PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 1.
1 Januar 1840.

Südamerika.

Nach der Colonial Gazette scheint die Besetzung der Insel Roatan oder Ruatan für die Engländer sehr ungünstige Folgen zu haben, indem zwei Staaten Central-Amerika's, Los Altos und San Salvados, allen Handel mit brittischen Schiffen und brittischen Waaren untersagt haben, und zwar mit ausdrücklicher Angabe des Grundes, weil Ruatan von den Engländern besetzt worden sey.

Die brasilischen Journale berichten aus Montevideo, jedoch ohne Datum, die Franzosen hätten die zur Unterstützung Fructuoso Rivera's gelandeten 500 Mann wieder eingeschifft. Warum? findet sich nicht angegeben.

Brasilien.

(Times.) Das Paketboot Seagull, das Rio-Janeiro am 16 Nov. verließ, ist in Liverpool eingelaufen. An Bord desselben befand sich der vormalige brasilische Finanzminister Hr. Candido Baptista, der zum Gesandten seines Kaisers nach St. Petersburg ernannt ist. Es heißt, er habe den Auftrag, ein Staatsanlehen in London zu unterhandeln, und sey überdieß ermächtigt, eine Heirath zwischen irgend einem europäischen Prinzen und der zweitältesten Schwester des Kaisers von Brasilien (Dona Januaria, geb. am 1 März 1822) zu negociiren. Graf Ney, Sohn des berühmten Marschalls und Attaché der französischen Gesandtschaft in Rio, war ebenfalls unter den Passagieren des Paketboots. Politisches Neues gab es in Rio nicht viel; doch hatte die mit Genehmigung der französischen Regierung erfolgte französische Besetzung der beiden Ufer des Oyapock (Gränzflusses zwischen Cayenne und Brasilien) wiederholte lebhafte Debatten im Senat veranlaßt, und der Minister des Auswärtigen gab die Erklärung, er werde an Maaßregeln, wie die Würde Brasiliens sie erheische, es nicht fehlen lassen. Der Schluß der legislativen Session erfolgte am 1 Nov. mit einer ziemlich tröstlichen Rede des Regenten. Die neuesten Berichte aus den verschiedenen Provinzen des Reichs lauteten ziemlich günstig. In Para war der Stand der Angelegenheiten ein befriedigender; in Macapà war die Ruhe wieder hergestellt, und man hegte keine weitern Besorgnisse für die Provinz. Die kaiserlichen Truppen hatten Carias wieder genommen, und noch weitere Vortheile über die Rebellen in Maranham errungen, die sich in kleine Streifcorps zertheilt hatten; man hoffte zuversichtlich, den ganzen Aufstand ohne vieles Blutvergießen bald ganz zu ersticken. Kein so günstiges Bild bot die Provinz Cearà dar, wo die Entfernung des vorigen Gouverneurs heftige Parteibewegungen hervorgerufen hatte; der neue Gouverneur und die Provincialversammlung lagen in erbittertem Hader. Die Provinz Pernambuco zeichnet sich durch Loyalität und Ordnungsliebe aus, dagegen machten sich in dem scheinbar ruhigen Bahia die Elemente der Zwietracht bemerkbar. In Rio-Grande do Sul war zwar nichts Entscheidendes vorgefallen, aber die officiellen Berichte von dort ließen glauben, daß die Rebellensache mehr und mehr Terrain verliere. In einigen Gefechten mit den Insurgenten in Santa Catharina blieben die kaiserlichen Truppen im Vortheil. Sobald erst alle Verstärkungen an Truppen und Geschütz eingetroffen, wollte General Andrea die Insurgenten in Laguna mit Nachdruck angreifen.

Spanien.

Es unterliegt, wie ich Ihnen bereits gemeldet, keinem Zweifel, daß die Königin-Regentin selbst wegen der bewußten Angelegenheit ein Schreiben an den Herzog de la Victoria gerichtet hat. Dieser Umstand trägt nicht dazu bei, die bereits obschwebende Verwickelung der Verhältnisse einer erfreulichen Lösung entgegenzuführen, da auch seiner sich die Parteien bereits bemächtigt haben. Ein ministerielles Blatt beging die Unschicklichkeit, die Absendung des Briefes der Königin zur öffentlichen Kunde zu bringen, und dabei zu äußern, da nunmehr die Regentin die Angelegenheit auf sich selbst genommen habe, so werde diese wohl sehr gegen die Erwartungen der Exaltirten ausfallen. Diese, sich nicht verhehlend, welche Folgen das Schreiben der Königin hervorbringen könne, erklärten sogleich vermittelst des Eco die Behauptung, daß die Königin sich in die Sache gemischt, und dem Obergeneral ihre deßfallsigen Ansichten schriftlich ausgedrückt habe, sey eine hochverrätherische, die Majestät des Throns und die Unverletzlichkeit des Staatsoberhaupts gefährdende Verleumdung; sey eine Beleidigung, welche sehr folgenreich und gefährlich werden, eine Beleidigung, welche eines Tags das herbeiführen könne, was, wie die Geschichte zeige, gewisse Handlungen, die der in Frage stehenden ähnlich seyen, herbeigeführt hätten. Fällt nunmehr die Entschließung Espartero's so aus, daß die Plane der Exaltirten dadurch zusammenstürzen, so werden sie Alles der verfassungswidrigen Einmischung der Königin zuschreiben,0002 je nach den Umständen den Herzog oder dessen Secretär als das Opfer des Privatwillens der Regentin darstellen, und dasjenige herbeizuführen suchen, was das Eco, wie eben angegeben, bezeichnet, und was wohl in der Entsetzung der Königin von der Regentschaft bestehen mag. Espartero befindet sich vorzüglich unter dem Einflusse dreier Personen: des Obersten Zavala, Chefs eines Cavallerieregiments, der vermöge seiner Familienverbindungen den höhern Ständen angehört, und gewöhnlich für den Vertreter der moderirten Partei gilt; des Generalintendanten der Armee, la Rua, und des Brigadier Linage, welcher unter Ferdinand VII Adjutant des Generals Eguia war, und sich als solcher als den eifrigsten Verfolger und Spürhund der Liberalen bekannt machte, gegenwärtig aber die Dienste eines Secretärs bei dem Herzoge de la Victoria versieht. Personen, die in die Geheimnisse des Hauptquartiers eingeweiht zu seyn vorgeben, behaupten, Linage habe auf eine feine Weise den Obersten Zavala vorgeschoben, um durch ihn dem Herzoge die Ermächtigung zu der bekannten Erklärung zu entlocken. Außerdem fühlte sich der Herzog durch einige Maaßregeln des Kriegsministers Narvaez verletzt; dieser hatte nämlich, ohne ihn vorher zu befragen, verschiedenen Generalcommandanten, die Espartero angestellt hatte, eine andere Bestimmung gegeben. Daher in Linage's Briefe die Erklärung, daß der Obergeneral kein Freund von Amtsentsetzungen sey. Einige sind nun der Meinung, Espartero werde in Folge des Schreibens der Königin-Regentin dieser seine Entlassung zu Füßen legen, in der Voraussicht, daß man ihm solche nicht bewilligen werde. Eben so wahrscheinlich ist, daß er irgend einen vermittelnden Ausweg einschlage, und aus der ganzen Sache nichts weiter als die gewöhnliche Pastete hervorgehe. Uebrigens hat Espartero den in seinem Hauptquartier befindlichen französischen und englischen Commissären die feste Zusage gemacht, vor nächstem Mai unter keiner Bedingung nach Madrid gehen zu wollen. Seine Gemahlin ist hier fortwährend der Gegenstand der feinsten Aufmerksamkeiten, die ihr namentlich der französische Botschafter erweist. Vorgestern konnte man sie an seiner Tafel, und ihr gegenüber den General Maroto erblicken, der bei dieser Gelegenheit zum erstenmal in Gesellschaft erschien. Der Generalcapitän von Catalonien, D. Geronimo Valdes, hat seine Entlassung verlangt; die Regierung scheint sie aber nicht bewilligen zu wollen. Cabrera soll nach Aragonien zurückgekommen seyn. Am 16 griff Llangostera die Truppen der Königin bei Alcorisa an; am 17 schickte Espartero Verstärkungen dorthin.

Großbritannien.

Die Blätter enthalten einige Hofnotizen. Nach dem M. Herald sind die Hofjuweliere damit beschäftigt, die werthvollsten Kronjuwelen neu zu fassen; auch werden goldene Tabatièren mit den Bildnissen der Königin Victoria und des Prinzen Albert in Bereitschaft gesetzt, die zu Geschenken an alle fremden Gesandten bestimmt sind. Die Age erzählt folgenden pun : Wann wird endlich dieses schreckliche nasse Wetter aufhören? so rief dieser Tage eine erlauchte Dame, indem sie im Windsorschloß durch das Fenster sah. Melbourne bemerkte lächelnd, Ihrer Maj. Wunsch nach a little sun and air (ein wenig Sonne und frischer Luft was aber in der Aussprache mit a little sun and air einem kleinen Sohn und Erben gleich lautet) sey sehr natürlich. Dasselbe Blatt theilt den ihm (angeblich) zur Einrückung zugekommenen Brief eines gewissen Isaac Tomkins mit, welcher schreibt, wie er höre, solle Prinz Albert eine Apanage von 100,000 Pf. St. erhalten; er (Tomkins) sey aber in seinem Patriotismus bereit, die Königin um 10,000 Pf. St. jährlich zu heirathen und so dem Land eine Ausgabe von 90,000 Pf. in diesen bedrängten Zeitläuften zu ersparen. Zugleich gibt der Bewerber eine reizende Beschreibung seiner Person. Die M. Post berichtet: Ein reicher Gentleman von der jüdischen Nation, der in Brighton ein großes Gut besitzt, hat der Königin einen Theil desselben behufs der Erbauung eines neuen Palastes zum Geschenk angeboten, da Ihre Maj. bis jetzt den längeren Aufenthalt in Brighton besonders darum nicht liebte, weil der königliche Pavillon nicht geräumig genug ist und eines günstigen Seeprospects ermangelt. Derselbe reiche Mann will auch die ganze zu dem Palastbau nöthige Summe vorschießen, und hat durch einen Architekten mosaischen Glaubens bereits einen Bauriß entwerfen lassen.

Nach der Naval and Military Gazette soll Sir G. Cookburn im Februar das Commando der englischen Flotte im Mittelmeere übernehmen. Er gilt für einen der tapfersten und erfahrensten Seeleute der englischen Marine.

Das M. Chronicle bespricht in einem größern Artikel Frankreichs Politik in den orientalischen Angelegenheiten. Vor ein paar Tagen, sagt es, drückten wir die Meinung aus, die französische Regierung werde nicht fortfahren, in dieser Hinsicht eine eigene Politik für sich zu verfolgen. Diese Meinung wird durch den Ton eines Theils der französischen Presse bestätigt. Trotz der Vorwürfe, die man hin und wieder der französischen Regierung macht, sehen wir nicht ein, wie sie einen andern Gang hätte befolgen können. Die Uebereinkunft der andern Mächte über die beiden Seiten der orientalischen Frage, nämlich über das in Konstantinopel und in Alexandria einzuhaltende Verfahren, hat Frankreich in diese Stellung gebracht. Entweder muß es den Ansichten der andern Mächte beitreten und sie ausführen helfen, oder zweitens es muß neutral bleiben, oder endlich es muß, indem es die Politik der andern Mächte mißbilligt, sich zur Entgegenwirkung mit Waffengewalt entschließen. Man sagt allerdings, Frankreich hätte den Zweck der andern Mächte mit Erfolg vereiteln können. Wie? Zu welcher Zeit? Wer den Fortgang der Frage aufmerksam beachtet hat, kann das französische Ministerium in der That keines Mangels an Eifer in seiner Unterstützung der Ansprüche Mehemed Ali's beschuldigen. Alles was Frankreich durch Unterhandlungen thun konnte, das that es. Was es mehr hätte thun können, begreifen wir nicht. Frankreichs Interessen, so wird von gewissen Seiten behauptet, seyen in der vorgeschlagenen Ausgleichung der orientalischen Frage aufgeopfert. Aber wer denkt auch daran, die besondern Interessen Frankreichs oder irgend einer andern Macht dabei zu Rathe zu ziehen? Die Interessen Englands, Oesterreichs, aber vornehmlich Rußlands bleiben, scheint es uns, in dem Ausgleichungsvorschlag unberücksichtigt. Das einzige zu berücksichtigende Interesse, dachten wir, sey das der Türkei. Jedenfalls ist es das einzige, das als die Grundlage der Politik einer der europäischen Mächte ostensibel vorangestellt werden konnte. Nachdem nun die andern Mächte sich darüber verständigt haben, erstens daß die Ansprüche Mehemed Ali's mit der Unabhängigkeit und Integrität der Türkei unvereinbar seyen, und nachdem sie sich auch über die Widerstandsmittel gegen diese Ansprüche vereinigt, welche Bahn sollte da Frankreich einhalten? Neutral bleiben? ein unthätiger Zuschauer der Beilegung der orientalischen Frage? Dieß hätte in der That die französischen Interessen verrathen heißen. Was war damit zu gewinnen? Wäre Mehemed Ali in eine bessere Stellung versetzt worden? Weit gefehlt. So wenig als Frankreichs besondere Interessen durch eine solche Isolirung gefördert worden wären. Bewaffneter Widerstand0003 endlich gegen den von den übrigen Mächten gefaßten Beschluß wäre wohl das Letzte, wozu irgend ein Vernünftiger rathen würde. Wenn also Frankreich, wie wir zu glauben wohl allen Grund haben, der Politik der andern Mächte redlich beitritt, so sehen wir nicht ein, wie seine Regierung darum die Angriffe verdient, die ein Theil der Pariser Presse gegen sie richtet. Wir fanden das Benehmen der französischen Regierung tadelnswerth, und sprachen dieß aus von Anfang an, aber was uns daran fehlerhaft schien, das war nichts weniger als das angebliche Aufopfern der französischen Interessen, vielmehr das gerade Gegentheil. Jetzt sind wir natürlich darauf gefaßt, den von der französischen Regierung, wie es heißt, gefaßten Beschluß zum Anlaß neuer Angriffe gegen die englisch-französische Allianz gemacht zu sehen. Wir wollen keineswegs verhehlen, daß England den Ansichten Frankreichs über den ägyptischen Theil der Frage sich opponirt hat; aber unsere Motive, wie schon oft erörtert, waren keine der Feindseligkeit gegen Frankreich, sondern rein das, warum es sich hier vor Allem handelte: die Integrität der Türkei und der Friede Europa's. Aber ihr, die ihr das Bündniß der beiden Länder angreift, meint ihr denn, ein völliges, haarscharfes Zusammentreffen der Ansichten und Handlungen in allen und jeden Einzelpunkten sey je als ein nothwendiges Ergebniß dieses Bündnisses betrachtet worden? Im Gegentheil, noch nie bestand eine Allianz, welche die contrahirenden Theile in ihren Bewegungen so frei und unbehindert ließ und ihnen so wenige gegenseitige Opfer zumuthete. Die Allianz, so wie sie ist, ist bloß eine für Möglichkeitsfälle (for contingencies); sie hat den Zweck, den Frieden, die Freiheiten und die Unabhängigkeit Westeuropa's, sollten diese je bedroht werden, zu vertheidigen, und ein gewisses Gleichgewicht der Macht im Mittelmeer, als das einzige Mittel zur Wahrung des Friedens und der Unabhängigkeit des Westens, zu erhalten. Aber selbst auf der Bahn nach diesen Endzwecken, welch weiter Spielraum ist den beiderseitigen Meinungen nicht gestattet, und welche Meinungsverschiedenheit ergibt sich hier nicht wirklich in diesem und jenem Punkt, ohne das Grundprincip der Allianz im mindesten zu stören: nämlich die Bereitwilligkeit und Leichtigkeit des Zusammenhandelns, so oft die gemeinsamen Interessen es erheischen. Diese Allianz ist weder auf Pergament noch im Protokoll geschlossen; sie besteht hinreichend sanctionirt und ratificirt in dem Gemeingefühl und der Erfahrung der Staatsmänner, wenn nicht in der Volksgesinnung, beider Länder. Auch war sie nicht ohne ihre Früchte. Sie hat Spanien vor dem Absolutismus und der Herrschaft Osteuropa's gerettet. Gerettet hat sie auch die Unabhängigkeit der Türkei eine Unabhängigkeit, die bedroht und untergraben war, als die Allianz noch nicht bestand, d. h. unter dem Regime der englischen Tories und der französischen Legitimisten. Die Parteien und ihre Organe, denen die Freiheit Spaniens und die Unabhängigkeit der Türkei mißfallen, handeln nur folgerecht, wenn sie gegen die englisch-französische Allianz eifern. Sie hat allerdings ihre Hoffnungen zunichte gemacht, ihre Rückschrittsplane vereitelt. Hiernach begreifen wir vollkommen die Ausfälle der französischen Legitimisten und die noch grimmigeren unserer hiesigen Tory-Clique auf Englands und Frankreichs Bündniß. Was wir aber nicht begreifen können, sind die Ausfälle der Philippistischen Zeitungen in Frankreich, wie der Presse, des Journal de Paris u. s. w. Wir sehen nicht ein, was sie in der englisch-französischen Allianz umstürzen möchten, oder worüber sie sich beklagen; ist es doch jetzt nur eine negative Allianz. Zwei ihrer großen Zwecke sind in Spanien und Konstantinopel erreicht. Frankreich genießt und übt die größte Freiheit im Handeln, und ist ganz verschiedener Ansicht mit England in Madrid, wie hinsichtlich Aegyptens. In so weit kann man die Allianz eine nicht bestehende nennen: jeder Theil handelt für sich apart ohne den andern. Welche größere Freiheit könnten die Gegner der Allianz verlangen? Wir sehen nur ein Mittel, wie sie solche zerstören könnten, nämlich durch Krieg einen Krieg gegen England. Und warum? Aus keinem andern Grund als aus Nationalabneigung, zu keinem andern Zweck, als um zu erproben, welche unserer beiderseitigen Flotten die stärkere und gewandtere sey. Kann es etwas Kleinlicheres, Kindischeres, zugleich aber auch Verwerflicheres geben? Wir wollen den Einfluß dieser Prediger des Nationalhasses nicht zu gering anschlagen. Zwar sprechen sie die Meinung keiner großen Partei aus, und verdienen insofern keine große Beachtung; aber das endlos schrille Getön ihrer Krieg gegen England quickenden Pfennigtrompete muß gleichwohl einigen Einfluß üben nicht bloß auf diejenigen Leser, die sie zu erregen vermögen, sondern auch auf gemäßigtere Organe, die bei einem Rufe voll des scheinbaren Patriotismus und Muths nicht gern als zurückbleibend betrachtet werden möchten. Wir kennen auch die kleinlichen Beweggründe dieser Leute. So z. B. weil Hr. Thiers sich für das englische Bündniß erklärte, hat nun Hr. v. Lamartine, der in der Politik als so originell wie in der Poesie glänzen möchte, für das russische Bündniß sich erklärt; er verkündigt seine Doctrinen durch die Spalten der Presse. Auch die mitunter warme Sprache unserer englischen Journale reizt die Empfindlichkeit der Franzosen, die zu erwarten scheinen, unsere Presse, die nichts achtet nicht einmal die Ruhe und Unschuld unserer jungen Königin könnte stets alle Regeln der Artigkeit gegen ihre Nachbarn jenseits des Canals streng beobachten. Das heißt überempfindlich seyn. Errichtet einmal eine freie Presse jenseits des Rheins, jenseits der Alpen, jenseits der Pyrenäen, an der Donau, der Elbe, zu St. Petersburg und Moskau, und ihr werdet sehen, welche Zwistigkeiten alsbald zwischen der französischen Presse und den Journalen von Preußen, Rußland und Spanien ausbrechen. Die Deutschen und Franzosen fühlen wenig gegenseitige Antipathien, und die zwischen Franzosen und Preußen haben sich beinahe gelegt, weil keine preußische Presse den verglimmenden Groll des Landes zu neuen Flammen anfacht. Geschähe das, so würden wir sehen, wie die Ströme von Galle, die sich jetzt täglich in den französischen Zeitungen gegen England ergießen, sich ein anderes Rinnsal suchten und uns in Ruhe ließen. Die Preßfreiheit Englands und Frankreichs wird auf solche Weise in eine Quelle der Feindschaft verwandelt, anstatt ein Band des Friedens zu seyn. Die böswillige Lüge eines Individuums, der leidenschaftliche Ausbruch eines andern genügen, die feindseligen Affecte von Millionen hüben und drüben aufzureizen, und die Massen, deren Interessen immer die des Friedens sind, werden zu den Dupes und Schlachtopfern des leidenschaftlichen Thoren oder des hinterlistigen politischen Charlatans gemacht.

(Das französische Journal des Débats, das diesen Artikel des englischen ministeriellen Blattes ebenfalls mittheilt, bemerkt dazu: Es wird uns immer zu aufrichtigem Vergnügen gereichen, wenn wir die wichtigen Organe der englischen Presse gegenüber von Frankreich zu einer Schicklichkeit des Tons zurückkehren sehen, die besser nie eine Unterbrechung erlitten hätte. Besonders am Chronicle freut uns diese Rückkehr zu versöhnlichen Ideen. Was den Inhalt seiner Bemerkungen betrifft, so wissen wir nicht, bis zu welchem Punkte das Chronicle genau unterrichtet ist, und die Discussion darüber wird am füglichsten so lange verspart, bis die in den Kammern zu erwartenden Debatten vollständige Aufschlüsse über diese Frage geliefert haben werden. )

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Das mit vieler Spannung erwartete Dampfboot The British Queen ist, wie man hört, in Gravesend eingelaufen, hat aber die nordamerikanische Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht, da es New-York am 2 Dec. verließ, auf welchen Tag der Zusammentritt des Congresses in Washington anstand, dem dann die Botschaft vermuthlich um zwei Tage später vorgelegt worden seyn wird.

Frankreich.

In der Sitzung der Deputirtenkammer am 27 Dec. wurde, da in der vorigen Sitzung für die Wahl des vierten Vicepräsidenten in zwei Scrutinen sich keine entscheidende Majorität ergeben hatte, ein Ballotage-Scrutin zwischen den HH. Martin (du Nord) und Vivien, welche die meisten Stimmen erhalten hatten, vorgenommen. Hr. Martin (du Nord) erhielt unter 287 Votanten 147, Hr. Vivien 137 Stimmen. Drei Stimmzettel blieben weiß. Hr. Martin (du Nord) ward sonach zum vierten Vicepräsidenten ausgerufen. Bei dem darauf folgenden Scrutin für Ernennung der Secretäre der Kammer erhielten unter 291 Votanten folgende Candidaten die meisten Stimmen: Hr. Malleville 186, Hr. Havin 159, Hr. Dubois 149, Hr. Bignon 159. Die genannten vier Herren wurden sonach als Secretäre der Kammer verkündigt, und die Sitzung aufgehoben.

Der Erzbischof von Paris ward am 25 Dec. in Anwesenheit des ganzen Capitels providirt, obgleich seine Krankheit sich sehr gemildert hatte.

Die Familie Nourrit scheint unter einem unglücklichen Verhängniß zu stehen. Der einzige hinterlassene Sohn des berühmten Künstlers ist gestorben.

Hr. Carpentras, der vor den Assienhof der Rhonemündungen unter der Anklage eines Complotversuchs gegen die Regierung gestellt wurde, ward sammt seinen Mitangeklagten freigesprochen.

Auch in den Pariser Blättern, sogar im Journal des Débats, finden sich heute Briefe aus Toulon vom 22 Dec., welche von einem großen über die Araber erfochtenen Sieg bei Maison carrée sprechen. Es seyen 4 bis 5000 Feinde auf dem Schlachtfeld geblieben eine Zahl, die dem Journal des Débats ein bißchen übertrieben vorkommt. Aus den Berichten, die uns heute aus Algier zugekommen, geht hervor, daß allerdings Gerüchte von einem glänzenden Sieg dort verbreitet gewesen; die Officiere des Linienschiffs Neptun wiederholten diese Gerüchte wohl mit noch größerer Uebertreibung in Toulon; in der That fand aber nur ein ganz unbedeutendes Gefecht statt, wie man aus nachfolgendem Schreiben ersehen wird, das aufs neue beweist, wie wenig französischen Berichterstattern in solchen Dingen zu vertrauen ist sie übertreiben ins Gränzenlose, mag es Sieg oder Niederlage gelten, wobei ihre Phantasie so geschäftig ist, daß sie eine Menge Details beifügen, als wären sie Augenzeugen gewesen. Wir hoffen bald regelmäßige und durchaus verlässige Berichte von dort zu bekommen.

Der Vicomte Moriz Cécard, Sohn des Marschalls, hat sich als freiwilliger Soldat unter das 1ste Regiment der Spahis in Afrika aufnehmen lassen.

Die Gerüchte, welche sich in unserer Stadt von einem bei Maison carrée vorgefallenen Gefecht, in dem die Araber 3 bis 4000 Mann verloren haben sollen, verbreitet hatten, waren falsch. Der große Sieg reducirt sich auf ein ganz unbedeutendes Resultat. Wir hatten zwar gleich vermuthet, daß jene Gerüchte übertrieben seyen, dachten aber doch, man habe den Arabern bei Maison carrée eine tüchtige Lection gegeben. Es blieben aber nur etwa hundert Araber auf dem Kampfplatz, wie uns Officiere, die aus der Metidscha kommen, versichern. Der Marschall Valée scheint trotz der bedeutenden Verstärkungen, die er erhalten, noch nicht Willens, vorzurücken, und der Krieg wird wohl bis zum künftigen Frühjahr nur innerhalb der Metidscha geführt werden. Die Verstärkungen, welche die letzten Schiffe aus Frankreich brachten, betragen über 3000 Mann. Auf dem Abhang des Sahel steht jetzt eine furchtbare Vertheidigungslinie und alle Lager haben Verstärkungen erhalten, um Ausfälle zu machen. Uebrigens ist unsere Lage fortwährend dieselbe. Die Lebensmittel sind theuer und die Märkte leer.

Das Benehmen der Regierung in der orientalischen Frage hat viele Deputirte aufgebracht, weil es Frankreich in den Augen der übrigen Mächte offenbar compromittirt. Zuerst stimmt Admiral Roussin den Ansichten der andern Cabinette bei, und unterzeichnet eine Collectivnote in diesem Sinne; dann mißbilligt der König dieses Verfahren des Gesandten, ruft ihn zurück, und schickt den Hrn. v. Pontois hin, den die ministeriellen Blätter zugleich als einen großen Geist ausposaunen. Hr. v. Pontois spricht auch anfänglich in Konstantinopel sehr vornehm, als wolle Frankreich einmal wieder auf eigene Faust handeln und den Mehemed Ali gegen alle Angriffe in Schutz nehmen: kaum aber haben die andern Mächte sich dahin vernehmen lassen, daß sie sich durch solche Reden nicht imponiren lassen, so nimmt die hiesige Regierung und Hr. v. Pontois eine andere Sprache an, dieselbe, welche Admiral Roussin gleich anfangs geführt hatte, und die man in der Thronrede liest, nämlich die gänzliche Uebereinstimmung aller Mächte, während man von Mehemed die ihm dargebotene Hand zurückzieht und ihn seinem Schicksal überläßt. Jenes Erheben und das nachherige Herabfallen ins alte Geleise können Frankreich nur schaden. Warum blieb man, so lauten die Vorwürfe, nicht lieber im alten System der Concessionen und der Anschmiegung an die Systeme der andern Mächte? Man behauptet auch, die augenblickliche Isolirung Frankreichs von den andern Mächten habe zur Wiederanknüpfung der Unterhandlungen zwischen Rußland und England beigetragen, welche Unterhandlungen sicher keinen für Frankreich vortheilhaften Zweck haben. Man schreibt übrigens das Benehmen der Regierung nicht dem Ministerium, sondern zunächst den Rathschlägen des Hrn. Guizot zu. Diese Sprache ist im Munde der Legitimisten, der Opposition und des Tiers-Parti. Die Debatten über die Adressen werden davon wiederhallen. Die Deputirten lesen mehr als sonst die auf die orientalische Frage bezüglichen Correspondenzen und Aufsätze in der Allg. Zeitung. Das Gerede des National über eine durch die Sprache des Hrn. v. Pontois zu erwartende Begründung der französischen Macht in Aegypten fand von Anbeginn an hier keinen Anklang, und jetzt insbesondere denkt Niemand mehr daran, weil die Algierischen Angelegenheiten der Regierung genug zu schaffen machen; übrigens kann man nicht sagen, daß letztere den Hof zu der Veränderung seiner Sprache in Konstantinopel bestimmt hätten, denn diese Veränderung war schon vor den Ereignissen von Algier erfolgt. Der Hof bemüht sich übrigens, den Admiral Roussin zum Schweigen zu bestimmen; daher der artige Empfang, der ihm beim König wurde. Daher auch hat der Hof durch den Herzog Decazes die Pairs ersuchen lassen, dem Admiral ihre Stimmen zur Würde eines Secretärs der Pairskammer zu geben; der Herzog sagte jedem, es geschehe dadurch dem Hofe eine Gefälligkeit.

Die zurückhaltende Art, womit man in gewissen Kreisen von der zweiten Sendung des Hrn. v. 0005Brunnow nach London und ihren wahrscheinlichen Resultaten spricht, beweist zur Genüge, daß die Wendung, welche die orientalischen Angelegenheiten jetzt nehmen dürften, in den höheren Regionen unserer politischen Welt eine ziemliche Verstimmung hervorgebracht hat. Selbst in den Tuilerien und ihren nächsten Umgebungen ist man seit einigen Tagen gerade über diesen Punkt sehr kleinlaut geworden; man berührt ihn absichtlich so wenig als möglich und weicht den darauf Bezug habenden Fragen mit einer Unbehaglichkeit aus, welche den Stand der Dinge deutlich genug verräth. Dieß begreift sich aber um so leichter, je mehr man sich dort lange Zeit wirklich mit der Hoffnung schmeichelte, daß die Ankündigung der endlichen Pacification des Orients durch Frankreichs gewichtige Vermittelung eigentlich den Glanzpunkt der Thronrede ausmachen und gegen den fatalen Paragraphen über die afrikanischen Verhältnisse ein heilsames Gegengewicht bilden würde. Die Hauptsache ist jetzt, daß England gewonnenes Spiel zu haben scheint; und eben deßhalb ist unsern Politikern, welche die entschiedene Sprache, die Ludwig Philipp in den orientalischen Angelegenheiten führte, als einen der größten Triumphe der Juliusmonarchie betrachteten, die ironische Herablassung und Mäßigung der englischen Presse in den letzten Tagen kein geringer Aerger. Denn wenn man auch über die Erfolge der Mission des Hrn. v. Brunnow zur Zeit noch auf Vermuthungen verwiesen ist, so glaubt man doch wenigstens darüber völlig im Klaren zu seyn, daß die längst beabsichtigte Annäherung zwischen England und Rußland auf eine Weise gelungen ist, welche Frankreichs überwiegenden Einfluß im Orient nur zu bald ein Ziel setzen dürfte. Da sich überdieß auch Oesterreich und Preußen für die englisch-russische Allianz erklärt zu haben scheinen, so bleibt Frankreich abermals allein auf Mehemed Ali's Seite stehen, nur mit dem Unterschiede, daß es jetzt sich in dieser Stellung nicht mehr die Vortheile sichern kann, welche es früher leicht hätte erlangen können, wenn es sie zu rechter Zeit einzunehmen verstanden hätte. Einer bei wohlunterrichteten Leuten ziemlich verbreiteten Meinung zufolge bezieht Mehemed Ali schon seit längerer Zeit von Frankreich geheime Subsidien, welche ihm auf die dringende Vorstellung bewilligt worden seyn sollen, daß er die Last der osmanischen Flotte nicht allein zu tragen im Stande sey, und sich folglich, in Ermangelung der nöthigen Unterstützung, in die verzweifelte Nothwendigkeit versetzt sehen dürfte, Zugeständnisse zu machen, welche Frankreichs politischen Interessen eben so entgegen seyn würden, wie seinen eigenen.

Niederlande

In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer der Generalstaaten wurde, da das Budget von der Kammer verworfen worden, ein Creditgesetz für 1840 vorgelegt. Im ersten Artikel desselben wird bestimmt, daß die Budgets von 1839 während der ersten acht Monate des Jahrs 1840 in Kraft bleiben; nur bleiben die aus den ostindischen Geldmitteln genommenen 1,200,000 fl. von dem Einnahmebudget weg. Im zweiten Artikel heißt es, daß zur Deckung des Deficits eine Einschreibung von 15 Millionen Gulden ins zweite Hauptbuch der wirklichen Nationalschuld stattfinden, aber nur zwei Drittheile vorerst davon verfügbar gestellt werden sollen. Der dritte Artikel besagt, daß das Gesetz vom 31 Dec. d. J. an, während der acht ersten Monate des Jahres oder kürzer oder länger nach gesetzlichen Bestimmungen, bindende Kraft haben solle. Der Gesetzesentwurf wurde alsogleich in den Sectionen geprüft, und die Berathung wird heute noch statt haben. Es ist kaum anders zu glauben, als daß die Kammer den Gesetzesentwurf, wenn gleich nicht ohne Opposition, annimmt.

Italien.

Der heilige Vater hat nun seine Residenz vom Quirinal nach dem Palast des Vaticans verlegt, und seine dort mit vieler Pracht neu eingerichtete Wohnung bezogen. Von morgen an werden wiederum die kirchlichen Functionen in der Sixtinischen Capelle in Vatican vollzogen, wo Montag auch das Consistorium versammelt wird. Es scheint jetzt bestimmt, daß der Herzog von Bordeaux zum neuen Jahr nach Neapel auf Besuch reist, obgleich seinem längern Verweilen hier nicht mehr die alten Hindernisse im Wege stehen möchten, da selbst Ludwig Philipp sich in letzter Zeit erklärt haben soll, man habe der Sache zu viel Wichtigkeit beigelegt. Eine Gespenstergeschichte in einem Kloster, wo die armen Nonnen durch nächtliches Geräusch unter dem Boden ihrer Wohnung in ihrer Ruhe gestört wurden, bildete das Gespräch der ganzen Stadt. Man hatte den angstgepeinigten Nonnen gerathen, ein anderes Local zu beziehen, was auch höhern Orts bewilligt wurde. Nun hat sich bei näherer Untersuchung ergeben, daß unter dem Gebäude eine antike Kloake hinlaufen muß, worin sich das Wasser durch irgend einen Zufall wieder einen Weg gebahnt hat, was das vorher nie gehörte Geräusch verursachte. Einige spanische Geistliche sind von hier nach Klöstern in andern Städten der Umgegend versetzt worden.

Deutschland.

In unserm Ständehaus, wo diesen Morgen der Ausschuß zur Prüfung der Legitimationen gewählt wurde, herrscht bereits einiges Leben. Man glaubt, daß die Wahl der Präsidenten und Secretäre noch in dieser Woche, und in der nächsten die feierliche Eröffnung stattfinden werde. Ein Gemälde von Maes in Rom, welches in den letzten Tagen hier ankam, und im Besitz des Hrn. Bolgiano ist, findet einen solchen Beifall, daß dessen Wohnung fortwährend mit Beschauern überfüllt ist; dieses Bild, das büßende Mädchen von Magdala vorstellend, zeigt seines Urhebers Kunstfertigkeit auf eine glänzende Weise, namentlich ist die Farbengebung und das Helldunkel mit großer Meisterschaft gehandhabt. Die zweifache Beleuchtung (die Gestalt ist nämlich von dem Tageslicht und zugleich von einer Lampe beschienen) verfehlt auf die Beschauer ihren Zweck nicht und hält sie stundenlang gefesselt.

Dieser Tage sind die Verhandlungen der neuesten außerordentlichen Generalversammlung der Actionnäre unserer Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft im Druck erschienen. Es erhellt daraus, daß, wie von einer so ehren werthen Association zu erwarten stand, die Theilnehmer durch die augenblickliche Ungunst der Verhältnisse sich nicht haben abwendig machen lassen, nach dem vorgesteckten Ziele mit dem bisherigen Eifer und Muthe zu streben. Namentlich wurde der Fortbestand der Maschinenfabrik mit der mächtig überwiegenden Stimmenmehrheit von 679 gegen 385 beschlossen. Auch vereinigte man sich einstimmig dahin, die zur gänzlichen Zustandebringung aller Bauten, Einrichtungen etc. und zur Beischaffung des nöthigen Betriebscapitals noch erforderlichen 200,000 fl. auf dem Wege des Darlehens zu erlangen. Für den augenblicklichen Bedarf unterzeichneten die am Schlusse der Verhandlungen noch anwesenden Actionnäre in wenigen Minuten die namhafte Summe von etwa 200,000 Gulden. ( Brs. Bl.)

Nachdem das Dampfschiff der Regensburger Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft Ludwig I durch den außergewöhnlich niedern Wasserstand der Donau seit der Probefahrt im Monat August in Ulm zurückgehalten war, ist dasselbe am 27 Dec. Vormittags 11 Uhr glücklich wieder in Regensburg angekommen. 0006Dasselbe trat seine Rückreise am 25 Dec. Nachmittags an, und legte den 64 Wasserstunden betragenden Weg von Ulm bis Regensburg in 13 Stunden Fahrzeit zurück. (Reg. Zeitung.)

Dieselbe Witterung, die in den Monaten October und November Ober-Italien heimsuchte, ist nun seitdem diesseits der Alpen eingetreten. Seit einigen Tagen ergießt sich der Regen bei anhaltendem heftigen Südwestwind stromweise vom Himmel, alle unsere Bergflüsse sind hoch angelaufen, und wir haben es nur der in der neuesten Zeit zu Stande gebrachten trefflichen Eindämmung derselben zu verdanken, daß bis jetzt nicht ähnliche Ueberschwemmungen und Verheerungen stattfanden wie im Jahr 1824. Dabei steht der Thermometer Mittags nicht selten in den Niederungen zwischen + 12 bis 14, während der Barometer auf 27 '' steht. Die außerordentlich milde Witterung hat alle Vorboten des Frühlings noch am Schlusse des alten Jahres ins Leben gerufen: blühende Veilchen, Rosen, Erdbeeren u. A. verkünden das Ungewöhnliche der Zeit. Allgemein will man hierin das Anzeichen eines kommenden segenreichen Jahres erkennen eine Meinung, die wenigstens auf die Preise der Lebensmittel zum Vortheile der Consumenten bereits sehr günstig eingewirkt hat. Bei unsern Truppen hat ein bedeutendes Avancement durch Pensionirung einiger höheren älteren Officiere stattgefunden. Wie bestimmt verlautet, wird das achte Armeecorps des deutschen Bundes, wozu unser Militär gehört, im September des folgenden Jahres zum erstenmal sich vereinigen, um in der Gegend von Heilbronn ein Lager zu beziehen und gemeinsame Manöuvres auszuführen. Als Commandanten der vereinigten Truppen bezeichnet man einen edlen deutschen Fürsten, der im russischen und in den Befreiungskriegen aufs rühmlichste sich ausgezeichnet hat.

Am 13 d. M. feierten die Freunde Tiedge's den Geburtstag dieses ältesten aller jetzt lebenden deutschen Dichter. Er trat an diesem Tage sein 88stes Lebensjahr an, und zwar beim vollen Besitze aller Sinne und Seelenkräfte, und mit einer für solch hohes Alter seltenen Geistesheiterkeit. (Nordd. Bl.)

Gestern Nachmittag ist die sterbliche Hülle des Bürgermeisters Dr. Deutrich feierlichst zur Erde bestattet worden. Außer einer zahlreichen Bürgerschaft aus allen Classen folgten dem Zuge Deputirte beider Kammern, die Universität, der Handelsstand etc. Als Redner am Grabe sprachen Vicebürgermeister Otto, der Bürgermeister Dr. Hübler aus Dresden, Mitglied der ersten Kammer, Kreisdirector Dr. v. Falkenstein und Superintendent Dr. Großmann. Das Comité der hiesigen Buchhändler und Buchdrucker hat kürzlich einen Erlaß über die Festlichkeiten veröffentlicht, die im Jahr 1840 zum Gedächtnisse der Erfindung der Buchdruckerkunst hier stattfinden sollen.

Man glaubt hier der Proclamation, welche die vertagte Ständeversammlung auf Ende Januar oder Anfang Februar einberuft, in den nächsten Tagen entgegensehen zu dürfen. Man glaubt, daß außerordentliche Mittel ergriffen werden würden, um von den unvertretenen Corporationen, wenigstens von den bäuerlichen Wahldistricten, Ergänzungswahlen zu erhalten. Bei den vielen Mitteln, welche in dieser Beziehung einer Regierung zu Gebote stehen, wird auch vermuthlich die eine oder die andere solcher Wahlen gelingen: die übrigen Corporationen aber werden (vielleicht mit Ausnahme der Stadt und Universität Göttingen) die Wahlen zu der vertagten Ständeversammlung, wie es scheint, verweigern. Daß die in Osnabrück auf den Advocaten Droop daselbst gefallene Wahl behufs Ergänzung des Magistrats vom Cabinet nicht bestätigt worden, hat, wie wenigstens das Publicum glaubt, nicht sowohl in der Anhänglichkeit des Gewählten an das Staatsgrundgesetz seinen Grund, als vielmehr darin, daß man einen Grund zu haben wünscht, Stüven den Urlaub zu verweigern, im Fall auf denselben eine Wahl zur Ständeversammlung fiele. Vermuthlich wird man den bäuerlichen Wahldistricten das Recht, eine Wahl abzulehnen, jetzt bestreiten: auf diese Weise zu einer Wahl veranlaßt, wird vermuthlich einer oder der andere dieser Districte Stüven zum Deputirten wählen (wie dieß z. B. bereits im Junius d. J. von dem Hoya'schen, deßgleichen von dem Bentheim'schen Bauernstande geschehen ist.) Im Jahr 1838 war Stüve von der kleinen Stadt Fürstenau gewählt worden, da hielt man die Zulassung über sechs Wochen lang hin bis die Vertagung eintrat. Wenn nun das Magistratscollegium von Osnabrück mehrere Monate incomplet gehalten wird und noch incomplet ist, wenn eine Wahl auf Stüve fällt, so hat man einen Grund, die Entfernung noch eines Magistratsmitglieds, als zu sehr den Geschäftsgang beeinträchtigend, zu verhindern, und auf diese Weise Stüve's Eintritt in die Kammer zu verhüten. Da (wie dieß aus den jetzt gedruckten Protokollen hervorgeht) die 38 Mitglieder der zweiten Kammer im Junius d. J. doch nicht mit der Bereitwilligkeit und Fügsamkeit an ihr Werk gingen, wie man dieß von ihnen erwartete, so würde freilich in dieser Beziehung Stüve's Theilnahme an den Verhandlungen sehr unwillkommen seyn.

Preußen.

Die vom Hamburger Correspondenten aus Leipzig mitgetheilte Nachricht, daß die Regierung endlich daran denke, gegen das Unwesen des Hegelianismus möglichst einzuschreiten, wurde in unsern besser unterrichteten Kreisen nicht so auffallend gefunden, als sie dem Leipziger Berichterstatter erscheinen mochte. Es ist bekannt, daß gleich nach Hegels Tode einem der entschiedensten und überlegensten Gegner seines Systems eben so bestimmte als glänzende Anerbietungen zur Uebernahme seines Lehrstuhls von hier aus gemacht wurden, und daß nur die Abneigung des gefeierten Philosophen in vorgerücktem Alter in eine völlige Aenderung seiner Lebensverhältnisse und in einen wahrscheinlich nicht ohne Erbitterung zu führenden Kampf mit einer zahlreichen und sichergewordenen Schule einzugehen, es verhinderten, daß nicht schon damals dem Hegelianismus der empfindlichste Schlag versetzt wurde. Die Thätigkeit der Partei wußte die günstige Fügung, welche für dießmal ihren Lehrstuhl zu Berlin gerettet, aufs beste zu benützen und behauptete neuerdings das Feld; ja es schien als ob sie seit dem Tode ihres Meisters an Stärke und Rührigkeit gewonnen habe. Auch läßt sich nicht läugnen, daß sie ein fruchtbares Erdreich vorfand. Der größere Theil unseres Beamtenstandes hat die Hegel'schen Theorien über den Staat mit Begierde sich angeeignet. Gleichwohl konnten die Hegelianer den Sturm nicht beschwören, den Leo mit Waffen, die wir keineswegs unbedingt zu billigen gemeint sind, zu Halle gegen sie erregte. Die geschärften Vorschriften, welche die Censurbehörden erhielten, brachten endlich auch in Berlin die Sache zu erneuter Anregung. Die hier erscheinenden Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik, das Hauptorgan der hiesigen Hegelianer, drohten in Folge von Mißverhältnissen mit dem Censor einzugehen, und nur der persönlichen, kräftigen Verwendung v. Altensteins, welcher die Gesellschaft vor ähnlichen Unbilden zu schützen versprach, gelang es, ihren Fortbestand zu sichern. Die Jahrbücher werden fortbestehen, aber nur unter der von höherer Seite entschieden gestellten Bedingung, daß sie nicht mehr0007 das Hegel'sche System ausschließend vertreten, sondern jeder selbstständigen Ansicht und Forschung Raum und Anerkennung schenken werden. Die Societät hat für gut gefunden, sich in das Unvermeidliche zu fügen, da sie immer noch freien Spielraum genug behält, und zu diesem Ende eine Ankündigung durch die Verlagshandlung erlassen, welche mehr als alles Andere dafür zeugen möchte, daß der Leipziger Correspondent seine Mittheilung nicht aus der Luft gegriffen, wenn sie auch nur in beschränkterem Maaße als wahrheitsgemäß anzunehmen ist. In jener Ankündigung gibt nämlich die Societät ausdrücklich das öffentliche Versprechen einer vielseitigern Vertretung der verschiedenen wissenschaftlichen Richtungen, wodurch sie ihre bisherige einseitige Richtung nicht nur unverhohlen eingesteht, sondern ihr auch entschieden entsagt, was sie gewiß nicht gethan haben würde, wäre sie nicht durch höhere Rücksichten zu einem solchen Bekenntniß, das dem einer Niederlage gleich sieht, auf directem oder indirectem Wege gezwungen worden. (Münchn. pol. Ztg.)

Dänemark.

Christian VIII ist auf den dänischen Thron gelangt, ohne mit einer Constitution hervorzutreten. Die Antrittsproclamation ließ im Gegentheil schon deutlich genug erkennen, daß es des neuen Königs Wille und Absicht jetzt gar nicht ist, Veränderungen in dem staatsgesetzlich begründeten Verhältnisse eines dänischen Monarchen zu seinen Unterthanen eintreten zu lassen. Die Antworten Sr. Maj. auf einige Glückwünschungsreden, worin sogar von unerfahrnen jungen Leuten das Geschenk einer Constitution angeregt wurde, haben vollends jeden Zweifel entfernt, und es zur Gewißheit gebracht, daß der König keine Aenderung der Verfassung, sondern nur eine Besserung in der Verwaltung will. Wir können dem Lande zu diesem Entschlusse Sr. Maj. nur Glück wünschen. Wir sind der Meinung, daß in dem gegenwärtigen Augenblick dem Königreich Dänemark etwas Anderes noth thut, als eine neue Constitution, wollen wir auch von den großen Schwierigkeiten absehen, welche die Einführung eines neuen Staatsgrundgesetzes in einem Staat umgeben müssen, welcher zwei in Sprache, Sitten, Gewohnheiten und öffentlichen Einrichtungen, so verschiedene Nationen, wie Dänen und Deutsche, begreift. Vor Allem sind hier erst materielle Bedürfnisse zu befriedigen; vor Allem ist namentlich der Finanzhaushalt einer sorgfältigen Prüfung zu unterziehen, und in eine befriedigendere Ordnung zu bringen. Es ist bekannt, daß Dänemarks Schuldenlast, seine Einkünfte und seine Volksmenge, mit denen anderer Staaten verglichen, sehr groß ist, und daß in den verflossenen 25 Friedensjahren sie um nichts Erhebliches sich vermindert hat. Die gegenwärtige Generation trägt an der Staatsschuld freilich schon eine ungeheure Last, indem sie die große Summe der jährlichen Zinsen und jährlich eine gewisse Summe am Capital abzutragen hat. Aber soll der Staat für mögliche Unglücksjahre Kräfte ersparen, und soll er alles das bestreiten, was den heutigen Anforderungen an eine innere Verwaltung in allen ihren Fächern entspricht, so muß doch eine neue Ordnung im Staatshaushalte geschaffen werden. Darin sind Alle einverstanden, welche über die Sache irgend ein Urtheil haben. In dieser Hinsicht hofft das Land kräftige Maaßregeln von Seiner jetzt regierenden Majestät. Schon der vorige Monarch hatte den Weg der Verbesserung der Finanzen betreten. Selbst höchst sparsam in seinen eigenen Verwendungen, hatte er in den letzten Jahren Manches angeordnet, was zur Balance der Einnahme und Ausgabe dienlich erachtet wurde. Es war jedoch nicht zu erwarten, daß dieser Monarch in seinen hohen Jahren die gewohnten Verhältnisse wesentlich zu stören, und etwas ganz Neues zu schaffen sich entschließen würde. Jetzt sind es neue Kräfte, welche das Staatsruder führen. Sollen aber diese Kräfte sich nicht zertheilen, sollen sie ungeschwächt zu dem Ziele hinarbeiten, welches allen Einsichtsvolleren als das nächst wünschenswertheste erscheint zu einer besseren Ordnung der Finanzen, so müssen vor der Hand alle übrigen, tief eingreifenderen Fragen bei Seite gesetzt bleiben. Die Constitutionsfrage muß jedenfalls ausgesetzt werden; denn die Erfahrung hat es überzeugend dargethan, daß da, wo neue Constitutionen ins Leben gerufen sind, das Finanzwesen sich keines Gedeihens, wenigstens nicht in den ersten Jahren des constitutionellen Lebens, zu erfreuen gehabt hat. Die Kammern und Stände pflegen sich freigebiger in Ausgaben und in Belastung mit neuen Steuern zu bezeigen, als ein von Kammern und Ständen nicht geschützter Finanzminister. Also vor Allem auch in Dänemark und Holstein Regulirung der Finanzen von Grund aus. (Hannover'sche Ztg.)

Oesterreich.

Dem Vernehmen nach wird das am Neujahrstage bei Sr. D. dem Fürsten Staatskanzler übliche große Diner dießmal nicht stattfinden, weil der Termin der tiefen Trauer für den verstorbenen Vater der Fürstin noch nicht abgelaufen ist. Wenn ich Ihnen neulich meldete, daß bei den abendlichen Empfängen im Salon des Fürsten Metternich wegen Gesundheitsrücksichten Sr. Durchl. eine Abkürzung der Dauer jener Empfänge stattfinde, so kann ich Ihnen nun anzeigen, daß, da der Fürst sich fortwährend des ungestörtesten Wohlbefindens erfreut, dießfalls wieder Alles ins alte Geleise getreten ist, und die Receptionen, wie früher, bis gegen Mitternacht währen. Wie verlautet ist der Hofrath der allgemeinen Hofkammer, Anton Ritter v. Schwarzhuber, an die Stelle des nunmehrigen Präsidenten des Generalrechnungs-Directoriums, Freiherrn v. Kübeck, zum staatsräthlichen Referenten ernannt worden. Der Gubernialpräsident von Gallizien, Frhr. v. Krieg, wird Anfangs Januar nach Lemberg zurückkehren. Der Galeriedirector Waagen ist dieser Tage nach Berlin zurückgereist. Bei einer vierwöchentlichen Durchmusterung des Bücherschatzes der kais. Hofbibliothek zur Auffindung von Zeichnungs - und Malereiobjecten hat er mehrere unbekannte und sehr schöne Miniaturen entdeckt.

Türkei.

Nach Briefen aus Smyrna vom 7 d. befanden sich Se. k. Hoh. der Erzherzog Friedrich und der Contreadmiral Bandiera mit der österreichischen Division noch immer in dortigem Hafen. Drei Fregatten vom französischen Geschwader kehren nach Frankreich zurück; wie es heißt sind sie nach Algier bestimmt. Die vereinte englisch-französische Flotte liegt noch vor Vurla; nur hin und wieder erscheinen einige Schiffe in Smyrna, um Vorrath für die Mannschaft einzukaufen. Der Hattischeriff trägt bereits gute Früchte; der Blutegelhandel, welcher früher ein Monopol der Regierung war, ist nun jedem freigegeben.

Syrien und Aegypten.

Der Monat Ramazan hört mit heute auf, und es beginnt morgen der Beiram, der gewöhnlich drei Tage dauert. Das Schönste bei diesem Feste ist die allgemeine Versöhnung alter Feindschaften, was aber eigentlich nur in dem Volke vorkommt, während bei den Großen nur hypokritische Umarmungen stattfinden. Im Ramazan erhielt die Regierung keine interessante Nachricht weder aus den Provinzen noch von irgend einem der Cabinette Europa's. Das0008 Vorrücken der ägyptischen Truppen im Yemen ist unbedeutender als es ausgesprengt ward; Ibrahim Pascha der Jüngere meldete, daß er im Fastenmonat alle Bewegungen einstellen, und sich wahrscheinlich in Hodeida aufhalten würde. Aus Syrien sind die Nachrichten sehr beschränkter Art; zwar brachen noch einzelne Insurrectionen hier und da, wie namentlich kürzlich in dem Thal Beka, dem alten Cölesyrien, aus, aber das sind Dorfemeuten ohne alle Wichtigkeit. Ibrahim wollte den Ramazan in Aleppo zubringen; es scheint jedoch, daß er im Lager zu Marasch blieb, wo die Truppen viel von der plötzlich eingetretenen Kälte zu leiden haben. Sie ertragen sie in der baumwollenen Sommerkleidung, ohne Strümpfe und häufig ohne Schuhe auf bewundernswürdige Art, was von einem Volke, das in dem heißen Aegypten geboren, kaum zu erwarten war. Hier in Alexandria zerbricht man sich wieder den Kopf über die Vollziehung des Handelstractats. Der Pascha macht sich zuweilen den Spaß, das Publicum an eine solche Vollziehung glauben zu lassen, und kürzlich ließ er sogar verbreiten, er wolle alle Cerealien frei geben. Aber er verkaufte den größten Theil derselben an einen griechischen Kaufmann und die Uebrigen hatten das Nachsehen. Sollte wirklich die langersehnte Freiheit des Handels hier noch bei Lebzeiten Mehemed Ali's promulgirt werden, dann können alle die Kaufleute, die ihn nicht auf die Weise der Levantiner betreiben wollen, dem Handel Valet sagen; die Begünstigten des Gouvernements werden alle Vortheile der europäischen Stipulationen genießen, während die andern sich mit einigen abfallenden Brosamen begnügen müssen. Der vom Sultan erlassene berühmte Hattischeriff ist hier nur durch das Journal de Smyrne bekannt geworden; das Gouvernement hat nichts publicirt. Der Correspondent dieses Journals erzählt, daß der Schech Ibrahim der großen Moschee ihn an einem Freitag publiciren wollte, aber das ist falsch: ohne den Willen des Pascha's wagt kein Priester, und wäre es auch der Groß-Sheriff von Mekka selbst, einen solchen Hattischeriff zu verkünden. Unter den Türken der Flotte, die jetzt ziemlich abgestumpft sind, hat er wenig Sensation hervorgebracht; sie haben ihn auch nur sehr oberflächlich kennen gelernt; der Pascha hält nicht für gut, sie damit bekannt zu machen. Der Kapudan Pascha läßt sich jetzt mehr im Frankenquartier sehen als früher, er macht nicht nur viel Einkäufe aller Art, sondern sitzt auch täglich in den Boutiken der Europäer, wo er stundenlang seine Pfeife raucht. Er scheint jetzt einzusehen, welchen unbedachtsamen Schritt er that, und daß er aus dem großen Opfer, das er Mehemed Ali brachte, auch nicht Einen Vortheil ziehen wird.

0001
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
1 Januar 1840

Es ist in diesen Blättern mehrmals von der Schrift die europäische Pentarchie, die Rede gewesen, und die öffentliche Meinung hat das Urtheil vollkommen bestätigt, welches darüber ausgesprochen worden.

Desto mehr erscheint es uns als Pflicht, auf eine kleine Schrift eines vielgenannten Verfassers aufmerksam zu machen, welcher, ohne Paragraph für Paragraph die Pentarchie polemisch zu behandeln, von andern, klar ausgesprochenen Grundsätzen ausgehend, ganz entgegengesetzte Ergebnisse aus der Sachlage zieht, auf welche die Pentarchie sich zu stützen bemüht.

Wir begrüßen dieses Werkchen als eine erfreuliche Erscheinung, zuerst weil es unter dem Namen des Verfassers dem mysteriösen Gegner Rede steht, dann weil es Zeugniß von der Liberalität der Censur gibt, und endlich besonders wegen der gemäßigten besonnenen Betonung, welche allen politischen Discussionen so wohl ansteht, und ihnen nur zu oft abgeht.

Im ersten Abschnitt, die europäische Pentarchie überschrieben, werden die imponderabeln Kräfte den materiellen entgegengesetzt, und somit die Macht der Volksthümlichkeiten, die des Glaubens und der Kirchen, die politischer Principien, die der materiellen Interessen neben die der bestehenden Dynastien und Staatsregierungen gestellt. Sie bilden nach des Verfassers Ansicht die eigentliche Pentarchie. Er fügt die Macht der Intelligenz nicht als die sechste bei, weil sie nur dem Nationalruhm, der Macht des Glaubens oder gegen diese, oder aber politischen Principien, und durch die Naturkunde materiellen Interessen diene. Daß das Wort: Wissenschaft ist Macht, so zu verstehen sey, beweist am schlagendsten die Geschichte unseres deutschen Vaterlands.

Nun wird kurz ausgeführt, wie kräftig die Volksthümlichkeiten auch nach langer Unterdrückung das fremdartige Aufgedrungene abzuschütteln vermochten, wie die Kirche zuerst über die Völkergränzen hinübergriff, und wie trotz Ueberspannung und Abspannung ihre Wichtigkeit besteht und bestehen wird, wie die Macht der politischen Principien und der materiellen Interessen sich beinahe gleichzeitig ausbildete und die der Kirche in die zweite Linie zurückdrängte, wie der Bund des restaurirten Katholicismus mit dem Absolutismus das republicanische Princip der Reformirten, der Kampf Hollands und Englands wider das geld - und colonienreiche Spanien die Ausbildung der Schifffahrt und des Handels hervorrief, wie das Princip der Freiheit im Sinne der französischen Umwälzung nur durch Zusammenwirken aller genannten dynamischen Agentien theilweise überwunden werden konnte, und wie nun die Macht der materiellen Interessen die am wenigsten verkannte ist, und sogar im St. Simonismus eine Art Religion werden wollte. Wenn man bedenkt, wie Vieles seit drei Jahrhunderten von denen, die oben standen, selbst geschehen ist, um das Jus divinum zu schwächen, die angestammte Ehrfurcht vor geschichtlich Begründetem, den Glauben an gegebenes Wort zu vernichten, wie wenig die klarsten Lehren der Geschichte verstanden, die lautesten und gerechtesten Klagen gehört wurden, so muß man bekennen, daß allein eines oder einige dieser Imponderabilien es waren, welche dem Bestehenden das Daseyn fristeten.

Das Ansehen der gegenwärtig bestehenden Dynastien und Staatsregierungen ist mithin als die fünfte große Macht in Europa nur aus den genannten vier Großmächten abzuleiten. Welcher Staat in unsern Tagen mächtig ist, schöpft seine Macht aus dem Nachdruck, der Lebensfülle, der Erinnerung und Hoffnung, dem Ruhm und Ehrgeiz der Nation, oder aus religiösen Sympathien, aus alter Pietät und Glaubenstreue, aus dem noch immer regen kirchlichen Parteiinteresse, oder aus der Stärke des politischen Princips, aus der festen Entschiedenheit politischer Corporationen und Parteien, oder aus dem Aufschwung der materiellen Interessen, aus dem Wohlstand und der erfolgreichen Rührigkeit der Erwerbenden, oder endlich aus mehreren, aus allen diesen Machtquellen zugleich.

Es kommt aber sehr darauf an, in wie weit innerhalb eines Staates jene Mächte nicht mit einander selbst in Widerstreit liegen und in wie weit die Regierung freie Hand hat, sich ihrer zu bedienen, und ferner, wie stark die Sympathien oder Antipathien außerhalb des Staates sind, in wie weit der Staat natürliche Bundesgenossen oder natürliche Feinde von außen hat. Erst darnach mißt sich die wahre Macht der Staaten ab. Manchem scheinen viele Mittel zu Gebote zu stehen, allein er kann sich ihrer nicht frei bedienen. Mancher kann sich ihrer frei bedienen und ist in der That sehr stark, hat aber desto mehr Antipathien von außen gegen sich.

Uebrigens haben die bestehenden Staatsregierungen gegenwärtig allein die Initiative. Erhebungen der Nationen als solcher, Erhebungen großer Religionsparteien, Erhebungen großer politischer Parteien zu Gunsten eines Princips ohne Rücksicht auf die bestehenden Staaten sind unwahrscheinlich. Selbst wenn solche National -, Glaubens - und Principienfragen eine europäische Wichtigkeit erlangen sollten, würden sie alsbald in Fragen des Interesses für die bestehenden Staaten verwandelt werden, und ihr Gewicht nur in die große Wagschale des europäischen Gleichgewichts legen, oder ein Staat, glücklicher und klüger als die andern, würde sich alle die Vortheile aneignen, welche die Steigerung und der Sieg einer Partei mit sich bringen würde.

Ohne also zu verkennen, daß die bestehenden Staaten ihre Macht aus sehr verschiedenen und nicht immer ganz zu berechnenden Quellen schöpfen, sehen wir in ihnen doch die nächsten Inhaber und Nutznießer dieser Quellen, und die äußern Repräsentanten alles dessen, was Macht heißt.

Von diesem Gesichtspunkt aus wollen wir sie nun noch näher betrachten, und indem wir versuchen, die Macht überall auf ihren wahren Werth zu reduciren und einzeln Macht gegen Macht abzuwägen, werden wir vielleicht im Stande seyn, einige Punkte hervorzuheben, in Bezug auf welche die Zeitgenossen etwas zu gleichgültig, und andere, in Bezug auf welche die herkömmlichen Besorgnisse minder gegründet zu seyn scheinen.

Der zweite Abschnitt handelt von England, seiner durch Abzweigung eines zweiten lebensvollen Volks bewiesenen Kraftfülle, dem Nachdruck seiner Kriege, dem Einfluß des Calvinismus, und dem politischen Tact, welcher gesellschaftliche Unterordnung nicht nur erträgt, sondern hält. Er mahnt daran, daß der Radicalismus, von welchem die europäische Pentarchie die Schwächung Englands hofft, gerade die Schifffahrtsacte hervorbrachte (unter Cromwell.) Es kann vermöge seiner Verfassung Sympathien jeder Art erregen und nützen. Es steht da als die einflußreichste Weltmacht, kann nie mit Rußland theilen wollen, und kann, sobald es nur will, mit verhältnißmäßig kleinen Opfern an den materiellen Interessen des übrigen Europa's sich den furchtbarsten, unüberwindlichsten Verbündeten werben.

Im dritten, Rußland besprechenden Abschnitt, wird bemerkt, wie die Uebertreibung der Kräfte Mißtrauen und die übel angewandte Kunst, sich Sympathien zu erwerben, Antipathien erzeugen, wie die Nation nur durch physische Massen, nicht durch etwas Geistiges imponire, und wie die Eifersucht der Nationalrussen gegen die Ausländer eine politische Thorheit sey. Denn Talente und Genie der Ausländer haben Rußland mächtig gemacht, urd nur Rußland, nicht Deutschland, darf0002 stolz seyn auf einen Münnich, Ostermann, Katharina II. Dagegen ist die materielle Basis die breiteste, das Volk kräftig, ergeben, religiös-unterwürfig, die Regierung ist vollkommen autokratisch gegliedert, die auswärtige Politik rastlos thätig. Es scheint natürlicher Alliirter der Grundsätze der Legitimität und des göttlichen Rechts; aber die Regierungen können sich aus Furcht, ihre Selbstständigkeit zu verlieren, nur halb anschließen, und kein Volk fühlt Sympathie für diese Macht. Die Absperrung der Gränze vermehrt den Widerwillen. Rußland hat nur in Asien allein, in Europa nur mittelst Verbindungen erobert. Der Sund und die Dardanellen bieten eine interessante Parallele. Dort ist England exportirend und offensiv, hier importirend und defensiv. Noch ist der Augenblick einer Verbündung mit Frankreich für Rußland nicht gekommen, daher wartet es ab, gibt nach und unterhandelt.

Frankreich (vierter Abschnitt) zieht seine Hauptstärke aus seiner Nationalität und der Centralisation in Paris, welche aber auch wie eine Herzerweiterung auf die Pulsationen wirkt. Wenn es seinen Liberalismus nicht selbst in Verruf brächte, und nicht stets das linke Rheinufer mit einer Beharrlichkeit anspräche, welche Deutschland für Elsaß und Lothringen besser anstände, so könnte es die bedeutende Rolle schnell wieder aufnehmen, zu welcher Lage, Kräfte und Kriegslust des Volks es berufen.

(Fortsetzung folgt.)

Amerika. *)Aus den beachtungswerthen Rückblicken , mit denen das Ausland am Schlusse des Jahres eine Uebersicht der Ereignisse und der darüber gelieferten Betrachtungen gibt.

Je weiter man in der Kenntniß Amerika's fortschreitet, desto mehr findet man, daß einst das ganze Land eine andere Gestalt und andere Bewohner hatte. Die wenigen Bemerkungen, welche wir jetzt schon aus Darwins Forschungen kennen, geben uns einen annähernden Begriff von den unermeßlichen Revolutionen, welche einst in den Cordilleren vor sich gingen; das ganze ungeheure Ländergebiet zwischen den Cordilleren und dem atlantischen Ocean muß in einer vergleichungsweise neueren Epoche, nachdem es zuvor über dem Meeresniveau stand, wieder unter dasselbe versenkt worden seyen eine Umwälzung, worin seine zahlreichen und merkwürdigen Thiergeschlechter untergingen. Welche Katastrophe hat aber Nordamerika betroffen? wo sind die zahlreichen Bewohner hingekommen, welche einst das Thal des Mississippi und der darein mündenden Flüsse bewohnt haben müssen? Mancher ist wahrscheinlich schnell fertig mit der Antwort: sie seyen im Laufe der letzten drei Jahrhunderte von den Europäern nach und nach ausgetilgt worden; aber dieß ist gänzlich unrichtig, denn die Thäler des Mississippi und seiner Nebenflüsse sind erst seit dem Anfange dieses Jahrhunderts in größerem Umfange betreten worden, die erwähnten Alterthümer aber weisen auf eine zahlreiche Bevölkerung zurück, welche vor mehr als tausend Jahren daselbst wohnte, und von denen die jetzige indianische Bevölkerung auch nicht eine Sage hat. Mit Einem Wort, das alte Amerika mit seiner untergegangenen Thier - und Menschenwelt ist uns noch ein Buch mit sieben Siegeln, und lange werden die Forscher, Ameisen gleich, die näheren Data zusammensuchen müssen, ehe wir einigermaßen darüber zu einer klaren Ansicht werden kommen können. Daß Südamerika die neuesten und furchtbarsten Umwälzungen erlitten hat, ist kein Zweifel, und beachtungswerth ist der wohl nicht allein dem Klima zuzuschreibende Umstand, wie scharf, schon in älterer, wie wiederum in neuerer Zeit, der Cordilleren-Bewohner sich von den Bewohnern der Ebenen scheidet. Wir haben in einer kürzlichen Mittheilung bemerkt, daß das Reich der Incas und Lipas sich im Wesentlichen streng auf die Cordillerenkette beschränkt, die politische Macht der Incas sich allerdings auch auf einige Niederungen, namentlich auf die Westküste, hin ausgedehnt habe, daß aber jetzt, wo keine politischen Verhältnisse dieser Art mehr einwirken, der Quichua-Indianer in der Regel die Berge nicht verläßt. Auch kann es nicht fehlen, daß, da die Zahl der Spanier, selbst im Gebirge, keineswegs zu -, sondern eher abnimmt, im Lauf einiger Jahrhunderte der Quichuastamm in den Anden entschieden wieder vorherrschen wird, vielleicht in einer nominellen Abhängigkeit von dieser oder jener halbeuropäischen Hauptstadt, aber im Wesentlichen durchaus frei und ungefesselt.

Dieß führt uns auf die alte, stets wiederholte Bemerkung, daß Amerika noch immer mit der Bildung seiner Racen und Stämme beschäftigt ist, und nach der furchtbaren Erschütterung, welche die Eroberung durch die Europäer und die Einfuhr der Neger veranlaßt hat, sich wieder neu zu gestalten beginnt. Die Symptome dieser fortschreitenden Racenbildung sind nicht leicht zusammenzustellen, und man muß sich gewissermaßen an Aeußerlichkeiten als an die Repräsentanten des innern Zustandes halten. In der Ebene von Venezuela hat die aus Negern, Indianern und Europäern gemischte gelbe Race sich schon ziemlich constituirt, dasselbe ist bekanntlich auch im Innern der argentinischen Republik der Fall, wo zwar die weiße Race vorherrscht, doch immer mit starker Beimischung von Neger - und Indianerblut. In Paraguay scheint der Guarani-Stamm zu überwiegen, wie im Nordwesten der Quichua-Indianer, denn das Spanische verschwindet mehr und mehr, und die Häuser, selbst in der Hauptstadt, lassen sich zählen, wo die Frauen ein auch nur erträgliches Spanisch sprechen; das Guarani wird sich hier ohne allen Zweifel zur herrschenden Sprache erheben eine Erscheinung, welche man, wie es scheint, einzig dem Bekehrungs - und Regierungssystem der Jesuiten und dem Isolirungssystem Francia's dankt, ohne welche die Guaranis während der Revolution vermuthlich ganz vernichtet worden wären. Was weiter im Norden im Innern Brasiliens vor sich geht, davon wissen wir so gut wie nichts, obgleich die fortdauernden Nachrichten von Eroberung und Plünderung einzelner Städte in den nördlichen Provinzen Brasiliens, also zunächst an der Linie, den Beweis liefern, daß dort nicht bloß weiße Herren und schwarze Sklaven den Boden bebauen: es scheint namentlich im Gebiete des Tocantinflusses ein Gemenge von Negern, Mulatten und Indianern zu hausen, welche da und dort in die Städte einbrechen, aber ohne einen andern Zweck als zu plündern, weßhalb, wenn endlich die Truppen der Regierung anlangen, diese immer wieder mit großer Tapferkeit die Städte erobern, besonders wenn die rohen Räuberschaaren sie schon geräumt haben. Gegen die noch immer im Aufstand befindlichen Bewohner von Rio Grande do Sul, welche meist weißer Abkunft sind, fallen freilich die Lorbeeren sehr mager aus, so nahe auch diese Provinz der Hauptstadt liegt. Alles dieses bietet nur weitere Symptome der Auflösung des so pomphaft angekündigten brasilianischen Kaiserreichs dar. Es ist auffallend, daß man in Zeitschriften so gar wenig über Brasilien findet; daß die brasilianische Litteratur selbst im höchsten Grad unbedeutend ist, das darf freilich Niemand sehr Wunder nehmen: in der Nähe der Linie sind die Geistesproductionen von jeher weder an Umfang, noch an Tiefe von Bedeutung gewesen, und die Denksprüche des Marquis v. Maricà, die in der eben citirten Mittheilung geschildert sind, darf man eher als ein europäisches Erzeugniß betrachten. Aber eine leichte, tändelnde Poesie sollte man wenigstens erwarten,0003 wenn sie auch unsern Begriffen von Anstand und Züchtigkeit nicht sonderlich entsprechen würde; indeß auch hievon findet sich wenig. Die Weißen scheinen zu zügellos auf der einen, zu entnervt auf der andern Seite, und Mulatten und Neger sind zu roh. Aber nicht bloß das geistige Leben der Brasilianer scheint erschlafft, auch das industrielle und commercielle scheint immer tiefer zu sinken, und allen Andeutungen zufolge werden die Küstenstädte bald wenig anders mehr seyn, als englische Factoreien.

Die Indianerbevölkerung von Nordamerika hat in neuerer Zeit wieder ein Lebenszeichen gegeben, und ein allgemeiner Indianerkrieg steht vielleicht nahe bevor ....

Eine andere Stelle, wo die Indianer in neuer Kraft aufzutauchen scheinen, ist Mittelamerika: wir haben aus der Reise eines Hrn. Montgomery einige Nachrichten über den oft erwähnten Carrera gegeben. Es ist ein Indianer, welcher im Dienste des Staats die Waffen führen lernte, und sie jetzt gegen den Staat selbst, im Interesse seines Stammes, freilich vor Allem im eigenen Plünderungsinteresse führt. Während des Revolutionskampfes sah man sich genöthigt, den Indianern die Waffen in die Hand zu geben, und gebrauchte sie gegen die Spanier; nun der Revolutionskampf vorüber ist, wollen die Creolen nach wie vor die mächtigen Herren spielen, und die Indianer in Unterwürfigkeit, ja zum Theil in Dienstbarkeit halten ein Verfahren, dessen Lohn nicht ausbleiben kann. Vor einigen Jahren, als der Kampf zwischen den Centralisten und Föderalisten in Mexico auf seiner Höhe stand, stellte der Staat von Zacatecas ein Heer von 6000 Mann, fast lauter Indianer, auf: sie zerstiebten vor der drei - oder vierfach schwächern Creolenarmee aber hat die mexicanische Revolution im Grito de Dolores einen andern Anfang genommen? Hat nicht damals auch das indianisch-creolische Heer auf eine nur durch den Einfluß der Priester erklärbare Weise sich zerstreut, und doch haben am Ende die Spanier den Kürzeren gezogen. Wenn wir die etwas weitschweifige Reise nach der Südsee lesen, so finden wir, wie dünn im Westen die Creolenbevölkerung ist, und wie die Indianer an Zahl und Bedeutung zunehmen. Dieses Mißverhältniß muß der Natur der Dinge nach steigen, und wenn die reinen Indianer nicht so zahlreich wie die andern Racen sich fortpflanzen, so scheinen dagegen die Mischlingsracen desto lebenskräftiger.

Die Ansichten, wie wir sie hier über Amerika ausgesprochen, entscheiden großentheils über die Auswahl in den Mittheilungen, welche wir über die verschiedenen Theile zu machen haben. Von der eigentlich politischen Seite aufgefaßt, können nur die Vereinigten Staaten in Betracht kommen, und vielleicht noch Mexico, in den andern überragt das Racenverhältniß den Staatsverband, und sie verdienen mehr nur in geselliger Beziehung unsere Beachtung. Ja, es möchte selbst hinsichtlich Nordamerika's keine so arge Ketzerei seyn, das Racenverhältniß über den Staatsverband zu setzen, denn wenn in den Staaten südlich vom Potomak die Emancipation, unter was immer für einer Form sie wolle, Wurzel faßt, so haben in kurzer Zeit die Staaten nördlich vom Potomac mehr Affinität mit den brittischen Colonien, als mit den Sklavenstaaten. Marryat spricht dieß sehr klar aus, wenn er die Unnationalität der Amerikaner hervorhebt. Die verschiedenen Theile des Volks sind bekanntlich selbst in denjenigen Strichen, wo von Sklaven durchaus keine Rede ist, noch keineswegs zusammengeschmolzen, und man erkennt noch leicht den Holländer, den Deutschen, den Rundkopf und den Cavalier: der Grund ist einfach, die Menschen sind noch auf einem zu weiten Raume zerstreut, um sich gehörig an einander abzureiben und abzuschleifen. Diese Unnationalität thut natürlich auch der Einheit des Staates Eintrag, und wenn in einer vielleicht nicht allzufernen Zukunft die Sklavenfrage zur Entscheidung kommt, so wäre ein Anschließen der nördlichen Staaten an die brittischen Besitzungen, freilich nicht an den brittischen Scepter, im Gegensatze gegen die von Negern und Farbigen bewohnten Staaten, ein gar nicht so unwahrscheinliches Ereigniß, als es jetzt auf den ersten Anblick scheinen möchte.

Geographische Uhr.

So eben erhalte ich aus Wien von Hrn. Kunstuhrenmacher Ratzenhofer, obere Bräunerstraße Nro. 1135, folgendes Schreiben. Ich mache es, seines Raffinements wegen und behufs einiger anzuhängender Bemerkungen, besonders auf die anderwärtig geäußerten Bedenken hiemit bekannt.

Durch den von Euer Hochwohlgeboren in die Beilage Nro. 347 zur Allg. Zeitung vom 13 d. eingerückten Aufsatz München vom 9 d. aufmerksam gemacht, nehme ich mir die Freiheit Euer Hochwohlgeboren ergebenst in die Kenntniß zu setzen, daß ich die in jenem Aufsatze gestellte Aufgabe durch eine von mir verfertigte Uhr bereits gelöst zu haben glaube. Dieselbe geht acht Tage; auf dessen 14zölligem Zifferblatt, eine schwebende Sonne vorstellend, ist im Mittelpunkte das Zifferblatt von Wien, und strahlenartig für jede der bezeichneten 72 Städte*)Aachen, Alexandria, Algier, Amsterdam, Archangel, Athen, Basel, Berlin, Bordeaux, Boston, Bregenz, Brest, Bristol, Brünn, Brüssel, Bucharest, Cadiz, Calcutta, Canton, Capstadt, Cattaro, Cöln, Constantinopel, Copenhagen, Czernowitz, Dresden, Dublin, Edinburg, Ferro (Insel), Florenz, Frankfurt a. M., Genf, Genua, Göttingen, Grätz, Hamburg, Hannover, Hermannstadt, Innsbruck, Jerusalem, Königsberg, Krakau, Leipzig, Linz, Lissabon, London, Madrid, Mailand, Messina, Mexico, Moskau, München, Neapel, Ofen, Paris, Peking, Petersburg, Philadelphia, Prag, Preßburg, Rio-Janeiro, Rom, Salzburg, Straßburg, Stuttgart, Triest, Venedig, Verona, Warschau, Washington, Wien, Zürich. (Dieses Uhrenwerk befindet sich in seinem Gewölbe zur Besichtigung für Kunstfreunde und Käufer.) aus allen Welttheilen ein eigenes Stundenblatt, mit dem Namen der Stadt angebracht. Sie zeigt den Unterschied der mittlern Zeit zwischen Wien und diesen 72 Städten durch ihren fortwährenden gleichmäßigen Gang, wird nur von Einem Gewichte von vier Pfund getrieben, und alle übrigen Uhren werden vom Mittelpunkt der Wieneruhr in Bewegung gesetzt. Ohne bedeutende Veränderung kann auch eine andere Stadt z. B. München zum Mittelpunkt angenommen und durch diese Uhr der Unterschied der mittlern Zeit zwischen der gewählten und anderen Städten angezeigt werden.

Diese Beschreibung zeigt deutlich, daß seine geographische Uhr nicht die von mir vorgeschriebene Einrichtung hat. Ein vortrefflicher praktischer Mechaniker Hr. Traub (längst dahingegangen) machte um das Jahr 1812 etwa, unter andern, mir eine Idee von Sackuhr kund, die auf dreizehn Zifferblättern die mittlere Zeit verschiedener Orte anzeigen sollte. Das einzige Uhrwerk triebe ein großes Kammrad mit zwei concentrischen, gezähnten Kreisen, von welchen die zwölf Minutenräder bewegt würden. Diese Einrichtung könnte Hrn. Ratzenhofers Uhr haben, wenn das große Rad nur Stundenräder triebe. Dann aber wüßte man nicht, warum er nicht Minutenräder treiben ließe. Mir scheint, seine Uhr habe die Einrichtung wie jene, die ich 1825 im königlichen Kunstcabinet zu Dresden sah. Das einzige Uhrwerk treibt eine etwa 3 Fuß im Durchmesser haltende Scheibe mit mehr als 200 Zifferblättern, die man drehen0004 konnte, um sie auf die specielle Zeit zu stellen. Die Zeiger derselben zeigen alle, durch ihr eigenes Gewicht, nach dem Schwerpunkte der Erde, und somit die Zeit der verschiedenen Städte bloß in Stunden. Diese Einrichtung ist gewiß die möglich einfachste und wohlfeilste. Meine Einrichtung zeigt aber nicht nur Stunden, sondern, außer den Minuten, noch die Secunden, wo der Fehler nicht völlig zwei der letzern betragen kann; und der Regulator gibt die Zeit so genau als jede astronomische Uhr.

Die mir seither zur Kunde gekommenen Bedenken sind: 1) daß bei mir die Zifferblätter sich drehen, und man sich jedesmal in ihre Stellung finden müßte. Ich antwortete, daß wir sogar uns in die Drehung unserer Erde und in die scheinbare Bewegung der Gestirne finden mußten, was uns jetzt leicht dünkt; 2) auf eine specielle Erklärung, die ein Künstler sich erbat, um zu begreifen, wie ein Zeigerwerk mit nur zwei Rädern eine ganze Uhr constituiren könne, forderte ich von ihm: er nehme eine Sackuhr, deren Werk abgelaufen ist, oder bis auf das Zeigerwerk gar fehlt, befestige einen kleinen, den Dienst des (sonst hinter der Scheibe anzubringenden) Gewichtes thuenden Kloben an die prismatische Axe des Minutenzeigers, und drehe das aufrecht gehaltene Zifferblatt um die Axe in verkehrter Richtung um, so wird dabei auch der Stundenzeiger regulirt. So aber wird das Drehen der großen Scheibe diesen Dienst in strenger Regularität verrichten.

Prof. Gruithuisen

Brüsseler Kunstausstellung. (Zweiter Artikel.)

Der berühmteste Bildhauer Belgiens ist in diesem Augenblicke W. Geefs, ein geborner Antwerpener. Er weiß dem Marmor Gefühl einzuhauchen. Nur Ein Werk sahen wir dießmal von ihm: ein junger Hirt, Blumen auf ein Grab streuend. Wollte man diesem Werke einen Vorwurf machen, so wäre es eine fast weibliche Zartheit und Weichheit der Formen und eine gewisse Gezwungenheit in der Bewegung. Hr. W. Geefs kann sich nicht über Ungunst der Umstände beklagen. Im Auftrag der Regierung führte er zwei Monumente für öffentliche Plätze Brüssels aus: ein Standbild der Freiheit für den hiesigen Märtyrerplatz und eine Statue des Generals Belliard, die am Park errichtet wurde. In der hiesigen Hauptkirche befindet sich von ihm das Grabmal des im Jahr 1830 als Freiwilliger gebliebenen Grafen Friedrich v. Merode. Für Lüttich ist er mit dem Standbilde Grétry's, für Antwerpen mit dem des Rubens beauftragt; und daneben fehlt es ihm nicht an Bestellungen reicher Privatleute, so wie denn jener junge Hirt für einen hiesigen Bankier bestimmt ist. Auch der Ruhm, der schönste Lohn des Künstlers, kam dem Hrn. Geefs so bereitwillig entgegen, daß nur zu besorgen war, er werde sich von dem Weihrauch, dem ihm seine Bewunderer streuen, betäuben lassen. Es mag daher als ein glücklicher Umstand für seine Laufbahn angesehen werden, daß ein anderer Bildhauer mit jedem Werke, das er ausstellt, neben ihm in der Gunst des Publicums steigt.

Hr. E. Simonis, ein geborner Lütticher, erwarb sich allgemeinen Beifall durch ein für die Regierung ausgeführtes Marmorbild: die Unschuld , als junges Mädchen, das arglos mit einer Schlange spielt, darstellend. Im Vollendeten der Ausführung steht Hr. Simonis noch hinter Hrn. Geefs zurück, er weiß aber über seine Werke eine solche Naivetät und Grazie des Gefühls zu verbreiten, daß er sich schon jetzt einen eigenthümlichen Rang gesichert hat. In Allem hatte er sechs Werke ausgestellt, worunter, nächst jenem, ein marmornes Kind mit Blumen spielend und eine gypserne Gruppe der Charitas, als Modell zum Grabmal eines in Gent verstorbenen Priesters, die bedeutendsten waren.

Ein dritter Bildhauer, L. Ichotte, auch ein geborner Lütticher, hatte in Allem acht Werke eingesandt, worunter ein aus dem Bade steigendes junges Frauenzimmer, für den Herzog v. Arenberg ausgeführt, das bemerkenswertheste war. Noch von einigen andern Künstlern sahen wir Arbeiten, die der Bildhauerkunst in Belgien einen neuen Zuwachs von Talenten versprechen.

Nicht dasselbe läßt sich von der Kupferstecherkunst sagen, die einstweilen keinen einzigen bedeutenden Namen aufzuweisen hat. Einst standen sie in Belgien in schönster Blüthe, als Rubens eine Schule um sich gebildet, die er mit seinem mächtigen Geiste zu beseelen wußte. Auch Edelinck, obgleich er in Paris lebte, war ein geborner Antwerpener, und hatte sich unter dem Einflusse der Traditionen der Rubens'schen Schule gebildet. Nach ihm aber ist kein hervorragendes Talent mehr zu nennen. Seit zwei Jahren hat nun die Regierung, zur Wiederbelebung dieses Zweiges der Kunst, unter Leitung des berühmten italienischen Kupferstechers Calamatta eine Kupferstecherschule errichtet. Wir hofften jedoch vergebens, schon einige erfreuliche Leistungen derselben zu sehen. Nur Calamatta selbst hatte Exemplare seiner besten Blätter ausgestellt, von denen das letzte, das Bildnis Guizots, ein höchst gelungenes Werk ist, worin sich Zartheit und Kraft des Grabstichels aufs glücklichste mit richtigem Verständniß der Zeichnung verschmelzen. Sein Gelübde Ludwigs XIII, nach Ingres , und sein Bildniß Napoleons, nach einem von dem Angesicht des Verstorbenen genommenen Gypsabguß, sind längst allen Freunden der Kupferstecherkunst bekannt. Die Francesca von Rimini, die er nach Ary Scheffer zu stechen unternommen, ist leider noch nicht fertig; wir sahen auf der Ausstellung nur die meisterliche Zeichnung, die ihm zum Muster dient. Mercury hatte von Paris seine bewundernswürdigen kleinen Blätter nach den Schnittern von L. Robert, und der heil. Amalie von P. Delaroche eingesandt. Für Freunde der ältern Kunst wird eine Folge von Blättern interessant seyn, die ein hiesiger Künstler, Ch. Debrou, nach den merkwürdigsten Miniaturen der Manuscripte der burgundischen Bibliothek, im Auftrage der Regierung sticht. Die ausgestellten Blätter derselben zeugten von größter Treue der Auffassung und von zarter, gewissenhafter Ausführung.

Sollen wir nun auch von den Aquarellen und Lithographien reden, so verdienen hier vorzüglich zwei Künstler genannt zu werden, die jeder in seinem Fache ein schönes Talent besitzen. Hr. Madou gab vor einigen Jahren eine Reihe von Originalblättern heraus unter dem Titel: Physiognomie der europäischen Gesellschaft. Von den letzten Zeiten des Mittelalters an und bis auf die Gegenwart hatte er in diesen Blättern durch geistreiche Zusammenstellungen die verschiedenen Epochen der europäischen Welt, besonders der höheren Stände, nach Costume und Haltung, nach ihrer Art und Weise zu seyn, wie sie jedesmal Mode gewesen, vergegenwärtigt. In diesem Augenblick beschäftigen ihn Scenen aus dem Leben der berühmtesten holländischen und belgischen Maler. Auf der Ausstellung sahen wir einige Aquarelle dieser Sammlung, höchst geistreich und mit treuester Auffassung der Manier jedes Malers, welcher Stoff zu einer solchen Scene liefert, ausgeführt. Lithographirt erscheinen diese Blätter in großem Format mit begleitendem Texte im Verlage der hiesigen Gesellschaft der schönen Künste , die sich die Herausgabe bedeutender Werke in Kupfer - und Holzstichen und in Steindruck zur Aufgabe gesetzt hat. Sie dienen zum Beweis, daß die Lithographie hier mit Erfolg betrieben wird. 0005Der andere Künstler, von dem wir noch reden wollten, ist Hr. Lauters, dessen Aquarelllandschaften zu den besten in dieser Gattung gehören, und der sich ebenfalls als Lithograph einen verdienten Ruf erworben. Er gibt gerade jetzt eine Reihe von Blättern nach Ansichten der Maasgegenden heraus.

So viel über unsere Kunstausstellung. Dem Kunstfreunde wird unser Ueberblick den Beweis liefern, daß in Belgien ein reges Streben in den wichtigsten Fächern der bildenden Künste thätig ist. Die Regierung kommt demselben durch Bestellungen bei Männern von anerkanntem Talent entgegen. Unter den Liebhabern besteht eine Art von Wettstreit, Sammlungen solcher Werke, deren Preise für Privatkrafte erschwinglich sind, anzulegen. Unverkennbar übt auch die nationale Selbstständigkeit einen belebenden Einfluß auf die Pflege der Künste aus, deren Wiege Belgien im Mittelalter gewesen, und die sich seitdem fortwährend auf seinem Boden heimisch gefühlt.

[5677] Todes-Anzeige.

Den 4 December starb plötzlich, in Folge eines Schlagflusses, mein guter Mann, J. C. Fr. Höltzel, Kaufmann allhier, in seinem 57sten Lebensjahre. Diese traurige Nachricht widmet den auswärtigen Freunden und Bekannten des Verstorbenen

Dresden, den 6 December 1839.

Amalie Höltzel, geb. Sterzel.

[5677-76] Bekanntmachung.

Eine von der k. bayer. Hypotheken - und Wechselbank auf Arnold v. Eichthal ausgestellte Bank-Actie Nr. 7814 zu 500 fl. ist verloren gegangen.

Der unbekannte Inhaber dieser Actie wird hiemit auf Ansuchen des Handlungshauses Arnold v. Eichthal aufgefordert, dieselbe binnen 6 Monaten a dato bei dem unterfertigten Gerichte vorzuzeigen, widrigenfalls diese Urkunde für kraftlos erklärt werden wird.

Augsburg, den 20 December 1859.

Königliches Kreis - und Stadtgericht.

Lic. Kellerer, Dirctor.

v. Köppelle.

[5023-25] Kundmachung, zur Verpachtung eines Maierhofes.

Vom Magistrat der k. priv. Stadt Karlsbad wird kund gemacht: es werde in Folge hoher Gubernial-Verordnung vom 5. d. M. Z. 59114, intimirt durch k. kreisamtliche Missiv vom 15 d. M. Z. 17945, der von dem Curorte Karlsbad in Böhmen nur eine halbe Stunde entfernte, im Dorfe Doniz befindliche und der Karlsbader Stadtgemeinde gehörige Dominical-Maierhof, wozu 136 Joch 597 3 / 6 Q. Klafter Aecker, 124 Joch 788 4 / 6 Q. Klafter Wiesen und 52 Joch 561 3 / 6 Q. Klafter Hutweiden gehören, sammt dem Viehbestande von 24 Stück Hornvieh und dem zum Bestellungsfonds gehörigen Getreide, Futter und Stroh am 8 Januar 1840, um 9 Uhr Vormittags, in der Karlsbader Rathskanzlei vom 1 April 1849 angefangen, auf zwölf auf einander folgende Jahre, im Ganzen, im Wege der Licitation an den Meistbietenden verpachtet werden.

Hiezu werden Pachtlustige mit dem Beisatze vorgeladen, daß der Ausrufspreis auf 2000 fl. C. M. festgesetzt sey, daß der Pächter eine dem meistgebotenen Pachtschillinge gleichkommende Caution in baarem Gelde, in Staatspapieren oder mittelst Pragmatikalhypotheken zu leisten, daß jeder Pachtlustige noch vor Beginn der Licitation ein Vadium von 200 fl. C. M. zu erlegen habe, welches dem Ersteigerer in die Caution eingerechnet, den übrigen Licitanten aber sogleich rückgestellt werden wird, dann daß auch die Ueberreichung von schriftlichen Offerten gestattet sey. Dieselben müssen jedoch mit dem Vadium von 200 fl. C. M. belegt, noch vor der Licitation bei dem Karlsbader Magistrat überreicht werden, und die bestimmte Erklärung enthalten, daß sich der Offerent den Licitationsbedingsnissen vollkommen fügen wolle.

Den Pachtlustigen steht frei, die übrigen Pachtbedingnisse bei dem hierortigen Expedite einzusehen oder in Abschrift zu erheben.

Karlsbad, am 22 November 1839.

Lenhart, Bürgermeister.

[5627] Proclama.

Die verehelichte Kiesling Josepha, geborne Herlich, hat gegen ihren Ehemann, den Tischlermeister Joseph Kiesling, weil er sich seit dem Jahre 1829 von ihr entfernt hat, ex §. 693 II 1 ALR. auf Trennung der Ehe und Erklärung desselben für den schuldigen Theil angetragen.

Der Tischlermeister Joseph Kiesling wird daher hiedurch vorgeladen, sich am 25 April 1840, Vormittags 11 Uhr, vor dem Hrn. Kammergerichts-Assessor Haupt an gewöhnlicher Gerichtsstelle einzufinden, oder zu gegenwärtigen, daß auf Trennung der Ehe erkannt, und er für den schuldigen Theil erklärt werden wird.

Glogau, den 10 December 1839.

Königlich preuß. Land - und Stadt-Gericht.

[5248] Stuttgart. Erben-Aufruf.

Die aus Rußland gebürtige Frau Hedwig Caroline, angebliche Wittwe eines Petrus Ekeman Alesson von Stockholm oder Malmöë in Schweden, deren Geschlechtsname nicht bekannt ist, starb hier am 9 September d. J. mit Hinterlassung einer letzten Willensverordnung, nachdem sie sich 18 Jahre lang hier aufgehalten hatte. Da ihre gesetzlichen Erben, welche auch die Verstorbene nicht gekannt haben solle, gänzlich unbekannt sind, so werden hiermit alle diejenigen, welche Erbschaftsansprüche an die Verstorbene machen zu können glauben, aufgefordert, innerhalb dreißig Tagen bei dem stadtgerichtlichen Pupillenamte dahier sich um so gewisser zu melden, als nach Ablauf dieser Frist der Inhalt des vorliegenden Testaments zum Vollzug gebracht werden wird.

Beschlossen im k. würtembergischen Stadtgericht für die Residenzstadt.

Suttgart, den 9 December 1839.

Rümelin.

[5577] Höchst zeitgemäßes Werk für die Jugend!

So eben ist bei Unterzeichnetem erschienen: Conversations-Lexikon für die Jugend, mit einem Bilderatlas, herausgegeben von einer Gesellschaft von Gelehrten.

Erste Lieferung, à 3 gr.

Von diesem in aller Beziehung zeit - und zweckmäßigen Werke ist der Prospectus und die hier angekündigte erste Lieferung in allen Buchhandlungen zu haben. Hinsichtlich der Einrichtung desselben verweisen wir theils auf den Prospectus, theils auf die Vorrede des an der Spitze der Redaction stehenden Gelehrten, welche in diesem ersten Hefte befindlich ist. Durch beides werden Eltern, Erzieher und Freunde der Jugend die Ueberzeugung gewinnen, welch ein höchst nützliches und angenehmes Geschenk sie den Lieblingen ihres Herzens mit diesem werthvollen und schön ausgestatteten Werke ohne großen Aufwand machen können.

Das ganze Werk erscheint binnen Jahr und Tag in 24 Lieferungen à 4 4 1 / 2 Bogen, von denen je 6 einen Band bilden. Jede Lieferung kostet nicht mehr als 3 gGr. Mit dem letzten Hefte wird der Bildatlas geliefert.

In allen Buchhandlungen Deutschlands, der Schweiz und der österreichischen Staaten wird Subscription auf dieses Conversations-Lexikon angenommen. Der Verleger hofft, durch Gehalt, Ausstattung und Preis desselben sich den Dank der Jugend und Aller, welche für die Bildung der Jugend Sorge tragen, zu erwerben, jedoch auch durch zahlreiche Subscriptionen sich für die Opfer entschädigt zu sehen, welche er diesem nützlichen Werke mit wahrer Liebe zur Sache bringt.

Meißen.

Buchhandlung F. W. Goedsche.

0006

[5092-94] Ankündigung.

Wiener allgemeine Theaterzeitung, Originalblatt für Kunst, Litteratur, Musik, Mode und geselliges Leben.

Herausgegeben von Adolf Bäuerle.

1840.

Drei und dreißigster Jahrgang.

Vom 1 Januar angefangen in Groß-Regalformat, gedruckt mit größern Lettern.

Wochentlich sechsmalige Erscheinung.

(Täglich, mit Ausnahme der Sonntage.)

Noch mehr Beilagen! Noch mehr illuminirte Bilder!

Ohne Preis-Erhöhung!!

Noch mit jedem Jahre hat die Wiener-Theaterzeitung ihren Lesern etwas Neues geboten; immer zeigte sich der Dank des Herausgebers und Redacteurs für die außerordentliche Theilnahme auf die unzweideutigste Weise; das Jahr 1839, in welchem der Absatz seines Blattes so ungeheuer gesteigert wurde, daß er sich über das Doppelte der Auflage vermehrte, daß über 5000 Exemplare versendet wurden, bethätigt nun neuerdings seine Erkenntlichkeit, und er läßt, wie oben bemerkt, sein Journal nicht nur, mit Ausnahme des Sonntags, täglich erscheinen, er gibt dasselbe auch im großen Regalquartformat, und wählt hiezu größere Lettern.

Die größern Lettern werden dem größten Theil des Publicums besonders willkommen seyn. Es ist dem Herausgeber gelungen, alle Augen auf sein Journal zu ziehen; es liegt ihm deßhalb am Herzen, daß diese Augen auch mit weniger Anstrengung in seiner Zeitschrift lesen möchten.

Drei und dreißig Jahre!

Es ist eine schöne Zeit, daß diese Zeitschrift erscheint. In Deutschland gibt es kein belletristisches Blatt, das länger existirte! keines, das sich an Lebendigkeit, Frische, Würze, mit diesem messen könnte! Wohl sind seit dieser Zeit mehr als dreiunddreißigmal drei und dreißig Journale schlafen gegangen; die Theaterzeitung ist immer aufgeweckt geblieben; die Theaterzeitung wird rüstig auf ihre goldene Hochzeit mit der Lesewelt lossteuern.

Was sie im künftigen Jahre zu leisten gedenkt?

Alles was Menschenkräfte vermögen, und redlicher Wille im Stande ist.

Die fünf Theater in Wien werden wie bisher ihre tüchtigen umsichtigen Beurtheiler haben. Um jede Monotonie zu vermeiden, werden sich fünf geistvolle, kenntnißreiche Kritiker in die Referate der hiesigen Bühnen teilen. Ihre Aussprüche sind in die Blätter des Auslandes übergegangen, sind in französischen, itialienischen und englischen Journalen übersetzt worden; das Frankfurter Conversationsblatt, der Berliner Figaro der Hamburger Argus und die Thalia, die Feuilletons der Pariser und Mailänder Zeitungen, die sämmtlichen Blätter in den Provinzen theilen ganze Spalten aus der Wiener Theaterzeitung mit, und nennen Dr. Meynert, Heinrich Adami, Tuvora etc. als die gründlichsten, unbefangensten und anerkennungswürdigsten Beurtheiler; die Dresdener Abendzeitung räumt dem Dr. Meynert den vordersten Platz in der Reihe der besten Geschmacksrichter Deutschlands ein; seine Stimme gilt allenthalben. Er ist auch einer der besten Erzähler, seine Novellen werden mit der größten Spannung gelesen. Er sowohl als die übrigen geachteten Theater-Beurtheiler sind dauernd für die Theaterzeitung gewonnen.

Eben so sind die litterarischen Beurtheilungen ausgezeichneten Schriftstellern übertragen. Zwar wird die Rubrik der litterarischen Novitäten nicht mittheilen, wo Tieck seine Schlafröcke zuschneiden läßt, Grillparzer seine Schreibfedern kauft, und woher Raupach seine Tinte bezieht; all' das litterarische Geträtsche wird vermieden, aber über die Werke der Heroen der Litteratur werden umfassende Referate erfolgen, ohne sich in die schale Polemik der abgeschmackten Winkellitteratur einzulassen, die in den Journalen ihre Harlekinssprünge macht, und ihr belferndes Geklatsche und ihre Purzelbäume für Geist und Witz ausgibt.

Für Kunst und Industrie wird fortan die größte Sorge getragen.

Alles Originelle, Nützliche, Zweckmäßige wird umständlich angezeigt, und auch alle Vortheile, welche die besten neuen Erfindungen und Verbesserungen im Gebiete des Luxus, der Moden, der Bequemlichkeit bringen, werden ohne eigennützige Nebenzwecke beleuchtet werden.

Im Gebiete der Tagesereignisse wird ein so reiches Feuilleton, als je noch eine Zeitschrift mitgetheilt, eröffnet werden. Die Redaction ist im Besitze der meisten werthvollen, deutschen, französischen, italienischen und englischen Journale.

Sie vermag aus mehr als zweihundert und fünfzig der interessantesten Tagsblätter, schnell, verläßlisch, umständlich, immer mit dem Tage, an welchem die Novitäten einlangen, Auszüge und Berichte zu geben, und auf diese Weise dem Leser der Wiener Theaterzeitung alle möglichen fremden Journale zu ersparen.

Dadurch, daß nur das Beste, Wissenswertheste und Interessanteste gewählt wird, gewinnt der Notizenfreund auch an Zeit; die Redaction hat durch eine so lange Reihe von Jahren zu viel Tact gewonnen, um nicht schnell nur das Vorzüglichste zu wählen, daher wird auch die Rubrik Geschwind, was gibt es Neues? im künftigen Jahrgange noch anziehender erscheinen, und täglich, am frühesten Morgen, beim Aufschlagen des Blattes, den Leser kurz und bündig unterhalten, zuerst von Wien:0007 Was in den sämmtlichen Theatern Neues gegeben werden soll.

Wer von berühmten Künstlern, Dichtern, ausgezeichneten Männern in Wien erwartet wird, oder angekommen ist.

Welche Virtuosen und Theater-Gäste gewonnen sind.

Welche Feste und Festlichlichkeiten in Wien stattfinden sollen.

Was Merkwürdiges zu sehen.

Wer von ausgezeichneten Personen abgereiset, endlich wer von diesen erkrankt oder gestorben sey; schließlich: Tagswitze, Wiener Anekdoten, Calembourgs, Räthselspäße, kurz was in Wien en vogue ist; Moden, Luxusgegenstände, Vergnügungen, Stadt-Novitäten.

Ferner wird diese Rubrik schnell, kurz, und auf anziehende Weise mittheilen: Was in den Umgebungen Wiens, sodann im weiteren Vaterlande geschehen, und wie es allen denen in der Fremde ergeht, um welche sich die gebildete Welt zu bekümmern pflegt.

Mit welcher Schnelligkeit alle Neuigkeiten die Wiener Theaterzeitung mitzutheilen versteht, davon geben ihre Blätter seit Jahren Zeugniß. Ihre Thätigkeit ist noch immer als Vorbild angenommen worden.

Die Damenzeitung macht auch noch ferner einen der mit der größten Vorliebe behandelten Bestandtheil dieses Journals aus. Hier finden sich nicht nur Notizen aller Art für Damen, geschichtliche Daten, Züge aus dem Leben berühmter Frauen, kleine Berichte, Nachrichten über gesellige Vereine, nützliche Erfahrungen etc., sondern auch Schilderungen von Bällen, Landausflügen, von Reisen und aus Bädern, von neuen Moden, neuen Spielen, Toilettekünsten, kurz von Allem, was den Damen angenehm und wissenswerth seyn kann. Hieher gehören auch die allerneuesten Modebilder, auf welche wir noch weiter unten ausführlich kommen werden.

Für den Handel, für den geselligen Verkehr, für Eisenbahnen, Dampfschifffahrt bringen wir stets die eichtigen Depeschen.

Ja sogar eine Rubrik: Militärisches haben wir seit Jahren eingeführt, in welcher wir alle militärischen Feierlichkeiten aus der ganzen Monarchie, Feste, Fahnenweihen, große Paraden, Manöuvres, Lager-Uebungen umständlich besprechen, und schöne Thaten edler Krieger, Biographien, Todesfälle etc. zur öffentlichen Kenntniß bringen. (Zu dieser Rubrik laden wir unausgesetzt zu Mittheilungen ein. Es wird uns immer eine Freude seyn, über alles Neue aus diesem Bereiche verläßliche Berichte mittheilen zu können.)

So viel von einigen der einzelnen Rubriken, nun zu den Hauptfächern: Die Erzählung und die Novelle, aber nur von ausgezeichneten Meistern, wird noch immer Haupterforderniß unseres Blattes seyn. Da wir ein bedeutendes Honorar wirklich bezahlen, und keinem Autor, der uns seine Feder widmet, etwas schuldig bleiben, für den Druckbogen nach unserm Formate acht Ducaten entrichten, was Original-Erzählungen, und vier Ducaten was gute Uebersetzungen und freie Uebertragungen anbelangt, so können wir nicht nur Gutes fordern, sondern auch Gutes leisten.

Eben so honoriren wir auch andere Beiträge, wenn sie allgemeines Interesse erregen, besonders heitern Inhalts, indem wir seit Entstehung unseres Blattes dem Amusanten und Pikanten mit Vorliebe unsere Spalten geöffnet haben. Wir schließen hievon alle Persönlichkeiten aus, weil sie diejenigen nur entehren, die sie schreiben und drucken, und niemals die Beachtung der Gesitteten erringen.

Somit wird das neue große Format der Wiener Theaterzeitung bei ihrer sechsmaligen wochentlichen Erscheinung mit reichhaltigem Stoffe, in der besten Auswahl überfüllt werden.

Die wenigen Artikel, welche noch aus Colonel-Schrift erscheinen, werden minder anziehende Gegenstände, gedrängte Correspondenz-Nachrichten, Referate über unbedeutende Bühnen-Erscheinungen, Anzeigen, Nachrichten, Erklärungen etc. enthalten.

Besondere Aufmerksamkeit wird aber im künftigen Jahre auf die Bilder der Theaterzeitung gewendet.

Alle Wochen am Sonnabend erscheint ein prachtvolles illuminirtes Modenbild, wenigstens mit zwei Figuren, stets das Allerneueste für Damen und Herren, von verschiedenen Seiten dargestellt, enthaltend. Daß unsere Modenbilder ausgezeichnet in der Darstellung, musterhaft im Colorit sind, ist anerkannt. In Wien, Prag, Pesth, Mailand etc. dienen sie den Modisten zur Norm.

Am 1 jedes Monats erscheint ferner auch immer ein theatralisches Costume-Bild, in Großquart und ebenfalls prächtig illuminirt, nach Originalzeichnungen. Diese enthalten entweder alle Hauptpersonen mit Portrait Aehnlichkeit aus den vorzüglichsten Stücken, Opern, Ballets der deutschen Haupttheater, vorzüglich der Residenzstadt Wien, oder ganze Gruppen, Actschlüsse, Situationen, um den Lesern die besten Productionen der Bühnen in Miniatur vorzuführen. Dem Theaterfreund bieten sie ein großes Vergnügen.

Am 15 jedes Monats wird ferner ein Wiener Lebensbild ausgegeben. Auch diese Bilder sind nach Original-Zeichnungen, in Groß-Quart, und äußerst fleißig und brillant colorirt. Diese Bilder haben der Wiener Theaterzeitung viele Freunde erworben; es sind gezeichnete Boumots, sie stellen Tages-Anekdoten dar, ohne irgend Jemand zu verletzen, oder Caricaturen, noch abgeschmackten Fratzen und zerrissenen Gestalten zu gleichen. Sie sind schlagend, ein paar Worte darunter genügen immer, das Bild dem Beschauer augenblicklich verständlich zu machen, was immer der größte Hauptvorzug eines guten Bildes ist, da kein Lichtenberg mehr lebt, der Erklärungen schreibt.

Unsere sämmtlichen Bilder, jährlich wohl gegen ein Hundert an der Zahl nehmen sich herrlich unter Glas und Rahmen aus, und werden auch so aufbewahrt, wie man fast allenthalben bemerken kann.

Obgleich die Theaterzeitung vom 1 Januar an wochentlich sechs Mal, also an allen Wochentagen, und wie bemerkt in Groß-Regal-Format0008 erscheint, so bleibt der Preis doch unverändert.

Trotz dieser großen Anzahl in Kupfer und Stahl gestochener Bilder, trotz des ungewöhnlichen Reichthums an Text, trotz der bedeutenden Honorare, welche die Theaterzeitung bezahlt, kostet sie jährlich auf Velinpapier abgedruckt 20 fl. C. -M. ganzjährig, 10 fl. C. -M. halbjährig in Wien.

Für die Provinzen und das Ausland mit täglicher freier Versendung durch die Post jährlich 28 fl. C. -M. mit täglicher freier Versendung halbjährig 14 fl. C. -M. mit wochentlicher zweimaliger freier Versendung jährlich 24 fl. C. -M. halbjährig 12 fl. C. -M.

Sollte hie und da bei der Bestellung unseres Blattes in der österreichischen Monarchie dieser Preis erhöht werden wollen, so wird ersucht, diese Bestellung mit Anweisung oder Beifügung des Betrages entweder der löbl. k. k. Oberpostamts-Zeitungs-Expedition in Wien, oder directe bei dem unterzeichneten Herausgeber und Redacteur zu machen. *)Die Wiener Theaterzeitung wird von den geachtetsten Blättern deutscher Zunge empfohlen. Die Dresdener Abendzeitung, das Stuttgarter Morgenblatt, der Berliner Freimüthige, der Hamburger Freischütze stellen sie als Muster für ähnliche Journale auf; die in Leipzig erscheinenden Rosen von Dr. Heller sagen in Nr. 34 des dießjährigen Litteratur-Blattes: In Triest, Venedig, Verona, Mailand und an allen andern Orten Oberitaliens findet man von deutschen Zeitschriften nur die Allgemeine Zeitung und die Bäuerle'sche Wiener Theaterzeitung. Die letztgenannte Zeitung eignet sich, ihrem um fassenden Inhalte nach, in der That auch sehr gut den Deutschen, die in Italien nach Nachrichten aus dem Vaterlande suchen, einen Ueberblick über die neuesten Ereignisse in Leben, Kunst und Litteratur zu geben. Hr. Bäuerle vergißt nicht so leicht irgend eines wichtigeren Vorfalls Erwähnung zu thun, und wer seinem Journale jenseits der Alpen begegnet, der wird den Fleiß, die Umsicht, den Geschmack und die Sorgfalt der Redaction gewiß dankbar anerkennen. Die österr. Zeitschriften sprechen eben so ehrenvoll von ihr.Die vereinigte Ofener und Pesther Zeitung enthält: Mit Vergnügen begleiten wir unsererseits diese Ankündigung der geschätzten Wiener Theaterzeitung mit einem empfehlenden Worte. Wir erinnern an ihr zweiunddreißigjähriges ehrenvolles Bestehen; an den ausgezeichneten Rang, den sie unter den belletristischen Journalen der österr. Monarchie und des Auslandes einnimmt, an die außerordentliche Verbreitung, die sie genießt, an die reiche Mannichfaltigkeit und Abwechslung gediegener Aufsätze; an die Schnelligkeit der Mittheilung interessanter und wichtiger Nachrichten, an die prachtvollen Bilder, mit welchen sie überrascht, und an die bedeutenden Opfer, die der thätige, umsichtige Redacteur bringt, um seinen zahlreichen Lesern so Vorzügliches bieten zu können. Hrn. Bäuerle's Erhebung zum Ehrenbürger sowohl von Ofen als von Pesth bezeugt seine Verdienste um beide Hauptstädte, und die Erwägung dieser Verdienste kann in unserm Vaterlande die Theilnahme an einem Journal nur steigern, welches seine Spalten zum Besten der Verunglückten so bereitwillig öffnet. (Die Redaction der vereinigten Ofener und Pesther Zeitung.)Die Prager Zeitung vom 14 Februar behauptet, daß sie zu den verbreitetsten Blättern deutscher Zunge gehöre, und nicht nur in der ganzen österr. Monarchie, sondern auch im Ausland eines der allergeachtetsten Journale sey, und daß sich ihre Moden, theatralischen Costumes und andere Bilder, vorzüglich aber die originellen Scenen aus Wien dergestalt auszeichnen, daß sie wahre Prachtbilder genannt zu werden verdienen, die allein das Geld werth sind, welches die ganze Zeitung kostet. Höchst schmeichelhaft spricht jedoch die österr. k. k. priv. Wiener Zeitung Nr. 276 von ihr, sie empfiehlt sie, indem sie einen trefflich geschriebenen Aufsatz über die erste österr. Eisenbahn von Weidmann aus der Theaterzeitung mittheilt, mit folgenden Worten: Der allgemeinen Wiener Theaterzeitung, Originalblatt für Kunst, Litteratur, Musik, Mode und geselliges Leben etc. von Adolf Bäuerle, die mit 1839 den zwei und dreißigsten Jahrgang beginnt, sich fortwährend durch zeitgemäße und interessante Mittheilungen auszeichnet, zu den gelesensten deutschen belletristischen Blättern gezählt wird, und die fortgesetzte Theilnahme des Publicums sich um so mehr zu sichern vermag, als der Herausgeber unablässig bemüht ist, durch gelungene Aufsätze, richtige Ansichten, gründliche, nicht selten scharfsinnige Beurtheilungen und treffende Berichte das Gute, Schöne und Nützliche ernstlich zu befördern, muß öffentliche Anerkennung hiermit zu Theil werden. Auch muß angeführt werden, daß Bäuerle's Zeitschrift die Tags-Interessen mit einer seltenen Schnelligkeit liefert, wovon unter andern auch die Aufsätze über die neuesten Zeitereignisse, die stets vierundzwanzig Stunden nach den Ergebnissen erscheinen, eine lobenswerthe Bestätigung sind.Wir schließen diese Berichte, weil der Raum nicht erlaubt, mehrere ermunternde und schmeichelhafte Anerkennungen dieses eben so gemeinnützigen als erheiternden Journals hier anzuführen.

Wer vor dem 1 Januar als ganzjähriger Pränumerant, mit baarer Beilegung des Betrages, eintritt, jedoch sich an den Redacteur, ausschließlich an den Redacteur, wendet, erhält entweder als eine Begünstigung dreißig illuminirte Costume-Bilder, oder dreißig illuminirte Lebensbilder aus Wien, die zum Jahrgang 1840 nicht gehören, und einzeln 15 fl. C. -M. kosten würden, gratis, oder das letzte Quartal 1839 sammt allen Bildern, oder es wird ihm: wenn er in den Provinzen sich befindet, die Theaterzeitung statt für 28 fl. C. -M. für 24 fl. täglich portofrei zugesendet.

Man pränumerirt die Wiener Theaterzeitung übrigens bei allen löbl. Postämtern in Deutschland, in der Schweiz, in Italien, Rußland, Polen und in der ganzen österr. Monarchie.

Adolf Bäuerle, Herausgeber und Redacteur.

Comptoir: Wien, Rauhensteingasse Nr. 926 vis-à-vis vom k. k. priv. Wiener Zeitungscomptoir.

[298] So eben hat die Presse verlassen und wird demnächst an die verehrlichen Sortimentshandlungen versandt werden:

Das erste Heft für 1840 der Deutschen Vierteljahrs-Schrift.

Januar - März.

Inhalt: Das deutsche Zeitungswesen. Gedanken über deutsche Dramatik, mit besonderer Rücksicht auf das Lustspiel. Ueber das Wesen und den Werth einer nationalen Gewerbsproductivkraft. Der Haar - oder Haiderauch, auch Moorrauch und Höherauch genannt. Geistiger Erwerb durch Reisen. Ueber den gegenwärtigen Zustand der Theologie mit Beziehung auf Strauß. Ueber die Wirkungen des großen deutschen Zollvereins und die Entwicklung seiner Gesetzgebung. Ueber die Vertheidigung des südwestlichen Deutschlands in einem Kriege des deutschen Bundes mit Frankreich. Ueber die Einführung eines gemeinschaftlichen Münzsystems in den Zollvereinsstaaten. Postreform. Kurze Notizen.

Der Preis des Jahrgangs von 4 Heften ist 12 fl. oder 7 Rthlr. 8 gr.

Stuttgart und Tübingen, den 1 Januar 1840.

I. G. Cotta'sche Buchhandlung.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 14788 tokens; 4985 types; 106041 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

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EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 1. 1. Januar 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:43:33Z
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Holding LibraryBibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
ShelfmarkDWB 1996/32
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