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Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

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Nr. 116.
Würzburg, Mittwoch den 15. Mai. 1850.

Amtliche Nachrichten.

München, 13. Mai. Se. Maj. der König hat sich bewogen gefunden die eröffnete Rathstelle bei der Regierung von Mittelfranken, Kammer des Jnnern, dem Rath der Regierung von Un - terfranken und Aschaffenburg, Kammer des Jnnern, Wilhelm v. Branca, seiner Bitte gemäß, zu ver - leihen, zum Rathe der Regierung von Unterfran - ken und Aschaffenburg, Kammer des Jnnern, den Regierungs = Assessor Georg Wilhelm Kahr zu Augsburg zu berufen, u. endlich die Regierungsse - kretärsstelle II. Klasse, Kammer des Jnnern, zu Augsburg, dem Accessisten der Regierung von Schwaben u. Neuburg, Paul Braun aus Kitzin - gen, zu verleihen.

Die kath. Pfarrei Weisbach, k. Ldgr. Bischofs - heim, wurde dem Priester Th. Sauer, Pfarr - vicar zu Gerolzhofen, verliehen.

Die Krise im Kanton Bern.

†† Bern, 7. Mai. Wir wissen zwar noch nicht von allen Wahlen das Ergebniß, aber wir wissen genug, um die Hauptwirkungen des 5. Mai für unsern Kanton und die Schweiz überhaupt in ihren ungefähren Umrissen berechnen zu können. Sollte auch -- im schlimmsten Falle -- die ra - dikale Partei mit 1 -- 2 Stimmen in der Mehr - heit sein, so hat doch die Conservative einen un - erhörten Sieg davon getragen, der auf die Zu - kunft des engern und des weitern Vaterlandes von entscheidendem Einflusse sein wird. Es war sogar zu wünschen, daß die Conservativen in nicht allzu großem Uebergewicht in den großen Rath kommen, indem dieses dem Kantone ohne Zweifel mannigfache Zuckungen hätte herbeiführen können. Jedenfalls hat unser Kanton jetzt die Periode des radikalen Wühlerthums überstanden: unser Volk ist durch Erfahrung -- allerdings durch bittere und kostspielige Erfahrungen -- endlich klug ge - worden. Daß dieser Sturz der Radikalen kein etwa durch künstliche Mittel herbeigeführter ist, beweist die ganze Art und Weise, wie von Seite der Conservativen agitirt wurde, wenn man dies agitiren nennen kann. Die Conservativen tha - ten nichts, als das Volk an seine wahren Be - dürfnisse erinnern. Das Volk litt, -- aber es war sich nicht klar darüber, woran es litt. Dies mußte ihm zu Bewußtsein gebracht werden. Darin bestund auch die ganze Agitation der Conserva - tiven. Es war in derselben keine Art von Sy - stem zu finden. Das Volk hatte -- nachdem es Jahre lang sich nicht mehr um die wichtigsten Wahlen bekümmert -- dießmal schon Monate vor dem Wahltage das regste Jnteresse an dem kommenden 5. Mai und dessen Bedeutung ge - nommen; keine Art von Programm war von den Führern der Conservativen erlassen worden, ja diese hatten sogar auf die Herausforderung der Radikalen es geradezu abgelehnt, ein Programm zu erlassen. Die conservative Partei war diesmal gleichsam eine Naturnothwendigkeit geworden, es bedurfte keiner Künste, um dieselbe zu erzeugen. Die Radikalen hingegen, obschon sie den Vortheil besessen, daß sie in der Regierung so zu sagen ausschließlich saßen, und also ungleich größereund ausgedehntere Mittel zur Wahlbeherrschung in den Händen hatten, fanden es doch nöthig, rei - zende Programme und Versprechungen unter dem Volke zu verbreiten, Programme nicht doctrinär - radikaler, utopischer Natur. Aber eben das war das Unnationale in ihrem ganzen Behaben. Der Schweizer und namentlich der Berner liebt nicht das Doctrinäre, nicht das Systematische; der Ber - ner ist so schrecklich praktisch, daß er oft schrecklich unpraktisch wird. Dann hat er aber wieder so viel gesunden Menschenverstand, daß er, wenn auf diese Weise der Wagen in den Koth gefahren ist, endlich merkt, auf welchem Wege er ihn wieder herausbringen muß. Bern ist dem Radikalismus seit 1846 bis soweit gefolgt als es möglich ist, ohne daß diese Richtung vom Felde der Politik auf dasjenige des socialen Lebens übergehe. Es mußte diese harte Probe für Bern genügen, um es wieder zur Besinnung zu bringen. Man hätte, wie gesagt, auf dem politischen Gebiete hier nichts mehr Aergeres erfahren können; man war an den Grenzen des Socialismus angelangt; man roch den Socialismus bereits über sich, neben sich, überall. Der gemeine Mann fing an die Gefahr desselben fast mit Händen greifen zu können. Denn wo der Wohlstand eines Landes durch Doctrinen und zwar von oben herab ruinirt ist, wo man in der Regierung aber dennoch nicht aufhört, stets auf derselben in der Luft schreitenden Bahn vor - zugehen, da kann es jeder Unbefangene fühlen, wenn er es auch nicht sich genau zu zergliedern weiß, daß man jetzt -- wo nichts mehr zu ver - lieren sei -- auch mit den socialistischen Geschich - ten sich selbst und die Andern zu trösten, resp. zu betrügen suchen werde. -- So ist also jeden - falls, mögen nun die Conservativen ein paar Stim - men mehr oder weniger im großen Rathe haben, für die Entwickelung der Politik des Kantons Bern jetzt eine Epoche eingetreten. Bern hat mit dem Jahre 1850 alle Phasen durchlebt, die ein kleiner Freistaat durchleben kann. Zuerst herrschte -- in der guten alten Zeit -- das Patriciat ausschließlich. Es folgten ihm, ohne daß sie es ganz aus der Regierung vertrieben hätten, sondern indem sie dieselbe mit ihm theilten, die Bürger der Hauptstadt. Dann kam die Zeit der herr - schenden Magnaten der kleinen Städte, dann der - jenigen der Dörfer. -- So lange wäre es noch endlich gegangen mit dem guten Bernervolke. Es hatte zwar viel, sehr viel zu leiden unter einem jeden dieser verschiedenen Potentaten; aber es ging ihm doch nicht das Wasser an den Mund. Dabei blieb jedoch die Politik des Freistaates Bern stets eine seiner als des mächtigsten Kantons der Schweiz nicht genug würdige: es fehlte -- es handelt sich hier zunächst von der Zeit seit 1830 -- die be - wußte politische Leitung. Wie hätte es die Lei - tung der Mitkantone übernehmen können, d. h. eine andere Leitung als die, welche ihm durch die unorganische Assimilation der schwächern Nachbarn von selbst zufiel, so lange es über sich selbst, über seine eigene innere Leitung nicht klar war? Bern hatte sich zuvor als die Vertreterin der demokratischen Grundsätze aufgeworfen; es selbst hat sie aber nicht durchgeführt vor 1846. Die auf einander folgenden herrschenden Parteien hat - ten diese Prinzipien nur so weit geltend gemacht,als es unabweislich nöthig war, um sich selbst auf die Regierungsstühle zu schwingen. Das war Alles, -- um des Weitern bekümmert man sich nicht, da ließ man die Theorie Theorie, die Prin - zipien Prinzipien sein. Aber diese Theorien hatten ihre Consequenzen, die durchgeführt werden muß - ten. Die Jdee der Herrschaft stürzte gleich einem Bergstrome hinab von Stufe zu Stufe unaufhalt - sam, von dem Gipfel des Patriciats zu der Bour - geoisie durch alle ihre Mitglieder, bis der Strom sich endlich in die breite Fläche des ganzen Vol - kes verlief, wo der Theorie nach kein Unterschied mehr ist in der Person, in der Praxis jedoch die - ser Unterschied sich um so deutlicher und unab - weislicher zur Geltung bringt. (Schluß folgt.)

Landtagsverhandlungen.

München, 11. Mai. (CX. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Die Gallerien sind dicht besetzt. Am Ministertische v. d. Pford - ten, Ringelmann, Aschenbrenner, v. Lüder und meh - rere Ministerialräthe. Der 1ste Präsident eröff - net um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Be - kanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls geht der - selbe zur speziellen Debatte des Gesetzes = Entwurfs, einen Kredit für die Bedürfnisse der Armee be - treffend, über. Die Berathung über den Ein - gang des Gesetzes wird nach dem Antrag des Präsidenten bis zum Schlusse des Gesetzes ver - schoben. Art. 1 des Regier. = Entwurfs lautet: Für den Zweck der alsbaldigen Anschaffung sol - cher Gegenstände, die schon im Frieden bei dem erhöhten Stande der Armee und zu deren gehö - rigen Wehrfähigkeit vorhanden sein sollen, werden dem Kriegsminister 2,800,000 fl. zur Verfügung gestellt. Der Ausschuß schlägt folgende Fassung vor: Für den Zweck der alsbaldigen Anschaf - fung solcher Gegenstände, die schon im Frieden bei dem erhöhten Stande der Armee und zu de - ren Wehrfähigkeit vorhanden sein sollen, werden dem k. Kriegsminister 2,700,000 fl. zur Verfü - gung gestellt, und außerdem noch ein weiterer Kredit bis zu 100,000 fl. zur Vornahme drin - gend nothwendiger und unverschieblicher Bauten und Anschaffungen von Artilleriegegenständen für die Festung Landau, vorbehaltlich der Rückforde - rung von der Centralgewalt. -- Dr. Schmidt aus Würzburg räth zur Nichtbewilligung dieser Summe, indem die dafür angeschafft werden sol - lenden Gegenstände nicht blos heutige Ausgaben, sondern bleibende Posten seien. -- Die von die - sen Geldern gebauten Kasernen werde man nicht leer stehen, die angeschafften Decken und Fourni - turen nicht unbenützt lassen wollen. Redner könne gar nicht einsehen, warum denn gerade jetzt, wo die Gewerbe darnieder liegen, der Ackerbau ver - nachläßigt sei, diese ständige Ausgabe von den Vertretern des Landes verlangt werden könne. -- Als Redner auf die auswärtigen Militärverhält - nisse zu sprechen kam, und behauptete, daß in Frankreich z. Z. die Reaction herrsche, erhob sich schallendes Gelächter im Saale. -- Dr. Heine empfiehlt die Annahme des Artikels., indem die Bedürfnisse der Spitäler in der Pfalz allein schon sehr bedeutend seien. -- Wallerstein glaubt, daß durch Annahme dieses Artikels der erhöhteMilitärstand genehmigt werde. -- Nach einigen Bemerkungen Lerchenfeld's und des Referenten Förg, gibt Kriegsminister v. Lüder eine klare Uebersicht des gegenwartigen Militärstandes. Die Festungen allein nähmen schon 30,000 Mann in Anspruch, es müßten denn doch auch Truppen im Lande liegen. Von den 75,000 M. mußte man auch die Gendarmerie und die Hartschiere, ferner die nicht unbeträchtlichen Garnisonstruppen abrechnen. Redner weist hierauf die Nothwendig - keit der eingeübten Truppen und die Unbrauchbar - keit der Rekruten zum Felddienst nach. -- Der Artikel wird hierauf in der Fassung des Aus - schusses angenommen. -- Art. 2 der Reg. - Vorlage lautet: Um für den Fall eines Kriegs oder bei einer erfolgenden Mobilisirung der Ar - mee die weiteren nöthigen Anschaffungen und Lei - stungen bestreiten zu können, wird weiter ein Kre - dit von 7,000,000 fl. eröffnet, welche Summe dem Kriegsminister in dem Falle, daß der Kriegs - Ausbruch wahrscheinlich oder die Mobilisirung der Armee nöthig ist, je nach Umständen theilweise oder im Ganzen zu überweisen ist. -- Der Aus - schuß schlägt vor, diesen Artikel zu streichen und dafür folgenden Artikel einzusetzen: Zur Deckung derjenigen Bedürfnisse und Leistungen, welche dem Staate in Folge der durch die Zeitverhältnisse dringend gebotenen höhern Aufstellung der Armee vom 1. Okt. 1849 bis hieher bereits erwachsen sind, und bis Ende Juni d. Js. noch weiters zu bestreiten sein werden, wird ein weiterer Credit von 4,150,000 fl. eröffnet, welche Summe dem Kriegsminister für den bezeichneten Zweck je nach Umständen und Bedarf theilweise oder im Gan - zen zu überweisen ist. -- Reinhardt spricht gegen die Annahme dieses Art., indem derselbe den Ruin des Landes in demselben erblickt. Red - ner erklärt am Schlusse seiner Rede, daß dieß der Schluß seiner gestrigen abgebrochenen Rede sei, wodurch derselbe allgemeine Heiterkeit erregt. -- Pfarrer Westermayer: Zum Besten des Landes, zur Aufhülfe des Volkes stimme er für diesen Art. und zur Unterdrückung des socialistisch - demokratischen Gesindels. -- Die Revolutionen sind theuer -- die guten Bürger müssen zahlen. Andre Leute machen lange Finger, wie der vor - jährige Schuldentilgungs = Commissär (Greiner) (Entrüstung) -- Cremer entgegnet, ob solchen Angriffen auf einen Mann, der von redlichem Cha - rakter im Auslande ferne von der Heimath leben muß und sich nicht vertheidigen kann, in einer Broschüre beschuldigt, dort mit seiner Hure zu leben, Glaubwürdigkeit geschenkt werden könne, da derselbe doch in einer hiesigen Kirche getraut wor - den? -- Dr. Jäger bemerkt als ein entschiede - ner Gegner aber früherer Freund und alter Be - kannter Greiners habe er ihn als einen durchaus redlichen Mann kennen gelernt und dieses Zeug - niß gebe ihm auch die ganze Pfalz. -- Gelbert: Greiner wurde von seinem eigenen Vater, der Geistlicher sei, getraut; leider steht diese Beschul - digung in einer Broschüre. -- Westermayer protestirt dagegen, diese Broschüre geschrieben zu haben. -- Wallerstein geht zur Sache über, räth dringend ab von der Annahme dieses Art. Bei der Berathung des Budgets lasse sich auf diesen Punkt eingehen, aber jetzt nicht. -- Staats - minister v. d. Pfordten: Es wurde neuerdings der Regierung vorgeworfen, Gelder ausgegeben zu haben, die nicht bewilligt worden (Reinhardt). Hiegegen bemerke ich nur, daß formell seit dem 1. Okt. Gelder verausgabt werden, die nicht be - willigt sind; ist aber die Regierung daran Schuld? Nein. Schon 9 Monate vor Abschluß der letzten Finanzperiode sind die Rechnungen vorgelegt wor - den. Daß die Berathung unmöglich war, liegt in den Folgen der Zeit, die ich nicht wieder in Erinnerung bringen will. Den Staatshaushalt fortzuführen war durchaus nothwendig. Daß die gegenwärtige Verwaltung die schwere Verantwort - lichkeit auf sich genommen, das noch nicht bewil - ligte Budget fortzuführen, kann doch gewiß der - selben nicht als verfassungsverletzend vorgeworfen werden. Durch Verweigerung der Budgetbewilli - gung Gesetze zu erzwingen, war noch nie vongutem Erfolge. Wenigstens führt uns die Ge - schichte Beispiele hievon an. -- Fürst v. Wal - lerstein habe wohl behauptet, daß ein wehrhaf - tes Volk größeren Nutzen bringe als stehende Heere. Das gebe ich zu. Aber was macht die Nation wehrhaft, was anders als eingeübte Trup - pen? -- Stocker und Kolb gegen den Art. -- Döllinger: Das gegenwärtige Ministerium dürfe thun und machen was es wolle, dasselbe werde es nie den Herren der entgegengesetzten Richtung recht machen; man wird ihm immer Verfassungs - verletzung vorwerfen. Nichts desto weniger be - hauptet man, sei es aber doch noch nicht Zeit zur Berathung des Budgets, es gabe noch andere organische Gesetze zu berathen. -- Durch solche Dinge werde man es auch in Bayern dahin brin - gen, daß das ganze parlamentarische Leben sei - nen Werth verliert und bei einer neuen Wahl wie in Württemberg der König die meisten Stimmen erhält. -- Kolb: Die Verzögerung des Budgets liege nicht an dieser Seite des Hauses, denn die sei nicht mit Bearbeitung der Referate beschäftigt. -- Lerchenfeld: Sein Theil des Budgets sei fertig. Man dürfe nur wünschen, und er sei be - reit. -- Lassaulx: Es handle sich gegenwärtig um zwei Fragen; die erste sei eine Geldfrage; die zweite sei eine konstitutionelle Prinzipsfrage. Die Geldfrage betrifft die 7 Millionen, die dem Kriegsminister gegeben werden sollen. Es ist ge - stern nicht bestritten worden, daß 100 Millionen seit 25 Jahren erspart wurden, also dürfe man dießmal schon die 7 Millionen genehmigen, damit die Regierung eine kräftige sei. -- Die zweite Frage, ob das Ministerium Geld ausgeben dürfe, wie in vorliegendem Falle, ehe die Bewilligung der Volksvertreter eingekommen, wird Niemand verneinen. Ein pedantisches Festhalten an For - men sei nie segenbringend. Vor Allem stimme er für den Gesetzentwurf, im zweiten Falle für den Ausschußantrag. -- Westermayr bemerkt, sich von seinem Gewissen genöthigt zu sehen, fol - gende Erklärung abzugeben: Es ist wirklich wahr, daß ich in einer kleinen Flugschrift (Cremer übergibt dieselbe dem Präsidenten) Herrn Greiner dessen beschuldigte, was mir vorgewor - fen ward, ich widerrufe dasselbe hiermit öffentlich, da ich durch die Freunde des Herrn Greiners besser berichtet worden bin. Jch glaube hiermit diesen Herren Genüge gethan zu haben. -- Nach kurzen Aeußerungen des Referenten u. des Staats - ministers v. d. Pfordten wird der Artikel an - genommen. -- Reinhardt: Mit wie viel Stim - men wurde dieser Art. angenommen? I. Präsident: Mit 69 gegen 60 Stimmen. Reinhardt: Jch danke für die Aufklärung. (Gelächter) -- Art. 3 der Regierungsvorlage lautet: Der Staatsmini - ster der Finanzen wird ermächtigt, im Wege des Anleihens die zu den beiden Postulaten erforder - lichen Mittel aufzubringen, und für die Flüssig - machung nach Bedarf zu sorgen. -- Der Aus - schuß schlägt folgende Fassung vor: Der Staats - minister der Finanzen wird ermächtigt, zur Deck - ung dieser beiden Kredite im Wege des Anlehens die Summe von 7,000,000 fl. al pari aufzu - bringen, und für deren Flüssigmachung zu sorgen. Art. 4. Dieses Anlehen wird nach den Bestim - mungen der Gesetze vom 12. Mai 1848 resp. 23. Dez. 1849, die Aufnahme des Anlehens im Wege der freiwilligen Subscription, resp. die Erweiter - ung und Fortsetzung desselben betreffend, auf die grund = zins = zehent = und lehenherrlichen Ge - fälle des Staates versichert, und daraus auch ver - zinst und getilgt, mit der alleinigen Modifikation, daß der im Art. 4 des erstgenannten und im Art. 1 des letzteren Gesetzes anberaumte Einlösungs - und resp. Verloosungstermin für das gegenwärtige Anlehen auf die Jahre 1855 / 56 und 1856 / 57 hinausgerückt sei. Derselbe wird in dieser Fass - ung angenommen. Der Vollzugs = Art. und der Eingang werden in üblicher Form angenommen. Dr. Jäger erlaubt sich die Anfrage an das Ministerium, ob denn die pfälz. Quartierträger keine Entschadigung für ihre Quartierleistung er - hielten und warum dann so lange dies nicht er - folge? -- Ministerialrath v. Habel: DieRechnungen unterliegen bereits der Revision. -- Es werden zu dem Gesetze noch folgende Wünsche vorgeschlagen: a) es mögen alle mit dem Stande der politischen Verhältnisse nur immer vereinbaren Ersparungen und Einschränkungen im Militär - Etat unverzüglich eingeführt werden, b) es möge bei Negozirung dieses Anlehens der mindest kost - spielige Weg eingeschlagen, c) es möge dabei vorzugsweise auf die, die gewerblichen und ökono - mischen Jnteressen Bayerns am wenigsten gefähr - denden Offerte entsprechende Rücksicht genommen werden. Forndran will noch den Wunsch an - hängen, daß bei den Arbeiten nur inländische Ge - werbsleute Beschäftigung finden. Sämmtliche Wünsche wurden angenommen. Es wird sodann zur namentlichen Abstimmung geschritten und das Gesetz mit 73 gegen 62 Stimmen ange - nommen. Der Präsident schließt hierauf um 3 / 4 1 Uhr die Sitzung.

München, 23. Mai. Jn der heutigen 44. Sitzung der Kammer der Reichsräthe legte der Staatsminister der Justiz einen Gesetzentwurf über die Veränderung der Familienfideikommisse auf den Tisch des Hauses nieder, während Staats - minister v. d. Pfordten den sehnlichst erwarteten Gesetzentwurf über zeitgemäße Erweiterung der Kammer der Reichsräthe einbrachte. Wir ver - nehmen aus demselben, daß die Erweiterung der ersten Kammer in zwei Richtungen eintreten soll und zwar dadurch, daß 1) das Steuersimplum für die erblichen Reichsräthe von 300 auf 130 Gulden herabgesetzt, und daß 2) 16 Reichsräthe aus den Höchstbesteuerten der Regierungsbezirke lebenslänglich gewählt werden. -- Morgen findet die Berathung über den Kredit für das Heer statt.

Deutschland.

München, 13. Mai. Zur Realisirung des neuen Anlehens von 7 Mill. sollen in diesem Augenblicke sehr günstige Aussichten sich bieten, namentlich wird -- wie man sagt -- die bayer. Hypotheken = und Wechselbank einen ansehnlichen Theil desselben übernehmen.

Frankfurt, 10. Mai. Jn der heutigen Sitz - ung erschienen die Bevollmächtigten Oesterreich's, Bayern's, Hannover's, Sachsen's und Württem - berg 's, sodann Dänemark's und der Niederlande, dann Hessen = Homburg's und Lichtenstein's, und wie bemerkt, Kurhessens. Strelitz kommt heute Abend, und wird, wie ohne Zweifel noch verschie - dene andere Staaten, als Darmstadt, Nassau u. Frankfurt, an den folgenden Sitzungen Theil neh - men. -- Der kurhessische Bevollmächtigte, Hr. v. Baumbach, erklärte in der ersten Sitzung, daß Kurhessen nie zu Vorschlägen stimmen werde, welche Oesterreich ausschlössen und zu einer Trennung von Deutschland führen müßten.

Dresden, 10. Mai. Hr. J. Kaufmann aus Böhmen, Mitarbeiter der Grenzboten, ist we - gen dieses Verhältnisses von der sächs. Regierung auf Requisition der österreichischen polizeilich aus - gewiesen und mit Zwangsvisa nach Wien dirigirt worden.

Berlin, 12. Mai. Es ist hier ein Schreiben des Hrn. v. Montalembert aus Paris angekom - men, worin die Zustände Frankreichs mit den - stersten Farben geschildert werden. Frankreich stehe an dem Rande eines Abgrundes, welcher nicht zu ermessen sei. Würden nicht alle sittlichen Kräfte sich fest zusammenschaaren, so sei ernstlich zu be - fürchten, daß Frankreich einem Schicksale verfalle, bei dessen Gedanken die Seele ihm (Montalem - bert) zurückschaudere.

Liegnitz, 5. Mai. Gestern wurde die freie evangel. Gemeinde während des Gottesdienstes in der christkathol. Kirche polizeilich aufgelöst, weil sie nicht im Besitze eines polizeilichen Erlaubniß - scheins war. Die Polizei bestieg die Kanzel und versuchte den Prediger während seines Vortrags herabzuziehen. Dieser fuhr jedoch in seiner Pre - digt fort, so daß die Polizei, ehe sie ihn mit al - ler Gewalt herunterrisse, erst Militär zu requiri - ren für rathsam hielt. Gerade als sie aus derKirche heraustrat, machte vor derselben eine Mi - litärpatrouille Kehrt. -- Auch in Stettin ist die freie christliche Gemeinde aufgefordert worden, sich der Verordnung vom 11. Merz zu unter - werfen.

Wien, 8. Mai. Der Lloyd enthält in sei - ner heutigen Nummer nachfolgender Artikel über der Fürstencongreß in Berlin. Viele Ereignisse vor dem Erfurter Parlamente, das Erfurter Par - lament selbst, die Erklärung von Kurhessen haben die Jllusionen derer zerstört, welche in ihrer Ein - bildung Preußen bereits seinen hegemonischen Arm über ganz Deutschland ausstrecken sahen. Auch der Congreß, welcher jetzt stattfinden soll, wird seinen Theil dazu beitragen, daß Preußen, daß Deutschland den nüchternen Boden der Wirklich - keit schneller erreiche. Diejenigen Fürsten, welche zu Hause bleiben, sie geben bereits durch ihr Nichtkommen die deutliche Antwort, daß noch nicht die Zeit für sie gekommen sei, um sich zum Hof - lager eines Oberherrn bescheiden zu lassen. Die - jenigen, welche kommen, sie auch haben noch die Antwort frei, und mögen freundlichen Zureden gar freundliche Ausreden entgegensetzen. Es wer - den schwerlich sechs deutsche Herzoge jetzt in Ber - lin erscheinen, von den Herzogen wird wohl auch der wichtigste fehlen, am zahlreichsten und bereit - willigsten dürfte der Fürstenstand vertreten sein, an dessen Entscheidung aber auch am wenigsten gelegen ist. -- Es ist schon so weit mit dem so - genannten Dreikönigsbündnisse gekommen, daß die gewinnende Persönlichkeit des preußischen Königs selbst als ein Faktor benützt werden muß, um das gänzliche Auseinanderfallen desselben zu verhüten. Das Organ des preußischen Ministeriums hat es bereits in höchst naiver Weise angedeutet, daß die Zeit jetzt da sei, wo die persönlichen, die socialen Eigenschaften ihres Monarchen für die Sache des Sonderbundes nutzbar gemacht werden müssen, das nicht länger ein Verlaß auf Diplomaten und verantwortliche Ministerien möglich sei. Es ist uns lieb, daß es so weit gekommen ist. Wenn die Häupter der Lieben jetzt noch ein Mal ge - zählt werden, so wird manch 'theueres Hanpt un - ter den fehlenden verzeichnet werden müssen. -- Das Resultat des Fürstencongresses wird zwei - felsohne schneller erzielt werden, und es wird prägnanter sein, als das Resultat des Erfurter Parlamentes. Nach demselben, also in wenigen Tagen wird es leichter als jetzt sein, ein Prog - nostikon für die nächste deutsche Zukunft aufzu - stellen.

Wien, 9. Mai. Verläßlichen Mittheilungen zufolge wird das Finanzministerium die von der Bankkommission vorgeschlagenen 14 Maßregeln in ihrer Gesammtheit adoptiren, und mit möglichster Beschleunigung ins Leben rufen. Dieselben be - stehen 1) in Uebernahme der 1 und 2 fl. Bank - noten durch den Staat, und baldthunlichste Ver - tilgung derselben gegen Kupfer = und Silberschei - demünze; 2) Emittirung von Reichsschatzscheinen mit entsprechenden Zinsen, nur vorläufigen Zwangs - course, und nicht unter 100 fl. lautend; 3) An - leihe von 150 Million al pari, einzahlbar in 2jährigen Raten, rückzahlbar durch den Staat nach 10 Jahren, mit 6 pCt. Verzinsung für frei - willige Subscribtion und 5 pCt. im Falle noth - wendig werdender, zwangsweiser Umlegung auf die Gesammtmonarchie, mit Ausnahme Jtaliens; 4) Hingabe der Bankreserveaktien von 49,379 Stücken zu 800 fl., unter Gewährung des Ver - kaufsrechts für die Besitzer älterer Aktien; 5) Zu - rückzahlung der sämmtlichen Schulden des Staats an die Bank mit Ausnahme der 77 Millionen, welche von ihrer Fundirung abstammen, und eine separirte Tilgungsquelle besitzen. Zu jener Zu - rückzahlung kämen drei Fünftheile des neuen An - lehens zu verwenden. 6) Regelung des Bank - notenumlaufes im Verhältnisse von 3 zu 1, dem Baarvermögen der Bank gegenüber; 7) Errich - tung von Filialbanken in allen Kronländern; 8) und 9) Beförderung der Errichtung von Gewerb - und Hypothekbanken und Rentenanstalten, insbe - sondere durch Gelddarlehen auf deren Papiere, wie bisher nur auf die Staatspapiere der Fallwar; 10) Reform des Münzwesens unter mög - lichster Annäherung an die für Deutschland gel - tenden Systeme; 11) Zurückziehung alles Staats - geldes in den bisherigen verschiedenen Papieren, als: kleine Münzscheine, 3, 5 und 6 pCt. Cen - tralscheine, ungarische und italienische Anticipa - tionszettel; 12) und 13) baldmöglichste Aufhe - bung des Zwangscourses, insbesondere bei Reichs - schatzscheinen; endlich 14) Zurückziehung aller Banknoten unter 10 fl., wonach denn der kleine Verkehr ausschließend auf Kupfer = und Silber - münze angewiesen wird.

Dänemark.

Kopenhagen, 8. Mai. Wir sind im Stande noch folgende Grundzüge der neuen Vorschläge einer deutschen Großmacht, nachdem die Unter - handlungen der Friedenspräliminarien vom 10. Juli v. Js. in's Stocken gerathen sind, mitzu - theilen. Das dänische Reich soll hiernach aus drei für ewige Zeiten unzertrennlichen Reichs - landen, als Dänemark, Schleßwig und Holstein, bestehen; diese drei Gruppen bilden eine consti - tutionell = monarchische Staatseinheit unter der Re - gierung des Königs von Dänemark. Lanenburg wird mit Holstein verbunden. Holsteins politische Stellung zu Deutschland wird in möglichst ähn - licher Weise hergestellt, wie die definitiv geregelten Verhältnisse Oesterreichs zu dem übrigen Deutsch - land. Die dänischen Enclaven, die bisher unter gemischter Jurisdiction standen, gehen mit der Stadt Riben, sowie die Jnseln der Ost = und Westküste, als Ramoe, Föhr und Amrum von Dänemark definitiv auf Schleswig, die Jnseln Arroe und Alsen hingegen von Schleswig auf Dänemark über. Jedes der drei Reichslande hat für sich besonders 1) sein eigenes Grundgesetz; 2) die Landesgesetzgebung; 3) Landesministerien; 4) innere Verwaltung; 5) Justizwesen und Ober - gericht; 6) Kirchen = und Schulwesen; 7) Landes - versammlung; 8) Consumtionszoll; 9) Bankin - stitut und Staatsschuldenwesen. Die Reichslande haben gemeinschaftlich 1) den König nebst seinem Hofe; 2) die diplomatischen und merkantilischen Verhältnisse zum Auslande, nebst den dabei ange - stellten Beamten; 3) die Reichsminister; 4) die Armee und Flotte im Krieg und Frieden; 5) Reichsfinanzen wie Civilliste und Apanagen; 6) die Domänen; 7) Zoll = und Postwesen; 8) Co - lonien und 9) den Sundzoll. Das aus den drei durch eine politische Verbindung vereinigten Reichs - landen bestehende dänische Reich hat für die ge - meinschaftlichen Angelegenheiten die nöthigen ge - meinschaftlichen Ministerien. Die gemeinschaftliche Reichsversammlung, welche in Kopenhagen zu - sammentritt, hat das Recht der Mitbeschlußfassung über gemeinschaftliche Gesetzgebungs = Besteuerungs - und Geldangelegenheiten. Je nach den Bevölker - ungsverhältnissen der einzelnen Reichslande wird die Zahl der Repräsentanten zum gemeinschaftlichen Reichstage bestimmt. Die Hälfte derselben wird von der Landesversammlung des Reichslandes aus oder außerhalb ihrer Mitte, und die andere Hälfte von den sämmtlichen Wählern durch Urwahlen gewählt. Dies Verhältniß wird je nach 10 Jah - ren einer Revision unterworfen. Niemand kann zu gleicher Zeit Mitglied der Reichsversammlung und einer Landesversammlung oder Mitglied von 2 oder 3 Landesversammlungen sein. Ein Jedes der Reichslande -- ein jedes für sich selbstständig gedacht -- hat seine eigene, nach Uebereinkunft mit dem Könige eingeführte Landesversassung, auf freisinniger und volksthümlicher Grundlage und durch ein angenommenes Grundgesetz festgestellt. Die jetzt geltenden Grundgesetze werden beibehal - ten, insofern sie nicht gegen das gemeinsame Grundgesetz streiten. Jedes Reichsland hat für seine besondern Angelegenheiten verantwortliche Ministerien, so wie auch eine seiner Zeit für Dänemark in Kopenhagen, für Schleswig in Flensburg oder Schleswig, für Holstein in Kiel oder Jtzehoe zusammentretende besondere Landes - sammlung in Rücksicht der besondern Landes - gesetzgebung. Die Landesministerien für jedes einzelne Reichsland sind: Jnneres, Justiz, Kultusund Verwaltung der Landessinanzen. Kein Mi - nister in dem einen Reichslande kann zugleich Minister in dem andern sein. Die königl. Re - gierung wird durch die Ministerien des Reichs u. der Reichslande geführt. Der vollstandige Staats - rath besteht: für das ganze Reich aus sammtlichen Mitgliedern des Reichsministeriums u. der Landes - ministerien; für ein einzelnes Reichsland aus sammtlichen Mitgliedern des betreffenden Landes - ministeriums. Das Reichsministerium hat für das Ganze 1) die auswärtigen Angelegenheiten, 2) Krieg, 3) Marine und 4) Ueberwachung der gemeinschaftlichen Angelegenheiten, so wie die Ver - waltung der Reichsfinanzen in Händen. Der König ernennt und verabschiedet die Minister, so - wohl die des Reichs als die der Reichslande, wie er auch die Geschäfte unter ihnen vertheilt. Der König ist für das ganze dänische Reich, die Reichs - lande inbegriffen, der einzige Jnhaber der aus - übenden Gewalt. Dem Könige steht ein absolu - tes Veto zu in der Reichsversammlung, in einem außerordentlichen Reichstage und in jeder der Landesversammlungen. Die ordentliche oder au - ßerordentliche Reichsversammlung, ein außeror - deutlicher Reichstag und die ordentlichen oder außerordentlichen Landesversammlungen werden vom König einberufen, aufgelöst oder vertagt. Der König schließt die Tractate ab, erklärt Krieg und schließt Frieden. D erKönig führt den Ober - befehl über Heer und Flotte. Der König erhält zu seiner Haus = und Hofhaltung eine gesetzlich festgestellte Civilliste, zu welcher ein jedes der drei Reichslande im Verhältnisse seiner Volkszahl beiträgt. Was die Erbfolge anlangt, so soll die - selbe für alle drei Reichslande ein und dieselbe sein nach dem Modus, der beim Friedensabschluß angenommen werden wird. Für den Fall einer nöthig gewordenen Aenderung, oder einer Bestim - mung hinsichtlich der Erbfolge, und ebenso wenn eine Regentschaft eingesetzt werden soll, wird ein außerordentlicher Reichstag berufen.

Kopenhagen, 8. Mai. Heute Morgen um 5 Uhr ist die Prinzessin Juliane Sophie nach kurzem Krankenlager gestorben. Die Prinzessin war eine Schwester des verstorb. Königs Chri - stian VIII. Sie ward geboren am 18. Februar 1788, wurde am 22. Aug. 1812 mit Friederich Wilhelm Karl Ludwig, Prinz von Hessen = Phi - lippsthal = Barchfeld vermählt, und war seit dem 30. Novbr. 1834 Wittwe.

Frankreich.

C Paris, 12. Mai. Das Journal des De - bats beklagt den Ausgang der griechischen Frage. Es bezeichnet als den traurigsten, unsittlichsten Beweis der gegenwärtigen Anarchie die Thatsache, daß alle Fragen, alle Schwierigkeiten, die sich von Regierung zu Regierung, oder von Regierung zu Volk erheben, nur durch die brutale Gewalt ent - schieden werden. Gestern -- sagt es -- berich - ten wir, daß ein hoher Beamter der Schweiz diese abscheuliche Theorie vertheidigte, heute erfahren wir, daß das mächtige England diese Theorie in die Praxis übertragt. Es hat mit Gewalt seine über - triebenen Forderungen dem kleinen Königreich Grie - chenland aufgedrungen. Und doch hatte es zu ei - ner andern Zeit, einem edleren Triebe gehorchend, dasselbe Land in seinen besonderen Schutz genom - men. Ohne Zweifel mißbilligt man vielfach in England dieses Verfahren, ohne Zweifel hat die Presse den Minister heftig angegriffen. Aber das Resultat liegt vor und unwiderruflich sind Dinge geschehen, welche nicht nur dem griechischen Staats - schatze, sondern dem Ehrgefühl aller europäischen Staaten schwer zur Last fallen. Wir werden nicht bei dem Beleidigenden dieses Ausgangs für Frank - reich stehen bleiben. Es schmerzt uns tief, daß man Frankreich -- sei es Monarchie oder Repub - lik -- so wenig Achtung beweist. Man hat eine häßliche Rolle gegen uns gespielt. Das einzige Gefühl, was uns bleibt, ist das einer kränkenden Demüthigung, welche keine Sofisterei wegschwätzen kann.

C Paris, 12. Mai. Die oppositionellen Departementsjournale aller Schattirungen nehmender der Wahlreform gegenüber eine leidenschaft - lich feindliche Stellung ein. Sie sind einstimmig in dem Plane, zuerst die Steuern zu verweigern, dann aber im Nothfalle zu den Waffen zu grei - fen. Jhrer Sprache und nicht undeutlichen Hinweisungen zu Folge dürfte dieses Mal die Erhebung von den Departements, namentlich von den höchst unzufriedenen Bauern ausgehen. -- Jn der letzten Versammlung der Montagne in der rue du Hasard soll namentlich Michel (de Bourges) auf sofortigen energischen Widerstand gedrungen haben. Mit nur 3 Stimmen Majo - rität wurde sein Antrag verworfen. -- Zwei Meinungen sind in der Montagne vertreten. Die eine ist für Enthaltung von aller Theilnahme an Debatten und Abstimmung über die Wahlreform, sofortige Demission in Masse nach der Annahme des Gesetzes. -- Die andere will an der Debatte Theil nehmen, um das Mögliche in friedli - chem Wege zu versuchen und die spätere Hal - tung vertagen. -- Die Stimmung der Ar - beiter = Massen ist jedenfalls eine sehr schwierige. -- Wir lesen im heutigen Napoleon unter der Aufschrift: Das Volk des Herrn Michel (von Bourges). Jedermann konnte bemerken, mit wel - cher Selbstgefälligkeit Hr. Michel das Wort Volk bis zur Uebersättigung wiederholte. Die demago - gischen Blätter sind mit diesem anmaßenden Aus - druck ebenso verschwenderisch, als der Redner vom Berge. Wir müssen dieses Wort definiren. Was ist das Volk des Hrn. Michel (von Bourges) und der rothen Journale? Nicht das Volk ist es, welches Louis Napoleon5 1 / 2 Millionen Stimmen gab und den Neffen des Kaisers auf den Präsi - dentenstuhl erhob. Das ist nicht das Volk, wel - ches am 15. Mai in souveräner Machtvollkom - menheit den Socialismus und die Anarchie zur gesetzlichen Ohnmacht verurtheilte, indem es der Jdee der Ordnung die überwiegende Majorität in der Nationalversammlung gab. Es ist nicht das Volk, welches in seiner Allmacht die executive und legislative Gewalt der Republik eingesetzt hat. Das Volk des Hrn. Michel (von Bourges) ist die Minorität, welches Krawall, Aufruhr und Bürgerkrieg macht; welches die Pontons, die An - klagebänke der Kriegsgerichte und Gefängnisse al - ler Art bevölkert. Es ist die Minorität, welche von Vernichtung der Regierung und der Gesell - schaft träumt, um fremdes Gut zu stehlen und durch die allgemeine Plünderung die Gleichheit des Besitzes herzustellen. Es ist nicht das Volk, welches arbeitet, sondern jenes, welches lumpen und nie arbeiten will. Es ist der Abschaum der Taugenichtse, Bankerottirer und Raufbolde, welche in dem Schlamm großer Städte aufschießen und die Revolution als einen Jndustriezweig betrach - ten. Dieses Volk hat seine Führer, seinen Ge - neralstab, seine unterirdische Organisation. Es hat einen Namen, den die Rothen der Tribune und der Presse zu nennen sich wohl hüten. Es heißt: Die geheimen Gesellschaften.

Neuestes.

Würzburg, 15. Mai. Heute früh um 8 1 / 2 Uhr fand die feierliche Jnstallation des Hoch - würdigsten Herrn Domprobstes Dr. Friederich Thinnes in der Cathedralkirche statt. -- Pfarr - kuratus resp. Pfarreiverweser Schreder zu Hoch - stadt ist am 11. d. M. mit Tod abgegangen.

T. D. München, 13. Mai. Athen, 7. Mai. Die engl. Flotte, unter Viceadmiral Parker, hat am 4. d. Salamis verlassen und die Richtung gegen Malta genommen. Zwei Schiffe der Flotte blieben in Station in Athen zurück. -- Voll - ständige Ruhe in Griechenland.

Frankfurt, 11. Mai. Heute spricht man hier von ernstlichen Kriegsrüstungen für den Fall ei - ner neuen Revolution in Frankreich. Das achte Bundesarmeekorps soll Befehl erhalten, sich marsch - bereit zu machen, und das hiesige Linienbataillon schon am 16. in die Nähe der Grenze abmar - schiren. Auch am Niederrhein stünden preußischer -seits ähnliche Vorsichtsmaßregeln zu erwarten, wie die Mobilmachung des 7. und 8. preußischen Armeckorps, endlich sollen die Besatzungen von Ulm und Rastatt durch einige österreichische Ba - taillone verstärkt werden.

Aus Baden, 12. Mai. Mit dem 1. Juni wird eine Dislocation der k. preuß. Truppen im Badischen vorgenommen.

Darmstadt, 13. Mai. Heute stand der Re - dakteur der Darmst. Ztg., Hr. Dr. Drärler - Manfred, angeklagt der Verletzung der Amts = und Dienstehre des großh. Bürgermeisters zu Gießen, vor den Assisen. Nach kurzer Berathung erfolgte der einstimmig gefaßte Beschluß der Geschworenen: ein Nichtschuldig.

Mainz, 13. Mai. Heute früh um 6 Uhr hat uns die k. k. österreichische Artillerie, das Bom - bardierkorps und das Feldzeugamt verlassen. Nach abgehaltenem Gebet marschirte die Mannschaft unter Begleitung der Festungsbehörde und einem zahlreichen Generalstabe nebst den österreichischen und preußischen Musikkorps an der Spitze von hier ab. Um 10 Uhr wird die neue österreichische Artilleriebesatzung hier eintreffen.

Dresden, 10. Mai. Die Eröffnung der sächsisch = böhmischen Eisenbahn bis Königstein hat gestern stattgefunden.

Marienburg, 8. Mai. Bei der Vereidigung des hiesigen Magistrats auf die Verfassung ver - weigerten vier der angeseyensten Rathsherren die Eidesleistung und legten gleichzeitig ihr Man - dat nieder.

T. D. Berlin, 13. Mai. Jn der vorgestri - gen Conferenz nahmen Baden und Genossen (Lippe - Schaumburg) ihre Vorbehalte zurück. Dagegen behielt sich Kurhessen seine Erklärung bis nach Constituirung der definitiven Bundesbehörde in Frankfurt vor. -- Preußen machte Vorlagen über die Constituirung des Fürsten = Collegiums und des Unions = Ministeriums. Die Anwesenden nah - men die Propositionen ad referendum -- und heute wird über dieselben berathen. -- Bezüglich der Bundes = Revision〈…〉〈…〉 droponirt Preußen Theil - nahme an einem Congresse, aber unter einem Pro - teste der gesammten Union nach Maßgabe des preußischen Protestes vom 3. Mai (nicht 4. Mai, wie früher das Datum irrig angegeben wurde), und mit der ferneren Verwahrung, daß keine de - finitive Gestaltung des weiteren Bundes zuge - geben werde, in welcher nicht die Anerkennung der Union als Gliedes derselben enthalten sei.

Wien, 10. Mai. Am Montag Nachts fand man in der Himmelpfortgasse eine Haubitzgranate, deren Ursprung bis jetzt nicht eruirt werden konnte.

Paris, 12. Mai. Jn den Bureaux der de - mokratischen Journale liegt eine Petition gegen die Wahlreform zum Unterzeichnen auf. -- Der Herzog von Parma hat an der dortigen englischen Kirche das britische Wappen und die Aufschrift Englische Capelle wegnehmen lassen.

Zürich, 9. Mai. Durch die Wahlen im Kan - ton Zürich wird die seitherige conservative Majo - rität ungefähr um 18 Mitglieder verstärkt.

Rom, 4. Mai. General Baraguay d'Hilliers hat dem Kardinal Antonelli das Kreuz der Eh - renlegion zugestellt.

Schwurgerichtsverhandlung. III.

Würzburg, 13. Mai.

Am Weihnachtsabend v. Js. hatte sich der ledige Bauernknecht Vornwald in Zeitlofs in Reps - stroh eingehüllt, den Hedsche Klas vorstellend, um dadurch die Kinder in Schrecken zu setzen. Als er nun mit einer Peitsche knallend an die Woh - nung des J. Gerlach, eines Bauernknechtes kam, versetzte dieser dem Vornwald mit einem Stück Holz einen solchen Schlag auf den Kopf, daß derselbe am folgenden Tage daran starb. Der Gerichtshof verurtheilte denselben, da man nichtmit Bestimmtheit ermitteln konnte, ob die That scherzweise oder absichtlich vollbracht wurde, wegen Fahrlässigkeit zu 9monatlicher Gefängnißstrafe.

Geschworene waren: Dr. Reuß, (Obmann), Fuchs, Fledering, Backmund, Hanwacker, Speth, Henkel, Greßer, Reder, Weiß, Dr. Katzenberger, Geis. Präsident: Appell. = Ger. = Rath Samhaber. Staatsanwalt: Kreisger. = Assessor Zinn, Verthei - diger: Dr. Zorn.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: v. Faber.

Handels = Berichte.

Mainz, 10. Mai. Auch während dieser Woche behauptete sich die bessere Meinung für Getraide und ist es besonders Roggen, nach welchem sich rege Frage zeigt, da die Felder dieser Fruchtgat - tung noch immer sehr weit zurück sind; effect. Roggen wird für den Consumo mit5 1 / 6 -- 1 / 4 fl. bezahlt per netto 100 Kil. Von effect. Waizen wird nur wenig versandt, es bleibt daher schöne effect. Frankenwaare à 7 fl. 15 kr. angeboten, per netto 100 Kil. -- Gerste bei unbedeutendem Umsatze mit5 1 / 4 fl. zu notiren. Hafer5 1 / 2 fl. -- Flaue Berichte von Außen, verbunden mit fortwährend günstiger Witterung, brachten eine mattere Stimmung in das Rübölgeschäft, so daß man per diesen Monat à 38 Rthlr. bequem kau - fen kann. -- Leinöl39 1 / 2 Rthlr. per 280 Pfd. l. G. Mohnöl 27 fl. per 50 Kil.

Frankfurter Cours. Den 14. Mai 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien ......10401050
5% Metallique ....76 7 / 877 1 / 8
4%....58 3 / 459 1 / 4
3%....4444 1 / 2
2 1 / 2 %....4141 1 / 4
4 1 / 2 % Bethmann ...--74
4%...--68
fl. 250 Loose v. J. 1839.89 1 / 489 3 / 4
5001834.142 1 / 2143
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 486 3 / 4
Tthl. 50 Prämien Scheine.103--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ...83 1 / 483 3 / 4
4%....88 1 / 888 5 / 8
5%....100 7 / 8101 3 / 8
Württemberg3 1 / 4 % ....8181 1 / 2
4 1 / 2....95 1 / 895 3 / 8
Baden3 1 / 2 %....78 1 / 878 5 / 8
fl. 35 Loose......31 1 / 431 1 / 2
50......51 1 / 252
Nassau fl. 25 ......23 5 / 823 7 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose...7272 1 / 2
25...25 5 / 825 3 / 4
Polen fl. 300...122--
Sardinien Fes. 36...31 1 / 431 3 / 4

Dem Mechanikus Herrn Friedrich Emmerich zu Würzburg wird zum sehr verdienten Lobe von der unterzeichneten Verwaltung bezeugt, daß er der hiesigen Gemeinde eine Feuerlöschmaschine lie - ferte, welche nach mehrmals angestellten Proben allen Erwartungen entsprach. Die Maschine hat neue, zweckmäßige Einrichtungen, welche wir bei andern noch nicht gesehen haben, und ist dieselbe, verhältnißmäßig zu ihrer Größe und de - ren Leistungen sehr billig. Die Mechanik ist aus - gezeichnet gut. Man findet sich daher verpflichtet, genannten Herrn Emmerich allen Gemeinden, mit dem Bemerken bestens zu empfehlen, daß ihm ohne den geringsten Anstand das vollste Vertrauen geschenkt werden kann.

Heinlein Valentin, Metzger, 66 Jahre alt.

Druck von Joseph Steib.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
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Extent4 images; 6123 tokens; 2471 types; 44142 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDie Bayerische Presse Eine constitutionell-monarchische Zeitung. . Würzburg (Bayern)1850.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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