(Sentinelle des Pyrenées.) Einige Pariser Journale melden aus Quellen, die wir nicht kennen, daß die zu Passages stehenden englischen Streitkräfte den Befehl erhalten haben, diesen Hafen auf das Verlangen des spanischen Cabinets hin zu räumen. Wenn man unter Räumung den Abzug eines Theils der auf jenem Punkt befindlichen Truppen versteht, so ist die Angabe wahr, denn in den letzten Tagen sind etwa 160 Mann Infanterie mit all' ihren Officieren von Passages abgezogen und haben sich auf den sie erwartenden Dampfbooten eingeschifft. Von einer wirklichen Räumung ist keine Rede; 500 Mann halten Passages fortwährend besetzt, und diese Zahl ist unserer Ansicht nach mehr als hinreichend für eine wirkliche Occupation.
Am 6 Febr. Nachmittags lief das brittische Dampfpaketboot Ariel, von dem Dampfboot Firebrand escortirt, in den Hafen von Dover ein. An Bord desselben befand sich Se. Hoheit Prinz Albert, von seinem durchlauchtigen Vater dem regierenden Herzog und dem Erbprinzen von Sachsen-Coburg, dann von Lord Torrington und dem ehrenwerthen Obrist Grey begleitet. Die Landung erfolgte unter einer Salutation vom Hafencastell; eine Ehrenwache des 90sten Regiments war aufgezogen, und die Officiere der Garnison und der im Hafen liegenden Schiffe standen zum Empfang Ihrer Hoheiten in Bereitschaft. Die auf dem Hafendamm und den Werften versammelte Volksmenge begrüßte den Bräutigam der Königin mit lautem Zuruf. Der Prinz war von der Seekrankheit angegriffen, so daß die Aufwartung der Civil - und Militärbehörden der Stadt bis zum folgenden Morgen verschoben werden mußte. Heute (7) gegen Mittag wollte der Prinz über Canterbury nach London weiter reisen; eine Abtheilung Dragoner war zu seiner Escorte beordert. Die Journale enthalten das Programm über die Trauungsfeierlichkeit (welches wir morgen im Auszug liefern werden).
Der mächtige Wechsel, der in dem politischen Gang des Cabinets von St. James hinsichtlich der orientalischen Streitsache eben eintritt, verdient aus Ursachen, die ich später andeuten werde, Ihre ganze Aufmerksamkeit. Sey es, daß Lord Palmerston, von der Nothwendigkeit einmal ans Ziel zu gelangen durchdrungen und überzeugt, daß der russische Pacificationsplan die Erreichung desselben gewährleistete, es für zweckmäßig fand, auf die Seite der nordischen Höfe sich zu neigen, sey es, daß der Lord in einem Anfalle von Indignation über Frankreichs Benehmen minder schwierig geworden, gewiß ist, daß seine Aeußerungen und selbst seine Zusagen fast keinen Zweifel übrig ließen, es werde endlich ein Uebereinkommen zwischen den vier Mächten zu Stande kommen. Oesterreich und Preußen hatten, obwohl ersteres in der Folge selbst einige Modificationen der Brunnow'schen Propositionen vorgeschlagen, ihren eventuellen Beitritt versprochen; Palmerston schien unbedingt mit denselben einverstanden. Es war nun an Frankreich, alle Kräfte anzuspannen, alle Mittel anzuwenden, eine Combination zu zerreißen, durch die es plötzlich vereinzelt, und mit allen Gefahren bedroht war, die ein Zusammenhalten und eine feindselige Stellung der übrigen europäischen Mächte gegen Frankreich zur Folge hätte haben müssen. Ob ihm dieß völlig gelungen, kann ich nicht beurtheilen; doch ist gewiß, daß die von Brunnow gemachten Versuche für den Augenblick gänzlich paralysirt sind. Lord Palmerston wußte die Wendung, die seine Collegen plötzlich genommen, zu würdigen, und sah bald ein, daß an das Gelingen des von ihm adoptirten Plans kaum mehr zu denken sey. Er glaubte daher sich zur Ausarbeitung eines neuen Projects anschicken zu müssen, welches nach wenigen Tagen dem brittischen Conseil und Hrn. v. Brunnow vorgelegt wurde. Die einen fanden es noch immer zu russisch oder vielmehr in seinen Tendenzen zu anti-europäisch. Bei diesem Project waren wirklich die Brunnow'schen Grundlagen großentheils beibehalten. Hrn. v. Brunnow selbst erschien es mit Palmerstons frühern Zusagen zu sehr0354 in Widerspruch. Ja der russische Bevollmächtigte gerieth darüber in eine so gereizte Stimmung, daß er der Einladung des brittischen Ministers zu einer Conferenz keine Folge gab. Noch einen andern Grund zur Unzufriedenheit mit dem Benehmen Lord Palmerstons findet Hr. v. Brunnow darin, daß letzterer den von Rußland vorgeschlagenen Plan dem General Sebastiani mitgetheilt habe. Hierdurch sey Frankreich Gelegenheit gegeben worden, Alles, selbst die unschuldigsten Paragraphen der Convention, zu verdächtigen, überall ganz andere Dinge als auf den Orient berechnete Tendenzen zu finden, so daß dadurch Argwohn sich einnistete, wo man des größten Vertrauens bedurft hätte. Trotzdem glaubte der russische Bevollmächtigte die Unterhandlungen zwischen England und den andern Mächten in Gang erhalten zu müssen, indem, wie ich Ihnen aus zuverlässiger Quelle melde, er seine eigenen Propositionen modificirte, und zu dem neuen Vorschlag des Lords einen Gegenvorschlag machte. Die zweite Mission, mit der Hr. v. Brunnow in Darmstadt beauftragt ist, deren Vollziehung auf die letzten Tage des Februars fallen soll, nöthigt zwar Hrn. Brunnow London zu verlassen; die Unterhandlungen wegen der orientalischen Angelegenheiten sind indessen, wie Sie sehen, nicht als völlig abgebrochen zu betrachten, und möglich wäre es, daß wir in Bälde einen dritten Besuch von diesem ausgezeichneten Manne zu gewärtigen hätten, selbst in dem Falle, daß mit ihm zugleich Baron Neumann nach dem Continent zurückkehren sollte. Die Sache bleibt in der Schwebe, so lange Großbritannien zwischen Frankreich und den andern drei Mächten schwankt. Wir wollen abwarten und den Bewegungen Englands folgen, von dessen Entschluß nun Alles abhängt. Nicht zu läugnen ist es, daß der gährende Stoff sich zu klären beginnt, und daß man allerdings gewisse fremdartige Elemente darin zu erblicken glaubt, die man, falls sie sich unvermerkt eingedrängt, hätte ausscheiden sollen, indem dadurch den Verdächtigungen Frankreichs eine Art Stützpunkt gewährt wurde, was man vermeiden mußte, weil die materielle Frage des Orients an sich Schwierigkeiten genug darbot, um jeder neuen Verwickelung mit gegründeter Scheu aus dem Wege zu gehen.
(Sonntag.)
(Courrier.) Hr. v. Broglie ist in Paris angekommen. Wird er in das Ministerium treten? Wahrscheinlich haben die gegenwärtigen Minister diese Combination geträumt, die ihnen die Chance ertheilen würde, noch einige Monate länger zu leben, oder auf eine glänzende Art zu fallen; von Seite des Hrn. v. Broglie findet aber Widerstand statt, und seine Freunde werden sich nicht sehr bemühen, ihn zu besiegen.
Ein Bericht des Marschalls Valée an den Kriegsminister vom 1 Febr. meldet ein neues Gefecht, welches in den Umgebungen von Belida vorgefallen ist. In der Nacht vom 28 auf den 29 Jan. überschritten die arabischen Truppen den Uad-el-Kebir, postirten sich in dem „ heiligen Wald “und schoben ihre Vorposten bis zur Straße vor, welche die Stadt Belida mit dem obern Lager verbindet, in der Absicht, am Tage die Detaschements, welche zur Arbeit ausrücken würden, zu überfallen; aber der Plan des Feindes war vorausgesehen worden, und General Duvivier hatte alle Maaßregeln ergriffen, ihm den Versuch theuer bezahlen zu lassen. Bei den ersten Flintenschüssen rückte eine vom Obristen Drolenvaux befehligte Colonne, welche vom Blockhaus Enerik aufbrach, wider den Feind, während eine zweite Colonne unter General Duvivier, welche von der Kasbah aufbrach, die Araber im Rücken angriff und Obrist Changarnier auf der Rechten der Linie manöuvrirte, und zwischen der arabischen Cavallerie und Infanterie Stellung nahm. Der Feind wurde in den „ heiligen Wald “zurückgeworfen, dann aus demselben vertrieben und genöthigt, über den Uad-el-Kebir sich zurückzuziehen und in die Gebirge zu flüchten, nachdem er viele Leute verloren. Die Franzosen hatten 65 Todte und Verwundete. Die Arbeiten wurden am 29, 30 und 31 Jan. fortgesetzt, ohne daß der Feind sie weiter beunruhigte. Die Dampfboote von Bona und Oran waren am 1 Febr. noch nicht eingetroffen, und man hatte demnach keine neuen Nachrichten aus diesen Provinzen.
Der Moniteur Parisien sagt, auf das Gerücht von dem Erscheinen dreier arabischen Raubschiffe im Osten des Caps von Gata sey vom Marineminister sogleich Befehl gegeben worden, einige leichte Fahrzeuge und ein Dampfboot nach jener Küste zu schicken. Von Barcelona segelte die Brigg Surprise ab, um in der Nähe des Caps von Gata zu kreuzen. Neuere Nachrichten, welche der Telegraph aus Narbonne brachte, lassen jedoch vermuthen, daß die Kauffahrteischiffe, welche sich unter die Kanonen des Forts San Pedro flüchteten, spanische Schmuggler für afrikanische Corsaren gehalten haben.
In der Sitzung der Deputirtenkammer am 8 Febr. wurden Petitionen verhandelt. Nur Eine derselben veranlaßte eine lebhaftere Erörterung, nämlich die des Marquis v. Choifeul, der gegen die Anwendung des Gesetzes vom 30 Aug. 1830 reclamirte, das verfügt, daß jeder Officier, welcher der neuen Regierung den Eid nicht geleistet habe, als Entlassener angesehen werden solle. Hr. v. Choiseul, der in derselben Zeit von Karl X versendet war, hatte dem Minister geschrieben, daß er bei der Fahne bleibe. Auf diesen Brief hin wollte nun der Bittsteller seine Wiedereinsetzung fordern. Die Petition ward von Hrn. v. Lamartine und Hrn. Renouard unterstützt. Der erstere berief sich auf das Beispiel des Generals Bertrand, welchem die Restauration nach dem Tode Napoleons die Ermächtigung zur Rückkehr nach Frankreich ertheilt habe. Hr. Renouard wollte das an den Kriegsminister erlassene Schreiben als Aequivalent für die Eidesleistung ansehen. Hr. v. Mornay machte bemerklich, daß die Regierung, indem sie Hrn. v. Choiseul als entlassen betrachtet, nur das Gesetz befolgt habe, und daß der Bittsteller jedenfalls zuvor an den Staatsrath hätte appelliren sollen. Hr. Dupin war derselben Ansicht. Die Kammer ging dann zur Tagesordnung. Der Kriegsminister legte einen Gesetzesentwurf vor, welcher der Wittwe des bei der Belagerung von Constantine gefallenen Obristen Combes eine Pension von 2000 Fr. bewilligt.
Capitän Tinan, Commandant der Corvette Isère, welcher bei der Insel Mauritius mit dem Capitän Driver und dem Gouverneur des Eilands den bekannten Streit gehabt, ist vom Commando der Isère entfernt und durch den Capitän Brindejouc Treglodé ersetzt worden. Der Courrier français bemerkt hiezu: „ Die Abberufung des Capitäns Tinan ist zweifelsohne eine Genugthuung, die unsere Regierung England gibt. In diesem Falle muß man gestehen, daß dieß eine seltsame Art ist, einer Sache ein Ende zu machen, in der das Unrecht gewiß nicht auf unserer Seite war. “ (Bekanntlich ward von Seite Englands der Gouverneur abberufen.)
(Temps.) Das Betragen des Hrn. v. Tinan ward von dem Seeminister durchaus nicht mißbilligt. Durch einen königlichen Erlaß vom 7 Febr. ward Hr. v. Tinan, Corvettencapitän, zum Commandanten der Brigg Voltigeur ernannt. Dieser Seeofficier hat zugleich die Bestimmung erhalten, die Seestation von Neufundland zu commandiren. Diese Maaßregel ist eine Genugthuung für Hrn. v. Tinan, aber keine für Frankreich, also nicht zureichend. Ein ehrenwerther Deputirter der Opposition wird deßhalb eine Interpellation machen.
0355Der Mann, welcher vor einigen Tagen gedruckte Blätter in den Deputirtensaal warf, scheint keineswegs ein Verrückter zu seyn, wie einige Journale gesagt hatten. Ruel, der als Buchbinder so manche öffentliche Actenstücke zusammengeheftet, und auch wohl in einige hineingeguckt hat, klagt über die zunehmende Sittenverderbniß in Frankreich. Von 1825 bis 1836 seyen nahe an 770,000 Individuen vor die Criminalgerichte gezogen worden; die Zahl der Mordthaten habe um mehr als ein Drittheil, die der Papierverfälschungen um mehr als die Hälfte zugenommen; die Zahl der Attentate gegen die Schamhaftigkeit an Kindern unter 16 Jahren verübt, sey im J. 1836 zweimal so stark, als 1825, die der Vatermorde dreimal so stark gewesen. Die Gazette de France gibt aus der Schrift einen kurzen Auszug. Der Verfasser scheint es mit seinen Landsleuten herzlich gut zu meinen, nur merkt man an dem Styl, daß das Schreiben nicht zu seinem Handwerk gehört.
Das Amsterdamer Handelsblad meldet unter dem 7 Febr. aus dem Haag, daß man dort viel von einer großen Vereinfachung und Verminderung spreche, welche die Regierung im Personal des Kriegsministeriums vorhaben soll. – Am Abend des 5 Febr. stürzte Graf G. Okelly de Galway, ehemaliges Mitglied des hohen Raths des Adels, beim Nachhausegehen von einem Feste bei dem schwedischen Gesandten auf dem Beznidenhout'schen Weg, in Folge seines schlechten Gesichts und der herrschenden Finsterniß, ins Wasser und ertrank, da dieser Weg sehr wenig besucht ist, und ihm Niemand zu Hülfe kommen konnte. – Man meldet aus Vliessingen, daß nach den Aussagen dorthin gelangter Schiffer die Nordsee mit Planken, zerbrochenen Masten u. dgl. überdeckt sey. Auch habe man verschiedene Wracks treiben sehen, zum traurigen Beweis, welche furchtbare Verwüstungen die letzten Stürme anrichteten.
Aus der Sitzung der Kammer der Abgeordneten am 12 Febr. tragen wir noch Folgendes nach: Der Abg. Gareis motivirte seinen Antrag, die Aufhebung des Widerspruchsrechtes der Gemeinden bei Verehelichungen der Arbeiter größerer Fabriken betreffend. Er berief sich auf die in seiner Eingabe an die Kammer umständlich erörterten Gründe und auf die Berathungen, die in der Kammer v. J. 1837 in ähnlichem Betreffe bereits gepflogen worden seyen. Für die Zulässigkeit dieses Antrags sprachen sich die Abgeordneten Bestelmeyer, Städler, Enke und Lambert aus, und bemerkten, dieses den Gemeinden durch das Gemeinde-Edict v. J. 1834 eingeräumte Widerspruchsrecht bei Verehelichungen erschwere vielen fleißigen und in gutem Leumund stehenden Unterthanen aus der arbeitenden Classe ihre Ansässigmachung, und hemme nicht nur das Fortschreiten der vaterländischen Industrie, sondern übe auch in moralischer Beziehung auf manche Gemeinden einen nachtheiligen Einfluß aus. Gegen die Zulässigkeit des fraglichen Antrags erklärten sich die Abgeordneten Dr. Schwindl, Rebmann und Wurm, wobei geäußert wurde: es sey sehr bedenklich, schon jetzt, erst fünf Jahre seit dem Bestehen des Gesetzes vom Jahr 1834, an einer der wichtigsten Bestimmungen desselben zu rütteln, den Gemeinden dürfe das so wichtige Widerspruchsrecht bei Ansässigmachungen und Verehelichungen nicht entzogen werden, denn es sey eine unbillige Zumuthung, daß sich dieselben zum Besten einzelner Fabrikherren Lasten auferlegen sollten, die sie bei dem Mangel an Beschäftigungs - und Versorgungsanstalten unmöglich zu tragen vermöchten. Die Fabrikherren sollten nur nachhaltig für den Unterhalt ihrer Arbeiter sorgen, dann werde das den Gemeinden zugestandene Widerspruchsrecht nicht so drückend erscheinen, als es der Antragsteller bezeichnet habe. Die Kammer beschloß indeß in ihrer Mehrheit: „ der Antrag sey in Erwägung zu ziehen, und solle dem betreffenden Ausschusse zugewiesen werden. “– Eine Vorstellung der Corporation des Regensburger Handelsstandes, die Verhältnisse des Regensburger Transitohandels, die Aufhebung oder Ablösung des Stapelrechtes in Passau, und endlich die so dringend nothwendige Correction des Donaustroms betreffend, hatte sich der Abg. Frhr. v. Thon-Dittmer als Antrag angeeignet. Bei Motivirung desselben bemerkte er: der Antrag zerfalle eigentlich in drei Punkte, a) die Nothwendigkeit einer gründlichen Correction des Donaustroms; b) den Wunsch, es möge das Niederlagsrecht der Stadt Passau aufgehoben werden; c) die Beseitigung der Nothwendigkeit der Umladungen der Kaufmannsgüter in letztgenannter Stadt. Daß der erste Punkt von hoher Wichtigkeit sey und in den Bereich der ständischen Wirksamkeit gehöre, gehe schon zur Genüge aus dem Umstande hervor, daß die Kammer von 1837 in Folge eines Antrags des Abg. Trautner die Summe von 150,000 fl. zur Correction des Donaustromes beantragt habe, welche auch von der Regierung für diesen Zweck genehmigt worden sey. Letztere habe außerdem vielfache Beweise gegeben, daß sie kein Opfer scheue, wo es gelte, den materiellen Interessen des Landes Aufschwung zu geben, und so hoffe er, sie werde die Vorstellung des Regensburgers Handelstandes in einer Zeit berücksichtigen, wo die Vermählung zweier Hauptflüsse des Königreichs eine Wahrheit werden solle. Betreffend den 2ten Punkt des vorliegenden Antrages, so habe bereits der Landtagsabschied vom Jahr 1831 die Hoffnung gegeben, daß nach Untersuchung der Gemeindeverhältnisse der Stadt Passau das ihr zustehende sogenannte Stapelrecht werde aufgehoben werden, was nach seiner Ansicht am besten aus den Ueberschüssen der Zollerträgnisse geschehen könne. Den 3ten Theil des Antrages halte er zwar nicht für genug präcisirt, und in den Bereich der ständischen Wirksamkeit nicht gehörig, aber derselbe dürfte nichtsdestoweniger dem königl. Ministerium zur Berücksichtigung empfohlen werden. Der Beschluß der Kammer über den Antrag lautete: „ Derselbe sey in Erwägung zu ziehen und dem betreffenden Ausschusse zur nähern Würdigung zuzuweisen. “ (Münchn. pol. Ztg.)
Zu Ehren der heutigen Vermählung der Königin Victoria von Großbritannien versammeln sich die hier anwesenden Engländer heute Nachmittag zu einem festlichen Mahle. – Das Gerücht, daß der Unterstaatssecretär im Ministerium des Auswärtigen, Hr. W. T. For-Strangways, zum Gesandten Ihrer brittischen Maj. bei der deutschen Bundesversammlung ernannt worden sey, soll durchaus noch der Bestätigung bedürfen. – Mit der hier stattfindenden Säcularfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst wird, wahrscheinlich aus confessionellen Rücksichten, keine kirchliche Feier verbunden. Man hat auch bemerkt, daß diejenigen katholischen Geistlichen, welche eingeladen waren, ins große Comité der Säcularfeier einzutreten, der Einladung keine Folge leisteten. Auch das beabsichtigte allgemeine Kinderfest wird bei der Säcularfeier nicht stattfinden, da es mit allzu großen Schwierigkeiten verknüpft wäre. Sonst wird aber das Fest mit Glanz und Würde begangen werden, und die Comitésectionen zeigen schon in den Vorbereitungen große Thätigkeit.
In verflossener Nacht ist hier der Professor Peter v. Bohlen im 44sten Lebensjahre verstorben. Auf den Gelehrtenschulen Hamburgs vorbereitet, bezog er 1821 die Universität Halle, um unter unsers Gesenius Leitung das schon in Hamburg begonnene Studium der orientalischen Sprachen0356 fortzusetzen; später ging er nach Bonn, wo er sich vorzüglich mit dem Arabischen und dem Sanskrit beschäftigte. Seit Ostern 1825 lehrte er in Königsberg, bis ihn vor einigen Jahren die Rücksicht auf seine immer mehr leidende Gesundheit nöthigte, in einem milderen Klima Stärkung zu suchen. Mit frischer Kraft, aber doch nicht völlig hergestellt, wählte er vor Jahresfrist Halle zu seinem Aufenthaltsorte. Seine exegetischen Arbeiten zeigen durchweg den gründlichen Sprachkenner; das große Werk über das alte Indien sichert seinem Namen ein ehrenvolles Andenken; als geschmackvoller Uebersetzer sanskritischer Dichtwerke ist er auch in weiteren Kreisen bekannt geworden.
(Leipz. Z.)
Der dießjährige Eisgang der Weichsel hat ein Ereigniß zur Folge gehabt, wovon unsere Annalen kein Beispiel kennen, und dessen Folgen für Danzig und seine Lebensquelle, den Handel, sich noch gar nicht übersehen lassen. Die Weichsel hat sich drei Meilen oberhalb ihres Ausflusses, 1 3 / 4 Meilen oberhalb Danzig ein neues Bett in die Ostsee gebahnt, und auf diese Weise ist zwar die zunächst drohende Gefahr von unserer Stadt und Umgegend abgewendet, aber unserm Verkehr mit Polen droht dafür eine vielleicht größere. (Wir werden morgen ausführliche Details liefern.)
Durch einen Parolebefehl ist endlich die Militärcommission „ zur Entwerfung eines Plans über die Reorganisation der Armee “– ein Auftrag, der wohl absichtlich so umfassend als möglich gestellt ist – ernannt, und derselben zugleich auferlegt, ihre am 9 März zu beginnenden Arbeiten vor dem 30 Jun. zu beenden. Die Commission wird sich in Odense unter dem Vorsitz des Kronprinzen versammeln. – Nach einem andern Parolebefehl sollen die in den Provinzen garnisonirenden Regimenter in diesem Jahre ihre Permittirten nicht einrufen, sondern nur in ihren Standquartiren die dienstthuende Mannschaft einüben. – Ueber die erwarteten Reductionen im Civiletat verlautet immer noch nichts, und das Gerücht gewinnt daher Wahrscheinlichkeit, daß die zum Theil schon unter der vorigen Regierung eingegebenen Vorschläge der obersten Behörden erst nach einem unbekannten Termin, z. B. nach der Krönung, nach Ablauf der Trauerzeit, die Sanction des Königs erhalten werden. – Der Kammerherr und Cerimonienmeister v. Levetzau ist zum Chef des königlichen Theaters ernannt worden, und hiedurch das Gerücht, als beabsichtige man das königliche Theater als solches aufzuheben und das Gebäude an einen Entrepreneur zu verkaufen oder zu verpachten, widerlegt. – Der an den russischen Hof abgesandte Oberst Fürst v. Bentheim-Steinfurt hat nicht allein das Großkreuz des Dannebrog, sondern auch ein so bedeutendes Reisegeld erhalten, daß es ihm möglich seyn wird, mit einigem Glanz in St. Petersburg aufzutreten. Man will hierin eine Bestätigung gewisser Gerüchte finden, deren genauere Bezeichnung noch zu voreilig seyn dürfte. – Die Berling'sche Zeitung widerspricht dem Gerücht, daß der Krönungstag anberaumt sey. Man will jetzt wissen, daß der König nicht auf dem entlegenen königlichen Schloß Fredensborg, sondern auf seinem nähern Privateigenthum Sorgenfrei den Sommer zubringen werde.
Die Wahlen der Mitglieder der verschiedenen Ausschüsse der Reichsstände sind nun erfolgt, und viel schlimmer ausgefallen, als man erwartet hatte. Der wichtigste ist der Constitutionsausschuß, dem es zukommt, die Protokolle des Staatsraths von den seit dem letzten Reichstag vergangenen Jahren durchzugehen und zu prüfen, um darauf die Decharge oder die Anklage eines oder mehrerer Mitglieder des Staatsraths zu begründen. In diesen Ausschuß haben die Bürger und die Bauern die heftigsten Gegner der Regierung gesetzt, der Bürgerstand nämlich zwei Eisenwerksbesitzer, Petre und Wärn, die am vorigen Reichstage von der Tafel des Königs weggewiesen wurden, wo sie sich freilich uneingeladen eingefunden hatten, weiter den Großhändler Morsing, den Gewürzkrämer Brinck, beide wegen ihrer feindseligen Gesinnungen bekannt; der Bauernstand, den bekannten Rutberg, Hans Jansson, den der König zum Sprecher des Bauernstandes ernennen wollte, der sich aber weigerte diese Würde anzunehmen, und einige Gleichgesinnte. Auch vom Priesterstand sind ein paar Oppositionsmänner in diesen Ausschuß gesandt. Die Wahlen des Adelstandes werden erst morgen bekannt werden; man glaubt, auch diese werden für die Regierung ungünstig ausfallen. Der Charakter der zu erwartenden Verhandlungen des Reichstags scheint also nicht mehr zweifelhaft.
Briefe aus St. Petersburg bringen die Nachricht, daß der russische Botschafter am kais. österreichischen Hofe, Bailli v. Tatitscheff, von seinem Posten zurückberufen worden ist. Er wird in Wien durch den bisherigen Kriegsminister, Grafen Alexander Tschernitscheff, ersetzt werden.
Unsere nach Khiwa bestimmten Truppen unter dem General Perowsky haben den Yemba *)*)Yemba, gewöhnlich Emba, der Dschem der Kirgisen, der in daß kaspische Meer sich ergießt, zwischen dem Ural und dem Aralsee. erreicht, und dort einige Zeit gestanden, um sich zum Durchmarsch der Barsuk-Steppen vorzubereiten. Kleine Rennthier-Zelte mit Pelzwerk gefüttert – Pelzkleidung – haben eine Kälte von 30 Grad überstehen lassen. (Nordd. Bl.)
Bei dem Jahreswechsel und den mit ihm zurückgelegten vier ersten Decennien des gegenwärtigen Jahrhunderts kann sich der patriotische Russe nicht enthalten, einen Rückblick auf die Bahn zu werfen, welche Rußland während dieses Zeitraums in seiner geistigen und industriellen Ausbildung, wie in der Entfaltung seiner politischen Macht und Größe zurückgelegt hat. Beim Beginn des Jahrhunderts besaß dieser Kaiserstaat nur Eine Universität, die zu Moskau, und zwei höhere Lehranstalten, die in Wilna und Dorpat. Jetzt zählt Rußland sechs Universitäten, mehrere Akademien und Lyceen, höhere und niedere Lehranstalten in fast allen Gouvernements - und Kantonsstädten. Die russische Sprache hatte zu Anfang des Jahrhunderts noch mit ihrer Ausbildung, mit Festsetzung ihrer Regeln zu kämpfen. Wir besaßen noch kein Originalwerk über russische Geschichte, keines zum Unterricht in den höhern wissenschaftlichen Disciplinen, das den Bedürfnissen der gebildeten Classen hätte Genüge leisten können. Erst in den letzten Decennien dieses Jahrhunderts ward allmählich diesen fühlbaren Mängeln abgeholfen, erst in diesen begann die russische Litteratur sich ganz zu entfalten, die Wissenschaften, so zu sagen, auf ächt russischem Boden sich anzusiedeln. Wie sehr haben nicht die in diesen Zeitabschnitt fallende Bildung der Ministerien, die vielen Vorrechte, welche den durch wissenschaftliche Studien sich auszeichnenden Staatsdienern verliehen wurden, zur Sittencultur und socialen Bildung aller Volksstände beigetragen! Man findet jetzt in den höhern und Mittelständen der Nation keine jener Originale mehr, die uns v. Wisin und Kapnist in ihren dramatischen Gemälden früherer Zeit vorführen. An deren Stelle ist in diesen Kasten eine neue Generation erstanden, die sich durch Urbanität ihrer Sitten0357 und ihres Benehmens, durch Durst nach wissenschaftlicher Bildung auszeichnet. Ein Ziel, nach dem schon Rußlands großer Reformator, Czar Peter der Erste, später Katharina II und Alexander der Erste strebten, erreichte Nikolaus durch Einführung eines Reichs-Gesetzbuches, das mit dem Beginn des Jahres 1834 im ganzen Reiche ausübende Kraft erlangte, in fortgesetzten Supplementbänden eine immer größere Vervollständigung erhält, und ein unsterbliches Denkmal der fürsorgenden Liebe dieses Monarchen für seine Unterthanen bleiben wird, deren Justizverfassung vor seinem Regierungsantritt noch auf sehr schwankenden und mangelhaften Principien beruhte. Gleiche Fortschritte mit der wissenschaftlichen Ausbildung machten während dieses Zeitabschnitts die schönen Künste, die verschiedenen Zweige der Industrie; letztere versprechen eine noch größere Entfaltung für die nächste Zukunft. Die alte Czarenstadt Moskau hat sich in neuerer Zeit ganz zur Fabrikstadt umgewandelt, mit ihren Erzeugnissen versieht sie jetzt einen großen Theil Rußlands. Unser Petersburg erkennen die nicht wieder, die zehn Jahre lang von ihm entfernt waren. Jährlich erhält es eine Menge neuer Gebäude, wüste Plätze werden ausgefüllt und überbaut, verödete Bezirke durch Anbau neu belebt. Das kaiserliche Winterpalais, gleich einem Phönix aus der Asche erstanden, prangt jetzt in seinem imposanten Neubau schöner denn das ältere; die Isaacs-Kathedrale, im nächsten Jahre zur Vollendung gebracht, wird sich der St. Peterskirche in Rom, der Paulskirche in London kühn zur Seite stellen können; ihr gegenüber erhebt sich jetzt ein neuer prachtvoller Bau, ein Palast für den Herzog und die Herzogin von Leuchtenberg, der vollendet diesen Stadttheil zu einem der schönsten und belebtesten der Residenz umwandeln wird. In allen Städten Rußlands, in allen Festungen, in allen Seehäfen, auf allen Strömen und Canälen werden Bauten und neue Anlagen ausgeführt, welche Vermehrung des Volkswohlstandes, Vervielfältigung der Volksindustrie zum Zweck haben. Die Zarsko-Selo'sche Eisenbahn, die erste Probebahn in Rußland, erfreut sich eines Erfolgs, der alle frühern Erwartungen übertrifft. Sie ist uns Bürge, daß Moskau, der Centralpunkt des Reichs, einst auf diesem Wege der Verbindungspunkt zwischen zwei die Extremitäten des Reichs einschließenden Meeren, dem baltischen und schwarzen, werden wird. Wie sehr haben nicht Rußlands Gränzen in diesem mehrbewegten Zeitraum sich erweitert! Sie dehnen sich *)*)Das kolossale Sibirien nicht mit eingerechnet. jetzt von Tornea, im äußersten Norden Lapplands bis zu den Donaumündungen, vom Fuße der Karpathen bis zum Ararat und zur Ostküste des schwarzen Meers, an welche sich das stolze Kaukasusgebirge anlehnt, aus. In diesen Punkten sind jetzt Rußlands natürliche Gränzen gezeichnet, unantastbar von außen, ihm einen festen Schutz gegen Angriffe sichernd. – In Kronstadt überwintern jetzt 33 Schiffe, unter welchen allein 13 englische sind. Während des letztvergangenen Jahrs zählte man 2538 hier angekommene, 1498 abgegangene Passagiere. Die Zahl der mit den Dampfschiffen angekommenen betrug 1803, der mit ihnen abgegangenen 1498. Die meisten dieser Passagiere waren Deutsche, Engländer und Franzosen. – Noch in keinem Winter nahm man in hiesiger Residenz so viele öffentliche Vorlesungen über Sprachen und Wissenschaften wahr, als im gegenwärtigen. Man zählt jetzt acht solcher eröffneten Curse. Alle haben eine mehr oder minder größere Zuhörerzahl, und sind ein sprechender Beweis, wie sehr der Drang nach wissenschaftlicher Aufklärung im Publicum zunimmt. Die Akademiker Ostrogradsky, Hesse, Fritsche und Brosse lesen über höhere Mathematik, Chemie und grusinische Litteratur, Professor Butirsky über Staatswirthschaftslehre, Professor Ozeres vom Pariser Institut über den menschlichen Bildungsproß und Entbindungskunst.
Hr. Del Hostes, früher in österreichischen und brittischen, gegenwärtig in brasilischen Diensten, befindet sich hier mit der Mission, Sr. Maj. dem Kaiser als Oheim der Prinzessin Januaria die projectirte Vermählung der letztern im Namen der brasilischen Regierung anzuzeigen. – Die zwei Stellen, die der verewigte Graf Clam-Martinitz als Generaladjutant Sr. Maj. des Kaisers und als Sectionschef im Staatsrath bekleidete, sollen nicht, wie es früher hieß, getrennt werden, sondern beide vereint bleiben. Man bezeichnet den bisherigen k. k. Botschafter am russischen Hoflager, Grafen v. Ficquelmont, als wahrscheinlichen Nachfolger des Grafen Clam.
Bereits am Abend vor der Entlassung des Hrn. Glarakis, die erst am 30 Dec. a. St. erfolgte, hatte sich eine Anzahl junger Leute (wie man vermuthet größtentheils ehemaliger Schüler des Kaïris) den Spaß gemacht, den unbeliebten Minister in effigie zu Grabe zu tragen. Sie hatten zu diesem Ende eine leere Tonne mit brennenden Wachskerzen umsteckt, die sie mit großer Ruhe und Ordnung vor die Thür des Ministers an der Hermesstraße trugen, dort niedersetzten, eine Grabeshymne sangen, und nach dem bei Beerdigungen üblichen letzten Gruße: „ Ewig sey dein Gedächtniß, o Georg Glarakis! “ruhig auseinander gingen. Am 31 Dec. übernahm der Staatsrath Theocharis, ein sehr rechtlicher, und keiner einzelnen Partei angehöriger Mann, die beiden Ministerien. Den Morgen des folgenden Tags, des griechischen 1 Jan., der angeblich für die sicilianische Vesper bestimmt gewesen war, begrüßte das Volk schon in früher Stunde mit ungewöhnlichen Demonstrationen der Freude; als aber vollends JJ. MM. um 10 Uhr zum Tedeum in die Irenenkirche fuhren, wurden sie auf dem Wege dahin und vor der Kirche von den dichtgedrängten Massen mit so freudigen und anhaltenden Vivatrufen bewillkommnet, wie sie seit der Rückkehr des Königs von Deutschland wohl nie gehört worden waren, und nach dem Tedeum stimmte die ganze gefüllte Kirche mit ganzem Herzen in diesen Ruf ein, der von den Menschenhaufen draußen verstärkt erwiedert wurde. JJ. MM. waren über diese aufrichtigen Aeußerungen der Anhänglichkeit und Freude sichtlich gerührt. Nach der Kirche war Gratulation und Handkuß im Thronsaal des alten Palais, wo beim Vorfahren der alte Kolokotronis *)*)Viele Blätter haben – wie es sich zeigt irrig – Kolokotronis Verhaftung gemeldet., die Mitglieder der heil. Synode, und einer der fremden Gesandten von einzelnen aus den Volkshaufen mit dem bekannten griechischen Gestus der ausgestreckten fünf Finger und dem Rufe:〈…〉〈…〉! („ da habt Ihr eure Vierzig, “nämlich das als verhängnißvoll angekündigte Jahr 1840 nicht eben schmeichelhaft begrüßt wurden. Der Hofball am selbigen Abend soll zahlreich besucht und sehr animirt gewesen seyn, und hat bis 3 Uhr nach Mitternacht gedauert. – Hr. Glarakis hat seine Ernennung zum Gouverneur von Böotien abgelehnt und wünscht im Privatstande zu bleiben. Er hat ohne Zweifel gute Gründe dazu. – Die Hellas und der Aeon, als die beiden Organe der Partei (wenn gleich letzterer seit einiger Zeit sich gegen Hrn. Glarakis persönlich in Opposition befand) sind bemüht, die Thatsachen, die sie nicht abläugnen können, wenigstens nach Kräften zu verkleinern und als0358 verächtlich darzustellen; der Aeon fragt geradezu, ob wohl der Kern seiner Partei so unvorsichtig gewesen seyn würde, seine Geheimnisse so schwachsinnigen Leuten, wie Georg Kapodistrias, Nikitas und den übrigen bis jetzt Verhafteten anzuvertrauen. Damit möge es sich übrigens einstweilen verhalten, wie es wolle, so ist es zur Aufklärung der Regierung immer höchst wichtig, daß der Aeon in der ersten Aufwallung des Unmuthes sich hinlänglich vergißt, um sich und die Leute, die er vertritt, geradezu als eine geschlossene Partei darzustellen, und für sie den alten Namen der Kybernitiker (〈…〉〈…〉) wieder hervorzusuchen. Dieß Eingeständniß wirft ein helles Licht auf alles Vorgegangene. Kybernetes war der Titel des Präsidenten Kapodistrias, und〈…〉〈…〉 nannten sich seine Anhänger in den damaligen Zwistigkeiten und Bürgerfehden. Der Name ließ sich damals rechtfertigen; er konnte gelten für den Ausdruck des Vertrauens in die persönlichen Talente und Absichten des Präsidenten und der persönlichen Ergebenheit für ihn. Aber als solcher maßte er erlöschen mit dem Leben des Mannes, welcher – Friede sey seiner Asche – jetzt bereits nean Jahre im Grabe ruht. Waren die Zwecke, welche der Präsident verfolgte, im wahren Interesse des Staats und der Nation gewesen, so ist fortan die königliche Regierung die Pflegerin und Beschützerin derselben, und ein von der Person des Grafen Kapodistrias hergenommener Parteiname ist wenigstens unpassend und unschicklich; waren die Tendenzen des Präsidenten aber den wahren Interessen Griechenlands feind – so sey sein Irrthum mit ihm begraben, die Wiedererweckung des Parteinamens aber wird doppelt unschicklich, ja sogar drohend. Denn was will die Wiederaufnahme dieses Namens jetzt anders sagen als: „ unsere Anhänglichkeit an den Präsidenten galt nicht der Person, sondern den Interessen, die er vertrat; diese Interessen waren aber nicht diejenigen der jetzigen Regierung, sondern andere, fremdartige; darum stellen wir uns zu Gunsten dieser fremden Interessen der königlichen Regierung, nachdem uns der Versuch mißlungen, dieselbe nach unsern Zwecken zu mißleiten, jetzt als geschlossene Partei, unter dem Namen der Kybernitiker, drohend gegenüber! “ Möge man sich nicht täuschen über die Motive, die diesem Treiben zum Grunde liegen; möge man nicht wähnen, daß wir aus den Aeußerungen des Aeon mehr herausdeuten, als wirklich dahintersteckt. Wer hier den Ereignissen seit 1833, seit der Abschiedsaudienz des Admirals Ricord bei Sr. Maj. dem Könige, und seit der ersten Einsetzung der heil. Synode, von welcher Cerimonie nur die russische Gesandtschaft sich ausschloß, mit Aufmerksamkeit gefolgt ist, wird finden, daß wir keine Sylbe zu viel sagen. Doch genug vom Aeon. Der griechische Courier, der als halbofficielles Blatt, unter der Leitung des Ministers des Innern stehend, bisher eine entschiedene Parteifarbe hatte tragen müssen, fängt jetzt an sich freier zu bewegen, und spricht, seiner Stellung ganz angemessen, beschwichtigend zum Publicum, warnend zu den übrigen Blättern, daß sie in ihren Enthüllungen das Maaß der Schicklichkeit und Klugheit nicht überschreiten mögen. Die Untersuchungsrichter, denen auch der Ministerialrath Vellios vom Justizministerium commissarisch beigeordnet ist, setzen unterdeß ihre Nachforschungen fort. – Gestern Abend wurde das hiesige neue Theater mit der Braut von Lammermoor eröffnet. Als JJ. MM. in ihre Loge traten, wurden sie von dem dichtgefüllten Hause mit lange anhaltendem Zuruf und Händeklatschen begrüßt. Der Entrepreneur des Theaters, Somsoni, hat die freilich bescheidenen Erwartungen des Publicums sowohl in Hinsicht auf das Personal der Oper, als auf Decorationen und Garderobe weit übertroffen. – Heute verbreitet sich aus Patras die Nachricht, daß die jonische Regierung alle mit den letzten Gelegenheiten aus Griechenland gekommenen Briefe zurückgewiesen habe, um den Verzweigungen der Conspiration, die auch auf den jonischen Inseln sehr verbreitet gewesen seyn soll, ungestörter nachspüren und sie sicherer entdecken zu können. Ein Zusammenhang ist hier allerdings schon aus dem Namen Kapodistrias zu vermuthen. – Die Ernennung des Hrn. Theocharis ist nicht, wie man anfangs glaubte, nur provisorisch, sondern definitiv. Doch sprechen sich die Blätter, wegen seines gemäßigten und versöhnlichen, dabei aber unerschütterlich rechtlichen Charakters, sehr zufrieden damit aus. – Unser Hof hat für den verstorbenen König von Dänemark (dessen Tod übrigens durch Privatbriefe schon am 23 Dec. n. St. hier bekannt war) auf drei Wochen Trauer angelegt. Der Winter ist hier verhältnißmäßig sehr streng; seit einigen Wochen haben wir fast jede Nacht mehrere Grad Kälte.
Das Auftreten des Obristen Hodges ist leider so verfehlt, daß es nur die bedrohlichsten Folgen haben kann. Leute, die dem Vicekönig so sprechen, haben keine Ahnung jenes Charakters, noch seiner Mittel. Die unmittelbare Folge der Drohungen, die Hodges im Namen Englands aussprach, war, in dem Vicekönig die Meinung fester als je zu stellen von der immer tiefer greifenden Uneinigkeit der Mächte unter sich. Nur dadurch scheint ihm die vereinzelte und drohende Sprache des englischen Generalconsuls erklärlich. Es verfehlte dieser aber auch den Ton völlig, indem er sich eine anmaßende und geringschätzende Haltung erlaubte. „ Der Mensch sieht mich für einen Milosch an, “sagte der Vicekönig, „ oder er glaubt, Aegypten liege in Indien. “ Seit dieser Unterredung hat der Vicekönig gleichsam seine ganze Jugendkraft wieder gewonnen. An unserer Stadt, die ohnedieß 20,000 Mann Garnison hat, wird ein Lager von 12,000 Mann zusammengezogen. 30,000 Mann sammeln sich in Damhnhur, wenige Stunden von hier. Die Garnisonen von Abukir, Rosette Damiate und El Arisch werden auf 15,000 Mann gebracht. Kairo wird 20,000 Mann Besatzung haben; überdieß werden dort die Fabrikarbeiter in den Waffen geübt. Die allgemeine Bewaffnung ist im Lande angeordnet und wird ohne Schwierigkeit stattfinden, denn das Volk liebt auf jeden Fall seinen Herrn mehr als den fremden, christlichen Eroberer. Die großherrliche Flotte gewöhnt sich an die Idee, in Mehemed Ali den Vertheidiger des Glaubens und Reichs zu sehen. Vor ein paar Tagen berief Mehemed Ali die Officiere derselben, und hielt ihnen folgende Anrede: „ Unser Volk war vor Zeiten groß und mächtig. Noch besitzen wir denselben Koran, und dasselbe Blut rinnt in unsern Adern. Sollten wir den alten Muth nicht finden? Griechenland, Serbien, die Moldau, die Wallachei sind dem Reiche entrissen worden; es werden diese Provinzen nicht mehr von Muselmännern regiert. Werden wir uns auch Aegypten entreißen lassen, weil es einer europäischen Macht ansteht, daraus eine Station für Indien zu machen? Ich bin ein alter Soldat, und eher sterbe ich, als ich dieß zugebe. Der hohe Rang, den ich einnehme, legt mir diese Pflicht auf. Ihr seyd Muselmänner; falle ich, so werdet ihr mich rächen. “ Die großherrlichen Officiere schwuren einstimmig, ihm bis in den Tod zu folgen.
Seit meinem letzten vom 16 d. ist hier nichts von Bedeutung vorgefallen. Die Quarantäne-Anstalt ist wieder hergestellt, jedoch ohne fernere Mitwirkung der Consuln. Der Pascha hat ihnen durch ein Circular erklärt, daß er die von ihnen getroffenen Sanitätsmaaßregeln befolgen, auch Rath von ihnen annehmen werde, daß er sich überdieß0359 ganz und gar nicht in die Gerichtsbarkeit über ihre Administriten mischen wolle. Da sämmtliche Consuln wegen der Quarantäne-Angelegenheiten an ihre Höfe geschrieben haben, so wird wohl fürs erste auf diese Note keine Antwort folgen. – Gestern hatten wir wieder zwei Pestfälle. – Der Pascha scheint fest entschlossen, wenn man ihn angreift, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. So sagte er noch gestern, daß man ihn in Europa nur wenig kenne, wenn man glaube, daß er sich ohne Widerstand das in 30 Jahren mühsam Erworbene werde entreißen lassen; ruhig werde er jetzt zuwarten, fernerhin von den Consuln nur geschriebene Mittheilungen annehmen, und einmal für allemal darauf antworten und seinen Entschluß schriftlich bekannt machen, auf welchem er bis zu seinem Tode fest beharren, auch bei allen weiteren Vorstellungen sich nur darauf beziehen werde. Diesen Entschluß wird er wahrscheinlich veröffentlichen, wenn man von dem, was die verbündeten Mächte beschlossen, ihn in Kenntniß gesetzt haben wird.
Französische Blätter schreiben aus Bairuth vom 4 Jan.: „ Soliman Pascha! (der französische Renegat) ist fortwährend zu Said, wo er an einer ziemlich langen Krankheit gelitten, von der er nun wieder genesen ist. Horace Vernet ist jetzt der Gast Soliman Pascha's in Said. Dieser Künstler wird von dort nach Nisib reisen, um den Schauplatz zu seinem Schlachtgemälde aufzunehmen. Täglich trifft in Damaskus Artillerie ein, und man versichert, daß 1500 Zelte für die Umgebungen dieser Stadt bestimmt sind; 10,000 Mann sollen sich in Bälde zu Aleppo und in den umliegenden Ortschaften versammeln, was auf eine rückgängige Bewegung der ägyptischen Armee schließen läßt. Ibrahim Pascha hat gleichwohl Marasch noch nicht verlassen. Die Drusen des Emirs Beschir haben die Straßen der Küste von den Mutualis, welche sie früher unsicher machten, gesäubert; zweiundzwanzig Häuptlinge der Empörer wurden gefangen genommen, und nach Damaskus gebracht. Man spricht noch ziemlich unbestimmt von Unruhen in Samarien, wohin Verstärkungen verlangt worden seyn sollen. Der Hattischerif vom 3 Nov. wurde mit lebhaftestem Enthusiasmus und tiefster Dankbarkeit von allen syrischen Völkerschaften aufgenommen. “
Die ostindische Post ist gestern hier angekommen, sie bringt Briefe aus Bombay bis zum 1 Januar. – Große Sensation machte in Ostindien die Hrn. Macnaghten durch Hrn. Burnes mitgetheilte Nachricht, daß 50 Bataillone russischer Truppen auf der östlichen Seite des caspischen Meeres ausgeschifft, und auf dem Marsche nach Khiwa und Bukhara wären. Das bombay'sche Armeecorps soll sogleich Befehl erhalten haben, seinen Rückmarsch nicht weiter fortzusetzen; ein Theil ist bereits in Sukhur und Schikarpur angekommen. Den umlaufenden Gerüchten zufolge wäre die englische Regierung von der russischen schon seit einiger Zeit von ihrem Vorhaben, Truppen zur Befreiung der in Khiwa und Bukhara als Sklaven zurückgehaltenen Russen abzuschicken, unterrichtet worden.
Die erste Colonne des bengalischen Armeecorps war in Attok angekommen. In Peschawer wurden die Officiere der englischen Armee von General Avitabile aufs freundschaftlichste in seinem schönen Palaste bewirthet. Derselbe befehligt eine Armee von 30,000 Sikhs. Er hat bei Peschawer eine kleine Festung gebaut, die seinen militärischen Kenntnissen Ehre machen soll. Die Keiberpässe wurden nicht ohne bedeutenden Verlust an Kamelen und Bagage durchschritten, da man unterlassen hatte, sich mit den Bewohnern zu verständigen, die seit langen Jahren gewohnt sind, von den Herrschern Kabuls einen jährlichen Tribut zu erhalten, um die Pässe frei zu lassen. Als die Armee in Peschawer angekommen war, erhielt man die Nachricht, daß die kleine von den Engländern nur schwach besetzte Festung Ali Muschid in den Pässen von den Keiberiern blokirt und alle Pässe besetzt wären; man mußte daher Truppen zurücksenden, die Festung entsetzen und mit Lebensmitteln versehen, bis zwei Regimenter, die zur Vertreibung der Keiberier von Dschellalabad abgegangen, angekommen wären, und die Keiberier gezüchtigt hätten. Es scheint Schach Schudschahs Absicht zu seyn, sich mit diesen Bergvölkern zu verstehen. Ohne ihr Zuthun werden die Pässe niemals sicher zu passiren seyn. Dost Mohammed zahlte ihnen 50,000 Rupien jährlich.
Das kleine vom bombay'schen Armeecorps auf seinem Rückmarsch detaschirte Corps unter General Wildshire hat Kelat mit Sturm eingenommen, sich des Häuptlings, seines Harems und seiner wenigen Schätze bemächtigt.
Der Generalgouverneur von Ostindien befand sich am 17 Dec. auf seiner Rückreise nach Calcutta in Agra. – Sir Jasper Nicholls hat seine Stelle als Oberbefehlsaber der englischen und Compagnietruppen in Ostindien angetreten; er befand sich noch in Calcutta.
Lieutenant Pottinger und Dr. Ritchie waren aus Herat angekommen. Die Sachen sollen daselbst nicht zum besten aussehen. Der Bezier des Schah Kamran, Yar Mahmud schaltet nach Belieben; die Söhne Kamrans haben sich vor ihm geflüchtet, und eine Karawane, die von Kandahar kam und dem Major Todd Geld und Waaren bringen sollte, gänzlich geplündert. Yar Mahmud, der den Fürsten Kamran gänzlich beherrscht, soll dem Major Todd und den übrigen Engländern erklärt haben, sie müßten Herat alsbald verlassen.
Die Bank von Bombay wird wahrscheinlich im April in Wirkung treten; alle Schwierigkeiten scheinen gehoben.
Unsere Berichte aus China gehen von Singapur bis zum 7 Nov. Ein neues Gefecht hatte zwischen den englischen Fregatten Volage und Hyacinth und 29 Kriegsdschonken der Chinesen bei Chumpy, der Bay von Canton, statt; fünf der chinesischen Kriegsdschonken wurden in den Grund gebohrt und eine in die Luft gesprengt, die übrigen nahmen die Flucht, ihren Admiral Kwan an der Spitze. Dieses Gefecht wurde, wie folgt, herbeigeführt. Auf Verlangen des Commissärs Lin hatte sich Capitän Elliot am 14 October dazu verstanden, eine Convention mit ihm abzuschließen, nach welcher, bis Antwort aus England und Verhaltungsbefehle angekommen, welches in drei oder vier Monaten der Fall seyn könne, die englischen Schiffe in Chumpy, außer dem Hafen von Canton gelegen, ihre Waaren ausladen und dagegen chinesische einnehmen könnten, daß keine weitern Schritte des getödteten Chinesen halber gemacht werden, und daß die chinesischen Officiere unter Aufsicht der englischen das Recht haben sollten, die englischen Schiffe zu untersuchen, um sich zu versichern, daß kein Opium an Bord sey. Auf diese Convention hin begaben sich mehrere Engländer nach Macao, die Hong-Kaufleute waren auf dem Wege nach Chumpi und man hoffte, daß wenigstens für einige Zeit der legale Handel seinen Fortgang haben würde, als auf einmal Lin andern Sinnes wurde, die Kaufleute zurückkommen, die Engländer wieder aus Macao verjagen und dem Capitän Elliot bekannt machen ließ, daß er in Zeit von drei Tagen den Mörder des getödteten Chinesen auszuliefern, die englischen Schiffe in den Hafen von Canton zu senden und die Empfangsschiffe mit den 22 aus dem Reiche Verbannten, absegeln zu lassen habe, wo nicht, so werde er alles englische Eigenthum0360 durch Brander vernichten lassen. Auf dieß hin begab sich Capitän Elliot auf der Volage, begleitet von dem Hyacinth, nach Chumpy, um Vorstellungen wegen dieses Betragens zu machen; bei ihrer Ankunft wurden sie von 29 Kriegsdschonken umgeben, die Mine machten anzugreifen. Capitän Smith entschloß sich daher ihnen Ernst zu zeigen, und nur auf Bitten des Capitäns Elliot stellte er das Feuer ein, als die Dschonken zu fliehen begannen. – Man schreibt die Aenderung der Gesinnungen Lins dem Betragen des Capitäns Warner vom englischen Kauffahrteischiff Thomas Coutts zu, welcher ungeachtet der Bitten und Vorstellungen des Capitän Elliot vom Commissär Lin Piloten verlangte, den Opiumbond, durch den er sich gänzlich unter die Gerichtsbarkeit der Chinesen stellte, unterzeichnete und nach Canton hinaufsegelte. Da Lin jetzt ein englisches Schiff und seine Mannschaft in seiner Gewalt hat, so hofft er, daß Capitän Elliot, wie bei der Ablieferung des Opiums, ihm alle seine Forderungen zugestehen werde. Es war Schade, daß Capitän Smith sich nicht des chinesischen Admirals bemächtigte; er hätte als Geisel dienen können. Seit dem Gefechte bei Chumpy hat man noch nichts vom Capitän Warner, der in Canton ausladete, gehört; man glaubt nicht, daß Lin etwas gegen ihn unternehmen werde. Unterdessen machen die Chinesen große Vorbereitungen zu Hongkong, um die Flotte anzugreifen. Es scheint, daß das Schiff Black Joke wirklich auf Befehl Lins überfallen worden, zum wenigsten hat er die Mörder belohnt. Ein spanisches Schiff, das Lebensmittel nach Hongkong brachte, ist von Chinesen verbrannt worden. – Die in Hongkong ankommenden Opiumschiffe bleiben daselbst nur wenige Stunden und segeln sogleich nach der Küste ab, wo der Unterschleifhandel immer mehr Ausdehnung gewinnt. Das Opium gilt zu Hongkong 900 Pfd., längs der Küste verkauft man zu 1200 Pfd., in Manilla gilt es 450 Pfd., schneller Verkauf. Die seit 3 bis 4 Monaten von Singapur aus unternommenen Opiumspeditionen sind beinahe alle realisirt mit einem Nutzen von 80 bis 100 Proc. – Die Holländer haben Barus auf der Westküste Sumatra's besetzt und scheinen sich aller übrigen Pfefferhäfen dieser Insel bemächtigen zu wollen.
0353Neben den Stimmen, welche sich in diesen Blättern über Niebuhrs Briefe ausgesprochen, mag es interessant seyn, auch einmal das Urtheil eines Ausländers zu hören, das sich jetzt in der Biblioteca italiana findet. Frei von den hergebrachten Vorurtheilen, kann es zugleich am besten zeigen, wie man doch auch in Italien in der unbefangenen Würdigung ausgezeichneter Fremden allmählich weiter gekommen. Vor zehn Jahren würden die harten Aeußerungen Niebuhrs über die jetzigen Italiener hier zu Lande bloße Invectiven und ein bornirtes Hervorheben der Verdienste Vico's zur Folge gehabt haben; jetzt wird dieser Name, wenn auch nicht unerwähnt gelassen, doch ohne weitere Prätension angeführt. Das Härteste, was Niebuhr über das jetzige Italien gesagt hat, wird mit dem Bemerken übersetzt, Niebuhrs Verdienste um italienische Geschichte seyen zu bedeutend, als daß man an Aeußerungen der Art, die überdieß im Munde eines solchen Mannes charakteristisch heißen können, Anstoß zu nehmen habe. Dagegen wird die Mittheilung aller Briefe gewünscht, und gefürchtet, daß durch Zurückhalten schwerlich das ganze Bild dieser bedeutenden Erscheinung uns vor Augen trete. „ Ganz besonders bemerkenswerth, so resumirt sich der Verfasser, sind die Stellen, welche von Johannes Müller, Schleiermacher und Herder handeln, denn man sieht, daß auch Niebuhr nicht die Kunst besaß, die Bitterkeit der Wahrheit durch sanfte Worte zu mäßigen. Wie große Hindernisse ein Mangel der Art ihm in Staatsgeschäften bereiten mußte, leuchtet von selber ein. Daher die Unannehmlichkeiten, welche er zu erfahren hatte, wo er von andern abhing, und der im Ganzen geringe Erfolg, womit die durch ihn geleiteten Unterhandlungen gekrönt waren. In Wahrheit, er war für solche Geschäfte nicht gemacht, die er immer zu hoch anschlug, die ihn drückten und langweilten. Aber von unendlicher Gutmüthigkeit und begabt mit dem liebevollsten Herzen, wußte er diese Tugenden auch in jenem Stande zu bewahren, wo die Meisten Anlaß nehmen, sie zu vergessen und abzulegen. Ihm, wie so vielen andern berühmten Historikern, fehlte das ästhetische Urtheil: es war nicht die wahre Schönheit der Poesie, was er an alten und neuern Dichtern schätzte; zu deutlich zeigt sich dieß in seinen Ansichten über Goethe's Wilhelm Meister, und auch in seinem Styl, der, wo er nicht durch Wärme der Leidenschaft und des Herzens mächtig gehoben wird, ungleichförmig und sehr verwickelt ist. Wohl ehrgeizig, etwas halsstarrig, in sich gekehrt, obwohl jovial mit vertrauteren Freunden, ein bißchen ruhmredig, sich schon für ausgezeichnet haltend, wo er nur tüchtig war, forderte er von sich selber, was Andere ihm nimmer gewähren konnten. Aber daneben glänzten in jedem seiner Werke Gelehrsamkeit und Integrität des Herzens und des Geistes, Güter so edler Art, daß schon sie allein dem Mann einen großen und berühmten Namen nach dem Tode sichern können. Wer ihn das gerade Gegentheil von Goethe nennt, wird vielleicht nicht irren: wenn die Natur bei jenem sich in Harmonie gefiel, so scheint sie in Niebuhr an einer Mischung von Gegensätzen sich ergötzt zu haben. “
Das Denkmal zu Ehren Molière's ist aus den engen Schranken eines bloßen Privatunternehmens herausgetreten; es ist zur Nationalsache geworden: die Kammer hat den von der Regierung vorgeschlagenen Beitrag von 100,000 Fr. genehmigt. Wer die Richelieustraße durchwandert, bemerkt an einer gewissen Stelle einen winzigen, armseligen Winkelplatz, der die Spitze der zusammentreffenden Straßen Traversiere St. Honoré und Richelieu bildet. An diese Stelle, die kaum groß genug ist, um einen Straßenbrunnen anzubringen, wollte man die Statue des größten Lustspieldichters von Frankreich setzen. Nichts unwürdiger als diese Idee, nichts kleinlicher als eine solche Verbergung dessen, den man feiern will – an diesem Platze wäre der Dichter des Tartuffe nicht sicher, von dem ersten besten Miethkutscher, von dem geringsten Anstoß umgeworfen, mindestens beschädigt zu werden. Hoffentlich wird der neue Charakter des Unternehmens dazu beitragen, für den theuren Lustspieldichter einen Raum aufzutreiben, wo er ganz Paris angehört, und von jedem Fremden, der die französische Hauptstadt besucht, gesehen werden muß, denn dieß scheint mir die doppelte Bedingung zu seyn, die bei einem öffentlichen Monument in Betracht kommen muß. Wenn man bei Gelegenheit dieses Gesetzesvorschlags das Bedenken geäußert hat, daß, wenn der Staat zu den Monumenten beitrage, eine Reihe von Provinzstädten nachkommen und Beiträge zu Monumenten für ihre großen Männer verlangen könne, so ist dieß ein Einwand, der wenig ernstliche Beachtung verdient. Es handelt sich hier von Molière und von einem öffentlichen Monument in Paris selbst; so wie aber Molière der ganzen Nation angehört und eine ihrer schönsten Größen bildet, so ist Paris die Stadt aller Departemente zugleich und das Herz von Frankreich; in Deutschland würde man einen solchen Einwand eher begreifen, allein keinem Franzosen steht es zu, Paris die Eigenschaft der Universalität abzusprechen, in ihm nicht den wahren und würdigsten Ehrentempel für alles zu erkennen, was seinem Vaterlande zum Ruhm gereicht. Wollen übrigens die Departemente auch Specialmonumente an den Geburtsorten der großen Männer errichten, so mögen sie es thun, Jedermann wird sie in so löblichem Vorhaben unterstützen; vielleicht machen diese Denkmäler zu Ehren Bossuets, Montesquieu's u. s. w., daß deren Bücher von den Provinzbewohnern ein wenig mehr gelesen werden; und das wäre kein geringer Gewinn noch Fortschritt! Man muß wahrhaft lächeln über die Unredlichkeit eines Redners, der Paris auf die nämliche Stufe wie irgend eine andere Stadt in Frankreich setzen will; nicht nur geht der politische, sociale und legislative Pulsschlag des ganzen Landes von Paris aus, strömen alle Lebensäußerungen und Bewegungen nach diesem großen Centrum zurück, sondern jeder Franzose, als Einzelwesen betrachtet, hat mindestens einmal in seinem Leben den Traum, Paris zu seiner bleibenden Heimath zu machen, und keiner möchte von sich sagen lassen, daß er um die große Buhlerin nicht gefreit habe. Ein Franzose sagte mir eines Tages: „ Jedermann, der in unserm Lande irgend auf öffentlichen Charakter Anspruch macht, kommt mindestens alle drei Jahre nach Paris; läßt er diese Frist verstreichen, so mögen Sie ihn zu den Todten zählen. “ Aus dieser etwas übertriebenen Redensart können Sie entnehmen, wie der Franzose den Blick nach seinem Mekka gewandt0354 hat, und man braucht ihn nur zu sehen, wie ihm bei dem Namen Paris das Selbstbewußtseyn und der Nationalstolz wächst, um zu begreifen, daß er nur einer einzigen Stadt unter allen die Ehre zuerkennt, Frankreich vor der Welt würdig zu vertreten.
An die Frage des Molière'schen Monuments knüpfen sich andere von hohem Interesse, die das Pantheon in seiner zweiten Bestimmung, die das Louvre und seine vortrefflichen Kunstgalerien, die den Platz des Louvre und der Tuilerien, die königliche Bibliothek und deren gesicherten Aufbewahrungsort betreffen. Diese Fragen sind auch den fremden Besuchern in Paris wichtig, und wir denken, einige Bemerkungen in dieser Beziehung werden den Lesern der Allgem. Zeitung nicht unwillkommen seyn; nächstens also.
Folgendes ist die (bereits erwähnte) Petition aus Gent in Bezug auf die flamändische Sprache:
„ An die Repräsentanten des belgischen Volks! Es ist bekannt, daß die Flamänder, Brabanter und Limburger, welche das Flamändische sprechen, mindestens sechs Jahrhunderte lang in ihrer Muttersprache regiert worden sind, und daß sich ihre Nationalität niemals in größerem Glanze gezeigt hat, als wenn diese Sprache aller ihrer Rechte genoß. Ueberall, wo man in der ältesten Zeit sich des Flamändischen bediente, spricht man noch dieselbe Sprache. Unsere alten Verfassungen oder joyeuses entrées des Souveräns, unsere alten Gesetze und Localgebräuche sind ursprünglich im Flamändischen abgefaßt. Tausende von Büchern sind in dieser Sprache gedruckt, die unsere Vorfahren niemals als ein gemeines Patois betrachtet haben. Vergebens suchte das Haus Burgund, sie zu unterdrücken; vergebens wurde unter der französischen Herrschaft der Gebrauch derselben bei öffentlichen Handlungen verboten: die große Mehrzahl der Belgier bedient sich noch der flamändischen Sprache, und wenn sie allerdings viele Personen heutzutage verachten, so rührt dieß davon her, daß die Erziehung in Belgien seit der französischen Herrschaft mehr französisch als belgisch ist, und man dasjenige nicht zu achten vermag, was man nicht kennt. Diese wenig nationale Richtung der Erziehung hat nun bereits folgende Früchte getragen. Es herrscht sehr wenig Einigkeit zwischen den höheren Classen, die französisch sprechen, und den unteren, welche die alten Sitten des Landes bewahren. Die Gallomanie hat eine große Anzahl Ausländer nach Belgien gezogen, die sich bemühen, theils durch die Journale, theils durch den öffentlichen Unterricht oder dadurch, daß sie sich der höchsten Aemter bemächtigen, uns immer mehr französisch zu machen. Die sonst so religiöse belgische Jugend gibt sich jetzt fast ausschließlich den französischen Ideen und der Lecture schädlicher Werke hin, mit denen unser Land überschwemmt ist, und welche dieselbe Erschlaffung und Irreligiosität herbeiführen, die wir bei unsern Nachbarn wahrnehmen. Diejenigen Classen, welche die Gewalt in Belgien in Händen haben, machen sich kein Gewissen mehr daraus, bei der Verwaltung des flamändischen Gebiets Personen anzustellen, die das Flamändische nicht sprechen können oder nicht sprechen wollen, obwohl diese Personen vermöge ihres Amtes oft in den Fall kommen, über Gegenstände zu entscheiden, die mit unseren Sitten zusammenhängen, welche sie gar nicht oder doch nur unvollkommen kennen. Unsere Landleute sind genöthigt, Actenstücke zu unterzeichnen, die in einer ihnen unverständlichen Sprache abgefaßt sind, was zu vielen Processen, Bestrafungen und Kosten Anlaß gibt. In vielen Orten ist es unmöglich, Personen zu finden, die fähig sind, Bürgermeister, Communalschreiber oder andere Beamte zu werden, weil sie mit den oberen Behörden nicht correspondiren können. Viele Flamänder sind gezwungen, sich der Dolmetscher oder dritter Personen zu bedienen, um mit gewissen Beamten, namentlich unter den Richtern, sprechen zu können. Mehr als ein Angeklagter ist vor den Gerichtshöfen verurtheilt worden, ohne von den Verhandlungen etwas zu verstehen, oder ohne die häufig von den Advocaten bei der Vertheidigung begangenen Fehler verbessern zu können. Mit Einem Worte, alle mit der Verwaltung des Flamändischen Gebiets verknüpften Wohlthaten und Vorrechte sind denen zugefallen, die französisch sprechen. Die übrigen Bewohner, obwohl weit zahlreicher, sind genöthigt, dem Antriebe der ersteren blind zu folgen und sich von ihnen ausplündern zu lassen, was direct dazu führt, einen Theil der Nation herabzuwürdigen. Können wir jetzt, da wir unsere Nationalität wieder erlangt haben, nicht auch unsere natürlichen Rechte wieder gewinnen? In Dänemark, in der Schweiz werden, wie in Belgien, verschiedene Sprachen geredet, aber die Bewohner werden daselbst in dem jedem Gebiete eigenthümlichen Idiom regiert, ohne daß dieß der gemeinsamen Nationalität nachtheilig wäre. In früheren Jahrhunderten hat das Haus Burgund die flamändische Sprache respectiren müssen und die österreichische Regierung hat die Vorrechte derselben nicht angetastet; will die belgische Regierung sie unterdrücken? Gewiß nicht. Wir können unmöglich glauben, daß die Männer, welche uns regieren, wie sehr sie auch sonst die französische Sprache schätzen mögen, sich so wenig edelmüthig gegen ihre Landsleute zeigen werden, daß sie sich weigern, die Sprache der von ihnen regierten Menschen zu erlernen. Wir glauben im Gegentheil, daß sie uns die Hand reichen werden, um die Einigkeit wieder herzustellen, und daß sie uns erlauben werden, Flamänder zu bleiben, wie unsere Geschichte es uns lehrt und wie Gott uns geschaffen hat. “
Meine mehrwöchentliche nothgedrungene Abwesenheit von der Hauptstadt war die Ursache meines langen Stillschweigens, und ich beeile mich daher, sogleich bei meiner Zurückkunft Ihnen über die vorzüglichsten Ereignisse, die Sie vielleicht theilweise bereits aus englischen Blättern kennen, umständlichen Bericht zu erstatten. Wie ich bereits im Monat August vorhersagte, daß die Wahlen im Staate New-York zu Gunsten der Regierung ausfallen würden, so ist es gekommen, und mit der mächtigsten Provinz der Union ist beinahe das ganze Volk im Süden und Norden dem Regierungsplane beigetreten, der das heillose Banksystem wenigstens von der Staatsverwaltung getrennt haben will. Das ganze Land vom Staate Maine bis nach Orleans hinab ist in der Sprache unsrer Parteigänger Loco foco, d. h. für eine unabhängige Schatzkammer, besonders seit – die Actien unsrer Nationalbank auf 67 gefallen, ihre Noten aber 25 Proc. unter Pari stehen, während die der einzelnen Staaten und Privatbanken vollen Curs haben, und nur 2 1 / 2 Proc. gegen Gold verlieren. So scheiterte am Ende die ganze verbündete Macht unsrer Geldkörperschaften (moneyed corporations) an dem geraden Sinn und dem offenen Charakter eines Mannes, der im neunzehnten Jahrhundert die Idee einer demokratischen Republik nicht aufgegeben hatte, und die Massen selbst eines commerciellen Staates nicht für unfähig hielt, an der legislativen Gewalt Antheil zu nehmen. Jetzt sind wir zum erstenmal wirklich0355 von England emancipirt, auf dem Wege zu einer rein amerikanischen von Europa unabhängigen Staatsform, obgleich dieser Schritt von manchen Erscheinungen begleitet ist, die uns mit Besorgnissen für die Zukunft erfüllen. Wie ich Ihnen stets in meinen früheren Correspondenzartikeln bemerkte, bedarf kein Land wie das unsrige einer starken, kräftigen Opposition, um die Partei, welche am Ruder steht, im Zaume zu halten, sey es nun, daß diese die demokratische oder die aristokratische ist. In diesem Augenblick aber ist die Bank -, Whig - oder Aristokratenpartei so gänzlich geschlagen, daß sie nicht einmal einen Mann findet, der sich von ihr zum nächsten Präsidenten vorschlagen lassen will. Clay und Webster sind längst zu Grabe getragen, und so hat sie denn neuerdings die Ernennung des Generals Harison in Anregung gebracht, die selbst unsere reichen Kaufleute und Pflanzer dermaßen in Verzweiflung setzt, daß sie laut erklären, lieber für Van Buren, der doch wenigstens ein Gentleman sey, stimmen zu wollen, als für diesen Bauerngeneral des Westen, der bei seinem Blödsinn nicht einmal eine Schlacht gewonnen habe. – Aber diese Macht der Demokraten ist gefährlicher als die von ihnen vor zwei Jahren erlittene Niederlage, denn man kann selbst hier der Bewegungspartei angehören, und am Ende doch gezwungen seyn zu fragen: bis wie weit darf ich gehen ohne Gefahr für den Umsturz des Ganzen? Diese Frage muß zuletzt jeder rechtschaffene Mensch aufwerfen. – Allerdings freue ich mich mit allen wahren Freunden der Menschheit, die Häupter unserer stolzen Geldmänner gebeugt, und die rein materiellen Interessen hinter dem geistigen Aufschwung der Nation in dem materiellsten aller Länder zurückstehen zu sehen; mit innigem Antheil nehme ich wahr, daß die große Mission der Vereinsstaaten nicht an dem eingelernten Macchiavellismus von ein paar Hundert plötzlich reich gewordenen Familien scheitert, und daß die Richtung, die der größte amerikanische Geist – Thomas Jefferson – der Revolution von Amerika gab, trotz aller von Osten empfangenen Perturbationen dieselbe geblieben ist; aber ich kenne auch den jugendlichen ungezähmten Eifer unsers schnell aufblühenden Volkes, der mich für den ruhigen, besonnenen Fortgang unserer socialen Entwickelung sorgen läßt. Zwar stehen demselben keine Jahrhunderte lang eingeprägten Vorurtheile entgegen, zwar drückt uns keine geschichtlich belastete Vorzeit, dafür gebricht es uns aber auch an Erfahrung und an der allen civilisirten Völkern unentbehrlichen Toleranz. Trotz unsers kurzen Staatenlebens stehen die Bewegungs - und die Stillstandspartei einander nirgends so schroff entgegen als gerade hier, wo sich gewissermaßen die Endpunkte der europäischen Geschichte verlieren, und sich uns die Zukunft der Menschheit erschließt. Es scheint, als ob der große Kampf der europäischen Menschheit, den man in gewissen Ländern so gerne in das Reich der Ideen hinüber spielen möchte, hier in Amerika physisch durchgekämpft werden soll, um zuletzt – es koste was es wolle – zu einem historischen Resultate zu gelangen, an welches die Anhänger gewisser Meinungen appelliren können. Die Völker aus anglo-sächsischer Race sind einmal matter of fact men, die nur Thatsachen als erwiesene Wahrheiten anerkennen, und so ist auch das Ziel unserer Bewegungsmänner weniger die Begründung von Principien, als die Besiegung einzelner Classen und Individuen, welche ihnen als Repräsentanten der von ihnen gehaßten Theorien gelten. Wie weit dieser Mißgriff den eigentlichen Sieg und die Früchte der neuesten Civilisation hinaus schieben wird, muß uns die Zukunft lehren; gewiß ist, daß sowohl der Politik als der Religion das größte Unheil durch Zeloten widerfährt. – Jetzt, seitdem selbst der Staat Massachussetts, der mit einer einzigen Ausnahme, seit dem Revolutionskriege, nur föderalistische Gouverneurs erwählte, den Göttinger Gelehrten Everett aufgegeben, und an seiner Stelle den demokratischen Richter Morton zum Staatsoberhaupt ernannt hat, bleibt der Whigpartei keine andere Hoffnung, als die des baldigen Zerfalls der Demokraten unter sich selbst. „ Sie sind zu mächtig geworden, sagen ihre Anführer, um sich ruhig in die Früchte ihres Siegs zu theilen. Eine solche Masse vereint sich nie über so viele neue Staatstheorien; – die Unterschiede der Erziehung und des Vermögens müssen nothwendigerweise auch eine Verschiedenheit der Meinungen hervorrufen – die Schlechtesten müssen am Ende doch noch Bessere ausscheiden, die zu etwas Edlerm heranreifen; “– und so bleibt unsern Aristokraten noch immer die Hoffnung auf eine baldige Reorganisation ihrer Partei. Es ist gut, daß sich unsere Whigs mit Hoffnungen trösten, statt wie vor drei Jahren durch eine Kriegserklärung an die materiellen Interessen des Landes sich an dem „ Unverstand der Massen “zu rächen. Auch wir, wie Sie bereits aus dem Bericht des Kriegsministers Poinsett, über den ich mir vorbehalte, in meinem nächsten das Nöthigste nachzutragen, ersehen haben werden, bedürfen der Ruhe und des Friedens zu unserm Wohlstand und Gedeihen. Pax nobiscum!
Die spanische Nation hat über die Revolution, welche eine Rotte entarteter und unverbesserlicher Selbstlinge ihr ausdringen will, den Stab gebrochen. Die Revolutionäre selbst haben sich auf dieses Urtheil berufen; das Volk sollte vermittelst der Wähler entscheiden: diese haben in unerwartet überwiegender Mehrheit ihr Urtheil zu Gunsten derjenigen Männer gefällt, von denen sie die Rückkehr zur gesetzmäßigen Ordnung, die Befestigung des Throns auf sichere Grundlagen, die Heilighaltung der überlieferten Religion, die Unverbrüchlichkeit des den sich dem Scepter der Königin friedlich Unterwerfenden gegebenen Wortes, die Herbeiführung der Aussöhnung mit dem die Halbinsel noch mit Mißtrauen betrachtenden Theile von Europa, erwarten. Die Anarchisten, welche den durch die Wähler verkündeten Ausspruch des Volkes bisher als den höchsten aufstellten, berufen sich nun auf einen höhern; der Dolch, die Brandfackel soll die letzte Entscheidung fällen, und es muß sich nun zeigen, ob die Revolution nicht bloß durch den gesunden Sinn des Volks, sondern auch auf offener Straße, durch die Spitze der Bajonnette unterdrückt werden wird. Aus der Wendung, welche die Wahlen genommen haben, ergibt sich mehr als Eine wichtige Erfahrung. Zuerst steht der Satz fest, daß die Nation von dem Bedürfniß durchdrungen ist, Ruhe und Frieden zu haben; denn nie strömten die Wähler in so großer Anzahl herbei, um von ihrer Berechtigung Gebrauch zu machen, und dieser Gebrauch geschah im Sinne der Ordnung. An die Freunde des Friedens und der Gesetzlichkeit schlossen sich größtentheils die Personen, welche bisher die Sache des Prätendenten vertheidigt hatten, weil sie in dem Scepter der Königin keine genügende Bürgschaft für die Ruhe des Landes und den Schutz der Rechte der Einzelnen zu erblicken glaubten. Nunmehr finden sie die Sicherstellung ihrer Interessen in dem Siege derjenigen Partei, welche man bisher die gemäßigte nannte, und die von nun an den der monarchischen zu verdienen strebt. Vergebens haben die Exaltirten alle Künste aufgeboten, um – wer sollte es glauben? – die von ihnen so verabscheuten Carlisten auf ihre Seite zu ziehen; nur, wo letztere wähnen, durch die0356 Anarchie der Revolution den endlichen Sieg des Prätendenten noch herbeiführen zu können, in einigen Gegenden Navarra's, haben sie sich den Exaltirten angeschlossen, und diese selbst verkünden dieß als einen Triumph! Zu den Provinzen, in denen die Moderirten vollständig siegten, kommen nun noch Salamanca, Badajoz, Murcia, Palencia, Logroñs, Valladolid, Oviedo (wo auch Toreno und Martinez de la Rosa fast einstimmig gewählt wurden) Albacete, Cuenca, Tuy, Pontevedra, Orense, und sogar Malaga. Die Exaltirten erlangten unterdessen die Mehrheit in Alicante, Valencia, Castellon, und vermuthlich auch in Santiago und Lugo. In Caceres wurden vier Moderirte und ein Exaltirter zu Deputirten gewählt. In Leon, Almeria, Caruña sind die Wahlen noch verschoben. In letzterer Stadt dauerte noch am 25 der Belagerungszustand fort; sämmtliche Mitglieder des widerspänstigen Ayuntamiento und die Urheber der aufrührerischen Bewegung vom 18 waren auf militärischem Wege verhaftet worden. Den gestern aus Catalonien eingegangenen Nachrichten zufolge entscheiden sich auch dort die Wahlen bei weitem zu Gunsten der Moderirten. Am 23 hatten in Barcelona die von ihnen aufgestellten Candidaten 1617 Stimmen für sich, während die der Gegenpartei deren nur 503 erschwingen konnten. Um sich zu rächen, und die Freunde der Ordnung einzuschüchtern, legten die Exaltirten in dem Bezirke von Sabadell Feuer an eine Tuchfabrik, deren Eigenthümer von den Moderirten zum Vorsitzenden eines Wahlcollegiums gewählt worden war. Aehnliche mordbrennerische Auftritte fanden in Hospitalet statt. In Tarragona wurden die Moderirten auf das empörendste gemißhandelt, und mit Gewalt aus den Wahllocalen vertrieben. Und in diese von den Gräueln des Bürgerkrieges und der Parteienwuth gleich sehr zerfleischte Provinz schickt jetzt die Regierung den General D. Antonio Vanhalen, einen der eifrigsten Anhänger der Exaltirten, den Vertheidiger der Repressalien, den durch seinen Rückzug von Segura berühmt gewordenen Feldherrn, als Generalcapitän. So hat es der souveräne Wille des Herzogs de la Victoria befohlen, der sich selbst nur der Form nach den Oberbefehl über die Truppen von Catalonien vorbehalten hat. Vergebens wenden sich die unglücklichen Bewohner der Alcarria an den Herzog mit der Bitte, ihnen einige Bataillone zuzuschicken, um sie gegen die Carlisten, welche von Beteta aus ihre Raubzüge unternehmen, sicher zu stellen. Espartero ist taub gegen ihre Klagen, und so werden sie die Opfer der unerhörtesten Gräuel. Seit zwei Tagen war unsere Verbindung mit Saragossa unterbrochen, indem jene Carlisten, in der Zahl von 3000 Mann, die wenigen Truppen der Königin zurückgeschlagen, und sich Guadalaxara genähert hatten. Cabrera hat unterdessen Beweise abgelegt, daß er noch lebt. Während der Oberst der Legion von Oporto den zum Erschießen bestimmten Carlistischen Gefangenen das Leben schenkte, wurden am 24 aus den unterirdischen Kerkern von Benifasà 24 gefangene Soldaten von den Carlisten unter dem Vorwande, sie auswechseln zu wollen, fortgeführt, und in der Nähe von Espartero's Hauptquartier erschossen. Nur Cabrera kann diese Mordthat anbefohlen haben. Als Probe eines Carlistischen Bulletins lege ich Ihnen folgendes Rundschreiben bei, welches die Carlisten von Cañete aus verbreitet haben:
„ Durch verschiedene Boten, die durch diesen Flecken gegangen sind, um den Generalcommandanten von Murcia aufzusuchen, und auf anderm amtlichem Wege habe ich das Vergnügen gehabt, zu erfahren, daß der wahre Friede oder die allgemeine Aussöhnung aller Spanier stattgefunden hat, indem alle Mächte Europa's auf dem letzten Congreß unsern erhabenen Monarchen Karl V anerkannt haben. Allgemeine Amnestie unter allen Spaniern ohne Unterschied irgend einer Partei, Wiederherstellung der alten Cortes, und völlige Verabschiedung aller ausgedienten Truppen beider Armeen, die solche verlangen sollten, und Bildung einer neuen Armee aus den Ueberresten der ausgehobenen und freiwilligen Mannschaft, welche fortdienen will, nachdem man ihre geleisteten Dienste belohnt hat. Ich beeile mich, Ihnen dieß mitzutheilen, damit Sie es zur allgemeinen Zufriedenstellung bekannt machen. Arcos, 20 Januar 1840 – Joaquin Elizarte. – An die am Rande aufgeführten Alcalden. “
Nachschrift. Diesen Abend nimmt man an, daß in 38 Provinzen 192 Deputirte gewählt worden sind, von denen 124 sich zu den Moderirten, 39 sich zu den Exaltirten zählen; die übrigen 29 sind nicht mit Bestimmtheit zu classificiren.
Wir geben in Folgendem eine gedrängte Uebersicht des großen Wortkriegs zwischen Tories und Whigs, der in den Tagen vom 28 bis zum 31 Jan. im Hause der Gemeinen geführt ward, und durch welchen die radicale Presse nur den Beweis geliefert sehen will, daß von der einen wie von der andern dieser Adelsparteien das Land bisher so ziemlich gleich schlecht verwaltet worden sey. Sir John Yarde Buller, conservatives Mitglied für Süd-Devonshire, beschränkte sich in der Motivirung seines Antrags, „ daß Ihrer Maj. Regierung, wie sie gegenwärtig zusammengesetzt sey, das Vertrauen des Hauses nicht besitze, “fast ganz auf die einheimische Politik des Ministeriums. Besonders wollte er einen innern Zusammenhang zwischen den Chartistenumtrieben und den Maaßregeln der Verwaltung finden, indem er sagte: „ In gewöhnlichen Zeiten könnte man glauben, daß diese Mißstimmungen und Ruhestörungen aus Ursachen herrührten, über welche die Regierung keine Controle hätte, und für die sie daher nicht verantwortlich gemacht werden dürfe; Niemand aber, der die jetzige Lage der Dinge betrachtet, kann daran zweifeln, daß die gegenwärtigen Unruhen aus dem von den Ministern in den letzten Jahren befolgten Regierungssystem hervorgegangen sind. “ Hr. William Thompson, Alderman der Londoner City und Mitglied für Sunderland, hob zur Unterstützung des Antrags hervor, daß, da jetzt officiell in dem Vergleich der Staatsausgaben und Einnahmen ein Deficit von mehr als einer Million zugestanden sey, da ferner die Reduction des Briefporto's vermuthlich noch einen Ausfall, von einer Million zum wenigsten, verursachen werde, und da die Unterbrechung des Handels mit China außerdem einen Verlust von mehreren Millionen in den Einkünften herbeiführen dürfte – die Nachtheile des gestörten Handels mit Südamerika nicht zu erwähnen – sehr wahrscheinlich bald ein Ausfall von acht Millionen in den Finanzen entstehen werde. „ Und gewährt, “fragte der Redner, „ irgend ein Umstand eine Aussicht auf eine mögliche Verminderung unserer Ausgaben? Nirgends ist eine Hoffnung dazu vorhanden. In den drei letzten Jahren und besonders seit der Thronbesteigung Ihrer Maj. haben die Ausgaben stets die Einnahmen überstiegen, ein Zustand der Dinge, der in der Geschichte unserer Finanzen, seitdem wir eine Nationalschuld haben, noch nicht vorgekommen. (Hört!) Die Rebellion in Canada würde niemals ausgebrochen seyn, wäre die Armee dort zur rechten Zeit verstärkt worden. Aber wir standen am Vorabend einer allgemeinen Wahl, wo eine Vermehrung des Heers das Ministerium daheim hätte unbeliebt machen können; also gab man lieber Canada allen Wechselfällen preis, als daß man sich dem Verlust einer Stimme im Parlament ausgesetzt hätte. Zum Glück für die Nation0357 war noch ein Mann da, einer der unter Wellington gebildeten Helden, der ohne Zuthun des Ministeriums der Wiedergutmachung all der schmählichen Fehler und Unfälle gewachsen war, deren Verhinderung nicht in den Gränzen seiner Macht gelegen hatte, und trotz eines eben so unfähigen als verderbten Ministeriums rettete Sir John Colborne (Lord Seaton) die beiden Canadas dem Mutterland, als alle Welt sie schon verloren geschätzt. “ Sir George Grey (Bruder Lord Grey's, vormals Unterstaatssecretär der Colonien, jetzt Heeresoberrichter) gab auf den Vorwurf, daß die gegenwärtigen Minister durch die von ihnen unterstützte Reformagitation den Chartismus hervorgerufen, die Antwort, die Reformbill sey nicht auf den Betrieb eines Mannes oder einer Partei, sondern durch die vereinten Anstrengungen des ganzen Volkes durchgeführt worden. Uebrigens verschmähten es die Tories gar nicht, bei Wahlen sich der sogenannten „ Destructiven “und der Chartisten selbst zu bedienen, wie denn erst kürzlich bei der Wahl für Southwark der Revolutionär Oastler ihr Bundesgenosse gewesen sey. Der Grundsatz des jetzigen Ministeriums sey allmähliche Reform und Verbesserung; der Grundsatz ihrer Gegner sey, alle ferneren Fortschritte auf der Bahn der Reform zu hemmen, und die bereits geschehenen wo möglich rückgängig zu machen. „ Vermöge ihres Grundsatzes, “so schloß er, „ haben die Minister die Häfen des Ostens dem brittischen Handel geöffnet, 800,000 Mitmenschen vom Joche der Sklaverei befreit, die englischen Städtecorporationen der Volkswahl unterworfen, und streben dasselbe für Irland an; vermöge dieses Grundsatzes sitzen wir in diesem Hause nicht mehr als die Creaturen Anderer, sondern als freie, unabhängige Parlamentsmitglieder. Dieß sind Denkmäler, welche, wenn der Parteihader verrauscht ist, auf die Nachwelt übergehen und die Hochachtung und Bewunderung von Jahrhunderten erlangen werden. Dieß sind die Grundsätze, deren Verläugnung jetzt von den Herren gegenüber verlangt wird; weil aber ich, für meine Person, nicht gemeint bin, diesen Grundsätzen zu entsagen, so trag 'ich auf bestimmte, entschiedene Verwerfung der von dem sehr ehrenw. Baronet gestellten Motion an. “ Es sprachen noch in dieser Sitzung Lord G. Somerset, Hr. Colquhoun, und Hr. d'Israeli für den Antrag. Hr. Colquhoun, der vorzüglich den Zustand des brittischen Handels im Vergleich zu dem anderer Länder als sehr traurig darstellte, äußerte unter Anderm: „ Im letzten Jahre hat der brittische Handel um mehr als 10 Proc. abgenommen, und wenn man die Zunahme unseres auswärtigen Handels mit verschiedenen Ländern vom Jahre 1833 bis zum Jahre 1837 vergleicht, so ergibt sich der merkwürdige Umstand, daß unser Handel mit den Vereinigten Staaten um 22 Proc., der mit Südamerika und Westindien um 22 Proc. zugenommen, aber der mit Europa um 22 Proc. abgenommen hat. (Hört, hört! von den ministeriellen Bänken.) Ich verstehe, was man mit diesem Ruf sagen will; man will den Korngesetzen die Schuld an diesem Verfall unseres Handels mit dem europäischen Continent zuschreiben. Aber die Korngesetze bestehen schon lange, ohne daß sie früher den Fortschritten unserer National-Industrie geschadet hätten. Ein bemerkenswerther Umstand ist es auch, daß ganz besonders in unserm Handel mit denjenigen Ländern, welche der Schauplatz der speciellen Diplomatie Lord Palmerstons gewesen sind, eine auffallende Abnahme stattgefunden hat. Unser Handel mit Spanien ist jetzt weit beschränkter, als zu der Zeit, wo dieser edle Lord noch nicht im Amte war. Hätte er, da er so viel Einfluß in Spanien hat, England nicht vor jenen Restrictionen bewahren können, die unsern Handel so sehr hemmen? Obgleich im Jahre 1830 unser Handel mit Spanien doppelt so stark war als im Jahre 1828, so ist er doch jetzt auf einen noch niedrigeren Standpunkt als im Jahre 1828 gefallen. (Hört!) Nun blicke man auf Portugal. Im Jahre 1834 wurde die Aufmerksamkeit des edlen Lords auf die großen Veränderungen gelenkt, welche in jenem Königreiche bevorstanden. Der edle Lord nahm die damalige Warnung derjenigen ehrenwerthen Herren, welche ihn und das Haus auf das Interesse des brittischen Handels in Portugal hinwiesen, sehr leicht. Der edle Lord versicherte, daß unser Handel nicht leiden werde. Aber im Jahre 1837 nahm Portugal einen beschränkenden Zolltarif an, wodurch unser Handel während der diplomatischen Unterhandlungen des edlen Lords in einen übleren Zustand gerieth, als vorher. Was Deutschland betrifft, so ist während der politischen Wirksamkeit des edlen Lords der deutsche Zollverein gebildet worden, der 25 Millionen Menschen von dem freien Handel mit England ausschließt. Aber das ist noch nicht alles, was von dieser Maaßregel zu erwarten steht, deren Folgen sich noch gar nicht übersehen lassen. “ Hr. d'Israeli meinte am Schluß seiner Rede, ein Theil der Ministeriellen scheine mit dem Cabinet so verfahren zu wollen, wie vor kurzem die Monmouther Jury mit den Chartisten; sie fänden es schuldig, empföhlen es aber der Gnade. Die HH. James, Gisborne, Sir H. Verney, Ewart (Radicaler) u. A. White sprachen gegen den torystischen Vorschlag.
Die Debatten des zweiten Abends eröffnete Hr. Litton mit einer strengen Beurtheilung des Verfahrens der Minister in Irland, wo sie, wie er behauptete, den Aufruhr ermuntert hätten. Er machte bemerklich, daß dort 2000 der ärgsten Uebelthäter von dem Marquis v. Normanby ohne Grund, ohne Gerechtigkeit und ohne Untersuchung in Freiheit gesetzt worden, indem derselbe eine neue, nach dem Eingeständniß der Kronjuristen selbst für die Rechtspflege höchst verderbliche Art, die Juries zu bilden, in Irland eingeführt und die ehrwürdigen Richter jenes Landes auf despotische Weise des Rechts, die Sheriffs zu ernennen, beraubt und es sich selbst zu schnöden Parteizwecken angemaßt habe. Hr. Denistoun dagegen wollte die Hauptursache der jetzigen Unruhen in England und der unzufriedenen Stimmung in Irland in dem ungenügenden Wahlsystem finden, und meinte, es werde nicht eher dauernde Ruhe zu erlangen seyn, als bis das Volk einen größeren Antheil an den Segnungen der Verfassung erhalten habe. Hr. Gally Knight versprach sich hinwiederum alles Heil von einer Rückkehr Sir R. Peels ans Staatsruder, und glaubte versichern zu können, daß wenn erst dieser Staatsmann wieder an der Spitze der Regierung stände, die conservative Partei wie Ein Mann dastehen, und alle von ihrem Führer vorzuschlagenden Maaßregeln unterstützen werde. Lord Howick (Sohn des Grafen Gray), der sich jetzt erhob, machte sich besonders dadurch bemerkbar, daß er die Gelegenheit für passend hielt, die Gründe für seinen Austritt aus dem Ministerium darzulegen. Er ging zurück auf die Vorfälle im Mai v. J., als die Minister ihre Entlassung eingereicht hatten und nur aus unabweisbarer Rücksicht auf die Stellung der Königin ihre Aemter wieder übernahmen. Damals seyen alle Mitglieder des Ministeriums der Ueberzeugung gewesen, daß am Ende der Session ein Versuch gemacht werden müsse, dem Ministerium neue Kräfte einzugießen, nur über die Mittel dazu habe Meinungsverschiedenheit obgewaltet. Er seinerseits habe das Mittel nur darin sehen können, daß man diejenigen früheren Anhänger des Ministeriums wieder zu gewinnen suche, welche, gern Förderer aller liberalen Maaßnahmen, dem Ministerium nur deßhalb fremd geworden, weil sie zu ferneren Veränderungen in der Zusammensetzung des Parlaments oder zu andern0358 Radicalveränderungen der Verfassung nicht geneigt seyen. Daß aber seit 1834 fortwährend solche frühere Freunde des Ministeriums von demselben abgefallen seyen, lasse sich nicht verkennen. Die übrigen Minister seyen indeß in diesem Punkte seiner Ansicht nicht gewesen, wie aus den Beschlüssen wegen Umwandlung und Completirung des Cabinets durch Freunde entschieden demokratischer Ideen sattsam hervorgehe. So wenig er nun auch im Einzelnen gegen die vorgeschlagenen Ernennungen etwas habe einwenden wollen oder können, so sey ihm doch die Umgestaltung des Ministeriums im Ganzen als so wenig den Zeitverhältnissen angemessen erschienen, daß er, wenn auch mit Bedauern, von seinen Collegen sich zu trennen genöthigt worden, um so mehr, da man keine seiner Einwendungen als begründet habe anerkennen wollen. Lord Howick entwickelte nun ausführlich, warum er die Reformbill (gleich seinem Vater) als eine abgeschlossene Maaßregel betrachte und die Nothwendigkeit einer Erweiterung derselben nicht anerkennen könne, erklärte jedoch zugleich, nach wie vor das Ministerium unterstützen zu wollen, weil er die Politik der Tories, besonders ihr Verfahren in den Angelegenheiten Jamaica's und Canada's, durchaus mißbillige. Sir James Graham ging in eine sehr detaillirte Kritik der ganzen Verfahrungsweise des Ministeriums ein, und fand dasselbe jedes Vergehens und Irrthums schuldig, wodurch eine Administration sich der Führung des Staatsruders unwürdig machen könne. Hr. Macaulay, der neue Kriegsminister, vertheidigte seine Collegen gegen diese Vorwürfe, und sich insbesondere gegen die nicht undeutlichen Hindeutungen seines Amtsvorfahrs, Lord Howicks, auf seinen Demokratismus, namentlich in der Ballotfrage, durch eine Rede, die im Wesentlichen mit derjenigen zusammentraf, die er neulich vor seinen Wählern in Edinburg gehalten. (S. Nr. 35 und 36 der Allgem. Ztg.) – Die bedeutendsten Redner der Sitzung vom 30 Jan. waren auf der Oppositionsseite die Lords Powerscourt und Stanley. „ Was auch das Resultat dieser Debatte seyn mag “, sagte letzterer unter Anderm, „ mag sich eine Majorität von 5 oder von 30 Stimmen für das Ministerium erklären, dieß gilt mir gleich; von großer Wichtigkeit bleibt es immer, daß gleich beim Beginn der Session die Parteien unverhüllt vor das Land treten, und daß die Nation erfährt, aus welchen Gründen und durch wessen Beistand das Ministerium eine so dürftige Majorität für sich hat, und mit welchen Erwartungen es am Ruder erhalten wird, ohne doch die zum Regieren erforderliche Macht zu besitzen, welche factisch vielmehr in den Händen der englischen Conservativen liegt, mögen diese nun Minister heißen oder nicht. “ Vertheidigt wurde die ministerielle Politik am nachdrücklichsten von dem Unterstaatssecretär des Innern, Hrn. Fox Maule, und von dem Dissenter Hrn. Ward.
(Beschluß folgt.)
Zwei, das allgemeine Interesse in Anspruch nehmende Ereignisse, werden im Laufe dieses Jahrs hier statthaben: eine neue geistliche Mission wird ehestens von hier nach Peking abgehen, um die frühere dort abzulösen, welche die ihr zum dortigen Aufenthalt bestimmte zehnjährige Frist beendet hat. – Ein Kriegsschiff wird bei Eröffnung der nächsten Navigation von Kronstadt abgehen, um der Bevölkerung von Kamtschatka und unserer nordamerikanischen Colonien die ihnen nothwendigen Provisionen zu überbringen. Letztere Expedition bezweckt eine doppelte Tendenz: eine praktisch-nautische und eine wissenschaftliche. Wie man vorläufig vernimmt, will sie, das Vorgebirg der guten Hoffnung umsegelnd, Australien, dann die andern Ländergebiete der südlichen Region besuchen und über das Cap Horn zurückkehren. – In unserer nordischen Residenz weilte in den letzten Wochen ein interessanter Fremder, der durch die jüngst nach Spitzbergen vollzogene Expedition, der er als Chef vorstand, bekannte französische Reisende Gaimard. Seit einigen Tagen hat er uns verlassen und sich nach Moskau begeben. Von dort wieder hierher zurückkehrend, wird er später den Norden Rußlands besuchen. Wie man mit einiger Bestimmtheit vernimmt, wird er im nächsten Frühjahr von hier eine zweite wissenschaftliche Reise nach Spitzbergen unternehmen, sie aber dießmal weiter ausdehnen und auch Grönland besuchen. Einige unserer gelehrten jungen Russen dürften sich ihr anschließen. – Die Volksmenge Rußlands in 53 Gouvernements und Provinzen beträgt 25,460,645 männliche Individuen. Rechnet man hiezu das weibliche Geschlecht, das auch hier wie überall in numerischer Hinsicht dem erstern überwiegend ist, so erhält man an 52 Millionen Bewohner. Fügt man zu ihnen gegen 4 1 / 5 Millionen Bewohner im Königreich Polen, 1 1 / 3 Millionen im Großfürstenthum Finnland, an 2 Mill. Transkaukasier und Bewohner unserer Colonien im nordwestlichen Amerika, über eine Million reguläres Militär, hievon noch beseitigt das irreguläre nebst den Familien der Krieger, endlich an 1 1 / 2 Mill. der innerhalb der Gränzen des Reichs wohnenden kaukasischen Bergvölker, so ergibt sich die Bevölkerung Rußlands auf 62 Millionen Individuen. Sie machte bei uns in den letzten Jahren erstaunende Fortschritte: so starben im vorvergangenen Jahr 1837 im Umfange des Kaiserstaats 1 1 / 2 Millionen Menschen, geboren wurden dagegen an 2,400,000. Die Zahl der letztern übertraf die der erstern um 900,000 Menschen. Für die volkreichsten Gouvernements in Rußland gelten Pultawa und Orenburg, für die am schwächsten besetzten Olonez und Jeniseisk. (Hamb. C.)
In dem landwirthschaftlichen Institute zu Jena werden die Vorlesungen des nächsten Sommerhalbjahres den 6 Mai beginnen und vorzüglich auf folgende Gegenstände sich beziehen: 1) allgemeine Landwirthschaft, 2) Grundanschläge, Bonitirung der Felder und Frohnablösung, 3) Wiesenbau und Wiesenbonitirung, 4) land - und forstwirthschaftliche Pflanzenkunde, 5) Agriculturchemie, 6) Feldmeßkunst, 7) ökonomische Physik, 8) ökonomische Statistik und 9) Nationalökonomie. Außerdem können die Mitglieder des Instituts bei der Universität thierärztliche, naturwissenschaftliche, juristische, historische und philosophische Vorlesungen hören. Gegenwärtig hat die Anstalt 54 Mitglieder, wovon 43 der Landwirthschaft, 11 der Staatswirthschaft und dem Geschäfte der Oekonomie-Commissarien sich widmen. Wer an dem Institute Theil nehmen will oder nähere Nachricht darüber wünscht, wende sich gefälligst an den unterzeichneten Director des Instituts.
Jena, am 3 Februar 1840
Friedrich Schulze, Hofrath und Professor.
Licitation der städtischen Bäderverpachtung zu Baden, nächst Wien.
Von dem Magistrate der l. f. Stadt Baden wird bekannt gemacht, daß am 29 Februar 1840 Vormittags um 9 Uhr, auf dem hierortigen Rathhause die Bestandverlassung der städtischen Bäder zu Baden, nämlich der Ursprungs - und Theresienbäder, des Herzogs-Antons -, Frauen - und Karolinen -, Josephs-Franzens - und Peregrinbades, der fünf Wannen-Reinigungsbäder, der städtischen neuen Trinkanstalt, dann des Herzogshofes, und zwar der Trinkanstalt auf den Zeitraum vom 1 Mai 1840bis letzten März 1843, der übrigen Objecte aber auf drei Jahre, und zwar vom 1 April d. J. bis letzten März 1843 im Versteigerungswege unter Vorbehalt der hohen Regierungs-Genehmigung werde vorgenommen werden.
Bei dieser Licitation, wobei auch schriftliche Offerte zugelassen werden, wird die Bestandverlassung der genannten Objecte, in so weit es thunlich ist, vorerst einzeln, und dann vereinigt zu einem jährlichen Gesammtpachtschillinge von 10,504 fl. 30 kr. C. -Mze. ausgeboten werden, und es haben sich die Pachtlustigen mit einem 10 Proc. des Ausrufspreises betragenden Vadium zu versehen.
Die Tarife, an welche die Pächter gebunden sind, die Badeordnung und Instructionen, welche die Pächter und Badediener zu befolgen haben, liegen nebst den Licitationsbedingnissen in der magistratischen Amtskanzlei während der üblichen Amtsstunden, und zu Wien in der Kanzlei des Hrn. Hof - und Gerichtsadvocaten Dr. Johann Baptist Bach in der Kärntnerstraße Nr. 902 zur Einsicht bereit. – Baden nächst Wien, den 15 Januar 1840
Joh. Nep. Trost, Bürgermeister.
Braunendal, Synd.
Bekanntmachung.
Diejenigen Schauspieldirectionen, welche Lust haben, in dem hiesigen durchaus neu restaurirten Schauspielhause theatralische Vorstellungen zu geben, mögen ihre mit den nöthigen Zeugnissen belegten Gesuche frankirt einsenden an das unterfertigte Comité, welches auch über die speciellen Bedingungen Auskunft geben wird.
Fürth (Mittelfranken), den 4 Februar 1840
Das Comité des Theatervereines.
Antiquariats-Verkauf.
Ich habe ein, größtentheils aus auserlesenen Werken bestehendes, beiläufig 26,000 Bände umfassendes Antiquarium zu verkaufen. Wer hierauf reflectirt, wolle sich in frankirten Briefen an mich wenden, worauf der bereits im Druck erschienene Katalog sofort folgen und Näheres mitgetheilt werden wird. – Heidelberg, im Februar 1840
Karl Groos.
Gant-Erkenntniß.
Gegen Joh. Bapt. Teufel, Handelsmann zu Meßkirch, wurde Gant erkannt, und Tagfahrt zum Richtigstellungs - und Vorzugs-Verfahren auf Dienstag den 10 März l. J., früh 8 Uhr, angeordnet. Es werden daher alle diejenigen, welche aus was immer für einem Grunde Ansprüche an die Masse machen wollen, aufgefordert, solche in dieser Tagfahrt, bei Vermeidung des Ausschlusses von der Gant, persönlich oder durch gehörig Bevollmächtigte schriftlich oder mündlich anzumelden, und zugleich die etwaigen Vorzugs - und Unterpfandsrechte unter gleichzeitiger Vorlage der Beweisurkunden oder Antretung des Beweises mit andern Beweismitteln zu bezeichnen.
Auch werden in der Tagfahrt ein Massepfleger und ein Gläubiger-Ausschuß ernannt, Borg - und Nachlaß-Vergleiche versucht, und es sollen hinsichtlich dieser Ernennung und eines etwaigen Vergleiches die Nichterscheinenden als der Mehrheit der Erschienenen beitretend angesehen werden.
Meßkirch, am 30 Januar 1840
Großh. bad. Bezirksamt.
Meßmer.
Vöringenstadt.
Vorladung.
Der militärpflichtige Leonhard Wachter, ein Bierbrauer von Profession, von Vöringenstadt, wurde bei der Loosziehung vom 4 November v. J. zum activen Militärdienste ausgehoben. Derselbe wird nun unter Androhung der gesetzlichen Strafen zur Rückkehr aufgefordert, auch werden sämmtliche Civil - und Polizeibehörden ersucht, ihn auf Betreten in sein Heimathwesen zu verweisen.
Gammertingen, den 5 Februar 1840
Fürstl. Hohenzollern Sigmaringen'sches Oberamt.
v. Gebeln.
Zu vermiethen in der Nähe von Lindau ein meublirtes Wohnhaus in einer der angenehmsten Lagen, mit der Aussicht über einen Theil des Bodensees und dessen Umgebungen, sammt Stallung für zwei Pferde und Remise, und Mitbenutzung der Promenaden im Garten und in den Anlagen des benachbarten Eigenthümers.
Nähere Auskunft darüber ist bei Hrn. Jacob Daniel Treitter, Kaufmann in Lindau, zu erhalten.
Im Verlage der Martin Edlen v. Hochmeister'schen Buchhandlung in Hermannstadt werden im Laufe des Jahres 1840folgende vaterländische Schriften erscheinen: Historisch-genealogisch-geographischer Atlas, zur Uebersicht der Geschichte des ungrischen Reiches, seiner Nebenländer und der angränzenden Staaten und Provinzen. Zusammengestellt von Joseph Bedeus v. Scharberg, königl. siebenbürgischer Hofrath und Ober-Landes-Commissär.
Wir sind überzeugt, daß durch dieses Werk, zu dessen Herausgabe sich der gelehrte Hr. Verfasser, dem wiederholten Wunsche aller Freunde historischer Studien nachgebend, entschlossen hat, das Studium der Geschichte des ungrischen Reiches wesentlich erleichtert werden wird. Welcher Gebildete wünschte nicht längst schon eine vollständige synchronistische und aus den Quellen geschöpfte Zusammenstellung der Begebenheiten des Königreiches Ungarn und aller derjenigen Länder, welche entweder als integrirende Theile jemals zu demselben gehörten, oder aber durch den Zusammenhang und die Wechselwirkung ihrer Schicksale und Ereignisse eine Gruppe genau verbundener Staaten bildeten, zu besitzen, und alles dasjenige, was nothwendig ist, um das historische Bild jenes Reiches für jeden Moment der Vergangenheit richtig zu zeichnen, zu leichter und schneller Uebersicht in einem Werke vereinigt zu sehen? Der allgemeine und steigende Beifall, welchen die bekannten universalhistorischen Tafeln und Karten von Kruse und Le Sage fortwährend finden, hat über den dauernden Werth ähnlicher Arbeiten längst entschieden.
Das Werk besteht aus 30 Bogen im größten Royal-Format, welche in 5 Lieferungen ausgegeben werden sollen. Um die Anschaffung zu erleichtern, schlägt die genannte Verlagsbuchhandlung den Weg der Subscription ein. Jede Lieferung kostet 2 1 / 2 Rthlr., welche bei Ablieferung einer jeden baar zu entrichten sind. Als Sicherstellung für die Abnahme des Ganzen sind aber bei der Bestellung 2 1 / 2 Rthlr. einzusenden, welche für die fünfte Lieferung einstweilen gutgeschrieben werden, so daß diese später unberechnet abgeliefert wird. Wer es indessen vorzieht, das Ganze auf einmal im voraus zu bezahlen, erhält es zu dem Pränumerations Preis von 10 Rthlr. Bis Ostern 1840bleibt die Subscription auf die 1ste Lieferung offen; später tritt ein bedeutend höherer Ladenpreis ein. Der Druck des Werkes beginnt, sobald sich die zur Deckung der Druckkosten nöthige Anzahl Theilnehmer gefunden hat.
Archiv für die Kenntniß von Siebenbürgens Vorzeit und Gegenwart. In Verbindung mit mehreren Mitarbeitern, und in zwanglosen Heften herausgegeben von Johann Karl Schuller, Professor am Gymnasium A. C. in Hermannstadt, und Ehren-Mitglied der Berliner Gesellschaft für deutsche Sprache.
Die Aufgabe, welche sich diese Zeitschrift gestellt hat, ist durch den Titel derselben genügend bezeichnet. Mit Umgehung alles desjenigen, was seiner Natur nach ein rein locales Interesse hat, soll das Archiv alles aufnehmen, was geeignet ist das Gemälde der Vergangenheit und Gegenwart Siebenbürgens zu ergänzen oder zu berichtigen.
Daß Siebenbürgen an Gegenständen von allgemeinem wissenschaftlichem Interesse reich sey, läßt sich nicht läugnen. So wie schon die Natur dieses Land mit Merkwürdigkeiten der verschiedensten Art reich ausgestattet hat, so gibt auch die Geschichte und Statistik desselben dem Forscher überall Gelegenheit zu den interessantesten Untersuchungen und Ausarbeitungen. In der frühesten Vorzeit schon sehen wir es von der großen aus Osten kommenden Völkerbewegung berührt, und später eine geraume Zeit hindurch mit dem römischen Reiche vereinigt. In veränderter Gestalt tritt es darauf aus den Stürmen der Völkerwanderung hervor, und wird durch eine Reihefolge denkwürdiger Begebenheiten der Wohnsitz der verschiedenartigsten Völker, deren Ursprung, Sagen, Alterthümer, Sprachen, Sitten, Gebräuche, gesellschaftliche Zustände und Schicksale, so werthvoll auch die zur Kenntniß derselben bereits gelieferten Beiträge sind, immer noch ein unabsehbares Gebiet des Forschens offen lassen, und die reichste Ausbeute versprechen, und deren Geschichte durch ihre häufige Beziehung auf großartige und welthistorische Ereignisse ein allgemeines Interesse ansprechen darf.
Das Archiv erscheint auf vorzüglich schönem und weißem Papier in gr. 8. zu dem Pränumerations-Preis von 1 Rthlr. für das Heft von 10-12 Bogen. Nach erfolgter Ausgabe tritt ein höherer Ladenpreis ein.
Die ersten Hefte des Archivs werden unter andern folgende Aufsätze enthalten: Beiträge zur Archäologie Siebenbürgens, vom Hrn. Pfarrer Ackner in Hammersdorf. – Geognostische Reiseberichte aus Siebenbürgen, von demselben. – Beiträge zur Kirchengeschichte der Deutschen in Siebenbürgen, vom Hrn. Pf. Reschner in Talmatsch. – Die deutschen Ritter im Burzenland, von dem Herausgeber. – Die Mongolen in Siebenbürgen, von demselben. – Siebenbürgen vor Herodot und in dessen Zeitalter, von demselben. – Entwickelung der wichtigsten Grundsätze für die Erforschung der rumunischen oder walachischen Sprache. Mit zahlreichen, systematisch geordneten Etymologien walachischer Wörter u. s. w., von demselben. – Ueber das Verhältniß der siebenbürgisch-sächsischen Mundart zur hochdeutschen Sprache, von demselben. – Proben eines sächsischen Idiotikons, von demselben.
Umrisse und kritische Studien zur Geschichte Siebenbürgens. Mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte der deutschen Colonisten im Lande, bearbeitet von Johann Karl Schuller. Erstes Heft. gr. 8. geheftet 20 gGr.
Mit den Hauptmomenten der Geschichte seines Vaterlandes in zusammenhängender und kritisch begründender Darstellung der Begebenheiten nach ihrer Zeitfolge bekannt zu machen, dem Geschichtsfreunde die Wege eigener Forschung durch die Angabe der wichtigsten Quellen zu bezeichnen, dunkle Gegenstände nach Möglichkeit aufzuhellen, Widersprüche zu lösen und Irrthümer zu berichtigen – das ist die Aufgabe, die sich der Hr. Verfasser gestellt hat.
Das erste Heft geht bis zum Tode Bela's III im Jahre 1196, und enthält eine kritische Uebersicht der Geschichte Siebenbürgens während der genannten Periode. Die Zeichnung die ältesten Geschichte des Landes, die Würdigung der wichtigsten Meinungen über den Ursprung seiner Bewohner, der Nachweisung seiner Beziehung zu Ungarn und die Untersuchung über den Ursprung und die erste Einrichtung der deutschen Colonisten u. s. w geben ihm ein besonderes Interesse. Das erste Heft ist im Druck vollendet; die folgenden Hefte werden so rasch als möglich nachfolgen.
Den resp. HH. Subscribenten auf den III. Band des Werkes: SCRIPTORES RERUM TRANSSILVANICARUM enthaltend: Ambrosii Simigiani historia rerum Ungaricarum et Transsilvanicarum, Volumen seeundum, diene hiermit zur Nachricht, daß derselbe im Drucke fast vollendet ist und zu Ostern, etwa 54 Bogen stark, von uns versandt wird. Bis dahin besteht noch der Pränumerations-Preis von 2 gGr. für den Bogen; gleich nach Ausgabe tritt dann ein höherer Ladenpreis ein.
Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
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