PRIMS Full-text transcription (HTML)
Chriſtliche Sterbens-Reime Bey ſeligem Hintritt aus dieſer Welt Der Weiland Viel Ehr vnd Tugendreichen Fr. Gertrud Herrwichinn
Des auch nunmehr Seel. Herrn Eberbhards von Duͤhren etc. hinterlaſſenen Witwen
Welche 1587. 3 Martii gebohren vnd 1652. 31. Jul. ſanfft vnd ſelig eingeſchlaffen
Koͤnigsberg/Gedruckt durch Johann Reuſnern/1652.
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VNs iſt ein kurtzes Ziel gegeben
Jn dieſer ſchnoͤden Welt zu leben /
Vnd wen es rufft aus dieſem Licht
Der ſaͤumt ſich im geringſten nicht.
Er moͤge dieß vnd jenes werben
Sey fertig oder nicht zu ſterben /
Kein Fluch kein Flehen gilt dafuͤr
Klopfft ſchon der Todt an vnſre Thuͤr.
Kein wilder Sturm kein rawes Eiſen
Vermag den Wuͤttrich ab zu weiſen /
Er lacht ein Diamanten-Hauß
Gleich armen Bawer-Huͤtten aus.
Hie gilt kein Hochmuht der Tyrannen
Kein Zorn kein Hencker kein verbannen /
Was Koͤnig 'endlich zaͤhmen kan
Jſt einig noch der Todten-Mann.
Laͤſſt
Laͤſſt dieſer ſich bey jhnen ſchawen
Was regt ſich dann fuͤr Angſt vnd grawen!
Es schuͤtzt sie keine Macht kein Geld
Vnd waͤr jhr Reich die gantze Welt.
Jhm huldigt alles hin vnd wieder /
Jhm legt sich Krohn 'vnd Scepter nieder /
Bey jhm hat weder gutte Kunſt
Noch Weißheit oder Anſehn Gunſt.
Was ſoll ich viel von Schoͤnheit ſingen
Von Jugend Luſt vnd andern Dingen?
Wir ſehen daß ein Greiß vnd Kind
Bey jhm in gleicher obacht sind.
Was dient es hievon Worte machen?
Wir hoͤren ſonſt von keinen Sachen
Mehr Worte fuͤhren uͤberall
Als von Geburt vnd Todesfall.
Kein Tag laͤſſt vnſre Glocken feyren /
Was ich muß geigen oder leyren
Jſt meiſtentheils der bleiche Tod
Vnd was vns der erweckt fuͤr Noht.
Jetzt
Jetzt hat das guͤldne Licht der Sonnen
Bereit die Jungfraw lieb gewonnen /
Der Tag nimmt ab / das Korn koͤmpt ein /
Es wird im kurtzen Herbſt-Zeit ſeyn.
Wer weis / was Kranckheit wird entſtehen
Vnd in gemein im ſchwange gehen /
Die vns wie mit dem Beſem kehrt /
Vnd dieſer Staͤdte Schulen naͤhrt.
Die Ordnung moͤcht 'an manchen kom̃en
Der nie es in den Sinn genommen.
So laſſt vns nun in ſolcher Pein
Doch alle wach vnd wacker ſeyn.
Die boͤſe Welt ſol 'vns nicht irren
Die ſich in ſich ſucht zu verwirren /
Vnd ſtrebet einig Tag und Nacht
Nach Reichthum / Wolluſt / Stoltz vñ Pracht.
Sie laͤſſt den Weg zum Himmel wuͤſte /
Jhr Himmel ſind die ſchnoͤden Luͤſte /
Sie ehret jhren Gott / den Bauch /
Mit Vppigkeit vnd fettem Rauch.
Koͤmpt
Koͤmpt aber denn jhr Tod behende
Was nimmt ſie fuͤr ein ſchoͤnes Ende?
Verdamnis ach vnd Hertzeleid
Das waͤhren wird in Ewigkeit.
Wir wollen jhren Wandel haſſen
Vnd anders die Gedancken faſſen /
Wir ſchicken / weil wir hie noch ſeyn /
Sie zeitig auff vnd Himmel-ein.
Da laſſet vns den Wandel fuͤhren /
Wo vnser Heiland iſt zu ſpuͤren
Von dannen wir auch Tag vnd Nacht
Erwarten ſeiner Zukunfft Pracht.
Vnd wann er die vns wird gewehren
So wird er vnſern Leib verklaͤren
Daß er von aller Schwachheit frey
Vnd ſeiner Klarheit aͤhnlich ſey.
Jn dieſer Hoffnung laſſt vns tragen
Gedultig vnſrer Kranckheit plagen
Wie auch des Alters Schwierigkeit
Es waͤhret alles kurtze Zeit.
Seht
Seht an die ſeelge Fraw von Duͤhren /
Was Vnmuht war vmb ſie zu ſpuͤren
Als jhr der Mann begraben war?
Erſt saß ſie Witwe Vierzehn Jahr.
Was hatte ſie fuͤr groſſes Leiden
So offt ſie ſah ein Kind verſcheiden?
Wer weiß was ſonſt fuͤr Hertzens-Pein
Mag ſtets vmb ſie geweſen ſeyn /
Biß ſie das Alter eingenommen
Da ſie von allen Kraͤfften kommen /
Jhr Wunſch war Gottes Hauß zu ſehn '
Fuͤr Schwachheit kunt es nicht geſchehn.
Doch iſt jhr beſter Troſt geweſen
Der Himmel den ſie jhr erleſen /
Jn den hat ſie jhr Hertz verſchickt
Vnd Jesum Freundlich angeblickt.
Der auch in einer ſanfften Stunden
Sie endlich aller Angſt entbunden /
Vnd jhren Geiſt genommen hat
Jn vnſer Erb - vnd Vater-Stad.
Was
Was war jhr Wort daß ſie geſprochen
Eh 'als ſie seelig durch gebrochen?
Wie wil es? hat man ſie gefragt:
Hat ſie fuͤr Todes-Angſt gezagt?
Jch gebe mich in Gottes Willen
Den lass 'ich mir den meinen ſtillen:
Dieß ſprach ſie / biß der HErr nun kam
Vnd ſie im Schlaff von hinnen nahm.
Sie hat es ſelig nun volzogen /
Vnd iſt zu jhrem Mann geflogen /
Nicht minder aber Chriſti Braut
Den ſie nun gar vnd ewig ſchaut.
Jhr Kinder haltet maß im weinen
Laſſt ewre Hoffnung Chriſtlich ſcheinen /
Vergebens iſt vmb die das Leid /
Der jhr ſolt folgen mit derZeit /
Sucht an der Vnſchuld fest zu bleiben
So wird der Wunſch auff Euch bekleiben
Da jhre Trew Euch allzumal
Des Hoͤchſten Sorg vnd Schutz befahl.
Was
Was vns betrifft die wir noch wallen
Von manchem Wetter uͤberfallen /
Wir wollen in Bereitſchafft stehn
Vnd vnſermTod entgegen gehn.
Des Himmels wahres Frewden Leben
Sol ſtets in vnserm Hertzen ſchweben
Daſelbſt ſol vnſer Wandel ſeyn
Biß wir nun kommen gar hinein.
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TextChristliche Sterbens-Reime Bey seligem Hintritt aus dieser Welt Der ... Fr. Gertrud Hertwichinn Des auch nunmehr Seel. Herrn Eberhards von Dühren etc. hinterlassenen Witwen
Author Simon Dach
Extent17 images; 796 tokens; 484 types; 4952 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Preußen 17 digital - Digitalisierung des im VD 17 nachgewiesenen Bestandes preußischer Drucke der Staatsbibliothek zu BerlinNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate.2014-11-04T17:43:40Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationChristliche Sterbens-Reime Bey seligem Hintritt aus dieser Welt Der ... Fr. Gertrud Hertwichinn Des auch nunmehr Seel. Herrn Eberhards von Dühren etc. hinterlassenen Witwen Welche 1587. 3. Martii gebohren und 1652. 31. Jul. sanfft und seelig eingeschlaffen ; Den hinterbliebenen zu Trost geschrieben Simon Dach. . [4] Bl ReusnerKönigsberg1652.

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany 41 in: Yi 851-2http://www.stabikat.de/DB=1/PPN?PPN=636639657http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000327100000000

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift:Tod; ready; sbb_funeralschriften

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Editorial principles

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Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:00:01Z
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Dieses Werk ist gemeinfrei.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Germany
Shelfmark41 in: Yi 851-2
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