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Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

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Nr. 271.
Würzburg, Dinstag den 12. November. 1850.

Der verderbliche Pfad des Berliner Cabinetes.

Ein kurzer Ueberblick des heutigen Standes der Dinge wird einem allgemein gefühlten Be - dürfnisse des Publikums begegnen. -- Das Be - nehmen Preußens in zwei flagranten Fragen des Tages läßt nunmehr befürchten, daß jene so na - türliche und so billige Grenzlinie nicht eingehalten, und ein Uebergriff auf das selbsteigene Gebiet der bundestreuen Regierungen versucht werden will. Der König von Dänemark, als Herzog von Hol - stein und Lauenburg Mitglied des deutschen Bun - des, und in der Bundesversammlung zu Frank - furt vertreten, hatte auf Grund des von Preu - ßen selbst im Namen des Bundes abgeschlossenen Friedens die Dazwischenkunft der Bundesversamm - lung zum Behufe der Pazifizirung der Herzog - thümer, und der Schlichtung des dort ausgebro - chenen Kampfes in Anspruch genommen, und diese Versammlung konnte, theils in einfacher Anwen - dung der Grundgesetze des Bundes, theils in Vollstreckung des in seinem Namen geschlossenen Friedenstraktates, -- theils endlich, um nicht eine vorzüglich deutsche Frage der sonst unfehlbar ein - tretenden materiellen Einwirkung nicht deutscher Mächte ausschließlich anheim zu geben -- nichts anders, als jenem Begehren sofort zu willfahren. Was thut Preußen? Es erklärt in, zur Kunde des Publikums bereits gebrachten Aktenstücken -- ein solches durchweg gesetzmäßiges, von ganz Eu - ropa gewünschtes, und dem von Preußen selbst abgeschlossenen Frieden entsprechendes Beginnen des Bundes -- nicht dulden zu wollen! Jn Kurhessen andererseits entsteht in Folge der zwi - schen dem Landesherrn und seinen Ständen einge - tretenen Zerwürfnisse ein Zustand der Anarchie, dem ein Ende gemacht werden muß, will man nicht im Herzen Deutschlands der noch immer auf ihre Wiedererstehung hoffenden Revolution eine will - kommene Stätte der Vorbereitung und des Weiter - greifens schaffen. Der Kurfürst erbittet sich zu diesem Behufe die Hülfe des Bundes; und dieser muß sie ihm leisten, will er nicht zugleich die Grundgesetze seines Bestehens und seiner Pflicht, dem Wiederaufkeimen der Revolution mit allen seinen Mitteln entgegenzutreten, in die Schanze schlagen. Allein auch hier begegnet er abermals dem Widerspruche Preußens, welches, ohne An - führung irgend eines Rechtsgrundes, und bloß aus Rücksichten politischer Convenienz und sogenannten Staatsinteresses es nicht erlauben will, daß ein deutscher Fürst auf seinem eigenen Gebiete die bundespflichtgemäße Hülfe seiner Mitverbündeten verwende! Die Durchführung eines solchen Sy - stems der Präpotenz und Einschüchterung würde geraden Weges zur Vernichtung der Unabhängig - keit aller deutschen Staaten und folgeweise zum völligen Umsturz des von Europa anerkannten deutschen Staatenbundes führen. Sie kann von Oesterreich durchaus nicht zugelassen werden. Die militärischen Kräfte des Kaiserstaates sind daher in Bewegung gesetzt, um seinen diesfälligen Re - monstrationen den gebührenden Nachdruck zu sichern. Eine große Armee, versehen mit allen Hülfsmit - teln zum Kriegführen, wird in diesem Augenblicke an den geeigneten Aufstellungsplätzen versammelt. Endlich ist das in Vorarlberg aufgestellt gewesene Korps unter dem Befehle des F. = M. = L. L. Lege - dies bereits in Bayern eingerückt, um in Verbin - dung mit den braven Truppen unsers treuen Ver - bündeten, des Königs von Bayern, den Ereignis - sen der Zukunft entgegen zu gehen. Auch in Württemberg, in Sachsen und andern bundes - treuer Ländern, rüstet man sich mit Macht, um die eigene Selbstständigkeit zu sichern, die Rechte des Bundes zu wahren und dessen Pflichten zu ge - nügen. Wir haben die Ueberzeugung, daß bei diesem Beginnen Oesterreichs Kaiser auf die treue Mitwirkung seiner Völker, die fühlen müssen, daß es sich bei jenen Fragen nicht nur um die Rechte, sondern zugleich auch um die wichtig - sten politischen und materiellen Jnteresse des Ge - sammtreiches handelt, wird zählen können. Bis zum letzten Augenblicke wollen wir aber die Hoff - nung nicht aufgeben, daß Preußen noch Anstand nehmen wird, durch eine Gewaltthat den Frieden, dieses große Bedürfniß der vielgeprüften Zeit, -- zu Niemands Vortheil, es sei denn zu jenem der ewigen Feinde des Völkerglücks und der Völker - ruhe, zu brechen.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Fulda, 9. Nov. 1 Uhr Nachmittags. Eben rücken die ersten bayer. Truppen bei uns ein. -- 2 Uhr Nachmittags. Starke Massen Cheveauxle - gers, Schützen, Jnfanterie und Artillerie im Ge - folge des Oberbefehlshabers Fürsten von Thurn und Taxis durchziehen mit klingendem Spiele die Stadt und stellen sich auf dem Domplatze auf; sie werden hier Quartier nehmen. -- Das Haupt - quartier der Bundestruppen ist heute nach Fulda verlegt worden. -- Abends Alle Feindseligkeiten sind eingestellt. Die Preußen haben nicht blos Fulda geräumt, sondern auch die Straße nach Kassel freigegeben. Sie behalten sich blos ihre Etappenorte vor. Diese freundliche und versöhnliche Ausgleichung muß jeden wahren Va - terlandsfreund mit inniger Freude erfüllen; wir hoffen, daß nun auch der gestrige betrübende Vor - fall sich zu gegenseitiger Zufriedenheit ausgleichen werde.

Von der obern Fulda, 9. Nov., Abends. Ein großer Theil der Bundesarmee übernachtet heute in der Stadt Fulda und der nächsten Um - gegend. Morgen Vormittag wird derselbe wahr - scheinlich über Marbach, Rückers und Künfeld, auf der Straße nach Kassel weiter marschiren. Auf dieser Straße werden die Bundestruppen jen - seits Hünfeld die Orte Burghann, Rotenkirch, Neukirchen, Odensachs, Ober = und Unterhaune be - rühren, an Hersfeld (Stadt von 7000 Einwoh - nern, an der preußischen Clappenstraße gelegen) vorübermarschiren, und ihren Weg über Friedlos, Blankenheim und Breitenbach bis Bebra fortsetzen, bei welchem letztern Orte sie auf der Eisenbahn nach Kassel gelangen werden. Die Entfernung von Fulda bis Bebra beträgt7 3 / 4 Meilen und die von Bebra bis Kassel 6 Meilen; die Trup - pen können also am 12. ds. M. in Kassel ein - treffen.

Fulda, 9. Nov. Die bei Bronnzell verwun -deten Jäger wurden in dasselbe Wirthshaus ge - tragen, wo der Fürst von Thurn und Taxis sich einlogirt hatte; sie wurden von demselben sogleich besucht, wobei der schwerer Verwundete nur eine Klage hatte, die, daß sein Stutzen nicht geladen gewesen und er schon auf die erste Charge von Seiten der Preußen gefallen sei. Die Kugel ist ihm durch die Brust und rechte Schulter gedrun - gen, man hofft ihn indeß zu retten, der 2. ist an der Knieescheibe verwundet, der 3. am Knöchel und der 4. an der Wade.

Hanau, 9. Nov. Für die Verpflegung der Bundestruppen ist folgendermaßen gesorgt. Von hier gehen auf Anordnung des Militärkommandos täglich nach den Hauptquartieren ab: 9000 Pfund Fleisch, 18,000 Pfund Brod 40,000 Pfund Heu, 42,000 Pfund Stroh, 1000 Maas Branntwein, 1200 Pfund Salz und 50 Pfund Pfeffer.

Fulda, 10. Nov. Gestern Abend brachte das hier cantonnirende Offizierkorps, unter Begleitung einer solennen Fackelmusik, dem Oberbefehlshaber der Bundestruppen, General der Cavallerie, Für - sten v. Thurn und Taxis, seine Glückwünsche zu dessen Namensfeste dar. Auf Befehl des Bun - deskommissärs haben der Obergerichtspräsident v. Warnsdorf, der Obergerichtsrath Pfeiffer, das vormalige Mitglied der aufgelösten Ständever - sammlung Dr. med. Weinzierl und der als Pri - vatmann sich hier aufhaltende Louis von Schwei - zer, jeder einen Offizier und fünfzig Mann als Einquartierung erhalten. Die Bürgergarde ist vom Garnisonsdienste entbunden worden, dagegen nicht aufgelöst und entwaffnet. Sämmtliche Bun - destruppen waren in den Dom heute Vormittag zur Kirchenparade eingerückt.

Schleswig = holsteinische Ange - legenheiten.

Altona, 9. Nov. Der hiesige Merkur ent - hält die folgende Erklärung: Jn einer am 24. v. M. abgehaltenen Versammlung von Prälaten und Gutsbesitzern der Herzogthümer Schleswig und Holstein ist die Veröffentlichung der nachste - henden Erklärung beschlossen worden: Prälaten und Gutsbesitzer der Herzogthümer Schleswig und Holstein erklären, daß es sie tief bekümmert, noch immer kein Zeichen der Beendigung des blutigen Krieges zu sehen, der zwischen zwei Völkern ge - führt wird, die seit Jahrhunderten denselben Herr - scher hatten und durch so manche Bande und ge - meinschaftliche Jnteressen eng an einander geknüpft waren. Die einzigen Resultate, welche dieser traurige Krieg gehabt hat und bei der Lage der europäischen Verhältnisse aller Wahrscheinlichkeit nach haben kann, sind nächst einer maßlosen Erschöpfung der Kräfte beider Länder eine stei - gende Erbitterung der Gemüther, welche die Versöhnung von Tage zu Tage mehr erschwert. Prälaten und Gutsbesitzer überzeugt, daß der Streit zwischen Dänemark und den Herzogthü - mern nicht durch das Schwert entschieden wird, daß mithin ein ferneres Blutvergießen eben so grausam wie nutzlos ist, halten es für ihre Pflicht, laut und öffentlich ihr Verlangen nachFrieden auszusprechen. Sie wenden sich an das Herz des Landesherrn, an das Mitgefühl und die Gerechtigkeit der deutschen Regierungen und an die Weisheit der Großmächte, um als ersten Schritt zum wirklichen Frieden die Einstellung der Feindseligkeiten zu erlangen. Prälaten und Guts - besitzer glauben sich hier jeder Aeußerung über die Basis der Unterhandlungen, die künftige Stellung der Herzogthümer betreffend, enthalten zu müssen und können nur den sehnlichen Wunsch ausdrücken, daß die endliche Vereinbarung jeden Saamen der Zwietracht zerstören u. den Segen des Frie - dens in diese früher so glücklichen Lander von neuem zurückführen möge! Die Veröffentlichung der vor - stehenden Erklärung ist bisher unterblieben, weil das Corps der Ritterschaft in einer an demselben Tage abgehaltenen Versammlung dieser Erklär - ung nur mit einigen Modificationen beitreten zu wollen beschloß, nach welchen der specielle Antrag auf Waffenstillstand wegfallen und der Wunsch baldiger Vereinbarung näher dahin präcisirt wer - den sollte, daß dieselbe auf dem Wege billiger und gerechter Feststellung der gegenseitigen Rechts - verhältnisse zu erstreben sei. Da nun die mit den Mitgliedern der ersten Versammlung deßhalb gepflogenen Unterhandlungen bisher zu einem be - stimmten Ziele nicht geführt haben, so muß ich mich gegen die gemeinschaftliche Versammlung von Prälaten und Gutsbesitzern verpflichtet achten, den von derselben gefaßten Beschluß, wie hiermittelst geschieht, zur öffentlichen Kunde zu bringen. Jtze - hoe, den 6. November 1850. M. Moltke, vor - sitzender Prälat.

Hannover, 6. Nov. Jm Nachstehenden über - sende ich Jhnen das von dem Bundestage an die Statthalterschaft erlassene Jnhibitorium. Es lau - ret, wie folgt: Auszug aus dem Protokoll der 11. Sitzung der Bundesversammlung, geschehen am 25. Okt., §. 33, Holstein. -- Die Bundes - versammlung hat demnach mit Stimmenmehrheit beschlossen: 1) sofort nach erfolgter Auswechselung der Ratifikationsurkunden über den Frieden vom 2. Juli der Statthalterschaft in Kiel, als der faktisch bestehenden obersten Landesbehörde Hol - steins, ihren festen Willen kundgeben zu lassen, daß sie fernere Feindseligkeiten nicht dulden werde, die Statthalterschaft daher gemessenst angewiesen werde, dafür Sorge zu tragen, daß kein Angriff erfolge, die holsteinischen Truppen vielmehr südlich der Eider zurückgezogen werden, und daß eine Beurlaubung derselben von mindestens 2 / 3 statt - finde, die Bundespräsidialgesandtschaft aber zu er - suchen, diese Jntimation an die Statthalterschaft auf geeignetem Wege zu bewerkstelligen; 2) hiebei der k. dän. hohen Regierung gegenüber die be - stimmte Voraussetzung auszusprechen, daß den Be - stimmungen des Friedens vom 2. Juli gemäß, wie sie namentlich nach Maßgabe des Schreibens des englischen Bevollmächtigten vom 4. Juli in - terpretirt werden müssen, auch kgl. dänischerseits keine Ausdehnung militärischer Maßregeln auf Holstein erfolge, daß auch in Folge der Beur - laubung holsteinischer Truppen eine angemessene Verringerung der dänischen Armee im Süden Schleswigs stattfinden werde; 3) einen Bun - descommissär zu ernennen, zu diesem Endzwecke aber die königlich hannover'sche Regierung durch Vermittelung zu ersuchen, einen ihrer höhe - ren Beamten zu benennen, welcher zur Ueber - nahme dieser Funktion geeignet ist, und denselben zu alsbaldiger Anherkunft zu veranlassen, damit er seine Vollmacht und Jnstruktion in Empfang nehme; 4) den Ausschuß zu beauftragen, einen Entwurf dieser Vollmacht und Jnstruktion unver - züglich vorzulegen; 5) den Executionsausschuß mit alsbaldiger Eröffnung seines Gutachtens über die möglicherweise nöthig werdenden eventuellen Exe - cutionsmaßregeln zu beauftragen; endlich 6) die kgl. dänische, herzoglich lauenburgische höchste Re - gierung von dem gegenwärtigen Beschlusse und namentlich von der unter Nr. 2 desselben gesche - henen Voraussetzung in Kenntniß zu setzen.

Deutschland.

Karlsruhe, 8. Nov. Die von der Commis - sion der zweiten Kammer in Bezug auf das Bünd - niß mit Preußen an Se. k. Hoheit den Groß - herzog beschlossene Adresse lautet, wie folgt: Durchlauchtigster Großherzog! Gnädigster Fürst und Herr! Euere königliche Hoheit ließen den Kammern, und zwar zunächst der zweiten -- in geheimer Sitzung die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J. wegen Stellung und Verpflegung der k. preußischen Truppen im Großherzogthum Baden vom 1. Okt. 1849 an, und wegen Ver - legung großh. badischer Truppen in preußische Garnisonen, sowie den zu dem Art. VII. dieser Convention vereinbarten Vorbehalt zur Kenntniß - nahme und soweit solches verfassungsmäßig erfor - derlich ist, zur nachträglichen Genehmhaltung ver - legen. Die zweite Kammer Ew. königl. Hoheit getreuen Stände hat zur gründlichen Prüfung dieser Vorlage eine Commission niedergesetzt, de - ren Bericht berathen und hierdurch die Ueberzeug - ung gewonnen, daß die Uebereinkunft vom 25. Mai d. J., in so weit sie die Verlegung der großh. badischen Truppen in preußische Garnisonen betrifft, nicht zum vertragsmäßigen Vollzuge ge - kommen ist, daß für die Beseitigung der im Wege stehenden Hinternisse innerhalb einer bestimmbaren Frist keine Garantien vorliegen, daß die wesent - lichen Voraussetzungen, von welchen bei der Ver - legung ausgegangen wurde, theils nicht in Er - füllung gegangen sind, theils nicht mehr bestehen, daß durch die fortdauernde Anwendung der übri - gen Bestimmungen der Uebereinkunft vom 25. Mai ohne gleichzeitige Verlegung der badischen Truppen die Staatskasse zur Ungebühr belaster wird, und das Land auf die Dauer die ihm hier - durch auferlegten unerschwinglichen Lasten zu tra - gen außer Stand ist, daß die Forderung Preu - ßens für Mobilmachung und Unterhaltung des zur Unterdrückung des Aufstandes im Groherzogthume aufgestellten Armeekorps, so weit sie den Matricularbeitrag Badens über - steigt, rechtlich nicht begründet ist, und der be - rechnete Aufwand ohnehin nur zum geringeren Theile durch Bekämpfung des badischen Aufstan - des veranlaßt und gemacht wurde, daß die groß - herzogliche Regierung zur Erzielung einer billigen Abfindung neuerliche Verhandlungen eingeleitet hat, deren Ergebniß nur durch die ständische Zustim - mung rechtskräftig werden kann, daß aber die von kgl. preuß. Finanzministerium angeordnete Rück - behaltung der Zollgefälle in allen Fällen unstatt - haft ist, sowohl wegen der Unzulässigkeit einer Compensation des Jlliquiden mit dem Liquiden, als auch, weil die erwähnte Entschädigungsforde - rung von der kgl. preuß. Regierung gemacht wird, hinsichtlich der Zollgefälle aber nicht Preußen, sondern die Vereinskasse die Schuldnerin ist. Die zweite Kammer Eurer kgl. Hoh. getreuen Stände hat daher heute in öffentlicher Sitzung beschlossen: Eure kgl. Hoh. unterthänigst zu bitten: I. Bei den Unterhandlungen mit der kgl. preuß. Regie - rung auf eine entsprechende Abänderung der Ue - bereinkunft vom 25. Mai d. J., insbesondere aber dahin wirken zu lassen: 1) daß sich die der Ent - schädigungsberechnung des Art. III zum Grunde liegende Contingentszahl vermindere, a) um die Zahl der in preuß. Garnisonen einmarschirten großherzogl. Truppen von dem Tage ihrer An - kunft daselbst, b) um die Zahl der im Großher - zogthume aufgestellten badischen Truppen von dem Tage an, an welchem sie zum Ausmarsche bereit waren oder zum Dienste verwendet werden können; 2) daß eine Verminderung der kgl. preuß. Be - satzungstruppen außerhalb der Festung Rastatt mindestens in so weit sie nothwendig ist, um für die Unterbringung sämmtlicher großherzogl. badi - scher Truppen in Kasernen Raum zu gewinnen, baldmöglichst stattfinde; 3) daß von weiterer Ver - legung bad. Truppen in k. prenß. Garnisonen Um - gang genommen, auch die bereits dahin abgegange - nen großh. bad. Truppen, sobald es die Umstände erlauben, zurückgezogen werden. II. Gegen die im Widerspruch mit allen Rechtsgrundsätzen fort -dauernde Beschlagnahme der Antheile Badens an den Vereinszolleinkünften durch den k. preußischen Finanzminister nochmals entschiedene Verwahrung einlegen, nöthigenfalls aber auf geeignetem Wege, etwa bei dem provis. Unionsschiedsgerichte, nach - drücklich für die baldige rechtliche Erledigung die - ses Gegenstandes wirken zu lassen. III. Höchst - ihre Regierung anzuweisen: Eine Auflösung der Uebereinkunft vom 25. Mai d. J. durch Anwen - dung der Befugnisse, welche die Artikel I, Absatz 3 und Art. V, Abs. 2, einräumen -- sei es, weil der Zweck der verabredeten Maßregeln erreicht ist, oder eine entsprechende Aenderung auf dem Wege der Unterhandlungen nicht zu erzielen wäre -- nur unter solchen Voraussetzungen und mit solchen Er - klärungen einzuleiten, welche keinen Zweifel darü - ber aufkommen lassen, daß Baden in Treue und Redlichkeit entschlossen ist, nach wie vor mit Preu - ßen und denjenigen deutschen Staaten zusammen zu gehen, welche sich durch das Bündnißstatut vom 26. Mai 1849 und zu den Zwecken desselben ver - einigt haben.

Mainz, 10. Nov. Jm Laufe des heutigen Tages, spätestens morgen werden die großherzogl. badischen Truppen auf ihrem Rückmarsche aus den bisherigen Garnisonen in Preußen hier eintreffen; bereits waren für dieselben Quartiere in unserer Stadt bestellt, da aber Gegenbefehle eintrafen, werden jetzt die genannten Truppen ohne Aufent - halt und so schnell als möglich per Dampfboot weiter nach Mannheim befördert werden.

Dresden, 7. Nov. Jn der heutigen Sitzung der ersten Kammer nahm der Minister des Aus - wärtigen v. Beust das Wort, um sich über die am 2. Nov. angeordnete Mobilifirung der Armee auszusprechen. Der Hauptinhalt des langen Vor - trags ist wesentlich folgender: Der sächsischen Re - gierung ist die Berechtigung der Bundesver - sammlung zu den von ihr getroffenen Maßre - geln ebensowenig zweifelhaft, als ihre eigene Ver - pflichtung, denselben in jeder Beziehung Folge zu leisten und sich anzuschließen. Was die Rüstun - gen selbst betrifft, so wurden sie, wie der Minister erzählte, durch eine von dem hiesigen preußischen Gesandten überreichte Note des Herrn v. Rado - witz veranlaßt, welcher ziemlich kategorisch die Frage an das Ministerium stellte, welche Hal - tung man hier den zu erwartenden Conflicten in Kurhessen gegenüber einzunehmen gedenke. Herr v. Beust antwortete darauf, daß Sachsen die Bundesversammlung treulich unterstützen werde, doch glaubte die Regierung zugleich befürchten zu müssen, sofort mit in diese Conflikte gezogen zu werden, und rüstete deßhalb, modificirte aber auch sofort die Rüstungen, als Hr. v. Radowitz aus dem Ministerium getreten war. Als Herr v. Beust seinen Vortrag geendet, wurde ihm von mehreren Seiten der herzlichste Dank ausgespro - chen, die Angelegenheit selbst aber endlich an die erste Deputation gewiesen.

Berlin, 8. Nov. Der hiesige Gemeinderath bewilligte gestern zum Ankauf von Pferden Be - hufs der Mobilmachung der Armee die Summe von 60,000 Thlr. aus Communalfonds. Aus einem amtlichen Schreiben des Generals v. Wrangel an die Militär = Commission geht hervor: das dritte Armeecorps wird mit Ausnahme der Landwehr = Cavallerie in seiner ganzen Stärke mo - bil gemacht. Die Truppen, welche mobil ge - macht sind, treten von dem Augenblicke, an wel - chem sie aus der Garnison abrücken, auf den Feldetat. Sämmtliche Festungen, für welche die Kriegsarmirung nicht bereits befohlen ist, werden unverzüglich armirt. Außer der Kriegsschule wer - den auch die Reitschule, die Artillerie = und Jn - genieurschule, sowie sämmtliche Divisionsschulen unverzüglich aufgelöst.

Berlin, 9. Nov. Die Deutsche Wehrzeitung sagt in Bezug auf die jetzigen allgemeinen - stungen: Kommt es zum Kriege, so wird er ein eben so blutiger, als erbitterter sein, denn es kommen dann Gegensätze zum Conflikt und wir - ken zusammen, die früher nur einzeln gewirkt ha - ben. Wir haben Religionskriege, BürgerkriegeNationalitätskriege, Cabinetskriege, Eroberungs - kriege, Kriege der Nichtbesitzenden gegen Besitzende, Kriege für politische Jdeen ec. ec. Der Krieg aber, der jetzt zum Ausbruch kommt, hat etwas von allen diesen Elementen in sich, und eben des - wegen soll sich Jeder, in dessen Hand es liegt, etwas dazu zu thun, wohl bedenken, ehe ein so furchtbares Strafgericht über die Welt heraufbe - schworen wird. Wie oft hat man vor dem Jahre 1848 die Aeußerung gehört; es gibt keinen Krieg mehr; Krieg ist bei der jetzigen Stufe der Civili - sation unmöglich! -- Und wie besorgt sieht jetzt Jeder, nach den Erfahrungen der beiden letzten Jahre, in die Zukunft!

Vermischte Nachrichten.

(Die Pulververschwörung. ) Für Leser, welche mit der Geschichte Englands seit der Reformation nicht genauer bekannt sind, wird eine kurze Be - merkung über die sogenannte Pulververschwörung interessant sein. Unter Jakob I., dem Sohne der Maria Stuart, faßte ein gewisser Robert Catesby, aus einer alten angesehenen Familie, dessen Vater mehre Male um des Glaubens willen im Kerker gesessen, den schrecklichen Entschluß, die furchtbaren Bedrückungen der Katholiken dadurch zu rächen, daß er das Parlamentsgebäude, während der - nig und beide Häuser darin wären, in die Luft sprengte. Er fand an 10 Mitverschworene; im November 1605 sollte der Plan ausgeführt wer - den, da wurde die Verschwörung am 5. Novem - ber entdeckt. 8 der Verschworenen wurden ver - haftet, nebst dem Jesuiten Garnet, der in der Beichte von dem Vorhaben etwas erfahren, aber nachdrücklich davon abgehalten hatte; sie wurden hingerichtet. Die Regierung rächte das Verbre - chen einiger an allen Katholiken durch neue Be - drückungen. Es wurde eine alljährige Feier des 5. November, als des Jahrestags der Entdeckung des papistischen Complotts angeordnet. Später wurde der 5. November noch dadurch für die Anglicaner bedeutungsvoll, daß an diesem Tage im Jahr 1688 Wilhelm von Oranien landete, welcher den kath. König Jakob II. vertrieb; auch dieses Ereigniß wurde von nun an am 5. Nov. gefeiert.

Konstantinopel, 23. Okt. So eben langt aus Pera die Anzeige von einem furchtbaren Un - glücksfalle ein, der sich im Arsenal zugetragen hat. Es ist nemlich um10 1 / 2 Uhr das Admi - ralsschiff Faizi Schewket durch eine Explosion theils in die Luft geflogen, theils untergesunken, wobei gegen 800 Mann das Leben verloren ha - ben sollen. Nähere Details über die Veranlas - sung dieses haarsträubenden Ereignisses konnten wegen der herrschenden Verwirrung noch nicht ein - gezogen werden. So viel man erfuhr, war früh Morgens am Bord des Faizi Schewket Jstib - dal (Entlassung der ausgedienten Mannschaft) ge - wesen, worauf sich der Kapudan Pascha sammt Gefolge auf ein anderes Schiff begab. Unmittel - bar darauf fand die Explosion statt; man weiß nicht, ob durch einen unglücklichen Zufall oder -- wie man behauptet -- durch absichtliche Brand - legung herbeigeführt. Der Capitän des Linien - schiffes, Achmed Bey, soll sich unter den Todten befinden. Von den Personen, die auf dem Ver - decke waren, sollen sich 150 -- 200 gerettet haben. Die Erschütterung war so groß, daß in dem vom Schauplatz des Unglücks weit entlegenen öster - reichischen Jnternuntiaturhotel die Fenster heftig klirrten und die Erde wie bei einem Erdbeben zitterte.

Kommunistische Gelüste.

Wir entnehmen nachstehenden Artikel dem Corsaire. Da ähnliche Ansichten und Gelüste auch in unserm Vaterlande im Schwunge sind, so liegt die Nutzanwendung zu nahe, als daß es nöthig wäre, noch näher darauf hinzuweisen.

Jch sage es Jhnen in der That, diese armen Reichen sind jetzt die Unglücklichsten auf Erden, darum mindert sich auch täglich ihre Zahl. Jchmöchte nicht reich sein, selbst wenn man mir 50,000 Fr. Renten dafür geben würde.

Wenn sie sich gegen die Republik gutmüthig zeigen, Diners und Feste geben und an den Luxus von ehedem erinnern, wenn sie mit ihrem flotten Gespann prachtvoll einherfahren, so findet sich gleich ein Sozialist unterwegs der schreit:

-- Das geschieht, um das Volk zu de - müthigen!

Leben sie hingegen zurückgezogen und beschei - den, zeigen sie sich bescheiden und sparsam, in ihren Kleidern und halten sie den letzten Louisdor noch zurück, der aus ihrer Tasche verschwinden will, so wird irgend ein heißhungeriger Journa - list sagen:

-- Das geschieht, um das Volk auszu - hungern.

Selbst die Freude des Almosengebens, die reinste und heiligste von allen denen, welche der Reichthum gestattet, ist ihnen so vergällt worden.

Wenn ihre goldgespickte Hand in eine schmu - tzige und leere ihren Ueberfluß ausgeleert hat, so werden sie anstatt des Dankes oder eines Segens jene Worte wie ein Todtengeläute hören:

-- Zum Teufel! das ist nur ein Vor - schuß, oder: Potz tausend! sie haben Furcht.

-- Jüngst wollte in einem Dorfe der Nor - mandie ein Reicher, der genöthigt war, sein Gut zu verkaufen, um leben zu können, dasselbe um ein Viertel an einen seiner Pächter abtreten. Man war beim Notar, der Verkaufskontrakt war bereit und wartete bloß auf die Unterschrift der beiden Unterzeichner. Da kömmt die Bauernfrau in aller Eile mit verstörtem Gesicht herbeigestürmt:

-- Schafskopf! schreit sie ihrem Manne zu, du willst dich also bestehlen lassen!

-- Aber das ist ein gutes Geschäft, flüstert ihr der Mann zu; ich fange ihn, ohne daß er es merkt; das ist viermal so viel werth als das, was ich ihm verspreche.

-- Jch sage dir, du wirst bestohlen! Das ist eben der Antheil, der uns bei der Theilung zufällt, und in 18 Monaten haben wir es um - sonst und seine Haut noch obendrein!

Durch diesen Beweisgrund besiegt, geht der Bauer fort, läßt den Verkäufer und den Schrei - ber stehen, und kehrt auf seinen Hof zurück.

Jn der Provinz betrachten sich die Reichen nur noch als Nutzmeßer ihrer Güter; sie gehen in den Wiesen, Parken und Gärten zitternd he - rum, und beschauen alles dieß mit jenem schwer - muthsvollen Anblick, mit welchem man die Freunde betrachtet, welchen man ein ewiges Lebewohl sa - gen muß, und dabei werden sie in dieser hohen Betrachtung durch indiskrete Blicke gestört, welche über die Hecken und Umzäunungen hinschauen, und sich dabei schon im Voraus im Besitz ihrer Güter träumen.

Ein ehrenwerther Eigenthümer von Berri wurde seit einigen Monaten von einem Taglöhner geplagt, welcher ihm mit aller Gewalt sein Gut herrichten wollte. Der Besitzer machte ihm ver - geblich den Einwurf, daß die Zeiten schlecht sind, und daß er kein vorräthiges Geld habe.

-- Das ist gleich, mein Herr, sagte der Andere. Sie sollten die Ringmauer aus - bessern lassen. Wir kommen ohne Schlüssel zu Jhnen herein.

-- Aber mein Freund, ich habe nur ehr - liche Leute um mich herum, und habe nichts zu fürchten.

-- Jhre Schloßmauern zerfallen, Jhr Dach senkt sich, daß es einem weh thut, es ist nicht ge - heuer bei Jhnen, Sie müssen das Alles ausbessern lassen.

-- Aber ich sage Dir, daß ich kein Geld habe.

-- Oh, wenn Sie fürchten, die Arbeiter nicht zahlen zu können, so sagen Sie's grade her - aus. Jch bin kein Faullenzer und arbeite gerne umsonst.

-- Ach, Du bekümmerst Dich also sehr um mein Gut.

-- Das ist ganz einfach. Sie wissen, daß man im Dorfe sagt, daß im Jahre 1852die große Theilung gemacht werden wird, und dann bekomme ich Jhr Schloß. Und in der That ich bin gar nicht reich, wenn so viel daran auszubessern wäre, möchte ich es nicht einmal.

Neuestes.

München, 10. Nov. Abends. Der Hr. Ge - nerallieutenant Frhr. v. Gumppenberg, Komman - dirender der 2. Jnf. = Armee = Division zu Augs - burg, wurde mittelst des Telegraphen heute hie - her beordert. Man sagt, derselbe sei zum Nach - folger des Hrn. Generallieutenants v. Lesuire be - stimmt. -- Die Thätigkeit in allen Zweigen der militärischen Verwaltung ist außerordentlich und es wird von Seite der Regierung nichts versäumt, was der im Felde stehenden bayerischen Armee in irgend einer Beziehung ersprießliche sein könnte. So ist man gegenwärtig im Kriegsministerium mit Organisationen der Feldpatres beschäftigt. Mit den künftigen Feldmessen wird der Choralge - sang der Truppen, wie im öster. Heer, verbunden. -- Die Ordre zur Einberufung sämtlicher Be - urlaubten erfolgte heute Nachts 11 Uhr. Jn die übrigen Landestheile und die Pfalz wurden Estaf - fetten abgesendet. -- Man spricht auch von Ein - richtung einer mobilen Legion, in welche die pen - sionirten Offiziere wieder eingereiht würden und die zu Besatzungen in den Festungen und zu den Garnisonen größerer Städten verwendet werden solle. -- Die Zeughausdirektion beauftragt die hiesige Gewerbsmeister mit der Anfertigung von 3000 Gewehren und 25,000 Säbeln. Mehrere tausend Gewehre verden abgeändert, nemlich per - cussionirt.

Frankfurt, 11. Nov. Hr. Fürst Gortschakoff ist heute um 2 Uhr Nachmittags von dem kais. öster - reichischen Herrn Präsidial = Gesandten Grafen von Thun = Hohenstein in feierlicher Audienz empfangen worden, und hat Seiner Excellenz das Creditiv überreicht, welches ihn in der Eigenschaft als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Seiner Majestät des Kaisers aller Neu - ßen bei dem deutschen Bunde beglaubigt.

Karlsruhe, 9. Nov. Die Schiffbrücke von Knielingen (gegen 2 Stunden von hier) ist auf bayerischer Seite von einer starken Militärabthei - lung besetzt, und wird seit Kurzem allnächtlich durch Abführung von zwei Schiffsjochen gesperrt.

Karlsruhe, 10. Nov. Soeben höre ich aus der sichersten Quelle, daß unser Ministerium den von Klüber mit Preußen abgeschlossenen Militär - vertrag definitiv gekündigt hat.

Köln, 9. Nov. Um 8 Uhr am Abende sollte der Nuntius Viale Prela und der päpstliche Ab - legate, Monsignore Prosperi Buzi, schon hier ein - treffen. Deßhalb wurden die Straßen vom Ei - senbahnhofe zu Deutz die Schiffbrücke, alle Stra - ßen Kölns bis zum erzbischöflichen Palais aufs herrlichste illuminirt und mit Fahnen decorirt; auf dem Rheine brannten Feuer, stiegen Raketen auf und Böller gelöst. Fast ganz Köln war auf die Beine gerathen, so daß in den Straßen ein Gedränge entstand, wie selten zuvor. Gegen 10 Uhr kehrte die Deputation des Domkapitels, die in Düsseldorf die hohen Gäste empfing, zurück. Ein unabsehbarer Zug, das Musikchor der Küras - siere an der Spitze, dann eine Ehrengarde zu Pferd, eine ungewöhnliche Reihe von Wagen, besetzt mit den hohen Geistlichen, der Deputation nach Düsseldorf, der nach Deutz, mit unsern höh - eren Beamten u. a. m. bewegte sich nun zum Cardinal = Erzbischofe; Fackeln schlossen den Zug.

Kassel, 10. Nov. Auf Anordnung der Bür - gergardekommandeure, die ihrem Gelüste, sich ein - mal den Preußen zu zeigen, nicht widerstehen konnten, zog gestern die Bürger = und Schutzgarde am Friedrichsplatze auf, um da einige Exercitien vorzunehmen, die mit gewohnter Präcision aus - geführt wurden. Wer weiß, wie lange man noch Angriffskolonnen formirt hätte, wenn nicht der Himmel einen fürchterlichen Platz - regen geschickt und die sämmtliche Waffenmachtsofort auseinander gejagt hätte. Das Schauspiel wird nicht verfehlt haben, auf die zuschauenden Preußen auf lange Zeit einen imponirenden Ein - druck zu machen.

Hanau, 11. Nov. Die O. = P. = A. = Z. läßt sich in ihrer gestrigen Beilage von hier aus melden, daß die 18 verabschiedeten Offiziere, deren Re - aktivirung wie bereits gemeldet, vorbehalten sei, beschlossen hätten, die Wiederanstellung in dem Fall zu erbitten, wenn ihnen nichts gegen die Ver - fassungsurkunde zugemuthet würde. Aus bester Quelle können wir hiegegen versichern, daß diese Offiziere, welche um ihren Abschied ohne Vorbe - halt eingekommen waren, denselben auch ganz ein - fach und ohne allen Vorbehalt erhalten haben, und in dem betreffenden Reseripte von Reaktivir - ung nicht die Rede ist.

Hamburg, 7. Nov. Nachmittags 3 Uhr. Heute sind die letzten preußischen Truppen von hier abgezogen.

Wien, 8. Nov. Die Bundesintervention in Schleswig = Holstein soll beschleunigt werden, und noch vor Anbruch des strengen Winters stattfin - den.

Salzburg, 8. Nov. Jn der Nacht vom 5. auf den 6. d. verschied im Schlosse Ebenzweier bei Gmünden Se. kais. Hoh. Erzherzog Ferdinand von Oesterreich d'Este, k. k. österreichischer Feld - marschall. An seinem Sterbebette standen dessen durchlauchtigster Bruder, Erzherzog Maximilian d'Este und der von hier dahin berufene ausge - zeichnete Med. Dr. und Professor Hornung. Die Sterbgebete sprach der katholische Dechant vom Münster. Der sterbende Erzherzog betete andäch - tig mit dem zusprechenden Priester, und sah bei vollem Bewußtsein mit der christlichsten Ergebung dem letzten Augenblick entgegen. Als kaum vom Kirchthurm des nahen Münster die eilfte Stunde getönt, stand das Herz des Erzherzogs stille -- es hatte ausgeschlagen.

Berlin, 8. Nov. Wir erfahren aus zuverläs - siger Quelle, (sagt die Nationalzeitung ), daß die Mobilisirung des Heeres nicht entfernt die Absicht hat, unter etwaigen Eventualitäten die Sache Preußens als die nationale zu proklami - ren und unter diesem Banner vorzuschreiten. Es ist vielmehr das spezifisch = preußische Jnteresse auch bei diesem Schritte mehr als je das allein maß - gebende, und zwar nicht etwa ein wirkliches, prak - tisches Jnteresse dieses Preußenthums, sondern al - lein das jener bereits so viel besprochenen soge - nannten preußischen Ehre. Diese soll jetzt da - durch gewahrt werden, daß, indem man in der Mitte von 500,000 bewaffneten Männern nach - gibt, man der Welt den Beweis liefert, daß diese Nachgiebigkeit nicht eine erzwungene, sondern eine frei aus der innersten Herzensmeinung unserer Staatslenker hervorwachsende ist. Die Union ist und bleibt definitiv aufgegeben. Jn Kurhessen wird der Bundestagspolitik kein Widerstand ent - gegengestellt. Ja es wird der Bundesexe - cutionsarmee, welche Holstein zu paci - fiziren hat, freien Durchzug durch Preußen gestattet. Die angeblich nothwen - dige Concentrirung der preußischen Streitmacht leiht zugleich den bequemen Vorwand, die preuß. Truppen aus Baden und Hamburg zurückzuziehen, und so einen lange von Oesterreich sehnlich ge - hegten Wunsch mit Anstand zu erfüllen.

London, 3. November. (Schluß. ) Aber die Anglicaner kennen eben nur eine Staatskirche, nur eine durch das Gesetz etablirte Kirche und nur durch die Minister ernannte Bischöfe, und finden es darum unbegreiflich, wie ein italienischer Bischof oder Potentat Diöcesen errichten und Bischöfe ernennen kann, ohne die Minister und das Parlament zu fragen. Durch die päpstliche Bulle sind allerdings die alten bischöflichen Sitze abgeschafft, aber das alles doch nur in foro ec - clesiae, dem Staate gegenüber ist gar nichts geändert, er kann alles ignoriren, ebensowenig wie die apostolischen Vikare, werden ihm die Bischöfe zur Last fallen. Die Puseyiten sind allerdingsdurch die päpstliche Bulle empfindlich verletzt; sie beriefen sich immer darauf, die englischen Bischöfe seien die rechtmäßige Nachfolger der Apostel, ja einige gingen so weit, zu behaupten, Rom selbst scheine sie als solche anzuerkennen; darum sind sie jetzt entrüstet darüber, daß Rom neben den alten Bisthümern neue errichtet und die alten ausdrück - lich für aufgehoben erklärt. Jhr Widerspruch ist also erklärlich; aber die andern Schreier haben kein anderes Motiv für ihre Proteste, als den Haß gegen Rom und den Aerger über das Wachs - thum der Kirche in England. Gegen die besteh - enden Gesetze verstößt die Maßregel des hl. Va - ters nicht; denn es ist den katholischen Bischöfen nur verboten, die bischöflichen Titel der anglica - nischen Diöcesen anzunehmen, also erlaubt, andere Titel zu führen. Es fragt sich demnach, ob man es bei den jetzigen Gesetzen bewenden läßt, -- dann ist den katholischen Bischöfen gesetzlich nicht beizukommen, oder ob auch das Parlament fana - tisch genug ist, durch neue Gesetze, wie man vor - schlägt, die kaum bewilligte Katholiken = Emancipa - tion wieder zu beschränken. Ob sich aber das englische Volk, welches sonst einen fast abergläu - bischen Respect vor dem Gesetz besitzt, zu un - gesetzlichen Demonstrationen fanatisiren läßt, das muß sich bald zeigen, wahrscheinlich bei Cardinal Wiseman's Ankunft.

Warschau, 30. Okt. Unter den das König - reich Polen betreffenden Verordnungen haben fol - gende die allerhöchste Sanktion erhalten: die Auf - hebung der Zollschranken zwischen Rußland und Polen; das Heirathsverbot niederer Beamten, nach welchem diese ohne vorläufige Bewilligung des Administrationsraths keine Ehe schließen dürfen; dann die Aufhebung der Dorfrichter, statt deren sollen nun wie in den übrigen russischen Gouver - nements den Bezirkspolizeikommissaren entsprechende Obrigkeiten eingeführt werden. Die Hoffnungen auf eine allgemeine Amnestie und Begnadigung der politischen Gefangenen sind bedeutend herab - gestimmt worden, nachdem die in Zamosc deter - nirt gewesenen ehemaligen polnischen Bankdirekto - ren, Lubowiedzki und Heinrich Lubienski, zwar ih - rer dortigen Haft entlassen, aber auf ausdrückli - chen Befehl des Kaisers im Gegensatze zu den früheren Versprechungen des Fürsten Statthalters, in das Jnnere von Rußland abgeführt worden sind.

Aus glaubwürdiger Quelle vernimmt man, daß der Pforte neuerdings Bemerkungen der rus - sischen Gesandtschaft über die zahlreichen Anstel - lungen politischer Flüchtlinge in der Armee und im Staatsdienste gemacht worden sind, wie dies auch von der öster. Gesandtschaft vor Kurzem ge - schehen sein soll. Jn Folge dieser Bemerkungen wird nun die Aufnahme von Flüchtlingen in die öffentlichen Dienste der Pforte gänzlich einge - stellt werden, nur minder Compromittirte kon - nen noch subalterne Stellungen in der Armee er - langen.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Mittelpreise hiesiger Schranne vom 9. Novbr.

Weizen 13 fl. 22 kr. Korn 10 fl. 20 kr. Gerste 8 fl. 41 kr. Haber 5 fl. 8 kr.

Gold = und Silber = Sorten.
fl.kr.
Neue Louisd'or .........115
Friedrichsd'or .........941 1 / 2
Dukaten ...........536
20 Frank = Stücke .......927
Holländische 10 fl. Stücke .....947 1 / 2
Preußische Thaler ........145
5 Frank = Thaler ........221

Bekanntmachung.

Jm Wege der Hilfsvollstreckung werden auf Andringen eines Gläubigers mehrere Schreiner - waaren, Spiegel, dann Oelgemälde ec.

Donnerstag den 21. November 1850 Nachmit - tags 2 Uhr

im 4. Dist. Nro. 280 dem öffentlichen Verkauf gegen baare Zahlung ausgesetzt und Strichslustige hiezu eingeladen.

Eichenstamm = Nutz = u. Brennholz - Versteigerung im Spessart.
  • Das unterfertigte Forstamt versteigert Mittwoch den 20. d. Mts. Vormittags 10 Uhr anfangend im Gasthause zur Rose dahier.
    I. Aus dem Revier Lohrerstraß
    • Abtheilungen Kohlstöcke, Lichtenauerweg u. Bomig:
      • 50 Eichen = Commerzial = u. starke Nutzholzstämme auf dem Stocke;
    • in den Abtheilungen Kurzergrund und Maths - hüttenrein:
      • 50 Eichenabschnitte zu Commerzial =, Bau = und Nutzholz geeignet,
      • 3 1 / 2 Klftr. 6schuhiges Eichen = Pfahlmüsselholz
      • 2 Musselholz 1. Klasse
      • 232.
      • 75Brennholz bestehend in Buchenknorz =,
      • Prügel = und Astholz, Eichenknorz = Scheit 2r
      • und 3r Klasse und Astholz.
    II. Aus dem Reviere Lohr
    • Abtheilungen Wildpretsscheuer, Herrnbrunnsrain, Herrnbrunn und Küchengraben:
      • 44Eichenbau = und Nutzholzabschnitte,
      • 1 3 / 4 Klftr. 6schuhiges Eichenmüsselholz 1. Klasse
      • 132.
      • 31Brennholz, bestehend in Eichenknorz -
      • Scheit 2r und 3r Klasse und Astholz.
    III. Aus dem Reviere Frammersbach
    • in den Abtheilungen Fürstenweg, Vollersweg und Hartmannsruh:
      • 67Eichen =, Bau = und Nutzholzabschnitte
      • 6 1 / 2 Klftr. Eichenmüsselholz 3r Klasse und
      • 10Eichenknorzholz.

Das Eichenstamm = und Müsselholz, sowie das Buchenprügel = und Buchen = und Eichenknorzholz wird in freier Konkurrenz, das übrige Brennholz hingegen für den Lokalbedarf mit Ausschluß der Händler versteigert.

Die Eichen auf dem Stocke kommen sammt dem Astholze zur Versteigerung.

Sämmtliches Materiale ist numerirt, dasselbe kann daher täglich eingesehen werden und die be - treffenden k. Revierförster sind angewiesen, solches den Strichslustigen auf Verlangen vorzeigen zu lassen.

Theater = Anzeige.

Mittwoch, den 13. Nov. 1850.

Mein Mann geht aus. Lustspiel in 2 Akten, frei nach dem Französischen bearbeitet von Louis Schneider. Hierauf: Der Kapellmeister von Venedig. Komische Oper in 2 Aufzügen von Breitenbach. Neu bearbeitet von Louis Schneider.

Gestorbene:

Den 11. November.

Kath. Gerster, Drehersfrau, 55 J. -- Gg. Joseph Ullrich, Gymnasiast, 16 J. -- Kathar. Rom, Friseursfrau, 66 J. -- Josepha Heidt, Hofzimmerwichsers = Wittwe, 59 J. alt.

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
Author[unknown]
Extent4 images; 5783 tokens; 2490 types; 42482 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDie Bayerische Presse Eine constitutionell-monarchische Zeitung. . Würzburg (Bayern)1850.

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LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
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