DEr Mey des Jahres Koͤnig lacht /
Die Sonne koͤmpt nur guͤldnerTracht
Des Morgens ſtets herauff gezogen
Vnd kroͤnt die Welt mit newer Zier /
Der Voͤgel Lufft-Capell koͤmpt ihr
Entgegen / wie im Streit / geflogen.
Der Wald belaubt ſich uͤberall /
Die Brunnen rinnen wie Criſtall /
Die Wolcken ſind wie weiſſe Seide:
Die Wieſen wie ein gruͤnes Fell /
Darauff Natura liecht und hell
Herein faͤhrt in geſticktem Kleide.
PanPan nimmt ſein ſiebesfaches Rohr
Amyntas ſeine Floͤht hervor
Vnd ſpielt den zarten Schaͤfferinnen:
Vnd Venus regt durch ihre Glut
Zugleich die Erde / Lufft und Fluht /
Die newes Leben itzt gewinnen.
Euch ſetzt die angenehme Zeit
Fraw Schollin in betruͤbtes Leid /
Muß euch zum harten Winter werden:
Jhr kommt umb ewers Troſtes Krohn
Jn dem ihr itzt den letzten Sohn
Auch uͤbergeben muͤſſt der Erden.
Nach jener Nainitinn Art
Der auch ihr Sohn genommen ward
Jhr Stab und beſter Schatz im Leben /
Was hilfft die Luſt der Gegend ihr
Wenn ihrer Seelen Luſt und Zier
Jhr Lentz der Grufft wird uͤbergeben?
DochDoch laſſt euch das nicht Wunder ſeyn /
Auff dieſer Welt iſt alles Schein /
Die beſte Luſt haͤlt in ſich Leiden /
Die Roſ 'iſt nie der Dornen frey /
Dem Honig wohnt die Biene bey /
Jch trawe ſorglich keinen Freuden.
Er / ſprecht ihr: liegt ſchon auff der Bahr
Vnd hat nur zwey und zwantzig Jahr /
Diß iſt des Lebens erſte Bluͤhte:
Seht itzt die Baͤum 'in Gaͤrten an /
Ein jeder traͤgt / ſo gut er kan /
Die allerſchoͤnſte Vorjahrs-Guͤte.
Was Hoffnung wird uns doch gemacht
Von ihrer Schleyer-weiſſen Pracht:
Die Fruͤchte / pflegen wir zu ſagen /
Erhaͤlt ſie GOtt / ſind ohne Zahl /
Die Aesſe werden nicht einmahl
Die groſſe Menge koͤnnen tragen.
EinEin Nachtfroſt regt ſich durch den Nord
Vnd ſtracks muß alle Hoffnung fort:
So hat kein Menſch ſich zu verlaſſen
Auff ſeiner Glieder ſtarke Krafft /
Der Tod / der ſonſt die Alten rafft /
Pflegt junge Leut 'auch anzufaſſen.
Vnd diß iſt / Fraw / euch gnug bekant /
Weil der Beweiß euch in die Hand
Zum andern mahl nun kuͤrtzlich kommen /
Zwar jenen nam die Frembde hin
Wofern ich recht berichtet bin /
Vnd dieſer wird euch hie genommen
Fuͤr ewren Mutter-Augen zwar
Ja auch aus ewren Armen gar /
Was Sorge lieſſt ihr unterwegen /
Was Lieb 'und Muͤtterliche Treu
Was Wachſamkeit und Artzeney?
Vmbſonſt / dem Tod' iſt nichts gelegen.
ErEr ſtirbt in ſeiner beſten Zeit
Wie ſehr ihr klaget / weint und ſchreyt /
Er hat vergebens laſſen ſchawen
Jn Maͤſſigkeit / in Froſt und Schweiß
Vnd trewer Arbeit ſeinen Fleiß
Hie wie zur Wild 'erſt und zu Cawen.
Jhr hofftet ihn gepaart zu ſehn /
Vmbſonſt / es wird nun nicht geſchehn /
Er laͤſſt im Himmel ſich nun trawen /
Jſt ſelber Chriſti liebſte Braut /
Dem er ſich glaͤubig hie vertraut /
Den kan er dort nun ſelbſt anſchawen.
Daß ihr daruͤber einſam ſeyd /
Wer kan dafuͤr? Was GOtt gebeut
Zu tragen / muß man auff ſich nehmen /
Jhm wiederſtehn hat groſſe Schuld /
Das allerbeſt 'iſt in Gedult
Sich ſeiner Vatter-Zucht bequemen.
AuchAuch miſſt ihr ihn nicht gantz und gar.
Dort ſteht dem HErren ſtill die Bahr /
Weib / ſpricht er: leg den Kummer nieder /
Du Juͤngling lebe wie zuvor /
Der hoͤrt und richtet ſich empor /
Er giebt ihn ſeiner Mutter wieder.
Dergleichen iſt itzt nicht im Brauch /
Doch dieß und weit ein mehrers auch
Sol euch am Ende wiederfahren:
Dann ſollt ihr euch mit Eltern / Mann /
Mit ewren Kindern / und fortan
Mit allen Frommen ewig paaren.