PRIMS Full-text transcription (HTML)
0777
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 98.
7 April 1840.

Südamerika.

Ueber Montevideo sind Berichte von Buenos-Ayres eingegangen. Der eiserne Arm des gewaltigen Rosas ist unbeugsam, und wie es scheint, keine Hoffnung zu einer baldigen Beilegung des Zwistes mit Frankreich vorhanden. Man tröstet sich damit, daß seine Dictatur im April nächsten Jahres zu Ende geht; wer will aber bestimmen, ob es dann noch ein Mittel gibt, seine Gewalt zu brechen? Er ist mit Leib und Seele Gaucho; ihre Kleidung ist die seinige; er vermag es, sie zur That zu entflammen. In welchem Zustande die argentinische oder Silber-Republik seyn mag, ist daraus ersichtlich, daß 1 Thaler Papiergeld noch 9 Kreuzer werth ist.

Mexico.

Der Correo Nacional vom 24 März bringt eine Botschaft des Präsidenten Bustamante an den Nationalcongreß, worin sich folgende Paragraphen, auf die Verhältnisse zwischen Frankreich und Mexico bezüglich, vorfinden. Die Friedensverträge, welche unsern Differenzen mit Frankreich ein Ende gemacht haben, sind von der französischen Regierung ratificirt worden, und werden demnächst mit den gebräuchlichen Formalitäten bekannt gemacht werden. Die Regierung der Republik wird alle ihre Aufmerksamkeit den vorläufigen Regulirungen zuwenden, deren Zweck ist, die Stipulationen des Vertrags zu vollziehen, und das gute Einvernehmen, welches zwischen beiden Ländern bestehen soll, zu consolidiren. Se. Maj. der König der Franzosen hat zu diesem Zweck als bevollmächtigten Gesandten den Baron Allaye de Ciprey ernannt, welcher jeden Augenblick hier erwartet wird. Bei dieser Lage der Dinge und in einem Augenblick, wo ich nur daran denken sollte, mit dem Congreß zu der Aussöhnung zwischen den Mexicanern und den Franzosen mir Glück zu wünschen, ist es mir sehr peinlich, Ihnen anzeigen zu müssen, daß das Cabinet der Tuilerien durch einen Freundschafts -, Handels - und Schifffahrtsvertrag die Unabhängigkeit der vorgeblichen Republik Texas anerkannt hat. Unser Gesandter in Paris hat, wie es ihm seine Pflicht gebot, energische Protestation gegen diesen Act eingelegt, welcher der Regierung sowie dem guten Einvernehmen und der Freundschaft nicht sehr angemessen schien, die in Folge des Vertrags von Veracruz zwischen beiden Ländern wieder hergestellt werden sollten.

Spanien.

Die Regierung schreitet auf der eingeschlagenen Bahn, die durch Umgehung der von der Verfassung vorgeschriebenen Formen zu einer weniger beschränkten Stellung der höchsten Gewalt führen soll, rüstig vorwärts. Die wichtigsten Befugnisse, welche die Constitution den Vertretern des Volks einräumt, die Bewilligung der Steuern vermöge der Prüfung und Genehmigung oder Verwerfung der vorgelegten Budgets, die Mitwirkung an der Gesetzgebung vermöge der Discussion und Genehmigung oder Zurückweisung der vorgelegten Gesetzesentwürfe, werden von den Ministern für überflüssig und störend gehalten. Sie richten an den Congreß die Zumuthung, ohne vorausgängige Prüfung des Budgets die Regierung zur Erhebung der einmal bestehenden Auflagen zu ermächtigen, und einer Reihe von Gesetzesentwürfen, von denen ein einziger hinreichen würde, dem Land eine neue Gestalt zu geben, ohne weitere Discussion sogleich Gesetzeskraft zuzugestehen. Dem Congresse wurden zu diesem Behufe die Gesetzesentwürfe über Provincial-Deputationen und Ayuntamientos, dem Senate die über Beschränkung der Preßfreiheit und neue Einrichtung der Nationalmiliz vorgelegt. Kein Unbefangener verkennt, daß die Regierung vermittelst der beabsichtigten Anordnungen den wahren Bedürfnissen der Nation abzuhelfen beabsichtigt, allein es frägt sich, ob sie das Vertrauen des Congresses in so hohem Grade besitze, daß dieser ihr die verlangte Ermächtigung mit Hintansetzung aller von der Verfassung vorgeschriebenen Formen einzuräumen geneigt seyn sollte. Der Entwurf der Adresse des Congresses versichert zwar in allgemeinen Ausdrücken, die Bestrebungen des Thrones entsprächen den Wünschen des Volkes und den Gesinnungen der Cortes, allein als gestern Olzaga die Commission aufforderte, sich deutlicher darüber auszusprechen, ob sie dem Ministerium ihre Unterstützung gewähren würde, erwiederte Alcalá Galiano, seine Freunde (d. h. die Majorität) seyen zwar mit dem von dem Ministerium aufgestellten Programm einverstanden, es könnte aber die Nothwendigkeit eintreten, die Ausführung desselben geschickteren Händen anzuvertrauen. Ohnehin kann es dem Congresse nicht entgehen, daß das Ministerium sich beeilen wird, seiner Thätigkeit ein Ziel zu setzen, sobald es von ihm die verlangten Befugnisse erhalten haben wird, und schon deßhalb dürfte sich dieser weigern, die Wünsche der Regierung mit großer0778 Zuvorkommenheit zu bewilligen. Die Discussion über die Adresse wird selbst von den Mitgliedern der Opposition mit Würde und Mäßigung geführt, und selbst Olozaga, von dem man heftige Angriffe erwartete, erklärte gestern ausdrücklich, daß er und seine Freunde die Regierung in Allem unterstützen würden, was zur schnelleren Beendigung des Bürgerkrieges beitragen könne. Die Rolle des Vermittlers, welche Olozaga übernahm, um die Frage wegen der Wiederherstellung der Fueros zu lösen, scheint ihm auch jetzt die allein haltbare zu seyn, und sich dadurch das Gerücht zu bestätigen, daß er einen geheimen Vergleich mit dem Ministerium eingegangen sey. Um Mitglied des Congresses bleiben zu können, mußte er aus dem Ayuntamiento austreten, an dessen Spitze nunmehr Hr. Ferrer steht. Die Debatten über die Adresse bieten übrigens dem Auslande wenig Bemerkenswerthes dar. Der Ministerpräsident erklärte, daß, wie auch die Verhältnisse Europa's sich gestalten möchten, das Bündniß Spaniens mit Frankreich und England nicht lockerer werden würde. Als Argueiles sein Bedauern ausdrückte, daß es der Regierung noch immer nicht gelungen sey, diejenigen Mächte, welche die Königin von Spanien noch nicht anerkannt hatten, zu freundlicheren Gesinnungen zu bewegen, erwiederte Hr. Perez de Castro, man könne jene Mächte nicht zwingen, und Spanien selbst dürfe sich von seiner Würde nichts vergeben. Zwischen der diesseitigen Regierung und der portugiesischen ist übrigens eine ernsthafte Spannung eingetreten, indem letztere, auf nichtige Ausfluchte gestützt, seit Jahren sich weigert, den Vertrag wegen der Beschiffung des Duero in Ausführung zu bringen. Hr. Perez de Castro schrieb diese üble Lage der Dinge dem Emporkommen der exaltirten Partei in Portugal zu, drückte indessen die Hoffnung aus, auf dem Wege der Unterhandlungen eine friedliche Auskunft zu finden. Wie sehr sich hier in Madrid der Geschmack an den Uebertreibungen der revolutionären Partei verliert, ist auch daraus zu entnehmen, daß von den zwei Blättern, auf welche sich schon seit längerer Zeit die Vertheidiger der Anarchie beschränkt sahen, nun auch das eine, la Legalidad, aus Mangel an Abnehmern eingegangen ist, und nur das Eco del Comercio sich noch mit Mühe erhalten kann, während alle andern hier erscheinenden Tagesblätter das monarchische Princip, und das Bedürfniß, den Auswüchsen der Constitution durch strenge organische Gesetze abzuhelfen, mit Nachdruck und Aufrichtigkeit vertheidigen.

Das Eco de Aragon vom 27 März schreibt von dem Kriegsschauplatz in Niederaragon vom 25: Unsere Artillerie hat gestern in den Mauern des Forts von Castellote Bresche geschossen. Die schwarze Todesfahne, die auf den Mauern aufgesteckt war, wurde von einer Kugel abgerissen und durch den Wind in unser Lager getrieben, wo sie derbe Soldatenwitze anregte. Unsere Truppen verlangten zu stürmen, der Oberbefehlshaber jedoch will ihr Blut schonen und hält die Wirkungen seines Geschützes für hinreichend. Die Besatzung verlangt zu capituliren, ihre Bedingungen sind jedoch übertrieben. (Daß sie seither auf Gnade und Ungnade sich ergeben, wurde bereits berichtet.) Unsere Soldaten leiden furchtbar unter der Kälte, die durch eisige Winde noch unerträglicher gemacht ist. Der tapfere Commandant des Regiments Bourbon, Cendrera, ist noch nicht gestorben, und man hofft sein Aufkommen. Nach Berichten aus Gerona vom 24 März haben in Catalonien die Carlistische Junta zu Berga und General Segarra die Ernennung Cabrera's zum Generalissimus der Armeen von Catalonien, Valencia, Aragon und Murcia anerkannt. In Berga wurde zur Feier der Ernennung, nachdem dieselbe den Truppen auf dem öffentlichen Platze verkündet worden war, ein Tedeum abgehalten.

Großbritannien.

Die amtliche Gazette vom heutigen zeigt nun wirklich an, daß die Königin geruht habe, die sehr ehrenwerthe Lady Cecilia Letitia Underwood (älteste überlebende Tochter von Arthur Saunders, zweitem Grafen v. Arran, und von Elizabeth, Tochter von Richard Underwood Esq. in Dublin) für sich und ihre rechtmäßigen männlichen Erben zur herzoglichen Würde des vereinigten Königsreichs Großbritannien und Irland, unter dem Titel Herzogin v. Inverneß, zu erheben. Womit die zweite Ehe des Herzogs von Sussex also anerkannt ist.

In der Unterhaussitzung am 30 März bevorwortete Lord J. Russell mit einer Lobrede, worin er die Verdienste Lord J. Seatons (Sir J. Colborne's) in einem 45jährigen Staatsdienst schilderte, den Antrag, demselben, vom 23 März d. J. an gerechnet, eine Pension von 2000 Pf. St. jährlich für ihn und seine zwei überlebenden nächsten männlichen Erben zu bewilligen. Sir R. Peel und Sir H. Hardinge stimmten diesem Vorschlag mit Wärme bei; Hr. Hume aber wollte darin eine abermalige Verschleuderung der Staatsgelder erblicken, zumal da Sir J. Colborne, weit entfernt in Canada sich so besondere Verdienste um das Vaterland erworben zu haben, vielmehr durch unkluge Strenge nach Lord Gosfords Rücktritt, namentlich durch unnöthige Verhaftungen politisch Verdächtiger, wesentlich zum Ausbruch des zweiten Aufstandes beigetragen habe. Hume's Amendement auf Verwerfung der ministeriellen Resolution wurde mit 82 gegen 16 Stimmen verneint, und diese sofort für angenommen erklärt. Hrn. Villiers Motion in Betreff der Korngesetze ist auf den 1 April vertagt.

Seit gestern tragen sich die Toryjournale mit dem Gerücht, die Minister beabsichtigten eine Parlamentsauflösung, und zwar schon auf den 2 April. Als Grund wird theils die von den Ministern erlittene Niederlage bei zweiter Lesung der Stanley'schen Registrationsbill für Irland, theils ihre Furcht vor Sir J. Grahams auf den 7 April anstehender Motion wegen China's angeführt. In letzterer Beziehung sagt die Times: Lord J. Russell hat ein so peremtorisches Umlaufschreiben, wie noch selten ein Minister, an die Unterhausmitglieder seiner Partei erlassen, um sie zu der Sitzung am 7 April einzuladen. Das Cabinet ist in Verlegenheit, was es in dieser Krisis thun soll. Einige der Minister schlagen vor, das Ergebniß der Abstimmung abzuwarten, und, wenn sie geschlagen werden, abzudanken; eine andere Fraction hält es für besser, die Demüthigung einer abermaligen Niederlage zu vermeiden und darum das Haus noch vor der Debatte aufzulösen, um so eine kurze Fristung ihres Machtbesitzes und noch ein vierteljähriges Salar zu gewinnen. Wir haben noch nicht vernommen, was diese weise und uneigennützige Körperschaft für einen Beschluß gefaßt hat.

Nuri Effendi, außerordentlicher Botschafter der hohen Pforte auf einer Specialmission nach England, ist am 29 März in dem türkischen Gesandtschaftshotel in London, Bryanstone-Square, abgestiegen.

(Courier.) Eine Privatcorrespondenz, auf die wir einiges Gewicht legen, benachrichtigt uns, daß ein Vertrag zwischen dem brittischen Cabinet und dem russischen Botschafter am Vorabend des Abschlusses stehe. Der Czar, um England ganz von der Sphäre Frankreichs abzulösen, hat Hrn. v. Brunnow neuerlich ermächtigt, dem Lord Palmerston mehrere wichtige Zugeständnisse zu machen. Die Thatsache, daß ein türkischer Botschafter einer Conferenz der europäischen Großmächte über die Angelegenheiten der Türkei beiwohnt, zeigt schon allein an, daß0779 in Rußlands Gesinnungen über diese wichtige Frage eine Umwälzung vor sich gegangen ist. Bis in die letzte Zeit hatte Rußland die Einmischung jeder andern Macht in seine Beziehungen zur Türkei zurückgewiesen. Indem es von dieser Politik abgeht, verzichtet es thatsächlich auf den Vertrag von Hunkiar-Skelessi. Dennoch würden wir mit Bedauern Lord Palmerston übereilter Weise in die neue Bahn einlenken sehen, die ihm Rußland andeutet. Läßt er durch seine Animosität gegen Mehemed Ali sich bewegen, den Vorschlag einer gemeinsamen Demonstration Englands und Rußlands zur Bewältigung desselben anzunehmen, so ist unser Bündniß mit Frankreich völlig zerrissen. Frankreich wird zwar kaum einschreiten, um den Pascha zu retten, aber es wird sich vermuthlich anderswo nach Allianzen umsehen. Die gelegentlichen Usurpationen Frankreichs, die Geneigtheit, die es hin und wieder zeigt, gegen die Schwachen den Eisenfresser zu spielen, können wir nicht loben; aber jede ernstliche Erkaltung zwischen England und Frankreich möchte zu leidigen Folgen führen. Das französische Volk kann nicht lange bloß kühl gegen ein anderes bleiben. Bildet es sich auch nur ein, von England planmäßig mit Geringschätzung behandelt zu seyn, so wird es seine Regierung zu Feindseligkeiten zwingen; denn die französische Regierung, das darf man nicht vergessen, kann dem Volksgefühl keinen Widerstand leisten.

(M. Chronicle.) Der Courrier Français, der uns in einer Spalte sagt, daß die französischen und englischen Commissarien ihre Negociationen über einen Handelsvertrag wieder aufzunehmen im Begriffe seyen, gibt in einer andern Spalte Hrn. Thiers den Rath, die französische Marine noch mehr zu verstärken, um nöthigenfalls der üblen Laune Lord Palmerstons die Spitze zu bieten. Es wird in der That für den französischen Minister eine schwere Aufgabe seyn, den Eifer seiner Landsleute für Seekrieg und Colonialeroberung zu zügeln. Die Presse ruft zu Expeditionen gegen Marokko und Tunis auf, und kein französischer Minister wird Fonds zur Vermehrung der Land - und Seemacht zurückweisen, wenn diese Fonds ihm von der Kammer nicht bloß bewilligt, sondern in die Hand gedrückt werden. Nimmt man zu diesen Thatsachen und Symptomen den fast allgemeinen Beifall, mit welchem Hrn. Berryers Philippika gegen England in der Kammer aufgenommen wurde, so können wir diese Stoffanhäufung zu Mißverständniß und Uebelwollen zwischen den beiden Ländern nur beklagen.

Die englische Presse ist über das Zerwürfniß mit Neapel wegen des Schwefelmonopols unbegreiflich schweigsam. Das M. Chronicle spricht zwar von Vertheidigungsanstalten, welche der König beider Sicilien auf allen Küstenpunkten seines Reichs treffen lasse, beschränkt sich aber dabei auf die Bemerkung, daß man sie mehr der Wahrscheinlichkeit eines Bruchs mit dem Bey von Tunis, als der Besorgniß vor Feindseligkeiten von Seite Englands zuzuschreiben habe.

In Bezug auf die Entscheidung des Unterhauses über Lord Stanley's Bill (die Registration der Wähler in Irland betreffend) hat O'Connell so eben eine lange Aufforderung an den Herzog von Leinster ergehen lassen, worin er demselben zu beweisen sucht, daß der Augenblick zum Handeln gekommen sey, wenn Irland nicht wieder unter den eifernen Huf der Toryherrschaft sinken solle. Der Herzog und viele andere irische Edelleute und Herren hätten sich gegen die Auflösung der Union erklärt, weil sie gehofft, das vereinigte Parlament würde ihrem Vaterlande sein Recht widerfahren lassen; und er (O'Connell) und seine Freunde hätten es sich gefallen lassen, ihre Bestrebungen um die Auflösung mehrere Jahre lang einzustellen, um dem Parlament Zeit und Gelegenheit zu geben, jene Erwartungen zu erfüllen. Statt dessen häufe es Schmach auf Schmach: nicht genug, daß Irland durch die Reformbill in der Anzahl seiner Vertreter verkürzt worden sey, und in der Stimmenbefähigung hinter England und Schottland habe zurückbleiben müssen; nicht genug, daß man jeden Vorschlag, diese Ungleichheiten zu verbessern, abgelehnt, die Corporationsreform, welche England und Schottland ohne Schwierigkeit erlangt, von Jahr zu Jahr verworfen, habe man jetzt Lord Stanley's Bill angenommen, welche durch Chicanen die nationale Partei vernichten, und das Land in die Fesseln seiner Feinde geben solle. Der Herzog, will er, soll sich jetzt an die Spitze der Bewegung setzen, und er wolle sich mit Freuden ihm, als dem ersten Edelmann des Landes unterordnen, und die Aufregung unter seiner Leitung betreiben. In 14 Tagen spätestens werde er in Dublin seyn, und hoffe bis dahin Alles zu der neuen Bewegung vorbereitet zu finden. Ein Punkt, den er besonders als einen Schimpf gegen Irland hervorhebt, ist, daß der Herzog von Wellington den Lord Melbourne genöthigt, das zweite Verlesen der irischen Corporations-Reformbill beinahe 14 Tage lang aufzuschieben, weil der erklärte Feind Irlands Lyndhurst und der phantastische Lord Brougham bei der Verhandlung zugegen seyn sollten. Indessen gibt man von der ministeriellen Seite aus zu verstehen, die Minister hätten gegen die Bill Stanley's wenig mehr einzuwenden, als daß sie ein Machwerk eines Feindes sey; man will ferner wissen, Stanley selbst werde nicht weiter damit gehen. Das erste wäre ein unwürdiger Grund; er würde die Tories berechtigen, sich allem und jedem, was von der Regierung kommt, zu widersetzen, und letzteres ist nicht wahrscheinlich. Lord Stanley's Vater ist freilich so krank, daß man dessen Tod jede Stunde entgegen sieht; es ist demnach möglich, daß der edle Lord demselben in kurzem im Oberhause nachfolgt; zwar wird seine Partei darum die Bill nicht fallen lassen, aber diese am Ende dennoch verworfen werden. Die Abgeordneten gegen die Getreidegesetze sind wieder hier versammelt, und haben unter andern Mitteln, die Bewegung gegen dieselben auszudehnen, eine Maßregel ergriffen, welche gar manchen die Augen eröffnen muß. Sie lassen nämlich aus allen Gegenden des Landes Bauernknechte und Taglöhner kommen, und examiniren sie über den Betrag ihres Lohnes und die Mittel ihre Familien zu ernähren, besonders um auszumitteln, ob mit dem Steigen der Brodpreise auch ihr Lohn steige. Hier zeigt es sich nun, daß letzteres meistentheils nicht der Fall ist, daß weder in Folge des Abgangs früherer Unterstützung von den Armensteuern, noch in Folge der hohen Getreidepreise ihr Lohn im geringsten gestiegen ist. Ihre Lage ist in der That eine höchst beklagenswerthe. Dieß muß natürlich die Parlamentsmitglieder zum Schweigen bringen, welche bisher kühnlich behauptet haben, die Abschaffung oder auch nur eine Ermäßigung der Getreidesteuer würde zuvörderst auf den armen Taglöhner fallen. Die Taglöhner aber, welche auf diese Weise hieher gebracht werden, durch die vorgelegten Fragen theils des Umfangs ihres Elendes mehr inne werden, theils eine Ahnung erlangen, daß es nicht nothwendig so schlecht um sie und die Ihrigen stehen müsse, während sie an den Herren, die sie befragt, einen freundlichen Rückhalt zu finden meinen diese Männer sage ich, kehren gewiß als Apostel gegen die Getreidegesetze zurück, und somit wäre der Krieg ins Feindesland gespielt. Ob nun alles dieses einen bedeutenden Eindruck auf die Gutsherren gemacht hat, muß sich dieser Tage bei der Abstimmung über Hrn. Pryme's Vorschlag zeigen, welcher vermittelnd zwischen beide äußerste Parteien tritt, und statt gänzlicher Abschaffung eine Herabsetzung des Tarifs in Anregung bringt. Lord Melbourne ist freilich noch unbekehrt.

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Frankreich.

Dem Constitutionnel zufolge wird General Negrier, der früher mit so großer Auszeichnung in der Provinz Constantine commandirt hat, mit einem Commando nach Afrika zurückkehren.

〈…〉〈…〉Die Pairskammer hörte am 2 April die Trauerrede auf Hrn. v. Prony von Hrn. Karl Dupin. Der Kriegsminister brachte dann einen Entwurf zu einem Kredit von 650,000 Fr. für Militarpensionen ein.

Es wurde bereits erwahnt, daß einer der 221 den früher von der Linken ausgegangenen Versuch erneuert hat, die Gewinnung der Deputirten durch Gunstbezeugungen etc. zu erschweren. Dem National zufolge lautet der Text des von Hrn. v. Rémilly auf dem Bureau der Deputirtenkammer niedergelegten Vorschlags: Art. 1. Die Mitglieder der Deputirtenkammer können im Laufe ihrer Legislatur und in dem darauf folgenden Jahre weder zu besoldeten Functionen, Stellen oder Verwendungen berufen werden noch eine Beförderung erhalten. Ausgenommen sind: a) die Verrichtungen als Minister und Unterstaatssecretare; b) die diplomatischen Functionen; c) die Militärcommandos und das Avancement für den Kriegsdienst in Kriegszeit; d) das Avancement, das in Friedenszeit die Land - und Seeofficiere durch das Recht der Anciennetat erhalten; e) und die hohen Verrichtungen für ausgezeichnete dem Lande geleistete Dienste, die durch k. Ordonnanz nach einer im Ministerconseil vorangegangenen Berathschlagung übertragen worden sind. Art. 2. Die Mitglieder der Deputirtenkammer können keine Empfehlungen in Privat -, persönlichen oder örtlichen Interessen zugestehen. Der National versichert, ein in dem Organ der 221 erschienenes Schreiben des Hrn. v. Rémilly lasse keinen Zweifel über den Entschluß dieses Deputirten, diese Frage zur Lösung zu bringen.

Ein Blatt bemerkt hiezu: Der zweite Artikel dieses Antrags ist Unsinn, da sich so etwas nicht durch Gesetze verbieten laßt. Die Bestimmung des ersten Artikels erstickt unter den Ausnahmen, wie der Courrier richtig bemerkt. Die gemäßigte Linke scheint nicht geneigt zu seyn, um dieser todtgebornen Reform willen ihren Bund mit Thiers zu brechen und eine Coalition mit den Conservativen einzugehen. Zwei Organe des Ministeriums, der Constitutionnel und der Nouvelliste, stellen für den Fall der Annahme des Vorschlags eine Auflösung in Aussicht. Es scheint fast, als ob dieses Manöuvre der letzte Ausweg der Conservativen wäre. Die conservative Partei, schreibt die Gazette, ist in vollständiger Auflösung. Das Journal des Débats vertheidigt Hrn. Thiers (gegen die Gazette. ) Die Presse sagt, sie könne nicht umhin, den Erfolg anzuerkennen, den er errungen, und die Stellung der Conservativen ihm gegenüber müsse sich ändern, weil er Sieger sey. Das Pavs ist das einzige Blatt der 221, das an der Opposition festhält. Das Journal des Débats sucht dem Ministerium zu beweisen, eine Entfernung seiner Gegner aus den öffentlichen Aemtern wäre unpolitisch. Von Seite des Ministeriums war mit dieser Maaßregel gedroht worden, welche auch fast das ganze Personal der Redaction des Journal des Débats treffen würde.

Doctor William Murdoch, ein ausgezeichneter englischer Arzt, ist in Versailles, wo er sich seit längerer Zeit niedergelassen hatte, gestorben.

Gestern hat endlich das Ministerium sich in der so wichtigen Frage der Auflage auf die beiden Arten von Zucker ausgesprochen. Bekanntlich hatte der vom vorigen Ministerium vorgelegte Entwurf die Erhöhung der Auflage auf den Runkelrübenzucker bis zu einem gleichen Betrag mit dem auf den Colonialzucker vorgeschlagen, dabei aber den Fabricanten des ersteren eine Entschädigung zugesichert. Das jetzige Cabinet hat gestern der Commission der Deputirtenkammer erklärt, es beabsichtige die ursprüngliche Auflage von 45 Fr. auf den Colonialzucker bestehen zu lassen, die auf den inländischen von 15 auf 25 Fr. zu erhöhen, dagegen den Fabricanten des letztern keine Entschädigung zuzugestehen. Die Streitigkeiten zwischen Neapel und England scheinen sich durch eine Dazwischenkunft des französischen Cabinets zu compliciren. Bekanntlich hat der König von Neapel durch einen Vertrag einer französischen Gesellschaft das Monopol des Schwefels in Sicilien zugestanden, und diese Gesellschaft hat bereits ein Capital von 5 bis 7 Millionen baar in diese Unternehmung gesteckt. England verlangt von der neapolitanischen Regierung die Aufhebung dieses Vertrags. Man erfährt jetzt, daß der bekannte Bankier Laffitte, der als Deputirter der Linken angehört, an der Spitze jener Gesellschaft steht. Derselbe hat nun seinen alten Freund Thiers, der ihm aus der Zeit vor 1830 Verbindlichkeiten schuldig ist, um Hülfe angegangen, und Hr. Thiers, um der Linken seine Zuneigung zu beweisen, hat energische Noten an die Höfe von London und Neapel erlassen: die nach Neapel ging vor ein paar Tagen durch einen besondern Courier ab.

Der Kronprinz reist heute nach Afrika ab. Er wird dort bei der Expedition gegen Abd-El-Kader das ihm schon von dem vorigen Ministerium übertragene Commando übernehmen. Der Herzog von Orleans hatte den Soldaten, welche mit ihm den Ausflug nach den eisernen Thoren gemacht hatten, der den Vorwand zu den gegenwärtigen Feindseligkeiten gegeben hat, feierlich versprochen, sich an ihre Spitze zu stellen und einen gefährlicheren Feldzug mit ihnen zu theilen. Dieser Feldzug wird jetzt eröffnet, und der Prinz hat geglaubt, sein im Angesicht unserer Armee und der arabischen Bevölkerungen gegebenes Wort halten zu müssen. Die Expedition wird nicht über drei Wochen dauern, indem alle Maaßregeln zur Ueberwindung ernster Hindernisse getroffen sind. Das Ministerium hat nichtsdestoweniger Alles angewandt, um den Kronprinzen abzuhalten, sich den Gefahren der Expedition auszusetzen. Der Herzog von Orleans betrachtete aber seinen Entschluß als eine Ehrensache. Der König und das Ministerium konnten seinem energisch ausgesprochenen Willen nicht widerstehen.

Wir leben in einer sonderbaren Uebergangsperiode. In Erwartung der Gesetzesvorschläge des neuen Ministeriums, auf welche seine Freunde zählen, und die seine Feinde stets anregen, führen die Journale unter sich einen Krieg, dessen Charakter oft schwer zu verstehen ist. Es scheint, die innere Spaltung der 221 hat auch eine fortwährende Unsicherheit in den Aeußerungen ihrer Organe hervorgebracht. Lesen Sie heute das Journal des Débats, die Presse, und Sie glauben an deren fortgesetzte unversöhnliche Opposition gegen das Ministerium; morgen ist Alles anders: die Presse sagt dem Ministerpräsidenten versöhnende Schmeichelworte, und das Journal des Débats wendet plötzlich allen Zorn ... gegen die Gazette de France, die doch, Gott weiß, der unerbittlichste Feind des neuen Ministeriums ist; vielleicht indessen rührt der Groll des Journal des Débats gerade daher, denn man kann nicht läugnen, daß zu den besten Stützen des Ministeriums, nebst der aufrichtigen Sympathie eines großen Theils der Pariser Presse, die groteske Verfolgung der radicalen Gazette de0781 France gezählt werden muß. Inmitten dieser Vorbereitungen eines definitiven Zustandes schreitet der Minister des Unterrichts in seinen einsichtsvollen Neuerungen verdienstlich fort. Die Maaßregel, die er zuerst im Interesse der Facultät des Rechts, sodann in jenem der philosophischen Facultät angeordnet hatte: die Einführung der Privatdocenten nebst den erweiterten Vorlesungen, ist nunmehr auch auf die Facultät der mathematischen, physischen und natürlichen Wissenschaften ausgedehnt, so daß künftighin der öffentliche Unterricht der vier großen Facultäten: Medicin, Recht, Philosophie und Mathematik, Naturlehre und Naturgeschichte in gleichförmiger Weise auf einem vergrößerten und freiern Maaßstab betrieben werden. Hr. Cousin kann morgen vom Ministerium abtreten, sein Name wird fortan rühmlichst im öffentlichen Unterricht bestehen, denn seine Neuerungen sind den Erscheinungen der Zeit entsprossen und haben die allgemeinste Anerkennung gefunden. Dem gelehrten Deutschland mag es nicht uninteressant seyn zu sehen, in welcher Richtung Cousin verfährt, und da ihm einer Ihrer Correspondenten mit so unversöhnlichem Nationalsinn vorwirft, Deutschland und deutsches Unterrichtswesen nicht hinlänglich zu kennen, so möge man ihm mindestens zu gut halten, daß er dieses wenige Erlernte mit kluger Bemessung verwendet. Noch ist nicht aller Tage Abend, und wir haben einigen Grund zu glauben, daß sich der Minister mit diesen ersten Verbesserungen nicht begnügen wird. Zwei neue Vorlesungen an der Rechtsschule sind bereits angekündigt: die eine über Straftheorie, die andere über die Quellen des französischen Rechts; in diesem letzten Titel ist die reichste, schönste und belohnendste Materie enthalten, die ein öffentlicher Lehrer wünschen kann; wir wollen sehen, in wie weit Hr. Roustain, der ankündigende Privatdocent, seine Aufgabe in all ihrer Bedeutung aufgefaßt hat.

Niederlande.

Mit jedem Tag werden die Stimmen gegen die Regierung und ihre Gesetzesentwürfe lauter und schonungsloser; schon spricht man sich offen aus, daß die Generalstaaten den Vorschlag Corver Hoofts und seiner Freunde wieder aufnehmen und die Initiative ergreifen sollen. Warin's Warnungsworte an die Regierung, die Geduld der Nation nicht aufs Aeußerste zu treiben und einzulenken, so lange es noch Zeit sey, finden immer größern Wiederhall, und die radicale Partei gewinnt unerwartet Boden aus einem sehr einleuchtenden Grunde. So lange die Regierung mit der Handelsmaatschappy und andern großen Capitalisten ziemlich willkührlich über die Finanzen, namentlich der ostindischen Besitzungen, verhandelte, machten diese sich die Verlegenheit der Regierung zu Nutzen, und während die Regierung Schulden auf Schulden häufte, sammelte diese Actien der Handelsmaatschappy und sonstige guten Renten tragende Papiere. Jetzt haben dieselben, wie man zu sagen pflegt, ihr Schäfchen im Trockenen, und nun verlangen sie auf einmal Offenheit von der Regierung und Klarheit in ihren Finanzen, was sie seit den letzten neun Jahren nie so hitzig gefordert hatten. So haben nun diese sich gleichfalls gegen die Regierung gewendet, und damit auf einmal der Opposition ein furchtbares Uebergewicht gegeben, aber die öffentliche Stimme verlangt auch von ihnen Rechenschaft, und wenn sie auch in dem bevorstehenden, immer bitterer werdenden Kampfe ihr Geld behalten, so könnte sie doch als politische Partei ihr Spiel verlieren, und letzteres werden sie am Ende noch lieber hinnehmen, als das erstere. Die Verwaltung befindet sich unter diesen Umständen in einer furchtbaren Verlegenheit. Will sie, wie man es jetzt von ihr zu fordern scheint, alle ihre Pecado's und Pecadillos offen kund geben, so muß sie nicht nur fürchten, dem ohnehin erschütterten Staatscredit einen bedeutenden Stoß zu versetzen, sondern sie ist auch genöthigt, sich politisch der radicalen Partei in die Arme zu werfen, ein Entschluß, zu dem sie sich wohl schwerlich verstehen wird. Der Mensch ist überhaupt nicht geneigt, einen extremen Entschluß aus Anerkenntniß der künftigen Nothwendigkeit selbst und zu rechter Zeit zu fassen, er wird gewöhnlich von Stufe zu Stufe gedrängt, bis er allmählich und wider seinen Willen an dasselbe Ziel gelangt, wobei freilich dann die Vortheile des eigenen zeitgemäßen Entschlusses verloren gehen. In derselben Lage befindet sich jetzt die niederländische Verwaltung: sie ist in ihren Geständnissen schon zu weit gegangen, um noch zurücktreten zu können, und die Wahrheit muß jetzt, wenn nicht ganz, doch größtentheils an den Tag kommen. Diese Nothwendigkeit liegt in dem Gesetz über die Aufhebung des Syndikats. Sie erinnern sich, welche Schwierigkeit dieser Punkt bei der Ausgleichung mit Belgien darbot; die Belgier verlangten an der Liquidation des Syndikats mit Theil zu nehmen, in der Meinung, daß dabei ein großer Vortheil herauskommen müsse; die niederländische Regierung weigerte sich dessen, opferte endlich von den acht Millionen Gulden, welche Belgien ursprünglich bezahlen sollte, fast drei auf, um nur nicht die Liquidation der Syndikats unter den Augen der Belgier vornehmen zu müssen, und jetzt, wo es doch zur Aufhebung der Syndikats kommt, ergibt sich nicht nur kein Gewinn, sondern ein Verlust von 80 bis 100 Millionen, die man allenfalls wohl mit den Belgiern hätte theilen können. Die Sache ist klar: um den Schein zu retten, hat man Millionen geopfert, und jetzt muß auch dieser Schein geopfert werden, ja er ist es bereits, und dieses Eine Opfer muß noch eine Menge anderer nachziehen.

Deutschland.

In Stieglmaiers Werkstätte herrscht fortwährend große Thätigkeit; von den für den Thronsal des Festbaues bestimmten 12 kolossalen Fürstenstatuen sind nun 7 in Erz vollendet, und 4 derselben bereits vergoldet, die fünfte wird in nächster Woche aufgestellt. In der großen Halle der Erzgießerei arbeitet dermal auch Schwanthaler an dem Modelle der Bavaria, die für die auf der Anhöhe der Theresienwiese zu errichtende Ruhmeshalle bestimmt ist. Der obere Theil der Statue ist bereits fertig, und man bewundert die ideale Schönheit und das jugendlich Mädchenhafte des kolossalen Kopfes mit den reichen Haarflechten und dem Eichenkranze. Die Höhe der Figur ohne Piedestal beträgt 54 Fuß; im Innern derselben wird eine Wendeltreppe angebracht, auf der man zum Haupt emporsteigt, in welchem Raum für 5 Personen vorhanden ist. Das Modell wird in diesem Jahr noch vollendet, im nächsten wird der Guß beginnen, zu welchem ein Bedarf von tausend Centnern Erz berechnet ist.

Wie heute verlautet, wird die Dauer unsrer Ständeversammlung noch um einige Tage verlängert werden. Die Kammer der Abgeordneten gab diesen Mittag ihrem Präsidenten ein Gastmahl im Saale des Museums, dem auch die k. Minister und die Regierungscommissäre beiwohnten. Gestern hier angekommene Briefe von Personen aus der Umgebung des Herzogs von Leuchtenberg, datirt von St. Petersburg, den 22 März, folglich vom neuesten Datum, melden nichts von einer Reise Ihrer Maj. der Kaiserin von Rußland nach Italien oder Deutschland. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften beehrten gestern eine Soirée bei Hrn. v. Klenze mit ihrer Gegenwart, wo eine italienische Operette, von einem talentvollen Dilettanten componirt, von Dilettanten sehr gelungen aufgeführt wurde.

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der Reichsräthe hat am 28 März den Gesetzesentwurf über eine Abänderung des Hypotheken - und Wechselbankgesetzes in Berathung genommen, und dabei folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Der Art. I des unterm 11 Jan. 1840 eingebrachten Gesetzesentwurfs soll folgende Fassung erhalten: Der §. 7 des Gesetzes vom 1 Jul. 1834, die Errichtung einer Hypotheken - und Wechselbank betreffend, wird abgeändert wie folgt: Die Bank ist ermächtigt, mit den übrigen zwei Fünftheilen andere Bank - und Wechselgeschäfte zu machen, und hat dabei vorzüglich die gewerbtreibende Classe zu unterstützen. Dagegen sind ihr Geschäfte in ausländischen Staatspapieren, sowohl per Cassa, als auf Lieferung untersagt. Auch bleiben ihr alle Commissionsgeschäfte untersagt, mit Ausnahme der Eröffnung von Conto-Current für Gutsbesitzer und Gewerbtreibende, worüber jedoch feste Vorschriften in ihre Statuten aufzunehmen sind. Die Bank kann Leibrentenvertrage schließen, und eine Lebensversicherungsanstalt errichten. 2) Die Art. II und III dieses Gesetzesentwurfs fallen weg, da sie als Art. III und IV im zweiten Gesetzesentwurfe vorkommen. 3) Dem Art. I des zweiten unterm 6 Febr. 1840 eingebrachten Gesetzesentwurfs hat die Kammer der Reichsräthe die Zustimmung versagt. 4) Den Art. II hat dieselbe nur in folgender Fassung annehmen zu können geglaubt: Der §. 10 des Gesetzes vom 1 Jul. 1834, die Errichtung einer bayerischen Hypotheken - und Wechselbank betreffend, erhält nachstehenden Zusatz: Der §. 52 des Hypothekengesetzes vom 1 Jun. 1822 findet auf den Vollbetrag verfallener Annuitäten Anwendung, so fern in den von der Bank abgeschlossenen Darlehensverträgen diese Anwendung bedungen ist. 5) Den Art. III und IV ist unbedingt beigestimmt worden. Zugleich hat die Kammer der Reichsräthe geglaubt, folgende zwei Wünsche beifügen zu sollen: 1) Es möge die Regierung ein fortgesetztes Augenmerk darauf richten, daß die der Bank durch §. 10 Abs. I des Gesetzes vom 1 Julius 1834 auferlegte Unterstützung der gewerbtreibenden Classe mittelst Darlehen ohne hypothekarische Sicherheit nach Thunlichkeit verwirklicht werde; 2) die Bank möge veranlaßt werden, bald möglichst ihre Filialbanken in der Art zu vermehren, daß ihre Wirksamkeit sich gleichmäßiger über die verschiedenen Theile des Königreichs zu erstrecken vermöge. (Wie wir vorgestern angeführt, hat die Kammer der Abgeordneten unterm 3 April den Art. I auch in obiger Fassung abgelehnt, dagegen allen andern Beschlüssen der Kammer der Reichsräthe zugestimmt.)

(Verhandlungen über das Strafgesetzbuch.) In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurden der V, VI und VII Titel des Strafgesetzentwurfs (§§. 133 bis 161) berathen. Die beiden ersten Titel, welche die Commission in einen Titel zusammengezogen hat, handeln? von der Anwendung völlig bestimmter und unbestimmter Strafgesetze, von der Ausmessung der Strafe bei unbestimmten Strafgesetzen, von Strafmilderung und Strafverwandlung. Der Entwurf unterscheidet, wie andere neue Gesetze, zwischen Strafminderungsgründen und Strafmilderungsgründen. Die erstern sind nur bei unbestimmten Strafgesetzen auf die Strafausmessung innerhalb der gesetzlichen Gränzen von Einfluß, wogegen die letztern auch bei bestimmten Strafgesetzen ein Herabgehen von der ordentlichen Strafe begründen, und bei unbestimmten Strafgesetzen unter das niederste Maaß herabzugehen berechtigen. Der §. 135 stellt das Princip der Strafausmessung bei unbestimmten Strafgesetzen dahin auf, daß der Richter theils auf die Schädlichkeit und Gefährlichkeit der zu bestrafenden Handlung, theils auf die Bösartigkeit und Stärke des auf die Hervorbringung des Verbrechens gerichteten Willens Rücksicht nehme. v. Rotteck schlug in Bezug auf den ersten Theil des Satzes, insbesondere in Bezug auf die Gefährlichkeit der Handlung eine andere Fassung vor, welche das subjective Moment des Bewußtseyns der Gefährlichkeit mit enthielt. Dagegen widersetzte sich hauptsächlich Welcker, was zwischen diesem und v. Rotteck zu einem heftigen Streite führte, wobei diese politischen Freunde beinah persönlich wurden. Der Commissionsantrag wurde angenommen. Im §. 138 ist gesagt, daß diejenigen Zustände, welche (wie Verstandabwesenheit, Sinnesverwirrung, Nothstand und Zwang) beim Daseyn des in den §§. 71, 76 a und 77 vorausgesetzten Grades alle Zurechnung ausschließen, als Strafmilderungsgründe gelten, wenn sie im einzelnen Falle diesem Grade nahe kommen. Welcker wünscht, daß die Zulässigkeit dieser Strafmilderung bei bestimmten Strafgesetzen noch mehr ausgedehnt werde, daß es nämlich schon eine Abweichung von der ordentlichen Strafe begründe, wenn jene Zustände auch nur in geringem Grade vorhanden seyen. Merk hält dafür, daß bei festbestimmten Strafen derlei Verschiedenheiten, welche bei unbestimmten Strafen nur zur Strafausmessung innerhalb der gesetzlichen Gränzen dienen, nicht berücksichtigt werden können, indem ja die Strafe für diese verschiedenen Fälle schon berechnet sey. Wenn man bei einem Verbrechen solche Strafminderungsgründe berücksichtigen wollte, so dürfte man eben keine festbestimmte, sondern nur eine unbestimmte Strafe drohen. (Der Entwurf droht keine andere Strafe als die Todesstrafe, Dienstentsetzung oder Entlassung bestimmt.) In gleichem Sinne sprachen Duttlinger und Sander, worauf der Antrag verworfen wurde. Bei §. 141, wornach bei den Minderjährigen, bei den unter Pflegschaft stehenden Verschwendern, und bei Zahlungsunvermögenden die Geldstrafen in Freiheitsstrafen verwandelt werden können, wurde auf den Antrag des Abg. Obkircher beschlossen, daß da, wo die Geldstrafe einem Privatbetheiligten zufalle, die Verwandlung nur auf den Antrag des letztern und nur insofern derselbe innerhalb vier Wochen um Hülfsvollstreckung nachgesucht habe, zulässig sey. Der VII Titel von der Bestrafung zusammentreffender Verbrechen, enthaltend die §§. 147 bis 161, wurde ohne Discussion angenommen. Der Grundsatz pœna major absorbet minorem gilt nur von der Todes - oder lebenslänglichen Zuchthausstrafe. §. 154. Sonst wird nach §. 147 etc. der Strafe des schwersten Verbrechens wegen der andern Verbrechen ein Zusatz beigeschlagen, welcher bis zu zwei Drittel des Strafmaaßes ansteigen kann, welches durch die andern Verbrechen für sich allein verschuldet wäre. Der §. 161 handelt von der idealen Concurrenz, wo Jemand durch eine und dieselbe Handlung mehrere Strafgesetze, oder dasselbe Strafgesetz gegen verschiedene Personen übertreten hat. Hier wird die Strafe der schwersten Uebertretung wegen der in der Handlung liegenden weitern Uebertretung zwar ebenfalls erhöht, jedoch nur innerhalb des gesetzlichen Strafmaaßes der schwersten Uebertretung, nicht aber, wie bei der objectiven Concurrenz, durch Zuschlag eines Theils der Strafe der andern Uebertretungen. Der Artikel wurde unverändert angenommen.

Bei Eröffnung der heutigen Sitzung der zweiten Kammer kündigt v. Izstein an, daß er am nächsten Freitag die hannover'sche Angelegenheit zur Sprache bringen und namentlich über die Auslegung sprechen werde, welche das hannover'sche Cabinet dem jüngsten Bundesbeschlusse gegeben habe. Er kündige diese Sache jetzt schon an, auf daß ihm nicht der Vorwurf gemacht werde, daß er unvorbereitet diese Angelegenheit zur Sprache gebracht habe. (Schw. M.)

Ein großartiger Leichenzug geleitete so eben Thibaut zu Grabe. Da war auch Niemand, welcher den Verewigten kannte, der ihm nicht diese letzte Ehre hätte zollen wollen. Zu bedauern war nur, daß die bereits begonnenen Ferien den größten Theil der Akademiker aus Heidelbergs Mauern entlassen hatten. Nur etwas über 200 derselben waren noch zugegen, die, Trauermusik an ihrer Spitze und geführt0783 von Marschallen und Zugführern, wie sie nach alter akademischer Sitte bei feierlichen Gelegenheiten erscheinen, dem Leichenwagen voranzogen. Das Leichentuch hielten die vier jüngsten Privatdocenten der juristischen Facultät, begleitet zu jeder Seite von vier Studirenden in feierlichem Aufzuge. Dem Wagen folgte die sämmtliche Geistlichkeit der hiesigen Stadt, der Prorector der Universität mit dem von Sr. k. Hoh. dem Großherzog hierzu beauftragten Präsidenten der Regierung zu Mannheim; dann die juristische Facultät, sodann die andern Facultäten, darauf die übrigen hier functionirenden Staatsdiener, der Stadt-Magistrat, das städtische Bürgermilitär und eine zahllose Menge anderer Verehrer des Verewigten. Der feierliche Zug bewegte sich vom Hause des Entschlafenen durch die Hauptstraße in die St. Peterskirche, wo Hr. Prof. Rothe, erster Universitätsprediger, eine Rede hielt. Von hier aus setzte sich der Zug in gleicher Ordnung wieder in Bewegung nach dem vor der Stadt gelegenen St. Annenkirchhofe, wo der Verblichene eine eigene Gruft besitzt, und wo er mit vor ihm hingeschiedenen Gliedern seiner Familie vereinigt wurde. Seit 1805 hatte er unermüdet und treu an unserer Hochschule gewirkt. Manchen seiner Amtsgenossen sah er vor sich scheiden, und seine stets blühende, frische Gesundheit ließ Niemanden so bald diesen Schlag vermuthen. Nur wenige Tage lag er krank. (Schw. M.)

Die Bundesversammlung wird morgen wahrscheinlich ihre letzte Sitzung vor den Osterferien halten; in der verflossenen Woche hatte die hohe Versammlung ihre Sitzung ausgesetzt. Der k. preuß. Gesandte am k. neapolitanischen Hofe, Hr. v. Gersdorf, kam in den letzten Tagen hier an. Der Aufenthalt des Herzogs von Nassau Durchl. in Wien dürfte einige Wochen andauern; man scheint also für die nächsten Wochen den Besuch des Großfürsten-Thronfolgers von Rußland kais. Hoh. am herzogl. nassauischen Hofe nicht zu erwarten. Der Claviervirtuose Liszt wird dieser Tage hier erwartet; wir freuen uns sein großes Talent auch bewundern zu dürfen. Von der Rückkunft des immer noch in Berlin verweilenden k. niederl. Geschäftsträgers dahier, Hrn. v. Scherff, sprechen auch dessen neueste Briefe noch nicht, und es war also voreilig, wenn man schon vor Monden die Unterhandlungen wegen des Anschlusses des Großherzogthums Luxemburg an den deutschen Zollverein als beendigt bezeichnete. Indessen dürften diese Unterhandlungen doch nun bis zum Abschlusse gediehen seyn.

Der westphälische Merkur und die Kölner Zeitung melden aus dem Hannover'schen, daß am 21 März das ständische Wahlcollegium des Bentheimischen Bauernstandes zum sechstenmale versammelt war, um einen Abgeordneten zur Ergänzung des Restes der zweiten Kammer der in Hannover zusammengetretenen Versammlung zu wählen. Nach vielfachen Ablehnungen und neuen Urwahlen war im Mai v. J. von ganz frischen Wahlmännern, weil einer derselben zu wählen sich bereit erklärte, zum Abgeordneten gewählt worden: principaliter der bisherige Abgeordnete, Bürgermeister Dr. Nordbeck zu Schüttorf, und zu Substituten der Bürgermeister Dr. Stüve zu Osnabrück und Kreiseinnehmer Köhler zu Neuenhaus. Der erstere verzichtete, aber der Substitut ward nicht aufgefordert, sondern eine neue Wahl angeordnet, und nun principaliter Stüve und als Substitut der Prediger Sluiter zu Lage gewählt. Ersterer wurde wieder nicht aufgefordert, sondern direct der Substitut. Dieser fragt bei dem Cabinet an, ohne jedoch während des ganzen vorigen Jahrs Antwort zu erhalten. Jetzt erhält Sluiter den Bescheid, daß er zur Ständeversammlung als Abgeordneter zu kommen habe. Pastor Sluiter verlangt Einsicht des Wahlprotokolls, die ihm jedoch nicht zu Theil wird; er schreibt hierauf an das Cabinet, da dem Vernehmen nach Stüve principaliter gewählt worden, er aber vom Wahlprotokoll keine Abschrift erhalten, so müsse er verzichten. Darauf soll er ein verweisendes Rescript erhalten haben. Im Wahltermine vom 21 erklärten nun die Wahlmänner, sie ständen in der Meinung, primo loco Stüve und den Pastor Sluiter zum Substituten gewählt zu haben, und müßten dabei beharren. Auf die Bemerkung des Wahlcommissärs aber, Stüve sey bereits für die Hoya'schen Flecken gewählt und zum Eintritt aufgefordert, erklärten sie weiter, dann müsse Stüve sich erst entscheiden, welche Wahl er annehme, wählten aber den Advokaten Dr. Buddenburg zu Bersenbrück zum zweiten Substituten.

Türkei.

In der Rede, mit welcher der Sultan die Conseilberathungen im Constitutions - und Gesetzgebungsfache eröffnete, und die von Reschid Pascha vor den versammelten Ministern, Ulemas und Großen des Reichs abgelesen ward, kommt unter andern die Stelle vor: König Friedrich der Große von Preußen sagte: Ich will, daß mein Volk glücklich und reich sey, damit wir es gleicherweise werden. Diese Devise war auch die meines Vaters; auch er suchte sein Glück in dem Glücke seines Volks. Ich werde in seine Fußstapfen treten. Nur durch eure Unterstützung vermag ich dieß, und darum spreche ich euch an. Man sieht auf den ersten Blick, daß dieß eine schwache Nachahmung constitutioneller Formen ist, wobei die Beisitzer des Conseils die Vertreter der Volksrechte vorzustellen haben! Alle Neujahr soll das Conseil erneuert und durch eine ähnliche Thronrede eröffnet werden. Mich dünkt, daß diese wichtigthuende Behandlung der Formen für die hohen Mitglieder des constituirenden und gesetzgebenden Raths leicht den wahren Gesichtspunkt verrücken könnte, der für den Augenblick kein anderer seyn darf, als die Förderung der Grundmacht des Reichs; die allenthalben vernachlässigt, nicht einen Schatten der Höhe zeigt, deren sie fähig ist. Der neugewählte griechische Patriarch, Hr. Antimos, früher Metropolit von Nicomedien, ist bereits in seiner Diöcese installirt worden. Zwei große Handlungshäuser haben der Pforte über ein Anlehen Anträge gemacht, die jetzt der Prüfung der Pforte unterlegt sind. Die Summe der Anleihe würde 10 Millionen betragen, zu ihrer Deckung sollen die Einkünfte der Zollstätten von Konstantinopel, Trapezunt und Smyrna angewiesen werden. Ein anderes Project einiger reichen armenischen Bankiers geht dahin, daß die Pforte eigene Sehims zu höhern Beträgen emittire und eine jährliche Rente für die Inhaber der Sehims festsetze, welche dem öffentlichen Einkommen zur Last fallen solle, also ein verzinsliches Anlehen und die Einführung von Staatsobligationen, wie sie in den europäischen Staaten sind. Das neulich von mir erwähnte Ultimatum, das Mehemed Ali an die Pforte in einem langen Schreiben richtete, hat hier beunruhigt, weil man daraus entnimmt, daß der Pascha den ungewissen Zustand nicht mehr zu ertragen vermag. Man besorgt, daß dießmal seine Drohungen zum Ausbruche kommen, da die günstige Jahreszeit zu einem Feldzuge in Kleinasien vor der Thür steht. Andererseits scheinen die Mächte nicht einmal über den einzigen Punkt ins Reine gekommen zu seyn, wie der Pforte, im Falle die Hauptstadt selbst vom Feinde bedrängt werden sollte, die nöthige Hülfe zu leisten wäre. Der erwähnte Brief ist an Chosrew Pascha gerichtet. Letzterer wird darin zum letztenmal0784 aufgefordert, die Angelegenheiten Aegyptens ohne die Intervention der Christen zu schlichten und auf eine freundschaftliche Art in Ordnung zu bringen. Ich habe, sagt der Vicekönig, Dir bereits einmal geschrieben, aber keine Erwiederung erhalten. Ich stand sogar nicht an, Dich durch meine Tochter wiederholt um eine Antwort ersuchen zu lassen; das Billet, das du mir darauf durch ihre Vermittlung ubersandtest, konnte mich nicht befriedigen, mußte mich vielmehr durch seinen Inhalt tief verletzen. Lange dachte ich darüber nach, was hier zu thun, was zu beschließen sey, bis ich endlich mit mir einig wurde, den letzten Schritt mit diesem Schreiben an Dich zu versuchen. Hier folgen Elogen für den Großwessier in orientalischem Geschmacke, sodann geht der Vicekönig auf sich selbst über, und fährt ungefahr so fort: Ich habe nur für die Erhaltung des Reichs, für die Beförderung unserer heiligen Religion gearbeitet, die Verherrlichung meines Herrn und unsers Propheten war von jeher das einzige Ziel meiner Bestrebungen; die Machte, an die ihr euch anschließt, wollen uns beide schwächen, um das Reich unter sich zu theilen. Hütet euch, die Macht Aegyptens zu mißkennen oder zu verachten; sie ist so beschaffen, daß der Sultan wohl auf sie Bedacht nehmen sollte. Ihr verlangt die Flotte zurück, ein Begehren, das ich nicht erfüllen kann, und dessen Erfüllung überflüssig wäre, da sie ja nur zum Dienste des Sultans da ist. Leistet eher meinem gerechten Begehren Genüge; dieses geht ohnehin nur auf die Sicherung des künftigen Schicksals meiner Familie, auf die Erhaltung des mir in der Geschichte erworbenen Namens. Hier folgen wieder Betheuerungen der Treue gegen den Padischah und neue schwülstige Lobeserhebungen des Großmeisters. Bis zu diesem Augenblick ist das Schreiben Mehemed Ali's noch unbeantwortet geblieben. Es wird jedoch eine Erwiederung vorbereitet, deren Redaction man dem englischen Botschafter zuschreiben will. Sie soll darauf berechnet seyn, die Entscheidung, ob directe Unterhandlungen mit dem Vicekönig gepflogen werden sollen, hinzuhalten und den Vicekönig zu beruhigen. Kiamil Pascha, der noch immer den Titel eines türkischen Botschafters am preußischen Hofe führt, soll nächstens eine andere Bestimmung erhalten. Der ehemalige Botschafter am Wiener Hofe, gegenwärtig Musteschar im auswärtigen Departement, Rifaat Bev, hat eine sehr kostbare, mit dem Porträt des Kaisers Ferdinand verzierte Tabatiere durch den Internuncius erhalten.

Persien.

Die letzten Nachrichten von der französischen Gesandtschaft in Persien gehen bis zum 6 Febr., an welchem Tage Graf Sercev und seine Begleiter nach Teheran abreisten. Ihre Aufnahme in Persien war sehr glänzend. Hazas-Ali, eines der Mitglieder der Gesandtschaft Hussein-Chans in Paris, bewillkommte die Reisenden an der Gränze. In Tauris wurde Graf Sercev in einem prachtvollen Palast einquartirt; jeder seiner Begleiter erhielt ein ganzes Haus zur Bewohnung und eine Ehrenwache. Der Emir Hizam, Kriegsminister, gab den französischen Gästen vor ihrer Abreise ein glänzendes Diner, wozu die Consuln von England und Rußland mit eingeladen waren, und wobei die auserlesensten Weine aufgetischt wurden. Die Perser heißt es am Schluß des Schreibens im Journal des Débats die Perser scheinen sich durch die Ankunft der französischen Gesandtschaft sehr geschmeichelt zu fühlen; sie hassen die Engländer und fürchten die Russen. Ein englischer Officier ist in Erzerum angekommen, und brachte Hrn. Sheil den Befehl, nach Teheran abzureisen, und dort für Beleidigungen, welche England zugefügt worden, Genugthuung zu fordern. Wenn nicht vollständige Genugthuung erfolgt, wird England mit energischer Feindseligkeit gegen Persien auftreten.

Der Correspondent des M. Chronicle in Konstantinopel meldet nach Berichten aus Tauris vom 4 Jan.: Der Schah von Persien brach am 22 Dec. von Teheran auf, und stand am 27 noch zu Schah-Abdul-Azim, unsern von Teheran, im Lager. Er hat 12,000 bis 15,000 Mann und 40 Kanonen bei sich. Der erklärte Zweck dieser Expedition ist die Wiederherstellung der Ruhe in Ispahan, wo neuerlich Tumulte vorgefallen, deßgleichen ein Besuch in Fars.

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Marmier und die deutsche Litteratur.

II. Oeffentliche Thätigkeit und öffentlicher Geist in Deutschland.

(Beschluß.)

Hr. Marmier stellt uns die politische Tribune von Paris entgegen, um welche die französische Nation sich in unruhiger Bewegung versammle, und es ist nicht deutlich, ob er sich derselben gegen uns rühmen, oder es uns als einen Mangel an Thätigkeit anrechnen will, daß wir ihr keine entgegenstellen. Letzteres wäre bei der Lage von Deutschland eine Unmöglichkeit. Wir verkennen keineswegs, welcher mächtige Hebel des öffentlichen Geistes sie seyn kann, aber vor der Hand wenigstens hat sie sich in Paris als einen Hebel seiner Zerstörung erwiesen, und wir brauchen uns in die Darstellung dieses kläglichen Erfolgs nicht zu verbreiten, da die französischen Blätter selbst mit ihr angefüllt und unerschöpflich sind, den Untergang des öffentlichen Geistes, die Schlechtigkeit und Verwilderung, die Intriguen, die Faulheit und Albernheit aller jener publicistischen Effect - und Parteimacherei zu schildern, welche die schönste und erhabenste Sache der neuern Civilisation, nämlich die Entstehung, die Beleuchtung und Beschirmung des öffentlichen Rechts und Wohls durch die öffentliche Beredsamkeit, wenigstens an der Seine zu einem Skandal aller Verständigen und zu einer Beschämung derjenigen gemacht hat, welche, durch den stählernen Harnisch der Eitelkeit und Arroganz um die Brust, der Scham nicht unzugänglich sind. Es gibt allerdings noch Ehrenmänner in Frankreich, die von der Ueberzeugung erfüllt sind, daß es gerade auf diesem Punkt in ihrer Heimath radical anders und besser werden müsse, wenn man nicht auch des noch übrigen Restes von guter Gesinnung für das öffentliche Wohl daheim und der Achtung da draußen verlustig und durch ungegründete Ansprüche der nation la plus spirituelle, la plus cultivée et la plus civilisée den andern vollends zum Aergerniß und zum Gespötte werden will, und bei ihnen rathen wir Hrn. Marmier einzukehren, wenn es nicht zu spät ist, ihrer Belehrung noch ein offnes Ohr zu leihen, ehe ihm wieder beikommt, uns diesen Zustand des öffentlichen Geistes als eine Standarte des französischen Ruhmes und der Erhebung über uns entgegenzuhalten.

Anlangend unsere eigene Lage in publicistischer Hinsicht, so kann, im Fall man die Nation in Bezug auf ihre Thätigkeit beurtheilen will, es sich nicht so sehr nach dem fragen, was jene Lage ist, als wie die Nation sich in ihr nimmt, bewegt und handelt. Wir haben in Deutschland keinen Centralpunkt der Politik, der öffentlichen Thätigkeit, der Litteratur und der Wissenschaften. Das hat sein Uebles, es hat aber auch sein Gutes, was indeß unmöglich wäre Franzosen deutlich zu machen, welche die Einheit nicht in der Uebereinstimmung des Mannichfaltigen, sondern in der Einförmigkeit suchen, und durch die Revolution aus der amour de l'unité in die manie de l'uniforme gerathen sind.

Wir haben die Preßfreiheit über publicistische und politische Gegenstände nicht, selbst die Angelegenheiten des Bundes können durch die Presse nicht behandelt werden, und es ist nicht dieses Orts, das in Abrede zu stellen, noch weniger uns dessen zu rühmen; aber eine andere Frage ist, ob durch diese Beschränkung der öffentliche Geist in Deutschland beschränkt, ob er durch sie aus der Behandlung öffentlicher Dinge zurückgewiesen oder in enge Gränzen eingeschlossen, in Folge davon schwächer geworden und seine innere Energie verloren hat. An Eines nur will ich erinnern. Als Lord Castlereagh, der durch die Erfolge der verbündeten Waffen nach Deutschland und zuletzt nach Wien war geführt worden, aus dem Innern unserer damals noch sehr verworrenen Zustände in sein freies und glückliches Vaterland zurückgekehrt war, gab er uns im Jahr 1815 im Parlament, als von der Lage Deutschlands und den Beschränkungen die Rede war, die damals begannen, das Zeugniß: Deutschland darf nicht nach dem beurtheilt werden, was bei uns als Mittel des öffentlichen Geistes betrachtet wird. Es hat weder die Geschwornen, noch hat es die Freiheit der Presse, noch die Einheit der Macht, noch eine berathende und gesetzgebende Nationalversammlung; aber gleichwohl ist kein Volk, in welchem Unterricht und Bildung verbreiteter, die Einsicht in die allgemeinen Angelegenheiten gesunder und der öffentliche Geist stärker ist (?), als unter den deutschen Völkern. Es scheint mir, daß Deutschland auch jetzt nicht unter dieses Lob herabgesunken ist. Auch hierüber wäre vergeblich mit einem Franzosen zu rechten, der von dem politischen Verstande des Engländers und von seiner Fähigkeit, fremde Zustände unbefangen aufzufassen und in ihrer eigenen Art zu beurtheilen, keine Ahnung, sondern nur die nicht beneidenswerthe Gewandtheit hat, alles Fremde unter den verzogenen Gesichtspunkt der eigenen Beschränktheit zu bringen und in eine Caricatur dessen zu verwandeln, was er bei sich groß und schön und der Nachahmung würdig findet; doch wird es wenigstens zur allgemeinen Abwehr dienen, wenn wir an einige Aeußerungen dieses öffentlichen Geistes erinnern, die seine Dauer und seine Lebenskräftigkeit beweisen. Wir haben keine gemeinsame Rednerbühne, aber wir haben öffentliche Tribunen in München, Dresden, Stuttgart, Karlsruhe, Darmstadt, Kassel, und ein jeder kann aus ihren Verhandlungen wahrnehmen, daß, ungeachtet ihre Sphäre eine beschränkte ist, gleichwohl in ihr für Gesetzgebung, für Verwaltung, Unterricht und Bildung, für die Erweiterung der Quellen der öffentlichen Wohlfahrt mehr geschehen ist, als je zu Paris. Gilt es aber den Zustand des öffentlichen Rechts zu vertheidigen, so hat dieser öffentliche Geist sich eben so wenig unwirksam erwiesen. Was in Hannover seit 1837 geschehen ist, und was auf Veranlassung jener traurigen Ereignisse für die Sache, die dort verfochten wird, außer Hannover geschieht, sey es in den Cabinetten und zur Vertretung des Rechts beim Bundestage, sey es in den einzelnen Ständeversammlungen, sollte doch auch dem Befangenen klar machen, daß Deutschland nicht in politische Apathie versunken ist, und über der Arbeit der Feder oder der Aufführung der Ballen und Berge seiner Litteratur die Arbeit an seinem öffentlichen Recht und die Aufführung der zu seinem Schutze nothwendigen Bollwerke nicht vergißt und versäumt. Selbst das Gebiet der publicistischen Litteratur ist für Behandlung und Lösung der großen und wichtigen Fragen dieser Zeit nicht ohne Bedeutung und ohne Erfolg, und was bei beschränkten Verhältnissen hier gleichwohl geleistet wird, wäre wohl geeignet, die Vermuthung zu begründen, daß man hier auf festem und sicherm Boden steht, der jede Frucht, die ihm anvertraut wird, rasch entwickelt und zeitigt. Hat denn Europa viele Blätter, hat namentlich Frankreich auch nur Eines, welches sich an Umfang, Gründlichkeit und Unparteilichkeit auf dem Gebiete der Politik mit der Allg. Zeitung vergleichen kann, die ich hier wohl nennen darf, da ich an ihrer Redaction entfernt keinen Theil habe und auch nur das0778 allgemeine Urtheil ausspreche? Als aber die unheildrohende, die in das innerste Leben einschneidende kirchliche Frage sich gewitterschwanger über Deutschland ausbreitete, als die Nachbarn schon ihre Häupter erhoben, um wahrzunehmen, ob nicht die Zeit und die Gelegenheit gekommen sey, in das durch jenen Ausbruch gespaltete und geöffnete Deutschland hereinzubrechen und hier zuzugreifen nach dem, wornach man schon längst die Hand begierig ausgestreckt hat wer hat da die Tiefe der geschlagenen Wunde ergründet, ihre Natur aufgehellt, Mittel der Lösung gefunden und die Heilung vorbereitet, die wir jetzt angefangen, die wir im Fortgang begriffen sehen, als eben die von Hrn. Marmier so sehr verspottete litterarische Thätigkeit, diese alle Fragen umfassende, die Geschichte wie die Gewissen durchspürende Emsigkeit, diese vielfache Beleuchtung aller hier obwaltenden Verhältnisse, Pflichten, Verschuldungen, Interessen und Bedürfnisse, welche seit dritthalb Jahren noch nicht nachgelassen hat, und was ist diese ihrerseits anders als eine nothwendige, eine weitgreifende Offenbarung eines tiefen politischen Geistes und einer ihm entsprechenden öffentlichen Thätigkeit, die sich in jenen Ausbrüchen Luft gemacht und die Gefahr des Erdbebens gehoben hat?

Davon wird nun freilich Hr. Marmier wieder nichts begreifen, der nach französischer Art die schwierigsten Probleme und die wichtigsten Dinge für erschöpft, gelöst und abgethan hält, wenn man sie in eine Formel oder Phrase gebracht hat, und der in vielen Büchern über einen das ganze Leben eines Volkes durchdringenden Gegenstand nichts findet, als ein Verschwendung von Papier und Dinte, die man an der Seine besser zu Rathe zu halten und zu gebrauchen wisse. Was aber folgt aus allem dem, als daß ihm und Seinesgleichen Deutschland, sein inneres Wesen, und hier namentlich die Tiefe und die Thätigkeit seines öffentlichen Geistes ein versiegeltes Buch geblieben ist, trotz der Versuche, die er veranstaltete, um wenigstens die Ränder desselben auseinander zu ziehen, und an ihnen einige Randglossen zu entziffern und zu deuten.

Deutschland ist allerdings, obwohl nicht in der Form und Weise des Nachbars, in einer großen, die Mehrung seines Wohlstandes, die Wahrung seiner Unabhängigkeit, die Sicherung und Ausbreitung seines öffentlichen Rechts, den Schirm der gemeinsamen und die Vereinbarung der noch streitenden Interessen vermittelnden öffentlichen Thätigkeit, und man darf auf die Macht der öffentlichen Einsicht und Gesinnung vertrauen, daß durch sie das noch Fehlende werde ersetzt, das Schadhafte verbessert, das Schwache gestärkt, damit aber der Mund geschlossen werde den Verkleinerern und Verleumdern, von welcher Seite sie auch kommen mögen, welche sich über die Gebrechen, die Rathlosigkeit und die Verkommniß ihres eigenen Zustandes leicht hinwegschwingen, und mit gleicher Leichtfertigkeit in den Wind schlagen, was auf dem Gebiete der öffentlichen Thätigkeit wir Eigenthümliches, unserer Lage Gemäßes, unsere Zukunft Sicherndes haben, und an dem zu haften, was bei uns zurückgehalten oder gehemmt ist, dieses zu vergrößern und als unser Bild und unser Wesen sich selbst zur Erbauung und den Angehörigen zum Trost entgegenzuhalten.

Niederlande.

Ueber die nähere Prüfung der die Modification des Grundgesetzes betreffenden ersten fünf Gesetzesentwürfe, welche in den Abtheilungen der zweiten Kammer der Generalstaaten gestern statt hatte, vernimmt man, daß man die Antworten der Regierung im Allgemeinen wenig genügend gefunden hat. Vorzüglich war dieß der Fall hinsichtlich des in den Abtheilungen geäußerten Wunsches, Ab eordnete aus dem Herzogthum Limburg an den Berathungen über die Modification des Grundgesetzes, unter welchem die Bewohner dieser Provinz leben werden, Theil nehmen zu lassen. Die Regierung bemerkt hierauf, die Modification des Grundgesetzes werde dadurch verzögert werden; dieß wird zugegeben; man erwiedert aber, dieser Grund scheine nicht genügend dem ausgesprochenen Wunsche zu entsprechen, und es müsse dafür gesorgt werden, daß von Seite Limburgs nie der Einwurf gemacht werden könne, es sey da, wo es sich von den theuersten und wesentlichsten Interessen des Vaterlandes handelte, von aller Mitwirkung und Theilnahme ausgeschlossen worden. Ueberdieß wäre man, wie dringend nöthig man auch die Revision des Grundgesetzes erachte, und wie sehr man wünsche, dieselbe bald ins Werk gesetzt zu sehen, doch der Meinung, daß die Revision in regelmäßiger Weise statt haben müsse, und man zöge es da, wo es das Schaffen eines dauerhaften Werkes gelte, das nicht jährlich Wechselfällen ausgesetzt werden könne, doch vor, daß dasselbe auf einer guten Basis begründet und mit allgemeiner Berathung und zur allgemeinen Zufriedenheit zu Stande gebracht werde, als daß hier mit Uebereilung verfahren, und dadurch vielleicht übersehen würde, was später zu großen Klagen Anlaß gäbe. Deßhalb dringt man fortwährend darauf, daß es, bevor irgend eine Modification des Grundgesetzes festgestellt wird, dem Herzogthum Limburg möglich gemacht werde, durch Vertreter an den Berathungen Theil zu nehmen. (Köln. Z.)

Schweiz.

Als unser großer Rath ein neues Seminargesetz erließ, und gleichzeitig das bisherige Seminar aufhob und ein neues Seminar im Sinne des neuen Gesetzes und der darin ausgesprochenen Geistesrichtung gründete, konnte er wohl voraussehen, daß diese Handlungsweise nicht bloß bei den direct Betheiligten, sondern auch bei manchen Andern, welche die Verhältnisse entweder nicht kennen oder nicht beachten wollen, Widerspruch finden werde. Daß er aber sich nach einer langen und sorgfältigen Berathung einstimmig dazu entschloß, dürfte doch jedem Unbefangenen beweisen, wie überwiegend die Gründe dafür gewesen seyn müssen. An eine Zerstörung des Seminars dachte Niemand, so wenig als an eine Zerstörung oder Beeinträchtigung des Volksschulwesens. Im Gegentheil an die Stelle der bisherigen Pflanzschule für Lehrer sollte eine bessere neue treten. Ich mag auf eine gestürzte Größe keinen Stein mehr werfen, und will die Ruhmrednerei über die unsäglichen Verdienste des gewesenen Seminardirectors gern gewähren lassen. Aber es läßt sich nun einmal nicht bestreiten: die große Mehrheit der Bevölkerung und der Behörden des Kantons Zürich haben die Ueberzeugung, daß das frühere Seminar in einem der bestehenden reformirten Kirche feindseligen Sinne geleitet worden sey, so wie daß dasselbe be weitem mehr die kalten Verstandeskräfte entwickelt als das Gemüth erwärmt und religiösen Geist belebt habe. Mag auch immerhin einige Uebertreibung mitlaufen, und der Plan, die Kirche ganz aufzulösen und an ihre Stelle bloß die Schule treten, die Geistlichen durch Volksschullehrer ersetzen zu lassen, nur von wenigen Köpfen festgehalten worden seyn der große Zwiespalt lag nun einmal klar vor, und die Kluft erweiterte sich und besteht noch. Auch waren es gar nicht etwa, wie ganz unwahr berichtet wurde, die schlechten, lässigen und die alten0779 Pfarrer, welche das Unchristliche in der Geistesrichtung des Seminars schwer empfanden. Viele unserer ältern Geistlichen sind noch in der Schule des Rationalismus aufgewachsen, und waren von daher so ziemlich vorbereitet für die neue Verstandeslehre des Seminars. Dagegen gerade die thätigsten, für das Schulwesen eifrigen, auf deutschen, zumal preußischen Universitäten gebildeten jüngern Geistlichen forderten Besseres. Seitdem nun aber eine Umwälzung erfolgt ist, da konnte das Begehren: die Volksschule muß auf christlicher Basis ruhen, nicht mehr zurückgewiesen werden. Das Seminar bedurfte daher einer Umgestaltung in diesem Sinn, auf daß Schule und Kirche nicht feindlich einander gegenüber stehen, sondern, jede in ihrer Weise, harmonisch zusammen wirken. Das neue Gesetz hat die Verstandesbildung in keiner Weise beschränkt oder verkümmert, aber es hat zugleich auch der Gemüths - und Charakterbildung den gebührenden Einfluß auf das Ganze einräumen wollen. In diesem Sinne soll namentlich ein Convict eingeführt werden, welches früher nicht bestand. Gerade da kommt nun aber Alles auf die Personen des Directors und der Lehrer an. Wer den Bock zum Gärtner bestellt, hilft nicht aus mit den besten Vorschriften und Regeln, die er dem Bock zur Beachtung empfiehlt. Und da der große Rath allerdings die Ansicht nicht theilte, daß das Seminar um des Directors willen, sondern vielmehr annahm, daß der Director um des Seminars willen da sey, und auch unserm Staate das Recht zusteht, Anstalten aufzuheben und in anderer Form wieder zu schaffen ein Recht, das schon sehr oft ausgeübt worden ist, so faßte er allerdings einmüthig den Beschluß, das neue Seminar nicht bloß mit Worten, sondern auch dem Geiste nach neu zu constituiren. Daß dabei persönliche Interessen verletzt werden können, leidet keinen Zweifel. Aber auch hier hat der große Rath bereits das Princip anerkannt, daß mit denjenigen Lehrern, welche nicht wieder gewählt werden, wegen Entschädigung unterhandelt und ihm die erforderlichen Anträge darüber gestellt werden sollen. Wenn daher von Hrn. Scherr oder im Namen des Hrn. Scherr jetzt schon über Härte geklagt wird, so sind diese Klagen zum wenigsten zu frühzeitig, indem über das Maaß der Entschädigung noch nicht verfügt ist.

Erklärung.

Aufmerksam gemacht von einem Freunde fand ich in dem Brockhaus'schen Conversationslexikon der Neuzeit sub voce Lessing meiner auf eine sonderbare Weise Erwähnung gethan. Es scheint dem Verfasser des Artikels sehr darum zu thun gewesen seyn, meinen Namen in den Artikel zu bringen, wiewohl es ihm nicht besonders geglückt ist, die Erwähnung zu motiviren. Nach langen kritischen Untersuchungen über die verschiedenen Lessing'schen Gerüchte kommt folgende Stelle: Aber als sollte ein Geheimniß durch das andere offenbar, ein schauderhaftes Verbrechen durch ein zweites entdeckt werden, so schien der Verlauf der Untersuchung auf nicht unwichtige Spuren zur Aufhellung der rähselhaften Geschichte des unglücklichen Findlings K. Hauser zu führen. Die ganze Aufhellung ist in folgenden Worten gegeben: Aus weitern Nachforschungen ergab sich, daß Sailer mit einem deutschen Flüchtling in Straßburg, Garnier, dem Herausgeber der Broschüre über die Geschichte Kaspar Hausers, in Verbindung getreten war, um für Verbreitung dieser Broschüre thätig zu seyn. Dieß die Aufhellung. Darauf wird über mich bemerkt, daß besagter Sailer ein Spion gewesen, und in der Schweiz auch noch einen andern Freund gehabt, einen Apotheker, dessen Namen ich vergessen habe, welcher gleichfalls ein Spion geworden, und dazu ist eine Note angehängt, worin gesagt wird: Auch von dem besagten Garnier verlautete, daß er später die Rolle eines excentrischen Liberalen mit der eines Spions vertauscht habe. Wäre dieß der Fall, so würde sich daraus die Nichterscheinung einer zweiten bereits angefangenen Broschüre über die Geschichte K. Hausers erklären lassen. Es ist immer schön, wenn man seine Anklage mit Beweisen unterstützt. Das Hauptargument, daß ich mit Sailer in Verbindung getreten, welcher für Verbreitung dieser Broschüre thätig war, ist freilich sehr bedeutend, und ließe mir kaum eine Antwort übrig, wenn zum großen Glück für mich die ganze Angabe nicht falsch wäre. Ich lebte in Straßburg im Verborgenen und bloß meinem Freunde Dieffenbach war meine Wohnung bekannt. Ich hatte, als er mich einmal besuchte, eine Rolle ächten Varinas auf dem Tische liegen, von dem er sich ein Stück abschnitt, und in das Manuscript der Vorrede einwickelte, welche bereits abgedruckt war. Dieses Einwickelpapier gab Dr. Dieffenbach besagtem Sailer auf sein Verlangen. Das ist das ganze Geheimniß meiner Verbindung mit Sailer, welche im Uebrigen bloß einseitiger Natur von seiner Seite war. Ich gebe die Details auch deßwegen, damit der wahre historische Verlauf dieser wichtigen Angelegenheit unter dem Artikel Sailer angegeben0780 werden könne, wo die Freunde der Zeitgeschichte vielleicht der Hoffnung leben dürfen, auch noch Näheres über das geheimnißvolle Verhältniß des Apothekergehülfen, Baffa denke ich, zu erfahren. Das zweite Argument ist, daß ich einen zweiten Theil der Broschüre nicht geschrieben. Sehr wichtig, wenn ich mir nicht selber das Privilegium gegeben hätte, denselben zu schreiben oder nicht zu schreiben, wie es mir behagt, oder vielmehr wahrscheinlich nicht behagen wird, da ich mich jetzt lieber an Positives und klar Erkennbares halte, als an Problematisches und Abenteuerliches, wobei man mit der Stange im Nebel herumfahren muß. Das wären also die Beweise, und nun bleibt nichts als die nackte Anklage welche ganz den Charakter einer Injurie hat, da der animus unverkennbar ist in der Art, wie ich in den Artikel Lessing hineingezwängt wurde. Der Verfasser nennt sich Nummer 39, und mir bleibt also zuerst nur der genannte verantwortliche Redacteur, welcher in diesem Falle Hr. Buchhändler Brockhaus ist. Aus dem Ehrentempel, welchen sich sein Vater im Conversationslexikon aufgerichtet, ist in meinem Fall eine Schandsäule gemacht worden, an die man mich angebunden hat. Der Hr. Brockhaus kann mit seinem Eigenthum machen, was ihm behagt, aber nachdem er sich in einem Briefe, datirt den 5 October 1839 große Mühe gegeben, mich für die Leipziger Allg. Zeitung zu gewinnen, so hätte er mir nach den Elogen, welche mir in jenem Briefe gemacht wurden, doch ein besseres Plätzchen anweisen können als das obige. Im Interesse der Zeitgeschichte will ich gelegentlich hier bemerken, daß er in einem eigenhändig unterzeichneten Brief vom 29 Nov. seinem neugeworbenen Correspondenten Abrechnung nach Neujahr zusagte; da ich aber bis jetzt noch keine erhalten, so könnte vielleicht unter dem Buchstaben N ausgeführt werden, welchem Datum Nachneujahr in dem Brockhaus'schen Kalender entspricht. Nach einigen frühern Erfahrungen kommt es mir jedoch fast so vor, als ob das Bezahlen der Correspondenten überhaupt bei den deutschen Zeitungen aus der Mode kommen sollte; und es läßt sich nicht läugnen, daß wenn alle deutschen Zeitungen aus Freibeiträgen bestünden völlige Preßfreiheit wenigstens für den Verleger erworben wäre, besonders wenn auch die Drucker und Setzer sämmtlich nach Neujahr bezahlt würden. Da ich gegen dieses Verfahren übrigens bis jetzt nicht gemurrt habe, so kann ich nicht glauben, daß ich durch mein Stillschweigen darüber ihm Gelegenheit gegeben ungehalten zu seyn. Oder sollte er ungehalten seyn über mein Stillschweigen überhaupt? Ich habe ihm schon im Monat Januar geschrieben, daß ich keinen weitern Theil an der Zeitung nehmen könne, und auch das konnte ihm nicht unerwartet seyn. In meinem ersten Briefe, welchen ich anonym durch einen Freund an die Leipziger Allg. Zeitung beförderte, bemerkte ich ausdrücklich in der Nachschrift, warum ich diese Mittheilung machte und daß ich vor der Hand entschlossen sey, für keine deutsche Zeitung zu schreiben. Dessenungeachtet erhielt ich einen Antrag. Ich gehöre zur katholischen Seite und bin für allgemeine Glaubensfreiheit zugleich, aber das Magistergezänk nach unten, wodurch nur Massen gereizt werden, ist nicht meine Sache, sondern Sache der Leipziger Allg. Zeitung. Indessen fand ich keinen Anstand versuchsweise zu zeigen, wie der Streit mit Erfolg geführt werden könnte und so, daß auch ein Katholik in der Leip. Allg. Zeitung daran Theil nehmen könnte, nämlich als höhere politische Frage und nicht als religiöse. Wenn Hr. Brockhaus meine Mittheilungen von wenigen Wochen lesen will, welche nicht gedruckt werden konnten, so möchte sich aus denselben ergeben, daß sich die Leip. Allg. Zeitung eine unmögliche Aufgabe gestellt, wenn sie nicht wie die Katzen im Faust immer im Cirkel herumspringen will, um sich in den Schwanz zu beißen. Höflicher und zarter konnte die Belehrung schwerlich gegeben werden. Und Hr. Brockhaus hat keine Ursache sich über mich zu beklagen. Allerdings hatte ich bei jenen schriftlichen undruckbaren Mittheilungen meine besondern Absichten, aber in Geschäftsverhältnissen darf wohl jeder Theil seinen Vortheil suchen. Ueber diese Absichten hätte ich ganz geschwiegen, so wie über alle berührten Dinge, und nie Hrn. Brockhaus weiter belästigt, wenn ich es mir selber nicht schuldig wäre, ihn darauf aufmerksam zu machen, daß man ihn es fühlen lassen könne, wenn sein Conversationslexikon der Neuzeit aus dem unschädlichern Gebiete politischer Fraubasereien sich bis zur Verbreitung von Injurien versteigt. Der Verfasser des Artikels ist mir von zweien der achtbarsten Deutschen namentlich bezeichnet worden, aber ich glaube es meinen Grundsätzen angemessener, ihn bloß mit seiner eigenen Nummer 39 zu bezeichnen, und mich an das, was gedruckt vorliegt, zu halten. Nummer 39 liefert am Ende seines Artikels eine erschütternde Tirade gegen die Spionen, so weit ist er nicht gekommen, zu wissen, wozu die Spionen gut sind es sind Lehrer wie andere auch, welche die Kunst des Maulhaltens zu lehren haben. Nummer 39 spricht übrigens mit so wahrer Empfindung, daß ich gerne glauben will, die Spionen haben ihm ein wirkliches Leid gethan. Die zwei Söhne aus dem Samen Abrahams, welche nach dem Artikel das junge Deutschland in der Schweiz angeführt haben, werden beide als unbedeutende Subjecte dargestellt, und damit würde Nummer 39 sich selber ein schlechtes Compliment machen, wenn dieselben ihm wirklichen Grund für seine gewaltige Entrüstung geliefert haben. Das ist übrigens seine Sache, nicht meine. Mir liegt bloß daran, zu wissen, was er mit seiner Beschuldigung meint, und welche Zeit dieselbe betrifft. Die angezogene Broschüre erschien zu Anfang 1834. Im September desselben Jahres gab ich ein deutsches Blatt hier in London heraus, in dessen zweiter Nummer ein Aufsatz über Kaspar Hauser stand, wozu eine Fortsetzung versprochen war, welche aber nicht erschien, da das Blatt selbst zu erscheinen aufhörte. Ungeachtet Nummer 39 nur auf das Jahr 1834 anzuspielen scheint, so will ich zu seiner Satisfaction noch einen weitern Zeitraum nehmen und selber erzählen, was es mit meiner Spionirgeschichte für eine Bewandtniß habe. Im Jahre 1833 hatte ich eine Untersuchung zu Karlsruhe zu bestehen, wobei man so sehr auf Beweise ging, daß ich ungeachtet dringenden Verdachtes ab instantia freigesprochen wurde. Nach neuern Ideen, welchen der Spionenfeind des Conversationslexikons zu huldigen den Anschein hat, fordert die wahre Gerechtigkeit, daß man mit dem Wichtigsten anfängt und die Leute erst aufknüpft, ehe man ihren Proceß instruirt. Nach meiner Befreiung lebte ich mehrere Monate im Elsaß, ungewiß wohin ich mich wenden sollte, und darauf einige Monate in Straßburg, wo ich wegen Polizeinachstellungen genöthigt war, im Verborgenen dem Drucke meiner Broschüre obzuwarten. Nach deren Druck reiste ich nach Paris, wo ich von Garnier-Pagès hören mußte, daß mich meine deutschen politischen Freunde während meiner Abwesenheit als Spionen angegeben hätten das Nämliche war bei General Lafayette geschehen, und ich wurde so genöthigt, höchst schätzbare Freundschaftsverhältnisse abzubrechen. In London wurde durch einen renommirten jungen Deutschen das nämliche Gerücht in Umlauf gesetzt, und ist seither in einem gewissen Kreise immer erneuert worden. Worauf das Gerücht sich begründete, müssen die jungen Deutschen wissen, welche es so eifrig überall verbreitet haben. Die Zeit der Rache kam: als im Jahr 1836 eine Anzahl junger Deutschen, welche aus der Schweiz vertrieben worden waren, sich hieher wandten, nahm ich mich ihrer an und rettete sie von Elend und Hungertod, vertheidigte sie in der englischen Presse gegen Anschuldigungen, welche besonders von dem Morde Lessings entnommen wurden, und so publik waren meine Bemühungen, daß man an mich aus Amerika Gelder schickte, wodurch die meisten ein Unterkommen dort fanden. Wollte ich anklagen, ich könnte Thatsachen anführen, aber ich schweige. Was man sagt, kann man schreiben, und was einer schreibt, kann auch gedruckt werden, wenn sich ein Verleger dafür findet. Daß es mir die Ehre verbot, den General Lafayette, welcher früher immer innigen Antheil an mir genommen, wiederzusehen und ihm noch einmal die Hand zu drücken, welcher auf dem Sterbebette lag, schmerzte mich, das Andere behandelte ich mit stummer Verachtung. Ich habe den Ernst des Lebens schätzen gelernt, und habe keinen Groll gegen die, welche mir zuerst den schwarzen Mantel umhingen; er trägt sich besser auf die Dauer als der weiße, welcher leichter schmutzt, ich danke ihnen vielmehr aus Herzensgrunde. Meine Feder ist noch ganz, und meine englischen Freunde wird man mir nicht rauben, wie meine Pariser, sie kennen mich seit Jahren, und eine Note im Conversationslexikon legt mir bei ihnen nichts in den Weg. Weiter weiß ich nichts zu bemerken, als daß ich für die Zukunft auf ähnliche Anschuldigungen nichts erwiedern werde. Ich b n allein, und gehe allein meines Weges, und wer sich um mich kümmern will, mag es thun, nur muß er keine Erwiederung erwarten. Für Nummer 39 habe ich noch einen guten Rath vorzubringen. Ich schreibe gegenwärtig nur englisch, und wenn mir Nummer 39 wahrhaft schaden will, so sollte er seine ganze Aufmerksamkeit auf meine englischen Freunde richten. Dabei müßte er freilich auch einen andern Gegenstand wählen, denn unglücklicher Weise für ihn kennen die Engländer nicht einmal das Wort Spion in dem Sinne des jungen Deutschlands, wie sich Nummer 39 selber überzeugen kann, welcher, wie man mir sagt, englisch versteht, wenn er das dreizehnte Capitel vierten Buchs Mosis nachschlagen will, welches in der englischen Bibel überschrieben ist: the names, instructions and acts of the spies. Das ist nun freilich schlimm für ihn, denn wenn0781 es ihm wirklich gelänge seine Angabe zu beweisen, so könnte dieß bei meinen englischen Freunden höchstens die Folge haben, daß man mich fragte: was ich denn eigentlich im Lande Canaan gesehen habe?

London, den 8 März 1840.

J. H. Garnier.

[1193-1200]

Aufforderung zu Beiträgen zur Errichtung eines Denkmals für Johann v. Müller.

(Geboren zu Schaffhausen den 3 Januar 1752; gestorben zu Kassel den 29 Mai 1809.)

Volle dreißig Jahre sind bereits in den Schooß der Vergangenheit hinabgeeilt seit Johann v. Müllers Tode, ohne daß noch diesem unsterblichen Manne ein seiner würdiges Denkmal errichtet worden wäre. In den Zeitumständen ist die Ursache des Aufschubs dieser Erfüllung einer heiligen Pflicht gegen die Manen des großen Geschichtschreibers zu suchen. Als er zu Kassel mit dem Tode rang wurde bei Aspern mit Verzweiflung gegen die Uebermacht des französischen Kolossen gerungen, und das Geräusch der Waffen übertäubte bald die Stimmen der Edlen, welche gleich nach des Verewigten Hinscheid für Errichtung eines Denkmals zu seiner Ehre sich aussprachen. Bald verlor selbst derjenige Reich und Krone, in dessen Dienst Müller die letzten, mühevollsten Jahre seines Lebens hingeopfert hatte. Hieronymus Napoleon vermochte es nicht mehr dem Befehle Folge zu geben, den er in dieser Beziehung im Junius 1809, aus dankbarer Anerkennung dessen, was der Verstorbene für ihn gewesen, erlassen hatte. So viel damals in ihren Kräften stand, that, im September desselben Jahres, die Regierung seiner Vaterstadt, um das Andenken ihres berühmten Mitbürgers zu ehren, indem sie den Ankauf der Bibliothek des vaterländischen Historiographen beschloß, um dieselbe der Stadtbibliothek einzuverleiben. Was eines Privatmanns beschränkte Kräfte vermögen, that Georg Müllers brüderliche Liebe durch Setzung eines Grabsteines auf dem Kassel'schen Friedhof, wo Johann v. Müllers Asche ruht, mit der einfachen Inschrift: Johann von Müller'n, dem Geschichtschreiber der Schweiz, setzte diesen Denkstein sein Bruder Georg.

Noch eine Reihe schwerer Jahre raste der Kriegssturm beinahe ununterbrochen, bis die in Rußlands Eisgefilden durch göttliche Gewalt gebrochene Kraft des Weltstürmers auf Leipzigs Ebenen vollends niedergeschmettert, und endlich im Jahre 1814 gänzlich vernichtet wurde. Vieles hatte der Krieg niedergetreten, und die ersten Jahre mußten auf Wiederherstellung des Nöthigen, auf Wiedereröffnung verlorener Quellen, auf den Wiederaufbau alles dessen verwendet werden, was die wilde Kriegsfurie zerstört hatte. Die Segnungen eines langen Friedens ergossen sich reichlich über die Völker, die erschöpften Kräfte kehrten wieder, und die Folgen davon waren jene Bewegungen, wodurch, vor zehn Jahren, das verjüngte Leben durch gewaltsame politische Umwälzungen gleichsam sein Daseyn bethätigen wollte. In unsern Tagen aber bewährt sich das wiedererstarkte Volksleben auf eine edlere, segensreichere Weise; überall beurkundet es sich durch eine bewunderungswürdige Thätigkeit in Eröffnung neuer Hülfsquellen des materiellen Wohlstandes. Gleichzeitig jedoch regt sich das Gefühl der Dankbarkeit gegen diejenigen, deren unsterbliche Geisteswerke das höhere Leben entwickelt und befördert haben, welches die unerschütterliche Grundlage des physischen Wohlseyns bilden muß. Daher ist unter dem Beifallsrufen ganz Deutschlands, ja ganz Europa's, Schillern zu Stuttgart ein Monument errichtet worden; daher jenes Standbild Guttenbergs zu Mainz; daher jene großen, wundervollen Schöpfungen, wodurch der edle deutsche König, Ludwig von Bayern, mit den großen Namen vergangener Zeiten sich selbst verewigt. Er war es, der durch Schadows Meisterhand Johann v. Müllers Büste in Marmor für sich ausführen ließ, ehe noch der Tod um des großen Geschichtschreibers Haupt den Strahlenkranz verklärten Ruhmes gewunden hatte!

Jetzt ist es an der Zeit, die heilige Schuld gegen den edlen Todten endlich abzutragen, ihm ein Denkmal zu errichten, würdig seiner Werke, entsprechend der Liebe und Bewunderung der Mit - und Nachwelt! Die Waffen schweigen; die politischen Leidenschaften sind, wenn nicht erloschen, doch durch eine glückliche Zusammenwirkung von Umständen gebannt; das Verlangen nach Entledigung dieser Pflicht spricht sich überall und gleichzeitig aus; die Kräfte sind vorhanden, das Werk zu unternehmen und zu vollführen; es handelt sich jetzt nur darum, dieselben für diesen edlen Zweck in Anspruch zu nehmen.

Hiefür hat sich in Johann v. Müllers Vaterstadt ein Verein gebildet, welcher unter Mitwirkung der höchsten städtischen Behörden es über sich nehmen will, die Beiträge in Empfang zu nehmen, welche von nah und fern, aus der Schweiz, als dem engern Vaterlande Müllers, aus Deutschland, dem er von den Jünglingsjahren an bis an seinen Tod angehörte, und aus allen Ländern und Welttheilen, wo sein Name geehrt und bewundert wird, für Errichtung eines seiner würdigen, großartigen Denkmals eingehen werden. Mit unbedingtem Vertrauen wenden sich daher die Unterzeichneten an alle Verehrer Johann v. Müllers, an jene, die ihn noch persönlich zu kennen das Glück hatten, denen er in den verschiedensten Lagen des Lebens durch seine in kraftvoller Sprache ausgedrückten edlen Gesinnungen zum Troste, zur Stärkung und zur Erhebung diente, an das jüngere Geschlecht, das so sehr der Anschauung des lebendigen Bildes vergangener Zeiten bedarf, um nicht zu vergessen, daß es von gestern ist, an alle Edlen, denen es daran liegt, durch thätige Verehrung ausgezeichneter Männer der Vergangenheit den Sinn für das Gute, Schöne, Große zu wecken und zu wahren, wenden sie sich mit der Bitte, ihre Beiträge ihnen einzusenden, um es ihnen möglich zu machen, dem unsterblichen Historiographen durch Errichtung eines ehernen Standbildes in seiner Vaterstadt ein großartiges Denkmal zu setzen. Mit der gewissenhaftesten Sorgfalt werden die Unterzeichneten die eingehenden Summen verwahren und verwalten, bis sie sich durch den Betrag derselben in den Stand gesetzt sehen werden, zur Ausführung des Unternehmens zu schreiten, wovon sie seiner Zeit wiederum öffentliche Nachricht und Rechenschaft zu geben sich hiemit verpflichten. Die Beiträge ersuchen sie mit folgender Adresse zu versehen: An das Comité zur Errichtung eines Denkmals für Johann v. Müller, zu Schaffhausen in der Schweiz.

Die Mitglieder des Comité's:

Im Thurn, Präsident des kleinen Stadtraths.

Peyer, Archivar.

Keller, Stadtschreiber.

v. Meyenburg-Stockar, Präsid. des Gr. Raths.

Stierlin, Regierungsrath.

Bernhard Keller, Quästor des Comité's.

Schaffhausen, den 26 März 1840.

Im Namen des Comité's: Maurer-Constant, Prof. und Bibliothekar.

Invitation à contribuer à l'érection d'un monument en l'honneur de Jean de Muller.

( à Shaffhouse le 3 Janvier 1752; mort à Cassel le 29 Mai 1809.)

Trente ans se sont êcoulés depuis la mort de Jean de Muller, sans qu'un monument digne de son nom immortel lui eût été érigé. Il faut chercher la cause de ce retard dans les circonstances du temps. Au moment même Muller luttait contre la mort, une autre lutte, la bataille d'Aspern eut lieu, et le bruit des armes couvrit les voix généreuses qui s'étaient élevées peu après sa mort pour l'érection d'un tel monument. Jérôme Napoléon perdit son royaume et sa couronne quelques années après le décès de Jean de Muller, qui avait consacré à son service les dernières et les plus pénibles années de0782 sa vie; le roi fugitif ne put donc plus donner suite à l'ordre (qu'il avait fait publier au mois de Juin 1809) d'élever le monument dont la reconnaissance envers le défunt lui avait inspiré l'idée. Le gouvernement de la ville natale de Muller fit au mois de Septembre de la même année son possible pour honorer la mémoire de son grand concitoyen; il acheta la bibliothèque considerable de l'historiographe de la Suisse pour l'incorporer avec la bibliothèque de ville. L'amour fraternel de son digne frère Georges s'est immortalisé par la pierre funéraire que ce dernier fit poser sur la tombe de son frère aîné au cimetière de Cassel, avec cette inscription simple et modeste: à Jean de Muller, l'historien de la Suisse. Georges, son frère, posa cette pierre.

Les fureurs de la guerre ravagèrent l'Europe pendant plusieurs années encore, jusqu'à ce que les forces de l'insatiable conquérant, rompues dans les champs glacés de la Russie et abattues aux plaines de Leipsic, fussent entièrement anéanties en 1814. Il fallut beaucoup d'annèes pour rétablir ce que la guerre avait détruit, pour relever ce que l'orage avait renversé; il fallut avant tout penser au nécessaire. Les bénédictions d'une longue paix se répandirent sur toutes les nations, et l'influence de ce long repos se manifesta dans les bouleversemens politiques par lesquels, il y a dix ans, les nouvelles forces se firent jour, pour ainsi dire. Mais aujourd'hui la nouvelle vie se manifeste d'une manière plus noble et plus salutaire, en ce que partout une activité admirable se déploie pour améliorer l'existence matérielle. Cette activité cependant va heureusement de pair avec le besoin d'exprimer, par des monumens éleves en leur honneur, la reconnaissance envers ceux qui, en donnant un nouvel élan à la vie spirituelle, furent les auteurs du bien-ètre matériel dont nous jouissons. C'est à ce sentiment qu'il faut attribuer l'enthousiasme avec lequel une statue fut érigée à Schiller, une autre à Gouttenberg, c'est à ce sentiment qu'il faut attribuer les grandes créations par lesqueiles ce noble roi allemand, Louis de Bavière, immortalise son propre nom en élevant des monumens aux grands hommes des temps d'autrefois. C'est Lui qui a fait exécuter par la main du célèbre Schadow le buste en marbre de Jean de Muller, avant que la mort n'eût entouré la tête de l'illustre historien d'une auréole immortelle.

C'est à présent le moment de s'acquitter de la dette sacrée envers notre historien en lui élevant un monument digne de ses œuvres, digne de l'amour et de l'admiration de nos contemporains et de la postérité. Le bruit des armes a cessé; les passions politiques sont, sinon éteintes, du moins réprimées par un heureux concours de circonstances; le désir de s'acquitter de cette dette sacrée se manifeste partout en même temps; les moyens pour l'exécuter abondent, il ne s'agit que de diriger les forces vers ce noble but.

C'est dans cette intention que, sous les auspices des magistrats de la ville natale de Jean de Muller, un comité s'y est formé, qui est prêt à se charger de l'exécution de ce projet, en recueillant les dons que lui enverront d'une main libérale les amis et les admirateurs de Muller, dont le nombre est grand tant en Suisse, sa patrie, qu'en Allemagne, à l'aquelle il consacra la majeure partie de sa vie, et dans tout le reste de l'Europe. Les soussignés s'adressent donc avec une confiance sans réserve tant à ceux d'entre leurs contemporains qui eurent le bonheur de connaître Muller personnellement et d'apprendre de sa bouche les nobles sentimens et les principes élevés dont il était animé, qu'à la génération actuelle, qui aime à voir dans les écrits de Muller l'image vivante des âges passés afin de ne pas oublier qu'elle n'est que d'hier, à tous ceux enfin auxquels il tient à cœur de nourrir et de conserver le sentiment de ce qui est bon, grand et beau par le culte qu'ils rendent à la mémoire des hommes illustres. Les soussignés les invitent à contribuer par leurs dons à l'érection d'une statue d'airain en l'honneur de Jean de Muller. Les soins les plus consciencieux présideront à la collecte et à l'administration des sommes qui rentreront jusqu'au moment celles-ci seront montées à une hauteur assez considérable pour permettre de songer à la réalisation du projet en question; et ce sera alors qu'ils auront l'honneur de rendre publiquement compte de leur gestion. Les soussignés prient d'ervoyer les dons sous l'adresse suivante: Au Comité pour l'érection d'un monument à Jean de Muller, à Schaffhouse en Suisse.

Les membres du comité:

Im Thourn, présid. du petit-conseil de ville.

Peyer, archiviste.

Keller, chancelier-de-ville.

Schaffhouse, ce 26 März 1840.

De Meyenbourg-Stockar, présid. du grand-conseil.

Stierlin, membre du conseil exécutif.

Bernard Keller, quêteur du comité susdit.

Au nom du comité: Maurer-Constant, prof. et biblioth.

[1192-94]

Veräußerung des Franz Schwartz'schen Tuch - und Wollwaaren-Fabrikgebäudes Nr. 25, nebst Wohnhaus Nr. 26 am St. Anna-Grund in Brünn.

Die Feilbietungs-Tagssatzungen sind auf den 30 März, 30 April und 30 Mai l. J. festgesetzt, und werden jedesmal um 9 Uhr Vormittags in dem Hause Nr. 26 daselbst abgehalten.

Die gerichtliche Schätzung des Fabrikg bäudes ist 13,600 fl. C. M. und die des Wohnhauses 11,400 fl. C. M. Diese Häuser können nach Umständen getrennt oder zusammen, nicht aber unter der Schätzung verkauft werden.

Jeder Kauflustige hat ein 10procentiges Vadium des Schätzungswerthes, und im Erstehungsfalle eines Hauses 3000 fl. C. M., der beiden Häuser aber 6000 fl. C. M. mit incl. des Vadiums gleich zu erlegen.

Bemerkt wird, daß diese Häuser 1) 30 Klafter an der Straße, 2) 31 Klafter von hinten Kunstgrabenwasser, und 3) mit dem Hofraume bei 1100 Quadratklafter Grundfläche haben; 4) bieten die Locale des Fabrikgebäudes, welches am Wasser liegt, und dessen Hauptflanke zu beiden Seiten Fenster hat, den bedeutenden inneren Raum von 318 1 / 2 Quadratklafter; 5) Befinder sich daselbst noch von Einrichtungen 3 Satzspinn-Maschinen, 3 Tuchpressen, 3 Tuchrahmen, 5 steinerne Rauhwannen etc. etc., welches extra erstanden werden muß.

[1161]

Mit Hinweisung auf die im November v. J. ausgegebene Ankündigung über die

WERKE DER HÖHERN BAUKUNST.

Für die Ausführung erfunden und dargestellt von SCHINKEL, königl. preuß. Ober-Landes-Baudirector u. s. w., beehrt sich die Verlagshandlung anzuzeigen, daß die erste Lieferung zu Johannis d. J. erscheinen wird. Ausführliche Anzeigen darüber sind in allen Buch - und Kunsthandlungen gratis zu haben.

[1218]

Edictal-Ladung.

Michael Laubenbacher, Söldnerssohn von Steinberg und Soldat des ehemaligen 5ten königl. bayerischen Infanterie-Regiments, wird seit dem russischen Feldzuge vermißt.

Da er ein Vermögen von 85 fl. besitzt, so wird auf Ansuchen seines ein igen noch lebenden Bruders der gedachte Michael Laubenbacher oder seine allenfallsige Descendenz aufgefordert, sich binnen 3 Monaten bei unterzeichnetem Gerichte um so gewisser zumelden, als sonst Michael Laubenbacher als verschollen erklärt, und sein Vermögen seinem Bruder ohne Caution ausgeantwortet würde.

Dingolfing, den 26 März 1840.

Königl. Landgericht Dingolfing.

Reichart, Landr.

[1159]

Neueste Schrift über die Kölner Wirren.

In allen Buchhandlungen zu haben (im Verlag von Orell Füßli & Comp. in Zürich):

Ueber den neuesten Stand der Kölner Wirren.

Aus dem Portfolio eines pensionirten Hauptmanns der päpstlichen Schweizergarde in Rom. gr. 8. geh. 4 gr. oder 16 kr.

0783

[948-50]

Von des Hrn. Dr. Karl Friedrich Wilhelm Gerstäcker Systematischen Darstellung der Gesetzgebungskunst, sowohl nach ihren allgemeinen Principien, als nach den jedem ihrer Haupttheile, der Polizei -, Criminal -, Civil -, Proceß -, Kirchen -, Militär -, Finanz - und Constitutionsgesetzgebung eigenthümlichen Grundsätzen, wovon die ersten drei Theile bei A. Osterrieth in Frankfurt a. M. herausgekommen sind, wird in der unterzeichneten Buchhandlung der vierte und letzte Theil in zwei Abtheilungen erscheinen. Die erste Abtheilung ist so eben versandt, und in allen soliden Buchhandlungen für 1 Thlr. 12 gr. pr. Conr. (Subscriptionspreis 1 Thlr.) zu haben. Die zweite Abtheilung wird vermuthlich noch im Laufe dieses Jahres nachfolgen und das ganze Werk beschließen. Ein allgemeines Register für alle vier Theile wird dieser zweiten Abtheilung beigefügt werden und den Gebrauch des Werks erleichtern.

Der Hr. Verfasser hat in der gegenwärtigen ersten Abtheilung die Proceß -, dann die Kirchen -, Militär -, die Gewerb -, die Finanz - und die Constitutionsgesetzgebung abgehandelt und alle dahin einschlagenden wichtigen Zeitfragen, insbesondere auch die kirchlichen Streitigkeiten, berücksichtigt. Man findet hier z. B. Vorschläge zur Vereinfachung des Civil - und zur Verbesserung des Criminalprocesses, Erörterungen über das Unterthanenverhältniß der Kirche und die darauf zu gründende kirchliche Gesetzgebung, über das größern Staaten allein angemessene Militärsystem, über die durch das letztere vermittelte Entbehrlichkeit der Communalgarden und der Gendarmerie, über die Gränzen der Gewerbsfreiheit, über die Grundsätze der Besteuerung, über das Staatsschuldenwesen u. s. w., vornehmlich auch eine ausführliche Prüfung der besten constitutionellen Formen.

Leipzig, im Februar 1840.

K. F. Köhler.

[1180]

So eben ist erschienen:

Façaden neu aufgeführter Gebäude in Wien.

Erste Lieferung

enthält 10 sauber gestochene Abbildungen, worunter das k. k. Münzgebäude das k. k. niederösterreichische Landhaus das Gebäude der ersten österr. Sparcasse das Musikvereinsgebäude den Johanniterhof und 5 Privathäuser.

Preis 2 1 / 2 fl. C. M. oder 1 Thlr. 16 gr.

H. F. Müller in Wien.

[1110]

Bei Adolph Krabbe in Stuttgart ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen Deutschlands, der österr. Monarchie und der Schweiz zu haben:

KATTE.

Aus dem Jugendleben Friedrich des Großen.

Von August Lewald.

8. Velinp. eleg. brosch. 1 Rthlr. 18 gr. oder 3 fl. rhn.

Beim Herannahen der Feier der 100jährigen Thronbesteigung Friedrichs II mag die Novelle Lewalds, welche den künftigen Herrscher im Kampfe mit seinem Vater, mit dem starren und finstern Wesen einer Zeit schildert, die noch nicht durch Wissenschaft und Kunst geläutert und gemildert war, wohl geeignet seyn, die Aufmerksamkeit der Lesewelt, die des Verfassers Erzählungen stets mit gerechtem Beifall anerkannte, doppelt in Anspruch zu nehmen. Was in Geschichtsbüchern über das Familienleben des preußischen Hofes von damals, über die Persönlichkeit des trotz seiner bizarren Strenge ehrwürdigen Friedrich Wilhelm I und die Stellung des Sohnes zu ihm, was über Friedrichs Jugendfreund Katte und dessen Schicksal meistens nur angedeutet wird, ist hier zu einem lebendigen und getreuen Bilde geworden, in dem der Dichter mit seiner Kunst aus dem innersten Seyn und Wollen der Handelnden Alles, was der Geschichtschreiber nur als Vorsatz oder That berührt, zur Anschauung kommen läßt.

[1154]

Im Verlage der Unterzeichneten ist erschienen und durch alle soliden Buchhandlungen zu beziehen:

Die Abendmahlsfeier.

Ein Erbauungsbuch für gebildete Christen von Ernst Klose, mit einer Vorrede und Zugaben von Dr. Chr. Fr. v. Ammon.

Fünfte Auflage.

Preis 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr. im 24 fl. Fuß.

Wir glauben uns der Anpreisung eines Werkchens, das, in vier starken Auflagen verbreitet, in der Christenheit schon so großen Nutzen gestiftet hat, überhoben, da das günstigste Wort dafür wohl die rege Theilnahme selbst ist, welche das Buch durch eine Reihe von Jahren sich erhielt. Darum sey bloß hervorgehoben, daß der hochgestellteste Geistliche Sachsens, der verehrte Oberhofprediger Dr. v. Ammon, durch Zugaben und Begleitung mit einer Vorrede dem trefflichen Buche einen großen Reiz verliehen hat, welches, in der neuen Auflage mit einem neuen schönen Titelkupfer geschmückt, als werthvollste Ostergabe und onfirmandengeschenk betrachtet werden kann. Leipzig, März 1840.

G. J. Göscheus Verlagsbuchhandlung.

[1173]

Die Zeitschrift für Philosophie und katholische Theologie. In Verbindung mit vielen Gelehrten herausgegeben von Dr. Achterfeldt, Dr. Braun und Dr. Vogelsang, Professoren an der rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Neunter, der neuen Folge erster Jahrgang. 1840. 4 Bde. gr. 8. geh. Preis 4 Thlr., erscheint fortan in meinem Verlage.

In ihrer äußeren Gestalt wird die neue Folge sich genau an die bisherige Einrichtung anschließen. Was den Inhalt betrifft, so sind Vorkehrungen getroffen, daß derselbe wie an Gediegenheit, so auch an Mannichfaltigkeit allen billigen Forderungen entsprechen wird. Ein neues Interesse gewinnt die Zeitschrift dadurch, daß fortan auch die kirchlichen Tagesereignisse darin zur Sprache gebracht, und die übrigen deutschen theologischen Zeitschriften einer Revue unterzogen werden sollen. Der erste Band wird im Laufe dieses Monats ausgegeben.

Köln, den 18 März 1840.

F. C. Eisen.

[1139]

Es ist erschienen:

Medicinische Annalen.

Eine Zeitschrift, herausgegeben von den Mitgliedern der großh. bad. Sanitäts-Commission in Karlsruhe und den Vorstehern der medicinischen, chirurgischen und geburtshülflichen Anstalten in Heidelberg. VIter Band, 1stes Heft. Mit 2 Steindrucktafeln. Gr. 8. Heidelberg bei J. C. B. Mohr.

Inhalt: I. Witterungs-Constitution und Krankheits-Genius im ersten Semester des Jahres 1839. Vom OMedicinalrath Dr. Schneider in Fulda. II. Zwei merkwürdige Krankheitsfälle. Beobachtet und beschrieben von Medicinalrath Dr. Müller in Pforzheim. (Mit 2 Tafeln. ) III. Ueber die Verklebung des äußeren Muttermundes als Geburtshinderniß. Nachtrag zu seinem in des IIten B. 2tem Hefte dieser Zeitschrift p. 185 ft. enth. Aufs. vom Prof. Dr. Hermann Franz Nägele. IV. Markschwamm der Lungen und äußeren Theile. Ein Beitrag zur Diagnose und pathologischen Anatomie. Von Dr. Osius jun. in Hanau. V. Fortsetzung und Schluß der im 4ten Hefte des Vten Bandes p. 491 abgebrochenen Krankengeschichte. Vom Medicinalrath Schwarz. VI. Pathologisch-therapeutische Untersuchungen über die Ruhr. Von Bodenius, prakt. Arzt in Bretten. VII. Sanitätsbericht über das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen während des Jahrs 1839. Ein Beitrag zur medicin. Chorographie. Von Dr. Heyfelder, Leibarzt und Medicinalr. in Sigmaringen. VIII. Beobachtungen und Erfahrungen aus der Badepraxis. Von Dr. Welsch in Bad Kissingen.

Preis des Bandes von 4 Heften 4 Rthlr. oder 7 fl. 12 kr.

[1150]

Die Mathildenhöhle.

Novelle nach einer wahren Begebenheit von C. Reinhold. Preis elegant geh. 1 Rthlr. 12 gr. oder 2 fl. 24 kr. Verlag der Fr. Brodhag'schen Buchhandl. in Stuttgart.

Diese geistreiche, im Goethe'schen Sinne geschriebene und die Tendenz der Zeit wahrhaft poetisch aussprechende Novelle ist von den bewährtesten Kennern so anerkennend aufgenommen worden, daß sie in keiner belletristischen Bibliothek fehlen sollte, welche ihre Räume für ächte Dichtung aufschließt. Man hat dieselbe in den Hall. Jahrbüchern eine Phänomenologie der Liebe genannt; sie möchte daher namentlich in den Bücherschränken der Damen ihren geeigneten Platz finden.

0784

[1123-28]

So eben ist erschienen der neunte und letzte Band von der

allgemeinen Weltgeschichte von Karl v. Rotteck, Hofrath und Professor etc. etc., und ist dieses Werk (nun in der 14ten Auflage) wieder vollständig in allen Buchhandlungen des In - und Auslands für den höchst billigen Preis von 9 fl. oder 5 Thlr. zu erhalten.

Durch die vor kurzem erschienene zehnte Lieferung von dem historisch-geographischen Atlas zu den allgemeinen Geschichtswerken von K. v. Rotteck, Pölitz und Becker ist dieser Geschichts-Atlas, unserm ausgegebenen Prospectus gemäß, geschlossen, und ist derselbe in allen Buch -, Kunst - und Landkartenhandlungen des In - und Auslands für den Preis von 48 kr. oder 12 gr. die Lieferung zu erhalten. Freiburg, im März 1840.

Herder'sche Verlagshandlung.

[1106]

Bibliotheca scriptorum graecorum cum Interpretatione latina et Indicibus nominum et rerum.

Von diesem schönen Unternehmen, welches zu unserer besondern Freude und Aufmunterung bei dem gelehrten Deutschland allgemeinen Anklang findet, ist so eben der 5te Band erschienen, enthaltend:

APPIANI ROMANARUM HISTORIARUM

QUAE SUPERSUNT GRAECE ET LATINE CUM INDICIBUS.

1840. brosch. Lex. Format. 4 Rthlr. oder 15 fr.

Sämmtliche deutsche Buchhandlungen haben Exemplare hievon vorräthig, und können gleichfalls nachstehende verzeichnete und schon früher erschienene Bände schnell möglichst verschaffen.

BIBLIOTHECA SCRIPTORUM GRAECORUM cum interpretatione latina. Lexikon Format.

Vol. I. Homeri Carmina et Cycli Epici Reliquiae graece et latine. 3 Rthlr. 8 gr.

Vol. II. Aristophanis Comoediae et Perditarum Fragmenta. rec. G. Dindorf. Accedunt Menandris et Philemonis fragmenta auctiora et emendatiora Graece et latine. 4 Rthlr.

Vol. III. Xenophontis Scripta, quae supersunt. Graece et latine. 4 Rthlr.

Vol. IV. Pars 1 et 2. Polybii historiarum Reliquiae graece et latine. 5 Rthlr. 12 gr.

Unter der Pr sse befinden sich:

LUCIANUS, HESIODUS, PLUTARCHUS, SOPHOCLES, EURIPIDES, THUCYDIDES.

Paris, den 1 April 1840.

Firmin Didot frères.

[1162]

In der Schnuphase'schen Buchhandlung in Altenburg ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Eine heilsame Frucht als Enderzeugniß der jüngsten Bewegungen auf dem kirchlichen Gebiete. Unparteiische Darlegung, zunächst an seine Amtsbrüder vornehmlich in dem Herzogthum Sachsen-Altenburg gerichtet, zugleich aber dem Gebildeten seiner Kirche überhaupt gewidmet von einem evangelischen Geistlichen. Gr. 8. brosch.

[33]

In der litterar. artist. Anstalt in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Gedichte in hochdeutscher, oberbayerischer und pfälzischer Mundart von Franz v. Kobell.

In Umschlag brosch., Preis 1 fl. oder 16 gr.

[1240]

Nachricht.

Um den vielseitigen Anfragen wegen des Erscheinens der

Liturgik der christkatholischen Religion.

Von Franz Xaver Schmid, Dechant und Pfarrer.

Dritte, durchaus veränderte Auflage in III Bänden,

zu begegnen, zeigt der Unterzeichnete ergebenst an, daß solche binnen kürzester Frist auf milchweißem Median-Druckpapier und mit ganz neuen Fractur - und Antiqua-Schriften sehr schön und auf das eleganteste ausgestattet erscheinen wird.

Zugleich wird bemerkt, daß die HH. Abnehmer des Isten Bandes sich für die folgenden Bände verpflichten.

Bestellungen nehmen alle guten Buchhandlungen Deutschlands und der Schweiz an (namentlich in Augsburg Matth. Rieger'sche, Kollmann'sche und Lampart & Comp. In München Franz, Jos. Lindauer, Giel, Finsterlin. In Wien v. Mösle sel. Wittwe & Braumüller und C. Gerold'sche Buchhandlung. In Breslau Aderholz. In Münster Regensberg und Theißing. In Paderborn Wesener. In Köln Du Mont-Schauberg. In Mainz Kupferberg, Kirchheim, Schott & Thielmann etc. Passau, den 1 April 1840.

Ambrosius Ambrosi, Buchhändler, Buchdrucker, Lithograph und Zeitungsverleger.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15627 tokens; 5274 types; 109433 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 98. 7. April 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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ShelfmarkDWB 1996/32
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