KOmm Jugend / du des Adels Luſt
Die / vieler Ahnen ihr bewuſt /
Vns Hoffnung ſcheint zu geben
Sie werd 'einmal das Vaterland
Durch Waffen oder durch Verſtand
Der groſſen Noht entheben.
Ja welche durch der Sinnen Glut
Mehr / als das Alter leidet / thut /
Vnd koͤmmt zuvor den Jahren /
Ja die durch Hoͤfflicheit und Trew
Als durch gerechte Zauberey
Durch aller Hertz kan fahren.
Mach dich zu dieſer Leichen her
Doch nicht ohn Klagen und Beſchwer
Ein edles Bild der Tugend /
Der Vnſchuld Blume liegt allhier /
Herr Pudewels die Bluͤt 'und Zier
Der Adelichen Jugend.
Was ihm geſchieht kan dir geſchehn.
Der Tod wird keinen uͤberſehn /
WennWenn ich ihn flieh 'und meide
Ob ich ihm ſo entkommen kan?
Er heckt in mir / ich zieh' ihn an
Zugleich mit meinem Kleide.
Was? kommen wir an dieſes Liecht
Stracks fehlt es an dem Tode nicht /
Er wird mit uns gebohren /
Beginnt das Leben nur / O Noht!
So hat des Lebens Feind der Tod
Bereit ihm abgeſchworen.
Schuͤtz deinen Adel hie nicht vor.
Er giebt auch Koͤnigen kein Ohr.
Jſt iemand außerleſen /
Groß von Gebluͤt / von Ahnen reich.
Jch mein 'Herr Pudwels iſt ihm gleich
An dieſem Ort geweſen.
Sind Graffen des Geſchlechtes Ehr '/
Es fuͤhren wenig ihrer mehr
Als er zwar auff kan weiſen;
Was red' ich von Baronen viel
VndVnd was von andern / die mein Spiel
Zu unwehrt iſt zu preiſen.
Vnd gleichwol / als ſein Stuͤndelein
Sich nun er aͤugte / gieng er ein /
Er liegt da umb gehawen /
Wie wir die Blumen dieſer Zeit /
Dafern man auff den Wieſen meyt /
Mit abgeſchnitten ſchawen.
Fuͤhrſt du dein zartes Alter an;
Ob er dieß auch nicht zeigen kan /
Vier ſind der Jahr und zehen
(Jſt dieſe kurtze Zeit doch kaum
Des Lebens Schatten oder Traum)
Daß ihn die Welt geſehen.
Der Ehren-Durſt / die Kunſt-Begier?
Die iſt ſo fewrig kaum bey dir.
O haͤtt 'er moͤgen leben /
Er haͤtte keinem / wer er ſey /
Zu Kunſt und Weißheit mancherley
Nur das zuvor gegeben.
KeinKein Roß iſt von ſo groſſer Macht
Er haͤtt 'es unter ſich gebracht /
Kein ritterlicher Degen
Er waͤre worden ihm ein Spiel /
Hierzu waͤr' ihm der Reiſen Ziel
Auch Welſchland nah gelegen.
Er haͤtt 'in Franckreich ſich gewand /
Jn Spanien und Engelland /
Was ſol ich Holland ſchweigen?
Antwerpen / Frieß - und Deutſchland Wien
Vnd wo man ſonſt pflegt hin zu ziehn
Haͤtt' ihm ſich muͤſſen zeigen.
Was waͤr 'auff aller Tugend Bahn
Jhm nicht geworden unterthan /
Voraus als er gekommen
Zu dieſem Gluͤck zu dieſer Ehr
Daß er eine Zucht und Lehr
Jſt worden auffgenommen
Vnd in gemeinen Vnterricht
Mit deinem Sohn / du Preuſſens Liecht
VndVnd Haupt im Ober-Rahte /
Der Eylenburger Pracht und Zier
Herr Gottfried / die Fug danckt 'er dir
Die er zu lernen hatte.
Durch dich ward ihm der Weg gezeigt
Den man zu aller Hoheit ſteigt /
Du ſuchteſt ſie zu paaren
Alſo in Kunſt und Wiſſenſchafft
Wie sie einander gleich an Krafft.
Vnd zartem Alter waren.
Jhr 'Eintracht bloß war dein Gewinn.
Sie wuchſen auch in einen Sinn /
Sie zween' in einem Hertzen /
Vnd machten ein gewuͤnſchtes Band
Das keine Zeit haͤtt 'ie getrannt
Nicht Liebe weder Schmertzen.
Was man den Alten glauben muß
Von Theſeus und Pirithous
Was Maro giebt zu leſen
Von Niſen und Euryals Trew
DasDas waͤren ſie ohn Heucheley /
Wenn ſie gelebt / geweſen.
Der Tod hat uns den ſchoͤnen Bund
Vnd dieß Exempel mißgegunt.
Was? trennt er dieſe Flammen?
Mit nichten / wie die liebſten Freund
Jn ihren Leben ſich geeint
So ſterben ſie zuſammen.
Sie beyd 'empfinden eine Ruh /
Ein Grab deckt / halt' ich / beyde zu
Sie ſind dort beyd 'in Frieden /
Sehn beyde GOtt ihr wahres Liecht
Vnd werden voneinander nicht
Nun ewiglich geſchieden.
Geht Freundſchafft Trew und Liebe geht
Sucht wie ihr ihren Sarg erhoͤht /
Pfluͤckt von der Frucht des Lentzen
Sucht ihr Gebein mit Majoran
Violen Roſen Tulipan
Anmuhtig zu bekraͤntzen.
JnJn deſſen das der Nymffen Schar
Nicht ohn geheule folgt der Bahr
Jn ſchwartzen Trawer-Binden /
Die Huld Goͤttinnen da und hie
Zerſtrewet ſuchen gehn / ob ſie
Wo einen Leich-Stein finden.
Darein ſieh hawen dieſe Wort:
Halt heilig / Wandrer / dieſen Ort /
Hie liegen her begraben
Zwey edle Hertzen welche ſich
Jm Tod 'und Leben inniglich
Nach Wunſch geliebet haben.