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Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.

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Nr. 209.
Würzburg, Samstag den 31. August. 1850.

Die preußische Union.

Von Berlin aus wird schon wieder eine neue Zeitungsente in die Welt gesendet, die wohl Je - dermann nach ihrem wahren Werth würdigen wird. Die officiösen Berliner Correspondenzen verschie - dener deutschen Blätter verkünden jetzt nichts Ge - ringeres, als daß Oesterreich Preußen das Recht zur Gründung der Union einräumen werde. Wir haben Grund, zu vermuthen, daß es sich hier wieder um eine jener Entstellungen der Thatsa - chen und der Wahrheit handelt, wie wir sie be - sonders in der jüngsten Zeit zu Dutzenden von Berlin her schon erlebt haben. Unter allen Um - ständen hat die Weser = Ztg. recht, wenn sie scharf unterscheidet zwischen einer deutschen Union, wie sie am 27. Mai 1849 projectirt war, und einer preußischen. Die Weser = Ztg. macht auf den Umstand aufmerksam, daß Preußen in seinen jüngsten Aktenstücken an Oesterreich die früher ge - stellte Forderung auf Anerkennung der Union habe fallen lassen, und damit die deutsche Union auf - gegeben habe. Jm Berliner Ministerrath werde jetzt nur darüber debattirt, in welcher Weise die preuß. Union, d. h. die Unterwerfung einiger klei - neren norddeutschen Staaten unter den unmittel - baren Einfluß Preußens, aus dem gegenwärtigen Chaos der Dinge am Besten auf's Trockene ge - bracht werden könnte. Diese preuß. Union steht mit der deutschen im unvereinbaren Gegensatze. Für den Bundesstaat, wie ihn das Organ der Gothaer an der Weser im Sinne hatte, sei von einer der Bundesversammlung untergebenen Union nichts zu erwarten, sobald Preußen mit Oester - reich und der Gesammtheit der deutschen Staaten über die Wiederherstellung eines Bundesorgans unterhandle. Preußen möge dann immerhin von der Fortsührung der Union mit Wenigen zu re - den fortfahren -- und mögen Staaten wie Des - sau und Köthen sich dieser nachbarlichen Umar - mung nicht wohl erwehren können; aber das wis - sen wir -- fügt die Weser = Ztg. hinzu -- daß die norddeutschen Küstenstaaten wenigstens nicht sich durch eine preuß. Escamotirung die Schlange statt des Fisches zuspielen lassen werden. Darum kommt sie auf den schon neulich von ihr ausge - sprochenen Satz zurück, daß die kleineren deutschen Staaten, vornemlich die norddeutschen, sich von dem Berliner Bündniß lossagen sollen, daß sie dazu im Stande seien, um so ihre Ehre, ihr Recht und ihr Jnteresse zu wahren. Die Dtsch. Reichszeitung (zu Braunschweig erscheinend) hatte dagegen gemeint, der nationale Standpunkt ge - biete, auch noch ferner die Union als ein Bünd - niß aufrecht zu halten, dessen Zweck ein überein - stimmendes Handeln in dem Streit um die Ord - nung der deutschen Verfassungsverhältnisse sei. Die Union soll auf diese Weise lediglich ein Zusam - menstehen einer Anzahl kleiner Staaten mit Preu - ßen für den Zweck der Herstellung einer deutschen Verfassung bewirken. -- Die Weser = Ztg. ist dadurch aber keineswegs beruhigt, sie besorgt, daß so die norddeutschen Staaten am Ende doch das Schicksal treffen könnte, von Preußen aufgespeist zu werden, und daher erhebt sie abermals ihre warnende Stimme dahin: Die Regierungen vor - nemlich der norddeutschen Staaten sollen Acht ha - ben, daß nicht ihr äußerliches Festhalten an dempreuß. Bündnisse, nachdem dasselbe seine eigentliche Bedeutung verloren hat, zur Begrundung irgend einer dauernden Oberherrlichkeit Preußens über diese norddeutschen Staaten ausgebeutet werde. Daß eine solche Befürchtung nicht am unrechten Platze sei, begründet die Weser = Ztg. noch aus - führlicher. Denn -- sagt sie -- nicht allein in der Unionsgesetzgebung, welche allerdings ohne Mitwirkung des Parlaments (und daß Preußen nicht daran denke, dieses zu berufen, hatte auch die Dtsch. Reichsztg. zugestanden) ohne Rechts - kraft für die einzelnen Staaten bleibt, könnte der preuß. Einfluß das Mittel für seine Zwecke fin - den; auch das Bündniß vom 26. Mai, welches die Grundlage des gegenwärtigen Unionsverhält - nisses bildet, verleiht der preußischen Regie - rung einen Einfluß, der nach Aufgebung des deut - schen Gedankens in ganz entgegengesetzter Rich - tung ausgeübt werden könnte. Gegen die Fort - dauer dieses Einflusses über die vertragsmäßig festgestellten Zwecke des Bündnisses vom 26. Mai hinaus haben wir die Lossagung vom Bündniß als das einzig wirksame Mittel bezeichnen wollen. Denn wir halten es weder mit dem Jnteresse, noch mit dem Rechte, noch mit der Ehre auch des kleinsten Staates vereinbar, wenn derselbe durch einen fremden Einfluß in eine seinem aus - gesprochenen Willen widerstrebende Richtung ge - trieben wird. Die norddeutschen Staaten haben durch ihren Anschluß an Preußen dem deutschen Bundesstaat ihre Selbstständigkeit zum Opfer bringen wollen. Soll aus diesem Bunde eine preußische Schlinge werden, so, sagen wir, mögen sie bei Zeiten ihren Kopf zurückziehen. Daß es aber in der That nur noch auf eine solche preu - ßische Schlinge abgesehen ist, darüber kann sich die Weserzeitung aus der Sprache der Berliner Presse vollkommen erbauen. Die ganze Tendenz dieser Presse läuft darauf hinaus, die eines Ta - ges zu Aachen gesprochenen denkwürdigen Worte: Kein Oesterreich! Kein Preußen! Ein großes, einiges, freies Deutschland! in das gerade Ge - gentheil zu verkehren. Zu Berlin arbeitet man nur dahin, nur den Dualismus, die Alleinherr - schaft der beiden Großstaaten, vollends herzustel - len, das ganze übrige Deutschland aber geradezu für mundtodt zu erklären. Weil man selbst eigen - nützige Plane verfolgt, möchte man, um diese seinerseits durchführen zu können, auch die Selbst - sucht Oesterreichs aufstacheln, daß es thue wie Preußen; man will ihm den Süden preisgeben, wofern es nur im Norden Preußen gewonnenes Spiel gäbe. Einen leitenden Artikel der Spe - ner 'schen Zeitung vom 25. August empfehlen wir insbesondere der Weserzeitung zur Beachtung. Derselbe steht im vollen Einklang mit der jetzt zu Berlin versuchten Politik, nur mit Oesterreich allein über die künftige Regelung der deutschen Verhältnisse zu unterhandeln, das übrige Deutsch - land aber ganz und gar auszuschließen von seinem guten Rechte, auch ein Wort da mitzusprechen, wo es mit seinem Körper von mehr als 16 Mil - lionen Seelen so innig betheiligt ist. Jn jenem Artikel der Spener'schen Zeitung wird mit dür - ren Worten gesagt: Preußen und Oesterreich bedürfen Vollmacht, die Kleinstaaten Rechenschaft, die Sachen Erledigung, und damit Punktum! Das heißt mit andern Worten, das ganze übrige Deutschland soll zu der Rolle verdammt werden, lediglich die von beiden Großmächten vollbrachten Thatsachen zu vernehmen, einzuregistriren und zu schweigen. Das heißt wahrhaftig den Mund wie - der sehr voll nehmen, wie wir das von Berlin schon gewohnt sind. Dergleichen Windeier sind zu Berlin schon viele gelegt worden; jedenfalls ist es aber gut, daß man uns wenigstens aufklärt über das Schicksal, das man zu Berlin Deutsch - land bereiten möchte. Als Zugabe zu diesen schö - nen Verheißungen wird uns auch noch in Aussicht gestellt, daß das künftige deutsche Parlament -- zu Erfurt oder anderswo, wie die Spener'sche Zeitung sagt -- in die innere Gesetzgebung der verbundenen Staaten eingreifen muß, wenn es Leben behalten soll. Wenn wir wieder dahin kommen sollten, so hätte es wahrhaftig nicht der Mühe verlohnt, gegen die Uebergriffe der Frank - furter Versammlung so lange und energisch auf - zutreten; man hätte ganz einfach nur sie gewäh - ren lassen dürfen, sie war auf dem besten Wege dazu, das zu thun, was man uns jetzt wieder von Berlin her in Aussicht stellt, und was man dort früher eben so lebhaft und durch die That bekämpft hat, als wir es gethan. Aber Berlin wird mit solchen Projekten noch weniger zum Ziele gelangen, als Frankfurt es vermochte. Wir wollen hoffen, daß es von der Absicht nicht zum wirk - lichen Versuche komme; wenn er doch gemacht würde, so können wir dies für Deutschland we - gen der unseligen Folgen, die daraus erwachsen müßten, nur tief beklagen; aber über die Erfolg - losigkeit derartiger Bestrebungen haben wir so we - nig einen Zweifel, als über deren Verwerflichkeit.

Die Kammern! Die Kammern!

flugs die Kammern berufen! schreit man jetzt der Regierung zu. Die Kammern berufen, auf daß die deutschen Wirren gelöst werden durch -- par - lamentarische Discussion, die Kammern, damit die Ehre des Vaterlandes gewahrt werde durch -- ein Votum! Einen Augenblick Geduld, ihr Her - ren, einen Augenblick, daß wir uns besinnen kön - nen! Durch die Kammern sollen wir aus diesem deutschen Wirrwarr herausgebracht werden? Aber waren es nicht die Kammern, unter deren Bei - fallsklatschen Graf Dyrhn eine lange, lange Rede hielt, seine Phantasieen uns darzulegen über Preu - ßens Beruf, untergehen zu Ehren des national - versammelten Frankfurt? War es nicht in den Kammern, wo Herr von Vincke rief: das Va - terland ist in Gefahr! -- weil das Gewissen Se. Maj. des Königs von Preußen sich nicht beugen wollte vor der deutschen Kaiserkrone paulskirchlich = souverainer Erfindung? Ertheilte nicht in der Kammer Hr. Camphausen unserm Vaterlande den zukunftsvollen Rath, all' seine Macht und seinen Schmuck, seine Ehren alle ab - zulegen, um so stattlich angethan die Braut zu werden, um deren Ring die Freier sich tummeln möchten? Sprach nicht in den Kammern Hr. v. Beckerath von dem deutschen Geiste, als der mo - ralischen Quelle für die Macht Preußens, und waren ihm die nicht verlorne Söhne , denen dieMonarchie von Hohenzollern nicht feil war um den Traum für Gotha? --

Deutschland.

München, 29. August. Jch habe Jhnen be - reits unterm 8. d. gemeldet, daß in gut unterrich - teten Kreisen mit großer Bestimmtheit von einer aus Wien eingetroffenen Depesche über die Noth - wendigkeit der Aufstellung eines bayerischen Be - obachtungscorps am Main gesprochen wird. Diese Sache muß reiflich in Erwägung gezogen worden sein, denn erst heute ist ein höchstes Rescript er - schienen, wonach 4 Bataillons Jnfanterie (hiezu geben das 7. und das 15. Regiment je zwei Ba - taillons) 4 Escadrons Chevauxlegers, eine halbe Batterie des 2. Artillerieregiments und die halbe, in Würzburg garnisonirende reitende Batterie Lutz, ungesäumt nach Aschaffenburg abzumarschiren, und in dessen Nähe sich zu concentriren haben. Die Ambulance = Wägen mußten heute nach dem Er - scheinen obigen Rescripts sogleich von hier zu den resp. Abtheilungen abgehen. -- Nachschrift. Heute sind ins Kriegsministerium mehrere Gene - rale und Offiziere des Generalquartiermeisterstabs berufen worden. Von Letzteren sind zwei nach Aschaffenburg beordert worden und bereits dahin abgegangen. Das Kommando des ersten Armee - corps hat bestimmt, daß die beurlaubte Mann - schaft der jüngsten vier Alterklassen bis 9. Sept. zum Herbst = Exerciren einzurücken habe. Wegen Mangel an Platz wird, wie im vorigen Jahre, ein Lager bei Oberwiesenfeld bezogen. Zufolge der oben gemeldeten Aufstellung eines Truppen - corps bei Aschaffenburg circuliren bereits vielfache Gerüchte, von denen sich nur das bestätigen dürfte, daß das zweite Armeecorps, sowie ein Theil der hiesigen Artillerie noch Marschbereitschaft erhalten. Bestimmte Befehle sind hiezu noch nicht gegeben.

Aus Baden, 28. August. Jn Betreff der 28 Flüchtlinge, welche von dem Londoner Komitee nach Schleswig = Holstein expedirt wurden, erfahren wir folgendes interessante Faktum: Die Achtund - zwanzig waren nur die Vorhut eines größeren Zuzuges von Flüchtlingen, welcher von England, Frankreich und andern Ländern abgehen sollte, so - bald einmal diese erste Sendung bei der Statt - halterschaft angenommen wäre. Welche Absichten die rothe Demagogie der Neuen Rheinischen Zeitung bei diesem Zuzug nach Schleswig = Hol - stein gehabt haben mag, läßt sich denken. Wie man uns schreibt, sind Spuren einer Verbindung schleswig = holsteinischer Demokraten mit London vorhanden; -- wahrscheinlich mit demselben Ko - mitee, welches vor kurzem in dem Hätzel'schen Prozesse eine so bedeutende Rolle gespielt hat. Die Statthalterschaft, welche nach dem Ausdruck eines norddeutschen Blattes gegen die Demokraten keine Worte braucht, weil sie gegen die Demo - kraten handelt, hat die Frage über den Flücht - lingszuzug präjudiziell gut entschieden. Die Acht - undzwanzig mußten binnen 24 Stunden die Her - zogthümer verlassen, widrigenfalls man sie zur Haft bringen sollte. Gegen mehrere eingeborne Schleswig = Holsteiner wurde überdies mit Verhaf - tungen und Steckbriefen vorgeschritten. Unter Letzteren befinden sich Jndividuen, welche auch in süddeutschen, und speziell in badischen Aufständen kompromittirt sind.

Kassel, 28. August. Die Neue hessische Ztg. bringt zur Berichtigung der bisher über die Zoll - conferenz verbreiteten Nachrichten Folgendes: Daß die Tarifverhandlungen bei ihrer unmittelbaren Einwirkung auf die materiellen Jnteressen und die Verkehrsverhältnisse stets den bei weitem wichtig - sten Punkt der Berathung ausmachen, ist gewiß nicht zu verkennen, ebenso wenig aber auch, daß bei der Conferenz nebenbei stets über eine Menge hochwichtiger, die innere Administration des Zoll - vereins betreffender Angelegenheiten verhandelt wird, abgesehen davon, daß dieselbe außerdem noch als oberste Jnstanz des letztern immer vielfache, ihr vorbehaltene Fragen zu entscheiden hat. JhreThätigkeit hat sich daher bis jetzt nur auf Ge - schäfte der letztern Art erstreckt und ist es na - mentlich der Entwurf eines Regulativs für die zollamtliche Behandlung des Gütertransports auf den Eisenbahnen, vorzugsweise ein Ge - genstand von ganz besonderer und eingreifender Bedeutung, neben der Erledigung vieler anderer Angelegenheiten vereinbart worden. Eine Bera - thung des Tarifs hat allerdings, einige allgemeine Besprechungen abgerechnet, noch nicht stattgefun - den, konnte aber auch bis jetzt nicht vorgenommen werden, da in dieser Hinsicht bezüglich der dabei vorkommenden, seit Jahren vielfach besprochenen und verhandelten Hauptfrage der proponirten Er - höhung der sogenannten Garnzölle in Verbindung mit Rückzöllen, auf deren Einführung von Sei - ten Bayerns, Württembergs und Badens im Jn - teresse ihrer Gewerbtreibenden ein ganz besonders hoher Werth gelegt wird, noch weitere Erklärun - gen des kgl. sächsischen und des herzogl. braun - schweigischen Bevollmächtigten abgewartet werden. Ob aber, im Hinblick auf die dermalige politische Gestaltung der Dinge und auf die sonst in Be - tracht kommenden Verhältnisse ein Eingehen auf die gemachten Propositionen allgemein für zuläs - sig werde erachtet werden, steht dahin. Sachsen, mit ihm freilich auch sämmtliche süddeutsche Staa - ten, wünscht vor allen Dingen die Anbahnung einer Zoll = und Handelsverbindung mit Oester - reich, scheint sogar hiervon, was bei den süddeut - schen Staaten nicht der Fall ist, seine definitive Beschlußnahme in Bezug auf die Tarifverhand - lung gewissermaßen abhängig machen zu wollen, möchte auch bei dem Eintreten solcher Tarifver - änderungen, welche für seine Hauptindustriezweige von so großem Einfluße sind, eine Garantie ha - ben, daß der Zollverein auch über das Jahr 1852 fortdauert; Braunschweig erscheint dagegen jenen Vorschlägen in keiner Weise geneigt, was bei der eigenthümlichen geographischen Lage des Herzog - thums, dem Steuervereine gegenüber, in Verbin - dung mit der in dem ganzen Norden Deutsch - lands herrschenden Abneigung gegen Schutzzölle, wohl seine genügende Begründung findet. Beharrt Braunschweig bei seiner Ansicht, was beinahe mit Sicherheit zu erwarten sein dürfte, dann wird bei der Bestimmung, daß nicht Stimmenmehrheit, sondern Stimmeneinhelligkeit entscheidet, kaum eine Aenderung in den dermaligen Tarifsätzen eintreten, da alsdann auch voraussichtlich die weniger er - heblichen Vorschläge wegen Aenderung einzelner Tarifsätze einer Berathung nicht werden unterwor - fen werden. Jn diesem Falle dürften sich die Sitzungen der Conferenz nicht über den Monat September d. J. hinaus erstrecken. Uebrigens steht, dem Vernehmen nach, zu erwarten, daß we - gen Fortdauer des mit Belgien abgeschlossenen, vor einiger Zeit bekanntlich gekündigten Handels - vertrags noch auf der dermalige General = Confe - renz, welcher die Sache in die Hand gegeben wer - den dürfte, Verhandlungen stattfinden werden.

Wien, 26. Aug. Wenn die Dtsch. Ref. in ihrer Nro. 168 versichert, es sei in Betreff der badischen Truppenversetzung und der Verwal - tung des Bundeseigenthums den wesentlichen For - derungen, welche Preußen zur Behauptung seines Rechts dabei gestellt u. deren Anerkennung Oester - reich bis dahin entschieden versagt habe, Genüge geschehen, so müssen wir solche Versicherung um so mehr zurückweisen, als uns nicht bekannt ist, daß Preußen seine in beiden Beziehungen erhobe - nen, unzuläßigen Ansprüche modificirt habe. Preu - ßen betrachtet das Bundeseigenthum als unbedingt schwebend; Oesterreich macht durch die Zulassung einer Verwaltungscommission lediglich den Ver - such, das Berliner Kabinet zu gerechterer Auffas - sung zu stimmen, und behält für die nahe Zu - kunft die unveräußerlichen Rechte des Bundes vor. Bezüglich der badischen Truppenversetzung dürfen wir aus bester Quelle versichern, daß Oesterreich das Princip derselben vor wie nach mißbilligt, und daß sich das von ihm angenommene Schieds - Urtheil lediglich auf die entsprechende Auslegung des Mainzer Festungsreglements beziehen kann und soll.

England.

London, 26. August. Jn Thurles hat die Nationalsynode der Erzbischöfe und Bischöfe von Jrland am vorigen Donnerstag mit großen Fei - erlichkeiten und allen Vorschriften und Bräuchen der alten Kirchenversammlungen ihren Anfang ge - nommen. Die Stadt ist mit Fremden überfüllt. Unter einem ungeheuern Zusammenströmen von Menschen begannen die Feierlichkeiten mit einer Prozession aus dem Seminarium St. Patrik nach dem römischkatholischen Dom, die Studenten und niedere Geistlichkeit voran, dann die Prokuratores oder Vertreter von drei abwesenden Bischöfen mit ihren Theologen, die Obern der verschiedenen Ordenshäuser und Klöster, die Bischöfe von ihren Theologen begleitet, und endlich die vier Erzbi - schöfe, deren letzter, Erzbischof Cullen von Ar - magh, Primas und bei dieser Gelegenheit Ver - treter des heiligen Stuhls ist. Jm Dom cele - brirte derselbe das Hochamt. Nach dem überaus feierlichen Gottesdienst wurde die erste Sitzung der Synode auf Donnerstag den 29. August an - beraumt. Die Bischöfe und übrigen Mitglieder haben sich mittlerweile in Kommissionen eingetheilt, um die zur Verhandlung kommenden Gegenstände in eine vorläufige Erörterung zu ziehen.

Vermischte Nachrichten.

Drei Elemente, innig gesellt, bilden die Go - tha = Frankfurter Welt. -- Oder prosaisch aus - gedrückt: Drei Hauptkorrespondenten sind es, die den vereinigten Organen der Redakteure Brügge - mann, Ahrens, Baumgarten und Hartmeyer das tägliche Futter auf die Krippe schütten: nemlich Hr. Aegidi in Berlin, Hr. J. Mendelssohn in Hamburg und Hr. Zchoch in Frankfurt a. M. Die Correspondenz = Kunststücke unseres journalisti - schen Tom Pouce, an dem die schwarz = roth = gol - deue Kokarde das Größte ist, sind bereits gewür - digt. Der constitutionelle Clubb war die hohe Schule seiner Politik; die Uebung bei der früher von ihm besorgten Parlamentskorrespondenz machte ihn zum Meister im Lithographiren und zum ge - fährlichsten Concurrenten des diplomatischen En - tenpapa 's, einen gewissen offiziellen Pli, das sog. Decker'sche Jn = den = Stand = gesetzt = Sein, hat er noch von seiner Mitwirkung an der frühern Dtsch. Reform. -- Das ist die eine Säule des Go - thaer Ruhmestempels. Der andere Tragpfeiler, Hr. Zchoch, soll die Nadel mit der Feder ver - tauscht und sich vordem mehr um Fingerhüte, als um Pickelhauben bekümmert haben. Kein Wun - der also, wenn ihm jetzt, als wohlconditionirten Unionskorrespondenten, selten der Faden ausgeht. Die dritte Stütze endlich, Hr. J. Mendelssohn, ist dem Vernehmen nach früher Schriftsetzer ge - wesen und hat als solcher der Literatur ohne Zwei - fel mehr genützt, als jetzt durch sein Schriftstel - lern und resp. durch sein korrespondirendes Go - thaer Wurststopfen. Wie wir hören, beabsichtigen diese Zeitungs = Jndustriellen zum Besten Geistig - Verwahrloster nächstens eine Wohlthätigkeits = Vor - stellung zu geben; sie haben dazu Angely's Fest der Handwerker ausgesucht und Jeder will darin seine ursprüngliche, natürliche Rolle wieder einmal durchführen. Da namentlich Hr. Mendelssohn un - ter Anderem auch Theaterrecensionen betreibt, so wird er in obigen Organen gewiß nach Verdienst belobt werden, und noch dazu gratis. Es ist aber auch Zeit, daß wenigstens Kleindeutschland endlich anfängt, seinen verkannten Genies gebührend Rech - nung zu tragen.

Schwurgerichtsverhandlung.

+ Würzburg, 30. August. Seit zwei Ta - gen steht der Tünchnergeselle Saumig aus Ober - thulba, L. = G. Euerdorf, vor den Schranken des Schwurgerichtshofs, angeklagt: auf seinen Meister, bei dem er in Arbeit war, ein Mordattentat ver - übt zu haben, indem er am 6. August vor. Js., Abends beim Mondschein, mittelst einer geladenen Pistole auf das Bett seines Meisters geschossenhabe, jedoch war das Bett noch leer. Der An - geklagte läugnet die Schuld und will nichts da - von wissen; einige Zeugen sagen, daß er eine Pi - stole etliche Tage vorher entlehnt, und daß er sich früher einmal seiner Meisterin gegenüber geäußert habe: er beirathe sie, wenn der Meister gestorben sei; doch sagt derselbe Zeuge zugleich, diese Aeus - serung sei ein Scherz gewesen. Der Vertheidiger sprach in einer warmen Rede für die Freisprechung des Angeklagten. Die Geschworenen aber erkann - ten ihn Schuldig des nächsten Versuchs zum Morde, worauf der Schwurgerichtshof ihn in An - betracht seines guten Leumunds auf ungewisse Zeit ins Zuchthaus verurtheilte und dem Angeklagten versprach, ein Gnadengesuch bei Sr. Maj. dem König für ihn einzureichen. -- Präsident war: Appell. = Ger. = Rath Schattemann. Staatsanwalt: Appell. = Ger = Ass. Helfreich. Vertheidiger: Rechts - anwalt Zorn.

Neuestes.

* Würzburg, 31. August. Gestern Abend 5 Uhr kam Se. königl. Hoheit Prinz Luitpold hier an und wurden im Gasthofe zum Kronprinz von Baiern von den Civil = und Militär = Autoritäten hiesiger Stadt feierlichst empfangen. Die Jnspek - tion des hiesigen zweiten Artillerie = Regiments hat heute bereits begonnen und wird die nächste Woche noch 5 bis 6 Tage in Anspruch nehmen.

* Würzburg, 31. August. Jn einigen Ta - gen werden von den 4 nach Aschaffenburg beor - derten Jnfant. = Bataillonen zwei hier eintreffen. -- Nach eingetroffener Marschordre werden am 2. Sept. l. J. 2 Escadronen des k. bay. 6. Chevauxlegers - Regiments Herzog v. Leuchtenberg, von Kitzingen kommend, hier eintreffen und am 3. d. über Es - selbach nach Aschaffenburg abmarschiren.

* Arnstein, 31. August. Gestern hatten wir die ersten Einguartirungen einer Abtheilung Jn - fanterie, welche auf dem Marsche nach Aschaffen - burg begriffen ist, und heute werden mehrere Es - kadronen vom 6. Chevauxleger = Regiment, welche, von Bamberg kommend, an denselben Bestim - mungsort abgehen, hier eintreffen.

Bamberg, 30. August. Zwei Eskadronen des hiesigen 6. Chev. = Reg. nebst dem Stabe werden morgen früh von hier ab und nach Aschaffenburg marschiren. Zu gleicher Zeit treten auch die in Neustadt a / A. liegenden beiden Eskadronen des - selben Regiments den Marsch nach Aschaffenburg an.

Freiburg, 28. August. Es bestätigt sich, daß auf Anlaß des Geburtsfestes des Groß - herzogs zahlreiche Begnadigungen ausgespro - chen sind. Allein von den vom Freiburger Hofgericht verurtheilten politischen Verbrechern sind 38 Personen, gegen welche theilweise eine Strafe bis zu 3 und 4 Jahr Zuchthaus erkannt war, der Haft entlassen: bekannte Namen sind da - runter nicht, wohl aber ein Frauenzimmer, Rosa Müller von Freiburg, verurtheilt, wegen versuch - ter Verleitung württembergischer Soldaten zum Bruch des Fahneneides.

Stuttgart, 28. August. Gegen das neueste Gebahren der Salonpietisten enthält heute die Ulmer Schnellpost folgenden bemerkenswerthen Artikel: Zu welchem Umfang der Pietismus in Schwaben aufgewachsen ist, dafür mögen folgende Thatsachen sprechen, die wir zwei theologischen Journalen entnehmen. Die Gebrüder Paulus und Chr. Hoffmann vom Salon bei Ludwigsburg bereisen in neuerer Zeit das Land, zumal das pietistische, besuchen die Gemeinschaften, Stunden, Stundenhalter und Einzelne, reden und beten vor und mit ihnen, und verkehren unter sich in der Sprache Kanaans mit dem vertraulichen du . Sie gründen überall Gebetvereine und erneuern sie insbesondere durch Erzählungen von Märtyrern im Hinblick auf die bald möglich werdenden Be - zeugungen des Bekenntnisses mit Blut und Tod. Ueber 220 solcher Gebetvereine, namentlich auf der rauhen Alp und dem Schwarzwald, auch im Stroh = und Zabergäu, haben sich ihnen angeschlos - sen. Jhre Reiseprediger werden Evangelisten genannt. Es befinden sich frühere Schulsteister unter ihnen, die ihren Urlaub genommen haben, und, wie ich höre, sich bei diesem Geschäft besser stellen, als auf ihren früheren Schulstellen, indem ihr Einkommen als Evangelisten 600 fl. betra - gen soll. Das neueste evangelische Kirchenblatt beklagt sich bereits, daß die Evangelisten taufen und das Abendmal austheilen, und die neuesten Artikel der Süddeutschen Warte athmen eine sehr feindseliche Stimmung dieser Partei gegen die evangelische Landeskirche. So ziehen die Män - ner des Salons ein umfassendes Netz mitten durch das pietistische Land hin, um, wenn die Zeit er - füllt ist, die Fäden zusammenzuziehen, und eine neue Kirche zu gründen.

Gotha, 25. Aug. Der Landtag hat seinen Beschluß, die Besteuerung des Privatvermögens des Herzogs betr., wieder zurückgenommen, nach - dem die Staatsregierung Protest dagegen erhoben hatte. Nur die äußerste Linke versuchte durch ihre Stimmen den Beschluß aufrecht zu erhalten.

Dresden, 27. August. Die zweite Kammer hat die Forterhebung der gesammten Steuern bis Ende des Jahres genehmigt.

Von der Elbe, 21. Aug. Die H. B. = H. bringt folgendes Nähere über die Verheirathung des Königs von Dänemark: Die Fräulein Ras - mussen ist nicht zur Baronesse, sondern zur Gräfin v. Danner erhoben. Zugleich hat sie den Rang über den Frauen der dänischen Staatsminister er - halten. Die beiden Gräfinnen, welche der Trauung in der Schloßkirche beizuwohnen befohlen waren, sind die Gräfin v. Ahlefeld, Gemahlin des Ober - ceremonienmeisters, und die Gräfin v. Knuth. Der Oberhofmarschall v. Lewetzau führte die Braut an den Altar. Die Trauung geschah in Gegenwart des ganzen Hofstaats, der sich in Gala befand. Nach der Trauung war große Tafel im Schlosse. Der Erbprinz Ferdinand führte die Gräfin Dan - ner zur Tafel und der König die Gräfin v. Ahle - feld. Einige Tage später soll der König mit der Gräfin v. Danner einen unerwarteten Besuch bei seiner Stiefmutter, der Königin Karoline Amalie, gemacht haben. Die ältere Königin, Wittwe Fried - rich VI., soll sich einen ähnlichen ihr zugedachten Be - such verbeten haben. Ganz Kopenhagen, insbesondere die dortige Damenwelt, ist hierüber in großer Auf - regung; alle Damen, die Zutritt bei Hofe haben, be - fürchten, den Befehl zu erhalten, der Gräfin von Danner die Aufwartung zu machen. Diese Furcht ist um so größer, als man weiß, daß die genannte Dame erklärt haben soll, ihre größte Freude und ihr größter Stolz würde sein, wenn alle die Da - men, als sie Putzhändlerin war, zu ihren Kunden gehörten, jetzt ihr die Aufwartung machen wür - den. Die Entrüstung in den höheren Kreisen Kopenhagens soll groß und allgemein sein. Dieser Hofscandal paßt aber vollkommen zu dem Stra - ßenscandal, durch welchen der Kopenhagener - bel die glorreiche Märzrevolution von 1848 durch - führte. -- Se. Ercellenz der Hr. Berling ist nicht alleiniger, sondern nur Miteigenthümer der Ber - ling 'schen Zeitung, die Eigenthum der ganzen Fa - milie ist. Derselbe wurde im verflossenen Jahre zum kgl. Kammerherrn ernannt. Er ist zugleich Jntendant der Civilliste, die, wie man sich erin - nern wird, vor kurzem ein bedeutendes Defizit hatte, welches vom Reichstage auf Antrag des Ministeriums gedeckt wurde. Sein Einfluß bei Hofe als Favorit des Königs und der Gräfin v. Danner soll ein unbedingter sein.

Hamburg, 28. August, Nachmittags 3 Uhr. Die gestern mitgetheilte Nachricht von einer Lan - dung 5 dänischer Schiffe bei Grönwald hat sich nicht bestätigt.

Ludwigsburg, 27. August. Verhandlungs des Schwuregrichtshofs gegen den Buchdrucker Gül - dig von Heilbronn, wegen Herabwürdigung der Religion. Vertheidiger: Rechtsconsulent Georgii von Stuttgart, Redakteur des Turnblatts. Cle - ricus Clericum non decimat, ein Redakteur vertheidigt den andern. Der incriminirte Artikel erschien in Nro. 33 des Neckardampfschiffes vom 9. Febr. d. J. betitelt: Die Schöpfung der Erde:Jm Anfang schuf Gott Himmel und Erde und den Kaiser von Rußland. Und es war anständig finster, wie in einer Schatzkammer und der Geist Metternichs schwebte über den Wassern. Und Gott war destructiv und schuf das Licht und der Staatsanwalt leitete damals noch keine Klage ein, und Gott schied das Licht von der Finsterniß und der Churfürst von Kassel mußte es sich gefallen lassen ec. Jn diesem Tone geht es fort. Die Haltung des Artikels ist darauf berechnet, dem Pöbel die socialen Zustände so darzustellen, als ob Gott die Welt nur für die hohen Herrschaf - ten und den Adel erschaffen hätte und als müß - ten die übrigen Menschen von dem leben, was die hohen Herrschaften übrig lassen. Die Anklage geht dahin, daß die Gottheit herabgewürdiget sei durch die Darstellung, als hätte sie sich durch Anregung verächtlich geschilderter Personen bestim - men lassen, Alles nur zum Wohle der Vorneh - men und der Fürsten einzuleiten. Gleich in der Voruntersuchung gab der Angeklagte einen ecla - tanten Beweis von dem Bewußtsein seiner Schuld, indem er angab, daß sein Setzer in seiner Ab - wesenheit den Aufsatz ohne sein Wissen aus der Neuen Deutschen Zeitung abgedruckt habe, was der Setzer anfangs auch bestätigte; als er aber seine Angabe beschwören sollte, gestand der Setzer, daß Güldig ihn veranlaßt habe, das Gericht zu seinen Gunsten zu belügen. Uebrigens beharrt der Angeklagte auch heute wieder, obgleich er zu - gibt, daß er an jenem Tage nicht verreist war, auf der Behauptung, der Artikel sei aus Verse - hen ohne sein Wissen abgedruckt worden, ob er gleich in der Voruntersuchung bereits zugestanden hatte, daß er selbst den Abdruck des Artikels an - geordnet habe. Auch benimmt sich derselbe mit solcher Frechheit, daß er z. B. behauptet, er könne sich's durchaus nicht gefallen lassen, daß man ihn einer Lüge beschuldige, er bitte den Hof zur Sache selbst überzugehen und nicht immer bei diesem einzigen Punkt stehen zu bleiben. Natür - lich, so was ist unbequem, wenn man vor aller Welt Rechenschaft geben soll, warum man das Gericht belogen habe, da man ja nicht sagen will und darf, man habe gelogen, um seine Schuld zu verdecken, denn man bekennt sich nicht schuldig; man hat in dem incriminirten Artikel keine Her - abwürdigung der Neligion, sondern blos eine Sa - tyre auf die politischen Zustände erblickt. Uebri - gens setzt die Frage des Präsidenten: Glauben Sie, daß man zur Satyre Alles benützen darf, den Angeklagten in große Verlegenheit; er läßt sich auf eine Beantwortung dieser Frage nicht ein, sondern entschuldigt sich damit, daß er vorbringt, der Aufsatz sei in dem komischen Volkskalender erschienen, welcher in Preußen, wo doch die Re - ligion am meisten gehandhabt (sic! ) werde, in 20,000 Exemplaren verbreitet sei. Dieser Ent - schuldigung setzt der Präsident die in jeder Be - ziehung treffende Frage entgegen: Glauben Sie, daß wir uns das, was in Preußen geschieht, zum Muster nehmen müssen? Güldig verwickelt in solche Widersprüche, daß dieses einfältige, ächt demokratische Läugnen Einem ordentlich wehe thut. Die Begründung der Anklage ist natürlich leicht. Man braucht, bemerkte der Staatsanwalt, den Artikel nur zu lesen, um von Eckel über den gan - zen Jnhalt desselben erfüllt zu werden. Allerdings ist der Zweck desselben zunächst der einer politi - schen Satyre. Allein die Anklage gründet sich auf das Mittel, welches zur Erreichung dieses Zweckes angewendet wurde, es sind hiezu die Worte der heil. Schrift gebraucht worden, um Lachen zu erregen, und wenn man die hl. Schrift und Person Gottes mißbraucht, um Lachen zu erregen, so ist das eine Herabwürdigung der Re - ligion und der Gottheit. Gott wird hier als der gehorsame Diener der hohen Herrschaften darge - stellt, der sich beeilt, ihre Launen, auch die wider - sinnigsten, zu erfüllen. (Schluß folgt.)

Berlin, 25. Aug. (Schluß der in der gestri - gen Nummer abgebrochenen Aktenstücke aus dem Preuß. Staatsanzeiger. ) Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß, wenn auch daseinzusetzende Schiedsgericht nach den im § 6 der mit dem 1. Mai ds. Js. erloschenen Ueberein - kunft vom 30. September v. Js. enthaltenen Bestimmungen zusammengesetzt wird und die durch dasselbe zu entscheidenden Fragen zu Verhand - lungen in Beziehung stehen, welche im Schooße der gleichfalls nicht mehr in allgemein anerkannter und rechtlich begründeter Wirksamkeit stehenden Bundeskommission eröffnet worden sind, hieraus eben so wenig irgend welche Forderungen auf eine längere oder erneuerte Geltung der Uebereinkunft vom 30. September, als auf die Rechtmäßigkeit oder Nothwendigkeit eines ferneren Bestandes der Bundeskommission abgeleitet zu werden vermöch - ten. Nicht minder dürfte es sich von selbst ver - stehen, daß vor erfolgter schiedsrichterlicher Ent - scheidung, bezüglich der von Preußen in seiner Depesche vom 4. d. angeregten und im gegenwär - tigen Erlasse aufgezählten Fragen, von keiner Seite und in keiner Weise einseitig vorangegangen oder etwas verfügt und unternommen werden könne, was mit diesen Fragen in Verbindung steht. Wir hoffen, daß das königlich preußische Kapinet auf - richtig die Hand dazu bieten wird, damit der Weg, welchen es uns selbst vorgeschlagen hat, zur Aus - gleichung führe. Demgemäß müssen wir aber auch wünschen, daß die gereizte Stimmung, welche sich in den letzten Mittheilungen des Berliner Hofes kund gibt, einer ruhigen, besonnenen und unbefangenen Erwägung der Verhältnisse weichen möge. Ew. ec. haben dem Freiherrn von Schlei - nitz eine Abschrift gegenwärtiger Depesche, so wie der hier mitfolgenden, die Beziehungen des dama - ligen Vicegouverneurs der Bundesfestung Mainz zu seinem Hofe betreffenden Denkschrift mitzuthei - len und mir die Jhnen hierauf zugehende Erwi - derung mit thunlichster Beschleunigung zugehen zu machen. 2) Ew. Hochgeboren übersende ich an - liegende Abschrift einer Depesche des k. k. Mini - sterpräsidenten an den Freiherrn v. Prokesch = Osten, d. d. Wien, 12. August, welche der Letztere mir mitzutheilen beauftragt worden, und welche die Erwiderung auf unsere unterm 4. d. M. in Be - treff des Durchzuges der großherzoglich badischen Truppen durch Mainz enthält. Es ist nicht meine Absicht, im gegenwärtigen Zeitpunkt auf die ein - zelnen in dieser Depesche zur Widerlegung der von uns aufgestellten Grundsätze beigebrachten Ent - gegnungen einzugehen. Es genügt die Bemerkung, daß das k. k. Kabinet auf dem in seiner Circu - lardepesche an die k. k. Missionen in Deutschland vom Juli eingenommenen Standpunkt beharrt, und daß wir auch in den jetzigen Aeußerungen desselben keine Argumente zu entdecken vermögen, welche unsere Ansichten über den Rechtspunkt der Frage im Allgemeinen verändern könnten. Dage - gen erklärt das k. k. Kabinet sich bereit, das dar - gebotene Schiedsgericht anzunehmen und dasselbe über die von uns angeregten Fragen erkennen zu lassen. Jndem wir diese Erklärung der Annahme unseres Vorschlags mit Befriedigung entgegenneh - men, halten wir es für Pflicht, zugleich von vorn herein jeder mißverständlichen Auffassung vorzu - beugen, welche über die Bedeutung, wie wir die - sem Schiedsgericht beilegen, entstehen könnte. Es handelt sich nemlich in dieser Angelegenheit um zwei ganz verschiedene Fragen: einmal um die Verlegung der badischen Truppen und die mit dem Großherzogthum darüber abgeschlossene Con - vention überhaupt, andererseits um den Durch - marsch dieser Truppen durch die Bundesfestung Mainz. Die erstere Frage unterliegt für uns durchaus keinem Zweifel, den wir einer rechtlichen Entscheidung zu unterziehen hätten. Wir haben hierüber, wie aus dem Wortlaut meiner Jnstruk - tion vom 4. d. M. hervorgeht, auf kein Schieds - gericht angetragen, und können keines annehmen, weil wir keinem Bundesgliede das Recht eines Einspruchs gegen eine solche mit dem Großherzog - thum Baden verabredete Maßregel zugestehen kön - nen. Die fernere Verlegung der Truppen wird daher nach unserm und dem Ermessen Badens fortgesetzt werden, ohne daß die für den einzelnenPunkt des Durchgangs durch die Bundesfestung Mainz vorbehaltene Berufung auf einen schieds - richterlichen Ausspruch einen über diesen Punkt hinausgehenden Einfluß darauf ausüben dürfte. Wir sind diese offene Erklärung sowohl uns und dem Großherzogthum Baden, als dem k. k. Kabi - ner schuldig, damit kein Zweifel über unsere Ab - sichten stattfinde. Die zweite Frage ist es allein, welche einer schiedsrichterlichen Entscheidung in dem Falle unterworfen werden kann, daß in dem Schooße der Bundescentralcommission, als der al - lein zur Ertheilung betreffender Weisungen an den Gouverneur der Bundesfestung berechtigten Be - hörde, keine Einigung über die zu erlassenden Weisungen erzielt werde. Wir können auch nicht anders annehmen, als daß das k. k. Kabinet eben diesen Punkt ins Auge gefaßt und unsern Vor - schlag hierauf bezogen habe, da wir in dem Schreiben vom 4. d. M. ausdrücklich gesagt ha - ben: Sollte daher dem bereits vorliegenden Be - schlusse der Bundescentralcommission vom 17. v. M. bei seiner Fassung nicht die Bedeutung bei - gelegt worden sein, daß er für alle noch zu er - wartenden Durchzüge badischer Truppen nach Preußen Geltung haben solle, so wird auf die verfassungsmäßige schiedsrichterliche Entscheidung recurrirt werden müssen. Der Gang, den wir im Auge gehabt und noch jetzt im Auge haben müssen, ist hierdurch auf die einfachste Weise vor - gezeichnet. Wenn die Bundescommission jenen Beschluß nicht auf den damals vorliegenden ein - zelnen Fall beschränkt, sondern auch auf die noch zu erwartenden Durchzüge ausgedehnt wissen wollte, so würde kein Anlaß zu einer schiedsrichterlichen Entscheidung vorhanden sein und der Gouverneur der Bundesfestung würde einfach nach jener Jn - struktion zu handeln haben, ohne weitere Weisun - gen zu erwarten. Daß das Festungsgouvernement von Mainz den Beschluß der Bundescommission vom 17. Juli in diesem Sinne ausgelegt habe, geht aus dem Schreiben des Festungsgouverneurs an das großherzoglich badische Kriegsministerium vom 24. desselben Monats hervor, worin derselbe das letztere auffordert, bei etwa weiter bevorstehen - den solchen Durchzügen das diesfällige Aviso et - was früher hieher (nach Mainz) gelangen zu las - sen, damit nicht nur dem Durchzuge kein Hinder - niß in den Weg gelegt, sondern das Festungsgou - vernement in die Lage gesetzt werde, die nöthigen Voreinleitungen zu treffen, um den durchziehenden Bundestruppen auch die etwa erforderliche Unter - stützung angedeihen lassen zu können. Wenn da - gegen bei regelmäßiger Anmeldung weiterer Durch - züge das Festungsgouvernement von Mainz sich durch weitere, ihm selbst anheimgegebene Erwä - gungen bemüßigt sehen wollte, einer anderen Auf - fassung Raum zu geben und den Durchzug nicht zu gestatten; wenn ferner die Bundescommission, auf welche in diesem Falle recurrirt werden müßte, sich nicht in der Lage fühle, weder ihrem früheren Beschlusse die angedeutete Auslegung einer Aus - dehnung auf künftige Fälle zu geben, noch einen als nothwendig werdenden neuen Beschluß ein - stimmig zu fassen, wie dies in dem resp. von uns und von der k. k. Regierung eingenommenen Stand - punkte und den danach voraussetzlich an die bei - derseitigen Mitglieder der Commission ertheilten Jnstruktionen anzunehmen ist, so tritt alsdann der Fall der schiedsrichterlichen Entscheidung für die Frage ein, ob die Commission den früheren Be - schluß auch für die nachfolgenden Fälle aufrecht zu erhalten habe; ein Weg, welchen wir als den einzigen vertragsmäßigen bezeichnet haben, und welchen zu gehen wir bereit sind. Jndem wir daher ein Eingehen auf die rechtliche Ausführung über unsere Auffassung der in Frage kommenden Bundesgesetze und Reglements uns für die des - fallsign Verhandlung vorbehalten, wiederholen wir hiermit unsere Erklärung, daß wir für diesen Fall und für diesen genau bezeichneten Punkt die schieds - richterliche Entscheidung annehmen. -- Jn erwie - derung auf die Erklärung des k. k. Kabinets über die Wahl der königlich bayerischen Regierung be -merken wir, daß wir unsererseits die großherzog - lich oldenburgische Regierung ersuchen werden, das Schiedsrichteramt zu übernehmen, und, sobald der bezeichnete Fall eingetreten ist, sich mit der könig - lich bayerischen Regierung in Verbindung zu setzen, um sich über die Wahl des dritten Mitgliedes zu einigen. Wir glauben, daß auch das k. k. Kabi - net nicht verkennen werde, wie dies der natur - und vertragsmäßige Weg sei, auf welchem der verschiedenen Auffassung dieser Angelegenheit die zu praktischen Verwickelungen und Conflicten füh - rende Spitze gebrochen werden könne, und wir be - zweifeln nicht, daß dasselbe in bundesfreundlicher Gesinnung diesen Weg betreten werde, um für die weitere Verständigung die Aussicht offen zu erhalten. Je mehr wir uns bewußt sind, in die - ser ganzen Angelegenheit nicht von selbstsüchtigen Motiven, sondern nur von dem wahrhaften Jnte - resse an der Wohlfahrt eines befreundeten Bun - deslandes und der dadurch bedingten Kraft und Sicherheit des ganzen Bundes geleitet zu sein: um so mehr müssen wir hoffen, daß die k. k. Re - gierung, welche auch bei verschiedener Auffassung der Fragen von denselben Gesinnungen beseelt ist, bei näherer und eingehender Erwägung sich davon überzeugen werde, daß wir nur im wahren Jnte - resse des Bundes handeln, und daß auf auf öster - reichischer Seite kein specielles Jnteresse vorhanden kein könne, der Ausführung der begonnenen Maß - regel Schwierigkeiten und Hindernisse in den Weg zu legen. Ew. ec. wollen dem k. k. Ministerprä - sikenten unser vollständiges Vertrauen auf diese bundesfreundliche Gesinnung aussprechen und un - ter Mittheilung einer Abschrift dieser Depesche denselben um eine baldige Eröffnung seiner Ab - sichten ersuchen.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Frankfurter Cours. Den 30. August 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankatien ......11961201
5% Metallique ....71 1 / 271 3 / 4
4%....63 1 / 264
3%....47 5 / 848 1 / 8
2 1 / 2 %....43 5 / 843 7 / 8
4 1 / 2 % Bethmann ...--76 1 / 2
4%...--66
fl. 250 Loose v. J. 1839.100 7 / 8101 3 / 8
5001834.156 1 / 2157
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.86 1 / 886 5 / 8
Tthl. 50 Prämien Scheine.110--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ...84 1 / 2--
4%....89 1 / 489 3 / 4
5%....100 1 / 8100 5 / 8
Württemberg3 1 / 4 % ....83 5 / 884 1 / 8
4 1 / 2....9898 1 / 2
Baden3 1 / 2 %....81 1 / 282
fl. 35 Loose ......32 1 / 432 1 / 2
50......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 ......2626 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose ...76 3 / 876 7 / 8
25...28 5 / 828 7 / 8
Polen fl. 300...136--
Sardinien Fcs. 36...33 1 / 833 5 / 8

Die mit dem 12. Bande nun vollständig er - schienene

Manz'sche Realencyclopädie oder Conversationslexicon für das katholische Deutschland

ist für 36 fl. im Ganzen bei uns zu haben und können neu eintretende Subscribenten im neuen Abonnement dieses Werk beliebig in Bänden à 3 fl. -- in Halbbänden à 1 fl. 30 kr. oder in Heften à 15 kr. durch uns beziehen.

Paul Halm'sche Sortimentsbuchbandlungin Würzburg (an der Universität).

Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 69.

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TextDie Bayerische Presse
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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