PRIMS Full-text transcription (HTML)
Die Bayerische Presse.
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Eine constitutionell-monarchische Zeitung.

Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe - titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei.

Nr. 272.
Würzburg, Mittwoch den 13. November. 1850.

Amtliche Nachrichten.

München, 12. Nov. Se. Maj. der König haben Sich unterm 8. Nov. l. Js. allergnädigst bewogen gefunden, auf die bei dem Kreis = und Stadtgerichte Würzburg erledigte Rathsstelle den Kreis = und Statgerichtsrath J. Schmitt in Aschaf - fenburg, auf die hiedurch bei dem Kreis = und Stadtgericht Aschaffenburg eröffnete Rathsstelle den Kreis = und Stadtgerichtsassessor Karl August Lehner in Würzburg, statt desselben zum Assessor beim Kreis = und Stadtgerichte Würzburg den dortigen Protokollisten und Accessisten Bernhard Horn zu befördern, und zum Protokollisten an dem Kreis = und Stadtgerichte Würzburg den Appellationsgerichts = Accessisten u. dermaligen Land - gerichtsfunktionär in Kronach Karl August Wil - helm Bruder in provisorischer Eigenschaft zu er - nennen.

München, 12. Nov. Se. Maj. der König haben durch allerhöchste Entschließung von heuti - gen nachfolgende Versetzungen und Beförderungen allergnädigst zu genehmigen geruht: Versetzt wur - den: die Oberlieutenants Maximilian Bruckbräu von der Gensdarmeriekompagnie von Unterfranken und Aschaffenburg zu jener in der Pfalz, Alois v. Spitzel von der Gensdarmeriekompagnie von Mittelfranken zu jener von Oberfranken; die Un - terlieutenants Ferd. Kreutzer von der Gensdarme - riekompagnie von Schwaben und Neuburg zu je - ner von Oberbayern, Adam Sartorius von der Gensdarmeriekomp. von der Pfalz zu jener von Mittelfranken, Anton Schampermeier von der Gensdarmeriekompagnie von Oberfranken zu jener von Mittelfranken, Georg Preßl, vom 10. Jnf. - Reg, Albert Pappenheim zur Gensdarmerie von Unterfranken, Georg Betzel vom 1. Art. = Reg. Prinz Luitpold zur 2. Ouverierscompagnie, Gu - stav Graf zu Castell vom 2. Artill. = Reg vac. Zoller zum 3. (reitenden) Artill. = Reg. Königin. Befördert werden: zu Hauptleuten 1. Klasse: die Hauptleute 2. Klasse Friedr. von Donwe im 7. Jnf. = Reg. Karl Pappeuheim, Nikolaus Hoh - enberger im 6. Jnfanterie = Regiment vacant Her - zog Wilhelm, Heinrich Ritter v. Thiereck im 4. Jnf. = Reg. Gumppenberg, Mich. Schaller im 7. Jnf. = Reg. Karl Pappenheim, Jos. Schraudenbach im 9. Jnf. = Reg. Wrede, Adalb. Höggenstaller im 15. Jnf. = Reg. Prinz Johann von Sachsen, Joh. Winterstein im 9. Jnf. = Reg. Wrede, Adam Hap - pel im 14. Jnf. = Reg. Zandt, Rep. Frhr. v. Pfet - ten im 7. Jnf. = Reg. Karl Ludwig Pappenheim, Ludwig Ritter v. Brentano = Moretto im 12. Jnf. - Reg. König Otto von Griechenland, Jos. Reuß im 11. Jnf. Reg. Ysenburg, Ant. v. Dietz im 4. Jnf. = Reg. Gumppenberg, Gg. Pflaum im 9. Jnf. - Reg. Wrede, Philipp v. Harttung im 10. Jnf. - Reg. Albert Pappenheim, dann die Oberlieut. Wilhelm Aign vom 2. Art. vacant Zoller im 1. Art. = Reg. Prinz Luitpold, Ludwig Ebert vom to - pographischen Bureau des Generalquartiermeisters - stabes im Generalquartiermeisterstab: zu Ritt - meistern: die Oberlieutenante Ludw. Graf v. Tat - tenbach vom 2. Kürass. = Reg. Prinz Adalbert im 3. Chev. = Reg. Herzog Maximilian, Gg. Gran - dauer vom 4. Chev. = Reg. König im 1. Chev. - Reg. Prinz Eduard von Sachsen = Altenburg; zu Hauptleuten II. Klasse: die Oberlieutenante Herm. Greger im 3. Jnf. = Reg. Prinz Karl, Xav. Bram im 15. J. = R. Prinz Johann v. Sachsen, Maxim. Graf v. Spreti im 12. Jnf. Reg. König Otto von Griechenland, Fridr. Frhr. v. Treuberg bis - her Bataillonsadjutant, vom 4. Jäger = Bat. im 8. Jnf. = Reg. Seckendorf, Max Graf v. Rambaldi vom 2. Jnf. Reg. Kronprinz im 1. Jnf. = Reg. König, Karl v. Orff, bisher Adjutant des Ge - neralmajors Grafen Verri de la Bofia, im Jnf. - Leib = Reg. Adolph v. Moor, bisher Adjutant des Kommandanten der 1. Jnf. = Division Generallieu - tenants Frhrn. v. Hohenhausen, vom Jnf. = Leib - Reg. im 15. Jnfanterie = Reg. Prinz Johann von Sachsen, Franz Murmann, bisher Regiments - Adjutant, im 6. Jnf. = Reg. vac. Herzog Wilhelm, Karl Frhr. v. Krauß vom 2. Jnf. = Reg. Kron - prinz im 3. Jnf. = Reg. Prinz Karl, Adolph Ru - dolf vom 5. Jnf. = Reg. Großherzog von Hessen im 9. Jnf. = Reg. Wrede, Friedr. Pöllath, bisher Reg. = Adj., vom 10. Jnf. = Reg. Albert Pappen - beim im 9. Jnf. = Reg. Wrede, Joh. Weininger im 11. Jnf. = Reg. Ysenburg, Ferd. Frhr. v. Lin - denfels vom 7. Jnf. = Reg. Karl Pappenheim im 12. Jnf. = Reg. Konig Otto von Griechenland, Adalb. Bechtald vom 10. Jnf. = Regiment Albert Pappenheim im 14. Jnf. = Reg. Zandt, Frz. v. Tausch vom 2. Jnf. = Reg. Kronprinz im 3. - ger = Bat., Hugo Graf v. Deym im 4. Jnf. = Reg. Gumppenberg, Maximilian Aschenbrier von der Gendarmeriekompagnie von Oberbayern im 14. Jnf. = Reg. Zandt, August v. Scheidlin im 3. - ger = Bat., Alexander v. Gilardi vom 7. Jnf. = R, Karl Pappenheim im 8. Jnf. = Reg. Seckendorf. Joh. v. Herder im 6. Jnf. = Reg. vacant Herzog Wilhelm; zu Oberlieut. : die Unterl. August v. Bäumen von der Gendarmeriekompagnie von Un - terfranken und Aschaffenburg in jener von Schwa - ben und Neuburg, Ernst Werndla im 15. Jnf. - Regiment Prinz Johann von Sachsen, Johann Mühlhölzl vom 2. Jäger = Bataillon im 2. Jn - fanterie = Regiment Kronprinz, Christian Freiherr v. Lindenfels im 10. Jnf. = Reg. Albert Pappenheim, Gustav v. Lacher vom 1. Jäger = Bat. im 3. Jnf. - Reg. Prinz Karl, Ludwig Rock vom 15. Jnf. - Reg. Prinz Johann von Sachsen im 7. Jnf. - Reg. Karl Pappenheim, Friedr. Frhr. v. Linden - fels, Franz Martin und Adolph Mayer - hofer im 2. Jnf. Reg. Kronprinz, Ludwig Zech von Deuboch Frhr. zu Sulz im 1. Jnf. = Reg. König, Karl v. Grundherr v. 13. Jnf. = Reg. Hertling im 4. Jnf. = Reg. Gumbenberg, Otto Graf Berghe v. Trips vom 5. Jnf. = Reg. Groß - herzog von Hessen im 11. Jnf. = Reg. Ysenburg, Friedrich Goes im 3. Jäger = Bat., Friedrich Tün - nermann, Bataillons = Adjutant, im 14. Jnf. = Reg. Zandt. (Schluß folgt.)

Eintracht macht stark.

Die Demokratie weiß was sie will, und will was sie weiß. Der Hauptfarbe ordnet sich jede Schattirung unter. Jhr Hauptmanöver ist eine geschlossene Bewegung in Masse gerade auf das Ziel los. Die äußerste Richtung derselben, die rothe Partei, bildet den leitenden Hauptkern; die Nebenfarben, gehen gehorsam mit. Etwaigen in -nern Zwiespalt läßt sie nach Außen hin nicht merken.

Wie taktlos und zerfahren ist dagegen das zerrissene und planlose Streben der sogenannten Gemäßigten! Die ganze Gesellschaft sieht aus, wie ein Gespann von Pferden, rings um den Wa - gen gespannt. Jeder zieht seinen Strang nach ei - ner andern Seite hin, und wenn nicht der soli - deste Staatswagen dabei in Trümmer geht, so ist es nur seiner Güte und Festigkeit, nicht den ziehenden Kräften zu danken. --

Der gleichgültige, abwartende, feige Philister weiß nicht, was er will und was er wollen muß, um ungeschoren zu bleiben; der gute Mann meint, es müsse sich alles von selbst machen, es werde auch ohne ihn gehen. Ruhig hält er seinen Kopf hin und läßt Alles über sich ergehen. Wenn ihm das Wasser über den Kopf gegangen ist und er herhalten muß, um die Zeche zu bezahlen, dann schreit er: Wer hätte das gedacht! Das hätte ich wissen sollen!

Schlimmer, ja der Schlimmste ist, wer das Bessere wohl weiß, aber es nicht thut; wer die Eitelkeit des Einen und die Schwachköpfigkeit des Andern, so wie den Streit und die Verwirrung auf allen Seiten benutzt, um für seine Person Nutzen zu ziehen.

Wer aber weiß was er will, und will was er weiß; wer es treu und redlich mit der guten Sache meint; wer alles, ja sich selbst für dieselbe einsetzen kann; wer mit seiner Ueberzeugung und für seine Ueberzeugung muthig und offen stehen und streiten kann, der ist der Feind aller jener herz = und kopflosen Halbmänner, die Alles gedan - kenlos geschehen lassen, anstatt daß sie in ihm ih - ren Vorkämpfer und Führer sehen sollten.

Jeder, der die Revolutionen und die Träu - mereien der kommunistischen Republik nicht will, der ist, wie er auch sonst noch denken möge, ein Angehöriger der konservativen Partei, und als solcher sollte er denken und handeln. Seine be - sonderen Gedanken und Pläne sollte er klüglich aus dem Spiele lassen und sich ehrlich und thätig dem Haupt = und Gesammtzwecke unterordnen, da - mit von der Gesammtheit das Gesammtziel er - reicht werde.

Eintracht macht stark; aber bei der schmach - vollen Zerrissenheit und planmäßigen Zerreißung der verschiedenen konservativen Kräfte muß jedes redliche Streben der festgeschlossenen Demokratie gegenüber zweifelhaft werden. Die Entschiedenen müssen natürlich, wie überall, voran gehen und die Halben und Schwachen müssen mitgehen, denn ihre besonderen Zwecke werden ja nur mit dem Hauptzwecke erreicht, wenn sie überhaupt werth sind, erreicht zu werden. --

Ein ganzes, einiges, starkes konservatives Heer muß sich gestalten, ohne kleinliche Wortklauberei und ohne Zwiespalt, sonst ist kein Erfolg im Kampfe mit der Demokratie möglich. Wehe De - nen, die das wissen und wissen können und doch nicht thun! -- Nur Entschiedenheit bringt Ent - scheidung!

Der Wille des Volkes.

sym43 Das Volk will Einigung und Verständigung mit der Regierung; es weiß nichts von unfrucht -baren Theorien und leidet in seiner überwiegenden Mehrheit nicht an demokratischem Schwindel. Wer Euch anders sagt, den erkennt das Volk nicht als den Seinen! -- Das Volk will feste Zustände, damit seine materielle Wohlfahrt auf dem Wege ihrer Entwickelung und Ausbildung nicht länger aufgehalten werden; der gesunde Sinn des Volkes will eine starke Regierung, denn es fühlt, daß nur durch eine solche das Recht, die Freiheit und das Wohl Aller wahrhaft gesichert ist. Tretet aus Euern Gelehrtenstuben und aus den trügeri - schen Umgebungen einzelner Stadtbezirke mit un - befangener Seele hinaus unter das Volk und ihr werdet diese Sätze bewahrheitet finden. Wohl mag in den Schenken und auf öffentlichen Plätzen unter Zehn vielleicht Einer oder Zwei Euch zu - stimmen und sagen, ohne daß er erkennt, was er sagt: wir brauchen keinen König, Republik wollen wir, wie in der Schweiz und in Amerika! -- Fragt Jhr, wer es ist, so ist's -- wenn nicht ein radikaler Arzt oder Advokat, sehr wahrscheinlich ein Gevatter = Schneider oder Handschuhmacher, dessen Verhältnisse im Sinken sind, wie seine Ar - beitslust. Jn den stillen Hütten aber, wo die fleißige und geordnete Mehrheit wohnt, werdet Jhr ein anderes Wort hören. Dort wird man Euch sagen: wir haben Vertrauen zu unserem König, wir wollen Frieden haben mit der Regie - rung, damit Ruhe im Lande sei. So sagt das Volk, und so sagen auch wir, die wir in Mitte desselben leben, Hand in Hand mit ihm gehen und seine Wünsche und Gewohnheiten aus lang - jähriger Erfahrung kennen. -- Wenn wir daher unsere Augen nicht dem Lichte des Tages ver - schließen, so werden wir erkennen die Zeichen der Zeit, die denn doch -- sage man und träume man, was man wolle, der fortreißenden Bewegung der Demokratie ganz und gar nicht günstig sind, sondern -- Dank den demokratischen Uebertrei - bungen! -- unverkennbar auf den entschiedenen und nachhaltigen Sieg der konservativen Elemente hindeuten, die in dem monarchischen Prinzipe re - präsentirt werden.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Kassel, 10. November. Es ist, als hätte man es darauf abgesehen, unsere Neuhessen beständig irre zu sühren. Kaum haben sie sich von den Gastmälern und Wirthshausbänken, wo sie sich aus Freude über die Rüstungen Preu - ßens gütlich thaten, erhoben, so werden sie schon wieder durch die Nachrichten, daß die Preußen sich nicht nur auf ihre Etappenstraße, sondern wie vielseitig behauptet wird, sogar nach Eisenach zu - rückgezogen haben, daß bayerische Vorposten be - reits in Hersfeld angekommen seien, daß Preußen sich mit Oesterreich geeinigt habe ec. niederge - schmettert. Die renitenden Beamten berechnen sich schon, wie viel Mann Bayern ihnen ins Quar - tier gelegt werden dürften, wenn es auf einen Obergerichtsrath in Fulda 50 Mann beträgt. Nach diesem Verhältnisse würde die Redaktion der Neuhessischen Zeitung ein ganzes Bataillon be - kommen. -- Die hiesigen preußischen Truppen sollen Befehl erhalten haben, stets zum Abmarsch fertig zu sein.

Fulda, 11. Nov. Jn den Operationen ist für einige Tage Stillstand eingetreten. Das Heer soll sich von seinen Strapatzen etwas erholen; mehrere Tage und Nächte hintereinander auf freiem Felde zu campiren, ohne hinlängliche Nahrung, wie sie in dem armen Landstriche kaum beizuschaffen war, hat der Mannschaft etwas zugesetzt. Kranke ha - ben wir indeß noch keine, auch ist der fröhliche Muth noch immer der alte. Die Truppen lie - gen in und um Fulda einquartirt, und zwar in größeren Abtheilungen bei den bekannten Anstiftern des Widerstandes, wie es recht und billig ist; denn warum die unschuldige Menge entgelten las - sen, was verhältnißmäßig von nur wenigen Auf - wieglern ausgegangen ist? Die Preußen sind wirklich bis Hersfeld zurückgegangen, ob sie dort aber nicht weiteren Widerstand versuchen werden, bleibt ungewiß; eine Convention, daß die Straßenach Kassel von ihnen freigegeben sei, liegt nicht vor.

Fulda, 11. Nov. Wer heute nach Fulda kam, der mußte eher glauben, in einer freund - lichen Garnisonsstadt, als in einem Feldlager sich zu befinden. Der Himmel hatte sich endlich ein wenig wieder gelichtet. Die Parade zog mit Mu - sik auf und diese spielte noch geraume Zeit auf dem schönen Platze vor dem kurfürstlichen Schlosse, wo auch die Hauptwache ist und die schöne Statue des hl. Bonifacius, eine Zierde, der Stadt, sich erhebt. Gleich daneben ist das Hotel zum Kur - fürsten , wo der commandirende General Fürst von Thurn und Taris und der Bundescommissär Graf Rechberg wohnen. Das Hauptquartier des preußischen Generals Grafen v. d. Gröben ist wieder in Vacha; seine Truppen halten aber noch Hersfeld besetzt, durch welches bekanntlich eine preußische Etappenstraße führt. Die Vorhut der Bundestruppen steht1 1 / 2 Stunden von hier vor - wärts gegen Hersfeld. Die verwundeten öster - reichischen Jäger (nur 4, nicht 5, wie Anfangs irrig angeführt) geben sämmtlich Hoffnung der Genesung, falls kein ungünstiger Umstand ihre Lage verschlimmert.

Fulda, 11. Nov. Von Hünfeld aus theilt sich das k. preußische Armeekorps und marschirt einerseits nach Hersfeld, anderseits über Buttlar nach Vach, zurück. Gestern Vormittags um 11 Uhr war Hünfeld von demselben vollständig ge - räumt. Diese Nachrichten haben jene Liferanten, welche von den Preußen nach Hünfeld bestellt waren, um ihre Zahlungen in Empfang zu neh - men und solche auch bekommen haben, mit hieher gebracht. -- Die kurfürstlichen Steuererheber ge - ben heute schon die Steuerzettel aus, um die Steuern einzufordern. -- Vor Bronzell sieht man an der Spitze eines etwas höher als die Chaussee gelegenen Ackers fünf spannhohe Pfähle eingeschla - gen; hinter diesen Pfählen ist eine Abgrabung, wodurch eine Art Brustwehr gebildet wird. Auf diesem verhängnißvollen Plätzchen sind die preußi - schen Füsiliere mit Zündnadelgewehren aufgestellt gewesen, welche die österreichischen Jäger verwun - det haben. Der Eigenthümer der benachbarten, kaum fünfzehn Schritte von diesem Platze entfern - ten Hütte will zum Gedächtniß dieses Ereignisses das Plätzchen unversehrt erhalten und gibt mit größter Bestimmtheit an, daß die Preußen zuerst geschossen, dann erst hätte man die österreichischen Jäger ihre Stutzen laden sehen und hätten sie das Pferd eines preußischen Offiziers verwundet, während sich die Preußen aus dem Dorfe zurück - gezogen. Ersteren Vorfall will der Augenzeuge in seiner Hütte mit angesehen haben; dann hätte er sich ins zweite Haus geflüchtet, und als er dort wahrgenommen, wie bayerische Artillerie auf - gefahren worden sei und die österreichischen Jäger das Dorf im Sturm angegriffen, habe er sich nach dem Walde zurückgezogen. Wie viele Schüsse beiläufig gewechselt worden, wußte der Mann nicht. Jm allgemeinen gab er an, es sei eben nicht vielmal geschossen worden. Warum unter den gegebenen Verhältnissen überhaupt geschossen worden ist, bleibt räthselhaft. Das Plätzchen aber selbst mit seiner Einrichtung, den Pfählen zum Auflegen der Gewehre wie zum Büchsen - stande, wird uns ewig denkwürdig bleiben.

Hanau, 11. Nov. Gestern wäre es hier beinahe zwischen bayrischen Soldaten und hiesigen Civilpersonen zum Conflikte gekommen. Jn der Koch'schen Bierwirthschaft zum Deutschen Hause am Steinheimer Thore, dem Hauptsitze der De - mokraten, hatten sich nämlich gestern Abend viele bayerische Soldaten eingefunden, welche ihren König hoch leben ließen, während die Civilperso - nen, größtentheils Turner, Heckerlieder sangen und es an sonstigen Neckereien nicht fehlen ließen. Jn Folge dessen hat der Jnhaber der Bierwirthschaft Jakob Koch, sein Lokal unter dem Vorwande des Mangels an Bier geschlossen. Zweck dieses Ma - növers ist indessen, die Bayern aus der Wirth - schaft fern zu halten, indem die Turner nach wievor ihre Besuche und Zusammenkünfte darin zu halten fortfahren.

Herr Kittsteiner, der Redakteur der Hanauer Zeitung, ist aus dem Hauptquartier der Bundes - truppen unverrichteter Sache wieder anher zurück - gelangt, und hat sich gestern nach Wilhelmsbad begeben, um bei Herrn Hassenpflug wegen Wie - dererscheinens seiner Zeitung einen nochmaligen Versuch zu machen.

Deutschland.

Frankfurt, 11. Nov. Die preuß. Politik bleibt sich immer gleich; es ist ihr einmal unmöglich, eine aufrichtige Sprache zu führen, selbst wenn sie mit Gewißheit vorhersehen kann, daß ihre Wi - dersprüche auf der Hand liegen und auf der Stelle aufgedeckt werden können. Der General v. d. Gröben versichert in seinem Schreiben an die kurfürstliche Regierung, daß die Preußen sich durchaus nicht in die inneren Angelegenheiten Kur - hessens mischen würden. Da nun aber die Bun - desarmee ausschließlich den Zweck hat, die kur - fürstliche Regierung bei Durchführung der inneren Angelegenheiten des Landes zu unterstützen, so darf sie daran auch von den Preußen nicht ver - hindert werden, wenn jene Versicherung nicht aber - mals eine Unwahrheit sein soll. Wenn die preuß. Truppen sich dem Einmarsch der Bayern in Ober - und Niederhessen und namentlich in Kassel wider - setzen, so widersetzen sie sich dadurch denjenigen innern Anordnungen, welche die kurfürstliche Re - gierung fur diese Landestheile getroffen hat und noch treffen will. Die Entwaffnung der Bürger - wehr, die Dürchführung des Kriegszustandes, die Absetzung renitenter Beamten und die Einsetzung von deren Nachfolgern, die Eintreibung von Steuern u. s. w. -- das alles sind ohne Zweifel Dinge, die zu den inneren Angelegenheiten Hessens ge - hören, und wenn die Preußen, die zur Unterstütz - ung dieser Maßregeln herbeigerufenen Truppen von dem größeren Theile des Landes abwehren, mischen sie sich also sehr direkt in die inneren An - gelegenheiten, ja sie heben gerade die Regierung des Kurfürsten für diese Landestheile auf. Es müßte denn sein, daß sie sich selbst wider den Willen des Kurfürsten zur Durchführung aller in - neren Maßregeln ausdrängen wollten, welche die kurfürstliche Regierung verfügt. Dann wäre aber wieder eine Einmischung anderer Art vorhanden. Wollen denn die preuß. Staatsmänner nie ein - sehen, daß durch solche aus der Luft gegriffenen Vorwänden und Ausflüchte Niemand getäuscht wird, daß sie damit gar Nichts erreichen, als ein tägliches Wachsen des Mißtrauens gegen den Verkehr mit ihnen und gegen ihren Charakter? Wir werden zwar nie eine Politik rechtfertigen, welche die Verträge verletzt; will man sie aber doch einmal einschlagen, so ist es immer noch ehrenvoller und würdiger, wenn man offen mit der Sprache herausgeht, als wenn man Thatsa - chen, die sich ja doch nicht verdecken lassen, durch leere Redensarten zu vertuschen sucht. Wahr - lich, wer zwei Drittheile des ganzen Landes be - setzt, und dadurch die Ausführung jeder Verord - nung der inneren Regierung unmöglich macht, der sollte nicht die Stirne haben zu der Betheuerung, sich in die inneren Angelegenheiten des Landes nicht mischen zu wollen.

Stuttgart, 10. Nv. Dem heutigen Beo - bachter ist ein fliegendes Blatt beigegeben, wel - ches die Adresse des Pseudo = Ausschusses der auf - gelösten Landesversammlung an Se. Maj. den König enthält.

Leipzig, 9. Nov. Heute Mittag reiste Oberst v. d. Tann, aus Holstein kommend, hier durch. Wie er selbst erzählt, hat er nicht blos Urlaub von der schleswig = holsteinischen Armee, sondern seinen vollständigen Abschied aus derselben genom - men, und ist gesonnen, sich zu dem bayerischen Armeecorps zu begeben, welches gegen Hessen ope - rirt; er glaubt, daß er bei dem Generalstab an - gestellt werden wird.

Wien, 8. Nov. Durch achtzehn Monate sind wir den Jrrgängen der preußischen Verhandlungs -kunst unverdrossen nachgetreten, um die gegenwär - tige Krisis zu vermeiden. Noch vor einem Mo - nate hätte die leiseste Bereitwilligkeit Preußens vielleicht uns entwaffnet. Preußen hat mit un - glaublicher Verblendung auf einer Bahn verharrt, von der es erkennen mußte, daß sie zum Kriege führt. Preußen ließ alle Fragen bis auf jenen Punkt gelangen, wo sie gelöst oder zerhauen wer - den müssen. Preußen hat Oesterreich und den deutschen Bund bis dahin gebracht, sich zu bewaff - nen. Mit 600,000 Mann auf den Beinen, kann man nicht warten und die Kräfte des Landes auf - zehren, um zuzusehen, wie eine berechnende Diplo - matie die Sache auf die lange Bank zieht. Die Truppen stehen sich mit gespanntem Hahne gegen - über; die Sache ist dringend, sie duldet keinen Aufschub. Jede Stunde kann den Zusammenstoß herbeiführen; das Schicksal Deutschlands darf nicht der Entscheidung des Zufalls anheimgestellt werden. Wir fragen: Will Preußen die Union aufgeben, will es sich auf den Standpunkt der Bundesakte stellen? Ja oder Nein? Nicht wir, die Verhältnisse stellen die Frage so kategorisch hin. Und man zögere nicht mit der Antwort. Die Heersäulen bewegen sich und können auf einander treffen, ehe dies Ja oder Nein ausgesprochen ist.

Wien, 8. Nov. Wir haben seit acht Tagen an die Möglichkeit des Krieges geglaubt, heute glauben wir fast nicht mehr an die Möglichkeit des Friedens. Diese ernsten Worte sprechen wir nicht ohne Betrübniß aus. Es mag auch Denen geziemen, welche, wie wir, das Bewußtsein ha - ben, daß Oesterreichs Sache eine gerechte und billige ist, die eine freudige Zuversicht in die ge - prüfte Kraft seines Heeres und in das bewährte Genie seiner Feldherren setzen, darüber Schmerz zu fühlen, daß ein Kampf zwischen Stammesge - nossen entbrennen muß. Wir leihen demselben wahrscheinlich heute zum letzten Male Worte. So wie der erste Schuß fällt, wird kein Oesterreicher Zeit und Lust haben, den Gefühlen des Bedau - erns Raum zu geben. Er wird dann keinen an - deren Wunsch hegen, als den, die erklärten Feinde seines Landes niederzuwerfen und sie unschädlich zu machen. -- Es bleibt Oesterreich jetzt wenig mehr übrig, als der Welt die Gerechtigkeit seiner Sache darzulegen. Seit fast zwei Jahren hat Preußen sich bestrebt, Oesterreich aus der Stel - lung, welche es kraft historischer Rechte, kraft allgemei - ner europäischer Verträge in Deutschland einnahm, zu verdrängen. Diesem Angriffe auf sein gutes Recht hat dieses Land bisher nur defensive Maßregeln entgegengesetzt. Die meisten der deutschen Mächte, welche Preußen bei seinem Vornehmen unterstütz - ten, haben sich bereits von demselben abgewandt. Das Gebäude seiner Größe, welches Preußen auf einem Boden, der ihm nicht gehörte, aufführte, ist schnell zusammengebröckelt Die Ueberreste der - selben sind werthlos, und die Erhaltung derselben unmöglich geworden. Oesterreich hatte sich mit Geduld und Mäßigung gewappnet. Er hatte das Recht, schon vor langer Zeit gewaffnet gegen die ungerechtfertigten Uebergriffe Preußens aufzutreten. Es hat nicht Gebrauch von demselben gemacht, weil es glaubte, daß selbst ohne Anwendung äu - ßerer Gewalt die widerrechtliche Schöpfung Preu - ßens einstürzen müßte. Preußen, das nicht länger vermag, die Union zu erhalten, hatte den Plan gefaßt, die Union uns zu verhandeln. Oesterreich sollte ihm Rechte dafür bewilligen, daß es sein Un - recht aufgab. Wir sollen Preußens Macht auf recht - mäßige Weise vergrößern, blos, weil es versprechen wollte, sich künftighin nicht auf unrechtmäßige Weise zu vergrößern. Man wollte die Union aufgeben, da sie weder rechtlich, noch factisch haltbar war -- gegen eine gute Bezahlung. Das Aufgeben eines unrechtmäßigen und verunglückten Eroberungsplanes sollte als eine Concession gel - ten, für welche man von unserer Seite Gegen - Concessionen erwarten wollte. Wenn es die Ehre Preußens verlangte, durch die Gründung einer deutschen Union Oesterreich aus Deutschland zu drängen, so mag seine Ehre es vielleicht ver - langen, mit gewaffneter Hand die Union aufrechtzu halten. Ein Unrecht mag das andere als Consequenz nach sich ziehen. Die Union an uns zu verhandeln, kann aber keine Ehre, welcher Sorte sie auch sei, gebieten. Die Ehre Preu - ßens hat leider diesem Staat auch geboten, ge - gen den Willen des Kurfürsten von Hessen und gegen den Protest von dessen Bundesgenossen in sein Land einen Einfall zu machen. Die Gründe, welche von preußischer Seite zur Rechtfertigung dieses Schrittes angeführt worden sind, würden auch einen Einfall in Hannover, in das Großherzogthum Hessen und in andere deutsche Staaten rechtfertigen kön - nen. Es würden somit die deutschen Staaten, welche sich Preußen nicht anschließen wollen, noch ab - hängiger von dem Willen jenes Staates sein, als selbst die Staaten, welchen sich ihm angeschlossen haben Wenn Preußens Ehre es verlangt, ge - gen den Willen der Landesherren seine Heere in solche deutsche Staaten einmarschiren zu lassen, welche mit Oesterreich verbündet sind, was würde in solchem Falle aus Oesterreichs Ehre werden? Wenn ein Staat seine Ehre darein setzt, ehren - haft und ehrlich zu handeln, so kann, darf und wird Oesterreich dieselbe unangetaftet lassen. Wenn es aber das seine Ehre nennt, zu erobern, Ver - trage zu brechen und seine Willkühr zum Gesetze für andere zu erheben, so muß diese Ehre zu - vor unserem Schwerte Rechenschaft geben, bevor ihr eine Gasse geöffnet werden kann. Ohne den Wunsch größer zu werden, als es ist, mehr Macht zu erringen, als es bereits besitzt, steht Oesterreich jetzt gewaffnet da, zur Abwehr gegen diejenigen, welche ihm das Seine rauben wollen. Wenn Preußen Willens ist, zu erklären, was Oesterreich erklärt, daß es bestehende Verträge achten, und keine Vergrößerung auf unerlaubtem Wege an - streben will, so wird der Frieden in Deutschland dauernd hergestellt werden. Wo nicht, nicht. Oesterreich fordert nicht mehr, als es geben will. Es fordert nicht mehr, als das Recht fordert. Was das Recht aber fordert, das auch zu fordern, ist Oesterreich zur Stunde bereit. Seine Heere haben ihre Schwerter aus der Scheide gezogen, aber sie noch nicht zum Schlage gehoben. Sie müssen aber auf diejenigen niederfallen, welche Willkühr und Gewalt ihr Recht und ihre Ehre nennen.

Wien, 8. Nov. Der vielgenannte türkische Heerführer Omer Pascha war früher Kadet = Feld - webel bei Erzherzog Stephan Jnfanterie und an der Tour zum Fähndrich. Sein Name als Christ war Latas. Damals verwundete (wir glauben zu Klagenfurt) einer der Kadeten des Regiments, ein Jtaliener, mehrere seiner Kameraden, und Latas selbst bekam zwei Messerstiche in die Hand; denn Latas vertheitigte jenen deutschen Kadeten, den der Jtaliener wegen eines Liebeshandels ermorden wollte und am Ende auch erstach. Latas wurde deshalb von der Liste der zu Avancirenden gestri - chen. Dazu verlor sein Vater, ein Grenzoffizier, seinen Posten. Diese zwei Umstände verleideten dem jungen Latas seine Stellung so sehr, daß er nach Bosnien desertirte und Türke wurde.

Berlin, 8 Nov. Die heutige Sitzung des Königlichen Obertribunals brachte die endgültige Entscheidung in der Untersuchungssache wider den ehemaligen Bürgermeister Zimmermann aus Span - dau, welcher Mitglied der Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. gewesen und demnächst in dem Rumpfparlamente zu Stuttgart mitgetagt hatte. Auf Grund dieser Vorgänge ward er un - ter die Anklage des versuchten Hochverraths ec. gestellt. Die Geschwornen sprachen den Angeklag - ten schuldig und der Gerichtshof verurtheilte ihn zu zwölfjähriger Freiheitsstrafe. Der Angeklagte legte hiergegen die Nichtigkeitsbeschwerde ein. Der Spruch des Obertribunals fiel dahin aus, die Nichtigkeitsbeschwerde zu verwerfen.

Berlin, 9. Nov. Unter den deutschen politi - schen Flüchtlingen an der französischen Grenze zeigt sich seit kurzem eine auffallende Bewegung. Viele Flüchtlinge, die in das Jnnere von Frank - reich gebracht waren, sind in das Elsaß zurückge - kehrt; andere halten sich in Straßburg und der Umgegend heimlich auf und suchen auf jede Weisedie Wachsamkeit der französischen Behörden zu täuschen. Gleiche Wahrnehmungen wurden im Kanton Basel gemacht. Es ist nicht unwahr - scheinlich, daß die Flüchtlinge die jetzigen Ver - hältnisse in Kurhessen zu einer neuen Schilderhe - bung zu benutzen versuchen möchten.

Berlin, 9. Nov. Das C. = B. schreibt: Der russische Gesandte, Baron von Budberg, hat an Hrn. v. Manteuffel als den jetzigen interimisti - schen Minister des Auswärtigen die Anfrage ge - richtet: welche Bedeutung die Mobilmachung der gesammten Armee unterzulegen sei? -- Hr. v. Manteuffel hat hierauf eine sehr entschiedene Ant - wort gegeben und insbesondere hervorgehoben, daß Preußen, angelangt an diesem entscheidenden Punkte, sich nicht durch auswärtige Einflüsse behindern lassen könne und seine Wehrkraft gegen die pro - vocirenden Anmaßungen ins Feld führen werde; er wünsche, daß das russische Cabinet hiervon Kenntniß erhalte.

Berlin, 10. Nov. Unsere auswärtigen Be - ziehungen stellen sich, namentlich was die Allianz mit England betrifft, immer günstiger. Frank - reich, oder doch die französische Regierung, scheint sich immer mehr der österreich. russischen Politik zuzuneigen. So meldet eine Privatdepesche, daß die französische Regierung damit umgehe, offiziell sich für das Recht Oesterreichs und des Bundes - tags in der kurhessischen Frage zu erklären. -- Herr v. Radowitz hat erklärt, daß er in Rück - sicht auf die Zeitverhältnisse sein mehrerwähntes Memoire nicht veröffentlichen werde.

Berlin, 10. Nov. Das C. B. sucht die Flucht Kinkel's durch folgende Phrase in politisches Dun - kel zu hüllen: Nach Allem, was man über die näheren Umstände seiner Entweichung erfährt, ge - winnt es den Anschein, als sei dieselbe von einer Seite her begünstigt worden, auf welcher das Mit - gefühl mit den Kerkerleiden des unglücklichen Dich - ters nicht schwächer empfunden wurde, als das Gebot der strengen Pflichterfüllung gegen den mit den Waffen in der Hand ergriffenen Revolutionär. Es gibt wohl Wenige, die nicht eben so gern dem Entflohenen das Gelingen seiner Flucht, als den Behörden die Befreiung von der traurigen Last der Bewachung gönnen. -- Ueber die Art und Weise, in welcher die Flucht ermöglicht worden, hört man noch immer nichts Directes. Man er - zählt, daß es von außenher gelungen sei, eine vollständige Offiziers = Uniform mit Helm und Schärpe in Kinkel's Zelle zu schaffen. Mit die - ser bekleidet, soll der Gefangene unter dem An - schein eines Offiziers der Ronde unangefochten das Zuchthaus verlassen und das Fuhrwerk, das für ihn bereit stand, erreicht haben. Zur Zelle existirten zwei Schlüssel, von denen der eine in einem Schrank aufbewahrt wurde. Dieser soll erbrochen und mancherlei Anstalt getroffen worden sein, um auf falsche Spur der Art der Flucht zu leiten. Nach der Voss. Z. soll ein Wärter be - reits arretirt sein. -- Bekanntlich wurden schon früher bedeutende Geldsummen von der Demokra - tie zusammengebracht, um bei Gelegenheit des Transports Kinkel's nach und von Köln dessen gewaltsame Befreiung zu versuchen, was die Ein - schlagung eines andern Weges durch die Eskorte zur Folge hatte. Man will wissen, daß für die jetzige Flucht eine sehr bedeutende Geldsumme, man sagt ca. 30,000 Thlr., beschafft worden sei. So viel steht fest, daß die Ermöglichung der Flucht ein neuer Beweis für das Zusammenhalten der Revolutionspartei und für das Fortbestehen der geheimen und ausgedehnten Verbindungen dersel - ben ist.

England.

London, 7. November. Das heutige Ta - gesereigniß ist ein von den hiesigen Blättern ver - öffentlichtes Schreiben Lord John Russels an den Lord = Bischoff v. Durham. Jm Verlauf des Schreibens werden die Schritte des heiligen Stuhls als unvereinbar bezeichnet mit der Su - prematie der Königin, mit den Rechten der angli - kanischen Bischöfe und Geistlichkeit und mit der geistigen Unabhängigkeit der Nation, die sogar inkatholischen Zeiten behauptet worden sei. Jch gestehe indessen, fährt Lord John Russel fort, daß meine Besorgniß nicht so groß ist wie mein Unwille. Der englische Protestantismus sei alt, frei und stark genug, als daß er eine Bezwing - ung oder Beeinträchtigung zu fürchten habe. Jn - dessen sollte das Gesetz und Roms Verfahren in ernste Erwägung gezogen werden. Eine Gefahr jedoch beunruhigt mich viel mehr als jeder Angriff eines auswärtigen Souveräns. Geistliche unserer eigenen Kirche, welche die 39 Artikel unterschrieben und mit ausdrücklichen Worten das Supremat der Königin anerkannt haben, sind mit ihren Ge - meinden allzuweit gegangen und haben sie Schritt für Schritt an den Rand des Abgrunds geführt. Die Verehrung der Heiligen, der Anspruch auf Un - fehlbarkeit der Kirche, der abergläubische Gebrauch des Zeichens des Kreuzes, das Hinmurmeln der Liturgie, als solle die Sprache verdeckt werden, in welcher sie geschrieben ist, die Empfehlung der Ohrenbeichte und die Anwendung der Buße und Absolution -- alle diese Dinge sind von Geist - lichen der anglikanischen Kirche als der Annahme würdig bezeichnet und werden nun offen von dem Bischof von London der Geistlichkeit seiner Diö - cese gegenüber getadelt.

Frankreich.

Paris, 8. Nov. Das Journal des Debats bringt uns haarsträubende Enthüllungen über die Gesellschaft des zehnten Dezember. Das Jour - nal sagt: Jn der gestrigen Sitzung der Per - manenzkommission gab ein Mitglied die folgende Erklärung. Am 29. Okt. hielten 26 Mitglie - der der Dezembergesellschaft eine außerordentliche Sitzung. Sie verhandelten in derselben das Vor - haben, den Präsidenten der Nationalversammlung, Hrn. Dupin, und den Oberkommandanten der Pa - riser Armee, General Changarnier, umzubringen, weil beide das hauptsächlichste Hinderniß zur Er - reichung der Gesellschaftszwecke bildeten. Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Man beschloß die Vollstrecker der beiden Morde durch das Loos zu bestimmen. Es wurden 24 unbe - schriebene und 2 mit den Buchstaben C und D bezeichnete Zettel in einem Hut geworfen. Das - jenige Mitglied, welches den Zettel mit C gezo - gen, erklärte sogleich energisch, den Beschluß des Vereins ausführen zu wollen. Der den Zettel mit D zog, schwieg. Der Präsident verkündete dann, der Tag zur Ausführung des beschlossenen Vorhabens werde festgestellt werden. Spätere Berathungen ließen vermuthen, daß man den Tag der Eröffnung der Nationalversammlung gewählt. Nachdem die Commission sich die ganze Sitzung hindurch mit diesen Enthüllungen beschäftigt, be - auftragte sie drei ihrer Mitglieder, sich zum Mi - nister des Jnnern zu verfügen und ihm zu er - klären: die Commission sei höchst erstaunt, daß die Behörde es nicht für nöthig gefunden, die Herren Dupin und Ehangarnier von den gegen sie gerichteten Anschlägen zu unterrichten, und daß keine Maßregeln getroffen seien, die höchst gefähr - liche Gesellschaft unschädlich zu machen. Die Com - mission hat dann beschlossen, am Sonnabend noch eine außerordentliche Sitzung zu halten. Was diese Erzählung des Debats, die kein anderes Journal enthält, zu bestätigen scheint, ist ein heute im Moniteur erschienenes Dekret des Präsidenten, welches die Dezembergesellschaft auflöst. Jnzwi - schen wird sie wohl, so gut wie alle von der Po - lizei aufgelöste Gesellschaften, die geeigneten Mit - tel finden, im Geheimen fortzubestehen.

Vermischte Nachrichten.

Einer der interessantesten Betrugsprozesse schwebt gegenwärtig in der Voruntersuchung. Ein Bauer Hamann in Rixdorf wollte von seiner Frau ge - schieden sein und leitete deßhalb einen Prozeß beim hiesigen Kreisgerichte ein. Der Prozeß schwebte längere Zeit, weil keine Gründe vorhan -den waren, und der Bauer, verdrießlich darüber, wendete sich deßhalb an einen Privatschreiber (Winkelschreiber), der ihm versprach, seine Sache durchzusetzen, da er einen Assessor kenne, der beim Kreisgericht beschäftigt sei. Es währte auch nicht lange, so erhielt der Bauer eine Vorladung vom Kreisgericht. Der Winkelkonsulent führte den Bauer indessen nach der Wohnung des Assessors, da derselbe den Termin im Hause abhalten wolle. Jn der, in der Kochstraße gelegenen höchst ele - ganten Wohnung des Assessors fand der Bauer Aktenstücke vor und wurde von einem kleinen bu - ckeligen Manne zu Protokoll vernommen. Es wurde ihm indessen eröffnet, daß er einen Vor - schuß von 25 Thalern zahlen müsse, was auch geschah. Nachdem die Sache längere Zeit gespielt, erhält der Bauer die Nachricht, daß die Eheschei - dung bewilligt sei, er müsse jedoch eine Caution von 500 Thalern stellen. Der Bauer suchte das Geld zu schaffen, vermochte indessen nur 300 Thlr. zusammenzubringen. Es wurde ihm inzwi - schen von dem Assessor gedroht, daß, wenn er nicht binnen 14 Tagen die volle 500 Thlr. an - schaffe, die Execution bei ihm vollstreckt werden würde. Der Bauer, voll Angst, schaffte das Geld und begab sich hierauf zu dem Assessor, den er nicht zu Hause traf. Er begab sich deßhalb selbst nach der Kasse des Kreisgerichts, um dort das Geld zu zahlen, damit nur keine Zwangs - maßregel gegen ihn vollstreckt werden möge. Die Kasse wußte von der ganzen Sache nichts, und der Bauer wurde deßhalb zum Staatsan - walt geführt, der sogleich ahnte, daß ein Betrug vorliege. Es wurden Schutzmänner nach der Wohnung des angeblichen Assessors gesendet, wo sich ermittelte, daß derselbe erst seit wenigen Ta - gen dort wohnte. Der Bauer begibt sich hierauf sofort nach Nindorf und findet daselbst zu seinem größten Erstaunen den Assessor, den Winkelkonsu - lenten und zwei Gerichtsdiener, welche im Begriff sind, die Execution bei ihm zu vollstrecken. Diese Gerichtscommission, welche merkte, daß die Sache nicht mehr richtig sei, nahm sofort die Flucht. Jn - dessen zwei in Rixdorf unwesenden Gendarmen verfolgten sie und holten sie in der Nähe des Galleschen Thores ein. Jn dem angeblichen As - sessor wurde ein vielfach brstrafter Betrüger Na - mens Knopf entdeckt und die ganze saubere Ge - sellschaft verhaftet. Jn Nidorf wurden die Akten vorgefunden, welche der angebliche Assessor geführt hatte, so wie noch andere Papiere, welche noch die Spur anderer Verbrechen ergeben haben sol - len. Die Gerichtscommission hatte bei der Voll - streckung der Execution der Frau des Bauers noch 1 Thaler und eine Schüssel voll Eierkuchen ab - geschwindelt.

Neuestes.

München, 11. Nov. Eine Bekanntmachung der Generalverwaltung der k. Posten und Eisen - bahnen vom 10. Nov. zufolge ist wegen fortge - setzter Truppentransporte der Gütertransport auf den Eisenbahnen, mit Ausnahme beschränkter Eil - gutbeförderung bis auf Weiteres eingestellt.

Frankfurt, 9. Nov. Hr. Detmold, den die Zeitungen von hier abberufen sein ließen, sitzt hier so fest als je, seine Vorschläge sind in Hannover angenommen, und der seit gestern hier anwesende Hr. v. Hammerstein geht als Bundestagscommis - sär nach Schleswig = Holstein.

Braunschweig, 7. Nov. Der D. Reichsz. nach ist in Folge des gestrigen Beschlusses des preußischen Ministeriums auch hierher die Auffor - derung zur Mobilisirung des Truppencorps ge - langt.

Wien, 6. Nov. Feldmarschall Radetzky ist zum Generalissimus der österreichischen Armee er - nannt. Man glaubt, daß derselbe seinen blei - benden Aufenthalt nun in Wien nehmen werde.

Wien, 7. Nov. Die Oester. Cor. sagt über des greisen Marschalls Ankunft Folgendes: Jneinem Momente schwerer Entscheidung an den Thron seines Monarchen berufen, wird er die Fälle seine Erfahrungen zum Besten des Staa - tes geltend machen können. Seine bewährte Ein - sicht, sein anerkannt scharfer Blick, seine profunde Kenntniß aller militärisch = politischen Beziehun - gen des Welttheils lassen seinen Rath vor - zugsweise wünschenswerth erscheinen. Der Mar - schall ist aber nicht blos ein Mann guten Rathes, er ist auch ein Mann der entschiedenen That. Die Lorbeeren, womit er sich auf den Schlachtge - filden Jtaliens bedeckte, gesellen seinen Namen zu den besten der Helden aller Zeiten und verknüp - fen denselben mit den ruhmvollsten Erinnerungen der österreichischer Geschichte. Allein es dürfte bei diesem Anlasse in Erwägung gezogen werden, daß er auf dem Felde einer noch weit größeren und bedeutsameren Thätigkeit die Proben seines eminenten Feldherrn = Talentes ablegte, indem er sich bei der Leitung der größten Armee aller Zei - ten auf dem Schlachtfelde bei Leipzig betheiligte. Die Wiener Zeitung konnte mit vollkommenem Rechte sagen, der Name des Marschalls bedeute an sich den Sieg. Während der Monarch dem gestern in der Residenz eingetroffenen Marschall die ehrenvollste Aufmerksamkeit erwies, indem er ihm den Ban von Croatien bis Bruck und seinen Adjutanten Freiherrn Köller von Köl - lenstein bis Gloggnitz entgegensandte und ihn gastlich unter das Dach des kaiserl. Hauses auf - nahm, als dessen feste Stütze sich Radetzky so oft erwies: verbreitete sich auch in der Stadt ein Gefühl der Freude und der Zuversicht. Ein rit - terlicher Monarch, ein herrliches Kriegsheer mit dem unbesiegten Feldherrn und dem guten öster - reichischen Rechte zur Seite, verbürgen jedenfalls einen glücklichen Ausgang unserer Krisis, sei es im Frieden, den wir auf das Jnnigste wünschen, sei es im Kriege, den wir wo möglich, vermieden sehen möchten, aber einmal entbrannt durchaus nicht fürchten.

T. D. 1) Berlin, 11. Nov. Die ministerielle Deutsche Reform sagt in ihrem heutigen Haupt - artikel: Die königliche Staatsregierung gebe die Hoffnung nicht auf, daß der an die gesammte Wehr - kraft des Landes gerichtete Aufruf dazu dienen werde, auf dem Wege beschleunigter Verhandlungen die vertragsmäßige Feststellung der Preußen ge - bührenden Machtbefugniß in Deutschland zu er - langen. Die preußische Nation möge darauf ver - trauen, daß die gebrachten Opfer nicht fruchtlos bleiben werden.

2) Athen, 5. Nov. Die Kammern werden nächsten Montag am 11. Nov. eröffnet. J. Maj. die Königin ist wohl. Es herrscht Ruhe im Lande.

Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber.

Frankfurter Cours. Den 12. November 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien ......10521062
5% Metallique ....7373 1 / 2
4%....55 3 / 4--
3%....42 1 / 4--
2 1 / 2 %....38--
4 1 / 2 % Bethmann ...69--
4%...66--
fl. 250 Loose v. J. 1839.91 7 / 892 3 / 8
5001834.145146
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.8082
Tthl. 50 Prämien Scheine.----
Bayern3 1 / 2 % Obligationen ...80--
4%....86--
5%....97 1 / 298
Württemberg3 1 / 4 % ....78 3 / 479 1 / 4
4 1 / 2....9393 1 / 2
Baden3 1 / 2 %....78 1 / 478 3 / 4
fl. 35 Loose......30 3 / 830 5 / 8
50......5050 1 / 2
Nassau fl. 25 ......84 3 / 485 1 / 4
Hessen Darmst. fl. 50 Loose...74 8 / 875 3 / 8
25...27 1 / 427 3 / 4
Polenfl. 300...----
Sardinien Fcs. 36...32 1 / 233
Druck von Joseph Steib in Würzburg. Hiezu das Ergänzungsblatt Nr. 91.

About this transcription

TextDie Bayerische Presse
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Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Institut für Deutsche Sprache, MannheimNote: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription Peter FankhauserNote: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format. CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDie Bayerische Presse Eine constitutionell-monarchische Zeitung. . Würzburg (Bayern)1850.

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ClassificationZeitung; ready; mkhz1

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