
Ich war ein stumpfer Klotz von Ahorn außgehauen /
man konnt’im danckbarn Rom/ mich arm / vor Numa/ schauen.

So erzehlet auch Plinius/ daß / ungeachtet der Gebrauch der Bilder bey den Italiänern von Uhralten Zeiten angenommen worden / (welches mit des Hercules/ schon vom Evandro, auf dem Ochsenmarckt/ aufgerichtetemBildnus zu beweisen wäre / das man auch mitTriumph-Zeichen gezieret / wann von Einem ein Triumph gehalten wurde) dannoch denen Göttern weder in Tempeln noch in Privat-Häusern keine andere als Höltzerne Bilder gemacht oder aufgerichtet worden / ehe die Römer Asiamunter sich bezwungen / dann aus selbiger Landschafft die kostbaren Bilder und Gemählde in Italienkommen / dieweil Griechenlandnicht vergnügt mit höltzernen Göttern / sich auch güldene / und aus andern Metallen bestehende Götzen machen lassen: ja damit es etwas köstlichers und prächtigers zeigen könte / hat es / wie Pausaniasbezeuget / das Elphen-Bein zu den Bildern aus dem äusersten Indienund Mohrenlandezu sich bringen lassen. Die aus Eisen formirte Götzen waren zwar sehr seltzam / iedoch wurden etliche derselben gefunden / als bey den Phocensern des mit der Hydrastreitenden HerculesBild / und zu Pergamozwey Häupter / das eine eines Löwen / das andere eines wilden Schweins / dem Bacchusgewidmet / zu welchen von allen Enden / gleichsam als zu sonderbar-schauwürdigen Dingen / ein unglaublicher Zulauff / geschahe. Coridongelobet der Dianaebeym Virgilius/ er wolle sie in Lebensgrösse aus Marmorstein bilden lassen: darbey Serviuserinnert / daß bey den Alten nur das Haupt / zusamt der Brust / in Marmorsteinenen Seulen abgebildet worden. Uber diß war auch gebräuchlich / daß die schlechte und unachtbare Götter / als da war der Priapus/ und dergleichen andere mehr / die über das Feld bestellt und unter freyem Himmel stunden / meistens aus Holtz / Doon oder einer andern geringen; die edlern aber / als da waren die himmlische Götter / aus einer bässern Materie gemacht wurden. Auch hatten sie nicht alle allzeit eine Menschen-Gestalt / sondern waren nach unterschiedlicher Thiere Gestalt gebildet / ja / unterweilen halb einem Menschen / halb einem Thiere ähnlich. Dannenhero / wie Augustinusaus Senecaschreibet / wann sie lebendig in der jenigen Gestalt erschienen wären / als sie durch ihre Bilder vorgestellet wurden / man sie nicht als Götter würde geehret / sondern von ihnen / als greulichen Unthieren / ein mercklich Abscheu gehabt haben. Bey den Egyptiern aber / wurden dergleichen misgestaltige und abscheuliche Bildnussen mehr als irgend anderswo gesehen / wie an vielen Bildern / die wirbeschreiben und vorstellen wollen / zu erkennen seyn wird / wie wirdann anitzo zu unserm Vorhaben schreiten / und den Anfang von der Ewigkeit machen wollen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel B (nach S. 10)
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ANTRUM.

PROVIDENTIA DIVINA

AETERNITAS

Sandrartdel.

Eimmartscul

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 11

Von den Bildnussen der Ewigkeit.

Platte B.OBwol bey den Alten nicht alle Götter fürewig-lebend und unsterblich geachtet wurden / so glaubten sie doch / daß die Vornehmste derselben keiner Sterbligkeit unterworffen wären: dannenhero sie zu den damahligen Zeiten darfür hielten / die Ewigkeit folge ihnen überall und allezeit nach; wiewohl Johann Boccatius/ im

/ dieselbe allein dem Demogorgonzueignet / und davor hält / daß er der erste unter allen Göttern mitten in der Erde von blasser Gestalt mit einem dicken Nebel umfangen / und mit Schimmel gleichsam überzogen / seinen Aufenthalt und Wohnung habe.

Hiervon aber gedencken die Alten mit keinem einigen Worte / es wäre dann / daß man ihn Demiurgumnennen wolte. Dannenhero ich michfast nicht scheue zu sagen / es sey die Ewigkeit iederzeit allein denen Göttern zugeeignet worden / die man für unsterblich gehalten. Wer / und wie sie beschaffen sey / erkläret fast ihr Name selbst aufs allerbeste. Daß sie nemlich alle Alter und Zeiten in sich begreiffe / also daß sie unter keine Zeit-Abmässung zu rechnen sey; ob wol etlicher massen / iedoch nicht so eigentlich kan gesagt werden / daß sie eine Zeit sey / die kein Ende habe. Weswegen dann der vortreffliche Philosophus Hermes Trismegistus/ wie auch die Pythagorici und Platodie Zeit für eine Abbildung der Ewigkeit gehalten haben wollen; Weil dieselbeDie immer, währende Zeit. in sich selbst in einen Circul gewunden wird / und kein Ende an ihr zu sehen ist. Allein es ist dieses vielmehr eine Perpetuität oder ununterbrochene Wierigkeit zu nennen: dann ob sie wohldurch kein Ziel geendet wird / so besitzet und geneust sie gleichwohl nicht zugleich das gantze unendliche Leben / welches die Ewigkeit besitzet. Dannenher sagt Boetius/ die jenige thun nicht recht / die / wann sie hören / daß Platodafür gehalten / die Welt habe weder einen Anfang der Zeit gehabt / noch werde einig Ende haben / deßwegen sich einbilden / es werde die geschaffene Welt dem Schöpffer gleich ewig gemacht: Dann wann sie die eigentlichen Worte gebrauchen wollen / können sie in dieser / des Plato, Meinung Gottallein ewig / die Welt aber immerwährend nennen. Die Ewigkeit aber beschreibet eben dieser Boetius/ daß sie sey des unbeweglichen Lebens gegenwärtiger Zustand / der doch GOTTallein eigen ist / deme weder etwaskünfftiges mangelt / noch etwas vergangenes abgehet / wie sonsten allen erschaffenen Dingen zu widerfahren pfleget / ob wol derselben etliche kein Ende iemals haben solten. Allein wirunterlassen alhier diese Sache so gar tief zu ergründen / wie auch die Alten vielleicht gethan haben / wann sie ihre Götter ewig genannt / wordurch sie / daß dieselben unsterblich und unendlich / und die Ewigkeit eben so viel / als die Unendlichkeit der Zeit sey / zu verstehen geben wollen. Dannenhero Claudianus/ der die Ewigkeit in einer dem Stilicon zu Ehren gehaltnen Panegyri beschreibet / eine Schlange einführet / welche die Höle / darinnen sie sich enthält / umfänget / und in ihren eignen Schwantz beisset: welche Vorbildung undBeschreibung des Jahrs. Kennzeichen der Zeit / von den Egyptiern entlehnt worden / wann sie das Jahr andeuten wollen / das allzeit in sich selbst wiederkehret / also daß des Vergangenen Ende / des Zukünfftigen Anfang ist. Das beste aber wird seyn / zu der Beschreibung des Bildnisses der Ewigkeit des obgedachten ClaudianusVerse alhier beyzufügen / folgendes Innhalts:

Est ignota procul nostraeque imper - via menti,
Vix adeunda Deis, annorum squali - da mater,
Immensi spelunca aevi, quae tempo - ra vasto
Suppeditat, revocatque sinu: com - plectitur antrum
Omnia qvi placido consumit numi - ne serpens,
Perpetuumque viret squamis, cau - damque reducto
Ore vorat, tacito relegens exordia lapsu.
Vestibuli custos vultu longaeva de - coro
Ante fores Naturasedet, cunctisque volantes
Dependent membris animae: man - sura verendus
Scribit jura Senex, numeros qvi divi - dit astris,
Et cursus, stabilesque moras, quibus omnia vivunt,
Ac pereunt fixis, cum legibus ille re - censet,
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 12
Incertum qvid Martisiter, certum - que tonantis
Proficiat mundo; qvod velox semi - ta Lunae,
Pigraque Saturni, qvantum Cytherea sereno
Curriculo Phoebique Comes Cylleni - us erret.
Illius ut Phoebusad limen constitit antri,
Occurrit Naturapotens, seniorqve superbis
Caniciem inclinat radiis: tuncspon - te reclusos
Laxavit postes adamas, penetrale profundum
Panditur, & sedes, aevique; arcana pa - tescunt.
Hic habitant vario facies distincta metallo
Saecula certa locis, illic glomeran - tur ahena:
Hic ferrata rigent, illic argentea candent
Eximia regione domus, contingere terris
Difficilis, stabat rutili grex aureus anni.
Man findet / fern von hier / was keine Sin - nen sinnen /
und was den Göttern auch fast schwer fällt zu gewinnen /
die Mutter langer Jahr / der Ewigkeiten Grufft /
so jene Zeit ans Liecht und wieder zu sich rufft.
Die weite Höhl der Grufft wird in die Rund umfangen
von der / die alles frisst / von jener Schuppen - Schlangen /
die ihren schlancken Schwantz zum engen Rachen streckt /
und mit bepfeilter Zung den glatten Stachel leckt.
Es hütet die Naturund sitzt vor dieser Höhlen /
an allen Gliedern hangt der Hauffe leichter Seelen.
Ein weis-bereifftes Haupt / ein Ernst - gezierter Mann /
schreibt die Gesetze vor / so niemand än - dern kan /
und allzeit gültig sind: Er theilet ab die Fackeln
die am Saphir-Gewölb des hohen Himmels wackeln.
Es weiß der weise Mann Bewegung und die Ruh /
durch die / was zeitlich ist / abnehmen muß und zu.
Nächst dem erzehlet Er was guts der Er - den weisen
Wann Jupitergewiß / Marsungewiß wird reisen /
und was derwanckel-Mond mit seinem schnellen Tritt /
auch was Saturnverricht mit Schnek - ken-gleichen Schritt /
wie weit die Venuswerd auf ihrem heitern Wagen /
wie weit Mercuriusim Irrweg forgetra - gen /
der güldnen Sonnen nach. Sobald der Foebuskam /
und seinen Einzug-Pracht vor dieser Höhlen nahm /
Springt die Naturherbey: Man sieht besagten Alten /
Durch diesen hellen Glantz / abstreichen sei - ne Falten /
die sein Gesichte zählt. Drauf öffnet sich die Thür /
durch eine Demant-Macht; du kanst er - blicken hier
den Sitz der Flügel-Zeit und ihre Heimlich - keiten.
Da schaue man mancher Art Metalle zube - reiten;
dort ist der Kupfer-feil; Hier ist die Ei - sen-Zeit /
dort blinckt die Silber-Müntz. Vortreff - lich ist bereit
das so geschmückte Haus: Es steht mit vollen Scharen
die übergüldte Rott der nie gezehlten Jahren;
Sehr schwer geht es daher bis man mit ihnen prangt.
Glückselig ist / der sie nach dieser Zeit er - langt.

ANTRVM. oder Erklärung der Höhle der Ewigkeit.Diese gelehrte Beschreibung der Ewigkeit erkläret Boccatiusalso: daß der Poet erweisen möge / wie die Ewigkeit alle Zeiten unaussprechlich weit übertreffe / saget er / ihre Höhle (welche anders nichts ist als ihr allerfruchtbarst und überflüssiger Schoß / der alles mit seinem Umfang in sich zwinget) sey niemand bekannt / kein Mensch könne dahin gehen / und sie liege weit aus aller Sterblichen Augen / ja auch die Götter / welches sind die himmlische Seelen oder Gemühter / die von aller materialischen Befleckung entfernt und abgesondert / können kaum hineingehen: Eben dieselbe / saget er / gebe die Zeiten hervor und ziehe sie wieder in sich / wann sie von dannen ausgangen / in einen unendlichem Circul umgeführt / wieder dahin kommen / daß sie wiederum von dem Orte ausfliessen; welches heimlich und im verborgen geschiehet / dieweil uns das Alter unvermerckt und allgemächlich dahinstreichet. Um die Naturfligen ohne unterlaß die Seelen in grosser Anzahl; dieweil selbige allen lebendigen Seelen das Leben gibet /TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel C (nach S. 12)

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DEMOGORGON.

AETERNITAS.

PROVIDENTIA DEORUM.

IANUS

FELICIA TEMPORA

CYZETEME.

Sandrart. del:

cum Priv. S. C. M.

Jo: Jacob Sandrartscul:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 13diese / wann sie dann von den Banden des Leibes wiederum sind erlöset / verbergen sich in den Schooß der Ewigkeit / welches durch Hülffe der Naturgeschicht / die allen Dingen das Leben mittheilet / dasselbe auch zu der von ihr bestimmten Zeit wieder nimmet; dannenhero sie vor die Thür der Ewigkeit gesetzet wird. Der alte Greiß / so in der Höhle die Zeiten nach dem Gestirne abtheilet / wird nicht unfüglich für einen Gottgehalten / nicht zwar / daß er in Warheit alt sey / dann in der Ewigkeit kein Unterschied des Alters ist) sondern weil wir wolbetagte Leute / nach unserer Gewonheit zu reden / Alte zu nennen pflegen. Nach meiner Meinung aber stellet uns der Alte das Fatum/ oder die Göttliche Schickung und das Verhängnus vor / weil er dem Phoebusdie Ehrenbüschelunterleget / wann er vor das Loch der Höhle tritt / welchen wir für Gotthalten können. Und weil iedermann bekannt / was das Wort Saeculum bedeute / gedencket dessen Boccatiusnicht weiter / daher wires gleichfalls übergehen / und uns zu der Bildnus des Saturnus/ den die Alten für die Zeitgehalten / wenden / von welchem wirbereits oben / da wirvon der Ewigkeit geredt / etwas zu gedencken angefangen. Dieses sey also gesagt von der Ewigkeit / die ichdieser meiner Arbeit zu wünschen niemals gesinnt gewesen / wünsche iedoch von Hertzen / daß der Geber alles Guten mirdas Leben noch in etwas gnädiglich fristen wolle.

Von dem Saturnus.

PRimus abaetherio venit SaturnusOlympo,
Arma Jovisfugiens, & regnis exsul ademptis.
Is genus indocile, ac dispersum montibus altis
Composuit, legesque dedit, Latiumque vocari
Maluit, his qvoniam latuisset tutus in oris:
Aureaque (ut perhibent) illo sub Rege fuêre
Saecula: sic placida populos in pace regebat.
ES ist Saturnuserst vom Himmel hergekommen /
Als ihm vom Jupitersein Reich ward abgenommen
und er floh dessen Macht. Der hat die groben Leut /
so hin und wieder man auf Bergen sah zerstreut /
in Ordnung wieder bracht / und Satzungen gegeben /
nach deren Innhalt sie hinfuhro solten leben.
Er hat dasselbe Land genennet Latien/
weils ihm da sicher hat und ruhig können gehn.
Es ist die güldne Zeit gewesen (wie man saget)
da er regieret hat: Das Volck hat nicht geklaget;
Man hatte Fried und Ruh. --- ---

Platte C.ALso schreibet Virgiliusvom Saturnus/ die Fabel mit einer Historie vermischend: Dann so wir der Sachen eigentliche Beschaffenheit ergründen wollen / werden wir befinden / daß Saturnusvon seinem eignen Sohne / dem Jupiter/ aus Griechenland/ allda er herrschete / vertrieben worden / und in Italienangeländet sey. Es pflegen aber die Poeten / nach ihrer Gewonheit / die Sache an sich selbsten mit ihren Gedichten zu verstellen: dann sie haben gedichtet / es sey Saturnusvon seinem Sohne aus dem Himmel verstossen worden / weil Griechenland/ das sich gegen Morgen erstrecket / höher als Italien/ so gegen den Abend gelegen / lieget. Dahin nun ist Saturnusohngefehr gerahten / woselbsten er sich zum Janus/ der zur selben Zeit allda regierete / wo nachmals Romerbauet worden / und nach alter Gewonheit / mit seinem Volcke ein grobes Leben führte / verfüget / der ihn nicht allein sehr freundlich auf - sondern auch zum Reichs-Gehülffen angenommen / dieweil gedachter Saturnusdem Janussowohl die rechte Art und WeiseTA 1680, Iconologia Deorum, S. 14das Feld zu bauen / als auch eherne Müntze zu schlagen gezeiget hatte / da man zuvor an selbigem Orte nur ledernes Geld gebrauchet: dannenhero hernachmals auf einer Seite der Müntze ein Schiff / darinnen Saturnusin Italienüberkommen / auf der andern aber des zweyköpfigten JanusBildnus ausgedruckt worden; dieweil man dem Januseine solche Figur / wie wir etwas besser unten sehen werden / zugeeignet. Wegen dieser und anderer dergleichen herrlicher Thaten hat Saturnusdas ganze Volck ihme dermassen gewogen gemachet / daß er endlich mit und neben dem Janusgöttlicher Ehre gewürdigt worden: dieweil damahliger Zeit die jenige unter die Zahl der Götter gerechnet wurden / welche eine oder die andere dem menschlichem Geschlechte dienliche Kunst erfunden / und die Menschen gelehrt hatten / unter welchen allen in Warheit nichts bessers erdacht werden kan / als die Art und Weise das Feld zu bauen und zu düngen / die Saturnusdiesen ungeschickten Leuten gewiesen / und darvon den Zunamen Sterculius/ als einer der die Felder mit Mist dünget / bekommen. Dannenhero er auch / nach etlicher Meinung / die Sichel führet / als dero Erfinder er gleichfalls bey den Italiänern gewesen: dieweil man derselben zu Einerndtung der Saturnuswird für die Zeit genommen. Früchte benöhtigt ist. Durch den Saturnushaben die Alten auch die Zeitandeuten wollen; worzu sie viel Ursachen angeführt / welche / weil sie zu unserm Vornehmen wenig dienlich / wirallhier mit Fleiß übergehen.

Sein Bildnis.Die Griechen haben ihn Χρόνονgenennt / welches eben so viel als die Zeit bedeutet. Diese stellen sie in einem Bilde vor / als einen alten zerlumpten Mann / mit bloßem Haupte / in der einen Hand eine Sichel haltend / in der andern aber weis nicht was in ein Tuch gewikelt / und schiene er solches ins Maul zu schieben / vor oder neben ihm lagen vier Kinder / welchesErklärung derselben. ins gemein also erkläret wird: Saturnuswird als ein alter und mit Lumpen umhängter Mann beschrieben / weil die Zeit entweder immerdar gewesen / oder mit der Welt angefangen hat / das ist / sobald die Unterscheidung der vier Elementen aus dem vermischten Chaos oder Klumpen angegangen / und folgbar die Erschaffung aller Dinge ihren Anfang genommen / indem damahls zum ersten der Himmel über der Erden sich umzudrehen angefangen / nach dessen Bewegung auch die Menschen die Zeit zu theilen begonnen; und hieraus ist auch die Fabel entstanden / welche den Saturnuszu des Uranus/ oder / welches eben so viel ist / des Himmels Sohne machet. Die Römer aber haben / nachdem sie diesem Gott einen Tempel erbauet / auf dessen Spitze den TritonWann die Historia angefangen.mit einem Horn setzen lassen / hierdurch / wie Macrobiuswill / zu verstehen zu geben / daß durch dessen Erinnerung die Historie oder Geschicht / biß auf unsere Zeit bekannt und ruchtbarworden / die vor ihme verborgen / dunckel und unbekannt gewesen.

Es war aber derselbe mit so geringem Habit angethan / damit man sehen und abnehmen solte / wie anfänglich / und gleich nach Erschaffung der Welt / die Einfalt in Bedeckung des Leibes von den Menschen beliebt und kein Zierraht gesucht worden / weil man mit blosser Decke vergnügt gewesen. Ja es waren seine Kleider nicht allein schlecht / sondern auch abgetragen und zerrissen / weil diese am besten dienten das Alter vorzustellen und auszubilden. Uber dis war er auch bloßes Haupts; dieweil zur selben Zeit / als er an die Regierung kam / und man sagte / es wäre die güldne Zeit / die Warheit allen bloß und entdeckt / nicht aber mit falschem Scheine und Lügen / wie hernachmahls geschehen / vermascaradet war. Und eben aus dieser Ursach pflegte man ihm auch vor zeiten mit blossem Haupte Gottesdienst zu erzeigen / da man hingegen das Haupt bedeckte / wann man andern Göttern opfferte. Die Sichel in der Hand deutete an / daß die Zeit alles verzehre und zu Grunde richte. Dasjenige aber / so er / als ob ers fressen wolte / nach dem Maul langte / bedeutet / daß gleich wie alles in der Zeit entstehet / also auch durch dieselbe alles wiederum verzehret werde. Umb welcher Ursache willen dieseDie Fabel vom Saturnus. Fabel von den Poeten erdichtet worden:

Nachdem Saturnuserlernet hatte / daß / durch Göttliche Vorsehung / einer aus seinen Söhnen ihn vom Reich verjagen solte / hat er seiner Gemahlin der Opsoder Rheabefohlen / daß sie die Frucht / so sie zur Welt gebären würde / alsobald zeigen solte / dieweil er kein Söhnlein leben zu lassen / sondern sie alle zu fressen bey sich beschlossen hätte. In der ersten Geburt brachte ihme die Rheaden Jupiterund die Junozugleich / daher sie ihm die Junoallein zeigte / sich versichert haltend / er werde ihr / weils eine Tochter / kein Leid zufügen / den Jupiteraber hielte sie verborgen. Als nun Saturnussolches merckete / schrie er / man solte ihm denselben auch herbringen: die Opsaber / damit sie ihn betröge / gab ihme einen / in ein Tuch / eingewickelten Stein / vorgebende / das sey der Sohn / welchen er umzubringen suche. Der Stein vom Saturnusgefressen.Weil nun Saturnusnicht zuvor genau besahe / was es wäre / fuhre er stracks darmit nach dem Maule zu / verschluckte denselben mit grosser Begierde / gab ihn aber alsobald durch ein Erbrechen wieder von sich / wie er dann auch alle seine Kinder / die er gefressen hatte / von Stund an wieder ausspye. Dannenhero Pausaniasschreibet / daß zu Delphisin des Apollo Tempelein Stein zu sehen / der von mittelmässiger Grösse / mit grossem Fleiß verwahret werde / und / wie man sagte / vom Saturnusan statt des Jupitersgefressen worden seyn solte / diesen pflegten sie täglich / insonderheit aber anTA 1680, Iconologia Deorum, S. 15den Fest-Tägen / nachdem sie ihn mit etwas Oehl begossen hatten / mit ungewaschner Wolle zu bedecken. Die Römer aber haben dafür gehalten / daß er / nemlich Saturnus/ wann alle Götter weggewichen / allein beständig in des Jupiters Tempelim Capitolioverblieben / derowegen er nachmahls für den Gott Terminusgehalten worden. Durch gleichmässigen Betrug hat hernachmals die Mutter auch den Neptunuserhalten / da sie vorgegeben / sie habe ein junges Pferde-Füllen zur Welt gebracht; welches sie / wie die Arcadier / nach dem Zeugnus des Pausanias/ geglaubt / dem Manne zu fressen dargereicht habe. So ist auch Plutodem Tode entgangen / als er auf einmal / neben seiner Schwester der Glauca/ gebohren wurde / die gleichfalls allein dem Vatter vorgezeiget worden / dann die übrigen Knäblein alle / ausgenommen diese dreye / hat er gefressen / und von Stund an wieder ausgespyen. Welches alles dahin zielet / daß alles das / was in der Zeit aus dieser Materialischen Welt entstanden / endlich auch von der Zeit wiederum verzehret werde / ausgenommen die vier Elementen (wann man ihre gantze und allgemeine Vermisch - oder Vereinigung / und nicht nur deren Theile betrachtet) das ist / Feuer / Lufft / Wasser / Erde / welche durch die vier Söhne des Saturnus/ den Jupiternemlich / die Juno/ den Neptunusund Plutovorgestellet werden / die der Zeit Verzehrlichkeit entflihen / weil sie allezeit in einem Stande verbleiben.

Andere Abbildung deß Saturnus. Martianus Capellabeschreibet unter andern den Saturnusfolgender Gestalt / er gehe sehr langsam und gemächlich einher / sey am Haupt mit einem dunckelgrauen Gewande bedeckt / halte in der Hand einen feuerspeyenden Drachen oder Schlange / so das euserste des Schwantzes zwischen die Zähne gefasst (auch / wie sie glaubten / die Jahrzahl mit Namen anweisen solte) und habe ein Eyßgraues Haupt-Haar: wiewohl man auch dafür hielte / er könte ein Kind werden; welches man nicht unfüglich auf die jährlich sich wieder erneuendeErklärung dieser Bildnus. Zeit ziehen kan: Dann das dunckelgraue Gewand / wormit sein weisses Haar bedeckt wird / zeiget des Jahres Anfang an / wann im angehenden Frühling die Erde grünet / welche im Winter mit Schnee bedeckt war; also folget stracks eine Zeit auf die andere / daß sie an einander gebunden zu seyn scheinen. Die Langsamkeit des Gehens kan mit des Planeten SaturnusUmlauffe verglichen werden / als welcher eine sehr lange Zeit zu demselben von nöthen hat / zumahl er unter den Irrsternen der Gröste und Höheste / und folgbarlich auch seinen Lauff am langsamsten vollendet. Weil aber den Menschen von dessen Sterne viel Unglücke gedrohet werden / hat man ihn alt / betrübt / schmutzicht / mit einem krummen Halse und blossem Haupte / auch faul / träg und verdrossen abgebildet /weil die Krafft oder Gewalt seines Sterns diese Unterdinge erkältet / austrucknet und in uns die schwartze Gall erreget. Dannenhero eben dieser Martianus/ da er seine Philologiam. durch alle Himmel oder Sphaeren führet / sobald sie an des SaturnusCircul / oder Umlauff kommen / verschaffet / daß sie selbigen daselbst gefroren / mit Schnee und Reiff bedeckt / und auf dem ober Haupte eine Schlange / oder unterweilen auch eines Löwen oder Zähn-blökenden wilden Schweins Kopff / liegend gefunden; welche Köpffe vielleicht für die Wirckungen der Zeit genommen werden können; wiewol ichsolches / weil keiner unter den Alten etwas darvon gedencket / nicht behaupten will / ungeachtet das Bild / so von den Egyptiern neben des SerapisBildnus gestellt wurde / mit diesem sehr genau übereinkommt; dasselbe aber hatte drey Köpffe / eines Löwen nemlich / Hundes und Wolffs / die / wie an seinem Orte gesagt werden soll / der vergangenen / gegenwärtigen und zukünfftigen Zeit eine vortreffliche Bedeut - und Anzeigung gewesen.

EusebiiBildnus des Saturnus.Nun wollen wir besehen / was Eusebiusvon Krafft und Natur der Zeit / die durch des SaturnusBildnus angedeutet wurde / geschrieben habe. Astarte/ eine Tochter des Himmels/ und des Saturnus Schwester und Gemahlin(deren er eine grosse Anzahl hatte) machte ihrem Gemahl einen Königlichen Schmuck / der vier Augen hatte / zwey nemlich vornen / und zwey hinden: diese wurden bald verschlossen / und stunden bald wieder offen / dergestalt / daß allezeit zwey darunter wacheten; denen Achseln waren vier Flügel angefüget / worvon zwey / als eines zum Fliegen fertigen Vogels / ausgebreitet / die andern zwey aber / als eines stehenden / eingezogen und zusammen gelegt waren. Wordurch wir gelehrt werden / daß die Zeit / ob sie wol unterweilen zu schlaffen scheinet / dannoch wache / und unter dem Wachen auch zugleich schlaffe / Ja auch / wann sie still stehet / auffs schnelleste fliege / und unter dem Fliegen stillstehe. Ebendiese hat auch dem Haupt ihres Gemahls und Bruders zwey Flügel angefüget / durch deren einen des Geistes Vortrefflichkeit / durch den andern aber der leiblichen Empfindlichkeit Krafft und Natur angedeutet wird: dann einige der Philosophen halten dafür / daß das Gemüth / wann es / mit dem Leibe verbunden zu werden / herunter kommet / von des SaturnusCirckel oder Umlauffe das Vermögen / oder die Krafft zu verstehen / und die Vernunfft zu gebrauchen entlehne / welche indem sie daselbst ist / nicht allein in denen Dingen / die es durch den Verstand begreifft / sondern auch in den jenigen / welche / vermittelst der Sinnen / erkannt werden / hervorleuchten und sehen lässet. Allein / wann wir denen Platonisten folgen wollen / so bezeichnet uns der Saturnuseine Bildnus eines solchen Geistes / oder Gemühts / das allesTA 1680, Iconologia Deorum, S. 16andere verachtet / und sich gantz allein auf die Betrachtung Göttlicher Dinge begiebt: welches dann Anlaß zur Fabel gegeben / daß unter der Regierung des Saturnusdie güldne Zeit geblühet habe / darinnen ein ungestört und geruhlich stilles Leben geführet worden; Dann also leben die jenigen / welche / nach abgelegter irrdisch-vergänglicher Last / allein ihr einiges Verlangen nach der Betrachtung himmlischer Dinge haben. Dahero ichgänzlich davor halte / es gebrauche sich Platodes Worts Saturnusnicht wenig / wann er den ersten Geist oder das Gemüth bedeuten will / welches allen Dingen ihre Währung / Leben und Ordnung giebt.

Wirübergehen aber alles dieses freywillig der Stillschweigen / dieweil es zu den Bildnussen des Saturnus/ derer Beschreibung wiruns vorgenommen / nichts zu dienen scheinet. Die Alten haben Ihn / wie Macrobiuserzehlet / mit einem wüllenen Bande an Füssen gebunden abgebildet / und ihn das gantze Jahr also verwahrt / ausgenommen an ihren Fest-Tägen / das ist / im December / zu welcher Zeit sie ihn aufgelöst; dardurch anzudeuten / daß der Saame im Mutter-Leibe / im zehnten Monat / nachdem er eine lebendige Seele worden / zum Leben erwachse / und mit den zarten Banden der Natur angehalten werde / bis er an das Tages-Liecht herausbreche. Und dannenhero ist auch das Sprichwort entstanden / daß die Götter wüllene Füsse haben: welches von einigen also erkläret wird / daß die Göttliche Allmacht nicht schnell oder geschwind / noch mit grossem Geschrey / zur Rache wider die jenige schreite / die sie beleidigt haben / sondern gantz gemächlich gehe / und sie / wann sie sichdessen am wenigsten versehen / zu überfallen pflege. Man hält davor / Saturnus/ sey an den Füssen gebunden; entweder weil alle Dinge auf diesem Runde der Erden und des Himmels dergestalt unter einander verbunden / daß eines in der Ordnung immer auf das andere folge; oder weil die Zeiten also an einander hangen / daß sie immer auf einander folgen. Weil sie aber aufs allerschnellste dahin fliessen / haben vielleicht die Poeten gedichtet / daß Saturnusin das allerschnellste Pferd verwandelt worden sey / als er von seiner Gemahlin bey der Nymphen Philyraliegend (von dem sie auch Chironden Centaurum empfangen) angetroffen worden; Jedoch hat er / als Er sich in ein Pferd verwandelt / sich stracks seiner Gemahlin Augen entzogen. Dahero Virgiliusim 3. Buch vom Feldbau und Ackerwerck / wann er uns das schönste Pferd vorstellen will / den Saturnuseinführet / indem er saget: Von dergleichen Art war auch der schnelle Saturnus/ als er / bey Ankunfft seiner Gemahlin / mit dem schönen von Halse abhangenden Mähne den hohen Berg Pelionhinauf flohe / und denselben mit seinem hellthönenden Wiehern allenthalben erfüllete. Es dienet aber die Abhandlung dieser Sachen mehr für den / der ihme der Alten Götter Fabeln zu erklären vorgesetzt / als für uns / die wirnur die Bildnussen zu entwerffen uns entschlossen haben. Und weil wirnunmehro vom Saturnusgenug geredt zu haben vermeinen / als achten wirfür nützlich / weiter / und zwar zum Janus/ als seinem Mit-Regenten und Reichsgenossen / fortzuschreiten.

Von dem Janus.

ES ist aus den Historien bekannt / daß Saturnusund Janusauf eine Zeit in Italienregiert haben. Macrobiussetzet hinzu / Janushabe daselbst den Göttern am ersten unter allen einige Tempel erbauet / und den Gottesdienst angeordnet: Dannenhero er auch selbst für einen Gott gehalten worden; wie dann die Latiner / auf der Alten Verordnung / in den Opffern / iederzeit von dem Janusden Anfang gemacht / welches / wie sie sagen / auch darum geschehen / dieweil sie geglaubt / er stehe vor der Thür deß Himmels / und könne unser Gebet dahin nicht dringen / wofern er nicht einenZutritt machte: Ja / es wäre nöhtig / daß von ihme die Hände unterstützet würden / damitWie das Gebet beschaffen. es hinien gehen könte; Dann das Gebet an und für sich selbst / wie der Poet Homeruswill / lahm ist: dessen Ursach man leichtlich diese geben könte / weil wir vor dem jenigen / den wir anbeten / die Knie zu beugen pflegen / oder / weil wir / wann wir umb etwas bitten wollen / ungewiß sind / ob wir dasselbe erlangen werden oder nicht. Es ist das Gebet auch betrübtes Angesichts und übersichtiger Augen / weil es die / so es beleidigt / und um Verzeihung anruffen will / kaum / oder doch mit wehmühtigenHimmels Thüren. Minen / anzusehen pfleget. Der Himmels-Thüren sind zwo / die eine gegen Morgen / durch welche die Sonne / wann sie denTA 1680, Iconologia Deorum, S. 17Erdkreiß erleuchten will / hervorgehet; die andere gegen den Abend / durch welchen sie wiederum hinausgehet / und den Tag in die Nacht verwandelt. Macrobius/ und etliche andere wollen durch den Janusdie Sonne / andere auch das Jahr und den Frieden / ingleichen beyde Lichter in unserer Seele / das Göttliche und natürliche / verstanden haben: weswegen sie ihme die Huht und Wacht derBildnus des Janus. Himmels-Thüren zueignen / dieweil ihm allezeit aus - und einzugehen erlaubet ist. Und eben aus dieser Ursache haben sie Ihn auch in Gestalt eines Manns-Bildes / mit zweyen Gesichtern / nemlich einem jungen und alten gebildet; dardurch anzuzeigen / daß die Sonne / wann sie das / so hinter ihr befindlich / sehen wolle / nicht nötig habe sich umzusehen. In der einen Hand hatte er einen Stab oder Scepter / in der andern einen Schlüssel; dardurch anzudeuten / daß die Sonne über den ganzen Erd-Kreiß herrsche / und denselben früh / wann sie aufgehet / aufschließe / des Abends aber / wann sie von dannen scheidet / wiederum zuschliesse. Dannenhero hat man dafür gehalten / daß Janusund Portunusein einiger Gott sey / weil dieser gleichfalls der Thüren warzunehmen geglaubt wurde / und den Schlüssel / wie der Janus/ in der Hand hielte. Hieraus ist auch ein anderer Gott entstanden / welcher dieDie Nymphe Cranesoder Carna. Thür-Angeln beobachtete: Dann Ovidiusim 6. seiner

erzehlet / daß Janusdie Nymphe Craneszu Fall gebracht / und darauf / zur Ersetzung der ihr abgenommenen Jungfrauschafft / sie mit dem Thürangel-Amt begnädigt habe / daß nemlich das Auf - und Zuschliessen in ihrer Gewalt stehen solte; auch hat er sie mit dem weissen Dorne / die Janus-Ruhte genannt / beschenkt / mit welcher sie die nächtliche Unholden und andere schädliche Gespenster / so den Kindern zuzusetzen und ihnen zu schaden pflegen / von den Thüren abtreiben könte. Diese Nymphe ist nachgehends Carnaund Cardineagenennt worden / unter dero Schutz das Hertz / die Leber und andere innerliche Theile des Menschen zu seyn geglaubet wurden. Die Römer pflegten am ersten Tage des Monats Junii, dieser Göttin zu Ehren / schweinenen Speck / Bohnen und Korn zu essen; entweder weil sie hofften / es solten durch ihre Hülffe ihnen diese ietzternannte innere Theile deß Leibes unverletzt erhalten werden; oder weil sie der alten Zeiten (als in welchen die Göttin gewesen) Sparsamkeit / und aller aus Wollust anderweit hergeholter köstlicher Speisen und Tractamenten Vermeidung nachahmen wolten. Dieser Nymphe soll zu Rom/ auf dem Berge Caelius/ vom Brutus/ der sich unsinnig gestellt hatte / ein Tempelerbauet worden seyn / dieweil / durch ihren Schutz / was er so lang verborgen und im Hertzen verschlossen umgetragen / wol und glücklich ausgeschlagen / und dardurch die hochmühtige Gewalt und Tyranney des Tarqvinius Superbusausgerottet worden. Jedoch weiß ich michnicht zu erinnern / iemahls von ihrer Abbildung etwas gelesen zu haben: Dafern aber iemand eines und anders erdichten wolte / könte er aus dem / was ietzo gesagt worden / ohne Mühe etwas dieser Göttin Natur wol anständiges ausdencken.

Gott Forculusoder Forulus.Es war bey den Alten auch Forulus/ oder / wie ihn andere nennen / Forculus/ der die Thüren / so im Angel gehendzu - und aufgeschlossen werden / beobachtete. Sie pflegtenGott Limentinus. auch den Gott Limentinus/ als Vorsteher der Thürschwellen / zu verehren; Weswegen Augustinusdiese ihre Unbesonnenheit nicht unbillig verlachet / wann er saget / daß diese drey Aemter / denen sie drey Götter / als da sind Cardinea/ Forulusund Limentinus/ vorgesetzt / sehr füglich von einem einigen Thürhüter versehen werden können. Wirmüssen aber wieder zu unserm Vornehmen kehren. Oben hatten wirgemeldet / daß dieser Janusebendas was die Sonne sey / und den Tag auf - und wiederum zuschliesse: welches er gleichmässig auch dem Jahre thut; dann im angehenden Frühling schliesset Er das Jahr auf / wann er die Erde beweget / daß sie Kräuter und Blumen hervorbringet / und dero fruchtbaren Schoß eröffnet / den er im Winter wiederum schliesset / wann sie aller ihrer Zierde beraubt / verstopfet / und von Schnee und Eißkälte zusammen gezogenWas des JanusAngesichte bedeuten. wird. So sind auch die zwey Angesichter deß Janusder Zeit Anzeigungen / deren das eine / so den Jüngling vorstellet / die bald ankommende Zeit abbildet; das andere alt und betagte Gesicht aber / der vergangenen Zeiten Anzeige ist. Pliniusmeldet in seinem vier und dreyssigsten Buche / es seye der vom Könige Numazu verehren vorgestellte Janusan Fingern also figurirt gewesen / daß er durch die Zahl CCCLXV. verstehe / in Bedeutung des Jahrs / der Zeit und Immerwährigkeit sich einen Gotterwiesen / dieweil das Jahr eben so viel Tage hat; dann bey den Alten / vermittelst mancherley Biegung der Finger / ein iedweder die Zahl / die er wolte / ohne grosse Bemühung darzeigen konte; Von welcher Art zu zehlen noch diese Stunde / in dem herrlichen Buche / so Bedahiervon geschrieben hinterlassen / viel schönes Dinges zu lesen ist.

Svidasschreibet / daß etliche den Janusin der rechten Hand mit einem Schlüssel abbilden / weil er der Zeit Ursprung oder Anfang und des Jahrs Aufschliesser und Thürhüter seye: andere aber stellen ihn vor / wie er mit der Rechten CCC. und mit der Lincken LXV. hält / umb das Jahr dardurch anzudeuten. Die Phoenicier haben / wie M. Tulliusund Macrobiusbezeugen / den Janusfür eine Abbildung der Welt gehalten / dannenhero sie ihn durch eine Schlange / so ihren SchwantzTA 1680, Iconologia Deorum, S. 18zwischen den Zähnen hatte / oder gar zu fressen schiene / vorzustellen pflegten: Denn die Welt nehret sich selber / und drehet sich immer in einem Kreiß um; welches wir an dem Ursprung / Untergang / Abwechselung und Erneuerung aller Dinge augenscheinlich sehen können. Uber dis discurrirt auch Plutarchus/ in causis Romanorum capitum, sehr weitläufftig /Warum Januszweyköpfig. warum er zweyköpfig gebildet werde / und vermeinet / es geschehe solches entweder / weil Janusselbsten aus Perrhaebe, einer Stadt in Thessalien/ bürtig / hernach / als er in Italienkommen / seine Sprache und Lebens-Art verändert; oder / weil er die Italiäner / als bäurische und grobe Leute / zu einem höflichern Leben / und das gemeine Wesen schicklich zu regieren / angewiesen habe. Andere deuten es auf der weisen Könige hohen Verstand / die / damit sie die unter Handen habende Dinge durch weise und kluge Rahtschläge wol verrichten mögen / mit einem Angesicht das Zukünfftige lang vorher / und ehe es geschiehet / erkennen / mit dem andern aber das Vergangene im Gedächtnuß behalten / und dann endlich aus Gegeneinander-Haltung aller beyder / was in einem iedweden zu thun sey / sehen mögen. Und eben dieses reimet sich auf die Fürsten sehr wol / weil sie / nach des PlutarchusMeinung / lebendige Bilder der Götter sind.

Abbildungen der Antevortaund Postvorta.Bey den Alten wurden Antevortaund Postvortafür der GottheitGefährten geehret; dardurch sie zu verstehen gaben / daß der göttlichen Weisheit weder das Vergangenes noch Zukünfftige verborgen sey: also sollen die Könige / die wir auf Erden an GOttesstatt ehren / alles wissen / was zur Preißwürdigen Reichs-Verwaltung dienen mag. Einige andere sind in der Meinung gewesen / daß Janusder Chaos, oder aller Dinge rauher und ungeschickter Klumpe sey / der / wie die Poeten dichten / vor der Welt Erschaffung gewesen / und daher eines seiner Angesichter greßlich / rauh und finster aussehe / das andere aber frölich / schön und jung gebildet werde / aufdaß die Schönheit durch der Dinge Unterschied und immerwährend-vollkommene Ordnung angedeutet / und er also als ein Gott der Anfänge/ den man aller Dinge Anfang heiligen solte / geehret würde.

Was des Januszweyfaches Gesicht im Gemüht bedeute. Wirverfügen uns aber von den materialischen zu denen Dingen / die mit dem Verstande begriffen werden / und vergleichen des zweyköpffigten JanusBildnus unserm Gemüthe / worvon wir/ wiewol kürtzlich / iedoch deutlich und verständlich / etwas berühren wollen. Sobald des Menschen Gemüht von GOTTgeschaffen worden / hat es sich (wie die Platonisten wollen) als des Vaters liebstes Kind / durch einen natürlichen Trieb / zu ihm gewandt / dieweil es sein allerliebstes Vaters-Angesicht wiederum zu sehen / hefftiges Verlangen träget: welche Begierdedem Gemühte eben also eingepflantzt und angeboren / wie des Feuers Eigenschafft und Art ist aufwarts zu steigen / indem die Natur dieselbe stätig dahin ziehet / woher sie ihren Anfang genommen: dann dieses Feuer / so durch die Krafft der obern Cörper angezündet wird / ist nichts anders / als ein Theil des Göttlichen Geistes oder Windes / den wir in unserm Hertzen eingeschlossen umher tragen; und dieweil es weiß / daß es von GOTTeingeblasen worden / so hat es ein wunderbares Verlangen und Begierde nach Gott. Dieses Verlangen aber / oder (wie wires besser nennen wollen) dieses Liecht / bleibet nicht immer in einem Grad: dann ie mehr es der Seele anhanget / ie dunckler es sich erzeigt / bis so lange es darinnen gantz bedeckt / und also benebelt wird / daß es fast keinen Schein mehr von sich giebt; dahero geschicht / daß es / nachdem Gottund alles Göttliche aus den Gedancken verschwunden / nur sich selbst und diese untere Dinge anschauet. Jedoch erlischet dieses Göttliche Liecht in uns nicht so gar / daß es uns das Göttliche nicht mehr betrachten liesse; sondern es leuchten unterweilen etliche Sämlein und Füncklein von oben ab hervor / durch welche wir / wann wir nur wollen / wieder zu GOttkehren können. Dannenhero unsere Seele oder Gemüth mit zweyen Liechtern begabt ist / deren eines sie von ihrem Ursprunge hat / und damit sich selbst und diese Untere Dinge betrachtet / das andere aber / so vom Himmel herab in sie gefallen / gebrauchet sie als eines getreuen Führers die Himmlische Geheimnussen zu durchgründen. Und diese beyde Liechter finden wir in der Abbildung des Janus: das Göttliche wird durch das Jünglings-Angesicht angedeutet; das natürliche / so uns angeboren ist / bezeichnet uns das alte und bärtigte Angesicht; dann alles / was alhier entstehet / ist allezeit der Veränderung unterworffen / und veraltet endlich. So hat auch die Erkänntnus so aus dem Natur-Liecht erlanget wird / viel Dunckelheit und Zweiffels in sich: dannenhero wir diese Dinge mit blöden Augen ansehen; die Göttlichen aber / als da ist der Allmächtige GOtt/ die von den Leibern befreyete Geister / die Himmlische Sphaeren / welche durchläuchtig / und keiner Corruption noch Aenderung unterworffen / kan unser Gemüht durch das ihm vom Himmel einstrahlende Liecht sehr scharff beschauen und betrachten. Wie dann auch unterschiedliche andere Dinge / so in unsern Gemühtern sich ereignen / auf den zweyköpfigten Janussehr wol applicirt werden könten; dieweil sie aber etwas dunckel / über dis auch wenig zu unserm Vorhaben dienlich sind / haben wirsie mit Fleiß übergehen wollen. Es haben aber die Alten den Janusmit vier Häuptern gebildet: wie dann eine dergleichen Bildnus an einem Ort in Hetruriengefunden worden / da man den Janusohne zweiffel für das Jahr gehalten / dessenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 19vier Zeiten durch seine vier Gesichter vorgebildet gewesen; diese sind der Frühling / Sommer / Herbst und Winter / die bey den Alten durch mancherley Gesichter und Habite abgemahlt wurden / wie beym Ovidiusim andern seiner Wandlungs-Bücher eigentlich zu sehen / da er des PhoebusThron mit diesen Worten beschreibet: Allhier stunde der angehende Frühling mit einer schönen blühenden Jugend rings umbgeben; Allhier sahe man den nackenden Sommer stehen / und mit Kränzen / von Aehren gemacht / prangen; allhier stunde auch der Herbst / allenthalben mit dem Blute der unter die Füsse getrettenen Weintrauben bespritzt / und endlich auch der beeyste Winter mit seinen rauchen und grauen Haaren. Unterweilen werden diese vier Jahr-Zeiten auch wol auf eine andere Weise abgebildet: Die Venusnemlich für den Frühling / für den Sommer die Ceres/ für den Herbst aber der Bacchusgenommen; Den Winter stellet uns zum theil Vulcanusbey einem brennenden Ofen stehend / theils die Winde/ zusamt ihrem Könige dem Eolus(dieweil um diese Zeit des Jahrs mehr als zu einig andrer Zeit die ungestümmen Winde sich hören lassen) gar schicklich vor. Auch richteten die Alten dem Januszwölff Altäre auf / welche die zwölff Monaten deß Jahrs / oder die zwölff himmlische Zeichen / durch welche die Sonne jährlich zu lauffen pflegt / andeuteten. Zu Romwar ein Tempeldem Janusgewiedmet / dessen Gewölb auf vier Pfeilern stunde / mit vier durchgehenden Thüren / da in iedweder zwölff Stellen als Fensterlein waren / worein sie Bilder zu setzen pflegten: und sind etliche in der Meinung / als ob dardurch die 12 Monaten / so in vier Jahrzeiten abgetheilet werden / vorgebildet würden.

Von seinem Tempel/ der vom Numaerbauet worden / lesen wir / daß er zwey Thor gehabt / in dessen Vorhofe Janusauf einem herrlichen Throne gesessen. Patulciusund Clusiuswurde er genennt vom auff - und zuschliessen der Thore: welche man die Kriegs-Thore genennet / und von dem Virgiliusim VII. Buch Aeneidos also beschrieben werden:

Sunt geminae belli portae (sic nomi - ne dicunt)
Religione Sacrae, & saevi formidine Martis:
Centum aerei claudunt vectes, aeter - naque ferri
Robora: nec custos absistit limine Janus.
Has, ubi certa sedet patribus senten - tia pugnae,
Ipse Quirinali trabea, cinctuque Ga - bino
Insignis reserat stridentia limina Consul:
Ipse vocat pugnas: seqvitur tùm coetera pubes.
Es sind zwey Krieges-Thor (so werden sie genennet)
die man an Heiligkeit und Martis- Furcht erkennet;
mit hundert Schlössern Sie verwahret stehen fest /
sind eisern gantz und gar / die nimmer - mehr verlässt
der Hüter Janus/ der stets vor der Schwelle wachet.
Wann nun der Römsche Raht hat einen Schluß gemachet /
mit unbewegtem Sinn / zu ziehen in den Streit /
da kommet der Regent der Bürger / trägt ein Kleid
mit Königlichem Schmuck: Es wird ihm umgeleget
ein schöngezierter Rock / dergleichen bräuch - lich träget
das Volck der Gabier: er schleust selbst auf die Thor /
und führet aus das Volck zum Streit / wie hiebevor
Nach Brauch geschehen ist; Da gehn die Heeres-Schaaren
Ihm auf dem Fusse nach / die an Krafft / Muth und Jahren
zum Kriege dienlich sind; Das Ertz gibt albereit /
wanns durch die Lufft erthönt / den Bey - fall zu dem Streit.

So lang der Krieg währete / waren diese Thore allezeit offen / sobald er aber geendet / pflegte man sie von Stund an zu schliessen. Diese von Numagemachte Verordnung ist / wie Plutarchuserzehlet / bey den Nachkommen Janushat den Fried und Krieg in seiner Hand. sehr heilig und unverbrüchlich gehalten worden; Dannenhero man zu sagen pflegen / es habe Janusden Frieden und Krieg in Händen / wie er beym Ovidiusim ersten seiner Fastorum von sich rühmet / da er seiner Feste Ursache beybringet. Und ob man wohl derentwegen mancherley andere Ursachen anzeigen und geben könte / so dünckt michdiese doch die vornemste zu seyn / daß durch den Janusder Himmel verstanden worden / wie dann solches / unter vielen andern / auch Marcus Tulliusdarfür gehalten / daß weil er durch immer-währende Bewegung in einem Circul umgetrieben werde / er die Zusammenkunfften der Gestirne / und unter denselben mancherley Aspecten und Erscheinungen mache / daher es dann / wie bey den Sternkündigen bekannt / zu geschehen pflege / daß einer zu diesem / der andere zu etwas anders geneigt seye / auch ins gemein gesagt werde / daß die meisteTA 1680, Iconologia Deorum, S. 20menschliche Zufälle / insonderheit aber der Krieg und Friede vom Himmel verkündiget würden; wohin dann auch vielleicht der Gebrauch des Auf - und Zumachens der Thore / welcher bey des Janus Tempelbeobachtet wurde / gezielet hat. Uber dis waren auf dem Marcktezu Rom/ da die Kaufleute gleichsam ihre Börse hatten / zwey Jani: dieweil die Wechsler und andere dergleichen Handels-Leute auf den benamten Janus- Bildern ihre Handthierung trieben: dann er für den Gottaller Anfänge gehalten / deswegen auch den ersten Monats-Tagen vorgesetzt / und mit dem Namen Junonius benennet wurde / dieweil er / wie auch die Juno/ aller Monaten Anfang und Eintritt hielte / und dieWucherer / an den ersten Tägen eines ieden Monats / ihr Geld auf Wucher auszuleihen pflegten. So pflegte man auch des Janus Ehrenpforten/ so in den Triumphen nach der Gleichnus des Janus-Tempelsdurch die Stadt aufgerichtet wurden / viergestaltig und Durchgängig zu nennen / weil sie vier Angesichter hatten / und man durch sie hingehen konnte. Dannenhero Svetonius/ da er von des DomitianusHochmuht und Hoffarth redet / unter andern also sagt: Er hat durch alle Theile der Stadt Janus- Bilder und Ehren-Pforten mit vier Pferden und Triumph-Zeichen auffrichten lassen.

Von dem Apollo/ oder Phoebus/ der auch Sol, oder die Son - ne/ genennet wird.

Auf was Weise die Götter bey den Alten eingeführet worden.ES sind bey den Alten mancherley und unterschiedliche Meinungen von den Anfängen der Dinge gewesen / dann immer einer anders als der ander von der Beschaffenheit dieses gantzen Wesens / und von der Materia / woraus es zusammen gefügt worden / geglaubet und gehalten hat: dannenhero die Poeten / so vor allen andern von den Göttern geschrieben / deren gröste Menge unter Beneblung und Verdeckung mancherley Fabeln eingeführt / auch unter denselben der Weisen unterschiedliche und mancherley Meinungen von dem Werckmeister aller Dinge und deren vornehmsten oder ersten Materia vorgestellt / auch insonderheit die vier Elementa / die Sonne / den Mond und andere Gestirne als Götter durch mancherley Gedichte angedeutet / denselben auch folgbarlich Tempel / Altäre und Bilder bey allen Völckern aufgerichtet und gewidmet haben; ausgenommen einige Assyrier / die / wie Lucianusschreibet / ungeachtet sie der Götter Bildnusse aufnahmen / die nicht gesehen werden konten / sie dannoch der Sonne und dem Mond / als die ihnen aller Orten erschienen / durchaus keine Bilder machen oder aufrichten lassen wollen: Dann weil sie uns selbsten / wie sie zu sagen pflegten / sobald wir gen Himmel sehen / in die Augen fallen / was hat man dann ihrer Bildnüsse vonnöthen / wann man die Sache selbsten hat? Jedoch erzehlet Macrobius/ daß in einem Theil des Assyrischen Landes (da die Sonne und [ Jupiter]füreins geehrt / und für der Gemüht oder der Seele der Welt geglaubt worden) ein güldnes Bild / und zwar ohne Bart / zu beschauen gewest / welches in der ausgestreckten rechten Hand / gleich einem Fuhrmann / eine Peitsche geschwungen / in der Lincken / neben einem Donnerstrahl / einige Aehren gehalten / die der Sonne und des JupitersMacht verbunden zu seyn angewiesen. Dieweil aber die Sonne an Krafft und Tugend allen andern Gestirnen vorzugehen scheinet / die sie auch viel herrlicher in diese irrdische Cörper einflösset; als sind einige der Meinung gewesen / daß sie gesagt / die andern Götter werden für den Apollogesetzt / nachdem er seine Kräffte auf mancherley Weise erwiesen habe. Dannenhero ihn die Alten auf mancherley Weise ausgebildet / und mit vielen unterschiedlichen Namen genennet; und zwar nicht allein die jenige / so in der Sprache von einander unterschieden / sondern auch die sich einerley Sprachen gebrauchten / wie wiretwas unten bey ereignender Gelegenheit sagen wollen. Dann die Griechen haben ihn Apollooder Phoebusgenannt / worinnen ihnen die Lateiner nachgefolgt; sintemahl bey ihnen kein eigentlicher und sonderbarer Name zu finden / ausgenommen das Wörtlein Sol, welches sie ins gemein gebrauchen. Diesen haben die Alten als einen unbärtigen Jüngling gebildet: Deswegen Alciatus/ in seinen

als er die Jugend ausbilden wolte / den Apollound Bacchusvorgestellt; dann daß man Selbige unter den Göttern vor Jünglinge gehalten / ist sonderlich bekannt / gestalten von ihnen Tibullusder PoetTA 1680, Iconologia Deorum, S. 21saget: Allein der Phoebusund Bacchussind und bleiben immerdar jung; dann beyde diese Götter müssen ohnbärtig seyn. Woraus dann der Syracusanische Tyrann Dionysius/ vermittels eines artlichen Schertzes / Ursach genommen seinen Kirchen-Raub zu entschuldigen / als er den güldnen Bart von des EsculapiusBildnus zu sich genommen / mit diesen Worten: es komme ihm ungereimt und närrisch vor / daß der Vatter gar keinen / der Sohn aber einen so grossen Bart habe; dann man den Esculapiusfür des ApolloSohn hielte.

Man zieret den Apollomit einem gelben Apollobleibt allezeit ein Jüngling. Haare / welches die leuchtenden Strahlen der Sonne bedeutet. Durch dessen Jugend werden wir erinnert / daß seine Krafft und Wärme / dardurch er allen Dingen das Leben einflösset / iederzeit einerley verbleibe / und niemaln veralte / oder einigerley Weise abgenützet werde. Aber es wird auch von andern Göttern gesagt / daß sie niemals alt werden. Daher wir bey dem Homeruslesen / daß die Hebe(welches Wörtlein die Blüt der Jugend und die am Kien hervorwachsende Milchhaar bezeichnet) denen andern Göttern / dem Jupiteraber der Ganymedes/ die Becher gereichtDie Göttin Juventas. habe. Von den Alten wurde diese Jugend oder Göttin Juventasgeehret; dero zu Romauf dem grösten Platze Licinius Lucullus/ einer aus den zweyen obersten des Rahts / einen Tempelerbauet / den / wie Liviuserzehlet / 16 Jahr zuvor M. Liviusder Bürgermeister in einem Gelübde versprochen / und zwar eben an dem Tage / daran er den Asdrubalund sein Krieges-Heer geschlagen hatte. Dieses preißlich-schöne Jungfräulein / dero Kleider mit allerley Farben ausgeziert waren / truge auf dem Haupte einen Blumen-Krantz / eben auf solche Weise als die Römer die Pomonaoder Obst-Göttinzu bilden pflegten. Wie die Griechen dieselbe ausgebildet / ist mirunbewust; dann Pausaniasmeldet / daß ihr in einem Tempel/ der auf dem Corinthischen Grund und Boden in einem Cypressen-Walde erbauet gewesen / kein Bildnus aufgerichtet gewesen / und zwar aus einer geheimen Ursache / die er zu eröffnen sich nicht erkühnen wollen / wirauch bey andern Scribenten nicht haben erfahren können. Jedoch wurde sie von den Alten hoch geehret / und entgiengen die jenigen / so zu ihrem Tempel Zuflucht nahmen / allen Straffen / deren sie schuldig waren; die aber aus den Gefängnissen entronnen / brachten die Fessel mit sich dahin / und hingen sie an die daselbst hingepflantzten Bäume.

Apollohat die Harffe in der Hand.Es hatte Apolloeine Harffe in der Hand / dardurch die allerlieblichste Harmonie oder Zusammenstimmung anzudeuten / welche die Himmel machen / und anbey in der Bewegung die schönste Ordnung halten / als welche die Sonne verursachet: denn weil sie / wie Macrobiuserzehlet / nach der Platonisten Meinung /unter den Irrsternen der Mittelste ist / schreibet sie allen andern das Bewegungs-Gesetz vor; Dahero ein ieglicher / nachdem die Sonne ihm Krafft einflösset / schnell oder langsam beweget wird.

Weil aber die besagte Platonisten wollen / daß iedweder Himmel oder Sphaera seine Musen oder Seelen habe / die sie auch unterweilen Sirenennennen / welche / aufs lieblichste zusammenstimmen / die Harmonie der Himmel Apollo der Musen Führer. nachzuahmen scheinen; als hat man vorgegeben / Apollo/ der Musen Führer/ gehe stetigs mit ihnen um / dannenhero / wie Pausaniasbezeugt / allen beyden ein Tempelgewidmet worden. Anfänglich hielte man darfür / es wären nur drey Musen/ deren Namen bey den Griechen hiessen Μελέτη, Μνήμη, und Αοιδὴ die von uns in teutscher Sprache das Nachdencken / die Gedächtnus und der Gesang genennet werden können. Allein Pierius Macedo/ von dem der Berg Pieriusseinen Namen bekommen / hat / nach des PausaniasVorgeben / verordnet / daß neun Musenseyn solten / denen er solche Namen gegeben und zugeeignet / die nachgends ins gemein angenommen worden; von diesem Berge sind sie alle Pierides, wie auch von andern Orten anders / genennet worden. Uber dis hat man sie für des Jupitersund der GedächtnusTöchter gehalten / und gegläubt / daß sie der Poesie und der Music Vorsteherinnen seyen; denn wer einen guten Verstand und Gedächtnus hat / der kan leichtlich in dem jenigen vortrefflich werden / worzu er sein Gemüht und Gedancken anwendet. Dahero man auch zu sagen pfleget / daß demjenigen die Musengewogen seyen / der einen guten Poeten giebt / und ohne Mühe ein wolgesetztes Gedicht hinschreibenDer MusenBildnus. kan. So werden auch die Musenin Jungfer - und Nymphen-Gestalt / mit mancherley und verschiedenen Instrumenten / nach Unterschied der Künste / denen sie vorstehen / abgebildet / worvon unter des VirgiliiGedichten ein anmuhtiges Epigramma zu finden / folgenden Lauts:

Carmina Calliopelibris heroica mandat.
Cliogesta canens, transactis tempo - ra reddit.
Dulci loqvis calamos Euterpeflati - bus urget.
Melpomenetragico proclamat moesta boatu.
Terpsichoreaffectus citharis mo - vet, imperat, auget,
Plectra gerens Erato, saltat pede, carmine, vultu.
Signat cuncta manu, loquitur Poly - hymniagestu.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 22
Uraniecoeli motus scrutatur & a - stra.
Comica lascivo gaudet sermone Thalia.
Mentis Apollineaevis has movet undique Musas,
In medio residens complectitur o - mnia Phoebus.
Es schreibt Calliopedie rechten Held-Ge - dichte.
Die Clioträget vor vergangene Geschich - te.
Euterpepfeiffet süß und in beliebter Still.
Es schnarrt Melpomenemit grobem Leid - Gerüll.
Terpsichorebewegt mit ihrer Leyr die Sin - nen.
Es scheint ob Eratowoll einen Tantz be - ginnen
mit dem behenden Fuß; im Dichten und Gesicht
Ist nach der Hurtigkeit das ganze Thun gericht.
Es redet mit der Hand und sprachet mit Geberden
die Polyhymnia. Dort steiget von der Er - den
der Geist Uraniens/ er hebt sich in die Fern /
erforscht den Himmels-Lauff / und sucht die Meng der Stern.
Was die Thaliasagt / geschicht mit geilen Worten.
ApollensKrafft beherrscht die Musenal - ler Orten /
es sitzet in der Mitt Latonenskünstlichs Kind /
weil Es allein begreifft / was die zusammen sind.

Sie wurden aber auf mancherley Weise mit Blumen und grünen Zweigen / unterweilen auch wol / wegen des Namens Gleichförmigkeit / mit Palmen gekrönet; dieweil nemlich die Phoenicier die Buchstaben erfundenDer MusenKronen. haben sollen. Man hat auch ferner die Musenmit Kronen auf den Häuptern von bundfärbigen Federn gebildet / nicht allein weil des PieriTöchter von ihnen besiegt / und in Elstern oder Hetzen verwandelt worden / sondern auch weil sie die Sirenenüberwunden hatten. Gewiß ists / daß davon sehr alte Zeichen noch heute zu Tag in Romgezeiget werden / die auf dem Scheitel eine Feder gehefftet haben / welches dann der Sireneneigen Kennzeichen seyn solle. Und damit sie füglich andeuten möchten / wie die freyen Künste unter einander vereinigt wären / (welches sie im Griechischen ἐνκυκλοπαιδείαν nennen) indem in einer richtigen Ordnung immer eine der andern folgte / haben sie die Musen/ ihre Erfinderinnen / mit zusammengefügten Händen in einem Kreisse tantzende abgebildet / denen Apollo/ als welcher das Liecht vorstellet / so des Menschen Gemüht erleuchtet / daß es des Heiligthums der Weisheit fähig werde / vorgegangen.

Warum Apolloin der Mitte.Es wird aber sonst dem Apollo/ wie anderweit / also auch in den himmlischen Globis, der mittelste Ort zugeeignet: dieweil er wegen seiner Tugend-Krafft / und auswerffender Strahlen halber / mit recht dahin gehöret; dannenhero er auch das Hertz des Himmels genennet worden / auf daß man wüste / daß seine Krafft und Wirckung nicht allein zu allen Himmeln und Erdkreißen durchfliesse / sondern auch in die allerverborgneste Unter-Oerter komme und eindringe. Die Harffe haben sie ihm zugegeben / weil sie der himmlischen Harmonie allenthalben durchdringende Gestalt vorbildet. Er träget auch einen Schild / wordurch diese unsere Halb-Kugel / so in Form eines Schildes gerundet ist / abgebildet wird: Ingleichen ist er auch mit Pfeilen versehen / welche an statt der Strahlen sind; denn gleichwie jene / vom Bogen abgedrücket / mit grosser Gewalt anschlagen / also durchdringen auch der Sonnen-Strahlen die heimlichste Oerter der Erden / die wir die unterste Oerter zu nennen pflegen. Dieses alles haben wiraus dem Serviusgenommen / der solches vom Porphyriusentlehnt zu haben bekennet / und zwar aus dessen Buche / welches er unter dem Namen der Sonne heraus gegeben. Etliche geben vor / Apollosey der Höllen-Gott genennt worden / und habe Pfeile in der Hand / weil die allzustarcke Hitze die Menschen beschwehre und qväle / auch fast alle Seuchen und andere Kranckheiten mehr zu verursachen pflege. Dieweil aber die gemässigte Sonnen-Wärme uns sehr grossen Nutzen giebet / wird Apollogebildet / in der rechten Hand die Gratiasoder Huld-Göttinnen/ in der lincken aber einen Bogen und Pfeiletragend: dann durch Austrocknung der Feuchtigkeit / welche die Erde stets in die Höhe treibet / pfleget er den Himmel hell und gesund zu machen.

Damit nun dieses die Poeten zu verstehen geben möchten / haben sie gedichtet / der Pythovom Apollogetödtet. Apollohabe die grosse Schlange Pythodurch seine Pfeile getödtet / welche / nachdem die Wasser der Sündfluth verloffen / aus der Erden hervor gekommen / weil das Wort Pytho im Griechischen so viel als eine Fäulung bedeutet; dann die Ausdämpfung der annoch feuchten Erde verderbte / durch ihren schnellen Gewalt im Hinaufsteigen in die Ober-Theile / und von dannen nach der Erhitzung wie eine tödtliche Schlange / in die Unter-Cörper sich wieder herablassend / vermittelst der Krafft der Fäulung / alles sehr übel / als die anders nicht / dann aus Hitze und Feuchtigkeit generiret und gezeuget wird; und weil sie durch die Dicke der Dunckelheit die Sonne selbsten verdeckte /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 23schiene es / als ob der Nebel sie gleichsam ihres Liechts berauben wolte; Allein durch die Hitze der himmlischen Strahlen ist er endlich / gleichsam als mit hinein fallenden Pfeilen / wiederum zertrieben und ausgetrucknet / auch nachgehends daraus des vom ApolloertödtetenWarum die Wölffe unter des ApolloSchutze seyen. PythoFabel gemacht worden / welches auch dardurch bedeutet wird / daß die Wölffe unter des ApolloSchutz seyen. Dann gleichwie die Wölffe das Vieh rauben: also pfleget der Apollo/ oder die Sonne/ durch seine Strahlen auch die Feuchtigkeit hinweg zu zehren. Worvon die Sonne und andere Sternen ernehret werden.Dahero man dann zu sagen pfleget / es werden die Sonne / der Mond und übrige Sterne von der Feuchtigkeit / welche die Erde und das Meer ausdämpffen / genehret / wie Marcus Tulliusim Buch von der Götter Natur / nach des CleanthesMeinung / bezeuget. Dahin auch ohne Zweiffel Homerusgesehen / wann er den Jupiter/ samt denen andern Göttern / zum Oceanus / oder grossen Weltmeere / zu Gaste zu gehen gedichtet. So hat auch der Wolff ein dermassen gut und scharffes Gesicht / daß er bey Nacht so wohl / als bey Tage / alles sehen kan: also auch vertreibet die Sonne / sobald sie aufgehet / alle Finsternus der Nacht. Dahero zu Delphisin dero Tempelein ehrinner Wolff gezeiget wurde; weil die Poeten dichten / die Latonasey / nachdem sie der Jupitergeschwängert / in ein solches Thier verwandelt worden / damit nicht die Juno/ als des JupitersGemahlin / wann sie solches erführe / ihr hinterlistig möchte nachstellen; darauf sie auch / als eine Wölffin / den Apollogebohren: Oder wie man beym Pausanias/ in Phocicis lieset / dieweil ein Mensch das heilige Geldt / so er entwendet gehabt / an einem Ort auf dem Parnassus/ der sehr dicke mit Bäumen besetzt gewesen / verborgen / ein Wolff aber ihn im Schlaff mit Gewalt überfallen und umgebracht habe / auch darauf täglich mit einem kläglichem Geheule gar in die Stadt hinein zu kommen gepfleget; nachdem nun die Leute auf die Gedancken kommen / es könne solches nicht ohne sonderbare Göttliche Schickung geschehen / wären sie dem Thiere nachgegangen / und hätten das vom Kirchenrauber gestohlene Gold wiedergefunden / und daher zum Gedächtnus dieser Begebenheit den Wolff / aus Ertz gegossen / dahingestifftet.

Apollo Lycius.So weit Pausanias; welcher die Ursach des Tempels/ der zu Argosdem Apollo/ sonst Lyciusgenannt / gewidmet war / in Corinthiacis anführet / wann er saget / als Danausgen Argoskommen / habe er mit dem Gelanor/ des Sthenela Sohne/ ums Reich gestritten; und nachdem sie beyde viele / den Rechten gemässe / Beweißgründe dem Volck vorgebracht / auch des GelanorsReden nicht allerdings unbillig geschienen / sey die Sache bis auf den folgenden Tag verschoben worden. Des andern Tages habe / mit anbrechendem Liecht / ein Wolff die Heerd Rindvieh / so um die Stadt geweidet /angefallen / und am Stier / als der Heerde Führer / den Anfang gemacht: weswegen den Argivern gedünckt / es sey der Gelanorsehr füglich mit dem Stiere / der Danausaber mit dem Wolffe zu vergleichen: daß / gleich wie der Wolff ein gegen dem Menschen allzeit gar unfreundliches Thier / also sey auch biß auf selbige Zeit zwischen dem Danausund den Argivern keine Freundschafft oder Einigkeit gewesen; Dahero / als der Wolff den Stier überwältiget / die Archiver Anlaß genommen / dem Danausdas Reich zuzuerkennen. Hierauf ist Danausauf diese Gedanken gerahten / es sey dieser Wolff von dem Apolloihme zugesandt worden / und hat so fort des Apollo Lycius Tempelgestifftet / weil das Griechische Wort λύκος einen Wolff bedeutet. Vor dem Tempel ist ein Fuß eines Bildes / worein dieser Streit des Stiers mit dem Wolff eingehauen zu sehen: darneben aber ist auch ausgebildet eine Jungfrau / die den Stier mit einem Steine wirffet; diese Jungfrau ist von ihnen Dianagenennet worden.

Der Rab ist dem ApollozugeeignetEs ist auch ein Rab dem Apollogewidmet worden: dann man hat / wie Martianuserzehlet / dafür gehalten / es sey Apollosonderlich in der Kunst wahr - oder Weißzusagen / erfahren gewesen; der Rab aber / verkündiget durch einen natürlichen Trieb / sowol Regen als schön Wetter zuvor / und zwar bisweilen mit heller / unterweilen aber mit rauher Stimme / wie aus des VirgiliusGeorgicis oder Ackerbau-Büchern/ allda er von dem Kennzeichen der Witterung handelt / zu ersehen ist. Man hält auch darfür / der Rab könne viel andere Dinge mehr vorher andeuten: dannenhero ihn die Alten / in der Kunst zu weissagen / vielfältig gebraucht haben / wie er dann auch darum nicht unbillig dem Apollozum Diener zugeeignet worden / welches Ovidiusvon ihm erzehlet / und dabey auch dieses meldet / daß Apollo/ samt den andern Göttern / als er / des TyphonsMacht zu entgehen / in Egyptengewichen / sich in einen Raben verwandelt habe.

Der Schwan ist dem Apollogewidmet.Ferner haben sie ihm auch noch einen Schwan beygesetzt / um dardurch den Tag zu bedeuten / den uns der Sonnen Gegenwart; gleich wie ihre Abwesenheit die Nacht / so dem Raben gleich / mittheilet. Einige wollen / es sey kein Vogel / der des ApolloNatur gleicher / als der Schwan: dann selbiger / mit seiner vortrefflichen weissen Farbe der Sonnen Liecht abbildet / und im Gesang die lieblichste Harmonie oder Zusammenstimmung machet / welche auch Apollomit seiner Harffe kunst-zierlich zu wegen bringet. Eben dieser / nemlich der Schwan / verkündigt ihme auch selbsten den Tod / dann wann er ietzund sterben will / beginnet er aufs allerlieblichste zu singen; entweder weil er durch einen heimlichen Trieb der Natur seine Freude bezeuget / indem er weiß / daß er bald sterben werde; oder weil um selbigeTA 1680, Iconologia Deorum, S. 24Zeit das Blut ihme häuffig zum Hertzen eilet / wordurch es zugleich erhitzt / vermittelst einer Süssigkeit ihn zu kitzlen pfleget / daß er also lieblich zu singen beginnet. Zwar sind auch einige / die da sagen / der Schwan weine vielmehr um diese Zeit / als daß er singen solte / dann die allzutieff-eingewachsene Haupt-Federn berühren das Gehirn / woraus nothwendig der Tod folgen müsse.

Der Hahn ist dem Apollogeheiligt. Pausaniasschreibet / die Griechen haben einen Hahn geehrt / als der dem Apolloheilig / weil er mit seinem Gesang frühmorgens der Sonnen Ankunfft verkündige; Dahero vielleicht auch kommen / daß die Alten zum öfftern aus seinem zu behöriger Zeit beschehenen krähen / glücklicher Sachen Anzeigungen genommen / aus dem allzufrühen oder langsamen Hanen-Geschrey aber das Widerspiel geweissaget haben: dann also haben die Boeotier den edlen und berühmten Leuctricanischen Sieg / welchen sie wider die Lacedemonier erhalten / vorher gemuhtmasset / weil die vorhergehende gantze Nacht die Hahnen beständig zusammen gekrähet; Sintemahl ein Hahn / der von dem andern überwunden worden / zu schweigen und sich zu verstecken beginnet / wo und wie er kan / weil er dem andern unter Augen zu gehen nicht trauet; wann er aber den Sieg darvon getragen / so springet er für Freuden / und weis mit krähen seinen Sieg nicht gnugsam zu rühmen und auszubreiten.

Der Habicht dem Apollogewidmet. Homeruswill eben diesem Apolloauch den Habicht gewidmet haben / welchen er des Apollohurtigen Boten nennet / wann er erzehlet / daß Telemachus/ als er wieder gen Ithacazurück gekehrt / einen Habicht gesehen / der eine Taube zerrissen / woraus er diese glückliche Muhtmassung gefasst / er werde sein Haus in kurtzen von den unverschämten Buhlern frey machen. Die Egyptier haben unter dem Habichts-Zeichen den Osiris/ so bey ihnen die Sonne war / verstanden; theils / weil dieser Vogel ein vortrefflich-scharffes Gesicht hat; theils auch / weil der schnellste im Fliegen ist. Diesem thäten die Egyptier (wie Diodorus Siculuserzehlet / da er die Thiere / so von den Egyptiern für Götter gehalten wurden / beschreibet /) Göttliche Ehre an / sowol unterschiedlicher anderer Ursachen halber / als insonderheit / weil vor alten Zeiten ein Habicht / aus unbekannten Landen nach Theben(so die Haupt-Stadt in Egyptenwar) zu den Priestern ein mit rohten Buchstaben beschriebnes Buch gebracht hatte / worinnen die Ceremonien und Gebräuche des Gottesdiensts enthaltenWer bey den Egyptiern einen roten Hut getragen. waren. Daher dann kommen / daß die Schreiber und Lehrer Göttlicher Dinge bey ihnen einen mit einer Habichts-Feder gezierten roten Hut zu tragen pflegten. Porphyriusmeldet im Buch von Enthaltung des Thier-Fleisches / daß dem Apollobey den Egyptiern der Habicht / Käfer / Widder undCrocodil vor andern Göttern geheiligt und zugeeignet gewesen.

Das Sonnen-Schiff.Es bildeten aber die Egyptier die Sonne auch mit einem runden Jünglings-Angesichte / und setzten sie in ein Schiff / das von einem Crocodil getragen wurde / da sie durch das Schiff / der Sonnen Bewegung in der Feuchte / durch den Crocodill aber das Regenwasser / dessen Ursach der Sonne zugeschrieben wird / andeuten wollen / worvon sie mit ihren fruchtbaren und heilsamen Strahlen alles / was schädlich ist / abscheidet. Dieses schreibet Eusebius. Jamblichusaber / indem er von der Egyptier Geheimnussen redet / meldet unter andern / daß die Egyptier / wann sie einen Gott in ein Schiff gesetzt / dardurch gleichsam dessen Steuermann / und die erste und vornehmste Ursach aller Dinge verstehen wollen / als welcher dieses gantze Welt-Rund regiere / und unbeweglich-bleibend / von oben herab / die untere / in gewisser Ordnung an einander hangenden Dinge / auch durch dieselben diese gantze Welt bewege; eben auf solche Weise als ein Schiffmann durch leichte Bewegung des Steuer-Ruders das gantze Schiff / wohin er will / bewegen und lencken kan. Wann Martianusseine Philologiam zu dem Sonnen-Himmel / oder Sphaera einführet / machet er gleichsam eine redende Person draus / welche spricht: Sie sehe allda ein Schiff / so von unterschiedlicher Leute Meinung regieret / bald hieher / bald dorthin / wie es der Natur Trieb mit sich bringet / gestossen werde / und endlich in liechter Lohe brennenden Flammen aufgehe; Solches sey mit denen kostbarsten Waaren beladen / und werde von sieben Brüdern beherrschet; auf dem Mast sey ein Löw / und auswendig ein Crocodill gemacht; innwendig habe es den Brunnquell des Liechts / den es durch einige verborgene Wege / in die gantze Welt ausgiesse.

Der Roß-Käfer bey den Egyptiern hoch gehalten.Vom Roß-Käfer lieset man beym Eusebius/ daß ihn die Egyptier sehr hoch gehalten / und für ein ausgedrucktes Bildnus der Sonnen geehrt haben: dann es sind / wie Elianusbezeuget / alle Roß-Käfer Männlein; dannenhero die Egyptische Soldaten Ringe antrugen / worein das Bildnus eines Roß-Käfers geschnitten war / darmit sie / wann sie dasselbe ansahen / die weibliche Weichheit weglegen / und zur männlichen Tapferkeit möchten aufgemuntert werden. Die Roß-Käfer pflantzen sich also fort: sie schütten ihren Saamen aus in den Mist / und machen kleine runde Kügelein darvon / die sie acht und zwantzig Tage mit ihren Füssen umwenden / biß sie / nach genugsamer Erwärmung / lebendig werden; und daher kommen die jungen Käfer. Also giesset auch die Sonne ihre Krafft in die Erde / wendet sie immerdar um; und indem sie sich selbst in einem Circul umdrehet / verschaffet sie / daß der Mond alle Monaten erneuet werde /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 25in welcher Zeit auch der Roß-Käfer seine Jungen bekommet.

Lorbeerbaum dem Apollogeheiligt.Es waren aber bey den Alten nicht allein einem iedwedem Gottseine sonderbare Thiere / sondern auch gewisse Bäume zugeeignet: Dannenhero sie den Lorbeer-Baum dem Apollogeheiligt / woraus sie ihme Kräntze und Cronen machten; entweder weil sie dardurch auf die Fabel der Daphne/ welche er sehr liebte / und in einen Lorbeerbaum solle verwandelt worden seyn / ihr Absehen hatten; oder weil der Lorbeerbaum / ihrer Meinung nach / weis nicht was Göttliches in sich hätte / indem er auf glühende Kohlen gelegt / künfftige Dinge zu weissagen schiene; und zwar etwas glückliches / wann er ein starckes Geräusch von sich hören liesse / etwas unglückliches aber / wann er im brennen wenig oder gar nicht zu prasselen pflegte. Viel unter den Alten haben davor gehalten / daß / wann einer das Haupt mit Lorbeer-Zweigen umwinde / und sich also schlaffenlege / er das / was er verlange / im Traume zu sehen bekomme. So hat es über dis auch das Ansehen / als ob im Lorbeerbaum ein Saam des Feuers verborgen lige; dann er an den Epheu gerieben / eben als der Kieselstein am Stahl gestrichen / Feuer von sich giebet / worinnen er die Sonne abbildet. Dieweil aber der Lorbeerbaum dem Apollogeheiligt / als wurden die Poeten / welche man unter seinem Schutz zu seyn geglaubt / mit demselben gecrönet. Ja auch die Käyser pflegten sich mit selbigem zu zieren / vielleicht der Ursach halber / weil dieser Baum durch den Donnerkeil nicht soll berühret werden. Dannenhero der Kayser Tiberius/ wann er den Himmel blitzen sehen / alsobald das Haupt mit Lorbeerzweigen umwunden / dieweil er also für dem Donnerstrahl befreyet zu seyn sich eingebildet. An dem ersten Tag des Monats Januarii pflegten die Römer denen / so in den Raht kamen / Lorbeer-Blätter zu bringen / daß sie / darmit versehen / das gantze Jahr gesund seyn möchten; weil man glaubte dieser Baum / als dem Apollovorstunde / solte der Gesundheit sehr vorträglich ApolloGott der Medicin. seyn: Dann eben dieser Apollowurde für den Erfinder der Medicin gehalten / (wie wirweiter unten / wann wirvon dem Aesculapiushandeln / vernehmen werden /) weil die Mässigung des Himmels / so unsern Leibern sehr nutzbar ist / von der Sonnen ausgewircket wird.

Wann die Egyptier den Apollo/ vermittelst sinnbildischer Buchstaben / beschreiben wolten / bildeten sie einen Scepter / auf dessen Spitze sie ein Auge setzten / und solches unterweilenDes JupitersAuge. des JupitersAuge zu nennen pflegten; hierdurch zu verstehen gebende / daß er alles sehe / und dieses Weltgebäu mit rühmlicher Gerechtigkeit beherrsche; dann der Scepter ist ein Kennzeichen des Reichs. HomerusmeldetDie Sonne siehet alles. gleichfalls zum öfftern in seinen Schrifften / die Sonne sehe und höre alles. Dannenherowir lesen / daß die Spartaner dem Apollo Apollohat vier Ohren.ein Bildnus zu Ehren auffgerichtet / das vier Ohren und vier Hände gehabt / dieweil er einsten sich in solcher Gestalt für sie streitend sehen lassen. Es bedeuten aber vielleicht diese vier Ohren die Klugheit / als welche vom Apolloherzukommen geglaubet wird; dann ein kluger Mann ist im Reden langsam / aber zum hören hat er die Ohren allezeit offen stehen: weswegen wir bey den Griechen durch ein Sprichwort ermahnet werden / denjenigen / so vier Ohren hat / das ist / einen klugen und weisen Mann / zu hören. Apulejussagt ebenmässig / daß die Sonne alles sehe / wann er spricht / daß in ThessalienHexen gewesen / die / wann sie mit ihrer Zauberey etwas zu sich ziehen wollen / sich an einen solchen Ort begeben / da ein Aas gewesen / und zwar dermassen heimlich und verborgen / daß sie auch von der Sonnen Augen nicht gesehen wurden / gleich als ob es entweder gar nicht / oder doch kaum müglich wäre / daß der Sonne etwas verborgen bliebe.

Die Phoenicier pflegten einen unten herumb runden und breiten / in die Höhe etwas zugespitzten schwartzen Stein / der ihnen / wie sie vorgaben / vom Himmel herab gelassen worden / für die wahre Bildnus der Sonnen zu halten / als ob solche von GOttselbst / und nicht durch menschliche Kunst gemacht worden wäre. Diesem war an Gestalt (dann von der Farb darff ichsolches zu sagen michnicht unterstehen / weil Pausanias/ der es erzehlet / dero gar nicht gedencket) nicht gar ungleich ein anderer Stein / in Form einer Pyramis / den die Megarenser unter dem Namen des Apolloehreten. Und bey den Poeoniern wurde (wie

erzehlet) eine kleine an ein langes Holtz gehefftete Scheibe für die Sonne gehalten. Lactantius/ des StatiusAusleger / schreibet / die Perser haben die Sonne für den grösten Gott gehalten / den sie in einer Höle angebetet. Sie bildeten ihn in Gestalt eines Menschen / der mit einer Priesterlichen Haupt-Zierde umbunden / einen Löwenrachen hatte / und mit beyden Händen einen Stier bey den Hörnern hielte. Das Löwen-Haupt deutete an / daß die Sonne alsdann die gröste Krafft habe / wann sie am Himmel an das Zeichen des Löwen kommen; oder weil sie die Sonne unter den andern Gestirnen eben so hoch hielten / als der Löw unter den Thieren geachtet wurde. Sie hält sich in einer Höhle auf / wann sie wegen des Mondes Gegenschein von uns nicht mag gesehen werden. Der Mond aber / so die Gleichheit einer Kuh hat / wird der Ursachen halber / die wirunten an seinem Orte beybringen wollen / von ihr bey den Hörnern gehalten; dardurch anzudeuten / daß er zum öfftern von der Sonne / wann nemlich eine Mondfinsternus sich ereignet / seines Scheins beraubt / und gleichsam gezwungen werde / der Sonne auf der Socken nach zufolgen. Einige meinen /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 26es sey dieses auf der Perser Gottes-Dienst zu deuten; bey welchen niemand in des ApolloGeheimnussen unterrichtet werden mochte / der nicht zuvor seiner Tugend und Gedult ein Prob-Stück in einer Höhle erwiesen hatte.

Pausaniaserzehlt in seinem Buch / daß in Achajades Vatters ApolloBildnuß von Ertz gantz nackend / und nur allein an den Füssen geschuhet zu sehen / welches mit einem Fusse auf dem Hauptschedel eines Ochsen stehe. Daß aber Apolloan den Ochsen eine sonderbare Beliebung habe / bezeuget Alcaeusin einem Gesange / den er dem Mercuriuszu Ehren gemacht / indem er gedencket / daß derselbe demDie Ochsen sind dem Apolloangenehm. Apolloseine Ochsen weggetrieben habe. Ja / auch vor dem Alcaeushat dieses Homerusin seinen Gedichten erwehnt / wann er schreibet / daß Apollodem König Laomedonum einen gewissen Lohn sein Rindvieh gehütet / da er auch den Neptunusalso redend einführet:

Ipse ego Trojanamvallabam moenibus urbem
Tamlatis pulchrisqve, ut inexpugnabilis esset:
At tu Phoebe, boves, camuras tunc pastor agebas.
Das Trojaich umgab mit solchen starcken Mauren /
daß es die stärckste Macht der Feinde kont ausdauren:
Du aber / Phoebus! hast / als ein verachter Hirt /
auf der begrasten Heid das Ochsen-Heer geführt.

Man konte dem Apollokein angenehmer Opffer thun / als mit einem Ochsen. Dannenhero die Charystier aus der Insul Euboea/ heut zu Tage Nigropontegenannt / wegen des Persischen Siegs / dem Apolloeinen ährinnen Ochsen zu Ehren aufrichten lassen. Welches Pausaniasin Phocicis dahin ziehet / daß / nachdem sie die Barbaren aus Griechenlandgeschlagen / sie auch andere ihre Güter ungekränckt erhalten / und auf einem freyen Boden ihre Aecker bestellen können. Und Plutarchusin Beybringung der Ursachen / warum Theseusauf einer Müntz einen Ochsen pregen lassen / meldet unter andern / er habe die Völcker / soDer Ochs wird für den Feldbau genommen. seiner Treue anvertrauet gewesen / des Feld und Ackerbaues erinnern / und sie also verdeckter Weise darzu erwecken und aufmuntern wollen. Die Egypter ehrten einen Ochsen für den Osiris/ den sie für die Sonne hielten / und glaubten / daß er nach dem Tode in solcher Gestalt gesehen worden sey: Denn es hatte ihn sein leiblicher Bruder Typhonumgehracht / als der ihn wegen der grossen Ehre geneidet / die er mit denen von ihm erfundnen / und den Egyptern gelehrten Künsten / verdienet hatte. Dannenheroihn auch die Egyptier Apis/ welches in unserer Sprache einen Ochsen bedeutet / genennt. Einige aber halten darfür / der Ochs sey von den Egyptiern darum in so hohen Ehren gehalten worden / weil es Osirisund dessen Gemahlin die Isisalso befohlen und angeordnet / und zwar solches wegen des grossen Nutzens / der von den Ochsen dem Menschlichen Geschlechte / in Ansehung des Ackerbaues / zukommet.

Sie waren aber mit dessen Bildnus nicht vergnügt / sondern ehrten auch ein lebendig Thier / das sie doch auch nicht lang leben liessen / dann nach wenig Jahren stiessen sie es ins Meer / über dessen Tod sie ein öffentliches Leidwesen bezeigten / indem sie hin und wieder die Kleider zerrissen / die Haare ausraufften / und so lang einen Anstand der Gerichte ausruffen liessen / bis ein anderer Ochs gefunden worden; Dann nicht ein iedweder Ochs oderWie der IsisOchs beschaffen seyn muste. Kalb (so nennets Herodotus) war tüglich für den Gott Apisangenommen zu werden; sondern sie wehlten die Erste Geburt von einer Kuh / (welche / wie sie vorgaben / durch einen vom Himmel gesandten Glantz trächtig worden) die gantz schwartz / ausser an der Stirn mit einem viereckten weissen Flecken besprengt war; auf dem Rücken aber hatte solcher Ochs oder Kalb einen Adler / und auf der Zunge / oder am Gaumen / ein ausgedrucktes schwartzes Zeichen / welches fast einem Roßkäfer gleich und ähnlich sahe / der Schwantz muste mit doppelten Haaren besetzt seyn. Wann nun die Egypter ein solches Thier erlanget / so liessen sie öffentliche Freudenzeichen von sich blicken / und übergaben selbiges mit der grösten Ehrbezeugung und göttlicher Verehrung den Priestern zu verwahren / von dem sie auch hernach die Oracula oder Antworten auf diese Weise ersuchten: Sie reichten ihm Heu oder Früchte dar; wann nun dieser Ochse solche alsobald wegnahm / hielten sie es für ein gut und glückliches Zeichen / und daß ihr Vornehmen einen guten Ausgang nehmen würde; wo ers aber anzunehmen sich widrig stellte / achteten sie es für ein unfehlbar böses Zeichen. Sie sagten auch / es lasse sich unterweilen der Apiszu Memphissehen; dahero sie einige diesem Sehen gewidmete Feste mit grossem Eyfer begiengen.

Der Perser König Cambysesaber / der Egyptensich unterwürffig gemacht hatte / als er aus dem von ihm sehr unglücklich geführten Ammonischen Krieg wieder nach Memphiskehrte / und das Volck eben zur selbigen Zeit besagtes Fest / mit öffentlicher Freuden-Bezeugung / hielte / befande sich dardurch dermassen beleidigt / (dann er vorher von der Gewonheit dieses Fests nichts gehört hatte) daß er von Stund an (ungeachtet aller ihrer Entschuldigung / daß es ihr Gottes-Dienst also erfordere) etliche der Vornehmsten tödten liesse; dieweilTA 1680, Iconologia Deorum, S. 27er argwohnete / sie hätten dieses öffentliche Freuden-Fest seiner vom Feinde erlittnen Niederlage halber angestellt / zumahln er dem Volcke sehr verhasst und zuwider war. Den Apisaber belangend / sagte er / es könte nicht müglich seyn / daß ein Gottohne sein Wissen dahin kommen. Als aber die Priester darauf bestunden / und bekräfftigten / daß Apisder grosse Gottwäre gesehen worden / befahl er alsobald / daß man ihm denselben Gottzeigen solte: und als sie gedachten Ochsen mit grosser Solennität dem Könige vorstellten / sahe er denselben an / lachte über ihren Aberglauben / Cambysestödtet den Apis. ergriff das Schwerdt und erwürgte ihn / kehrte sich drauf zu den Priestern und andern Egyptiern / und sagte: Sind dann / O ihr Bößwichter! die Götter von Fleisch und Blute also zusammen gefügt / daß man sie mit Schlägen und Wunden verletzen kan? Ihr seyd in Warheit dieses Gottessehr wohl würdig / aber ich will machen / daß ihr mich nicht vergeblich betrogen haben sollet: Befahl darauf alsobald / die Priester mit Ruhten zu streichen / auch durch ein öffentlich Edict auszuruffen / daß keiner dieses Fest mehr feyren / und alle / die darwider handeln würden / des Lebens verlustigt seyn solten. Dieses erzehlet Herodotus. Augustinusaber im 28. Buche von der Stadt Gottes schreibet also vom Apis: Nachdem der Argiver König zu Schiff in Egyptenkommen / und allda gestorben war / ist aus ihm Serapis/ der Egyptier mächtigster und gröster Gott/ erwachsen. Dieses Namens aber / warum er nicht auch nach dem Tode Apis/ sondern Serapisgenannt worden / hat Varroeine sehr gute Ursach gegeben: dann weil die Truhe / oder der Sarg / worein die Todten gelegt werden / im Griechischen Σορὸς genannt wird / und man ihn nach seiner Begräbnis allda angefangen hat zu verehren / ehe ihm ein Tempel aufgerichtet worden / ist er erstlich Sorapis/ hernach aber / durch Verwechselung eines Buchstabens / (wie offt zu geschehen pfleget /) Serapisgenennet worden: Auch ist wegen seiner die Verordnung geschehen / daß alle / so ihn einen Menschen gewesen zu seyn sagen würden / vom Leben zum Tode gebracht werden solten. Und weil fast in allen Tempeln / worinnen die Isisund der Serapisverehret wurden / auch eine Bildnus Harpocrates. (nemlich Harpocrates) war / welche mit einem auf die Lippen gedruckten Finger zu ermahnen schiene / daß man still seyn solte / vermeinet Varro/ man habe darmit andeuten wollen / daß man es verschweigen und niemand sagen solte / daß sie Menschen gewesen. Derjenige Ochs aber / den die / durch wunderbare Eitelkeit / betrogne Egyptier / ihm zu Ehren / mit grossem Uberfluß der herrlichsten Früchte nehreten und unterhielten / dieweil sie ihn ohne Sarg als lebendig verehrten / wurde Apis/ und nicht Serapisgenennet.

Neben dem Ochsen hatten die Egyptier auch nicht wenig andere Thiere / als einenBock / wie Josephusin seinen Büchern wider den Apionerzehlet / den Hundskopff / (Cyno cephalus genannt /) von welchem etwas besser unten solle gemeldet werden / wenn wirvom Mercuriushandeln / und den Crocodil / den Cleomenes/ des Alexanders Heer-Führer/ nicht besser zu tractiren im Sinn gehabt / als Cambysesdem Apisgethan hatte: dann als derselbe daselbsten durchmarchirte / allwo ein Crocodil für einen Gott verehret wurde / und vernommen hatte / daß einer von seinen Dienern von einem solchen Thiere häfftig beschädigt worden / hat er alle Priester zu sich beruffen / und gegen sie sich über ihren Gottgewaltig beklagt / daß er / ohne alle gegebne Ursach und Beleidigung / ihm solchen Schaden zugefügt / und wie er solches zu rächen sich gäntzlich entschlossen / auch bereits deßwegen eine Crocodil-Jagt angestellt habe; allein es haben diese Bedrohungen keinen Effect erreicht / dann nachdem Cleomenesden Priestern eine große Summa Gelds abgepresst / wordurch sie die Schmach und den Tod von ihrem Gottabgewandt / ist er von seinem Vornehmen abgestanden. Dieses erzehlet Aristotelesin den Büchern von der Republic / indem er deren Exempel anführet / die mancherley Arten Geld aufzubringen erdacht haben.

Wirmüßen aber nun wiederum zu unsern Apollokehren / der des NomiusZunamen gehabt / Apolloein Hirt. wegen seiner vorhergemeldten Aemter / die sehr wol mit dem Hirten-Amt übereinstimmen / (obwohl auch in den Fabeln Erwähnung geschicht / daß er des Königs AdmetusVieh-Hirt gewest); dann die Sonne weidet alles / was die Erde hervorbringet. Woraus vielleicht auch die närrische Meinung der Mohren / die den Welt-Theil Africaam Mittelländischen Meer bewohnen / ihren Ursprung genommen: dann bey denselben sind etliche Wiesen / auf welchen ins gemein fast von allen Thieren gebraten Fleisch gefunden wurde / dahin das Volck von allen Enden zugelauffen kame / daß sie davon herrlich leben möchten; dann sie sahen / daß auch das Gebratens von sich selbst aus der Erde / ohne der Menschen Mühe oder Arbeit / durch Krafft der SonnenSonnen-Tisch. hervorgekommen / derhalben auch dieser Ort insgemein der Sonnen-Tisch genennet wurde; worvon dann nachgehends das Sprichwort kommen / daß man der Reichen Häuser Sonnen-Tische zu nennen gepfleget / dahin einem jeden Essens und Trinckens halber zu kommen vergönnet ist; Wiewohl Herodotusdarfür hält / man habe solches-Fleisch des Nachts / auf der Obrigkeit Befehl / dahin gebracht.

Des ApolloBildnus.Damit die Assyrer der Sonnen Kräffte / die sie in den untern Dingen spüren lässet / füglich ausdrucken möchten / bildeten sie den Apollomit einem langen zugespitzten Bart / auf dem Haupt-Wirbel einen Korb tragend. Lucianuserzehlet / daß einige der Assyrier den ApolloTA 1680, Iconologia Deorum, S. 28mit einem Bart ausgebildet / und es den andern / die ihn ohne Bart vorgestellt / verwiesen und übel ausgedeutet hätten / weil dieJünglings-Gestalt ein Kennzeichen der Unvollkommenheit / welche bey den Göttern nicht statt haben könte. So war er auch bekleidet mit einem ehrinnen Brust-Stücke / hielte mit der Rechten einen Spieß / auf welchem oben ein Siegesbildlein stunde / in der Lincken aber eine Blum / und über die Achsel hieng ihm ein Tüchlein herab / worinn der MedusaHaupt / mit Schlangen umwickelt / ausgedruckt zu sehen war: die darnebenstehende zween Adler sind gebildet / als ob sie fliegen wolten / vor den Füssen ist eine Bildnus eines Weibs / welches ein grosser Drach etliche mahl umbschlungen hat.

Des MacrobiusErklärung.Also beschreibet Macrobiusim II Buch Saturnaliorum der Sonnen Bildnus / das zu Hierapoliwar. Daß sie ihre Strahlen von oben herab auf die Erde werffe / deutet der abhangende Bart an: der aufgerichts stehende güldene Korb zeiget das Oberste des feurigen Himmels / dahero er der Sonnen Substantz zu seyn geglaubt wird. Der Spieß und[ Brust]-Harnisch sind ein Zeichen des Martis- Bildnusses / dann derselbe uns der Sonnen Krafft und Wirckung vor Augen stellet. Die Victoria, oder der Sieg / deutet an / daß der Macht und Gewalt dieses Gestirns alles unterthan sey. Die Gestalt der Blumen bemercket alles das jenige / was Gottallhier drein säet / hervorbringet / ernehret / unterhält und reiff machet. Die weibliche Gestalt ist ein Bildnus der Erden / so durch die Sonnen von oben herab erleuchtet wird: wie solches auch die Assyrier (als Macrobiusin obgedachtem Buch etwas weiter hinten erzehlet /) durch Adad. das Bild ihres grösten Gottes / den sie Adadnennen / andeuten wollen. Deme fügen sie Atargates. eine Göttin Namens Atargatesbey / und schreiben diesen zweyen Göttern / durch welchen sie die Sonne und Erde verstehen / die Macht und Gewalt aller Dinge zu. Die Bildnus des Adadist sehr schön anzusehen mit abwarts gewandten Strahlen; wordurch angedeutet wird / daß die Krafft des Himmels in denen Sonnen-Strahlen / so auf die Erde geworffen werden / verborgen sey. Der AtargatesBildnus / so die Strahlenauf - und abwirfft / ist gleichfalls sehr herrlich / und deutet an / daß / aus Krafft der von oben herab geschickter Sonnen-Strahlen / alles das jenige hervor wachse / was die Erde zeuget. Unter eben dieser Bildnus ist die Gestalt eines Löwen / dardurch sie andeuten wollen / daß die Erde eben also geartet seye; indem auch die Phrygier die Mutter der Götter / das ist / die Erde / also gebildet / daß sie von Löwen gezogen wird / wie wir in dero Bildnus weiter unten mit mehrern lehren wollen. Die zwey andere weibliche Zeichen / mit denen sie umgeben ist / bedeutet die erste Materie und die Natur / dereneine der andern dienet. Die Bildnus der Schlangen oder des Drachen bemercket den krummen Lauff des Gestirns. Die Adler zeigen / wegen der höchsten Geschwindigkeit ihres Flugs / die Höhe der Sonnen an: denen ist beygefügt das Gorgonische Kleid / anzudeuten daß die Minerva/ als dessen Vorsteherin / der Sonnen Krafft seye; wie dann solches auch Porphyriusbezeuget / und hinzufüget / daß selbige den Menschen Verstand und Weißheit mittheile / dann eben darumb saget man / daß diese Göttin aus deß JupitersHaupte / oder von dem höhesten Theile des feurigen Himmels / erzeuget / und folgbarlich der Sonnen Ursprung seye.

Daß aber bey den Alten auch einige Kräften der Sonnen durch den Marsangedeutet worden / beglaubet auch über die jenigen Ursachen / welche wirkurtz zuvor aus dem Macrobiusangezogen haben / und andere / die wirdrunten in Beschreibung des Marsanzeigen werden / eine große Bildnus / dero Höhe auf dreyßig Ellen sich erstrecket / und / wie Pausaniaserzehlt / an einem Ort in Laconia, dem Apollozu Ehren / aufgerichtet gewesen. Dieses Bild oder Statua schien sehr alt / und zu der Zeit gemacht zu seyn / da man die Kunst / selbige zu bilden / noch nicht gewust; dann vor dem Daedalus/ der unter allen der erste gewesen / so der Bildnußen Glieder angefangen zu unterscheiden / haben / wie Svidasschreibet / die Meister selbiger Zeit grobe und ungestalte Bilder gemacht. Dieses nun / außer daß es einen Kopff / auch Hände und Füße unterschieden hatte / war im übrigen allerdings einer Seule gleich / den Kopff hatte es mit einem Helm bedeckt / trug in der einen Hand einen Bogen / in der andern einen Spieß / welches ohne Zweiffel des MartisZierde / Kleidung und Kennzeichen sind. Und wiewohl auch mit eben diesen die Minervabezeichnet ist / so wollen wir doch / wann wir zu ihrer Bildnus kommen / erweisen / daß es eine weit andere Beschaffenheit darmit habe.

Die Egyptier pflegten die Sonne auf unterschiedliche Art abzubilden / worunter diese vom Macrobiuserzehlet wird: Es war eine Bildnus / dero Haupt auf die Helffte kahl geschoren / die rechte Seite aber mit Haaren bedeckt war; dieses zielte dahin / daß nämlich die Sonne von der Natur niemaln also abweiche / daß sie nicht durch ihre Strahlen einige Kraft in dieselbe einflößen solte. Die abgeschornen Haare deuten an / daß die Sonne auch zu der Zeit / wann sie vor uns verborgen / eine Krafft und Vermögen habe wieder zu uns zu kommen / eben wie die Haare / wann sie einmahl abgeschoren worden / wiederum hervorzuwachsen pflegen / wann ihre Wurtzeln noch vorhanden sind. Auf gleichmäßige Weise wird auch die Zeit angedeutet / wann der Tag kurtz ist / und die Sonne wenig scheinet; wann gleichsamTA 1680, Iconologia Deorum, S. 29durch Hemmung des Wachsthums nur ein wenig überblieben / und die Sonne eine geringe Zeit des Tages sich sehen lässt / welches die Alten / von der Kürtze / Brumam, oder den kürtzesten Tag / genennet: wann sie dann aus solchem Winckel wiederum hervor kommet / und an der sommerlichen Höhe gleichsam hervorwächset / komt sie wieder zum Zunehmen; und als dann schliesset man / daß sie wieder zu ihrem Reiche gelanget.

Eben diese Egyptier stelleten die Bildnussen der Sonnen mit Federn vor / und eigneten denenselben nicht einerley Farben zu: dann eines machten sie Himmelblau / das andere Hell / und nennten dieses das Obere / jenes aber das Untere. Das untere Bildnus aber wird alsdann die Sonne genennet / wann sie in[ der] Unter-Halbkugel / das ist / in den winterlichen Zeichen ihren Lauff verrichtet; und das Obere heisset sie / wann sie den Sommer-Theil des Zodiaci umgehet. Die Federn sind ein gewisses Kennzeichen der grossen Geschwindigkeit der Sonnen / wie Macrobiusin eben diesem Buche erkläret.

Bey gedachten Egyptern wurde die Sonne Serapis. auch unter dem Namen Serapisverstanden / ob sie ihn gleich unterweilen auch für den Jupiternamen. Seine Statua war diese: Sie bildeten sein Haupt mit einem Getraidicht-Masse bedeckt / dardurch anzudeuten / daß man in allen Dingen Maß halten müsse. Und erzehlet Svidas/ daß sie / nach etlicher Meinung / durch diese Bildnus den Nil-Stromhaben vorbilden / und mit dem Geträidigmaß über dem Haupte / und dem in der Hand haltendem Stabe / die wir zum Getraid-meßen gebrauchen / so viel andeuten wollen / daß sein Wasser das Egypten-Landin gewisser Maß überschwemmen und bedecken müsse / wann es dasselbe fruchtbar machen solle. Diesem Bildnus / wie Macrobiusgleichfalls im ersten Buche Saturnaliorum erzehlet / fügen sie annoch das Zeichen eines dreyköpffigten Thieres bey / welches durch den mittelst und grösten Kopff die Figur eines Löwen ausdruckt; zur rechten Seiten gehet hervor ein schmeichlender Hunds-Kopff / zur lincken Hand aber ist der Kopff eines reissenden Wolffes zu sehen; und diese Thiers-Gestalten umschlinget ein Drache / dessen Schwantz abwarts zugespitzt / der Kopff aber oberhalb mit ausgereckter Zunge von der Bildnus zur Rechten gefasset und gehalten wird. Durch das Löwen-Haupt wird gezeiget auf die gegenwärtige Zeit / weil der Stand zwischen der Vergangenen und Zukünfftigen in gegenwärtiger Wirckung kräfftig und hitzig ist: die vergangene Zeit aber wird durch den Wolffs-Kopff angedeutet / weil die Gedächtnus der verrichteten Sachen dahingerissen und weggenommen wird. Des schmeichlenden Hundes Abbildung zeiget den Ausgang der künfftigen Zeit / dero Hoffnung /ob sie gleich ungewiß / uns dannoch zu schmeichlen pfleget.

Eben dieser Gotthatte auch zu Alexandrienin dem ihm gewidmeten Tempeleine Bildnus / die aus allerley Art Metall und Holtz zusammen gekünstelt / und dermassen groß war / daß sie mit den Händen beyde Seiten des Tempels berührte: gegen über war ein klein Fensterlein also zugerichtet / daß / sobald die Sonne aufging / sie durch dasselbe mit ihren Strahlen des Bildes Haupt beschiene; Dahero dann dieser Wahn unter dem Volck entstanden / daß die Sonne früh morgens den Serapisbesuche und küsse. So war auch in einem Götzen-Tempelzu Thebein Egypten/ wie

Pliniuslib. XXXV.

schreibet / des SerapisMemnons Statua (wie man dafür hielte) gestifftet / aus schwartz eisenfärbigem harten Marmorstein / welcher / dem Vorgeben nach / früh von den täglichen Sonnenstrahlen berührt / einen lauten Thon von sich gegeben haben solle.

Allein ichhalte nicht darvor / daß ein Scribent zu finden sey / der uns die Sonne besser vor Augen stelle / also daß wir aller Zeiten Veränderung von ihr herfliessen sehen / als Martianus Capellagethan / dann derselbeDes PhoebusGefässe. im I. Buch seiner Philologiae den Mercuriusund die Tugend / als ob sie zum Phoebusreiseten / ihn wegen ihrer vorhabenden Vermählung umb Raht zu fragen / vorstellet / welchen sie in der Höhe auf einem Stuhle sitzend angetroffen / vor ihm wären gestanden vier unterschiedliche Gefäße / da er entblösst aus einem ins andre gesehen / und solche wären von verschiedner Arten Metallen formirt gewesen; dann das eine / so viel man muthmassen können / aus harten Eisen / das andere aus gläntzendem Silber / das dritte aus gegossener Arbeit vom blauen Bley / das aber / so dem Gotteam nächsten stunde / war von durchscheinendem Glase / und in iedwedem waren der Dinge einige Saamen und Elementa / dann eine hellbrennende Flamme von der glimmenden Materie / aus vorbesagtem eisernem Gefäß / hervorschluge / so Vulcanus, Schlund. der Vulcanus-Schlund genennet wurde. Das andere / so aus Silber bestunde / war voller hellglänzender Heiterkeit und ausgeklärter reiner Lufft: dieses GefäßDes JupitersGelächter. nennte man des JupitersGelächter. Das dritte vom schwehrem Metall oder Bley / voll wässerigen Winters / strenger Kälte und Reiffes /Des SaturnusUntergang. wurde des SaturnusUntergang oder Verderben genennet. Das Letzere aber / so vom Wasser durchscheinend / und dem Gotte zur rechten Hand stunde / war mit denen Saamen der ganzen Lufft angefüllt / und das benamsten sieDer JunoBrüste. der JunoBrüste. Aus diesen Gefäßen nun schöpffte der Gottbald da bald dort so viel gnug war: dann so offt der Lebens-Geist diesem wolgefälligen Welt-Runde gesunde Lüffte gab / pflegte er die Saamen der geschöpfftenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 30Lufft aus der Gütigkeit des Silbers zu vermischen. Wann er aber den Menschen zu wohlverdienter Straffe eine grausame Pest drohete / mischte er wiederum die aufsteigende Flamme mit der angesteckten Lufft / oder durchdringend gifftigen Kälte / und zwunge sie durch die Welt zu gehen / und dieselbe zu plagen.

Aus diesen des MartianusWorten erhellet klärlich / daß der Unterschied der Jahr-Zeiten / wie wirbereits gesagt haben / von der Sonne herrühre / die Lufft aber unterweilen durch ihre Krafft mancherley Eigenschafflen ansichnehme / woraus dann bey uns bißweilen nothwendig gefunde / öffters auch schädliche und verderbliche Zufälle entstehen müssen. Dannenhero die Poeten dichten / daß die Cyclopenoder Riesen / wordurch die Nebel und andere böse Eigenschafften einer vergifften Lufft verstanden werden / vom Apollomit Apollodeß Aesculapius Vatter. Recht getödtet worden; wie sie dann auch eben diesen Apollozu des Aesculapius Vattermachen / von welchem Hygeia/ oder die Gesundheit/ entsprungen und geboren ist: dann es soll / wie Pausaniasvon einem Phoenicier gehört zuhaben erzehlt / der Aesculapiusuns die Lufft vorstellen / welche durch die Sonne dergestalt von ihrer Unreinigkeit gesäubert wird / daß sie uns gesund und heilsam ist / dergleichen auch die Medici verrichten / die / vermittelst ihrer Kunst / entweder denen kranken Leibern Gesundheit verschaffen / oder die Gesunde bey gutem Wolstande erhalten.

Aesculapiusein Gott der Gesundheit.Aus dieser Ursache haben die Alten den Aesculapiusals einen Gott der Artzneygeehrt und angebetet. Insonderheit wurde er für der Stadt Epidaurusin Griechen-LandeSchutz-Gott gehalten / welche Stadt / wie Solinusschreibet / wegen ihres herrlichen Tempels/ allenthalben sehr berühmt war; dann wann einer wider seine Unpäßlichkeit Artzney und Hülffe suchte / reiste er nur zu diesen Tempel / da ihm alsdann / wann er deß Nachts darinnen schlieffe / im Traum gezeigt wurde / was er / zu Wiederbringung seiner Gesundheit / thun und verrichten solte. Pausaniashat in Corinthiacis die Bildnuß dieses Gottes / so in der Stadt Epidauruswar / auf folgende Art beschrieben: Der Aesculepiussitzet auf einem Thron / hält in einer Hand einen Stab / mit der andern druckt er einer Schlange oder einem Drachen den Kopff / und zu seinen Füssen liget ein Hund. Die Bedeutung dieser Bildnus / wird vom Festusalso zu verstehen gegeben: Unter deß AesculapiusSchutz ist der Drach / weil er das allerwachsamste Thier ist; wie dann ein Artzt sich der Wachsamkeit in Wiederbringung deß Krancken Gesundheit am meisten befleissigen solle. Vor seinen Tempel wurden Hunde gebildet / weil er in seiner Jugend mit Hunde-Milch erzogen worden. Der knotigte Stab / den er in der Hand hält / bedeutet die Schwerigkeit der Kunst. Mit einem LorbeerZweig (welches Pausaniasausgelassen / Festusaber beygefügt) wird er gekrönet / weil dieser Baum viel gute Artzney-Mittel gibt.

Es ist aber dieser Gottins gemein mit einem langen Bart gebildet / wie wirbereits / da wir von des Tyrannen DionysiusKirchen-Raube geredet / erkläret haben: iedoch wird er unterweilen auch ohne Bart gezeiget / wie ihn Petrus Appianusinlib. antiquariorum and lib. antiquariorum also beschreibet. Zu Auxim/ einer in der Anconischen Marggrafschafftgelegnen Stadt / ist deß AesculapiusBildnus in Marmorstein gebildet also zu sehen: sein Kleid ist einem Futterhembd ähnlich / über welchem noch ein Oberkleid / gleich einem Mantel / befindlich. Mit der lincken Hand hält er im Geeren deßDer Hahn dem Aesculapiusheilig. Ober-Kleides einige Früchte / in der Rechten aber zween Hahnen: dann den Hahn haben ihm die Alten wegen der Wachsamkeit / derer sich ein Medicus befleissigen soll / geheiligt / und zu opffern gepfleget. Aus dieser Ursach hat Socrates/ wie beym Platozu lesen / als er ietzund sterben solte / im Testament dem Aesculapiuseinen Hahn vermachet; dardurch dieser weise Mann zu verstehen geben wollen / daß er nunmehr den Gebrauch deß Liechts / welches der Hahn anzukündigen pfleget / nemlich das Leben der Göttlichen Gütigkeit / als die alle Krankheiten aufs beste heilet / und durch den Aesculapiusbedeutet wird / die auch der göttlichen Vorsehung / nämlich deß Apollo/ Kind ist / wiedergebe / als von welcher er es auch gleichsam zu Lehen gehabt habe.

Den Aesculapiushaben die Phliaster (welche die herrliche Griechische Insul Peloponnesusbewohnen) ohne Bart geehret. Dergleichen Bildnus auch bey den Sycioniern gewesen: dann in dem Eingange ihres Asclepiei, sagt Pausanias/ ist der Aesculapiusohne Bart gestanden / der von Gold und Helffenbein gemacht / in der Rechten einen Scepter / in der Lincken aber einen Tannzapffen oder Fichten-Apfel gehalten. Besagte Völcker gaben vor / er wäre in Gestalt eines Drachen zu ihnen aus der Peloponnesischen Stadt Epidaurusdurch zwey Maul-Esel gebracht worden; und dieses seye geschehen von Nicanoraeinem Sicyonischen Weibe.

Die Schlange ist dem Aesculapiusheilig.Ist also diese der Epidaurer Schlange auch an andern Orten gewesen / und nicht allein zu den Römern kommen / welche / (wann wir dem Valerius Maximus/ der dieses erzehlet / Glauben zustellen) als sie gantzer drey Jahr mit der Pest heimgesucht worden / und dieser schwehren und langwierigen Plage kein Ende gesehen / endlich durch Sorgfalt der Priester / in Aufschlagung der Sibyllinischen Bücher / beobachtet / daß sie ihre vorige gehabte gesunde Lufft anderer Gestalt nicht wieder erlangen könten / als wann sie von Epidaurusden Aesculapiusholen lassen würden. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 31daher sie die feste Hoffnung gefasst / im Fall sie etliche aus ihrem Mittel dahin absendeten / man ihnen dieses einige von den Göttern also versehene Hülff-Mittel nicht abschlagen würde / wie sie dann auch in ihrer Hoffnung nicht betrogen worden: Dann als die Abgesandten in desselben Tempelkommen / hat diese Schlange / welche die Epidaurer an statt deß Aesculapiusgeehrt / mit lieblichen Augen und gemächlichem Gange / durch die vornehmsten Theile der Stadt / sich angefangen zu bewegen / und ist nach dreyen Tagen / mit iedermanns Verwunderung und Anschauung / zu der Römer Schiffe kommen / auch / mit Entsetzung der Schiffleute / über diesem ungewöhnlichem Schauspiel / hineingestiegen / und sich dahin begeben / wo deß Abgesandten Q. OguliniCelle gewesen / sich darinnen vielfältig umwunden / darauf gantz stille liegen blieben / und sichWie Aesculapiusnach Romgeführet worden. also nach Romüberführen lassen / allda sie in die Tyber-Insul/ woselbst ihr ein Tempelerbauet gewest / übergeschwummen / und mit ihrer Ankunfft die angesteckte Lufft / umb derer Reinigung willen sie dahin geholet war / wiederum in vorigen Stand gebracht.

Dahero dann nicht unbillig eine Schlange / die unterweilen sich umb den Stab / welchen er in der Hand hatte / zu schlingen pflegte / in des AesculapiusBildnuß gesehen wurde / darvon viel Ursachen gegeben werden können / welche aus dem Philostratus/ Hyginus/ Eusebius/ Plinius/ Macrobiusund anderen mehr zu suchen sind; aus welchen allen icheine einige erwehlet / nicht / daß sie eben unter denselben die warhafftigste seyn solte (dann sie gantz fabelhafftig /) sondern weil ichsie für die artligste gehalten und angesehen habe.

Wegen einiger vortrefflicher Wirckungen / die Aesculapiusauch in den allerzweiffelhafftesten Kranckheiten erwiesen hatte / war sein Name bey allen dermassen berühmt / daß man ins gemein darfür hielte / er könne auch die Todten auferwecken. Daher Minos/ der König zu Creta, ihn zu sich kommen lassen / und befohlen / er solte dem Glaucus/ seinem Sohne / der todt vor ihm lag / das Leben wieder geben: als er aber weder durch Bitten noch Verheissungen solches Werck vor dieFabel vom Aesculapius. Hand zu nehmen konte bewegt werden / (Sintemahl es ein weit höhers Werck war / als daß es von einem Menschen hätte können verrichtet werden) habe Minosihme den Ernst und Gewalt sehen / und ihn in Verhafftung bringen lassen / auch dabey hoch betheuert / nicht ehe wiederumb auf freyen Fuße zu stellen / biß er seinen Sohn wiederumb lebendig dargestellt hätte. Als nun Aesculapiusauf solche Weise an einem verborgenen Orte verschlossen gewesen / habe er / wann er etwas vorgenommen oder gedichtet / einen Stab in der Hand gehabt / umb welchen sich eine Schlange geschlungen / die Aesculapiusim Zorn ertödtet /indem er mit demselben / als sie darvon fliehen wolte / zum öfftern auf sie zugeschlagen. Bald hierauf sey eine andere Schlange dahin kommen / die in ihrem Munde ein Kraut gebracht / solches auf sein Haupt gelegt / und von Stund an wieder davon geflohen / dieses Krauts habe sich hernach der Aesculapiusbedient / und den Glaucusdarmit von den Todten auferweckt; dannenhero allezeit / an allen deß AesculapiusBildnussen / der Stab mit einer Schlangen umbwunden gesehen wird. Und aus dieser / oder auch andern Ursachen mehr / so angeführt werden könten / sind die SchlangenDie Schlangen in deß AesculapiusSchutze. iederzeit in deß AesculapiusSchutze zu seyn geglaubt worden: Zumalen in Epidaurus/ allda gleichsam seine eigentliche Residenz war / die Schlangen göttlich verehret wurden; insonderheit die in denen Häusern / so den Menschen nicht schädlich sind. Ja auch zu Corinthowurden in dessen Tempeldie Schlangen erhalten / zu denen niemand sich zu nahen getraute / sondern wann man ihnen ihre Speisen vor deß Tempels Thür gesetzt / ginge man wiederum darvon.

Es war aber in der Corinthischen Landschafft an einem Orte / unter andern vielen Bildnussen deß Aesculapius/ die ihm in seinem eignen Tempel zu Ehren aufgerichtet worden / ein sonderbares / das ihn auf einer Schlange sitzend vorgestellet / welche / wie man vorgabe / deß Aratus Mutter/ als mit welcher Aesculapiusihn gezeugt haben solle / vorbildete. Dieses gedencket Pausanias/ der auch in Boeoticis erzehlet / daß man in einer Höhle in Boeotien/ allwo deß Ercynischen Flußes Brunnen sind / einige stehende Bildnüsse verwahret / an deren in Handen habenden Sceptern gleichfalls umwundene Schlangen zu sehen gewesen / diese hielten theils für deß Aesculapiusund der Hygeiae/ andere aber für deß Trophoniusund der ErcynaeBildnussen; dann der Lustwald / so daherumb befindlich / hat hiervon den Namen bekommen / und der Fluß ist nach Ercina/ der ProserpinaGespielin / also genennet worden; weil die Alten darfür gehalten / es seyen die Schlangen beydes dem Aesculapiusund dem Trophoniusgewidmet / die man vielleicht für die Mundbotten des Oraculi gehalten /Des TrophoniusHöle. welches aus der Höle / die sie Trophoniumnennten / gehöret wurde; denn allda hat sich Trophoniuslange Zeit aufgehalten / künfftige Dinge geweissaget / und ist daselbst / nachdem er Hungers gestorben / begraben worden. Aber er ist nach seinem Tode mehr / als bey Lebens-Zeiten / geehret worden / absonderlich weil er auch im Tode nicht nachgelassen / künfftige Dinge vorzusagen; entweder weil sein Geist daselbsten geblieben; oder weil an seiner statt ein anderer Geist dahin gekommen.

Deß TrophoniusOraculum.Was das Oraculum belanget / hatten sie darbey diesen Gebrauch und Gewonheit: Wann einer bey sich beschloßen hatte in deßTA 1680, Iconologia Deorum, S. 32 TrophoniusHöle hinabzusteigen / muste er vor allen Dingen deß TrophoniusGeist einige gewisse Tage nach einander versöhnen. Nachdem solches durch etliche Versühnopffer geschehen / wurde er zu denen Brunnen deß Flusses Ercynageführt / derer zwey nechst an ein ander waren. Erstlich muste er trincken aus dem Fluß Lethe/ welcher von einem solchen Wasser bestunde / dardurch man alles / was man im Gedächtnuß hatte / zu vergessen pflegte: Darnach ward ihm auch erlaubt aus dem Mnemosynes - oder Gedächtnuß-Brunn / zu trincken; damit nicht das jenige / so er allda gesehen / ihm wiederum entfallen mögte. Sobald er dieses verrichtet / besuchte er das Oraculum / zog einen leinen Rock an / umgürtete sich mit einer langen weissen Binden / legte die gebräuchliche Schuch an / und fiel auf die Erde / hielte die mit Honig gemischte Opffer-Speiße / und steckte erstlich die Füsse in dieselbe Höle / bald darauf gingen auch die Knie / und so fort der übrige gantze Leib sehr fertig den Knien nach / also / daß er nicht anders / als von einem Wirbel deß schnellsten Flußes ergriffen / hineingerissen wurde. Welche nun auf solche Weise hinein in das innerst oder heimlichste kamen / die erkannten das Zukünfftige nicht auf einerley Weise; dann einer es durch Gesichter / der andere durch Gehör erlangte. Durch eben diesen Schlund oder Loch stunde ihnen der Rückgang offen und kamen also wieder hinter sich heraus. Wann nun einer oder der ander / der sich beym TrophoniusRahts erholet hatte / wieder zurück kam / setzten ihn die Priester auf den so genannten Gedächtnis-Stuhl / erforschten von ihm / was er gesehen oder gehört hatte / und schrieben es alsdann auf. Hieraus ist leicht zu muhtmassen / in was Aengsten die hineingekrochene müssen gewesen seyn / weil man ihrer wenig / so von dannen wiederumb herauskommen / mehr lachen gesehen. Noch mehr andere Dinge erzehlet Pausaniasvon dieser Höle / als der solche selbst besucht / die ichum beliebter Kürtze willen übergangen; das aber / was ichberührt / habe ichnur deßwegen gemeldet / daß ichzeigen möchte / wer dieser Trophoniusgewesen / und daß ihme die Schlangen nicht weniger als dem Aesculapiusseyen gewidmet worden. Ciceroim Buch von der Götter Natur saget / es seyen viel Mercurii, unter welchen er einen den Unterirdischen nennet / den er vor den Trophoniushält.

Kennzeichen der Gesundheit.Die Schlangen waren bey den Alten Kennzeichen der Gesundheit. Dann / wie die Schlangen / nach Ablegung der alten Bälge / sich verjüngen: also pflegen auch die Menschen nach wieder erlangter Gesundheit gleichsamBildnus der Gesundeitoder des Heils. erneuet zu werden. Dannenhero die Gesundheitoder das Heilvon den Alten in Gestalt einer auf einem Stuhl sitzenden / und eine Schale in der rechten Hand haltenden Weibs-Person gebildet wurde / vor der stunde einAltar / und umb denselben eine Schlange gewunden / welche den Kopff empor truge.

Als Antiochus/ mit dem Zunamen Soteroder Heyland / wider die Galater kriegte / und es ihm nicht allerdings ging / wie ers gern haben wolte / darbey auch in großer Gefahr war / hat er den grossen Alexanderentweder warhafftig erblicket / od doch / damit er den Soldaten ein Herz machte / im Traume gesehen zu haben vorgegeben / welcher ihn erinnert / das Kennzeichen der Gesundheit machen zu lassen / solches in den StandartenSonderbahres Zeichen der Gesundheitoder deß Heils. oder Fahnen zu führen / und in die Kleider einzunähen / welches ihm den Sieg unfehlbar zu wegen bringen würde. Dahero dann dieses Zeichen annoch diese Stunde in deß Antiochusalten Müntz-Pfenningen zu sehen. Es ist aber ein dreyfacher / von

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fünff Linien in einander geschlungener Triangel oder Dreyeck / worinnen das Griechische Wort ὙΓΙΕΙΑ, auf Lateinisch Salus, das ist / das Heyl und die Gesundheit / geschrieben zu finden. Dieses war / wie wir oben gesagt / deß Aesculapius seiner TochterName / dero / nebenst dem Vatter / von den Alten Göttliche Ehre angethan / und ihrer beyder Bildnußen und Statuen neben einander aufgerichtet wurden / wie Pausaniasin Corinthiacis erzehlet von deß AesculapiusBildnus welches an einem Orte in der Landschafft Corinthenzu sehen war / an dem sich allein das Angesicht / die Hände und Füße zeigten / die übrigen Theile aber mit einem wüllenen Rocke oder Mantel bedeckt waren. Fast auf gleiche Hygeiaoder die Gesundheit. Art war auch das Bildnus deß Heilsoder der Gesundheitbekleidet / dann man es nicht leichtlich sehen konte / dieweiles rings umher verhüllt war / theils mit Haaren / welche die Weibs-Personen der Göttin abgeschohren hatten / theils aber mit Falten eines Babylonischen Kleides.

Aber wir wenden uns wieder zur Sonne / dero Strahlen / weil sie die Krafft haben / die Lufft zu reinigen / so verschaffen sie auch / daß die Erde viel Früchte bringe; dahin vielleicht einige Innwohner der Stadt Troasgezielt / Apollo Sminthius. wann sie dem Apollo Sminthiuseine Statua aufgerichtet / als der von denen unter die Füße getrettenen Mäusen / (dann selbige bey ihnen Sminthes genannt wurden) den Namen bekommen. Die Ursach deßen wird auf unterschiedliche Weise erzehlt: Criniswar deß Apollo Priester/ und dieweil er dessen Gottesdienst nachlässig verrichtet / wurde er durch die Mäuse aller Feldfrüchte beraubt / also daß er durch solchen Schaden in sich gienge und sich bekehrte / worauf Apollodie Mäuse mit seinen Pfeilen getödtet / dann die Mäuse und andere dergleichen Thierlein / aus Fäulung der Erde und unreiner Lufft zu wachsen pflegen; daher kommt auch / daßTA 1680, Iconologia Deorum, S. 33daß die Saat / wann sie von den Mäusen benaget wird / keine Frucht bringen kan / wofern nicht die Sonne mit ihren Strahlen die schädliche Feuchtigkeiten vertreibet / dieses schädliche Ungezieffer tödtet / und der Erde wiederumb Krafft mittheilet / die Früchte hervorzubringen.

Etliche wollen / es seyen deß PliniusWorte vom Apollo Sminthiuszu verstehen / wann er saget: Es habe Praxitelesden Apollomannbar vorgestellt / also daß er mit einem Pfeile einer gegenüber kriechenden Eydexe aufgepasset / welchen sie deßwegen Sauroctonon, das ist / einen Umbringer der Eydexen geheissen. So wird auch sonsten noch eine andere Ursach beygebracht / warumb Apollo Sminthiusgenennet / und eine Maus neben ihn gemahlet worden / nämlich diese: Nachdem die Trojaner aus Cretaverreist / ist ihnen durchs Oraculum zu verstehen gegeben worden / sie solten sich an den jenigen Ort niederlassen / wo die Innwohner sie anfallen würden: welches / wie man sagt / umb Amaximum/ einem Städtlein in der Landschafft Troas/ geschehen seyn soll / woselbst eine unglaubliche Menge Mäuse deß Nachts wider sie aufgestanden / die alles / was sie an den Wehren und Waffen / wie auch andern aus Leder gemachtem Haußgerähte / gefunden / zernaget / daher die Trojaner auch daselbst geblieben / dem Apollo Sminthiuseinen Tempelaufgebauet / und die Mäuse / welche sieDie Mäuse sind für heilig gehalten worden. Sminthas genennt / nachgehends trefflich verehret; wie sie dann auch zahme Mäuse unterhalten / ihnen öffentlich Speise vorgesetzt / und unter dem Altar / wo sie sich aufgehalten / ihreSchlupf-Winckel und Löcher vergönnet.

Deß ApolloBildnus aber war bey ihnen also gemacht / daß es eine Maus unter der Füsse tratt / woraus wir klärlich sehen / daß die den Göttern aufgerichtete Statuen / wie wiroben bereits erinnert / insgemein das jenige anzeigten / was die Menschen von ihnen erlanget hatten / und war solches also gebildet / daß sie sich im Anschauen derselben alsobald erinnern konten / was einige unter ihrem Schutz wohl und glücklich ausgeführet; welches wir weitläufftig aus dem Pausaniaserlernen / indem er von unzehlig vielen Bildern / so dem Delphischen Apollozu Ehren aufgerichtet gewesen / Meldung thut / aus denen ich mirsonderlichEin Bock von Erz dem Apollogeheiliget. zwey / selbiges zu erweisen / auserlesen / deren eines ist der Bock von Ertz / so dem Apollovon den Cleonäern gewidmet worden; dann als einsten eine grausame Pest bey ihnen eingerissen / antwortete ihnen das Delphische Oraculum, sie solten stracks bey aufgehender Sonne einen Bock opffern / welches sie gethan / und also von der Pest erlediget worden / auch einen ehrinnen Bock nach Delphosgesandt.

Das andre ist das Bild eines ehrinnen Esels / welches / wie Pausaniasin PhocicisDer Esel dem Apollogewidmet. erzehlet / die Ambratioten dem Apollozu Delphosgewidmet / nachdem sie in einem nächtlichen Treffen die Molossen überwunden hatten. Dann als Selbige / bey nächtlicher Weil / ihnen nachstellten / steng ein Esel / der / ohngefähr vom Felde in das Städlein getrieben / eine Eselin verfolgte / aus Geilheit ein starckes gräßliches Geschrey an / welches durch deß Eseltreibers Nachruffen in der finstern Nacht noch furchtsamer anzuhören war. Dieses erweckte bey den Molossern ein solches Schrecken / daß sie von Stund an den Ort ihres ausersehenen Hinderhalts verliessen und darvon flohen. Worauf die Ambracioten / nach entdecktem Betrug / dieselbe Nacht annoch auf sie loßgegangen / und sie biß aufs Haupt geschlagen.

Alexander Neapolitanuserzehlet im II. Buch seiner

daß zu Neapoliseine Bildnus dem Apollogewidmet gewesen /Eine Taube auf deß ApolloSchultern. die neben andern dieses Gottes eigenthümlichen Kennzeichen eine Taube auf der Schulter sitzen gehabt / welche von der Parthenopeangeschauet und verehret zu werden geschienen; dann von dieser Parthenopewird erzehlet / daß sie / aus Griechenlandreisend / der Weissagung einer Taube gefolgt / und in der Landschafft Neapolissich niedergelassen habe / dieweil die Griechen ohne Raht der Götter keine von ihren Landsleuten anders wohin zu senden pflegten.

Die Poeten haben dem Phoebus/ der auch der Apolloist / einen Wagen mit vierSonnen Pferde. Pferden / von denen er gezogen wurde / zugeeignet / welcher Pferde Namen vom Ovidiusim andern seiner Verwandlungs-Bücher benennet werden / wann er saget:

Interea volucres Pyroi, Eous, & Aethon,
Solis eqvi, quartusque Phlegonhinni - tibus auras
Flammiferis implent.
* Pyrois/ Eous/ Aethon/ und Phlegon.
Die zwey Paar Flügel-Pferd am güld - nen Sonnenwagen
Schon hatten durch die Lufft indeß das Feur getragen.

Martialisaber gedencket nur zweyer / in diesen Versen:

Quid cupidum Titana tenes? Jam Xanthus& Aethon
Fraena volunt.
Was hinderst du den Lauff deß fertigen A - pollen?
weil Xanthund Aethonschon die Flügel haben wollen.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 34

Die Namen dieser Pferde stellen uns der Sonnen Krafft vor / wann sie dero Wagen ziehen /Sonnen-Wagen. welcher vom Ovidiusdaselbsten gantz gülden beschrieben wird; ausser daß der Räder Speichen silbern waren. Durch die Wagen-Achsen waren Chrysoliten gesteckt / und nach der Ordnung mit Edelgesteinen besetzt / welche / wann sie von der Sonnen bestrahlet wurden / einen wunderbaren Glantz von sich gaben. Was nun dißfalls der Ovidiusdem Sonnen-Wagen zugeschrieben / das hat Martianus Capellaim ersten Buch seiner Philologiae, samt noch vielen andern Dingen mehr / dem Phoebusselbsten zugeeignet / dann er alsoDeß PhoebusCron. vom selben saget: Er hatte eine Circulrunde helleuchtende Cron / so von zwölff Flammen feuriger Edelgesteine gläntzete / deren drey an der Stirn waren / nämlich ein Carfunckel / oder (wie Georg Agricolawill) ein gelblichter Rubin / ein Stern - und ein Donnerstein; die andern sechs gläntzten zu beyden Seiten / nämlich ein Smaragd / ein Scytis oder Schlangenstein / und ein Jaspis / zwischen deren Grüne es überaus schön herausspielte; es leuchtete auch eine sonderbare Lieblichkeit von innen heraus / und warff die Crone mit Hyacinthen / Dendriten oder Baumsteinen und Heliotropien oder Sonnenwend-Steinen zu beyden Seiten sehr künstlich besetzt / also daß diese Steine mit ihren Farben zu gewissen Zeiten und Abwechslungen das Erdreich mit einer lieblich-grünen Farbe bestrahlten. Der Hintere Theil dieser Cron war mit einem Hydatis / Diamant und Kristall befestigt / welche der nasse Winter generirt hatte. Seine / nämlich deß Phoebus/ güldne Locken und Haare waren anzusehen als die schönsten von klarem Golde geschlagene Fäden. Vom Angesicht schiene er denen Hineingehenden als ein lieblich und munterer Knab: wann man näher zu ihm tratt / als ein keichender Jüngling; endlich wann man gantz nahe vor ihm stunde / als ein alter dem Tode nahender Greiß. Sein Leib war durchaus einer Feuer-Flamme gleich / die Fersen geflügelt / der Mantel purpurfärbig / iedoch also / daß das Gold überall heraus schimmerte. In der lincken Hand hielte er einen hellgläntzenden Schild / in der Rechten aber eine brennende Fackel / die Schuhe waren von schöner Feuerröhte denen herrlichsten Carfunckeln gleich. Weil nun diese Bildnus an sich selbsten klar und deutlich / als achten wirunnötig zu seyn / einige fernere Erklärung beyzufügen / wenden uns demnach zu einer andern / welche / wie Eusebiusmeldet / zu Elephantopoli, oder Elephanten-Stadt/ in Egyptengewesen. Diese Bildnus war in Gestalt eines Menschen zu sehen / hatte einen Widders-Kopff mit Hörnern / und war an Farb Himmelblau / welche Farbe / weil sie mit dem Meer einige Verwandschafft hat / das jenige / so feucht ist / andeutet. Nach deß EusebiusMeinung soll der Mond / wann er mit der Sonne im Zeichen deß Widders vereinigt /in dieser untern Region eine grosse Nässe verursachen. Aber diese und dergleichen andere Dinge mehr wollen wirden Astrologis befehlen / weil die Astrologischen Bildnußen zu unserm Vorhaben nicht dienlich sind.

Noch ein einig Bildnis der Sonnen wollen wiranitzo mittheilen / und hernach uns zu einer andern Materi begeben. Claudianusstellet sie / im II Buch von der ProserpinaKleid / in folgenden Versen gar schicklich vor:

Hic HyperionioSolem de semine nasci
Fecerat, & pariter Lunam, sed di - spare forma:
Aurorae, noctisqve duces, cunabula Thetis
Praebet, & infantes gremio solatur anhelos,
Caeruleusqve sinus roseis radiatur a - lumnis.
Invalidum dextro portat Titanala - certo
Nondum luce gravem, nec pube - scentibus alte
Cristatum radiis, primo clementior aevo
Fingitur, & tenerum vagitu despuit ignem.
Laeva parte Soror vitrei libamina potat
Uberis, & parvo signantur tempo - ra cornu.
Der hat die Sonn und Mond aus Hype - rionsSaamen
hervorgebracht / iedoch ganz ungleich an Gestalt.
Aurora/ samt der Nacht / sie zu begleiten kamen.
die Thetisreichet dar die Wieg zum Auf - enthalt /
und tröstet sie aufs best. Die blaue Schoß wird helle
von diesem güldnen Paar. Des Titansschwachen Leib
Trägt sie im rechten Arm; Sein Liecht an solcher Stelle
Ist annoch etwas schwach; Er speyet aus der Scheib
mit weinen zartes Feur. An seiner linken Seiten
trinckt von der reinen Brust der Schwe - ster süsser Mund.
Das Stirn-gestirne ziert ein Hörnlein ie - der Zeiten /
damit wird / wer sie sey / dem / der sie sie - het / kund.
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel D. (nach S. 34)
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DIAN EPHE

DIANA LUCIFER

IOVI CRESCENTI.

ROMA

Sandrart. del

cum Pri. S.C.M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 35

Daß die Thetisdie Sonne in der rechten / den Mond aber in der lincken Hand hält / dardurch will Severianus(wie

Janus Parrhasiusin seinem Commentario über den Claudianus

erzehlet) verstanden haben / daß Gott/ als dieses grossen Weldrundes einiger Werckmeister / zu erst die Sonne geschaffen / hernach den Mond / welchen er an das eusserste End gegen Abend / jene aber / nämlich die Sonne / an den gegen über stehenden Theil des Himmels gesetzet. Nach deß HyginusMeinung aber / wird der rechte Theil deß Himmels der Aufgang / und der lincke der Niedergang genennet. Die Hetrurischen Wahrsager haben aus dem Einschauen und Besichtigung der Opffer-Thiere (wie gleichfalls Hyginuserzehlet) den Erdkreiß nach dem Lauffe der Sonnen in zwey Theile getheilt / und den rechten genennt was gegen Mitternacht / den Lincken aber / das gegen Mittag siehet. Es könte auch nicht unfüglich gesagt werden / daß die Sonne die rechte / der Mond aber die lincke Seite wäre / weil jene weit grössere und mehrere Kräffte als dieser hat. Und so viel vor dießmahl von der Sonne / nun wollen wir uns zur Morgenröte/ als der Sonnen Vorgeherin und Heroldin wenden.

Aurora.Ob wol die Morgenröte vor der Sonne hergehet / und daher für deroselben Heroldin und Ankündigerin gehalten wird / so haben wirsie doch nicht unbillig nachgesetzt / weil sie von ihr ihren Ursprung und Wesen hat: dann die Morgenröhte von den Strahlen der Sonne enntstehet / sobald dieselben diesen unsern Erdkreiß frühmorgens erleuchten; dahero kommts / daß von dem güldnen Sonnen-Feuer der Lufft gleichsam vergüldet wird. Woraus die Poeten / nach Gelegenheit der Umstände / bald diese / bald eine andere Fabel erdichtet / und sie auf mancherley Weise beschrieben haben / welche aber zu unserm Vorhaben wenig dienen; dannenhero wirnur die jenigen berühren wollen / so zu dero Bildnussen gezogen werden können. Ob wol die Auroravon den Alten unter die Götter gerechnet worden / so erinnere ich michdoch nicht / iemahln gelesen zu haben / daß ihreine Bildnuß aufgerichtet worden: ausser daß beym Pausaniasstehet / es seye zu Athender AuroraBildnus aus Doon gemacht zu sehen gewesen / und zwar in Gestalt wie sie den Cephalusentführt; von ihrem eigentlichen Bilde aber ist nicht das geringste zu finden. Dannenhero wirsie auf solche Weise auszubilden uns befleissen wollen / wie sie von den Poeten beschrieben wird.

Homerusbeschreibet sie mit einem goldgelden Haar auf einem güldnen Thron sitzend / und mit einem güldnen Kleide angethan. Virgiliussagt / daß sie mit ihren Rosenfarbigen Händen die Gestirne verjage. Ovidiusdichtet / daß sie / wann Phoebus/ oder die Sonne / von Morgen hervorbrechen wolle / die glänzenden Thore deß Himmels aufmache / die allezeit mit den annehmlichsten frischen Rosen bestreuet wären. Die jenige / so vorgeben / daß sie auf einem Wagen sitze / eine brennendePferd der Auroraoder Morgenröte. Fackel oder Windliecht in der Hand habe / und vom Pegasus/ dem geflügelten Pferd / gezogen werde / sagen / sie habe selbiges vom Jupitererhalten / nachdem er den Bellerophonherunter geschmissen. Welches vielleicht dahin zu deuten ist / daß die Morgenstunde zur Poesie und Pegasus. andern studien die allerbeqvemste seye. Von dem Pferd Pegasuswird gemeldet / daß es mit einem Fuß auf die Erde gestampfft / und dardurch den Brunn Hippocrene, der hernach von den Musenso offt besucht worden / eröffnet und gemacht habe. Homeruseignet dieser Göttin in der

die Pferde Lampusund Phaetonzu. Andere dichten / daß die Aurora/ so mit dem allerfrühesten zu gläntzen pfleget / vom Himmel komme / und die Lufft mit braunroten Rosen und Blumen von allerley Farben bestreue. Andere beschreiben sie wiederumb auf andere Weise / umb die jenige Farben auszudrucken / welche die Sonnenstrahlen mit hervorbrechendem Tage von sich zu geben / und ins gemein gelblicht-roht zu seyn pflegen.

Von der Diana.

Diana. PLATTE D.DIe Dianaist von den Alten die Jagt-Göttingenennt / und vor eine Beschützerin der Haine und Wälder gehalten worden: weil selbige an menschlicher Conversation. einen Eckel gehabt / und daselbstenihr Leben mit Jagen zugebracht / damit sie ihre Jungfrauschafft desto besser erhalten möchte. Dannenhero man ihr den Habit einer Nimpfen zugeeignet / und sie sonst also gebildet / wie sie Claudianusim 2. Buch von Entführung der Proserpinadieses Innhalts beschreibet:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 36
At Triviaelenis species, & multus in ore
Frater erat, Phoebiquegenas, & lumi - na Phoebi
Esse putes; Solusque dabat discri - mina sexus.
Brachia nuda nitent; levibus pro - jecerat auris
Indociles errare comas, arcuqve re - misso,
Ocia nervus agit: pendent post ter - ga sagittae:
Crispatur gemino vestis Cortynia cinctu,
Poplite fusa tenus.
Es war ja die Gestalt der Triviazu eh - ren /
man kont aus ihrem Mund deß Bruders Nahm offt hören.
Ich schwür / deß Phoebus/ wär das Aug - und Wangen-Paar /
wann mir nicht das Geschlecht den Un - terschied legt dar.
Die Arme klänzten bloß. Sie ließ die Haa - re fliegen
hin durch die leichte Lufft. Der Bogen müd vom kriegen
schafft ihrer Senne Ruh. Der Rücken träger Pfeil.
Es wird ihr Jäger-Kleid gegürtet in zwey Theil /
biß auf die weissen Knie.

Der DianaGespielinnen.Dieser geselleten sie etliche Jungfrauen zu / welche von eben diesem Poeten / nämlich dem Claudianus/ im dritten Buch also vorgestellet werden:

--- --- veniunt humeros, & brachia nudae
Armataeque manus jaculis, & terga sa - gittis,
Incomptae, pulcraeqve tamen, sudo - ribus ora
Pulverulenta rubent: sexum nec cruda fatetur
Virginitas: sine lege comae: duo cingula vestem
Crure tenus pendere vetant.
Sie kommen an den Arm - und Schuldern gantz entkleidet /
die Hand ziert eine Senn / der Rück mit Pfeilen droht /
Sie sind vortrefflich schön / und doch nicht schön bereitet /
den Mund bedeckt zwar Staub; doch ist er Purpur-roht /
Die reife Jungfrauschafft will nicht den Stand verrahten /
es fliegen um sie her die ungeflochtnen Haar.
Zwey Gürteln hintern dieß / daß nicht biß auf die Waden
die Kleider hangen ab.

Bogen der Diana.Eben dieser Claudianusist in der Meinung / daß der Bogen der Dianavon Horn gewesen / dem der Poet Ovidiuswiderspricht / und solchen von Golde zu seyn vorgiebt / wann er von der Nymphe Syrinxalso schreibet:

--- --- ritu qvoqve cincta Dianae
Falleret, & credi posset Latonia, si non
Corneus huic arcus, si non foret au - reus illi.
Vor die Dianasie gewißlich würd ge - acht /
und wär kein Unterschied in beyderley Ge - stalten /
wann nicht der Bogen / den sie in den Hän - den halten /
bey jener wär von Gold / bey der von Horn gemacht.

Also fabulirten und dichteten die Alten von der Diana: ja gleichwie sie unter deß ApolloNamen die Sonne / also ehrten sie unter der Dianaden Mond / welchen sie Diana/ gleichsam Deviana genennet; weil der Mond von der so genannten Linea Ecliptica unterweilen abweichet / eben wie die Jäger durch unwegsame Oerter und Wälder zu gehen pflegen / wann sie dem Wilde nachstreben /Der Dianaist der Hirsch angenehm gewesen. unter welchem der Hirsch dieser Dianaam angenehmsten gewesen / worvon diß ein klarer Beweiß / daß als Agamemnonunwissend ihren Hirschen gefällt / diese Göttin dermassen ergrimmet worden / daß sie der Griechen Armee im Port Aulisunbarmhertzig geplagt / sie auch mit allerhand Unglücks-Arten so lange zu verfolgen gedrohet / biß sie durch deß AgamemnonsBlut würde versöhnet seyn. Als man nun deßen Tochter / die Iphigenia/ zu ihren Altar geführet hatte / und selbige zu opffern im Werck ware / wurde hierdurch die Göttin zum Mitleiden beweget / daß sie die Iphigeniaplötzlich hinweggerückt / und eine Hinde an ihre Stadt dahin gelegt / durch dero Blut der Göttin Zorn gemildert / die Iphygeniaaber in die Taurische Landschafft gebracht / und zu der DianaPriesterin gemacht wurde / allda die Einwohner / der Gewonheit nach / die frembde Ankömmlinge insonderheit die dahin gelangte Griechen / dieser Göttin zum Opfer schlachteten / und zwar auf diese Weise: Nachdem man das Gebet verrichtet hatte / schlugen sie dem Menschen das Haupt mit einer Keule ab / und wurffen darauf den Rumpff vomTA 1680, Iconologia Deorum, S. 37Felsen herunter / zumahln der Tempelauf einer gähen Höhe erbauet ware / das Haupt aber steckten sie daselbst auf einen Pfahl. Als nun die arme Iphigeniaallda diesen abscheulich - und greulichen Gottesdienst versahe / kame einsmahls ihr Bruder Orestesgleichfalls dahin / umb daselbst wegen deß zu Colchisbegangenen Muttermords zu büssen. Er wurde aber von seiner Schwester gar bald erkannt / die ihn dannenhero nicht wie andere Frembdlinge und Gäste aufopferen wolte: und weil leichtlich zu vermuhten ware / daß die Innwohner dieses Verschonen übel aufnehmen würden / ergriffe sie sampt ihme die Flucht / und nahme der Göttin Bildnuß / in einem Holtzbüschel verborgen / (dahero sie Diana Fascellinagenannt worden) mit sich nach Aricien/ einem unfern der Stadt Romgelegnen Städtlein / allda der Gebrauch / die Gäste und Frembdlinge zu opffern / sehr lange üblich gewesen.

Wie die Laconier der Dianageopffert.Als aber nachgehends diese Grausamkeit denen Römern begunte zu mißfallen / (wiewohl niemand anders als die Knechte beym Altar pflegten geschlachtet zu werden /) wurde die Dianazu den Laconern gebracht / allwo die Opffer-Gewonheit mit Schlagung der Jünglinge gehalten wurde / und man diese Ceremonien beobachtete: Sie pflegten etliche Jünglinge durchs Loß zu erwehlen / selbige hernach auf den Altar der Göttin zu legen / und also zu streichen / daß ihnen das Blut häuffig übern gantzen Leib herab flosse: welches dieselben nicht allein sehr gedultig erlitten / und wegen deß Schmertzens die geringste Veränderung im Angesicht nicht spüren liessen / sondern fröliches Gemühts mit einander stritten / welcher unter ihnen die Streiche mit grösserer Tapfferkeit ertrüge. Dem Götzendienst stunde eine Weibs-Person vor / die hielte den Knaben / so lange sie gestrichen wurden / der Göttin Bildnuß vor. Wann aber die jenige / welchen das Amt zu streichen anbefohlen war / einen unter den Knaben / entweder wegen seiner schönen Gestalt / oder wegen seines guten Herkommens und vornehmer Eltern halber / etwas gelinder tractirten / pflegte die kleine und sonst sehr leichte Bildnus / dermassen schwer zu werden / daß die Priesterin solche nicht mehr halten konte / welche alsdann denen Züchtigern die Schuld gabe / und sich beklagte / daß sie ihrenthalber durch die Schwehre der Bildnuß fast zu Boden gerissen würde.

Ob nun wohl die Art dieses unmenschlichen Opffers der Göttin / als einer Jungfrauen und sonst gütigen Mutter / sehr übel anzustehen schiene / so schreibet man doch / daß sie sich höchlich erfreuet habe / ihren Altar mitMenschenopfer der Diana. Menschen-Blut besprengt zu sehen / welches wir auch zu Patrisin Achajageschehen zu seyn beym Pausaniasin Achaicis lesen / allda jährlich eine Jungfrau und Knab von vortrefflichschöner Gestalt der Göttin aufgeopfert wurden /damit selbige ihren Zorn versöhnten / den sie aus dieser Ursach truge / weil ein Jüngling in ihrem Tempelmit ihrer Priesterin zum öfftern Ungebühr getrieben / die zwar beyde durch eine jähe Kranckheit von der Dianaaufgerieben worden / und also ihren verdienten Lohn empfangen hatten: nichts destoweniger aber / ist dem Lande hieraus eine höchstverderbliche Unfruchtbarkeit und erbärmliche Seuche unter dem Volcke erwachsen / denen sie vermittels dieses abscheulichen Opffer-Dienstes abgeholffen.

Es ist sehr vermuhtlich / es sey dieser unmenschliche Gebrauch die Götter zu versöhnen / von solchen Völckern herkommen / die von Natur barbarisch / und daher ihrer angebornen Grausamkeit ein Genügen zu leisten sich beflißen / wann sie diesen oder jenen Gottmit Menschen-Opffern zu versöhnen gemeinet. Weil aber die Dianadeutlich genug zu verstehen gegeben / daß sie an Vergießung deß Menschen-Bluts keinen Gefallen trage / indem sie an statt der Iphigenia/ welche ihr bereits aufgeopfert werden sollen / eine Hinde verordnet; als ist hernach bey den Alten diese Gewonheit eingeführt worden / daß sie ihr / an statt deß Menschen-Blutes / eine Hinde geopffert / und solchen Gebrauch / sonderlich die Römer zu gewißen Zeiten fleißig beobachtet: Dannenhero in allen Tempeln der Dianaaufgehängte Hirschgeweihe zu sehen waren / ausser in dem zu Romauf dem Berg Aventinus/ worinnen Ochsen-Hörner und keine Hirschgeweyhe hiengen. Deßen Ursach hat Plutarchusin den Römischen Fragen also zu verstehen gegeben: als unter den Sabinern der Antro Coratiuseinen Stier von vortrefflicher Gestalt und Größe von einer Kuh überkommen / hat ihn hernach ein Wahrsager erinnert / daß die Stadt deß jenigen Menschen / welcher solchen Ochsen auf dem Berg Aventinusopffern würde / das Haupt über gantz Italienwerden solte: dannenhero er / solches festiglich glaubend / sich / den Stier zu opffern / alsobald nacher Romerhoben; inzwischen aber hat sein Knecht dem König Serviusdiesen gantzen Handel heimlich entdeckt; der dann von Stund an dem Priester Corneliusbefohlen / daß ehe Antrodas Opffer verrichtete / er ihm auferlegen solte / sich in der Tiberzu reinigen. (dann also pflegten sich ins gemein die jenige / so opffern wolten / zu erzeigen) Nachdem nun Antrorüstig hingieng sich zu baden / nahm Serviusden Stier / opfferte selbigen der Diana/ und hieng die Hörner im Tempelauf. Dahero die Stadt Rom/ weil der / so ihn geopffert / ein Römer war / das Ober-Haupt worden / und ist auf solche Weise hernachmahls die Gewonheit entstanden / die Ochsen oder Stiershörner im Vorhoffe dieses Tempels aufzuhängen. Welches vielleicht auch dahin kan gedeutet werden / weil dieses Thier eine große Verwandnus mit dem Monde hat / wie wiretwasTA 1680, Iconologia Deorum, S. 38besser unten zeigen wollen / daß aber der Mond eben diese Dianaseye / ist zur Gnüge bekannt.

Jetzo wenden wir uns wiederumb zu den Hirschen / als die der Dianazugeeignet oder geweihet gewesen: dann die Alten dero Bildnuß unterweilen mit Hirsch-Häuten zu bekleiden pflegen / wie beym Pausaniaszu lesen / welcher erzehlet / daß in Arcadieneine Bildnuß der Dianagestanden / mit einer Hirschhaut umgeben / auf dero Schultern ein Köcher voll Pfeile gehangen / in der einen Hand habe sie eine brennende Fackel / in der andern aber zwey Schlangen gehalten / und seye neben ihr ein Jagthund zu sehen gewesen. So soll / wie ebenDer DianaBildnus. dieser Pausaniasmeldet / auch an einem Orte in Achajaeine Bildnus der Dianagewesen seyn / so aus Gold und Helffenbein gemacht gewest / welche die Gestalt einer Jägerin gehabt. Den Tag zuvor / ehe sie ihr jähriges Fest begiengen / hielten sie dieser Göttin zu Ehren ein überaus herrliches Procession-Gepräng / in welchem die Jungfrau / so das Priesterthum verwaltete / hinter allen andern auf einem mit zweyen Hirschen bespanntenDer DianaWagen. Wagen fuhr. Es geben auch die Poeten vor / daß der DianaWagen von den allerschönsten weissen Hirschen gezogen worden / wie Claudianus/ in III Stilic. Paneg. also von ihr schreibet:

Dixit, & extemplo frondosa fertur ab Alpe
Trans pelagus: cervi currus subi - êre jugales.
Nachdem sie ausgeredt / ward sie durchs Meer getragen /
und hat ein Hirschen-Joch gezogen diesen Wagen.

Die Ursach / warumb sie auf einem Wagen von den allerschnellsten Thieren gezogen worden / wird von etlichen diese gegeben / weil der Mond seinen Lauff mit unglaublichgeschwinder Bewegung verrichtet / als der unter allen Irrsternen den kleinsten Umbschweiff erlanget. Es sind zwar andern Göttern Wägen zugeeignet worden / umb damit anzudeuten / daß die Himmel / als über welche sie zu herrschen geglaubet werden / in einem Kreiß und Circul umbgetrieben würden. Einem jeden unter den Göttern sind gewisse Thiere zugeordnet /Die Pferde des Mondes. von denen sie gezogen werden. Unterweilen lieset man / daß der DianaWagen von zweyen Pferden / nämlich einem schwarzen und weissen / gezogen worden / wie Buccatiuslib. 4. Genealog.davor hält; Sintemahl sie nicht allein deß Nachts / sondern auch bey Tage gesehen wird. Ferner sagt man / der Mond (oder die Diana) werde von zweyen Ochsen gezogen / wegen der Hörner die er hat. Festussagt hiervon also: Ein Maul-EselMaul-Esel ziehet deß Mondes Wagen.wurde vor dem Wagen deß Monds gebraucht / dieweil er so unfruchtbar als ein Maul-Esel / oder dieweil / gleichwie der Maul-Esel nicht von seinem Geschlecht / sondern von Pferden gezeuget wird: also auch der Mond nicht von seinem / sondern der Sonnen-Liechte scheine und leuchte. Pausanias/ da er die Wunderdinge beschreibet / so in des Jupiters Olympius Tempelbey den Eliern zu sehen gewesen / erzehlet / es habe unter andern daselbst auch ein Dianen-Bild gestanden / welches ein Pferd / wie ihm bedünckt habe / zum Lauff angetrieben / wiewoln / sagt er / man nach der gemeinen liederlichen Fabel vom Maul-Esel schreibet / die Dianawerde von Last-Thieren / und nicht von Pferden geführet. Prudentiusschreibet im Buch wider den Symmachus/ daß die Alten dem Monde eine unfruchtbare Kuh geopffert / und werde derselbe auch von zweyen unträchtigen Kühen geführet. EtlicheKalben ziehen den Mondwagen. wollen auch / es werde der Mond von jungen Ochsen gezogen / unter denen sich Claudianusbefindet / der im 3. Buch von Entführung der Proserpinadie Cereseinführet / daß sie die Fackeln / ihre verlohrne Tochter zu suchen / von dem Feuer im Berg Aetnaangezündet habe / wann er saget:

Tum ne deficerent tantis erroribus ignes
Semper inocciduos, insopitosque manere
Jussit, & arcano perfuditrobora suc - co,
Qvo Phaëtonirrorat eqvos, qvo Lunajuvencos.
Damit kein Mangel sey an dieser Feuer - Scheiben /
hieß er das Feur stets frey und unverlo - schen bleiben /
begoß auch ihre Stärck mit dem gehei - men Safft /
wordurch so Sonn als Mond den Rossen Thauung schafft /
und jungen Ochsen-Paar.

So schreibet auch Ausoniusan den Paulinusdißfalls mit nachfolgenden Worten:

Jam succedentes quatiebat Lunajuvencos.
Es trieb schon Lunadie gewandte junge Ochsen.

Hierüber kan eben diese Ursach beygebracht werden / die wiroben angeführt / als wirsagten / warum sie von zweyen Maul-Eseln geführt würde: Dannes werden / wie Xenophonschreibet / und wir täglich vor Augen sehen / die Stiere ausgeschnitten / daß sie desto zahmer und zu dem Acker - oder Feldbau tauglicherTA 1680, Iconologia Deorum, S. 39seyn mögen / da sie im Gegentheil das Geschlecht zu mehren nicht mehr tüchtig sind. Oder es ist dieses Thier dem Mond gewidmet wegen Gleichheit seiner Hörner: dann an dessen Bilde / welches einer Nymphen gleich sahe / wurden zwey kleine Hörner gebildet. Bey den Egyptern wurde dem Mond ein Ochs gewidmet / an deme / wie

Pliniusin seinem 8. Buche

schreibet / auf der rechten Seite sich ein gewisses Kennzeichen / nemlich ein weißlichter Flecken ereignete / der mit den Monds-Hörnern zu wacksen anfinge. Auch pflegten sie ihm ein Kalb / so ein Oechslein seyn muste / eines viertel Jahrs alt zu opffern / wann sie denen neugebornen Kindern Namen gaben / welches / nach etlicher Meinung / am siebenden / nach anderer aber / am zehenden Tage nach der Geburt geschahe.

Auf solche Weise pflegten die Alten denDer Mond stehet der Geburt von. Mond zu verehren: vielleicht ihm dadurch zu dancken / daß die Frucht / vermittelst seiner Hülffe / glücklich zur Welt gekommen; dann weil der Mond feucht / machet er offt / daß die Geburt geschwinder und leichter von statten gehet. Derohalben sie / wann die Weiber in Geburts-Nöthen waren / ihn / unter dem Namen Lucina/ umb seine Hülffe anrufften / daß er das Kind bald / und ohne Gefahr / an der Liecht bringen wolte. Warumb aber die Weiber in der Geburt die Diana Lucinaanrufften / darvon ist diese Fabel vorhanden: Es habe nämlich die Lucina/ sobald sie aus ihrer Mutter LatonaLeibe an diese Welt kommen / sich zu besagter ihrer Mutter gewendet / und ihr zur Gebährung deß andern Kindes Hülffe geleistet; dahero dann geschehen / daß man hernachmahls die Lucinabate / denen gefährlichkreistenden Weibern zu Hülff zu kommen / und weil sie ihrer gebährenden Mutter beygestanden / mit ihren Händen das verschlossene Kind ans Tage-Liecht zu bringen.

Es ist aber die Lucinanicht allein Diana/ sondern auch Juno/ wie wir drunten hören werden / genennet worden. Andere waren in der Meinung / es wäre keine unter ihnen also zu nennen / sondern es werde dardurch ein ander Weib verstanden / welches von den äussersten Hyperborischen Gebürgen nach Deloskommen / und der kreistenden LatoneHülffe geleistet habe / von dannen ihr Name und Verehrung auch zu andern Völckern überkommen / daß man ihr allenthalben Tempel / Altäre und Bilder aufgerichtet / als die vor allen Göttern gewesen zu seyn geglaubet wurde / weil sie ihrer Hülff benöhtigt gewesen / da sie gebohren worden. In welcher Meinung Lyciusein Poet / (wie Pausaniaserzehlet /) in einem Gesange / den er der Dianazu Ehren gemacht / sie beschreibet / daß sie eher als Saturnusgewesen; giebt ihr auch mehr andere Namen / aus denen zu schliessen / daß sie müsse eine aus den Parcengewesen seyn; weilndiese ihnen den grösten Theil in der Geburt zueignen / wie wiretwas besser unten an seinem Orte zeigen wollen.

Wirüberlaßen aber vor dießmahl dieser Göttin Lucinazweiffelhaffte Ursprungs-Erforschung / wer dieselbe nämlich gewesen / undBildnussen der Diana. woher sie kommen / andern zu ergründen / befleißigen uns vielmehr ihre eigentliche Bildnußen vorzustellen / als welche / wie Pausaniaserzehlet / bey den Atheniensern anders nicht als verdeckt zu sehen gewesen. Ihre Statue bestunde bey ihnen von unausgearbeitet-grobem Holtz / oder anderer dergleichen Materi / die eine unförmliche Weibes-Gestalt ausbildete / allezeit verdeckt stunde / und von niemand gesehen werden konte. In einem Orte der Landschafft Achajastunde ein sehr schöner Tempeldieser Göttin / worinnen ein höltzern Bildnus gezeiget wurde / daran Gesicht / Hände und Füsse von Marmelstein / die übrigen Glieder aber mit einem leinenen Tuch bedeckt waren. Die eine Hand war gerade ausgestreckt / hielte doch nichts in sich; wiewol ihr nicht unfüglich ein Schlüßel hätte können zugeeignet werden / wie dann Festusberichtet / man habe denen Weibern vor Zeiten einen Schlüßel pflegen beyzufügen / umb durch solchen Werckzeuch / wormit die Thore eröffnet werden / ihnen eine leichte und glückliche Geburt zu verstehen zu geben; wie dann ebenFackel in der DianaHänden. dieses vielleicht der Lucinaoffne und ausgestreckte Hand angedeutet. In der andern trug sie eine brennende Fackel / dardurch anzudeuten / entweder daß die Geburts-Schmertzen dem Feuer zu vergleichen; oder weil diese Göttin den ungebornen Kindern vorleuchte. Ihre Schläffe wurden von den Alten mit Diptam verbunden; weil dieses Kraut / wann es denen gebährenden aufgelegt wird / grosse Wirckung thun soll. Vor Zeiten bildete man sie mit einem Bogen gewaffnet / dardurch die hefftigsten Schmertzen anzudeuten / welche die Weiber in der Geburt zu empfinden pflegen.

M. Tullius Cicerobeschreibet / in seinen Orationibus wider den Verres/ der DianaBildnus mit folgenden Worten: Sie ware hoch / groß / mit einem Kleide bis auf die Füße bedeckt / lieblich von Gesicht / und als eine Jungfrau anzusehen / trug in der rechten Hand eine Fackel / in der lincken aber einen Bogen / und ware über der Achseln hinunter mit einem Pfeil-Köcher versehen. Von der brennenden Fackel führet Pausaniasfast eben dergleichen Worte / es habe nämlich der Dianaehrinnes ohngefehr sechs Schuhe hohes Bild eine Fackel in der Hand gehalten; welches vielleicht auch dahin kan gedeutet werden / daß sie / wann sie als der Mond deß Nachts scheinet / denen Reisenden den Weg zeiget; wie sie dann deßwegen Hegemone, das ist / eine Führerin / und zu Romin dem Tempel/ welcher ihr im PalatioTA 1680, Iconologia Deorum, S. 40gewidmet war / die Nachtleuchterin genennet wurde. Man hat ihr sonsten noch viel andere Namen gegeben / von welchen wiraber hernach handeln wollen.

Wann Pausaniasdeß Tyrannen Cypselluszu Corinthoin der Juno Tempelstehende Kisten beschreibet / sagt er unter andern / daß viel Bildlein in derselben eingelegt und ausgegraben zu sehen gewesen / deren theils von Gold / theils aber von Helffenbein / und unter denselben der DianaBild mit Flügeln / mit der rechten Hand auf einen Leopard / mit der lincken aber auf einen Löwen zeigend / sich befunden / worvon er / wie er selbst bekennet / keine Ursach zu geben wisse; dannenhero wirunsere Unwissenheit hierinnen zu bekennen / auch keine Scheue tragen / ein iedweder mag ihme hierüber eine eigne Auslegung machen / welches ihme zu thun von uns wol vergönnt ist.

Dianaist dreygestaltig / oder dreygesichtig.Die Dianaist wegen der dreyen Angesichter / die ihr von den Poeten zugeeignet werden / dreygestaltig / dreygesichtig / und Trivia, oder die sich dreymahl in ihrer Gestalt und Lauffe verändere / genennet worden / und hat die Hecatemit ihr diesen Namen gleichfalls gemein gehabt / worvon Ovidiusalso saget:

Ora vides Hecatesin tres vergen - tia partes.
Man sahe Hecatemit einem solchen Mund /
der in drey sondre Theil zertheilet offen stund.

Jedoch waren diese beyde eigentlich nur eine Göttin / ob sie wol dem Namen nach unterschieden waren / damit ihre verschiedene Kräffte / Eigenschafften und Würckungen / die man von dieser einigen Göttin herzufliessen sich einbildete / vor die Augen gestellet würden. Daher Hecate. man in den Fabeln lieset / die Hecatehabe vom Jupitererlanget / daß sie zur Vorsteherin der Elementen erkieset wurde; dann das Wörtlein εχαΤον so viel als hundert bedeutet / durch welche Zahl die Griechen unterweilen eine unzehliche Menge bezeichnen wollen / weil die Hecateunzehliche Macht und Vermögen zu haben geachtet wurde. Dann es hat das Ansehen / als ob der Mond den Elementen und allen daraus bestehenden Dingen gleichsam die Ordnung und Gesetz vorschreite / indeme / wann er sich verändert / sie auch ebenmässig mit verwandelt werden. Oder aber es ist der Mond deßwegen Hecategenennt worden / weil die Alten ihm auf hundert aus grünen Wasen gemachten Altären zu opffern / und hundert Thiere zu schlachten pflegten / welche gemeiniglich Schweine und Schafe waren; wann aber das Opffer für den Kayser geschahe / wurden hundert Löwen oder Adler geschlachtet /Hecatombe. und solch Opffer Hecatombe genennet. Wiewohl ichnicht glauben kan / daß alle dieseThiere / so zu den Opffern gebraucht wurden / seyen warhafftig gewesen / sondern halte gäntzlich davor / daß sie unterweilen nur nachgebildet worden; dann die Alten zum öffternVerstellte Opffer. aus wohlriechenden Dingen / oder anderer Materia / ein Thier zum Opffer zu formiren pflegten / welches sie anders nicht / als mit höchster Beschwerligkeit / zu bekommen wusten. Arme Leute pflegten / wie Svidasmeldet / wann sie das Geld nicht hatten / die wahren Opffer zu bezahlen / diese erdichtete / an deren statt / aufzusetzen. Eben dergleichen ist beym Herodotuszu lesen / wann er saget / daß die Egypter keinem andern Gotteine Sau geopffert / ausser der Luna/ oder dem Bachus/ oder auch an denen Festen / so zur Zeit deß Neumonden gefeyret wurden / sonsten hüteten sie sich sehr fleißig an andern Tägen / nach ietztbenannten / (als an welchen sie das Schweinen-Fleisch ohne alle Scheu zu essen pflegten /) kein solches Thier anzurühren: Die Armen aber / welche wegen Geldmangel keine rechte Sau zu bezahlen vermochten / haben eine erdichtete geopffert.

Appianuserzehlet / es haben die Cycener (die sich rühmten / daß ihre Stadt vom Jupiterder Proserpinazur Morgengabe seye gegeben worden /) jährlich dieser Göttin eine schwartze Kuhe zu opffern pflegen / aber einsmahls / da sie von dem Mithridateshart belagert gewesen / dergleichen nicht bekommen können / und dannenher an statt derselben eine von Getraide gebildet. Als sie nun eben ietzo dieses Opffer zu verrichten im Wercke gewesen / sey ein schwartzes / ihrem Götzen-Dienst gemäßes Thier aus dem Meere / mitten durch die feindliche Flotte / gedrungen / in die Stadt getretten / und freywillig zu der Göttin Altar gegangen / da sie dann vom Volcke mit öffentlicher Freudbezeugung geopffert worden / der gefaßten zuversichtlichen Hoffnung / daß sie unfehlbar / wegen dieses glückseeligen Zeichens / von der Belagerung befreyet werden würden; welches auch bald darauf geschehen / indem Mithridates/ nach ausgestandnem vielem Unglück Zeit währender dieser Belägerung / dieselbe aufzuheben gezwungen worden.

Die Königin Didoverrichtete / wie beym Virgiliuszu sehen / ihr letztes Opffer / vor ihrem Tode / mit Besprengung falschen Wassers aus dem Avernus/ allda Serviusbemercket / daß die Alten in Gewonheit gehabt / in den Opffern / an statt der Dinge / die man entweder gar nicht / oder doch schwehrlich haben können / etwas anders dergleichen zu gebrauchen. Und an einem andern Ort sagt er / daß das Wasser / wormit der Isis Tempelbesprenget worden / nicht iederzeit aus dem Nilusgeschöpfft gewesen / ob es wol ins gemein daher geholt zu seyn ausgegeben worden. Es wurden aber die falschen Opffer denen / so die Wahren nicht herbeyschaffen konten / nicht allein an statt der Wahrhafften zugerechnet / sondernTA 1680, Iconologia Deorum, S. 41es pflegten auch die jenige / welche etwas zu opffern verbunden waren / und doch solches nicht bekommen konnten / der Götter Hände / denen sie zu opffern hatten / aufs demühtigsteDer Götter Hände küssen. zu küssen / in Hoffnung / es würden dieselben ihr williges Gemüht ansehen / und also kein ander Opffer begehren.

Bey den Alten war dieser Gebrauch / der Götter Bildnussen zu küssen / gar gemein / wie unter andern aus deß CiceroOrationen wider den Verreszu vernehmen / wann er saget / daß zu Agrigent/ einer Stadt in Sicilien/ ein ehrinnes Hercules- Bild gewest / dem der Mund und das Kien von der grossen Menge deren / die es mit küssen zu verehren dahin kommen waren / gantz abgerieben gewesen. Wann Prudentiusdie Art und Weise deß Gottesdiensts beschreibet / wormit die Alten die Sonne verehret / sagt er unter andern / daß sie auch den Pferden / die der Sonnen Wagen gezogen / die Füsse geküsset haben. Wir wenden uns aber wieder zur Hecate.

Diese wurde auf den Scheid-Wegen geehret / allda ihr die jenigen / so ihrer Hülffe gebrauchten / einen Hund opfferten / und mit unverständlichen Worten / und grausamen Geheule das Gebet verrichteten / damit sie es ihrer Mutter der Ceres(dann sie die Dianaund Proserpinafür eins hielten /) nachthun möchten / als sie ihre verlohrne Tochter gesucht. Es hatten die Reichen im Gebrauch / daß sie der Lunaalle Monaten opfferten / auch Brod und andere Dinge auf dieScheid-Wege setzten / welche alsobald von den Armen und Dürfftigen weggenommen wurden: Solches nennte man der HecateMahlzeit / wie Svidaserzehlet / der auch hinzugesetzet / daß sie sich unterweilen in scheußlicher Gestalt eines sehr grossen Menschen / mit einemDie dreygestaltige Hecate. Schlangen-Kopff sehen lasse. Eben diese ist auch Dreygestaltig genennt und ausgebildet worden / weil sie eine Vorsteherin der dreyfachen Scheid-Wege war. Andere aber sagen / und vielleicht schicklicher / sie habe deßwegen nach deß OrpheusMeinung drey Mäuler / weil sie sich in mancherley Gestalten sehen lasse / und ihre Kräffte theils am Himmel spühren lasse / allwo sie der Mond; auf der Erde / allda sie Diana; theils aber in denen innersten Oertern der Hölle / woselbsten sie Hecateund Proserpinagenennet werde; dann er / (verstehe der Mond) wann er sich vor uns verbirget / sich zu denen / so unter der Erden wohnen / zu begeben geglaubet wurde.

Eusebiuserkläret dieses also: Der Mond (sagt er) wird Hecateund Dreygestaltig genennet / wegen der mancherley Gestalten / die er an sich nimmet / nachdem er der Sonne entweder nähert / oder von ihr weichet. Dannenhero er mit dreyfacher Krafft begabt / deren eine ist / wann er seinen ersten Schein erlanget /denen Unterdingen selbigen mittheilet / und sie wachsend machet. Diese deß Monds Gestalt stelleten die Alten vor / indem sie seine Bildnus mit weissen und übergüldeten Kleidern bezierten / und ihr eine brennende Fackel in die Hände gaben. Die andere Krafft desselben ist / wann er den Mittel-Schein hat / welcher durch den Korb abgebildet wurde / darinnen man dessen Opffer brachte: dann indem der Mond-Schein täglich zunimmet / werden die Früchte auch von Tag zu Tag reiffer / und wann sie zeitig worden / alsdann von den Bäumen abgebrochen / und in Körbe gelegt. Seine dritte Krafft ist / wann er in den vollen Schein eingetretten / welcher mit sehr dunckeln Kleidern angedeutet wird.

Dem Monde war sowol als dem Apollovor Zeiten der Lorbeerbaum gewidmet / dann von diesem (nämlich dem Apollo) empfähet er seinen Schein und feurige Röhte / die er unterweilen sehen lässet. Eben diesem haben der Alten auch die Mahen zugeeignet / wegen Menge nämlich der Seelen / die / wie man thöricht dafür hielte / die Mondwelt bewohnen solten: dieweil das Mahen-Haupt mit seiner Gestalt eine Stadt vorbildet / indem es von einander geschnitten / die Mauren derselben darstellet / die darinnen befindliche vielfältige Körnlein aber die Menge der Menschen andeuten. Aber es ist kein Wunder / daß der gemeine Pöbel in solche Irrthümer gerahten / dieweil auch unter den Philosophen einige gewesen / die für gewiß geglaubet / der Mondkreiß werde ebenmässig und ja sowol von Menschen bewohnt als die Erde / und seyen die Flecken / so man unterweilen im Monde bemercket / nichts anders als Städte / Wälder und Berge; Diese ihre Gedichte aber hat bereits Pliniussattsam widerlegt / und gründlich erwiesen / daß solche aus der Feuchtigkeit / die der Mond aus der Erden an sich ziehet / ihren Ursprung nehmen.

Pausaniasin Corinthiacis schreibet / daß die Aegineter vor andern Göttern insonderheit die Hecategeehret / dero Höltzerne vom Myroverfertigte Bildnus bey ihnen zu sehen / daran nur allein ein Mund / der übrige Leib aber anders nichts als ein unbehobelter KlotzDie dreyköpfigte Hecate. gewesen. Alcamenesaber / der sie bey den Atheniensern zu erst gebildet / hatte sie dreyfach / iedoch also / daß sie mit den Leibern vereinigt waren / vorgestellet / und wurde sie von ihnen Epipyrgidia genennet. Unter den dreyen Häuptern / so die Hecatehatte / war das zur rechten ein Pferde-Kopff / das zur lincken ein Hunds-Kopff / das mittelste aber eines bäurisch-groben Menschen Haupt / oder / nach anderer Meinung / ein wilder Schweins-Kopff; welches vielleicht mit des Monds Natur mehr übereinkommet / als der / wie gesagt eben so viel / als die Dianaist / sofern er seine Kräffte der Erden mittheilet. Das wilde Schwein aber reimet sich sehr wol auf die Diana/ weil dieses ThierTA 1680, Iconologia Deorum, S. 42sich iederzeit in Wäldern aufhält: der Pferdekopff zielet auf die Geschwindigkeit des Monds / dieweil er in kurtzer Zeit mit höchster Eilfertigkeit seinen Lauff vollendet. Der Hund bekräfftiget das jenige / was wirvon dem Mond gesagt / wann er sich uns entziehet / daß er nemlich Proserpinagenennet werde / dann dem Höllen-Gottder Hund gewidmet ist / wie solches der in denen Poetischen Fabeln so hochgerühmte Cerberusbeglaubet. Wann Prudentiuswider die aberglaubische Händel der Alten (welche zu bestättigen Symmachussich gewaltig bemühete) schreibet / sagt er von der Lunaalso:

Et regnare simul coeloque Ereboqve putatur:
Nunc bijugas fraenare boves, nunc saeva sororum
Agmina vipereo Superis immittere flagro:
Nunc etiam volucres caprearum in terga sagittas
Spargere, terque suas eadem variare fi - guras.
Deniqve cum Lunaest, sublustri splendet amictu:
Cum succincta jacit calamos Lato - niavirgo est:
Cum subnixa sedet solio Plutonia conjux,
Imperitat furiis, & dictat jura Me - gerae.
Siverum quaeris, Triviaesubnomine Daemon
Tartareus colitur.
Man hat für fest geglaubt / daß Himmel und die Hölle
durch sie beherrschet werd: Sie hält in ih - rer Stelle
der Ochsen doppelt-Joch; Sie schicket auf die Höh
mit Schlangen-Peitschen an die Furjenschnell wie Reh /
den Göttern zu Pravad. Sie bannt die Flügel-Pfeile
hin auf das wilde Wild. Sie ändert in der Eile
wol dreymal die Gestalt. Ist sie das Mondenliecht /
so leuchtet dreymahl-hell ihr wanckel - Angesicht /
wann sie die Röhre wirfft / kan man sie Jungfer heissen
aus der LatonenStamm. Will sie sich a-aber weisen
auf einem Thron gesteurt / so ist sie Plu - tons Weib/
bey der das strenge Recht auch über Fur - jenbleib /
und die Megaeraselbst. Wilt du die War - heit lesen /
in die du / wie ich weiß / bist stets verliebt ge - wesen /
so wisse / daß da sey kein Teuffel in der Höll /
in den sich endlich nicht die Triviaver - stell.

Porphyrius(wie Theodoretus der Cyrensische Bischofferzehlet /) meldet unter andern / wann er von den bösen Geistern schreibet / daß Hecate/ als die Königin deß Höllenreichs / ihr selbst zu Dienst / etliche Geister in die Lufft / etliche ins Wasser / wie auch nicht wenig auf die Erde gesandt habe. So haben auch über das die Alten vorgegeben / daß die Hecatedenen / so mit grossen Kummer behafftet / öffters ein Gespenst zuzuschicken pflege / das sich bald in diese / bald in eine andere Gestalt verändere / wie solches Svidasaus dem Aristophanes erzehlet / es sey selbiges bald ein Ochs / bald ein Maulesel / unterweilen in GestaltWarum die Hecate Empusagenennt worden. eines überaus schönen Weibes / ja zum öfftern auch wohl in einer Hundes-Gestalt gesehen / und deßwegen / weil es auf einem einigen Beine einhergetretten / Empusagenennet worden.

Andere sind der Meinung / die Hecateselbsten nehme diese Gestalten an sich / und lasse sich umb den Mittag sehen / wann insonderheit durch gewisse Ceremonien die Seelen der Verstorbenen ausgesühnet würden. Daher das Sprichwort kommen / daß man von denjenigen / so mit wandelbarem Sinn begabet / und sich immerdar veränderten / auch anders redeten als sie meinten / insgemein zu sagen pflegte / sie wären veränderlicher oder wandelbarer als Empusa. Wann

Lucianusvon den Täntzern

redet / sagt er unter andern: du wirst sehen / daß die Täntzer zu einer Zeit sehr geschwind sich in eine andere Gestalt verändern / und dem Protheusoder der Empusa/ die sich in unzehlige Formen verbildet / gleich seyen.

Noch einer andern Bildnus der Luna/ die zu Apollinopolis/ einer Stadt in Egyptengesehen wurde / thut EusebiusMeldung mit diesen Worten: die Bildnus der Lunawar ein weisser Mensch / mit einem Habichts-Kopffe. Die weisse Farbe deutete an / daß der Mond nicht von seinem eignen / sondern einem andern Liechte / nämlich von der Sonnen leuchte / welche durch den Habicht vorgebildet wird / weil dieser Vogel der Sonne gewidmet ist / wie wiroben bereits erwehnt / da wirvon der Sonnen Bildnußen gehandelt haben.

Die IsisVon der Isislieset man bey den Alten / daß die Egypter dieselbige mit schwartzen Kleidern angethan; damit anzudeuten / daß der Mond / den sie durch die Isisvorbildeten / an sich selbst schattig und tunckel sey. Ihre Bildnus präsentirte eine Weibs-Person /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 43die zwey Hörner als eine Kuh auf dem Haupt hatte: dannenhero / wie Herodotusschreibet / den Egyptern die Kuh zu opfern verbotten / Ochsen und Kälber aber zu schlachten unverwehret war; dieweil sie davor hielten / die Isisseye vom Jupiterin eine Kuh verwandelt worden / nachdem er sich mit ihr vermischet / damit seine Gemahlin / die Juno/ wann sie es innen würde / sich an ihr nicht rächen möchte. Die Griechen nennten sie Io.Nachdem sie aber nach Egyptengebracht worden / haben sie die Einwohner Isisgenennet / und in der rechten Hand ein Klang-Spiel / in der lincken aber ein Gefäß haltend gebildet: dahero sie / wie Serviuserzehlet / für der Egypter Schutz-Göttin gehalten / und durch dero Bildnus selbiger Landschafft Natur vorgebildet worden; dann durch das Klang-Spiel bedeutete sie das Anlauffen deß Nilus/ wann er gantz Egyptenüberschwemmet; durch den Krug oder das Gefäß zeigte sie aller in Egyptenbefindlicher Wassergräben oder Lachen Uberfluß und Ergiessung an.

Andere / wie Macrobiusund Serviusberichten / halten sie für die Erde / oder die unter der Sonne liegende Natur aller Dinge: Dahero kommt / daß diese Göttin am gantzen Leibe voller Brüste ist; dieweil dieses gantze Rund entweder von dem nutriment der Erden oder der Natur aller Dinge unterhalten und ernehret wird. Eben also ist auch die Bildnus der Natur von den Alten aus gedruckt worden. Ein dergleichen Bild hat man zu Romgefunden / unter Pabst Leo dem Zehnden. In deß HadrianusMüntze ist eben dieseDer Geyer ist ein Bildnis der Natur. Bildnus auch zu sehen. Wann die Egypter die Natur wolten andeuten / bildeten / sie vermittelst ihrer Hieroglyphischer Literen / einen Geyer: die Ursach war / weil / wie Marcellinusund Aelianuswollen / unter den Geyern kein Männlein gefunden werde / sondern lauter Weiblein seyen: dargegen der Nord-Nord-Ostwind die Stelle deß Männleins vertrette und sie schwängere / auf solche Art und Weise wie der Westwind im Frühling die Erde und Bäume fruchtbar machet.

Der IsisHaupt wurde auch mit Stabwurtz umkräntzet / welches Kraut sie in der lincken Hand zu tragen / und in der rechten ein kleines Schifflein zu halten pflegte / wordurch vielleicht ihre Ankunfft in Egyptenbedeutet wurde / allda / wie Lactantiusschreibet / der IsisSchifflein zu Ehren / einige Fest-Täge / angeordnet waren; dann es ist gantz falsch was sonst von ihr gemeldet wird / daß sie nämlich in eine Kuh solle verwandelt worden / und über das Meer geschwummen seyn / da sie doch warhafftig zu Schiff dahin kommen / und angeländet: Dahero die Egypter sie den Schiffahrten vorgesetzet / und umb glücklichen Lauff der Schiffe angeruffen. Wie dann auch Lucianusin einem Gespräch den Jupitereinführet / derdem Mercuriusanbefiehlet / daß er die Ioüber Meer in Egyptenbringen / daselbsten sie Isisnennen lassen / und zu einer Göttin verordnen solte / weiln sie mit solcher Macht begabt / daß auf dero bloßes Gebieten und Wincken der Nilussich ergiessen / die Winde blasen / und die Schiffleute vor allem Unfall erhalten werden würden.

Apulejusführet die Isis/ im Buch vom güldnen Esel / also redend ein: Morgen wird meine göttliche Verehrung angehen / welche in alle Ewigkeit währen soll; und nachdem auf meinen Befehl die Ungestümmigkeit deß Winters gestillt / das Meer in höchste Ruhe gebracht / und zum Schiffen beqvem seyn wird / werden meine Priester mir ein Schifflein opffern / umb sich dabey meiner Uberkunfft desto besser zu erinnern. Dahin haben vielleicht auch die Teutsch-Schwäbische Völcker gesehen / welche / wie Tacitusund Alexander Neapolitanusbezeugen / ein Liburnisch Schiff mit Göttlicher Ehre verehret / sich gäntzlich einbildende / es sey dasselbe die warhaffte Bildnus der Isis.

Die Egypter umschlungen / wie Aelianuserzehlt / ihr Haupt mit einer Schlange: welches auch beym Valerius Flaccuszu lesen / der ihr ein Klang-Spiel in die Hand gibt. Wann Ovidiusim Buch seiner

unter andern dichtet / er habe sie zu Theletusaim Traum gesehen / so beschreibet er sie folgender Gestalt:

Inachisante thorum, pompa comi - tata sacrorum
Aut stetit, aut visa est: inerant luna - ria fronti
Cornua cum spicis, nitido fulgenti - bus auro,
Et regale decus, cum qva latrator Anubis,
Sanctaqve Bubastis, variisque Co - loribus Apis:
Quiqve premit vocem, digitoque silentia svadet:
Sistraque erant, nunqvamqve satis qvaesitus Osiris,
Plenaque somniferis serpens pere - grina venenis.
Ist nicht die Inachisdort vor dem Bett gestanden /
begleitet von der Schaar / die wohnt in heilgen Landen;
so ist doch diese Sach zum wenigsten ge - schehn:
man sahe vor der Stirn der LunaHör - ner stehn.
Der Hund Anubiswolt auch einen Gleits - mann geben /
samt Apisund Bubast/ die in Egyptenleben:
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 44
Osiriswar auch da / das Pfaffen - Glöcklein klingt;
dort kriecht die frembde Schlang / voll Gifft / so Schlaff-suchts bringt.

Apulejusbezeuget gleichfalls / er habe Sie / als er in Esels-Gestalt der Ruhe gepfleget / gesehen / und beschreibet sie mit solchen Farben / aus denen klärlich erhellet / daß anders nichts als der Mond dardurch zu verstehen sey / welchen die Egypter unter dergleichen Verdeckungen zu ehren pflegen. Daher Martianus Capellasagt / daß seine Philologia, als sie in den Mond-Kreiß kommen / daselbst viel Klang-Spiele / der CeresKertzen / der DianaBogen / der CybelesPaucken / wie auch diese dreyfache Figur oder Gestalt gesehen habe. Aber wir müssen uns wieder zum Apulejuswenden / der im II Buch vom güldnen Esel schreibet / daß sie ihm im Schlaff mitten aufm Meer / ihr andächtigs Gesicht zu den Göttern aufhebend / erschienen sey / (dann die Poeten dichten / daß die Sonne / der Mond und andere Gestirne / wann sie untergehen / sich ins Meer eintauchen / und aus demselben / wann sie aufgehen / wiederumb hervor kommen /) habe sich darauf allmählig aus dem Meer erhoben / undDer IsisBild. seye endlich ein vollkömmlicher Leib einer durchscheinenden Bildnis vor ihme gestanden. Diese Bildnis (heissen seine fernere Worte) liesse ihr langes und dickes / von oben herab allgemächlich gekräußtes und anmuhtig-zerstreuetes Haar über die Göttliche Schultern[ herab] hangen. Ihr von so mancherley Blumen gewundener Krantz / scheidete den obern Haupt-Wirbel / dessen halbe Runde über die hohe Stirn / auf Art eines Spiegels / oder vielmehr als eine Anzeigung deß Monds ein weisses Liecht von sich strahlte / die rechte und lincke Hand wurden vom Aufschlingen der Nattern gehemmet; auch sahe man darinnen Korn-Aehren die von oben aus stachen. Der von durchsichtiger Leinwand gemachte bunt-durchwirckte / bald weiß gläntzende / bald saffran-färbige / bald auch von Rosenrohter Farb glühende aller Menschen Augen blendende / und endlich schwartz scheinende Mantel / so umb sie hergeschlagen auf der rechten Schulter lag / und unter der lincken Achsel durchgienge / bedeckte sie zum Theil übereinander geschlungen hinab hangend bis zum Saume / allwo mancherley Zierrahten anzusehen waren. Auf dessen äussern Fläche gläntzete alles voller Sterne / und mitten drunter war der halbe Mond / wie er feurige Flammen von sich speyet zu sehen. Wohin der Umfang dieses herrlichen Mantels sich schlunge oder schwunge / hinge ihm allezeit unabgeschieden der von Blumen und Aepffeln gemachte Umschweiff an. In der rechten Hand trug sie ein ehrinnes Spielwerck / durch dessen schmales Blech / so auf Art eines Wehrgehängs umbgebogen war / etliche wenig Rühtlein in der Mitte steckten / welche durch offtwiederholtes Umdrehen deß Arms einenhellen Thon und Laut von sich gaben. In der lincken Hand sahe man einen güldnen Schnaupen-Krug / dessen Hänckel in Form einer Schlangen / so den Kopff in die Höhe streckte / gebildet war. Die lieblich-zarten Füsse bedeckten ein Art Schuhe / die mit Palmen-Blättern durchwirckt waren.

Also bildet uns Apulejusdie Isisvor: dero er nicht unbillig ein weiß / gelb und rohtes Kleid zueignet; weil nämlich der Mond seine Farbe stetig verändert / woraus viel die zukünftige Zeit zuvor ankündigen: dann die Röhte solle Winde / die Schwärtze Regen / die Weisse schön und helles Wetter anzeigen / wie unter andern auch Virgiliusin ersten Buch seiner Akkerwercke beweiset / wann er schreibet:

Lunarevertentes quamprimum colligit ignes,
Si nigrum obscuro comprenderit aëra cornu,
Maximus agricolis, pelagoqve pa - rabitur imber.
At si virgineum suffuderit ore ru - borem,
Ventus erit: vento semper rubet aurea Phoebe.
Sin ortu in quarto (namque is cer - tissimus auctor)
Pura, necobtusis per coelum corni - bus ibit:
Totus & ille dies, & qui nascetur ab illo,
Exactum ad mensem pluvia, ventis - que carebunt.
Wann deß Mondeswachsend Liecht mit geschwärtztem Hörner-Wincken
die noch nicht erhellte Lufft pfleget gleich - sam einzutrincken /
hält der Bauer vor gewiß / daß ein gros - ser Regen-schwall
auf den Hoffnungs-Ackerbau oder auf die Wiesen fall:
Purpurt aber eine Röht dem beliebten Jungfer-Munde /
wird einSturm-erfüllter Wind uns durch - wehen iede Stunde;
Ziehrt ihn dann die weisse Farb im ge - vierdten Circkelschein /
wird den gantzen Monat durch / ein recht heiters Wetter seyn.

Was der Lunaschwartzes Kleid bedeute.Der Lunagantz schwartzes Kleid deutet an / daß der Mond / wie wirmehr erwehnt / nicht von seinem eignen / sondern einem andern und entlehntem Liechte scheine. Etliche halten dafür / der Dryangel / oder vielmehr das in der Hand tragende Kling-Spiel / ziehle auf den GebrauchTA 1680, Iconologia Deorum, S. 45der Alten / die bey Nachtzeit unter freyem Himmel auf ehrinnen oder eisernen Gefäßen / einen grossen Schall und Gethöne machten / wann etwan eine Mondfinsternus sich ereignete / um hierdurch der Verduncklung des Monds zu Hülffe zu kommen. Dann / weil sie die Ursach der Finsternus (welche ist die Zwischenkunfft der Erde zwischen der Sonne und dem Monde) nicht wusten / bildeten sie sich ein / es litte der Mond durch Zauberey große Noht und Anstösse; dann es waren bey ihnen Leute gefunden / die sich rühmten / daß sie mit ihrenDer Mond wird durch Zauberey vom Himmel gezogen. Zaubereyen auch wohl den Mond vom Himmel herab bringen könten / wie Virgiliusin Pharmacoutria sagt:

Carmina vel coelo possunt deduce - re Lunam.
Es haben auch wol eh / durch heimliches Bemühen /
mit ihrer Zauber-Kunst / die Menschen können ziehen
vom Himmel ab den Mond.

Von der Medeawird gelesen / daß sie (wanns anders wahr ist) den Mond / auch wider seinen Willen / vom Himmel auf die Erde gebracht habe. Wann Lucanusvon den Thessalischen Zauberern redet / behauptet er / daß sie die ersten gewesen / die den Sternen Gewalt angethan / und den Mond schwartz gemacht / wann er am hellsten seyn sollen / ja sie hätten denselben / nachdem sie ihn auf die Erde gebracht / solche Dinge zu verrichten gezwungen / die sie von ihm begehrt und haben wollen. Beym Apulejusrühmet sich eine Here / daß sie den Göttern die gröste Unheil zufügen / und die Sternen ihres Liechts / nach Belieben berauben / könne: dann man hielte darvor / es könte die Krafft solcher Zauberey / nicht allein dem Monde / sondern auch der Sonne und dem gantzen Sternen-Heere Schaden zufügen / und ja sowol die Himmels alsDie Alten droheten den Göttern. Höllen-Götter treffen / denen sie auch in ihren abscheulichen Verehrungen / nachdem sie die schändlichst und gottlosesten Händel getrieben hatten / zu drohen pflegten / wie / nach Erzehlung deß Theodoretus/ Porphyriusan einen Egyptischen Priester geschrieben / daß sie den Himmel zerbrechen (umb vielleicht die Götter herunter zu stürtzen) der IsisGeheimnußen offenbahren / und den Charonzwingen wolten / daß er keine Seelen mehr überführen solte; ingleichen / daß sie deß OsirisGlieder dem Typhonzu zerreissen und hin und wieder auszustreuen geben wolten. Diese / und viel mehr andere / unsinnige Bedrohungen pflegten sie auszugiessen wider den jenigen Gott/ den sie / ihnen zu gehorsamen / nöhtigen wolten.

Vielleicht ist auch hieher zu ziehen / was beym Ovidiusvom Faunusund Picus/ den Göttern deß Berges Aventinus/ zu lesen / daßsie nemlich durch ihre Zauberey den Jupiteraus dem Himmel auf die Erde gezogen / damit er ihnen auf ihre Fragen antwortete. Diese schändliche Kunst verfolgten die Römer mit den schärffsten Straffen / und weil bey ihnen Apulejusderselben schuldig befunden und überwiesen worden / konte er kaum aus ihren Händen entrinnen. In dieser Kunst sind die Thessalier unter allen vor die erfahrenste Meister gehalten worden / weil allda die Medea(wie beym Svidaszu lesen /) als sie daselbst durchgereiset / ihren Zauberey-Korb gantz ausgeschüttet. Dannenhero die Poeten / wann sie ihr Gebet zum Mond schicken / (sie mögen ihn alsdann Luna/ oder Diana/ oder Hecate/ oder mit einem andern dergleichen Namen nennen / so zielet doch alles auf eins hinaus) ihn zu ihrer Bitte zu bewegen / ihme unter andern wünschen / daß er einen hellen und klaren Schein möge überkommen / und von keinem Flecken verunreiniget / noch durch der Thessalier Zauberey vom Himmel abgezogen werden / wie unter andern der [ Phaedra]Säugamme beym Senecaim Hippolytusthut / wann sie saget:

O magna silvas inter, & lucos Dea,
Clarumqve coeli sidus, & noctis de - cus,
Cujus relucet mundus alterna fa - ce,
Hecatetriformis, en ades, coeptis favens.
Hör / grosse Göttin! die im Wald
ihr Lager aufgeschlagen.
hör mich / ô Himmels-Pracht-Gestalt!
hör mich / ô finstrer Nächte Tagen!
Hör Drey-Gesicht / hör Hecate
und mir in meinem Thun beysteh.

Und bald hernach bricht sie weiter in diese Worte heraus:

--- --- Sic te lucidi vultus ferant,
Et nube rupta, cornibus puris eas,
Sic te regentem fraena nocturni ae - thaeris,
Detrahere nunqvam Thessali can - tus qveant,
Nullusque de te gloriam pastor fe - rat.
So müß dein Schein stets munter seyn /
und deine Hörner-Krümme
die trüben Wolcken reissen ein /
es müß dich nie die Stimme
deß Sängers / (wenn die Nacht
dich hat zu uns gebracht)
noch auch die Hirten-Macht /
O helle Himmels-Scheiben!
von deiner Wohnung treiben.
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 46

Endymion.Welches sie zu dem Ende saget / dieweil in den Fabeln stehet / es habe sich die Lunain den Hirten Endymionverliebt / deßwegen sie ihn auf einem einsamen Berge eingeschläffert / damit sie seiner Liebe desto freyer geniessen mögte: welches darum erdichtet worden / weil Endymion/ wie

Pliniusim II Buche

schreibet / der erste gewesen / so den Lauff der Sternen soll erfunden haben. So meldet auch Alexander Aphrodiseusin seinen Problematibus: es sey Endymionein sehr fleissiger Erkündiger der Himmlischen Dinge gewesen / und habe überaus grosse Müh angewandt / deß Monds Lauff / und die Ursach / warumb er stetig seine Gestalt verändere / zu erforschen; dieweil er aber deß Tages geschlaffen / und deß Nachts gewacht / habe man von ihm gesagt / er hänge deß Monds Liebe nach. Eben dieses könte man vielleicht auf die Thessalier appliciren / welche / weil sie anders nichts gethan / als wie sie deß Monds Natur erforschen mögten / nachmahls dafür gehalten haben / als ob sie ihn vom Himmel herab zögen / und zwar zu der Zeit / wann er eine Finsternus litte: dann der unverständig und thörichte gemeine Mann bildete sich gäntzlich ein / er leide zu solcher Zeit wegen der Thessalier Zauberey; und damit sie hierwider Raht schaffen möchten / machten sie ein gewaltig Gethöne / wordurch sie ihm / ihrer Meinung nach / seine Schmertzen empfindlich linderten / und nach deß PliniusZeugnus / durch solches Gethöne / das zauberische Murmeln verhinderten / damit es nicht zu deß Mondes Ohren dringen könte / und also ihme keinen Schaden zufügen mögte. Dannenhero Propertiussaget / es würde durch Bezauberung der Mond von seinem Wagen herunter gestürtzet werden / wofern ihme nicht das Gethöne vom Ertz zu Hülff käme. Und Juvenalis/ wann er von einem sehr wäschhafftigen Weibe redet / saget / es sey nicht mehr nöhtig / auf ehrinnen Gefässen ein Gethöne zu machen / weil sie allein mit ihrem Plaudern ein solches Geräusche verursache / daß der Mond von aller Zauberey befreyet werde.

Sistrum oder Klangspiel.Das Klangspiel in der IsisHand bedeutet / wie etliche wollen / den Laut deß Monds / den er von sich giebt / wann er die himmlische Sphaeren umblaufft. Dieses pflegten sie nicht allein ehrin / sondern / wie Apulejusbezeuget / da er von den Geheimnußen der Isisredet / auch silbern und gülden zu machen. An selbigem waren / wie Coelius Calcagninuserzehlet / von aussen vier Gesichter ausgegraben / die in einen Kreiß umgedreht werden konnten / und dieses Unter-Rund / so unter dem Mond zu sehen / andeuteten; worinnen alle Dinge aus den vier Elementen zusammen gesetzt / dem Anfang und Untergang unterworffen sind. Innwendig bildeten sie am eussersten Ende eine Katz mit einem menschlichen Angesicht / daselbst man auch zwey Häupter sahe / welche unter besagten vier Gesichtern sich bewegten /deren eines die Isisbedeutete / das andere die Nephehiavorbildete / als durch welche aller Dinge Gebährung und Untergang / so aus der Elementen Veränderung herrührt / angedeutet wurde.

Die Katz ist ein Vorbild der Luna.Die Katz war deß Mondes Vorbildung: dann / wie in denen Fabeln gedichtet / und vom Ovidiuserzehlt wird / als die Götter für deß TyphonsGrimme aus Egyptenflohen / und sich daselbsten nicht allerdings gesichert hielten / nahm einer diese / der ander eine andere Gestalt eines Thiers an sich / dahero sich die Dianain eine Katz veränderte; weil dieses Thier überaus veränderlich ist / deß Nachts siehet / und die Augen mit Zu - oder Abnehmung deß Liechts / nach Art der Anwachs - und Verkürzung deß Mondes / gleichfals verändert. Diese bildeten sie mit einem menschlichen Gesichte / damit anzudeuten / daß die Monds-Bewegung nicht von ohngefähr geschehe / sondern von einer obern Krafft regieret werde. Dergleichen geheime Bedeutungen waren auch bey dem Klang-Spiele / so nur allein von den Alten im Gottesdienst der Isisgebräuchlich war / und ihr Apulejus/ wie wiroben gedacht / in die Hand gegeben. Vom Gefäß / das sie in der lincken Hand trug / kan ebenmässig über das / was wirberührt / gesagt werden / daß dardurch die Bewegung der aufschwellenden Gewässer / die aus der Feuchtigkeit deß Monds ihr Wachsthumb haben / bedeutet werde. Aus welcher Ursach auch einige den Zu - und Abfluß deß Meers dem Anwachs - und Abnehmen deß Mondes zugeschrieben haben.

Wir können aber aus deß Mondes Bildnußen nicht allein viel Dinge / so zur Erkänntnus der Natur-Wunder dienen / erlernen; sondern auch / welches der Mühe noch mehr werth ist / aus desselben Beschauung viel nehmen / das zur Besserung unserer Sitten uns gute Anleitung gibt. Es ist mit Fleiß zu mercken / was hiervon Ambrosiusschreibet / wann er aus dem Schein oder Liecht des Mondes / der immerdar verändert wird / die Ungewißheit und Flüchtigkeit aller menschlichen Dinge uns vor Augen stellt / und ermahnet / daß wir unser Vertrauen nicht auf deren Hinfälligkeit setzen sollen / weil sie wie ein Rauch in der Lufft zu verschwinden pflegen. Dannenhero einige darvor gehalten / es haben vor Zeiten die Römische Patricii auf ihre Schuhe kleine Monden gehäfftet gehabt / damit wann sie selbige anschauen / sie sich dieser Dinge Unbeständigkeit erinnern / und in guten Tagen nicht schwülstig und hoffärtig werden möchten: dann der Reichthumb / und alles andere / so von dem Menschen sehr hoch geachtet wird / mag gar füglich mit dem Monde verglichen werden / der bißweilen gantz hell ist / bißweilen aber seinen Schein so gar verliehret / daß er kaum mag gesehen werden: also pfleget auch diß Vergängliche unterweilen denen / so drauf sehen / eineTA 1680, Iconologia Deorum, Tafel E (nach S. 46)

[figure]

I. de Sandrartdelin.

S. C. M.

I. I. Sandrartsculpsit

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 47grosse Verwunderung zu machen / die aber bald wiederum verschwindet / und den vorhero in Würden stehenden Menschen so gar verläst / daß er der Allerverachteste seyn muß.

Dieweil wiraber auff diese Abhandlung kommen / wollen wirdieselbe fortsetzen / weil uns ohne das nichts vom Monde mehr zu sagen übrig ist. Diesen Gebrauch der kleinenWarum die Alten kleine Monden auf ihren Schuhen getragen. Monden schrieben einige den Arcadiern zu / die sich unter allen Griechen die Aeltste und Edleste zu seyn rühmten / und sich selbst beredeten / sie wären vor Erschaffung deß Monds schon gewesen. In welche Meinung sie gerahten / dieweil Arcadienmitten in Peloponnesusgelegen / wann mans nach der Länge betrachtet / und in seiner Höhe gantz Griechenlandübertraff / auch mit vielen hohen Bergen angefüllt war. Daher man sagt / daß die Arcadier zur Zeit der Sündfluth / weil sie sich auf die hohen Berge salvirt, und daselbst aufgehalten / biß die Wasser sich wiederum verlauffen / allein überblieben: indem sie aber aus denen Hölenwiederumb hervorgekrochen / und den Mond gesehen / haben sie sich eingebildet / es sey der Alte mit den übrigen Dingen zu Grunde gangen / und nunmehro ein neuer geboren worden. Aus Anleitung solcher Gelegenheit haben sie sich für die älteste und edelste Nation zu rühmen pflegen / als die dem Mond am Alterthum weit vorgiengen. Wiewohl es auch seyn kan / daß die Römer darum sich der besagten kleinen Monden bedient / damit sie dardurch ihren alten Adel zu verstehen geben möchten. Wie dann auch die Athenienser / als die sich ebenmässig älter als alle andere Menschen aus der Erde entsprungen zu seyn beweisen wolten / in den Haaren güldene Heuschrecken trugen / welche auf wunderbare Weise darein verwickelt zu sehen waren / wie solches Svidasbezeuget. Athenäusaber ziehet diesen Gebrauch zu der Athenienser Wollüsten / wann die Junge-Gesellen sich an der Stirn mit güldnen Heuschrecken zu zieren gepfleget.

Von dem Jupiter.

PLATTE E. Der Jupiter.ES hatte der Jupiter/ nachdem er seinen Vatter / den Saturnus/ aus dem Himmel auf die Erde gestoßen / bey den Alten ihme einen solchen Ruhm erworben / daß er / wie aus den Fabeln zu ersehen / bey allen / für den Höchsten Gott gehalten worden: Dannenhero man ihm aller Orten Tempel / Altäre und Bilder aufgerichtet / also daß er von jederman für einen König und Herrn der Welt / als der alles in seiner Gewalt hätte / gehalten wurde. Wie man ihn dann auch den Besten und grösten nennte / und seine Gütigkeit in aller Menschen Hülff-Ertheilung nicht gnugsam herauszustreichen wuste / als der nicht allein gutes zu thun willig und bereit wäre / sondern auch solches wircklich leisten könnte und vermögte / weil er mit solcher Macht ausgerüstet / daß derselben niemand entgehen könnte. Wie er dann auch bey den Lateinern den Namen Jupiter/ woher er seinen Namen. Jupitervon juvando, oder helffen / und bey den Griechen von Leben / den Namen überkommen / dieweil man davor gehalten / daß er allen Menschen das Leben gebe und mittheile. Dannenhero ihn die Platonisten nicht unfüglich für die Seele der Welt / die alles durchdringe / gehalten haben. So sind auch einige der Meinung gewesen / er sey die göttliche Krafft / so dieses allgemeine Welt-Rund geschaffen / und die erschaffene Dinge mit höchster Providentz verwalte / welchesWerck wir sonsten allein dem wahren GOTTzuschreiben. Von diesem redet Jamblichusin seinem Buche von der Egypter Geheimnußen ohngefehr auf solche Weise: Dieweil GOTTaus allen Dingen hervorleuchtet / seinen Glantz gleichsam von allen abgesondert von sich ausstrahlet / und aus sich selbst tüchtig / von niemand abhängig / über der Welt Jupitersitzt auf dem Wasserbaum Lotus. einhergehet / haben ihn die Egypter auf dem Wasserbaum Lotus genannt / sitzend abgehildet: dardurch anzudeuten / daß die Materia / woraus die Welt erschaffen und zusammen gesetzet worden / ihme unterthänig sey / und daß selbige auf eine / unserm Verstand unerforschliche / Weise von ihm verwaltet werde; dann solche seine Regierung ist keinem Sinne unterworffen / weil sie mit völligen Verstand und Vernufft muß begriffen werden / wie solches durch den erwähnten Wasserbaum vorgebildet wird / als deßen Zweige und Früchte rund sind; denn das Göttliche Gemüht wird in sich selbst in einem Circul gedrehet / ist allezeit auf einerley Weise verständig / und regieret alles. Dannenhero die jenige Monarchie / so das oberste Fürstenthumb genennt wird / allen Dingen verborgen / und unbeweglich bleibet / allezeit in solcher Ruh und Stille beharret / alles regieret / allen Dingen Bewegung giebt / Jupiterist allenthalben. und alles versorget. Dieses alles haben die Alten dem grossen Jupiterzugeschrieben / als der / als ein Himmels-König / in dem obersten Theil dieses gantzen Welt-Rundes seinenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 48Aufenthalt und Wohnung habe / und von dem sie vorgaben / daß er / als ein Werckmeister aller Dinge / scheine / sich etlicher massen zu diesen Unterdingen herabzulassen / und einigen seinen Geschöpffen / wordurch er wiederumb andere Dinge auswircket / unterweilen seinen Namen mitzutheilen. Dahero Senecain seinen natürlichen Fragen schreibet / daß die Weisen keines wegs den jenigen für den Jupitergehalten / der im Capitoliooder andern Tempeln mit einem Donnerkeil gewaffnet zu sehen gewesen / sondern sie haben vielmehr den Geist und die Seele für einen Hüter / Erhalter und Verwalter aller Dinge geachtet / der auch dieses gantze Rund erschaffen habe / und durch seine Allmacht erhalte / deßwegen kämen ihme auch billig alle göttliche Namen zu / und könne er mit gutem Fug und Recht das Fatumoder die Göttliche Schickunggenennet werden / als von deme die Ordnung der unter sich füglichen Ursachen herrühre. Eben dieses nennet er auch die Göttliche Vorsehung / dieweil er selbsten Vorsorg trage / daß alles stetig in seinem Jupiterist die Göttliche Schickung Vorsehung / Natur und Welt. immerwährenden Lauffe zu dem Ende / worzu es verordnet / gelange. Er wird ferner die Natur genennt / weil aus ihm alles zu wachsen pfleget / und durch ihn alles / was deß Lebens fähig ist / das Leben bekömmet. der Welt Name kan ihm endlich auch zugeeignet werden; weil alles / was man siehet / er selber ist / der sich auf sich selbst steuret / und mit seinem Umfang alles begreiffet / auch mit seinem Geiste alles erfüllet / weßwegen von ihm in deß VirgiliusEclogen gesagt wird: Jovisomnia plena. Jupitererfüllet alles.

Orpheusnennet den Jupiterden Ersten und Letzten unter allen / und giebt vor / er sey vor allen Zeiten / so niemahls seyn mögen / gewesen / und werde auch nach allen Zeiten / die noch kommen sollen / verharren; Er bewohne den obersten Theil der Welt / berühre dabey den Untersten / und sey allenthalben alles in allem. Eben dieser Poet / hat an einem andern Orte den Jupitergleichsam mit eignen Farben abgemahlet / und ihme die Figur dieses gantzen Rundes zugeeignet / also / daß dessen Haupt / zusamt dem güldnen Haar / der mit den gläntzenden Sternen durchleuchtete Himmel selbst seye / woraus zwey vergüldete Hörner hervor ragen / deren eines der Aufgang / das andere der Untergang genennet werde; die beyde Augen an seinem Haupt seyen die Sonne und der Mond / die Lufft diene ihm an statt seiner breiten Brust; dessen Schultern seyen mit zweyen grossen Flügeln versehen / welche der Winde Schnelligkeit bedeuten; denn Gottdurchdringet alle Dinge so schnell als ein Blitz / und ist allenthalben gegenwärtig: Sein grosser Leib bedeute die mit dem Welt-Meer umbgebene weite Erde; Seine Füsse aber stellen den untersten Theil deß Erdkreißes vor / welcher das Centrum der Welt genennet wird.

Wiel diese deß Jupitersvon Orpheuserdichtete Bildnus / deß PansBilde gantz ähnlich ist / als scheinet sie michetlicher massen zu erinnern / Pan. daß ichallhier etwas vom Pangedencke; insonderheit weil die Alten dieses gantze Rund durch ihn abzubilden vormeinet. Allein es war der Jupiter Lycaeusvor Zeiten eben das / was der Panzu seyn geglaubt wurde; welches aus dessen Bildnus erhellet / die gantz nackend und nur mit einem Ziegen-Felle eines Theils bedeckt war. Dieser hatte / wie Justinuslib. XLIII. meldet / auf der Spitze deß Berges Palatinuseinen Tempel. Von diesem Panwird gelesen / daß er der Berge / Wälder und Hayne Gott gewesen: Dann die Götter der Alten hatten nicht alle Raum im Himmel; Pan/ der Hirten Schutz-Gott. dahero man sie zum Theil auf die Erde senden muste. Ihme wurde sonderlich von den Hirten Göttliche Ehre angethan / als den sie vor ihren Schutz-Gott hielten / und unter dessen Beschirmung auch die Heerden stunden; wie dann unter andern von ihm Virgiliusim ersten Buche seiner Ackerwercke dieses Innhalts geschrieben:

Panovium custos.
Pan! du grosser Hirten-Gott/ der du gern der Schafe hütest.

Panischer Schrecken.Dieweil man aber die Heerden sowol deß kleinen als grossen Viehes in den Wäldern offtmahls voller Furcht und Schrecken siehet / da doch keine Ursach deß Schreckens vorhanden / haben die Alten solche Furcht dem Panzugeschrieben / und dannenher allen unversehenen Schrecken einen Panischen Schrecken genennet; oder auch weil Pander erste genennet wird / welcher den Gebrauch oder Nutz der Hörner gelehrt / derer sich die Meer-Männlein an statt der Trompeten gebraucht / also daß / vermittels deß Gethöns eines solchen Horns / durch den Panden Feinden im Krieg wider die Titanen ein solcher Schrecken eingejagt worden / daß sie als Rasend das Reißaus und die Flucht ergriffen; welches ebenmässig den Galliern unter ihrem Heerführer dem Brennus/ wie Pausaniasin Phocaicis erzehlet / als sie in Griechenlandeingefallen / begegnet; dann nachdem sie eine grosse Niederlag erlitten / sind sie die folgende Nacht von diesem gewaltigen Schrecken dermassen überfallen worden / daß anfänglich nur etlichen wenigen / hernach aber dem gantzen Heer nicht anders bedünckt / als ob sie ein grosses Geräusch von Pferden hörten / und die Feinde mit gröstem Gewalt auf sie loß dringen seheten; daher sie die Waffen in Eil ergriffen / unter sich selbsten uneinig worden / und einander jämmerlich ermordet und aufgerieben / dieweil sie / wegen der grausamen Finsternus und Bestürtzung / weder ihre eigne Sprache verstunden / noch auch sich unter einander an den Schilden erkannten / sondern durch Unordnung sich einbildeten / es wären lauter Griechen / wider welche sie stritten / ja anders nicht vermeinten / als daß sie der GriechenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 49Stimmen hörten: daher die Griechen / dieses merckende / mit unglaublicher Macht in sie setzten / sie aus dem Felde schlugen / und biß aufs Haupt erlegten. Diese Schreckens-Art / welche den Menschen dermassen schnell und unvermuhtet überfällt / schrieben sie dem Panzu.

Seine Verehrung.Er wurde in Arcadiaauf solche Weise wie die vornehmsten Götter geehret / und das ewig-währende Feuer in seinem Tempelverwahret / woselbst das Oraculum vor Zeiten sich enthielte / welches durch die Nymphe Eratozu antworten pflegte. Die Athenienser haben ihm auch Göttliche Ehre erwiesen / nachdem er sich dem jenigen Abgesandten sehen lassen / welchen sie nach Spartaumb Hülffe wider die Perser geschickt hatten / deme er versprochen / er wolle den Atheniensern in den Marathonischen Feldernzu Hülffe kommen; wie er dann hernach sein Versprechen am Tage deß Treffens getreulich gehalten / indem er als ein Bauer erschienen / und / nachdem er eine grosse Niederlage unter den Persern mit einem Pfluge gethan / augenblicklich wiederumb aus aller Menschen Augen verschwunden. An dem Orte aber / wo der Pandem Gesandten der Athenienser begegnet / nemlich in dem Parthenischem Walde/ hat man ihm zu Ehren einen Tempelaufgerichtet; in demselben Walde waren viel Schildkröten zu den Musicalischen Instrumenten dienlich / welche die Inwohner / aus Devotion gegen diesen Gott Pan/ weder selbst zu gebrauchen / noch andern Frembden zu nehmen verstatteten; dieweiln sie solche dem Pangeheiligt und gewidmet hielten. Aber wirwollen allhier / weil es der Müh wohl werth / deß Silius ItalicusVerse bey fügen / in denen er lib. 13. Punicorum den Panbeschreibet / wie selbiger vom Jupitergesandt worden / daß er mit seinem Schrecken den Hannibalvon Belagerung der Stadt abtreiben solte; Dieselben sind folgendes Innhalts:

--- Pendenti similis Pansemper, & uno
Vix ulla inscribens terrae vestigia cornu:
Dextera lascivit, caesa Tegeatide ca-pra,
Verbera lenta movens festa per compita cauda,
Cingit acuta comas, & opacat tem - pora pinus.
Ac parva erumpunt rubicunda tem - pora fronte.
Stant aures, summoque cadit barba hi - spida mento.
Pastorale Deo baculum, pellisque sini - strum
Velat grata latus tenerae de corpore damae.
Nulla in praeruptum tam prona, & inhospita cautes,
In qua non librans corpus, similisque volanti
Cornipedum tulerit praecisa per avia plantam.
Pan/ der Weltberühmte Gott/ einem / der da hänget / gleichet /
kaum mit einem seiner Füss auf der rauhen Erden schleichet:
Seine Rechte treibet Schertz mit dem nicht geschwinden Streich /
eine Fichte finstert ihm der gespitzten Schläffe weich.
Aus der roht-entbrennten Stirn die sehr kleine Schläffe blincken /
seine Ohren in der Höh seinem Bruder E - sel wincken.
Es hat einen Hirten-Stab dieser Wald-bekannte Pan/
auf der lincken Seit ein Fell von der Gemse siehet man.
Keinen hoh - und jähen Felß kan ein Men-schen-Sinn erdencken /
[ an] den er nicht seinen Leib offtermahlen pflegt / zu hencken /
daß er sich dran wägen möcht / an dem er / als in dem Flug /
durch sonst ungebahnte Weg hat gefun - den Weg genug.

Was seine Geschwindigkeit im Lauffen bedeute.Diese seine unvergleichliche Geschwindigkeit im Lauffen / deutet auf die schnelle Bewegung der Welt: Dann dieser Gottbedeutet das gantze Wesen aller Dinge; weiln das Griechische Wörtlein Παν Alles heisset. Diesem haben die Alten / nach dem Gleichnus der Sonnen-Strahlen / und deß gehörneten Mondes / wie Serviusredet / gleichfalls Hörner zugeeignet; deme Johannes Buccatiusnoch hinzusetzet / daß die jenige / so aus der Stirne in die Höhe hervorragen / die himmlische Cörper bedeuten / deren Erkänntnus auf zweyerley Weise von uns erlanget wird; entweder vermittelst der Kunst / die uns mit gewissen Instrumenten der Sterne Bewegung und deren Standes Weite unter einander abzumessen lehret; oder aus denen Wirckungen / die wir hierunten durch sie gezeuget zu werden sehen. Sein Angesicht ist roht / zur Nachahmung deß feurigen Himmels / der / als das allerreinste / in allen Elementen / in der Ober-Unter-Welt schwebet. Der biß auf die Brust herabhangende Bart deutet an / daß die zwey obere Elementa / das ist / Lufft und Feuer / männlicher Krafft seyen / und in die übrigen zwey / die weibliche Krafft haben / ihre Wirckung ausgiessen. Auf der Brust aber hat er ein gestirntes Gemsen-Fell / nach der jenigenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 50Sterne Bildung / wormit der achte Himmels kreiß bezeichnet ist / welcher alles mit seinen Habit gleichsam zu bedecken pfleget. In der Hand hat er einen Stab / der / nach deß BoccatiusMeinung / die Vorsorge der Natur für alle Dinge ausbildet / als die alles dergestalt regieret / daß sie allen Dingen / ausser denen mit Vernunfft begabten Thieren / ein umbzircktes Ziel vorschreibet / dahin selbige lauffen. Serviusfüget annoch hinzu / der Stab sey oben krumm umbgebogen / und zwar wegen deß Jahrs / welches in sich wieder zurück lauffet. In der andern Hand hat er ein Klangspiel von sieben Röhr-Pfeiffen; dann er selbst der erste gewesen / welcher die Pfeiffen aus Wachs zu formiren gelehret / und am ersten darauff gepfiffen / wie Virgiliussaget. Hierdurch wird deß Himmels Harmonia und Ubereinstimmung vorgestellet / woran sieben Stimmen / und sieben Unterschiede derselben sich ereignen. Es soll auch dardurch / wie Macrobius Echo.will / die vom Pangeliebte Echoangedeutet werden. Die Ursach dessen giebt Alexander Aphrodiseus/ wann er sagt / es sey ein gemeiner Irrthumb derer / die davor halten / daß die Echoentweder eine Göttin / oder vom Pangeliebt worden sey; zumahlen selbige anders nichts ist / als der an hohle Oerter anstossende Hall der Stimme; welche Sache dermassen wunderbar ist / daß der / so ihr mit Ernst nachforschen wolte / und doch nicht verstünde / nicht weniger Verdruß darvon empfinden würde / als die jenigen / so das Geliebte nicht überkommen können.

Sonsten dichten die Poeten von der Echo/ wie beym Ovidiuszu lesen / daß sie / aus grosser Liebe zum Narcissus/ als dessen Lieb sie nicht geniessen können / für Scham sich in eine Höhle verborgen / und daselbsten zu Tode bekümmert / also / daß sie als ein Stein erhartet / und nichts als die Stimme hinterlassen habe / die / wie Lucretiusbezeuget / man sechs oder sieben mahl an einem Orte wiederruffen hören. Pausaniasmeldet ein gleiches / es seye nemlich bey den Eläern ein gedeckter Gang gefunden worden / da man eine Stimme öffter als siebenmahl wiederholen gehöret. Die Göttin Echowurde für eine Tochter der Lufft und Zunge gehalten / daher sie der Menschen Gegenwart geflohen. Worüber beym Ausonius Gallusein sehr schön Epigramma zu finden / wider die jenige / welche sie gleichsam mit ihren eigentlichen Farben auszubilden sich beflissen / dieses Inhalts:

Vane quid affectas, faciem mihi po - nere, pictor,
Ignotamqve oculis sollicitare De - am?
Aeris, & lingvae sum filia, mater ina - nis
Judicii, vocem qvae sine mente gero.
Extremos pereunte modos a fine reducens,
Ludificata seqvor verba aliena meis.
Auribus in vestris habito penetra - bilis Echo:
At si vis similem pingere: pinge sonum.
Ach Eitler! was wilt du mir meine Bildung machen?
du sahst mich nie / drumb muß ich deiner Blindheit lachen.
Weist du dann nicht / daß ich die harte Tochter bin
der Zungen und der Lufft? ein eitel eit - ler Sinn
heist seine Mutter mich. Ich rede sonder dencken /
und pfleg die letzten Wort dem wiederum zu schencken /
der sie mir hat geschickt. Lacht man mich aber aus /
so send ich andre Wort / als meine sind / nach Haus.
Ich bin der Widerhall / und wohn in euren Ohren /
und ihr wisst noch darzu von wem ich sey gebohren /
wollt ihr nun / daß mein Bild in eure Oh - ren fall /
so mahlet / wann ihr könnt / den abgeschick - ten Hall.

Deß PansUntertheil deß Leibes.Wir wenden uns aber nunmehr zum Pan/ deßen untere Leibes-Theile rauch / und mit Bocks-Füßen versehen / dardurch der Erden Veste und Rauheit / wie auch die Bäume / Stauden / und mancherley Arten der Kräuter / wormit die Erde bewachsen / anzudeuten. Macrobiusaber setzet im ersten Buch Saturnal. den Panfür die Sonne / deßen Hörner / wie er sagt / und der lange Bart die herrliche Natur deß Liechts andeuten / wordurch die Sonne so wohl den Umbkreiß deß obern Himmels erleuchtet / als alle Unterdinge zugleich bescheinet. Die Pfeiffen sollen der Himmel Harmonie oder Zusammenstimmung bemercken / welche aus Bewegung der Sonne sich hören laßen; der Stab bezeichne die Nacht / welche die Sonne über alle Dinge auszuüben pfleget; die fleckigte Haut zeige die Sternen an / die sich nach dem Niedergang der Sonnen sehen laßen. Es mag aber das Wörtlein Pan dieses oder jenes bedeuten / (wie dann Platoder Meinung ist / es sey derselbe ein Kennzeichen der Rede / und daß er Zweygestaltig / nämlich als ein Mensch und Ziege gebildet werde / dardurch werde angedeutet / daß die Menschen unterweilen die Warheit / zum öfftern auch Lügen reden; deßen Ober-Theil bildet die Warheit vor / und weil sie leicht /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 51schwinget sie sich allezeit in die Höhe; das Untertheil aber bedeutet die Lügen / als welche die Gleichheit eines Thiers hat; zumalen die Lügen an keinem andern Orte / als hierunten bey den Menschen zu wohnen pfleget) Das Wörtlein Pan / sprech ichnochmahls / mag vor eine Bedeutung haben / was es immer wolle / so wurde er doch auf diese Art ausgebildet:Deß PansBildnus. Im Gesicht war er einer Ziegen gleich / roht an der Farb / mit rauhen Hörnern / auf dessen Brust die Sternen hervorgläntzten / von unten rauh und mit Ziegen-Füssen / in einer Hand hatte er eine Pfeiffen / in der andern einen umgekrümmten Hirten-Stab.

Fast auf gleiche Art sind auch der Faunus/ Silvanusund die Satyrigebildet worden / welche alle einen kleinen und kurtzen Schwantz hätten / und mit Lilien und Rohr-Kräntzen geziert waren: so lieset man auch / daß sie mit weissen Pappeln und Fenchel gekrönt gewesen; dann so schreibet Virgiliusin seiner letzten Ecloga vom Silvanus:

Venit & agresti capitis Silvanusho - nore,
Florentes ferulas, & grandia lilia qvassans.
Es kommt ein Mann daher in schöner Häßlichkeit /
und streiffet Liljen ab samt mehrerem Ge - stäud.

Im ersten seiner Georgicorum oder Ackerwercke aber sagt er von eben demselben:

Et teneram ab radice feres Silvanecupressum.
Ich will / Silvan/ wo du mich wirst erqui - cken /
dir von Cypreß ein zartes Zweiglein schi - cken.

Dieweil / wie an eben diesem Orte Serviussaget / der von Silvanusgeliebte Cyparissusin diesen Baum verwandelt worden seyn soll. Dieser ist von den Alten nicht allein für einen Gott der Wälder / sondern auch der Felder gehalten / und ihm die Sorg der Aecker-Bestellung übergeben worden; worzu ihn die Alten mit einigen Ceremonien zu bewegen suchten / und zwar zu der Zeit / wann die Weiber zur Geburt arbeiteten / daß er / darmit beschäfftigt / solchen Weibern deß Nachts keine Ungelegenheit machen möchte / dann man sich gäntzlich einbildete / er pflege sie in der Ruhe zu überfallen / beschwerlich zu drücken / und empfindlich abzuängsten.

Silvansolle den schwangern WeibernEs wird aber wohl der Mühe werth seyn / daß wirden gantzen Proceß der Alten / den Silvianusvon den Kindbetterinnen abzutreiben /Schaden zufügen.aus dem Augustinus/ im 6. Buch von der Stadt Gottes / allhier erzehlen / woselbst er also schreibet: Einem schwangern Weibe eigneten sie nach der Geburt / wie Varroerwähnet / drey Götter zu Wächtern zu; damit der Gott Silvanusdeß Nachts nicht zu ihr eingehen / und sie plagen möchte. Zum Wahrzeichen dieser Wächter oder Hüter / musten drey Menschen deß Nachts um das Haus gehen / und erstlich zwar mit einem Beil / folgends mit einem Stempfel auf die Schwelle schlagen / und drittens mit einem Besen dieselbe abkehren / damit durch Verrichtung dieser Ceremonien der Gott Silvanushineinzugehen verhindert würde; dieweil weder die Bäume ohne Beil abgehauen / das Korn ohne Stempfel oder Mühle nicht zu Mehl gemacht / noch die Früchte ohne Besen zusammen gekehrt werden können. Von diesen dreyen Dingen haben drey sonderbahre Götter ihre Namen bekommen / nemlich die Intercidovon Einhauung deß Beils / Pilumnusvon Pilo oder Stempfel / und Deverravom Besemen; durch welcher dreyer Götter Macht die Kindbetterinnen wider den Gewalt deß Gottes Silvanusbeschützt zu werden geglaubt wurden.

Abbildung der Satyren.Von den Satyrisschreibet Lucianus/ daß sie lange spitzige Ohren gehabt wie die Ziegen / seyen kahl gewesen / und hätten auf ihren Köpffen zwey hervorragende Hörnlein getragen. Philostratussetzet hinzu / sie seyen roht vom Gesicht / anzusehen als Menschen / und hätten Ziegen-Füße: Dannenhero sie / wie

Pliniuslib. 5. Naturalis historiae

erzehlet / sehr schnell gewesen / und auf den Indianischen Gebirgen sich aufgehalten. Wegen ihrer Schnelligkeit konten sie / wie Plutarchussaget / eher nicht / als wann sie alt oder kranck waren / gesangen werden; wie er dann erzehlet / daß einer aus ihnen zum Syllagebracht worden / als er aus dem Mithridatischen Kriege wieder zurück gekehrt. Pausaniasin Atticis schreibet / es seye ihm von einer gewißen Person / die durch Ungewitter an einige Insuln / Satyridä genannt / getrieben worden / für gewiß erzehlet worden / daß daselbst wilde Menschen wohneten / roht an Farbe / die hätten oberhalb des hintersten Theils deß Leibes Schwäntze / so den Pferde-Schwäntzen nicht ungleich / iedoch ein wenig kleiner wären; Selbige / sobald sie fremde vermerckten / naheten zu den Schiffen / geben keine Stimme von sich / sondern legten von Stund an die Hände an die im Schiffe sich befindende Weiber; welches alles mit deme sehr wohl übereinkommt / was von den Satyrengeschrieben wird.

Hieronymusim Leben deß Paulus Thebäuserzehlet / es habe Antonius/ als er die Egyptische Wüsten durchreiset / einen kleinenEin erschienener Satyrus. Menschen gesehen / welcher Hörner auf der Stirne / eine krummgebogene Nase / und Füß und Schenckel als die Ziegen gehabt / weswegen er sich mit dem Heil. Creutz bezeichnet / undTA 1680, Iconologia Deorum, S. 52ihn gefragt / wer er sey? worauf ihm jener geantwortet: ein Mensch und Einwohner der Wälder / und zwar von solcher Gattung / die die Heyden für Götter zu ehren / und sie Faunosund Satyrenzu nennen pflegten. Diese und dergleichen Götter wohnten nicht im Himmel / sondern auf der Erden / bey den Nymphen und andern Waldgöttern / allda sie ein immerwährend Leben führten / wie Jupitervon ihnen beym Ovidiusim ersten seiner Verwandlungs-Bücher saget / in der jenigen Götter-Versammlung / welche er / die Welt durch die Sündfluht zu verderben / angestellt hatte. Eben diese werden auch Halb-Götter genennet; dann ob man sie wol vor solche Götter gehalten / die entweder Nutzen oder Schaden / wie auch viel zukünfftige Dinge vorher sagen und anzeigen könten / musten sie doch endlich einmahl sterben.

Herodotusvom Pan.Damit wir aber wieder zum Pankehren / so schreibet Herodotus/ daß er einer unter den acht vornehmen Göttern gewesen / welche die Egypter verehrten; dann es waren / wie wirbereits oben erwehnet / die Egypter in der Meinung / als ob nur zwölff Haupt-Götter seyen; Jedoch hatten sie auch noch acht andere / unter deren Anzahl auch der Panwar / welchen sie vor einen Vorgeher der Zwölffen hielten. Deß PansBildnus bey denselben war dem jenigen nicht unähnlich / welches die Griechen machten; nicht zwar deßwegen / als ob sie mit den Griechen hierinnen einig gewesen / daß die Göttliche Macht deß Pansgeringer sey / als der andern / sondern die Ursach dessen / sagt Herodotus/ wolle er lieber verschweigen / alsGeheimnussen nicht iedem zu offenbaren. offenbaren. Woraus wir zu lernen haben / wie fleissig die Alten dahin gesehen / und sich gehütet haben / damit solche Geheimnußen ihrer Götter nicht auskommen oder gemein werden möchten. Eben dieser Herodotusfüget hinzu / daß bey ihnen die Ziegen undGeißhirten hochgehalten. Böcke sehr hoch verehret / und die Geißhirten in hohen Würden gehalten worden: wie er dann sonderlich eines solchen Menschen gedencket / dessen Tod dieselbe gantze Landschafft höchlich betrauret habe. Aber alle denenselben erzeigte Ehre rührte aus der grossen Devotion her /Warum die Geiß geehrt worden. die sie zum Pantrugen. Bey den Griechen waren die Ziegen gleichfalls in grossen Würden / aber aus einer gantz andern Ursach / dann dieweil / wie Pausaniaserzehlet / umb die Zeit deß Ausgangs der Ziegen (es sind aber einige Sterne / welche / nach deß OvidiusMeinung / umb den Anfang deß Maymonats sich sehen lassen) fast allezeit ein Ungewitter die Weinberge verderbte / hatten die Corinther eine ehrinne Ziege auf den Marckt gestellt / derer sie Göttliche Ehre erzeigten / und sie mit Golde zierten / damit nicht die Ziege am Himmel dem Weinstock schaden möchte. Eusebiussaget unter andern / wann er von den Thieren schreibet / welche die Egypter verehret / daß deßwegen der Panund die Satyrivon ihnenfür Götter gehalten worden / weil sie das Menschliche Geschlecht zu vermehren sehr bequem und nützlich seyen / wie aus ihren Bildnußen in Bocks-Gestalt / mit einem starrendem Geburts-Glied vorgestellet / klärlich erhellet: dann man saget / daß der Bock / als ein geiles Thier / zum Bespringen iederzeit bereit sey; und wurden die Satyriunter allen für die geilesten geachtet / auch deßwegen dem Satyrideß BacchusGefärten. Bacchusnicht unbillig zu Gefärten gesellet / dieweilnemlich der Wein den Menschen gewaltigGeilheit. zur Geilheit entzündet. Weswegen dann Philoxenes Erethrius/ wann er / wie Pliniuserzehlt / die Geilheit vor Augen stellen wollen / drey Satyrosgemahlet / welche die vollen Becher tapffer auszuleeren / und damit einander zum Sauffen aufzumuntern pflegten. Dieses Gemähl ware der Bildnis deß Silenusgantz ähnlich / (dann auch dieser unter die Waldgötter gerechnet wurde) als dem in seinem von den Eloeern gewidmeten Tempeldie Trunckenheit einen mit Wein starck angefüllten Becher darreichte. Porphyriusvermeint / es haben die Griechen / den Egyptern nachzuahmen / einige Bildnußen aus dem Menschen und einem Thier vorgestellet / (nicht als ob sie die Thiere selbst ehreten /) wie unterweilen Jupitermit Widder - und Bacchusmit Stiers-Hörnern gesehen wird / auch der Panaus einem Menschen und einer Ziege bestehet.

Fichten-Baum dem Pangewidmet.Diesem Gotthaben die Alten einen Fichten-Baum gewidmet / und solchen ihm bißweilen in die Hände gegeben / unterweilen auch mit seinen Blättern ihm das Haupt gekrönet: die Ursach deßen soll seyn / weil das Mägdlein Pytis/ so vom Panhefftig geliebt worden / in diesen Baum solle seyn verwandelt worden. Wie auch von der Nymphe Syringagesagt wird / welche / als er sie verfolgt / die Erde um Hülffe angeruffen / und von derselben in ein Rohr verwandelt worden / welches Panihme zum Trost abgeschnitten und eine Pfeiffe daraus gemachet.

Des JupitersBildnus.Nunmehr wenden wir uns endlich nach diesem fast langen Umschweiff wiederum zum Jupiter/ als der unter allen Göttern für den grösten gehalten worden: dannenher man auch dieRegier - und Verwaltung aller Dinge bey ihm zu stehen festiglich geglaubt hat. Dieser wurde / wie sein Bildnus vom Porphyrius/ Eusebius/ Svidasund andern beschrieben wird / sitzend gebildet / dardurch anzudeuten / daß die Göttliche Allmacht / wordurch die Welt regiert und erhalten wird / einmahl wie das andere bleibe / und keiner Veränderung unterworffen seye. Dessen obere Theile waren bedeckt oder bloß und nackend anzuschauen / damit wir hieraus lerneten verstehen / daß GOttsich denen himmlischen Geistern / die von aller materialischer Vermischung sehr weit entfernet im Himmel wohnen / so viel sich geziemet / zu offenbaren pflege: die untere TheileTA 1680, Iconologia Deorum, S. 53aber waren mit Kleidern bedeckt; welches dahin zu ziehen und auszudeuten / daß wir / so lang wir in dem Gefängnis deß Leibes eingeschlossen sind / GOTT/ wie er ist / nicht schauen können. Den Scepter trug er deßwegen in der lincken Hand / dieweil bekannt / daß das Hertz dem Menschen auf der lincken Seiten liget / welches für das vornehmste Glied deß Menschen gehalten wird / woraus die Krafft / so das Leben erhält / zu fliessen pfleget / und alsdann durch den gantzen Menschlichen Leib vertheilet wird: auf gleiche Weise empfähet auch die Welt von Gottdas Leben / der als ein König dasselbe nach Belieben austheilet und verordnet. In der ausgestreckten rechten Hand hielte er unterweilen einen Adler / bisweilen auch wohl ein Sieges-Zeichen; dardurch anzudeuten / daß / gleich wie der Adler unter den Vögeln herrschet / also Er unter den Himmels-Innwohnern die Oberstelle vertrette / und daselbst alles unter seiner Botmässigkeit habe / gleich als ob ihme solche Herrligkeit durch Sieges-Recht zukomme. Weil nun die Macht aller Dinge bey ihm stehet / so geschicht es / daß / nach seinem Wolgefallen / dieselben immer einmahl anders als das andere mahl beschaffen sind; deren Veränderungs-Ursachen denen Menschen gemeiniglich verborgen / als welche / weil sie die von oben her über die Sterblichen ergehende Verordnung im Guten und Bösen / wie auch ihre unter einanderlauffende wunderbahre Verwechselungs-Ursachen nicht wissen / bisweilen an der Göttlichen Vorsehung sehr zu zweiffeln beginnen. Aus dieser Ursache dichtet Homerus/ daß der Jupiterzwey Fäßer habe / deren eines mit lauter Gutem / das andere aber mit eitel Bösem angefüllet sey: Solche pflege Er / nach seinem Belieben umzukehren / und aus denselben wechsels-weis / so viel ihm gutdünckte / herunter zu giessen. Ein anderer unter den Alten Poeten saget / es pflege Jupiterdas Zünglein in der Waag hin und wieder zu bewegen und zu neigen / nachdem er beschlossen diesem oder jenem gutes zu thun: welches Gedicht auch dem Homeruszuzuschreiben / sintemahl derselbe den Jupiter/ eine güldne Waage haltend / gebildet / worinnen Er der Griechen und Trojaner Sachen wäge / und beyder Händel gegen einander vergleiche / auf daß er sehen möge / wem der Sieg unter ihnen beyden zuzutheilen seye.

Im Pyraeeo/ welches / wie Pausaniasschreibet / der Athenienser Reede oder Schiffslage war / stunde ein dem Jupitergeheiligtes Bild / das in einer Hand einen Scepter / und in der andern die Victoriahielte. Die Egypter / welche die heilige Dinge auf wunderbahre Weise verdeckten / und mit höchstem Fleiß zu verbergen sich bemüheten / damit sie von den Weltlingen und Unheiligen nicht möchten verstanden werden / haben demjenigen Gottgleichfalls einen Scepter zugeeignet / welchensie den Schöpffer nennten / der in diesem Fall sehr wohl mit dem Jupiterder Griechen übereinzustimmen scheinet. Daher sich niemand zu verwundern hat / daß ichderen Bildnußen zugleich hier beschreibe; dann ob sie wohl im Namen oder der Bildnus nicht übereintreffen / iedoch / weil sie einerley Bedeutung zu haben scheinen / hat michsnicht ungereimt zu seyn bedünckt / wann ichsie zusammen setzte / und aufSchöpffer. solche Weise vereinigte. Der Schöpffer aber hatte bey den Egyptern eine Menschen-Gestalt / ware Himmelblau colorirt / hielte in der einen Hand einen Ring / in der andern einen Scepter / und hatte auf dem Haupt-Scheitel eine Feder / welche andeutete / daß der Schöpffer aller Dinge schwehr zu finden sey. Sie hielten ihn vor einen König / dessen Kenn-Zeichen der Scepter war; dann in seiner Hand stehets / allen Dingen Odem und Leben zu geben / welches er mittheilet / indem Er / als ein verständiges Wesen / sich selbst in einem Circul umbwindet / wie solches auch der Circul andeutet. Eben dieser gibt aus dem Munde ein Ey hervor / woraus Vulcanusgeboren wird. Das Ey bildet uns die Welt vor / durch den Vulcanusaber verstehen wir die Wärme / welche die Welt-Theile durchdringet / und allen Dingen das Leben giebet.

Bildnußen deß Weltrundes.Dieweil wir aber auf das Bild der Welt gerahten / achte ichnicht unnöhtig zu seyn / etwas weniges von demselben zu reden. Die Egypter stelleten die Welt also vor / daß sie einen Menschen mit ineinander gekrümmten Füßen mahlten / der war mit einem Kleide von mancherley Farben angethan / welches ihm biß auff die Füße herabhienge. Auf dem Haupte hatte er eine große vergüldete Kugel; um damit anzudeuten / daß die Welt rund seye / ihren Ort niemahls verändere / und die Gestirne mancherley Naturen haben. Dieses schreibet Porphyrius/ wie aus ihm Eusebiuserzehlet / der auch dabey berichtet / daß die Welt dergestalt von den Egyptern ausgebildet worden: Sie hätten nämlich zwey Kreise vorgestellet / und zwar also / daß einer über dem andern gestanden / darinnen man eine mit einem Habichts-Kopf versehene Schlange verwickelt erblicket. Die Kreise bedeuteten die Größe und Form der Welt / die Schlange aber den guten Geist / der alle Dinge bewahret / und durch seine Krafft im Wesen erhält / das ist der Geist / welcher allenthalben hindurch dringet / auch allen Dingen Leben und NahrungMan hat die Schlangen einer Göttlichen Natur fähig zu seyn geglaubet. mittheilet; dann die Phoenicier und Egypter hielten darfür / es seyen die Schlangen einer Göttlichen Natur theilhafftig / dieweil sie dieselben nicht / wie die andere Thiere / durch Hülffe der äußerlichen Glieder / sondern / vermittelst eines Geistes und in ihnen verborgen liegender Krafft getrieben / so gar fertig einhergehen / und mit der grösten Geschwindigkeit den gantzen Leib in mancherley Gestalten drehen sahen; worzu noch dieses kommt /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 54daß sie sehr lange zu leben pflegen / indem sie das Alter zugleich mit der Haut ablegen / und alsdann wiederumb verjüngt / niemaln sterben zu können scheinen / es sey dann / daß sie von einem andern umbgebracht werden. Deß Habichts Haupt setzen sie ihm auf / umb die gröste Beweg - und Umdrehung der Welt dardurch anzudeuten.

Deß JupitersBildnus. Martianusim 1. Buch de Nupt. Philolog. hat den Jupiterim Rahte der Götter also gebildet: Auf dem Haupte hatte er eine flammende Kron / und über derselben eine feuerrohte Decke / sovon der MinervaHänden gemacht ware. Uber das sehr weisse Kleid prangte er mit einem durch scheinenden / und mit sehr vielen von einander unterschiedenen Sternen besetzten Habit. In der rechten Hand zeigte er zwey Kugeln / deren die eine aus Gold / die andere von Electro war; in der Lincken aber trug er eine neunsaitige Laute / auf welche er sich gleichsam steuerte; Die Schuch sahen von Bestrahlung deß schmaragdgrünen Erdreichs lieblich graßgrün. Er saß auf einem herrlichen mit Pfauen-Federn und Augen durchwirckten Frauen-Mantel / woraus die mancherley Farben über alle Maß schön hervor blinckten. Mit den Füßen trate er auf eine dreyzänckichte Gabel.

Wir lesen / daß dem Jupiterzum öfftern seyen Statuen aufgerichtet worden / die nicht allein anzeigten wer er wäre / oder was er vermogte; sondern wir konten auch hieraus leichtlich erlernen / was uns zu thun gebühre / insonderheit aber wie die Könige und Fürsten sich gegen ihre Unterthanen verhalten sollen; dann weil diese / (wie wiroben gesagt /) uns GOttesBildnus vorstellen / also sollen sie nach allem Vermögen die Göttliche Providenz / Gerechtigkeit und Güte an sich hervorleuchten lassen. Plutarchusschreibet im Buch von der Isisund Osiris/ es haben die Cretenser den Jupiterohne Ohren. Jupiterdarum ohne Ohren abgebildet / anzudeuten / daß einer / der über andere herrschen wolle / niemand allein hören / sondern einem iedweden offene Ohren gönnen solle. Hingegen pflegten die Lacedemonier den höchsten Jupiter Jupiterhat vier Ohren.mit vier Ohren auszubilden; dardurch zuverstehen zu geben / daß er allenthalben alle und iede zu hören gewohnt sey; welches auch der Klugheit eines Königs und iedweden Oberhauptes sehr wolanständig / als die / vermöge des ihnen auferlegten Amptes / nach dem Wesen und Thun der ihnen anvertrauten Völcker / mit höchstem Fleiß forschen / und dieselbe mit gütigen Ohren hören sollen. Wohin vielleicht Jupiterhat drey Augen. auch derjenige gesehen / welcher dem Jupiterdrey Augen zugeeignet; anzuweisen / daß ihme nichts verborgen / sondern alles offenbahr / bloß und entdeckt sey / allermassen auch derjenige / so andere beherrschen will / beschaffen seyn solle. Daher ist dieses geflossen / daß die Gerechtigkeit alles sehe / gestalten aus ihrerBildnus wird zu erkennen seyn. Wiewohl Pausaniaseine andere Ursach gibt / warumb Jupiterbey den Argivern drey Augen gehabt / deren drittes auf der Stirn gestanden: dieweil er nämlich drey Reiche beherrsche / das eine im Himmel / dann Jupiterins gemein im Himmel zu herrschen geglaubt wurde; das andere in der Hölle / das ist / in der Erde / dieweil dieselbe / wann sie mit dem Himmel verglichen wird / der untersten Oerter Stelle vertritt / dahero ihn Homerusden höllischen Jupiternennet; das dritte ist im Meer / dann ihn Aeschiluseinen König deß Meers titulirt. So legt ihm Martianus Capella/ wie wirkurtz vorher gezeigt haben / auch eine dreyzänckichte Gabel unter. Es bittet auch Orpheusin einem Lied die Gerechtigkeit / daß sie für alle Lebendige zu sorgen ihr belieben lassen wolle / als welche von der Mutter der Erden / und dem Jupiter/ als Regenten deß Meers / genehret würden. Nach deß PausaniasMeinung bedeuten die drey Augen deß Jupitersseine dreyfache Macht über besagte drey Reiche / in welche die Welt unter die drey Söhne deß Saturnusabgetheilet zu seyn gedichtet wird / von denen Neptunusdas Meer / Plutoaber die Hölle bekommen.

Dieweil wiraber zuvor gemeldet / daß die Alten offt in Auffrichtung der Bilder dahin gesehen / dardurch eines Fürsten Amt vorzustellen / als achte ichder Mühe wol wehrt zu seyn / solches etwas weitläufftiger auszuführen. Plutarchuserzehlet / es haben die Egypter / wann sie einen König abbilden wollen / einen Scepter / auf dessen Spitze ein Auge gestanden / gemahlet / wie wir allbereit oben in Beschreibung der Sonnen-Bildnußen gemeldet. Eben auf solche Weise haben sie auch den Jupitervorgestellt; dardurch anzudeuten / daß / gleichwie ein König sehr grosse Macht und Gewalt hat / (dann der Scepter ist ein Kennzeichen der habenden Fürstlichen Macht über die Unterthanen) Er also auch in derselben Verwaltung wachsam seyn / und in allen die höchste Gerechtigkeit gebrauchen solle: wie dann unterweilen die Gerechtigkeit bey dem Jupiterstehend von den Alten gemacht wurde / zu dem Ende / daß alles / was die Könige thäten / billig mit der Gerechtigkeit solle verbunden seyn. Ja es pflegten auch die Alten / wie Svidaserzehlet / einen Scepter zu bilden / auf dessen Spitze ein Storch / unten am Ende aber ein Meer-Pferd war; dardurch zu verstehen gebend / daß ein König fromm / gerecht / und ein ernster Rächer wider diejenige seyn soll / welche / sich auf ihre Macht und Ungerechtigkeit verlassend / die Schwachen und Unvermögenden unterdrücken; weil man insgemein sagt / undDanckbarkeit der Störche gegen ihre Eltern. es Aristotelesauch bekräfftiget / daß der Storch seine alte unvermögliche Eltern / gleich als ob er ihnen den Aufferziehungs-Danck abstatten wolte / zu ernähren pflege / welches gewißlich eine löblich und gerechteTA 1680, Iconologia Deorum, S. 55That ist: da hingegen / wie Plutarchusschreibet / das Meer-Pferd dermassen ungerecht und boßhafftig seyn solle / daß es sich nicht scheuet mit Gewalt sich wider seinen eignen Vatter aufzulehnen / und denselben umbzubringen / damit es hernach desto freyer sich mit der Mutter begatten könne.

Bey eben diesem Plutarchuslieset man / daß zu Thebeeinige Statuen gezeiget würden / die keine Hände haben / und die Richter bedeuten / weil selbige ohne Hände seyn / das ist / Geschenck und Gaben anzunehmen sich nicht gelüsten lassen sollen / zumahln sie dardurch bestochen / den Unschuldigen Unrecht thun / oder die Sache dem Unwürdigen zusprechen möchten. Unter diesen war auch eine Bildnus der Augen beraubt / welche den Fürsten / der über die Gerichte gesetzt ist / andeutete; weil derselbe von allen Gemühts-Affecten / als Haß / Liebe und dergleichen / allerdings befreyet seyn / ohne Ansehung der Person / bloß auf das gehen was gerecht ist / und allen ohne Unterscheid die Gerechtigkeit mitzutheilen beflissen seyn solle: welches Ampt einem König und Fürsten / und nicht allein denenjenigen / welchen eine Oberkeitliche Verwaltung anbefohlen ist / obligt / als die nach dem Gesetz der Natur ihr Ampt nach der Gerechtigkeit zu verwalten gehalten sind / und dasselbe zu thun sich mit einem Eyd verbunden haben. Dafern sie nun solches nicht thun / dörffen sie sich anders nicht einbilden / als daß sie vom höchsten GOTT/ als einem Rächer deß Meineyds / unfehlbar werden gestrafft werden; wie dann die Alten solches durch einige Statuen gleichfalls schicklich vorgebildet: Bey den Eleern war eine / die denen Untreuen und Meineidigen mit grossem Schrecken anzusehen war / dieweil sie den Donnerkeil mit beyden Händen hielte / als ob sie die Meineydigen abzustraffen alle Augenblick bereit wäre.

So schreibet auch Aristoteles/ im Buch von den Wunderdingen / und von der Straffe der Meineydigen / daß ein Brunn in Cappadocienbey Tyana/ einer Haupt-Stadt selbiger Landschafft / gewesen / welcher ein überausWunderbrunn wider die Meineydigen. kaltes Wasser gehabt / so iedoch allezeit geschienen / als ob es siede: und dafern einer dahin geführt worden / den man in Verdacht gehabt / als ob er falsch geschworen hätte / sey das Wasser / wann er nämlich die Warheit gesagt / langsam hervorgeqwollen; im Fall er aber einen Meineyd begangen / gantz trüb herausgestrudelt / und habe ihn im Gesicht / Händen und Füssen bespritzet / gleich als ob es ihn deß Meineyds halber gebührlich abstraffen wollen / habe auch wider ihn zu toben nicht ehe nachgelassen / biß er seine Schuld bekannt / und derselben wegen umb Verzeihung geflehet; dafern er aber auf der Lügen beharret / habe er von Stund an entweder die Wassersucht bekommen / oderaber es sey ihm eine grosse Menge Eyter aus dem Munde hervorgebrochen; dannenher man solchen Brunnen des JupitersMeineyds-Brunn zu nennen pflegen.

Es erzehlet Pausaniasin Corinthiacis, daß zu Corintheninnerhalb deß Neptuni TempelsKirchhoffe / deß Portuni Capellegestanden / in welcher eine Celle gewesen / darein man unter der Erden gehen müssen / allda / dem Vorgeben nach / der Portunussich aufhielte / und im Fall einer aus den Einheimischen oder Frembdlingen daselbst fälschlich geschworen / habe er der Straffe deß Meineyds daraus auf keinerley Weise entfliehenDer Eleer Gebrauch im Eyd, schwören. mögen. Die Eleer pflegten / wann sie schwören wolten / zu dem Altar ihres Schutz-Gottes Sosipoliszu tretten / und zwar mit höchster Devotion und Andacht; Die Ceremonien / so sie darbey gehalten / erzehlet Pausanias. Und eben dieser erwähnet auch in den Eliacis prioribus der Gewonheit / deren die Alten sich im Schwören in den Olympischen Spielen gebraucht / dahin die Menschen / entweder das Wettlauffen / oder mit dem Dolchen fechten / oder das Ringen / oder andere dergleichen Spiele anzuschauen / von allen Orten zulieffen / da dänn die jenige / so den Sieg darvonGebrauch zu schwören. trugen / die höchste Ehre erlangten; dannenhero sie / auf gut Trauen und Glauben / ohne allen Betrug handeln musten. Solches gienge nun also zu: Alle Fechter oder Ringer / deren Eltern / Brüder / und Kampffplatz-Herren musten über den ausgeschnittenen Hoden einer Sau / mit sonderbar-abgefassten Worten schwören / daß sie keinen Betrug brauchen wolten / die Olympischen Spiele auszuführen. Die Kämpffer oder Fechter selbsten musten noch überdieß schwören / daß sie zehen gantzer Monat über dem bevorstehenden Kampff sich geübt hätten. Ausser diesen schwuren auch die jenige / so über die im Kampff aufgeführte Menschen oder Pferde-Füllen das Urtheil fällen solten / daß sie deß Urtheils halber kein Geld genommen / auch hinführo nicht nehmen / noch weniger aber dem gemeinen Manne eröffnen wolten / wordurch sie bewogen worden einen zu loben oder zu tadelen. Weil aber dieses eine Art eines Opffers war / worinn man das Opffer-Fleisch / nach Verrichtung deß heiligen Wercks / zu essen pflegte / setzet eben dieser Pausaniasnoch hinzu / daß er / wem die Sau / nach vollbrachtem Opffer / zu Nutzen kommen / niemahls erforschen können; iedoch sey ihm bekannt / daß / nach altem Religions-Gebrauch / die Vorsehung gethan worden das Opffer nicht zu essen / worüber ein Eyd geschworen worden. Dieses bezeuget Homerus/ wann er saget / daß der Eber / über welchem Agamemnoneinen Eyd geschworen / daß er die Briseisnicht berührt habe / vom Talthybius/ deß AgamemnonsKriegs-Herolden / ins Meer geworffen worden. Fast eben eine solche Gewonheit hatten auch die Römer /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 56wann sie die Bündnusse machten; dann sie schwuren / und verfaßten einige Flüche über einem Schwein oder Eber / in Gegenwart der Kriegs-Herolden.

Wir wollen aber von den Gebräuchen deß Eydschwörens uns zu dem Gottwenden / welchen sie deß Eydschwurs Vorsteher nennten; Iupiter Horcius. diesen hiessen die Griechen den Jupiter Horcius/ und bildeten ihn also / daß er einen Donnerstrahl mit beyden Händen hielte. Die Römer aber pflegten ihn anders zu nennen und auszubilden; wiewohl Jupiter Horciusbey den Griechen / und Dius Fidiusbey den Römern / nach einiger Meinung / einer gewesen seyn soll; dann gleichwie jener dem Eyde vorstunde / damit er warhafftig und gerecht wäre: also wurde dieser für den Vorsteher der Treue und Glaubens gehalten / umb welcher Ursach willen ihme göttliche Ehre angethan wurde. In den Römischen Antiqvitäten ist deß FidiusBildnus deß Fidius.Bildnus also vorgestellt zusehen: man siehet einen auf Art eines Fensters formirten Marmelstein / worinn drey gehauene Bilder erscheinen; Das zur Rechten ist ein Manns-Bild / in einemFriedens-Habit; das zur Lincken aber ein Weibs-Bild / in gleichmässiger Kleidung / auf dem Kopff eine Lorbeer-Kron tragend / welche beyde einander die Hände geben; in mitten dieser zweyer Bilder ist eines lieblichen Knaben Bildnus zu sehen / über dessen Haupte diese beyde Worte stehen: Fidii simulacrum, das ist: deß FidiusBildnus. Uber dem Haupte des Manns-Bildes zur Rechten stehet das lateinische Wörtlein Honor, über dem weiblichen zur Lincken aber / das Wörtlein Veritas.

Dieweil aber die Alten dafür hielten / der Jupiterpflege die Meineydigen zu straffen / als fallet anietzo zu erinnern bey / daß er nicht allezeit geehret worden / weil er ihnen gutes thue / sondern auch unterweilen / damit er ihnen nicht schaden solle / da sie ihn dann Vejovemgenennt / dieweil man glaubte / er habe eine Gewalt zu schaden: welches sie auch durch sein Jupiterin Gestalt eines Knaben. Bildnus angezeigt / indem sie ihn / wie Agelliusund Alexander Neapolitanuserzehlen / als einen Knaben gebildet / mit einem gehörntem Haupte / der einige Pfeile in der Hand hält / gleich als ob er zum Schaden bereit zu seyn schiene. Neben ihm stunde eine Geiß; weil aus den Fabeln bekannt / daß seine Mutter / nachdem sie ihn dem Saturnusaus dem Rachen gerissen / selbigen in Cretazweyen Nymphen / der Amaltheanämlich und Melissa/ oder wie andere wollen / der Hägaund Heliranvertrauet / allda er mit Honig und Geißmilch auferzogen worden. Diese Geiß / sagen sie / habe an einem Baum ein Horn abgestossen / worüber die Nymphen / weil sie dieselbeDas Uberfluß Horn. sehr lieb hatten / sich nicht wenig betrübt / das Horn mit allerley Blumen und Früchten angefüllt / und solches / als sie wieder nach Hauskommen / dem Jupitergegeben / welcher dieses Geschenck willig angenommen / und / damit er seiner Pflegamme ein ewig Gedächtnus stifftete / es zu einem Zeichen der Fruchtbarkeit gemacht: dannenher es ins gemein das Horn deß Uberflußes / unterweilen auch der AmaltheaHorn / genennet wurde; deme Pherecydes/ wie Apollodorusschreibet / diese Eigenschafft zugeeignet / daß es alles / was an Essen und Trincken / zu Erhaltung deß Leibes dienlich /Woher das Uberfluß Horn komme? überflüssig darreiche. Eben dieses Horn / sagt man / sey nicht von der Amaltheaihrer Geiß / sondern von ihrem Ochsen gewesen / in welchen Achelousverwandelt worden / als er mit dem Herculesumb die Deianira/ so allen beyden von ihrem Vater versprochen war / gekämpffet: dann die Poeten dichten / daß ihm Herculesdie Hörner abgebrochen / und selbige in den vorbeyfliessenden Fluß geworffen habe / welche die Najadenauffgefangen / mit allerley Blumen und Früchten angefüllet / mit grünen Zweigen besteckt / und der Copiagewidmet hätten / dannenhero beyden der Nam Cornucopiae oder deß Uberfluß-Horns beygelegt worden. Dieses / damit wirdie Sache / wie sie vorgegangen / allhier zu ergründen übergehen / deutet / nach einiger Meinung / deß Glückes Krafft und Vermögen an; dann viel Thiere alle ihre Kräffte in den Hörnern haben / wormit sie alles / so ihnen begegnet / verletzen und beschädigen. Von der Fortuna/ oder dem Glück/ wird gedichtet / daß Copia. Sie die Copia/ oder den Uberfluß/ zum Gefärten habe; weil sie für die Reichste gehalten / und in ihrer Macht zu stehen geglaubt wurde / bald diesen / bald jenen / nach eignem Belieben / den Reichthum / welcher mit den Blumen nicht unfüglich verglichen werden kan / entweder zu geben oder zu nehmen / wormit das Horn angefüllt war. So könte auch allhier gesaget werden / es komme das Uberfluß Horn von der jenigen Geißher / die den Jupitergesaugt hat; dieweil man davor hielte / es komme dem Menschen alles gutes von ihme zu / wie wirallbereit oben gesagt. Dannenher lesen wir / daß ihm eben eine solche Gewalt als wie der Sonnen zugeeignet worden; zu dem Ende sie ihm dann auch die Pfeile in die Hand gegeben. Andere haben die Göttliche Macht Jupitermit deß BacchusKennzeichen. deß Bacchusdem Jupiterzugeschrieben / indem sie ihn mit deß BacchusKenn-Zeichen gebildet / wie ihn / nach dem Zeugnus deß Pausanias/ Polycletusin Arcadienvorgestellt: an statt der Schuhe hatte er Halbstiefeln an / und hielte in der einen Hand eine Schaale / in der andern einen mit Epheu umbwundenen Stab / auf demselben saß ein Adler. Der Gestalt nach / sahe er einem Jüngling ähnlich / wie etwan Bacchusgemahlet wird / und wie er zu Terracinastunde / den man Axyron,das ist / einen solchen / der kein Scheermesser bedurffte / dieweil er ohne Bart war / zu nennen pflegte.

Es werden zwar wenig Bildnußen vomTA 1680, Iconologia Deorum, S. 57 Jupitergesehen / denen der Adler nicht beygefügt ist / welchen Vogel man ihme gewidmet / dahero auch dessen Wagen von Adlern gezogen zu werden gedichtet wird; entweder weil /Der Adler ist dem Jupiterheilig. wie Lactantiuswill / der Jupiterein glückliches Zeichen vom Adler empfangen / als er / wie etliche meinen / im Anzug wider seinen Vatter / den Saturnus/ begriffen gewesen / worauf er hernach auch den Sieg darvon getragen / wie man dann sagt / daß dem Jupiterim Kriege wider die Titanenein Adler die Waffen zugebracht / dannenher sie denselben sehr offt neben den Jupiter/ in den Klauen einen Donnerkeil haltend / mahlen; oder aber / dieweil er allein unter allen Vögeln vom Donnerstahl nicht berührt wird / und ohne Verlezzung der Augen gerad in die Sonne sehen kan. Aus welcher Ursach er nicht unbillig der KönigDer Adler ist ein König der Vögel. unter den Vögeln genennet wird / und dem Könige der Götter geheiligt ist. Beym Pausaniasin Eliacis prioribus wird deß Jupitersvon Phidiasgebildete Statue also beschrieben: Jupiterauf dem Throne. Dieser Gott sitzet auf einem Königlichen Thron / so aus Gold und Helffenbein gemacht / träget eine Kron auf dem Haupt nach Art eines Oehlbaum-Zweigs / in der Rechten hält er die Victoria/ aus Helffenbein und Golde mit einer Haupt-Binde und Crone / in der Lincken aber einen sehr künstlichen und aus allerley Metall gemachten Scepter / auf dem oben ein Adler sitzet. Die Schuhe sind beyde gülden / wie auch der Mantel / auf deme nicht allein unterschiedliche Thiere / sondern auch Blumen von mancherley Art / und insonderheit die schönste Lilien eingegraben zu sehen. Der Thron selbsten schimmert von Golde und Edelgesteinen; so mangelts auch an Ebenholtze und[ Helffenbeine] daran nicht; Rings umher sind allerhand Thiere daran gemahlt. Ingleichen siehet man an einen ieden Fuß deß Stuhls die Zeichen der Victoriain Gestalt viel herumhüpfender oder tantzender Personen ausgebildet. Oben an dem Deckel deß Throns oder Stuhls / über deß Bildes Haupte / sind die drey Gratienauf einer Seite / auf der andern eben so viel Horaezu sehen / wie sie Pausaniasan obenangezogenem Orte mit mehr andern Dingen vorstellig machet.

Es wird auch der Jupiterin einer deß NeronisMüntze sitzend vorgestellet / wie er in der rechten Hand einen Donnerstrahl / in der lincken aber einen Spieß oder Lantze hält / dabey diese Worte eingepregt: JOVI CUSTODI. Jupiter Custos.Wann

schreibet / so gedencket er / daß in ihrem Tempeldeß JupitersBildnus auf zweyen Ochsen sitze. Hingegen siehet man auf etlichen Müntzen der Kaysere Antonini Pijund Gordiani/ den Jupiternackend und bloß stehen / wie er in der Rechten eine Lantze / in der Lincken einen Donnerstrahl führet mit dieser Jupiter Stator. Uberschrifft: JOVISTATORI; dann also hatte ihn Romulusgenennet / dieweil ernemlich die Römische Soldaten / so von den Sabinern in die Flucht geschlagen worden / wiederum zum Stand gebracht / welche hernach in wieder-erneuertem Treffen den Feinden das Gesicht und nicht den Rücken geboten. Eben auf solche Weise ist er in deß DiocletianusMüntz zu sehen / auf welcher Jupiterstehet / und in der Rechten zwey Pfeile / oder vielmehr Donnerstrahlen / in der Linken aber eine gerade Lantze Jupiter Conservator. hält / mit diesen Worten: JOVI CONSERVATORI. In einer andern Müntze deß Diocletianusist ebenmässig ein Jupiter/ der in der Rechten eine Victoriola von sich strekket / in der Lincken aber eine gerade Lantzen hat / mit dieser Uberschrifft: JOVI CONSERVATORIORBIS: dann es ist kein Kennzeichen dem Jupitermehr eigen / als der Donnerstrahl; obwol selbiger / wie PliniuserzehltDer Donnerstrahl ist auch dem Summanusoder dem Plutozugeeignet worden. von den Römern ehdessen auch dem Summanus/ oder anders nichts denn Plutowar / zugeeignet worden / iedoch pflegten sie diesem nur den nächtlichen / dem Jupiteraber den tägigen Donnerstrahl zuzuschreiben. Die Hetruscier aber / als der Donnerstrahlen überaus fleissige Beobachter / haben bemercket /Der Donnerstrahl ist ein Kennzeichen vieler Götter. daß auch Vulcanusund Minervaden Donnerstrahl zu führen pflegen / wormit diese der Griechen Schiff-Armada verbrennet hat. Dannenher Virgiliusim ersten Buch Aeneidos die Junoeinführet / wie sie dieses bey sich in Eifer erwäget / als sie der Trojaner überbliebenes Häufflein / unter ihrem Admiral / dem Aeneas/ sahe / und dieselben von Italiennicht abwenden / noch ihnen nach Belieben Schaden zufügen konte / mit diesen Worten:

--- --- Pallasne exurere classem
Argivum, atqve ipsos potuit sub - mergere ponto?
Ipsa Jovisrapidum jaculata è nubi - bus ignem:
Ast ego &c.
Wie? hat der PallasMann diß können geben zu /
daß sie den Donnerkeil deß Jupiterser - griffe /
und aus den Wolcken her warff auf der Griechen Schiffe /
die sie theils steckt in Brandt / theils in dem Meer versänckt /
nur umb ein schlechtes Ding / das sie so hefftig kränckt /
daß nämlich Oileus/ der Locrer Fürst im Tempel
verübt aus toller Lieb ein strafbares E - xempel.
Diß einige Versehn erregte solchen Grimm /
daß sie das gantze Meer trieb auf mit Ungestümm /
zerstreuete die Schiff / ihn selbst auch so zer - risse /
zerschlug / und grimmiglich an einen Felsen schmisse /
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 58
daß er deß Donners Flamm spie aus ver - wundter Brust.
Ich aber etc.

Eben dieselben Hetrurier gaben vor / esDonnerstrahl von dreyen Farben. seyen die von andern Göttern ausgelassene Beuten weiß und schwartz / die aber / so der Jupiterherunter geworffen / roht gewesen / wie Acron/ deß HoratiusAusleger / erzehlet / da er diese Wort erkläret: & rubente dextera sacras jaculatus arces.

Dreyerley Donnerstrahls-Arten.Es sind dreyerley Arten der Donnerstrahlen vom Aristotelesbeschrieben worden / deren eine hell oder durchsichtig und von überaus wunderbarer Natur / wordurch die Fässer ohne Berührung der Spünde / oder HinterlassungDonnerstrahls Wunder. einiges andern Kennzeichens / ausgeleeret werden: Das Gold / Ertz und Silber schmeltzet innwendig / ohne einige Verletzung oder Anzündung der Säcklein oder Beutel / worinnen es verborgen ist / so gar / daß das darauf gedruckte Sigel-Wachs nicht zu schmeltzen pfleget. Martia/ eine höchstberühmte Römerin / ward schwangers Leibs mit einem dergleichen Strahl getroffen / die Frucht in ihr getödtet / und bliebe sie ohne einige andere Beschwehrung beym Leben: Es werden Leute dardurch getödtet / deren Kleider man im geringsten nicht verletzet findet. Diese Art deß Donnerstrahls eignete man der Minervazu / die man aus deß JupitersHaupte entsprungen zu seyn vorgabe / und den reinsten und subtilsten Theil deß Feuers bedeuten soll: Dannenher der von dannen herkommende Donnerstrahl glühend ist. Die andere Art zündet an / ist roht / und wird aus deß JupitersHand gesandt. Die dritte ist feucht / wird der Wasser-Strahl genennt / zündet zwar nicht an / und schwärtzet doch / daher man ihn den schwartzen Donnerstrahl genennet / und dem Vulcanuszugeschrieben / dem unser rauchichtes Feuer gewidmet und heilig war.

Die Poeten haben den Donnerstrahl dreyspaltig genennet / weil er auf dreyerley Weise zu schlagen pfleget / und mit einer dreyfachen Spitzen versehen ist / auch von dreyen Riesen oder Cyclopengeschmiedet zu werden geglaubet wurde / wie etwas besser unten / wann wirvom Vulcanusreden werden / zu vernehmen seyn wird. Jedoch findet man deß Vulcanusoder der MinervaBildnus nirgend mit einem Donnerstrahl gebildet / ob er ihnen gleich zugeeignet wird / dardurch deß StrahlsDem Jupiterwurde allezeit ein Donnerkeil zugeeignet. Natur und Wirckung zu erklären. Dem Jupiteraber wurde der Donner-Keil unterweilen in die Hand gegeben / bisweilen vor die Füsse gelegt / zum öfftern trug ihm solchen ein Adler im Schnabel oder in den Klauen / bisweilen wiederum anders; also daß demselben allezeit ein Donnerstrahl beygefüget wurde. Senecalib. II. seiner natürlichen Fragen sagt / daß kluge und verständige Personendem Jupiterdeßwegen einen DonnerstrahlWarum solches geschehen. zugeordnet / damit die störrige und wilde Menschen desto besser mögten im Zaum gehalten werden / und sich vor einem in der Höhe herrschenden Gottfürchten lerneten / als denen es sehr nützlich und vorträglich / in ihrer so grossen Verwegenheit die Laster auszuüben / etwas solches zu zeigen und vorzustellen / deme Sie sich unmöglich widersetzen könnten. Diejenige nun zu schrecken / welchen die Unschuld ohne Furcht nicht gefället / hat man ihnen über Haupt einen gewaffneten Rächer gestellt. Nicht allein aber / wie eben dieser Autor sagt / sandte Jupiterfür sich den Donnerstrahl / sondern auch / wie wiroben ebenmässig gemeldet /Wann deß JupitersDonnerstrahl schädlich oder nicht? aus Raht der andern Götter / welcher in Warheit sehr schädlich ware / da hingegen derjenige für versöhnlich geachtet wurde / welchen er allein zu werffen pflegte. Daher Senecaschliesset / wann er sagt / gleichwie Jupiternur nutzen und nicht schaden muß / ausser wann es vielen rahtsam düncket: also sollen die / welchen grosse Gewalt auf Erden unter den Menschen anvertrauet ist / ohne Raht niemand straffen / sondern hierinnen viel zu Gehülffen nehmen / vieler Meinung darüber hören / einen beliebten Schluß mässigen / und diesen Vorsatz fassen / wo etwas soll gestrafft werden / daß auch Jupiterauf seinem eignen Rahte nicht beruhe. Daß aber eben dieser Jupiterunterweilen sich leichter Donnerstrahlen / gleichsam als Spiel-Pfeiler / und nicht allezeit schwehrer verletzender Keile gebrauchet / hat dahin sein Absehen / daß dardurch diejenige / denen wider der Menschen Sünde zu donnern Macht gegeben ist / ermahnet werden / wie nicht alles auf einerley Weise zu straffen sey / sondern einige zu brechen / etliche auszustossen / andere aber nur zu ermahnen seyen.

Aegis vom Jupitergetragen.Man lieset / es habe Jupitereinen Schild am lincken Arm getragen / nämlich das Fell einer Geiß / von welcher er gesäuget worden. Hievon hatten die Alten diese Meinung / wann er solchen bewege und erschüttere / so entstehe ein Regen / mit seiner rechten Hand aber pflege er den Donnerstrahl herabzuwerffen / inmassen Serviusbeym Virgiliusim IIX. Buch Aeneidos über diese Worte angemerckt:

--- --- Arcades ipsum
Creduntse vidisse Jovem, cum saepè nigrantem,
Aegida concuteret, dextra nimbos - que cieret.
Es wohnt in diesem Wald / und auf den grü - nen Höhen /
(sagt er) gewiß ein Gott. Doch kan man nicht verstehen /
was es für einer sey. Zwar die Arcadier
bestehn auf diesem Wahn / daß Sie den Jupiter
TA 1680, Iconologia Deorum, S. 59
allda selbst angesehn / als er zum öfftern schluge
an schwartzen Schild / den er in seiner Rechten truge.
aufs schwartze Fell / das er in seiner Rechten truge.

Diphthera deß JovisBuch.Auf eben dieses Fell / welches die Alten Diphthera nennten / pflegte Jupiteraller Menschen Thaten zu schreiben / damit ihm selbige nicht aus dem Gedächtnus entfielen. Ja sie waren in der Meinung / als ob er ie zu Zeiten den Menschen viel zu gut halte und übersehe / unterweilen aber die Boßhafftigen zur Straffe ziehe. Dannenhero sie / wann sie sahen / daß ein Gottloser / der eine lange Zeit in seiner Boßheit verharret / endlich von ihme gestrafft worden / im Sprichwort zu sagen pflegeten: inspexit, etsi serò, pellem Jupiter. das ist: Es hat Jupiter/ ob wol spät / endlich doch sein Fell angesehen. Eben dieser Jupiterwurde ohne Donnerstrahl / vermittelst einer Statua / in Cariagesehen; da er weder Scepter / noch ein andeks von den oben-berührten Instrumenten in den Händen hatte / ausser daß er mit einem Beil zu sehen ware. Hievon gibt Plutarchusdiese Ursach / weil nämlich Hercules/ nach Hinrichtung der Amazonischen Königin Hippolyta/ ihr neben andern Jupitermit einem Beil. Waffen auch ein Beil genommen / welches er der Omphala/ seiner Buhlerin / die von Geschlecht eine Lydierin war / verehret / welches der Lydier Könige nachgehends als heilig gehalten / und aus sonderbarer Andacht zu tragen pflegen. Dieses Beil ist hernachmahls viel Jahre nach einander / gleichsam aus einer Hand in die andere / endlich an den Candauleskommen / der es aus Hoffart zu tragen sich geweigert / und daher seiner Diener einem ihm nachzutragen gegeben. Es hat aber Gyges/ der König in Carien/ sie beyde umbgebracht / solches darauf / nebenst anderm Raube / in Cariengebracht / und / weil er daselbst deß JupitersBildnus aufrichten lassen / ihm dieses Beil in die Hand gegeben / und den Labradeus Jupitergenennt / weil die Lydier ein Beil Λάβρην nennen. An diese deß Jupiters LabradeusStatua ist nachgehends / wie Aelianuserzehlet / ein Schwerdt / Namens Carius / gehängt worden / welches man deswegen verehret / weil Caresdie ersten Kriegs-Zelten angeordnet / mit Geld und Solde Krieg geführt / die Schilde mit Riemen angebunden / und Federbüsche auf die Helme gehäfftet haben solle.

Erfinder der Kriegs Instrumenten.Dieweil aber die Mahler unterweilen mit ihrem Pensel der Poeten Gedichte eben so schicklich ausdrucken / als sie die Poeten selbsten ausgebildet haben / So hat Ctesilochus/ deß ApellesLehrling / die jenige Fabel / wie nämlich Jupiterden Bacchusgebohren / mit ihrenDer gebährende Jupiter. eigentlichen Farben vorgebildet; dann er / wie

Pliniuslib. 35.

erzehlet / den gebährenden Jupitermit umbundenen Haupt / wie er unter denHebammen-Göttern nach Art der Weiber seuffzet / gebildet. Daß ichallhier deß Bacchusgeschweige / welchen Jupiterlange Zeit in der Dicken deß Oberschenckels getragen haben soll / biß die Geburts-Stunde herbey kommen / wie in

unserer aus Carls von Mandergenommenen verteutschten Erklärung deß OvidiusVerwandlungs-Bücher

/ mit mehrern Umständen zu sehen ist. Es haben auch die Bildhauer den Entwurff ihrer Statuen zum öfftern von den Poeten entlehnt. Wie dann einige Leontiner / nach deß PausaniasZeugnus / den Jupiterauf eignen Kosten sieben Ellen hoch / in der lincken einen Adler / in der Rechten aber einen Donnerstrahl haltend / abbilden lassen / dieweil sie ihn nämlich von einigen Poeten also beschrieben gefunden.

Wann Strabovon deß Jupiters Olympius Tempelschreibet / nach welchem aus gantz Griechenlandeeine unglaubliche Menge Volcks / mit überaus köstlichen Geschencken zu wallfahrten pflegte / saget er unter andern / es sey daselbst deß JupitersBildnus aus Elffenbein /Deß JupitersBildnus von Phidia. von Phidiagemacht / zu sehen / in solcher Grösse / daß selbiger Tempel / unangesehen er sehr groß / nichts desto weniger gegen der Grösse dieser Statua klein zu seyn schiene: daher der Künstler für straffwürdig geachtet worden / weil er diese Bildnus an einen solchen Ort gesetzt / dahin sie sich doch nicht allerdings geschicket / zumalen sie sitzend mit den Hauptscheidel an das Dach gerührt / und im Fall sie hätte aufstehen können / würde man ohn allen Zweiffel das Dach haben abheben und zerbrechen müssen. Gleichwol ist diese Statue von iederman in hohen Ehren gehalten worden:Warumb solche Statua so groß gewesen. dann / nach deß QuintilianusZeugnis / die ungeheure Grösse den Anschauern eine heilige Furcht einjagte / und dem Jupiterweis nicht was für eine Göttliche Majestät zuzueignen pflegte. Diese Bildnus aber hat Phidias/ seiner eignen Bekanntnus nach / aus deß HomerusBeschreibung also nachgebildet / welcher Homerusin seiner

also von ihm redet:

Annuit, & nutu totum tremefecit Olympum.
Er gab durch einen Winck so kräfftgen Willen drein /
daß alles schütterte / und schien zu fallen ein
der gantze Himmelsbau etc.

Es haben auch öffters die Mahler ihre Gemühts-Gedancken gar schicklich ausgebildet / wie Apellesgethan / da er einer Aufruhr und Zusammen-Verschwörung beschuldigt Nealcesein sinnreicher Künstler. wurde / wie wiretwas besser unten in der CalumniaBildnus erklären wollen; deme Nealces/ der sinnreiche und wohlerfahrne Künstler / gleich gewesen / der / wie

Pliniuslib. 35.

erzehlet / das Seetreffen der Egypter und Perser gemahlt /TA 1680, Iconologia Deorum, S. 60welches er auf dem Nilus/ dessen Wasser dem Meer ähnlich / geschehen zu seyn anzudeuten gewillet / durch eine gewisse Anzeigung vorgestellet / was er vermittelst der Kunst nicht thun konte: indem er einen aus dem Nilussauffenden Esel gebildet / welchem ein Crocodil nachstellte und auf den Dienst wartete / dieweil es in Egyptenviel Crocodilen / in [ Persien]aber eine grosse Menge Esel gibt. Dannenher man davor hält / es sey von den Mahlern und Bildhauern erdacht worden / der Götter Statuen ohne Menschen - oder Thier-Gestalt auszubilden / wie an der Venus- Bildnus zu Paphia/ und an der / von den Phöniciern / abgebildeten Sonne zu ersehen gewesen. Die Sicionier / ein Peloponnesisches Volck / haben den Jupiterin Gestalt einer Piramide geehret. Jupiterin Gestalt einer Pyramide geehret; welches dahin zielen möchte / wohin mit eben desselben an seinen Untertheilen nackend-ober-halb aber bedecktem Bilde gedeutet wurde / worvon wirbereits oben gemeldet. Der Grund und Postement dieser Statua deutet die Finsternus an / wordurch wir / so lange dieses irrdische Leben währet / die Göttliche Dinge recht anzuschauen und zu betrachten verhindert werden; dann sie mit den scharffen Augen deß Geistes / welche uns die Spitze der Pyramide vorbildet / beschauet werden müssen. Alsdann aber sehen wir selbige recht / wann wir aller gegenwärtiger Dinge Angelegenheit uns aus dem Sinne schlagen / den Verstand schärffen / und dardurch in den Himmel eindringen / oder aber / nach abgelegter Last dieses Leibes / uns hinaufwarts schwingen / und GOTT/ das höchste Gut / zu geniessen suchen.

Jupiter Ammon. Qvintus Curtiusschreibet in seinem vierdten Buch / daß bey den Troglodyten in einem dem Jupiter AmmoniusgewidmetenSonnen-Brunn. Lustwalde ein Brunn gewesen / welcher der Sonnen-Brunn genannt worden / dessen Wasser beym Aufgang der Sonnen laulecht / zu Mittag Eis-kalt / gegen Abend wol-warm / und zu Mitternacht siedend-heiß gewest / und je näher die Nacht dem Morgen gekommen / je mehr habe dessen nächtliche Hitze abgenommen / biß es / bey Anbrechung deß Tages / seine gewöhnliche Lauligkeit wieder erlanget. Eben daselbst / sagt gemeldter Curtius/ habe man ein Bild als einen Gottgeehret / welches nicht also gestaltet gewesen / als andere GötterStatua / einem runden oben zugespitzten Kegel gleich. von den Mahlern abgebildet werden / sondern es habe einem runden oben zugespitzten Kegel / mit Schmaragden und andern Edelgesteinen versetzet / geglichen / und wann iemand eine Antwort begehret / hätten die Priester das Bild in[ einem] vergüldeten Schiffe getragen / welches zu beyden Seiten mit silbernen Schalen behänget gewesen. Hierauf seyen die Frauen und Jungfrauen gefolget / die nach alter Gewonheit einen unförmlichen Gesang angestimmet / um dardurch / ihrer Meinung nach / den Jupiterzu bewegen / daß er eine gewisse Antwort von sich geben möge.

Jupiterin Widders-Gestalt.Es ist aber der Jupiter Ammonauch unter der Gestalt eines Widders verehret worden; die Ursache dessen wird von etlichen folgende geben / weil Bacchus/ da er mit seinem Kriegs-Heer durch die Libysche Wüsten gegangen / und in grossem Durst den Vatter Jupiterumb Hülffe angesucht / von einem Widder zu einem Brunn geführet worden / aus welchem das gantze Heer den Durst löschen können: Solchen Widder habe man vor den Jupiterselbst gehalten / als welcher diese Gestalt angenommen / und dem durstigen Heer das Wasser selbst gezeigt / dannenhero sie ihm allda einen Altar gebauet / und zu seinen Ehren darbey deß Widders Bildnus aufgerichtet. Ovidiusweichet von der Fabel nicht ab / sondern ist in der Meinung / es habe Jupiterzu der Zeit / da die Götter vor den aufrührischen Riesen in Egyptengewichen / sich / damit er von deren Gewalt gesichert seyn möchte / in einen Widder verwandelt. Herodotusin Anzeigung der Ursache / warumb zu Thebe/ einer Stadt in Egypten/ es nicht zugelassen sey / die Schafe zu schlachten / saget / es habe Jupiter/ sich dem Hercules/ der ihn zu sehen ein überaus grosses Verlangen getragen / anfangs nicht zeigen wollen / sey aber endlich durch das unablässige Anhalten und Flehen überwunden worden / daß er mit einem Widder-Fell bedeckt sich ihme sehen lassen; hiervon hätten hernach die Egypter eine Copey genommenDer Widder wird Göttlich verehrt. und den Jupiterin Widders-Gestalt gebildet / selbiges Thier angefangen Göttlich zu verehren / und nicht mehr zu schlachten / ausgenommen daß sie jährlich an deß JupitersFeste einem den Kopf abgeschnitten / das Fell abgezogen und die Bildnus deß Jupitersdamit bekleidet / auch deß HerculesBild nahe hinzu gesetzt / also daß beyde einander angesehen / endlich hätten sie sich alle zu den geschundenen Widder verfüget / selbigen geschlagen / alsdann sein Aas in einen Krug gestekt / und solches mit grosser Devotion zu Grabe gebracht.

Es war aber dieser Jupiter Ammonnicht allein bey den Egyptern / sondern / wie Pausaniaserzehlet / auch bey den Arcadiern geehret / welche sein Bildnus viereckicht / auf die Art der Bildnussen deß Mercuriusvorstelleten. Alexander Neapolitanusschreibet / daß die Celten / ein gewisses Volck der Gallier / an statt deß Jupiterseine sehr hohe Eiche verehret;Die Celten verehrten an statt deß Jupiterseine hohe Eiche vielleicht / weil sie wusten / daß dieser Baum dem Jupitergeheiliget und gewidmet war / als von dessen Früchten die Menschen vor Zeiten ihr Leben erhalten / gleich als ob es deß JupitersAmpt wäre / die jenige zu nähren und zu unterhalten / die er / ihrer Meinung nach / ans Liecht gebracht habe / und zu versorgen ihme angelegen seyn lasse. Dannenhero die Alten fast alle Statuen deß Jupitersmit eichenen Blättern zu bekrönen pflegten / gleich als ob derselbe Baum ein Kennzeichen deß Lebens wäre / welches die Menschen von ihm herzufliessenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 61vermeinten. Aus welcher Ursach dann auch die Römer die jenige Soldaten / so einem Römischen Bürger im Treffen von dem Tode errettet / mit einem Krantz von Eichen Laub zu verehren gewohnt waren / ihnen dardurch ein Kennzeichen deß Lebens zueignende / dieweil sie einem Menschen das Leben erhalten hatten.

Jupitermit einem Krantz von Oehlzweig-Blättern.Sie pflegten auch unterweilen den Jupitermit Oehlzweig-Blättern zu umbkräntzen; weil dieser Baum immer grünet / dem Menschlichen Geschlecht grossen Nutzen gibt / und dessen Blätter eine Himmels-Farbe vorzustellen scheinen; wiewohl es vielmehr das Ansehen gehabt / als ob der Oelbaum der Minervaoder Pallasvon den Alten geheiligt gewesen. Pausaniaserzehlet / es seye an einem Ort in Griechenlanddeß JupitersBildnus gestanden / welches in einer Hand einen Vogel / in der andern aber einen Donner-Keil gehalten / und mit allerley Arten von Blumen umb das Haupt gezieret gewesen. Unterweilen hatte Jupitereine Königliche Kron auf / wie wirdroben aus dem Marcianuserwähnet: wie dann sein Bildnus / welches die mit der Arachnewettstreitende Pallasbeym Ovidiusmit einer Nadel gestickt hatte / recht Königlich vorgestellet war; und zwar auch nicht unbillig / dieweil man ihn so wohl vor einen König der Götter / als Menschen / und deß gantzen Erdkreißes hielte. Wann Serviusdie zehnte Eclogam deß Virgiliuserkläret / schreibet er unter[ Kenn-Zeichen] deß Jupiters. andern / daß die eigenthümliche Kennzeichen deß Jupiters/ so die Siegprangende zu tragen pflegen / ein Scepter und Friedens-Rock (nämlich eine Art eines grossen weiten Purpur-Kleides von dem darein gewirckten Palmbaume / der Palm-Rock / oder / wie andere wollen / von der Breite der darauf gemachten güldnen Nägel also genannt) gewesen / ingleichen / daß er ein mit rohter-Farb bestrichnes Angesicht gehabt habe: Dann es haben / nach deß PliniusZeugnus / die Römer an allen FesttägenDeß JupitersAngesicht mit Mennig bestrichen. deß JupitersAngesicht mit Mennig oder Berg-Zinnober zu bestreichen pflegen / und von denen Censoribus wurde insonderheit der Jupitermit Berg-Zinnober zu bestreichen verdinget; worvon die Weiber ein Exempel genommen / sich gleichfals also anzustreichen / damit sie roht aussehen möchten / weil sie dardurch schöner zu werden sich einbildeten / da sie doch mit dieser Schmincke sich aufs häßlichste zum öfftern verstellten. Bey den Mohren pflegten die vornehmsten Herren sich über und über mit dieser Farbe zu bestreichen / wie dann die Bilder ihrer Götter ebenfalls damit überschmieret waren.

Schlachtopfer dem Jupitergebracht.Die Schlacht-Opffer / so dem Jupiteraus verschiedenen Ursachen / und zu unterschiedlichen Zeiten / unter mancherley Namen / geopffert wurden / waren eine Ziege / ein zweyjährig Lamm / ein weisser Stier mit übergüldeten Hörnern: und solches zwar bey den Römern /die ihm auch unterweilen mit Körnern / Saltz und Weyrauch / ohne Beyfügung einigen andern Opffers / zu opffern pflegten. Bey den Atheniensern wurde ihm ein Ochs / undLächerliche Opfer-Ceremonien. zwar mit überaus lächerlichen Cermonien / geschlachtet / welches / wie beym Pausaniasin Atticis zu lesen / auf diese Weise geschahe: auf deß Jupiters PolieusAltar setzten sie Gerste mit Weitzen vermischt / und bestellten keinen Hüter darzu. Wann nun der zum Opffer bereitete Ochs hin zu dem Altar trate und die besagten Früchte berührte / so kam einer aus den Priestern / den sie βουφόνον das ist / den Ochsen-Würger nennten / warff ihm ein Beil in den Leib / und flohe darvon: die / so umher stunden / stellten sich / als ob sie den jenigen / welcher den Ochsen geschlagen / nicht gesehen hätten / und forderten das Beil an statt deß Thäters vors Gerichte. Dieser Gebrauch soll / wie Svidasdafür hält / daher entsprungen seyn / daß einsmahls an einem deß JupitersFeste ein Stier die heilige zum Opffer zubereitete Kuchen gefressen / welchen einer / Namens Taulon/ vermittelst eines Beils / stehendes Fusses niedergeschlagen / und durch die Flucht sich salvirt habe; worauf das hinterlassene Beil vor Gericht citirt / absolvirt und dieser Gebrauch hernach jährlich also gehalten worden. Uber diesen Gebrauch der Athenienser ist sich aber so hoch nicht zu verwundern / daßDas Beil wird vor Gericht verklagt. bey ihnen das Beil vor Gericht angeklagt und vor schuldig erkannt worden / dieweil in deß DraconsGesetzen gleichfalls enthalten ware / daß leblose Dinge / wann ein Ubelthäter nicht gefunden würde / vor Gericht citirt / verurtheilt / relegirt / oder aus der Stadt verwiesen / und ihnen / nach Gestalt deß Verbrechens / andere Straffen angethan werden solten. Daher beym Pausaniasvom Theagenes/ und beym Svidasvon dem Niconeben dergleichen gelesen wird. Dieser war ein Fechter / und hatte / wie man vorgabe / durch fechten / ringen / kämpfen / lauffen und andere dergleichen Ubungen in den Olympischen / Nemeischen / Isthmischen und andern Spielen / als ein Uberwinder / vierzehen hundert Kronen bekommen / nachdem er aber dieser Zeitlichkeit entrissen / unterstundeDeß Fechters NiconsStatue. sich einer zu seiner Statue zu nahen / und dieselbe / als ob ers selbst und noch im Leben wäre / mit Peitschen zu hauen / auf welchen endlich die Statua gefallen und sich an dem Bößwicht gerochen: deß entleibten Kinder hatten hierauf die Statua / deß an ihren Vatter begangnen Mords wegen / vor Gericht citirt / allwo sie von den Thasiern / nach Innhalt deß Draconischen Gesetzes / ins Meer geworffen worden. Dieses unbilligen Urtheils halber wurden die Thasier hernachmahls mit einer schwehren Pest belegt / welche so lange anhalten solte / biß sie (wie ihnen Pythiaverkündigte) die Statua wieder an vorigen Ort würden gesetzet haben. Indem nun die Thasier sehr bekümmert waren / wie doch solche aus dem Meer wieder heraus zu bringen seyn möchteTA 1680, Iconologia Deorum, S. 62haben die daselbst ihre Nahrung suchende Fischer sie mit ihren Netzen aus dem Meer gezogen worauf sie von den Thasiern wiederumb an die vorige Stelle gesetzt / und ihr nachgehends Göttliche Ehre angethan worden.

Die vielfältige Fabeln / so von dem Jupitererzehlet werden / geben uns mancherley Veranlassungen sein Bildnus auf unterschiedliche Weise vorzustellen: dann man meldet von ihm / Er habe bald diese / bald jene Gestalt angenommen / damit er derer jenigen Dinge /Deß Jupitersvielfältige Verwandlung. die er liebte / genießen möchte. In einen Stier hab er sich verwandelt / umb die Europazu überkommen; in einen Adler / den Ganymedesund die Asteriamit sich hinweg zu führen; in einen güldnen Regen / umb die Danaezu betriegen; in einen Schwahn / die Laedazu überfallen; in ein Feuer / die Aeginazu berücken; in den Amphitryon/ umb mit der der Alcmenazuzuhalten; in die Diana/ umb zu Calistosich zu gesellen. Ja Er soll sich in unzehlige andere Gestalten mehr verwandelt haben / welche ichhier mit Stillschweigen übergehe / weil die Alten nach denselben kein Bildnus deß Jupitersvorgestellet haben.

Von der Juno.

Junodeß JupitersSchwester.DIejenige / so der Meinung gewesen / daß die Alten unter dem Namen der mancherley Götter die Elementen verehrt / haben für die Lufft die Junobedeuten wollen; daher sie dieselbe in ihren Gedichten für deß JupitersSchwester ausgegeben / dieweil Jupitervon ihnen für das Feuer gehalten wurde. Ja gleichwie sie den Jupiterfür einen König deß Himmels gehalten / also haben sie die Junoseine Königin genennet / dieweil das Feuer und die Lufft in den obern Oertern sich enthalten / und grössere Krafft in diese Unter-Dinge haben / als die übrige zwey Elementa. Bißweilen haben sie die Junofür die Erde genommendeß JupitersGemahlin. / und sie deß JupitersGemahlin zu seyn gedichtet; sintemahl eine gewisse Saamens-Krafft aus den obern Cörpern in die Erde einfliesset / die ihr das Vermögen mittheilet / alles das jenige zu gebähren / was sie überflüssig hervorbringet; nicht anders als wie der Mann den Gebehrens-Acker deß Weibes mit seinem Saamen befeuchtet / und denselben / ein Kind zu empfangen und zu seiner Zeit zu gebähren / fähig machet. Dannenhero Virgiliusdieses anzudeuten vorgiebt / es seye Jupitermit einem starken Regen seiner Gemahlin in den Schooß gefallen. Einige wollen / es sey die Junound Lunaeine einige Göttliche Macht / daher sie ihr etliche der LunaBey-Namen zugeeignet; dann man sie Lucinagenennet / gleich als ob sie die jenige wäre / welche den Gebährenden / auf ihr Anflehen / zu Hülff käme / und die Frucht zur Welt brächte. Daher ist auch kommen / daß die Alten ein Glied am Menschlichen Leibe diesem / das andere einem andern unter den Göttern zugeschriebenals unter deren Schutz sie wären /Augbrauen unter der JunoSchutz. und haben die Junodenen Augenbraunen vorgesetzt / weil durch selbige die Augen beschützt werden / vermittelst deren wir deß Liechtes geniessen / welches von der Juno/ sonst Lucinagenannt / ihrer Meinug nach / herkame. Man lieset auch / daß ihr die Arme geheiligt oder zugeeignet gewesen: derohalben Homerus/ der einem iedweden Gottder schönsten Glieder eines zugeeignet / von welchem er ihn beyzunamsen pfleget / die Junoλευχώλενον das ist / eine mit weissen Armen begabte Göttin genennet.

Ihr Bildnus haben etliche aus reiner und weißer Materia gemacht / und dardurch der LunaCörper abgebildet. Lucianusbezeuget /Die Göttin Syria. daß / ob wohl die Göttin Syria/ welche zu Hieropolisverehret wurde / die Junogewesen / habe doch ihre Statua nicht eine / sondern viel Göttinnen vorzubilden geschienen / sintemahl an selbiger etwas von der Pallas/ Venus/ Diana/ Nemesis/ den Parcenund anderen Göttinnen offenbarlich hervorgeblicket. Sie saß auf zweyen Junoauf zweyen Löwen. Löwen / hatte in einer Hand einen Scepter / in der andern eine Spindel / das Haupt war mit Strahlen geziert; und viel andere Dinge mehr wurden an ihr gesehen / welche anderen Göttern eigen waren. Dannenhero Lucianusgewiesen / daß der Göttin Junovorzeiten unter verschiedenen Namen Ehre und Dienst erzeiget worden sey: weswegen sich auch gar nicht zu verwundern ist / wann sie Lucinagenennet worden / welche die Gebährende in ihren Nöhten umb Hülffe angeruffen; wie dann Terentiusin Andria die Glycerium/ als sie die Geburts-Schmertzen empfunden / also redend einführet:

Juno Lucinafer opem, servame ob - secro.
TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel F. (nach S. 62)
[figure]

CONCORDIA

FECUND: AUGUSTAE

CONCORDIAAETERNA

PUDICITIA.

S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 63
Juno Lucina! komm mit deiner Hülff in Eil /
und zeig mir / Wertheste! in dieser Noht dein Heil.

Der JunoBildnus.Diese wurde von den Alten gebildet / wie in der FaustinaNumismatibus zu sehen / in einer ansehnlichen mit einem langen Rock bekleideten und stehenden Matronen Gestalt / welche in der Rechten eine Schale / in der Lincken aber eine Lantzen hielte / mit dieser Uberschrifft: JUNONI LUCINAE: Wie dann die Alten fast allen Bildern der Götter Lantzen zugeeignet / als bereits aus denen erklärten und vorgestellten Bildnußen erhellet / und in den meisten andern noch rückständigen klärlich soll gezeiget werden: Dannenhero dessen Ursach meines Erachtens nicht länger aufzuschieben;Warum den Göttern Lanzen zugeeignet worden. und ob sie wohl anderswo vielleicht füglicher zugeben scheinen möchte / können und wollen wiriedoch allhier nicht unschicklich ein und anders darvon berühren; dann sich mancher verwundern möchte / warumb die Juno/ welche doch vor eine friedfertige Göttin gehalten wird / eine Lantze / die der Kriegs-Leute eigen ist / zu tragen pflege? allein es ist dieses nicht allezeit wahr geredt: dann sie zum öfftern sich sehr grausam erzeigt zu haben beschrieben wird / und zwar dazumal / als sie den Griechen wider die Trojaner Hülffe geleistet / wider die sie alle ihre Kräffte daran gestreckt / auch / dafern wir dem Homerusglauben dörffen / gewaffnet auf den Wagen gestiegen / und samptDer JunoWagen. der Minervain das Lager kommen. Ihr Wagen (dann die tapffersten Helden damahls gewohnt waren / auf ihren Wägen zu fechten) wird von dem Homerusalso beschrieben: das Zwergholtz / worauf der Wagen stunde / war mit Eisen beschlagen / die Räder waren ehern / mit acht Speichen / die Radschienen gülden / mit Ertz überzogen / und die Achse mit Silber beschlagen: Oben war der Göttin Sitz mit güldnen und silbernen Riemen gewirckt / die Deichsel von puren Silber / die Deichselwag von Golde gemacht / und der Pferde-Zeug gulden; dann ob man wohl sonsten lieset / daß ihr Wagen von Vögeln gezogen werde / so waren doch zu der Zeit die Pferde vonnöhten. So beschreibet auch Virgiliuseben diesen Wagen und Waffen / wann er von Carthagoim ersten Buch Aeneidos redend also spricht:

--- --- Hic illius arma,
Hic currus fuit. &c.
Es war ein alte Stadt Carthago/ die vor - dessen
das Volck der Tyrier gebauet und beses - sen /
Stieß gegen Welschlandzu und an den Tyberstrand/
an Gütern reich / an Zucht deß strengen Kriegs bekannt.
Darein hat Juno/ wie man sagt / vor an - dern allen /
auch Samosnachgesetzt / ihr lassen wol - gefallen
zu haben ihren Sitz: hier war ihr Feur und Herd /
ihr Wagen / Heergeräht / hier wurde sie geehrt.

Fernere Ursach / warum der Junound andern Göttern eine Lantze beygefüget worden.Dannenhero niemanden frembd vorkommen darff / warumb der Junovon den Alten eine Lantze gegeben / und von miralhier die Ursach angedeutet werde / warumb den meisten Bildern der Götter Lantzen beygefügt worden. Die Ursach aus dem Justinusist diese: Vor Alters pflegten die Könige an statt der Kronen und anderer Königlicher Zierrahten eine Lantze zu tragen; und hatten im Anfang der Welt die Menschen keine Bilder einiger Götter / außer die Lantzen / welche sie sehr heilig zu verehren pflegten. Nachdem man aber angefangen die Götter in menschlicherDie Lantzen wurden vor Zeiten Götlich verehret. Gestalt zu bilden / hat man auch die Statuen / und nicht mehr die Lantzen Göttlich zu verehren begonnen. Doch damit gleichwohl auch noch einige Merckmahle der Alten Religion vorhanden wären / haben sie den Bildern Lantzen beygefüget. Wann Anchisesbeym Virgilius/ im VI. Buch Aeneidos, deß AeneasGeschlecht / so von ihm künfftig herkommen solte / anweiset / fänget er von einem Jüngling an / der an einer Lantzen hänget / allda Serviusanmercket / daß die Lantze bey den Alten eine Belohnung der jenigen Jünglinge gewesen / welche mit Erlegung eines Feindes im Treffen ihrer Tapfferkeit erste Probe gethan; und daß die Lantze von den Alten sehr hoch geachtet / und andern Waffen vorgesetzt worden / dieweil sie der Vortrefflichkeit und deß Regiments Anzeigung gewesen / und dannenher tapffern Helden verehret wurde; Ja / auch die Auctionen und Ausruffungen pflegten unter der Lantzen zu geschehen. Die Athenienser haben den Römern durch Uberschickung einer Lantzen den Krieg angekündigt. Svidaserzehlet / es sey zu Athender Brauch gewesen / daß / wann ein todter Cörper eines Erschlagenen[ hinausgetragen] worden / man iederzeit in der Procession eine Lantze vorgetragen / oder dieselbe zum Haupten beym Grab gehäfftet / durch welche Gewonheit sie zu verstehen gegeben / daß der Todschläger der Straffe nicht entgehen würde; Deßwegen die Lantze vor Zeiten hoch geachtet und für die schönste Zierde gehalten worden / und aus dieser Ursache hat man sie denWas der JunoWagen bedeute. heiligen Bildern beygefüget. Von der JunoWagen / wie er vom Homerusbeschrieben / könte man sagen / er bedeute die mancherley Farben / so unterweilen in der Lufft erscheinen. Aber Boccatiusist im

einer andern Meinung / und sagt / er sey darumb dermassen herrlich und schön / weil Junofür die Göttin des ReichthumsTA 1680, Iconologia Deorum, S. 64gehalten worden: auch wären ihr darumb die Waffen gegeben / damit wir verstehen möchten / daß die Menschen unter einander fast bößlich umbs Reichthums willen zuWarumb der Junoein Scepter zugeeignet worden. kriegen und zu streiten pflegten. Einen Scepter haben sie ihr deßwegen in die Hand gegeben / dardurch anzudeuten / daß in ihrer Macht stehe / die Reichthümer und Reiche auszutheilen / wie dieselbe dem Parisversprochen zu haben gedichtet wird / als sie von ihm unter den dreyen Göttinnen für die Schönste erkläret zu werden begehrte. Welches gewiß eine grosse Warscheinligkeit nach sich ziehet / wann wir durch sie die Erde verstehen; wie in solcher Meinung Fulgentiusist / wann er die Junomit verhülltem Haupte / in der Hand einen Scepter tragend / beschreibet / dardurch anweisend / in welchem Theile die Reiche und Reichthümer bestehen; dann auf der Erden haben die Könige ihre Herrschafft; so liegen auch die Reichthümer in der Erden verborgen / zumahlen das Gold / Silber und alle Arten der Metalle aus derselben hervorgegraben werden / ingleichen auch die Edelgesteine daraus herkommen.

Der Pfau ist der Junogewidmet.Dieser Göttin war der Pfau gewidmet: Daher Pausanias/ als er den an einem gewissen Orte in Griechenlandebefindlichen Tempelder Junobeschreibet / unter andern darinnen sichbefindlichen Dingen / auch eines aus Gold gemachten / und mit Edelgesteinen herrlich besetzten Pfauens gedencket / welchen der Kayser Hadrianusdieser Göttin geopffert hatte. Die Ursach aber / warumb dieser Vogel unter der JunoSchutz war / kan / neben dem / was von Arguserzehlet wird / dieses seyn / daß der Reichthumb unsere Gemühter nicht anders belustiget / als ein Pfau / der die ihn anschauende Augen ergötzet. Wann Buccatius/ im

die Pfauen und Reichen mit einander vergleichet / hat er diese Meinung weitläufftig ausgeführet; dann beyde durch ihre Stimme die gröste Hoffart und Vermessenheit bezeigen / andern sich allezeit vorziehen / durch anderer falsches Lob sich berühmen / und viel andere Dinge mehr mit einander gemein haben / welche beyden sehr wohl zukommen / und bey ihnen zu finden sind. So sind auch andere Vögel / die der Junogewidmet waren / unter welchen / wie Aelianuserzehlet / eine Habichts-Art / wie auch ein Geyer gewesen /Ein Geyer und Habichts-Art der Junozugeeignet. nach Gewonheit der Egypter / welche mit dieses Vogels Federn der IsisBildnus zierten / die bey ihnen sehr viel Götter / welche von den Griechen und Römern verehret wurden / in sich begriffe. Mit eben diesen Federn schmückten sie die Thüren der Häuser: welches / nach des Alexandri NeapolitaniMeinung / auffDie Gänse sind der Junogeheiliget. deß Hauses Adel und Alterthumb sein Absehen hatte. Die Gänse waren der Junoauch geheiligt / deren einige von den Römern in ihrem Tempelden / dieweil dieGänse / als sie im Capitoliovon den Frantzosen belägert waren / der Feinde Hinterlist entdecket / und sie folgbarlich aus solcher Gefahr errettet hatten. Dannenhero / zum Gedächtnus dieser von ihnen empfangenen Wolthat / auf gemeinen Kosten / allezeit einige im Capitolioernehret wurden / und musten die Censores höchstes Fleißes dahin sehen / daßselbige aufs beste versorget würden / wie dann auch eine silberne in der Juno Tempelgestifftet worden. Ja damit sie sich recht danckbar gegen diesem Vogel erweisen möchten / brachten sie jährlich in öffentlicher Procession mit höchster Andacht zu einem herrlichem Gericht eine Gans / und durchstachen eben zu dieser Zeit einen Hund mit einem aus Holder gemachten Pfahl / und dieses Thier wegen der übeln Hut ihres Schlosses gebührend abzustraffen.

Iris.Uber diß dichten die Poeten / die Iris(wordurch der vielfärbige Regenbogen zu verstehen / der zuweilen / wanns regnet / am Himmel zu entstehen scheinet /) sey der JunoHeroldin und Aufwarterin gewesen: diese haben sie eine Tochter Thavmantis(welch Wort eine Verwunderung bedeutet) genennet; weil sie den Anschauern eine Verwunderung zu machen pfleget / indem sie durch ihre ausbündig schöne Gestalt die Augen blendet. Diese Abbildung wird dem Reichthumb verglichen / der anfangs / und im ersten Anblick den thörichten Gemühtern eine Verwunderung einjaget / da er doch gleich dem RegenbogenDer Lufft-Nymphe oder Göttin IrisBildung. in einem Augenblick wieder zu verschwinden pfleget. Diese ist bey den Alten für eine Göttin gehalten und in weiblichen mit mancherley schönen Farben gezierten / gleich den Regenbogen colorirten Habit gebildet worden. Und damit sie ihren empfangenen Befehl desto gehorsamer verrichten möchte / hat ihr Virgiliusim IV. Buche Aeneidos, als er sie beschreibet / wie sie / auf der JunoBefehl / der Didodas Haar abzuschneiden abgeschicket worden / bunte Flügeln zugeeignet. So schreibet man auch von der Juno/ daß sie stets Junohat vierzehen Nymphen zu ihrem Dienst. vierzehen Nymphen zu ihrem Dienst und Befehl bereit gehabt habe / wie sie / im ersten Buch Aeneidos den Aeolusanredend / von sich selbst saget / von denen sie ihm die Schönste zur Gemahlin verspricht / wann er die Winde / für deren Gott er gehalten wurde / ausliesse / deß AeneasSchiffs-Flotte übern Hauffen zu werffen. Dieses bedeutet eineBeweg - und Verwunderung der Lufft / welche die Junovorgebildet / dergleichen sind die Wolcken / Winde / Regen / Schnee / Blitz / Donner / Dunckelheiten und dergleichen andere mehr / die auch von dem Martianus Capellalib. I. Philolog. unter der JunoBildnus vorgestellet werden / welche er also beschreibet:

Bildnus der Juno.Es stunde die Junomit bedecktem Haupte sehr majestätisch allda / unter einer schneeweissen Decke / auf welcher sie eine mit EdelgesteinenTA 1680, Iconologia Deorum, S. 65aufs köstlichste besetzte KöniglicheKrone der Juno. Kron trug / daran deß Edelgesteins Scythiswunderbar-liebliche Grüne / deß Donnersteins blitzend und durchdringender Liecht-Glantz / und deß Hyacinthen unvergleichliche Schöne dermassen zusammen spielten / daß einem die Augen drüber vergingen. Die Krone dieses strahlenden Haupts ware / wie die Alten vorgaben / von dem Thavmantiasdieser Himmels-Königin überbracht worden. Aus dieser Göttin Angesicht leuchtete allezeit eine treffliche Lieblichkeit / so ihrem Bruder gleich und ähnlich war / hervor / ausgenommen / daß jener von unveränderlicher Frölichkeit lächelte / diese hingegen von Verdunkelung stetiger Veränderungen öffters betrübt schiene: dann ihr Kleid war dem durchscheinendem Glase gleich / der Flor aber dunckel / aus welchem doch / wann er von einem Liechtscheine bestrahlet wurde / unter denen umbschattenden Nebeln / eine schöne angenehme Lieblichkeit hervorgläntzete. Sie hatte in der rechten Hand einen Donnerstrahl / in der Lincken aber eine hellklingende Paucke. Ihre Schuhe waren fast dunckel-schwartz / und deren Sohlen durch die Dunckelheit der schwartzen Nacht gefärbet / (wiewohl Hesiodusselbige verguldet zu seyn vorgiebt / dessen Meinung die Poeten alle sind /) die Knie waren mit einem Gürtel umbunden / welcher bald überaus hell gläntzete / bald verwendete sich die angenehme Lieblichkeit durch Schwächung der mannigfaltigen Veränderung / so gar / daß es schiene / als ob niemahls kein Unterschied der Farbe obhanden gewesen: So weit Martianus. Wordurch er die Eigenschafft der Lufft dermassen klärlich vorstellet / daß es weiters einiger Erklärung nicht mehr nöhtig hat.

Wir wenden uns ietzo zu einem andern Juno- Bilde / dessen Pausaniasin Corinthiacis gedencket. Dieser Göttin Bildnus saßEine andere Bildnus der Juno. auf einem Throne / von herrlicher Grösse / aus Gold und Helffenbeine gemacht / dessen Meister Polycletuswar. Auf dem Haupte trug sie eine Krone / daran die Gratiaeund Horaesehr schön gebildet zu sehen. In der einen Hand hatte sie einen Granat-Apffel / in der andern einen Scepter / auf dessen Spitze ein Guckguck saß / die Ursach dessen ware / weil derWarumb der Guckguck der Junozugeeignet worden. in die Jungfrau Junoverliebte Jupiterin diesen Vogel sich verwandelt / sie aber denselben als etwas poßierliches gefangen habe. Hierzu füget Pausaniasseine Meinung / wann er saget / daß er dieses und anders dergleichen mehr / so von den Göttern ausgestreuet worden / obwol keines weges für wahr / doch auch nicht gar zu verachten halte / gleich als ob unter diesen verdeckten Fabeln etwas geheimes verborgen läge; weil er aber solches nicht eröffnet / habe ichauch ferner hiervon etwas zu gedencken michnicht unterstehen wollen; Zumahln ichofft bekennt / daß ichnicht gerne ohne Ursach etwas bejahen wolte / wovon die Alten geschwiegen haben.

Wann Apulejusim X. Buch vom güldenen Esel / in einem Aufzuge / deß Parisgefälltes Urtheil beschreibet / sagt er / es seye eine Weibs-Person in ansehnlich erbarer Gestalt hervorgetretten / die der Junoähnlich gesehen / und auf dem Haupt eine weisse Königliche Krone / und in der Hand einen Scepter getragen: Castorund Pollux. Ihre Begleitere seyen Castorund Polluxgewesen / welche auf den Häuptern von Sternen herrlich-gläntzende Helme gehabt; wie sie dann auch also auf alten Müntzen gebildet zu sehen sind. Diese wurden Dioscuri, das ist / Söhne deß Jupitersgenennet / die einander so hertzlich liebten / daß sie das Leben mit einander theilten / und endlich zugleich sturben / umb welcher Ursach willen sie würdig geachtet worden / in Himmel versetzt / und zu einem Zeichen daselbst gemacht zu werden / welches man die Zwillinge zu nennen pfleget. DieIhre Bildnus. Spartiatae bildeten sie also: sie machten zwey Höltzer in einer Länge / und fügten solche mit zweyen überzwerchgehenden zusammen; und dieses hielten sie für das eigenthümliche Bildnus der brüderlichen Liebe-Götter. Einer dieser Brüder ware im Fechten / der andere im Reiten sehr berühmt / dahero sie beyde zumIhre Pferde. öfftern auf weissen Pferden sitzend gebildet waren / welche vielleicht auf die jenige deuteten / die sie von der Juno/ und diese vom Neptunus/ geschenckt bekommen hatten / deren das eine Xanthus/ das andere Cyllatusgenennet wurde. Diese Ritter waren in einem sehr alten Tempelzu Athenzu sehen / wie sie dann auch in ebenmässiger Gestalt dem Vacienus/ da er aus der Reatinischen Prätur nacher Romkam / deß Nachts erschienen / und haben zu ihm gesagt / es seye der König Persesselbigen Tag gefangen worden / wie solches Cicerolib. III. von der Natur der Götter erzehlet / Justinusschreibet / daß in dem Treffen zwischen den Locrensern und Crotoniaten / zweyWie sie für sie Locrenser gestritten. Jünglinge von herrlich-schöner Gestalt / langer Statur / auf weissen Pferden / frembde Waffen führend / mit den schönsten Purpur Kleidern angethan / erschienen / welche vornen an der Spitzen im Treffen für die Locrenser / deren Anzahl sich auf 15000. beloffen / wider die Crotoniaten / so in 120000. starck gewesen / gefochten hätten / und nachdem diese von jenen überwunden und in die Flucht getrieben worden / (zweiffelsohne durch gedachter zweyer Helden Tapferkeit) wären sie / nach Erhaltung dieses Siegs / aus der Menschen Augen wieder verschwunden. Diese sind nicht unbillig Dioscuri. für die Dioscurosgehalten worden; dann als die Locri bey den Lacedämöniern umb Hülffe angehalten / und nichts erlangen können / haben sie endlich ihre Zuflucht zu den Dioscurisgenommen / und dieselben umb Hülffe und Beystand angeruffen. In was vor einer Gestalt sie sonst eigentlich erschienen / und was für Waffen sie geführet / haben die zween Messenische Jünglinge / deren Pausaniasin Messeniis gedencket / an sich sehr eigentlichTA 1680, Iconologia Deorum, S. 66ausgedrücket. Diese waren gewohnet / um gute Beute zu machen / mit einander auf die Laconische Gräntzen auszureiten; als sieZween Messenische Jünglinge werden vor den Castorund Polluxangesehen. nun einsten ohngefähr dahin kamen / und die Lacedämonier an deß Castorund PolluxFeste / nach öffentlich gehaltener Mahlzeit / in ihrem Lager sich mit Zechen und mancherley Freudenspielen ergötzten / liessen sie sich unvermuhtet in ihren weissen Röcken und Purpurmänteln / auf den schönsten Pferden einherreitend / mit in Handen habenden Lantzen sehen. Weil nun die Lacedämonier sie für den Castorund Polluxansahen / und gäntzlich davor hielten / sie seyen deßwegen hieher kommen / umb ihrem Gottes-Dienst beyzuwohnen / als lieffen sie auf sie zu / fielen vor ihnen nieder / und thaten ihnen alle Göttliche Ehre an. Allein diese Jünglinge / nachdem sie umringet waren / fingen an umb sich zu streichen / bald diesen bald jenen mit ihren Lantzen zur Erden zu legen / eine grosse Niederlage zu thun / und darauf sich / nach entheiligtem Gottes-Dienste / ohne Schaden wiederumb zu den Ihrigen zu erheben. Catullusbezeuget von dem Castor Castorund Polluxmit Hüten.und Pollux/ daß sie Hüte aufgehabt. Dann die Laconier / aus welchen die Dioscuriihren Ursprung genommen haben / diese Gewonheit gehabt / daß sie / wie Festusschreibet / im Streit Hüte zu tragen pflegen. Es erzehlet Pausanias/ daß an einem Theile deß Laconienseinige auf den Köpffen kleine Hütlein tragende Bilder gefunden worden / von denen er zwar nichts gewisses sagen kan / ob sie deß Castorsund PolluxBildnussen gewesen oder nicht.

Weil wirallhier der Hüte Meldung gethan / so müssen wirnoch etwas mehrers davon beyfügen / zumahlen dieselbe ehdessen bey denZeichen der Freyheit. Römern der Freyheit Anzeigung und Kennzeichen gewesen: dann wann sie einen Knecht frey liessen / beschohren sie ihm das Haupt / und gaben ihm einen Hut: und dieses geschahe bey der Feronia/ weil selbige vor eine Vorsteherin Feroniai. und Patronin der Libertiner oder Freygelassenen Knechte gehalten wurde. Daher Plautusin Amphitrione einen Knecht also wünschend einführet:

Ut ego hodie raso capite calvus ca - piam pileum.
Ach daß mit kahlem Haupt ich heut möcht nehmen an
den Hut / der aus dem Dienst zur Freyheit bringen kan!

Nachdem Julius Caesarumbracht worden /Hut auf einer Lantze. hat man zu Romhin und wieder Spiesse oder Lantzen mit Hüten in die Erde gesteckt / gleich als ob nunmehr das Volck zur Freyheit gebracht / und der vorigen Dienstbarkeit wäre entlediget worden. Wann die Stadt in grosser Gefahr stunde / daß man die Soldaten von allen Orten zu der vor Augenschwebenden Gefahrzusammen gefordert; oder wann iemandZum Hute beruffen / was es bey den Römen bedeutet. einen Aufruhr erregen wolte / wurden die Knechte zum Hut beruffen; wordurch ihnen die gewisse Freyheit versprochen ward. Dannenhero lesen wir / daß die Brutieine Müntz mit einem Hute / auf welchem zwey Dolchen gelegen / schlagen lassen / dardurch anzudeuten / daß sie / vermittelst Hinwegräumung des Tyrannen / dem Vatterlande die Freyheit wiederbracht hätten. So schreibt auch Svetonius/ daß / nachdem Nerogestorben / zu Rom/ und durch die Provintzen hin und wieder / das Volck mit Hüten umher gelauffen; hierdurch anzuzeigen / daß sie nunmehr aus der Dienstbarkeit und Knechtschafft in die Freyheit versetzt worden.

Beym Plutarchuslieset man / daß L. Terentius/ einer von den edelsten Römischen Bürgern / zu Rommit einem Hut auf dem Haupt dem Triumphwagen deß Scipiogefolgt sey / dieweil er / als ein bey den Carthaginensern gewesener Gefangner / durch deß ScipioTapferkeit war erledigt worden. Eben dergleichen haben auch viel Römische Bürger im Triumph deß Titus Qvinctusgethan / dieweil sie von ihm / nach Einnehmung Macedoniens/ wieder zur Freyheit kommen / wie beym Plutarchusund Liviusmit mehrern zu ersehen. Der Hut ist ein Kenn-Zeichen der Tugend und Wissenschafft.Der Hut ist über dieses auch ein Kennzeichen der Tugend und Wissenschafft; dannenher man noch zu unserer Zeit die jenige / sozu Doctoren gemacht werden / mit einem Hut zu beschencken pfleget. So erzehlet Agelliusim VII. Buch aus dem Coelius Sabinus/ daß die jenigen feil stehenden Knechte Hüte aufzuhaben gepfleget / wegen derer die Verkäuffer keine Gewährschafft geleistet hatten.

Unter dem Namen Castorswird auch Polluxverstanden.Wir wenden uns aber wieder zu unsern Castoren; dann unterweilen unter dem Namen Castor/ dessen Bruder Polluxgleichfalls verstanden wird. Weswegen Bibulus/ der deß CaesarsCollega im Bürgermeister-Ampt gewesen / als er sahe / daß der Caesarsich seiner Gewalt und Ansehens bediente / und unter beyder Namen alles ollein / was ihme beliebte / ausübte / sagte er / es gehe ihme wie dem Pollux/ dann der Tempel/ so beyden Dioscurisgewidmet / nur allein deß Castorsoder der CastorenNamen geführet habe. Diese beyde wurden / wie Aelianusund Svidaserzehlen / ale zwey Jünglinge / von langer Statur / ohnbärtig / / einander gantz ähnlich / in Kriegs-Habit / umb die Lenden mit Schwerdtern begürtet / und Lanzen in Händen führend / ausgebildet / an statt der Sternen aber / deren wiroben gedacht / waren ihnen an den Häuptern einige Flämmlein gemahlt. Dann es schreibet Diodorus Siculus/ es habe Orpheus/ als er samt den andern Argonautisvom Ungewitter erschlagen war / denen Samothracischen Göttern für ihre Gesundheit und Erhaltung einige Gelübde gethan / worauf derTA 1680, Iconologia Deorum, S. 67Sturm sich von Stund an gelegt / nachdem die beyden Sterne über den Häuptern des Castorsund Polluxuntergangen / und sie also durch der Götter Vorsehung erhalten zu seyn ihnen gäntzlich eingebildet. Dannenhero dann kommen / daß alle / so von einem Ungewitter überfallen und ergriffen worden / denen DioscurisGelübde gethan. Wie dann Pausaniasin Beschreibung einer bey den Corinthern stehenden Statua deß Neptunusgedencket / daß unten am Fuß die Castoreseingegraben gewesen / weil sie für der Schiffe und Seefahrenden Glückbringende Götter gehalten worden: Dann unterweilen bey den gröstenWarum die Schiffleute den Castorund Polluxum Hülffe angeruffen. Stürmen zur See in der Höhe einige Feuer sich sehen lassen / welche zu einer bald erfolgenden Stille gute Hoffnung geben / wie darvon Senecaund Pliniusschreiben. Diese zwey Brüder Castorund Polluxwann sie sich in der Lufft / die für die Junogenommen wird / sehen lassen / werden nicht unbillig der Junoals Gefärten zugeeignet.

Zu dieser Junonun wollen wir uns aniezoWas die Fabel von der vom Jupitergebundenen Junobedeute. wieder wenden / von welcher die Fabeln melden / wie Theopompusund Hellanicuserzehlen / daß sie vor Zeiten vom Jupiteran den Füssen mit güldnen Ketten / daran auch eine sehr schwehre Last von Eisen befestet gewest / gefesselt worden / dahero sie / gleichsam in der Lufft hangend / erschienen: welches / meines Bedünckens / dahin zielet / daß der jenige Theil der Lufft / so von dem feurigem Himmel sehr weit abweichet / und in welchem / als dem allerdicksten / die Wolcken / Dunckelheit / Regen und dergleichen andere Dinge recht procreirt oder gezeugt werden / gar leichtlich sich mit dem Wasser und der Erde vermische / als welche beyde Elementa / wegen ihrer Schwehre / allezeit nach dem Grunde trachten und sich niedersetzen. Beym Pausaniaslieset man / daß an einem Orte in Boeotiader Junoein Tempelgeheiligt worden / in welchem man ihr sehr grosses Bildnus in stehender Statur gefunden / und sie daselbsten die Braut genennet habe. Allein diesen Namen achte ichihr mehr von Rechts wegen in der Insul Samosgegeben zu seyn / welche man vorzeiten / wie Lactantiusaus dem Varroerzehlt / eine Jungfrau gennennet / von der Juno/ weil diese / als sie noch klein und Jungfer war / sich daselbst aufgehalten / und mit dem Jupitervermählet haben soll. Dannenhero ihr in dem daselbst ihr zu Ehren auferbaueten Tempel ein Bildnus aufgerichtet worden / so einer Braut in ihrem Schmuck ähnlich[ und] gleich war / vielleicht weil sie mitFeuerrohte Hochzeit-Decke. einer Braut-Deck / so von wegen ihrer feurigen oder rohten Farb Flammeus genennt ward / verhüllet wurde; dardurch anzuzeigen / daß die neu-verheurahteten mit einer ehrlichen Scham befärbet seyn sollen. Daher Varroschreibet / es seye bey den Alten die Gewonheit gewesen / daß die neu-vermählten Weibs-Personen nur deß Nachts zum Manne kommen /gleich als ob sie der nächtlichen Finsternus wegen sich weniger schämten: Auch wurden sie deß Nachts in Sänfften / die entweder von Rindern oder Mauleseln getragen wurden / zum Manne gebracht / wie solches beym Svidaszu lesen; da die Braut in der Mitten / auf der einen Seiten der Mann / auf der andern aber entweder ein ehrlicher Freund oder Verwandter saß; Vor ihnen her giengenFackeln beyden Hochzeiten vorgetragen. fünff Knaben / deren ieder eine Fackel trug / wie Plutarchusin Problematibus nuptialibus bezeuget; durch welche beydes die nächtliche Finsternus vertrieben / als auch ein glückliches Zeichen bedeutet / und geschlossen wurde / daß diese Ehe fruchtbar seyn / und daraus viel Ehezweige hervorsprossen würden / zumahlen generiren oder erzeugen anders nichts / als ans Tag-Liecht bringen bedeutet. Dieser Fackeln durfften mehr nicht als fünffe seyn; dieweil / wie einige darvor halten / ein Weib auf einmahl mehr nicht als fünff Kinder gebähren könne. Andere aber / so die Sache etwas genauerWarum die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebraucht. überlegen / sagen / es haben die Alten bey ihren Hochzeiten die ungerade Zahl darumb gebraucht / daß sie den neuen Ehleuten dadurch den Fried und die Einträchtigkeit zu verstehen geben möchten; dann die ungleiche Zahl kan nicht in gleiche Theile gesondert werden / sondern es bleibet allezeit eine Mittel-Zahl über / die beyden gemein ist / und selbige mit einander wieder vereinigen und verbinden kan. Dannenhero die Alten ins gemein zu sagen pflegten / daß die Himmels-Götter ihr Belieben an der ungeraden Zahl haben / weil sie iederzeit deß Friedens Urheber sind; den Höllen-Göttern aber sey die gerade Zahl angenehm / als von welcher immerdar die Uneinigkeit entstehe / weil die gerade Zahl in zwey gleiche Theile geschieden werden kan / daß nichts übrig bleibet / wordurch die Theile wiederumb in eines zusammen gebracht werden könten. Aus den Ungeraden haben die Alten zu den Hochzeiten die fünffte Zahl mit höchster Billigkeit genommen; dann dieselbe ist die erste Zahl / so ausDie gerad und ungerade Zahl. den ersten gerad oder ungerade mit einander verbundnen entstanden; Sintemahl die Einheit keine Zahl / sondern der Zahlen Anfang ist.

Es pflegten auch die Alten bey ihren Hochzeiten fünff Götter anzuruffen / den Jupiter/ Juno/ Venus/ Svadela/ und Diana. UberFeuer und Wasser wurde von den Alten einer Braut vorgesetzt. dis setzten sie der Braut Wasser und Feuer vor: entweder dardurch anzuzeigen / daß ein iedes dieser beyder Elementen für sich und absonderlich allein unfruchtbar / dieses zwar / wann es keine Feuchten hat / jenes aber / wann es zu kalt; dann zu aller Dinge Fortpflantzung der Wärme und Feuchte sich mit einander vereinigen müssen; und auf gleichmässige Weise sey auch deß Mannes und Weibes Vereinigung vonnöhten / wann der Mensch sich fortpflantzen wolle. Oder aber hierdurch die Braut zu erinnern / daß / gleichwie das Feuer die unreinen Dinge reiniget / und den darinnen sich befindenden Unraht auswirfft / das Wasser auch alle UnsauberkeitTA 1680, Iconologia Deorum, S. 68auswäschet: also sollen sie sich keusch und rein halten / und niemahls etwas solches begehen / wordurch der Ehebund beflecket werden könne. Ferner trug man ihr einen Rocken und Spindel vor: ingleichen gieng die Braut über ein Schaafs-Fell in deß Mannes Haus; und was dergleichen anderer Ceremonien die Alten bey ihren Hochzeiten mehr hatten / welche wir/ weil sie zu unserm Vorhaben nicht dienen / mit Fleiß übergehen; diese wenige aber haben wirerzehlet / umb dardurch zu zeigen / auf was Weise der JunoBraut-Bildnus vorzustellen sey / dann dieses Varroverschwiegen / da er dergleichen Juno- Bildnus in der Insul Samozu stehen berichtet.

Junowird eine Braut genennt. Wirkehren uns aber wiederumb zu dem / was wirzuvor aus dem Pausaniaserwähnet / daß nemlich die Junoeine Braut genennt worden / und bringen die Ursach / warum sie also genennt sey / aus eben demselben in Boeoticis zugleich mit bey / welche diese ist: Man sagt / die Junosey über den Jupitererzürnt gewesen / und seye dannenher / unwissend aus was Ursachen / in Eubaeagewichen; weiln aber Jupitersie nicht versöhnen können / hab er sich zu Cithäron/ welcher damahls der Platäenser König gewesen / verfüget / als zu einem solchen / der zu seiner Zeit an Listigkeit und Verschlagenheit seines gleichen nicht gehabt: der habe dem Jupitergerahten / er solle aus Holtz ein Bildnus machen / und dasselbe mit Kleidern bedeckt auf einen Wagen setzen / unter die Gemeine aber aussprengen / es wäre Platäa/ deß AsopiTochter / als seine nunmehr verlobte Braut. Als nun dieses der Junovor Ohren kommen / sey sie alsobald herzu geeilet / habe sich zum Wagen begeben / das Kleid zerrissen / und an statt ihres Gemahls neuer Braut ein hölzernes Bild vor sich gesehen / worüber sie sich sehr freudig erzeigt habe / und sey darauf leichtlich mit dem Jupiterwiederumb versöhnet worden: Damit nun diese Begebenheit in stetswährendem Gedächtnuß verbleiden möchte / als feyerte man hernach einige Tage / die Daedala genennet wurden. Diese Fabel erkläret Eusebius/ aus dem Plutarchus/Was der Streit zwischen der Junound dem Jupiterbedeute. mit folgenden Worten: Der Streit und Uneinigkeit zwischen der Junound dem Jupiterbedeutet nichts anders / als der Elementen Unmässigkeit / welche / wann sie nicht auf gewisse Art und Weise gemässiget werden / in der Natur grossen Schaden verursachen. Wann nun Jupiter/ das ist / die warme oder hitzige Krafft allzustarck wird / so muß für Trockne alles verderben: Im Fall aber dargegen die Juno/ als die von Natur feucht und windig ist / den Jupiterhintansetzet / und die Oberhand behält / so pfleget die grosse Gewalt der Nässe und deß Regens / durch Uberschwemmung / alles zu verwüsten. Welches vorzeiten geschehen / und die Beotische Landschafft hart gedruckt hat / zumahlen man schreibet / daß sie von der Menge deß Wassersgantz bedeckt worden / sobald aber das Ungewitter vorüber gewesen / sey die Erde wiederumb erschienen / und dardurch die Versöhnung der Götter gemuhtmasset worden; unter allen andern Bäumen aber sey der Eichbaum am ersten hervor gegrünet / der / wie Hesiodussagt / nicht allein den frommen Menschen / sondern auch allen in der Uberschwemmung erhaltenen lebenden Thieren zu Hülffe kommen; weil die Aeste zur Nahrung Eicheln tragen / der Stock aber die Bienen bedecket.

Rosen der Juno.Die Alten pflegten die Junomit weissen Lilien zu bekrönen / welche man die Junonische Rosen nennete / weil selbige / besage der Fabeln / durch Besprengung ihrer Milch / also weiß worden. Dann die Alten dichteten / es habe Jupiter/ als die Junogeschlaffen / den kleinen Herculesan ihre Brüste geleget / damit sie denselben / auf solche Weise mit ihrer Milch gesäuget / hinfüro nicht mit so unversöhnlichen Haße mehr verfolgen möchte: Weil er aber über die massen starck gezogen / und die Milch allzubegierig in sich getruncken / habe er verursachet / daß die Göttin darüber erwachet / und / nachdem sie ihn erkannt / ihn also bald von sich geworffen / also daß die Milch durch den Himmel gesprützet / und daher derselbe Theil gantz weiß worden / welchen die Sternkündige nochMilchstrasse. heut zu Tag di