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Nr. 261.
Würzburg, Donnerstag den 31. Oktober. 1850.

Amtliche Nachrichten.

Auf die I. Assessorstelle an dem königl. Land - gerichte Würzburg l. M. wurde der erste Assessor des Landgerichts Königshofen, Franz Joseph Hart - laub und auf die I. Assessorstelle des Landgerichts Königshofen der erste Assessor des Laudgerichts Münnerstadt, Franz Wiesner, beide ihrer Bitte gemäß versetzt; zum I. Assessor des Landgerichts Münnerstadt wurde der II. Assessor des Landgerichts Werneck, Franz Xaver Meyer, und zum II. As - sessor des Landgerichts Werneck, der Accessist der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, K. d. J., Matthäus Mann von Dettelbach aller - gnädigst ernannt.

Deutschlands Zustände.

sym43 Ewald, der berühmte Orientalist, und ei - ner der sieben Göttinger Professoren gibt im zwei - ten Hefte der Jahrbücher für biblische Wissen - schaften sein Urtheil ab, welches folgendermaßen lautet: Fürst gegen Fürst, Deutscher gegen Deutschen, völlige Zerstörung und zerstörender Gegensatz der Ansichten und Bestrebungen bis in die einzelsten Beziehungen, in Folge davon immer größere Verengung des Blickes und des Zieles, immer stärkere Selbstfurcht und Selbstsucht, immer wei - terer Einbruch des verkehrten kleinlichen schwachen Handelns: dies ist im Großen die Geschichte Deutschlands seit sechs bis sieben Jahrhunderten und das unendliche Wehe, welches weder ein hechingi - sches oder homburgisches, noch ein preußisches oder österreichisches Vaterland aufheben kann. Fürsten und Adel hatten schon längst vor der Reforma - tion ein deutsches Vaterland verloren, und welche furchtbaren Greuel der Ansichten wie der Thaten daraus gerade zunächst in diesen Höhen der Ge - sellschaft schon lange vor dem dreißigjährigen Kriege hervorgehen, kann man mehr als hinläng - lich aus der Geschichte der Grumbach'schen Hän - del in Franken erkennen. Auch das unsägliche Unheil, welches die deutsche Geschichte der letzten Jahre bezeichnet, fließt zuletzt nur aus dieser Quelle, diesmal aber (und das ist das eigentliche Neue) ursprünglich weit mehr durch die Schuld der Sprecher und Rathgeber des gemeinen Volkes, als durch die Fürsten und den alten Geburtsadel. Was edel und was nothwendig war an der deutschen Er - hebung des Jahres 1848 war allein dies endlich klar und stark gewordene Streben nach Wieder - stellung eines deutschen Reiches: dies konnte ge - lingen, wenn Gagern und alle damals zu öffent - lichem Wirken Berufenen den ursprünglichen Ge - danken in seiner vollen Reinheit und Gewalt fest - gehalten, wenn sie von der einen Seite alle Fran - zöselei und alles Unchristenthum, von der anderen alles Liebäugeln mit Ungarn, Jtalien und Polen aufs strengste und festeste vermieden, und statt an der deutschen Bundesversammlung eine unedle Rache zu nehmen, vorläufig nur die noch vorhan - denen Bande deutscher Einheit fester angezogen; wenn sie statt einen Fürstentag zu hindern, viel - mehr die versammelten wie die einzelnen Fürsten alle aufs Beharrlichste beschworen hätten, die deutsche Einheit fester zu knüpfen, wenn sie ihnenein eigenes williges Herz und ein williges Volk entgegengeführt hätten. Ein ernstes Auftreten und ein reines Wollen hätte sogleich in den ersten Tagen und Wochen Alles entschieden. Verbesse - rung der Bundesversammlung als eines Länder - hauses, neben ihr ein deutsches Volkshaus aus den einzelnen Landständen gewählt, Bürgschaft für alle deutschen Fürsten gehörenden außerdentschen Länder mit angemessener Gegenleistung, diese be - scheidenen, aber vollkommen hinreichenden neuen Einrichtungen, wären als eigentlich schon sich von selbst verstehend ins Leben getreten, und die Welt hätte dann das neue Schauspiel gesehen, daß ein großes Reich, auch ohne einen einzelnen Kaiser oder König an seiner Spitze zu haben, aus ein - trächtigen glücklichen Völkern und Fürsten bestehen könnte. Lernt doch die ganze große europäische Gesellschaft, obwohl nur aus Furcht vor Schlim - meren, sich immerhin in Frieden sich gegenseitig ertragen, indem jedes Glied von ihr gegen die übrigen so viel gilt, als es innere Kraft besitzt und zeigt: und die deutsche Gesellschaft sollte sich nicht gegenseitig vertragen können? wer hat be - wiesen, daß das unmöglich sey? warum bedenkt man nicht, daß schon der geringste Gedanke an deutsche Trennung und Sonderung, an ein preuß. Kaiserthum oder wie man sonst die preußischen Sonderstreben benennen mag, der Anfang neuen unabsehbaren Uebels ist? gibt es auch nur irgend eine denkbare Schwierigkeit, vor welcher der einzig richtige und würdige Gedanke an Herstellung einer vollen deutschen Einheit zurückweichen sollte? wenn Preußen noch immer keinen einzig wahren Staats - mann hat, auch nach seiner bisherigen Geschichte kaum einen solchen haben kann, soll deswegen Deutschland zerrissen und zu allem alten neues Elend geschaffen werden? Wenn Preußen ein christlicher Staat sein will; warum übt es denn nicht in der That die allerersten christlichen Pflich - ten gegen die deutschen Länder einzeln und im Ganzen? soll das Christenthum unter uns bestän - dig nur den Unterthanen vorgehalten werden? soll das Jahr 1848 nicht wenigstens dies mit un - auslöschlichen Zügen gelehrt haben, daß die alte deutsche Politik, wie sie denn doch vorzüglich auch von Preußen ausgeübt, ja von 1817 -- 1848 allein durch Preußen möglich wurde, ein Grund alles deutschen Verderbens ist? Wir wünschen aufrichtig daß durch dieses offene und auf Wahr - heit beruhende Bekenntniß des Herrn Ewald bei recht vielen von seinen politischen Glaubensgenos - sen Eingang finden möge.

Der Verfassungseid der kurhessischen Offiziere.

Die Pflicht selbst ist für alle Offiziere, mögen sie auf die Verfassung vereidet sein oder nicht, völlig gleich, ja diejenigen, welche ihre Soldaten - pflicht zwei Mal beschworen haben, sollten sich um so mehr für gebunden halten, nicht gerade denje - nigen Theil der Verfassung zu verletzen, welcher sich speziell auf ihre Pflichten bezieht, -- es müßte denn sein, daß die kurhessischen Offiziere ihren Verfassungseid zunächst auf die Pflichten der Steuererheber und Gerichts = Assessoren und dann erst auf ihre eigenen verfassungsmäßigen Pflichtenbezögen! Auf wessen Befehl aber und wem haben die kurhessischen Offiziere den sog. Verfassungseid geleistet: etwa den Gerichts = und Finanz - Behör - den, oder den Ständen, oder gar dem Hrn. Bayrhofer nebst demokratischen Clubbs? Jst es nicht ihr Kriegs = und Landesherr, dem und auf dessen Befehl sie, wie den Fahnen =, so auch den Verfassungseid geleistet haben, beide gleichbedeu - tend mit dem einzigen Unterschiede, daß der Ver - fassungseid die Contrasignatur des kriegsherrlichen Befehls durch einen verantwortlichen Minister be - dingt, und dies nicht als Voraussetzung des Ge - horsams der untern Grade des Offiziercorps, son - dern als eine politische Garantie für den Ober - befehlshaber und als ein Recht der Stände, so - bald deren Befugnisse und Pflichten in Geldbe - willigungen oder sonst concurriren. Ja, was noch mehr ist, in dem Musterlande aller Constitutionen, in Altengland, wird ein jeder hohe General einen mündlichen Befehl seines Königs in jeder Lage für völlig ausreichend halten, da -- wie dies eine authentische Aeußerung besagt -- die englischen Generale die ministerielle Contrasignatur nur als Beglaubigung der Königlichen Unterschrift behan - deln. -- Dem Unrechte allerdings soll Niemand dienen, sei es mit, sei es ohne Constitution, das wird ihn sein Gewissen auch ohne Verfassungseid lehren. Warum nun haben die kurhessischen Offi - ziere nicht einmal statt nach der Verfassungsmä - ßigkeit nach dem Rechte gefragt; die Frage, ob der Kurfürst, seinen rebellischen Unterthanen gegenüber, im Rechte oder im Unrechte und ob eine Regierung die Formen einer Verfassung über - all zu respektiren im Stande sei, wenn von der andern Seite sowohl Form als Wesen mit Füßen getreten wird, würden sie sich nach ihrem Gewis - sen leichter haben beantworten können -- denn (wie ein berühmter Heerführer sagte), während einer Revolution kenne ich kein anderes Recht als meines Schwerdtes Länge! Dies das Recht, und die Verfassung des Soldaten ist: Ehre, Treue und Gehorsam; diese beschwört er, wenn er den Degen umgürtet, und diese darf er auch nicht verleugnen, bis man ihm den Degen auf den Sarg legt.

Deutschland.

Aschaffenburg, 27. Okt. Der General der Cavallerie Fürst Taxis hat an alle unter ihm stehenden Truppen Abtheilungen folgenden Tags - befehl erlassen: Soldaten! heute stößt das kai - serlich königl. österreichische 14. Jäger = Bataillon zu dem meinem Kommando allergnädigst anvertrau - ten Truppen. Es sind dieß die Söhne jener Helden, selbst Helden, die vor 36 Jahren unter den Befehlen des unvergeßlichen Feldmarschalls Wrede Uns tapfer zur Seite standen. Es sind dieß die braven Schützen, die sich auf den Schlacht - feldern Jtaliens und Ungarns unvergängliche Lor - beeren erkämpften und das Zeichen der Tapferkeit, nach dem wir Alle dürsten, glänzt auf ihrer Brust. Sie haben das köngl. 3. Jäger = Batailon in Frank - furt wie Brüder verlassen, wie Brüder nehmen wir sie in unsere Reihen auf. Sie sollen bei Uns alle Tugenden des Kriegers wiederfinden. Die Treue für König und Vaterland, die vollen -detste Mannszucht und der kühne Muth waren ja von jeher das Ertheil des bayerischen Kriegers. Euer General setzt das feste, das unumschränkte Vertrauen in die Pflicht = Treue aller Grade aller Waffengattungen und ist unabläßig mit der Wohl - fahrt, der Ehre der unterhabenden Truppen be - schäftigt. Hauptquartier Würzburg, den 24. Okt. 1850. Taxis, General der Kavallerie.

Frankfurt, 30. Okt. Gestern Abend been - digten die Wahlmänner die Wahlen zum gesetz - gebenden Körper. Die Gothaer Partei hat die vollständigste Niederlage erlitten, und sind mit wenigen Ausnahmen blos Conservative und Groß - deutsche erwählt worden; selbst diese Wenigen verdanken ihre Stelle dem freien Willen der Con - servativen, welche es nicht für Recht erachteten, wenn die Gegenpartei gar nicht vertreten würde. Dies ist z. B. der Fall mit Dr. Souchay. Nur Dr. Jucho, A. Nasor und J. Reiß wurden selbstständig von den Gothaern durchgesetzt. Be - merkenswerth bleibt, daß durch die bornirte Hin - terlist eines der Wahlmänner gegen die ausdrück - liche Verabredung alle Katholiken durchgefallen waren. Erst als man begreiflich machte, daß nach der Verfassung ohne Katholiken der gesetz - gebende Körper keine Gültigkeit hätte, besann man sich eines Bessern und wählte v. Guaita, Louis Brentano, Springsfeld, Lind, Ott, Dr. Schaeffner und Hauptmann Hemmerich. Eben so viele Juden zu wählen, hätten diese Männer des Aufklärichts sicher kein Bedenken getragen.

* Aus Baden, 27. Okt. Jch bin im Stande, Jhnen Ausführlicheres über die letzte geheime Sitzung der ersten Kammer mitzutheilen, worin der Militärvertrag mit Preußen zur Verhandlung kom. Der Hauptsprecher für den auf Kundigung des Vertrags lautenden Antrag war Freiherr v. Rink. Er griff sehr den Minister v. Klüber wegen seiner Politik an und hebt hervor, wie unerschwingliche Lasten für das Land dieser Ver - trag enthalte. Der Vertrag sei eine reine Finanz - frage und von der Politik sehr wohl zu trennen; man möge ihn daher kündigen, denn bei einem Kriege zwischen Oesterreich und Preußen könnten die Truppen des letztern den größten Theil Ba - dens doch nicht behaupten, und vor republikani - schen Aufständen habe man sich selbst nach Zurück - ziehen der preuß. Truppen nicht zu fürchten so lange die Oesterreicher in Vorarlberg stünden. Minister von Klüber erwidert: Schon in frühern Zeiten habe der Norden Deutschlands immer viel Sympathie für Baden gehabt. Baden sei sogar geographisch auf den Norden angewiesen, insofern nämlich Deutschland nach Stromgebieten betrach - tet, in Stromgebiete eingetheilt werden müsse. Der Rhein aber ströme nach dem Norden hin. Ueberhaupt sei Baden der natürliche Vermittlungs - punkt zwischen Süden und Norden und durchaus unabweisbar an das Geschick des letztern gekettet. An das Zustandekommen der Union glaube er freilich kaum mehr, er wisse nicht was aus ihr noch werde, er wisse aber auch nicht was noch aus dem Bundestag werde, oder was überhaupt die Zukunft noch bringe. Wohl sei der Militär - vertrag anfangs von der Politik getrennt gewesen in Folge der neuesten Ereignisse sei er es nicht mehr. An der bisherigen Politik müsse er aber festhalten, selbst wenn ihn der Fluch des Landes treffen sollte, er werde ihn ertragen, und er hoffe sich dereinst vor dem höchsten Richter darüber ver - antworten zu können. Er wisse, daß er isolirt stehe. -- Die Debatte, an welcher Legationsrath von Marschall, Zöpfl, Regenauer für den Mino - ritätsantrag, Lauer und von Hirscher für den Majoritätsantrag Theil nahmen, war für dieses Haus außergewöhnlich lebhaft. Prinz Friedrich und Frhr. v. Andlaw waren in dieser Sitzung nicht zugegen, während sie in der letzten geheimen Sitzung anwesend waren. Nachdem der Majori - tätsantrag -- welcher lautet: daß von der in gedachter Uebereinkunft vorbehaltenen Kündigungs - befugniß Gebrauch gemacht und Unterhandlungen auf der Grundlage einer Bundesbesatzung in Ra - statt gepflogen werden sollen -- verworfen, wurdeder Entwurf der Minorität der Kommission angenom - men. Er lautet wortlich also: Durchlauchtigster Großherzog Gnädigster Fürst u. Herr! E. kgl. Hoh. ließen den Kammern und zwar zunächst der zwei - ten -- in geheimer Sitzung die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J. wegen Stellung und Ver - pflegung der königl. preuß. Truppen im Großher - zogthum Baden vom 1. Okt. 1849 an, und we - gen Verlegung großh. bad. Truppen in preuß. Garnisonen, so wie den zu dem Artikel VII. die - ser Convention vereinbarten Vorbehalt zur Kennt - nißnahme und so weit solches verfassungsmäßig erforderlich ist, zur nachträglichen Genehmigung vorlegen. Die I. Kammer. E. k. H. getreuen Stände hat zur gründlichen Prüfung dieser Vor - lage und des hierüber von der zweiten Kammer ihr zugegangenen Adreßentwurf eine Kommission niedergesetzt, deren Bericht in geheimer Sitzung berathen und hierdurch die Ueberzeugung gewon - nen, daß die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J., in soweit sie die Verlegung der großh. bad. Trup - pen in preuß. Garnisonen betrifft, nicht zum ver - tragsmäßigen Vollzug gekommen ist, daß für die Beseitigung der im Wege stehenden Hindernisse, innerhalb einer bestimmten Frist keine Garantien vorliegen, daß überdieß die wesentlichen Voraus - setzungen, von welchen bei der Verlegung ausge - gangen wurde, nicht in Erfüllung gegangen sind, dieselbe hiernach der Neubildung der bad. Hee - resabtheilung nicht förderlich erscheint, letztere viel - mehr ebensowohl und mit wesentlicher Erleichte - rung der Staatskasse im Lande bewirkt werden kann, daß durch die fortdauernde Anwendung der übrigen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 25. Mai ohne gleichzeitige Verlegung der bad. Trup - pen der großh. Finanzhaushalt zerrüttet wird, und das Land auf die Dauer die ihm hierdurch auf - erlegten unerschwinglichen Lasten zu tragen außer Stand ist. Die 1. Kammer E. k. H. getreuen Stände hat daher heute in geheimer Sitzung be - schlossen: E. k. H. unterthänigst zu bitten: 1) Höchstihre Regierung anzuweisen, von weiterer Verlegung bad. Truppen in k. preuß. Garnisonen gänzlich Umgang zu nehmen, auch die bereits da - hin abgegangenen großh. Truppen in Anwendung der durch Art. V Abs. II der Uebereinkunft der großh. Regierung vorbehaltenen Befugniß, bald - thunlichst zurückzuziehen, damit eine gleiche Anzahl der k. p. Besatzungstruppen in Baden aufzulösen und dieselben bei Berechnung der nach Art. III zum Grunde liegende Kontingentszahl vermindern a) um die Zahl der in preuß. Garnisonen ein - marschirten großh. bad. Truppen von dem Tage ihrer Ankunft daselbst, um die Zahl der im Groß - herzogthum aufgestellten bad. Truppen von dem Tage, an welchem sie zum Ausmarsche bereit wa - ren, oder zum Dienste verwendet werden können; b) daß eine Verminderurg der königl. preuß. Be - satzungstruppen mindestens in soweit sie nothwen - dig ist, um für die Unterbringung sämmtlicher großh. bad. und königl. preuß. Truppen in Kaser - nen Raum zu gewinnen, baldmöglichst stattfinde; c) durch Höchstihre Regierung durch Maßgabe der in Folge der Unterhandlungen sich ergebenden Sachlage die Anwendung der Befugniß, welche der Art. 1 Abs. III. der Uebereinkunft vom 25. Mai d. J. der großh. Regierung vorbehalten hat, eintreten zu lassen.

Aus Baden, 28. Okt. Am 24. d. Mts. sind aus den Kasematten zu Rastatt drei Militär - sträflinge entwichen; sie haben die Richtung nach Frankreich genommen. Bis jetzt konnte man ihnen nicht habhaft werden.

Aus Thüringen, 27. Okt. Aus Erfurt er - halten wir die Nachricht, daß daselbst ein Be - fehl des Kriegsministeriums wegen Einberufung der Reserven und Einkleidung der Landwehr ein - getroffen sei. -- Das Contingent des Großherzog - thums Weimar, 3 Bataillone, soll ebenfalls mo - bil gemacht werden und einen Theil der Obser - vationsarmee bilden.

Luxemburg, 25. Okt. Der Prinz Heinrich der Niederlande ist vorgestern hier eingetroffen und hat durch die Eidesleistung auf die Verfas - sung seine Statthalterschaft angetreten. Sein Em -pfang war weit davon entfernt, ein freundlicher und herzlicher zu sein, ungeachtet der Prinz den - selben in seiner Rede vor der Kammer als einen solchen bezeichnete. Jm übrigen sagte er, er wisse, wie sehr das Land an seiner Nationalität hänge und dasselbe möge seine Anwesenheit als Gewähr für die Aufrechthaltung derselben ansehen und ferner, er erfülle die Jnteution Sr. Maj., wenn er dem Großherzogthume die Vortheile seiner na - tionalen Jnstitutionen in ihren Relationen zu Deutschland, mit dem es durch die Verträge des deutschen Bundes vereinigt wäre, zu erhalten suche.

Aus Leipzig, 20. Okt. wird d. O. C. ge - schrieben: Die hiesige Deutsche Allg. Ztg. , die unter der Oberleitung des Herrn Heinrich Brock - haus redigirt wird, geht in ihrem sinnlosen - then gegen Alles, was katholisch und österreichisch ist, so weit, daß sie sich erfrecht, in einer ihrer letzten Nummern zu sagen: Der Kardinal = Erz - bischof von Prag, Fürst Schwarzenberg, ist er - füllt von dem glühendsten Eifer, seinen Namen jenen herrschsüchtigen Prälaten anzureihen, welche im Laufe der Jahrhunderten Oesterreichs Regen - tenhaus zur Unduldsamkeit verführt, und dadurch unsägliches Unheil über die Völker der Monarchie gebracht haben, und noch viel Schlimmeres folgt in dem von ruchloser Hand geschriebenen Artikel. Jn der That, diesem Kirchenfürsten von engelrei - nen Sitten, unvergleichlicher Frömmigkeit und Milde, der kein anderes Streben kennt, als das Reich Christi auf Erden zu verbreiten, weltliche Herrschaftspläne, ja sogar, wie in dem Artikel geschieht, wenn auch etwas verdeckt, Geldsucht zuzuschreiben, ist der Gipfel äußerster, fluchwür - digster Libellistenbosheit und Zeitungsschreiber - Nichtsnutzigkeit. Der infame Artikel enthält die Anklage, daß die Kirche in Oesterreich ihren außerordentlichen Erfolg der salbungsvoll gepre - digten gleißnerischen Behauptung verdankt, alle Revolutionen seien durch die sogenannte Freiden - kerei veranlaßt worden, und nur eine unbeschränkte katholische Kirchengewalt könne die Throne und mit ihnen alle heiligen Jnteressen der Menschheit retten und erhalten. Diese sein sollende Anklage enthält das indirekte Eingeständniß, weßwegen die Revolutionäre, so erboßt sind. Sie empfinden, daß ihnen die geistige Herrschaft, die sie zum un - ersetzlichen Schaden der Menschheit so lange ge - führt, unwiederbringlich aus den Händen gleitet. Sie wissen, daß nicht nur in katholischen Ländern, sondern auch in den protestantischen, die Einsicht tiefe Wurzel geschlagen hat, daß die Menschheit rettungslos verloren ist, wenn sie nicht zur Furcht Gottes zurückkehrt. Und weil unsere heil. Kirche mit apostolischer Gewalt das große, Gott wohl - gefällige Werk mit so sichtlichem, mit so unauf - haltsamem Erfolge fördert, darum geifern diese Selbstgötter gegen sie mit höllenentstammter, durch Cristum den Herrn ohnmächtiger Wuth. -- Zu den Werken, welche zur Verbreitung der Herr - schaft des Radikalismus und der Freidenkerei das Meiste beigetragen haben, gehört unstreitig das Brockhaus'sche Konversationslexikon. Herr Heinrich Brockhaus bereitet die zehnte Auflage vor. Jst das nicht ein großartiges Zeichen der Zeit?

Aus dem Mecklenburgischen, 24. Okt. Seit die Democratie von aller Beiheiligung an den ihr im Jahre 1848 und 1849 so geläufig gewor - denen Regierungsgeschäften zurückgedrängt ist, über - nimmt sie es, Ministerlisten zu fabriziren und allerhand Unsinn zu verbreiten. Es ist aller - dings nicht unbegründet, daß die Vereinigung beider Regierungen über dem nächsten Landtage zu ma - chende Vorlagen ihre Schwierigkeiten hat, aber zu Krisen, wie die oben erwähnte, zu führen, da - zu war die Lage der diesseitigen Regierung jener gegenüber noch nicht kritisch genug. -- Die De - mokraten würden allerdings auch in die Hände klatschen, wenn es dazu käme, daß beide Regier - ungen wieder wegen der Folgezeit in Differenzen geriethen, noch lieber würden sie es sehen, wenn Graf Bülow, der ihnen zu einer Zuneigung bis jetzt noch keine Ursache gegeben, seine Demissionnähme: doch hat dieses einstweilen noch nichts zu bedeuten.

Wien, 25. Okt. Es ist natürlich, daß jetzt mit einiger Spannung Nachrichten aus dem Nor - den erwartet werden. Die Berliner Blätter schlagen im Ganzen einen sehr friedfertigen Ton an. Die deutsche Reform will wissen, daß eine Einigung zwischen Oesterreich und Preußen nicht so schwer fallen würde, wenn nicht die deut - schen Königreiche dazwischen stünden, welche ei - gentlich nur scheinbar mit Oesterreich Hand in Hand gingen, in der That aber beabsichtigten, vereint die dritte deutsche Großmacht zu bilden, welche in Zukunft zwischen Preußen und Oester - reich den Ausschlag geben solle. Deshalb, meint die deutsche Reform , hätten jetzt die süddeut - schen Könige ihre Ergebenheit gegen ihren Kaiser und Kriegsherrn so ostensibel und prunkhaft er - höht: durch diese scheinbare Ergebenheit und durch die Anrufung seiner oberherrlichen Autori - tät soll eben seine Neigung zur Ausübung solcher Autorität zum Kriege gegen den norddeutschen Emporkömmling genährt und gesteigert werden. Das sind die eigenen Worte, welche das preu - ßische ministerielle Organ braucht. Es ist genug - sam bekannt, daß Preußen, nachdem seine Aus - sicht auf die alleinige Oberherrschaft über Deutsch - land hinschwand, einen Dualismus begründen, und die Herrschaft in Deutschland mit Oester - reich theilen wollte. Oesterreichs Bündniß mit den Königreichen, welches diesem Plan hindernd in den Weg tritt, ist natürlich stets den Berliner Staatsmännern ein Dorn im Auge gewesen, und sie werfen daher einen eben nicht freundlichen Seitenblick auf die stattgefundene Zusammenkunft in Bregenz.

Wien, 25. Okt. Die Ostdeutsche Post bringt heute eine Darstellung der ernsten Lage des Augenblicks, welche der Wahrheit zum größ - ten Theile nicht entbehrt. Sie stellt zwei mög - liche Fälle auf, daß nämlich den in Kurhessen einrückenden Bundestruppen augenblicklich mit Ge - walt entgegengetreten, oder daß Preußen sich Namens der Union auf eine theilweise Besetz - ung der kurhessischen Lande beschränke, in welch 'letzterem Falle zwar der Conflikt aufgeschoben, aber nicht aufgehoben sei. Uns scheint es voll - kommen klar, daß eine Besetzung des Landes im Namen der Union, zu welcher das Kurfürstenthum nicht gehört, eine ebensowenig zu rechtfertigende als zu duldende Gewaltthat wäre. Bekanntlich hat Preußen mit Kurhessen eine sogenannte Etap - penkonvention vor vielen Jahren abgeschlossen, wodurch ihm der Durchmarsch auf mehreren kur - hessischen Straßen und das Kantonirungsrecht ge - währleistet wird. Ausgenommen davon ist die Hauptstadt Kassel. Jn keinem Falle ist Preußen berechtigt, in jene Anordnungen, welche dort zur Beseitigung revolutionärer Umtriebe unmittelbar erforderlich scheinen, irgendwie störend einzugreifen.

Wien, 26. Okt. Se. Maj. der Kaiser wird sich auf der Rückreise von Warschau einige Tage in Krakau aufhalten. Man sagt, daß auch der Kaiser von Rußland dahin kommen werde. Von Seite der dortigen Komune werden bereits Vor - bereitungen zu großartigen Empfangsfeierlichkeiten getroffen. -- Der Hofintendant Sr. Maj. des Kaisers ist heute mit einer Hofküche und zahl - reicher Dienerschaft nach Krakau abgegangen, um Vorbereitungen zu einer großen Hoftafel zu tref - fen, die daselbst stattfinden wird.

Wien, 26. Okt. Gestern ist ein von Herrn von Prokesch in Berlin abgesandter Courier ein - getroffen und sofort nach Warschau abgegangen. Der österreichische Gesandte soll sich für den Fall Jnstruktionen erbitten, wenn unvorhergesehene Er - eignisse ihn in die Nothwendigkeit versetzen, seine Pässe zu verlangen. Dies wäre denn wohl auch der nächste Schritt, der einer Kriegserklärung vorausgehen müßte. -- Die vor einiger Zeit ge - meldete Nachricht, daß die österreichische Regierung die deutsche Zolleinigung aufgegeben habe, muß ich dahin modifiziren, daß mit Preußen fernerer Notenwechsel, als ganz zweck = und nutzlos, aller - dings eingestellt bleiben wird, daß dagegen mitanderen deutschen Nachbarstaaten, zumal den süd - lichen, die Verhandlungen fortgehen werden. Man soll sich bereits über die Einsetzung einer perma - nenten Zollkommission geeinigt haben. (L. Z.)

Pesth, 22. Okt. Nach einer aus sehr ver - läßlicher Quelle zugeflossener Notiz hat sich der ehemalige Kriegsminister der ungarischen Armee, General Méßaros, in Temesvar zur Purifizirung gemeldet, und es liegen in der That so viele günstige Chancen aus der Zeit seiner Wirksam - keit vor, daß zu hoffen steht, das Urtheil gegen ihn werde kein allzustrenges sein.

Berlin, 28. Okt. Alle Berichte aus Warschau stimmen darin überein, daß der Graf von Bran - denburg als Gesandter seines Königs wie für seine eigene Person mit der größten Auszeichnung und aufrichtiger Freundlichkeit aufgenommen ist, daß derselbe aber einen schwierigen Stand hat, sobald er als Gesandter der zeitigen preußischen Regierung auftritt. Man giebt ihm alsdann offen zu erkennen, daß es an und für sich schwer sei, mit einer Regierung in Unterhandlung zu treten, die in ihrer Politik keine bestimmte Richtung ein - schlage, und daß man außerdem im Zweifel sei, ob das preußische Kabinet ernstlich entschlossen sei, die etwa dort einzugehenden Verpflichtungen ohne Drehen und Deuteln einzulösen. Uebrigens sind sämmtliche auf dem Warschauer Congreß vertre - tenen Mächte von dem Wünsche nach einem Ar - rangement mit Preußen beseelt, verhehlen es aber durchaus nicht, daß Preußen, so lange Herr von Radowitz dessen auswärtige Politik leitet, im Falle eines Arrangements mehr Garantieen werde geben müssen, als man dies sonst beanspruchen würde.

Berlin, 28. Okt. Die aus London hier in Berlin eingegangene Mittheilung, Frankreich und Rußland beabsichtigten, Preußen aufzufordern, die gegen Dänemark eingegangenen Verbindlichkeiten zu erfüllen und dadurch die Schleswigsche Ange - legenheit zu beendigen, ist die N. Pr. Z. von unterrichteter Seite her als von der Wahrheit nicht weit entfernt bezeichnet wotden.

Dänemark.

Aus Kopenhagen, 20. Okt. vernimmt man, daß die dort herrschende Partei sich gegen die Thronfolge des Großherzogs von Oldenburg ge - sträubt, und deshalb die Unterhandlung mit die - sem Agnaten, dessen Persönlichkeit den Herzog - thumern zugesagt haben würde, gescheitert sei. Man will dort keinen deutschen Prinzen auf dem Throne. Am meisten Aussicht zur Thronfolge soll der Herzog Christian von Glücksburg haben, der, obgleich aus der Familie der Augustenbur - ger, für einen guten Dänen gilt. Seine Schwie - germutter, Schwester Christian VIII. und Ge - mahlin des Prinzen von Hessen, übt in Kopen - hagen großen Einfluß auf die Lage der Dinge. Der Herzog soll bereits nach Warschau gereist sein, obgleich die dänischen Blätter es verleugnen. Jn den Herzogthümern würde man in Betreff der Erbfolge wenig einzuwenden haben, wie im - mer diese Frage geschlichtet werden dürfte, denn die große Masse des Volkes denkt kaum daran, sich für die Erbrechte des Herzogs von Augusten - burg zu schlagen. Auch dem Gesammtstaate würde man sich fügen, es gibt sogar viele Ein - sichtsvolle, welche die Trennung von Dänemark nicht wünschen, um diesen Seestaat bei Deutsch - land festzuhalten. Wofür man aber Gut und Blut opfert, das ist die bleibende Verbindung Holsteins mit Schleswig unter gemeinsamer Ver - waltung und Landesvertretung mit einer gemein - schaftlichen Armee als Bürgschaft für diese Ver - bindung. Diesem natürlichen und vertragsmäßi - gen Wunsche steht nun das Projekt der sogenann - ten Eiderdänen, Schleswig zu incorporiren und zu dänificiren, im Wege. Diese überwiegende dänische Partei, an deren Spitze das sogenannte Casino = Ministerium steht, beeilt sich, durch mas - senhafte Absetzung der deutschgesinnten Beamten, Lehrer und Geistlichen Schleswigs die Jncorpo - ration zur vollendeten Thatsache zu machen. Und sollte auch durch die Einwirkung der Großmächtedie Verwaltung Schleswigs eine separirte wer - den, so dürfte es dann nicht gut möglich wer - den, die placirten Danen und deren danificiren - den Einfluß los zu werden. Diese eiderdänische Partei, die herrschende, besteht übrigens nicht, wie in manchen Blättern behauptet wird, aus Demokraten, obwohl man ihre Chefs Demago - gen nennen kann; sie ist vielmehr eine Zusam - mensetzung von puren Nationalfanatikern und li - beralen Bureaukraten. Die eigentliche Demokra - tie, deren Organ Kiövenshavenposten, zieht auch hier die Förderung der sozialen Entwickelung wenigstens dem Fanatismus der Nationalität vor; sie bildet mit der puren, nur die eigenen Jn - teressen fördernden Aristokratie die Opposition. Erstere ist nicht geneigt, Schleswig zu beeinträch - tigen, da ihr das Wohl des Deutschen eben so am Herzen liegt; letztere würde in der Aristokra - tie der Herzogthümer gerne eine Stütze suchen gegen die heimische Bourgeoisie und Bureaukra - tie. Die Aristokratie möchte gerne den Krieg beendigt sehen, theils um eine Truppenmacht nach Kopenhagen zu ziehen, theils um den Eiderdänen das Mittel, die Massen erhitzt zu halten, ent - ziehen zu können. Die Demokratie tritt nur leise auf mit ihren humanitarischen Seufzern, die Ari - stokratie aber zeigt oft unverholen ihren Haß ge - gen das jetzige Regiment. Zu den letzteren ge - hört der Baron Juel = Brockdorf. Obwohl aus berühmtem dänischen Geschlecht und einer der reich - sten Grundbesitzer, weigerte er sich doch, sein ver - fallenes Schloß Waldemar zu einem Lazarethe herzugeben, und das Commando, welches das Haus nicht entbehren konnte, mußte Gewalt an - wenden.

Frankreich.

Paris, 26. Okt. Nachdem die Ceremonie der Ueberreichung des Biretts an die neuernann - ten Cardinäle in der Kapelle St. Cloud beendet war, hielt der Ablegat Msgr. Apolloni an den Präsidenten der Republik eine kurze Anrede, wor - auf dieser ungefähr erwiderte: Jch danke Ew. Excellenz für die Gesinnungen, die Sie mir im Namen des h. Vaters bezeugen. Mit der größ - ten Genugthuung habe ich gesehen, daß Se. Hei - ligkeit Frankreich drei Cardinalshüte verliehen hat. Dies ist ein neuer Beweis von Zuneigung des Statthalters Christi für unsere Nation, und sei - ner besonderen Hochschätzung des französischen Kle - rus, der sich wegen seines Verdienstes, seiner Tu - genden und seiner Anhänglichkeit an die großen Prinzipien, auf denen die kath. Religion beruht, ausgezeichnet hat. Jch fühle mich geehrt, einer Feierlichkeit zu präsidiren, wo sich die geistliche Gewalt mit der weltlichen Macht in vollkomme - ner Eintracht zeigt ... Jch bitte Sie, mich der heißen Wünsche theilhaftig zu machen, wodurch S. Heiligkeit auf Frankreich und auf meine Regie - rung den Segen des Himmels herabfleht; ich fühle mit glücklich, bei dieser Gelegenheit meine Erkenntlichkeit an den Tag legen zu können, und bitte Ew. Excellenz, zu den Füßen des Oberhaup - tes der Kirche meine aufrichtige Verehrung nie - derlegen zu wollen. -- Aus der bei dieser Ge - legenheit von Se. Exc. dem Cardinal Gousset, Erzbischof von Rheims, gehaltenen Rede heben wir folgende Stelle hervor: Die Würde des Cardinals, stets groß in sich selbst, scheint mir in diesem Augenblicke durch den persönlichen Charak - ter desjenigen, der sie ertheilt, des Papstes nem - lich, der auf eine so würdige Weise den Stuhl des h. Petrus inne hat, noch viel größer. Die Geschichte des unsterblichen Pius IX., hauptsäch - lich in Bezug auf seine Leiden und den Sieg über die Widerwärtigkeit, verflechtet sich in die Annalen von Frankreich, in die Geschichte unserer Armee, welche, beseelt von den großmüthigen Ge - sinnungen, die sie in Allem auszeichnen, sich durch den Gebrauch, den sie vom Siege gemacht hat, durch die Achtung gegen den gemeinsamen Vater der Gläubigen noch weit größer gezeigt hat, als durch die wohlbekannte Fähigkeit unserer Anführer und durch die Tapferkeit unserer Soldaten. Jch verhehle mir nicht die Verbindlichkeit, welche ichgegen die Kirche und ihr Operhaupt, gegen das Staatsoberhaupt und die Regierung übernommen habe. Der Purpur, den ich trage, wird mich an die Nothwendigkeit der Hierarchie und der Subor - dination erinnern, sowohl in der weltlichen als in der kirchlichen Ordnung. Er wird mich daran erinnern, daß je höher Jemand erhoben ist, be - sonders im Heiligthume, um so mehr er sich auch auszeichnen muß durch seine Unterwerfung unter die Gesetze, durch die Anhänglichkeit an die öffent - liche Wohlfahrt, durch Abtödtung seiner selbst, durch Ausübung der evangelischen Liebe ec. Wenn die meiner väterliche Sorgfalt anvertraute Bevöl - kerung, indem sie meine Erhöhung sieht, erkennt, wie sie es in der That erkennt, daß es in den Augen der Kirche und der Regierung keine Pri - vilegien der Geburt gibt, daß die Würden sowohl den Kindern des Volkes, als denen der Großen verliehen werden, so muß ich meinerseits anerken - nen, daß es, indem ich Fürst der Kirche geworden bin, für mich eine dringende Pflicht ist, nach dem Ausdrucke des berühmten Hinimar, eines meiner Vorgänger, der Diener des christlichen Volkes zu werden, und mir mehr und mehr die Gesinnungen desjenigen anzueignen zu suchen, der sich in Wahr - heit Diener der Diener nennt ec. -- Der Prä - sident der Republik antwortete hierauf: Sie ha - ben mit mir nicht von Erkenntlichkeit zu reden; nicht ich, sondern Sie selbst haben sich durch Jhre Wis - senschaft, Jhre Tugend und die Erbauung, die Sie dem Volke, sowie Jhren Collegen im Epis - copate gegeben haben, der öffentlichen Meinung und dem h. Vater designirt.

C Paris, 27. Okt. Gestern kam ein Eil - bote von London mit Depeschen von unserm dor - tigen Gesandten an den Minister der auswärtigen Angelegenheiten hier an. Es soll der Entwurf einer Note in der schleswig = holsteinischen Angele - genheit mitgetheilt worden sein, welche Lord Pal - merston in Gemeinschaft mit Frankreich an Preußen richten will. Ueber diese Angelegenheit vernimmt man das Folgende: Es sei nun außer Zweifel, daß das französische Kabinet sich mit Oesterreich und Rußland vereinigt hat, um den Krieg zwischen den Herzogthümern und Dänemark zu beendigen; diese drei Mächte hätten England den Antrag ge - macht, sich mit ihnen zu vereinigen, um Preußen zu verhindern, den Herzogthümern serner indirekt Hilfe zukommen zu lassen. Es sei, fügt man hinzu, eine ernste und unpolitische Maßregel von Seite Frankreichs, die Hände zu einem Plane zu bieten, der dahin zielt, russische Truppen in den Norden Deutschlands zu führen, um die Bewegungen Preußens zu überwachen. Die neuesten Nachrich - ten aus London lassen an dem Zutritt Lord Pal - merstons zu diesem Bunde zweifeln. Es ist wahr, die französischen Diplomaten geben sich den An - schein zu glauben, diese Jntervention führe zu nichts anderem, als zur Beendigung des fragli - chen Krieges, welcher für den englischen Handel sehr nachtheilig ist, was vermuthen läßt, daß Lord Palmerston nachgeben werde, um so mehr, da die auswärtigen Cabinete dem englischen zu verstehen gegeben hätten, die Jntervention werde mit oder ohne Mitwirkung Englands erfolgen.

Neuestes.

* Würzburg, 31. Okt. Jn dem Jntelli - genzblatt für Unterfranken und Aschaffenburg Nr. 256 veröffentlicht das kgl. Kreis = und Stadtge - richt dahier, daß das über H. Schuhmann von Hofstetten erlassene Todes = Urtheil Samstag 2. Nov. l. J. Vormittags zum Vollzuge kommen werde.

Frankfurt, 28. Okt. Der vorgestern hier stattgehabten Auswechslung der Ratificationen des Friedensvertrages von Seiten des deutschen Bun - des und Dänemark's ist, wie aus gutunterrichteter Quelle verlautet, bereits gestern die Absendung eines Jnhibitoriums an die Statthalterschaft ge - folgt. Die Statthalterschaft wird dahin angewie - sen, nach nunmehr von Seiten des deutschen Bun -des abgeschlossenem Frieden sofort die Feindselig - keiten gegen Dänemark einzustellen und das Heer in Holstein auf den Bestand des Bundeskontin - gents zu reduziren. Dem Vernehmen nach sind Oesterreich und Hannover mit der Erekution die - ses Beschlusses beauftragt.

Frankfurt, 30. Okt. Der Civilcommis - sarius des deutschen Bundes, Graf Rechberg be - findet sich im bayerischen Hauptquartier zu Aschaf - fenburg.

Stuttgart, 28. Okt. Wie wir aus guter Quelle erfahren, ist an das gesammte königl. Of - fizierkorps die Aufforderung ergangen, sich zu er - klären, ob es felddienstfähig sei.

Ulm, 28. Okt. Dem Vernehmen nach ist heute Vormittag auch hierher ein Einberufungsbefehl ge - langt. Von den Beurlaubten der hier garniso - nirenden drei württemb. Jnfanterieregimenter (3. 7. 8. ) sind zu jeder Compagnie, bei der bisher ca. 50 Mann mit den Unteroffizieren präsent waren, heute 46 Mann einberufen worden, die Einberufungsschreiben für die übrige Mannschaft liegen parat. Diese Einberufung der Beurlaub - ten soll bei allen Regimentern stattfinden und Viele glauben an einen Ausmarsch auch der würt - tembergischen Truppen.

Stuttgart, 29. Okt. Von dem Kriegsministe - rium ist heute Nachmittag der Befehl an sämmt - liche Regimenter ergangen, ihre Beurlaubten ein - zuberufen. Die Jnfanteriekompagnie wird dadurch auf 200 Mann gebracht werden.

Kassel, 29. Okt. Wenn in verschiedenen Blät - tern gemeldet wird, die um Abschied eingekomme - nen Offiziere hätten diesen auch bereits schon er - halten, oder wiederum, es sei eine bestimmte Zahl Abschiedsformulare hier angekommen, dreißig, oder fünfzig, so wird man gut thun, auf solche Nach - richten keinen Werth zu legen. Entgültig ist hier - über noch nichts entschieden. Die hier verbliebenen Pioniere halten, bis sie durch andere Truppen ab - gelöst werden, den Pulverthurm besetzt, die Schü - tzen geben die gewöhnlichen Wachen. Der Staats - schatz ist an das Militärkommando abgegeben und von demselben, wie es heißt, mit nach Hanau ab - geführt wordeo. Das erste Bataillon des ersten Jnfanterieregiments sammt Fußartillerie ging auf der Eisenbahn, die Husaren sammt reitender Ar - tillerie auf der Landstraße über Fritzlar ihrem neuen Standquartier entgegen. Heute gehen das zweite Bataillon des ersten Regiments, das - gerbataillon, ein Theil der Artillerie und das zweite Husarenregiment ab. Alle Waffen und Ge - schütze werden aus dem Zeughaus mitgenommen.

Gotha, 29. Okt. Der seit dem 26. August dieses Jahres auf unbestimmte Zeit vertagte Land - tag ist vom Staatsministerium auf den letzten d. Mts. einberufen worden.

Leipzig, 26. Okt. Jn der Lausitz schwebt jetzt ein Brandstifterprozeß gegen 10 Knaben, von de - nen der jüngste11 1 / 2, der älteste18 1 / 2 Jahr alt ist. Sie haben in den Jahren 1846 -- 1848 49 Brandstiftungen begangen, welche mit Einschluß von 89 Brandstiftungen, in 61 Orten in der Ober - lausitz und den angrenzenden Landestheilen verübt wurden. Die Untersuchung ergibt, daß die jungen Verbrecher eine die ältesten Bösewichter fast be - schämende Verdorbenheit entwickeln.

Hannover, 26. Okt. Das neue Ministerium ist gebildet. Kammer = Rath v. Münchhausen erhielt die auswärtigen Angelegenheiten und, so lange kein Finanzminister vorhanden ist, einstweilen auch die Finanzen; Oberbürgermeister Lindemann das Jn - nere; Gereralmajor Jacobi den Krieg; v. Rössing die Justiz; Landdrost Meyer den Kultus. Heute Nachmittag haben die nenen Minister bei dem Könige Audienz, um ihr Programm vorzutragen. Wahrscheinlich erfolgt morgen die Ernennung. -- Zugleich erging folgende Proklamation: Ernst August, von Gottes Gnaden ec. Wir haben Uns veranlaßt gefunden, Unseren bisherigen Ministe - rialvorständen die von denselben wiederholt nach - gesuchte Entlassung von dem Amte am heutigenTage in Gnaden zu ertheilen. Eingedenk der wich - tigen Dienste, welche die Ministerialvorstände Uns und dem Lande in gefahrvoller Zeit geleistet, ha - ben Wir zu dieser Entlassung nur ungern Uns entschließen können. Um ihren nützlichen Rath für wichtige Fälle der Regierung auch ferner zu er - halten, haben Wir dieselben sämmtlich zu Mit - gliedern Unseres Staatsraths ernannt. Jn der von Uns getroffenen Wahl der neuen Minister werden Unsere getreuen Unterthanen die Gewähr finden, daß Wir den Gang, welchen Wir in der Regierung Unseres Landes währnd der Dienstführung der nun entlassenen Ministerial - vorstände eingehalten haben, im Wesentlichen nicht zu verändern beabsichtigen. Um so siche - rer erwarten Wir, daß Unsere geliebten Unter - thanen das Vertrauen und die Anhänglichkeit, welche sie während der schweren Zeit der letzten Jahre, fast mehr als irgend ein anderer deutscher Stamm, Uns bewährt haben, auch ferner Unserer Regierung unvermindert bethätigen werden. Dann dürfen Wir mit Zuversicht auch hoffen, daß un - ter dem Schutze des Allmächtigen es Uns ge - lingen werde, das Land durch die noch immer drohenden Gefahren sicher hindurch zu führen. Hannover, d. 28. Okt. 1850. E. August v. Münch - hausen. Lindemann. v. Rössing. Jakobi. Meyer.

Altona 27. Okt Jn den hiesigen Adreß - Comptoir = Nachrichten (ein Jntelligensblatt Al - tona 's) werden mehr und mehr Simmen laut, die eine Anbahnung des Friedens verlangen. Es soll, meinen die Friedensfreunde, die Statthalter - schaft durch eine Petition mit etwa 100,000 Un - terschriften veranlaßt werden, in Kopenhagen den Vorschlag zu machen, die Streitigkeiten zwischen Schleswig = Holstein und Dänemark durch ein un - parteiischen Schiedsgericht erledigen zu lassen.

= = Wien, 26. Okt. Von mehreren Seiten wird sehr darauf gedrungen die Civilehe einzu - führen und es haben deßwegen mehrere Berath - ungen im Cultusministerium stattgefunden. Die Resultate sind dem Publikum nicht bekannt, nur kennt man eine Aeußerung des Kultusministers nach welcher derselbe das Jnstitut der Civilehe sowohl von Seite der Wissenschaft, als der Mo - ral, wie der Politik, für verwerflich erklärte, wel - ches ins Leben zu rufen, er sich niemals herbei - lassen werde.

T. D. Berlin, 30. Okt. Die Constitutionelle Zeitung veröffentlicht heute folgende Nachricht: Eine vorgestern hier eingegangene kaiserl. russische Note soll in bestimmten Ausdrücken die Erklärung abgeben, der Kaiser von Rußland werde jeden Angriff auf die Bayern in Kurhessen als eine Kriegserklärung von Seite Preußens betrachten.

Turin, 21. Okt. Die Deputirten und die Senatoren des Königreichs sind für den 5. Nov. zur Wiedereröffnung des Parlaments einberufen worden.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

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Gastspiel des Opernsängers Hrn. Walter vom Stadttheater zu Augsburg. Freitag, den 1. November 1850. Zum Erstenmale: Die Vorleserin. Schauspiel in 2 Akten nach Bayard. Hierauf: Die weiße Dame auf Schloß Avenel. (II. Akt.) Zum Schluß zum Erstenmale: Lorenz und seine Schwester. Vaudeville = Burleske in 1 Akt. von W. Friedrich.

Für die Waldförsterswittwe Assemann in Er - bach sind ferner eingegangen: Von A. K. 24 kr. Transport von früher 2 fl. Summa 2 fl. 24 kr.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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TextDie Bayerische Presse
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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