Am 12 Jan. lief in Havre das Paketboot Sully ein, das New-York am 11 Dec. verlassen. Es hat die Präsidentenbotschaft nicht mitgebracht. Der Congreß war annoch mit den bestrittenen Wahlen des Repräsentantenhauses beschäftigt; doch hoffte man bis zum 12 Dec. damit zu Ende zu kommen, wo dann die Einbringung der Botschaft zu erwarten war.
(Phare des Pyrenées vom 10 Jan.) Die Brigadiers Zurbano und Aleson haben gestern Molinas angegriffen, wo Llangostera zwei Bataillone und eine Schwadron hatte, die sich zurückzogen. Alles wird zur Belagerung von Segura vorbereitet. O'Donnell wird zu gleicher Zeit Aliago und Aspiroz Alpuente belagern. – Von Saragossa schreibt man vom 7 Jan.: „ Cabrera ward auf den Wunsch seiner Schwestern, die ihn nicht sicher glaubten, in einer Sänfte von Herbes nach Morella gebracht. Sein Leben ist fortwährend in der größten Gefahr. “
Am 10 Jan. Nachmittags kam die Königin, von ihrer erlauchten Mutter und der Gräfin v. Charlemont begleitet, unter einer Bedeckung leichter Dragoner, von Windsorschloß nach London herein. Das Gefolge fuhr in drei Wagen nach. Das am Eingange des Buckinghampalastes zahlreich versammelte Publicum begrüßte Ihre Maj. mit freudigem Zuruf. Alsbald wurde die königliche Standarte über dem Marmorbogen vor dem Palast aufgezogen. Gleich nach der Ankunft des Hofs hatte Lord Melbourne Audienz bei Ihrer Maj. – Heute (11) ward im auswärtigen Amt ein Cabinetsrath gehalten.
Lord Brougham kehrte am 9 Jan. von Brougham-Hall bei Penrith (Cumberland) zurück, wohin er von Paris aus geeilt war, um dem Leichenbegängniß seiner Mutter beizuwohnen.
Am 10 Jan., als dem Tage, wo die Penny-Briefpost ins Leben trat, war ein ungeheurer Zudrang an den verschiedenen Londoner Postämtern. Jedermann, schien es, wollte sich, bei dem Reize der Neuheit, der ersten Gelegenheit bedienen, so wohlfeil an seine Freunde und Bekannten in den Provinzen zu schreiben. Was das Geschäft bis jetzt erschwert, ist, daß die gestempelten Pennycouverts bis jetzt noch fehlen, so daß den Briefabgebern die Pennystücke einzeln abgenommen werden müssen. Der Standard gibt die verzögerte Anfertigung dieser Couverts dem neuen Finanzminister, Hrn. Baring, Schuld, und weiß, unter scharfer Rüge der angeblich paschamäßigen Grobheit, womit derselbe das Personal seines Departements behandle, ein Geschichtchen über dessen Nachlässigkeit in diesem Punkt zu erzählen, das aber der Globe für ganz grundlos erklärt. Der Standard weist schadenfroh auf die Schererei hin, welche diese Verzögerung der Stempelcouverts den Parlamentsmitgliedern machen werde, die natürlich mit ihren Constituenten eine starke Correspondenz zu führen haben, und deren Portofreiheit unter der neuen Brieftaxacte aufhört. – Dem Sun zufolge wurden am 10 Jan. 112,000 Briefe in London expedirt – beinahe das Vierfache der an demselben Tag im vorigen Jahr expedirten Briefzahl. Davon waren 7 / 8 frankirt.
Vor den Assisen in Monmouth kam am 9 Jan. der zweite schwerstgravirte der auf Hochverrath angeklagten Chartisten, Zephaniah Williams – Besitzer eines Wirthshauses in dem wallisischen Gebirgsort Nantyglo, wo die Chartisten sich zu versammeln pflegten – an die Reihe. Wie gemeldet, wurde lange auf ihn gefahndet, und man verhaftete ihn endlich in Bristol, als er eben im Begriffe war, sich nach Portugal einzuschiffen. Nachdem er die Advocaten HH. Thomas und Rickards zu seinen Vertheidigern gewählt, schritt man zur Bildung der Petty Jury. Einer von den vorgeschlagenen Schwurmännern auf der Liste wurde von dem Angeklagten darum als „ parteiisch “verworfen, weil er zu der silbernen Vase, die von den Einwohnern Newports ihrem vorigen Mayor, Sir Thomas Phillips, als Zeichen der Anerkennung für sein muthiges Benehmen bei dem Aufstand verehrt ward, einen Beitrag unterzeichnet. Der Solicitor-General eröffnete sofort das Verfolgungsverfahren im Namen der Krone. Die Argumentation seines Plaidoyers traf, wie natürlich, in ihren Hauptzügen mit jener gegen John Frost zusammen. Hierauf begann die Abhör der Belastungszeugen. Ihre Aussagen constatiren übereinstimmend, daß Williams bei dem Einbruch in Newport sich als einer der Führer bemerkbar gemacht habe; zugleich deponirten aber zwei derselben, daß er sich vormals bei einigen Gelegenheiten gegen die Anwendung von Gewaltmitteln ausgesprochen habe. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Verdict gegen ihn gerade so wie gegen John Frost ausfallen wird. Uebrigens hat sein Rechtsbeistand Hr.0138 Thomas zu seinen Gunsten denselben Präliminarpunkt der Rechtsunförmlichkeit der Anklage, wie Sir F. Pollock bei Frost, geltend gemacht und reservirt erhalten. Frost, der sich während seines Processes im Ganzen fest und männlich benommen, ist jetzt, mit dem Schuldig der Jury auf seinem Haupt, in seinem Gefängniß in einem mitleiderregenden Gemüthszustand. Das Verdict gegen ihn war am 8 Jan. nicht so bald gefällt, als man wenigstens zwanzig Eilboten aus Monmouth nach verschiedenen Seiten abgehen sah. Feargus O'Connor, der den Proceßgang seiner chartistischen Genossen mit Spannung beobachtet, sandte, heißt es, einen Expressen nach Birmingham ab, um die dortigen Chartisten von dem Ergebniß in Kenntniß zu setzen; der thätige Mayor der Stadt Monmouth jedoch, der davon Wind bekam, fertigte einen Reitenden auf derselben Straße ab, um O'Connors Boten wo möglich zu überholen, und die Behörden von Birmingham vor dem etwanigen Versuch einer Ruhestörung zu warnen. – Der Proceß Williams 'dürfte wohl die ganze Woche hinnehmen; dann wird vermuthlich Jones an die Reihe kommen, und hierauf die Untersuchung gegen die übrigen Angeklagten in eine einzige Anklagebill zusammengefaßt werden.
Der chartistische „ Nationalconvent, “bestehend aus Abgeordneten von Nottingham, Bradfort, Sheffield, Hull, Newcastle, Bolton, Birmingham, Bristol und mehreren Städten Schottlands, der seit einem Vierteljahr in dem Arundel-Kaffeehaus in London täglich Versammlungen hielt, hat sich, nachdem er noch eine Denkschrift an die Königin über den Nothstand der arbeitenden Classen abgefaßt, am 9 Jan. aufgelöst, und zwar auf folgenden einmüthig angenommenen Beschluß hin: „ Da die Bemühungen der arbeitenden Classen, einen allgemeinen, das ganze Land vertretenden Convent zu bilden, durch die offenen Verfolgungen unserer Feinde, durch die Hinterlist der falschen Volksfreunde und durch die Apathie eines Theils des Volkes selbst für jetzt vereitelt sind, so erachten wir es für unsere Pflicht, uns aufzulösen und zu unsern Wählern zurückzukehren, um dort jenen unheilvollen Einflüssen nach Kräften entgegen zu wirken. “
Das M. Chronicle urtheilt über die Adresse der französischen Deputirtenkammer: „ Sie hat mehr oder weniger allen Leuten gefallen. Dieß ist das Verdienst der Gewandtheit ihres Verfassers, des Hrn. v. Remusat, denn die übrigen Ausschußmitglieder konnten wenig mehr, als „ Ja, ja “dazu sagen. Hr. v. Remusat ist ein Doctrinär; aber indem er Hrn. Guizots Freund blieb, blieb er zugleich mehr als ein anderer Mann seiner Partei der vorjährigen Coalition und Hrn. Thiers ergeben. Noch lange weilte er zögernd in den Salons des letztern, nachdem alle übrigen Doctrinärs ihr Exit gemacht hatten. So ist die Adresse der Ausdruck der gemischten oder Coalitions-Gesinnungen des Hrn. v. Remusat, und das schien der Kammer lieb und genehm ... Die französische Deputirtenkammer ist nur allzu geneigt, emphatische fromme Wünsche für unpraktikable Dinge auszusprechen. Die „ Integrität des osmanischen Reichs “, die „ Wiedererweckung der polnischen Nationalität “und eine „ parlamentarische Regierung “waren im vorigen Jahr, sind in diesem Jahr und werden im nächsten Jahr die Gegenstände feuriger Sehnsucht und kläglich getäuschter Hoffnungen der Deputirten seyn. Die Kammer seufzt, wie Petrark nach seiner Laura, nicht etwa um ihr Ziel zu erreichen, sondern bloß um ihre Seufzer in ein anmuthiges politisches Sonett oder Madrigal einzukleiden. Indessen zeugt es allerdings für liberale Gesinnung und einen gewissen frischen Muth, so Jahr für Jahr die Sprache der Protestation zu reden, und es verdient Beachtung, daß dießmal Pairs und Deputirte einen Paragraphen zu Gunsten Polens einrückten, was erstere früher nicht gethan. “ (Es ist nur sonderbar, daß das Chronicle auch die „ Integrität des osmanischen Reichs “hier den „ impractable things “beizählt, während doch sonst bei Besprechung der orientalischen Frage gerade diese Integrität das A und O der englischen ministeriellen Presse bildete.)
(Moniteur.) Heute (12) Mittag haben sich gegen 250 Nationalgardisten, die zu verschiedenen Legionen von Paris und von der Banlieue gehören, und worunter man auch mehrere Officiere und Unterofficiere bemerkte, nach dem Börsenplatze begeben. Etwa 300 Individuen, die einen in bürgerlicher Kleidung, die andern in Blousen, schlossen sich ihnen an. Diese Zusammenrottung begab sich zu Hrn. Laffitte, um ihn über sein Programm der Wahlreform zu begrüßen. Von dort zog man durch die Straße Richelieu, den Carrousselplatz, die Quais und den Pont neuf zu Hrn. Martin (von Straßburg), in der Seinestraße; sodann zu Hrn. Dupont (de l'Eure), in der Rue de Paon, und endlich nach dem Observatorium zu Hrn. Arago. Dieser Haufen, der sich in seinem Fortgang durch eine ziemlich beträchtliche Zahl Neugieriger vergrößert hatte, und endlich bis zu 1000 Personen gestiegen war, zerstreute sich hierauf unter dem Rufe: Es lebe die Opposition! Es lebe die Wahlreform!
Der National bemerkt, daß alle Journale von obigem Vorfall sprechen, und daß selbst die Zurückhaltung, womit die Gegner der äußersten Linken sich darüber ausdrücken, beweise, daß man die Wichtigkeit und Bedeutung dieses Schritts allgemein begreife. Die Presse dagegen bezeichnet das Vorgefallene als eine Antastung des Gesetzes, als eine Aufforderung zu Unruhen. Sie fordert die Regierung auf, einzuschreiten.
Die neueste Nummer der ministeriellen Revue de Paris sagt: „ Es scheint leider nur allzu gewiß, daß die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow von Lord Palmerston angenommen worden sind. Die englisch-russische Allianz scheint jetzt eine vollbrachte Thatsache. “
Wir geben aus der Rede des Hrn. Villemain in der Sitzung der Deputirtenkammer am 11 Jan., womit derselbe hauptsächlich Hrn. v. Lamartine antwortete, folgende Hauptstellen: „ Man hat sich über die Absichten des Cabinets getäuscht. Man hat uns gesagt, wir hätten, in unkluger und ungeschickter Prätension, ein neues Aegypten constituiren wollen. Auf diplomatischem Wege aber constituirt man keinen Staat, keine Kraft: man erkennt sie an, man würdigt sie, man erwägt, was sie Dauerhaftes enthalte; man sieht, was sie leisten kann; die Politik stellt dann ihre Berechnungen an, die im vorliegenden Fall sowohl der Vernunft als der Gerechtigkeit untergeordnet worden sind. Was unsere Stellung zu Aegypten betrifft, so lag in den vollbrachten Thaten eine unbestreitbare Kraft. In jenem unbeweglichen und barbarischen Orient ist ein Versuch der Erneuerung, der Umbildung vor sich gegangen. Dieser Versuch hatte zweierlei Formen, zweierlei Resultate. In der Türkei, d. h. hauptsächlich in den europäischen Provinzen des Reichs, war der Versuch der Umbildung mehr ein scheinbarer, äußerer, künstlicher, als ein wirklicher, tief eindringender. Der Sultan Mahmud hatte an vielen Dingen die Außenseite geändert: er hatte aber kein neues Lebens - und Machtprincip in seinem Reich aufgestellt. Neben0139 ihm erfolgte in Aegypten, unter der Autorität eines Pascha's, seines Vasallen, ein ernsterer und kräftigerer Versuch der Regeneration. Dort wußte man, mit Verzichtleistung auf die barbarische Taktik der Orientalen, regelmäßige, tapfere und taktisch geübte Truppen zu bilden; vielleicht unter der Eingebung eines französischen Officiers, des Obristen Selves, der ein Türke und ein großer General wurde. So hat jener mächtige Vicekönig, der noch nicht vollständig ein Volk zu bilden vermochte, sich wenigstens eine kühne und ergebene Armee geschaffen. Würden Sie es wohl billigen, wenn man am Vorabend der großen Bewegungen, die im Orient sich vorbereiten, jene vollbrachte That, die aus unserer Civilisation das, was sie Starkes und Kriegerisches hat, an sich genommen, für nichts gerechnet hätte? Sollte man vergessen, daß den unvollständigen Reformen von Konstantinopel gegenüber in Alexandrien und Kairo jene große Aufstellung einer Armee nach europäischem Maaßstabe erfolgt ist, und daß jene Armee selbst der Sache des Sultans gedient hat durch Besiegung der Wechabiten und durch die Rettung der heiligen Städte Mekka und Medina? Die große Frage liegt in der Nothwendigkeit der Erhaltung dessen, was von muselmännischer Macht und Lebenskräftigkeit noch übrig ist. Nach dem System des Hrn. v. Lamartine, welcher die unverzügliche Theilung des ottomannischen Reichs verlangt, müßte man diese Kraft, statt sie zu erhalten, zu zerstören sich beeilen. Für diejenigen aber, die glauben, daß bei einer alsbaldigen Theilung Frankreich nichts gewänne, daß eine im Ganzen ungerechte Handlung für Frankreich nur eine Täuschung seyn würde, blieb nichts übrig, als für die Aufrechthaltung des türkischen Reichs und die Bewahrung aller jener Kräfte zu sorgen, die sich in seinem Schooße gebildet haben, und die, selbst gespalten, die Reste seiner Macht und die lebenskräftigsten Elemente seiner Dauer repräsentiren – jener Dauer, die, wenn wir der Geschichte glauben, sich noch verlängern, und mehr als Eine Prophezeiung Lügen strafen, mehr als Einen Ehrgeiz täuschen kann. ... Aber, sagt der gewandte Redner, alsdann müßte man die Partei, der man sich angeschlossen, aufs äußerste unterstützen. „ Weil ihr an die Dauer des ottomannischen Reichs glaubtet, weil ihr dessen Fortdauer wünschtet, so mußte man auch Alles zu dessen Gedeihen, zu dessen Erhebung, zur Unterdrückung aller Hindernisse, die sich in seinem Schoße ergeben möchten, aufwenden. Wie! hätten Sie es für eine gute Politik im französischen oder im muselmännischen Sinne gehalten, Alexandrien zu blokiren, die Flotte des Paschas von Aegypten oder die ottomannische Flotte, die er durch den Abfall eines muselmännischen Admirals erhalten hatte, zu verbrennen? Glauben Sie, daß Alles, was unter irgend einer Form, ein Element der muselmännischen Lebenskraft zerstört hätte, nicht dadurch allein schon ein gegen das Herz des Reichs geführter Streich gewesen wäre, der die ehrgeizigen Absichten Dritter erleichtert hätte? Mir scheint dieß offenbar. (Beifall.) Die Regierung hat sonach, was man auch immer sagen mag, weise gehandelt, daß sie nicht über die Eindrücke und Rathschläge hinausgegangen ist, die sie innerhalb dieser Mauern empfangen hat, und die ihr dem Nationalwunsche zu entsprechen schienen. ... „ Sie sind, so sagt man uns, die Ursache gewesen, daß die türkische Flotte Konstantinopel verlassen hat. Sie sind Ursache gewesen, daß eine Conferenz stattgefunden, Sie sind Ursache gewesen, daß jene Conferenz noch kein Resultat hat; Sie hatten Unrecht, sich in sie einzulassen; Sie haben Unrecht, aus ihr zu treten; Sie haben Unrecht, wenn Sie nicht aus ihr getreten sind. “ Hier haben Sie alle Einwürfe beisammen. Die türkische Flotte! Niemand konnte machen, daß dieser Abfall nicht stattfand. Die Conferenz! Ihr konntet nicht verhindern, daß sie sich bildete; Niemand konnte seinen Beitritt verweigern. Augenblicklich würde Mißtrauen gegen denjenigen eingetreten seyn, der sich, bevor er noch gewußt, ob Grund dazu vorhanden sey, davon losgesagt hätte; eiu gerechter Vorwurf würde denjenigen getroffen haben, der nicht dazu hätte beitragen wollen, daß die ausschließliche Protection aufhöre und eine allgemeine werde. Denn ein ausschließliches Protectorat war es, das gebieterisch die Meerenge der Dardanellen schließen und das türkische Reich und Europa zugleich bedrohen konnte. Die getheilten Protectionen hörten gerade dadurch, daß sie getheilt waren, auf, ehrgeizig zu seyn. „ Ihr hattet aber, nachdem ihr euch diesen Absichten beigesellt, Unrecht, euch davon zu trennen! “ Was dieß betrifft, so kann, da die Thatsachen noch zu keinem Schlusse gekommen sind, Niemand weder Tadel noch Hoffnung, noch Voraussagung aussprechen. Ich weiß übrigens wohl, daß es heutzutage kein diplomatisches Geheimniß mehr gibt. Ich weiß, daß Alles schnell bekannt wird, und deßwegen darf man auch bei den geheimsten Unterhandlungen, in dem Bewußtseyn, daß doch Alles zur öffentlichen Kunde komme, die Würde seines Landes nie verläugnen. Ich will keine neuen Bemerkungen beifügen, um der gelehrten Rede, welche dem glänzenden Vortrag des Hrn. v. Lamartine voranging, zu antworten; ich will nicht versuchen, in jene große politische, militärische und geographische Bahn, welche der ehrenwerthe Hr. Mauguin durchlaufen hat, einzugehen; nur will ich aus seiner Aeußerung eine Folgerung ziehen, die vielleicht für eine entfernte Zukunft nicht beruhigend, aber für das gegenwärtige Interesse von Europa befriedigend ist. Der Redner hat mit Kraft jene zwei großen Mächte geschildert, die von so weiter Ferne her ihre Arme ausstrecken, um sich zu fassen, und einander zu erdrücken. Er ist in eine Menge Details eingegangen, die für die Geschichte merkwürdig, für die gegenwärtige Politik und für den Gegenstoß, den sie auf Europa ausüben können, belehrend sind. Was geht aber daraus hervor, meine Herren? Daß man keine Furcht zu haben braucht vor einer Allianz zweier Staaten, die auf so vielen Punkten sich berühren und in Rivalität mit einander gerathen, daß man den Widerstreit der Interessen zuletzt als einen unversöhnlichen betrachten muß. Es liegen in den menschlichen Dingen gewisse Nothwendigkeiten des Instincts und der Ehre, unübersteigliche Divergenzen, die uns beruhigen können, selbst wenn wir den Berechnungen des größten und schmiegsamsten Ehrgeizes gegenüber stehen. Ein englischer Staatsmann, dessen Worte in seinem Lande unvergessen sind, hat den Ausspruch gethan: „ Wer das baltische Meer und Konstantinopel besitzt, wird Herr der Welt seyn. “ Meine Herren, England will so wenig, wie wir, daß Jemand Gebieter der Welt sey. “ (Sensation und lange Bewegung in der Versammlung.)
Der Temps gibt als gewiß an, daß der Cardinal Latour d'Auvergne das Erzbisthum von Paris abgelehnt und erklärt habe, er sey fest entschlossen, die Diöcese Arras und die ihm anvertraute Heerde nicht zu verlassen, da er zu lange inmitten derselben gelebt habe, um nicht zu wünschen, auch in ihr zu sterben.
Die Akademie der Inscriptionen und schönen Wissenschaften hat am 11 Januar an die Stelle des Herzogs von Blacas den Marquis von Villeneuve-Trans zu ihrem Mitglied ernannt. Bei dem ersten Scrutin hatte dieser 18, Hr. Biot 15, Hr. v. Caumont 5 und Hr. Jollois 2, bei dem zweiten Scrutin Hr. v. Villeneuve-Trans 21, Hr. Biot 17, Hr. v. Calmon 1 Stimme unter 40 Votanten erhalten.
(Commerce.) Hr. v. Rumigny ist am 11 Jan. mit mehreren Officieren des Generalstabs nach Toulon abgereist, nachdem0140 er den Tag zuvor die Befehle des Herzogs von Orleans eingeholt hatte.
Jetzt ist's an den Orient gegangen; aber Carné, Lamartine, Mauguin, keiner hat eine lebendige Anschauung von den Dingen, von welchen sie geredet. Lamartine hat wenigstens seine Einbildungskraft; aber seine Politik ist grundfalsch. Er will, daß man sich über die Theilung des ottomanischen Reichs einverstehen solle. Als Augenzeuge hat er das Unding mit eigenen Augen angesehen, und weiß recht gut, daß der Sultan Mahmud kein Peter der Große war, um, der Analogie Rußlands folgend, eine Türkei nach europäischem Uniformszuschnitt, nach administrativem und militärischem Mechanismus umzuschaffen; er glaubt eben so wenig daran, daß Abdul Medschid ein constitutioneller Monarch des modernen Europa sey oder werde, und daß er den Türken liberale Principien einflößen könne; er weiß, daß die Pforte lebt in der Furcht Rußlands, von den Interessen Oesterreichs und Englands und dem Veto der Franzosen, nicht auf eigene Faust; er weiß, daß die Türken keine Nation sind, sondern eine durchs religiöse Gebiß des Mohammedanismus gezähmte Kriegshorde, ohne eigenen Geist und schon seit lange abgestumpft und abgespannt; das Alles weiß er, darum will er das ottomanische Wildprett auf der Fürstentafel Europa's als einen Leckerbissen serviren, Konstantinopel für Rußland, Aegypten für England, weil Rußland der europäischen Türkei bedarf, wie England des Nilthals und des Isthmus von Suez; Oesterreich erhielte als Speisestück etwa Serbien; Griechenland würde auch arrondirt, Frankreich mit Cypern und Syrien ausgestattet; oder würde das ottomanische Reich allen europäischen Aventuriers angewiesen, wie weiland Amerika, zur Gründung von Handelscolonien, unter der Garantie aller europäischen Mächte brach erklärt als ein Gemeingut der europäischen Gesammtheit, eine zu improvisirende Schweiz und dergleichen. Dieß Alles ist weder reif noch durchdacht, sondern mit starken Phantasmen durchmischt, auch war es Hrn. Villemain nicht schwer, diese Wolken zu zerstreuen. Hr. v. Carné spricht immer von arabischen und türkischen Nationalitäten, wie man von französischen und englischen spricht; er hat keine Ahnung von dem Geiste der Mohammedaner, welcher nur ein Gemeingeist religiöser Secten ist, und sich in allen andern Dingen ohne ächten Staatsverband in individuelle Interessen der Familien und Stämme zerspaltet. Hr. Mauguin endlich spricht wie ohne tiefe Kenntniß, so ohne tiefe Ueberzeugung, aus einem bonapartisirenden Geiste heraus, der die Welt mit dem politischen Besen durchkehrt zur Freude Aller, welche eine Siebenmeilenstiefel-Politik bewundern. Wenn man Talente hat wie Mauguin, so sollte man die Dinge tüchtiger studiren, als aus den Zeitungen, denn seine Kunde der Dinge ist nichts als eine rasch aus öffentlichen Blättern zusammengelesene, ohne Eindringen in die Verhältnisse. Thiers, der am Montag an die Reihe des politischen Geplauders kommt, hat mehr Sinn für auswärtige Politik als die genannten, aber er denkt nichts planmäßig durch, und überläsit sich einer glänzenden Leichtfertigkeit. Vielleicht hat er über Nacht einen Goldapfel getragen; am Montag werden wir sehen, ob die Frucht gereift ist.
Man ist sehr gespannt auf die Rede, welche heute Hr. Thiers über die auswärtigen Angelegenheiten in der Kammer halten wird. Einerseits fühlt man, daß die orientalische Frage eine sehr schwache Seite der Administration darbietet, zumal in diesem Augenblick, wo der Abschluß des englisch-russischen Uebereinkommens für gewiß ausgesagt wird. Andererseits ist zu erwarten, Hr. Thiers werde Alles aufbieten, den Abstand zwischen seinen Talenten und denen seiner ihm untreu gewordenen Lieutenants vor der Kammer und dem Lande ins beste Licht zu stellen. Wie sehr auch Hr. Villemain sich anstrengt, den Credit des Ministeriums zu stützen und aufzurichten, seine Position scheint von Tag zu Tag weniger haltbar zu werden. Heute macht sogar die „ Presse “selbst sich über den Marschall Soult lustig, indem sie zu verstehen gibt, es sey von ihm kaum zu erwarten, daß er so verwickelte diplomatische Fragen, wie die orientalische, durchschaue. Hr. v. Montalivet hat sich an Hrn. Guizot angeschlossen, während Hr. v. Molé immer noch fortfährt sich Hrn. Thiers zu nähern. Soll man hieraus Folgerungen ziehen, so sind es die: daß das Beharrsystem es darauf abgesehen hat, zunächst von Hrn. Guizot Gebrauch zu machen, daß aber gleichwohl Hr. Thiers zuletzt der Unvermeidliche ist. Denn Hr. v. Montalivet ist bekanntlich ein Vertrauter der Tuilerien, während er in Hinsicht auf politischen Blick mit Hrn. v. Molé keine Vergleichung aushalten kann. – Die der radicalen Partei angehörigen Nationalgarden haben durch ihren gestrigen Aufzug bei Laffitte, Martin von Straßburg, Dupont de l'Eure und Arago ein Signal gegeben, das, wofern es im Lande Nachahmung fände, der ganzen innern Politik einen andern Charakter geben würde. Laffitte erklärt, die Juliusrevolution sey ohne Erfolg geblieben. Martin sagt, die Deputirtenkammer sey todt, und die Nation müsse ihre Angelegenheit in ihre eigenen Hände nehmen. Dupont spricht trocken wie ein Jurist oder wie einer, der am Erfolg verzweifelt. Dagegen erklärt Arago, das Volk müsse früher oder später zu einer ächten Nationalrepräsentation gelangen; seine gewaltige Stimme könne nicht lange überhört werden. Die „ Presse “erklärt diesen Aufzug für einen revolutionären Act und macht den genannten Deputirten den Vorwurf, daß sie sich eine verfassungswidrige Handlung hätten zu Schulden kommen lassen. Bemerkenswerth ist, daß das Journal des Débats den Vorgang mit Stillschweigen übergeht.
Die Rede des Hrn. Thiers, welche auf heute angekündigt war, füllte die Galerien der Deputirtenkammer sehr frühe mit einer bedeutenden Zuhörermenge, worunter eben so viele Damen als Männer waren. Hr. Denis, welcher zuerst die Bühne bestieg, und dem Ministerium vorwarf, daß es zu eifrig Partei für Mehemed Ali genommen, fand geringe Aufmerksamkeit. Hr. Thiers folgte. „ Ich will, sagte er, in dieser Debatte Alles vermeiden, was Personen betrifft. Die Sache ist an sich selbst bedeutend genug; ja sie ist so ernst, daß man kaum wagt, mit Worten an sie hinanzureichen. Meine Absicht ist nicht, dem Cabinet Rathschläge zu geben, denn solche Rathschläge von der Tribune herab nützen selten etwas; nur die öffentliche Meinung will ich aufklären, weil diese ihren Einfluß auf die Regierung übt. “ Der Redner schied dann in der orientalischen Frage das von der Regierung angenommene System von dem Benehmen des Cabinets; er erklärte sich für jenes, billigte aber letzteres nicht. Man könne nur zwei Systeme befolgen: entweder eine activ-Politik, welche die Theilung des ottomanischen Reichs als unvermeidlich erkenne und auf Rußland sich stütze, oder eine Politik der Vorsicht, die darin bestehe, eine Stellung einzunehmen. Letzteres sey die von der französischen Regierung angenommene Politik. Der Redner lobt die Regierung deßhalb, und ist überzeugt, daß auch Rußland diese Politik befolge, daß auch Rußland keinen bestimmten Plan habe, sondern für den status quo, für den Frieden sey. Die großen Nationen, meinte Hr. Thiers, würden in ihrer Politik nicht von Vorurtheilen geleitet. Mit welchen Gefühlen Rußland auch die Juliusrevolution aufgenommen habe, so betrachte Rußland dieselbe jedenfalls als eine0141 geschehene Thatsache. Glücklicherweise sey in Europa Alles für den Frieden; es sey dieß eine nothwendige Politik. Bei dem von Frankreich im Orient angenommenen System, eine Stellung zu behaupten und wachsam zu seyn, sey England Frankreichs natürlicher Alliirter. In dem Benehmen des Ministeriums tadelt Hr. Thiers, daß es nach der Schlacht bei Nisib in eine Intervention der Mächte eingewilligt habe. „ Eine wünschenswerthe Ausgleichung zwischen der Pforte und Mehemed Ali – fuhr der Redner fort – war sehr nahe daran, zu Stand zu kommen. Unter diesen Umständen gab das französische Cabinet seine Zustimmung zu einer Conferenz, welche neue Schwierigkeiten herbeigezogen hat, deren Lösung wieder sehr problematisch geworden. Dieß war der Fehler des Ministeriums. Es ließ sich in diese Conferenz hineinziehen ohne Alliirte, ohne die Folgen vorauszusehen. Dieß hieß die Angelegenheiten der Welt dem Zufall preisgeben. Der Fehler war ernst aus drei Gründen: erstlich kamen dadurch Meinungsdifferenzen zwischen Alliirten an den Tag; zweitens überließ man die Türkei der einzigen Gefahr, die ihr drohen kann, der Gefahr von Seite Rußlands; drittens stellte man dadurch die Möglichkeit eines allgemeinen Kriegs in Aussicht. Eine weitere Folge dieses Fehlers war die Erkältung zwischen Frankreich und England, denn man hatte sich beiderseits nicht verständigt, bevor man in die Conferenz eintrat; aus demselben Fehler entsprang die Annäherung zwischen England und Rußland, ein trauriges Schauspiel, welches die Diplomatie gab. “ Hr. Thiers entwickelte dann die Gründe, welche Frankreich der englischen Allianz wieder näher bringen müssen; er wies nach, wie nichtig die Ursachen der Rivalität seyen, welche man beiden Mächten zuschreibe. Frankreich finde seine Größe in seiner Continentalmacht, und diese sey für England eine gewaltige Stütze. Wenn man die financiellen Hülfsquellen beider Länder und ihre Land - und Seemacht vereinige, könne nichts gegen ihren Willen geschehen. England sey gegen Mehemed Ali aufgebracht, weil er den Frieden des Orients getrübt habe; es glaube, daß die Unterstützung Frankreichs den Pascha so kühn gemacht. Würde England besser hierüber aufgeklärt, so könne es Rußland nicht gestatten, Konstantinopel zu besetzen, während es Mehemed Ali strafen würde. – Der Rede des Hrn. Thiers folgte eine bedeutende Aufregung. Viele Deputirte, worunter Hr. Odilon-Barrot, beglückwünschten ihn. Hr. Duchatel, der Minister des Innern, welcher Hrn. Thiers auf der Bühne folgte, äußerte, daß man über die orientalischen Angelegenheiten, da die Unterhandlungen noch schwebend seyen, nur Andeutungen geben könne. Weiter hinaus zu gehen, gestatte die ministerielle Verantwortlichkeit nicht. Hr. Thiers habe das Cabinet getadelt, daß es in den Zusammentritt einer Conferenz der Mächte gewilligt habe, während zwischen dem Pascha und der Pforte ein Vergleich nahe gewesen. Der Irrthum des Hrn. Thiers komme daher, daß er Mehemed Ali für besonnen genug gehalten, seiner Armee zu verbieten, daß sie die Engpässe des Taurus überschreite. (Aufregung.) Der Minister widersprach der Behauptung des Hrn. Thiers, daß die Conferenz der Mächte einen Vergleich zwischen Mehemed Ali und dem Sultan verhindert habe. Hr. Thiers bestieg noch einmal die Tribune. Hr. Jouffroy sprach gegen ihn bei Abgang der Post.
Nachrichten aus Rom zufolge hat der Herzog von Bordeaux seine Abschiedsaudienz bei dem heiligen Vater am 2 d. gehabt. Er wurde von Sr. Heiligkeit mit dem größten Wohlwollen empfangen, und, wie es heißt, nach Ertheilung einiger väterlicher Ermahnungen nicht ohne Rührung entlassen. Der Herzog verläßt am 7 d. die Hauptstadt des Kirchenstaats. *)Diese Abreise ist am 7 wirklich erfolgt.In Neapel wird er nur 14 Tage verweilen und dann ohne allen Aufenthalt über Rom nach Görz zurückkehren.
Der Staatsminister, Hr. van Gennep, ist interimistisch zum Finanzminister ernannt worden, und hat diese hohe Function für die Dauer der ersten sechs Monate d. J. angenommen. – Durch die eingetretene starke Kälte ist die Schifffahrt vollkommen gehemmt.
Einer Deputation der Kammer der Abgeordneten wurde heute die Ehre zu Theil, von Sr. königl. Maj. empfangen zu werden, und Allerhöchstdenselben die von dieser Kammer beschlossene Dankadresse, welche folgenden Inhalts ist, in allertiefster Ehrfurcht zu übergeben: „ Allerdurchlauchtigster, großmächtigster König, allergnädigster König und Herr! Die unter dem Scepter Ew. königl. Maj. vereinigten Bayern, Pfälzer, Franken und Schwaben treten zum erstenmal mit ihrem aus ruhmvoller Vergangenheit ererbten, ihnen durch die Weisheit Ew. kön. Maj. wieder ertheilten Namen durch uns ihre Abgeordneten vor Allerhöchstihren Thron. Es war ganz der erhabenen Absicht Ew. kön. Maj. würdig, die Einheit dieser deutschen Stämme, welche eine gleiche Verfassung noch enger umschließt, auf den festen Boden der Geschichte zurückzuführen, und ihre treue Anhänglichkeit an den Thron fühlt sich durch die beglückenden Worte, daß sie Alle von Einer Liebe umfaßt sind, aufs neue begeistert. – Mit tief empfundenem Danke erkennen wir Ew. kön. Maj. väterliches Streben zur Hebung des allgemeinen Wohlstandes, und mit lebhafter Theilnahme verfolgen wir den Fortgang der begonnenen großartigen Werke, deren gedeihliche Vollendung ein bleibendes Denkmal des Ruhmes Ew. kön. Maj. werden wird. – Wir sind auf das lebendigste von der Ueberzeugung durchdrungen, daß die Zoll - und Münzcongresse, so wie der mit Hannover, Oldenburg und Braunschweig geschlossene Vertrag neue Gewähr für den Fortbestand der Segnungen bieten werden, welche der große Zollverein über ganz Deutschland verbreitet. – Wir theilen das gerechte Schmerzgefühl über den Tod des Feldmarschalls Fürsten Wrede. Die öffentliche Anerkennung, die durch königliches Wort seinen großen Verdiensten wurde, sie ehrt das theure Andenken des hingeschiedenen Helden mehr als Marmor und Schrift – sie ehrt noch mehr den, der so treue Dienste auch noch im Tode erkennt und schätzt. – Mit Freude und Rührung hat uns dagegen die Eidesleistung Sr. k. H. des Prinzen Luitpold auf die Verfassung erfüllt; Gott segne auch in diesem edlen Sprossen den kräftigen Stamm der Wittelsbacher Eiche! – Die Nachweisung der Verwendung der Staatseinnahmen für die Jahre 1835 / 36, 1836 / 37 und 1837 / 38, so wie jene über den Stand der Staatsschulden-Tilgungscasse in den nämlichen Jahren und über die Ausscheidung der Kreisfonds für die vierte Finanzperiode, werden wir mit pflichtmäßiger Aufmerksamkeit prüfen. Gleiche Sorgfalt werden wir den angekündigten Gesetzentwürfen widmen. – Ew. kön. Maj. unermüdeten Sorge für den Staatshaushalt verdanken wir es, daß sich die Mittel fanden, das auch von den Ständen des Reichs stets lebhaft gefühlte Bedürfniß außerordentlicher Vermehrung des obersten Gerichtshofs zu befriedigen, und dadurch die Masse unerledigter Rechtsstreite nach und nach aufarbeiten zu lassen. – Allergnädigster König und Herr! Nach der von Ew. Maj.0142 bei feierlichen Anlässen wiederholt ausgegangenen und jedesmal mit gerührtestem Danke anerkannten Verheißung des Festhaltens an der Verfassung konnte die Kammer der Abgeordneten nichts mit größerem Vertrauen in Allerhöchstihre erhabenen Regierungsgrundsätze erfüllen, als der Ausspruch, den wir vom Throne vernahmen: „ Die Rechtspflege ist Mir eine heilige Angelegenheit. “ Wir finden hierin die sicherste Bürgschaft für Verwirklichung einer der sehnlichsten Hoffnungen des Landes. „ Vertrauen fördert das Gute, Mißtrauen verhindert es. “ Diese große Wahrheit, sie findet in unsern treuen Herzen den lautesten Widerklang des dankbarsten und festesten Vertrauens gegen den allgeliebten König. – Alle Elemente des Staatslebens ruhen am sichersten auf gegenseitigem Vertrauen. Auf ihm ruht die ächte Treue, das köstlichste Kleinod deutschen Namens. Ihm entkeimt jener offene Freimuth, den beschworne Pflicht heiligt; in ihm liegt das edelste Gepräge der unerschütterlichsten Anhänglichkeit an den allverehrtesten Landesvater und sein glorreiches Haus. Wir verharren in allertiefster Ehrfurcht Ew. königl. Majestät allerunterthänigst-treugehorsamste Kammer der Abgeordneten. Graf v. Seinsheim, 1ster Präsident. Windwart, 1ster Secretär. München, den 15 Jan. 1840. “
Jeder der fünf Ausschüsse der Kammer der Abgeordneten wählte für den sechsten Ausschuß „ zur vorläufigen Prüfung der einkommenden Petitionen “nunmehr ein Mitglied. Diese sind die Abg. Frhr. v. Fuchs, Walch, Frhr. v. Welden, Bestelmaier und v. Landgraf.
Die Kammer der Reichsräthe hat bereits am 9 d. ihre Ausschüsse gebildet, wie folgt: „ Erster Ausschuß: (Gesetzgebung. ) v. Roth, Graf v. Reigersberg, v. Maurer, Freiherr v. Freiberg, Fürst v. Wrede. v. Schenk als Stellvertreter. Zweiter Ausschuß: (Steuern. ) v. Roth, Fürst v. Wallerstein, Graf zu Pappenheim, v. Niethammer, Ludwig Graf v. Arco. Graf v. Preysing als Stellvertreter. Dritter Ausschuß: (Innere Verwaltung.) Fürst v. Wallerstein, v. Schenk, Graf v. Arco-Valley, Freiherr v. Stauffenberg, Graf v. Montgelas. Freiherr v. Zandt als Stellvertreter. Vierter Ausschuß: (Staatsschuldentilgung.) Graf v. Sandizell, Graf zu Pappenheim, Bischof Richarz, Graf v. Reigersberg, Graf v. Seinsheim. Freiherr v. Lotzbeck als Stellvertreter. Fünfter Ausschuß. (Beschwerden.) Freiherr v. Stauffenberg, v. Roth, Bischof Richarz, Graf v. Reigersberg, v. Schenk. Graf v. Arco-Valley als Stellvertreter. Sechster Ausschuß: (Prüfung der Anträge. ) v. Maurer, Graf zu Pappenheim, Graf v. Montgelas, Bischof Richarz. Freiherr v. Stauffenberg.
Von hier und Nürnberg sind einige Mitglieder des Directoriums und des Verwaltungsraths der Nürnberg-Bamberger nördlichen Reichsgränze-Eisenbahn, die HH. Director Scharrer, Oberzollinspector Dürig und Advocat Burkart, nach München abgegangen, um allerhöchsten Ortes unmittelbar den dermaligen Stand dieses Unternehmens vorzulegen, die Hindernisse, welche dem Beginnen des Nationalwerkes bisher von außen, durch schwer belastende Postulate, entgegen getreten sind, darzustellen, und huldreichste Abhülfe, beförderlichste Unterstützung nachzusuchen. Die Vorarbeiten, Revision und Rectificirung der Bahnlinie, Baurisse, Kostenüberschläge etc. sind in allen Haupttheilen so vollendet, und werden im Laufe des jetzigen Winters so im Detail ausgeführt, daß bei günstigen höheren Auspicien der Bau selbst mit dem kommenden Frühjahre angegriffen werden kann. (Fränk. M.)
Der als Schriftsteller, Lehrer und Mensch mit Recht hochgefeierte Dr. Hirscher, Professor der Theologie an der Universität zu Freiburg, ist zum Mitglied des dortigen Domcapitels gewählt und als solches von der Regierung bestätigt worden. Alle Gutgesinnten unseres Landes haben mit inniger Freude dieses Ereigniß vernommen, das gerade in unsern Tagen so mannichfacher kirchlicher Wirren eine erhöhte Bedeutung hat. Hirscher ist der rechte Mann, der die unabweisbaren Forderungen der fortschreitenden Zeit mit der Pflicht gegen das historisch Ueberlieferte in befriedigender Weise zu vereinigen weiß. Christenthum und Wissenschaft feiern in diesem tiefen Denker einen schönen Bund. Sein Geist und Gemüth in gleicher Weise ansprechenden Vorlesungen über allgemeine Religionslehre werden von Studirenden aus allen Facultäten, selbst von vielen Privaten der Stadt, in großer Anzahl besucht, ein erfreuliches Zeichen der Zeit. – In gleicher Weise finden die Vorlesungen des als trefflicher Geograph und Statistiker bekannten Dr. Wörl großen Anklang, und wurden selbst von katholischen und evangelischen Geistlichen besucht. Um so mehr ist es aufgefallen, und allerlei Deutung versucht worden, daß derselbe seine Vorlesungen plötzlich einstellte. Lächerlich aber ist es für den, der die Sachlage kennt, dieses, wie ein Correspondent der Didaskalia unter andern Entstellungen neulich gethan hat, dem Einflusse der Geistlichkeit zuzuschreiben – eine Auslegung seines Verfahrens, wozu Wörl weder in seinen Vorlesungen noch in seiner sonstigen Stellung je nur den geringsten Anlaß gab. Freilich gibt es nun einmal Leute bei uns, die Gespenster sehen; so träumen sie nun auch von einem Gespenste, Ultramontanismus genannt, das, weil jetzt so manche nicht mehr denken mögen oder können, ein willkommener Erklärungsgrund selbst für das Alltägliche seyn muß; dabei sehen freilich jene Leute nicht ein, daß sie gar oft in Widerspruch mit sich selbst gerathen. So soll nun nach ihnen die theologische Facultät aus Vorliebe zum Ultramontanismus darauf dringen, daß die seit mehreren Jahren auf unverzeihliche Weise verwaiste Lehrkanzel der Philosophie endlich einmal wieder besetzt werde; und doch pochen sie selbst, und zwar hierin mit Recht, auf die Nothwendigkeit philosophischer Studien. Aber gewisse Leute können's nun einmal nicht ertragen, wenn man in ihre Befähigung einigen Zweifel setzt.
Heute Abend wird die Leiche der verewigten Frau Landgräfin von Hessen-Homburg von hier nach Homburg, und zwar, wie man hört, in der Stille abgeführt, um daselbst feierlichst in der fürstlichen Familiengruft beigesetzt zu werden. – Gestern war Se. D. der Herzog von Nassau in unsrer Stadt anwesend. – Dem Vernehmen nach wird Se. kais. Hoh. der Großfürst-Thronfolger von Rußland Anfangs des nächsten Monats in Darmstadt erwartet; eine Anzahl Reitpferde ist angekauft worden, um sie Sr. kais. Hoh. zur Disposition zu stellen.
Es sind bedeutende Veränderungen in der Personalorganisation unserer Justizbehörden eingetreten: sie betreffen den Cassationshof, das Obergericht und die beiden Kreisgerichte hier und in Alzei. Es war schon lange davon die Rede; die Regierung hat vollkommen Zeit gehabt zu prüfen und zu wählen. Man muß daher erwarten, daß der Erfolg ihre Wahl rechtfertigen werde. Eine andere Hoffnung jedoch, und zwar eine solche, die sehr allgemein gehegt wurde und zu welcher die besten Gründe berechtigten, ist dadurch vereitelt. Man dachte nämlich, daß der Augenblick der Erledigung mehrerer höhern Stellen benutzt werden würde, um das vor einigen Jahren creirte, ganz überflüssige Kriegsgericht in Alzei wieder einzuziehen. Unsere ganze Provinz hat bekanntlich nur 20 Quadratmeilen Umfang. Für dieses kleine Gebiet bestehen jetzt zwei Tribunale erster Instanz. In Rheinpreußen, welches dieselbe0143 Gerichtsverfassung hat, genügt für den vierfachen Flächenbetrag unserer ganzen Provinz Ein Tribunal erster Instanz. Nicht minder erheblich ist der Unterschied zwischen der Bevölkerung der Gerichtssprengel in Rheinpreußen und hier. Jedes von unsern beiden Kreisgerichten zählt in seinem Sprengel wenig mehr als 100,000 Seelen, während in der preußischen Rheinprovinz vier bis fünfmalhunderttausend Seelen im Bereiche eines Landgerichts wohnen. Vor der Errichtung des zweiten Kreisgerichts in Alzei war also der Gerichtsbezirk des damals hier residirenden Tribunals für ganz Rheinhessen in Hinsicht auf Territorial-Ausdehnung und Anzahl der Gerichtseingesessenen schon viel kleiner, als die Gerichtssprengel in unserm Nachbarlande, von woher doch nichts Anderes, als Aeußerungen der Zufriedenheit über die Schnelligkeit und Gründlichkeit der Rechtspflege vernommen werden. Gleiche Erfahrungen hatte man auch hier gemacht, und es lagen daher keine bekannten dringenden Veranlassungen zu einer anderweiten Organisation vor. Fast gleichzeitig mit der Errichtung eines zweiten Kreisgerichts waren aber auch Veränderungen in der Gesetzgebung eingetreten, deren unvermeidliche Wirkungen die Geschäftsmasse bei dem Tribunale erster Instanz so bedeutend mindern mußten, daß selbst dann kein Anlaß zur Etablirung eines zweiten Gerichtshofs blieb, wenn auch, wie doch nicht ist, feststände, daß der bis dahin einzige überbürdet gewesen wäre. Es wurde nämlich die Competenz der Friedensrichter, die sich auf Objecte zum Werth von 50 Frcs. erstreckt und beschränkt hatte, bis zu 140 fl. erhöht. Die erwarteten Folgen dieser Maaßregel in einer sehr ansehnlichen Minderung der Geschäfte des Tribunals erster Instanz sind nicht ausgeblieben. – Ferner wurde der Präsident des Kreisgerichts, welcher bis dahin die vierteljährigen Assisen zu präsidiren hatte, wozu durchschnittlich im Jahr drei Monate Zeit und Kraft zu verwenden waren, dieser Verpflichtung entbunden, und das Assisenpräsidium den Mitgliedern des Obergerichts nach einem bestimmten Turnus übertragen. Dieser Beamte gewann dadurch ein Viertel seiner ganzen Zeit und Kraft, um dieselbe dem Dienst des Kreisgerichts ausschließlich zuzuwenden. Als so klare Verhältnisse dennoch nicht abhielten ein zweites Tribunal erster Instanz in Alzei zu errichten, konnte darin nur die Wirkung einer irrthümlichen Ansicht erkannt, und erwartet werden, daß die Einsicht nachfolgen, und daraus die Bestrebung erwachsen werde, das natürliche Verhältniß wieder herzustellen und dem Lande dadurch jährlich eine Summe von 20 bis 30,000 Gulden zu ersparen. Fast alle Erfahrungen müssen erkauft werden, und Consequenz in Mißgriffen ist die bedenklichste Richtung. Für den Augenblick ist jene Hoffnung wieder vereitelt, sie darf darum aber doch nicht aufgegeben werden, denn das Vernünftigste und Zweckmäßigste bricht sich zuletzt doch überall Bahn.
Ueber den weiteren Verlauf der Verhandlungen der zweiten Kammer in Hinsicht des Concessionsrechts der Regierung entnehmen wir sächsischen Blättern Nachstehendes: „ Groß war der Kampf, der in dieser Hinsicht von den Parteien gekämpft ward, denn die Sitzung dauerte allein über diesen Gegenstand bis 4 Uhr. Das Gutachten der Deputation ging nämlich dahin, die Beantwortung der Frage: „ Ob und welche Handwerker auf dem Lande aufzunehmen? “von der Uebereinstimmung der Obrigkeiten und Gemeindevorstände abhängig zu machen, und nur bei getheilter Meinung derselben der Regierung die Entscheidung zu überlassen, während die Regierung das zeitherige Concessionsrecht in allen den Fällen in Anspruch nimmt, wenn mehr als einer der im §. 8 des Gesetzesentwurfs genannten Handwerker oder andere, als diese, aufgenommen werden sollen oder wollen. Daß die Regierung ihr Concessionsrecht mit aller Macht vertheidigen würde, ließ sich erwarten. Nach fünfstündiger Debatte, welche die Ungeduld einiger müde gewordenen Mitglieder schon vorher einmal zu kürzen bemüht gewesen war, indem dieselben einen Antrag auf deren Schluß gestellt hatten, der jedoch bei der noch immer aufmerksamen Majorität der Kammer keinen Anklang fand, wurde zur Abstimmung über das Princip geschritten, und dabei mit 34 gegen 28 Stimmen entschieden, daß das Concessionswesen ferner nicht mehr stattfinden solle. In der Minorität war außer den meisten städtischen Abgeordneten auch v. Friesen, v. Planitz, aus dem Winkel, v. Sahr. Der Minister v. Könneritz erklärte übrigens in seiner Rede, daß die Regierung das Concessionswesen für so wesentlich halte, daß, wenn dasselbe abgeworfen werde, sie lieber den Gesetzesentwurf zurücknehmen wolle. Sehen wir nun, was weiter geschieht. “
(Kjöbenhavnsposten.) Vom 1 Jan. d. J. an soll die sogenannte bouche en cour aufgehoben werden, so daß von jetzt an die freie Beköstigung am Hofe aufhört, wogegen diejenigen, welche wirklich ein Recht darauf haben, eine Entschädigung in Geld erhalten sollen. Durch diese Veranstaltung wird eine nicht unbedeutende Ersparniß erzielt werden, denn eine Menge Menschen hatten das ganze Jahr hindurch ihre Verköstigung aus der Hofküche, indem manche wohlbekannte Personen durch ihre Connexionen einen häßlichen Handel mit dem Recht der Verköstigung aus der Hofküche trieben.
Ueber den Zustand Albaniens und die Lage von Mustapha Pascha scheinen Sie nicht gut unterrichtet zu seyn. Ich weiß wohl, daß in öffentlichen Blättern jetzt oft erzählt wird, Albanien sey einem Aufstande nahe oder bereits im Aufstand begriffen. Aber bis jetzt ist Alles vollkommen ruhig, wenn man gleich nicht sagen kann, wohin so mancherlei Intriguen noch führen werden. Mustapha Pascha hat freilich in dem verstorbenen Sultan einen großen Freund verloren; indessen hat er auch jetzt noch manche Gönner in Konstantinopel, besonders Reschid Pascha, dessen Wort bei dem neuen Sultan von bedeutendem Gewichte ist. Die Dinge gestalten sich hier immer besser, Mißbräuche werden mehr und mehr abgeschafft; wird erst der Hattischerif überall in Kraft gesetzt seyn, so ist die Türkei gerettet, wenn ihr nicht äußere Einwirkungen den Untergang bereiten sollten. Die Rajahs nehmen eine von Tag zu Tag wichtigere Stellung ein; werden sie sich erst eines wirksamen Schutzes zu erfreuen haben, so wird dieß für die Macht der Türkei von dem folgenreichsten Einflusse seyn. Ich weiß zwar, daß Sie von der innern Nothwendigkeit eines gänzlichen Untergangs der türkischen Herrschaft in Europa überzeugt sind*)Das Schreiben ist an einen Freund des Correspondenten gerichtet, und bezieht sich in dieser Stelle auf frühere mündliche Unterhaltungen zwischen beiden., und will meine Meinung der Ihrigen nicht gerade absprechend entgegenstellen. Aber wenn Sie selbst sehen könnten, was täglich unter meinen Augen vorgeht, so würden Sie vielleicht ausrufen: wer hätte glauben sollen, daß solche Reformen in der Türkei möglich seyen! – Das Elend, welches durch die Feuersbrunst im fränkischen Quartier angerichtet worden ist, geht über alle Beschreibung; eine größere Zerstörung habe ich in meinem Leben nicht mit angesehen. Wären von dem Kaimakam, Izzet Pascha, weisere Maaßregeln ergriffen worden, so hätte gewiß ein Schaden von mindestens 12 Millionen Gulden verhütet werden können. 0144Izzet Pascha fiel auch deßhalb in Ungnade, als der Bericht nach Konstantinopel gelangte; schon das nächste Dampfboot brachte seine Entsetzung.
(Nachtrag aus der Times vom 10 Jan.) Berichten aus Kabul von Ende Octobers zufolge hatte ein Theil des indobrittischen Heers, das seinen Rückmarsch angetreten, den Befehl erhalten, nicht bloß Halt zu machen, sondern eine entgegengesetzte Marschrichtung einzuschlagen, während die übrigen Truppen auf den Punkten, wo sie angelangt, bis auf weiteres stehen bleiben sollten. Dieser plötzliche Befehl wurde durch die neuesten Bewegungen Dost Mohammeds veranlaßt, der nach dem Fall der Festung Ghisni bekanntlich jenseits des Hindukusch geflohen. Dort schloß er Heirathsverbindungen mit den Fürsten von Kundus und Khulum, und mit Hülfe dieser und seines sonstigen Einflusses in Turkestan arbeitete er auf seine Wiedereinsetzung in Kabul hin. Es hieß, sein Sohn Akbur Khan habe wirklich den, 60 engl. Meilen von Kabul entlegenen Gebirgspaß Ghoribund erreicht, und dort eine Insurrection erregt, was eben nicht schwer seyn mochte, da Schah Schudschah's Herrschaft bei den Afghanen so unbeliebt ist, daß die von ihm zur Steuereinsammlung abgeschickten Beamten sämmtlich von dem Volk ermordet wurden. Dr. Lord hatte eine Mission nach Kundus angetreten, um zwischen den Häuptlingen dieses Gebietstheils und dem Schah eine Ausgleichung zu versuchen, auf die Kunde von Dost Mohammeds Bewegungen kam er wieder nach Kabul zurück. Auf seinen Bericht wurde sofort ein Truppencorps zur Verstärkung der schon früher vorgerückten Mannschaft gegen Khulum abbeordert. (Hiernach scheinen also die Machinationen des vertriebenen Schah jenseits des Hundukusch nicht so ganz erfolglos geblieben zu seyn, als die Londoner Blätter anfangs behauptet haben. ) – Aus Birma vernahm man, daß die dortige Regierung sich fortwährend durch die Gerüchte beunruhigt fühlte, des vorigen Souveräns Thronerbe, den man ermordet glaubte, sey noch am Leben, und das indobrittische Gouvernement habe die Absicht, Tharawaddi abzusetzen und jenen auf den Thron zu berufen. – Ferner enthalten die Blätter einen ausführlichen officiellen Bericht von Obrist Dyce über die (mit ihren Details bereits bekannte) Eroberung von Kurnaul und Gefangennehmung des Nabob. In dem Kampfe gegen die Rohillas verloren die Engländer 30 Mann, darunter zwei Subalternofficiere; Obristlieutenant Wright wurde schwer verwundet.
0137Der National vom 3 Januar enthält einen langen Artikel über Oesterreich, der zu interessante und neue Aufschlüsse über diesen Staat mittheilt, als daß wir sie unsern deutschen Lesern vorenthalten sollten. Was ist der National doch für ein gut unterrichtetes Blatt! Wir zweifeln nicht, daß es ihm viel Geld kosten müsse, hinter solche Geheimnisse zu kommen, aber er hat Recht. So etwas bezahlt weder der National, noch seine Leser zu theuer, die doch endlich einmal wahre, zuverlässige und unparteiische Nachrichten über Oesterreich erhalten.
Der National erzählt: „ Das Haus Hafsbourg kann sich weder auf die Nationalitäten, noch auf die Aristokratie, noch auf den Bürgerstand, noch auf das Volk stützen! “ (Und dennoch steht es! wie geht das zu? – Mirakel!) „ Die Nationalitäten vernichtet es (wir hatten in unserer Unwissenheit immer geglaubt, es sey Staatsprincip bei ihm, sie bestehen zu lassen); den Adel wagt es nicht anzustellen (einige kleine Edelleute: Fürst Metternich, Graf Wallis, Stadion, Kolowrat, Fürst Lobkowitz, Graf Choteck, Clam, Ugarte und noch ein paar Hundert von gleichem Schlage, scheinen sich doch eingeschlichen zu haben –); den Bürgerstand richtet es vollkommen mit Bankerutten zu Grunde und das Volk durch die Leibeigenschaft. “ (Fürchterlich! Und dennoch keine Emeuten! Wie mag das zugehen? – Mirakel!) „ Nichtsdestoweniger, seufzt der National weiter, hat das Haus Oesterreich sich immer durch den Einfluß bemerkbar gemacht, den es seit den ältesten Zeiten in Europa ausgeübt hat. (Bei solchen Prämissen! wie mag das zugegangen seyn? Wir wissen es nicht, die Leser wissen es nicht und der National weiß es auch nicht. Es gehört wieder zu den unbegreiflichen Dingen, die sind, ohne daß irgend Jemand sagen kann, warum. Vielleicht hat es aber doch der National entdeckt. Hören wir weiter!) „ Es ist die Bureaukratie, die – seit Aeneas Sylvius, Bischof von Plozk und später Papst unter dem Namen Pius, der Familie Hafsbourg ihr politisches System vorgezeichnet hat – eine occulte höchste Macht bildet. (Wir waren sonst der Meinung, die Bureaukratie gehe gleichen Schritt mit der Centralisation, und müsse dort am schärfsten ausgeprägt erscheinen, wo dieses System am weitesten getrieben wird, wie z. B. in Frankreich. Fehlgeschossen. Für das Ding, das man gewöhnlich Bureaukratie nennt, mag das gelten, die des Hauses Hatsbourg ist aber etwas ganz Anderes, wie wir weiter hören.) „ Diese Bureaukratie ist aus der niedrigsten Classe des Volks, aus Soldaten - und Findelkindern auserlesen, untermischt mit einigen pfiffigen Beamtensöhnen. Die Regierung überwacht die Erziehung dieser jungen Leute von Kindheit an, leitet sie zu ernsten Studien, erlaubt und erleichtert ihnen aber zugleich jede Gelegenheit zu allen Liederlichkeiten, Lastern und Niederträchtigkeiten; dasselbe thut sie auch mit dem Clerus in Gallizien. Diese jungen Leute wissen durchaus nicht, woher ihnen das Geld zufließt, um ihre Ausschweifungen bestreiten zu können. Unerhörter Macchiavellismus! “seufzt der National. (Was sind wir diesem Blatte nicht schuldig allein für diese Nachricht! Nun wissen wir doch, wie es mit der Pepinière der österreichischen Bureaukratie bestellt ist. Hatte Jemand bisher eine Ahnung davon? Es ist übrigens wohl zu hoffen, daß man dabei nicht stehen bleiben und den Erziehungsplan erweitern werde. Einige kleine Bälle Musard würden die Pepinière weit bringen. Lehrer der Cahute könnte man vielleicht sogar durch Intervention des National für dieses Institut gewinnen.) „ Die Familie Hapsbourg unterhält endlich noch ein Heer von Industrierittern, Glücksofficieren, Renegaten, Ueberläufern, die alle nicht Brod von heute auf morgen haben; je niederträchtiger und verworfener ein solches Individuum ist, desto höher achtet es die Regierung. Fürst Metternich personificirt in sich die österreichische Bureaukratie. (Sonderbar, zu Wien hält man den Fürsten Metternich für keinen Gönner der Bureaukratie. Aber das weiß der National gewiß besser!) „ Die Aristokratie weiß, daß sie keine Geltung hat, keine Aemter erhält und überall den Beamten nachgesetzt wird, wenn auch der Kaiser, um das Publicum irre zu führen, einige alte, abgewirthschaftete Familien aus seiner Privatcasse unterstützt. Umsonst bestrebt sich der Slave Kolowrat die Aristokratie über die Bureaukratie zu setzen; die Hasbourg, eingedenk der Lehren des Aeneas Sylvius, Bischofs zu Plozk, wollen davon nichts wissen. – – Der Tod Kotzebue's brachte Schrecken in das Lager der Bureaukraten, und Genz verzweifelte an ihrem Schicksal, als die polnische Revolution zu siegen schien; denn Kotzebue und Genz waren beide ächte Kinder dieser Bureaukratie. (Aber nicht in der Pepinière erzogen!) Wenn einmal ihre Völker sich gegen sie auflehnen, und dieses Ereigniß wird unfehlbar eintreten, wenn der Fürst Metternich, der Vater der Bureaukratie, die Augen schließt, werden diese Beamten die Familie Hasbourg verkaufen. (Bei dieser Licitation dürfte indeß für Frankreich schwerlich etwas zu erstehen seyn. Alle diese Neuigkeiten gibt der National um ein paar Pfennige den Bogen. Das ganze Abonnement von 60 Franken wäre nicht zu viel für dieses einzige Blatt vom 3 Januar.) „ Uebrigens ist die Ruhe in dieser Monarchie keineswegs gesichert; sie ist nur scheinbar. In der Armee hat man, wie wir im Vertrauen melden können, Militärcomplotte entdeckt! Nie wird das Haus Hapsbourg, ... es den Franzosen vergessen, daß diese es an der Universalmonarchie gehindert haben – dieses Haus, welches das Genie eines Sully einst mit der Wurzel auszurotten und nach Amerika zu deportiren vorschlug. “– So schließt der National. Aber wer wird den ausgesprochenen Vorschlag zum Heil der Welt ins Werk setzen? Es gibt keine wahrhaft freisinnigen Weltbürger mehr, die so etwas unternehmen möchten, als etwa den National und seine Abonnenten; und diese sind wohl stark in ihrer Tugend, aber schwach in ihren Mitteln. Doch genug und fast zu viel des Scherzes! Wir überlassen es sämmtlichen Lesern, über diesen Aufsatz, seine Wahrhaftigkeit und seine Tendenz, das Urtheil zu sprechen. Das Eine wissen wir gewiß: herwärts des Rheins wird er kein Echo finden. In Deutschland gibt es keinen Schwachkopf, dem man solche Dinge aufheften kann, und keine Seele, schmutzig genug, um sich öffentlich oder im Herzen zu solchen Grundsätzen und solchen Mitteln zu bekennen, was auch immer ihr politischer Glaube sey.
Mit Recht wurde es dieser Tage in öffentlichen Blättern herausgehoben, daß selbst Regierungen wie die von Wallis oder die neue von Zürich es nicht wagen durften, in den materiellen Interessen Rückschritte zu thun, sondern vielmehr genöthigt waren, sich für Vervielfältigung0138 der Verbindungsmittel und der Absatzwege thätig zu zeigen. Die Lebendigkeit, womit hier seit einiger Zeit allen commerciellen Vibrationen der Puls gefühlt wird, spiegelt erfreulich das vielfache und mächtige Eingreifen unseres großen Vereins ins gesammte deutsche Leben und Weben. Auch die langgehemmte Eisenbahnfrage zeigt nach allen Seiten ihre riesigen Expansionskräfte, sowohl auf den transversalen Linien zwischen Leipzig und Frankfurt und über Magdeburg, Braunschweig und Hannover auf Preußisch-Minden – als über Stettin aus dem gewerbreichen Schlesien nach der Ostsee und von Berlin nach Hamburg. – Der unabsehbare Weltmarkt Hamburgs verspricht vor Allem einen wohlthätigen Balsam auf die schweren Wunden, die Rußlands Sperren den Ostprovinzen Preußens zu Wasser und zu Lande zugefügt haben und immer noch zufügen. Während die Belgisch-Kölnische Bahn zu den schönsten Hoffnungen berechtigt, kann leider (in der fabrikreichsten Gegend) die Rhein-Weser-Bahn weder leben noch sterben. Selbst in dem trübe bewegten Hannover wird jetzt von Eisenbahnen viel gesprochen, zwar noch nicht von jener (für überseeische Ausfuhr und Einfuhr wichtigsten) verticalen durch das ganze Königreich von Hamburg und Harburg und Bremen bis zur Werra, sondern von jener auf Preußisch-Minden. Hoffentlich ist es nicht eine bloße Demonstration, um von den traurigen Verfassungswirren abzulenken; hoffentlich wird es eine ersprießlichere, etwas grandiosere Demonstration als die große Messe von Lüneburg und als der Welthafen von Harburg! – Selbst die nächste Zukunft trägt wichtige Keime in sich. Der hannoverisch-braunschweigisch-oldenburgische Vertrag ist nicht mehr ferne von seinem Ablauf, der holländische Vertrag von der Erneuerung. – Die holländischen Unterhandlungen in Paris, die uns in Aussicht stellten, auch noch mit französischem Colonialzucker den Rhein herauf und auf der neuen projectirten Route von Zwoll und Enschede auf Münster, Paderborn und Kassel überschwemmt zu werden und die holdselige Erwartung begründeten, die seit Jahr und Tag agonisirenden französischen Zuckerfabriken auf Kosten der deutschen gerettet und dieselben die Rollen tauschen zu sehen – diese mit gewohnter sachkundiger Schlauheit geführten Unterhandlungen haben jüngst (zumal seit der Verwerfung des Budgets) bedeutende Hindernisse gefunden. Vielleicht hört man aus Paris noch früher etwas von einem Handel - und Schifffahrtsvertrage mit Preußen und mit dem großen Verein, als mit Holland! – Wir dürfen ja nie vergessen, wie das bloß durch deutsche Waffen wiederhergestellte und vergrößerte Holland über zwanzig Jahre mit dem „ bis ans Meer und bis ins Meer “der deutschen Gutmüthigkeit und Geduld gespottet, auch wohl großmüthigst einen durch Monate ganz unpraktikabeln Arm zum freien Welthandel angeboten hat! – Es lag etwas von dem alten vox populi, vox dei in der allgemeinen Freude über die Annäherung an Hamburg und im Contraste damit in der vielfachen Bestürzung über den sogenannten „ bittern Zuckervertrag “vom 21 Januar. – Wo würden wir jetzt seyn, wenn wir 1815 Ostfriesland behalten und Lauenburg erworben und letzteres nicht obendrein in eine undeutsche, oft feindselige, 1813 für Lübeck und Hamburg wahrlich nicht wohlthätige Hand gelegt hätten! – Mehrere Zeitungen gaben jüngst einen Artikel von unbekannter Hand (ein Kopf scheint nicht dabei gewesen zu seyn), der in Hauptmann Rummelpuffs Manier von einer Aufregung in Bremen spricht über die vermeintliche Unthätigkeit des Senats, während ihm Hamburg zuvorkommen sey. Da in diesen speciellsten und überall verschiedenen Localverhältnissen stets unser Grundsatz war, immer so viel möglich mit jedem einzeln und successiv zu unterhandeln, haben wir ihn natürlich auch hier festgehalten. Nächstens ein Mehreres über den hiesigen Aufenthalt des trefflichen Bremer Archivars Dr. Heinrich Smidt, aber doch heute schon einen höchst interessanten Beitrag zur deutschen Handelsstatistik in einem Memorandum, welches von Bremischer Seite schon vor drei Vierteljahren in Berlin und an den Vereinshöfen übergeben worden ist, gleichzeitig mit der Anwesenheit des Hamburger Senators Lutheroth.
„ Memorandum. Die nächste Aufgabe des Zollvereins, wenn man die nationale Seite desselben ins Auge faßt – die Richtung, welche ihm den Namen des „ deutschen “erworben und gesichert, bestand in der Wegräumung hemmender Schranken des innern Verkehrs der theilnehmenden Staaten, in dem Schutze der einheimischen Industrie durch Festsetzung gemeinsamer Eingangsabgaben von Producten und Fabricaten des Auslandes, nach Maaßgabe des jedesmaligen Bedürfnisses eines solchen Schutzes; – somit in Herstellung einer Gemeinschaftlichkeit der Handels - und Gewerbsinteressen im Umfang eines von der Natur auf gleiches Bestreben und gegenseitige Unterstützung hingewiesenen, den Kern von Deutschland in sich begreifenden Gebiets.
„ Dieses Ziel ist im Wesentlichen erreicht. Deutsche Bodencultur und Fabrikindustrie, neben den altbewährten Elementen ihres Wohlstandes auch neue Erwerbszweige sich aneignend, wie das Bedürfniß des Jahrhunderts sie fordert, haben staunenswerthe Fortschritte gemacht. Sie haben die Höhe erstiegen, wo die Gefahr eines ungehinderten Wetteifers fremder Betriebsamkeit in einem heilsamen Antrieb zum gleichen Schritthalten sich zu wandeln beginnt, wo an die Stelle der Schutz bringenden Eigenschaft die financielle Seite der Eingangsabgaben in den Vordergrund tritt. Mit dem wachsenden Begehr nach den Lebensbedürfnissen und Luxusartikeln, welche das fernere Ausland bietet, steht jetzt die Fülle und Mannichfaltigkeit des zum Austausch geeigneten Ueberflusses der Heimath in glücklichem Gleichgewichte. So ist also die Grundlage gewonnen, auf welcher auch der Handel zur wohlthätigen Nothwendigkeit wird, treu seiner eigentlichen Bestimmung, Geber und Nehmer gleichzeitig zu bereichern.
„ Die Tendenz des Vereins muß sich daher erweitern; – er hat die Interessen seiner Gesammtheit als Eines großen Handelsgebietes auswärtigen Handelsstaaten gegenüber geltend zu machen. Er muß sich um so dringender dazu auffordern, als seit der kurzen Dauer seiner Existenz die Annäherungen der Völker durch den Welthandel in früher ungewohnten Progressionen fortgeschritten, und wer sich nicht den Reihen der Suchenden und Strebenden mit anschließt, Gefahr läuft, hintenaus zu bleiben, bald selbst nicht mehr vermißt und aufgesucht zu werden.
„ Zu solcher Mitbewerbung in der Sphäre des activen Welthandels bedarf ein Continentalstaat aber mancher, dem Binnen - und Gränzverkehr oder auch dem großartigen Austausch auf den Centralpunkten der Waarenzüge eines weitgestreckten Landsgebiets fremder Hülfsmittel und Einrichtungen – vor Allem leichter Verbindungen mit dem Weltmeere durch schiffbare Flüsse, oder künstliche Communicationswege, welche sie zu ersetzen im Stande; geeigneter Seehäfen an den Mündungen und großer Handelsplätze in den Gegenden, wo See - und Flußschifffahrt sich scheiden; Märkte, auf denen Gegenstände der Ein - und Ausfuhr zusammen kommen – mit den dazu erforderlichen mannichfachen Instituten, aber auch mit einer0139 Bevölkerung, welche die intellectuellen und materiellen Elemente, solchem örtlichen Berufe zu genügen, hinreichend in sich vereinigt – Fähigkeiten, wie sie nur in größern Seestädten und auch hier nur allmählich sich erzeugen und vererben.
„ Was hat und was bedarf in dieser Beziehung die Gesammtheit der Staaten des Zollvereins? Unmittelbar ans Meer reicht das Gebiet desselben nur im Norden und Nordosten vermittelst der preußischen Ostseeprovinzen. Einst die Versorger Scandinaviens, Polens und Rußlands, mehr noch als des deutschen Binnenlandes, sind die Häfen dieser ausgedehnten Küstenstrecke gewiß auch für die Zukunft eines neuen Aufschwungs fähig, wenn die Prohibitivmaaßregeln Schwedens und des russischen Reichs, der Sundzoll und die brittischen Korngesetze sich überlebt und Eisenbahnen nach dem Herzen von Deutschland das Flußgebiet der Oder ergänzt und erweitert haben werden. Allein die Ostsee ändert ihre Natur nicht mit, sie bleibt immer ein Binnenmeer, schwer zugänglich, vor Allem während der Wintermonate, während doch der Welthandel keinen Winterschlaf mehr duldet. Darum werden sich an diesen Küsten keine eigentlichen Weltmärkte gestalten können, wie sie im neuern Sinne des Worts auch niemals dort bestanden haben.
„ Was die eigenen Häfen daher nur unvollständig gewähren, was wie auch immer wohlgelegene und reichbegabte Zwischenplätze wie Köln und Magdeburg vollends nicht ersetzen können, das wird außerhalb der Gränze des Vereins gesucht werden müssen – Hamburg, Bremen, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen, selbst Havre und Triest, sie alle kommen hier mehr oder minder in Betracht; ja es möchte die Zeit nicht fern seyn, wo auch an den weitentlegenen Donaumündungen erwünschte Stapelplätze sich gestalten, um den Verkehr des Zollvereins mit der uns wieder nahe gerückten Levante zu vermitteln. Das Verhältniß, in welchem diese Seeplätze zum deutschen Binnenlande stehen, ist an und für sich von den gleichen Wechselbeziehungen mit dem sie umgebenden und beherrschenden Staatsgebiete durchaus verschieden; ihrer Wirksamkeit zum erstgenannten Zwecke genügt ein freier Ab - und Zugang durch das von den Staaten des Vereins sie trennende und übrigens dem gegenseitigen Austausche mit diesem immerhin verschlossene Territorium.
„ Der allgemeinen Gleichheit des Berufs steht aber im concreten Falle weder gleiches Interesse, noch gleiche Befähigung zur Seite. Weite Landstrecken trennen Havre und Triest vom Zollvereinsgebiete, und wenn hier obendrein die Lage an einem Binnenmeere ähnliches Ungenügen bedingt, wie es bei den Ostseehäfen hervorgehoben worden, so tritt dort eine veraltete, schwer zu wandelnde Handelspolitik des Nachbarreiches hemmend in den Weg. So sehen sich die Vereinsstaaten naturgemäß auf den Nordwesten reducirt, auf die Stromgebiete des Rheins, der Weser und der Elbe.
„ Die Bestrebungen Preußens und seiner Zollverbündeten sind bisher vorzugsweise dahin gerichtet gewesen, dem reichen und ausgedehnten Vereinsgebiete zu beiden Ufern des Rheins jenen unmittelbaren und ungehinderten Contact mit dem überseeischen Auslande zu verschaffen, welche eine dem deutschen Interesse fremde Politik an den Mündungen jenes Stroms bis dahin widernatürlich erschwerte. Manches war schon erreicht, Vieles vorbereitet, – Antwerpens und überhaupt des belgischen Reiches selbstständig gewordene, pflichtmäßige Concurrenz wirkte als Hebel, – so konnte mit und durch den Handelsvertrag vom 21 Januar d. J. der weitere Schritt geschehen, daß neben der Sicherstellung eines freien Durchzuges und somit einer directen Theilnahme der niederrheinischen Handelsstädte am Weltverkehr, zugleich vermittelst eingeräumter augenfälliger Concessionen, die geringschätzige Sprödigkeit der holländischen Seehäfen besiegt wurde, welche sie noch immer abgehalten, ihrem Berufe zur Dienstbarkeit, nicht bloß für die Interessen des eigenen Landes, sondern auch für die des deutschen Zollvereines, gebührend nachzuleben. Was jener Tractat zu Gunsten des beiderseitigen Verkehrs noch weiter stipulirt, wie segensreich er auch für die unmittelbar betheiligten Districte und Nahrungszweige erfunden werden mag, kommt für den eigentlichen Weltverkehr doch wenig oder gar nicht in Betracht.
„ Hindernisse der erwähnten Art haben an den Mündungen der Elbe und Weser dem Vereine sich niemals entgegengestellt. Die deutschen Küstenstrecken an der Nordsee verknüpft mit ihm das gleiche politische Band, ihre materiellen Interessen gehen mit den seinen Hand in Hand. Ihre beiden Weltmärkte aber, Hamburg und Bremen, sind darin von den niederländischen noch insbesondere verschieden, daß, wenn die letztern selbstständigen, ein getrenntes Interesse verfolgenden Handelsstaaten angehören, die ersteren nur selbstständige Handelsstädte bilden, deren Handelsprovinz nur natürliche, keine politischen Gränzen kennt. Kann sich schon im Innern des Vereins das Bewußtseyn der Homogeneität seiner höheren Verkehrsinteressen mit denen der Hansestädte, des Umfangs und der Mannichfaltigkeit der gegenseitigen Berührungen, um der sie örtlich von einander scheidenden deutschen Zwischengebiete willen, begreiflicherweise nicht so allgemein und unwillkürlich aufdrängen, wie es bei unmittelbarer Gränznachbarschaft der Fall seyn würde, so hat dasselbe die Hansestädte dagegen längst und vollständig durchdrungen. Dem Lebensprincipe derselben gelten die gewerbreichen, absatzbedürftigen, zugänglichen Districte des deutschen Binnenlandes für eben so nah und eben so unentbehrlich, wie die umgebenden Nachbarstaaten. In ihren Functionen von ihnen verschieden, wirkten sie gemeinsam dem nämlichen Ziele zu. Wenn Hamburg und Bremen alle die materiellen und intellectuellen Elemente, welche sie befähigen, den deutschen Weltverkehr zu vermitteln – günstige Lage, Häfen, Schiffswerfte, Capitalien, Assecuranz - und Wechselinstitute, eine seegewohnte, unternehmende, handelskundige Bevölkerung, einen Schatz erworbener Erfahrungen und angeknüpfter Verbindungen mit den entlegensten Zonen der Erde – in gleich hohem, ja theilweise höherem Grade besitzen wie ihre Concurrenten an den Ausflüssen des Rheins, so leisten sie auch in ihren öffentlichen Handels - und Zolleinrichtungen, mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des gesammten Deutschlands, diesem in der That schon Alles, was es bei den Niederlanden erst durch schwierige Verträge erwerben, vielleicht durch Opfer erkaufen muß.
„ Um diese Behauptung thatsächlich außer Zweifel zu stellen, mögen hier (so weit Bremen insbesondere dabei in Frage kommt), einige specielle, seiner Individualität entnommene Nachweisungen folgen.
„ Nach dem daselbst geltenden Zollsystem wird von allen seewärts eingehenden Gütern 2 / 3 Procent vom Werth entrichtet, von deren Ertrag Bremen alle Schifffahrtsanstalten auf der Weser und an deren Mündungen zur Fahrbarerhaltung des Stroms, Seetonnen, Baken, Leuchtschiffe u. s. w., unterhält; was landwärts einkommt, sey es auf der Weser oder per Achse, völlig zollfrei. Von den Ausfuhren wird 1 / 3 Procent vom Werth erhoben. Die Werthbestimmungen richten sich nach der eidlichen Angabe des Versenders und Empfängers. Das durchgehende Gut trifft lediglich der nach Maaßgabe0140 der Weserschifffahrtsacte auf 48 Pfennige für 300 Pfund festgesetzte, für eine Menge Artikel aber nur zu Bruchtheilen dieses Satzes veranschlagte Transitzoll. Eigentliche Entrepotgüter sind ebenfalls frei. Die Fähigkeit zum Betrieb des Großhandels ist im Allgemeinen an den Erwerb des städtischen Bürgerrechts geknüpft, dessen Ertheilung indeß so wenig Schwierigkeiten findet, daß die Zahl der Ansiedler aus dem Innern von Deutschland jedes Jahr der städtischen Bevölkerung einen beträchtlichen Zuwachs bringt. In Gemäßheit von Reciprocitätsverträgen ist aber neuerdings auch Fremden gegen Zahlung einer jährlichen Patentsteuer die gleiche Befugniß eröffnet worden. Handelsreisende, Agenten auswärtiger Häuser u. s. w. betreiben ihr Geschäft daneben frei von aller Abgabe.
„ Daß ein Besteuerungsmaaßstab, wie dieser, den Waarensendungen über Bremen kaum fühlbar werden, geschweige denn sie bedrücken kann; daß ferner die Modalitäten des Zolls und alle sonstigen commerciellen Einrichtungen darauf berechnet sind, den Verkehrsinteressen des deutschen Binnenlandes vor andern zu dienen, liegt am Tage. Fände irgendwo noch das Gegentheil statt, so würde Bremen sich beeilen, es abzuändern, und zwar allerdings auch im wohlverstandenen eigenen Interesse. Dieser letzte Umstand ändert aber nichts an dem, worauf es hier allein ankommt, an der Thatsache nämlich, daß in den Einrichtungen des Bremischen Staats kein der Entwicklung und freien Beweglichkeit deutschen Gewerbfleißes hinderliches Element zu gewahren, daß Bremens Flor mit dem des Vaterlandes unzweideutig verbunden ist.
„ Von dem rückwirkenden Einfluß des Systems der deutschen Zollverbindung auf Bremens Gewerbsverhältnisse läßt sich nicht das Gleiche sagen. Was es an größeren Fabriken in seinen Mauern besaß, selbst solchen, deren Betrieb sich mit der Lage und Eigenthümlichkeit eines Seehandelsplatzes recht wohl verträgt, hat nach und nach der beschützten Concurrenz gleichartiger Institute des Binnenlandes erliegen müssen. Um so mehr wandten sich alle Kräfte den vorherrschenden Elementen, dem Welthandel und der Seeschifffahrt zu. Und hier brachte die Ausdehnung des Zollvereins, mit ihr das Hinwegfallen der Binnenzölle und eines großen Theils der Transitogebühren, die Verbesserung der Communicationen, die durch den Wetteifer und die freie Beweglichkeit im Innern erstarkte und zur überseeischen Ausfuhr befähigte Industrie, der Segen eines langen Friedens, reichen Ersatz für die Verluste, welche das preußische Gränzzoll - und Transitosystem bei seinem Beginnen den Interessen der Hansestädte zugefügt. Bei so erfreulichen Vorschritten im Großen und Ganzen konnten die Nachtheile jeder Schwankung in den Tarifsätzen, so wie des wechselnden Umfangs des zollvereinten Gebiets leicht verwunden werden. Der natürliche Beruf jener Städte, die Weltmärkte des Zollvereins zu bilden, trat immer deutlicher und für alle Theile wohlthätiger hervor; sie werden ihm auch fernerhin würdig entsprechen, so lange nur ihr Lebensprincip, in dieser Sphäre, in der des Welthandels, gleiche Gunst und gleiches Recht im Vereinsgebiete zu finden mit ihren Concurrenten an der Nordsee, unangetastet bleibt.
„ In der Erfüllung eines und des nämlichen Berufs verfolgt jede dieser Städte ihren eigenthümlichen Weg. Bremens Lage inmitten der überwiegenden Emporien an den Mündungen der Elbe und des Rheins, an einer vergleichsweise kurzen und doch vernachlässigten Wasserstraße (der Weser), wenig berührt von dem Zuge des europäischen Gesellschaftsverkehrs, daher kein Ziel fremder Dampfschifffahrtsspeculationen, nur im beschränkten Maaße neben Hamburg und den Märkten der Niederlande ein Stapelplatz für die Zufuhren der Fremde und des Binnenlandes, wie für die Schiffe frachtsuchender Seefahrer – dieß Alles hat es genöthigt, in den Schöpfungen seiner Betriebsamkeit Ersatz zu suchen für die versagten Geschenke der Natur. Die rasche, weitverbreitete Beweglichkeit seiner Schiffer und Kaufleute, die Wechselwirkung zwischen Seehandel und Rhederei, zwischen den Handlungshäusern der Heimath und ihren Agenten oder Verbündeten an den überseeischen Plätzen, hat Bremen eine neue und selbstständige Anziehungskraft erworben. Seine Handelsmarine, seit den letzten zwölf Jahren von 87 Schiffen mit 8819 (Rocken) Last auf 150, in diesem Augenblick schon 188 Schiffe mit 19,951 Last vermehrt, wird an Zahl wie an Gehalt von keiner andern in den Hafenplätzen Deutschlands übertroffen; sie hat sich in den Vereinigten Staaten von Nordamerika einen eigenen Namen verschafft, getrennt von der dort bräuchlichen, auf deutsche und holländische Fahrzeuge fast ohne Unterschied angewandten Benennung: dutch Vessels; sie wird, ungeachtet sie des Vorzugs im Zoll der nationalen Schiffe entbehrt, neuerdings selbst in den Häfen der Niederlande zur Frachtfahrt von und nach den ostindischen Colonien vor andern gesucht. Die europäische Fahrt, mit Ausnahme des seit 1830 neueröffneten Mittelmeeres (eines zu lockenden Feldes für nordische Schnellsegler) – bisher fast zum größten Theil den oldenburgischen und hannoverischen Schiffen der Unterweser überlassend, deren Zahl und Tüchtigkeit nicht minder auf überraschende Weise zugenommen – sucht Bremens Flagge vornehmlich die entlegenen Zonen. Der directen Fahrt allein zu gedenken, langten im verflossenen Jahr unter 216 eigenen Schiffen 132 von außereuropäischen Häfen hier an, und gingen von 238 eigenen Schiffen 147 wieder dahin ab. Wie jedes Jahr neue Belege gibt des Bestrebens der bremischen Rheder, noch ungesuchte Bahnen zu verfolgen, so brachte das verflossene unter Anderm die Heimkehr des ersten bremischen, überhaupt des ersten deutschen auf den Südsee-Wallfischfang ausgerüsteten Schiffs – ein Unternehmen, dessen günstiger Ausfall im gegenwärtigen schon mehrere gleichartige Versuche unter bremischer Flagge ins Leben gerufen hat.
„ Es liegt aber in der Natur eines so ausgedehnten, mit dem Eigenhandel engverbundenen Rhedergeschäfts, daß es, wie dem heimischen Markte Zufuhren von allen Seiten, so den eigenen Schiffen stete Beschäftigung, und auf der Hin - und Rückfahrt alle Ladungen zuzuwenden bestrebt ist. Dieß gibt einen doppelten Sporn zur Thätigkeit, zum Ausschauen und Aufspüren; es erklärt das Eingehen auf gewagte oder wenig lohnende Handelsgeschäfte um des sichern Frachtgewinnes willen, so wie umgekehrt auf mäßige Frachten, wo die Handelsspeculation selbst Ersatz zu leisten verspricht. Den deutschen Producenten und Fabricanten sind Bremens Rheder treuverbündete und zuverlässige Rathgeber, beider Interesse geht vollkommen Hand in Hand. Selten, daß hier der Rheder bloßer Spediteur des Fabricanten ist; vielmehr, wo die Ladung nicht ganz für bremische Rechnung verschifft wird, findet doch ein gemischtes Geschäft statt: Leistung von Vorschüssen, Betheiligung bei der Speculation, Zahlungserleichterungen u. dergl. mehr. – Daher denn auch die auf die Kunde transatlantischen Begehrs gestützten Aufmunterungen oder Abmachungen, die Winke über Wechsel in dem Geschmack und Bedarf, die Klagen über Unvollkommenheiten oder Mißbräuche bei der Fabrication, welche von hier aus an die Sitze deutscher Industrie gelangen, von Jahr zu Jahr mehr Vertrauen und Beachtung sich erworben haben. Durch solches Zusammenwirken ist jetzt der für Deutschland wie für Bremen gleich erfreuliche Wendepunkt eingetreten, wo die Ausfuhr nicht mehr zurücksteht gegen die Einfuhr, wo das Versenden bremischer Schiffe in Ballast, früherhin so häufig, jetzt zur seltenen Ausnahme geworden ist.
(Beschluß folgt.)
0141Sie werden aus dem Bombay Courier die Nachrichten ersehen haben, welche aus Canton gekommen sind, daß die Engländer wegen Weigerung, einen Matrosen, der einen Chinesen getödtet hatte, auszuliefern, gezwungen worden sind, sich einzuschiffen, und daß Elliot die Feindseligkeiten begonnen hat, weil die Chinesen ihm Proviant verweigerten. Der Schrecken ist unter dem hiesigen Handelsstande sehr groß, denn das confiscirte Opium, das von hier aus nach China geschickt war, gehörte bona fide den persischen Häusern hier, während das bengalische Opium großentheils Londoner Häusern gehörte, welche große Capitalien in diesem Handel stecken hatten, seitdem die Bankerotte der Calcuttaer Agentenhäuser den dortigen Handel fast ganz in englische Hände geworfen haben, so daß die Confiscation viel schwerer auf Bombay als auf Calcutta lastet. Der Opiumhandel steht zwar nicht still, da viel für Schmuggeln an der Küste ausgeführt wird, aber die Preise sind auf die Hälfte gefallen. Daneben hat das Einschiffen von Suratbaumwolle für China fast aufgehört, was nächst Opium der größte Ausfuhrartikel nach China war, während der kurze Stapel der einheimischen Baumwolle nicht erlaubt, sie mit Vortheil nach England auszuführen, wo die Maschinenspinnerei lange Wolle verlangt, was bei der Handspinnerei in China nicht nöthig ist. Die Production langer Baumwolle nimmt zwar zu, aber da sie einen andern Boden verlangt, als die einheimische, so kann diese Revolution in der Cultur nicht so schnell gehen, daß sie in dieser plötzlichen Krisis und Unterbrechung der gewohnten Handelswege sogleich helfen könnte. Das Gerücht, daß eine englische Flotte an die Küste von China geschickt werde, wird täglich allgemeiner, und nach den letzten Ereignissen ist kaum daran zu zweifeln. Die Vertheidiger von Elliot triumphiren, daß die Vertreibung der Engländer aus Makao wegen der Verweigerung der Auslieferung des Matrosen dem Streit mit China eine neue Wendung gebe, und es ist auch richtig, daß bis jetzt alle europäischen Nationen sich geweigert haben, ihre Unterthanen der chinesischen Justiz zu überlassen, welche keinen Unterschied zwischen absichtlichem und zufälligem Todtschlag macht. Aber dieß hätte ohne Alles, was vorhergegangen ist, nicht zu heftigen Demonstrationen von Seite der Chinesen geführt, denn die Compagnie hat in ähnlichen Fällen immer die Auslieferung verweigert, und es hat nie zu etwas mehr als augenblicklicher Unterbrechung des Handels geführt. Der Opiumstreit bleibt immer die Hauptsache, und wenn England darüber Krieg mit China beginnt, so kann man nicht umhin, der Meinung der Chinesen über die „ rothhaarigen Barbaren “beizutreten. Der Generalgouverneur von Calcutta hat vor einigen Wochen einen Bericht von Bruce, dem Thee-Inspector in Assam, drucken lassen, in welchem man eine merkwürdige Stelle über den Einfluß des Opiumrauchens findet: „ Ich muß hier bemerken, sagt Bruce, daß die Regierung Assam eine bleibende Wohlthat erweisen würde, wenn unmittelbar strenge Maaßregeln genommen würden, die Cultur von Opium in Assam und seine Einführung aus Bengalen durch hohe Steuern zu verhindern. Wenn etwas dergleichen nicht geschieht und bald geschieht, so werden die Tausende von Einwanderern, welche die Theecultur aus den Ebenen nach Assam ziehen wird, ebenfalls mit der Opiumwuth befallen werden, dieser entsetzlichen Pest, welche das schöne Land entvölkert, es in eine Wüste voll wilder Thiere verwandelt und die Assamesen aus einer schönen Menschenrace zu dem schlechtesten, sklavischsten, listigsten und demoralisirtesten Stamm in Indien gemacht hat. Dieses Gift hat das Land entvölkert, die Frauen gebären weniger Kinder, als in andern Ländern, und die Kinder werden selten alt, sondern sterben im Mannsalter, so daß man nur wenige Greise sieht. Wer nicht in Assam gewohnt hat, kann keinen Begriff von den schrecklichen Folgen des Opiumrauchens haben: die Leute stehlen, verkaufen ihre Habe, ihre Kinder, die Mutter ihrer Kinder, und morden, um sich Opium zu verschaffen. Unser humanes und aufgeklärtes Gouvernement könnte mit Einem Federstrich diesem Uebel ein Ende machen, und die Assamesen und die künftigen Einwanderer retten. Wir würden dabei am Ende reichlich gewinnen, und eine gesunde Bevölkerung erhalten, unsere Pflanzungen zu besorgen, die Wälder auszurotten und das Land von den wilden Thieren zu befreien. Dieß kann nie von den entnervten Opiumrauchern der gegenwärtigen Generation geschehen, denn sie sind weichlicher als Weiber. “– Und England sollte Krieg gegen China führen, weil dieses sich die Einführung dieses Gifts nicht gefallen lassen will?
Die zweite Nachricht, welche uns hier beschäftigt, ist die Revolution in Lahore. Nu Nihal Singh, der Enkel von Rundschit Singh und Sohn seines schwachen Nachfolgers Kurruk Singh, hat diesen mit Hülfe der französischen und italienischen Generale, welche er bei der Armee in Peschawer hatte, entsetzt. So viel man aus den noch verwirrten Nachrichten schließen kann, war die Hauptabsicht der Partei von Nu Nihal, sich des ersten Ministers Dhian Singh zu entledigen, welcher unter Rundschit großen Einfluß besessen hatte und von diesem seinem Nachfolger empfohlen worden war, unter dem er Alles in Händen hatte. Schon die Gesandtschaft, welche Lord Auckland unmittelbar nach Rundschits Tod nach Lahore schickte, um Kurruk Singh zu gratuliren, fand in dem ganzen Pendschab Alles reif zu einem Kampf zwischen beiden Parteien. General Ventura ist nach Simla zu Lord Auckland geschickt worden, um Nu Nihals Anerkennung zu bewerkstelligen; aber die Meinungen über den Erfolg sind sehr getheilt. Sollte Lord Auckland Nu Nihal nicht anerkennen, so würde der Krieg auf beiden Seiten des Indus plötzlich ausbrechen, denn die bengalische Division der Armee in Afghanistan hat nach einem noch mit Kurruk Singh geschlossenen Vertrag Kabul Ende Octobers verlassen, um durch den Kheiber-Paß, Peschawer und das Pendschab nach Ludiana zu marschiren, und das 16te Regiment europäischer Lanciers, das 3te bengalischer leichter Cavallerie, das 4te der localen Cavallerie, die 2te Division der Artillerie zu Pferd, das europäische Regiment bengalischer Infanterie, und das 35ste und 37ste Regiment indischer Infanterie müssen zur Zeit der Revolution von Lahore am Indus angekommen seyn, während 10 Regimenter noch in Afghanistan sind, und die Bombay-Division in Multan oder Bhawalpur angekommen seyn muß. Auf der andern Seite steht in Ludiana ein beträchtliches Corps, welches das Pendschab sogleich angreifen kann, und Oberst Sutherland hat 6 Regimenter und einen Train Belagerungsgeschütz in Radschputana. Es wäre schade, wenn der Friede am Indus wieder gestört würde, denn die ganze Westküste von Indien ist jetzt eben bereit, von der Wiederherstellung der Ruhe und dem jetzt erst eigentlich freien Indus Gebrauch zu machen, um ihren Handel bis tief in Mittelasien auszudehnen.
Die Gesandtschaft nach Lahore hatte eine bedeutende Reduction der Induszölle bewirkt, und man erwartete den Abschluß eines neuen Vertrags, der den Zoll von jedem beladenen Boote auf dem Indus von 568 Rupien auf 200 herabsetzt; es sind in dem letzten Monate zwei eiserne Dampfboote, der Comet und der Indus, die ersten einer Linie von Dampfbugsirbooten auf dem Indus, hier vollendet worden, und noch mehr werden folgen. Trotz des Krieges hat die Ausfuhr von Bombay nach dem Indus im Lauf des Jahres mehr als0142 800,000 Pf. St. betragen, und da jetzt ganz Afghanistan offen steht, so muß er ums vielfache zunehmen, da die englischen und indischen Waaren die russischen aus den Märkten von Kabul leicht verdrängen werden, sobald die Sicherheit der Communicationen wieder hergestellt ist.
Das Gerücht geht in diesem Augenblick, daß der Vertrag mit Kurruk Singh dem Generalgouverneur keine Wahl läßt, und daß er ihn auf dem Thron erhalten muß. Kurruk Singh ist Gefangener in der Citadelle von Lahore. – Die Cholera hat sich auf den Marschrouten aller englischen Corps entwickelt, und die Armee in Kabul, das Corps in Sind, die Expeditionsarmee in Kurnul und die in Dschudpur leiden gleich darunter. Die Expedition in Afghanistan hat bis jetzt 6,000,000 Pf. St. gekostet, und man sagt, daß den Officieren ein Extrasold eines Jahres bezahlt werden solle, um sie für den Verlust an Pferden und Gepäck zu entschädigen. Der englische Resident Macnaghten in Kabul hat einen Residenten in Bamian ernannt, und das Corps, welches Dost Mohammed über die Gebirge des Hindukusch gegen den Oxus verfolgt hat, soll den Winter in Bamian bleiben; aber es ist nicht wahrscheinlich, daß ein bleibendes Lager jenseits des Gebirgs und am obern Oxus errichtet werde, wenn es die Demonstrationen von Dost Mohammed nicht nothwendig machen. Lord Auckland hat diesem dieselbe Pension (10,000 Pf. St.), welche Schah Schudscha früher von der Compagnie hatte, angeboten, wenn er in Ludiana residiren wolle; aber man glaubt, daß er mit den 1500 Reitern, die ihn auf seiner Flucht begleitet haben, nach Bukhara gehen werde, von wo aus er immer im Stande seyn wird, Schudscha zu beunruhigen, und dieß ist vielleicht ein Glück, denn nichts als eine beständige Drohung von außen wird diesen und seinen Sohn Timur bewegen können, sich der Abhängigkeit zu fügen, unter der er durch seinen Vertrag vom 26 Jun. 1838, und durch die Umstände sich gegen den Generalgouverneur befindet. Die Geschichte aller alliirten Staaten in Indien hat gezeigt, wie schwer es ist, in einem einheimischen Staat unter solchen Verhältnissen Ruhe zu erhalten; denn wo der Einfluß des englischen Residenten größer war als der des Fürsten, hat dieser ohne Ausnahme die innere Administration schlecht geführt, weil er gegen Aufstände gesichert war, und sich im Ekel über seine politische Abhängigkeit in der Verschwendung und Wollust im Innern seines Palasts eine Entschädigung suchte, oder wo der Fürst seinen Einfluß behauptete, hat er durch Verschwörungen mit benachbarten Fürsten in ähnlicher Lage seine Unabhängigkeit wieder zu erringen versucht. Die Existenz eines Prätendenten könnte daher dem guten Vernehmen zwischen dem König und dem Residenten und somit der guten Verwaltung des Landes günstig seyn. – Schudscha organisirt 12 Regimenter, und seine Absicht ist vor Allem, seine Autorität in den Provinzen im Süden von Kandahar herzustellen.
Les Journaux d'Allemagne parlent avec tant d'enthousiasme d'un ouvrage qu'a publié le docteur Belliol sur la nature et le traitement des maladies chroniques et du succès qu'obtient sa traduction faite par un célèbre médecin allemand, que nous avons voulu quoiqu'étranger à l'art de guérir apprécier par nous mêmes la cause d'un tel succès. Nous avons ouvert un ouvrage de huit cents pages*)1 vol de 800 pages in-8. Prix 6 Fr. et 8 Fr. 50 cent par la poste pour la France, et 11 Fr. pour l'Etranger. Chez Baillère libraire, rue de l'Ecole de médecine, 13 bis à Paris. et nous avons lu non sans émotion toutes les misères auxquelles notre pauvre humanité est soumise; il est effrayant de voir à combien de maladies sont exposés nos organes et d'apprécier comment0143 les plus petites causes peuvent produire de si grands ravages, si on n'oppose une prompte digue à leurs effets dévastateurs. La peinture des maladies dartreuses et syphilitiques est vraiment affligeante, et si l'emploi d'un traitement tout nouveau aussi simple qu'efficace n'était venu éclaircir de si tristes tableaux, nous eussions regretté d'avoir lu cet écrit d'ailleurs admirablement écrit et profondément pensé.
In der heute stattgehabten 2ten Verloosung sind laut Ziehungs-Protokoll die nachstehenden Nummern von 15 Stück Partial-Obligationen à 500 fl. Conv. -Münze gehoben worden, als: Nr. 15, 62, 124, 259, 307, 316, 609, 646, 975, 1023, 1067, 1146, 1158, 1176, 1199, wodurch diese Obligationen zur Heimzahlung am 31 März d. J. sowohl bei Unterzeichneten als bei den betreffenden ausländischen Bankiers bestimmt wurden.
Wien, den 2 Januar 1840.
Steiner & Comp.
In der heute stattgehabten dritten Verloosung sind laut Ziehungs-Protokoll die nachstehenden Nummern von 25 Stück Partial-Obligationen à 500 fl. Conv. -Münze gehoben worden, als: Nr. 103, 236, 318, 324, 336, 462, 506, 511, 521, 771, 868, 898, 922, 963, 1203, 1266, 1297, 1465, 1466, 1510, 1614, 1652, 1708, 1715, 1734, wodurch diese Obligationen zur Heimzahlung am 31 März d. J. sowohl bei den Unterzeichneten als bei den betreffenden ausländischen Bankiers bestimmt werden.
Wien, den 2 Januar 1840.
Steiner & Comp.
Im Verlage von G. J. Manz in Regensburg ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: J. Ammann, acht Fastenpredigten über die Bußanstalt in der katholischen Kirche.
Nach dessen Tod herausgegeben im Auftrag seiner Freunde von J. M. Hauber.
Auch unter dem Titel: Hinterlassene Predigten.
Erstes Bändchen.
8. 30 kr. oder 8 gr.
J. Ammann, 8 Fastenpredigten über den Bußpsalm Miserere mei.
Nach dessen Tod herausgegeben im Auftrage seiner Freunde von J. M. Hauber.
Auch unter dem Titel: Hinterlassene Predigten, 2tes Bdchen.
8. 24 kr. oder 6 gr.
A. v. Lombez, über den innern Frieden.
Aus dem Französischen übersetzt nach der zehnten, von dem Verfasser verbesserten, vermehrten und besser geordneten Ausgabe. 2te, durchaus verbesserte Auflage. Mit einem Stahlstiche. (Auch unter dem Titel: Leitsterne auf der Bahn des Heils. 2ter Supplementband. 1ste Abth.) Gr. 12. 1 fl. 30 kr. od. 22 gr.
Es gehört unter die seltenen Erscheinungen unserer Litteratur, daß ascetische Werke eine zweite Auflage erleben; wie sehr dieß Werk aber in seiner Uebersetzung Beifall fand, beweist eben diese zweite Auflage, und wir fügen nur noch bei, was der Katholik von Weis unter Anderm über die erste Auflage sagt: „ Der Uebersetzer hat sich um uns Deutsche sehr verdient gemacht, daß er ein Buch, welches in Frankreich eine so günstige Aufnahme findet, auch zu einem deutschen Gemeingut gemacht hat. “
In der Ernst'schen Buchhandlung in Quedlinburg ist erschienen und in allen Buchhandlungen, Augsburg bei Kollmann, Stuttgart bei Neff Nürnberg bei Riegel u. Wießner, München bei Palm, Wien bei Gerold, zu haben: Fr. Schellhorns auserlesene Geburtstags -, Hochzeits - und Abschiedsgedichte, wie auch Stammbuchsverse, Räthsel und Polterabendscherze.
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Seidler, der junge Mann bei der Wahl einer Gattin. 8. brosch. 8 gGr.
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Im Verlage von Bernh. Tauchnitz jun. in Leipzig ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Zeitschrift für die gesammte lutherische Theologie und Kirche, herausgegeben von Dr. A. G. Rudelbach und Dr. H. E. F. Guerike. Erster Jahrgang 1840. Erstes Quartalheft. gr. 8. brosch. 20 gr.
Diese Zeitschrift erscheint in, zwölf Bogen starken, vierteljährlichen Heften, deren jedes einzeln zum Preise von 20 gr. verkauft wird. Die Wichtigkeit und Reichhaltigkeit dieses Organs für die gesammte evangelisch-lutherische Theologie und Kirche zeigt schon ein Blick auf den Inhalt des ersten Heftes: I. Abhandlungen und verwandte Mittheilungen: Die Lehre von der Inspiration der heiligen Schrift, mit Berücksichtigung der neuesten Untersuchungen darüber von Schleiermacher, Twesten und Steudel, historisch-apologetisch und dogmatisch entwickelt von A. G. Rudelbach. Erster histor. apolog. Abschnitt. – Andeutungen über das allgemeine doctrinelle Princip der lutherischen Kirche im Verhältnisse zu der katholischen und reformirten. Von H. E. F. Guerike. – Unglaube, Glaube, Neuglaube. Ein Beitrag zur christlichen Psychologie. 0144Von Franz Delitzsch. Erste Abtheilung. Unglaube. – Die erneuerte Mission der evangelisch lutherischen Kirche in Finmarken. Von A. G. Rudelbach. – Historische Aphorismen über kirchliche Tagesbegebenheiten. Von H. E. F. Guerike. II. Kritiken: Das Leben Jesu Christi in seinem geschichtlichen Zusammenhange und seiner geschichtlichen Entwickelung dargestellt von Dr. Aug. Neander (3. Ausg. ), beurtheilt von A. G. Rudelbach. – Die Religionshandlungen der lutherischen Kirche. In neun Predigten von Dr. Harms, beurtheilt von A. G. Rudelbach. III. Theologische Bibliographie. Von H. E. F. Guerike. Julius, August und September 1839.
Von A. Frohberger in Leipzig ist zu beziehen: Länder-Gemälde des Orients, zur Verständniß der Begebenheiten unserer Zeit.
In acht Theilen, enthaltend: 1. Russels Gemälde von Aegypten. 2 Thle. 2. – Palästina oder das heilige Land. 2 Thle. 3. Frasers Darstellung von Persien. 2 Thle. 4. Russels Gemälde der Berberei. 2 Thle.
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Mit einer Ansicht der Eröffnungsfahrt der priv. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn von Wien bis Brünn am 7 Julius 1839 und vielen andern Abbildungen.
Preis, im größten Median-Format, 57 Bogen stark, 2 Rthlr.
Dieses Jahrbuch, welches seit 29 Jahren erscheint und zu den verbreitetsten und wohlfeilsten Werken gehört, enthält außer einem musterhaft eingerichteten Kalender und einer ausführlichen astronomisch-chronologisch-meteorischen Charakteristik des Jahres 1840 eine große Anzahl theils wissenschaftlicher, theils unterhaltender Artikel, welche vorzugsweise bestimmt sind, über die Fortschritte der Wissenschaft und der materiellen Cultur, über die Fragen und Interessen der Zeit genügende Aufschlüsse zu geben. Es sind vorzugsweise die Eisenbahnen, die Dampfschifffahrt, die Industrie-Ausstellungen, die Fortschritte des Fabrikwesens, die Gesittung der arbeitenden Classen in Fabrikstädten, die Kleinkinderbewahranstalten u. dgl., über welche Gegenstände dieses Buch gründliche übersichtliche Würdigung und statistische Zusammenstellungen in einem Umfange enthält, daß dasselbe vorzugsweise geeignet wird, als Wegweiser in den Bewegungen der Zeit zu dienen. Nicht minder umfangreich sind die übrigen wissenschaftlichen und unterhaltenden Aufsätze, welche die Ueberschriften tragen: Das Meer und seine Wunder, – Naturgemälde, Landschaftsbilder, – Bergersteigungen, – Menschenkunde, – Bilder und Charakterzüge aus dem Leben des weiblichen Geschlechts, – Jagdbilder, Jagdabenteuer, – das Historienfach, – Spiegelbilder, – Belehrung und Warnung in Beispielen, – Polytechnik, – Welt - und Zeitereignisse, – tabellarische Uebersichten etc. – Jedem Geschäftsmanne, jedem Familienkreise kann dieses Buch als eine reichhaltige Quelle der Belehrung und Unterhaltung empfohlen werden.
des Handelsgärtners Martin Grashoff zu Quedlinburg, Königreich Preußen, Provinz Sachsen, empfiehlt zu der niedrigsten Preisnotirung Gemüse -, Feld -, Garten -, Holz - und Blumensamen, deßgleichen ein Sortiment englischer und französischer Pracht-Georginen, ein reiches Sortiment Getreidearten, Kartoffeln, Wein - und andere Pflanzen, und werden auf frankirte Einforderungen die reichhaltigen Kataloge gern gratis ertheilt, so wie alle mit mir noch nicht in Verbindung stehenden Samenhandlungen zur freundlichsten Geschäftstheilnahme eingeladen.
Mein großer Selbstsamenbau bietet so manche reiche Quelle dar, und verspricht einen reellen Nutzen.
Aechte weiße Zuckerrunkelrüben-Samen, veredelte, offeriere ich zur Lieferung für Frühjahr und Herbst 1840 zum niedrigsten Preis.
In meinem Verlag ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Skizzen aus dem Alltagsleben.
Aus dem Schwedischen.
Erstes Bändchen: Die Töchter des Präsidenten. Erzählung einer Gouvernante.
8. geh. 1 Thlr. 16 gr.
Zweites und drittes Bändchen: Die Nachbarn. Zwei Theile. 8. geh. 3 Thlr.
Das im vorigen Jahr erschienene erste Bändchen dieser Skizzen hat sich eines großen Beifalls von Seiten der Kritik und des Publicums zu erfreuen gehabt, der gewiß in nicht minderm Grade der Fortsetzung zu Theil werden wird.
Leipzig, im December 1839.
F. A. Brockhaus.
Ein Mann von 30 Jahren, der in verschiedenen wissenschaftlichen Fächern Bildung erlangt hat, sich im Besitz eines Vermögens von 500 fl. befindet, die als Caution gelten können, der auch früher die lateinischen Schulen besucht und ein Jahr den philosophischen Cursus in Erlangen gehört hat, sucht eine Stelle als Aufseher auf einem herrschaftlichen Gute, Cassier oder als Schloßverwalter, oder auch irgend einen sonstigen seiner Bildung nur einigermaßen angemessenen Posten zu erhalten, jedoch muß demselben erlaubt werden zu heirathen; über Treue und Verschwiegenheit ist er im Stande, die besten Zeugnisse vorzulegen, so wie auch seine Braut im Stand ist, über die Kenntnisse der feinsten weiblichen Arbeiten Belege beizubringen, folglich auch jüngern Familiengliedern hoher Herrschaften in diesen Sachen Unterricht geben oder auch die Leitung der feinen Wäsche besorgen kann.
Diejenigen höchsten und hohen Herrschaften im In - und Auslande, die eine solche Familie glücklich zu machen gedenken, welche gewiß ihr Leben lang dafür dankbar seyn wird, belieben sich in frankirten Briefen an die Expedition der Allg. Zeitung zu wenden, die solche unter der Adresse Ph. S. befördern wird.
Ein – in dem königl. würtembergischen Donaukreis gelegenes – Landgut, das aus einer frequenten Gastwirthschaft mit Poststall, dann aus einer vorzüglich gut eingerichteten und seit vielen Jahren schon in größerer Ausdehnung betriebenen Bierbrauerei, endlich aus circa 175 Morgen Feldgütern in Gärten, Wiesen, Aeckern und Waldungen besteht, ist von Seiten des Eigenthümers aus freier Hand zum Verkaufe ausgesetzt. Je nachdem sich Liebhaber zeigen, kann dasselbe entweder im Ganzen abgegeben oder es kann auch die Wirthschaft nebst Brauerei – getrennt von der Oekonomie – acquirirt werden. Für einen wie für den andern Fall wird bemerkt, daß sämmtliche Gebäulichkeiten für die Wirthschaft, so wie für die Brauerei und Oekonomie nicht nur in sehr gutem baulichem Zustande sich befinden, sondern daß solche auch je nach Verschiedenheit der Zwecke, denen sie dienen sollen, durchaus äußerst bequem und zweckmäßig eingerichtet, – die Güter und Waldungen aber von sehr guter Qualität sind: und daß das Ganze an einer der frequentesten Straßen Würtembergs gelegen, einem, mit zureichendem Vermögen versehenen, dabei sachverständigen und thätigen Manne um so mehr empfohlen werden kann, als die Verkaufsbedingungen im Allgemeineu wie im Besondern billig gestellt sind, auch der Verkäufer in der Lage sich befindet, einen großen Theil des Kaufschillings gegen Verzinsung anborgen zu können. Etwaige Kaufsliebhaber laden wir ein, sich bei uns zu melden, und von dem vor uns liegenden umständlichern Beschriebe des Guts nähere Einsicht zu nehmen.
Dibolds öffentliches Bureau.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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