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Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

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Nr. 255.
Würzburg, Donnerstag den 24. Oktober. 1850.

Preußische Consequenz.

Was die Union ohne Zustimmung Oester - reichs und seiner Verbündeten gethan hat, das er - klärt Hr. v. Radowitz, darf der Bundestag ohne Zustimmung Preußens nicht thun. -- Kurhessens Lage, sagt der preußische Minister, muß dieses Land in den Augen Preußens als sehr wichtig erscheinen lassen. Wir bestreiten diese Thatsache nicht, aber können nur nicht daraus folgern, daß Kurhessen, wegen seiner Wichtigkeit für Preußen, eine preußische Politik befolgen müsse, ebenso we - nig wie, daß Preußen, welches auch für den Kur - staat wichtig ist, darum die kurhessische Politik ein - schlagen muß. Der Kurfürst von Hessen darf sich ohne die Zustimmung Preußens seine Alliirten wählen, so unliebsam die Ausübung dieser Macht auch jenem Staate erscheinen mag. Wäre auch der Verfassungsstreit in dem Kurstaate nicht aus - gebrochen, wie hätte Preußen es verhindern kön - nen, daß nach seinem Beispiele Oesterreich mit jenem Lande eine Militärconvention abgeschlossen, derjenigen ähnlich, welche jetzt zwischen Preußen und Braunschweig besteht? Preußen hat sich so viele Freiheiten eigenmächtig genommen, sich so viele Rechte durch seine eigene Jnterpretation der Bundesakte beigelegt, daß es jetzt in die größten Verlegenheiten geräth, wenn andere Staaten nur ein Theilchen der Rechte für sich geltend machen, welche es selbst so kühn und so unbedacht ausge - sprochen hat. Es war ein zweischneidiges Schwert, das Preußen seit dem 26. Mai 1849 gegen seine Gegner geschwungen hat und das jetzt beginnt, tief in das eigene Fleisch zu schneiden. -- Das ist der ärgste Bankerott, den die Politik eines Staates machen kann, wenn sie gedrängt wird, einem andern Staate die Rechte streitig zu ma - chen, welche sie selbst als allgemein giltige Rechte der Welt verkündet hat. Preußen, indem es die Union bildete, vertheidigte das Recht zu Unionen. Jndem es seine Militärconvention abschloß, ver - theidigte es das Recht zu Militärconventionen. Jndem es Hamburg besetzte, anerkannte es das Recht anderer Staaten das Gebiet ihrer Alliirten auf deren ausgesprochenen Wunsch mit Besatzun - gen zu belegen. Freilich dachte Preußen damals, daß seine Union, seine Militärconventionen, seine Besetzung fremder Gebiete, die einzigen praktischen Deductionen seiner eignen schönen Theorien bil - den würden. Das Blatt hat sich jedoch gewendet, und indem Preußen jetzt gegen die Anwendung seiner eigenen Lehren protestirt, gibt es der Poli - tik, welche es bisher befolgt hat, das schmachvollste Dementi.

Göttliches Recht und menschliches Gesetz.

Ohne Religion, ohne Anerkennung eines über der Welt und den Menschen waltenden und von der menschlichen Willkür unabhängigen göttlichen Willens und Gesetzes gibt es überhaupt kein Recht, und kein Staatskünstler, der Recht machen will ohne Rücksicht auf das göttliche Recht, wird es jemals weiter zu bringen vermögen, als zu Gesetzen, deren Verbindlichkeit er selbst nicht wei - ter ausdehnen darf, als wie seine Macht reicht,denselben Geltung zu verschaffen. Es ist dies der bekannte, von blos menschlichem Standpunkte nicht unbegründete Satz, daß das Recht der Menschen nicht weiter reiche als deren Macht, -- ein Satz, der wahr ist, obschon er philosophisch klingt, ein Satz, der alle Produkte menschlicher Willkür in ebenso viele Werke der Gewalt verwandelt, und der die Wahrheit wie die Heiligkeit des Rechts an keinem andern Maßstab messen kann, als an der Zahl der Köpfe und an der Kraft der Fäuste, die hinter dem philosophischen Gesetzesfabrikanten stehen. Oder wie mag ein Mensch über einen Menschen, seines Gleichen, herrschen, wenn ihm nicht Gott die Herrschaft als ein Amt gegeben; wie mag ein Mensch das kleinste Ding sein eigen nennen, wenn nicht Gott der Herr als Oberei - genthümer durch das Gebot: du sollst nicht steh - len und nicht begehren deines Nächsten Gut sein Eigenthum geschützt? Haben Eigenthum und Herr - schaft keinen besserea Grund als menschliches Ge - setz und menschliche Gewalt: wir könnten die nicht tadeln, denen Eigenthum und Diebstahl gleichbe - deutend sind, und die nicht müde werden in Ver - suchen, ob es ihnen vielleicht auch gelingen möchte, die Herrschaft und das Privilegium der willkür - lichen Gesetzesmacherei gewaltsam zu erringen. Denn was Menschen willkürlich eingesetzt, das mögen Andere ändern; was die Gewalt erzwungen, mag die Gewalt, wenn sie's vermag, beseitigen; ist heut das Eigenthum nur heilig, weil es die Mehrheit so beschlossen hat, oder weil die Besitz - enden noch die Mächtigen, wer könnte es den Nichtbesitzenden verargen, wenn sie sich mühen die Zählung nach Köpfen zu erzwingen, oder die Macht durch gewaltsamen Aufruhr zu wechseln? Umsonst wird man im menschlichen Gesetz nach einem Rechtsgrunde suchen; Gewalt und abermals Gewalt, Aufruhr die heiligste der Pflichten, und keine ruhmvollere That als siegreiche Revolution: so steht es im Gesetzbuch Frankreichs.

Deutschland.

München, 22. Okt. Die Aufstellung des Armeekorps am Main hat folgende Dislokation und Formation. Das Hauptquartier vorläufig Würzburg, das 1. Divisionsstabsquartier Aschaf - fenburg, das 2. Bamberg. Die zur 1. Division bestimmten Truppen werden vorläufig am Unter - main von Aschaffenburg gegen Gemünden ec. und jene der 2. Divison in der Umgegend von Bam - berg auf = und abwärts des Mains postirt. Kom - mandirender: General der Kavallerie, Fürst von Thurn und Taxis mit seinen Adjutanten und ei - nem Ordonnanzoffizier. Generalquartiermeisterstab: Chef, Oberst v. Hagens, 1 Stabsoffizier, 2 Haupt - leute. Artillerie: Kommandant, Oberst Schniz - lein vom 1. Art. = Regiment, 1 Stabsoffizier. Jn - genieure: Oberst Hörmann v. Hörbach, 1 Haupt - mann, 2 Ober = oder Unterlieutenants. Komman - dantschaft des Hauptquartiers: 1 Stabsoffizier, 1 Adjutant, 2 Kompagnien des 3. Jägerbat - taillons und 1 Eskadron des 5. Chevauxlegers - Reg. als beständige Hauptquartierwache, zugleich für die Feldgendarmerie und den Bodendienst bei den Corps und den Divisionen. Sanität: als funkt. Stabsarzt Dr. Stutz, Reg. = Arzt im 2. Chev. = Reg. Administration: Chef, Oberkriegskom - missär Schultheiß; 1 Kriegskommissär, Kriegsrech - nungskommissär Schübel vom 2. Armeekorpskom - mando; 1 Verpflegungskommissär, Reg. = Quartier - meister Koch von der Hauptkriegskasse; 1 Unter - quartiermeister 2. Klasse, Fambach vom 5. Jnf. - Reg. Justiz: Stabsauditor Kohler vom 2. Ar - meekorpskommando. Post: 1 Feldpostverwalter mit Briefträgern, Postillonen und Wagen. Erste Di - vision: Divisionär, Gen. = Maj. Damboer, mit sei - nen Adjutanten; Gen. = Quartiermeisterstab, Major Schedel und Hauptmann v. Bothmer; Artillerie - kommandant, Major Kriebel vom 3. Art. = Reg. mit 1 Adjutanten; Jngenieuroffiziere, 1 Hauptm. und 1 Lieut.; Sanität, als funkt. Stabsarzt Dr. Vogel, Reg. = Arzt im 7. Jnf. = Reg.; Administration, als Verpflegungskommissär, Reg. - Quartiermei - ster Röder vom Jnvalidenhause, Aktuar Müller vom Genie = Reg. ; Justiz, Reg. = Auditor Kühner vom 6. Chev. = Regiment. I. Jnfanterie = Brigade: Generalmajor und Brigadier Graf v. Guiot du Ponteil mit seinem Adjutanten; Justiz, Reg. - Auditor Dümler vom 4. Jnf. = Reg.; das 14. k. k. österreichische Jägerbataillon, das 1. und 2. Ba - taillon des 11. und das 1. und das 2. Bataillon des 4. Jnf. = Reg. II. Jnfanteriebrigade: Gene - ralmajor und Brigadier Frhr. von Haller mit seinem Adjutanten; Justiz, Reg. = Auditor Schiber vom 1. Jnf. = Reg.; das 1. und 2. Bataillon des 1., das 1. und 2. Bataillon des 6. Jnf. = Reg. und das 1. Jägerbataillon in Frankfurt. I. Ka - valleriebrigade: Generalmajor und Brigadier v. Heilbronner mit seinem Adjutanten; Justiz 1. Ba - taillons = Auditor Feilbusch vom 2. Chev. = Reg.; 4 Eskadrons des 2. und 4 Eskadrons des. 6. Chev. - Regiments. Artillerie. 2 fahrende Batterien des 2. eine reitende des 3. Art. = Regiments und eine Mu - nitionsreserve mit einer halben Art. Kompagnie. Zweite Division: Divisionär, Generallieutenant v. Lesuire mit seinen Adjutanten; Generalquar - tiermeisterstab, 1 Major und 1 Hauptmann; Ar - tilleriekommandant, 1 Stabsoffizier des 1. Art. - Reg. mit einem Adjutanten; Jngenieuroffiziere, 1 Hauptmann und ein Lieutenant; Sanität, als funkt. Stabsarzt Dr. Sommer, Reg. = Arzt im 6. Chev. = Reg.; Administration, als Verpflegskom - missär Reg. = Quartiermeister Hausknecht vom 2. Jnf. = Reg., Aktuar Jngenhofer von der Zeughaus - hauptdirektion; Justiz, Reg. = Auditor Golch vom 3. Jnf. = Reg. III. Jnfanteriebrigade: General - major und Brigadier Frhr. v. Großschedel mit seinem Adjutanten; Justiz, Bat. = Auditor Greb im 9. Jnf. = Reg.; 1. Bat. des 9., 2. Bat. des 14., dann 1. und 2. Bat. des 10. Jnf. = Reg. IV. Jnfanteriebrigade: Generalmajor und Brigadier v. Hartmann mit seinem Adjutanten; Justiz, Reg. - Auditor Keller vom 15. Jufanterie = Regimnt, 2. _Bat. des 3., 2. des 13., dann 1., und 2. Bat. des 15. Jnf. = Reg. II. Kavalleriebrigade: Gene - ralmajor und Brigadier v. Parseval mit seinem Adjutaten; Justiz, Regiments = Auditor v. Vin - zenti im 1 Kürass. = Reg.; 4 Eskadrons des 1., 4 Eskadrons des 2. Kürass. = Reg. und 4 Eskadrons des 3. Chev. = Reg. Artillerie: eine fahrende 6pfünd - ner Batterie und eine 12pfündner Batterie des 1., eine reitende Batterie des 3. Artill. = Reg. und eine Munitionsreserve mit einer halben Artillerie -Kompagnie. Große Artill. = Reserve: 1 Stabsof - fizier der Artillerie mit einem Adjutanten, eine Kompagnie des 1. Artill. = Reg., eine Abtheilung Artilleriehandwerker und ein Feldlaboratorium.

Aus der Pfalz, 20. Okt. Wie sehr eine Partei, die stets von Versöhnung spricht, bemüht ist, Haß und Zwietracht zu erregen und die Par - teispaltung auch aufs gesellige Leben überzutragen, beweis't der Umstand, daß die einzelnen Zeugen - aussagen in dem großen politischen Prozeß Allen, welche angeschuldigt sind oder waren, lithographirt zugesendet werden. Es läßt sich leicht denken, welche Privatgehässigkeiten und Drohungen dadurch hervorgerufen werden. Uebrigens hat man Unrecht, dies der Verletzung des Amtsgeheimnisses zuzu - schreiben. Sämmtliche Zeugenaussagen müssen, der Complizität wegen, jedem einzelnen Angeklag - ten und seinem Vertheidiger mitgetheilt werden und bei dieser Gelegenheit scheint denn zu jenem, wahrhaft diabolischen Zwecke, Abschrift davon ge - nommen worden zu sein.

Die Ereignisse in Kurhessen

Vom Main, 20. Okt. Wie ich von gut un - terrichteter Hand vernehme, hat Se. kgl. Hoheit der Kurfürst von Hessen an alle deutschen Sou - veräne ein Schreiben in Betreff der jetzigen Wir - ren im Kurstaate ergehen lassen, in welchem er die Lage der Dinge und die hohe Gefährdung des monarchischen Prinzips darlegt, wenn diesem anarchischen Zustande nicht durch kräftiges Zu - sammenwirken von allen Seiten rasch ein Ziel gesetzt würde. Von Seite der Bundesversamm - lung ist energisches Einschreiten beschlossen, und dürften in den nächsten Tagen schon die Bundestruppen in Kurhessen einrücken. Allerdings glaubt man, daß dann auch preußische Truppen einrücken wer - den, aber gewiß nur, um mit den andern deut - schen Truppen im gleichen Sinne zusammenzuwir - ken, nicht um in Konflikt mit denselben zu treten. Preußen wird wohl zusehen, ehe es ein solches Wagniß beginnt, das ihm theuer zu stehen kom - men würde. Wenn nicht Alles trugt, hat man von Berlin aus an verschiedenen Thüren im Aus - lande angeklopft, um außerdeutsche Hilfe für sich zu gewinnen, was allerdings mit den deutschen Gesinnungen, mit denen man sich stets brüstet, nicht sehr harmonirt, auch sonst nicht sehr ruhm - voll ist: indessen hat man doch so viel damit er - reicht, daß man die Gewißheit erlangt hat, sich überall desavouirt und abgewiesen zu sehen.

Kassel, 22. Okt. Nachdem diesen Morgen die Direktoren der einzelnen Finanzverwaltungen auf ihren Büreaus erschienen waren, und die Ver - ordnungen, wodurch die ganze obere Finanzver - waltung umgestaltet wird, empfangen hatten, ver - ließen dieselben sofort das Finanzgebäude. Die Verordnungen haben in der Stadt eine außeror - dentliche Sensation hervorgerufen. -- Die Cholera hat bis jetzt noch nicht im mindesten nachgelassen. Heute wurde bei der Parade der Trommelschläger plötzlich von derselben ergriffen, er fiel um und mußte weggetragen werden; gleiches widerfuhr gestern einer Schildwache. Die Schulen sollen der Krankheit wegen auf vier Wochen geschlossen werden.

Kassel, 23. Okt. Es ist doch eine schöne Sache, daß utile mit dem honestum zu verbin - den, zu deutsch: vortheilhaft in Patriotismus zu machen! Das Comite für Auszahlung der Staats - dienergehalte macht dem Vernehmen nach zunächst für das formularmäßige Cessions = Jnstrument ei - nen entsprechenden Abzug, und das verhaßte Mi - nisterium Hassenpflug, oder eigentlich das Land, zahlt für die ihm geleisteten Dienste 5 Prozent Verzugszinsen und außerdem an die Hrn. Advo - katen, welche vollkommen in ihrem Rechte sind, so viel Einzelklagen anzustellen, als Gehaltsab - tretungen vorliegen -- wenn auch natürlich eine wie die andere lautet -- für jede die Prozeßko - sten ganz.

Schleswig = holsteinische Ange - legenheiten.

Rendsburg, 19. Okt. Die offizielle Verlust - liste der schleswig = holsteinischen Armee in den Ge - fechten bei Friedrichstadt und Tönning vom 28. Sept. bis 5. Okt. d. J. ist nunmehr erschienen. Gefallen sind 12 Offiziere, 10 Unteroffiziere und 51 Gemeine; verwundet 23 Offiziere, 43 Unter - offiziere und 406 Gemeine; vermißt werden 3 Offiziere, 9 Unteroffiziere und 141 Gemeine (die jedoch keineswegs alle als Gefangene anzusehen sind). Am meisten gelitten haben das 6. und 11. Bataillon, die in Summa mit resp. 211 und 149 Gefallenen, Verwundeten und Vermißten aufgeführt sind; sodann das 1. Jägercorps und das 15. Bataillon (resp. 77 und 64). Außerdem sind 2 Aerzte verwundet. Leichtverwundete, die bei ihren Truppentheilen geblieben, sind nicht mitge - rechnet.

Altona, 20. Okt. Die Gefion ist in den äu - ßern Hafen von Eckernförde gebracht und die Fort - bringung jetzt von Dänemark zugestanden worden.

Freiburg, 21. Okt. Gestern wurde bei dem Direktor der hiesigen Liedertafel Hrn. J. Heim eine polizeiliche Haussuchung vorgenommen und verschiedene Papiere namentlich Musikalien mit Beschlag belegt. -- Der berüchtigte ehemalige badische Hauptmann v. Müller, welcher später die italienische Jnsurrektion mitmachte, lebt nun als Flüchtling in der Schweiz. -- Eine Verordnung des großh. Miuisteriums des Kriegs, verfügt, daß Soldaten, welche wegen Ruhestörung, Widersetz - lichkeit gegen die öffentliche Gewalt u. s. w. in Kriegsgefangenschaft genommen sind, zur weitern Ausbildung in der Disciplin, auf 6 Wochen in Dienst genommen werden. -- Zu der deutschen Flotte im schwäbischen Meer, dem Bodensee, wird nächstens ein Schaffhauser Dampfboot, das einzige schweizerische, stoßen. Dasselbe ist in Lon - don für 6000 Pf. St〈…〉〈…〉. bestellt, soll aus Eisen construirt werden, und hat so niedrige Dampfröh - ren, daß es auch bei hohem Wasserstande unter den Brücken von Konstanz, Stein und Schaffhau - sen passiren kann. -- Heute hat hier in Freiburg die Weinlese begonnen.

Stuttgart, 22. Okt. Aus guter Quelle kön - nen wir versichern, daß das K. Ministerium des Jnnern die in den öffentlichen Blättern für Schles - wig = Holstein angekündigte Kollekte nur zum Zweck der Unterstützung der durch die Ereignisse in Schleswig und Holstein Verunglückten von Sei - ten des hiefür niedergesetzten Komites gestattet hat, und daß wegen der Art des Gebrauches die - ser Erlaubniß bereits Verfügung an die K. Stadt - direktion ergangen ist.

Stuttgart, 22. Okt. Wir sind in den Stand gesetzt, unsern Lesern die Mittheilung zu machen, daß die Verhandlungen des Staatsgerichtshofs in der Anklagesache der Landesversammlung gegen den Staatsrath Freiherrn v. Wächter = Spittler ei - nen Kostenaufwand von 2457 fl. 38 kr. verur - sacht haben, und daß diese Summe noch eine er - heblich höhere sein würde, wenn nicht ein Mitglied dieses Gerichtshofs auf Diäten = und Reisekosten - ersatz verzichtet hätte. Auch sind in obige Summe die Kosten des noch nicht vollendeten Drucks der Verhandlungen, welche voraussichtlich auf etwa 300 fl. sich belaufen werden, noch nicht einge - rechnet.

Aus Oberhessen, 20. Okt. Obgleich unsere Demokratie auf der im Juli d. J. zu Salzhausen stattgehabten Versammlung den Beschluß faßte, daß man sich im Falle der Octroyrung eines Wahlgesetzes an einem solchem Verfassungsbruch nicht betheiligen dürfe und daher der Wahl ent - halten solle, -- so ist unsere Volkspartei im Augenblicke dennoch aus purer Principienliebe dafür, daß man sich ihrerseits am bevorstehenden oktroyirten Landtage durch Wählen und Sichwäh - lenlassen betheiligel〈…〉〈…〉, zumal die Herrn Demokra - ten sich mit der Hoffnung tragen, bei den näch - sten Wahlen zu siegen, eine Hoffnung, die sie ganz besonders darauf begründen, daß bei früheren, na -mentlich bei den letzten Wahlen selbst die Höchst - besteuerten für die demokratischen Candidaten ge - stimmt hätten. Würde nun diese Hoffnung sich erfüllen, dann würde es den Volksfreunden noch gelingen, das verhaßte Ministerium Dalwigk zu stürzen. Dies der neue Operationsplan unserer Demokratie, die jetzt nicht mehr aus Demokra - ten oder Republikaner , sondern aus lauter Volksmännern besteht. Sollte es unter solchen Umständen nicht an der Zeit sein, die Conserva - tiven allen Ernstes zu ermahnen, diesmal besser als früher ihre Pflichten zu erfüllen und einmal die Schlafmützen bei Seite zu legen, damit der Regierung nicht neue Verlegenheiten bereitet und dem Lande nicht neue Lasten aufgebürdet werden?

Weimar, 20. Okt. Das gestrige Regierungs - blatt brachte die mit dem letzten Landtage verab - schiedete neue Verfassung für das Großherzogthum. Dieselbe ist jedoch kein ganz neues Werk, sondern es bildet die von dem Großherzog Karl August zuerst verliehene Verfassung die Grundlage, was auch schon in der Ueberschrift Revidirtes Grund - gesetz über die Verfassung des Großherzogthums vom 5. Mai 1816 hervortritt. Das revidirte Grundgesetz ist viel kürzer geworden als das frü - here, indem das Wahlgesetz nicht mit in die Ver - fassung aufgenommen worden ist, daher auch eine Aenderung des Wahlgesetzes im Wege der ge - wöhnlichen Gesetzgebung möglich ist, während zu einer Aenderung der Verfassung Anwesenheit von drei Vierteln der Landtagsabgeordneten, eine Ma - jorität von zwei Dritteln und ein achttägiger Zwi - schenraum zwischen Beschlußfassung und Berathung erfordert wird. Sehr wichtig sind die Bestim - mungen des revidirten Grundgesetzes über das Steuerverwilligungsrecht. Kommt nämlich bis zum Schlusse der dreijährigen Finanzperiode eine Ver - einbarung über das Budget nicht zu Stande, so können die früher verwilligten Steuern noch sechs Monate forterhoben werden. Vom Ablaufe die - ser sechs Monate an darf nur noch das, was zur Erfüllung derjenigen Staatsverbindlichkeiten erfor - derlich ist, deren Leistung im Rechtswege von der Staatskasse gefordert werden kann, vom Abwurfe des Staatsgutes, von indirekten Steuern und aushilfsweise von weiter auszuschreibenden Steu - ern verausgabt werden. Die Landtage selbst zer - fallen in ordentliche und außerordentliche; die or - dentlichen werden im letzten Jahre der dreijähri - gen Finanzperiode zusammengerufen, die außeror - dentlichen nach besonderer Anordnung des Landes - fürsten. (D. Allg. Z.)

Eisenach, 21. Okt. Heute früh 1 Uhr weckte eine Estafette unsern Bezirksdirektor; sie brachte die Nachricht von der Ankunft eines preußischen Truppencorps von 4000 Mann, die theils hier bleiben, größtentheils aber die nahegelegene kur - hessische Grenze besetzen würden. Wirklich kamen heute Mittag 4000 Mann in Extrazügen an und wurden größentheils mit denselben alsbald weiter befördert. Heute Abend sind noch 4000 Mann, unter ihnen auch reitende Artillerie, angesagt; sie sollen auch zum Theil in die an Bayern grenzen - den Ortschaften des Eisenacher Oberlandes verlegt werden. Die Marschordre von Berlin kam per Telegraph gestern Abend 9 Uhr in Erfurt an, und schon um 10 Uhr ward Generalmarsch ge - schlagen. -- Jn Fladungen (an der eisenach - bayerischen Grenze) sollen bereits Bayern einge - rückt sein.

Schwerin, 18. Okt. Nicht ganz unerwartet circuliren hier allerlei Gerüchte von einer bevor - stehenden Ministerkrisis. Ohne dieselben verbür - gen zu wollen, theilen wir nur mit, daß die Her - ren von Bülow und v. Brock ihre Entlassung gegeben haben und v. Dewitz = Miltzow und von Blücher = Kuppentin zu deren Nachfolgern bestimmt sein sollen; nur v. Schröter würde als Minister - Präsident bleiben,

Hannover, 20. Okt. Die Ministerkrisis ist zu Ende; das Ministerium Bennigsen = Stüve bleibt einstweilen im Amte. Stüve hat sich, einer Kor - respondenz der N. Bremer Ztg. vom 18. d. M. zufolge erboten, sein Entlassungsgesuch zu -rückzunehmen, wenn der König auf drei Bedingun - gen eingehe: 1) den Hauptmann Grafen v. Pla - ten aus seiner Nähe zu entfernen; 2) die stän - disch berathenen organischen Gesetze zu publiciren; 3) dem Legationsrath Detmold Jnstruktion zu ertheilen, in Frankfurt auf Wiederherstellung des Bundes, aber mit einem Volkshause, zu drin - gen. Eine gleichlautende Nachricht bringt die ministerielle Correspondenz des Hamb. Corr.

Oldenburg, 19. Okt. Das Erwartete ist geschehen. Durch großherzogl. Verordnung vom heutigen Tage ist der Landtag aufgelöst und ein neuer auf den 18. Dez. d. J. berufen, dessen Dauer auf 8 Wochen bestimmt ist. Die Neu - wahlen sollen sofort vorgenommen werden.

Wien, 19. Okt. Außerordentlich befriedigt ist der Kaiser aus Bregenz zurückgekehrt, zumal soll die Begegnung mit dem Könige von Würt - temberg, der im Glanze seines militärischen Ruh - mes erschien, Eindruck auf ihn gemacht haben. Man spricht davon, daß das Husarenregiment, dessen dermaliger Jnhaber der König ist, auf alle Zeiten seinen Namen tragen solle, eine Auszeich - nung, die nur der Kaiser Alexander, Erzherzog Karl, Wellington und der verstorbene Friedrich Wilhelm III. genießen, als bleibendes Gedächt - niß an die französischen Feldzüge. -- Die bessere Erkenntniß, welche, wie es scheint, der württem - bergischen Landesversammlung gekommen ist, hatte die Frage einer österreichischen Jntervention vor - läufig beseitigt und die Verständigung der beiden Monarchen wird nur dazu beitragen, jene Erkennt - niß zu erhalten und den demokratischen Elemen - ten der Kammer die nöthige Mäßigung anzuem - pfehlen. Wenn wir gut berichtet sind, so ist von politischen Gegenständen vornehmlich einer betreffs gemeinschaftlicher und nächster Maßregeln bera - then worden. Dieser ist die Besetzung Badens durch Preußen, welche der König von Württem - berg mit doppelt mißgünstigen Augen betrachtet, als durch die Abtretung des Hohenzollern ohne - dies die preußische Macht im Herzen seines Lan - des Fuß gefaßt hat. Es ist wohl anzunehmen, daß, wenn sich das Berliner Cabinet zur Zurück - ziehung seiner Truppen aus Baden und umge - kehrt der Heimsendung der badischen Truppen in ihr Vaterland verstehen würde, man ihm in sei - nen norddeutschen Unionsplänen freiere Hand be - lassen und keinesfalls principielle Hindernisse be - reiten würde.

Stettin, Die preußische Regierung hat in England zwei Kriegs = Dampfregatten, jede mit sechs 25pfündigen Bomben = Kanonen, angekauft. Sobald der preußische Adler hierher zurückge - kehrt ist, werden auf ihm 4 Offiziere, 4 Unter - offiziere und 30 Mann nach England abgehen, um die beiden Fahrzeuge dort in Empfang zu nehmen und hierher zu geleiten, wo sie alsdann armirt und zu einer großen Uebungsreise mit der Mann - schaft ausgerüstet werden sollen. Das Commando wird wahrscheinlich der Lieutenant Jachmann oder Herrmann übernehmen.

Jtalien.

Schreiben des heiligen Vaters Pius IX. an den Erzbischof von Vercelli. Unserem Ehrwürdi - gen Bruder Alexander, Erzbischof von Vercelli, Gruß und apostolischen Segen. Wenn die höchst traurigen Ereignisse, die sich in Piemont tagtäg - lich anhäufen, Dir sowohl, wie auch Unsern üb - rigen Ehrwürdigen Brüdern, den Bischöfen der Kirchenprovinz Vercelli, den größten Schmerz ver - ursacht haben, so können Wir die tiefe Betrübniß oder vielmehr den Kummer, die unser Herz quä - len und zerreißen, unmöglich mit Worten wieder - geben. Jndem wir aber fest vertrauen, daß Un - sere Ehrwürdigen Brüder die Bischöfe des ganzen Königreiches, die Geistlichkeit und alle noch guten Gläubigen mit der Kraft der himmlischen Gnade, welche vom allmächtigen Gotte erfleht werden muß, muthig und mit großer Seele widerstehen werden, haben wir es für nothwendig erachtet, Allen auseinanderzusetzen, welches das wahre Sach -verhältniß und der Stand der Dinge ist, damit sie nicht überlistet oder in Jrrthum geführt wer - den. Der apostolische Stuhl ist, einer liebenden Mutter gleich, stets bereit, seine wohlwollende Hand auszustrecken, um geeignete Mittel anzuwenden, und die Wunden zu heilen, die jenem Theile der Kirche Jesu Christi geschlagen werden. Dieses Ziel, was Uns so sehr am Herzen lag, hat aber nicht erreicht werden können, wie wir es gewünscht hätten. Wie könnten in der That Unterhandlun - gen eröffnet werden, die den Weg zu Conferenzen bahnen, und Traktate, welche über die nothwen - digen und gerechten, der Kirche zu gewährenden Freiheiten enthalten, herbeiführen sollen, da die piemontesische Regierung durch den jüngst zu Uns gesandten achtbaren Mann behauptet, daß sie, in - dem sie unlängst die bekannten Gesetze promulgirte, nur von ihrem Rechte Gebrauch gemacht habe; wodurch allerdings jedes vorhergehende Benehmen mit dem apostolischen Stuhle ausgeschlossen wird, ungeachtet doch zwischen dem heiligen Stuhle und dieser Regierung eine feierliche Convention existirt. Nicht genug, daß dieser Mann ein so absurdes und unhaltbares Prinzip aufstellt, er wagt es gar noch, hinzuzufügen, daß zur Wiederherstellung des Friedens der piemontessischen Kirche Nichts wirk - samer sein würde, als Unseren Ehrwürdigen Bruder Aloysius Fransoni, Erzbischof von Turin, zur Ab - dankung seines Stuhles zu zwingen, um dann desto leichter den Weg anzubahnen, eine neue Uebereinkunft, zur Regelung anderer Angelegen - heiten, welche zur piemontesischen Kirche gehören können, abzuschließen. Du siehst wohl, Ehrwür - diger Bruder, daß dieses Ansinnen und diese Handlungsweise dahin zielen, den heiligen Stuhl an der Schwächung und Ausrottung jener heilsa - men Grundsätze, auf welche er selbst vorzugsweise sich stützt, mit theilnehmen zu lassen, und ihn zu bewegen, einen ausgezeichneten, und in jeder Hin - sicht lobenswerthen Bischof, der schon sehr betrübt und verfolgt worden ist, zu strafen, weil er seine Pfarrer belehrt hat, welchen die Sakramente zu spenden, und welchen sie zu verweigern seien: eine Gewalt, die, wie ein Jeder weiß, einzig und al - lein der Kirche zusteht. Wie könnte überdies der apostolische Stuhl einer neuen Uebereinkunft Glau - ben schenken, da ein anderes feierliches Concordat verachtet und mit Füßen getreten wurde, von wel - cher sicherlich zu beklagenden Handlung die pie - montesische Regierung nicht einmal Erwähnung gethan haben will. Mit dem bittersten Schmerze thuen Wir dieses Alles kund, Ehrwürdiger Bru - der, damit Du einsehest, daß durch das Benehmen jener Regierung, der Wir entgegenkommen woll - ten, Unsere heißesten Wünsche vereitelt sind. Und Wir können sicherlich nicht dahin gelangen, ohne Zugeständnisse zu machen, die dem heil. Stuhle und Unserem eigenen Gewissen zum größten Nach - theile sein würden. Erhehen wir deshalb unsere Augen zum Himmel, beten wir mit demüthigem Herzen und beschwören den Geber und Erhalter des Glaubens, Jesum Christum, damit er, in dessen Händen die Herzen der Menschen sind, mit seiner allmächtigen Kraft Jene auf die Wege der Wahrheit und der Gerechtigkeit führen, damit er mit seiner göttlichen Hülfe allen Guten Stärke verleihen und sie entflammen möge, die Wahrheit und Gerechtigkeit zu beschützen. Aus innerstem Herzen geben Wir Dir und den andern Ehrwür - digen Brüdern, Deinen Suffraga = Bischöfen, sowie sämmtlichen Geistlichen jener Diöcesen und allen getreuen Gläubigen den Beweis Unseres besonde - ren Wohlwollens, und das Unterpfand aller himm - lischen Gnaden, den apostolischen Segen. Gege - ben zu Pom in St. Peter, Pius IX., Papst am 6. Sept. 1840. Jm fünften Jahre Unseres Pontifikates.

Belgien.

Brüssel, 20. Okt. Gestern haben die Exkö - nigin Amalie und die ganze königliche Familie in der Schloßkapelle zu Laeken gemeinsam das hei - lige Abendmahl empfangen. Heute früh hörte die Erkönigin mit zweien ihrer Kinder eine stille Messe in der Pfarrkirche zu Laeken, wo sie nachher dasGrab der Königin Luise besuchten und dasselbe mit Weihwasser besprengten. Die Abreise der Exkönigin mit ihren Angehörigen nach Claremone, welche auf heute festgesetzt war, ist bis morgen Vormittag verschoben worden.

Amerika.

San Francisco, 15. August. Während das Land täglich an Reichthum und Bevölkerung zu - nimmt, haben wir schon das sehr traurige Ereig - niß, den Ausbruch einer Revolution zu melden; denn nichts anderes, als eine gehörig organisirte Revolution durch Presse und Association sind die letzten Ereignisse in Sacramento, von wo uns noch so eben vor Postschluß genauere Nachrichten zugehen. Schon seit etwa einem halben Jahr ka - men hier mehrere Publicisten aus New = York und Boston an, welche eine Zeitung, die Sacramento Times , gründeten und ihre socialistischen Lehren ganz nach der Methode der New = Yorker Tribune predigten. Der Philosoph Greelay, ein langjäh - riger Mitarbeiter des letztgenannten Blattes, wurde Hauptredakteur der Times, und nun wur - den die verdrehtesten Lehren gegen das große Ei - genthum gepredigt, namentlich bot ihnen der Län - derbesitz in Californien einen sehr reichen Stoff. Die Squatters, welche sich auf solchen Ländereien ansiedelten, behaupteten geradeswegs, daß sie das - selbe Recht hätten, diese Niederlassungen zu be - sitzen, als der sich als Eigenthümer ausgebende Besitzer, sie forderten den Nachweis der Besitztitel und erkannten solche als fingirte Dokumente nicht an, es kam darauf zu Klagen bei den Justizbe - hörden und auch wohl zu einzelnen Thätigkeiten, die ersteren mußten natürlich den Besitzern Recht geben, und so wurden die Squatters von den Be - sitzungen durch die Behörden vertrieben. Alle diese Punkte wurden eifrig benutzt, um in der Presse, in der sich noch ein inzwischen erschienenes Wo - chenblatt fand, welches dieselben Prinzipien des Socialismus verfocht, discutirt zu werden und die ursprünglichen Besitzer des Landes zu kritisiren. Auch hatten die Redakteure in Sacramento einen bedeutenden Anhang, der in Versammlungen über dieselben Fragen berieth. Als nun am 10. d. M. eine Anzahl Squatters verhaftet wurden, welche sich der gerichtlichen Ex = Mission widersetzt hatten, fand schon ein kleiner Auflauf statt, der sich je - doch bald verlief, doch am 14. d. M. Morgens zog eine Masse, aus etwa 100 Menschen be - stehend, nach dem Gefängniß, um sie zu befreien, der Major rückte mit sämmtlicher Polizeimann - schaft aus und es gelang ihm, für den Augenblick die Menge zu zerstreuen, doch schon gegen 10 Uhr Morgens hatte sich der Haufe auf 800 bis 1000 Menschen angesammelt, welche denn auch wirklich das Gefängniß stürmten und die Gefan - genen befreiten; die Polizeimannschaft hatte in - zwischen von ihren Waffen Gebrauch gemacht und mehrere waren von den Anführern gefal - len, darunter ein Dr. Rudolph, welcher den Hau - fen anführte, doch nun zogen die Jnsurgenten ihre Schußwaffen und es gab eine gräßliche Scene. Der Major, der Sheriff, der Steuer = Obercon - trolleur und viele Polizeisoldaten blieben auf dem Platze; es herrschte die fürchterlichste Verwirrung. Die Jnsurgenten wurden immer stärker durch Zu - zug, den sie von den Arbeitern aus der Umge - gend erhielten; die Polizei wurde von vielen be - waffneten Bürgern der Stadt unterstützt und schon gegen Mittag erschien ein gedrucktes Manifest der Jnsurgenten im socialistischen Styl; sie erklärten darin die Aneignung des Länderbesitzes für eine unrechtmäßige, die Behörden als solche, die von den Besitzern ausschließlich eingesetzt seien, ihre Aussprüche mit der Verfassung der Union im Widerspruch stehend, und daß man unter solchen Umständen die Waffen ergreifen müsse um die Rechte Aller zur Anerkennung zu bringen. Es wird demnach Sacramento und die Umgegend in Kriegszustand erklärt, und Jeder, der Leben und Eigenthum geschützt wissen wolle, aufgefordert, sich den Jnsurgenten anzuschließen, anderenfalls würde mit der Gewalt der Waffen verfahren werden. Der Tag ging unter dem größten Schreckender Einwohner vorüber, doch fanden sonst keine Gewaltthaten statt. Am folgenden Tage früh Morgens kam eine bedeutende Masse Volkes in die Stadt geströmt, es herrschte der größte Ter - rorismus; einige, die bei verübten Gewaltthaten am Eigenthum Widerstand fanden, mordeten, an - dere zündeten Häuser an; bei Abgang des Be - richtes herrschte Schrecken und Angst. Was flie - hen konnte, floh; es sind Stafetten nach San Jose und nach San Francisco abgesandt, um schnelle Hülfe zu verlangen, und wirklich befinden sich be - reits Compagnien der Bürgergarde und Feuer - lösch = Mannschaften unterwegs; der Major von hier ist aufgebrochen mit zwei Compagnien, und hat eine Aufforderung an die Bürger erlassen, ihm zu folgen.

Vermischte Nachrichten.

Hr. Tirel hat in einer Flugschrift: Die Re - publik in den Kutschen des Königs nachgewiesen, wie die provisorischen Regenten nach der Februar - Revolution nichts Eiligeres zu thun hatten, als sich der Pferde und Wagen des Tyrannen zu eigenem Gebrauche zu bemächtigen. Republikaner Ledru = Rollin war auch darin antik = tugendhaft: er nahm für sich und seine Familie vorlieb mit fünf Wagen und 22 Pferden, nebst zehn Kutschern und einem Vorreiter. Leider dauerte diese politische Kunstreiter = Herrlichkeit nicht lange, und Bürger Ledru = Rollin sah sich bald wieder von dem hohen Pferde herunter auf den Esel gesetzt. Auch die Bürger Caussidière, Armand Marrast, Garnier Pagès, Floccon, Trélat, Clement Thonas, sowie Crémieux und Arago, legten sich sogleich Pferde und Wagen aus dem königl. Marstall zu. So schreibt Hr. Tirel: Der Bürger Jsaak Crémieux bediente sich der Britschke Cerberus, bespannt mit den Pferden Judas und Grison. Wobei zu be - merken, daß Grison auf Deutsch nicht allein Grau - bart, sondern auch Esel heißt. Unter den von Le - dru = Rollin getendenzten Pferden befand sich auch ein Trompeur (Betrüger), ein Rôdeur (Land - streicher), ein Envieux (Neidhammel). ein Filou (Gauner) u. s. w.

Neuestes.

* Würzburg, 24. Okt. Heute früh um halb 8 Uhr verließ das 1. Bataillon des 9. Regiments unsere Stadt, um seinen Marsch nach Bamberg anzutreten.

München, 22. Okt. Der Abmarsch der bei - den Bataillons des Jnfanterie = Regiments König ist vorläufig eingestellt worden.

Aschaffenbug, 23. Okt. Schon länger ging das Gerucht um, in der unmittelbaren Nähe des Beobachtungscorps am Main befänden sich preußische Beobachter . Diesem Gerüchte gibt nachstehender Vorfall eine ziemliche Bestätigung. Es saßen nemlich im Adler mehrere bayerische Offiziere und andere Gäste zusammen, die Con - versation drehte sich um die hessischen Zustände und jeder der Anwesenden gab sein Votua ab, nur einer schwieg. Dies war ein harmloser Kauf - mann, der in Tuch machte und sich nicht um Politik kümmerte. Diesem gegenüber saß ein bayerischer Offizier, welcher den schweigsamen Gast fixirte, denn dessen Züge verriethen einen andern Geist, als den kaufmännischer Spekulation, und überdies hatte unser Bayer sein vis-à-vis schon gesehen; durch längeres Beobachten ward die Ver - muthung zur Gewißheit, daß der Kaufmann ein preußischer Offizier sei, mit welchem der Bayer in Schleswig = Holstein den Dänen gegenüber ge - standen. Letzterer wandte sich daher plötzlich mit der Frage an den Fremden: Herr Kamerad, Sie schämen sich wohl Jhrer Uniform? Der Preuße ist darob ganz verblüfft, entferat sich eilig und verliert auf dem Rückzuge seine Visittenkarte, welche seinen Namen und Stand als k. preuß. Offizier enthält. (Ein schöner Beleg für die sogenannte preußische Ehre )

Frankfurt, 21. Okt. Das einzig interessanteNeue was ich mittheilen kann, ist daß in der preußischen Armee das lange gefürchtete Inter - dictum quarum barbarum erlassen worden ist, und daß in Folge desselben die Knebelbärte sammt und sonders weichen müssen, während den Schnurr - und Backenbärten noch einige Frist octroyirt ist. Jm Großherzogthum Hessen ist man, wie die jüngsten Tage durch die That gelehrt haben, da - mit beschäftigt eine Epuration des Beam - tenstandes vorzunehmen.

Frankfurt, 23. Okt. Gestern Nachmittag ist der Oberbefehlshaber des 2. bayerischen Ar - meekorps, General Fürst v. Thurn und Taxis, hier angekommen und im römischen Kaiser abge - stiegen. Seine Durchlaucht fuhren gleich nach ih - rer Ankunft zu dem Grafen Thun und hatten mit demselben, so wie mit mehreren andern Ge - sandten, eine lange Unterredung. Darauf besich - tigte der Fürst die bayerische Kaserne, erhielt Abends von der Musik des bayerischen Jägerba - taillons eine Serenade, empfing das bayerische und österreichische Offizierkorps und begab sich sodann noch am späten Abend zu dem von Wil - helmsbad herübergekommenen Kurfürsten von Hes - sen. Das hier garnisonirende 14. österr. Jäger - bataillon erhielt von dem Fürsten noch in der Nacht Marschbefehl und hat sich vor der Hand nach Aschaffenburg zu begeben. Schon morgen in der Frühe wird es Frankfurt verlassen und an seine Stelle das erste bayerische Bataillon ein - rücken, das aus Rheinbayern kommt.

Heidelberg, 21. Okt. Es steht unserer Uni - versität, wie wir vernehmen, ein neuer Verlust bevor. Hofrath Zoepfl soll einen sehr vortheil - haften Ruf von München aus erhalten haben, wonach er keinen Anstand nehmen könnte, in sein Vaterland Bayern zurückzukehren. (F. O. = Z.)

Stuttgart, 20. Okt. So eben verbreitet sich hier die Nachricht, daß eine unserer Brigaden den Befehl erhalten hat sich mobil zu machen.

Wiesbaden, 22. Okt. Jn der heutigen 18. Sitzung des Landtags hat das Staatsministerium offiziell die Verlobung Sr. Hoh. des Herzogs mit Jhrer Durchl. der Prinzessin Adelheid Marie von Anhalt = Dessau angezeigt.

Jnteressant ist es uns, aus dem Lloyd zu erfahren, daß der Toast des Königs von Würt - temberg bei dem Königsmahl zu Bregenz noch weit entschiedener gelautet hat, als er in dem Berichte der Allg. Ztg. wiedergegeben wurde. Der ritterliche Greis rief nämlich am Schlusse seiner Rede mit jugendlichem Feuer: Wenn S. Majestät der Kaiser befiehlt, so werde ich marschiren!

Von der böhmischen Grenze, 17. Okt. Wie ich vernehme, wird für den Fall, daß es wirk - lich Ernst werden sollte, Feldzeugmeister Baron Heß neben dem Erzherzog Albrecht das Oberkom - mando über das böhmische Truppenkorps erhal - ten. Die Dispositionen sind bereits in der Art getroffen, daß das ganze Korps binnen wenig Tagen nach allen Seiten hin verwendbar ist.

Berlin, 20. Okt. Die Rückantworten der bisher verbündeten Staaten auf die preußischen Vorschläge über die fernere Gestaltung der Union werden das Bündniß vom 26. Mai vielleicht noch wei - ter alteriren. Von Baden, Nassau und Schwerin ist es bekannt, daß sie der Union nicht besonders zugethan sind; aber auch Braunschweig und Ol - denburg sollen, wie glaubwürdig mitgetheilt wird, nicht mehr mit der gegenwärtigen Unionspolitik einverstanden, und geneigt sein, sich ihr ferner anzu - schließen. Träte dieser Fall ein, so würde Preu - ßen im nordwestlichen Deutschland, wie im Süd - westen, an politischem Einfluß bedeutend verlieren.

Berlin, 21. Okt. Wir haben vor einiger Zeit berichtet, daß die Majorität im Minister - rathe den Beschluß gefaßt hat, der Kammer so - fort bei ihrer Eröffnung das Budget für 1851 vorzulegen, daß die Minorität dagegen geltend zu machen gesucht hat, das Budget erst später und vorerst die deutsche Frage als Gegenstandeines Vertrauensvotums vorzulegen. Dem Be - schlusse gemäß wird nun das Budget sofort vor - gelegt werden, die Opposition aber wird höherem Vernehmen nach die Ansicht der Minorität des Ministerrathes adoptiren und versuchen, durch Kammerbeschluß die Berathungen über das Bud - get hinauszuschieben, um vorerst die politischen Fragen zur Entscheidung zu bringen.

Erfurt, 19. Okt. Als Curiosum theile ich Jhnen noch mit, daß in einigen Räumen des einstigen sogenannten Unionsparlaments jetzt eine Nähschule für arme Mädchen etablirt ist.

Vreslau, 19. Okt. Es kann aus verbürgter Quelle versichert werden, daß der Pseudo = Altieri an der russischen Grenze verhaftet worden und seinen Einzug in Warschau nicht als päpstlicher Legat, wie aus Danzig früher berichtet worden, sondern als russischer Gefangener gehalten hat.

** Von der Schweizergrenze, 20. Okt. Ei - nem uns zufällig zu Gesicht gekommenen amtli - chen Berichte entnehmen wir, daß innerhalb einem Monat 200 Ungarn aus der Lombardei nach Lu - gano desertirt sind.

Bern, 20. Okt. Der aus Sardinien ver - bannte Erzbischof von Turin, Franzoni, befindet sich gegenwärtig in Genf in der Nähe des aus Freiburg verbannten Bischofs Marilley.

Genua, 15. Okt. Der hier erscheinende Cattolico bestätigt die Angabe, daß Pinelli Rom nicht freiwillig verlassen, sondern seinen Paß zu - rückgeschickt erhalten habe.

T. D. 1) Wien, 22. Okt. Zwei Armeekorps, ein innerösterreichisches und ein mährisches, sollen mobil gemacht werden.

2) Berlin, 23. Okt. Se. Maj. der Kaiser von Oesterreich wird morgen (24. d. M.) Wien verlassen, um sich nach Warschau zu begeben. Al - lerhöchstderselbe wird durch den kgl. Flügeladju - tanten, Generallieutenant v. Lindheim, im Namen unseres Königs in Oderberg begrüßt werden.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Frankfurter Cours. Den 22. Oktober 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien ......11541159
5% Metallique ....78 1 / 478 1 / 2
4%....61 1 / 262
3%....45 3 / 446 1 / 4
2 1 / 2 %....4141 3 / 4
4 1 / 2 % Bethmann ...--73
4%...--64
fl. 250 Loose v. J. 1839.96 1 / 297
5001834.154 1 / 4155 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.81 7 / 882 3 / 8
Tthl. 50 Prämien Scheine.112--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ...8484 1 / 2
4%....88 3 / 489
5%....100 1 / 8100 3 / 8
Württemberg3 1 / 4 % ....82 3 / 483 1 / 4
4 1 / 2....98 1 / 898 5 / 8
Baden3 1 / 2 %....81 1 / 282
fl. 35 Loose......32 1 / 432 1 / 2
50......52 5 / 853 1 / 8
Nassau fl. 25 ......2626 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose...76 3 / 876 7 / 8
25...28 5 / 828 7 / 8
Polen fl. 300...135 1 / 2--
Sardinien Fcs. 36...33 3 / 833 7 / 8

Theater = Anzeige

Freitag, den 25. Okt. 1850.

Gastspiel der Fräulein Meller von Stadttheater zu Danzig. Marie, oder: Die Regimentstochter. Komische Oper in 2 Akten von Donizetti. vorher: Der Lügner und sein Sohn. Lustspiel in 1 Akt, nach Collin D'harleville bearbeitet.

(Berichtigung. ) Jn dem gestrigen ersten Leit - artikel Zeile 16 von Oben ließ Königseiche statt Königreiche.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
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Extent4 images; 6127 tokens; 2550 types; 43956 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDie Bayerische Presse Eine constitutionell-monarchische Zeitung. . Würzburg (Bayern)1850.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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