WO iſt ſie nun die werthe Fraw /
Die jhres Leibes ſchnoͤden Baw
Nur zwey uñviertzig Jahr hatt 'iñen?
Sie machet ſich bereit von hinnen?
Jhr 'Huͤtte muß zerbrochen ſeyn /
Jhr edler Geiſt fleugt Himmel-ein /
Wird hinter ſich nicht wieder kehren /
So lang als Mond und Sonne wehren.
O eitle Welt / O kurtze Zeit
Dort fuͤr der langen Ewigkeit /
Die ich mit nichts weiß zu vergleichen /
Vnd keine Weißheit kan erreichen /
Ein Troͤpffchen bey der groſſen See /
Ein Flog anjetzt bey allem Schnee /
Ein Sandkorn bey der gantzen Erden
Moͤcht 'etwas angeſehen werden;
Allein auch ſo viel tauſend Jahr /
Als aller Welt Vieh traͤget Haar /
Der Fruͤling Gras / ſind nicht zu nennen
Das Ziel der Ewigkeit zu kennen.
Was ſind die kurtzen Jahre dann /
Die hie erreichen mag ein Mann /
VndVnd wuͤſt 'er gleich mit langem Leben
Mathuſalem nichts nachzugeben.
Nun ſenckt man ſo viel tauſend ein /
Die lang nicht achtzig-jaͤhrig ſeyn /
Stirbt wer von zehnmal ſieben Jahren /
Der iſt ſehr alt dahin gefahren.
Diß leugnet keiner / und gleichwol
Sind wir ſo blind und Thorheit-voll /
Daß wir die Ewigkeit fuͤr allen
Vns laſſen alſo leicht entfallen.
Wir bauen tieff in dieſe Welt /
Vnd ſtehn nach Hoheit Macht und Geld /
Zucht / Recht und Liebe muß erkalten /
Vnd aller Frevel Platz behalten.
Diß waͤre lang nicht ſo gemein /
Fiel uns die Ewigkeit recht ein /
Sie wuͤrd uns bald das Fleiſch betaͤuben /
Vnd jhm den Kitzel wol vertreiben.
Sie zuͤchtigt unſern geilen Sinn /
Sie iſt der Sitten Meiſterinn /
Sie iſt der Brechzaum aller Luͤſte /
Vnd macht den Weg zur Hoͤllen wuͤſte.
KeinKein Wuͤterich / der ſie zu letzt
Jhm recht hat in das Hertz geſetzt /
War jemals von ſo harten Sinnen /
Die Ewigkeit kunt 'jhn gewinnen.
Sie hat fuͤr Koͤniglichen Pracht
Jhn in ein haͤren Kleid gebracht /
Durſt / Hitz und Kaͤlt 'und andre Plagen
Der Duͤrfftigkeit gelehrt ertragen.
Dann welches wilden Menſchen Hertz
Jſt ſo auß hartem Stahl und Ertz /
Der / wann er an die Glut gedencket
Die ewig brennt / den Sinn nicht lencket?
Der Hoͤllen Hencker dreut uns dort
Jn Ewigkeit nur Qual und Mord /
Er ſpeyt auß ſeinem Bauch zuſammen
Rauch / Nebel / Schwefel / Pech und Flammẽ
Die Folterbanck und jhre Pein
Sind dort zu ſchlecht und zu gemein /
Dort iſt viel ander ungeheuer
Viel andre Noht / viel ander Feuer.
Die Finſternuͤß / die vor der Zeit
Egypten ſchuff ſo groſſes Leid /
DieDie Nacht-Geſpenſter und was Schrecken
Furcht Gram vnd Grawen kan erwecken.
Das Wetter / das ohn ablaß ſchlaͤgt /
Das Gifft das Todes-Angſt erregt /
Antiochs Pein / Herodis Laͤuſe /
Die Ratten Popiels / Hattons Maͤuſe.
Was Marter ie erdacht Buſir /
Der Roͤmer Creutz / Perillen Stier /
Was Hunde Jeſabel zerriſſen /
Was Schlangen Jſrael gebiſſen /
Das hoͤchſte Leid / das alle Welt
Fuͤr groß und unertraͤglich haͤlt
Wird beydes einzel und mit Hauffen
Dort uͤber uns zuſammen lauffen.
Vnd wehret dieſes Trawer-Spiel
Ach ewig und ohn alles Ziel /
Der Tod / der ſehnlich wird gebehten /
Wird ewig ewig von uns tretten.
Es wird dort eines ieden Pein
des andern und die unſre ſeyn /
fuͤr welcher Angſt und bloſſen Zeichen
Man tauſentmal wol moͤcht 'erbleichen.
DieDie hochbetruͤbte Melodey
Das Zetter-Noht-und Qual-Geſchrey
Der Leidenden wird ewig wehren
Vnd keiner wird daran ſich kehren.
Bedencket dieſes in der Zeit
Vnd flieht die rohe Sicherheit /
Die ihr allhie der Suͤnden Leben /
Das ewig toͤdtet / ſeyd ergeben.
Seht daß ihr in Bereitſchafft ſteht
Der eitlen Dinge muͤſſig geht /
Durch wahre Rew euch Gott bequemet
Vnd ewres Fleiſches Reitzung zaͤhmet.
Wir wiſſen umb die Stunde nicht
Wenn uns der Tod ſtellt vor Gericht /
Drumb ſollen wir zu allen Zeiten
Vns zu der letzten Fahrt bereiten.
Jſt denn geendet vnſer Lauff
Thun ſich nur zweene Weg 'uns auff /
Der breite fuͤhrt hinab zur Hellen
Der ſchmale zeigt die Himmels-Stellen.
Die ihr allhie in Truͤbſal ſchwebt /
Verachtet kranck und duͤrfftig lebt /
SeydSeyd froh vnd hofft nach dieſem Leiden
Die ewig-ſelig 'Himmels-Frewden.
Was iſt es groß ein zehen Jahr
Vnd zwantzig leben in Gefahr /
Vnd tragen Noht und Schmach auff Erden
Vnd ewig dort erfrewet werden?
Hie herrſchen eine kurtze Zeit
Jn Trotz und Vngerechtigkeit /
Vnd wegen ſeiner boͤſen Thaten
Dort ewig in der Helle brahten?
O Gott ſchick deines Creutzes Glut
Vnd laͤuter 'unſer Fleiſch und Blut /
Such unſrer Schuld allhie zu lohnen /
Vnd ewig unſer dort zu ſchonen!
Herr Theg / nemt ewren Witwer-Stand
Geduͤltig aus des Hoͤchſten Hand /
Vergieſſt in Hoffnung ewre Zehren
Es wird ſo lange Zeit nicht wehren.
Jhr wiſſt bey Luſt und guter Muß
Vnd Trotz und allem Vberfluß
Jſt doch der Himmel nicht zu hoffen /
Er ſteht durch Noht und Truͤbniß offen.
GoͤnntGoͤnnt ewrer Liebſten ihre Rhu /
Seht ſehnlich ihren Frewden zu /
Vmb welcher Willen ſie beſcheiden
Hie hat ertragen alles Leiden;
Die Ewigkeit lag ihr im Sinn
War ihre Hoffnung ihr Gewinn /
Der Zwang und Richtſcheid ihrer Sitten /
Aus welcher Zucht ſie nie geſchritten.
Vnd dieſe lohnt nun reichlich ihr
Mit ewig-ſchoͤnem Glantz und Zier /
Dieweil doch dieſe kurtze Zehren
Vns ewig 'Herrligkeit gebehren.
Dieſelb '/ im fall ſie uns bezwingt
Vnd ſtets in unſern Ohren klingt /
Wird gleichfals vns auch ewig lohnen
Mit unverwelckten Himmels-Krohnen.