WAs hoͤr ich? was erzehlt man mir?
Jhr koͤñt in dieſes Leid Euch finden /
Die Trawrigkeit / das wilde Thier /
Durch Krafft des Glaubens uͤberwinden?
Vnd raͤumet ewer Hertz allein
Des Allerhoͤchſten Willen ein?
Jſt dieſem alſo / welches ich
Denn hertzlich wil gewuͤnſchet haben;
So ſag ich / daß in Warheit ſich
GOtt reg 'in Euch durch ſeine Gaben:
Denn bey ſo tieffen Wunden Ruh
Vnd Sanfftmuth ſteht nicht Menſchen zu.
Sonſt moͤchte gleich ſich ewer Hauß
Faſt uͤber Maß vnd Weiſe kraͤncken /
Vnd weint 'auch ſchier den Pregel aus /
Es wuͤrd' es niemand Euch verdencken /
Dem ewer Vnheil vnd Verluſt
So gruͤndlich iſt / als mir / bewuſt.
Jch habe / duͤnckt mich / ſie gekant /
Hab offtmals ihre Trew empfunden /
Es hielten Klugheit vnd Verſtand
Sich inniglich mit ihr verbunden
DieDie Gottesfurcht der Vnſchuld Ruhm
War ſonderlich ihr Eigenthum.
Sie hat des HErren Hauß geehrt /
Jſt nie ohn Vrſach heim geblieben /
Hat fleiſſig Gottes Wort gehoͤrt
Es in ihr Hertzens-Buch geſchrieben /
Damit es moͤcht 'in Lieb vnd Pein
Stets ihres Lebens Richtſchnur ſeyn.
Sie hat dem Armut wol gethan /
Es nie im Hertzen wo verachtet /
Geliebt der guͤldnen Einfalt Bahn /
Der Demut hertzlich nachgetrachtet /
Dem Nechſten Dienſthafft ſich erzeigt /
Vnd allzeit ihren Mund geſchweigt.
Was Zucht die wehrte Tochter hegt /
Was Tugend an Jhr wird geſpuͤret /
Wird Jhr der Mutter zu gelegt /
Sie hat ſie alſo angefuͤhret /
War ihre Pfleg vnd Vnterricht
Selbs aller Tugend Preiß vnd Liecht.
Der hochbetagten Mutter thar
Jch nicht ohn Sorg vnd Furcht erwehnen /
DerDer ſie ein Stab im Alter war /
Jch moͤcht 'erregen ihre Thraͤnen /
Die auch ohn das in ſolcher Pein
Vnmuͤglich ſchier zu hemmen ſeyn.
Jn was fuͤr Lieb vnd hohem Wehrt
Hat ſie Sie jederzeit gehalten /
Wenn ſie der Kranckheit Laſt beſchwert
Die offtmals uber Jhr muß walten /
Wie hat ſie ſich mit Jhr geletzt
Als ſchon der Tod an Sie geſetzt!
Jhr / liebſte Muter / ſprach ſie: ſeht /
Jhr muͤſſt auch mich noch uͤberleben /
O bleibet ferner am Gebet /
Laſſt nichts Euch aus dem Glauben heben!
Bleibt wie ihr laͤngſt geweſen ſeyd
Vnd ſieget auch in dieſem Streit.
Jhr habt ſo manches Creutz verſucht /
Vnd ſeyd noch allzeit obgelegen /
So tragt auch willig dieſe Zucht /
Laſſt ewre Hoffnung nichts bewegen:
Vnd ſeyd nicht laß vnd Schwachheit voll
Nun Euch die Krohne werden ſol.
DießDieß ſprach ſie vnd viel ander Ding
Zwar ſtandhafft doch mit ſchvacher Zungẽ /
Biß ihr die Sprache gantz vergieng /
Auch das Gehoͤr ihr ward bezwungen /
Der Tod zu letzt geſchlichen kam
Vnd Sie im Schlaff von hinnen nam.
Was hat ſie Euch fuͤr Ehr 'vnd Trew /
Herr Bierwolff / jederzeit erwieſen?
Jhr habt dieſelbe mancherley
Jn ewrer Klage ſelbs geprieſen /
Geſtanden daß in Glimpff vnd Trew
Sie ewre Rhu geweſen ſey.
Wie hat ſie ewer Hauß in Hut
Vnd fleiſſig Auffſicht ſtets gefaſſet /
Gebracht in Auffwachs ewer Gut /
Den Vnrath uͤberall gehaſſet /
Jn allen Winckeln zu geſehn
Daß Schade nirgends wo geſchehn.
Wo laſſ 'ich ihre Schweſter hie /
Die Lieb vnd Raht in ihr verlohren?
Wo Ench / Fraw Knoblochim / die Sie
Fuͤr andre Schweſter hielt' erkohren?
WirWir wiſſen wol daß jederzeit
Jhr drey ein Hertz geweſen ſeyd.
O moͤchte man Euch ihren Tod
Jetzt hoͤren in geheim beklagen /
Sehn ewre Thraͤnen oder Noht
Man wuͤrde Sachen hoͤren ſagen /
Die wuͤrdig waͤren / daß die Zeit
Sie braͤcht 'aus der Vergeſſenheit.
Vergeß 'ich billich meiner ietzt?
Jch weiß was ihre Gunſt vnd Guͤte.
Jn vielen Wegen mir genuͤtzt /
Jch kenn' ihr redliches Gemuͤte /
Das ſtets in Kranckheit vnd Gefahr
Faſt mehr als hochbekuͤmmert war.
Wer recht vmb dieſe Sachen weis
Die meine Fauſt nicht kan erreichen
Vmb ihrer edlen Tugend Preiß /
Vnd ſieht ſo ploͤtzlich ſie verbleichen /
Wie ſolt 'ihm ewre Noht vnd Pein
Nicht mehr als recht vnd billich ſeyn?
GOtt wirck 'in Euch Beſtaͤndigkeit /
Vnd laß' Euch ſeinen Troſt erblicken /
DaßDaß ihr Euch ſaͤmptlich in dieß Leid /
Als Chriſten zuſteht / moͤget ſchicken /
Jhr ſeht was dißfalls iſt veruͤbt
Hat alſo vnſerm GOtt beliebt.
Bedenckt es wie ſie auff die Bahn
Des Todes ſo behertzt getretten /
Wie ſie ſo Chriſtlich hat gethan /
Wie einem jeden abgebehten /
Vnd nachmahls vnbeſorgt vnd frey
An dieſen Kampff gegangen ſey.
Danckt GOtt / vnd laſſet kein mal nach
Des ſchoͤnen Endes zu erwehnen /
Vnd haltet Chriſtlich davon Sprach '
Vnd gieſſt daruͤber auch wol Thraͤnen /
Nur daß ihr wieder Raht erfaſſt
Vnd Euch die Hoffnung troͤſten laſſt.
Jhr wiſſt / ſie iſt voran geſchickt /
Hat alles Siegreich uͤberwunden /
Wird mehr von keiner Angſt beſtrickt /
Hat alle Guuͤg 'vnd Luſt empfunden:
Wir kommen ſaͤmptlich auch von hier /
Der morgen / ich wil heut / zu Jhr.
BleibtBleibt in getrewer Freundſchafft ſtehn /
Sucht frommer Tugend nach zu ſtreben /
Laſſt Mißverſtand vnd Argwohn gehn /
Nehmt nichts ſo gar genaw vnd eben:
Des Schwachen wartet in gemein
Vnd GOtt wird mit dem Guten ſeyn.
Fuͤr allen ſehnt Euch ſtets hinauff /
Vnd ſeyd der Zukunfft nur gewaͤrtig /
Vollendet ſtuͤndlich ewren Lauff /
Vnd ſeyd mit ewrer Rechnung fertig:
Dieweil der HErr gemein erſcheint
Vmb die Zeit da es niemand meint.
Du aber / GOtt / der vnſre Zeit
Vnd Leben hat in ſeinen Haͤnden /
Komm hilff vns aus zur Seligkeit
Lehr vnſern Lauff vns froͤlich enden:
Sey vnſer Troſt vnd Zuflucht hier
Vnd nimm vns ſelig auff zu dir!