JA / derer Tod beklagen
Die uns zur Welt getragen
Jſt eitel Lieb und Pflicht:
Denn wozu anders taugen
Die Thraͤnen unſrer Augen
Beweint man dieſe nicht?
GOtt ſelbſt wil daß man weinen
Sol umb die lieben Seinen /
Das Chriſtus auch gethan /
Er hat geweint ſampt andern
Als Lazar muſte wandern
Die breite Todten-Bahn.
DesDes Zenons Schul-Geſchwaͤtze
Schreibt uns nicht vor Geſetze /
Greifft der Natur nicht ein:
Die wil / daß unſre Hertzen
Jn ſich begebnen Schmertzen
Nicht ſollen Felſen ſeyn.
Vnd ſich zu Stal hie machen
Jſt GOttes Zucht verlachen.
Vmbſonſt iſt / wenn er ſchlaͤgt /
Jm fall ich wie ein Eyſen
Mich wil im Creutz erweiſen
Vnd ſtehen unbewegt.
Das liebe Creutz iſt eben
Was uns dieß eitle Leben
Vergaͤllt und bitter macht /
Der Pruͤffſtein aller Frommen /
Kein Kind wird auffgenommen
Das nur der Ruhten lacht.
WodurchWodurch ich noch auff Erden
Sol Chriſto aͤhnlich werden /
Was zum Gebeht mich treibt /
Mich zwinget fromm zu leben /
Ob dieſes recht und eben
Von mir verachtet bleibt?
Komm / liebes Creutz / welch nimmer
Von mir und meinem Zimmer /
Sonſt werd 'ich bald verwehnt
Vnd deiner Ruthen Lauge
Verſchafft daß ſtets mein Auge
Zu meinem Schoͤpffer thraͤnt.
Laß den und jenen lachen
Ob ſeinen guten Sachen /
Kein Leid komm andern an
Mir ſolſt nur du gefallen /
Darmit ich mich fuͤr allen.
Der Truͤbſal ruͤhmen kan.
DieDie GOtt die wahre Sonne
Jetzt kroͤnt mit Himmels-Wonne
Vnd ewig iſt ihr Heil /
Sind ſie aus lauter Freuden
Dahin gelangt? nein / Leiden
War hie ihr beſtes Theil.
Dieweil ſie viel erlitten
Vnd ritterlich geſtritten
Bleibt ihnen auch der Lohn
Daß ſie nun froͤlich tragen
Fuͤr die gehabte Plagen
Die ewig 'Ehren-Kron'.
Jhr die ihr itzt verlohren
Die ſo euch hat gebohren
Weint ihren Abſchied weint /
Jhr muͤſſt zu Grabe bringen
Die ſo in allen Dingen
Es gut mit euch gemeint.
DieDie ewer wol gepflogen
Euch muͤtterlich erzogen /
Auff aller Tugend Bahn
Durch trewe Zucht gefuͤhret
Auch endlich / wie gebuͤhret /
Mit Ehren aus gethan.
Bedenckt wie ſie gelebet /
Dem Guten nachgeſtrebet /
Der Bosheit Werck gehaſſt /
Schlecht / Gottfuͤrchtig / beſcheiden
Vnd der Gedult im Leiden
Sich allzeit angemaſſt /
Die Vnſchuld laſſen walten /
Wie wol ſie Hauß gehalten /
Wie ſie mit freyer Hand
Gern niemand hat verlaſſen /
Vnd wie ſie beſter maſſen
Gefuͤhrt den Witwenſtand.
WieWie endlich ſie in Frieden
Vnd ſelig abgeſchieden /
Dieß alles fall 'euch ein /
Vnd weint umb ſie von Hertzen
Nur ſeht daß ewre Schmertzen
Nicht gar zu heydniſch ſeyn.
Sie iſt der Welt entkommen
Vnd lebt bey allen Frommen
Vnd ihrem wahren Mann /
Der ewig ſie wird lieben /
Da ſie kein Leid betruͤben
Kein Tod entwenden kan.
Sie hat viel Jahr 'erreichet
Da manche jung verbleichet /
Vnd manche noch ein Kind:
Viel ſterben eh ſie leben /
Die Welt in der wir ſchweben
Wird ſelbſt noch Rauch und Wind.
WirWir muͤſſen mit den Jahren
Jhr alleſampt nachfahren /
Nur der iſt wol daran /
Der / wenn ſich ſeine Stunden
Des Todes nun gefunden /
Auch ſelig ſterben kan.