PRIMS Full-text transcription (HTML)
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 8.
8 Januar 1840.
0057

Portugal.

Die Nachrichten aus Lissabon in englischen Blättern reichen bis zum 24 Dec. Die neuen Minister entwickelten große Thätigkeit, wenigstens folgte ein Cabinetsrath auf den andern. Es hieß, wenn Visconde da Correira das ihm angebotene Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten nicht annähme, so wolle der jetzige Marineminister, Graf v. Villareal, dasselbe mit dem bereits von ihm bekleideten vereinigen. In der Thronrede der Königin bei der auf den 2 Jan. anstehenden Corteseröffnung erwartete man eine aufrichtige Darlegung der kläglichen Lage des Landes, zugleich aber auch wenig Günstiges für die Staatsgläubiger. Die Minister sind entschlossen, falls sie in den Cortes eine Majorität gegen sich finden sollten, dieselben aufzulösen. Hr. Ildefonso Leopoldo Bayard ist zum Nachfolger des Ritters Figanniere als portugiesischer Gesandter an den Hof von Rio-Janeiro ernannt. Man lebt fortwährend der zuversichtlichen Hoffnung, daß mehrere europäische Höfe, welche bis jetzt die Regierung der Dona Maria nicht anerkannt, demnächst wieder Botschafter nach Lissabon senden werden, wobei der König der Niederlande mit seinem Beispiel vorangehen werde. Eine bei der Capitulation von Paris portugiesischen Unterthanen zuerkannte Entschädigungsforderung an Frankreich von 800,000 Francs, die seitdem mit den Zinsen auf 2 Millionen gestiegen ist, soll jetzt auf den Punkt der Liquidation gediehen seyn. Die angeblich aus Bahia eingegangene Nachricht, daß englische Kreuzer neuerdings vier portugiesische Sklavenschiffe an der Westküste von Afrika weggenommen haben, hat die Oppositionsblätter in neue Wuth gegen die Engländer versetzt; der Procurador dos Povos schließt eine Diatribe mit den Worten: Der Augenblick ist ganz nahe, wo man in Portugal rufen wird: er ist ein Engländer, schlagt ihn todt! Die Corvette Dom Joao sollte zum Schutz der portugiesischen Unterthanen nach Maranham abgehen. Die Insel St. Michael, eine der Azoren, ward am 5 Dec. von einem furchtbaren Orcan heimgesucht. Das Meer stieg um 30 Fuß, und zerstörte viele Häuser. Der angerichtete Schaden beträgt über 500,000 Thaler; doch ging nur ein Menschenleben dabei zu Grund.

Spanien.

Die Armee hält sich in den nämlichen Stellungen. Was dieser unselige Krieg den Einwohnern kostet, davon kann man sich nach der Thatsache einen Begriff machen, daß in der Provinz Saragossa alle Last - und Zugthiere in Beschlag genommen worden sind, so daß den Landbewohnern keines weder zu dem Feldbau noch zur Verführung der Producte übrig geblieben ist. Die Carlisten haben mehrere Handstreiche gegen einzelne Cantone, besonders gegen den von Ginebrosa, der ihnen am nächsten liegt, auszuführen gesucht, sind aber immer zurückgetrieben worden. In Valencia ist das Fort von Manzanera, von wo aus sie die Transporte von Valencia nach Teruel beunruhigten, am 14 mit 40 Mann Besatzung und vielen Vorräthen nach einer kurzen Beschießung weggenommen worden. Ein ähnliches Schicksal wird das von Chulilla haben, gegen welches am 16 bereits eine Batterie aufgeführt worden ist. Da von diesen beiden Forts die Magazine von Collado und Alpuente versehen wurden, so werden nach ihrem Falle wohl die Operationen gegen die beiden letztern mit Erfolg unternommen werden. Aber die Provinzen Guadalarara und Cuenca werden stets von den Besatzungen von Beteta, Castielfalit und Cañete beherrscht, ohne daß die Regierung, in ihre politischen Plane vertieft, Anstalten zu einer Abhülfe träfe. Die Austreibung der Familien von entgegengesetzten Meinungen wird von beiden Seiten mit Strenge und von Seite der Carlisten mit unerhörter Grausamkeit betrieben. Cabrera hat sogar ein Verzeichniß von Ortschaften verfaßt, aus deren jeder zwei Personen erschossen werden müssen, und dieses Schicksal trifft sogar Carlisten, wie es in einem Orte gerade mit den zwei angesehnsten Einwohnern, bei welchen sich immer Cabrera und Forcadell einquartirt hatten, geschehen ist. Man begreift den Zweck dieser Grausamkeiten nicht; vielleicht ist es bloß um jeden Ausdruck von Sehnsucht nach Frieden, die hie und da selbst unter den Carlisten durchbricht, zu verhindern. Cabrera hat die festen Punkte am Ebro besucht, was zu dem falschen Gerüchte von seinem Abmarsche nach Catalonien Anlaß gab. In Catalonien hat Valdes den0058 Oberbefehl wegen seiner schlechten Gesundheit niedergelegt; aber Espartero besteht darauf, daß er ihn beibehalten soll; ein Adjutant Espartero's, welcher mit Valdes eine Conferenz gehalten, ist gestern hier angelangt. Man hatte daran gedacht, Van Halen zu seinem Nachfolger zu ernennen, aber Van Halen nahm den Antrag nicht an, und es wird vor der Hand nichts verändert werden. Buerens commandirt während der Krankheit des Generals Valdes. Seoane, der als Zweiter des Generalcapitäns die politischen Angelegenheiten leitet, hat, wie immer, die Hoffnungen der Liberalen betrogen, und die anfangs unternommene Wiederherstellung der Nationalgarde, aus welcher Meer alle sogenannten Exaltirten ausgeschlossen, eingestellt. Galizien bietet nach dem Tode einiger Guerilleros, der Unterwerfung anderer und der Flucht noch anderer unter ihnen des berüchtigten Fray Saturnino, einen bessern Anblick dar, auch hat sich die öffentliche Meinung vieler Ortschaften vortheilhaft verändert. An der Gränze von Estremadura und Toledo hausen noch immer einige Banditen in geringer Zahl. In den ehemals insurgirten Provinzen wird das Foralsystem ohne die geringste Rücksicht auf die Clausel: ohne Beeinträchtigung der constitutionellen Freiheit hergestellt. Dort existiren noch die Mönchsklöster und dienen vielen Carlistischen Mönchen, die schon emigrirt waren, zur Zuflucht. San Sebastian und einige andere constitutionell gesinnte Ortschaften protestiren gegen diesen Zustand, aber das hilft für jetzt nichts. Der Schleichhandel wird von diesen Provinzen aus stärker als je betrieben; das wollten die Engländer und vorzüglich die Franzosen.

Großbritannien.

Am 31 Dec. traten die außerordentlichen Assisen in Monmouth wieder zusammen. Vorsichts halber verstärkte man die in jenem Bezirk stehenden Truppen, und namentlich hat die Regierung zwei Dampfboote gemiethet, um einen Theil der in Dublin liegenden Besatzung nach Bristol überzuführen. Die O'Connell'schen Journale ermangeln nicht, auf diesen Umstand als einen neuen Beweis der in Irland herrschenden Ruhe und der Loyalität des irischen Volks hinzudeuten.

Der Globe bemerkt über den unlängst mitgetheilten päpstlichen Erlaß gegen den Sklavenhandel: Was das Oberhaupt der römischen Kirche zunächst bewog, zur Unterdrückung dieses fluchwürdigen Menschenhandels mit seinem geistlichen Ansehen ins Mittel zu treten, das waren, wie wir hören, die Vorstellungen, welche die brittische Regierung durch unsern Repräsentanten in Rom (d. h. wohl den Gesandten in Florenz) an den päpstlichen Hof gelangen ließ. Dieses Document gereicht der Menschenfreundlichkeit und dem Gerechtigkeitssinne des Papstes eben so sehr zur Ehre, als es die hohe Achtung bezeugt, die der päpstliche Stuhl für die brittische Regierung hegt. Dasselbe ist in den nachdrücklichsten und strengsten Worten abgefaßt; es bedroht mit Entrüstung und Zorn, Trübsal und Angst alle Katholiken, welche die darin enthaltenen Verbote mißachten würden. Wir zweifeln nicht, daß diese schnelle und entschiedene Mitwirkung der höchsten geistlichen Autorität in der römischen Kirche die Anstrengungen der jetzigen brittischen Regierung, jenen schändlichen Handel von Grund aus zu zerstören, auf das kräftigste fördern wird.

Nicht weniger als drei Schiffe werden stündlich von New-York erwartet, welche die Präsidentenbotschaft an Bord haben müssen. Dieses Actenstück ist in einer Reihe von Jahren, wo noch keine Dampfschiffverbindung bestand, nicht so spät nach Europa gekommen.

Am 30 Dec. ward in dem berüchtigten Londoner Stadttheil St. Giles eine Bande Falschmünzer von der Polizei in flagranti ertappt und aufgehoben.

In Nr. 355 der Allg. Zeitung glaubt Ihr Pariser Correspondent mein eine Darstellung des Ganges der orientalischen Verhandlungen enthaltendes Schreiben vom 15 Nov. (Nr. 331 der Allg. Zeitung) auf eine etwas unsanfte Art angreifen zu müssen; er verspricht zugleich, unverzüglich die Beweise zu liefern, daß die in dem fraglichen Artikel vom 15 Nov. enthaltene Darstellung in sehr wesentlichen Zügen von der Wahrheit abweiche. Ich kann meinerseits diesem verehrten Herrn die Versicherung geben, daß mir durch die Berichtigung meiner etwa irrthümlichen Angaben nur ein Dienst, den ich dankbar anerkennen würde, geleistet werden kann, indem der Gegenstand von zu großem Interesse ist, um persönliche Rücksichten dabei vorwalten zu lassen, und der Wahrheit das Ohr verschließen zu wollen. Doch möchten wir fragen, wie es denn komme, daß Ihr Hr. Correspondent, der doch in dem Besitze der versprochenen Beweise sich befinden mußte wie hätte er wohl sonst mit so außerordentlicher Zuversicht auftreten können? fast einen ganzen Monat auf seinen Widerspruch warten ließ, um selbst dann nur eine Art von Drohung auszusprechen, daß er jene Beweise erst liefern werde? Wir wollen inzwischen mit Geduld den Zeitpunkt abwarten, wo uns die versprochenen Enthüllungen zum besten gegeben werden sollen, Enthüllungen, die ohne Zweifel von der größten Wichtigkeit seyn müssen, da der Ton, dessen sich Ihr Hr. Correspondent bedient, kein gewöhnlicher ist. Bevor ich schließe, fühle ich mich genöthigt, die beleidigende Zumuthung abzulehnen, als hätte ich unter der Maske der Unparteilichkeit den mehrerwähnten Artikel geschrieben. Es wird dem unbefangenen Leser meines Schreibens vom 15 Nov. beim ersten Blick auffallen, daß ich mit offener Ueberzeugung ohne alle Maske Thatsachen anführte, die für sich selbst sprachen, und die dazu dienen konnten, auch andere zu demaskiren. Sollten, wenn Sie dieses Schreiben erhalten, die Beweise, die Ihr Hr. Correspondent unverzüglich zu geben versprach, noch nicht geliefert worden seyn, so mögen ihm diese Worte, die ich an ihn richten zu müssen glaube, zur Aufmunterung dienen, seinem Versprechen so bald wie möglich nachzukommen.

Frankreich.

Der durch k. Ordonnanz vom 4 Dec. zum Erzbischof von Rheims ernannte Bischof von Belley hat sich geweigert, die bisher von ihm verwaltete Diöcese zu verlassen. Der Cardinal de la Tour d'Auvergne Lauraguais, Bischof von Arras, ist in Paris angekommen. Der Noblegardist, der ihm das rothe Barret überbringt, ist von Rom eingetroffen. Die sterblichen Reste des Cardinals von Latil, Erzbischofs von Rheims, wurden in dieser Stadt am 30 Dec. feierlich beigesetzt.

Einer telegraphischen Depesche aus Marseille vom 31 Dec. zufolge wurden an diesem Tage in Toulon auf dem Algier 324 Mann für das 41ste Linienregiment, 324 für das 22ste Linienregiment, 150 Mann vom Geniewesen, 106 Mann von der Artillerie, im Ganzen 904 Mann eingeschifft. Seit den letzten Vorfällen in Afrika beträgt die Ziffer der Einschiffungen 10,660 Mann.

(Courrier français.) Die Adreßcommission für die Pairskammer soll ihre Arbeiten geendigt haben. Man spricht hauptsächlich von einer auf Aegypten bezüglichen Stelle, welche lebhafte Debatten in der öffentlichen Discussion hervorrufen werde.

0059

Die Revue des deux Mondes beschäftigt sich in ihrer neuesten politischen Chronik bloß mit den bisherigen parlamentarischen Ereignissen, warum z. B. Martin du Nord bei der Vicepräsidentenwahl den Sieg über Hrn. Vivien davongetragen habe etc. Diese Betrachtungen beginnt sie mit den Worten: Die Kammer fand sich in ihren ersten Sitzungen noch zerrissener, entmuthigter, als wir vorauszusagen wagten. Das Bewußtseyn dieser Erschlaffung verbreitete über ihr eine sichtbare Trauer, eine Apathie, die nur aus einer tiefen Unzufriedenheit mit sich und allem Andern entsprang. Die Thronrede konnte ihr nicht aus dieser trostlosen Situation helfen. Konnte das Ministerium den kranken Zustand der Gemüther verkünden, konnte es Gegenmittel vorschlagen, die Vorwürfe gleichgesehen hätten, konnte es die Versammlung zurückrufen zu einem politischen Leben, während es selbst nicht sicher war von der Kammer als ein Lebendiges betrachtet zu werden? Wenn man bedenkt, daß das gegenwärtige Ministerium keine Farbe hat, kein bestimmtes politisches System vertritt, so wird man einsehen, daß die Thronrede nicht anders abgefaßt seyn konnte, als sie es wirklich war. Nur durch Einen Ausdruck, dessen Erklärung auf der Tribune nicht leicht seyn wird, schien sie die ihr durch die Stellung des Cabinets auferlegte Zurückhaltung zu überschreiten. Das Ministerium erklärt nämlich, unsere Politik gebiete fortwährend die Bewahrung der Integrität des osmanischen Reichs. Lord Palmerston, selbst Reschid Pascha würde keinen andern Ausdruck gewählt haben. Vielleicht wollte man damit sagen, Frankreich werde in keinem Fall zugeben, daß das osmanische Reich zu Gunsten einer europäischen Macht zerstückelt, daß der Turban nirgends durch die moskowitische Mütze oder den englischen Hut ersetzt werde, daß aber, wenn dieses Princip einmal festgesetzt sey, Europa wenig daran liege, ob das Reich der Osmanlis von Einem Monarchen oder von zweien regiert werde. Vielleicht wird man noch beifügen, daß bei allen Concessionen, welche Mehemed Ali gemacht würden, man stets Sorge tragen werde, der Pforte ein gewisses Suzeränetätsrecht vorzubehalten, und daß so, wenn auch die Macht des Sultans vermindert werde, doch die Integrität des Reichs ungefährdet bleibe. Gewiß aber wird man nicht sagen, daß man die Integrität des ottomanischen Reichs so verstanden, wie sie heute existirt, denn Aegypten, Syrien und Candia sind bereits der That nach von ihm getrennt und im Besitze des Pascha's. Dem Ministerium ist sicherlich eine so unwürdige Deutung nie eingefallen. Wie dem aber auch sey, das Wort Integrität ist jedenfalls ein starker Ausdruck. Buchstäblich genommen würde dasselbe Frankreich in eine ganz neue Politik im Schlepptau Englands stürzen und uns zwingen, beiden Coërcitivmaaßregeln, welche England wider Mehemed Ali anwenden möchte, mitzuwirken. Dieses Wort wirft, wenn es einmal erläutert und commentirt ist, unsere Regierung in ernste und diplomatische Verlegenheiten, und es ist schwer zu begreifen, welch indirecter Nutzen daraus für Frankreich hervorgehen kann. Man sagt: die orientalischen Angelegenheiten seyen in diesem Augenblick der Gegenstand einer kleinen Conferenz, welche zu London gehalten wird und in welcher Hr. Brunnow und Hr. v. Neumann die ersten Stimmen führen. Brauchte da der französische Unterhändler das Wort Integrität nur, um in jener Conferenz sich beliebigen Spielraum zu lassen?

Die durch das Capitole geleitete Bonapartische Verschwörung, sagt eines der ersten belgischen Blätter, hat die allgemeine Neugierde so sehr erregt, daß unsere Leser es uns Dank wissen werden, wenn wir den Schleier ein wenig lüften, der alle diese Intriguen verhüllte. Der Correspondent, von welchem wir nachstehende Details haben, ist stets gut unterrichtet.

Es ist bekannt, daß ein Bund zwischen den, durch Hrn. de St. Edme einerseits und durch Ludwig Napoleon andererseits repräsentirten Republicanern bestanden hatte. Dieser Bund war zu Arenenberg, wo St. Edme den Prinzen besuchte, festgestellt und abgeschlossen worden; da aber der letztere genöthiget wurde, die Schweiz zu verlassen, wurden die Verbindungen schwieriger, weil die Fonds Hrn. St. Edme fehlten, um Reisen nach London zu machen. Unter andern Dingen soll man übereingekommen seyn, daß der Prinz 60,000 Fr. für die Creirung und Herausgabe eines republicanisch-bonapartistischen Journals liefern sollte, dessen Gerant St. Edme und dessen Hauptredacteur Sarrut wäre. St. Edme hatte einen Constitutionsentwurf abgefaßt und dem Prinzen Ludwig vorlesen lassen, den dieser eingesehen, verbessert, geprüft, genehmigt und angenommen hatte; es war der Marquis de Crouy-Chanel, der als Mittelsperson zwischen dem Prinzen und St. Edme gedient und mehreremal diesen Entwurf von Paris nach London und von London nach Paris hin - und zurück gebracht hat. Während langer Zeit konnte man sich nicht verständigen; St. Edme wollte, daß der Prinz den Vicomte de Persigny von seiner Person entferne, weil er in diesem nur einen durch die französische Regierung bei dem Prinzen angestellten Agenten sah; um zu beweisen, daß er richtig gesehen, führte er Thatsachen an, die den Verdacht als ziemlich wahrscheinlich erscheinen ließen. Der Prinz wollte, ungeachtet alles Scheins, der gegen Persigny bestand, sich nicht von ihm trennen; nun stockten die Unterhandlungen während einiger Zeit, und sie wurden abgebrochen, als St. Edme erfuhr, daß, statt 60,000 Fr. in seine Hände für die Herausgabe des Journals, dessen Chef er seyn sollte, zu zahlen, der Prinz 40,000 Fr. für die Herausgabe des Capitole geliefert hatte. Hier das, was man über die Gründung dieses letztern Blattes sagt: Durant, der Sammler alter Schaumünzen, hatte selbst vom König der Franzosen Subsidien für die Herausgabe eines französischen Journals zu Frankfurt, das durch Charles Durand redigirt wurde, erhalten. Dieser Durand, sagt St. Edme, war zu entehrenden Strafen verurtheilt worden. Er blieb in Deutschland während der zur Verjährung seiner Strafe nöthigen Zeit. Später kehrte er nach Frankreich zurück, und bot seine ausschließlichen Dienste Sr. Maj. Ludwig Philipp an; allein sey es, daß man sich eines niederträchtigen Menschen wie Durand nicht bedienen wollte, oder daß man nur die Absicht hatte, ihn aufzuziehen seine Anerbietungen wurden nicht angenommen. In diesem Augenblick erschien Durand, der Münzsammler, wieder auf dem Schauplatz. Durch seine Vermittelung und durch seine Hände wurde eine Summe von 100,000 Fr. in die Hände des Charles Durand für die Creirung des Journals le Capitole gezahlt. Zu dieser Summe hatte die Familie Bonaparte 40,000 Fr. beigetragen. Bei der Nachricht hievon gerieth St. Edme in Wuth, und machte deßhalb dem Prinzen Ludwig Vorwürfe. Indeß erschienen im Capitole Artikel, die der Partei Bonaparte günstig waren; andererseits waren, da die Kosten durch die Subsidie von 100,000 Fr. gedeckt waren, alle Abonnements Gewinn. Crouy-Chanel billigte die Creirung dieses Journals; er that noch mehr: er associirte sich mit Charles Durand, dem er seinerseits 40,000 Fr. aus seinen eigenen Fonds lieh, damit er jedes Jahr an dem Gewinne Theil nehmen sollte. Er that noch mehr: er wußte die Verbindungen zwischen dem Prinzen und St. Edme wieder anzuknüpfen, der jedoch dem Marquis unaufhörlich vorhersagte, daß er durch Charles Durand betrogen werden würde, und daß er sich auch in Bezug auf den Prinzen irre, welcher nur ein junger Mann ohne Idee, ohne Willen und ohne festen Entschluß sey, der sich durch Persigny leiten lasse,0060 welcher ein Spion sey, und daß sie sich früh oder spät mystificirt sehen würden! Indeß knüpfte auf die Bitten Crouy-Chanels St. Edme die Correspondenzen mit dem Prinzen wieder an, und Crouy diente ihnen als Courier. Während Crouy Chanel in England unterhandelte, verzehrten die Eheleute Charles Durand zu Paris den ganzen Gewinn, den die Abonnements des Capitole eintrugen, und ferner noch die 40,000 Fr., die de Crouy gezahlt hatte. Ich sage, die Eheleute Charles Durand, weil dieser in zweiter Ehe mit einer Dame vermählt ist, die ihn theuer zu stehen kommt, und die zweimal mehr als er verschwendet, obgleich er selbst ein großer Verschwender ist. Von einer andern Seite gewahrte de Crouy, daß ungeachtet aller Anstrengungen der Prinz nicht aufrichtig auf dem vorgezeichneten und zwischen ihm und St. Edme übereingekommenen Wege fortschritt, und daß dieser letztere wohl Recht haben könnte, indem er sagte, daß der Prinz durch Persigny geleitet würde. De Crouy kam unter diesem verdrießlichen Eindruck nach Paris zurück. Er verlangte Rechnung von Charles Durand, und da er sah, daß seine 40,000 Fr. verzehrt waren, wendete er sich an den Prinzen, der sich weigerte, ihm den Schaden zu ersetzen, den sein Journalist, sein officielles Organ, ihm verursachte. Nun lärmte de Crouy so sehr und so laut gegen den Prinzen und C. Durand, daß die Polizei auf die Spur von Allem, was vorging, geleitet wurde. Charles Durand wurde verhaftet, allein auch Crouy-Chanel! Diese Verhaftung machte ihn wüthend; er rief aus: St. Edme hatte Recht, dieser Durand ist ein Niederträchtiger, und dieser Bonaparte ein ... Auch werde ich mich nicht mehr mit dem erstern beschmutzen; sobald ich aber in Freiheit bin, werde ich nach London abreisen, und diesen Bonaparte ... Glaubt man, ich sey ein Mann ohne Seele und ohne Herz, glaubt man, ich werde mich durch Jungen, wie dieser Persigny und dieser kleine Bonaparte, leiten lassen! Ich werde sie beide ....! Man behauptet, diese Entschlüsse seyen so kraftvoll, selbst im Beiseyn des Instructionsrichters, geäußert worden, daß man die Entweichung des Hrn. Crouy-Chanel erleichtert habe.

Der Hof und das Ministerium sind durch eines der letzten Verhöre, welches Hr. Charles Durand vor dem Untersuchungsrichter bestand, in große Verlegenheit gesetzt worden. Auf mehrere Fragen antwortete der übrigens völlig unverläßliche Hr. Durand im Wesentlichen folgendes: es seyen ungefähr 200,000 Fr. ihm nach und nach vom Norden zugekommen, mit der Anweisung solche nach den Befehlen des Prinzen Louis Napoleon zu verwenden, was auch geschehen sey; er habe übrigens nicht gewußt, daß das Geld zur Bildung einer Conspiration bestimmt sey; auch sey der hiesige Botschafter jener Macht nicht in dieser Angelegenheit thätig gewesen. Im ersten Augenblick war die Rede, dem Grafen M. seine Pässe zu schicken; allein man überlegte, daß dadurch neue Verwickelungen in der orientalischen Frage entstehen würden, und zunächst deßhalb unterblieb jene Maaßregel. Von der andern Seite weiß man nicht, wie man der Verfolgung gegen Durand ein vernünftiges Ende geben soll. Die Gerichte zu einer Niederschlagung der Sache (arrêt de non-lieu) zu bestimmen, hat seine Schwierigkeiten; und doch könnte eine öffentliche Verhandlung vielen Skandal im Publikum und in der Presse verursachen, und auf diese Weise doch zu einer Collision mit jener Macht führen. Man weiß noch nicht, auf welche Weise unsere Staatsmänner sich aus dieser Verlegenheit herausziehen werden. Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß die freiwillige Rückkehr des Hrn. v. Crouy-Chanel ins Gefängniß hier allgemein den ihm von den Polizeibehörden gemachten Versprechungen zugeschrieben wird; es mußte nämlich diesen Behörden daran gelegen seyn auf solche Art das Gerücht[z]u zerstören, daß sie zur Belohnung der von ihm selbst gemachten Anzeige der bonapartistischen Verschwörung bei seiner Entweichung durch die Finger gesehen haben. Indessen hat sein freiwilliges Zurückkehren dieses Gerücht eher vermehrt als vermindert. Als Hr. Odilon-Barrot während der verwichenen Ferien sich in London befand, suchte Ludwig Napoleon ihn zu sehen, und fand dazu Gelegenheit in einem Hause, welches Hr. Barrot öfters besuchte. Er sprach ihm von seinen Ansprüchen auf die französische Krone. Hr. Barrot suchte ihm begreiflich zu machen, daß so wie die Sachen stehen nichts für ihn zu hoffen sey, er möge sich vorerst ruhig verhalten ... Man glaubt allgemein, daß Hr. Barrot diesem Rath das Glück verdanke, nicht in der Correspondenz des Prinzen mit Hrn. v. Crouy-Chanel genannt worden zu seyn.

Ein naher Eintritt von Guizot wird von vielen Seiten wieder stark bezweifelt. An der Börse verbreitet sich noch spät das Gerücht, daß der Prinz von Asturien, Sohn des Don Carlos, von Bourges entkommen sey (?). Aus der Kammer erhalten wir die Nachricht, daß die Adreßcommission ihre Arbeiten vollendet, und Hrn. Abel de Remusat zum Redacteur des Adreßentwurfs ernannt hat. Nächsten Montag schon soll dieser Entwurf verlesen, und Donnerstag alsdann mit der Discussion desselben in der Kammer begonnen werden. Die Pairs beginnen bekanntlich damit schon Montag.

Die Commission der Adresse der Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung Hrn. Rémusat einstimmig zum Redacteur ihres Entwurfs ernannt. Die von den Ministern der Commission gegebenen Erläuterungen waren so vollständig als möglich. In Bezug auf die orientalische Frage, worüber die Commissionsmitglieder Nachweisungen zu erhalten wünschten, erklärte der Conseilpräsident, daß diese Sache noch Gegenstand der Unterhandlungen sey. Gegen 40 Deputirte erwarteten in dem Conferenzsaale das Resultat der ministeriellen Mittheilungen. Diese 40 gehören fast alle zur Opposition. Die Adreßcommission der Pairskammer hat ihre Versammlungen geendigt. Der von ihr vorbereitete Adreßentwurf soll der Ausdruck eines rückhaltslosen Beitritts zu dem von dem gegenwärtigen Ministerium befolgten Verfahren seyn. Es liefen einige Gerüchte über Oppositionstendenzen in der Pairie um, die aber durch den Erfolg bereits widerlegt sind. Man hatte in der Ernennung des Grafen v. Molé zum Mitglied der Adreßcommission ein Symptom der Feindseligkeit zu sehen geglaubt; da aber die Commission Hrn. v. Molé nicht zu ihrem Präsidenten wählte und ihm Hrn. v. Portalis vorzog, so hörten damit alle Auslegungen auf. Die Verlesung der Adressen wird vollends alle Zweifel heben. Wir glauben zu wissen, daß Hr. v. Molé nicht geneigt ist, die Rolle, welche ihm gewisse Leute aufdringen möchten, zu spielen.

Schweiz.

Die Nachrichten aus Tessin sind sehr unerfreulich. Die neue Regierung besteht voraus aus Advocaten. Der Pöbel erzwang mit offenen Drohungen den Beschluß, daß mehrere der abgetretenen Regierungsmitglieder in Anklagezustand versetzt werden. Vergebens warnte der persönlich gemäßigte Franscimi vor solcher Gewaltthat; vergeblich rieth sogar Luvini zur Mäßigung. Rache und Gelddurst es sind unter jenen wohlhabende Männer siegten; der große Rath mußte willfahren, indem er selber bedroht war. Das sind Zustände, die auf keinerlei Dauer rechnen lassen.

Deutschland.

Unser Landtag soll auf Anfang des Monats März wieder einberufen werden. (Schw. M.)

0061

Prinz Albert hat die Personen, welche zu ihm in näheren Verhältnissen standen, vor seiner Abreise von hier mit bedeutenden Pensionen aus seinem Privatvermögen bedacht. Der Aufenthalt in Gotha wird von kurzer Dauer seyn. Nach London begleitet den Prinzen nicht der Baron Stockmar, wie man früher vermuthete, sondern Hr. v. Alvensleben. Der Prinz soll entschlossen seyn, den durch geschichtlichen Glanz und Größe verherrlichten Titel eines Herzogs von Sachsen auch nach seiner Vermählung mit der Königin Victoria mit keinem andern zu vertauschen. Man glaubt hier bald der Veröffentlichung eines zweiten, das Land noch näher angehenden Vermählungsprojects entgegensehen zu dürfen.

Wie zu erwarten stand, ist auch in dieser Diät unseres Landtages die hannover'sche Verfassungsfrage (die uns wegen der Successions-Eventualitäten noch näher berührt als die andern deutschen constitutionellen Staaten) Gegenstand einer Berathung gewesen. Dem vorliegenden Protokoll zufolge hat auf Antrag des Abgeordneten Notars Hollandt die Ständeversammlung in ihrer Sitzung vom 17 d. M. einstimmig beschlossen: die herzogliche Landesregierung um beruhigende Mittheilungen über den Stand der hannover'schen Verfassungsangelegenheit am Bundestage zu ersuchen, da durch die Art und Weise wie des Königs von Hannover Majestät in der allerhöchsten Proclamation vom 10 Sept. d. J. den Bundesbeschluß vom 5 Sept. interpretirt, der Art. 56 der Wiener Schlußacte, also ein Grundgesetz des deutschen Bundes und somit die Existenz des deutschen Bundes selbst bedroht erscheinen müsse. *)Man wird hieraus ersehen, daß die Fassung dieses Beschlusses, wie ihn die Kölnische Ztg. und nach ihr andere Blätter wiedergeben, nicht ganz getreu ist.(Oeffentliche Mittheilungen über die Ständeverhandlungen.)

Auch die Lübecker Blätter protestiren, gleich den Hamburger und Bremer Zeitungen, gegen die Ernennung eines apostolischen Vicars des Nordens mit der Residenz Hamburg, obschon sie nicht erwähnen, daß der dazu bestimmte Geistliche mit den belgischen Herren liirt, schon in den bekannten Michelis-Briefen und in den Binterim'schen Zuständen figurirt hat, und daß darin, daß man auf einmal einer preußischen Diöcese entzogen werden soll, offenbar eine besondere Absicht liegt. Die neuen Lübecker Blätter meinen, daß ein apostolischer Vicar der Art ein päpstlicher Gesandter sey, und daß kein Staat gezwungen werden könne, einen Gesandten anzunehmen, jedenfalls nicht ohne vorherige Anfrage. Die freien Städte würden ihn auf keinen Fall zulassen, und es stehe dahin, ob man gegen sie auftreten wolle: Mecklenburg werde jedenfalls eben so handeln. Andrerseits bemerkt der Courrier de la Meuse, Hr. Laurent werde keinen öffentlichen Charakter bekleiden, sondern, in Hamburg residirend, in den Augen der dortigen und der übrigen betheiligten Regierungen ein bloßer Privatmann seyn, der keinerlei Anstoß geben werde, besonders da Liebe zum Frieden und großes Wohlwollen seine hervorstechenden Eigenschaften seyen. (Nürnb. Corresp.)

Hr. Laurent, der durch päpstliche Bullen zum Bischof in partibus von Chersonnes und zum apostolischen Vicar des Nordens ernannt wurde und zum Sitze Hamburg angewiesen erhielt, wird binnen kurzem nach genommener Rücksprache mit seinem Vorgänger in Westphalen nach Hamburg abgehen und den neuen Sprengel der drei Hansestädte, das Königreich Dänemark und das Großherzogthum Mecklenburg etc. übernehmen. Seit 1667 bis jetzt bestand das apostolische Vicariat des Nordens, und hatte schon 1680 einmal in Hamburg selbst seinen Sitz. Es ist durchaus irrig, daß, wie ein Hamburger Artikel sagt, auf andere Weise für das geistliche Wohl der in Hamburg etc. wohnenden Katholiken gesorgt sey. Diese, und ihre, vom apostolischen Vicar angestellten und approbirten Geistlichen gehören nicht zu dem Sprengel eines Bischofs, sondern notorisch und anerkanntermaßen unter einen, vom katholischen Kirchenoberhaupte ernannten Generalvicar des Nordens, der früher theils in Hannover, theils in Hildesheim, theils in Münster und zuletzt in Paderborn wohnte, und nun zum Besten der betreffenden katholischen Unterthanen dieser Staaten seinen Sitz mitten in seinen Sprengel verlegen wird. Das deßfalls aus Auftrag des päpstlichen Stuhls von der höchsten geistlichen Behörde in Rom (der Congregation de propagandâ fide) an den hiesigen hochwürdigsten Herrn Bischof und apostolischen Vicar des Nordens, Freiherrn Friedrich Clemens von Ledebur, auf dessen Begehren erlassene Decret oder Rescript ist datirt Rom vom 14 September 1839. (Münchn. pol. Ztg.)

In einem Schreiben aus Hamburg vom 1 Jan. (das die Preußische Staatszeitung mittheilt) heißt es in Bezug auf diesen Gegenstand: Die von der Frankfurter Oberpostamtszeitung, der Allgemeinen Zeitung von Augsburg und mehrern andern Blättern gleichzeitig und übereinstimmend gebrachte Correspondenz, die Ernennung des belgischen Pfarrers, Hrn. Laurent, zum apostolischen Vicar mit Bestimmung des Wohnsitzes in Hamburg betreffend, hat hier, wie sich leicht denken läßt, nicht bloß Aufmerksamkeit erregt, sondern auch Aufsehen gemacht. Keines unserer Blätter hat diesen Artikel bisher wieder gegeben, da es nicht geschehen könnte, ohne zugleich eine bündige Widerlegung hinzuzufügen. Nicht bloß in den Schwesterstädten Bremen und Lübeck und im Königreiche Dänemark, sondern auch hier sieht man jene Ernennung als eine Neuerung an, welche nie ohne ausdrückliche Zustimmung der betheiligten Regierung erfolgen könnte, aber nach den katholisch-kirchlichen Verhältnissen der zur sogenannten nordischen Mission gezählten Landestheile, besonders mit Rücksicht auf die Zeitumstände, überhaupt nicht zu dulden seyn würde. Wenn die belgischen Blätter behaupten, eine Zustimmung der Landesherrschaft sey gar nicht nöthig, weil der Ernannte keinen amtlichen Charakter in den Hansestädten und in Dänemark zu bekleiden habe, so können aus solcher Behauptung nur neue Bedenken erwachsen. Denn ein apostolischer Vicar, der den katholischen Geistlichen im Lande Weisungen ertheilt, übt doch wohl einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die Staatsangehörigen, und dieser sollte als bloßer Privatmann, ohne Rücksicht auf die Regierung und unbeachtet von ihr, im Lande leben wollen? Nimmermehr wird unser gesunder norddeutscher Sinn mit einem solchen Gedanken sich befreunden können. Einen Beweis davon liefert der merkwürdige Artikel, der sich in den Neuen Lübeckischen Blättern (Nr. 51 vom 22 Dec.) befindet, und der sich über das Verhältniß der apostolischen Vicare ausspricht. Dieser Artikel ist auch in die Bremer Zeitung vom 29 Dec. übergegangen, und zeigt am deutlichsten, wie sehr man in den Hansestädten die ganze von Belgien aus angekündigte Maaßregel als eine bedrohliche, nicht zu duldende Neuerung entschieden zurückweist.

Preußen.

Als politische Neuigkeit hat uns das neue Jahr die alte Haude - und Spener'sche Zeitung, die unter diesem Namen mehr als unter ihrem Titel Berlinische Nachrichten bekannt ist, in modernem Gewande, d. h. in einem Formate gebracht, welches mehr als noch einmal so groß ist, als das bisherige. Sie eröffnet ihre neue Größe mit einem Gedicht an das Jahrhundert, das sie nunmehr glücklich zurückgelegt0062 und welches sie mit Friedrich dem Großen zugleich begann, der bei seiner Thronbesteigung dem Buchhändler Haude, bei welchem er, als Kronprinz, früh schon litterarische Nahrung für den aufstrebenden Geist gefunden, das Privilegium zur Begründung einer zweiten Berliner Zeitung verlieh. Man kann nun zwar eben nicht sagen, daß die Haude - und Spener'sche Zeitung den Geist ihres königlichen Schutzherrn stets repräsentirt habe, oder im Geiste desselben die Gegenwart aufzufassen wisse; gleichwohl muß diesem Blatte, trotz aller Anglo - und Torymanie, das Verdienst gelassen werden, daß es immer den Ton des Schicklichen und die Richtschnur der Integrität, die von der heutigen Journalistik nur allzuleicht verlassen werden, zu beobachten gewußt habe. Bezweifelt wird, ob ihm bei seinem Publicum, das meistens im industriellen Mittelstande zu suchen ist, die Vergrößerung des Formats förderlich seyn werde. Denn außerdem, daß es nicht mehr so handlich und bequem ist, wie früher, kann auch der Umstand, daß die Zeitung, wie es heißt, keine politischen Beilagen mehr geben darf, ihr selbst und dem Publicum nur Nachtheil bringen. Das neue Jahr hat uns bereits einige empfindliche Verluste gebracht. Heute wurde der Director im Kriegsministerium, Generallieutenant v. Stülpnagel, ein überaus verdienstvoller Officier, beerdigt. Am Neujahrstage selbst war die Nachricht von dem Tode eines der ersten preußischen Standesherrn, des Grafen Joseph v. Stolberg-Stolberg, eingegangen. Unser hundertjähriger Jubelpräsident, der alte Grolmann, wie er kurzweg in der Berliner Volkssprache heißt, feierte seinen hundertsten Geburtstag im Kreise seiner Söhne und Schwiegersöhne, von denen der Freiherr v. Rotenhan aus dem bayerischen Franken hier eingetroffen war, und empfing an diesem Tage die Glückwünsche seiner zahlreichen Freunde, unter denen voran der edle Kronprinz stand, der in herzlichen ergreifenden Worten dem 100jährigen Greise seine Gefühle ausdrückte. Se. k. Hoh. hatten auch wenige Tage vorher die Ausstellung weiblicher Handarbeiten besucht, welche Fräulein Mariane S. im Vereine mit einigen anderen Katholikinnen zum Besten des projectirten katholischen Waisenhauses veranstaltete. Der Kronprinz kaufte Mehreres und sagte den wohlthätigen Damen verbindliche Worte zur Anerkennung ihrer Menschenliebe und ihrer ausdauernden Bemühungen.

Der hiesige an der Gränze des Königreichs Polen gelegene Kreis des Großherzogthums Posen ist der Schauplatz eines Aufstandes gewesen, der glücklicherweise keine Folgen gehabt hat. Auf dem Gut eines gewissen v. Grudzinski hatte sich vor einigen Tagen das Gerücht verbreitet, daß der katholische Geistliche wegen angeordneter Kirchentrauer verhaftet werden sollte. Plötzlich versammelten sich die Bauern des Dorfes, so gut bewaffnet, als es ihnen möglich war, und desetzten das Haus des Geistlichen. Dieser erfuhr erst durch ben dadurch entstehenden Tumult, wovon es sich handle, und hatte alle Mühe, dem bewaffneten Haufen zu bedeuten, daß gar nicht davon die Rede sey, ihn zu verhaften, und nur mit großer Mühe gelang es demselben, die Bauern nach Hause zu schicken, die an dem Wirthschaftsbeamten des polnischen Edelmanns ihren geheimen Anführer gehabt haben sollen. Obwohl dieser Aufstand in Masse ein ruhiges Ende genommen hat, durfte doch die Behörde dieß nicht so hingehen lassen; es ist daher die gerichtliche Untersuchung eingeleitet, und achtzehn von den Aufrührern sind verhaftet worden. (Leipz. Bl.)

Dänemark.

Allmählich fangen die vielen und dringlichen Adressen aus allen Theilen des Reichs, worin immer das Verlangen nach der norwegischen Constitution wiederholt wird, an, dem König unbequem zu werden. Eine Adresse der Art von einem Landdistricte der Insel Lolland, worin die norwegische Verfassung ein Meisterwerk genannt wird, wurde, nachdem der König schon geäußert hatte, daß sie ein Werk der Umstände und der Uebereilung sey, aus den Händen einer eigens damit nach der Hauptstadt gesendeten Deputation nicht entgegengenommen und blieb unbeantwortet. (Hamb. Bl.)

Rußland.

Das Journal du Commerce theilt nach angeblichen Privatnachrichten nachstehende Zusammensetzung des gegen Khiwa entsandten Corps Perowsky's mit: 8 Bataillone Infanterie und 4 Bataillone Jäger zu Fuß, zusammen 9000 Mann Infanterie; ferner zehn Regimenter reguläre sibirische Kosaken, fünf Regimenter halbreguläre Kosaken vom Ural und 8 Regimenter Kalmuken, Tataren, Baschkiren und Kirgiskaisaken, zusammen 11,500 Reiter; endlich drei Halbbrigaden Kosakenartillerie nebst einem Belagerungstrain und einer Schwadron Trainsoldaten mit 350 Pferden, im Ganzen 24,000 Mann und 72 Kanonen. Eine andere Nachricht desselben Blattes vom 3 Jan. will wissen, daß ein zweites Corps von 12,000 Mann Infanterie, 8000 donischen Kosaken und 24 Kanonen von Tiflis unter dem Oberbefehl des Hetman Orlow aufbrechen soll, um von der Südseite her zu dem Unternehmen mitzuwirken. Die Cavallerie soll längs den Ufern des kaspischen Meers (also durch persisches Gebiet) marschiren, die Infanterie und Artillerie zur See nach Tarkeley (? vielleicht Tschalatoka am Ausfluß des Attrek) gebracht zu werden.

Nachrichten aus Orenburg vom 8 d. zufolge hatte die Expedition nach Khiwa bereits vier Tagmärsche in der Kirgisen-Steppe glücklich zurückgelegt. Se. Maj. der Kaiser haben den bisher beim Ministerium des Innern angestellt gewesenen Generalmajor von der Cavallerie, Bartholomey II, zum Militär - und Civilgouverneur des Gouvernements Pskoff ernannt. Der ehemalige Präsident des Justizcollegiums der Liv - und Esthländischen Angelegenheiten, Geheimerath Peter Friccius, ist am 23 d. im 84sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen. (Preuß. Staatsz.)

Türkei.

Mit der letzten Post aus Konstantinopel ist nichts von Bedeutung gemeldet worden. In Konstantinopel war Alles ruhig, und man beschäftigte sich wenig mit der Politik. Die englischen Schiffe, welche so unerwartet vor die Dardanellen zurückgekehrt waren, haben dieselben wieder verlassen und sich der Escadre des Admirals Stopford angeschlossen.

Es wurden seit dem Erscheinen des letzten Hattischerifs viele Sitzungen über den Gegenstand desselben abgehalten. Die Minister scheinen anfangs der Meinung gewesen zu seyn, daß die zu erlassenden organischen Gesetze, die jener Hattischerif in Aussicht stellt, im Conseil erörtert und entworfen, dann aber dem Sultan zur allerhöchsten Sanction vorgelegt werden sollten. Man überzeugte sich inzwischen bald, daß die Sache mit größern Schwierigkeiten zu kämpfen haben werde, als man anfänglich geglaubt, und daß Schritt für Schritt mit der größten Vorsicht und mit ungetheilter Aufmerksamkeit verfahren werden müsse, wenn man anders etwas zu Tage fördern wolle, das nicht jeden Augenblick im Geiste des Volkes, in seinen bisherigen politischen und religiösen Institutionen auf unübersteigliche Hindernisse stoßen solle. Man beschloß daher, eine eigene Commission aufzustellen, deren ausschließendes Geschäft sich auf genaue Prüfung der zu treffenden Neuerungen, auf Entwerfung der darauf bezüglichen Gesetze und auf Vorschläge über die zweckmäßigste Art und Weise, wie die Reformen0063 ohne Anstoß ins Leben zu führen, zu beschränken habe. Es ward zugleich angeordnet, daß so lange die Arbeiten der Commission nicht geschlossen seyen, die Mitglieder derselben von den Functionen ihrer sonstigen Aemter enthoben und durch Stellvertreter ersetzt werden sollen. Dann wurde unverzüglich zur Zusammensetzung der Commission unter dem Präsidium Hadi-Saib-Effendi's geschritten. Man glaubt, daß sie sogleich ihre Sitzungen beginnen werde. Der Vorschlag zu einer beständigen Gesetzgebungshofcommission fand im Divan keinen Anklang. Eine merkwürdige Aeußerung, die von Reschid Pascha ausgegangen, verdient eine Erwähnung, weil sie bezeichnend genug auf die Schwierigkeit hindeutet, an der die wichtigsten Reformen zu scheitern drohen. Die Vorurtheile, welche die Türken täglich aus ihren heiligen Büchern ziehen, können nur durch Unterricht und Bildung besiegt werden. Dieß sagte nun freilich Reschid Pascha so unumwunden nicht, doch sollen seine Worte auf den Unterschied zwischen theologischer und philosophischer Wahrheit hingewiesen haben. Ob inzwischen die Türken, gewohnt alles Licht, alle juridische und philosophische Weisheit aus jenen Büchern zu schöpfen, überhaupt fähig seyen, das Gewicht einer solchen Trennung zu fassen, oder auch nur den Sinn davon zu verstehen, muß vorerst dahingestellt bleiben. Am 16 hatte Hr. v. Zographos seine erste Audienz beim Sultan; Se. Hoheit empfing den griechischen Abgesandten mit besonderer Auszeichnung.

Hr. v. Pontois ist nicht der Mann, der so leichten Kaufs sein Spiel aufgibt. Er nahm in dieser Woche einen wiederholten diplomatischen Anlauf gegen die Pforte, um sie zu bestimmen, daß sie sich neuerdings in directe Unterhandlungen mit Mehemed Ali einlasse. Der Schlag wurde indessen glücklich abgewehrt. Der Reis-Effendi berief sich kurz auf die in dieser Hinsicht von der Pforte bereits gegebene Erklärung. Noch wagte der französische Repräsentant den letzten Versuch, und machte den verzweifelten Vorschlag, auf die von einem berühmten europäischen Staatsmann im vergangenen Sommer anempfohlene Basis hin ein schnelles Arrangement zu treffen. Ich nenne diesen Vorschlag verzweifelt, nicht als ob er es an sich wäre, sondern weil Hr. v. Pontois nur durch einen hohen Grad von Mißtrauen über das Gelingen der ungemessenen französisch-ägyptischen Projecte sich zu einem so gewaltigen Sprung entschließen konnte. Wenn ich recht unterrichtet bin, so waren die Hauptzüge dieses in der Noth vom französischen Diplomaten angenommenen Planes: Beschränkung der Erblichkeitsrechte der Familie des Vicekönigs (falls man ihr überhaupt solche Rechte zugestehen sollte) auf Aegypten allein, wobei der Punkt vorzüglich herausgehoben ward, daß in einem solchen Falle mit der bestimmtesten Genauigkeit alle Modalitäten des der Pforte vorbehaltenen Heimfallsrecht festgesetzt werden sollten, dann lebenslängliche Verleihung des größten Theils von Syrien, und Rückkehr der auf diese Art Mehemed Ali verliehenen syrischen Provinzen unter die unmittelbare Herrschaft der Pforte gleich nach dem Absterben des Vicekönigs. Es wäre diesem Plane gemäß Adanah und wenigstens das Paschalik von Haleb an die Pforte gleich jetzt zurückgekehrt, eben so auch die heiligen Städte, ja selbst die Herrschaft Mehemeds in andern Theilen Arabiens wäre dadurch nicht anerkannt worden. Von demselben Staatsmann scheint ein anderes, der Zeit nach früheres und der Pforte weit vortheilhafteres Project herzurühren, welches jedoch nicht ganz die von England, das den Vicekönig allein auf den Besitz Aegyptens beschränken wollte, den Osmanen zugedachte Gunst erreichte, aber noch unlängst von Lord Palmerston, um seine Willfährigkeit gegen das Cabinet der Tuilerien an den Tag zu legen, wieder hervorgeholt und als Basis zur Wiederherstellung der Ruhe und Feststellung der orientalischen Verhältnisse adoptirt worden war. Später, als Frankreich durch diese Concession, die England ihm zu machen sich bereit erklärt hatte, sich noch nicht befriedigt fühlte, scheint, so weit unsre Nachrichten aus Europa reichen, Lord Palmerston sich ganz von Frankreich zurückgezogen und den erwähnten nachgiebigen Schritt widerrufen zu haben. Sehr unterrichtete Leute sind indessen der Meinung, daß Großbritannien trotz aller Mißverständnisse, in die es mit der zweiten Seemacht gerathen, doch wieder auf jenen, ursprünglich nicht englischen Plan zurückkommen werde, demzufolge Mehemed Ali das Paschalik von Acre, nebst der Erblichkeit Aegyptens, verliehen werden soll. Hr. v. Pontois war mit seinem letzten Antrag nicht glücklicher als mit seinen frühern, auch er wurde ohne weiters von der Pforte zurückgewiesen. Hätte Hr. v. Pontois diesen Plan den Cadalvène'schen Unterhandlungen zu Grunde gelegt, so zweifelt hier Niemand, daß die Pforte sich nicht lange besonnen, sondern eine Uebereinkunft mit dem Vicekönig getroffen haben würde, um nur mit ihm einmal ins Reine zu kommen. Allein Hr. v. Pontois ist nicht mehr derselbe, der noch vor ein paar Wochen so viel Ansehen bei der Pforte sich zu verschaffen gewußt hatte, und es dürften jetzt nach dem Grundsatze timeo Danaos selbst billigere Anträge verworfen werden, sobald sie von dieser Seite ausgehen.

Aegypten.

In den letzten Tagen des Ramadan sind wieder Desertionen unter der türkischen Schiffsmannschaft vorgefallen. Einige zwanzig Mann bemächtigten sich einer Dscherme (Boote ohne Verdeck mit dem sogenannten lateinischen Segel, nur zur Küstenfahrt dienend), knebelten drei darauf eingeschlafene Matrosen, und segelten aus dem neuen Hafen. Unterwegs fanden sie ein Schiff, das sie aufnahm, und wohl nach Konstantinopel gebracht haben wird; die Dscherme ward wieder zurückgeschickt. Die für den Pascha empfindlichste Desertion ist jedoch die des armenischen Dolmetschers Avedik, der in die Geheimnisse mancher Dinge eingeweiht seyn soll. *)Es ist dieß derselbe Dragoman, von dem die in unsern Constantinopeler Correspondenzen erwähnten Aussagen gegen Admiral Lalande herrührten.Er war mit dem französischen Dampfschiff von hier heimlicherweise abgereist. Seitdem sind die strengsten Befehle gegeben worden; jede Nacht wird ein jedes Kriegsschiff von einer bemannten Barke umkreist, die Wachen auf den Schiffen sind verdoppelt, und zahlreiche Patrouillenbarken durchziehen unaufhörlich die langen Linien der Kriegsschiffe. Auch sämmtliche europäische Handelsfahrzeuge wie Dampfboote werden eifersüchtig bewacht, und es wird nun wohl schwer halten, daß irgend eine Person von Wichtigkeit entfliehen könne. Sie sehen hieraus, wie sehr sich die Türken nach ihrem Stambul zurück sehnen. Ganz kürzlich ist der türkischen Flotte wieder ein Monat Sold ausgezahlt worden, der sich nach genauen Erkundigungen monatlich auf 1475 Beutel beläuft. Da der Beutel 500 Piaster beträgt, und 10 Piaster ägyptisch gleich 1 Conventionsgulden sind, so erhebt sich der monatliche Gehalt der türkischen Flotte nur auf die Summe von 73,750 fl. C. M. Da der Pascha sie aber auch ernährt, was jedoch ziemlich sparsam geschieht, so kann man annehmen, daß die Ausgabe, die ihm die Flotte monatlich verursacht, sich auf etwa 100,000 fl. C. M. belaufen kann. So stark auch diese Summe für den Pascha seyn mag, so differirt sie doch wesentlich von der, die anderwärts angegeben ward, wo behauptet wurde, daß die Flotte 15,000 Rthlr. oder 30,000 fl. C. täglich koste, was den Monat0064 zu dreißig Tagen gerade 900,000 fl. C. betragen würde. Es könnte möglich seyn, daß der Kapudan Pascha sich von hier entfernt, nicht als ob ihn der hiesige Aufenthalt zu lästig würde oder daß er mit Mehemed Ali nicht mehr in demselben Einverständniß wäre, man glaubt aber, daß in Konstantinopel ein neuer Kapudan Pascha ernannt sey, und die Mannschaft ihm wahrscheinlich alsdann nicht mehr so gehorchen würde wie früher. Man trug sich hier mit dem lächerlichen Gerücht herum, die Regentschaft würde einen andern Kapudan Pascha herschicken, der den hiesigen ablösen und die Flotte ohne weiteres aus den Hafen entführen würde. Es hielt sehr schwer, den Leichtgläubigen das Ungereimte solcher albernen Lügen zu beweisen, die übrigens meistens in der Nähe des Palastes ausgeheckt werden. Es gibt hier zwei sehr thätige Lügenfabriken, die täglich neue zerbrechliche Waare zu Markte schicken, zu denen sich aber immer eiue Menge Abnehmer finden. Die eine brütet alle die hochtönenden Phrasen aus, mit denen gewisse Journale beschenkt werden, denen aber ein anderer soliderer Klang beigesellt ist, ohne den diese Phrasen schwerlich zum Druck befördert würden. Die andere kocht und braut alles faselige Straßengeschwätz zusammen, und gießt es nachher wie einen zähen Leim als Correspondenz in die Smyrnaer Zeitung aus. Nach der einen gibt es in Aegypten nichts als Wohlseyn, Glück, Zufriedenheit, Civilisation, Reorganisation, nach der andern Seuchen, Hunger, überall Tod, und was doch noch da ist, das haucht der erste Wind um. Alle beide haben ihre Zwecke Aegypten und Mehemed Ali so zu schildern wie sie es eben thun, und aus diesen Principien geht denn das Heer der Tageslügen hervor, das nothwendig die, die das Land nicht sehr genau kennen, gänzlich irre führen muß.

0057
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
8 Januar 1840

Genealogisches

mit Beziehung auf Gottschalks Almanach von 1840.

Von den 52 europäischen Souveränen sind 12 über 60 und 40 über 40 Jahre alt.

Noch nie regierten so viele Damen zu gleicher Zeit, drei Königinnen, eine Großherzogin.

Sechs Linien souveräner Häuser stehen nur auf zwei Augen: Anhalt Bernburg, Griechenland, Holstein-Gottorp, Parma und die Linien Ebersdorf und Lobenstein des Hauses Reuß.

Neun Familien und achtzehn Linien des übrigen hohen Adels deßgleichen.

Hannover und der Welfenstamm überhaupt ist am wenigsten, das hessische Haus am meisten mit Prinzen begabt.

Bedeutende Successionsfragen könnten zunächst in Hannover, Dänemark und Braunschweig eintreten.

Die Zahl der ungleichen Vermählungen hat sich abermals vermehrt.

Fünf vordem souveräne Regenten leben, deren zwei, Kurfürst von Hessen und Ludwig Bonaparte, freiwillig entsagten, drei aber (Joseph Bonaparte, Hieronymus Bonaparte und Herzog Karl von Braunschweig) verjagt wurden.

Außer diesen sind der Herzog von Bordeaux, Don Carlos, Dom Miguel und Prinz Wasa als Prätendenten zu nennen.

Der Occident und der Orient.

Man wird es wohl gern geschehen lassen, daß wir oft, daß wir schon wieder auf den Stand der orientalischen Frage zurückkommen: bildet sie doch die Angel, um welche das Schicksal zweier Welttheile sich dreht, und ist daher eben jetzt eine Gestalt der Verhältnisse in ihr hervorgetreten, welche die Peripetie der Verwicklungen ist oder seyn kann, wenn nicht neue Verwicklungen aus ihr kommen.

Wir ließen sie in dem Moment, wo Frankreich aus seiner kühnen Erwartung, sie in seinem Sinne gelöst zu sehen, durch die Erklärung des Divans herausfiel, nicht ohne Wissen und Zustimmung der Großmächte mit Aegypten verhandeln und abschließen zu wollen, und wo Hr. v. Pontois, der mit vollen Segeln dem Hafen seines Erfolges und seines Ruhmes zuging, auf die Syrtis, auf die Sandbank diplomatisch-rivaler Schwierigkeiten gerieth und aufsaß. Es ist wohl in Folge davon, daß ein Brief vom 9 December (im französischen Temps vom 28 Decbr. ), der, wenn auch nicht den sichtbaren, doch den unsichtbaren Stempel der französischen Kanzlei in Konstantinopel trägt, mit bedenklicher Erwägung die Schwierigkeiten berichtet, Hr. v. Pontois sey ungeduldig, Frankreich sey jetzt unentschlossen; zu besorgen sey, es begreife seine wahren Interessen nicht. Hr. v. Pontois habe nicht viel Zeit gebraucht, um den Stand der orientalischen Frage kennen zu lernen, um zu begreifen, es sey weise, der Pforte das Zutrauen wieder zu geben, das sie verloren habe, und sie nach Bedürfniß gegen Uebergriffe von Rußland zu schützen. Hr. v. Pontois sey mehr als irgend einer im Stande, Frankreich aufzuklären. Er habe hiezu alle Mittel bei der Hand, werd 'es an sich nicht fehlen lassen; aber die Frage sey, ob es ihm gelingen werde? Man sieht leicht, das alles ist vom genre amphibolique und gleicht einer Wendung, die den Rückzug decken soll; doch es ist gut, den Zusammenhang nicht aus den Augen zu verlieren.

Nachdem der Emissär des Marschalls Soult seinen Aufenthalt in Alexandrette sattsam verlängert hatte, um die Armee seines ägyptischen Schützlings in ihrem Siegeslauf nicht früher zu hemmen, nachdem ferner Dank dem Admiral Lalande, der auch nach der officiellen Erklärung des Moniteur den Abfall des Kapudan Pascha vorausgewußt, und nicht nur nicht gehindert, sondern auch durch seinen Rath, nach Rhodus zu segeln, also auf der eingeschlagenen Bahn vorzuschreiten gefördert hat, und Dank der Saumseligkeit des Admirals Stopford die türkische Flotte in Alexandria angekommen, die Pforte also durch Mitwirkung ihres rein unbegreiflichen ältesten Alliirten ihrer Land - und Seemacht entkleidet, also schutzlos preisgegeben war, war Hr. St. Marc Girardin als diplomatischer Vorläufer nach Konstantinopel ausgezogen, um von dort aus zu verkündigen, daß nur eine Theilung der Türkei zwischen dem Sultan und seinem Vasallen diesen zufrieden stellen, jenen retten, beide glücklich machen und Europa beruhigen könne; und hinter diesem Gerede war Hr. v. Pontois hergekommen, um auf die jetzige Lage des Sultans gegenüber den Satrapen die Größe von Frankreich, d. i. sein Uebergewicht im Orient zu gründen, während zu den Flotten im Meer die Reserveflotte zu Toulon gebildet und unter einen Großadmiral gestellt wurde, um die etwa noch widerstrebenden Einflüsse durch Besorgniß oder Furcht vor unvermeidlichem Kriege aufzulösen und das neufranzösische System auf dem Mittelmeer zu handhaben. Der Plan ist sehr doctrinell, das ist klug, für die französischen Interessen wohl berechnet, aber zugleich ein Werk meisterlicher Beschränktheit. Zu verwundern wäre nicht, wenn der wieder zu Gunst und Gnaden angenommene Chef der Doctrinäre in seinem neueingeleiteten engen Verkehr mit dem Hof ihm zur Geburt verholfen hätte. Hat er doch laut erklärt, daß er mit dem König in der orientalischen Frage gleichen Sinnes und gleicher Ueberzeugung sey.

Der Plan hatte zur weitern Stütze die, wie es schien, wohlberechnete Zustimmung von Rußland, und der Gesandte der nordischen Macht in Paris hatte in der That nicht gesäumt, diese Zustimmung den Tuilerien zu bethätigen oder doch als gewiß in Aussicht zu stellen. England, dadurch isolirt, glaubte man, werde nicht widerstehen. Wir haben im letzten Artikel nachgewiesen, daß an die Realisirung dieses Plans der Untergang der Türkei und ein Seekrieg zwischen Frankreich und England geknüpft gewesen wäre. Da trat wider Hoffen und Erwarten Rußland zurück, um sich England zu nähern und mit ihm gemeinsam vorzugehen. Die Erklärung von Reschid Pascha war das erste Zeichen dieser Veränderung; die zwei Sendungen des Hrn. v. Brunnow nach London, besonders die zweite, während zugleich aus der Staatskanzlei von Wien Hr. v. Neumann sich ebendahin in Bewegung setzte, vollendeten schnell das in St. Petersburg begonnene, von Oesterreich willig unterstützte Vorhaben, und eben wird uns durch Ihren, wie es scheint, unterrichteten Correspondenten aus London verkündigt, daß der Tractat zwischen England und Rußland, denen Oesterreich und Preußen beigetreten, im Reinen, daß Rußland in Bezug auf die Dardanellenfrage und auf die Beschränkung Mehemed Ali's den Vorschlägen Englands entgegengekommen und Frankreich zum Beitritt eingeladen sey. Schutz und Stärkung der Pforte, Schwächung oder Preisgebung des Vicekönigs und Vereitelung des gehofften Uebergewichts von Ludwig Philipp im Orient mit allen Folgen, welche man demselben später im Occident zu geben gemeint war, sind in ihm, in seinem Sinn oder in seinem0058 Hintergrund enthalten, und der reizbare und leidenschaftliche Lord Palmerston mit dem alternden und immer kraftloser werdenden England im Rücken tritt nach einem vollständigen, wenn auch vielleicht nicht dauernden Sieg seiner Beständigkeit und der Größe von England mit einer bedenklichen Frage vor die vereinsamte Politik der Tuilerien.

Frankreich wird nicht widerstehen, weil es allein gegen Europa nichts vermag: seiner Schilderhebung gegen den Orient hin ist die Eintracht der vor 25 Jahren gegen seinen Ehrgeiz verbundenen Mächte alsobald wieder entgegengetreten. Denn es ist einerlei, ob es von der Republik oder von dem Kaiserthum, von der Restauration oder von dem Juliusthron bewegt und gelenkt wird es bleibt in jeder Form dasselbe Frankreich mit seinem Geist, seinen Interessen, Planen und Absichten, es bleibt sich gleich unter allen Gestalten seiner bodenlosen und wechselvollen Staatsordnung. Dieses vorausgesetzt, wird man den Schlüssel haben, um die etwas stark chiffrirte Sprache des Briefs, von dem wir ausgingen, zu verstehen, die Ungeduld des Hrn. v. Pontois, die Unentschlossenheit seines Cabinets und daß er den Stand der orientalischen Frage begriffen habe. Er hat zwar, wie es heißt, dazu wenig Zeit gebraucht, aber er hat doch immer Zeit dazu gebraucht. Er kam mit einem Begriff von dem Stande der orientalischen Frage auf dem Platz an, und man weiß, daß er mit ihm aufgetreten, nach ihm gehandelt hat. Er hat also den aus den Tuilerien und den vertraulichen Mittheilungen derselben geschöpften Begriff aufgegeben, um sich einen andern anzueignen. Es handelt sich nicht mehr von dem ersten und thörichten Glaubensartikel des doctrinär-orientalischen Evangeliums, den sein Apostel, Hr. St. Marc Girardin, nach Konstantinopel gebracht, und von da aus verkündigt hatte, nicht mehr von der durch die Theilung bedingten Glückseligkeit und Stärke der ihres Heers und ihrer Flotte durch Falschheit und Arglist entkleideten Pforte, sondern es handelt sich, wie man hört, davon, ihr das Zutrauen wieder zu geben, das sie, und doch wohl in Folge jener Vorgänge, verloren hatte, d. i. sie in den Stand zu setzen, ihr Heer herstellen, ihre Flotte heimführen und wenn auch unter der Aegide von Europa, doch mit eigenen Mitteln ihre Sicherheit und Unabhängigkeit schützen und behaupten zu können, sey es gegen Aegypten, oder gegen Rußland, oder gegen innere Feinde. Zu diesem Behufe aber ist nöthig, daß man den Täuschungen entsage, welche Eitelkeit und Beschränktheit um die sonst hellen Blicke verbreitet oder wenigstens andere zu verbreiten gesucht hatten, daß man Ja sage, wo man Nein gesagt hat und umgekehrt. Ist das der Sinn jenes Briefes, so ist er nur die Einleitung des Thema's, das bald unter allerlei Variationen in Journalen und auf der Rednerbühne von Paris nicht ohne viele Dissonanzen wird gespielt werden; aber man wird eben nicht umhin können, es zum Ziele eines harmonischen Finale zu bringen. Diese Ansicht des Hrn. v. Pontois, im Falle wir sie recht verstanden haben, erregt allerdings für ihn eine vortheilhafte Meinung. Es macht ihm Ehre, die Lage der Dinge daselbst in ihren Bedingungen richtig gefaßt zu haben, und eine nicht geringere Ehre macht es seiner Gewandtheit, sich der Nothwendigkeit bei Zeiten gefügt, dadurch aber den Rückzug in den Tuilerien zugleich eingeleitet und gedeckt zu haben, noch ehe man dort ihn so nahe und so nöthig glauben konnte. Dahin wird nun auch die Aufklärung gerichtet seyn, die er besser als ein anderer, z. B. besser als Hr. Thiers, Hr. Guizot und als Hr. St. Marc Girardin, sein Echo, dem französischen Cabinet zu geben im Stande seyn soll; die Besorgniß aber, daß man ihn dort nicht verstehen werde, darf nun wohl als eine unbegründete betrachtet werden, nachdem die Mittheilungen von London angekommen sind. Fata trahunt homines.

(Beschluß folgt.)

Die Hadschuten.

(Beschluß.)

In Europa hat man vielleicht Mühe zu begreifen, wie es möglich ist, daß ein einziger Stamm, der nicht über 1000 Reiter ins Feld stellen kann, den französischen Heeren Trotz bieten und der Schrecken der Colonisten, wie der mit den Franzosen befreundeten Araberstämme seyn könne. Die Hadschuten verdanken die Ungestraftheit ihrer Raubzüge hauptsächlich der natürlichen Lage ihres Gebiets. Sie bewohnen ein Terrain, dessen östliche Gränze eine Menge von Sümpfen deckt. Die trockenen Zugänge von dieser Seite sind schmal und stets von einigen Späherposten der Hadschuten bewacht, so daß ihre Dörfer immer durch Lärmsignale einige Stunden vor der Ankunft der Franzosen gewarnt sind. Von Norden ist ihnen wegen des steilen Meerufers nicht beizukommen. Im Süden liegen die Gebirge, für sie eine Festung, ein Asyl, und im Westen, der einzigen verwundbaren Seite ihres Gebiets, gibt es keine französischen Lager. Wundern muß man sich, daß die Franzosen nach einem neunjährigen erfolglosen Kampf noch immer nicht zu der Besetzung von Scherschel sich entschließen konnten. Dieser kleine Seehafen, die alte Julia Caesarea, ist nordwestlich vom Hadschutenlande gelegen. Wenn eine Colonne von Coleah und eine andere von Scherschel aufbräche, könnte man die feindlichen Duars auf zwei Seiten bedrohen und die Bewohner von ihrer Zufluchtsstätte, den Bergen, abschneiden. Der Marschall Clauzel schlug während seiner Verwaltung der Regierung mehrmals vor, in die Citadelle von Scherschel eine Besatzung zu legen. Aber immer wurde der Vorschlag verworfen, mit der Antwort, der Marschall solle sich in den Schranken des von der Kammer bewilligten Budgets halten und die Occupation eher einschränken. Man fand in Paris die Kosten von einigen hunderttausend Franken für die Ruhe der Colonie zu theuer. So lange aber Scherschel den Hadschuten zugänglich und ein Verkaufsmarkt ihres Raubes ist, helfen alle Lager und Blockhäuser in der Nähe Algiers wenig. Bei der vollkommenen Kenntniß des Landes und all' seiner Schlupfwinkel ist es jenen Räubern leicht, sich von den französischen Posten unbemerkt in das Gebiet der andern Stämme oder der europäischen Colonisten zu schleichen und dort die kecksten Ueberfälle auszuführen. Ehe die Lärmsignale sich verbreiten, sind die Hadschuten mit ihrer Beute auf dem Rückwege, wechseln mit den Soldaten der Blockhäuser einige Schüsse und haben, wenn die verfolgenden Spahis ihnen auf dem Nacken sind, gewöhnlich die Hälfte des Raubes in Sicherheit, die andere Hälfte lassen sie unterwegs im Stiche, um die Eile der Verfolger zu hemmen.

Die Hadschuten sind alle vortreffliche Reiter und besitzen die besten Pferde des Landes. Wenn sie in ihren weiten flatternden Gewändern, auf feurigen, silbergrauen Rossen, deren Mähne fast die Erde berührt, Flinte und Yatagan schwingend und ihre Schlachtgesänge singend, wie der Sturmwind in das Treffen fliegen, sind ihre wilden Gestalten gar herrlich anzuschauen. Sie kommen im vollsten Laufe angesprengt, halten ihre Pferde plötzlich an, feuern ihre Gewehre ab und jagen dann wieder davon, um aufs neue zu laden. Ihre Manöuvres bestehen übrigens in immerwährendem, kämpfendem Rückzuge, so lange die Franzosen vorrücken. Durch diese Fechtart gelingt es ihnen oft, die hitzigsten Verfolger in Hinterhalte zu locken, wo dann schnell über diese eine zehnfach größere Zahl von Feinden herfällt0059 und sie überwältigt, ehe die Ihrigen zur Unterstützung ankommen. So wurde der Lieutenant Goert im November 1836 mit 27 Spahis in einem Hinterhalt ermordet, und die nachrückende Infanterie fand nur Leichen ohne Köpfe, keine Feinde mehr. Die Hadschuten tragen lange Flinten, welche die französischen Infanteriemusketen mit angeheftetem Bajonner noch um einige Zoll überragen, folglich sehr weit reichen. Außerdem haben sie mehrere Pistolen und treffliche Yatagane oder kurze Säbel vom besten Stahl, am Ende einwärts gekrümmt und gewichtig, mit stumpfer Spitze. Diese Waffen werden von den Kabylen geschmiedet. Die Araber verstehen sich auf keine Art von Industrie und könnten ohne jene Atlasbewohner nicht einmal Krieg führen.

Man sollte glauben, daß die Hadschuten bei ihrem abenteuerlichen Leben, ihren immerwährenden Kämpfen doch nach und nach aufgerieben werden oder an Zahl abnehmen müßten. Es ist aber das Gegentheil, der Stamm nimmt immer mehr zu, an Zahl sowohl als an physischem Wohlseyn. Als eine förmliche Räuberrepublik bieten die Hadschuten nämlich allen Verbrechern des Landes eine Freistätte. Der wegen irgend einer Missethat aus seinem Stamm verstoßene, von den Seinigen verfluchte Araber flieht über die Chiffa, verlangt von einem Scheikh der Hadschuten Gastfreundschaft und erhält von diesem eine Waffe, ein Pferd und ein Weib, im Fall der Flüchtling nicht selbst deren mitbringt. Dieser Schuld entledigt er sich bei dem ersten Raubzuge, der gewöhnlich dem Stamme gilt, welcher ihn verstoßen hat. Dort nimmt er Rache an denen, welche ihn beleidigten, erkämpft sein Eigenthum wieder, plündert das der Seinigen und zieht dann zufrieden nach seiner neuen Heimath jenseits der Chiffa.

Auf den Märkten der Ebene Metidscha zu Buffarik, El-Arbah und an der Hamiß sah ich viele Hadschuten, fast sämmtlich sehr schöne Männer, das heißt, sie waren schön als Wilde, ächte Ideale von Räuberhelden. Ihr Körperbau ist äußerst kräftig, ihre Figur mehr groß, als klein, die Haut von der Sonne verbrannt, das Auge feurig, ein dichter schwarzer Bart und Schnurrbart ziert ihr Gesicht voll energischer Züge. Der Unterschied der Barbaren dieses Landes vor den thierisch rohen Wilden des Sudans, des südlichen Afrika's und anderer Länder ist, daß trotz ihrer Unwissenheit und Grausamkeit doch in ihrem Benehmen zuweilen auch etwas Feines, Zartes durchschimmert, und man merkt in ihrem Umgang bald, daß man Kinder des Orients und verwilderte Nachkommen eines einst großen, berühmten Volks vor sich hat. Unter den Hadschuten gibt es viele Poeten, welche Elegien auf den Fall von Algier, Spottgedichte auf den Obristen Marey, der die arabischen Manieren nachahmen wollte und manche hübsche Mährchen, Sagen über das Grab der Christin dichteten. Hier noch ein anderes Beispiel. Als Kuider-ben-Rebeha, der Kaid der Hadschuten, ein Mann von äußerst imposanter Gestalt, bei dem General Voirol zur Tafel eingeladen war, stellte man ihn der Gemahlin des Generals, einer sehr liebenswürdigen Dame, vor. Der Hadschutenhäuptling war nur einen Augenblick verlegen, er begriff den Unterschied des Verhältnisses der christlichen Frauen zu ihrer Familie im Vergleiche mit den Araberinnen und bot der Hausfrau, mit Artigkeit sie zur Tafel führend, den Arm. Während des Essens fragte ihn der General, wie viel Frauen er habe? Kuider erwiederte, er habe deren vier, wenn ihm aber je das Glück zu Theil werden sollte, eine so vollkommene Frau zu finden, wie Madame Voirol, so würde er nie mehr als eine behalten. Ein Compliment, das gewiß zart und schön klang aus dem Munde eines Barbarenhäuptlings.

Paris im Beginn des Carnevals.

Die Zeit der Feste hat wieder begonnen, und trotz aller Vorhersagungen von Weltuntergang und blutigem Zusammentreffen, öffnet der Carneval seine hundert Tempel, und das Vergnügen ist so toll, so ausgelassen, so geräuschvoll, wie nur immer sonst um diese Zeit. Zu dem Ende hat Paris seinen prächtigsten Schmuck angelegt, nicht bloß das Paris der Salons und Maskenbälle, das tanzende, jauchzende, lebendige Paris, sondern auch jenes Paris, das dem Fremden, der von seinem Hotel aus nur einen Gang durch die nächste Straße thut, schon vor das geblendete Auge tritt, das Paris der Kaufläden und Magazine. Die Gewölbe namentlich, die dem Luxus in all seinen Abstufungen dienen, prunken in funkelndem Sonntagsstaate: es ist eine Industrieausstellung, die an Reichthum und Geschmack ihres Gleichen sucht. Hier fällt uns in seinem Scheine von Gold oder Vergoldung die mannichfachste Auswahl von eleganten Werkzeugen zum Essen und Trinken auf: Kannen und Schalen zu Punsch und Thee, die feinsten Messer, die netteste Saucière und der schmuckste Korb, um duftende Früchte aus allen Zonen zu beherbergen. Neben diesem Apparat einer verfeinerten Sinnlichkeit stehen ganz duldsam die heiligen Gefäße des Altars, und vereinigen des Abends, wenn die lichte Ausströmung des Gases Alles verklärt, ihren heiligen Glanz mit dem Gold und Krystall ihrer profanen Umgebung in gemeinsamer Feier: freundliches, harmloses Gleichniß einer Seele, wo die Wonne des Gebets und geistiger Anschauung mit der Lust an faßlicheren Genüssen friedlich zusammenwohnt. Nebenan, in einem Bronzeladen, bemerken wir eine Anzahl vornehmer Lampen mit kostbaren Uhren untermischt eine Vereinigung, die anzudeuten scheint, welch strenge Wachsamkeit die schnell entschlüpfende Zeit bedürfe. Weiterhin läßt sich allerlei Näh - und Stickwerk sehen: zierliche Börsen, die auf die Sovereigns und Napoleons warten, durch ihre prachtvolle Leere eine recht glückliche Satyre unserer Epoche, die uns in so Vielem die glänzende Schale ohne allen Inhalt zeigt; dann in bunter Reihe elastische Kissen von verschiedener Größe und zu mannichfachem Gebrauch, Armbänder von Spitzen, Handschuhe vom feinsten, durchsichtigsten Gewebe und andere Kleinigkeiten einer auserlesenen Toilette, die man auch sonst im Jahre haben kann, nur jetzt mit einer ganz besonderen Sinnigkeit und Coketterie zusammengestellt; was aber gefällige Anordnung der Dinge betrifft, sind die Pariser ein wahres Athenervolk. Aus demselben Laden schauen uns eine Menge der niedlichsten Portefeuilles an, alle fast nur gemacht, um Wünsche oder Erinnerungen galanter Zärtlichkeit zu empfangen, und wahrlich, wenn man die lieblichen Käuferinnen sieht, die von Boutike zu Boutike gehend, die Straßen füllen und auf den Boulevards eine ununterbrochene Linie von Anmuth und jugendlicher Frische bilden, so möchte man den reichsten Absatz jener Portefeuilles versprechen, zugleich aber die pikantesten Stellen ihres künftigen Inhalts in einem verrätherischen Portfolio vereinigt wünschen. Ein vorzüglich anlockender Artikel sind die Prachtausgaben der volksthümlichsten Schriften Frankreichs. Classiker und Romantiker berühren sich hier so collegial, wie in dem Saale der Akademie: Lafontaine's Fabeln, die kräftigste, bürgerlichste Hausmannskost der französischen Poesie, nehmen hier neben Chateaubriands schwärmerischem René, Jocelyn neben Berangers gottlosen Liedern, Claude Frollo neben Bossuets Weltgeschichte ihren ruhigen Platz ein. Um ein Beispiel von den Geschäften zu geben, die mit dergleichen Unternehmungen gemacht werden, sey hier nur das Factum erwähnt, daß schon vor drei Wochen von dem letztern Werke bei dreitausend Exemplare0060 bestellt waren. So ließen sich noch hundert und hundert Paragraphe über hundert und hundert andere Kostbarkeiten füllen, bis man zu den Bonbons käme, die Alles, das ganze Leben, seinen Geist und seine Albernheit, die Kunst wie die Politik zusammenfassen, und in zerbrechlichen, und doch furchtbar theuren Darstellungen wiedergeben. Rechnen Sie zu dieser Verschwendung von Glanz und Grazie noch die Lebendigkeit, die eben dadurch erzeugt wird, die beständige Walzenbewegung, die aus den Berührungen der hohen weiblichen Welt mit den Magazinen der Neujahrsgeschenke hervorgeht, die unübersetzliche Badauderie des Pariser Volks, das trotz seiner revolutionären Natur einen dichten Kranz um den Wagen der Herzogin von Orleans oder Mad. Adelaide bildet, wenn diese Damen gerade einen der berühmteren Kaufläden besuchen, das südliche Sommerwetter zwischen Weihnacht und Neujahr, das alle Fenster öffnet und alle Herzen erheitert, das Spiel des Gaslichtes mit den Tinten des sinkenden Abends bedenken Sie noch ferner ein neues Melodrama bei den Italienern, das Furore macht, eine allerliebste Truppe an der Opéra comique, endlich die elektrische Wirkung der Töne Beethovens über dem Allem schwebend, wie ein göttlicher Segen und verzeihen Sie mir, wenn ich versucht bin, darauf zu schwören, daß trotz Doctrinäre und Tiers-Parti, trotz Thiers und Dufaure, trotz Courrier und Constitutionnel keine Stadt in der Welt über Paris und seine Boulevards geht.

Schweiz.

Der St. Galler Erzähler beginnt das Jahr 1840 mit folgenden Worten: Zehn Jahre eines ununterbrochenen Kampfes sind vorüber und noch ist die Schweiz nicht an dessen Ziel! Es ist dieß entmuthigend wie tröstend zugleich; ersteres, in so fern die Meisten nun verzweifeln wollen ob des scheinbar fruchtlosen Bemühens letzteres, in so fern die Fortdauer des Kampfes auf Lebenskräftigkeit der Nation und ihrer Glieder und daher auf den endlichen Sieg naturgemäßer Ausbildung und Vervollkommnung schließen läßt. Sollen wir indessen hoffen dürfen, daß die Schweizer über ihren Kantonalstreitigkeiten die Schweiz nicht vergessen haben, so wagen wir die Behauptung, daß sie jenem Kampfgetümmel nicht entgehen, daß die gesuchte und allseitig gewünschte Ruhe nicht errungen werden wird, bis die Nation und die Bundesinteressen, vornehmlich aber die zuverlässige Wahrung der Landesselbstständigkeit gegen außen ihre Garanten in mehr ausgebildeter und kräftigerer Bundesautorität werden gefunden haben. Der Anschein spricht zwar für das baldige Eintreten solcher Veränderungen nicht, aber die Thatsachen, und die neuesten vornehmlich, werden sie mit unwiderstehlicher Kraft herbeiführen. Gerade das Hinwegläugnen aller Bundesautorität in den Züricher Wirren, das beinahe kriegerische Trotzbieten gegen den leisesten Versuch, diese Autorität nicht ganz zu Schanden werden zu lassen, die momentane Auflösung aller innigeren Bande und das Aufgeben aller gemeinsamen Interessen und ihr Hinopfern an die rein - oder gemein-localen Bestrebungen hat Gesinnungen aus ihrem Schlummer aufgerüttelt, die gelegentlich sich Geltung verschaffen werden. Zwar glaubt nun eine ziemliche Zahl von Stimmführern die Partie gewonnen, Alles in den Schnürleib des 1815er Bundes für wenigstens hundert Jahre eingesteift zu haben; diese Alltagspolitik concludirt aus einzelnen persönlichen Siegen über verhaßte Gegner oder aus bloß localen Schwankungen, erwägt hingegen die gebieterische Lage des Ganzen nicht. Sie brüstet sich mit der Ueberwindung und Beseitigung des Radicalismus, während seine ächten und soliden Schöpfungen sich unversehrt erhalten haben und sich fortan noch mehr ausbilden. Freilich, wenn man unter diesem Radicalismus nur die Polen-Ein - und Ausfälle, die lächerliche Vorliebe für vorlaute Politikaster des Auslandes, kneiperisches Großhansenthum, schmutzige und lärmende Opposition in schlechten Zeitungen gegen alles Solide und Ueberlegte in der Staatsordnung, unfläthiges, mindestens bedenkliches Rütteln an kirchlichen Institutionen und Ansichten, gewaltthätigen Umsturz von Verfassungen, gewaltthätige Regierungswechsel wie in Zürich und Tessin, als die Kennzeichen und Früchte radicaler Gesinnung ansieht, so wollen wir nichts von solchem Radicalismus; wenn darunter aber nichts Anderes verstanden wird, als das treue Festhalten an Verfassung und Gesetzen, wie sie größtentheils aus den Veränderungen von 1830 und 1831 hervorgegangen, so wie fernere zeitgemäße Ausbildung derselben und eine Verbesserung der mangelhaften Bundesinstitutionen, so wird es zur Ehrensache, diesem politischen Systeme treu zu bleiben. Die von den Gegnern dieses Radicalismus so oft als Aushängeschild mißbrauchten Worte Ruhe, Mäßigung und Gerechtigkeit täuschen Niemanden mehr; ja wohl Ruhe will man, aber nicht Ruhe, damit die Feinde der Ruhe Unruhe pflanzen und alles Gute wieder ihrem Egoismus hinopfern können; ja wohl Mäßigung, aber nicht jene, welche unter Glaubenslärm und Landsturm selbst alle Schranken des gesunden Verstandes durchbricht; ja wohl Gerechtigkeit, aber nicht jene, welche den Bestand des Staates usurpatorischen kirchlichen oder politischen Uebergriffen und Privilegienhaschern überantwortet. Die versöhnenden und ermuthigenden Worte Ruhe, Mäßigung und Gerechtigkeit, mit denen seit Jahren her nur alle gedenkbaren Wühlereien in der Schweiz beschönigt worden sind wir schreiben sie mit großen goldenen Lettern auf das Panier der Liberalen, die sich die Ruhe und den Bestand der Schweiz zum Zwecke vorgesetzt, die Mäßigung als Gebot der Klugheit und alles politischen savoir faire angeeignet, die Gerechtigkeit als Leitstern ihrer Handlungen auserwählt haben. Unter diesem Panier mögen sie sich für das neue Jahr und die folgenden abermals schaaren und zusammenhalten nicht um das Volk mit lästigen Projecten aller Art bis zur Ungeduld zu reizen, sondern um die Hoffnung und die Zuversicht des Bürgers für freien Fortbestand des Vaterlandes aufrecht zu erhalten. Wann und wie die Formen dieses Bestandes verändert werden sollen, das werden die Berathungen der Behörden und der aufgeklärten Bürger zu rechter Zeit wohl zu bestimmen wissen.

Widerlegung.

Meiner im Auftrage des hiesigen hochwürdigen Metropolitan-Capitels um die Mitte des vorigen Monats unternommenen Reise nach Colberg, behufs Darbringung der herkömmlichen Beglückwünschung dem hochwürdigsten Erzbischof v. Dunin, werden durch verschiedene Zeitungsartikel verschiedene, mir ganz fremde Zwecke unterlegt: bald macht man mich zum Regierungs-Bevollmächtigten, bald zum Deputirten beider Capitel zur Pflegung von Unterhandlungen; bald führt man ein Zweigespräch zwischen mir und dem hochwürdigsten Erzbischof Hrn. v. Dunin auf; endlich läßt die Allg. Zeitung Nr. 349 meinen Charakter im nachtheiligen Licht erscheinen durch die angeblich von mir intendirte Uebernahme der Administration der Erzdiöcese, während Gott der Allmächtige das theure Leben des wirklichen Erzbischofs bei erfreulicher Gesundheit erhält. Ich bin es meinem Standpunkt und meiner Ehre schuldig, diese Angaben sammt und sonders für Erdichtungen zu erklären, wie hiermit geschieht.

Gnesen, den 24 December 1839.

Leo v. Przytuski, Propst der Metropolitankirche zu Gnesen.

0061

[5700-2] Erklärung.

Die Zusendungen von litterarischen Kunst - und Gewerbgegenständen, als Büchern, Gedichten, Musikalien u. s. w. an Se. Hoheit den Hrn. Herzog Maximilian in Bayern, so wie an I. königl. Hoheit der Frau Herzogin haben sich ungeachtet der früher schon darüber veröffentlichten Kundmachungen wieder so vermehrt, daß das unterzeichnete geh. Secretariat den höchsten Befehl erhalten hat, wiederholt zu erklären, daß künftig dergleichen ohne vorher erholte und erhaltene Genehmigung zugesendete Gegenstände nicht angenommen und ohne weiters unfrankirt werden zurückgeschickt werden.

München, den 28 December 1839.

Der geh. Secretär und Kanzleirath C. Theodori.

[14] Dividende-Vertheilung von 20 Procent.

Die nach §. 20 der Statuten bestimmte Zurückerstattung des entbehrlich erachteten Theiles der Ueberschüsse wird im Laufe dieses Jahres, nach Maaßgabe der Zeit des Eintritts, mittelst einer Dividende von 20 Procent auf diejenigen Beiträge geleistet werden, welche in dem Jahre 1835 für lebenslängliche Versicherungen gezahlt worden sind. Diese Vergütung erfolgt bei der Entrichtung des nächsten Jahresbeitrages mittelst Zurechnung, gegen Vollziehung von Quittungen, wozu die Agenten am Zahlungstermine die Formulare aushändigen werden. Leipzig, am 2 Januar 1840.

Das Directorium der Lebensversicherungs-Gesellschaft Dr. Beck. Dürbig. Kammerrath Frege. Gelbke. Harkort. Dr. Wiesand. Olearius.

[4419-21] Edictal-Citation, Urkunden-Amortisation für die Erben des vormaligen Hochstift Augsburgischen Hofraths und Archivars Kaspar Heinrich v. Steinmetz betreffend.

Im Namen Seiner Majestät des Königs von Bayern wird hiemit bekannt gemacht, daß nach einer, von dem k. Advocaten Meinel in München, als Anwalt der Erben des vormaligen Hochstift Augsburgischen Hofraths und Archivars Kaspar Heinrich v. Steinmetz zu Dillingen, bei dem unterfertigten Gerichtshofe am 24 Mai 1836 gemachten Anzeige, diesen Erben eine zu vier Gulden vom Hundert verzinsliche Capitalsobligation pr. 5000 Gulden, welches Capital im Jahre 1785 bei der Hochstift Augsburgischen Steuercasse in Dillingen, unbekannt an welchem Tage, angelegt, in Folge der spätern Territorial-Veränderungen aber von der Krone Bayern übernommen worden, und bei der königl. Staatsschuldentilgungs-Specialcasse zu Augsburg mit der Zinszeit 25 October, Kataster-Nummer 3593, aufgeführt erscheint, zu Verlust gegangen sey.

Auf die Bitte des Eingangs genannten Anwaltes um Amortisation dieser bayer. Staatsschuld-Obligation wird nun deren Inhaber hiemit aufgefordert, dieselbe binnen sechs Monaten vom heutigen Tage (25 October) an gerechnet, bei dem unterfertigten Gerichtshofe vorzuweisen, und seine allenfallsigen Ansprüche hierauf geltend zu machen, außerdem sie für kraftlos erklärt werden würde.

Freysing, den 25 October 1839.

Königliches Appellationsgericht für Oberbayern.

In Abwesenheit des k. Präsidenten.

Allweyer, Director.

Hacker, Secr.

[5708] Edictal - Vorladung.

Adolph Bomeisl von Regensburg hat gegen Michael Bauer von Niedermurach unterm 15 October d. J. bei dem k. Landgerichte Neunburg am Wald Klage wegen einer cedirten Forderung pr. 350 fl. erhoben.

Nachdem der Aufenthaltsort des Beklag zur Zeit unbekannt ist, so wird dieser auf Antrag des Klägers zu der zum Sühneversuch und resp. protokollarischen schlüssigen Sachverhandlung auf Donnerstag den 12 März 1840 anberaumten Tagsfahrt hiemit öffentlich mit dem Anhange vorgeladen, daß er im Ungehorsamsfalle die Kosten der frustrirten Tagsfahrt zu tragen habe.

Neunburg a. W., am 21 December 1839.

Königliches Landgericht Neunburg a. Wald.

Wanser, Landrichter.

[4374-76] Edictal - Citation, Amortisirung zu Verlust gegangener Staatsobligationen betreffend.

Nachstehende den Stiftungen des Marktes Aibling gehörige Urkunden von Staatscapitalien sind zu Verlust gegangen.

Auf Anrufen des Magistrats des Marktes Aibling werden die unbekannten Inhaber der Obligationen aufgefordert, dieselben bei unterfertigtem k. Landgerichte binnnen 6 Monaten a dato um so gewisser hier vorzuweisen, als dieselben sonst für kraftlos erklärt werden würden.

Die Obligationen sind: 1) Schuldenwerkscapital, auf die Scapulierbruderschaft lautend, d. d. München den 15 Januar 1734, Zinszeit 6 Junius, Nr. 3286 ad 600 fl. ; 2) Zinszahlamtscapital der Nindlischen Erbsmasse, d. d. München den 23 Mai 1704 ad 300 fl.; 3) Landanlehenscapital der Nindlischen Erbsmasse vom 18 Februar 1729 Nr. 2458, Zinszeit der 18 Februar ad 240 fl. ; 4) Assecurationscapital für die Aiblingerstiftungen vom 31 October 1805, Zinszeit den 31 October. lit. D. Nr. VII / 87 ad 590 fl.

Aibling, am 29 October 1839.

Königliches Landgericht Aibling.

v. Schmid, Landrichter.

[5089] Vorladung.

Durch das Ableben des königl. bayerischen Staatsministers und Feldmarschalls Fürsten v. Wrede, großherzogl. badischem Grundherrn, ist dessen Sohn Prinz Gustav v. Wrede mit seinen übrigen Geschwisterten zur Erbschaft der innerhalb des Großherzogthums Baden gelegenen Verlassenschaft des Hrn. Vaters berufen. Da nun der Aufenthaltsort des besagten Hrn. Fürsten Gustav v. Wrede dahier nicht bekannt, so wird derselbe höchster Vorschrift gemäß hierdurch aufgefordert, sich binnen sechs Monaten über das errichtete Erbverzeichniß und über Annahme oder Ausschlagung der Erbschaft, entweder selbst oder durch einen Bevollmächtigten vernehmen zu lassen, widrigenfalls die Erbschaft lediglich denjenigen werde zugetheilt werden, welchen sie zukäme, wenn der Vorgeladene zur Zeit des Erbanfalls gar nicht mehr am Leben gewesen wäre.

Neckargemünd, den 12 November 1839.

Großherzoglich badisches Amtsrevisorat.

Laumann.

[5659] Aufruf in Betreff des Herrgott'schen Familien-Stipendiums für Studirende.

Bei dem Oberamt und Dekanatamt dahier steht eine Familienstiftung von dem längst verstorbenen Rath Johann Friedrich Herrgott von Obertürkheim in Verwaltung, zunächst bestimmt für die von weiland Jakob Ernst Herrgott, Dekan zu Gunzenhausen, abstammenden männlichen Descendenten, welche die Theologie, Jura oder Medicin auf einer Universität studiren, und wovon jeder auf drei Jahre jährlich 100 fl. Stipendium erhalten soll. Da dieses Stipendium für die nächsten 3 Jahre, 1 Julius 1840, 1841 und 1842 erledigt ist, so ergeht an die Familien-Angehörigen, welche Anspruch darauf machen wollen, der Aufruf, sich um dasselbe, unter Vorlegung der Beweise ihrer Abstammung von weiland Jakob Ernst Herrgott, und ihrer Sitten - und Studienzeugnisse innerhalb drei Monaten bei den unteichneten Behörden zu melden, indem nach Verfluß dieser Zeit über das Stipendium, dem Willen des Stifters gemäß, auf andere Weise verfügt werden würde.

Kannstatt, im Königreich Würtemberg, den 15 December 1839.

Königliches Oberamt und Dekanatamt.

v. Reischach.

Hochstetter.

0062

[6] In der Unterzeichneten ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu haben:

Die Schutzgeister oder merkwürdige Blicke zweier Seherinnen in die Geisterwelt, nebst der wunderbaren Heilung einer zehn Jahre stumm Gewesenen durch den Lebensmagnetismus, und einer vergleichenden Uebersicht aller bis jetzt beobachteten Erscheinungen desselben.

Von Heinrich Werner, der Philosophie Doctor.

Preis 4 fl. 30 kr. oder 2 Rthlr. 20 gr.

Seit der Seherin von Prevorst, welche uns nicht nur alle früher beobachteten magnetischen Erscheinungen in reichster Fülle dargeboten, sondern auch das Hereinragen einer Geisterwelt in unsere Natur in mehreren unwiderlegbaren Thatsachen bestätigt hat, sind jetzt vierzehn Jahre verflossen. Die Seherin hatte Recht, als sie ihren Freunden, welche an der Realität ihrer Visionen zweifelten, zuversichtlich sagte: es werde nicht lange anstehen, so würden noch stärkere Thatsachen die Welt davon überzeugen.

Eine dieser Thatsachen enthält die Geschichte in dem vorliegenden Werk. Sie betrifft ein junges, durch mannichfache Nervenleiden zum Somnambulismus disponirtes Mädchen, das von selbst in magnetische Krisen verfiel, schnell in den schlafwachen Zustand überging, und ohne magnetische Striche, bloß durch Handauflegung, nach eigener Verordnung behandelt wurde. Unter den Phänomenen, die alle einen hohen Grad erreichten, stellt sich doch der Verkehr mit zwei Schutzgeistern, so wie mit einem bösen Geiste als das Ausgezeichnetste hervor, womit auch der Titel des Buches gerechtfertigt ist. Es ist zwar eine constante Erfahrung, daß Somnambulen das dritten Grads von einem Umgang mit Genien, Führern, Schutzgeistern reden: aber dem Glauben an ihre Objectivität stehen noch eine Menge Einwürfe entgegen. Vorliegende Geschichte dagegen enthält, außer den geistigen Aeußerungen, Gesprächen, Divinationen, welche weit über dem Horizont des Mädchens lagen, noch solche Thatsachen, welche, indem sie alle psychische und physische Erklärung auf dem natürlichen Weg übersteigen, die objective Existenz der Schutzgeister außer Zweifel stellen. Man stößt sich gewöhnlich daran, daß alles was objectiv seyn soll, nur durch die äußern Sinne empfunden werden könne. Dieß ist aber bei solchen ätherischen, bloß in Licht - oder Schattenkörpern sich figurirenden Wesen nicht der Fall. Sie wirken unmittelbar nur auf den innern Sinn (sensorium commune), welcher bei Somnambulen gewöhnlich die äußern Sinne ersetzt, können aber im innern Sinne die gleichen Vorstellungen, Bilder und Töne erregen, wie wenn sie durch die äußern Sinne empfunden würden. Daher kommt es, daß alle umstehenden Personen nichts von dem wahrnehmen, was die Somnambulen sehr bestimmt in ihrer Anschauung haben. Die Objectivität ist in beiden Fällen reell vorhanden, nur daß sie im ersten Fall bloß auf den innern Sinn, im andern bloß auf die äußern Sinne einwirken kann.

Außer der in einem Tagebuch verfaßten Darstellung der beobachteten Erscheinungen hat sich der Verfasser eine noch weit stärkere Aufgabe gemacht, wozu ihm die Geschichte bloß die Belege liefert, nämlich in einer theoretischen Skizze alle magnetischen Phänomene unter bestimmte Gesichtspunkte zu ordnen, sie nach den Grundsätzen einer höhern Physiologie, Psychologie und Pneumatologie abzusondern, und in ihre Grade einzutheilen. Daraus entstanden ihm drei Probleme, nämlich ein physiologisches, psychologisches und pneumatologisches, in welchen er das große Gebiet des Magnetismus abhandelt. Das Werk ist reich an Litteratur, und kann manche andere Schrift ersetzen, indem der Verf. alles, was er zerstreut in andern Schriften, theils an Theorien, theils an Erfahrungen vorfand, in dasselbe aufgenommen, und zur Vergleichung gebracht hat. Dadurch gewährt das Buch denjenigen, welche mit dem Magnetismus vertrauter zu werden wünschen, eine vergleichende Uebersicht, so wie es andrerseits alle die leeren Ausflüchte zurückweist, welche die Skeptiker und Kritiker aus ihren Ansteckungs - und Sinnentäuschungs-Hypothesen hervorsuchen. Denn wenn einmal nachgewiesen ist, daß ein und dasselbe Phänomen in zehn Geschichten sich vorfindet, so wird die objective Wahrheit dadurch bestätigt, und es ist absurd die Schuld auf die subjective Beschaffenheit der Beobachter schieben zu wollen.

Der Verf. ist selbst ein bekehrter Skeptiker. Er ging einst selbst darauf aus, dem Irrthum des Magnetismus auf die Spur zu kommen, und machte eine Reise zulieb in sein elterliches Haus, wo eine nahe Verwandte somnambule war, und magnetisch behandelt wurde. Kaum war er angekommen, da erzählte ihm die Somnambule die Reiseabenteuer, die er unterwegs gehabt hatte mit Umständen, die außer ihm schlechterdings Niemand wissen konnte. So wurde gleich beim Empfang sein rationeller Heroismus entwaffnet, und die gelehrten Zweifel flohen beschämt in ihr Nichts zurück. Von da an wurde er von diesem großen Phänomen mächtig angezogen, machte es zu seinem Lieblingsstudium, erprobte bald seine eigene magnetische Kraft an andern, und beschenkt uns jetzt mit den Resultaten seiner Erfahrung und seines Nachdenkens.

Der Inhalt des Buchs ist kurz folgender: In der Einleitung beschäftigt sich der Verf. theils mit der modernen Philosophie, von der er zeigt, daß sie mit ihren Kategorien und metaphysischen Formeln die Höhe des magnetischen Lebens nicht zu erreichen vermag, theils mit der Darstellung der drei Potenzen von Leib, Seele und Geist. Nach diesem folgt die Geschichte der Somnambule, und auf diese die theoretische Skizze. Als Anhang gibt uns der Verfasser die merkwürdige Heilung einer zehnjährigen Stummheit durch Magnetismus. Das Ganze beschließt ein brauchbares Sachregister, das dem, der sich im Magnetismus orientiren will, wie ein Repertorium dient.

Als Bemerkung kann noch hinzugefügt werden, daß dieses Buch ein sicheres Gegengift ist gegen die Demonstrationen, welche neuerlich Pfr. Wirth, Prof. Fischer in Basel und der verunglückte Züricher Professor gegen die Sache des Magnetismus führen. Die Leerheit dieser Demonstrationen hat übrigens Pfr. Gerber in seinen Lieferungen, betreffend das Nachtgebiet der Natur im Verhältniß zu Wissenschaft, Aufklärung und Christenthum in einer scharfsinnigen und ausführlichen Analyse zur Genüge dargelegt.

Stuttgart und Tübingen, im November 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[5574] Mathematikern und Freunden dieser Wissenschaft, Forstmännern, Geodäten, Schulbibliotheken und Lehrern, Geschäftsmännern und Kameralisten, Astronomen und Beamten wird hiemit empfohlen:

Tafeln der Quadrat - und Kubikwurzeln aller Zahlen von 1 bis 25500, der Quadratzahlen aller Zahlen von 1 bis 27000 und der Kubikzahlen aller Zahlen von 1 bis 24000. Nebst einigen andern Wurzel - und Potenztafeln. Entworfen von G. A. Jahn. Hoch 4. geh. 3 Rthlr.

Joh. Ambr. Barth in Leipzig.

[5699] Ulm. Im Verlage der Stettin'schen Buchhandlung ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Anleitung zur Auflösung geometrischer Aufgaben von Dr. Christian Nagel.

Ein Anhang zu jedem Lehrbuche der ebenen Geometrie, insbesondere aber zu dem von demselben Verfasser herausgegebenen.

8. brosch. Mit 7 lithogr. Tafeln.

Preis 45 kr. oder 10 gGr.

Den zahlreichen Besitzern des schon in der zweiten Auflage erschienenen Lehrbuches der ebenen Geometrie von dem Hrn. Verfasser, so wie allen denen, welche nach andern Lehrbüchern Geometrie erlernen und sich ihrer völlig bemächtigen wollen, wird diese Anleitung zu Auflösung geometrischer Aufgaben ein willkommenes Hülfsmittel seyn. Aber auch Lehrer werden sich dadurch in den Stand gesetzt finden, die reingeometrische Behandlungsweise der Geometrie sich anzueignen und ihren Unterricht durch dieses gediegene Schulbuch wirklich praktisch zu machen.

[7] In der Unterzeichneten ist so eben erschienen und an alle Buchhandlungen versandt worden: Jahrbuch für 1839.

Herausgegeben von H. C. Schumacher, mit Beiträgen von Bessel, Mädler, Steinheil und Quetelet.

8. cart. Preis 3 fl. 24 kr. oder 2 Rthlr.

Inhalt: Astronomische Ephemeride für 1839. Tafeln, um aus der Ephemeride den Aufgang der Sonne für Orte zwischen 44° und 55° nördlicher Breite zu berechnen. Tafeln zur Bestimmung der Höhen vermittelst des Barometers von Gauss. Bessels Tafeln, um Höhenunterschiede aus Barometerbeobachtungen zu berechnen. Tafeln zur Verwandlung der Barometerscalen. Tafeln zur Verwandlung der Thermometerscalen. Tafeln zur Reduction des altfranzösischen Barometers. Messung der Entfernung des 61sten Sterns im Sternbilde des Schwans von F. W. Bessel. Die Doppelsterne von J. H. Mädler. Ueber das Klima des Brockens, verglichen mit dem von Berlin von J. H. Mädler. Noch ein Wort über den galvanischen Telegraphen zu München, von Steinheil. Ueber den Menschen und die Gesetze seiner Entwicklung von A. Quetelet, Director der Sternwarte in Brüssel.

Stuttgart und Tübingen, im Sept. 1839.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

0063

[5268-70] So eben ist in unserm Verlage erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Handbuch der poetischen Nationallitteratur der Deutschen von Haller bis auf die neueste Zeit.

Vollständige Sammlung von Musterstücken aus allen Dichtern und Dichtungsformen, nebst Angabe der frühern Lesarten, biographischen Notizen und litterarisch-ästhetischem Commentar, von Dr. Heinrich Kurz, Professor der deutschen Litteratur in Aarau.

Erste Abtheilung: Haller bis Goethe.

Lexikonformat. 46 Bogen. Subscriptionspreis broschirt 3 fl. oder 1 Rthlr. 16 gr.

So viele mitunter treffliche Sammlungen aus der deutschen Litteratur es gibt, so darf mit Recht behauptet werden, daß dieses Handbuch sich vor allen andern durch wesentliche Vorzüge auszeichnet, welche es nicht nur für den Gebrauch in höhern Lehranstalten empfehlen, sondern auch für jeden Lehrer und Freund der Poesie überhaupt werthvoll machen werden.

Die Hauptmerkmale, wodurch es sich von den bisher erschienenen hervorhebt, bestehen in Folgendem: 1) Soll es die geschichtliche Entwicklung der poetischen Nationallitteratur der Deutschen mittheilen, weßwegen der historische Gang gewählt wurde. 2) Um ein getreues Bild der ganzen poetischen Litteratur zu geben, wurden alle Dichtungsformen aufgenommen. 3) Um das poetische Leben des Volkes in seiner eigenthümlichen Entwicklung lebendig darzustellen, wurden auch bedeutende Erscheinungen in den besondern Volksdialekten nicht übersehen. 4) Da man aus bloßen Bruchstücken weder den Geist eines Dichters noch das Wesen einer Dichtungsform wirklich kennen lernen kann, so wurden in dem Handbuch durchaus keine Bruchstücke aufgenommen. 5) Bei der Auswahl bemühte sich der Herausgeber nur Dichtungen von höherm poetischem und sittlichem Werthe aufzunehmen mit steter Rücksicht auf Mannichfaltigkeit des Inhalts. 6) Eine besonders vorzügliche Eigenthümlichkeit dieses Handbuchs bildet die in Noten unter dem Texte befindliche Mittheilung der ältern Lesarten, oder derjenigen Gestalt der Gedichte, in welcher sie bei den frühern Ausgaben der Dichter erschienen waren, über deren Wichtigkeit die Vorrede auf welche wir zu verweisen uns erlauben, sich weitläufiger ausspricht. 7) Einen wesentlichen Vorzug des Handbuchs wird man endlich in der dritten Abtheilung finden, welche einen litterarisch-ästhetischen Commentar mit ausführlichen biographischen Notizen enthalten wird. Das Ganze wird aus drei Bänden bestehen und wenigstens 100 Bogen groß Lexikonformat umfassen und bis künftige Ostern vollständig erscheinen. Obgleich keine Unkosten gespart werden, um dieses Handbuch durch Reichhaltigkeit, wissenschaftlichen Werth und schöne Ausstattung auszuzeichnen und es zu einer sprachlich und ästhetisch-kritischen Sammlung zu machen, so wird dennoch der Subscriptionspreis auf das ganze Werk von drei Bänden nur auf 6 fl. 36 kr. oder 3 Rthlr. 18 gr. gestellt. Dagegen tritt mit Ostern 1840 ein Ladenpreis von 8 fl. oder 4 Rthlr. 14 gr. ein.

Zürich, im November 1839.

Meyer & Zeller (ehemals Ziegler und Söhne).

[5611] So eben ist erschienen:

Pfennig-Encyklopädie oder neues elegantestes Conversations-Lexikon herausgegeben im Vereine mit einer Gesellschaft von Gelehrten von Dr. O. L. B. Wolff.

Fünfter (Supplem.) Band. 1ste Lieferung 1 / 3 Rthlr. oder 36 kr.

Mit Portrait des Grafen Auersperg (Anastasius Grün.)

Leipzig, Ch. E. Kollmann.

Den so zahlreichen Abnehmern dieses reichhaltigen, schön ausgestatteten Werkes wird die Anzeige willkommen seyn, daß durch obigen 5ten Band dasselbe bis auf die neueste Zeit fortgeführt und in allen Theilen ergänzt wird. Die Stärke des Bandes wird 6 Lieferungen, à 8 Bogen Text und dem Portrait eines berühmten Mannes, nicht übersteigen und er daher höchstens 2 Rthlr. kosten.

In Augsburg: Karl Kollmann'sche Buchhandlung.

[5589] So eben sind vollständig erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig:

Thomas Moore's poetische Werke deutsch von Theodor Oelckers.

Taschenausgabe in vier Bänden.

Mit Moore's Portrait von Schwerdgeburth.

Preis für alle vier Bände: 2 Rthlr.

Es bedarf wohl nur der Anzeige, daß diese, nach allen stimmfähigen Blättern höchst gelungene Uebertragung der Werke des gefeierten Moore vollständig erschienen ist, um alle Freunde classischer Dichtungen zur Anschaffung dieser wohlfeilen und eleganten Ausgabe zu veranlassen.

Bernh. Tauchnitz jun. in Leipzig.

[12] Zeitschriften für 1840.

Auch im Jahre 1840 werden wöchentlich sehr regelmäßig erscheinen und nehmen alle Buch handlungen, Zeitungsexpeditionen und Postämter, so wie auch die Matth. Rieger'sche Buchhandlung zu Augsburg und Lindau Bestellungen darauf an: Allgemeine Moden-Zeitung, eine Zeitschrift für die gebildete Welt.

Herausgeg. von Dr. A. Diezmann. 42ster Jahrg. Erscheint wöchentlich. Preis mit circa 64 illum. Kupfern. 6 Thlr., Preis mit circa 116 illum. und schw. Kpfrn. u. Lithogr. 8 Thlr.

Endlich enthalten beide Ausgaben noch 26 der feinsten englischen Holzschnitte.

Ferner: Le Voleur.

Gazette des journaux français. Rédigée par Adolphe Dupui, Professeur à l'école de commerce de Leipzig. 9me année.

Ce journal parait tous les huit jours. Prix annuel du journal avec 52 gravures de modes (une par semaine), qui sont differentes de celle de la Modenzeitung, 6 Thlr. Le texte seul 4 Thlr.

Schnellpost für Moden.

Magazin für die elegante Welt und alle Kunst - und Gewerbetreibende, welche für jene wirken. 9ter Jahrg. Erscheint wöchentlich. Preis mit 52 illum. Modenkupsern 3 Thlr.

Die in den zwei so eben erwähnten Journalen mitgetheilten Moden erhalten wir in Originalzeichnungen mit der Briefpost von Paris, und erscheinen die neuen Moden deßhalb hier viel früher als in andern derartigen Zeitschriften, auch sind dieselben nirgends weiter zu finden.

(Welt und Zeit.)

Blätter aus der Gegenwart, für nützliche Unterhaltung und wissenschaftliche Belehrung mit einer Beilage: Malerische Reise nach Asien und Afrika. Herausgegeben von Dr. J. A. Diezmann. 11ter Jahrg.

Der Jahrgang von 64 Bogen in gr. 4. auf Velinpapier in wöchentlichen Lieferungen mit vielen Abbildungen kostet 3 Thlr.

Das Heller-Magazin (nebst Bilder-Atlas) zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, von einer Gesellschaft Gelehrter. Redacteur: Dr. F. A. Wiese. 52 wöchentl. Lieferungen mit vielen Abbildungen. 7ter Jahrgang. Preis: vierteljährlich 9 gr.

Allgemeine Zeitung d. Judenthums.

Ein unparteiisches Organ für alles jüdische Interesse in Betreff von Politik, Religion, Litteratur, Geschichte, Sprachkunde und Belletristik, nebst einem litterarischen und homiletischen Beiblatte. Redacteur: Dr. Ludwig Philippson, israelitischer Prediger in Magdeburg. 4ter Jahrg. (jährlich 96 Bogen.) Preis 3 Thlr.

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Allgemeine Zeitung für die deutschen Land - und Hauswirthe, zugleich als Fortsetzung des Universalblattes. Unter Begünstigung und Mitwirkung einer Gesellschaft ausgezeichneter Gelehrter und Praktiker herausgegeben von Moriz Beyer, in 4. Preis halbjährlich 2 Thlr.

Allgemeine Homöopathische Zeitung.

Herausgegeben von den DD. der Medicin G. W. Groß, F. Hartmann und F. Rummel. In Bänden von 24 Bogen in 4. zu 2 Thlr.

Leipzig, im December 1839.

Baumgärtners Buchhandlung.

[5632] In meinem Verlag ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: Die orientalische Frage und ihre Lösung.

Aus dem Gesichtspunkte der Civilisation.

Von Friedrich Schott.

8. geh. 18 gr.

Leipzig, im December 1839.

F. A. Brockhaus.

[5246] Es ist erschienen: Medicinische Annalen.

Eine Zeitschrift. Herausgegeben von den Mitgliedern der großherzoglich badischen Sanitäts-Commission in Karlsruhe und den Vorstehern der medicin., chirurg. und geburtshülfl. Anstalten in Heidelberg, 5ter Bd. 4tes Heft gr. 8. Heidelberg, bei J. C. B. Mohr.

Inhalt: I. Ueberblick der in der Stadt Fulda und ihrer Umgegend in dem Jahre 1838 herrschenden Krankheiten, rücksichtl. ihrer epidem. Ausbreitung u. der Veränderung ihres allgem. Krankheitscharakters. Von Dr. Schwarz, Medicinalrathe in Fulda. (Forts. u. Schluß.) II. Endemisches Auftreten des Frieselfiebers, insbesondere des Kindbetterinnenfrieselfiebers an mehreren Orten des vormaligen Main - und Tauberkreises im Großherzogthum Baden. III. Höchst acute Darmdurchlöcherung nebst Untersuchungen über ihre Entstehung. Von Dr. Osius jun. in Hanau. IV. Ueber den Abgang von Gallensteinen durch die Harnwege. Von Dr. Faber zu Schorndorf. V. Ein Fall von Gravidias uterina, verbunden mit falscher Eierstockschwangerschaft und hydrops ovarii, aus dem artistischen Jahresberichte von Maier. VI. Heilung einer durch Scharlach entstandenen Taubstummheit. Mitgetheilt von Dr. Osius jun. in Hanau. VII. Der Nutzen des Eisenoxydhydrats gegen Arsenikvergiftung, durch sieben Fälle bestätigt von Dr. B. Puchelt in Heidelberg. VIII. Notizen über den Erfolg der im Jahre 1838 im Physikatsbezirke Villingen vorgenommenen Revaccination. IX. Beobachtungen über Strictur der Urethra. Von Dr. Hahn in Stuttgart. Preis des Bandes von 4 Heften 4 Rthlr. oder 7 fl. 12 kr.

[6] Holzschneider werden gesucht.

Holzschneider, die in der Bewick'schen Manier geübt sind und von ihren Fähigkeiten genügende Proben abzulegen im Stande sind, können Anstellung und Beschäftigung finden. Wo? erfährt man bei der Expedition der Allg. Zeitung unter der Chiffre T. S.

[5565-66] Bei G. Franz in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz zu beziehen: Wanderung nach dem Orient im Jahre 1838.

Unternommen und skizzirt von dem Herzoge Maximilian in Bayern.

Zweite Auflage.

Mit dem Portrait des erlauchten Verfassers und einer Musikbeilage.

18 Bogen f. Velinp. 8. brosch. 2 fl. 24 kr. od. 1 Rthlr. 12 gr.

[5649] Mit größern Lettern auf weißem Papier gut gedruckt, wird binnen Jahresfrist vollständig erscheinen:

Christliches Hausbuch in Morgen - und Abendgebeten, auf alle Festzeiten, alle Tage des Jahres und für besondere Fälle des Lebens, geschöpft aus den gediegensten Werken gottseliger Männer, besonders der älteren Zeit. 2 Bände. gr. 8. Stuttgart, Metzler.

Bei diesem Andachtsbuche sind zunächst die Kerngebete eines Augustin, Thomas a Kempis, Baxter, Böhme, Scriver, Stark, Schmolke, Arnold, Neumann, Tersteegen u. A., so wie die Schriften von Reinhard, Sailer, Cramer, Münch, Dann, Hirscher, Spiecker etc. benützt. Christen aller Confessionen ist damit verbürgt, daß ihnen hier eine reichhaltige, in ächt christlichem Sinn verfaßte Sammlung geboten werde, welche die schönsten und gediegensten Gebete besonders der älteren, aber auch der neuen und neuesten Zeit in sich vereinigt. Die 2 Bände werden gegen 110 Druckbogen umfassen und in 12 monatlichen Lieferungen zum Subscriptionspreis von nur 27 kr. rhn. od. 1 / 4 Thlr. preuß. für die geheftete Lieferung so zeitig ausgegeben, daß vom Neujahr 1840 an in den Festzeiten und jeden Tag des ganzen Jahrs die für selbige bestimmten Gebete bereits benützt werden können. Wer vorzieht, den Betrag für 6 Lieferungen zugleich zu bezahlen, je bei Empfang der 1sten so wie der 7ten Lieferung, erhält mit dem Schlusse unentgeltlich als Titelblatt: Das heil. Abendmahl nach Leonardo da Vinci, in vorzüglichem Stahlstich. Ueberdieß wird Bestellern von 10 Exemplaren je ein 11tes als Frei-Exemplar gegeben.

Die 1ste. mit Titelblatt in Golddruck gezierte, Lieferung ist ausgegeben und Subscriptionen übernimmt jede Buchhandlung Deutschlands, der Schweiz und der österr. Monarchie, in Wien Karl Gerold.

[5] In der litterar. artist. Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung in München ist erschienen und durch alle Buch - und Kunsthandlungen zu beziehen:

Allgemeine Zeichenschule, von G. Sipmann, Lehrer am königl. Cadetten-Corps in München.

Erstes Heft.

Enthaltend: Blatt 1 bis 20.

Royal-Folio. In Umschlag 4 fl. rhn Einzelne Blätter werden zu dem Preise von 16 kr. rhein. oder 4 gGr. abgegeben.

Der Herausgeber sagt in der die vorliegenden Blätter begleitenden Vorrede: Ich bin in der vorliegenden Kunstschule folgenden Weg gegangen, und wer diesem Weg folgt, wird unvermerkt und sicher auf dem Standpunkte ankommen auf welchem der Künstler mit der Natur stehen muß. Ich habe nämlich die Modelle, an welche der Anfänger gewiesen wird, bei anerkannten Meistern, bei alten italienischen, und vorzüglich bei Raphael, aufgesucht, denn diese Meister standen mit Würde und mit Anmuth vor der Natur, wie vor den vollendeten Werken der Griechen, und indem sie beide die Natur und die Antike erfaßten, erkannten und gleichsam vereinigten, erschufen sie diejenigen Werke, welche, so lange Bildung unter den Menschen seyn wird, die Welt entzücken werden. Der Unterricht dieser Kunstschule beginnt gleichsam mit den geometrischen Figuren und Körpern, und schließt, allmählich von denselben zu den kleinern und größern Theilen des menschlichen Körpers fortschreitend, mit dem menschlichen Körper als ein Ganzes selbst. Es ist anerkannt, und muß anerkannt werden, daß die Schönheit einer Zeichnung auf einem festen und geschmackvollen Umrisse ruht. Dieserwegen ist in der gegenwärtigen Kunstschule durchgehends die Absicht vorherrschend, auf den Umriß, als der Basis aller Schönheit einer Zeichnung, den Schüler zu führen; in Folge dessen ist auch um einen Punkt dieser Richtung hervorzuheben der Schatten nur da angegeben, wo derselbe zur Richtigstellung und Vollendung des Umrisses nothwendig ist; denn der Umriß in der Zeichnung ist die Schönheit in der wahren, nackten Form, und hier kann keine Lüge, kein falscher Schmuck, keine Effecthascherei sich geltend machen. Mit tiefem Bedauern sag 'ich es, daß ich Kunstschüler gesehen habe, welche jahrelang copirten, schattirten und selbst in Farben ausführten, ohne im Stande zu seyn, einen erträglichen und reinen Umriß hervorzubringen, und welche somit Zeit, Mühe und Arbeit verschwendet haben.

Das ganze Werk wird drei Abtheilungen umfassen. Die ersten zwei werden die Anfangsübungen und die einzelnen Theile bis zur Vollendung des Kopfes enthalten, in der dritten Abtheilung aber wird die Anatomie, soweit dieselbe dem Künstler nothwendig ist, folgen, und den Schluß werden die Darstellungen der Proportionen des menschlichen Körpers, Hände und Füße, und endlich ganze Figuren bilden. Eine vierte Abtheilung, welche Umrisse nach der Antike und ihre Anwendung enthält, eine fünfte, welche nach derselben Ansicht stufenweise die Zeichnung einer Landschaftsschule zur Aufgabe vorarbeitet, sollen nach Gestalt der Sachen in der Abnahme der ersten drei Abtheilungen folgen.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 15467 tokens; 5359 types; 109548 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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ShelfmarkDWB 1996/32
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