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Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.

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Nr. 133.
Würzburg, Dinstag den 4. Juni. 1850.

Amtliche Nachrichten.

Das k. Regierungsblatt Nr. 28 vom 1. Juni enthält eine Bekanntmachung, wonach den Arznei - waarenhändlern des Königreichs der Verkauf und die Versendung gewisser namentlich aufgeführter Gifte und Arzneiwaaren im Jn = und Auslande verboten, anderer dagegen gestattet ist.

Landtagsverhandlungen.

München, 31. Mai. (CXXI. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Am Minister - tische: Staatsminister v. d. Pfordten, Aschenbren - ner und mehrere Ministerialräthe. Der I. Prä - sident eröffnet um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Bekanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls verliest Referent v. Wenning den Beschluß über den Gesetzentwurf, die Gerichtsorganisation betr., und Referent Weber den Gesammtbeschluß bei - der Kammern über den Gesetzentwurf, die Ein - leitungen zu der Erbauung einer Eisenbahn von Augsburg nach Ulm betr. -- Staatsminister v. d. Pfordten wünscht zwei Jnterpellationen zu beantworten. -- Abg. v. Schellhorn interpel - lirt, ob denn in Erwägung der Noth der Arbei - terklasse nicht von der Regierung dahin gewirkt werden könnte, daß die größeren Bauloose bei Eisenbahnbauten größtentheils den inländischen Bauunternehmern überlassen würden, oder ob viel - leicht die ausländischen Akkordunternehmer für die Zukunft nicht ganz ausgeschlossen werden dürften. -- Staatsminister v. d. Pfordten bemerkt hier - auf, daß die Vergebung von Bauloosen an aus - ländische Bauunternehmer in Folge einer Jnstruk - tion von 1841 geschehen sei. Daß jedoch die in der nächsten Umgebung des Bahnplatzes befindli - chen Arbeiter beschäftigt würden, verstünde sich von selbst. Die Regierung sehe sich aber nicht in der Lage, die erwähnte Jnstruktion aufzuheben. -- Kolb interpellirte in mehreren Punkten über Uebergriffe, welche sich die Commandantschaft zu Landau erlaubt habe. -- Staatsminister v. d. Pfordten stellt die Fakta hin, wie sie dem Mi - nisterium berichtet wurden, gemäß welchen die Commandantschaft einzuschreiten sich gesetzlich ver - anlaßt sah. -- Hierauf geht der Präsident zur Berathung und Schlußfassung des Gesetzentwurfs die definitive Häusersteuer betr. über. Ehe der - selbe die allgemeine Debatte eröffnete, verlas er drei Modifikationen von Degenhart (Heiterkeit), welche dieser zu dem Gesetze eingebracht, ebenso zwei neue Artikel von Forndran, nach welchen Lokalitäten, so lange in denselben steuerpflichtige Gewerbe ausgeübt werden, unbesteuert bleiben. -- über diese Anträge sowohl wie über das Gesetz selbst eröffnet der Präsident nun die allgemeine Diskussion. -- Staatsminister Aschenbrenner findet es für nöthig einige allgemeine Bemerkun - gen über die Nothwendigkeit der Verbesserungen des Häusersteuergesetzes zu machen. Redner sieht freilich die einzige und radikale Kur der vielen Uebel dieses Gesetzes nur in der Revision des ganzen Gesetzes, wenn dies nicht so viele Zeit in Anspruch nehme und sehr bedeutente Kosten ver - ursachen würde. Redner erklärt sich zuletzt dem vom Ausschusse neu geschaffenen Entwurf durchausnicht entgegen. -- Referent v. Koch spricht im allgemeinen davon, daß der Ausschuß nur die Ungleichheit der Häusersteuer und des Arealsteuer - gesetzes beseitigen wollte. -- Rebenack tadelt die vielen Mängel des Gesetzes vom 15. August 1828. -- Reinhart: Wenn man Rückstände zu decken habe, so solle man doch mit Streichung der hohen Besoldungen anfangen und nicht wieder dem armen Bäuerlein in den Geldbeutel steigen. Dort 50 Procent abzustreichen würde ergiebiger sein, als eine Erhöhung der Häusersteuer. -- Pitzner spricht sich für den Forndran'schen An - trag aus. -- Sedlmaier bemerkt, daß Mün - chen allein 100,000 fl. Häusersteuer bezahle, in - dem jeder Winkel, wo nur etwas hingestellt wer - den könne, versteuert werden müsse. -- v. Her - mann erklärt sich gegen alle Vorlagen, da es unnütze Arbeit sei, ein Gesetz zu berathen, dessen Mängel man nicht verbessern könne. -- Lerchen - feld: Wenn man die Katasterkommission auch mit einer Ausgleichung dieser Steuer beauftragen würde, so möchte in zwei und vielleicht auch drei Jahren sie nichts zu Stande gebracht, aber sehr viel Geld verzehrt haben. Einen möglichst besten Ausweg gibt der Ausschußbeschluß, deßwegen neh - me man diesen an und durchhaue damit diesen gordischen Knoten. -- Das Gesetz wurde in folgender Fassung ohne Debatte angenommen, wo - bei zu bemerken ist, daß Degenhart selbst gegen seine Modifikationen stimmte: Art. 1. Das Ver - hältniß der Steuersimplen, nach welchen die Er - hebung der Miethsteuer zur Arealsteuer künftig stattzufinden hat, wird auf die Verhältnißzahl von 1 zu 3 festgestellt, so daß künftig auf ein jedes Simplum der Miethsteuer drei Symplen der Are - alsteuer zu berechned und zu erheben sind. Art. 2. Die geringste Ertragsfähigkeit eines der Mieth - steuer unterworfenen Gebäudes wird statt der bis - her zu Grunde gelegten Ertragsfähigkeit von 5 fl. auf eine jährliche Ertragsfähigkeit von 9 fl. fest - gestellt, mithin das Simplum des geringstbesteuer - ten Miethgebäudes auf 9 Kreuzer normirt. Art. 3 ist der Vollzugartikel. Das ganze Gesetz wurde hierauf bei namentlicher Abstimmung mit 118 ge - gen 4 Stimmen angenommen. -- Gegen das Gesetz stimmten: Schmidt aus W., Borst, Hofmann, Reinhart. -- Schluß der Sitzung um halb 3 Uhr.

Deutschland.

München, 1. Juni. Der Nürnb. Korresp. gibt über die neulich von Hrn. Referent v. We - ning dem Justizminister übergebenen zwei Briefe folgenden Aufschluß: Dieselben rühren von dem verlebten früheren Justizminister v. Schrenk her und sind an Hrn. v. Wening, als damal. Stadt - gerichts = Direktor von Würzburg, gerichtet. Sie enthalten die Weisung, daß Letzterer sich ohne Zu - ziehung eines Aktuars zu zwei Mitgefangenen des damals in Untersuchung und Haft sich befindenden Hofraths Behr begeben soll, um dieselben über gewisse, den Letzteren betreffende Punkte auszufor - schen. Hr. v. Wening wies dieses Ansinnen als mit der Würde und der Pflicht eines Beamten unvereinbar zurück, was ihm alle Ehre macht. Nur verfehlte er durch die alteinige neuliche Ue -bergabe der Briefe seinen Zweck, die Aeußerungen des Fürsten Wallerstein über die zweifelhafte Selbst - ständigkeit der Richter in der 30r Jahren factisch zu widerlegen; obwohl andererseits nicht verschwie - gen werden kann, daß wir derartige Anspielungen auf die 30r Jahre nicht gerade aus dem Munde des Hrn. Fürsten zu hören wünschten.

München, 2. Juni. Wie man vernimmt, haben Se. Maj. der König dem am hiesigen Hof - lager verweilenden Prinzen Albert von Sachsen, kgl. Hoh., den Ritterorden vom heiligen Hubert eigenhändig verliehen. Dieser Orden ist bekannt - lich der erste des Reichs.

* Von der württemb. Grenze, 31. Mai. Wenn Bayern und Oesterreich, überhaupt die mit - unterzeichneten Staaten der Münchener Ueberein - kunft, welch 'letztere bekanntlich vor der Frankfur - ter Versammlung die Grundlage der Verhandlun - gen bilden soll, ihre Aufgabe so verstehen würden, wie die sog. Standesherren in Württemberg, so hatte die radikale Partei in Deutschland aller - dings Recht, wenn sie von der Wiederherstellung des alten Bundestags all' ihre Blätter voll - schreibt. Das sog. reactionäre Ministerium Schlayer will aber nichts von solchen wirklichen Rückschritten wissen. Wäre das Ministerium ra - dikaler Natur, so würde es ohne Zweifel -- wie es im knabenhaften Charakter des Radikalismus liegt -- uns in reinem Trotz gegen die Majori - tät der Kammer jedenfalls etwas Anderes gewollt haben, als was diese wollte. Es thut dies aber nicht, sondern geht in diesem Punkt mit der Kam - mermehrheit einig. Das Ministerium scheint die Zeit besser zu verstehen, als die beiden extremen Parteien, die es von entgegengesetzten Seiten an - greifen. Es handelt im Geiste der Münchener Uebereinkunft, und es ist dies ein Beweis mehr, daß die Staaten der Münchener Uebereinkunft nicht die Wiederherstellung des alten Bundestags wollen; denn sonst müßte das mitunterzeichnete Ministerium Schlayer die Folgerungen der württ. Standesherren, die sie aus dem Fortbestand der Bundesakte ziehen, gutheißen. Die Bundesakte besteht aber nach der Ansicht der genannten Staa - ten blos insoweit noch fort, als sie sich mit dem Geiste und den Bedürfnissen der gegenwärtigen Lage verträgt. Es ist dies eigentlich eine sich ganz von selbst verstehende Sache; allein man muß den von dem Wehgeschrei der demokratischen Presse befangen gemachten Gemüthern oft Dinge bemerklich machen, die sie bei ungetrübtem Blicke leicht selbst sehen würden. v. Schlayer erklärte also in der Kammer charakteristisch genug: das Ministerium ist der Meinung, daß Nie - mand die zwei Jahre ignoriren darf. Die Standesherren haben ihren Posten verlassen, sie können jetzt nicht die Sache an dem Punkte wieder anfangen, wo sie dieselbe verlassen. -- Diesem gegenüber erscheint das Benehmen der Majorität der rothen Kammer ächt wühlerisch. Statt über eine solche Uebereinstimmung der An - sichten sich zu freuen, setzt man Zweifel in das gegebene Wort eines Ministers, bringt zur Auf - reitzung des Hasses aufgewärmte Geschichten auf das Tapet, und sucht das Ministerium gerade wegen derjenigen Aeußerung von Neuem zu ver - dächtigen, welche so eben durch die letzte Erklä -rung v. Schlayer's interpretirt worden ist wegen dem Fortbestehen des deutschen Bundes. Es geht über alle Begriffe, sowohl die eckelhafte, Al - les verneinende und Alles herausfordernde Hal - tung der rothen Kammermajorität, als die unbe - grenzte Langmuth des Ministeriums diesem Be - nehmen gegenüber. Wir wünschen deßwegen nicht, daß dasselbe seiner Geduld jetzt schon eine Grenze setze, im Gegentheil: es wird durch seine männ - liche Ruhe sich nur um soviel mehr Freunde im Lande erwerben, als die rothe Kammermajorität durch tolles Umspringen mit den wesentlichsten Jnteressen des Landes Anhänger verlieren muß.

Bonn, 29. Mai. An der Spitze des Ver - zeichnisses der Studierenden befinden sich diesmal sechs Prinzen aus souveränen und fürstlichen Häu - sern. Namentlich: Se. königl. Hoheit Friedrich Wilhelm Nicolaus Carl, Prinz von Preußen; Se. königl. Hoheit Friedrich August Georg, Her - zog von Sachsen; Se. Hochfürstliche Durchlaucht Carl Günther, Erbprinz von Schwarzburg = Son - dershausen; Se. Hochfürstliche Durchlaucht Georg Victor, Fürst zu Waldeck und Pyrmont; und Se. herzogliche Durchlaucht Nicolaus Wilhelm, Prinz von Nassau.

Aus Kurhessen, 28. Mai. Wir hatten lange nichts über das Treiben des weil. Gymnasial = Leh - rers Jak. Schell erfahren, der am Ostertag 1846 in Frankfurt a. M. öffentlich sich vom - misch = kathol. Glauben lossagte und zur deutsch - katholischen Gemeinde überging. Später hatte er eine anrüchige Sache im Nassauischen, und begab sich hierauf nach Preußen, saß in Berlin 1848 im Parlament, und lebt jetzt in München, wo er sich verehelicht hat. Auf einmal begegnen wir wieder seiner Spur in Leipzig, wo er von der Polizei wegen mangelhafter Legitimation ausge - wiesen worden. Das Alles würde uns wenig oder nicht interessiren, wenn wir uns die Selt - samkeit erklären könnten, weßhalb dieser ehemal. kurhessische Gymnasiallehrer vom Staate Hessen immer noch jährlich 500 Thlr. Besoldung bezieht, und mit Hilfe dieser Gratification in andern deut - schen Staaten bald als Prediger, bald als preuß. Parlamentsmitglied, nun wieder als Privatgelehr - ter in München und confessioneller Sendling auf - treten kann. Warum -- wenn er tauglich ist -- ruft ihn unser Ministerium nicht zurück und ver - wendet ihn, wenn auch nicht gerade zum Gym - nasial = Lehrer in Fulda? Warum gestattet man ihm vielmehr seinen ganzen Gehalt außer unse - rem Lande, sogar unter Uebernahme fremder geist - licher und politischer Functionen Jahre lang fort zu beziehen?

Kassel, 31. Mai. Jn der heutigen Sitzung des Landtags übergab der Landtagskommissär, um auf den Antrag des Abg. Oetker beschlossenen Er - suchen um Auskunft über das deutsche Verfassungs - werk zu entsprechen, Namens des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten eine Abschrift der Note desselben an den Geschäftsträger in Berlin vom 13. April d. J., worin der Standpunkt des Ministeriums in dieser Frage ausführlich entwickelt sei, sowie die Protokolle über die Berliner Con - ferenzen, zugleich mit der Eröffnung, daß auch die Protokolle des Verwaltungsrathes zu Diensten ständen, daß jedoch die Regierung, da sie nur ein Exemplar: derselben besitze, dieselben nur auf einige Tage mitzutheilen im Stande sein werde. Die Vorlagen werden dem Verfassungsausschusse überwiesen. Die Frage des Abgeordneten Bayr - hoffer, ob auch die in Erfurt gefaßten Revisions - beschlüsse sich in den vorgelegten Aktenstücken be - fänden, verneint der Landtagskommissär; dieselben würden jedoch einen Theil der Protokolle des Ver - waltungsrathes bilden. Der Abg. Oetker hält, soweit er es im Augenblicke aufgefaßt habe, die Auskunft für sehr mangelhaft, namentlich weil über die augenblickliche Lage des deutschen Ver - fassungswerks daraus nichts hervorgehe. Der Land - tagskommissär: Wenn noch weitere Auskunft be - gehrt werde, so müsse er doch bitten, zuvor das Verfassungswerk, welches man meine, bestimmt zu bezeichnen, ob das in Erfurt? oder ein anderes? Der Abg. Oetker erwidert: Es werde ihm genü -gen, wenn über die Lage des Verfassungswerkes Aufschluß ertheilt werde, welches die Regierung im Auge habe.

Dresden, 1. Juni. Die Kammern sind die - sen Morgen aufgelöst worden. Die Erklärung des Staatsministers v. Beust in dem deutschen Aus - schusse und die darauf folgende Beanstandung der Anleihe hatten die Lage der Dinge auf einen Punkt gebracht, wo der Bruch unvermeidlich er - folgen mußte. Gestern Vormittag ist Ministerrath abgehalten worden, bei welchem der König selbst zugegen gewesen sein soll. Auch waren schon ge - stern Abend Gerüchte von der beschlossenen Auf - lösung verbreitet. Ein zahlreiches Publikum hatte sich in beiden Kammern auf den Gallerien einge - funden. Die II. Kammer begann ihre Sitzung etwas früher als die I.; am Ministertische war Staatsminister Dr. Zschinsky anwesend. Nach der Vollziehung des Protokolls der gestrigen Sitzung ergriff Staatsminister Dr. Zschinsky das Wort, bemerkte, daß er von der Staatsregierung beauf - tragt sei, der Kammer eine Mittheilung zu ma - chen, und verlas hierauf das kurze königl. Auflö - sungsdekret. Jn der I. Kammer erfolgte der Auf - lösungsakt ebenfalls von dem Staatsminister Dr. Zschinsky unter denselben Formalitäten nach dem Vortrage der Registrande.

Bremen, 30. Mai. Die Weser Zeitung enthält in ihrem Leitartikel folgenden sehr wahren Passus: Wenn aber die Demokratie auch die Möglichkeit eines inneren Zusammenhanges der That mit ihrer politischen Tendenz voll tugend - hafter Entrüstung als eine unerhörte Verdächtig - ung zurückweis't, so darf man billig fragen, war - um diese Demokratie nicht früher, als aus ihrer Mitte der Mord und der Königsmord nicht nur entschuldigt, sondern sogar gepredigt wurden, die Welt von der Strenge und Reinheit ihrer Grund - sätze in Kenntniß gesetzt hat? Wir wissen sehr wohl, daß unter der Demokratie Unterschiede zu machen sind, daß die gemäßigte, jetzt noch auf politischem Boden stehende Demokratie, welche Nichts als die aufrichtige Durchführung des Re - präsentativen Staates auch mit monarchischer Spitze will, gar nichts mit dem blutdürstigen Jakobinis - mus des demokratischen Berges gemein hat; aber dieser blutdürstige Jakobinismus existirt in der That, er hat sich in Aufrufen und Pamphleten, unter den Arbeitervereinen in der Schweiz, in den Heinzen'schen Flugschriften, in Gedichten Re - den und Artikeln der in London und den Ver - einigten Staaten erscheinenden außerdeutschen Presse ohne alle Maske kundgegeben. Wir haben ja in solchen Blättern die ganze Liste der Preise gele - sen, welche auf die Köpfe der europäischen Mo - narchen ausgefetzt sein sollten; wir haben die Koketterie gesehen, welche Männer aus den Rei - hen dieser Demokratie mit der Tochter des - nigsmörders Tschech getrieben haben, und was die Entschuldigung des politischen Mordes betrifft, so braucht man sich nur der entmentschten Sprache erinnern, womit ein Theil der rothen Presse seiner Zeit den Mord Lichnowsky's und Auerswald's als eine nicht gar so verdammenswerthe That darzustellen wußte, um die Frage gerechtfertigt zu finden, warum die demokratische Partei nicht frü - her schon ihren Abscheu gegen solche Grundsätze und solche Aufreitzungen ausgesprochen hat? Wir erinnern uns nicht, in demokratischen Blättern ernste energische Zurückweisungen der Gemeinschaft mit den äußersten Extremen jemals gelesen zu haben. Die demokratische Presse, auch die ge - mäßigte, pflegt bei den hirnverbranntesten Plänen, bei offenbaren Dummheiten und Schandthaten, wenn sie von den Jhrigen ausgehen; ein Auge zuzudrücken und höchstens das, was sie nicht ent - schuldigen mag, für Lüge und Verdächtigungen der Gegner auszugeben. Hat man nicht alle Ruch - losigkeiten der Kämpfer für Vökkerfreiheit in dem badischen und pfälzischen Aufstand entschul - digt, gemeinen Raub wie Diebstahl mit dem Brauch des Krieges entschuldigt, sucht man nicht noch jetzt die kolossale Lüge, als sei dieser Kampf für die Reichsverfassung geführt, wieder aufzufrischen? Wenn in dieser Weise auf Seiten der Demokra -tie ein politischer Jesuitismus (! ) im größten Style geübt wird, wo -- fragen wir -- fängt dann die Sünde im demokratischen Katechismus an, und wie will man in Abrede stellen, daß ge - rade ein Unzurechnungsfähiger und Schwachköpfi - ger durch diese demokratische Sittenlehre auch bis zu dem, vor dem staatlichen Gewissen, äußersten Verbrechen gebracht werden könnte.

Wien, 25. Mai. Die Colonisirung in Un - garn: Es ist bedauerlich, zu sehen, wie 40 bis 60,000 Deutsche jährlich ihr Vaterland verlassen, um sich in einem fremden Welttheil eine neue Heimath zu gründen. Sie tragen ihre Kräfte, Geld und Blut in ungewisse Fernen und verges - sen, daß nahe der eigenen Heimath sichere und reichere Schätze zu haben sind. Das mathemati - sche Klima von Ungarn stimmt mit dem von Süd - deutschland, der Lombardei und Venedigs überein. Ungarn gehört zu den am Meisten gesegneten Län - dern Europas. Und welcher Cultur wäre das Land fähig! Es zählt mehr als 160 größere Flüsse; wie leicht die innere Verbindung, der Verkehr, wenn man dazu noch die der Schifffahrt dienenden Kanäle in Rechnung bringt! Wie frucht - bar die Oberfläche; der Schooß der Erde voll Metalle! -- Endlich, wenn Oesterreich mit sei - nen sämmtlichen Kronländern in den deutschen Bund eintritt, was es beabsichtigt, dann ist der Auswanderer in keinem fremden Lande, er bleibt deutsch, theilt die Gesammtinteressen, und wirkt wesentlich mit an der innigen Einigung und Ver - schmelzung des eintretenden Bundesstaates mit den andern. Man muß auf Ungarn blicken, nicht wie es war, sondern wie es jetzt zu werden verspricht. Aus dem alten Adelsstaate wird ein Rechtsstaat gebildet; die Bevorrechtungen liegen in Trümmer geschlagen. Jeder ist gleich vor dem Gesetze. Grundbücher verbürgen den Besitz. Sicherheit und Festigkeit treten an die Stelle früherer Will - kür und Unduldsamkeit; Freiheit der Religion, Wahrung der Nationalität, Sicherheit der Person und des Eigenthums werden verbürgt.

Wien, 27. Mai. Aus Debreczin meldet der Magyar Hirlap, daß durch die energischen Be - mühungen der Civil = und Militärbehörden in der ganzen, von Räubern so sehr beunruhigten Um - gegend die Sicherheit wieder hergestellt ist, insbe - sondere nachdem sechs ihrer Häupter im Szabolc - ser und Biharer Comitat aufgeknüpft worden.

Wien, 31. Mai. Die ministerielle Oesterr. Correspondenz sagt: Bereits gestern erhielten wir auf telegraphischen Wege die Nachricht, daß der Flügeladjutant Sr. Maj. des Königs von Preuße, Hr. v. Manteuffel, nach Warschau ent - sendet worden sei, um dem Kaiser aller Reußen ein eigenhändiges Schreiben seines Monarchen zu überbringen, worin angeblich die definitive Erklä - rung enthalten wäre: Preußen werde niemals und unter keiner Bedingung in die Wiedereinsetzung des alten Bundestages willigen, und daß, wenn ein Einverständniß zwischen Oesterreich und Preu - ßen bisher nicht zu erreichen war, die Schuld le - diglich an der Politik des Wiener Cabinets liegt, die deßhalb nothwendigerweise zu verlassen sei. Dahin wirken und seinen Einfluß aufbieten zu wollen, wird der Kaiser ersucht. Wir erklären zu - förderst, daß wir die Authenticitstt der eben er - wähnten Nachricht nicht verbürgen mögen. Wir theilen sie gleichwohl mit, da sie uns aus gut un - terrichteter Quelle zugekommen, und Anlaß bietet, etliche allgemeine für den jetzigen Standpunkt der deutschen Frage bezeichnende Bemerkungen anzu - knüpfen. Für's erste scheint die Zuversicht, welche die Unionsgläubigen vor kurzem noch mit der freundlichen Zustimmung Rußlands zu dem Uni - onswerke zu erheitern und zu trösten beflissen war, so ziemlich in nichts zu zerrinnen. Weßhalb be - dürfte es wohl dieser Note, dieses Tones, wenn bereits schon erreicht wäre, was man jetzt erst er - reichen zu wollen versicht? Für's zweite wünsch - ten wir herzlich gerne darüber eine Aufklärung zu vernehmen, aus welchem Umstande Preußen die Ueberzeugung schöpft, Oesterreich beabsich - tige die Wiedereinsetzung des alten Bundes - tags? Das k. k. Kabinet will eben nicht mehrals eine unantastbare Rechtsgrundlage finden, um die Constituirung Deutfchlands auf derselben im Einvernehmen mit allen betheiligten deutschen Re - gierungen bewirken zu helfen. Spricht etwa die Münchener Aufstellung ein Zurückgehen auf den Bundestag aus? Gelobte nicht Oesterreich ernst - lich und feierlich, bei jeder sich darbietenden Ge - legenheit dem neuen Geiste der Zeit, den Erleb - nissen der letzten Jahre, den veränderten Bedürf - nissen und erhöhten Ansprüchen der Nation gebüh - rend Rechnung zu tragen? Wiege sich doch Nie - mand geflissentlich in eitler Täuschung! Ja, wenn selbst der Bundestag von ehemals jetzt wieder zusammenträte, wäre er nicht ein wesentlich ande - rer, eine Organisation von gleichem, äußerem An - sehen, aber von innerlich grundverschiedenem Mark und Gehalt? Haben die Kammern in den deut - schen Staaten nicht ihr Urtheil über die Politik, somit wesentlich auch über die deutsche Politik der betreffenden Ministerien abzugeben? Ein von con - stitutionellen Regierungen beschickter Bundestag müßte nothwendig eine Wirksamkeit entfalten, die zu seiner von 1816 -- 48 gezeigten sich wie Con - stitutionalität zum Absolutismus verhielte. Allein wir wiederholen, Oesterreich will den Bundestag wie er war, nicht, es will ein Band, welches das gesammte Deutschland umschlinge, ohne zu verken - nen, daß es kein bloßes Polizeiband, keine Hemm - schranke zuverlässiger Bestrebungen sein dürfe, es will endlich vor Allem der Anarchie, welcher der deutsche Bund jetzt verfallen, ein Ende machen; es kann und darf nicht dulden, daß eigenwillige und rechtlose Schritte durch Verjährung eine Gel - tung finden, die ihnen immer gebührt; Schritte, die von der Minderzahl der mindest bedeutenden Regierungen Deutschlands -- Preußen abgerech - net -- ausgehen, und gleichwohl im Namen des deutschen Reichs geschehen sein wollten!

Breslau, 31. Mai. Heute fanden Haussu - chungen und Beschlagnahmen von Papieren statt bei Professor Nees v. Esenbeck, Dr. Heilberg, Kaufmann Held, Musiklehrer Brattke und andern Mitgliedern des Vorstandes der Arbeiterverbrüde - rung. Es wurden außer den die Verbrüderung selbst betreffenden Schriftstücken bei Nees auch noch Papiere der christkatholischen Gemeinde, bei Heilberg die gesammte Privatkorrespondenz, selbst Familienpapiere, bei Brattke die ganze Bibliothek des Vereins weggenommen.

Frankreich.

C Paris, 1. Juni. Paris genießt der voll - ständigsten Ruhe und es ist an eine Störung der - selben durch eine revolutionäre Volksbewegung nicht zu denken. Die Montagne, welche noch vor - gestern die Absicht hegte, durch Michel (de Bour - ges) eine Protestation gegen das Wahlgesetz nie - derlegen zu lassen und sich der Abstim - mung zu enthalten, ist gestern Vormittags in ei - ner Parteisitzung zu dem Beschlusse gelangt, sich dieses Schrittes zu enthalten, weil er vom Volke mißverstanden und zu einer Emeute benutzt wer - nen könnte, deren Niederlage mit Gewißheit vor - auszusehen war. Fast sämmtliche Mitglieder der Montagne fügten sich diesem Beschlusse. Nur Greppo und Miot erklären heute in mehreren Blättern, daß sie es als ihre Pflicht betrachtet haben an der Abstimmung über ein Gesetz nicht Theil zu nehmen, welches einen großen Theil der Wäh - ler, die sie ernannt haben, ihres Wahlrechts be - raube. Miot gab sich auch noch gestern in der Sitzung alle mögliche Mühe, seine Kollegen von der Abstimmung abzuhalten. Die Nationalver - sammlung bot im Augenblicke der Abstimmung einen eigenthümlichen Anblick dar. Die Gesichter wurden ernst, Alles war beklommen. Die Lei - denschaft der Diskussion hatte der Aengstlichkeit Platz gemacht. Mancher mochte wohl ahnen, was noch kommen könnte. Der Siècle führt folgende Aeusserung Darblay's an: Das ist das letzte Mal, daß ich zu einer solchen Erniedrigung ver - leitet werde. Minister Fould hatte in der Eile ein Bulletin gegen das Gesetz auf die Tribüne gebracht und eilte unter allgemeinem Gelächter wieder herab. Das Gesetz wurde mit einer Ma -jorität von 192 Stimmen angenommen, die ge - wöhnliche compacte Mehrheit. Die Regierung und die Majorität fühlen, daß jetzt kein Still - stand mehr möglich sei, daß dieses Gesetz eben nur der Anfang war. -- Am Schlusse der gest - rigen Sitzung brachte General Grammont noch - mals einen Antrag auf Versetzung des Regier - ungssitzes von Paris ein. Ein Theil der Reprä - sentanten will sich Mühe geben, denselben zur Debatte zu bringen. -- Der Minister Baroche soll bereits nächsten Dienstag einen Gesetzentwurf über den Wohnort vorlegen und die Dringlichkeit verlangen. Derselbe gibt dem Wahlgesetze erst Bedeutung. -- Am 16. Juni erscheint ein neues Blatt: Heinrich IV. , Organ der Versöhnung der Orleanisten und Legitimisten.

Schweiz.

Bern, 1. Juni. Die Befürchtungen, welche man vor dem Zusammentritt des neuen Großen Raths hatte, sind nicht in Erfüllung gegangen; Alles ist vollkommen ruhig, und es ist kein Grund zu der Besorgniß vorhanden, daß die Ordnung gestört werde. Das wichtige Resultat der heuti - gen 1sten Sitzung ist, daß die Opposition die Majorität hat. Mit 117 gegen 106 Stimmen wurde der conservative Oberst Straus zum pro - visor. Präsidenten erwählt, und im Sinne der Opposition die Kassation der Pruntruter Wahlen ausgesprochen, so wie endlich dem Präsidenten die Bezeichnung einer aus 7 Mitgliedern bestehenden Commission überlassen, welche die angefochtenen Wahlen prüfen und bis zu der am 3. d. M. stattfindenden 2ten Sitzung Bericht und Anträge bringen soll. Jn der Commission sind beide Par - teien vertreten.

Jtalien.

Neapel. Die englischen Forderungen an die - ses Königreich sollen 300,000 Pf. betragen. Der König soll gesagt haben, er wolle bezahlen, aber in diesem Augenblick könne er es nicht. Man glaubt, daß die Engländer ihn nöthigen werden, die Kammern zusammen zu berufen, damit die Schuld wenigstens von der gesetzmäßigen Gewalt anerkannt werde. Der Ministerrath soll dagegen dem Könige rathen die Verfassung schleunigst ab - zuschaffen, damit er allein zur Transaction mit Englang competent sei.

Belgien.

Brüssel, 30. Mai. Die Bischöfe von Bel - gien ließen in Betreff der Unterrichtsfrage fol - gende Beschwerde an die erste Kammer ergehen: 1) der Gesetzentwurf versage den Bischöfen den Zutritt in die Schule, trotz dem Gebote Christi in alle Welt zu gehen und die Völker zu lehren, wornach nur dem Priesterthum das Recht zustehe, Glaubenslehren und Moralvorschriften aufzustellen und zu verbreiten; 2) das Gesetz erkenne dem Staat die Befugniß zu, das gesammte Lehrperso - nal, folglich auch die Religionslehrer zu ernennen, während nach Art. 16 der Verfassungsurkunde die Kirche allein ihre Diener zu ernennen habe; 3) der Entwurf beraube die kirchliche Autorität des unveräußerlichen Rechts den religiösen Unter - richt zu regeln und zu beaufsichtigen; 4) er stelle das Fortbestehen der auf Grund der Unterrichts - freiheit errichteten katholischen Anstalten in Frage; 5) die bloße Einladung, welche dem Entwurf zu - folge der Staat, zum Behufe des religiösen Un - terrichts, an den Klerus richten werde, beeinträch - tige die Würde und die Ehre der kirchlichen Kör - perschaft.

Brüssel, 31. Mai. Der Senat hielt gestern zwei Sitzungen. Jn der ersten schloß er die Be - rathung des Unterrichtsgesetzes und nahm dasselbe mit 32 gegen 19 Stimmen an. Jn der zweiten behandelte er noch verschiedene Finanzgesetze, deren artikelweise Berathung auf heute ausgesetzt wird, und erledigte andere von rein örtlichem Jnteresse. Die Kammer der Abgeordneten erledigte schon vorgestern ihre rückständigen Geschäfte und ver - tagte sich auf unbestimmte Zeit. Die Auflösung beider Kammern dürfte in der heutigen Sitzungerfolgen. Die neuen Wahlen sind auf den 11. Juni angeordnet; die Thätigkeit für dieselben ist auf beiden Seiten gleich groß.

Neuestes.

München, 1. Juni. Diesen Nachmittag ist Prof. Schell der über ihn verhängten Haft gegen Caution entlassen worden.

Landau, 1. Juni. Gestern Nachmittag starb der Kommandant der Bundesfestung Landau, Ge - neralmajor Frhr. v. Pflummern, in Folge eines Schenkelbruchs.

Dessau, 30. Mai. Die Sonderlandtage sind für beide Herzogthümer zum 3. Juni einberufen, den Berathungsgegenstand wird vor Allem das Budget geben.

Wien, 31. Mai. Obgleich die zur freiwilli - gen Einzeichnung des lombardisch = venezianischen Anlehens gesetzte Frist bereits verstrichen ist, wird der große von der Totalsumme von 120 Millio - nen Lire erübrigende, noch nicht unterzeichnete Be - trag unter den ursprünglich zugestandenen Moda - litäten und Begünstigungen von den einzelnen Gemeinden übernommen, so daß der angedrohte Zwang keine Anwendung findet.

Gratz, 28. Mai. Diesen Morgen ist an den Commandanten der Befehl ergangen, die Fe - stung sofort gegen den gewaltsamen Angriff zu armiren.

Prag, 29 Mai. Die Cholera nimmt an Heftigkeit und Verbreitung wieder zu. Jm Laufe der letzten Woche erkrankten 108 Personen, 64 wurden in Privathäusern, 44 im allgemeinen Krankenhause verpflegt. Davon genasen nur 14, 33 starben und 31 blieben noch in der Behand - lung.

Berlin, 31. Mai. Jn der ersten Hälfte des kommenden Monats marschirt die ganze Garde - brigade nach Torgau ab; doch vermuthen die Of - fiziere, daß ihre Bestimmung noch weiter gehe. -- Vorgestern ist hier die Nachricht von dem defini - tiven Abschluß einer Militär = Convention zwischen Sachsen und Oesterreich eingetroffen. -- Jm heu - tigen Ministerrathe ist das Edict wegen Aufhe - bung der Arbeitervereine im ganzen Umfange der Monarchie abgefaßt worden.

Berlin, 31. Mai. Es hält sich seit gestern ein Fremder von Bedeutung hier auf: der Prinz von Canino, Lucian Bonaparte, Expräsident der römischen Constituante. Schwerlich wird derselbe längere Zeit hier verweilen dürfen.

Berlin, 1. Juni. Seit gestern ist die deut - sche Kokarde auch von der Hüten der Schutzmann - schaft abgenommen.

Berlin, 1. Juni. Wir vernehmen so eben, daß heute Vormittag im Garten des Lokals des Maschinenbauer = Vereins vor dem Oranienburger Thor polizeiliche Nachgrabungen stattgefunden ha - ben, und daß bis jetzt 10 Stücke Pechkränze auf - gefunden worden sind. Die Nachgrabungen wer - den fortgesetzt. Das Lokal ist polizeilich bewacht.

Breslau, 31. Mai. Heute fanden Haussu - chungen und Beschlagnahmen von Papieren Statt: bei Prof. Nees v. Esenbeck, Dr. Heilberg, Kauf - mann Held, Musiklehrer Brattke und andern Mit - gliedern des Vorstandes der Arbeiterverbrüderung.

§ London, 30. Mai. Rachrichten aus Lissabon zu folge ist der Herzog von Leuchtenberg am 24. Mai daselbst eingetroffen.

Brüssel, 1. Juni. Nachdem der Senat noch einige Finanzgesetze berathen, verlas der Minister des Jnnern die k. Verordnung, welche die Sitzung von 1849 -- 50 schließt. Die Versammlung trennte sich unter dem Rufe: Es lebe der König!

Schwurgerichtsverhandlung. VIII.

Verhandlungen über den Orber Tumult. (Fortsetzung.)

Heute früh stellte Herr Staatsanwalt Dr. Lotz seine Anklage. Nachdem er den Begriff desTumultes festgestellt hatte, suchte er aus den Er - gebnissen des 2. März zu beweisen, daß das Ver - brechen des Tumultes des höchsten Grades ver - übt worden sei. Es hätten sich nämlich mehr als 10 Personen öffentlich zusammengerottet, um vom Landrichter den Abzug des Militärs zu er - trotzen, und an demselben (Militär) als obrig - keitliche Diener sich thätlich vergriffen Jm beson - dern Theile der Anklage wurde festgestellt, daß Heßberger, Jos. Schließmann, Jak. u. Ph. Mack und J. Hofacker die Rädelsführen gewesen seien, was sich aus den Zeugenaussagen, ihren Auf - reitzungen und Aufforderungen zur Bewaffnung ergeben habe. Ad. Acker wurde vom Staatsan - walt als derjenige bezeichnet, der mit einem grü - nen Hut und Spenser nach dem Oberlieutenant v. Hellingrath geschossen habe, ebenso bezeichnete der Staatsanwalt den J. Schließmann als einen, der das Militär bewaffnet verfolgt habe, und stellt als eine traurige Erscheinung dar, daß ihm die Aussagen der Entlastungszeugen desselben größ - tentheils als meineidig erscheinen müßten. Hier - auf folgte die Vertheidigung sämmtlicher Ange - klagten, und zwar machte Accessist Dr. Feuerer als Vertheidiger der 5 als Rädelsführer und 10 der als gemeine Theilnehmer Angeklagten den Anfang; ihm folgte Accessist Hartmann, welcher Ph. Häuser, Lindemeier, J. Kuhl, Ad. Acker, und Jak. Hofacker vertheidigte, und schließlich wurde Joh. Heim durch Accessist Dr. Och vertreten.

* Würzburg, 3. Juni. Heute Abend sprachen die Geschwornen über 10 Angeklagte das schul - dig des Verbrechens der Widersetzlichkeit gegen die Obrigkeit, die Uebrigen wurden freigesprochen. Näheres im morgigen Blatte.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Handels = Berichte.

Mainz, 31. Mai. Die flauere Stimmung für Getraide hat im Laufe dieser Woche noch sehr zugenommen und stellten sich die Preise bei ansehnlichen Zufuhren abermals etwas niedriger; im Großhandel konnte man heute effect. Franken - Waizen fl. 7 1 / 2 -- 1 / 3; für Roggen hat sich die Speculationslust fast ganz verloren und würde gerne à fl. 6 1 / 6 -- fl. 6 per netto 100 Kil. abgegeben, ohne daß sich hiefür Nehmer zeigten; effect. fl. 5 1 / 2, Gerste fl. 5 1 / 4, Hafer5 1 / 2 per netto 100 Kil. -- Für Rüböl schloß der heu - tige Ultimo, trotz dem daß noch eine Partie effec - tiven Oeles nach Köln geschafft wurde, sehr matt. Es stellte sich nämlich heraus, daß noch einige Pöstchen per diesen Monat, deren Jnhaber früher gezögert hatten zu verkaufen übrig waren, wäh - rend Alles früher regulirt war. Man bot daher dasselbe dringend zu dem Preise von Rthlr38 1 / 4 bis Rthlr. 38 an und man würde dasselbe bei einem festen Gebote selbst à Rthlr. 37 3 / 4 erhal - ten haben.

Frankfurter Cours. Den 3. Juni 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien ......10641069
5% Metallique ....77 1 / 877 3 / 8
4%....59 1 / 260
3%....45 1 / 845 5 / 8
2 1 / 2 %....41 1 / 441 1 / 2
4 1 / 2 % Bethmann ...7374
4%...--68 1 / 2
fl. 250 Loose v. J. 1839.91 1 / 292
5001834.146 1 / 2147
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 486 3 / 4
Tthl. 50 Prämien Scheine.102 1 / 2--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ...82 1 / 283
4%....87 3 / 488 1 / 4
5%....100 3 / 4101 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % ....81 3 / 482 1 / 4
4 1 / 2....95 1 / 895 3 / 8
Baden3 1 / 2 %....78 1 / 878 5 / 8
fl. 35 Loose ......31 1 / 431 1 / 2
50......51 1 / 252
Nassau fl. 25 ......23 3 / 823 7 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose ...7272 1 / 2
25...25 5 / 825 3 / 4
Polen fl. 300...12 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36 ...31 3 / 432 1 / 4

Bekanntmachungen.

Jn der Verlassenschaft des kgl. Rentbeamten Glaser dahier werden die dahin gehörigen Effek - ten, als weißes Zeug, Betten, Schreiner = und Silberwaaren, Gold = und Silberuhren, ferner Ringe von Gold und guten Steinen, Gemälde und Kupferstiche, dann mehrere Bücher, unter welchen ein Conversationslexikon, Schillers = und Wielands Werke ec., auch mehrere Blumen und einige Eimer Most und Wein

Mittwoch den 12. Juni l. Js. Nachmittags 2 Uhr

und die folgenden Tage im 4. D. Nr. 122 im Staatsrath Fischerschen Hause gegen gleich baare Zahlung versteigert und hievon Strichslustige in Kenntniß gesetzt.

  • Holzversteigerung im Königlichen Forstamte Lohr. Das unterfertigte Forstamt versteigert:
    • I. Montag den 17. d. Mts. Vormittags 9 Uhr beginnend zu Rechtenbach im oberen Wirthshause
      • aus dem Reviere Lohrerstraß in verschiedenen Abtheilungen
        • a) für den Lokalbedarf:
          • 13 Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 20 3 / 4Klotzholz
          • 21Prügelholz
          • 79 1 / 4Scheitholz II. u. III. C.
          • 55 1 / 4Astholz136 3 / 4Eichenknorzholz
          • 486 Scheitholz II. u. III. Cl.
          • 137 3 / 4 Astholz1 1 / 4Aspen = Prügelholz;
        • b) in freier Concurrenz:
          • 22 3 / 4 Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 22Knorzholz
          • 21 3 / 4 Prügelholz
          • 4 1 / 4Eichen = Müsselholz I. Cl.
          • 13 1 / 4II.
          • 4III.
          • 6 3 / 4 Scheitholz.
    • II. Dienstag den 18. d. Mts. Vormittags 9 Uhr anfangend im oberen Wirthshause zu Partenstein
      • aus dem Reviere Partenstein in verschiedenen Abtheilungen
        • a) für den Lokalbedarf:
          • 226 3 / 4 Klafter Buchen = Scheitholz II. u. III. C.
          • 169 1 / 2Astholz
          • 89Eichen = Scheitholz II. u. III. Cl.
          • 17 3 / 4 Astholz11 1 / 2Birken = Scheitholz I. Cl.
          • 12II. u. III. Cl.
          • 8 1 / 4 Prügelholz
          • 17 3 / 4 Astholz
          • 3 1 / 2 Aspen = Scheitholz1 Astholz;
        • b) in freier Concurrenz:
          • 8 Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 20Eichen = Knorzholz
          • 9 Prügelholz;
      • aus dem Reviere Frammersbach in verschiedenen Abtheilungen
        • a) für den Lokalbedarf:
          • 185 3 / 4 Klafter Buchen = Knorzholz
          • 13 3 / 4Klotzholz
          • 62 1 / 4 Eichen = Knorzholz;
        • b) in freier Concurrenz:
          • 6 Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 120 3 / 4Knorzholz
          • 31 3 / 4Prügelholz.
    • III. Mittwoch den 19. d. Mts. Vormittags 9 Uhr beginnend im Gasthause zur Rose dahier
      • aus dem Reviere Lohr in verschiedenen Abtheilungen
        • a) für den Lokalbedarf:
          • 40 Klafter Buchen = Knorzholz
          • 20 3 / 4Astholz
          • 79 1 / 2 Eichen = Knorzholz46 Astholz;
        • b) in freier Concurrenz:
          • 50 1 / 2 Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
      • aus dem Reviere Ruppertshütten in verschiedenen Abtheilungen
        • a) für den Lokalbedarf:
          • 10 Klafter Buchen = Knorzholz28 1 / 2Klotzholz
          • 20Prügelholz
          • 14 1 / 4Scheitholz III. Cl.
          • 53 1 / 2Astholz
          • 1 / 4 Eichen = Knorzholz
          • 152 1 / 4 Scheitholz II. u. III. Cl.
          • 80 1 / 2 Astholz
          • 5 1 / 4 Birken = Prügelholz
          • 25 Astholz
          • 8 1 / 2 Aspen und Kiefernholz;
        • b) in freier Concurrenz:
          • 36 Klafter Buchen = Scheitholz I. Cl.
          • 128 3 / 4Eichen = Knorzholz
          • 7 3 / 4 Prügelholz.

Sämmtliches Holz ist numerirt und die kgl. Reviervorstände sind angewiesen, solches auf Ver - langen vorzeigen zu lassen.

Jn Ansehung des für den Lokalbedarf verstei - gert werdenden Holzes wird bemerkt, daß das - selbe lediglich zum eigenen Consumo der Steige - rer verwendet werden darf, in welcher Beziehung auf die k. Regierungsverfügung vom 8. Septem - ber 1837 (Kreis = Jntell. = Blatt Nr. 102) hinge - wiesen wird.

Wer in Auftrag eines Anderen steigert, hat sich hierüber durch Vollmacht auszuweisen.

Anlehen des Frhrn. David v. Eichthal zu Sct. Blasien. Alle Jnhaber von Obliga - tionen des obigen Anlehens werden ersucht, zu einer dringend nothwendigen Besprechung am Dienstag den 4. Juni Nachmittags 4 Uhr im kleinen Theater = Saale zahlreich sich einzufinden.

Fremden = Anzeige

Adler: Kflte. : Geß v. Heilbronn, Fürth v. Frankft., Weis v Ulm.

Kronprinz: Graf Sternsky, k. l. Oberst v. Mailand. Mad. Lotz u. Frl. Ziegler v. Koburg. Frl. Ziegler v. Ruhle. Treymann, Lehrer v. Nürnb. Mad. Sündermahler m. Frl. Tochter v. Heidingsfeld. Mendel Eisig Wineker, k. b. Hof - pferdehändler v. Fürth. Kflte. : König v. Culmbach, Methe v. Dresden.

Russ. Hof: Bauernschmitt, Hauptm. v. Regensb. Dr. Sdeierenberg v. Berl. Kflte. : Ehrenburg v. Marburg, Neu - ter v. Frkft.

Schwan: Windisch, Pfarrer v. Leckersheim. Kflt.: - ler v. Hanau, Baumann v. Linz, Schmitt v. Ferst, Die - mann v. Prag.

Wittelsbacherhof: Breunig, Fabrik. v. Gräfenberg. Kflte. : Willmann v. Dresden, Siegfried v. Speyer, Schmitt v. Lindau.

Württembergerhof: Schettemann, App. = Ger. = Rath v. Aschffbg. Götz, Lieut. v. Regensb. Hobbs und Bramwell Rent. v. London. Frl. Dolheim v. Mergenth. Kflte. : Klett v. Koburg, Mühlberger v. Erbach, Engel, Rothschild und Freisenberger v. Frkft., Kaufmann u. Jggersheimer v. Mer - gentheim.

Gestorben: Den 3. Juni.

Hoderlein, Marie, 9 J. 4 M. alt; Haupt - manns = Tochter.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
Author[unknown]
Extent4 images; 5850 tokens; 2453 types; 41989 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
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