WO ſind nun ewre Lehren
Die wir mit Luſt ſonſt hoͤren?
Wo ewrer ſuͤſſer Mund?
Die Anmuth ewrer Zungen
Die vielen iſt gedrungen
Weg durch des Hertzens Grund?
Wenn ihr die Stimm erhebet /
Jhr mein Herr Reinhard / bebet
Der Felſen ſchwere Laſt /
Ein Bosheit-Kind fuͤhlt Schmertzen /
Vnd die betruͤbten Hertzen
Hergegen ſuͤſſe Raſt.
WasWas ſind die Feld-Poſaunen
Das Wetter der Carthaunen
Jn einer wilden Schlacht?
Fuͤr ewren Donner-Worten
Zergehn der Hellen Pforten /
Verſtaͤuͤbt des Todes Macht.
Jſt ihre Krafft verſchwunden
Bey ewren Hertzens-Wunden?
Wo iſt die Artzeney
Durch die ſo viel geneſen?
Jſt ſie bewehrt geweſen
Bringt ſie euch ſelber bey.
Was? wil es mir gebuͤhren
Hie ewer Ampt beruͤhren?
Das moͤcht 'ein Fuͤrwitz ſeyn /
Wie fromm wir ſonſt euch ſchawen /
Jſt euch nicht zu-zu-trawen
Auch die Gedult in Pein?
ManMan ſagt mir ewer Leben
Sol recht ein Vorbild geben
Deß allen was ihr lehrt /
Drumb werdet ihr beſcheiden
Auch tragen dieſes Leiden
Das ewre Rhu verſtoͤrt.
Zwar der beraubet werden
Die vns auff dieſer Erden
Das Allerliebſte war /
Der wir das Hertz vertrawet /
Auff die wir feſt gebawet
Jn Lieb und in Gefahr /
Geht uͤber alle Schmertzen /
An jhr dem Liebſten Hertzen
Was hattet ihr fuͤr Luſt!
Sie pflag euch zu verkehren
Jn Troſt die heiſſen Zehren
Jn Rhu des Creutzes Wuſt.
JhrJhr wart mit Jhr beyſammen
Jn hoch begnuͤgten Flammen
Faſt zwantzig Jahr vnd drey /
Habt euch aus jhr erbawet
Der Toͤchter vier geſchawet
Die Zeugen jhrer Trew.
Wem dieſe wird entriſſen
Sol der nicht Thraͤnen gieſſen
Schier nicht zu troͤſten ſeyn?
Ja / welcher dieß nur ſiehet
Was in der Zeit geſchiehet
Vnd irdiſch iſt allein.
Wer aber aus den Schrancken
Der Erden die Gedancken
Hinauff zu GOtt erhebt
Der weiß daß nichts verdirbet
Was hie im Glauben ſtirbet /
Vnd daß ers ewig lebt.
WirWir ſind der Heilgen Samen
Getaufft auff Chriſti Nahmen /
Vnd hoffen nach der Zeit
Ein weit weit ander Leben /
Da rechte Frewden ſchweben
Vnd wahre Seligheit.
Dieß ſampt des Hoͤchſten Willen
Wird / weiß ich / Herr / euch ſtillen /
Auch habet jhr dazu
Noch die zwey Toͤchter leben
Von welchen jhr koͤnnt heben
Nicht wenig Gnuͤg vnd Rhu.
Thut ewer Ampt mit trewen
Vnd hoͤrt nicht auff zu ſchreyen
Fuͤr vnſer Vaterland /
Blaſt die Geſetz-Trompette
Sampt andern vmb die Wette
Vnd ehret ewren Stand.
Vor -Voraus in dieſen Zeiten
Da ſich die Laſter breiten /
Der Sathan ſich empoͤrt
Vnd gar iſt ausgelaſſen /
Vnd uͤber alle maſſen
Sein Schanden-Reich vermehrt.
Gott drewet vns zu ſchlagen
Mit Peſt vnd Hungers-Plagen
Gewetzet iſt ſein Schwerdt /
Geſpannet iſt ſein Bogen /
Wer wird dadurch bewogen /
Vnd ſo zu jhm bekehrt?
Fahrt fort jhr zu verkuͤnden
Jſrael ſeine Suͤnden /
Er hoͤr 'es oder nicht /
Habt jhr nur das Gewiſſen
Euch der Gefahr entriſſen
Durch ſolche trewe Pflicht.
DennDann laſſt das Wetter brauſen
Die Hoͤllen-Winde ſauſen /
Das oͤberſt 'vnten ſtehn /
Jhr ſolt geſchuͤtzt werden /
Vnd nach der eitlen Erden
Jn Gottes Rhuſtat gehn.
Vnd in dem ewign Leben
Vmb ewre Liebſte ſchweben /
Daſelbſt den hohen Stand
Der Frommen recht ergruͤnden /
Vnd ewren Nahmen finden
Gemahlt in Gottes Hand.