O Todt / wie biſtu ſo wilkommen /
Wie ſo ein lieber Gaſt /
(nommen
Wenn wir faſt kein mal Rhu ge -
Fuͤr ſchwerer Creuͤtzes Laſt!
Wenn wir uͤmb oede Nachtzeit ſprechen:
Wird nicht der liebe Tag anbrechen?
Es tagt / doch wuͤnſchen wir:
O Abend / koͤmbſt du ſchier?
Ein Jahr geht hin / wir Arme hoffen
Nun werd 'es beſſer ſeyn /
Hat ſie vns erſt nicht wol getroffen /
Dann trifft vns recht die Pein /
Biß ſich die Jahre gantz verſchlieſſen
Durch Hoffen vnd ſich leiden muͤſſen /
Nun wieder ſolche Noht
Jſt noch Artzney der Todt.
Wan wir vns ſeiner nicht verſehen
Jn Sorgen da vnd hier:
Wie wird vns doch zu letzt geſchehen?
So iſt er vor der Thuͤr.
Als -Alsbald der Geiſt denn auß vns kehret
Vnd in die leichten Luͤffte faͤhret /
So iſt des Leidens Mord
Als abgeſchnitten fort.
Die jhr geht mit betruͤbtem Hertzen /
Klagt Vnrecht vnd Gewalt /
Vnd wiſſt in ewrem groſſen Schmertzen /
Nicht Troſt noch Auffenthalt /
Jhr ſo die Armut ſtets muß plagen /
Vnd harte Satzung heiſſet tragen /
Auch die Jhr alt vnd matt
Seyd ewres Lebens ſatt.
Fuͤr allen die der Kranckheit Kette
Zu hart gefangen haͤlt /
Die jhr faſt nie kommt aus dem Bette /
Verlahmt / verdorret / ſchwellt /
Die jhr den Aertzten fleht vergebens
Vmb die Verlaͤngrung ewres Lebens /
Von denen / ewer Freund /
Der Todt zu fliehen ſcheint;
GebtGebt euch ein wenig doch zufrieden /
Es iſt ſehr kurtze Zeit /
So ſeyd jhr ſeelig abgeſchieden
Vnd aller Angſt befreyt /
Es wehrt zulang! was wolt 'jhr machen?
Befehlt dem Hoͤchſten ewre Sachen.
Vnd leidet mit Gedult
Die Zucht-Rhut ewrer Schuld.
Nehmt war der jetzt befreyten Seelen /
Jhr wird noch endlich Rath /
Die in des krancken Leibes-Hoͤlen
So viel erlitten hat:
Eilff Jahre ſind nicht wenig Stunden /
Vnd dennoch iſt Sie jetzt entbunden /
Tritt Kranckheit vnd Verdruß
Steiff vnter Jhren Fuß.
Wie offt wird Sie geſeufftzet haben /
Wie manches hundertmahl
Gewuͤnſcht / Sie moͤchte ſeyn begraben /
Vnd auſſer dieſer Qual?
WieWie offt hat Sie ſich muͤſſen kraͤncken
Jetzt mit Cliſtiren jetzt mitTraͤncken?
Wie manche liebe Nacht
Gantz Schlafflohß zugebracht?
Jetzt da ſie nicht gedenckt zu ſterben /
Noch an das Liebe Grab!
Erfrewt ſie Gott mit einem Erben
Vnd fordert Sie auch ab /
Weis zeit ſich Jhrer zu erbarmen /
Sie hat Jhr Soͤhnlein in den Armen /
Traͤgt Jhrer Arbeit Lohn
Das thewre Pfandt davon.
Was hat der Todt an Euch entriſſen /
Jhr zarten Glieder Jhr?
Er hat nicht den gerinſgten Biſſen
Der jhm ſtillt die begier /
Wird von der lieben Mutter eben
So wenig als vom Kinde heben /
Doch heb 'er was er kan /
Nichts deſſen ſieht er an.
DochDoch jener Tag wird euch ergaͤntzen
Dieß was an jetzt gebricht /
Jhr ſolt in voller Schoͤnheit glaͤntzen
Empfangen Pracht vnd Liecht /
Man wirfft mit trawrigen Geberden
Den ſchwachen Samen in die Erden
Der ſeine Garben voll
Vnd herrlich tragen ſoll.
Herr Klein / wolt Jhr denn nur beden -
Was Lieb 'vnd Troſt Sie Euch /
(cken
So viel Jhr moͤglich / pflag zu ſchencken /
Nicht den Verdruß zugleich?
Wenn muſtet Jhr nicht vmb ſie wachen?
Wem nicht verſeumen ewre Sachen?
Durch Sie iſt offt verſehn
Was hie vnd da geſchehn.
Fuͤhrt Euch Jhr Lager zu Gemuͤte
Vnd was Sie je beſchwert /
Vnd danckt anjetzt des Hoͤchſten Guͤete
Der Sie hinauff begehrt.
SieSie kennt fuͤr Kranckheit Noht vnd Leyden /
Dort uͤberſchwenglich-groſſe Frewden /
Als der die Rhue ſehr gut
Nach ſchwerer Arbeit thut.
Ergebt Euch Gottes weiſen willen.
Zwey Kinder bleiben nach
Laſſt die an Jhre ſtat Euch ſtillen
Jn dieſem Vngemach /
Gedenckt wie in verwichnen Jahren
Die Jhrigen faſt gantz verfahren /
Ein Chriſten klagt nicht an
Das Werck ſo Gott gethan.
Noch eine Schweſter iſt im Leben /
Gott wolle die Jahr Jhr
Die Jenen algekuͤrtzt ſind / geben
Sampt alles Segens Zier /
Euch aber Gluͤck vnd Sinn ernewen /
Deß wird ſich Labiaw erfrewen
Vnd was ſich Ewrem Fleiſſ '
Jn allem ſchuldig weis!