PRIMS Full-text transcription (HTML)
TA 1680, Iconologia Deorum, Vortitel
ICONOLOGIA DEORUM, Oder Abbildung der Götter.
TA 1680, Iconologia Deorum, Frontispiz
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Joachimo de SandrartInvent: et delineavit

Joh. Jacob Sandrartfecit

TA 1680, Iconologia Deorum, Titelblatt
ICONOLOGIA DEORUM,
Oder
Abbildung der Götter / Welche von den Alten verehret worden:
Aus den Welt-berühmtesten Antichen der Griechi - schen und Römischen Statuen / auch in Marmel / Porfido - Stein / Metall / Agat / Onyx / Sardonich und andren Edelsteinen befindlichen Bildereyen / sorgfältig abgesehen / Samt dero eigentlicher Beschreibung / und Erklärung der Heidnischen Tempel-Ceremonien / Auch Vorbildung der Thiere und anderer Sachen / die auf Hieroglyphische und Emblematische Art / nach Weise der Egyptischen Schrifften / schicklich kön - nen vorgebracht und auf einen gewissen Verstand gerich - tet werden; Deme allem vorgefügt ist / Des Durchleuchtigen Palm-OrdensDer Hochlöbl. Fruchtbringenden Gesellschaftauf dem Parnaß aufgestellter Ehren-Tempel:
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Nürnberg/ Gedruckt durch Christian Siegmund Froberger/ in Verlegung des Authoris, Zu finden bey Michaelund Johann Friderich Endtern/ und FrankfurtBey Johann von Sandrart. Anno M DC LXXX.
TA 1680, Iconologia Deorum, Widmung [I]

Dem Durchleuchtigsten Fürsten und Herrn / Herrn Friderich / Marggrafen und ChurPrinzen zu Bran - denburg / in Preußen / zu Magdeburg / Jülich / Cleve / und Berg / Stettin / Pommern / der Cassuben / Wenden / in Slesien zu Crossen und Jägerndorf Herzogen/ Burggrafen zu Nürn - berg/ Fürsten zu Halberstadt / Minden und Cammin/ Grafen zu der Mark und Ravensburg/ Herrn zu Ravenstein / und der Lande Lauenburg und Bütow/ &c. Meinem Gnädigsten Fürsten und Herrn. Durchleuchtigster ChurPrinz Gnädigster Fürst und Herr.

DEr Krieg / ist des Friedens Vatter. Das Krieger-Eisen muß den güldnen Zepter aufstützen / wann er soll stehend bleiben. Wer in Ruhe sitzen will / der muß seinen Nachbaren zeigen / daß er kriegen / daß er siegen könne. Es kan auch niemand länger Frieden haben / als sein Nachbar will. Wirft der den Frieden über haufen: der Krieg muß ihn wieder aufrichten / und den Feind ruhen lehren. Kriege! daß du Frieden habest oder erhaltest. Diese Staats-Regel / ist aus E. ChurPrintzl. Durchl.Hochteuren Herrn Vatters / des Durchleuchtigst-Großmächtigen ChurFürstens zu Brandenburg/ Leben genommen. Wie oft schon in Ihrem Leben haben S. ChurFürstl. Durchl.um Friedens willen / zu den Waffen gegriffen / und dieselben mit sieghafter Dapferkeit geführet! Wie oft haben Sie (nach Dero Zweytem würdigstem Namen) Viel Helme gegen den Feind ausgeführet / auch öfters dadurch Dero ChurFürstlichen WappenSchild mehrbehelmet! TA 1680, Iconologia Deorum, Widmung [II]Wie haben Sie / durch Heldenmäßige tugendhafte Führung der Waffen / den Ruhm Dero Glorwürdigsten Vorfahren / nicht nur erreichet / sondern auch übertroffen: also daß die Namen Achilles, Hector, Alcibiadesviel zu wenig / Dieselbe zu beehren / und Sie billig der selbste Teutsche Marsgenennet werden. Gleichwol ließen Sie hierbey / nach Anzeig Dero ersteren würdigsten Namens / erscheinen / daß Sie um den Frieden gekrieget / und also zugleich ein rechter Friderichseyen: indem Sie / was Sie durch Waffen erobert / dem Frieden wieder zur Beute hingegeben.

Diesen Namen / Gnädigster ChurPrinz/ haben Sie E. ChurPrinzl. Durchl.mitgetheilet: als wann damit solte angedeutet worden seyn / daß ein Frieden-reicher Salomoauf den Sieghaften Davideinmal folgen werde. Wann man aber betrachtet / was für theure Helden / die erste Zween Fridriche ChurFürsten dieses höchstbelobten Hausesgewesen / so ist zu mutmassen / was dereinst von E. ChurPrinzl. Durchl.zu hoffen sey: maßen der Brunn von Ehren und Trofeen noch nicht ausgeschöpft ist / und E. ChurPrinzl. Durchl.nicht / wie Alexander Magnusüber K. Philippum. zu klagen haben / als wann der Große Herr VatterDeroselben nichts übrig ließe / das zu überwinden wäre. E. ChurPrinzl. Durchl.sind in einer unvergleichlichen Kriegs-Schule auferwachsen: das Dero Chur - und HochFürstlichem Hausegleichsam ganz-eigne Glück wird nicht ermangeln / Deroselben künftig Gelegenheit zu geben / daß Sie Dero angebohrnen Helden-Muht / zu Aufnahme Dero Glorwürdigsten Hauses/ auch zu Tage legen können. Wie dann zu seiner Zeit das getreue Churfürstentumnicht unterlassen wird / E. ChurPrinzl. Durchl.wie dorten die Israeliten dem neuen König Salomo/ anzuwünschen: Wie der HERRmit Dero Preiswürdigsten Herr Vatterngewesen / so sey er auch mit Deroselben / daß Dero Stul großer werde / als der Stul Dero HerrVatters.

E. ChurPrinzl. Durchl.sind ein Erbe / nicht nur der HochVätterlichen Dapferkeit / sondern auch Dero Liebe zu den Künsten. Sie sind der aufgehende Föbusvon Teutschland. darum erkühne ich/ dieses Buch / das von KunstSachen / wiewol nicht künstlich / handelt / in den Schein Dero aufsteigenden Strahlen zu legen: ob es / also Gnad-beleuchtet / etwas schöner erscheinen möchte. Es handelt von den Göttern der Heidenschaft / welche meist nirgend als in der Poeten Fabeln gelebet: billig ist dann / daß es Derer Einem in der Christenheit gewidmet werde / zu denen der wahre Einige GOTTwarhaftig gesprochen / Ich habe gesagt ihr seit Götter. E. HochPrinzl. Durchl.geruhen dann / dieses mein Werk / das Deroselben ichaus getreu-unterthänigster Devotion auftrage / in Dero hohen GnadVerspruch zu nehmen / und zu leswürdigen. Ichaber werde / Dieselbe mit eifrigstem Wunsche in den Schoß Göttlicher Protection setzend / michiederzeit erinnern meiner tiefsten Schuldigkeit / Lebenslang erfunden zu werden

E. ChurPrinzl. Durchleuchtigkeit

Unterthänigst-Gehorsamster Joachim von Sandrartauf Stockau.

TA 1680, Iconologia Deorum, Lobgedichte auf den Autor [I]

Al Sigr. GIOACHINO di SANDRARTConsigliere di S. A.S.Palat.&c.

Sopra L’eruditissmo suo volume stampato, & altro da stamparsi Sonetto. Del Marchese Nicolo Ceuoli de MarchesiDel Carretto Patrizio Romano.

RAuiuare d Appelleil gran pennello,
Sormontare d Euclideogni disegno,
Di Zeusisuperar il stil più degno,
Auanzare di Fidiaalmo il scalpello;
Con la penna ecclissar il stil più suello,
Con la lingua erudir ogn alto ingegno,
Formar alla virtù saldo sostegno,
Al tempo edace alzar orrido auello;
Poggiar col senno ad ingrandir le sfere,
Rippor l alme de saggi soura il Polo,
Essequir con la man azzion sincere:
Ridar â penne estinte altiero il volo,
E fuggar dell oblio l altre chimere
Può GIOACHIN sol della sua penna un volo.
Sur le Nom de L Auteur.
VOus ne mouréz Jamays,
Ni ChanSeréz a moindre
Si Longtems que ce trayt
Ne le reduit en cendre.
ALs Roomde Heerschappey des Weerlets hat bekoomen,
en haeren Staet in Floor ten hoogsten toegenoomen,
op dat aen haer Geluck geen mangel ook en vvas,
Soo quam het gode Volck ent t gansche Kunst Parnas
uyt Grieckenlantdaer heen: daer zyn se ook gebleeven,
Tot dat Heer Sandrartheeft die heerlyck Boeck geschreeven;
Want door hem is de Kunst met haeren glans en pracht.
Uyt Grieckenlanten Roomin t’ Duytsche Ryckgebracht.

U ed. Vriendinne en Dienaresse. Jacoba Hertzogs van Edelsteyn en Hohergh gebooren Bake van Wulverhorst, Libre Baronesse.

Sonnet.
FLeuch her / O Ewigkeit! von der gestirnten Bahn /
und schaue Wunder-voll dies theure Werck doch an.
Ja / fragst du: Wessen Hand und Fleiß es hat geführet /
mit großen Kunst-Verstand vollkömmlich ausgezieret?
TA 1680, Iconologia Deorum, Lobgedichte auf den Autor [II], Erklärung des Titelkupfers
Des hohen SandrartsGeist hat alles dieß gethan /
So / daß es unbenagt läßt aller Zeiten Zahn /
Der Eisen / Ertz und Stein sonst läßt nicht unberühret /
Wie man durch alle Welt manch tausend Merckmahl spüret.
Er gleichet Adlers Art / der nach den Himmel flieht /
und nicht / wie mancher thut / sein Pfand der Welt entzieh’t.
Er läßt Ihm keine Seul noch Ehren-Mahl aufrichten /
Coloß und Pyramid kan bald die Zeit zernichten /
Nur stifftet Er dieß Werck von Himmel-gleichen Glanz /
Drümb kröhn / O Ewigkeit! Sein Haar mit Deinem Cranz.

Joh. Christ. Schumann/ der Churfürstl. Sächs. Residenz - Stadt DresdenRaht.

Erklärung des Kupfertituls.
HIe steht das Alterthum / und regt die schnellen Flügel;
Die Zeit eilt immerfort / sie reißt durch Zaum und Zügel:
Die Sense ist ihr Schwert / damit haut sie entzwey /
und mähet alles um / es sey auch / was es sey.
Der Tod / ihr Mitgesell / steht ihr / mit Fleiß / zur Seiten /
Die wollen / mit Gewalt / der Götter Zunft bestreiten;
so die Egyptier / und Griechen / hoch geehrt /
so Rom/ aus aller Welt / versamlet und vermehrt.
Der scharfe Todtenstreich hat ihnen auch gelungen /
die Sense / Samt dem Pfeil / ist also durchgetrungen;
daß nun der Tempel Pracht tieff in der Erden ligt:
Die Bilder sind zerstückt / der Tod hat obgesiegt!
Dort / in der finstren Gruft / wurd ihrer gantz vergessen;
sie waren von der Welt / die sonst die Welt besessen:
Da lag der Götter Pracht / die Hoheit war gestürtzt /
und dero Ewigkeit selbst durch die Zeit verkürtzt.
Bis daß Mercuriussich solcher angenommen /
und ihnen / unverhoft / daselbst zu hülf gekommen:
Pitturasaumte nicht / auf dessen Kunst-geheiß;
Sculturaeilte auch / und that all ihren Fleiß.
Sie suchten stracks hervor die grossen Helden-seulen /
und wolte Herculesauch seine Kraft mittheilen:
Die Arbeit wurde nicht / noch aller Schweis gespart /
und an das Liecht gebracht / was in dem Sand verwahrt.
Als nun der Fund vollbracht / und solcher Schatz erhoben /
da that sich Romhervor / und nam in acht die Proben
des wahren Alterthums; Sie wurde dadurch groß /
wie diß Minervazeigt / mit ihrem vollen Schoß.
Da war die HoheSchul der schönsten Wissenschaften /
die in dem Auge zwar / doch mehr im Herzen haften:
Auf solcher Helden-burg stund fast der Künste Thron /
und gleichte dazumal Romkeine Nation.
Das Teutschlandseuftzte sehr / dahin auch zu gelangen;
allein es war umsonst; wir kunten nicht empfangen
dergleichen Gnad und Glück / bis endlich / mit Bedacht
der Palmen-ordenuns die gute Frucht gebracht;
daß nunmehr der Parnaß / mit seinen hohen Spitzen /
in Teutschlandstrebt empor / worauf die Musensitzen:
Und diese HoheSchul ist der Gemeine nutz /
die Keyser / Könige / und Fürsten hat zum Schutz.
Kommt her / ihr Teutschen / kommt / besuchet solche Schulen /
wo Tugend und die Kunst / wo Lust und Liebe buhlen:
Diß ist der MusenSchloß / worauf Apollowohnt /
und seinen Lehrlingen / nach Würden / reichlich lohnt.

C. Arnold.

TA 1680, Iconologia Deorum, zweiter Titelkupfer (linke Seite)
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ALLES ZU NUTZEN.

Joachimo de SandrartInvent:

Cum Gratia et Privilegio S. C. M.

Johann Jacob Sandrartfecit Norimbergae

TA 1680, Iconologia Deorum, zweiter Titelkupfer (rechte Seite)
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ALLES ZU NUTZEN.

Joachimo de SandrartInvent:

Cum Gratia et Privilegio S. C. M.

Johann Jacob Sandrartfecit Norimbergae

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [I]

J Ehren-Preiß Des Durchleuchtigst-Fruchtbringenden Teutschen Palmen-Hains.

MAn sahe / an der Erde / eine noch kleine Hoffnung grosser Freuden: ein kurzes Gräslein / den Vorboten der Wasen und Wiesen / dessen Farbe von Krönung der Felder und Wälder weissagte. Die Bäume bäumten sich in ihren Ruten-Sprossen / derer Knospen mit Blättern und Blüten schwanger waren. Die jungen Saat-Schoßen bezeugten / indem sie die Milch im Munde trugen / daß die Erde nun wider Mutter und Säugamme worden wäre.

Die Störche und Lerchen willkommten den Lenzen /
Die Veilchen nicht weilten / an Kränzen zu glänzen.
Den Harnisch am Ufer die Fluten abthä - ten.
Es lieffen mit Flöten die Schäfer-Poeten.

Ich deren einer / lieffe auch mit ihnen: Dann meine Heerde wolte nun nicht länger in Stall verschlossen seyn. Ich selber war der langen Winter-Hütte überdrüssig / und triebe zu Feld mit meinem bewollten Heer: das nun heuer sich eher dorfte unter freyen Himmel sehen lassen / als vorm Jahr / da sie / noch in den Lenzen - Monden von den Wölffen zum Raube betauret wurde.

Die freye Lufft / der entwolkte Himmel / und die unter beeden tirilirendeFeder - und Felder-Sirenen erweckten auch in mir eine Sinnen-heiterkeit: welche mich zum Gesang-Dank / vor die Himmel-güte aufmunterte: deßwegen ich auch ihren Schnabel-Flöten in folgenden Sätzen nachstimmete:

Himmel / Dir / der unsern Gränzen
Glanz und Lenzen
von den milden Händen sendet /
der da herben Streit in Fried /
altes Leid in neues Lied
hat verwendet /
Dir / ist unser Dank verpfändet.
Durch Dich sich die Regen regen /
wider legen;
Durch dich sich die Winde finden /
Die vom Eises-Band die See
und die Auen von dem Schnee
jetzt entbinden /
und die rauhe Lüffte linden.
Andre / die selbst ihnen trauen /
mögen schauen:
Ob der Mond den Glanz erhöhe;
Ob er an den Ocean
mit den Hörnern stosse an;
wie es stehe /
wann die Sonne untergehe.
Ob sich an den See-gestaden
Täucher baden;
Ob die Krähen nidrig sitzen;
Ob der Reyger ihr Geschrey und der Mewen
*Gavia
* hefftig sey;
ob in Pfützen
sich die Schwalbe will besprützen.
Der das Sonnene-gold ersonnen /
kan bewonnen.
TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [II]
Der die Sterne kont bereiten /
etzet auch derselben Zier
heute noch in den Safier.
Alle Zeiten
weiß allein sein Will zu leiten.
Auf Ihn wird mein Hertzens-Bogen
angezogen /
Nach Ihn meine Seufzer eilen.
Er ist meine Scheib / allein /
solte sie noch ferner seyn
tausend Meilen:
könt ich doch nicht besser pfeilen.

Daß der Himmel (gedachte ich hier auf bey mir) der Dicht-Kunst wahre Heimat sey / erscheinet auch hieraus: daß wir bey günstigen Blicken seines enthüllten Angesichts zu derselben / wo nit glücklicher doch fertiger seyn / und unsern Geist von seinem Liecht / wie ein Buler von denReitz-blicken seiner Liebstinn / ermuntert wissen. Dannenhero hat auch das kluge Alterthum nicht nur die Kunst-Göttinnen auf die Himmel-benachbarte Berge gesetzet: sondern auch ihre Lehrlinge dahin verwiesen. Dieweil es / von dem nähern Einfluß mehr Würckung / als von dem ferneren hoffete.

Diese Gedanken hegete das vormals weise Griechenland/ welche ihre anmutigste Landschafft Phocis, und in derselben den hohen Parnassuszum Musen- sitz gewidmet: weil nicht allein eine gemässigte Lufft um seine Scheitel spielet / sondern auch der / seine Lenden gleichsam umgürtende / Wolcken-Flor die freye Himmel-Schau darauf nicht hintern kan O! daß auch mir (erseufzete ich hier auf mit vernemlicher Stimme) durch ein geneigtes Schicksel / erlaubet wäre / dieselbe Gegend zu grüssen / und die gleichsam noch übrige Gerippe ihrer Welt-gepriesenen / alterthümlichen Verlassenschafft zu küssen. Wie das nöhtigste / also würde das erste seyn die beruffene Huf-qvelle aufzusuchen / meinen kalten Geist darinnen in das Feuer Bad zuführen / und auf das wenigste von dem Parnassein paar nasse Kiele zu bringen / aus welchen Hitz und Witz fliessen mögte.

Dieses verlangen hielte meine Sinnen also gefangen / daß mir eher der Gruß-Schall einer Nymfein die Ohren / als ihre Gestalt in die Augen / fiele. Ihre ernstliche Blicke / die aus den bräunlichten Augen blitzeten / setzten mich in solche Bestürzung: daß ich die Dank-Antwort / erstlich mit einer demütigen Stille / und hierauf mit der Entschuldigung meiner Blödigkeit ablegen muste. Teutscher Hirt / sagte sie / ich kenne / aus dem angehörten Wunsch / deine Neigungen / und lobe was du liebest / nemlich die beede Himmel-Schwestern / Kunst und Tugend: die mit ihrer Gefehrtin / dem Ehr-Ruhm / einen gedritten Klee der unverbrüchlichen Freundschafft darstellen. Diese haben / mit ihrem Gebieter und Gespielinnen die Boeotische Alpenüberstiegen / und sich in den Alemannischen Gränzen nidergelassen: Und bin ich Dieselbe zu suchen und zu besuchen reisfärtig. So du nun des Himmels Schickung erkennen / und keine Weg-Beschwerung scheuen wirst: kanst du mir folgen. Ich bezeugte hierauf / daß ich dieses Ansinnen / so meine Wunschseeligkeit beförderte / mit ewigem Dank ehren würde; und gienge / ohne fernerem Wort-Wechsel / (nachdem ich meine Heerde der Hut eines getreuen Weid-genossenes überlassen) meiner Führerin nach. Welche / nach kurzer Zeit / bey einem Scheid-Wege stillstunde / und mich befragte: welchen ich unter beeden / ohne Weg-Zeigerin zum wandeln belieben würde? So den Ausen-Sinnen zu trauen / widerredete ich / scheinet der lincke Pfad / wie der gebähnteste / also der beqvemste / wie der lustigste / so der füglichste zu seyn. Wolbedinget. (begegnete mir die Nymfe) Die Heerden mögen den Ausen-Sinnen / Hirten aber sollen der Vernunfft nachgehen: welche weiset / daß jene mehrmals irren. Wie dann das Aug öffters trieget / das Ohr belieget / der Geruch täuschet und der Geschmack verführet: viele auch im fühlen fehlen. Die Vernunfft überreichet uns auch der Klugheit Ferne-Glas / und heisset uns / vor den Eingang / nach dem Ausgange schauen.

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [III]

Hiemit trat sie rechtseitig / und winkte mir nachzukommen. Meine erste Nachfolge bestunde fast im Fallen / in dem mich ein anklettrender Strauch straucheln machte: wie dann in dieser Weg-Enge meine Füsse öffters gleiteten: weil dieser sich nach einer Höhe ziehende Pfad nicht allein mit vielerley Dornen bewachsen / sondern auch mit hervor-ragenden Kiesel-hügeln gleichsam besäet war; welche / von einem zwischen sie abrieslenden Quellen-bächlein benetzet / sich desto schlüpfferigter zeigten. Wo sich eine kleine Ebne untermengte / schossen Wermut / Enzian / Erdgallen und andere Bitter-kräuter auf / welchen doch die Nachbar-Felsen wenig Sonnen-stralen gönneten: ob sie schon solche mit ihren grünen An und Inwohnern / der Mauer-raute / Stein - und Süß-Fahrn / Abthon / Cymbalar und Leber-Moos selbst nicht verlangten. Die Gang-beschwerniß mehrte sich merklich / da sich die Höhe minderte / und uns ein finsteres Thal mit strelen Klippen zeigte. Die Sturz-gefahr machte mich mehr sträubend als strebend / so / daß ich den Krebsgang wehlen wolte: wann mich nicht die Ehr-furcht gegen meine Vorgeherin erhalten / und ihre Zurede meine Zaghafftigkeit gemindert hätte: Bittre Wurtzel (sagte sie) zeugen süsse Früchte / harte Schalen weiche Kerne / scharfe Dörner wolriechende Rosen. Auf Last folget Lust / auf Schweis Preis / auf Kriege Sieg. Die Götter-Güter sind nur um Mühe feil; ergetzen auch mehr / durch folgenden Gewinn / als sie im sauern Kauff verletzten. Alle Tugenden dienen um gewisse Ehr-Kronen: Nur die Beständigkeit verdienet sie. Setze derwegen getrost nach. Dieses tiefe Thal vertröstet dich auf einen hohen Berge.

Diesen Raht bewährte sie auch mit der That / indem sie vorkletterte / und mich also / mit ihrem Beyspiele / nicht nur zur Folge ermannete und mahnete: sondern auch klüglich anwiese. Indem sie einen Fuß nach den andern in die Felsen-Klüffte vorsichtig einsetzte / und sichdieser im Absteigen / als Stuffen / bediente / und zugleich den aus ihnen hervorwachsenden Ginst*Genista. und anderes kleine Busch-werck mit den Händen fassete. Die Vermeidung dieser grossen Fall Gefahr stürzte uns in eine nicht kleinere: dieweil wir / durch Bewegung der besagten Felsen Straüche / die in den Hölen liegende Molchen / Nattern und Schlangen rege machten; daß sie hervorkrochen / und uns mit ausgereckten Pfeil-Zungen anzischeten. Die Nymfe/ welche meinen Schrecken aus den blassen Wangen gleichsam lase / überreichte mir / zu Befreyung dessen / ein Lorbeer-blat; welches sie von dem Zweige / der ihres Haares Flecht-Knoten umkränzete / gebrochen hatte / mit dem Bericht: daß ich es in dem Munde halten und den Gifft-Geifer dieses schädlichen Gewürmes fürter nicht scheuen solte. Welches auch die versprochene Würckung leistete.

Wir hatten nunmehro der Klippen / aber nicht des Thales / Ende erreichet / welches nach und nach mit dichten Fiechten / hohen Tannen und weit-schattichten Ahornen bewachsen war: die mit ihrenGipffel-Haübtern jener Stein-Füsse gleichsam küsseten. Uber ihre Wurzel schosse und flosse ein schneller Bach / welcher sich von den abrieslenden Quellen sammlete / und / mit grossen Rauschen / über etliche / verborgene / Erd-Felsen stürzte. Als ich mich demselben näherte / verneuerte sich meine alte Gefahr-furcht; welche mir meine theure Begleiterin bald benam / da sie eine Furt fande / vor - und durchwadete. Jenseit dieses Quellen-bachs gründete sich ein sehr hoher Berg / welcher unter-halbs mit harten Stein-eichen / schlancken Rüst-bäumen / satt-grünen Buchen und falben Eschern besetzet war; denen sich die niedrige Hasel und Schling-büsche / neben anderem Strauch-Pöbel / untergaben. Oberhalbs konten wir ihn / wegen des / aus besagtem Bache / aufsteigenden Dunstes nicht beschauen: weil er gleichsam seinen Nabel in den Nebel / und den Wirbel inTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [IV]die Wolcken steckte. Hier (sprach meine Gefehrtin) kanst du finden / was du suchest. Wann du noch eine kleine Gang-Mühe aufwendest / wird dir die Wunderschau solche reichlich bezahlen. Dieses ist der teutsche Parnass/ dessen Haubt die Kunst - und Tugend Gottheitenmit ihrem Anwesen krönen.

Die bewährte Glaub-Würdigkeit der Nymfeliesse mich destoweniger zweiffeln / weil ich bald hierauf folgenden / gleichen / Inhalt in der weisen Rinde eines starken Escher-Baums ablesen konte.

Still! Wandrer / still! im reden und im gehen.
Ein stummer Stamm sagt dir:
Die Gottheitwohnet hier /
auf diesen Höhen.
Die Schaar der keuschen Kastalinnen
heist von dem Ort
die Frevler fort
und heischet reine Sinnen.
Ein Kunsthold kan das Feur aus ihren Quellen trinken:
Ein Brunst-Held aber muß / erstarret / unter - sinken.

Weil meine hohe Anweiserin dieser Baum-Warnung keine eigene anfügte / trauete ich mehr Ihr / als mir selbsten / und erkühnte mich zu munterer Nachfolge.

Da wir die Berg-Helfte erreichten / erregte sich ein ungestümmer Wind-Sturm / welcher nicht allein etliche Felsen Stücke abrisse / und sie uns entgegen walzete: sondern uns selbsten in einen so finstern Nebel-Dunst einhüllete / daß wir einander nimmer / als bey dem Liecht / der neben uns / von den Keilschwangeren Wolken / mit harten Donner-gerassel / ausfahrenden Blitze / erkennen konten. Die glatschrende Regen-güsse / welche sich diesen zugesellten / schienen / als ob sie derselben Feuer ausleschen wolten: welches sich doch nicht minderte / sondern / wie seine Flammen / also meine Angst / mehrete. Diese / wie groß sie auch war / wuchse doch dadurch mercklich: daß mir die Finsterniß den Anblick und das Geprassel die Zusprache meiner Trösterin raubte. Welche / meine Entgeisterung zu verhüten / mich ein wenig mit der Hand nach sich leitete / und damit wieder Mutbeseelte.

Ich erholte mich auch völlig / da ich bald hierauf eine gemähliche Lufft-heiterung / und die Blitze unter meinen Füssen / sahe: mit welchen sich zugleich das donnerende Rollen abwerts zoge / und / nach kurzem Brummen gar / verstummte. Hierauf umleuchtete uns eine solche Stralen-helle / daß es schiene / als wann sich alles Sternen-silber in Sonnen-Gold verwandelt hätte.

Eine linde Westen-Lufft hauchte uns den gesunden Violen-ruch zu / welche in ihrer Niedrigkeit gleichwol nit schienen die demütigste zu seyn: weil sie ihre Würckung so kräfftig erhebten. Um unsere Füsse taumleten die Narzissen / welche denThau-Nectar noch in ihren Kelchen hielten: denselben den Nachbar-Hyacinthen zuzutrincken. Die Vielfältigkeit der Hanen-Füsse stritte mit ihrer Vielfärbigkeit / wiewol man von den meisten wähnen muste: Sie hätten sich entweder in Milch / Blut / Purpur / oder Saffran eingetauchet. Anderer Lentzen-Blümlein / welche sich / als Milch Sternlein / in dieser himmlischen Erden-strasse untermengten / zu geschweigen. Diese beschattete eine dreyfache Baum-reihe / welche des Berges Ober-fläche umkränzete: derer beede äuserste schlanke Palmen-die mittlere aber weitästige Lorbeer-Stämme / diese mit satt - jene mit Sittiggrünen Blättern / in richtiger Schicht-Ordnung / hegeten. Welche nicht nur das Gesicht mit ihrem Smaragd-Glantz / das Gehör mit dem angenemen Laub-gesause / den Geruch mit lieblichen Dufft / den Geschmack mit gesunden Früchten / und die Fühlung mit kühlen Schatten weideten: sondern noch hundert andere Nutzbarkeiten zeugeten. Indem ich mich in Betrachtung dieses heiligen Lust-Hains verweilete / entzoge sich die vor - und forteilende Nymfemeinem Gesicht / und erreichteTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [V]ich sie durch hastigen Lauff / nach einer geraumen Zeit-weile / und zwar in veränderter Gestalt. Dieweil ich nicht allein ihr voriges / Regen-nasses Lein-Gewand in einen Himmel-blauen / Gold durchwürkten Ober und Silber-reichen / weis-seidenen / Unter-rock verwandelt / sondern auch ihre / mit einem Lorbeer-Krönlein eingefangene Haare / von einem Stern bestralet / sahe: Welcher (meinem Vermuten nach) ihren himmlischen Geburt-Adel bemerckte. Nachdem wir besagtenPalmen - und Lorbeer-Forst zuruck geleget hatten / erblickten wir von ferne die Musenoder Kunst-Göttinnenim weis-blanken Gewand / derer Kehl -[und] Arm-blösse / durch eine untermengte Rosen-röhte / von jenem etwas unterschieden war. Sie hatten sich auf die rechte Berg-seite / neben dem / obenab quellenden / Krystall-hellen Huf brunnen / in zweyen Chören gelägert: deren der erste 5 / der andere vier von diesen heiligen Gespielinnen hielte. Uranie/ welche ihre Himmel-Kugel umfassete / zeigte sich / in dem ersten Chor / die vörderste. Ihr folgete Thalia/ so ihre Spiel-Larve in dem Schos hielte. Ihre Nachbarin Euterpezeigte die vereinigte Rohr-pfeiffe; Polymniafassete der Zirkel: Melpomenaber verbarg ihre hohe Trauer Schuhe.

*Cothurnus

Jenseit des Kunst-Borns erhebte Klioeine Gesang-Rolle; Kalliopesteurte sich auf ein Geschicht-Buch / Terpsichorelegte die Zyther bey: indem sich EratoDanz-begierig geberdete. Da sich meine edle Führerin ihnen nähern wolte / trate ich zurücke / und suchte einen Palmen-Stamm / mich dahinter zu verbergen / den ferneren Verlauff unerkant anzusehen. Welches Sie nicht allein erlaubte / sondern mich / bey einer anständigen Fügniß / hervor zu ruffen versprache. Sie hatte ihre Gruß-Ehre mit demütiger Leibes-Neigung / gegen diese Göttinne / kaum abgeleget / und sich ihrer hohen Hulde mit tieffer Erniedrigung empfohlen: da sie sämtlich mit anständiger Haubt-senkung danketen / und zugleich / mit einem Augen-wincke der Calliopedie Antwort auftrugen / welche sich von ihrem Sitz erhebte / und sie also bewillkommete:

So hast du hier /
TuiskonsZier /
zu uns den Weg genommen?
Dich / teutsches Blut /
heist unser Mut
viel tausendmal willkommen.
Wir dreymal Drey
bezeugen frey /
bey Himmel-reiner Treue:
Daß unsre Gunst
sich deiner Kunst
zu übergeben freue.
In deiner Sprach
soll nach und nach /
von unsren beeden Chören /
ein Geist-gesang /
bey Saiten-klang /
sich lieblich lassen hören.
Stimmt unsrer Treu
Apollobey:
(der dich nunmehr wird kennen)
So werd auch ich /
Teutillis/ Dich
hinfüro Schwester nennen.

Die Nymfe(welche ich nunmehr aus dem angehörten Namen kennete) bezeugte / sowol mit der Schamröhte ihrer Wangen / als bescheidener Wortbedingung: daß sie sich dieser Ehre unfähig / viel minder würdig / wüste; daß sie auch keine Gesellschafft / sondern Befehle anzunemen / erschienen wäre; welche sie auch nochmals bittlich suchete. Sie wurde aber von beeden Chören zum Beysitze ermahnet: welchen sie auch / auf inständiges Anhalten / neben der Eratonahme. Inzwischen man sie nun mit einem Gespräche von der Teutschen Helden-Sprache unterhielte / erfüllte ein ungemeiner Glanz die gantze Gegend. Welcher vor gerühmten Schein um so viel mehrte / daß er sterblichen Augen unerträglich fiele / und ich / um fernere BegebenheitenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VI]anzuschauen / mein Gesicht mit einem abgerissenen / jungen Pappelblat waffnete: durch welches dünne Zärtligkeit mir folgende Wunder-Schau gegönnet wurde.

Erstlich schwange sich das geflügelte Lob-gerücht oben ab / und stiesse / in freyer Lufft / etlichmal in die Trompete; welche von folgenden Inhalt hallete:

Helden / Künstler / säumet nicht /
höret was Euch jetzt bericht
vom Gerichte / das Gerücht /
welches Euch das Urtheil spricht:
Der Latonengrosser Sohn /
aller Künste Haubt-Patron /
wird sich setzen auf den Thron:
auszutheilen euren Lohn.

Indem sich dieses mit dem Schall verlore / liesse sich der Durchleuchtigste Musen-Fürst / mit seiner Gefertschafft / in unbeschreiblicher Herrlichkeit nider. Seinen Stralen-Thron gewölbte der gezwölften Thiere Kreis / an welchem sich sonderlich / über seinem Haubt / der Himmel-Hammel regte / und unzähliche Glanz-Funken aus seiner Gold-Wolle schüttelte: den doch der nahe Stier abzustossen / mit den Feuer-Augen undFlammen-Hörnern drohete. Hingegen schienen die Neben-Gestirne zu schlummern / indem sie mit den Blick-Blitzen ihrer gleichsam blindselnden Augen / gleich den köstlichsten Diamanten spielten. Unten stellte sich eine blaue Wolke zu seinem Fus-schämel / welche Irismit ihrem Opal-Pinsel ausgezieret hatte. Er Apolloselbsten ware / bey dieser Pracht-Herrlichkeit / das Schauwürdigste. Seine Liecht gerollte Haar kröneten nicht nur die Scheitel / sondern küsseten auch / durch etliche Flatter-Lokken die Schultern. Um deren Linke er die Helfte seinesGold-Gewands geschlagen hatte / welches sich mit der andern in dem Schos wieder samlete: gleich als ob es / mit vereinigten Stralen glanz das Schnee-gebürge seiner obern Leibs-blösse schmelzen wolte. Zu seiner rechten Hand / welche die Zyther hielte / stunde seine Halb-Schwester Minerva, welche sich Ihme / als eine Kunst - undWaffen-Fürsteherin / zu Diensten darstellte: gleich wie hingegen / zu der linken / der stark-dapfere Hercules, zur Beschützung / und der behende Kunst-redner Mercurius, zur Versendung aufwärtig waren. Uber Ihn schwebte die Blumen-holdin / Flora/ welche den bunten Reichthum aller frühen Frühlings-Kinder / zu seiner Ergetzung / ausstreuete / und Ihme hiemit zugleich / für verliehenen Wachsthum derselben / dankete. Weil sie sich aber hierinnen etwas verschwenderisch erwiese / und den Thron-boden mit den Ruch-reichesten Narzissen / Zeitlosen / Hyacinthen / Fritillarn / Perser-Schwerteln / Kaiser-Kronen / Tazeten und Violen besäete: ordneten ihr die Huldinnen etliche Flügel-Liebigen* Cupido. zu / die ihren leeren Schos nach und nach wider anfüllen musten. Eines derselben brachte auch ein / mit allerley Kunst-zeuge döhnendes / Frucht-horn: welches er dem grossen Kunst-Gott/ mit demütiger Ehr-bezeugung zu den Füssen legte / und dessen Vorraht auslegte. Es hatte sich dieser Durchleuchtigste Prinz eine kleine Zeitweile mit seiner Kunst-Schwester unterredet: als der inzwischen abgetretene Mercuriuswider kame / und seinem Gebieter das Anwesen der alten Helden-Kaiserin Germania/ welche gnädige An - und Abhöre verlangte / anmeldete. Apollo(nach dem er in der Stille mit Minervaeinen kurtzenRed-Wechsel gepflogen) ertheilte gleich hierauf gedachtem Götter-Boten den Befehl: diese hohe Matron seiner Gnade zu versichern / und sie ohnverzüglich seinem Throne zuzuführen. Teutillis, welche die Gegenwart ihrer Gebieterin / mit Freuden von den Musenverstanden / folgete / mit Verlaub derselben / diesem grossen Abgesandten / Jener ihre Dienstbegierde schuldigst zu zeigen.

Bald hernach erschiene die hochbesagte Regentin in ihrem Kaiser-Schmuck / vom Mercurius,und nach-begleitet von Teutillis. Ihre Kron / die theure Haubt-bürde / (worinnen der höchsteTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VII]Stein-Adel versammlet schiene) zeugte von ihrer höchsten Stand-Würde. Gleichwie der Zepter in der rechten / und der Reichs-Apfel in der lincken Hand bezieleten: daß sie ein grosses Theil des Welt-Rundes nit nur zu beherrschen / sondern auch zu halten und zu erhalten hätte. Ihr mit schwartzen Adlern durchwürktes Gold-Stuck wurde von dem Talar-Purpur meistens bedecket: welchen / unter der Brust / ein herrliches Kleinod zusammen hielte. Als sie sich den Musennäherte / stunden sie nicht allein insgesamt auf: sondern bezeugten ihren geneigten Ehr-Willen mit tiefer Leibs-Neigung. Apolloselbsten / nach dem Sie fast an seinem Thron gelangte / und sich zur Knie-senkung bereitete / trate ihr entgegen / erhebte sie mit der Hand / und trug ihr / so wol mit einer sondern Geberden-Huld / als durchdringlicher Wort-kürze den Neben-Sitz auf: welchen Sie auch / aus Ehr-Schuld gegen seinerBefehl-Gnade (wie sie sich entschuldigte) anname. Hierauf winkte sie ihrer Nachtreterin Teutillis(so sich inzwischen neben den Mercuriusgestellet hatte) daß sie den Vortrag / den sie ihr zuvor in den Mund geleget / nunmehro eröffnen solte. Diese wolte ihren Befehl fusfällig vollziehen / wurde aber von ihrem Seiten-gesellen / Mercurius, daran gehindert / der ihr die Rede nicht ehe verstatten wolte / bis sie sich aufgerichtet hätte. Deßwegen sie sich auch etwas erhube / und hierauf also anfienge:

Durchleuchtigster Himmel Fürst / grosser Erhalter des ganzen Welt-Rundes / und mächtiger Beschützer des Musen- Reichs. Gegenwärtige / meine[hohe] Gebieterin / die Helden-müthige Kaiserin Germania, erinert sich noch allzuwol / daß ihre Untergebene / vor grauen Jahren / von einem blinden Irr-wahn verleitet / alleine die Mars-Altäre mit Menschen-Blut angeröhtet / mit dem Opfer-Feuer erhitzet / und mit Asche der streitbaren Rosse / Raubsichtigen Wölfe / Spurkündigen Hunde / wachsamenHanen / und scharfsichtigen Habichte (die sie seinen Neigungen gemäß achteten) beschweret hätten. Dieweil sie auch meistens seine Geist-regungen fühleten / mehr mit Waffen als Würfeln / Keulen als Kielen / spieleten / Kriege vor Krüge liebeten; und ihre Thaten / nit mit Dinte sondern Blut / nit in Baumkleider sondern Feindes-gleider zeichneten. Dannenhero es nicht Wunder wäre / wan Ihro Durchleuchtigkeit / die Jenige Sie mit schuldiger Beehrung übergangen / mit ewiger Ungnade angesehen / und sie ihnen selbsten / in ihrer Sitten-Wildniß gelassen hätte. Diesem aber ungeachtet / hätten Sie nach und nach ihreGunst-stralen auf diese unerkäntliche schiessen / und ihnen einige Funken der Kunst-liebe beykommen lassen: bis sie endlich in ein helles Feuer ausgebrochen wären. Welches eben damals die reineste Flammen lohen lassen / da die Selbst-Wut ihrer Bürger und Würger die wilde Kriegsglut mit der Fettigkeit ihres eigenen Bluts am meisten entzündet hätte. *Der hoChLöb LIChen FrVChtbrIngenDen GeseL LsC hafftVrsprVng. Besiehe hievon den nen sprossenden Palmenbaum p s. a.m.Dann / damit jene genehret und dieser gewehret würde / hätte / aus sonderem Himmel Trieb / der grosse Ascenas- Nefe und theure AscaniensHeld / Der Nehrende/ einen Palmenbaum gepflanzet: mit dessen Holz und Oele die Kunst-flamm zu erhalten / und mit dem darausfliessenden Wasser die Mißgunst-Brunst zu dämpfen; und also hiedurch kluge Sprach Liebe an und altes Vertrauen wieder aufzurichten. Welches Ihm auch so weit geglücket / daß besagter Baum / mit rühmlicher Bey-hülfe seiner hohen Nachfolgere / in einen fast tausend-stämmigen Hain erwachsen / und bishero so trächtig gewesen wäre: daß man ihm mit guten Recht den Namen des Fruchtbringenden beygeleget hätte. Weil nun meine Grosgebieterin / mit ihren hohen Söhnen / diese heilsame Würkung der vorgerühmten Gnade des grossen Apolloschuldigst eignet: also ist sie gegenwärtig / mit Ihnen / allhier erschienen / ihren Opfer-Dank auf seineTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VIII]heilige Altäre zu legen; mit demütigster Bitte: die Gabe aus ihrem und der Ihrigen Gemüte zu beurtheilen / sämtliche mit den Huld-stralen eines gnädigen Anblickes zu beglücken / und sonderlich den / seinem Schutz geheiligten / Palmenhain mit ewig-grünen Wachsthum zu segnen. Hiemit wolte sie 2 Kronen / welche der Teutschen Kunst und Tugend Ehren-Zeichen waren / vor dem Throne setzen: welche aber Mercuriusaufname / sie an einem sonder-heiligen Tempel-ort zu bewahren.

Als die Nymfe ihre Rede also geendigt hatte / neigte sich Apollogegen sie / und kehrte sich hierauf nach Germanien, welcher Er in Antwort bezeugte: daß / was Sie von Ihme / durch ihre Anwaltin / gerühmet / Sie mehr seiner Gerechtigkeit zuzuschreiben / als seiner Gnade zu danken hätte. Indem Jene seinen Verehrern Belohnung auszuwägen schuldig wäre: die ihnen Diese herrlich gönnete / und ewig gönnen würde. Welchen Inhalt Mercurius, auf empfangenen Wink seines verbrüderten Gebieters / folgender massen erweiterte: daß man nemlich nit in Abrede seyn könte / welcher gestalt alle Männer der alten Alemannen ihren Gott-Bruder und Bruder Gott Marsso geliebet / daß man sie mehr für seine rechte Söhne / als Diener / halten müssen. Wie man nun solchen Eifer nit beeifern sollen: also hätte man auch ihre Kaltsinnigkeit gegen die Kunst-Gottheiten nicht loben können. Weil sie aber sich hierinnen nach und nach also gemässiget / daß beederseits ihre Verehrung fast wagrichtig bestanden und noch bestünde: also könte ihnen das Kunst-reich / ohne Verletzung der Gerechtigkeit / weder Gnade noch Hülfe absprechen. Sintemal dasselbe selbsten nit nur durch seinen eigenen Kunststab gestützet: sondern auch durch der anwesenden Schwester Lanze beschützet werden müste. Als welcher deßwegen ihr verbrüderter Regent nicht nur das Weisheit-Fürstenthum sondern auch die Kriegshaubtmannschafft verliehenhätte. Weil man kein Reich ohne Dapferkeit erhalten / und ohne Klugheit regieren könte. Würden demnach die redliche Teutsche noch ferner den Helm mit dem Kunst-hut abwechseln / die Feder von jenem in die Hände nemen: und von diesen auf jenen stecken. Die Musen- Stille unter dem Waffen-gerassel lieben / und bey diesem jene zu üben wissen: wie sie gegewärtigerKunst - und Tugend-Tempel ferner errinnern würde. Hierauf erhube sich Apollovon seinem gestirnten Thron / und name / mit seiner Reichs-Schwester / die Kaiserinin die Mitte. Welcher Teutillisnachtrate und führte sie dem Tempel zu / mit diesem / an Mercuriushinterlassenem / Befehl: daß man die Preiswürdigste / Teutsche Helden / mit ihrer berühmten Kunst - und Tugend-Gesellschafft ungesäumet einholen / gebührlich empfangen und zu dem Tempel nach-begleiten solte. Wozu sich Dieser nicht nur bereitete / sondern auch den beeden Musen- Chören den Willen ihres Fürstehers ankündigte: welche ihnfreud - und folgwillig vernamen. Dieser Tempel ware auf der obersten Mittel-Höhe des Parnassusgegründet / von weissem Parischen Marmel in die Runde aufgeführet / mit Vier und Zwanzig / auf Korinthische Art ausgearbeiteten / gleichen Seulen unterstützet: derer zwischen-Raum / jeder von 8 Schuhen / ringsum geöffnet bliebe. Oberhalbs waren ihre Bögen mit verguldten Festinen / oder Frucht-gebänden gezieret / und der ganze Bau mit gleichen Kupffer-blächen bedachet. Innen sahe man unterschiedliche / von Porfyr / Jaspis / und gesprengten Marmel aufgeführte Altäre / verguldte Zeder-Tafeln mit erhabenen Sinnbildern und eingeschnittenen Red-Sprüchen / manche herrliche Trofaeen oder Siegs Zeichen: welche / zum ewigen Ehr Gedächtnüs der Klugdapferen Helden verwahret hiengen. Die Mitte zeigte einen Oval geformten / und mit dichten Gold-stralen Rand besetzten Doppel-Thron: dessen beede Neben-Seiten / jede 5 Zeder Stüle /TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [IX]zu gewönlichen Musen-Sitzen / darstellten. Es hatte sich aber Apollo, und auf seine Zurede / Germania, auf besagten Thron kaum nidergelassen; denen Minerva, und / auf ihre Anweisung / Teutillis/ in die Ober-stüle der Neben-Seiten beygetreten: als Famader Helden Ankunfft mit[ihrem Trompeten-Schall] verkündigte: denen auch die Musen, so noch auser dem Tempel waren / sämtlich entgegen kamen. Der bekante Götter-bot führte / als Marschall / mit seinem Schlangen-Stabe die Reihe. Ihme folgeten die dreyOber Häubter. hohe Oberhäubter des Hochlöblich-Fruchtbringenden Palmen-Hains/ Der Nehrende/aIhro HochFürstl. Durchleuchtigk. H. Ludwig Fürst zu Anhalt / Graf zu Askanien/ etc. etc. etc. des Ordens Urheber Hochseel. And. SchmackhaftebIhro HochFürstl. Durchleuchtigk. H. Wilhelm / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. Hochseel. G.und Wolgerathene:cIhro Hochwürdigste Fürstl. Durchl. H. Augustus / postulirter Administrator des Primat - und Erzstiffts Magdeburg / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. Von welchen sich Beede Erste aus den nimmer-welken / Elysischen / Palmen-Wäldern anhero verwandelt hatten. Sie waren mit alt-Römischer Helden-Rüstung gewaffnet / und hielte jeder einen Palmen-Zweig / und wurde ihnen eine fliegende Fahne / vom grauen Atlas / (welcher ein Palmen-baum / als das allgemeine Gesellschafftszeichen / mit der Unterschrifft: Alles zu Nutzen. eingesticket war) beygetragen. Hinter Diesen hielte sich einzlich in der MitteKönig. der wahrhafftig so genante Erhabene/dIhro Königl. Majestät in Schweden / etc. etc. etc. Carl Gustav / Pfalzgraf bey Rhein/ etc. etc. etc. etc. Glorwürd. G., als dessen Löwen-mütige Dapferkeit Ihn von dem Fürsten-Stul auf einen Nordischen Thron gesetzet: Welches sein Gold-gekrönter Helm und umgehülltes Purpur-gewand bezeichnete / und kam er gleichsfalls aus ElysienChurfürsten.herbey. Die dritte Reihe bestunde in dreyen / Reichs-getreuen / hohen Chur-Häubtern / welche die Ordnung ihrer Ordens Einname (wie andere / und zwar jeder in seinem Stande) hielten / nemlich der Aufrichtende/eIhro Churfürstl. Durchleucht. H.H. Georg Wilhelm zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc. etc. Höchstseel. G. Untadeliche/fIhro Churfürstl. Durchleucht. H. H.Friederich Wilhelm / Markgraf zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc. etc. und Preiswürdige:gIhro Churf. Durchl. H. H. Johann Georg / Herzog zu Sachsen/ etc. etc. etc. etc. etc. Von welchen der Erste aus gedachten heiligen Seelen-Hain die theure Palmen-Gesellschafftmehren wollen. NachHerzogen Ihnen führte die Herzog-Schaar der Hochseelige Käumende/hIhro Hoch Fürstl. Durchl. H. Johann Ernst der Jüngere / Herzog zu Sachsen WeinmarHochseel. And. etc. etc. etc. etc. welchem Sechzehen gedritte Glieder nachtraten. Markgrafen. Der kluge AbwendendeiIhro Hochf. Durchl. H. Johann / Markgraf zu Brandenburg/ etc. etc. etc. etc.hatte ein einiges gleiches /Landgrafen. der Dapfere Kitzlichek Ihro Hochf. Durchl. H. Wilhelm / Landgraf in Hessen/ etc. etc. etc.aber drey Glieder / Jener der Mark-Dieser der Land-grafen / zum Gefolge: Welchen Zwey gevierdtePfalzgrafen. Pfalz-gräfliche nachkamen. Die Kunst-schützende Fürsten-Schaar hatteFürsten. sich in Sechs gedritte Schichten gesetzet: Welcher die Gräfliche Palmen-Gesellschafftnachahmen /Grafen. und sich in zwanzig theilen wolte. Dieweil aber die Berg-Fläche diese Anzahl nicht fassen konte / musten sie die Ordnung so lang aussetzen: bis ihnen die Vorgehere / durch ihren Eintrit in den Tempel / denFreyherrn. Platz raumeten. Der freye Herrn-Stand / so in mehr dann dreissig Häubtern bestunde / ware im Aufsteigen nochEdle und Geiehrte. sehr bemühet. Welchem so wol der Waffen - als Kunst-Adel / neben andern Sinnreichen Geistern / mehr als Sechshundert stark / embsig nachsetzete / und / durch ihre und ihrer Preiswürdigsten Anführere Fusstapfen / diesen unwegsamenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [X]Pfad sehr wol bahnete. Die aufwärtige Musentrugen inzwischen eines Mut - und Mundes die Bewillkommung der Elysischen Ankömlinge ihrer Schwester Uranieauf: Weil sie dieser verhimmelten Helden-geister beste Kundschafft hätte; mit dem Erbieten: anderen ihreEhr-Schuld abzustatten. Welches sie gern übername / und dem Hochseeligsten Nehrenden/ nach anständigen Ehr-geberden / mit diesem Ruhm-zeugnüs grüssete:

Aus AscenasAschen ist Dieser theure Fönix worden /
der uns in Ascanienhat gestifft den Palmen - orden.
Konte sich Germanienan viel solche Ludwighalten:
Würde leichtlich einer nicht ihres Reiches Würde spalten.

Nach beed-seitiger Ehr-neigung wendete Sie sich zu dem Nectar-schmeckenden Schmackhaften/ welchem sie ihre Grus-Schuld mit diesen Lob-zeilen zahlen und zugleich auf vorigen zielen wolte:

Unser Chor / ô theurer Fürst! Dich / den Arzt und Vater / heisset
Witz-vermähltes Meel von Weitzen gab uns Jener zu dem Brod:
Mit Schmackhafter Sinnen-Frucht hat nur deine Hand gespeiset /
und die Raute war die Rute / die der Kunst - Gifft machte Tod.

Thalialösete hierauf ihre Gespielin ab / indem sie ihre Zunge / gegen den Durchleuchtigsten Wolgerathenenmit dieser Ehr-Ansprache lösete:

Des Apolloweiser Raht ist / wie allzeit / wol - gerathen /
Der Dich / Kunst-Held / zu den Fürsten sei - ner Söhne wehlen hieß /
und denselben / wie auch Uns / diese Botschafft sagen ließ:
Ihr schreibt euch noch alle müd / nur an seinen klugen Thaten.

Hierauf trate sie und Euterpezu beeden Seiten / und versetzte gleichsamdiesen theuren Helden-Klee in das Tempel-Feld: allwo Ihn Apollomit seinen Gunst-stralen beleuchtete / und Diese Kunst-Häubter zu sich in die Oberstellen der Neben-Stüle führen liesse; welche ihnen Minervaund Teutillisallbereit abgetreten hatten. Uranie, ihres aufgetragenen Ambts ingedenk / erhube sich inzwischen zu den Himmel-Erhabenen/ welchen sie in tiefster Demut mit folgenden Ruhm-Zeilen empfienge:

Held / der du Oliven hast der Teutonie ge - geben /
und hingegen Lorbeer brachst / und sie brach - test Norden ein.
Selbst die Götter musten Dich dort erhaben heissen leben:
weil der gröste Thron allhier Deiner Tu - gend war zu klein.

Nachdem Polymniaund MelpomeneDiesen Gold-gekrönten Helden zwischen sich namen / und dem Tempel zuführeten / verrichtete Uranieihren Befehl / gegen den ewig-aufgerichteten Aufrichtenden/ mit folgenden Nachruhm seines Kunst-Eifers:

Könte uns / wie er nicht kan / Jupiter, der Va - ter / hassen:
hätt uns doch der treue Sinn Dieses Helden nicht gelassen.
Wann die schwartze Höllen-Götter unser wei - ses Reich zernichtet:
hätte es doch seine Hand längsten wieder auf - gerichtet.

Hiemit bekleidete sie seine rechte / Clioaber die linke Seiten / und begleiteten Ihn also zu der Tempel-Gesellschafft. Kalliopeaber neigte sich gegen seinen untadelichenChur - und Tugend-Erben / dessen unvergleichliche / mit der Kunst-Huld vermählte / Dapferkeit sie also beherzte / daß sie Ihm das grosse-Vertrauen ihrer Zunft-Schwestern mit folgenden Worten entdeckte:

In Dir / grosser Brennus-Held/ wir den Ale - xanderschauen /
In Dich / ohne Tadel doch / schlosse sich sein dapfrer Geist.
TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XI]
Warum solten wir dann nicht / weil es selbst der Himmel heist /
mehr auf Deinen harten Stahl / als sonst wei - chen Purpur trauen?

Nachdem sich Terpsichorezu einer Gefehrtin angegeben / wanderten sie beede auch / mit diesem grossen Helden / den vorigen nach / und begaben sich in den Tempel. Eratoware allein von ihnen noch übrig / die ihre Ehr-Schuld in der Bewillkommung noch nicht abgeleget hatte. Deßwegen sie den Hohen Preiswürdigenmit diesem Ruhm-Ruf grüssete:

Komm / und lesche deinen Durst /Kunst - und Gunst-erhitzter Geist.
Unser Huf-brunn schwellet schon seinen klaren Silber-Fluß.
Der dein weisses Sachsen-Pferd hält für sei - nen Pegasus:
weil Dich / als Bellerofon/ unser gantzer Or - den preist.

Hierauf trate sie linkseitig den / nie würdig genug gepriesenen / Preiswürdigenin den Tempel einzuweisen: welcher Uranieaus demselben entgegen kame / sich zur andern Seiten fügte / und also Diesen theuren Chur-Klee dem Vorigen / in dem Tempel zugesellte. Weil nun alle Musenzugegen / wurde mit dem Opfer ein Anfang gemacht. Sie selbsten öffneten einen Zeder-Schrein / aus welchem sie unterschiedliche Blumen und Zweige namen: die sie zum Opfer dahin beygeleget hatten*V. Natal. Com.Mytholog. I. IV. C.IO. und begrüneten damit einen Jaspis-Altar. Uranieund Kliobrachten Himmelfärbige Hyacinthen / welche ihrem Gebieter sehr genem waren: weil er seinen / vom Zefyrertödeten / Liebling ehdeßen in diese Blume verwandelt hatte. Thaliaund Kalliopestreueten die niedrige Heyde*Myrica. auf: aus welcher sie auch weissagten: Euterpeund Terpsichoreschmückten den Altar mit Lorbeer-kränzen / als einem grünen Denkmal der unfruchtbarenLiebe ihres Fürsten. Polymniaund Eratosetzten Oliven hinzu. Melpomeneallein bewarf ihn mit Beer-reichen Wachholder Aesten. Letzlich kamen die Helden / und legten / mit gebogenen Knien / ihre Palmen bey. Nach diesen erhube sich Germaniaaus ihrer Thron-Stelle / und verfügte sich / mit Teutillis/ zu einem Porfyr-Altar: Worauf sie ein Sonn-gestaltes / mit kostbaren Diamanten reichverherrlichtes Kleinod nidersetzte. Deme Teutillisdie beede / von Mercuriuswider eingereichte Kronen beystellte. Die hohe Palmen Gesellschafftfolgte auch dahin / und legte der Nehrendeunterschiedliche mit feinen Gold-blechen gebundene Bücher auf: welche theils aus dem Malvezzi, theils aus dem Petrarchaund andern Ausländern geteutschet / theils von Ihm selbst verfasset waren. Der Schmackhaftesetzte etliche heilige / von ihm gedichtete / einem Gold-Kästlein eingeschlossene Geist-Lieder hinzu. Welchem der Wolgerathenedas / in Gold-geprägte / und mit Edelsteinen herrlich versetzte / Gesellschafft-Zeichen / neben der Namen-Rolle / in einer Goldgetriebenen / verschlossenen-Muschel hinzu thäte. Denen die andere Helden mit gleich-herrlichen Opfer-gaben nachgiengen. Indessen hatten die Musenden dritten Altar umgeben / welcher von bunten-Marmel aufgeführet war. Auf diesen legten sie einen frisch-abgekehlten Schwanen in das Opfer-Feuer: welches mehr Flammen von dem / häufig aufgestreueten / Weihrauch / als dem unter gelegten Holze / über sich walzete und die ganze Tempel-Gegend mit holden Geruch erfüllete. Dieser triebe die noch an-wandrende [ Palmen-Gesellschafft]zu mehr-hastiger Nachfolge an: weil Sie hieraus von den angefangenen Opfer-gebräuchen leichtlich weissagen konten: denen sie beyzuwohnen sehnlich verlangeten.

TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XII]

In einer Kürze war der Tempel mit diesen Edlen Kunstgenossen durch und durch also angefüllet: daß ihre Ordnung / wegen der Menge / nicht wohl mehr zu unterscheiden war. Weil ich dieses bey mir ohnschwer erachten konte / triebe mich der Fürwitz hinbey zu schleichen / und dem Gedränge einzumengen: welches mir auch also glückte / daß ich / unerkant / alles mit ansehen und hören konte. Ich beobachtete nach kurtzen Anwesen / viererley Opfer-arten: derer die erste im Gold / die andere in Schrifften / die dritte in Thieren und die letztere in Blum - und Baum-geschlechten bestunde. Ich vername auch aus dem Gespräche / welches die Musenmit Teutillishielten: daß die kluge Schrifften / von Apollo, dem Golde fürgezogen: diejenige aber / die nach geilen und schmäh-süchtigen Federn stincken / an einen unreinen Ort verdammet wurden; wohin man sie / mit dem Mist der Opfer-thiere zu verwerfen pflege. Wiewol von dieser Preis-würdigen Gesellschafft nie keines einkommen wäre / welches man den Auswürflingen beygesellen können. Weil der Porfyr-Altar nicht alle Sinn-geburten dieser Kunst-berühmten Opfer-Helden fassen konte: nam sie Mercuriusnach und nach hinweg / und stellete sie / mit lauter Benennung der Verfassere und des Inhalts / in richtiger Ordnung / dem Apollo, auf einer langenZeder-Tafel / für. So viel mir mein Gedächtnüs von dem Ausruf der ersten Tracht noch beyträgt / lautete er also:*V. Der neusprossende Palmen-baum p. 430. u. a. m.

Der unveränderlichehat geopfert

/ und

.

Der Kitzlichehat die Musenmit

beehret.

Der Wolgenanntehat Ihm unsere Uraniedurch zierliche und wolgegründeteBeschreibung der Stern-Weisheit verpflichtet.

Der Befreyendehat den Altar mit der

/ wie auch mit

gezieret.

Der Fütterndehat die Eitelkeit der Welt dem Edlen Kunst-Reich gewidmet.

Der Nachfolgendeund Friedenreichehaben den Apollo-Tempel mit dem Kunst-opfer ihrer eigenen Red Zierden beschenket. Der Siegprangendehat ihm nicht nur unsere Thalia/ mit seinen Sing-spielen / und die Kliomit den Geist-liedern: sondern auch das ganze Kunst-Reich / mit der unvergleichlichen

und

verbunden.

Man konte die Freude hierüber aus des Durchleuchtigsten Apolloheitern Blicken warnemen / welche sich auch mit der Opfer-zahl grösserte: indem Mercuriuseine andere Bücher-Schicht auf der Tafel brachte / von welcher Er also redete:

Der Vielgekörntehat viel Körner seines Sinnen-Weihrauchs mit ewigem Gerücht-Ruch auf unseren Altar gebracht: indem Er ihn mit

/rasenden Roland und vielenKling - und Kunstgedichten bereichert.

Der Festehat uns

und

des Malvezziverfolgten David

übergeben.

Der Unverdrossenehat uns den

erstattet.

Der Friedfertigehat uns seineTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XIII]durchdringende

zugefertiget.

Dem Geheimenhat das Kunst-Reich

zu danken.

Der Förderndehat

die Bündnisse Gottesmit den Menschen

/des TheophrastSeelen-Unsterblichkeit and des TheophrastSeelen-Unsterblichkeit / und viel

Andacht-Gedanken von der Römischen in seine Sprache gefördert and Andacht-Gedanken von der Römischen in seine Sprache gefördert

/ und die Kunst-opfer damit gemehret.

Der Gleichfärbigesucht uns mit seinen

zu erqvicken.

Der Erwachsendehat seinen

/ zum lesen / auf unseren Parnassversetzet.

Der Leidendehat einen Band seiner gebundenen Reden geliefert.

Der Unglückseeligehat uns mit Beyführung

/Kolloandro /Eromena und

/ neben vielen andern herrlichgeteutschten Schrifften / beglückseeliget.

Der Kunstliebendehat sich erwiesen / wie er heist / und sich und uns mit seiner

beschützet / und dieselbe / neben vielen andern / hier beygeleget.

Der Sinnreichehat die

nicht nur an das Liecht: sondern gar hiehero / zu den Musen-Himmel geführet.

Der Hülfreichehat dem Kunst-Reich reiche Hülfe erwiesen: in dem er den

vest einzurichten /und Uranienvon ihren Vermessenen / unbekanten Profeten befreyen / und uns damit begaben wollen.

Weil inzwischen der Altar von neuen Schrifftopfernan - und aufgehäufet worden / traten die Musendem Mercuriuszu Hülfe; dieselbe den vorigen auf der Tafel beyzufügen. Indem sich Diese / mit Herbeyschaffung und Ordnung derselben verweileten / sammlete sich ein Palmen-Kranz der Edlen Ordensgenossen: welcher den ankommenden Gemeinnützigen/ durch ihren Umstand / gleichsam krönete und mit schönen Freuden-grüssen zierete.

So viel mir mein Gehör und Gedächtnüs damals Treu leisten konte / behielte ichdie Namen des Zerstöbernden/ Fähigenund Befliessenen: als welche in den Vorjahren die Zwist-Spreuer der Teutschen und Nordischen Helden völlig zu zerstöbern / und Germanien/ nach dreissig-jähriger Blut-stürzung / in die verlangte Ruh zu setzen / wegen ihrer Klugheit und Bemühung so fähig als befliessen waren. Es konte der Gemeinnützigedas süsse Andenken ihrer Wolgunst / womit sie Ihn / in der vorigen Friedens-Geburt-Stadt* Münster. / verpflichtet / bey dieser Erneuerung / nicht sattsam rühmen: gleichwie Sie hingegen Ihm ihre ewige Huld-Schuld eigneten / und sich über seinen unvergleichlichen Kunst Eifer / bey so Ehr-greisen Jahren / höchst verwunderten. Sie widerholten zugleich die Ehren-gedächtnüsse ihrer damaligen grossen Gönnere und Freunde / welche / bey gedachten / wichtigen / Friedens-Werck / ihr kluges Sinn-Vermögen nützlich angewendet / und ihnen mit Hoch-neigung und Freund-Diensten beygethan gewesen: unter welchen mir öffters der Hohe Schlippenbach/ mit seinem Namen-laut / vor die Ohren rauschete.

Die Opfer-Schrifften stundenTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XIV]nunmehro in ihrer Ordnung / und verursachte Mercurius, mit seinem Ruff-Anfang / ihr Gespräch-Ende. Welcher sich mit tiefer Ehr-neigung gegen seinen Fürsten wendete / und bezeugte: daß auch der Vielgebrauchtesich in zierlichenRed - und Gedichtarten / gebrauchen lassen / und solche anhero gebracht hätte.

Der Knopfigtehätte seine tiefsinnige Gedichte / zum auflösen / übergeben.

Der Nutzbarewäre / mit mühsamer Ubersetzung des Geist-fürtrefflichen / von

/ dem Kunst-Reiche nützlich gewesen.

Der Gekröntehätte schon längsten den Altar mit seinem Schrifften-Gold gekrönet: welches man / zum Gedächtnüs / wider beygetragen hätte.

Ingleichen wären des SpielendenKunst-Wercke in der MusenErtz-Schreine verwahrlich geblieben / und hätte man nur die Verzeichnüs derselben hiebey gebracht.

Des Suchendenvollkommenes

wäre / neben seinen heiligen Sinn-geburten / allhier zu finden.

Von des RüstigenOpfer-Menge hätte man diesesmal nur seine

hiehero versetzet.

Des Vielbemühetenmühsame Reisen / undGeist-geziertesRosen-Thal könte man / auf demMusen-Berge / und zwar allhier / sehen.

Des Träumendenwachsamer Fleis ruhete auf dieser Tafel.

Des Wolsetzendenwolgesetzteund wol übergesetzte Wercke wären andern hier beygesetzet.

Von des ErwachsenenKunst-Feder (welche den Erz-schrein mit ihren Welt-bekanten Schwanen-geburten vorlängsten bereichert hätte) wüden dißmal nur

/ und

/ als neue Opfer-gaben / hiehero geliefert.

Dem Sprossendenwäre nicht nur der Palmen Orden/ sondern das ganze Kunst-Reich hochverbunden: und hätte man hier die Rolle seiner Sinn-Arbeiten / neben

/ zubetrachten.

Der Unsterblichelebte / mit grosser Freude der Musen/ in seinen Trauerspielen.

Der Rondeverewigte sich in seinen

.

Aus des ErkohrnenKunst-Gedanken hätte man Sein Je länger je lieber /den Sieg-Pracht der Dicht-Kunst and den Sieg-Pracht der Dicht-Kunst / und die bezauberende Musica / neben vielen übersetzten Engelischen Schrifften / zur heutigen Beyfügung erkohren.

Es wäre auch sonderlich der Gemeinnützigeerschienen / welcher den gemeinen Nutzen so wol des Kunst - als teutschen Reichs mit ungemeinen Eifer beförderte / und männiglich ansporete: daß man Kunst und Tugend / Hoheit und Geschicklichkeit / Ehre und Verdienst / paaren mögte. Wie solches gegenwärtige seine

/ wie auch die

/ welcheTA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [XV]den Alten verehret worden / und anderes mehr / zur Genüge beglaubten.

Es wolte Mercuriusmehr hinzu setzen / aber Famafiel ihm / mit hellen Posaun-gethöne / in die Rede: welches sich auch nicht eher endete / bis die vier Haubt-Windesolchen Lobschall / ihn fürter zu tragen / übernommen hatten. Hierauf erhub sich Apollovon seinem Throne / und bezeugte / mit aller anhörenden Ehr-Furcht / sein gnädiges Gefallen / über abgelegte Opfer-gaben / mit folgender Rede.

Ihr Söhne habt hiemit den Opfer-Dienst gethan:
Wir sehen Ihn und Euch mit Gnaden-Bli - cken an.
Den Orden ordnen wir / zu unsern Musen - Chor /
und seinen Palmen-Baum / den Lorbeer-ä - sten vor:
Weil ihr das Kunst-reich habt mit reicher Kunst gemehrt /
und unsern Tempel-bau mit Gut und Blut geehrt.
Mercur, schreib du dem Buch der Ewigkei - ten ein:
Teutillissoll hinfort die zehnde Musaseyn.

Nachdem solches mit einem Goldgemengten Zeder-Safft verrichtet war / wendete sich der grosse Musen-Fürstabsonderlich zu der Kunst-edlen Schaar / die ihm das Schrifft-opfer gewidmet hatte / und ertheilte ihr diesen Abschied:

Nun so gehet / meine Söhne /
Zu der schönen Hippokrene/
tauchet in den Qvellen-Wein
eure holde Lippen ein.
Schlürft aus dem geschmolznen Eise
feine / reine / Dichter-Weise /
und erhitzet euren Mut /
mit der Geist-Glut / aus der Flut.
Wann die andre / die nur Reimen
mit dem Pech des Pöbels leimen /
krönt ein rauhes Nessel-blat:
soll der kluge Musen-Raht /
eure Scheitel zu beküssen /
meine Lorbeer reichen müssen;
die kein Nord-wind stösset an /
noch der Blitz versehren kan.

Die Famabliese hierauf zum Abzuge. Apolloführte Germanienbey der Hand / Mercuriusaber / die von 7. Musenbegleitete Helden / zu der Tafel: welche inzwischen Minervaund Florain einem sondern Tempel-Zimmer beleitet hatten. Teutilliswurde von Kliound Kalliopezu den Pegasus-Brunnengeleitet / aus welchem zugleich viel edle Palmen-genossen ihren Kunst-Durst leschen wolten: den sie doch mehr anfeureten.

Der Blumen-hirt (welchem sein Unvermögen kein anderes Opfer zuliesse) setzte einen / aus dem Grase aufgefangenen Heuschrecken / seine Gesang-liebe zu bemerken / in den Altar-Brand. Welches den Musenso gefiele / daß sie ihn / auf beykommendes hohes vor-Wort von Teutillis/ der Floraempfahlen. Die ihn / als ihren alten Diener / nit nur erkante / sondern auch dem Zefyrübergabe; der ihn / seinem Verlangen nach / auf die linde Fittige name / über die angelegene Felsen / Berge / und Wälder führte / und ihn eilend widerbrachte zu seinen vorigen Triften hin Aus.

M.

[figure]
TA 1680, Iconologia Deorum, Bericht an den Buchbinder

Bericht an den Buchbinder / wo die in Kupfer gebrachte Figuren sollen eingele - get werden.

Der Haupt-Titul in Kupfer soll seyn des Buchs anderes Blat / als nach dem kleinen Titul.

Des AutorisContrafet gleich nach der Dedication.

Des Parnasses von der Fruchtbringenden GesellschafftKupfer folget nach der Erklärung des Kupfertituls.

Lit. A. als der Chaosin Kupfer / nach dem Ehren-Preiß des Palmen-Hains / und vor der kurzen Erklärung aller Kupfern.

B. nach pag. 10. C. nach pag. 12. D. nach pag. 34. E. nach pag. 46. F. nach pag. 62. G. nach pag. 72. H. nach pag. 84. I. nach pag. 90. K. nach pag. 92. L. nach pag. 96. M. nach pag. 110. N. nach pag. 126. O. nach pag. 130. P. nach pag. 142. Q. nach pag. 146. R. nach pag. 165. S. nach pag. 160. T. nach pag. 162. V. nach pag. 170. W. nach pag. 174 X. Y. nach pag. 180. Z. nach pag. 184. AA. nach pag. 190. BB. nach pag. 194. CC. nach pag. 196. DD. und EE. nach dito. FF. und GG. nach pag. 198. HH. nach dito. II. und KK. nach 200. kurtze

TA 1680, Iconologia Deorum, Tafel A.
[figure]

der Chaos

Frigida pugnabant calidis. Corpore in uno. humentia siccis ouidj. Metam.

cum Privil: S. C. M.

TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [I]

Kurtze Erklärung Aller zu diesem Werke gehöriger / in Kupfer vorgestellter / und / um besserer Ordnung willen / mit gewissen Römischen Buchstaben bezeichneter Figuren.Billig machen wir den Anfang zur Heydnischen Göt - terbildung und deren Beschreibung von demjenigen / wovon alle Dinge ihren eigentlichen Anfang und Ursprung haben / nemlich dem Chaos/ worvon mit mehrern handelt die Erste Platte /Lit. A.

Chaos. CHAOS heißt denen ältisten Poeten anders nichts / als eine / in einander vermischte und vermengte Massam, oder Klumpen; woraus Himmel / Erde / Meer / Hölle / Nacht und Tag entstanden sind: Und scheinet fast / daß eben derjenige Abgrund / oder leere Raum hierdurch zu verstehen / dessen im Buch der Schöpfung von Moseselbst gedacht wird. Dieweil nun aber eben diejenigen Poeten Chaosfür der ältisten Götter einen gehalten / so schreibt dannenhero Virgilius/ in seinem Trojanischen Krieg / Chaosund PhlegetonseyenHöllen-Götter gewest / benebenst der Göttin Hecate; denen die Heidenschafft göttliche Ehre erwiesen. Im Ubrigen haben etliche dafür gehalten / der Vatter aller heidnischen Götter / und der gantzen Natur / habe Demogorgongeheissen; welcher im untersten Abgrund der Höllen / und in dem Stygischen Fluß/ anzutreffen gewest.

Platte B.

Antrum. DIese Figur zeiget uns das Antrum oder die vertieffte finstere Höle / zu deren Ende die unerforschliche Providentz oder Vorsehung über alle Ding enthalten ist. Vorn an des Antri Thüren sitzet die Zeitoder das Fatum, als ein alter Greiß / der den Geistern unveränderliche Gesetz vorschreibet / und bemerckt allezeit die Verkehrung und Abwechslungen / giebt auch so wohl Lebenden als Sterbenden Gesetz und Ordnung. Ferner wird die Naturaan der Thür gesehen / die hat ein wachsames Augeauf alle Dinge / so hinein oder ausgehen. Die Seelen / welche allda umbher schweiffen / verbinden und vereinbaren sich gleichsam solcher Gestalt mit leiblichen Gliedmassen. Oben über zielt Apollo/ vermittelst seiner kräfftigen Sonnen-Strahlen / auf die Unten stehende Natur/ samt ihrer um sich spielenden Jugend. Der Bär oder Polst-Stern bezieht sich auf den untenher schwebenden kleinen Paradeiß-Vogel / und bezeichnet gleichsam die Axin oder Querstange / um welche das gantze Rund geworffen / und gedrehet wird.

Die umschlungene Schlange / welche ihre Schuppen immerzu verändert / und mit ihrem Munde den Schwantz ergreifft / stellet den unendlichen und stets wiederkehrenden Umschweiff der unbegreiflichen Ewigkeit gar schicklich vor.

Der Zodiacus / oder Thier-Kreis / ist ein eingebildter Himmels-Zirckel / welcher den Aequatorem, zwischen dem Tropico Cancri und Capricorni, in zwey gleiche Theile / mitten voneinander schneidt und scheidt. Derselbige nun wird in zwölf himmlische Zeichen ordentlich eingetheilet / welche mit Nahmen also heissen: Widder / Stier / Zwillinge / Krebs / Löw / Jungfrau / Waag / Scorpion / Schütz / Steinbock / Wassermann und Fische. Folgen hierauf dero Bedeutungen: Der Wassermann ist das Zeichen des Jenners / wodurch entweder Ganimedes/ den Jupiter/ zu seinem Mundschencken / gen Himmel verzuckt; oder vielleicht Deucalion/ angedeutet werden. Der Löw / als ein Zeichen des Heumonden / bedeutet den Nemeischen Löwen / welchen Herculesumgebracht:TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [II]der Schütz / als ein Zeichen des Novembers / ist vielleicht Chironder Centaurus; oder Crotus/ der Euphemae Sohn/ als der Musen Seugamme/ die auf dem Helicongewohnt. Die Zwillinge bedeuten den May / wodurch entweder Castorund Pollux/ oder Herculesund Apollo/ oder auch Triptolemusund Jason/ zu verstehen seyn möchten. Der Steinbock / ein Zeichen des Decembers / gleicht fast der AmaltheaeGeiß / womit Jupiter/ in seiner Kindheit / von seiner Amme ernehrt / und auferzogen worden. Den Krebs / als ein Zeichen des Brachmonden / hatte Junodarum in den Himmel versetzt / dieweil ihn Herculesmit Füssen zertretten / da er wider die Wasserschlange / im Teich Lerna/ gestritten. Der Stier / als ein April-Zeichen / zeigt eben denjenigen Stier an / der die schöne Europamentführt; oder wie andere wollen / die Kuhe Io. Der Scorpion / ist ein Zeichen des Octobers / von welchem Orionauf der Jagt verletzt wurde. Die Jungfrau / als ein Zeichen des Augustus / ist eben die Asträa/ die Göttin der Gerechtigkeit; oder auch Erigone/ des Icarii Tochter. Die Fische / als ein Zeichen des Hornungs / weisen / wie Venus/ und ihr Sohn Cupido/ sich / wegen des Riesens Tiphon/ im Fluß Euphrate/ in Fische verwandelt. Der Widder (oder das Schaaf) ein Mertz-Zeichen / zielt auf das güldne Fließ / so Phryxus/ samt seiner Schwester Helle/ über die Achsel genommen / und in das Hellespontische Meer(daher es auch seinen Nahmen hat) entfallen lassen. Die Waag / als ein Zeichen des Septembers / bedeutet anders nichts / als einen grossen Antheil der Constellation des Scorpions.

Platte C.

1. Demogorgon. DEmogorgonwurde von den Alten vor den ersten der Götter und vor einen Gesellschafter der Ewigkeit geehret / darbey die / rings um ihn hergekrümmte / und in ihren eigenen Schwantz beissende Schlange das Jahr und dessen unendlichen Umlauff bezeichnet. Sein Gewand oder Kleid soll grün seyn / weil diese Farb die Unsterblichkeit bedeutet: daher auch sein blasses Angesicht mit grünen Baum-Mos überwachsen / und er alt / runtzligt / beschattet / und in einer neblicht-duncklen Höle sitzend vorgestellet wird. Diese Abbildung ist nach einem alten Kunststücke in Cristall abgesehen.

2. Aeternitas. Aeternitas, oder die Ewigkeit/ wird auf mancherley Weise abgebildet / unter welchen Faustinasolche auch sehr zierlich vorgestellt / in ihrer Medaglie oder Gedächtnüs-Müntz / durch ein ansehnlich Weibsbild / welches sitzend in der lincken Hand einen Regenten-Stab oder Reichs-Zepter / in der Rechten aber eine runde Welt-Kugel hält: auf der Welt-Kugel sitzet ein Phoenix/ dessen Haupt mit himmlischen Stralen umleuchtet / weil dieser Vogel / gemeinemRuffe nach / durch sein selbst Aufopfferung im Feuer sich wieder verjüngern / und also gleichsam verewigen soll. Dieses Bildes Obergewand soll schön azur oder hoch-himmelblau / das untere aber grün seyn / weil sie jederzeit jung bleibet.

3. Providentia. Providentia Deorum, oder der Götter Vorsehung. Solche hat Julius Caesar/ weil das Keyserthum ihme ohne alles Vermuthen aufgetragen worden / auf folgende Weise bilden und pregen lassen: Sie stehet als ein schön Himmels-Bild / so auf den in der lincken Hand haltendenRegiments-Stab sich gleichsam steurend / und in der Rechten einen königlichen Scepter haltend / der Unter-Welt mit diesen Worten: Providentia Deorum, gleichsam ihren Befehl andeutet. Ihr Obergewand soll schön azur oder hoch-himmelblau / das untere aberlieblich-grün seyn.

4. Janus. Janusder Zweygestaltige/ ist zu sehen unter dem Bilde der Ewigkeit/ zur lincken Hand des mehr besagten Demogorgons. Diese Bildnis eines Mannsbildes mit einem alten und jungen Angesicht / in der lincken Hand einen Stab / in der Rechten aber einen Schlüssel haltend / bedeutet vornemlich die Sonne / dann auch das Jahr und den Frieden / ja / auch beyde Liechter / verstehe das göttliche und natürliche Liecht unserer Seelen.

5. Felicia tempora. Felicia tempora, oder die glückliche Zeiten. Diese Abbildung ist auf solche Weise vorgestellt / wie sie Keyser Constantinus Magnusauf eine Medaglie / durch vier Knaben / mit denen in Handen habenden Kennzeichen der vier Jahr-Theile / ausbilden / darneben die Umschrifft / Felicia tempora; darüber pregen lassen.

6. Saturnus Saturnuswird ins gemein für die Zeit gehalten / ist ein Verzehrer und Fresser / und ein Zerstörer und Verderber aller Dinge / aus genommen des Jupiters/ der Juno/ des Neptunus/ und Pluto/ oder des Feuers / Luffts / Wassers und Erden / als welche sich nicht zerstören und verderben lassen. Und weil er der erste auf der Erden gewest zu seyn geglaubt worden / hat man ihn sehr alt / von einer langen Gestalt / grauhärig / mit einem kahlen Kopffe / und langen Barte gebildet; mit dem rechten Arm umfasset Er ein Kind / und beisset drein / in der lincken Hand aber hält er eine Sense / im übrigen ist er gelb und braun colorirt und angefärbt / und aus einem kostbaren Antichen Agat abgesehen.

7. Apollo. Apollo/ oder die Sonne/ bemercket / daß er ein Gott der Providentzund alles Vermögensseye / und daß einem weisen Manne viel zu hören und zu thun / wenig aber zu reden gebühre / weil er ein Gott/ der alles siehet; er wird in männ - und weiblicher Gestalt / und alsoTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [III]vermischtes Geschlechts gebildet. Wie er sub num. 7. vorgestellt / mit der Lyra oder Harfen / ist er von / einem sehr wohl gemachten antichen Stücke / in einem Orientalischen Agat nachgezeichnet. Das Bild / so zur rechten Seiten auf der Schale ein Knäblein zum Opffer präsentirt oder darbietet / ist die Priesterin Pythia/ welche / nach altem Gebrauch / und Meinung der Creter / wegen im Gebet gesuchter und erhaltner Erledigung / diesem Gott / ihrem gethanen Gelübde zu folge / jährlich ein erstgebornes Knäblin opfern müssen. Des ApolloGewand wird schön purpurfarb gemahlt / das Haar aber den Sonnenstrahlen gleich gefärbet / also auch sein Gulden - und von vier Pferden fortgezogener Wagen. Andere dieses Abgottes Bildungen mehr / sind in unserer

nachzusuchen.

8. Aesculapius. Hygieia, Telesphorus. Aesculapius/ Hygieia/ und Telesphoruswurden bey den Alten für Götter der Gesundheit gehalten. Aesculapiusruhet / wie unter Num. 8. zu sehen / auf seinem Stabe / um welchen sich eine Schlange geschlungen / bedeutet die Artzney. Hygieiaseine Tochter / mit der Gesundheits-Schale in der Hand / bedeutet die Gesundheit; und Telesphorusein Gott der Wiedergeneesung/ und Erstatter der Gesundheit und Stärcke / nach überstandener Kranckheit / ist nach einem Antichen / sehr gutem / in Marmelstein gehauenen Bilde gemacht. Der Lorbeer-Krantz bezeichnet des Medici Lob.

9. Sacrificium salutis. Sacrificium salutis, oder Opfer des Heils und der Gesundheit. Dieses ward / vermittelst einer Schlange / dem Apollound Aesculapio/ als der Gesundheit Genio / zugeeignet / weil selbige die alte Haut jährlich ableget / und sich gleichsam verjüngert / und erneuert. Wie dann Aesculapiusauch in Gestalt einer Schlange von Epidaurusabgeholt und angebetet worden. In diesem vortrefflichen Antichen Stück / so aus einem Carniol / von meisterlicher Hand gemacht / entnommen / erzeiget sich die Schlange mit aufgesperrtem Maule / in willens derer / durch den Aufrührer mit dem Finger in der Schüssel / zugerichteten Speise zu geniessen. Das beym Altar mit der Schale stehende Weibesbild giesset Wein oder Milch über den Widders-Kopf / welcher / samt dem Aesculapius/ der Gesundheit Symbolum zu seyn pfleget / wie sub num. 9. zu sehen.

Platte D.

1. Aurora. Aurora/ oder die Morgenröhte/ ist in der /mit Lit. D. bemerckter Platte / unter num. 1. zu finden. Diese stehet auf einem Wagen / und vor ihr ein krähender muntrer Hahn / welcher sie gleichsam anmeldet / und ausruffet: Der Wagen wird vom Pferde Pegasusschnell fortgezogen; Welches alles andeutet / daß die Morgen - und Früh-Stunde / in welcher sie sich sehen lässet / dem Kunst-Fleisse und Studirendie bequemste Zeit sey. Dieses anmuthige Bild / von einem sehr guten Meister / aus Berg-Crystall formirt / entnommen / hält / wie zu sehen / in der Rechten ein angezündetes Windliecht / oder Fackel; mit der lincken aber streuet sie allerley wohlriechende Blumen und Kräuter aus. Das Pferd Pegasuswird weiß / der Wagen gelb / die Gewande aurorfärbig / und ihr schön krauses Haar goldgelb gefärbet / vor ihr her laufft der schöne Morgenstern / sonsten ins gemein die Venusgenannt.

2. Diana. Diana/ oder die Jagt-Göttin/ ist zu finden / sub num. 2. Dieses anmuhtig-nackende Bild / mit dem halben Monde auf dem Haupte / mit einer Hand den Bogen / mit der andern aber einen Hirsch beym Schenckel hält / zeiget an / daß sie eine Göttin der Keuschheit / Wälder und Jägerey sey. Wegen ihres schnellen Lauffs / wird sie für den Mond gehalten / Ingleichen für eine Geleiterin der bey Nacht Reisenden; für eine Göttin aller Reinigkeit / und dabey auch für eine ernstliche Bestrafferin aller Unkeuschheit. Ihres Gewandes Farb ist grün und weis.

3. Diana Lucifera. In eben dieser Platte / unter num. 3. stehet Diana Lucifera/ die also von Faustinaauf einem Schau-Müntz-Stück gebildet zu sehen / mit einer in den Händen haltenden Fackel; Diese hatte bey den alten Heyden auch sonsten noch viel andere Namen mehr.

4. Diana Ephesina Unter num. 4. stehet / auf eben dieser Platte / Diana Ephesina/ in einem Tempel / wie solche / also gestaltet / des Keysers Claudiialte Müntze zeiget / mit vielen Brüsten am Leibe versehen / dadurch anzudeuten / daß sie allen Dingen ihr Wachsthum und Vermehren gebe.

5. Natura. Natura/ eine Göttin aller natürlichen Dinge / ist unter num. 5.zu sehen / und am gantzen Ober-Leibe rings umher mit vielen Brüsten begabet / weil sie aller Dinge rechte und warhaffte Nährmutter ist. Sie ist also nach einer guten Antichen Statue von Marmel gebildet abgesehen worden.

6. Jupiter Crescens. Jupiter/ ist also auf des jungen ValeriiMedaglie zu sehen / mit der Umschrifft / Jovi Crescenti, oder dem wachsenden Jupiter; damit hat man sein Absehen auf den jungen Keyser gehabt / daß er an Gemühts - Glücks - und Leibes-Gaben wol wachsen und zunehmen solle / wie nemlich dem Jupitervon der Ziegen-Milch der Nymphen Amaltheäwiderfahren. Er sitzet in Kindes-Gestalt auf einer Ziegen.

7. Neben ihm stehet / in ietzt-bedeuter Platte / unter num. 7. Jupiterin vollkommener Manns-Gestalt / in der rechten einen Donnerkeil / in der lincken aber einen Regiments-Stab haltend / zu seinen Füssen aber wartet ihm ein Adler auf. Jupiterund PanwurdenTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [IV]von den Heyden für die Regenten dieses gantzen Welt-Gebäudes gehalten. Jener deutet an die göttliche Unbeweglichkeit und Providentz / dieser die Bewegung der Welt / von welchem letzteren / dem Pannemlich / nachgehends ein mehrers folgen soll. Des JupitersBildnus aber ist nach einer guten antichen Statua / von vortrefflicher Hand / eines rechten Alters / und an allen Leibs-Theilen einer vollkommenen herrlichen Gestalt gezeichnet / sein Gewand war schön feuerroht / und sein Wagen von zweyen fliegenden Adlern gezogen.

8. Juno. Juno/ oder die Göttin des Reichthums/ ist zu sehen / unter num. 8. Ihr ist zu ihren Füssen dero gewiedmeter Vogel / der Pfau / beygefügt / welcher andeutet / daß sie eine Königin des Himmels / und der Lufft / sodann auch eine Beherrscherin alles Reichthums sey. Es wird aber auch durch sie die Tugend verstanden. Sie ist einer ansehnlich-schönen /Majestätisch - und vollkommenen Gestalt. Ihr Obergewand soll seyn schön Azur oder hoch himmelblau / allenthalben der Perlen und Edelgesteinen aufs kostbarste ausgeschmückt / das Untere aber schön von sich strahlend purpur-roht.

9. Iris. Iris(der Regenbogen) der Göttin JunoAufwärterin und Vorbotin / deren wunderbare Farben wegen ihres Unterscheids ein schönes Symbolum ihrer schnellen Veränderung sind. Durch sie wird des Reichthums Thorheit und schnelle Verschwindung angedeutet. Dieser schönen Lufft-Nymphen Gewand wird mit allerley anmuhtig-schönen Farben gestriemt / und wie der Regenbogen colorirt.

10. Castorund Pollux. Castorund Pollux/ diese zween Haus-Götter / wurden auch für der Schiffahrenden und Postreitenden Götter und Beschützer gehalten / und weil sie schnell-lauffende Sterne im Zodiaco zu seyn geglaubet worden / hat man sie denen zwölff himmlischen Zeichen mit einverleibet.

Platte E.

1. Die Sonne/ Apollooder Phoebus. IN dieser Platte / bezeichnet sub num. 1. ist zu sehen Apollo/ oder Phöbus(die Sonne) auf seinem güldnen mit vier Pferden bespannten Wagen / den Umlauff der Welt zu verrichten / und der finstern Nacht die Decke abzunehmen. Diesem gehet vor die Wolcken-Nymphe / so alles mit dem erkühlenden Morgenthau übersprützet. Er ist rings umgeben mit dem Zodiaco oder Thierkreise / (als unter dem die Planeten sich bewegen / ist in der Breite 16. Grad / und theilet die Lineam Eclipticam in 2. gleiche Theile) worinnen die zwölff Signa, insgemein die Zeichen des Zodiaci genannt / abgebildet zu sehen / bedeuten die vier Verrichtungen seines Glantzes / im Tag und Jahr / wie auch die schnelle Bewegung seines Leibes. DieseAbbildung ist nach einem berühmten Antichen Basso Relieve in Marmelstein abgesehen.

2. Isisund Serapis. Isisund Serapis/ sind beyde von denen Egyptern für Götter / auch für die Sonne und den Mond geehret worden. Dieser träget auf dem Haupte ein Körblein des Uberflusses; jene ein belaubtes Pfirsing-Zweiglein als ein Zeichen der Verschwiegenheit und Warheit / und sind beyde nach einem sehr guten antichen Marmolsteinernen Stück abgebildet.

3. Klangspiel Sitrum. Num. 3. stellet vor das von denen Egyptischen Priestern der Göttin Isisgebrauchtes Klangspiel / Sistrum genannt / dergleichen noch vorhanden zu Romin der Kunst-Kammer Francesco Gualdo/ nach welchem dieses mit Fleiß gezeichnet worden.

4. Jupiter Infans. Num. 4. giebt zu sehen den Jupiterin seiner Kindheit / der / aus Beysorg / daß er von seinem Vatter / dem Saturno/ gefressen und verzehrt werden möchte / durch die Nymphe Amaltheamit Geiß-Milch und wildem Hönig erzogen worden / wie hiervon in folgender Haupt-Beschreibung an seinem Ort mit mehrern gedacht worden.

5. Jupiterin Majestät. Num. 5. erscheinet Jupiterin majestätischer Gestalt auf einem Adler sitzend / hält in der rechten Hand einige Donnerkeile / in der Lincken aber seinen Scepter oder Regiments-Stab. Sein Gewand soll schön feuerroth seyn / denn er für einen Gottaller andern Götter geehret worden und die Macht und Vorsehung bedeutet / indem man ihn vor einen Schöpffer und Erhalter aller Dinge gehalten. Von ihm entstehet die Harmonie des Himmel-Rundes. Ist von einem Onix Sardonica abgesehen worden.

6. Pander Hirten Gott. Num. 6. lieget Pan/ ein Gott der Hirten und des Feldes / mit den Satyren/ Faunenund Feld-Nymphen/ Hamadryadesgenannt. Des PansBekleidung ist ein Widder-Fell / hat rohte krause Haare / wird von untersetzter Gestalt / obenher wie ein Mann / starck von Gliedern / gebildet / an Farb aber wol gelb und roth gemahlt. Sein Untertheil des Leibs ist als ein Geiß oder Bock gestaltet / und ums Haupt mit einemDannen-Zweige bekräntzt. Ein mehrers wird von ihm in der Figur dieser Platte zu sehen seyn.

Platte F.

1. Hymenaeus. IN dieserPlatte mit Lit. F. bezeichnet / subnum. 1. ist zu sehen Hymenäusder Ehestands - und Hochzeit-Gott. Dieser hält in der Rechten eine brennende Liebs-Fackel / in der Lincken den rohten Flor / wormit der Braut Angesicht verdecket wurde. Die vor ihm sich niederbückende Kindlein klauben ausgestreuete Nüsse auf / welches auf den ewigen und unauflöslichen Bund der Ehe / wie auch die Schaamröthe des Jungfräulichen Angesichts deutet / undTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [V]daß der / so solchen Stand anzutretten entschlossen / sich aller kindischen Weise entschlagen und äussern müsse. Er wird in weiß gekleidet / ist von Gestalt ein sehr schön und anmuhtiger Jüngling / träget kleine Halbstiefeln / mit weiß Hermelin-Fellen umziert oder bepremt. Also ward er von den Alten gebildet / und ist dieses aus einem in Agatstein von sehr guter Hand gemachten Stück nachgebildet worden. Sein weiß Gewand bedeutet die Reinigkeit des Ehestandes.

2. Concordiaoder Eintracht Diese Göttin Concordiaoder Eintracht/ ist also auf einem alten Schau-Pfenning von Marco Aureliogepregt / daraus zu sehen die Vermählung eines Mann - und Weibesbildes / mit der Lateinischen Uberschrifft: CONCORDIA. Und in eben dieser Platte sub num. 3. gerad unter jetztbeschriebener / stehet eine wohlgestalte Bildnis / auf der Rechten ein zartes Kindlein / in der Lincken aber einen Stab haltend / so gleichfalls auf einer alten Schau-Müntz von Aquilia Severagepreget worden / 3. Concordia aeterna, ewige Eintracht mit dieser Uberschrifft: CONCORDIA AETERNA, oder die ewige Eintracht / so in dem Ehstand sehr nöhtig ist.

4. FecunditasAugustae, oder FruchtbarkeitAugustae. Num. 4. ist zu sehen die aus einem alten von Lucillagepregten Schaupfenning genommene Fruchtbarkeit/ in Gestalt eines sitzenden Frauenbildes / um welches drey Kinder stehen / mit der Uberschrifft: Fecunditas Augustae, auf das dreymalige Gebären der Keyserin gerichtet. Der günstige Leser verzeihe dem Kupferstecher / daß er / an statt der dreyen Kinder auszubilden / das eine übersehn.

5. Pudicitiaoder Keuschheit. Pudicitiaoder Keuschheit(wie solche sub num. 5. vorgestellt worden) ist auf einem von Faustinagepregten Schau-Pfenning zu sehen / darinnen sie ihr Angesicht mit dem Schleyer verhüllet / und um sie herum die Uberschrifft PUDICITIA.

6. Die Hochzeit. Die sub num. 6. vorgestellte Hochzeit ist solcher Gestalt auszuwickeln: (1) Braut und Bräutigam geben einander die Hände. Jene ist mit einem Schleyer oder Weiber-Mantel verhüllet / dieser mit entblöstem Haupte. (2) Die Heurat-Göttin Junoergreifft beede / und verknüpffet sie mit einem beständigen Ehebande. Bey dem Altar stehet (3) ein Diener mit einem Rauchfaß / und (4) der Pfeiffer / welcher sehr lieblich und lustig ausspielet. (5) Ein Mann / mit verhülltem Haupte / (6) opffert / und nimmt hierzu Blumen und Aepffel / aus einem Korbe / welche man auf der Hochzeit auszustreuen pflegte. Von dannen trägt (7) ein Weib eine Turteltaube vorher zum glücklichen Anfange der ehelichen Treue. Zu den Füssen stehet (8) ein Schaf / so man entweder geopfert / oder das Wollen-Spinnen dardurch angedeutet hat. Hierauf folget (9) ein Weib / mit einem Kranz / wormit der Thür-Simsen gezieretwurden. Dann kommt (10) ein Bott hervor getretten / der Lorbeerzweigen gekrönet / der hält in seiner Rechten ein zusammen gerolltes Hochzeit-Gedichte. Die letzte ist (11) die Göttin der Einträchtigkeitmit dem Frucht-Horn; oder der Cybelesihre Mutter / so (der Römer Meinung nach) ihre Krafft und Gedeyen zur Geburt verliehen. Und dieses berühmte antichische Stuck der Hochzeit ist / zu Rom/ bey S. Johann Latheran/ in Basso Relievo / in schönen weissen Marmorstein gebildet / annoch auf den heutigen Tag also zusehen.

7. Junge Braut. Unter Num. 7. sitzt eine junge verlobte Braut / die mit ihrem Schleyer ihre Thränen abtrucknet. Vor ihr aber sitzt ihre Wärterin oder Magd / und wischt ihr mit einem Schwamm und Alabaster-Sälblein / im Namen der Salb-Göttin Junonis/ die Füsse ab / welches Stück ebenmässig aus einem antichischen Basso Relieve zu Romgenommen ist.

8. Grabmal einer Röm. Kindbetterin. Endlich so ist dieses Antichische Stuck / oder Arca sepulchralis puerperae Romanae, oder Grabmal einer Römischen Kindbetterin / allda in Basso Relieve von Marmorstein gemacht zu sehen / in solchem liegt ein kleines Kindlein / und vor selbigem auf den Knien eine Frauens-Person / bey denen Römern Rumiliagenannt / als eine Göttin / welcher die Verwaltung der Kinder in guter Auferziehung zugeeignet wurde. Dieser Nam entstunde von der Poppa Ruma/ also bey den Antichen benamset. Uber die Opffer dieser Göttin pflegten sie Milch zu giessen / wie solches Plutarchusin Romulo erzehlet.

Zu Romin demjenigen Garten / welcher zu dem Sacchetischen Palastgehörig / so auf der Julischen Strassegelegen / ist noch heutiges Tages / dieser alter marmelsteinerner Todtenkasten zu sehen;Expositio veteris in Puerperio ritus, Romae,1677.Wie solchen Caspar Bartholinus, in einem absonderlichen Büchlein / beschrieben / und denjenigen Abriß davon aus des Ritters / Caroli Antonii à PuteoKunst-Büchern / verzeichnet hat.

Solcher Todtenkasten nun ist ganz von Stein / und mit vier Seiten versehen; dergleichenUrnae, oder Steinerne Todten Särge. weiland Ossuaria, oder Urnae von den Alten genennet wurden; darinnen sie die Gebeine / samt dem Todtenaschen aufbehalten / und verwahret hatten. Auf einer Seite stehet ein schönes Denckmal / dadurch der alte Gebrauch vorgebildet / welcher in dem Kindbette üblich gewest: An der andern Seiten aber stehen solche Antiquitäten erhoben welche zu Opffer - und Hochzeitgebräuchen gehörig waren.

Erklärung der Röm. Kindbetterin.Die Haubtsache an und für sich selbst betreffend / so sitzt / zur ersten Seiten / eine Kindbetterin / welche (wie es das Ansehen hat) im Kindbett erkrancket: Zu ihren Füssen befindet sichTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VI]das neugeborne Kind / so die Hebamme von der Erden aufhebt / damit es erzogen werden möchte; sintemal ein Kind / so von der Mutter auf die Erde gefallen / nicht alsobald für redlich erkant / viel weniger erzogen wurde; Wo nicht der Vatter entweder gleich zu gegen / oder in dessen Abwesenheit ein Anwalt / oder auch nur eine Tertull. in Apologet. cap. XI. Erden-Kinder. Hebamme vorhanden / welche diejenige Geburt von der Erden aufhuben. Dannenhero eben solche Vatter-lose Kinder ins gemein Terrae Filii, das ist / Erdenkinder geheissen / welche man auf der Erde liegen lassen / und niemand aufheben / das ist / für seine Kinder erkennen / viel weniger erziehen wollen. Nechst daran stehet die Seugamme / mit einer Windel / oder Wickelbinde / darein man das gesäuberte Kind zu legen / und einzubinden pflegte. Ferner so finden sich noch zwo andere / dabey stehende Weibespersonen / welche gleichsam auf den alten Gebrauch zielen / und so viel zu verstehen geben; vermittelst dessen die neugeborne Kinder alsobald in das allgemeine Stadt-Buch eingetragen / oder auch das Götter-Geschick / nach Veranlassung des Geburt-Tages / fleissig aufgezeichnet wurde: denn eine von diesenDie neugeborne Kinder ins Stat-Buch geschrieben. beeden zeichnet mit einem Grieffel etwas auf eine Kugel / die auf einer Säule liegt. Der rechtmässigen Vätter Aussage belangend / so geschach dieselbe / indem sie sich öffentlich darzu bekanten / und ihrer leiblichen Kinder Nahmen in dem Aerario Saturni denen hierzu bestellten Amtleuten anzeigten; damit solche / ordentlich eingeschrieben werden / und dadurch das gewöhnliche Burgerrecht erlangen / nicht weniger auch für rechtmessige Erben ins künftige Brisson. Lib. 1. Antiqq. cap. 5. gehalten werden möchten: Wobey dann derselbige Tag / samt des alsdann-regierenden Burgermeisters Nahme fleissig gemerckt und aufgezeichnet wurde. Ob nun eben dergleichen allhier beschehe / oder vielmehr das Götter-Geschick /Fatum der ungebornen Kinder. was sich nemlich mit demjenigen Kind Zeit seines Lebens zutragen und begeben möchte / dadurch vorstellig gemacht worden / wird denen Gelehrten zu beurtheilen überlassen. Dergleichen aber ist noch heutiges Tages in denen Mediceischen Lust-Gärten/ wie auch auf dergleichen Todtenkasten / in des Fürsten Pamphilii Palast/ zu Rom/ zu sehen; wie unsere folgende Platte mit Lit. bemerckt / bekanntin Admirand. Roman. Antiqq. Vestigiis. macht. Wodurch des Menschen Leben und Tod / aus geheimer Philosophie der Alten / vorgebildet wird; gleichwie Jo. Petr. Belloviussolche sehr wol erkläret: Zumal aber Num. 10. da auch ein Weib / ebenauf dergleichen Weise / wie allhier zu sehen / mit einem Grieffel etwas auf eine Kugel schreibt; dadurch BelloviiMeinung nach / nichts anders als das Fatum angedeutet / und gemeiniglich am letzten Tag der ersten Kindbettwoche / in Beyseyn der Zurathgezogenen / und so genanten Mathematicorum, sehr abergläubisch beschrieben worden.

Platte G.

1. Ops, Berecynthia, Cybele, &c. DIe Ops/ sonsten auch Berecynthiaund Cybelegenannt / wie sie in unsererPlatte mit Lit. G. bemerckt / sub. num. 1. zu sehen ist / bedeutet die grosse Mutter der Götter / des Erdreichs / der Thiere und Bäume / so wol auch den gesegneten Bau / oder die Fruchtbarkeit des Erdreichs / und daß jedermann / auch die Gröste deroselben Hülff benöthigt sind. Sie sitzet auf ihrem Wagen / welchen zwey schöne Löwen ziehen / in der lincken Hand einen Schlüssel / in der rechten aber den Scepter haltend. Ihre auf dem Haupte tragende Kron bestehet aus allerhand Gebäuen; ihr Untergewand ist weiß / das Obere / oder der Mantel aber blau / oder auch wol grün.

2. Vesta Göttin des Feurs und der Jungferschafft. Vestadie Göttin des Feuers und ewiger Jungfrauschafft/ bedeutet auch des innerlichen Feuers Hitze oder Wärme / welche allen Dingen das Leben giebt / als die unsichtbare göttliche Seele. Unter num. 2. stehen neben ihr zwey ihrer Vestalischen Jungfrauen/ als Versorgerinnen des ewigen Feuers / die in dero Tempeles in stetigem brennen erhalten / und das Erlöschen verwehren musten. Ferner sind auf diesem alten Marmelstein abgebildet die nachfolgende zwo Göttinnen.

3. Ceres Göttin des Korns oder Getraides. Ceres/ oder die Göttin des Korns oder Getraides/ wormit sie auch ihr Haupt bekräntzet; dero Wagen wird von zweyen Drachen gezogen / wie zu sehen unter num. 3. Ihr Gewand wird grüngelbig colorirt oder gefärbet. Diese Göttin wurde insonderheit von den Sicilianern geliebt / welche ihre Statue oder Bildnis insgemein aus schwartzem Marmorstein machen liessen.

4. Proserpina Göttin des Habers/ sonst Höllen-Göttin. Proserpina/ eine Göttin des Habers/ mit dessen Aehren sie auch ihr Haupt gezieret / und derselben einen Büschel in Händen hält / wie zu sehen unter num. 4. An ihrer Seiten zu denen Füssen stehet eine Gans. Sonsten wird sie fast wie ihre Mutter / die Ceres/ gestaltet und coloriret.

5. und 6. Pomonaund Flora. Pomonaund Flora/ jene die Göttin über das Obst / Zeitigung der Früchte / und Gärten; diese der Blumen / Kräuter / Pflantzen und Grases Göttin (wie solche sub num. 5. und 6. beyeinander zu sehen) sind beede von anmuthiger Gestalt und schön-grüner Kleidung / die erste mit Obst / die andere mit Blumen gezieret.

Platte H.

1. Glaucus der Alte. DIe Abbildung des alten Glaucus(wie solche in unserermit Lit. H. bemerckten Platte unter num. 1. zu ersehen) ist aus einem antichen sehr gut in Ertz gebildetemTA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [VII]Stuck genommen / und allda beygefügt worden. Die Alten hielten ihn für einen Gott des Meers/ auch dessen Farbe und Schaum vor einen Ausleger der Feuchtigkeiten und derselben Würckungen.

2. Canopy Canopus/ ein Gott und Genius der feuchten Natur/ ist unter num. 2. zu sehen / deßwegen er auch von den Egyptiern mit eines Menschen Haupte / auf einem Greiffen sitzend / gebildet worden: der Greiff drehet mit dem einen Fuß vor sich / ein Rad um / welches eine Abbildung des Umlauffs der Sonnen / und dadurch verübender Wirckung ist / woraus die Generation und Circulation. des Sonnen-Wagens entstehet; anzudeuten / daß ohne der Sonnen kräfftige Wirckung das Wasser oder die Feuchtigkeit nichts vermöge / und darum werde dieser Gott von dem Greiffen getragen.

3. Scylla. Scylla/ die gefährliche Stein-Klippe im Sicilischen Meer/ (wie selbige als ein Meergöttin sub num. 3.zu sehen) so ein ungeheures Monstrum des Meersgenennt / und allerley des Meers und der Seefahrenden Gefährlichkeit andeutet / war auf diese Weise in einem kostbaren Antichen Marmelstein abgebildet.

4. Neptunusund Amphitrite. Neptunus/ der über alle Meere von den Heyden geglaubte Gott / (wie er zu sehen unter num. 4. samt seiner Gemahlin Amphitrite/ als die des süssen und saltzigen Wassers Mittelmässigkeit bedeutet) triumphiret über alle Wasser / auf einer grossen Muschel / welche bald von zweyen See-Pferden / bald von zweyen Fischen gezogen wird / hält seinen Dreyzanck in der Hand. Der Muschel beede Räder bedeuten des Meeres Lauff um die Welt. Vor ihnen her schwimmen seine Trompeter oder Vortretter die Tritones/ so auf ihren Seehörnern ein grausames Gethöne von sich geben. Hinten nach / und auf der Seiten / folgen und beleiten ihn die Nereides/ auf See-Pferden / Meerthieren / wie auch Wallfischen / und Seehunden / zusamt dem Gefolge der Meermänner u. Ingleichen die Meer-Nymphen Eurynomeund Dirce/ deren die eine des ProteusTochter / die andere eine Mutter der Semiramisgewesen.

5. Carrus amoris, oder Liebes-Karren. Carrus amoris, oder der Liebes-Karren / durch Delphine im Meer gezogen / wird sub num. 5. gesehen / dergleichen die Antichen vielfältig in Marmor gebildet haben / nebenst noch vielen andern spielenden Veneribus und Liebs-Göttern / welche Delphinen bezwingen; weiln dieses Thier am Himmel und im Meer ein Zeichen der Liebe zu seyn pfleget.

6, Treue des Delphins gegen den Menschen. Des Delphins Lieb und Treue gegen den Menschen zeiget die / in dieser sechsten Figur / vorgestellte Geschicht / so sich mit einem Knaben / der von Bajatäglich nach Pozzoliin die Schul gegangen / zugetragen / da ein Delphin ihn also angewöhnt und geliebt / daß er ihn überdas Meer hin und her getragen / und als unversehens / in einem Sturmwinde / die Wellen denselben zu des Delphins Floß-Stacheln verwendet / daß er dadurch verwundet worden / er / der Delphin / ihn also todt zu Lande gebracht / und allda selbst todt neben ihm gefunden worden.

7. Cupidogeflügelt. In der mit Num. 7. darneben stehenden Figur sitzet Cupidogeflügelt auf einem Delphin / und regieret ihn als ein Thier / dardurch anzudeuten / daß gleichwie die Liebe die Erden beherrschet / eben also auch ihre Macht über das Wasser sich erstrecke.

Platte I.

1. Galathaea GAlathäa/ die schöne Meer-Nymphe / mit vielen von den Nereidenund Tritonen/ so wol männlich - als weiblichen Geschlechts / die Charybdisund Scylla/ die Meer-Fortuna / samt verschiedenen andern Meer-Nymphen / Wallfischen und Delphinen / wie auch Parthenope/ Leucosiaund Ligyadie Sirenen/ oder Meer-Göttinen / deßgleichen der ausgeholte Felsen Scylla/ wie solche auf dieser