PRIMS Full-text transcription (HTML)
0265
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 34.
3 Februar 1840.

Großbritannien.

Die bedeutenden Stürme, die in den ersten Tagen voriger Woche längs der ganzen englischen und westfranzösischen Küste herrschten, haben uns die Londoner Post vom 27 Jan. wieder verspätet. Nicht nur am Strand, sondern auch tiefer im Lande, hat der Orkan beträchtlichen Schaden angerichtet, unter Anderm an den Londoner Parks.

Bei der russischen Gesandtschaft sind ein Schmuckkästchen mit Diamanten und mehrere kostbare Pelze eingetroffen, die als ein Hochzeitgeschenk des Kaisers und der Kaiserin von Rußland für Königin Victoria bestimmt sind.

Die ministeriellen Blätter vom 25 äußern sich hinsichtlich der auf den 28 Jan. anstehenden Motion Sir J. Y. Bullers, das Unterhaus möge erklären, daß es zu Ihrer Maj. jetziger Regierung kein Vertrauen habe, ohne alle Aengstlichkeit. Sie getrösten sich der Aussicht, daß es von Seite der Tories auf ein bloßes speechifying, ein Redenhalten ohne praktisches Resultat abgesehen sey, da es den Klügeren unter ihnen, Peel voran, unter den jetzigen Umständen gar nicht Ernst damit seyn könne, die Regierung, selbst wenn sie es im Stande wären, zu stürzen. Auch rechnen die Toryblätter selbst auf keine Majorität, sondern nur auf eine nahe an Stimmengleichheit hinanreichende Minorität. Das M. Chronicle weist darauf hin, wie Sir R. Peel wegen seines wackern Benehmens in der parlamentarischen Privilegiumsfrage von den Blättern seiner eigenen Partei mißhandelt werde, und meint, derselbe könne es kaum wünschenswerth finden, von den engherzigen Thoren, welche die große Mehrzahl dieser Partei bilden, denen er aber nun einmal seine Seele verschrieben habe, nochmals zur Regierungsgewalt emporgehoben zu werden.

Das ministerielle M. Chronicle bemerkt: Der Courrier français kommt auf Hrn. Thiers 'Rede und die englisch-französische Allianz zurück, welche die tägliche Zielscheibe der legitimistischen, republicanischen und bonapartistischen Journale in Frankreich geworden ist. Mit großer Gewandtheit erörtert der Courrier alle Unmöglichkeiten und Nachtheile eines Bündnisses zwischen Frankreich und Rußland, so wie andrerseits die Identität der Interessen und Gesinnungen, welche Frankreich an England binde. Nur wenige Engländer kann es geben, die von dem Wort solcher Redner wie Thiers und solcher Publicisten wie diejenigen, die im Courrier für ein enges Bündniß zwischen uns und den Franzosen argumentiren, sich nicht tief ergriffen fühlen; gleichwohl können wir nicht verhehlen, daß unsere Erwartungen von den Resultaten dieses Bündnisses mit jedem Tage minder und minder sanguinisch werden. Die von Mehemed Ali am rothen Meer eingenommene Stellung und der ihm von Frankreich geleistete eifrige Beistand, der keinen andern Zweck hat, als den Verkehr Englands mit seinen indischen Besitzungen zu hindern, das sind Thatsachen, die durch kein Raisonnement, durch keine guten Wünsche in anderm Sinn aufgehoben werden können. Und sowohl Hr. Thiers als der Courrier sind dafür, das ägyptische Reich in seiner Rivalität und Feindschaft gegen die Türkei und England aufrecht zu halten. Um vom Osten auf den Westen zu kommen auf ein Land, das ebenfalls Gegenstand eines englisch-französischen Bündnisses war, auf Spanien nämlich, so wurde Don Carlos, wie sich unlängst ein deutscher Publicist ausdrückte, aus jenem Lande nicht etwa durch die Bemühungen der Quadrupelallianz, sondern einzig durch die Fügung der göttlichen Vorsehung vertrieben. Und was ist Frankreichs Streben in Spanien? Zu restauriren, wenn nicht den Don Carlos, doch denselben Regierungsgeist, der mit Don Carlos zur Herrschaft gelangt seyn würde. Frankreich hat die Königin angeleitet, der Nation und den Cortes Trotz zu bieten, sich mit den Carlisten zur Wiederherstellung der Mönche zu verbinden. Ein von der Nation unterstütztes französisches Ministerium thut das in Spanien, während im Orient seine Anstrengungen dahin gehen, sich unserer Politik zu widersetzen und unsere Flotte an numerischer Stärke zu überbieten. Unter solchen Umständen müssen wir, wenn nicht unsere Hoffnungen, doch unser Urtheil über die Thunlichkeit (feasibility) dieser englisch-französischen Allianz suspendiren.

Als die Kriegsschiffe, die bestimmt sind, von England aus zu Admiral Maitlands Geschwader in den indischen Gewässern zu stoßen und mit ihm gemeinsam gegen China zu agiren, nennt man den Blenheim von 72, die Blonde von 46, die Andromache von 28 Kanonen. (Letztgenanntes Schiff war, wenn wir nicht irren, eines von den beiden, die schon vor einigen Jahren in einem Streithandel mit den Chinesen die Bocca Tigris forcirten.) Diese Schiffe werden eine große Menge platter Fahrzeuge zur Truppenausschiffung mitnehmen. Auch eine große Anzahl Kanonierschaluppen, die nicht tief ins Wasser gehen, wird ausgerüstet, weil oberhalb Whampoa der Fluß, der nach Canton führt, nur 11 Fuß Tiefe hat, was die gewöhnlichen englischen Fahrzeuge hindert, in den Hafen einzulaufen,0266 ohne die Kanonen auszuladen. Die zur Einschiffung an Bord der Blonde beorderte Artillerieabtheilung nimmt Congreve'sche Raketen, Bomben und andere Wurfgeschosse mit. Die Bewaffnung dieser Artilleristen ist neu, und wird von der United Service Gazette als sehr praktisch belobt. Statt Muskete und Bajonnet dient ihnen ein ganz leichter Carabiner und ein kurzes, gerades, vorn zweischneidiges Schwert, dessen Rücken eine Säge bildet. An Bord des Blenheim werden 60 überzählige Marinesoldaten mit einem Officier eingeschifft. (Folgende Notiz über die Militärverfassung China's dürfte im jetzigen Augenblick nicht ohne Interesse seyn. Die Oberleitung des Heers hat der Kaiser, unter dem Kriegsmandarinen stehen. Der Mandarin, der in des Kaisers Namen den Oberbefehl führt, hat eine Leibwache von 5000 Mann zu seiner Verfügung. Die Reiter haben den doppelten Sold der Fußgänger, die Pferde erhalten sie vom Kaiser. Die Disciplinarstrafe bei den chinesischen Soldaten sind Stockschläge, bei den tartarischen wie bei den englischen Peitschenhiebe. In den wichtigen Plätzen liegen Garnisonen, und außerdem in jeder Provinz 15 bis 20,000 Mann. Die Seemacht China's ist noch auf dem Standpunkte, wie vor 200 Jahren. Einige wenige englische Kriegsschiffe könnten die ganze chinesische Marine zerstören. Die chinesischen Soldaten sind gut disciplinirt, aber verweichlicht. Die Armee soll gegenwärtig etwa eine Million Fußgänger und 800,000 Reiter zählen (?), unter welcher Zahl indeß die Tartaren mitbegriffen sind.)

Professor Wheatstone's elektro-magnetischer Telegraph war seit den letzten beiden Monaten, bei allen Eisenbahnfahrten auf der Bahn zwischen Drayton, Hanwell und Paddington (in einer Entfernung von 20 englischen Meilen) beständig in Thätigkeit; die Great-Western-Eisenbahncompagnie hatte zu Gunsten des Unternehmens eine Geldunterstützung bewilligt. Sobald die ganze Eisenbahnlinie vollendet ist, wird sich die Telegraphenlinie von Paddington (bei London) bis nach Bristol erstrecken, und die Nachrichten können dann von der einen nach der andern Stadt in ungefähr 20 Minuten befördert werden. Die Dräthe befinden sich in eisernen Röhren, nicht in Holz, wie es früher geschah; da mehrere Dräthe vorhanden sind, so können verschiedene Anstalten und Behörden ihre eigenen haben, wenn sie einen verhältnißmäßigen Beitrag zahlen. Es ist jetzt kein Zweifel mehr, daß die Sache gelingen wird.

Frankreich.

Prinz Joinville ist am 27 Jan. Abends in Paris eingetroffen.

Der Moniteur widerspricht der Angabe, daß der Präfect von Arriège, von der Regierung berufen, in Paris angekommen sey. Der Präfect sey nicht nach Paris berufen und habe Foix nicht verlassen.

* Am 29 Jan. fand Versammlung der Deputirten in den Bureaux statt. Hr. Guizot kam früher als gewöhnlich in den Conferenzsaal und empfing die Glückwünsche zu seiner angeblichen Ernennung für die englische Botschaft. Es heißt, er werde unverzüglich abreisen. Die Commission für den Rentenconversionsentwurf hat nach langen von dem Finanzminister gegebenen Erläuterungen mit 7 gegen 2 Stimmen sich für die Zeitgemäßheit ausgesprochen. Die Commission für Algerien hat einen Gegner der Colonisirung Algiers, Hrn. v. Tracy, zum Präsidenten, Hrn. Ducos zum Secretär ernannt.

(Commerce.) Diesen Abend (29) ist nur von dem Entlassungsgesuche des Ministeriums die Rede. Das ostensible Motiv des Mißklangs zwischen dem Ministerium und der Krone wäre die Weigerung der Abberufung des Hrn. v. Sebastiani und der Einberufung der Beurlaubten (semestriers). Da das Cabinet diese zwei Punkte nicht habe durchsetzen können, so habe es seine Entlassung eingereicht. Auf diese Nachricht hätten sich die verfügbaren Ehrgeizigen gerührt; die HH. v. Molé, Guizot und Thiers hätten erklärt, daß jeder von ihnen ein neues Ministerium anzubieten bereit sey. Die Wagschale hätte für Hrn. Thiers geneigt geschienen, der den Marschall Soult behalten und ihn überreden wolle, das Kriegsministerium anzunehmen. Ein Mitglied des austretenden Ministeriums, von diesem Umstande benachrichtigt, hätte aber bei dem Marschall angefragt, ob er erlaubt habe, daß man über ihn verfüge, und der Marschall habe darauf erklärt, daß er sich nicht von seinen Collegen trennen wolle. Gleichwohl scheint es, daß in der Zwischenzeit die angebotenen Entlassungen auf die gegebene Versicherung, daß der Marschall zu dem projectirten Ministerium gehören würde, angenommen worden seyen. Diesen Abend sollen die Sachen auf diesem Punkte stehen.

Der Constitutionnel meldet im Wesen dasselbe, nur sagt er, es heiße, die angebotenen Entlassungen seyen nicht angenommen worden, General Sebastiani werde aber in London ersetzt und alle Beurlaubten einberufen werden.

(Courrier français.) Die Ernennung des Hrn. Guizot zur Botschaft von London ist unterzeichnet; das Ministerium mußte der englischen Regierung die Anzeige davon machen. Hr. Guizot wird nicht sogleich auf seinen Posten abgehen, und Hr. v. Sebastiani noch der Vermählungsfeier der Königin Victoria beiwohnen. Sollte aber auch Hr. Guizot heute noch Paris verlassen, so würde er doch zu spät kommen, um die englische Regierung abzuhalten, eine große Thorheit zu begehen. Der Londoner Courier meldet, daß England entschieden die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow annehme, daß der Tractat abgeschlossen sey, und nur noch die gebräuchlichen Ratificationen fehlten. Lord Palmerston scheint vorher noch die Tories zu Rath gezogen zu haben, die ihm ihren Beistand versprochen haben sollen. Diese Politik hat übrigens im Conseil der Königin nur vier Gegner gefunden, nämlich Lord Holland, Lord Lansdowne, den Kanzler der Schatzkammer, Hrn. Baring und Lord Carnarvon. *)*)Lord Carnarvon ist nicht Mitglied des Cabinets, noch bekleidet er sonst eine Stelle bei der Regierung. Vermuthlich ist es eine Verwechslung mit Clarendon. Sonach wäre die Allianz der Whigs und der Tories geschlossen, wenigstens in Bezug auf die auswärtige Frage. Wir hoffen, daß der Patriotismus der englischen Liberalen erwachen werde. In jedem Fall fordern wir die englische Regierung auf, selbst den Pascha von Aegypten zu exequiren; sie wird aber diese Aufgabe den Russen überlassen müssen, und wenn russische Uniformen in Kleinasien mit Bewilligung des Whigministeriums erschienen seyn werden, so wollen wir die Wirkung sehen, welche diese Nachricht auf das englische Volk hervorbringen wird.

Der Temps endlich sagt, um den Widerspruch zwischen den Journalen voll zu machen: Wir glauben nicht nur, daß die Unterhandlungen zwischen England und Rußland weniger vorgerückt sind, als die englischen Journale behaupten, sondern haben auch, nachdem wir einen uns heute zugekommenen Brief aus London gelesen, die Ueberzeugung, daß Hr. v. Brunnow vor drei Tagen noch nicht einmal die officielle Zustimmung des Cabinets von St. Petersburg zu den Grundlagen jener Unterhandlungen erhalten hatte; dieselben waren daher auch im englischen Cabinet noch nicht zur Berathung gekommen. Man schreibt uns sogar, Lord Palmerston zaudere jetzt selbst, die Vergleichsbedingungen zu beantragen, welche er nicht Rußland allein, sondern allen fünf Mächten vorzulegen0267 beabsichtigte. Er sieht, daß der Vorschlag, Konstantinopel dem Protectorat der russischen Soldaten zu entreißen, dem Czar nicht gefallen würde, und daß der andere Vorschlag, Mehemed Ali's Interessen aufzuopfern, die Zustimmung Frankreichs nicht erhalten könnte. Uns scheinen die Vorschläge des Hrn. v. Brunnow todtgeboren, die des Lords Palmerston noch ungeboren.

(Siècle.) Wenn man, um einen Beweis von Patriotismus zu geben, nichts Anderes nöthig hätte, als auf England nach Herzenslust zu schimpfen, ohne die Lage Frankreichs zu berücksichtigen und seine Interessen zu erwägen, so muß man gestehen, daß dieß ein sehr leichtes Recept wäre. Was uns betrifft, die wir wissen, welche Folgen ein Bruch haben kann, und die wir ihn, ohne ihn zu fürchten, doch nicht wünschen, so wollen wir bei dieser, wie bei jeder andern Gelegenheit die volle Freiheit unsers Urtheils zu bewahren suchen. Denjenigen, welche den Namen Napoleon in dieser Streitfrage vorbringen, sind ohne Zweifel die Anstrengungen, welche Napoleon selbst gemacht hatte, um zwischen den beiden Nationen den Frieden zu erhalten, ebensowohl bekannt, als sein Bedauern, das er öfters aussprach, ehe er sich in einen Krieg stürzte, den er später mit der ganzen Kraft und Macht seines Willens durchführen mußte. Wir glauben, wenn einmal seine Correspondenz bekannt wird, so wird sie noch mehr, als die von der Geschichte schon bestätigten Thatsachen, für den Umfang und die Aufrichtigkeit jenes Bedauerns sprechen, mit dem er einen Kampf unternahm, der zum Unglück der Welt, nach so viel Opfern und Blutvergießen, zwei Völker, deren Eintracht unfehlbar ganz Europa eine andere Gestalt und Bestimmung gegeben hätte, zehn Jahre lang entzweite. Wenn solche Gesinnungen den Kaiser vor dreißig Jahren, im Augenblick, als der Friede von Amiens gebrochen wurde, beseelten, wenn er später, als er die begangenen unheilbaren Fehler einsah, mit seinem weitumfassenden Blick die Vortheile betrachtete, welche die Verbindung Frankreichs mit England sowohl in ihrem eignen Schooße, als in ihrer Umgebung hätte verbreiten können, statt des unermeßlichen Unglücks, das durch ihre Zwietracht und ihre verhängnißvolle Nebenbuhlerschaft angestiftet wurde, so wird es vernünftigen Männern unserer Zeit vielleicht erlaubt seyn, sich zweimal zu besinnen, ehe sie das alte Geschrei der Rache und des Hasses wiederholen. Vergessen wir nicht, daß es nicht mehr die englische Aristokratie ist, welche jetzt regiert, diese blinde, hartnäckige und unversöhnliche Aristokratie, welche in der französischen Revolution und in dem berühmten Krieger, der gegenüber von Eurpa als deren Repräsentant aufgetreten war, selbst wenn er sie zu unterjochen suchte, ihre Todfeinde verfolgte, die ihre Vorrechte und ihr Feudalsystem angegriffen hatten.

Die Pariser Journale melden heute nach Berichten aus Marseille die Vorfälle in Griechenland, die sie nach ihrer Weise commentiren und übertreiben. Einige kleine Irrthümer sehr erbaulicher Art haben sich in die Berichte und Zusätze mit eingeschlichen. So sagt ein Journal, die Verschwörung sey von der Partei der Russen oder Papisten (Napisten) ausgegangen. Der National glaubt, der bayerische Hof residire in Stuttgart.

(Presse.) Es scheint gewiß, daß die Königin Regentin von Spanien officiell von England die Räumung des Forts von Passages verlangt, und daß diese sich geweigert hat, abzuziehen. Und doch hatten der Conseilspräsident, Hr. Teste und fast alle Minister förmlich bei den Adressediscussionen erklärt, daß England auf die erste Aufforderung von Seite der spanischen Regierung seine Besatzung aus diesem Fort zurückziehen würde. Wir können nicht wohl annehmen, daß das Ministerium in Masse die Absicht habe, die Kammer durch eine falsche Erklärung zu täuschen; dann wäre es aber die Dupe desselben geworden, was nicht viel besser ist.

Sie werden meine beiden letzten auf einander folgenden Berichte in Widerspruch finden: in dem einen sagte ich, Mehemed Ali drohe, die Feindseligkeiten wieder zu beginnen; in dem andern, daß er sich bereit erklärt habe, Arabien und die heiligen Städte abzutreten. Beide Angaben sind richtig. Er hatte sich wirklich nachgiebig gegen den französischen Consul gezeigt und versichert, daß er Alles thun werde, was Frankreich angenehm seyn könne. Er glaubte dabei, daß man nicht mehr von ihm verlangen werde, weil dieß wohl das Aeußerste sey, was er zugestehen könne. Anders äußerte er sich aber gegen den englischen General-Consul Hodges, der bei seiner ersten Unterredung mit Mehemed Ali die Ungeschicklichkeit beging, mit Corërctivmaaßregeln zu drohen, wenn er nicht die türkische Flotte herausgebe und Syrien der Pforte restituire. Dieses, auf etwas plumpe Weise vorgebrachte Verlangen brachte Mehemed Ali so in Harnisch, daß er das Gespräch mit Hrn. Hodges abbrach, gleich den Befehl gab, alle türkischen Officiere auf ägyptische Schiffe zu vertheilen, die türkischen Marinesoldaten der ägyptischen Seemacht gänzlich einzuverleiben, 10,000 Mann frische Truppen zu der Armee unter Ibrahim Pascha stoßen zu lassen, kurz Alles anzuordnen, damit auf den ersten Wink der Krieg wieder begonnen werden könne. Auch ließ er nach allen Richtungen hin geheime Agenten ausschicken, die darauf zu wachen hätten, daß nicht Umtriebe von außen statt finden. Er scheint hierüber Winke erhalten zu haben. Diesen Agenten hat er eingeschärft, auf die leiseste Kunde, daß irgend Jemand versuche, die unter seiner Botmäßigkeit stehenden Völker aufzuwiegeln, eines solchen Menschen sich zu bemächtigen und ihn augenblicklich erschießen zu lassen. Er will in einem solchen Falle keine Rücksicht auf Stand oder Nationalität genommen wissen, indem Mehemed Ali als Selbstvertheidigung ansieht, sich der Leute zu entledigen, die gegen ihn offen intriguiren. Auf diese Nachricht hin war man in den Tuilerien etwas bestürzt, denn man besorgte, daß die Feindseligkeiten unvermeidlich wieder beginnen müßten, wenn Mehemed in einer so gereizten Stimmung bleibe. Man besorgte dieß um so mehr, als Graf Sebastiani anher meldete, daß Lord Ponsonby nach London geschrieben habe, man möchte unverzüglich gegen Mehemed Ali vorgehen, weil Lord Ponsonby die Gewißheit erhalten habe, daß der Vicekönig es auf einen großen Schlag abgesehen habe, den er nächstens führen werde, wenn man sich nicht beeile ihm zuvorzukommen. Um ernsten Conflicten zuvorzukommen, hatte der König den Marschall Soult beauftragt, einen sehr vertrauten und gewandten Mann nach Alexandrien zu schicken, um Mehemed zu beruhigen, und ihn von einem Schritt abzuhalten, der die größten Gefahren und Folgen für die Erhaltung des allgemeinen Friedens nach sich ziehen könnte. Die Wahl fiel auf einen jungen Diplomaten, der früher schon in Aegypten war. Er ist indessen noch nicht abgereist, und wird wohl so lange hier bleiben, bis man genau weiß, welche Wendung die Unterhandlungen in London genommen haben, über deren Gang man noch nicht klar zu sehen scheint; bald heißt es, Hr. v. Brunnow habe manquirt, bald, er habe reussirt.

Die Opposition gegen die Dotation des Herzogs von Nemours steigt mit jedem Tage. Es scheint als ob namentlich das Charivari, das täglich eine reiche Dosis von Satyre, Witz und Laune über den Gesetzesvorschlag ergießt, einen ähnlichen Triumph davon tragen werde, als es früher in Bezug auf das Apanagengesetz davon trug, das von0268 Cormenin und dem Charivari getödtet wurde. Wenigstens bezeichnet heute der Courrier de Paris die Opposition, die der Constitutionnel dagegen eröffnet, für ein beinahe gewisses Anzeichen von dem Fall des Gesetzes, oder wenigstens von dessen theilweiser Verwerfung. Der Constitutionnel, so oft ihm auch manchmal besondere Mittheilungen eine gewisse höhere und diplomatische Haltung geben, ist doch im Ganzen noch das alte Journal der Epiciers, und wenn er gegen den Hof in solchen Fragen eine entschiedene Haltung annimmt, so bedeutet das nicht nur, daß das linke Centrum seiner Meinung ist, sondern auch die Bourgeoisie von Paris, d. h. die Nationalgarde in ihren eigentlichsten Elementen. Der Hof könnte so leicht um sein Geld, das Cabinet um sein Rentengesetz und Hr. Passy um sein Portefeuille kommen. Ein ironischer Artikel des Commerce über die von Guizot herausgegebene französische Ausgabe von Washington enthält das Geheimniß der Gunst, die vor einiger Zeit Hr. Guizot in den Tuilerien wieder erwarb, die man aber vielfältig in ihren muthmaßlichen Wirkungen übertrieben hatte. Seine Einleitung erklärt nämlich den großen Amerikaner für den ursprünglichen Erfinder des Juste-Milieu und gibt zu verstehen, daß der französische Anwender dieses Systems seit 1830 Frankreichs Washington sey.

Die französischen Politiker lassen sich, in Betreff ihrer Stellung zum Ausland, in mehrere Classen theilen: 1) wahre Revolutionäre, mit Ausschluß des tobenden Haufens gemeiner Bonapartisten, die gedankenlos sind und sich nicht über das Rénommiren emporheben. Diese wollen nicht daß Frankreich sich mit irgend einer politischen Macht eng alliire; sie wollen die Allianz mit den Völkern gegen die Fürsten wie sie sagen, das heißt, eine demokratisch-demagogische Propaganda. Sie empfinden den Anklang, welchen sie im Zeitgeiste finden, in dem Mangel an Liebe zwischen Unterthanen und Regierungen, dem Aufhören aller väterlichen wie aller ritterlichen Verhältnisse, der Abgestorbenheit der Begriffe Landesvater wie Feudalherr, der Isolirung, der Trotzigkeit der Gesinnungen. Eine Fürstenallianz schwächt, ihnen zufolge, die revolutionäre Kraft Frankreichs; aber sie sind gar nicht abgeneigt, jede Allianz zu benutzen, wenn sie ihnen angeboten wird als Keim der Zwietracht zwischen den Mächten. Wenn sie an die Rheingränze denken, sind sie russisch gesinnt; wenn sie an Konstantinopel denken, sind sie englisch gesinnt. Deutsch werden sie seyn, wenn Deutschland in ihre Propaganda eingeht. Sie benutzen den Katholicismus wider absolute protestantische Mächte, den Protestantismus wider absolute katholische Mächte; doch gibt es unter ihnen Minoritäten, welche auf die Allianz des positiven Christenthums dringen. Sie sind Freunde des Pascha's von Aegypten, Freunde der Colonie Algier, ganz besonders freundlich gesinnt sind sie für Italien und Spanien im revolutionärsten Sinne. Ihr größter Haß ist gegen Ludwig Philipp gerichtet. 2) Oppositionsmänner und Tiers-Parti, wollen durchaus die englische Allianz, nicht aus allgemeinen Interessen, sondern wegen ihrer Stellung. Sie befürchten nämlich zwei Reactionen die legitimistische wie die propagandische und sehen in den sie umgebenden Repräsentativsystemen einen Anhaltspunkt wider die drei großen absolutistischen Mächte Rußland, Preußen und Oesterreich, hoffend auf constitutionellen Halt im constitutionellen Deutschland, Belgien und Spanien. Der Bund Englands mit den absolutistischen Mächten ist während der Revolution und des Kaiserthums ihren constitutionellen Systemen zu Schaden geworden, und sie wollen dieses nun verhindern. Sie sind unter sich sehr getheilt über Algier und Aegypten; Vielen ist Algier eine Schwächung Frankreichs und ein Dorn im Fuße; gern opferten sie den Pascha von Aegypten der englischen Allianz zu Liebe auf. So wie aber England sich mit Rußland und Oesterreich eint, dringen sie auf Krieg, um sich nicht durch die Revolutionäre und Bonapartisten wie während der Revolution und des Kaiserthums überrumpeln zu lassen. Der Tiers-Parti übrigens schlösse sich in diesem Falle der Regierung näher an als die Opposition. In allen Kriegsfällen übrigens (wenn die Regierung sich nicht mehr kräftigt wie bisher) würde die Revolutionspartei gewaltig erstarken. 3) Juste-Milieu und purer Dynasticismus. Dieser war sehr lau englisch gesinnt und hätte sich gern an Oesterreich angeschlossen, im reinsten Sinne des status quo und aus Besorgniß für die Zukunft. Sein Charakter ist Hinhalten, Zögern, und endlich was sich nicht mehr vermeiden noch umgehen läßt Acceptiren; es ist ein Bund der Schwäche mit der Gewandtheit, der Feinheit mit dem Egoismus. Hauptziel im Innern ist Schwächung der Parlamentsparteien, Darlegung ihrer Unmacht und in dieser Hinsicht Malice, entschiedene Abneigung gegen Selbstständigkeit der Geister und der Talente, Favorisirung einer geschickten, gescheidten Mittelmäßigkeit, Dünnheit des Genie's und Durchtriebenheit eines schlauen aber secundären Verstandes. Man schwankt zwischen Rußland und England, weil die persönlichen Rücksichten nichts Permanentes haben, sondern wie die Wetterfahne nach dem Wetter sich drehen, ohne Wind und Wetter zu machen. Algier wollte man nicht man muß es acceptiren; Aegypten wünschte man nicht man ist gezwungen den Pascha zu stützen. In Spanien wünscht man die Niederlage der Revolutionäre und befürchtet alle Unruhen in der Schweiz und gegen die französischen Gränzen. Geist dieser Partei ist Besorglichkeit und Wohlleben. 4) Legitimisten, träumen eine russische Allianz und die Rheingränze. Uebrigens lebt in allen Parteien die Spannung gegen England, wegen der Antipathie zwischen englischen und französischen Charakteren: der Engländer brutal wegwerfend, der Franzose leichtsinnig sich überhebend. Der Egoismus der Engländer ist aus Härte zusammengebacken, der der Franzosen aus Beweglichkeit.

Niederlande.

Die Mitglieder der zweiten Kammer der Generalstaaten sind zum großen Theil nach ihren Heimathsorten abgereist, um daselbst die Wiedereinberufung abzuwarten. Dieselbe wird erfolgen, sobald die Regierung ihre Antworten auf die Bedenken und Wünsche der Kammer, bezüglich der Revision des Staatsgrundgesetzes, erlassen hat; die Bedenken der Abtheilungen der Kammer betreffen natürlich die von der Regierung vorgelegten fünf Gesetzesentwürfe. Die öffentlichen Blätter fahren indessen fort, über die Revision des Staatsgrundgesetzes in langen Artikeln zu polemisiren. Das Handelsblad spricht sich im Geiste der Opposition der zweiten Kammer der Generalstaaten aus; der Avondbode ist gemäßigter und ruft: Eile mit Weile, wogegen es dem Arnhem'schen Courant um eine Radicalreform zu thun ist. Dessen ungeachtet erklärte neulich das letztere Blatt, daß das Volk nicht im Stande sey, über die Revision des Grundgesetzes abzuurtheilen, es müsse sich auf seine Repräsentanten verlassen, diese allein seyen urtheilsfähig. Wolle aber das Volk Adressen, in Bezug auf die Revision des Staatsgrundgesetzes, abfassen, so möge es vor Allem verlangen: directe Wahlen, ministerielle Verantwortlichkeit, jährliche vollständige und öffentliche Darlegung des Finanzzustandes und Gleichheit vor dem Gesetz. Man bleibt auf die Entschließung der Regierung gespannt.

Aus den officiellen holländischen und luxemburgischen Blättern werden Sie bereits die neuen Anordnungen0269 und Organisationsedicte, in Bezug auf die innern Angelegenheiten des Großherzogthums ersehen haben. Allem, was die Gegenwart zunächst bedarf, ist mit großer Sorgfalt, Einfachheit und Klarheit darin Rechnung getragen, und meine frühern Behauptungen, hinsichtlich der Absichten und der Verfahrungsweise der Regierung, erhalten dadurch volle Bestätigung. Da in allen diesen Edicten und Anordnungen nichts enthalten ist, was die Aussicht auf ein das Ganze vollendendes und schützendes Grundgesetz in näherer oder fernerer Frist den Luxenburgern raubte, so kann auch die vor einiger Zeit durch deutsche Blätter gewagte Behauptung in Bezug auf die dem Gouvernement zugeschriebenen Plane keine neuen Rechtfertigungsgründe für sich daraus gewinnen, und die dermal über die niederländische Verfassungsreform obwaltende Streitfrage lehrt gerade am deutlichsten, mit welcher Vorsicht und Reife bei Abfassung von Grundgesetzen zu Werke geschritten werden muß. So lange für das Königreich selbst diejenige Verfassung, welche man für das Großherzogthum Luxemburg reclamirt, nicht frisch geregelt ist, kann sie auch für letzteres nicht in Anspruch genommen werden; somit kann auch von einem Raube dieser Verfassung zur Stunde noch nicht die Rede seyn.

Italien.

Heute Vormittag wurde in der prachtvoll ausgeschmückten St. Peterskirche die Stuhlfeier dieses Apostels durch Gottesdienst mit Gesang celebrirt, wobei der heil. Vater in Person assistirte. Nach Beendigung der Kirchenfeier, wozu sich viele Fremden in den Dom eingefunden, empfing der Papst in seinen Gemächern mehrere Personen von Auszeichnung. Unverbürgte Stadtgespräche sagen, daß der Cardinal Tosti gesonnen sey, sich von der Leitung der Finanzen zurückzuziehen. Als Ursache seines Rücktritts gibt man einen Sterbefall in seiner Familie an, wodurch er sehr angegriffen seyn soll. Nachdem wir zwei Wochen hindurch heitere Wintertage hatten, wobei jedoch der Thermometer nur des Nachts unter den Gefrierpunkt sank, und am Tage gewöhnlich zwischen 8 bis 11° Wärme zeigte, genießen wir seit gestern wieder ganz warme Frühlingsluft, bei hellem Sonnenschein. Wir zählen übrigens viele Kranke.

Das früher bestimmt gewesene Consistorium, welches noch vor dem 2 Febr., dem Jahrestag der Thronbesteigung des gegenwärtigen Papstes, zusammenberufen werden sollte, ist verschoben worden. Der Herzog von Bordeaux wird hier morgen oder übermorgen, von Neapel kommend, zurück erwartet; ein Theil seines Gefolges ist bereits heute von dort eingetroffen, und man sagt, der junge Fürst werde sich in der ersten Woche des nächsten Monats von hier nach Oesterreich zurückbegeben. Aus Orvieto wird ein bedeutender Kirchenraub berichtet, welcher durch nächtlichen Einbruch in dem dortigen weltberühmten Dom vollbracht wurde. Aus zwei verschlossenen Capellen hat man zwanzig silberne Lampen entwendet, worunter sich zwei befanden, die je ein Gewicht von 55 Pfund Silber hatten. Die Diebe scheinen bei dem Raub verscheucht worden zu seyn, indem sie bei einem Gnadenbild schon das davor befindliche Glas zerbrochen hatten, aber den sehr reichen Schmuck desselben unberührt ließen. Der Polizei ist es bis jetzt nicht gelungen, die Frevler zu entdecken. Die letzten Verhaftungen haben der Polizei so vielfachen Aufschluß über Verbrechen gegeben, daß in Folge derselben bis gestern bereits über 300 Individuen, alle zu der niedern Classe der Bevölkerung gehörig, eingefangen wurden. Heute starb hier die Fürstin Victorie Altieri, Tochter des Fürsten Piombino, im vierzigsten Lebensjahr. Sie wird allgemein betrauert, vor Allem von den Armen, welchen sie eine wahre Wohlthäterin war.

Schweiz.

Die Schweiz hat ein neues Amts - und Verwaltungsjahr angetreten; die Sünden und die Verdienste des verflossenen gedenke ich nicht in Erinnerung zu bringen. Zürich steht im zweiten Jahre seines dießmaligen Directoriums, Konrad v. Muralt an der Spitze der Geschäfte, ein höchst achtbarer Mann, und durchaus geeignet, in eidgenössischen Verhältnissen den Ehrensitz einzunehmen. Nach seiner politischen Farbe frage ich bei diesem Urtheil nicht, und sie wäre auch schwer mit Genauigkeit zu bestimmen. Nach meiner Ansicht hat er in seiner politischen Laufbahn nur zwei Hauptfehler begangen: den ersten, als er im Jahr 1832 ungewisser Zerwürfnisse willen die Dimission nahm; den zweiten, als er im Jahr 1839 bei Wiederannahme der Bürgermeisterstelle unterließ, den Mitbürgern zu Stadt und Land eine verdiente Lection über bürgerliche Rechte und Pflichten und über die wahren Grundpfeiler republicanischer Staaten zu geben.

Den neuesten Anzeichen zufolge wird die Directorialregierung ernste Parteireibungen in der Schweiz zu vermeiden oder zu mildern trachten, und auf diesem Gebiete der Politik mancherlei Unterstützung erhalten. In diesem Sinne hat sie neuerlich in den Angelegenheiten von Wallis gehandelt. Sie verhieß, die im einen Landestheile sehr mißfälligen Vermittler zurückzuziehen, und hat diesen Beschluß nun auch theilweise ausgeführt; bereits sind zwei derselben in ihre Heimathskantone zurückgekehrt, und nur einer weilt noch im obern Lande, bis der Finalrapport erstattet seyn wird. Man überläßt alsdann der Sorge der Walliser selbst, was eidgenössischer Intervention nicht gelang, und wenn sich die getrennten Brüder nicht vereinigen können, so wird im kommenden Julius die Tagsatzung abermals zum Entscheid auf dem Wege weiterer Intervention berufen werden. Unterdessen ist der Kanton so ruhig, als es die gestörten politischen Verbindungen nur immer gestatten.

Im Kanton Tessin ging die Reorganisation ihren raschen doch sichern Schritt. Bereits zweimal war der große Rath seit den Revolutionstagen versammelt; in der ersten Session bestellte er die neuen Behörden, in der zweiten bahnte er wichtige Administrativreformen an, die ihm zur Ehre gereichen. So hat er unter andern den verderblichen und mit den größten Mißbräuchen begleiteten Zollpacht aufgehoben. Franscini steht an der Spitze der Regierung, Oberst Luvini wird den Kanton an der Tagsatzung repräsentiren. Einige Zeit fand sich der Kanton in Verlegenheit wegen unterbrochener Communication mit den sardinischen und lombardischen Staaten. Da jedoch unterdessen (am 10 d. M.) der Vorort die eigenen diplomatischen Verbindungen mit der neuen Regierung angeknüpft hat, so werden die äußern Hemmnisse allgemach fallen oder sind bereits schon gehoben. Man ist in der übrigen Schweiz dieses Ausganges froh, so sehr auch die transalpinische Revolution gleich der cisalpinischen mißbilligt werden mußte. Aus der Anklagacte gegen die ehemaligen Häupter wird Wichtiges nicht werden, da die Hauptpersonen der neuen Verwaltung ernsthaft zur Nachsicht rathen.

In Bern waltete und waltet noch der Streit über Begnadigung der in den bekannten Reactionsproceß Implicirten. Sie ist inzwischen durch die neueste Schlußnahme der Regierung als entschieden zu betrachten, da sie dem großen Rathe die Nichtvollziehung der Urtheile vorschlägt, und bloß auf Erstattung der ausgesprochenen Procedurkosten abstellt. Die Mehrheit in der Schweiz wird auch dieser Verfügung beipflichten. 0270 Im Juragebiet regt sich's hier und da unheimlich, doch ohne Anzeichen ernster Zerwürfnisse.

Der im Laufe des abgewichenen Herbstes sehr aufgeregte schöne Kanton Aargau hat sich auf verfassungsmäßigem Wege in den Hafen einer geregelten Verfassungsrevision hineingeschifft, die den Landsturm von 1830 sühnen soll. Die Hauptpersonen aller Parteien stehen in der ernannten Revisionscommission friedlich beisammen. Die reichen Klöster sind durch Concessionen zu Gunsten eigener Verwaltung zufrieden gestellt.

Luzern arbeitet etwas unfriedlich vor auf eine Verfassungsrevision im Jahr 1841; das Volk ist indessen so jovialer Art, daß es den Zeitungskrieg kaum im größern Maaßstab aufführen wird.

Am 17 Febr. beginnen in Zürich friedliche Verhandlungen über Vertheilung und Verwendung der für die verheerten Kantone Uri, Tessin und Wallis geflossenen milden Steuern. Aus amtlichen Rapporten weiß man, daß weise Verwaltung in Forst - und Straßensachen in jenen Kantonen noch nothwendiger wäre als Geld.

Häufiger als den guten Schweizern lieb ist, müssen wir in unsern Bergen vernehmen, daß die mancherlei Wirren, besonders jene der letzten Monate, den Credit unserer Heimath bei dem beobachtenden Auslande sehr geschwächt haben sollen. Ich will manches Geschehene nicht entschuldigen, glaube aber auch nicht ohne Erfolg auf billige Beurtheilung unserer innern Zustände Anspruch machen zu können. Beurtheilt man die Schweiz bloß aus dem Standpunkt irgend eines vereinzelten Parteistreites, beurtheilt man sie vollends aus dem Standpunkte von Referenten, die bei einzelnen Streiten wieder nur im Interesse der einen betheiligten Partei schreiben, so ist eine unrichtige und der Schweiz als Gesammtheit Unrecht thuende Schlußfolgerung kaum zu vermeiden. Es ist aber glücklicher Weise im Laufe der Jahre nicht nur des Tadelnswerthen und Bösen Allerlei, sondern auch außerordentlich viel Großes, Ausgezeichnetes und vorzugsweise Nützliches geschehen, das den Charakter und die politische Betriebsamkeit des Volkes ehrt. Wenn ich auch dieser Wahrnehmungen gedenke, so geschieht es nicht, um einzig der Reformperiode seit 1830 Lob zu spenden, sondern um überhaupt die Leistungen der Kantone in den letzten Decennien in einfacher Darstellung der Vergessenheit zu entrücken. Die mancherlei Verbesserungen begannen oder wurden angeregt schon im zweiten Decennium des Jahrhunderts, als die Nachwehen der Umwälzungen von 1813 bis 1815 verschwunden waren. Zum Durchbruch und zur Ausführung kam das Meiste erst in der regeren Zeit des vierten Decenniums. Die Schweiz hat in dieser kurzen Frist für ein halbes Jahrhundert geleistet, und könnte mit Recht von löblichen Anstrengungen nun ausruhen, wenn träge Ruhe überhaupt mit der Natur der Menschen und Staaten vereinbarlich wäre.

Es wird mir nicht schwer fallen, durch einige Nachweisungen, wie sie mir das Gedächtniß eben in die Feder führt, das Behauptete zu bewahrheiten. Oben an steht das Bauwesen. Was man anfänglich nur dem Genie und den Kräften eines Napoleon zutraute (Simplonstraße), das haben später mehrere von financiellen Mitteln fast entblößte Kantone unter etwelcher Beihülfe geleistet. Uri und Tessin bauten die neue Gotthardsstraße, und Tessin, das früher verwahrlosete, stellte überhin ein vollendetes Straßensystem her. Graubündten that ein Gleiches, öffnete die Pässe über den Splügen und den Bernhardin, und baut dermal eine zweite, das ganze weite Gebirgsland durchziehende Hauptstraße, letztere allein vielleicht mit einer Ausgabe von einer halben Million. Basel und Nachbarschaft bauten Kunststraßen über den obern und untern Hauenstein, welche die nördlichen Verkehrszüge mit der Gotthardsstraße und Italien in Verbindung setzen. Zürich, Neuenburg, St. Gallen und Luzern, auch Waadt und Glarus haben theils ihr ganzes Gebiet mit ausgezeichneten Straßen versehen, theils einzelne große und nützliche Bauten ausgeführt. Wallis endlich will mit dem Bau über den großen St. Bernhard schließen. So sind bereits mehrere Millionen zum Segen und zur Ehre des Landes verwendet worden, und die Schweiz, wie sie jetzt ist, dürfte neben jener von 1818 kaum mehr zu kennen seyn. Im Laufe zweier Decennien sind vier neue, im Ganzen vorzügliche Pönitentiarstrafanstalten erstanden: zu Genf, Lausanne, St. Gallen und Bern. Das alte Gefängnißregime traurigen Andenkens verschwand in diesen Kantonen, und wird nun allmählich auch in den übrigen verdrängt. Zürich und Luzern haben ihre Anstalten wenigstens wesentlich verbessert, wenn sie auch die Vorzüge der erstgenannten nicht ansprechen können. Neuenburg baute sein stattliches Gymnasialgebäude, Zürich seine neue Blinden - und Taubstummenanstalt, sein Krankenhaus von seltener Dimension (es soll kommendes Jahr vollendet werden), endlich sein Posthaus, Aargau und Glarus ihre Regierungsgebäude, St. Gallen sein Zeughaus; der vielen städtischen und localen Unternehmungen nicht zu gedenken. Drei Hängebrücken im Kanton Freiburg, darunter die größte in Europa, und ein paar kleinere in Genf und Aargau, beurkunden den Sinn auch für das Außerordentliche.

(Beschluß folgt.)

Deutschland.

Als vor drei Tagen der Geheimrath v. Utzschneider von seinem Landgute in die Stadt fuhr, um einer Sitzung der zweiten Kammer beizuwohnen, zu deren Mitglied er in allen Ständeversammlungen gewählt war, wurden am Giesinger Berge die Pferde scheu, der Wagen schlug um, und an den Folgen schwerer Kopfverletzung endete der Tiefbetrauerte in dieser Nacht sein Daseyn. Wiewohl 77 Jahre alt, hatte sein kräftiger Geist und der rüstige Körper dem Manne noch langes Leben verheißen. Utzschneiders Benehmen bei seinem Eintritt ins Geschäftsleben, die Pflichttreue und Charakterstärke des kaum 20jährigen Jünglings gehört bereits der Geschichte Bayerns an, und ist bei Zschokke nachzulesen. Was der Verstorbene, so lang er an der Spitze der wichtigsten Zweige der Finanzverwaltung stand, als Staatsmann Erfolgreiches geleistet, wie er als Privatmann durch großartige Unternehmungen belebend und fördernd auf die Industrie des Landes eingewirkt, wie er öde Strecken bebaut, Gebäude und Fabriken errichtet, Institute gegründet ect. (worunter das optische seinen und Fraunhofers Namen ins fernste Ausland trug), dieß und Anderes zu melden bleibe seinem Biographen vorbehalten. Utzschneider ward bei seinen Unternehmungen nicht durch Eigennutz geleitet: er hatte das Wohl seiner Mitbürger im Auge, er fühlte unwiderstehlich den Drang in sich, zu wirken, zu schaffen, zu versuchen, und Leben und Thätigseyn war ihm gleichbedeutend. Als er seine Staatsämter niederlegte, verzichtete er auf seinen Ruhegehalt von 5000 fl., eine Thatsache, die ich anführe, weil sie den Charakter des Mannes bezeichnet, und weil sie in unsern Tagen sehr selten vorkommt; er, der Hunderten Brod und Nahrung gab, und ohne Aufwand lebte, hinterläßt nach glaubwürdiger Versicherung keineswegs ein bedeutendes Vermögen. So sind sie nun beide von uns geschieden, Utzschneider und Fraunhofer, aber ihre Namen werden fortleben, wie ihre Verdienste um Staat und Wissenschaft.

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Wie wir vernehmen, wird die Bundesversammlung in der nächsten Woche ihre Sitzungen wieder aufnehmen, und zwar unter dem Präsidium des königl. preußischen Bundestagsgesandten, Hrn. General v. Schöler. Außer dem Hrn. Grafen v. Münch-Bellinghausen sind nur noch wenige Bundestagsgesandte abwesend.

Gestern Morgen 9 Uhr fand die feierliche Beerdigung Blumenbachs statt. Leider hatte der seit länger als acht Tagen wüthende schreckliche Sturm und Regen es unmöglich gemacht, von der Erlaubniß des Curatoriums, das Leichenbegängniß mit Fackeln zu vollziehen, Gebrauch zu machen. Dieß und Rangstreitigkeiten unter den zum Zwecke der feierlichen Beerdigung zusammen getretenen Studentenverbindungen mochten denn auch wohl der Grund seyn, daß sich mehrere dieser sogenannten Kneipen zurückgezogen und sich kaum 300 Studirende dem Zuge angeschlossen haben. Sonst war Alles auf das feierlichste. Drei Studirende trugen auf rothen sammetnen Kissen die Orden des Verblichenen hinter dem Sarge, es folgten zwei Pedelle in scharlachrothen Mänteln, die Scepter in der Hand, der Prorector mit der großen Jubelmedaille, die Professoren in Talar, Magistrat und Bürgervorsteher, dann ein Sängerchor, während den Zug der Studirenden zwei schwarz decorirte Reiter eröffneten (und eben so schlossen) denen die sechs Marschälle folgten. Dann hatte sich eine Anzahl Bürger angeschlossen und einige 60 Wagen. Trotz der schlechten Witterung drängten sich Tausende von Menschen, selbst aus der Umgegend, auf den Straßen, welche der Zug berührte (einen Theil der Allee und die Groner - und Geismarstraße) und füllte den St. Albani-Kirchhof und den Wall. Die neulich von mehreren Zeitungen mitgetheilte Nachricht, daß die Universität, zur Wahl eines Deputirten in den letzten Tagen aufgefordert, diese abgelehnt habe, ist unrichtig, und könnte höchstens als Prophezeiung gelten. Es ist hier viel davon die Rede, daß der geheime Justizrath Mühlenbruch in der Staatsrathssitzung, nach welcher jene merkwürdige Erklärung die unmangelhafte Befolgung der Gesetze betreffend erlassen wurde, gegen eine solche Erklärung gewesen sey, wenigstens ist so viel gewiß, daß sich Mühlenbruch immer auf das entschiedenste gegen jede Art von Cabinetsjustiz ausgesprochen hat, wie dieß z. B. in seinem Lehrbuch der Pandekten §. 34 geschieht. Zu einer neuen Bürgervorsteherwahl für den neunten District ist Termin auf den 4 Febr. angesetzt. Wenn im Hamburger Correspondenten vom 25 Jan. behauptet wird, daß die früher von diesem District vorgenommene Wahl Wehners nicht in Folge freier Entschließung der Bürger, sondern nur durch die angestrengtesten Machinationen und Kunstgriffe bewirkt sey, so gehört das zu den Lügen der Gegner.

Schweden.

Am 14 Jan. übergab Se. Maj. der König dem Frhrn. v. Palmstjerna den Landmarschallsstab, und begrüßte den Erzbischof von Wingård als Sprecher des Priesterstandes, so wie den Bischof Dr. Hedren als Vicesprecher desselben. Die Staatszeitung theilt die Anreden und Antworten ausführlich mit, sie enthalten indeß nichts als officielle Redensarten. Die Frage, ob Strindlund Sprecher des Bauernstandes werden soll, ist noch keineswegs entschieden. Strindlund soll bestimmt erklärt haben, er glaube nicht hinreichenden Einfluß zu besitzen, um den Nutzen zu stiften, den er zu stiften wünsche und den die Regierung erwarten könne. Man soll jetzt die Blicke auf Hans Jansson geworfen haben, wie es scheint einen in allgemeinem Ansehen stehenden Mann, denn das Aftonblad bemerkt über ihn, wenn die Wahl des Sprechers den Ständen selbst zustände, so würde die von Hans Jansson einer der schönsten Siege der liberalen Partei seyn. Ist jedoch dem Aftonblad zu glauben, so ist auch Hans Jansson nicht sonderlich nach der Ehre begierig, Sprecher des Bauernstandes zu werden, indem er Bedingungen gestellt habe, die nicht angenommen werden könnten. In Folge des Aufrufs zur ersten Einzeichnung bei der Ritterschaft und dem Adel haben sich am 15 und 16 Jan. angemeldet: 17 Grafen, 40 Freiherren und 112 Edle, im Ganzen 169 Mitglieder. Diese erste Einzeichnung gilt indeß nur für Capita oder Bevollmächtigte solcher Familien, von denen keine Geschlechtsverwandte sich außerhalb der Hauptstadt finden. Am 18 soll die zweite Einzeichnung stattfinden, wo dann wahrscheinlich noch eine gleich große, wo nicht noch größere Anzahl heraus kommt. Das Aftonblad bemerkt, wenn man die bis jetzt eingezeichneten 169 Mitglieder überblicke und zu Rathe ziehe, was man etwa von ihren politischen Ansichten, die etwa als Opposition betrachtet werden könnten, wisse, so könne man höchstens 65 Mitglieder zur Opposition rechnen, die andern ständen auf der Seite der Regierung. (Schwed. Bl.)

Türkei.

Der Sémaphore de Marseille schreibt aus Konstantinopel vom 7 Jan.: Die Gesandtschaften Rußlands und Englands machten der Pforte Mittheilung von der zwischen beiden Höfen in Folge der Mission des Hrn. v. Brunnow getroffenen Uebereinkunft. Kaiser Nikolaus gibt durch dieselbe den geheimen Artikel des Tractats von Hunkiar Skelessi auf, welcher bestimmte, daß die Dardanellen im Fall eines Kriegs Rußlands gegen eine andere europäische Macht geschlossen werden sollen. Mittelst dieser Bedingung ist eine Allianz zwischen Rußland und England zu Stande gekommen (?), deren Zweck die Lösung der ägyptischen Frage ist. Frankreich scheint dieser Convention nicht beigetreten zu seyn und gleich Oesterreich in einer strengen Neutralität sich verhalten zu wollen. Das russische Cabinet hat durch das Verzichten auf die Clausel, welche allein die Ursache der Protestation der europäischen Mächte gegen den Tractat von Hunkiar-Skelessi war, dem Cabinet von St. James sich genähert, und kann daher nur um so besser an der Ausdehnung seiner Macht arbeiten, was der einzige Gedanke seiner Politik ist. Dieser Tractat war ein großer Mißgriff, denn er öffnete Europa die Augen über die Plane des Czars, und Rußlands Einfluß in der Türkei wurde dadurch nur gelähmt; indessen erlischt derselbe im Jahr 1841. Ihn bei der gegenwärtigen Stimmung sämmtlicher Cabinette zu erneuern, wäre unmöglich. Rußland aber wird immer in der Lage seyn, die Schließung der Dardanellen durchzusetzen, selbst wenn die Pforte durch keinen besondern Act dazu verpflichtet wäre. Rußland kann künftighin aus freiem Antrieb die Würde des Sultans vertheidigen, und da eine bewaffnete Intervention in der Hauptstadt nicht nothwendig ist, wird Rußland dafür in Armenien interveniren, unter dem Vorwand, den übermäßigen Ehrgeiz Mehemed Ali's in seine Schranken zurückzuweisen. Was wird aber geschehen, wenn der Pascha sich entschließt, mit Rußland im Kampfe sich zu messen? Der Pascha hat mehr als Eine Aussicht auf Erfolg. Die, welche die Stärke Rußlands kennen, und gesehen haben, wie es dieselbe zu gebrauchen weiß, meinen keineswegs sehr zuversichtlich, daß die Russen Sieger bleiben würden. Rußland dürfte sich wohl bedenken, ehe es sich entschließt, den Siegern von Saint Jean d'Acre, Koniah und Nisib entgegen zu treten. Hr. v. Sercey und seine Begleiter sind von Erzerum nach Teheran weiter gereist. Alles, was man über den Streit zwischen den französischen Officieren und dem Gefolge Hussein Khans erzählte, war in hohem Grade übertrieben.

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Johann Friedrich Blumenbach.

Johann Friedrich Blumenbach, der Nestor der deutschen Naturforscher, der Zeitgenosse Haller's, Linné's und Buffon's, der Lehrer Alexander v. Humboldt's und so vieler bedeutenden Männer der Gegenwart und jüngsten Vergangenheit, er, der während zweier Menschenalter den Lehrstuhl der Physiologie und Naturgeschichte in Göttingen eingenommen, starb daselbst am 22 Jan. d. J. Welche reiche und merkwürdige Zeit ging an dem Manne vorüber, seit er vor 65 Jahren den Doctorhut auf derselben Hochschule erwarb, deren Freud 'und Leid er in dieser langen Periode getheilt hat!

Blumenbach ist geboren zu Gotha am 11 Mai 1752. Er studirte in Jena und Göttingen und zeichnete sich schon während seiner Studienjahre als aufmerksamer Beobachter aus; noch ehe er absolvirt hatte, schrieb er einige Beobachtungen über Anatomie und Lebensweise der Thiere. Die Naturgeschichte des Menschen, in welcher Blumenbach so viel geleistet hat, war frühzeitig sein Lieblingsstudium. Seine Dissertation: de generis humani varietate nativa. Goett. 1775, erregte schon in ihrer ersten Gestalt großes Aufsehen. Ab hoc Cl. viro sagt Haller 1777 bei der Anzeige seiner Schrift in der Bibliotheca anatomica plurima utilia licet exspectare. Diese einfache Inauguralabhandlung erlebte das seltene Schicksal einer dreimaligen Auflage; die letzte erschien 1795 mit zahlreichen Erweiterungen und Zusätzen. Schon im J. 1776 erhielt Blumenbach eine außerordentliche Professur und die Aufsicht über das Naturaliencabinet; 1778 ward er ordentlicher Professor in der medicinischen Facultät. Seit dieser Zeit las er unausgesetzt, bis wenige Jahre vor seinem Tode, über die verschiedensten Fächer, über allgemeine Naturgeschichte, Zoologie, Anthropologie, vergleichende Anatomie, Physiologie, Geschichte der Medicin. Er war viele Jahre eines der thätigsten Mitglieder der Akademie der Wissenschaften und hielt darin anziehende Vorträge, besonders über natürliche Gegenstände, welche ihm Schüler aus allen Theilen der Erde zusendeten. Seiner ersten Neigung treu, suchte er vorzüglich eine große Sammlung von Objecten zusammenzubringen, welche die physische Geschichte des Menschengeschlechts aufklären konnten. Seine Sammlung der Schädel von den verschiedensten Racen und Nationen hat einen europäischen Ruf; sie bildete die Grundlage seiner berühmten Decades collectionis craniorum diversarum gentium Goett. 1790-1820, worin er die merkwürdigsten Formen abbildete. Blumenbach wußte für diese Sammlung seinen Zuhörern das lebhafteste Interesse einzuflößen; unter ihnen war auch König Ludwig von Bayern, dem Blumenbach den schönsten Schädel seiner Sammlung, den eines alten Griechen, von wunderbarem Ebenmaaß der Form, verdankt. Im Besitze dieser Hülfsmittel und unterstützt von den Schätzen der Göttinger Bibliothek an Reisebeschreibungen alter und neuer Zeit, so wie durch die reichen Sammlungen von Banks, dem Begleiter Cook's, den er in London besuchte, stellte Blumenbach seine Lehre von den Hauptracen des Menschengeschlechts auf, welche seinen Namen der Nachwelt für alle Zeiten erhalten wird.

Blumenbach war der erste, der in Deutschland die Naturgeschichte, welche die Humanisten als ein Kinderspielwerk bisher mit Verachtung betrachtet hatten, zu Ehren brachte und durch viele Gelegenheitsschriften ihren Zusammenhang mit Kunst und Wissenschaft, mit Welt - und Menschengeschichte, nachwies. Sein Handbuch der Naturgeschichte erlebte 12 Auflagen und wurde, wie seine Institutiones physiologicae und sein Handbuch der vergleichenden Anatomie, fast in alle europäischen Sprachen übersetzt. Die vergleichende Anatomie hat er als Lehrfach begründet; noch lange vor Cuvier, seit 1785, trug er dieselbe als eigene Disciplin in einem vollständigen Cursus vor, nachdem er schon seit 1777 über einzelne Theile derselben gelesen hatte. Wie frühe er den Werth dieser Wissenschaft erkannte, wie hoch er sie schätzte, geht aus seinen Aeußerungen in der Vorrede zu seinem Handbuche hervor. Seit ich aus Neigung und Beruf den größten Theil meiner reiferen Studien und meiner besten Zeit der Grundfeste der Arzneiwissenschaft, wie Zimmermann die Physiologie nennt, und der prima materia philosophiae, wie die Naturgeschichte bei Baco von Verulam heißt, gewidmet habe, bin ich sehr bald und täglich mehr überzeugt worden, wie wahr es ist, wenn Haller sagt: die Physiologie habe von der vergleichenden Anatomie mehr Licht erhalten, als selbst von der Zergliederung menschlicher Leichen, und wenn Leibnitz eben jene anatome comparata für die lebendige Seele der ganzen Naturgeschichte der Thiere erklärt, und wenn ich glauben darf in jenen beiden Feldern nicht ohne Nutzen gearbeitet zu haben, so verdanke ich das größtentheils der Beihülfe, die mir die vergleichende Anatomie dazu gewährt hat. Diese Schriften beurkunden alle das ungemeine Geschick, welches Blumenbach in der Abfassung von Lehrbüchern hatte. Sein eigenthümliches Verdienst bestand hier, wie in seinen Vorlesungen, weniger in der oft mangelhaften systematischen Form, als in der eigenthümlichen Gabe, durch eingestreute interessante Einzelheiten, oft witzige Bemerkungen, den, mit dem ihm eigenen Humor vorgetragen, Leser und Zuhörer in steter Erregung und Aufmerksamkeit zu erhalten.

Einen so großen Kreis von Schülern dürfte kein anderer akademischer Lehrer der letzten Jahrhunderte gehabt haben. Hundert und zwanzig Semester sah Blumenbach seinen Hörsaal gefüllt und seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis in das dritte Decennium des jetzigen, während des Zeitraums der höchsten Frequenz und Blüthe Göttingens, vollendete nicht leicht ein akademischer Bürger daselbst seine Studien, ohne die eine oder andere Vorlesung Blumenbachs besucht zu haben. Noch spät, als das hereinbrechende Alter und die Fortschritte der Zeit die Vorlesungen des Mannes minder lehrreich machten, bewog manche die Pietät zum Besuch derselben. Als Blumenbach am 19 Sept. 1825 sein 50jähriges Doctorjubelfest feierte, wurde ihm eine Medaille überreicht, und seine Schüler und Verehrer hatten durch Sammlung freiwilliger Beiträge ein Capital gestiftet, aus dessen Zinsen junge Aerzte und Naturforscher Stipendien für wissenschaftliche Reisen erhalten sollen ein schönes Denkmal, nützlich und fruchtbringend für kommende Geschlechter. Im kräftigsten Mannesalter 1787, feierte Blumenbach das 50jährige Stiftungsfest der Universität. Fünfzig Jahre später, an dem Feste, das noch in frischer Erinnerung ist, sah man den gebückten Greis, gestützt auf den Arm seines Sohnes, sich dem festlichen Zuge anschließen. Mitglied fast aller gelehrten Akademien Europa's, geehrt von den Großen und Gewaltigen der Erde, geschmückt mit Orden und Ehrenstellen, wirkte Blumenbach in Wort und Schrift eine lange Reihe von Jahren, gemeinsam mit den Männern, die seit Göttingens Stiftung den Ruf dieser Hochschule begründeten. Er erlebte die glücklichen Tage, wo keine Nebenbuhlerin ihr den Ruhm als erste universitas litterarum Europa's streitig0266 machte. Er überstand die Erschütterungen in der westphälischen Zeit und sah die Hochschule noch einmal aufblühen. Als der jüngste Sturm über sie hereinbrach, verhüllte die glückliche Ruhe des Greisenalters Gegenwart und Zukunft. Unter der Last der Jahre hatten die Kräfte der Sinne und des Geistes abgenommen, und selbst das letzte Wissen, an das die jüngsten Ereignisse sonst am Abend des Lebens erinnern mußten, blieb ihm dunkel das Wissen: daß Alles eitel sey und voll Mühe und die Kunst gut zu sterben. Blumenbach entschlief sanft und ruhig im fast vollendeten 88sten Jahre seines Alters.

Sendschreiben eines Rheinpreußen an Hrn. Mauguin.

(Beschluß.)

Die zweite Epoche beginnt mit dem Wiener Friedensschlusse vom Jahr 1815, der den größten Theil der am linken Rheinufer gelegenen Länderstriche mit Preußen vereinigte. Sehr groß war allerdings der Unterschied zwischen dem System, das die preußische Regierung für diese neuen Besitzungen annahm, und demjenigen, auf welches die Sympathie sich gründen sollte, deren Täuschungen Sie in Ihren Vergrößerungsplanen für baare Münze hinnehmen.

Welche Hauptveränderung, glauben Sie wohl, sey in den ersten Jahren der preußischen Besitznahme vorgenommen worden? Gar keine, mit Ausnahme der Abschaffung der Droits réunis und des französischen Zollsystems. Sie denken ohne Zweifel, man habe diesen bedeutenden Ausfall in dem Staatseinkommen durch andere Abgaben zu decken gesucht? Sie sind im Irrthum. Die preußische Regierung hat keine neue Abgabe eingeführt, als in Folge der verschiedenen Gesetze von 1818 bis 1820, durch welche das System der indirecten Steuern für die gesammten Staaten festgestellt wurde. Bis dahin gab es in diesen Provinzen keine indirecten Abgaben, als die Einschreib - und die Stempelgebühr. Der Handel mit allen Ländern, Frankreich nicht ausgenommen, blieb vollkommen frei und unterlag keiner Abgabe. Unmöglich konnte irgend ein Land einer minder beschränkten Freiheit in seiner commerciellen und industriellen Thätigkeit genießen und einer geringern Steuerlast sich rühmen; es war in dieser Beziehung ein wahrhaft goldenes Zeitalter, das nimmer wiederkehren wird. Es bedarf kaum einer oberflächlichen Vergleichung der fünf ersten Verwaltungsjahre der beiden Regierungen, die in den Rheinprovinzen auf einander gefolgt sind, um ein Gemälde darzustellen, vor dem alle Jene erröthen müssen, die es für möglich halten, daß man sich dort nach der französischen Herrschaft zurücksehne.

Gewiß, unser erstes Auftreten war von dem Ihrigen völlig verschieden. Wir haben nicht damit begonnen, das ganze Land in eine nackte Tafel zu gestalten, um in dieselbe alle unsere Gesetze und Einrichtungen einzugraben! Auch wir haben in Preußen eine Gesetzgebung, die wir in unserer Meinung höher als jene vieler anderer Länder stellen, aber nichtsdestoweniger spricht man jetzt, nach 25jähriger preußischer Herrschaft, noch immer am Rhein nach den französischen Gesetzbüchern Recht, nicht weil wir sie für vollkommen halten, sondern weil die Bevölkerung daran gewöhnt ist und das, was sie kennt, dem Unbekannten vorzieht. Die Sympathie, mit der Sie sich schmeicheln, wird von unserer Regierung so wenig gefürchtet, daß man diesen Theil des politischen Volkslebens, der doch am meisten dazu geeignet wäre, ihr Nahrung zu geben, auf keine Weise beschränkt hat. Die einzige wesentliche Veränderung, welche stattfand, besteht in der Form der Provincialverwaltung. Jenes Präfectursystem, das darauf berechnet ist, die gesammte politische Lebenskraft in der Hauptstadt zu centralisiren, hat einem Localsystem Platz gemacht, wo die Interessen des Landes an Ort und Stelle erörtert und geregelt werden, und zwar von Behörden, die aus Provincialräthen bestehen, welche mitten unter diesen Interessen leben und nicht eher angestellt werden, als bis sie Beweise von hinlänglichen Kenntnissen in der Gesetzgebungskunde und dem politischen Staatshaushalt abgelegt haben. Auch wurde diese Veränderung erst dann vorgenommen, nachdem man drei Jahre lang sich auf das Studium alles dessen verlegt hatte, was auf die Bedingungen der wahren Wohlfahrt des Landes sich bezieht. Erkundigen Sie sich nach der Verwaltungsweise dieser Behörden, und Sie werden erfahren, ob es möglich ist, daß man sich in den preußischen Rheinprovinzen nach dem Präfecturensystem zurücksehne!

Die französische Regierung ist in diesem Lande zuerst damit aufgetreten, daß sie ihm einen großen Theil ihrer 45 Milliarden Assignaten, welche die Revolution geboren hatte, zukommen ließ. Wissen Sie, was die preußische Regierung gethan hat? Sie hat ihre Verwaltung nicht nur damit begonnen, daß sie für die Befestigungswerke von Coblenz, Köln u. a. Städten einige 100 Millionen in Umlauf setzte, sondern sie hat auch ihren Einwohnern zu der Wiedererstattung von 50 Mill. verholfen, die Frankreich ihnen schuldete, und die ohne den politischen Wechsel ihres Schicksals für das Land verloren waren. Die französische Regierung hatte das gesammte öffentliche Vermögen der Rheinprovinzen ausgebeutet; sie hatte die Domänen und die liegenden Güter der Körperschaften verkauft, ohne auf die Schulden Rücksicht zu nehmen, welche hypothekarisch auf denselben lasteten. In der Geldklemme einer dem Untergange nahen Macht wurden sogar die Gemeindegüter nicht verschont. Die preußische Verwaltung zog die alten Schulden des Landes und seiner Gemeinden wieder ans Licht, und stellte die Zahlung der Zinsen wieder her; sie bestimmte die übrig bleibenden Domänen zur Tilgung der erstern, und ordnete die allmähliche Abtragung aller Gemeindeschulden mit einem Erfolg an, der gegenwärtig sein Ziel beinahe erreicht hat. Niemals ist in diesen Provinzen eine so bedeutende Summe baaren Geldes im Umlauf gewesen, als unter der preußischen Regierung. Es gibt aber auch dort keine Stadt und kein Dorf, das seit 1814 nicht völlig umgestaltet wäre und einen Anstrich von Frische und Wohlhabenheit gewonnen hätte, wie man ihn vorher nie gekannt hat. Ueberall zeigen sich die auffallendsten Fortschritte des politischen Wohlstandes, und der Werth des Grundeigenthums ist um das Doppelte gestiegen. Das sittliche Interesse der Bevölkerung hält gleichen Schritt mit dem materiellen. Der öffentliche Unterricht hat in jeder Abstufung an Umfang und Tiefe gewonnen, und die geringe Zahl von Lyceen und Rechtsschulen, welche bestand, ist durch polytechnische Institute und Collegien ersetzt worden, die dem neuen Aufschwung unentbehrlich sind, den der menschliche Geist dort genommen hat, als Folge der Thätigkeit einer Landesuniversität, welche nur mit einigen 1000 Franken weniger fundirt ist, als jene von Paris.

Ich komme zur dritten Epoche dieses Landes, die mit der Entfernung des Erzbischofs von Köln beginnt. Die Presse hat dieses Ereigniß und seine Folgen dermaßen entstellt, daß man glauben könnte, eine der preußischen Regierung durchaus feindselige Aufregung der Gemüther habe sich seiner Einwohner bemächtigt. Der Nachbarschaft Belgiens ungeachtet, möchte ich doch bezweifeln, daß Sie an eine geistige Unterjochung der Bewohner dieser Provinzen glauben können. Jedenfalls ist es mir erfreulich, Sie versichern zu dürfen, daß der Theil unserer Geistlichkeit, der durch die Uebertreibung seiner Meinung compromittirt0267 wurde, nicht die mindeste Lust in sich fühlt, der Freiheiten der gallicanischen Kirche theilhaftig zu werden. Und in den Mißhelligkeiten, die sich zwischen der preußischen Regierung und dem Papste ergeben haben, handelt es sich gerade um die Wesenheit jener Freiheit. Sollten Sie im Ernste glauben können, diese Geistlichkeit würde ihre gegenwärtigen reich dotirten Bischofssitze und Capitel den Wechselfällen eines Finanz-Systems aussetzen wollen, das lediglich von einer Deputirten-Kammer abhängt? Die Geistlichkeit weiß gar wohl, daß mit der französischen Herrschaft nicht allein die Abtheilungen in Departemente, sondern auch die alten Abgränzungen der bischöflichen Sprengel und ihrer Dotationen wieder aufleben würden. Die Bischöfe von Aachen und Trier haben mit ihren Capiteln und Seminarien in den Jahren 1812 und 1813 der Regierung nur 52,800 Francs jährlich gekostet, und die Departemente der Ruhr und der Saar legten aus eigenen Mitteln 19,475 Francs zu, um die armselige Besoldung ihrer Seelsorger zu erhöhen. Der König von Preußen hat die Besoldung der beiden genannten Sitze auf die Summe von 91,810 Thlrn. oder 344,287 1 / 2 Fr. festgesetzt. Die Geistlichkeit dieser Provinzen versteht gerade so gut zu rechnen, wie irgend jemand, und ihre politischen Sympathien können dem financiellen Interesse ihres Standes unmöglich ganz fremd bleiben ....

Sollte es nach diesem vergleichenden Blicke, den wir auf Rheinpreußen während der zwei letzten Epochen seines politischen Lebens geworfen, wohl noch möglich seyn, daß Sie auch nur an das geringste Ueberbleibsel von Anhänglichkeit seiner Bewohner an Frankreich und an ihren Wunsch, wieder unter dessen Herrschaft zu kommen, im Ernste glauben könnten? Sollte es möglich seyn, daß wir uns über unsere Nationalehre, über unsere geistigen und materiellen Interessen so sehr täuschten, um die Trennung von einer Nation zu wünschen, mit der wir die Erinnerungen so vieler Jahrhunderte gemein haben? Das Deutsche ist unsere Muttersprache, die deutsche Litteratur ist auch Preußens Litteratur, der Geist seiner Regierung und seiner Verwaltung ist ausschließlich deutsch; und wir sollten mit einem Herrscher brechen, unter welchem jeder Zweig der Nationalkraft in einem früher nicht gekannten Verhältnisse gedeihlich fortschritt? Seyen Sie überzeugt, mein Herr, daß alle diese Städte, deren Bevölkerung und Wohlstand durch die Abschaffung Ihres Centralisationssystems seit 1814 um das Doppelte sich erhöht hat, nicht die mindeste Lust bezeigen ihre provincielle Wichtigkeit gegen jenen Zustand untergeordneten Pflanzenlebens umzutauschen, auf welchen bei Ihnen alle Gemeinden eines großen Reiches beschränkt sind, gleich machtlosen Trabanten, die um die Sonne der Hauptstadt sich drehen, um, wenn es kömmt, Glanz und Leben von ihr zu erborgen. Ihre hochtönenden Phrasen, als da sind: die große Nation, die Nation, welche der Aufklärung des Jahrhunderts voranleuchtet, die Nation, welche von allen übrigen Völkern um ihre Sprache, ihre Litteratur, ihre Gesetze, ihre Freiheit, ihren Reichthum beneidet wird wissen wir gar wohl zu würdigen. Es ist uns sehr gut bekannt, daß die ungeheure Mehrzahl der Franzosen kaum lesen kann, daß der sittliche Zustand Ihrer Landsleute mit jedem Jahre sich verschlimmert, daß die Verbrechen an Zahl und Abscheulichkeit sich steigern, daß die krasseste Unwissenheit und der größte Aberglaube in den innern Cantonen Ihrer Departemente herrschen, und daß die geistige Erniedrigung der untersten Classen der Bewohner Ihrer großen Städte die niedrigste Stufe erreicht hat.

Der Panama-Canal.

Das Aftonblad vom 9 Jan. d. J. theilt den Brief eines sich in den Vereinigten Staaten aufhaltenden Schweden mit, der über den Panama-Canal nachstehende interessante Angaben enthält.

Die Regierung von Centralamerika hat ein Comité von Landmessern, mit dem ausgezeichnet geschickten John Bailey an der Spitze, organisirt, um Untersuchungen anzustellen und einen Bericht abzustatten, in wie weit ein Canal über die Landenge von Panama möglich sey. Nachdem sie ihre Arbeiten beendigt und das Land nivellirt hatte, stattete das Comité seinen Bericht ab, wovon Nachstehendes ein gedrängter Auszug ist: unter 11° nördl. Br., im Staate Nicaragua, geht ein Thal quer durch das Land, in welchem der See Nicaragua liegt, 128 Fuß hoch über dem stillen und 120 über dem atlantischen Ocean. Die Länge des Sees beträgt 120, die Breite 40 bis 60 engl. Meilen, seine Tiefe 40 bis 60 Faden. Er ist sonach schiffbar für die größten Fahrzeuge, und bildet durch seine Lage ein Reservoir, um den Canal auf beiden Seiten mit Wasser zu füllen. Der Fluß San Juan, der den Ausfluß des Sees in den mexicanischen Meerbusen bildet, ist 80 Meilen lang, sehr breit und schon jetzt für kleinere Fahrzeuge bis zu fünf Tonnen schiffbar. Er kann durch Dämme und Schleußen ohne viel Schwierigkeit für die größten Ostindienfahrer schiffbar gemacht werden, und hat an seiner Mündung in den mexicanischen Meerbusen einen vortrefflichen Hafen. Vom Nicaragua-See bis zum stillen Meer sind es zwar nur 9 Meilen, aber die Strecke, durch welche der Canal geführt werden muß, ist 28,365 Yards, und der größte Gebirgsrücken, den der Canal zu überschreiten hat, ist 615 Fuß über dem stillen Meer; er ist jedoch sehr schmal und das übrige Land flach. Der Canal kann auf 12 Mill. Piaster und das jährliche Einkommen nach der niedersten Berechnung auf 5 Millionen kommen. Die Vereinigten Staaten haben schon verschiedenemale gesucht, die Landesregierung zu vermögen, diese Unternehmung ihnen zu überlassen, aber vergebens. Obgleich sie dieß große Werk nicht selbst ausführen kann, will sie es doch auch keinen andern unternehmen lassen. Vor kurzem ist indeß ein neues Angebot von Seite der Vereinigten Staaten gemacht worden, das möglicherweise einen bessern Erfolg hat.

Griechenland.

Während man anfing, auf die Lage von Griechenland mit steigendem Vertrauen und der Ueberzeugung zu blicken, daß sie sich unter der andauernden und gewissenhaften Pflege des jungen Monarchen befestige, daß die schweren Wunden, welche dem Lande durch äußeres Mißgeschick und innere Zwietracht geschlagen waren, allmählich heilen würden, da nach übereinstimmenden Berichten der Wohlstand sich hebt und die Staatseinkünfte bereits zur Deckung der laufenden Bedürfnisse im Wesentlichen hinreichen, werden wir auf Einmal von neuem durch die Nachricht beunruhigt, daß die alte Partei der Uebelthäter an dem öffentlichen Wohle des Landes finstere Plane verfolgt und bis nahe zu einem Ausbruch geführt habe, welcher den Monarchen selbst und Alles, was an ihm hing, in den Sturz seiner Regierung zu reißen bestimmt war. Wie war es möglich, daß mitten unter allen Zeichen des wachsenden Wohlstandes, dem redlichen Bemühen eines verehrten Königs und der Wachsamkeit dieser guten und intelligenten Nation die Sache auf Einmal dahin gedeihen konnte? Oder ist, was jetzt geschieht, von langer Hand her vorbereitet, ist es nur0268 der endliche Aufbruch eines schon lange eiternden Geschwürs? Allerdings scheint dieses letztere der Fall nach den Andeutungen Ihres Correspondenten *** von Athen; doch sind seine Erinnerungen zu kurz, zu summarisch, um allgemein verständlich zu seyn und einen Blick in den innern Zusammenhang und das Keimen jener Entwürfe zu eröffnen. Es wird daher zweckmäßig seyn, die Aufmerksamkeit des Beobachters auf das Jahr 1837, dessen Ihr Correspondent gedenkt, als in welchem Hr. Glarakis, der Chef, und wie es scheint, der Mitschuldige jener Bewegungen, in die oberste Administration gerufen wurde, zu richten, indem wir die Schilderung jener Erhebung, so wie der Umstände, mit welchen sie zusammenhing, und der Lage, aus der sie hervorging, mit denselben Worten hier einschalten, wie sie sich in der Geschichte jenes Jahrs von Friedrich Thiersch *)*)Taschenbuch der neuesten Geschichte. Siebenter Jahrgang. Geschichte des Jahres 1837 von Fr. Thiersch. Stuttgart und Tübingen 1839., 2te Abthl. in den Abschnitten über Griechenland, S. 310 u. f. gegeben findet.

Besser für Hrn. v. Rudhart (als sein Verhältniß zu Hrn. Lyons und England) gestalteten sich die Verhältnisse zu andern Diplomaten. Rußland hatte sich in der Person des Hrn. Katakasi, eines gebornen Griechen vom Phanar, während der Regierung des Kanzlers mehr beobachtend verhalten, und Hr. Katakasi war bemüht gewesen, die alten nationalen Gefühle, vorzüglich die kirchlichen, für die nordische Macht wieder zu beleben und Interessen zu pflegen, welche durch die Verkehrtheit und Leidenschaftlichkeit der Kapodistrianer in Verwirrung gekommen waren. Oesterreich selbst, durch Hrn. v. Prokesch, einen der orientalischen Angelegenheiten vorzüglich kundigen Diplomaten von Auszeichnung, vertreten, fand sich in Bezug auf die innere Verwaltung in Grundsätzen und Absichten mit Rußland mehr in Uebereinstimmung als mit England. Hr. v. Prokesch hatte Hrn. v. Rudhart gleich bei seiner Ankunft mit aller Zuvorkommenheit und Theilnahme aufgenommen, die dem Auftreten desselben in Wien gemäß war, und stand ihm mit seinem Rath über Personen und Sachen bereitwillig zur Seite. Bald gewahrte auch Hr. Katakasi, daß die Grundsätze und Ansichten desselben sich mehr seinen eignen und den Absichten seines Hofes eigneten. Hr. v. Rudhart war der Bewegung für eine Verfassung entgegen, welche zuletzt in dem Staatsrath ihr Organ gefunden hatte, und als übereinstimmend mit der Absicht des englischen Cabinets angesehen wurde, und Hr. Katakasi fand eben so die Grundsätze des neuen Ministerpräsidenten über kirchliche Dinge und ihre Behandlung seiner Weise entsprechend. Beide betrachteten die gewaltsame Abtrennung der griechischen Kirche von dem Patriarchen von Konstantinopel und der heiligen Synode als zu Recht nicht bestehend und glaubten, da sie einmal geschehen, müsse man sich wenigstens im Geiste und innerer Uebereinstimmung mit jener verbunden halten. Es war unter der griechischen Geistlichkeit selbst eine zweifache Ansicht zu bemerken: eine freiere, welche der Reform in der Kirche nicht abgeneigt war, und eine strengere, die an den alten Satzungen und dem Rigorismus ihrer Lehren und Uebungen hing. Diese zu fördern, und als die Glieder der Synode gewechselt wurden, durch ächtorthodoxe Bischöfe in ihr vertreten zu lassen, schien Hrn. v. Rudhart der Lage des Landes, den Gefühlen der Nation und der Festigkeit des Thrones gemäß, den die Meinung, daß man auf Lockerung der kirchlichen Institutionen hinarbeite, zumal das königliche Paar andern Confessionen folgte, mit Erschütterung zu bedrohen schien. Es war demnach zwischen beiden Diplomaten und dem neuen Chef der Administration ein inneres Verständniß gegeben, und er war um so entschiedener zu ihnen geführt und um so enger mit ihnen verbunden, je schärfer und gehässiger Hr. Lyons ihm entgegen trat. Anfangs war allerdings die Absicht des Ministerpräsidenten, dieser seiner Stellung keinen Einfluß auf Personen und Geist seiner Verwaltung zu gestatten: die Idee einer nationalen, von den Parteien unabhängigen, allein auf das wahre Interesse von Griechenland gerichteten Verwaltung erfüllte seinen lebendigen und edler Dinge fähigen Geist; aber er wurde zuletzt jener Einsamkeit und Verlassenheit gewahr, in der ihn die Parteien ließen, als er gemeint war, sich über ihnen zu behaupten. So ward er durch die Zuneigung für die Personen und Grundsätze der österreichischen und russischen Gesandten am Ende zu der Zuneigung für die von ihnen beschützten Individuen geführt und beschloß, sich dieser zu bedienen, um dem Gange der Geschäfte die neue Richtung und den Charakter zu geben, den sie tragen sollte. Diese neuen Freunde gehörten fast ausschließlich der altkapodistrianisch-russischen Partei an und waren wegen ihrer der neuen Ordnung der Dinge anfangs entschieden feindseligen Gesinnung von der Regentschaft in ihren beiden Phasen, hierauf eben so durch den Staatskanzler von den Geschäften fast ganz entfernt gehalten worden. Sie hatten als politische Partei dadurch aufgehört, bestanden aber noch als Individuen mit den frühern Grundsätzen, zum Theil auch noch mit den frühern Gesinnungen und vorzüglich mit allen Leidenschaften der Vergangenheit. Unter ihnen allein, bemerkte man Hrn. v. Rudhart, werde er wahre Zustimmung und Hingebung für seine Ansichten und ungeheuchelte Anhänglichkeit an den Thron finden; sie allein hätten die Tradition des Gehorsams und der Widmung für die Macht aus den Zeiten Kapodistrias 'bewahrt und zugleich wären sie allein im Besitze der wahren Grundsätze und der tiefern Einsicht in die Bedürfnisse der Verwaltung von Griechenland; was außer ihnen an bedeutenden Männern gefunden werde, seyen Ehrgeizige, Anführer, bereit, Thron und Land von neuem ihrem Eigennutze, ihren Leidenschaften oder politischen Chimären zu opfern. Das Bedürfniß zuverlässiger Stütze wurde besonders da empfunden, als die Ausschweifungen der Presse zu jenen stürmischen Bewegungen führten und man nun auch, gegen die Meinung der Massen, die Freiheit derselben zu beschränken, entschlossen war. Die neue Richtung, in welche Hr. v. Rudhart gezogen ward, und die Männer, zu denen sie ihn führte, wurde bald darauf durch einen Wechsel in dem Ministerium des Innern sichtbar, aus welchem Hr. Polyzoidis, der als ein vorzüglicher Vertreter der constitutionellen Gesinnung galt, entfernt und durch Hrn. Glarakis ersetzt wurde. Dieser war unter Graf Kapodistrias zuletzt Minister der auswärtigen Angelegenheiten gewesen, und war als ein Mann von mäßiger Gesinnung von der neuen Regierung in Aemtern zweiten Rangs gebraucht worden. Seine Wiedererscheinung in den obersten Geschäften ward allgemein als eine Aenderung des Systems betrachtet, weil Hr. Glarakis weder durch persönliche Verdienste, noch durch politische Einsicht der Aufmerksamkeit würdig war, die ihm von neuem zu Theil ward, und die Anhänger des Kapodistrianischen Systems, unter dem Namen Napäer oder Napisten bezeichnet, begrüßten sie als ein Zeichen ihrer Wiederauferstehung vom politischen Tode. Dieser Ernennung gesellte sich die andere des Hrn. Paikos eines Mannes von derselben Farbe zum Justizministerium, und, um Charakter und Richtung der neuen Verwaltung noch entschiedener zu machen, wurden andere vorbereitet. Das Ministerium der Marine ward Hrn. Kanaris zugedacht, den Kapodistrias vom Branderführer zum Admiral0269 erhoben hatte. Kriesis, der Hydriote, der erste Seeheld und einer der erfahrensten und rechtschaffensten Männer von Griechenland, sollte ihm geopfert werden. Andere Ministerien waren Hrn. Ainian und Perukas, zwei entschiedenen und berühmten Häuptlingen der Kapodistrianischen Partei, bestimmt, und ein Verzeichniß von 35 Männern der höhern Administration entworfen, die aus ihren Aemtern entfernt und durch Individuen derselben Kapodistrianischen Farbe sollten ersetzt werden. Darüber ward der König bedenklich. Er sah die Gefahr gegenüber der Nation und den westlichen Mächten, wenn er sich durch diese Ernennungen und Aenderungen einer Partei in die Arme warf, deren letzter Gedanke wenigstens früher kein Geheimniß war, *)*)Der Verfasser dieser geschichtlichen Darstellung berichtet hier über Folgendes in seinem Werke de l'état actuel de la Grèce. 1. Th. S. 76. Lorsque pendant mon voyage dans les iles je me trouvai à N ... (Naxos) dans une famille des plus attachées à la maison Capodistria, un de ses membres, qui fut bientôt après nommé à une préfecture par le Comte Augustin Capodistria, me prenant pour un des adhérens de son parti, termina une conversation sur les affaires publiques de la Grèce en me disant: Eh bien, Monsieur, vous ne vous laissez pas tromper par les apparences et les protestations; vous voyez au fond des choses et vous savez, qu'aucun étranger ne gouvernera la Grèce, si nous pouvons par vous parvenir à consolider le pouvoir de la maison Capodistria. Voilà le dernier mot du parti resté dans toute sa force, même après la catastrophe du Comte Jean et après l'incapacité reconnue de son frère. und die bei ihrem Erscheinen in der Macht einen Zwiespalt und entschiedene Feindseligkeit der westlichen Mächte erregt hätte. Er verweigerte deßhalb die Annahme der vorgeschlagenen Veränderungen, und die Ernennung wurde beseitigt; man behielt sich vor, später und theilweise auf sie zurück zu kommen; denn nachdem die Bahn gebrochen und die Hauptsache gewonnen war, zweifelte man nicht mehr an der Möglichkeit, die ganze Bewegung des neuen Reichs in das Geleise zu bringen und in der Richtung zu halten, die nach der corfiotischen Meinung die allein ersprießliche war, während sie nach der Ueberzeugung ihrer Gegner das Land schon einmal in das Verderben geführt hatte.

[269-71]

Bekanntmachung, den Verkauf des alten Postgebäudes zu Lindau betreffend.

Nachdem für das königl. Postamt in Lindau ein geräumigeres Gebäude angekauft worden ist, so wird das bisherige Posthaus daselbst, auf der Hauptstraße nahe beim Landthor gelegen, und mit der Nummer 43 bezeichnet, dem Verkaufe ausgesetzt. Diejenigen, welche Lust tragen, das erwähnte Haus käuflich an sich zu bringen, werden eingeladen, ihre Angebote schriftlich oder mündlich bei dem unterfertigten königl. Oberpostamte, oder auch bei dem königl. Postamte in Lindau, anzubringen. Die Einsicht des Hauses in loco Lindau ist frei gestellt, und werden bei Aufnahme des Angebotes auch die weitern Bedingungen des Verkaufes eröffnet werden.

Augsburg, den 24 Januar 1840.

Königl. Ober-Postamt.

Graf v. Tauffkirchen.

coll. Bürgel.

[349]

Sächsische Eisen - (L. S.) Compagnie.

Der im Druck erschienene Dritte Bericht über das Wirken der sächsischen Eisen - Compagnie ist auf unserm Comptoir unentgeltlich zu erhalten. Leipzig, 20 Januar 1840.

Schömberg Weber & Comp., Bevollmächtigte.

[338]

Bekanntmachung, Verlassenschaft des Johann Buchstaller, Zieglermeister in Steinhausen, betreffend.

Auf Antrag der sämmtlichen Hypothekgläubiger werden nachstehende, zur Verlassenschaft des Johann Buchstaller, Zieglermeister von Steinhausen, gehörigen Immobilien dem öffentlichen Verkaufe unterstellt.

I. Das 2 Stock hohe Wohnhaus mit 3 gewölbten Kellern, 3 Zimmern zu ebener Erde u. Küche und 5 Zimmern über eine Stiege, laut jüngster Schätzung vom 28 November v. J. gewerthet auf 6000 fl. ; II. ein Anbau mit 3 Stallungen, einer Kammer, einem Tanzsaal, geschätzt auf 3000 fl. ; III. einem Getreidstadel, geschätzt auf 600 fl. ; IV. 83 Dillingtrockenstädel, geschätzt auf 4000 fl. ; V. 3 Brennhäuser mit 5 Brennöfen, geschätzt auf 5000 fl. ; VI. 4 Gumpbrunnen, geschätzt auf 200 fl. ; VII. 2 Sommerhäuser; VIII. 2 Tagw. 1 Dec. 11. Bonit. Acker, geschätzt auf 802 fl. ; IX. 5 Tagw. 12 Dec. 11 Bonit. Acker, geschätzt auf 2048 fl. ; X. 3 Tagw. 39 Dec. 11. Bonit. Acker, geschätzt auf 1356 fl. ; XI. 2 Tagw. 43 Dec. Acker, geschätzt auf 972 fl. ; XII. 2 Tagw. 71 Dec. 11. Bonit. Acker, geschätzt auf 1084 fl. ; XIII. 5 Tagw. 68 Dec. 11. Bonit. Acker, geschätzt auf 3156 fl. ; XIV. 2 Tagw. 58 Dec. 11. Bonit. Acker, geschätzt auf 952 fl. ; XV. 1 Tagw. 3 Dec. 11. Bonit. Acker, geschätzt auf 412 fl. ; XVI. 1 Tagw. 79 Dec. 11. Bonit. Acker, geschätzt auf 716 fl. ; XVII. 5 Tagw. 89 Dec. 11 Bonit., geschätzt auf 2356 fl; XVIII. 2 Tagw. 2. Bonit., geschätzt auf 500 fl.; im Ganzen 33,424 fl.

Zur Versteigerung dieser sämmtlichen Gebäude und Grundstücke, welche bis auf die letzten 2 Tagwerke theils leibrechtig, theils freistiftig sind, ist auf Freitag den 20 März l. J., Vormittags von 9-12 Uhr, hierorts Tagsfahrt angesetzt, wozu Käufer mit dem Bemerken geladen werden, daß die Gerichtsunbekannten sich mit gerichtlichen Zeugnissen über ihren Leumund und Vermögen genügend auszuweisen haben, und daß der Hinschlag nach §. 64 des Hyp. -Ges. und nach den §§. 98-101 der Novelle vom 17 November 1837 geschehe.

Au, den 18 Januar 1840.

Königliches Landgericht Au.

D. I. abs. Strählein, Assessor.

Pfitzer.

[253]

In der Arnold'schen Buchhandlung ist erschienen und in allen Buchhandlungen, in Augsburg und Lindau in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung, zu haben: Roßmäßler, Prof., Iconographie der Land - und Süßwasser-Molusken, mit vorzüglicher Berücksichtigung der europäischen, noch nicht abgebildeten Arten. 9tes u. 10tes Heft in 4. mit 10 Tafeln Abbildungen. 2 Thlr.

Dieselben mit colorirten Tafeln 4 Thlr.

[313]

So eben ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Gegen Hrn. Dr. David Schulz zu Breslau. 8. geheftet 8 gGr.

Berlin, im Januar 1840.

Voß'sche Buchhandlung.

[310]

Durch alle Buchhandlungen ist zu beziehen: Wohlgemeinter Rath an alle Eltern, wie ihre Kinder außerhalb den Schulstunden in besondern Anstalten zur Bewahrung vor Müßiggang zu beschäftigen sind. gr. 8. geh. 6 gr.

Leipzig, im Januar 1840.

Ed. Meißner.

0270

[27]

In der Unterzeichneten ist so eben erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: Schillers sämmtliche Werke in Einem Bande.

Mit einem Stahlstich, die Schillers-Statue zu Stuttgart vorstellend, und einem Facsimile von des Verfassers Handschrift.

Neue Auflage. Velinpapier.

Subscriptionspreis 8 fl. oder 4 Rthlr. 16 gr. Späterer Ladenpreis 12 fl. oder 7 Rthlr.

Stuttgart und Tübingen, Januar 1840.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

[236-37]

Bei F. H. Köhler in Stuttgart ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen vorräthig: 6000 deutsche Sprüchwörter und Redensarten.

Brosch. auf Druckpapier 1 fl. oder 15 gr., auf Velinpap. 1 fl. 12 kr. od. 18 gr.

Eine vollständige Sprüchwörtersammlung zu einem so billigen Preis wird allgemein willkommen seyn.

Dramatisches Potpourri.

Auswahl komischer Scenen und Gesänge aus den beliebtesten Lustspielen, Possen, Vaudevilles, Travestien u. s. w. 4 Theile in einem Band 1 fl. 36 kr. od. 1 Rthlr.

Jeder Theil einzeln à 24 kr. od. 6 gr.

Inhalt des ersten Bändchens: 1) Fröhlich, Vaudeville. 2) Lumpacivagabundus. 3) Der Bär und der Basse. 4) Hamlet, Travestie.

II: 1) Die travestirte Jungfrau von Orleans. 2) Pachter Feldkümmel von Kotzebue.

III: 1) Carolus Magnus von Kotzebue. 2) Schülerschwänke, oder die kleinen Wilddiebe. Vaudeville. 3) Gesänge aus den Schneidermamsells. Vaudeville. 4) Die Wiener in Berlin.

IV: 1) Sieben Mädchen in Uniform. 2) Preciosa. 3) Das Fest der Handwerker.

Theaterbesuchern wird diese Auswahl der ansprechendsten Scenen aus den beliebtesten Vaudevilles, Lustspielen u. s. w. eine willkommene Erscheinung seyn.

[329]

In der C. H. Zeh'schen Buchhandlung in Nürnberg ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben, in Augsburg und Lindau in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung: Rosch, Dr., die Weihe des Jünglings zum Manne. Ein Abschiedsgeschenk für gebildete Söhne bei ihrem Austritte aus dem Vaterhause oder den Lehranstalten, und ein freundlicher Begleiter auf ihren spätern Lebenswegen. Allen Vätern und Lehrern ans Herz gelegt. geh. gr. 8. 12 gr. oder 48 kr.

Jeder Leser wird gestehen, daß es nicht viele zweckmäßigere Volksbücher gibt, als dieses, in welchem der Hr. Verfasser die Zerstreuung der gemeinschädlichsten Irrthümer sich zur Aufgabe stellt. Jeder Vater hoffnungsvoller Söhne wird wohl thun, dieses Buch ihnen mit auf den Weg zu geben; jeder Lehrer oder Erzieher wird wünschen, es in den Händen seiner Zöglinge zu sehen.

[262]

Münchhausen!

In J. Scheible's Buchhandlung in Stuttgart ist erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: Lügen-Chronik oder Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, wie er dieselben bei der Flasche im Cirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt.

Vollständig in zwei Theilen mit 120 Abbildungen.

Preis pro Theil 1 fl. 12 kr. od 22 1 / 2 Sgr. pr.

Inhalts-Verzeichniß in kurzem Auszuge.

Erster Abschnitt.

Der Freiherr von Münchhausen erhält eine kräftige Versicherung vom Himmel. Bindet sein Pferd aus Irrthum an eine Kirchthurmspitze. Zerschießt den Halfter und bekommt es wieder. Wird von einem Wolf angefallen. Peitschet ihn in ein Pferd. Bedient sich seiner Augen statt des Flintensteines und erlegt auf einen Schuß fünf Paar wilde Enten und verschiedenes anderes Geflügel. Sonderbare Luftfahrt. Schießt Hühner mit dem Ladestock. Karbascht einen Fuchs aus seinem Pelz. Schießt zwei wilde Schweine auseinander. Der Baron schießt einen Hirsch mit Kirschkernen auf den Kopf, wovon ein Baum entspringt. Brennt und sprengt einen Bär auseinander. Kehrt einen Wolf um. Sein Ueberrock wird toll. Sein Hund steht vierzehn Tage. Achtbeiniger Hase. Sein Windspiel läuft sich die Beine ab. Sein Hund wirft Junge, während er einen Hasen jagt. Der Hase setzt Junge, während ihn der Hund verfolgt. Der Baron setzt mit einem Pferde zum Fenster hinein, und reitet auf einem Theetische. Das Pferd wird in zwei Stücke zerschlagen. Der Baron kann nach der Schlacht seinen noch immer hauenden Arm nicht wieder besänftigen. Er reitet auf Kanonenkugeln durch die Luft. Setzt mit seinem Pferde durch eine Kutsche. Reißt sich nebst seinem Pferde selbst an seinem Haarzopf aus einem Morast. Der Baron steigt seiner Axt bis in den Mond nach und kömmt zurück. Fällt zwei Meilen hoch aus den Wolken. Gräbt sich mit seinen Nägeln aus einem neun Klafter tiefen Loch empor. Fängt einen Bären auf einer Wagendeichsel. Der Baron geht zu Ceylon auf die Jagd, kommt in eine fürchterliche Klemme und wird wunderbar gerettet. Denkmal der Tapferkeit des Barons, aufbewahrt im Museum zu Amsterdam. Gefahr eines Schiffbruchs durch einen Wallfisch. Des Barons Kopf geräth in eine seltsame Stellung. Es geht ein Anker und ein ziemlich Stück Tau verloren, so aber in einem hohlen Zahne wieder gefunden wird. Rettet sein Leben durch einen schottischen Triller. Er schießt bei Konstantinopel einen Luftballon herunter. Nimmt verschiedene tüchtige Subjecte in Dienst, nämlich einen Läufer, einen Horcher, einen Schützen, einen Starken, einen Windmacher. Kehrt auf dem Nil zurück, der ihn mit seiner Barke auf einen Mandelbaum schwemmt. Der Großsultan führt ihn in seinen Harem, und läßt ihn da auslesen, was ihm beliebt. Stückchen des Läufers, des Horchers des Schützen. Neue Proben von des Barons Stärke. Der Großsultan will ihm den Kopf abschlagen lassen. Reiset nach Gibraltar und parirt einen Sechsunddreißigpfünder mit einem Achtundvierzigpfünder. Außerordentliche Wirkungen der beiden Kugeln. Schreckliche Verwüstung, die der Baron im spanischen Lager anrichtet. Der Baron schleudert eine Bombe zurück in das spanische Lager. Der Baron wird ohne sein Wissen aus einer Kanone geschossen. Verrichtet glorreiche Thaten in Gestalt eines weißen Bären. Die Kaiserin von Rußland will Bett und Thron mit ihm theilen. Wird nach dem Mond verschlagen. Beschreibung der dortigen Art zu reiten und Krieg zu führen. Der Baron reist nach der Insel Creta. Wird von einem Räuberschiff bombardirt. Wie er dasselbe mit einem einzigen Schuß zu Grund richtet. Wird nach dem Chimborasso geschleudert. Kauft sich ein Pferd und reitet in den Mond.

Zweiter Abschnitt.

Sein Jagdhund ißt ihm, weil er Rebhühner in seinem Magen wittert, die Rebhühner sammt dem Magen heraus Läßt sich einen Schweinsmagen einnähen. Schnellt mit einem Pferd in 15 Minuten über ein stundenlanges Weizenfeld, ohne eine Aehre niederzudrücken. Schweinmagen wird durch die starke Bewegung in einen Menschenmagen verwandelt. Reist ab nach Marocco. Reitet auf einem Wallfisch. Streitet mit einem Haifisch und siegt. Fängt drei Kugeln von 24 Pfund. Schleudert ein Schiff beim Kiel eine englische Meile weit. Trinkt die muselmännischen Cavaliere gewaltig zusammen. Zerreißt einen Löwen, wie man ein Böcklein zerreißt. Bestehet einen Drachen, und tödtet ihn mit Kuchen von Pech, daß er mitten entzwei berstet. Trommelt in Venedig die Menschen zu einer Luftreise zusammen. Läßt sich ein Schiff von Fischbein machen, und unternimmt eine Reise zum Mond. Schrumpft sammt seinem Bedienten gewaltig zusammen. Kömmt in die Atmosphäre des Mondes. Beschaffenheit der Einwohner. Steckt an den Augen eines Katers eine Pfeife Tabak an. Münchhausen sitzt in einer Schneewolke. Wird durch einen Sturm daraus erlöst. Findet Bäume, die Schuhe, Strümpfe und alle mögliche Kleidung tragen. Reise zum Jupiter, kömmt einem Trabanten desselben zu nahe, der Trabant gleitet ihm in seine weite Rocktasche. Merkwürdige0271 Entdeckungen darauf. Schneidet ein Loch in den Mond, und kommt in einem großen Häckerlingsgestöber drei Meilen von St. Petersburg zur Erde nieder. Verirrt sich auf der Jagd, wird zu Wasser, und schwimmt auf seiner Jägertasche in seinem eigenen Schweiße bis dicht an den Ladogasee, wo ihn sein Sultan rettet. Küßt seiner Braut ein Loch in den Backen. Geräth in Gefahr, sein Leben in dem Moor zu verlieren, wird von einem Fuchs herausgezogen. Eine besondere Kegelgeschichte. Beschreibung der Reise des Barons auf einem Klettenblatt.

Dritter Abschnitt.

Raucht zur Nase, den Ohren und Augen und allen Theilen sei nes Kopfes heraus. Münchhausen geräth mit Bauernknaben in Handel und schlägt den einen, daß ihm das Gesicht verkehrt zu sitzen kommt. Trinkt Bindfaden. Begebenheiten mit zwei Räubern. Schlägt mit seinem Säbel an einen Felsen, und es springt Wein heraus. Sieht den ganzen Himmel voller Baßgeigen und Dudelsäcke. Reist per Pelikan nach Schiras, der Hauptstadt in Persien. Geht spazieren, die Palmbäume neigen sich vor Münchhausen. Spielt mit den Löwen und Tigern. Bezeugen selbst die Fische ihre Hochachtung. Wird Ameisenwärter. Liefert Weihrauch bei hundert Centner. Wird Monds - und Sternenaufseher am Firmament. Erzählt die Ursachen, woher es kommt, daß wir ihn im Neumond nicht sehen. Erklärt die Ursachen der Mondfinsternisse. Beschreibt das hohe Mondscollegium in Schiras. Macht Reisen in einer Bandage auf der Mondscheibe. Pflanzt ein Rübenkorn, ist 1000 Fuß im Durchmesser und wird geerntet. Die Rübe bricht ab, und M. geräth dadurch in Ungnade. Hr. v. M. erblickt da, wo die Rübe gestanden, den blauen Himmel, segelt glücklich hindurch, und kommt wohlbehalten nach Hause. Findet, daß die Rübe umgenietet gewesen. Hr. v. M. muß dem Pferde, welches er vom Thurm herunterschießt, und welches durch den Fall die Rippen zerbrochen und die Haut beschädigt, eiserne Bänder um den Leib schmieden lassen. Abenteuer mit einigen Bären in Polen. Wird hingeschickt von der russ. Kaiserin, um einen großen Erdriß zu besehen. Befestigt den Riß durch große Klammern von Eisen. Ißt Eier und bricht Küchlein aus. Ihm selbst, nebst seinem ganzen Corps, wie auch den Franzosen, schmelzen die Degen in der Scheide. Hat Tausenden das Gehirn zerschmettert. Erzählt eine besondere Anekdote von einem halben Preußen und einem halben Franzosen. Hat in dreimal 24 Stunden nichts gegessen. Nimmt im Heißhunger vier Franzosen über. Reiset per Wirbelwind. Kommt auf dem Meer in eine Wasserhose. Sein rechter Arm wird 99mal vom Gewitter zerschmettert. Bindet einem Hirsch das Geweihe zusammen. Macht einem einfallenden Hagelwetter durch das Entzweischlagen der Fenster Luft. Er kann seine Frau im Sarge noch nicht verlassen. Ist dadurch so gebeugt, daß er ganz krumm geht. Weint noch immer, besonders sein linkes Auge.

Vierter Abschnitt.

Münchhausen hat einen Hasen aus der Luft geschossen. Sieht zwei Rehböcke sich mit einander stoßen. Erwischt beide und zähmt sie; setzt sich auf den einen, führt den andern neben sich her, und kommt so auf den Hof geritten. Wird durch Zauberei sammt Wagen und Kutscher in die Stadt Konstantinopel versetzt. Er setzt sich vor ein Stückfaß und trinkt durch einen Trichter. Verliert seinen Kopf im Türkenkriege fängt ihn auf; der Kopf commandirt und wird wieder angenäht. M. bedient sich bei Belgrad einer Kriegslist. Geht mit seiner ganzen Armee in eine hohle Eiche. Wird als ein Spion entdeckt, gibt seinen Charakter an und wird gehangen. Macht sich des Nachts los, und was er an seine Stelle hingehangen. Reiset zu den Huronen und wird Kazik. Hält alle Proben und zwar doppelte aus. Beschreibt dieselben, wobei einem die Haare zu Berge stehen. Erzählt, wie die Huronen und Irokesen mit einander umgehen. Grausamkeit der Huronen gegen einen Irokesen. Abgehauene Hände und Füße sind dem Irokesen wieder gewachsen. Er macht einen Seehund zahm und reitet auf ihm. Richtet eine räuberische Barbarengalliote damit zu Grund, und auf welche Art. Friert mit dem Pferd fest. Friert in demselben Winter beinahe mit einem Wagen fest. Gibt vorzügliche Proben von seiner Stärke. Beweist zuerst seine Stärke an dem Großsultan in Konstantinopel. Faßt den Sultan und hält ihn in der Luft, als das Arsenal auffliegt. Beweise seiner Stärke mit Gewehren. Beweise seiner Stärke mit zwei blasenden Trompeten. Dreht dem Schmied eine Stange Nageleisen um den Hals, und erlöst denselben von seinen Banden. Trägt eine besetzte Tafel für zehn Personen mit einem steifen Arm in den Garten. Rollt ein ganzes Duzend Teller zusammen. Läßt sein bestes Reitpferd abziehen und richtet es zu einem Luftpferd ein. Hat den Vogel Phönix geschossen. Wie Münchhausens Vögel singen. Münchhausen hat eine Erscheinung von seiner seligen Frau. Hat eine Unterredung mit derselben.

Münchhausen capitulirt eine Zeitlang mit dem Tod. Münchhausen wird immer schwächer. Baron v. A. überholt M. Münchhausen fordert ihn auf Pistolen heraus. Münchhausen und sein Partisan schießen zugleich und die Kugeln treffen auf einander. Er will auf dem Bette der Ehre sterben. Münchhausens letztes Wort. Münchhausen liegt offen im Sarge auf einem Leichenwagen, mit sechs Pferden bespannt. Man hört eine Stimme: Es lebe Münchhausen! Münchhausen antwortet: In Ewigkeit!

[235]

Bei der Brodhag'schen Buchhandlung in Stuttgart hat so eben die Presse verlassen: Die Sold-Ansprüche des im Jahre 1787 in dem Dienst der holländisch-ostindischen Compagnie nach dem Cap der guten Hoffnung abgegangenen, und von da nach den Inseln Ceylon und Java versendeten würtemb. Infanterie-Regiments an die k. würtemb. Staatscasse, beziehungsweise gegen Kriegsminister v. Hügel und Genossen in Stuttgart, und die gegen den Hofrath und Hofcameral-Verwalter v. Canzleiter geführte Criminal-Untersuchung, nach den Acten dargestellt von Rechtsconsulent G. Tafel in Stuttgart.

Gr. 8. Preis geh. 1 fl. od. 16 gr

Diese Schrift gibt, nach einer kurzen Geschichte des aus Deutschen verschiedener Länder zusammengesetzten Regiments, actenmäßige Auskunft über Grund und Umfang seiner Ansprüche auf ein Soldguthaben, welches durch die würtemb. Kriegscasse im Betrag von 98,056 fl. erhoben, theils auf Zinsen ausgeliehen, theils den Berechtigten ausbezahlt, theils den Frhrn. v. Hügel ausgefolgt worden ist, von welchen letzteren sofort bis zu Austrag des von Dr. Tafel, als Anwalt einer größern Anzahl betheiligter Mitglieder, und deren Erben gegen die k. würtemb. Staatsasse erhobenen Rechtsstreits 10,000 fl. deponirt wurden. Die beigefügte Darstellung des Crimialverfahrens, welches in dieser Sache gegen den in der Untersuchungshaft verstorbenen Hofrath c. Canzleiter statthatte, liefert zugleich Belege zur Charakteristik der Strafrechtspflege, welche auch nem größern Publicum von Interesse seyn werden.

[227]

So eben erschien bei Unterzeichnetem und ist an alle Buchhandlungen versandt worden: Irland in socialer, politischer und religiöser Beziehung, seine Gegenwart und seine Zukunft, nebst einer historischen Einleitung von G. v. Beaumont. Aus dem Französischen von Dr. Ed. Brinckmeier. Theil II. Preis beider Bände 2 Thlr. 16 gGr.

Es liegt damit dem Publicum nun vollständig ein Werk vor, welches unter den derartigen Schriften jedenfalls eine der ersten Stellen einnimmt. Es ist wichtig und lehrreich, und führt dem Leser nicht nur ein getreues Bild der Lage Irlands vor, sondern deutet auch mit gründlicher Kenntniß die Wege an, auf denen das unglückliche Land einer schönern Zukunft entgegen gehen kann. Jeder wird die schöne, warme und lebendige Darstellung, den humanen Geist und die edle Tendenz dieser gehaltvollen Schrift anerkennen, welche Niemand ohne besondere Befriedigung lesen wird, der Gelehrte eben so wenig als der Staats - und Geschäftsmann, der Dilettant eben so wenig als der eigentliche Historiker. Beaumonts Schrift heißt es in Nr. 324 der Brockhausischen Blätter für litter. Unterhaltung, ist das beste Werk dieser Art, und ein sehr schätzbares, vielseitig anregendes Geschenk für den Menschenfreund u. denkenden Staatsmann; möge es in Deutschland mit großem Anklange belohnt und von England mit reiflichem Nachdenken gelesen und benutzt werden.

Ueber Guts-Uebergaben und Rückgaben bei Pachtungen und anderen Geschäften, für Juristen und Cameralisten, Commissare, Notare, Assistenten, Taxatoren u. s. w. mit Formularen und Tabellen, von J. Scholz III. Braunschw., bei G. C. E. Meyersen. 1840. XXXII und 339 Seiten nebst 14 Tabellen. Gr. 8. Preis 2 Thlr.

Der Verfasser des vorliegenden ökonomischforensischen Werkes hat seit einiger Zeit eine Reihe ähnlicher Schriften herausgegeben, unter denen der Unterzeichnete das Publicum vorzüglich auf das Schäfereirecht (Braunschweig, 1837, bei Fr. Vieweg und Sohn) und auf das Baurecht (Braunschweig, bei Meyer sen.) aufmerksam gemacht hat. Gern erfüllt er das Gesuch des Verlegers, öffentlich ein Urtheil über das gegenwärtige neueste Werk desselben Verfassers auszusprechen, da dieses nur vortheilhaft für solches ausfallen kann. Auf jeder Seite erkennt man den praktisch tüchtig ausgebildeten Rechtsgelehrten, der vollkommen in den abgehandelten Materien zu Haus ist, und der es daher wohl unternehmen durfte, sich den auf dem Titel genannten Personen als Rathgeber anzubieten. Wenn bei irgend einem juristischen Geschäft eine praktische Uebung in der Anwendung der Gesetze und gesetzlichen Gewohnheiten, verbunden mit Sachkenntnissen, erforderlich ist, so ist dieses bei Gutsübergaben der Fall, von denen der junge Jurist auf Universitäten so gut als nichts erfahren haben wird. In dem vorliegenden Werk ist die schwierige Materie in ihrem ganzen Umfange mit Sachkenntniß und Umsicht behandelt, die Rechtscontroversen sind erörtert, die ökonomischen Vorkenntnisse entwickelt und das Ganze pragmatisch dargestellt. Gern empfiehlt also auch diese neueste Schrift des Verfassers der Unterzeichnete F. K. v. Strombeck.

Dr. Karl Venturini's neue historische Schriften. Dritter Band. Enthält der nach constitutionellen Principien regierten Staaten zweiten und dritten Ranges neueste Geschichte. Ein Beitrag zur Chronik0271[0272] des neunzehnten Jahrhunderts. Braunschweig, Verl. v. G. C. E. Meyersen.

Gr. 8. Preis 2 Thlr. 12 gGr.

Im Geiste der seit dem Anfange des 19ten Jahrhunderts bestandenen Chronik finden wir in diesem dritten Bande der neuen historischen Schriften eine der historischen Wahrheit getreue pragmatische Darstellung der merkwürdigen Ereignisse, die sich während der Jahre 1836 und 1837 in Scandinavien, Holland, Belgien, der Schweiz und in den nach constitutionellen Principien regierten deutschen Bundes-Staaten zugetragen haben. In Ansehung der Vollständigkeit läßt sich keine einzige der die neuere und neueste Zeitgeschichte behandelnden Schriften mit dem hier vorliegenden historischen Werke vergleichen. Man findet darin kein vages Raisonnement, sondern nur eine unbefangen freimüthige Darstellung des Ursprungs, der Folge, des Zusammenhangs und der zur öffentlichen Kunde gelangten Wirkungen des Geschehenen. Der Verfasser stellt bei jedem Staate zuvörderst das Statistisch-Merkwürdige dar; dann folgt eine gedrängte Erzählung der in dem vorliegenden Staate stattgefundenen politischen und kirchlichen Ereignisse. Die Lecture dieser werthvollen Schrift ist also jedem zu empfehlen, der eine wirklich belehrende Ansicht der Zeit, worin wir leben, zu erlangen wünscht.

F. A. Leo.

G. C. E. Meyer sen. in Braunschweig.

[252]

Für Landwirthe.

Dr. H. G. Schmalz, da Trocknen des Klees auf Reitern und Hütten. Mit 1 Steindrucktafel. gr. 8. brosch. 8 gr. ist so eben in der Arnold'schen Buchhandlung erschienen und in allen Buchhandlungen zu bekommen, Augsburg und Lindau in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung.

[257-58]

Stelle-Gesuch.

Ein junger wissenschaftlich gebildeter Mann, welcher das Französische und Italienische spricht und schreibt, der deutschen Sprache vollkommen kundig ist und das Englische und Spanische versteht, sucht als Hofmeister oder Secretär eine Anstellung; auch wäre derselbe geneigt, in der griechischen und lateinischen Sprache und Litteratur und in den Realien Unterricht zu ertheilen. Derselbe kann sich durch genügende Zeugnisse über die Kenntnisse der bezeichneten Fächer, so wie über Sittlichkeit und Solidität ausweisen, und im Forderungsfalle durch Männer von öffentlicher Achtung sich empfehlen lassen. Auf frankirte Briefe an die Expedition der Allgemeinen Zeitung mit dem Zeichen J. R. das Nähere.

[141-45]

Anzeige.

Unsern werthen Geschäftsfreunden machen wir hiermit die ergebene Anzeige, daß wir durch unsere mannichfaltigen Verbindungen in Corsica, zur Lieferung der Cedern für unsere Succade-Fabrik die Cedern-Ernten von mehreren Jahren durch Contracte zum voraus gekauft haben, und somit in den Stand gesetzt sind, auch die Cedern zum religiösen Gebrauche der Israeliten schöner und billiger zu liefern, als solche bisher von Genua bezogen wurden; auch können diese Cedern von hier aus um 14 Tage früher versandt werden; die Packung wird aufs sorgfältigste, nach Vorschrift mit Myrtenzweigen, besorgt; auch können frische und getrocknete Palmen geliefert werden. Die Aufträge erbitten wir uns längstens bis Ende Mai, den Rembours wünschen wir auf solide Häuser deutscher Wechselplätze oder auf solide Speditionshäuser, durch deren Vermittlung die Waare geht, und versichern beste und sorgfältigste Bedienung.

Livorno, den 8 Januar 1840

Schröder & Reuther.

[318]

Höchst interessantes Prachtwerk.

Im Verlage von George Westermann in Braunschweig erscheint und ist in allen Buchhandlungen zu haben: Konstantinopel und die malerische Gegend der sieben Kirchen in Kleinasien.

Nach der Natur gezeichnet von Thomas Allom.

Nebst einer kurzen Geschichte Konstantinopels und Erklärung der Stahlstiche von Robert Walsh, Caplan der brittischen Gesandtschaft zu Konstantinopel. Nach dem Englischen von J. Th. Zenker.

Dieses Prachtwerk, über welches sich alle englischen Blätter auf das vortheilhafteste ausgesprochen, erscheint in deutscher Uebersetzung mit den Original-Stahlstichen im Verlage des oben Genannten.

Jedes der herrlichen Blätter steht als wahres Kunstwerk da, und nach dem einstimmigen Urtheile der competentesten Richter ist in dieser Art des Stahlstichs noch nichts so Vollendetes geleistet worden. Mit zauberischer Gewalt versetzen uns diese herrlichen Gebilde in jene paradiesischen Gegenden. gefeiert durch die Gesänge aller Zeiten und Nationen, in jene Gegenden, ewig denkwürdig in der Geschichte der Menschheit, von den fabelhaften Zeiten des Argonautenzuges herab bis zu den Tagen der römischen Weltherrschaft, von den Kämpfen der Kreuzfahrer bis zur Schlacht von Navarin.

Auch in neuester Zeit ziehen diese Länder wieder die ungetheilteste Aufmerksamkeit Aller auf sich, und mit Furcht und Hoffnung folgen wir den sich vor unsern Augen entwickelnden Ereignissen, die, wie sich Niemand verhehlen kann, auf das Schicksal ganz Europa's bedeutenden Einfluss haben werden. die Würfel mögen fallen wie sie wollen.

Jedes Heft erscheint mit vier grossen prachtvollen Stahlstichen nebst dazu gehörigem Text in gr. 4. auf feinstes englisches Velinpapier gedruckt, in elegantem Umschlag geheftet, zu dem billigen Preis von 18 gGr. Monatlich Eine Lieferung.

[304]

Bei Karl Hoffmann in Stuttgart ist so eben erschienen: Der praktische Landschaftsgärtner.

Eine Anleitung zur Anlegung oder Verschönerung von Gärten verschiedener Größe.

Mit Anweisung zu einer zweckmäßigen Benützung des Küchengartens, zu Spargel - u. Artischoken-Pflanzung, Champignons-Zucht, Gurken - und Melonen-Treiberei u. s. w., von Wilhelm Hertz, Handelsgärtner.

Mit 21 Gartenplanen und vielen Gartenverzierungen.

Preis, gebunden 3 fl. oder 1 Rthlr. 18 gr.

Gartenfreunde, welche ihren Garten nach neuestem Geschmacke verändern oder einen neuen Garten anlegen wollen, mögen getrost dieß Prachtwerkchen zu Rathe ziehen; sie werden für Benutzung auch der kleinsten oder ungünstigsten Grundstücke genügende und durch Abbildungen erläuterte Anleitungen finden. Jeder Boden, Wasser, Felsen, Gebäude, Bäume, Sträucher und Pflanzen, Wege, Gartenverzierungen aller Art etc. sind berücksichtigt und an ihre gehörige Stelle verwiesen. Die Uebersicht der verschiedenen Baum - und Straucharten, nach ihrer Höhe eingetheilt; das Verzeichniß perennirender Zierpflanzen; die neue Anleitung zu vortheilhafter Benützung des Gemüsegartens und der Frühbeete für jeden Monat, zu Behandlung und Zucht der Spargel, Artischoken, Champignons, Erdbeeren, Gurken und Melonen alle diese neuen auf praktische Erfahrung gegründeten Vorschriften werden jedem Gartenfreunde willkommen seyn! Das sehr schön ausgestattete Werk ist mehr als preiswürdig. Vorräthig ist es in Wien bei Gerold; in Pesth bei Hartleben, so wie in allen andern soliden Buchhandlungen.

[238]

Anzeige für Mediciner und Bibliothekare.

Die medicinisch-chirurgische Salzburger Zeitung, herausgegeben von Hartenkeil, Mezler, Ehrhart etc. von 1790 - 1838, in 196 Bänden, und 12ter bis 40ster Ergänzungsband von 1805 - 1837, in Karten mit vergoldetem Titel eingebunden, vereint oder auch die Ergänzung besonders, ist zu haben bei C. A. Jenni, Vater, Antiquar in Bern.

[216-17]

Empfehlung von Gold - und Holzspiegeln.

Der Unterzeichnete empfiehlt hiermit seine selbst fabricirten Gold - u. Holzspiegel in allen Sorten zur gefälligen Abnahme, sichert die solideste Waare nebst den billigsten Preisen zu und empfiehlt sich bestens.

Johann Dietz, Spiegel-Fabricant in Fürth, nebst der Eisenbahn Nr. 301.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
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Extent16 images; 15578 tokens; 5400 types; 110396 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 34. 3. Februar 1840 . Augsburg1840.

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Bibliothek der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften DWB 1996/32

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

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