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Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr Nr. 533.

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Nr. 270.
Würzburg, Montag den 11. November. 1850.

Amtliche Nachrichten.

München, 10. Nov. Se. Maj. der König haben sich untern 7. Nov. l. J. allergnädigst be - wogen gefunden, auf die in Schweinsurt offene Advokatenstelle den Advokaten Bernhard Koch v. Rothenfels, auf allerunterthänigstes Ansuchen, zu versetzen.

Das preuß. Attentat in Kurhessen.

So ist denn der erste thatsächliche Bundes - bruch durch Preußen vollführt, seine Heeresmacht hat unaufgefordert, ja gegen Willen des Kurfür - sten von Hessen, einen Theil seines Landes besetzt, und scheint bestimmt zu sein, der aus Auftrag der Bundesversammlung und auf Anrufen des Kur - fürsten zur Wiederherstellung seiner landesherrli - chen Autorität in dessen Staatsgebiet eingerückten Bundesmacht offen Widerstand entgegenzusetzen. Dieser beklagenswerthe Schritt Preußens ist zu - gleich ein Angriff auf die Bundesgesammtheit, auf den konkreten Bundesstaat, gegen den er gerichtet ist, und -- von dem Bundesverhältnisse ganz ab - gesehen -- ein unverantwortliches Attentat gegen einen, von der europäischen Staatenfamilie als unabhängig anerkannten Staat; er begreift nicht nur eine Verletzung des deutschen Bundesrechts, sondern auch des allgemeinen internationalen Rech - tes; er müßte, soferne er nicht ohne Verzug zu - rückgenommen würde, nicht nur die Einschreitung der Bundesmacht provoziren, sondern es wäre selbst Gefahr da, daß er auch die Einmischung der gesammten europäischen Staatenfamilie hervor - rufen könnte; -- er ist eine Kriegserklärung nicht nur gegen den deutschen Bund, sondern gewisser - massen gegen Europa! Welches ist der Rechts - titel, auf welchen sich Preußen bei der militäri - schen Besetzung des Gebietes eines deutschen Bun - desstaates, eines unabhängigen, selbstständigen Staates, wie Kurhessen, berufen könnte? Liegt ein besonderer Vertrag in Mitte zwischen Preußen und Kurhessen, der ersteres zu solchem Einschreiten ermächtigte? Jn keiner Weise, Preußen hat ge - genüber Kurhessen nur das Recht der Benutzung der Etappenstraßen in letzterem Lande, und dieses darf es nur nach Maßgabe der betreffenden Kon - vention ausüben: es kann und darf aber nicht einzelne Punkte des Kurstaates willkürlich militä - risch besetzen -- gegen den bestimmt ausgespro - chenen Willen des Landesherrn. -- Oder kann Preußen bei seinem Vorgehen gegen Kurhessen sich auf eine Bestimmung des Bundesrechtes be - rufen? Ebenso wenig; das Bundesrecht gestattet die Besetzung eines Bundesstaates durch die Hee - resmacht anderer Bundesstaaten nur in dem Falle, wenn diese durch die Bundesversammlung hiezu berufen ist, wenn sie auf deren Beschluß und Be - fehl agirt: dieß ist im vorliegenden Falle bezüglich der preußischen Heeresmacht in keiner Weise ge - geben; im Gegentheile Preußen intervenirt in Kurhessen gegen den Willen der Bundesversamm - lung und scheint sich der von dieser aufgebote - nen Bundesmacht offen widersetzen zu wollen. Wenn sich demnach Preußen bei der Besetzung kurhessischen Gebietes weder auf einen besonderen Rechtstitel noch auf das spezielle Bundesrecht be -rufen kann, so ist es nur der allgemein völker - rechtliche Rechtstitel -- der Sorge für die Si - cherheit und Selbsterhaltung des preuß. Staats, welcher einem solchen extremen Schritte zur Stütze dienen könnte; allein, wie, wo, durch wen ist denn in der kurhessischen Angelegenheit die Sicherheit und der Bestand des preußischen Staates gefähr - det? Denkt irgend eine der bundesgetreuen Re - gierungen nur entfernt daran, dort die Rechte oder die Jnteressen Preußens zu verletzen oder zu beeinträchtigen? Nicht eine Spur hievon! Preu - ßen selbst hat bis jetzt nicht eine einzige That - sache zu erwähnen vermocht, welche hierauf hin - deuten könnte, es fällt also auch dieser letzte denk - bar Rechtstitel für sein unerhörtes Vorgehen in Kurhessen weg -- es stellt sich dasselbe rein nur als ein Akt der schnödesten Willkür und Eigenmächtigkeit dar! Allein welche Motive konnten Preußen hiezu bestimmen? Kann es sein Wille sein, in Kurhessen die Sache der Revolu - tion gegen den Landesfürsten zu vertheidigen? Dieß ist undenkbar und im Widerspruche mit den bestimmtesten Erklärungen Preußens; kann es hin - wieder die gefährdete landesherrliche Autorität da - selbst wieder herstellen wollen? dieß ist aber ebenso unnöthig als unstatthaft; unnöthig, weil der Bun - destag ja ohnehin schon die umfassendsten Mittel zur Abhilfe ergriffen und in's Werk gesetzt hat; unstatthaft, weil Preußen ohne eine Aufforderung des Kurfürsten sich in dessen Angelegenheiten nicht einmischen darf, und es die höchste Anmaßung ist, einem unabhängigen Staate eine Hilfe aufdringen zu wollen, die er nicht verlangt. -- Wenn nun auf allen diesen Wegen das Räthsel der preußi - schen Einmischung in Kurhessen sich nicht lösen läßt, so bleibt nun mehr ein Motiv über, das jene Einschreitung als erklärlich und begreiflich er - scheinen läßt -- es ist dieß das bittere Gefühl gekränkten Stolzes und getäuschter Selbstsucht. Preußen glaubte und erklärte, ohne seinen Willen und ohne seine Zustimmung könne in Deutschland nichts geschehen, es glaubte sich einfach auf Ne - gation beschränken zu können, um der Durchfüh - rung eines Willens in Deutschland versichert zu sein; es glaubte das Bundesrecht, die Bundes - verfassung und die Bundesversammlung als für alle Zukunft begraben erklären zu können, um frei nach seiner Willkür und seinem Belieben in Deutsch - land hausen zu können! -- Alle diese Hoffnungen und Erwartungen sieht es nun vernichtet; und damit denn doch nichts in Deutschland ohne seine Mitwirkung geschehe: so kooperirt es unaufgefor - dert, ja gegen den Willen der Betheiligten in Kurhessen, nicht um das Gegentheil von dem zu thun, was der von ihm verworfene Bundestag will, sondern zu dem gleichen Zwecke! Die nächste Zukunft wird lehren, ob der Bund, ob die euro - päischen Mächte eine so unbegrenzte Anmaßung und Willkürlichkeit eines einzelnen Staates unge - ahndet zu belassen gedenken.

Deutschland.

München, 9. Nov. Zufolge eingetroffenen Nachrichten aus Athen hat König Otto die Ab - reise dahin wiederholt, und wie man sagt auf unbestimmte Zeit verschoben. -- Man spricht voneiner aus Wien eingetroffene telegraphischen De - pesche, wonach sämmtliche bundesfreundlichen Re - gierungen den diplomatischen Verkehr mit Preu - ßen abbrechen sollen. -- Obrist v. Heß ist heute über Wien von Warschau eingetroffen und wurde Nachmittags von Sr. Maj. dem König in einer Audienz empfangen. -- Generallieutenant und Staatsrath im ordentlichen Dienste v. Lesuire, auch bekanntlich Kommandant der zweiten Armee - division der Main = Armee, hat aus Gesundheits - rücksichten um Pensionirung eingegeben.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Schlüchtern, 8. Nov. 7 Uhr Abends. Heute hat der kommandirende General der Bundestruppen, Fürst von Thurn und Taxis, eine Diversion ge - gegen Fulda gemacht. Die erste Division ist auf der Straße von Neuhof, die zweite Division gleich - zeitig auf der Straße von Brückenau vorgerückt. Das Resultat dieser Bewegung ist uns noch nicht bekannt; doch muß etwas vorgefallen sein, weil der sonst Morgens hier eintreffende Eilwagen von Fulda noch nicht da ist. Wir sehen mit großer Spannung diese Nacht oder morgen Nachrichten von dort entgegen. Jndessen ist heute der Gene - ral Haller v. Hallerstein mit einem Korps Trup - pen aller Waffen (3 Schwadronen vom 1. Che - veauxlegersregiment aus Zweibrücken, 1 Bataillon und 8 Geschützen) von Gelnhausen her hier an - gelangt, so daß nun unser seit einigen Tagen ganz geräumtes Städtchen wieder besetzt ist. Die Vortruppen der Oesterreicher vom Vorarlbergschen Korps des Feldmarschall Baron von Legeditsch sind von Bamberg schon in unserer Nähe, bei Brückenau eingetroffen, wodurch der Bundesarmee eine wesentliche Unterstützung der trefflichsten Trup - pen zugeht.

Fulda, 8. Nov. Heute Morgen um8 1 / 2 Uhr war Allarm. Die Baiern hatten nach 6 Uhr in der Gegend von Bronzell einem, die Vor - postenkette inspicirendeu k. preussischeu Adjutanten das Pferd verwundet, einem andern Offiziere durch den Aermel seines Mantels geschossen. Auf die - sen Vorgang haben auch die preußischen Truppen Feuer gegeben und dasselbe bis gegen 8 Uhr un - terhalten. Sonach wären die Feindseligkeiten und der unglückseligste Krieg, der Deutschland in zwei Heereslager zerklüften kann, eröffnet. Wer kann absehen, wann die Schwerter sich wieder in Frie - den senken werden? -- Es wäre eine ganz be - sondere welthistorische Merkwürdigkeit, wenn wie - der in Hessen, wie vormals durch den Schmalkal - derbund, das Kriegsei für Deutschland ausgebrü - tet würde, das, wie jenes, unendlich viel Jammer und Elend über die vaterländischen Gauen ver - hängen würde.

Hanau, 9. Nov. Hente frühe ist hier die sichere Nachricht eingetroffen, daß gestern jenseits Neuhof ein blutiger Conflikt zwischen der beider - seitigen Vorposten stattgefunden hat. Eine starke Patrouille k. k. öster. Jäger war in der Nähe der preußischen Vorposten angekommen, und letz - tere gaben Feuer, durch welches fünf öster. Jäger gefährlich verwundet wurden. -- Daß Preußen beim Einmarsch seiner Truppen in Kurhessen nicht als Vorkämpfer für angeblich verletzte Rechte deskurhessischen Volks aufzutreten beabsichtigte, wird jetzt von jedem Unbefangenen klar sein: eine Pro - klamation hätte dies sonst längst verkünden müs - sen. Die hier dieser Tage eingetroffene Schwa - oron Cheveaurlegers ist gegen 1 Uhr nach Lan - genselbold ausgerückt; eine Stunde später rückte eine andere gleich starke Cavallerieabtheilung hier hier ein. Jn der Gegend, wo das bayerische Hauptkorps sich befindet, welche zu den ärmsten Theilen Kurhessens gehört, herrscht schon starker Mangel an allen Lebensmitteln. Heute ist, als Folge hiervon, der kurhessischen Verwaltungsbe - hörde die Weisung zugegangen, sehr beträchtliche Sendungen von Brod, Fleisch, Heu, Hafer, Stroh und Branntwein nach dem Hauptquartier der Bundestruppen zu beschaffen. So lastet denn schon die ganze Wucht des Krieges auf unserer Pro - vinz Hanau.

Hanau, 9. Nov. Seit heute früh weiß man hier, daß es zwischen den bei Fulda gegen einan - der stehenden königl. preußischen und den Bundes - truppen zu einem, wenn auch unbedeutenden, doch blutigen Conflict gekommen ist. Man sagt, daß 5 öster. Jäger verwundet worden. Gewiß ist, daß mehrere Stafetten in letzter Nacht hier durch nach Frankfurt geeilt sind, sowie, daß die direkte Post - verbindung von hier nach Fulda behindert ist. Starke preußische Truppenmassen sollen in der Gegend hinter Fulda stehen. Eine Abtheilung Chevaurlegers ist heute von hier nach der dorti - ger Gegend aufgebrochen. -- Es wird erzählt, daß die achtzehn verabschiedeten Offiziere, deren Reaktivirung, wie bereits gemeldet, vorbehalten worden ist, beschlossen haben, die Wiederanstellung auf den Fall zu erbitten, wenn ihnen nichts gegen die Verfassungsurkunde angemuthet werde. Nach dem Einrücken der Executionstruppen dürfte dieses Hinderniß nicht mehr im Wege stehen. -- Der von hier aus mit mehreren Unteroffizieren in Ci - vil nach Kassel gesendete Artillerielieutenant Bauer hat seinen Zweck, die Einholung des im dortigen Zeughaus noch zurückgebliebenen Kriegsgeräths, nicht erreicht, derselbe ist vielmehr von dem preu - ßischen Commandanten abgewiesen worden.

Frankfurt, 10. Nov. Die beiden noch rück - ständig gewesenen Posten von Eisenach über Fulda, sind heute Morgen hier eingetroffen. Es ist damit die Bestättigung der von uns bereits gestern Abend mitgetheilten Nachricht, wegen der Ueberlassung der Stadt Fulda an die Bundesarmee eingegan - gen. Die k. preußischen Truppen haben sich auf die ihnen vertragsmäßig zustehende Etappenstraße nach Hersfeld, über Hünfeld und Neukirchen, zu - rückgezogen. Die Bundestruppen ihrerseit haben Mittags ihren Einzug in Fulda gehalten.

Stuttgart, 7. Nov. Unter dem Heutigen er - ließ Se. Maj. der König folgende Ansprache an das Volk: Württemberger! Durch die au - ßerordentliche, höchst bedenkliche Lage Deutschlands zu militärischen Rüstungen genöthigt, welche so - wohl zum Schutze des eigenen Landes als zur Erfüllung der Pflichten gegen den deutschen Bund unabweislich geworden sind, waren Wir in der Lage, bei der Landesversammlung das Ansinnen stellen zu lassen, zur Anschaffung des unumgäng - lichsten Bedarfs an Pferden für Artillerie und Fuhrwesen die Summe von 300,000 fl. zu ver - willigen. -- Die Landesversammlung hat aber hiebei ein Verhalten gezeigt, welches Uns unmög - lich machte, mit derselben weiter verhandeln zu lassen. Sie hat beschlossen, nicht nur die ange - sonnene Verwilligung als formell und materiell unbegründet abzulehnen, sondern auch gegen jeden Aufwand zu protestiren, welcher sich durch die fraglichen Kriegsrüstungen ergeben sollte, indem sie nur zu den Kosten einer in den Augen jedes Unbefangenen vollkommen unausführbaren bewaff - neten Neutralität ihre Erwägungen in Aussicht stellte. -- Dieses Verfahren ist nicht nur im direktesten Widerspruch mit Unsern Rechten und Pflichten als Mitglied des deutschen Bundes, son - dern bedroht auch so offenbar die Jnteressen Un -seres Landes, daß es einer nähern Beleuchtung in der That nicht bedarf. Nur völlige Unkenntniß der Verhältnisse oder übler Wille können sich ver - bergen, daß der Uns angesonnene Schritt eine feindliche Besetzung des Landes mit allen sie be - gleitenden Uebeln in unmittelbare Aussicht gestellt hätte. -- Dazu kam, daß nach den bereits vor - liegenden Berichten der Verfassungscommission über sehr wichtige Abschnitte der Verfassung solch 'un - versöhnliche Gegensätze mit Unserem Verfassungs - entwurf sich herausstellten, daß an eine Verein - barung mit dieser Versammlung nimmermehr zu denken war. -- Wir mußten daher abermals zur Auflösung schreiten, und da das Gesetz vom 1. Juni v. J., welches überhaupt nur einen transi - torischen Charakter haben konnte, offenbar nicht mehr angewendet werden kann, nachdem die Theil - nahmlosigkeit an den nach diesem Gesetz vorzu - nehmenden Wahlen in einem steigenden Maße sich herausgestellt hatte, so bleibt nach Erwägung al - ler thatsächlichen und rechtlichen Beziehungen kein anderer Weg übrig, als das Werk der Verfas - sungs = Revision in denjenigen Stand zurück zu versetzen, in welchem es sich vor Erlassung des Gesetzes vom 1. Juli v. J. befand. -- Schon hieraus folgt, und Wir ertheilen Euch hierüber die bestimmte Zusage, daß keineswegs von einer definitiven Rückkehr zu dem früher Bestandenen die Rede ist, sondern daß nur die Verfassungs - Revision auf einem Wege vereinbart werden soll, welcher ursprünglich als der nächste sich darbot und besser niemals verlassen worden wäre. Hiezu werden Wir auch die Einleitung treffen, sobald nur immer die Umstände es erlauben. -- Eine nothwendige Folge von dem Verlassen des Ge - setzes vom 1. Juli v. J. war, daß auch kein Ausschuß aus dieser Versammlung, für dessen Wahl ohnehin im gedachten Gesetz lediglich keine Fürsorge getroffen ist, zurückbleiben durfte, da sonst zwischen dem Ausschuß und der künftig zu wäh - lenden Versammlung zum voraus ein unlösbarer Widerspruch begründet worden wäre, welcher noth - wendig zu den bedenklichsten Conflicten hätte füh - ren müssen, und welchem Wir ebendeshalb Kraft §. 89 der Verfassungsurkunde vorzubeugen Uns verpflichtet sahen. Damit aber die verfassungs - mäßige Kontrole Unserer Regierung keinen Au - genblick fehle, so beriefen Wir den letztbestandenen nach der Verfassung vom Jahr 1819 gewählten Ausschuß wieder in Thätigkeit, und wie Wir hier - in das zur Zeit allein berechtigte Organ der Lan - desvertretung zu erblicken vermögen, so werden Wir gegen die etwaige Constituirung eines ande - ren Ausschusses mit allen gesetzlichen Mitteln energisch einzuschreiten nicht verfehlen. -- Jndem Wir auch im Uebrigen einstweilen das, was durch des Landes Wohl geboten ist, nach §. 89 der Verfassungsurkunde verfügen werden, leben Wir der Ueberzeugung, daß Wir hierin nur dem Ge - bote einer unabweisbaren Nothwendigkeit folgen, und vertrauen zu Unserem getreuen Volke, ver - trauen zu allen Unseren Behörden und Obrigkei - ten des Landes, daß sie die Gründe dieses Unse - res Verfahrens erkennen und sich mit Uns verei - nigen werden, um jedem etwa von Uebelwollenden zu befürchtenden Versuche der Störung der öffent - lichen Ordnung rasch und kräftig zu begegnen. -- Hiebei bedarf es der Versicherung nicht, daß, in - dem Wir von den Uns durch den §. 89 der Ver - fassung ertheilten Befugnissen Gebrauch machen, Wir auch hiebei stets in dieser Verfassung die Richtschnur für Unsere Regierungshandlungen er - kennen, und nur in so weit zu den durch dieselbe zugelassenen außerordentlichen Maßnahmen schrei - ten werden, als das Staatswohl es gebieterisch erheischt. -- Württemberger! vertraut Eurem - nige, der seit vierunddreißig Jahren die Förderung Eures Wohls zum Gegenstande seiner wärmsten Fürsorge gemacht hat, und der nie aufhören wird, diesem Ziele seine Kraft, sein Leben zu weihen. Wilhelm. Miller. Wächter = Spippler. Linden. Knapp. Plessen.

Stuttgart, 8. Nov. Nach dem Beobachter hat der sogenannte Ausschuß der aufgelösten Re - vidirenden eine Adresse an Se. Maj. den Königgerichtet, dieselbe aber vom K. Geheimen Kabine uneröffnet zurückerhalten. Ebenso erging es einer Anzeige an das Gesammtministerium, des Jn - halts, daß dieser Ausschuß sich konstituirt habe, indem der Aufwärter des K. Geheimenraths, dem erhaltenen Auftrag gemäß, sie nicht annahm. -- Das Ständehaus ist noch immer mit Militär besetzt.

Heilbronn, 8. Nov. Durch den Nördlinger Heilbronner Omnibus erhalten wir heute die Nach - richt, das gestern in Nördlingen drei Züge mit österreichischen Truppen, worunter sich Eroaten befinden sollen, eingetroffen seien und die ganze Stadt von Militär wimmle. Für den Abend soll noch für 900 Mann Reiterei Quartier be - stellt worden sein. Beinahe hatte dabei ein Zu - sammenstoß eines Militärzugs mit dem gewöhn - lichen Personenzug stattgefunden, welcher aber durch zeitiges Bremsen von beiden Seiten noch glücklich verhütet wurde. Ein Militärzug bestand aus 64 Waggons mit 4 Lokomotiven.

Aus dem Herzogthum Gotha, 7. Nov. Von Berlin aus ist ein telegraphischer Befehl nach Erfurt gelangt, welcher die Beförderung weiterer Truppentheile nach Hessen angeordnet hat; bereits sind auch darauf mehrere Bataillone des sieben - ten Jnfanterieregiments nebst vielem Artillerie - train und 100 Pferden auf der thüringischen Eisenbahn direct an die hessische Grenze gebracht worden.

Dresden, 9. Nov. Die heutigen Blätter ent - halten die folgende Kriegsministerialordre an die Beurlaubten der Armee: Die veränderten politi - schen Verhältnisse machen erneuert eine vollständige Einberufung der Beurlaubten der Armee erforder - lich. Die bereits bei den Truppen eingetroffen gewesenen, aber wieder auf Urlaub entlassenen Mannschaften haben hiernach sofort in ihre betref - fenden Standquartiere zurückzukehren. Die Eisen - bahnen werden sie auf Kosten des Staats beför - dern. Dresden, den 7. Nov. 1850. Kriegsmini - sterium. Rabenhorst. -- Auch die Verordnung we - gen Ankaufs von 2700 Pferden für die Armee ist erneuert worden.

Hamburg, 7. Nov. Heute Morgen hat der Abmarsch der preußischen Jnfanterie von hier be - gonnen. Morgen und übermorgen werden die Ueberreste noch folgen. Als Ziel des Marsches wird Eisenach genannt.

Wien, 5. Nov. Heute sind die Militärcon - ferenzen eröffnet worden, woran mehrere der in den letzten Revolutionskriegen ausgezeichnetsten Generale Theil nahmen, wie Wallmoden, Schlick und Wimpffen. Auch der Erzherzog Albrecht ist beigezogen und deshalb hier angekommen. Mor - gen wird sich Radetzky präsidiren und erwartet man auch den Ban Jellachich. Die Rüstungen gehen unausgesetzt fort. Auf den Telegraphenbüreaus wird jede Privatdepesche der strengsten Controle unterzogen. Alle Redaktionen sind wiederholt bei geschärfter Strafe vor indiscreten Mittheilun - gen verwarnt worden. -- Jch vermag Jhnen als zuverlässig zu melden, daß 12,000 Mann des böhmischen Armeecorps bereits auserlesen sind, um im Namen des Bundes zur Erfüllung der Friedensstipulationen in Schleswig = Holstein zu interveniren. Dieselben sollen ihren Weg über Bayern, Hessen und Hannover direct nach Al - tona nehmen und auf diese Weise preußisches Ge - biet vermieden werden. Man hofft auf die Mit - wirkung Hannovers. Unter allen Umständen seien Sie überzeugt, daß Oesterreich vor der consequenten Vollstreckung der übernommenen Auf - träge nicht zurückschrecken wird. Auch bestätigt sich, daß ein Theil der österreichischen Flotte, d. h. eine Fregatte, zwei Corvetten und vier Dampfer in Triest segelfertig gehalten wird, um auf den ersten Befehl nach der Nordsee abzugehen. -- Noch vernehme ich aus guter Quelle, daß der Plan vorliegt, den Marschall Radetzky zum Ge - neralissimus der österreichischen Armee zu ernennen.

Wien, 6. Nov. Der mit telegraphischer De - pesche von Berlin bereits hier angemeldete Baron von Rosenberg, kgl. preuß. Legationssekretär, istgestern hier eingetroffen. Wie man von Außen her vernimmt, wäre derselbe der Ueberbringer der neuesten preußischen Vorschläge, gestützt auf die Ergebnisse der Warschauer Conferenz, und wenn namentlich der Neu Preußischen Zeitung zu trauen ist, so bezögen sich dieselben zunächst auf die Eröffnung sogenannter freier Conferenzen. Wenn indessen wahr wäre, was hinzugefügt wird, daß nämlich Oesterreich aufgefordert werden solle, seine Rüstungen einzustellen, so müssen wir dem entgegen bemerken, daß es die gewöhnlichste Pflicht der Vorsicht erheischt, sich bei mangelnden Ga - rantien jedenfalls sicher zu stellen, eine Pflicht, welche unsere umsichtige Regierung bestimmt nicht aus den Augen verlieren wird. Preußen hat eine so lange und kostbare Zeit mit leeren Verhand - lungen vergeudet, daß wir uns nicht enthalten könnten, den Gang neuer schleppender Verhand - lungen mit einer gewissen Scheu zu betrachten. Nicht an Oesterreich -- an Preußen liegt es jetzt, den Beweis zu liefern, daß es die Verstän - digung im Jnteresse des Friedens ernst und auf - richtig will. -- Der Marsch des vorarlbergischen Armeekorps wird nicht verfehlen, Sensation zu erregen, und die Spannung der politischen Lage zu erhöhen. So friedlich wir gesinnt sind, so können wir doch nicht verhehlen, daß die bloße Kunde des Marsches der österreichischen Armee, daß die Entfaltung ihrer ruhmvollen Fahne unser Herz höher schlagen macht. -- Glück, Ehre und Gelingen begleite diese treuen, kriegserprobten Schaaren. Möge ihr Beruf ein friedlicher sein. Möge ihnen in allen deutschen Landen derselbe Ruf der Eintracht und brüderlichen Freundschaft entgegentönen, der sie in dem wackern Bayerlande aus allen Herzen empfängt. Sollte aber das Schicksal es anders fügen, sollten in unglücklicher Stunde des deutschen Bundes und Oesterreichs Rechte gewaltsam verletzt, und die Armee zu ih - rer Vertheidigung berufen werden, so möge Gott der Allmächtige mit ihr sein!

Wien, 6. Nov. Radetzky fuhr gestern Nach - mittag vom Gloggnitzer Bahnhof in einem Hof - wagen zur kais. Burg. An seiner Seite im Wa - gen saßen F. = Z. = M. v. Heß und Ban Jellachich. Er stattete noch an demselben Abend Sr. Maj. dem Kaiser einen Besuch ab, und hatte eine Un - terredung mit dem Fürsten v. Schwarzenberg und dem Kriegsminister, diesen Morgen mit dem Fi - nanzminister. Die Berufung des greisen Mar - schalls nach Wien hat einen doppelten Zweck. Man will nicht nur in möglichen Fällen von sei - ner Kriegserfahrung Nutzen ziehen, sondern auch durch seine Gegenwart der hier, um Olmütz und in Böhmen versammelten Armee einen Führer zeigen, dessen Name alle mit Begeisterung erfüllt. Außerdem will man den Marschall wegen der be - absichtigten Eintreibung der italienischen Zwangs - anleihe zu Rathe ziehen. Man versichert übri - gens, daß der alte Feldherr nicht mehr nach Jtalien zurückkehren werde. Die kriegerischen Besorgnisse sind noch keineswegs gänzlich ver - schwunden. Dies beweis't schon der Stand des Silberagio. Auch wird unsere Diploma - tie höhere Forderungen stellen, als man sich auswärts, besonders in Berlin denkt. Der Glaube an Oesterreichs militärischer Ueberlegenheit herrscht in hohen Regionen ebenso fest wie im Heer, das zwar im allgemeinen um die hessische Frage und was daran hängt unbekümmert, aber von Ehrfurcht vor dem Ruf des Kaisers, zugleich von Durst nach Thaten, Auszeichnung und Beförderung durch - drungen ist. Sie werden sehen, daß es nicht so leicht sein wird durch diplomatische Mittel hell - gezogene Schwerter wieder in die Scheide zurück - zustoßen.

Prag, 4. Nov. Heute wird im Amtsblatt der Prager Zeitung vom böhmischen Kriegscom - mando bekannt gegeben, daß sowohl für die schwere als für die leichte Cavallerie, ferner zur Artillerie - bespannung Pferde angekauft werden. Aus Ungarn und Polen werden in wenigen Tagen 14 Ba - taillone Jnfanterie und Cavallerie zur Verstär - kung des böhmischen Armeekorps eintreffen. Das böhmische Armeecorps ist jetzt 60,000 Mannstark und wird mit den Verstärkungen 80,000 Mann zählen. Die Prager Besatzung selbst zählt 10,000 Mann. Es scheint, daß auch diese Besatzung verstärkt werden soll, da ein hiesiger Eisenwaarenhändler plötzlich mit der Lieserung von 2000 eisernen Bettgestellen beauftragt wurde. Die neuankommenden Bataillone werden vorerst bei Jungbunzlau ein Lager beziehen, weßhalb auch die Lieferung von 1000 Centnern Mehl von hier nach Jungbunzlau bereits eingeleitet ist. Die Truppen werden jedoch erst in der zweiten No - vemberwoche eintreffen, was daraus zu schließen ist, daß vom 9. Nov. an auf der Prag = Olmützer und Prag = Wiener Strecke der Verkehr der Last - züge amtlich eingestellt wurde. Jn den letzten Tagen wurden 120 Wagen von hier nach Ol - mütz geschafft um zum Truppentransport verwen - det zu werden. Heute gingen 40 Kanonen von hier nach Theresienstadt ab. Jn Prag erwartet man in den folgenden zwei Tagen 3000 Mann Einquartierung durchziehender Truppen.

Berlin, 7. Nov. Die Berl. Ztg. meldet: Nach glaubhaften Mittheilungen hat der zeitige Dirigent der auswärtigen Augelegenheiten, Mi - nister v. Manteufel, eine Notisication an die Ge - sandten der auswärtigen Mächte gerichtet, worin er sich über den Stand der Angelegenheiten und die diesseitigen Ansichten darüber ausspricht. Das preußische Cabinet sei geneigt, den Frieden zu er - halten; es wolle den Krieg nicht und täusche sich nicht über die Gefahren, welche derselbe mit sich bringen würde; aber es würde der Ehre und Selbständigkeit Preußens nicht vergeben, um den Frieden zu erhalten, und jeden Angriff mit Ent - schiedenheit und Kraft zu begegnen wissen. -- Der Jnhalt der am Sonntage nach Wien abge - sandten Note ist gleichzeitig von hier aus nach Petersburg gemeldet worden. -- Zum Oberbe - fehlshaber sämmtlicher kurhessischer Besatzungs - truppen ist der General von Strotha ernannt, der vor einigen Tagen in Kreuzenach eingetroffen ist. -- Der russische Gesandte, Hr. v. Budberg, hat heute die bestimmte Forderung an unsere Regier - ung gestellt,, sich über den Sinn und Zweck der preußischen Rüstungen zu erklären.

Berlin, 7. Nov. Die Deutsche Ref. ent - hält heute folgenden offiziösen Artikel: Der inte - rimistische Vorsitz im Staatsministerium ist nun - mehr dem Minister der geistlichen ec. Angelegen - heiten, Hrn. v. Ladenberg, welcher gestern Abend zu Sr. Maj. nach Sansouci befohlen war, über - tragen worden. Die heutige Sitzung des Staats - ministeriums fand bereits unter dem Vorsitze des Hrn. v. Ladenberg statt. Wir freuen uns, mit - theilen zu können, daß auch diese Sitzung unter den Mitgliedern des Ministeriums die Zuversich. auf ein durchaus einmüthiges Wirken gestärkt hat. Besonders scheinen die beiden Mitglieder des Ka - binets, welche im Vereine mit dem Grafen Bran - denburg im November 1848 für die Rettung des Thrones und des Vaterlandes eintraten, nach dem Hingange des Ministerpräsidenten sich zu um so festerem Zusammenwirken an einander zu schließen.

Berlin, 7. Nov. Hr. v. Prokesch, der öster. Gesandte, hat vorgestern ein vorläufiges und ge - stern das bestimmte Verlangen gestellt, daß die preußischen Truppen unverzüglich vom kurhessischen Gebiete zurückgezogen würden, sowie daß Preußen der Pacifikation von Schleswig = Holstein in der vom Bundestage beschlossenen Art und Weise seine Unterstützung leihe.

Berlin, 8. Nov. Der Nachfolger des Hrn. v. Sydow im Präsidium des Fürstenkollegiums wird der Herr Geh. Rath v. Bülom sein. Den Oberbefehl über die preußischen Operationstruppen wird nach der D. Ref. der Prinz von Preußen übernehmen. Jhm zur Seite wird der General v. Prittwitz stehen. Die Truppen in Baden sollen theils nach Kreuznach, theils nach Wetzlar kom - mandirt sein. -- Se. k. Hoheit der Prinz Alb - recht werden in diesen Tagen zurückerwartet. Er wie Prinz Karl werden Commandos übernehmen. -- Wie es heißt, würde der Prinz von Preußen kgl. Hoheit den Befehl des Gardekorps überneh - men. Se. Maj. der König sollen ebenfalls sichpersönlich an die Spitze der Armee stellen wollen -- Der kurhessische Gesandte, Freiherr v. Dörn - berg, hat den Protest des Kurfürsten von Hessen gegen den Einmarsch preußischer Truppen über - reicht. Es wurde ihm darauf notifizirt, daß die preußische Regierung auf den Protest keine weitere Rücksicht nehmen könne und werde. Der kurhess. Gesandte wird dieser Tage Berlin verlassen.

Jtalien.

Nach einem Briefe in dem Salut public von Lyon sollen zur Beilegung des Zwiespaltes zwischen Piemont und Rom friedliche Unterhand - lungen eingeleitet worden sein. Von der ge - schickten Jntervention des Fürsten Esterhazy, heißt es in diesem Schreiben unter Anderem, um zwi - schen Turin und dem heiligen Stuhle eine Ver - söhnung zu bewerkstelligen, erwartet man sehr viel. Der Fürst hat sich zu dem Fürsten von Schwar - zenberg begeben müssen, um einen für beide Theile ehrenvollen Vergleich zu Stande zu bringen. Die letzten Depeschen, welche zwischen dem österreich. Gesandten und dem Minister des Aeußern zu Turin gewechselt wurden, sollen die Versicherung geben, daß die sardinische Regierung gesonnen ist, die Feindseligkeiten einzustellen. Man will einen Mittelweg einschlagen. Die Erzbischöfe von Cag - liari und Turin sollen zurückkehren dürfen: ihre Diözesen sollen sie als Titulare behalten, aber während eines gewissen von den vermittelnden Mächten näher zu bestimmenden Zeitraums Coad - jutoren zur Seite haben, um den politischen Lei - denschaften Zeit zu lassen, sich zu beruhigen.

Vermischte Nachrichten.

Jn dem, wenige Jahre nach der Julirevolu - tion erschienenen Werke des ehemaligen nassau'schen später niederländischen Ministers v. Gagern (Va - ters Heinrich's v. Gagern), betitelt Mein An - theil an der Politik , sind auch einige Briefe des Ministers Frhrn. v. Stein an den Herausgeber abgedruckt, in deren einem folgende denkwürdige Stelle, bezüglich auf den Mißbrauch des Steuer - bewilligungsrechts der Kammern, -- wodurch in der neuesten Zeit wieder in den hessischen Staa - ten die beklagenswerthen Conflikte und Verwir - rungen herbeigeführt worden sind, -- enthalten ist. Er schreibt: Mit der unbedingten Behaup - tung, ein mißfälliges Ministerium durch Verwei - gerung der Abgaben verdrängen zu dürfen, stürzt man jede bestehende Verfassung, sie sei monar - chisch, aristokratisch, demokratisch; es dauert der revolutionäre Zustand fort. Denn kann jede Op - position Gehorsam und Abgabenzahlung zur Be - dingung der Entfernung oder der Anstellung ge - wisser Personen machen, so hat aller Gehorsam ein Ende. -- Die Bewilligung oder Verweige - rung von Abgaben ist nichts Willkürlicheres; es kann dies Recht nur nach bestimmten Grundsätzen, mit Beobachtung großer heiliger Pflichten, aus - geübt werden.

Fraser's Magazine macht bei Gelegenheit einer Kritik des Buches; Ueber den Verfall Eng - lands , welches der große französische Agitator Ledru = Rollin zum Dank für die in London ge - fundeu Freistadt geschrieben hat, folgende Enthül - lung über dessen Abkunft: Hr. Ledru = Rollin ist jetzt 44 oder 46 Jahre alt, da er 1806 oder 1808 geboren ward. Er ist der Enkel jenes be - rühmten Taschenspielers oder Magiers, der unter dem angenommenen Namen Comus zu Anfang dieses Jahrhunderts seine Kunststücke machte. Un - ter der Konsultats = Regierung und zur Zeit Na - poleon 's machte Comus Kunstreisen durch alle Departements von Frankreich und auch über des - sen Grenzen hinaus. Er war von allen Eska - moteurs seiner Zeit der berühmteste und glück - lichste, mit Ausnahme etwa des großen korsischen Magiers, der damals Frankreich und ganz Europa in Erstaunen setzte. Die Comte, die Alexandre, die Bosco sind Stümper gegen ihn. Kein Wun - der also, wenn er sich ein beträchtliches Vermö - gen zusammen spielte, zu dessen Erben er Ledru - Rollin, seinen Lieblings = Enkel, einsetzte. Und wäh -end dessen Minderjährigkeit wuchs das Kapital ergestalt, daß Ledru = Rollin bei seiner Mündig - werdung eine Jahresrente von fast 100,000 Frs. bezog. Sein Reichthum verschaffte ihn zuerst Kredit bei der republikanischen Partei. Doch seine Be - theiligung an der Reforme kostete ihm große Summen, wofür er aber auch in der Februar - Revolution Mann des Volkes und Mitglied der provisorischen Regierung wurde. Der Geist seines magischen Großvaters lebt in ihm fort; nur mit dem Unterschiede, daß Ledru = Rollin's Escamotage sich nicht damit begnügt, das Geld aus den Taschen verschwinden zu machen, sondern um Krone und Zepter spielt. Bekanntlich hat er viele Einge - weihte bei seinen politischen Kunststücken: daher das Ueberraschende derselben, manchmal zu seiner eigenen unangenehmen Ueberraschung, wie am 13. Juni 1849.

Neuestes.

* Würzburg, 11. Nov. Wie wir so eben aus sicherer Quelle vernehmen, wird in Brückenau ein großes Spital für sämmtliche Bundestruppen errichtet, und sind die dazu gehörigen Vorberei - tungen schon getroffen.

§ Kitzingen, 8. Nov. Heute wollte der in der hiesigen Mainmühle beschäftigte Müllergeselle Wolfgang Ebert das Wehrloch an der Main - mühle öffnen, während dessen derselbe aus den von den Fluthen des Maines ergriffenen Kahn fiel, und ertrunken ist. Die Leiche des Verun - glückten wurde noch am nehmlichen Tage aus dem Maine gezogen.

Ochsenfurt, 8. Sept. Heute Abend 6 Uhr wurden der Ortsnachbar Peter Lehrmann und dessen Ehefrau von Kleinochsenfurt todt in ihrem Keller aufgefunden. Nach ärzlichem Gutachten ha - ben Beide den Erstickungstod erlitten, und zwar in Folge der Ausdünstung von ungefähr 80 Ei - mern neuen Mostes, welche sie in ihrem verhält - nißmäßig kleinen Keller aufbewahrt haben.

Landau, 8. Nov. Von heute an werden die Thore wieder zur selben Zeit wie früher geöffnet und geschlossen.

Frankfurt, 7. Nov. Dem General v. Schre - ckenstein in Baden ist gestern von Berlin aus der Befehl geworden, alle Streitkräfte zu concentriren und mit denselben eine Stellung zwischen der Murg und dem Neckar einzunehmen. Es dürften sich auf diese Anordnung diejenigen Nachrichten zurückführen lassen, welche die vollständige Zurückziehung der preußischen Truppen aus dem Großherzogthum Baden betreffen. Selbst die beiden Schwadronen vom 6. Ulanen = Regiment, welche, wie man von hier gemeldet, bereits vor mehreren Tagen um Frankfurt hinweg nach nassanischen Ortschaften in der Nähe abmarschirt sein sollten, befinden sich zur Zeit noch in Baden. Die großh. hessische Regierung scheint sich jetzt ziemlich entschieden den Kämpfen für den Bundestag beigesellen zu wol - len, da wir kurz vor Postschluß erfahren, daß sie ihre Zustimmung zu der Aufstellung eines öster - reichischen Korps am linken Mainufer in und um Seligenstadt ertheilt hat. Diese Abtheilung wird aus den beiden Jnfanterie = Regimentern Benedeck und Wellington und dem Regiment Chevauxlegers Windischgrätz nebst einer Batterie bestehen. Die Truppen sind im schleunigsten Anmarsch und wer - den am Sonntage Seligenstadt erreicht haben.

Frankfurt, 8. Nov. Die heutige Börse bot einen wo möglich noch trüberen Anblick dar, als die gestrige. Man hatte Nachricht von einem Rückgange der preußischen Staatsschuldscheine um neun Procent, und eine solche beispiellose Erschüt - terung der sonst so festen berliner Börse, noch ehe ein Kanonenschuß gefallen, war allerdings geeig - net, große Bestürzung hervorzurufen.

Karlsruhe, 8. Nov. Vorgestern erschienen in der Commission, welche von der zweiten Kammer zur Prüfung der Uebereinkunft mit Preußen nie - dergesetzt worden, Staatsminister v. Rüdt, Staats -rath Regenauer und Oberst v. Roggenbach. Die - selben machten folgende Mittheilung; Preußen hat seine Entschädigungsforderung von 2,600,000 Thl. vorläufig auf 1,870,000 Thlr. herabgesetzt. und sich bereit erklärt, die Zollgefälle frei zu ge - ben, falls Baden die Forderung in der ewähnten Größe anerkenne.

Karlsruhe, 8. Nov. Die Commission, welche von der zweiten Kammer zur Prüfung des Bünd - nisses mit Preußen niedergesetzt wurde, hat vor - gestern eine Sitzung gehabt, in der die Ansicht, daß Baden unter allen Verhältnissen das Bünd - niß aufrecht erhalten müsse, durchdrang und eine dahin zielende Adresse an den Großherzog beschlos - sen wurde, deren Wortlaut wir morgen mittheilen werden.

Mannheim, 8. Nov. So eben vernehmen wir, daß der kgl. preußische Generalstab hierher verlegt wird.

Wiesbaden, 8. Aov. Unsere Beurlaubten sind einberufen. Die Mobilmachung unseres Kontin - gents erfolgt; auch Pferde = Ankäufe werden dem Vernehmen nach vorgenommen.

London, 3. Nov. (Fortsetzung. ) Man will bemerkt haben, daß die Tory = Presse in den Pro - vinzen im Allgemeinen die Sache mit weniger Heftigkeit bespricht, als die Whig = und liberalen Blätter. -- Die heutigen Times haben eine eigene Rubrik: Proteste gegen Papismus . Da - rin lesen wir erst von einem Meeting der Pfarr - genossen von St. Anna (es waren aber nur 60 bis 70 Personen, Anglicaner und Dissenter aller Art, anwesend, -- der Bericht füllt1 1 / 2 Spal - ten). Wie dort polemisirt wurde, zeigt die Aeuße - rung eines Jndependenten = Predigers (Bailey heißt der Lügner), nach römischer Moral sei Ehebruch und Mord zum Nutzen der Kirche keine Sünde, wie er selbst bei Lignori gelesen habe. Dann folgt ein Bericht über die Audienz der Deputation des Clerus der City bei dem Bischof von London. Jn Liverpool hat eine Deputation von Geistlichen und Laien der Stadt und Nachbarschaft eine De - monstration beantragt, in Leeds der Dechant ein Meeting der Geistlichkeit berufen, zu Glocester der kirchliche Verein einen puseyitisch motivirten Protest erlassen ec. Die Exeter Flying Post bringt ein Schreiben R. W. Grey's, worin im Auftrage Lord J. Russell's erklärt wird, die Er - richtung der päpstlichen Bisthümer sei ohne Sanc - tion und Billigung des Ministeriums geschehen, und Lord Minto sei zu Rom wegen dieser Maß - regel nie befragt worden und habe sie nie gebil - ligt (demnach hätte der heil. Vater oder Lord Minto oder sonst Jemand gelogen). -- Jn einer andern Spalte gibt sich der Bischof Ullathorne von Birmingham noch einmal Mühe, die ergrimm - ten Fanatiker über einzelne Punkte aufzuklären: solche Stimmen verhallen aber in dem allgemei - nen Geschrei. Es ist ein trauriger Anblick, in einem freien Lande solche Jntoleranz und bei dem denkenden englischen Volke solche verkehrte Auffassung der einfachsten Sachen zu finden.

London, 5. Nov. Die ganze Demontration am heutigen Guy Fawk's = Tag bestand in etwas lebhafteren Bethätigungen der Straßenjugend, als in den früheren Jahren. Unter andern sah man einen Aufzug mit einem Esel, der einen Cardi - nalshut trug, und auf welchem ein lächerlich mas - kirter Bursche mit der Tiara saß; voraus zogen Jungen in allerlei geistlichem Mummenschanz. Der Zug bewegte sich unter großem Volksbeifall nach der Börse, wo er von den Jobbers bewirthet wurde. (Welches Geschrei würde man in London erheben, wenn man in Dublin oder Rom die Würdenträger der anglicanischen Kirche in dieser pöbelhaften Weise zum Gegenstande öffentlichen Spottes machte!)

Paris, 8. Nov. General Lamoriciere zeigt der Permanenz = Commission ein Mord = Complot von Mitgliedern der Gesellschaft des zehnten De - cember gegen Dupin und Changarnier an; der Minister Baroche, darüber von Faucher, Monetund Bazet interpellirt, stellt das Complot in Ab - rede. Auf den Antrag des Staatsrathes und des Ministers Baroche hat der Präsident der Re - publik die Gesellschaft des zehnten Dezember durch ein Decret aufgelöst. Einem Gerüchte zufolge billigt Frankreich die bundestäglichliche Besetzung Kurhessens.

T. D. 1) Berlin, 8. Nov. (verspätet). Die ministerielle Deutsche Reform berichtet das Folgende: Die kgl. Regierung rüstet nur debhalb ernstlich, um die Erhaltung eines ehrenhaften Frie - dens wo irgend möglich noch zu erzielen. Die Antwort des k. k. öster. Cabinets ist heute einge - gangen. Das Staatsministerium befindet sich über dieselbe in Berathung. Ein entscheidender Be - schluß wird erst unter dem Vorsitz Sr. Maj. des Königs und nach der Ankunft des Grafen von Bernstorff, welcher durch Unwohlsein behindert wird, gefaßt werden. -- Jm Königreich Sachsen ist die Einberufung der Reserven nicht eingestellt worden.

2) Wien, 9. Nov. Die Lage ist höchst kri - tisch. Oesterreich fordert das unbedingte Preis - geben der Union und die Anerkennung des Bun - destags. Die desfallsige Note ist bereits zu Ber - lin, aber die Entscheidung wurde bis zu Bernstorfs Ankunft verschoben. Die Wiener Blätter zwei - feln an der Erhaltung des Friedens, obwohl die Deutsche Ref. diesfalls noch Hoffnung hatte.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Frankfurter Cours. Den 10. November 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien ......10301051
5% Metallique ....73 1 / 274
4%....----
3%....----
2 1 / 2 %....39--
4 1 / 2 % Bethmann ...----
4%...----
fl. 250 Loose v. J. 1839.9293
5001834.144146
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.----
Tthl. 50 Prämien Scheine.----
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ...----
4%....----
5%....----
Württemberg3 1 / 4 % ....--79 1 / 2
4 1 / 2....9393 1 / 2
Baden3 1 / 2 %....----
fl. 35 Loose......30 1 / 830 5 / 8
50......--51
Nassau fl. 25 ......2525
Hessen Darmst. fl. 50 Loose...73 1 / 274 1 / 2
25...2727 1 / 2
Polen fl. 300...----
Sardinien Fcs. 36...3233

Jnteressant für den Lehrerstand!

Wir besitzen einige Hundert Exemplare von der

Erklärung des Würzburger Diöcesan - Katechismus für Schullehrer, heraus - gegeben von Pfarrer Schönin Volkach

die wir, um damit aufzuräumen, per Exemplare für nur 18 Kreuzer abgeben.

Paul Ham'sche Antiquariats = Buchhand - lung in Würzburg.

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Dienstag den 12. Nov. 1850. Zum Erstenmale wiederholt: mit erhöhten Eingangspreisen Der Prophet. Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Mit neuen Dekorationen, neuer Garderobe, Ballet und Schlittschuhfahrt. Preise der Plätze:

Erster Rang 1 fl. 45 kr., Sperrsitz u. zwei - ter Rang 1 fl. 12 kr., Parterre 48 kr., Amphi - theater 30 kr., Gallerie 18 kr.

Druck von Joseph Steib in Würzburg. Gestern wurde eine Beilage ausgegeben.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
Author[unknown]
Extent4 images; 5991 tokens; 2524 types; 43957 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDie Bayerische Presse Eine constitutionell-monarchische Zeitung. . Würzburg (Bayern)1850.

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