PRIMS Full-text transcription (HTML)
Schuldige Troſt-Reime Bey ſehr fruͤhzeitigem und dannenher hochbetraurlichem wiewol ſeligem Ableiben Des weiland Lieb - und Hoffnung-reichen Knaben Albrechts / Des WolEhrenveſten / Großachtbarn und Hochgelarten Herrn Valentin Thilen /
Philoſoph. M. auff hieſiger loͤblichen Hohen - Schulen Eloquentiæ weitberuͤhmten Profeſſoris Publici und Senatoris Hertzliebſten einigen Sohnes /
Welcher im 14. Jahr ſeines Alters 1657. 29. Wintermon. ſanfft und ſelig im HErrn entſchlaffen und den 2. Chriſtmon. Chriſt - lichem Brauche nach in der Altenſtad Koͤnigsberg der Erden eingebracht worden.
Koͤnigsberg /Gedruckt durch Johann Reuſnern.
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MJt allem was ich liebe
Bezeug ich es / Herr Thiel /
Daß ich dir gern was ſchriebe
So gut und troͤſtlich fiel '
Jn deinem groſſen Leiden
Da auch dein einger Sohn
Das letzt' in deinen Frewden
Jetzt eilet tod davon.
Wann ich die Krafft nur haͤtte.
Jch komme niemals ſchier
Von meinem ſiechen Bette /
Wo wil es hin mit mir?
Die groſſe Zahl der Lieder
Die Arbeit Tag und Nacht
Wirfft
Wirfft mein Vermoͤgen nieder
Daß ich werd hingebracht.
Doch wil ich es nicht achten /
Jch wil in deiner Pein /
Vnd ſoltt 'ich auch verſchmachten /
Dir dennoch dienlich ſeyn /
Sehn ob ich kan zernichten
Den Gram das wilde Thier /
Was ich nicht kan verrichten
Das wircke GOtt in dir.
Zwar nun iſt dir genommen
Warumb wir in den Stand
Der suͤſſen Heyraht kommen
Der Liebe beydes Pfand /
GOtt laſſe dich uns leben /
Doch ſolſt du gutte Nacht
Der Satzung nach / uns geben /
Fuͤr wen haſt du gewacht?
Fuͤr wen hat deine Jugend
Erlernt der Kuͤnſte Grund
Erworben alle Tugend
Vnd den beredten Mund /
Der
Der beſſer nie kan werden /
Nicht ſelten uns ergetzt
Ja Haͤupter dieſer Erden
Jn Schrecken faſt geſetzt?
Wer erbt nach deiner Leichen
Der Buͤcher ſchoͤne Zahl?
Dieß / mein ich / und dergleichen
Jst deines Hertzens Qual:
Doch wirſt du in dich gehen /
Vnd greiffſt die Weisheit an /
Kein Troſt wird dir entſtehen
Jch weis du bleibſt ein Mann /
Vnd in der Tugend Schrancken /
Woltt 'auch Natura gleich
Vnd ſelbſt der Himmel wancken
Die Sterne wuͤrden bleich.
Du weiſſt daß unſre Sachen
Gehet wie es GOtt gefaͤllt.
Er weis es wol zu machen /
Sein iſt die gantze Welt.
Er heiſſt uns alle kommen
An dieſes Sonnen-Licht /
. Wird
Wird jemand hin genommen
Ohn ihn geſchieht es nicht.
Daß uns derKrieg verheeret
Vnd ſich der Friedens-Stand
Jetzt wieder zu uns kehret
Dieß koͤmpt durch ſeine Hand.
Er heiſſt die Seuche kommen /
Jhr habet ewer war
Mit hoͤchſtem Fleiß genommen /
Wer liebt auch die Gefahr?
Daß dieſe Kinder beyde
Getroffen muͤſſen ſeyn /
Herr / dir zum groſſen Leide /
Wer findet ſich darein?
Wo ſiehest du nicht waltten
Den Sturm der Eitelkeit?
Die Jungen ſampt uns Altten
Wir ſind ein Raub der Zeit.
Fuͤnff Kinder hab 'ich lauffen
Die lieb ich auch zwar ſehr /
Dald hab' ich von dem Hauffen
Auch muͤglich keines mehr.
Wie
Wie wenn dein Heyraht-Bette
Nicht Erben koͤnnen ziehn
Dich nie erfrewet haͤtte?
Den ſo ſtarb Robertihn.
Der alle ſeine Reiſen
Sein lernen fruͤh und ſpat
Vnd was an ihm zu preiſen
Vmbſonſt verrichtet hat.
Wo moͤgen ſeine Buͤcher
Die ſchoͤnen Buͤcher ſeyn?
Der Sarg die Leinen-Tuͤcher
Die blieben ihm allein.
Vnd ſo ſind auch verſtorben
Baud / Scaliger und mehr
Die ihnen nichts erworben
Als ſchnoͤden Rhum und Ehr '.
Auch waͤr er leben blieben
Dein Albrecht / welches Hauß
Muß endlich nicht verſtieben?
Die Reiche gehen aus.
Wir leben an dem Ende /
Was nuͤtzt 'es mir zuletzt
Haͤtt
Haͤttt 'ich gleich alle Staͤnde
Mit meiner Frucht beſetzt?
Du haſt die Liebſten beyde
Zu GOtt voraus geſand /
Da haben Sie nun Frewde
Vnd allen Wolluſt-Stand /
Du darffſt fuͤr ſie nicht ſorgen
Noch fuͤr ihr wol ergehn /
Da wir heut oder morgen
Bekuͤmmert ſolten ſtehn.
Die Zeit kan wieder kommen /
Da iederman ſein Kind
Gern da ſaͤh hin genommen
Wo dieſe Liebſten ſind.
Du haſt viel andre Kinder
Gezeuget durch Verſtand
Die Buͤcher / die nicht minder
Dich breiten durch das Land.
Dir einen Nahmen geben
Das faͤhrſt du gleich von hier /
Jn Ewigkeit kanſt leben
Jn unverwelckter Zier.
So
So haſt du auch die Samen /
Der nimm dich ferner an /
Vnd mach dir einen Nahmen
Wie du bißher gethan
Mit Vaͤterlicher Pflege.
Sprich deiner Liebſten zu
Daß ſich ihr Kummer lege.
Wirſt du der Noht nicht Ruh
Dem Gram kein Ende machen /
Du ſolteſt uns entgehn;
Weh unſrer Schulen Sachen!
Wie klaͤglich wird ſie ſtehn!
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TextSchuldige Trost-Reime Bey sehr frühzeitigem und dannenher hochbetraurlichem wiewol seligem Ableiben Des weiland Lieb- und Hoffnung-reichen Knaben Albrechts/ Des ... Herrn Valentin Thilen/ Philosoph. M. auff hiesiger löblichen Hohen-Schulen Eloquentiae ... Professoris Publici und Senatoris ... Sohnes
Author Simon Dach
Extent9 images; 713 tokens; 443 types; 4542 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationSchuldige Trost-Reime Bey sehr frühzeitigem und dannenher hochbetraurlichem wiewol seligem Ableiben Des weiland Lieb- und Hoffnung-reichen Knaben Albrechts/ Des ... Herrn Valentin Thilen/ Philosoph. M. auff hiesiger löblichen Hohen-Schulen Eloquentiae ... Professoris Publici und Senatoris ... Sohnes Welcher im 14. Jahr seines Alters 1657. 29. Wintermon. ... entschlaffen und den 2. Christmon. ... in der Altenstad Königsberg der Erden eingebracht worden Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1657.

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 100 in: Yi 851-3http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=63603318Xhttp://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002EEB00000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:59:59Z
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