JCh muß und ſol mit Reime ſchrei -ben /
Sie moͤgen Ernſt ſeyn oder Spiel /
Auch meines Altters Zeit vertreiben /
Weil mein Geſtirn es haben wil:
Denn dieſes hat mir aufferlegt
Die Satzung die uns zwingt und regt.
Doch zuͤrn 'ich jetzt mit meiner Geigen /
Jch ſehe ſie mit Vnmuth an
Vnd nehm' Apollo ſelbſt zu Zeugen
Sampt allem was mir lieb ſeyn kan:
Daß ich ſie / wehrter Herr Polkein /
Muß ſtimmen ewren Thraͤnen ein /
VndVnd ewer liebſtes Hertz beklagen.
Der ſchwancke Lieb und die Geſtalt
Muß die ſchon werden hingetragen /
Liegt dieſe Schoͤnheit blaß und kalt /
Die allen reichen Vorjahrs Pracht
Durch Anmuth ſchamroht hat gemacht.
Wo iſt die Zier in den Geberden?
Muß dieſe Huld und Freundlicheit
So bald dem ſchwartzen Grabe werden?
Was hat doch denn Beſtaͤndigheit?
Vnd welches iſt worauff ein Mann
Mit ſichrer Hoffnung fuſſen kan?
Es ſind eilff Jahr herumb gelauffen /
Als ihr euch ſie erſt beygelegt /
Da fand die Frewde ſich mit hauffen /
Da ward der Hoffnung Grund gelegt /
Jhr wuͤrdet mit ihr ohn Gefahr
Weg leben auch ein dreiſſig Jahr.
Die Rechnung hat euch ſehr betrogen /
Jhr Leben und geſunde Krafft /
VorausVoraus das Gluͤck hat Euch gelogen /
Der Tod hat Sie ſchon weggerafft /
Sie iſt und bleibet Rauch und Wind
So lang des Himmels Tage Sind.
Die beyden Soͤhn 'hat Sie gebohren /
GOtt laſſe ſie euch troͤſtlich ſeyn /
Die Mutter haben ſie verlohren /
O welch ein Schatz geht ihnen ein /
Die ihre Hut und Pflege war
Die lieget todt ietzt auff der Bahr.
Sie ſcheinen es auch zu verſtehen /
Jſt ihrer Jahre gleich nicht viel /
Man ſiehet ſie betruͤbet gehen:
Den Kindern iſt gemein das Spiel /
Das haſſen ſie / denn ihre Zier
Die Mutter die iſt nicht mehr hier.
O Mutter hoͤret man ſie ſchreyen:
Wer nimmt nun alſo unſer war?
Wer meinet uns mit ſolchen Trewen
Als Jhr gethan habt immerdar?
NichtsNichts iſt uns Ewrer Liebe gleich
Vnd waͤr 'es auch ein Koͤnigreich.
Vnd wenn wir noch erwachſen waͤren
Vnd duͤrfftrn keiner Pflege mehr.
Rinnt haͤuffig rinnt / ihr heiſſe Zehren /
Wir klagen / Sie iſt ohn Gehoͤr /
Ohn Lebenſ-Krafft / ohn Sinn und Licht
Vnd denckt an dieſe Welt mehr nicht.
War iſts der Kinder beſte Pflege
Sind trewe Muͤtter allezeit /
Weil ſie auff ſie ſehn alle wege
Mit hoͤchſter Lieb und Embſigheit /
Ein Vater ſorgt fuͤr Stad und Hauß /
Geht auff den Marckt und ſonſten auſ /
Muß Handel und Gewerbe treiben /
Hat Vormundſchafft / geht in den Raht
wofern er wil behalten bleiben /
Giebt offt dem Eſſen ſchier nicht ſtat /
Vnd ſieht die Kinder ſelten an
Als waͤr er ſchier ein frembder Mann.
EinEin trewes Weib iſt wie die Schnecke
Die ſtets / wohin ſie ſich auch macht /
Bleibt unter ihres Hauſes Decke /
Da nimmt ſie das Geſind in acht /
Vnd wehret ab durch Guͤt und Zwangk
Die Vntrew und den Muͤſſiggank /
Dann zieht ſie allen andern Sorgen
Den Mann und auch die Kinder vor /
Sie lenckt umb Abends Zeit und Morgen
Hieher Gedancken Hertz und Ohr /
Jhr Sinn und alles was ſie ſucht
Jſt die getrewe Kinder-Zucht.
Vmb die / ihr Zarten / ſeyd ihr kommen /
Sie ewer beſter Schatz iſt hin /
Sie ewre Luſt iſt euch genommen /
Nehmt zu an Jahren und Gewinn /
Erwerbet Anſehn Gluͤck und Ehr /
Die Mutter ſeht ihr nimmermehr.
Jhr Leichnam wird der finſtern Erden /
Die Seele ſchwinget ſich empor
VndVnd muß dem Himmel wieder werden /
Da mehret ſie der Frommen Chor /
Singt ewig Chriſto Danck und Ehr /
Vnd denckt an dieſe Welt nicht mehr.
Jhr moͤget hin nach ihr euch ſehnen /
Thut was euch lehret Lieb und Trew /
Sie kehrt ſich nicht an ewre Thraͤnen /
Vmbſonſt iſt ewer Angſt-Geſchrey /
Geht liebt euch bey dem Vatter ein
Der wird euch Schutz und Zuflucht ſeyn.
Er ſieht euch an nicht ohn Bewegen /
Die Mutter faͤllt ihm allzeit ein /
Die wird ihm das Gebluͤte regen /
Zu lieben euch ihr Bild allein /
Was aber er denn nicht thun kan
Koͤmpt auff den hoͤchſten Vatter an.
Der giebt uns ſeiner Engel-Scharen /
Der groſſes Feſt wir jetzt begehn /
Voraus die Kinder zu bewahren /
Die werden fleiſſig umb euch ſtehn
DamitDamit Jhr koͤnnet ſicher ſeyn
Fuͤr aller argen Liſt und Pein.
Was wollet / Herr / deñ ihr auch machen?
Wem maͤſſet ihr hie bey die Schuld?
Jhr ſeht / dieß ſind des Hoͤchſten Sachen
Den ehrt mit Demuth und Gedult /
Er weiß umb unſer Ziel gar wol /
Wenn Er uns ſterben laſſen ſol.
Als Sie in ewer Hauß gekommen /
Was Anmuth und Begnuͤgen Jhr
Aus ihrer Jugend eingenommen /
So iſt Euch doch bey aller Zier
Geweſen kunt und offenbar /
Auch dieſes / daß Sie ſterblich war.