PRIMS Full-text transcription (HTML)
Einfaͤltiges Denckmal Dem weiland Ehrenveſten / Vornehmgeachten vnd Wohlbenahmten H. Michael Lindnern / Churf. Brandenb. Preuſſ. wolbeſtal - ten Cantzeley-Verwandten /
Welcher / nach dem er 43. Jahr / 5. Monat / 16. Tage gelebt 1643. den 1. Mertz in ſeliger Anruffung ſeines Erloͤſers ſelig ein - geſchlaffen / vnd in dem Loͤbnicht 5. deſſelben Chriſtlich vnd ehrlich der Erden eingebracht / Auff des ſeligen Mannes Begehren vor ſeinem letzten geſtifftet
Koͤnigsberg /Gedruckt durch Johann Reußnern.
[figure]
JCh haͤtt 'ein laͤnger Leben
Dem Manne zu gegeben /
Der hie liegt abgemeyt /
Nein / er hat eilends muͤſſen
Die Schuld von Adam buͤſſen
Jn ſeiner beſten Zeit.
Was aber hat den frommen
So zeitig hin genommen?
Ein ungezaͤhmter Fraß?
Hat er den Trunck geliebet
Jn dem ſich mancher uͤbet
Weit uͤber Weis 'und Maß?
So waͤr 'er lang geſtorben
Vnd haͤtte nie erworben
Bey manchem ſolche Gunſt /
Denn die ſind nur verlohren
Die
Die fuͤr ihr Theil erkohren
Des Bauchs gemeine Kunſt.
Kuntt 'ihn der Zorn gewinnen /
Vnd nahm ihn der von hinnen
Wie manchem iſt geſchehn?
Er war von frommem Hertzen /
Man hat im Ernſt und Schertzen
Jhn nie ergrimmt geſehn.
Fiel ein geheimes Leiden
Jhm wo zu unbeſcheiden /
Vnd hat er ſich genagt?
Warumb? er war geborgen
Es haben keine Sorgen
Der Schulden jhn geplagt.
Hat ihn der Neid gebiſſen
Vnd ſchnell hinweg geriſſen?
Auch der hat ſein geſchont /
Der iſt bey hohem Gluͤcke
Vnd bleibet da zu ruͤcke
Wo Still und Einfalt wohnt.
Vieleicht hat das Verlangen /
Daß jhm die Liebſt 'entgangen
So
So bald ihn durch gebracht?
Dieß was wir Heyrath heiſſen.
Muß nun jhr Band zerreiſſen
Hat nicht geringe Macht.
Ein Loͤw von tapffrem Hertzen
Hat ungezweiffelt Schmertzen
Geht ihm die Gattin ein /
Auff den Fall lieſſen Beeren /
Wann ſie nur koͤntten / Zehren /
Vnd muͤſſen trawrig ſeyn.
Verleurt die TurtelTaube
Jhr Lieb in einem Raube /
So liebt ſie nur Verdruß /
Verkreucht ſich fuͤr der Sonnen /
Vnd truͤbt die klaren Bronnen
So offt ſie trincken muß.
Dieß / und was ſonſt zu nennen
Vnd keines Witz kan kennen
Verkuͤrtz ihm dieſes Liecht /
Der Tod wil Vrſach haben
Ob aller Weißheit Gaben
Sie wiſſen oder nicht.
Er
Er iſt uns nur entfahren
Jn ſeinen beſten Jahren /
Hie iſt kein Alter fuͤr /
Kein Hochmuth keine Staͤrcke
Vnd keine Wunderwercke
Noch aller Kuͤnſte Zier.
Auch haͤtt 'ich Herculs Knochen
Jm Rang' Antee zerbrochen
Den Hellen-Hund gezaͤhmt /
Werd 'ich doch endlich liegen
(Wird mich der Tod bekriegen)
An aller Krafft gelaͤhmt.
Vnd ſchluͤg 'ich auff den Seiten
Als Orpheus nicht vor Zeiten /
Waͤr hoͤher als Virgil /
So waͤr' es doch verlohren /
Der Tod hat hie nicht Ohren
Vnd hoͤrt kein Seitenſpiel.
Es muß nur ſeyn geſtorben
Mit Haut und Har verdorben /
Vnd / wie ein leichter Wind /
Zerfladdert und verflogen
Wie
Wie guͤnſtig vnd gewogen
Vns ietzt die Leute ſind.
Zog Herren Lindners Jugend
Durch Demut / Still vnd Tugend
Nicht aller Hertz ihm nach?
Was hat ihn auffgenommen
Als er von Hauſe kommen
Vnd aller Raht gebrach?
Die Eltern? ach die waren
Des Todes ſchon verfahren.
Der Anverwandten Trew?
Die ſorgten aller Seiten
Fuͤr ſich / bey ſelbter Zeiten
Verfluchten Tyranney.
Noch wuſt 'er ſich zu naͤhren
Jn NiederLaußnitz / Mehren /
Jn Breßlaw / Prage / Wien.
Hat Braunſchweig koͤnnen ſchawen
Sich Luͤneburg vertrawen
Vnd auch nach Hamburg ziehn.
Biß Luͤbeck ihn geheiſſen
Hieher zu gehn in Preuͤſſen.
Dieß
Dieß that ſein guter Sinn /
Der aller Hertz kan neigen
Daß ſie mir Gunſt erzeigen
An welchem Ort ich bin.
Der kunt hie zu ihm lencken
Nechſt andern den von Schencken /
Auch dich / O Fabian
Von Oſtaw / deſſen Guͤte
Vnd liebreiches Gemuͤhte.
Jch nicht vergeſſen kan.
Der hat ihm Brod zu leben
Vnd alle Rhu gegeben /
Des Todes wilden Muth
Nur kunt 'er nicht bewegen /
Der nicht ſich laͤſſet regen
Durch ſeiner Guͤte Gut.
Wir? ſol ich ſolcher maſſen
Die Froͤmmigkeit denn haſſen /
Falſch / vntrew / tuͤckiſch ſeyn.
Ja / wo / wenn du ſampt allen
Biſt durch den Tod gefallen
Dich ſehnſt auch Hellen-ein.
Sey
Sey fromm fuͤr allen Dingen
Kan es den Tod nicht zwingen /
Es zwingt die boͤſe Zeit /
Kan vieler Noht entheben /
Vnd ſchenckt nach dieſem Leben
Auch wol die Seligkeit.
Die in der Frommen Orden
Auch Lindnern iſt geworden.
Hie hat ſie ihm bewahrt
Fuͤr Suͤnden das Gewiſſen /
Jhn aller Angſt entriſſen
Bey ſeiner Himmel-fahrt.
Er kan geruhig ſterben
Ohn Sorgen fuͤr die Erben /
Sein Lieb ſchickt er voran /
Jm freyen Witwer-ſtande /
Ob man im frembden Lande
Auch beſſer fahren kan?

About this transcription

TextEinfältiges Denckmal Dem weiland Ehrenvesten/ Vornehmgeachten und Wohlbenahmten H. Michael Lindnern/ Churf. Brandenb. Preuss. wolbestalten Cantzeley-Verwandten
Author Simon Dach
Extent9 images; 719 tokens; 465 types; 4606 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEinfältiges Denckmal Dem weiland Ehrenvesten/ Vornehmgeachten und Wohlbenahmten H. Michael Lindnern/ Churf. Brandenb. Preuss. wolbestalten Cantzeley-Verwandten Welcher/ nach dem er 43. Jahr/ 5. Monat/ 16. Tage gelebt 1643. den 1. Mertz ... selig eingeschlaffen ... und ehrlich der Erden eingebracht Simon Dach. . [4] Bl ReußnerKönigsberg1643.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 37 in: Yi 851-1http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=635315505http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002C5100000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

Diese Transkription wurde automatisch durch OCR erfasst.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:59:52Z
Identifiers
Availability

Dieses Werk ist gemeinfrei.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany
Shelfmark37 in: Yi 851-1
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.