SO werd 'ich dan der Bahr
Vor ewrer Thuͤr gewahr /
Des Lahkens auch daneben /
Mein Freund? hoͤr alſo ich
Geſchrey vnd Klagen ſich
Bey Euch erheben?
Traͤgt man den Sarg hinein /
Den Ewer Fleiſch vnd Bein /
Was? Ewer Hertz ſol fuͤllen?
Seh ich / o groſſes Leid!
Ein ſchwartzes Trawer-Kleid
Euch beyd 'vmbhuͤllen?
Das GOtt geklaget ſey /
Das Zeugnis Ewrer Trew /
Das Pfand gewuͤnſchter Flammen
Faͤhrt durch den Tod Euch hin /
Nimmt mit weg Ewren Sinn
Vnd Troſt zuſamnen.
Vnd daher gebt jhr kaum
Dem Wort des HErren raum /
Wollt keinem Raht beypflichten:
A ijKeinKein Spruch / kein hoher Fleiß
Gelehrter Buͤcher weis
Euch auff-zu-richten.
O / ſprecht Jhr: Meine Wonn '
Vnd Hoffnung iſt davon /
Mein Kind iſt mir geſtorben /
Mein einigs Kind / das mir
Viel tauſent Luſt vnd Zier
Offt hat erworben.
Mein ſchoͤnſtes Hertz / muß ich
Mit heiſſen Thraͤnen dich
Todt vor mir ſehen liegen!
Biſt du ſchon blaß vnd kalt?
Warſt du mein Auffenthalt /
Vnd mein Begnuͤgen?
Haſt du mich offt ergetzt?
Hab ich auff dich geſetzt
Troſt / Hoffnung vnd Verlangen?
Hat deiner Anmuth Schein
Mit dieſen Eugelein
Vns offt gefangen?
JhrJhr Thraͤnen flieſſet ſehr /
Recht alſo / vnd noch mehr /
Jch muß mein Kind beweinen /
Hoͤhnt jemand meine Qual
Denſelben gleich 'ich Staal'
Vnd harten Steinen.
Was aber hat / mein Kind /
Mein Leben / ſo geſchwind
Dich in den Sarg geleget?
Wem ſchreib ich doch die Pein
Des Todes zu? iſt dein
Nicht wol gepfleget?
O ich hett 'vnbeſchwert
Dir ſelbſt mein Blut gewehrt /
Dein Leben zu erhalten /
Nein / deine Zeit war hie /
Vmbſonſt iſt Pfleg vnd Muͤh /
Du muſt erkalten.
O Himmels Vnbeſtand /
Jetzt ſchenckſt du mir das Pfand /
Jetzt nimmſt du es von hinnen!
JſtJſt Rew / die dich auch regt?
Die ſchwache Kindheit pflegt
Dieß zu beginnen.
Was bin ich Schmertzen voll?
Was klag 'ich mich? wem ſol
Des Muhtes Vnmuth frommen?
Der Tod hat deſſen Spott /
Jch werd' / O Kind / wils GOtt /
Bald zu dir kommen.
Wahr iſt es / Kinder-Tod
Jſt Eltern groſſe Noht /
Vnd faſt nicht zu verſchmertzen /
Jch weiß / weil ich auch ſchon
Begraben einen Sohn
Mit ſchwerem Hertzen.
Sein 'Huld vnd Freundlicheit
Vnd Spiel war jederzeit
Mein Seufftzen vnd Verlangen /
Mein Sinn war jmmer ſchwer /
Fuͤr groſſem Leiden waͤhr'
Jch ſchier vergangen.
VndVnd endlich hub ich an:
Was thuſt du doch? was kan
Dein Leid dir Frommen geben?
Du haſt dein ſuͤſſes Pfand
Vorauß zu GOtt geſandt
Jn jenes Leben.
Du koͤmpſt zu Jhm / nicht Er
Zu dir in diß Beſchwer /
Da lauter Thraͤnen flieſſen /
GOtt hat jhn ſehr geliebt /
Der ſich auch zeitig giebt
Jhm zu genieſſen.
Vnd dem komm Du auch nach /
Herr Doctor / halt gemach
Jn dieſem deinem Leyden /
Diß haͤufft nur Suͤnd vnd Schuld /
Du weiſt / wie Vngedult
So hoch zu meiden.
Jch fuͤhre dir das Wort /
Das du am heilgen Ort /
Offt predigſt / zu Gemuͤthe /
LaßLaß Heyden trawrig ſeyn /
Erkenn auch in der Pein
Des HERREN Guͤte.
Wohn deiner Liebſten bey
Mit Troſte / der Geſchrey
Vnd Angſt nicht zu ermaͤſſen /
Wo dient es jrgends zu /
Das Hertz jhm ſelbſt ohn Rhue
Vmbſonſt aufffreſſen?
Das Kind bewohnt den Saal
Der Sternen / kennt nicht Qual
Noch dieſer Welt Getuͤmmel /
Vnd ſehn ſein Engel nicht
Des Hoͤchſten Angeſicht
Ohn End im Himmel?
Jhr wiſſt / GOtt nimmt / GOtt gibt.
Auch ich gieng erſt betruͤbt /
Jetzt ſing ich Frewden-Lieder:
GOtt ſencket 'in das Grab
Mir einen Sohn / vnd gab
Mir zweene wieder.