Vnd / Fraw / jhr / fuͤhret ſchon Ge -ſchrey
Daß euer Troſt euch muß erkaltẽ /
Kein volles Jahr iſt noch vorbey /
Seit daß jhr Hochzeit habt gehalten.
Wer haͤtte dazumahl gedacht /
Der Mann ſoltt 'euch ſchon jetzt verbleichen /
Er hat geſchertzt getantzt gelacht /
Wer war an Farb' jhm da zu gleichen?
Sein Haupt war graw / doch ſein Geſicht
Schien 'als fuͤr Froͤlichheit zu glaͤntzen
So roͤhtlich wie das MorgenLicht
Vnd wie die rohte Roſ' im Lentzen.
Er hat nach dem auch nicht geklagt /
War friſch an Kraͤfften vnd Geberden /
Druͤmb hofftet jhr bey jhm betagt
Vnd an dem Alter reich zu werden
NeinNein / vnſer Schluß vnd Hoffnung tꝛeugt /
Der Tod kan vnvermerckt ſich finden /
Wenn alles ſich geſund eraͤugt /
Muß offt das Leben heimlich ſchwinden.
Er nimmt die Glieder feindlich ein
Vnd wohnt bey vns in dem Gebluͤte /
Dan kan jhm leicht ein Vrſach ſeyn
Was irgends reitzet das Gemuͤte.
Zorn / Hoffnung / Vnmuht / Froͤlichheit
Tranck / eſſen / Lieb vnd andre Sachen
Voraus die ſchnelle Flucht der Zeit
Kan ploͤtzlich vns das Ende machen.
Er rafft vns alleſampt nur fort
Den einen heuͤt den andern morgen /
Kein Menſch weiß wie an welchem Ort
Er muͤſſe ſeiner ſich beſorgen.
Jm Kriege meinet ein Soldat
Es werd jhn eine Kugel faͤllen /
Ein Schiffer ſucht fuͤr Schiffbruch Raht
Daß er nicht vmbkomm in den Wellen.
DerDer forſcht die Linien ſeiner Hand
Sich ſeines Endes zu beſcheiden /
Der der Geburts-geſtirne Stand /
Ob er den Tod noch koͤnne meiden.
Er aber ſchluckt vns ſaͤmptlich ein
Offt eh wir ſeiner innen werden /
Den bringt das Fieber / den der Stein /
Den andre Kranckheit in die Erden.
Wir muͤſſen Kinder / Weib vnd Hauß
Sampt allem endlich uͤbergeben /
Die Welt treibt ſelber vns hinaus
Vnd klagt wann wir zu lange leben.
Wie eine Jungfraw allezeit
Nach newen Muſtern lieber trachtet /
Jm gegentheil das alte Kleid /
Wie gantz es jmmer ſey verachtet.
So wechſelt auch der Weltkreiß ab
Legt vns ſein altes Muſter nieder /
Vnd wie aus Eckel in das Grab
Vnd nimmt jhm newe Menſchen wieder.
WasWas haͤufft der Geitz ſo großes Gut
Vnd wird ſo bald darnach begraben?
Wer keine lange Reyſe thut
Der darff nicht großes Zehrgeld haben.
Naͤhm 'ich bis Bladia von hier
Viel Speiß und muͤſte ſie verlaſſen
Wo unter Wegens / waͤr' es mir
Nicht große Thorheit aller maſſen?
Wem GOtt auß lieber Hand beſchert
Was unſre Nothurfft heiſcht im Leben /
Wird nicht durch Vberflus beſchwert /
Kein Stoltz wird jhm das Hertz erheben.
Er hat in allem freyen Muth /
Weis Troſt und Hoffnung leicht zu faſſen
Vnd kan zu letzt ſein kleines Gut /
Holt Gott jhn heim / auch bald verlaſſen.
Wo aber wil mein Klag-Lied hin?
Fraw / ich ſol ewren Stand berewen /
Jhr fuͤhrt mit recht betruͤbtem Sinn /
Das Gluͤck meint kein mal euch mit trewen.
EsEs liebt 'euch vormahls Herr Bazehl /
Ein Mañ von ſchoͤner Kunſt und Tugend
Die Guͤte ſelbſt die fromme Seel /
Ein Vnterricht gelehrter Jugend /
Die jetzt nach jhm noch klaͤglich thut.
Wie ſeelig wart jhr da zu ſchaͤtzen /
Jhr wuſtet allem Geld 'und Gut
Sein trewes Hertz weit vor zu ſetzen.
Als er in keuſcher Heyrath-Pflicht
Mit euch ſich wolte laſſen trawen /
So eylet er aus dieſem Licht
Vnd ſetzet euch in Gram und Grawen.
Wie klaͤglich ward von euch gethan /
Jhr ſcheint zu haſſen dieſes Leben /
Vnd haͤttet durch die finſtre Bahn
Jhm gern da das Geleit gegeben.
Durch dieſe Heyrath ſchien 'euch Gott
Gewiſſen Troſt noch zu ertheilen /
Vnd ſeht ein unverhoffter Tod
Heiſſt den Mann auch von hinnen eilen.
ErEr war euch gantz von Hertzen hold /
Jhr legtet jhm den Wieder-Willen /
Was jhr gewuͤnſcht hat er gewolt /
Jhr wuſtet jhm ſein Hertz zu ſtillen.
Sein Sinn ergab dem ewren ſich /
Vnd wuſte ſonſt nicht Ruh zu finden /
Wie ſorgt er fuͤr euch / ſonderlich
Auff die Zeit die euch ſol entbinden?
Jch / ſprach er: folg 'hie ewrem Rath
Vnd laſſ' euch / Hertz / hierinnen walten
Hie oder aber in der Stadt /
Wo wollet jhr die Wochen halten?
Nun er iſt weg / der trewe Mann /
Was Leid iſt euch hiedurch geworden!
O ziehet Trawer-Kleider an /
Vnd trettet in den Wittwen-Orden.
Gedenckt es wird ein jeder nun
An Euch auch Ritter wollen werden /
Euch / wo er weiß / verdrießlich thun /
Denn ewer Schutz liegt in der Erden.
WiſſtWiſſt aber / Gott nimmt ewer war /
Der Vater aller / die verlaſſen
Vnd ſeiner Trew ſich immerdar
Geduͤltig wiſſen an zu maſſen.
Wagt es auff jhn mit freyem Muth /
Vnd traget ewer Creutz beſcheiden /
So euch den jemand Drangſal thut
Den wird Er wiederumb beleiden.
Sein Hauß wird wieder wuͤſte ſtehn /
Sein Weib zu einer Witwen werden /
Sein Same gantz verwaiſet gehn /
Ein Grewel und ein Fluch auff Erden.