PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Anno 1751.
Num. 153
Stats - u.
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Gelehrte Zei-tung Des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN
Am Freytage, den 24 September.

Vorgeſtern Abend um 10 Uhr wurde hieſige Re - ſidenz-Stadt mit der gluͤcklichen und erwuͤnſchten Zuruͤckkunft Ihro Kayſerl. Majeſtaͤt, unſerer aller - gnaͤdigſten Monarchinn, von Allerhoͤchſt-Dero Luſt-Schloß Peterhof erfreut, welches ſogleich mit Abfeurung der Canonen von der Veſtung und der Admiralitaͤt kund gethan worden. Des Groß - Fuͤrſten und der Groß-Fuͤrſtinn Kayſerl. Hoheiten aber waren deſſelben Vormittags voraus mit Dero Gefolge allhier eingetroffen.

Die Peſt, welche in dieſer Hauptſtadt ſeit eini - ger Zeit ſehr gewuͤtet, nimmt noch immer uͤberhand, und iſt zu den nahe gelegenen Oertern, ſo bisher damit verſchonet geweſen, uͤbergeſchlagen. Man rechnet, daß taͤglich in dieſe Stadt uͤber 1000 Per - ſonen daran ſterben.

Wie man vernimmt, haben ſich zwar 3 vornehme Haͤuſer in Spanien um die Geſandſchaft nachFrankreich, welche unter der alten Regierung 112000 Piſtolen eingetragen, gegenwaͤrtig aber nicht uͤber 80000 bringet, ſtark beworben; und wie man verſichert, ſind es der Graf von St. Eſte - van, der Herzog von Medina, Sidonia, und der Herzog von Becquar, welcher letzte eine Prinzeßinn aus dem Hauſe Lothringen zur Gemahlinn hat, die ſich Muͤhe darum gegeben. Allein Se. Cathol. Majeſtaͤt ſollen erklaͤret haben, daß ſie keinen Grand nach Frankreich wieder ſchicken wuͤrden, und man hat daher geglaubt, daß die Wahl entweder den Herrn Maſſonne, der als zweyter Gevollmaͤchtigter bey dem Congreß zu Aachen geweſen, oder den Don Pedro de Saara aus dem Hauſe Montalegre, tref - fen duͤrfte.

Man vernimmt allhier, daß die 3 See-Raͤuber, die man in dem Haven von Alveiro aufgebracht, von zwey Koͤniglichen Schiffen auf der Hoͤhe von Gibraltar genommen worden. Ein Portugieſi - ſcher Renegat hat dieſelbe commandiret, den man ſo[2]gleich auf dem Verdeck erwuͤrget hat; die Mann - ſchaft aber ſoll hieher geſchicket und zu den Ga - leeren verdammet werden.

Der Koͤnig hat erlaubet, daß in ſeinen Staaten zum Beſten der Einwohner von Palermo, die durch das neuliche Erdbeben ſehr gelitten haben, eine Collecte geſchehen moͤgte. Se. Majeſtaͤt haben auch verordnet, daß aus Dero Koͤniglichen Schatze an die, ſo deſſen am beduͤrftigſten ſind, 80000 Du - caten ausgetheilet werden ſollen. In der Nacht, den 24ſten, ſind einige vornehme Perſonen in gefaͤngliche Verhaft gebracht worden; und wie man verſichert, ſoll das ihr Verbrechen ſeyn, weil ſie den Atheiſmum in einer gewiſſen Ge - ſellſchaft allzu hitzig vertheidiget haben.

Von Bonneville hat man, daß das Getoͤſe und die Erſchuͤtterungen des Berges von Plainejou, wovon neulich gemeldet worden, den 7 und 8ten dieſes noch mit derſelben Wuth angehalten habe, und daß dieſer Berg, welcher ſeit einigen Tagen hellere Flammen von ſich gegeben, den 6ten dieſes eine ungeheure Menge Steine, ſo den Kieſelſteinen gleichen, weit und breit um ſich geworfen haͤtte. Der Herr Trouchet, welcher dem Koͤnige in einem Briefe hievon Bericht gegeben, iſt nebſt den bey ſich habenden Perſonen in groſſer Gefahr geweſen, von dieſem Steinhagel begraben zu werden. Der Koͤ - nig hat die Einrichtung und die Ausbeute der Bergwerke ſeiner Staaten einer Geſellſchaft von Engliſchen Privatperſonen beſtaͤtiget. Se. Ma - jeſtaͤt hat das Gehalt des Grafen von Bogin, Se - cretairs des Kriegsſtaats, um 10000 Livres ver - mehret, und dieſem Herrn aufgetragen, mit dem Grafen Chriſtiani, Gouverneur von Mayland, einen Vergleich zu unterzeichnen.

Der Pabſt nimmt ſich des betruͤbten Zuſtandes, worinn die Einwohner von Umbrien durch das letzte Erdbeben geſetzet worden, ungemein zu Her - zen, und hat anſehnliche Summen zur Unterſtuͤt - zung der Ungluͤcklichen dahin ſenden laſſen. Auch haben Se. Heiligkeit alle oͤffentliche Luſtbarkeiten, wegen der mannigfaltigen Ungluͤcksfaͤlle, womit die meiſten Staͤdte im Kirchenſtaate heimgeſuchet ſind, verboten. In der Stadt Gualdo iſt faſt kein einziges Haus wohnbar geblieben, und eineMeile oberhalb dieſer Stadt hat ſich an einem Berge eine groſſe Oeffnung hervorgethan. Ueber das Schickſal von Umbrien lieſet man folgende Gedanken:

Urbibus & pagis, populisque, inſignis, & ante Umbria dives opum, vix manet Umbria ſui, das iſt: Umbria oder das Herzogthum Spoleto, welches ehemals wegen ihrer Staͤdte, Doͤrfer, Einwohner und Reichthuͤmer ſehr beruͤhmt war, hat kaum den Schatten von dem, was es geweſen iſt, uͤbrig behalten. Da die Einwohner von Gen - zano mit denen von Riccia in Zwiſtigkeiten gera - then, und von jenen ſich bey 500 zuſammen gezogen, um die andern anzugreifen; ſo hat der Gouverneur zu Riccia die Thore ſchlieſſen laſſen, und keinem von den Einwohnern verſtattet, ſich auſſerhalb der Stadt zu begeben. Inzwiſchen ſind von Genzano 2 Deputirte anherogekommen, dieſer Zwiſtigkeiten halber Anzeige zu thun.

Die Reformirten Gemeinen des Chur-Pfaͤlzi - ſchen Ober-Amts-Lautereck, welche erſt im Jahre 1746 die niemals gehabte Religions-Freyheit, aus beſonderer Gnade ihres Durchlauchtigſten Landes-Herrn, erhalten haben, ſind bereits mit Aufbauung der noͤthigen Kirchen, Pfarrhaͤuſer und Schulen, durch Beyhuͤlfe guter Chriſten, ab - ſonderlich der vereinigten Provinzen Niederlan - des, ſo weit gekommen, daß beynahe drey Kirchen, 2 Pfarrhaͤuſer und 2 Schulen erbauet ſind, und wirklich ein zweyter Prediger nach Lauterecken berufen iſt, woſelbſt die vierte Kirche und Schule erbauet werden ſoll.

Verwichenen Sonnabend, als den 11ten dieſes, Nachmittags kurz vor 1 Uhr, ſind des Durchlauch - tigſten Fuͤrſten, Hrn. Anton Ulrichs, regierenden Herzogs zu Sachſen-Coburg-Meinungen ꝛc. Durchlauchtigſte Frau Gemahlinn, gebohrne Land - graͤfinn zu Heſſen - Philippsthal ꝛc. allhier mit einer geſunden und wohlgeſtalteten Prinzeßin gluͤcklich entbunden worden, welche ſo gleich von dem hieſi - gen Seniore des Miniſterii, Hn. D. Freſenio, ge - tauft, und Maria, Charlotta, Amalia, Erne - ſtina, Wilhelmina, Henrietta, Philippina ge - nennet worden.

Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig, haben Dero bisheri -[3]gen Kammer-Pagen, Hn. von Stangen, zum Faͤhn - drich bey dem erſten Bataillon von Dero Leib - Garde zu Fuß erklaͤret, und demſelben 350 Rthl. zu ſeiner Equipage allergnaͤdigſt zu ſchenken be - liebt, auch Dero Kammer-Pagen, Hn. von Barfuß, zum Lieutenant bey dem in Magdeburg ſtehenden Ingerslebenſchen Grenadier-Bataillon declarirt. Von Hoͤchſtgedachter Sr. Majeſtaͤt iſt dem Cornet bey dem Nochowiſchen Curaßier-Regimente, Hrn. von Buͤlow, ein Praͤſent am Gelde von 200 Rthln. huldreichſt ertheilet worden. Nachdem Ihro Koͤnigl. Hoheit, die Prinzeßinn von Preuſſen, ſich ſeit Dero gluͤcklichen Entbindung von der jungen Prinzeßinn, Friederica Sophia Wilhemina wie - der erholet haben; ſo beſuchten Sie verwichenen Sonntags Vormittags zum erſtenmale wieder den Gottesdienſt in der hieſigen Schloß - und Dom - Kirche, und hoͤrten allda den Koͤnigl. Ober-Con - ſiſtorial-Rath und erſten Hof-Prediger, Hn. Sack, predigen. Zu Mittage ſpeiſeten Ihro Koͤnigl. Ho - heiten, der Prinz und die Prinzeßinn von Preuſſen, bey Ihro Majeſtaͤt, der Koͤnigl. Frau Mutter, in Dero Sommer-Palais Monbijou.

Geſtern ward zum Vergnuͤgen Ihrer Koͤnigl. Polniſchen Majeſtaͤten in der Gegend von Skeuditz ein groſſes Jagen gehalten, wobey uͤber 300 Stuͤck roth Wildpret erleget wurde. Dem Vernehmen nach werden ſich Ihro Majeſtaͤten bis zur bevor - ſtehenden Leipziger Meſſe in Weiſſenfels aufhal - ten und in daſigen Gegenden mit Jagen diverti - ren. In der Nacht vom 10ten zum 11ten dieſes brach in dem benachbarten Dorfe Eisdorf eine Feuersbrunſt aus. Sie ward zwar in Zeiten wieder geloͤſchet, jedoch eine Perſon von der Flam - me ſehr beſchaͤdiget. Binnen einer Zeit von einem Jahre iſt dieſer Ort nunmehro zum 6tenmal mit Feuer heimgeſuchet worden.

Am Donnerſtage Vormittags ertheilten Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt dem allhier ſtehenden Koͤnigl. Schwediſchen Miniſter eine Audienz, und des Nach - mittags geruheten Allerhoͤchſt-Dieſelbe eine kleine Tour aus dem Oſter-Thore zu machen, und bey dieſer Gelegenheit ſich auf dem Garten Sr. Hoch - graͤflichen Excellenz, des Hn. geheimen Raths - und Ober-Stallmeiſters, Grafen von Laurwigen, mit einer praͤchtigen Collation bewirthen zu laſſen. Geſtern war gewoͤhnliches Conſeil und Cour bey Hofe, und heute nach aufgehobener Tafel haben ſich Ihro Majeſtaͤten wieder nach Friedensburg erhoben. Da aber die Witterung ſchon anfaͤngt, ziemlich rauh und unangenehm zu werden: ſo glaubt man, daß die junge Koͤnigl. Herrſchaft bald auf dem hieſigen Reſidenz-Schloſſe ſich herein begeben werde. Briefe aus Bergen melden, daß allda in der Nacht vom 26ſten auf den 27 Auguſt eine ſehr heftige Feuersbrunſt entſtanden, wodurch in einigen Stunden 35 der groͤßten und beſten Haͤu - ſer in die Aſche geleget worden. Desgleichen hat man auch mit andern Nordiſchen Briefen, daß am 29ſten vorigen Monats der Biſchof uͤber Chriſtianſands-Stift, Herr Mag. Kiaͤrup, im 60ſten Jahre ſeines Alters mit Tode abgegangen, und in der Grafſchaft Laurwigen hat ein Bauer im 105ten Jahre dieſes Zeitliche geſegnet, der nicht eher als kurz vor ſeinem Tode einige Tage krank geweſen iſt.

Es wird von Itzehoe berichtet, daß das Waſſer durch den ſtarken Sturm vom 11ten bis den 13ten groſſen Schaden an Menſchen und Vieh verurſa - chet habe.

Von gelehrten Sachen.

Jena.

J. A. Melchiors ſeel. Wittwe hat druk - ken laſſen: Ausfuͤhrliche Nachricht von dem gegenwaͤrtigen Zuſtand der Jenaiſchen Aka - demie. 1751. in Quarto 16 Bogen. Man lie - ſet in dieſer wohlausgearbeiteten Schrift Nach - richten, welche denen, die ſich einen Begrif von dieſer beruͤhmten hohen Schule machen wollen, nicht anders, als angenehm ſeyn koͤnnen.

Leipzig.

Die Weidemanniſche Handlung hat bereits in der vorigen Meſſe den 3ten Theil von des Herrn Jacob Foſters Reden uͤber wichtige Wahrheiten der Chriſtlichen Religion gelie - fert. Dieſe Reden, welche lauter Meiſterſtuͤcke ſind, ſtehen bey Kennern bereits in einem ſo groſ - ſen Werthe, daß eine bloſſe Anzeige davon ſchon genug iſt.

Carl Ludwig Jacobi hat geliefert: Herrn Dr. Georg Heinrich Zinckens etc. Cameraliſten - Bibliothek etc. 1ſter Theil. 20 Bogen in Octav.

Dieſer 1ſte Theil handelt von der Oeconomie, und[4]der Herr Verfaſſer, welcher ſchon aus ſo vielen Schriften beruͤhmt iſt, giebet anfaͤnglich eine Anlei - tung, wie man die Cameral-Wiſſenſchaft lehren und lernen muß. Alsdenn bringet er die Buͤcher bey, welche von der Oeconomie, dem Policey - Fi - nanz - und Cammer-Weſen uͤberhaupt, und von den verſchiedenen Theilen derſelben handeln. Wo - bey er nicht vergißt, ihren Werth oder Unwerth kuͤrzlich zu beurtheilen. Dieſes Buch iſt bey den itzigen Zeiten, da die Cameral-Wiſſenſchaft ſo viele Liebhaber hat, unentbehrlich, und kann das Stu - dium derſelben mit Nutzen erleichtern. Eine bal - dige Ausgabe des 2ten Theils davon moͤgte daher wohl von vielen gewuͤnſchet werden.

In der bevorſtehenden Leipziger Michaelis - Meſſe wird der 1ſte Theil von des Herrn Profeſ - ſors Carl Guͤnther Ludovici eroͤffnete Akade - mie der Kaufleute, oder vollſtaͤndigen Kauf - manns-Lexico, in der Breitkopfiſchen Buchhand - lung an die Praͤnumeranten gewiß ausgeliefert werden. Bis dahin wird noch 1 Reichsthaler Vorſchuß in den vornehmſten Buchhandlungen und allhier beym Verleger dieſer Zeitungen an - genommen.

Hamburg.

Die Gleditſche Buchhandlung in Leipzig bleibet bey dem Vorſatz, des Schwam - merdams Bibel der Natur, wovon bereits in dieſen Blaͤttern gemeldet worden, auf Vorſchuß in Folio drucken zu laſſen. Die Hollaͤndiſche und Lateiniſche Ausgabe wird mit 20 Rthlr. be - zahlet, da die Deutſche, ſo 5 Alphabet und 53 Kupfer betragen wird, durch dieſen Weg nur 6 Rthlr. zu ſtehen kommt. Naͤmlich 3 Rthlr. Vor - und 3 Rthlr. Nachſchuß. In der kuͤnfti - gen Jubilate-Meſſe 1752 wird dieſes vortreffliche Werk, ſehr ſauber gedruckt, ausgeliefert, und nachher kein Exemplar unter 10 Rthlr. verkauft. Von den Kupferſtichen ſind bereits die Proben in der Bohniſchen Handlung alhier zu ſehen, alwo auch noch die Praͤnumeration angenommen wird.

Ein Befoͤrderer der Wiſſenſchaften, und beſon - ders der Grundſprachen und deren Bedeutung, hat von des Guſſetii vermehrten allgemeinen Woͤrter - Buch, ſo unſtreitig unter allen Hebr. Lexicis das ausfuͤhrlichſte iſt, 50 Exemplarien nebſt eben ſo viel von des Clodii Lexico hebr. ſelecto an ſich bracht, und will ſelbige, aus beſonderer Abſicht, mit des beruͤhmten Engelaͤnders Eduardi Leighii Annota - tionibus in nov. Teſtamentum, welche den rechtenVerſtand und Zierlichkeit des Griechiſchen Textes, und deſſen wahre Bedeutung in ſchweren Stellen ausdruͤcken, in einem Partie Preiſſe, naͤmlich alle 3 Buͤcher zuſammen a 5 Rthlr. erlaſſen, da ſelbige ſonſt ordentlich 9 Rthlr. koſten. Wer von dieſem Vortheil profitiren will, beliebe das Geld an Frie - derich Koͤhl, Buchdruckern zu Leipzig unterm Rath - hauſe, des nechſten franco einzuſenden, und die Lieferung zu erwarten.

Als, den eingelaufenen Nachrichten nach, die bekannte Horn-Vieh-Seuche ſich noch an einigen Orten ſpuͤren laͤſſet: ſo iſt auf des Regierenden Herrn Herzogs von Braunſchweig und Luͤneburg Durchl. hoͤchſten Befehl, wegen des in kuͤnftigem Monate in Dero Stadt Braunſchweig einfallenden Galli-Vieh-Markts, die Verfuͤgung gemacht, daß zwar ſolches Vieh-Markt 14 Tage, vom Dienſtag nach Galli, als den gewoͤhnlichen Termino an, bis den 30ſten Oct. auf denen zwiſchen den Petri - und Wenden-Thoren, an beyden Seiten der Oker bele - genen Maſchen, gehalten, jedoch von denen aus - waͤrtigen auf ſolches Vieh-Markt ſich einfindenden Vieh-Haͤndlern, bey Einpaßirung in dieſe Lande, auf den Graͤnz-Paͤſſen, ordentliche gerichtliche Paͤſſe, daß ſowohl ſie und ihre bey ſich habende Leute von geſunden, und wegen der obgedachten Seuche ganz unverdaͤchtigen Orten herkommen, als auch ihr bey ſich fuͤhrendes Horn-Vieh von dergleichen reinen und ohn-inficirten Gegenden hergebracht werde, bey - gebracht, ohne dergleichen Paͤſſe aber kein Vieh her - ein gelaſſen werden ſolle.

Als wird demnach ſolches denjenigen Vieh-Haͤnd - lern, welche nach anfangs ermeldetem Galli-Vieh - Markte Horn-Vieh zu bringen entſchloſſen, zur Nachricht und gebuͤhrenden Nachachtung hiedurch bekannt gemachet.

Joh. Adam Heinitz, Med. Pract. wie auch Zahn - und Mund-Arzt, macht dem Publico bekannt, daß er ſeine viel-jaͤhrige Wohnung auf dem groſſen Buhrſtah zwiſchen dem Becker und Schmidt ver - aͤndert habe, und gegenwaͤrtig auf dem kleinen Buhrſtah im 4ten Hauſe rechter Hand vom Hopfen Markte, allwo die Laterne am Hauſe ge - ſchlagen iſt, wohne.

Heute wird das 38ſte Stuͤck der allgemeinen Nachrichten aus dem Reiche der Wiſſenſchaf - ten zu dieſer Zeitung denen ausgegeben, ſo ſelbige beſtellet haben, oder noch verlangen. Auch ſind noch Exemplare vom Anfange an bis itzo zu haben.
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Allgemeine Gelehrte
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Nachrichten aus dem Reiche der Wiſſenſchaften.
Zum Hamb. unpart. Correſpondenten.
38 Stuͤck. Freytags, den 24 Septemb. 1751.

Theologiſche Schriften.

Jena.

Gollner verkauft: Fried. Theodoſius Muͤllers ſyſtematiſche Abhandlung des theologi - ſchen Lehrſatzes von der Kraft der geoffenbarten Wahrheiten uͤber die Seele des Menſchen. 1751. Jn 8. Dieß Werkgen des ehrwuͤrdigen Herrn Verfaſſers beſteht aus 5 Betrachtungen. Jn der erſten finden wir die vorbereitenden Wahrheiten von der goͤttlichen Offenbarung, naͤmlich, die Moͤg - lichkeit, Nothwendigkeit, Wirklichkeit, den Urſprung Endzweck, Beſchaffenheit u. Verſtand derſelben. Die 2te handelt den Beweis von der Kraft derſelben ab. Die 3te zeigt, was es fuͤr eine Kraft ſey, die man den geoffenbarten Wahrheiten beylegen muß, und wie ſie dem Worte Gottes zukomme. Die 4te, wie, wo und wenn das Wort Gottes ſeine wahre Kraft an der menſchlichen Seele erweiſe. Die 5te eroͤrtert den Mißbrauch, den man mit der Kraft des goͤttlichen Wortes aus ungereinigten Begriffen treibt. Man findet uͤber all die gute Beleſenheit des Hn. Verfaſſers. Bey der Geſchichte dieſes Lehr - ſatzes redet der Herr Verfaſſer von den Schickſa - len derſelben durch alle Welt-Alter bis auf die Reformation. Als die wichtigſten Zeugen von dieſer Glaubens-Verbeſſerung fuͤhrt der Hr. Verf. den Chryſoſtomus, Baſilius, Auguſtinus und Aqui - nas an. Zu den Gegnern gehoͤrt Rathmann und ſeine Anhaͤnger. Den Muſaͤus und Spener aber vertheidiget der Verfaſſer. J. G. Z. St. 45.

Berlin.

Haude verlegt: Auguſt Fried. Wil - helm Sacks vertheidigter Glaube der Chriſten. Achtes und letztes Stuͤck. 1751. Jn dieſem Stuͤcke handelt der Herr Verfaſſer von der heili - gen Schrift, von dem goͤttlichen Beyſtande der Gnade, von der Auferſtehung der Todten, der Taufe, dem Nachtmale mit der groſſen Einſicht, welche ihm allemal eigen iſt. Aus den Schriften dieſes Got - tesgelahrten iſt bekannt, daß er die Vernunft nicht eingekerkert wiſſen will, ſondern er ſagt: Man muͤſſe in Glaubens-Sachen nicht mit fremden Augen ſehen. Cr. N. St. 20.

Zelle und Leipzig.

Die Ueberſetzung von D. Nathanael Lardners, Presbyterianiſchen Predigers in London, Vertheidigung der Wahrheit und Goͤtt - lichkeit dreyer Wunder unſers hochgelobten Erloͤ - ſers iſt in Gſellius Verlag nunmehro zu haben. Die Wunder ſind: Die Auferweckung der Tochter des Jairus, des Juͤnglings zu Nain und des Laza - rus, gegen die Einwuͤrfe des Woolſtons. Es iſt bekannt, daß der Herr Lardner den Woolſton am gruͤndlichſten widerlegt hat. Der Herr Paſtor Megenberg, der dieſe Schrift uͤberſetzt, hat das Ori - ginal wohl ausgedruckt, und ſehr gute Anmerkun - gen hinzugeſetzt. Von dem Hn. D. Meinb. Plesken iſt eine leſenswuͤrdige Vorrede dazu geſchrieben, in welcher der Beweis aus den Wundern von der Goͤttlichkeit der Lehre Jeſu dargethan wird.

G. G. Z. St. 60.

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Juriſtiſche Schriften.

Halle.

Der zweyte Theil des Corporis Juris Fridericiani, oder Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Preuſ - ſen in der Vernunft und Landes-Verfaſſung ge - gruͤndetes Landrecht iſt nun auch heraus. Die ganze Welt muß das groſſe Vorhaben bewundern, da Se. Majeſtaͤt, der Koͤnig in Preuſſen, die Rechts - gelahrtheit auf einen ſichern und gegruͤndeten Fuß ſetzt. Die Ungewißheit wird abgeſchafft, die beynahe bis ins Unendliche gedehnte Proceſſe ver - kuͤrzet und die Menſchlichkeit in dieſer Sache wie - der hergeſtellet. Was Juſtinus ſuchte, wird durch Sr. Majeſtaͤt Befehl zu Stande gebracht. Die natuͤrliche Ordnung und ein richtiger Zuſammen - hang fehlt im Roͤmiſchen Rechte. Die allgemei - nen Lehrſaͤtze, welche Vernunft und Billigkeit erfor - dern, ſehlen entweder, oder ſind verkehrt ange - bracht. Wie koͤnnen alſo die daraus gefolgerten Schluͤſſe begreiflich ſeyn? Daher entſtehen ſo viele Vermuthungen, erdichtete und ausgepreſte Saͤtze, mit welchen ſich ein witziger juriſtiſcher Kopf groß macht. Alles dieß faͤllt hier weg. Dieß Recht iſt leicht, deutlich und begreiflich, und man darf ſich dabey nicht bloß auf die Treue und den Glau - ben ſeines Sachwalters verlaſſen. Eine menſch - liche Gluͤckſeligkeit, die Se. Majeſtaͤt wieder her - ſtellen, und welche die ſpaͤteſte Nachwelt mit der tiefſten Verehrung erkennen wird. Jn dieſem 2ten Theile werden die Rechte erklaͤrt, welche auf die Haab und Guͤter gehen, und alſo dem Menſchen ein dingliches Recht verſchaffen. Dieſer Theil iſt in 8 Buͤchern getheilt. Jn dem erſten findet man die Erklaͤruͤng ſamt der Eintheilung der Dinge. Durch die Dinge (res) heißt es L. I. T. II. § 2. verſtehen wir Haab und Guͤter, welche dem Men - ſchen zu einem Gebrauche dienen koͤnnen. Wor - unter auch die daraus flieſſende Nutzungen, als Fruͤchte, Zinſen, Jntereſſe ꝛc. nicht weniger die Ob - ligationes, Actiones und andere Jura begriffen wer - den. Jn dem 2ten Buche werden die dingliche Rechte insbeſondere betrachtet, deren 4 ſind, das Eigen - thum, die Dienſtbarkeit, die Pfandſchaft und das Erbrecht. Das 3te Buch zeigt die Art und Weiſe, wie ein Eigenthum durch die Verjaͤhrung und nach andern bloß willkuͤhrlichen Saͤtzen der buͤrgerlichen Rechtsgelahrtheit erlanget werde. Das 4te zeigt die Lehre von den Servituten, das 5te von den Pfandſchaften. Das 6te handelt das Erbſchafts -Recht, ab Inteſtato ab, u. zwar auf die begreiflichſte Art, wie es mit der Erbfolge der Deſcendenten, Aſcendenten und Seiten-Verwandten ſoll gehal - ten werden, wenn kein Teſtament vorhanden iſt; wie das Recht der Wittwen iſt, wenn der Mann kein Teſtament gemacht hat; und wenn ſich der Fiſcus einer Erbſchaft anmaſſen koͤnne. Das 7te erklaͤrt die Lehre von den Teſtamenten. Privat - Teſtamente, Codicilli und Donationes mortis cauſa ſind ganz abgeſchafft, weil dabey immer ſehr viele ungerechte Sachen mit unterlaufen. Viele ſu - chen aus Noth die Parteyen zu dergleichen Errich - tungen zu bereden, damit ſie wieder Gelegenheit haben, durch eigennuͤtzige Vorſtellungen dieſelben wieder umzuwerfen, oder daraus Proceſſe zu for - miren. Das 8te Buch traͤgt die Lehre von den Vermaͤchtniſſen vor. Hier werden die Fragen, welche in dem Roͤmiſchen Rechte zweifelhaft ge - blieben ſind, aufs deutlichſte entſchieden. Z. E. wie es mit den Vermaͤchtniſſen, welche jaͤhrlich und monatlich entrichtet werden ſollen, mit den Ver - maͤchtniſſen einer Perſonal - oder Real-Dienſtbar - keit; wenn ein Ehemann den von ſeiner Frauen empfangenen Brautſchatz, ein Glaͤubiger ſeinem Schuldmann die Erlaſſung ſeiner Schuld legirt; wie es mit dem Legato optionis, dem Vermaͤcht - niſſe eines Guts, Gold, Silber, Schmuck, Kleider, und ſonſten gehalten werden ſoll. Fer - ner, welche Legata aufhoͤren, oder entkraͤftet wer - den, und wie es geſchehen koͤnne. Liebhaber der Rechtsgelahrtheit werden mit dem groͤßten Ver - langen dieſes nie genug geprieſene Werk durch - leſen. G. G. Z. St. 66.

Philoſophiſche Schriften.

London.

Wer den Locke mit den Eigenſchaften eines Locks vertheidigen will, muß ein ſtarker Welt - weiſer ſeyn. Was fuͤr Ehre iſt dieß nicht fuͤr einen Verfaſſer, der dieſe Faͤhigkeiten beſitzt, und doch nur erſt 20 Jahre zaͤhlt! Und wie vereh - rungswuͤrdig wird nicht dieſe That, wenn wir ſagen, daß dieß ein Frauenzimmer gethan hat, welche bey ihrem erhabenen Geiſte zugleich einen liebenswuͤrdigen Koͤrper beſitzt. Folgendes Werk iſt der Beweis davon: The Works of Mrs. Ca - therine Cokburn, Theological, Moral, Dramatic and Poëtical, ſeveral of them now firſt prin - ted, reviſed and published with, an account[7]of the Life of the Author. Nur muͤſſen wir dabey ſagen, daß dieſe Sapho ſich ſchon in der Ewigkeit befindet. Der Herr Birch hat ihre Schriften der Welt mitgetheilt, und zugleich eine Lebens-Beſchreibung von ihr geliefert. Dieſe Philoſophiſche Schriften ſind uͤberhaupt mit der groͤßten Scharfſinnigkeit ausgearbeitet, und wer davon urtheilen will, muß ſie ſelbſt leſen.

Journ. Br. May.

Leiden.

Luchtmann verkauft: C. Suetonius Tranquillus ex recenſione Francisci Oudendor - pii, qui variantes lectiones, ſuasque animadver - ſiones adjecit &c. Jn 8. Der Herr Oudendorp ſcheint zu dieſer Arbeit gemacht zu ſeyn. Seinem Fleiſſe haben wir ſchon viele Ausgaben lateini - ſcher Schriftſteller zu danken. Bey dem Texte iſt er dem Graͤvius und Gronow gefolgt. Jhre Anmerkungen hat er beybehalten, ſie entweder angenommen oder widerlegt. Eben ſo macht er es auch mit Burmanns und Erneſti Auslegungen. Wir muͤſſen zugleich anmerken, daß er nicht auf hollaͤndiſche Art mit dieſen Maͤnnern verfahren hat. Es faͤllt ihm ſonſt nicht ſchwer, ein Dutzend Scheltworte oder grobe Ausdruͤcke mit einflieſſen zu laſſen. Burmann konnte es auch. Wer ihn in Leiden gekannt oder gehoͤrt hat, der wird ſich es noch erinnern. Wenn wir dieſen Fehler, der viel - leicht von Speiſe, Trank und dicker Luft herkommt, bey Seite ſetzen; ſo gehoͤrt dem Hrn. Oudendorp kein geringes Lob. Der Text iſt bey dieſer Aus - gabe ſehr wohl verbeſſert, und zwar nicht aus bloſſen Muthmaſſungen, ſondern aus Handſchrif - ten. Dieſe Ausgabe wird alſo Kennern angenehm ſeyn. L. G. Z. St. 52.

Nuͤrnberg.

Hier ſiehet man: Odeon Morale jucundum & vitale, Sittliche Geſaͤnge, angenehme Klaͤnge, gut zur Lebenslaͤnge, Text und Ton von Mattheſon. Mit vorgeſetzten ſonderbaren, nach dem neueſten Geſchmacke eingerichteten ſieben An - reden. Man findet hier deutſche, lateiniſche und italieniſche Geſaͤnge. Den Leſern wird es nicht unangenehm ſeyn, wenn wir die Ueberſchriften einiger Oden bekannt machen: 1) Der Prediger, dient zur Vermeidung aller Eitelkeit. 3) Das taͤgliche Wohlleben, ſchafft Mittel wider die Be - truͤbniß. 4) Herz und Mund verwirft alle Heu - cheley und Verſtellung. 6) La gradita, die Ange - nehme gibt einen tugendhaften Liebes-Zucker. 9) Zucker in Wein, ein Lied auf Latein. 10) Die Lei -besſeulen, ſchoͤne Beine. 12) Nimmer und immer ordnen unſern taͤglichen Wandel. Die andere Strophe aus dieſer Ode enthaͤlt dieſes:

Jch habe Arbeit gnug von Jugend auf getrie -
ben,
Gelernet und gelehrt, Geſaͤnge gnug gemacht,
Nebſt Buͤchern, Briefe gnug von Wichtigkeit
geſchrieben,
Auch Ruhm und Neid dadurch auf mich ge -
bracht.
Bin endlich in Geſandſchafts-Orden
Mehr als ich war geworden.

Cr. N. St. 29.

Leipzig.

Jn Breitkopfs Verlage findet man: Hn. Bernhards von Fontenelle auserleſene Schrif - ten, naͤmlich von mehr als einer Welt, Geſpraͤche der Todten und die Hiſtorie der heidniſchen Orakel. Herr Profeſſor Gottſched hat ſie mit verſchiedenen Zugaben und ſchoͤnen Kupfern an das Licht geſtellt. Bey dieſer Ausgabe iſt folgendes zu bemerken: Herr Gottſched hat die Schreibart ſeiner Ueber - ſetzung nicht allein uͤberſehen, ſondern verbeſſert. Ein gleiches hat er auch mit ſeinen ehemaligen Anmerkungen vorgenommen. Ferner findet man auch einige kleine Schriften dabey: Des Verfaſſers Abhandlung von dem Daſeyn Gottes aus der Betrachtung der Thiere. Jn dem Ge - ſpraͤche von mehr als einer Welt zeigt ſich eine kleine Veraͤnderung. Der Hr. G. hat die verdrieß - lichen Wiederholungen: ſagte ſie, verſetzte ich aus - gelaſſen, und nur die Namen der redenden Perſo - nen hingeſetzt. Es iſt eine Frage, ob es allen ge - fallen wird. Fontenelle wußte es auch, daß die Wiederholungen groſſen Geiſtern ekelhaft waͤren, aber ſeine Abſicht war, er wollte kleinen Geiſtern dadurch einen deutlichen Begriff von mehr als einer Welt machen. Ueber jedes Geſpraͤch hat man ein Kupfer geſetzt. L. G. Z. St. 52.

Zuͤrch.

Hier iſt heraus: Verſuch einer hiſto - riſchen und phyſiſchen Beſchreibung der Helveti - ſchen Eisberge. Die Gebirge haben ſowohl ihre Merkwuͤrdigkeiten, wie die Ebenen, und der Hr. Altman hat ſich die Muͤhe genommen eine Reiſe zu den Gruͤndelwaldiſchen Eisgebirge zu thun. Auf die Reiſe gruͤndet ſich dieſe Schrift, welche allerdings verdient geleſen zu werden. Zwiſchen den Schweizeriſchen Gebirgen findet ſich ein Eis - meer, welches wie eine ſtille nordiſche See gefro - ren iſt. Die Gletſcher, wie man es nach der[8]Landesart nennet, ſind Ausguͤſſe des Eismeers, welche aus Spitzen, Schroffen und Thuͤrmen zu - ſammengeſetzt ſind. Hieraus, und aus dem Eis, welches von der Sonne geſchmolzen wird, neh - men die meiſten Stroͤme ihren Urſprung, der Rhedan, der Rhein, die Aare etc. Wenn ſich die Luft unter dem Eisgewoͤlbe ausdehnt, ſo brechen ganze Stuͤcke von Eis mit einem erſtaunenswuͤr - digen Krachen loß. Dieſe ſtuͤrzen ſich durch die Oeffnung der Berge ins Thal. Man trift auch einige Stellen an, welche von dem Eiſe befreyet ſind, da glaubt der Verfaſſer, die ſchwefelhaften Ausduͤnſtungen waͤren daran ſchuld. Das ganze Gebirge, worauf dieſes Eismeer ſich befindet, be - ſteht aus dem ſchoͤnſten Marmor. Dieſe Eis - meere ſchmelzen niemals, aber hin und wieder bekommen ſie groſſe Ritzen. Jhr Eis iſt haͤrter als das gemeine Eis, und muß mehr Waͤrme ha - ben, wenn es ſchmelzen ſoll. Jn den Schweize - riſchen Eisbergen findet man auch ein Eismeer von vielen Stunden lang. Man findet hier auch eine Beſchreibung des Eismeers am Zinkenberge, welche der Herr Cappler in Lucern aufgeſetzt hat. Den Zinkenberg machen die Cryſtallgruͤfte be - kannt. Man findet oftmals Stuͤcken, welche 7 bis 8 Zentner wiegen. Von den Cryſtallen kommt der Herr Verfaſſer zu den Mineralien, und zeigt, daß die Metalle durchgehends ſehr ſproͤde ſind. Die Schwefelkieſe finden ſich in Menge, und ſind auch reich, aber weil Bergwerksverſtaͤndige feh - len, ſo bleiben ſie ohne den rechten Nutzen. Von den Mineralien kommt die Reihe an die Gemſen, von denen verſichert wird, daß ſie im Winter Steine hinterſchlucken. Dies Futter giebt ſchlechte Nahrung, daßwegen ſind dieſe Thiere auch ſo mager. Die Murmulthiere zaͤhlet der Verfaſſer zum Geſchlechte der Schweine. G. G. Z. St. 47.

Frankfurt.

Jn Vieler Haͤnden ſiehet man: Der Wurmſaamen, ein Helden-Gedicht, erſter Ge - ſang, welchem bald noch 29 folgen ſollen. Nach der allerneueſten mahleriſchen, ſchoͤpferiſchen, he - roiſchen und maͤnnlichen Dichtkunſt ohne Regeln regelmaͤßig eingerichtet. Dieſes iſt, wie der Au - genſchein weiſet, eine liſtige und luſtige Satyre, welche den bisherigen poetiſchen abentheuerlichen Wundergebuhrten und ungereimten Ungeheuren, als dem Noah, Fruͤhling, Suͤndfluth, dem Ja - cob und Joſeph, zu welchen allen der bekannte ſchwulſtige und nicht demuͤthige Meßias Anlaßgegeben, auf eine aufgeweckte und ſinnreiche Art entgegen geſetzet worden. Der unbekannte Ver - faſſer hat den Character ſolcher ausſchweifenden und uͤberſchnappenden Gedichte in dieſer laͤcherli - chen Nachahmung ungemein wohl beobachtet, und meiſt die raͤtzelvollen Redensarten und fiebermaͤſ - ſigen Ausdruͤcke aus denenſelben entlehnet, wie - wohl er ſich bey weiten nicht ſo hoch in Wolken und Duͤnſte verſteiget, als ſeine oben angefuͤhrten Vorgaͤnger. Der ganze Jnhalt dieſes muthigen Gedichtes aber iſt dieſer: Ein gewiſſer poetiſcher Ober-Seraph, oder, wie der Autor ſchalkhaft ſchreibet, Seraff, welcher die bisher gewoͤhnlichen deutlichen, lieblichen und natuͤrlichen Gedichte nicht laͤnger gelten laſſen will, erſcheinet auf einmahl in einer fuͤrchterlichen und widernatuͤrlichen Ge - ſtalt, und traͤget in der einen Hand eine groſſe ſcharfe Senſe, den bisherigen guten Geſchmack in der Dichtkunſt voͤllig auszurotten; in der an - dern aber den neuen Wurmſaamen, um dadurch die bisher neu eingefuͤhrten unfoͤrmlichen und un - natuͤrlichen Reim - und Sinnloſen Gedichte zu pflan - zen und im Gange zu bringen. Dieſes Seraffs wunderliche Geburt und Ankunft wird p. 4. alſo beſchrieben:

Demnach erſchien nun ein Seraff, aller Se -
raffen
Oberhaupt, in den einſiedleriſch einſamen Wuͤ -
ſten der Scythen,
Vormals geboren, bey Zihim und Ohim dun -
kel erzogen,
Wo die Feldgeiſter und Kobolde huͤpfen und
ſpringen,
Und die Rohrdommeln und Jgel niſten und
legen,
Mit Wind und Rauche, Nebel und Eiſe ernaͤh -
ret ꝛc. ꝛc.

Und ſo luſtig lautet das ganze Gedichte, welches nicht ohne Vergnuͤgen zu leſen. Vielleicht iſt die - ſer neue Wurmſaamen ſo kraͤftig und gluͤcklich, die bisherigen neuen poetiſchen Heuſchrecken und blin - den Spuhlwuͤrmer, welche uͤberall, ſonderlich aus den Alpiniſchen Murmelthier-Hoͤhlen, hervorgekro - chen, nach und nach zu toͤdten, welches man um ſo viel eher verhoffet, wann die verſprochenen uͤbri - gen 29 Geſaͤnge bald nachfolgen ſollten, welches man daher, des gemeinen Beſtens wegen, und da - mit dieſes unpoetiſche Ungeziefer endlich voͤllig ausgerottet werden moͤge, ernſtlich wuͤnſchet.

Frankf. Ber. 146 St.

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TextNum. 153, 24. September 1751
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Extent8 images; 4450 tokens; 2037 types; 32714 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Britt-Marie SchusterManuel WilleArnika LutzFabienne WollnyNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2014-07-07T10:32:49Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationNum. 153, 24. September 1751 . Hamburg1751. Stats- u. Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten

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