DV gruͤne Luſt von Anmuth reich
Rings vmb Aweiden her zu fin -
Jhr Eichen / Erlen / jhr Geſtraͤuch '
(den /
Vnd wild-gewachſen-hohe Linden /
Jhr Wieſen vnd du liebe Saat /
Vnd was hie Gnuͤg vnd Schoͤnheit hat.
Hegt jhr auch Kum̃er vnd Beſchwer?
Sieht man bey euch auch Thraͤnen flieſ -
Kan hie der wilde Todt auch her?
(ſen?
Wo iſt er denn wol aus zu ſchlieſſen?
Heut iſt es recht ein volles Jahr
Daß ewer Herr lag auff der Bahr.
Herr Schnuͤrlein / der belebte Mann
Von deſſen Kunſt vnd Tugend-Sachen
Jch niemals gnugſam ſchreiben kan /
Hat ſich von hinnen muͤſſen machen /
Faͤhrt hier aus ewrem Luſt-gezelt
Dort in der Schatten ſtilles Feldt.
JetztJetzt tragen wir den Sohn jhm nach
Der Mutter Hoffnung vnd Vertrawen /
Der mit der Zeit nun allgemach
An Vaters ſtat euch ſolte bawen /
Jn dem er aber jetzt verbleicht
Hat er erſt nur acht Jahr erreicht.
Jhr Baͤume trawret in 'gemein /
Laſſt ein betruͤbt Geraͤuſche hoͤren /
Der Weſt ſol ewer Zucht-Herr ſeyn
Vnd ewre Blaͤtter ſeufftzen lehren /
Kein Gipffel ſtehe grad vnd krauß /
Kein Aeſtchen breite ſich recht auß.
Beweint / jhr Baͤche / dieſen Fall /
Kein Echo ſoll jetzt wiederklingen /
Der Waͤlder Luſt die Nachtigall
Soll mit gar leiſſer Stimme ſingen /
Laſt Heerd vnd Hirten trawrig ſtehn
Vnd aller Weide muͤſſig gehn.
Jn) (ijJn dem ſich die Fr. Witwe muͤht /
Vñ geuſſt ſchier Blut aus jhren Augen /
Daß auch kein Spruch kein troͤſtlich Lied
Sie auff zu richten was kan taugen /
Von Jhr wird beydes Tag vnd Nacht
Mit Weh vnd Klagen zugebracht.
Wo nuͤtz 'ich / ſpricht ſie: endlich zu?
Was Hoffnũg ſol von mir doch werden?
Nichts beſſers iſt vor mich / als Rhue
Empfinden in der lieben Erden
Wo an des Grams vnd Kummers ſtat
Vergeſſenheit die Herꝛſchafft hat.
Wo die Verweſung jhr Gezelt
Jn ewiger Still hat auffgeſchlagen /
Wo niemand mehr denckt an die Welt /
Vnd kennet weder Leid noch Klagen /
Wo man verbringt die lange Zeit
Mit Finſternis vnd Einſamkeit.
JchJch laͤge wo mein lieber Mann /
Dem ich zu Jahr an dieſem Tage
Den letzten Ehrendienſt gethan /
GOtt iſt bekant mit was fuͤr Klage /
Vnd gaͤbe nicht in truͤber Zeit
Dem Sohn auch jtzt das Grab-Geleit.
O thewres Kind / mein Auffenthalt /
Des Vaters ſuͤſſes angedencken /
Seh ich auch dich nun todt vnd kalt!
Hab ich auch dich jetzt einzuſencken!
Gut daß ich dir / O herber Tag /
So deine Feyer geben mag.
Doch wilſt du nur durch Kinder-Todt
Auff jedes Jahr geheiligt werden?
Heran Geſchrey / Betruͤbnis / Noht /
Heran / jhr ſcheuslich 'Angſt geberden /
Schick her / O Schmertz / dein Hoffge -
Jch weine beydes Mañ̃ vnd Kind.
(ſind
) (iijO daßO daß der Brachmon nimmermehr
Moͤg in der Monden Rechnung kom̃en /
O daß jhm alle Luſt vnd Ehr
Jn Ewigkeit ſey weggenommen /
Er muͤſte fuͤr der SonnenSchein
Durch Sturm vnd Regen grewlich ſeyn.
Vnd dieſer Tag leucht 'als er kan
Mit hellem oder truͤbem Liechte /
Jch wuͤnſche nur / daß er fortan
Mir nimmer komme zu geſichte /
Dieweil er mich mit wilder That
Nun zwier ſo hoch betruͤbet hat.
Halt / wehrte Fraw / es vns zu gut /
Sind wir denn Chriſten oder Heyden
Daß vnſer Hertz ſo ſchrecklich thut
Jn vnverhofftem Creutz vnd Leiden?
Scheint vns denn gar kein Glaubenſ -Liecht?
Vnd iſt GOtt mit vns oder nicht?
AchAch ja er iſt der fromme GOtt /
Vnd maͤſſigt vnſer Thun vnd Leben /
Kein Creutz / wie gros es iſt / kein Spott
Des Gluͤckes kan vns wieder ſtreben /
Vns trifft nicht Vngemach noch Pein
Er hat die Hand ſelbſt mit darein.
O laſſt doch jhn den Hoͤchſten wal -
Zu vnerforſchlich iſt ſein Pfad /
(ten /
Wil er vns ſtets im Creutze halten /
Wer weis was er im Sinne hat /
Das warlich weis ich / was er thut /
Jſt alles loͤblich recht vnd gut.
Den Nahmen geb ich nicht hervor /
Jch kenn ein Menſch von edler Tugend /
Die zweymal Mann vnd Kind verlohr
Vnd zwar in noch gar zarter Jugend.
Ohn zweiffel hat noch mehr die Welt
Die gleiches Leid vmbgeben haͤlt.
WerWer weis was heut mit vns ge -ſchieht /
Gemeiners iſt ſchier nichts als ſterben /
Die Welt vnd alles was man ſieht /
Sol durch dem Brandt zu letzt verder -ben.
Wol dem / der hie iſt ſanfft vnd ſtill /
Vnd fertig iſt / auch wenn Gott wil.