Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr Nr. 533.
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München, 8. Okt. Se. Maj. der König haben Sich unterm 3. Okt. l. Js. allergnädigst bewogen gefunden, auf die bei dem Kreis = und Stadtgerichte Baireuth erledigte Rathsstelle den 1. Landgerichtsassessor Friedr. Aug. v. Schallern zu Kissingen, seiner allerunterthänigsten Bitte ent - sprechend, zu befördern; dann auf die in Würz - burg erledigte Advokatenstelle den Advokaten Dr. Karl Friedrich zu Schweinfurt, seiner allerunter - thänigsten Bitte entsprechend, zu versetzen; ferner den Landrichter Franz Haus zu Volkach die nach - gesuchte Quieszenz auf Grund der nachgewiesenen Funktionsunfähigkeit nach § 22 lit. D der IX. Verf. = Beil. auf die Dauer von 2 Jahren zu be - willigen; auf das Landgericht Volkach den Land - richter Karl Kaspar Ammersbacher zu Hilders, seiner Bitte gemäß zu versetzen; zum Landrichter von Hilders den I. Landgerichtsassessor Johann Georg Steinbach zu Karlstadt allergnädigst zu befördern.
Würzburg, 9. Okt. Die katholische Pfarrei Eßleben, Ldgrchts. Werneck, wurde dem Priester Franz Förster, Pfarrer zu Elsenfeld, Ldgrchts. Obernburg, übertragen.
Der Schuldienst zu Erlach, k. Gerichtsbezirk Marktbreit, ist dem von der Fürstl. Schwarzen - berg 'schen Patronatsherrschaft auf denselben prä - sentirten Schuldienstexspektanten und dermaligen Schulverweser zu Rödelsee Karl Schleicher; der Schuldienst zu Rödelsee, k. Ldgrchts. Marktsteft, dem von der dortigen Kirchengemeinde auf den - selben präsentirten Schuldienstexspectanten und derzeitigen Schulverweser zu Unfinden, Pt. Boch, übertragen worden; dem 1. Lehrer zu Rothenbuch Jos. Ad. Scheurich wurde die Schulstelle zu Lau - denbach, Ldgrchts. Miltenberg, übertragen.
Die demokratische Partei ist von der Offen - sive auf die Defensive zurückgedrängt; sie ist Schritt für Schritt von der Souveränetät eines Diktators mit unbeschränkter Machtvollkommenheit zu der Rolle eines Geschlagenen herabgesunken, welche nur noch in einem Vergleich und Vertrag seine Rettung suchen kann. Entweder wetteifert der Geschlagene mit den heimgegangenen homerischen Helden in Schimpfwörtern, oder es pocht derselbe, welcher jüngst noch an die Macht als stärker als das Recht appellirte, auf das Recht, das auf sei - ner Partei stehe, und das doch Recht bleiben müsse. Die Volkspartei ist über Nacht die Rechts - partei geworden; an einem schönen Herbstmorgen hat sie sich alle Tiraden gegen das bestehende historische Recht aus dem Sinne geschlagen, und wie in der französischen Revolution der abgeschaffte Gott wieder eingesetzt wurde, so soll sich bei uns plötzlich der durchlöcherte Rechtsboden unter den Schritten der neuen Rechtsmänner schließen. Daß dieses Recht mit der Schlauheit eines Advokaten der Partei vindicirt und zur wächsernen Nase ge - macht wird, versteht sich, denn mit dem Appelliren an das Recht ist noch nicht die Ehrfurcht vor den unwandelbaren, ewigen Formen des Rechts wie - dergekehrt. Woher kommt diese Umstimmung unddiese neue Taktik der Volksmänner? Sie haben sich als Barometer der Volksstimmung aus - gegeben, und dieser ist auf Null herabgesunken. Man kann es sich nicht länger verhehlen, wie trügerisch und haltlos die öffentliche Meinung ist, wie sie in Extremen hin und her schwankt, und wie ihr das Stetige und Nachhaltige ganz abgeht. Man klagt, das deutsche Volk habe den Eifer sinken und auf vorübergehende kleine Anfälle der Leidenschaft die Flügel in Taubengeduld er - mattet hängen lassen. „ Da die Helden der Worte endlich zum Wirken und Handeln berufen wurden, zu dem sie sich so lange vermessen hatten, da brach die Vergiftung des Jnnern in eklem Eiter aus, und Grausamkeit, Rachsucht, Blutgier und Meuchelmord befleckten den deutschen Namen, wo Niemand mitten im Flor der Geistesbildung und der häuslichen Sitte diese grelle Vrrwilderung in uns geahnt hätte. “ Die hochgegriffene und ideale Schöpfung eines souveränen, nach Oben wie nach Unten gleich selbstständigen und unabhängigen Volkes läßt sich mit Rolands Stute vergleichen, welche alle Schönheiten und Vorzüge hatte, aber unglücklicher Weise todt war. Die Eingenommen - heit von sich selbst und ihrer Macht und die selbsteigene Vergötterung ihres Systemes und Werkes konnte bei den Herren gegen die traurige Wirklichkeit und den augenscheinlichen Thatbestand nicht länger Stand halten; nur noch Wenige sind die Getäuschten, während die Andern ihre Täu - schung und ihren Selbstbetrug beschämt zu ver - decken suchen, und an die Zukunft appelliren, welche ihre Chimären und Hirngespinste doch noch verwirklichen werde. Die Getäuschten, welche von ihren Träumen noch nicht erwacht sind, und sich auf ihrem Lager im Zustand des Halbwachens und Halbschlafens unruhig hin und her bewegen, versuchen einen Aufruf, um das träge Volk auf - zurütteln, und es nochmals mit künstlichen Mitteln aufzuregen. Als ein solches Aufregungsmittel kam ihnen die Reaktivirung des deutschen Bundestages willkommen, welche sie nach allen Seiten auszu - beuten sich bemüßigen. Sie machen Tiraden ge - gen das wieder aus dem Grabe auftauchende Ge - spenst der Metternich'schen Politik, -- dieses Fi - nale und letzte Expediens unserer Staatsquacksal - ber, um den so lange und bis zum Ueberdrusse ausgebeuteten Widerwillen des Volks gegen den Bundestag noch einmal auszubeuten. Diese Staats - philosophen, von welchen Friedrich der Große sagt, daß er ein Land durch sie regieren lassen würde, wenn er es zu Grunde richten wollte, üben ihre schulmeisternde Politik damit, daß sie einen Schul - begriff an die Spitze stellen, logische und unlo - gische Consequenzen daraus ziehen, auf diese Weise ein allein seligmachendes Schema machen und na - türlich Alles, was dazu nicht paßt, abschneiden. Allein auch dieses versagt die gehofften Wirkun - gen: das abgehetzte Volk kann gegen den Bundestag nicht mißtrauischer sein, als es gegen die Con - vente der Volksmänner ist; es will nun einmal, nachdem es Hab und Gut, Ehre und Wohlstand auf diese Weise verloren hat, nicht aufs Neue in der großen Politik Geschäfte machen, da es weiß, daß ihm diese Spekulation ein verdecktes Spiel ist, das nicht mit Gewinn, sondern mit Hader und Streit endigt. Das Volk hat sich mißmu -thig von dem politischen Markte zurückgezogen, und es wird schon noch einige Zeit brauchen, bis es aus seinem Widerwillen sich zu dem wünschens - werthen Streben nach politischer Bildung wieder herausarbeitet. Daß es sich aufs Neue als Mittel zu eigennützigen Zwecken mißbrauchen lasse, steht vor der Hand nicht zu erwarten; es gilt also für jene Männer des Umsturzes, sich nach anderen Mitteln umzusehen, um ihre Theorien zur Geltung zu bringen, und man flüchtet auf den Boden des Rechts, wie bekanntlich in Paris kein Stadtviertel so sehr mit Verbrechern und Vaga - bunden gesegnet ist, als das, in welchem sich das Polizeigebäude befindet! (Schluß folgt.)
München, 6. Okt. Bei der heute stattge - habten Preisevertheilung für landwirthschaftliche Produkte ec. ergab sich folgende Vertheilung der Preise auf die einzelnen Kreise: und zwar Preise für allgemeine und spezielle Leistungen auf dem Gesammtgebiete der prakt. Landwirthschaft: auf Oberbayern 11, Niederbayern 12, Pfalz 4, Ober - franken 2, Mittelfranken 8, Unterfranken und Aschaf - fenburg 2, Oberpfalz und Regensburg 19, Schwa - ben und Neuburg 13 Preise; ferner Preise für erfolgreiche und verdienstliche Bestrebungen der Beamten, Seelsorger, Schullehrer und Gemeinde - vorsteher zur Förderung der Landwirthschaft: auf Oberbayern 1, Niederbayern 5, Pfalz 2, Ober - franken keiner, Mittelfranken 5, Unterfranken und Aschaffenburg 1, Oberpfalz und Regensburg kei - ner, Schwaben und Neuburg 2 Preise. 44 männ - liche und 25 weibliche Dienstboten erhielten Preis - medaillen mit Ehrendiplomen. Die Gemeinden Jphofen in Mittelfranken und Otterfing in Ober - bayern erhielten die große silberne Preismedaille mit Ehrendiplom und Preisbuch, einen Schäufel - und Häufelpflug, die Gemeinde Großostheim in Unterfranken die große silberne Preismedaille mit Ehrendiplom und Preisbuch.
München, 7. Okt. JJ. kk. Majestäten Max und Marie sind heute heute Vormittag 10 Uhr nach Hohenschwangau abgereist. Höchstdieselben wurden vom Staatsminister Dr. v. d. Pfordten, dem k. Kämmerer und Vice = Oberst = Stallmeister Frhr. v. Freyberg und den beiden Adjutanten Graf Rechberg und v. Strunz begleitet. Fürst Schwarzenberg ging -- wie von uns voraus gemeldet -- um 11 Uhr ab. -- König Otto verweilt noch hier und wohnte heute dem feier - lichen Gottesdienste in der griechischen Kirche bei. -- Von den früher in griechischen Diensten ge - standenen Offizieren aus dem bayerischen Heere ist eine nahmhafte Anzahl mit Ordensauszeichnun - gen von dem griechischen Monarchen bedacht wor - den. -- Wegen Ablebens Sr. Maj. Louis Phi - lipp, weiland König der Franzosen, wurde eine Hoftrauer von 14 Tagen -- nämlich vom heu - tigen bis einschlüssig 20. ds. -- angeordnet. -- Das letzte Feldmanöver mit Bivouak findet mor - gen statt. Dasselbe wird wie das heutige -- dem der Kriegsminister Lüder und Fürst Schwar - zenberg beiwohnten -- durch den Prinzen Eduard von Sachsen = Altenburg kommandirt, und werden die Generale Graf Verri und v. Hartmann alsTreffen = Kommandanten fungiren. -- Gestern starb dahier der pensionirte Generallieutenant〈…〉〈…〉 Rep. Graf von Tattenbach. -- Dem Vernehmen nach wurde der Professor an der hiesigen Central = Veterinär - schule, Dr. Kreutzer (Vorstand der hiesigen deutsch - katholischen Gemeinde), seines Dienstes entlassen.
Augsburg, 8. Okt. Entgegen der frühern Anordnung weilten JJ. MM. der König und die Königin von Sachsen nur bis zum 6. ds. in Mün - chen, kamen mit dem Abendzug desselben Tages hier an, übernachteten im Gasthof zu den „ Drei Mohren “und setzten mit dem nächsten Morgen - zuge unmittelbar ihre Reise nach Dresden fort.
Kassel, 7. Okt. Die K. Z. bringt folgende Nachricht: Gestern Abend 10 Uhr wurden dem verhafteten Herausgeber der N. Hess. Ztg., Fr. Oetker, zwei Schreiben des Korpskommandeurs v. Haynau an den Kastellkommandanten vorgele - sen, worin der Grund der Verhaftung dahin an - gegeben wird, daß ec. Oetker den Befehlen des ec. v. Haynau, wodurch die Neue Hess. Zeitung unterdrückt werden solle, zuwider, den Buchdru - ckereibesitzer Scheel aufgefordert habe, fortzudrucken, bis weiter eingeschritten werde, und daß er sich dadurch einer Aufreizung zur Widersetzlichkeit ge - gen die Befehle des ec. v. Haynau schuldig ge - macht habe. Jn dem zweiten Schreiben wird der Kastellkommandant aufgefordert, Herrn Oetker „ anzuweisen, “sofort ein „ Abmahnungsschreiben zu erlassen, “damit die Neue Hess. Zeitung, „ auch heute (5. Okt.) wieder erschienen, “nicht forter - scheine. Für den Weigerungsfall, der durch Pro - tokoll zu konstatiren sei, werden „ weitere Maßre - geln “in Aussicht gestellt. Jn einem dritten Schrei - ben wird Herrn Oetker eröffnet, sein zuständiges Gericht sei noch nicht vollständig gebildet und da - her habe die Vernehmung noch nicht Statt finden können. Oetker protestirte gegen seine Gefangen - haltung und verlangte sofortige Freilassung, was aber nicht gewährt wurde. (K. Z.)
Kassel, 7. Okt. Die „ N. Hess. Z. “bringt folgende Nachrichten. Hr. Oetker ist noch immer in Haft; es ist ihm als Grund der Verhaftung angezeigt, daß er den Drucker aufgefordert habe, seine Zeitung weiter zu drucken, gegen den Befehl des Obercommandanten. -- Auch der landständi - sche Ausschuß hat die Freilassung Oetkers gefor - dert. Sämmtliche Auditeurs haben die Mitwir - kung bei dem Kriegsgerichte verweigert, was dem Vernehmen nach auch von mehreren sonst dazu ausersehenen Personen geschehen sein soll. -- Vom Obergerichtsanwalt Henkel ist auch ein gedrucktes Schreiben an Se. k. Hoheit den Kurfürsten er - schienen.
Hanau, 7. Okt. Die Deputation des Ober - appellationsgerichts hat eine viertelstündige Au - dienz bei Sr. k. Hoheit dem Kurfürsten gehabt. Anwesend bei derselben war der Ministerialvor - stand v. Baumbach, jedoch in vollständiger Passi - vität. Die überreichte Adresse wurde von dem Oberappellationsgerichtsrath Schotten mit kräftigen und warmen Worten begleitet. Die Entgegnung des Kurfürsten beschränkte sich auf den Satz: daß Er eine Theilung der Gewalt nicht zulassen könne, und daß Er jede Thätigkeit, die Jhn in seinen landesherrlichen Rechten beschränken wolle, als Anmaßung entschieden zurückweisen müsse. Die Erwiderung, daß jede vermuthete derartige An - maßung ganz fern liege, die Wahrung von Ge - setz und Recht dagegen als hochheilige unbedingte Pflicht erscheine, wurde mit den Worten abge - schnitten: Dann würden also die Staatsdiener befehlen und ihnen müsse der Fürst gehorchen. Jede weitere Bemerkung blieb fruchtlos. Die Deputation wird morgen früh nach Kassel zurück - reisen. Der Generalstaatsprokurator Kersting hat sich bereits heute Nachmittag nach Kassel begeben. Oberappellationsgerichtsrath Elwers hat um eine besondere Audienz gebeten und solche erhalten. Man sagt, er hege die Hoffnung, die Ministerial - vorstände v. Haynau und v. Baumbach von Has -senpflugs Seite abzubringen. Seit Nachmittag ist er wiederholt in Wilhelmsbad anwesend, jedoch verlautet noch nichts über den Erfolg seiner Be - mühungen. Die nach Wilhelmsbad berufenen außerordentlichen Ministerialreferenten Bechtel, Koch und Stern sind theilweis mit Finanzministe - rialgeschaften, namentlich Organisationen, beauf - tragt. Verfassungswidrige Anmuthungen wurden ihnen durchaus nicht gemacht. Ohne alle Bu - reaueinrichtungen kann ihre Thätigkeit nur eine geringe sein. Es fehlt das nöthige Personal, es fehlen die Akten, ja sogar die Gesetzblätter!
Hanau, 7. Okt. Der von dem Offizierkorps zu Kassel an Sr. k. Hoheit den Kurfürsten ab - gesendete Oberstlieutenant Hillebrand ist (mit dem Hauptmann Zincke, welcher von dem Oberkom - mandanten Freiherrn v. Haynau mitgeschickt wor - den war) heute früh um 3 Uhr nach Kassel zu - rückgereist. Seine Mission ist eine so erfolglose geblieben, daß Sr. k. Hoheit den Abgesandten hat verhaften lassen wollen, indem Höchstderselbe geäußert, er verlange unbedingten Gehorsam und werde er jede Entlassung, die erbeten würde, er - theilen, da ihm andere Offiziere zu Gebote stän - den. -- Wie man hört, sind der k. k. österreich - ische und der k. bayerische Geschäftsträger in der Nähe des Kurfürsten. -- Bei Hillebrands Rück - kunft in Kassel werden dort die für die Dauer seiner Abwesenheit eingestellten Maßregeln des Oberbefehlshabers, Generallieutenant v. Haynau, insbesondere die Entwaffnung der Bürgerwehr, ihren Fortgang nehmen, es müßte denn des Letz - teren Verhaftung, hinsichtlich deren sich der land - ständische Ausschuß an das General = Auditoriat gewendet hat, seine weitere Thätigkeit behindern. Der hiesige Kommandant, General v. Amelunxen, hat bis jetzt noch keine öffentlichen Verfügungen getroffen. Ein von vielen Turnern der Umge - gend besuchtes gestern hier gehaltenes Turnfest, hat keine Störung erlitten. Die Verkündigung der Verordnungen vom 28. v. M. ist bis jetzt noch nicht erfolgt. Die von dem Verwaltungs - amt der Polizeibehörde bezüglich dem Stadtrath zugeschickten deßhalbigen Placate, hat letzterer remittirt.
Schleswig = Holstein, 5. Okt. Von den in den letzten geheimen Sitzungen der Landesver - sammlung gefaßten Beschlüssen haben wir nach - träglich noch folgende zu erwähnen: Die Statt - halterschaft wird aufgefordert, das Heer über die gegenwärtige Etatsstärke zu vermehren und diese Vermehrung schnellmöglichst zu beschaffen. Zu diesem Zwecke werden, außer der für das zweite Halbjahr 1850 für das Kriegsbudget bewilligten Summe von 11,261,890 Mark, noch weitere 3,292,687 Mark bewilligt. Ferner wird die Statthalterschaft autorisirt, ein weiteres halbes Prozent (außer dem bewilligten 1 Prozent) als Anleihe vom Vermögen auszuschreiben, falls sich zeigen sollte, daß der Ertrag der andern be - schlossenen außerordentlichen Ausschreibungen nicht zum Zweck des festgestellten Kriegsbedürfnisses hinreichen würde.
Rendsburg, 5. Okt. Von heute Morgen an reiht sich fast Wagen an Wagen mit Verwunde - ten, die von Friedrichstadt hier eingebracht werden. Gestern Abend gegen Sonnenuntergang begann die Erstürmung der Schanzen. Zweimal -- heißt es -- waren wir zurückgeschlagen und erst beim dritten Angriffe sei es uns gelungen, in die Stadt hineinzudringen, in deren brennenden Straßen sich noch mitten in der Nacht ein heftiger Bajonnet - kampf entsponnen habe. Gleichzeitig habe der Feind aus den Fenstern geschossen. Beim Sturm der Schanzen sind von den Unsrigen Viele ver - wundet und umgekommen, zuletzt noch durch die in die Luft gesprengten Schanzen, die vom Feinde unterminirt gewesen sind. Besonders gelitten ha - ben das 6. und 15. Bataillon. Friedrichstadt hatdie ganze Nacht gebrannt. -- Zuverlässigere Nach - richten sind erst im Laufe des Nachmittags zu erwarten.
Die Neue Leipz. Ztg. enthält über den Kampf bei Friedrichstadt, am 4. Okt. folgendes Nähere: Von der Eider, 4. Okt. Die Stadt bietet ei - nen traurigen Anblick dar. Noch stehen die Thürme der Kirche; aber es war mir schmerzlich zu hören, daß Befehl gegeben war, sie in Brand zu schie - ßen, weil sie zu bedeutende Beobachtungspunkte darboten. Die Kugeln wurden glühend gemacht. Der Commandirende selbst gab den Befehl zum schießen. Frauen und Kinder soll man aus der Stadt hinausgelassen haben, die Bürger und Dienst - mädchen aber hat man zurückbehalten.
Willisen hat aus Süderstapel vom 4. Okt. einen Bericht an die Statthalterschaft erstattet, aus dem wir Folgendes entnehmen: „ Der Sturm hat heute gegen Abend stattgefunden und ist von den Truppen mit ausgezeichneter Tapferkeit aus - geführt worden, daß er unter einigermaßen gün - stigen Verhältnissen sicher von Erfolg gewesen wäre. So aber stießen die Truppen theils auf Gräben, welche erst im feindlichen Feuer über - brückt werden mußten, theils auch auf noch nicht völlig zerstörte Werke seitwärts und rückwärts, so daß es trotz der glänzendsten Tapferkeit nicht möglich wurde, den Ort in die Gewalt zu be - kommen. Der Feind führte seine Vertheidigung mit Ruhe und Unerschrockenheit. Leider hat es nicht vermieden werden können, daß ein großer Theil der unglücklichen Stadt niedergebrannt ist. Auf die Kriegführung wird es keine entscheidende Einwirkung ausüben. Unsern Verlust schätze ich auf 2 bis 300 Mann. Auch diesmal ist der Verlust an Offizieren groß; das 6. Bataillon hat alle seine Hauptleute todt oder verwundet auf dem Platze gelassen. Auf den Geist der Truppen hat das Ereigniß in keiner Weise nach - theilig eingewirkt, und ich hoffe, daß es eben so wenig im Lande geschehen wird. “
Süderstapel, 5. Okt. Gestern hat den gan - zen Tag eine lebhafte Kanonade mit großem Er - folge stattgehabt. Es sollte um5 1 / 2 Uhr Nach - mittags gestürmt werden. Der Sturm ist nun auch, aber leider erfolglos, ausgeführt. Jn drei Colonnen rückte die Jnfanterie vor, doch kam es nur am Eiderdeiche zum eigentlichen Stürmen. Beim Anrücken, das mit „ Schleswig = Holstein “er - folgte, begann auf der ganzen Vertheidigungslinie ein mörderisches Kleingewehrfeuer. Unsere Trup - pen gingen gut vor, namentlich das 6. Bat., stie - ßen aber auf solchen Widerstand, daß man die schon genommene Schanze wieder aufgeben mußte, das 15. Bat. wich zurück, als dessen Munitions - karren in die Luft flog. Das Kanonenfeuer wur - de auch während des Sturmes fortgesetzt und ein großer Theil der Stadt, namentlich die Haupt - kirche, brannten. Gegen Mitternacht wurde das Gefecht abgebrochen Der Verlust an Todten und Verwundeten ist bedeutend. Das 6. Bat. soll von 20 Offizieren 11 verloren haben.
Hamburg, 6. Okt. Morgens 9 Uhr. (Berl. tel. Bür. ) Bei dem Sturm auf Friedrichstadt sol - len die Holsteiner bedeutenden Verlust an Manu - schaften erlitten haben, darunter 16 Offiziere. Gestern Mittag waren sie noch nicht im Besitz der Stadt. Eine gewöhnlich zuverlässige Quelle besagt, daß der Sturm abgeschlagen sei.
* Aus Baden, 6. Okt. Die Sitzung der II. Kammer, worin über Mattys Bericht, wegen den badischen Truppen berathen ward, ist zu wich - tig, als daß wir nicht ausführlich darauf eingehen sollten. Die Sitzung war zwar eine geheime, doch bieten theils der Bericht, theils das zur Oef - fentlichkeit bestimmte Endresultat, die Annahme des Commissionsberichts, theils der schon bekannte Jdeengang einzelner Kammermitglieder, theils auch einzelne Nachrichten öffentlicher Blätter, theils was in mündlichen Andeutungen in die Oeffent - lichkeit gelangte, Anhaltspunkte genug, um über den Sitzungsverlauf genauer Bericht erstatten zu können. Die II. Kammer konnte sich wundern,daß, wie aus dem Commissionsbericht erkennbar ist, der Geist der badischen Soldaten und das kameradschaftliche Verhältniß zwischen Offizieren und Soldaten schon jetzt so sehr sich entwickeln konnte, daß unsere im Lande verbliebenen Trup - pen -- etwa 3000 Mann -- ihre Erziehung in Preußen nicht mehr nöthig hätten. -- Diese Frage, sowie die damit zusammenhängende über das Wie - dereinführen der Prügelstrafe, fand aber schon nach der frühern Versicherung des Hrn. v. Baggenbach die Erledigung, indem er das Verhalten der ba - dischen Truppen unter sich, wie gegen ihre Quar - tierträger öffentlich über alles lobend erhob und zudem zu erwarten steht, daß er keine Jnhumani - tät der Offiziere gegen seine Soldaten dulden wird. Ohne Zweifel ist zu den Notizen die im Bericht vom Kriegsrath Vogelmann geliefert wur - den, über den Unterschied der Vergütungsansätze für Service, Fourage und Brod, welche, weil man in Baden diese Dinge theuerer bezahlt, als in Preußen, einen großen Mehraufwand für Baden bilden, auch das weitere Bedenken gekommen, daß die nicht einkasernirten Truppen der Preußen, die in 7 Compagnien, also über 1400 Mann beste - hen, zuerst zurückgezogen werden sollten, daß über - haupt die Besetzung Badens nur an den Kaser - nenplätzen stattfinden und die übrigen Orte frei bleiben sollten. Man könnte so den Geist des Landes besser entdecken und gegen Excesse wären Executionsbataillone stets bereit. Diejenigen, wel - che aus finanziellen Gründen, auf ein Mehreres als im Commissionsantrag enthalten ist, dringen wollten, worunter nach Aeußerungen in den frühe - ren Commissionssitzungen der Abgeordnete Hoff - mann gehören wird, konnten hervorheben, daß Baden laut dem Militärvertrag wenigstens 10,000 Mann Badener oder Preußen bereit halten und bezahlen muß, während der bundesmäßige Prä - sentstand nur 6000 Mann beträgt. Bleibe es beim Militärvertrag, so habe Baden für diesen Winter noch für 180,000 fl. Wolldecken anzu - schaffen, bezahlt das Brod um 100,000 fl. jähr - lich theuerer, als es die Preußen nach den Main - zer Tarifsätzen vergüten und die Verköstigung der 1400 Mann nicht einkasernirter preußischer Trup - pen kosteten in Baden einen Zuschuß von jährlich etwa 50,000 fl. über die Vergütungssumme die Preußen an die Kostgeber zu bezahlen habe. Diese Kosten, könnte man denken, wären zu ersparen, wenn Baden auf seinen eigenen Füßen stände und nur seine eigenen Truppen im alten Präsentstand hielte. Hiegegen wurde von „ Kennern der höhern Staatsverhältnisse “hervorgehoben, daß die finan - zielle Frage in den Hintergrund gehöre, wo es sich um das „ Dasein “handle und nicht blos um eine „ ärmliche Selbstständigkeit, wie sie die klei - nen Staaten seit 30 Jahren zu haben scheinen “. „ Auch wäre in letzterer Beziehung bei Württem - berg, Sachsen, Hessen ec. nur der Unterschied, daß die Preußen in Baden stehen, die württem - bergische, sächsische und hessische Occupation in Vorarlberg, Böhmen und bei Kreuznach. Denn kleine Staaten könnten sich nicht aufrecht zwischen Großstaaten stellen, sie müßten sich an den einen oder andern halten. Das Jnteresse der Großen diktire die Politik der kleinen und in Preußen werde es wohl noch andere Rechner geben, als der Finanzminister, und die edle Berechnung ein - leuchten, daß das Jnteresse Preußens als Groß - staat einen Zusammenhang mit Baden gebieterisch erheische, so wie umgekehrt das Geschick Badens an das des preußischen Culturstaates der allein schon die Hälfte Deutschlands ausmache, geknüpft sei u. nicht, selbst nicht in dem Militärvertrag gelöst werden dürfte. “ Diese politische Auffassung der vorliegenden Frage hat in der großdeutschen Par - tei der Kammer eine entschiedene Widerlegung ge - funden. (Schluß folgt.)
△ Aus Baden, 6. Okt. Von der Bundesbehörde in Bern ist an die Großh. bad. Regierung eine Note ergangen, worin Genugthuung für die Ge - bietsverletzung bei Schaffhausen verlangt wird.
△ Karlsruhe, 6. Okt. Kammerbericht. Bei Eröffnung der Sitzung der zweiten Kam -mer unter dem Vorsitze des Präsidenten Beck bringt der Abgeordnete Matty seine Jnterpel - lation, die Rückbehaltung der Zölle fürs 2. Quartal 1850 von Seite des k. p. Finanzmini - steriums vor. Finanzminister Angenauer beantwor - tet dieselbe dahin, daß nach einer Mittheilung des k. p. Finanzministers allerdings auch der Zollbe - trag von 34,550 Thaler für das 2. Quartal 1850 wieder zurückbehalten worden sei, weil Preu - ßen von uns eine Entschädigungsforderung zu machen habe. Die Regierung habe nicht ver - säumt die geeignete Schritte zu dieser Sache zu thun und werde dieselbe ganz nach dem Kammerbeschluß vom 28. Sept. fortsetzen. -- Matthy glaubt sich damit nicht zufrieden geben zu dürfen, und stellt den Antrag, die Sache der Budgetkommission zur Berathung zu überweisen, damit diese der Kammer Vorlage darüber machen könne. Dieser Antrag wurde einstimmig ange - nommen. Sofort richtete der Abgeordnete Jung - hanns seine gestern angezeigte Jnterpellation we - gen der rheinpfälzischen Staatsschuld an den Fi - nanzminister. Regenauer erwidert, die großherzogl. bad. Regierung habe nie unterlassen, diese Forde - rung geltend zu machen u. alle möglichen Schritte angewendet, jedoch vergebens; jetzt werde nach der Austraegalordnung weiter verfahren werden. Nach - dem noch der Abgeordnete Häusser eine Jnterpel - lation wegen des Kriegszustandes angezeigt, wird zur Abstimmung über das ganze Gesetz, die Ci - vilprozeßordnung betreffend, geschritten und dasselbe mit allen gegen 2 Stimmen (Soiron und Weller) angenommen.
Aus Thüringen, 2. Okt. Nicht minder inte - ressant ist es, wie gerade in dem als treue Ge - nossin der Union geltenden Staaten sich die ge - mäßigt liberale Presse über das Verhalten Preu - ßens in der kurhessischen Frage äußert. So heißt es, z. B. dieserhalb in den vielgelesenen „ Deut - schen Blättern aus Thüringen “: „ Will Preußen etwa in seiner Feindseligkeit gegen den Bund zu Gunsten der hessischen Demokratie einschreiten? Jn welche Lage setzte es sich dadurch? Die ganze Steuerverweigerungscomödie wird sich noch in manchen anderen Staaten wiederholen; die De - mokratie wird sich tüchtig auf Kassel beziehen und aus dem Verlauf der Begebenheiten beweisen, daß es gar keines Oberhauptes im Staate bedürfe, um Ruhe und Ordnung zu handhaben. Oder Preußen und die Union wollen bei ihrem Ein - schreiten in die hessischen Verhältnisse ganz das - selbe, was der deutsche Bund will, die Demokra - tie nämlich in die gesetzlichen Schranken weisen. Warum aber dann nicht offen mit dem Bund Hand in Hand gehen; warum ihn noch immer durch den Nichthinzutritt schwächen? Liegt darin nicht wieder das Geständniß, daß die Union etwas anderes, als das Beste des allgemeinen Vater - landes beabsichtige.
Hannover, 3. Okt. Es erscheint doch nicht ganz überflüssig, das Zeitungspublikum über die Bedeutung der Anwesenheit Herrn Detmolds in Hannover aufzuklären: Die Freude, welche man von der einen, sowie die Besorgniß, welche man von der andern Seite daran geknüpft hat, sind gleich überflüssig gewesen. Herr Detmold ist ein - fach deßhalb hierher berufen worden, um mit ihm über die brennenden Fragen des Augenblicks per - sönliche Rücksprache nehmen zu können, und ihm für gewisse Eventualitaten die geeigneten Jnstruk - tionen zu geben. Läugnen läßt sich nicht, daß allerdings in unserer Stadt das Gerücht geht, Herr Detmold sei hier, um sich wegen eigenmäch - tigen Vorgehens in der kurhessischen Frage zu rechtfertigen. Allein der Ungrund dieses Gerüchts liegt auf der Hand. Denn es würde in der That fast ebenso unverantwortlich gewesen sein, wenn Herr Stüve den hannöverschen Bevollmächtigten in einem solchen Augenblicke ohne genügende Jn - struktion gelassen hätte, als wenn Herr Detmold eigenmächtig auf dem Wege vorgeschritten wäre, welchen das Bundesrecht seiner Regierung doch mit Nothwendigkeit vorschrieb.
* Straßburg, 6. Okt. Seine königl. Hoheit der Großherzog Leopold von Baden haben dem Verfasser der Geschichte der Germanen Hrn. v. Ring die Jnsignien des Ritterordens vom Zäh - ringer Löwen nebst einem huldvollen Handschrei - ben überschickt. Es ist dies ein Beweis von dem Jnteresse, welches dieses Werk, das im Jnteresse der französischen Wissenschaft geschrieben ist, auch jenseits des Rheins findet. -- Großes Aufsehen erregt die von Seite der großh. bad. Behörde erfolgte Verhaftung eines französischen Beamten, eines Notars, wegen angeblichen Jagens auf ba - dischem Gebiet. Die Behörde in Neubreisach hat sogleich bei der badischen Regierung die nöthigen Schritte für die Freilassung des Verhafteten ge - than.
Die Nachrichten aus Turin reichen bis zum 28. Sept. Es wird unsern Lesern noch im fri - schen Angedenken sein, was man nicht alles auf - geboten hat, um an dem Hochwürdigsten Erzbi - schof Msgr. Fransoni irgend etwas zu finden, wo - rauf man eine Anklage begründen könne. Was ist bei einem solchen Verfahren nicht alles mög - lich? Der Erzbischof ist vor der weltlichen Be - hörde -- wegen Mißbrauch in kirchlichen Dingen -- mit 13 gegen 1 Stimme zur sofortigen und ewigen Verbannung und zum Verluste aller seiner Güter verurtheilt worden. Gleich nach diesem zu Turin gefällten Urtheilsspruche wurden drei Gensdarmen nach Fenestrelle geschickt, um den Hochwürdigsten Erzbischof über die Grenze zu transportiren. Die That ist himmelschreiend und verabscheuungswürdig, und es bedarf weiter keiner Worte. -- Das halbamtliche „ Pouvoir “enthält über die piemontessische Angelegenheit einen sehr bemerkenswerthen Artikel, aus welchem wir nach - folgend Einiges mittheilen: Daß Demagogen und Atheisten solche Werke vollführen, ist begreiflich. Die Philosophen des 18. Jahrhunderts, welche von den Jesuiten bekämpft, von den Parlamenten beschützt wurden, benutzten den von den Parla - menten und den Jansenisten gemeinschaftlich den Jesuiten erklärten Krieg, um diese furchtbare und berühmte Gesellschaft zu vernichten. Dann hatte man doch einen starken Feind weniger; denn die Jesuiten sind eine Schaar von Soldaten, wie d'Alembert sagte, und die Jansenisten ec. nur Guerillahaufen und Kosaken. Mag man den Papst auch für schwach halten; er ist doch ein so fürchterlicher Gegner, als daß man es wagte, ihn direkt und mit eigener Kraft anzugreifen. Das haben die Revolutionäre zu Rom erfahren. Der fliehende Papst hat sie besiegt und in alle Welt zerstreut. Die philosophischen Marquis und Abbe's schätzen sich daher glücklich, einen jungen König gefunden zu haben, der für sie die Kohlen aus dem Feuer holen soll. Man sollte kaum glauben, wie sich die Gemäßigten so täuschen lassen könn - ten. Jst es nicht traurig, daß man den Katho - liken eine so klare, so elementare Wahrheit wie - derholen muß, als die ist: der Papst ist der Kö - nig des Katholicismus; wo nur Katholiken sind, da regiert und herrscht er, nicht für sich, sondern für seine Getreuen, für seine Kinder. Der Papst ist König zu Turin, zu Paris, zu Wien ec. ; sein Königreich ist wirklicher, solider, älter und dauer - hafter, als alle Reiche der Welt, denn es ist auf den freiwilligen Gehorsam, auf die Achtung, die Zärtlichkeit und die Anhänglichkeit der Katholiken gegründet. Vom Papste, vom Bischofe verlangt man den Segen, was aber von den Königen? Der Papst hat also auch die Gesetze des Katho - licismus zu überwachen. Er hat nicht allein das Recht, es ist obendrein seine Pflicht, für die Jn - teressen des Katholicismus zu sorgen. Die Re - gierungen haben diese erhabene Herrschaft ge - wissermaßen mit einem neidischen Auge angesehen, trotz aller Versuche hat keine gegen den überwind - lichen Felsen etwas vermocht. Die Völker kom - men zuletzt immer zur Einsicht, und wissen wohl, daß auch der Papst ihr Oberhaupt ist. Für ei -nen Fürsten, der gegen den Papst kämpfen will, bleibt gar nichts Anderes übrig, als zuerst der Verführer seines Volkes zu werden, dasselbe dem Protestantismus in die Arme zu treiben, wie Heinrich VIII. es gethan. Aber andern Fürsten hat dies nicht mehr gelingen wollen. Der reli - giöse Glaube ist immerhin noch stärker, als der politische. Die Geschichte hat es bewiesen, daß die Päpste fester auf ihrem Throne sitzen, als alle Könige. Wenn daher die Piemontesen nicht in Dummheit gefallen sind, so werden sie nicht dul - den, daß der König den Papst unterdrückt, der auch ihr König ist. Die Piemontesen sind Bür - ger, aber sie sind auch Katholiken; mit dem Oberhaupte ihres Glaubens Krieg zu führen, heißt sie selbst bekriegen. Die Regierung in Piemont ist glückli - cherweise in den Händen einiger Advokaten, Lite - raten und Poeten, die sich für Philosophen hal - ten, und eine hohe Meinung von sich hegen, weil sie über die Religion und die Priester lachen. Diese großen Geister, die sich nichts aus dem Glauben machen, täuschen sich, wenn sie glauben, das Volk sei eben so gesint. Der Papst ist nicht der Philosophen Haupt, und deshalb behandeln sie ihn als Usurpator; er ist aber das Haupt des Volkes, welches glücklicherweise von ihren Hirn - gespinsten bewahrt worden ist. Und wenn es die - sen Freigeistern gelingt, das Land umzuwälzen und den König zu stürzen, wie es dem Sieyes ' 〈…〉〈…〉Camus, Mirabeau gelungen ist, Frankreich und Ludwig XVI. zu stürzen, so wird das piemontes - sische Volk doch die Philosophen = Regierung und den politischen Glauben überleben ec. -- Die Turiner Blätter enthalten nichts über den Rück - tritt des piemontesischen Cabinetes -- Nachrich - ten aus Rom vom 24. Sept. zufolge wird die Eintheilung des Kirchenstaates in funf Provinzen oder Departements dem Anscheine nach bald aus - geführt werden. Das Nähere darüber haben wir früher schon mitgetheilt. -- Hr. v. Rayneval, französischer Gesandter beim heil. Stuhle, hat dem Papste ein Schreiben des Präsidenten der Republik überreicht, in welchem dieser über die beiden jüngsthin erlassenen Edikte reine Zufrieden - heit ausspricht. -- „ Der Civilta cattolica “zu - folge ist Msgr. Amici, Generalkommissär der Mar - ken, nach Verona gesandt worden, um mit Ra - detzky über die Verminderung der Kosten zur Un - haltung der im Kirchenstaate stehenden österreich. Truppen zu unterhandeln. -- Jn Avola (Sicilien) hat ein Aufstandsversuch stattgehabt, wurde jedoch bald wieder unterdrückt.
Rom, 30. Sept. Se. Heil. Papst Pius IX. hielt diesen Vormittag im Vatican ein geheimes Consistorium, in welchem er nach einer Allocution folgende Prälaten promovirte: 1) Zum Erzbischof von Capua den bisherigen Bischof von Andria Mons. G. Cosenza, heute mit dem Purpur be - kleidet; 2) zum Erzbischof von Cambray den Bi - schof von Angouleme Mons. R. F. Regnier; 3) zum Erzbischof von Erlau den Bischof von No - senau A. Bartakovics; 4) zum Erzbischof von Mexico Mons. L. de la Garza, bisher Bischof von Sonora; 5) zum Bischof von Teramo (Ne - apel) Mons. P. Taccone, zeither Bischof von Bova; 6) zum Bischof von Brescia Mons. G. Verzeri, Domherr und Definitor in der Diöcese Bergamo; 7) zum Bischof von Treviso Mons. A. Farina, Rektor des Lycenums und Canonicus zu Vtcenza; 8) zum Bischof von Angouleme Mons. C. Cousseau, Prof. und Priester zu Poi - tiers; 9) zum Bischof von Rosenau Mons. St. Kollaresik, Canonicus zu Kaschau; 10) zum Bi - schof von Zips Mons. L. Zaboisky, Dr. Theol. und Diöcesanpriester in Kaschau; 11) zum Bischof von Hildesheim Mons. E. J. Wedekin, General - vicar und Canonicus derselben Diöcese; 12) zum Bischof von Sebaste in partibus (Cilicien) Mons. St. Dekowsky, Deputirter Suffragan und Dom - herr in Culm. Hierauf verkündigte Se. Heilig - keit folgende Cardinäle: Cardinalpriester: 1) Mons. R. Fornari, Erzbischof von Nicäa, Nuncius in Paris, geboren zu Rom den 23. Januar 1783, reservirt in petto im gehei - men Consistorium vom 21. Dez. 1846; 2) Mons. D. d'Astros, Erzbischof von Toulouse, geb. in Tours 13. Okt. 1772; 3) Mons. J. J. Bonnet y Orbe, Erzbischof von Toledo, geb. in Pinos della Valle 17. März 1782; 4) Mons. Consenza, Erz - bischof von Capua, geb. in Neapel 20. Febr. 1788; 5) Mons. J. M. H. C. Mathien, Erzbischof v. Befançon, geb. in Paris 20. Januar 1796; 6) Mons. G. J. Romo, Erzbischof von Sevilla, geboren in Cavixar 9. Januar 1779; 7) Monsigneur Th. Gousset, Erzbischof von Rheims, geboren zu Montigny-les = Cherlieur 1. Mai 1792; 8) Monsigneur M. J. G. Freiherr v. Semeran Beckh, Erzbischof von Olmutz, geb. rn Wien 21. Dez. 1797; 9) Mons. J. Geissel, Erzbischof von Köln, geb. zu Gimmeldingen 4. Febr. 1796; 10) Mons. P. P. Figueredo de Cunhae Mello, Erzbischof von Braga, geb. in Faveiro 19. Jun. 1770; 11) Mons. N. Wise - mann, Erzbischof von Westminster, geb. in Sevilla 2. Aug. 1802; 12) Mons. J. Pecci, Bischof v. Gubbio. geb. in Gubbio 13. April 1776; 13) Mons. M. v. Diepenbrok, Fürstbischof von Bres - lau, geb. in Bochold 9. Jan. 1798. Cardinal - diakone. 1) Mons. Roberto Roberti, General - auditore der apostolischen Kammer, geb. in S. Giusto bei Formo 23. Dec. 1788. Zu Ende des Consistoriums bewilligte der Papst den Me - tropoliten von Cambray, Exlau und Mexico, auch den Erzbischöfen von Port d'Espagne, von New - York, von Orleans und Cincinnati das Pallium.
Paris. Ein Apotheker aus Lorient, Namens Lagrange, hat sich seit längerer Zeit mit der Er - findung einer neuen Art von Geschossen von au - ßerordentlich mörderischer Wirkung beschäftigt. Die mit der Prüfung derselben beauftragte Commission hat vor einigen Tagen in Gegenwart des Vice - admirals Lassusse, des Contreadmirals Laguerre und des Divisionsgenerals der Artillerie Laplaee〈…〉〈…〉 Versuche damit angestellt. Das Resultat dersel - ben hat alle Erwartungen der Anwesenden bei weitem übertroffen. Jedes dieser Geschosse soll überall, wo es hintrifft, mit einer außerordent - lichen Gewalt explodiren, furchtbare Zerstörungen erregen, und alle sich in der Nähe befindenden Personen ersticken oder blenden. Die Mitglieder der Commission sagten nach Beendigung der Ex - perimente zu dem Erfinder: „ Sie sollten an der Spitze der Annalen des Friedenscongresses stehen; denn nach Jhrer Erfindung ist wohl an keinen Krieg mehr zu denken. “ Lagrange macht sich an - heischig, mit einer Kanonenschaluppe von 4 Ge - schützen in wenigen Minuten jedes Linienschiff in den Grund zu bohren. Die Regierung unterhan - delt mit ihm über den Ankauf des Geheimnisses.
Jn Cirencester, dem altrömischen Corinium, in der englischen Grafschaft Gloucester, sind um - fassende Ausgrabungen im Gang, und man hofft, sagt die „ Times “, eine ganze alte Stadt zu Tage zu fördern. Seit dem vorjährigen Fund eines ausnehmend schönen Mosaikbodens hat man nicht weniger als dreizehn andere, jedoch weniger bedeutende, aufgefunden, dazu Säulenschäfte, me - tallene und irdene Gefäße, Münzen ec. in großer Anzahl. Das „ archäologische Jnstitut “wird näch - stes Jahr seine Versammlung in Bristol halten und Cirencester besuchen.
* Würzburg, 9. Okt. Morgen Vormittags wird die feierliche Weihe und Uebergabe einer neuen Fahne an das hier garnisonirende 9. Regi - ment stattfinden. Jn Abwesenheit des Hrn. Bi - schofs wird Hr. Domprobst Thinnes diese feier - liche Handlung auf dem Exercierplatze vor dem Sanderthore vornehmen.
Frankfurt, 7. Okt. Der König von Würt - temberg traf heute Abend 6 Uhr, von Stuttgart kommend, hier ein, und nahm sein Absteigquartier im Gasthof zum „ Römischen Kaiser. “
Nördlingen, 2. Okt. Die Könige Ludwig und Otto haben von Aschaffenburg kommend auf der Durchreise nach München die hiesige Stadt berührt und sind im Hotel Wüst abgestiegen, wo die allerhöchsten Gäste das Mittagsmahl nahmen. Die städtischen Behörden machten ihre allerunter - thänigste Aufwartung, die Bürgerwehr Parade und gab Ehrenwachen ab.
Als die Könige das Hotel verließen, schrie die Schildwache aus vollem Halse dreifach don - nerndes „ Hoch! “ König Ludwig fragte in seiner cordialen Weise: Waren Sie Soldat? -- Nein, Majestät, ich bin hiesiger Bürger! -- Was ha - ben Sie für ein Gewerbe? -- Jch bin Glaser - meister! -- Ah, sagte König Ludwig, da haben Sie gewiß in den Jahren 1848 und 49 gute Geschäfte gemacht! -- Lakonischer konnte die Nördlinger Loyalität nicht bezeichnet werden.
Wien, 4. Okt. Jn der verflossenen Nacht wurde aus der hiesigen Franziskanerkirche das Tabernakel und ein werthvoller Kelch entwendet. -- Wir können die erfreuliche Mittheilung machen, daß sich das ganze Offizierskorps der Armee ein - stimmig und freiwillig erboten habe, um den Bau des Kriegsdampfschiffes „ Radetzky “zu fördeen, durch einen achtzehnmonatlichen Gagenabzug und zwar, die Stabsoffiziere monatlich 40 kr., die subalternen Offiziere 20 kr. als Beitrag zu leisten.
Madrid, 1. Okt. Der Minister der auswär - tigen Angelegenheiten schickt heute einen Courier nach Paris ab, welcher die Jnsignien des Ordens des goldenen Vließes für den Präsidenten der Republik, die Großkreuze des Ordens Karls des III. für die Minister d'Hauptpoul und Lahitte und eine Anzahl Kreuze desselben Ordens für verschie - dene Notabilitäten überbringt.
Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.
Geld. | Papier. | |
Oesterreich Bankaktien ...... | 1148 | 1153 |
„5% Metallique .... | 78 1 / 4 | 78 1 / 2 |
„4%„.... | 61 | 61 1 / 2 |
„3%„.... | 45 3 / 4 | 46 1 / 4 |
„2 1 / 2 %„.... | 41 1 / 2 | 41 3 / 4 |
„4 1 / 2 % Bethmann ... | -- | 73 |
„4%„... | -- | 64 |
„fl. 250 Loose v. J. 1839. | 97 | 97 1 / 2 |
„„500„„1834. | 155 1 / 4 | 155 3 / 4 |
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 85 5 / 8 86 1 / 8„Tthl. 50 Prämien Scheine. | 112 | -- |
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ... | 84 | 84 1 / 2 |
„4%„.... | 88 3 / 4 | 89 |
„5%„.... | 100 1 / 8 | 100 5 / 8 |
Württemberg3 1 / 4 % „.... | 82 3 / 4 | 83 1 / 4 |
„4 1 / 2„.... | 98 1 / 8 | 98 5 / 8 |
Baden3 1 / 2 %„.... | 81 1 / 2 | 82 |
„fl. 35 Loose ...... | 32 1 / 4 | 32 1 / 2 |
„„50„...... | 52 5 / 8 | 53 1 / 8 |
Nassau fl. 25 „...... | 26 | 26 1 / 4 |
Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... | 76 3 / 8 | 76 7 / 8 |
„„„25„... | 28 5 / 8 | 28 7 / 8 |
Polen fl. 300„... | 135 1 / 2 | -- |
Sardinien Fcs. 36„... | 32 3 / 4 | 33 1 / 4 |
Wegen Vorbereitung zum Oberon bleibt die Bühne am Freitag den 11. Oktober ge - schlossen und findet für die dadurch ausfallende Abonnements = Vorstellung
Donnerstag den 10. Oktober statt: Zum Erstenmale: König Renées Tochter. Lyrisches Drama von Heinrich Hertz. Jm Vers - maße des dänischen Originals übersetzt von F. A. Leo. Hierauf: Die gefährliche Tante. Lustspiel in 4 Akten und einem Vorspiele von Albini.
Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Siehe Dokumentation
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