PRIMS Full-text transcription (HTML)
Augburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Freitag
Nr. 31.
31 Januar 1840.
0241

Spanien.

Von der Armee ist nichts Merkwürdiges zu berichten. Cabrera befindet sich bereits in Convalescenz, aber so schwach, daß er in längerer Zeit nicht mit seiner gewohnten Thätigkeit wird auftreten können. Einige sagen, er sey in Morella, andere in Vallibona, auf der Südseite des Gebirgs, wo auch die Junta ist. Die Christinos wollten in der letzten Zeit einen Ueberfall gegen das Fort von Castiel Favit, an der Gränze von Cuenca, wo sie Einverständnisse hatten, ausführen, benahmen sich aber so ungeschickt, daß sie, weil der Tag schon angebrochen war, sich zurückziehen mußten. Der in Aragonien so beliebte General Ayerbe hat von Espartero den Befehl über die dritte Division, welche vorher Alcala commandirte, erhalten. In Cuenca und Guadalaxara haust fortwährend ein Corps von 3 bis 4000 Carlisten und treibt die liberalen Familien aus den Orten bis 10 Meilen von hier, unter andern aus Huete, von wo selbst die Obrigkeiten auswandern mußten. Man glaubt, die Belagerung von Segura werde nächstens unternommen werden. Auf der Seite von Valencia beschränkt sich der Krieg auf Transporte. Der Zustand der Stadt Valencia macht dort auch die Gegenwart einer Besatzung nothwendig, denn die Bauern von der Huerta, welche sonst die Stadt versorgen, sind mit der Municipalität zerfallen, die sie zwingen wollte auf dem neuen Marktplatze in den von der Municipalität aufgerichteten und vermietheten Standhütten zu verkaufen. Sie haben sich verschworen nicht mehr nach Valencia zu gehen, wie sie es schon einmal während sechs Jahren gethan hatten, wodurch nicht nur Seltenheit vieler Artikel, sondern auch ein unerträglicher Schmutz verursacht ward, da Valencia nicht gepflastert, sondern der Gebrauch ist, daß die Landleute den Dünger für ihre Felder mitnehmen, und dagegen von Zeit zu Zeit feinen Sand herbeiführen. Dießmal richteten sie einen Markt in Rusafa, 1 / 2 Stunde von Valencia auf; das dauerte acht Tage, während deren man hoffte, daß die Municipalität die neuen Hütten abtragen würde; zuletzt brachen aber an den Stadtthoren Unordnungen aus, und man hat nicht nur ein Detaschement nach Rusafa gesendet, um die Verkäufer dort wegzujagen, sondern die Municipalität hat auch den Leuten von der Huerta bei Geldstrafe verboten nach Valencia zu kommen. Espartero hat in Aragonien und Valencia dasselbe Blockadesystem wie in den nordischen Provinzen eingeführt; einige versprechen sich davon große Vortheile, andere meinen, daß dadurch mehr die Ortschaften als die Carlisten vexirt werden, da diese durch Contrebande, Raubzüge und von der Seeseite her sich versorgen. Die Vorbereitung eines Artillerieparks von 36 Stücken scheint auf den baldigen Anfang bedeutenderer Unternehmungen zu deuten.

Das Journal des Débats schreibt über die durch obigen Brief wieder sehr in Zweifel gestellten Gerüchte von Cabrera's Tod: Die Krankheit, die ihn betroffen, ist der Typhus, der sich in überfüllten Kriegsplätzen oft entwickelt. Cabrera kam von dem Besuche der Festungen Flix und Mora am Ebro zurück, wo er, wie man glaubt, angesteckt wurde. Anfangs widerstand er muthig dem Uebel; doch zwang es ihn bald, auf dem Wege in dem kleinen Flecken Herbes zu verweilen, wo er die letzte Oelung erhielt. Seine beiden Schwestern eilten herbei, um ihn zu pflegen, und erschracken über die doppelte Gefahr der Krankheit und des nahen Feindes, der durch einen nächtlichen Ueberfall Cabrera hätte zum Gefangenen machen können. Sie ließen ihn daher nach dem vier Meilen entfernten Morella bringen. Dieser Transport mitten im heftigen Typhusfieber zur Winterzeit und über das Gebirg scheint dem Kranken tödtlich geworden zu seyn. Llangostera hat sich in der Eile nach Morella begeben, um das Obercommando zu übernehmen. Er schlug sich noch am 14 zu Mata bei Cantavieja; seine plötzliche Ankunft in Morella am 15 in einem Augenblick, wo seine Gegenwart auswärts so nothwendig war, ist ein neuer Grund für die Richtigkeit der Nachricht, daß Cabrera am 13 gestorben sey, die am 16 aus dem Hauptquartier Espartero's nach Saragossa gelangte.

Großbritannien.

Die Times vom 23 Jan. sagt unter der Aufschrift das Lever der Sheriffs : Gestern bezeigte eine unermeßliche Anzahl Lords, Unterhausmitglieder und andere angesehene Personen den Sheriffs von London und Middlesex, die jetzt in den sogenannten Gefängnißcellen des Hauses der Gemeinen sitzen, durch persönlichen Besuch oder Abgabe ihrer Karten ihre Hochachtung. Unter den Pairs bemerkte man die Lords Eliot, Bruce, Norreys, Mahon, E. Hamilton, Blandford u. A. Dasselbe Journal, sonst der überschwängliche Bewunderer Sir R. Peels, schreibt: Außerordentliche Versteigerung. Russell und Peel geben sich die Ehre, das Publicum zu benachrichtigen, daß sie von einem großen Hause beauftragt sind, am 1 April 1840 in dem Wirthshaus zur Krone, neben dem Constitutionshügel,0242 zum Verkauf auszubieten jene prachtvolle Reihe von Gebäuden, die bisher unter dem Namen Westminsterhall als Gerichtshöfe gebraucht wurden, indem die vormals darin betriebenen Geschäfte jetzt nach dem Hause der Gemeinen verlegt worden sind. Ein sehr schönes altes Exemplar der Magna Charta und mehrere Stöße Parlamentsacten werden, da sie nichts weiter nütze sind, als Maculatur verkauft. Die Verkaufsobjecte können bis zum anberaumten Auctionstage eingesehen werden gegen Billets, die bei Lord J. Russell im Colonialamt oder bei Sir R. Peel in seiner (derzeitigen) Privatwohnung, in den Privy-Gardens, zu haben sind. Die M. Post belobt die Queensbench wegen ihrer am 22 erlassenen Rule absolute, und ebenso die Sheriffs, daß sie, diesem Gerichtserkenntniß gehorsam, die fragliche Pfändungssumme sogleich an Stockdale ausgeliefert haben. In dem milderen Verfahren gegen den Advocaten Howard sieht zugleich dieses Toryblatt ein Anzeichen, daß das Haus der Gemeinen Angesichts der festen Haltung der Gerichtsbehörden kleinlaut zu werden anfange. Eine drei - oder viertägige Behandlung der Art, wie das brittische Volk sie eben zu appliciren im Begriff ist, wird hoffentlich jene verwirrte Versammlung (das Unterhaus) wieder zur Besinnung bringen. Die Londoner City wird ihre Dosis kühlender Arznei heute schon verabreichen. Das Collegium der Aldermänner wird in einer Versammlung in der Guildhall, unter dem Vorsitz des Lordmayors, sich der Sache der Sheriffs ernstlichst annehmen. Die Grafschaft Middlesex wird das Beispiel der Londoner Corporation nachahmen, und jede städtische Municipalität, jede Grafschaft in England sollte sich bereit halten, zur Heilung der Gemeinen von dem momentanen Wahnsinn, der sie befallen, das Ihrige beizutragen. Andrerseits warnen die ministeriellen Blätter die Richter der Queensbench vor den unheilvollen Folgen ihrer Halsstarrigkeit, die leicht dahin führen könnte, die ohnehin erschütterte Achtung des Volks für alle öffentlichen Behörden zu zerstören. Daß das Unterhaus siegreich aus dem Kampfe hervorgehen werde, sey kein Zweifel.

** Oberhaussitzung vom 24 Jan. Durch den Lordkanzler, den Erzbischof von Canterbury, die Grafen Clarendon, Shaftesbury und Errol, als königliche Commission, wurde der Bill zur Naturalisirung des Prinzen Albert die feierliche Sanction der Krone ertheilt; eine große Anzahl Mitglieder des Hauses der Gemeinen, den Sprecher an der Spitze, wohnte diesem Act an den Schranken bei. Lord Brougham übergab hierauf mehrere von der rationalistischen Secte der Socialisten ausgeflossene, zu oberst von ihrem Stifter Robert Owen unterzeichnete Petitionen, worin dieselbe eine unparteilische Prüfung ihrer in letzter Zeit von orthodoxen Hochkirchenmännern und rigoristischen Dissentern, den Methodisten namentlich, so vielfach verketzerten Lehrsätze verlangen. Der Bischof von Exeter drückte, in anderm Sinne freilich, sein Erstaunen aus, daß die Regierung nicht schon lange eine solche Untersuchung veranlaßt habe. Dem Haus ward officiell angezeigt, daß an des verstorbenen Grafen v. Kingston Stelle Lord Crofton zum Repräsentativpair von Irland gewählt worden. Die Sitzung dauerte noch beim Abgang der Post.

** Unterhaussitzung vom 24 Jan. Der Stabträger des Hauses (Sergeant-at-arms) meldet, er habe ein von der Queensbench ausgegangenes Habeascorpus-Writ*)Habeas corpus heißt bekanntlich das Grundgesetz der englischen Verfassung, nach welchem Niemand verhaftet werden kann, ohne daß der Grund seiner Verhaftung augenblicklich einer gerichtlichen Prüfung unterworfen werde. Ein Anwalt des Verhafteten fordert (wie es in diesem Falle geschehen) beim königlichen Hauptgericht, der Court of Queensbench, einen schriftlichen, versiegelten Befehl (writ) zum Verhör, damit der gesetzliche Grund ausgemittelt werde. in Händen, dahin lautend, er solle die (im Gefängniß des Unterhauses sitzenden) beiden Sheriffs von London und Middlesex, William Ewans und John Weelton Esq., vor besagten hohen Gerichtshof stellen. Der Attorney-General discutirt dieses Ansinnen in einer rechtsgelehrten Erörterung, die er mit der Conclusion schließt: Der Sergeant-at-Arms erhalte den Befehl, auf das Writ des Gerichtshofs der königlichen Bank zu antworten, daß er kraft einer von dem Sprecher des Hauses der Gemeinen unterzeichneten und gesiegelten, nach Beschluß eben dieses Hauses, dessen Privilegien mißachtet worden, erlassenen Ordre die obenbesagten Personen in seiner Haft und Gewahrsam hat. Diese Conclusion wird vom Haus angenommen. Sir John Yard Buller kündigt an, die Resolution, die er am 28 Jan. dem Hause vorzuschlagen beabsichtige, werde in den Worten formulirt seyn: Das Haus wolle erklären, daß Ihrer Maj. Ministerium in seiner jetzigen Zusammensetzung dessen Vertrauen nicht besitze. (Rauschender Beifall von den Oppositionsbänken. ) Hr. Ellis: Am 27 d. werde ich auf Vorlegung aller der Correspondenzen und Actenstücke antragen, die zwischen dem Handels-Oberintendanten Ihrer Maj. in Canton und den chinesischen Behörden gewechselt worden. (Hört!) Der Handelsminister Hr. Labouchere zeigt im Namen der Regierung an, man werde im Verlaufe der jetzigen Session Maaßregeln vorbereiten, um die in letzter Zeit häufig gewordenen Unfälle mit Dampfbooten so viel möglich zu verhindern. Nachdem hierauf das Haus sich in eine Subsidiencommittee gebildet, nahm Lord J. Russell das Wort wie folgt: Ich ersuche das Haus, sich jetzt mit der Apanagefrage in Bezug auf Prinz Albert von Sachsen-Coburg-Gotha zu beschäftigen. Was die Wahl Ihrer Maj. selbst betrifft, so beschränk 'ich mich auf die Bemerkung: das Land hätte möglicherweise später in große Verwickelungen gerathen können, wenn die Verbindung der Königin mit einem Prinzen aus einem der mächtigeren Fürstenhäuser von Europa geschlossen worden wäre. Das brittische Reich hätte dadurch in die Allianzen und Feindschaften auswärtiger Staaten mit hineingezogen werden können. (Hört!) Eben diesen Uebelstand empfand man im vorigen Jahrhundert in Folge der Vereinigung Englands mit Hannover. Obgleich durch ein Staatsgrundgesetz festgesetzt worden, England könne ohne Zustimmung des Parlaments nicht in einen Krieg für die Erblande des Königs gezogen werden, so begreift man doch, daß England natürlicher und ehrenhafter Weise nicht wohl umhin konnte, der Sache des Souveräns beim Eintritt dieses Falls sich anzunehmen. Prinz Albert, zwar in der Fremde geboren, aber frühzeitig in England seinen ständigen Wohnsitz nehmend, wird sich in die Sitten und Sympathien des englischen Volks hineinleben, und England wird durch die loyale Liebe, mit der es von jeher den Thron seiner Fürsten aus dem jetzigen Regentenhaus umgab, auch ihn an sich fesseln. Auf den Zahlenpunkt übergehend, erinnert der Minister daran, die Königin Anna habe ihrem Gemahl, dem Prinzen Georg von Dänemark, einen Jahrgehalt von 50,000 Pf. St. zugewendet, und eben so viel sey dem Prinzen Leopold für den (wirklich eingetretenen) Fall, daß er die Prinzessin Charlotte überleben würde, als Wittwergehalt ausgesetzt worden. Nach diesen Präcedentien habe die Regierung sich entschlossen, dem Parlament vorzuschlagen, daß es die Königin ermächtigen möge, dem Prinzen Albert 50,000 Pf. St. jährlicher Einkünfte aus der Staatscasse anzuweisen; der Bezug dieses Gehalts solle vom Tage der Vermählung an beginnen, und auf Lebenszeit des Prinzen Albert0243 fortdauern. Der Prinz müsse in den Stand gesetzt werden, den Rang und die Würde, wozu er berufen werde, durch entsprechenden äußern Glanz zu behaupten; in seiner Hofhaltung, die nahebei nach dem Muster eines Prinzen von Wales (Kronprinzen) zu bilden sey, werden Stallmeister und sonstige Bedienstete figuriren, deren Kosten allein auf 7 bis 8000 Pf. St. erlaufen dürften, da die Umgebung des Prinzen nur aus Standespersonen zusammengesetzt werden könne. Das Haus, fügte Lord John bei, darf nicht aus dem Gesichte verlieren, daß bei der Thronbesteigung der Königin die unter dem hochseligen König Wilhelm IV bestandene Civilliste um 50,000 Pf. St. ermäßigt wurde. Der einzige Einwurf, den man gegen unsern Apanagenvorschlag für den Prinzen erheben könnte, ließe sich auf den Nothstand gründen, unter welchem dermalen mehrerere Bezirke von England leiden. Ich beklage denselben aufrichtig; gleichwohl ist solcher in meinen Augen kein hinreichender Grund, das Haus an der Erfüllung einer Pflicht zu verhindern, welche höchste Rücksichten der Wohlanständigkeit gebieterisch vorschreiben. Die Bewilligung einer fixen Apanage verdient den Vorzug vor jeder andern. Ein ehrenwerthes Mitglied (Hume) wünscht zwar, daß unter den jetzigen Umständen der Gehalt des Prinzen auf 21,000 Pf. St. beschränkt werde; aber wollte man diese Reduction auf die jetzige theilweise Noth des Landes begründen, so könnte man später die wiederauflebende Prosperität unserer Finanzen als einen Anlaß benützen, um einen nachträglichen Zuschuß aus der Staatscasse zu beantragen. Das Haus möchte hiernach über die einzige Frage zu entscheiden haben: wird die Summe von 50,000 Pf. St. jährlich für schicklich erachtet zur Dotirung des künftigen Gemahls Ihrer Maj.? Hr. Hume: Wird Prinz Albert, den man so freigebig dotiren will, einen und denselben Palast mit der Königin bewohnen, oder werden die beiden Ehegatten in getrennten Haushaltungen leben? (Heiterkeit). Lord J. Russell: Ich weiß nicht, was ich auf diese Frage antworten soll. Indeß, wenn das ehrenw. Mitglied für Kilkenny es durchaus wünscht, so ließen sich etwa Erkundigungen darüber einziehen. (Gelächter). Die Sitzung dauerte noch, als die Post abging.

(Globe.) Im Bureau des torystischen Manchester-Chronicle liegt jetzt eine Petition zur Unterzeichnung auf, worin das Parlament gebeten wird, die gegenwärtigen Korngesetze insoweit zu modificiren, daß die Einführung fremden Getreides jederzeit gegen einen mäßigen Zollsatz gestattet werde. Welcher Whig oder Radicale hätte eine Veränderung wie diese noch vor drei Monaten zu prognosticiren gewagt? Tories vom reinsten Wasser unterzeichnen die Petition.

Der im Jahr 1826 in Malta verstorbene Marquis v. Hastings trug zu seiner Gemahlin, die ihm vor wenigen Tagen im Tode folgte, eine solche Liebe, daß er auf dem Todbette seine Aerzte beauftragte, nach seinem Verscheiden seine rechte Hand abzunehmen, sie einzubalsamiren und dereinst an der Seite seiner Frau beizusetzen. Das geschah, und die in einem Mahagonykästchen aufbewahrte Hand wurde jetzt im Sarge der Marquisin mit beerdigt.

Einige französische Blätter gaben in der letzten Zeit die Nachricht, daß der von Rußland durch Hrn. v. Brunnow hinsichtlich der Schlichtung der orientalischen Streitfrage vorgelegte Plan in Folge eines in London am 7, nach Andern am 11 d. abgehaltenen Ministerraths verworfen worden sey. Dieß ist irrig. Obwohl an jenen zwei Tagen Ministerconseils abgehalten wurden, ist die orientalische Frage mit Bezug auf Brunnows Propositionen entweder gar nicht Gegenstand der Berathungen gewesen oder, im Fall dieß wirklich stattgefunden hätte, doch kein solcher Beschluß in den erwähnten zwei Sitzungen gefaßt worden. Die Schwierigkeiten, die sich hinsichtlich des Pacificationsprojects Rußlands erheben, scheinen nicht bloß vom hiesigen Cabinette herzurühren; sie sind indessen durchaus nicht unübersteiglich. Aus den in den Details sich ergebenden Divergenzen auf eine Verwerfung des Ganzen schließen zu wollen, ist mindestens voreilig. Worin diese Divergenzen eigentlich bestehen, habe ich in meinem letzten Schreiben angedeutet; sie sind alle der Art, daß eine vollständige Ausgleichung, wenigstens insofern auf vier Großmächte die Rücksicht beschränkt wird, nicht unmöglich ist. Das ebenfalls in meinem letzten erwähnten Memorandum, mit dessen Abfassung Lord Palmerston sich eben beschäftigt, wird dem großbritannischen Ministerrathe und den übrigen Mächten erst vorgelegt werden. Man hat hier alle Hoffnung, daß es dem edlen Lord gelingen werde, die allseitigen Bedenken zu heben und eine Vereinigung der noch in Einzelheiten getrennten Ansichten zu bewerkstelligen. Auf jeden Fall ist man noch nicht berechtigt, Hrn. v. Brunnows Mission als gescheitert zu erklären, wie es jene französischen Berichte thun, welche zu leicht ihren Wunsch für eine vollbrachte Thatsache angenommen zu haben scheinen.

Frankreich.

(Sonntag.)

Die Bureaux der Deputirtenkammer schritten am 24 zur Ernennung ihrer Präsidenten und Secretäre. Von neun Präsidenten gehören vier der Linken oder dem linken Centrum an; es sind die HH. Odilon-Barrot, Sade, Galis und Calmon. Die fünf übrigen Ernennungen fielen auf die HH. Martin (du Nord), Guizot, Nogaret, General Jamin, Defitte. Diese Abstimmung äußert der Courrier français beweist die fortwährende Verwirrung der Meinungen. So haben mehrere Deputirte des linken Centrums, und zwar solche, welche sich am meisten durch ihre Opposition gegen das Ministerium vom 15 April ausgezeichnet hatten, für Hrn. Martin (du Nord) gestimmt. Diese Deputirten haben einen tadelnswerthen Act, einen politischen Fehler begangen. Die erste Taktik einer berathenden Versammlung ist, daß jeder seinen Meinungen treu bleibe. Man sage uns nun, welches Princip Hr. Martin mit den Freunden des Hrn. Thiers gemein hat; dann wollen wir jenes Votum billigen.

In einigen Bureaux der Deputirtenkammer kam es am 24 zu lebhaften Debatten über Algier. Einer der vorliegenden Gesetzesentwürfe verlangt für dieses Land einen Zuschußcredit von 20 Millionen. Hr. Bresson, ehemaliger Civilintendant von Algier, sprach im 3ten Bureau für die Bewilligung dieses Credits. Hr. Desjobert, ohne sich gerade dagegen auszusprechen, declamirte wie gewöhnlich gegen die Ansiedlung in Algier, und erklärte eine Colonisirung dort für unmöglich. Afrika, sagte er, werde 1840 über 63 Millionen verschlingen, und eine Armee von 63,000 Mann in Anspruch nehmen. Hr. Desjobert wurde mit 18 Stimmen gegen Hrn. Bresson, der 16 erhielt, zum Mitglied der Commission ernannt, eine Abstimmung, die hinlänglich beweist, daß die kostspieligen Besitzungen in Afrika nicht wenig stille Gegner in der Kammer zählen. Im 7ten Bureau, wo sich die HH. Thiers, Dupin, Dufaure und Teste beisammen finden, klagte Hr. Thiers, daß das Ministerium seinen Agenten in Algier bei der Leitung der dortigen Angelegenheiten allzu viel freie Hand lasse, und dadurch die Einmischung der Kammern nothwendig mache. Die HH. Dufaure und Teste vertheidigten das Ministerium. Hr. Lacrosse wurde zum Commissionsmitglied gewählt.

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(Courrier français.) Die Kammer hat in der Adresse erklärt, daß die französische Herrschaft Algerien nicht mehr verlassen würde. In den Bureaux hat sie sich aber am 24 und 25 Januar für die beschränkte Besetzung, die so viel als ein Preisgeben ist, ausgesprochen ... Wie wenige Menschen begreifen doch das Geschick ihres Landes, und was darf man von den Leuten des Juste-Milieu erwarten, wenn Deputirte, denen es weder an Einsicht noch an Patriotismus fehlt, das herrliche Geschenk, welches uns das Glück bescherte, indem es uns ein Reich, ja ein Reich auf der entgegengesetzten Küste des Mittelmeers gegeben, zurückzustoßen scheinen? Sollte man es glauben, daß sich Hr. v. Tracy mit einer Art von Stolz auf den von ihm 1830 gemachten Vorschlag, Afrika zu verlassen und Algier zu schleifen, berufen hat?

Der amtliche Theil des Moniteur enthält einen Bericht des Ministers des Innern an den König über einen merkwürdigen Kampf zwischen einem gewissen Louis Fisse, Einwohner der Gemeinde Cadeilhac-Trachere (niedere Pyrenäen), und einem riesenhaften Bären, der Schrecken im Lande verbreitete, und von Fisse erlegt wurde. Zur Belohnung für seine so muthvolle That ward dem Louis Fisse eine Ehrenmedaille zuerkannt.

Von dem Zustande unsrer Kammerverhandlungen ist es jetzt schwer, sich eine Vorstellung zu machen. Nichts geschieht, nichts geht voran, als die Zeit, die kostbare, die den Interessen des Landes gewidmet seyn sollte, während man sie auf Besorgung seiner eigenen Angelegenheiten verwendet. In dieser Beziehung erzählt man sich eine Anekdote, die einen Blick in das innere Uebel thun läßt, das an dem jetzigen Wahlverfahren nagt. Ein Deputirter, wie die große Mehrheit des Publicums, von dem Unheil betroffen, daß so viele Abgeordnete nur nach Aemtern und einträglichen Sinecuren streben, und um diesen Preis des Landes Wohlfahrt auf die letzte Stufe ihrer Sorgen verweisen, hatte den Vorschlag gemacht, daß seine Collegen sich durch einen schriftlichen Revers verpflichten sollten, ihrem volksthümlichen Mandate ganz und zwar in der Art treu zu bleiben, das es keinem unter ihnen erlaubt sey, während der Kammersitzung irgend ein Amt oder einen andern Vortheil von der Regierung anzunehmen. Dieser kecke Neuerer, Lherbette ist sein Name, hatte auch wirklich schon 30 - 40 Unterschriften zusammen gebracht, als sein Beginnen durch ein wahres Hurrah aller Bänke aufgehalten und in das allerentlegenste Reich der Träume verwiesen wurde. Bemerkenswerth ist dabei, daß nicht allein die ministeriellen Deputirten und jene des Centrums sein Begehren als thöricht verspotteten von ihnen konnte man nichts Anderes erwarten sondern daß auch seine eigenen Freunde von der Opposition ihn eines Bessern zu belehren und zur Vernunft zurückzubringen suchten. Wohl oder übel, er mußte nachgeben, denn als er sich nach seinen getreuen ersten Unterzeichnern umsah, waren auch diese zum Theil wieder zerstoben; sie erklärten ihm, sie, hätten sich eines Bessern besonnen; eines Bessern für sie hätten sie beifügen und sich auf die ewige Wandelbarkeit des menschlichen Willens berufen können. Dieser kleine Skandal ergötzt sehr die ministeriellen Salons und nicht ohne Grund; es ist eine späte Erinnerung an Jugurtha's Rom! Die afrikanische Frage hat in einem der Bureaux heftige Discussion veranlaßt, es ist das Bureau, in welchem Desjobert ist; nach einer langen, heftigen Rede, in welcher er seine ewige Anklage gegen die Colonisation von Algier vorbrachte, gelang es ihm, in die Commission gewählt zu werden. Im Resultat wird seine Gegenwart keinen Unterschied hervorbringen, in den Verhandlungen aber wird sie größere Lebhaftigkeit, Schärfe und Genauigkeit erzeugen, sie ist also ein wahres Glück. Denen, die noch keine Idee haben, in welchem Maaßstabe die öffentlichen Gelder hier verschleudert werden, möge folgende Thatsache dienen, die selbst in der Kammer einiges Aergerniß veranlaßt hat: in den Rechnungen des Ministeriums des Innern kommt vor: 90,000 Fr. für Heizung, der Posten übersteigt um 50,000 Fr. die im Budget vorgesehene Summe.

Vorgestern war große Abendgesellschaft bei dem Herzog von Orleans; alle Anwesenden bemerkten, daß die HH. Thiers und Molé länger als eine Stunde sich auf einem Sopha allein mit einander unterhielten. Hr. Guizot, der ihnen gegenüber saß, schien sie zu beobachten. Dieses Verhältniß gab natürlich zu pikanten Vergleichungen zwischen der jetzigen Lage der Dinge und der vor einem Jahre Anlaß, wo die HH. Guizot und Thiers sich gegen Hrn. v. Molé coalisirt hatten. Jedoch ist die allgemeine Meinung, daß Hr. Thiers keine Hoffnung zum alsbaldigen Eintritt ins Cabinet habe, und daß die Umänderung desselben, wornach Hr. Guizot hinein träte, jeden Augenblick bevorstehe. Als ein nicht unbedeutender Umstand ist bemerkt worden, daß als verwichenen Sonntag (19) mehrere Deputirte, unter denen sich Hr. Thiers befand, beim Könige zu Tische waren, letzterer sich mit ersterem nach dem Essen nicht unterhielt, wohl aber mit andern Mitgliedern der Opposition, z. B. Hrn. Auguis. Die Rede des Hrn. Thiers bei der Discussion der Adresse hat in der Kammer sowohl als im Publicum weit weniger Interesse erregt, als einer Ihrer Correspondenten glaubt: Jedermann sieht darin nur seine Bewerbung um ein Ministerium. Alle Parteien legen weit mehr Wichtigkeit auf die Rede des Hrn. Mauguin. In der Sitzung von gestern hat die Deputirtenkammer alle diejenigen Verfügungen des Gesetzesvorschlags über die Handelsgerichte verworfen, die sich auf die Bildung der Listen der Wähler zur Wahl der Mitglieder dieser Gerichte bezogen: die Opposition sah in den neuen Vorschlägen keine wirklichen Verbesserungen, und zog daher vor, die Sache beim Alten zu belassen, bis sich eine Gelegenheit fände, liberalere Bestimmungen zu erhalten. Heute wurde der Gesetzesentwurf über die Verantwortlichkeit der Schiffseigenthümer für die Handlungen des Capitäns beinahe ohne Debatten angenommen: die Kammer widmete diesem Entwurf weniger Aufmerksamkeit als er verdiente; denn offenbar setzt er den Kaufmannsstand in Nachtheil gegen die Schiffseigenthümer, indem er bejahend die bisher controverse Frage entscheidet, ob letztere sich von allen vom Capitän eingegangenen Verbindlichkeiten durch die Abtretung des Schiffes und der Fracht befreien können.

Bei Gelegenheit der Commission über die Verkäuflichkeit der Stellen von Notaren, Procuratoren, Börsenagenten, Mäklern, Advocaten au conseil etc. sieht man, welche Folgen ein legitimirter Mißbrauch nach und nach mit sich bringt. Man hatte die Unklugheit begangen, diese Stellen im Jahre 1816 für verkäuflich zu erklären; die Zunahme der Geschäfte und die Concurrenz der Käufer hat sie jetzt auf so ungeheure Preise getrieben, daß die Käufer sich nur durch Uebertreibungen ihrer Forderungen an das Publicum, Vervielfältigung der Proceduren etc. entschädigen können. Da die jetzigen Besitzer ihre Stellen größtentheils gekauft haben, so müßte man sie entschädigen, wenn man die Verkäuflichkeit aufheben wollte; da ihr Werth aber 1200 Millionen ist, so ist daran nicht zu denken, und Alles, was sich thun läßt, ist die Proceduren von Processen und Käufer zu vereinfachen, die Rechnungen durch die Gerichte streng zu controliren, und jede Uebertreibung darin durch unerbittliche Strafen zu ahnden. Aber dieß sind lauter Palliativmittel gegen einen radical fehlerhaften0245 Zustand. Kaum ist der Generalstab der Nationalgarde von der Besorgniß, welche ihm die politischen Demonstrationen eines Theils der Nationalgardisten verursacht hatten, befreit, so fängt er wieder an mit diesem gefährlichen Instrument zu spielen. Er hat vor zwei Jahren durchgesetzt, daß sich alle Nationalgardisten kleiden mußten, kaum sind die Uniformen fertig, so findet er, daß sie nicht gut stehen, und will den Frack durch einen Ueberrock, das weiße durch schwarzes Lederwerk ersetzen. Die Aenderung würde für wenigstens vier Millionen Uniformen völlig unnütz machen und für eben so viel neue erfordern, Man sollte denken, die Schneiderzunft sitze im Generalstab. Glücklicher Weise gehört ein Gesetz dazu, und die Kammer wird wahrscheinlich in Betracht ziehen, daß die Nationalgarde Tausende von armen Menschen enthält, welche sich großen Entbehrungen unterworfen haben, um dem letzten Gesetz nachzukommen, und welche man kein Recht noch Vorwand hat aufs neue zu besteuern, weil der Geschmack des Stabs sich geändert hat. Aber dieses Beispiel kann einen Begriff von dem Geist der Blindheit geben, mit welchem der Generalstab daran arbeitet, die Nationalgarde unpopulär und unmöglich zu machen.

Das Dampfboot Aetna ist von Algier kommend hier eingetroffen und bringt Nachrichten bis zum 18 Jan. Der Gouverneur hat Briefe von Abd-El-Kader erhalten, über deren Inhalt man nichts Bestimmtes erfuhr, doch hieß es, der Emir habe Friedensvorschläge gemacht. (Die Bestätigung findet sich in unserm gestrigen directen Schreiben aus Algier.) Nicht weniger als 27 Schiffe sind von Frankreich kommend in Algier eingetroffen mit Truppen und Pferden. Die Rüstungen sind gewaltig. Der Prinz Joinville, welcher die Quarantäne verlassen hatte, ist gestern wieder an Bord seiner Fregatte zurückgekehrt. Er besuchte nicht das Theater und lehnte die Illumination ab, weil es gerade der Jahrstag des Todes Ludwigs XVI war.

Seit einigen Tagen gehen Truppen zur See nach Oran ab. Man scheint zu fürchten, daß dort ernste Feindseligkeiten ausbrechen werden. Uebrigens weiß man noch immer nicht mit Gewißheit, wo Abd-El-Kader sich aufhält. Die Streitkräfte, welche dieser Araberfürst auf den Gebirgen im Süden der Metidscha zusammengezogen hatte, sind seit einigen Tagen verschwunden. Nur das Lager El-Arbah war, als es das letztemal verproviantirt wurde, noch vom Feind blokirt. Ein Bataillon der Fremdenlegion ist diese Woche abgegangen, um die ganze Garnison von Dschidschelli abzulösen, welche durch Fieber, Ruhr und Skorbut an diesem ungesunden Ort fast aufgerieben worden. Die Besetzung von Dschidschelli hat nur dem Eidam des Marschalls Valée Nutzen gebracht. Er avancirte dort zum Obristlieutenant; dieß war wohl der Zweck der Expedition. Man versichert, daß die Wunde, welche Ben-Zamun vor einiger Zeit vor dem Lager Fonduk erhalten, gefährlicher ist, als man anfangs glaubte. Dieser Häuptling, ein Mann von vorgerücktem Alter, befehligt die Kabylen des Stammes Flissah, und sein Einfluß erstreckt sich auf die meisten Berberstämme, welche zwischen Algier und Budschia längs des Litorals leben. Ben-Zamun führte zu Anfang der französischen Occupation den heiligen Krieg bis unter die Mauern von Algier. Seit der Verwaltung des Herzogs von Rovigo verhielt er sich sehr ruhig, bis es Abd-El-Kader gelang, ihn in seine Partei hineinzuziehen. Er diente diesem aber nur mit wenig Eifer und führte mit dem Bey von Sebau, Ben-Salem, nur einige hundert Reiter gegen die Franzosen, während auf sein Wort früher Tausende von Bewaffneten in die Metidscha hinabstiegen. Der Bey machte Ben-Zamun deßhalb öffentlich Vorwürfe, worauf letzterer, um zu zeigen, daß Tapferkeit die Zahl ersetzen könne, ungestüm ins Feuer ging, und, wie erwähnt, verwundet wurde. Es ist Schade, daß Frankreich diesen Häuptling, welcher mehrmals Anerbietungen machte, nicht für sich gewann. Leider kennen unsere Gouverneurs die wirklich einflußreichen Häuptlinge zu wenig und kümmern sich auch nichts um sie. Dagegen überhäufen sie andere unbedeutende Leute, denen irgend ein Intrigant Kleider und Titel eines Scheikh gibt, mit Ehrenbezeugungen und Geschenken. Kommt dann ein wirklich mächtiger Häuptling, so wird er kalt empfangen und auf seine Anerbietungen antwortet man mit einer Art Gleichgültigkeit. Das Spottgedicht, welches das Charivari kürzlich gegen den Marschall Valée enthielt, ließ die Behörde von den öffentlichen Unterhaltungsorten wegnehmen.

Niederlande.

Die zweite Kammer der Generalstaaten dürfte sich nun, nachdem ihre Abtheilungen die Prüfung der Gesetzesentwürfe, bezüglich der Veränderungen des Staatsgrundgesetzes, beendigt und der Regierung eine weitere Revision des Staatsgrundgesetzes angesonnen haben, auf einige Zeit vertagen und erst, nachdem die Regierung ihre Antworten ertheilt, die Sitzungen wieder aufnehmen. Der dießseitige Gesandte am Petersburger Hof, Graf v. Schimmelpenninck, verweilt in Urlaub noch hier.

Italien.

Schon seit einiger Zeit ist es hier bekannt, daß der Kaiser von Rußland in St. Petersburg eine Erwiederung auf die letzte Allocution des Papstes erlassen haben soll, das Actenstück selbst hat aber bis jetzt seinen Weg hierher noch nicht gefunden. Der Bau der großen Paulskirche, wozu fromme Beiträge noch immer von allen Seiten eingesendet werden, ist nunmehr so weit vorgerückt, daß zu dem Feste von St. Peter und Paul das Querschiff von dem Papst feierlich eingeweiht werden soll. Das Hauptschiff, wo bereits alle Säulen, aus grauem Granit vom Simplon, aufgerichtet stehen, dürfte bis zu seiner Vollendung und Einweihung noch manche Jahre erfordern. Durch mehrere in letzter Zeit vorgekommene nächtliche Raubanfälle in den Straßen und Einbrüche in Boutiken hat sich der für die öffentliche Sicherheit so verdienstvolle und thätige Gouverneur Monsignore Vannicelli-Casoni veranlaßt gefunden, die außerordentliche Maaßregel zu treffen, viele der Polizei durch frühere Verbrechen oder sonst verdächtige Individuen, nahe an hundert, zu verhaften. Seitdem hört man nichts mehr von dergleichen Vorfällen. Die als schuldig befundenen sollen in Arbeitshäusern auf Zeitlebens untergebracht werden; die als unschuldig erkannten, die nicht beweisen können, wie sie sich ernähren, werden unter das Militär in den Provinzen vertheilt, endlich die Nichtrömer in ihre Heimath geschickt.

Deutschland.

Schon in der Sitzung der Kammer der Abgeordneten vom 25 Jan. hatte der Abg. Frhr. v. Rotenhan als Referent des zweiten Ausschusses Vortrag erstattet über den Gesetzesentwurf, betreffend die Abänderung des §. 6 Tit. VII der Verfassungsurkunde. Er lautet: Art. I. Spätestens ein halbes Jahr*)Bisher war ein Jahr festgesetzt. vor dem Ablauf des jechsjährigen Termins, für welchen die fixen Ausgaben festgesetzt sind, läßt der König für die sechs Jahre, welche diesem Termine folgen, den Ständen ein neues Budget vorlegen. Art. II. Der vorstehende Art. I soll an die Stelle des hiermit aufgehobenen §. 6 Tit. VII der Verfassungsurkunde treten, und demzufolge0246 mit der Wirksamkeit eines Grundgesetzes des Reiches bekleidet werden. Der Referent begutachtete die unbedingte Annahme dieses Gesetzesentwurfs, und in der gemeinschaftlichen Sitzung des zweiten und ersten Ausschusses vom 21 d. stimmten sämmtliche Mitglieder dem Antrage bei. In der heutigen Sitzung der Kammer fand die Berathung darüber statt. Der Gegenstand fand schon in der allgemeinen Discussion lebhafte Theilnahme unter den Kammermitgliedern, von denen mehrere die Abänderung des §. 6 Tit. VII hauptsächlich aus dem Grunde bedenklich fanden, weil ihnen der im Gesetzesentwurfe vorgeschlagene Termin von sechs Monaten etwas zu beengt schien; andere ertheilten dem Gesetzesentwurf unbedingt ihre Zustimmung. Für den Gesetzesentwurf äußerten sich namentlich die HH. Frhr. v. Freyberg, Lambert, v. Wening, Bayer, Windwart, eben so vertheidigte der Referent, Frhr. v. Rotenhan, wider die gegentheilige Meinung lebhaft seine im Referate niedergelegten Motive. Im Verlaufe der speciellen Debatte über die einzelnen Artikel wurden fünf Modificationen für den ersten Artikel in Vorschlag gebracht, wovon drei auf einen neunmonatlichen, eine auf einen achtmonatlichen Termin lautete, eine aber dahin ging, daß es statt spätestens ein halbes Jahr etc. heißen sollte: ein Jahr, spätestens aber ein halbes Jahr etc. Alle diese Modificationen wurden zwar unterstützt, und hiernach in die Berathung mit aufgenommen, allein zuletzt erklärte sich die Kammer gegen alle jene Amendements. Bei der definitiven Abstimmung zeigte sich, daß von den anwesenden 113 Mitgliedern 72 für den Gesetzesentwurf votirten, 41 aber dagegen stimmten, so daß, da nach Tit. X §. 7 Abschn. 3 eine Majorität von zwei Drittheilen für die Zustimmung zu diesem Gesetz erforderlich gewesen wäre, dasselbe als nicht angenommen erscheint. Es fehlten, wie man sieht, zu der gesetzlichen Zahl drei Stimmen.

Unser Senat hat einem der vier politischen Gefangenen auf der Citadelle in Mainz, einem ehemaligen Büchsenschützen, den mehrere Monate betragenden Rest seiner Strafe geschenkt. Er ist bereits auf freien Fuß gestellt worden. In der letzten Sitzung der gesetzgebenden Versammlung hat dieselbe die Einführung einer Miethsteuer in unsrer Stadt beschlossen. Die Hälfte der Einkommensteuer wird dagegen erlassen. Das Sturmwetter hält bei uns noch immer an. Fünf junge Leute wagten gestern auf dem ohnedieß hohen Main bei der stürmischen Witterung in einem Nachen zu fahren, wobei sie verunglückten. Drei davon konnten glücklicherweise gerettet werden, zwei sind ertrunken.

Gestern Nachmittag fand im großen Saale des hiesigen Residenzschlosses die Uebergabe des blauen Hosenbandordens durch die beiden Gesandten Ihrer Maj. der Königin von Großbritannien an ihren hohen Verlobten statt. Es waren dazu alle höheren Hof - und Staatsdiener, die Geistlichkeit der Stadt, die Professoren des Gymnasiums, die obersten Militärs etc. eingeladen. Deßgleichen hatten sich der Generalstab von Erfurt und höhere Officiere von Weimar und Meiningen, in Auftrag ihrer Fürsten, eingefunden. Die englischen Gesandten lasen zwei Briefe an Se. D. den regierenden Herzog und an den Prinzen Albert vor, deren Inhalt die Ordensverleihung aussprach. Die Uebersetzung dieser Diplome wurde von hiesigen Staatsdienern gelesen. Hierauf bekleideten der regierende Herzog und der Fürst Leiningen als Ordensritter den Prinzen mit den ihnen von den Gesandten überreichten Ordensinsignien, unter dem Donner der Geschütze. Während der Tafel verkündete abermals der Ruf der Kanonen die ausgebrachten Toaste. Abends wurde auf ausdrücklichen Wunsch des Prinzen Albert, der gern noch eine deutsche Oper sehen wollte, der Freischütz gegeben. Heute hat der Herzog seine englischen Gäste auf die Jagd in eine der schönsten Gegenden des Thüringer Waldes bei Tambach geführt. (Frankf. O. P. A. Z.)

Die Universität Göttingen ist, wie es heißt, zur Wahl eines Deputirten zur gegenwärtigen Ständeversammlung aufgefordert worden, hat diese Wahl abgelehnt und erklärt, zu dieser Ständeversammlung in keinem Falle wählen zu können. Am 21 fand hier die Wahl eines Magistratsmitgliedes (eines Senators) statt, zu welchem der Magistrat und das Bürgervorstehercollegium zu concurriren und drei Candidaten zu erwählen haben, von denen die Regierung dann einen aussucht. Gewählt wurden drei als eifrigste Anhänger des Staatsgrundgesetzes bekannte Bürger, man ist nun gespannt, welchen davon die Regierung bestätigen wird.

Preußen.

Wie elektrisch hier noch immer der Name Friedrichs wirkt, beweist die gestern stattgehabte Geburtstagsfeier des großen Königs, mit welcher der preußische Gewerbverein seit zwanzig Jahren sein Stiftungsfest zu verbinden pflegt. Nahe an 400 Personen, und darunter viele der höchsten Notabilitäten der Hauptstadt, hatten sich in den Räumen des Jagor'schen Locals versammelt, welches zur glänzenderen Bezeichnung des gegenwärtigen Säcularjahres, theils mit Hülfe der Kunst, theils durch reiche Beiträge des Berliner Gewerbfleißes so überraschend herrlich geschmückt war, daß der Besitzer des Locals dieses auch heute, morgen und übermorgen geöffnet hält, um die Schaulust des andringenden Publicums zu befriedigen. Die hier ausgelegten Proben unsrer Kunstindustrie wecken jedoch aufs neue das Bedauern, daß der Gewerbverein, an dessen Spitze bekanntlich der Director der Ministerialabtheilung für Handel und Gewerbe, Hr. Beuth, sich befindet, nicht von Zeit zu Zeit solche Landesindustrieausstellungen veranstaltet, wie sie in Wien, Paris, Petersburg und andern Hauptstädten Europa's stattzufinden pflegen, und wie auch hier bereits eine vor 15 Jahren, also vor dem Zustandekommen des Zollvereins, stattgefunden hat. Es wäre interessant, die Erzeugnisse der preußischen Industrie von heute mit denen von damals zu vergleichen. Man sieht hier nächstens dem Erscheinen eines Gesetzes über die Publicirung von Briefen nach dem Tode ihrer Verfasser entgegen. Wie es heißt, soll es den Besitzern solcher Briefe, wenn sie nicht die Erlaubniß der nächsten Erbberechtigten beizubringen vermögen, erst dreißig Jahre nach dem Ableben der Verfasser gestattet seyn, solche Handschriften dem Druck zu übergeben. Die Bestimmung des preußischen Nachdrucksgesetzes gegen den Druck und die Herausgabe von Vorlesungen, Predigten und andern geistigen Emanationen ohne Zustimmung des Autors oder seiner Erben soll so auch auf Briefe Anwendung finden, mit deren Veröffentlichung man in neuerer Zeit, wiewohl oft zum Vortheile des Publicums und der Litteraturgeschichte, etwas indiscret umgegangen ist. Hoffentlich wird jedoch diese Bestimmung nicht auch schon den neuen Band von Bettina's Briefwechsel treffen, mit dessen Publication die geistreiche Frau v. Arnim in diesem Augenblick beschäftigt ist. Der Vergleich, den einer Ihrer andern Berliner Correspondenten über die Zustände in den drei verschiedenen Gebieten angestellt, aus denen jetzt das ehemalige Polen besteht, hat hier bei allen Kundigen den Eindruck hervorgerufen, daß der Verfasser sämmtliche drei Gebiete, von denen er spricht, niemals mit einem Fuß betreten haben könne, sondern bloß nach den Mittheilungen einiger sich hier aufhaltenden jungen Polen berichtet, nach vorgefaßten Meinungen0247 geurtheilt habe. Gewiß würde es eine ungemein interessante Aufgabe seyn, ein vergleichendes statistisch-ethnographisches Bild der drei polnischen Gebiete zu liefern, die jetzt den Sceptern Rußlands, Oesterreichs und Preußens unterworfen sind, aber damit der Politiker und der Menschenfreund Schlüsse daraus ziehen könne, müßten vor allen Dingen Wahrheit und Unparteilichkeit bei der Entwerfung dieses Bildes die Hand führen. Ihr Correspondent scheint nicht einmal zu wissen (was auch aus seinem in der Beilage zur Allg. Zeitung vom 22 Jan. enthaltenen Schreiben hervorgeht), daß die sehr zahlreiche protestantische Bevölkerung des Großherzogthums Posen keineswegs aus Bediensteten und Eingewanderten, sondern ihrer compacten Masse nach aus Bürgern (Fabricanten und Handwerkern) und Bauern besteht, die so gut Eingeborne Polens sind, wie die Katholiken, und daß eben so die Germanisirung des Großherzogthums keineswegs der preußischen Regierung beizumessen ist, da bereits 150 Jahre vor der ersten Theilung Polens die deutschen Colonisten in den Districten der Netze und der Warthe eingewandert sind.

Rußland.

Pariser Blätter enthielten in der letzten Zeit mehrere angebliche Berichte aus St. Petersburg, wonach dort eine große Verschwörung entdeckt worden sey, deren Mitglieder, zum Theil den ersten Familien angehörig, in dem Hause der Wittwe Bestuscheff sich versammelt hätten. Graf Benkendorf habe in der Sylvesternacht das Haus mit Polizei und Militär umringen lassen wollen, man habe es aber in vollen Flammen gefunden; das prächtige Hotel sey bis auf die Mauern niedergebrannt, und die Wittwe Bestuscheff entflohen. Seitdem habe die Regierung eine große Zahl Personen verhaften lassen, um Aufschlüsse über die Conspiration zu erhalten, noch aber habe sie nichts entdeckt. Gegen 80 junge Officiere, viele Studenten und gegen 100 junge Leute aus den höhern Kaufmannsfamilien hätten Befehl erhalten, sich nach Orenburg zu begeben, um von dort zu der Expedition gegen Khiwa geschickt zu werden. Zugleich sollen Berichte aus Orenburg melden, daß die Avantgarde General Perowski's, welche meistens aus Kosaken bestanden habe, als sie Khirgistan verließ, von turkomanischen Horden angegriffen und bis zu dem Hauptcorps zurückgetrieben worden sey. Eine beträchtliche Zahl von Kosaken aus Sibirien und vom Ural sey beordert worden Khirgistan zu besetzen (!) und die Nomadenstämme zu hindern, dem Beispiele der Turkomanen zu folgen. Auch seyen Officiere der kaiserlichen Garde nach russisch Georgien geschickt worden, um die Reserve von 15,000 Mann herbeizuziehen. Kurz vorher hatte das Commerce (das obige Nachrichten bringt) angezeigt, 10,000 Kirgiskaisaken hätten gebeten, sich der Expedition anschließen zu dürfen, was aufs beste auf - und angenommen worden sey. Wir erwähnen alle diese bunt durcheinander gewürfelten Sagen, ohne ihnen mehr Werth beizulegen, als dergleichen Berichte in französischen Blättern in der Regel verdienen. Nur haben wir schon oft bemerkt, daß ihre Aufnahme in deutsche Blätter hie und da besser Unterrichtete bestimmte, mit Erläuterungen oder Widerlegungen hervorzutreten, was vielleicht auch dießmal der Fall ist.

Griechenland.

Die griechische Conspiration fährt fort die Gemüther zu beschäftigen und bildet fast ausschließlich den Gegenstand aller Gespräche. Man weiß nun zuverlässig, daß die Verschwörer selbst keineswegs über den Zweck und die Mittel ihres Beginnens einig waren. Während eine Partei geradezu das Aeußerste beabsichtigte, ging der Plan der andern dahin: den König zur Annahme der griechischen Religion und unmittelbar darauf zur Kriegserklärung gegen die Pforte zu zwingen. Auch scheint es, daß von dieser Partei, welche die ausgedehntesten Verbindungen in Rumelien hatte, schon sehr gut eingeleitete Maaßregeln ergriffen worden waren, um den Einfall in die angränzenden türkischen Provinzen und die Vereinigung mit den dortigen Unzufriedenen zu bewerkstelligen, so wie der Anschlag in Athen gelungen wäre.

Die Münchener pol. Zeitung sagt über die neuesten Vorgänge in Griechenland: Zuverlässige Nachrichten aus Athen vom 12 und 13 d. geben über die neuesten Ereignisse, welche sich dort zugetragen, folgende Aufschlüsse. Seit mehreren Tagen war die Regierung auf der Spur einer ausgebreiteten Verschwörung, welche die Sicherheit des Staates auf das höchste compromittiren konnte. In Folge der eingeleiteten Untersuchungen und der in Beschlag genommenen Papiere wurde am 5 Obrist Nikitas, und am 7 Graf Georg Kapodistrias, als an einer Verschwörung gegen die Sicherheit des Staats theilnehmend, zu Verhaft gebracht. Graf Kapodistrias ist der Bruder des ermordeten Präsidenten, von welchem er schon früher aus Griechenland entfernt wurde. Seine zerrütteten Vermögensumstände sind bekannt. Nikitas ist einer der Helden des Freiheitskampfes, gehörte zur Partei der Napisten, und findet sich gleichfalls in sehr schlechten Vermögensumständen. Unter den in Beschlag genommenen Papieren fand sich ein Diplom für Nikitas als Chef der Landarmee. Es war mit dem Phönix gestempelt, wie zur Zeit der Hetärie von 1821. An Kolandroutzos war ein gleiches als Befehlshaber der Flotte im Archipel ausgefertigt. Diese Entdeckungen, deren Kunde sich sehr schnell in dem Publicum verbreitete, gaben Veranlassung zu den lügenhaftesten Gerüchten, welche Gehässigkeit und Parteigeist ins Unglaubliche steigerte. So ist unter andern sogar die Rede von Mordanschlägen gewesen, woran jedoch kein wahres Wort ist. Thatsache ist es dagegen, daß König Otto inmitten der allgemeinen Aufregung unglaubliche Ruhe und Besonnenheit bewahrte, und gegenüber von Personen, welche ihn in jenen Augenblicken zu sprechen Gelegenheit hatten, eine ungeheuchelte Heiterkeit bewies, welche bei so unangenehmen Vorfällen nicht leicht zu erwarten gewesen wäre. Wie alljährlich fand am 13 als am griechischen Neujahrstage der feierliche Gottesdienst in der Irenenkirche und die Aufwartung bei Hofe statt. Ihre Majestäten wurden von dem Palais an bis zur Kirche mit großem Jubel und〈…〉〈…〉 - Rufen empfangen; als aber der König vom Throne herabstieg, ertönte ein so ungeheures Lebehoch und ein so andauerndes Freudengeschrei, wie es nie zuvor gehört worden. Es war unverkennbar der Ausbruch der Liebe und der allgemeinen Freude darüber, daß der König einer großen Gefahr entgangen war. Es liegt zugleich darin der laute und öffentliche Beweis der größten Mißbilligung dieser Verschwörung, und mit Beruhigung läßt sich daraus folgern, daß der Thron in Griechenland feste Wurzeln gefaßt hat. In Folge der gemachten Entdeckungen ist der bisherige Minister des Innern, Glarakis, seiner Stelle enthoben und durch den Staatsrath Theocharis, einen ganz parteilosen Mann, ersetzt worden.

Türkei.

In Montenegro bemerkt man große Rüstungen, die angeblich bloß gemacht werden, um einem von Seite der Türken erwarteten Angriff zu begegnen. Ich habe schon früher des Gerüchtes von einem solchen Vorhaben der Türken erwähnt, glaube nun aber fest, daß türkischerseits noch Niemand daran gedacht hat, daß die Sage hievon vielmehr von den Montegrinern selbst erfunden0248 und ausgestreut worden ist, um ihren eigenen kriegerischen Vorbereitungen zum Vorwand zu dienen. Wohin der Krieg von ihnen im herannahenden Frühjahr getragen werden wird, ist noch nicht mit Bestimmtheit anzugeben, doch läßt sich mit Wahrscheinlichkeit schließen, daß es auf das türkische Gebiet und die Festung Podgoritza abgesehen ist. Darum hat der Vladika kürzlich auf die Friedensanträge des Capitäns von Podgoritza die bemerkenswerthe Antwort ertheilt: Daß er wegen eines Friedensschlusses vorerst die Ansicht Rußlands, des Protectors von Montenegro, einholen müsse, was gewiß nur ein eben so leerer als prahlender Vorwand ist, um sich vor einem bei der dermaligen Noth in Montenegro lästigen Friedensverhältnisse zu verwahren. In der Familie des Vladika soll ernster Zwiespalt ausgebrochen seyn, da der größere Theil seiner Anverwandten mit seinem gewaltthätigen Regierungssysteme unzufrieden ist. Es ging sogar die Sage, daß ein Vetter des Vladika mit dem Plan umgehe, sich an die Spitze der zahlreichen Unzufriedenen zu stellen, um der sogenannten Tyrannei des Vladika entweder Schranken zu setzen, oder ihm die weltliche Gewalt wieder gänzlich zu entziehen, die seit Verjagung der Familie Radonitsch erst seit dem Jahre 1832 in seiner Person mit der kirchlichen vereinigt ist. In Serbien erwartet man den jungen Fürsten Michael Anfangs Februar von Konstantinopel zurück. Der jugendliche Fürst hat dort sehr gefallen, und namentlich den Sultan Abdul Medschid sehr für sich eingenommen; er wird ungemein fetirt und führt selbst auch ein gastliches Haus, das von den höchsten Würdeträgern fleißig besucht wird. Fürst Milosch lebt in voller Ruhe auf seinen Gütern in der Wallachei.

0241
Beilage zur Allgemeinen Zeitung
31 Januar 1840

England und seine Staatsmänner.

(Von einem Engländer.) Wir sind glücklich entgangen doch ist es schwer zu sagen, welcher Gefahr. In der Nacht vom letzten Dienstag wurde die Hauptstadt in großen, das Cabinet in noch größern Schrecken versetzt durch die Kunde, die Londoner Chartisten beabsichtigten für dieselbe Nacht einen Aufstand, wobei sie solche öffentliche und Privatgebäude, deren Zerstörung ihnen gerade belieben möchte, niederbrennen würden. In großer Hast ergingen Requisitionen an alle Officiere der jetzt in der Stadt liegenden kleinen Truppenzahl, sie wurden selbst aus Speisezimmern und Tanzsälen abgerufen, und im Ministerium des Innern wurden über die zu ergreifenden Maaßregeln Berathungen gepflogen. Lord Normanby schlug, wie ich höre, eine sofortige Entfaltung der Militärmacht vor, aber die höheren Officiere, die er darüber berieth, waren selbst diesem Schritt entgegen, und verwiesen ihn an den Polizeicommandanten, mit dem Bemerken, die Wachsamkeit der friedlichen Polizeimacht werde gewiß zur Verhinderung des gefürchteten Aufstands hinreichen. Diese Meinung drang durch, und wirklich wurden in jener Nacht keine Häuser verbrannt, keine Banken beraubt, und die Fonds standen am Mittwoch nur um weniges niedriger, als sie am Dienstag gestanden. Seitdem waren beide Parteien bemüht, dem Publicum zu versichern, daß keine Gefahr zu befürchten sey, daß am Dienstag Nachts nichts weiter als eine armselige Versammlung Ungewaschener stattgefunden, die Einiges hin und her geschwatzt und dann harmlos auseinander gegangen. Indeß wenn es je eine Täuschung über unser Land gab, so ist das eine, in der jetzt Whigs und Tories befangen sind, wo einerseits ein whiggischer Attorney-General seine Ehre verpfändet, daß der Chartismus todt sey, und andrerseits die Toryblätter über die Memmen hohnlächeln, die in Newport zu Tausenden herangezogen kamen und von einer halben Compagnie in die Flucht geschlagen wurden. Ich war in Deutschland, und habe dort viel singen und sagen hören von deutschem Muth und deutscher Tapferkeit, aber all eure deutsche Eitelkeit auf die Heldenthaten eures sogenannten Freiheitskriegs ist doch noch gar nichts gegen die Thrasonnaden, die man in Altengland von British valour und British bayonets zu hören bekommt bis zum Ekel. Die Leute, die sich mit diesen Bravaden breit machen, gehören allen Parteien an, und ihnen Vernunft vorreden ist ganz unnütz. Seht, wie der Mob in Newport, in Sheffield, in Birmingham auseinanderstob! rufen sie alle; ein halb Duzend Rothröcke machte dem Pöbel lange Beine. Und so war es wirklich: tausend Männer, die in Bristol dem Chartistenapostel Vincent zuhörten, liefen vor einem Stück rothen Tuchs wie eben so viele Schafe; in Newport guckt ein halb Duzend Musketenläufe aus einem Wirthshausfenster heraus, und sieh! 5000 baumstarke Bursche, mit Aexten und Piken bewaffnet, die das Häuflein Soldaten in einem Augenblick zu Brei hätten zusammendrücken können, rennen auf und davon, das Hasenherz, das sie führte, voran. Und damit haben wir bewiesen was? Daß die Engländer das Handgemenge mit Soldaten noch nicht gewohnt sind. Bisher hatte es keiner Bajonnette bedurft, um in unsern Städten die Ordnung zu erhalten. Man frage jeden gereisten Engländer, wie widrig ihm auf dem Continent das beständige Wer da? und Qui vive? geklungen. Es ist ein Mißlaut für ein brittisches Ohr. Ein Polizeidiener mit seinem kurzen Stab reichte bis in die letzte Zeit hin, John Bull in Ruhe zu erhalten, und der Soldat blieb auf seine Bestimmung beschränkt, in Indien, Irland und andern fremden Ländern unsere Schlachten zu fechten. Wir Engländer sind nicht an den Anblick der Soldateska gewohnt, uns widert der Gamaschendienst, wir verstehen uns nicht auf die Waffen des Soldaten, kurz, wir fürchten ihn. Aber das kann nicht mehr lange währen. Nehmt dem Soldaten seine Flinte, und jener robuste Bergmann nimmt es mit jedem Grenadier auf, ringt mit ihm, boxt sich mit ihm, und wem der Sieg bleibt, das steht dahin. Laßt jenen Bergmann ein halb Jahr lang die Muskete und den rothen Rock tragen, und er ist dem Grenadier in der Waffenführung gleich, wird Schlachten von Victoria, Salamanca und Waterloo schlagen, ein Badajoz, ein Ghisni, oder was ihr sonst wollt, stürmen; kurz, er ist dann so gut British valour wie des Herzog s von Wellington älteste Campagnenhelden.

Auf dieser Insel England stehen jetzt zwei Millionen Männer in offener Feindschaft gegen die Regierung, dabei heimlich organisirt, und durch die regste und vertrauteste Correspondenz mit einander in beständigem Verkehr. Diese Menschen glaubten in früheren Tagen ohne Grillen und Zweifel an Machthaber und Adel, beschieden sich genügsam auf einen Arbeitslohn, der eben knapp vor dem Verhungern schützte, und getrösteten sich für ihre alten Tage der Ernährung aus der Armencasse. Die Whigs haben ihnen diese Hoffnung in ihren Armenbastillen vergällt, die Whigs haben aber die Proletarier auch ihre Wichtigkeit kennen gelehrt. Sie beriefen sie zu Meetings, redeten ihnen von ihren Rechten vor, und behaupteten sich im Amte durch Benützung des furchtbaren Volksnamens. Gebt uns, riefen die Whigs, die Katholikenemancipation, oder das Volk wird sich empören. Gebt uns die Parlamentsreform, oder das Volk wird den Thron umstürzen. Wo halten wir jetzt? Nun, das Volk hat jetzt auf eigene Hand einen Loosungsruf erhoben, ähnlich dem Geschrei einer Schiffsmannschaft in einer Meuterei: Nicht mehr arbeiten! nicht mehr Wacht halten! und allen Rumfässern den Spund ausgeschlagen! Wahnsinn und Todtschlag folgen; aber wer soll es hindern? Wer oder was es hindern soll! Angesichts eines der fürchterlichsten Stürme, die jemals eine Nation bedrohten, sitzen unsere kleinen Whigs und Tories fad lächelnd da und reiben sich die Hände. Haben sie ja doch im Ober - und Unterhaus angenehme und höchst interessante kleine Debatten so very nice! Sir Robert zeigt sich wundersam mannhaft gegen Lord John, und Mylord Lyndhurst ist so kurzweilig und witzig gegenüber von Lord Normanby, und die Whigblätter demonstriren handgreiflich, daß ihre Herren und Gebieter die Regierung behaupten werden, und die Toryzeitungen beweisen ebenso untrüglich, daß der Auszug der Whigs aus Downing-Street ganz unvermeidlich sey. Guter Gott! was sind die Zänkereien und Triumphe dieser Leute? Ein Wuseln und Schwatzen, ein Kniffmachen und Herüber - und Hinüberflüstern in den Clubhäusern, ein politisches Bausbacken an der Mittagstafel, und dazu die Einbildung: wir regieren. Es war einmal ein König in England, der hieß Kanut, und meinte, er könne dem Meere gebieten, und ein sehr achtbarer Kreis von Höflingen ich weiß nicht, waren es Whigs oder Tories sah zu und ermunterte Se. Maj. bei dieser Probe praktischer Regimentsführung .... Ich ging gestern aus, um die königliche Auffahrt zu sehen und die Thronrede und die Debatten darüber zu hören. 0242Ein sehr schöner Glaswagen fuhr durch eine stille Menschenmenge hin, aus der nur hie und da ein schwaches Vivat hervortönte; darüber aber erbrauste ein Hurrahruf aus dem Reformclub. Sonderbarer Zeitenwechsel! Und Sie werden in unsern Blättern lesen, daß ein tapferer Whigjüngling des Unterhauses von einem Tory zum Zweikampf gefordert worden, und wie die Pistolen knallten und das Kleingewehrfeuer durch die rasselnde Correspondenz der beiden Combattanten in den Journalen noch übertönt ward. Broughams Rede vom gestrigen werden Sie schon gelesen haben; man unterhält sich heute von nichts Anderm. Der desappointirte Demagog hat dem glücklichen Demagogen allerdings einige harte Püffe versetzt, und die Tories, welche die Hülfe Broughams und des Gottseybeiuns selbst gegen die Whigs anzunehmen bereit sind, jubiliren über den Sturmlauf ihres Kämpen. Verlassen Sie sich darauf, O'Connell kann ebenso gut Hiebe austheilen, wie einnehmen, und so darf man sich auf ein großes Billingsgate-Gefecht zwischen den beiden Ehrenmännern gefaßt halten. Klägliche Zungendrescherei! Der hohläugige Hunger geht mit langen Schritten durch das Land, und die Riesin Unzufriedenheit zerrt an ihrer klirrenden Kette; Hunderttausende greifen zu Schwert und Lanze, und diese Lords und Gemeinen schwatzen und klatschen und stimmen ab. Die neuen Kanuts! sie glauben, der Brandung jenes sturmdurchwühlten Volksoceans mit dem Wink ihrer Hand gebieten zu können!

Schwedische Zustände.

II. Beamtenbildung.

(Beschluß.) Nicht besser, sondern vielmehr noch schlimmer sieht es mit den eigentlichen Staats - und Cameralwissenschaften aus, indem diese hier noch so gut als gar keinen Platz auf den Universitäten gefunden haben. Zwar gibt es in Upsala eine Professur, unter deren Obliegenheiten die erstern zum Theil gehören sollten, allein da derselbe Professor auch zugleich, durch eine sonderbare Mischung, die römische Sprache und Litteratur sich angewiesen hat, und zwei so verschiedenartige Fächer, von denen jedes seinen eigenen Mann vollkommen in Anspruch nimmt, schwerlich von Einem mit gleichem Glück umfaßt werden können, so ist es kaum zu verwundern, daß bisher auf diesem Lehrstuhl zwar in der Regel Tacitus gut erklärt worden ist, die Staatswissenschaften aber immer zu kurz gekommen sind. Das Verhältniß hätte besser umgekehrt seyn können, da doch in derselben Facultät eine andere, besondere Professur für die römische Litteratur besteht. Es wäre dieß auch wohl geschehen, wenn man nicht von oben her einen wundersamen Schrecken vor allen auf die Politik hinzielenden Studien auf den Universitäten hegte. Diese Scheu ist so weit gegangen, daß selbst die Reichsstände schon auf zwei verschiedenen Reichstagen bei der Regierung haben antragen müssen, daß man doch wenigstens die Grundgesetze des Vaterlandes auf den Universitäten vortragen sollte. Die Regierung konnte sich lange nicht entschließen, eine Verfügung in dieser Beziehung erscheinen zu lassen. Daß dieß so eben erst endlich geschah, ist vermuthlich eine captatio benevolentiac für den jetzt zusammentretenden Reichstag.

Von Cameralwissenschaften in unserm Sinne weiß man auf den hiesigen Universitäten so gut als gar nichts. Eine nothdürftige Kenntniß von den vaterländischen Gesetzen über das Steuerwesen ist Alles, was man hier darunter versteht. Außer den Universitäten sind die hieher gehörigen Wissenschaften auf eine eben so unglaubliche Weise vernachlässigt. Nur die Bergbaulehre macht hier eine ehrenhafte Ausnahme, indem sie mit der Gründlichkeit, die dieser für Schweden so wichtige Lehrgegenstand verdient, in der Bergschule zu Falun (in Dalekarlien) studirt wird, nachdem die theoretischen Vorstudien auf der Universität absolvirt sind. Von der Forstwissenschaft aber, welche für Schweden nicht weniger wichtig seyn sollte, weiß man fast gar nichts, und welche große Reichthümer des Landes durch Mangel an Forstbeamten oder durch die Unwissenheit der vorhandenen jährlich verloren gehen, scheint man nicht zu erkennen. Die Ausnahmen in dieser Beziehung sind selten und meistens nicht unter den Staatsbeamten zu finden, sondern unter einigen wenigen Gutsbesitzern, welche sich in die Nothwendigkeit gefügt haben, deutsche Forstmänner für ihre Privatwirthschaften herbeizurufen. Auch die Landwirthschaft wird nirgends auf eine wissenschaftliche Weise gelehrt. In Upsala bestand zwar ehemals eine sogenannte ökonomische Professur, welche diesem Gegenstande besonders obliegen sollte, in späterer Zeit hat man sie in eine rein botanische umgewandelt. Die hiesige Landwirthschaftsakademie thut für den Unterricht nichts, und scheint überhaupt, obwohl reich dotirt, wenig ausgerichtet zu haben. Die Technologie wird auf den Universitäten nicht gelehrt, und das hiesige technologische Institut ist gar zu beschränkt, um den jetzigen Forderungen an einer wissenschaftlichen Anstalt entsprechen zu können. Von politischer Oekonomie, Finanz - und Polizeiwissenschaft u. s. w. ist nicht zu reden.

Man hat hier die Ansicht, daß der Cameralist so wenig Kenntnisse brauche, daß man sogar bei der Aufnahme auf der Universität Rücksichten darauf nimmt, wenn Jemand sich als kuftigen Cameralisten meldet. Man stellt geringere Forderungen von Vorstudien an ihn. Auch bleibt der Cameralist in der Regel nur ein Jahr auf der Universität. In der Prüfung, welche er dann besteht, um unmittelbar in den Staatsdienst überzugehen, gilt die Bruchrechnung als ein non plus ultra, und ich habe selbst in Upsala neulich einer solchen öffentlichen Prüfung beigewohnt, wo der Examinandus auch in dieser zu kurz gekommen ist, und zwar auf eine Weise, die einem deutschen Schulknaben zur Schande gereichen würde. Hier schien dieß nichts Auffallendes zu seyn, und der auf diese Art Examinirte ist nicht durchgefallen. Er kann jetzt ohne weiteres bis zum Collegienpräsidenten avanciren, wenn der Wind gut bläst, besonders wenn er vom Adel ist oder einen Staatsminister zum Oheim hat!

Ob alle diese Mängel mehr den Universitäten oder der Regierung zur Last gelegt werden müssen, weiß ich nicht. Doch scheinen die erstern noch heutzutage fast nur auf dieselben Mittel angewiesen zu seyn, welche sie seit Jahrhunderten als ihr Privateigenthum besessen haben; aus eigener Kraft dürften sie daher für ihre zeitgemäße Erweiterung, auch mit dem besten Willen, wenig haben ausrichten können. Ohne Zweifel hätten sie jedoch aus eigener Machtvollkommenheit mehr Ernst in den Prüfungen zeigen und mit dringenderen Vorstellungen über die nothwendigen Reformen und Erweiterung der Lehrgegenstände bei der Regierung oder sogar bei den Reichsständen einkommen können. Allein die meisten hiesigen Gelehrten und Universitätsprofessoren scheinen die praktischen Staats - und Cameralwissenschaften entweder gar für gefährlich oder wenigstens nicht für würdig genug zu halten, auf den Universitäten gelehrt zu werden, und mancher lächelt vornehm, wenn man z. B. von Forstwissenschaft oder Polizeiwissenschaft spricht. Es gehört vielleicht diese Ansicht zu den idealen Prätentionen , von denen Geijer in dem in meinem vorigen Brief angeführten Citate gesprochen hat. Die Folgen aber für den Staat und für das Leben sind nichts weniger als idealisch, und thun0243 sich schon längst in mehreren Richtungen dem kund, der die Augen offen hat und sehen will.

Der junge Praktikant, der nicht auf der Universität sich die nothwendigen theoretischen Studien verschafft hat, muß sie entweder später nachholen, oder er wird sie sein Leben lang entbehren. Das erstere kann nur bei den Wenigsten der Fall seyn, da nach dem Eintritt in den praktischen Staatsdienst den Meisten theils die nöthige Muße und Mittel, theils die Lust dazu fehlen muß, zumal da das hier übliche Beförderungssystem keine Aufmunterung zu irgend einer derartigen Anstrengung gibt. Denn eine weitere Prüfung als die bei dem Abgang von der Universität hat der angehende Beamte nicht zu bestehen, oder wenn eine solche dem Namen nach vorkommt, so ist es nur eine leere Formalität, in welcher Niemand, wenn auch noch so unwissend, Gefahr läuft, durchzufallen. Und wie sollte der aus eigenem Antriebe sich wissenschaftlichen Studien widmen, der weder selbst jemals gelernt hat ihre hohe Bedeutung zu begreifen, noch durch die Beispiele Anderer oder durch Aussichten auf leichtere Beförderung, als Lohn seiner Kenntnisse, dazu gespornt wird? Das Höchste, wozu er es vielleicht treiben wird, ist einige Geschäftsfertigkeit und praktische Gewandtheit für den kleinen Dienst, welche für den untergeordneten Beamten hinlänglich seyn mag, in den höheren Stellen aber nicht genügen kann. An einen höheren Geist und Adel in der Verwaltung ist auf diese Weise nicht zu denken. Es liegt dieß auch so fern von den Forderungen, die man sich hier stellt, daß z. B. die schwedische Staatszeitung, um dem Vorwurf der Opposition zu begegnen, daß es der Regierung an einem haltbaren System ermangle, förmlich den Satz aufgestellt hat, daß man in einem constitutionellen Staate, wie Schweden, gar kein System in der Verwaltung fordern könne und dürfe, weil die Regierung nur da sey, um die gegebenen Gesetze zu vollziehen. Und diese bescheidene Ansicht ist in einem officiellen Blatt ausgesprochen worden, welches sonst nicht viel auf dem polemischen Feld hervorrückt.

In der That gilt es auch hier schon als das höchste Lob von einem Beamten, wenn man nur von ihm sagen kann, daß er, wie es heißt, ein gutes Concept hat. Allein nach dem Vorigen ist es kaum zu verwundern, daß selbst dieß ein seltenes Verdienst ist, wie man sich alle Tage überzeugen kann aus den öffentlichen Schriften, welche von den verschiedenen Collegien und Staatsexpeditionen ausgehen, und in welchen selbst für die Sprachrichtigkeit nicht immer am besten und noch weniger für die Logik gesorgt wird. Als Regel wird eine Verschrobenheit des Styls gefunden, welche das selige Reichsdeutsch noch fast übertrifft, und die hier um so unsinniger wird, als sie dem Geiste der kräftigen, aber nicht wortreichen schwedischen Sprache geradezu widerstrebt, während der in dieser Sprache herrschende Mangel an Biegungsformen den wirklichen Sinn doppelt schwer zu fassen, wenn nicht gar unverständlich macht.

Ich habe schon bemerkt, daß es ehrenwerthe Ausnahmen gibt von Männern, welche durch Geist und Wissenschaft über die Menge emporragen; allein es sind deren nur wenige, und sie werden gewiß die ersten seyn, die Wahrheit dieser Schilderung im Allgemeinen zu bezeugen. Es gibt denkende Männer genug, die das Uebel einsehen und bedauern; aber man scheut sich das Gedachte auszusprechen, weil jeder Vorschlag zu Reformen in der Beamtenbildung und zu Schärfung der Prüfungen als ein Vorwurf gegen die jetzige Generation der Angestellten erscheinen muß. Man läßt also lieber Alles in dem Gleise des alten Schlendrians fortgehen, so gut es will. Von welcher Art dieser aber ist, davon können Sie sich eine Vorstellung machen, wenn Sie einige von den Porträts schwedischer Staatsmänner nachlesen, welche neulich von der kundigen Hand E. M. Arndts erschienen sind. Diese Porträts sind zwar eigentlich schon vor dreißig Jahren gezeichnet worden, und mehrere von den Originalen, welche der geistreiche Verfasser damals im Leben sah, sind seitdem vom Schauplatze abgetreten, allein ihr Geist lebt doch zum Theil in treuen Copien fort und andere sind noch jetzt in vollem Wirken. *)Vergl. schwedische Geschichten unter Gustav dem Dritten vorzüglich aber unter Gustav dem Vierten Adolph. Von E. M. Arndt. Leipzig 1839. Mit dem Motto: Von menschlichen Dingen ist doch das Meiste zu beweinen. Unter mehreren Stellen besonders die Seiten 258 - 269. Von den dort geschilderten ist der Seite 263 - 266 gezeichnete Graf Rosenblad der noch jetzt lebende und in demselben Geiste fortwirkende Staatsminister des Innern und der Justiz. Das ebenso geistreiche als belehrende Werk erscheint jetzt auch in einer schwedischen Uebersetzung, und die Zeitungen haben schon mehrere Auszüge daraus mitgetheilt. Die grellen Farben, womit viele Schilderungen der damaligen Zustände aufgezogen sind, können hier nicht anders als sehr unangenehm für Viele seyn, wenn man sich auch die Wahrheit der Thatsachen eingestehen muß. Ich habe bisher im Wesentlichen keine erheblichen Bemerkungen gegen die Zuverlässigkeit des Buchs im Allgemeinen gehört. Zwar hat man mir kleinere Fehlgriffe des Verfassers angezeigt, z. B. daß er bei dieser oder jener Gelegenheit die Namen der Personen verwechselt, daß er einen Grafen zum Freiherrn gemacht hat oder umgekehrt u. s. w. Aber auch von solchen leicht zu berichtigenden Fehlern sollen nur wenige vorkommen, und im Ganzen sind sie unerheblich. Die Beweggründe zu der Sympathie, welche Arndt für die unglückliche Dynastie mehrmals durchblicken läßt, weiß man zu ehren, wenn man sie auch nicht allgemein theilt.

Es wäre nicht schwer den Standpunkt der Mehrzahl der schwedischen Staatsmänner, welche in den letzten Jahrzehnten an der Spitze der Geschäfte gestanden haben, aus den Resultaten der innern Verwaltung nachzuweisen. In der Reconstituirung der Staatsverfassung im Jahr 1809 in der ganzen ökonomischen Gesetzgebung (welche hier der Regierung so gut als allein, fast ohne Mitwirkung der Stände überlassen ist), in dem Prohibitivwesen, in der Verwahrlosung der Bildungsanstalten, in der schlechten Polizei**)Daß der hiesige Polizeidirector, oder wie er hier heißt, Polizeimeister, neulich vom Hofgericht zum Verlust seines Amtes verurtheilt wurde, und dennoch vom König, wie es scheint, in Gnaden entlassen worden ist, ist Ihnen schon durch andere Correspondenzen bekannt. Unter mehreren Willkürlichkeiten, welche sich die hiesige schlecht verwaltete Polizei erlaubt, ist auch eine fast mehr als italienische Prellerei der Fremden im Paßwesen, welche, so viel ich weiß, bisher nicht gerügt worden ist, die aber, wie man mir versichert hat, nicht in den Gesetzen begründet seyn soll. u. s. w. sind die Spuren ihrer Kurzsichtigkeit tief genug eingedrückt, so daß man sie nicht mit Vergrößerungsgläsern aufzusuchen braucht. Aber auch die äußere Geschichte Schwedens in diesem Zeitraum wird einst zu dieser Würdigung Beiträge liefern, welche zum Theil noch nicht der Geschichte anheimgefallen sind. Ueber Einiges beginnt man schon jetzt die Augen zu öffnen, wie z. B. über die Rolle, welche die schwedische Diplomatie in den Jahren 1809 und 1814 in den Friedensschlüssen mit Rußland und Dänemark und in dem Tractat mit jener Macht im Jahr 1812, so wie später in dem vor einigen Jahren famos gewordenen Schiffshandel gespielt hat. Auch die Einsicht von der wahren Natur der Verbindung mit Norwegen gehört hieher, und da dieser Gegenstand ein allgemeines Interesse hat, werde ich vielleicht ein andersmal Gelegenheit haben darauf zurückzukommen.

0244

Griechenland.

Die Kaïrisschen Händel oder vielmehr die ihnen zum Grunde liegenden großartigen politischen Intriguen sind schnell zur Entwickelung gekommen. Indem ich mir vorbehalte, über diese merkwürdige und wichtige Katastrophe in einem andern Briefe zu berichten, stelle ich vorerst aus der Athene (denn der Aeon erscheint seit einigen Wochen nicht mehr) in chronologischer Folge die einzelnen Phasen und Daten der Entwickelung dieses Drama's zusammen. Die Leser der Allg. Zeitung erinnern sich aus frühern Briefen, daß nicht allein eine Anzahl Schüler des Kaïris gegen seine Verketzerung protestirt, und mehr als hundert der angesehensten Bürger von Andros sich mit einer Bittschrift für ihn an den König gewandt, sondern daß auch die Staatsprocuratoren des Appellations - und Cassationshofs die Gesetzlichkeit des gegen ihn vom Cultusministerium eingehaltenen Verfahrens angefochten hatten. In ihrer Nummer nun vom 20 Dec. (1 Jan.) berichtet die Athene bereits, daß der Justizminister Païkos ebenfalls das Verfahren des Hrn. Glarakis als durchaus willkürlich und ungesetzlich bekämpfe; in dem Blatte vom 23 aber überrascht sie ihre Leser mit der Nachricht, daß Abends vorher (am 3 Jan.) in zwei Häusern, bei dem Obersten Stamatelopulos Nikitas (dem berühmten Türkenfresser) und dem hier sich aufhaltenden jonischen Grafen Georg Kapodistrias (jüngstem Bruder des weiland Präsidenten) Haussuchung gehalten, und ihre Papiere mit Beschlag belegt worden seyen. Man habe darunter Actenstücke gefunden, welche die Existenz einer geheimen Gesellschaft, angeblich zur Aufrechthaltung der morgenländischen orthodoxen Kirche, in der That aber zum Umsturze der gegenwärtigen Ordnung der Dinge beweisen; keineswegs aber habe diese Gesellschaft, wie man ausgesprengt habe, die Insurgirung Thessaliens zum Zwecke gehabt. Hr. Zographos habe in Konstantinopel zuerst Anzeigen davon erhalten, und darüber an den Justizminister berichtet. So weit die ersten Nachrichten in der Athene. Ein anheres liberales Blatt (der Volksfreund) von demselben Tage setzt noch hinzu, daß gleichzeitig das königliche Dampfschiff Othon mit einem Staatsprocurator an Bord nach Spezzia und Nauplia abgesegelt, und ein Detaschement berittener Gendarmen zu Lande nach andern Gegenden abgegangen sey, um Verhaftungen vorzunehmen. In ihrer Nummer vom 27 Dec. (8 Jan.) gibt endlich die Athena umständlichere Nachrichten über die ganze Sache, die ich Ihnen hier in extenso übersetze. Der Leading Article des Blattes führt die Ueberschrift: die Napistische*)ναπας, ναπαιοι, ναπ〈…〉〈…〉 δες ist der familiäre Name der Partei, der eben so zufällig und sinnlos ist, wie die englischen Parteinamen. Verschwörung. Eine furchtbare Verschwörung ist am 22 d. in der Hauptstadt von Griechenland selbst entdeckt worden. Doch die göttliche Vorsehung wacht noch über Hellas; sie hat es in dem heiligen Kampfe gerettet, sie beschirmt es noch heute. Die Werkzeuge auch dieser neuen Verschwörung sind von derjenigen Fraction der Griechen, welche seit 1828 fremden Interessen dient, und nicht aufhört, die Ruhe des Staats und selbst die Existenz des Vaterlandes zu bedrohen. Georg Kapodistrias und der Oberst Nikitas Stamatelopulos sind verhaftet worden, und die Untersuchungen zur Entdeckung der zahlreichen Mitverschworenen haben ihren Fortgang. Man hat bei den genannten Männern schriftliche Documente ergriffen, welche ihren höllischen Plan beweisen. Aber was das an sich schon Schlimme noch schlimmer macht, ist das Mittel, welches als Vorwand zur Täuschung der einfältigern Menschen dienen sollte. Und welches ist dieser Vorwand? Der heiligste und kostbarste Besitz des Menschen, die heilige Religion. Im Namen der Orthodoxie wollten die Verschwornen mit Einem Schlage Griechenland zu Grunde richten! Jetzt begreifen wir, weßhalb die Prophezeiungen des Agathangelos und ähnliche herausgegeben und überall verbreitet wurden. Jetzt begreifen wir, auf was die vor drei Jahren verkündigte Weissagung von der Auferstehung des Johann Kapodistrias im Jahre 1840 abzielte! Jetzt begreifen wir, wozu so viele Gerüchte über das Jahr 1840. Jetzt begreifen wir, wozu so viel Lärmen und Geschrei über den unglücklichen Theophilos Kaïris von dem Präsidenten der heiligen Synode und dem Cultusminister Hrn. G. Glarakis erhoben wurde. Jetzt fassen wir es, weßhalb die Rundschreiben der heiligen Synode und des Cultusministeriums ergingen, daß der orthodoxe Glaube zu Grunde gerichtet sey. Jetzt sehen wir ein, weßhalb die verrufene Epikrisis des Hrn. Oekonomos geschrieben wurde. Jetzt begreifen wir, weßhalb Hr. Th. Pharmakides als heterodox verleumdet und aus der heiligen Synode entfernt wurde. Alle diese Dinge zielten heimlich und arglistig auf denselben Zweck ab, auf den Zweck der entdeckten Verschwörung, und sollten dazu dienen, die Gemüther des Volks zu bearbeiten. Welche höllische Rathschläge, welche satanische Plane! Jetzt begreifen wir auch, wozu man die Brigandage im Peloponnes in Bewegung gesetzt hat, und wozu die berüchtigte Verordnung über die Versetzung der Verwandten der Räuber in andere Ortschaften. Die Aufreizung des Volkes zu Mißvergnügen gegen das Haupt des Staats war der Zweck dieser hinterlistigen Machinationen. Der König hat die Untersuchung nicht dem Minister des Innern, Hrn. Glarekas, gegeben, während diesem doch eigentlich die Sorge für die Sicherheit des Staats obliegt; er hat sie dem Justizminister Hrn. Païkos anvertraut; aber so groß auch die Verantwortung ist, die dieser übernommen hat, so wenig Geschicklichkeit hat er gezeigt; und zweifeln wir etwa, weßwegen? Hr. Païkos hat, wie wir hören, in dieser wichtigen Angelegenheit keineswegs den nöthigen Eifer an den Tag gelegt. Er hat sich mit der Haussuchung bei Georg Kapodistrias und Nikitas begnügt, während dieselbe weiter hätte ausgedehnt werden müssen; und die öffentliche Meinung dehnte sie auch wirklich auf Hrn. Oekonomos und auf den Präsidenten der Synode, Bischof von Kynuria, aus. Aber wir sind begierig zu erfahren, welche Personen die Voruntersuchung anstellen werden, wie diese zu Werke gehen, und welche Maaßregeln zu diesem Zweck werden genommen werden. Wir sagen dieß, weil wir wissen, von welcher Faction und von welcher Gesinnung der vor wenigen Tagen bei dem Bezirksgericht in Athen ernannte Staatsprocurator Hr. Tigaldos ist, eben derselbe nämlich, der im Jahr 1834 die Bittschrift der Insurgenten Messeniens abfaßte, und deßhalb vor ein Kriegsgericht gestellt und verurtheilt wurde. Ein solcher Mensch ist zum Staatsprocurator ernannt worden am Abend vor der Entdeckung der Verschwörung! Und wissen wit etwa nicht, woher diese so geeignete Ernennung rührt? Der Staatsprocurator beim Appellationsgericht in Athen, Hr. Balsamakis, von derselben Partei und Gesinnung, rühmt sich, wie man sagt, daß er es war, der seinen Verwandten und Gleichgesinnten Tigaldos empfohlen. Was aber das ganze Publicum in das äußerste Erstaunen gesetzt hat, ist die Beibehaltung des Hrn. Glarakis im Ministerium des Innern. *)Wir haben bereits angezeigt, daß er am 11 Abends entlassen wurde.Wie wird er für die völlige Unterdrückung der Verschwörung sorgen, nachdem er als Theilnehmer daran betrachtet worden ist? Wir0245 machen diese Bemerkung, weil wir als aufrichtige Freunde der öffentlichen Ordnung und Ruhe wünschen, daß das Uebel sogleich aus dem Wege geräumt werde. Indem wir endlich dem allmächtigen Gott für die rechtzeitige Entdeckung der Verschwörung danken, gestehen wir aufrichtig, daß wir fernerhin kein Wort mehr von jenen wohlgesinnten Freunden Griechenlands hören mögen, die ihm dergestalt nachstellen, und durch jegliches Mittel es von neuem von der Landkarte auszutilgen suchen. Aber auf dieses Thema werden wir wieder zurückkommen. (Weitere Auszüge folgen.)

Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten.

V. Treasurysystem, Banken und Anlehen.

(Beschluß.)

Alles dieß weist auf die Nothwendigkeit hin, die Verwaltung der öffentlichen Gelder von den Banken durchaus zu trennen, und auch nicht einmal ihre Noten als Zahlung anzunehmen, da dieß in der Wirkung ganz dasselbe ist, indem, den Fall einer Zahlungseinstellung angenommen, die Ansprüche des Noteninhabers nicht besser stehen als die eines Deponenten. Es ist demnach unerläßlich, daß der Staat nur baares Geld annehme. Man hat dagegen eingeworfen, daß dadurch das Publicum in manche Verlegenheit gesetzt, und ganz zahlungsfähige Banken oft arg bedrängt werden würden. Allein diese Befürchtungen sind sehr übertrieben: das baare Geld beträgt nach den sichersten Schätzungen 85 Mill. D., und davon würden, selbst wenn die vorgeschlagene Veränderung mit Einem Mal eingeführt würde, nach allen bis jetzt gemachten Erfahrungen, nie über 4 bis 5 Millionen dem Umlauf entzogen. Zudem besteht bei weitem die größte Einnahme in Zöllen, und die Kaufleute haben volle Gelegenheit, die Zahlungsanweisungen, welche die Regierung auszustellen pflegt, an sich zu bringen, und ihre Zölle auf diese Weise abzutragen. Von 20 Mill., die im Laufe des Jahres von Zollbeamten und Einnehmern erhoben wurden, blieben ihnen nie über 1 1 / 2 Mill. in der Casse, und von den 15 Mill., welche der Zolleinnehmer von New-York allein erhob, hatte er während einer Woche im Durchschnitt nie eine halbe Million baar vorräthig. Noch weniger Ungelegenheiten würde die Forderung veranlassen, daß alle angekauften öffentlichen Ländereien baar bezahlt würden: solche Ankäufe, wenn sie nicht auf Speculation gemacht werden, sind einzelne Transactionen, die von derselben Person nur selten wiederholt werden, und es ist eine Thatsache, daß während der letzten anderthalb Jahre, wo doch die Noten zahlungsfähiger Banken angenommen wurden, mehr als die Hälfte dieser Zahlungen in baarem Gelde geschah, mehr als man bei der stufenweise einzuführenden Baarzahlung in drei Jahren verlangen würde. Sollte auch der befürchtete Fall eintreten, daß der Staatsschatz einmal eine zu große Menge baaren Geldes aus dem Umlauf zöge, so stehen dem Congresse jeden Augenblick Abhülfsmaaßregeln zu Gebot.

In einem so handeltreibenden Lande, wie die Vereinigten Staaten, werden wahrscheinlich Banken unter irgend einer Form immer existiren, desto nöthiger ist es aber, die Uebel, die sie erzeugen, zu mildern, ihnen so schnell als es sich mit den eingegangenen Verbindlichkeiten und den öffentlichen Interessen verträgt, den ungebührlichen Charakter von Monopolien zu nehmen, durch kluge Gesetze so viel möglich die gefährlichen Lockungen und Gelegenheiten zu beseitigen, von denen sie allenthalben umlagert sind, und sie streng auf die Erfüllung ihrer ersten Pflicht zu beschränken, nämlich die, den Handel in seinen Operationen zu unterstützen. Dieß ist hauptsächlich die Sache der einzelnen Staaten, das Verfahren der Unionsregierung aber hinsichtlich ihre Einnahme, nämlich die Aufbewahrung derselben in einem besondern, unabhängigen Schatzamt, und die Erhebung in Gold und Silber wird einen heilsamen Einfluß üben auf das System des Papiercredits. Manche glauben zwar, eine Nationalbank sey das beste Mittel eine solche Controlle zu üben, aber abgesehen von den constitutionellen Einwürfen gegen die Errichtung einer solchen, spricht auch die Erfahrung dagegen. Die Geschichte der ehemaligen Nationalbank in allen ihren Wandlungen zeigt, daß sie zu allen Perioden, wo ausschweifende Bankoperationen statt fanden, selbst den Reigen führte: so geschah es in den Jahren 1817 u. 1818, in den Jahren 1823, 1831 und 1834, und im Jahr 1837 stellte sie mit den andern ihre Zahlungen ein, obwohl die zwei Jahre, welche man ihr zur Einlösung ihrer Noten gestattet hatte, noch nicht verstrichen waren, und eine bedeutende Masse von Noten noch aussteht. Im Besitz eines ungeheuren Capitals und des freien Gebrauchs aller Einkünfte der Regierung besaß sie mehr Macht als andere, und doch theilte sie deren Schicksal, nur mit dem Unterschied, daß eben die Größe ihrer Geschäfte eine so ungeheure Verwirrung und so viel Unglück erzeugte, wie die falsche Leitung kleinerer Banken nie hatte erzeugen können. Es ist kaum zu bezweifeln, daß die neuere Suspension der Vereinigten-Staaten-Bank in Pennsylvanien, deren Wirkungen sich über die halbe Union ausbreiteten, ihren Ursprung in einem Geschäftsgang hatte, der schon zur Zeit begann, wo sie noch ein Nationalinstitut war. Auch in andern Ländern ist es auf gleiche Weise ergangen: die Bank von England hat außerordentliche Schwankungen im Geldwesen nicht verhindert, und ihre Suspension der Baarzahlungen hat fast ein Vierteljahrhundert gedauert.

Der Handel und das Geldwesen haben durch die Operationen der Banken schwer gelitten, sie haben die Constitution welche den einzelnen Staaten verbietet, Geld zu schlagen, Schatzkammerscheine (bills of credit) auszugeben, und etwas anderes, als Gold und Silber zu Zahlungsmitteln zu machen nicht dem Wortlaut, aber der Sache nach verletzt, indem durch die Privilegien, welche die Staaten den Banken ertheilt haben, ihre Zettel zur Währung (currency) des Landes gemacht wurden. Es ist jedoch die Frage, ob die Unionsregierung, so nützlich und nöthig es auch in diesem besondern Fall seyn möchte, das Recht hat, hier selbst einzuschreiten, aber ohne Zweifel werden die Staaten selbst die geeigneten Gegenmittel anwenden, da die Ereignisse der letzten Jahre eine allzustarke Aufforderung geben, als daß man sie mißachten könnte. Eine strenge Ausführung der jetzt schon bestehenden Gesetze der meisten Staaten würde viele der gegenwärtigen Uebel beseitigen, und die Banken abhalten, aufs Neue in solche Fehler zu verfallen, zu deren Wiederholung nur ihre Ungestraftheit sie ermunterte. Das falsche System der Banken hat einem großen Theile des Volks und der Staaten eine ungeheure fremde und einheimische Schuld aufgeladen. Die fremde Schuld beträgt kaum weniger als 200 Mill. D. wofür mehr als 20 Mill. D. Interessen gezahlt werden müssen; dieß muß vermittelst unserer Ausfuhr bestritten und natürlicherweise die Einfuhr um eben so viel vermindert werden, oder das Land geräth von Jahr zu Jahr tiefer in Schulden. Hier helfen kein Auskunftsmittel, keine Erschaffung neuer Banken, keine stärkern Papierausgaben schon bestehender, sondern nur die strengste Sparsamkeit im Staats - wie im Privathaushalt. Die Nationalehre wie die Gerechtigkeit erfordern, daß die Verbindlichkeiten der Staaten, der Corporationen und der Individuen aufs Pünktlichste gehalten werden, und die reiche Ernte dieses Jahres wird hiezu mitwirken, wie überhaupt0246 der Reichthum des Bodens und die Thätigkeit des Volks reichliche Mittel liefern werden, um mit der Zeit sich der Schuldenlast gänzlich zu entledigen.

Dieß ist der wesentliche Inhalt desjenigen Theils der Botschaft, der von den Banken und den fremden Anlehen handelt; doch konnte der Präsident diesen so umfassend besprochenen Gegenstand nicht fallen lassen und die Botschaft nicht schließen, ohne auch noch diejenigen zu charakterisiren, welche in Amerika selbst durch die Bankinstitute sich einen permanenten Einfluß und eine Art aristokratischer Stellung zu sichern suchten; dieß ist die Stelle, wo er als Parteimann spricht. Daß im Laufe neuerlicher Ereignisse an manchen Orten Zweifel, an einigen eine hitzige Opposition gegen jede Aenderung sich erhob, kann uns nicht in Erstaunen setzen. Zweifel sind die gewöhnlichen Begleiter aller Reformen, und es liegt hauptsächlich in der Natur solcher Mißbräuche, wie wir sie erfuhren, daß sie ihre Gewalt durch eben den Einfluß, den man sie erwerben ließ, fortzupflanzen suchen. Es ist das Resultat, wo nicht der Zweck, für die Minderzahl ein Uebergewicht über die Mehrzahl zu erringen, indem man sich ein Monopol im Geldwesen sichert, um in der Gesellschaft eine Kette von Abhängigkeit zu erzeugen, welche alle Classen veranlaßt, von priveligirten Associationen die Mittel zu ausschweifenden Speculationen zu erwarten statt der männlichen Tugenden, welche die menschliche Natur ehren, ein hungriges Bestreben nach luxuriösen Genüssen und plötzlichem Reichthum zu erzeugen, welche die, die darnach haschen, abhängig macht von denen, welche die Mittel dazu liefern, an die Stelle republicanischer Einfachheit und sparsamer Sitte eine krankhafte Begierde nach weibischer Genußsucht zu setzen und jene unbesonnene Verschwendung hervorzurufen, welche die fleißigen Völker fremder Länder in Armuth und Sklaverei gestürzt hat, und endlich, statt der gleichen politischen Rechte, deren Erringung der Zweck und die vermeintliche Belohnung unsers revolutionären Kampfes war, ein System ausschließlicher, durch eine parteiische Gesetzgebung ertheilter Privilegien zu setzen.

[320-21] Einladung an sämmtliche Künstler des In - und Auslandes zur Theilnahme an der schweizerischen Kunstausstellung im Jahre 1840.

Im Laufe des Sommers 1840 wird von den Künstlergesellschaften und Kunstvereinen der nachbenannten drei Schweizer-Städte eine gemeinschaftliche Kunstausstellung veranstaltet, welche in Basel während des Monats Junius, in Bern vom 15 Julius bis 15 August, und in Zürich während des Septembers eröffnet seyn wird; und es werden zu dem Ende die verehrl. Künstler des In - und Auslandes um gefällige Zusendung ihrer Arbeiten ersucht.

Die Vereine der genannten drei Städte können sowohl aus eigenen Mitteln, als von Seiten des übrigen Publicums und durchreisender Fremden, Hoffnung auf nicht ganz unbedeutenden Absatz geben.

Die Bedingungen, woran sich die verehrl. HH. Einsender genau halten wollen, sind folgende: 1) Es werden bloß Originalarbeiten lebender Künstler und innerhalb Jahresfrist verstorbener Schweizerkünstler angenommen.

2) Portofreiheit genießen nur Künstler bei eigenen Arbeiten, und zwar tragen die Vereine die Kosten der Her - und Rückfracht auf die Entfernung von 60 Stunden von der Schweizergränze und bis zu dem Bruttogewicht von 100 neuen Schweizer Pfunden oder[50]Kilogrammen per Kiste. Bei größerer Entfernung und schwererem Gewicht muß mit dem betreffenden Vereine besonders unterhandelt werden. Sendungen von Kunstwerken zur Post werden nur frankirt angenommen Auch geschehen die vor Ende des Turnus verlangten Rücksendungen auf Kosten des Eigenthümers.

3) Die Verpackung muß von den Einsendern nach folgender Vorschrift geschehen: größere, 3 Quadratfuß überschreitende Werke dürfen nur einzeln in eine Kiste verpackt werden. Die Kisten der Gemälde müssen inwendig mit Papier ausgeklebt, an den vordern Rändern schwarz angestrichen und das Gemälde mit Schrauben darin befestigt seyn, so daß es mit der Kiste aufgestellt werden kann. Auch der Deckel ist mit Schrauben zu befestigen. Mangelt eines dieser Erfordernisse, so wird es auf Kosten des Einsenders angeschafft. Endlich ist jeder Zusendung eine genaue Bezeichnung des Gegenstandes, des Verfertigers, des festen Preises und der endlichen Bestimmung im Falle des Nichtverkaufs beizufügen.

4) Die Versendungen geschehen auf Gefahr des Eigenthümers, wohl aber macht man sich die sorgfältigste Behandlung und Spedirung zur Pflicht.

5) Die Einsendungen müssen so zeitig befördert werden, daß sie spätestens am 15 Mai 1840 in Basel, am 1 Julius in Bern und am 15 August in Zürich eintreffen. Wenn dieselben nicht zu obigen Terminen an den bezeichneten Orten eingehen, so haben die0247 Vereine keine Verpflichtung, die Einsendungskosten zu tragen. Die Zusendungen nach Basel sind an den Basler Kunstverein, nach Bern an die Commission des Berner Kunstvereins, und nach Zürich an die Züricher Künstlergesellschaft zu richten.

6) Allzugeringe Producte, welche von dem betreffenden Vereine für unwürdig der Ausstellung befunden werden, werden dem Einsender auf seine Kosten zurückgeschickt. Basel, den 18 Januar 1840.

Namens des Basler Kunst-Vereines, der Vorsteher: Felix Sarafin.

Der Secretär: L. August Burckhardt, J. U. D.

[325-26] Bekanntmachung, Dividendenzahlung für die Actien der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft betreffend.

Von dem Directorium der königl. priv. Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft wird hiemit bekannt gemacht, daß die Dividende für das Verwaltungsjahr 1839 nach dem Ergebniß der Rente auf 16 1 / 2 Proc. festgesetzt worden ist und daß, nach Abzug der bereits bezahlten halbjährigen fixen Dividende von 6 Proc., die übrigen 10 1 / 2 Proc. pro Actie gegen die quittirten Coupons vom 31 d. M. an bei dem Handlungshause Georg Platner dahier ausbezahlt werden. Nürnberg, den 27 Januar 1840.

Scharrer.

[5603-4] Edictal-Citation.

Der am 31 October 1764 geborne Gärtnergeselle Martin Bauhof von Hainhofen d. G., welcher gemäß Protokolls vom 27 März 1807 ein auf dem Anwesen der Sattlerswittwe Primus zu Hainhofen hypothekarisch versichertes Vatergut von 556 fl. 37 kr. besitzt, wird schon seit mehr als 40 Jahren vermißt.

Auf Antrag der Wittwe Primus wird nun Martin Bauhof oder dessen allenfallsige rechtmäßige Nachkommenschaft aufgefordert, sich binnen sechs Monaten, von heute an gerechnet, um so gewisser bei dem unterfertigten Landgerichte zu melden, und über die Persönlichkeit auszuweisen, als außerdem Martin Bauhof als ohne rechtmäßige Nachkommen verstorben betrachtet und behufs der Löschung der für sein Vermögen auf dem Anwesen der Wittwe Primus bestellten Hypothek nach Lage der Acten das Weitere veranlaßt werden würde.

Göggingen, den 10 December 1839.

Königliches bayer. Landgericht.

Reiber.

[245]

So eben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Kurze Betrachtungsreden auf die heilige Fastenzeit.

Zur Belehrung und Erbauung für katholische Christen. Von dem Verfasser: Schritte zur vollkommenen Liebe Gottes. Ein Beitrag zu den Predigten: Jesus und Maria.

gr. 8. geh. 36 kr. oder 9 gr.

Wir erlauben uns darauf aufmerksam zu machen, daß alle theolog. Journale die wärmste Empfehlung geben; so sagt der Religionsfreund: Aus den beliebten und werthvollen Erbauungsschriften, welche das kathol. Volk bereits aus der Hand des Hrn. Verfassers erhalten hat, läßt sich schon auf den gesunden Inhalt dieser Betrachtungsreden schließen. Und wer so schließt, urtheilt in der That nicht unrichtig; denn wir finden hier die Lehre der katholischen Kirche unverkümmert in einer für Alle verständlichen Sprache gegeben. Wir wünschen von Herzen dessen allseitige Verbreitung, indem wir des festen Glaubens sind, daß es nur Gutes stiften wird.

Den Inhalt bilden acht Vorträge: Vorbereitungsrede zu der heil. Buß - und Fastenzeit. Von den Versuchungen. Jesus am Oelberge. Jesus in der Geißelung. Jesus in der Krönung. Jesus in seiner Kreuztragung. Von der Vorbereitung zu der heil. Communion. Ueber die letzten Worte Jesu am Kreuze.

[294] Wunsch bezüglich der allgem. Bibliographie für Deutschland.

Mit Sehnsucht erwarteten viele Bücherliebhaber am Schluß des Jahres 1838 über die allgemeine Bibliographie für Deutschland nebst dem Namens-Register, das viel wichtigere scient fische Register. Aber nun ist selbst das Jahr 1839 geschlossen und kein solches für 1838 erschienen. Wohl gerne hätte jeder Liebhaber dafür die, vorhin nicht bestandenen, im Jahr 1839 beigelegten Interims-Register der Redaction erlassen. Ist denn von der Gefälligkeit des Hrn. Brockhaus für seine Abonnenten nicht zu hoffen, daß diese scientifischen Register für 1838 und 1839, so wie ehehin 1835, 1836, 1837, nachgetragen werden?

Wien, am 15 Januar 1840.

Wortimsky.

[314]

Vom 1 Januar 1840 ab erscheint im Verlage des Unterzeichneten: Allgemeine Preß-Zeitung.

Blätter für Preßgesetzgebung und Rechtspflege, litterarischen Verkehr und Bücherkunde.

Redigirt unter der Leitung von Dr. Julius Eduard Hitzig, der Zeit Vorsitzendem in dem litterarischen sachverständigen Verein für die preußischen Staaten in Berlin.

Jährlich 104 Nummern hoch 4.

Mit den Beiblättern: Bibliographie der in - u. ausländischen Litteratur.

Wissenschaftlich geordnetes Verzeichniß der in Deutschland und dem Auslande neu erscheinenden Bücher.

Nebst Feuilleton und Uebersichten.

Jährlich 52 Nummern in hoch 4.

Recensionen-Verzeichniß.

Uebersicht sämmtlicher in deutschen und ausländischen Zeitschriften recensirten, in Deutschland erschienenen Bücher.

Mit Namenregister der Verfasser u. Verleger.

Jährlich 52 Nummern hoch 4.

Preis für jährlich 208 Nummern 8 Thaler.

Alle Buchhandlungen und Zeitungsexpeditionen, wo auch Probenummern und Prospecte auf Verlangen gratis zu haben sind, nehmen Bestellungen an.

Einzeln kostet die Preß-Zeitung (104 Nummern) jährlich 4 Thlr.

Einzeln kostet die Bibliographie (52 Nummern) jährlich 3 Thlr.

Einzeln kostet das Recensionen-Verzeichniß (52 Nummern) jährlich 3 Thlr.

Passende Beiträge werden franco mit der Post unter Adresse der Redaction entweder an Hrn. Director Dr. J. E. Hitzig in Berlin oder an die Verlagshandlung gesandt, angemessen honorirt, im Falle der Nichtannahme aber dem Einsender möglichst bald zurückgesandt.

Leipzig, im December 1839.

J. J. Weber.

0248

[308]

Im December 1839 ist erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: Genealogisch-historisch-statistischer Almanach.

Siebenzehnter Jahrgang, für das Jahr 1840.

Enthaltend: die Genealogie der europäischen und außereuropäischen Regentenfamilien, der mediatisirten Standesherren und der deutschen Fürstenhäuser, die in den deutschen Bundesstaaten begütert sind; statistische Uebersichten des Areals und der Volksmenge der ganzen Erde, der einzelnen Staaten und Theile derselben, nebst Zuwachs und Abgang, Benutzung und Vertheilung; der Religionsverhältnisse, Unterrichtsanstalten und ihre Frequenz; der Finanzen und der Land - und Seemacht; der Staatsverfassungen und der Namen der Präsidenten der Kammern, oder der Landstände; der Hof, mit den Namen der vornehmsten Beamten; den Titel der Regenten; Beschreibung des Wappens; die Ritterorden; die obersten Staatsbehörden und das diplomatische Corps mit den Namen der Beamten u. s. w.; nebst 9 statistischen Tabellen.

Der historische Theil ist in geschichtlichen Ueberblicken bei den einzelnen Staaten geliefert und der Preis, der größern Bogenzahl ungeachtet, nicht erhöht worden.

992 Seiten, gr. 16. cartonnirt 2 Thlr. oder 3 fl. 36 kr. rhein.

Landes-Industrie-Comptoir zu Weimar.

[26]

In der Unterzeichneten erscheinen und werden demnächst an alle soliden Sortimentshandlungen versandt werden: Robert Burns Gedichte.

Uebersetzt von Phil. Kaufmann.

Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[303]

Im Verlage von Fr. Hentze, Buchhändler in Berlin, erscheint jetzt und kann durch jede Buchhandlung bezogen werden: Der Freimüthige.

Ein Unterhaltungsblatt für gebildete Leser für 1840.

(37ster Jahrgang.)

Wöchentlich 3 Nummern; so wie öfter ein Litteraturblatt und litterarischer Anzeiger.

Preis des Jahrgangs nur 6 Rthlr.

Die gediegene innere (wie äußere) Ausstattung, für deren Herstellung die tüchtigsten Männer gewonnen sind, wird diese Zeitschrift in dem ihr zu Theil gewordenen bisherigen Beifall zu erhalten wissen! Man bittet alle Bestellungen für Lesecirkel etc. bald zu machen.

[218] Von dem Allgemeinen Theater-Lexikon oder Encyklopädie alles Wissenswerthen für Bühnenkünstler, Dilettanten und Theaterfreunde,

herausgegeben von R. Blum, K. Herloßsohn und H. Marggraff, ist so eben das bis Devise reichende 6te Heft, das letzte des zweiten Bandes, versendet worden. Noch werden drei Bände erscheinen und das Werk zu Anfang 1841 bestimmt vollendet werden. Das Theater-Lexikon umfaßt die Geschichte und Technik des Bühnenwesens in Originalartikeln, von den sachkundigsten Schriftstellern Deutschlands bearbeitet, in einer bis jetzt noch nicht bekannten Vollständigkeit und Gründlichkeit, gibt außerdem belehrende Artikel über Aesthetik, Declamation, Musik, Tanzkunst, Mythologie, Allegorie und andere Hülfswissenschaften der dramatischen Kunst, so weit sie diese betreffen, und enthält einen Schatz der interessantesten Biographien ausgezeichneter Bühnenkünstler und Bühnenschriftsteller, und Monographien der einzelnen Theater. Für jeden Künstler vom Fach und für jeden Theaterfreund ist daher diese Encyklopädie des Theaterwesens das vollständigste Handbuch, reichhaltiger als jedes ähnliche Werk. Schon diese ersten beiden Bände enthalten eine so große Anzahl der vorzüglichsten auf das Theater in technischer, geschichtlicher und anderer Hinsicht bezüglichen Artikel, daß uns der Raum nicht gestattet, hier auch nur eine kleine Auswahl zu treffen; wir beschränken uns daher hier bloß, mit Uebergebung aller Biographien, unter denen die Baders, der Bauer Crelinger, Dessoir und vieler Anderer, auf die Anführung folgender: Alte Bühne, Amerikanisches Theater, Attitude, Augsburg, Berlin, Braunschweig, Costume, Coulisse, Decoration, Deutsche Bühne. Uebrigens hat das Theater-Lexikon den allgemeinsten Beifall gefunden und die meisten kritischen Blätter sprechen sich belobend und anerkennend über dasselbe aus.

Der Band von 3 Heften kostet 1 Rthlr. oder 1 fl. 45 kr. rhn.

Altenburg und Berlin, im Januar 1840.

Expedition des Theater-Lexikons: H. A. Pierer. C. Heymann.

[221]

Die Unterzeichnete hat sich entschlossen, aus dem Nachlaß ihres sel. Mannes, des Zeichnungslehrers J. S. Baumeister zu Gmünd, den verehrlichen HH. Kunstverlegern zum Kauf anzubieten: 1) Galerie der Familienbilder des hochfürstlichen Hauses Hohenzollern, bestehend in 25 Abbildungen der Grafen und Fürsten dieses Hauses mit kurzen biographischen Notizen, nach den im hochfürstlichen Schlosse zu Hechingen befindlichen Originalien bearbeitet, in flüchtigen Umrissen auf Kupfer radirt, zum Coloriren, dem König von Preußen dedicirt ein für den Genealogen und Alterthumsforscher interessantes Werk: 2) Abbildungen der in der Klosterkirche zu Lorch befindlichen, nun fast erloschenen Wandgemälde der Kaiser aus dem Hause Hohenstauffen, gleichfalls im Jahre 1806 auf Kupfer in Umrissen radirt und mit kurzen historischen Bemerkungen begleitet, und 3) eine in flüchtigen Umrissen bearbeitete, auf Kupfer radirte Abbildung der Burgruine Weibertreue bei Weinsberg, zum Coloriren.

Berg bei Stuttgart, im Januar 1840.

Wittwe Baumeister.

[5646]

Durch alle Buch - und Landkartenhandlungen ist von mir zu beziehen: Grundriss der Stadt Hamburg.

Entworfen von E. F. Bernhardt, mit Nachträgen von R. Kerner und F. E. Schuback.

Mit einer Uebersichtstabelle.

Gr. Royalfolio. (Hamburg, 1839.)

1 Thlr. 12 gr.

Leipzig, im December 1839.

F. A. Brockhaus.

[223]

Bei Karl Heymann in Berlin, Heiligegeist-Straße Nr. 7, ist erschienen und in allen guten Buchhandlungen Oesterreichs, Süddeutschlands und der Schweiz zu haben: Die vierte vermehrte und verbesserte Auflage der merkwürdigen Schrift: Enthüllung des räthselhaften Wesens der Unterleibskrankheiten, nebst einer neuen und naturgemäßen Heilmethode der Hämorrhoiden, Hypochondrie, Hysterie und Gicht. Für gebildete Nichtärzte von Dr. M. Strahl, praktischem Arzt und Accoucheur in Berlin. 8. Velinp. brosch. 1 Rthlr. 1 fl. 30 kr. C. -M. oder 2 fl. rhn.

Die Resultate, welche der Verfasser selbst durch briefliche Behandlung erzielt, setzen die Wirksamkeit seiner Methode außer allen Zweifel. Viele Hunderte von Unterleibskranken haben ihm ihre Heilung, neuen Lebensmuth und neue Lebensfreuden zu verdanken und dieß in ihren Zuschriften mit dem lebhaftesten Dankgefühl ausgesprochen. Die Beantwortung des dem Buche beigegebenen Fragenschema's genügt, um die Behandlung im Wege der Correspondenz einzuleiten.

[219-20] Reisestelle-Gesuch.

Für einen soliden jungen Mann von guter Familie, der auch auf Verlangen Caution leisten kann, wird eine Reisestelle in Colonial - oder Materialwaaren gesucht. Briefe mit der Chiffre B. X. Z. befördert die Expedition der Allg. Zeitung.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 14817 tokens; 5020 types; 104789 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 26. 26. Januar 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

Editorial statement

Editorial principles

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;

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ShelfmarkDWB 1996/32
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