PRIMS Full-text transcription (HTML)
0889
Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Dienstag
Nr. 112.
21 April 1840

Spanien.

(Moniteur.) Telegraphische Depesche. Bayonne, 14 April. Der Unterpräfect an den Minister des Innern. Am 8 hat General Ayerbe das Fort von Villarluengo genommen, und am 9 hat sich Graf Belascoain Penarroya's bemächtigt, und 24 Gefangene gemacht. Es ist ihm dabei ein Artilleriestück und eine große Menge Munition in die Hände gefallen.

Großbritannien.

Beschluß der Unterhausverhandlungen über China.

Lord Palmerston fuhr fort: Was die Einrichtung von Gerichtshöfen für brittische Unterthanen in China betrifft, hat Ihrer Maj. Regierung alles gethan, was Andere zu thun bloß vorschlugen, und in der That alles erreicht, was unter den gegebenen Umständen nur zu erwarten war. In Bezug auf den Handel habe ich unserm Oberaufseher Instructionen gegeben, aber ich werde getadelt, daß sie nicht lang genug gewesen. Herren, die lange Reden halten, meinen, ich sollte lange Briefe schreiben. Sie glauben, präcise Vorschriften in wenigen, aber bündigen Worten seyen der Länge des Wegs, den sie zu durchlaufen haben, nicht angemessen, ein Brief nach China müsse vielmehr so lang seyn wie die Meerfahrt dahin. Ich hingegen erachte es für die Pflicht eines Ministers, seine geschriebenen Instructionen deutlich, bestimmt, ohne Umschreibung und gerade lang genug einzurichten, um nicht mißverstanden zu werden, aber nicht länger. (Hört!) Hinsichtlich des Verlustes an Eigenthum, den die bei dem Schmuggelhandel im Opium betheiligten Individuen erlitten, was hätte ich da mehr thun können, als wirklich geschehen ist? man müßte denn behaupten wollen, was doch keiner der Herren gegenüber zu behaupten gewagt, daß die gewaltsame Unterdrückung des Opiumhandels durch Willküracte ein geeignetes Verfahren auf Seite der brittischen Regierung gewesen seyn würde, während es doch in der That ebenso sehr dem allgemeinen Völkerrecht, als den brittischen Gesetzen insbesondere zuwiderlaufend, und verwerflich in jedem Betracht gewesen wäre. Jede Regierung würde höchlich zu tadeln seyn, welche, ohne vorher das Parlament darüber zu vernehmen, einen Handelsconsul in einem 15,000 Meilen entlegenen Lande mit so willkürlichen Gewalten bekleiden wollte. Und gewiß, hätte ich im Namen der Regierung einen solchen Vorschlag ans Parlament gebracht, so wäre er nicht genehmigt worden, und das sehr ehrenwerthe Mitglied für Pembroke (Graham) wäre der Erste gewesen, der sich widersetzt hätte, und zwar mit Recht. (Hört!) Und gesetzt, das Parlament hätte den Antrag genehmigt, die Regierung sofort an den Oberaufseher die Instruction erlassen, den brittischen Unterthanen den Opiumhandel zu verbieten, und eine Proclamation in diesem Sinne wäre in Canton ergangen würde das Verbot befolgt worden seyn? Nein! zwei Drittel des dortigen englischen Handelsstandes würden es übertreten haben; denn man bedenke, unter den fünf Millionen Pf. St. Waarenwerth, die in den letzten Jahren aus englischen Häfen nach China gingen, waren zwei Millionen Opium. (Hört!) Der Oberaufseher hätte also das Verbot nur durch Zwangs - und Strafmaaßregeln in Kraft setzen können, dazu hätte er physischer Gewaltmittel bedurft; die Idee aber, eine Anzahl brittischer Kriegsschiffe zur Verfügung unseres Agenten in Canton zu stellen, würde schwerlich sehr nach dem Geschmack der Chinesen gewesen seyn. Mit einer brittischen Flotte an, und brittischen Truppen auf ihrer Küste würden sie sich an eine der indischen Geschichten erinnert haben, die im Umfange des asiatischen Continents wohl bekannt sind. Und vermuthlich würden sie den englischen Residenten gesagt haben, daß sie ihre gänzliche Entfernung ihrer Anwesenheit mit einer Land - und Seemacht vorzögen. Aber angenommen, dem Capitän Elliot wär 'es auf solche Weise gelungen, den Opiumhandel aus der Bocca Tigris zu vertreiben, was wäre die Folge gewesen? Der aus Canton verjagte Handel würde wie es jetzt actenmäßig bereits die Erfahrung lehrt längs der ganzen mit Inseln dichtbesetzten, zu zahlreichen Häfen eingebuchteten, mit größeren und kleineren Städten besäumten Küste von China sich ausgedehnt, sich in alle diese einzelnen Küstenpunkte geflüchtet haben, die nach Handel und Wandel in Waaren aller Art, besonders aber in dieser, begierig sind. Die Verallgemeinerung eines bisher auf einen Einzelpunkt concentrirten Handels würde der ganze Gewinn gewesen seyn. (Hört!) Man sagt uns, die chinesische Regierung bezwecke die Unterdrückung des Opiumhandels aus Rücksichten für die Moralität ihrer Unterthanen. Ich bin am wenigsten der Mann dazu, einen Handel zu vertheidigen, der die Municipalgesetze der Chinesen verletzt und einer überaus dichtgedrängten Bevölkerung ein Mittel zur Entsittlichung liefert; aber wer von den Herren gegenüber mag uns wohl mit ernsthaftem Gesicht versichern, daß er wirklich daran glaubt, der Beweggrund der chinesischen Regierung sey die Hebung der Volkssittlichkeit gewesen? (Hört!) Wäre dieß der Fall, wie kommt es dann, daß sie den Mohnbau im eigenen Lande nicht verbietet? Die Wahrheit ist,0890 es handelt sich bei dieser Frage um die Ausfuhr des kostbaren Metalls, und zugleich um den Schutz eines landwirthschaftlichen Interesses; es ist eine Art chinesische Korngesetzfrage. (Beifall der Ministeriellen.) Das Interesse des chinesischen Mohnbauers und die Staatsökonomie, welche die Silberbarren nicht aus dem Lande gehen lassen will das allein hat die chinesische Regierung veranlaßt den Opiumschmuggel zu verbieten. Ich möchte wohl wissen, was das Parlament gesagt haben würde, wenn Ihrer Maj. Minister vor dasselbe getreten wären mit der Zumuthung eines beträchtlichen Credits im Marinebudget für eine Anzahl Schiffe, die von Canton bis ins gelbe Meer kreuzen und so die Sitten des chinesischen Volks rein bewahren sollten, welches das zu kaufen Lust hat, was andere Leute ihm zu verkaufen geneigt sind. Nun, das Haus würde, tauben Ohrs, uns nicht einen Farthing bewilligt haben. Ja, ich glaube in der That, hätten wir einen solchen Versuch gemacht, die Gesetze China's für die chinesische Regierung zu vollziehen und eine wachsame Polizei zu organisiren, welche das in China verhindern sollte, was wir doch im eigenen Lande nicht verhindern können nämlich das Schmuggeln so würde das Parlament unsere Vorschläge kaum mit ernstlicher Geringschätzung behandelt, sondern uns geradezu ins Gesicht gelacht haben. Gleichwohl ohne eine solche Polizei, ohne solche präventive Gewaltmittel wären die Instructionen, wegen deren Nichtertheilung an unsere Oberaufseher in China die Minister getadelt worden, ein unnütz beschriebenes Papier gewesen. Doch ich will noch weiter gehen und annehmen, das neuerlich in Ihrer Maj. Regierung ausgedrückte Vertrauen dieses Hauses (Beifall der Ministeriellen, ironischer Zuruf der Tories) wäre so groß, daß es der Regierung die Mittel zur Einrichtung einer solchen Zollschutzlinie an der Küste von China an die Hand gegeben hätte, was wäre die Folge gewesen? Unsere Kaufleute würden den Handel unter der amerikanischen Flagge forttreiben, unter dieser Flagge würden sie unsern Kreuzern ein Schnippchen schlagen, und der Opiumhandel florirte nach wie vor. Weit entfernt daher, eine Rüge des Hauses verdient zu haben, rechne ich es mir vielmehr als ein Verdienst an, daß ich dem Oberaufseher in Canton solche Vollmachten und Instructionen, wie sie das ehrenwerthe Mitglied für Pembroke anempfiehlt, nicht zugefertigt habe. Aber, sagt man, ihr hättet eine Gesandtschaft nach Peking senden sollen. Das ist ein Punkt, nicht unwerth der Beachtung. Aber in der Erinnerung an das Schicksal früherer Gesandtschaften, bei der bekannten Abneigung der Chinesen gegen diplomatische Verbindungen mit fremden Staaten, in Anbetracht, daß wir der chinesischen Regierung keine praktische Maaßregel zur Befestigung der Freundschaft oder eines Bündnisses vorzuschlagen hatten, erschien es uns als eine unweise Politik, einen Botschafter nach China zu schicken, derselbe hätte denn etwa mit der chinesischen Regierung gemeinsame Maaßnahmen zur Unterdrückung des Opiumhandels berathen müssen. Da stand aber zu bedenken, daß unsere Mission, unsere Kreuzer und Küstenwachen bei ihrer Ankunft in China vielleicht den Opiumhandel von der chinesischen Regierung für gesetzlich erklärt gefunden haben würden. Ist diese meine Vermuthung ungegründet? Gewiß nicht. Selbst nach schon erfolgter Beschlagnahme des Opiums gesteht Capitän Elliot in einer Depesche vom April 1839, er hege den Verdacht, daß diese confiscatorischen Maaßregeln auf eine Legalisirung des Opiumhandels durch Errichtung eines Monopols in den Händen der chinesischen Regierung hinauslaufen werden. (Hört!) Ich glaube nun alle Punkte der gegen mich erhobenen Anklage der Reihe nach beantwortet zu haben. Ich habe gezeigt, daß ich Instructionen über alle Punkte gegeben, die solche zu erheischen scheinen; daß ich Anordnungen getroffen zum Schutze des rechtmäßigen Handels; daß ich den Oberaufseher angewiesen, den unerlaubten Handel nicht zu schützen; daß ich dem Oberaufseher die Befugniß zum directen Verkehr mit den Behörden in Canton erwirkt habe, der im Interesse der brittischen Residenten als unerläßlich nöthig erschien. Eines in dieser Debatte hat mich gefreut: die Erklärung des sehr ehrenwerthen Mitglieds für Tamworth (Peel), daß Maaßregeln zur Vindication der Ehre der brittischen Flagge und der Würde der brittischen Krone allerdings nöthig seyen. Es ist dieß wohl die allgemeine Ansicht des Parlaments und aller im Lande bei dieser Frage zunächst Betheiligten. Man hat auf die Ungewißheit des Ausgangs der zu beginnenden Unternehmungen hingewiesen. Der Ausgang jedes Unternehmens ist ungewiß, unvorgesehene Ereignisse können die zuversichtlichsten Vorausberechnungen Lügen strafen. In die von dem Hrn. Baronet ausgedrückte Hoffnung, daß die von den chinesischen Behörden provocirten feindseligen Maaßregeln nicht den Geist der Rachsucht athmen, und so wenig Verheerung und Unheil, als nur immer möglich, in ihrem Gefolge haben mögen, stimmt wohl jeder hier Anwesende mit ein. Doch mein sehr ehrenwerther Freund wird einsehen, daß es eigentlich unnütz ist hier darüber zu discutiren, ob die Chinesen ein grausames oder mildgesinntes Volk sind. Ich glaube, wie in allen Ländern gibt es auch in China hartherzige und freundliche Menschen. Eine sehr barbarische Handlung war z. B. die Verbrennung eines spanischen Schiffs, das die Chinesen für ein englisches angesehen hatten; deßgleichen der Angriff auf ein Boot, worin sich einige unglückliche Lascars befanden, die von ihnen grausam gemordet wurden. In andern Fällen haben sich Chinesen mild und menschenfreundlich erwiesen, und überhaupt haben sie eine Abneigung gegen schwere Züchtigungen und Todesstrafen. Aber das gehört nicht zur vorliegenden Frage. Uebrigens gebieten uns nicht nur Rücksichten der Menschlichkeit, sondern auch unser eigener Vortheil, unsere Maaßregeln gegen China so gelind als nur immer möglich in Vollzug zu setzen, eben nur in so weit, als zur Erreichung unsers Zwecks unerläßlich ist. Man hat bemerkt, durch die Verfolgung unserer gerechten Forderungen an China könnten wir uns in Händel mit andern Staaten verwickeln. Ereignet sich dieses Unglück, so müssen wir ihm begegnen, wie wir können. (Hört! von den Oppositionsbänken.) England, wie jedes Land, das auf seine Ehre hält, darf sich von dem einmal als recht Erkannten durch solche Rücksichten nicht abschrecken lassen. Von der angezogenen Protestation amerikanischer Kaufleute gegen die Blokade des Hafens von Canton weiß ich bloß aus den Zeitungen, Capitän Elliot hat uns keine Abschrift davon übermacht. Hingegen haben Sie hier ein Memorial, das mit China handelnde amerikanische Kaufleute an den Congreß in Washington gerichtet haben, und worin sie, unter Auseinandersetzung der jüngsten Vorgänge in Canton, ausdrücklich anempfehlen, daß die Regierung der Vereinigten Staaten mit Großbritannien zusammenwirken möge, um die Handelsverhältnisse zu China auf einen sichern und ehrenhaften Fuß zu stellen. Die Unterzeichner des Memorials erklären das Benehmen der chinesischen Behörden gegen die englischen Kaufleute für wenig besser als Raub, und sprechen die Ansicht aus, daß das Erscheinen einer brittisch-amerikanisch-französischen Flotte an der Küste von China das beste Mittel seyn würde, den Chinesen einige Begriffe des Völkerrechts beizubringen. (Hört, hört!) Die öffentliche Meinung in England, noch einmal sey es gesagt, billigt das Verfahren der Regierung gegenüber von China. Ich habe dafür die beste Autorität0891 in Händen: ein Schreiben von dreißig der achtbarsten Londoner Häuser, die in dem Handel mit China betheiligt sind. Der Minister liest den Brief, welcher Besorgniß wegen der Motion Sir J. Grahams ausdrückt, und beifügt: Wir bescheiden uns, die Art und Weise vorschreiben zu wollen, wie der Handel mit China künftig betrieben werden soll, aber es ist unsere volle Ueberzeugung, daß, wenn die Maaßregeln der Regierung nicht mit Festigkeit und Energie vollzogen werden, der Handel mit jenem Lande nicht länger mit Sicherheit, mit Anstand, mit Ehre und Vortheil für den brittischen Namen betrieben werden kann. Der Redner schloß wie folgt: Gesetzt, wir wollten und könnten den Anbau und die Ausfuhr des Opiums in Indien vermindern, würde dieser Industriezweig sich nicht alsbald nach der Türkei, nach Persien oder einem andern benachbarten Lande hinüberziehen? Diese große Hauptfrage: die Thunlichkeit und Räthlichkeit der Beschränkung des Opiumhandels von unserer Seite, hat der Herr Antragsteller klüglich aus dem Spiele gelassen, er zog es vor, einen Seitenwind zu benützen, um uns eine Rüge anzuheften und zugleich, wie beiläufig, die Mittel in unseren Händen zu verkümmern, oder wohl auch die Ausführung unserer Maaßregeln aus unsern Händen zu nehmen. (Zuruf der Ministeriellen.) Nun, Sir, wahrscheinlich geschieht es aus eitel Herzensgüte und Mitleid, daß die Herren gegenüber sich bereitwillig zeigen, in eigener Person die Niederlage zu erleiden, die in ihren Augen unsere Expedition unfehlbar treffen muß. Ungefähr wie edelmüthige Feinde eine Art Freundschaft für diejenigen fühlen, die sie in der Schlacht bekämpft haben. Ehrenwerthe Herren gegenüber, die so oft in diesem Haus ihre Klingen mit uns gemessen, wollen sich jetzt für uns in die Bresche stellen welche Großmuth! (Beifall und Lachen der Ministeriellen.) Doch ernstlich gesprochen, die bewaffnete Demonstration, die unsere Entschädigungsforderung an China begleitet, wird hoffentlich auf den Kaiser in Peking einen ganz andern Eindruck machen, als die Rathschläge seines Commissärs Lin. Ich hoffe, der Anblick unserer Flotte wird uns zu unserm Recht verhelfen, ohne daß es zum eigentlichen Krieg zu kommen braucht. Sir, im vorigen Jahr drängte der Hr. Baronet einen Tag um den andern auf Vorlegung von Papieren über die orientalischen Angelegenheiten. In diesem Jahr ließ er mir wieder keine Ruhe, und die Schreiber im auswärtigen Amte hat er fast umgebracht, denn Tag und Nacht mußten sie aufsitzen, um die von ihm verlangten Actenstücke vorzubereiten. In der Druckerei brach unter dem Gewicht des dazu nöthigen Druckapparats ein Fußboden ein (Gelächter), und als die vielbegehrten Papiere endlich auf dem Tische dieses Hauses lagen, da that der sehr ehrenwerthe Baronet nichts nichts; sein von Natur gutes Gemüth wenn auch, wie ich wohl weiß, sich ein Niederschlag von Parteigroll darin angesetzt hat (Gelächter) sein gutes Gemüth vermochte es nicht über sich, eine Motion vorzuschlagen, und so geschah es, daß er und seine Freunde, freilich sehr ungern, sich genöthigt sahen, in ein Dankesvotum für unsere Truppen mit einzustimmen, die in Afghanistan tapfer ausgeführt, was wir weise entworfen hatten. (Schallendes Gelächter und Beifallsruf von den ministeriellen Bänken.) Dießmal wollte der Hr. Baronet diesen Verzugsfehler nicht wieder begehen, weil er vermuthlich ahnt, daß unser Unternehmen gegen China, wenn nicht mit gleichem Glanze des Waffenruhms, doch mit ebenso glücklichem Erfolg gekrönt werden dürfte. Mit ritterlicher Ungeduld will er deßhalb sein Dankesvotum an unsere Land - und Seemacht durch einen Seitenwind anticipiren. (Gelächter.) Doch mir bangt keineswegs um das Resultat dieser Debatte. Welche Mittelchen der Sollicitation auch angewandt worden seyn mögen, indem man zu dem einen Mitglied sagte: mißbilligen Sie nicht den Opiumhandel? und zu einem andern: Könnten Sie wohl einen Krieg gutheißen, der so kostspielig zu werden droht und vielleicht neue Steuern nöthig macht? ich glaube, diese Taktik wird wenig gefruchtet haben. Ich bin überzeugt, die Herren, die uns unlängst bei dem Vertrauensvotum unterstützten, werden uns auch jetzt nicht im Stiche lassen, wo es gilt, einen Vorschlag zurückzuweisen, der so handgreiflich keinen andern Zweck hat, als ein Ministerium an die Stelle des andern zu setzen. (Langanhaltender Beifallsruf der ministeriellen Seite.) Nach einer kurzen Schlußerwiederung von Sir J. Graham, der sich wiederholt gegen den Verdacht ehrgeiziger Parteiabsicht verwahrte, aber vom ungeduldigen Ruf um Abstimmung unterbrochen ward, erfolgte diese mit dem bekannten Resultat.

In der übrigens wenig erheblichen Unterhaussitzung vom 13 April wurde die aus dem Oberhause zurückgesendete Bill zum Schutze der Drucker parlamentarischer Actenstücke mit den von diesem Hause beliebten Amendements angenommen, deßgleichen die Bill zur Vereinigung der beiden Canadas zum zweitenmal gelesen. Im Oberhause entspann sich eine lange, resultatlose Discussion über den Zustand der ärmeren Classen in Irland, und die dortige Wirksamkeit des Armengesetzes, welche torystische Lords als sehr traurig schilderten, indem O'Connell und die katholische Priesterschaft damit nur eine neue Agitationswaffe gewonnen hätten. In der kurzen Sitzung der Lords am 14 April übergab der Herzog v. Wellington mehrere Petitionen gegen jede Aenderung der Korngesetze. Das Erscheinen des edlen Herzogs im Parlamentshause widerlegt die Angabe einiger Journale, daß er auf einem Spazierritt in Drurylane in der Mittagsstunde dieses Tags einen abermaligen Schlaganfall erlitten habe. Das Oberhaus vertagte sich über die Osterferien bis zum 30 April. Im Hause der Gemeinen zeigte Hr. Hume an, er werde nach Ostern eine Adresse an die Königin vorschlagen, daß Ihre Maj. die Vorlegung der zwischen Lord Ponsonby in Konstantinopel und Viscount Palmerston gepflogenen Correspondenz befehlen möge.

Die letzten Nachrichten aus Indien melden, daß die Expedition der Russen nach Chiwa das dortige Gouvernement in die thätigste Bewegung gesetzt hatte. Man erhielt in Calcutta die Kunde von den ersten Bewegungen des Perowsky'schen Corps aus Chiwa selbst und dann über Bochara und Balch. Lord Auckland expedirte sogleich einen Courier nach Herat an den dortigen englischen Agenten, Major Todd, mit dem Befehl, sich sogleich nach Chiwa zu begeben. In diesem Augenblick befindet sich Major Todd ohne Zweifel an seinem neuen Bestimmungsorte. Lord Auckland sah sich dazu bewogen, durch die angelegentlichen Bitten des Chans, der einen Abgesandten der ostindischen Compagnie schon einige Monate zuvor begehrt hatte, wo dunkle Gerüchte von der bevorstehenden Perowsky'schen Expedition sich verbreitet hatten. Aber nicht nur der Chan von Chiwa, sondern alle Häuptlinge der verschiedenen unabhängigen Stämme am Oxus und Jaxartes fast bis zum Paropamisus hin fühlen die neue Gefahr, von der sie durch die Russen bedroht werden, denn der Plan der letztern ist, wie es sichere Quellen verbürgen, alle unabhängigen Chanate in ein großes Reich zu verschmelzen, dessen Beherrscher von dem Cabinet zu St. Petersburg bereits designirt worden seyn soll. Man hoffte dadurch einen zugleich großen und lenksamen Körper in Centralasien zu gewinnen, der durch seine Schwäche auf das russische Protectorat angewiesen wäre und solchergestalt der russischen Politik einen neuen und wichtigen Einfluß auf die Verhältnisse Asiens sichern müßte.

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Wer den beharrlichen Willen des Kaisers Nicolaus kennt, zweifelt nicht, daß die Unternehmungen gegen Chiwa bald wieder aufgenommen werden dürften. Auch weiß man bereits, daß der Plan der russischen Politik weit über Chiwa hinaus reichte. Die Nachrichten, die hier eingegangen sind, fanden daher das englische Ministerconseil nicht unvorbereitet. Es soll nämlich eine neue Expedition nach den Oxusländern in St. Petersburg beabsichtigt werden. Hierauf hatten die in letzter Zeit dem Baron Brunnow gemachten Erklärungen Beziehung. Sie bestehen im Wesentlichen darin, daß das ostindische Gouvernement, im Fall einer ferneren Beharrung Rußlands auf den gefaßten Planen, nicht säumen werde, eine imposante Truppenmacht nach dem Oxus zu senden und die wichtigsten Punkte daselbst militärisch zu besetzen. Unter diesen Punkten nenne ich Balch als den wichtigsten. Ueberhaupt würde Rußland, seinen wie immer gearteten Plan nie zur Ausführung zu bringen im Stande seyn, ohne auf die ostindischen Sipahis zu treffen. Hierin trifft die öffentliche mit der ministeriellen Meinung ohne Zweifel zusammen; nicht so ganz aber in Bezug auf die neapolitanischen Differenzen hinsichtlich des Schwefelmonopols oder vielmehr hinsichtlich der Coërcitivmaaßregeln, die wahrscheinlich in diesem Augenblick an den Küsten der beiden Sicilien zur Ausführung gebracht werden. Die Instructionen, die dem Admiral Stopford in dieser Angelegenheit ertheilt worden, gehen dahin, daß sobald Hr. Temple die friedlichen Mittel der Unterhandlung erschöpft habe, der Admiral alle neapolitanischen Schiffe aufzubringen und ohne Verzug zu verkaufen habe. Das davon gelöste Geld ist zur Entschädigung jener englischen Unterthanen bestimmt, die durch das Monopol erwiesenermaßen Schaden gelitten haben. Die Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit der von England an den König von Neapel erhobenen Anforderungen dreht sich rein um die Frage: bezieht sich das Monopol auf die Ausbeutung der Schwefelminen oder auf den Export des Schwefels. Hier wird das letztere behauptet und dieß im Widerspruche mit früher von Neapel gegen Großbritannien eingegangenen Verbindlichkeiten gefunden. Es wird ferner geglaubt, daß die Verpachtung der Schwefelzölle an die französische Compagnie das persönliche Interesse des Königs mit betrifft, welches man auch auf ein Drittel des ganzen Gewinns anschlägt. Nichtsdestoweniger gibt es Viele, die das Benehmen Lord Palmerstons und die heftigen Maaßregeln, zu denen der Lord eine besondere Vorliebe zu hegen scheint, tadeln, weil man die Folgen befürchtet und Besorgnisse äußert, daß das Verfahren der Engländer an den sicilianischen Küsten leicht anderwärtige Bewegungen in Italien hervorbringe, was die andern Staaten Italiens unangenehm berühren müßte, und so zu Conflicten Veranlassung geben könnte, deren Ergebnisse der edle Lord nicht hinlänglich bedacht zu haben scheint.

Frankreich.

Eine Bekanntmachung des Finanzministers über die Etats der Einnahmen von den indirecten Abgaben der drei ersten Monate von 1840in Vergleichung mit derselben Periode von 1838 und 1839 gibt gegen 1838 eine Zunahme von 16,414,000 Fr., gegen 1839 nur eine Zunahme von 11,608,000 Fr.

(Schluß der Pairskammersitzung vom 15 Apr.) Nach dem Minister des öffentlichen Unterrichts nahm Hr. Viennet das Wort. Gleich dem Herzog von Noailles habe er gar kein Vertrauen in die Politik Englands; dieses habe übrigens Recht, daß es immer sein eigenes Interesse im Aug habe. Die Franzosen sollten es hierin nachahmen. Englands Beispiel sollte die Franzosen von der sentimentalen Politik heilen, welche schon so viel Blut, so viele Millionen gekostet. Indessen, fügte der Redner bei, hätten die Erklärungen, welche der Ministerpräsident über die Politik gegeben, die er im Orient befolgen wolle, ihn vollkommen beruhigt. Auf die innere Politik übergehend beklagte Hr. Viennet die häufige Wiederholung aufregender Discussionen. Zwar habe die Repräsentativregierung so tiefe Wurzeln auf französischem Boden geschlagen, daß es unmöglich wäre, sie auszureißen, aber trotz der Vorliebe des Landes für das Repräsentativsystem sey doch jedesmal der Zusammentritt der Kammer für das Land eine Zeit der Unruhe, des Stockens der Geschäfte. Die Masse kümmere sich weniger um die Meinungen der Minister, als um die Dauer des Ministeriums. Der Redner entwarf von dem Zustand Frankreichs, von den parlamentarischen Wirren in den letzten Jahren ein klägliches Bild. Man mache nur noch Opposition, um an die Gewalt zu gelangen, oder um sich zu rächen, daß man nicht mehr an der Gewalt sey. Die öffentlichen Beamten würden überall verleumdet; beständig suche man das Mißtrauen des Volks gegen die Gewalt zu erwecken, gegen den redlichsten, uneigennützigsten Mann erhebe man Anklagen, sobald er ein Amt angenommen. Jeder, der irgend einen Verkehr mit der Krone habe, werde ein Höfling gescholten; morgen könne man sehen, wie seine heutigen Worte ausgelegt würden. (Allgemeines Gelächter.) Man möge sich aber nicht täuschen lassen, denn der ganze Durchmesser der Erde stehe zwischen ihm und einem Höfling. (Gelächter.) Hr. Viennet erklärte sich übrigens für die Bewilligung der geheimen Fonds. Nach ihm sprach Hr. v. Montalembert, welcher entschieden Partei für das Ministerium nahm. Wir kommen morgen auf seine Rede zurück.

〈…〉〈…〉In der Pairskammersitzung vom 16 April, am dritten Tage der Discussion, fiel endlich die Entscheidung. Auch an diesem Tage noch waren die Galerien gefüllt. Hr. v. Tascher eröffnete die Debatte, zunächst um das Widerstreben darzulegen, mit welchem die Kammer das neue Wort parlamentarisch aufnehme. Ihm folgte Hr. D'Alton-Shee, der unter dem vorigen Ministerium heftige Opposition gemacht hatte, jetzt aber dem Freimuth des Hrn. Thiers seine Anerkennung zollt, und sein volles Vertrauen auf dessen innere und äußere Politik ausspricht. Hr. Villemain wundert sich über die Unterstützung, die der Conseilpräsident von dieser Seite finde, und warnt dann vor der despotischen Präponderanz, die hier ein einzelner Mann, von seinem Geist getragen, durch die Parteien, ja über ihnen zu erlangen drohe. Hr. Villemain, der ausgezeichnetste Redner des letzten Ministeriums, den seine Grundsätze eigentlich dem jetzigen Cabinet verbünden sollten, macht offenbar, gleich Lamartine, eine persönliche Opposition es ist ein Kampf der Talente um Anerkennung und Uebergewicht. Daher die scharfe Lauge, die in die Worte gegossen wird. Ihr fordert (rief Hr. Villemain) von denen, denen ihr den Sieg eskamotirt habt, sie sollen stützen, was ihr aufgerichtet. Stützt euch selbst, das ist das wahre Mittel, parlamentarisch zu seyn! Der Minister des Innern, Hr. v. Rémusat, antwortete. Aber auch Hr. Thiers konnte sich nicht enthalten, gegen den letzten Ausfall Villemains ein Gegenwort zu schleudern. Die Kammer (sagte er) wird entschuldigen, wenn ich in diesem entscheidenden Augenblick noch wenige, aber offene Worte an sie richte. Seit zwei Jahren hatte man die Gewalt in die Hände einer bestimmten Parteimeinung gelegt und zwei Kammerauflösungen erfolgten, um die Gewalt in jenen Händen fest zu halten. Hat man diesen Zweck erreicht? Ich habe Se. Maj. gebeten, sich an die Mitglieder der frühern Cabinette zu wenden und erklärt, daß ich das Ministerium nur dann annehmen würde, wenn sich nirgends anderswo Elemente des0893 Erfolgs finden ließen; dann erst habe ich angenommen. Ich sagte ehrlich, was ich für nothwendig, für unvermeidlich hielt. Ich sagte, daß die Transaction nützlich sey; ich sagte dieß den Deputirten, wie ich es jetzt der Pairskammer sage. Verweigern die Kammern mir ihre Unterstützung, so bin ich bereit zurückzutreten. Man wird also nicht von mir sagen können, daß ich den Sieg escamotirt habe. Wissen Sie, wie man es macht, wenn man den Sieg escamotirt? Man benützt eine Partei, um zur Gewalt zu gelangen und wirft sich dann in die Arme einer andern Partei. Hr. Villemain, empfindlich über diese Anspielung auf seine Theilnahme an der Coalition, die ihn ins Ministerium gebracht, wollte alsbald das Wort wieder ergreifen, trat es aber Hrn. v. Bourdeau ab, dem alten Minister der Restauration, der am Tage zuvor Erläuterung verlangt hatte, was das Wort parlamentarisch heißen solle, nachdem Hr. Thiers eine Stunde darüber gesprochen hatte. Heute beschränkte er sich auf die Versicherung, daß die Coalition eine große Calamität für Frankreich gewesen. Der Minister Graf Jaubert entgegnete, er habe die Coalition vertheidigen wollen, an welcher er nur nach langem Widerstreben Theil genommen; da aber ein glänzender Redner (Villemain) zu sprechen verlange, derselbe, der sonst immer die Coalition so siegreich vertheidigt habe, so trete er ihm gerne seine Rede ab. (Gelächter.) Hr. Villemain antwortete, es handle sich hier nicht von der Coalition. Dann wiederholte er mit neuen Wendungen die alten Klagen. Als die Kammer zur Abstimmung schritt, fanden sich 196 Votanten; 143 erklärten sich für das Gesetz, 59 dagegen. Das Ministerium erhielt also eine Majorität von 90 Stimmen. (So steht in den uns zugekommenen stenographirten Mittheilungen; indessen muß hier ein kleiner Irrthum von 4-6 in der Zahlangabe stattfinden.)

(Courrier français.) Wir wußten wohl, daß der Conseilpräsident die in dem Berichte des Herzogs von Broglie ausgedrückten Meinungen nicht bestätigen konnte. Er hat sich in der That mit derselben Offenheit und mit noch größerer Energie als vor der Deputirtenkammer ausgesprochen. Hr. Thiers verpflichtet sich nicht zur Beibehaltung der amoviblen Beamten, für welche man eine Art von Inamovibilität von ihm verlangt hatte; er behält sich im Gegentheil für die Regierung freie Hand vor, und erklärt nur diejenigen, die sich der Ansicht der Regierung mit Aufrichtigkeit anschließen, beibehalten zu wollen. Hr. v. Broglie hatte gesagt, daß die Regierung nur Eine Politik, nämlich die von zehn Jahren her, befolgen könne; Hr. Thiers antwortet, daß diejenigen, welche scheiterten, indem sie die Regierung der Rechten zuwandten, sich nicht darüber wundern dürften, wenn er die Majorität auf einem neuen Boden zu reformiren suche. Allerdings lassen solche auf der Tribune improvisirte Programme viel zu wünschen übrig, und wir für unsern Theil sind darin nicht mit Hrn. Thiers einig, daß die im Kreise der innern Politik aufgeworfenen Fragen ihre Bedeutung nach dem Aufhören der Gefahr verloren hätten; denn wir blicken auf den Grund der Sachen, und sehen darin nur das, was zu lösen war und nicht gelöst ward. Dieser Zwiespalt zwischen Hrn. Thiers und unsern Freunden ist bekannt; wäre er nicht vorhanden, so würde die Linke ihren Theil an der Staatsgewalt, so wie an der Verantwortlichkeit genommen haben. Die von dem Conseilpräsidenten über die auswärtige Politik ausgedrückte Ansicht kann von allen Freunden ihres Landes zugegeben werden. Hr. Thiers täuscht sich weder über die Vortheile noch über die Nachtheile der englischen Allianz und ist entschlossen, sie nöthigenfalls zu brechen. Durch diese Sprache wird jede Besorgniß gehoben, und man darf annehmen, daß das Ministerium nichts übereilen und auf jedes Ereigniß gefaßt seyn wird. Die Rede des Conseilpräsidenten hat die orientalische Frage um einen beträchtlichen Schritt vorgerückt. England weiß jetzt, was Frankreich will, und was es nicht will.

Zu Gunsten des Gesetzesentwurfs über die Rentenconversion hat sich bis jetzt allein Hr. Bechard aus dem Bureau der Deputirtenkammer eingeschrieben.

〈…〉〈…〉In der Sitzung der Deputirtenkammer am 16 April verlas der Präsident ein Schreiben des Conseilpräsidenten des Inhalts, daß derselbe der Discussion über die geheimen Fonds in der Pairskammer beiwohnen müsse, und daher die Deputirten bitte, die Discussion über die Rentenconversion auf den folgenden Tag zu verschieben. Die Kammer beschloß, diese Erörterung auf den folgenden Montag auszusetzen.

(Constitutionnel.) Die Regierung hat erfahren, daß das französische Fahrzeug la jeune Gabrielle, das an der spanischen Küste von den Carlisten gekapert worden, zurückgegeben wurde. Die ganze Mannschaft ward auf Befehl Cabrera's, der fortwährend in Mora sehr krank ist, in Freiheit gesetzt. Ein Franzose, der seit drei Monaten in dieser Stadt zurückgehalten war, hat ebenfalls die Freiheit erhalten.

Man muß bekennen, die Stellung des Ministeriums vom 1 März ist eine ganz außerordentliche, und die keiner der vorhergehenden Ministerien gleicht. Wer einen Feind hat, hat gewöhnlich den Feind dieses Feindes zum Freund. Hier aber ist das Umgekehrte der Fall, und die entgegengesetztesten Ursachen bringen die ganz nämliche Wirkung hervor. Der National bekämpft das Ministerium auf Leben und Tod, ihm ist es nicht radical genug und zu conservativ; die Gazette de France ihrerseits macht ihm gleichfalls den Krieg, ungefähr aus den nämlichen Gründen wie der National, was denn in hohem Grade die Ehrlichkeit der Gesinnungen der Gazette beweist, es sey denn, daß sie selbst nicht recht wisse, welchen Plan sie eigentlich verfolgen soll, was wohl hie und da nicht unwahrscheinlich ist; aber auch das Journal des Débats hat sein Schwert gegen die neuen Minister gezogen, und ist, trotz aller verwahrenden Formeln, voll des giftigsten Grolles; ihm, natürlich, ist das Ministerium Thiers, das den 12 Mai gestürzt, und das Ministerium Molé vereitelt hat, unendlich viel zu radical, und so haben wir denn das Resultat, daß die drei Hauptorgane der drei Hauptfarben, die unter einander sich in den Tod hassen, in brüderlicher Eintracht verbunden sind, um den 1 März zu verfolgen. Wenn ich sage in brüderlicher Eintracht, so ist dieß nicht ganz wörtlich zu verstehen, denn die Natur der Sache und die Wahrheit sind oft stärker, als alle Convenienz eines interessirten Spieles. So z. B. kann das Journal des Débats, trotz alles Zornes gegen Hrn. Thiers, nicht zugeben, daß die Gazette, hinter den Namen des Hrn. v. Villele versteckt, alle Ministerien seit 1830 und mit ihnen den ganzen jetzigen politischen Zustand der Dinge in Frankreich beschimpfe, und z. B. die gefertigten und angefangenen öffentlichen Arbeiten für eitle unnütze Verschwendung, und die Veränderungen im öffentlichen Unterricht für gleich zwecklos und überflüssig erkläre; freilich hat das Journal des Débats in dieser letzten Beziehung leichtes Spiel gegen Hrn. v. Villèle, denn während seiner ganzen Herrschaft hat er sich vor dem Vorwurfe, irgend etwas für die Schulen zu thun, sorgfältig verwahrt. Aufrichtig, wir glauben nicht, daß man das Ministerium wegen dieser seltsamen Fehde Aller gegen Einen beklagen solle, im Gegentheil, es liegt in diesem ganz unlogischen Zusammentreffen der unvereinbarsten Elemente etwas, was für seine Lebensfähigkeit, wenn gleich für eine schwierige Geburt spricht. Zu den Curiosis der Opposition gegen das Ministerium vom 1 März, wir sollten sagen gegen Thiers,0894 gehört ferner die erstaunliche Rede, die Merilhou in der gestrigen Sitzung der Pairskammer gehalten hat. Hört man diesen Senator ächtrevolutionärer Geburt denn wir wissen ja alle, von wannen Merilhou kommt, und wie ihn die Juliusrevolution von 1830 aus seinem plebejischen Range zu der Würde eines Patriciers erhoben hat so sollte man glauben, daß die Gegenwart von Thiers das Land in einen unvermeidlichen Abgrund von Anarchie und Aufruhr stürze, und daß die Septembergesetze die heilige, unnahbare Arche der Monarchie bilden. Bei meiner Treue, das mußte ja selbst der Pairskammer zu arg scheinen, und diesem vergeßlichen Feuereifer eines schwer zu verstehenden Ultraconservatismus ist es vielleicht hauptsächlich zuzuschreiben, daß einer der anwesenden Pairs plötzlich das Bewußtseyn verlor, und weggetragen werden mußte. Wir erinnern uns noch sehr wohl der Zeit, wo Merilhou unter der Restauration, im Jahre 1824 und 1825, als Advocat des damals sehr revolutionären Courrier français, dieses Blatt in dem berühmten procès de tendance vor dem Appelhofe vertheidigte, und durch seinen beredten Radicalismus weit über seinen Collegen Dupin den ältern hervorragte. Heute ist selbst Dupin liberaler als Merilhou, und wäre neben ihm ein Muster von Consequenz. Was kann ich mehr sagen, um den Mann zu schildern, der gestern dem Ministerium Thiers Inconsequenz vorwarf, und nach dessen Rede nicht einmal das Journal des Débats mehr den Muth hatte, an der Abstimmung der Pairskammer zu Gunsten des Ministeriums zu zweifeln!

Belgien.

Der König ist gestern Abend wieder hier eingetroffen. Die Ministerkrise dauert fort. Sollte es Hrn. Lebeau nicht gelingen, ein Cabinet zu bilden, so wird aller Wahrscheinlichkeit nach Hr. Meulenaere damit beauftragt werden. Die Discussion über den Gesetzesentwurf, der die Regierung ermächtigt, 4000 Actien der rheinischen Eisenbahn anzukaufen, wird am 22 d. M. in der Kammer der Repräsentanten beginnen, und, wie man glaubt, Annahme finden. Die Arbeiten dieser Bahn dürften wohl gegen Ende 1842 vollendet seyn. Wir unsererseits betreiben eifrig die Arbeiten der Bahn von Lüttich bis zur preußischen Gränze, obwohl dieselben große Schwierigkeiten bieten: auf einem Raum von einigen Lieues müssen 22 Brücken gebaut werden. Der bisherige Minister der öffentlichen Arbeiten, Hr. Nothomb, welcher sich als Gesandter nach Frankfurt begibt, hatte alle Arbeiten dieser Art vortrefflich geleitet; sein Rücktritt erregt das lebhafteste Bedauern.

Italien.

Nachrichten aus Neapel vom 4 d. M. besagen, daß der König anfängt, die Gefahren einzusehen, in welche er sich durch ein längeres Beharren in der gegen England angenommenen Stellung versetzen würde. Er soll demnach nicht ungeneigt seyn nachzugeben, scheint jedoch so lang als thunlich zögern zu wollen, und wird, obgleich er bereits erklärt haben soll, daß er das Schwefelmonopol aufgeben will, sich doch noch sehr aufgebracht gegen den englischen Residenten Temple und den Fürsten von Cassaro zeigen. Diesem letzteren wirft er Schwäche und Hinneigung zu England vor. Aus diesem Grunde hat er ihn aus der Hauptstadt verwiesen und gewissermaßen ins Exil geschickt. Er gibt dem Fürsten Cassaro alle Schuld an der eingetretenen Krisis, weil er nicht derselben Ansicht wie seine andern ministeriellen Collegen gewesen, vielmehr in dem Conseil, dem der König selbst beigewohnt, eine Sprache geführt habe, die einem neapolitanischen hohen Beamten nicht gezieme. Diese Aeußerungen sollen nach außen wiederholt worden seyn, und nur dazu beigetragen haben, die Meinung zu bestärken, daß die englische Regierung in ihrem Rechte sey. Es bleibt nun wohl noch dahingestellt, auf welcher Seite das Recht in dieser unangenehmen Sache liegt; gewiß ist aber, daß der neapolitanischen Regierung kein Nutzen durch das heftige Verfahren gegen den Fürsten Cassaro erwachsen kann, der die allgemeine Achtung genießt. Uebrigens wird sich bald Alles aufklären, da das alsbaldige Erscheinen mehrerer englischen Kriegsschiffe in Neapel für gewiß betrachtet wird. Die Geschäfte in Neapel stockten. Die Unzufriedenheit, die namentlich in Sicilien bei der dort herrschenden Armuth vorwaltet, kann dadurch nur genährt werden.

Ein Courier, welcher heute, von Neapel kommend, diese Gränze passirt hat, überbringt nach Wien die wichtige Nachricht, daß Se. Maj. der König beider Sicilien, vorzugsweise dem dringenden Rathe Oesterreichs folgend, in Bezug auf den mit England wegen des Schwefelmonopols entstandenen Streit den Weg der Nachgiebigkeit und Versöhnung eingeschlagen hat.

Deutschland.

Ueber die Abreise Sr. Maj. des Königs nach Aschaffenburg, die, mehrern Blättern zufolge, schon Anfangs Mai erfolgen würde, ist bis heute am Hofe nichts Officielles bekannt. Die beiden Prinzen von Hessen und Holstein haben unsere Stadt wieder verlassen, und sich durch ihre Bildung und ihr Benehmen ein freundliches Andenken gesichert. Gestern feierte der verdienstvolle Centralgalerie-Director, Georg v. Dillis, Comthur des Verdienstordens der bayerischen Krone, sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum; die rüstige Kraft des achtzigjährigen Greises verheißt noch manches Jahr einer thätigen Wirksamkeit. Es sind in der jüngsten Zeit Voranschläge zur Wiederherstellung des Theaters an der Residenz (altes Opernhaus) gemacht worden; das Publicum gibt darum der Hoffnung Raum, daß dieses Gebäude, an welches sich für die ältere Generation die angenehmsten Erinnerungen knüpfen, nicht, wie man bis jetzt behauptete, abgebrochen, sondern vielmehr, vielleicht schon im Laufe des nächsten Winters, zu Darstellungen benützt werde. Daß dieses kleinere Theater für Conversationsstücke, Operetten u. dgl. geeigneter ist als das große, unterliegt wohl keinem Zweifel. Dem längst gefühlten Bedürfnisse eines bessern und bequemern Ausgangs im königl. Odeon wird durch Anlegung einer neuen Treppe abgeholfen, deren Bau in den nächsten Tagen beginnt.

Gestern setzte die 2te Kammer die Debatten über den Titel von dem Zweikampf fort. Nach §. 291 darf die, den Urhebern einer Tödtung oder sehr schweren bleibenden Verletzung treffende Strafe bis auf Zuchthaus von 8 Jahren erhöht werden, wenn derselbe aus nichtswürdigen Beweggründen das Duell gesucht oder annehmbare Versöhnungsanträge aus nichtswürdigen Beweggründen zurückgewiesen hat. Welcker schlug statt des Ausdrucks nichtswürdige Beweggründe den Ausdruck schändliche Beweggründe vor, da man nichtswürdig in einem Sinne, wie nichts werth oder unbedeutend nehmen könnte, und jeder doch nur selbst ermessen könne, ob die Gründe, die er zum Duell habe, wichtig genug seyen. Obkircher, Geheimer Rath Duttlinger und v. Rotteck bekämpften den Antrag Welckers. Duttlinger: Nichtswürdig sey weniger als schändlich, aber mehr als unbedeutend oder als nichts werth. Es bezeichne am richtigsten den vom Gesetz beabsichtigten Sinn, welcher darin bestehe, daß Jemand das, was als Grund zum Duell angegeben werde, nur als Vorwand für dasselbe benütze, um seinen Gegner zu verletzen, ohne daß er dazu nach0895 der Meinung seiner Standesgenossen durch Ehrenpflicht oder Standesvorurtheil in irgend einer Weise veranlaßt wäre. v. Rotteck: Welckers Vorschlag würde zu nichts führen, denn es sey ja eben eine Schändlichkeit, wenn Jemand aus nichtswürdigen Beweggründen ein Duell suche. Auf Geh. Rath Duttlingers Erläuterung hin nahm Welcker seinen Antrag zurück. Nach §. 292 trifft denjenigen, welcher mit Verletzung der hergebrachten oder besonders verabredeten Kampfregeln den andern getödtet oder verwundet hat, die Strafe der Tödtung oder Körperverletzung. Auf Sanders Vorschlag wurde, da die einfache Duellstrafe oft größer sey, als jene der entstandenen Körperverletzung, für diesen Fall die höhere Duellstrafe des §. 290 vorbehalten. Die Secundanten sollen nach §. 294 a mit Gefängniß bis zu 3 Monaten, oder wo die Fortsetzung des Kampfes bis zum Eintreten einer Tödtung verabredet war, und diese dabei wirklich eintrat, mit Arbeitshaus bestraft werden, insofern sie nicht vor der Vollziehung den Zweikampf selbst, oder bei der Vollziehung vor eingetretener Verletzung die Fortsetzung desselben zu verhindern bemüht waren. Mördes trug auf Streichung des Artikels an, da die Beiziehung von Secundanten zu begünstigen sey. Staatsrath Jolly vertheidigte den Artikel besonders deßwegen, daß die Secundanten eine ernste Veranlassung haben, vermittelnd einzuschreiten, wenn sie sich aufs Strafgesetz berufen können. Mördes: Damit könnte kein Officier als Secundant seine Vermittlung rechtfertigen. Der Secundant unterliege eben so wie der Duellant dem Einfluß der Ehre und der Standesvorurtheile. Rindeschwender: Der Secundant habe bei der Versöhnung keine Wirksamkeit, wenn man sehe, daß er nur vermittle, um sich selbst straffrei zu machen. Dessen ungeachtet lehnte die Kammer den Antrag des Abg. Mördes ab und eben so noch den Antrag Sanders, die Strafbarkeit der Secundanten auf den Fall zu beschränken, wo sie der Versöhnung feindselig entgegen treten. Vogelmanns Vorschlag, die Duelle ohne Secundanten höher zu bestrafen, wurde beseitigt, da Duttlinger bemerkte, daß die Weglassung von Secundanten zwar ein Straferhöhungsgrund wäre, aber innerhalb des großen Spielraums, den das Gesetz gebe, hinreichend berücksichtigt werden könne. Am Schlusse vom Titel über den Zweikampf schlug Baumgärtner vor, daß für die Verjährung der gerichtlichen Verfolgung wegen Duells kürzere Fristen festgesetzt werden, was mit einer vom Vicekanzler Bekk beantragten Modification dahin angenommen wurde, daß die gerichtliche Verfolgung wegen Duells in 2 Jahren, im Fall einer eingetretenen Tödtung oder schweren Verletzung der in §. 203 Nr. 1-3 bezeichneten Art aber in 6 Jahren verjähre, bei Verletzung der Kampfregeln (§. 392) jedoch die gewöhnliche Verjährungsfrist Anwendung finde.

(Beschluß folgt.)

Ihre Hoheit die Prinzessin Marie von Hessen ist seit heute Mittag die erklärte Braut Sr. kaiserl. Hoheit des Großfürsten-Thronfolgers Alexander von Rußland. (Frankf. Jour.)

Preußen.

Die Kaiserin von Rußland wird im Laufe des künftigen Monats zu Fischbach erwartet. Sie soll sich daselbst einige Wochen aufhalten, und wird nach dem Rath der Aerzte dann das Bad zu Ems gebrauchen. Der Kaiser wird, wie man glaubt, sich nach Warschau begeben, daselbst kurze Zeit verweilen, hierauf eine Reise zur Inspection der Heeresabtheilungen im südlichen Rußland machen, und nach Petersburg zurückkehren, später aber auch nach Deutschland kommen, woselbst er unsern König sehen, und mit mehreren der angesehensten Staatsmänner Deutschlands zusammen treffen wird. Unser König wird wie gewöhnlich das Bad Töplitz gebrauchen, was ihm immer sehr zusagte. Der russische Thronfolger wird wahrscheinlich seine durchlauchtigste Mutter in Ems aufsuchen. Ueber die Zeit seiner Vermählung lauten die Angaben widersprechend. Die Prinzessin von Darmstadt ist noch sehr jung, und es wäre daher möglich, daß man wünscht, sie noch einige Zeit im Brautstand zu sehen. Im künftigen Spätjahre wird sie jedoch nach Rußland gehen, um daselbst zur griechischen Religion überzutreten. Die Zustände in Schweden werden hier viel besprochen; man erblickt darin den ersten Schritt zu einer völligen Umgestaltung der politischen Verhältnisse jenes Landes, was bei dem vorgerückten Alter Karl Johanns allerdings nicht geeignet ist, ihm größeren Geschmack an der Regierung zu geben, für Schweden aber in mehr als einer Hinsicht äußerst vortheilhaft seyn dürfte. Karl Johann hat hier, wie im ganzen nördlichen Deutschland, viele Freunde, die er sich durch sein humanes und kluges Benehmen während der französischen Bedrückung zu erwerben gewußt hat. Man wünscht daher, daß er die Prüfungen, denen er jetzt ausgesetzt ist, eben so glücklich bestehen möge, als er in seiner Jugend unter schwierigern Verhältnissen sich herauszufinden und den richtigen Weg einzuschlagen wußte.

Schweden.

Der neue Justizminister, Graf Posse, erschien Sonnabend im Staatsrath, und leistete dabei seinen Amtseid. Die beiden übrigen zu gleicher Zeit ernannten Mitglieder des Staatsraths, der General Cederström aus Schonen, und der Zolldistrictschef Fåhräus aus Gothenburg, sind noch nicht eingetroffen. Auch haben bis jetzt keine weiteren Ernennungen stattgefunden. Dem Aftonbladet und der Dagligt Allehanda zufolge haben verschiedene Notabilitäten die ihnen gemachten Anträge, im neuen Conseil Platz zu nehmen, ausgeschlagen. Merkwürdig ist es übrigens zu sehen, wie einerseits die hier sogenannten großen Zeitungen Aftonbladet und Dagligt Allehanda, andrerseits die kleine Minerva, seit den letzten Tagen ihre Rollen durchaus vertauscht haben. Während die beiden erstgenannten sich der neuen Regierung günstig zeigen, ist Minerva zum erklärten Oppositionsblatt geworden. Wir entheben letzterem Blatte folgende Stellen, welche auf die eingetretenen Verhältnisse einiges Licht werfen: Es ist nicht zu läugnen, daß die eben bekannt gemachten Ernennungen der ersten Mitglieder des neuen Staatsraths vieles an sich haben, das demjenigen ähnlich sieht, was man in andern Ländern unter einer Ministerveränderung versteht, d. h. eine Veränderung nicht bloß der Personen, sondern auch der Grundsätze des Consei s hinsichtlich der verschiedenen für Land und Volk besonders wichtigen Fragen. In Rücksicht auf das vielbesprochene System des Ministeriums ist vorerst zu bemerken, daß in unserm Lande der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, so wie die Minister des Kriegs -, See - und Kirchenwesens sehr wenig in den Bereich desselben gehören, und daß es eigentlich nur die übrigen Mitglieder des Conseils sind, welche dasjenige System repräsentiren, mit welchem sie künftighin solidarisch stehen oder fallen müssen. Zwar sind noch nicht mehr als zwei dieser Mitglieder ernannt worden, allein gerade diese beiden Männer sind, was auch die großen Zeitungen dazu sagen mögen, bei weitem nicht so farblos, daß die Antecedentien derselben nicht ihr System ganz klar an den Tag legen sollten. Freilich ist es nur Eine Seite, worin sich dieß mit voller Augenscheinlichkeit darthut, aber gerade diese Seite ist für das Land von dem größten Gewicht, weil dieselbe alle materiellen Interessen umfaßt. Wir kennen nämlich den Grafen Posse nicht als Rechtsgelehrten, desto mehr aber als Staatsökonom. Die Grundsätze des Grafen in Rücksicht der Zollgesetzgebung sind schon lange bekannt, und wurden letzthin, durch das neuerdings erschienene Project eines Zolltarifs, so unzweideutig dargethan, daß man annehmen kann, er habe dadurch ein Programm ergehen lassen über das ganze staatsökonomische0896 System*)Graf Posse gilt nämlich für einen Anhänger freierer Handelsgrundsätze., das er im Conseil, solidarisch mit den übrigen Mitgliedern desselben, vertreten und verfechten werde. Dieß mag diejenigen, die den Entwurf zum neuen Ministerium gemacht, bewogen haben, den Namen des Grafen Posse an die Spitze zu stellen. Insofern müssen wir gestehen, daß die großen Zeitungen, welche die bemerkenswerthen Ergebnisse dieses Reichstags vorbereitet haben, indem die Majorität der Reichsstände den in diesen Zeitungen gepredigten Lehren blindlings gefolgt ist, in der That eine Ministerveränderung bewirkt haben, und eben jetzt im Genusse eines großen Triumphs begriffen sind ... Das neue Ministerium wird jetzt allgemein das englische genannt, weil man ihm einen englischen Ursprung und englische Zwecke zuerkennen will.

Oesterreich.

Die ungarischen Reichsstände haben Sr. Maj. mehrere Repräsentationen und Gesetzesentwürfe unterbreitet. In jener, welche das Recrutenoffert betrifft, findet sich folgende Stelle: Es erregt Besorgnisse in uns, daß die europäischen Mächte auch in Friedenszeiten große stehende Heere unterhalten und der eine Staat gezwungen ist, des andern wegen mit schädlicher Kraftanstrengung dasselbe zu thun. Dieses System ist gefahrvoll, da die Nationalindustrie dadurch jährlich den Verlust vieler tausend arbeitsamen Hände erleidet, die Staatseinnahmen dadurch verschlungen, die Lasten täglich vermehrt werden und so der Segen des Friedens geschwächt wird. Offen sprechen wir es also aus, daß Ungarn nur ein Vertheidigungssystem zu behaupten, und während des Friedens auch dessen süße Früchte zu sichern wünscht; demnach erachten wir es für unsere Pflicht, Eure Majestät vertrauensvoll zu bitten, Allerhöchstdieselben wollen bei den europäischen Mächten zu bewirken geruhen, daß in Anbetracht des Völkerglücks, der Menschlichkeit und des eigenen Staatsinteresse ein allgemeines Desarmirungssystem eingeführt werde u. s. w. Wir glauben, dieser von allen Völkern nachempfundene Wunsch wäre von Seite der Regierungen gewiß allenthalben längst im weitesten Umfang verwirklicht worden, wenn es möglich wäre, Friedensbedingnisse vorzuschreiben oder mit Nachdruck anzubieten, oder endlich die Lust zu kriegerischen Bewegungen niederzudrücken, ohne auf die gerüstete militärische Macht hinzudeuten, deren Stellung mehr als Worte imponirt. Unstreitig brachte Oesterreich dem gesammten Deutschland durch die Unterhaltung seiner Waffenmacht bisher ein großes Opfer, dessen Würdigung gewiß nicht ausbleibt. Die übrigen Repräsentationen betreffen vorzugsweise die Bitte, der König möge eine Reichsdeputation ernennen, welche das Gefängniß - und Besserungssystem berathe, dabei die besten Anstalten des Auslands in Erwägung ziehen und das Ergebniß ihrer Arbeiten in einen angemessenen Vortrag sammt Kostenüberschlag und dessen Quellentwurf beim nächsten Landtag vorlege. Eben diese Reichsdeputation hätte den seit 1837 entworfenen Criminalcodex durchzusehen und gleichfalls bis zum nächsten Landtage in Ordnung zu bringen. Eine andere Reichsdeputation wird für den Planentwurf einer Nationalbank in der Hoffnung erbeten, Se. Maj. werde noch auf gegenwärtigem Landtage die Allerhöchste Genehmigung einer gesetzlichen Bestimmung für deren Errichtung zu ertheilen geruhen.

Türkei.

Man hat dieser Tage die Nachricht von der Ernennung des Barons Brunnow zum definitiven Repräsentanten Rußlands am Hofe von St. James erhalten. Hierauf baut man nun neue Hoffnungen auf das Durchgehen des Palmerston'schen Pacificationsplanes in Bezug auf die orientalische Frage. Das im Ganzen gute Einvernehmen unter den Repräsentanten der fünf Mächte dauert fort, obwohl es scheint, daß sie seit einigen Tagen etwas mehr Zurückhaltung gegen einander beobachten. So hat Hr. v. Butenieff mit dem am 23 hier angelangten russischen Dampfboot neue Depeschen aus St. Petersburg erhalten. Er ließ indessen nicht das Geringste über ihren Inhalt verlauten. Ebenso schweigsam verhält sich Lord Ponsonby hinsichtlich der ihm am 21 zugekommenen ministeriellen Mittheilungen aus London. Daraus wollen einige den Schluß ziehen, daß dieses gute Einvernehmen unter den fünf Gesandten im Grund nur eine äußere Annäherung andeute, die ohne alle weitern Folgen bleiben dürfte. Vorgestern hat die Pforte den Hrn. v. Pontois durch ihren Dragoman über seine Ernennung zum definitiven französischen Botschafter am Hofe von Konstantinopel becomplimentiren lassen. Aus Tripolis sind Nachrichten eingegangen, daß der dortige Gouverneur Haskar Pascha mit seinen türkischen regulären Truppen über die empörten Araber seines Paschaliks ziemlich wichtige Vortheile erkämpft habe. Haskar Pascha ward zur Belohnung seiner Thätigkeit und Umsicht zum Grade eines Muschirs erhoben. Ahmed Pascha, der mit dem Ferman der Ernennung Mustapha Pascha's zum Kaimakam des Kapudan Said Pascha's nach Alexandrien abgegangen war, ist dieser Tage von Aegypten hieher zurückgekehrt. Man sieht der Entbindung einer der Gemahlinnen des Sultans mit jedem Tage entgegen. Dieß scheint die Ursache, warum der Sultan schon im Monat März das neue Sommerpalais in Tschiragan bezogen hat.

0889

Geologische Briefe.

(Fortsetzung.)

Elie de Beaumont.

Nächst Leopold v. Buch ist es besonders der Franzose Elie de Beaumont, der in neuester Zeit die Geologie durch geistreiche, umfassende Ideen befruchtet hat. Schon Leop. v. Buch hatte zunächst für Deutschland nachgewiesen, daß manche gesonderte Gebirge mit ihren untergeordneten Höhenzügen auffallend dieselbe Richtung verfolgen, und er hatte nach diesem Streichungsverhältniß die Gebirge Deutschlands in verschiedene Gruppen oder geognostische Systeme geordnet. Beaumont bewies, daß dasselbe für die ganze Erde gilt, und er versuchte es, in möglichster Vollständigkeit die Gebirge zusammenzustellen, deren Längenachsen nahezu in derselben Richtung liegen. Es lag nun nahe, sich als nächstes Ziel der Forschung die Untersuchung vorzusetzen, ob jene Zerreißungen und Erhebungen in einer bestimmten Periode der Erdbildung zumal erfolgt, oder ob die verschiedenen Gebirge auch verschiedenen relativen Alters seyen. Wir haben gesehen, daß die Reihenfolge geschichteter Gebirgsarten in den Ebenen und Niederungen, welche den bei weitem größten Flächenraum der Continente einnehmen, und aus denen die Gebirge insularisch aufsteigen, nahezu wagerecht hingelagert sind, so, wie sie sich nach einander auf dem Boden des Meeres erzeugt haben müssen, daß aber diese Schichten in den Bergketten selbst, und im Ganzen nur in diesen ungleichförmig gelagert und aufgerichtet erscheinen. Beobachtet man nun ein einzelnes Gebirge, so zeigt sich nicht nur, daß da, wo die Störung der ruhigen Lagerung beginnt, die wagerechten und die gehobenen Schichten scharf von einander absetzen, sondern auch, daß nur ein gewisser Theil der Schichtenreihe von der Aufrichtung im Gebirge betroffen worden ist, während der andere seine ursprünglich horizontale Lage beibehält. Hier bietet sich nun von selbst der Schluß an, daß, als an dieser bestimmten Stelle die Zerreißung und Auftreibung der Erdrinde erfolgte, die gehobene, nothwendig ältere Partie der Schichten bereits gebildet war, daß dagegen die horizontalen sich erst nach der Hebung um die Ränder des Gebirgs, wie um Meeresküsten, niedergeschlagen haben. Läßt sich somit bestimmen, in welcher Periode der Flötzbildung ein einzelnes Gebirge entstanden, so fragt es sich, ist dieses Verhältniß in allen Gebirgen dasselbe oder nicht? Zeigt sich am Fuße aller dieselbe Gruppe von Schichten aufgerichtet, dieselbe andere wagerecht hingestreckt? oder aber, sind in dem einen nur die ältern Schichtenglieder gestört und alle darübergelagerten unverrückt, in einem andern dagegen nebst den ältern auch jüngere aufgehoben, und etwa nur die jüngsten ruhig um den Fuß ergossen? In der ersten Voraussetzung müssen alle Gebirge in derselben Zeit, in der andern müssen sie in verschiedenen, auf einanderfolgenden Perioden entstanden seyn. Eine Menge längst erhobener Thatsachen ließ zum voraus keinen Zweifel, daß nur letzteres der Fall seyn könne; es handelte sich nur davon, nach diesem Gedanken die einzelnen Gebirge zu untersuchen, um ihr relatives Alter zu bestimmen. Wenn sich längs der Achse eines Gebirgs nur die ältesten geschichteten Bildungen: Gneiß, Glimmerschiefer, Thonschiefer, aufgerichtet, und schon die nach oben zu unmittelbar auf jene folgende Kohlenformation, nebst allen jüngern und jüngsten, sich ruhig und gleichförmig gelagert zeigt; wenn ein anderes Gebirg alle, auch die jüngsten, die sogenannten tertiären Gebilde emporgerissen und nur das aufgeschwemmte Land nicht mehr gestört hat, so ist klar, daß erstere Erhebung weit älter seyn muß als letztere, und zwischen beiden läßt sich eine ganze Reihe von Zwischenfällen denken, weil man eine beträchtliche Zahl sogenannter Formationen unterscheidet, und jede derselben wieder in mehrere Glieder zerfällt. Wie man sieht, der Grundsatz ist höchst einfach, aber die Anwendung hat sehr große, in der Natur der Sache liegende Schwierigkeiten: im einzelnen Fall läßt sich oft nur mit der größten Mühe das entscheidende geognostische Moment ergreifen und der Irrthum ausschließen. Nur zu oft verlieren wir beim Verfolgen des Baues der Naturkörper den Faden deßhalb, weil sich die Bildungen für unsere Sinne zu sehr ins Kleine ziehen; gerade umgekehrt ist in den Gebirgen das Buch der Natur für uns viel zu kolossal, und noch dazu seine Schrift gar seltsam abbrevirt.

Beaumont verglich nun die in der Litteratur niedergelegten Beobachtungen über die Schichtenstellungen an den Flanken der verschiedenen Gebirge, und erwies daraus, daß wirklich jedes gesonderte Gebirge in einer bestimmten Periode aufgestiegen. Er begriff die in jedem Gebirg aufgerichteten Schichten als Küstenränder insularischer Landmassen, um welche her und von deren Material sich jedesmal die horizontalen jüngern Schichten auf dem Boden der damaligen Meeresbecken langsam niedergeschlagen. Eben durch die successiven, an verschiedenen Stellen zu verschiedenen Zeiten erfolgten Hebungen waren allmählich die Continente, wie sie jetzt daliegen, und überhaupt das ganze Relief der Erde gebildet worden. Er gelangte dabei zu der übrigens auch schon von Leop. v. Buch geäußerten Ueberzeugung, daß die Erhebungen der Bergketten, schon nach dem ganzen Charakter des vulcanischen Processes, jedesmal verhältnißmäßig rasch erfolgt seyn müssen, und daß in der Geschichte der Erde die langen Epochen ruhiger neptunischer Bildung in verschiedenen Zeiten, an einer Stelle des Erdbodens oder an mehreren zugleich, durch jene Aufberstungen und Ausbrüche plutonischer Massen unterbrochen worden sind.

Aber die so merkwürdige Thatsache ins Auge fassend, daß die Achsen vieler weit entlegenen Gebirge genau in derselben Richtung streichen, ging Beaumont noch weiter. Er glaubte einen deutlichen Rapport zwischen der Richtung der Gebirge und den von ihnen gehobenen Schichtengruppen zu entdecken, und stellte die glänzende Hypothese auf, daß alle großen Längespalten der Erdrinde, welche demselben größten Kreise der Erdkugel parallel laufen, in derselben Periode entstanden, und somit alle auf diesen Spalten emporgestiegenen Bergketten gleichzeitig seyen. Abgesehen davon, daß dieß, wenn man so sagen darf, für die Philosophie der Geschichte der Erde von höchster Bedeutung wäre, leuchtet sogleich ein, wie unendlich es die Forschung fördern müßte, wenn man nur die Streichungsverhältnisse eines Gebirgs zu kennen brauchte, um auch zu wissen, nach und vor welchen Formationen es sich erhoben hat. Es fehlt nun nicht an Andeutungen, die bis jetzt auffallend für, aber eben so wenig an Beobachtungen, die gegen diese Hypothese zu sprechen scheinen. Noch längere Zeit wird sich in diesem wichtigen Punkt kein entscheidender Spruch fällen lassen; die Wissenschaft hat ja kaum angefangen, die geognostischen Verhältnisse der verschiedenen Landstriche aus dem Gesichtspunkt des relativen Alters der auf denselben emporgethürmten Massen zu betrachten. Von den meisten außereuropäischen Ketten, die mit bekannten europäischen parallel laufen, weiß man noch nicht einmal im Allgemeinsten, ob sie die Voraussetzung bestätigen werden oder nicht. Dazu kommt die sichere Beobachtung,0890 daß viele Gebirge sich keineswegs in ihrer Totalität zu einer und derselben Zeit erhoben haben können; sie sind vielmehr bestimmt in derselben Streichungslinie zu wiederholtenmalen in verschiedenen Graden stoßweise aufgehoben worden. So muß Beaumont selbst, nach vorliegenden Thatsachen, in den Pyrenäen vier verschiedene Hebungsperioden annehmen, und auch bei der Alpenkette kann von absoluter Gleichzeitigkeit des Ganzen keine Rede seyn. Ist daher der Rapport zwischen den Richtungen der Bergketten und ihrem relativen Alter keine schimmernde Chimäre, dergleichen die Wissenschaften schon so manche erlebt, verbirgt sich wirklich etwas Gesetzliches in der wirren Vertheilung der Gebirge und dem Chaos der Hebungen, so wird es erst im langen Fortgang auf einer Bahn der Forschung zu fassen seyn, in der wir erst wenige Schritte zurückgelegt haben.

Jedenfalls aber bleiben die Ansichten Beaumonts vom relativen Alter der Gebirge in der Hauptsache fest stehen, und so jung diese Betrachtungsweise ist, so hat sie doch schon zu einem äußerst merkwürdigen Resultat geführt. Beaumont sah sich im Verlauf seiner Untersuchungen genöthigt, die ursprünglich von Leop. v. Buch nach den Streichungsverhältnissen aufgestellten vier Gebirgssysteme auf zwölf, ja am Ende auf fünfzehn zu vermehren. Verglich man nun die Höhe und ganze Mächtigkeit der verschiedenen Gebirge mit dem gefundenen Alter derselben, so zeigte sich aufs überraschendste ein Verhältniß, das den traditionellen Vorstellungen, nach welchen die Aeußerungen der Naturkräfte von der Urzeit zum jetzigen Weltalter herab stetig an Energie und Großartigkeit abgenommen haben sollten, geradezu widersprach. Zur allerältesten bekannten Hebung gehört unter andern der Hundsrück, die Eifel und der Taunus; in diesen unbedeutenden Gebirgen sind schon die neuern Glieder des sogenannten Uebergangsgebirges, Kohlensandstein und alter rother Sandstein, nicht mehr gehoben. Den Systemen mittlern Alters sind beizuzählen: die Vogesen und der Schwarzwald beide aus älterem Flötzgebirge bestehend, während das jüngere zwischen beiden hingestreckt liegt; ferner der Böhmer - und Thüringerwald sie haben die jüngern Flötzglieder bis zur Juraformation gestört. In den Pyrenäen und Apenninen, die im Allgemeinen für gleich alt gelten, zeigen sich die ältern und die neuern Schichten der Kreide, des letzten der secundären Gebilde, bis zu den hohen Gebirgskämmen aufgehoben, dagegen lagern sich die tertiären Bildungen horizontal zu ihren Füßen. In den Alpen endlich sind vielfältig sogar die tertiären Conglomerate, Molasse und Nagelflue, weit emporgerissen, und in allen ihren Thälern liegen sehr neue Geschiebebänke horizontal auf steilen oder überstürzten Schichten. So hätte also die hebende plutonische Kraft in der Zeit, statt abzunehmen, vielmehr in stetiger Progression zugenommen, und der gewaltige Stock der Alpen ist nicht der Urahn unserer Gebirge, sondern der jüngste Sohn des Hauses. So hat ja auch in der Geschichte der Menschheit häufig ein Volk das andere, eine Dynastie die andere überthürmt. Uralte Hügel liegen tief unter den Gipfeln stolzer jugendlicher Berge, und die Ahnen dieses und jenes deutschen Bundesfürsten waren Lehensträger seiner jetzigen Vasallen; der Gotthart ist jünger als der Blocksberg, und Haus Hannover ist älter als Haus Habsburg.

Der Himalaya und der Centralkaukasus zeigen dieselbe Streichungslinie wie die Alpen, und einzelne Beobachtungen unterstützen bis jetzt wirklich die Annahme, daß diese Gebirge mit den Alpen gleichzeitig sind. Ueberhaupt aber scheint das, was für die europäischen Gebirge außer Zweifel gesetzt ist, für die ganze Erde zu gelten: die Gebirge thürmen sich immer höher auf, je jünger sie sind. Zum Theil ließe sich dieß allerdings anders erklären als durch die Annahme, daß die Paroxysmen der Erhebung fortwährend an Gewaltsamkeit zugenommen haben. Je älter ein Gebirge ist, desto mehr muß es in Zeiträumen, die, wenn wir sie kennten, unsere Einbildungskraft gerade so erschreckten, wie die Distanzen der Weltkörper, erniedrigt worden seyn, und zwar durch die Gesammtwirkung jener Naturkräfte, welche von allem über das Wasser gehobenen Land Material zu neuen neptunischen Bildungen abreißen, vorzüglich aber durch Verwitterung. Der Hauptgrund der zunehmenden Mächtigkeit der Gebirge liegt aber gewiß darin, daß im Laufe der Erdbildung die aus Wasser erzeugte und von erstarrten plutonischen Ergüssen durchsetzte und verkittete Erdrinde immer dicker wurde und den unterirdischen Kräften immer mehr Widerstand entgegensetzte. Unser Geschlecht ist so jung auf Erden, oder sein Gedächtniß so kurz, daß es von der Erhebung einer Bergkette, groß oder klein, nichts zu sagen weiß, und dem nicht wissenschaftlich geschärften Auge erscheinen alle Runzeln im durchfurchten Antlitz der Erde gleich alt. Beaumont will aber die Erhebung der Cordilleren und damit der Hauptcontinentalmasse der neuen Welt mit der Sündfluth in Verbindung bringen. Allerdings geben sich die Cordilleren, durch alle ihre geognostischen Verhältnisse, durch die Zahl und Wirksamkeit ihrer noch thätigen Vulcane, durch ihre steilen, starren, durch Abwitterung noch wenig gemilderten Profile, als die jüngste aller großen Gebirgsbildungen zu erkennen. In ihrem Aufsteigen erblicken manche mit Beaumont die Ursache der letzten bedeutenden Katastrophe und die Quelle der Sagen so vieler Völker von einer großen Fluth. Man muß sich aber hüten, dieß für mehr zu nehmen, als es ist, nämlich eine Vermuthung. Der ganze Charakter jener Sagen widerspricht nicht selten der Voraussetzung. Ueberhaupt aber ziemt der heutigen Wissenschaft desto mehr Vorsicht, je zuverlässiger ihr Standpunkt ist, und sie thut wohl, wenn sie wenigstens die ernstliche Discussion über ein historisches Problem, an dem die früheren Theorien kläglich gescheitert, vorläufig vertagt.

(Beschluß folgt.)

Südaustralien.

Aussichten der Colonie.

(Beschluß.) Der Fortschritt der Colonie von Südaustralien ist trotz der Theuerung der Lebensmittel und der Arbeit, und trotz der Speculationswuth, welche große Capitalien absorbirt, sehr groß. Die Stadt Adelaide besteht aus einem Flächenraum von 1000 Morgen, welche ursprünglich im Ganzen 600 Pf. kosteten; seit dieser Zeit ist der Preis des Bauplatzes in der Stadt so gestiegen, daß Hunderte von Morgen um 1000 bis 2000 Pf. verkauft worden sind. Um nur ein Beispiel zu geben, wie schnell der Werth des Besitzes zunimmt: vor einem Jahr wollte Jemand einen Morgen Bauplatz verkaufen, er verlangte 400 Pf. St., einer seiner Freunde bot ihm 300, sie wurden aber nicht einig; seit dieser Zeit hat man daran gedacht, diesen Platz zu einem Markt zu machen, und derselbe Besitzer verlangt jetzt 3000 Pf., während derselbe Freund ihm 2000 anbietet. Dieß ist nun freilich bloßes Spiel auf die Chance künftiger Zustände, aber es gibt bessere Zeichen wirklichen und substantiellen Gedeihens der Colonie. Die Stadt Adelaide, welche vor drei Jahren eine Wüste war, enthält jetzt 1167 Häuser, ein schönes Gouvernementshaus, Clubhäuser, Kanzleien, Schulhäuser, Kirchen, und soll nächstens ein Gymnasium erhalten, für das 3700 Pf. St. subscribirt sind. Die Schafschur im Jahr 1838 hat 400 Säcke Wolle geliefert, und wird im Jahr 1839 nicht unter 1000 geliefert haben; die Zahl der Schafe belief0891 sich bei den letzten Nachrichten auf 112,000, und man hat Kunde, daß 20,000 von Sidney auf den Gränzen der Colonie angekommen seyen. Eine andere Gesellschaft von Capitalisten in Sidney hatte Anstalten getroffen, eine Heerde von 50,000 am Murray herab nach Adelaide treiben zu lassen. Die südaustralische Gesellschaft errichtet einen 600 Yards langen Landungsplatz im Hafen, an dem die Schiffe dicht anlegen können, und es geht jetzt eine Diligence vom Hafen in die Stadt. Port Lincoln, ein vortrefflicher Hafen im Golf von Spencer, gedeiht und füllt sich mit Bewohnern; unglücklicherweise ist das Land am Nordende des Golfs sehr unfruchtbar. Die Zölle der Colonie betrugen im zweiten Vierteljahr 1839 die Summe von 4375 Pf. St. und waren so im Zunehmen, daß man für das ganze Jahr einen Belauf von 20 bis 25,000 Pf. erwartete. Jeder, der 4000 Morgen Landes ankaufen will, hat das Recht, einen von ihm bezeichneten District von 15,000 Morgen durch die Coloniallandvermesser abstecken zu lassen, aus welchem er seine 4000 Morgen wählt, und es sind im letzten Jahre 30 Vermessungen dieser Art verlangt worden. Andere Käufer, welche sich in den schon vermessenen Districten ankaufen wollen, können Sectionen von 80 Morgen wählen, den Morgen zu 1 Pf. St. Alles, was der Colonie noch fehlt, sind hinlanglich Arbeiter, aber an ihrem Gedeihen ist nicht mehr zu zweifeln, obgleich die große Ungleichheit der Jahreszeiten die Preise der Lebensmittel immer schwankend erhalten wird. So kommen so eben Briefe aus Sidney und Hobartstown an, nach denen die Tonne Mehl, welche 6 Monate früher auf 90 bis 100 Pf. St. stand, in Folge der Regen auf 25 bis 30 Pf. gefallen ist.

Algier.

Je mehr die Details über die Expedition gegen Scherschel bekannt werden, um so allgemeiner wird die traurige Ueberzeugung, daß der Marschall in der Art, wie er die Truppen geführt und die Operationen geleitet hat, keineswegs das Talent zeigte, das man ihm bisher wenigstens als Artilleriegeneral gern zugestand. Große Unordnungen fanden auf dem Marsche statt; ein Theil der Avantgarde hatte die Chiffa bereits überschritten, während der andere Theil ihn noch auf dem rechten Flußufer suchte. Bei dem Uebergang über den Fluß, der unvorsichtigerweise um 10 Uhr Nachts nach einem heftigen Regen ausgeführt wurde, sind acht Soldaten, nicht einer, wie der Marschall im Moniteur schreibt, ertrunken. Nicht minder tadelnswerth ist die lächerliche Schonung, welche Hr. Valée gegen den Räuberstamm der Hadschuten zeigte, während er früher sogar drucken ließ, er werde eine schreckliche Strafe über diesen Stamm verhängen. Er verbot der Armee sogar, über ein großes den Hadschuten gehöriges Gerstenfeld zu marschiren, und als es unmöglich war, einen andern Weg einzuschlagen, untersagte er den französischen Cavalleristen wenigstens, ihre Pferde an diesem Ort weiden zu lassen, um die Ernte dieser armen Hadschuten (welche vor kaum drei Monaten unsere Pflanzungen niederbrannten und unsere Colonisten ermordeten) möglichst zu schonen. Die Chasseurs, welche kürzlich aus Frankreich angekommen, mußten den Rückweg von Scherschel nach Algier zu Fuß machen, weil ihre wegen Mangels an grüner Weide geschwächten französischen Pferde sie nicht mehr tragen konnten. Es ist nicht sehr beruhigend, daß die künftigen Operationen (welche je nach den Umständen von großer Wichtigkeit werden dürften) einem Chef anvertraut werden, dem das für solche Unternehmungen nöthige Talent ganz abzugehen scheint. Einen Augenblick hoffte man, ein neuer Gouverneur würde nach Algier geschickt. Ohne eben bestimmt zu wissen, auf wen die Wahl gefallen, freute man sich darüber, denn Jedermann war überzeugt, daß es unmöglich sey, uns einen schlechtern Gouverneur zu schicken, als den Marschall Valée. Die öffentliche Meinung spricht sich in dieser Beziehung unverhohlen aus, und wird sogar in den Salons des Gouverneurs und unter den Personen seiner nächsten Umgebung laut. Ein merkwürdiges Gespräch wurde kürzlich zwischen dem Obristen de Salles, Eidam und Factotum des Gouverneurs, und einem Oberofficier des Generalstabs geführt. Da Hr. de Salles, gleich seinem Schwiegervater, beständig wiederholt, Algier sey für Frankreich eine Last, und nie werde man hier etwas zu Stande bringen, so nahm sich jener Officier die Freiheit zu bemerken, daß in einem solchen Fall das Bleiben des Marschalls in Algier befremden müsse, denn die erste Bedingung des Erfolgs bei einem Werk dieser Art wäre doch wohl der Glaube an dessen Möglichkeit. Die Leitung einer neuen Colonie zu übernehmen, ohne Vertrauen in deren Zukunft zu haben, sey eine Handlung, die nothwendigerweise das Gewissen verletzen müsse. Uebrigens, fügte der Officier bei, selbst angenommen die Colonie mache keine Fortschritte, müßte man doch erst untersuchen, ob dieß nicht vielmehr an der Art liegt, wie diese Colonie verwaltet worden. Hr. de Salles erwiederte kein Wort. Die Vorliebe, welche der Gouverneur für die Eingebornen und die grobe Verachtung, die er gegen die europäischen Ansiedler zeigt, werden von einigen seiner gehorsamen Untergebenen noch weiter getrieben. Ein Obristlieutenant, welcher die Garnison von Philippeville commandirt und in seiner Person die Aemter eines Polizeicommissars, Maire's, Richters und Notars vereinigt, ließ dort kürzlich französischen Matrosen, welche mit Arabern eine Schlägerei gehabt, dreißig Stockprügel geben, und zwar von der Hand derselben Araber, mit denen sie sich gerauft hatten. Dieses Urtheil wurde trotz des allgemeinen Unwillens der Bevölkerung vollzogen. Ein Bericht wurde darüber direct an den Minister geschickt mit der Frage, ob die französischen Bürger in Afrika einer Strafart unterworfen werden sollten, welche unsere Kammern kürzlich für die Araber selbst zu hart und zu entehrend hielten.

Frankreich.

Wunderbar ist der langsame Proceß der Umfassung des Orients und seiner allmählichen Verschlingung und Verdauung von Seite des christlichen Europa's. Es ist wie die Boa, welche mit ihrem Riesenleibe ein Rind umfaßt und es mit ihrem Geifer überziehend, es erst mürbe macht und zum Ballen zusammenfügt, ehe sie es langsam hinunterwurgt. Merkwürdig ist mit dieser Europa's Zukunft angewiesenen Thatbahn das Zusammentreffen der innern Gährung seiner Volksclassen, aus einer mit Adelsglanz umgebenen absoluten Monarchie in Bürgerverfassungen übergehend, und in diesen hausbackenen Bürgerverfassungen ein wildes Ferment kriegerischer und volksthätiger Demokratie. Eben dieses Zusammentreffen eines solchen Ferments der Demagogik mit einer so verzehrenden Thätigkeit nach außen, und das Unvermögen der alten Monarchien wie des constitutionellen Juste-Milieu, diesen inneren Trieben innerer und äußerer Thätigkeit die wahre Leitung zu geben, bildet den Charakter der neuern europäischen Politik. Rußland und England, die den Orient umspannenden Mächte, Haupt und Schweif der Boa, liegen im Grunde genommen außerhalb dieser Politik des status quo; aber Frankreich und Deutschland sind recht mitten drinnen. Was in Deutschland als status quo gepriesen wird, das wird in Frankreich als Juste-Milieu belobt. Es ist im Grunde nichts Anderes als das unter der Maske der Klugheit und Verständigkeit0892 ausgewiesene Unvermögen einer Beherrschung der Elemente der Zukunft. Mitten unter diesem Juste-Milieu erscheint nun Thiers, der dasselbe stark modificiren möchte, weil er mehr innere Lebendigkeit und Voraussicht besitzt als die meisten andern Organe der öffentlichen Macht im centralen Europa. Aber wenn ihm viele Umstände günstig erscheinen, sind ihm auch viele höchst ungünstig. Dazu rechne ich keineswegs die Feindschaft des Parti Conservateur und das Entgegenstreben eines hohen Willens; denn es fällt dieser Widerstand mit dem Succeß, welcher eben der Gott der Menschen und besonders der Franzosen ist. Sodann ist jenes Widerstreben ein Mittel einer gewissen Popularität für die Gesinnung des Hrn. Thiers. Aber die Partei des Hrn. Thiers selbst ist sein Schaden. Wenig bedeutende Köpfe, viele Journalisten. Wird der Minister es dahin bringen diese zu zähmen, hat er vom Orpheus die Lyra geerbt zur Bezwingung allerlei Unthiers? Sollte er diese Kraft besitzen und ihm das Wunder gelingen (denn er trifft gerade auf einen Moment wo der öffentliche Geist froh ist, nicht mehr mit der dürren Mechanik des 12 Mai, 13 Sept. etc. unterhalten zu werden) hat er feste Plane, durchdachte Gesinnungen über das Mögliche, das sich Bildende, das Bildungsfähige, die Gegenwart in der Zukunft? Viele wollen in ihm nur einen glänzenden Cardinal Retz oder einen Calonne sehen, ein mehr oder weniger geistreiches Meteor. Begeisterte seines Dienstes gibt es auch, aber leider fast alle nur in der schreibenden Classe. Gespannt ist die öffentliche Aufmerksamkeit; von den hirnkranken Apprehensionen der Gazette de France ist aber nirgends eine Spur im öffentlichen Leben.

Preußen.

Die Deputation der katholischen Einwohner unserer Stadt, welche in Berlin die Rückkehr des Hrn. Erzbischofs v. Dunin vermitteln sollte, ist vor einigen Tagen von dort zurückgekehrt; indessen verlautet über den Erfolg ihrer Bemühungen nichts weiter, als daß sie daselbst eine artige Aufnahme gefunden. Gleichwohl kann nicht geläugnet werden, daß sich seit einiger Zeit hier allgemein das Gerücht verbreitet hat, der Erzbischof werde binnen kurzem auf seinen Bischofssitz zurückkehren; daß er aber, wie die Leipziger Zeitung meldet, vorläufig seine Residenz in Culm aufschlagen werde, ist ein Zusatz, von dem hier Niemand etwas weiß, und dessen Haltlosigkeit von selbst einleuchtet. Forscht man nach dem Grunde dieses Gerüchts, so hört man in der Regel die Behauptung, der hohe Prälat habe vom heiligen Vater die Insinnation erhalten, die Sache wegen der gemischten Ehen nicht weiter zu treiben, da die Vorgänge in Ungarn und die Haltung der österreichischen Regierung den ungarischen Ständen gegenüber eine fernere Renitenz der Geistlichkeit gegen die Staatsregierung unräthlich erscheinen ließen. Ob jedoch eine stillschweigende Connivenz diese verwickelte Angelegenheit jetzt noch zum erwünschten Ziele führen könne, ist sehr die Frage. So viel nur ist gewiß, daß einzelne Geistliche unserer Diöcese von ihrer früheren Strenge in Betreff der gemischten Ehen abgegangen sind, und namentlich katholischen Frauen, die in gemischter Ehe leben und deren Kinder dem Landesgesetz gemäß in der evangelischen Confession erzogen werden, die Absolution nicht mehr versagen, wenn sie sich gleich zur Einsegnung solcher Ehen noch immer nicht herbeilassen. Ob diese mildere Praxis eine Folge höherer Instruction ist, oder ob die katholische Kirche ihre eigenen Interessen bei der zeitherigen Strenge gefährdet glaubt, läßt sich nicht entscheiden; unmöglich wäre wenigstens das letztere nicht, da die Zahl solcher gemischten Ehen, die in Folge des kirchlichen Streits nach evangelischem Ritus eingesegnet worden sind und mehr oder weniger einen confessionellen Uebertritt zur Folge gehabt haben, sich seit dem Beginn dieses Streits bereits auf mehr als tausend in unserer Provinz beläuft. Die Menge der durch die Abwesenheit des Hrn. Erzbischofs unerledigt gebliebenen Angelegenheiten dürfte nicht lange mehr ungeschlichtet bleiben, da die betreffenden Acten nach Berlin eingefordert sind, um die Dringfälle zur Entscheidung zu bringen. Dieß ist allen Parteien erwünscht, da gar viele Interessen durch den andauernden status quo litten. Die aus fünf Geistlichen bestehende Deputation zur Assistenz bei der Weihung des heiligen Oels ist bereits nach Colberg abgegangen, und dürfte binnen acht Tagen von dort zurückkehren. Was die Leipziger Allgem. Zeitung und nach ihr mehrere andere deutsche Zeitungen über eine angeblich in dem Städtchen Inowraclaw stattgehabte Emeute verbreitet haben, beschränkt sich auf die Weigerung eines untergeordneten Geistlichen (Vicars des Propstes Kantak) für Contravention gegen das bürgerliche Gesetz sich dem weltlichen Richter zu fügen, indem er in der unglaublichen Verblendung befangen war, der Priesterrock schütze bei jedem Vergehen. Er mußte deßhalb zwinglich verhaftet werden, wogegen er sich mittelst einiger Dienstleute zu wehren suchte, die ihn jedoch beim ernsten Auftreten der Behörde gar bald im Stich ließen. Das ist die ganze Emeute, an der die Einwohner der Stadt um so weniger Theil zu nehmen Veranlassung fanden, als der Vicar sich im Ort eben nicht beliebt zu machen gewußt hat.

Dänemark.

Fädrelandet hat sich durch geschickte Wendungen lange vor den Klippen der Preßverordnung zu hüten gewußt, obgleich es gewiß sehr viele recht derbe Artikel enthielt; endlich aber ist es doch gestrandet, und auf deßfallsige specielle Ordre der dänischen Kanzlei wegen des Artikels der König mit den Ständen und die Stände mit dem König unter Action gesetzt. Wir glauben gern, daß dieser Artikel die Regierung sehr unangenehm berührt, sind aber doch der Ansicht, daß durch Einleitung der Action ein Mißgriff geschehen sey, indem dieser Artikel nicht nur nicht zu den ärgsten gehört, welche die dänische Presse ungestraft geliefert hat, sondern so vorsichtig geschrieben ist, daß unser höchstes Justiztribunal nach seiner bekannten Facilität in Preßangelegenheiten Bedenken tragen wird, die strengen Bestimmungen des Gesetzes auf denselben anzuwenden. Der Censor hat diesen Artikel nicht mit vorläufigem Beschlag belegt; er ist folglich im Publicum verbreitet worden, welches solchergestalt Gelegenheit findet, selbst zu beurtheilen, in wie fern der incriminirte Artikel strafbare Tendenzen enthält. Wir ergreifen die Gelegenheit, auch dem europäischen Publicum dieses Actenstück in gemildertem Auszuge vorzulegen, damit es sein Urtheil mit dem zusammenhalten möge, welches unsere Gerichtsstühle darüber fällen werden.

Als Christian VIII den Thron bestieg, herrschte die allgemeine Meinung, daß er seinem Volk freiwillig eine Constitution schenken würde. Dieser Traum ist entschwunden; der König wird in der Verfassungsfrage die Initiative nicht ergreifen. Allerdings wäre es etwas Unerhörtes in der Geschichte, wenn Dänemarks König aus eignem Antrieb seinem Volk eine Constitution gäbe; und wenn er es nicht thut, so haben wir keinen Grund ihn zu tadeln, sondern können dieß nur beklagen. Indessen muß das Bewußtseyn ihres hohen Berufs, der Gedanke, daß Vieler Augen auf sie blicken, die Deputirten anspornen, nur in ihrem Gewissen ihren Leitstern zu suchen. Auch sind wir überzeugt, daß viele ständische Deputirte ihre innige Ueberzeugung rücksichtlich der Verfassungsfrage aussprechen werden; doch fürchten wir, daß auch manche schwanken möchten, denn viele Deputirte wurden 1835 gewissermaßen im Blinden erwählt0893 und haben mit der seitherigen constitutionellen Entwicklung des Volks nicht gleichen Schritt gehalten. Schwache und furchtsame Geister werden überall das Gespenst des königlichen Unwillens erblicken; hätte der König die Initiative selbst ergriffen, so würden sie zur Anstrengung ihrer äußersten Kräfte sich verpflichtet gefühlt haben. Christian VIII glaubt, daß an ihn noch kein göttlicher Befehl ergangen sey, sein Volk aus dem Land Aegypten hinauszuführen; vielleicht hat er den brennenden Dornbusch gesehen und die Stimme gehört, die ihm zurief: Gehe hin und führe dein Volk zur Freiheit! aber er mag geantwortet haben: Das Herz meines Volkes ist verhärtet, es hat Augen und sieht nicht, und Ohren und hört nicht! Gib mir ein Zeichen, damit ich wisse, ob es mich versteht! Dänisches Volk, gib du deinem König ein Zeichen, denn Jehovah thut keine Mirakel mehr, verwandle du, wie Moses seinen Stab, durch dein Wort das Todte ins Lebendige. Todt und träg und schläfrig ist ein Volk, welches schweigt und seine Stimme nicht erhebt und redet; so erhebe du deine Stimme, wende dich an die Stände und bitte durch sie deinen König um Freiheit; vielleicht erwartet er nur dein Zeichen. Der König hat selbst in verschiedenen Antworten auf die bekannten Adressen geäußert, daß man sich rücksichtlich der Verfassungsfrage durch die Stände an ihn zu wenden habe. Wenn also Fädrelandet seine Worte wiederholt, wenn es die Nation auffordert auf legale Weise durch die Stände die oft ausgesprochene Bitte um eine Constitution noch einmal auszusprechen, so finden wir darin nichts Verbrecherisches. Auch die Fassung des Artikels scheint keinen Grund zu einer Verurtheilung darzubieten. Die Kjöbenhavspost theilt die in andern Blättern noch nicht enthaltene Neuigkeit mit, daß der König durch ein Rescript die künftige Stärke der dänischen Flotte auf 4 Linienschiffe und 6 Fregatten bestimmt und befohlen habe, in den nächsten 10 Jahren keine solchen Schiffe, dagegen bewaffnete Dampfboote zu bauen. Der See-Etat hatte in einer Reihe von Jahren eine Summe von 900,000 Rbthlr. aufgespart und hoffte aus diesen dermaleinst einen Fond zu bilden, dessen Renten sämmtliche Ausgaben des See-Etats bestreiten sollten; sowohl dieser Fonds als ein anderer zur Abhaltung der Pensionen bestimmter von 300,000 Rthlr. ist durch dasselbe Rescript eingezogen worden, wogegen die Staatscasse sich verpflichtet hat die Pensionen zu zahlen. Durch ein königliches Patent ist allen, die mit einer Bestallung, einer Concession oder einem Privilegium begnadigt sind, befohlen worden, binnen einer festgesetzten Frist durch das betreffende Collegium die Confirmation derselben nachzusuchen. Die Confirmationsgebühren werden der Staatscasse eine sehr beträchtliche Einnahme verschaffen.

[1450]

Melgunoffs Erklärung an den Verfasser der Flugschrift:

H. Königs litterarische Bilder aus Rußland in ihrem wahren Lichte dargestellt. Berlin, 1840 in Commission bei F. A. Herbig.

In einer unter diesem Titel eben erschienenen Flugschrift, deren unbekannter Verfasser doppelt strafbar, einen fremden Namen mißbrauchend, sich N. Gretsch nennt, wird mein Name wiederholt auf die böswilligste Weise erwähnt. Ich sage: unbekannter Verfasser, weil nach fester Ueberzeugung ich es für rein unmöglich halte, daß sich Hr. Gretsch selbst bis zu dem Grade hätte erniedrigen können. Jedenfalls, insofern die erwähnte Flugschrift mich betrifft, erkläre ich hiermit, daß ich für unmöglich und zugleich für überflüssig halte, darauf ausführlich zu antworten. Ich halte eine Antwort für unmöglich, weil, wenn man die Unannehmlichkeit gehabt hat, von einem gemeinen Menschen auf der Straße angefallen zu werden, man, auch nur bei wenig Selbstbeherrschung vorübergeht ohne sich zu einer Erwiederung herabzulassen. Wollte man einem solchen Menschen statt einer Antwort ein paar kurze Fragen vorlegen, so würde das doch wahrlich ihm zu viel unverdiente Ehre bezeigen heißen. Wer sich moralisch vollkommen rein weiß, und das Bewußtseyn eines unbefleckten Lebens hat, wer zugleich ganz vorwurfsfrei in seinem politischen Betragen ist, der steht dergestalt erhaben über Ausfällen und Angriffen solcher Art da, daß sie ihm höchstens ein Lächeln der Verachtung abgewinnen können. Ich halte eine ausführliche Antwort auch für überflüssig, denn der Ton jener Flugschrift und die in jeder Zeile sich verrathende Absicht sprechen selbst so sehr gegen den Verfasser, daß jeder von unparteiischem und geradem Sinn sie nach dem Lesen mit Entrüstung von sich wegstoßen wird. Nur Eins erachte ich für nöthig hinzuzufügen, nicht aus Rücksicht für den Verfasser selbst, dem ich keine Verpflichtung habe, mein politisches Bekenntniß abzulegen, sondern aus andern weit höhern Rücksichten; und dieß Eine ist Folgendes: da der unbekannte Verfasser sich bemüht, meinen Patriotismus und meine Anhänglichkeit an die russische Regierung zu verdächtigen, so erkläre ich hiermit laut und feierlich, daß ich keinem, wer es auch sey, und am allerwenigsten dem Verfasser jener Schrift, weder in Liebe zu meinem Vaterlande, noch in Ehrerbietung gegen meinen Monarchen nachstehe. Stolz auf den Namen eines Russen, werde ich mich stets bestreben dieses Namens werth zu seyn und ihn nie durch ein unedles und verächtliches Benehmen zu entwürdigen.

29 März / 10 April 1840

R. Melgunoff.

[1451]

Fünfter zweijähriger Bericht der orthopädischen Heilanstalt in Kannstadt.

Diese nun 11 Jahre bestehende Anstalt, in welche während dieser Zeit 491 Hülfsbedürftige aufgenommen wurden, hatte sich auch seit dem letzten Berichte vom Jahre 1838 wieder eines höchst ehrenvollen Vertrauens von allen Seiten des In - und Auslandes zu erfreuen, was daraus ersichtlich ist, daß die Zahl der in den letzten zwei Jahren der Anstalt anvertrauten und an den verschiedensten orthopädischen Gebrechen leidenden Curanden sich auf 124 beläuft, von denen je nach der Art, dem Grade und Alter der Deformität eine große Zahl wieder Heilung, die Uebrigen wenigstens eine wesentliche Verbesserung ihres Zustandes erlangt haben und 70 sich noch in der Anstalt befinden.

Die Cur-Resultate verhalten sich nach der Form des Uebels folgendermaßen:

I. Schiefer Hals: aufgenommen 2 Fälle; geheilt entlassen 2, noch in Behandlung 1. *)Es wird hiebei zu Vermeidung eines Irrthums bemerkt, daß die bei Abfassung des letzten Berichtes im Jahre 1838 noch in Behandlung Gebliebenen sich auch unter den Entlassenen befinden.

II. Contractur des Armes: aufgenommen 1; geheilt entlassen 1.

III. Seitliche Abweichung des Rückgrates: aufgenommen 54; wieder geheilt 25, wesentlich gebessert 29, in der Anstalt befinden sich noch 39.

IV. Verkrümmung des Rückgrates nach hinten: aufgenommen 1; geheilt 2, gebessert 7.

V. Verkrümmung des Rückgrates nach vornen: aufgenommen 1; gebessert entlassen 1.

VI. Verkürzung des Schenkelbeines in Folge von Hüftgelenks-Krankheit (freiwilliges Hinken): aufgenommen 5; mit dauernder Verlängerung des verkürzt gewesenen Beines und überhaupt mit nahe an Heilung gränzendem Erfolg entlassen 2, ungebessert geblieben 1, in Behandlung noch 2.

VII. Lähmung beider unteren Gliedmaßen, in Verbindung mit verschiedenen Deformitäten derselben, in Folge von Rückenmarks-Krankheiten, Convulsionen (Gichter) etc., wobei die Kinder seit ihren ersten Lebensjahren nur auf Händen und Füßen zu kriechen im Stande waren: aufgenommen 5; entlassen 6, wovon 4 in der Art gebessert wurden, daß außer der auffallenden Erkräftigung0894 der ganzen Körper-Constitution das aufrecht Stehen und Gehen nun mittelst einer Stützmaschine und Stock möglich ist; 2 aber bedürfen beim Gehen noch der Krücken, und 2 befinden sich noch in der Anstalt.

VIII. Lähmung und Verkrümmung nur einer untern Gliedmaße und zwar aus derselben Ursache, wie in den vorhin genannten Fällen, wobei das Gehen früher nur mittelst Krücken stattfinden konnte: aufgenommen 1; in der Art gebessert entlassen, daß das Gehen mittelst einfacher Stützmaschine, ohne Krücken und Stock möglich war, 3.

IX. Contractur des Kniegelenkes, wobei die meisten Curanden beim Eintritt in die Anstalt nur mittelst Krücken zu gehen im Stande waren: aufgenommen 8; in der Art geheilt, daß das verkrümmte Bein wieder seine gerade Richtung erlangte und dabei die Patienten ohne Krücken recht gut gehen konnten, wurden entlassen 11; bei 2 aber konnte nur eine geringere Besserung erzielt werden; in der Anstalt befinden sich noch 3.

X. Einwärts gebogene Kniee: aufgenommen 6; wieder geheilt entlassen 3, in der Cur verbleiben 3.

XI. Auswärts gebogene Kniee: aufgenommen 2; geheilt entlassen 1, gebessert 1.

XII. Verschiedene Formen von Klump -, Pferde - und Plattfüßen, theils angeborne, theils in Folge von während der ersten Lebensjahre stattgefundenen Krankheiten und sogenannten Gichtern entstandene: aufgenommen 36; auf die gewöhnliche Weise behandelt und geheilt entlassen 19; darunter mehrere im Alter von 14-18 Jahren; mittelst des Sehnenschnittes ebenfalls mit dem glücklichsten Erfolge geheilt entlassen 18; außerdem wurde diese Operation bei 20 weiteren, noch in Behandlung stehenden und meistens sehr schweren Fällen von Klump - und Pferdefüßen, so wie bei 3 Fällen von Contracturen des Knie - und Hüftgelenkes, die gleichfalls auf dem Wege der Heilung sich befinden, in Anwendung gebracht.

Von den in diesen zwei Jahren in die Anstalt aufgenommenen 124 Curanden wählten 42 die erste, 44 die zweite und 38 die dritte Abtheilung; wobei zu bemerken ist, daß unter den zuletzt Genannten auch diejenigen mit orthopädischen Gebrechen behafteten Armen des Landes begriffen sind, welche nach dem Reg. -Blatte vom Jahre 1834 entweder ganz oder theilweise auf Kosten der Staatscasse der Anstalt zur Behandlung übergeben, so wie diejenigen Armen, welche von dem Unterzeichneten als solche berücksichtigt wurden.

Auf eine höchst erfreuliche und beruhigende Weise hat sich auch jetzt wieder bei den meisten der Anstalt Anvertrauten die constante Thatsache herausgestellt, daß bei der, die innere Gesundheit des Einzelnen vorzugsweise berücksichtigenden Behandlung, nebst dem angegebenen örtlichen Cur-Erfolg, auch die ganze Körper-Constitution der früher meistens sehr zart und schwächlich gewesenen Curanden auffallend entwickelt und erstarkt wurde. An diesem Resultat haben unverkennbar die gesunde und herrliche Lage des Instituts, die vielen gymnastischen Uebungen, eine kräftige Diät, so wie die bekannten sehr wirksamen Eisen-Mineralschlamm - und salinischen Eisensulz-Bäder mit ihren verschiedenen Einrichtungen zu schwimmartigen Uebungen, zu Douche - und künstlichen Wellenschlag-Bädern mittelst großer Schaufelräder in dem am Ende des sehr geräumigen Institutsgartens gelegenen kleinen Mineralwasser-See wesentlichen Antheil; wobei zu bemerken ist, daß diese Bäder wegen ihrer ausgezeichneten Wirkung auch von dem übrigen Publicum vielfältig benützt werden.

Das Nähere sowohl hinsichtlich der Curkosten, als der mit der Anstalt auf zweckmäßige Weise in Verbindung gesetzten Unterrichts-Einrichtungen, ist aus dem gedruckten Prospectus zu ersehen.

Kannstadt, im April 1840

Med. Dr. J. Heine.

[1348]

Bekanntmachung.

Johann Ertl, Regierungsbote dahier, und dessen Ehefrau Barbara haben in ihrem reciprocirlichen Testament vom 4 October 1810 dem Bernhard und Barbara Löckler, Finanzministerialbotens-Kinder von hier, jedem 50 fl., also zusammen 100 fl., vermacht.

Barbara Löckler ist am 28 Januar 1833 im ledigen Stande gestorben; es wird sohin der abwesende Bernhard Löckler oder dessen allenfallsige Descendenten hiermit aufgefordert, wegen dieses Legats binnen 60 Tagen a dato der Bekanntmachung sich dahier zu melden, außerdem in der Barbara Ertl'schen Verlassenschaft nach Lage der Acten verfügt werden wird, ohne auf dieses Legat Rücksicht zu nehmen.

In eben dieser Barbara Ertl'schen Verlassenschaft hat Peter Obermaier, Bräuknecht, für seinen Bruder Cajetan Obermaier, gleichfalls Bräuknecht, Sohn der Elisabeth Obermaier, geb. Ertl, Ehefrau des Reiterwirthes in Grabenstadt, k. Landgericht Traunstein, bei diesem k. Landgericht am 29 Mai 1824 auf die Erbschaft der Barbara Ertl verzichtet; der abwesende Cajetan Obermaier wird daher aufgefordert, binnen 60 Tagen a dato der Bekanntmachung sich hierüber zu erklären, außerdem angenommen werde, daß er den in seinem Namen von seinem Bruder Cajetan Obermaier erklärten Verzicht auf die Barbara Ertl'sche Verlassenschaft genehmige.

Am 10 April 1840

Königl. Kreis - und Stadtgericht München.

Graf v. Lerchenfeld, Dir. Silbermann.

[1424-26]

Bekanntmachung.

Am Gymnasium der kathol. Kantonsschule zu Disentis ist auf kommendes Sommersemester die Lehrstelle der Naturwissenschaften neu zu besetzen. Mit derselben ist ein jährlicher Gehalt von 900 F. Louisd'or zu 13 2 / 3 F. freie Wohnung, Licht und Heizung verbunden. Bewerber haben sich bei dem Unterzeichneten zu melden.

Chur, den 13 April 1840

Das Präsidium des kathol. Schulraths.

[1428-30]

Empfehlung einer Maschinen-Fabrik.

Der Unterzeichnete, Besitzer der Maschinenfabrik und Gießerei in Höllstein, im bad. Bezirks-Amt Lörrach, empfiehlt hiemit den HH. Inhabern industrieller Etablissements, so wie dem übrigen verehrlichen Publicum unter Zusicherung vorzüglicher Arbeit, billiger Preise und prompter Bedienung die Erzeugnisse und Leistungen dieses seines zweckmäßig eingerichteten, bereits seit mehreren Jahren bestehenden Gewerbs, worunter neben allen in dieses Fach einschlagenden Artikeln namentlich verfertigt werden: Maschinen für Woll -, Baumwoll -, Floretseiden -, Hanf - und Flachsspinn - und Webereien; Maschinen für Indienne-Druckereien, Papier - und Runkelrübenzucker-Fabriken, so wie die zum Betrieb derselben nöthigen Wasserräder, Turbinen, Transmissionen etc.; ferners Feuerspritzen, hydraulische Pressen, Malzmühlen.

Durch vielfache Verbindungen in Frankreich und England ist er in Stand gesetzt, sich stets die Plane der neuesterfundenen Maschinen zu verschaffen.

Auch erlaubt er sich noch die HH. Architekten und Steinhauermeister auf seine voriges Jahr erfundene Steinhobelmaschine aufmerksam zu machen, über deren Nutzen er sich jedoch alles Lobes enthält, da bereits in einigen Blättern ohne sein Einwirken genugsam darüber gesprochen wurde. Höllstein bei Lörrach, den 11 April 1840

Louis Mérian.

[95]

In der Unterzeichneten ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben:

Großbritanniens Gesetzgebung über Gewerbe, Handel und innere Communicationsmittel, statistisch und staatswirthschaftlich erläutert von C. Th. Kleinschrod, Ministerialrath im königl. bayer. Staatsministerium der Finanzen.

Mit mehreren Tabellen.

gr. 8. Preis 3 fl. 24 kr. oder 2 Rthlr.

Inhalt: Einleitung. Statistik der Bevölkerung. Gesetzgebung für Gewerbe und Manufacturen: I. Legislative Politik des Gewerbswesens überhaupt; Monopole und Gewerbsprivilegien; Verlagsrecht. II. Gesetzgebung der Industriegewerbe im engern Sinne. III. Statuten und Einrichtungen der Corporationen in Beziehung auf das Gewerbswesen. IV. Statistik der Gewerbe und Manufacturen. V. Legislative und staatswirthschaftliche Beziehungen der Manufacturen. A. Die Baumwollenmanufactur und Verhältnisse der Fabrikarbeiter überhaupt. B. Die Wollenmanufactur. C. Die Seidenmanufactur. D. Die Leinwandmanufactur. E. Die Papierfabrication. F. Die Glasfabrication. G. Eisen - und Metallwaarenfabrication. VI. Besondere Anstalten zur Beförderung der Gewerbsindustrie. Handelsgesetzgebung. I. Navigationsgesetze. II. Die brittisch-ostindische Handelscompagnie. III. Commercialsystem der Ein - und Ausfuhrzölle. Ueber den Getreidehandel insbesondere. IV. Innere Mercantilgesetzgebung. Anmerkung über das Bankwesen im vereinigten Königreich überhaupt. V. Statistischer Ueberblick des brittischen, auswärtigen und Colonialhandels. Gesetzgebung über die innern Communicationsmittel. I. Oeffentliche Landstraßen. A. Allgemeine Gesetzgebung über die öffentlichen Landstraßen (General Highway Acts). B. Specielle Gesetzgebung über die Turnpike-roads. II. Fluß - und Canalschifffahrt; Eisenbahnen.

Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

0895

[1123-28]

So eben ist erschienen der neunte und letzte Band von der allgemeinen Weltgeschichte von Karl v. Rotteck, Hofrath und Professor etc. etc., und ist dieses Werk (nun in der 14ten Auflage) wieder vollständig in allen Buchhandlungen des In - und Auslands für den höchst billigen Preis von 9 fl. oder 5 Thlr. zu erhalten.

Durch die vor kurzem erschienene zehnte Lieferung von dem historisch-geographischen Atlas zu den allgemeinen Geschichtswerken von K. v. Rotteck, Pölitz und Becker ist dieser Geschichts-Atlas, unserm ausgegebenen Prospectus gemäß, geschlossen, und ist derselbe in allen Buch -, Kunst - und Landkartenhandlungen des In - und Auslands für den Preis von 48 kr. oder 12 gr. die Lieferung zu erhalten. Freiburg, im März 1840

Herder'sche Verlagshandlung.

[1383]

Im Verlage von Friedrich und Andreas Perthes ist erschienen:

J. L. Ideler, Leben und Wandel Karl des Großen, beschrieben von Einhard. Einleitung, Urschrift, Erläuterung, Urkundensammlung. 2 Bde.

Einhards Leben Karls des Großen, in einem reinen und trefflichen Latein, mit völliger Unparteilichkeit und in gedrängter, aber ansprechender Kürze geschrieben, ist von jeher als ein zweckdienlicher Führer durch die Masse von Thatsachen erachtet worden, welche die Regierung Karls des Großen auszeichneten. Wenn es einerseits wahr ist, daß die gesellschaftliche Gestaltung des fränkisch-germanischen Abendlandes nicht begriffen werden kann, bevor nicht die Einzelheiten in ein klareres Licht gestellt worden sind, was von jedem gründlichen Geschichtsforscher anerkannt worden und nach dem Erscheinen der drei ersten Bände von Pertz. Monumenta Germaniae noch deutlicher hervorgetreten ist, wenn andrerseits bei dem Studium der Geschichte des karolingischen Sagenkreises fortwährend auf die geschichtlichen Einzelheiten zurückgegangen werden muß, ohne deren genauere Kunde ein durchdringendes Verständniß jener nicht wohl erzielt werden kann: so muß bei dem entschiedenen Interesse für die germanische und französische Litteratur des Mittelalters, die sich jetzt nach allen Seiten hin so erfreulich bethätigt, bei dem regeren Sinne für vaterländische Geschichte, welcher sich in allen deutschen Landen nach allen Richtungen hin lebenskräftig ausspricht, eine dem Fortschritte der Zeit und der jetzigen Bildungsepoche entsprechende Ausgabe jener Vita Caroli M. von Einhard allen denjenigen willkommen seyn, welche tiefer in das Verständniß jener Zeit einzudringen, die beglaubigten Thatsachen in sämmtlichen Zweigen des staatlichen Lebens damaliger Zeit zu durchforschen und das Detail der politischen Ereignisse nach außen hin genauer kennen zu lernen beabsichtigen. Eine solche wird hier geliefert, worin nicht nur durch ein reichhaltiges Urkundenbuch der historisch-diplomatische Theil berücksichtigt, sondern auch in einem umfassenden Commentare die einzelnen Ereignisse und deren Zusammenhang nach Anleitung des sorgfältig vorgedruckten, kritisch revidirten Urtextes (dem auch die abweichenden Lesarten untergesetzt wurden) besprochen worden sind. Die Einleitung zum ersten Bande gibt außerdem ein reiches litterarisches Material, wie es seither noch nicht zusammengebracht war, und eine Abhandlung über das Verhältniß der Sage zur Geschichte und deren mannichfaches Uebergreifen in einander. Wir empfehlen daher das Werk allen Geschichts - und Sprachforschern, so wie namentlich den Schulbibliotheken des In - und Auslandes vorzugsweise zur Anschaffung. Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Preußen hat die Zueignung des Werkes huldvollst anzunehmen geruht.

[1341-42]

So eben erscheint in meinem Verlage und ist durch alle Buchhandlungen zu erhalten:

Denkwürdigkeiten und vermischte Schriften von K. A. Varnhagen von Ense.

Neue Folge. Erster Band.

Gr. 8. Geheftet 2 Thlr. 12 gr.

Wie die erste Folge der Schriften des berühmten Verfassers, die in vier Bänden 1837-38 bei H. Hoff in Mannheim erschien, so wird auch diese Fortsetzung gewiß die allgemeinste Theilnahme finden. Besonders machen wir auf einen großen Aufsatz aufmerksam: Der Wiener Congreß.

Leipzig, im März 1840

F. A. Brockhaus.

[1381]

Bei J. G. Mittler in Leipzig ist so eben erschienen:

IRENIKON oder Briefe zur Förderung des Friedens und der Eintracht zwischen Kirche und Staat.

Herausgegeben von Dr. Jos. Ign. Ritter, Domcapitular und Professor der Theologie zu Breslau.

Wo nicht das Recht gilt, sondern die Leidenschaft, da geschieht Willkürliches, Eigenmächtiges, Unbilliges, Empörendes ohne Maaß und Ende.

Dräseke, Evangel. Bedenken und Bitten. S. 85.

Gr. 8. geh. Velinpapier 12 gGr.

Ungeachtet der vielen Schriften, welche über die Zerwürfnisse zwischen Staat und Kirche erschienen sind, glauben wir doch, daß diese hier angezeigte Schrift eine nicht unwillkommene Gabe für alle seyn werde, welche noch eine Lösung des Streites, kein Zerhauen des Knotens à la Russie, hoffen oder suchen. Der Verfasser nämlich, ohne sich mit den Parteien einzulassen, hebt die wesentlichen Streitpunkte heraus, und stellt einfach die Grundsätze auf, nach welchen sie zu beurtheilen, und die Gebiete des Staats und der Kirche abzugränzen sind. Zugleich weist er nebenbei den Protestantismus ab, als wenn im obwaltenden Streite seine Interessen könnten compromittirt werden.

[1318-20]

Bei Gustav Heckenast, Buchhändler in Pesth, ist so eben erschienen und in allen soliden Buchhandlungen zu haben:

Weiland Joseph Em. Hilschers Dichtungen.

Originale und Uebersetzungen aus Byron, Moore, Goldsmith, Southey, Waller, Lamartine, Ariosto, Foscolo.

Herausgegeben mit einem biographischen Vorworte von Ludwig August Frankl.

Mit dem Portraite des Dichters.

8. Pesth 1840in Umschlag geheftet 2 fl. 40 kr.

0896

[1434]

Im Verlage von G. J. Manz in Regensburg ist erschienen, und durch alle Buchhandlungen zu beziehen:

Waibel, A. A., Moraltheologie, nach dem Geiste des heil. Alphons Maria Liguori, mit reichlicher Casuistik bearbeitet. Gr. 8. (35 Bogen. ) 2 fl. 24 kr. oder 1 1 / 2 Thlr.

Inhalt: 9) Von den drei theolog. Tugenden. 10) Von dem Gelübde und vom Eide. 11) Von den Pflichten, die wir unmittelbar gegen Gott als Schöpfer haben. 12) Von der Liebe des Nächsten, insofern sie ihm aus Liebe Gottes gebührt. Der erste Band (46 Bogen) kostet 3 fl. 12 kr. oder 2 Thlr.: der dritte ist unter der Presse.

Hohenlohe, Alex. Fürst v., Predigten auf das ganze Kirchenjahr. Vierter (und letzter) Band. Gr. 8. 1 fl. 36 kr. oder 1 Thlr. (1ster-3ter kosten 4 fl. 48 kr. oder 3 Thlr.)

Die vier Bände dieses in allen theologischen Journalen aufs wärmste empfohlenen Predigtwerkes enthalten ein vollständiges Kirchenjahr von 52 Sonntagen, einen Cyklus Festtagspredigten und verschiedene Gelegenheitsreden, die der Hr. Verfasser im Verlaufe seines priesterlichen Lebens und Wirkens öffentlich vortrug.

[94]

Forstbibliothek für Forstmänner, Landwirthe, Guts - und Waldbesitzer.

In der Unterzeichneten sind erschienen und können durch alle Buchhandlungen bezogen werden:

Hartig, G. L., Lehrbuch für Förster und die es werden wollen.

3 Bände, mit 1 Kupferstich, 7te vermehrte und verbesserte Auflage. Preis 4 Rthlr. oder 7 fl. 12 kr.

Inhalt: 1) Welcher die Vorbereitungs - und Hülfswissenschaften enthält. 2) Welcher von der Holzzucht und dem Forstschutze handelt. Nebst 1 illum. Kupferstich u. 7 Tabellen. 3) Welcher von der Forst-Taxation u. Forst-Benutzung handelt. Mit 3 Tabellen.

Von demselben Verfasser:

Anleitung zur Forst - und Waidmannssprache, oder Erklärung der älteren und neueren Kunstwörter beim Forst - und Jagdwesen.

2te stark vermehrte Auflage. Preis 1 Rthlr. oder 1 fl. 45 kr.

Forst - und Jagd-Archiv.

1-5ter Jahrgang. gr. 8. Preis 9 Rthlr. 16 gr. oder 16 fl. 30 kr.

Fortsetzung: 6ter Band. 1 Rthlr. 18 gr. oder 3 fl. 7ter Band 2 Rthlr. 6 gr. oder 3 fl. 36 kr.

Lehrbuch für Jäger und die es werden wollen.

2 Bände. Mit 4 Kupferstichen und 2 Tabellen. 5te verbesserte und vermehrte Aufl. 5 Rthlr. oder 9 fl.

Inhalt: 1) Welcher die Jagdkunstsprache und die Naturgeschichte der Jagdthiere enthält. Mit 1 Kupferstich und 2 Tabellen. 2) Welcher die Wildzucht, den Wildschutz, die Wildjagd und die Wildbenutzung enthält. Mit 3 Kupferstichen.

Versuche über die Dauer der Hölzer.

Mit 1 Steintafel. 12 gr. oder 48 kr.

Forstliches und forstnaturwissenschaftliches Conversations-Lexikon, in zweiter revidirter Auflage, mit dem Bildniß des Verfassers.

gr. 8. brosch. Preis 8 fl. 45 kr. oder 5 Rthlr.

Dieses forstliche und forstnaturwissenschaftliche Conversations-Lexikon ist dazu bestimmt, den Forstleuten, Waldbesitzern und allen Geschäftsmännern, die mit dem Forstwesen in einige Berührung kommen, und die sich viele Forstbücher nicht anschaffen können oder wollen, oder die keine Zeit haben, sie zu lesen, eine Schrift in die Hand zu geben, worin sie über jeden Gegenstand des Forstwesens und der dazu gehörigen Naturwissenschaften genügende Belehrung finden können. Zum bequemen Nachschlagen ist die alphabetische Ordnung gewählt, und das Inhaltsverzeichniß unter verschiedene Hauptrubriken gebracht worden, wodurch das Aufsuchen und Nachschlagen noch mehr erleichtert ist. Um aber die Hauptrubriken oder die Hauptabtheilungen nicht zu sehr zu vervielfältigen, sind nur folgende gemacht worden:

1) Atmosphärologie. 2) Bodenkunde. 3) Botanik. 4) Chemie und Physik. 5) Entomologie. 6) Besondere Naturgeschichte der Holzpflanzen. 7) Holzzucht und Waldbau. 8) Forstschutz und Forstpolizei. 9) Forstbenutzung und Forsttechnologie. 10) Forsttaxation und Betriebseinrichtung. 11) Forstdirection und 12) Insgemein.

Je nachdem ein Gegenstand von mehr oder weniger Wichtigkeit ist, ist er weitläufiger oder kürzer abgehandelt. Doch wird man auch bei den kurz abgefertigten Artikeln die nöthigste Belehrung finden. Wo aber eine Sache, wegen der engen Gränzen dieses Buches, nicht vollständig genug abgehandelt werden konnte, da haben wir Schriften angezeigt, in welchen man genügende Belehrung finden kann. Nur dadurch ist es gelungen, dem Buche einen mäßigen Umfang zu geben, und dessen Ankauf für Jeden nach Möglichkeit zu erleichtern. Von der Reichhaltigkeit dieses Lexikons wird man überzeugt werden, wenn man sich die Mühe geben will, das Inhaltsverzeichniß zu lesen. Dadurch wird man auch auf manche Gegenstände aufmerksam werden, die man sonst in diesem Buche vielleicht nicht gesucht haben würde.

Stuttgart und Tübingen.

J. G. Cotta'sche Buchhandlung.

About this transcription

TextAllgemeine Zeitung
Author[unknown]
Extent16 images; 15768 tokens; 5051 types; 111990 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

Deutsches TextarchivNote: Bereitstellung der Texttranskription.Note: Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.2016-06-28T11:37:15Z Matthias BoenigNote: Bearbeitung der digitalen Edition.2016-06-28T11:37:15Z CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationAllgemeine Zeitung Nr. 112. 21. April 1840 . Augsburg1840.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationZeitung; ready; augsburgerallgemeine

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Editorial principles

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ShelfmarkDWB 1996/32
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