PRIMS Full-text transcription (HTML)
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Donnerstag
Nr. 2.
2 Januar 1840.
0009

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Am 27 Dec. lief in Havre das Paketboot Baltimore mit Briefen und Journalen aus New-York bis zum 5 Dec. ein, aber ebenfalls ohne die Präsidentenbotschaft. Der Congreß war am 2 Dec. wirklich zusammen getreten; indeß erhob sich über die Organisation des Repräsentantenhauses eine Präliminarverhandlung, welche die Versammlung bis zum Abgange des Paketboots beschäftigte. Da es Regel ist, daß die Botschaft erst nach erfolgter vollständiger Bildung beider Häuser in den Congreß gebracht werden kann, so erklärt sich hieraus die verspätete Vorlegung dieses Documents. Die Debatte entspann sich über die Gültigkeit der Wahl gewisser Mitglieder für den Staat New-Jersey, deren respectives Recht im Congreß zu sitzen durch den Clerk des Hauses nicht entschieden werden konnte. Gegen zwanzig Mitglieder hielten sehr heftige und was sich in den Vereinigten Staaten von selbst versteht überaus lange Vorträge, welche die Frage um nichts förderten, und bis zum 5 war nach langem, stürmischem und abspringendem Hin - und Herreden noch kein Beschluß gefaßt. So ist eingetroffen, was der New-Yorker M. Herald vom 1 Dec. vorausgesagt hatte: Wir sehen einem argen Lärm in Washington entgegen. Nicht weniger als sieben Sitze im Unterhaus werden bestritten, und jeder der Anspruchmachenden hat am Altar seines Vaterlandes geschworen, seinen Sitz im Saale der Gesetzgebung auf dem Wege der Güte, wenn es seyn könne, auf dem Wege der Gewalt, wenn es seyn müsse, einzunehmen.

Portugal.

Das Diario do Governo enthält folgenden Artikel: Durch gestern erhaltene Berichte aus Angola wurde die Regierung benachrichtigt, daß sich ein brittischer Marineofficier eine Gewaltthätigkeit erlaubt, bei welcher es schwer zu entscheiden ist, ob sie mehr Insolenz oder Tollheit beurkundet. In Folge der Convention vom 29 Mai 1839 zwischen dem Viceadmiral Noronha, dem Gouverneur von Angola und Capitän Tucker, von der brittischen Flotte, lief Capitän Elliot, Befehlshaber der Brigg Ihrer brittischen Majestät Columbine in den Fluß Zaire ein, und nahm daselbst einige Fahrzeuge weg, welche vielleicht dem Decret vom 10 Dec. 1836 (in Betreff der gänzlichen Unterdrückung des Sklavenhandels in den portugiesischen Besitzungen) entgegengehandelt hatten; allein er hatte keinen Grund oder Vorwand auf solche Weise hinsichtlich der portugiesischen Brigg Neptuno, von Lissabon, oder dem Schooner Angerona von Angola, welche in dem Hafen waren, zu verfahren. Wenige Tage nachher aber wurde der Neptuno während der Nacht angegriffen, und von den Booten der Columbine genommen, welche bald darauf auch Besitz von der Angerona nahm. Nach der Vollziehung anderer Gewaltthaten segelte die Columbine mit den beiden weggenommenen Fahrzeugen fort, und als sie dem Paketboot Leander begegnete, mußte sich dieses 24 Stunden lang aufhalten, während welcher Zeit das Schiffsvolk des Neptuns und der Angerona hineingebracht wurde; hierauf lief die Columbine, damit das Paketboot Zeuge sey von dem Schimpfe, durch die beiden andern Schiffe (auf einem derselben wehte die portugiesische Flagge), und feuerte so lange darauf, bis sie beide untergingen. Diese Handlung, obgleich von einem einzelnen Individuum ausgegangen, und als solche nur die brutale Insolenz ihres Urhebers bekundend, ist dessenungeachtet so schändlich, daß es die Würde der portugiesischen Regierung erheischt, volle Genugthuung von der brittischen zu verlangen. Diese wird nicht verweigert werden; man hofft es von der Rechtlichkeit eines alten Alliirten, ja von der Würde der brittischen Regierung selbst, die nicht dulden wird, daß ein solcher Schimpf, einer befreundeten Nation angethan, unbestraft bleibt. So weit das Diario do Governo. Am andern Tage sprachen alle Lissaboner Zeitungen von den verschiedensten Farben und Ansichten: Ultra, Gemäßigte oder Miguelistische, in der heftigsten Entrüstung über diesen Gegenstand, den wir bereits unterm 26 Dec. aus einer englischen Correspondenz kurz berührt haben.

Spanien.

In den Nordprovinzen halten die versöhnten Einwohner friedlich und fröhlich ihre Junten, und vergessen im Genuß der wiedergewonnenen Vorrechte den überstandenen Jammer. Auf der Junta von Alava, die in Vitoria gehalten wurde, erschienen die Mitglieder der vormaligen Carlistischen Provincialjunta, und legten Rechnung ab über die im Laufe des Kriegs verwandten Gelder. Einstimmig0010 wurde anerkannt, daß der gewissenhafteste Gebrauch davon gemacht worden sey, und jede Anspielung auf irgend etwas zu Vergebendes oder zu Beschönigendes wurde vermieden. Die Provinz Guipuscoa hält ihren Landtag in Deva ab. Die Hidalgos von S. Sebastian, die, wie ich Ihnen bereits schrieb, auf ihr ausschließliches Wahlrecht Verzicht leisten wollten, haben nunmehr beschlossen, gar keine Vertreter zur Junta zu schicken. Sie bestehen meistens aus Kaufleuten und Krämern, und ihre Privatinteressen lassen sich nicht leicht mit der Erneuerung des Foralwesens vereinigen. Ein englisches Blatt hat es für einen Verrath an der spanischen Nation ausgegeben, daß man von französischer Seite sich bemühte, mit der spanischen Regierung in Unterhandlungen wegen Abtretung der philippinischen Inseln zu treten. Diese Fürsorge für die Unverletzbarkeit der spanischen Besitzungen erscheint um so uneigennütziger, wenn man weiß, daß die hiesige Regierung sich in einem geheimen Vertrage an die englische verpflichtet hat, dieser das Vorkaufsrecht zuzugestehen, falls Spanien sich entschließen sollte, die erwähnten Inseln zu veräußern. Es liegt nämlich der englisch-ostindischen Compagnie gar sehr daran, in Besitz derselben zu gelangen. Jener Umstand scheint dem französischen Cabinet unbekannt gewesen zu seyn, wenn anders die Mission des Hrn. Itier wirklich auf die angegebene Unterhandlung Bezug hatte. So oft eine Person mit diplomatischem Charakter bei der französischen Botschaft ankommt, wird die allgemeine Neugierde rege, und irgend ein wichtiger Auftrag wird vermuthet, bis die Enttäuschung erfolgt. So erschöpfte man sich neulich in Vermuthungen über den Zweck der Sendung des Barons P., der als Courier von Paris hier ankam. Endlich erfuhr man, daß der Marschall Soult ihn über Hals und Kopf hieher geschickt hatte, weil der Vater des jungen Mannes wünschte, ihn von dem Gegenstand einer zarten, aber von der Familie nicht gebilligten Neigung zu entfernen!

Das Eco de Aragon, in welchem die Erklärung des Brigadiers Linage zuerst mitgetheilt worden war, enthält in seiner Nummer vom 22 Dec. folgenden Artikel: Wie sich die Dinge gestaltet haben, müssen wir schweigen. Hr. Linage wird sprechen und vielleicht der Herzog selbst. Dann werden wir die Feder wieder ergreifen. Wir glauben, daß unsere Erwartung in Bälde in Erfüllung gehen wird.

Großbritannien.

Die Londoner Post vom 26 Dec. ist, durch stürmisches Wetter auf dem Canal verspätet, uns heute (1 Jan.) nicht zugekommen.

Hr. Th. Attwood hat jetzt seine Abschiedsadresse an die liberalen Wähler von Birmingham erlassen, worin er die Täuschung aller seiner Hoffnungen, die er von der (durch ihn bekanntlich so mächtig geförderten) Reformbill gehegt, als den Grund seines Rücktrittes aus dem Parlament angibt. Auch das Scheitern seines jährlich erneuerten Plans zur Einführung einer paper currency in England wird von ihm mit Verdruß hervorgehoben. Der bekannte Radicale Hr. Muntz, vormals ein Leiter und Conventsabgeordneter der Chartisten, scheint die meiste Hoffnung zu haben, Attwoods Nachfolger zu werden. Die Conservativen wollen ihm den Gardeobrist Chatterton entgegenstellen.

O'Connell ist von seinem Landsitz in Dublin eingetroffen, wo er alsbald seine Wähler zu einer Versammlung auf den 24 Dec. in das Adelphi-Theater einlud, um ihnen seine Ansichten mitzutheilen über die Nothwendigkeit der Ergreifung von Maaßregeln zur Vertheidigung des Lebens, Eigenthums, der Freiheiten und Rechte der Irländer gegen die giftige und zunehmende Feindseligkeit der fanatischen Tories Großbritanniens. Zuvor hatte er noch einem ihm zu Ehren veranstalteten Festmahl in Tralee beigewohnt. Die Noth unter den armen irischen Volksclassen ist in diesem Winter größer, als sie seit dem Unglücksjahr 1826 war. Außer der nothdürftigsten Nahrung fehlt ihnen nun vollends auch, in Folge der Ueberschwemmungen im vorigen Sommer, der Torf zur Feuerung.

In Süd-Wales gährt und spukt es fortwährend, aber Civil - und Militärbehörden sind auf ihrer Hut. Am 20 Dec. brachte ein blinder Lärm die Garnison von Newport in Bewegung. Es wurde nämlich berichtet, aus der Gegend von Stowhill her vernehme man ein lebhaftes Kanonen - und Kleingewehrfeuer. Major Cook rückte mit einer Abtheilung Husaren aus, auch Infanterie setzte sich in Marsch, aber bald fand es sich, daß es nur ein Freudenschießen und Feuerwerk war, womit ein reicher Eigenthümer der Gegend die Geburt eines Söhnleins feierte. Vor einigen Tagen zog eine große Anzahl Chartisten, deren viele mit Pistolen bewaffnet waren, in Truppen von vier bis acht Mann, durch Kington in Herefordshire. In der Nachbarschaft von Merthyr sollte am 30 Dec. eine große Chartistenversammlung stattfinden, und man besorgte, daß sie zu einem Zusammenstoß mit dem Militär führen könne. Am 24 fand im Arundel-Kaffeehaus in London eine Versammlung von sich so nennenden Abgeordneten des Convents der arbeitenden Classen statt, welche die Unterstützung der Gefangenen in Monmouth bezweckte. Der Pole Benjowski, der neulich in der Exeter-Hall von seinen Landsleuten so übel behandelt wurde, gerirte sich dabei als Repräsentant der arbeitenden Classen von Tower-Hamlets. Es ward eine Bittschrift an die Königin zu Gunsten John Frosts und der Uebrigen beschlossen. Feargus O'Connor ward erwartet, ließ sich aber nicht blicken.

In England und Wales zählt man 457, in Schottland 65 katholische Capellen; die Gesammtzahl der Katholiken in England und Schottland wird zu zwei Millionen angegeben.

(M. Chronicle.) Der Courrier Francais enthält einen Artikel über die in der französischen Hauptstadt vor sich gehenden Negociationen wegen eines Handelsvertrags. Er äußert sanguinische Hoffnungen hinsichtlich des Resultats, und glaubt daß die den französischen Commissarien gegebenen Instructionen wohl so liberal seyen, als die Vorschläge der brittischen Commissarien das Gegentheil von engherzig sind. Indem wir so aufrichtig wie der Courrier dieser Unterhandlung guten Erfolg wünschen, sind wir doch keineswegs so heißblütig in unsern Hoffnungen, wie unser Pariser College. Die französischen Commissarien suchen die von ihnen zu betretende Bahn langsam zu sondiren, als wollten sie erst abwarten, welcher Wind in den Kammern wehen wird. Diese Langsamkeit und übergroße Vorsicht waren gerade die Ursachen, warum die Negociationen im vorigen Jahr eines natürlichen Todes starben. Die Commissarien beobachten über ihre Verhandlungen ein feierlich geheimnißvolles Schweigen, was sie wohl um so leichter können, als bis jetzt eben nicht viel davon zu sagen seyn würde.

Von dem Verfasser von Ratlin the Reefer sind so eben sehr interessante Memoiren Admiral Sir Sidney Smiths, des berühmten Vertheidigers von St. Jean d'Acre gegen Napoleon, in zwei Bänden erschienen. Der alte Seemann verbringt den Abend seines vielbewegten Lebens bekanntlich in Paris.

Am 24 Dec. starb in London Hr. James Smith, bekannt als Verfasser der Rejected Addresses (Verschmähte Bewerbungen) und einiger andern beliebten Schriften, in vorgerücktem Alter.

0011

Die meisten Toryorgane der Hauptstadt, und vor allen die Times, wehren sich aus Leibeskräften gegen die von den Whig-Journalen so beharrlich wiederholte Behauptung, daß Peel seine ministerielle Laufbahn nicht anders als mit dem Vorschlage eines Widerrufs der Emancipation der Katholiken antreten könnte. Sie fürchten, wie die Times sagt, es könnte Leute geben, welche dumm genug wären, von den Tories einen so wahnsinnigen Versuch zu fürchten, während doch jeder denkende Conservative überzeugt seyn müsse, daß wenn die Sache auch wünschenswerth wäre, sie sich doch unmöglich ausführen ließe. Es sey hinterlistig, solchen Männern, ohne allen Beweis, eine Absicht zuzuschreiben, die nur hier und da ein unpraktischer rappelköpfiger Mensch auf dem Lande als den Wunsch seiner Seele aussprechen möge. Die katholische Kirche möge sich abmühen, die Auflösung der Union zu bewirken; die protestantische bedürfe und wolle keine politische Zurücksetzung Andersgläubiger. Was sie und die Freunde der Verfassung wünschten und suchten, sey (wenn sich für Papisten ja etwas Bindendes finden ließe) erstens ein Mittel die katholischen Parlamentsmitglieder in den Schranken ihres Eides zu halten, daß sie nichts gegen die protestantische Kirche unternehmen könnten, während dieser Eid bis jetzt von fast allen gebrochen worden; und zweitens eine Verhinderung, daß Leute aus dem gemeinen Volk ohne Befugniß das Wahlrecht erhalten und solches unter der Dictatur ihrer Priester mißbrauchen. Dieser gemäßigte Ton ist besonders darum erfreulich, weil man daraus abnehmen muß, daß die Häupter der Partei zu klug sind, den wilden Lärm einiger Eiferer für die Stimme ihres ganzen Anhangs zu halten, oder zu redlich, um sich zu einem Verfahren zu entschließen, welches zu einem Bürgerkriege führen müßte. Was aber gedenken jene Herren bei einer andern Frage zu thun, welche früher oder später die Nation noch viel heftiger zu bewegen droht, als die Frage über die Rechte der Papisten nämlich die Getreidegesetze? Nach allen Symptomen hat die Volksmasse endlich Feuer gefangen? Das Brod ist theuer, und würde noch viel theurer seyn, wenn der allgemeine Geldmangel und der hohe Zinsfuß nicht die meisten Pächter sowohl als Getreidehändler nöthigte ihre Vorräthe auf die Märkte zu bringen. Aber eben dieser Umstand bringt auch die meisten Fabriken und Gewerke ins Stocken, und entzieht vielen Tausenden die Beschäftigung, welche sie mit Brod versorgen soll. Auch ist bei dem fortdauernden Regen, bei welchem an kein Säen zu denken ist, oder der bereits eingestreute Samen verfaulen muß, nichts Anderes zu erwarten als allgemeiner Mangel, wobei immer mehr Geld ins Ausland gehen, und somit die Beschäftigung der Arbeiter immer mehr in Abnahme gerathen muß. Selbst die Times hat über die Brodsteuer trotz ihren aristokratischen Lesern ein populäres Knurren vernehmen lassen, wornach sie sich jeden Tag an die Spitze der verzweifelnden Consumenten stellen könnte. Werden die Tories sich alsdann vielleicht durch die Erlassung oder Ermäßigung der Getreideinfuhrzölle beliebt machen wollen? Möglich. Die Aristokratie würde, wie bei der Emancipation der Katholiken, einen Minister von der Torypartei thun lassen, was sie einem Whig immer und ewig verweigern wird. Auf der andern Seite aber steht auch zu erwarten, daß die Masse der Nation eine so erzwungene Nachgiebigkeit mit eben so wenig wahrer Dankbarkeit anerkennen würde, als die Katholiken ihre Emancipation hingenommen haben. Inzwischen, während die Politiker in ungewissem Schwanken und thatenlos dem Lauf der Dinge entgegen harren, ist die Kirche thätig. Die Regierung hat zwar Schulinspectoren ernannt, und ist bereit allen Volksschulen, welche die sonstigen Bedingungen erfüllen und diese Inspectoren zulassen wollen, mit Geld zu unterstützen; aber die Widersetzlichkeit von Seite der Clerisei, welche unter der letztern Bedingung die Unterstützung verwirft, greift immer weiter um sich. Mittlerweile nehmen die Schulen unter der Aufsicht des kirchlichen Nationalvereins täglich mehr zu, und die Geistlichen wissen in den meisten Fällen die wohlhabenden Laien zu bereden, daß sie die fehlenden Gelder aus ihren eigenen Mitteln ersetzen. Eben so eifrig ist die Kirche mit dem Bauen neuer Gotteshäuser und der damit verknüpften Vermehrung geistlicher Aemter, was dann auch gleich wieder zur Anlegung eben so vieler Schulen führt. So z. B. soll das hiesige Kirchspiel Spitalfields, welches bei 74,000 Einwohnern, meistentheils Armen, nur eine Kirche hat (obgleich ohne Zweifel viele Gotteshäuser unter den Nonconformisten vorhanden sind), in zehn Bezirke eingetheilt und in jedem eine neue Kirche erbaut und ein Prediger angestellt werden; von den hierzu verlangten 70,000 Pf. St. sind binnen Jahresfrist bereits über 31,000 Pf. St. subscribirt worden. Unter andern schenkten ein Geistlicher und seine Schwester ungenannterweise jedes 3000 Pf. St. zu diesem frommen Werke. Bei all diesem trotz aller Frömmigkeit doch unverkennbar auch politischem Eifer, zeigen sich doch auch da, wo das geistliche Element allein und ungemischt hervortritt, täglich Spuren von einem tiefen Riß im Innern der Kirche, in Folge dessen dieselbe schon längst unheilbar auseinander gefallen seyn würde, wenn nicht eben der politische Druck von außen, dem jenes eifrige Streben entgegen arbeiten soll, sie noch zusammenhielte. Selbst unter den Hochkirchlichen, welche insgesammt alle Nonconformisten mit Unwillen und Verachtung von sich weisen, und selbst bei guten Werken nichts mit denselben gemein haben wollen, haben die Uebertreibungen der Puseyisten ernstliche Scrupel und Besorgnisse erregt. Die sogenannte evangelische Partei aber, welche beinahe die Hälfte der Bischöfe in ihrer Reihe zählt, blickt auf die Puseyisten mit einem heiligen Entsetzen, welches nicht viel geringer ist, als das, womit sie die Papisten selbst betrachtet. Als z. B. vor kurzem ein gewisser W. Dodsworth, von einer Dame für die Verwendung von 60,000 Pf. St. zum Bau neuer Kirchen zum Hauptvollstrecker ihres Testaments ernannt, all diese Kirchen in die Hände von Puseyisten zu spielen suchte, wurde derselbe, mit einem Kanzleiprocesse bedroht, genöthigt seinen Auftrag in evangelische Hände zu übertragen.

Frankreich.

(Moniteur.) Der König, das Vaterland und die Marine insbesondere haben eine jener kriegerischen und politischen Illustrationen verloren, die drei Viertheile des Jahrhunderts hindurch Frankreich zur Ehre gereichten. Der Graf Truguet, Admiral und Pair von Frankreich, ist am 26 Dec., in einem Alter von 88 Jahren, gestorben. Wir bemerken heute bloß, daß sein Andenken in der Marine, der er die schönsten Erinnerungen und die edelsten Beispiele hinterlassen hat, in Ehren bleiben wird.

Die mit der Redaction der Adresse der Pairskammer beschäftigte Commission hat sich schon mehrmals versammelt. Sie hat Hrn. Roy zu ihrem Präsidenten und Hrn. Portalis zu ihrem Berichterstatter ernannt. Sie wird heute (27) den Conseilpräsidenten vernehmen.

* In der Sitzung der Deputirtenkammer am 28 Dec. verabschiedete sich der Alterspräsident, Hr. Nogaret, in einer Rede, worin er des in der Zwischenzeit verstorbenen Hrn. Merlin (von Aveyron) mit Lob gedachte. Hr. Sauzet nahm hierauf den Präsidentenstuhl ein, und hielt eine Rede, worin er zuerst für die ihm neuerdings erwiesene Ehre dankte, und dann0012 fortfuhr: Die Autorität des Präsidenten ist die Ihrige; sie muß eben so wohlwollend als fest seyn, da sie aus Ihrem freien Willen hervorgeht und Ihre Macht repräsentirt. Dieser Gedanke wird meine beständige Vorschrift seyn, und zugleich, wie ich nicht zweifle, die ehrenwerthen Mitarbeiter beseelen, die ich Ihrer Abstimmung verdanke. Ihr Bureau wird mit allem Eifer dazu beitragen, unsern Arbeiten Regelmäßigkeit und jenen Geist folgerechter und andauernder Thätigkeit zu verleihen, der, ohne Uebereilung, nützliche Resultate sichert. Alles ruft ernste Arbeiten herbei: die Meinungen scheinen mehr getheilt als heftig. Jeder fühlt das Bedürfniß aufrichtiger und tiefer Erörterungen. Sie allein können den Ideen und den Geschäften jene Festigkeit verleihen, die für das Land und das Parlament gleich wichtig ist. Die Aufrichtigkeit unsrer Debatten ist unsrer Unabhängigkeit angemessen; ihre Würde hebt deren Macht hervor. Unsre Kämpfe werden alle parlamentarisch seyn. (Sehr gut!) Die Kammer ist nun definitiv constituirt. Der Präsident bestimmt hierauf durchs Loos die große Deputation für den Neujahrsglückwunsch bei dem König. Die Kammer begibt sich sodann auf ihre Bureaux zur Ernennung der Adressecommission. Im 6ten Bureau ward Hr. Ducos von der Opposition mit 17 Stimmen begünstigt gegen Hrn. Calmon, der jedoch 19 erhielt. Im 1sten Bureau entspann sich eine Erörterung über Spanien zwischen den HH. Thiers, de la Redorte und Rémusat. Hr. Rémusat ward einstimmig ernannt. Im 2ten Bureau ward Hr. Legentil, der ministerielle Candidat, durch 21 Stimmen gegen Hrn. Billaut, der nur 11 erhalten hatte, ernannt. Im 3ten Bureau ward Hr. Saunac mit 19 gegen Hrn. Ganneron mit 12 ernannt. Im 4ten Bureau entspann sich eine sehr lebhafte Discussion zwischen den HH. Cunin-Gridaine und Mauguin über die Fragen des Orients und Afrika's. Hr. Benjamin Delessert erhielt 17, Hr. Mauguin nur 15 Stimmen. Im 5ten Bureau ward Hr. Quesnault mit 17 Stimmen gegen Hrn. l'Herbette ernannt, der nur 14 erhalten hatte. Im 7ten Bureau erhielt Hr. Lacrosse 17 Stimmen gegen 6, die Hr. Barrada und 6, die Hr. Abatucci erhalten hatte. Im 8ten Bureau erhielt Hr. Dumont 16, Hr. O. Barrot nur 13. Im 9ten Bureau Hr. Malleville 18 gegen Hrn. Lanyer mit 14. Die ministeriellen Candidaten erhielten also die entschiedenste Majorität; die Opposition setzte nicht Einen Namen durch.

Ein an den englischen Globe gerichtetes Schreiben aus Paris sagt in Betreff der zwischen den englischen und französischen Commissionen eröffneten Handelsconferenzen, daß Hr. Labouchère beschlossen habe, sich zuerst darüber zu versichern, ob die Regierung den Willen und die Gewalt habe, diesen Gegenstand ernstlich und ganz redlich aufzufassen. Die englischen Commissarien haben sonach, so sagt dieses Schreiben, ihre Vorschläge, die alle Hauptpunkte begreifen, abgeschickt. Die französischen Commissarien berathschlagen darüber, und wenn sie sie annehmen, so werden die Conferenzen fortgesetzt werden und nothwendig wichtige Veränderungen in unsern Handelsberührungen herbeiführen. Wenn aber die Vorschläge unserer Commissarien nicht angenommen werden, so sollen die Conferenzen, die alsdann nur lächerlich seyn würden, sogleich abgebrochen werden. Gleichwohl scheint die französische Regierung von einem so guten Geiste beseelt, daß wir eine befriedigende Antwort von Seite der französischen Commissarien in Bezug auf die Hauptgrundlagen der Unterhandlung erwarten dürfen.

(National.) Hr. Alexander Guillemin, Advocat und Beistand des Hrn. Crouy Chanel, schreibt uns, daß sein Client sich am Abend zuvor in der Wohnung des Hrn. Zangiacomi eingefunden habe, in der Absicht, sich als Gefangener zu stellen. Hr. Alex. Guillemin fügt bei, daß in Folge der Abwesenheit dieses Instructionsrichters Hr. Crouy Chanel die Ausführung seines Plans auf den folgenden Tag habe verschieben müssen.

Der k. Procurator in Moulins schreibt von daher, daß die Angabe des Capitole, daß in der Wohnung des Géranten des Journal Bourbonnais eine Durchsuchung stattgefunden habe, völlig falsch sey.

Die Times bemerkt zu den Nachrichten ihres Correspondenten aus Paris über die Verhaftung des Herausgebers des Capitole, daß sie aus einer andern glaubhaften Quelle erfahren, die ganze Verschwörung sey nur eine Speculation des Marquis Crouy-Chanel und des Hrn. Durand gewesen, deren sich jedoch Ludwig Napoleon zu Gunsten seiner Absichten bedient haben würde. Daß der Prinz sie angezettelt, sey durchaus unwahr. Der Marquis Crouy-Chanel sey seit Jahren ein politischer Industrieritter gewesen. Hr. Durand habe als Redacteur des Journal de Francfort, wie er selbst zugebe, den russischen Agenten gemacht; auch sey er damals von der französischen Regierung bezahlt worden, die Straßenaufstände in Paris in den Augen der heiligen Allianz zu übertreiben, um für Ludwig Philipp die Sympathie der alliirten Souveräns zu erlangen. Sein einziger Zweck seit der Herausgabe des Capitole habe in dem Bestreben bestanden, sich um jeden Preis bemerkbar zu machen; doch habe er seinen Hauptzweck, Rußland zu vertheidigen, nie aus den Augen verloren, indem er stets England als den Todfeind Frankreichs bezeichnet und auf die Wiedererlangung der Rheingränze für Frankreich durch Rußlands Hülfe hingewiesen habe. Durch die letzte Hinweisung und durch seinen Haß gegen England habe er sich der Bonapartischen Partei beliebt gemacht, die ihn für den ihrigen gehalten, während er doch unausgesetzt die Interessen Rußlands gefördert habe. Die Times, welche den Widerspruch zwischen den Angaben ihres Correspondenten aus Paris, der behauptet, die Verschwörung sey von Ludwig Napoleon angestiftet worden, und der oben angeführten, aus andern Quellen erhaltenen Nachricht zu lösen sucht, bemerkt: Daß eine Verschwörung besteht, liegt nach allen Thatsachen offen zu Tage. Der Marquis Crouy-Chanel hat Material dazu vorgefunden und dasselbe, wenn Alles, was man von ihm sagt, richtig ist, zu einer furchtbaren Maschine zu verarbeiten verstanden. Daß die Legitimisten tief darein verwickelt sind, darüber stimmen alle unsere Briefe und Mittheilungen überein. Einige behaupten selbst, daß die Legitimisten unendlich thätiger dabei sind als die wirklichen Anhänger Napoleons. Wie dem auch seyn möge, die Hände, deren man sich bedienen wollte, waren die der Republicaner, deren sich dann die Bonapartisten oder Legitimisten, je nachdem eine oder die andere Partei zuletzt den Sieg behauptet, ohne Zeitverlust entledigt haben würden. Mittlerweile behaupten die Pariser republicanischen Journale, daß das Ganze eine von der Polizei angelegte Intrigue sey; aber wir haben für unsere Nachrichten eine bessere Autorität. Die französische Regierung empfängt stündlich neue Aufschlüsse und ordnet neue Verhaftungen an, so daß der Bericht über alle Thatsachen der umfangreichste zu werden verspricht, der je einer Regierung vorgelegt wurde. Mit diesem Berichte bezweckt Ludwig Philipp sicherlich, sich an die Gesetzgebung zu wenden und von ihr größere Gewalt zu erlangen, was, wenn es zugestanden wird, eine radicale Veränderung in der nach der Juliusrevolution eingesetzten Regierung bewirken wird. Jedoch herrscht einiger Zweifel hinsichtlich des Muthes der gegenwärtigen Minister, deren Mehrzahl man keines kühnen und wagenden Entschlusses fähig hält, so daß eine neue Verwaltung möglicherweise nothwendig werden wird, um die Absichten des Königs in dieser Hinsicht zu vollstrecken.

0013

Obgleich die Napoleonistische Verschwörung und die damit zusammenhängende Verhaftung und Entweichung des vorgeblichen Marquis v. Crouy-Chanel überhaupt nicht in die Reihe wichtiger politischer Ereignisse gehört, dürfte es doch nicht ohne Interesse seyn, darüber nachträglich einige Aufklärungen zu geben, welche wir verbürgen können, und die zugleich zeigen, in welcher Beziehung diese Napoleonistischen Intriguen und Machinationen zu der höheren Politik stehen. Daß eine Napoleonistische Verschwörung seit langer Zeit im Werke und ihrem Ausbruch nahe war, ist keinem Zweifel unterworfen, und war am wenigsten der Regierung ein Geheimniß, welche mit der bekannten Klugheit und Gewandtheit den eigentlichen Urhebern, den bedeutendsten Theilnehmern und den weitern Verzweigungen des Complots längst auf der Spur war. Es befinden sich jetzt sämmtliche Papiere darüber in dem Cabinet in den Händen des Königs, welchen bei dieser Napoleonistischen Tollheit nichts mehr entrüstet hat, als die mysteriöse Unterschrift eines Chevalier de St. Georges, wodurch sich eine nordische Macht so avancirt haben soll, daß eine hohe Person in einem Augenblicke des Unwillens selbst einmal ausrief: Mais voilà un cas de guerre. Die ganze Correspondenz im Besitz des Königs mag gerade in dieser Hinsicht sehr merkwürdige, unbegreifliche Dinge enthalten; sie machte aber eben deßhalb das Verfahren der Regierung gegen die Schuldigen äußerst schwierig und delicat. Man war schon in nicht geringer Verlegenheit, als man die Gewißheit hatte, daß dabei namentlich zwei als Redner der Oppositionspartei ziemlich bekannte Deputirte und zwei Generale des Kaiserreichs sehr stark betheiligt seyen. Was wäre aber zu thun gewesen, wenn man bei einem förmlich eingeleiteten Processe die letzten Triebfedern in noch weit höheren Regionen hätte suchen müssen? Gleichwohl mußte etwas geschehen, um die Sache ans Tageslicht zu ziehen, und dabei doch ein förmlich gerichtliches Verfahren entweder geradezu unmöglich zu machen, oder wenigstens auf die untergeordneten Kategorien der Schuldigen zu beschränken. Hier beginnt nun die Rolle, welche in dem ganzen Drama Hr. Crouy-Chanel gespielt hat. Dieser hat sich nämlich als ein gemeiner politischer Abenteurer, welcher schon öfter in schlechte Streiche dieser Art verwickelt war, offenbar als Spion gebrauchen lassen, knüpfte als solcher mit Ludwig Napoleon Verbindungen an, wußte dessen Vertrauen zu gewinnen, wurde nach und nach ganz in die Plane und Intriguen des Prinzen und seiner Partei eingeweiht, kam in den Besitz des größten Theils der darauf Bezug habenden Correspondenz, und veranlaßte, als die Sache weit genug gediehen war, eine Haussuchung bei sich, welche die Wegnahme seiner sämmtlichen Papiere und seine Verhaftung zur Folge hatte. Nichts war leichter, als ihn wieder laufen zu lassen, sobald man die Sache weit genug getrieben hatte, um vor den Augen des Publicums den Schein zu retten. Kein Mensch zweifelt daher mehr daran, daß die Entweichung des Hrn. Crouy-Chanel eine vorher verabredete Sache war. Auf diese Weise entgeht die Regierung der Nothwendigkeit, dem einmal eingeleiteten Processe weitere Folge zu geben; der Hauptsache nach wird man ihn fallen lassen, und höchstens die Leute vom Capitol wegen angeblicher Preßvergehen zur Rechenschaft ziehen. Unter den Papieren, welche man bei Crouy-Chanel gefunden hat, befinden sich unter Anderm Fragmente einer merkwürdigen Unterredung, welche er mit Hrn. v. Genoude gehabt hat. Es soll sich daraus ergeben, daß die Legitimisten den Napoleonisten bereitwillig die Hand geboten haben, um jedoch dann, wenn die Dinge wirklich einmal zum Ausbruch gekommen wären, ihr eigenes Spiel zu treiben. Hr. Genoude soll darin so weit gegangen seyn, daß er sich hier nicht mehr recht sicher glaubte, als die Regierung den Napoleonistischen Machinationen auf die Spur gekommen war. Dieß gilt als der eigentliche Grund seiner Reise nach Rom, wozu die Gegenwart des Herzogs von Bordeaux daselbst nur als willkommener Vorwand gebraucht worden ist. Auch war es gar nicht die Absicht der hiesigen Legitimisten, Hrn. Genoude als ihren Vertreter dorthin zu schicken. Sie haben sich dagegen allerdings viel Mühe gegeben, Hrn. v. Chateaubriand zur Reise nach Rom zu bewegen, um dort in ihrem Namen dem Herzog von Bordeaux den Hof zu machen. Allein Chateaubriand will sich mit den Legitimisten und ihren Missionen nichts mehr zu schaffen machen, und hat die Beschwerden der Reise vorgeschützt. Dieß und die neuesten Nachrichten aus Rom haben die Legitimisten vollends entmuthigt. Denn nach Privatbriefen, welche vor einigen Tagen hier eingetroffen sind, hat sich nach und nach Alles von dem Herzog von Bordeaux zurückgezogen; die Aristokratie hat ihm ihre Hotels so gut als verschlossen, und von dem diplomatischen Corps lassen sich nur noch der neapolitanische und ein anderer Gesandter bei ihm sehen. Doch scheint das Benehmen des letztern bei dieser Gelegenheit nicht ganz von seiner Regierung gebilligt zu werden. Uebrigens schreibt man das Sinken des Ansehens des Herzogs von Bordeaux vorzüglich der entschiedenen Sprache zu, welche der französische Gesandte in dieser Angelegenheit bei der päpstlichen Curie geführt hat. Graf Latour-Maubourg hat sich bei dem Cabinet der Tuilerien weitere Verhaltungsbefehle ausgebeten; da seine ersten Vorstellungen bereits ihre Wirkung gethan zu haben scheinen, so wird man die Sache dabei bewenden lassen.

Wird in der so tief und so groß begabten französischen Nation, in welcher so viel Edelmuth steckt, so viel angebornes Ritterthum und Aufopferungsgabe, wird in ihr nicht einmal in und durch die Kammern ein aus der Verbindung mit der Nation selbst gezeugter Mann erstehen, der uns über jene unseligen Lappalien hinwegführe, welche es Geistern wie Guizot, Thiers oder Montalivet affaires graves zu nennen beliebt, die aber nichts sind als die Interessen der Eitelkeiten beider Erstgenannten, der Hofdienerei des letzten? Dieses seit sieben Jahren periodisch herrschende und alternirende Rabachage wird endlich zu einer Art bas Empire; und doch lechzet Frankreich nach besserer Nahrung. Das Land ist herrlich und groß, das Volk geistreich und betriebsam, in den Familien herrscht im Ganzen Moralität, und in der Gesinnung ist mehr Religion, als man der Anlage zum öffentlichen Leichtsinn nach denken sollte. Die Jugend ist verworren und wird durch schlechte Lecture und Modeschriftsteller immer mehr verwirrt, aber sie hat Herz und Kraft und Ehrgefühl; kurz mit einer etwas inspirirten, über die Kläglichkeiten der Ministermacherei emporsteigenden Regierung könnte Großes und Gutes geschaffen werden. Es ist aber nicht wahr, daß das Land der Regierung fehle, die Regierung fehlt eher dem Lande; nicht wie Hr. v. Lamennais meint, als ob die Regierungen überhaupt und die französische insbesondere aus lauter ogerhafter Menschenfresserei zusammengesetzt wäre, sondern weil ihr das Leben fehlt und der beseelende Gedanke, sie keine Ressourcen tiefern Geistes und Gemüthes in sich selber schöpft, und wehklagt, daß man, aus lauter Mißgunst, ihr das Regieren schwer, ja unmöglich mache. Nicht an Verstand und Geschicklichkeit mangelt es diesen Menschen, sondern an Zukunft, und es geht ihnen wie allen Menschen, denen die Zukunft abgeht: in ihren Augen ist alles im Heute abgeschlossen, während nur, wer die drei Zeiten lebendig und regsam in sich versteht, den Beruf hat zum Herrschen. Herrschen ist die höchste0014 und edelste Aufgabe in dieser Welt, wird zu einer fast göttlichen Mission und artet nur zu oft in den gewöhnlichen Schlendrian aus. Eine Praxis ohne Liebe und Fülle, ohne Ueberzeugung und Geist, ist ein dürrer Klepper, welcher seinem Reiter, unter den Schenkeln zusammenbricht. Hr. v. Lamennais meint, die Völker regieren sich selbst; sie können sich selbst verwalten, ja; aber in welcher Republik haben sie sich jemals selbst beherrscht?

Niederlande.

Aus dem Haag wird dem Handelsblad geschrieben, daß die Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten sich bereits dahin ausgesprochen haben, das Creditgesetz nicht annehmen zu können. Besonders gravirend findet man den Umstand, daß mit den begehrten 15 Millionen Gulden das Budget von 1839, das während der ersten acht Monate des Jahrs 1840 in Kraft bleiben solle, weit stärker wäre, als das von 1840, das die Kammer ja verworfen habe, weil es zu hoch gegriffen gewesen. Die Kammer will der Regierung bloß eine Verlängerung des Budgets von 1839 für die ersten sechs Monate des Jahres 1840 zugestehen und über allenfallsige außerordentliche Credite späterer Vorlage entgegensehen. Die Regierung hat bereits die Bedenken der Kammer empfangen.

Die Sectionen der zweiten Kammer der Generalstaaten waren vorgestern bis gegen Abend versammelt, um das Creditgesetz zu prüfen. Dasselbe hat einen ungünstigen Eindruck in den Abtheilungen gemacht, sie finden es unannehmbar besonders deßhalb, weil die Regierung außerordentlicherweise noch 15 Millionen Gulden begehrt, wodurch das Budget von 1839 auf mehr als 60 Millionen Gulden gebracht würde, während das Budget von 1840, das die Kammer verworfen, nur 54 Millionen betrug! Die vorherrschende Meinung in den Abtheilungen ist, daß das Budget von 1839 einfach für die ersten sechs Monate des Jahres 1840 verlängert werden solle. Seyen noch außerordentliche Bedürfnisse vorhanden, so möge die Regierung im nächsten Jahre alsbald deßfallsige Vorlage machen. Während der ersten sechs Monate des nächsten Jahres müsse aber auch das Grundgesetz revidirt, und als eine Hauptbestimmung Oeffentlichkeit der Finanzen mit darin aufgenommen, das Syndicat aufgehoben werden u. s. w. Den Antworten der Regierung sieht man ungesäumt entgegen; die Centralabtheilung der Kammer ist heute wieder versammelt, sie hofft morgen ihren Bericht über das Creditgesetz erstatten zu können, damit es übermorgen berathen werde. Man wünscht allgemein, daß die Verwickelungen nicht noch größer werden, was aber nur geschehen könnte, wenn die Regierung der Kammer nachgäbe. Unter den Candidaten für das Portefeuille des Ministeriums der Colonien nennt man auch den Staatssecretär Baron van der Capellen.

Die Regierung hat das Creditgesetz einer Veränderung unterworfen. Sie begehrt für die ersten sechs Monate des Jahres 1840 nur einen außerordentlichen Credit von sechs Millionen Gulden, und will auch das Kriegsbudget um zwei Millionen Gulden vermindern. Heute Nachmittag begann die Berathung der Kammer. Der Gesetzesentwurf wird wohl angenommen werden.

Italien.

Hr. Rußegger ist nach einem kurzen Aufenthalt von acht Tagen mit dem letzten Dampfschiffe nach Marseille gereist, um nach Paris und London zu gehen, von wo er nach Deutschland zurückkehren wird. Der Herzog von Bordeaux wird hier erwartet. Die Witterung ist fortwährend sehr schön und gelinde, wie aus dem Thermometerstand hervorgeht, der im Schatten gegen Norden zeigte am

14,15,16,17,18,
12°. 5.11.7.12.3.13.7.. 8.

Gestern fand das geheime Consistorium statt, worin Se. Heiligkeit der Papst den Monsignore Ugone Roberto Giovanni Carlo de la Tour d'Auvergne Lauraguais, Bischof von Arras, geboren im Schloß von Auzeville, Diöcese Toulouse, den 14 August 1768, zum Cardinal-Priester der Kirche ernannte. In petto wurden drei Cardinäle von dem Papst erklärt. Gestern Abend nahm der französische Botschafter, Graf de la Tour-Maubourg, in seiner Wohnung die Glückwünsche für den neuen Cardinal von der hohen Geistlichkeit, den fremden Gesandten und dem Adel entgegen. Alle Paläste der Großen, so wie die Gebäude der Regierung waren, wie immer bei solchem Anlaß, beleuchtet. Der Malteserritter Filippi, von der Nobelgarde des Papstes, wurde Nachmittags als Courier nach Paris abgefertigt. Zugleich mit der Ernennung des Cardinals überbringt er das rothe Käppchen, il Zucchetto genannt, dorthin. Monsignore Bartolommeo Pacca, Nipote des Cardinals Pacca, ist zum Ablegato des Papstes ernannt, um in einigen Tagen nach Paris zu reisen; er hat der Eminenz das rothe Barett zu übergeben. Den Hut kann bekanntlich ein ernannter Cardinal nur in Rom selbst in Empfang nehmen. In demselben Consistorium wurden vom Papst, außer dem bereits früher erwähnten Doctor der Theologie, Heinrich Hofstätter für Passau, noch folgende Bischöfe creirt: Monsignor Giov. Battista Parretti, Bischof in Fiesole, zum Bischof von Pisa; der hochwürdige Emman. Posada-y-Garduno zum Erzbischof von Mexico; der hochw. Lodovico Rizzuti zum Erzbischof von Lanciano und gleichzeitigem Bisthumsverweser von Ortona; der hochw. Vincenzo Menchi zum Bischof von Pescia; der hochw. Michelangelo Orlandi zum Bischof von Pontremoli; der hochw. Pietro Raffaelli, bisheriger Professor der Dogmatik an der Universität Modena, zum Bischof von Carpi; der hochw. Pio Forzani zum Bischof von Susa; der hochw. Aug. Dominique Sibour zum Bischof von Digne; der hochw. Louis Robert Paysant zum Bischof von Angers; der hochw. Emmanuele do Monte Rodriguez de Araujo zum Bischof von San Sebastiano in Brasilien; der hochw. Jose Villanueva zum Bischof von Antequera; der hochw. Jose Maria Luciano Becerra zum Bischof von Chiapa (Mexico); der hochw. Dominicanerpater Ilarion Etura in Cordoba zum Bischof von Augustopolis in part. infid. Der Erbprinz von Schaumburg-Lippe wurde vorgestern von dem hannover'schen Gesandten, Legationsrath Kestner, Sr. Heil. dem Papst in einer feierlichen Audienz vorgestellt.

Deutschland.

Zur Sicherstellung der erzbischöflichen Disciplinargewalt über die untergebene Geistlichkeit ist eine landesherrliche Verordnung erschienen, die in ihren weisen Bestimmungen und Beschränkungen bei allen Verständigen großen Beifall findet. Wir theilen hier das Wesentliche mit: 1) Gegen Geistliche, welche sich Disciplinarvergehen zu Schulden kommen lassen, kann das erzbischöfliche Ordinariat geringere Disciplinarstrafen, nämlich Verweise, Geldstrafen bis zu 30 fl. und Suspension vom Amte bis zur Dauer von vier Wochen erkennen und vollziehen lassen, ohne dazu vorgängige Staatsgenehmigung einzuholen. 2) Dasselbe hat jedoch von jedem auf eine solche Strafe lautendem Erkenntnisse gleichzeitig mit Erlassung desselben der katholischen Kirchensection (einer Branche des Ministeriums des Innern zu Karlsruhe) eine Abschrift davon mitzutheilen. 3) Auch bleibt dem Betheiligten0015 das Recht des Recurses unbenommen, der nur in dem Falle keine aufschiebende Wirkung haben soll, wenn die Suspension vom Amte als schleunige dienst-polizeiliche Maaßregel erkannt wurde. 4) Die erkannten Geldstrafen fließen in den allgemeinen katholischen Kirchenfonds. 5) Rücksichtlich aller auf höhere als die unter Nr. 1 bezeichneten Geldstrafen lautenden Disciplinarerkenntnisse des erzbischöflichen Ordinariats verbleibt es bei der früheren Vorschrift. Möchte man überall über das Wesen der Staats - und Kirchengewalt und ihre gegenseitige Stellung zu einander so verständig und erleuchtet denken, wie obige Verordnung beurkundet!

Eine Cabinetsverordnung vom 23 December publicirt den bekannten Bundesbeschluß vom 30 Sept. d. J., wodurch der Debit des Gutachtens der Juristenfacultät zu Tübingen in der hannover'schen Verfassungssache, weil solches staatsgefährliche, mit der Aufrechthaltung der bürgerlichen Ordnung unverträgliche Grundsätze vertheidige, in sämmtlichen Bundesstaaten untersagt wird.

Dänemark.

Am vergangenen Sonnabend wurde auch eine von 108 Bürgern und Grundbesitzern in Corsör und der Umgegend unterschriebene Adresse von einer Deputation Sr. Maj. dem Könige überreicht. Diese Adresse, die zu einigen Erörterungen Anlaß gegeben hat, enthält unter andern folgende Stellen: Ueberzeugt, daß es den Fürsten frommt, unmittelbar die Stimmen des Volkes zu vernehmen, erlaubt sich eine Anzahl Bürger aus Corsör und dessen Umgegend in diesem für unser Vaterland so wichtigen Augenblicke, ihrem erhabenen Monarchen ehrfurchtsvoll die Gefühle zu verdolmetschen, von welchen sie beseelt sind. Trotz des so vielfach Heilsamen, was der sechste Frederik mit unermüdlichem Eifer für sein Volk gewirkt hat, kennen wir doch keinen Dänen, der dafür hält, daß Dänemarks Zustand nicht noch viel zu wünschen übrig läßt. Offen bekennen wir uns zu den Ansichten der vielen erleuchteten Männer, die dafür halten, daß Dänemarks politische Freiheit nicht ganz der Bildung des Volks entspricht, die da wünschen und hoffen, daß unter Ew. Maj. Scepter der Nation die Bande gelöst werden, welche für den Gebrauch der Presse, die Entwickelung der Ständeinstitution, den Nationalgeist und den Nationalwohlstand als hemmend befunden werden möchten. Und Heil uns! diese Hoffnung des Volks ist durch seines Königs öffentlich ausgesprochene Worte über seine Regierungsgrundsätze bestärkt worden. Obschon wir aus Ew. Maj. Aeußerungen in Veranlassung der in mehreren allerunterthänigst eingereichten Adressen erfolgten Lobpreisung der norwegischen Constitution ersehen, daß Ew. Maj. dieselbe nicht ganz passend für Dänemark halten, so schließen diese Ihre erhabenen Aeußerungen doch nicht die Hoffnung aus, daß eine einigermaßen ähnliche, dem Wohl des Landes mehr entsprechende freie Verfassung unter der Regierungszeit Ew. Maj. unserem Vaterlande zu Theil werden wird. Ew. Majestät! mit dieser Hoffnung schmeichelt die dänische Nation sich, darauf gehen ihre innersten Wünsche, mögen sie nun im Herzen verborgen bleiben, oder wie hier offen hervortreten. Gott bewahre den König und das Vaterland!

Die Antwort Sr. Maj. lautet folgendermaßen: Sie wenden sich an Mich mit Vertrauen; Ich will Ihnen mit Aufrichkeit antworten. Ich sehe aus Ihrer Adresse, daß Sie dasjenige, was ich in Meinem offenen Briefe sowohl, als in Meinen Antworten auf einige frühere Adressen ausgesprochen habe, wohlverstanden, aber nichtsdestoweniger äußern Sie Wünsche hinsichtlich von Veränderungen in der Verfassung, als wenn solche zum Glück des Volks nothwendig wären. Der weise Regent begründet dasselbe auf Gesetze, die das Eigenthumsrecht sichern, auf eine durch Gesetze beschränkte Preßfreiheit, auf wohlgeordnete Finanzen und auf die Ständeinstitution, mittelst welcher das Volk seine Wünsche vor dem Könige aussprechen kann, und diese werden dann immer mit Aufmerksamkeit vernommen werden. Wenn aber eine einzelne Commune als Dolmetscher der Wünsche des ganzen Volks auftritt, und ihre Adresse im Ausdruck und in Aeußerungen den Adressen anderer von ihr entfernten Plätzen ähnlich ist, so wird man versucht, die Gleichheit aus einem gemeinschaftlichen Ursprunge zu erklären, und zu glauben, daß sie sämmtlich von einer und derselben Quelle ausgehen, um in einer größern Anzahl zurückzuströmen, als wären sie der Ausdruck von Wünschen, die von einem großen Theile des Volks genährt würden, obschon sie nur von Einzelnen ausgehen, und man kann auf diese Weise dergleichen Aeußerungen kein besonderes Gewicht beilegen. Uebrigens verkenne Ich Ihre gute Meinung nicht; wenden Sie sich stets mit Zuversicht an Mich, so oft Sie Ihre eigenen Wünsche und Gefühle vorzutragen haben. Es wird Mir angenehm seyn, wenn Ich etwas zum Vortheil Ihrer Stadt ausrichten kann, und Ich bitte Sie, Corsörs gute Bürger Meiner königlichen Gnade zu versichern.

Rußland und Polen.

Khiwa hat die gegenwärtige Kriegsexpedition, die am ersten Dec. von Orenburg dahin aufbrach und nur von kurzer Dauer seyn kann, durch vielfache feindliche Vexationen unserer Karawanen, durch Raubeinfälle in unser Gebiet, welche Jahre hindurch fortdauerten, hervorgerufen. Es hat die ihm von unserer Regierung jetzt bereitete Züchtigung vollkommen verdient. Von allen Staaten Vorder-Asiens ist es noch der ungebildetste und roheste; seine Bewohner sehen den Raub als ihr Hauptgewerbe an; die ihnen anheimfallenden Christen und Schiiten werden im härtesten Joche der Sklaverei gehalten, sie müssen ihre Felder und Gärten bearbeiten, die niedrigsten häuslichen Dienste verrichten, und haben, einmal ihrer Sklaverei verfallen, keine Befreiungen mehr von ihnen zu erwarten; einer solchen Maaßregel widersetzte sich bisher die Politik und Barbarei dieses Raubstaates. Nur im Jahr 1837, zum erstenmal seit der Existenz Khiwa's als Nachbarstaat Rußlands, wurden auf die zuvor ergangene Verwendung unserer Regierung 25 russische Gefangene restituirt, die sich auf dem Wege nach der Heimath der bucharischen Handelskarawane anschlossen und so am 1 Dec. 1837 in Orenburg glücklich ankamen. Fast die ganze Bevölkerung dieser Stadt, an ihrer Spitze die Geistlichkeit, mit dem heiligen Kreuze und geweihten Wasser, die verlornen, der Kirche wiedergegebenen Söhne empfangend, war ihnen bis jenseits des Tauschhofes entgegen gezogen. Ihnen zu Ehren fand ein solenner Gottesdienst statt. Die Orenburg'sche Kaufmannschaft bewirthete sie in einem im Freien aufgeschlagenen Zelt zu Mittage, zu dem drei der Gefangenen aus Entkräftung und Altersschwäche auf den Händen Anderer mußten herbeigetragen werden. Ein vierter konnte sich dazu, noch auf eine Krücke gestützt, auf seinen eigenen Füßen hinbegeben, obgleich er schon 120 Jahre zählte. In den Physiognomien aller dieser Unglücklichen las man die ungeheucheltste innere Freude, sich in der väterlichen Heimath, mitten unter verbrüderten Landsleuten, wiederzusehen. Einer von ihnen hatte 55 Jahre in der Gefangenschaft der Khiwaer verbracht. Im August d. J. stellte uns Khiwa noch achtzig Gefangene zu, welche, größtentheils aus Astrachan gebürtig, während der Ausübung des Fischfangs auf dem kaspischen Meere gewaltsam von den Khiwaern waren entführt worden. Auch sie erfreuten sich am Jahresfeste der Krönung Ihrer0016 kaiserl. Majestäten, am 3 Sept., einer splendiden Bewirthung von Seite des Orenburg'schen Kriegsgouverneurs und wurden von der Kaufmannschaft reichlich beschenkt. Fortdauernd sollen aber noch eine große Zahl Russen in Khiwa'scher Knechtschaft seufzen, welchen die gegenwärtige Kriegsexpedition Erlösung bringt und gewiß dauernde Ruhe dem südöstlichen Landstriche des Reichs gegen fernere Einfälle der raubsüchtigen Khiwaer. (Preuß. Staatsz.)

Aegypten.

Der Nil war, wie man hier in Aegypten sagt, so ausgezeichnet gut, daß wir für das künftige Jahr einer außerordentlichen Ernte entgegensehen dürfen; leider aber wird sie dem armen Volk wenig nützen, da es bekanntlich seine Producte dem Pascha zum beliebigen Preise verkaufen muß. Man glaubt zwar, der Handel werde bis zum nächsten Frühjahr einige Erleichterungen erhalten, allein wir halten das so lange für höchst unwahrscheinlich, als die politischen Dinge nicht eine feste Gestaltung annehmen, und dazu werden sie vor dem Frühjahr schwerlich kommen. Indeß liegt hier Alles vollkommen darnieder; der drückendste Geldmangel vernichtet von vorn herein alle Speculationen, wozu auch die vielen betrügerischen Bankerotte nicht wenig beitragen mögen. Das Gouvernement schuldet den Angestellten gegen 15 bis 18 Monate, so daß sie genöthigt sind, ihre Forderungen oft um die Hälfte zu verkaufen. Zudem wird die Absicht des Gouvernements, sich aller bediensteten Europäer zu entledigen, immer klarer; in kurzer Zeit wird es wahrscheinlich den bei weitem größten Theil derselben entlassen. Auch die Aerzte, die man früher nicht missen zu können glaubte, werden in dieser Maaßregel mitbegriffen seyn. Ibrahim selbst hat nach der Schlacht von Nisib erklärt, er glaube sie nun nicht weiter gebrauchen zu können, da seine arabischen Aerzte jetzt eben so geschickte Arm - und Beinabschneider geworden als die Europäer. Bei der Sorglosigkeit des türkischen Charakters und bei ihrer vollkommenen Gleichgültigkeit über Leben und Gesundheit der untergebenen Soldaten ist es überhaupt schon viel, daß sie Aerzte in der Armee haben. Nur wenn ein Türke selbst krank wird, weiß er nicht genug Worte zu finden, dem Arzt zu schmeicheln, und verspricht ihm im Fall der Genesung sein ganzes Vermögen, selbst sein letztes Hemd. Ist er aber glücklich hergestellt, dann denkt Niemand weniger an die Erfüllung seiner Versprechungen als er, und der Arzt muß sich trösten, bis er wieder von neuem krank wird. So ist wenigstens der Charakter der Türken, die man hier kennen lernt; ob es in der eigentlichen Türkei eben so ist, mögen die beurtheilen, welche die Türken dort kennen lernten. Se. Hoh. der Herzog Paul von Würtemberg wird von Abbas Pascha mit aller seinem Range zukommenden Auszeichnung behandelt; wie wir hören, wird er seine Reise vielleicht nicht bis Fasoglu ausdehnen, da ansteckende Krankheiten daselbst herrschen sollen. Einige Angestellte, die den Fasoglu kürzlich verließen, und die ich hier sprach, machen keine reizende Schilderung von dem dortigen Aufenthalt; auch zeigen sich die Negerhäuptlinge, die sich dem Pascha, als er dort war, unterwarfen, wieder feindlich und wenig geneigt, den Anordnungen des Gouverneurs Achmed Pascha zu folgen. Die Bearbeitung der Goldminen, die man jetzt gänzlich ignoriren will, steht unter der Leitung des Hrn. Boreani. Die französischen Ingenieurs sind zurückgekommen. So hat die mit großem Geschrei begonnene Unternehmung ein kurzes und gar stilles Ende genommen. So geht es aber mit Allem in Aegypten; nach dem Tode des Pascha wird das Meiste in Rauch aufgehen, und es werden wenig Spuren von dem zurückbleiben, was er mit Mühe, Schweiß und Blut seiner Unterthanen erbaute. Den Ramadan haben wir hier sehr kläglich verlebt; statt Gesang, Spiel und Tanz sahen wir nur ein in Lumpen gehülltes hungeriges Volk, das des Nachts die Straßen durchirrte und nach Brod schrie. Dieß ist das von manchen Reisenden gepriesene väterliche Gouvernement Mehemed Ali's! Der Wüthrich Abderhaman Bey, von dem ich Ihnen kürzlich eine Schilderung machte, befindet sich in Alexandrien, um daselbst seine Rechnungen abzulegen. Er ist nicht abgesetzt, sondern trägt nach wie vor seinen Brillant-Nischan ein Zeichen, daß er in kurzer Zeit wieder eine Provinz, und wahrscheinlich eine noch größere zur Verwaltung erhalten wird.

0009
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
2 Januar 1840

Europa im Jahr 1840 von Wolfgang Menzel

(Fortsetzung.)

Von Oesterreich wird im 5ten Abschnitt gesagt, daß es durch die Vielheit der Volksstämme, aus welchen es zusammengesetzt ist, der Kraft Einer Nationalität entbehre, und auch das religiöse Princip nur zu einer mittleren Stellung benützen könne, daß auch sein politischer Ausgangspunkt durch die ungarische Verfassung ein doppelter sey und das Sperrsystem einen engern Anschluß an die Nachbarn hindere. Der Verfasser spricht daher die Ueberzeugung aus, daß Preußen und England die natürlichen Verbündeten Oesterreichs bilden, und dessen Anschluß an den deutschen Zollverein eigentlich eine politische Nothwendigkeit sey, und noch eigentlicher werden dürfte. Hören wir ihn selbst, wie er diese Gedanken entwickelt:

In viele Nationalitäten einzugreifen, würde Oesterreich nur dann nützlich seyn, wenn jene alte Idee des christlichen Weltreichs noch irgend in den Völkern wieder lebendig werden könnte. Da dieß nicht der Fall ist, so ist der Umstand, daß in Oesterreich das Wohl des Herrschers in vielerlei Sprachen vom Himmel erfleht wird, weniger mehr ein Glück, als eine Sorge für diesen großen Staat. Daher ist derselbe mit Nothwendigkeit auf eine conservative und defensive Politik angewiesen, und befindet sich in dieser Beziehung nicht in der vortheilhaften Stellung, welche den Engländern, Russen und Franzosen die Offensive gestattet. Kräftige Volksstämme, in gewohnter Treue gehorchend, meist durch fröhliche und gemüthliche Sitte vergnügt, dienen dem erlauchten Kaiserhause, und haben es in allen Kriegen stark gemacht, doch umschlingt sie nicht das Band einer Nationalität.

Inzwischen soll damit durchaus nicht gemeint seyn, als ob die nichtdeutschen Nationen im großen Kaiserstaate nur passiv gehorchten und nicht auch durch inniges, wohlverstandenes, allen Intelligenzen einleuchtendes Interesse an die deutsche Dynastie gebunden seyen. Nur ein Blinder vermöchte dieß zu mißkennen. Die Ungarn verdanken die Erhaltung ihrer Nationalität dem Hause Habsburg, ohne dessen Hülfe sie längst dem Islam verfallen wären. Sie haben auch ihre Verfassung unter dem König deutscher Abstammung behaupten können, was nicht der Fall seyn würde, wenn sie unter türkische Botmäßigkeit gekommen wären, oder je einmal, wie die Polen, unter russische kommen würden; denn wie das österreichische Princip es mit sich bringt, jede Nation in ihrer Besonderheit und bei ihren alterthümlichen Gewohnheiten zu lassen, so verlangt das russische unbedingt gleichförmige Unterwerfung unter die Alles uniformirende Autokratie. Ist aber wohl ein selbstständiges Ungarland denkbar? würde es nicht das milde Scepter Oesterreichs mit einem andern vertauschen müssen, wenn es nicht in alter Treue sein Schicksal an das deutsche knüpfte? Und die Polen? Sie incliniren offenbar in dem Maaße mehr zu Oesterreich, als sie vom Norden decliniren.

Was die Macht des Glaubens und der Kirche betrifft, so stützt sich Oesterreich auf diese nur bedingungsweise. Bei weitem der größte Theil seiner Unterthanen ist katholisch und ist es von Herzen; es zanken sich hier keine Glaubensparteien, noch auch hat der Unglaube hier irgend eine Macht, und dieß ist sehr werthvoll für den Staat. Auch darf Oesterreich, nachdem Frankreich in Unglauben versunken und die pyrenäische Halbinsel zerrüttet ist, als die Macht betrachtet werden, die allein noch den römischen Stuhl wesentlich stützt und folglich auf dessen Dankbarkeit und Dienste Ansprüche zu machen hat. Wieder ein bedeutender Vortheil. Gleichwohl kann sich Oesterreich dieser Vortheile nur mit großer Einschränkung erfreuen. Es gewinnt dadurch nur eine schätzbare Unterstützung seiner innern Politik, nicht auch seiner auswärtigen, denn in dem Maaße, in welchem es einen schärfern Accent auf den Katholicismus legen und sich desselben auf irgend eine offensive Weise bedienen wollte, würde es nur Antipathien wecken, die es um keinen Preis wecken darf.

Aus der Macht des Princips schöpft Oesterreich, wenigstens in Bezug auf seine auswärtige Politik, auch nur einen bedingten Vortheil. Es steht auf der Seite des Absolutismus, aber nur in zweiter Linie, denn in der ersten steht Rußland. Es muß sehen, wie Rußland sich alle Vortheile dieses Systems aneignet, ohne sie theilen zu können. Einmal machen die constitutionellen Formen in Ungarn eine Ausnahme von der österreichischen Regel, während Rußland die Regel ohne alle Einschränkung handhabt. Sodann gränzt Oesterreich unmittelbar an die constitutionellen Staaten des Westens und ist mithin der Wirkung der Reibung und des Beispiels mehr ausgesetzt als Rußland, das abgeschlossen im Hintergrund Europa's steht und gegen das westliche System an Oesterreich und Preußen zwei Schutzmauern hat.

Endlich stützt sich Oesterreich auch auf die Macht der materiellen Interessen nur mit Einschränkung. Es benutzt die reichen Hülfsquellen seines eigenen Landes, aber es gewinnt nicht verhältnißmäßig von außen, und wirbt sich keine natürlichen Bundesgenossen durch Oeffnung der Handelsschranken.

Je conservativer nun und defensiver die Politik Oesterreichs ist, um so mehr muß ihm daran liegen, seine Stellung unüberwindlich zu machen. Dieß kann aber nur durch natürliche Allianzen geschehen.

Eine natürliche Allianz ist für Oesterreich nicht die russische, obgleich sich Joseph II dieser Täuschung hingab, und obgleich beide Staaten im Princip des Absolutismus und der Legitimität übereinstimmen. Jede Verbindung Oesterreichs mit Rußland hilft nur, den letzteren ohnehin schon so kolossalen Staat noch mehr zu vergrößern, den Nachbar immer mächtiger und gefährlicher zu machen. Im Bunde mit Rußland griff Joseph II Polen und die Türkei an, allein der Erfolg bewies, daß nur Rußland dabei gewann, Oesterreich nicht. Statt der schwachen polnischen Republik bekam Oesterreich das mächtige, durch die polnische Beute noch mehr angeschwollene Rußland zum Nachbar, und auf der türkischen Seite bemächtigte sich Rußland der Häfen am schwarzen Meere, endlich sogar der Donaumündungen, während Oesterreich nicht einmal Belgrad wiedergewann. Rußland ist nicht der natürliche Alliirte, sondern der natürliche Rival Oesterreichs, und man wird nicht irren, wenn man annimmt, daß sogar Rußlands Stellung gegen England nicht heikler seyn kann, als die gegen Oesterreich. Englische Flotten vermögen viel, doch gegen Rußlands Landmacht nichts ohne österreichische Heere. Den Riegel im Orient vorzuschieben vermag nur Oesterreich, das so nahe, so mächtig und leicht durch Sympathien in den russischen Gränzen selbst zu verstärken ist. Deßhalb haben wir immer geglaubt und glauben noch, die Feder des Fürsten Metternich sey ein stärkerer Schutz des Orients, als Donau und Balkan und Kaukasus, und als alle englischen Flotten. Deßhalb wundern wir uns aber auch nicht, wenn wir die Depeschen des Grafen0010 Pozzo di Borgo, russischen Gesandten in Paris, im Portfolio lesen, die so antiösterreichisch als immer möglich concipirt sind, und in denen Alles (namentlich Preußen und Frankreich) gegen das Wiener Cabinet aufzubieten versucht wird. Deßhalb fällt auch die Sprache russischer Publicisten in noch neuerer Zeit nicht auf. Die Denkschrift von 1834 und die europäische Pentarchie suchen die kleinen deutschen Bundesstaaten gegen Oesterreich zu stimmen, erinnern an Oesterreichs alte Politik gegen Bayern und lassen sich sogar herab, die Liberalen gewinnen zu wollen, indem sie das stabile Princip in Oesterreich ein der neueren Zeit unangemessenes nennen, als ob das russische etwa liberaler wäre. Die letztere Schrift deutet auch an, in Böhmen wünsche man die Vereinigung aller Slaven (natürlich unter Rußland), und schon vor dreißig Jahren glaubte Rußland einmal über Böhmen verfügen zu können, als es durch den Bund mit Frankreich übermächtig geworden war. ...

Eine Allianz Oesterreichs mit Frankreich ist immer und unter allen Umständen unnatürlich und dem wahren Interesse Oesterreichs verderblich, weil sie nur auf Kosten des übrigen Deutschlands, Preußens oder der kleinen Staaten möglich ist, welches die natürlichen Alliirten und Schutz - und Trutzgenossen Oesterreichs seyn müssen. Als sich Oesterreich auf Antrieb des Fürsten Kaunitz verleiten ließ, sich mit Frankreich gegen Preußen zu verbinden, beging es einen Fehler, dessen Folgen zum Glück Friedrichs Genie abwandte. Oesterreich würde nichts dabei gewonnen haben, wenn es Preußen mit Frankreich (und Rußland) getheilt, das damalige preußische Rheinland oder ein Aequivalent an Frankreich (und Ostpreußen an Rußland) abgetreten und selber Schlesien genommen hätte. Frankreich (und Rußland) würden dadurch auf Kosten Deutschlands übermächtig und dem Cabinet von Wien bald höchst gefährlich geworden seyn.

Der Franzose hält seine Allianz für unumgänglich. Er bietet aber wohl seine Waare zu früh und zu theuer an, ehe er weiß, ob man sie wirklich brauchen wird. Wir wollen uns noch nach einigen anderen Garantien Oesterreichs umsehen.

Eine natürliche Allianz ist für Oesterreich die englische. Auch war England in allen großen europäischen Kriegen immer auf der österreichischen Seite, wovon nur die Reformationskämpfe und das fehlerhafte österreichisch-französische Bündniß im siebenjährigen Krieg eine Ausnahme machten. In dem Interesse, Rußland und Frankreich nicht übermächtig werden zu lassen, stimmen England und Oesterreich stets überein. Inzwischen ist England allein doch nicht im Stande, mit seinen Flotten und Landungsversuchen Oesterreich hinreichend zu unterstützen.

Eine natürliche Allianz gegen Frankreich ist für Oesterreich die spanische; doch ist Spanien keine große Macht mehr. Eine natürliche Allianz für Oesterreich gegen Rußland ist die dänische und schwedische, doch auch diesen fehlt der Nachdruck der Macht.

Eine natürliche Allianz ist für Oesterreich die preußische. Früher hätte man diese Behauptung für paradox halten können, jetzt ist sie es nicht mehr. ...

Preußens Kriegsmacht, mit der österreichischen verbunden, darf keinen Feind scheuen, woher er auch käme, von Osten oder Westen, ja von beiden Seiten zugleich. Wobei man nicht übersehen darf, wie populär eine solche Allianz seyn würde, wie sie den Neigungen und Gesammtinteressen der deutschen Bevölkerung entsprechen und daraus den Enthusiasmus entlehnen würde, der in gemeinsamen Gefahren Wunder thut.

Aus demselben Grund ist für Oesterreich auch die Allianz mit den kleinen deutschen Bundesstaaten eine natürliche. Kann es auf seine slavischen, magyarischen, italienischen Elemente unter allen Umständen in dem Grade rechnen, als auf sein deutsches Element? Muß es nicht unter allen Umständen, wie bisher, seine Kraft hauptsächlich aus seiner deutschen Wurzel schöpfen? Waren ihm die alten Reichslande nicht Jahrhunderte lang die treuesten und wichtigsten Bundesgenossen gegen Frankreich, und sogar in der traurigen Periode der Rivalität gegen Preußen? Ist es nicht seine natürliche Politik, diese Masse kleiner Staaten sich zu verbinden, und dazu beizutragen, daß sie so stark und so glücklich als möglich seyen, da sie seine Vormauern gegen Frankreich bilden? Nicht umsonst hat sich das alte Kaiserhaus so lange und mit so viel Energie und Aufopferung um die Rheingränzen gewehrt, den Schild mit dem doppelten Adler so standhaft, bis es nicht mehr konnte, über Elsaß, Lothringen, die gefährdete Pfalz und die geistlichen Kurfürstenthümer gehalten. Je größer die deutsche Staatenmasse am Rhein, desto besser für Oesterreich. Je weiter Frankreich vorgreift, desto schlimmer für Oesterreich. Erwägt man dieß, so scheint das Votum des Hrn. v. Gentz gegen die Rückerstattung des Elsasses an Deutschland im Jahr 1814 nicht richtig berechnet gewesen zu seyn. Die Eifersucht auf Preußen konnte nicht störend einwirken, wenn das deutsche Land, das den Franzosen wieder abgenommen werden sollte, entweder an Oesterreich selbst oder an eine andere deutsche Macht kam, die mit Preußen in keiner nähern Verbindung stand. Daß Rußland sich eifrig bemühte, Frankreich am Rheine mächtig zu erhalten, um dadurch Deutschland zu schwächen, war natürlich, weil Rußland jeden Zuwachs der deutschen Macht, die ihm zunächst benachbart ist, mehr fürchten muß, als einen Zuwachs der französischen, die ihm entfernter liegt. Oesterreich aber hatte nicht das gleiche Interesse, wie Rußland; es mußte vielmehr den deutschen Bund so weit ausdehnen als möglich, weil es in allen künftigen europäischen Krisen seinen Stützpunkt und Rückhalt immer nur in der deutschen Nationalität finden wird, und weil eine solche Ausdehnung des Bundes zugleich das Gegengewicht gegen Preußen in Deutschland selbst verstärkt haben würde. Oesterreich hätte durch eine Mehrung des deutschen Bundes (die alten Kaiser hießen ja officiell Mehrer des Reichs) nichts verloren, viel gewonnen.

Dieß ist um so gewisser, als trotz aller mercantilischen und litterarischen Mauthen und trotz so vieler feindseligen Tiraden gegen Oesterreich von der andern Seite her, gleichwohl sehr innige Sympathien zwischen den übrigen Deutschen und den österreichischen bestehen. Ja, in gewissem Sinne ist kaum ein deutscher Volksstamm bei den übrigen so populär und beliebt, als gerade der gemüthliche der Donaubewohner und Tyroler. Ein Anschluß Oesterreichs an den deutschen Zollverein würde diese Sympathien noch mächtig fördern.

Wenn einmal eine offensive Verbindung Rußlands und Frankreichs zu Stande käme, so würde die innigste Allianz mit Preußen und den übrigen Bundesstaaten dann eine Nothwendigkeit für Oesterreich seyn, und es würde sich Glück zu wünschen haben, wenn es dieselbe schon vorbereitet, die Interessen Preußens und der Bundesstaaten gegen das Ausland unterstützt, alle deutschen Sympathien für sich gewonnen hätte.

(Fortsetzung folgt.)

0011

Spanien.

Wenn die Feststellung der spanischen Zustände nach der Vertreibung des Prätendenten langsamer eintritt, als von den Freunden der monarchischen Grundsätze gewünscht wird, so mögen die widerstreitenden Meinungen über Spanien und ihre praktischen Folgen im übrigen Europa daran nicht weniger Schuld haben, als die Bewegungen der Parteien in Spanien selbst, indem diese durch die schwankenden Ansichten über die spanischen Zustände unterstützt oder auch gelähmt werden. Nachdem die Beschützer des Don Carlos ihre Hand von ihm abgezogen, hat es sich schnell gezeigt, daß er sich aus eigner Kraft nicht halten konnte, und daß seine Anhänger in Spanien nich im Stande waren, für ihn den Ausschlag zu geben. Selbst wenn seine Sache rechtlich die beste gewesen wäre, gehörte eine ganz andere Persönlichkeit dazu als die seinige, um seinen Ansprüchen Kraft, Nachdruck und Erfolg zu geben; jetzt aber, wo er rechtlich und factisch abgeurtheilt ist, scheint das Festhalten am Carlismus, selbst aus monarchischen und religiösen Gründen, nicht mehr gerechtfertigt. Was wollen auch die Freunde der Rechtgläubigkeit von der Schwäche des Prätendenten für die Religion erwarten, wenn er auf dem Thron säße? Er wäre nicht im Stande, die Folgen der philosophischen oder encyklopädistischen Ideen den Exaltados aus den Köpfen zu treiben und sie zu einem gläubigen und positiven Handeln zurückzuführen. Wer aber sollte es thun? Seine Rathgeber, ... mögen die Carlisten doch zusehen, ihren leiblichen König nicht in ein Phantasiegebilde zu verwandeln, sie verlieren ja damit alles Positive, was ihre Basis bleiben muß, wenn sie sich nicht der Revolution in die Arme werfen wollen. Sie sollten vielmehr, getreu ihren Grundsätzen, dem Königthum Isabellens, für welches Recht und That entschieden haben, helfen, Ordnung in das verwirrte Spanien zu bringen; sie sollten diese Regierung nicht ungünstig ansehen, weil sie eine weibliche ist, sie dürfen ihr nicht Schwäche vorwerfen, ohne über die ihres Prätendenten zu erröthen, sondern sie sollten sich mit der großen Anzahl gemäßigter Spanier vereinigen, welche die Wiederherstellung der Ruhe in ihrem heimgesuchten Vaterlande aus allen Kräften befördern wollen. Dieser Zweck ist nicht so schwer zu erreichen, als man glauben machen will. Die Monarchie ist in Spanien wesentlicher mit dem Volke verbunden, als in manchen andern Ländern; eine Auflösung des Königthums in Provinzen ist durchaus nicht zu fürchten, denn die Provinzen selbst würden durch eine Trennung von der Monarchie zu Grunde gehen. Die Bewilligung der Fueros für die baskischen Provinzen ist so wenig ein Separatismus als ein Nachtheil für die Einheit des Königthums, und die trotzigste Provinz, Catalonien, würde sich wohl hüten, die Auflösung der Monarchie zu betreiben da ihre überwiegende Industrie durch eine provincielle Beschränkung vernichtet würde. Wer aber sollte sonst den Provincialismus wünschen? Die Grandeza? Sie ist seit Jahrhunderten in Madrid vereinigt und müßte durch eine provincielle Auflösung wieder zu Landjunkern herabsteigen. Der Clerus? Er würde für die Dotation der neuen Diöcesaneintheilung, die nicht zu umgehen wäre, keine Mittel finden, und sein Schicksal unter den provinciellen Republiken möchte ungefähr demjenigen gleichkommen, wie es in der Schweiz sich zeigt. Die Städte? Die bedeutendsten sind Seeplätze, die zu ihrem Schutz einer Marine bedürfen, wie sie nur die Monarchie, nicht aber die Provinz aufbringen kann. Das Kriegsheer hat ebenso wenig Grund, die Auflösung der Monarchie zu wünschen, und der Bauernstand auch nicht. Daß also Spanien unter der jetzigen Regierung in provincielle Republiken zerfallen werde, ist nicht zu befürchten, weil alle Wahrscheinlichkeit dagegen streitet. Verschließe man doch nicht Augen und Ohren gegen dasjenige, was die Regierung und die sie unterstützenden Gemäßigten für die Befestigung eines geordneten Zustandes fortwährend thun. Das Programm der Gemäßigten vom 5 December ist seiner ausgesprochenen Grundsätze wegen ein beachtenswerthes Manifest. Sie wollen die spanische Monarchie auf den Grundfesten der katholischen Religion erhalten; sie erkennen an, daß die Geistlichkeit in Achtung stehen müsse und nicht am Nöthigsten Mangel leiden dürfe, daß der Thron über allen Parteien erhaben sey, daß die Cortes, deren Wahl sich nun vorbereitet, weder angreifend noch rächend zu Werke gehen, sondern mit Festigkeit, Klugheit und Versöhnung handeln sollen. Wenn das Maaß des Unglücks einer Nation voll ist, so kommt sie wie der einzelne Mensch zur Besinnung, glücklich, wenn sie, wie die Gemäßigten in Spanien, das Rechte trifft, die Beruhigung und Stärkung der Nation durch Religiosität. Ein solches Bestreben muß selbst der Carlismus achten, denn er könnte nicht mehr thun. Die allgemeinen Interessen der spanischen Monarchie, gegründet auf die Grundpfeiler der Religion, sollen jetzt in Spanien gewahrt werden; möge der Carlismus sich vor der Verantwortung hüten, durch Verhinderung jenes Zweckes den Staat parteilichen Interessen aufzuopfern.

Frankreich.

Das wird ein böses Jahr werden, das Jahr 1840. Es wird ein großer Aërolith aus der Luft fallen, ganz Paris und Alles in der Runde auf 20 Meilen weit zerstören, sagte mir gestern der Polizeicommissär X. Der muß es wissen, dachte ich. Aber er blieb weit hinter der Wahrheit zurück; denn als ich später die Abendblätter im Café Valois las, hörte ich die Dame des Comptoirs zu ihrer Freundin sagen: Sais tu déjà, la fin du monde viendra l'an 1840. Alle Welt prophezeit, und was das Lustigste ist, man spricht mit lachender Miene so viel von diesen Prophezeiungen, daß es am Ende wirklich so aussieht, als ob die Heiden in Paris wieder gläubig werden wollten. Ueberhaupt aber sind Unglaube und Aberglaube zwei Schwestern, Kinder Einer Mutter, und so ist die Sache nicht so sehr zu verwundern; dann kommt noch hinzu, daß wirklich die unendliche Mehrzahl der Franzosen zu dem tiefen Gefühle, zu dem klaren Bewußtseyn der innern Gehaltlosigkeit der gegenwärtigen Zustände gekommen ist, daß jeder Radicaländerungen entgegensieht, ihr Bedürfniß fühlt, ohne sich klar über das, was nothwendig ist, geworden zu seyn. Die Parteien exploitiren diese Stimmung, und die Legitimisten insbesondere, die sich mehr an den gläubigen und religiösen Theil des Volkes wenden, sind ungemein thätig in dieser Beziehung. Die Prophezeiungen des Nostradamus, die seit ein paar Tagen zu vielen Tausenden in Paris circuliren (24 weit gedruckte Seiten zu 10 Sous; eine herrliche Speculation für den Verleger, der sich ins Fäustchen lachen mag), dienen ihnen zur Basis. Es knüpft sich allerlei Aberglaube an diesen Namen eines jüdischen Arztes des 16ten Jahrhunderts, der eine Popularität hat, wie etwa der des Dr. Faust in Deutschland. Seine Prophezeiungen, die im 16ten Jahrhundert in Lyon herauskamen, sind wie alle Prophezeiungen, wie die Apokalypsis, Orakelsprüche, die nur eines gewandten Auslegers bedürfen, um in dieselben hineinzutragen, was man will.

Le juste à tort à mort l'on viendra mettre,
Publiquement et du milieu esteint:
Si grande peste en ce lieu viendra naistre,
Que les jugeans fouyr seront contraints.
0012

Nach der Interpretation ist der juste Ludwig XVI, und die Pest, welche die Richter zur Flucht zwingt, der Schrecken von 1793.

De soldat simple parviendra en empire,
De robe courte parviendra à la longue,
Vaillant aux armes en église au plus pyre,
Vexer les prestres comme l'eau fait l'esponge.

Das ist Napoleon.

De la cité marine et tributaire (Toulon nach der Auslegung)
La teste raze (Napoleon) prendra la satrapie (das Kaiserthum)
Chasser sordide, qui puis sera contraire,
Par quatorze ans tiendra la tyrannie.

Est-ce clair? setzt hier der Commentar hinzu; die vierzehn Jahre scheinen ihm besonders anzustehen.

L'aigle poussé au tour de pavillons,
Par autres oyseaux d'entour sera chassé:
Quant bruit des cymbres, tube et sounaillons
Rendront le sens de la dame insensée.

Die dame insensée ist dann Frankreich.

Un serpent tout proche du lit royal,
Sera par dame nuict, chiens n'aboyeront,
Lors naistra en France un prince tout royal,
Du ciel venu tous les princes verront.

Wer kann noch zweifeln, daß dieß Henry, le Dieu-donné ist? Die Schlange und die Hunde werden nicht näher bezeichnet, aber ich müßte mich sehr irren, wenn die Legitimisten nicht auch dafür eine Erklärung hätten, die ihnen nur die Vorsicht nicht erlaubt zu veröffentlichen. Endlich kommen dann noch der Sturz Karls X (auf den ein Vers, der von einem Philipp handelt, angewendet wird), die Eroberung Algiers, die Constitution und der Luxor in eben so klaren Prophezeiungen vor. Das für die Vergangenheit. Die Zukunft, oder besser, das Jahr 1840, denn dieses Jahr ist nun einmal ausersehen, die Prophezeiungen des Nostradamus zu completiren, ist dann in sechzehn Strophen sehr klar angekündigt, der Commentator findet aber für klug, uns den Text ohne Bemerkungen zu geben; er mochte diese für überflüssig halten; jedenfalls ist es sehr klug, solche Prophezeiungen erst nachdem sie eingetroffen zu commentiren. Hier ein paar Auszüge:

Les deux neveux, en divers lieux nourris,
Navale pugne (combat), terre pères tombez,
Viendront si haut eslevez enguerris,
Venger l'injure, ennemis succombez.
L'arbre qu'estait par long temps mort seché,
Dans une nuit viendra à reverdir:
Cron Roi malade, Prince pied estaché
Criant d'ennemis fera voile bondir.
Par mort la France prendra voyage à faire,
Closse par mer, marcher monts Pyrénées,
Espagne en trouble, marcher gent militaire:
De plus grand Dames en France emmenées.

Die arme Königin von Spanien! denn das bezieht sich unzweifelhaft auf sie. Aber das ist noch nichts:

Par avarice, par force et violence
Viendra vexer les siens chefs d'Orleans,
Près sainct Memire assault et résistance,
Mort dans sa tante diront quils dort leans.
Le neuf empire en désolation
Sera changé du pole aquilonaire (du Nord),
De la Sicile viendra l'emotion
Troubler l'emprise (l'entreprise) à Philip tributaire.
Le prochain fils de l'ainier parviendra.
Tout eslevé jusqu'au regne des forts,
Son aspre gloire un chacun la craindra,
Mais ses enfants du regne jetés hors.

Es wundert mich nur die Bescheidenheit des Hrn. Telmunder, denn er hätte nur noch hinzusetzen dürfen: Est-ce clair? O! die Franzosen sind ein wunderbares Volk. Es ist mehr als Zufall, wenn die neuere französische Litteratur sich ganz besonders in Contrasten gefällt, denn die Franzosen sind der lebendigste Contrast, den es nur geben kann. Heute tapfer ohne Gleichen, morgen vor einem panischen Schrecken fliehend; heute ungläubig, morgen abergläubig; heute wilde Revolutionärs, morgen wahre Moutons; heute Schreckensmänner, morgen furchtsame Epiciers; heute ergebene Diener der Tyrannei eines Napoleon, morgen stolze Brutusse. Und wer hätte noch gestern ahnen können und geglaubt, daß heute ganz Paris von den Prophezeiungen des Nostradamus sprechen werde, daß die Regierung sich durch dieselben in Angst gesetzt fühle, und daß das Volk durch dieselben aufgeregt werden könne! Die Ursache der Aufregung liegt freilich tiefer; jene Prophezeiungen sind nur der Hauch, der das Meer bewegt, und die Möglichkeit, das Meer durch einen einzigen Windhauch zu bewegen, liegt eben in dem Wesen des Meeres selbst. Die Legitimisten sind übrigens sehr unkluge Propheten und Prophetenausleger, wenn sie nicht für das kommende Jahr ernste Unternehmungen vorhaben; denn ihr Prophetenbüchlein mit der Jahreszahl 1840 sagt ihr letztes Wort, und wenn dieses Jahr ohne die verkündeten Ereignisse abliefe, so würde es um das Ansehen des Nostradamus wenigstens auf zehn und zwanzig Jahre geschehen seyn. Sie verschießen ihr bestes Pulver; sehen wir, ob es bloß Schreckschüsse sind, oder ob die Kugeln gerichtet sind und treffen werden! (Nordd. Bl.)

Ostindien.

Die Nachricht, daß Sir John Keane seine Entlassung genommen habe, ist trotz seiner Lorbeern von Ghisni mit großem Vergnügen aufgenommen worden. Es scheint, die vielen Briefe von Officieren der Armee in Kabul, welche in allen indischen Zeitungen erschienen, haben ihn dazu bewogen, nachdem er umsonst Versuche gemacht hatte, die Schreiber derselben zu erfahren. Es sind aber viele angekommen, welche sich in Ausdrücken über ihn äußerten, die kein Journal zu drucken wagte. Er hat sich bei den Truppen der Compagnie sehr unpopulär gemacht, indem er ihnen auf alle Art die königlichen Regimenter vorzog, welche Theil an dem Feldzug nahmen, besonders bei Ernennungen für den Stab und in der Bezeichnung der Brigadegenerale, welche ein Commando im Feld erhielten. Seine Correspondenz und seine Conversation mit General Nott darüber, welche bekannt gemacht wurden, hat den schlimmsten Eindruck hervorgebracht. Es ist eine alte Klage der Officiere der Armee der Compagnie, daß ihnen die königlichen Officiere vorgesetzt werden, und da man fast nie einen General en Chef aus ihnen nimmt, so haben sie keine Aussicht, daß ihnen darin Recht widerfahre, und es ist ein großer Fehler der Direction in London, daß sie nicht darauf besteht, daß ihre Generale in gleichem Verhältniß mit den königlichen angewendet werden. Dieser alte Streit wird täglich bitterer, um so mehr, als die ungleiche Art des Avancements in den beiden Armeen die Officiere der Compagnie immer in Nachtheil stellt, da in der Armee der Compagnie kein Stellenkauf stattfindet, und die Officiere daher im Durchschnitt immer später die höheren Grade erreichen, als in der königlichen Armee.

Die indische Armee wird um 12 Regimenter verstärkt, wodurch auf Einmal alle Ersparnisse von Lord W. Bentinck, welche vor sieben Jahren beinahe einen Aufstand erregt hätten, wieder vernichtet werden. Aber die Politik von Lord Auckland, die politische Gränze von Indien so weit auszudehnen, läßt der Compagnie keine Wahl; denn die Garnisonen im Innern können0013 nicht vermindert werden, während das Hülfscorps in Sind und die Truppen in Afghanistan nothwendig vollzählig und auf dem Kriegsfuß erhalten werden müssen.

Die Staatscassen scheinen keinen Mangel an Geld zu haben, und das Anlehen, von dem man sprach, scheint unnöthig zu seyn; allein ein großer Theil der Summen, welche man aus der Realisation der Handelsetablissements der Compagnie gezogen hatte, und die zur Verminderung der Staatsschuld bestimmt waren, sind für den Krieg ausgegeben worden. Man hat die Absicht, den unumschränkten Einfluß, welchen der Krieg der indischen Regierung in den eingebornen Staaten gegeben hat, dazu zu benützen, den minderjährigen Söhnen der Fürsten und des großen Adels (der Dschaghirdars) der einheimischen Höfe eine bessere Erziehung geben zu lassen, und sich dazu des Elphinstone College zu bedienen. Dieses war zu Ehren von Elphinstone bei Gelegenheit seiner Abtretung vom Gouvernement von Bombay von einigen mahrattischen Fürsten gestiftet und zu einer Art von Adelsakademie bestimmt worden. Die Einrichtung der Anstalt hatte vielfache Schwierigkeiten gefunden: Elphinstone war gebeten worden, nach seiner Ankunft in England zwei Professoren und zwei Assistenten zu schicken, und konnte lange keine tauglichen Männer finden. Das Local verursachte neue Aufhaltung, und als endlich die Professoren ankamen, brach zwischen ihnen und den Assistenten Streit aus. Die letztern sollten nämlich unter der Leitung der Professoren die jüngern Classen übernehmen und die Schüler für den eigentlichen Collegialunterricht vorbereiten. Sie wollten sich nicht darein fügen, und so wurde die ganze Anstalt wieder auf einige Jahre paralysirt. Am Ende fand man einen Braminen, Bal Schastri, welchem die Leitung der niedern Schule anvertraut werden konnte, und der seit einigen Jahren die Schüler mit vielem Erfolg auf den höhern Unterricht vorbereitet. Er hat verschiedene classische Werke ins Mahrattische übersetzt, z. B. Grant Duffs Geschichte der Mahratten, Murray's Grammatik u. s. w., und nächstes Jahr werden die höhern Classen, in denen physische und moralische Wissenschaften gelehrt werden sollen, beginnen. Man hofft nun die Familien der minderjährigen Prinzen, welche unter Vormundschaft der englischen Regierung stehen, dahin zu bringen, sie nach Bombay zu schicken, wo sie in dem College eine ihrem Stand angemessene Erziehung finden werden, und da zum Glück der antiorientalische Fanatismus von Calcutta sich nicht hierher erstreckt hat, so wird man keine große Schwierigkeit finden, indem man die Erziehung in der Landessprache ertheilt und sie so sehr orientalisch läßt, als möglich ist, um die Vorurtheile der Schüler und ihrer Familien so wenig als möglich zu beleidigen. Die Zahl der regierenden und der mediatisirten Fürstenhäuser in den Provinzen von Bombay ist sehr beträchtlich, und ihre Einkünfte, so wie ihr Einfluß auf die Wohlfahrt des Landes sehr groß, während ihre Erziehung gegenwärtig so schlecht als möglich ist, so daß die meisten ihr Leben in kindischem Zeitvertreib und in gedankenloser Verschwendung zubringen, seitdem die Herrschaft der Compagnie und die Erhaltung allgemeinen Friedens im Innern von Indien ihnen die Möglichkeit benimmt, sich unter einander zu bekriegen. Ihre frühere Erziehung war militärisch, und seit diese kein Object mehr hat, ist so gut als gar keine übrig geblieben, wie die neueste Geschichte aller Höfe in Radschputana, Guzzurat, Sind und den mahrattischen Staaten zum Ueberfluß beweist.

[5671] Erwiederung.

Im Augusthefte des Rheinwaldischen Repertoriums für die theol. Litteratur wird die Beleuchtung der Vorurtheile wider die katholische Kirche von einem protestantischen Laien, Luzern bei Räber (und Augsburg bei Kollmann) arg mitgenommen. Tückische Winkelzüge, Schmähungen und mitunter auch grelle Unwahrheiten sind die, zwar wenig rühmlichen, wohl aber bequemen Waffen, mit denen der anmaßende Kunstrichter zu Felde zieht gegen ein Werk, welches nicht nur von den angesehensten Zeitschriften Deutschlands so wie in französischen und italienischen Annalen aufs entschiedenste belobt, sondern auch, der dringendsten Aufforderungen (in der Allg. Zeitung 1837 Nr. 12 und mehreren Schweizerblättern) ungeachtet, nie ernsthaft angefochten, noch weniger widerlegt ward, und von welchem bereits auch die zweite, neu bearbeitete und wesentlich vermehrte, starke Auflage beinahe vergriffen ist.

Solchen Thatsachen gegenüber erscheint wahrlich jenes Geschreibsel nur als Erguß der härtesten Unduldsamkeit gegen freisinnige Forschungen im Gebiete des theologischen Gemeinguts, indem auch nicht Ein einzelnes Thema näher erörtert und mit Gründen bestritten, wohl aber das Ganze lediglich ex cathedra niedergeschimpft und niedergespottet wird.

Wie sehr indessen solch unwissenschaftliche Rusticität in jener chr. theol. Zeitschrift stereotyp geworden, beweisen ihre früheren und spätern Hefte, wo auch der im liberalen England allgeachtete Th. Moore, der Barde Erins, Mitglied des brittischen Gelehrten-Vereins,0014 der weltberühmten Lords Byron und Landsdowne vertrauter Freund, der Günstling des jüngst verstorbenen, gewiß gut protestantisch gesinnten Königs Wilhelm von Großbritannien Verfasser der ins Französische, Italienische, Spanische und Deutsche, letzteres zu zwei verschiedenen Malen in zwei und fünf Auflagen, übersetzten Reisen eines Irländers, von unserm Kritikaster bald als ein der Ehre einer Widerlegung kaum werther, nicht einmal mittelmäßiger Schriftsteller ganz vornehm abgefertigt, dann aber an einer andern Stelle sogar des Frevels, der Verruchtheit, der hirnlosesten Lästerungen, Abscheulichkeiten u. s. w., ohne irgend welchen nähern Beweis, mit eherner Stirne beschuldigt wird; wo selbst der, unserm Dunsen in jeder Beziehung so unendlich überlegene Möhler mit der herzlosesten Bitterkeit beschimpft und neulich auch der verdienstvolle, geniale Boost mit höhnischem Uebermuth bekrittelt, ja zum Theil im rohesten Kneipenton gelästert ward.

Eben so ehrenvolle Auszeichnung widerfuhr dem berühmten Verfasser der allgemein als classisch anerkannten Geschichte Papst Innocenz des Dritten, welchem unser Journalist im October - und Novemberhefte, nach vorausgeschickter schwülstiger und verworrner Einleitung, bald Mangel an besonnener Urtheilskraft und unhistorischen Idealismus, bald Vorliebe für schimmernde Phantasiegebilde auf Kosten der Wahrheit, dann wieder gänzliche Zerfallenheit mit allen modernen Zuständen, und wohl gar trostlose Hypochondrie oder Monomanie und Fanatismus vorzuwerfen sich nicht entblödet.

Selbst gegen den wackern Archäologen, W. Böhmer in Breslau, Rheinwalds vormaligem Lehrer an der Universität in Berlin, sollten keine Rücksichten der Pietät stattfinden, so daß dieser unlängst noch in Tholuks litter. Anz. zu bittern Klagen über leidenschaftliche Parteilichkeit und die unwürdigste Behandlung von Seite seines ehevorigen Schülers sich gedrungen fühlte.

Mit solch milder Liberalität wird die Glaubens - und Gewissensfreiheit dieß große Vorrecht und Gemeingut des Protestantismus von den hocherleuchteten Vernunftmonopolisten gehandhabt und geachtet!

Unter diesen Umständen darf wohl der Verfasser der angefochtenen Beleuchtung sich die Invectiven des, auch ihm durch seine Wirksamkeit in Bonn wenn gleich nicht eben aufs rühmlichste bekannten Journalisten nur zur Ehre und Genugthuung rechnen, indem er hiegegen jede, auf gegenseitige Achtung und unbefangene Wahrheitsliebe gegründete, Zurechtweisung dankbar anerkennen wird.

Nicht ohne Vorbedacht hat derselbe, im philosophisch-theologischen Gebiete zu wenig bewandert, den historischen Standpunkt für die Lösung seiner Aufgabe gewählt. Hier wo keine Tücke frommt, wo nackt und rein jede Thatsache ausgemittelt werden kann und soll, erwartet er festen Fußes seinen auch noch so wohl gerüsteten Gegner, erklärt sich aber zugleich im Falle gründlicher Belehrung mit Freuden bereit, nicht nur zu öffentlichem Geständnisse und Widerrufe seines Irrthums, sondern auch überdieß noch zu einer, der hohen Wichtigkeit dieses Streitgegenstandes angemessenen, namhaften Ehrengebühr. Sapienti sat!

Zürich, Ende December 1839.

Philalethes.

[5705] Bekanntmachung.

Die Administration der bayer. Hypotheken - und Wechselbank macht hiermit bekannt, daß nachdem sich während der kurzen Zeit, welche seit Eröffnung der Renten-Anstalt verflossen ist, die erfolgten Einlagen noch nicht zu dem in §. 19 der reglementären Grundbestimmungen bezeichneten Verhältniß erhoben haben, um schon für das gegenwärtige Jahr eine Gesellschaft bilden zu können, nach §. 21 das nächste Jahr 1840 als zweites Sammeljahr anberaumt worden ist.

Der Anklang, welchen die Anstalt bisher schon gefunden hat, und die Zahl der ihr bereits beigetretenen Mitglieder lassen mit voller Gewißheit voraussehen, daß das nächste Jahr zur Constituirung der ersten Jahresgesellschaft mehr als hinreichend seyn werde.

München, den 31 December 1831.

Simon Frhr. v. Eichthal.

[5629-30] Aufforderung. Wiblingen.

Dem ledigen Anton Baur von Dietenheim wurde den 13 Junius 1831 von seinem Schuldner und Schwager Aloys Glaz in Dietenheim für ein zu 4 Proc. verzinsliches Capital von 1068 fl. 30 kr. eine gerichtliche im Unterpfandsbuche Th. I. Fol. 210 vorgetragene Obligation ausgestellt, welche, nachdem der Gläubiger auf seiner Wanderschaft als Bierbrauer den 5 Jan. 1839 in dem Hospital der barmherzigen Brüder in der Leopolds-Vorstadt zu Wien gestorben ist, zufolge waisengerichtlicher Theilung vom 22 August 1839 an den Schuldner Namens seiner Ehefrau, Schwester des Verstorbenen, Theresia Baur, erbsweise zurückfiel.

Die fragliche Schuldurkunde ist verloren gegangen.

Gemäß Gerichtsbeschlusses vom Heutigen ergeht nun auf Anrufen des Erben an den etwaigen Inhaber der Obligation die gerichtliche Aufforderung, dieselbe binnen 45 Tagen peremtorischer Frist dem Oberamtsgericht dahier vorzulegen, und seine Ansprüche hierauf geltend zu machen, widrigenfalls die Schuldurkunde als kraftlos erklärt, und im Unterpfandsbuch gelöscht werden würde.

Wiblingen, 23 December 1839.

Das königl. würtembergische Oberamtsgericht.

v. Zwerger.

[5667] Compagnon wird gesucht.

Zu einem im besten Fortgange begriffenen litterarischen Geschäfte, womit Druckerei - und Verlagsgeschäfte jeder Art in Verbindung gebracht werden können, und das sich mit 10,000 bis 15,000 fl. rentirt, wird ein Compagnon mit einer Einlage von 20,000 fl. Reichsw. gesucht. Offerte beliebe man unter der Adresse A. Z. an die Expedition der Allg. Zeitung zu senden.

[5670] Von Neujahr 1840 an erscheint: Der Orient.

Berichte, Studien und Kritiken für jüdische Geschichte und Litteratur, herausgegeben von Dr. Julius Fürst, wöchentlich einmal in zwei Bogen. Man abonnirt hierauf vierteljährig mit 1 Rthlr. 6 gr. oder 2 fl. 15 kr. in allen Buchhandlungen (Augsburg in der K. Kollmann'schen) und Postämtern, bei welchen auch die ersten Nummern, welche eben versendet werden, einzusehen sind.

Leipzig, den 20 December 1839.

C. L. Fritzsche.

[5660] Frankfurt a. M., Verlag von Franz Varrentrapp: Katholische Kirchenzeitung.

Redigirt von Dr. J. V. Hoeninghaus.

Diese mit allgemeiner Anerkennung seit zwei Jahren bestehende, durch ihre zahlreichen und wichtigen Original-Correspondenzen (z. B. aus Rom, Athen, London, Stockholm, Dresden, München, Berlin, Posen, Breslau, Münster, Köln, Trier etc.) ausgezeichnete Kirchenzeitung, welche gleich interessant für Theologen und gebildete Laien ist, und in keinem wohlgeordneten Lesecirkel fehlen darf, wird, ihrem bisher bewährten ächt kirchlichen Geiste getreu, auch im kommenden Jahre 1840 fortgesetzt werden. Sie wird an Ausstattung noch gewinnen; der Preis aber bleibt ohne Erhöhung für den ganzen Jahrgang 9 fl. rhn. -7 1 / 2 fl. C. M. oder 5 Rthlr. sächs. Bestellungen, welche bei allen Buchhandlungen und löbl. Postämtern gemacht werden können, werden baldigst erbeten. Die M. Rieger'sche Buchhandlung zu Augsburg und Lindau empfiehlt sich zu Aufträgen.

0015
[5588] Preis - Herabsetzung.

Allen Freunden der Belletristik, Leihbibliotheken und Lesecirkeln, so wie jedem, der Unterhaltung in guten Büchern sucht, bestens empfohlen.

Folgende großentheils in den letztern Jahren von den ausgezeichnetsten Schriftstellern verfaßte Romane, Novellen, Theater - und Unterhaltungsschriften, welche im Ladenpreise 158 1 / 3 Thlr. kosten, erlassen wir bis Ostern 1840 117 Bände, zusammen für 36 Thlr.

Wer die ganze Sammlung nicht nehmen will, und einzelne Werke wählt, zahlt für Werke, deren Ladenpreis 100 Thlr. ist, nur 25 Thlr. Werke, deren Ladenpreis 59 Thlr. ist, nur 18 Thlr. Werke, deren Ladenpreis 30 Thlr. ist, nur 12 Thlr. Werke, deren Ladenpreis 20 Thlr. ist, nur 9 Thlr. Werke, deren Ladenpreis 15 Thlr. ist, nur 7 1 / 2 Thlr.

Den Werth der Schriften verbürgen die Namen der Autoren: W. Alexis, Apel, Balzac, Blum, Bouilly, Fouqué, Förster, Kuhn, Lessing, Moore, Müchler, Nicolai, Oehlenschläger, Pigault-Lebrün, Scävola, Scott, Tiedge, Tromlitz, Voß, Weissenthurn, Winkelmann etc.

Jede solide Buchhandlung liefert die Werke zu den ermäßigten Preisen, so wie auch gratis Verzeichnisse derselben.

Schlesinger'sche Buch - und Musikhandlung in Berlin.

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In englischen Stahl gestochen von C. A. Schwerdgeburth, Hof-Kupferstecher in Weimar.

Ohne Papierrand 9 Zoll preuß. hoch und 7 1 / 2 Zoll breit.

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Noch haben die Hunderttausende der Verehrer und Besitzer der Werke des unsterblichen Schiller sich vergeblich nach einem dem Hochverehrten würdigen Bildnisse in dem Kunsthandel umgesehen, das werth wäre, als Zeichen seiner Verehrung das Zimmer des Reichen wie des Armen zu schmücken. Die in älterer und neuerer Zeit erschienenen Bildnisse Schillers sind theils zu klein und dürftig, theils lassen sie in Ausführung und Aehnlichkeit Vieles zu wünschen übrig, und keines derselben ist weder seiner, noch nach diesem Maaßstabe der Kunst werth.

So wie Goethe vor Jahren schon in Schwerdgeburth einen Künstler gefunden hat, der sein Bild in halber Figur in der sprechendsten Aehnlichkeit nicht nur, sondern überhaupt in Anordnung und Ausführung des Ganzen des großen Mannes würdig und von wahrhaftem Kunstwerth in Kupfer gestochen lieferte, so sticht jetzt derselbe Künstler für den Verlag der Unterzeichneten ein Bildniß des unsterblichen Schiller, jedoch in harten englischen Stahl, das von seiner Begeisterung für den Gegenstand und von seinem ausgezeichneten Kunsttalente das rühmlichste Zeugniß ablegen, und, nach seiner Versicherung, in der Ausführung Goethe's Bildniß bei weitem übertreffen wird.

Schwerdgeburths Name allein bürgt schon für die trefflichste Ausführung des Stichs in englischen Stahl, und gedruckt werden soll derselbe in der vorzüglichsten Druckerei auf das beste Velinpapier.

Das Bild stellt Schiller handelnd in halber Figur vor entsprechendem Hintergrunde dar und zwar in der Größe von 9 Zoll preuß. hoch und 7 1 / 2 Zoll breit (ohne Papierrand), so daß es bei seinem entschiedenen Kunstwerth auch zur Zierde eines Prachtzimmers nicht zu arm erscheinen wird.

Zu den oben bemerkten höchst wohlfeilen Preisen ist dieß herrliche Blatt jedoch nur im Wege der Subscription bis zur Ostermesse 1840 zu haben, mit welcher die Subscription unwiderruflich geschlossen wird, und ein zweiter Subscriptionspreis von 1 Thlr. auf Velin - und 1 1 / 2 Thlr. preuß. Cour. auf chines. Papier eintritt.

Die Bestellungen, welche alle Buch - und Kunsthandlungen annehmen, werden nach der Reihenfolge ihres Eingangs expedirt, so daß die frühesten Bestellungen die ersten Abdrücke der Platte erhalten.

Erfurt, im October 1839.

Müller'sche Buchhandlung.

[5055] Im Verlag der Unterzeichneten erschien und ist durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Handbuch der pädagogischen Litteratur.

Ein litterarischer Wegweiser für Lehrer an Volks - und Bürgerschulen, Schullehrer-Seminarien und höhern Lehranstalten, wie auch für Geistliche, Schulvorsteher und Freunde der Pädagogik und des Schulwesens, mit kritischen Bemerkungen und andern Notizen bearbeitet von Karl Gottlob Hergang, Dr. der Philosophie und Archidiakonus an der Hauptkirche zu Budissin.

In 8. Preis 1 Rthlr. 18 gr. oder 3 fl. 10 kr rhein.

Leipzig, im November 1839.

Breitkopf & Härtel.

[1] In der Unterzeichneten ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben: Geschichte der Glasmalerei

in Deutschland und den Niederlanden, Frankreich, England, der Schweiz, Italien und Spanien, von ihrem Ursprung bis auf die neueste Zeit.

Von M. A. Geffert, Rechtsgelehrten

gr. 8. Preis 2 fl. 42 kr. oder 1 Rthlr. 16 gr.

Diese Geschichte der Glasmalerei ist die erste selbstständige und erschöpfende Bearbeitung dieses kunstgeschichtlichen Stoffs, denn das Wenige, was Levieil in seiner Art de la peinture sur verre über deren Geschichtliches schrieb, betrifft lediglich Frankreich und die Niederlande, erstreckt sich kaum auf die drei älteren Perioden dieser Kunst, und ist, wie mehr oder minder alles seither über Glasmalerei Geschriebene, seiner historischen, technischen und sonstigen Irrthümer oder Entstellungen wegen nur mit äußerster Vorsicht zu gebrauchen. Gegenwärtige geschichtliche Darstellung hingegen erfaßt auch die Glasmalerei in Deutschland, England, der Schweiz, Italien und Spanien, kurz allen Ländern, wo sie je Pflege gefunden, und ist um eine Periode, gerade die wichtigste, die ihres neuerlichen Aufschwungs, reicher. Wie weit aber der Hr. Verf., indem er dem Bekannten Neues hinzugefügt, jenes gesichtet, zurecht gesetzt und verständlicht, dieses aber in gebührenden Zusammenhang mit jenem gebracht, kurz das erreicht, was zu erreichen galt, wird der Leser auch ohne Fürwort, welchem der Erfahrene ohnehin nicht zu viel traut, ermessen.

Stuttgart und Tübingen, October 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[4847] Neue Romane für Lesecirkel.

Marryats Abenteuer eines Heimatlosen. 3 Bände. 8. 3 Thlr. 16 gGr. Davon jeder Theil einzeln unter den Titeln: - Die geheimnißvolle Schuld. 8. 1 Thlr. 8 gGr. - Der Seefalke. 8. 1 Thlr. 4 gGr. - Der räthselhafte Gast. 8. 1 Thlr. 8 gGr.

Norden, M., der Matador. 2 Bände. 2 Thlr. 16 gGr.

Den Lesern von Rellstabs Jahr 1812 wird hier aus neuerer Zeit ein gleich ergreifendes Gemälde aus dem spanischen Freiheitskriege geliefert.

Wintergrün auf 1840. Herausgegeben von G. Lotz. 8. 1 Thlr. 8 gGr.

Wolf, L., die Flucht nach Genf. 8. 1 Thlr.

Hamburg bei Herold und durch alle Buchhandlungen zu haben.

0016
[5236-38] Verkauf einer auserlesenen Gemälde-Sammlung in Wien.

Die Erben des verstorbenen Hrn. J. C. Hofbauer beabsichtigen die von demselben hinterlassene, aus 245 Stücken bestehende Gemälde-Sammlung im Ganzen zu verwerthen.

Diese von einem Kenner in einer Reihe von 30 Jahren zusammen estellte und gewählte Sammlung enthält größtentheils vorzügliche und seltene Werke niederländischer, holländischer und italienischer Meister, ist in sehr gutem Zustande, und verdient mit Recht den schönsten Privatsammlungen Wiens beigezählt zu werden.

Kunstfreunden diene zur Nachricht, daß der Katalog davon, deutsch oder französisch, durch die HH. Kunsthändler Artaria & Comp., Kohlmarkt Nr. 1151 in Wien, bezogen und auch auf diesem Weg oder durch anderweitige Bevollmächtigte über den Verkaufspreis mit den Erben mündliche oder schriftliche Rücksprache gepflogen werden könne.

[5579] Dem verehrten juristischen Publicum

beehrt sich der unterzeichnete Verleger die angenehme Nachricht mitzutheilen, daß die 13te, durch Hrn. geh. Rath Dr. Mittermaier bearbeitete, Ausgabe von Feuerbachs Lehrbuch des peinlichen Rechts, nun unter der Presse ist und im Laufe dieses Winters erscheinen wird. Den anerkannten Werth dieses Werkes wird der Hr. Herausgeber dadurch noch bedeutend erhöhen, daß er in seinen zahlreichen Zusätzen bei jedem Paragraphen des Lehrbuches den gegenwärtigen Stand der Strafgesetzgebung mit gedrängter Darstellung der Bestimmungen der neuen Gesetzbücher und Entwürfe über die einzelnen Fragen, auch mit litterarischen Nachweisungen, in Bezug auf Kritik jener legislativen Erscheinungen, sowie in Bezug auf landständische Verhandlungen und Rechtsanwendung der einzelnen Länder, angibt.

Für ein würdiges Aeußere in Satz, Druck und Papier ist mit Aufmerksamkeit Sorge getragen.

Gießen, am 10 November 1839.

G. F. Heyer, Vater.

[5226] Schwefelbad zu verkaufen.

Das nächst der königlichen Freistadt St. Georgen im Preßburger Comitat in Ungarn liegende, eine starke Stunde von Preßburg entfernte Erzherzog Stephans Schwefelbad ist wegen fortwährender Kränklichkeit des Eigenthümers aus freier Hand zu verkaufen.

Das Badhaus und die Nebengebäude stehen in der Mitte eines ziemlich großen Gartens und sind erst in den Jahren 1835 und 1836 neu und solid ausgeführt. Die Bestandtheile sind: an den stets reichlich gefüllten Brunnen, dessen Schwefelwasser seit vielen Jahren seine Heilkraft bewiesen hat, und mittelst zweier Pumpen in den kupfernen Heizkessel geleitet wird, stößt die Wohnung des Badmeisters, aus welcher ein Gang zu den 13 Badkammern führt, die alle licht, reinlich und nett sind. Das Wasser wird durch Röhren von Gußeisen, die mit 27 Pipen von Messing versehen sind, in die Badwannen geleitet. An dieses Badgebäude stößt ein geräumiger Tanzsaal, an welchen sich ein Speise - und ein eingerichtetes Billardzimmer reiht. Am andern Flügel des Hauptgebäudes befindet sich ein freundlicher Speisesalon. Das Hauptgebäude enthält im obern Stock: 10 eingerichtete Zimmer für Badgäste; zu ebener Erde 3 Wohnzimmer, eine große Küche mit Spar - und gewöhnlichem Herde, ein Dienstbotenzimmer, eine Speisekammer und die Kellnerei mit der nöthigen Einrichtung. Rückwärts im Hofe befindet sich ein separates Gebäude mit 4 Zimmern und einer Küche, seitwärts ein Keller in 3 Abtheilungen, gegenüber die Stallungen und Wagenremise. Die Lage des Ganzen ist romantisch-schön, und verspricht dieß Etablissement, das man sehr leicht mit einem Douchebad versehen kann, dem Unternehmer um so reichlichern Gewinn, wenn die bereits im Bau begonnene Preßburg-Tyrnauer Eisenbahn, die zu dem Bade führt, vollendet seyn wird, was im Mai des nächsten Jahres geschehen soll.

Kauflustige erfahren das Nähere auf portofrei eingehende Briefe von Franz Schöllnast, Schlossergasse Nr. 31 in Preßburg.

[4615-22] Zwei neue Industrie-Zweige,

welche ein großes Interesse darbieten, sind seit einiger Zeit in Frankreich errichtet worden. Sie bestehen in der Fabrication der eisernen geschweißten und gezogenen Röhren, und den inwendig glasirten Röhren aus gebrannter Erde.

Die eisernen Röhren, deren inwendiger Durchmesser von 3 Linien bis auf 3 Zoll geht, dienen für Gaswasser und Dampfleitungen; ihre Fabrication ist besonders vortheilhaft, wenn sie in einem nach englischer Methode eingerichteten und mit einem Walzwerk versehenen Eisenwerk betrieben wird.

Die Röhren aus gebrannter Erde haben einen inwendigen Durchmesser von 2 Zoll bis auf 12 Zoll und darüber; sie ersetzen mit einer Kostenverminderung von zwei Drittheil die gußeisernen Röhren bei Wasser, Gas - und Rauchleitungen, so wie auch bei Abführungscanälen.

Die Erfahrung hat gezeigt, daß bei Gasleitungen die irdenen Röhren viel weniger Gasverlust als die gußeisernen darbieten. Bei Wasserleitung sind sie diesen letztern auch hauptsächlich dadurch vorzüglich, daß sie dem Wasser auch nicht den geringsten Geschmack mittheilen.

Die Stärke dieser Röhren ist unglaublich, eine derselben von 3 Zoll Durchmesser und einer Dicke von 8 Linien widersteht einem Druck von mehr als 30 Atmosphären.

Diese beiden neuen Industrien sind bereits schon an verschiedenen Orten durch HHrn. Stehelin und Huber, Maschinenbauer in Bitschwiller bei Tann im Oberrheinischen Departement errichtet worden. Dieselben erbieten sich zur Errichtung dieser Fabricationen.

Sie würden, wenn es gewünscht würde, die ganze Construction und Ingangsetzung derartiger Gewerbe übernehmen, und für das gänzliche Gelingen der Erzeugnisse garantiren.

[3780-89] Daß ich den Gasthof zum Jägerhorn in Pesth aufgegeben und dagegen den sehr vortheilhaft gelegenen

Gasthof zum König von Ungarn bezogen habe, zeige ich allen P. T. Reisenden, unter angelegentlicher Empfehlung und Zusicherung promtester und billigster Bedienung hiemit geziemend an.

Vincent Valentin Mayer.

[5167] Nützlich für Bürger, Landleute und Oekonomen und Jeden, der die Witterungs-Vorzeichen zu wissen wünscht, ist: Der neue Wetterprophet

mit einem Witterungs-Kalender, (Herschel's) Witterungs - und Mondscheins-Tabelle, der Selbst-Anfertigung eines neuen untrüglichen Barometers und einem ökonomischen Kalender, von Albert Berger.

Preis brosch. 12 1 / 2 Sgr. oder 45 kr.

Dieß in Wahrheit sehr nützliche Buch enthält auch noch ökonomische Rathschläge über die Zucht, Krankheiten und Wartung der Pferde, des Rindviehes, der Schafe, und beste Mittel zur Vertilgung schädlicher Insecten. Ist in allen Buchhandlungen, Augsburg bei Kollmann, Stuttgart bei Neff, München bei Palm, Prag bei Calve und Wien in der Gerold'schen Buchhandlung zu haben.

[5684] In der Cremer'schen Buchhandlung in Aachen ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Bildniß Sr. Heiligkeit des Papstes Gregorius XVI, nach einem Originalgemälde im Besitze des Hrn. Dr. Alertz in Aachen. In Folio. Preis 1 Rthlr. od. 1 fl. 48 kr., auf chines. Papier 1 Rthlr. 8 gGr. (2 fl. 24 kr. rhn.)

Bildniß Clemens Augusts, Erzbischofs von Köln. In gleichem Format und Preis.

Bildniß Martin Dunins, Erzbischofs von Posen u. Gnesen. Folio. 20 gGr., auf chines. Papier 1 Rthlr.

Bildniß J. A. Möhlers, Verfassers der Symbolik. Nach einem Originalgemälde im Besitze des Hrn. Istas in Aachen. Folio. 20 gGr, chines. Papier 1 Rthlr.

[5669] Avis für Reisende nach Paris.

Alle jene, welche eine billige und ausgezeichnet gute Unterkunft in Paris finden wollen, werden ersucht, sich an Hrn. G. E. Kees, 7 quai St. Michel zu wenden. Man findet daselbst die beste Bedienung, vortreffliche Kost und den großen Vortheil, die französische Sprache zu erlernen. Die Unterzeichneten glauben sich verpflichtet ihre deutschen Landsleute auf dieß vortreffliche und billige Haus aufmerksam machen zu müssen, und hoffen sich den Dank aller Reisenden hierdurch zu verdienen.

Dr. med. Ramlemmer aus Preußen.

Dr. Valentin aus Bayern.

Kaufmann Srepsac aus Sachsen.

[2] Holzschneider werden gesucht.

Holzschneider, die in der Bewick'schen Manier geübt sind und von ihren Fähigkeiten genügende Proben abzulegen im Stande sind, können Anstellung und Beschäftigung finden. Wo? erfährt man bei der Expedition der Allg. Zeitung unter der Chiffre T. S.

[5706] Nr. 1801.

Gesund, beständig, gleichbleibend, Ewigkeit!

Den 1 Januar 1840.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15390 tokens; 5308 types; 108326 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 2. 2. Januar 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

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  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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ShelfmarkDWB 1996/32
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