PRIMS Full-text transcription (HTML)
Einfaͤltige Klag - vnd Troſt-Reime Bey des Weiland Wol-Ehrwuͤrdigen / Groß-Achtbarn vnd Hochgelahrten Hn. Michael Behmen /
der H. Schrifft Doct. vnd bey hieſiger Hohen Schulen Profesſ. Publ. auch der Theol. Facultaͤt p. t. Decani &c. eligem wiewol betrawrlichem Ableiben An Die Hochbetruͤbten Hinterlaſſene geſchrieben
1650. den 6. Herbſtmonat.Koͤnigsberg /gedruckt durch Johann Reuſner.
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O Eitelkeit / was ſetzeſt du
Mir Armen ſo ohn Ablaß zu?
Muß ich denn nimmer von dir ſchweigen /
Hab ich der thewren Zeit ſo viel?
Legt Diamant ſich vmb mein Spiel
Daß ich nur Fall vnd Tod muß geigen?
Es ſog des harten Fiebers Glut
Mir aus den Adern alles Blut /
Du wareſt doch vmb mich zu ſpuͤren:
Jch ſchrieb / wenn gleich die Kaͤlte mich
So ſehr zu ſchuͤttern pflag / daß ich
Nicht eins die Feder kunte fuͤhren.
Jetzt
Jetzt ſtaͤrckt ſich wieder die Natur
Doch hang ich in den Knochen nur
Vnd rede kaum ein Wort fuͤr Keichen:
Du aber ſtellſt dich jmmer ein /
Mein Dienſt muß angeſprochen ſeyn
Bey der bald / bald bey jener Leichen.
O dorfft 'ich doch bey dieſer nicht
Erweiſen meiner Freundſchafft' Pflicht /
Vnd vns Herr Behm noch moͤchte leben /
Der / Eitelkeit / auff dein Gebot
Mit ſeines Hauſes groſſen Noht
So fruͤh von hinnen ſich begeben.
Was geht doch die Natur jetzt an?
Sein Vater / der ſo thewre Mann /
Starb alt nach zehn mahl ſieben Jahren /
Nur acht vnd dreiſſig zehlt der Sohn
Jſt allzeit kranck vnd muß auch ſchon
Jn ſchneller Flucht von hinnen fahren.
Zwar
Zwar nach den Gaben mannigfalt
Vnd dem Gemuͤte war er alt /
Jch kenn in etwas ſeine Jugend /
Vnd weiß / wie geiſtig vnd belebt
Er hie vnd anders wo geſtrebt
Nach guter Wiſſenſchafft vnd Tugend.
Biß Wittenberg den hoͤchſten Grad
Der Ehren jhm ertheilet hat
Jn Gottes vnerforſchten Dingen:
Wie offt hab 'ich jhm zu gehoͤrt
Wenn ſeine Predigt hat gelehrt
Was durch die Seele pflag zu dringen.
Jn maſſen ſein beredter Mund
Nicht mir nur ſondern allen kunt /
Wie man den Honig-ſeim ſieht flieſſen
So floß auch alles was er ſprach /
So bald der guͤldnen Worte Bach
Aus jhm ſich anhub zu ergieſſen.
Wie
Wie ſehr vergnuͤgt er deinen Sinn /
O du der Schweden Koͤniginn /
Wie gern pflagſt du jhm zu-zu-hoͤren?
Es fehlte dir an Leuten nicht /
Doch nahmſt du auch aus jhm Bericht
Von den verborgnen Himmels-Lehren.
Verzeiht es mir / ich muß alhie
Auch melden ſeine Poeſie /
Die ſich nicht ſchlecht bey jhm erwieſen /
Herr Buchner vnd der ElbeStrand
Hat ſelbs die Anmuth ſeiner Hand /
Wenn er geſpielet hat / geprieſen.
Was ſonſt bey jhm ſich ruͤhmlichs fand
Sein ſcharffes Vrtheil vnd Verſtand
Vnd Fertigkeit in allen Sachen
Das iſt vorhin ſchon ſatſam kunt /
Daß dieſes Orts davon mein Mund
Nicht ſonderlich darff Worte machen.
Vnd
Vnd waͤr 'es auch dem Auguſtin
Jn Gottes Sachen vorzuziehn
Wenn er ſchon muß von hinnen eilen?
Der Tod lacht aller Gaben Preiß
Wie auch der Aertzt' vnd Kraͤuter Fleiß
Jſt er ſchon hie mit ſeinen Pfeilen.
Er hat auch dieſen Mann erjagt /
Er liegt Herr Behm vnd wird beklagt
Von niemand mehr als von den Seinen /
Die Mutter haͤlt ſehr uͤbel ſich /
Die Schweſter ſeufftzet inniglich
Die Freunde ſaͤmptlich ſieht man weinen.
Doch ewer groſſes Hertzeleid
Geht uͤber aller Trawrigheit /
Fraw Witwe / wer hie nein wil ſagen /
Jſt Eiſen / oder Schlangen-Saat /
Vnd muß an des Gebluͤtes ſtat
Nur Gifft in ſeinen Adern tragen.
Jhr
Jhr habt da ewren todten Mann /
Das Fieber haͤlt noch bey Euch an /
Drey ſind der vnerzognen Kinder:
Vnd muͤglich iſt noch andre Pein
Die Jhr nicht duͤrfft geſtendig ſeyn /
Friſſt aber ewer Hertz nicht minder.
Wohin doch wendet jhr euch ſchier?
Denn ewre Noht wohnt da vnd hier /
Wer hofft euch troͤſtlich auffzurichten?
Vnd waͤr 'ich in Beredſamkeit
Ein andrer Neſtor dieſer Zeit
Jch vnterſtuͤnd' es mich mit nichten.
Jedoch wann Menſchen Troſt gebricht /
Bleibt Gott doch vnſre Zuverſicht /
Zu dem verſchicket ewre Zehren /
Vertrawet jhm mit aller Macht
Vnd harret ſeiner Tag vnd Nacht /
Der wird euch Huͤlff vnd Raht gewehren.
Seht
Seht ewer Creutz ſo ſehr nicht an
Als jhn / der einig retten kan /
Wenn Menſchen Huͤlffe muß erliegen /
Wer jhm vertrawt den laͤſſt er nicht /
Es muͤſte denn der Schrifft Bericht /
Die niemals noch getrogen / triegen.
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TextEinfältige Klag- und Trost-Reime Bey des Weiland Wol-Ehrwürdigen/ Groß-Achtbarn und Hochgelahrten Hn. Michael Behmen/ der H. Schrifft Doct. und bey hiesiger Hohen Schulen Profess. Publ. auch der Theol. Facultät p. t. Decani &c. seligem wiewol betrawrlichem Ableiben
Author Simon Dach
Extent17 images; 693 tokens; 431 types; 4338 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationEinfältige Klag- und Trost-Reime Bey des Weiland Wol-Ehrwürdigen/ Groß-Achtbarn und Hochgelahrten Hn. Michael Behmen/ der H. Schrifft Doct. und bey hiesiger Hohen Schulen Profess. Publ. auch der Theol. Facultät p. t. Decani &c. seligem wiewol betrawrlichem Ableiben An Die Hochbetrübten Hinterlassene geschrieben Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1650.

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 22 in: Yi 851-2http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=636553612http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00002F9100000000

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:00:01Z
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Shelfmark22 in: Yi 851-2
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