DJeweil der Sturm jetzt Tag uñ Nacht
Die Haͤndel in den Luͤfften macht /
Viel Angſt auff ſeinen Fluͤgeln traͤget
Vnd manche Waͤlder nieder ſchlaͤget
Daß einem aus zu gehen grawt /
Der Winter nach dem Winter ſchawt /
Wer auff den wuͤſten Wellen ſchwebet
Vnd mit dem Tod 'umbringet lebet;
Jmgleichen wer auch mit Verdruß
Zu Lande noͤhtig reiſen mus
Vnd von der Nacht wird uͤberfallen /
Wie ſelig ſchaͤtzt er den fuͤr allen
Der bey den Seinen ſitzt in Ruh
Vnd ſieht ohn Furcht dem Wetter zu
Vnd moͤcht es noch ſo grawſam raſen
Vnd wol aus tauſend Kluͤfften blaſen.
Er nimmt ſein weiches Lager ein
Vnd ſchlaͤfft ohn Sorgen wie ein Stein /
Da jen 'aus Todes Angſt indeſſen
Des ſuͤſſen Schlaffes wol vergeſſen.
Nun ſehe mir wer ſehen kan
Dieß Land mit Vrtheils Augen an /
AuffAuff welchen Stand er ſie wil wenden /
Wie ſtuͤrmt es hie an allen Enden?
Kein armes Schiff / das ſeinen Tod
Vor Augen ſieht / hat ſolche Noht /
Was Angſt man hat in einem Brande
Schwebt uͤber dieſem armen Lande.
Jn was Gefaͤhr Damocles ſaß
Als er bey dem Tyrannen aß
Vnd uͤber ſich das Schwerd ſah hangen /
Die haͤlt uns ſaͤmptlich auch umbfangen.
Wer ſchaͤtzet nun nicht ſelig die /
Die ſich gemacht aus aller Muͤh /
Vnd in dem Schoß der lieben Erden
Von Gnuͤg und Ruh bewachet werden?
Sie ſchlaffen feſt und Sorgen frey
Solt auch das groſſe Welt-Gebaͤw
Gleich tauſendmal zu druͤmmern gehen
Vnd in dem lichten Brande ſtehen.
Jhr Seelchen ſchwingt ſich Himmel-ein
Da trotzt es aller Angſt und Pein /
Hat ſelbſt der Engel Zier gewonnen
Vnd uͤbertrifft den Glantz der Sonnen.
DennDenn ſolches iſt der Schrifft Bericht.
Dieß leugnet Jhr Herr Raniſch nicht /
Weil ihr in ihr ſeyd wol gegruͤndet
Vnd euch der Weißheit gnug erkuͤndet.
Jhr grieffet ewre Jugend an
Vnd lerntet fleiſſig ſeyn ein Mann
Der fuͤr ſein Vaterland ſol wachen
Mit guttem Raht in boͤſen Sachen.
Auch nehmt ihr / hoff 'ich / trewlich war
Deß was uns jetzund drewt Gefahr /
Vnd habt verſtaͤndlich laͤngſt erwogen
Das Wetter ſo uns uͤberzogen.
Druͤmb traw ich euch den Troſt auch zu /
Es werd euch ewrer Liebſten Rhu /
Die ſie entbindet aller Schmertzen /
Nicht heidniſch kraͤncken in dem Hertzen.
Jhr wiſſt wie from ſie hie gelebt /
Vnd aller Tugend nach geſtrebt /
Jch ſelbſt kan / wenn es Noht ſolt haben /
Ein Zeugniß geben ihren Gaben.
Jch weiß umb ihre Mutter wol
Die war der Tugend Reichthumbs vol /
DerDer ſtillen Haͤußlicheit Exempel
Vnd aller ſtrengen Keuſchheit Tempel.
Die reicht ihr mit getrewer Hand
Der Jungfraͤwlichen Sitten Pfand /
Die Gottesfurcht und was dergleichen
Ein Frawen-Muſter ſol erreichen.
Ohn das auch ſah 'ihr edler Sinn
Auff Vnſchuld und auff Demut hin /
Kein ſchnoͤder Stoltz / kein eitles Prangen
Hatt' je ihr frommes Hertz gefangen.
Von Falſchheit hat ſie nichts gewuſt /
Die Redlicheit war ihre Luſt /
Den Armen kam ſie gern zu ſtatten /
So fern als ihnen war zu rahten.
Das Hertz in Warheit wallt in mir
Wie ihrer reichen Guͤte Zier
So trefflich ſich hat ausgelaſſen
Die Armutey in Schutz zufaſſen.
Mir wird geſagt / als ſie geſehn
Es waͤre nun umb ſie geſchehn /
Sie wuͤrde bald ſeyn fort geruͤcket /
Nach dem ſie alles wol beſchicket /
EuchEuch ſampt den Kindern GOtt vertrawt /
Hat ſie auff eines noch geſchawt
Daß wo zwey arme Kinder weren
Zu denen ſoltet ihr euch kehren.
Mit Brod und Kleidung ſie verſehn.
Was kan doch loͤblichers geſchehn?
O Guͤte der in jenem Leben
GOtt einen reichen Lohn wird geben!
Herzu / die GOtt in dieſer Stad
Mit Guͤtern wol verſehen hat /
Vnd lernt / wie ihr mit milden Haͤnden
Den Segen ruͤhmlich an ſollt wenden.
Wiſſt daß ihr nur Verwalter ſeyd
Des Reichthums den euch GOtt verleyht /
Vnd ſchwere Rechnung deſſen wegen
Einmal dem Hoͤchſten ab-ſolt-legen.
Das wenigſt 'iſt was euch gehoͤrt /
Was uns die Nothturfft werben lehrt /
Das meiſte ſol der Hoͤchſte haben
Der Brunn und Vrſprung aller Gaben.
Macht feſt der armen Kirchen Stand /
Begabt die Schulen durch das Land /
VndVnd ſchafft daß Arme / Witwen / Weiſen
Auch ewig ewren Nahmen preiſen.
Dieß iſt des Goldes wahrer Brauch /
Wol euch auff dieſen fall! wol auch
Der Seelen / die wir jetzund ſingen /
Was Lohn hat ſie davon zu bringen?
Dort wird ſie reichlich nun getraͤnckt
Mit Wolluſt / welche GOtt ihr ſchenckt /
Hat aller Guͤter zu genieſſen /
Die in des HErren Hauſe flieſſen.
Dieß alles iſt ohn meine Hand
Herr Raniſch gnugſam euch bekand /
Drumb werdet ihr euch beſter maſſen
Jn ewrer Noht bedeuten laſſen.
Jhr ſamt den Kindern werdet zwar
Sie in der boͤſen Zeit Gefahr
Sehr miſſen / ewre Pfleg und Rhu
Hat ach in ihr die Augen zu.
GOtt aber / dem ſie euch befahl /
Meint Vaͤterlich euch allzu mal /
Wird euch verſorgen / ſchuͤtzen / bawen
Durch Mittel welche wir nicht ſchawen.
DerDer ſtaͤrck 'auch ſonderlich mit Krafft
Das Haupt der wehrten Buͤrgerſchafft
Euch / Herr Polkein / ihr muͤſſet eben
Der lieben Tochter Tod erleben.
Die euch ſtets kindlich hat geehrt /
Vnd ewre Frewde ſehr vermehrt /
Die ihr geliebt habt ohne maſſen /
Muß euch im Alter nun verlaſſen.
Jm hohen Alter welches faſt
Euch hiedurch mehr wird eine Laſt
Vnd Straffe / weil ihr die ſeht fallen
Die ewer Troſt noch war fuͤr allen.
Doch wer kan wieder Gottes Raht?
Gebt dieſem / Herr / auch itzund ſtat /
Es wird mit uns ſo lang nicht wehren
So werden wir auch zu Jhr kehren.