PRIMS Full-text transcription (HTML)
Klag - und Troſt-Reime / Bey ſeligem Ableiben Des Weiland Edlen / Groß-Achtbaren und Hochgelartten Herrn Reinhold Langerfelds
Beyder Rechten D. und der loͤblichen Alt - ſtad Koͤnigsberg wolverordneten Rahtsverwandten /
Welcher im 40ſten Jahr ſeines Altters / nach langwie - riger Kranckheit ſanfft und ſelig im HERRN 1658. 20. Newjahrſmon. eingeſchlaffen / und 24. darauff Chriſtlich und anſehnlich in der Altſtad der Erden einge - bracht worden /
Koͤnigsberg /Gedruckt durch Johann Reuſnern.
WEr ewer Leid ſich untterſteht /
Fraw Langerfeldiñ / zu beſchreiben /
Ob er gleich ſeinen Sinn erhoͤht
Biß an die liechten Himmels-Scheiben /
Der zehlt die Wellen in der See
Vnd dieſen tieffen Jenner-Schnee.
Wir alle wundern uns fuͤrwar
Daß ihr noch Kraͤffte koͤnnet haben /
Nicht duppelt ewres Mannes Baar
Vnd werdet gleich mit ihm begraben /
Denn ewre Trew und Wachſamkeit
Die wird geprieſen weit und breit.
So viel ich merck 'hat euch das Gluͤck
Zu ſeinem Ball und Spiel erleſen /
Jhr muͤſſt das Ziel ſeyn ſeiner Tuͤck
Wo eine vormals iſt geweſen:
Was Frewde war zu jener Zeit
Als ihr ihm wurdet zu getrewt?
Wir hielten ſelig ewren Stand /
Kein wehrtes Kind in dieſen Staͤdten
War / ſo in ſolch ein Heyraht Band
Nicht froͤlich haͤtte ſollen tretten.
Was hielte Roberthin davon
Er unſrer Freundſchafft thewre Kron?
Er ſprach: Wenn nun der Adersbach
Der liebe Greiß uns ſoltte leben /
Was wuͤrde dieſe Heyraht-Sach
Jhm fuͤr Gewinn und Frewde geben?
Denn warlich ſeiner Gaben Wehrt
Hoch uͤber Mund und Federn faͤhrt.
Jch weis ſie gar nicht an zu ziehn /
Sucht 'jemand bey ihm einen Pohlen?
Hie fand er einen / und durfft ihn
Nicht aller erſt aus Cracow holen /
Ein ſchoͤnes zierliches Latein?
Das war bey ihm gewuͤnſcht und rein.
Wo laſſ 'ich Franckreich / Engeland /
Rom / Napels / die Venetianen /
Der Land und Sprach ihm war bekant
Gleich wie ein klarer See den Schwanen /
Wo bleibt der Deutſchen weiſes Reich?
Das kantt' er unſerm Preuſſen gleich.
Kein hohe Schul war uͤberall
Er hat derſelben ſat genoſſen /
Vnd was daſelbſt der Muſen Sal
Jhm eingeſchenckt / in ſich gegoſſen
So durſtig als kaum eine Bien
Wenn ſie nach Honig aus mus ziehn.
Daher auch aller Rechte Grund
Vnd was man irgends weis zu leſen
Jhm ſo genaw und trewlich kunt /
Als mir mein Reim nicht nicht iſt / geweſen /
Dazu ſein reiffes Vrtheil kam!
Das Altten auch die Schaͤrffe nam.
Wer ließ ſich jemals mit ihm ein
Jm Schertzen oder ernſten Sachen
Vnd muſte nicht bezaubert ſeyn
Nicht ſich verwundern oder lachen?
Der lebte ſeinen Sinn und Fleiß
Der gab ihm des Gedaͤchtnis Preiß
O Vngluͤck daß das Vaterland /
Nicht wie es ſolte / ſein genoſſen /
Vnd daß der hohen Kuͤnſte Pfand
Mit Lethen Fluth wird uͤbergoſſen /
Daß Koſten Arbeit und die Zeit
Zugleich mit ihm ſind abgemeyt.
Zwar Ehr und Gluͤck verfolgten ihn
Vnd ſuchten ſich vor ihm zu ſchmiegen /
Jhn nach Verdienſt hervor zu ziehn /
Durch Satzung woltt 'es ſich nicht fuͤgen /
Biß daß die Kranckheit auff ihn ſtieß
Die endlich nimmer von ihm ließ.
Es hat kein fern entlegnes Bad
Noch die Artzney ihn koͤnnen heilen /
Wes ewre Trew und Pflege that
Wuſt ihm nicht Rettung zu ertheilen /
Wiewol ihr fleisſig Tag und Nacht
So lange Zeit her ihn bewacht.
Jetzt liegt er da der edle Mann /
Der Fuͤrſten haͤtte koͤnnen zieren
So fruchtbarlich als jemand kan
Der eh ſein Leben wil verlieren
Als ſein Gewiſſen daß ihm rein
Von Vngerechtigheit muß ſeyn.
So ungluͤckhafft ſeyd ihr nun / Fraw /
Jhr meintet ſeiner zu genieſſen /
Seht aber ewrer Hoffnung Baw
Wo iſt er hin? gantz umbgeriſſen /
Der Tod hat ihn dahin gefuͤhrt
Von da kein Ruͤckweg wird geſpuͤrt.
Er ewrer ſchoͤnen Tugend Lohn
Mus nun zu Aſch und Schatten werden /
Vnd ewres Hauptes edle Krohn
Jſt euch gefallen auff die Erden /
So iſt das Weſen dieſer Zeit
Nichts als Verluſt und Eitelkeit.
Wofern ihr aber noch dazu
Euch wolttet auff den Kummer legen /
Euch umb ihn freſſen ohne Ruh
Vnd keinen Troſt ſich laſſen regen /
So thaͤtet ihr ohn Streit und Liſt
Was eitler noch als eitel iſt.
Hebt ewer Hertz zu GOtt empor /
Ergebt euch ſeinen Vater Haͤnden /
Vnd tragt ihm ewer Leiden vor
Er weis es / und kein Menſch / zu wenden.
Gedenckt wie ewre Jugend war
Vnſtraͤfftich als die Sonne klar.
So leiden ſol anſtat der Pein /
Vns die wir Chriſten ſind von Hertzen /
Ergetzlicheit und Frewde ſeyn /
Laſſt denen ihre Straffe ſchmertzen /
Wenn ſie die ſtrenge Rache plagt
Die heimlich ihre Bosheit nagt.
Offt zieh 'ich ewre Demut an /
Die laſſet letzt am meiſten ſchawen /
Seyd GOtt beſcheiden untterthan /
Wie grawſam er auch ſcheint zu hawen /
Dieß iſt das Mittel wenn er ſchlaͤgt
So zum erbarmen ihn bewegt.
Gedenckt an ſeines Leidens Zahl
Vnd was der Selig 'ausgeſtanden
Eh als er frey ward ſeiner Qual
Hie war kein Mittel ſonſt vorhanden /
Was hilfft auch wol in ſolcher Noht
Als / des er offt begehrt / der Tod?
Jetzt mattet ihn kein Huſt mehr ab
Jetzt ſchlaͤfft er ſicher und ohn Sorgen /
Bedecket durch das leichte Grab
Biß an des ewign Lebens Morgen /
Vnd lobet den in Ewigheit
Der ſeiner Kranckheit ihn befreyt.
Gebt euch / Fraw Heſſinn / auch darein /
Hie iſt Standhafftigkeit zu uͤben /
Jhr wiſſt ohn Creutz kan niemand ſeyn
Der GOtt fuͤr andern pflegt zu lieben /
Bey welchen er der Ruthen ſpart
Die ſind gewißlich Baſtart Art.
Herr Adersbach ihr ſeyd ein Mann
Gebt deſſen uns anjetzt ein Zeichen /
Vnd nehmt die Art der Palmen an
Die keiner Laſt des Wetters weichen /
Jhr wiſſt daß nichts in dieſer Welt
Den Stich / ohn GOtt der Hoͤchſte / haͤlt.
Vorans / Fraw Adersbachinn / ihr /
Jch mein 'ihr habt dieß ſchnoͤde Leben
Erkant / der Dinge falſche Zier
Hat ſich zu ſchmecken euch gegeben /
Jhr ſeht wie Redlicheit und Trew
Allhie in keinem Gluͤcke ſey /
Jn keinen Sachen dieſer Zeit.
Wie Dampff und Rauch muß alles ſchwin -den /
Jn GOtt nur iſt Beſtaͤndigkeit /
Trew / Glaub 'und alle Rhu zu finden /
Dem hanget an / ſo koͤnnt ihr ſtehn /
Soltt' Erd und Himmel gleich vergehn.
[figure]

About this transcription

TextKlag- und Trost-Reime/ Bey seligem Ableiben Des ... Herrn Reinhold Langerfelds Beyder Rechten D. und der löblichen Altstad Königsberg ... Rahtsverwandten
Author Simon Dach
Extent9 images; 986 tokens; 588 types; 6173 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationKlag- und Trost-Reime/ Bey seligem Ableiben Des ... Herrn Reinhold Langerfelds Beyder Rechten D. und der löblichen Altstad Königsberg ... Rahtsverwandten Welcher im 40sten Jahr seines Altters/ nach langwieriger Kranckheit ... 1658. 20. Newjahrsmon. eingeschlaffen/ und 24. darauff ... in der Altstad der Erden eingebracht worden Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1658.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 104 in: Yi 851-3http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=636086372http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002F0400000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

Diese Transkription wurde automatisch durch OCR erfasst.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T10:59:59Z
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Dieses Werk ist gemeinfrei.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany
Shelfmark104 in: Yi 851-3
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