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Die Bayerische Presse.
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Nr. 233.
Würzburg, Samstag den 28. September. 1850.

Die Antwort Preußens auf die Ein - ladung zur Beschickung der Bundes - versammlung. Abermals ein Beitrag zu der eigenthümlichen Denk = und Handlungsweise der preußischen Regierung.

Die preußische Antwort weist die Beschickung der Bundesversammlung aus zwei Gründen zu - rück, einmal weil dieselbe rechtlich nicht mehr vorhan - den sei, und weiter aus Gründen der Zweckmä - ßigkeit. Jn Bezug auf den Rechtspunkt bemerkt sie: es habe für die preußischen Staatsregierung nie - mals einem Zweifel unterlegen, daß die Bundes - versammlung durch rechtskräftige Handlungen der Regierungen im Jahre 1848 rechtlich und für immer zu bestehen aufgehört habe. Sie glaube nicht, daß zu jener Zeit bei irgend einer der deutschen Re - gierungen eine andere Absicht über die Bedeutung ihrer desfalls abgegebenen Erklärung obgewaltet habe, wenigstens liege kein Moment vor, welches einen Vorbehalt künftiger Wiederherstellung ein - schlösse, wohl aber viele, welche in unzweifelhafter Weise das Entgegengesetzte bekundeten. Was die Regierungen damals gedacht haben, als die Bun - desversammlung ihre Wirksamkeit einstellte und auf den Reichsverweser übertrug, erscheint als völlig gleichgültig. Wir wollen zugeben, daß keine einzige Regierung an den Fall gedacht hat daß die Bundesversammlung nochmals in Wirk - samkeit treten würde; man war eben nicht in der geistigen Fassung, sich alle Eventualitäten der Zu - kunft klar vorzuführen; aber so viel ist wenig - stens gewiß, daß bei der Auflösung der Bundes - versammlung von der Voraussetzung ausgegangen wurde, daß durch gemeinsame Vereinbarung zwi - schen Regierung und Nationalversammlung ein Bundesorgan an die Stelle gesetzt, eine andere Verfassung für Deutschland geschaffen werden würde, möglich, daß sämmtliche Regierungen mit Gewißheit an dieser Aufgabe glaubten und daher an einen Wiedereintritt der Bundesversammlung nicht gedacht haben. Bis die neue Verfassung vereinbart wäre, wurde das Provisorium des Reichsverwesers an die Stelle der Bundesver - sammlung gesetzt. Wenn man aber die damali - gen Regierungen gefragt hätte, ob die bisherige Verfassung auch dann erloschen sein solle, falls sich unvorhergesehener Weise die Vereinbarung zerschlüge, wenn man sie gefragt hätte, ob Deutsch - land gar keine Verfassung haben und der deutsche Bund aufgelöst sein solle, wenn eine neue Ver - fassung nicht zu Stande käme, so würden sie ohne Zweifel sammt und sonders, die preußische Re - gierung nicht ausgenommen, mit Nein geantwor - tet haben. Daß die alte Verfassung so lange fortbesteht, bis eine neue an ihre Seite getreten, ist eine so einfache Sache, daß es sich in der That gar nicht der Mühe verlohnt, darüber einen besonderen Vorbehalt zu machen. So wenig man bei einem Geldgeschäfte ausdrücklich zu bemerken braucht, daß die gewöhnlichen Additions = und Subtraktionsregeln zur Anwendung kommen sol - len, eben so wenig bedarf es einer Verwahrung, daß die alte Verfassung so lange gilt, bis ihr durch eine neue derogirt ist. Nur der preußischen Logik im Jahre 1849 war es vorbehalten, dasSelbstverständliche in Zweifel zu ziehen. So wie sie durch den Mund des Herrn v. Bodelschwingh die Entdeckung machte, daß ein Bund oder ein Staat ganz ohne Verfassung sein könne und da - bei Bund oder Staat bliebe, so hat sie auch jetzt die Entdeckung gemacht, daß mit der ausgedrück - ten Absicht ein neues Gesetz zu schaffen, das alte Gesetz aufgehoben sei, wenn nicht ausdrücklich das Gegentheil ausbedungen wäre. Es fällt mir da - bei ein, daß ja auch ein preußisches Gericht im Jahre 1848 in einem Urtheilsspruche behauptete, Preußen habe in den Augenblick gar keine Ver - fassung und also auch kein Gesetz. Wie gesagt, dergleichen ist nur in Preußen, nur im Vaterlande des Landrechtes möglich, wo man vor lauter Bäumen und Wald nicht mehr sieht, wo man vor lauter Gesetzen nicht mehr begreift, daß doch irgend ein Gesetz immer noch gelten muß. Wir wiederholen, daß es schwer wird, gegen das abso - lut Widersinnige zu polemisiren, es gibt einmal gewisse angenommene Wahrheiten, die man bei Jedermann voraussehen muß, wenn man sich mit ihm verständigen will. Wer mir z. B. bestreitet, daß die gerade Linie nicht die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten, oder daß zwei mal zwei nicht vier wäre, mit dem kann man sich in keine mathemathischen Erläuterungen einlassen. Wer die einfachsten Grundregeln nicht fähig ist in sein Be - wußtsein aufzunehmen, mit dem kann man sich auch über die Folgerungen nicht verständigen, und eben so kann man sich auch in keinen juristischen Streit mit Jemanden einlassen, der da annimmt, es sei möglich, daß der Staat seine Verfassung aufhebe, bevor er nicht eine andere hätte. Was würde man von einem Arzte denken, der die Con - stitution eines Kranken verbessern wollte, und da - mit anfinge, ihn seiner bisherigen Constitution, seiner sämmtlichen Organe seines Lebens zu be - rauben. Was würde man von einem Gesetzgeber denken, der eine Commission zur Ausarbeitung ei - nes neuen Gesetzbuches niedersetzte und dabei be - stimmte, daß sämmtliche bisherige Gesetze schon jetzt, noch ehe die neuen Gesetze gemacht wären, erloschen seien, daß sämmtliche Gerichte schon jetzt aufhören sollten, bevor neue Gerichte eingesetzt wären. Und was würde man von einem Richter denken, der aus der bloßen Niedersetzung einer solchen Commission den Schluß ziehen wollte, daß das bisherige Recht nicht mehr bestände, weil es nicht ausdrücklich gesagt sei. Freilich auch das haben wir in Preußen erlebt, wir haben die Er =. fahrung gemacht, daß die Gerichte über Preß - und politische Vergehen keine Competenz mehr ha - ben sollten, weil für die Zukunft Geschwornenge - richte versprochen waren. Aber das ist alles so absolut widersinnig, daß es sich gar nicht widerlegen läßt. -- Die preußische Staatsregierung geht allerdings von dem richtigen Satze aus, daß ein Gesetz nach der Absicht des Gesetzgebers interpretirt werden müsse, aber den baaren Unsinn darf man doch bei dem Gesetzgeber nicht präsumiren, selbst wenn er nicht ausdrücklich hinzufügt, daß der Unsinn nicht seine Absicht sei. Daß die deutschen Regierungen die Anarchie hätten proklamiren sollen, auf den Fall, daß die neue Verfassung nicht zu Stande käme (Anarchie und Verfassungslosigkeit sind völ - lig gleichbedeutend), darf ebensowenig präsumirtwerden. Die Hoffnungen der deutschen Regierun - gen auf das Zustandekommen einer neuen Verfas - sung mögen so groß gewesen sein, wie sie wollen, sie mögen verhindert haben, daß man an die Möglichkeit des Fehlschlagens auch nur gedacht hat, immer sind diese Hoffnungen noch nicht gleich - bedeutend mit gesetzlicher Bestimmung und bloße Hoffnungen heben keine bestehende Verfassung rechtskräftig auf. Wenn die preußische Regierung daher die Ansicht äußert, daß die damaligen Re - gierungen damals sammt und sonders nicht ge - glaubt hätten, die Bundesversammlung würde je wieder in Wirklichkeit treten, so beweist sie damit weiter nichts, als daß man sich damals Jllusionen hingegeben hat, die nicht in Erfüllung gegangen sind. Aber wie sie daraus die Absicht ableiten will, daß man Deutschland habe verfassungslos machen wollen, das erscheint als eine wahre Be - leidigung gegen die damaligen Männer und gegen sich selbst. Jch frage nochmals, was würde die preußische Regierung damals geantwortet haben, wenn man ihr gesagt hätte, wie soll es nun aber werden, wenn doch zuletzt keine neue Verfassung zu Stande kommt. Sollen wir nicht um jeder Mißdeutung wegen den Satz hinzufügen, daß alle Verfassungen so lange gelten, bis neue an ihre Stelle getreten sind? Jch glaube, sie hätten ge - antwortet: das ist überflüssig, weil es sich von selbst versteht; der Fall wird nicht eintreten, weil wir in der Paulskirche jedenfalls eine neue Ver - fassung fabriciren werden, aber sollte er dennoch eintreten, so bleibt freilich gar keine andere recht - liche Möglichkeit übrig, als daß die bisherige, rechtliche Bundesverfassung, die rechtlich noch nicht aufgehoben, auch faktisch wieder in Kraft tritt. -- Mit dem Erlöschen der Provisorien beginnt wie - der das Definitivum; entweder das neue, wenn ein solches rechtskräftig zu Stande gekommen ist, oder das alte, wenn kein neues da ist. Aber es scheint, als wenn die preußische Regierung nicht bloß neue Gesetze octroyirt, sondern als wenn sie der Welt auch eine neue juristische Logik octroyiren wollte.

Deutschland.

München, 26. Sept. Gestern fand am kgl. Kreis und Stadtgericht die Verhandlung über die schon oft besprochene Akten = Entwendung aus der Registratur des Ministeriums des Jnnern statt. Als Angeklagte erschien ein 21jähriges Mädchen, Namens Aschenbrenner, Ministerialbotenstochter von hier. Sie gestand, in den Sommermonaten von Mai bis Juli 1849 beinahe gegen 4 Cent - ner Akten aus der Registratur, welche ihr zum Reinigen übertragen worden, genommen, und weil dieselben alt und unbrauchbar geschienen, an die Obstlersfrau Wallner am Eingange in die Arkaden, verkauft zu haben. Vor dem Jahre 1848, zu welcher Zeit die Angeklagte ebenfalls die Registratur zu reinigen hatte, Akten verkauft zu haben, stellte dieselbe in Abrede, obgleich sich unter den bei der Obstlerfrau vorgefundenen Pa - pieren solche befanden, welche dortmals schon ab - handen gekommen sind. Die Staatsanwaltschaft nahm in diesem Falle ein Diebstahlsverbrechen an und beantragte drei Jahre Arbeitshaus. DieVertheidigung stellte den Antrag auf 4 Monate Gefängniß. Jndem der Gerichtshof der Ansicht der letztern beistimmte und ein Diebstahlsvergehen annahm, verurtheilte er die Angeschuldigte zu 7 Monaten Gefängniß.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Greifswalde, 24. Sept. Das Appellations - Gericht hieselbst hat in seiner heutigen öffentlichen Sitzung, auf die Appellation des Kurfürstl. Hes - sischen Minister = Präsidenten Hassenpflug dahin er - kannt:

daß das Erkenntniß des kgl. Kreisgerichts hie - selbst vom 19. Juni d. J. dahin abzuändern, daß der Appellant von der unterm 9. Febr. d. J. erhobenen Anklage der Fälschung freizu - sprechen und die Kosten des Verfahrens außer Ansatz zu lassen, die Akten jedoch zur weiteren Erwägung, ob und gegen wen eine anderwei - tige Anklage zu erheben sei, der kgl. Staats - anwaltschaft hieselbst vorzulegen.

Die erkennenden Richter waren: der O. = App. - Ger. = Rath Dr. v. Mühlenfels, als Vorsitzender, die O. = App. = Ger. = Räthe Sonnenschmidt, v. Zerbst, Dr. Planck, und der Oberger. = Assessor Consbruch. Referent: Dr. Planck. Oeffentliches Ministerium: Ober = Staatsanwalt Dr. Friedberg. Vertheidigung: Rechtsanwalt Dr. Anderssen. Der Ober = Staats - anwalt beantragte, gleich dem Vertheidiger, das Nichtschuldig. Die zusätzliche Bestimmung des Erkenntnisses wurde von dem Vorsitzenden dadurch motivirt, daß bei Gelegenheit der Voruntersuchung sowohl, wie des Hauptverfahrens, Umstände zur Sprache gebracht seien, welche anscheinend weite - rer Aufklärung bedürften. Besonders hervorgeho - ben wurden dabei der Zwang, welchen der vormalige Kastellan Reich von Herrn Hassenpflug erfahren haben will, und die Frage, ob etwa der kgl. Bauinspektor vermittelst seiner Bau = Abnahme - Atteste nicht sowohl eine Genehmigung der vor - gekommenen Anschlagswidrigkeiten, als vielmehr eine unrichtige Bescheinigung habe ertheilen wollen.

Kassel, 25. Sept. Oberfinanzrath Zuschlag, Referent im Finanzministerium, hat den Befehl erhalten, unverzüglich nach Wilhelmsbad zu kom - men. -- Der Stadtrath von Melsungen hat eine der Hanauer gleiche Adresse an den ständischen Ausschuß gerichtet. Zugleich ist in der Adresse der Antrag gestellt, Preußen, als Unionsvorstand um Schutz gegen etwaige Angriffe von außen an - zurufen.

Hanau, 25. Sept. Das Gerücht, daß der Kurfurst einen Wechsel in den Personen des Mi - nisteriums, aber nicht im Systeme, beabsichtige, gewinnt dadurch an Bestätigung, daß der frühere Staatsrath Scheffer seit vorigem Montag in Wil - helmsbad verweilt. Der frühere Minister Lepel ist heute dort angelangt.

Kassel, 26. Sept. Die Erklärung des blei - benden landständischen Ausschusses in Betreff der Verordnung vom 23. Septr. 1850 lantet, wie folgt: Eine kurfürstliche Verordnung vom 23. Sept. 1850 bringt, mit dem Vorbehalt weitere Vollziehungsanordnungen, den Beschuß einer Bundesversammlung vom 21. d. M. zur allge - meinen Kenntniß, durch welchen die hessische Re - gierung, aus Anlaß einer vermeintlich vorgekom - menen Steuerverweigerung, aufgefordert wird, alle, einer Bundesregierung zustehenden Mittel anzuwenden, um die ernstlich bedrohte landes - herrliche Autorität im Kurfürstenthum sicher zu stellen. Wir aber können eine Bundesversamm - lung nicht als bestehend anerkennen. Die Bun - desversammlung, welche bestimmt war, die An - gelegenheit des durch die deutsche Bundesakte vom 8. Juni 1815 geschaffenen Bundes zu be - sorgen, hat selbst in der als ihre letzte bezeich - neten Sitzung vom 12. Juli 1848 ihre Thätig - keit für beendigt erklärt. Es geschah solches in einer Plenarsitzung, also in derjenigen Form, welche zur Abfassung und Abanderung von Grund - gesetzen des Bundes wie zu Beschlüssen, welche die Bundesakte selbst betreffen, geeignet war. Ein von der deutschen Nationalversammlung an - genommenes Gesetz hat statt dessen eine proviso - rische Centralgewalt für Deutschland eingeführt. Diese Nationalversammlung war in Folge eines Beschlusses der Bundesversammlung zusammenbe - rufen und von Kurhessen auf den Grund des Gesetzes vom 10. April 1848 beschickt. Jenes von ihr angenommene Gesetz ist durch das Ge - sammtstaatsministerium am 19. Okt. 1848 im Gesetz - bl. zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Durch den Land - tagsabschied v. 31. Okt. 1848, also durch einen vom Landesherrn wie von den Landständen unterzeich - neten und untersiegelten, auch als Staatsgesetz nach Maßgabe des §. 86 der Verfassungsurkunde bekannt gemachten Vertrag ist vom Landesregen - ten, in völliger Uebereinstimmung mit den Land - ständen, die Begründung der provisorischen Cen - tralgewalt für Deutschland anerkannt. Mit dem Eintritt ihrer Wirksamkeit hört, nach Jnhalt des dieselbe einführenden Gesetzes, das Bestehen des Bundestags auf, demnach ist Bundestag und Bundesversammlung erloschen. Die Vorstände für die Ministerien der Justiz und des Jnnern, wie des Aeußern haben im landständischen Confe - renzprotokolle vom 7. März 1850 die Erklärung abgegeben, daß ohne die Mitwirkung der Stände verfassungsmäßig der Bundestag nicht hergestellt werden könne. Es ist bislang wegen dessen Her - stellung weder ein Gesetz, noch ein sonstiger Akt durch das Gesetzblatt verkündigt worden. Die jüngste Ständeversammlung hat vielmehr einstim - mig vom 29. August 1850 gegen die Herstellung des rechtsgiltig aufgehobenen Bundestags und alle darauf gerichteten Bestrebungen feierlichst protestirt. Wir, berufen das landständische Jnteresse wahrzu - nehmen, müssen daher das kurhessische Land gegen die Wirksamkeit des vom 21. Septbr. 1850 zu Frankfurt gefaßten Beschlusses verwahren und er - klären jede Einmischung der dort gebildeten Ver - sammlung in die Angelegenheiten Kurhessens für ein Attentat gegen die Sicherung und Unabhäng - igkeit dieses souveränen Staates, dessen Regent in seiner landesherrlichen Autorität nirgends im Kurfürstenthum bedroht ist. Wie wir hiermit den kurhessischen Staat dem Schutze des Völkerrechts anvertrauen, so werden wir gegen Alle, welche zur Vollziehung des in Frankfurt gefaßten Be - schlusses mitwirken würden, innerhalb der Grenzen unserer verfassungsmäßigen Befugnisse vorzuschrei - ten wissen. Kassel, den 25. September 1850. Der bleibende landständische Ausschuß. Schwar - zenberg. Henkel. Bayrhoffer. Gräfe. Kellner.

Wilhelmsbad, 27. Sept. Die Kasseler Ztg. theilt das Urtheil des Greifswalder Appellations - gerichts in dem Prozesse gegen den Minister Has - senpflug in weiterer Fassung dahin mit: daß der Appellant von der unterm 9. Febr. erhobenen An - klage der Fälschung frei zu sprechen, die Kosten des Verfahrens außer Ansatz zu lassen, die Akten jedoch zur weiteren Erwägung, ob und gegen wen eine anderweite Anklage zu erheben sei, der kgl. Staatsanwaltschaft vorzulegen seien.

Aus Baden, 26. Sept. Es bestätigt sich, was wir schon neulich berichtet haben, daß der fernere Ausmarsch der badischen Truppen nach Preußen unterbleibt. Die betreffenden Er - öffnungen sind bereits in geheimer Sitzung der Kammer mitgetheilt worden.

** Nach dem schweizerischen Courier vom 24. d. hat wieder eine Gebietsverletzung stattge - funden, und zwar bei Jnstetten. Ein badischer Flüchtling der ehemalige Posthalter G. Holz - scheiter, welcher mit seiner Ehfrau auf Schaff - hauser Gebiet eine Zusammenkunft hatte, wurde von 4 preußischen Soldaten vom Füsilierbattail - lon des 20. Regiments, welche mit Stöcken be - waffnet waren, überfallen, niedergeschlagen und mit vom Leibe gerissenen Kleidern in seine Woh - nung gebracht. Auch seine Gattin wurde miß - handelt. Der Mißhandelte befindet sich in Un - tersuchung, die Preußen dagegen auf freiem Fuße.

Darmstadt, 25. Sept. Heute Mittag um 4Uhr sollte die Berathung über den Bericht des Finanzausschusses, die Verlängerung des Finanz - gesetzes für das letzte Quartal d. J. und den be - kannten Lehne'schen Antrag in unserer zweiten Kam - mer beginnen. Schon stundenlang vorher war die öffentliche Gallerie mit Zuhörern dicht gefüllt. Eben so füllte sich die reservirte Gallerie reichlich. Am Ministertische erschienen die Chefs der ver - schiedenen Ministerien: v. Dalwigk, v. Schenck, v. Lindelof und der Ministerialrath Maurer. Un - ter den Einläufen war der wichtigste eine Mit - theilung des Staatsministeriums in der neulichst erwähnten Müller = Melchiors'schen Denunziations - sache gegen den Direktor des Ministeriums des Jnnern v. Dalwigk. Dalwigk hatte die ihm von der zweiten Kammer gewordene Mittheilung ans Staatsministerium mit einem Begleitschreiben ab - gegeben, welches nun, in Begleitung einer nach - drücklichen Kritik des von Müller = Melchiors und der zweiten Kammer in dieser Sache eingehalte - nen ungehörigen Verfahrens, vom Staatsministe - rium an die Kammer geschickt ward. Dalwigk hatte in seinem Schreiben zugegeben, auf die An - träge des Heinrich Müller ihm Auftrag ertheilt zu haben, allenfalls ihm bekannt werdende vorha - bende Angriffe auf die Sicherheit des Staats ihm anzuzeigen, wozu er als Chef des Ministeriums und einer wohlorganisirten sozialistisch = republikani - schen Partei gegenüber berechtigt gewesen sei, aber zu Auskundschaftungen bei Müller = Melchiors habe er ihn niemals angewiesen. Uebrigens habe er vor ungefähr 14 Tagen dem Heinrich Müller sa - gen lassen, er solle ihn mit weiteren Mittheilun - gen verschonen und ihm dabei 5 fl. zustellen las - sen. Am Schluß seines Schreibens hatte Dal - wigk der gewaltsamen Oeffnung des Heinrich Müller'schen Pults erwähnt, welche Müller = Mel - chiors zugab, aber seine Betheiligung dabei in Abrede stellte. Diesem Verfahren der Pultöff - nung secundirte Lehne kräftig, während Ministe - rialrath Maurer mit der Bemerkung: wo Ver - brechen begangen würden, da sei der Sumpf, und vom Himmel erfahre man nicht, was in der Hölle vorgehe, die Lehnesche Behauptungen bestritt. v. Dalwigk wiederholte mündlich, daß es nie seine Absicht gewesen sei, über Herrn Müller = Mel - chiors Privatnachrichten zu erhalten. Präsident Mohr nahm zuletzt die Sache zu den Akten und war die Debatte hierüber somit abgethan. Dalwigk, zuerst das Wort nehmend, bemerkte, daß Art. 15 der alten Geschäftsordnung, wonach sich die Ausschüsse mit den betreffenden Regie - rungskommissären bei gestellten Anträgen in Be - nehmen zu setzen und von diesen die erforderliche Auskunft einzuziehen haben, in Bezug auf den Lehneschen Antrag vom Finanzausschuß durchaus nicht befolgt worden sei. Unter diesen Umstän - den werde sich die Regierung bei der Discussion nicht betheiligen, und hoffe er, daß die Kammer diesen Antrag mit der Vorlage auf Verlängerung des Finanzgesetzes nicht gleichgültig behandeln werde. Müller = Melchiors, der Ausschußreferent, sprach heftig hiergegen, warf, der Antiunionist, dem Ministerium sein Desertiren vom preußi - schen Bündniß vor; es sei ihm nie eine hämi - schere Behauptung in diesem Saal vorgekommen; verglich das Verfahren der Regierung in den letz - ten drei Jahren in Finanzsachen (bei drei von den Ständen mitbeschlossenen Budgetverlängerun - gen) mit einem Satze der Pistole auf die Brust unter dem Rufe: La vie ou la bourse! warnte davor, einem Ministerium Dalwigk zu trauen, und schloß mit der Bemerkung, daß die Folgen dieses Mißtrauens, welche es auch sein möchten, auf diejenigen zurückfallen würden, die es veran - laßt hätten. Volhard stellt nun zwei Anträge: den Antrag Lehne und den Verlängerungsvorschlag wegen ungenügenden und unvollständigen Berichts darüber an den Finanzausschuß zurückzuverweisen, und begründet dieselben. Um diese Frage drehte sich nun der Kampf. Wurden Volhards beide Anträge bejaht, so war der Vortheil für die Re - gierung dadurch größer; wurde es nur der zweite dieser Anträge, wie Eigenbrodt eventuell wollte, so kam die Finanzfrage, unbeirrt durch den Lehne '-schen Antrag, zur fortgesetzten Berathung und eine vielleicht für die Regierung günstigere Abstimmung, während der Lehnesche Antrag an den Ausschuß zurückwanderte. Denn wie der Bericht des Fi - nanzausschusses überhaupt ein leidenschaftliches Parteiwerk, so ist insbesondere der den Lehneschen Antrag behandelnde Theil desselben unvollständig und oberflächlich, was Reh, Ministerrath Mau - rer, und Metz deutlich nachzeigten. Aber einerlei! Bei der Abstimmung verwarf die Kammer mit 44 gegen 5 Stimmen den Volhard'schen und mit 27 gegen 22 Stimmen den Eigenbrodtschen An - trag. Die Majorität hält sich also für genug instruirt und sie ruft dem Ministerium unbedingt ihr Va banque! Die Sitzung war um8 1 / 2 Uhr Abends zu Ende.

Koblenz, 25. Sept. Die von Preußen an - gedeutete Maßregel zur Sicherung seiner Etap - penstraßen durch Kurhessen, im Falle einer bevor - stehenden militärischen Besetzung dieses Staates durch Truppen eines nicht zur Union gehörigen Staates, scheinen ins Werk gesetzt werden zu wol - len. Die hier stehenden beiden Bataillone des 15. Jnfanterieregiments begeben sich nemlich in Folge heute erhaltenen Marschbefehls morgen nach Köln, wo sie das dort stehende 18. Regiment ersetzen, welches Befehl zur Ausrücken nach der Umgegend von Paderborn empfangen hat, um von da aus die durch Kurhessen führende Etappenstraße zu be - setzen. Ebenso hat heute die hier stehende mobile 12pfündige Batterie, unter dem Befehl des Capi - tän Wachter, Befehl erhalten, in den nächsten Ta - gen zu gleichem Zwecke nach der Gegend von Paderborn zu marschiren. Ob, wie man hört, das in Wetzlar stehende zweite Bataillon des 15. Regiments demselben nach Köln folgen und die ebenfalls bei Wetzlar stehenden zwei Bataillone des 13. Regiments hierher kommen werden, dar - über weiß man noch nichts Gewisses. Die hier stehenden 6 Landwehrcompagnien beziehen jetzt die Kasernen.

Koburg, 26. Sept. Da in der jüngsten Zeit in hiesiger Stadt die nächtliche Ruhe durch Fen - stereinwerfen und Legen von Kanonenschlägen wie - derholt gestört, auch der Polizeibehörde bei Aus - übung ihrer Pflicht vom lärmenden Haufen Wi - dersetzlichkeit gezeigt wurde, sah sich das Staats - ministerium veranlaßt, aus dem von den Ständen bereits beschlossenen, aber noch nicht publicirten neuen Strafgesetzbuch die betreffenden Artikel über Aufruhr, Tumult u. s. w. unterm 23. Sept. als Verordnung bekannt zu machen. Nachdem meh - rere, diese Verordnung enthaltende Maueranschläge nächtlicher Weile abgerissen oder besudelt wurden, hat das Staatsministerium eine Belohnung von 100 fl. auf die Entdeckung der Urheber solchen Frevels gesetzt.

Schwerin, 23. Sept. So eben (4 Uhr Nach - mittags) wird der Präsident der Kammer, Mo - ritz Wiggers aus Rostock, unter einem großen Andrange von Menschen auf die Polizei geschleppt um gemaßregelt zu werden. Das Militär ist den ganzen Tag auf den Beinen gewesen, und es werden noch viele Vorsichtsmaßregeln getroffen werden. Der Polizeimeister, Bürgermeister Strem - pel, ist heute über eine Stunde beim Großher - zoge gewesen, wie man hört, wird kein Minister deshalb seine Dimission einreichen.

Schwerin, 23. Sept. Jn Folge der schon erwähnten polizeilichen Maßregeln hat der Prä - sident der Abgeordnetenversammlung, Adv. Moritz Wiggers Folgendes bekannt gemacht: Da gegen mich und viele der hier anwesenden Mitglieder der zum 24. d. von mir eingeladenen Abgeord - netenkammer polizeiliche Gewaltmaßregeln ausge - führt worden sind, welche den gesetzlichen Zusam - mentritt der Kammer unmöglich machen, so kün - dige ich die auf morgen anberaumte Sitzung hier - durch ab. Schwerin, den 23. Sept. 1850. -- Die beiden Staatsräthe außer Diensten, Meyer und von Liebeherr, haben gestern eine Versamm - lung, welche Mitglieder der Rechten der Kammer der Abgeordneten abhielten, besucht und daselbst die Erklärung abgegeben: sie könnten die for - male Gültigkeit des Staatsgrundgesetzes jetzt nichtmehr anerkennen. Beide Herrn haben zwar in der Kammer der Abgeordneten das Gelöbniß auf die Verfassuag nicht abgelegt, der Minister a. D. v. Lützow hat derselben aber amtlich mitgetheilt, sie hätten dieß Gelöbniß bei ihrem Amtsantritte als Staatsräthe bereits abgeleistet.

Oldenburg, 22. Sept. Die Niedersächsische Zeitung meldet: Tags nach der Rückkehr des Großherzogs von Rehme, welche vorgestern Nachts 1 Uhr erfolgte, ist ein Cabinetscourier mit De - peschen an den König Otto von Griechenland nach Aschaffenburg abgegangen. Man erinnert sich, daß im vorigen Jahre während der Anwe - senheit der Königin Amalie vielfach die Rede davon war, daß die Königin ihren jüngsten Bru - der, den Herzog Elimar, zum Thronfolger in Griechenland bestimmt zu sehen wünsche; es darf daher nicht wundern, daß gerade jetzt, wo die Zeitungen bereits von den Thronentsagungs = Ab - sichten des Königs Otto sprechen, wiederum der - artige Muthmaßungen auftauchen.

Berlin, 22. Sept. Gestern wurde uns in Potsdam, in einem Kreise, in dem man stets wohl unterrichtet zu sein pflegt, versichert, daß allerdings viel davon die Rede ist, dem General - lieutenant v. Radowitz schon in den nächsten Ta - gen eine sehr ehrenvolle und wichtige Sendung nach Frankfurt a. M. und vielleicht auch nach Wien übertragen zu sehen. Sie steht, wie man hinzusetzt, in naher Beziehung zu der noch kürzlich von unserm Könige mündlich wiederholten Ver - heißung einer baldigen Vereinbarung mit Oester - reich in den deutschen Angelegenheiten. (H. C.)

Jtalien.

Der Gazette du Midi wird unter dem 15. Sept. aus Turin geschrieben: Die Wegnahme des Eigenthums der Kirche ist der beliebte Traum der Demagogen, und ihre Lust ist neu angefacht. Wie man in Turin das berühmte Kloster del Monte in eine Festung umgewandelt, und die Mönche daraus vertrieben hat, so hat man das Capuzinerkloster in Sassari (Jnsel Sardinien) sehr geeignet für eine Gendarmeniekaserne erklärt, und zweifelsohne wird dieser vorläufigen Erklärung die Confiscation des Klosters nachfolgen. -- Der Armonia vom 18. d. zufolge darf man anneh - men, daß ein Mitarbeiter des Risorgimento binnen Kurzem ins Ministerium treten wird. Wir beklagen dies, fügt die Armonia hinzu, denn es ist ein Beweis, daß unser Ministerium auf den ungesetzlichen Wege immer mehr vorzuschrei - ten gedenkt. -- Ueber die schon kurz erwähnte Audienz des Hrn. Pinelli beim h. Vater theilen wir nach dem Univers noch folgende Einzelhei - ten mit, die der Correspondent für ganz genau hält: Die Audienz fand im Beisein des Msgr. Barnabo, Sekretärs der Propaganda, Statt. Pi - nelli 's Sache war abscheulich, er schien jedoch ein Mittel gefunden zu haben, das Sprichwort: Causa patrocinio non bono pejor erit wahrzumachen. Sei es natürliche Unbeholfenheit, sei es, daß er durch die Anwesenheit des Stell - vertreters Christi auf Erden eingeschüchtert wurde: er sprach höchst verworren, und wie Jemand, der von der Armseligkeit seiner Argumente überzeugt ist. Er soll besonders den Punkt hervorgehoben haben, daß die in den sardinischen Staaten vor - genommenen politischen Veränderungen auch ana - loge Veränderungen in der kirchlichen Disciplin, woran der Staat einigermaßen betheiligt sei, zur Folge haben müßten. Der h. Vater habe darauf entgegnet: Man würde in Disciplinarangelegen - heiten nie die Dispens verweigern, sobald man nur die Nothwendigkeit nachgewiesen habe, um aber Dispensen ertheilen zu können, müßten sie doch zum Wenigsten verlangt werden. Ueber die Frage des Concordates hätte der h. Vater gesagt: Wie man doch an ein neues Concordat denken könne, in demselben Augenblicke, wo man die be - stehenden sogar mit Füßen trete. Piemont be - weise durch die That, daß es sich durch Concor - date nicht gebunden glaube, und so lange es an dieser Prätension festhalte, würde ein neues Con - cordat kein anderes Ergebniß liefern, als den hl. Stuhl ohne die Regierung von Turin zu binden Um ernstlich contrahiren zu können, müssen beide Parteien von der Ueberzeugung ausgehen, daß sie die Verpflichtung haben, ihre gegebenen Verspre - chen zu halten. Denn nach den von dem Turi - ner Kabinete einmal adoptirten Grundsätzen könne man an einem guten Morgen die am Vorabende geschlossenen Verträge wieder vernichten. Der sar - dinische Abgesandte antwortete hierauf mit einer gewissen Lebhaftigkeit: Das ist dem öffentlichen Rechte in Piemont angemessen! und der hl. Va - ter: Piano, piano, Herr Commandeur, hüten Sie sich, Jhr Vaterland zu verläumden, indem Sie demselben Ansichten zutheilen, die wohl nur die Meinungen einiger Privatpersonen sind. -- Dem Journal des Debats wird unter dem 14. d. aus Rom geschrieben: Die piemontesische An - gelegenheit geht weder vor = noch rückwärts. Es ist eine Commission von drei Cardinälen ernannt, die sich ausschließlich mit diesem Conflikte beschäf - tigt, und gewissermaßen die Gegenpartei der Ge - sandtschaft Pinelli's bildet. Beide werden sich wahrscheinlich lange Zeit gegenüberstehen, ehe sie sich nur über die Präliminarien einer ernsten Dis - cussion geeinigt haben. -- Die freiwillige Ver - werthung des Papiergeldes hat einen guten Fort - gang, und wird mit Hülfe fremder Kapitalien, auf deren Betheiligung man rechnet, vollständig gelingen.

Vermischte Nachrichten.

Aus Schwerin. Haben Sie es gesehen? fragte Jemand den alten Göthe, als sich eine dem Dichter bekannte hohe Dame von einem jungen Manne heimlich umarmen und herzhaft küssen ließ. Jch habe es gesehen, aber ich glaube es nicht, antwortete Göthe. -- Haben Sie es gesehen, daß sich gestern der Stadtwachtmeister Behncke und der blasse Moritz heimlich umarmt haben? Jch habe es gesehen, aber ich glaube es nicht, spreche ich dem seligen Göthe nach. Sagen Sie mir, ist es denn glaublich, daß Hr. M. Wiggers, Liebling des Volks, Expräsident der nun Gottlob entschlafenen Kammer der Abgeordneten, von einem Polizei - Offizianten am hellen lichten Tage auf die Poli - zei geführt wird und ganz Land Mecklenburg eilt nicht zu Hülfe? Wahrhaftig, es wäre unerklär - lich, wenn man nicht gewiß wüßte, daß Herr E. Haupt in Wismar ganz Mecklenburg hinter sich und mit der Meckl. Zeitung zu viel zu thun hat, um mit seinen Hintersassen in Schwerin den Deum ex machina zu spielen. -- Die Andern wurden auch herausgeholt aus dem Hotel -- spät kamen sie, jedoch sie kamen -- lauter spanische Dolch - augen, Gestalten schwarz und Kinder = graulich, wie der Pfarrer Merino, stolz und würdig, mit leisem röthlichem Anflug von Vaterlands = Bekümmerniß. Namen nennen sie nicht, nur Modem erkannte ich wieder, das treue Bild eines Krammetsvogels, der sich an einer rothen Beere verschluckt hat und nun in der Schlinge erbärmlich flattert und zappelt. Jch bin auf einem Ohre taub, aber ich versichere Sie, dennoch hätte ich das Summen einer Mücke hören können, als gestern die Herren Abgeordne - ten auf die Polizei mußten, um sich über ihre Absichten in Schwerin zu erklären. Jch sage mußten , obgleich die Herren es natürlich selbst gewünscht, und, wegen des zu erregenden Auf - sehens, sogar verlangt haben. Quod non. Gibt es noch irgend etwas in der Welt, was einen meckl. Demokraten überzeugen kann, daß seine Rolle aus = -- gänzlich ausgespielt ist, so muß es das sein, daß sich um seinetwillen auch kein Straßenjunge mehr rührt. -- Gestern war Alles ruhig, heute ist Alles ruhig, morgen wird Alles ruhig sein. Daß aber der blasse Moritz und der Stadtwachtmeister sich geküßt haben, ist nicht wahr. Jch habe es nicht gesehen und ich glaube es auch nicht; aber Eins ist unzweifelhaft, näm - lich, daß sämmtliche dii minorum gentium sich haben mit Freuden vor die Polizei führen lassen und daß sie -- wie Curtius in Rom es wirk - lich that -- beinahe in's Loch gesprungen - ren, um rempublicam zu retten. Requiescant in pace.

(Maurerei in Preußen. ) Jn den Län - dern, wo der Regent, oder ein Prinz, oder sonsti - ger Verwandter der Fürstenfamilie Freimaurer ist, übernimmt derselbe meist das Protectorat seiner Logen. Die Loge besteht aus Ehrenmitgliedern, Mitgliedern, musikalischen Brüdern, Dienern, Brü - dern, aus Lehrlingen, Gesellen, Meistern. Der Lufton (Sohn eines Maurers) genießt bei Auf - nahme Vortheile. Luftonlogen sind größtentheils Pflegschulen der ächten Logen. Die höhern Grade sind mehr Ausschüsse der verständigern, durch die Zeit bewährten Brüder, man nennt sie Erkenntniß - stufen. Mehr dienen sie, um Ausschüsse für die Großlogen zu gründen, die unter Aufsicht des Staates stehen. Es gibt Töchterlogen, Mutter - logen, Provinziallogen (Westphalen hat keine und steht direkt unter der National = Mutterloge zu den 3 Weltkugeln, die in Berlin unter Prinz Wil - helm von Preußen arbeitet). Großlogen haben Großmeister, Großbeamte ec. -- Friedrich der Große ward 1738 als Kronprinz Maurer in Braunschweig und gründete als Monarch 1740 die National = Mutterloge zu den 3 Weltkugeln in Berlin, welche in kurzer Zeit 14 Töchterlogen zählte. Es gehörte zum guten Ton, Mitglied der Loge zu sein. Papst Clemens XII. belegte die Freimaurerei 1738 mit Bann und Excommu - nication, die Papst Benedict XIV. 1751 bestä - tigte. Da in Westphalen keine Maurer waren, sind die Breven hier nicht publicirt; Viele bezeich - nen den Generalvikar Domdechanten Spiegel, spä - tern Erzbischof von Köln, als Maurer, und an - dere Fürstbischöfe Münsters. Beim deutschen Reichstage wurde 1794 vom Kaiser Franz dar - auf angetragen, alle geheimen Gesellschaften zu verbieten. -- Der gegenwärtige Zustand der Frei - maurerei ist nun folgender für Deutschland und zwar zunächst für Preußen. Keine Freimaurerlo - gen hatte 1847 Oesterreich, Kurhessen, Baden, Dessau, Köthen, Homburg, Hechingen, Sigmarin - gen, Liechtenstein, Detmold, Schaumburg, Nassau, Reuß = Rudolstadt = Sondershausen. -- Jn Preußen, wo die Freimaurerei sich selbst im vormärzlichen absoluten Staate am thätigsten zeigte, hat der Prinz von Preußen, Wilhelm, nach seiner Auf - nahme 1840 die Leitung der Freimaurer (sei - nem Bruder in der Würde folgend) als Groß - meister sämmtlicher Systeme übernommen. a) Die National = Mutterloge in Berlin hat in 89 arbeitendem Töchterlogen etwa 7500 Mitglieder, die nach dem aus der stricten Observanz entstan - denen Systeme arbeiten, und hat mit den Johan - nisgraden 7 Grade. b) Die große Landesloge in Berlin zählt in 53 Töchterlogen 3770 Mit - glieder, bearbeitet nach dem von Zinzendorfschen altschwedischen Systeme und hat 7 Grade. Die National = Mutterloge und Landesloge lassen sich seit 1841 gegenseitig in dem 4. Grade zu. c) Die Loge Royal York zur Freundschaft in Ber - lin zahlt 35 Töchterlogen, 1440 Mitglieder. Sie hat der höhern Grade 6 Erkenntnißstufen. -- Die 61 deutschen Logen verschiedener Systeme mögen, außer den 164 preußischen, etwa 4600 Brüder, und mit jenen in 225 Logen 17,500 Brüder im Jahre 1847 zahlen. Eine der Hauptlogen Ber - lins hat den Beschluß gefaßt, aus ihren Statuten denjenigen Paragraphen wegfallen zu lassen, wel - cher den Eintritt in dieselbe vom christlichen Glau - bensbekenntnisse abhängig macht; der Prinz von Preußen hat dieser Umänderung seine Zustimmung nicht versagen zu dürfen geglaubt. -- Was die Maurerei in ihrer Beziehung zur katholischen Kirche betrifft, so wird letztere jene stets als ein der Haresie huldigendes Jnstitut verwerfen und ihm ihre Anerkennung versagen müssen, wo - gegen auch der Entwurf: daß die Maurerer Re - ligion und Sittlichkeit nicht gefahrde, fur uner - heblich anerkannt wird. -- Westphalen hat viele Logen, dagegen das Münsterland außer zu Mün - ster (Warendorf vorübergehend) keine. Zuerst war in Münster die Loge auf dem Domplatz in der Wohnung des J. C. Gritse, dann bei Friseur Lucke, jetzt in der Lutturgasse. -- Unter den Preu -ßen, besonders unter dem Meister Blücher, Fürst Feldmarschall, kam die Maurerei sehr in Aufnahme und fand man Adel, Patricier, Beamte, Kaufleute in der Loge, von welcher aus alle Wahlen u. dgl., jede Repräsentation in die Hand genommen wird. Jn allen Vereinen sieht man Maurer an der Spitze. Am Schluß will ich, da der Bruch zwi - schen den Beamten und dem Fürsten in Hessen und die Sympathie offizieller preußischer Organe mich darauf bringen, bemerken, daß der Kurfürst schon als Kurprinz = Mitregent die Maurerei unter - sagte. -- Jetzt frage aber einer die Räthe und Beamten der Stadt Münster bis zum Amtsdie - ner herab, ob sie Maurer seien und man wird fast nichts anders als Freimaurer finden, und so geht's noch an vielen Stellen mit den Lieferan - ten u. s. w.

Neuestes.

Frankenthal, 24. Sept. Beim hiesigen Zucht - polizeigericht wurden in 4 Sachen 24 Jndividuen wegen verleumderischer Denunziation bestraft. Sie gehörten früher sämmtlich demokratischen Vereinen an. (Was sagt die Speyerer Zeitung dazu, die kürzlich solche verächtliche Denunziationen den Piusvereinlern und der Muckersekte zuschrieb?)

Linz, 24. Sept. Die vierte Generalversamm - lung der kath. Vereine Deutschlands hat gestern ihre Eröffnung gefunden. Die Zahl der dießjäh - rigen Mitglieder, die sich schon auf dreihundert beläuft, beweist, daß das Jnteresse und Bedürf - niß dieser Versammlungen unter den Katholiken immer mehr gefühlt wird, und wir wollen uns nicht beirren lassen, wenn selbst die A. Allg. Z., die jüngst über den lutherischen Kirchentag in Stuttgart sich so ausführlich verbreitete, von dieser so wenig wie von der vorjährigen General - versammlung in Regensburg Notiz nehmen wird. Es hat einen rührenden Eindruck gemacht, als diesen Morgen der greise und noch dazu blinde Kirchenfürst von Linz, von Andern geführt, die Tribüne bestieg, und -- selber eine lebendige Pre - digt -- ergreifende Worte an die versammelten Tausende richtete. Auch der Hochwürdigste Bi - schof von Regensburg, sowie die HH. Prälaten von Metten, Kremsmünster, Herzogenburg u. A. befinden sich unter den Anwesenden, auch Ungarn fehlen nicht, und so weit dort die deutsche Zunge klingt, hat sie ihre Abgeordneten hieher gesandt. Von Mähren sind nicht weniger als 46 Vereine repräsentirt. Der erste Redner des Tages war und blieb Pfarrer Eberhard aus Kelheim, Mün - chens hochberühmter Kanzelredner, und was er über den jugendlichen Kaiser von Oesterreich und die Aufnahme, die ihm von der Vorsehung zum Heile der Kirche wie des Staates gestellt sei, sprach, gehört wohl zu dem ergreifendsten, was je einem Redner zu sagen gegeben sein mag. Der Eindruck war so mächtig, daß die Versammlung sofort beendigt wurde, um ihn nicht zu verwischen. Diesen Abend wird der Präsident der ganzen Ver - sammlung gewählt werden, alle Stimmen neigen sich auf den Freiherrn von Andlaw aus Baden. Buß wird noch erwartet, Döllinger ist bereits hier, und außerdem aus München an zehn Abgeordnete.

T. D. Berlin, 24. Sept. Der Staatsanzei - ger bringt die Ernennung des Herrn v. Rado - witz zum Minister der auswärtigen Angelegenhei - ten. -- Eine an den kgl. Geschäftsträger am kurfurstl. hessischen Hofe, Herrn v. Thile, gerich - tete preußische Note vom 23. Sept. 1850, be - zeichnet den Widerstand des kurhessischen Volks als einen legalen und das Unternehmen des kur - hessischen Ministeriums als Verfassungbruch; dies sei als Ansicht des preußischen Gouvernements mitzutheilen. Hieran schließt sich die Mahnung zur Rückkehr auf den verfassungsmäßigen Weg. -- Hannover und Bayern haben beim Bundestag einen formellen Protest gegen eine proponirt ge - meinsame Bundesverwaltungscommission eingereicht.

Paris, 25. Sept. Die Permanenzcommission hat die beantragte sofortige Einberufung der gesetzgeben - den Versammlung mit einer Mehrheit von nur 2 Stim - men verworfen, worauf die Course fielen. Auf mor - gen (26. d. M.) ist eine abermalige Sitzung derselben Commission anberaumt.

Berlin, 25. Sept. JJ. MM. der Kaiser und die Kaiserin von Rußland werden unserm Könige auf Erdmannsdorf einen Besuch abstatten und zwar wird der 28. Sept. als der Tag der Ankunft des hohen Paares daselbst bezeichnet. Wie man hört, wird Kaiser Nikolaus einige Tage auf Erdmannsdorf verweilen, während die Kaiserinn ihre Reise nach Jschl baldigst fortsetzen wird.

Posen, 23. Sept. Das allgemeine Stadt - gespräch bilden hier gegenwärtig die Mystifica - tionen, deren Opfer mehrere hohen Geistlichen durch die unerhörte Frechheit des nunmehr als gemeiner Betrüger erkannten angeblichen Fürsten Altieri geworden sind. -- Wie man jetzt hier wissen will, ist dieser Pseudo = Fürst ein Jude. Uebrigens hat er hier fließend Lateinisch gespro - chen und sich mit allen Klerikalverhältnissen durch - aus vertraut gezeigt, sich aber auf kluge Weise gehütet, irgend eine geistliche Handlung vorzu - nehmen.

Turin, 20. Sept. Das klerikale Blatt Ar - monia bringt eine Korrespondenz aus Rom vom 13., woraus hervorgeht, daß Pinelli schließlich von dem heil. Vater an eine eigens bestellte Kar - dinalkommission gewiesen worden ist. Pinelli habe in Erwartung längerer Dauer der Verhandlungen ein Quartier gemiethet.

Die demagogischen Blätter Opinone und die Croce di Savoia berichten, daß 6 Bischöfe Piemonts mit Vollmachten mehrerer ihrer Colle - gen ausgestattet, sich zu Villanoveta versammelt, und von da den heiligen Vater schriftlich ersucht hätten, die Siccardi'schen Gesetze anzuerkennen. Die Croce ist ungeschickt genug, die Namen dieser sechs Prälaten anzugeben. Es sind solche die zu seiner Zeit gegen die Gesetze des Herrn Siccardi und für den Hochwürdigsten Hrn. Erz - bischof von Turin am kräftigsten protestirt ha - ben! Wir glauben nicht mehr sagen zu brauchen.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Jn der Steib 'schen Buchdruckerei (Marktgasse No. 318) ist so eben erschienen:

Der fränkische Hausfreund. Volkskalender für 1851. Drit - ter Jahrgang. 4. mit farbigem Umschlage und vier Holzschnitten. Preis gleich dem der Vorjahre.

Derselbe enthält nebst dem kirchlich = astronomischen Theile, die Genealogie des k. Hauses, den 100jährigen Kalender, Uebersicht der in Würzburg ankommenden und abgehenden Posten, Briefportotarif des deutsch = österreichischen Postvereins, Gradationsstempelnorm, Boten =, Fuhr =, und Schiffsgelegen - heiten, Zinsenberechungstabelle zu 3,3 1 / 2, 4,4 1 / 2, und 5 pCt., Wurftabelle der Kronen = und Preußischen Thaler und ein umfassendes Jahrmärkteverzeichniß. -- An erzählen - dem Texte: Der Tod Melchiors von Zobel, dessen. Ursache und Folgen (1544 -- 1567); der St. Kilianstag im Jahre 1850; die Schlacht bei Würzburg 1796; der Thalermann; Mannigfaltiges (eine Auswahl von Anekdoten ec. ); die Lehnin'sche Weissagung, betreffend die Schicksale Preußens und seiner Regenten. Schließlich als Gemeinnütziges; Mittel gegen Vergiftungen, Verbrennungen ec.

Unter der Presse befinden sich Taschen =, Wand = und Comptoirkalender.

Theater = Anzeige,

Sonntag den 29. Sept. 1850. Erste Vorstellung im ersten Abonnement. Zur Eröffnung der Bühne: Die Schule des Lebens, oder: Königstochter und Bettlerin. Romantisches Schauspiel in 5 Akten von Raupach. Montag den 30. Sept. Norma. Große Oper in 3 Akten von Bellini.

Morgen Mittag zwischen 1 und 2 Uhr wird eine Beilage ausgegeben.

Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 78.

Extra = Beilage zur Bayerischen Presse. Würzburg, Sonntag den 29. September 1850.

Die Steuerverweigerung.

Dieser passive Widerstand, dieser Staatsstreich von unten, wo der Hochverrath in dem gleißenden Ge - wande der Verfassungstreue und Loyalität einher - geht: sie ist jetzt das Eldorado, das heimliche Ziel der Wünsche und der Hoffnungen aller wahr - haft Constitutionellen, und Herrmann v. Beckerath ist Nichts als der Jünger, welchen die constitu - tionellen Pharisäer vorausschicken, um die deut - schen Regierungen, insbesondere deren mächtigste, zu versuchen. Die Steuerverweigerung ein Staats - streich von unten, denn noch niemals ist ein Ge - setzgeber blödsinnig genug gewesen, zu meinen, daß der moderne Staat ohne Steuern bestehen könne, und keine Verfassung der Welt kann daher den Kammern das Recht beilegen, sämmtliche Steuern, oder -- wie Hr. Dahlmann dies so treffend aus - drückt -- den Staat selbst zu verweigern. Der constitutionelle Schluß, daß man ein Recht, wel - ches in Betreff jeder einzelnen Steuer verfassungs - mäßig unzweifelhaft ist, auch auf den Jnbegriff der Steuern müsse übertragen können, ist ebenso schlagend und geistreich, als wollten die Fürsten aus dem Recht des Veto für jedes einzelne Ge - setz die Befugniß herleiten, die legislatorische Mit - wirkung der Kammern überhaupt zu beseitigen, oder als hätten die Minister mit der Executive auch das Recht, diese Executive beliebig zu sisti - ren. Die einzelne Steuer, so wie deren Erhebung und Verwendung mögen deßhalb die Kammern auf das gründlichste prüfen, und dann, falls sie genügende Gründe dafür beizubringen vermögen, beliebig bewilligen oder verweigern; den Jnbegriff sämmtlicher Steuern aber, und insbesondere die - jenigen Steuern, deren unbedingte Nothwendigkeit die Kammern selbst gar nicht in Abrede zu stellen wagen, lediglich aus Mißtrauen gegen das actu - elle Ministerium zu verweigern, das ist Nichts als hochverrätherische Beeinträchtigung des den Fürsten verfassungsmäßig vorbehaltenen und ga - rantirten Hoheitsrechts, ihre Ministerien beliebig zu ernennen, und wird deshalb mit Recht als ein Staatsstreich von unten, d. h. als Aufruhr behan - delt, und zwar um so schärfer und consequenter, je mehr er bemüht ist, sein eigentliches Angesicht hinter der Larve des Patriotismus und der Ver - fassungstreue zu verbergen.

Jntervention in Kurhessen oder nicht, und welche Stellung gedenkt Preußen zu ergreifen, wenn der engere Rath den - noch zu einer bewaffneten Jntervention fortschreitet. Die N. Pr. Z. gibt über vorstehende Fragepunkte folgende Antwort: Vor allen Din - gen, wie es uns bedünken will, eine wirkliche That, d. h. eine entsprechende Besetzung Kurhessens so - bald die sogenannte Bundes = Execution die Kur - hessische Grenze ohne Genehmigung Preußens überschreitet. Dann aber zunächst kein freiwilliges feindliches Entgegentreten, sondern so weit mög - lich ein bundesfreundliches Zusammenwirken, um die unbedingt, bundeswidrige und hochverrätherische Steuerverweigerung zu Boden zu werfen. Erst wenn dies geschehen, ist es an der Zeit, die son - stige Rechts = und Verfassungsfrage so wie die gegenseitigen Befugnisse Preußens und seiner Geg - ner einer nähern Erörterung zu unterwerfen, und es wird diese Erörterung dann um so leichter sein, als dafür in dem ebenfalls noch nicht auf - gehobenem Bundesbeschlusse vom 30. Okbr. 1834 ein bestimmter Weg in der Form eines Bundesschieds - gerichts vorgezeichnet ist. Freilich wird Preußen dann auch nicht umhin können, eine bestimmte klare Stellung zu dem Bundesrecht einzunehmen, da es die Billigkeit überschreitet, zugleich die unbedingte Zuziehung und Zulassung zu den Verhandlungen des Bundes zu beanspruchen und dabei alle bundesrechtlich vor - geschriebenen Organe und Wege zu verwerfen,wie denn auch Preußen nicht unerwogen lassen darf, daß es seiner Zeit lediglich aus eigener Macht - vollkommenheit in Sachsen und Baden eingeschrit - ten ist.

Aber was soll nun werden in Kur - hessen?

Hierüber hat sich in höhern politischen Kreisen folgende Ansicht festgestellt, und diese soll auch die Ansicht des Kurfürsten und seiner Regierung sein. Von militärischer Jntervention in diesem Augenblick ist durchaus keine Rede, und die preu - ßischen Sancho = Pansa's der Presse, welche mit Windmühlen fechten und schreien: Preußen dul - det keine Einmischung, Preußen wird jeder mili - tärischen Jntervention entgegentreten, Preußen läßt sich nicht von Baden abschneiden, Preußen ver - weigert fremden Truppen den Durchzug durch seine Etappen = Straßen ec. !! Diese Sancho Pansa's der Presse mögen sich beruhigen und ihren Athem schonen, denn es denkt bis heute kein Mensch an Jntervention, weil zur Zeit keine nöthig ist. Da - gegen ist nöthig, daß der Kurfürst seinen Minister Hassenpflug gerade in der jetzigen Epoche um kei - nen Preis aufgibt. Nur dadurch ist der Schlag, der auf das monarchische Prinzip geführt wurde, abzuwenden. Um den Preis der Entlassung Has - senpflugs darf und wird der Kurfürst die Steu - erbewilligung nicht erkaufen, denn das hieße so viel, als sie um den Preis seiner Prärogative erkaufen, und damit wäre die Monarchie in Kurhessen vernichtet. Lieber Abdanken, als das thun! Aber von Abdanken ist nicht die Rede. Was jetzt zu thun ist, besteht einfach darin, nachzuholen, was versäumt wurde, oder vielmehr das sehr stürmische, aber nicht eben so sehr energische und consequente Verfahren Hassenpflug's wieder gut zu machen, d. h. die Kammer zu berufen, derselben in bester Form ein Finanzgesetz vorzulegen, und von ihr die Bewilligung der Steuern zu verlangen. Sie wird sie bewilligen, denn bis dahin vergeht noch ein Monat, und die Leere der Staatskasse drückt bereits fürchterlich. Gesetzt aber, die Kammer würde, trotz der eingehaltenen Formen der Ver - fassung, dennoch die Steuern nicht bewilligen, oder vielmehr an die Bewilligung die Entlassung Has - senpflug 's als Bedingung knüpfen, dann ist sie offen in die Bahn der Revolution getreten, und dann, aber auch dann erst, ist der rechte Moment der militärischen Jntervention durch den Bund gekommen, der sich dann auch gewiß Preußen nicht widersetzen kann und wird, denn was heute in Kurhessen vorgeht, kann morgen in Preußen vor - gehen, und die Rettung des monarchischen Prin - zips ist die erste und höchste Rücksicht in jedem monarchischen Staate. -- Erst wenn die Steuern bewilligt sind, dürfte und könnte der Kurfürst den Minister Hassenpflug entlassen, denn dann ist der Schritt ein freier, versöhnlicher, kein gezwungener; der Kurfürst kann einer Antipathie seiner Unter - thanen eine Concession machen, aber er darf es nicht zugeben, daß ihm Zwang angethan wird.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Kassel, 27. Sept. Dem Vernehmen nach hat gestern der Stadtrath über die Frage wegen Auszahlung der Staatsdienergehalte gegen Abtre - tung der Ansprüche an die Staatskasse, berathen. Es wird alsbald ein Comite zur Entwerfung ei - nes Planes ec. zusammentreten. -- Auf die letzte Zuschrift des Ministeriums des Jnnern an den landständischen Ausschuß hat dieser geantwortet wie folgt: Nach Jnhalt des uns zugekommenen Schreibens kurfürstl. Ministeriums des Jnnern vom 24. d. M. soll zum Zwecke der Berathung der zu erlassenden weiteren, die Handhabung desKriegszustandes betreffenden Ausnahmemaßregeln die Zuziehung des unterzeichneten bleibenden land - ständischen Ausschusses auf den Grund des § 95 der Verfassungsurkunde Statt finden. Wir erwi - dern hierauf, daß wir zur Handhabung eines Kriegszustandes, den wir als gesetz = und verfas - sungswidrig zum Gegenstand einer Anklage ge - macht haben, jede Mitwirkung ablehnen müssen. Kassel, den 26. Sept. 1850. Der bleibende land - ständische Ausschuß. Schwarzenberg. Henkel. Bayr - hoffer. Gräfe. Kellner.

Kassel, 27. Sept. Die N. Hess. Z. theilt eine Zuschrift mit, welche der Ausschuß an den Kurfürsten gerichtet hat. (Wir werden sie morgen ausführlich mittheilen.)

Deutschland.

Ludwigsburg, 23. Sept. Aus Veranlassung der Art und Weise, wie das verehrungswürdige Publikum in Tübingen seine Achtung vor den Geschwornen dasebst wegen der Schuldigerklärung des fürstlichen Schloßbauern von Oberschwaben an den Tag legte, können wir nicht umhin, auch aus unserm Schwurgerichtssaal ein Seitenstück zu obigem anzuführen. Nachdem die Geschwornen den Dr. Theobald Kerner von Weinsberg, wel - cher bekanntlich der Aufforderung zum Hochverrath angeschuldigt war, für schuldig erklärt hatten, wurde über dieselben, und insbesondere über deren Obmann, Hrn. Rechtskonsulenten Hochstetter von Backnang, so geschimpft und losgezogen, daß man nur staunen mußte. Es hieß über erstere dumme Esel von Bauern, Rindvieher ec. , über Letztern, man siehts dem Kerl schon an seinem konfiszirten Gesicht an ec. Mit bitterm Gefühl verließ ich den Saal, und hätte nur wünschen mögen, daß Diejenigen, welche so sehr über die Mündigkeit des Volkes schreien, und alle möglichen Freiheiten für dasselbe verlangen, das freche Schimpfen und Lästern über ein Jnstitut, nach welchem so lange geschrien wurde, hätten hören können. Diese bei - den Fälle beweisen zur Genüge, auf welcher Bil - dungsstufe unser Volk steht. Statt den Spruch der Geschwornen, mag er ausfallen, wie er will, und mag man damit einverstanden sein oder nicht durch anständiges Schweigen zu ehren, ruft man heute bei einem Nichtschuldig Hosiana, morgen, wenn der Wahrspruch auf Schuldig lautet: an's Kreuz mit ihnen. Mit Menschen, welche so ur - theilen, kann man nur Mitleid haben: man möchte über sie weinen, wie Jesus über Jerusalem; aber sehr begreiflich ist es jetzt, warum gewisse Leute, die dem Volke stets nur zu schmeicheln wissen, blos um ihren ungemessenen Ehrgeiz zu befriedi - gen, leider einen, wenn auch nur vorübergehenden Einfluß auf dasselbe auszuüben im Stande sind.

Koblenz, 24. Sept. Wenn Sie diese Zeilen erhalten, so wird die Schandthat, von welcher Bornhofen bedroht ist, ohne Zweifel vollbracht sein; morgen frühe sollen die trefflichen Patres den heiligen Ort räumen: so lautet die Entschei - dung des Kreisamtes, und da der Recurs an die höhere Behörde schwerlich von Erfolg sein wird, so ziehen sie denn ab, die fremden Männer, da - mit die nassauische Regierung nicht ferner durch ihre Gegenwart gefährdet werde. Wie leicht kön - nen die ehrwürdigen Priester diese Schmach tra - gen, sie, welche nur da sind, für Andere zu leben und für Andere zu dulden! Schwerer werden durch diese Frevelthat die umwohnenden Katholiken be - troffen, welchen aus der Anwesenheit der Gottes - männer eine reiche Fülle geistigen Segens zu ent - springen begann; aber auch sie können Trost und Ersatz finden in der kindlichen Hingebung an den Willen Dessen, der mit gleicher Liebe gibt u. nimmt. Auf's Tiefste zu beklagen sind dagegen Diejeni -gen, welche das Heilige verfolgen, jene schaalen Weltleute, jene hölzernen Polizeimaschinen, jene winzigen Staatsmänner, die vor jedem Lebens - luftchen erschrecken, welches nicht aus den Bälgen ihrer Regierungsmaschinen hervorgetrieben wird. Kaum haben sie das Lämpchen ihrer weltlichen Autorität an der unauslöschlichen Flamme der kirchlichen Autorität wieder angezündet, so ist auch schon wieder ihre größte Sorge, das Licht, das neben ihnen leuchtet, zu verdrängen. Die Tölpel wollen es noch heute nicht begreifen, daß der Staat, der die Kirche anfeindet, dem Monde gleicht, der nach der Vernichtung der Sonne strebt. -- Die Katholiken Nassau's hätten sich übrigens dessen von ihrem Herzoge nicht versehen; früher waren sie gewohnt, in ihren kirchlichen Nöthen auf den Einfluß des Hrn. v. Gagern (Mar) zu rech - nen; dieser Einfluß aber scheint mit so manchem Anderen in Frankfurt und in Gotha Schiffbruch gelitten zu haben, obschon Max v. Gagern nie für Klein = Deutschland geschwärmt hat; wie es die Minister gethan, denen der Herzog das Schick - sal seines Landes anvertraut hat. -- Die verjag - ten Patres werden sich nach Kesten begeben, wo sie beim Pfarrer gastliche Aufnahme finden.

Koblenz, 27. Sept. Nach den hierher ge - langten Berichten wird das bei Paderborn jetzt sich bildende Corps allein 10,000 Mann stark werden. Auch das bei Wetzlar stehende Corps soll eine imposante Stärke erhalten.

Darmstadt, 27. Sept. Die allgemein erwar - tete Kammerauflösung ist heute unmittel - bar nach der Steuerverweigerung erfolgt. Man erwartet ein umfassendes Manifest der Re - gierung, Forterhebung der Steuern und sodann ein octroyirtes Wahlgesetz. Wir erlauben uns Folgendes vorauszusagen: Alle Behörden des Landes werden die rettenden Thaten des Ministe - riums anerkennen; der nothgedrungene Schritt wird nur von der Socialdemokratie angefochten werden; die Behörden werden die Steuern aus - schreiben, das Volk wird sie zahlen und nur der Proletarieranhang der Demokraten wird einen leicht zu beschwichtigenden Widerstand entgegen - setzen. Ob und wer auf diesen Widerstand für legal und das Verfahren unserer Regierung für Verfassungsbruch ansehen wird, steht dahin. So - viel aber steht fest, unsere Regierung wird mit eigenen Mitteln zum Ziele kommen; in wenig Wochen wird sie das ganze Land auf ihrer Seite haben, und es wird sich zeigen, daß sich in gleicher Weise die täuschen, die neue Belebung der demo - kratischen Wühlerei hoffen, wie die, welche hiervon anderweitigen Nutzen zu ziehen glauben. Von Jnteresse ist übrigens, daß die in der Kammer gehaltenen Conventsreden manchen ehrlichen Demo - kraten zur Besinnung brachten, und namentlich bei der Abstimmung über den Lehneschen Antrag der republikanischen Mehrheit manche Stimmen abfielen.

Breslau, 23. Sept. Eine wahrhaft lächer - liche Synode der sog. Deutschkatholiken (Ronge - aner) Schlesiens hat hier stattgefunden -- ähnlich der zu Stuttgart. Nachdem dieselbe eine Predigt vernommen über einen ziemlich passenden Text: Schaffet euch ein neues Herz und einen neuen Geist: warum willst du sterben (! ), Haus Jsra - els (Ronge's)? Denn Jch (Prediger Hofferichter) will nicht, daß ihr sterbet: kehret um (ja) und lebet , -- entblödete sich der Prediger nicht, aus - zusagen, daß die Vertreter (unter ihnen Nees von Esenbeck) das religiös = gleichgültige Volk durch die lebenspendende Kraft der neuen Lehre gerettet, und den innern sittlichen (!? ) Halt befestigt haben. Eine wahre Jronie! Die Erscheinung, daß der Streit zwischen Katholiken und Protestanten auf - gehört (? ), soll der schönste Beweis ihrer Thätig - keit sein. Gott geb's -- doch die ganze Welt weiß davon Nichts. Nun -- dazu gehört ein guter Magen! Die Wählbarkeit der Frauen zu allen Gemeindeämtern ist erklärt. Galanter konnte Schlange gegen Eva nicht sein. Die Synode istmit einem fröhlichen Mahle geschlossen worden -- tief in der Nacht -- natürlich mit den Frauen.

Frankreich.

Paris, 26. Sept. Ein hiesiges Blatt sprach davon, daß Lord Palmerston Willens wäre, die eigentlichen Urheber jener skandalösen Auftritte, deren Gegenstand Baron Haynau war, aus Eng - land zu verweisen, nämlich die Koryphäen der ungarischen und polnischen Emigration, welche die Bräuerknechte des Herrn Barclay gegen den Ba - ron Haynau gereizt haben, allein es steht dem Lord Palmerston nicht frei, die Bestimmungen der Alien = Bill eigenmächtig zu ändern, obwohl meh - rere Mitglieder des brittischen Cabinets mit der Absicht umgehen, in der nächsten Session des Par - lamentes zu erwirken, daß politischen Flüchtlingen nur unter gewissen Bedingungen und Garantien Gastfreundschaft in England gewährt würde. Zu dem Ende soll bereits Lord Palmerston die dabei interessirten Mächte vertraulich befragt haben, ob sie wohl für Flüchtlinge, die aus England zu ent - fernen wären, die Kosten der Reise nach den ver - einigten Staaten tragen wollten, weil sonst das brittische Parlament schwerlich die Alien = Bill mo - difiziren würde, wenn damit Geld = Ausgaben für den öffentlichen Schatz Englands verbunden sein sollten. Dem Vernehmen nach soll die französi - sche Regierung schon darauf geantwortet haben, sie würde bereitwillig dergleichen Kosten mit Be - zug auf Flüchtlinge ihres Landes ubernehmen.

** Aus der Schweiz, 26. Sept. Jn sämmt - lichen englischen Blättern ist zu lesen, Sir Ro - bert Peel habe seine Entlassung als englischer Gesandter in der Schweiz eingereicht. Es ist dies in sofern unrichtig, indem Peel seine Entlassung nicht freiwillig eingereicht, sondern in Folge Auf - forderung der englischen Regierung, welche nur zu sehr eingesehen, daß Peel auf seinem Posten vollkommen unhaltbar ist; nicht sowohl in poli - tischer Beziehung, sondern vielmehr wegen ver - schiedener anderer Vorkommnisse. Abgesehen von seinem Lola Moncez = Skandal, wollen wir nur an sein Benehmen in Baden = Baden im vorigen Sommer, wo sein Benehmen zu den verschieden - artigsten Klagen Anlaß gegeben, erinnern.

Jtalien.

Dem Echo di Mont = Blanc zufolge hat ein Major der Carabinieri, der von der Regierung nach Fenestrelle gesandt worden war, dem Hoch - würdigsten Herrn Erzbischofe Msgr. Fransoni be - deutet, daß man ihm die Thore des Gefängnisses gerne öffnen würde, wenn er vielleicht nach Frank - reich gehen wolle, wo er doch besser für seine Ge - sundheit sorgen könne. Der Erzbischof hat dem Abgesandten geantwortet, daß er Fenestrelle nicht verlassen werde, bis man ihn verurtheilt oder frei - gesprochen habe. -- Jn einer Correspondenz aus Rom an den Ami de la Religion lesen wir u. A. Folgendes: Nicht der Erzbischof von Oporto, sondern der von Braga, wird zum Cardinal er - nannt werden. Msgr. Antenoro wird ihm das Birett überreichen. Die übrigen zu diesem Zwecke bestimmten Prälaten sind: Msgr. Appolloni für Frankreich; Msgr. Jkinoscki fur Köln und Bres - lau; Msgr. Prosperi für Olmütz; Msgr. Teodoli für Spanien.

Neuestes.

Frankfurt, 27. Sept. Die hiesigen Blätter lassen sich unter dem 26. d. M. aus Berlin eine Nachricht melden, deren Bedeutung ihrem wahren Sinne nach etwa folgende wäre: Der kgl. preuß. Geschäftsträger am kurfürstlichen Hofe, Herr v. Thiele, habe eine preußische Note vom 23. Sept. erhalten, worin Preußen sich auf Seite der kur - hessischen Steuerverweigerer stelle, und eine Hand - lung für legal erkläre, welche es im eigenen Lande mit Zuchthausstrafe belegt hat; eben so sei dasUnternehmen des kurhessischen Ministeriums, die gesetzliche Ordnung und die Sicherheit des Staa - tes auf Grund des § 95 der kurhessischen Ver - fassung, welcher bei außerordentlichen Begebenhei - ten ausdrücklich Ausnahmsmaßregeln gestattet, wie - derherzustellen, und zwar in derselben Weise, wie dies Preußen seit Jahr und Tag in Baden thut, ein Verfassungsbruch, und dies sei als Ansicht des preußischen Gouvernements (??? ) dem kurfürstl. Ministerium mitzutheilen.

Vom Rhein, 24. Sept. Aus guter Quelle vernehme ich eben, daß noch in diesem Herbste eine großartige Mission von den Vätern der Ge - sellschaft Jesu in Köln soll abgehalten werden. Wahrscheinlich bin ich im Stande, Jhnen bald Näheres darüber mitzutheilen.

Stuttgart, 26. Sept. Dem Vernehmen nach wird die Einberufung der Landesversammlung auf den 4. Oktbr. statthaben.

Wien, 24. Sept. Gestern sind mehrere Reit - pferde Sr. Maj. des Kaisers nach München ge - sendet worden, woraus geschlossen werden will, daß der Monarch nächstens eine Reise dahin an - treten werde. Doch verlautet hierüber noch nichts Bestimmtes.

Prag, 24. Sept. Gestern kam die Weisung vom Kriegsministerium an 30,000 Pferde für die Armee anzukaufen.

Berlin, 26. Sept. Die Nachricht, daß der Generallient H. v. Radowitz eine Sendung nach Frank - furt oder Wien erhalten solle, ist unbegründet.

T: D. 1) Berlin, 27. Sept. Jn der gestri - gen Sitzung des Ministerraths wurde beschlossen, eine Note an die kurfürstl. hessische Regierung zu richten, welche das Verhalten Preußens bei Ausführung des Bundestagsbeschlusses andeu - ten werde.

2) Rendsburg, 25. Sept. Es werden Vor - bereitungen zu einem Winterfeldzuge getroffen. Jnzwischen wird eine längere Pause, jedoch ohne Lauheit, auf dem Kriegsschauplatze eintreten.

Nach einer der Const. Zeitung aus zuverläs - siger Quelle zugegangenen Mittheilung hat der Dänische Höchstkommandirende, auf die Anfrage preußischer Seits, auf sein Ehrenwort erklärt, daß er in keiner Weise Feindseligkeiten gegen das neutrale Schiff Gefion befohlen. Außer einigen unerheblichen Contusionen von abspringenden Holz und Eisensplittern hat die Mannschaft des Schiffes nichts gelitten.

Aus Lissabon wird vom 19. d. berichtet, daß seit drei Tagen die Truppen fortwährend zum Ausrücken in Bereitschaft gehalten wurden, da man den Ausbruch einer revolutionären Bewe - gung gegen das Ministerium besorgen zu müssen glaubte. Der König hat mehrere Corpschefs, die man im Verdacht hatte, daß sie in die Verschwö - rung verwickelt wären, rufen lassen und die Frage an sie gerichtet, ob es wahr sei oder nicht, daß sie der Regierung feindselige Plane verfolgten; diese Militäre erwiderten, man möge sie von ih - ren Stellen entlassen, wenn man den geringsten Zweifel an ihrer Loyalität hege. Es hieß, die Königin Dona Maria sei in großer Besorgniß wegen des Standes der Dinge und habe an den auf seinem Landgute weilenden Premierminister Grafen Thomar geschrieben, um ihn zur schleu - nigsten Rückkehr nach der Hauptstadt aufzufordern. Man erwartete eine Kabinetsänderung; man glaubte, der Herzog von Terceira und Hr. Silva Cabral würden in das Ministerium eintreten und Graf Thomar sich von der Leitung der Angele - genheiten zurückziehen.

London, 25. Sept. Die Führer der Op - position gegen das Ministerium haben gestern be - schlossen, bei Wiederbeginn, der Parlamentssitzun - gen den Angriff auf das Kabinet mit aller Kraft zu beginnen und bis zur Vernichtung fortzu - führen.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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TextDie Bayerische Presse
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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