PRIMS Full-text transcription (HTML)
Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.

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Nr. 238.
Würzburg, Freitag den 4. Oktober. 1850.

Vereinbarung Preußens mit Oesterreich.

Werfen wir einen Blick in die heute ange - kommenen Berliner Zeitungen, so kommt uns zu - erst die offizielle Reform mit einem klagendem Artikel entgegen, in welchem Oesterreich zum hun - dertsten Male vorgeworfen wird, daß es auf den sogenannten Bundestag beharrt, in welchem es aufgefordert wird, das Bundes = Terrain zu verlassen und auf den preußischen Vorschlag einer freien Vereinbarung mit allen deutschen Staaten einzugehen. Preußen kommt uns hierbei vor, wie eine Macht, die in einem unbeschützten, strategisch unhaltbaren Blachfelde lagert, und den Gegner, der eine vortheilhafte, von der Natur selbst ver - theidigte Position einnimmt, zu einem Vortrage auffordert, unter der Bedingung jedoch, daß er, bevor derselbe zur Verhandlung komme, seine feste Stellung aufgebe und auch ins flache Feld herab - komme. Folgt er nun dem verlockenden Ruf, so werden ihm unmögliche Bedingungen geboten; er muß sie verwerfen und erkennt sie dann zu spät; daß er sich von der List eines Gegners verlocken ließ, der ihn gar nicht in einen Vertrag, sondern nur aus einer festen Position ziehen wollte. Jst eine Vereinbarung Preußens mit Oesterreich jetzt unmöglich, während der Bundestag tagt, so ist sie auch unmöglich, wenn derselbe nicht tagt. Alle Vorschläge, welche gemacht werden können bei einem freien Fürsten = oder Staaten = Congresse, können ganz eben so gut ohne denselben und jetzt gemacht werden. Wir können es uns recht gut denken, ohne das Lehrgeld der Erfahrung erst be - zahlen zu müssen, welche Anerbietungen Preußen und seine Verbündeten auf einen solchen Congresse Oesterreich und dessen Aliirten machen würden. Es wären gerade die nämlichen, welche schon hun - dert Male von unserer Seite verweigert worden sind. Diese vorauszusehende Uneinigkeit nach der versuchten freien Vereinbarung würde uns in einer viel schwächeren Stellung finden, als die - jenige ist, welche wir jetzt einnehmen. Wir hal - ten aber mit unerschütterlicher Beharrlichkeit an der Ueberzeugung fest: je stärker Oesterreichs Stel - lung ist, je näher steht die Einigung mit Preußen bevor, je schwächer sie wird, je schwieriger wird diese werden. Darum werden wir nie dazu ra - then, der bloßen Aussicht auf Einigung, die uns geboten wird, den gewissen Besitz von Macht, den wir errungen haben, zum Opfer zu bringen.

Deutschland.

München, 2. Okt. Se. Maj. der König von Sachsen ist gestern Abend mit J. k. Hoh. der Frau Herzogin Max in Bayern hieher zurückge - kehrt. -- Durch die nun ebenfalls erfolgte Rück - kehr des königl. Staatsministers des Jnnern, Hrn. v. Zwehl, ist das Gefammtministerium wieder vollständig. Dem denkenden Vaterlandsfreund wird es nicht entgehen, daß jetzt ein Zusammenwirken dieser Staatsmänner um so nöthiger ist, als von allen Seiten düstre Wolken den politischen Hori - zont täglich mehr umziehen und scheinbar die ge - träumte deutsche Einheit noch einer blutigen - sung entgegengeht. Hoffen wir inzwischen, daßtrotz des Ankaufes von 30,000 Pferden österrei - chischer Seits und der Ertheilung von Marsch - ordren an die preußischen Bataillone der Welt - frieden dennoch nicht gestört werde. -- Nachrich - ten aus Oberammergau zufolge hat Jhre Maj. die Königin am Montag der letzten Passionsvor - stellung beigewohnt und wurde von den Bewoh - nern des festlich geschmückten Ortes auf die herz - lichste Weise empfangen. Se. Maj. der König dagegen war zu der Vorstellung nicht erschienen, wie erwartet war, wahrscheinlich weil Höchstder - selbe von der Zusammenkunft mit dem Kaiser von Oesterreich bis dahin nicht zurückkehren konnte.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Aus Kurhessen, 28. Sept. Die Demokratie hat ihre Hauptsitze in Kurhessen zu Kassel und den übrigen Provinzialstädten, von wo sie ihre Wellenkreise in die kleineren Städte des Landes mit mühsamem Erfolge ausbreitet, fast gänzlich unberührt von ihr ist die Grafschaft Schaumburg, wo das ruhige Wesen des niedersächsischen Stam - mes, der Wohlstand der Bevölkerung ihr Hinder - nisse in den Weg stellt. Jn den Städten wie Kassel und Hanau hat die demokratische Rührig - keit eine dem Anscheine nach sehr feste und um - fangreiche Gestaltung, die vielgelesene Hornisse führt gewiß unter den Blättern ihrer Partei in Deutschland die derbste Sprache, der Kasseler de - mokratisch = sociale Verein ist nach den Namen der Führer unserer deutschen Revolution in Sektionen getheilt (Hecker, Blind, Blum ec. ), aber trotz die - ses drohenden Aussehens leidet dieser Verein, wie die noch bestehenden Vereine gleicher Tendenz in der Provinz an der Auszehrung, der nervus re - rum, das Geld fehlt und die Theilnahme des Volkes erkaltet mit jedem Tage mehr. Die un - sauberen Bestandtheile, welche sich diese Einigun - gen fast überall erfreuten und zwar im reichen Maße, haben vielen ihrer vorherigen Freunde und Verehrer die Augen geöffnet. Das Völkchen der fahrenden Habe und des eben nicht gewissenhaften Erwerbes hatte zu diesen Vereinen ein zahlreiches Contingent gestellt; fragte man, wie viel ehrbare Hausvater sind in der Vereinsliste verzeichnet? so würde der Bürgerpräsident oft in die größte Verlegenheit um eine Antwort gekommen sein. Die Bourgeoisie, diese faule und dabei vom Ehr - geize geblähte Drohne, hat bei der Verbreitung demokratischer Jdeen wie überall zu Gevatter ge - standen, sie hat das Kind gehätschelt und an dem wilden Knaben mit seinen vorlauten Reden sich erfreut; als er aber doch gar zu ungeberdig wurde und seine Gesellschaft, von der er umgeben war, ein allzu schmutziges und unästhetisches Aussehen trug, zogen sich die liberalen Väter zurück, auf den lateinischen Spruch hinweisend: Est modus in rebus, sunt certi denique fines. Dieses ganze jammervolle Philisterthum sucht die Rettung seiner Person und seines Mammons vor der De - mokratie in der preußischen Union, darum bellen sie mit den Demokraten gegen Hassenpflug, sie würden ihn aber auf den Händen tragen, wenn er sie von den früheren, so lästig gewordenen ro - then Freunden befreit hätte. Die ganze Erbärm -lichkeit, das eigenthümliche schläfrige Naturell die - ser Helden beim Bierglase und im Casino hat sich immer am deutlichsten bei den Wahlen zur Ständekammer gezeigt. Als das von der Bour - geoisie so hoch verehrte Ministerium Eberhard noch bestand, das von den Demokraten besonders in der letzten Zeit seines Bestandes ebenso angefein - det wurde, als das jetzige, thaten die liberalen Philister bei den Landtagswahlen eben so wenig, um die Wahl demokratischer Kammermitglieder zu hindern, als jetzt, sie zankten nur, wenn durch ihre Schläfrigkeit rothe Wahlen zu Stande ge - kommen waren. Die charakteristische Eigenschaft dieser Menschen ist ihre schwarz = weiße Färbung und ihr alles Maß und alle Grenzen überschrei - tender Haß gegen Bayern und Oesterreich, der deutlich genug die Spuren confessioneller Abneigung trägt. Unsere Gothaer würden die Knute küssen, womit sie gepeitscht würden, wenn dieselbe eine preußische wäre, sie sind zum Des - potismus reif, wenn es nur der aufgeklärte preu - ßische wäre. Als Preußen seine rettenden Thaten in Berlin und Baden vollbrachte, als es über die Presse eine Maßregel verhängte, wie sie eines freien Landes nicht würdig war, da hatten unsere Schwarzweißen kein Wort der Entrüstung, wäh - rend sie Zeter schrien über die allzu große Frei - heit, welche in Oesterreich der Kirche gewährt wurde und Thränen weinten über die Gräber von Arad. -- Wir haben also bis jetzt zwei Elemente des politischen Lebens in unserem Lande gefunden, wovon das Eine, an sich schwach an materiellen Kräften und an Zahl seiner Anhänger, den Um - sturz mit Entschiedenheit will, während das andere Element, das leider nur zu vorherrschend ist, we - gen seiner innern Erbärmlichkeit von der Demo - kratie ins Schlepptau genommen wird. Doch es findet sich noch ein drittes ächt conservatives Ele - ment, davon nächstens.

Kassel, 1. Oct. Der Oberbürgermeister der Residenz hat so eben folgende Ansprache erlassen: Mitbürger! Harte Prüfungen habt Jhr bereits überstanden und dabei unerschütterlich festgehalten an Gesetz und Ordnung. Das hat Anerkennung gefunden über die Grenzen Deutschlands hinaus. Aber noch schwerere Prüfungen stehen uns viel - leicht bevor. Laßt Euch nicht irre machen in Eurem gesetzlichen Sinn! Es mag auch kommen, was da wolle. Mitbürger! seid ferner standhaft und besonnen! Unser gutes Recht wird siegen! Der Oberbürgermeister der Residenzstadt Kassel. Hartwig.

Kassel, 1. Oct. Heute Nachmittag wurde unter Trommelschlag die Verordnung vom 28. v. M. die Erweiterung der Bestimmungen über den Kriegszustand betreffend, in allen Staßen der Stadt bekannt gemacht. Das hiermit beauftragte Militärdetachement bestand aus vier Unterofficieren und acht Gemeinen, mit drei Trommlern vom Re - giment Kurfürst. Nach Trommelwirbel las ein Unterofficier die Verordnung vor; der Act schien auf die Bevölkerung keinen Eindruck zu machen. -- Der neue Oberbefehlshaber beschäftigt sich mit Organisation der verschiedenen Bureaus: Bu - reau der Jnstiz, der Polizei ec. -- Für morgen erwartet man entscheidendes Vorangehen von Sei -ten der Militärdietatur, namentlich Verhaftungen und Maßregeln gegen die Presse.

Kassel, 2. Okt. Ueber die Bildung der Kriegs - gerichte ist die nachstehende Verordnung erschienen: Von Gottes Gnaden Wir Friedrich Wilhelm I., Kurfürst ec., verordnen hierdurch: da der besondere Grund, welcher nach den Vorschriften der Mili - tärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829 die Einsetzung eines Kriegsgerichts für jeden einzelnen Fall erforderlich macht, -- daß nämlich der mili - tärische Grad der abzuurtheilenden Militärperson für die Art der Zusammensetzung des Kriegsge - richts entscheidend ist, -- hinsichtlich der nicht zum Militär gehörigen Personen, die bei erklär - tem Kriegszustand der kriegsrechtlichen Gerichts - barkeit verfallen, völlig unanwendbar ist, -- nach Anhörung Unseres Gesammtstaatsministeriums, zur Vollziehung des § 7 der Verordnung vom 7. u. des § 3 der Verordnung vom 28. l. M., was folgt:

Das von dem Oberbefehlshaber zur Aburthei - lung der in den eben erwähnten Bestimmungen aufgeführten Fälle einzusetzende Kriegsgericht soll nach der Vorschrift im § 47, Lit. g der Militärstrafgerichtsordnung vom 21. März 1829 gebildet werden und als ein ständiges bestehen bleiben.

Urkundlich Unserer Allerhöchsteigenhändigen Unter - schrift und des beigedrückten Staatssiegels.

Kassel, 2. Okt. Nach Mittheilung der N. Hess. Ztg. hat der Oberbefehlshaber an den Commandeur der Bürgergarde Herrn Seidler die Aufforderung erlassen, sich heute Morgen präcis 9 Uhr, persönlich bei ihm einzufinden. Herr Seidler hat keine Folge geleistet und ein Adju - tant des Herrn Oberbefehlshabers, Hauptmann Zinke, die mündliche Erklärung erhalten, daß keine gesetzliche Vorschrift vorliege, welche den Herrn Oberbefehlshaber berechtige, den Comman - deur der Bürgergarde in dienstlichen Angelegen - heiten zu sich zu entbieten.

Kassel, im October. Man spricht hier von einem Plane, der in Bezug auf die Finanzverwal - tung durch eine Verordnung ausgeführt werden solle, und unter Allen, die es redlich mit Fürst und Volk meinen, freudigen Anklang findet. Nicht Operationen, welche auf Flüssigmachung verstopfter Geldquellen herechnet sind, sondern eine Reorgani - sation der oberen Finanzbehörden soll ins Werk gesetzt werden, wodurch bedeutende Ersparnisse Statt finden und zugleich der Satz: Jeder Ar - beiter ist seines verdienten Lohnes werth Gel - tung erhält. Als Grundlage, wenn auch nicht unbedingt, soll die im vorigen Jahre erschienene Broschüre: Die kurh. Finanzverwaltung dienen. Jst dieses wirklich der Fall, woran man bei den bekannten, auf durchaus der dienstlichen Wirk - samkeit entsprechende dienstliche Stellung der Staatsbeamten ec. berechneten Bestrebungen des jetzigen Ministeriums und der Energie, die das - selbe in allen Maßnahmen zeigt, nicht zweifeln kann: so möge der Wunsch nicht unbeachtet und unerfüllt bleiben, zum Zwecke der Ausführung jenes Planes vorzugsweise praktische Geschäfts - männer aus dem Dienste der Revisorate und Probaturen, welche die Verwaltung nach allen Richtungen hin kennen, in das Ministerium zu berufen. Dann läßt sich noch mehr mit Be - stimmtheit erwarten, daß Einrichtungen geschaffen werden, die dem Lande zum wahren Wohle ge - reichen.

Schleswig = holsteinische Ange - legenheiten.

Rendsburg, 30. Sept. Die neuesten hier eingetroffenen Nachrichten reichen bis gestern 3 Uhr Nachmittags; was dieselben melden, ist we - sentlich das Folgende: Das Gefecht ward durch unsere Kanonenböte, die durch das Dampfschiff Rendsburg auf der Eider nach Friedrichsstadt hingeschleppt waren, eröffnet. Um7 3 / 4 Uhr, wieich Jhnen bereits gestern schrieb, fiel der erste Schuß. Die Kanonenböte No. 3, Lieut. Rieper, No. 6, Lieut. Fischer, und No. 12, Lieut. Meyer, führten bis10 1 / 2 Uhr das Gefecht allein; das Kanonenboot No. 10, Lieut. Burow, kam auf der schleswigschen Seite auf den Grund, so daß es nicht wirken konnte. Lieut. Andresen vom nicht armirten Dampfschiff Rendsburg machte im heftigsten Kugelregen den Versuch, das Boot wie - der abzubringen; seine Maschine ward indeß durch das feindliche Feuer so stark beschädigt, daß er unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. Das Kanonenboot No. 2 war bei der Ebbe auf den Strand gerathen, lag jedoch unterm Deiche ge - sichert gegen das feindliche Feuer und es wird ohne Zweifel mit eingetretener Fluth wieder flott geworden sein. Um10 1 / 2 Uhr kam die Batterie Christiansen, auf dem diesseitigen Eiderufer placirt, zum Feuern. Unsere Geschütze brachten die auf dem Eiderdeiche in einer sehr festen Schanze po - stirten feindlichen Geschütze zum Schweigen. Eine zweite Schanze auf der Chaussee wurde von den Unsrigen genommen, nachdem unter dem Feuer der dritten zwölfpfündigen Batterie, Hauptmann Held, der von den Dänen gemachte Durchschnitt auf der Chaussee zugeworfen worden war. Die Batterie hatte keinen weiteren Verlust als 4 Pferde. Die äußern Schanzenwerke waren damit mit in unserer Hand; unsere Jäger standen am Deich in sehr geringer Entfernung den Dänen, die jenseits des Eider = und Tonnen = Kanals an den Häusern standen, gegenüber. Nachdem die erste Schanze auf der Chaussee genommen war, stürmte das 6. Bataillon (1. und 2. Comp.) auf die 2. Schanze; dicht vor dem Blockhause bekam es in - deß ein so heftiges Stückkugel = und Kartätschen - feuer, daß es sein Ziel nicht erlangte. Etwa 40 Mann, darunter der Lieutenant Apel, sollen bei dieser Affaire gefallen sein. Die unter dem Hauptm. Schöning stehende Abtheilung des 1. Jägercorps war unterdeß weiter westlich bei Wattersum mit Böten über die Eider gegangen. Die beiden Compagnien nahmen Tönningen und Garding und machten die dort befindlichen Dänen zu Gefang - enen. Heute Morgen zwischen 7 und 8 Uhr wurden die letzteren hier eingebracht, zuerst 44, dann 59 Mann mit 2 Offizieren, die Lieutenants Baron Wedel = Wedelsborg und Womsen. Der dänische Hauptmann Buhl, der sich zur Wehre setzen wollte, soll gefallen sein; die Mannschaft scheint sich schnell ergeben zu haben. Unter den Gefangenen sind 12 Verwundete; von unsern - gern sind 3 M. geblieben und etwa 8 -- 10 ver - wundet. Friedrichsstadt war von unsern Truppen so gut wie eingeschlossen. Wir stehen mit einer Anzahl Geschütze nordwestlich von der Stadt in einer Stellung, die die Chaussee nach und von Husum vollkommen beherrscht, so daß der Feind eben so schwer entwischen als von Winnerther neue Trup - pen heranziehen kann. Jn der Stadt brannten 5 Häu - ser, die bei der Beschießung eines hinter ihnen liegen - den Blockhauses Feuer fingen. Sie sehen, die Lage der Dinge ist für uns bis jetzt eine sehr günstige; deshalb freilich darf man immer noch nicht san - guinischer Hoffnungen unbedingt sich hingeben. Die Dänen werden wissen, wie wichtig der Be - sitz von Friedrichsstadt ist, namentlich auch mit Rücksicht auf die dort befindlichen Schleusen, durch welche die Treene aufgestauet ist, und sie werden das Mögliche thun, um sich zu behaupten. Ob sie nicht jetzt auch auf geraden Wege hierher hin - ter ihren Verschanzungen bei Schleswig hervor - kommen? Bis jetzt ist in dieser Richtung nichts von Bedeutung vorgefallen. Mehrere unserer Schwadronen mit 2 Geschützen der reitenden Bat - terie trafen jenseits Cropp gestern mit dänischer Cavallerie zusammen und wechselten einige Schüsse. Heute Morgen ist auch von dorther ein dänischer Husar wieder eingefangen hier eingebracht.

* Aus Baden, 2. Okt. (Zustände. ) Oester - reich hat seinen Willen durchgesetzt: die badischen Truppen marschiren nicht weiter nach Preußen. Diese Nachricht geht wie ein Lauffeuer durch dasLand und bestätigt sich, wie wir aus sicherer Quelle zu melden im Stande sind. Die Freude hierüber ist allgemein sehr groß, denn nur mit tiefem Schmerz sah der Badenser seine Landeskinder in die Fremde, nach dem Norden ziehen um dort nach Grundsätzen gebildet zu werden, denen er ganz abhold ist. Die Mittheilung, daß der fer - nere Ausmarsch der badischen Truppen nach Preu - ßen unterbleibt ist auch bereits unserer Stände - versammlung in geheimer Sitzung gemacht wor - den. Wenn einige schwarzweiße Blätter noch im - mer die Wahrheit dieser Thatsache bestreiten, so ist das nichts anderes als die gewöhnliche perfide Weise, Sachen die nicht in ihrem Kram tauchen, geradezu in Abrede zu stellen. Auch die Vermin - derung der preußischen Truppen in Baden bestä - tigt sich vollkommen. Jhre Zahl wird um 8000 Mann verringert. -- Die Freisprechung des kur - hessischen Ministers Hassenpflug beim Oberappel - lationsgericht hat auch bei uns einen guten Ein - druck gemacht. -- Seit einiger Zeit tauchen wie - der verschiedene Gerüchte über bevorstehende Mi - nisterwechsel in unserm Lande auf. Wenn wir auch gerne zugeben, daß dieselben bis jetzt grund - los sind, so zeugen sie dennoch von dem steten Wunsche des Landes, das Ministerium eine andere Politik verfolgen zu sehen. Uebrigens verlautet aus untrüglicher Quelle, daß Baden nächstens eine andere politische Richtung einschlagen und sich dem Einflusse Preußens nach und nach immer mehr zu entziehen suchen wird.

Aus Nassau, 26. Sept. Um die Redempto - risten zu Bornhofen gehässig zu machen, schreibt man denselben die Verbreitung abergläubischer Ge - bete zur Länge Christi zu. Der Zweck heiligt das Mittel, denken die Urheber dieser ganz grundlosen Beschuldigung. Hoffentlich werden dieselben ent - deckt werden und dann die verdiente Strafe fin - den. Die bischöfliche Behörde hat bereits die Ein - leitung getroffen, indem sie Folgendes an den Kirchenrath Schröder erließ: Das Ordinariat des Bisthums Limburg an Herrn Dekan Kirchen - rath Schröder zu Camp. Wir haben vernehmen müssen, daß in Bornhofen und der Umgegend ein superstitiöses Flugblatt, Gebete in Bezug auf die Länge des Leibes unseres Herrn enthaltend, mas - senweise verbreitet werde. Dasselbe muß einem Uns zu Gesichte gekommenen Exemplare nach zu urtheilen, erst kürzlich gedruckt worden sein und soll von Koblenz aus bezogen werden. Wie un - zweifelhaft es auch von vornherein jedem Ver - nünftigen ist, daß kein katholischer Priester sich an der Verbreitung solcher, durch die kirchliche Lehre und Gesetzgebung verdammter Machwerle betheilige, und wie Manches vielmehr für die laut gewordene Ansicht spricht, daß die auffallend rasche und massenweise Verbreitung des fraglichen Flugblattes das Werk eines Kirchenfeindes sei, so hat man doch mit wahrem Bedauern die ganz grundlose Beschuldigung hören müssen, daß die Herren PP. Redemptoristen dasselbe unter das Volk gebracht hätten, eine Beschuldigung, welche offenbar diese Priester gehässig machen muß. Wir beauftragen Sie nun, schleunigst das Jhnen über den Sachverhalt Bekannte einzuberichten, damit nach Umständen etwa vorhandener Spuren einer geflissentlichen Verbreitung des Flugblattes behufs der Herabwürdigung der Kirche dem herzoglichen Justizamte zur weiteren Verfolgung angezeigt wer - den könne, sodann nach Befund der Sache wo möglich die Confiskation der vorfindlichen Exem - plare des abergläubischen Druckblattes durch die weltliche Behörde zu bewirken und endlich den Herren PP. Redemptoristen dieses Reskript zur Kenntniß zu bringen, damit dieselben von dem Vorgange Nachricht erhalten, wonächst sie nicht verfehlen werden, das Volk entsprechend zu be - lehren. Wie geschehen, werden Sie uns anzeigen. Limburg 26. Sept. 1850.

Frankreich.

C Paris, 30. Sept. Man hat irrthümlich der französischen Regierung die Rolle einer Ver - mittlerin bei den Differenzen zwischen dem röm. und piemont. Hofe zugeschrieben. Ludwig Napo -eon hat zu unumwunden seine Meinung über die Verhaftung des Erzbischofs Franzoni in Turin äußern lassen, als daß man ihn von Seite des Turiner Hofes zum Vermittler wählen könnte. Ludwig Napoleon hat nemlich vorgehalten, daß, wiewohl die Jmmunitäten des katholischen Clerus in Frankreich längst abgeschafft sind, ein Bischof wegen Mißbrauch der Amtsgewalt nie eingesperrt werden dürfte, ohne daß der Staatsrath die Zu - lässigkeit der Anklage förmlich ausgesprochen hätte, während der Erzbischof von Turin in Folge eines bloßen Befehls des Cultus = Ministers nach dem Fort delle Fenestrelle abgeführt worden ist. Lud - wig Napoleon theilt daher vollkommen die Ansicht des römischen Stuhles, daß, wenn der Erzbischof Franzoni sich irgend eines Verbrechens gegen die Sicherheit des Staates schuldig gemacht, ihm auf freiem Fuße der Prozeß gemacht werden müsse. Es begreift sich von selbst, daß die Minister in Turin unter solchen Umständen wenig geneigt sind, einen Vermittler zu wählen, der im voraus ihr Betragen mißbilligt, weshalb auch die Ga - zette Piemontese mit Recht in Abrede stellte, daß der Hof von Turin die Mediation der französi - schen Republik angerufen habe, um den Streit mit Rom zu beenden. Es liegt vielmehr klar am Tage, daß die Minister Victor Emanuels unter der Jnspiration Lord Palmerstons stehen, welcher einen vollen Bruch zwischen Piemonk und Rom eifrig betreibt.

Jtalien.

Verona, 22. Sept. Nachstehendes ist der Jnhalt der Adresse, mit welcher die am 16. d. M. stattgefundene Ueberreichung des von der öster - reichischen Armee in Jtalien dem Civil = und Mi - litärgouverneur des lombardisch = venetianischen - nigreichs, Feldmarschall Grafen Radetzky gewid - meten, reich verzierten Marschallstabes begleitet war: Ruhmgekrönter und unbesiegter Feldmar - schall! Als die soziale Ordnung, zugleich mit der Wohlfahrt der Völker zu wanken anfing, als Anarchie und Aufruhr frech ihr Haupt erhoben, und, mit fremder Treulosigkeit verschworen, die Grundfesten unserer Monarchie erschütterten, traten Ew. Excellenz, gestützt auf die Treue und die Tapferkeit der Soldaten, die Sie selbst erzogen hatten, kühn dem verheerenden Ungewitter entge - gen. Ew. Excellenz wußten mit unbezwinglicher Ausdauer alle Hindernisse, welche die Lage eines Befehlshabers beschwerlich machen können, zu be - siegen und mit den Schaaren Jhrer Getreuen sind Sie siegreich aus einem Kampfe hervorge - gangen, der Jhnen die immerwährende Bewunde - rung der Zeitgenossen und der Nachwelt, den Dank Jhres Kaisers und die Ergebenheit des ge - sammten österreichischen Heeres sichert. Das er - habene Beispiel Ew. Excellenz wirkte mit energi - scher Kraft. Ein gleicher Enthusiasmus für die Erhaltung der Monarchie durchdrang das ganze Heer; es schaarte sich wie Ein Mann um den Thron seines Kaisers, Verrath und Anarchie flohen besiegt vor der Macht der Tugend. Dessen ein - gedenk wünscht das österreichische Heer, o erhabe - ner Feldherr, Jhnen ein Denkmal seiner Liebe und seiner ehrfurchtsvollen Dankbarkeit zu weihen. Den Unterzeichneten ist das ehrenvolle Loos zu Theil geworden, Ew. Excellenz diesen Akt der Er - gebenheit darzubieten; der Wunsch des Soldaten wählt zu diesem Zwecke das Symbol der Würde Ew. Excellenz, den Marschallsstab, mit dem Sie ihm den Pfad der Ehre und des Sieges zeigten. Mögen Ew. Excellenz dieses Symbol noch lange führen zur Vertheidigung des Thrones und des Vaterlandes, zum Stolz und zur Zufriedenheit eines Heeres, welches in Jhnen seinen verehrungs - würdigsten Veteranen, seinen theuersten Befehls - haber, seinen ruhmgekrönten unbesiegten Feldmar - schall erblickt. April 1850. -- Hier folgen ei - nige Unterschriften von Gemeinen, Unteroffizieren, Stabsoffizieren und Generälen, und am Schlusse stehen folgende mit eigener Hand geschriebene, denkwürdige Worte des erhabenen Monarchen: Freudig und dankbar nehme ich Antheil an die -sem Ausdruck der Gefühle Meines tapferen Hee - res. -- Franz Joseph.

Neuestes.

* Würzburg, 4. Okt. Gestern Mittags wurde der wegen Nothzucht zu 8jähriger Zuchthausstrafe verurtheilte 17jährige Schulaspirant Joseph Himm - ler von Nüdlingen, Ger. Münnerstadt, in der Frohnfeste dahier am Fenster an seiner Halsbinde erhängt gefunden.

Ueber die Enthebung des Dr. Walz in Speier von seinen Funktionen als Lehrer an der Gewerb - schule und Mitglied des Kreismedizinalausschusses kam der Sp. Ztg. von Seiten des Regierungs - präsidenten Hohe eine Berichtigung zu, der wir Folgendes entnehmen: Walz war zur Zeit des vorjährigen Aufstandes Mitglied und Vorsitzender des Kantonalvertheidigungsausschusses; ferner war er als Vertrauensmann zur Errichtung einer pro - visorischen Regierung zwar unter Denjenigen, welche gegen die Einsetzung einer provisorischen Regierung stimmten, hatte nachher aber dennoch sich an der Wahl betheiligt. Jn dieser doppelten Eigenschaft gehört Walz zu den Amnestirten. Obwohl nun die Regierung disziplinär gegen ihn hätte einschreiten können, so that sie es dennoch nicht. Jm Mai l. J. war Dr. Walz unter den fünf Speyerer Stadträthen, welche dem ehemali - gen Civilkommissär Hilgard einen Besuch in Wei - ßenburg machten und, zur Rechtfertigung deßhalb aufgefordert, die Stirn hatten , der Regierung gegenüber mit den einzigen dürren Worten die herausfordernde Erklärung abzugeben: sie hätten ihrem allgemein geachteten Freund Hilgard einen Besuch abgestattet! Auch dießmal ließ die Re - gierung noch Gnade für Recht ergehen, entließ Hrn. Walz zwar als Stadtrath, beließ ihn jedoch noch als Lehrer an der Gewerb - schule. Nun hat aber Dr. Walz über Militärexzesse, welche bei Gelegenheit der Verminderung der soge - nannten Pfälzer Zulage in Speyer im August d. J. stattfanden, einen mißliebigen Artikel in das Frankfurter Journal geschrieben, in welchem die Regierung eine Verhöhnung der Zivil = und Mili - tärbehörden erkannte. Außerdem ist Walz wegen unerlaubten Giftverkaufs aus seiner Apotheke zu einer zuch polizeilichen Strafe verurtheilt worden. Obwohl dieses Urtheil erst in erster Jnstanz ge - sprochen worden ist, so stellen doch dessen Gründe eine solche Nachlässigkeit außer Zweifel, daß der Jnhaber einer solchen Apotheke nicht mehr, wie es das Geschäft eines pharmazeutischen Mitglie - des des Kreismedicinalausschusses ist, zur Visitation anderer Apotheken verwendet werden kann. Dar - auf hin ist denn die Enthebung des Hrn. Walz von seinen beiden Stellen erfolgt.

Frankfurt, 3. Okt. Die Mittheilungen aus Wilhelmsbad sprechen sich in Betreff der preußi - schen Noten dahin aus, das kurhessische Ministe - rium betrachte den von der preußischen Regierung in der kurhessischen Frage eingenommenen Stand - punkt als einen gegen die Bundesversammlung gerichteten, und werde in diesem Sinne, nach ge - pflogener Berathung mit der Bundesversammlung diese Note beantworten, wenn es in diesem Au - genblick nicht schon geschehen sei.

Aus Baden, 1. Okt. Jn neuester Zeit haben sich wieder unrechtmäßiger Weise eine An - zahl politischer Flüchtlinge an der Grenze aufge - halten. Es hat sich deshalb die großh. bad. Re - gierung veranlaßt gesehen, an den Bundesrath das Ansuchen zu stellen, dafür Sorge zu tragen, daß alle etwa an der Grenze sich aufhaltenden Flüchtlinge von derselben entfernt und in das Jn - nere der Schweiz verwiesen werden. Der Bun - desrath hat auch alsbald diesem Begehren ent - sprochen und sein Bedauern über die Ueberschrei - tung der Vorschriften von Seiten der Flüchtlinge ausgedrückt. -- Die Unterhandlungen zwischen der großherzoglich badischen Regierung und der Schweiz wegen Fortführung der bad. Bahn nach Basel sind im vollsten Gange und dürften dem - nächst ein befriedigendes Resultat liefern. Jndessensieht man der Eröffnung der Eisenbahnstrecke zwi - schen Efringen und Haltingen in kurzer Zeit entgegen. Haltingen ist blos eine Stunde von Basel entfernt.

Laut Privatnachrichten sind bei der am 30. Sept. zu Karlsruhe stattgehabten 19. Gewinn - ziehung der badischen 35. = Loose nachstehende Num - mern mit den höchsten Gewinnen erschienen, als: Nr. 201,273 mit 50,000 fl., Nr. 121,197 mit 15,000 fl. ; Nr. 215,643 mit 5000 fl.; Nr. 147,548, Nr. 212,224, Nr. 215,639, Nr. 253,710 mit je 2000 fl.; Nr. 25,736, Nr. 27,389, Nr. 121,175, Nr. 205,051, Nr. 211,852, Nr. 211,880, Nr. 212,212, Nr. 249,202, Nr. 273,782, Nr. 316,363, Nr. 374,622, Nr. 374,634. Nr. 374,638 mit je 1000 fl.

Darmstadt, 2. Oktbr. Morgen dürfte eine Verordnung publicirt werden, welche alle politische Vereine aufhebt, und wird dies um so nothwendi - ger und gerechtfertigter erscheinen, wenn man er - wägt, daß auf den 6. d. M. von Seiten des demokratischen Vororts in Mainz eine General - versammlung der demokratischen Vereine der Rhein - provinz nach Wörrstadt ausgeschrieben ist, wahr - scheinlich um darüber zu berathen, auf welche Art die Steuerverweigerung ins Werk gesetzt werden soll, und wenn man ferner in Erwägung zieht, wie die demokratischen Vereine in unserm Lande auf eine Weise organisirt sind, daß sie einen Staat im Staate bilden und alle Bemühungen der Regierung, die Ordnung im Lande herzustel - len, durch fortwährende Agitation zu lähmen trach - ten. Nächst der Verordnung bezüglich der Auf - hebung aller politischen Vereine, erwartet man noch im Laufe dieser Woche eine weitere Ver - fügung, welche die Preßvergehen der Cognition der Geschwornengerichte entzieht, und ist dieß um so dringender erforderlich, wenn man einen Rück - blick auf die von den Geschwornengerichte in letz - ter Zeit gefällten Urtheile wirft, welche, selbst den schwersten Vergehen, in politischen Fällen Straf - losigkeit zu versprechen scheinen, und jede Achtung vor den Gerichten untergraben. Den beiden in Rede stehenden Verordnungen dürfte ein neues Wahlgesetz auf dem Fuße folgen, und wird das - selbe nach Allem, was wir darüber in Erfahrung bringen konnten. alle wahrhaft conservativen Bür - ger in jeder Beziehung dienen.

Kassel, 2. Oct. Leider habe ich zu melden, daß die Cholera bei uns immer stärker auftritt nnd daß sie vorzüglich beim Militär bereits viele Opfer gefordert hat.

Von der weimarisch = hessischen Grenze, 1. Okt. Die zur Besetzung der kurhessischen Gren - zen bestimmten preußischen Truppen scheinen in Eilmärschen zu kommen, denn schon trifft ein Bataillon derselben morgen in Eisenach ein, wie die heute dort angekommenen Quartiermacher mel - den.

Rostock, 28. Sept. Der am 20. Dez. v. J. aufgelöste engere Ausschuß ist heute Mittag 12 Uhr in seinem ehemaligen Locale auf dem hiesigen Rathhause wieder restaurirt worden.

Unglaublich und doch wahr. Jn Wien sind jetzt alle Zeitungen, mit Ausnahme des Oesterreichischen Korrespondenten , in jüdischen Händen; es muß also wohl alles koscher sein, was sie drucken.

Berlin, 1. Okt. Die kürzlich nach Arns - walde verlegten badischen Truppen haben eine neue Garnison in Paderborn erhalten.

Berlin, 1. Okt. Jhre Majestät die Kaiserin von Rußland ist am 27. v. M. um halb 6 Uhr von St. Petersburg in Warschau angelangt. Es begleiten Allerhöchstdieselbe JJ. kk. HH. die Prin - zessin Louise der Niederlande und deren Tochter, die Prinzessin Marie. Die Kaiserin ist mit dem größten Jubel von der Warschauer Bevölkerung empfangen worden.

Die National = Zeitung, ein Organ der Ber - liner Demokratie, lobt das österreichische Ministe - rium auf Kosten des preußischen, und ruft aus: Allen denen, die daran glauben und daran ar - beiten, daß Deutschland durch Preußen seiner Ent -wicklung zugeführt werde, rufen wir zu: Hütet Euch!

London, 30. Sept. Zum Lordmayor von London für das nächste Jahr ist vorgestern Lord Musgrove gewählt worden.

London, 30. Sept. Die Aufregung in Jrland wächst zusehendes. Man fürchtet blutige Anftritte.

Paris, 30. Sept. Dem Abend = Moniteur zufolge ist heute Vormittag aus Turin die Nach - richt hier eingetroffen, daß das piemontesische Mi - nisterium dem Könige seine Entlassung eingereicht habe, weil es neuen Ministern das Geschäft über - lassen wolle, ein freundschaftliches Abkommen mit Rom zu treffen.

** Aus der Schweiz, 1. Okt. Bei uns herrscht eine außerordentlich rege Thätigkeit, sowohl im politischen als im gesellschaftlichen Leben. Die verschiedenen Cantone sind mit der Remission ih - rer Verfassung beschäftigt. Alle Städte und Städtchen sind mit Reisenden, ganzen Familien, und einzelnen Personen angefüllt, welche von ih - ren größeren Reisen oder aus den Bädern zurück - kehren. Namentlich ist es Basel, das von Frem - den wahrhaft überfüllt ist. Die täglich ankom - menden Postwagen und Eisenbahnzüge sind mit Fremden aus allen Ländern angehäuft.

-- Jn Bern herrscht seit den letzten Wahlen eine große Erbitterung zwischen den Parteien. -- Der letzte Baseler Fruchtmarkt war so bedeutend überfüllt, daß ungeachtet starker Ankäufe kaum die Hälfte der Zufuhr abgesetzt wurde.

Turin, 27. Sept. Bianchi = Giovini, der vor Kurzem ausgewiesene Redakteur en chef der Opinione , ist gestern in contumaciam wegen Preßvergehens zu einjähriger Gefängniß = und 2000 Fr. Geldstrafe verurtheilt worden; den Geranten der Opinione traf sechsmonatliche Gefängniß = und 1000 Fr. Geldstrafe.

Turin, 27. Sept. Der Erzbischof von Turin, Monsignor Franzoni, ist von dem Appell - hofe mit einer Mehrheit von 13 gegen 1 Stimme zu lebenswieriger Verbannung verurtheilt und die Einkünfte des Erzbisthums unter Sequester ge - stellt worden. Das Ministerium hat bereits drei Karabiniere nach Fenestrelle geschickt, um ihn von dort an die Grenze zu bringen. Nach dem Ri - forgimento würde Mons. Franzoni vorläufig nach Frankreich gehen. Ein gleiches Urtheil ist gegen den Erzbischof von Cagliari, Mons. Ma - rongiu = Nurra, von dem dortigen Appellhofe ge - fällt und derselbe bereits auf einem Dampfschiff nach Civitavecchia geschafft worden.

Kassel, 1. Okt. Schluß der Erklärung des landständischen Ausschusses in Bertreff der Verord - nung und des Manifestes vom 28. Sept. 1850. Als ob das Land in offenem Aufruhr sich be - fände! Auch diese, mit der Wirklichkeit in allzu grellem Widerspruch stehende Behauptung wird zusammensinken; der Vorwurf des Aufruhrs kann auf der ruhig standhaften Vertheidigung unseres verfassungsmäßigen Rechts nicht haften. Es gibt ober keine Bundesversammlung , es gibt keinen Körper mehr, welcher einen Bundesbeschluß zu fassen berechtigt wäre. Der bleibende landstän - dische Ausschuß hat dies schon in seiner Protesta - tion gegen die Verordnung vom 23. l. M. aufs unwiderleglichste dargethan, und die königl. preuß. Regierung, in einer Note an die kurfürstl. Re - gierung vom 26. Sept. l. J., hat dieselbe Ansicht mit noch stärkerem Ausdruck bestätigt. So schlimm steht es mit der äußeren Begründung, mit dem Jnhalt der Verordnung aber steht es noch viel schlimmer. Der Eingang erinnert, daß nach §. 2 der Verfassungsurkunde die Regierungsform des Kurstaates monarchisch sei, und daß nach §. 10 der Landesherr alle Rechte der Staatsgewalt zu verfassungsmäßiger Ausübung in sich vereinige. Vollständig lautet der §. 2: Die Regierungs - form bleibt, so wie bisher, monarchisch, und es besteht dabei eine landständische Verfassung. Die Verfassungsurkunde aber hat eben die BestimmungWesen und Begriff dieser landständischen Verfas - sung festzustellen. Zu diesem Wesen und Begriff gehort die Theilnahme der Landstände an aller Gesetzgebung und das landständische Steuerbewil - ligungsrecht, aber auch der Rechtsschluß jedes ein - zelnen Bürgers, die Unabhängigkeit der Gerichte, die Verpflichtung aller Staatsdiener zur Aufrecht - haltung der Landesverfassung und die selbststän - dige Verantwortlichkett hinsichtlich ihrer Amtsver - richtungen, welche, wenn die Landesverfassung ver - letzt ward, sowohl von der Ständeversammlung als dem Ausschuß bei den Strafgerichten in An - spruch genommen werden kann. Vermöge dieser Einrichtungen wird nicht etwa der zum Gehor - sam angewiesene durch seinen Widerspruch der Befehlende , allein es bringt die folgerechte Auf - fassung derselben allerdings mit sich, daß selbst die unterste Klasse der Diener die Ausführung verfassungswidriger Anordnungen hindern kann, und zu hindern berufen ist. Der §. 146 der Verfassungsurkunde, wonach kein Erheber zum Einfordern von Steuern und Abgaben berechtigt ist, wenn nicht in den deshalbigen Ausschreiben und Verordnungen die landständische Bewilligung besonders erwähnt ist, gibt den besten Beleg, und wir verwarnen alle Staatsdiener, sich nicht durch Jrrlehren bestimmen zu lassen, welche sie von den Bahnen ihrer verantwortlichkeitsschweren Pflicht abziehen möchten. Aber noch ganz andern, noch viel wichtigern Bestimmungen unserer Verfassung tritt die Verordnung vom 28. l. Mts. entgegen. Seit dem Edict vom 26. November 1843 ist die hessische Gesetzgebung unablässig bemüht ge - wesen, jedem Staatsbürger den vollkommensten Rechtsschutz, die Verfolgbarkeit aller seine priva - ten und öffentlichen Rechte vor den Landesge - richten und diesen selbst die größte Unabhängig - keit und Selbstständigkeit von der Regierungsge - walt zu sichern. Jndem die Verfassungsurkunde (§. 123) bis auf jene erste Grundlage eines wah - ren Rechtsstaats zurückgeht, ertheilt sie im §. 113 die Gewähr, daß niemand an der Betretung und Verfolgung des Rechtswegs vor den Landesge - richten gehindert werden soll, und spricht dabei aus, daß die Beurtheilung, ob eine Sache zum Ge - richtsverfahren sich eigene, dem Richter allein, nach Maßgabe der allgemeinen Rechtsgrundsätze und solcher Gesetze gebuhrt, welche mit Beistim - mung des Landes werden erlassen werden. Was aber thut die Verordnung vom 28. l. M.? Sie verbietet den Gerichten über die rechtliche Giltig - zeit oder Wirksamkeit der Septemberverordnungen zu urtheilen: erklärt jedes Verfahren, welches ei - nen gerichtlichen Ausspruch der Art veranlassen könnte, für unstatthaft, vernichtet alle in dieser Beziehung bereits ertheilte Erkenntnisse, erklärt jedes deshalb abhängige Verfahren für aufgeho - ben, und weist den Militäroberbefehlshaber an, die aus dergleichen Rechtssprüchen etwa schon her - vorgegangenen Folgen mit jedem ihm zu Gebot stehenden Mitteln zu beseitigen. Der §. 114 der Verfassungsurkunde setzt fest, daß niemand seinem gesetzlichen Richter, sei es in bürgerlichen oder peinlichen Fällen, entzogen werden darf, es sei denn auf dem gesetzmaßigen Wege nach den Grund - sätzen des bestehenden Rechts durch das zuständige obere Gericht. Hier unterwirft die Regierung durch eine Vollziehungsordnung, im schneidenden Widerspruch mit den Grundsätzen des Rechts und der Rechtssprechung, Civilpersonen den Kriegs - gerichten in rein bürgerlichen Dingen. Nach der Verfassungsurkunde dürfen außerordent - liche Commissionen oder Gerichtshöfe, unter welcher Benennung es auch sei, niemals eingeführt werden. Welche andere Bedeutung aber hätten die Kriegsgerichte unter solcher Vor - aussetzung? Gegen Civilpersonen findet nach der Verfassungsurkunde die Militärgerichtsbarkeit nur in dem Falle, wenn der Kriegszustand erklärt ist, und zwar nur innerhalb der gesetzlich bestimmten Grenzen statt. Diese Grenzen sind theils in der Verfassung selbst, theils in der Militärstrafge - richtsordnung vom 21. März 1820 und in derVerordnung vom 22. Okt. 1830 gezogen. Die Verordnung vom 28. überspringt sie sämmtlich, unabgesehen, daß es dermalen für die Verhängung des Kriegszustandes an jeder gesetzlichen Voraus - setzung fehlt. Der §. 115 der Verfassungsur - kunde ertheilt das unschätzbare Recht, daß niemand anders, als in den durch Gesetze bestimmten Fäl - len und Formen zur gerichtlichen Untersuchung ge - zogen werden darf. Jetzt wird der Militärober - befehlshaber, wo und woher er Kenntniß von Zu - widerhandlungen und Vergehen bekommen mag, die Einleitung der Untersuchung befehlen, und die Zusammensetzung der Kriegsgerichte anordnen. So ist durch die Verordnung vom 28. l. M. Alles zerstort, was der Rechtssinn hessischer Fürsten für die Sicherheit der Personen und des Eigenthums, für die Unabhängigkeit, das Ansehen und die Würde der ordentlichen Landesgerichte, für die Einschränkung und Beseitigung unnatürlicher Aus - nahmszustände seit hundert Jahren gewirkt hatte; zerstört sind die wichtigsten und theuersten Rechte, welche das Land mit der Verfassungsurkunde vom 5. Jan. 1831 gewonnen hatte, Recht und Ge - rechtigkeit sollen sich dem unverhüllten Despotis - mus beugen. Eben deshalb mußte die Verord - nung auch die Thätigkeit der Bürgergarde und jede Aeußerung derselben an die Anweisung des Militäroberbefehlshabers binden und einem Jnsti - tute alle Bedeutung entziehen, welche nach §. 40 der Verfassungsurkunde eine bleibende Landesan - stalt sein soll. Wir aber erheben feierlichen Ein - spruch gegen diesen ärgsten Angriff auf Verfas - sung und Recht, auf Person und Eigenthum, Frei - heit und Ehre unserer Mitbürger. Kassel, am 30. Sept. 1850. Der bleibende landständische Aus - schuß: Schwarzenberg. Kellner. Henkel. Gräfe. Bayrhoffer.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Jn der Steib 'schen Buchdruckerei (Marktgasse No. 318) ist so eben erschienen:

Der fränkische Hausfreund. Volkskalender für 1851. Drit - ter Jahrgang. 4. mit farbigem Umschlage und vier Holzschnitten. Preis gleich dem der Vorjahre.

Derselbe enthält nebst dem kirchlich = astronomischen Theile, die Genealogie des k. Hauses, den 100jährigen Kalender, Uebersicht der in Würzburg ankommenden und abgehendes Posten, Briefportotarif des deutsch = österreichischen Postvereinn Gradationsstempelnorm, Boten =, Fuhr =, und Schiffsgelegen - heiten, Zinsenberechungstabelle zu 3,3 1 / 2, 4,4 1 / 2, und 5 pCt., Wurftabelle der Kronen = und Preußischen Thaler und ein umfassendes Jahrmärkteverzeichniß. -- An erzählen - dem Texte: Der Tod Melchiors von Zobel, dessen Ursache und Folgen (1544 -- 1567); der St. Kilianstag im Jahre 1850; die Schlacht bei Würzburg 1796; der Thalermann; Mannigfaltiges (eine Auswahl von Anekdoten ec. ); die Lehnin'sche Weissagung, betreffend die Schicksale Preußens und seiner Regenten. Schließlich als Gemeinnütziges; Mittel gegen Vergiftungen, Verbrennungen ec.

Unter der Presse befinden sich Taschen =, Wand = und Comptoirkalender.

Theater = Anzeige.

Sonntäg den 6. October 1850. Der Heiraths = Antrag auf Helgoland. Lebendes Bild in 2 Aufzügen von L. Schneider. hierauf: Der Kapellmeister von Venedig. Kamische Oper in 2 Acten von Breitenstein. Zwi - schen und nach beiden Stücken: Ballet. ausgeführt von der Familie Jerwitz = Lindor und Fräul. Weidner.

Fremden = Anzeige.

Adler. Gräfner, Priv. v. Amsterdamm. Fräul. Jägel und Schrottenlohr v. Nürnberg. Kflte: Störing v. Jserlohn. Potzmann v. Chemnitz.

Deutscher Hof. Lechnee, Schulrath v. Posen. v. Gollmann, m. Gat. v. Hannover. Hirsch, Tanzlehrer v. Wiesbaden. Kümmler, Kfm. v. Magdeburg.

Kronprinz. Michel, Part. v. Schweinfurt. Hartmann mit Gat. v. Nürnberg.

Schwan. 〈…〉〈…〉Kivtofen, Kreisrath v. Berlin. Wolzenbach, Pfarrer v. Dürlesberg. Kflte: Heim, v. Mosbach. Heim v. Obernbreit. Hertel v. Eisfeld.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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TextDie Bayerische Presse
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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