PRIMS Full-text transcription (HTML)
0017
Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 3.
3 Januar 1840.

Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Die New-Yorker Blätter beklagen sich über eine Beleidigung der amerikanischen Flagge durch die Engländer. Der Fall wird wiefolgt erzählt: Am 13 Aug. begegnete das amerikanische Handelsschiff Catherine, in einer Entfernung von ungefähr 700 Seemeilen von der afrikanischen Küste, der englischen Brigg Dolphin, Capitän Holland. Die Catherine war zwar an ein Handelshaus in der Havannah verkauft, sollte aber erst in Boni (d. h. an der Sklavenküste von Guinea) an die Käufer übergehen; sie war also zur Zeit noch ein amerikanisches Schiff, das eine amerikanische Flagge führte, und mit allem Erforderlichen zu einer Handelsfahrt an die Küste von Afrika versehen war. Gleichwohl feuerte der Dolphin auf die Catherine, enterte und plünderte sie, und beraubte den Capitän seines Geldes. Die brittischen Officiere tranken allen am Bord befindlichen Branntwein aus, verführten dann in der Betrunkenheit einen großen Lärm, insultirten die amerikanische Flagge, behandelten das Fahrzeug als gute Prise und warfen dessen Capitän ins Gefängniß. Dieß ist, bemerkt ein New-Yorker Blatt, ein wichtiger Fall, der die Beachtung des amerikanischen Volks und die Untersuchung unserer Regierung verdient. Es handelt sich abermals um die große Frage des Durchsuchungsrechts. Amerika hat gegen dieses von England angesprochene Recht jederzeit protestirt; zur Vertheidigung dieses Princips fingen wir mit England schon einmal Krieg an, und ehe wir in diesem Punkte nachgeben, sind wir zu einem zweiten Kriege bereit. (Nach allen Umständen unterliegt es wohl keinem Zweifel, daß die Catherine, sey es in amerikanischen oder in spanischen Händen, zum Sklavenhandel bestimmt war. Daß indessen Jonathan in solchen Fällen seine Sache mit Geschick und Beharrlichkeit zu führen versteht, erhellt z. B. daraus, daß erst vor 14 Tagen der amerikanische Gesandte in London, Hr. Stevenson, beim brittischen Schatzamte die Auszahlung einer Entschädigungssumme von 20,000 bis 30,000 Pf. St. für amerikanische Bürger durchsetzte, deren Ansprüche von neun Jahren her datirten, wo ein amerikanisches Schiff mit Negersklaven, amerikanischem Eigenthum, an Bord an den Bahamas scheiterte, und diese Sklaven von den englischen Behörden in Freiheit gesetzt wurden.)

Spanisches Südamerika.

(Corresp. New-Yorker Blätter.) Montevideo, 18 Sept. Wie man hört, ist ein Heer von 5500 Mann aus den Provinzen Entrerios, Buenos-Ayres und Corrientes, ungefähr 200 englische Meilen von hiesiger Stadt über den Rio Negro gegangen, und auf dem Marsch hierher begriffen. Der jetzige Präsident von Montevideo steht mit einer ungefähr gleich starken Streitmacht in des Feindes Nähe, so daß es demnächst zu einem Zusammenstoß kommen muß. Die Folgen des Kampfes werden wichtig seyn. Siegt das Buenos-Ayrische Heer, so bemächtigt es sich der Stadt Montevideo, und wir bekommen dann hier dieselbe französische Blokade, wie sie Buenos-Ayres hat. Werden dagegen die Buenos-Ayrier geschlagen, so erfolgt unsrerseits sogleich ein Einmarsch in Buenos-Ayres, und das Resultat wird eine Umwälzung und die Einsetzung einer neuen Regierung im Nachbarstaate seyn. Die neue herrschende Partei würde dann natürlich alle Forderungen der Franzosen bewilligen. Man glaubt allgemein an letztern Ausgang. Die Bevölkerung von Buenos-Ayres wünscht eine Veränderung, aber die in der Stadt liegende Besatzung von 2500 Mann schreckt sie von jeder entscheidenden Bewegung zurück. Die auf den Ebenen zwischen Chili und Buenos-Ayres hausenden Indianer haben einen Einfall in das Gebiet der argentinischen Republik gemacht, und sich der Stadt bis auf 80 Leguas genähert. Sie treiben eine ungeheure Beute an Rindern und Pferden fort, und in einem Gefecht mit einer Abtheilung Regierungstruppen und Buenos-Ayres befreundeter Indianer haben si diese total geschlagen. Es ist ein Haufe von 1500 bis 2000 berittenen Indianern, deren Bewegungen sehr rasch sind. Dieses neue Ungemach könnte die Verlegenheiten jenes Staats leicht noch bedeutend vermehren. Am 1 Sept. mißlang den Booten des französischen Geschwaders der Versuch, bei Punto Indio in der Mündung eines kleinen Flusses ein paar Buenos-Ayrische Schiffe zu verbrennen; die Franzosen0018 verloren dabei eine Barkasse und einige Mann. 20 Sept. Gestern landeten die Franzosen zur Vertheidigung der Stadt Montevideo ein Corps von 800 Marinesoldaten. Der Feind steht noch 120 englische Meilen von unsrer Stadt.

Mexico.

(New-Yorker Blätter.) Die Ruhe Mexico's soll, scheint es, nur von kurzer Dauer seyn. Die letzten Nachrichten aus Texas sowohl als aus Mexico lassen einen nahen Zusammenstoß befürchten, der leicht mit dem Umsturze der Republik in ihrer jetzigen Gestalt endigen könnte. Mit Spannung sieht man dem Ausgang der Expedition entgegen, die von den mexicanischen Föderalisten gegen die Stadt Matamoras vorbereitet wird. Eine große Anzahl Texaner hat sich mit den Föderalisten vereinigt, welche auf die Tapferkeit dieser Bundesgenossen große Hoffnung bauen. Die Mexicaner haben hohe Begriffe von der Furchtbarkeit texanischer Soldaten, wozu ihnen ihre in den Gefechten von Alamo und San Jacinto gesammelten Erfahrungen allerdings einigen Grund gegeben. Indeß hat die texanische Regierung weise daran gethan, daß sie es verweigert, die Einmischung ihrer Bürger in Mexico's innere Streitigkeiten zu sanctioniren. Texas könnte durch eine Coalition mit den Föderalisten nichts gewinnen; die beiden Racen können sich nicht amalgamiren, und ein Versuch dazu würde nur Eifersüchteleien und Streitigkeiten erzeugen. Ueberdieß möchte eine offene Erklärung für die föderative Sache zu einer zweiten mächtigeren Intervention von außen, von Seite Englands und Frankreichs, führen. Mittlerweile wird die Neutralität der texanischen Regierung die texanischen Bürger von der Theilnahme am Kampf nicht abhalten.

Großbritannien.

Die Londoner Blätter vom 26 und 27 Dec. sind uns heute zusammen zugekommen. Sie enthalten ungewöhnlich wenig Bemerkenswerthes, was im Ganzen auch von der durch die British Queen überbrachten New-Yorker Post d. d. 2 Dec. gilt.

Man hat Nachrichten aus Jamaica bis zum 21 Nov. Die Geschäfte der Legislatur dieser Insel, sagt die St. Jago Gazette, werden eben so fleißig, als in einträchtigem und versöhnlichem Geiste gefördert. Der neue Gouverneur, Sir C. Metcalfe, scheint bei allen Volksclassen immer beliebter zu werden. Im Sinne whiggischer Toleranz hat er den Katholiken von Spanish Town eine Beisteuer von 50 Pf. zur Errichtung einer Capelle ihres Ritus übermacht. Die Bermuda-Inseln wurden am 11 Nov. von einem furchtbaren Orkan heimgesucht, der an Häusern, Pflanzungen und Schiffen großen Schaden anrichtete. Fische des Meeres fand man mehrere hundert Ellen ins Land geschleudert, und die Quellen im Innern durch Seewasser verdorben. Auf Antigua fühlte man am 21 Nov. einen jedoch nicht heftigen Erdstoß.

In Canada herrschte, nach den neuesten Berichten, fortwährend die ungetrübteste Ruhe.

Der Gouverneur von Neu-Südwales, Sir G. Gibbs, hat unter Capitän P. P. King eine Expedition nach der Shoal-Bay, nördlich von dem Hafen Macquarie, gesendet. Diese Bay liegt unter 29° 25 'S. B. und ist die Mündung eines ziemlich bedeutenden Flusses, der durch ein schönes, allem Anschein nach fruchtbares Land strömt, welches, so viel man bis jetzt beobachten konnte, nicht von den periodischen Dürren zu leiden hat, die Neu-Südwales so oft heimsuchen.

Ich bin in den Stand gesetzt, Ihnen die wichtige Mittheilung zu machen, daß zwischen den Höfen von England, Rußland, Oesterreich und Preußen eine Uebereinkunf getroffen worden, welche sich auf alle Haupt - und Nebenpunkte der orientalischen Angelegenheiten in ihrem größten Umfange erstreckt. Es ist die definitive Lösung einer Frage, die nicht den Orient allein, sondern auch Europa in hohem Grade berührt, einer Frage, welche wegen der vielfach sich durchkreuzenden Interessen der Großmächte unüberwindliche Schwierigkeiten darzubieten schien. Nichts ist in London bei dieser Gelegenheit übersehen worden, weder der europäische noch der türkisch-ägyptische Theil derselben. In Hinsicht der Sperre der Dardanellen und der Art und Weise, wie eintretenden Falls vereint der Pforte die etwa nöthige Hülfe in den europäisch-asiatischen Seestrichen zu leisten wäre, hat man die großgesinnte Nachgiebigkeit des russischen Cabinets zu würdigen gewußt, und die in diesem Punkt gemachten Concessionen ohne Abänderung angenommen. Man kann in Wahrheit dießmal Rußland das Zeugniß geben, daß es den eclatantesten Beweis von seiner Friedensliebe und von den hochherzigen Gesinnungen, die es gegen die Pforte beseelen, zu geben gewußt hat. Was die Abgränzung der ägyptischen Besitzungen betrifft, so sollen nach der Eingangs erwähnten Uebereinkunft Adana, die Defiléen des Taurus mit dessen südlichen Abhängen, der größte Theil Syriens nämlich bis zur Linie von Genezareth die Festung Acre, endlich die heiligen Städte an die Pforte zurückfallen. Endlich ward auch der Punkt in Syrien bestimmt, von wo aus im Falle eines thätlichen Widerstandes von Seite Mehemed Ali's die Bestimmungen jener Uebereinkunft zur Ausführung gebracht werden sollen. Sie ersehen daraus, daß für Alles gesorgt wurde, und daß an dem Beitritt der Pforte zu einem solchen Arrangement kaum gezweifelt werden darf, obwohl sie die Conferenzen von London mit keinem ihrer Effendis beschickte, was wohl bei der merkwürdigen Schnelligkeit, mit der seit der Ankunft des Hrn. v. Brunnow alle diese Beschlüsse gefaßt wurden, auch nicht möglich gewesen wäre. Man kann inzwischen mit Beruhigung erwarten, daß die Unterhandlungen, die in Konstantinopel wegen des Beitritts der hohen Pforte zu diesem Arrangement gepflogen werden sollen, von noch kürzerer Dauer seyn werden, als es die von London gewesen. Wird sich Mehemed Ali diesen Anordnungen gutwillig fügen? Wir müssen gestehen, daß wir starke Zweifel hegen. Obwohl sein Widerstand nur höchst unwirksam seyn möchte, so wird doch durch die Vollstreckung des über die ägyptisch-türkische Angelegenheit gefällten Urtheils die Macht des Pascha's mit so engen Schranken umzogen, daß Mehemed nur durch eine gänzliche Unfähigkeit zu irgend einem Widerstand sich zur Annahme der ihm dictirten Bedingungen bestimmen lassen dürfte. Da nun diese gänzliche Unfähigkeit zum Widerstand nicht ersichtlich ist, so wird der Vicekönig sich nicht ohne Sträuben in sein Schicksal ergeben. Welches Benehmen wird Frankreich befolgen? Frankreich wird nachgeben und geschehen lassen, was es nicht zu ändern vermag. Dieß glaube ich um so mehr, als Lord Palmerston, der in seinem Unmuth den von ihm, aus Deferenz für Frankreich ausgegangenen Antrag, dem Pascha von Aegypten das Paschalik von Acre mit Ausnahme der Festung gleichen Namens zu belassen, zurückgenommen hatte, wieder darauf zurückgekommen ist, und offenbar aus Rücksicht für das Cabinet der Tuilerien dem Pascha diese Concession neuerdings zu machen für gut gefunden hat. Gewiß sind dabei die andern drei Mächte von derselben Idee geleitet worden, wenn sie den Pascha nicht ausschließlich auf Aegypten angewiesen haben.

0019

Frankreich.

Der National sagt über die Ernennungen in den Bureaux zur Redaction der Adresse: Wir brauchen kaum zu bemerken, daß diese Ernennungen den Stempel der Zerrüttung und der Unentschlossenheit der Kammer an sich tragen. Es ist immer das régime des doublures, und was ist die Kammer selbst anders, als der Ausdruck oder vielmehr das caput mortuum aller künstlich gemachten Meinungen und Interessen des Landes?

Der Constitutionnel schließt aus der Vergleichung der Namen der Adreßcommission mit denen vom vorigen Jahre, daß die Kammer seit der letzten Session weder an Aufrichtigkeit noch an Energie zugenommen habe.

Die Revue de Paris, die für ein Hoforgan gilt, zieht aus den bisherigen Vorgängen in der Deputirtenkammer den Schluß, jeder hindere den andern, Niemand erringe ein entscheidendes Uebergewicht. Alles halte sich gegenseitig im Schach, Niemand siege in irgend etwas. Es sey nun die Aufgabe, aus den sich im Gleichgewicht haltenden Parteien die Combination auszuscheiden, die am wenigsten Hindernisse, die wenigsten Gegner finde. Zwar habe das Ministerium die Absicht, eine gute Haltung zu zeigen, aber seine Halbheit, seine innern Spaltungen bilden seine Schwäche, und lähmen ihm Willen, Richtung und Ziel. Zuletzt gibt die Revue zu verstehen, Cunin-Gridaine und Teste würden zurücktreten, und Duchàtel wahrscheinlich die Finanzen mit dem Handelsportefeuille vertauschen. Wir verweisen hiebei auf den heutigen Pariser Brief , der seine Behauptung wiederholt, Guizot sey zum Führer eines neuen Cabinets ausersehen, wovon jedoch in den Pariser Blättern noch kein Laut erklingt.

Der neueste Moniteur zeigt an, daß der Marquis Crouy-Chanel sich am 28 Dec. in der Conciergerie als Gefangener gestellt habe.

(Corresp. der Times.) Paris, 23 Dec. Die Verhältnisse der HH. Durand und Crouy-Chanel zu Louis Bonaparte, mögen sie nun erwiesen seyn oder nicht, sind doch von nur untergeordneter Wichtigkeit im Vergleich mit dem Einfluß, den namentlich die Enthüllungen des erstern auf die zwischen den Cabinetten von Paris und St. Petersburg obwaltenden Verhältnisse üben könnten. Hr. Durand gesteht offen, er habe sich die ganze Zeit her als russischer Agent in Paris aufgehalten, sey mit einer russischen Mission beauftragt und mit russischem Golde besoldet gewesen. Wird nicht bald ein oder das andere Mittel gefunden, ihm den Mund zu schließen, so läßt sich leicht denken, in was für eine schiefe Stellung die hiesigen russischen Diplomaten gerathen müssen, wenn sie eine solche Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Landes, mit dem ihre Regierung erklärtermaßen in friedlichen und freundlichen Verhältnissen steht, einzugestehen wie zu desavouiren gleich sehr außer Stand sind. Ein anderer Umstand, welcher die in letzterer Zeit steigende Innigkeit zwischen dem französischen und dem russischen Cabinet wirksam abkühlen und eine mindestens ostensible Annäherung zwischen den Höfen von Paris und London schnell zuwege bringen dürfte, ist die Natur der zweiten Sendung des Hrn. v. Brunnow nach England und die angeblich beabsichtigte Ernennung Lord Durhams zu Lord Ponsonby's Nachfolger in Konstantinopel. Frankreich fürchtet offenbar, England und Rußland möchten das Spiel außschließlich in ihre Hände bekommen und den Gewinn nach eigenem Belieben unter sich theilen, wobei sie, unter den obwaltenden Umständen, von Seite des Wiener und des Berliner Hofs kaum eine Störung zu besorgen hätten. (Vergl. den Londoner Brief unter Großbritannien, was den letztern Punkt betrifft, und in Betreff der Sache Crouy-Chanels und Durands den gestrigen Pariser Brief ).

Der Gérant des Charivari, Hr. Sougère, erschien am 28 Dec. vor den Assisen wegen eines Artikels aus Anlaß der Getreideunruhen. Hr. Marie vertheidigte das Journal, und der Generaladvocat erklärte am Ende, daß er die Anklage aufgebe. Die Jury sprach Hrn. Sougère frei.

Lord Brougham wohnte am 28 Dec. der Sitzung der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften bei, deren auswärtiges Mitglied er ist.

Der Temps gibt folgende Details über einen von den Legitimisten bei Don Carlos gemachten Versuch, letztern zur Abdankung zu Gunsten seines Sohnes zu vermögen: Die Legitimisten des Berry finden, daß der Eifer ihres edlen Prätendenten dessen Ehrgeiz nicht gleichkomme; sie haben ihm ernstlich den Vorschlag gemacht, eine Schilderhebung zu Gunsten seines Sohnes vorzunehmen, diesen zu entführen, und ihn zu Cabrera zu bringen, ihn als König auszurufen, vor Allem aber baten sie den Vater, abzudanken, und Don Carlos, dem de Krieg und seine Beschwerden entleidet sind, war im Begriff seine Abdankung zu unterzeichnen. Die Prinzessin von Beira hat aber, indem sie Don Carlos geheirathet, einen König gewollt, und will nicht von dem Throne herabsteigen, bevor sie ihn bestiegen hat. Da sie nun eine Frau von Geist ist, so hat sie alle legitimistischen Entwürfe vereitelt.

Der Moniteur kommt wieder mit sehr breiten Details auf die am 14 und 15 Dec. bei Belida gelieferten Gefechte zurück. Der Bericht enthält nichts wesentlich Neues, als daß die Araber den Bach Uad-el-Kebir, der oberhalb Belida aus dem Gebirge kommt, abgegraben hatten, um dem französischen Lager das Wasser zu entziehen. Durch die Arbeiten des französischen Geniecorps wurde der Bach wieder in sein natürliches Bett geleitet. In der Provinz Constantine ist Alles ruhig, und die Eingeborenen sind mit Säen und Pflügen beschäftigt. In der Provinz Oran kam es bei Mostaganem zu einem Gefecht zwischen den Arabern Abd-El-Kaders und den Eingebornen in französischem Sold. Auf beiden Seiten gab es einige Todte. Von dem bei Maison carré gelieferten Gefecht sagt der Moniteur kein Wort.

Das Gesetz über die Wahnsinnigen vom 30 Jun. 1838 überließ der Regierung die Besorgung der Organisation der Vollziehung. Eine k. Ordonnanz vom 18 Dec. 1839 bestimmt endlich diesen Gegenstand. Die Ordonnanz zerfällt in zwei Titel. Der erste handelt von den öffentlichen Anstalten für die Wahnsinnigen; der zweite von den Privatanstalten. Der Schlußartikel verfügt, daß die gegenwärtig bestehenden Privatanstalten in Zeit von einem halben Jahre vom Datum gegenwärtiger Ordonnanz in den durch die neue Ordonnanz vorgeschriebenen Formen die Ermächtigung dazu einholen müßten. Nach Verfluß dieses Termins sollen diese Anstalten geschlossen werden.

Aus verläßlicher Quelle benachrichtige ich Sie, daß in London hinsichtlich der orientalischen Frage zwischen den Großmächten eine für Mehemed Ali äußerst nachtheilige Uebereinkunft zu Stande gekommen ist, deren Resultate in den letzten Tagen unserm Cabinette mit der Einladung communicirt wurden, sich den gefaßten Beschlüssen anzuschließen. Ludwig Philipp scheint zur Ueberzeugung gelangt zu seyn, daß jeder weitere Widerstand zum Vortheile des Vicekönigs unausführbar, mithin der Anschluß an die andern Mächte das Rathsamste sey. Das Cabinet sieht sich daher genöthigt, Mehemed Ali aufzugeben. Ob das Cabinet dadurch mit der öffentlichen Meynung in Frankreich in einen ernsthaften Conflict0020 gerathen werde, kann nur die nächste Zukunft entscheiden. So viel darf indessen als gewiß angenommen werden, daß man den Ansichten der andern Mächte zwar beitreten, jedoch nie an den Zwangsmaaßregeln Theil nehmen wird, die etwa gegen den Vicekönig in Anwendung kommen sollten.

In der Wahl der Commission zur Beantwortung der Thronrede hatte das Ministerium das Glück, seine Anhänger beinahe ausschließlich gewählt zu sehen; nur ein Mitglied der Commission, Hr. v. Maleville, gehört der Opposition an: von dem Theile des Tiers-Parti, der nicht mit dem Ministerium hält, wurde Niemand gewählt. Das Ministerium hatte alle erforderlichen Vorsichtsmaaßregeln getroffen, namentlich jedem seiner Anhänger einen Zettel zustecken lassen, der die Namen von zwei Mitgliedern desselben Bureau's enthielt; der zweite war für den Fall bezeichnet, daß der erste nicht Stimmen genug haben würde. Dieser letztere Fall kam mehrmals vor, so daß die Mehrheit der Commission nur aus laueren Anhängern des Ministeriums besteht. Auf jeden Fall wird aber der Entwurf der Adresse keine Aehnlichkeit mit dem des vorigen Jahrs haben. Das Ministerium läßt das Gerücht verbreiten, Hr. Guizot sey zum Botschafter am englischen Hofe ernannt. Dieses Gerücht findet aber keinen Glauben, weil man weiß, daß schon vor der Versammlung der Kammern Hr. Guizot diese Ernennung abgelehnt hat, da er der Bildung eines von ihm präsidirten Cabinets entgegensieht. Der König hat den fremden Gesandten die Versicherung ertheilt, sobald die Adresse von beiden Kammern votirt sey, werde er dem Ueberzug des Don Carlos von Bourges nach Salzburg kein Hinderniß mehr entgegensetzen. Eine kürzlich anonym erschienene Druckschrift: Le roi et les chambres scheint einen ausschließlichen Freund der HH. v. Molé und Salvandy zum Verfasser zu haben; Alles dreht sich um den Satz, nur der König und jene beide Herren seyen im Stande das Ruder des Staats zu lenken. Thiers, Guizot und Duchatel, dann Montalivet, werden stark mitgenommen.

Es ist zur Zeit nirgends in Frankreich Consequenz, Beharrlichkeit, System, als bei dem sogenannten System, welches wir voriges Jahr das Beharrsystem genannt haben. Alles Andere ist zu Atomen aufgelöst oder in der Auflösung begriffen. Das Ministerium von der Linken zur Rechten übergegangen, aber von dieser verlassen, hat nichts hinter sich und nichts vor sich. Dennoch bleibt es und bezeichnet unter den Vicepräsidenten seine Candidaten. Einen aus den 213 verworfen. Einen aus den 221 verworfen. Dagegen steht Einer vom 15 April ernannt. Das Alles kümmert das Ministerium wenig, und es hat dazu seine guten Gründe. Hr. Dufaure gibt dem Hrn. Lefebvre gegen Thiers seine Stimme, bricht also offen mit der Partei, welcher er scheinbar angehört. Dazu hat Hr. Dufaure gleichfalls seine guten Gründe. Die so eben erschienene Broschüre: König und Kammern, Ministerium und Land, wirft ein helles Licht auf dieses Chaos. Offenbar hat das System seine Plane nie aufgegeben; es ist nur für einen Augenblick der Nothwendigkeit gewichen; es hat die Creation vom 12 Mai nur als eine provisorische betrachtet, es fängt jetzt an wieder allmählich in das verlassene Geleise einzulenken. Man kann nicht klarer über das System des Systems sprechen, als die fragliche Broschüre. Dem König gehört die Initiative und die unbeschränkte vollziehende Gewalt. Die Minister sind seine Gehülfen, die Kammern haben gute Rathschläge zu ertheilen. Nur so kann Frankreichs Wohlfahrt gesichert werden. Nur wann seit 1830 diese Ordnung der Dinge praktisch bestanden, ist der Staatswagen gut gefahren; immer ist Unheil erfolgt, so oft man diesen Weg verlassen. Es war traurig, daß man die Kammerauflösung und den 12 Mai nachgegeben. Soll aber nicht wieder geschehen. Der Augenblick zum Einlenken ist gekommen, nur müssen die Kammern und die Nation Vertrauen in die Lenker hegen. Warum sollten sie auch nicht? Was jetzt noth thut, ist eine entschiedene conservative Majorität in der Kammer, und Hr. v. Molé an der Spitze des Cabinets und dem Hofe ergebener Männer ihm zur Seite. Thiers? von dem ist nicht zu reden. Hat er sich doch gegen die königliche Allgewalt aufgelehnt, und, sich freventlich dem König gegenüber stellend, in der Kammer gesagt: der König wollte das, ich wollte das. Hat er doch sogar in seinem Salon von Mattmachen gesprochen und ein zweiter Danton revolutionäre Gesten dazu gemacht. Guizot? der Pedant der Dogmatiker der spitzige, schneidige, unlenksame, eingebildete, aufgeblasene Schulmann mit seinem Schweif von jungen anspruchsvollen Schulpedäntchen wie sollte man ernstlicherweise von dem noch sprechen? An die Tiers-Parti-Männer ist vollends nicht zu denken; die sind elende Intriganten die schlimmsten von Allen. Aber woher sonst noch Ministerialgehülfen nehmen? Die Statisten des 15 Aprils Hrn. Barth, jenen fahrläßigen Ex-Carbonaro, der keinen einzigen Freund in der Kammer hatte? oder Montalivet, der zu träge war, die Actenstücke zu unterzeichnen? Eher noch die sanftmüthigen, geschmeidigen und brauchbaren Lacave Laplagne und Salvandy. Auch Hr. Dufaure scheint sich so übel nicht zu machen. O der Anmaßung des Hrn. Thiers, der diesen talentvollen Hrn. Dufaure zur Staffel seines ministeriellen Thrones machen wollte! Wohl fühlte aber Hr. Dufaure selbst, er sey von dem Holze, wovon man die Minister macht. Wahrhaftig ein ganz anderer Mann als jener indolente, obstinate, hinterhaltige, engherzige, alles nur von der financiellen Seite betrachtende, poröse und vor dem Tadel der Oppositionsblätter erbleichende Duchatel, dessen ganzes Gewicht darin besteht, daß er Jedermann in der Kammer ein freundliches Gesicht machen kann. Die Wohlfahrt des Landes erfordert vor Allem die Beihülfe wohldenkender, arbeitsamer, ergebener und lenksamer Männer, die sich dahin zu stellen wissen, wo sie hin gehören, und nicht vom Dämon des Widerspruchs besessen sind, und eine nationale, monarchische Majorität in der Kammer, von welcher die Abtheilung Jaqueminot den natürlichen Kern zu bilden hätte. So die Broschüre. Sie ist ganz klar und verständlich. Die Sachen stehen also ungefähr da, wo sie vor der Coalition gestanden. Nur scheint der Kriegsmuth von Haupt und Gliedern der Opposition gewichen zu seyn. Die Armeecorps sind nicht mehr an ihrer Uniform erkennbar, und die Anführer befinden sich bei der Bagage.

Privatberichte aus Belida geben noch folgende Nachträge über die dort vorgefallenen Gefechte. Die mobile Colonne 2500 Mann stark unter dem Commando des Generals Rulhieres wurde von 5 bis 6000 Arabern angegriffen, welche, ermuthigt durch die Gegenwart der regulären Armee Abd-El-Kaders sich tapfer und in derselben Ordnung wie disciplinirte Truppen schlugen. Eine Kanone wurde mehrmals genommen und wieder genommen, und nur das heftige Feuer der Artillerie nöthigte die 500 Araber, welche die Kanone fortschleppten, sie fahren zu lassen. Tags darauf bemächtigten sich die Araber eines der Thore von Belida, konnten aber nicht in die Stadt eindringen. Unsere Soldaten machten Löcher in die Mauern, um sich besser zu vertheidigen. Ein Tambour der regulären Armee des Emirs näherte sich unsern Tirailleurs, und rief ihnen zu: sagt dem Capitän (er nannte ihn beim Namen) des 24sten Regiments, daß wir ihn erwarten. 0021Dieser Tambour wurde als Deserteur des 24sten Regiments erkannt. Unter der regulären Armee Abd-El-Kaders bemerkte man 300 Mann, welche wie unsere Infanteristen angezogen waren. Es sollen theils Deserteurs, theils Araber gewesen seyn, welche der Kleider gefallener Soldaten sich bemächtigt hatten. Der officielle Bericht im Moniteur Algérien gibt unsern Verlust auf 5 Todte und 64 Verwundete an. Der des Feindes war sehr bedeutend. Die Araber ließen 14 Leichen in unsern Händen, nahmen aber die meisten mit sich fort. Es ist jetzt herrliches Wetter hier, und unser Markt ist mit frischem Gemüse aller Art versehen. Die neuangekommenen Regimenter, welche an unser Klima und die Beschwerden des Lagerlebens noch nicht gewöhnt sind, liefern viele Kranke in die Hospitäler.

In der vorgestrigen Sitzung der französischen Akademie eröffnete der provisorische Secretär der Gesellschaft, daß eine todtkranke Person bereit sey, der Akademie eine Million zu vermachen, wenn sie glaube damit den guten Geschmack in der Litteratur wieder herstellen zu können. Die Mitglieder vermutheten anfangs, daß es eine Mystification sey, aber auf wiederholte Versicherung der Wahrheit der Sache und daß keine Zeit zu verlieren sey, beschloß die Akademie, den Vorschlag in Betracht zu ziehen. Obgleich jedes Mitglied das Lächerliche desselben einsieht, so schlägt doch eine Corporation nicht leicht ein Legat aus, die Akademie wird daher wahrscheinlich dem neuen Mummius vorschlagen, Preise mit dem Geld zu stiften, aber es ist zu wünschen, daß er vorher stirbt, denn die Akademien wissen schon jetzt nicht was sie mit allen ihren Preisen anfangen sollen.

Niederlande.

Ein königlicher Beschluß spricht die ehrenvolle Entlassung des Generallieutenants Baron van den Bosch als Minister der Colonien aus, und ernennt interimistisch als seinen Nachfolger Hrn. Baud. Zugleich erhebt Se. Maj., in Anerkennung der treuen, wichtigen und langjährigen Dienste, welche Baron van den Bosch dem Vaterlande geleistet, denselben in den Grafenstand und setzt ihm einen Jahrgehalt von 6000 fl. aus. Dieser Jahrgehalt entspricht freilich nicht den großen Verdiensten des Grafen van den Bosch, allein sein besonderer Wunsch war es, daß er nicht höher gestellt werde. Der seitherige Generaldirector des Kriegsministeriums, Generalmajor Trip, ist dieser Function ehrenvoll enthoben und zum Mitglied der ersten Kammer der Generalstaaten ernannt worden; dagegen wurde Generalmajor Schuurman zum Director des Kriegsministeriums ernannt; er versah seither schon gemeinsam mit Generalmajor Trip diese hohe Function.

Schweiz.

Die Bundesrepräsentanten in Wallis hatten unlängst die Hoffnung, die Wirren und Parteiungen des Landes zu mildern. Diese beruhigende Aussicht wich aber später der Besorgniß, daß ernstliche und blutige Unordnungen in dem Lande ausbrechen möchten; um solchem Unglück vorzubeugen, hat der Vorort Zürich die benachbarten Kantone Bern, Freiburg, Waadt und Genf angewiesen, daß jeder ein Bataillon Infanterie für den Fall der Noth bereit halte, um die Parteien zu trennen und wenigstens den formellen Frieden wieder herzustellen. So viel ist gewiß, daß von Oberwallis kein Angriff gegen Unterwallis drohte. Letzteres wird aber nicht allein von vielen seiner radicalen Stimmführer, sondern auch von dem waadtländischen Radicalismus stark bearbeitet und aufgeregt. Sehr bezeichnend ist, was in diesen Tagen der Nouvelliste Vaudois, das besonders vom Staatsrath Druey inspirirte Radicalblatt, über obige Verfügung des Vororts sagt. Nachdem es den Vorort gewarnt, etwas zu befehlen, was nicht in seine Sphäre gehöre, weil in diesem Fall die Kantone das Recht hätten, seinen Verordnungen Folgeleistung zu verweigern, ruft er dem Vorort zu: Qu'il n'oublie pas que le canton de Vaud entre autres est tout entier décidé à soutenir de tout son pouvoir la juste cause du Bas Valais. Dann spricht er noch von affections de voisinage und von sympathies politiques. Damit ist der Hauptschlüssel der Walliser Wirren gegeben; sie gingen vorzüglich von Waadt aus, und werden hauptsächlich von da unterhalten. Uebrigens lauten die neuesten Nachrichten von dort beruhigender, und ein feindseliger Ausbruch ist weniger mehr zu fürchten.

Deutschland.

Heute Mittag 12 Uhr nahmen JJ. kk. Majestäten unterm Thronhimmel die Aufwartung an; auf der zweiten Stufe des Throns zur Rechten und Linken standen JJ. kk. HH. der Kronprinz und der Prinz Luitpold. Erst erschienen mittelst Aufrufs die Kronbeamten, die Erzbischöfe, die Häupter der standesherrlichen Familien, dann die zweiten Hofchargen, die Generale der Infanterie, Cavallerie und Artillerie, die k. Staatsminister, die Staats - und Reichsräthe, die Präsidenten der obersten Stellen, die Generallieutenants, die geheimen Räthe, die Bischöfe, die Präsidenten der Regierungen und der Appellationsgerichte, dann die Generalmajors und Kammerherren, die Stabsofficiere, die Kammerjunker und das sämmtliche Officierscorps, so wie die im Range der Directoren und Collegialräthe stehenden Mitglieder der sämmtlichen Ministerien und der ihnen untergeordneten Stellen und Behörden. Um 2 Uhr gaben Ihre Majestät dem diplomatischen Corps, und darauf den Gemahlinnen der Gesandten, so wie später den fremden Cavalieren und Damen Audienz, und nahmen dann die Aufwartung von den hiesigen Damen an, erst von den Damen der ersten, dann von denen der zweiten Rangclasse und denjenigen, die den Kammerzutritt haben, denen die Damen der dritten Rangclasse und die hoffähigen Damen folgten. Gegen 3 Uhr begaben sich die Allerhöchsten Herrschaften zur öffentlichen Tafel, wo die anwesenden Cavaliere und Damen so lange verweilten, bis S. M. der König nach dem ersten Trunke durch Kopfneigen das Zeichen zum Abgehen gab. Abends 7 Uhr beginnt die Hofakademie im Herkulessaale. Das Verzeichniß der Personen, die heute mit Orden begnadigt, oder zu höhern Ordensgraden promovirt wurden, werde ich Ihnen später mittheilen, bis jetzt ist nur ein Theil derselben im Publicum bekannt geworden.

Nach dem vorgelegten Budget für die dreijährige Finanzperiode (1840 - 42) muß es mit unserm Staatshaushalte sehr gut stehen. Denn obgleich der Ausgabeetat um jährlich mehr als dreimalhunderttausend Thlr. (nämlich um 303,426 2 / 3 Thlr.) erhöht worden ist, und sich durchschnittlich fürs Jahr nunmehr zu 3,765,660 Thlrn. veranschlagt findet, reicht nach der Angabe des Finanzministeriums gegenwärtig die Staatseinnahme nicht nur völlig hin, diesen künftigen Mehrbetrag der Ausgaben zu decken, sondern es ergibt sich sogar noch ein Surplus, das für die nächstkommende Finanzperiode auf 56,920 Thlr. geschätzt wird. Es mußte dieses Ergebniß um so auffallender erscheinen, als man bisher immer gewohnt war, bei der Vorlage des Budgets ein mehr oder weniger beträchtliches Deficit zum Vorschein kommen zu sehen, das durch neue Abgaben, wie namentlich durch Einführung einer Classensteuer, beseitigt werden mußte, während dermal von der Staatsregierung selbst die Niederschlagung dreier vorhandenen Steuern beantragt wird. Diese sind die erst seit0022 einigen Jahren bestehende, bloß die Capitalisten und die Staatsbeamten (in Betreff ihrer Gehalte und Besoldungen) treffende Classensteuer, welche jährlich 71,900 Thaler einbrachte, die Wegebausteuer, welche an die Stelle der Personaldienste beim Chausseebau getreten ist, und jährlich 62,600 Thlr. abwarf, und endlich die Viehsteuer, deren Ertrag auf 14,000 Thl. gerechnet werden konnte, welchen beiden letzten Steuern die Grundeigenthümer unterworfen waren. Die Ermäßigung an Steuern betrüge also jährlich 148,500 Thlr. Die Erhöhung des Ausgabenetats beruht zum Theil auf der fortschreitenden Entwickelung aller Staatsverhältnisse und der zum Besten des Landes gegründeten Anstalten und Einrichtungen, anderntheils in Ausgaben, die sich nicht abweisen lassen, die insbesondere der Zuwachs an Pensionen erforderlich macht, oder zur Erhaltung und Verbesserung der Staatseinrichtungen unerläßlich sind, wie z. B. die zur Regulirung des Münzwesens, des Landesvermessung, zur Abwendung immer größern Verfalls der Domanialgebäude und Wasserbauvorrichtungen u. dgl. mehr. Zum Ersatz für die drei abzuschaffenden Steuern wird vom Finanzminister die Einführung einer Gewerbsteuer, deren Ertrag auf 33,000 Thaler veranschlagt wird, und die bessere Verwerthung der Forstnutzungen, wodurch die Staatseinnahme um 150,000 Thlr. vermehrt werden soll, in Vorschlag gebracht. Von der Annahme oder Verwerfung des Budgets dürfte das Schicksal des gegenwärtigen Landtags um so mehr abhängen, als der Minister des Innern, Hr. v. Hanstein, in der Eröffnungsrede darauf hingedeutet hat, daß bevor dieser Gegenstand seine Erledigung gefunden, die Staatsregierung nicht Willens sey, die Mitwirkung der Ständeversammlung für andere Theile der Gesetzgebung in Anspruch zu nehmen. Viele besorgen wohl nicht ohne Grund, daß die Genehmigung des Budgets in der Fassung, worin es dargeboten wird, sowohl in Betreff der Einnahme - als der Ausgabeetats, landständischerseits auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen dürfte.

Preußen.

Die journalistische Litteratur Berlins verliert zu Neujahr eines ihrer ältesten Blätter, den schon länger als 35 Jahre bestehenden Freimüthigen, welcher einst unter Merkels und Kotzebue's Leitung in besseren Zeiten eine so glänzende Stellung in der deutschen Litteratur behauptete. Das Blatt geht aus Mangel an Theilnahme, auch wohl in Folge von Censurverhältnissen ein. Einen interessanten Versuch, politische, sociale, kritische und belletristische Interessen in einem Tagesblatte zu verbinden, macht jetzt Dr. Theod. Mundt mit der Herausgabe eines Journals, der Pilot. Seit langer Zeit hat hier in den höhern und höchsten Kreisen kein neuerschienenes Werk so viel Aufsehen erregt, als St. Roche, der neueste Roman der Verfasserin von Godwin-Castle. Man erzählt, Alexander v. Humboldt habe in einem schmeichelhaften Schreiben an die Verfasserin sich sehr beifällig über dieses neue Erzeugniß ausgesprochen; außerdem haben die Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses es mit nicht geringerem Interesse angenommen, als früher Godwin-Castle, selbst der König ließ das Werk sofort für seine Privatbibliothek bestellen; indeß waren die hier vorhandenen Exemplare so rasch vergriffen, daß dem königlichen Befehl erst den folgenden Tag Genüge zu leisten möglich war. (Fränk. Bl.)

Wollte man einem hier viel verbreiteten Gerüchte Glauben schenken, so rührte eine über manche Fragen der Zeit sich aussprechende Flugschrift, die man hier jetzt in allen Lesecirkeln findet, von einer durch Geist und Kenntnisse ausgezeichneten hohen Person her. Unstreitig ist dieß jedoch nur verbreitet worden, um der Schrift leichtern Eingang zu verschaffen, die, wie man vernimmt, einen in Erfurt lebenden Beamten zum Verfasser haben soll. Sie führt den Titel: Beiträge zur Beleuchtung schwebender Fragen über Geist und Wort, Glauben und Schrift, Religion und Staat und spricht sich über alle diese Dinge sehr aphoristisch, jedoch nicht ohne Kenntniß der Ansichtsweisen und der philosophischen Terminologie unserer Zeit aus. Der gegenwärtig hier anwesende Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar ist in preußische Militärdienste getreten, und dem in Breslau garnisonirenden 1sten Cuirassierregiment, dessen Chef der in Düsseldorf wohnende Prinz Friedrich ist, aggregirt worden. Sein Großvater, Karl August, der edle Freund Goethe's und Schillers, hat bekanntlich ebenfalls im preußischen Heere seine militärischen Studien gemacht. Seit voriger Woche wird hier auf der königlichen Bühne, unter dem Titel: Schwärmerei nach der Mode, ein Lustspiel gegeben, das gegen einige pietistische Tendenzen der Zeit gerichtet ist, und darum Aufmerksamkeit erregt hat. Es würde noch mehr Beifall gefunden haben, als es findet, wenn der Verfasser, statt bloß über die Charaktere viel sprechen zu lassen, was Molière allerdings auch in seinem Tartuffe thut, eben so wie dieser in die dramatische Zeichnung der Charaktere selbst tiefer eingegangen wäre. Seydelmann spielt in diesem Stücke den modernen Scheinheiligen, einen Doctor Reckum (umgekehrt Mucker), mit gewohnter Meisterschaft. Die ausgezeichneten Violin-Virtuosen folgen sich hier einer nach dem andern. Nachdem so eben erst der junge Belgier Prume, den Franzosen Lafont und den Norweger Ole Bull fast in Vergessenheit gebracht hat, wird uns bereits Hr. Ernst angekündigt, ein deutscher Meister, der es nicht bloß mit den drei genannten Nationen, sondern auch mit dem Italiener Paganini aufzunehmen vermag.

Dänemark.

Die mit zahlreichen Unterschriften Kieler Bürger und Einwohner versehene Adresse an den König sagt unter Anderm: Seitdem unsere Altvordern den Ersten Christian, glorreichen Andenkens, aus freier Wahl zum Herzog von Schleswig und Grafen von Holstein berufen haben, bis auf den heutigen Tag, hat die Treue und Anhänglichkeit der Schleswig-Holsteiner an das oldenburgische Regentenhaus selbst unter den drückendsten Zeitverhältnissen niemals auch nur einen Augenblick gewankt. Es wird der Wahrnehmung Ew. k. Maj. nicht entgangen seyn, wie große Opfer namentlich die Herzogthümer Schleswig und Holstein seit einer langen Reihe von Jahren in Folge der beklagenswerthen Finanzlage des Staates haben bringen müssen. Einem Fürsten, welcher die Wahrheit ehrt und liebt, der die denkwürdigen Worte an seine Unterthanen gerichtet hat: daß er nichts mehr als Wahrheit verlange, und daß die Regierung nur der Wahrheit dauernde Geltung wünschen könne, diesem Fürsten dürfen seine getreuen Unterthanen in den Herzogthümern in hoffnungsreichem Vertrauen es wiederholen, was schon viele ihrer dänischen Brüder vor dem Throne Ew. k. Maj. ausgesprochen haben: daß sie, wenn auch innigst überzeugt von den landesväterlichen Gesinnungen Ew. k. Maj., ein Heil - und Schutzmittel gegen die den Wohlstand des Landes vernichtenden Uebel der Vergangenheit nur in der Erweiterung einer Institutiou erblicken können, welche, bestimmt, das Band des Vertrauens zwischen dem Fürsten und dem Volke fester zu knüpfen, diesen preiswürdigen Zweck bisher nicht zu erreichen vermocht hat. Nein, wir dürfen nicht fürchten, daß Ew. k. Maj. uns deßhalb für weniger treue Unterthanen halten sollten, wenn wir in diesem verhängnißvollen Augenblick es wagen, vor Ew. k. Maj. die längst gehegte Ueberzeugung freimüthig auszusprechen: daß nur die Wiederherstellung0023 der alten Verfassung dieser Herzogthümer unter zeitgemäßen Modificationen, nur die Wiederbelebung des Steuerbewilligungsrechtes und solcher Landtage, auf denen die freigewählten Vertreter des Landes über die Gegenstände der Berathung zu entscheiden haben, ein Heilmittel für die gegenwärtigen Uebel und ein Schutzmittel gegen die Wiederkehr derselben gewähren werde. Unter den Unterschriften erblickt man die Namen des Dr. Balemann, Präsidenten der Ständeversammlung, und des Senators Lorentzen, Abgeordneten für Neustadt und Heiligenhafen. Eine ähnliche Adresse ist aus Flensburg ergangen. (Wir verweisen auf die heutige Beilage.)

Die Städte, die Communen, die Corporationen fahren fort, den König mit Adressen zu überhäufen, und unsere Tagsblätter haben Mühe in ihren Spalten Raum für sie zu gewinnen. Von allen Seiten, in Dänemark wie in den Herzogthümern wird um eine Erweiterung der Verfassung gebeten. Durch eine k. Ordonnanz ist der Tag der Beisetzung des hochseligen Königs auf den 16 Jan. bestimmt, und zugleich angeordnet, daß dieser Tag im ganzen Lande durch Gottesdienst gefeiert werden solle. Ob das Anerbieten der Bauern, die königliche Leiche zu tragen, angenommen werden kann, weiß man noch nicht. Fragt man einen von ihnen, ob sie wohl die Länge des Wegs (4 Meilen), die rauhe Witterung, die Schwere des Sarges berechnet haben, so antworten sie: Unser guter König Frederik hat eine schwerere Bürde von unsern Schultern genommen, das Joch der Leibeigenschaft und den Druck unserer Gutsherrschaften; darum wollen wir ihn schon tragen. Wir sind mehr als dreitausend rüstige Männer, und werden uns nicht scheuen, 10 bis 12 Meilen im rauhesten Wetter zu gehen, um unserm guten König die letzte Liebe zu erzeigen. Diese Gesinnungen der einfachen Landleute sind so rührend als ungeheuchelt. Es lebt gewiß kein Däne, der Friedrich VI nicht als Menschen innig geliebt hätte. Der Pastor Grundtwig betrachtet den Liebesdienst der Bauern als im Geist schon geschehen, und hat ihn durch ein Gedicht verherrlicht, dessen Refrain darauf hindeutet, daß nur zwei dänische Könige, Frode und Waldemar, solche Ehre genossen haben, soweit Geschichte und Sage reicht.

Norwegen.

Daß das dänische Volk sich so sehr nach der norwegischen Verfassung sehnt, kann einen vorurtheilsfreien Kenner der Landesverhältnisse durchaus nicht Wunder nehmen. Es sind keineswegs die erkannten innern Vorzüge jener nordischen Constitution, welche die Menge derselben so sehr geneigt machen, sondern einzig die Früchte, welche sie in diesen 25 Jahren getragen hat, und deren Lieblichkeit den Dänen näher liegt als andern Völkern. Der materielle Gewinn, den Norwegen aus seiner Verfassung gezogen hat, ist auch in Wahrheit staunenerregend. Als Norwegen von Dänemark getrennt wurde, ward ihm sein Antheil an der bisher gemeinschaftlichen Staatsschuld, freilich wohl etwas niedriger als ein richtiges Verhältniß verlangt hätte, zugemessen. Beide Reiche hatten also nach der Trennung eine ungefähr gleiche Staatsschuld; Norwegen aber ist seiner natürlichen Beschaffenheit nach ein armes, Dänemark in diesem Betracht ein reiches Land; Norwegen mußte sich alle Institute, die zu einer wohleingerichteten selbstständigen Regierung gehören, großentheils erst schaffen, während Dänemark die seinigen längst besaß. Was war nun aber das Ergebniß einer 25jährigen Staatsverwaltung in den von jetzt an getrennten Ländern? Norwegen hat seine öffentliche Schuld bis auf 2 1 / 4 - 3 Millionen norwegischer Speciesthaler abbezahlt, und dieser kleine Rest der Schuld steht unaufkündbar im Lande selbst; es hat militärische und Civilanstalten und öffentliche Einrichtungen gegründet, wie sie für das Land passen; es hat regelmäßig mit der Verminderung der Staatsschuld zugleich die Steuern herabgesetzt und in den letzten Jahren sogar die ganze Grundsteuer aufgehoben; es hat endlich dennoch regelmäßig einen Ueberschuß der Einnahme über die Ausgabe. Zu welchem Resultat ist aber Dänemark in demselben Zeitraume gelangt? Es hat seine Staatsschuld bis auf mehr als 125 Millionen Rbthlr. vermehrt; es hat jährlich ein Deficit von mindestens einer Million; die Steuern sind ungefähr dieselben geblieben, und dennoch fehlt es an Geldmitteln, die nothwendigsten Verbesserungen vorzunehmen. Diese Parallele ist allerdings geeignet, auch auf die Kurzsichtigsten und Beschränktesten Eindruck zu machen, und es scheint wirklich verzeihlich für das Volk, daß es eine ähnliche Umorganisation wünscht, wie sie in Norwegen im Jahr 1814 vor sich ging. Der König hat indessen ausgesprochen, daß die norwegische Constitution das Werk der Umstände gewesen und mit so großer Eilfertigkeit gemacht sey, daß Vieles besser seyn könnte. Die Norweger haben sich aber jene Umstände gewiß gern gefallen lassen und beklagen sich nicht über die Eilfertigkeit, mit der das Verfassungswerk ausgeführt wurde. Sie lieben ihre Verfassung wie ihr Vaterland und freuen sich, daß die Eilfertigkeit sie unter Anderm von der Schuldenlast befreit hat. Die dänischen Provincialstände haben leider bisher noch wenig Hoffnung erweckt, daß sie auf gleich kräftige Weise wirken werden; denn seit den fünf Jahren ihres Bestehens haben sie für die Förderung der materiellen Interessen wenigstens so gut wie gar nichts geleistet. Sollen wir unter der jetzigen Regierung bei dieser Institution stehen bleiben, so ist freilich keine Gefahr der Uebereilung vorhanden, aber es wird auch wenig Hoffnung da seyn, daß das Land in Wohlstand und Freiheit erblühe. (Leipz. und Frankf. Bl.)

Oesterreich.

Ich habe schon in frühern Berichten des österreichischen Polizeibeamten Guth erwähnt, welcher zur Zeit der Occupation des Freistaats Krakau mit Organisirung und Leitung des dortigen Polizeiwesens beauftragt worden war. Dieser ausgezeichnete Beamte ist kürzlich auf seinen besondern Wunsch wieder nach Oesterreich zurückgekehrt, und an die Spitze des Polizeicommissariats in Przemysl gestellt worden. Hier sollte er ein Opfer des Meuchelmords werden. Als er nämlich am 17 d. nach eingetretener Dämmerung durch einen dunkeln Gang seiner Wohnung ging, wurde ein Stilet gegen seine Brust gezückt, das nur dadurch, daß es auf der vierten Rippe abglitt, wobei es umgebogen wurde, das Ziel verfehlte. Der Mörder, dessen Hand ohne Zweifel politischer Fanatismus leitete, ist entwischt; später ward zwar ein verdächtiges Individuum zur Haft gebracht, dessen Identität mit dem Thäter ist jedoch noch keineswegs erwiesen. Hr. Guth, dessen Verletzung gefahrlos ist, war es, der die Mörder des Celak so wie die revolutionären Umtriebe auf Krakau'schem Gebiet entdeckt hatte. Leider spukt der trübe Geist zeitweise auch noch in Galizien; glücklicherweise aber gelangt der vielfach ausgestreute böse Samen bei der Wachsamkeit der Behörden nie auch nur zu der ersten Entwickelung. Die polnische Propaganda im Auslande ist unermüdet, in ihrer Heimath Unheil zu stiften. Ein Emissär derselben, Namens Kulczynski, trieb in diesem Sinne schon seit längerer Zeit sein Wesen, oft auf unbegreifliche Weise den Armen der ihn verfolgenden Polizei entschlüpfend. Indessen gelang es doch in den letzten Tagen seinen Aufenthalt auszuforschen, in dem Augenblick aber als der Gendarm seine Thür öffnete, nahm sich Kulczynski durch einen Pistolenschuß das Leben, nachdem er zuvor seine Papiere sämmtlich in Asche verwandelt hatte.

0024

Türkei.

In einem Schreiben des Messager aus Konstantinopel vom 9 Dec. heißt es: Sie wissen, daß der Prinz Joinville während seines Aufenthalts in Konstantinopel eine Reise nach Trapezunt gemacht hat. Es ist Ihnen auch wohl bekannt, daß der Prinz damals seine Fregatte verließ, und ein österreichisches Dampfboot bestieg; Sie theilten unser Erstaunen darüber. Wir haben aber jetzt erfahren, daß der Prinz nicht aus Laune so handelte, sondern daß er hiezu genöthigt war. In Folge des Vertrags von Hunkiar-Skelessi hatte man der Belle-Poule das Einlaufen ins schwarze Meer verweigert, eben so dem Dampfboot, welches die Fregatte bis Konstantinopel am Schlepptau führte. Derselbe Fall hatte sich zur Zeit der Ankunft des Hrn. v. Sercey mit dem Dampfboot Véloce zugetragen. Daß dieser Gesandte seine Reise nach Persien fortsetzen durfte, verdankte man irgend einem besondern Einfluß, aber erst nach langen Unterhandlungen erhielt er die Erlaubniß hiezu *)*)Aus unsern eigenen Correspondenzen ist bekannt, daß das Kriegsdampfboot des Grafen Sercey vorher seine Kanonen rück stellen, kurz sich als Kauffahrteischiff maskiren mußte. Jedem steht es frei, diesen Vorfall nach seiner Weise zu erklären, uns scheint derselbe eine Beleidigung gegen Frankreich. Küstenwächter von Anatolien melden, daß dort ein Dampfboot und 45 Segelschiffe während des letzten Sturmes untergegangen sind.

Die letzten Berichte aus Konstantinopel sagen, daß die Missionen von Schweden, Dänemark und Niederland von ihren Höfen den Auftrag erhalten haben, mit der Pforte Handelsverträge nach Maaßgabe des Vertrags vom 16 Aug. 1838 abzuschließen. 280 Familien aus Montenegro, wo, wie schon berichtet, in Folge des Mißwachses dieses Jahrs Hungersnoth herrscht, sind in Serbien angekommen, um vorerst den Winter über dort ihr Brod zu suchen, vielleicht auch sich gänzlich in diesem Lande anzusiedeln.

China.

Vor einigen Tagen kam in Genf der Brief eines protestantischen Missionärs d. d. Canton 13 Mai, der sich über die jetzigen Angelegenheiten in China und deren mögliche Folgen also ausspricht. Zwei Monate lang waren wir (die Europäer) angewiesen, uns in unsern Wohnungen still zu halten, wir waren nichts Anderes als Gefangene. Die Bedingung unserer Freilassung war die Uebergabe von 20,000 Kisten Opium, von denen die Regierung wußte, daß sie sich auf den fremden Schiffen befanden, die in den Meeren China's vor Anker lagen ... Es ist mir unmöglich, in das Einzelne der immer wechselnden Lage der Fremden einzugehen, die sich noch alle Tage zu verändern scheint. Für uns Missionäre ist diese Sache von der größten Wichtigkeit und Bedeutung. Schon vorher waren wir in unsern Bemühungen sehr beschränkt, jetzt aber sind uns mehr denn je Hände und Zungen gebunden. Das protestantische Hospital, das seit einigen Jahren glücklichen Einfluß übte, die große Ueberlegenheit der europäischen Wissenschaft bewies, die gränzenlose Wohlthat des Christenthums darthat und vielfache Gelegenheit gab das Evangelium zu verbreiten, unser Hospital ist so eben geschlossen und selbst der dahinführende Weg vermauert worden. Unsere Sprachlehrer haben uns bereits verlassen, denn sie fürchten ihr Leben zu verlieren, wenn sie länger zu uns kommen; wir sind auch ungewiß darüber, ob sie je wieder kommen werden .... Ueberdieß besteht in China ein Gesetz, wodurch den Chinesen verboten wird, Fremden Unterricht in der chinesischen Sprache zu geben .... Wer von uns öffentlich das Evangelium predigte, könnte sogleich auf Verhaftung oder noch härtere Strafe rechnen; Bibeln und religiöse Flugschriften können wir nur auf sehr beschränkte Weise austheilen. Das Christenthum gilt in China als etwas Verworfenes, und viele von denen, die Christen heißen, bestärken die Chinesen durch ihr Betragen in dieser Meinung; was sollen sie von den christlichen Opiumschmugglern denken? ... Was aber auch in naher oder ferner Zukunft über uns ergehe, nimmer wird es uns in unserm Bemühen irre machen, wir werden in unserer Gefangenschaft fortfahren die Sprache zu studiren und auf diese Weise die Uebersetzung der Bibel und anderer nützlicher Bücher ins Chinesische fortzusetzen ... Immer sind die jetzigen Ereignisse von großer Wichtigkeit für uns. Wenn die Engländer wegen der gegen uns ergriffenen Maaßregeln bei der chinesischen Regierung Vorstellungen thun oder darüber Erklärung verlangen, so ist es möglich, daß das Land ganz fremdem Einfluß geöffnet wird, es kann ihm aber auch mehr denn je verschlossen werden.

0017

Wolfgang Menzel

Europa im Jahr 1840

von Wolfgang Menzel.

(Fortsetzung.)

Preußen stützt sich, wie im 6ten Abschnitt bemerkt wird, vorzüglich auf deutsche Volksthümlichkeit, sollte sich als Erbe Schwedens eigentlich an den Protestantismus anlehnen, findet nun aber in den kirchlichen Wirren seine Schwäche, setzt in seinem Landwehrsystem und seiner Gemeineverwaltung den Aufbau einer Reichsverfassung voraus, und findet seine Hauptstärke in den geschichtlichen Erinnerungen und im Zollverein. Es ist der geharnischte Ritter des Nordens, der Verfechter der deutschen Cultur, welcher von Leipzig bis Hamburg so viele Stämme verschiedenen Herkommens zu Deutschen gemacht hat. Wir heben abermals einzelne Sätze aus:

Es ist sonderbar, daß Brandenburg in Bezug auf seine östlichen Nachbarn nie die Politik Oesterreichs befolgt hat, obgleich sie so nahe lag. Wie viel günstiger würde seine Lage seyn, wenn das erlauchte Haus Hohenzollern sich die beiden Reiche Polen und Litthauen auf dieselbe Weise verbunden hätte, wie Haus Habsburg die beiden Reiche Böhmen und Ungarn, und wenn es zugleich Livland, Kurland und Esthland die Aufmerksamkeit geschenkt hätte, die Haus Habsburg jederzeit der Lombardei und der dalmatischen Küste widmete. Die Verhältnisse sind sich sehr ähnlich; man wird versucht, zu wünschen, daß es auch die Politik möchte gewesen seyn. Allein Brandenburg erbte das System des deutschen Ordens, der bekanntlich nicht heirathen durfte, und somit wurden hier Krieg, Eroberung, Bekehrung, Assimilation des fremden Elements dem Habsburgischen System Erheirathen und Bestehenlassen der verschiedenen Nationalitäten vorgezogen und mußte den Umständen nach vielleicht auch vorgezogen werden; Preußen hat davon wenigstens den Vortheil, daß es die deutsche Nationalität nun mit größerer Freiheit geltend machen kann.

Nun ist zwar Preußen weit entfernt, die deutsche Nationalität allein zu repräsentiren, und es hat vielleicht zu wenig auf die Bildung des antipreußischen Gegensatzes im übrigen Deuschland geachtet; allein wer sieht nicht ein, daß eine große Zeit der Gefahr, der gemeinsamen Noth die Reibung und Eifersüchtelei einer langen Friedensepoche vergessen machen würde?

Dagegen ist die Macht des Glaubens keine Stütze für Preußen. Dieß ist sonderbar und allerdings bedenklich. Preußen ist der natürliche Erbe der Reformation, der erste Beschützer des Protestantismus auf dem Festland. Es hat diese bedeutungsvolle Rolle übernommen, als Sachsen sie aus Unfähigkeit und verkehrter Familienpolitik aufgab. Es wurde zugleich der Beschützer des Calvinismus, als Holland in Schwäche versank. Daß es in dieser neuen Stellung die beiden großen reformirten Parteien durch die Union verband, war natürlich und lag in den Verhältnissen. Der persönliche Wille Sr. Maj. des Königs war hier identisch mit einem welthistorischen Gesetz. Die Strenge gegen einige alte Lutheraner hätte vielleicht gemildert werden dürfen, doch ist dieß vom großen geschichtlichen Standpunkt aus Nebensache. Individuen haben dabei gelitten, das Ganze hat dabei gewonnen. Während aber Preußen der protestantischen Völkermasse mehr äußere Einheit gegeben hat, ist es weniger aufmerksam darauf gewesen, auch ihre innere Einheit zu fördern. Eine Uniformirung der Gedanken und Gefühle meinen wir damit nicht. Sie würde innerhalb einer gebildeten Bevölkerung des Zweckes verfehlen und widerstreitet überdieß dem protestantischen Princip der freien Forschung. Allein der einen oder andern Erscheinung im freien Gebiete des Glaubens und Denkens hätte sich die Regierung ihrerseits vielleicht weniger annehmen, die Sache lieber sich selbst überlassen sollen ....

Das politische Princip dürfte eben so wenig zu den Machtquellen Preußens zu rechnen seyn. Es steht auf der Seite dieses Princips erst in dritter Linie und hat weniger Vortheil davon als Oesterreich, noch weit weniger als Rußland. Von außen erweckt es sich dadurch offenbar keine Freunde, die nicht noch innigere Freunde Oesterreichs oder Rußlands wären, wohl aber nährt es dadurch gerade da Antipathien, wo es der Sympathien am meisten bedarf und wo sie ihm auch in jeder andern Beziehung gerne entgegenkommen. Es mag zu den Paradoxien gehören, die man in der vorliegenden Schrift zu finden glauben wird (obgleich es keine sind), wenn wir die Vermuthung äußern, Preußen würde als constitutioneller Staat, an der Spitze aller deutschen constitutionellen Staaten, denselben nicht bloß durch Interessen, sondern auch durch das Princip verbunden, eine ungleich festere und mächtigere Stellung einnehmen, als die ist, die es unter den absolutistischen Staaten neben Rußland und Oesterreich erst in dritter Linie einnimmt. Indeß wollen wir diesen für jetzt gewiß müßigen Gedanken nicht weiter verfolgen und nur darauf aufmerksam machen, daß das Landwehrsystem und die Gemeindeverwaltung in Preußen Institute sind, die entweder für alle Zukunft einen von der allgemeinen Liebe des Volks getragenen Regenten oder den Aufbau einer Reichsverfassung voraussetzen.

Die Macht der materiellen Interessen ist, wie die der Nationalität, Preußens festeste und sicherste Stütze. Die Gründung des Zollvereins und das glorreiche Jahr 1813 sind die Glanzpunkte in der langen und denkwürdigen Regierung des Königs. Beide haben bewiesen, was Preußen mit Deutschland, was Deutschland mit Preußen ist und vermag. In beiden so einfachen, Jedermann verständlichen Ereignissen ist der Codex der Lehren für die Zukunft enthalten.

Schmerzlich fällt es auf, daß das System, welches der Zollverein begründete, da es eigentlich schon in der deutschen Bundesacte verheißen war, nicht früher angenommen, nicht besser vorbereitet wurde. Wie viel ist durch die Abtretung Ostfrieslands an Hannover versäumt worden! Man hat sich um die Nordseeufer gebracht, die man jetzt um so hohen Preis suchen muß. Indeß soll man nicht rückwärts blicken, um Stoff zu nutzlosen Vorwürfen zu sammeln, sondern um sich Erfahrungen zu Nutze zu machen, und wohl uns, daß die Aussicht in die Zukunft besser ist! Auch darf man auf den Anschluß Hannovers an den Zollverein endlich mehr als bisher hoffen ....

Die Allianz Preußens mit Rußland ist immer von Zeit zu Zeit durch eine Preußen feindliche und schädliche Allianz Rußlands mit andern Mächten unterbrochen worden. Zuerst alliirte sich Preußen mit Rußland gegen Schweden, zu Anfang des vorigen Jahrhunderts. Rußland gewann dadurch Livland, bald darauf Kurland; Preußen hatte nur geringen Vortheil davon. Kaum aber hatte sich die russische Macht in Livland festgesetzt, so suchte sie alsobald weiter vorzugreifen und sich auch des Königreichs Preußen zu bemächtigen. Die frühere0018 Allianz mit Preußen, durch die Rußland so viel gewonnen hatte, wurde undankbar vergessen und Rußland verband sich mit Oesterreich, Frankreich, Schweden und Sachsen zum Verderben Preußens, im berüchtigten Versailler Bunde 1756. Eine Theilung Preußens war bereits verabredet. Wie nahe lag die Realisirung dieses Plans! Fast ganz Europa stritt gegen das kleine Preußen. Ein Wunder schien nöthig, es zu retten, und dieses Wunder bewirkte Friedrichs Genie. Aber werden solche Wunder immer bereit gehalten, kann man sie bestellen? Als der Plan auf Preußen mißlungen war, unternahm Rußland unausgesetzt auf Eroberungen im Westen bedacht sogleich die Theilung Polens und trat zu diesem Behuf wieder mit Preußen in Allianz. Diese Allianz dauerte fort, weil Rußland derselben auch noch zur zweiten und dritten Theilung Polens bedurfte. Allein sie endete in dem Augenblick, in welchem Preußen, von Napoleon besiegt und geschwächt, nicht mehr zu fürchten und nichts mehr von ihm zu hoffen war. Rußland verband sich mit Napoleon schon zu Tilsit, duldete nicht nur Preußens Theilung, sondern nahm sich auch selbst ein Stück von Preußen hinweg, und ließ das Versprechen, daß Preußen für Hannover entschädigt werden sollte, obgleich es einen der Tilsiter Friedensartikel bildete, unerfüllt. Bald darauf verband es sich mit Napoleon noch förmlicher zu Erfurt und theilte mit ihm die Herrschaft über Europa, wodurch es Finnland und ein Stück von Gallizien auf Kosten Oesterreichs bekam, also in seinem Plan, gegen Westen vorzurücken, abermals gefördert wurde. Inzwischen machte die Katastrophe von 1812 dem französisch - russischen Bündniß ein Ende und Rußland alliirte sich abermals mit Preußen, wodurch es in den Stand gesetzt wurde, den französischen Kaiser bis nach Paris zu verfolgen, und sofort den größten Theil des ehemaligen Preußisch-Polen, das Gebiet von Warschau, erhielt, also abermals sein Gebiet weiter nach Westen ausdehnte. Seitdem nun hat die preußisch - russische Allianz siebenundzwanzig Jahre lang gedauert. Preußen hat viel für Rußland gethan, namentlich im letzten polnischen Krieg, allein es hat sich dadurch auch nicht die kleinste Erleichterung seiner durch die russische Sperre hart gedrückten Ostseeprovinzen erkaufen können. Den anonymen russischen Publicisten, die in der Denkschrift von 1834 und in dem Buch die europäische Pentarchie in den kleinen deutschen Bundesstaaten Antipathien gegen Preußen zu nähren gesucht, und denselben ein russisches Protectorat in nicht freundlichem Sinne gegen Preußen vorgeschlagen haben, wollen wir zwar keine Wichtigkeit beilegen, allein sie erinnern doch, daß Rußland ein anderes Interesse hat, als Preußen.

Die Nähe eines intelligenten, kriegerischen, ruhmvollen und dabei überdieß noch jungen und aufstrebenden Staates, der im Hintergrunde den ganzen Nachdruck deutscher Nationalität hat, kann einem Staate, der mit universalmonarchischer Tendenz bisher nach allen Seiten sich vergrößert hat und nur schwache Reste alter Staaten um sich zu dulden liebt, nicht angenehm seyn. Was einst Schweden und Polen waren, das ist jetzt Preußen in noch höherem Grade, jener geharnischte Ritter, der nie die Weichselufer verläßt, und, mag er mit dem deutschen Orden begraben oder im alten litthauischen Wappen ausgelöscht seyn, gleichwohl immer wieder ersteht. Dieses Ritterthum des Nordens hat Preußen geerbt und ist des stolzen und rühmlichen Erbtheils werth ....

(Beschluß folgt.)

Nothombs Bericht über die belgischen Eisenbahnen.

Der Bericht des Ministers der öffentlichen Bauten, Hrn. Nothomb, an die Kammern über die Eisenbahnen und gewöhnlichen Landstraßen ist besonders in Beziehung auf erstere eine sehr umständliche Arbeit, aus der es von großem Interesse ist, das Wesentlichste zur allgemeineren Kenntniß zu bringen. Der erste Entwurf der Regierung zu dem Bau einer Eisenbahn datirt vom 19 Jun. 1833. Er bezweckte eine Verbindung der Häfen Antwerpen und Ostende mit Verviers, nebst Fortsetzung der Linie von dieser letztern Stadt bis an die preußische Gränze. In den Kammern aber wurde der Entwurf verschiedentlich modificirt, und so kam das Gesetz vom 1 Mai 1834 zu Stande, das die Stadt Mecheln zum Mittelpunkt eines umfassenden Eisenbahnsystems setzte, und von dort aus vier Hauptlinien decretirte: eine östliche über Löwen, Lüttich und Verviers nach der preußischen Gränze (136,363 Meter); eine nördliche von Mecheln nach Antwerpen (25,500 Meter); eine westliche über Termonde, Gent und Brügge nach Ostende (127,111 Meter), und eine südliche über Brüssel und durch die Provinz Hennegau nach der französischen Gränze in der Richtung von Valenciennes (108,132 Meter), zusammen also 397,106 Meter oder 79 1 / 2 Lieues, die Lieue zu 5000 Meter gerechnet.

Hiebei blieb man indessen noch nicht stehen. Kaum waren die ersten Sectionen zwischen Brüssel, Mecheln und Antwerpen eröffnet, und hier das Unternehmen mit dem schönsten Erfolg gekrönt, so regte sich in allen Provinzen die Begierde und eine Art von Eifersucht, ihren Antheil an dem Eisenbahnsystem zu haben. Die Regierung begriff den Vortheil, der hieraus für die Identification und Consolidation der verschiedenen Landestheile in Einem großen Nationalinteresse zu ziehen war, und brachte einen neuen Entwurf in die Kammern, der am 26 Mai 1837 die gesetzliche Sanction erhielt. Hienach wurden noch decretirt: 1) eine Linie von Gent über Courtray nach der französischen Gränze in der Richtung von Lille, nebst Seitenlinien auf Tournay (75,100 Meter); eine Seitenlinie von Braine-le-Comte, einem auf der unterm 1 Mai 1834 decretirten südlichen Linie gelegenen Städtchen, auf Namur (66,704 Meter), und eine Seitenlinie von Landen (zwischen Tirlemont und Lüttich) nach St. Trond (10,802 Meter), zusammen 151,976 Meter oder 30 1 / 2 Lieues. Auch sogar eine Linie nach dem Luxemburgischen wurde in diesem zweiten Gesetz in Aussicht gestellt, einstweilen aber nichts Näheres darüber bestimmt.

So begreift also das gesammte bisher decretirte System von Eisenbahnen eine Totalstrecke von 549,082 Meter oder 110 Lieues. Hievon sind in diesem Augenblick fertig und werden wirklich schon befahren: 1) die östliche Linie von Mecheln bis Ans bei Lüttich (87,600 Meter); die nördliche Linie von Mecheln bis Antwerpen (23,500 Meter); die westliche von Mecheln bis an Ostende (125,200 Meter); die südliche von Mecheln bis Brüssel (20,300 Meter); die Linie von Gent bis Courtray (41,889 Meter); die Linie von Landen bis St. Trond (10,802 Meter); in Allem also 309,291 Meter oder 62 Lieus, mithin ungefähr drei Fünftel des gesammten Unternehmens. Angefangen sind überdieß die Arbeiten schon: von Ans bis Lüttich auf einer Strecke von 6777 Meter, und seit einigen Tagen die Arbeiten jenseits Lüttich nach Pepinster hin; innerhalb Ostende bis in den Hafen auf einer Strecke von 1911 Meter, die eigentlich schon als beendigt angesehen werden muß; auf der südlichen Linie von Brüssel nach dem Hennegau hin auf einer Strecke von 20,265 Meter; zwischen Namur und Mornimont auf einer Strecke von 14,500 Meter, so daß also nur noch eine0019 Strecke von etwa 196,000 Meter ganz ohne angefangene Arbeiten ist; auch für diese sind indessen schon alle Studien beendigt, mithin können die Arbeiten, sobald sonst die Umstände es erlauben, zur öffentlichen Verdingung kommen. Diese Verdingungen geschahen von Anfang an separat für die Erd - und Kunstarbeiten, für die Lieferung der Holzblöcke, für die Lieferung der Schienen und andern Eisenwerke und für die Anlegung der Bahn. Zuweilen zerfiel eine solche Verdingung noch in Unterabtheilungen. Dasselbe ist der Fall mit der Beschaffung von Waggons und den verschiedenen andern Gattungen von Wagen zum Personen - und Gütertransport; die Locomotiven dagegen und alles dahin Einschlagende werden nicht an den Mindestfordernden verdungen, sondern direct in England oder in Belgien bestellt. In England geschah dieses bisher bei folgenden vier Häusern: R. Stephenson in Newcastle an der Tyne, Longridge, Starbeck u. Comp. in London, Fenton, Murray und Jackson in Leeds, und Sharp, Roberts u. Comp. in Manchester. Die belgischen Fabricanten, die der Regierung Maschinen sammt Zubehör liefern, sind: John Cockerill in Seraing; Renier-Poncelet in Lüttich und Meeus-Brion in Brüssel. In Allem belaufen sich bis jetzt die Bestellungen von Maschinen in England auf 42 Locomotiven und 36 sogenannte Tenders, in Belgien auf 81 Locomotiven und 77 Tenders, zusammen also 123 Locomotiven und 113 Tenders, von denen bereits geliefert und auf der Bahn in Thätigkeit sind 82 Locomotiven und 71 Tenders. Zum Personentransport sind bereits im Gebrauch: 95 Berlinen und Diligencen, 140 Char-à-Bancs und 157 Waggons; zum Gütertransport u. s. w. 400 Waggons. Der Preis der in England bestellten 42 Locomotiven ist in Allem 1,571,260 Fr.; die 36 Tenders werden 168,284 Fr. kosten; die 81 in Belgien fabricirten und zu fabricirenden Locomotiven kommen auf 3,060,867 Franken; die 77 Tenders auf 360,160 Franken. Der Durchschnittspreis einer Berline oder Diligence ist 3170 Fr., eines Char-à-bancs 2720; eines Waggons für Personentransport 2428 Fr. und eines Waggons für Gütertransport 3070 Fr. Nur 15 Locomotiven sind in diesem Augenblick mehr oder weniger im Reperaturzustande, noch keine einzige ist ganz unbrauchbar geworden.

Die durchlaufenen Strecken betrugen in Allem im Jahr 1835: 10,074 Lieues; im Jahr 1836: 29,561 L.; im Jahr 1837: 61,594 L.; im Jahr 1838: 129,755 L.; und in den neun ersten Monaten von 1839: 126,834 Lieues, zusammen also seit dem 1 Mai 1835, dem Eröffnungstage der ersten Station (von Brüssel bis Mecheln) bis zum 30 Sept. 1839: 357,818 Lieues, jede zu 5000 Meters gerechnet. Personen wurden während dieser Zeit transportirt im Jahr 1835: 421,439; im Jahr 1836: 871,307; im Jahr 1837: 1,384,577; im Jahr 1838: 2,238,303, und in den zehn ersten Monaten von 1839: 1,694,019; zusammen also seit der Eröffnung der Bahn bis zum 31 Octbr. 1839: 6,609,645 Personen. Man sieht, daß hier verhältnißmäßig im Vergleich zu 1838 während des Jahres 1839 eine Verminderung der Personenfrequenz eingetreten, die um so bedeutender ist, als in den drei ersten Monaten von 1838 nur sechs, in den vier folgenden Monaten nur acht, und nur in den fünf letzten Monaten zehn Sectionen der Bahn fahrbar waren; im Jahr 1839 dagegen nicht bloß während der neun ersten Monate diese zehn Sectionen, sondern im Monat October d. J. auch noch drei neue Sectionen fortwährend befahren wurden. Diese Verminderung rührt von einer seit dem 1 März d. J. eingetretenen Preiserhöhung der Plätze her. So wurden z. B. im März 1838 auf sechs Sectionen 136,921 Personen, im März 1839 dagegen auf zehn Sectionen nur 108,316; im September 1838 auf zehn Sectionen 287,009, im September 1839 dagegen auf eben so viel Sectionen nur 223,868 Personen transportirt. Die Einnahme war dennoch im Jahr 1839 höher als im vorigen Jahre. Die genannten Monate brachten nämlich im Jahr 1838 154,107 und 412,542 Franken, im Jahr 1839 dagegen 202,004 und 461,339 Franken an Personentransport ein. Doch dieses greift in den financiellen Theil hinüber, den ich mir für einen zweiten Brief vorbehalte.

Ungarn.

In der hiesigen Zeitung liest man: Nachdem die löbl. Kreutzer, Warasdiner und Poseganer Gespannschaften ihre allerunterthänigsten Repräsentationen an Se. k. k. apostolische Majestät gemacht hatten, daß Allerhöchstdieselben den die Municipalrechte der Königreiche Croatien, Slavonien und Dalmatien bedrohenden, und besonders die Einführung der magyarischen Sprache in diese durchgehends slavischen Länder beabsichtigenden Landtagsbeschlüssen die allerhöchste Bestätigung und Sanction zu versagen geruhen möge; und nachdem die obbenannten Gespannschaften dieselben Repräsentationen dem löbl. Agramer Comitate mitgetheilt hatten, beschloß das letztere, tieffühlend die Kränkung, welche eine Nation, die sich ihrer angeerbten Rechte begibt und der Herrschaft einer fremden Sprache unterwirft, in unserm aufgeklärten Jahrhundert doppelt empfinden müßte, nicht nur eine ähnliche Repräsentation Sr. k. k. Majestät auch von seiner Seite zu unterbreiten, sondern auch alle Gespannschaften der Königreiche Croatien und Slavonien aufzufordern, eine solenne Deputation an unsern allergnädigsten Landesvater in dieser wichtigen Nationalangelegenheit zu senden. Welchen Enthusiasmus dieser Beschluß bei dem in großer Anzahl versammelten Adel unseres Comitats und der ganzen Bevölkerung der Stadt hervorbrachte, äußerte sich nicht nur durch stürmisch-jubelnde Acclamationen, womit die Redner des Tages die übrigens zu den ausgezeichnetsten Männern unsers Vaterlandes gehören, von den entzückten Zuhörern gefeiert wurden, sondern auch durch einen imposanten Fackelzug und Serenaden, die ihnen zu Ehren denselben Abend veranstaltet und dargebracht wurden. Um halb 10 Uhr versammelte sich eine große Menge von Adeligen, unter welchen man selbst bedeutende Amtsvorsteher bemerkte, dann von Honoratioren und Bürgern, mit hochlodernden Flambeaux versehen, auf dem Markusplatze, wovon sich unter Vorantritt der Musikcapelle des hier garnisonirenden Infanterieregiments König Wilhelm der Niederlande der feierliche Zug in Bewegung setzte. Von Schritt zu Schritt vermehrte sich der Zug zu einer ungewöhnlichen Menschenmasse, auf deren heitern Gesichtern man lesen konnte, daß sie die Wichtigkeit dieser Nationalfeierlichkeit begreifen und zu würdigen wußte. Vor den Wohnungen der bereits erwähnten hochherzigen Vertreter unserer Nationalsache, wo von der genannten Regimentscapelle ausgezeichnete Musikstücke ausgeführt wurden, konnte sich die Menge nicht enthalten, die begeisternden illyrischen Nationallieder anzustimmen; als sich aber die hochverehrten Patrioten, denen diese Feierlichkeit galt, der entzückten Menge zeigten, wollte das Jubeln und Vivatrufen kein Ende nehmen. Nach vollendeten Serenaden ging der Zug durch die Hauptstraße mit klingendem Spiel, unter Absingen patriotischer Gesänge, und wurde erst nach Mitternacht beendigt, während welchen abwechselnd der vertrauungsvolle Freudenruf in der Nationalsprache ertönte: Gott segne unsern vielgeliebten König Ferdinand! Es versteht sich übrigens von selbst, daß bei diesem feierlichen Acte die größte Ruhe, Ordnung, Anständigkeit und vaterländisch-brüderliche0020 Eintracht, sowohl von Seite der Eingebornen als Eingebürgerten, herrschte.

Dänemark.

Von der Zukunft wissen wir diesseits der Belte noch nicht viel mehr, als was die öffentlichen Blätter melden und ausgesprochen. Reichen Stoff bieten die veröffentlichten Adressen dar, die der neue Monarch mit überraschender Langmuth angehört und beantwortet hat. Kaufleute, Professoren und Studenten sind aufgetreten und haben in der schönsten Diction Lectionen ertheilt, und sich ausgebeten, wie es in Zukunft seyn müsse. Uns will dieß übereilt und ungehörig bedünken. Auch sind wir diesseits des Wassers nicht so zelotische Bewunderer der norwegischen Constitution, die jenseits von unsern insularischen Landesbrüdern so sehnlich gewünscht wird. Unsere weniger lebhafte, hausbackene Einbildungskraft (es ist hier von den Herzogthümern die Rede und vorzüglich von Holstein) beschränkt sich auf bescheidene Wünsche. Mit Ausnahme einiger sogenannten Ideologen aus den höheren Classen, die auf der andern Seite zu weit gehen und in ritterlichen, soll hier wohl heißen ritterschaftlichen Verhältnissen, in diplomatischen Feinheiten und abstracten andern Ideen, denen vielleicht unbewußt nur Egoismus und Personalismus zum Grunde liegen, das Heil des Staats begründen wollen, wünscht bei uns die Masse ein ganz einfaches Regiment, eine Art Stillleben, unscheinbar, aber tüchtig und wacker. Es will uns vorkommen, als wenn wir in der Reihe der Staaten unserm Wesen, der Größe und den Mitteln nach, dem wohlhabenden Mittelstande angehörten, und Andern Anderes überlassend, am besten, frei von künstlichen Institutionen im Innern und zu großen Ansprüchen nach außen hin, einen freundlichen, glücklichen Haushalt bildeten, der, auf Gerechtigkeit, Sparsamkeit und Milde gegründet, väterlich regiert, frei von Sorgen und ledig des Glanzes, sich tüchtig und kräftig entwickelte. Unter Mittelstand im bessern Sinne verstehen wir aber diejenige Classe die in beschränkter Häuslichkeit, Religion, gute Sitte, Sparsamkeit und Arbeitsamkeit als die höchsten Güter dieser Erde erkennt und in Ausübung bringt. So wird man das Vorstehende nicht mißdeuten. (Leipz. Bl.)

Welche Neuerungen wird der Thronwechsel veranlassen? Diese Frage bleibt immer noch von Bedeutung, wenn auch alle diejenigen getäuscht sind, welche sich mit der Hoffnung schmeichelten, Christian VIII, der Begründer der höchst liberalen norwegischen Verfassung, würde dem Königreich Dänemark, mit Aufopferung der absoluteu Souveränetät, eine Constitution im modernen Geiste ertheilen. Der Marine dürften Se. Majestät eine vorzügliche Obhut widmen. Die Landarmee scheint zu zahlreich; die Officiere der niedern Grade sind zu gering besoldet. Christian VIII soll den Officieren des Generalstabs seine Huld zugesagt haben; vermuthlich werden einige Regimenter eingehen; in dem Materiellen wird Ersparung stattfinden; dagegen werden die Subalternofficiere bessere Gage zu erwarten haben. In den Finanzen wird wahrscheinlich der betretene Weg der Besserung verfolgt werden. Dem Vernehmen nach ist Christian VIII dem System der Departementalverwaltung, im Gegensatz der Collegialverwaltung, zugethan. So wäre zu hoffen, daß ein verantwortlicher Finanzminister an die Spitze gestellt würde. Unsere Collegialverwaltung lähmt fast Alles; der jetzige Finanzminister ist im Finanzcollegium nur der Erste unter seinesgleichen. Im Justizfache hat sich des Königs Sinn für Oeffentlichkeit und Mündlichkeit schon früher entschieden ausgesprochen. Beides wird sicher noch mehr befördert werden. In den Herzogthümern Schleswig und Holstein ist im Ganzen öffentliches und mündliches Verfahren in den Gerichten; aber die Schriftlichkeit hat doch zur Ungebühr überhand genommen. Ein dänischer Monarch hat die schwere Aufgabe, den Dänen ein Däne, den Deutschen ein Deutscher zu seyn. Die Dänen halten mit Ehrgefühl und Aengstlichkeit auf ihre Nationalität; sie haben eine Litteratur, Gelehrte und Künstler erster Größe; die Holsteiner sind Deutsche durch und durch; die Schleswiger größtentheils und jedenfalls deutscher Sprache und Bildung zugewandt. Friedrich VI schien im Ganzen unparteiisch zu seyn; doch ließ er sich nach Auflösung des heil. römischen Reichs bestimmen, Holstein näher mit Dänemark zu verbinden, indem er in den gelehrten Schulen den Unterricht in der dänischen Sprache einführte, von den Candidaten öffentlicher Aemter eine Kenntniß dieser Sprache begehrte, die für die Herzogthümer erlassenen Verordnungen in deutscher Sprache mit einer dänischen Uebersetzung begleiten ließ etc. Alle diese Anordnungen haben die deutsche Bevölkerung bewogen, auf ihrer Hut zu seyn gegen das Eindringen des dänischen Wesens; sie haben in Dänemark unbegründete Hoffnungen zu einer Heranbildung erweckt. Diese Verhältnisse zu lösen, ist gegenwärtig eine schwierigere Aufgabe geworden; denn was im Sinne Holsteins geändert und hier mit Beifall aufgenommen werden wird, muß in Dänemark, wo die Nationalität nicht unbefangen die Sache anzusehen gestattet, in einem umgekehrten Sinne betrachtet werden. Keinenfalls ist jedoch zu erwarten, daß der König den germanischen Geist der Herzogthümer herabzustimmen geneigt sey. (H. Z.)

Die hiesige Adresse an den König, wahrscheinlich die erste aus den Herzogthümern, bemerkt unter Anderm: Wie sehr das Staatsrecht, der öffentliche Zustand der Herzogthümer einer festen und neuen Begründung bedarf, ist schon allgemein empfunden worden, und wird der Aufmerksamkeit Ew. k. Maj. nicht entgangen seyn. Bis zur Verweigerung der Steuern getriebene Protestationen und Verwahrungen aller Art, wie sie vor einer Reihe von Jahren vorgekommen, Petitionen, ungewisse Zusicherungen, sind nicht geeignet gewesen, eine größere Festigkeit des öffentlichen Zustandes hervorzubringen. Die vorläufige Anordnung von Provincialständen mit berathender Stimme hat ein den Erwartungen des Volks entsprechendes Resultat nicht hervorbringen können, sich nicht als ein Heilmittel für die Zerrüttung bewährt, welche in manchen Theilen des Staatswesens noch fortdauert. Das Vertrauen zwischen dem König und dem Volk hat durch diese Einrichtung um so weniger befestigt werden können, da die Behörden des Landes im Widerspruch mit den Gesetzen und mit dem Willen unsers betrauerten dahingeschiedenen Königs sich herausgenommen haben, Bitten an den König und an die Stände untersagen zu wollen. So herrscht in den Herzogthümern ein schwankender, ungewisser öffentlicher Zustand. Aber mit neubelebtem Muthe blicken wir jetzt in die nächste Zukunft; denn Ew. k. Maj. werden nicht verkennen, was noth thut. Sprechen wir es unverhohlen aus vor unserm Könige, worauf die Wünsche gerichtet sind, welche in unserer Stadt, wie überhaupt in den Herzogthümern zur Ueberzeugung geworden: eine, beiden Herzogthümern gemeinschaftliche Repräsentativverfassung, eine gemeinsame, zur Steuerbewilligung und zu entschiedener Stimme berechtigte Ständeversammlung. (N. Z.)

Aegypten und das arabische Reich.

Der Zustand von Ungewißheit, in dem sich das Land befindet, lastet schwer auf Aegypten. Der Pascha will durchaus kein Geld ausgeben, und häuft alle seine Einkünfte0021 auf den Fall eines neuen Kriegs an; er bezahlt Niemand, und alle hiesigen Fabriken der Regierung stehen seit fünf Monaten still; die Besoldungen der Beamten sind in großem Rückstand, und der Erfolg ist natürlich eine gänzliche Stagnation der Geschäfte. Der Pascha läßt nach und nach die Europäer in seinem Dienst aussterben und behilft sich mit den Arabern, die er ihnen beigegeben hat, und die sie einigermaßen gebildet haben. Dieß hat unter Anderm vor einigen Wochen zu einer völlig neuen Organisation der medicinischen Schule von Kasr-el-Ain geführt. Früher waren vier europäische Professoren an ihr, welche die Collegien französisch lasen und denen ein Duzend Araber und Türken, welche in Paris studirt hatten, als Uebersetzer und Gehülfen beigegeben waren; diese übersetzten die Vorlesungen den Schülern ins Arabische, und der Pascha ließ diese Uebersetzungen als Handbücher für alle medicinischen Wissenschaften drucken. Nun brauchte aber der Pascha drei der europäischen Professoren, um sie als Generalstabsärzte zur Armee zu schicken, und er beschloß, auf den Vorschlag von Gaëtani Bey, die Schule anders zu organisiren. Er stellte einen der französischen Professoren, Perron, an die Spitze derselben, da ihn seine Kenntniß des Arabischen in Stand setzte, die Stelle zu bekleiden; dann ernannte der Pascha sechs der arabischen Gehülfen zu Professoren und befahl, daß künftig alle Collegien direct in arabischer Sprache gelesen werden müßten. Die ganze Verwaltung und Disciplin steht unter Perron, der ein hartes Amt haben wird, denn die arabischen Professoren sind Leute, deren Eitelkeit größer ist, als ihre Kenntnisse; aber Perron ist ein Mann von großer Ausdauer und Festigkeit, der unter einem energischen Mann, wie Mehemed, nicht zu fürchten hat, daß man zu große Strenge an ihm tadeln werde. Er hat einen neuen Studienplan vorgeschrieben, um die Aufeinanderfolge der Collegien und die Methode besser zu reguliren, aber erst die Zeit kann zeigen, ob sich etwas mit diesem Personal ausrichten läßt. Auf diese Art spielen allerdings die Araber nach und nach eine etwas bedeutendere Rolle im Reich des Pascha's; aber man kann sich hier des Lachens nicht enthalten, wenn man Hrn. v. Lamartine u. A. von einem arabischen Reich träumen und reden hört, und den Einfluß sieht, den solche hohle Phrasen auf gesetzgebende Versammlungen in Europa üben. Man erzählt sich darüber eine pikante Anekdote. Einige Officiere von einem französischen Kriegsschiff, das während des ersten Feldzugs des Pascha's gegen den Sultan nach Alexandrien kam, ließen sich von dem damaligen französischen Generalconsul, Hrn. v. Lesseps, dem Pascha vorstellen, und machten ihm Complimente über die Siege der Araber über die Türken. Als man dem Pascha die Phrase übersetzte, war er sehr erstaunt und sagte, daß die Araber keine Siege über die Türken davon getragen hätten. Die Officiere erklärten, was sie sagen wollten, und der Pascha antwortete, daß sie sehr im Irrthum seyen: er sey ein Türke, sein Sohn Ibrahim und die Officiere seiner Armee seyen Türken, und obgleich die Soldaten meistens Araber seyen, so seyen es doch die Generale, welche Schlachten gewinnen und nicht die Gemeinen. Da sey Gott vor (istakfar allah), daß je die Araber Siege über die Türken davon tragen! Hier weiß Jedermann, daß Mehemed nicht einmal wünscht, vom Sultan unabhängig und von der Türkei getrennt zu werden, sondern nur eine mächtige und erbliche Vasallenfamilie gründen will, und von einem arabischen Reiche hat es weder ihm noch Ibrahim geträumt. Es ist freilich an sich nicht unmöglich, daß sich wieder ein arabisches Reich erhebe, aber dieß müßte von einem Araber ausgehen, der durch irgend ein Princip von Fanatismus die Stämme der Halbinsel zu vereinigen wüßte, wie es Mohammed gethan, und wie es Abdul Wahab versucht und beinahe ausgeführt hatte. Aber von einem arabischen Reich unter einem türkischen Pascha zu reden, ist ein Uebertragen europäischer Ideen auf orientalische Verhältnisse, was eine gänzliche Unwissenheit der wahren Lage der Dinge verräth.

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Preßburg. Bei der am 2 d. M. abgehaltenen General-Ständeversammlung des löbl. Preßburger Comitats wurden zwei sehr wichtige, die königl. Frei - und Krönungsstadt Preßburg zunächst, und zugleich in commercieller Hinsicht das Gemeinwohl des ganzen Landes betreffende Gegenstände berathen, zu deren Förderung die übrigen Comitate mittelst eines Rundschreibens aufgefordert wurden. Der erste derselben betrifft die Entschädigung der Landtagsquartiere; der zweite die beabsichtigte Eisenbahn am linken Donau-Ufer. In der heutigen Nummer unseres Blattes theilen wir letztern Gegenstand mit. Das über denselben ergangene Rundschreiben des löbl. Preßburger Comitats lautet wie folgt:

Löbl. Comitats-Stände! Da der zum allgemeinen Wohl des Landes und zur Förderung unseres Handels i. J. 1836 geschaffene 25ste Gesetzartikel mehrerer Eisenbahnen erwähnt, und unter diesen insbesondere im 1sten Punkte des ersten Abschnittes die von Pesth nach Wien bis zur Gränze Oesterreichs, im 4ten Punkte aber die von Pesth gegen Mähren und Schlesien, und im 7ten Punkte ebenfalls die von Pesth nach Siebenbürgen führenden Linien nicht nur bezeichnet, sondern laut 13ten Punktes diese auch einzeln unter den Schutz des Gesetzes stellt und zum Genusse der darin zugesicherten Begünstigungen fähig erklärt: so können wir an der Möglichkeit dieser Eisenbahnen um so weniger zweifeln, da sich namentlich für die Bahn am linken Donau-Ufer im Vertrauen auf das Gesetz bereits eine Unternehmungsgesellschaft bildete, welche mit den kostspielig vorbereiteten, ja sogar schon geprüften und geeignet befundenen Planzeichnungen und Kostenüberschlägen schon fertig ist, und die Ausführung des Unternehmens auch bereits dadurch bewährte, daß sie vor der Ausgabe der Actien, also bevor noch die Gelder dafür eingegangen, auf diese Vorarbeiten bedeutende Summen verwendete, deren Einbringung allein von der Ausführung der projectirten Eisenbahn zu hoffen ist. Wenn man ferner erwägt, daß auch die hochlöbl. königl. ung. Statthalterei, die Eisenbahn am linken Donau-Ufer für die im Gesetz erwähnte, folglich auch als mit den dort erwähnten Begünstigungen betheiligt anerkennend, uns mehrmals aufforderte, bei den Vorarbeiten hülfreiche Hand bieten zu wollen: so sehen wir bei solchen Umständen, daß die Ausführung der Eisenbahn am linken Ufer einerseits im eigenen Interesse der unternehmenden Gesellschaft liege; andererseits aber, in Anbetracht des Publicums, sind wir überzeugt, daß deren Erbauung im oberwähnten Gesetze vollkommen gesichert wurde.

Daß Baron v. Sina am rechten Donau-Ufer von Wien nach Ofen ebenfalls eine Eisenbahn zu errichten gesonnen, ist öffentlich bekannt, und eben die Fragen, welche aus dem Vergleiche beider Unternehmungen unter den Parteien bestritten werden, verursachten, daß die vom Gesetz erlaubte Ausführung der linken Bahn bis heute zum großen Nachtheile des öffentlichen Interesses gehindert wird.

Es ist nicht unsere Absicht, der am rechten Donau-Ufer zu errichtenden Eisenbahn im geringsten irgend ein Hinderniß in den Weg zu wälzen: denn der 25ste Gesetzartikel v. J. 1836 ist ja gewiß nicht dahin gerichtet, die National-Industrie und den ohnehin geringen Handel durch die Unterstützung des ihn erdrückenden Monopols zu beschränken, sondern es wurde damit beabsichtigt, die Begünstigungen zu erweitern und die Hindernisse zu entfernen, indem sonst durch die Bezeichnung der Bahnlinien den Unternehmern zur Ausgabe bei den Vorarbeiten, somit zur unnützen Vergeudung ihres Geldes eine Falle gelegt wäre, was mit der Gerechtigkeit und Offenheit eines gesetzgebenden Körpers unvereinbar ist; auch würde es, wenn die Zusage des Gesetzes nicht beachtet wird, für ewige Zeiten den Credit des Landes verderben; unsere Meinung ist demnach bloß die, daß die Errichtung der Eisenbahn am linken Ufer durch keine andere Rücksicht gehindert werden dürfe, und daß in Anbetracht des durch die Eisenbahnen für das Vaterland erwachsenden Nutzens die linke Eisenbahn zweckmäßiger ist, als die am rechten Ufer.

Was den ersten Theil dieser auf unserer vollkommenen Ueberzeugung begründeten Meinung anbelangt, so wird in dem ofterwähnten 25sten Gesetzartikel v. J. 1836 im 1sten Abschnitte0022 von Pesth Mährens und Schlesiens Gränze, dann gleichfalls von Pesth nach Wien die Gränze Oesterreichs als Endpunkt angezeigt: und da ein Theil des österreichischen Gränzgebiets, Mähren und Schlesien aber gänzlich, von Pesth aus betrachtet, auf der linken Seite der Donau liegt, so kann um so weniger bezweifelt werden, daß diese linke Eisenbahnlinie im Gesetze gemeint wird, da die hochlöbl. königl. ungar. Statthalterei sämmtliche dießfalls vorgenommene Vorarbeiten, wie bereits erwähnt, mit dankerheischender Bereitwilligkeit zu fördern geruhte.

Ferner kann Baron Georg v. Sina der Eisenbahn am linken Donau-Ufer auch deßwegen nicht widersprechen, weil, zur Zeit der Vertragsabfassung rücksichtlich der stehenden Brücke zwischen Ofen und Pesth, er selbst als Hauptmotiv zur Erlangung eines höhern Mauthtarifs auf mehrere Jahre in der Eingabe vom 20 August 1838, welche den Deputational-Acten in der 10ten Abtheilung Nr. 8 beiliegt, erklärte: daß die von Pesth gegen Waitzen gehende Eisenbahn die Einnahme der Brücke bedeutend vermindern wird, und diese, auch von der Reichsdeputation gewürdigte Erklärung verdient um so mehr die Aufmerksamkeit eines Jeden, da auf den nicht erwarteten Fall: wenn, im Widerspruch mit dem bestehenden und mit allen andern gleichkräftigen Gesetze die Ausführung der Eisenbahn am linken Ufer aus irgend einer Ursache gehindert werden sollte, auch die im Brückenvertrage bestimmte Jahranzahl, sowie der Mauthtarif, als von einem der wichtigsten Gründe entblößt, durchaus nie mehr geltend gemacht werden; demnach müßte die Abänderung des Vertrags nothwendigerweise erfolgen.

Betrachtet man ferner die eine Eisenbahn am linken Ufer begünstigenden Umstände, so sichern deren Bestehen letztere vollkommen; denn diese Linie verbindet die Hauptstadt des Landes, Pesth, mit den wichtigsten Commerzstädten, mit Preßburg und Debreczin; nicht minder bringt diese Bahn die gesegnetsten Comitate und eine mehr als 4 Millionen starke Bevölkerung in Berührung, und wenn einst diese Linie mit der Kaiser Ferdinands-Nordbahn von Gänserndorf (wo die Eisenbahn zwischen Wien und Brünn bereits besteht) durch eine Ausmündung nach Preßburg in Verbindung gebracht wird, dann wird Ungarns linke Donau-Uferseite, der weit größere Theil des Vaterlandes, mit Oesterreich, Mähren, Schlesien, Böhmen und mit andern Nordländern, wo ungarische Producte den gewinnreichsten Absatz finden, in eine beinahe unmittelbare Handelsverbindung treten, und da diese Bahn nicht über die Donau zu führen ist, gewährt sie um so mehr eine Aussicht auf die beste, belebteste Verbindung, weil in Mähren, Schlesien, Böhmen und in andern nördlichen Provinzen die Reisenden und die inländischen Waaren von Gänserndorf gerade und ununterbrochen durch die Eisenbahn ihrem Bestimmungsorte zugeführt werden können, wogegen auf der rechten Uferlinie der Umweg nach Wien zu machen ist, wo die Ueberladung der Waaren, wie auch die hinsichtlich der Personen bestehenden, mit Zeitverlust verbundenen Polizeiverfügungen eine schnelle Geschäftsführung äußerst erschweren.

Nachdem schließlich diese allgemeinen Interessen auch noch dadurch gehoben werden, daß die vorerst nur auf Pferdekraft berechnete linke Bahn im Gegensatze von den auf Dampfkraft berechneten Eisenbahnen, für welche das Geld für die Maschinen und Eisenschienen ins Ausland gesendet wird das ungarische Eisen und ungarische Pferde gebrauchen kann, so wird das Geld eingeführt, und bleibt bei uns im (dadurch) zweifach gewinnenden Lande: kraft dieser Beweggründe haben wir unsern Landtagsdeputirten die Weisung ertheilt, die erwähnte linke Donau-Uferbahn, oder besser zu benennen: die ungarische Central-Eisenbahn kräftig zu vertreten, auch selbe gegen alle Hindernisse zu vertheidigen; zugleich verfügten wir, daß es in der Reihenfolge der Landespostulate in Vortrag gestellt werde: daß nachdem die Kaiser Ferdinands-Nordbahn-Gesellschaft, und mit dieser auch wir, Sr. Majestät unserm allergnädigsten König die Bitte unterbreiteten, daß es der Nordbahn-Gesellschaft allergnädigst gestattet werden möge, von Gänserndorf bis Preßburg (wo gegenwärtig schon an der nach Tirnau führenden Eisenbahn gearbeitet wird) eine in möglichst gerader Richtung laufende Nebenbahn zu errichten, hierüber indeß bisher noch kein Bescheid erfolgte diese Nebenbahn, als ein dem Zwecke des Gesetzartikels am besten entsprechendes Mittel zu erlangen gesucht werden solle, und demzufolge, da ein Theil davon in Oesterreich sich befindet, wohin sich die Macht der ungarischen Gesetzgebung nicht erstreckt, die Bewilligung also ausschließlich von der Gnade Sr. Majestät zu erwarten ist, der Reichstag hierüber Sr. Majestät eine allerunterthänigste Repräsentation unterbreiten möge. Indem wir hierdurch den besonders uns, im Allgemeinen aber auch dem ganzen Lande erwünschten nutzbringenden Zweck erreichen zu können hoffen, fordern wir die löbl. Comitats-Stände freundschaftlich auf, diesen mit wahrem patriotischen Eifer vereinten Wunsch und ertheilte Instruction auch Ihrerseits zu unterstützen und zu fördern, ersuchen Sie zugleich, dießfalls (da der Gegenstand jede Stunde zur landtäglichen Berathung gelangen kann) Ihren Deputirten baldmöglichst eine entscheidende Instruction zu ertheilen. Die wir übrigens in Ihre schätzbare Freundschaft mit gewohnter Verehrung empfohlen verbleiben. Gegeben aus unserer in der königl. Freistadt Preßburg am 2 December 1839 abgehaltenen General-Congregation. Der löbl. Stände bereitwilligst ergebene Diener, Stände des Preßburger Comitats.

0023

[5]

Todes-Anzeige.

Am letzten Tage des Jahres 1839, Vormittags um 10 3 / 4 Uhr, gieng mein innigst geliebter Vater, Herr Joseph v. Ahorner, Doctor der Medicin und Senior der hiesigen Aerzte, Mitglied des Kreis-Medicinal-Ausschusses von Schw. u. A., und fürstl. Oettingen-Spielberg und Fugger-Babenhaus. Hofrath etc. nach einem kurzen Krankenlager von 5 Tagen, nachdem er kurz vorher von einer lange andauernden schmerzhaften Krankheit wieder genesen war, und gestärkt mit den heiligen Sterbsacramenten, in eine bessere Welt über.

Indem der Unterzeichnete in dem Gefühle des tiefsten Schmerzens den vielen Freunden und Bekannten des edlen Verblichenen von diesem unersetzlichen Verluste Kenntniß gibt, empfiehlt er denselben ihrem frommen Andenken und sich selbst zur stillen Theilnahme.

Augsburg, den 1 Januar 1840.

Dr. J. K. v. Ahorner, k. b. Regierungsrath.

[5700-2]

Erklärung.

Die Zusendungen von litterarischen Kunst - und Gewerbgegenständen, als Büchern, Gedichten, Musikalien u. s. w. an Se. Hoheit des Hrn. Herzogs Maximilian in Bayern, so wie an I. königl. Hoheit der Frau Herzogin haben sich ungeachtet der früher schon darüber veröffentlichten Kundmachungen wieder so vermehrt, daß das unterzeichnete geh. Secretariat den höchsten Befehl erhalten hat, wiederholt zu erklären, daß künftig dergleichen ohne vorher erholte und erhaltene Genehmigung zugesendete Gegenstände nicht angenommen und ohne weiters unfrankirt werden zurückgeschickt werden.

München, den 28 December 1839.

Der geh. Secretär und Kanzleirath C. Theodori.

[5703]

Zur Nachricht für Auswanderer.

Die Unterzeichneten bringen hiedurch zur öffentlichen Kunde, daß sie vom 1 März 1840 an wiederum gute, besonders für die Passagier-Fahrt eingerichtete Schiffe nach New-York, Philadelphia, Baltimore und New-Orleans abfertigen, Hrn. Ludwig Faulstich in Gunzenhausen zu ihrem Bevollmächtigten in Betreff der Annahme von Auswanderern ernannt und zur Abschließung bündiger Contracte ermächtigt haben, und ersuchen wir demnach diejenigen, welche sich zur Ueberfahrt entschlossen haben, sich an Hrn. Ludwig Faulstich zu wenden. Bremen, den 30 November 1839.

Lüdering & Comp.

Auf vorstehende Anzeige der HH. Lüdering & Comp. in Bremen mich beziehend, bin ich gern bereit Auswanderungslustigen die Ueberfahrts-Bedingungen, so wie überhaupt nähere Auskunft zu ertheilen und ihnen feste Schiffsplätze zu billig gestellten Preisen zu sichern. Gunzenhausen, den 13 December 1839.

Ludwig Faulstich.

Zur obigen Anzeige bemerke ich noch, daß ich auch alle Güter zu der möglichst billigen Fracht nach Bremen und Hamburg besorge und selbige können in der Woche zweimal dahin verladen werden.

Gunzenhausen, den 13 December 1839.

Ludwig Faulstich.

[5664-66]

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Bekanntmachung des Verwaltungsrathes der Dampfschifffahrts-Gesellschaft des österreichischen Lloyd.

In Folge des Beschlusses der am 9 Mai 1839 abgehaltenen gewöhnlichen General-Versammlung der Actionisten ist es nöthig geworden, die früher ausgegebenen Interessen-Coupons auszutauschen. Es werden daher sämmtliche HH. Besitzer von Actien, gleichviel ob dieselben auf den Namen oder Ueberbringer lauten, eingeladen, sich bis spätestens am 31 März 1840 entweder hier in Triest, in der Schreibstube der Gesellschaft, im Hause Langer, auf dem Börsenplatze, oder in Wien bei deren General-Agenten, den HH. M. H. Weikersheim und Comp. in der Dorotheergasse zu melden um die beschlossene Umwechslung vornehmen zu können. Triest, am 20 December 1839.

0024

[5678]

Der

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erscheint auch im Jahre 1840 wie bisher täglich zu halben und wenn nöthig zu ganzen Bogen, und liefert kurz und richtig Nachrichten aus München und aus den Provinzen von Bayern, die wichtigeren Ereignisse aus fremden Ländern, widmet der vaterländischen Industrie besondere Aufmerksamkeit, und unterläßt nicht hie und da seine Leser durch Novellen und Erzählungen zu unterhalten.

Der Angelegenheit des bevorstehenden bayer. Landtags wird er gleich frühern Jahren besondern Fleiß widmen.

Ohne die Tendenz und Richtung des Landboten zu ändern, gedenken wir unter dem Titel: Notizen über Kunst wöchentlich ein - bis zweimal, je nachdem Raum und Stoff vorhanden, gedrängte kritische Beurtheilungen im dramatischen, musikalischen und artistischen Fache zu liefern.

Durch die große Verbreitung des Landboten eignet er sich auch vorzüglich zu Inseraten aller Art, von denen die Spaltzeile nur mit 2 kr. berechnet wird.

Der ungemein billige Abonnements-Preis des Landboten ist halbjährlich:

im I. Rayon .. 2 fl. 24 kr. im II. Rayon .. 2 fl. 48 kr. im III. Rayon .. 2 fl. 59 kr.

durch die königl. Postämter.

Zn baldiger Erneuerung des Abonnements und zu zahlreichen neuen Bestellungen ladet ergebenst ein die Redaction und Verlagshandlung des Landboten.

[5668]

Buchhandlung zu verkaufen.

In einer der größten Hauptstädte Europa's ist eine bedeutende Verlags - und Sortmentsbuchhandlung zu verkaufen. Die billigsten Bedingungen und kein großes Antritts-Capital werden im voraus garantirt. Anfragen unter der Chiffre A. L., franco an die Expedition der Allg. Zeitung gerichtet, wird diese befördern.

[5658]

Erfindung das Meerwasser etc. genießbar zu machen.

Johann Dietrich, Sanität - und Graphit-Steingut-Geschirr und Bergbau-Inhaber, in der Laimburggasse, Nr. 1101, zu Gratz in Steyermark, hat schon unterm 1 Julius 1838 in Wien seine Erfindung, das Meerwasser und verdorbene süße Wasser auf eine leichte ausführbare, einfache, billige, schnelle und ganz ächte Weise in allen Gegenden des Meeres genießbar zu machen, zur Kenntniß gebracht. Seit diesem Zeitraume sind in verschiedenen Ländern Versuche gemacht und vermeintliche Erfindungen angekündigt worden; da ich aber nun überzeugt bin, daß diese Versuche und Erfindungen nicht entsprechend waren, so finde ich mich verpflichtet der außerordentlichen Wichtigkeit halber durch dieses Blatt den sämmtlichen Staaten in Europa und den andern Welttheilen zur Kenntniß mitzutheilen, daß meine Apparatsmethode zwei aus Holz bestehende Bottungen formirt, und daher zu Land und zur See die Reinigung leicht ausführbar sey.

Ich bin bereit, diese Erfindungen gegen der Wichtigkeit angemessene Belohnung und Gnade ein für allemal frei zu geben und zwar gegen das, daß mir vor der Freigabe und leistenden Probe dieselbe für den Fall des ächten Gelingens früher zum Empfange angewiesen wird.

Ich beziehe mich auf die bereits abgegebenen Anzeigungen und bekannt gemachten verschiedenen Blätter.

1) Die Größe der Apparate, welche zwei Bottungen formiren, sind nach Belieben zu machen, je größer, desto billiger und größer die Erzeugung; diese dauern viele Jahre und sind nicht kostspielig, und können auf dem kleinsten bis zum größten Schiffe, wenig Raum einnehmend, angebracht werden.

2) Ist eine Stunde erforderlich, um genießbares Wasser zu erhalten, dann reiniget es Tag und Nacht, wie ein Uhrwerk immer fort, ein Mann von Zeit zu Zeit schöpft Wasser nach, und verfährt nach Belehrung; dieses Wasser ist der Gesundheit zuträglich, geschmackhaft zum Trunke und Kochen, zum Waschen empfehlend, kann Jahre lang aufbewahrt werden, und beseitiget die Seekrankheiten. Kosten der Erzeugung per Eimer, das sind 40 Maaß, sind von 6 bis 40 kr. zu rechnen. Gratz, den 10 October 1839.

[5047-50]

KÖLNER-WASSER-ANZEIGE.

Franz Maria Farina in Köln, Nr. 4711, ältester Destillateur des ächten Kölnerwassers, gibt sich hiermit die Ehre, dem verehrten Publicum die Anzeige zu machen, daß die Niederlage seines ächten Kölnerwassers sich einzig und allein in Wien in der Großhandlung des Hrn. M. Malvieux, in der obern Bäckerstraße Nr. 765, in Pesth in der Huthandlung des Hrn. Franz Schober zum Ring in der Weiznergasse, in Linz bei Hrn. Joseph Nasberger, und in Prag bei Hrn. Joseph Dotzauer befindet. Auf Verlangen der verehrten Abnehmer kann auch jederzeit in diesen Verlagsorten die Aechtheit dieses Wassers mit den untrüglichsten Belegen dargethan werden.

[5178]

Wichtige Belehrungen über Wiedersehen, Vorsehung und die Gewißheit eines Lebens nach dem Tode enthält die sehr belehrend in einer dritten verbesserten Auflage erschienene Schrift: Vom Wiedersehen.

Wohin gelangen wir nach diesem Leben? Werden wir uns da wiedersehen? Wie ist da unser Loos beschaffen? Gründe für die Unsterblichkeit der menschlichen Seele und Betrachtungen über Tod, Unsterblichkeit und Wiedersehen. 8. brosch. Preis 10 Sgr. oder 36 kr.

Diese vom Dr. Heinichen herausgegebene Schrift gibt über obige Fragen belehrende Aufschlüsse, führt die Beweisgründe eines bessern Daseyns, eines Fortlebens nach dem Tode an, und so ist dieses Buch Frohen zur Belehrung und Trauernden zur Tröstung zu empfehlen und in allen Buchhandlungen vorräthig zu haben.

[3]

In der Litter. -artist. Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Annalen der protestantischen Kirche im Königreich Bayern.

Von Karl Fuchs, Dr. der Theologie, Oberconsistorialrath etc.

Erstes Heft.

8. geh. 1 fl. 36 kr. rhein. od. 1 Rthlr.

Der Verfasser gibt als Zweck dieses Unternehmens an: das noch bei vielen schlummernde Interesse an den Verhältnissen der Kirche, der sie angehören, durch treue Darstellung des Bestehenden zu wecken und zu beleben. Diese Aufgabe auf gründliche Weise zu lösen, war dem Verfasser durch seine Stellung und die ihm dadurch berufsmäßig zustehende Einsicht in die Acten seiner Kirche vor allen andern möglich.

Das vorligende Heft behandelt folgende Gegenstände: 1) Das theologische Ephorat, dessen Instruction. 2) Die Consistorial-Bezirke. 3) Der protestantische Hofgottesdienst in Athen. 4) Die vereinigte protestantische Kirche in dem bayerischen Rheinlande. a) Einleitung und Vollziehung der Kirchen-Vereinigung. b) Die Bekenntnißschriften. c) Der Katechismus. d) Die Presbyterien. e) Die Didcesan-Synoden. f) Die Amtstracht. 5) Der Katechismus der evangelisch-lutherischen Kirche. 6) Die protestantische Pfarrei in München, Oberallershausen, Kemmoden, Feldkirchen. 7) Nekrolog.

[5573]

Erschienen ist und zu haben in allen Buchhandlungen: Goulianof, J. A. de, Archéologie Egyptienne, ou Recherches sur l'expression des signes hiéroglyphiques et sur les élémens de la langue sacrée des Egyptiens. 3 Vol. gr. in 8. br. 11 Rthlr. 12 gr.

Joh. Ambr. Barth in Leipzig.

[5130-32]

Holzschneidekunst.

Künstler, welche schon in Holz, vorzüglich in der Bewick'schen Manier geschnitten haben, und geneigt sind, eine andauernde Beschäftigung in München zu erhalten, oder sich ferner auszubilden, werden eingeladen, Probeblätter ihrer Leistungen und die näheren Bedingnisse alsbald einzusenden.

München, den 10 December 1839.

K. Braun und v. Dessauer.

Rochusberg, Nr. 5, 1 Stiege.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15015 tokens; 4985 types; 106253 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 3. 3. Januar 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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